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German Pages 1040 [1144] Year 2011
Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit − Auswertung und Neufunde
Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer
Band 40
De Gruyter
Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit − Auswertung und Neufunde Herausgegeben von Wilhelm Heizmann und Morten Axboe
De Gruyter
ISBN 978-3-11-022411-5 e-ISBN 978-3-11-022412-2 ISSN 1866-7678 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit : Auswertung und Neufunde / herausgegeben von Wilhelm Heizmann und Morten Axboe. p. cm. − (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde, ISSN 1866-7678 ; Bd. 40) One contribution in English. Includes bibliographical references and index. ISBN 978-3-11-022411-5 (hardcover : alk. paper) 1. Europe, Northern − Antiquities, Germanic. 2. Bracteates (Ornaments) 3. Germanic antiquities. I. Heizmann, Wilhelm. II. Axboe, Morten. DL21.G65 2011 7371.2− dc22 2011006621
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 2011 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ⬁ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Die Herausgeber und Beiträger widmen diesen Band
Ilse und Karl Hauck †
Vorwort Das Jahr 1970 markiert mit dem Erscheinen von Karl Haucks monumentaler Studie ‚Gold aus Sievern‘ einen Wendepunkt in der Geschichte der Brakteatenforschung. Mit seiner Kontextikonologie setzte Hauck nicht nur einen methodischen Kontrapunkt zum bislang die Forschung bestimmenden, impressionistischen Bilderraten, das nur arbiträre Ergebnisse erzielen konnte. Eine Fülle von innovativen Beobachtungen gab zudem bis heute fortwirkende interpretatorische Impulse. Die Arbeit an diesem Buch führte indes rasch zur Einsicht in die bis dato defizitäre editorische Präsentation der Goldbrakteaten: Die veröffentlichten Photos im Maßstab der Originale erwiesen sich für die eingehende Untersuchungen der überraschend vielfältigen, oft winzigen Details als qualitativ unzureichend und insbesondere als zu klein. Zudem sind gerade schlecht erhaltene und depravierte Exemplare sowie bestimmte Formulare und vor allem die überwiegende Zahl der DBrakteaten ohne die Lesehilfe durch Zeichnungen ikonographisch kaum zugänglich. Aus dieser Erkenntnis erwuchs der Plan zum ‚Ikonographischen Katalog‘, der mit seinen Fotos, Zeichnungen und Detailbeschreibungen einen neuen editorischen Standard auf dem Gebiet der frühen germanischen Bildüberlieferung gesetzt hat. Daß dieses Projekt bereits 1989 zum Abschluß gebracht werden konnte, verdankte sich Haucks Organisationstalent ebenso wie seiner Fähigkeit, für das Projekt die Mitarbeit eines Teams qualifizierter Mitarbeiter zu gewinnen, das in wechselnder Besetzung über 1989 hinaus durch Haucks Autorität und seinen Enthusiasmus zusammengehalten wurde. Von Beginn des Projektes an war klar, daß es nicht bei einem Katalog bleiben sollte. Am Ende sollte eine Ikonologie der völkerwanderungszeitlichen Goldbrakteaten präsentiert werden, die Hauck von 1971 bis zuletzt 2003 mit insgesamt 64 Studien (‚Zur Ikonologie der Goldbrakteaten‘) vorbereitete. Zugleich delegierte Hauck verschiedene Arbeiten, die außerhalb seines engeren Fokus lagen, an die Mitglieder des Teams. Die ursprüngliche Konzeption sah Charlotte Behr für die Forschungsgeschichte vor, Morten Axboe sollte sich der Chronologie und der Probleme der Brakteatenherstellung annehmen, Gunter Müller das Namenmaterial der runischen Brakteateninschriften untersuchen. In Klaus Düwels Verantwortung war die Bearbeitung des übrigen runischen Materials gelegt. Später stieß Wilhelm Heizmann zum Team, der sich im Rahmen seiner Studien zu den altwestnordischen Pflanzenna-
VIII
Vorwort
men eingehend mit den runischen Belegen für laukaR ‚Lauch‘ beschäftigt hatte und deshalb mit den Formelwörtern betraut wurde. Bereits seit 1993 hatte Alexandra Pesch für Hauck die Manuskripte eingerichtet und war ihm so gerade wegen der mit zunehmendem Alter eingeschränkten manuellen Arbeitsmöglichkeiten eine unersetzliche Stütze geworden. Ihr fiel die Aufgabe zu, die Zentralorte, deren Bedeutung Hauck schon frühzeitig erkannt und berücksichtigt hatte, als unabdingbare Voraussetzung für das Aufkommen der Brakteatenkunst einzubeziehen. Sean Nowaks Mitwirkung erwuchs aus seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Klaus Düwel, der sich auch das Thema seine Dissertation (Schrift auf den Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit) von 2003 verdankt. Da Gunter Müllers akademische Karriere bald in ganz andere wissenschaftliche Zusammenhänge geführt hatte und er deshalb aus dem Team ausschied, konnte Heinrich Beck für die Bearbeitung des Namenmaterials gewonnen werden. Der Mitwirkung seines ehemaligen Assistenten am Münsteraner Lehrstuhl, Lutz E. von Padbergs, der schon am IK beteiligt war, versicherte sich Hauck auf Grund von dessen Kennerschaft der frühen Missionsgeschichte Mittel- und Nordeuropas. Tania Dickinson schließlich zeigt am Beispiel der mit Tierdarstellungen verzierten angelsächsischen Schilde die grundlegende Bedeutung Hauckscher Deutungsperspektiven für andere Bildgattungen in der frühmittelalterlichen Germania. Hauck selbst wollte gleichsam als integrierendes Zentrum dieser unterschiedlichen Beiträge eine umfassende Darstellung der Brakteatenikonologie beisteuern. Diese Aufgabe ist er zunächst auch mit der ihm eigenen Verve angegangen. Spätestens 1995 brachte er innerhalb des Teams ein umfangreiches Manuskript in Umlauf, das neben der Einleitung in den Forschungsstand bereits zwei umfangreiche Kapitel vorlegte, die bis auf einen längeren Abschnitt zur Ikonographie der Goldfolien in diesen Band aufgenommen wurden. Über die Gründe, warum Hauck die Arbeit an dem Manuskript in den folgenden Jahren nicht weitergeführt hat, lassen sich von außen nur Vermutungen anstellen. Vielleicht war es ihm angesichts von aufregenden Neufunden und im Wissen um die ablaufende Lebensuhr unerträglich, innezuhalten, um das bislang Erreichte zusammenzufassen. Zugleich führten ihn neue Erkenntnisse dazu, frühere Ansichten zu revidieren. Haucks kennzeichnender Existenzmodus war die Vorwärtsbewegung. So entstand in diesen Jahren eine Reihe wichtiger Studien, in denen auf einige der oben genannten Beiträge, die z.T. schon länger als Manuskript vorlagen, als IK IV bzw. als Auswertungsband Bezug genommen wurde. Durch die Vermittlung von Heinrich Beck fand das Unternehmen Auswertungsband im Rahmen der Ergänzungsbände zum RGA bei de Gruyter in Berlin eine verlegerische Heimstatt. Unter dem gemeinsamen Obertitel
Vorwort
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Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit sind dort inzwischen zwei Teilbände erschienen. Zuerst 2004 mit der Reihennummer 38 der Band Herstellungsprobleme und Chronologie von Morten Axboe, dann 2007 als Nr. 36 Alexandra Peschs Studie zu den Formularfamilien Thema und Variation, zwei Bände, deren Erscheinen Karl Hauck noch erleben durfte. Mit dem hier vorgelegten dritten Teilband findet das Projekt seinen förmlichen Abschluß. Bereits in Haucks letzten Lebensjahren hatte sich abgezeichnet, daß er die an ihn gerichteten Erwartungen bezüglich einer ikonologischen Auswertung nicht mehr erfüllen können würde. Von körperlichen Gebrechen in seinen Arbeitsmöglichkeiten stark reduziert, fehlten ihm dazu schließlich Wille und Kraft. So bleibt Haucks Lebenswerk letztlich unvollendet, doch was bedeutet schon „unvollendet“ in Anbetracht einer Situation, bei der ein kontinuierlicher Strom von Neufunden unsere Einsicht in eine der innovativsten Epochen der germanischen Geschichte beständig erweitert und den Weg für neue Verständnisperspektiven öffnet? Neben Haucks unbestreitbaren Verdiensten um die Brakteatenforschung, die sich in Gold aus Sievern, dem IK und 64 Begleitstudien manifestieren, bleibt uns Mitliedern des Teams die lebhafte Erinnerung an die persönlichen Begegnungen mit ihm, an seine Aura von zwingender Dynamik, profunder Gelehrsamkeit, ansteckender Begeisterung und mitreißender Imaginationskraft. Unvergeßlich werden uns die Treffen in Münster bleiben, wenn wir uns nach langen und kräftezehrenden Arbeitssitzungen im Institut für Frühmittelalterforschung schließlich in der Habichtshöhe einfanden, um dort die Gastfreundschaft der Haucks bei gutem Essen und Wein und anregenden Gesprächen zu genießen, und sich an lauen Sommerabenden die Nachtkerzen im Garten öffneten und ihr Gelb in der Dämmerung aufleuchtete. Die Herausgeber haben verschiedenen Institutionen und Personen für ihre Unterstützung zu danken: Dem Dänischen Nationalmuseum und dem Universitätsbund Göttingen e.V. für namhafte Spenden zur Finanzierung der zeichnerischen und photographischen Arbeiten, dem Institut für Nordische Philologie der Universität München für die Bereitstellung von Mitteln, mit denen eine Finanzierungslücke geschlossen werden konnte, Frau Andrea Tietz für die Einrichtung und Korrektur der eingescannten Texte, Klaus Düwel für die sprachliche Überarbeitung der Katalogtexte und für die Hilfe beim Korrekturlesen, Alexandra Pesch für Hilfestellung bei der Bearbeitung der Hauckschen Beiträge und für deren Zusammenfassungen, Charlotte Behr für die englische Übersetzung aller Zusammenfassungen, Jan van Nahl für die Einrichtung der Tafeln zu den Beiträgen von Dickinson, Hauck und Heizmann.
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Vorwort
Ohne Astrid van Nahls Kompetenz und Erfahrung schließlich wäre dieser Band nicht zu stemmen gewesen. Mit bewährter Umsicht und Zuverlässigkeit ist es ihr gelungen, den unterschiedlichen Manuskripten mit ihren zahlreichen Querverweisen ein einheitliches Erscheinungsbild zu verleihen. Dafür herzlichen Dank!
München und Kopenhagen im Frühjahr 2011
Die Fundorte der Goldbrakteatten, in den Ballungsräumenn leicht vereinffacht (naach Axboe 2007)
Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................
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Karte......................................................................................
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KARL HAUCK Machttaten Odins. Die Chiffrenwelt der Brakteaten und die Methoden ihrer Auswertung ..........................................
1
KARL HAUCK Die Bildformeln der Goldbrakteaten in ihren Leitvarianten (Zur Ikonologie der Goldbrakteaten, LV) ............................
61
CHARLOTTE BEHR Forschungsgeschichte ..........................................................
153
ALEXANDRA PESCH Netzwerk der Zentralplätze. Elitenkontakte und Zusammenarbeit frühmittelalterlicher Reichtumszentren im Spiegel der Goldbrakteaten .........................................................
231
MORTEN AXBOE Die Chronologie der Inschriften-Brakteaten ........................
279
HEINRICH BECK Lese- und Deutungsprobleme im Namenschatz des Brakteatencorpus .........................................................................
297
GUNTER MÜLLER Von der Buchstabenmagie zur Namenmagie in den Brakteateninschriften ...................................................................
317
XIV
Inhaltsverzeichnis
KLAUS DÜWEL & SEAN NOWAK Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten .....
375
KLAUS DÜWEL Buchstabenmagie und Alphabetzauber Zu den Inschriften der Goldbrakteaten und ihrer Funktion als Amulette ..........
475
WILHELM HEIZMANN Die Formelwörter der Goldbrakteaten .................................
525
LUTZ E.VON PADBERG Reaktionsformen des Polytheismus im Norden auf die Expansion des Christentums im Spiegel der Goldbrakteaten ..
603
TANIA DICKINSON Iconography, Social Context and Ideology: The Meaning of Animal-Ornamented Shields in Early Anglo-Saxon England ................................................................................
635
Zusammenfassungen – Summaries ......................................
687
Literaturverzeichnis .............................................................
721
Katalogbeschreibungen der Neufunde.................................
891
MORTEN AXBOE unter Mitwirkung von CHARLOTTE BEHR und KLAUS DÜWEL Katalog der Neufunde .........................................................
893
Index ....................................................................................
1001
Tafeln der Neufunde.............................................................
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Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde RGA-E-Band 40 – Seiten 1–60 © De Gruyter 2011 • Berlin • New York
Machttaten Odins. Die Chiffrenwelt der Brakteaten und die Methoden ihrer Auswertung KARL HAUCK 1. Einführung in den Forschungsstand. – 2. Die Benennbarkeit Odins durch Leitvarianten des Vogelgeleits. – 3. Das Erkennen der abgebildeten Vorgänge durch Leitvarianten. – 4. Leitvarianten mit dem Formelwort laukaR ‘Lauch’. – 5. Leitvarianten mit dem Formelwort laþu ‘Zitation’. – 6. Die Autorität der götterentstammten Überlieferung als umfassende Lebensorientierung bei der Bildung regionaler Gruppen. – 7. Die Machthand der Götter des Südens, im Norden übernommen in die Odin-Ikonographie mit ihren kosmischen Dimensionen. – 8. Der Gottkaiser mit Victoria und mit Mars als ikonographische Vorstufen des Südens für die Drei-Götter-Brakteaten des Nordens. – 9. Bildformeln mit der Opferung Balders als frühe Vorstufen des mythographischen Traditions-Echos bei Snorri. – 10. Fenriswolf-Probleme und andere Brakteatenbilder bezwungener, dämonischer Gegenspieler der Götter als Unheilsabwehr. – 11. Brakteaten-Bildformeln für Riten- und Kultnamen Odins. – 12. Rückblick auf den Brakteatenhorizont mit seinen Zugängen zu einer frühen Epoche der Oralität im Vorfeld der Schriftlichkeit des Nordens.
1. Einführung in den Forschungsstand Seit den achtziger Jahren diskutiert eine strömungsreiche Forschung die Frage nach der Funktion der Brakteaten.1 Dabei geht es auch um drei ikonographische Probleme, die 1977 im RGA in den Artikeln Brakteaten und Brakteatenikonologie jedenfalls nicht grundsätzlich erörtert wurden: 1
Andrén 1991; Arrhenius 1992; Axboe 1981; Axboe 1991; Axboe 1994,2; Axboe 1993,2; Axboe / Düwel / Hauck / von Padberg 1985–1989; Behr 1991; Düwel 1992,1; Fabech 1991; Fabech 1994,1; Fonnesbech-Sandberg 1991; Gebühr / Axboe / Hauck 1992; Hauck 1988,1; Hauck 1992,1; Hauck 1992,4; Hauck 1992,3; Hauck 1993,1; Hauck 1994,1; Hauck 1994,2; Hauck 1992; Hedeager 1991,2; Heizmann 1987; Motz 1994; Müller 1988, s. auch in diesem Bd. S. 317–374; Seebold 1992; Seebold 1994,1; Steuer 1994.
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Karl Hauck
a. Für wen wurden die anthropomorphen Schemata auf den MedaillonImitationen sowie auf den A-, B- und C-Brakteaten verwendet: für Menschen oder für Götter? – b. Wird es möglich, die abgebildeten Gestalten zu benennen? – c. Wie weit sind die dargestellten Vorgänge zu erkennen? – Die damit angedeuteten Probleme lassen sich lösen, sobald es gelingt, für die Auswertung Namen-, Wort- und Textzeugnisse heranzuziehen. Daß das aussichtsreicher ist, als man lange meinte, wird im folgenden darzulegen versucht. Dabei kommt uns dreierlei zustatten: 1. Die Entstehung der Brakteaten in der, jedenfalls auch für die Oberschichten des Nordens, Anregungen verströmenden Umwelt des spätantiken Europas;2 2. das Hineinragen nicht allein der Runenschrift, sondern ebenfalls der Vorstellungswelt der Gedächtniskultur im Norden bis in das Zeitalter der Schriftlichkeit;3 3. die Wechselbeziehung zwischen der Brakteaten-Ikonographie und den erstmals hier als differenziert gewürdigten drei Textsorten der runischen Brakteaten-Inschriften: den Formelwörtern, den semantisch lesbaren Belegen und den Selbstnennungen des Hauptgottes der Amulettbilder in Riten- und Kultnamen. Durch die bisher ungeklärten Wechselbeziehungen zwischen Wort und Bild, die sich mit runischen InschriftenBrakteaten erhellen lassen, beginnen wir, eine Epoche der Oralität in einem Vorfeld der Schriftlichkeit, vergleichbar mit der frührömischen Halbschriftlichkeit, im Norden zu erkennen. Die Möglichkeit, solche Beweisziele hier anzustreben, entsteht durch die bisher im ganzen unterschätzte Dimension des Wunderbaren in dem dargestellten Geschehen. Der erstaunliche Anteil des Wunderbaren setzt, was bereits Bakka erwog,4 Machttaten einer herrscherlichen Gottheit in der ikonographischen Nachfolge der Gottkaiser-Bilder auf vier imperialen Münzprägungen voraus. Wie im Süden die Medaillons und Goldsolidi der Gottkaiser oder der Kaiser von Gottes Gnaden als Amulette benutzt wurden, so konnte man im Norden ebenso die geösten Goldbrakteaten zum Schutz durch Bilder und Symbole tragen.5
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Demandt 1989, S. 75–86. +[Heizmann 2007.] Hauck 1992,4; Wolf 1993, S. 271 f.; Beck 1994, S. 22 ff., 25 ff., 29 ff. Bakka 1968, S. 34. Gladigow 1992,2, S. 21 ff., 24.
Machttaten Odins. Die Chiffrenwelt der Brakteaten
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Zu Unrecht wird Haseloffs Einsicht gar nicht beachtet, daß wie die Brakteaten des A-, B- und C-Typs auch die D-Brakteaten, immerhin die zweitgrößte Motivserie, „Heilszeichen waren und daß die auf ihnen angebrachte Tierdarstellung einen symbolischen Inhalt hatte“.6 Zum Impressionismus des noch immer weiter wuchernden Bilder-Ratens trägt entscheidend bei, daß Basisfakten der Darstellungstechnik auf den Bildfeldern mit 20–30 mm Durchmesser unberücksichtigt bleiben. Auch im Norden verwendete man wie für antike Münzen und Gemmen bei der Herstellung der Brakteaten die zeichenhafte Methode der Spätantike, allerdings so gesteigert, daß chiffrenhafte Bildformeln vorherrschen. Wir sind, um diese Kürzel zu erkennen, auf besonders qualitätvolle Prägungen angewiesen. Ihre Qualitäten beruhen auf differenzierterem Detail und/oder reicherem Darstellungskontext. Durch diesen größeren Aufwand der Herstellung werden solche Exemplare zu Leitvarianten der Auswertung, die die Wege zur Benennung der Gestalten weisen. Diese Leitvarianten sind ungleich seltener als die überwiegend chiffrenhaften Bildformeln in den variationsreichen Serien des C-Typs mit ihren Gott-Pferd-Kürzeln.7
2. Die Benennbarkeit Odins durch Leitvarianten des Vogelgeleits Zur Benennung der herrscherlichen Gottheit gelangen wir, sobald wir vier von den Leitvarianten der 68 C-Model-Prägungen +[dies der Stand von 1995] mit dem Vogelgeleit des Herrscherhauptes (Taf. 1a–c; 2a) befragen. Bei diesem Vogelgeleit vermutete man seit langem, es könnte sich, ungeachtet der Tendenz zur raubvogelartigen Stilisierung der Schnäbel, um Odins Raben handeln.8 Diese Vermutung schien unbeweisbar, so lange die Brakteaten mit den beiden Raben unbeachtet blieben. Wohl sind es insgesamt nur vier der 68 C-Brakteaten-Model mit dem Vogelmotiv (drei Beispiele auf den Taf. 1a, c, bzw. 13c), aber das Dominieren der gekürzten Varianten kennzeichnet die Darstellungstechnik. Zudem erleichterte sie die bemerkenswert mannigfaltige Verbreitung der Brakteaten. Die Identifizierung des Vogelattributs, das sich auch auf A- und B-Versionen findet,
6 7
8
Haseloff 1981, S. 217. IK 1, 8, 30, 31, 34, 38, 46, 53, 57,1, 64, 70, 83, 89, 91, 95, 98, 103, 109, 122, 137, 138, 158, 159, 169, 174, 179, 180, 192,1, 199, 208, 215, 217, 229, 233, 235, 238, 244, 249, 257, 258, 260, 264, 267, 272, 274, 275, 289, 290, 291, 298, 301, 317, 325, 327, 328, 330, 349, 357, 363,1, 364, 365,1, 366, 379, 385 u.s.w. de Vries 1956, S. 318.
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Karl Hauck
ermöglicht es zugleich, den Hauptgott der Brakteatenkunst als Odin, den Hrafnáss, den Rabengott der Skalden, zu benennen.9
3. Das Erkennen der abgebildeten Vorgänge durch Leitvarianten Die Leitvarianten (Taf. 1a–c; 2a) ermöglichen es nicht allein, die Hauptgottheit der Brakteatenkunst zu benennen, sie fördern auch das Erkennen der wiedergegebenen Vorgänge. Fünfzehn Jahre vor den ersten Bänden des Brakteaten-IK, schon 1970, wurde mit den Neufunden der beiden Exemplare IK 157 Sievern-C argumentiert, deren differenzierteres Detail sie als Leitvarianten in Mackeprangs westskandinavischer C-Gruppe qualifiziert. Die beiden modelgleichen Prägungen verhalfen zu den sieben, auch textgestüzten Einsichten: 1. Diese ornamentalisierte Motivversion bezeugt den tropfenden Huf eines Vorderbeins. 2. Diesem Detail entspricht der eddische Name von Freyrs Götterpferd Blóðughófi (Bru. I, 9c ‘Þórgrímsþula’),10 durch das der tropfende Huf als blutiger Huf deutbar wird. 3. Die Verletzung des Hufes wird selbst bei einem Götterpferd vom Wurmbefall seines Strahlpolsters verursacht, den der Zauberbefehl des ahd. Wurmsegens archaisch tradiert.11 4. Die Folge der Verletzung ist der Sturz des Tiers, den IK 132 Obermöllern-B kontextreicher und jetzt auch in Kurzform IK 392 Gudme-C (Taf. 5c, 1–3; 12b) wiedergeben. 5. Auf den mythischen Bildformeln heilt Wodan-Odin das gestürzte Tier mit dem Zauberbefehl, den der II. Merseburger Spruch überliefert.12 6. Das gestürzte Pferd ist Balders Fohlen. 7. Sowohl beim Fohlensturz wie bei Balders Tod handelt es sich um Vorgänge, die auf Bildformeln der Brakteaten zu erkennen sind.13 Bei 9 10 11 12
Þjóðólfr ór Hvíni: Haustldžng 4 (Skj. IB, S. 15); Falk 1924, S. 18, Nr. 77/79; Turville-Petre 1964, S. 58. Eddische Gedichte werden hier und im Folgenden zitiert nach der Ausgabe Kuhn (Hg.) 1983 mit den dort verwendeten Siglen. Eis 1964, S. 10, S. 14 f. Genzmer 1948, S. 57 f.; Hauck 1970, S. 181; Steinhoff 1987; Hauck 1992,1, S. 446 ff.
Machttaten Odins. Die Chiffrenwelt der Brakteaten
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den entscheidenden Bildbelegen handelt es sich um wegweisende Leitvarianten.
4. Leitvarianten mit dem Formelwort laukaR ‘Lauch’ Die C-Leitvarianten mit dem Vogelmotiv (Taf. la–c; 2a) fördern diese Einsichten dadurch, daß sie in der Regel die Raben an zwei unterschiedlichen Plätzen abbilden, und zwar ebenso dem herrscherlichen Haupt Odins zugeordnet wie etwa in Inspektions-Spielarten dem Pferd. IK 52 Fjällbacka (Taf. 1c) verknüpft beide Möglichkeiten.14 Bei IK 42 Darum (Taf. 1b) und IK 68 Hälsingborg (Taf. 2a) sind die Vögel dagegen einem jener Vorderbeine zugeordnet, die bei dem Model von IK 157 Sievern als Leitvariante durch den blutenden Huf als Hinweis auf Wurmbefall bezeugt sind. Diesen Befund so zu deuten, rechtfertigen die folgenden drei CBrakteaten: a. IK 125 Mecklenburg (Taf. 2c), von dem ein Vorderbein durch einen Wurm angegriffen wird. b. IK 26 Börringe (Taf. 3b) gibt das Pferde-Vorderbein mit dem runischen Wort laukaR ‘Lauch’ wieder. Dem runischen Formelwort laukaR am Vorderbein von IK 26 (Detail Taf. 12d) entspricht: c. auf dem Neufund IK 571 Gemarkung Dannau-C (Taf. 13c4), gleichfalls an einem der beiden Vorderbeine, ein idealtypisches Pflanzendetail, das durch diese Lokalisierung als bildliche Analogie zu dem Formelwort Lauch auf IK 26 Börringe-C (Detail Taf. 12d) deutbar wird. Der so genauen Plazierung der Wort- und Bildformel ‘Lauch’ an dem Pferdebein, dessen Huf infolge von Wurmbefall blutend abgebildet werden konnte, fügt sich die präzise Bedeutung von laukaR ‘Lauch’ unmittelbar ein. Wir verdanken sie Heizmanns Wörterbucharbeiten zu den Pflanzennamen im Altwestnordischen.15 Mit dieser Spezialisierung sah er: allium ‘Lauch’ ist seit der Antike bis in die Neuzeit in der Erfahrungsmedizin das Heilmittel bei allen Verletzungen und Erkrankungen der Pferdeextremitäten.16 13 14 15 16
Hauck 1970, S. 174 ff., 189 ff., bzw. 184 ff. In Hauck 1978, S. 370 Abb. 113 noch nicht erkannt. Heizmann 1993. Heizmann 1987; s. auch Heizmann in diesem Bd. S. 550–573.
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Damit nicht genug. Wie Odins Raben auf den Leitvarianten in der Regel wiederholt an zwei unterschiedlichen Plätzen gezeigt werden, sowohl am erkrankten Pferdebein als auch in Herrscherhaupt-Nähe, so erscheint auch das Formelwort laukaR ‘Lauch’ an den beiden verschiedenen Plätzen. Beispielhaft veranschaulichen das IK 26 Börringe-C (Taf. 3b) und IK 8 Års (II)-C (Taf. 3a). Die zwei Raben, die bei Snorri Huginn und Muninn heißen,17 konkretisieren Odins Potenzen.18 Demgemäß rühmen die laukaR ‘Lauch’-Inschriften, ganz gleich ob sie in Abbreviaturen oder ungekürzt erscheinen, Odin als den kräuterkundigen Meister der Zaubermedizin, den Heizmann wiederentdeckt hat.19
5. Leitvarianten mit dem Formelwort laþu ‘Zitation’ Wenn das Formelwort laukaR ‘Lauch’ Zusammenhänge der Erfahrungsmedizin ebenso wie der Zaubermedizin und dazu die Rolle Odins als eines heilungsmächtigen Magiers auf den mythischen Bildchiffren erhellt, fordert das die Frage heraus, ob nicht mit anderen runischen Formelwörtern ähnliche Erkenntnisse zu gewinnen sind? In der Tat ist das bei dem Formelwort laþu ‘Zitation’ der Fall.20 In der Serie von vier Formelwörtern auf IK 149,l Schonen (I)-B (Taf. 4c) ist laþu ‘Zitation’ als das erste Formelwort vor laukaR ‘Lauch’ genannt. Dazu überliefert IK 189 Raum Trollhättan-A (Taf. 8b) die mit Umsicht geschriebene und semantisch lesbare Variante tawǀ laþǀdu, ‘Ich nehme eine Zitation vor’. Durch die Diadem-Imitation bei dem Brustbild und durch die Schlange, die der Gestalt folgt, ist ikonographisch klar, daß sich hier der Gott selbst mit einem seiner Rituale nennt21 und nicht ein irdischer Runenmeister. Letzteres konnte man nur vermuten, solange man die mythische Ikonographie noch nicht verstand.22 Zitiert werden von dem göttlichen Magier nicht, wie man lange vermutete, überirdische Mächte, sondern mythische Helfer der Heilung in Tiergestalt. Denn es galt ja, den Gott mit Eigenschaften darzustellen, die 17 18 19 20 21 22
Gylfaginning, Kap. 38; Lorenz 1984, S. 464 f., 468 f. Turville-Petre 1964, S. 58. Heizmann 1997,2. + [Behr / Heizmann 2005, S. 472; s. Heizmann in diesem Bd. S. 544–550.] IK 1,1, S. 77–80. So mit langanhaltendem positiven Echo Krause / Jankuhn 1966, S. 266 ff. Nr. 130; IK 1,1, S. 160 f. [K. Düwel] in Anpassung an Krauses Theorie; durch Verkennung der Götterbilder wenig hilfreich Seebold 1992, S. 304 ff.; Seebold 1994,1, S. 616 ff.; +[ Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 439–442.]
Machttaten Odins. Die Chiffrenwelt der Brakteaten
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die Grenzen menschlichen Handelns programmatisch übersteigen sollten.23 Diese Helfer in Tiergestalt waren zwar zuerst und zumeist die Raben. Aber an den beiden unterschiedlichen Plazierungen auf den Leitvarianten der CTypen treffen wir in der Götterhaupt-Nähe wie im Bereich des Unglückstieres entweder ein Pferd oder ein in dem Dienst Odins erscheinendes Mischwesen. IK 18 Asmundtorp (Taf. 2b), aus dem schonischen Amt Onsjö ‘Odinssee’, tradiert die Spielart am Götterhaupt und IK 151 Schonen (?) (VI) die Zuwendung zum Pferd.24 IK 68 Raum Hälsingborg (Taf. 2a, der, wie schon erwähnt, auf dem einen Pferdebein einen Raben wiedergibt, zeigt das Mischwesen an dem Widerrist, einem der signifikanten Punkte der Heilungsaktivitäten (s. Taf. 1c, bzw. 3a), wie es mit seiner Zunge leckt.25 Der berühmte Runenring-Brakteat IK 184 Tjurkö (I)/Målen präsentiert das Mischwesen nahe dem Götterhaupt.26
6. Die Autorität der götterentstammten Überlieferung als umfassende Lebensorientierung bei der Bildung regionaler Gruppen Die Selbstnennung Odins im Runentext von IK 189 Trollhättan-A (Taf. 8b) zitiert eines seiner Rituale. Der Gott erhebt dabei einen kleinen runden Gegenstand von der Art, die die Wirkungsmacht seiner Hand noch steigert.27 Zweierlei konkretisiert mit dem darstellerischen Kontext der Drei-Götter-Brakteaten die volle Bedeutung dieses Gegenstandes: 1. am genauesten IK 51,3 Gudme-B (Taf. 6b), daß Odin diesen Gegenstand seinem Sohn Balder aushändigt, den, zusammen mit den anderen Göttern, ungünstige Vorzeichen wie der Sturz seines Fohlens beunruhigten; 2. daß dieser kleine runde Gegenstand im Brakteatenhorizont eines der Machtsymbole Odins, seinen Ring, ersetzt. Durch die Aushändigung des jeweiligen Kleinods in der Vorgeschichte bzw. in der Geschichte von Balders Helfahrt lassen sich daher Brakteaten mit der Ringüberlieferung wie auch mit der Bezeugung des kleinen runden Gegenstands, die beide aus dem Besitz Odins in den Balders übergingen, einander gegenüberstellen.28 Das wurde offenbar durch verwandte Funktionen der beiden Kleinode möglich. Denn der tröpfelnde Ring Draupnir ließ sich mit seiner regenerativen 23 24 25 26 27 28
Gladigow 1998, S. 323. Zur Serie dieser Pferdebilder IK 1,1, S. 56 f., Fig. 6,1, S. 101 Fig. 21,1–6. Hauck 1988,1, S. 30, 35. IK 1,1 zu IK 68: S. 115, 123, zu IK 184: S. 120. IK 1,1, S. 80. IK 1,1, S. 144 f. Fig. 29,1 u. 2; Hauck 1992,1, S. 500 f. Fig. 33,l u. 2.
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Eigenschaft (Skm. 21)29 dann gut mit einem neugeschaffenen Kleinod wie einem Goldbrakteaten vergleichen, sobald die Regeneration des Lebens durch Odin am Beispiel des gestürzten Balder-Fohlens als wunderbarste göttliche Machttat auf diesen Amuletten bildlich vergegenwärtigt wurde.30 Deshalb konnten die C-Brakteaten zum erfolgreichsten Kernsymbol in dieser Kleinkunst werden.31 Wie IK 51,3 (Taf. 6b) erhellt, hat Gudme ‘Götterheim’ als überregionales Herrschafts- und Kultzentrum in Fünen jenen Symboltausch durchgeführt, während man für Odin in Westjütland (s. Taf. 6c) und anderwärts für Balder (Taf. 7c) wie auch im Südosten Seelands (s. Taf. 7a) noch das Ringkleinod tradierte. Ein derartiger Symboltausch setzte allerdings in der polytheistischen Epoche voraus, daß man der Führungsschicht eines solchen Zentrums Glauben schenkte, wenn sie behauptete, die Einführung des neuen Symbols beruhe auf göttlicher Autorisierung. Zumindest mittelbar wird das als Kultpropaganda von Goldbrakteaten bezeugt wie IK 189 (Taf. 8b), IK 51,3 (Taf. 6b) und IK 165 (Taf. 8a), zumal ein solcher Symbolwechsel auch Rituale veränderte (dazu grundsätzlich Vit. Anskarii c. 26 [Waitz 1988]).32 In der damaligen Gegenwart war eine derartige Kundmachung ähnlich glaubwürdig, wie die Wort- und Bild-Mitteilungen, die vorgaben, sich auf göttliches Erinnern an das uranfängliche, mythische Geschehen berufen zu können. Genau das setzen die Brakteaten-Bilder der Serie (Taf. 1a–c, 2a–c) oder des Kollier-Ensembles aus Gudme (Taf. 5) voraus, um nur sie als Beispiele zu nennen. Wie in anderen, älteren Kulturen war das Erinnern der Götter an kosmisches Geschehen mit Ritualen des Kults verbunden, von denen wir eines mit Brakteaten-Bildformeln in § 9 erörtern. So konnte ein ‘soziales Netz’ entstehen, das in der damaligen Gegenwart die Lebenden, die Toten und die Götter verbindet und das durch das Aneinander-Denken und das Füreinander-Handeln hergestellt und bewahrt wird. Es hält die Gesellschaft zusammen und bewirkt zugleich ein Ingang-Halten des Kosmos.33
29 30 31 32 33
von See et al. (Hgg.) 1993, S. 71 f.; +[von See et al. 1997, S. 101 ff.]. Hauck 1992,3, S. 126 f. Zu diesem ethnologischen Begriff in der Sozial- und Religionsgeschichte Hubbeling / Kippenberg 1986, S. 104. Hauck 1992,1, S. 560 ff. Bahnbrechend für diese Sicht Assmann / Hölscher (Hgg.) 1988, S. 9–19, 100 ff.; Assmann 1991, S. 9–12 und bes. S. 59–75; Oexle 1995, S. 31.
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In der Gedächtniskultur des Nordens galt daher die Runenschrift, die man malte, als ‘götterentstammt’34 ebenso wie auch die heilige, die Identität der Gruppen sichernde Überlieferung. Die Wort- und Bildzeugnisse der Goldbrakteaten erhellen, mit welcher Thematik die priesterlichen Spezialisten der Tradition mit ihrer sozialen Autorität den Kanon der Überlieferung memorieren konnten, ähnlich wie das frührömisch, wenngleich unter anderen Bedingungen, der Fall gewesen ist.35 Die drei eben genannten Goldbrakteaten IK 189 (Taf. 8b), IK 51,3 (Taf. 6b) sowie IK 165 (Taf. 8a) tradieren den vollzogenen Symbolwechsel vom Ring zum Götterbild-Amulett in Västergötland, Fünen und Nordjütland, und zwar IK 189 aus dem Umland des Odinheiligtums Odinshög, heute Onsjö,36 IK 51,3 aus dem Zentrum von Gudme ‘Götterheim’ und IK 165 aus dem Umland von Vium ‘Heiligtumsheim’ in der Region mit mehreren Odinheiligtümern. Die Mehrzahl von ihnen wird dort mit dem Wort hille benannt, das eine allein dem Odinkult eigene Holzkonstruktion bezeichnet.37 Diesen Sakralnamen entspricht auf den Götterbildamuletten das einzige Raumdetail, das sie abbilden: eine erhöhte Balkenplattform mit einem Pfahl, der so wesentlich war, daß er auf IK 51,3 Gudme-B (Taf. 6b) als Kürzel für die ganze Konstruktion dienen konnte. Die Drei-GötterBrakteaten bezeugen die Konstruktion in vier weiteren B-Varianten, die jenes Podest unter den Füßen Balders darstellen, seeländisch IK 51,1 Fakse (Taf. 7a), fünisch IK 66 Gummerup (Taf. 8c), nordjütisch IK 165 Skovsborg (Taf. 8a) und ‘dänisch’ IK 39 Dänemark (X) (Taf. 9c). Von den Sakralorten, die wir durch die zitierten Heiligtumsbezeichnungen kennen, wurde bisher allein das fünische Gudme ‘Götterheim’ seit 1983 als Zentralort archäologisch intensiv erforscht, und zwar von der jüngeren Kaiserzeit bis in das Zeitalter nach dem Glaubenswechsel.38 Der Name Gudme propagiert polytheistisch eine götternahe Herrschergewalt in einer Sakrallandschaft, von der wir noch drei weitere heilige Plätze kennen.39 Dort gab es, ähnlich wie in Altuppsala40 in der polytheistischen Epoche ein gruppenbezogenes kulturelles Gedächtnis in Namen, Texten, Bildern, Riten und Festen, also institutionalisierte, zeitenthobene Kommu34 35 36 37 38 39 40
Svärdström 1958, Nr. 63, S. 92 ff., späteres 6. Jh.; Düwel 2008,1, S. 35 f.; Hauck 1992,4, S. 238, 263 f. Zu letzteren Timpe 1988, S. 268 ff., 281 ff. SvON 12, 1906, S. 94. Kousgård Sørensen 1992, S. 231 f. Nielsen et al. (Hgg.) 1994; +[Thrane / Stoklund 1999]. Thrane 1998,1. Hauck 1994,2; +[Duczko 1998].
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nikationen mit langfristigen Objektivationen.41 Älteste Formen der stetigen Prägung und Weitergabe des identitätssichernden Wissens werden in den chiffrenartigen Wort- und Bildzeugnissen der Goldbrakteaten aus der bislang nicht erkannten Epoche der Oralität in einem Vorfeld der Schriftlichkeit im Norden erreichbar.
7. Die Machthand der Götter des Südens, im Norden übernommen in die Odin-Ikonographie mit ihren kosmischen Dimensionen In der Ikonographie der goldenen Kleinkunst mit ihren Götterbildern war im Norden der kulturelle Einfluß des römischen Imperiums überwältigend. Das wird bei den Goldblechfigürchen darin deutlich, daß in Sorte Muld mehr als die Hälfte dieser Votivfolien der Merowingerzeit das Langzepter Jupiters für die entsprechende Götterkönigs-Rolle Thors imitierte, die wir noch durch Adam von Bremen IV, c. 26 (Trillmich 2000) auch aus Gamla Uppsala kennen. Von den gemünzten Kaiserporträts des Südens, den Vorstufen der Brakteaten-Bildformeln, wurde nicht allein das Diadem des Kaisers von Gottes Gnaden entlehnt und im Norden zur Götterinsigne abgewandelt, sondern auch der Topos von der Machthand der Götter. Im 3. Jh. wurde dieses Attribut z.B. des Sol invictus in die Kaiserporträts der Münzprägung übernommen.42 Daher ist der Topos der Götter-Machthand auch noch auf Medaillon-Aversen Konstantins des Großen zu treffen (Taf. 3c).43 Das Odinbild von IK 183 Tjurkö (III)-A/Målen (Taf. 4a) bezeugt das übernommene Attribut als Leitvariante. Im Norden wurde der MachthandTopos mit den Vorstellungen von den heilenden und schützenden Händen des Götterkönigs so wie in ungekürzten Spielarten mit Arm und Hand (Taf. 7b; 10a) wie in gekürzten Brakteaten-Bildformeln verbreitet. Bei letzteren erscheint die Hand allein, auch öfters auf das Pferd ausgegliedert (s. Taf. la) sowie bei IK 58 Fünen (I)-C (Taf. 4b). Bei diesem Götterkönigsbild mit Diadem und Herrscherzopf wurde die Kürzungstechnik durch die Ausgliederung von Hand und Fuß gesteigert, deren Heilungsintentionen wir mit dem ‘Ziehen an der Seite’ und mit dem ‘heilenden Tritt’ durch eine christliche Zauberspruch-Kontrafaktur kennen.44 41 42 43 44
Oexle 1995, S. 30. Alföldi 1970, S. 225 f. [107 f.]; Krause / Jankuhn 1966, S. 140 ff. Bruun 1966, S. 689: Multiplum aus Antiochia Nr. 70 von 326. Steinhoff 1977, S. 28; Hauck 1988,1, S. 26 f.; zur Vielfalt der Machthand-Belege auf den Medaillon-Imitationen sowie auf den A-, B- und besonders den C-
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Das ganze Ausmaß der Kürzungen auf den bisher bekannten Gott-PferdBrakteaten infolge des für den Vierbeiner benötigten Platzes wurde erstmals erhellt durch den ostholsteinischen C-Brakteaten IK 571 Gemarkung Dannau45 mit einem bisher unbekannten Beleg der göttlichen Machthand in einer überdimensionierten und abstrahierend ornamentalisierten Spielart mit Einrollungen des abgespreizten Daumens und der Fingerspitze. Leider wurde der größere Fünf-Gestalten-Model auf IK 571 (Taf. 13c) mit einem zu kleinen Schrötling geprägt. Infolgedessen war es erforderlich, fragmentarische Details mit Wiedergaben aus vollständigen Bildformeln ihrer Verwandten zu ergänzen (s. Taf. 13c5 und c6). Dadurch wurde erstmals offenkundig, daß die Heilung des gestürzten Pferdes, und zwar auch mit Lauch (s. Taf. 12d und 13c4), erst möglich war nach der Bezwingung eines Mischwesens, also eines Dämons mit Vogelkopf und echsenhaftem Leib. Wenn man diesen Dämon in einer wohl vom Bildrund reduzierten Rückenlage wiedergab, verwendete man einen spätantiken Topos für tote Wesen. In der Brakteatenkunst ist dieser Topos auch benutzt bei IK 141 Penzlin-B (Taf. 10b) zur Darstellung des toten Balders in einer Halbfigur sowie bei IK 149,l Schonen (I)-B (Taf. 4c) zur Darstellung von Balders Pferd als gestürzt und tot. Nicht nur die Formulare von IK 149,l (Taf. 4c) mit der Version von Balders totem Pferd und Odin sowie IK 141 (Taf. 10b) mit der Version vom toten Balder und Odin hängen durch den benutzten Todestopos verwandtschaftlich zusammen. Das Gleiche gilt für das Formular-Paar, das den Todestopos mit dem Machthand-Topos verknüpft zeigt: IK 571 (Taf. 13c) und IK 149,l (Taf. 4c), und zwar so, daß bei IK 571 (Taf. 13c1) das Gotteshaupt kleiner als die Machthand-Chiffre im Bildzentrum zu sehen ist. Das heißt: Durch die gewaltige Ausstrahlung der Machthand konnte sowohl der Dämon getötet als auch das gestürzte Pferd gerettet werden. Im Norden ging diese Konzeption gleichfalls aus von der Soter-Ideologie von Göttern und Gottkaisern bzw. Kaisern von Gottes Gnaden im Süden, die wir dort auch durch Bilder des Konstantinbogens sowie Eusebius- und Prokop-Texte46 kennen. Während die Bildformel von IK 571 (Taf. 13c) die Dämonen-Tötung als Vorbedingung der Rettung des gestürzten Tiers schildert, verweist IK 149,l (Taf. 4c) mit dem Machthand-Arm und dem überdimensionierten Götter-
45 46
Brakteaten s. IK 1,1, S. 55 Fig. 5,5 u. 6, S. 57 Fig. 6,3 u. 5, S. 73 f., 79 f., 88, 100, 114, 118, 121, 127. Hauck / Axboe 1990, S. 95–120. S. die Belege bei L’Orange 1953, S. 139–153.
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haupt mit Nasenatem auf die Rückkehr des Tiers ins Leben mit der Hilfe von Odins schöpfungsmächtigem Atem (Vsp. 18).47 Die Wiedergabe des bezwungenen Dämons auf dem Model des GottPferd-Brakteaten IK 571 Gemarkung Dannau-C (Taf. 13c5) hat nun ein noch reicheres Pendant durch die Entdeckung des kostbaren Kolliers aus dem fünischen Gudme erhalten. Denn zu ihm gehören auch neun, mit fünf Modeln geprägte Goldbrakteaten (sie sind auf Taf. 5a, b, c, 1–3 , d, 1–3, und e abgebildet). Bisher waren wir gezwungen, die durch den hohen Anteil von Abbreviaturen entstandenen Engpässe für jede Deutung der goldenen Bildformeln mithilfe der besonderen Qualitäten der Leitvarianten zu überwinden. Seit 1983 erweitert das Kollier-Ensemble mit den Versionen von fünf unterschiedlichen Modeln auf eine neue Weise den Einblick in den größeren thematischen Zusammenhang. Denn der durch seine Ösenund Randpracht einzigartige Drei-Götter-Brakteat mit Balder als zentraler Gestalt (Taf. 5a; 6b), dem Odin den kleinen, runden Gegenstand übergibt, war mit hoher Wahrscheinlichkeit die glanzvolle Mitte des Kolliers.48 Daher überraschte es nicht, daß im Ensemble aus Gudme der Sturz auf IK 392 Gudme-C (Taf. 5c, 1–3; 12b) und die Heilung auf IK 393 Gudme-C (Taf. 5e; 13a) von Balders Fohlen auf zwei weiteren Modeln begegnen. Bei den Bildchiffren handelt es sich in gleicher Weise um ikonographische Kurzformen ihres Themas wie auch bei IK 455,2 Gudme-D (Taf. 5d, 1–3; 14b). Die dreimal in Gegenüberstellungen wiederholten Kurzformen IK 392 (Taf. 5c, 1–3) und IK 455,2 (5d, 1–3; 14b) sind besser zu verstehen durch das seeländische Kürzel IK 191 Tulstrup-C (Taf. 14a). Denn IK 191 zeigt, wie der göttliche Magier von einer Spielart des dämonischen Mischwesens mit Vogelkopf und Echsenleib heftig attackiert wird. Varianten dieser Dämonenart kennen wir bereits zwar fragmentarisch von IK 571 (Taf. 13c5), aber eben auch von IK 455,2 Gudme-D (Taf. 5d, 1–3; 14b) in der detaillierten Größe eines Heilszeichens. Der repräsentative Symbolwert dieser D-Bildformel wird damit sichtbar, daß der Dämon als gefangen, und zwar mit einem durch die eigenen Extremitäten gefesselten Leib, dargestellt wurde.49 Daß Odin ein solches Tier so fesseln und bezwingen konnte, konkretisiert im Kollier-Ensemble das Erscheinen des Gottes auf dem gegenübergestellten Kürzel IK 392 Gudme-C (Taf. 5c, 1–3; 12b).
47 48 49
Zur Kombination von Nasen- [und Mund]atem, der in das Pferdeohr einströmt s. IK 116 Lyngby-C; Hauck 1994,1, S. 82 ff. Fig. 7. Zu seiner Rekonstruktion s. Hauck 1992,1, bes. S. 504–506. S. dazu grundsätzlich Wakeman 1973, S. 136 f.
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Auf Leitvarianten der erfolgreichsten D-Brakteaten-Versionen,50 die das durch Fesselung bezwungene Untier darstellen, wurde daher die gewaltige Magiemacht Odins zeichenhaft mit seinem Speer und/oder mit seinem Fuß als einem seiner Kürzel vergegenwärtigt wie etwa auf IK 507 Sievern-D (Taf. 15c).51 Man wird fragen: Warum stoßen wir bei ikonographischen Kurzformen mit dem Sturz von Balders Fohlen wie IK 392 Gudme-C (Taf. 5c,1–3; 12b) im Kollier auf die Zusammenstellung mit dem Dämonenbild IK 455,2 Gudme-D (Taf. 5d,1–3; 14b)? Aus zwei Gründen ist die Antwort einfach: 1. weil es zur Dämonen-Rolle gehört, bei tödlichen Stürzen aufzutreten;52 2. weil man auch im Norden die Vorstellung von Wesen mit der „Affinität zur Todessphäre“ kannte, die sich beim unglücklichen Straucheln einstellen würden (Rm. 24).53 Auf IK 455,2 Gudme-D (Taf. 5d,1–3; 14b) repräsentiert nur ein dämonisches Mischwesen die Todes- und Hel-Sphäre ähnlich wie auf IK 571 Gemarkung Dannau-C (Taf. 13c5). Jedoch treffen wir auf diese einzelnen Wiedergaben in Anpassung an die kleinen Bildflächen. Daher darf die Diskussion nicht übergehen, daß die Brakteatenkunst durchaus die für Dämonen kennzeichnende Mehrzahl und ihr Auftreten in unterschiedlichen Gruppen überliefert, wie das beispielhaft IK 353 Raum Tønder-B (Taf. 17c) oder IK 161 Skodborghus-B/Skodborg (Taf. 18b) bezeugen. In den Götter-Erinnerungen der goldenen Bildformeln sind die Mischwesen und ihre Verwandten bei den kosmischen Dimensionen der Vorgänge für die Hel-Sphäre repräsentativ, aus der sie bis in die Asgard-Sphäre vordringen. Die Bildformeln zeigen diese Todes-Dämonen einerseits mit Attacken auf Balders Pferd (Taf. 13c), auf Odin (Taf. 14a; 17a, b; 18b) und auf Balder (Taf. 7c), andererseits durch Odin triumphal abgewehrt, und zwar in zwei Hauptversionen entweder gefangen und gefesselt (Taf. 8b, g) oder getötet (Taf. 14d) und daher gleichfalls unter den Füßen des göttlichen Magiers abgebildet (Taf. 9b, c). Die größte Zahl der ikonographischen Kürzel in den Fesselungs-Bildern liefert der erfolgreichste D-Typ mit Wiedergaben einer vogelköpfigen Echse (s. die Beispiele Taf. 14b, 15c sowie IK 3,1, S. 42–46, Grundmuster l). Angreifende und dann in ein und 50 51
52 53
IK 3,1, Grundmuster 1, S. 42–46. IK 3,1, S. 36 f.; zum Fuß Odins als Kürzel wie auf Gemmen Merkurs als GötterChiffre s. Hauck 1993,1, S. 428 f.; vgl. auch hier Taf. 8h sowie Taf. 2e mit dem Fuß, der Hand – beide für sich allein ausgegliedert – und mit der Büste des Gottes statt seiner Vollgestalt. Böcher 1981, S. 270 f. Naumann 1984, S. 495.
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demselben Bildfeld, auf dem man zwei unterschiedliche Zeitphasen zusammen einbezog, triumphal niedergetretene, tückische Dämonen werden dargestellt auf den Drei-Götter-Brakteaten und anderen Brakteaten (s. Taf. 6b; 8a; 16b). Zwei abgehauene Dämonenköpfe (vgl. Taf. 9b) werden auf IK 125 Mecklenburg-C (Taf. 2c) und ein weiterer auf IK 39 Dänemark (X)-B (Taf. 9c) wiedergegeben. Das Thema der geköpften Dämonen begegnet also auf einer Regenerations-Variante der Gott-Pferd-Brakteaten genauso wie auf einer Drei-Götter-Version und bisher kaum beachtet auf der Leitvariante IK 513 Skovsborg-D (Taf. 14d). Die letztere Bildformel können wir erst ganz verstehen in den Zusammenhängen von §§ 9 und 10. Nachdem die Bildthematik in ihren kosmischen Dimensionen sichtbar wurde, ist zum Schluß von § 7 eine Übersicht über die bildliche Detailfülle in ihren Entsprechungen zum II. Merseburger Zauberspruch unentbehrlich, und zwar unter besonderer Berücksichtigung der Kollier-Brakteaten aus Gudme als Heiligtumsüberlieferung. Speziell ausgewertet werden dazu zwei ikonographische Kurzformen, und zwar 1. IK 392 Gudme-C (Taf. 5c, 1–3; 12b) und 2. IK 393 Gudme-C (Taf. 5e; 13b). 1. Der – durch Wurmbefall des Hufs verursachte – Sturz von Balders Fohlen ist von der ikonographischen Kurzform IK 392 Gudme-C (Taf. 5c, 1–3; 12b) dargestellt. Dabei handelt es sich um eine Abbreviatur, von deren Bildformel folgendes vorausgesetzt wird: a. die mit dem Sturz verbundene Bein-Verrenkung; denn vuoz in Merseburg II ist wie anord. fótr (s. Háv. 89) mit ‘Bein’ zu übersetzen, korrespondierend mit benrenki.54 Dieser Befund wird von Leitvarianten wie IK 106 Lilla Istad-C (Taf. 12a) so abgebildet, daß der Huf des zweiten Vorderbeins aus der Bewegungsrichtung um 180° gedreht zu sehen ist. b. Das Erscheinen von mindestens einem Repräsentanten der Todesdämonen, der auf IK 455,2 Gudme-D (Taf. 5d,1–3; 14b) als bereits in die eigenen Extremitäten gefesselt wiedergegeben wurde. c. Weiter wird von den Kollier-Bildformeln als Vorstufen zum II. Merseburger Zauberspruch vorausgesetzt: Die Mitwirkung von Friia-Frigg bei den Versuchen, das Fohlen zu retten. Denn sie wird von IK 391 GudmeB (Taf. 5b; 13a) mit zwei Attributen charakterisiert: x als Stabträgerin und göttliche Seherin, sowie: y mit einem Handkreuz als einem besonders wirksamen Machtzeichen zur Abwehr der Dämonen und zur Heilung.55 Dem magischen Synkretismus gemäß, der auch in den Zauber54 55
Sonderegger 1982, S. 36. Flint 1991, S. 325 mit Anm. 219.
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texten immer wieder zu treffen ist,56 bezeugt IK 51,l Fakse-B (Taf. 7a) gleichfalls ein Handkreuz mit seinen Potenzen in der Hand Odins des Speergottes. d. Schließlich wird von IK 392 Gudme-C (Taf. 5c, 1–3; 12b) vorausgesetzt: Die Herbeirufung Odins zum gestürzten Fohlen, die Merseburg II nennt und IK 6 Års-B (Taf. 12c) abbildet. e. Erst Odins Machthand tötet den vogelköpfigen Todesdämonen und bereitet so die Regeneration des Fohlens vor, wie das IK 571 Gemarkung Dannau-C (Taf. 13c) mitteilt. 2. Als weiterer der fünf Kollier-Brakteaten-Model bildet IK 393 Gudme-C (Taf. 5e; 13b) wiederum als ikonographische Kurzform die Fohlen-Regeneration ab. Auf dieser Abbreviatur sind folgende Vorgänge teils vorausgesetzt, teils chiffrenhaft zusammengefaßt: a. der Tod des Fohlens, verursacht durch, wie Merseburg II sagt, bluotrenki, als tödliche Verletzung der Blutadern, so daß das Tier auf IK 149,l Schonen (I)-B (Taf. 4c) mit dem Topos für tote Wesen dargestellt wurde und daß Odin mit derselben Nasenatem-Chiffre erscheint, die IK 116 Lyngby-C in der Verknüpfung von Gotteshaupt und Tierohr zeigt (s. Anm. 47). Der schöpfungsmächtige Atem des göttlichen Magiers ist das Mittel zum Rückruf des Fohlens aus dem Tod ins Leben, zur Machtat der Regeneration. b. Im Gegensatz zu IK 392 Gudme-C (Taf. 5c,1–3; 12b), der das stürzende Fohlen wiedergibt, zeigt IK 393 (Taf. 5e; 13b) den Mund Odins am Tierohr als Chiffre für den Einstrom des schöpfungsmächtigen Atems und der Worte des Heilzaubers.57 Damit wurde auf den C-Brakteaten ein Ritual Odins tradiert, das den Zauberbefehl von Merseburg II entscheidend ergänzt. Der Erfolg von alldem wird darin sichtbar, daß das Fohlen Balders, von IK 393 Gudme-C, wie von anderen C-Brakteaten, „beim Wiederaufstehen, die vorderste Vorderhand weit nach gestreckt“, dargestellt wird.58 Indem wir die in den ikonographischen Kurzformen chiffrenhaft verschlüsselten Bildmitteilungen dechiffrierten, erhellen wir mit weiteren Beispielen die Wechselbeziehungen zwischen vorstufenhaften Brakteaten-Bildformeln 56 57
58
Schwab 1994, S. 560 f. mit Anm. 20. S. zu dieser Kombinationsweise von Gottheit und Pferd IK 1,1, S. 52, 55 Fig. 5,1– 4 die Verknüpfungsformen (=VF) 4 und 5. +[S. dazu Heizmann 2001, S. 337; 2007, S. 35.] IK 1,1, S. 67 Fig. 11,7 u. 8, Beinhaltungsform 13 mit den besonders frühen Belegen IK 70 Halsskov Overdrev-C und IK 159 Sjöändan-C.
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und dem Text des II. Merseburger Zauberspruchs. Durch die Dechiffrierung der ikonographischen Kurzformen beginnen wir nun, gleichfalls den größeren, thematischen Zusammenhang der im Gudme-Kollier vereinigten Brakteaten zu verstehen. Wie eng sie in Wirklichkeit als aufeinander abgestimmte Gruppe zusammengehören, wird erst voll ermeßbar, wenn es gelingt, auch die Botschaften der Drei-Götter-Brakteaten unserer Gegenwart verständlich zu machen. Allerdings stoßen wir in ihren sechs formularverwandten Versionen – IK 40 Dänemark-B ist bloß eine gröbere Variante des gleichen Formulars wie IK 51,3 Gudme-B (Taf. 6b) – auf die am meisten komprimierten Kurzformen der Brakteaten-Ikonographie. Denn IK 165 Skovsborg-B (Taf. 8a) bildet auf einem Schrötling von 23 mm Durchmesser 7 Gestalten ab und IK 66 Gummerup-B (Taf. 8c) auf einem für den größeren Model zu kleinen Schrötling – ähnlich wie IK 571 (Taf. 13c) mit seinen 5 Gestalten – 8 Gestalten, 2 hinzugefügte Requisiten-Chiffren und 1 Swastika ab. Es ist notwendig, die Drei-Götter-Brakteaten in den zwei §§ 8 und 9 zu mustern, und zwar um mit § 8 ihre Sonderstellung in der goldenen Kleinkunst und mit § 9 ihre Vorstufen-Qualität für die Mythographie Snorri Sturlusons darzulegen.
8. Der Gottkaiser mit Victoria und mit Mars als ikonographische Vorstufen des Südens für die Drei-Götter-Brakteaten des Nordens Als Vorstufen des Südens für die Dreier-Gruppe der Serie im Norden erkannte man bald den Kaiser als Mitte mit der huldigenden Victoria als konventionellem Gegenüber. Die Einsicht war am leichtesten bei der Frauengestalt mit Flügel, Palmzweig und Kranz zu gewinnen. Wohl entlehnte man den Globus unter ihren Füßen in der Größe eines Stecknadelkopfs auf IK 51,1 Fakse-B (Taf. 7a) +[sowie IK 595 Sorte Muld II-B/ Fuglesang (Taf. 20c)], aber infolge der neuen Sinngebung für die Gruppe wurde danach dieses Detail nicht mehr wiederholt. Ungleich stärker veränderte die neue Konzeption die zentrale Gestalt, auch wenn sie als größte in der Mitte der Drei blieb. Als Rest des Imperialen erhielt sich für die Gestalt im Zentrum das auf ein Nackenband reduzierte Diademecho (Taf. 7a; 8c), obschon mit alsbald ornamentalisiertem Ende (s. Taf. 6b; 8a; 9c). Erst die Entdeckung der Prachtversion der Dreiheit als glanzvolle Mitte der Kollier-Brakteaten aus Gudme (Taf. 5a; 6b) ermöglichte es, die Vorstufe des Südens auch für die dritte Gestalt zu ermitteln: Es war Mars, und zwar in dem besonders weit verbreiteten Kultbild-Typus aus dem von
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Kaiser Augustus erbauten Mars-Ultor-Tempel in Rom. Ebenso in Statuetten59 wie in der imperialen Münzprägung begegnen wir dem Typus (Taf. 6a) auf Reversen bis in das Zeitalter Konstantins.60 So konnte dieser Kultbild-Typ zuerst auf dem norwegischen Revers der Medaillon-Imitation IK 263 Gunheim (M 2,lb) vollständiger wiederholt werden61 und später stärker vereinfacht auf IK 51,3 Gudme-B (Taf. 5a; 6b). Auch wenn Helm, Brustpanzer, Stiefel, Schild und Mantel der römischen Revers-Prägung (Taf. 6a) auf IK 51,3 (Taf. 6b) nicht mehr wiederkehren, ist die Imitation des Lanzentyps, die Haltung der Hand am Speerschaft und diese aktionsbereit mit der Spitze nach unten gezeigte Wurfwaffe62 von der römischen Vorstufe ebenso abhängig wie die Nachahmung des gefalteten Lederschurzes63 in einer Art von Kilt. Die Speergott-Bildformel von IK 51,3 Gudme-B (Taf. 6b) ist also ikonographisch einerseits noch abhängig von der römischen Vorstufe, andererseits geht sie zusammen im Norden mit skaldischen Bezeichnungen Odins als geirs dróttinn ‘Herr des Speers’.64 Das bedeutet dreierlei: 1. das Eindringen von kaiserzeitlichen Speergott-Vorstellungen des Südens in den Norden; 2. die Ablösung Tyrs durch Odin vor der Mitte des Ersten Jahrtausends und 3. das Zurückreichen des Lehngutes im Norden bis in die polytheistische Periode der Gottkaiser des späten 3. und frühen 4. Jhs. Da gibt es im Süden entsprechende Dreiheiten zeichenhaft in der Münzprägung.65 Das ist die Zeit mit dem großen Hallenbau von 250–350 n. Chr. im fünischen Gudme.66 Daß Odin auf den Drei-Götter-Brakteaten nicht wie sonst in der Regel auf den Aversen der Medaillon-Imitationen sowie auf den A-, B- und CBrakteaten in der Nachfolge der im Süden gemünzten Kaiserporträts die 59 60 61 62 63 64 65 66
S. zu einem Exemplar aus Seeland Poulsen 1990, S. 124 Nr. 44,6. Simon 1984, zum Taf. 6a abgebildeten Sesterz-Revers des Antoninus Pius von 140/144, S. 530 Nr. 232, zur konstantinischen Prägung S. 530 Nr. 235. Hauck 1994,1, S. 443 ff. Simon 1990, S. 144, 278 Anm. 38. Zu ihm Franzius 1993, S. 121 Abb. 11. Egill Skalla-Grímsson: Sonatorrek 22 (960) (Skj. IB, S.37); Turville-Petre 1964, S. 43. S. als Beispiel Webb 1927, S. 337 Nr. 109. Mars erscheint hier hinter dem Gottkaiser und die Göttin Victoria vor ihm. Vgl. auch Demandt 1989, S. 75 ff.; Hauck 1994,2, S. 208 ff.
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Hauptperson ist, sondern vielmehr Balder die größte Gestalt, gibt dieser Serie mit ihren sechs Formular-Varianten (Taf. 6b; 7a, c; 8a, c; 9c) eine unübersehbare Sonderstellung. Sonst treffen wir Balder nur ausnahmsweise als die Hauptgestalt, so etwa auf IK 6 Års-B (Taf. 12c), wo zwar die Zweier-Gruppe Balder und Odin in der Weise der Drei-Götter-Formulare gezeigt wird, aber dem jungen Gott chiffrenhaft das gestürzte Fohlen zugeordnet ist und Loki nicht erscheint. Ähnlich singulär ist IK 141 Penzlin-B (Taf. 10b) mit der Halbfigur des toten Balders und Odin im Vogelgeleit. Weitere Ausnahmen stellen die älteren, norwegischen Medaillon-Imitation-Reverse mit Balders Helfahrt dar wie z.B. IK 124 Mauland und der einzigartige Medaillon-Avers IK 86 Inderøy/Vika (Taf. 11a). In diesem Zusammenhang sind auch die nordseeländischen C-Brakteaten IK 50 Raum Esrom Sø (Taf. 7b) und IK 79 Hjørlunde (Taf. 10a) zu nennen. Denn sie bilden in der C-Versionenart Odin in Übergröße und Balder als Halbwüchsigen ab: So IK 50 (Taf. 7b), erkennbar an dem in der Linken so erhobenen Brakteaten, wie er auf IK 20 (Taf. 7c) den Ring hochhält, so IK 79 (Taf. 10a), auf dem Balder identifizierbar wird durch die Hölzer der Scheiterhaufen-Chiffre. Als Folge der auf den winzigen Schrötlingen für die Drei-Götter-Bilder aufs höchste gesteigerten Kürzungstechnik begegnen wir noch zwei besonderen Kürzungsformen: 1. erscheinen außer den konventionellen Attributen neben (s. z.B. Taf. 7a neben dem Speer), unter und über den Gestalten (s. z.B. Taf. 8c bei der Gestalt in der Victoria-Nachfolge) chiffrenhaft hinzugefügte Requisiten von weiteren Vorgängen oder auch Rollenelementen. 2. Werden bei Bildformeln mit den zwei Raben die Vögel nicht wie auf Taf. 1a und c in demselben Typus dargestellt, sondern der eine von ihnen in einer Übergröße und der andere, ungleich kleinere, in einem eingebürgerten Typus, der in den Zeichnungen (s. Taf. 8a, c; 13c2 und 6) mit seiner IK-Nr. abgebildet wird.
9. Bildformeln der Brakteaten mit der Opferung Balders als frühe Vorstufen des mythographischen Traditions-Echos bei Snorri Die eddische ‘Weissagung der Seherin’ schildert in ihren Visionen die Landnahme der Götter auf der mythischen Ebene des Idafeldes bei ihrem Wohnsitz Asgard als Kulturschöpfung. Die Einführung der Kultur beginnt
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vor allem anderen mit dem Bau hoher Altäre und Tempel (Vsp. 7).67 Die Götter betraten mit dem Altarbau die neu entstandene Welt in der Rolle als vorbildliche Opferer. Auch die antike Überlieferung kennt opfernde Götter. Das beweisen die Überlieferungen von Hermes als Erfinder des Opfers und die Mythe von dem Urverbrechen, in dem Hermes den Argos tötet.68 Das erhellen die griechischen Vasenbilder mit den opfernden Göttern.69 Darauf weisen die Reverse römischer Medaillonprägungen in Bronze, die Merkur als vorbildlichen Opferer darstellen.70 Auf den Drei-Götter-Bildformeln des Nordens mit Pfahl und Balkenplattform, die sich, wie oben in § 6 erörtert, mit den hille-Bezeichnungen von jütländischen Odin-Kultorten zusammensehen läßt (Taf. 7a, c; 8a, c; 9c), stoßen wir auf Gestalten in der ikonographischen Nachfolge von Kaiser- und Victoria-Bildern. Sie werden allerdings, im Gegensatz zu Odin in der Mars-Rolle, im Dienst einer völlig anderen Konzeption umgedeutet. Für beide Gestalten wurden unverwechselbar sprechende Bildformeln am deutlichsten auf IK 51,l Fakse-B (Taf. 7a) und +[und IK 595 Sorte Muld II-B/Fuglesang (Taf. 20c)] verwendet. Die Frauengestalt, die einen Zweig auf ihrer Schulter zur Balkenplattform bringt, mit der Männerhaartracht in einer Bürstenform (Taf. 4b, d, f, 5a, f) wird als Loki benennbar. Denn der gleiche Zweig ist auf IK 51,l Fakse-B (Taf. 7a) +[und IK 595 Sorte Muld II-B/Fuglesang (Taf. 20c)] in zweites Mal im Rumpf der zentralen Gestalt zu sehen, und zwar abgeknickt, wie das am ehesten bei einem gebrechlichen, pflanzlichen Zweig als Geschoß, das traf, der Fall ist. Damit weist die Bildformel statt auf den Palmzweig des Südens, auf die im Norden mythische Mistel als zauberische Waffe, die Balder mitten auf dem Versammlungsplatz der Götter tötet.71 Die Drei-Götter-Bildformeln kennzeichnet die Tendenz, daß die Aufmerksamkeit stärker auf die einzelnen Gestalten konzentriert ist. Demzufolge kann die mythische Pflanze ebenso auf der Schulter Lokis, der sie herbeischaffte, wie im Rumpf Balders als Requisit der Tötung gezeigt werden. Dagegen wurden in Snorris Prosa-Edda überlieferte Fakten wie das Schießen mit der Mistel in der auf die Drei konzentrierten Götter-‘Ver67 68 69 70
71
Marold 1987, S. 64. Burkert 1972, S. 184 ff. Simon 1953. Gnecchi 1912, S. 18 Nr. 80 Taf. 52,6, Prägung des Kaisers Antoninus Pius, S. 138 –168; Simon / Bauchhenss 1992, Bd. 1, S. 510 Nr. 68 (vgl. auch Nr. 67), S. 537, 1. Spalte, s. weiter: S. 535 zum Mercurius-Attribut der Patera (Opferschale), sowie Simon 1990, S. 289 Anm. 13. Neckel 1920, S. 1; Schier 1976,1; Volz 1980; Mosher 1993; Simek 2006, S. 36–40 (Balder), S. 40 f. (Balders Tod).
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sammlung’ ähnlich ausgespart wie der Dialog zwischen Frigg und Loki in Frauengestalt. In dem so ausführlichen Bericht Snorris wird im Gegensatz zu den Brakteaten-Chiffren sowohl der Mistelschuß nach der Anweisung Lokis, durch den aus dem angeblichen ‘Spiel Balders und der Asen’ tödlicher Ernst wird, als auch der Vollzug der Sicherheitseide geschildert. Jene Eide sind es, die jenes ‘Spiel’ als Serie von Aggressionen ermöglichen: Denn in der ersten Phase wurde Balder von nichts verletzt, obwohl die anderen Götter auf ihn entweder ‘schießen oder auf ihn einschlagen oder ihn mit Steinen bewerfen’.72 Es ist diese Folge von Aggressionen der Götter-Gesamtheit, in denen wir statt des angeblichen Spiels „noch die Spuren eines rituellen Verfahrens durchschimmern sehen“.73 Durch den Dialog mit Balders Mutter erfuhr Loki, so weiß es Snorri, von den Sicherheitseiden zum Schutz Balders vor allen Gefahren und hört so auch von Frigg: „Weder Schwerter noch Speere werden Balder schaden, all diesen habe ich Eide abgenommen.“74 Bisher wurde nicht verstanden, daß auf den Brakteaten-Bildformeln diese Sicherheitseide bereits bekannt waren, so daß Formular-Varianten dieses mythische Wissen exemplarisch veranschaulichen. Es handelt sich um zwei Varianten mit speziellen Loki-Details: IK 66 Gummerup-B (Taf. 8c) und IK 39 Dänemark (X)-B (Taf. 9c). Dabei bietet IK 66 Gummerup-B (Taf. 8c) mit der Technik der Requisiten-Chiffren zunächst einen Einblick in die Vorbereitung einer der Aggressionen der ersten Phase, zu der Loki ein Schwert bringt, und kündigt mit dem hinzugesetzten Mistelzweig die tragische Zuspitzung der zweiten Phase an. Die Kürzungstechnik mit dem Requisit der Mistel als Beispiel, die auf die zweite Phase hinweist, ist unmittelbar verständlich. Denn diese Phase lernen wir dann durch IK 20 Zagórzyn (Beresina-Raum) (Taf. 7c), IK 51,l Fakse-B (Taf. 4d) +[sowie IK 595 Sorte Muld II-B/Fuglesang (Taf. 20c)] näher kennen. Auf den Schluß der Ereignis-Kette, auf die Bestrafungen Lokis und eines der Todesdämonen, der die Helwelt repräsentiert, verweisen schließlich Chiffren von IK 39 Dänemark (X)-B (Taf. 9c). Zum Loki-Auftritt auf IK 66 Gummerup-B (Taf. 8c) in der ersten, so erstaunlich erscheinenden, Phase gehört dreierlei:
72 73 74
Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 551, 558, der Kommentar „idyllisches Bild“ ist ein Missgriff. de Vries 1957, S. 226. Häny 1990, S. 104.
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1. die Siegerkranz-Ehrung Balders, der unverletzt und unbesiegt alle Attacken überstand. 2. Lokis Erscheinen ohne die Flügel, ungeachtet der Imitation des überlangen Victoria-Gewandes. 3. Schließlich ein weiteres Detail, mehr hinter als unter Lokis Füßen: der Otter mit dem Stein, mit dem ihn Loki erschlug, wie das in der Edda nicht eines der Götterlieder, sondern die mythologisierende ReginsmálProsa tradiert (Rm.Pr. S. 173).75 In Snorris Mythographie werden die Asen bei ihren Aggressionen gegen Balder nur kollektiv im Plural genannt. Dagegen bringt Loki auf IK 66 (Taf. 5c) in der ersten Aggressions-Phase eine der Angriffswaffen, das Hiebschwert; dabei tritt Loki ohne die Flügel auf. Danach beschafft er, wie wir unten mit IK 90 Kejlungs-A (Taf. 7a) und IK 101 Kongsvad-Å-A (Taf. 11b, c) erörtern, die Mistel zur Vorbereitung der Tötung Balders. Erst im Zusammenhang mit diesem listigen Vorhaben wird es verständlich, daß Loki von da an mit Flügeln auftritt, wie sie auf IK 51,3 Gudme-B (Taf. 6b), IK 51,l Fakse-B (Taf. 7a), IK 165 Skovsborg-B (Taf. 8a) und IK 39 Dänemark (X)-B (Taf. 9f, da sogar als Paar) abgebildet sind. Ikonographisch sind diese Flügel den Victoria-Konventionen entlehnt. Wie der Norden diese Tracht umdeutete, wird durch die irdische Parallele mit der Bezeugung eines kultischen Rollennamens in Ibn Fadlans Reisebericht und seiner Schilderung einer reichen, wikingerzeitlichen Schiffsbestattung beantwortbar. Denn dort vollzieht eine alte Frau als ‘Todesengel’ mit Helferinnen die Tötung einer Sklavin als Begleiterin ihres Herrn auf seiner Reise in die Anderwelt vom Scheiterhaufen aus.76 Bei IK 66 (Taf. 8c) wird die tödliche Aggressions-Phase mit der Mistel als zusätzlicher Requisiten-Chiffre nur angedeutet. Auf IK 20 Zagórzyn (Taf. 7c) wird das folgende damit veranschaulicht, daß Loki auf der Balkenplattform erscheint und Balder die neue Fernwaffe der Aggression, die Mistel, zeigt. Denn mit der Mistel soll nunmehr, wie das Snorri in Worten Lokis tradiert, Balder, wie von den anderen Göttern mit ihren Waffen, ‘die Ehre’ erwiesen werden.77 In der bisherigen Diskussion hat man nicht erkannt, daß die Benennungen des Rituals mit der Serie bedrohlichster Aggressionen, die Balders Tötung vorbereiten, als ‘Spiel Balders mit den Asen’ und als ‘Balder-Ehren’ Schuldgefühle gegenüber 75 76 77
Schjødt 1993, S. 394 f.; Grimstad 1993, S. 520; Meineke 1994, S. 147; Simek 2006, S. 253, Abschnitt f. Warmind 1995, S. 133, 137. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 551, 563 ff.
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dem todgeweihten Wesen verstecken. Dieses uralte Versteckspiel hat zuerst Karl Meuli 1946 in griechischen Opferriten mit den skurrilen Elementen entdeckt, für die er den Begriff „Unschuldskomödie“ prägte. Ihre zentrale Rolle hat mit der griechischen Überlieferung Walter Burkert so eingehend 1972 erneut dargestellt,78 daß wir an seine Ergebnisse mit Modellcharakter anknüpfen.79 Deshalb ist es gerechtfertigt zu sagen: Weil Loki voller List die Hemmung der anderen Götter, Balder als Opfer zu töten, mit Höd als blindem Werkzeug überwand, erweist er sich als der Erfinder dieses mythischen Menschenopfers,80 und zwar vergleichbar mit Hermes, dem Argos-Töter.81 Konkretisiert wird die tödliche Bedrohung auf IK 20 Zagórzyn (Taf. 7c) mit dem gleichzeitigen Angriff auf Balder durch die vogelköpfige Echse, das Helwesen, in Aufsicht. In verkürzter Verknüpfung von dem siegreichen Balder am Ende der ersten Aggressions-Phase sowie Details in Chiffren der Bestrafung eines der Todsdämonen und Lokis als des Todesengels Balders werden die Vorgänge der Ereigniskette von IK 39 Dänemark (X)-B (Taf. 9[b] und c) variiert. Unverletzt von dem Schwert, das Loki, wie IK 66 (Taf. 8c) zeigt, zur ersten Phase herbeischaffte, spielt Balder (Taf. 9c) übermütig so mit dieser Waffe, daß der Griff über der Balkenplattform zu sehen ist. Weil jedoch zugleich Loki mit den Flügeln als Todesengel gezeigt wird, ist auf IK 39 (Taf. 9c) gleichfalls die tödliche Phase vergegenwärtigt. Die Requisiten-Chiffre deutet auf IK 39 Dänemark (X)-B (Taf. 9c) mit der zusätzlich über Loki gleichsam wie aufgehängt wirkenden Schlange auf die Bestrafung Lokis als Erfinder des mythischen Balder-Opfers voraus. Das bekräftigt die analoge Bestrafung des Todesdämonens dessen Kopf triumphal unter Odins vorderem Fuß sichtbar ist (s. Taf. 9[b] und c). Da wir uns in § 10 mit den von den Göttern und vor allem von Odin bezwungenen Dämonen befassen, sei hier zunächst nur an die Texte von der Gefangennahme und Bestrafung Lokis mit der Fesselung und der Giftschlange über ihm erinnert (Vsp. 35; Ls.Pr. S. 109 f.).82 Zum Verständnis der variierenden Drei-Götter-Formulare sind noch drei Hauptfragen mit ihren Bildformeln und mit den themaverwandten Götterbild-Amuletten der Beantwortung anzunähern:
78 79 80 81 82
Burkert 1972, s. das Register 3. Personen und Sachverzeichnis, S. 352. Burkert 1983, S. 17 f. Dumézil 1959, S. 121–124; Schjødt 1993, S. 395. Burkert 1972, S. 184 ff. Gylfaginning, Kap. 50; Lorenz 1984, S. 582 f., 588 ff.
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1. Was wissen die frühen Bildzeugnisse davon, wie Loki die Mistel beschafft hat? 2. Wie wird Balders Helfahrt in der goldenen Kleinkunst erreichbar? Und 3. Wie wird Odins Beziehung zu Loki und zu Balder von der frühen Bildüberlieferung dargestellt? Die Frage 1, wie Loki die Mistel beschaffte, läßt sich mit zwei bisher rätselhaften Loki-Brakteaten der Beantwortung annähern, weil auch zu ihrer Erklärung in Snorris Mythographie wesentliche Hinweise zu finden sind. Die beiden hier interessierenden Brakteaten werden beide, ungeachtet ihrer auffallenden Eigenheiten, dem A-Typ zugerechnet: So zum ersten IK 90 aus dem gotländischen Kejlungs (Taf. 9a) und so zum zweiten aus dem seeländischen Kirchspiel Fakse IK 101 Kongsvad Å (Taf. 11b, c). IK 101 kennen wir durch drei an einer luxuriösen Ösenröhre befestigten, modelgleichen Doppelbrakteaten.83 Zwei Eigenheiten fallen bei IK 90 (Taf. 9a) ebenso auf wie bei IK 101 (Taf. 11b, c): – einmal, daß sie das Mistel-Attribut in Varianten abbilden, bei denen die von IK 90 der von IK 20 (Taf. 7c) am nächsten verwandt ist und die von IK 101 Analogien auf norwegischen Medaillon-Imitationen wie der auf dem Revers von IK 3 Åk-M hat; – zum anderen, daß IK 90 (Taf. 9a) wie IK 101 (Taf. 11b, c) zwei ungewöhnliche und ungleiche Spielarten des Gestaltwandels vom Menschen zum Vogel bzw. vom Vogel zum Menschen abbilden.84 Die beiden anthropomorphen Bildformeln werden durch das Mistelattribut sowie den Gestaltwechsel, der in diesem Fall so bezeichnend ist,85 als LokiDarstellungen benennbar. Lokis Erscheinen in Vogelgestalt, ganz gleich, ob er auf IK 90 (Taf. 9a) als Doppelwesen oder auf IK 101 (Taf. 11c) mit Vogel-Elementen Odins Büste attributhaft zugeordnet dargestellt wurde, erklärt sich aus der weiten Strecke, die der Gott bis zum Rand der Welt zurückzulegen hat. Denn dort wächst, wie Snorris Prosa es bezeugt, westlich von Walhall ein Baumschößling, ‘Mistelzweig’ genannt. Als ‘zu jung’ hatte ihn Frigg nicht vereidigt. So konnte ihn Loki nehmen, herausreißen und mit ihm dann auf dem Götter-Thing erscheinen.86
83 84 85 86
Zu dieser Form der Luxusösen die Liste und Verbreitungskarte bei: Hauck / Axboe 1990, S. 92 ff. Fig. l und 2. S. dazu IK l,1, S. 161 f., bzw. S. 181. Schjødt 1993, S. 395. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 551, 559, 561 f.
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Die Frage 2 danach, wie Balders Helfahrt in der goldenen Kleinkunst erreichbar wird, beantworten wir mit der Auswertung von zwei GötterbildAmuletten, die oben bereits in § 8 kurz erwähnt wurden. Hier sind sie deswegen einzubeziehen, weil ihre unverwechselbar sprechenden Bildformeln in Details Textelemente der Lieder-Edda vorwegnehmen. Das läßt sich diskutieren bei IK 79, dem nordseeländischen Hjørlunde-C (Taf. 10a), und bei dem Avers der norwegischen Medaillon-Imitation IK 86 InderøyM/Vika (Taf. 11a). Bei IK 79 Hjørlunde (Taf. 10a) als Gott-Pferd-, als C-Typ, hat man Balder, halbwüchsig, in seiner Waffentänzer-Rolle zitiert, aber thematisch eingeordnet in eine Darstellung Odins mit seiner schützenden Machthand und Regenerations-Dynamik (s. oben § 7). Als vorausdeutendes Requisit wurde dem Waffentänzerbild Balders auf IK 79 (Taf. 10a) die Scheiterhaufen-Chiffre mit ihren Hölzern hinzugefügt. Damit wird von dieser CVersion der Sinn des eddischen Verswortes bálfarar vorweggenommen, mit dem man später Balders Tod als ‘Fahrt zum Scheiterhaufen’ umschrieb (Bru.I, 5 ‘Baldrs Beweinung’).87 Zum Verständnis des Averses der Medaillon-Imitation IK 86 Inderøy/ Vika (Taf. 11a) ist daran zu erinnern, daß in Snorris Prosa zur Verbrennung Balders Odin mit dem Ring Draupnir erscheint.88 Jener Ring kennzeichnet aufgrund der Glaubensüberzeugung von der Fortexistenz der Toten seinen sozialen Rang ebenso in der Lebens- wie in der Helwelt. Da der Goldring von Odin als kostbarste Beigabe mit ihrer Regenerationsqualität (Skm. 21)89 auf Balders Scheiterhaufen gelegt wurde, begegnen wir ihm daher auch auf den Helfahrtsbildern der norwegischen Medaillon-Imitationen in Balders Hand als einem der Attribute, durch die der junge Gott identifizierbar wird, zumal wenn er zugleich wie auf dem Avers von IK 86 (Taf. 11a) mit einer Diadem-Imitation als Götter-Insigne auftritt. Mit einer solchen Diadem-Imitation erscheint gegenüber von Balder auf dem IK 86-Avers (Taf. 11a) eine göttliche Herrscherin mit einem Szepter in ihrer Rechten. Identifizierbar wird sie durch die einzigartige Bildtradierung mit den Zickzack-Abschnitten sowohl über dem unteren Bildrand als auch unter dem oberen Bildrand. Mit den Zickzack-Abschnitten wird angedeutet, daß die beiden göttlichen Gestalten in einem Raum zusammentreffen. Diesem ikonographischen Detail aus dem 5. Jh. entspricht in eddischen Texten die Vorstellung vom ‘Haus der Hel’ (Bdr. 3) bzw. von den ‘Hallen der Hel’ (Vsp. 43). Der Avers von IK 86 (Taf. 11a) 87 88 89
Zur Diskussion der Stelle: Lorenz 1984, S. 553, 579 f. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 552, 574. von See et al. 1993, S. 71 f.; +[von See et al. 1997, S. 101 ff.].
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bildet also einen hallenartigen Raum ab, durch den die Göttin Hel charakterisiert und vor der Mitte des ersten Jahrtausends in einer bildlichen Vorstufe erreichbar wird.90 Hel und Balder vereinen je eine Hand – Hel die Linke, Balder die Rechte – dadurch, daß sie zugleich das baumartige Zeichen in ihrer Mitte anfassen. Als ein Kernsymbol der Anderwelt wird ein analoges baumartiges Zeichen (Taf. 10c) in leider unzulänglicher Erhaltung auf dem frühen gotländischen Großstein Sanda IV zusammen mit anderen Totenreich-Sinnbildern zitiert.91 Die so hervorgehobene Funktion des baumartigen Zeichens sowohl auf dem Medaillon-Avers mit Balder und Hel (Taf. 11a) als auch auf dem gotländischen Großstein in einem fast zeitgleichen, frühen Horizont wird mit den später aufgezeichneten MistelTexten der Balder-Überlieferung deswegen erklärbar, weil sie zweisträngig sind. Das heißt, sie kennen die Mistel ebenso als Zweig mistilteinn (Vsp. 31) wie auch als ‘Baum’ meiðr, der zwar ‘schmächtig schien’, aber aus dem ein für Balder gefährliches Geschoß wurde (Vsp. 32).92 Diese zwei Bedeutungs-Stränge der mythischen, nicht der naturwissenschaftlichen Mistel, kehren daher gleichfalls in Snorris Prosa-Edda wieder, wenn von ihm einerseits die Bezeichnung viðarteinungr ‘junger Baum’ gebraucht und gleichzeitig der Name mistilteinn ‘Mistelzweig’ überliefert wird.93 Beide Versionen sind auch in der frühen Bildüberlieferung zu treffen. Durch die Umdeutung des Palmzweiges der Victoria in die mythische, todbringende Waffe, die Loki herbeischaffte, gewann die Zweig-Überlieferung einen klaren Vorsprung. Um so beachtlicher ist der hohe Symbolwert des schmächtigen Mistelbaumes, auf dem IK 86-Avers (Taf. 11a). Diesem Sinnbild der Helwelt setzt Balder bei seinem Zusammentreffen mit Hel die Botschaft der Regeneration in Gestalt Draupnirs entgegen, ungeachtet der vorerst geltenden Ansprüche Hels mit ihrem Mistel-Signum. Wie dem mythischen Prachtring irdische Pracht-Halsringe entsprachen, veranschaulicht das große Halsring-Fragment mit seinen knotenartigen Wülsten aus dem halländischen Kirchspiel Köinge (Taf. 11d).94 Auf den jüngeren Brakteaten-Bildformeln hat man sich Draupnir nicht mehr in Halsring-Größe vorgestellt, sondern als Handring (Taf. 6c; 7c und a). Keinen Zuspruch der Bildzeugnisse erhalten die vieldiskutierte Theorie, 90 91 92 93 94
Die anderen, bisherigen Vorstellungen bei Simek 2006, S. 179 (Hel 2). Nylén / Lamm 1991, S. 28 f.; Hauck 1992,1, S. 503 mit Abb. 4 als Detailausschnitt. Nordal (Hg.) 1980, S. 71; McKinnel 1993, S. 713 ff. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 551, 561 ff. Lamm 1994,2, S. 118 ff.
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der ‘Mistelzweig’ sei ursprünglich eine Waffe gewesen oder die jüngere Auffassung, der Pflanzenzweig habe sich fliegend in eine Waffe verwandelt. Die Frage 3 danach: Wie wird Odins Beziehung zu Loki und zu Balder von der frühen Bildüberlieferung dargestellt, erhellt Gegensätzliches: Einerseits überliefert IK 101 Kongsvad Å-A (Taf. 11c) Odin mit Loki, der den Mistelzweig besorgte. Andererseits ist die Bestrafung Lokis, die auf IK 39 Dänemark (X)-B (Taf. 9c) mit der Giftschlange als hinzugefügter Chiffre angekündigt wird, ohne die Mitwirkung Odins undenkbar. Durch die Aussagen der frühen Bildformeln erscheint Odin unübersehbar im Zwielicht. Wenn die Bildtradition ihn mit Loki als Mistel-Bringer auf IK 101 (Taf. 10b) darstellt, erweist sich Snorris abschließender Satz zu Balders Tötung: ‘Odin empfand diesen Tod insofern am stärksten, als er am besten Bescheid wußte, welch großer Verlust und Schade für die Asen Balders Tod bedeutete’ als die höchste Steigerung der göttlichen Unschuldskomödie in ihrer Nordversion.95 Um so drastischer unterscheidet sich die Nordvariante der Ahndung dieses Urverbrechens an Loki nach seiner Gefangennahme und Fesselung96 von der symbolischen Bestrafung des Hermes als des Argos-Töters in der griechischen Opfermythe.97 Vergleichbare Unterschiede charakterisieren die Beziehungen zwischen Odin und Balder. Einerseits wird der Sohn in das mythische Rabengeleit durch die Sonderform der Kürzung (s. § 8) mit dem einen Vogel in Übergröße (Taf. 6b; 7a; 8a, c; 9c) ebenso nachdrücklich einbezogen wie mit dem zweiten Vogel in der kleinen Variante auf der Balkenplattform mit dem Kultpfahl (Taf. 8a, c). Zugleich beschenkt der Vater den Sohn auf der Balkenplattform mit dem Brakteaten als Regenerations-Kleinod, das – jedenfalls in der damaligen Gegenwart – die Draupnir-Gabe zu ersetzen vermochte (Taf. 8a; 6b). Daher ist der Vorgang zu verstehen als Botensendung Balders in die Helwelt98 mit einem Unterpfand, das der erhofften Regeneration mit dem erfolgreichen Rückruf des Fohlens ins Leben Glaubwürdigkeit verleiht (s. oben § 7). Wie diese Sicht überzeugen wollte, verdeutlichen am unmittelbarsten die doppelwertigen Reptilienattacken auf Balders Ferse in ein und demselben Bildfeld, die von den beiden detailreichsten Drei-Götter-Brakteaten IK 165 Skovsborg-B (Taf. 8a) und IK 66 Gummerup-B (Taf. 8c) abgebildet 95 96 97 98
Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 551, 565 f. mit Thesen, die durch die authentischen Bildzeugnisse widerlegt werden. Gylfaginning, Kap. 50; Lorenz 1984, S. 582 f., 583, 588 ff. Burkert 1972, S. 184 ff. Hauck 1994,1, S. 80.
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werden. Diese Schlangen gehören zu der Gruppe von Würmern und Dämonen, die erst das Leben von Balders Fohlen bedrohten (Taf. 2c; 13c5) und dann außerdem das Leben Balders (Taf. 7c; 8a, c), und zwar auch da fürs erste mit Erfolg (s. IK 141 Taf. 6b). Daß es auf die Dauer bei diesem Erfolg nicht bleiben würde, verkünden IK 165 (Taf. 8a) und IK 66 (Taf. 8c) mit der Wiedergabe des Bisses jener Schlange, auf deren Kopf Odin triumphal tritt, um seinen späteren Sieg auf diese Weise anzukündigen. Eine Variante wie IK 39 Dänemark (X)-B (Taf. 9c) zeigt diese Triumph-Perspektive dadurch abgewandelt, daß der abgeschlagene Reptilienkopf von einem anderen dämonischen Wesen der Gruppe, wie schon erwähnt, unter Odins Fuß niedergetreten wird. Daß diese Dämonen in Gruppen auftraten, bestätigt nicht allein in diesem Verwandtenkreis IK 125 Mecklenburg-C (Taf. 2c), sondern am eindrucksvollsten IK 165 Skovsborg-B (Taf. 5a) selbst, indem es außer der Schlange ein Reptil hinter Odin wiedergibt, das dem Gott – ihn fliehend wie das Untier auf IK 61 Galsted-B – den Rücken zukehrt. Die beiden modelgleichen Drei-Götter-Brakteaten von 165 Skovsborg-B (Taf. 8a) gehörten zu einem Acht-Brakteaten-Kollier, das sich wie das aus dem fünischen Gudme (Taf. 5) rekonstruieren läßt. Sein Zentrum muß der große und recht ungewöhnliche D-Brakteat IK 513 Skovsborg (Taf. 14d) gewesen sein. Zwar variiert IK 513 Skovsborg (Taf. 14d) wie auch IK 507 Sievern (Taf. 15c) den erfolgreichsten D-Brakteaten-Typ mit der vogelköpfigen Echse.99 Ihre Seitenansicht zeigt den Kopf zur Hüfte zurückgewandt und den S-förmigen Leib in die eigenen Extremitäten gefesselt sowie Odin, am häufigsten repräsentiert durch das schon erwähnte Kürzel seines Fußes.100 Weiter treffen wir auf IK 513 Skovsborg-D zusätzliche Details wie den Vogelkopf, die beiden gleichschenkligen Kreuze und den Zweig, der den Echsenhals durchbohrt hat. Diesen mythischen Gegenstand einen Mistelzweig zu nennen, rechtfertigt die Typengleichheit mit dem Mistelzweig, den IK 165 Skovsborg-B (s. das Detail auf Taf. 14c und den Gesamtbefund Taf. 8a) auf Lokis Schulter abbildet. Allerdings stellt sich die Frage, ob in dem völlig veränderten Darstellungs-Kontext von IK 513 (Taf. 14d) nicht der Sinngehalt der Mistel ein anderer ist? Der viel Raum erfordernden Seitenansicht des in die eigenen Extremitäten gefesselten dämonischen Mischwesens entspricht seine Aufsicht in den Aggressions-Varianten auf den Drei-Götter-Brakteaten IK 20 (Taf. 4f) 99 100
IK 3,1, S. 42 ff. S. § 7 sowie auch die verwandte Spielart von IK 549 aus unbekanntem Fundort Taf. 8h; Hauck 1993,1, S. 428 ff.
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und IK 51,l (Taf. 7a). Daran ändert nichts, daß – im Gegensatz zu Versionen wie IK 513 Skovsborg-D (Taf. 14d; 15a) – die B-Brakteaten (s. Taf. 15a mit der hinzugefügten vogelköpfigen Echse von IK 20 in Aufsicht!) das Mischwesen auch noch mit einem Schwanz ausstatten. Dieses Schwanzdetail wird auch auf IK 191 Tulstrup-C aus Nordseeland (Taf. 14a) in der Seitenansicht der aggressiven, vogelköpfigen Echse gezeigt. Bei Befunden wie IK 125 Mecklenburg-C (Taf. 2c) wird die Frage erforderlich: Wer hat die zwei der vier abgebildeten dämonischen Wesen enthauptet sowie wo und wann geschah das? Solche Fragen sind angesichts der Befunde von IK 39 Dänemark (X)-B (Taf. 9c) und IK 513 Skovsborg-D (Taf. 14d) nicht in gleicher Weise dringlich, weil sie von deren Bildformeln teils unmittelbar (s. Taf. 9[b], c), teils in Kürzeln beantwortet werden. Diese Bildformeln bezeugen: Odin rächte mit dem Mistelzweig – in diesem Darstellungs-Kontext eine der Lebenskraftpflanzen101 – Balders Tod. Dies muß, wie das IK 513 Skovsborg-D (Taf. 14d) nahelegt, in der Helwelt selbst in Vorsorge, das Leben in der neuen Welt zu stabilisieren, geschehen sein. Wie weit sich ein solcher Rückschluß rechtfertigen läßt, mag man skeptisch beurteilen. Jedenfalls wurde so Balders Befreiung aus der Helwelt eingeleitet. Denn gegen die bis jetzt geltenden Ansichten über das endzeitliche Götterschicksal aufgrund der ungleich jüngeren Überlieferung,102 bieten die Goldbrakteaten bisher unbekannte Einblicke in regenerationsmythische Zusammenhänge. Um die neu gewonnenen Zeugnisse verstehen zu können, ist es nunmehr notwendig zu fragen, in welcher Weise in den Bildformeln der Brakteaten das endzeitliche Götterschicksal (Vm. 38, 42: tíva rdžc) erreichbar wird?
10. Fenriswolf-Probleme und andere Brakteatenbilder bezwungener, dämonischer Gegenspieler der Götter als Unheilsabwehr Der Fenriswolf versinnbildlicht ‘das schlimme Geschick der siegreichen Götter’ (Vsp. 58) in der Nordversion der endzeitlichen „Katastrophe als Mythos“.103 Aber auch dieses Mal wird es möglich, unverwechselbar sprechende Bildformeln von zwei Brakteaten mit dem mythographischen Traditionsecho in Snorris Prosa-Edda zusammenzusehen. Die Brakteaten bestätigen die Grundeinsicht von Walter Burkert: „Dem absoluten Schrecken korrespondiert auch hier die absolute Rettung. Eschatologischer Optimis101 102 103
S. Hauck in diesem Bd. S. 122–127. Lindow 1993, S. 425; Simek 2006, S. 340 f. (Ragnarök). Dillmann 1994, S. 374; Simek 2006, S. 98 ff. +[Heizmann 1999,2.]
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mus ist es, der den Katastrophenmythos trägt. Die totale Vernichtung wird zur Geburt der neuen Welt“.104 Den Nordweg zu dieser Grundeinsicht weisen zwei künstlerisch recht bedeutsame B-Brakteaten: a. der Avers der Doppelprägung mit Prunkösung IK 190 Raum Trollhättan-B,D (Taf. 16a)105 aus dem Umland eines Reichtumsgebietes, dessen Entdeckung eben begonnen hat, und b. IK 166 Skrydstrup-B aus dem südjütländischen Amt Haderslev (Taf. 16b). Zum richtigen Verständnis von IK 190 (Taf. 16a) sind drei Brakteaten mit verwandten Details bisher zu unrecht ganz oder fast ganz unberücksichtigt geblieben: c. Der rogaländische A-Brakteat IK 250 Fure/Bjergøy (Taf. 16c). Diese Prägung beweist mit ihrem frontalen, schnurrbärtigen Antlitz und betonter Senkrechte, daß eine so aufwendige Frisur wie auf IK 190 (Taf. 16a) eine archaische Männersache war und daß bei solcher Frontalität die Betonung der Senkrechten die Regel gewesen ist (s. z.B. auch Taf. 5b; 13a). Die unübersehbare Abweichung von der Senkrechten auf IK 190 fiel so extrem aus, daß sie zu den unverwechselbar sprechenden Bildelementen zählt, die bei der Deutung weiterhelfen. d. Ebenso unbeachtet blieb der Brakteat IK 51,3 Gudme-B (Taf. 7a), von dem für die Auswertung der Bildformel auf IK 190 (Taf. 16a) zweierlei zu lernen ist: y. Die Gestalt auf IK 190 trägt kein weibliches Röckchen, sondern in der ikonographischen Marsbild-Nachfolge (s. Taf. 4a) ein kiltähnliches Gewand. Weiter wäre z. ein Doppelknauf-Szepter, wie es auf IK 51,l Fakse-B (Taf. 7a) zur Rollen-Charakterisierung neben Odins Speer hinzugefügt ist, zumal von Militärs wie einem Kriegsgott gleichfalls senkrecht zu halten. Da jedoch auf IK 190 ein derartiges Szepter in die Waagerechte eingedreht zu sehen ist, steigert es noch das so überdeutliche Sich-Wegbewegen der Gestalt von dem Tier, in dessen Maul die andere, anthropomorphe Hand liegt. e. Schließlich ist es nützlich, das sichtlich schmerzhaft zubeißende Tier von IK 190 (Taf. 16a) zusammen mit dem Tier von IK 166 (Taf. 16b) zu diskutieren, dessen Zähne zeigendes Maul man so freßgierig aufgerissen darstellte.
104 105
Burkert 1995, S. 76 f. Zur Prunkösung Gebühr / Axboe / Hauck 1992, S. 92 ff. Fig. l und 2.
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Wenn auf den Drei-Götter-Brakteaten eine Götter-Versammlung durch die Trias Balder, Odin und Loki auf 25 mm Durchmesser abgekürzt mitgeteilt wird, war es künstlerisch gekonnt, das Thema Tyr und Fenriswolf in die Abbreviatur vom Avers IK 190 Raum Trollhättan-B (Taf. 16a) umzusetzen. Obschon weder die Fessel für den Wolf noch die beteiligten anderen Götter gezeigt werden, scheint fast schadenfroh wiedergegeben, wie das Untier, das sich abmühte auszubrechen, – so Snorris Prosa-Edda – es dem ‘mutigen’ Gott als Repräsentanten des Rechts unbändig erschwerte, Haltung zu bewahren.106 Kurz, die unverwechselbar sprechende Bildformel nimmt als Vorstufe in der Mitte des ersten Jahrtausends das mythographische Wissen Snorris von dem „eigentlichen Dämon der ragnarök“ vorweg.107 In jenem Endzeit-Kontext erscheint, wütend die Zähne bleckend, der Wolf von IK 166 (Taf. 16b). In den Brakteaten-Bildformeln gehört dieses Detail zu den hinzugefügten Chiffren, die auf nicht dargestellte Vorgänge und auf den Rollen-Charakter hinweisen. Wir erörterten solche hinzugefügten Chiffren als ein Sonderformen-Element bei aufs höchste gesteigerter Bildfeld-Füllung mit den Drei-Götter-Brakteaten (s. § 8). Mit seinen sechs Gestalten und zwei runischen Formelwörtern auf einem Bildrund von 22 mm Durchmesser liefert IK 166 Skrydstrup-B (Taf. 16b) ein weiteres Beispiel einer derartig dichten Bildformel. Daß in diesem Fall die Fenriswolf-Chiffre auf die Tötung des höchsten Gottes, auf Odin als Gegner des Dämons, deutet, ist kaum zu bezweifeln. Jedoch ist das Ensemble der andren fünf Gestalten (Taf. 16b) um so erstaunlicher. Denn Odin erscheint, in schroffstem Gegensatz zu der Tötungs-Chiffre hinter ihm, im Rabengeleit, die Arme in dem göttlichen Epiphaniegestus erhoben, der reziprok zum menschlichen Adorationsgestus der erhobenen Hände wiedergegeben wird.108 Ja, gerade nicht besiegt, sondern dämonische Reptilien, die beiden Schlangen, die in magischer Flechtung gezeigt werden, ähnlich triumphal ihre Schwänze niedertretend wie den Kopf der Schlange auf IK 165 Skovsborg-B (Taf. 8a). Wie das Triumph-Detail von IK 165 auf eine spätere Phase hinweist, obwohl in der doppelwertigen Kombination zunächst der Schlangen-Biß in Balders Ferse gelten soll, variiert auch IK 166 Skrydstrup-B (Taf. 16b) die Verknüpfung von zwei unterschiedlichen Phasen in ein und demselben Bildfeld. Zunächst soll der tückische Angriff der einen Schlange auf die Weichen des
106 107 108
Gylfaginning, Kap. 25; Lorenz 1984, S. 348, 349 ff., 413, 416 ff. de Vries 1956, S. 265; Lorenz 1984, S. 418. Villemos 1978, S. 78 ff.; Gross 1985, S. 19 ff., 359 f., 364; Gladigow 1990, S. 298; Hauck 1994,2, S. 261 f.
Machttaten Odins. Die Chiffrenwelt der Brakteaten
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Hirschs das Thema sein und dann Odins Niedertreten der Schlangenschwänze. Die gesamte Kombination von Chiffren auf IK 166 Skrydstrup-B (Taf. 16b) erinnert zugleich an zwei dämonische Attacken mit dem Ziel, das Leben auszulöschen: einmal chiffrenhaft an Odins Tötung durch den Fenriswolf und zum anderen an die vergleichbare Gegnerschaft von Hirsch und Schlangenpaar. Aber entgegen dem bisherigen Wissensstand eröffnet die Gruppierung der beiden Haupt-Gestalten ‘Gott und Hirsch’ um das Formelwort laukaR ‘Lauch’ den Zugang zu der Einsicht, daß Odin als kräuterkundiger Magier ‘Lauch’ nicht nur in der rationalen Medizin zur Heilung der Pferdeextremitäten kannte (Taf. 3a, b; 12d; 13c4), sondern auch in der Zaubermedizin als mythisches Lebenskraut.109 Dieses Lebenskraut ermöglichte dem Gott wie dem Hirsch die Erneuerung des Lebens. Zwar ohne die polytheistische Lebenskraut-Mythologie zu berücksichtigen, sieht Snorri in dem cap. 3 seiner Prosa-Edda aber durchaus grundsätzlich die Fortexistenz des Gottes genauso, wenn von Odin gesagt wird: ‘In unserer Sprache heißt er Allvater (AlfoÞ ðr) ... er lebt zu allen Zeiten (in Ewigkeit) (of alla aldir)’, in Gimle (dem goldgedeckten Saal nach den Ragnarök) lebt er mit allen rechtschaffenen Menschen zusammen.110 Wohl widerspricht diese Ewigkeits-Perspektive dem Forschungsstand zu Odins Tod im Endzeit-Schicksal.111 Aber die Parallelisierung der Geschichte Odins sowie des Hirschs mit dem Schlüsselwort laukaR ‘Lauch’ auf IK 166 Skrydstrup-B (Taf. 16b) erhellt die gleichen Regenerations-Vorstellungen. Denn nicht allein der Gott wird als beispielhaft kräuterkundig gerühmt,112 sondern gleichermaßen auch der Hirsch.113 Wilhelm Heizmann hat die regenerationsmythischen Zusammenhänge nach verbreiteter antiker Überlieferung und christlicher Naturdeutung mit ihrer Einwirkung auf IK 166 Skrydstrup-B (Taf. 16b) mit dem Formelwort ‘Lauch’ folgendermaßen zusammengefaßt: Der bildlichen Darstellung dieser lebensbedrohenden Schlangenattacke antwortet die runische Wortüberlieferung mit der Versicherung von Rettung und Heil. Denn auch gegen diesen perfiden Angriff ist ein Kraut gewachsen. Seinen Namen teilt der Brakteat auf dem Rücken des Hirsches mit dem runischen Wort laukaR ‘Lauch’ mit. Diese Pflanze rühmen die mittel109 110 111 112 113
+
[Heizmann 1987; Heizmann 1997,2; Behr / Heizmann 2005, S. 471 f.; s. auch Heizmann in diesem Bd. bes. S. 556–573.] Gylfaginning, Kap. 3; Lorenz 1984, S. 86 f., 95 ff., 98 f.; Beck 1994, S. 27. Beck 1994, S. 28, 39. Heizmann 1997,2. Heizmann 1999,1, S. 598 f.
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alterlichen Schriftzeugnisse des Nordens als Panacee und Lebenskraut. Der Hirsch, so lehrt die antike und mittelalterliche Naturkunde, kennt das rettende Kraut und vermag damit die tödliche Bedrohung abzuwehren.114
Dabei – so überliefert es IK 166 (Taf. 16b) – hilft ihm Odin. Die Regenerations-Mythologie, erst einmal in ihrer Bedeutung als zentrales Thema der Brakteaten-Ikonologie erkannt, erweist sich als Schlüssel ebenso zum Verständnis bisher schwer verständlicher Zusammenhänge wie auch als Auswertungshilfe bei bisher rätselhaften Bildformeln. Zum Nachweis, wie die Regenerations-Mythologie hilft, bisher schwer verständliche Zusammenhänge zu erhellen, ziehen wir als Beispiele drei Brakteaten der Ketos-Überlieferung des Nordens (Taf. 17a, b und 16c) heran. Dabei werten wir zuerst die Version mit dem reichsten Darstellungs-Kontext aus: IK 143 Ravlunda-B (Taf. 17a). Der Brakteat gehört zu einer Serie von Bildformeln, die beide Hände Odins, des Rabenasen, mit ihrer Kraft zu Machttaten wie der Dämonenabwehr und wie der Fohlenheilung zeigen. Der Dämon wird dabei als Ketos mit Wolfskopf und Reptilienleib dargestellt, anders als auf dem Model von IK 571 Gemarkung Dannau-C (Taf. 13c5), also nicht als die vogelköpfige Echse im tödlichen Bannkreis der göttlichen Machthand. Daß wir auch bei IK 143 (Taf. 17a) zu Recht an die Machthand-Perspektive denken, beweist IK 206 Várpalota-B (Taf. 17b). Denn in der symbolischen Verdichtung des göttlichen Thronbildes von dem Rabenasen kehrt in Imitation eines Asklepios-Topos ebenso die Heilhand wieder115 wie die dämonenabwehrende Machthand über dem Ketos-Kürzel in der konventionellen Rückenlage für tote Wesen (vgl. Taf . 13c5; 4c; 17a; 10b). Auf dem rogaländischen A-Brakteaten IK 250 Fure-A/Bjergøy (Taf. 16c) wurde die Intensität der Verdichtung noch mehr gesteigert als bei IK 206 (Taf. 17b). Denn das frontale Antlitz mit der gleichen Götterfrisur wie der Tyr des Averses von IK 190 (Taf. 16a) befindet sich über zwei Doppelkürzeln von Ketos-Versionen ohne den Reptilien-Rumpf. Das war deswegen möglich, weil hier ein Formular gekürzt ist, auf dem ein Gott in Vollgestalt mit dämonischen Reptilien in den Händen dargestellt wurde. Die Haltung der Hände ist bei jenem Formular die gleiche wie bei den beiden Armen auf IK 250 Fure-A/Bjergøy (Taf. 16c), die dort infolge der Kürzung der göttlichen Büste mit ihren ‘Schultern’ unter dem Kinn erscheinen. Das heißt, IK 250 ist eine Abbreviatur eines Götterbildes mit bezwungenen, dämonischen Reptilien in den Händen, und zwar kombiniert mit den Kürzeln von Ketos-Varianten. Auf den Eimerbeschlägen des 7. Jh.s. von 114 115
Heizmann 1999,2, S. 245. Hauck 1980,1, S. 45 f. mit Abb. 12, 13 und 15.
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Loveden Hill, Lincolnshire, hat der Gott in voller Gestalt dagegen Schlangen in den Händen.116 IK 250 Fure-A/Bjergøy (Taf. 16c) hängt nun zwar einerseits mit dem triumphal gehaltenen Ketos-Paar durch die Variante der Triumph-Gebärde des Rabenasen auf IK 206 so zusammen, daß es nahe läge, auch bei IK 250 (Taf. 16c) an eine Bildformel mit Odin zu denken. Vom jetzt noch geltenden Stand der Diskussion widersprechen dem die zwei Augen des frontalen Antlitzes von IK 250 (Taf. 16c). Denn jene Frontalität ist in der Brakteatenkunst bisher nur für die Frigg-Varianten wie IK 39 (Taf. 5b; 13a) und das Tyrbild (Taf. 16a) gesichert, bei denen die zwei Augen die Identifizierung nicht erschweren. Denn die Einäugigkeit Odins gehört nicht nur zu den festen Vorstellungen der späteren Überlieferung,117 sondern ist auf einem der öländischen Preßblechmodel aus Björnhovda/Torslunda in einer Formensprache bezeugt, die man im 6. und 7. Jh. ebenso in Ostskandinavien wie in Mitteleuropa und in England verstand. Die skaldische Entsprechung des 10. Jh.s. zu dem Bild des einäugigen Kriegsgottes Odin auf dem öländischen Model wurde bereits vor 40 Jahren nachgewiesen.118 Dessen ungeachtet, gibt es einen entscheidenden Grund, dem Hinweis der Gemeinsamkeit der Variationen des Ketos-Triumphes auf IK 206 (Taf. 9e) und IK 250 (Taf. 16c) zu folgen: Das ist der Nachweis, daß die Regenerations-Mythologie dazu führte, sich nach der Geburt der neuen Welt Odin wieder zweiäugig vorzustellen wie vor der Opferung des einen Auges in der älteren Welt. Zu den Bildzeugnissen dafür lassen sich nicht nur IK 250 Fure-A/Bjergøy (Taf. 16c), dann der Mann von Loveden Hill, sondern auch als Schlüsselbeleg IK 574 Issendorf-B (Taf. 20b) und nicht zuletzt wikingerzeitliche Zeugnisse anführen.119 Zu dem Versuch, die Regenerations-Mythologie als Auswertungs-Hilfe für eine bisher rätselhafte Bildformel zu verwenden, benutzen wir IK 353 Raum Tønder-B aus dem südjütländischen Amt Haderslev (Taf. 17c) ähnlich wie IK 166 Skrydstrup-B (Taf. 16b). In der Diskussion der Frage 3 im Schlußstück von § 9 führte die Auswertung des Mischwesens von IK 513 (Taf. 14d) darauf, daß die Durchbohrung seines Halses mit einem Mistelzweig (s. Taf. 14c), in diesem Darstellung-Kontext umgewertet zur Lebenskraft-Pflanze,120 nur in der Helwelt möglich gewesen sei. Zu dem 116 117 118 119 120
Fennel 1968, S. 213 ff. Fig. 1b, Taf. XII und XIII; Hauck 1970, S. 276 ff. Fig. 27 sowie Abb. 61, mit weiteren Analogien; Hauck 1997. Simek 2006, S. 310. Beck 1968, S. 247 ff.; Hauck 1994,2, S. 218, 220 ff. Hauck 1997. S. Hauck in diesem Bd. S. 122–127.
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gleichen Ergebnis bei dem Problem der Lokalisierung gelangt man mit der Frage, wo Odin so triumphal gleich mit zwei Ketoi hantiert haben könnte, wie das IK 250 (Taf. 16c) in gesteigerter Kürze mitteilte. Allerdings präzisiert die Zweiäugigkeit Odins die Antwort, die lauten muß: in der Helwelt nach den Ragnarök und nach der Regeneration des Gottes im Zusammenhang der Geburt der neuen Welt. Auf die gleiche Phase, die von der späten Schriftüberlieferung nach der Christianisierung am wenigsten erhellt wird, führt das ungleiche Paar des Bogenschützen als zentraler und größter Gestalt mit einem halbwüchsigen Begleiter auf IK 353 Raum Tønder-B (Taf. 17c). Es hilft hier weiter, daß wir diesem Paar, obschon in anderer Verknüpfung und mit anderen Waffen, auf dem nordseeländischen ReiterBrakteaten IK 92 Kitnæs (I)-C in derselben ungleichen Größe begegnen. Da es sich dort um den Rabenasen und den halbwüchsigen Balder als Waffentänzer handelt wie auch auf der C-Version IK 79 Hjørlunde (Taf. 10a), darf man die Zwei von IK 353 (Taf. 17c) genauso als den Allvater Odin mit seinem jungen Sohn identifizieren. Dargestellt ist zur Vorbereitung des Übergangs in die neue Welt gemäß den Verheißungen der Regenerations-Symbole Draupnir (Taf. 6c; 7c und 11a) bzw. Goldbrakteat (Taf. 8a, b; 6b) die Befreiung Balders aus der Gefangenschaft der Helwelt. In der Auflösung der alten Helwelt werden nun auf IK 353 (Taf. 17c) die vogelköpfigen Echsen als bereits bezwungene Gegner gezeigt, und die wölfischen Helwächter hetzen auf die Pfeilschuß-Ziellinie Odins zu. Daß die runischen Formeln von IK 353 (Taf. 17c) in der Inschrift II 4–6 wie in der Inschrift I 4–6 mit alu/lua zusammengestellt werden konnten,121 entspricht dem Formelwort lua in absichtlicher Umstellung des Formelwortes alu „zur Verstärkung der magischen Unheilsabwehr“ auf der linksläufigen Inschrift auf einem der Pfeilschäfte von Nydam aus der VWZ.122 Diese Art der südjütländischen Unheilsabwehr läßt sich auch das Formelwort alu auf IK 166 Skrydstrup-B (Taf. 16b) anreihen.
121 122
S. Düwel, in: IK 2,1, S. 202. Krause / Jankuhn 1966, S. 51 Nr. l Abb. 3; +[vgl. Heizmann 2004, S. 377; Behr / Heizmann 2005, S. 471].
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11. Brakteaten-Bildformeln für Riten und Kultnamen Odins Die Erforschung der Wechselbeziehungen zwischen den so zahlreichen Namen Odins123 und Brakteaten-Bildformeln befindet sich noch in einem Frühstadium ihrer konsequenten Musterung. Aber die Aufgliederung der runischen Brakteateninschriften in verschiedene Textsorten ermöglicht es, bei den Selbstnennungen des Hauptgottes der Amulettbilder zwischen seinen Riten- und seinen Kultnamen zu differenzieren. Für die Ritennamen Odins sei das hier exemplarisch konkretisiert mit den Brakteaten IK 7 Års-B (Taf. 18c) aus Nordjütland und IK 340 Raum Sønderby-C/Femø nördlich von Lolland (Taf. 19a). Für die Kultnamen Odins verwenden wir als Beispiel IK 341 Sønder Rind-B aus Nordjütland und IK 161 Skodborghus-B/Skodborg (Taf. 18b) aus Südjütland sowie IK 98 Raum Køge-C/Seeland II (Taf. 15b). Wir beginnen damit, die Brakteatengruppe zu erörtern, mit der wir die Ritennamen Odins auswerten. IK 7 Års-B (Taf. 18c) zählt zu den Goldbrakteaten, deren imperiale Münz-Vorstufen, ungeachtet der Umsetzung des Motivs in eine andere Formensprache, erkennbar blieben. In diesem Fall waren die Motivvorstufen Münzreverse, die Mars darstellten, wie er von oben zur schlafenden Rea Silvia herabschwebt. Dabei wird der Gott in anmutigem Naturalismus nach rechts mit einem flatterndem Mantel und in der konventionellen Bewaffnung mit bebuschtem Helm, Lanze und einem runden Schild wiedergegeben, der von der Innenseite mit der göttlichen Linken zu sehen ist (s. den Detailausschnitt, senkrecht gestellt, Taf. 18a).124 Wohl kehrt auf IK 7 Års-B (Taf. 18c) die konventionelle Bewaffnung Helm, Speer und Schild in veränderten Formen wieder, aber eine Axt und eine bumerangähnliche Wurfkeule, die nun die linke Hand statt des jetzt ovalen Schildes hält, vermehren noch die Waffen. Wenn in der Rechten zugleich die Axt und der Speer erscheinen, kommt es nicht mehr auf die Schilderung der Bewaffnung allein an wie auf der antiken Vorstufe (Taf. 18a), sondern auf den Symbolwert. Das wird durch Varianten von Axt und Speer in den Händen Odins auf IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum) (Taf. 7c) verdeutlicht. Zur Tracht des Gottes auf IK 7 Års-B (Taf. 18c) gehören außerdem ein doppelter Halsring125 sowie ein Roßschweif in der gepunkteten Spielart, die wir auch von nordjütländischen C-Brakteaten wie IK 99 Kølby-C kennen. 123 124 125
Falk 1924; Turville-Petre 1964, S. 61 ff.; Simek 2006, S. 320 f. Vgl. z.B. Kent et al. 1973, Taf. 76 Revers von Nr. 312, S. 116; Simon / Bauchhenss 1984, Bd. 1, S. 551, S. 451 Nr. 403 f.; II, S. 416. S. den Nachtrag in IK 3,1, S. 245, Taf. 129.
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Die Frage nach dem Symbolwert stellt sich bei den beiden am meisten auffallenden Attributen von IK 7 Års-B (Taf. 18c) am dringlichsten: bei dem Roßschweif und bei dem auf den göttlichen Leib zu eingedrehten Speerschaft mit der ungewöhnlich vergrößerten Spitze. In der Kürzungstechnik der Brakteatenkunst wird diese Speer-Version erklärbar als hinweisende Requisiten-Chiffre auf Odins Selbstopfer, wie es erst viele Jahrhunderte später die Lieder-Edda bezeugt (Hav. 138 f.).126 In die Diskussion der Bildformel von IK 7 Års-B (Taf. 18c) wurden bisher zwei wesentliche Befunde noch nicht einbezogen: a. Odins Ritualtracht mit Roßschweif auf IK 66 Gummerup-B (Taf. 8c) und b. Odins Selbstnennung als Pferd in einer semantisch lesbaren, runischen Inschrift, die auf IK 340 Raum Sønderby-C/Femø (Taf. 19a) an seinem Haupt beginnt. a. Daß Odins Ritualtracht mit dem Roßschweif nicht allein auf IK 7 Års-B (Taf. 18c) mit der hinweisenden Speer-Chiffre des Selbstopfers nachweisbar ist, sondern auch noch ein zweites Mal wurde bisher übersehen. Diesen Befund erkannte und zeichnete zuerst Morten Axboe bei der Auswertung des Originals von dem am stärksten skandinavisch ‘eingefärbten’ Drei-Götter-Brakteaten aus Südwest-Fünen IK 66 GummerupB (Taf. 8c).127 Auf IK 66 (Taf. 8c) erscheint Odin in dieser Ritualtracht hinter Balder, der sich auf der Balkenplattform mit dem Kultpfahl befindet. Da die Drei-Götter-Formulare Balders Opferung überliefern, rechtfertigt ihre jüngste Spielart die Auffassung, daß Odin bei Opferritualen der mythischen Tradition in einer Teilmaskierung als Pferd mit dem Roßschweif auftrat, wie das auch IK 7 Års-B (Taf. 18c) mit dem Speer als Chiffre für das Selbstopfer darstellte. b. IK 340 Raum Sønderby-C/Femø (Taf. 19a) ist den Gott-Pferd-Brakteaten anzureihen, die den regenerierten Vierbeiner beim Wiederaufstehen abbilden.128 Die altrunische Inschrift wird transskribiert: ek FakaR f(Ɨhi). Stellt man FakaR zu den Pferdenamen Odins wie Jálcr ‘Wallach’ (Grm. 49, 54)129 ist zu übersetzen: ‘Ich, Pferd (genannt), schreibe’.130 Zu rechtfertigen ist diese Entscheidung mit IK 7 Års-B (Taf. 18c) seitdem geklärt ist: Der Roßschweif gehörte zur göttlichen Ritualtracht bei der 126 127 128 129 130
S. Hauck 1993,2, S. 444–447; Simek 2006, S. 321 f. Vgl. zu diesem Befund, den der seinetwegen verkürzte Speer bestätigt, das Photo auf IK l Taf. 80 Nr. 66a,2. IK 1,1, S. 66 Fig. 11,7 Beinhaltungsform (=BhF) 13; vgl. hier Taf. 5e; 13b; 19b. Simek 2006, S. 226. S. Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 430–434.
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Selbstopferung Odins zur Runenfindung. Denn der auf den göttlichen Leib zurückgebogene Speerschaft darf als die chiffrenhafte HinweisVorstufe für das geiri undaðr, das ‘speerverwundet’ beim Selbstopfer gelten (Hav. 138 f.). Die Verknüpfung von Pferdemaskierung und Selbstopfer-Chiffre als Hinweis auf die Runenfindung wird in der Inschrift von IK 340 Raum Sønderby-C/Femø (Taf. 19a), wie das der Pferd-Name Odins verkündet, als bekannt vorausgesetzt. Bei der Musterung von IK 7 (Taf. 18c) ist nicht zu übergehen, daß in dem Lieder-Edda-Katalog der Odinnamen der Gott Hjálmberi ‘der Helmträger’ heißt (Grm. 46).131 Zugleich wird in der göttlichen Selbstaussage mitgeteilt: ‘Nie nannt’ ich mich nur mit einem Namen, seitdem ich unter das Kriegsvolk ging’ (Grm. 48).132 Die Möglichkeit, weitere Brakteaten-Bildformeln mit Riten Odins zusammenzustellen, ist oben in § 5 bei der Auswertung von IK 189 Raum Trollhättan-A (Taf. 8b) schon benützt. Zu ergänzen ist diese Möglichkeit mit unverwechselbar sprechenden Bildformeln, mit denen Odinnamen korrespondieren. Aus der Beispielsammlung133 mustert das 4.: die Entsprechungen zwischen den Mund- und/oder Nasen-Atem-Chiffren auf den Gott-Pferd-Brakteaten mit dem ‘Schnauber’-ɻRaser’-Namen des Gottes Þrasarr.134 Von den C-Brakteaten liefert den Schlüsselbeleg für Odins Atem am frühesten IK 116 Lyngby-C135 und dann später am konsequentesten eine ganze Zeugnisserie: Mackeprangs sog. westskandinavische Gruppe (M 7,5–16).136 Wir mustern nun exemplarisch auch einige Kultnamen Odins. Wir ziehen dazu als erstes Beispiel IK 341 Sønder Rind-B (Taf. 20a) heran, dessen Model wir durch die vier Prägungen von zwei modelgleichen Doppelbrakteaten kennen. Wie bei IK 189 Raum Trollhättan-A (Taf. 8b) schließt die Ikonographie von IK 341 aus, daß sich auf der Inschrift ein irdischer Runenmeister nennt.
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Falk 1924, S. 17 Nr. 71; Simek 2006, S. 192. L’Orange 1953; Häny 1987, S. 103. Bei Hauck 1988,1, S. 24 ff. Zur Bedeutungsbreite, die nicht auf ɻWütenɼ eingeschränkt werden darf, da es zugleich um die Schöpfermacht dieses Götteratems geht s. Müller 1970,1, S. 140 § 128 sowie Thraede 1986, S. 716 mit dem Hinweis, daß im Alten Testament Jahwes Hauch „meist als Sturm daherkommt“, s. z.B. Vulgata 2. Sam. 22,9 und 16, = Ps. 17,9 und 16. S. dazu IK 1,1, S. 52 Verknüpfungsform 5,55 Fig. 5,3. Die vollständigen Belege bei Hauck 1988,1, S. 25 mit Anm. 40.
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Von der komplizierten, anthropomorphen Bildformel sei hier nur zweierlei erwähnt: Die Frontalität des Rumpfes sowie der zwei Augen und ein vogelköpfiges Reptil in der Rückenlage toter Wesen, über dessen langem Schwanz in Seitenansicht von rechts die göttlichen Füße so zu sehen sind, daß man sie den Varianten des triumphalen Niedertretens (Taf. 6b; 8a, c; 9c und 16b) zurechnen kann. Vergleichs-Beispiele der zwei Augen wie IK 250 Fure-A/Bjergøy (Taf. 16c) oder IK 574 Issendorf-B (Taf. 20b)137 rechtfertigen es, an eine Darstellung Odins nach den Ragnarök zu denken. Die rechtsläufigen Runen sind UiniR ik zu transskribieren. Die Übersetzung: ‘Freund (bin) ich’ weist, gemäß der Ikonographie, auf einen der Kultnamen Odins. Als zutreffend wird diese Auffassung bestätigt durch die Ikonographie und die Runeninschrift von IK 161 Skodborghus-B/Skodborg (Taf. 18b). Identifizierbar wird die tanzende Gestalt durch die zwei überdimensionierten, göttlichen Machthände mit einer Ausstrahlung, wie sie vergleichbar darstellen: IK 143 Ravlunda-B (Taf. 17a), IK 149,l Schonen (I)-B (Taf. 4c), IK 206 Várpalota-B (Taf. 17b) oder IK 571 Gemarkung Dannau (Taf. 13c1). Daß diese Ausstrahlung gegen dämonische Wesen tödlich wirkte, beweisen nicht nur IK 571 (Taf. 13c5) und IK 206 (Taf. 17b), sondern auch IK 161 Skodborghus-B/Skodborg (Taf. 18b) wie der formularverwandte BBrakteaten IK 148 Sædding-B/Slotsgården mit dem dämonischen Wesen am unteren Bildrand. Nach den Machthand-Topoi in Süd (Taf. 3c) und Nord (Taf. 4a) beginnen bereits bei der erhobenen Hand ihre übernatürlichen Kräfte zu wirken (s. nochmals Taf. 13c5 und 17b), als halte sie Jupiters Blitzbündel.138 Die echsenhaften Dämonen, die sich diesem Gott entgegenstellen wie der auf IK 161 (Taf. 18b), sind daher todgeweiht. Erst so gesehen, wird es verständlich, daß auch Brakteaten wie IK 161 Skodborghus-B/Skodborg (Taf. 18b) mit großer Wahrscheinlichkeit in die Nach-Ragnarök-Phase Odins gehören, von der man bisher so gut wie nichts Konkretes wußte. Die Runeninschrift von IK 161 Skodborghus-B/Skodborg (Taf. 18b) lautet in der Transkription: Auja Alawin! Zu ihrem Verständnis ist wesentlich, daß die Selbstnennung Odins auf IK 341 ‘Freund (bin) ich’, auf IK 161 in der dreimaligen Bitte um auja ‘Schutz’ verknüpft ist mit den drei vokativischen Anrufungen des Gottes als Alawin, als ‘Allfreund’. Die Schlußformel variiert die Bitte mit der Formel: (Gutes) J(ahr)! Auch ist der Gottesname Alawin in der Ausnutzung der Möglichkeit zur Namenreihung zu Alawid abgewandelt. Die bildliche Rühmung Odins als Dämonenbezwinger wird auf IK 161 durch die Runen mit dem Kultnamen ‘All137 138
Hauck 1997. L’Orange 1953, S. 143.
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freund’ verknüpft; denn die Anrufung dieses Gottes verheißt die Erfüllung des Wunschgebetes ‘Schutz’.139 Als Antwort des Gottes auf eine solche Gebetsbitte wie der von IK 161 läßt sich die semantisch lesbare Inschrift auf IK 98 Raum Køge-C/Seeland II (Taf. 15b) auswerten. Ihr Beginn bietet die göttliche Selbstnennung mit den zwei Kultnamen Harinjha und FƗrauƯsa. In der wahrscheinlichsten Übersetzung lautet die Inschrift: ‘Hariuha heiße ich, der Gefährliches weiß, gibu auja, ich gebe Schutz’.140 Die Gott-Pferd-Bildformel von IK 98 (Taf. 15b) zitiert als Abbreviatur Odins Machttat: die Regeneration von Balders Fohlen. Zu ihr gehörten, wie das gezeigt wird von den Leitvarianten IK 143 Ravlunda-B (Taf. 17a), die Dämonenabwehr, von IK 191 Tulstrup-C (Taf. 14a) der Dämonenkampf und von IK 571 Gemarkung Dannau-C (Taf. 13c5) die Dämonenbezwingung.
12. Rückblick auf den Brakteatenhorizont mit seinen Zugängen zu einer frühen Epoche der Oralität im Vorfeld der Schriftlichkeit des Nordens Die Bildformeln der Goldbrakteaten entstanden zwar in Randzonen der zentralen Gebiete Europas, aber sie bezeugen vielfältig die Kontakte der Oberschichten des Nordens mit dem Süden. Die Bedeutung dieser durch Jahrhunderte fortdauernden Beziehungen ist ermeßbar geworden infolge der intensiveren Erforschung von Zentren wie Gamla Uppsala, Gudme, Sorte Muld und Uppåkra seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Jene Kontakte werden besonders deutlich bei der Entstehung sowohl der Goldbrakteaten als Götterbild-Amulette wie auch der Goldblechfigürchen als Votivfolien des Opferkultes. Durch die Auswertung der Bildformeln und der Inschriften identifizierten wir Traditionsgut aus Herrschafts- und Kultzentren. Das Wissen jener Überlieferung diente der Identitätssicherung bei dem Zusammenschluß sozialer Gruppen und bei der Konstituierung aristokratischer Herrschaft (s. oben § 6). Die kalendarischen Feste verliehen dem religiösen Traditionsgut und damit der kulturellen Identität Dauer. Jene Dauer wirkte in der Skaldendichtung und in der Lieder-Edda fort. Unverwechselbar sprechende Bildformeln konkretisieren das als Vorstufen später Textbelege selbst in Snorris Mythographie. 139 140
S. dazu Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 416–423. S. dazu Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 409–416.
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Die Regeneration als die eigentliche Heilsthematik141 ist das Kernmotiv der Brakteatenkunst neben der Dämonenabwehr. Bereits 1977 wurde bei der Auswertung der Odin-Eber-Brakteaten142 nachdrücklich auf den Regenerations-Aspekt hingewiesen. Da hier diese Bildformeln nicht behandelt wurden, sei zum Schluß mit zwei Beispielen an sie erinnert.143 Auf IK 24 Bjørnerud-A (Taf. 19c) veranschaulicht die Verknüpfung von dem Todessturz des Ebers vor dem Haupt des göttlichen Zauberfürsten mit der Regeneration des Ebers hinter Odin diese Betrachtungsweise. Der gleiche Sinngehalt der Regeneration von Balders Fohlen und dem Detail der zwei wiederauferstandenen Eber kehrt bei dem Thema von IK 113 Lista-C (Taf. 19b) wieder.
141 142 143
S. dazu grundsätzlich: Burkert 1972, 3. Personen und Sachverzeichnis, S. 350: „Restitutionsritual“; Gladigow 1976. Hauck 1978, § 14. Zu ihren Typen-Varianten IK 1,1, S. 80 ff. Fig. 15.
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Die Bildformeln der Goldbrakteaten in ihren Leitvarianten (Zur Ikonologie der Goldbrakteaten, LV) KARL HAUCK 1. Einführung: Der Forschungsstand in methodischer Perspektive, S. 62 – 1.1 Das Bild als Kommunikationsform und als Gegenstand der Sozial- und Religionsgeschichte in der spätantiken Randkultur des Nordens, S. 62. – 1.2 Die Erreichbarkeit von Wort- und Bildzeugnissen zur Auswertung der BrakteatenIkonographie, S. 63. – 1.3 Die Entdeckung der Fülle der Götterbilder in der goldenen Kleinkunst des völkerwanderungszeitlichen Nordens seit 1985, S. 66. – 1.4 Der Ikonographische Katalog der Goldbrakteaten erschließt erstmals die Bildformeln mit reicherem Darstellungskontext, S. 67. – 1.5 Der reichere Darstellungs-Kontext und die Kernsymbole, S. 68. – 1.6 Die herausragende Bedeutung der Ikonographie der B-Brakteaten, S. 74. – 1.7 Die Entlehnung der zeichenhaften Methode aus der mediterranen Bildkunst der jüngeren Kaiserzeit, S. 76. – 1.8 Quellen zur Gedächtniskultur des Nordens, S. 77. – 2. WodanOdin, Balder und Loki auf den Drei-Götter-Brakteaten um 500 n. Chr., S. 80. – 2.1 Die Drei-Götter-Brakteaten als Schlüssel zur Auswertung der AmulettBildformeln, S. 80. – 2.2 Die Odinbilder mit aus dem Süden entlehnten MarsElementen für den Speergott des Nordens, S. 82. – 2.3 Die weiteren Attribute der Odinbilder, S. 85. – 2.4 Die unverwechselbar sprechenden Bildaussagen und die Text-Parallelen zu ihnen, durch die Loki und Balder identifizierbar werden, S. 89. – 2.5 Die formale und inhaltliche Sonderstellung der Balder-Bilder, S. 98. – 2.6 Die Attribute Balders bei seiner Helfahrt und die Ikonographie der Mistel, S. 109. – 2.6.1 Wie ist die Bruchstelle Tod auf den Balder-Brakteaten markiert? S. 111. – 2.6.2 Inwiefern ist der kleine, runde Gegenstand, der im Opfer-Ritual aus der Hand Odins in die Hand Balders übergeht, als eines jener Kleinodien anzusehen, die ebenso in der Lebenswelt wie in der Helwelt verwendet werden?, S. 112. – 2.6.3 Die Helbilder der norwegischen MedaillonImitationen und die Attribute Balders auf seiner Helfahrt, S. 113. – 2.6.4 Die ikonographischen Äquivalente ‘Ring’ und ‘kleiner, runder Gegenstand’ bezeugen auf der Drei-Götter-Serie wie auf den Medaillon-Imitationen die Entsendung Balders durch die Götter in die Helwelt, S. 118. – 2.6.5 die Ikonographie der Mistel mit Bild- und Wortzeugnissen, S. 122.
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1. Einführung: Der Forschungsstand in methodischer Perspektive 1.1 Das Bild als Kommunikationsform und als Gegenstand der Sozial- und Religionsgeschichte in der spätantiken Randkultur des Nordens Bei der Diskussion einer quellenkritisch reflektierten germanischen Religionsgeschichte im Vorfrühling 1990 sprach einleitend Burkhard Gladigow über „Mögliche Gegenstände und notwendige Quellen“.1 Infolge der seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts geltenden „Ausgangsvoraussetzungen, daß Sprache das bevorzugte Medium von Wissenschaften, zumal Geisteswissenschaften ist“,2 sei es nicht verwunderlich, daß die sprachlich fixierten Elemente von Religionen im Zentrum der Aufmerksamkeit stünden. Jedoch seien andere mögliche Gegenstände von Religion wie die Kommunikationsformen des Tanzes, der Musik, des Opferduftes und des Bildes aus dem primären Forschungsinteresse durch die klare Präferenz von ‘Text’ vor ‘Kult’ ausgeschlossen worden. Dabei ließe sich bei diesen mit dem Kult verbundenen Kommunikationsformen „für viele Kulturen ein elaborierter Code aufweisen“.3 Unbestritten bleibe natürlich, daß sich die Quellenlage für jene Religionen dramatisch verschlechtere, für die sich keine sprachlich fixierten Quellen finden lassen würden.4 Mit dem Münsterischen Ikonographischen Katalog der völkerwanderungszeitlichen Goldbrakteaten5 darf man den Versuch wagen, den von Burkhard Gladigow grundsätzlich als öfters erreichbar erwähnten elaborierten Code für diese Bildamulette nachzuweisen.6 Wir erforschen daher das Bild als Kommunikationsform und als Gegenstand der Sozial- und Religionsgeschichte in der spätantiken Randkultur des Nordens. Denn auf der Basis des Ikonographischen Kataloges wurde der Zeichenvorrat dieser Kleinkunst so erfaßbar, daß die Hoffnung auf die Entschlüsselung der Bildformeln begründet ist.
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Gladigow 1992,1, S. 3–26. Harnack 1906, S. 159–178; Gladigow 1992,1, S. 16, 23. Ebd. S. 23 f. Ebd. S. 24. IK 1–3, 1985–1989. Gladigow 1992,1, S. 24; Cancik / Mohr 1988.
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1.2 Die Erreichbarkeit von Wort- und Bildzeugnissen zur Auswertung der Brakteaten-Ikonographie Von der internationalen Vor- und Frühgeschichte wird bis heute die Auffassung vertreten, es gäbe zu den Bildzeugnissen aus der Gedächtniskultur des Nordens in der Mitte des ersten Jahrtausends keine gleichzeitige Schriftüberlieferung. Diese Ansicht überzeugt eigentlich nur unter zwei zwar lange angenommenen Voraussetzungen, die sich aber nicht mehr aufrechterhalten lassen: – einmal wird geltend gemacht, daß die Runeninschriften der Goldbrakteaten keine sicheren Deutungshilfen für die Amulettbilder böten; – zum anderen wird damit argumentiert, daß man bei Deutungsvorschlägen in dem einheitlichen geographischen und kulturellen Raum des Nordens zu bleiben habe. Die erste Prämisse wird durch die textsortenspezifische Auswertung der runischen Inschriften von Wilhelm Heizmann, Gunter Müller, Heinrich Beck, Klaus Düwel und Sean Nowak widerlegt.7 Die zweite Prämisse ist bloß dann vertretbar, wenn man die Isolation des völkerwanderungszeitlichen Nordens voraussetzt und seine so vielfältige Integration in das spätantike Europa ganz übersieht. Dadurch nützt man das so wesentliche Phänomen der geschichtlichen Zeitgleichheit in seinen europäischen Oberschichten mit den ihnen eigenen Möglichkeiten der Kommunikation nicht aus.8 Infolgedessen werden spätantike Texte ebenso zu wenig berücksichtigt wie die spätantiken Bildreservoire, die die kunsthistorische Forschung seit 1964 erschloß. Der historischen Realität kommt der schwedische Archäologe Bo Gräslund, um nur ihn als Repräsentanten anderer und neuerer Meinungen in Skandinavien zu zitieren, bei der Würdigung von Altuppsala von 300 bis 575 näher mit seiner Sicht: „Das Skandinavien der Völkerwanderungszeit war keineswegs ein isolierter Winkel, sondern kulturell und politisch ein Teil von Europa“.9 Diese Sicht ermöglicht es, spätantike Bildreservoire Italiens aus dem Zeit7 8
9
Dazu die Beiträge der genannten Autoren in diesem Band sowie unten nach Anm. 92. Zur geschichtlichen Zeitgleichheit grundsätzlich Bloch 1974, S. 50 f. Zum eigentlichen ɻKommunikationsraum’ der Oberschichten Gladigow 1994, nach Anm. 1. Gräslund 1993, S. 203; vgl. auch Lund Hansen 1988, S. 162 ff.; Vang Petersen 1988, S. 50; Watt 1990, S. 144; Hauck 1992,1, S. 441 Fig. 2; von Schnurbein 1992, S. 5–11.
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horizont der Goldbrakteaten mit den Amulettbildern des Nordens zu ihrer Auswertung zusammenzusehen. Zu den frühen italischen Reservoiren von Bildern gelangen wir auf dem Umweg über zwei berühmte illustrierte karolingische Handschriften, in deren Kopien sich ihre älteren Vorlagen aus dem Süden erhalten haben. Beide Handschriften sind faksimiliert und kommentiert veröffentlicht. Es handelt sich – aus dem Scriptorium des Erzbischofs Ebo von Reims (816–835) – um den Utrecht-Psalter, dessen bildliche Vorlagen bis in die Zeit um 400 zurückreichen,10 sowie um den Stuttgart-Psalter aus St. Germain-des-Prés in Paris. In dessen Schreib- und Malschule entstand die Handschrift zwischen 820 und 830 mit Benutzung eines Gesamtzyklus der Psalterbebilderung aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Die Herkunft dieses Gesamtzyklus wird erhellt durch das ChristusSiegerbild über Löwe und Schlange zu Ps. 90,13 in Kaiseruniform mit Helm, Panzer, Lanze und Stiefeln, also durch „eine der großen Bildschöpfungen der spätantiken Kunst“ (Abb. 1). Geschaffen wurde sie in Ravenna, der Residenz der West-Kaiser des 5. Jahrhunderts und des ostgotischen Heerkönigtums mit kaiserlicher auctoritas im 5. und 6. Jahrhundert. Danach war Ravenna der Zentralort mit der engsten Verbindung zwischen Italien und Konstantinopel.11 Gewiß ist der Reichtum von den beiden Vorstufen der zwei karolingischen Handschriften an Illustrationen aus dem Süden gegenüber den knappen Bildformeln der Amulette aus dem Norden immens. So begleiten im Stuttgartpsalter 316 Bilder den Text mit über 470 Einzelszenen. Von diesen über 470 Einzelszenen folgen mehr als die Hälfte der ältesten Form jener Illustrationen. Mit ihren Wortbildern zu einzelnen Versen ist sie für uns die fremdartigste. Doch gerade dadurch wird viel von der einstigen Lebenswelt erfaßt, und zwar auch ohne spezifisch biblische, historische oder symbolisch-typologische Sinngebung.12 Mit Hilfe der spätantiken Bildreservoire, die in die beiden karolingischen Psalterien eingingen, läßt sich nicht allein der christliche, sondern auch der spätantik-polytheistische Traditionshorizont erreichen. Entsprechungen zwischen den beiden ungleichen Traditionsschichten sowie ihre Mischungen sind öfters zu treffen, so daß man von einer Serie sprechen darf, die uns bei der Deutung der goldenen Bilder des Nordens als zeitspezifisch nützt. Das gilt, wie im folgenden 10 11 12
Koehler / Mütherich 1994, Bd. VI,1, Taf. 21–85, Text, S. 15, 17, 46 ff., 49 ff., 85– 135. Mütherich 1968, S. 201 f.; Kantorowicz 1965, S. 19 ff.; Hauck 1990,2, S. 276. Mütherich 1968, S. 151 f.; Dufrenne 1978; Gaehde 1982, S. 396 ff.; Pächt 1984, S. 167 ff.
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darzulegen versucht wird, ebenso bei der Musterung von einzelnen Elementen wie bei der Auswertung von Zusammenhängen und selbst bei der Entscheidung von Kernfragen. Mit den wechselseitigen Beziehungen zwischen den lateinischen Psaltertexten und ihren Wortillustrationen gewinnen wir sprachlich fixierte Quellen zu den Bildern der Gedächtniskultur im Norden. Diese Reservoire von Bildern des Südens prägten zusammen mit den gemünzten römischen Vorstufen der Goldbrakteaten den Traditionshorizont, aus dem die Bildzeugnisse des Nordens in ähnlicher Weise hervorgingen wie auch die christliche Ikonographie.13 Der Psalter als Gebet- und Liederbuch war zu einem der am meisten verbreiteten Bücher der Epoche geworden. Zu seinen Versen waren zahlreiche Erklärungen und bedeutende Kommentare sowie geschmückte und illustrierte Handschriften entstanden. Daher gibt es, so faßte Florentine Mütherich 1972 ihre Erfahrungen zusammen, „kaum einen anderen mit einem umfangreichen Zyklus illustrierten Text des frühen Mittelalters, der sich für die Betrachtung des Verhältnisses von Wort und Bild so eignet wie der Psalter. Hier lassen sich Wesen, Möglichkeiten und Prinzipien der Übertragung von literarischen Inhalten in bildliche Formen aufweisen“. Diese bebilderten Psalterien erhellen, „wie das frühe Mittelalter einen Text verstehen konnte“. Ja, sie vermögen dort wegweisend für die Interpretation und Deutung zu sein, „wo die Darstellung nicht durch das erklärende Wort begleitet ist“. Dabei denkt Mütherich an christliche Bilder14 und nicht auch an die Bildzeugnisse der polytheistisch-christlichen Mischkultur der Spätantike,15 wie das hier erprobt wird. Denn durch das Latein der Texte entstand damals keine Sprachbarriere. Insbesondere die kunsthistorische Auswertung der Überlieferungsschichten des Utrechtpsalters veranschaulicht, welche eindrucksvollen Fortschritte methodisch in den letzten drei Jahrzehnten erreicht wurden.16
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16
Grabar 1968, S. 31 ff.; Belting 1990, S. 42 ff., 92 ff., 117 ff., 131 ff. Mütherich 1972, S. 232 ff. Werner 1968,2, S. 375, im Grundsätzlichen überzeugender als im Detail, ebd. S. 376–382 die Diskussion; Böhme 1974,2, S. 205 ff.; Kaiser 1993, S. 13–17; Wenskus 1994, S. 179–248. Dufrenne 1978, S. 219, 555 (Register zum Utrechter Bilderpsalter); Bischoff 1981, S. 9 f.; 1986, S. 157, 269, 271; Gaehde 1982, S. 396 ff.; 1985, S. 49 ff.; Bischoff 1985, S. 43–51; Koehler / Mütherich 1994, Text, S. 134 f. (ausführliches Literaturverzeichnis).
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1.3 Die Entdeckung der Fülle der Götterbilder in der goldenen Kleinkunst des völkerwanderungszeitlichen Nordens In der bisherigen Diskussion zu den Goldbrakteaten wurde der größere Traditionshorizont der Germanen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Reichsgrenzen des 4. und 5. Jahrhunderts zu wenig berücksichtigt. Gewiß ist gesehen, daß die Verwendung der Solidi- und Medaillon-Prägungen des römischen Imperiums, insbesondere wenn sie gelocht oder geöst wurden,17 als Schmuck und Amulett in die Vorgeschichte der Goldbrakteaten gehört.18 Aber daß in diesem Traditionshorizont auch kaiserzeitliche Götterbild-Konventionen wirksam sind, war bis vor kurzem nur unzulänglich erkannt.19 Die Entdeckung des erstaunlich großen Votivgold-Opferfundes aus der Merowingerzeit in Sorte Muld, Ostbornholm, durch Margrethe Watt erfordert alle Aufmerksamkeit für die Götterbilder des Traditionshorizontes. Bis heute wurden zu diesem Votivgold mit seinen Götterbildern nur Vorberichte veröffentlicht. Aber mit vollem Recht erklärte Margrethe Watt zur Bedeutung dieser goldenen Bildüberlieferung bereits 1990: Although the golden pictures are no larger than a finger-nail, they represent both a level of achievement in terms of craftsmanship, and, of particular interest, a pictorial universe with such a wealth of detail that they open up new possibilities for exploring the background to the many unsolved questions surrounding the cult of the heathen gods.20
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Alföldi 1929–30, S. 10–28, Nachdruck 1989, S. 73–110 Taf. 8–23; Fagerlie 1967, S. 137 ff.; Göbl 1978, I, S. 33; II, S. 12 Anm. 65 Taf. 17, vgl, auch Taf. 15 f. die barbarisierten Prägemedaillons; Radnoti-Alföldi 1978, I, S. 212 ff.; II, S. 320 f.; Radnoti-Alföldi (Hg.) 1989, S. 34; Goette 1986, S. 133 ff., 143 ff., 146 ff., 151– 163 (die goldene bulla der Römer als Medaillon und Phylakterion); Kromann 1987, S. 70 f., 73; Gladigow 1992,2, S.14 ff., 21 ff., 24 ff., 28 ff. (Schutz durch Bilder); Alföldi-Rosenbaum 1994, S. 81 ff., 85 ff., 88 ff. In dieser Vorgeschichte sind mit zu erörtern die zweiseitig gepressten MedaillonImitationen, s. Öberg 1942, S. 26 ff., 37 ff.; Mackeprang 1952, S. 20 ff.; Brøndsted 1963, S. 316 f.; Axboe 1981, Taf. I; Axboe 1992,1, S. 105. Daß diese MedaillonImitationen für die Rolle in Betracht kommen, die ihnen Seebold 1992, S. 271 ff. in seiner konstruierten „Entwicklungstypologie“ zuwies, überzeugt nicht. Bakka (1968, S. 31) schätzte die Bedeutung der Gottkaiser-Bilder der gemünzten Vorstufen zurecht hoch ein, aber erörterte noch nicht die Einwirkung weiterer Götterbild-Konventionen. Vgl. auch die unterschiedlichen Vermutungen, daß aufgrund der Brakteatenbilder des Nordens wikingerzeitliche Hauptgötter „schon während der Völkerwanderungszeit“ verehrt worden sind, bei de Vries 1956, S. 318; Brøndsted 1963, S. 320. Watt 1990, S. 142 ff.; 1992, S. 195–227.
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Mit dieser Entdeckung werden erst die wahren Verhältnisse jener einstigen Gegenwart voll erkennbar, in deren Lebenswelt bereits vorher die Goldbrakteaten als Götterbild-Amulette entstanden waren. Prinzipiell wurde deren Rolle 1985 im Einleitungsband richtig erkannt.21 Ihre Vorgeschichte erhellte Burkhard Gladigow mit der antiken Überlieferung zum Schutz durch Bilder.22 1.4 Der Ikonographische Katalog der Goldbrakteaten erschließt erstmals die Bildformeln mit reicherem Darstellungskontext Zahlreiche Goldbrakteaten überliefern noch mehr feine Details als das Votivgold. Ungeachtet des kleinen Durchmessers der runden Bildflächen bieten sie auch mehr Darstellungs-Kontext, als das bei dem überwiegend einfigurigen bornholmischen Votivgold zu leisten war. Das ist wesentlich, weil der reichere Darstellungs-Kontext am ehesten die Bild-Deutung ermöglicht.23 Infolge der 1:1 veröffentlichten Brakteaten-Photos im Katalog von Mogens B. Mackeprang24 und dessen Fortschreibung durch Morten Axboe mit 3:2 Photos blieben die feineren Details unzugänglich und unausschöpfbar.25 Erst die 3:1 bzw. 4:1 Photos und Zeichnungen im Münsterischen Ikonographischen Katalog erlauben es, die Schlüsselrolle des reicheren Darstellungs-Kontexts ganz auszunützen. Deswegen werden in dem Kernstück der Auswertung die Goldbrakteaten mit reicherem DarstellungsKontext gemustert. Da die Edition mit den vergrößerten Originalphotos vorliegt, werden in diesem Band die Zeichnungen wie bei den Vor- und Begleitstudien zur Ikonologie überwiegend im Maßstab 2:1 wiederholt. Allerdings werden hier bedeutsamere Details dazu herausgezeichnet wiedergegeben.
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IK 1,1, S. 11 ff. Gladigow 1992,2, S. 14 ff., 21 ff., 24 ff., 28 ff. Gombrich 1969, S. 68–104; Hauck 1986,1, S. 276 f. unter Berufung auf die Methoden des Warburg-Instituts in London, das Gombrich von 1959–1976 geleitet hat. Mackeprang 1952, Taf. 3–20. Axboe 1981, Taf. II–XIII.
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1.5 Der reichere Darstellungs-Kontext und die Kernsymbole Was ist unter: ‘Goldbrakteaten mit reicherem Darstellungs-Kontext’ zu verstehen, und wie sind die Worte ‘Kernsymbole’ und ‘Leitvarianten’ zu erklären? Die Ikonographie der Goldbrakteaten mußte ein unverstehbares Geheimnis bleiben, solange man den Traditionshorizont des zeitgenössischen Südens nicht mit in die Auswertung der Bilder des Nordens einbezog. Das aber ist nur der erste notwendige Schritt. Noch unentbehrlicher ist die Einsicht: Alle Veränderungen der entlehnten Vorbilder sowie alle ihnen hinzugefügten Gestalten und Attribute führen in die Vorstellungswelt des Nordens. Vor allem diese Hinzufügungen von Gestalten und Attributen werden hier mit dem Begriff reicherer Darstellungs-Kontext zusammengefaßt. Zur Verdeutlichung des Umfangs dieser Bildelemente sei veranschaulicht, wie durch sie die Zahlen der abgebildeten Figuren vermehrt werden, und zwar ohne daß man diese Vermehrung in den bisher üblichen Beschreibungen von Typen berücksichtigt hat. Ungeachtet der Bildflächen mit etwa 2 1/2 cm Durchmesser sind bei den Ensemble-Versionen folgende Figurenzahlen zu treffen. Bei ihnen werden die Kurzformeln der Häupter und das ausgegliederte Tierbein von IK 74 Heide-B wie ganze Figuren gerechnet: – Auf Medaillon-Imitationen und A-Brakteaten bis zu drei und einmal vier Figuren auf 17 Modeln; – auf B-Brakteaten bis zu vier, fünf, sechs, sieben oder acht Figuren auf 19 von insgesamt 32 mehrfigurigen Modeln; – auf C-Brakteaten bis zu vier und fünf Figuren auf 19 Modeln; – auf D-Brakteaten, wenn man die anthropomorphen Kürzel Fuß, Hand und/oder Ohr und einige auffallende Attribute wie das Speersymbol und Vogel-Kürzel als weitere figurale Details zählt, so sind es meist zwei und gelegentlich bis zu vier solcher Zusätze auf 30 Modeln.26 Nun ist zu erklären, was wir mit Kernsymbolen meinen. Der Begriff des ‘Kernsymbols’ stammt aus den Kulturanalysen der ethnologischen Feldforschung, englisch sind es ‘key symbols’, die Bedeutung auf zusammenfassende Weise repräsentieren.27 In die Religionssoziologie hat Hans G. Kippenberg diesen Begriff eingeführt.28 Bei dem hohen Anteil an Kürzeln 26 27 28
IK 3,1, S. 36 f. Ortner 1973, S. 1338 ff. Hubbeling / Kippenberg 1986, S. 104 mit weiterer einschlägiger Literatur.
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in der goldenen Kleinkunst lag es nahe, vor allem Attribute abzubilden, die Kernsymbole waren. Auf den Goldbrakteaten treffen wir weitaus am häufigsten als Kernsymbol den Vierbeiner des erfolgreichsten Motiv-Typs, der C-Versionen. Sie bilden ein überdimensioniertes, entlehntes und abgewandeltes Herrscherhaupt mit einem ihm neu zugesellten Vierbeiner darunter ab.29 Dieser Vierbeiner läßt sich durch seinen Schweif und/oder seine Mähne als Pferd identifizieren. Daran ändern die flexible Formensprache und die Tendenz zur Ornamentalisierung nichts. Auch die Hufe werden variiert und/oder ornamentalisiert (Fig. 1 und 2).30 Diese Bildformel, die mit dem überdimensionierten Herrscherhaupt und dem proportional zu kleinem Pferd aufkommt,31 wird noch öfters als „degenerierte“ Reiterversion bezeichnet.32 Mit dieser abgedroschenen Redewendung wird die eindrucksvolle Schönheit dieser Goldschmiedekunst in vielen Exemplaren ungerecht unterschätzt.33 Das zweithäufigste Kernsymbol unter den neuen sinnstiftenden Hinzufügungen im Norden ist der Vogel, und zwar als Kürzel für das Vogelpaar. Dabei die Tendenz erkennbar, die Schnäbel raubvogelhaft zu stilisieren. Die Paarversionen der Vögel begegnen auf wenigen B-Modeln34 sowie bei 70 C-Modeln mit dem Vogelgeleit nur auf vier davon. Von ihnen bilden wir, weil sie die Rabenpaar-Perspektive bedeutsam fördern, drei gleich hier ab, und zwar: IK 25 Bjørnsholm-C, Nordjütland (Fig. 1: 2) IK 52 Fjällbacka-C, Bohuslän (Fig. 1: 3) IK 133 Öjorna-C/Östtorp, Västergötland (Fig. 1: 4). Dagegen mustern wir die vierte Vogelpaarversion des C-Typus IK 571 Gemarkung Dannau-C (Fig. 13: 1), Ostholstein, erst unten im Kap. 2.35 29
30 31 32 33 34
35
Die Überdimensionierung des Herrscherhauptes, mit der die halbe Größe des Vierbeiners bei der Unterordnung unter das entlehnte Herrscherbild korrespondiert, wurde zu Unrecht bisher nicht beachtet, s. dazu Hauck 1992,3, S. 115, 118, 142, 146. IK 1,1, S. 99 ff. Hauck 1993,1, S. 407 f., 410 f., 416, 418. S. dazu unten Anm. 55. Axboe 1990, S. 148–151 mit vorzüglichen Farbphotos. IK 104 Lau Backar-B, Gotland, 176 Söderby-B und 195 Ulvsunda-B, Uppland. Unglücklich anders Böhner 1989, S. 462 ff., s. dazu Hauck 1992,3, S. 126 Anm. 128. S. dazu auch im Kap. 2 nach Anm. 139. Zu IK 571 Gemarkung Dannau-C, Ostholstein, Hauck / Axboe 1990, S. 111–120 sowie hier Kap. 2 nach Anm. 142.
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Daß die Beschränkung auf einen der beiden Vögel mit der von den winzigen Bildflächen erzwungenen Kürzungstechnik zusammenhängt, beweist IK 52 Fjällbacka-C (Fig. 1: 3). Auf dieser C-Version erscheint das Vogelpaar in der Ebene des Herrscherhauptes ihm zugewandt und vor und hinter ihm wie auch auf 133 Öjorna-C/Östtorp, (Fig. 1: 4). Aber außerdem ist auf IK 52 in der tieferen Ebene der eine von beiden ein zweites Mal bei der Inspektion des Pferdes von unten auf dem Rücken liegend zu sehen.36 Diese Inspektionsvarianten von einem der beiden Vögel im Pferdebereich werden auf weiteren C-Modeln aus drei jütländischen Fundorten und einem schonischen wiedergegeben, und zwar: IK 32,1 Brille, Ostjütland (Fig. 2: 3), modelgleich mit IK 32,2 Agerskov, Westjütland, IK 43 Darum (V), Westjütland (Fig. 2: 1) und IK 68 Raum Hälsingborg (Fig. 2: 3), Schonen Auf ihnen erscheinen die Pferde mit gesenktem Kopf, herausdrängendem Atem und heraushängender Zunge (Fig. 2: 2, siehe auch 1: 3), in einer Sturz-Chiffre (Fig. 2: 1) oder gestürzt (Fig. 2: 3). Die modelgleichen Funde IK 32,l und 2 variieren wie IK 52 (Fig. 1: 3) die Inspektion des Tierrumpfes von unten (Fig. 2: 2), IK 43 und 68 variieren die Inspektion des Pferdebeins (Fig. 2: 1 und 3).37 Kurz, die Pferde dieser C-Versionen mit den VogelDetails wurden in klarem Gegensatz zu dem kraftvoll, ungebärdigen Pferd des Gottes in seiner Reiter- und Kriegsherren-Rolle38 auf dem nordseeländischen Brakteaten Brakteaten IK 92 Kitnæs I-C (Fig. 1: 1) dargestellt. Die regulären C-Brakteaten mit den Vögeln oder auch – bei den gekürzten Varianten – mit dem Vogel am immer wieder überdimensionierten Herrscherhaupt (s. Fig. 1: 1–4 und 2: 3) weisen auf den Hrafnáss ‘Rabenasen’ als den göttlichen Magierkönig mit dem Rabenpaar, das als Attribut seiner Allwissenheit und Weltherrscher-Rolle.39 Das heißt: Reicher DarstellungsKontext und Kernsymbole können bei ihrer ikonographischen Auswertung als Leitvarianten sehr wohl helfen, die Götterbilder der Goldbrakteaten nicht allein zu identifizieren, sondern auch mit ihren geschichtlichen Namen zu benennen. 36
37 38 39
Mißverstanden bei Holmqvist 1939, S. 270 ff. Zur zweimaligen Wiedergabe desselben Details auf derselben Bildfläche in verschiedener Zuordnung s. IK 51,1 Fakse-B sowie IK 51,3 Gudme-B unten Kap. 2, Fig. 4: 3 und 2. Zu Darum (V)-C Hauck 1992,3, S. 115, 119, 122 f. S. dazu unten Kap. 2 nach Anm. 120 und 203. Lorenz 1984, S. 468 f.; Turville-Petre 1964, S. 58; Simek 2006, S. 196 f., 274 mit der Diskussion.
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In diesem Fall erleichtert das Benennen die frühe Namenüberlieferung zu Mercurius-Vodan in der Columban-Vita des Ionas von Bobbio,40 und das Prokop-Zeugnis von dem der Vogelsprache kundigen Warnenkönig des 6. Jahrhunderts41 mit seiner Entsprechung in der eddischen Rígsþula, die auch von der Kenntnis der Vogelsprache als herrscherlicher Qualifikation weiß.42 Dem Kreis dieser Belege folgen dann die Mitteilungen über den Götterkönig Odin mit seinen beiden Raben, die ihm als gleichsam mythischer Nachrichtendienst „alle wünschbaren Informationen einholen“,43 im Grimnir-Lied der Lieder-Edda44 und in Snorris Prosa-Edda.45 Mit diesem Ausblick wird exemplarisch konkretisiert, wie kostbar auf den 70 C-Modeln mit dem Vogelgeleit die vier mit den Paarversionen der Vögel sind. Erst dieser Zugang ermöglicht es ikonographisch, die Herrscher-Gottheit mit ihrem Vogel-Geleit Wodan-Odin zu benennen.46 Dieses Vogel-Geleit wird nicht allein von A-, B- und C-Brakteaten bezeugt, sondern auch von den bisher nicht beachteten Vogel-Kürzeln auf den D-Brakteaten. Von ihnen sind besonders die wenigen wesentlich, die wie IK 513 Skovsborg (Fig. 9: 4) gleichzeitig Menschen- und Vogel-Details abbilden.47 Auf den C-Modeln gehören die vier mit dem Vogelpaar zu den insgesamt 19, die vier oder fünf Gestalten wiedergeben. Diese Gruppe liefert Leitvarianten, die das Verständnis dafür möglich machen, daß das Pferd zum am häufigsten gezeigten Kernsymbol auf den Goldbrakteaten werden konnte. Wir haben schließlich noch zu erklären, was wir unter Leitvarianten verstehen. Unsere Leitvarianten setzen voraus die Kenntnis:
40 41 42 43 44 45 46
47
Lange 1962, S. 82 (der Text aus der Mitte des 7. Jhs.); Simek 2006, S. 263 f.; Timpe 1992, S. 456 Anm. 39. Haury / Wirth 1963, VIII cap. 20; Veh 1966, S. 866 f.; Reichert 1987, S. 424; de Boor 1964, S. 313; Seebold 1992, S. 302; Hauck 1992,3, S. 114 f. Rþ. 44. Häny 1987, S. 553 Anm. 6. Grm. 20; Häny 1987, S. 96. Gylfaginning, Kap. 38; Lorenz 1984, S. 464 f., 468 f.; Turville-Petre 1964, S. 57 f. Zum Benennen der Figuren grundsätzlich noch immer Robert 1919, Nachdruck 1975, S. 15 ff., 103 sowie Hauck 1986,1, S. 278 ff. – Konsequent ausgenützt sind die sinnstiftenden Bildelemente sowie die zahlreichen Gestalten der Leitvarianten bei Hauck 1992,3, S. 110 ff. für die Goldbrakteaten Fünens. IK 3,1, S. 37.
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– aller Elemente des reicheren Darstellungs-Kontexts und – die Ermittlung der Bilddetails, die als Kernsymbole auf den Goldbrakteaten verwendet wurden. Die Leitvarianten vermögen zu der Einsicht zu führen, in welchem enormen Umfang auf den winzigen runden Schrötlingen die gekürzten Bildformeln vorherrschen. Wie auf Gemmen und Münzen48 handelt es sich bei den Bildformeln der Goldbrakteaten ebenso zumeist um Abbreviaturen. Die Kürzungstechniken in diesem Zeichenvorrat sind bisher nie wirklich untersucht worden. Infolgedessen konnten generationenlang impressionistische Fehlbeurteilungen der beiden größten Typen-Serien weitergegeben werden. Das ist so bei: – den sog. C-Brakteaten mit ihren über 380 Exemplaren, die mit über 260 Modeln gepreßt worden sind49 sowie bei: – den sog. D-Brakteaten mit ihren über 330 Exemplaren, die mit über 170 Modeln hergestellt worden sind.50 Bei den C-Typen besagt diese Impression, die sich in einer Frühform schon bei Bernhard Salin findet,51 sie zeigten „selten ein voll ausgeführtes Reiterbild, gewöhnlich nur die daraus degenerierte Darstellung eines Männerkopfes über einem Vierfüßler“.52 Gegen diese improvisierte Spekulation wandte sich mit seinem Widerspruch Egil Bakka,53 einer der Archäologen, die sich selbst intensiv und kritisch mit der Brakteaten-Problematik befaßten.54 Wohl fand dieser Widerspruch bis heute zu wenig Gehör.55 Aber Bakka regte mit seinen ikono48 49
50
51 52 53 54
55
Goebl 1978, I, S. 256. Die Exemplar- und Modelzahlen der C-Typen von 1989 in IK 3,1, S. 76 repräsentieren hier wie bei den D-Brakteaten, s. Anm. 31, den Forschungsstand von 1994. +[Für die aktuellen Zahlen von 2011 vgl. die Einleitung zum Katalog der Neufunde.] Der erste Modelfund zur Brakteatenpressung bietet eine depravierte D-Version, s. Axboe 1992,2, S. 98–102; 1993,2, S. 379 ff. +[S. auch die Neufunde IK 572 Postgården-D und IK 609 Essex-D.] Salin 1904, Nachdruck 1935 (mit Ortsregister), S. 221 f. Fig. 12 Anm. 1. Krause / Jankuhn 1966, S. 237; Brøndsted 1963, S. 317 f. Bakka 1968, S. 31. Müller-Wille 1986, S. V ff. Schriftenverzeichnis, Nr. 16, 17, 19, 30, 46, 49 und 53, wiederholt und um die posthumen Publikationen vermehrt in: Minneskrift Egil Bakka 1993, S. 12–16. S. etwa Stenberger 1977, S. 324; Hines 1984, S. 199; Moltke 1985, S. 121; Berger / Stoess 1988, S. 92 f. Nr. 1045 (zu IK 103 Landegge-C); Berger 1988, S. 226 f. Nr. 8071 (zu IK 157 Sievern-C); Berger 1991, S. 436, 473; Hills 1991, S. 145.
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graphischen Vorüberlegungen zu den Goldbrakteaten das Münsterische Vorhaben des Ikonographischen Katalogs an.56 Ähnlich wie die Improvisation zum C-Typus war die Theorie spekulativ, die Gruppe der D-Brakteaten trage reine Tierornamentik.57 Auch dieser Theorie wurde mit besonderer Kompetenz, und zwar in diesem Fall von Günther Haseloff widersprochen. Haseloff trennte sich von der üblichen, spekulativen Sicht, indem er sagte: Wie die anderen Brakteatengruppen waren auch die D-Brakteaten „Heilszeichen ... und daß die auf ihnen angebrachte Tierdarstellung einen symbolischen Sinn hatte, dürfte außer Frage stehen.“58 Daher beabsichtigte Haseloff nur die D-Brakteaten zu erörtern, „die für die Entwicklung der Tierornamentik von besonderer Bedeutung sind“.59 Bei den A-Brakteaten lautet die herkömmliche Ansicht, sie seien Nachahmungen römischer Medaillon- und Solidus-Prägungen, die einen Männerkopf im Profil wiedergeben.60 Zwar besitzen wir nur 85 Exemplare, die mit 64 Modeln hergestellt sind.61 Aber über 50 dieser Modeln zeigen hinzugefügte Details, dabei auf 14 Modeln zwei und nicht nur eine Tierfigur als Elemente einer neuen Sinngebung. Diesen sinnstiftenden Elementen muß ikonographisch das Hauptaugenmerk gelten und nicht bloß der Herkunft der numismatischen Vorbilder.62 Bei den A-Brakteaten gleicht das Verhältnis von reiner Imitation der gemünzten Vorstufen und Zusätzen, die einen anderen Sinn bezeugen, etwa dem bei den Medaillon-Imitationen, die wie die römischen Münzvorstufen zweiseitig geprägt worden sind.63
56 57
58 59 60 61 62 63
Bakka 1968, S. 31–35; IK 1,1, S. 73. Zeiß 1941, S. 27; Brøndsted 1963, S. 318 f. („ihre Darstellungen sind nie Figurenbilder, sondern ausschließlich Tierornamentik“); Capelle 1976, S. 15l; 1994, S. 166; Roth 1986,1, S. 111; Davidson 1993, S. 39. Haseloff 1981, S. 217. Ebd. S. 216. Brøndsted 1963, S. 317; Krause / Jankuhn 1966, S. 237 f.; Stenberger 1977, S. 324; Hines 1984, S. 199. Forschungsstand von 1994. S. dazu IK 1,1, S. 75 ff. mit den Beispielen aus IK 1. Ebd. S. 75 ff.
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1.6 Die herausragende Bedeutung der Ikonographie der B-Brakteaten A- und C-Brakteaten geben ihre zentrale Gestalt ganz überwiegend nur mit dem Kürzel von Haupt bzw. Büste wieder, und zwar bei den C-Versionen recht oft in unübersehbarer Überdimensionierung (s. Fig. 1: 1–4 und 2: 3).64 Im Gegensatz dazu erscheinen die Menschen wie die Tiere auf den BBrakteaten vollfigurig. Wohl haben wir von dem B-Typ 84 Exemplare, die mit 54 Modeln gepreßt wurden.65 Jedoch besitzen wir nur 32 mehrfigurige Modeln mit Leitvarianten des B-Typus. Denn 22 B-Modeln bilden einen Menschen ähnlich nur einfigurig ab wie überwiegend das bornholmische und öländische Votivgold.66 Um so bemerkenswerter sind die im vorangehenden Unterabschnitt genannten 19 B-Modeln mit vier, fünf, sechs, sieben oder acht Figuren. Äußerungen wie die von Herbert Jankuhn, die Hauptgruppe B zeige eine aus Menschen und Tieren verschiedener Art gebildete Darstellung, soweit diese nicht einem der übrigen Typen zugehöre,67 konkretisieren das Kopfzerbrechen bei der bisherigen Auswertung der B-Brakteaten. Der geschichtlichen Realität noch am nächsten kam Bakkas Vermutung von der einen dominierenden göttlichen Hauptgestalt auf den A-, B- und CBrakteaten, auch wenn das nicht in der Ausschließlichkeit der Fall ist, wie er meinte.68 Da auf A- und C-Brakteaten ihre Hauptgestalt, wie bereits erwähnt, nur in gekürzten Bildformeln dargestellt wird, hat die Ikonographie der B-Brakteaten eine hervorragende Bedeutung. Zur Schlüsselrolle der BVersionen trug dreierlei bei: – erstens, daß auf fünf B-Modeln der Vierbeiner der C-Typen, das am Schweif und/oder der Mähne erkennbare, stürzende oder gestürzte Pferd anzutreffen ist,69
64 65 66 67
68 69
IK 1,1, S. 75 ff., 99 f. mit den Beispielen aus IK 1. Forschungsstand von 1994. Watt 1990, S. 142 ff.; 1992, S. 195–227; Stenberger 1977, S. 389 Abb. 259; Lamm 1992, S. 36–39. Krause / Jankuhn 1966, S. 237; Brøndsted 1963, S. 317 („im System fungieren sie als eine Art Rumpelkammer“); Stenberger 1977, S. 324; unglücklich Hines 1984, S. 199; impressionistisch Roth 1986,1, S. 111: „Das ɻNaturalistisch-Szenischeɼ war den Goldbrakteaten wesentlich der Phase A, B und C vorbehalten“. Bakka 1968, S. 34; IK 1,1, S. 73; vgl. auch Capelle 1976, S. 151 f.; Bakka 1979, S. 245, 252 f.; Arrhenius 1979, S. 255 ff., 261 f. (technische Probleme). IK 1,1 S. 89 f., 54 f., 57 Fig. 4–6, S. 58–67 Fig. 7–12, S. 99–130.
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– zweitens, daß auf sechs B-Modeln das auf den D-Brakteaten erfolgreichste Tier, das echsenhafte Reptil mit dem Raubvogelkopf, begegnet,70 und zwar entweder aggressiv oder bezwungen; – drittens, daß sieben B-Modeln mit den Drei-Götter-Brakteaten das detailreichste Brakteaten-Formular variieren,71 und zwar mit vier, fünf, sechs, sieben oder acht Figuren. Weil die Drei-Götter-Brakteaten dadurch unter den Leitvarianten die eigentliche Schlüsselserie darstellen, mustern wir sie unten im Kap. 2. Die Unsicherheit gegenüber diesen detailreichsten Modeln, von denen fünf drei anthropomorphe Gestalten und mindestens drei Tiere wiedergeben, ist so groß, daß sie öfters nicht unter den B-Brakteaten genannt werden. Wenn Ellis Davidson von „vitalen, verworrenen kleinen Bildern“ sprach, so ist die Erkennbarkeit des Bildinhaltes als unmöglich bewertet.72 So unsicher und ratlos mußte man bleiben, solange man nicht einmal die Details dieser sieben formularverwandten73 Modeln archäologisch beschrieb. Infolgedessen vermochte man weder, die ikonographisch unentbehrlichen zwei Fragen konsequent zu stellen noch gar zu beantworten: – Welche Bilddetails entlehnte der Norden aus dem südlichen Traditionshorizont?74 – Welche Bilddetails wurden im Norden abgewandelt und/oder neu hinzugefügt?75 Christian Jürgensen Thomsen fragte bei seinem Leseversuch 1855 verständlicherweise noch nicht so differenziert, aber lieferte doch für beide Fragen bemerkenswerte Beobachtungen zu den drei anthropomorphen Gestalten. Thomsens Feststellung, daß in dieser Gruppe eine „Viktoria mit Flügel“ der Gestalt im Zentrum einen Kranz hinstreckte, war ein erster Hinweis darauf, wie unmittelbar die mediterranen Vorbilder nachwirkten. Zugleich tastete sich Thomsen an die Einsicht heran: Der aus der Tradition entlehnte „Sieger“ wird von einem Reptil in variierenden Wiedergaben bedroht und/oder angegriffen.76 Daß ursprünglich mit dem Sieger der als unbezwingbar gefeierte Gott-Kaiser gemeint war, verstand man bald. Aber 70 71 72 73 74 75 76
IK 3,1, S. 20 f. mit Fig. 1–8 und 17. IK 1,1, S. 139–147. Davidson 1967, S. 93: „vigorous, confused little pictures...“; 1993, S. 37 ff. + [Zu den Formularfamilien vgl. jetzt Pesch 2007,1.] Zur methodischen Grundfrage nach der Traditions-Rekonstruktion Hauck 1986,1, S. 276 f. Ebd. S. 284–294; Hauck 1992,3, S. 127–148. Thomsen 1843–1845, S. 132; 1855, S. 299 f. Nr. 69–72.
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da man die Abwandlungen der Gestalten wie die Hinzufügungen der neuen Details nicht erforschte, verkümmerte die Beschreibung zu der unweise simplifizierenden Formel ‘Viktoria bekränzt einen Sieger’.77 Allerdings wurde die authentische imperiale Tradition bis heute nie ganz vergessen, wie die Bemerkung veranschaulicht, dieses Formular zeige „eine unverkennbare Nachbildung der Rückseitenbilder einiger römischer Goldmünzen mit der Darstellung der den Kaiser bekränzenden Viktoria“.78 Aber erst wenn das Mars-Vorbild der dritten Gestalt nachgewiesen wird, wie das unten geschieht,79 läßt sich die Frage beantworten, mit welchen Veränderungen man in Südskandinavien die Konventionen der Vorbilder von den drei Gestalten einer völlig neuen Konzeption dienstbar gemacht hat.80 Bei diesen Formularvarianten konzentrierte sich die Aufmerksamkeit am stärksten archaisch auf die Einzelfigur mit ihren Attributen, ungeachtet des intendierten Gruppenbildes,81 und nicht eigentlich auf etwas, das wir szenische Handlung nennen würden.82 1.7 Die Entlehnung der zeichenhaften Methode aus der mediterranen Bildkunst der jüngeren Kaiserzeit Zum Verständnis der an darstellerischem Kontext reichsten Versionen und der Leitvarianten ist der Blick auf den Traditionshorizont im Süden auch wegen der folgenden Grundeinsicht unentbehrlich, die wir Kennern wie Hans Peter L’Orange,83 Kurt Weitzmann,84 Ernst Kitzinger85 und Christel 77 78 79 80
81 82 83 84
Stephens 1873, S. 53; Salin 1895, S. 41; Bolin 1928, S. 182 f.; Mackeprang 1952, S. 36 f.; Davidson 1993, S. 39. Brøndsted 1963, S. 317; Axboe 1994,2, S. 154. S. unten Kap. 2.2. Erleichtert wird diese Antwort durch die Studien klassischer Archäologen und Philologen zur römischen Victoria, s. Hölscher 1967; Simon 1990, S. 240 ff., 244 ff., 288 ff., 308 f.; Gnilka 1991, S. 29 ff., 40 ff., sowie zu Mars, s. Simon 1982, S. 3–18; Simon / Bauchhenss 1984, S. 421–545; 1990, S. 138 ff., 144, S. 277 f.; vgl. auch Price 1984, S. 79–95 sowie die Artikel im Reallexikon für Antike und Christentum (RAC) von Funke 1981, Sp. 705 ff., 713 (Götterbild); Fears 1981,2, Sp. 1121–1132 (Gottesgnadentum); 1988, Sp . 1072 ff. (Herrscherkult); Engemann 1988, Sp. 966 ff., 1025 ff., 1029 ff. (Herrscherbild); Brakmann 1994, Sp. 1–4 (Hofzeremoniell) sowie Elsas 1993, S. 115 ff., 119 f. Hauck 1984,2, S. 274. Überschätzt wird der Anteil bildlicher Szenen auf den B-Brakteaten bei Haseloff 1986, S. 101. L’Orange 1965, S. 85 ff., 105 ff., 126 ff. Weitzmann 1979, S. XXIII; Dinkler 1979, S. 396 ff.
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Meier-Staubach verdanken:86 Vom 3. nachchristlichen Jahrhundert an kennzeichnet das Abgehen von erzählenden Strukturen zugunsten einer zeichenhaften Methode die mediterrane Bildüberlieferung. Da die Bildflächen der Goldbrakteaten wie auch des Votivgoldes winzig gewesen sind, kommt die zeichenhafte Methode des Zeitalters der Herstellung der Bildformeln im Norden in besonderer Weise unmittelbar zugute. Vergleichbares gibt es zwar auch auf größeren Denkmälern wie den frühen Bildsteinen.87 Aber der extrem kleine Bildraum erzwang bei den Votivfolien und den Goldbrakteaten Vereinfachungen und Verkürzungen zu Chiffren. Die zeichenhafte Methode half daher wesentlich, die inhaltliche Fülle in symbolhaften Formeln zu bewältigen. 1.8 Quellen zur Gedächtniskultur des Nordens Als Andreas Heusler 1928 seinen Lexikonbeitrag „Germanische Religion“ schrieb, lautete sein Urteil: Eine Geschichte der germanischen Religion verbietet der Mangel an Quellen ... Da die Germanen die Buchschrift erst unter dem neuen Glauben lernten, gehört ihr angestammter Glaube zu dem, was wir aus Quellen zweiter Hand kennen.88
Diese Konstellation beginnt sich entscheidend zu verändern, sobald es gelingt, die Aussagen der Bildformeln der Goldbrakteaten wie des Votivgoldes zu verstehen. Aussichtsreich ist das deswegen, weil die anthropomorphen Darstellungen ebenso bei dem Votivgold wie auch bei den Goldbrakteaten, zumindest der Medaillon-Imitationen sowie der A-, B- und CVersionen, Götterbilder sind. Bereits 1968 verstand Bakka richtig, daß in der Regel die A-, B- und CBrakteaten eine anthropomorphe Gestalt als wichtigstes Motiv zentral wiedergeben. Diesem zentralen Motiv sind alle anderen Bildelemente untergeordnet,89 und dazu wird ihm das Vogelgeleit auf allen drei Typen beigefügt. Außerdem fragte sich Bakka bei der Erwägung verschiedener Möglichkeiten zur Deutung von der Unterordnung des Vierbeiners unter das Haupt der zentralen Gestalt auf den C-Versionen: Werden mit dem Vierbeiner nicht Machttaten der Gottheit geschildert, die die Brakteaten85 86 87 88 89
Kitzinger 1984, S. 39 ff., 44 ff. Meier 1990, S. 56. Nylén / Lamm 1991, S. 20–41. Heusler 1943, S. 505 f. Bakka 1968, S. 34.
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bilder zeigen? Dazu verwies Bakka für eine solche Auslegung auf die vergleichende Religionswissenschaft als Kontrollinstanz, die sich heute soviel selbstverständlicher beteiligen läßt.90 Die Einbeziehung der vergleichenden Religionswissenschaft wird jetzt entscheidend erleichtert durch die Veröffentlichung der ersten vier Bände des Handbuchs religionswissenschaftlicher Grundbegriffe seit 1988.91 Wie die Machttaten-Perspektive das Deutungsproblem der MedaillonImitationen sowie der A-, B- und C-Brakteaten fördert, versuchte der Einleitungsband 1985 mit Hilfe des ‘Ikonographischen Steckbriefes’ für die dort ‘Er’ bezeichnete Gottheit aufzuzeigen.92 Wie begründet die Hoffnung ist, diese Gottheit mit ihrem geschichtlichen Namen benennen zu können, hat bereits Wilhelm Heizmann gezeigt, und zwar auf dreierlei Weise: – zunächst mit der Musterung mittelalterlicher Texte, die den Gott Wodan-Odin als Kräuterkundigen und speziell als Kenner des Lebenskrautes bezeugen; – dann mit der Darlegung der Hochschätzung von allium ‘Lauch’ als Lebenskraftpflanze im alten Norden sowie mit der Erhellung des Formelwortes laukaR ‘Lauch’ auf den runischen Inschriften der Goldbrakteaten und – schließlich mit den Nachweisen, daß die Anwendung von Lauch auf den Gott-Pferd-Brakteaten der Rolle von allium bei der Heilung von Verletzungen und Erkrankungen der Pferdeextremitäten in den Rezepten von der römischen Kaiserzeit bis in die Neuzeit entsprochen hat.93 Infolgedessen schrieb man das ungekürzte Formelwort laukaR auf dem schonischen IK 26 Börringe-C (Fig. 19: 4) unter das eine abgebildete, vordere Pferdebein.94 Analog dazu wurde der Lauch auf dem ostholsteinischen IK 571 Gemarkung Dannau-C (Fig. 13: 1) als idealtypischer Pflanzenstengel unter dem vorderen Pferdebein wiedergegeben.95 Die von Wilhelm Heizmann erhellten Zusammenhänge bestätigen zugleich als richtig die ikonographische Argumentation von dem Gott, der 90 91 92 93
94 95
Ebd. S. 33 f. Vgl. etwa Gladigow 1993 (Gottesvorstellungen). IK 1,1, S. 71 ff., 75 ff., 86 ff., 99 ff. Zuerst vorgetragen am 20.7.1995 bei dem Werkstattgespräch in Münster, zum Formelwort ‘Lauch’ s. jetzt in diesem Band S. 550–573 sowie zu Wodan-Odin als Kräuterkundigen s. Heizmann 1997,2. Heizmann 1987, S. 150 Nr. 2. Auch hier gilt der Abstand zur Naturform wie bei den Pferde- und den Rabenbildern, s. oben nach Anm. 29 und 33.
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durch sein Zwei-Vogel-Geleit als Wodan-Odin, als Rabenase (s. Fig. 1: 2–4 und 13: 1) benennbar wird.96 Heizmanns Bestätigung gilt am unmittelbarsten für die C-Brakteaten, die die Verletzung des einen Pferde-Vorderbeins als Unglücksursache (Fig. 17: 2 mit dem blutenden Huf) bezeugen. Folgerichtig gehört zu diesem Traditionsstrang gleichfalls die Raben-Inspektion des Pferde-Vorderbeins (Fig. 1: 4 und 2: 2). Allerdings gab es daneben abweichende Parallelversionen, die jedenfalls für das Hinken des Pferdes die Wasserrähe als Ursache ansahen, wie die Details und die anderen Inspektions-Varianten der Raben (Fig. 1: 3 und vor allem 2: 2) das konkretisieren.97 Die Tatsache, daß in beiden Traditionssträngen das Pferd recht oft mit dem Hörnerschmuck ausgezeichnet wird98 (vgl. einerseits Fig. 1: 3 und 2: 2 sowie anderseits Fig. 1: 4 und 2: 3), spricht dafür: Beide Versionen variieren die Leidensgeschichte ein und desselben besonderen Tieres. Daß es Bild- und Textzeugnisse gibt, die darauf hinweisen, daß es sich um das Fohlen Balders handelte, wird unten im Kap. 2.5 erörtert. Wilhelm Heizmann entdeckte mit seiner philologischen Auswertung der bildimmanenten und zeitgleichen Lauch-Inschriften Wodan-Odin als Kräuterkundigen. Heizmanns Ergebnis und mein ikonographischer Nachweis vom göttlichen Zauberfürsten als Rabenasen erhellen sich wechselseitig. Wir werden daher die philologische und die ikonographische Methode als zwei völlig selbständige beschreitbare Wege anwenden, aber sie auch dazu benutzen, daß die Philologie und die historische Denkmalwissenschaft bei der Erschließung des frühen Quellenhorizontes sich gegenseitig weiterhelfen. Schon hier verdient volle Beachtung, daß in Siedlungskammern von Herrschafts- und Kultzentren ebenso Votivgold-Serien gefunden wurden99 wie unter optimalen Bedingungen auch Kolliers von Goldbrakteaten.100 Auch wenn man im Norden die Konventionen des Südens verwandelte, wurde die Herstellung der Goldbrakteaten in ihrer Gegenwart dem größeren Traditionshorizont der polytheistischen und christlichen Mischkultur angepaßt.101 Aber die Bildformeln hatten mit einer völlig neuen Konzeption einer anderen Vorstellungswelt zu dienen. Dem Ziel, den Sitz im Leben für 96 97 98 99 100 101
S. oben nach Anm. 38. S. oben vor Anm. 37 und dazu zur Wasserrähe der Pferde vorläufig Eis 1964, S. 48–52. Zu ihm IK 1,1, S. 106. Watt 1992, S. 221–225 mit Fig. 12–14. S. vorläufig Hauck 1992,1, S. 547 ff. Fig. 63 und 64; 1992,4, S. 234 ff. Abb. 4 und 5; +[aus jüngerer Zeit vor allem Hauck 1998,1; 1998,2; 1998,3]. Böhme 1974,2, S. 205 ff.; Kaiser 1993, S. 13–17; Wenskus 1994, S. 179–248.
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die im folgenden vorgelegte Ikonographie aufzuzeigen, nützt daher das skandinavische Engagement der letzten zwölf Jahre, Zentren des Reichtums, der Herrschaft und des Kultes wie das fünische Gudme-‘Götterheim’, das bornholmische Sorte Muld, +[das schonische Uppåkra] oder Altuppsala samt ihrem jeweiligen Umland zu erforschen.
2. Wodan-Odin, Balder und Loki auf den Drei-Götter-Brakteaten um 500 n. Chr. 2.1 Die Drei-Götter-Brakteaten als Schlüssel zur Auswertung der AmulettBildformeln Die Ausstrahlung der antiken Sach- und Bildkultur auf die Führungsschichten des Nordens in der späteren römischen Kaiserzeit wurde lange Zeit weit unterschätzt. Diese Einsicht wird durch den Strom von Entdeckungen seit 1982 im Reichtums-, Herrschafts- und Kultzentrum Gudme- ‘Götterheim’ samt seinem südostfünischen Umland exemplarisch veranschaulicht.102 Figuraler Tafelluxus,103 ungewöhnliche Statuettenfunde,104 ein Prachtkollier, zu dessen Kleinodien auch zehn Goldbrakteaten gehören,105 sowie die 102 goldenen Votivfolien aus Lundeborg106 und Gudme107 konkretisieren die Mannigfaltigkeit der Bildüberlieferung aus dem Gudme-Lundeborg-Gebiet. Zunächst ist danach zu fragen, in welcher Weise die Bildformeln im Norden von den Vorstufen des kaiserzeitlichen Südens abhängen?108 Die Antwort führt auf zwei unterschiedliche Vorstufen. Im Süden erlaubte es der herkömmliche Amulettgebrauch, Schutz zu suchen entweder durch: – Bilder der Götter109 oder durch: – Bilder der Gottkaiser bzw. der Kaiser von Gottes Gnaden, antikem Herrscherkult entsprechend.110 102 103 104 105 106 107 108
109
Nielsen / Randsborg / Thrane (Hgg.) 1994. Vang Petersen 1994, S. 35 f. Fig. 11–13. Thrane 1992, S. 326 f.; Thomsen et al. 1993, S. 92 ff.; Hardt 1993, S. 89 ff.; Werner 1994, S. 106 ff.; Kjer Michaelsen 1994, S. 8–16. Hauck 1992,1, bes. S. 504–510; 1994,1, S. 78 ff.; Axboe 1994, S. 68 ff. Thomsen et al. 1993, S. 87–91; Hauck 1995, S. 301 ff. Vang Petersen 1988, S. 48; Hauck 1992,1, S. 518 f. Fig. 42, S. 528 Anm. 61. Diese Grundfrage wird, ungeachtet des Anspruchs, Ikonographie zu bieten, nicht gestellt in den Arbeiten von Elmar Seebold, die daher im Bereich der Spekulation bleiben, vgl. Seebold 1992; 1994,1; 1995; 1998. Eckstein / Wasznik 1950, Sp. 399 ff.; Gladigow 1992,2, S. 24 Abschnitt 4.3.
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In der bisherigen Diskussion der Amulettsitte hat man vor allem der Gnadenmacht des Kaiserbildes und seiner Umwandlung in Bilder des südskandinavischen Götterfürsten (s. etwa IK 189 Trollhättan Fig. 10: 2) volle Beachtung geschenkt.111 Weniger beachtet wurde bisher, daß auch kaiserzeitliche Götterbilder des Südens als Vorstufen im Norden für die Brakteatenikonographie verwendet wurden. Mit Hilfe solcher Götterbilder entstand im Norden die formularverwandte Serie der Drei-Götter-Brakteaten. Wir kennen von ihr bis jetzt sieben Modeln +[sowie den Neufund IK 595 Fuglsang-B/Sorte Muld II112]. Ihre Formulare interessieren durch die bei weitem dichteste Füllung der runden Bildflächen. Es war oben schon davon die Rede, weil die Drei-Götter-Brakteaten auf diese Weise zur Schlüsselserie unter den Leitvarianten werden.113 Zu den Eigenheiten der Drei-Götter-Brakteaten rechnet, daß man auf ihnen außer den gewöhnlichen Attributen in den Händen und unter den Füßen der anthropomorphen Gestalten, der zeichenhaften Methode gemäß,114 noch weitere Attribute chiffrenhaft abbildete. Auf den winzigen Schrötlingen der einschlägigen Modeln hat man die normalen und die chiffrenhaften Attribute der drei Hauptgestalten als Requisiten der Handlung wie ihrer Rollen betrachtet. Mit ihnen als Kürzel brauchte man dann nicht die Kette der Handlungen szenisch wiederzugeben. Das Hauptinteresse der archaischen Bildformeln konzentrierte man damit auf die Einzelfiguren.115 Das war das Verfahren, mit dem man die ikonographische Kontraktion aufs höchste steigerte.116 Die Fülle der Attribute und der Requisiten der Handlung auf den DreiGötter-Brakteaten erfordert es, sie hier in den Textfiguren leichter zugänglich wiederzugeben, obwohl diese Textfiguren nur den Maßstab 2:1 haben. Bei ihnen werden die 4:1-Reproduktionen der Originalphotos in den IKTafelbänden 1–3 als erreichbar vorausgesetzt. Benötigt werden sie dann, wenn eine Verbesserung der Lesung in dieser Edition erzielt werden 110 111
112 113 114 115 116
Fears 1981,1, S. 749 ff.; 1981,2, Sp. 1126 ff.; Engemann 1988, Sp. 1025 f.; Gladigow 1992,2, S. 24 Abschnitt 4.4. Bakka 1968, S. 31 ff.; Gladigow 1992,2, S. 24 Abschnitt 4.4; Hauck 1969, gekürzt wiederabgedruckt in: 1970, S. 288–303 als Anhang VI; 1988,1, S. 24; 1994,1, S. 78 ff.; Düwel 1988, in diesem Bd. S. 488 ff. + [Vgl. dazu Beck / Hauck 2002.] S. oben Forschungsstand nach Anm. 71. S. oben Forschungsstand nach Anm. 86. Hauck 1984,2, S. 274 f. Hauck 1986,1, S. 277.
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konnte. Das ist so bei IK 66 Gummerup-B, Fünen (Fig. 6: 1), und zwar bei der Gestalt in der Marsbild-Nachfolge mit dem Roßschweif-Detail am Rückenende. Morten Axboe erkannte das Schweif-Detail zuerst als Restbefund, der bisher noch nicht veröffentlicht wurde. Die Verkürzung des Speers auf dieser Formular-Variante, das zweite Originalphoto von ihr in IK l sowie die punktierte Spielart des gleichen Details auf IK 7 Års-B (Fig. 6: 2) geben Gewißheit über dieses Detail. Der Roßschweif ist als Element, der Maskierung also zweimal bezeugt, zum einen fünisch auf IK 66 (Fig. 6: 1) und zum anderen nordjütisch auf IK 7 (Fig. 6: 2). Um die Verständigung über die zahlreichen Details zu erleichtern, wurden auf den 2:1-Textfiguren viele dieser Details neben den Bildern herausgezeichnet. Bei einigen der auf einzelnen Modeln verkümmert begegnenden Details wurde zu dem reduzierten Befund die bessere Parallele von einem anderen Model hinzugesetzt. Das war vor allem zweckmäßig bei den Gestalten mit den Mars-Elementen im Bereich ihrer Füße (so bei dem dämonischen Wesen auf Fig. 4: 2 und bei der Schlange auf Fig. 6: 1). In Fällen, bei denen der benützte Model erheblich größer war als der Schrötling, ergänzen wir die nur fragmentarisch erhaltenen Details mit analogen Versionen (so bei Fig. 4: 3; 6: 1 und 13: 1). Infolge der so überaus dichten Füllung der Bildflächen wird eine Tendenz zu weiteren Kürzungen wirksam. So sind bei den Drei-GötterBrakteaten öfters die Hände nicht wiedergegeben oder bei der Gestalt in der Victoria-Nachfolge117 niemals der Arm, der den Zweig schultert. Auch werden dämonische Wesen, um Platz zu sparen, in Aufsicht statt in Seitenansicht abgebildet (s. Fig. 4: 3 und 5: 1). 2.2 Die Odinbilder mit aus dem Süden entlehnten Mars-Elementen für den Speergott des Nordens Bei der Musterung des Forschungsstandes wurde darauf hingewiesen, daß zwei der drei kaiserzeitlichen Götter-Vorstufen des Südens für die DreiGötter-Brakteaten des Nordens seit langem grundsätzlich erkannt worden sind: Bilder der Göttin Victoria und des Gottkaisers.118 Diese Erkenntnis wurde bisher weder für die Einsicht eingehender gewürdigt, daß wir im völkerwanderungszeitlichen Norden mit abbildbaren, göttlichen Wesen zu rechnen haben,119 noch für die Brakteaten-Iko117 118 119
S. zu ihr oben Forschungsstand nach Anm. 76. S. oben Forschungsstand nach Anm. 76 und 77. Müller-Wille 1989, S. 45 ff.
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nographie. Beide Aspekte, den grundsätzlichen der nachweisbaren GötterIndividualität und den speziellen der Brakteaten-Ikonographie, fördern wir, wenn wir uns bei den Odinbildern der Drei-Götter-Brakteaten mit den Mars-Elementen befassen. Die Untersuchung dieser Problematik wird entscheidend erleichtert durch den Ares-Mars-Artikel von Erika Simon und Gerhard Bauchhenss im Lexicon Iconographicum Classicae Mythologiae.120 Durch diesen Lexikonbeitrag laßt sich präzis fragen: Welchem ikonographischen Marstypus wurden charakteristische Elemente im Norden für die Odinbilder auf den Drei-Götter-Brakteaten entlehnt? Die Antwort lautet: Bei dem gesuchten Vorbild des Marstypus lassen sich ebenso Münzvorstufen wie auch eine Statuetten-Vorstufe aus dem Süden ermitteln. Es handelt sich bei den beiden variierenden Arten der Vorstufen um den römischen Kriegsgott des Mars Ultor-Tempels auf dem Augustusforum in Rom im Typus des dortigen Kultbildes (Fig. 5: 3). Imitationen davon waren vielfältig verbreitet, so auf Votivfolien (Fig. 3: l).121 Ja, selbst in Norwegen blieb Mars mit dem aktionsbereit gehaltenen Speer, dem Helm und dem Schild, ungeachtet der reduziert erhaltenen Details, erkennbar auf Medaillon-Imitationen wie IK 263 Gunheim, Telemark, Revers (Fig. 5: 2).122 In Südskandinavien bezeugen das Echo die figural verzierte Klinge eines römischen Schwertes im Kriegsbeuteopfer von Illerup Ådal, Amt Skanderborg,123 und der seeländische Statuettenfund von Tybjerggård, Amt Præstø, südlich von Ringsted (Fig. 4: 1), in unvollständiger Erhaltung.124 Als Johannes Brøndsted solche Importe würdigte, meinte er: „Man könnte sich vorstellen, daß diese Figuren den Anstoß zu nordischen Versuchen, die eigenen Götter darzustellen, gegeben hätten (beispielsweise in Holz). Näheres hierüber können nur zukünftige Funde aussagen.“125 Wenn auch anders als erwartet, war diese Prognose bereits 1844 erfüllt, als aus Südostseeland der Drei-Götter-Brakteat IK 51,l Fakse-B (Fig. 4: 3) ins dänische Nationalmuseum, Kopenhagen, eingeliefert wurde. Allerdings reduzierten ein für den Model zu kleiner Schrötling und die Randfassung den Typenzusammenhang. 120 121 122 123 124 125
Simon / Bauchhenss 1984.. Das Fig. 3: l abgebildete Exemplar zeigt das Kultbild seitenverkehrt. Im gleichen Fund bilden andere Exemplare die Statue seitenrichtig ab. Hauck 1993,2, S. 443 f. Fig. 12a. Illkjær 1990, S. 128 f., 200 f., dort ist allerdings die Typenzugehörigkeit dieser gröberen Variante nicht angesprochen. Poulsen 1990, S. 124 f., 200; Salskov Roberts 1994, S. 361 ff. Brøndsted 1963, S. 174 f.
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Den nicht reduzierten, authentischen Typenzusammenhang erhellt seit 1982 der Drei-Götter-Brakteat IK 51,3 Gudme-B (Fig. 4: 2), das prachtvolle Mittelstück mit breiter Randzone und Prunkösung aus dem oben bereits erwähnten Kollier, das sich in der Kernsiedlung des fünischen Götterheims fand.126 Der Befund von IK 51,3 (Fig. 4: 2) hat die vollständige Rekonstruktion des Models von IK 51,1 (Fig. 4: 3) mit Hilfe eines vorher unverständlichen Restbefundes am Speerschaft oben ermöglicht.127 Die Rekonstruktion wird hier erstmals veröffentlicht. Bei der Herstellung der Modeln von Brakteaten kamen Münzvorbilder eher in Betracht als eine Statuette, die die Verbreitung des Typs genauso dokumentiert. Auf Münzreversen wurde das Mars Ultor-Kultbild des Tempels in Rom mit Mantel, Helm, Schild und Lanze (Fig. 5: 3)128 bis in das Zeitalter Konstantins des Großen wiederholt.129 Das erleichterte es, derartige Münzreverse mit Mars-Motiven (Fig. 5: 3 und 6: 3) als Vorbilder für Goldbrakteaten heranzuziehen. Bei der Dreiheit des Nordens waren im Fall dieser Mars-Vorstufe von dem römischen Vorbild Helm, Panzer, Stiefel, Schild und Mantel für die neue Konzeption nicht zu gebrauchen. Bei der Entlehnung konzentrierte sich die Aufmerksamkeit vor allem auf das dem Mars im Süden und Odin im Norden gemeinsame Attribut der Lanze. Der Norden entlehnte von den Münzbildern des Südens drei charakteristische Mars-Elemente: – Die aktionsbereit gesenkte Spitze der Wurflanze,130 – die Armhaltung bei der Lanzen-Hand und – den gefältelten Lederschurz.131 Die Frage nach dem ikonographischen Marsbild-Typus, der im Norden in den Odinbildern fortwirkte, führt auf die Identität des Kernsymbols der Lanze beim Kriegsgott des Südens mit dem Kernsymbol bei Wodan-Odin als Kriegsgott des Nordens, der bereits in der jüngeren Kaiserzeit Tyr aus der Kriegsgott-Rolle zu verdrängen begann. 126 127 128
129 130
131
S. oben Anm. 107. In der unpublizierten Zeichnung von Morten Axboe erfaßt. Kent / Overbeck / Stylow 1973, S. 116 Nr. 308 Taf. 76: Sesterz-Revers des Kaisers Antoninus Pius aus den Jahren 140/144; Simon / Bauchhenss 1984, S. 530 Nr. 233. Simon / Bauchhenss 1984, S. 530 Nr. 235. Simon 1990, S. 144, 278 Anm. 38. Zum germanischen Lanzentypus mit Widerhaken Kuhn / Jankuhn 1973, S. 331 f.; Raddatz 1976, S. 432; Arrhenius 1987, S. 286. S. dazu Franzius 1993, S. 121 Abb. 11 sowie unten nach Anm. 150.
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Analoge Wortzeugnisse bekräftigen das ikonographische Ergebnis. Im Süden liefert Servius in seinem Aeneis-Kommentar des 4. Jahrhunderts das Schlüsselzeugnis in seiner Schilderung des Rituals vor Kriegsbeginn in der ältesten Marskultstätte Roms, dem ‘königlichen Haus’, der Regia auf dem Forum. In dieses sacrarium Martis begab sich der Feldherr zu den dort verwahrten Lanzen und heiligen Schilden, die er mit den Worten bewegte: Mars vigila (‘Mars wache!’).132 Im Norden entspricht Odins Bezeichnung als geirs dróttinn (‘Herr des Speers’) im 10. Jahrhundert bei dem Skalden Egill Skalla-Grímsson (Sonatorrek 22) der besonderen Beziehung jener Gottheit zu dieser Waffe.133 Ihre Funktion als Kernsymbol erhellt wohl am intensivsten die Speerverwundung bei dem Selbstopfer des Gottes.134 Die Verknüpfung der Bild- und Wortzeugnisse ermöglicht die sichere Benennung der Gestalt mit den Marsbild-Elementen auf den Drei-GötterBrakteaten: Es ist Wodan-Odin, der Speergott.135 2.3 Die weiteren Attribute der Odinbilder Die weiteren Attribute der Odinbilder veranschaulichen das erstaunliche Fortwirken der kaiserzeitlichen Mars-Elemente bis in den Brakteatenhorizont um 500 n. Chr. Ausführlicher und zuerst ist von diesen Attributen das Geleit der Vögel zu mustern. Wir begegneten ihm schon bei Odins Rolle als Magierkönig und Rabenase und erörterten bereits die Stilisierung der Raben mit raubvogelähnlichen Schnäbeln.136 Daß dieses Geleit auch für den Speergott der Drei-Götter-Brakteaten zu den Kernsymbolen gehört, wurde bisher nicht erkannt. Auf ihnen wird das gefiederte Geleit dem Speergott gemeinsam mit der zentralen Gestalt zuteil. Dem entspricht bei den CBrakteaten die Zuordnung von Raben des Gottes zu den Pferden der oben besprochenen Inspektionsvarianten.137 Verwirklicht wurde das Vogelgeleit 132 133 134 135 136 137
Servius, Aeneis 8, 3; Latte 1960, S. 114 f.; Nash 1962, S. 264–267; Simon 1990, S. 12, 141. Skj. IB, S. 37; vgl. Turville-Petre 1964, S. 43. Háv. 138; Häny 1987, S. 65; Simek 2006, S. 304 f., 150 f. Zur Bedeutung der Benennbarkeit Robert 1919, S. 15 ff., 103; Hauck 1986,1, S. 278 ff.; 1992,3, S. 111, 126 f., 142–148. S. oben Forschungsstand nach Anm. 37 (Inspektionsvarianten). Zur zentralen Gestalt s. oben Forschungsstand nach Anm. 78 sowie auch unten 2.4 nach Anm. 186 sowie 2.5 und 2.6.
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nicht allein mit den sonst auf Brakteaten so häufigen einzelnen Vögeln, sondern auch mit dem Rabenpaar. Die uns unvertraute, flexible Formensprache, mit der man sich an die Thematik und an den so knappen Platz anzupassen verstand, erlaubte das. Folgende Modeln zeigen den einzelnen Vogel in der Übergröße, die die Ausdehnung des Geleits auch auf die zentrale Gestalt erforderte: – IK 51,3 Gudme-B, Fünen (Fig. 4: 2), modelgleich mit – IK 51,2 Killerup-B, dem Fragment aus dem Umland von Odense, Fünen, und formulargleich mit der gröberen Variante – IK 40 Dänemark-B, – IK 51,1 Fakse-B, Seeland (Fig. 4: 3) und – IK 39 Dänemark (X)-B (Fig. 7: 1). Nur auf IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum), Polen (Fig. 5: 1) fehlt das Vogelgeleit ganz. Anders verfuhr man auf IK 165 Skovsborg-B, Ostjütland (Fig. 10: 3), weil man die zwei Raben wiedergeben wollte. Wenn wir heute nach zwei Raben fahnden, erwarten wir zwei Vögel des gleichen Typus. Wenn man jedoch in das Vogelgeleit des Speergottes die zentrale Gestalt an zwei verschiedenen Stellen einbezog, war man darauf angewiesen, zwei ungleiche Plätze zu füllen. So blieb es zwar über dem Haupt der zentralen Gestalt bei der Übergröße, mit der man auf den DreiGötter-Brakteaten den einzelnen Raben wiedergab. Aber zu den Füßen der zentralen Gestalt verwendete man eine verkleinerte Variante aus den bekannten Rabentypen der zahlreichen C-Brakteaten. So erscheint der Vogel von IK 142 Raum Randers-C in der gleichen ostjütischen Seitenansicht von links138 auf IK 165 Skovsborg-B vor dem Standbein der zentralen Gestalt (der Rabe von IK 142 ist der Fig. 10: 3 hinzugefügt).139 Noch zwei weitere Brakteaten überliefern das Vogelpaar, nämlich IK 66 Gummerup-B, Südwestfünen (Fig. 6: 1), und IK 571 Gemarkung Dannau-C (Fig. 13: 1). 138 139
Spiegelbildlich variieren den Typus auf Fünen die C-Brakteaten IK 58 Fünen (I) und IK 147 Rynkebygård. In der Beschreibung der Befunde von IK 165 in IK 1,2, S. 287 f. sind die Vögel in der Pos. I summarisch unter den vier Beitieren erwähnt sowie in den Pos. 36 ff. und 36a ff. beschrieben. Aber ihre Zusammengehörigkeit als Geleit des Speergottes war noch nicht verstanden. Auch ist IK 1,1, S. 141 mit einer anderen Erklärung experimentiert, die aufgrund der Übergröße des Vogels am oberen Rand den Gestaltwechsel des Gottes für möglich hielt. Diese Möglichkeit schied allerdings aus, nachdem IK 571 Gemarkung Dannau-C mit der Darstellung des Vogelgeleites (hier Fig. 13: 1) bekannt wurde, s. dazu unten Anm. 143.
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Die südwestfünische Version IK 66 Gummerup-B (Fig. 6: 1) variiert unseren Vorschlag zur Auswertung von IK 165 (Fig. 10: 3), da auf ihr beide Raben der zentralen Gestalt in der Mittelachse zugeordnet wurden, und zwar über deren Haupt140 und vor deren Standbein. Das verdeutlicht die hier erstmals veröffentlichte Rekonstruktion des Models mit dem großen Raben, von dem auf dem Original nur das Schwanzgefieder erhalten blieb.141 Mit der gängigen Rabenversion des Speergottes und Magierkönigs vor dem Standbein der zentralen Gestalt sind diesmal noch am ehesten verwandt spiegelbildliche Rabenvarianten von norwegischen C-Brakteaten wie IK 21 Berge, Vestagder (seitenverkehrt hinzugefügt zu Fig. 6: 1).142 Die ostholsteinische C-Version IK 571 Gemarkung Dannau (Fig. 13: 1) fällt mit dem übergroßen Vogel, den leider die Kügelchen der Granulation fast ganz verstecken, so auf, daß ein Zitat der Version eines Drei-GötterFormulars wahrscheinlich ist.143 Die Verknüpfung der zwei ungleichen Rabentypen im gefiederten Geleit des Speergottes und Magierkönigs ist hier unübersehbar und besonders beweiskräftig. Der trapezoiden Blockform des kleineren Raben auf IK 571 entspricht der Rabe von IK 231 DalumC/Daleim nedre, Nordtrøndelag (hinzugefügt zu Fig. 13: 1).144 Die Zahl der Belege, für den Magierkönig als ‘Rabenasen’ und als Speergott läßt sich also mit der Musterung des Vogelgeleits auf den DreiGötter-Brakteaten durch neue Einsichten in Ergänzung des Forschungsstandes vermehren.145 Unter den weiteren Attributen der Odinbilder sind noch zwei andere sowohl dem Speergott wie der zentralen Gestalt zugeteilt, ein kleiner runder Gegenstand sowie Reptilien. Der kleine runde Gegenstand ist auf IK 165 Skovsborg-B (Fig. 10: 3) in der Hand des Speergottes zu sehen, die sich der zentralen Gestalt so nähert, daß dieser Gegenstand übergeben werden kann, zumal die zentrale Gestalt die Bereitschaft zur Übernahme mit ihrer offenen Hand bekundet. Auf IK 51,3 Gudme-B (Fig. 4: 2) hat die Übergabe stattgefunden, so daß, dem besonderen, bereits erwähnten Interesse an der Einzelgestalt gemäß,146 der 140 141
142 143 144 145 146
Leider ist das schlangenartige Tier unter dem Raben nicht klarer überliefert. Der Befund ist in IK 1,3 auf dem unteren der beiden Photos deutlicher und wurde auch in der oben nach Anm. 126 dieses Kapitels zitierten, unveröffentlichten Zeichnung von Morten Axboe unabhängig genauso erfaßt, aber noch nicht wie hier rekonstruiert. Vgl. auch den Raben von IK 318 Rømul-C, Sørtrøndelag. Hauck / Axboe 1990, S. 104 f. mit Anm. 100, 109 f. Ebd. S. 113 Pos. 39. S. Forschungsstand nach Anm. 140 und 148. S. oben nach Anm. 114.
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Gegenstand sowohl in der Hand des Speergottes wie in der Hand der zentralen Gestalt erscheint. Die Überdimensionierung der beteiligten Hände, die an die Überdimensionierung des dem Speergott und der zentralen Gestalt voranfliegenden Raben erinnert, verstärkt die Aufmerksamkeit an dem übergebenen Gegenstand. Es ist jedoch zweckmäßiger, die Bedeutung dieser Übergabe erst bei den Attributen der zentralen Gestalt in 2.6 zu erörtern. Ähnliches gilt für die Reptilien, die die zentrale Gestalt angreifen und die dann aber auch unter den Fuß des Speergottes getreten werden. Das kann sowohl in einer aggressiven als auch in einer triumphalen Phase abgebildet werden wie auf IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum) (Fig. 5: 1) und auf IK 51,3 Gudme-B (Fig. 4: 2) oder zusammengesehen dargestellt werden wie auf IK 165 Skovsborg-B (Fig. 10: 3). Infolge der synkretistischen Magie147 konnte zu den Attributen des Speergottes das Handkreuz überdimensioniert als bewährtes Machtzeichen des Dämonenkampfes auftauchen,148 wie das in der Drei-Götter-Serie IK 51,1 Fakse-B (Fig. 4: 3) beweist. Als chiffrenhaft hinzugesetztes Attribut wird das Doppelknauf-Szepter auf IK 51,1 Fakse-B abgebildet. Als Herrschaftszeichen in einer Götterhand wird es auf dem Avers von IK 190 Raum Trollhättan-B,D mit seiner TyrDarstellung überliefert.149 Ein chiffrenhaft hinzugesetztes Szepter mit einfachen Knaufenden ist am ehesten auf IK 197 UFo-B/Dänemark (VII) aus unbekanntem Fundort zu erwägen.150 Mit den Gürtel-Belegen, in doppelter oder einfacher Kontur gezeichnet, wird die Imitation des kaiserzeitlichen Lederschurzes entweder verändert,151 so IK 51,3 (Fig. 4: 2), IK 51,1 (Fig. 4: 3) und IK 165 (Fig. 10: 3), oder ganz getilgt.152 In der Übersicht über die weiteren Attribute des Speergottes sind schließlich noch Axt und Keule zu nennen. Wohl sind sie auf den DreiGötter-Brakteaten jeweils nur einmal belegt: –
die Axt auf IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum) (Fig. 5: 1) und
–
die Keule auf IK 39 Dänemark (X)-B (Fig. 7: 1).
147
Schwab 1994, S. 560 f. mit Anm. 20. Nußbaum 1964, S. 259 ff. IK 1,1, S. 141. S. auch Behr 1991, S. 49, 160 zu „Hantelformen“. Zu ihr oben nach Anm. 130. So auf IK 20 (Fig. 5: 1), IK 39 (Fig. 7: 1) und IK 66 (Fig. 6: 1).
148 149 150 151 152
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Aber beide zusammen sind auch auf IK 7 Års-B, Nordjütland (Fig. 6: 2), einem der bedeutsamsten Speergott-Brakteaten, wiedergegeben.153 Der Axt-Typ gleicht dort dem von IK 20 (Fig. 5: 1), der kugelige Keulen-Typ von IK 39 (Fig. 7: 1) wurde dagegen mit der gekrümmten Wurfkeule auf IK 7 (Fig. 6: 2) variiert. Wir kennen sie nicht allein als cateia154 der Kelten, sondern auch aus germanischen Funden.155 Zu den Attributen Wodan-Odins auf den Drei-Götter-Brakteaten ist zusammenfassend zu sagen: Seiner Kriegsgott-Rolle ist der Speer gemäß, aber auch Axt und Keule entsprechen ihr. Für seine Herrscher-Funktion ist das Doppelknauf-Szepter wesentlich. Den Magier-Aspekt bereichert das Handkreuz. Odins enge Verbundenheit mit der zentralen Gestalt wurde gewürdigt mit der Ausdehnung des Rabengeleites auf sie, beschrieben mit der Übergabe des kleinen, runden Gegenstandes und angedeutet mit der Problematik, mit der die Reptilien einbezogen worden sind. Bevor wir uns der zentralen Gestalt zuwenden können, erörtern wir im folgenden Unterabschnitt die Benennbarkeit der Gestalten mit Hilfe der unverwechselbar sprechenden Bildaussagen und die Attribute der Gestalt in der Victoria-Nachfolge. 2.4 Die unverwechselbar sprechenden Bildaussagen und die Text-Parallelen zu ihnen, durch die Loki und Balder identifizierbar werden Zur Identifizierung der Mars-Elemente in den Odinbildern hilft entscheidend die gleiche Kriegsgott-Funktion der beiden Gottheiten und das gleiche Kernsymbol der Lanze.156 Analog hilft bei der Identifizierung Thors die gleiche Götterkönig-Funktion Iupiters, mit der im Süden wie im Norden, jedenfalls in Sorte Muld und Altuppsala, das Kernsymbol des Langszepters zusammenhing.157 Damit erkennen wir, mit welchen Götternamen die entsprechenden anthropomorphen Gestalten der bornholmischen Votivgoldfolien bzw. der südskandinavischen Drei-Götter-Brakteaten zu bezeichnen sind. Bei den Vorstufen des Südens für die anderen zwei Gestalten der DreiGötter-Brakteaten: Gottkaiserportraits und Victoriadarstellungen,158 ist es 153 154 155 156 157 158
Zum Bartaxttypus s. Arrhenius 1987, S. 285 f. Isidor von Sevilla, Origines 18,7,7. Behm-Blanke 1958, S. 265; Werner 1968,1, S. 102. S. oben nach Anm. 132. S. Hauck 1994,2, S. 205 ff. S. oben Forschungsstand nach Anm. 76 und 78.
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unmöglich, in derselben Art die neue Sinngebung im Norden zu ermitteln. Denn statt auf Funktionsgleichheit in Süd und Nord treffen wir auf eine völlige Umdeutung der entlehnten bildlichen Zweiheit.159 Die Möglichkeit, dennoch die veränderte Konzeption zu verstehen, wird durch ihre unverwechselbar sprechenden Bildaussagen eröffnet, zu denen sich in dem Zeitalter der Schriftlichkeit analoge Texte nachweisen lassen. Die in der Diskussion als erfolgreich anerkannten Beispiele, bei denen diese Möglichkeit ausgenutzt wurde,160 beruhen im polytheistischen Norden auf besonderen Überlieferungsformen, die zusammen wirkten. Zu nennen sind: 1. die Einbeziehung der verschiedenen Bildgattungen etwa in den Opferund in den Totenkult wie in den Amulettbrauch;161 2. die stetige Prägung und Weitergabe des identitätssichernden Wissens der Gedächtniskultur in den Ritualen und Festen der Herrschafts- und Kultzentren162 und 3. die Rolle der Skaldendichtung mit ihrer Umschreibungstechnik, deren Beherrschung das mythische Wissen selbst über den Religionswechsel hinweg stabilisierte. Alois Wolf schildert das so: Die Skaldik, in deren Kenningar die heroischen und mythischen Traditionen gegenwärtig waren, hielt in der Mündlichkeit Geschehnisse und Reaktionen von Menschen der Vergangenheit wie Gegenwart fest, führte diese dem allgemeinen Wissen zu und ließ im Laufe der Zeit mit jeder hinzukommenden Strophe eine Überlieferungskette entstehen, die ausgewählte Momente der Vergangenheit verfügbar machte. ... Die mündliche Tradition schuf also ein Fundament kollektiven Vergangenheitswissens und Vergangenheitsbewußtseins. Die hochentwickelte Schriftlichkeit der Schreibezeit diente dann nicht 159 160
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Von den älteren Darlegungen des Problems seien hier nur zitiert IK 1,1, S. 140 f.; Hauck 1992,3, S. 129–139; 1994,1, S. 79–84. Die Benennung von Menschenbildern aus dem gotländischen Totenkult auf dem großen wikingerzeitlichen Bildstein Ardre VIII, s. Lindqvist 1941, S. 107; 1942, S. 24; Nylén / Lamm 1991, S. 185, wird von der Strophe 34 des Wielandliedes ermöglicht (Vkv. 34), s. Häny 1987, S. 191; Nedoma 1988, S. 29 ff., 175 f., 250 f. Die Benennung des Mannes mit der Hand im Wolfsmaul auf dem Avers von IK 190 Raum Trollhättan-B,D als Gott Tyr wird ermöglicht durch Snorris Prosa-Edda, s. Gylfaginning, Kap. 25, Lorenz 1984, S. 348 f.; Oxenstierna 1956, S. 36, 78, 144 mit Abb. 102; IK 1,1, S. 94 f. mit Fig. 18, 3, 153; Roth 1986,1, S. 10; Hauck 1992,4, S. 259 mit Abb. 22 b. S. dazu die goldenen Votivfolien, die Bildsteine aus Gotland und Uppland sowie die Goldbrakteaten. Assmann 1992, S. 57, 24; Cancik / Mohr 1990, S. 311, 313 f.; Assmann 1991, S. 22 f.; Lang 1993, S. 483 ff.; Hauck 1994,2, S. 199.
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zuletzt auch dazu, dieses Mündlichkeitswissen festzuhalten, bei all dem, was die Schrift bewußt und unbewußt an grundsätzlich Neuem einbrachte. Auch hinter dem großen Literaten Snorri steht die Macht dieser traditionellen Mündlichkeitsmentalität.163
Kurz, nicht nur die Runen, von denen man seit dem 6. bis zum 13. Jahrhundert tradierte, sie seien götterentstammt,164 ragten hinein in jüngere Gegenwarten der neuen, christlichen Religion und ihrer Schriftlichkeit. Wenn man sich daher auf die unverwechselbar sprechenden Bildaussagen zu beschränken versteht, ist es zu rechtfertigen, Bildformeln aus dem Brakteaten-Horizont mit Texten aus der Lieder-Edda und der Prosa-Edda Snorris zusammen auszuwerten. Um die Musterung der Attribute der Victoria-Imitation des Nordens vorzubereiten, vergegenwärtigen wir uns Beispiele dafür, wie man die Dreiheit von Gottkaiser, Victoria und Mars im Süden darstellte. Das zu klären, liegt nahe, nachdem sich zeigte, daß die Odinbilder unserer Serie noch Mars-Elemente überliefern. Im Imperium Romanum gibt es für jene Dreiheit im Süden zwei Arten von Zeugnissen: – einmal ähnlich zeichenhafte Formeln auf Münzbildern, wie wir sie ebenso auf Brakteaten treffen, – zum anderen erweiterte Aussagen, welche die ganze Vorstellungswelt erschließen. Auf den Münz-Reversen wird der Kaiser als Mitte der verschiedensten Dreiergruppen variiert, die selbstverständlich auch in den Norden gelangten.165 Die Dreiheit, die wir als Vorstufe für unsere Serie im Norden suchen, bezeugt exemplarisch ein As des Kaisers Tacitus aus dem Jahr 275/76 (Abb. 12). Auf dessen Revers steht hinter dem Kaiser, in kriegerischer Rüstung, Mars mit seinem Schild, um ihn zu bekränzen. Vor dem Kaiser sitzt die Göttin Victoria mit dem Vota-Schild, dessen Inschrift an die Gelübde des Kaisers bei seinem Regierungsbeginn erinnert.166 Die Gelübde wurden allerdings dadurch unerfüllbar, daß seine Soldaten Tacitus
163 164
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Wolf 1993, S. 271 f. Vgl. auch Beck 1994, S. 22 ff., 25 ff., 29 ff.; Marold 1995. S. die Belege bei Düwel 2008,1, S. 36 und in der Perspektive des Hineinragens von Altformen in jüngere Epochen als eine der historischen Rahmenbedingungen bei Hauck 1992,4, S. 263 f. Anhang 1. Beispielhaft dafür ist Mackeprang 1952, Taf. l, 3a und b, das Goldmedaillon von Trunderup, Fünen, aus der Gudmeregion, des Caesars Constantius II, eine Trierer Prägung aus dem Jahr 335, Bruun 1966, S. 219 Nr. 569. Webb 1927, S. 337 Nr. 109. Vgl. auch hier Abb. 7.
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im Spätjahr 276 ermordeten.167 Im Übergang vom 3. zum 4. Jahrhundert ist auf allen solchen „Münzbildern der Kaiser nicht mehr im Dienst der Götter dargestellt, sondern als ihren Schutz und ihre Gunst genießend; es ist kein Geben, sondern ein Empfangen“. Repräsentativ ehren die Götter den Kaiser als GLORIA ROMANORUM, „von dem das Glück der vergangenen wie der kommenden Periode abhängt.“168 Das ist nicht anders, wenn man nicht allein Münzbild-Abbreviaturen der kaiserzeitlichen Theologie heranzieht,169 sondern die reicheren, religionspolitischen Aussagen eines der Programm-Monumente der imperialen Staatskunst. Wir benützen dazu das von dem Kaiser Diokletian (284–305) im Kernbereich des Forum Romanum nach dem dortigen Brand 283 errichtete Fünfsäulendenkmal der vier Kaiser, der Tetrarchie (Abb. 6 Nr. 3). Es wurde zu dem wahrscheinlich einzigen Rombesuch Diokletians 303 anläßlich seines 20-jährigen Regierungsjubiläums mit der Feier seines Persertriumphes fertiggestellt.170 Das Fünfsäulenmonument Diokletians hatte eine mittlere Säule, die die Iupiter Optimus Maximus-Statue krönte, im Geleit von den vier GenienStatuen der je zwei Augusti und je zwei Caesares auf den anderen vier Säulen.171 Von der einzigen erhaltenen Säulenbasis, der sog. Decennalienbasis, interessiert hier am meisten das Relief mit dem Wein-Voropfer des Kaisers für den Gott Mars. Das Relief versinnbildlicht Schutz und Hilfe der Götter für einen der vier Kaiser. Wenn auch in reduzierter Erhaltung, erscheint Mars, auf dem Relief (Abb. 13) in göttlicher Nacktheit sichtbar, mit Helm, – heute verlorener – Lanze und Mantel über der linken Schulter.172
167 168 169 170
171 172
Hanslik 1975, Sp. 494. Hölscher 1967, S. 118. Zu ihnen grundsätzlich Scott Ryberg 1955, S. 185 ff. Die Rekonstruierbarkeit dieses Monumentes mit kaiserzeitlichen Bildern und originalen Überresten erkannte zuerst L’Orange 1938, S. 1–34, nachgedruckt in: L’Orange 1973, S. 131–157; L’Orange / Unger / Wegner 1984, S. 10 f., 99 f.; L’Oranges Ergebnisse ergänzten und modifizierten Scott Ryberg 1955, S. 117 ff.; Kähler 1964, bes. S. 47 ff. mit dem Werkstückverzeichnis; Niemeyer 1968, S. 88 f. Nr. 23–26; Wrede 1981, bes. S. 121 ff., 135 ff.; Engemann 1984, S. 336–344, 356; 1988, Sp. 982, 1004 f.; Kolb 1987, S. 113 f., 123–127; Demandt 1989,1, S. 46 ff., 57 ff., 378; Koeppel 1990, S. l f., 32–38, für wertvolle Hinweise danke ich Wolfgang Orth. Niemeyer 1968, S. 88 f.; Kolb 1987, S. 124 f. mit Abb. 34. Scott Ryberg 1955, S. 118.
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Das Feuerbecken auf dem Dreifuß steht im Zentrum. Über ihm schwebt, in Analogie zu der Mars-Epiphanie, die Göttin Victoria als Flügelwesen in Frauengewandung. Sie schultert den Palmzweig und bekränzt von vorn den Kaiser zusammen mit dem Genius des Senates hinter ihm. Am rechten Rand des dem Forum zugewandten Basisreliefs erscheint die Reichs- und Stadtgöttin Roma. Da im Scheitelbogen ihrer Gewandbahn die Büste des Gottes Sol, des Spenders der lux aeterna, zu sehen ist, wird Roma als die Ewige verherrlicht. Roma gewährt dem Kaiser als gloria Romanorum zusammen mit Mars, ihren Schutz.173 In der Victoria-Epiphanie wird das Kultbild der Göttin vom nahen Altar der Senatskurie variiert (Abb. 6 Nr. l),174 die damals als geheiligter Platz angesehen wurde.175 Der Globus unter den Füßen der Victoria-Statue in der Senatskurie war das eigentümlichste Detail dieses Sinnbildes römischer Macht und Größe.176 Auf IK 51,l Fakse-B (Fig. 4: 3) wurde das Flügelwesen in vereinfachter Frauengewandung und mit geschultertem Zweig imitiert. Auch diese Imitation des Nordens erhebt vor der zentralen Gestalt den Kranz, vergleichbar der Victoria auf der Basis des Fünfsäulendenkmals (Abb. 13). Mit diesem römischen Victoria-Typus wurde auf IK 51,3 (Fig. 4: 2) +[und IK 595 Fuglsang-B/Sorte Muld II] selbst der Globus wiederholt. Daß er auf keinem anderen Model der Drei-Götter-Brakteaten wiederkehrt, war der neuen Sinngebung gemäß konsequent. Ähnlich konsequent wurden die von IK 47,2 Broholm-A/Oure lesbar übernommenen Inschriftenteile der als Vorbild benutzten Kaiserportraitprägung177 auf IK 47,l Elmelund-A getilgt. Die Einbeziehung der Götter-Dreiheiten des Südens haben wir mit ungleichen Bildproben durchgeführt. Das As des Kaisers Tacitus (Abb. 12) veranschaulicht mit seinem Revers die zeichenhafte Methode, der man grundsätzlich auch bei der Brakteaten-Prägung folgte. Das Ausmaß der darstellerischen Kontraktion wird durch die so reich erweiterten Aussagen zur Ehrung des Gottkaisers durch die auf dem Fünfsäulendenkmal Diokletians in Rom (Abb. 13) gegenwärtigen Götter ermeßbar. Wir mustern nun in der Serie der sechs formularverwandten Modeln die Attribute der Gestalt in der Victoria-Nachfolge. Wir gehen dabei besonders 173 174 175 176 177
Hölscher 1967, S. 118. L’Orange 1973, S. 139. Hölscher 1967, S. 8; Simon 1990, S. 244; Gnilka 1991, S. l f., 6 ff., 13 f.; vgl. auch Fuhrmann 1994, S. 59–80. Hölscher 1967, S. 39. Axboe 1991, S. 190 f. Fig. 5. W. Heizmann weist zurecht darauf hin, daß die Tilgung einen Latein-Kundigen auf Fünen voraussetzt.
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auf jene ein, die auf unverwechselbar sprechende Bildaussagen führen. Die Imitation der Victoria-Darstellungen ergab zunächst Attribute, die man sinnverwandt verwenden konnte, wie Flügel, Frauengewand und Kranz. Das Flügel-Detail wird nur auf IK 39 Dänemark (X)-B (Fig. 7: 1) in einer paarigen Version wiedergegeben, sonst dreimal mit einem Flügel;178 aber auf IK 66 Gummerup-B (Fig. 6: 1) ist der Flügel in der flexiblen Formensprache gekürzt. Auf IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum) (Fig. 5: 1) wurde der Flügel irrig als Frauenzopf des Nordens kopiert. Das Flügel-Attribut zuerst zu nennen, ist deswegen zweckmäßig, weil es bei einer Fluggewandung im Norden wie auch im römischen Süden, am wahrscheinlichsten ist, an das Attribut eines göttlichen Wesens zu denken.179 Das Frauengewand wird entweder in unverstandener Imitation des langen Gewandes mit seinem Überfall auf IK 66 Gummerup-B (Fig. 6: 1) und IK 165 Skovsborg-B (Fig. 10: 3) wiederholt180 oder vereinfacht abgewandelt.181 Trotzdem trägt die Gestalt unübersehbar die gleiche bürstenartige männliche Haartracht wie die beiden anderen Gestalten.182 Die Verknüpfung der Männer-Haartracht mit dem Frauengewand ist eine der unverwechselbar sprechenden Bildaussagen im Norden zu der Gestalt in der Victoria-Nachfolge. Bei der Kranz-Beschreibung stoßen wir auf IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum) (Fig. 5: 1) auf weitere erstaunliche Befunde. Im Gegensatz zu den anderen fünf formularverwandten Varianten fehlt da der Kranz als Detail, das die zentrale Gestalt in der Kaiserportrait-Nachfolge ehrt.183 Allerdings steht bei dieser Formularvariante die ‘Frau’ nicht wie sonst vor, sondern auf der gerüstartigen Plattform mit dem Pfahl. Sonst ist dort die zentrale und größte Gestalt zu sehen.184 Wurde im Süden die enge Verbindung der Victoria zu dem jeweils regierenden Kaiser gern mit der angedeuteten oder ausgeführten Bekränzung mitgeteilt, so hat man auf IK 20 (Fig. 5: 1) diese Nähe anders, und zwar mit dem erhobenen Zweig angedeutet. 178 179 180 181 182
183 184
So auf IK 51,3 (Fig. 4: 2), IK 51,1 (Fig. 4: 3) und IK 165 (Fig. 10: 3). Simon 1990, S. 241. Hölscher 1967, S. 6; Gross 1979, Sp. 905 f. So bei IK 51,3 (Fig. 4: 2), IK 51,1 (Fig. 4: 3), IK 20 (Fig. 5: 1) und IK 39 (Fig. 7: 1). Auf IK 20 (Fig. 5: 1) ist an das ɻBürsten’-Haar der irrige Zopf angehängt. Nur bei IK 66 Gummerup-B (Fig. 6: 1) ist die Haartracht des Speergottes der heimischen Einrollung der Männerfrisur angepaßt. Zur Expansion dieses Topos in die kaiserzeitliche Grabkunst Simon 1990, S. 24 f. So bei IK 51,1 (Fig. 4: 3), IK 39 (Fig. 7: 1), IK 66 (Fig. 6: 1) und IK 165 (Fig. 10: 3) sowie bei IK 51,3 (Fig. 4: 2) vor dem Pfahl, der auf die zentrale Gestalt zeigt, als Kürzel des gerüstförmigen Plattform-Details.
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Bei der Musterung des Zweig-Attributs, das konventionell auf der Schulter der Victoria-Imitation wiedergegeben wird,185 stoßen wir auf weitere Überraschungen. Auf IK 66 Gummerup-B (Fig. 6: 1) wird von dem Mann als Victoria-Imitation nicht der Zweig, sondern ein Schwert gebracht. Dessen Vorrang vor dem Zweig ist darin sichtbar, daß der Zweig da nur als chiffrenhaft hinzugesetztes Attribut einbezogen wird. Die abgebildeten Requisiten der Handlung deuten zunächst auf eine Phase des Geschehens, in der man mit diesem Schwert die Verbindung zu der zentralen Gestalt herstellte. Jedenfalls erscheint ein Schwert der zentralen Gestalt auf IK 39 Dänemark (X)-B (Fig. 7: 1) so zugeordnet, daß der Griff über der gerüstartigen Plattform zu sehen ist. Daß auf IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum) die Nähe der ‘Frau’ zu der zentralen Gestalt mit dem Zweig dargestellt wurde,186 hat eine Analogie auf IK 51,1 Fakse-B (Fig. 4: 3). Auf dieser Prägung hat man allerdings die nahe Beziehung der ‘Frau’ zu der zentralen Gestalt drastisch verändert. Der Zweig erscheint auf IK 51,1 nicht nur wie auf den Victoria-Darstellungen des Südens einmal auf der Schulter der ‘Frau’ als Flügelwesen. Vielmehr kehrt der Zweig auf IK 51,1 gegenüber von der ‘Frau’ im Rumpf der zentralen Gestalt ein zweites Mal wieder. Wenn der Zweig im Rumpf abgeknickt gezeigt wird, weist das auf seine Verwendung nicht mehr als Siegespalme, sondern im Gegenteil als ein Geschoß hin, das traf. Zwar werden die alten, bildlichen Konventionen des Gegenübers von Kaiser- und Victoriadarstellungen benützt, aber sie dienen einer völlig neuen Konzeption: Der Zweig ist auf IK 51,1 +[und ebenso auf den drei stempelgleichen Neufunden IK 595 Fuglsang/Sorte Muld II] Requisit einer Tötung, die der Mann in Frauen- und Fluggewandung damit ermöglicht, daß er den Zweig in das Zentrum des Geschehens bringt. Miteinander verknüpft werden sowohl der Mann in Frauengewandung wie auch der Zweig als Geschoß, den Snorri in dem Mythos von Balders Tod überliefert. Mit keinem anderen Wortzeugnis als allein mit Snorris Text wird es so möglich, die Gestalt in der Victoria-Nachfolge mit ihrer Männer-Haartracht als Loki zu identifizieren und in dem Zweig die Mistel zu erkennen, mit der die zentrale Gestalt, also Balder, getötet wurde.187 185 186 187
So auf IK 51,3 (Fig. 4: 2), IK 51,1 (Fig. 4: 3), IK 39 (Fig. 7: 1) und IK 165 (Fig. 10: 3). Und zwar so wie auf IK 66 (Fig. 4: 3) und IK 39 (Fig. 7: 1) mit dem Schwert. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 550 ff. sowie die sorgfältige Erfassung der strömungsreichen Forschungsdiskussion S. 553–566; benutzt wurden auch die Übersetzungen von Neckel 1920, S. 13 ff. und Häny 1990, S. 103 ff. – Saxo Grammaticus tradiert in den Gesta Danorum die Geschichte Balders nicht in ihrer archaischen Form, vgl. de Vries 1957, S. 218 Anm. 2; Dumézil 1959, S. 121 ff.;
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Deswegen mustern wir nun Snorris Kontext für diese Belege in dem folgenden Wortlaut: Als Balders Träume auf Gefahr für sein Leben hindeuten, beschlossen die Asen, für den jungen Gott ‘Sicherheit ... vor jeder Art Gefahr zu suchen’. Frigg, Balders Mutter, verwirklicht diesen Beschluß, indem sie allen Dingen und Wesen ‘die eidliche Verpflichtung’ abnahm, daß sie ‘Baldr schonen sollten’. Als das gesichert war, ‘da war es der Zeitvertreib (þá var þat skemtun) Baldrs und der Asen, daß er sich auf den Thing[platz] (á þingum), hinstellen mußte’. Zur Erprobung des Erfolgs der eidlichen Verpflichtung sollten alle anderen (Götter) ‘entweder auf ihn schießen, oder nach ihm schlagen oder ihn mit Steinen bewerfen (allir aðrir skyldu sumir skjóta á hann, sumir hoÞ ggva til, sumir berja grjóti).’188 ɻDoch, was auch immer geschah, nichts verletzte ihn’. Und diese Gewähr dafür ‘schien allen (Göttern) ein großer Vorteil zu sein’.189 Die alte Einsicht, daß wir in diesem ‘Götterspiel’ „noch, die Spuren eines rituellen Verfahrens durchschimmern sehen“,190 wird von den zwei Goldbrakteaten bestätigt, die statt des Zweiges das Schwert als Hiebwaffe und damit als Requisit der ersten ‘Spielphase’ zunächst in der Hand Lokis, und dann bei dem unverletzt triumphierenden Balder abbilden: – IK 66 Gummerup-B (Fig. 6: 1) und – IK 39 Dänemark (X)-B (Fig. 7: 1)191 Snorri hat diese ‘Spielphase’ als gemeinschaftliches Handeln aller Götter geschildert. Dagegen stellen die Goldbrakteaten stets Loki als ‘Spielleiter’ dar. Loki ist es, der zur ersten ‘Spielphase’ bereits als Mann in Frauengewandung das scharfe Eisen des Hiebschwertes bringt (Fig. 6: 1). Loki ist es, der sich anschickt, den unverletzten, mit dem Schwert übermütig spielenden Balder (Fig. 7: 1) mit dem Kranz zu ehren. Die formularverwandte Varianten-Serie kürzte die Wiedergabe der Götterversammlung auf dem Thingplatz zu einer repräsentativen Dreiheit. Daher wird in dieser Bilderfolge stets dargestellt, daß Loki sich in eine Frau
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Turville-Petre 1964, S. 115; Simek 2006, S. 40 f.; deshalb wird hier nicht berücksichtigt Polomé 1970, S. 65 ff.; 1994, S. 101. Vgl. auch Lindow 1985, S. 33–43. In den Anm. 187 zitierten Übersetzungen ist das dreifache sumir nicht berücksichtigt. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 550 f., 557 f. Neckel 1920, S. 172 f., 175, 180 f.; de Vries 1957, S. 226; Lorenz 1984, S. 558. Das ist ebenso wie der spätantike Horizont nicht berücksichtigt bei E. K. de Vries 1988, S. 63–68, mir durch die Hilfe von Wilhelm Heizmann zugänglich. S. oben nach Anm. 185.
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(í konu líki) verwandelt hatte.192 Aber da sein Dialog mit Frigg in den Brakteaten-Abbreviaturen ebensowenig vorkam wie das Motiv der Lebensgefährdung Balders in seinen Träumen erfahren wir nicht, wie Loki als ‘Spielleiter’ das Geheimnis der jungen, unvereidigten Mistel erkunden konnte. Um so bedeutsamer ist, daß zum Beginn der neuen, der tödlichen Phase das Zeugnis von Loki als ‘Spielleiter’ sowohl auf einem der Brakteaten als auch in Snorris Text begegnet. Den Bildbeleg liefert die Wiedergabe von Lokis Auftritt mit dem Zweig als lebensbedrohendes Requisit auf IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum) (Fig. 5: 1).193 Dazu berichtet Snorri, wie Loki zu dem blinden und waffenlosen Gott Höd, Balders Bruder, hintrat, ihm den Zweig aushändigte, mit dem er dann nach Lokis Anweisung (at tilvísun Loka), auf Balder schoß. Höd befolgte damit in der irrigen Meinung, das Spiel werde wie bisher fortgesetzt, Lokis Rat: ‘Handle doch wie die anderen und erweise Balder die Ehre wie die andern (Gerðu þó í líking annarra manna ok veit Baldri sœmð sem aðrir menn)’.194 Dieser spät aufgezeichnete Imperativ entspricht den fünf Bildformeln der Drei-Götter-Brakteaten, die – mit Ausnahme von IK 20 (Fig. 5: 1) – stets Lokis kaiserähnliche Ehrung Balders mit dem erhobenen Kranz wiederholen. Das schloß nicht aus, daß sie zugleich Details der Phasen zeigen. Das ist selbst so auf IK 51,1 Fakse-B (Fig. 4: 3) durch die zweimalige Abbildung des Zweiges, den Loki bringt, und der dann Balder das Leben nimmt. Den Aussagen der frühen Bilderserie entspricht in der Lieder-Edda am unmittelbarsten Lokis Selbstrühmung in seinen Zankreden, die Snorri in der Prosa-Edda beim Dialog mit Frigg mit dem Titel und einigen Versen zitiert: ‘Nur ich bin schuld, daß du nimmermehr Balder zu den Götterwohnungen reiten siehst’.195 Bei unserer Erfassung der Attribute der Victoria-Imitation des Nordens ist nun, da sie durch die Identifizierung als Loki, dem Mann in Frauen- und Fluggewandung, benennbar wurde, die oben gebotene Übersicht hier jetzt wenigstens für Loki weiterzuführen und zu ergänzen. In die Attribut- und Requisiten-Liste gehören weiter:
192 193 194 195
Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 551, 559. S. dazu auch unten nach Anm. 340. S. oben nach Anm. 186. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 551, 557, 562 ff. Ls. 28: ec þvi ræð, er þú ríða sérat / siðan Baldr at soÞ lom. de Vries 1957, S. 219; 1967, S. 121 ff.; Harris 1985, S. 99 ff.; Simek / Hermann Pálsson 2007, S. 252 f.
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– das Schwert, als eine der Waffen, mit denen in der ersten Phase des ‘Götterspiels’ Balder scharf angegriffen wird; dabei triumphiert er, als scheinbar unverletzlich, – der Kranz, mit dem Loki als ‘Spielleiter’ Balder ehrt und – dann der Zweig, der von ihm herbeigeschafft wurde, so daß Höd, ‘nach Lokis Anweisung’ den Mistelzweig als Balder den Tod bringendes Geschoß verwendete.196 Außerdem sind hier noch zwei weitere Attribute zu nennen, auch wenn es zweckmäßiger ist, daß sie erst später bedacht werden. Es handelt sich um: a. die gerüstartige Plattform mit Pfahl auf IK 20 Zagórzyn-B (BeresinaRaum) (Fig. 5: 1), durch die der Zwei-Phasen-Aspekt von IK 66 (Fig. 6: 1) bekräftigt wird. Wir kommen auf dieses Detail gleich in 2.5 zu sprechen; b. der Auftritt Lokis als Gestalt mit dem Zweig auf IK 101 Kongsvad Å-A (Fig. 15: 2), Kirchspiel Fakse, Seeland, in 2.6; c. die Reptilien. Im Schlußstück von 2.4 haben wir veranschaulicht, wie unmittelbar insbesondere beim Übergang von der ersten zur zweiten Phase des ‘Götterspiels’, ‘Balder zu ehren’, in Snorris Text noch das Ritual sichtbar wird, das die Bildformeln der Drei-Götter-Serie mit der Loki-Gestalt als ikonographischer Victoria-Imitation mythisch in der Mitte des ersten Jahrtausends überliefern. Wir werden nun die formale und inhaltliche Sonderstellung der Balder-Bilder aus der Drei-Götter-Serie sowie ihre Verwandten mit zwei Göttern im folgenden Abschnitt 2.5 mustern. 2.5 Die formale und inhaltliche Sonderstellung der Balder-Bilder In der Brakteaten-Ikonographie haben die Balder-Bilder aus der DreiGötter-Serie mit Odin, Balder und Loki in verschiedenen Hinsichten eine Sonderstellung inne. Die formale Sonderstellung beruht darauf, daß in dieser Serie dem jungen Gott vor seinem Vater der Platz in dem Zentrum des Bildfeldes ebenso zuerkannt wird wie seiner Darstellung die Übergröße. In diesem darstellerischen Kontext findet sich zugleich die ehrende Huldigung mit dem Kranz, die in der Brakteaten-Überlieferung allein Balder zuteil wird.197 196 197
Zur Ikonographie der Mistel s. unten in 2.6.5. S. oben nach Anm. 182 und 191.
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Die Bildkonventionen des vollfigurigen Münzportraits des Kaisers im Imperium Romanum werden damit gleicherweise für Balder entlehnt198 und abgewandelt wie das Diadem in vereinfachten Echoformen.199 Die Nachwirkung der Vorstufen des Südens blieb so bei den Balder-Bildern der Drei-Götter-Serie klar sichtbar. Im Gegensatz zu dieser besonderen Serie gilt in der Regel: Alle anderen anthropomorphen Brakteaten zeigen kaisergleich Odin als Gott des Zaubers,200 Rabenasen und Mars des Nordens wohl ganz überwiegend in Haupt- und Büstenformeln in der Abwandlung römischer Münzprägungen wie auch nicht selten in vollfigurigen Varianten.201 Das Ausmaß der gekürzten Details in diesen soviel zahlreicheren Versionen ist kaum zu überschätzen. Das verdeutlichen keineswegs allein die vier von den 70 C-Modeln, die Odins Vogelgeleit nicht nur mit einem, sondern mit zwei Raben wiedergeben (Fig. 1: 2–4 und 13: 1). Noch eindringlicher konkretisieren das die wenigen Modeln, auf denen sich, außer auf den sieben der DreiGötter-Serie, Balder in den folgenden Beweisschritten identifizieren läßt. Es handelt sich um die drei nordseeländischen C-Brakteaten: 1. IK 78 Hjørlunde Mark/Slangerup (Fig. 7: 4), 2. IK 92 Kitnæs I (Fig. 1: 1), 3. IK 50 Raum Esrom Sø (Fig. 4: 4); dann um die zwei jütländischen und einen mecklenburgischen B-Brakteaten: 4. IK 6 Års (Fig. 11: 1) 5. IK 353 Raum Tønder (Fig. 17: 3) und 6. IK 141 Penzlin (Fig. 14: 2) sowie um: drei norwegische Medaillon-Imitationen: 7. IK 86 Inderøy/Vika, Avers (Abb. 11), 8. IK 124 Mauland, Revers (Fig. 9: 1) und 9. IK 126 Midtmjelde, Revers (Fig. 17: 1).202 198 199
200 201
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S. das Beispiel auf dem Revers von Abb. 12 wie den Nachweis in Anm. 165. Der Stirnteil wird deutlicher nur von IK 39 (Fig. 7: 1) und IK 165 (Fig. 10: 3) bezeugt, das am häufigsten erhaltene Nackenband (vgl. 3: 2 und 3) ist mit der Haarkontur zusammengesehen bei IK 66 (Fig. 6: 1) und gekürzt auf IK 20 (Fig. 5: 1). Bdr. 3: galdrs foÞ ður; Häny 1990, S. 489. S. hier Fig. 1: 1–4, Fig. 2: 1–3, Fig. 4: 4, Fig. 7: 4, Fig. 10: 4, Fig. 11: 2–3, Fig. 12: 1, Fig. 13: 1, Fig. 14: 1, Fig. 15: 3 und 5, Fig. 16: 3 und 4, Fig. 17: 2–3. Dem entspricht das so vielfältige und langanhaltende Echo des Diadems, s. dazu Hauck 1988,1, S. 24. + [Als weitere ɻBalder-Brakteatenɼ wären hier anzufügen IK 584 Brinton-A (Hauck 1998,3, S. 34 f.; Lamm et al. 2002, mit ausführlicher Katalogbeschreibung S.
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Weiter zuzuordnen sind wegen der Identifizierung von Balders Gemahlin Nanna eine vierte norwegische Medaillon-Imitation: 10. IK 3 Åk, Revers (Fig. 9: 2) sowie: zwei A-Brakteaten aus Seeland und Gotland wegen ihrer Loki-Bilder, und zwar: 11. IK 101 Kongsvad Å, Kirchspiel Fakse (Fig. 15: 3), und 12. IK 90 Kejlungs (Fig. 15: 4). Die Beweisschritte zur Identifizierung dieser Gestalten sind einbezogen in die folgende Auswertung der Drei-Götter-Serie in den Abschnitten 2.5 bis 2.6. Die Beweisschritte beginnen hier mit den Nr.n 1–3 dieser Übersicht, mit den drei nordseeländischen C-Brakteaten, und den Nr.n 4 und 6, den beiden B-Brakteaten aus Jütland und Mecklenburg-Schwerin. Die weiteren Beweisschritte zu dieser Übersicht werden verzeichnet in der Anmerkung.203 Die Identifizierung des Waffentänzers, der dem Götterfürsten mit seiner Machthand über dem Pferd attributhaft zugeordnet ist, ermöglicht auf Nr. 1 IK 79 Hjørlunde Mark-C/Slangerup (Fig. 7: 4) ein besonderes Kürzel: Die dem Bild des ‘Halbwüchsigen’ hinzugefügte, für Balders Schicksal kennzeichnende Scheiterhaufen-Chiffre. Die Identifizierung des Waffentänzers als Balder gilt für das Götterfürsten-Bild in dessen Kriegsgottrolle auf Nr. 2 IK 92 Kitnæs I-C (Fig. 1: 1) analog. Der Brakteat IK 50 Raum Esrom Sø-C (Fig. 4: 4) bezeugt den dritten, nordseeländischen Auftritt, des ‘Halbwüchsigen’ in Zuordnung wiederum zum Götterfürsten mit seiner Machthand über und der zweiten Hand auf dem Pferd. Dabei wird Balder identifizierbar durch den kleinen, runden Gegenstand, der in der Drei-GötterSerie (s. Fig. 4: 2) so wichtig ist, wie auch durch das Langszepter in der Rechten. Der Gegensatz zwischen dem ‘Halbwüchsigen’ Balder auf den nordseeländischen Odinbildern und dem Balder in Übergröße der DreiGötter-Serie ist ebenso unübersehbar wie die innere Zusammengehörigkeit
203
49 ff.; Beck / Hauck 2002, S. 67 ff.) und IK 585 Sankt Ibs Vej-C, Roskilde (Lamm et al. 2002, S. 48–51; Beck / Hauck 2002, S. 67; Hauck / Heizmann 2003).] Die drei norwegischen Medaillon-Imitationen Nr. 7–9 mit Bildformeln zu Balders Helfahrt werden ausgewertet unten in 2.6.3, und zwar IK 86 Inderøy-M/Vika, Avers (Abb. 11) nach Anm. 270; IK 124 Mauland-M, Revers (Fig. 9: 1) nach Anm. 276 und IK 126 Midtmjelde-M, Revers (Fig. 17: 1), nach Anm. 281. – Nr. 10 mit der Bildformel von Nannas Helfahrt wird ausgewertet auf der vierten einschlägigen Medaillon-Imitation aus Norwegen IK 3 Åk-M, Revers (Fig. 9: 2) nach Anm. 284. – Die beiden A-Brakteaten Nr. 11 und 12 mit ihren Loki-Bildern werden ausgewertet, in 2.6.5, und zwar IK 101 Kongsvad Å (Fig. 15: 3) nach Anm. 326 sowie IK 90 Kejlungs (Fig. 15: 4) nach Anm. 330.
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der kennzeichnenden Attribute ‘Scheiterhaufen’ und ‘kleiner, runder Gegenstand’.204 Angesichts dieser nordseeländischen Odin-Balder-Brakteaten, die den jungen Gott ‘halbwüchsig’ abbilden, wird ermeßbar, wie ungewöhnlich es ist, daß wir im Horizont der Götterbild-Amulette außer der Drei-GötterSerie noch auf zwei weitere Model-Konzeptionen mit Balder-Bildern in Übergröße stoßen, und zwar bei: – IK 6 Års-B (Fig. 11: 1) aus Nordjütland und – IK 141 Penzlin-B (Fig. 14: 2) aus Mecklenburg-Schwerin.205 Formenkundlich sind daher IK 6 und IK 141 dem Kreis der engsten Verwandten der Drei-Götter-Serie zuzuordnen. Der inhaltlichen Sonderstellung der Balder-Bilder aus der Drei-GötterSerie fügt sich IK 141 Penzlin-B (Fig. 14: 2) unmittelbar an, und zwar durch die Wiedergabe der auf IK 51,1 Fakse-B (Fig. 4: 3) tödlich getroffenen Gestalt des jungen Gottes. Penzlin-B zeigt die totenstarr daliegende Halbfigur Balders in Übergröße, neben dem sein Vater, im Vogelgeleit, sitzt. Inhaltlich stehen die Bildformeln von Penzlin und Fakse dem SnorriText nahe: der Mistelzweig, ‘das Geschoß, durchbohrte ihn (Balder), und er fiel tot zu Boden (ok fell hann dauðr til jarðar)’.206 Anders ist Balder als zentrale Gestalt in Übergröße auf IK 6 Års-B (Fig. 11: 1) in die Serie einzureihen. Seine Einbeziehung in das überdimensionierte Vogelgeleit seines Vaters hinter ihm207 auf IK 6 zitiert und variiert das Drei-Götter-Formular. Denn statt Loki erscheint vor Balder dessen junges Pferd in einer miniaturhaften Sturzchiffre.208 An Balders Unverletzlichkeit in der ersten Phase des ‘Götterspiels’ erinnert möglicherweise der Pfeil an seinem Hals als Variante der dabei verwendbaren Angriffs-
204
205 206 207 208
Zur Scheiterhaufen-Chiffre Hauck 1970, S. 297 f. mit Anm. 53, 327; 1992,1, S. 474 f. Anm. 169. – Zum kleinen, runden Gegenstand und Langszepter Balders unten in 2.6.2 nach Anm. 267. – Zum kleinen, runden Gegenstand als Brakteaten und ikonographisches Äquivalent zu Draupnir als Regenerationssymbol s. unten in 2.6.4 nach den Anm. 300 und 312. – Zur Balder-Tradition im nordseeländischen Umland der alten villa regalis Lejre bis in die Neuzeit Schier 1995, S. 275–279. In der DDR-Phase hieß die Herkunfts-Bezeichnung: Bezirk Neubrandenburg. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 551, 563 ff.: Referat der Diskussion; Lindow 1988, S. 508 f. S. oben nach Anm. 137. Vergleichbare Sturzchiffren belegen hier IK 43 Darum (V)-C (Fig. 2: 1) und IK 571 Gemarkung Dannau-C (Fig. 13: 1). Vgl. auch IK 132 Obermöllern-B und IK 392 Gudme-C.
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waffen.209 Als Zeichen des Verfallenseins an die Anderwelt ist über Balder und seinem Fohlen der Speer des Totengottes ähnlich zu sehen wie über Schiffsbesatzungen gotländischer Bildsteine im Totenkult der gleichen Zeit.210 Die Bildformel von IK 6 Års-B (Fig. 11: 1) eröffnet zwei gegensätzliche Perspektiven: – einerseits reiht sich der Sturz von Balders jungem Reitpferd den Unglücksvorzeichen an. In diesem Kontext wurde bisher auch der II. Merseburger Zauberspruch interpretiert;211 – andererseits verwandelt die Parallelität der Herbeirufung von WodanOdin, die IK 6 abbildet und die Merseburg II als die entscheidende Vorbedingung für die Rettung des Fohlens schildert, die ganze Blickrichtung. In ihr konzentriert sich nunmehr alle Aufmerksamkeit auf die Macht des göttlichen Zauberfürsten zur Überwindung des Todes und zur Erneuerung des Lebens. Hier beschränken wir uns auf zwei dieser Entsprechungen: Die erste Entsprechung beruht auf dem überzeugenden Nachweis von Stefan Sonderegger, daß germanisch *fǀtuz, in Merseburg II vuoz, deutsch ‘Fuß’ „in vielen Fällen eigentlich das Bein bezeichnet.“212 Wenn Brakteaten erster Qualität wie IK 106 Lilla Istad-C (Fig. 15: 5) aus Öland das Pferde-Bein verrenkt wiedergeben,213 ist, ungeachtet des Stabreimes volon-vuoz, in einer Übersetzung in Prosa das deutsche ‘Bein’ das treffende Wort im Merseburg II-Text: ‘Phol und Wodan ritten in einen Wald. Da ward dem Fohlen Balders sein Bein verrenkt. Da besprach es Sinthgunt, (und) Sunna, ihre Schwester, da besprach es Friia, (und) Volla ihre Schwester, da besprach es Wodan, wie er es wohl verstand: sowohl Beinverrenkung (das ist Knochenbruch), wie Blutverrenkung
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211 212
213
S. oben nach Anm. 188 und 195. Lindqvist 1956, S. 19–23; Kuhn 1978, S. 247–258; Hauck 1983,1, S. 533, 536, 543, 546, 569 mit Abb. 33a und b; 1992,3, S. 131 f., 142 f. Neckel 1920, S. 243 f.; Genzmer 1948, S. 66; Steinhoff 1986, Sp. 414. Sonderegger 1982, S. 36, zu den altnordischen Belegen gehört Háv. 89.3: þá er iór ónýtr, ef einn fótr brotnar, ‘da ist ein Pferd unnütz, wenn ihm ein Bein nur bricht’, vgl. auch Häny 1990, S. 50; leider ist dieser unentbehrliche Diskussionsbeitrag bei Steinhoff 1986, Sp. 417 f. nicht berücksichtigt. Nächst verwandt in der hohen Qualität und speziellen Thematik und dazu durch das Vogelgeleit, und das fliehende Ketos vierfigurig IK 194 Tveitane-C, Vestfold, allerdings von links wiedergegeben und nicht von rechts wie IK 106 Lilla Istad-C (Fig. 15: 5).
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(das ist Verletzung der Blutadern) wie Gliedverrenkung – Bein zu Bein, Blut zu Blut, Glied zu Gliedern, so daß feste Verbindungen sein mögen!’214
Die zweite Entsprechung wird dadurch sichtbar, daß die frühen Bilder den Sturz des jungen Reitpferdes als tödlich wie IK 105 Lellinge Kohave-B (Fig. 14: 1) mit dem tödlichen Fall Balders, seines Herren wie IK 141 Penzlin-B (Fig. 14: 2), parallel überliefern. In den Bildformeln des Nordens wird dabei ein spätantiker Todes-Topos, die Lage auf dem Rücken, verwendet. Der Topos begegnet bei den Brakteaten ebenso bei dem Balder-Bild von IK 141 Penzlin-B (Fig. 14: 2) wie bei den Pferde- und DämonenDarstellungen. Wir mustern den Topos zunächst bei Pferde- und dann bei Dämonen-Beispielen. Spätantike Bildkonventionen in Verknüpfung mit Wortüberlieferung werden uns in zwei berühmten, illustrierten Psalterhandschriften der Karolingerzeit dadurch zugänglich, daß sie illustrierte Psalter der Spätantike benutzen. Auf diese Weise blieb in einer Kopie eines bebilderten Psalters des 6. Jahrhunderts durch den Stuttgart-Psalter von 830 die Darstellung von zwei Pferden (zu einem davon s. Fig. 8: 4) erhalten, die zur Konkretisierung von Gottes Bestrafung Israels wiedergegeben wurden. Auf ihren Tod weist hin die Randnotiz: Hic iumenta in morte (‘Hier Zugvieh in seinem Tod’).215 Daß jene Bildkonvention den Norden erreichte, veranschaulichen, den Rundformen der Schrötlinge angepaßt, die B-Brakteaten 214
215
Text nach Höver / Kiepe 1978, S. 31: 1 Phol ende uuodan uuorun zi holza. du uuart demo balderes uolon sin uuoz birenkit. thu biguol en sinthgunt, sunna, era suister thu biguol en friia, uolla, era suister; thu biguol en uuodan, so he uuola conda: sose benrenki, sose bluotrenki, sose lidirenki: ben zi bena, bluot zi bluoda. lid zi geliden, sose gelimida sin! 1 Phol (das kleinere h ist nachträglich übergeschrieben). 2 birenkict. 3 sinhtgunt. Bessere Übersetzung bei Schröder 1929, S. 70 Nr. 52b und Sonderegger 1982, S. 39; zur Schlußzeile Tiefenbach 1970, S. 352 ff.; Müller 1976, S. 358 f.; Lindow 1988, S. 127 Nr. 744. +[Vgl. jetzt W. Beck 2003 und die Rez. von Düwel / Heizmann 2009.] Zum Stuttgart-Psalter und seiner Vorlage s. oben Einführung nach Anm. 11. Die herangezogene Illustration auf fol. 93 v unten gehört zu Ps. 77,48–50 mit Versen zu Gottes Gericht über Israel. Sie schildern, wie Gott das Zugvieh dem Hagel preisgab, tradidit grandini iumenta eorum... ɻund ihr Zugvieh im Tod einsperrte’, et iumenta eorum in morte concludit. Abgebildet sind Pferde, die sich im Hagel zusammendrängen; von ihnen liegen zwei tot am Boden. Das eine davon zeigt Fig. 15: 1.
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der Gruppe, die wir mit IK 105 Lellinge Kohave-C (Fig. 14: 1) als seeländischem Beispiel heranziehen.216 Weiter wurde dieser Topos auch auf dem Model, der größer als der Schrötling war, von IK 571 Gemarkung Dannau-C (Fig. 13: 1) benutzt. Die Wiedergabe des dämonischen Wesens als tot ist infolge des zu kleinen Schrötlings nur fragmentarisch erkennbar, aber durch Parallelüberlieferung, dem Typus nach, rekonstruierbar.217 Damit bezeugt die Bildformel, wie Wodan-Odin durch die Bezwingung jenes Dämons den Rückruf von Balders Fohlen ins Leben ermöglichte. Hier genügt es, zweierlei festzuhalten: Die Stabilisierung des Lebens durch den Gott des Zaubers wird auf IK 6 Års-B (Fig. 11: 1) mit dem Bild von der Herbeirufung Wodan-Odins als Gott des Zaubers angekündigt218 und auf IK 105 Lellinge Kohave-C (Fig. 14: 1) als Rühmung des Gottes dargestellt.219 Unsere beiden Beispiele aus der Serie der Gott-Pferd-Brakteaten mit ihrer Wiedergabe von magischen Riten der Regeneration, die Balders Vater vollzieht, repräsentieren mit der Überwindung des Todes Modelle einer Heilsthematik.220 Die von ihnen variierte Totenerweckung war die höchste Form magischer Heilkunde, wie sie auch „bei der mehrfach beschriebenen ‘körperlichen’ Existenz der einherjar“ vorausgesetzt wird.221 Die Gott-Pferd-Brakteaten kamen daher von all den Götterbild-Amuletten zum bei weitem größten Erfolg mit 260 Modeln und 384 bekannten Exemplaren.222 Wenn durch IK 6 Års-B (Fig. 11: 1) als Verheißung des Regenerationsrituals infolge der formalen und inhaltlichen Einbeziehung in die Drei-Götter-Serie Balders Tod in eine veränderte Beleuchtung rückt, erhalten die Zeugnisse von Balders Wiederkehr eine neue Bedeutung. Forschungsgeschichtlich wird durch diese Belegkette alle Skepsis überwunden,
216 217 218 219 220
221 222
Vgl. auch IK 143 Ravlunda-B, IK 149,1 Schonen (I)-B und IK 149,2 UFo-B sowie IK 108 Lille Kraghede-A. Hauck / Axboe 1990, S. 111 f., 113 ff. Zu vergleichbarer synkretistischer christlicher Überlieferung auf griechischen Zauberpapyri des 5./6. Jahrhunderts aus Ägypten Schwab 1994, S. 560 f. Die abgewehrten Dämonen sind dargestellt auf IK 143 Ravlunda-B, s. das Detail (Fig. 16: 2), und auf IK 573 Gemarkung Dannau-C (Fig. 13: 1). Zu ihrem Welterfolg in anderen Regionen Gladigow 1976, S. 99 ff. Vgl. auch die Vorstellungen der Ägypter bei ihrer Skarabäen-Produktion zum Amulettgebrauch Staehelin 1982, S. 5 ff., 8 ff., 60. Müller 1976, S. 353; Simek 2006, S. 80 f. Das sind die Zahlen der 1995 bekannten Prägungen, mit denen die Angaben in IK 3,1, S. 74 zu modifizieren sind.
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die bis heute die Interpretation von Merseburg II beherrscht.223 Der Wunsch von Jacob Grimm bei der Veröffentlichung der Merseburger Zaubersprüche, der „ungeahnte blick in die götterwelt“ möge zu deutlicherer Anschauung verhelfen,224 läßt sich durch die Entsprechungen zu Merseburg II in den Leitvarianten der Gott-Pferd-Brakteaten als erfüllbar ansehen. Mit seinen vier Gestalten wurde IK 6 Års-B (Fig. 11: 1) ebenso eine der Leitvarianten der Gott-Pferd-Brakteaten wie eine einzigartige Zwei-GötterSpielart der Drei-Götter-Serie durch den Fohlensturz als Attribut Balders in der ihn kennzeichnenden Übergröße.225 Die Frage nach den besonderen Entstehungsbedingungen dieser Bildformel läßt sich erst nach der Musterung eines weiteren ungewöhnlichen Details beantworten. Es handelt sich bei den Balder-Bildern unserer Serie um die bühnenartig erhöhte Plattform mit dem Pfahl. Wie die Einbeziehung des jungen Gottes in das Vogelgeleit seines Vaters und seine Übergröße verstärkt auch dieses dritte Element, die formale und die inhaltliche Sonderstellung der Balder-Bilder. Denn die auf den Medaillon-Imitationen entlehnten Bodenlinien (s. Fig. 9: 1; Fig. 17: 1 und Abb. 11), wie sie im spätantiken Süden für die Gestalten üblich waren, wurden in der Brakteatenkunst nicht mehr wiederholt. Formal fällt die bühnenartig erhöhte Plattform mit dem Pfahl, auch wenn sie bis auf den Pfahl sich kürzen ließ (s. IK 51,3 Gudme-B Fig. 4: 2), als außerordentliches Element, auf. Inhaltlich erklärt sich die bühnenartige Erhöhung durch dreierlei: 1. durch Balders Auftritt, als einer der tanzenden Götter des Nordens (Fig. 4: 2 und 3; 6: 1; 7: 1 und 3; 10: 3);226 2. durch Lokis Auftritt als Leiter und Sprecher des ‘Götterspiels’ (Fig. 5: 1),227 und 3. durch Balder, tödlich getroffen von dem Geschoß des Zweiges, den Loki brachte. Daß sich dort Balders Blut über den Pfahl vor ihm (Fig. 4: 3) sofort ergießen wird, ist in gleicher Weise höchst wahrscheinlich wie 223
224 225 226 227
Von Schier 1976,1, S. 3, 6 daher ausgeklammert; Steinhoff 1986, Sp. 412 f.; Murdoch 1988, S. 358 ff.; Lindow 1988, S. 508 f.; anders bereits Turville-Petre 1964, S. 222 ff.; Simek 2006, S. 40 f.; vgl. auch Lindow 1988, S. 152 Nr. 896. +[S. auch Wolfgang Beck 2003 und Düwel / Heizmann 2009.] Grimm 1865, S. 26. +[Das Zitat kann an der entsprechenden Stelle nicht nachgewiesen werden.] Zu den vier Göttinnen des II. Merseburger Spruchs s. unten nach Anm. 246. Zu ihnen wegweisend Holmqvist 1961; Watt 1992, S. 213 ff.; Hauck 1992,1, S. 540 ff.; 1994,2, S. 216 ff. Fig. 6, S. 246 ff. Fig. 23a, 24, 25a, b und 26a. S. oben Anm. 190 und 192.
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Balder als Toter, den IK 141 Penzlin-B (Fig. 14: 2) zeigt, und Snorri beschrieben hat.228 Die Drei-Götter-Serie bildet also eine Mitte ab, für die die von Snorri überlieferte Bezeichnung ‘Thing’ der Götter nicht ausreicht.229 Wir haben Grund, an einen bühnenartig erhöhten Sprecher-Platz für Loki zu denken, der zugleich als Altar mit Kultpfahl zur ‘Ehrung’ von Balder als Opfer in einem Kultspiel der Götter diente. Das dramatische Geschehen auf der erhöhten Mitte bezeugt Loki als Erfinder230 und war von ihm so angelegt, daß die Götter-Gemeinschaft die Tötungshemmung bei dem mythisch normativen Sohnes-Opfer zu überspielen vermochte. In der ersten Phase signalisiert das ‘Balder-Ehren’ jene Hemmung und beschwichtigt sie. In der zweiten Phase wird die Tötungshemmung mit der vorgetäuschten Fortsetzung des ‘Balder-Ehrens’ und der Benutzung des Mistelzweiges, nach Anweisung Lokis,231 als Fernwaffe durch den blinden Balder-Bruder Höd überwunden.232 Wir sind nun soweit, der Frage nach den besonderen Vorbedingungen der Entstehung von IK 6 Års-B (Fig. 11: 1) nachgehen zu können. Sie ergaben sich durch die Herstellung dieses Models in einem Heiligtumsgebiet WodanOdins.233 Ungewöhnlicher Weise wird die dortige Kultstätte neben dem Götternamen im Genitiv als Vognsild-Otensild (Fig. 8: 1) mit dem Wort hille bezeichnet. Das erklärt John Kousgård Sørensen folgendermaßen: Das muß so aufgefaßt werden, daß hille eine dem Odinkult eigene Konstruktion ist. Das Wort ist mit Wörtern verwandt, die verschiedene Arten von Holzkonstruktionen bezeichnen (hulde, hjald u.a.m.), und dies deutet wohl die Bedeutung dieses sakralen Wortes an.234
Die Mehrzahl der vier Belege sind Kirchspielnamen in Nord- und Ostjütland.235 In dieser größten Region liegt auch Vium- ‘Heiligtumsheim’ (Fig. 228 229 230 231 232 233 234 235
S. oben nach Anm. 204. S. oben nach Anm. 187. Dumézil 1959, S. 121–124 hebt, überzeugend hervor, daß Loki „mit Recht den Ruf der Erfindungskraft“ genießt. S. oben nach Anm. 193. Die hier verwendete Terminologie folgt Gladigow 1986, S. 150 und 156. In dem Års-Hortfund von 1914, s. IK 3,1, S. 346, wurden mit diesem Model 8 Exemplare geprägt. – Zur Fundregion Ringtved 1991, S. 65 ff. mit Fig. 35, 72 f. Kousgård Sørensen 1992, S. 231 f.; anders und weniger behutsam Jørgensen 1982, S. 195. Jørgensen 1982, S. Nørre Onsild und Sønder Onsild-Othenshylle im Amt Randers, gleichzeitig Bezirksname (hier in Fig. 8: 1 zusammen kartiert); 1983, S. 149
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8: l).236 Aus dessen Umland stammen die beiden modelgleichen Exemplare von IK 165 Skovsborg-B (Fig. 10: 3),237 die Balder auf der erhöhten Holzkonstruktion des Odinkultes in der Drei-Götter-Serie darstellten.238 Zumindest als Arbeitshypothese ist es gerechtfertigt, diese Konstellation deshalb nicht als Zufall anzusehen, weil Års-B (Fig. 11: 1) aus derselben Heiligtums-Region (Fig. 8: 1) Balder, einbezogen in das Vogelgeleit seines Vaters, in der gleichen Übergröße wie das Drei-Götter-Formular zeigt, aber damit die Heilsthematik der letztendlichen Rettung des Lebens durch den Totengott verkündet. Auf der bühnenartig erhöhten Plattform tanzt Balder in einer Ekstase, in der ihn in der ersten Spielphase der sein Leben bedrohenden Angriffe ‘kein Ding und kein Wesen zu verletzen vermag’.239 Kennzeichnend für die wilde, tänzerische Bewegung ist ikonographisch zweierlei: 1. daß die Formel der Beinhaltung von IK 51,1 Fakse-B (Fig. 4: 3) am genauesten auf dem Wodan-Odinbild von IK 7 Års-B (Fig. 6: 2) wiederkehrt und 2. daß der Gegenstand, den Balder hoch in der Rechten hält, eine Handgriffklapper als Rhythmusinstrument ist, das im Süden in inhaltlichem Zusammenhang mit orgiastischen Kulten (Kybele, Dionysos) und ihren Tänzen verwendet wurde.240 In unserer Serie wird das Instrument differenzierter nur von IK 51,1 (Fig. 7: 3), der ältesten Variante, wiedergegeben.241 Es handelt sich dabei um tellerartige Becken aus Erzen, gr. kýmbalon, lat. cymbalum, die alle, in Paaren verwendet, mit dem Plural Kymbala-Typen bezeichnet werden.242 Die
236 237 238 239 240
241
242
Vonsild-Wondshyld, Amt Haderslev in Mitteljütland, gleichzeitig Bezirksname; Kousgård Sørensen 1992, S. 231. Jørgensen 1982, S. 144; Kousgård Sørensen 1992, S. 233. Zu diesem Hortfund s. IK 3,1, S. 358 f. S. oben nach Anm. 187. S. oben nach Anm. 188 und 208. S. dazu das Kybele-Priester-Relief des 2. Jahrhunderts n. Chr. mit dem Kommentar bei Fleischhauer [1964], S. 84 ff. Abb. 47. Für kundigen Rat habe ich Klaus Hortschansky, Münster, und für eine Fünf-Seiten-Expertise ist dem Freund Hugo Steger, Freiburg/Br., zu danken. Keine andere Wiedergabe des mit einem Handgriff versehenen Instruments +[vgl. neuerdings aber IK 595 Fuglsang-B/Sorte Muld II] gibt in unserer Serie eine verwertbare Auskunft. Das ist um so bedauerlicher, weil sie den Rahmen der Aufhängung so variieren, daß dort nur so etwas wie eine Glocke befestigt werden konnte. Blades 1984, S. 529–532.
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Kombination solcher „Becken mit Handgriffklappern ergab in spätrömischer Zeit die Gabelbecken“.243 Dieser Verwandtenkreis wird von uns mit der Kopie der spätantiken Vorlage im Stuttgart-Psalter (Fig. 8: 2) als Beispiel veranschaulicht.244 Die Version auf IK 51,1 Fakse-B (Fig. 4: 3) bildet statt der gabelförmigen Beckenträger einen rahmenförmigen Beckenträger mit einem Handgriff ab. Auf der bühnenartigen Erhöhung wurden Kymbala-ɻBecken’ nicht allein als Rhythmusinstrumente verwendet. Denn ihr Erklingen zeigte zugleich an, wenn Balder, der Tänzer, getroffen wurde. Die Tatsache, daß die völkerwanderungszeitlichen Bildzeugnisse aus bekannten Heiligtums-Regionen Nord- und Ostjütlands wie Fünens den angeblichen ‘Zeitvertreib Balders und der Asen’245 auf einem bühnenartig erhöhten Altar mit Kultpfahl in tänzerischer Ekstase bezeugen, hat unübersehbar die Konsequenz: Der junge Gott weiß von Anbeginn an, daß ihm der Opfertod bevorsteht, aber nimmt, das kultische Drama mitspielend, dieses Schicksal an. Damit wird im Norden aus der Mitte des Ersten Jahrtausends n. Chr. eine weitere Variante zu der griechisch-römischen, jüdischen und christlichen Opferüberlieferung mit der Sakralisierung der Gewalt erweisbar, für die ein so profunder Kenner wie Walter Burkert dargelegt hat: „Man läßt dem Willen der Götter gern den Willen des Opfers entsprechen: freiwillig geht es dem Tod entgegen.“246 Wir haben nunmehr die Ergebnisse von 2.5 zusammenzufassen. Bei Balders Übergröße auf den Bildern der Drei-Götterserie und den beiden Brakteaten IK 141 Penzlin-B (Fig. 14: 2) und IK 6 Års-B (Fig. 11: 1) wurde das ‘Balder-Ehren’ umgesetzt in Bildformeln, die den als freiwillig überlieferten Opfergang des jungen Göttersohnes verherrlichen. Selbst den Überlegungen von Gunter Müller ist Wahrscheinlichkeit zuzuerkennen, die geltend machen, daß die Schwestern Sinthgunt und Sunna als walkürenartige Begleiterinnen des Kriegsgottes und göttlichen Zauber243 244
245 246
Fleischhauer [1964], S. 82. Die herangezogene Illustration auf fol. 84 v gehört zu Ps. 71,20–72, 1: Defecerunt laudes David filii Iesse. Psalmus Asaph, ‘Zu Ende sind die Gebete Davids des Sohnes Isais’ (Schlußzeile des 2. Buchs der Psalterien). Asaph wird als Autor der Psalmenserie am Eingang des 3. Buchs der Psalterien mit zwei Gabelbecken abgebildet. Auf der Grenze der Psalter-Bücher wurde bereits von de Wald 1930, S. 65 f., hingewiesen. Die Benennung ‘Tympana’-‘Handpauken’ im Kommentartext von 1968 ist musikgeschichtlich ein Irrtum. Dazu ist zu verweisen auf Ps. 150,5 fol. 163 v, 164 r: laudate eum in cymbalis bene sonantibus, und die Tänzerin mit zwei Gabelbecken. Zu den Gabelbecken in karolingischen Psaltern Steger 1961, S. 165, 167 mit dem Schlüsselbeleg, S. 169, 189 (unten), jeweils unter der Rubrik In. S. oben den Text vor Anm. 188. Burkert 1984, S. 17.
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fürsten in Merseburg II zusammen mit den Göttinnen Friia und Volla auftreten,247 da das eine weitere Form ist, Balder zu ehren.248 Mit Schlüsselbelegen wie IK 6 Års-B (Fig. 11: 1) und IK 106 Lilla Istad-C (Fig. 15: 5) erreichen wir Vorstufen von Merseburg II ebenso wie in der intendierten Parallele von Darstellungen Balders als Toten auf IK 141 Penzlin-B (Fig. 14: 2) und den Wiedergaben von seinem jungen Reitpferd als durch seinen Sturz tödlich verunglückt auf IK 105 Lellinge Kohave-B (Fig. 14: 1) und IK 571 Gemarkung Dannau-C (Fig. 13: 1). Die unverwechselbar sprechenden Bildaussagen der hier gewürdigten Goldbrakteaten, die Kernsymbole und Leitvarianten für die Regenerationsmacht des Götterfürsten sind, haben nicht allein Textentsprechungen in Merseburg II und das enorme Echo in den Gott-Pferd-Brakteaten des CTypus. Weiter finden wir dazu Einschlägiges in 2.6, wenn wir Balders Attribute bei seiner Helfahrt und die Ikonographie der Mistel analysieren. 2.6 Die Attribute Balders bei seiner Helfahrt und die Ikonographie der Mistel Balders meernahe Einäscherung auf dem Scheiterhaufen, der auf seinem Schiff errichtet worden war, verdeutlicht feierlich „die Bruchstelle Tod“ bei den Göttern als sozialer Gemeinschaft nach Menschenart.249 Diese Götter werden in Snorris Text in der ersten Phase des Opfer-Rituals mit den lebensbedrohenden Angriffen auf den zunächst unverletzlichen Balder nur als Gruppe genannt.250 Dagegen schildert Snorri in der Skaldentradition, die er benützte,251 bei Balders Bestattung die bedeutendsten Götter mit ihren Namen und Kernsymbolen.252 Fyrst (‘zuerst’) wird von Odin im Geleit von Frigg, den Walküren und seinen Raben gesprochen.253 Als Kernsymbol wird dabei nicht wie im Ragnarök-Kapitel Snorris der Speer Gungnir genannt,254 sondern der Goldring Draupnir. Daß in der Drei-Götter-Serie
247 248 249 250 251 252 253 254
Müller 1976, S. 361; Lindow 1988, S. 298 Nr. 1827. S. oben Anm. 214 sowie unten in 2.6. Zum Folgenden grundsätzlich Gladigow 1976, S. 99–117. S. oben vor Anm. 188. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 550 ff., 554: so die Húsdrápa des Skalden Úlfr Uggason, S. 567 f., 574–578; Schier 1976,2, S. 428 ff. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 552, 570 f., 572, 574. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 552, 450 f., 468 f., 573. Gylfaginning, Kap. 51; Lorenz 1984, S. 599, 615.
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der Gott mit seinem Speer255 wie mit seinen Raben abgebildet wurde, haben wir oben erörtert.256 Der Goldring Draupnir gehört sowohl in der Lebenswelt als auch in der Helwelt zu den Kernsymbolen. Infolge der Glaubensüberzeugung von der Fortexistenz des Toten kennzeichnen jene Kernsymbole den sozialen Rang auch in der Anderwelt.257 Im Snorri-Text wird jene Glaubensüberzeugung in den Begleit- und Beigaben sichtbar, die für Balders Verbrennung auf dem Scheiterhaufen bestimmt sind: seine Frau, die Asin Nanna, der im Anblick von Balders Leiche das Herz vor Gram brach,258 sein Pferd mit allem Sattelzeug und auch der Goldring Draupnir (der ‘Tropfer’), den Odin ‘auf den Holzstoß legte’.259 Die Kontinuität des sozialen Ranges von dem toten Balder wird bei Snorri auch in der Episode von der Helfahrt des Bruders Balders Hermod sichtbar, den die Bildüberlieferung nicht kennt. Denn Hermod sah in der Halle (hoÞ ll) der Hel ‘auf dem Hochsitz (oÞ ndugi) Balder, seinen Bruder, sitzen’.260 Die Glaubensüberzeugung von der Fortdauer von Balders sozialem Rang läßt sich gleichfalls auf den frühen Bildzeugnissen verfolgen, die Rangsymbole sowohl der Lebenswelt als auch der Helwelt abbilden. Um diese Bildzeugnisse verstehen zu können, beantworten wir folgende Fragen und Probleme: 2.6.1 Wie ist die Bruchstelle Tod auf den Balder-Brakteaten markiert? 2.6.2 Inwiefern ist der kleine, runde Gegenstand, der im Opfer-Ritual aus der Hand Odins in die Hand Balders übergeht,261 als eines jener Kleinodien anzusehen, die ebenso in der Lebenswelt wie in der Helwelt verwendet werden? 2.6.3 Die Helbilder der norwegischen Medaillon-Imitationen und die Attribute Balders auf seiner Helfahrt.
255 256 257 258 259 260 261
S. oben nach Anm. 131. S. oben nach Anm. 137 und 144. Dazu grundsätzlich Gladigow 1976, S. 101 f., 111. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 552, 569, 571; Simek 2006, S. 278 f. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 552, 574. Gylfaginning, Kap.49; Lorenz 1984, S. 553, 577 f.; die Übersetzung jedoch nach Häny 1990, S. 108. S. oben nach Anm. 145.
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2.6.4 Die ikonographischen Äquivalente ‘Ring’ und ‘kleiner, runder Gegenstand’ bezeugen auf der Drei-Götter-Serie wie auf den MedaillonImitationen die Entsendung Balders durch die Götter in die Helwelt. 2.6.5 Die Ikonographie der Mistel mit Bild- und Wortzeugnissen.
2.6.1 Wie ist die Bruchstelle Tod auf Balder-Brakteaten markiert? Mit der zeichenhaften Methode markiert die im Eingang von 2.5 erwähnte nordseeländische Serie der Odin- und Balderbrakteaten auf IK 79 Hjørlunde Mark-C/Slangerup die Bruchstelle Tod in der Opfermythe. IK 79 Hjørlunde Mark-C/Slangerup (Fig. 7: 4) überliefert, wie schon in 2.5 (nach Anm. 103) gesagt, einen der beiden Modeln, die Balder als Waffentänzer wiedergeben. Dabei wird das Balderbild auf IK 92 Kitnæs I-C (Fig. 1: 1) der Darstellung Wodan-Odins als Reiter in seiner Kriegsgottrolle zugeordnet. Demgegenüber erscheint das Balderbild auf IK 79 Hjørlunde Mark-C/Slangerup (Fig. 7: 4) ähnlich wie auf IK 6 Års-B (Fig. 11: 1)262 auf einer Darstellung des göttlichen Zauberfürsten, die seine lebensrettende Heilungsmacht in der so besonders erfolgreichen Serie der Gott-PferdBrakteaten verherrlicht. Zu Balders Waffentänzerbild auf IK 79 Hjørlunde Mark-C/Slangerup (Fig. 7: 4) wurde als signifikantes Attribut eine Scheiterhaufen-Chiffre hinzugesetzt.263 Das Requisit des Scheiterhaufens ergänzt entscheidend die Bildformel vom toten Balder auf IK 141 Penzlin-B (Fig. 14: 2).264 Denn die Scheiterhaufen-Chiffre auf IK 79 nimmt den Sinn des eddischen Verswortes bálfarar vorweg, das später Balders Tod als ‘Fahrt zum feurigen Holzstoß’ umschrieb.265
262 263 264 265
S. oben nach Anm. 217. Hauck 1970, S. 297 f. mit Anm. 53, S. 327 Abb. 83; 1992,1, S. 473 ff. mit Fig. 23 und ausführlicheren Nachweisen in Anm. 196. S. oben nach Anm. 205. Bru. I,5 ‘Baldrs Beweinung’; die Übersetzung nach Häny 1990, S. 110; Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 553, zur Diskussion der Stelle vgl. S. 579 f; Simek 2006, S. 390 zu Thökk sowie als noch durchaus aktuell Phillpotts 1920, S. 24, 52, 76, 112, 115, 128 ff., 199 ff.
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2.6.2 Inwiefern ist der kleine, runde Gegenstand, der im Opfer-Ritual aus der Hand Odins in die Hand Balders übergeht, als eines jener Kleinodien anzusehen, die ebenso in der Lebenswelt wie in der Helwelt verwendet werden? Als Attribut Odins, das während des Opferrituals in die Hand Balders überwechselte, zeigen IK 165 Skovsborg-B (Fig. 10: 3) noch vor der Übergabe und IK 51,3 Gudme-B (Fig. 4: 2) bei dem Besitzerwechsel, wie besprochen, den kleinen, runden Gegenstand.266 Noch nicht erörtert ist in der Linken Balders der Hand-Ring. Seine Bedeutung wird erst dadurch voll ermeßbar, daß er als ikonographisches Äquivalent zu dem kleinen, runden Gegenstand (auf Fig. 4: 2) in der gleichen Hand Balders, genauso gehalten, mehrmals wiedergegeben wurde, und zwar zuerst auf der ältesten Version der formularverwandten DreiGötter-Serie, auf IK 51,l Fakse-B (Fig. 4: 3).267 Jene parallele Zuordnung wird das erste Mal wiederholt in der nunmehr hochgehobenen Hand Balders von der Ring-Version auf IK 20 Zagórzyn (Beresina-Raum) (Fig. 5: 1) und dann gleichfalls von der Version mit dem kleinen, runden Gegenstand auf dem nordseeländischen Gott-PferdBrakteaten IK 50 Raum Esrom-Sø-C (Fig. 4: 4), einem der Formularverwandten von IK 79 Hjørlunde Mark-C/Slangerup (Fig. 7: 4). Auf IK 50 Raum Esrom Sø-C (Fig. 4: 4) wird Balder zugleich mit dem Szepter als Herrschaftszeichen abgebildet. Angesichts der Verknüpfung von Langszepter und herrscherlicher Halle auf IK 86 (Abb. 11), die wir gleich in 2.6.3 erörtern, erinnert das an Balders Götter-‘Palast’ in Breiðablic, in dem Land, von dem man wußte, daß in ihm ‘das wenigste Unheil waltet’.268 Schließlich treffen wir, wie in 2.6.3 dargelegt wird, unter den Attributen Balders auf seiner Helfahrt ein weiteres Mal die parallele Zuordnung der ikonographischen Äquivalente auf den formularverwandten Reiter-Reversen von norwegischen Medaillon-Imitationen, und zwar die Ring-Version in einer Prachtvariante auf IK 124 Mauland (Fig. 9: 1), Rogaland, und die Version mit dem kleinen, runden Gegenstand auf IK 126 Midtmjelde (Fig. 17: 1), Hordaland.269 Bevor wir die Auswertung der ikonographischen Äquivalente in 2.6.4 fortsetzen, haben wir uns jedoch zunächst in 2.6.3 mit der Identifizierung der norwegischen Helbilder zu befassen und mit den Attributen auf Balders Helfahrt. 266 267 268 269
S. oben nach Anm. 145. S. oben nach Anm. 176 sowie IK 1,1 S. 144 Fig. 29, 1b und d. Grm. 12; Häny 1987, S. 95; Schier 1995, S. 276 ff. S. unten nach Anm. 276 und 281.
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Zu jenen norwegischen Medaillon-Imitationen ist hier nur darauf hinzuweisen, daß sie in der Regel etwa 100 Jahre älter sind als die südskandinavischen Drei-Götter-Brakteaten. Ihre Kombination von Vorder- und Rückseitenbildern, deren ikonographische Untersuchung noch aussteht, trug zu Bildformeln bei, die auch andere Elemente überliefern als die einseitig geprägten Brakteaten. Das begrenzte Echo dieser kostbaren Frühzeugnisse hängt offenbar damit zusammen, daß es in ihrem Horizont noch nicht die C-, die Gott-Pferd-Brakteaten mit der Heilsthematik der FohlenRegeneration, dem erfolgreichsten Kernsymbol der jüngeren Brakteatenkunst, gegeben hat.270 2.6.3 Die Helbilder der norwegischen Medaillon-Imitationen und die Attribute Balders auf seiner Helfahrt. Den Zugang zur Ikonographie der Göttin Hel eröffnet die Auswertung des Averses von IK 86 Inderøy-M/Vika (Abb. 11), Nordtrøndelag. Dargestellt ist ein Gegenüber von einer weiblichen und einer männlichen Gestalt, die ein baumartiges Zeichen vereint. Beide tragen barbarisierte und auf die Nackenbommeln reduzierte Diademe, die sie in der Amulettkunst des Nordens als Götter kennzeichnen. Das Langszepter in ihrer Rechten veranschaulicht, obschon durch die runde Randfassung oben und unten verkürzt, daß die Göttin als Herrscherin erscheint.271 Zu jener Herrscherin und dem Zeichen in ihrer Linken tritt der Gott mit dem großen Ring in seiner Linken mit einem weiten Schritt hin, der ihn als Ankömmling schildert. Die Chance zur Identifizierung der göttlichen Herrscherin entsteht durch die einzigartige Bild-Rahmung mit den Zickzack-Abschnitten unter dem oberen Bildrand sowie über dem unteren Bildrand. Damit wird die Begegnung der beiden göttlichen Gestalten, von denen die Frau als Herrscherin auftritt, in einem Raum angedeutet. Zu vergleichen sind eddische Verse wie Bdr. 3: hann kom at hávo Heliar ranni, ‘er kam zu dem hohen Haus der Hel’,272
oder Vsp. 43 über den unter der Erde krähenden ‘rußroten Hahn in den Hallen der Hel’, sótrauðr hani at sdžlom Heliar.273 270 271 272
Vergleichbare Überlegungen ließen sich bei den frühen D-Typen anstellen. Vgl. die Langszepter bei den qualitätvollern Prägungen Fig. 3: 2 und Fig. 3: 3, sowie bei IK 50 Raum Esrom Sø-C (Fig. 4: 4) vor Anm. 268. Von Odin; Häny 1990, S. 489; Simek 2006, S. 178 f.
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Die in den späten Texten bezeugte Vorstellung vom ‘Haus’ bzw. von den ‘Hallen der Hel’ überliefert den ersten Anhalt zur Identifizierung von der Herrscherin in einem hallenartigen Raum. Daß jene Herrscherin einen der Götter empfängt, der mit einem wahrhaften Prachtring kommt, bietet der Identifizierung einen weiteren Anhalt, weil damit Draupnir- und Balder-Assoziationen gerechtfertigt werden. Ein dritter Anhalt wird von dem baumartigen Zeichen geboten, an dem sich die linke Hel-Hand und die rechte Balder-Hand vereinen. Daß dieses baumartige Zeichen ein Kernsymbol der Anderwelt war, erhellt im gleichen Zeithorizont der größte der frühen gotländischen Bildsteine Sanda IV mit seinen Totenreich-Sinnbildern. Zu ihnen gehört in einer anderen Variante (Abb. 10)274 auch das Signum von IK 86 (Abb. 11). Was dieses Signum genauer bedeutet, versuchen wir unten, mit der Ikonographie der Mistel zu klären.275 Hier verfolgen wir den eingeschlagenen Weg weiter, der von der Überlegung ausging, daß die Unterpfänder von Balders sozialem Rang in der Lebenswelt, die wir durch Snorris Bericht von den Begleit- und Beigaben auf Balders Scheiterhaufen in der skaldischen Tradition kennen,276 auch in der Helwelt zu erwarten sind. Denn der Avers von IK 86 (Abb. 11) bestätigte diese Erwartung nicht allein mit dem Prachtring, sondern auch, den frühen Bildkonventionen gemäß, mit den Varianten des Diademechos. Dieser Erwartung entsprechend, die mit der Glaubensüberzeugung von der körperlichen Fortexistenz des Toten in der Helwelt rechnen darf, läßt sich Balder auf dem Weg in die Helwelt noch auf zwei norwegischen Medaillon-Reversen mit einiger Wahrscheinlichkeit identifizieren. Der Revers der rogaländischen Medaillon-Imitation von IK 124 Mauland (Fig. 9: 1) bietet das erste Zeugnis in einer ähnlichen, aber zeitlich früheren Ankunfts-Formel in der Anderwelt, weil der junge Gott da hoch zu Roß erscheint.277 Leider ist das weibliche Gegenüber so unzulänglich erhalten, daß sich eine eigentliche Identifizierung schon deshalb nicht erreichen läßt, weil kein Rest eines Diadems zu finden ist.278 Nur soviel ist sicher, daß die Gestalt den Kopf in den Nacken legt, um auf den wie zum 273 274 275 276 277 278
Häny 1990, S. 21; Gylfaginning, Kap. 34; Lorenz 1984, S. 414, 421 f. Nylén / Lamm 1991, S. 28 f.: Sanda (IV) Nr. 215; Hauck 1992,1, S. 503 mit Abb. 4 als Detailausschnitt. S. unten 2.6.5. S. oben nach Anm. 256. Der Avers von Mauland zeigt eine Imitation einer Kaiserbüste mit ausgegliederter Hand als eine Darstellung Wodan-Odins. Auch das in der Linken erhobene Attribut ist nur reduziert erhalten.
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Gruß erhobenen Prachtring Balders zu blicken. Wenn auch stark abgerieben, ist außer einem Handgelenkring an der Linken279 doch auch der Restbefund von Balders Diadem erkennbar. Das Kleinod, das hier besonders interessiert, wird wie auf IK 86 Inderøy-M/Vika (Abb. 11) im Knotenring-Typ gezeigt. In der damaligen Lebenswelt konkretisieren Pracht-Halsringe wie das abgebildete Fragment aus Köinge (Fig. 8: 3 im Maßstab 1:3), Halland, den Rang solcher Zimelien. Der errechnete, ursprüngliche Durchmesser hat 31 cm betragen, das einstige Gewicht l, 5 kg, was 330 Goldsolidi entspricht.280 Das waren die irdischen Vorstufen, von denen aus die mythische Phantasie im Norden zum Weiterdichten über die Eigenart des Götterringes Draupnir angeregt wurde.281 Auf unserem Weg zur Identifizierung des kleinen, runden Gegenstandes als eines ikonographischen Äquivalents zu den Draupnir-Zeugnissen in Hand- und Halsringvarianten läßt sich der Revers der Medaillon-Imitation von IK 126 Midtmjelde (Fig. 17: 1), Hordaland ansehen.282 Die Dreiheit herrscherlicher Reiter zu Pferd – zwar ohne Diadem, aber mit doppeltem Handgelenkring als Herrschaftszeichen –283 und, wie auf IK 124 MaulandM (Fig. 9: 1), mit der zum Gruß erhobenen Rechten, in der der kleine, runde Gegenstand statt des Götterringes Draupnir zu sehen ist, kann man als eine Formular-Variante mit zwar vorausgesetztem, aber nicht abgebildetem Gegenüber auswerten. Dieses Argument wird dadurch überzeugender, daß es zu jener Miniatur-Spielart des Helfahrts-Attributes Balders auch Bildbelege aus der Lebenswelt Balders in der Drei-Götter-Serie gibt (Fig. 10: 3 und 4: 2), die oben bereits gewürdigt wurden.284 Wir haben schließlich noch eine ältere Formular-Spielart zu IK 86 Inderøy-M/Vika (Abb. 11) zu mustern: den Revers der Medaillon-Imitation von IK 3 Åk (Fig. 9: 2), Møre og Romsdal. Das antike Vorbild wirkt bei der Bildformel in ihrer neuen Sinngebung so stark nach, daß es als Reversmotiv der Solidus-Prägung während der Magnentius-Usurpation von 352 bestimmt werden kann. Bei der einschlä279
280 281 282 283 284
Dieses Herrschaftszeichen wurde zuerst von Axboe erkannt und nachgetragen in IK 3,1, Teil C, S. 276 f. Die dort veröffentliche Textfigur ist auf unserer Fig. 9: 1 wiederholt. Lamm 1994,2, S. 118 ff. S. unten vor Anm. 302. Der Avers zeigt ein barbarisiertes Kaiserbild mit einer Phantasie-Kapitalis, noch ohne irgendeinen anderen Zusatz. S. oben vor und in Anm. 279. S. oben nach Anm. 265.
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gigen Rückseite der Prägung (Abb. 14) feiert die Legende: Victoria Aug[usti] (est) lib[ertas] Romanor[um] den Sieg des Usurpators als Bedingung der Freiheit römischer Bürger.285 Daher wurden auf dem Reversbild die Libertas mit dem Langszepter und die Victoria mit dem Tropaeum zusammen einander zugewandt dargestellt, wie sie mit ihren rechten Händen das Symbol des Sieges halten. Auf dem Revers von IK 3 Åk-M (Fig. 9: 2), den die Solidus-Vorstufe von 352 als terminus post quem datiert,286 hat man dieses Motiv mit wenigen, aber folgenreichen Änderungen im Norden einer neuen Konzeption dienstbar gemacht. Ihr zufolge tritt die Nachfolgerin der Libertas ohne das Langszepter auf, legt jedoch nunmehr ihre Rechte über die Linke der Victoria-Imitation (Abb. 14). Dafür hält nun die Victoria-Imitation, der, ihrer neuen Rolle gemäß, das Flügelattribut nicht mehr zustand, das Tropaeum in ihrer Linken. Wohl wird diese Frauengestalt in der neuen Konzeption zwar auch mit einem Zweig der Victoria-Nachfolge (bei Fig. 9: 2 vergrößert herausgezeichnet) dargestellt. Im Gegensatz zu dem häufigsten Typ der Solidus-Vorstufen, die in dieser Motiv-Serie den Palmzweig „in der Regel“ auf der linken Schulter zeigen (Abb. 14), trägt die VictoriaImitation von IK 3 Åk-M (Fig. 9: 2) ihren kurzen Zweig in der rechten Hand wie andere Victoria-Versionen des 4. Jahrhunderts.287 Das erleichterte die Umdeutung des Nordens, in der nunmehr der Zweig wie das Tropaeum zu Kernsymbolen des Sieges der Göttin des Totenreiches Hel wurden. Diese Auffassung wäre zu kühn, ließe sich nicht dreierlei geltend machen: 1. Wir kennen das Formular nicht allein in der besonders frühen Version mit zwei Frauengestalten durch den Revers von IK 3 Åk-M (Fig. 9: 2), sondern auch in seiner Form der vollen Einbürgerung in den Norden auf dem ausführlicher analysierten Avers von IK 86 Inderøy-M/Vika (Abb. 11) mit den Wiedergaben von Hel und Balder.288 Das ermöglicht auf unserem Beweisweg den Rückschluß: der Revers von IK 3 Åk-M (Fig. 9: 2) zeigt 285
286 287
288
Bastien 1964, S. 29 und besonders 41 und 59 sowie 45 f., 232 mit den Varianten des Typs Taf. I Nr. 3–7, S. 47 Taf. I Nr. 12–15, Taf. II Nr. 47 und 48 sowie den 1 1/2 Solidus Nr. 62, eine Prägung goldener Tapferkeitsmedaillen des Caesars Decentius, eines Bruders oder Vetters des Magnentius, von 352, s. S. 59, unsere Abb. 14, nach: Kent / Overbeck / Stylow 1973, S. 166 f., Taf. 144 Nr. 675. Lund Hansen 1987, S. 441: Stufe C 3 der jüngeren Kaiserzeit. S. die Victoria mit einem kurzen Palmzweig auf dem 9-Solidi Medaillon-Revers von 313 aus Ticinum bei Toynbee 1944, S. 108 f. Taf. 17, 11; Kent / Overbeck / Stylow 1973, S. 159 f. Taf. XXIV Nr. 629 bei Tafel 138. S. oben nach Anm. 270.
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die Darstellung von Hel und der Asin Nanna, also von Hel und Balders Gemahlin.289 2. Nicht allein die jüngere Drei-Götter-Serie überliefert den Zweig der Victoria-Imitation in der Umdeutung als Mistel-Zweig, obschon in dem anderen Kontext des Opferrituals.290 Vielmehr erscheint auf IK 3 Åk-M in der rechten Hand der älteren Victoria-Imitation der Zweig, und zwar, wie noch zu bedenken ist, mit Mistelbeeren, geradezu als Herrschaftszeichen gehalten wie in der jüngeren Version des Formulars auf IK 86 InderøyM/Vika (Abb. 11) das Langszepter.291 Ja, auf jener jüngeren Version hat man außerdem das Tropaeum als den Kriegsgöttern geweihtes Lehngut aus dem Süden durch das baumartige Signum als mythisches Kernsymbol des Totenreichs im Norden (s. Abb. 11) ersetzt. Das war deswegen möglich, weil der Norden in der Ikonographie der Mistel, die wir unten erörtern, zwei miteinander konkurrierende Varianten verwendete: den Zweig wie auch das baumartige Zeichen mit Mistelbeeren.292 3. Der Avers von IK 3 Åk-M variiert eine der Bildformeln mit der Verwandlung Odins von der Vogel- zur Menschengestalt, die in diesem Götterbild-Horizont in der Kombination mit der Haupt-Abbreviatur mitteilbar gewesen ist.293 Von den drei Aversen, die zu den zwei HelfahrtReversen Balders und dem einen Rückseitenbild Nannas gehören, ist ikonographisch wohl der von IK 3 Åk-M der interessanteste.294 Zusammenfassung dieses Teilabschnitts: Unter den Begleitgaben und Attributen Balders auf seiner Helfahrt ist einmal die Asin Nanna auf dem Revers von IK 3 Åk-M (Fig. 9: 2) bezeugt, und zwar in der Umdeutung eines Solidus-Reverses der Magnentius-Usurpation mit den Gestalten der Victoria und Libertas aus dem Jahr 352 (Abb. 14). Die Vorstufe des Solidus-Reverses wirkt infolge der neuen Sinngebung durch die Imitation ihrer Victoria ebenso nach in den beiden Helbildern 289 290 291 292 293
294
S. oben nach Anm. 257. S. oben nach Anm. 195. S. oben vor Anm. 268. S. unten nach Anm. 336. S. dazu den fast gleichzeitigen Avers der Medaillon-Imitation von IK 193 Tunalund-M im Umland von Altuppsala. Zu jenem uppländischen Formularverwandten Hauck 1994,2, S. 261 Fig. 31a, 264 f. Zum Avers von IK 124 Mauland-M s. oben Anm. 277 und zum Avers von IK 126 Midtmjelde-M s. oben Anm. 282. Der Revers von IK 86 Inderøy-M/Vika ist hier ausgeklammert, weil seine Auswertung nur möglich ist bei einer Analyse aller Reiter-Reverse der Medaillon-Imitationen.
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vom Revers IK 3 Åk-M (Fig. 9: 2) und vom Avers IK 86 Inderøy-M/Vika (Abb. 11), dem Schlüsselbeleg zur Helidentifizierung. Die Begleitgabe von Balders Pferd wird in der Glaubensüberzeugung von der ranggleichen Fortexistenz bei der Helfahrt wiedergegeben von den beiden Reversen mit den Reiterbildern des jungen Gottes auf IK 124 Mauland-M (Fig. 9: 1) und auf IK 126 Midtmjelde-M (Fig. 17: 1). Die Draupnir-Beigabe Odins, die Snorri mit Balders Scheiterhaufen zusammenbringt, kehrt in der Hand Balders wieder bei den beiden Helfahrt-Bildern auf dem Revers von IK 124 Mauland-M (Fig. 9: 1) und auf dem Avers von IK 86 Inderøy-M/Vika (Abb. 11). Daß der Revers von IK 126 Midtmjelde-M (Fig. 17: 1) den kleinen, runden Gegenstand als das ikonographische Äquivalent ebenso zu Draupnir als Halsring von IK 124 Mauland-M (Fig. 9: 1) wie auch zu den DraupnirHandringbildern im Brakteaten-Horizont auf IK 51,1 Fakse-B (Fig. 4: 3) und IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum) (Fig. 5: 1) wiedergibt, weckt aufgrund der authentischen Bildzeugnisse Zweifel. Denn sie sprechen jedenfalls bei diesem Detail gegen die Glaubwürdigkeit von Snorris Nachricht, die von dem Goldring Draupnir auf Balders Scheiterhaufen wissen will.295 Diese Zweifel gelten jedenfalls für die polytheistische Periode mit dem Ritual der Opferung Balders. Wir beginnen daher mit dem Problem der notwendigen Unterscheidung zwischen der Überlieferung aus der mythographischen und der aus der kultischen Epoche den nächsten Teilabschnitt.296 2.6.4
Die ikonographischen Äquivalente ‘Ring’ und ‘kleiner, runder Gegenstand’
Als wir in 1.6.c die Attribute Balders auf seiner Helfahrt gemustert haben, stießen wir auch in den Bildern der Anderwelt von IK 86 (Abb. 11) und IK 124 (Fig. 9: 1) sowie bei dem zweiten Reiter-Revers von IK 126 (Fig. 17: 1) auf die ikonographischen Äquivalente ‘Ring und kleiner, runder Gegenstand’. Aus verschiedenen Gründen, zu denen die erforderliche Unterscheidung zwischen Zeugnissen aus der späten mythographischen bzw. aus der frühen kultischen Epoche gehört, fragen wir nach den beiden ikonographischen Äquivalenten in der polytheistischen Lebenswelt der Frühzeit. Damit setzen wir die Auswertung der Drei-Götter-Serie fort, indem wir den Nachweis der ikonographischen Äquivalente in den Teilabschnitten 2.6.2. 295 296
S. oben nach Anm. 257. Diese Unterscheidung ist noch nicht als notwendig berücksichtigt bei Naumann 1986, S. 153 in seinem Draupnir-Artikel.
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und 2.6.3. nun mit Fragen nach ihrer Funktion und nach ihrer Bedeutung im Kult von Herrschaftszentren ergänzen. Bei einer Überlieferung, die auf Bildzeugnissen wie IK 3 Åk-M (Fig. 9: 2) bis ins ausgehende 4. Jahrhundert zurückreicht297 und ebenso 1220 in der Prosa-Edda Snorris298 wie im Codex Regius der Lieder-Edda in den 70er Jahren des 13. Jahrhunderts zu treffen ist,299 können Varianten nicht überraschen, sondern sind bei einem so erfolgreichen Stoff wie der BalderMythe in ihren verschiedenen Fassungen selbstverständlich. Erstaunlicher ist, daß Kerngedanken wie der, daß der Goldring Draupnir (der ‘Tropfer’) aus dem Besitz Odins in den Besitz Balders bei seiner Helfahrt übergeht, erhalten blieben, obschon das in der mythographischen Epoche anders erzählt wurde als man das in der kultischen Epoche bereits in den ältesten Zeugnissen der Medaillon-Imitationen und der Brakteaten mit den Ringbildern vorausgesetzt haben muß. Denn die ältere Einordnung des Ringes in die Balderbilder der Lebenswelt mit ihrer Opfer-Ikonographie (Fig. 4: 3 und 5: 1) und der Helwelt auf dem Reiter-Revers (Fig. 9: 1)300 hat zugleich mitentschieden, wo der kleine, runde Gegenstand in der jüngeren Phase (Fig. 10: 3; 4: 2 und 4; 17: 1) den Ring zu ersetzen hatte.301 Die Auswechslung eines Kernsymbols in dem Opferritual war für die Führungsschicht allerdings nur dann möglich, wenn sie in den Herrschaftsund Kultzentren glaubhaft zu machen verstand, sie besitze dazu die göttliche Autorisierung. Wie die Opferherren im fünischen Gudme-Götterheim sich auf diese Autorisierung beriefen und mit ihr Kultpropaganda machten, bezeugt die Drei-Götter-Version von IK 51,3 Gudme-B (Fig. 4: 2). Diese Version stellt die Ersetzung des Kernsymbols Ring zusammen mit dem Bild des Speergottes dar, der an Balder auf der Altarbühne herantritt, um dein jungen Gott den kleinen, runden Gegenstand vor Beginn seiner Helfahrt zu geben, so wie noch Snorri von Odins Gabe des Goldringes Draupnir an den toten Balder vor seiner Einäscherung weiß, die nach den damaligen Glaubensvorstellungen die Entsendung in das Totenreich verwirklicht. Dabei wird von Snorri als mythische Eigenschaft des Rings tradiert, ‘daß jede neunte Nacht von ihm acht ebenso schwere Goldringe tropften (at hina níundu hverja nótt drupu af honum átta gullhringar jafn297 298 299 300 301
Mit dem Terminus post quem der Solidus-Vorstufe von 352 (Abb. 14), s. oben die Anm. 285 und 286. Simek / Hermann Pálsson 2007, S. 352. Ebd. S. 68. IK 51,1 Fakse-B, IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum) und IK 124 Mauland-M. IK 165 Skovsborg-B, IK 51,3 Gudme-B, IK 50 Raum Esrom Sø-C, IK 126 Midtmjelde-M, IK 361Av UFo-B.
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hdžfgir)’.302 Das heißt, Balder wird mit einem Kernsymbol wunderbarer Regeneration von dem Götterfürsten in die Helwelt entsandt.303 Seit dem Aufkommen der Goldbrakteaten mit der Heilsthematik der Dämonenbezwingung und der Überwindung der Todesmächte bei dem Rückruf von Balders Fohlen ins Leben durch den göttlichen Zauberfürsten,304 lag es nun am nächsten, einen Goldbrakteaten als Regenerationssymbol zu verwenden, und zwar in der Form des kleinen, runden Gegenstandes. Das wird überliefert von IK 51,3 Gudme-B (Fig. 4: 2). Bei dieser Version ist es gewiß, daß ihr Zeugnis aus einem Heiligtum von überregionalem Rang kommt.305 Die Bedeutung von derartigen Ursprüngen wurde oben gleichfalls mit IK 6 (Fig. 11: 1), IK 165 Skovsborg-B (Fig. 10: 3) und der Karte (Fig. 8: 1) veranschaulicht.306 Die gleiche Herkunft ist bei IK 189 Raum Trollhättan-A (Fig. 10: 2), Västergötland, einem Odin-Bild mit dem Diadem und der Schlange erwägbar. Im Umland des Fundortes ist der Name eines Odins-Heiligtum Odhenshögh, heute Onsjö, nachzuweisen.307 IK 189 läßt sich gleichfalls als Zeugnis der Kultpropaganda der Führungsschicht verstehen, die sich auf die göttliche Autorisierung bei der Einführung des Goldbrakteaten als eines neuen Kernsymbols berief. Auf IK 189 Raum Trollhättan-A (Fig. 10: 2) ist der Goldbrakteat als ein götterentstammtes Kleinod dargestellt. Die semantisch lesbare Runeninschrift von IK 189 Raum Trollhättan-A (Fig. 10: 2): tawǀ laþǀdu (‘ich nehme eine Zitation vor’) gehört zu den Offenbarungsformeln des Götterfürsten.308 Die Bedeutung dieses Kleinods im Kult und im Leben wurde durch die Mythe von Balders Opferung als seiner Entsendung in die Helwelt veranschaulicht. Dabei bezeugen die Formularverwandten der Drei-Götter-Serie (Fig. 10: 3 und 4: 2)309 bildlich die gleiche Vorstellung wie eines der ältesten germanischen Opferworte *sendan, das ‘to make a sacrifice’, bedeutet.310 302 303 304 305 306 307 308 309 310
Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 552, 574 Anm. 44: Referat der älteren Diskussion; Skáldskaparmál, Kap. 35; Häny 1990, S. 107 f. Neckel 1920, S. 54; Simek 2006, S. 78 f.; Naumann 1986, S. 152 f. S. oben nach Anm. 217, 246, 262. S. oben vor Anm. 107. S. oben nach Anm. 233. Sverges ortnamn: Ortnamn i Älvsborg Län, Del XII: Väne Herad, S. 94; Hauck 1992,4, S. 259 mit Abb. 22b. Zum ikonographischen Verwandtenkreis vgl. IK 50 Raum Esrom Sø-C (Fig. 4: 4) mit den Schlangen-Attributen Odins. S. oben nach Anm. 137. Liberman 1978, Nachdruck 1994; Hauck 1994,1, S. 80.
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Die Kunde von dieser Glaubensvorstellung hat noch den Bischof Thietmar von Merseburg erreicht, wie seine Schilderung der Opferfeste am dänischen Königssitz Lejre dokumentiert. Denn er berichtet von den polytheistischen Kultfesten dort, daß die Festteilnehmer von den geopferten Menschen und Tieren als gewiß glaubten: ‘Diese leisteten ihnen Dienste bei den Unterirdischen und würden ebendiese gnädig stimmen (pro certo ... putantes hos eisdem erga inferos servituros et ... apud eosdem placaturos)’.311 Der Ring als das ältere Kernsymbol, ganz gleich, ob er in den PrachtVarianten der Medaillon-Imitationen (Fig. 9: 1 und Abb. 11)312 oder in den Handring-Varianten der Brakteatenkunst gezeigt wurde (Fig. 4: 3 und 5: 1),313 verkündet dieselbe Botschaft in das Reich der Hel wie der Goldbrakteat in Balders Hand (Fig. 10: 3; 4: 2 und 4; 17: 1).314 Die Heilungsmacht des Götterfürsten, der den Sohn der Helwelt opfert, war so gewaltig, daß er, wie das die Regenerationssymbole verheißen, nicht bloß das junge Reittier ins Leben zurückzurufen vermochte, sondern auch an Balders Rückkehr ins Leben in einer neuen Welt mitwirken konnte. Wohl war Balder ein so bedeutender Toter, daß er durch das soziale Gedächtnis überregionaler Gruppen und ihrer Opferherren in Mythos und Kultus ‘ewig’ weiterlebte. Aber das Ritual seines Opfers zielte wie die erschreckende Fülle der Riten zur Opferung von Söhnen und Töchtern darauf, den inneren Zusammenhang der überregionalen Gruppe mit seiner labilen Struktur die Fortdauer zu sichern.315 Zusammenfassung dieses Teilabschnitts: Aus dem Zeitalter der MedaillonImitationen um 400 ragt die Tradition des Goldringes Draupnir in das Zeitalter der Goldbrakteaten um 500 noch hinein. Daran ändert nichts, daß die Medaillon-Imitationen das mythische Kleinod in Halsring-Größe wie IK 124 Mauland (Fig. 9: 1) darstellen, während man bei den Goldbrakteaten dagegen mit Handring-Größen auskam. Solches Handring-Detail bilden analog ab Büstenformeln des A-Typs wie IK 145 Revsgård/Allers lev, Westjütland, mit dem Götterbild Odins in der Nachfolge der Kaiser311
312 313 314 315
Thietmar von Merseburg, Chronik (Holtzmann 1935), I, 17; (Holtzmann / Trillmich 1957), S. 20/21 f.; Müller-Wille 1989, S. 8 ff. mit Abb. 1 f. und 4; Hauck 1992,3, S. 133. IK 124 Mauland-M und IK 86 Inderøy-M/Vika. IK 51,1 Fakse-B und IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum). IK 165 Skovsborg-B, IK 51,3 Gudme-B, IK 50 Raum Esrom Sø-C und IK 126 Midtmjelde-M. S. dazu grundsätzlich bahnbrechend Gladigow 1976, S. 110 f. sowie Beck 1970, S. 240 ff.; Müller-Wille 1989, S. 7–16, 31 ff., 49 ff.
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portraits der Goldprägungen des Südens316 und die älteren Versionen der Drei-Götter-Serie IK 51,1 Fakse-B (Fig. 4: 3) bzw. IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum) (Fig. 5: 1). Nach der reichen Produktion der GötterbildAmulette mit ihrer Heilsthematik von dem göttlichen Zauberfürsten317 wurde das Regenerations-Symbol des Ringes ausgewechselt gegen den Goldbrakteaten als Regenerationssymbol. Weil in der damaligen Gegenwart der Wechsel eines Kernsymbols der göttlichen Autorisierung bedurfte, ließen die irdischen Opferherren den göttlichen Opferherrn und Zauberfürsten Odin mit dem Goldbrakteaten als götterentstammtem Kleinod abbilden, wie das IK 189 Raum Trollhättan-A (Fig. 10: 2) bezeugt. Damit nicht genug. In dem fünischen, überregionalen Heiligtum Gudme-ɻGötterheim’ wurde Balders Entsendung in die Helwelt mit dem neuen Regenerations-Symbol, das ihm sein Vater mit auf ‘die Fahrt zum feurigen Holzstoß’ gab, am genauesten abgebildet.318 Dieses Prachtexemplar bietet die unverwechselbar sprechende Bildformel, die mit dem germanischen Opferwort *sendan, ‘to make a sacrifice’, korrespondiert, wie das noch Thietmar von Merseburg für die Kultfeste in der dänischen villa regalis Lejre bezeugt. Wesentlicher als dieses Zeugnis des frühen 11. Jahrhunderts ist bei den archaischen Bildern, daß die Heilsthematik der Regenerations-Symbole ‘Goldring Draupnir bzw. Goldbrakteat’ eine soteriologische Perspektive in das polytheistisch Opferritual einbrachte. Nicht zu übergehen ist die Tatsache, daß die Phase des Goldbrakteaten als Regenerations-Symbol Episode blieb, später kehrte man zu dem Goldring Draupnir als Kernsymbol zurück.319 2.6.5
Die Ikonographie der Mistel mit Bild- und Wortzeugnissen
Als Gustav Neckel 1920 sein Balderbuch veröffentlichte, lauteten die ersten Sätze: „Die Baldrsage kann wohl als eine Dichtung von der Mistel bezeichnet werden. ... Die gebrechliche Pflanze, aus der nie Speer und Pfeil geschnitzt wurden, durchbohrt den Mann, den Eisen und Steine nicht
316 317 318 319
S. dazu IK 1,1, S. 144 f. Fig. 29, 1 und 2 mit der Übersicht über die ikonographischen Äquivalente, noch ohne den Neufund IK 51,3 Gudme-B. S. dazu Axboe 1992,1, S. 103 f. mit Vergleichszahlen von anderen völkerwanderungszeitlichen Schmuckfunden. Ähnlich bedeutsam ist IK 165 Skovsborg-B (Fig. 10: 3). S. dazu Hauck 1984,2, S. 277 f.
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verletzen konnten“.320 Diese Aussage folgt den beiden maßgebenden Texten aus der Lieder-Edda und der Prosa-Edda. Die Vdžlospá-Verse Str. 31 und 32 lauten: ‘Ich sah Balder, dem blutenden Gott, dem Sohne Odins, das Schicksal bestimmt: hoch erhaben war gewachsen schlank und schön der Mistelschößling’. ‘Es ward aus dem Baum, der schmächtig schien, ein gefährliches Harmgeschoß: Höd begann zu schießen ...’321
Demgemäß heißt es in der Gylfaginning Snorris: ‘Es wächst ein Baumschößling westlich ValhoÞ ll, Mistelzweig genannt (vex viðarteinungr einn fyrir vestan ValhoÞ ll. Sá er mistilteinn kallaðr)’. ... ‘Loki nahm den Mistelzweig und riß ihn heraus und ging zum Thing (En Loki tók mistiltein ok sleit upp ok gekk til þings).’322 Snorri zitiert das magische Ritual, mit dem man Zauberpflanzen mit beiden Händen aus der Erde riß, wenn er den Baumschößling als genommen und herausgerissen bezeichnet.323 Die Schilderung des mythischen Details vom jungen Baum paßt mit dem naturwissenschaftlichen Wissen von den Misteln als Schmarotzerpflanzen nicht zusammen.324 Dieser Gegensatz wird verständlicher durch Snorris eben herangezogene Angabe von der Herkunft des tödlichen Geschosses: es wachse ‘westlich von Walhall’,325 also am Rand der Welt.326 320 321
322 323 324 325 326
Neckel 1920, S. 1. Vsp. 31 f.; 31 Ec sá Baldri, blóðgom tívor, Óðins barni, ørloÞ g fólgin; stóð um vaxinn, voÞ llom hæri, miór oc mioc fagr, mistilteinn. 32 Varð af þeim meiði er mær sýndiz, harmflaug hættlig, HoÞ ðr nam scióta; die Übersetzung folgt Kuhn 1968, S. 139 zu „meiðr m. 1. baum, gesagt von der weltesche (Grm. 34) u. von der mistel (Vsp. 32).“ Daraus folgt S. 143 zu „mistil-teinn (ags. misteltan) m. mistelschößling (Vsp. 31)“; so bereits Neckel 1920, S. 40; Turville-Petre 1964, S. 108 f.; Sigurður Nordal (Hg.) 1980, S. 70 ff. Die obige Übersetzung folgt sonst Schröder 1929, S. 50 bzw. Häny 1987, S. 17 f., 545 Anm. 21. Zur Ambivalenz der Mistelbedeutungen Neckel 1920, S. 175 ff., S. 180 f.; Simek 2006, S. 283. Gylfaginning, Kap. 49; Lorenz 1984, S. 551, 558 f. (Stabreime), S. 561 f. (die Diskussion zur Mistel als Tötungswaffe). Ohrt 1929–1930, S. 276 ff., 279 ff., wertvoller Hinweis von W. Heizmann; Delatte 1938, S. 113, in 1961 nicht wiederholt; Schwab 1994, S. 563. Tubeuf 1923, S. 11 ff., 37 ff.; Marzell 1934/35, Sp. 381 f.; Hofsten 1957, S. 47; Lindow 1988, S. 171 Nr. 1006. Neckel 1920, S. 40 f. schmückt seine wichtige Beobachtung leider phantasievoll aus. Mit dieser Bezeichnung mache ich mir den guten Rat von Wilhelm Heizmann dankbar zu eigen.
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Mit dem Hinweis Snorris zur Herkunft der Mistel werden zwei bisher rätselhafte Loki-Bilder der Deutung zugänglich: – IK 101 Kongsvad Å-A (Fig. 15: 2 und 3), Kirchspiel Fakse, Seeland, wie IK 51,1 Fakse-B (Fig. 4: 3), und – IK 90 Kejlungs-A (Fig. 15: 4), Kirchspiel Lärbro, Amt Nora, Gotland. IK 101 zeigt Loki mit dem Zweig der Mistel ohne Blätter, aber mit den Beeren. Das ganzfigurige Lokibild ist der Odin-Büste in der Nachfolge von den Münzportraits der Kaiser im Süden als Attribut zugesellt. Beide Gestalten sind mit dem Diademecho der einen Nackenbommel als Götter gekennzeichnet.327 Wie die nordseeländischen C-Versionen mit den Balder-Attributen Odins IK 50 Raum Esrom Sø-C (Fig. 4: 4) und IK 79 Hjørlunde MarkC/Slangerup (Fig. 7: 4) gehört also IK 101 Kongsvad Å-A (Fig. 15: 3) als südostseeländischer Brakteat mit Loki als Odin-Attribut in den Verwandtenkreis der Drei-Götter-Serie, der mit dem Thema der Opferung Balders unmittelbar zusammenhängt.328 Die Sonderstellung der Bildformel von IK 101 Kongsvad Å-A (Fig. 15: 3) beruht darauf, daß Loki nicht in der Victoria-Nachfolge als Mann in Frauen- und Fluggewandung und damit als Leiter des Opferrituals dargestellt wurde,329 sondern vielmehr als anthropomorphes und ornithomorphes Mischwesen. Gezeigt werden dabei ebenso Menschen-Details bei dem Haupt und den Extremitäten wie Vogel-Details bei dem geschwungenen Rumpf mit Schwanzgefieder (s. dazu den Vogel-Vergleich in Fig. 15: 2). Dabei beginnen die menschlichen Gestalt-Elemente wieder vorzuherrschen, wie das der Epiphanie-Gestus der erhobenen Hände (reziprok zur menschlichen Adorations-Gebärde)330 mit dem Mistelzweig in der Rechten veranschaulicht. Diese Form der Loki-Epiphanie mit ‘Abklingen’ der Vogel-Elemente kommt in der Drei-Götter-Serie nicht vor. Das bedeutet: Diese Version gehört, unter Ausnützung der Möglichkeit, nach dem Gestaltwechsel schnell zu fliegen, zu dem Besuch Lokis ‘westlich von Walhall’ zur Beschaffung der Zauberpflanze von dem Rand der Welt. IK 90 Kejlungs (Fig. 15: 4) bekräftigt dieses Ergebnis dadurch, daß dort das Lokibild in einem Typ der A-Brakteaten mit dem Haupt als Kürzel gezeigt wird. Dazu erscheint am Halsende, chiffrenartig hinzugefügt, der 327 328 329 330
Ähnlich wie Balder in der Drei-Götter-Serie, s. oben nach Anm. 197. S. oben nach Anm. 262 und 267. S. dazu oben nach Anm. 177 und 195. Zum Epiphanie-Gestus Gross 1985, S. 19 ff., 359 f., 364; Gladigow 1990, S. 289; Hauck 1994,2, S. 26 ff. mit Anm. 260.
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erhobene Arm mit dem Mistelzweig, und zwar dieses Mal mit den einander gegenüberstehenden Blättern. Diese Mistel-Variante entspricht genau der zentralpolnischen Spielart von der Drei-Götter-Serie IK 20 Zagórzyn-B (Beresina-Raum) (Fig. 5: 1). Wohl ist damit die Zugehörigkeit des Lokibildes von IK 90 Kejlungs-A (Fig. 15: 4) zu dem Verwandtenkreis der Drei-Götter-Serie offenkundig. Jedoch ist bei IK 90 am Nackenende ein ovales Verbindungsglied angesetzt,331 über dem ein Vogelbild mit spitzem Schnabel, kleinem Flügel und mächtigem Schwanzgefieder zu sehen ist. Das Verbindungsglied ermöglicht es, mit einer reicheren Spielart der Wiedergabe des MenschVogel-Gestaltentausches zu rechnen, den wir gleichfalls bei der Auswertung von IK 101 Kongsvad Å-A (Fig. 15: 2 und 3) zu erörtern hatten.332 Auf diese Weise läßt sich IK 90 Kejlungs-A (Fig. 15: 4) als ältester Beleg für Lokis Gestaltentausch zum Vogel ansehen, um die mythische Zauberpflanze zu beschaffen.333 Die Parallel-Versionen von der mythischen Mistel ohne Blätter mit Beeren auf IK 101 Kongsvad Å-A (Fig. 15: 3) und mit einander gegenüberstehenden Blättern der Mistel auf IK 90 Kejlungs-A (Fig. 15: 4) haben in den hier erörterten Bildzeugnissen sehr wohl Seitenstücke, und zwar selbst in den mythischen Mistelbaum-Belegen. Daß Belege mit den Mistelbeeren in der Drei-Götter-Serie nicht vorkommen, hängt mit der Nachwirkung des Palmzweigs der VictoriaVorstufe zusammen. Am stärksten ist der Einfluß jener Vorstufen auf IK 51,3 Gudme II-B (Fig. 4: 2) zu sehen. Wie der Zweig in Balders Rumpf mit den gegenständigen Blättern auf IK 51,1 Fakse-B (Fig. 4: 3) zeigt,334 war die Befreiung von dieser Abhängigkeit von jenem ältesten Beleg an das üblichere, ganz gleich ob die einander gegenüberstehenden Blätter mit Zwischenräumen wiedergegeben335 oder dicht zusammengerückt dargestellt wurden. Letzteres ist der Fall bei dem mutmaßlichen Kollier von Skovsborg bei IK 165 (Fig. 10: 3), dem Drei-Götter-Model, und bei IK 513 (Fig. 9: 4), dem Model mit dem dämonischen Reptil. 331 332 333 334 335
In IK 1,2, S. 162 in den Positionen II und 36 der Beschreibung wird daher von einer „siamesischen Zwillingsformel“ gesprochen. S. dazu oben nach Anm. 328. Zu einem vergleichbaren Gestaltentausch Odins s. oben nach Anm. 292. Der geschulterte Zweig ist auf IK 51,1 authentisch nur so kurz erhalten, daß seine rekonstruierte Länge gestrichelt gezeichnet werden mußte. So nicht allein bei IK 51,1 Fakse-B (Fig. 4: 3), IK 20 Zagórzyn-B (BeresinaRaum) (Fig. 5: 1), sondern auch bei IK 39 Dänemark (X)-B (Fig. 7: 1), IK 66 Gummerup-B (Fig. 6: 1) und IK 90 Kejlungs-A (Fig. 15: 4)
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Das fiktive Element in den Bildern der mythischen Mistel ist wie in den Texten vom zaubermächtigen ‘Baumschößling’336 in den KernsymbolWiedergaben zur Helwelt am unmittelbarsten sichtbar. Der Mistelbaum ohne Blätter, aber mit Beeren, erscheint als symbolische Mitte, die die Hände der Herrscherin Hel und des bei ihr eintreffenden Balder auf dem Avers von IK 86 Inderøy-M/Vika (Abb. 11) vereint. Ungleich schlechter erhalten ist das Baum-Zeichen auf dem frühen, gotländischen Großstein Sanda (Abb. 10). Läßt man den zweiten wie den vierten rechten Ast als Restbefunde mit einander gegenüberstehenden Blättern gelten, wird man auch da von einem mythischen Mistelbaum sprechen. Die eigentliche Überraschung liefert der Revers von IK 3 Åk-M (Fig. 9: 2); denn dort ist der Zweig mit einer Doppelreihe von Beeren (s. den vergrößert herausgezeichneten Arm bei Fig. 9: 2) dargestellt. Daß diese Bildformel abgewandelt auf dem Avers von IK 86 Inderøy-M/Vika wiederkehrt, und zwar noch wesentlich entschiedener in die Tradition der Mythenbilder des Nordens einbezogen, wurde oben bereits mit der Entstehungsgeschichte dieses ‘Formulars’ dargelegt.337 Die Musterung der Attribute Balders bei seiner Helfahrt hatte sich insbesondere mit zwei Dingen zu befassen, denen mit der mythischen Phantasie im Norden zauberische Kräfte zugeschrieben wurden: Bei dem Prachtring Draupnir, dem ‘Tropfer’, ging es um die übernatürliche Kraft seiner Vermehrung, durch die er zu einem Kernsymbol der Regeneration werden konnte.338 Bei der Mistel als Zauberpflanze ging es um die übernatürliche Kraft des schmächtigen Dinges zur Tötung. Sie war es selbst, die ohne die wunderbare Verwandlung in einen Todesspeer339 Balder im Brakteatenhorizont als „blutenden Gott“ (Fig. 4: 3) fallen und sterben ließ. So konnte der Mistel-Baum auch zu einem Kernsymbol des Helreiches werden (Abb. 11). Vorbedingung dafür waren zwei Hauptaktionen Lokis: – zum einen seine Reise in Vogelgestalt zur Beschaffung der Mistel (s. Fig. 15: 3 und 4) vom Rand der Welt; – zum anderen seine Rolle beim Opferritual in Frauen- und Fluggewandung. Die Frage, wie wir diese Rolle bezeichnen sollen, ist vielleicht mit Ibn Fadlans Reisebericht und seiner Schilderung einer reichen, wikingerzeit336 337 338 339
S. oben nach Anm. 320. S. dazu oben nach Anm. 285. S. oben nach Anm. 301. Vgl. dazu Simek 2006, S. 469 f.: ɻVikarrɼ.
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lichen Schiffsbestattung beantwortbar. Denn dort vollzieht eine alte Frau als ‘Todesengel’ die Tötung der Sklavin als Begleiterin ihres Herrn auf seiner Reise in die Anderwelt vom Scheiterhaufen aus.340 Darf diese irdische Parallele gelten, so wird eines der rätselhaften Probleme von Loki als Victoria-Imitation mit Flügeln einer erwägbaren Möglichkeit angenähert, falls man von Loki als ‘Todesengel’ Balders im mythischen Opferritual der Götter sprechen könnte.
340
Togan 1939, Nachdruck 1966, S. 87–91; Hasenfratz 1992, S. 13, 17 ff.
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Karl Hauck
Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde RGA-E-Band 40 – Seiten 153–229 © De Gruyter 2011 • Berlin • New York
Forschungsgeschichte CHARLOTTE BEHR Die Rätselhaftigkeit ihrer Bilder, ihr kostbares Material und die relativ große Zahl der Funde haben dazu beigetragen, dass Brakteaten zu den meist diskutierten archäologischen Funden der Völkerwanderungszeit Nordeuropas wurden. Ziel dieses Berichtes ist es, Fragestellungen und Schwerpunkte in der Brakteatenforschung in ihrer Abhängigkeit zu den sich wandelnden Tendenzen in der völkerwanderungszeitlichen Archäologie Nordeuropas darzustellen. Dabei spiegelte die Brakteatenforschung nicht nur neue theoretische und methodische Ansätze wider, sondern trug auch immer wieder zur Formulierung neuer Forschungsideen bei. Eine solche Forschungsgeschichte erlaubt es nicht nur, den aktuellen Stand der Diskussion beim Abschluss des Ikonographischen Katalogs zusammenzufassen, sondern auch die forschungsgeschichtlichen Bedingungen hervorzuheben, unter denen die zu den Einsichten der Brakteatenforschung führenden Diskussionen stattfanden, und diese im Zusammenhang zu analysieren. Dabei kann nur eine Auswahl der wesentlichen Beiträge zum Verständnis der Brakteaten diskutiert werden, eine vollständige Erfassung und Analyse aller Publikationen zu Aspekten der Brakteatenforschung kann nicht das Ziel dieses Kapitels sein.1 Bereits in den ersten antiquarischen Publikationen, in denen Brakteaten im späten 17. Jahrhundert beschrieben wurden, galt das Hauptinteresse den Bildern, den Runeninschriften und ihren möglichen Deutungen. Doch blieb zunächst umstritten, ob Götter oder Helden dargestellt wurden, ob es sich um Münzen oder Amulette handelte, und in welche Zeit die Brakteaten zu datieren seien. Erst nachdem die wissenschaftliche Erforschung der Brakteaten in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Aufsatz Om Guld1
Um dieses Kapitel nicht unnötig zu verlängern, beschränken sich auch die Hinweise in den Anmerkungen auf wesentliche Beiträge zu den einzelnen Themen und Diskussionen.
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bracteaterne og Bracteaternes tidligste Brug som Mynt des dänischen Gelehrten Christian Jürgensen Thomsen, erschienen 1855, und den 1857 veröffentlichten Tafeln mit Brakteatenabbildungen im Atlas de l’archéologie du Nord représentant des échantillons de l’âge de bronze et de l’âge de fer begonnen hatte, standen methodische Einsichten zur Verfügung, die es erlaubten, die Brakteaten als Götterbild-Amulette des frühen Mittelalters zu beschreiben. Zu den Themen, auf die sich Thomsen in seinem Aufsatz konzentrierte, gehörten die Datierung der Brakteaten, die Bestimmung ihrer Funktion und die Deutung ihrer Bilder. Sie blieben die zentralen Anliegen der Brakteatenforschung. Die Präsentation der Brakteaten in Katalogen, die seit Thomsen stetig ergänzt wurden,2 und die kontinuierliche Publikationen der Neufunde, waren und sind wesentliche Voraussetzungen für die erfolgreiche Erforschung dieses umfangreichen archäologischen Materials. Brakteaten wurden entweder Gegenstand von Studien, in denen sie klassifiziert, datiert und in ihrer zeitgenössischen Bedeutung interpretiert wurden, oder sie wurden als Zeugnisse für religiöse Ideen und Praktiken und für politischen und sozialen Wandel in der Völkerwanderungszeit Skandinaviens diskutiert. Es gibt nur wenige Themenbereiche in der völkerwanderungszeitlichen Archäologie und Geschichte Nordeuropas, zu denen die Brakteatenforschung nicht in der einen oder anderen Weise beigetragen hat. Seien es Chronologie, Stilentwicklung oder Ikonographie, seien es religiöse Vorstellungen, beginnende Staatsbildung, Schriftlichkeit, kulturelle Einflüsse aus dem Süden oder überregionale Verbindungen in der nachantiken Welt, die Interpretation der Fundumstände, der Bilder und Inschriften, des Goldes und der Herstellung der Brakteaten steuerten wesentliche Erkenntnisse zu diesen Themen bei. Wie die Themen, so veranschaulichen auch die Methoden, die in der Brakteatenforschung der letzten 150 Jahre verwendet wurden, die sich verändernden theoretischen Ansätze in der frühmittelalterlichen Archäologie. Schwerpunkte in der Forschung wechselten dabei immer wieder zwischen mehr typologisch und chronologisch orientierten Studien und solchen mit stärker historischen Fragestellungen.3 Neue technische Möglichkeiten in der Erforschung materieller Hinterlassenschaften trugen zu neuen Forschungsansätzen bei. Untersuchungen mit dem Elektronenmikroskop etwa erlaubten weiterführende Einsichten in Herstellungsprozesse.4 Computerunterstützte Seriationen ermöglichten die Erstellung einer weit detaillierte2 3 4
Montelius 1869; Salin 1895; Öberg 1942; Mackeprang 1952 mit Ergänzungen von Axboe 1981, S. 61 ff.; IK 1985–89 mit Nachträgen in diesem Band, Teil II. Näsman 1991,1, S. 321 ff. Axboe 1988; 2004,1, S. 10 ff.
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ren Brakteatenchronologie als es mit konventionellen Mitteln möglich gewesen war.5 Die Verwendung von Metalldetektoren in einigen dänischen und schwedischen Fundplätzen erbrachte so ungewöhnliche Fundkonzentrationen, dass neue theoretische Modelle zur Beschreibung dieser Orte notwendig wurden.6 Die Verbreitung von Goldbrakteaten bei diesen sogenannten Zentralorten warf neues Licht auf die Rolle der goldenen Anhänger in einer Phase der Herrschaftskonzentration in der Völkerwanderungszeit. Auch die wachsende Bedeutung interdisziplinärer Forschungsansätze war ein wesentlicher Faktor in der Brakteatenforschung der letzten fünfzig Jahre. Archäologische Methoden konnten erfolgreich zusammen mit Methoden der Runenforschung, Ikonologie, historischen Namensforschung und vergleichenden Religionswissenschaften für neue Interpretationen genutzt werden. Nachdem Brakteaten als wichtige Zeugnisse für religiöse Vorstellungen im völkerwanderungszeitlichen Norden erkannt worden waren, ergaben sich auch Möglichkeiten die späte schriftliche Überlieferung zur vorchristlichen Religion im Norden neu zu bewerten.
1. Die antiquarische Tradition Ein Brakteatenfund wurde erstmals 1673 von Thomas Bartholinus dem Älteren in seinen Acta Medica et Philosophica Hafniensia mit einer Zeichnung und Beschreibung veröffentlicht. Er stammte – wahrscheinlich – aus Seeland (IK 154,1)7 und Bartholinus beschrieb ihn als nummus aureus.8 Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf einen weiteren Brakteaten, den kurze Zeit vorher König Christian V. von Dänemark während eines Jagdausflugs am See Esrom in Seeland (IK 50) gefunden habe und der sich im Museum Antiquarium des Königs befinde. Dieser Brakteat gilt als der älteste überlieferte Brakteatenfund.9 Bartholinus beschrieb diese nummi, da sie mit verbis et characteribus magicis bezeichnet waren, als Amulette, deren Deutung und Datierung er jedoch nicht angeben könne. Er stellte bereits einen Zusammenhang mit römischen Münzbildern her, indem er sie mit einer Goldmünze in der Veröffentlichung von Paul Petau, Veterum Nummorum ȖȞȫȡȚıȝĮ, verglich, aber auf den Unterschied hinwies, dass auf 5 6 7 8 9
Axboe 1993,1; 1999,1; 2004,1, S. 33 ff. Steuer 2003,1. Die Herkunftsangabe findet sich erst in Bartholinus 1689, S. 462. Bartholinus 1673, S. 97. Zu den frühen Brakteatenpublikationen Galster 1931; 1953 und Mackeprang 1952, S. 9–20. Jacobæus 1696, S. 56; Axboe 2009, S. 53 f..
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der Münze das Pferd mit Kreuz auf der einen Seite, der Kopf des Reiters mit Helm auf der anderen Seite abgebildet seien.10 Bereits 1675 folgte die Veröffentlichung eines weiteren Brakteatenfundes aus Vä in Schonen. Er bestand aus zwei Brakteaten (IK 202 und IK 203), einer Ritzung mit einem Brakteatenmotiv11 und verrosteten Waffen. Diesen ersten dokumentierten Brakteatenfund in Schweden erörterte ausführlich Johannes Scheffer in De orbibus aureis tribus nuper in Scania repertis disquisitio.12 Im Schweden des späten 17. Jahrhunderts war Scheffer nicht alleine in seinem Interesse an ur- und frühgeschichtlichen Altertümern. Zahlreiche Gelehrte, auch im Auftrag des Königs, inventarisierten und diskutierten archäologische Objekte und Monumente. Wissenschaftliches Interesse stand neben nationalem Prestige und dem Stolz auf eine lange Tradition.13 Scheffer diskutierte das mögliche Alter der Brakteaten.14 Seine Argumentation basierte auf der, inzwischen bezweifelten, Annahme, dass es sich bei diesen Brakteatenfunden um Grabbeigaben handelte, die zusammen mit den Waffen in einem Kriegergrab niedergelegt worden seien. Da die Sitte, Beigaben mit ins Grab zu geben, jedoch in eine Zeit vor der Einführung des Christentums in Skandinavien gehörte, wie Scheffer aus der schriftlichen Überlieferung schloss, müssten auch diese orbes aurei vorchristlich sein. Wie lange vor jener Zeit sie niedergelegt wurden, vermochte er jedoch nicht anzugeben. Vier verschiedene Funktionen der orbes aurei diskutierte Scheffer ausführlich.15 Zum ersten seien es Schmuckstücke gewesen und zwar für Männer und Frauen. Dann seien sie als Zeichen besonderer Würde getragen oder auch als Objekte des Dankes und der Ehre verschenkt worden und schließlich seien sie verwendet worden um Gesundheit und Wohlbefinden zu erhalten. Schon Scheffer argumentierte, wiederum auf der Grundlage seiner Interpretation der schriftlichen Quellen, dass es sich nicht um Münzen handeln könne.16 Thomas Bartholinus der Jüngere bestätigte diese Ansicht in seiner Abhandlung von 1689, Antiquitatum Danicarum de causis contemptae a Danis adhuc gentilibus mortis libri tres, in der er weitere Brakteatenfunde aus Seeland und Fünen vorstellte, und dafür eintrat, die orbes aurei, seu nummi grandiores plani et rotundi als Amulette zu verstehen, auf denen 10 11 12 13 14 15 16
Bartholinus 1673, S. 98; Petau 1610. Die Ritzung ist abgebildet in IK, Einleitung, Taf. C1. Zur Methode Scheffers Ellenius 1957, S. 68 f. Lars Olof Larsson 2001, S. 11 f. Schefferus 1675, S. 7 ff. Schefferus 1675, S. 43 ff. Schefferus 1675, S. 26 ff.
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Götterbilder mit menschlichen Gesichtern dargestellt seien.17 In der Frage ihrer Herkunft argumentierte er gegen Scheffers These, dass sie außerhalb Skandinaviens hergestellt worden seien. Seiner Meinung nach handelte es sich um einheimische Objekte. In der 1696 zusammengestellten Beschreibung der königlichen dänischen Sammlung von Antiquitäten, Münzen und völkerkundlichen Objekten, Museum Regium seu Catalogus rerum tam naturalium quam artificialium, wurde der erste aus Norwegen bekannte Brakteat beschrieben und abgebildet (IK 310).18 In dieser Ausgabe des Museum Regium ging Oliger Jacobæus davon aus, dass es sich um Amulette handele, deren Bilder Götter darstellten, möglicherweise Odin oder Thor, wofür auch die Schriftzeichen und Symbole (characteres et symbola) sprächen.19 In den Nachträgen zum Museum Regium 1699 ergänzte der Historiker und Numismatiker Johann Laverentzen die Liste der bekannten Brakteaten Numismatis quinque aureis, quae bracteata et cava sunt, iam accedit sextum fere eiusdem inscriptionis..., den ein Bauer im vorhergehenden Jahr in Cimbriae insula Mols gefunden habe20 (IK 357). Laverentzen schlug nun vor, Brakteaten als westgotische Denkmäler aus Spanien zu interpretieren, auf denen Stiere dargestellt und die im Zusammenhang mit Stierkämpfen verwendet worden seien. Westgotische Könige hätten sie als Geschenke an die Ihren verteilt.21 Es scheint auch das erste Mal zu sein, dass die numismata aurea als bracteata beschrieben wurden.22 Obgleich Thomas Broderus Bircherod die Brakteaten in seinem Specimen antiquae rei monetariae Danorum (1701) mitbehandelte, betonte er, dass es sich nicht um Geld, sondern um Amulette, handelte.23 Er deutete 17 18 19 20
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Bartholinus 1689, S. 466. Jacobæus 1696, S. 56, Tab. XIV, Fig. IV. Jacobæus 1696, S. 56. Laverentzen 1699, S. 11. Der Name des Autors der Nachträge ist in dieser Ausgabe nicht genannt. Erst in der zweiten Auflage des Museum Regium aus dem Jahr 1710, in dem sich wortwörtlich der Text der Nachträge wiederfindet, wurde der Autor Laverentzen genannt. Dazu Klindt-Jensen 1981, S. 14. Laverentzen 1699, S. 11 f.; so auch Sperling (1700, S. 53) in seinem Kommentar, den Laverentzen bereits hier ankündigte. Zum Begriff ‘Brakteaten’ s. Galster 1953, S. 3 f., Mackeprang 1952, S. 9. Beide Autoren zitieren allerdings Otto Sperlings Abhandlung aus dem Jahr 1700 De Nummorum Bracteatorum et Cavorum nostrae ac superioris aetatis origine et progressu als den frühesten Beleg für die Beschreibung der goldenen Anhänger als Brakteaten. ‘Brakteat’ als numismatischen Begriff hatte Johann Christoph Olearius in seiner 1694 veröffentlichten Abhandlung Isagoge ad numophylacium bracteatorum, einer Studie zu mittelalterlichen Münzen, zum ersten Mal verwendet. Bircherod 1701, S. 22 ff.
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die Vogeldarstellungen als Raben, die Begleiter Odins, die Vierbeiner als Stiere und somit Zeichen der Thorverehrung. Daraus schloss er, dass es sich um Götterdarstellungen handelte, die die Anhänger als Amulette um so wirksamer machten, um Unheil abzuwehren und Glück zu erlangen.24 Etwa um die gleiche Zeit wie in Dänemark und Schweden wurden auch in England und Deutschland die ersten Brakteatenfunde beschrieben. Im Jahr 1677 erwähnte Robert Plot, der erste Kustos des Ashmolean Museums in Oxford, in seiner Natural History of Oxfordshire den A-Brakteaten aus St. Giles’ Field in Oxfordshire (IK 323) und beschrieb ihn als Angelgeld.25 Einen F- und einen D-Brakteaten beschrieb Johann-Daniel Major in seinem Buch Bevölckertes Cimbrien, erschienen 1692, als „göldene Blechpfennige“. Der F-Brakteat war vermutlich in Holstein gefunden worden (IK 281), der D-Brakteat stammte aus unbekanntem Fundort in Fünen (IK 432).26 Beide Brakteaten sind abgebildet, und Major beschrieb die Darstellungen als „mit wunderlich und ganz irregulär geschrenckten ... Linien, deren Deutung ganz unbekannt“ sei.27 Er vergleicht sie mit dem CBrakteaten, den Bartholinus d. Ä. 1673 beschrieben und abgebildet hatte, „wiewohl auch nur von miserabler Kunst“.28 Die Datierung blieb ungewiss. In diesen frühen Berichten von Brakteatenfunden zeigte sich das wachsende Interesse an archäologischen Funden im 17. Jahrhundert in den skandinavischen Ländern, aber auch in England und Deutschland.29 In ihren Diskussionen konzentrierten sich die Gelehrten auf Versuche die Brakteaten zu datieren und die Bilder zu interpretieren, wobei sie sich stets auf die schriftliche Überlieferung stützten, da ihnen noch kein methodisches Instrumentarium zur Verfügung stand, sie mit archäologischen Argumenten zu datieren oder zu deuten. Zwar sind die Vorschläge nach heutigen Erkenntnissen oft anfechtbar, doch zeitigten sie auch Ideen, die sich als weiterführend erwiesen, etwa die Einsichten, dass es sich bei den Brakteaten 24 25
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Bircherod 1701, S. 30. Plot 1677, S. 352, Taf. XVI 5; Angelgeld waren Münzen, die speziell geprägt worden waren, um sie Patienten zu geben, damit sie sie um den Hals tragen konnten in Erinnerung an ihre Heilung durch eine königliche Wundertat. Somit deutete Plot den Brakteaten im Zusammenhang mit den im 17. Jahrhundert unter Historikern viel diskutierten königlichen Wunderheilungen skrofulöser Patienten im Mittelalter. Plot meinte die Buchstaben E und D hinter dem Haupt zu erkennen und schrieb ihn deswegen König Eduard dem Bekenner (1042–1066) zu, der im 17. Jahrhundert als der Begründer dieser königlichen Heilungstradition galt. Major 1692, S. 80. Major 1692, S. 80. Major 1692, S. 80. Daniel 1981, S. 26 ff.; Trigger 1989, S. 48 f.; Schnapp 1993, S. 240 f., 248 ff.
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um Götterbild-Amulette handelte, deren Vorbilder römische Münz- oder Medaillondarstellungen waren. Auch im 18. Jahrhundert hielt in Skandinavien das Interesse an Bodenfunden an, wie Ausgrabungen, die Gründung mehrerer gelehrter Gesellschaften und Publikationen zeigen. Mit Hilfe neuer gesetzlicher Maßnahmen wurde in Schweden 1684 und 1734 und in Dänemark 1737 und 1752 versucht, archäologische Funde vor Verlust zu schützen.30 Brakteaten jedoch wurden erst wieder gegen Ende des 18. Jahrhunderts in verschiedenen Museumskatalogen und Abhandlungen abgebildet und beschrieben.31 Dabei fällt auf, dass nur in ganz wenigen Ausnahmen Fundort und Fundumstände dieser Brakteaten registriert und überliefert wurden, die meisten Brakteatenfunde im 18. Jahrhundert sind ‘Unbekannter Fundort’.32
2. Christian Jürgensen Thomsen und die Anfänge der wissenschaftlichen Brakteatenforschung Wachsendes Nationalgefühl, besonders nach den Niederlagen gegen England 1801 und 1807 und dem Verlust Norwegens im Kieler Frieden 1814, und der Wunsch eine ruhmreichere Vergangenheit zu erforschen, förderten in Dänemark im frühen 19. Jahrhundert Bestrebungen archäologische Objekte in geeigneter Weise auszustellen. Auch der Diebstahl der beiden Goldhörner von Gallehus im Jahr 1802 aus der königlichen Sammlung trug zu dem Wunsch bei Funde besser zu schützen.33 So wurde 1807 eine königliche Kommission zur Bewahrung und Sammlung von Altertümern eingerichtet, und 1816 übernahm Christian Jürgensen Thomsen (1786-1865), die Aufgabe die entstandene Sammlung zu katalogisieren und ihre Präsentation in einer Ausstellung vorzubereiten.34 Thomsen kommt der Verdienst zu für dieses Projekt neue methodische Wege entwickelt zu haben, die es ihm erlaubten, die archäologischen Funde chronologisch zu ordnen und als erster
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Klindt-Jensen 1975, S. 33 f.; Fonnesbech-Sandberg 1985, S. 175 f.; Axboe et al. 2006, S. 403. Zum Beispiel Beskrivelse 1791, Taf. 1 und 2; zu Kenntnis, Aufbewahrungsorten und Besitzern von Brakteaten im frühen 19. Jahrhundert Mackeprang 1952, S. 12 ff.; Axboe et al. 2006, S. 400 ff. Brakteatenneufunde wurden nicht im königlichen Münzkabinett, sondern in der königlichen Privatsammlung untergebracht und gelangten so nicht zur Kenntnis interessierter Gelehrter (Mackeprang 1952, S. 13 ff.). Klindt-Jensen 1975, S. 46 ff.; Kristiansen 1985, S. 12 ff.; Trigger 1989, S. 74 f. Axboe et al. 2006, S. 401 ff.; Axboe 2009.
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Gelehrter die Abfolge von Stein-, Bronze- und Eisenzeit mit wissenschaftlichen Argumenten zu belegen.35 In den folgenden Jahren wurde gerade auch in der Brakteatenforschung deutlich, wie führend die Rolle skandinavischer Forscher bei der Entwicklung der theoretischen Grundlagen der Archäologie, insbesondere der Methoden zur Datierung archäologischer Objekte, zur typologischen Seriation und zum Studium regionaler Variationen war. Die typologische Methode erlaubte es die materielle Hinterlassenschaft der Vergangenheit zu klassifizieren und damit erstmals unabhängig von den schriftlichen Zeugnissen zu erforschen. Um Objekte und Monumente den verschiedenen Perioden, besonders den schriftlosen Perioden, der Vergangenheit zuordnen zu können, war es notwendig, überzeugende Methoden zu entwickeln, um ihre Chronologie zu bestimmen. Unterschiede und Übereinstimmungen der archäologischen Objekte erlaubten darüber hinaus regionale Differenzierungen.36 Die große Zahl der Brakteaten und ihre detailreiche Ikonographie erlaubten es neue Methoden zu entwickeln und zu erproben. Die Liste der Gelehrten, die in dieser Phase zur Brakteatenforschung beitrugen, liest sich geradezu wie ein who is who der skandinavischen Archäologie im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Archäologen in den neu entstehenden archäologischen Museen und Universitätsdepartments trugen fast alle mindestens einen größeren Beitrag zur Brakteatenforschung bei, auch wenn ihre Forschungsinteressen oft in anderen Perioden oder Gebieten lagen. Thomsen erbrachte nicht nur Pionierleistungen auf dem Gebiet der chronologischen Seriation und Kontextanalyse, er stand auch am Anfang der wissenschaftlichen Erforschung der Goldbrakteaten. Sein Interesse an Brakteaten begann schon früh, wie seine allerdings ungedruckten Tafeln mit Brakteaten aus dem Jahr 1820 zeigen.37 In seiner Diskussion des Broholm-Fundes, veröffentlicht 1833, verwendete er seine neuentwickelten wissenschaftlichen Methoden und datierte so die Brakteaten ins 5. Jahrhundert.38 Im Jahre 1855 erschien dann sein wichtiger Brakteatenaufsatz, in dem er die ungeklärten Fragen zur Chronologie, Herkunft, Bedeutung und Funktion der Brakteaten erörterte und dann alle ihm bekannten Brakteaten, einschließlich der Münzbrakteaten des frühen und hohen Mittelalters, in 35 36 37
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Klindt-Jensen 1975, S. 49 ff.; Trigger 1989, S. 73–79; Jensen 1992, S. 83 ff., 261 ff.; Schnapp 1993, S. 364 ff. Trigger 1989, S. 73 ff., 80 ff. Thomsen 1820; Klindt-Jensen 1975, S. 57; Axboe et al. 2006, S. 389–395 mit der Wiedergabe dieser sieben Tafeln, S. 401 ff. zu Thomsens frühen unpublizierten Brakteatenstudien. Vgl. auch Axboe 2009; Grimm 2009. Thomsen 1833; Jensen 1992, S. 290 ff.
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einem Katalog zusammenfasste und kurz Bilder und Inschriften beschrieb. Übereinstimmend mit dem Aufsatz erschienen 1857 Zeichnungen der Brakteaten im Atlas for nordisk Oldkyndighed.39 Für diese Zusammenstellung waren die älteren antiquarischen Kataloge und Sammlungen unentbehrlich. Thomsen verfügte Mitte des 19. Jahrhunderts bereits über eine erhebliche Materialbasis. Denn seit dem späten 18. Jahrhundert hatten Brakteatenfunde stark zugenommen. Dies war zum einen die Folge von Agrarreformen in Dänemark in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts, die dazu führten, dass Feuchtgebiete in Südskandinavien trockengelegt wurden und Land bearbeitet wurde, das vorher noch nicht landwirtschaftlich genutzt worden war.40 Dabei wurden zahlreiche Horte entdeckt, die offenbar bewusst in wassernahen oder feuchten Orten niedergelegt worden waren.41 Zum anderen war es eine Folge des wachsenden Bewusstseins für den Wert archäologischer Funde, nicht zuletzt dank Thomsens Arbeit im Museum.42 Fundorte und Fundumstände der Brakteatenfunde wurden nun zumeist registriert und zahlreiche Brakteaten wurden in den neugegründeten lokalen antiquarischen Publikationen veröffentlicht. Auffallend ist dann wieder die Zahl der dänischen Neufunde in den Jahren nach 1864, als nach den erheblichen Landverlusten im Süden Dänemarks in Folge des verlorenen deutsch-dänischen Krieges große Landstriche im Zentrum und im Norden Dänemarks neu erschlossen wurden. In seinem Brakteatenkatalog unterschied Thomsen zwischen Brakteaten, die zwar in Skandinavien gefunden, jedoch seiner Meinung nach nicht im Norden hergestellt worden waren, seine Gruppen A I–VII, und zum anderen denjenigen, die „nordischen Ursprungs“ waren, seine Gruppen B VIII– XIV.43 Seine Klassifikation der Brakteaten beruhte auf der Beobachtung charakteristischer Merkmale der Brakteatenbilder und wurde zur Grundlage von Montelius Klassifikation, die noch heute verwendet wird.44 Unter nicht-skandinavischer Herkunft, in Gruppe A, platzierte Thomsen auch Brakteaten, die er als Imitationen byzantinischer Kaiserbilder beschrieb, an deren Herstellung in Skandinavien jedoch inzwischen kein Zweifel mehr
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Thomsen 1855; Atlas 1857. Kristiansen 1985, S. 12 f.; Fonnesbech-Sandberg 1985, S. 175 ff., 180 ff. Hines 1989, S. 198; Fabech 1991, S. 290 ff. Kristiansen 1985, S.12 f. Thomsen 1855, S. 267 f., 279. Montelius 1869, vor Pl. 2. Aus rein praktischen Gründen, um die Bildbeschreibungen nicht dauernd wiederholen zu müssen, führte er die Kategorien A, B, C, D, E und F ein, die er nur kurz definierte, nicht aber begründete.
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besteht45 und die nach Montelius zu den A-Brakteaten gehörten. Gruppe B VIII beschrieb Thomsen als „kompliziertere Darstellungen mit teilweise stehenden Figuren“, nach Montelius waren dies B-Brakteaten. Gruppe B IX zeigten nach Thomsen ein Haupt über einem Vierbeiner und ein oder zwei Vögel vor dem Haupt, Brakteaten der Gruppe B X waren charakterisiert durch das „Zeichen Thors“, eine Swastika, vor dem Haupt meistens über einem Vierbeiner und Gruppe B XI waren allgemein Brakteaten mit einem Haupt über einem Vierbeiner. Montelius fasste diese drei Gruppen als CBrakteaten zusammen. Thomsens Gruppe B XII mit Tierdarstellungen entspricht bei Montelius den F-Brakteaten und Gruppe B XIII mit Darstellungen von Drachen und Schlangen wurden in Montelius System D-Brakteaten. Thomsen datierte die Goldbrakteaten in den Zeitraum zwischen 500 und 1000, indem er Methoden zur Datierung archäologischer Objekte verwendete, die auf vergleichenden Analysen des Stil, der Ornamentik und des Fundkontextes beruhten. Um seine frühe Datierung zu begründen, stellte Thomsen fest, dass Brakteaten häufig zusammen mit Münzen byzantinischer Kaiser des 5. Jahrhunderts gefunden worden waren. Thomsens Brakteatenchronologie war insgesamt noch sehr breit, doch auch zutreffend, denn er schloss auch wikingerzeitliche Funde mit ein. Sein Ansatz bot wesentliche Gesichtspunkte für weitere Diskussionen, denn er hatte erkannt, dass es möglich war, archäologische Objekte auf Grund stilistischer Ähnlichkeiten in Serien zu ordnen, die chronologischen Entwicklungen entsprachen. Entscheidend war die Beobachtung, dass nur ein vergleichbares Merkmal archäologischer Objekte nicht ausreichte, um eine Serie zu erstellen, sondern dass mehrere Merkmale der einzelnen Objekte, seien es Material, Fundkontext oder Stil einem übereinstimmenden Muster entsprechen müssen. Den Vergleich einzelner Objekte verband Thomsen mit Untersuchungen geschlossener Fundkomplexe, die mit der Merkmalsanalyse übereinstimmen mussten.46 Das Ende der Brakteatenzeit lag seiner Meinung nach vor der Einführung des Christentums in Nordeuropa, da zahlreiche Brakteaten in heidnischen Gräbern gefunden worden waren und sich ihr Stil und Herstellungsweise gut mit Runensteinen, Waffenteilen und Ornamenten der späten vorchristlichen Jahrhunderte vergleichen ließen.47 In seiner Brakteatenforschung wurde deutlich, dass Thomsen nicht nur an der chronologischen Einordnung archäologischer Objekte interessiert war, sondern auch an den Fundumständen und den Rückschlüssen, die diese auf 45 46 47
Etwa Thomsen 1855, S. 282, No. 6 (IK 47,2) aus Broholm. Thomsen 1855, S. 265 f.; Klindt-Jensen 1975, S. 50 f.; Trigger 1989, S. 76 ff. Thomsen 1855, S. 266.
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ihre Funktionen, auf Grabsitten und andere Aspekte erlaubten. So kritisierte er die traditionelle Aufbewahrung der Brakteaten in Münzkabinetten, denn seiner Auffassung nach handelte es sich nicht um Zahlungsmittel, sondern um Schmuck oder Amulette und entsprechend stellte er sie in der Sammlung in Kopenhagen aus.48 Aus den Fundumständen und Runeninschriften schloss Thomsen, dass die Brakteaten in Nordeuropa hergestellt worden waren. Er erkannte die erstaunlichen handwerklichen Fähigkeiten an, die die Brakteatenhersteller in den „weniger zivilisierten Nationen“ des Nordens bewiesen, doch beschrieb er die Bilddarstellungen als roh und wenig verfeinert. Dennoch argumentierte er, dass trotz ihrer „Plumbheit und Ungeschliffenheit“ (Raahed og Ufuldkommenhed) die inneren Übereinstimmungen der Bilder zeigten, dass ihnen eine gemeinsame Idee zugrunde lag, die die Darstellungen der verschiedenen Brakteatengruppen inspiriert habe.49 Diese These unterstützte er mit ethnographischen Vergleichen, wie sie zunehmend in der Archäologie des 19. Jahrhunderts typisch wurden, angeregt durch die Forschungsreisen von Europäern in andere Weltgegenden und deren Berichte.50 In seiner Interpretation der Brakteatenbilder ging Thomsen von einzelnen Bilddetails aus, die er mit Kenntnissen aus der mythologischen Literatur in Verbindung brachte. Demnach identifizierte er die Darstellungen von einem oder mehreren Vögeln mit Odins Raben, das „mystische Zeichen“, die Swastika, als Zeichen Thors, die Eber als Gullinborsti, das Attribut Freyrs, und die Schlangen und Drachen sah er im Zusammenhang mit den zahlreichen mythologischen Erzählungen, die von Kämpfen mit Ungeheuern handelten.51 Seiner Deutung der Brakteatenbilder als Darstellungen einerseits Odins und andererseits Thors war eine lange Wirkungsgeschichte beschieden, auch nachdem Gjessing bereits 1929 überzeugend gegen sie argumentiert hatte.52
3. Worsaaes Beiträge zur Brakteatenforschung Der Schüler, zeitweilige Mitarbeiter Thomsens und später erster Professor für Archäologie an der Universität Kopenhagen, Jens Jacob Asmussen Worsaae (1821–1885), kam in seinem Werk immer wieder auf Chronologie
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Thomsen 1855, S. 270. Thomsen 1855, S. 269. Thomsen, 1855, S. 269; Klindt-Jensen 1981, S. 15 f.; Trigger 1989, S. 86. Thomsen 1855, S. 273. Gjessing 1929, S. 167 ff.
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und Ikonographie der Brakteaten zurück.53 Durch systematisches Vergleichen archäologischer Funde gelangte Worsaae zu differenzierteren Chronologien der Stein-, Bronze- und Eisenzeit als Thomsen.54 Die nordische Eisenzeit untergliederte er dabei in drei Phasen, zwischen den bereits bekannten Phasen, der römischen und der späten Eisenzeit, trat er für eine mittlere Eisenzeit ein, die seiner Meinung nach etwa von 450 bis 750 dauerte.55 Seine Argumentation basierte auf den Funden von Goldmünzen, besonders byzantinischen Solidi des 5. und 6. Jahrhunderts, und auf Goldbrakteaten, die er als Imitationen byzantinischer oder oströmischer Münzen beschrieb. Aus diesem Grund sah er sie als etwa zeitgleich an, zumal sie auch oft in geschlossenen Funden zusammen auftraten. Die großen Fibeln mit Tierornamentik, von denen auch einige zusammen mit den Goldbrakteaten gefunden worden waren, bildeten eine zweite Gruppe von einheimischem Material, das er als chronologisch bedeutsam für die mittlere Eisenzeit definierte. Diese Ideen zur Datierung der Brakteaten mit Hilfe ihrer Fundkombinationen hatte er in Zusammenarbeit mit Conrad Engelhardt (1825–1881) entwickelt, einem anderen ehemaligen Mitarbeiter Thomsens, der als Direktor der königlichen Sammlung nordischer Altertümer in Flensburg zunächst den Moorfund von Thorsbjerg, später auch die Funde von Nydam, Vimose and Kragehul untersuchte.56 Er führte in seiner Veröffentlichung des Moorfundes von Kragehul, 1867, die Bedeutung der Fundkombinationen von byzantinischen Münzen, Brakteaten und Relieffibeln für die Definition der mittleren Eisenzeit weiter aus. Er fügte außerdem Niello und cloisonné Techniken sowie Erdbestattungen als charakteristische Merkmale der mittleren Eisenzeit hinzu. Die Brakteaten und die Fibeln dienten als Leitobjekte, um weitere Objekte aus geschlossenen Funden durch Vergleiche entweder in die gleiche Zeit zu datieren oder als früher oder später ausschließen zu können.57 Die Datierung der mittleren Eisenzeit, die im wesentlichen der später als ‘Völkerwanderungszeit’ oder ‘Early Germanic Period’ bezeichneten Periode entsprach, beruhte also auf der historischen Datierung der byzantinischen Münzen und der Beobachung, dass bestimmte als einheimisch erkannte Objekte regelmäßig zusammen mit den Münzen in geschlossenen Funden entdeckt worden waren. Brakteaten und 53
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Bereits in seinem frühen Aufsatz Danmarks Oldtid oplyst ved Oldsager og Gravhøie aus dem Jahr 1843 erwähnte Worsaae die Brakteaten als eisenzeitliche Objekte, ihre Münzvorbilder und die Schwierigkeiten die Bilder zu interpretieren (S. 56 f.). Klindt-Jensen 1975, S. 70. Schnapp 1993, S. 368; Klindt-Jensen 1975, S. 73. Worsaae 1865, S. 69 ff. Wiell 2003. Engelhardt 1867, S. 19 f.
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Fibeln konnten dann auch unabhängig als Datierungselemente benutzt werden. Worsaae war nicht nur an Chronologie interessiert, sondern auch an der Deutung der Brakteatenbilder.58 Er stimmte mit Thomsen überein, dass römische Kaiserbilder im Norden die Brakteatenbilder angeregt hatten, wies aber darüber hinaus darauf hin, dass römische und frühchristliche Darstellungen von Schlangen und Drachen auch die D-Brakteatenbilder inspiriert hatten.59 Worsaae verwarf jedoch Thomsens Deutung der Bilder als Götterdarstellungen und argumentierte, dass, auch wenn einige Brakteaten Göttergestalten zeigen könnten, die vielen Varianten mit Ungeheuern und Schlangen eine Interpretation als Darstellungen von Kämpfen legendärer Helden wahrscheinlicher machten. Er setzte sich mit der Problematik auseinander, dass die schriftliche Überlieferung erheblich jünger als die Brakteaten war und verglich die Brakteatenbilder mit der Deutung gotländischer Bildsteine. Zahlreiche Gruppen von Brakteaten assoziierte er mit Szenen der Sigurdsage und schloss daraus, dass das Hauptmotiv der Brakteaten Sigurds Drachenkampf war.60 Methodisch ging Worsaae über die Versuche hinaus mit Hilfe einzelner Bildelemente die Häupter auf den Brakteaten zu identifizieren und argumentierte für eine Gesamtinterpretation der Bilder, in der möglichst viele Bilddetails in einen übereinstimmenden Zusammenhang gehören müssten.61 Es verdient besonderes Interesse, dass Worsaae die Ikonographie der Goldbrakteaten im ihrem sozialen Kontext betrachtete. Er verstand sie als Ausdruck gesellschaftlicher Umwandlungen, die in der Völkerwanderungszeit zur Etablierung einer neuen Oberschicht führten, die großen religiösen Einfluss ausübte.62 Worsaaes Thesen und Methoden zur Deutung der Brakteatenbilder hatten jedoch keine unmittelbare Wirkungsgeschichte.
4. Montelius, Hildebrand und Müller – Typologie und Chronologie Auch in Schweden hatte im 19. Jahrhundert das politische und kulturelle Klima archäologische Forschungen und Sammlungsbemühungen begünstigt. Dank persönlicher Kontakte gaben Thomsen und seine dänischen Kol-
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Worsaae 1870; 1878, S. 110–113. Worsaae 1878, S. 110. Worsaae 1870, S. 402 f. Worsaae 1870, S. 389 f. Worsaae 1878, S. 111.
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legen wichtige Impulse der neuentstehenden archäologischen Forschung.63 Nachdem die Brakteaten als Leitobjekte der mittleren Eisenzeit definiert worden waren,64 machten die schwedischen Archäologen Oscar Montelius (1843–1921) und Hans Hildebrand (1842–1913), den nächsten entscheidenden Schritt in der Chronologiediskussion. Während beide am Nationalmuseum in Stockhom arbeiteten, entwickelten sie, unabhängig voneinander jedoch gleichzeitig, die sogenannte typologische Methode.65 Als sie ihre archäologischen Studien in den frühen 1860er Jahren begannen, gab es noch keine genauen Vorstellungen über die Feinchronologie vorgeschichtlicher Perioden, die über eine grobe Einteilung der Stein- und Bronzezeit in jeweils zwei Perioden und der Eisenzeit in drei Perioden hinausging.66 Obwohl gerade Montelius Name eng mit der typologischen Methode verbunden ist, die in der Brakteatenforschung eine wesentliche Rolle spielen sollte und er in seiner Dissertation Från Jernåldern 1869 Thomsens Brakteatenkatalog mit Neufunden ergänzte und einen vollständigen Überblick über alle damals bekannten Brakteaten geordnet nach 236 Fundorten gab, benutzte er Brakteaten nicht für eine Demonstration archäologischer Typologien. Erst 1900 in seiner Serie von Aufsätzen zur Chronologie der Eisenzeit in Nordeuropa diskutierte er die Brakteaten als eines der Datierungselemente seiner sechsten Periode der Eisenzeit von 400 bis 600.67 Dabei konzentrierte er sich zunächst auf verschiedene Bildelemente der goldenen Anhänger, mit deren Hilfe er ältere von jüngeren Brakteaten unterschied, wie etwa das Diadem, dessen Nähe zu den römischen Vorbildern ältere Brakteaten charakterisierte. Andere Details, die für Montelius chronologisch signifikant waren, waren das Vorhanden oder Nichtvorhandensein eines Ziegenbarts der Vierbeiner, eines Vogels oder der Runeninschriften. Die ältesten Brakteaten unterschieden sich von den jüngeren auch dadurch, dass Reliefs von Konturlinien abgelöst worden waren. Um von der relativen Chronologie zu absoluten Daten zu gelangen benutzte Montelius die geschlossenen Funde, in denen Brakteaten zusammen mit Münzen gefunden worden waren.68 Er kam zu dem Ergebnis, dass es in der frühesten Phase seiner sechsten Periode noch keine Brakteaten gab, dann um die Mitte des 63
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Klindt-Jensen 1975, S. 61 ff.; Thomsens Kontakte in Schweden wurden ausführlich behandelt von Hildebrand 1937–1938. In Bezug auf die Brakteaten ging es Thomsen besonders um die Exaktheit der Brakteatenbilder (S. 452–468); Wiséhn 1988. Hildebrand 1873, S. 37 f. Gräslund 1987, S. 91 ff.; Almgren 1995, S. 26. Gräslund 1999, S. 155. Montelius 1900, S. 68–80. Montelius 1900, S. 103 ff.
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5. Jahrhunderts alle Brakteatentypen gleichzeitig auftraten, die jüngeren CBrakteaten bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts andauerten und danach bis zum Ende der sechsten Periode nur noch D-Brakteaten zu finden waren.69 Für einen Forscher im 19. Jahrhundert bereitete eine vergleichende Studie von archäologischen Objekten, die in verschiedenen Museen gesammelt wurden, noch größere Schwierigkeiten als für jüngere Gelehrte, denen zunehmend bessere Möglichkeiten für Museumsreisen und für photographische Reproduktionen von Objekten zur Verfügung standen. Daher verdienen die galvanoplastischen Brakteatenkopien, die Peter Petersen von 1865 bis 1870 in den Museen von Christiania (Oslo), Bergen, Trondheim, Kopenhagen und Stockholm anfertigte, besondere Beachtung.70 Montelius konnte nachweislich bereits für seine Doktorarbeit in Stockholm galvanoplastische Kopien der norwegischen und dänischen Brakteaten benutzen.71 Zahlreiche Museen in Skandinavien wie auch das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin-Charlottenburg erhielten vollständige oder Teilsammlungen der Galvanos. Dank ihrer großen Genauigkeit blieben sie ein wichtiges Hilfsmittel in der Brakteatenforschung.72 Die methodischen Grundlagen der typologischen Methode waren Thema kontroverser Diskussionen zwischen Oscar Montelius und seinem dänischen Zeitgenossen Sophus Müller (1846–1934), einem Schüler Worsaaes, der zunächst Kurator, später einer der Direktoren des Nationalmuseums in Kopenhagen war.73 Müller wandte sich gegen ein Verständnis von Typologie als quasi-naturwissenschaftlicher Methode, wonach ein Objekt und seine Funktion allein durch seine Ähnlichkeit mit anderen bekannten Objekten erklärt werden könne. Obgleich er die Bedeutung von Vergleichen archäologischer Objekte und der Erkenntnis von Regelmäßigkeiten durchaus anerkannte, so betonte Müller doch die Individualität des Handwerkers oder Künstlers, der ein Objekt geschaffen hatte. Diese Eigenständigkeit, wie auch die unterschiedlichen Fähigkeiten müssten berücksichtigt werden, wenn Ähnlichkeiten und Unterschiede in Objekten oder bildlichen Darstellungen beurteilt würden.74 So sah Müller Brakteaten zwar als Nachahmungen römischer Vorbilder, jedoch ihre Gestalt und Bedeutung als genuine Erzeugnisse der Künstler im Norden. Müller unterschied zwischen DBrakteaten, die seiner Meinung nach keine bestimmte Bedeutung hatten 69 70 71 72 73 74
Montelius 1900, S. 125. Lamm 1979. Lamm 1979, S. 418. Lamm 1979, S. 419. M. Sørensen 1997; 1999,1, S. 194. Müller 1884; Klindt-Jensen 1975, S. 93; M. Sørensen 1999,1, S. 200 f.
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und den C-Brakteaten, die trotz aller Varianten das gleiche Thema stets wiederholten und deswegen eine Bedeutung gehabt hätten, die weit verbreitet und bekannt gewesen sei.75 Auf Grund der „heilige(n) Zeichen“, Swastika und Triskele, vermutete Müller, dass es sich um ein religiöses Thema handelte.76 Dass die Brakteaten Bilder von Göttern zeigten, hielt Müller für möglich, sogar wahrscheinlich, allerdings lehnte er alle bisherigen Deutungsversuche ab, da keines der Zeichen oder der Details, mit denen die Tiere ausgestattet waren, Hörner, Schweife, Bärte, Fußformen und Beinstellungen, und die verschiedene Forscher mit Odin, Thor oder Freyr in Verbindung gebracht hatten, in eindeutigen Korrelationen vorkamen.77 In diesem Zusammenhang setzte sich Müller auch mit der Bildinterpretation des dänischen Zoologen Japetus Steenstrup (1813–1897) auseinander.78 Dieser hatte in einer 1893 publizierten Studie dargelegt, dass die Brakteatentiere auf den C-Brakteaten, die mit Hörnern und breiten Schweifen abgebildet waren, tibetanische Yakochsen zum Vorbild gehabt hätten. Nach Steenstrup handelte es folglich bei den Brakteaten um buddhistische Amulette, die von buddhistischen Missionaren nach Nordeuropa gebracht worden waren. Dieser Versuch, asiatische Kultureinflüsse im skandinavischen Fundgut nachzuweisen, war nicht so ungewöhnlich, wie es zunächst erscheinen mag, sondern gehörte zu einer langen Tradition in der skandinavischen Archäologie, die bereits auf Thomsen und Worsaae zurückging.79 Nach dieser Theorie waren Einwanderungen und Einfälle aus Asien verantwortlich für kulturelle und technische Innovationen in Nordeuropa. Müller wies jedoch darauf hin, dass die Brakteatentiere keine zoologisch exakten Abbildungen waren oder auch sein sollten, sondern Kunsterzeugnisse.80 Trotz der zahlreichen Varianten in den Details der Tiere waren sie nicht ein Versuch unterschiedliche Tierarten zu zeigen, sondern alle Vierbeiner auf den C-Brakteaten stellten dasselbe Tier dar und gehörten stets zum selben Thema dieses Bildformulars. Ganz abgesehen davon sprachen die Runeninschriften für eine nordeuropäische und nicht für eine asiatische Herkunft.81 Ganz im Gegensatz zu Worsaae beurteilte Müller die Brakteatenbilder als 75 76 77 78 79
80 81
Müller 1898, S. 193 ff. Müller 1898, S. 195. Müller 1898, S. 196 ff. Steenstrup 1893; Müller 1898, S. 198 ff.; Salin 1895, S. 27 f. Daniel 1978, S. 238. Noch 1936 brachte Janse die Darstellung des gehörnten Pferdes auf Brakteaten, das in seinem Maul eine Kugel hat, mit der „magischen Perle“ von Garudha in Verbindung (S. 69). Müller 1898, S. 199. Müller 1898, S. 203.
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„Erzeugnisse der eigenartigen, niedrigstehenden und volkstümlichen Kunstwirksamkeit“, als Produkte von Handwerkern, die ohne besondere Fähigkeiten oder Kenntnisse oft unverstanden traditionelle Bilder kopierten und umformten. In gleicher Weise seien die meisten Inschriften unverstanden kopiert, verkürzt und entstellt worden.82
5. Brakteaten und Runen Zur gleichen Zeit, als Thomsen, Worsaae, Müller und Montelius die Brakteaten unter archäologischen Gesichtspunkten katalogisierten, datierten und interpretierten, interessierten sich zunehmend auch die Runenforscher für die goldenen Amulette, da sie die größte Objektgruppe mit frühen Runeninschriften waren.83 Die erste wissenschaftliche Diskussion der Runeninschriften auf Goldbrakteaten stammt von Wilhelm Grimm. Bereits 1821 hatte der dänische Literaturprofessor Rasmus Nyerup, der auch ein Mitglied der Kommission zur Bewahrung und Sammlung von Altertümern in Kopenhagen war, Wilhelm Grimm einen Satz der oben erwähnten sieben Tafeln mit Brakteaten, die Thomsen 1820 hatte stechen lassen, geschenkt.84 Sie boten die Grundlage für Grimms bemerkenswerte, wenn auch heute überholte, Interpretationen der Bilder und Inschriften der Brakteaten.85 So erkannte Grimm bereits, dass die Goldbrakteaten eine Gattung bildeten, deren Objekte demselben Zweck dienten und deren Bilder demselben Themenkreis angehörten.86 Auch erkannte er, dass auf den anthropomorphen Brakteatenbildern ein Herrscher dargestellt wurde. Er identifizierte ihn als den germanischen Gott Thor, der als Weltbeherrscher den Lindwurm besiegt hatte. Als diesen bösen Geist und Feind der Menschheit hatte er den Vierbeiner auf den C-Brakteaten identifiziert. Seine Inschriftendeutungen, von denen er selbst sah, dass sie „zum Theil auf Vermuthungen beruhen“,87 82 83
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Müller 1898, S. 200 ff. Krause / Jankuhn 1966, S. 236 ff. mit älterer Literatur; Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 375–474; zur Forschungsgeschichte der Runenbrakteaten Düwel 1988, S. 70 ff. Axboe et al. 2006, S. 409 ff.; Axboe 2009,1. Grimm 1828, S. 29 f. Abschnitt 10) Runen auf Goldbrakteaten; Seelow 1986, S. 129–136. Die beiden Texte, in denen sich Grimm mit Brakteaten, ihren Bildern und Inschriften beschäftigte, sind wiederabgedruckt in Axboe et al. 2006, S. 384 f. (der 1828 veröffentlichte Text) und S. 412 ff. (das Manuskript, das Seelow erstmals 1986 veröffentlichte). Vgl. Grimm 2009. Axboe et al. 2006, S. 422 f. Grimm in Axboe et al. 2006, S. 416; Grimm 2009.
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scheinen von seiner Bildinterpretation beeinflusst zu sein. Doch trotz aller Kritik, die vom heutigen Kenntnisstand aus an Grimms Lese- und Deutungsversuchen möglich ist, ist es bemerkenswert, dass er die inhaltliche Zusammengehörigkeit von Bild und Text auf den Brakteaten erkannte, eine Einsicht, die in vielen späteren Studien zu den Runeninschriften unberücksichtigt blieb und erst in neueren Forschungen wieder thematisiert wurde.88 Die zunehmend genauere archäologische Datierung der Brakteaten war von entscheidender Bedeutung für die Chronologie der Runeninschriften. Die Runenbrakteaten wurden zum ersten Mal systematisch erfasst und beschrieben von George Stephens in den vier Bänden The Old-Northern Runic Monuments of Scandinavia and England, 1866–1901. Lesung, Interpretation und Funktion der Brakteateninschriften blieben Forschungsprobleme. Die kontroversen Diskussionen um die Runeninschriften, ihre religiöse, magische oder säkulare Deutung, die Rolle von Zahlenmagie und die Bedeutung von Schriftlichkeit und Schriftkundigen im völkerwanderungszeitlichen Skandinavien haben auch die Erforschung der Brakteateninschriften geprägt.89 Auf die Überlegung hin, dass auf einigen Brakteatenbildern Brakteaten selbst abgebildet sein könnten, wurden auch die Runeninschriften daraufhin untersucht, ob sich in ihnen ein Terminus für die goldenen Anhänger findet, mit dem ihre Träger sie bezeichnet haben könnten.90 Klaus Düwel erwog walhakurne, das als ‘welsches Korn’ übersetzt werden kann, auf dem CBrakteaten aus Tjurkö (IK 184) „als kenningartige Umschreibung for ‘Gold’ und damit für den Brakteaten selbst“. Ein weiterer Begriff, der als Bezeichnung in Frage kommt, ist nach Düwel kingia, der als ‘Spange, Bügelfibel, Brustschmuck’ verstanden werden kann und auf einer Fibel aus Aquincum in Ungarn aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts überliefert ist.91
6. Salin – regionale Gruppierungen von Brakteaten Nachdem die Schwerpunkte der Brakteatenforschung zunächst vor allem auf Typologie, Chronologie und Bildinterpretation lagen, wandte sich als erster Bernhard Salin (1861–1931) in seiner Studie De nordiska guld88
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Hauck 1998,1, S. 498 ff.; 1998,2, S. 300 f.; 1998,3, S. 39 f.; Beck 2001, S. 59; Beck in Beck / Hauck 2002; Axboe et al. 2006, S. 420; Heizmann 2007, S. 38 f.; verwiesen sei auf die Kapitel Düwel / Nowak, Heizmann, Beck in diesem Band. Düwel 1992,1; 2001. Die Diskussion ist kritisch analysiert in Düwel 1992,1, S. 77–80. Krause / Jankuhn 1966, S. 23 ff.; Düwel 1992,1, S. 78 ff.
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brakteaterna, publiziert 1895, der regionalen Differenzierung der Brakteaten zu, einem Thema, das seit dem späten 19. Jahrhundert und dem wachsenden Interesse an ethnischen und kulturellen Unterschieden zunehmend an Bedeutung in der archäologischen Forschung gewonnen hatte.92 In einem ersten Teil ergänzte Salin zunächst Montelius Katalog mit schwedischen Neufunden seit dessen Publikation 1869. Im zweiten Teil teilte er die Brakteaten in insgesamt 22 Gruppen ein, davon elf für die C-Brakteaten, die er im Gegensatz zu den A-, B- und D-Brakteaten nach geographischen Regionen benannte, auch wenn nicht alle Brakteaten in einer Gruppe in dieser Region gefunden worden waren. Die Gruppen der C-Brakteaten beruhten auf „charakteristischen Details“, wie der Beinhaltung des Vierbeiners, seiner Kopfform und der Gestaltung des menschlichen Hauptes ganz im Sinne der typologischen Methode von Montelius.93 In Tabellen im Anhang listete Salin auf, ob Inschriften, Beizeichen und Vögel den Bildern zugeordnet waren. Er machte als erster die Beobachtung, dass die Zuordnungen nicht willkürlich waren und dass es deutliche regionale Unterschiede gab.94 Salins Studie zeichnete sich auch dadurch aus, dass er Details der Brakteatendarstellungen mit zeitgenössischen Bildern verglich und Parallelen zu anderen Anhängern und Fibeln zeigen konnte. Wie schon Thomsen, unterschied auch Salin zwischen Odins- und Thorsdarstellungen. Allerdings identifizierte er Thor auf den Brakteaten, auf denen der Vierbeiner einen Bart hat und somit einen der beiden Böcke Thors darstellte, wie sie aus den späten mythologischen Texten bekannt waren, während ein oder mehrere Vögel Odin begleiteten. Er wandte sich gegen die Identifizierung von Thor durch eine Swastika, da Swastiken nach seiner These sowohl auf Thors- wie auf Odinsbrakteaten vorkamen. Er schloss daraus, dass Swastiken, wie auch die anderen Zeichen weder eine festgelegte Bedeutung hatten, noch mit einem bestimmten Gott oder einer Religion verbunden waren.95 In seinem berühmten Werk Die altgermanische Thierornamentik kam Salin einige Jahre später wieder auf die Brakteaten zurück, diesmal um die Entwicklung eines charakteristischen Merkmals der germanischen Tierdarstellungen, die Konturlinien, zu erklären.96 Demnach verdeutlichte die Entwicklung der Brakteaten von den frühen Exemplaren, die den römischen Vorbildern nahestanden, zu den unabhängig gestalteten späteren 92 93 94 95 96
Trigger 1989, S. 161 ff. Salin 1895, S. 46. Salin 1895, S. 84 ff. Salin 1895, S. 93. Salin 1904, S. 216 ff.
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Kreationen die künstlerische Unfähigkeit der germanischen Goldschmiede die römische Tradition der Reliefgestaltung fortzusetzen. An deren Stelle benutzten sie Konturlinien, um die Darstellungen von der Grundfläche abzusetzen. Aus der Beobachtung, dass die Tierdarstellungen der Brakteaten stets von Konturlinien gerahmt waren, die Darstellungen des Hauptes dagegen erst allmählich gerahmt wurden, schloss Salin, dass, im Gegensatz zu den Häuptern, die Tiere nicht römischen sondern germanischen Ursprungs waren.97
7. Das römische Vorbild und die Entstehung der Brakteaten Dass die Anregung für die Brakteaten aus römischen Quellen stammte, ist nie bezweifelt worden. Auch ein Zusammenhang zwischen römischen Medaillons und Münzen, von Germanen als Anhänger gefasste und imitierte Medaillons und den Brakteaten war stets unumstritten. Brakteaten boten so ein gutes Beispiel für die Erforschung kultureller Einflüsse, die verschiedene Kulturen aufeinander ausüben konnten. Die Brakteatenforschung machte aber auch die großen methodischen und theoretischen Schwierigkeiten deutlich, kulturelle Einflüsse in den materiellen Hinterlassenschaften zu erkennen, zu definieren und zu interpretieren. In seiner Studie zu eisenzeitlichen Gewichtseinheiten Ertog og Øre untersuchte Anton Wilhelm Brøgger 1921 die Verbreitung römischer Medaillons und Medaillon-Imitationen außerhalb des römischen Reiches. Er konnte zeigen, dass alle originalen Prägungen wie auch die Imitationen, die in Skandinavien gefunden worden waren, aus dem nur kurzen Zeitraum zwischen den Kaisern Konstantin dem Großen (274/288–337) und Valens (ca. 328–378) stammten und erwog die Möglichkeit, dass alle diese Medaillons aus Gallien stammten und im Zusammenhang mit den Unruhen an der Rheingrenze in den Jahren zwischen 360 und 370 nach Skandinavien gelangt waren.98 Die Abhängigkeit der Brakteaten von Prägungen der konstantinischen Dynastie war bereits seit Thomsen wiederholt erwähnt und hier durch Brøggers Beobachtungen bestätigt worden.99 Sune Lindqvist wies 1926 auf die Ähnlichkeit des Goldmedaillons Kaiser Gratians (367– 383) aus dem Schatzfund von Szilágy-Somlyó (jetzt: ùimleu Silvaniei) in 97
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Salin (1904, S. 220) wandte sich mit dieser Erklärung gegen Montelius’ Versuch (1900, S. 76), die C-Brakteaten aus Reversprägungen solcher Medaillons herzuleiten, die den Kaiser zu Pferd zeigten. Brøgger 1921, S. 62. Thomsen 1855, S. 266; Hildebrand 1873, S. 37; Shetelig / Falk 1937, S. 233.
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Transsilvanien mit mehreren Brakteatenfunden aus Schonen (IK 11; IK 144,1 Gotland), Gotland (IK 57,1 und 3; IK 62,1), Öland (IK 45) und Polen (IK 211) hin. Während das Medaillon in einem mit anthropomorphen Masken verzierten Schmuckrand gefasst ist, schmücken fast identische Masken die Ösendreiecke dieser Brakteaten. Lindqvist schloss daraus auf den Vorbildcharakter der gefassten Goldmedaillons für die Brakteaten.100 Diesen Gedanken weiterführend diskutierte Forssander weitere Beispiele von gotischen Medaillon-Imitationen, die im unteren Donauraum gefunden worden waren, und die enge künstlerische Parallelen zu Brakteaten aufwiesen, wie etwa die Punzverzierung in den Randzonen des A-Brakteaten aus Torpsgård/Senoren in Blekinge (IK 354).101 Deswegen argumentierte er gegen Brøggers These, nach der die Impulse zur Brakteatenherstellung aus dem westlichen Reich kamen, für südosteuropäische Einflüsse, wobei er westgotische Werkstätten geradezu als Vermittler zwischen Kaisermedaillons und Brakteaten ansah.102 Lindqvist und Forssander zeigten auch, dass Brakteaten nicht die einzigen Zeugnisse dieser kulturellen Kontakte mit Südosteuropa, besonders Pannonien, im 5. Jahrhundert waren. Andere Beispiele dafür waren etwa Metallfunde aus dem Opferfund in Sjörup103 oder die zeitgenössischen Goldhalskragen.104 Per-Olof Bohlin differenzierte in seiner Brakteatenstudie, die in erster Linie technischen Details der Brakteaten gewidmet war, stärker, wenn er darauf hinwies, dass bei einzelnen Brakteaten künstlerische Impulse aus ganz unterschiedlichen Richtungen in ihrer Gestaltung zum Ausdruck kommen konnten.105 So zeigte er etwa, dass die zentralen Bilder der frühen schwedischen Brakteaten Anregungen aus der Brakteatenkunst auf den dänischen Inseln zeigten, dagegen die Rahmengestaltung und ihre Stempel mit Einflüssen aus dem südosteuropäischen Raum erklärt werden können.106 Umstritten war nicht nur die Gegend, woher die Anregung zu den Brakteaten kam, sondern auch die Rolle, die die kleine Zahl von MedaillonImitationen, die in Nordeuropa gefunden worden waren, dabei spielten. Salin wie auch Holmqvist hatten die Medaillon-Imitationen als einen Schritt auf dem Weg von den römischen Medaillons zu den Brakteaten ge-
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Lindqvist 1926, S. 20 ff.; 1927, S. 221–225. Forssander 1937, S. 90 f. Forssander 1937, S. 88 ff. Forssander 1937, S. 78 ff. Lindqvist 1926, S. 22 f.; Arrhenius 1988, S. 443. Bohlin 1981, S. 137 ff. Bohlin 1981, S. 141 f.
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sehen.107 Dagegen argumentierten etwa Mackeprang und Axboe, dass die Brakteaten direkt von den Medaillons abgeleitet worden waren und die Medaillon-Imitationen eine parallele, davon unabhängige Entwicklung darstellten, die nicht fortgeführt worden war.108 Mackeprangs Argumentation basierte auf den engeren stilistischen Ähnlichkeiten der Brakteaten mit den Medaillons als mit den Medaillon-Imitationen, während Axboe zusätzlich die unterschiedlichen Motive und Themen der Medaillon-Imitationen und Brakteaten hervorhob. Die ersten Brakteaten waren in Skandinavien hergestellt worden. Auch daran bestand kein Zweifel. Ein Schwerpunkt in der Fundverteilung der frühesten A-Brakteaten, das heißt, derjenigen, die sich stilistisch am stärksten an den römischen Vorbildern orientierten, und auch der frühesten CBrakteaten, die zeitgleich waren, liegt auf den dänischen Inseln. Deswegen galten insbesondere Fünen und Seeland als die Gegend, in der Brakteaten ‘erfunden’ worden waren.109 Dieses Argument wurde untermauert und präzisiert in dem Vorschlag von Karl Hauck, Gudme im Südosten Fünens als das Zentrum der Brakteatenentstehung zu betrachten. Diese These beruhte auf der Interpretation des Brakteatenhortes in Gudme II (IK 51,3, IK 391, IK 392, IK 393, IK 455,2), dessen Bildformulare Hauck als „die vorchristliche politische Theologie der Aristokraten von Gudme“ zusammenfasste.110 Diese politische Theologie wurde mit den Bildformularen von Gudme aus verbreitet.111 Aus numismatischer Sicht bestätigte Anne Kromann diese These, denn im Gebiet von Gudme waren zahlreiche Goldmedaillons und -münzen gefunden worden, die als Prototypen für die Brakteaten in Frage kamen. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass die Brakteatenidee an mehreren Orten unabhängig voneinander entstanden war.112 Eine weitere ungeklärte Schwierigkeit in dem Verhältnis der Brakteaten zu den römischen Medaillons ist der zeitliche Abstand zwischen den römischen Medaillons der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts und den frühesten Brakteaten, die zwar ganz unterschiedlich datiert wurden, aber selten vor dem 5. Jahrhundert.113 Die Zeitdifferenz muss also mehrere Generationen 107 108 109 110 111 112 113
Salin 1895, S. 32 ff.; Holmqvist 1955, S. 21. Mackeprang 1952, S. 86; Bohlin 1981, S. 137 f.; Axboe 2001,1, S. 126; 2004,1, S. 59–62, 214 ff., 264–266. Bohlin 1981, S. 138; Axboe 1994,1, S. 70 ff.; 2004,1, S. 187 ff. Hauck 1994,1, S. 82; Pesch 2005,1, S. 77. Hauck 1994,1, S. 82 f. Axboe / Kromann 1992, S. 286. Bolin (1928, S. 180–186) datierte die Brakteaten ausschließlich auf numismatischer Ebene. Da die Vorbilder der Brakteatenbilder Medaillons von Kaisern aus der konstantinischen Dynastie waren, schloß er, dass der Beginn der Brakteaten-
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betragen haben, die es zu erklären galt.114 Maguire wies darauf hin, dass die Vorbilder für Münz- und Medaillon-Imitationen, wie sie etwa auch aus dem byzantinischen Raum bekannt sind, oft wesentlich älter als die Nachahmungen waren. Er begründete seine Beobachtung damit, dass das Heraufbeschwören des kaiserlichen Porträts entscheidend war nicht jedoch das Porträt eines bestimmten Kaisers, um die übernatürliche Macht der Münzen und Medaillons, wie auch der Medaillon-Imitationen und Brakteaten zu demonstrieren.115 Diese Schwierigkeiten, die Rolle der Medaillons und der MedaillonImitationen, ihre geographische Herkunft und ihre Datierung im Verhältnis zur ‘Erfindung’ der Brakteaten zu bestimmen, zeigen bereits, wie problematisch es ist, ein genaueres Verständnis der Prozesse zu erlangen, die der Entwicklung dieser neuartigen Anhänger und ihrer Ikonographie im skandinavischen Milieu zugrunde lagen. In den Beiträgen zur Diskussion der Entstehung der Brakteatenikonographie wurden zwei grundsätzlich unterschiedliche Betrachtungsweisen archäologischer Objekte deutlich, wie sie seit dem 19. Jahrhundert die archäologische Forschung in Nordeuropa prägten, zum einen der typologisch-evolutionäre, und zum anderen der kulturhistorische Ansatz.116 So wurde die Herkunft und Gestaltung der Brakteatenbilder entweder mit Hilfe formaler und stilistischer Kriterien oder auf Grund inhaltlicher Überlegungen erklärt. Die unterschiedlichen Hypothesen spiegeln das Bemühen wider, das Verhältnis zwischen Nachahmung der römischen Vorbilder und formaler Umgestaltung einerseits und Motivation zu eigenständischem Kunstschaffen der nordischen Brakteatenmeister andererseits zu klären. Da der vielschichtige Prozess der Aneignung römischer Vorbilder im skandinavischen Milieu, der künstlerischen Umgestaltung und inhaltlichen Neuinterpretation nur lückenhaft belegt ist, sind Ent-
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herstellung in den gleichen Zeitraum im 4. Jahrhundert gehörte. Auch das Ende der Brakteaten datierte er anhand der Münzen, die zusammen mit Brakteaten in Horten gefunden worden waren. Da die jüngsten dieser Münzen um 450 geprägt worden waren, nahm er an, dass auch die Brakteatenproduktion um diese Zeit beendet worden war (Axboe 2004,1, S. 206). Eine Möglichkeit war, wie Kromann argumentierte, dass die Medaillons lange genug überlebten, um als Vorbilder zu dienen, da sie in Schmuck umgeformt worden waren (Axboe / Kromann 1992, S. 286). Diese Überlegung hielt Axboe für eher unwahrscheinlich, denn als Schmuckstücke wären die römischen Vorbilder zu stark abgenutzt worden und ihre Details nicht mehr lesbar gewesen. Aus diesem Grund erwog er als Alternative einen Königshort in Gudme, in dem römische Medaillons viele Jahre aufbewahrt worden waren (Axboe 2001,2, S. 45; 2004,1, S. 215; 2007, S. 95–98). Maguire 1997, S. 1042. Näsman 1991,1, S. 321 f.
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stehung, Funktion und Ikonographie der Brakteaten entsprechend schwierig zu analysieren. Trotz der kontroversen Diskussionen um Entstehung und Deutung der Brakteaten und ihrer Bilder bestand doch immer Einigkeit darin, meist unausgesprochen, dass ihre Bedeutung in allen Verbreitungsgebieten Skandinaviens in gleicher Weise verstanden wurde. In den Untersuchungen, in denen die formale Ableitung der Brakteatenbilder von römischen Vorbildern diskutiert wurde, war nicht nur umstritten, um welche römischen Objekte es sich handelte, sondern auch auf welche Weise sie umgestaltet wurden und ob es sich um ein Vorbild handelte, das dann weiterentwickelt wurde, oder um mehrere, die für die verschiedenen Brakteatenmotive verantwortlich waren. Entgegen Salins These, wonach das Haupt der C-Brakteaten römischer und der Vierbeiner germanischer Herkunft waren, schlug Brøgger vor, wie schon Montelius, die Rückseiten römischer Münzen mit Reiterdarstellungen als Vorbilder für die CBrakteatenbilder in Betracht zu ziehen.117 Gjessing unterstützte diesen Vorschlag, wobei er zwischen Aversen, von denen die A-Brakteaten abgeleitet worden seien, und den Reversen, die zu den C-Brakteaten führten, unterschied.118 Der Neufund des C-Brakteaten aus Gerete auf Gotland (IK 62, 1) veranlasste Sune Lindqvist 1927 einen neuen Vorschlag zur Entstehung des C-Brakteatenmotivs zu machen. Demnach war das Motiv ‘Haupt über Vierbeiner’ aus dem Kaiserbild der römischen Goldmedaillons entwickelt worden und zwar indem der faltenreiche Mantel, der auf den Kaiserbüsten der Medaillonbilder zu sehen war, in das Tier unter dem Haupt umgewandelt worden war.119 Forssander führte 1937 diesen Gedanken weiter, indem er das Kaiserbild mit einem erhobenen Arm zum Vorbild erklärte und ausführte, dass die Phantasie der nordischen Brakteatenmeister [...] nicht allzu üppig gewesen sein [braucht], um sie zu veranlassen, aus einem solchen Spiel der Linien ein Tier aufzubauen, wo die zum Gestus gehobene Hand zu Kopf und Hals wird und aus der Faltung des Mantels ein Tierkörper hervorwächst [...].120
Und in vergleichbarer Weise erläuterte Forssander die dem Haupt zugewandten Vögel. Sie seien aus der erhobenen Hand des Kaisers, in der er eine von einer geflügelten Viktoria bekrönte Kugel hielt, umgeformt worden.121 Diesen Thesen widersprach Peter Vilhelm Glob in einem im glei117 118 119 120 121
Brøgger 1925, S. 47. Gjessing 1929, S. 130 f. Lindqvist 1927, S. 226 f. Forssander 1937, S. 98. Forssander 1937, S. 99.
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chen Jahr publizierten Aufsatz in Acta Archaeologica und argumentierte seinerseits, dass die Versuche zweiseitige Prägungen zu machen, um die römischen Medaillons nachzuahmen, sich als zu schwierig und unbefriedigend erwiesen, und deswegen die Bilder von Vorder- und Rückseite in einem Bild vereint worden seien. Da die meisten Medaillon-Imitationen, die man im Norden gefunden hatte, aus einer Männerbüste auf der Vorder- und einem Reiterbild auf der Rückseite bestanden, habe man diese beiden Bilder zusammengefasst.122 Wie diese Verschmelzung auf einem frühen Beispiel ausgesehen hatte, zeigte nach Glob der Brakteat aus Hjørlunde Mark, Seeland (IK 79), auf dem das Haupt der Kaiserbüste mit ausgestrecktem Arm über einem Pferd mit Reiter, auch wenn nur dessen Kopf gezeigt wurde, abgebildet waren.123 Obgleich es sich auch hier um einen formalen Erklärungsversuch handelte, so betonte Glob doch, dass die Brakteatenbilder keine „sklavischen Nachahmungen der Bilder einer fremden Kultur“ waren, wie schon die zahlreichen Umformungen am Haupt und Tier zeigten.124 Wilhelm Holmqvist wiederum zeigte, dass das C-Brakteatenmotiv „zusammengeschmolzen“ sei aus zwei ganz unterschiedlichen Motiven, dem Kaiserbild und dem Reiterheiligen, dessen Darstellungen besonders aus der koptischen Kunst bekannt waren.125 In einem späteren Aufsatz diskutierte er noch einmal Brakteaten als Zeugnisse für Einflüsse aus dem östlichen Mittelmeerraum. Diesmal jedoch beschrieb er die Hörner der Pferde, die Rosetten vor und die Swastiken hinter den Häuptern, etwa auf den CBrakteaten aus Gerete (IK 62,1) oder Dödevi (IK 45), als Symbole, die auf die Verehrung der alten Himmelsgötter Ägyptens hinwiesen.126 In diese Diskussion mischte sich mit einem Beitrag in Acta Archaeologica 1940 wiederum Lindqvist ein, indem er seine frühere These weiter ausführte und zeigte, dass der Mantel der Kaiserbilder zu verschiedenen Experimenten angeregt habe, die dann zum größten Teil nicht weiter verfolgt worden seien. Das Tier, das aus den Mantelfalten entstanden sei, mutierte erst allmählich zu einem Pferd, während gleichzeitig der Vogel vor dem Haupt größer und detaillierter wurde.127 Lindqvist argumentierte hier auf der Grundlage einer chronologischen Abfolge der Brakteatenbilder, deren Kriterien er jedoch nicht nannte. Die Unterschiede zwischen den dänischen und den schwedischen Brakteaten, die meist ohne zusätzlichen Vogel und Runenin122 123 124 125 126 127
Glob 1937, S. 276. Glob 1937, S. 276 f. Glob 1937, S. 277. Holmqvist 1938, S. 137. Holmqvist 1986, S. 376, 385 f. Lindqvist 1940, S. 128.
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schriften waren, erklärte Lindqvist damit, dass auf den dänischen Brakteaten der Gott Odin als „runenkundiger Reitergott“ und seine Raben dargestellt seien, auf den südschwedischen Brakteaten jedoch der Gott Thor. Sein Bild sei Odins Bild mit kleinen, wenn auch entscheidenden Veränderungen.128 Wiederum eine andere Erklärung schlug Heinz Menzel 1951 vor. Er führte die C-Brakteatenbilder auf römische Medaillons zurück, auf denen die Büste des Kaisers zusammen mit der Büste eines Pferdes, das der Kaiser am Zügel hält, abgebildet war.129 Haakon Shetelig dagegen sah die Veränderungen einzelner Details des kaiserlichen Portraits, wie etwa der Schulterfibel des Mantels, die zu einem Vogelkopf umgestaltet worden war, als ein geringfügiges Versehen an.130 Bertil Almgren fügte dieser Diskussion ein weiteres Element hinzu, indem er nicht nur römische Münzen und Medaillons als mögliche Vorbilder der völkerwanderungszeitlichen figürlichen Kunst betrachtete, sondern auch die münzähnlichen Kontorniaten des 4. und 5. Jahrhunderts, die erst wenige Jahre vorher ausführlich von Andreas Alföldi behandelt worden waren.131 Ausgehend von dem ABrakteaten aus Maglemose-Gummersmark (IK 299) und dem B-Brakteaten aus Skrydstrup (IK 166) verglich er verschiedene römische Münzen, Medaillons und Kontorniaten mit Brakteaten und schloss daraus, dass Einflüsse aus mehreren Richtungen für die Brakteatenikonographie verantwortlich waren.132 Auch Søren Nancke-Krogh ging davon aus, dass Einflüsse aus verschiedenen Richtungen die C-Brakteatenbilder geprägt hatten. Er lehnte die Thesen ab, nach denen Reitpferde auf römischen Medaillons das Vorbild für die C-Brakteatenpferde waren und schlug stattdessen vor, ausgehend von den Avers- und Revers-Darstellungen der Medaillon-Imitation aus Godøy, Møre og Romsdal (IK 256), die Pferde der abgebildeten Wagenlenker als Vorbilder zu betrachten.133 In diesem Artikel konzentrierte sich Nancke-Krogh auf die Gruppe der C-Brakteaten, die Mackeprang als ‘westskandinavische Gruppe’ bezeichnet hatte,134 und deren Häupter durch Vogelprotome charakterisiert sind. Das Vorbild dafür fand Nancke-Krogh auf sassanidischen Münzen des 3. Jahrhunderts, auf denen Vogelhelme abgebildet waren.135 Durch die kriegerischen Kontakte im 3. Jahrhundert zwi128 129 130 131 132 133 134 135
Lindqvist 1940, S. 129. Menzel 1951, S. 64. Shetelig 1949, S. 49: „minor mistakes“. Almgren 1948, S. 82 ff.; Alföldi / Alföldi 1976 [1942–1943]. Almgren 1948, S. 81–85. Nancke-Krogh 1984, S. 242. Mackeprang 1952, S. 41 f. Nancke-Krogh 1984, S. 242 f.
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schen den Sassaniden in Persien und den Römern, zu deren Bundesgenossen auch Germanen zählten, habe die Kenntnis von Vogelhelmen und anderer Symbole des persischen Sieggottes, wie etwa das Pferd mit goldenen Hörnern, die C-Brakteatenbilder beeinflusst.136 Anne Kromann wiederum führte verschiedene Medaillonbilder als Vorbilder für die Brakteatenikonographie auf.137 Dabei unterschied sie die A-Brakteaten, deren Vorbild die kaiserliche Büste als Soldat gewesen sei, von den C-Brakteaten, deren Vorbild die zivile Version der Kaiserbüste war, denn hier fehlte die Schulterfibel, die Teil des Militärmantels war. Das Model für die Brakteaten, die den „Kaiser mit erhobener Hand“ zeigten, war demnach die Medaillonvorderseite mit dem Bild des Kaisers in militärischer Kleidung, der in der linken Hand die Weltkugel hielt und die rechte Hand zum Gruß erhoben hatte.138 Der Vogel auf den C-Brakteaten war möglicherweise vom Adlerszepter inspiriert worden. Kromann diskutierte auch die Herkunft des Vierbeiners auf den C-Brakteaten und trotz ihrer Zuordnung der A- und CBrakteaten zu den militärischen und zivilen Kaiserdarstellungen, hielt sie Lindqvists These für die wahrscheinlichste, wonach das Tier aus dem Militärmantel entstanden sei.139 Mats Malmer lehnte die Idee, dass römische Münzen oder Medaillons die Brakteatenikonographie inspiriert hatten, ab und machte den Versuch, die Entstehung der Ikonographie der C-Brakteaten mit Hilfe keltischer Gold- und Silbermünzen, die ein großes Haupt über einem Vierbeiner zeigen und in die letzten vorchristlichen Jahrhunderte datiert werden, zu erklären. In Skandinavien habe man entweder das Bild imitiert oder aber die dahinterliegende Idee kennengelernt und in die eigenen Vorstellungen integriert.140 136 137 138 139 140
Nancke-Krogh 1984, S. 243. Axboe / Kromann 1992, S. 279 ff. Axboe / Kromann 1992, S. 279. Axboe / Kromann 1992, S. 281. Malmer 1963, S. 215 ff. Trotz dieses neuen Interpretationsansatzes wiederholte Malmer dann doch die schon verschiedentlich abgelehnte These, dass das Haupt mit Vogel und/oder Runen Odin und mit gehörntem Tier Thor darstellte (S. 218 ff.). Malmers Überlegungen, daß Ikonographie und Bedeutung der CBrakteaten keltischen Münzen und keltischen Vorstellungen eines Sonnenkultes und von Seelenreisen nahestanden, hat kürzlich Johan Adetorp aufgegriffen. Dabei interpretierte er verschiedene Beizeichen der C-Brakteaten als Sonnensymbole, die gehörnten Tiere als göttlich oder jedenfalls machtvoll, die Vögel als Symbole sowohl des Himmels als auch der Unterwelt und das überdimensionierte anthropomorphe Haupt als Darstellung eines Gottes oder als Seele eines Toten. In ihrer Kombination auf den C-Brakteaten verstärkten sie die Kraft dieser apotropäischen Amulette. Adetorp 2003; 2008.
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Diesen durchaus unterschiedlichen Versuchen, die Entstehung der Brakteatenbilder, besonders der größten Gruppe der C-Brakteaten, zu erklären, ist dennoch gemeinsam, dass rein formale Kriterien benutzt wurden, mögliche Deutungen des Bildinhaltes aber keine Rolle spielten. Noch ganz in dieser Tradition der Betrachtung formaler Entwicklungsstufen machte 1992 der Sprachwissenschaftler Elmar Seebold einen weiteren Versuch die Entstehung der Brakteaten zu erklären, indem er Entwicklungstypologien für A-, B- und C-Brakteaten erstellte. Er argumentierte, dass in Blekinge möglicherweise die Brakteatenentwicklung begann, da hier der nach Mackeprang älteste Brakteat in Torpsgård (IK 354) gefunden worden war.141 Die folgenden Entwicklungsstufen sah er gekennzeichnet durch das allmähliche Verschwinden römischer und dem Hervortreten germanischer Merkmale.142 Nach seinen Interpretationen entwickelten sich aus verschiedenen römischen Vorlagen zunächst die Medaillon-Imitationen, die Seebold als bloße Barbarisierungen verstand, erst bei den einseitig geprägten Brakteaten kamen neue als germanisch beschriebene Elemente hinzu. Seine anschließenden Deutungen der Bilder beruhten auf den vorgeschlagenen Entwicklungsstufen, hatten sie aber offenbar nicht beeinflusst.143 Dabei interpretierte er die hinzugefügten Vögel, Pferde und Runen als signifikante Attribute germanischer Könige, wobei er sich auf die Interpretation von Texten der römischen Autoren Tacitus und Procopius und dann der Rígsþula bezog. Demnach sei das römische Kaiserbild in das Bild eines idealen germanischen Königs umgedeutet worden, der die Sprache der Vögel verstand, fähig war Weissagungen aus Runen zu machen und die Pferde in den heiligen Hainen verstand. Aus diesem Grund hielt Seebold die Deutung der Brakteatenbilder als Götterbilder, und insbesondere als das Bild des Götterfürsten Odins, für eher unwahrscheinlich.144 Im Verlauf dieser Diskussionen zur Entstehung der Brakteatenbilder hatten sich auch die Wahrnehmung und die Beurteilung der künstlerischen und technischen Qualität der Brakteaten und der Fähigkeiten der Brakteatenmeister allmählich verändert. Thomsen hatte die Brakteatenbilder als erstaunlich roh und unvollkommen, ja kindlich beschrieben, auch wenn er die hohen technischen Fähigkeiten, die zu ihrer Herstellung nötig waren, hervorhob.145 Ähnlich urteilten Worsaae, der die Bilder als schwach, unsi-
141 142 143 144 145
Seebold 1992, S. 274, 290. Seebold 1992; 1998, S. 270. Seebold 1998, S. 271. Seebold 1992, S. 301 ff., 305; 1998, S. 295 f. Thomsen 1855, S. 269.
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cher und glanzlos beschrieb,146 Salin, der die „nicht sonderlich gelungenen Versuche“147 hervorhob und Müller, der „das Brakteatphänomen“ als „Bauernarbeit“148 beschrieb. Die Brakteatenmeister handelten „unbekümmert“,149 machten „ganz sinnlose“ Zusätze zu den römischen Vorbildern150 und führten „kindlich unbeholfene Experimente“151 durch. Unausgesprochen lagen diesen abschätzigen Werturteilen Vorstellungen zugrunde, die sich an den Idealen der klassischen Kunst und ihren Prinzipien der möglichst getreuen Wiedergabe der Natur orientierten. Die Archäologen verglichen die Brakteatenbilder mit den römischen Münz- und Medaillonbildern und beurteilten die Veränderungen als „unfreiwillige Missdeutung des Vorbildes“,152 Ergebnisse „unbeholfener Hände“153 oder fehlender Ansprüche an künstlerische Qualität.154 Ausdrücklich infrage gestellt wurde diese Beurteilung der völkerwanderungszeitlichen Kunst zum ersten Mal 1911 von August Schmarsow im Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen. In seiner Auseinandersetzung mit Salins Ideen zum germanischen Tierstil argumentierte Schmarsow, dass die Brakteatenkunst Ausdruck des „Kunstwollen[s] unter der Herrschaft eines religiösen Vorstellungskomplexes“ war.155 Schmarsow war hier beeinflusst von Ideen und Formulierungen des Wiener Kunsthistorikers Alois Riegl, der sich gegen die in der klassischen Archäologie seit Winckelmann vorherrschenden Auffassung gewandt hatte, dass die römi146 147 148 149 150 151 152 153 154
155
Worsaae 1871, S. 340. Salin 1904, S. 217. Müller 1898, S. 201. Oxenstierna 1957, S. 80. Müller 1898, S. 194. Lindqvist 1940, S. 127. Lindqvist 1940, S. 128. Müller 1898, S. 200. Dagegen urteilte bereits 1828 Wilhelm Grimm: „... die Arbeit an diesen Goldblechen kann man nicht roh nennen. Die blossen Zieraten sind sorgfältig, reinlich und keineswegs geschmacklos. Die Zeichnung der Thiere und Köpfe ist zwar nicht richtig, soll es aber auch nicht sein, da die Gestalten nicht das Natürliche darstellen wollen, sondern in Arabesken übergehen, ...“ (Grimm 1828, S. 30); Axboe et al. 2006, S. 385. Schmarsow 1911, S. 109. „Hieratische Willkür, absichtliche Abweichung von wirklichen Geschöpfen der bekannten Umwelt, Auswahl fremdartiger, seltsamer, erschreckender Eigenschaften zur Herstellung eines Phantasiegeschöpfes, das als Träger höherer Bedeutung angenommen wird und durch die unerhörte Verbindung heterogener Faktoren schon sinnlich eine Wirkung auszuüben vermag, wie die religiöse Wunderkraft des Idols sie erheischt – das sind die entscheidenden Merkmale.“ (S. 110)
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sche Kunst nur die letzte und dekadente Phase der klassischen Kunst gewesen sei, sondern sie nach den Anregungen beurteilte, die sie späteren Phasen der Kunstgeschichte geboten hatte. Demnach war auch die spätantike Kunst nicht etwa von unaufhaltsamem Niedergang gekennzeichnet, sondern im Gegenteil, vom Finden neuer künstlerischer Ausdrucksformen.156 Diese Neuorientierung erlaubte es auch die völkerwanderungszeitliche Kunst als eigenständige Kunst wahrzunehmen, und die hohen künstlerischen, intellektuellen und technischen Leistungen gerade auch der Brakteatenmeister anzuerkennen. So verglich Forssander die Medaillon-Imitationen, die „verblüffend plump ausgeführt“ seien mit den Brakteaten als „Kunstwerk von ganz anderer künstlerischer Qualität“.157 Zur gleichen Zeit beschrieben ihren Stil Shetelig und Falk als „zwar barbarisch jedoch von einer ganz eigenen Schönheit“.158
8. Brakteatenbilder und Texte Diese sich allmählich verändernde Sicht auf die völkerwanderungszeitliche Kunst seit dem frühen 20. Jahrhundert führte dazu, dass einzelne Archäologen und Kunsthistoriker die römischen Vorbilder als künstlerische Anregung für die Entwicklung neuer Ausdrucksformen von religiösen, mythologischen oder politischen Ideen in Form dieser neuartigen Objekte und Bilder sahen und nicht als Model, die die nordischen Künstler zu imitieren versuchten.159 Bei allen Unterschieden in der inhaltlichen Deutung der Bilder ist diesen Versuchen gemeinsam, dass sie alle auf der Voraussetzung basierten, dass zeitgenössische oder spätere Texte die gleichen Geschichten, Mythen und Vorstellungen aufzeichneten, wie sie die Bilder der Brakteaten zeigten. Nur so war es möglich, einzelne Aspekte der Texte herauszugreifen und mit den bildlichen Wiedergaben zu vergleichen, sie zu deuten und zu benennen.160 156 157 158 159
160
Riegl 1901, S. 5 ff. Forssander 1937, S. 87. Shetelig / Falk 1937, S. 233. So stellte Werner 1935 fest, dass die Erforschung der „eigenen germanischen Sinngebung mythologischen oder religiösen Charakters“ eine noch kaum in Angriff genommene Aufgabe sei und „bei den nordischen Brakteaten einzusetzen“ habe (Werner 1935, S. 195). Ellmers (1992, S. 111) ging noch weiter und betonte, dass die Bilder nur „durch den Vergleich mit schriftlich bekannten Mythen“ gedeutet werden könnten. „D. h. zur germanischen Mythologie können wir durch Bilddenkmäler nichts Neues hinzulernen.“
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Ganz neu waren diese Versuche nicht. Bereits Grimm und Thomsen hatten ihre Kenntnisse der literarisch überlieferten germanischen Mythen benutzt, um mit Hilfe charakteristischer Details die Götter Odin und Thor und Kämpfe gegen Schlangen und Drachen zu identifizieren.161 Worsaae hatte sich als erster Forscher ausdrücklich mit dem Problem auseinandergesetzt, dass die Brakteatenbilder mehrere Jahrhunderte älter waren als die Texte des 12. und 13. Jahrhunderts. Er interpretierte die Bilder als Wiedergaben von Erzählungen über germanische Helden, die hier auf den kleinen Bildflächen auf einige wesentliche Details verkürzt waren.162 Knut Stjerna bezog Brakteaten in seine Argumentation mit ein, als er in den Jahren von 1903 bis 1908 in einer Reihe von Aufsätzen versuchte, Aspekte der Beowulf-Forschung mit archäologischen Beobachtungen zu vertiefen.163 In einem dieser Aufsätze konzentrierte er sich auf die Beschreibung des Schatzes in Beowulf, der von einem Drachen bewacht wurde. Er verband diese Beschreibung einerseits mit den zahlreichen Moorfunden und Goldfunden der spät- und nachrömischen Zeit im südlichen Skandinavien, dem mutmaßlichen Ort der Beowulf-Handlung, und andererseits mit den Schlangenund Drachendarstellungen auf zeitgenössischen Metallgegenständen, darunter den Brakteaten. Die C-Brakteatenbilder, die er als Reiterbilder verstand und auf denen vor dem Haupt ein schlangenartiges Wesen abgebildet war, etwa IK 115 aus Lundeby, interpretierte er als Szenen, in denen sich ein Reiter der Schlange näherte, um sie zu bekämpfen.164 Daraus schloss Stjerna nicht etwa, dass auf den Brakteaten Beowulf selbst abgebildet wurde, sondern dass es sich um szenische Darstellungen handelte, in denen ein damals häufiges Thema bildlich mitgeteilt wurde, nach dem Schlangen oder Drachen einen Schatz gegen Eindringlinge bewachten.165 Auch Olov Robert Janse brachte die Brakteaten mit der schriftlichen Überlieferung in Verbindung. In einem ausführlichen Brakteaten-Kapitel in seinem 1922 publizierten Buch Le travail de l’or en Suède à l’époque mérovingienne, in dem er die verschiedenen Brakteatengruppen und die Entwicklung einzelner Details behandelte, wobei er sich besonders auf die Vögel konzentrierte, argumentierte er, dass die Bilder nicht etwa mit nordischer Mythologie im Zusammenhang stünden, sondern historische Begebenheiten erzählten. Ohne weitere Erklärungen argumentierte er, dass die Brakteatenbilder sich auf die Sigurdssage bezogen, die die Niederlage der 161 162 163 164 165
Grimm in Axboe et al. 2006, S. 416 ff.; Thomsen 1855, S. 273. Worsaae 1870, S. 402. Stjerna 1912, Einleitung von Clark, S. XXVIII ff. Stjerna 1912, S. 162 ff. Stjerna 1912, S. 165.
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Burgunder gegen die Hunnen unter Attila, zum Thema hatte.166 Aus häufig vorkommenden Details der Vögel auf den Brakteaten, besonders ihren eindrucksvollen Schnäbeln, und ihrer typischen, dem Haupt oder der männlichen Figur zugewandten Haltung, schloss Janse, dass es sich um Falken handelte. Die Falkenjagd hatte im frühmittelalterlichen Europa unter dem Einfluss der Hunnen bei den germanischen Eliten großes Prestige gewonnen, wie schriftliche Zeugnisse und zeitgenössische Grabfunde bezeugten.167 Nach Janse zeigten die Brakteatenbilder einen Barbarenfürsten, möglicherweise Attila selbst, mit seinem Falken.168 Überzeugender als diese Versuche die Schriftüberlieferung mit der Brakteatenikonographie in Verbindung zu bringen, war die These von Eric Graf Oxenstierna im Jahr 1956, als er zeigen konnte, dass eine bestimmte Szene aus einer mythischen Erzählung, die erst aus einem im 13. Jahrhundert aufgezeichneten Text bekannt ist, auf mehreren Brakteatenbildern dargestellt worden war.169 Auf der Vorderseite des Doppelbrakteaten aus dem Raum Trollhättan (IK 190) war eine männliche Gestalt dargestellt, deren linke Hand im Maul eines wolfartigen Tieres steckte. Eine ähnliche Szene wurde auf dem Brakteaten aus unbekanntem Fundort, der in der Literatur unter ‘Hamburg’ bekannt ist (IK 71) gezeigt.170 Hier hält die männliche Figur in der anderen Hand ein erhobenes Schwert und ein zweites Untier liegt hinter ihm. Auch auf dem B-Brakteaten aus Skrydstrup (IK 166) hält die zentrale männliche Figur die linke Hand im Maul eines Untiers mit scharfen Zähnen, während er die rechte erhoben hat und mit dem abgespreizten Daumen das Kinn berührt.171 Graf Oxenstierna deutete diese Szene nach der Erzählung von Snorri Sturluson, in der die Æsir Götter versuchten den Fenriswolf in Fesseln zu legen. Der Fenriswolf jedoch wurde misstrauisch und um ihn von ihren friedlichen Absichten zu überzeugen, legte der Gott Tyr ihm die Hand ins Maul. Der Wolf bemerkte jedoch, dass er den Göttern nicht glauben konnte, und biss die Hand ab.172 Mit dieser Bilddeutung war zum ersten Mal der Nachweis erbracht worden, dass My166 167
168 169 170
171 172
Janse 1922, S. 120. Janse 1922, S. 121 ff.; Åkerström-Hougen 1981, S. 269 ff. versuchte in ihrer Studie zur Einführung der Falknerei in Nordeuropa Janses Deutung der C-Brakteaten als frühe Beispiele zu benutzen, lehnte diese These jedoch später wieder ab (Åkerström-Hougen 2001, S. 230). Janse 1922, S. 130. Oxenstierna 1956, S. 36. Oxenstierna 1956, S. 36; 1957, S. 82. Oxenstierna 1956, S. 36. Snorri Sturluson, Gylfaginning 33.
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then der germanischen Götter, die erst Jahrhunderte später aufgeschrieben worden waren, bereits in der Völkerwanderungszeit bekannt waren. Diese Erkenntnis bedeutete einen entscheidenden Durchbruch für die Lesung und Interpretation der Brakteatenbilder, denn die so viel jüngeren Texte stellten oft die einzigen, immer aber die umfangreichsten Zeugnisse für die Geschichten der germanischen Götter und Helden dar.173 Birger Nerman dagegen vertrat mit der Auffassung, dass die LiederEdda im wesentlichen bereits vor der Wikingerzeit entstanden sei, eine These, die die Texte chronologisch sehr viel näher an die Brakteatenbilder heranführt. Er stützte seine These auf eine Vielzahl archäologischer Funde aus der Völkerwanderungs- und Vendelzeit, die er mit den eddischen Texten in Verbindung brachte. Brakteaten dienten ihm als Zeugnisse für den Goldreichtum Südskandinaviens im 5. und der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts, den er mit der relativen Armut an Goldobjekten seit etwa der Mitte des 6. Jahrhunderts verglich. Auch wenn in der Wikingerzeit ab ca. 800 die Zahl goldener Gegenstände wieder etwas zunahm, so dominierten doch die Funde aus Silber. Diese Beobachtungen verglich Nerman mit den häufigen Hinweisen auf Gold in den eddischen Texten im Gegensatz zu jeglichen Erwähnungen von Silber und schloss daraus, dass die Texte aus einer Zeit stammten, in der Gold vorherrschte oder die Erinnerung daran noch frisch war.174 Den Vers ok á Fimbultýs fornar rúnar, von Fimbultyr gefundener Runen, in Völuspá 60,4 verband er mit dem Vorkommen der dreifachen T-Rune auf dem C-Brakteaten aus Raum Køge (IK 98).175 Völuspá 61,3: gullnar toflor í grasi finnaz, Goldtafeln im Gras gefunden, interpretierte er als Goldbrakteaten und Goldmedaillons, an die sich die Verfasser noch aus dem goldreichen 6. Jahrhundert erinnern konnten.176 Auch Malmer identifizierte die Goldtafeln der Völuspa mit Goldbrakteaten, die wohl gelegentlich gefunden und als Götterbilder gedeutet wurden. Dabei beziehe sich dieser Text aber nicht auf die Brakteatenzeit, sondern auf die Entstehungszeit der Völuspá, die Malmer in die Wikingerzeit datierte.177
173 174 175 176 177
Hauck 1988,1, S. 18. Nerman 1931; 1958. Nerman 1970. Nerman 1963. Malmer 1963, S. 219.
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9. Interpretatio Germanica Die Ergebnisse Oxenstiernas and Malmers dienten Detlev Ellmers als Anregung zu seiner Brakteatenstudie, die er 1970 publizierte. Darin setzte er sich mit dem Problem auseinander, wie die germanischen Umdeutungen der römischen Vorbilder für den heutigen Betrachter fassbar und erforschbar werden.178 Er argumentierte, dass die übernommenen Bildformeln dazu dienten, verschiedene mythische Erzählungen der Germanen in komprimierter Form zu zeigen. Er interpretierte den Brakteaten aus Gudbrandsdalen (IK 65) als bildliche Darstellung des Gottes Odin in seinem Kampf während Ragnarök, so wie die Ereignisse im 13. Jahrhundert von Snorri geschildert wurden.179 Entscheidend für diese Identifizierung war Ellmers methodischer Ansatz. Er bemühte sich stets signifikante Details der Brakteatenbilder zu finden, die einer Identifikation der anthropomorphen und der Tierdarstellungen und der erzählenden Szenen halfen, in diesem Beispiel die Waffen des Reiters, das Schiff, die beiden Vierbeiner und die Schlange.180 Auch bezog er die Runeninschriften in seine Deutungen ein, da er davon ausging, dass sie sich direkt auf die Bilder bezogen und nicht unabhängig daneben standen. In einer weitreichenden vergleichenden Argumentation, in der Ellmers zahlreiche archäologische Funde, Darstellungen und Texte besprach, kam er zu dem Ergebnis, dass es sich bei der überwiegenden Zahl der A- und C-Brakteaten um Darstellungen des Gottes Odin handelte, der auf den C-Brakteaten zusammen mit einem Pferd, das ihm geopfert wurde, abgebildet sei. Kennzeichen eines Opfertiers sah er im Hörneraufsatz, Hals- und Gurtbändern und der heraushängenden Zunge. Dem aus dem römischen Vorbild entwickelten Götterbild sei das bereits vorhandene Bildschema eines Opfertiers hinzugefügt worden. Auf den D-Brakteaten erschien nur das Opfertier ohne den Gott.181 Demnach handelte es sich bei den niedergelegten Brakteaten um einen Ersatz für Tieropfer, die dem Gott Odin dargebracht wurden. Während einerseits die römischen Vorbilder nach inhaltlichen Vorgaben umgewandelt wurden, betonte Ellmers jedoch andererseits auch, dass die antiken Medaillons das Erscheinungsbild der germanischen Götter mitbestimmten.182 Diese Überlegungen zum Zusammenhang zwischen römischen Vorbildern und germanischen Neugestaltungen führte Hayo Vierck weiter, als 178 179 180 181 182
Ellmers 1970, S. 219, 259. Snorri Sturluson, Völuspa 50 ff.; Ellmers 1970, S. 217 ff. Ellmers 1970, S. 217 ff. Ellmers 1970, S. 259. Ellmers 1970, S. 278.
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er 1981 in seinem Aufsatz Imitatio imperii und interpretatio Germanica vor der Wikingerzeit das sogenannte adventus-Motiv diskutierte. Er konnte zeigen, wie im Norden das Motiv zwar gezielt verändert worden war, dennoch wohl benutzt wurde um „ideenverwandte Themen darzustellen“.183 Am Beispiel der adventus-Szene auf der Medaillon-Imitation aus Inderøy/ Vika (IK 86) erläuterte Vierck die Vielschichtigkeit des ÜbernahmeVorgangs, indem er mehrere römische Vorbilder identifizierte, die zu der neuen Bildgestaltung im Norden führten, entgegen der Annahme, dass nur einzelne römische Medaillon- oder Münzbilder als Vorbild gedient hatten.184 Der genauere Nachweis der verschiedenen römischen Vorbilder und ein tieferes Verständnis der Prozesse, in denen man sich römische Motive im Norden angeeignet hatte, trugen zu einem besseren Verstehen ihrer neuen Bedeutung bei.185 Nicht die Bildthemen als solche, sondern die komplexe Darstellungsweise der Brakteatenbilder, in denen mythische Erzählungen formelhaft verkürzt wiedergegeben wurden, schrieb Nancy Wicker dem, wenn auch kurzlebigen, Einfluss gleichzeitiger spätantiker und frühchristlichen erzählender Kunst zu, in der biblische Geschichten auf ihre wesentlichen Elemente reduziert dargestellt worden waren.186 Ausgehend von der These, dass der römische Gott Mithras die Verehrung des Gottes Odin prägte, beschrieben Anders Kaliff und Olof Sundqvist allerdings ohne detaillierte ikonographische Analyse die Odins-Darstellungen auf den CBrakteaten als von den weit verbreiteten Kultbildern der mithräischen Mysterien beeinflusst.187 Dabei habe es sich nicht um direkte Übernahmen der Szene, in der Mithras umgeben von verschiedenen Tieren den Stier tötete, gehandelt, sondern das Motiv sei mit germanischen mythologischen Vorstellungen verschmolzen worden. Die Randverzierungen zahlreicher Brak183 184
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Vierck 1981, S. 75. Vierck 1981, S. 76 ff.; auch Åkerström-Hougen (2001) diskutierte das adventusMotiv in der römischen Kunst und seine Inspiration for Brakteatendarstellungen. Sie interpretierte allerdings die Darstellungen auf der kleinen Gruppe der sogenannten Drei-Götter-Brakteaten (IK 51,1, IK 39, IK 40, IK 66, IK 165, IK 20) und dem B-Brakteaten aus ǖrs (IK 7) als unverstandenen („unfamiliar with the motif“) und plumpen („clumsy“) (S. 243) Versuch das römische Motiv nachzuzeichnen. Entscheidend für ihre These sind die Deutung des T-förmigen Gegenstandes in der Hand der zentralen Figur als signa militaria, der Vogel vor der Figur, die hinter der zentralen Figur steht oder geht, als Adler und die Figur als aquilifer und die andere Figur als Victoria, die durch verschiedene bauliche Anlagen von den sich nähernden Soldaten getrennt sei (S. 241 f.). Vierck 1981, S. 80. Wicker 2003, S. 533 ff. Kaliff / Sundqvist 2004, S. 62 ff., 83 ff.; 2006, S. 214 f.
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teaten wiesen zudem auf eine Sonnensymbolik hin, die in den spätantiken Kulten des Kaisers und des Sol Invictus, aber auch des Mithras eine wichtige Rolle gespielt hat.188 In seiner Studie zu den komplexen Zusammenhängen zwischen römischem Imperialismus und der Ausbreitung von Schriftlichkeit im nordwestlichen Europa beschrieb Svante Fischer die frühen Runenbrakteaten als Beispiele für die Prozesse, an denen sich ablesen lässt, wie römische Objekte, römische Ideologie und besonders die lateinische Schrift umgeformt wurden, um sie im germanischen Bereich akzeptabel zu machen.189 Egon Wamers wählte die Gebärde der ausgestreckten Hand mit abgespreiztem Daumen, wie sie auf zahlreichen Brakteaten und anderen zeitgenössischen germanischen Denkmälern vorkommt, um in einer detaillierten Analyse die ikonographischen Verbindungen zu den Vorbildern in der spätrömischen Kunst, die den Gestus der imperialen Akklamation zeigten, zu demonstrieren.190 Wamers betonte jedoch, dass mit dem Nachweis ikonographischer Vorbilder „noch nichts über die im Zuge der nordischen Rezeption vollzogenen Bedeutungswandlungen gesagt“ sei.191 Das Verständnis dieser Wandlungen wird zusätzlich erschwert, da mit der Übernahme von römischen Bildmotiven und eigenen Neugestaltungen tiefgreifende Veränderungen in der Wahrnehmung der germanischen Gottheiten einhergingen.192 In diesen Studien, in denen Ausmaß und Form des römischen Einflusses und der eigenständigen Umgestaltung in den Brakteatenbildern thematisiert wurden, konzentrierten sich die Forscher ganz überwiegend auf die anthropomorphen A-, B- und C-Brakteaten. Dabei hatte bereits Worsaae darauf hingewiesen, dass auch die D-Brakteaten von römischen Bildmotiven angeregt worden waren.193 Hildebrand, Söderberg und Salin hatten die stilistische Abhängigkeit der frühen germanischen Tierornamentik vom spätrömischen Kunsthandwerk gezeigt194 und Günther Haseloff hatte in seiner systematischen Studie, Die germanische Tierornamentik der Völkerwanderungszeit (1981) die typologische Entwicklung der D-Brakteatentiere ausgehend von römischen Vorbildern demonstriert.195 Haseloff konzentrierte 188 189 190 191 192 193 194 195
Kaliff / Sundqvist 2004, S. 86; 2006, S. 215. Fischer 2005,1, S. 157 ff. Wamers 2003. Wamers 2003, S. 917. Wamers 2003, S. 928. Worsaae 1870. Hildebrand 1876, S. 1 ff., 59 ff.; Söderberg 1893, S. 5 ff.; Salin 1904, S. 175 ff., 242; Haseloff 1984, S. 109 ff. Haseloff 1981,1, S. 216 ff.
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sich noch ganz auf Formelemente und Kompositionen der Tiere.196 Unter dem Einfluss neuer theoretischer Ideen, die als sogenannte kontextuelle Archäologie zusammengefasst werden,197 sowie der umfangreichen und methodisch neuen ikonologischen Studien von Karl Hauck verlagerten sich seit den 80er Jahren die Schwerpunkte der Forschung zunehmend auf inhaltliche Deutungen und soziale Funktionen der Tierornamentik.198 Hauck konnte zeigen, dass die D-Brakteaten in denselben mythologischen Kontext wie die anthropomorphen Brakteaten gehörten. Auch sie waren Heilsbilder, auf denen die „Bändigung der feindlichen Gegenwelt in einer Art Schutzzauber weiter verbreiteten Formen der Bildmagie“ entsprach.199 Während auf zahlreichen Brakteaten mit anthropomorphen Häuptern und Figuren der Kampf mit Monstern und Dämonen thematisiert wurde, zeigten die Tiere der D-Brakteaten die Überwindung dieser Monster und Dämonen, wie sie entweder mit ihren ineinander verflochtenen Gliedern unbeweglich und unschädlich oder bereits verendet waren.200 Hauck unterstützte diese These, indem er die Phantasietiere der Brakteaten mit frühchristlichen Bildern der triumphalen Dämonenüberwindung verglich, auf denen Dämonen in Schlangen- oder Drachenform gezeigt wurden.201
10. Neuere Brakteatenstudien zu Chronologie und Typologie Neben diesen Diskussionen zum Einfluss Roms auf die Brakteatenikonographie blieb die Analyse der stilistischen und motivischen Ähnlichkeiten 196
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Haseloff 1981,1, S. 217 betonte er zwar, „[d]aß auch die D-Brakteaten [...] Heilszeichen waren und dass die auf ihnen angebrachte Tierdarstellung einen symbolischen Inhalt hatte“, doch erforschte er diese These nicht weiter. Allgemein zur kontextuellen Archäologie, wie sie zuerst von Ian Hodder beschrieben und theoretisch begründet wurde, Hodder 1986, S. 118–146; 1992, S. 11–23; Trigger 1989, S. 348 ff. Näsman 1991,1, S. 323 zu ihrer Rolle in der skandinavischen Archäologie. Gaimster 1998, S. 21 ff.; Magnus 2001, S. 281 ff. (reliefverzierte Bügelfibel aus Ekeby, Uppland); Høilund Nielsen / Kristoffersen 2002, S. 58 ff.; Hedeager 1999,2; 2000, S. 37 ff.; 2005; Neiß 2004, S. 10 f.; Hårdh 2004, S. 69, 73 ff., 87 (reliefverzierter Beschlag eines Trinkgefäßes aus Uppåkra, Schonen); Dickinson 2005, S. 149 ff. (angelsächsische Schildbeschläge); Dickinson / Parfitt 2007, S. 117 ff. (reliefverzierter Beschlag eines Trinkgefäßes aus Old Park in Kent); vgl. den Artikel von Dickinson in diesem Bd. S. 635–686. Hauck 1988,1, S. 34. Hauck 1978, S. 371 ff. zur Vorwegnahme der Phantasietiere der D-Brakteaten auf den A-, B- und C-Brakteaten; 1988,1, S. 31 ff.; 1990,1, S. 126; 1992,3, S. 122 f. Hauck 1987,2, S. 173.
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und Unterschiede der Bilder ein Schwerpunkt der Brakteatenforschung. In seiner Dissertation 1942 orientierte sich Herje Öberg stark an Salins typologischen Gruppen, erweiterte ihre Zahl aber auf 29. 1952 organisierte dann Mogens Mackeprang seine Diskussion der Brakteatenmodel anhand von Gruppen verwandter Brakteaten, die er nach skandinavischen Fundregionen benannte. Neben einer vollständigen Vorlage aller damals bekannten 760 Brakteaten aus 381 Fundorten,202 einschließlich einem 1:1 Foto für alle Brakteaten von unterschiedlichen Modeln, war es Mackeprangs Ziel, die Chronologie der Brakteaten auf dieser Grundlage erneut zu diskutieren. Die umfangreiche Literatur zum Thema Brakteatenchronologie demonstrierte anschaulich, als wie wichtig ihre Klärung für ein besseres Verständnis der Chronologie der Völkerwanderungszeit Nordeuropas eingeschätzt wurde.203 Deutlich wurde aber auch, wie kompliziert es war, Beginn und Ende der Brakteatenzeit, die Dauer der verschiedenen Motivgruppen und die Datierung einzelner Brakteaten im Verhältnis zu anderen Brakteaten zu bestimmen. Die Argumente beruhten auf der Beobachtung, dass konstantinische Münz- und Medaillonbilder am Anfang der Brakteatenikonographie standen, auf typologischen Überlegungen, auf geschlossenen Funden, die außer Brakteaten auch Münzen oder andere, besser datierte, Objekte enthielten und, in einem geringeren Maß, auch auf stilitischen Vergleichen mit anderen zeitgenössischen Objekten. Es waren die besonderen Fundumstände der goldenen Anhänger in Südskandinavien, ihrem Hauptverbreitungsgebiet, in Horten und Einzelfunden, die es so schwierig machten sie zu datieren trotz der relativ großen Stückzahl, dem guten Erhaltungszustand und der großen Detailfülle der meisten Brakteaten.204 Auch Mackeprang gründete seine Thesen zur Datierung der Brakteaten in erster Linie auf stilistische Vergleiche und unterschied so zwischen frühen und späten Brakteaten. Er postulierte einen Entwicklungsprozess, der sich in drei deutliche, wenn auch nicht scharf voneinander getrennte Perioden unterteilen ließ.205 Seine Beobachtungen unterstützte er mit der Analyse von geschlossenen Funden, die mehrere Brakteaten enthielten. Tendenziell lagen die Brakteaten eines Fundes zeitlich nahe beieinander, so wie Mackeprang die Perioden definiert hatte. Münzfunde aus geschlossenen Funden erlaubten es Mackeprang den Beginn der Brakteaten ins späte 5. 202 203
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Mackeprang 1952, S. 106–194. Siehe zum Beispiel ǖberg 1924, S. 60–63; 1940; 1953, S. 23 ff.; Lindqvist 1926, S. 119 f.; 1927, S. 232 f.; Bolin 1928; Gjessing 1929, S. 132 ff.; Nerman 1935, S. 120; Öberg 1942, S. 248 ff. Zur Erforschung der Brakteatenchronologie s. Axboe 1992,1; 2004,1, S. 205 ff. Mackeprang 1952, S. 66–80.
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Jahrhundert zu datieren. Hier unterschied er ausdrücklich zwischen den Zeitpunkten der Herstellung und der Niederlegung. Für seine Perioden 2 und 3 gewann er absolute Daten mit Hilfe stilistischer Verbindungen zwischen Objekten in den Brakteatenhorten und vergleichbaren Objekten aus Mittel- und Südeuropa, deren Datierungen besser begründet waren. Für die Datierung seiner Periode 3 ins 7. Jahrhundert war der Vergleich mehrerer skandinavischer Relieffibeln, die zusammen mit Brakteaten gefunden worden waren, mit dem Fund einer Relieffibel aus einem Grab in Täbingen, Baden-Württemberg, das in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts münzdatiert worden war, entscheidend. Mit diesem späten Endpunkt der Brakteatenproduktion wich Mackeprang erheblich von älteren Vorschlägen ab, fand allerdings keine Zustimmung. Bereits Kurt Böhner in seiner Rezension von Mackeprangs Buch lehnte die späte Datierung ab, da es sich bei der Fibel in dem Täbinger Grab um einen Altfund handelte.206 Böhner kritisierte auch die fehlenden Definitionen für die Untergruppen, in die Mackeprang die Brakteaten zusammengefasst hatte, da einerseits die Gründe für die Zugehörigkeit eines Brakteaten zu einer Gruppe und andererseits die Abgrenzungen zwischen verschiedenen Gruppen als willkürlich erschienen. Trotz dieser Einwände blieb Mackeprangs Katalog nicht zuletzt dank der 1952 in der archäologischen Forschung noch unüblichen Methode, konsequent Photographien aller Fundstücke zu publizieren, in diesem Fall Brakteaten sofern sie von unterschiedlichen Modeln stammten, ein wesentliches Instrument in der Brakteatenforschung der folgenden Jahrzehnte.
11. Methoden der Brakteatenforschung – die Kontroverse zwischen Malmer und Bakka Die generelle Kritik an den gängigen archäologischen Methoden, wie sie in den 60er Jahren sowohl in Amerika wie auch in Europa geäußert wurde, wirkte sich auch in der Brakteatenforschung aus.207 1963 veröffentlichte der schwedische Archäologe Mats Malmer seine Studie Metodproblem inom Järnålderns Konsthistoria, in der er sich kritisch mit der vorherrschenden typologischen Erforschung archäologischer Objekte auseinandersetzte, da sie seiner Meinung nach oft zu impressionistisch und subjektiv angewandt wurde.208 Zu oft gingen Archäologen davon aus, dass a priori Typen vor-
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Böhner 1954, S. 195 f. Daniel / Renfrew 1988, S. 159 ff.; Näsman 1991,1, S. 322. Malmer 1963; 1985: Myhre 1991, S. 166 f.; M. Sørensen 1999,2, S. 782 f., 785 ff..
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handen seien, anstatt sie als Konstrukte der Forschung zu verstehen.209 Malmer wählte als eines seiner Beispiele für seine Forderung nach größerer Objektivität in der archäologischen Forschung die Goldbrakteaten.210 Es ging ihm darum über die räumlichen und zeitlichen Klassifikationen des archäologischen Materials hinaus die Prozesse, kulturellen Entwicklungen und Verhaltensweisen zu entdecken, die zu seiner Entstehung geführt hatten.211 Malmer schlug eine neue Einteilung der Brakteaten in Gruppen vor, wobei es ihm auf „logisch korrekte verbale Definitionen“212 und klare, eindeutige Abgrenzungen zwischen den Gruppen ankam213. Bildelemente im Mittelfeld bildeten die Grundlage wie schon bei allen vorhergegangenen Einteilungen seit Thomsen und Montelius.214 Seine Gruppe A umfasste Brakteaten mit menschlichen Figuren ohne Füße und war unterteilt in zwei Untergruppen, je nachdem ob sie mit oder ohne Hände dargestellt waren. Gruppe B umfasste alle Brakteaten mit menschlichen Figuren mit Füßen und war weiter unterteilt in sechs Untergruppen, je nach Anzahl der abgebildeten Figuren, ein, zwei oder drei, und ob sie von Tieren oder Tierteilen begleitet waren. Gruppe C beinhaltete Brakteaten mit menschlichen Figuren ohne Füße und mit Tieren oder Tierteilen. Die 36 Untergruppen waren definiert nach sechs verschiedenen Haartrachten, drei verschiedenen Beinstellungen der Tiere und der An- oder Abwesenheit eines Tierbartes. Dazu kamen zwei Gruppen, die zwar der Definition der Gruppe C entsprachen, aber entweder keine menschliche Figur auf dem Rücken des Tieres zeigen oder ein weitgehend entstelltes Bild haben. Gruppe D bestand aus Darstellungen mit Tieren aber ohne menschliche Figuren. Die vier Untergruppen umfassten jeweils Darstellungen mit einem Tier, das nach vorne blickt, mit einem Tier, das nach hinten blickt, mit zwei Tieren oder mit drei oder vier Tierköpfen.215 Malmers Definitionen bedeuteten, dass zahlreiche Brakteaten, die nach Montelius als A-Brakteaten beschrieben worden waren, nun C-Brakteaten wurden, mehrere C-Brakteaten wurden zu B-Brakteaten. Diese Definitionen bildeten die Grundlage für die relative Chronologie der Brakteaten, die auf Malmers „erstem und zweitem Kriterium für Kontinuität“ beruhten, sowie auf einer Analyse der quantitativen Verteilung der
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215
Malmer 1963, S. 14 ff. Malmer 1963, S. 76–221; 1985. Malmer 1985; 1993. Malmer 1963, S. 16. Malmer 1963, S. 18. Malmer 1963, S. 112 ff. Malmer 1963, S. 113–120.
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Funde.216 Malmers erstes Kriterium für Kontinuität ist so beschrieben, dass Typen in einer typologischen Reihung sich dadurch unterscheiden, dass schrittweise typologische Elemente durch neue Elemente ersetzt werden. Das zweite Kriterium beruht auf der Beobachtung, dass ein oder mehrere Elemente regelmäßig variieren.217 Dieses Kriterium umfasst außerdem technische Details der Brakteaten wie die Umfassungsdrähte, Ösen, Ösendreiecke, Durchmesser und Randzonen mit den verschiedenen dort verwendeten Stempeln. Malmers Analyse ergab, dass die Brakteatenzeit in drei Perioden unterteilt werden kann, über die die einzelnen Untergruppen verteilt waren.218 Malmer war der erste Brakteatenforscher, der die Frage stellte, ob die modernen Brakteatenfunde eigentlich repräsentativ für die einst vorhandenen Brakteaten waren und eine zuverlässige Grundlage für typologische Untersuchungen darstellten.219 Zu diesem Zweck verglich er die relative Verteilung seiner Brakteatengruppen im Brakteatenkorpus von 1850 mit dem ihm bekannten Korpus und fand, dass die Proportionen trotz der zahlreichen Neufunde in diesen 100 Jahren praktisch unverändert geblieben waren. Daraus schloss er, dass die bekannten Brakteaten eine zufällig zustande gekommene und somit repräsentative Fundgruppe bildeten, das weder durch Niederlegungsbräuche, Erhaltungsbedingungen noch Fundumstände verzerrt und für statistische Analysen groß genug war.220 Malmers Brakteatenkapitel war der Ausgangspunkt für eine längere Kontroverse mit dem in Bergen tätigen norwegischen Archäologen Egil Bakka, die in mehreren Beiträgen wohl nicht zufällig in den ersten beiden Nummern der Norwegian Archaeological Review 1968 und 1969 publiziert wurde. Diese Zeitschrift war gerade mit dem Ziel, die methodischen und theoretischen Diskussionen in der nordischen Archäologie zu fördern, ge-
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Malmer 1963, S. 27, 165 ff. Malmer 1963, S. 26 f. Malmer 1963, S. 192 ff. Während Malmer hier nur die relative Chronologie der Brakteaten berücksichtigte, diskutierte er einige Jahre später die Funde, in denen römische solidi zusammen mit Brakteaten gefunden worden waren und gelangte so zu absoluten Datierungen. Demnach traten A- und B-Brakteaten vor 450 auf, denn sie kamen nie zusammen mit solidi in Horten vor, müssen also vor deren Import im Norden liegen, während C- und D-Brakteaten gleichzeitig vor oder um 475 hergestellt wurden (Malmer 1977). Seine Methode, skandinavische solidi Funde für Datierungen zu verwenden, fand jedoch keine Zustimmung (Axboe 2004,1, S. 251 f.). Malmer reagierte hier auf Kritik an seinen Produktionsdiagrammen, die er in Jungneolithische Studien 1962 veröffentlicht hatte. Malmer 1963, S. 183 ff.
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gründet worden.221 Bakka stimmte im Wesentlichen mit den theoretischen Konzepten Malmers überein, was die Bedeutung von „logischen, objektiven und gleichbleibenden“ Beschreibungen archäologischer Objekte und die Rolle quantitativer Analysen betraf.222 Allerdings lehnte Bakka grundsätzlich Malmers These ab, dass erst durch die ausdrückliche Formulierung der Ähnlichkeit und Unähnlichkeit archäologischer Objekte diese auch existierten. Dagegen stellt Bakka die Aussage, dass archäologische Objekte mit ihren Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten zueinander existierten, bevor sie verbal erfasst und beschrieben wurden.223 Besonders kritisch wandte sich Bakka dagegen, wie Malmer seine Ideen praktisch auf die Brakteatenforschung angewandt hatte. Er setzte sich ausführlich mit Malmers Klassifizierung der C-Brakteaten auseinander und argumentierte, dass Malmers an sich berechtigte Forderung nach Objektivität erst dann galt, nachdem er bereits ganz subjektiv drei Bildelemente ausgewählt hatte, nach denen er die C-Brakteaten in Untergruppen eingeteilt hatte.224 Bakkas Kritik basierte auf der Beobachtung, dass dadurch Brakteaten, die in zahlreichen Bildelementen große Ähnlichkeiten aufwiesen, sich dennoch in getrennten Untergruppen wiederfanden225 und deswegen auch weitergehende Schlüsse zur relativen Chronologie fragwürdig seien. Er argumentierte, dass an Stelle von nur drei willkürlich ausgewählten Kriterien, möglichst viele Bildelemente in eine komplexe typologische Analyse von Ähnlichkeit und Unähnlichkeit einbezogen werden sollten.226 Bei dieser Gelegenheit zeigte er beispielhaft, wie Bildelemente der C-Brakteaten graphisch und verbal beschrieben werden können, um ihre Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten vergleichend zu analysieren.227 Auch schlug er ein Schema vor, in dem zusätzliche Bildelemente, wie Inschriften, Beizeichen oder Tiere in ihrer Position auf dem Bildfeld erfasst werden können, denn er argumentierte, dass Bildpositionen nicht etwa willkürlich, sondern bewusst gewählt wurden, um die Bedeutung einzelner Bildelemente zu betonen oder Zusammenhänge zwischen ihnen herzustellen.228 Dieses Modell für schematische Beschreibungen von Bildelementen und Bildpositionen bot einen 221 222 223 224 225 226 227 228
Norwegian Archaeological Review 1, 1968: Introduction; Myhre 1991, S. 166. Bakka 1968, S. 27. Bakka 1968, S. 28 f.; Malmer 1968, S. 37 f. Bakka 1968, S. 10 ff. Bakka 1968, S. 13 ff. Bakka 1968, S. 10, 47 ff. Bakka 1968, S. 51 ff. Auf fünf Seiten listete er Varianten der verschiedenen Bildelemente mit Skizzen und kurzen prägnanten Beschreibungen. Bakka 1968, S. 33 f., 55.
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wichtigen Ausgangspunkt für die Analyse der Beizeichen auf den Brakteatenbildern.229 Dabei wurde deutlich, dass die Beizeichenverteilung, tendenziell aber nicht ausschließlich, bestimmten chronologischen und regionalen Mustern und Zuordnungen zu formularverwandten Gruppen folgten.230 Beizeichen bezogen sich direkt auf individuelle Bildelemente. Dadurch wurde deutlich, dass sie keineswegs nur zusätzliche magische Zeichen waren, die den Amulettcharakter der goldenen Anhänger ganz allgemein unterstrichen,231 sondern dass sie neben den formelhaft verkürzten Bildmotiven und Runeninschriften eine weitere Ebene in der extrem reduzierten Kommunikation mythischer Inhalte bildeten.232
12. Bakkas Forschungen zur Chronologie Bakka hat seine Ideen zu einer umfassenden typologischen Analyse der Brakteatenikonographie nicht praktisch umgesetzt. Erst Jahrzehnte später gelang es Morten Axboe mit Hilfe computerunterstützter KorrespondenzAnalysen die Detailelemente der großen Häupter der A-, B- und C-Brakteaten in einer typologischen Seriation chronologisch auszuwerten.233 Mehr als zwanzig Jahre lang hatte Bakka jedoch die Chronologie der Brakteaten erforscht.234 Dabei galt sein Interesse in erster Linie dem bis in die siebziger Jahre weitgehend ungelösten Problemen der skandinavischen Chronologie der Völkerwanderungszeit. Um hier zu einem besseren Verständnis zu gelangen, versuchte Bakka die skandinavische Chronologie mit den besser begründeten Chronologien der Angelsachsen und, dank zahlreicher Münzfunde, besonders der Franken im 5. und 6. Jahrhundert zu verknüpfen.235 In beiden Gegenden erlaubten die zahlreichen Friedhöfe mit beigabenführenden Gräbern präzisere Datierungen als die vorherrschenden Hortfunde in Skandinavien. Bakka konzentrierte sich bei seinen vergleichenden Analysen besonders auf Objekte der Frauentracht, die durch 229 230
231
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Behr 1991, S. 81 ff. Bereits Salin (1895, S. 85 ff., 99–111) hatte beobachtet, dass formularverwandte Brakteaten bis zu einem gewissen Grad auch vergleichbare Beizeichenverteilungen aufwiesen. Behr 1991, S. 176 ff.; 1992, S. 119 ff. Gerade wegen der Beizeichen wurden die Brakteaten vielfach als Amulette beschrieben. Montelius 1906, S. 227; Shetelig / Falk 1937, S. 233 f., Musset 1965, S. 164. Behr / Heizmann 2005, S. 468. Axboe 1993,1; 1999,1; 2004,1. Bakka 1958; 1973; 1977; 1981. Bakka 1973, S. 59 ff.; 1977; 1981, S. 12 ff.
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Handel, Exogamie oder Schenkungen von Skandinavien nach England und in fränkische Gebiete gelangt waren. Darunter stellten die Brakteaten eine wichtige Fundgruppe dar, denn sie waren recht häufig in kentischen, friesischen, fränkischen und norwegischen Gräbern gefunden worden. Die Datierung der Gräber konnte meist auf einen relativ kurzen Zeitraum eingeschränkt werden.236 Brakteatengräber waren oft besonders reich ausgestattete Gräber, wie etwa Finglesham D3 in Kent, einem Schlüsselgrab für Bakka, mit drei D-Brakteaten.237 Die Gleichzeitigkeit mehrerer teils importierter, teils lokal hergestellter Objekte in einem Grabensemble erlaubten es verschiedene regionale Chronologiesysteme zu verknüpfen. Wichtig waren Bakkas klare Unterscheidungen zwischen der relativen und absoluten Chronologie der Brakteaten, die sich auf stilistische Vergleiche und die Auswertung von Fundensemblen gründeten.238 Auch Bakka unterschied drei Brakteatenperioden und datierte den Beginn der ersten Periode mit frühen A- und C-Brakteaten in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts, um 420, und ihr Ende kurz nach der Mitte des 5. Jahrhunderts. Diese wurde gefolgt von der zweiten Periode mit A-, B- und C-Brakteaten, die bis um oder kurz nach 500 dauerte, und von der dritten Periode mit B-, C- und D-Brakteaten, die um 575 endete.239
13. Brakteaten außerhalb Skandinaviens – englische und kontinentaleuropäische Funde Funde aus den Randbereichen der Brakteatenverbreitung hatten zunächst in der Brakteatenforschung nur eine untergeordnete Rolle gespielt, denn erst relativ spät hatten skandinavische Forscher begonnen sich für Brakteaten, 236 237 238 239
Bakka 1973. Bakka 1973, S. 75 ff.; 1981, S. 24 ff. Bakka 1973; 1977. Zusammenfassend Bakka 1977, S. 59. Elisabeth Barfod Carlsen (2002) benutzte die Methode der Korrespondenz-Analyse für ihre Seriation der D-Brakteaten. Dabei revidierte sie die D-Brakteatenchronologie Bakkas und kam zu dem Ergebnis, dass der Beginn der D-Brakteatenherstellung bereits zeitgleich mit dem Beginn von Tierstil I um 450/475 war und dass die ‘degenerierten’ D-Brakteaten, die Bakka als späte Exemplare beschrieben hatte, am Anfang der Seriation standen, die eindeutig lesbaren Darstellungen dagegen an ihrem Ende (S. 129 ff.). Barfod Carlsens These ist jedoch bisher nicht nachvollziehbar, da sie die Detailelemente, auf denen die Seriation beruhte, nicht veröffentlicht hat. Auch ihre Stilvergleiche mit dem Nydamstil, die für die absolute Datierung des Anfangs der D-Brakteaten wichtig sind, überzeugen nicht; dazu Axboe 2007, S. 62 f.
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die außerhalb Skandinaviens gefunden worden waren, zu interessieren. Mackeprang war der erste skandinavische Archäologe, der sich im Rahmen seiner Forschungen zur Chronologie ausführlich mit den nicht-skandinavischen Funden beschäftigte. Dabei betrachtete er die meisten Funde in England, den Niederlanden, Deutschland und Ungarn als skandinavische Importe während der letzten seiner drei Perioden.240 In der englischen Forschung konzentrierte sich das Interesse an den englischen Brakteatenfunden außer auf Fragen der Chronologie vor allem auf ein weiteres viel diskutiertes Thema der frühangelsächsischen Archäologie: die angelsächsische Einwanderung. Brakteatenfunde wurden darauf hin untersucht, was sie zu den zentralen Fragen der Einwanderung, ihrem Zeitpunkt, ihrem Umfang und der Herkunft der Einwanderer beitragen konnten. Der langjährige Kurator am Ashmolean Museum in Oxford, Edward Thurlow Leeds, hatte als erster Archäologe die Möglichkeiten gesehen, die archäologische Funde boten, um die frühe angelsächsische Geschichte über die bekannten schriftlichen Quellen heraus zu erforschen.241 In seiner 1913 veröffentlichten Studie The Archaeology of the Anglo-Saxon Settlements ging es ihm um die Bestimmung der Herkunft der angelsächsischen Einwanderer. Deswegen konzentrierte er sich in seinen Beschreibungen der sächsischen, anglischen und jütischen Siedlungsgebiete vor allem auf die Verbindungen zwischen englischen, skandinavischen und kontinentaleuropäischen Funden. In zwei langen Kapiteln geht er der sogenannten jütischen Frage nach, um die Herkunft der Einwanderer Kents zu klären, die nach Bedas berühmtem Hinweis aus Jütland stammten.242 Da außer den wenigen kentischen Brakteaten, von denen Leeds 1913 14 Exemplare kannte, und die er in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts datierte, und einigen kreuzförmigen Fibeln nichts auf Siedler aus Jütland hinwies, schloss Leeds, dass allenfalls die Anführer der Immigranten aus Jütland stammten, und die Herkunft dieser Familien auf alle Einwanderer übertragen worden sei, die Mehrzahl jedoch vom Niederrhein stammte.243 Dafür sprach, dass Goldbrakteaten als wertvolle und im England des 5. und 6. Jahrhunderts überaus seltene Goldobjekte wohl nur im Besitz einer Elite gewesen sein können.244 Leeds beschäftigte sich auch weiterhin in mehreren Publikationen mit den englischen Brakteatenfunden. In Early Anglo-Saxon Art and Archaeology 1936 revidierte er seine früheren Interpretationen, obwohl die Zahl der 240 241 242 243 244
Mackeprang 1952, S. 80–85. Leeds 1913, S. 3. Beda, Historia ecclesiastica 1,15. Leeds 1913, S. 125, 137. Leeds 1913, S. 137.
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Brakteatenfunde in den dazwischenliegenden Jahrzehnten nur geringfügig gestiegen war. Er betonte nun die Bedeutung der jütischen Kultur in der ersten Siedlungsphase Kents in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, nun ausdrücklich als Jütische Phase beschrieben, die erst im frühen 6. Jahrhundert von seiner Fränkischen Phase abgelöst wurde.245 In Denmark and Early England 1946 argumentierte Leeds, nachdem er alle englischen Brakteatenfunde mit Funden in Skandinavien und Friesland verglichen hatte, dass Kontakte mit Dänemark in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts weiterhin bestanden. Ob diese jedoch direkt verliefen oder indirekt über Friesland, vermochte er nicht zu entscheiden. Sämtliche englischen Brakteatenfunde beschrieb er als Importe, da sie zur gleichen Zeit wie in Skandinavien aufhörten.246 In seinem Beitrag zu der Festschrift für E. T. Leeds führte Christopher Hawkes Gründe dafür an, den Beginn der Fränkischen Phase erst um 525 zu datieren, die meisten D-Brakteaten jedoch schon um 490, das heißt um die Mitte der Jütischen Phase.247 Nils Åberg interpretierte die Goldbrakteatenfunde in England als Zeugnisse für Handelsbeziehungen mit Skandinavien und datierte sie erst in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts. Bei einem Vergleich mit seiner Datierung der späten skandinavischen Brakteaten, fand er weitgehende Übereinstimmung.248 Die Themen Einwanderung und Chronologie griff Sonia Chadwick-Hawkes 1981 wieder auf, als sie Brakteatenneufunde aus dem Gräberfeld in Finglesham in Kent zum Anlass nahm, die kentischen Brakteatenfunde erneut zu diskutieren. Auch sie beschrieb sie als Importe, wohl aus Nordjütland, und datierte die frühesten Exemplare ins späte 5. Jahrhundert.249 Aus der Beobachtung, dass von insgesamt vier modelidentischen Brakteaten zwei in Finglesham Grab D3 gefunden worden waren, das auf Grund seiner Beigaben um 525/530 datiert werden kann und zwei weitere in Grab 203, dessen Beigaben eine Datierung nach 550 wahrscheinlich machten, schloss Chadwick Hawkes, dass Brakteaten als wertvolle Erbstücke in den führenden Familien Kents aufbewahrt und geschätzt wurden, da sie eine Verbindung zur ursprünglichen Heimat in Skandinavien darstellten und in manchen Fällen erst Jahrzehnte später in Gräber beigegeben wurden.250 Letztlich beruhten diese Interpretationen der Brakteaten als Zeugnisse skandinavischer Einwanderer auf der lange akzeptierten Annahme, dass 245 246 247 248 249 250
Leeds 1936, S. 44; 1946. Leeds 1946, S. 26. Hawkes 1956, S. 103 f. Åberg 1926, S. 101 f. Chadwick Hawkes / Pollard 1981, S. 327. Chadwick Hawkes / Pollard 1981, S. 326, 331 ff.
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ethnische Gruppen sich durch ihre materielle Kultur unterschieden und somit identifizieren ließen. Daraus folgte, dass vergleichbare Funde aus verschiedenen Gegenden auf Wanderungsbewegungen, Handel oder andere Formen von direktem oder indirektem Austausch zurückzuführen waren. Objekte wurden in diesem Erklärungsmodell als eher passive Indikatoren ethnischer Zugehörigkeit interpretiert.251 Gerade in der angelsächsischen Archäologie wurden diese Interpretationen, in denen neben Gefäßen vor allem Schmuck und weibliche Trachtbestandteile eine wichtige Rolle spielten, als zu vereinfachend in Frage gestellt.252 Unter dem Einfluss anthropologischer Modelle drehte sich zunehmend die Diskussion um die aktive Rolle und Wahrnehmung materieller Objekte in der zeitgenössischen Gesellschaft.253 Bereits 1981 hatte Bakka die These vertreten, dass die meisten kentischen Brakteaten nicht importiert, sondern lokal hergestellt worden waren und dabei den wichtigen Beitrag der Brakteaten zum Verständnis kultureller Kontakte zwischen den Eliten Kents und Skandinaviens in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts betont, einer Zeit, in der die Beziehungen Kents zu den Franken bereits vorherrschend geworden waren, wie die zahlreichen fränkischen Funde in Kent zeigten.254 In Märit Gaimsters Aufsatz Scandinavian Gold Bracteates in Britain. Money and Media in the Dark Ages stand die Funktion der goldenen Anhänger in der frühangelsächsischen Gesellschaft im Vordergrund.255 Als Geschenke im traditionellen Gabenaustausch erfüllten sie politische und soziale Aufgaben. Gaimster beschrieb sie ausdrücklich als „special-purpose money“.256 Dabei trugen nicht nur das wertvolle Metall sondern auch die besondere symbolische Bedeutung der Brakteaten mit ihren Darstellungen aus der nordischen Mythologie dazu bei, den hohen sozialen Status ihrer Trägerinnen und ihrer als wertvoll wahrgenommenen auswärtigen Beziehungen zum Ausdruck zu bringen.257 Die symbolische Funktion materieller Objekte war auch das Thema von Lotte Hedeager. Sie zeigte, dass Brakteaten und Objekte, die im Tierstil I verziert waren, und außerhalb Skandinaviens ge251 252 253 254
255 256 257
Moreland 2000, S. 29 f.; Pohl 2002, S. 21; Brather 2004, S. 159 ff. Hills 1979, S. 313 ff.; Scull 1995, S. 73 ff.; Jones, 1997, S. 122; Pernille Sørensen 1999, S. 97–111. Brather 2004, S. 362 f. Bakka 1981, S. 11, 14 f.; Webster 1977, S. 342. Auch Arnold 1991 argumentierte für Brakteatenherstellung in Kent, wobei seine These auf metallurgischen Untersuchungen beruhte. Gaimster 1992. Gaimster 1992, S.1. Gaimster 1992, S. 12.
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funden worden waren, Ausdruck ethnischer und religiöser Zugehörigkeit zu Skandinavien, oder eher der Idee von Skandinavien, waren. Darin waren sie vergleichbar mit den schriftlich überlieferten Herkunftsgeschichten mehrerer völkerwanderungszeitlicher Völker, wie etwa der Angeln, Sachsen und Jüten in England, in denen die skandinavische Herkunft wesentlicher Bestandteil der Geschichte war. Ausgewählte Objekte und Erzählungen hatten nach Hedeager eine wichtige Funktion bei der Ausbildung politischer und ideologischer Konzepte in der prägenden Phase der frühen germanischen Königtümer.258 Die politische Rolle der römischen Medaillons und Münzen, die als Modelle der Brakteaten dienten, betonte Anders Andrén und schloss daraus auf politische Funktionen der Brakteaten. Dabei unterschied er zwischen den Funden im Hauptverbreitungsgebiet, die er als Symbole für Freundschaften und Bündnisse beschrieb und solchen aus den Randgebieten, die als Symbole skandinavischer Identität dienten.259 Die Beobachtung der Nähe kentischer Friedhöfe mit Brakteatengräbern zu Orten, die mit dem frühen kentischen Königtum in Verbindung standen, diente Charlotte Behr als Ausgangspunkt für eine Diskussion der ideologischen Bedeutung der Brakteaten als Objekte, die zum einen starke skandinavische Konnotationen hatten, zum anderen für den Kult des Gottes Wodan/Odins wichtig waren. Da in der späteren schriftlichen Überlieferung die kentischen Könige ihre Herkunft aus Jütland und ihre Abstammung von dem Gott Wodan betonten, könnten die goldenen Anhänger dazu gedient haben, diese Verbindungen im späten 5. und frühen 6. Jahrhundert bildkräftig zu veranschaulichen.260 Die wenigen Brakteaten, die außerhalb Kents in England gefunden worden waren, fanden nur recht geringe Aufmerksamkeit. Während Leeds diese sogenannten ostanglischen Brakteaten noch im Zusammenhang kentischer Funde und kentischer Einflüsse auf die sächsischen und anglischen Siedlungsgebiete behandelte,261 betonte Vierck 1970 die „eigenständiginsulare Rezeption des skandinavischen Brakteaten-Brauchtums“.262 Im Gegensatz zu den seiner Meinung nach importierten kentischen Brakteaten handelte es sich um englische Produkte, was sich nicht zuletzt in technischen Unterschieden, wie der häufigen Verwendung von Silberblech und dem Fehlen von Randdrähten oder auch den Ösen aus einfachen Blechstrei-
258 259 260 261 262
Hedeager 1993, S. 124 ff.; 2000, S. 27 f., 38 ff. Andrén 1991, S. 252 ff. Behr 1994; 2000, S. 28 f., 50 f. Leeds 1946, S. 22 ff., 36. Vierck 1970, S. 336.
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fen ausdrückte.263 Parallelen mit skandinavischen und kontinentaleuropäischen Brakteaten bezeugten die „Übernahme skandinavischer Runen und motivischer wie stilistischer Konventionen“, aber auch „die Aufnahme eines Amulett-Brauchtums“.264 John Hines führte diese Überlegungen weiter, als er 1984 ein Kapitel in The Scandinavian Character of Anglian England in the pre-Viking Period den ostanglischen Brakteaten widmete und sie zusammen mit anderen Fundgruppen, wie verzierten Ärmelhaken, schildförmigen Anhängern und Fibeln als Zeugnisse skandinavischer Einwanderungen nach East Anglia aus dem südwestlichen Norwegen im späten 5. und frühen 6. Jahrhundert interpretierte, die keinen literarischen Widerhall gefunden hatten.265 Auch Nancy Wicker analysierte die ostanglischen Brakteaten als Zeugnisse kultureller Kontakte mit Skandinavien.266 Im Zusammenhang der Diskussionen um mögliche Beziehungen zwischen den Funden im reich ausgestatteten Bootsgrab 1 von Sutton Hoo in Suffolk aus dem 7. Jahrhundert mit Objekten aus zeitgleichen Bootsgräbern der ostschwedischen Friedhöfe in Vendel und Valsgärde versuchte sie zu zeigen, dass technische Parallelen zwischen Brakteatenfunden in East Anglia und auf Gotland, sowie ihre sonst ungewöhnliche Beigabe in Gräbern von Männern auf schon viel länger bestehende Verbindungen, welcher Art auch immer sie gewesen sein mögen, zwischen diesen Gegenden hinwiesen.267 Einen anderen Aspekt der angelsächsischen Einwandererdebatte beleuchtete die Diskussion in der archäologischen und runologischen Literatur um die Herkunft und Interpretation des 1981 gefundenen A-Brakteaten aus Undley in Suffolk (IK 374).268 Die Ikonographie des Brakteaten ist bisher einzigartig und basiert auf einer Kombination der Bilder von Avers und Revers der konstantinischen Roma-Münzen.269 Die Göttin Roma, hier in eine männliche Darstellung verändert, ist zusammen mit der Wölfin und den Zwillingen, sowie zwei Sternen, zwei Bullaugen und einer Runenin263
264 265 266 267 268 269
Vierck 1970. S. 336 f. Die zahlreichen Neufunde der letzten 15 Jahre, die in erster Linie dank Metalldetektoren gemacht wurden, bestätigen Viercks Interpretation einer eigenständigen Brakteatenregion, in der sich nicht nur die Ikonographie, sondern auch die Funktion der Brakteaten signifikant von den kentischen Brakteaten unterscheidet (Behr 2010). Vierck 1970, S. 339. Hines 1984, S. 235 ff., 274 ff. Wicker 1992. Wicker 1992, S. 160 f. West 1983; Hines / Odenstedt 1987, S. 76, 85 f.; Eichner 1990, S. 315 ff.; Page 1994, S. 107 f.; Parsons 1999, S.62 ff., zuletzt Suzuki 2006. Hines / Odenstedt 1987, S. 74; Hills 1991, S. 147.
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schrift abgebildet. Die Einmaligkeit des Brakteaten erlaubt es nicht seine Herkunft im Vergleich mit anderen Brakteaten mit einiger Sicherheit zu bestimmen. Argumente für Schleswig-Holstein oder Südskandinavien,270 England271 und das altsächsische Siedlungsgebiet zwischen Elbe und Weser272 wurden vorgebracht. Die Frage der Herkunft ist jedoch entscheidend für die Beurteilung der Runeninschrift, da die Inschrift, die zwar semantisch lesbar, deren Deutung jedoch umstritten ist, ein Runenzeichen aufweist, dessen Entwicklung allgemein als anglo-friesisch gilt und eine wichtige Komponente für das Verständnis der frühen altenglischen Sprachentwicklung ist.273 Sollte die Inschrift in Skandinavien oder Norddeutschland formuliert worden sein, bedeutete dies eine Neubewertung sprachlicher und phonetischer Entwicklungen des frühen Altenglischen.274 Die kleine Gruppe der friesischen Brakteatenfunde hat Johan Nicolay kürzlich ausführlich diskutiert.275 Auch er brachte sie in den Zusammenhang mit der Diskussion um mögliche skandinavische oder norddeutsche Einwanderer. Auf Grund ikonographischer Besonderheiten argumentierte er für lokale Brakteatenproduktion nach skandinavischen Vorbildern.276 Angeregt durch die Interpretationen der Fundsituation im fünischen Gudme erwog Nikolay die Möglichkeit, dass die Konzentration von Brakteaten und anderen Goldfunden im nördlichen Westergo ein Hinweis auf ein königliches Zentrum sein könnte, das in seiner frühen Phase skandinavisch geprägt war.277 Innerhalb des Korpus der skandinavischen Goldbrakteaten wurde auch immer wieder die kleine Gruppe der Brakteaten vom sogenannten Fürstenberg-Typ diskutiert, obgleich sie sich in vielerlei Hinsicht von den skandinavischen Funden unterschieden.278 Im Gegensatz zu allen anderen Brakteaten mit anthropomorphen Darstellungen, auf denen sich stets männliche Häupter oder Gestalten, fast immer im Profil, finden, sind auf diesen Brak270 271 272 273 274 275 276 277 278
Hines 1987, S. 76. Hills 1991, S. 149; Page 1994, S. 189; Grønvik 1996, S. 48 f. Suzuki 2006, S. 39 ff. Hines / Odenstedt 1987, S. 85; Nielsen 1995, S. 19 ff.; Page 1999, S. 183 f.; Suzuki 2006, S. 41 ff. Parsons 1996, S. 146 ff. Nicolay 2005; 2006 mit dem Neufund IK 623 Peins-D, siehe Nachträge in diesem Band, Teil II. Nicolay 2005, S. 57 ff. Nicolay 2005, S. 61 ff. Sie wurden nach der Fürstlich Fürstenbergschen Münzsammlung in Donaueschingen benannt, dem ursprünglichen Aufbewahrungsort des ersten publizierten Brakteaten dieser Gruppe (Mackeprang 1952, S. 103 ff.).
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teaten Frauengestalten en face abgebildet. Während sechs Brakteaten von vier verschiedenen Modeln aus Gräbern oder unbekanntem Fundort in Mittel- und Süddeutschland (IK 259, IK 311, IK 350 und IK 389) stammten, wurde ein Brakteat in Gudme, Fünen, in einem Brakteatenhort gefunden (IK 391). Doch gibt es überzeugende Argumente, die dafür sprechen, dass auch dieser Brakteat nicht in Skandinavien, sondern auf dem Kontinent hergestellt worden war.279 Einigkeit besteht in der Annahme, dass die Vorbilder zur Ikonographie dieser ‘Frauenbrakteaten’ aus dem byzantinischen Raum stammten, seien es byzantinische Kaisermünzen und Medaillons280 oder Darstellungen der spinnenden Maria.281 Diskutiert wird die Bedeutung der Darstellungen. Dabei ist die Deutung der Objekte entscheidend, die die sitzende Gestalt auf den verschiedenen Brakteaten in den Händen hält. Ellmers sah in ihnen christliche Attribute und interpretierte die Darstellungen als christlich beeinflusste Brakteaten, die in der Phase des Synkretismus gleichzeitig mit heidnischen Brakteaten und in gleicher Funktion als Amulette verwendet wurden.282 Dagegen argumentierte Hauck für eine differenzierte Interpretation der Darstellungen, die die vielfachen Ebenen der Umgestaltung und Umdeutung mediterraner Vorbilder nördlich der Alpen und die grundlegenden Unterschiede zwischen Vorbild und Nachahmung berücksichtigt. Er interpretierte die Objekte als Herrschaftszeichen, die Göttinnen kennzeichneten.283 Auch Michael Enright diskutierte die Brakteaten mit dem Ziel, religiöse Vorstellungen im heidnischen Norden besser zu verstehen. Allerdings verglich er die Objekte, die die Gestalten in den Händen halten, mit Webutensilien, wie sie aus Abbildungen und archäologischen Funden bekannt sind. Er betonte den engen Zusammenhang zwischen Weben, Prophetie und Magie, wie er in späteren Texten erscheint, und schloss daraus, dass die Frauengestalten webende Schicksalsgöttinnen waren.284 Pesch dagegen interpretierte das Objekt, das am häufigsten abgebildet war als einen Stab und schloss daraus, dass hier eine Göttin mit den Eigenschaften einer Völva dargestellt wurde, ein Zusammenhang, auf den bereits Hauck hingewiesen hatte.285 In den späten Texten wurden der Göttin Frigg/Fríja nicht nur prophetische Gaben zugeschrieben, sondern auch Ver279 280 281 282 283 284 285
Axboe 1987,1, S. 79 ff. Werner 1935, S. 194; ǖberg 1940, S. 111; Enright 1990, S. 69; Pesch 2004,1, S. 171. Ellmers 1971, S. 233 f. Ellmers 1971, S. 236 f. Hauck 1985,1, S. 181 ff. Enright 1990, S. 61 ff.; Davidson 1998, S. 115 ff. Pesch 2002,1 , S. 53 ff.; Hauck 1985,1, S. 153 f.
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bindung zu Spinnen und Weben. Darstellungen der Göttin Frigg fügen sich auch gut in den Horizont der Brakteatenthemen ein, die sich um Odin und Balder drehen, wie Hauck in seinen umfangreichen Studien argumentiert hat.286 Pesch diskutierte nicht nur die Ikonologie der Fürstenberg-Brakteaten, sondern behandelte sie auch als eine ihrer sogenannten Formularfamilien.287 Formularfamilien zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Mitglieder zwar nicht modelgleich sind, jedoch so geringe Variationen untereinander aufweisen, dass „sie nicht unabhängig voneinander bzw. von einer gemeinsamen Vorlage oder Urform entstanden sein können“.288 Formularfamilien erlauben es, überregionale Verbindungen zwischen Kultzentren nachzuweisen, wie sie sich in der Verbreitung einer so definierten Gruppe von Brakteaten spiegeln.289 Pesch konnte die konzeptionelle Entwicklung der Fürstenberg-Brakteaten in Südwestdeutschland wahrscheinlich machen.290 Deswegen ist diese Formularfamilie von besonderem Interesse, da ihre Ikonographie mit dem im Brakteatenhorizont außergewöhnlichen Thema einer weiblichen Darstellung im Süden entworfen wurde und von dort nach Norden, Thüringen und Fünen, gelangte, im Gegensatz zur üblichen Richtung, in der Brakteaten, die im Norden konzipiert worden waren, nach Süden und Westen gelangten. Pesch wertete diese Beobachtung als Zeichen für den andauernden Austausch zwischen den „bereits unter christlichem Einfluss stehenden Oberschichten“ im Süden mit den polytheistischen Zentren im Norden.291
14. Die Träger und Trägerinnen der Brakteaten Brakteaten aus den Randgebieten ihrer Verbreitung konnten auch zu einem weiteren Forschungsproblem beitragen, da sie meistens in Gräbern gefunden worden waren, im Gegensatz zu den Hortfunden im Hauptverbreitungsgebiet. Wer trug Brakteaten? Waren es Männer oder Frauen, was war ihr sozialer Stand und ihre gesellschaftliche Rolle? Die Fundsituation ist nicht so eindeutig, dass es möglich wäre, Brakteaten unzwei286 287 288 289 290 291
Hauck 1978, S. 382 ff.; 1985,1, S. 153 ff. Zur Definition von Formularfamilien Pesch 2004,1, S. 169 ff. Zur Formularfamilie B7 Pesch 2007,1, S. 125 ff. Pesch 2002,1, S. 40; 2002,2, S. 56 ff.; 2005,2, S. 380. Zur Bedeutung von Formularfamilien Pesch 2000, S. 69; 2005,1, S. 77; 2007, S. 329 ff. Pesch 2002,1 S. 44. Pesch 2004,1, S. 171.
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deutig einer weiblichen oder einer männlichen Sphäre zuzuordnen. Die überwiegende Zahl der Gräber mit Brakteatenfunden, die anthropologisch identifiziert werden konnten, waren Frauengräber, jedoch gibt es auch vereinzelt Männergräber mit Brakteaten.292 Die Fundlage in den Frauengräbern lässt keinen Zweifel daran, dass ein oder mehrere Brakteaten an Halsketten oder als Brustschmuck, der mit Nadeln an den Schultern gefestigt war, oft zusammen mit Perlen, getragen wurden.293 In mehreren Männergräbern in Gotland wurden Brakteaten gefunden, die offenbar wie Charonspfennige dem Toten im Mund mitgegeben worden waren.294 Auch eine geschlechtsspezifische Analyse der Funde in den Horten zeigte, dass, wenn Brakteaten mit anderen Gegenständen zusammen niedergelegt worden waren, dies zwar überwiegend Objekte waren, die Frauen zugeschrieben werden können, am häufigsten Perlen und Fibeln, aber auch, wenn auch seltener, mit solchen, die eher Männern gehörten, wie etwa Schwertscheidenbeschläge.295 Die Fundsituation in Kent, wo mit einer Ausnahme alle Brakteaten in Frauen- oder Mädchengräbern gefunden worden waren, die ganz einheitlich überdurchschnittlich reich ausgestattet waren und nur ausgewählte Fundkombinationen mit bestimmten Fibeltypen aufwiesen,296 erlaubte den Versuch, diese spezifische Gruppe von Brakteatenträgerinnen näher zu charakterisieren. Es handelte sich um Frauen, deren Nähe zum Königtum auffiel, und deren Schmuck eine ideologische Verbindung zu Skandinavien und zu dem Gott Odin betonte.297 Einen anderen Weg ist Hauck bei seiner Suche nach den Brakteatenträgern gegangen. Er konzentrierte sich auf Brakteatenfunde in Südskandinavien und sein Ausgangspunkt waren Darstellungen auf Brakteaten, auf denen der
292
293 294 295 296 297
Roth 1978, S. 346; Hauck 1985,1, S. 15 f.; 1988, S. 39 ff.; Hines 1989, S. 198 f.; Pesch 2002,1, S. 33 f.; zu Männergräbern mit Brakteaten in Gotland Lamm / Axboe 1989, S. 466 f., in Kent Perkins / Chadwick Hawkes 1982, S. 105 f., in Norwegen Bakka 1973, S. 61–70. Hier ist die Situation unklar, da die Gräber mit Waffen auch typische Frauengegenstände enthielten, aber unfachmännisch geborgen worden waren. Chadwick Hawkes / Pollard 1981, S. 333 ff.; Parfitt 1995, S. 459 ff.; Wicker 2005, S. 51 ff. Lamm / Axboe 1989, S. 469 ff. Hines 1989, S. 198 f.; Wicker 2005, S. 53 ff. Parfitt / Brugmann 1997, S. 113, 116 f. Behr 2001,1, S. 99.
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Hauptgott der Brakteatenmeister, der Götterfürst [...] mit kleinen, runden Gegenständen entweder in der Hand [...] oder am Hals [...] abgebildet [wird], die als Amulette, ja als Brakteaten, gedeutet werden dürfen.298
Hauck zeigte, dass auf dem A-Brakteaten aus Raum Trollhättan (IK 189) in „der erhobenen Segenshand“ ein kleiner runder Gegenstand wiedergegeben ist, der auch auf dem B-Brakteaten aus Skovsborg (IK 165) zu sehen ist, wo ihn die linke Gestalt, als Odin identifiziert, in der Hand hält, während sie ihn der mittleren Gestalt, Balder, reicht.299 Auf den C-Brakteaten aus Fjärestad (IK 55) und Tjurkö (IK 185) und dem B-Brakteaten aus Lellinge Kohave (IK 105) war der kleine runde Gegenstand im Zentrum des Bildes, technisch bedingt durch das Zirkeleinstichsloch im Model, ikonographisch jedoch als Halsschmuck zu interpretieren.300 Daraus zog Hauck den Schluss, dass der „Göttliche Magier selbst die Goldbrakteaten heilszeitlich verwendete“ und die „irdischen Repräsentanten des Gottes, die seine Rituale zu kennen und zu gebrauchen glaubten, [...] gleichfalls diese Amulette zumindest im magischen Vollzug getragen“ haben.301 Hauck führte diesen Beweisgang in seiner Diskussion des Brakteatenhortes aus Gudme weiter, den er als Kompositamulett in Form eines Kolliers, das als Pektorale getragen wurde, interpretierte. Da in dem Hort weder Perlen noch Fibeln zum Vorschein kamen, erwog Hauck einen männlichen Besitzer302. Er nahm die Vermutung Thranes auf, dass es sich bei dem Kollier um die Insigne des Oberpriesters von Gudme gehandelt haben könnte, dem „die Goldbrakteaten den unmittelbaren Schutz durch den Götterfürsten, ihren Stifter, verhießen“.303 Aus diesen unterschiedlichen Beobachtungen schloss Hauck, dass der Gebrauch von Goldbrakteaten „vielfältiger war, als man ihn bisher annahm“.304 Sowohl Frauen wie auch Männer haben demnach die goldenen Amulette getragen. Weitere ikonographische Details trugen zu Haucks Diskussion der Brakteatenträger bei. Auf mehreren A-, B- und C-Brakteaten ist das anthropomorphe Haupt mit kaiserlichen Insignien, wie der Kaiserfibel und dem Diadem, dargestellt, wie sie auch auf den römischen Vorlagen zu 298 299 300
301 302 303 304
Hauck 1988,1, S. 40. Hauck 1988,1, S. 40. Hauck 1970, S. 189; 1988,1, S. 40 f.; Axboe (1981, S. 16 f.) wies jedoch darauf hin, dass die meisten Abdrücke der Zirkeleinstichlöcher im Model keine ikonographische Funktion hatten. Hauck 1988,1, S. 43. Hauck 1998,1, S. 489 f.; 1998,2, S. 329; 1998,3, S. 29 f. Thrane 1996, S. 168; Hauck 1998,1, S. 500. Siehe dazu den Beitrag von Hauck in diesem Band, bes. S. 12 ff.. Hauck 1988,1, S. 44.
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sehen sind. Auf dem C-Brakteaten aus Fünen (IK 58) ist außer dem Diadem zusätzlich ein langer geflochtener Zopf, den Hauck als Königszopf interpretierte, denn lange Haare waren als Herrschaftszeichen besonders von dem fränkischen Königsgeschlecht der Merowinger überliefert.305 Der Gott der Brakteaten wurde hier mit Symbolen weltlicher Herrschaft gezeigt. Da zahlreiche Brakteaten mit römischen und germanischen Herrschaftszeichen in Fünen gefunden worden waren, sah Hauck es als wahrscheinlich an, dass Könige in Gudme regierten, die mit ihren Herrschaftszeichen auch ihren Gott charakterisierten.306 Die sakrale Stellung der Könige erschloss Hauck aus der Runeninschrift „der Hohe“ auf dem Fünenbrakteaten (IK 58), der sowohl einen irdischen König als auch den Götterfürsten bezeichnen konnte. Die Inschrift ist [...] ebenso als Selbstzeugnis des Sakralkönigs auf Fünen in seiner Runenmeisterrolle anzusprechen wie gleichzeitig als [...] Beleg für einen der Ritualnamen des Götterfürsten.307
Eine vergleichbare Parallelität zwischen Darstellung des Götterfürsten und des weltlichen Herrschers als Opferherrn findet sich auch auf den sogenannten Drei-Götter-Brakteaten, die Hauck als Opferritual, bei dem der Gott Balder getötet wurde, deutete.308 Mit seinen Argumenten, die auf der Ikonographie der Goldbrakteaten und ihrer daraus erschlossenen Rolle als schützende Amulette des herrscherlichen Opferherrn beruhten, der die Taten des Gottes im kultischen Geschehen rituell wiederholte,309 trug Hauck auch neue Aspekte zu der kontroversen Diskussion um Existenz und Formen eines germanischen Sakralkönigtums bei.310 Auf ein weiteres Charakteristikum der Menschen, die Brakteaten trugen, verweist eine Analyse der Kartierungen von Formularfamilien innerhalb des Brakteatenkorpus.311 Die Verbreitung der meisten Formularfamilien, 305 306
307 308 309 310
311
Hauck 1987,1, S. 156 ff.; Axboe 1991, S. 191. Hauck 1987,1, S. 159; Axboe / Kromann 1992, S. 287 ff.; Axboe (2007, S. 100 ff.) hob hervor, dass der geflochtene Zopf ein Charakteristikum der Brakteatendarstellungen aus Gudme und Umgebung waren, möglicherweise eine lokale Variante der langen, offen getragenen Haare anderer skandinavischer Herrscher. Hauck 1987,1, S. 157 f.; 1998,3, S. 39. Siehe jedoch Beck / Hauck 2002, S. 52; Hauck 2001,3, S. 111 mit neuer Lesung der Runeninschrift. Hauck 1987,1, S. 162 ff. Hauck 1980,2, S. 568 ff., 579 ff.; 1998,1, S. 504. Der Stand der Diskussionen ist zusammengefasst im Artikel ‘Sakralkönigtum’ in RGA 26, 2004; zu Skandinavien und den Brakteaten besonders Abschnitte § 21 (Olof Sundqvist) und § 22 (Alexandra Pesch). Pesch 2007,1, S. 348 ff.
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auch solcher, die regionale Schwerpunkte bildeten, war ausgedehnt und überschnitt sich vielfach mit der Verbreitung anderer Formularfamilien. Die Menschen, die durch formularverwandte Brakteaten miteinander verbunden waren, lebten demnach in verschiedenen politischen Gruppierungen und ethnischen Gemeinschaften, pflegten jedoch, wie ihr Schmuck zeigt, intensiven Austausch und Kontakt untereinander. Die weite Verbreitung der Brakteaten insgesamt zeigt, dass über weite Teile Nord-, Mittel- und Westeuropas die Träger von Brakteaten Kenntnis und Verehrung desselben Gottes und seiner Taten teilten.312 Das Interesse an der Rolle von Frauen in den völkerwanderungszeitlichen Gesellschaften und den Möglichkeiten, sie mit archäologischen Funden und Methoden zu erforschen, war der Ausgangspunkt von Birgit Arrhenius, den scheinbaren Widerspruch zwischen den fast ausschließlich männlichen Darstellungen auf den Brakteaten und ihren Fundumständen überwiegend in Frauengräbern zu diskutieren. Arrhenius überbrückte ihn mit ihrer These, dass Brakteaten als ein wichtiges Symbol einer männlichen Welt gerade deswegen als Morgengabe übergeben wurden und somit in den Besitz von Frauen gelangten.313 Daraus schloss Arrhenius, dass der archäologisch sichtbare Bezug der wertvollen Goldbrakteaten zu einer weiblichen Sphäre, die machtvolle Rolle der Frauen für die Beziehungen zwischen Familiengruppen, wie sie in den entstehenden germanischen Königreichen im frühen Mittelalter immer bedeutender wurden, unterstrich.314 Weitergeführt hat Marta Lindeberg diese Erwägungen, dass Brakteatenfunde den beachtlichen Einfluss von Frauen demonstrierten, mit einer Analyse der Funktion der Brakteaten im politischen und diplomatischen Geschenkeaustausch und dem Versuch, weibliche Elemente in den Runeninschriften und der Ikonographie der Brakteaten zu identifizieren.315 Dabei betonte sie, dass der am häufigsten dargestellte Gott der Brakteaten, Odin, eine gewisse Ambivalenz in seiner Geschlechterrolle aufwies. Einerseits gehörte er als Kriegsgott und Gott des militärischen Triumphes in eine männliche Sphäre, andererseits aber war er auch der Gott der Weisheit und Magie und der einzige Gott, der die Praxis des seiðr gelernt hatte, einer Tätigkeit, die sonst nur Frauen vorbehalten war.316 Brit Solli hat diese Ge312 313 314 315 316
Behr 2007, S. 24 f.; Pesch 2007,1, S. 362 f. Arrhenius 1995, S. 91. Arrhenius 1995, S. 94. Lindeberg 1997. Lindeberg 1997, S. 104 f. Ihre Feststellung, dass die Odinsdarstellungen auf den Brakteaten häufig androgyn seien, begründet sie allerdings nicht in einer ikonographischen Analyse.
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danken aufgegriffen, indem sie Konzepte der queer theory verwendete, um die Paradoxe in der Geschlechterrolle Odins, wie sie vor allem in der literarischen Überlieferung erscheinen, zu erklären. Demnach praktizierte Odin als Schamane seiðr und setzte sich dem Vorwurf der ergi, der Unmännlichkeit, aus. Seiðr war jedoch so wesentlich für den Bestand der Gesellschaft, dass der damit verbundene Tabubruch beim Überschreiten der Geschlechtergrenzen akzeptabel war.317 Solli sah auf den B-Brakteaten aus Fakse (IK 51,1) und Skrydstrup (IK 166) Beispiele für androgyne Darstellungen Odins,318 doch wies Axboe bereits darauf hin, dass Röcke oder lange Haare auf den Brakteatenbildern keineswegs nur weibliche Attribute waren, sondern in Spätantike und Völkerwanderungszeit auch Zeichen der herrschenden Klassen waren, wenn etwa römische Kaiser mit einem Militärrock bekleidet oder germanische Könige mit langen Haaren dargestellt worden waren. Deswegen taugen sie nicht als ikonographische Argumente für die geschlechtsüberschreitende Rolle Odins.319 Auch Lotte Motz argumentierte, dass seiðr und ergi Themen einiger Brakteatenbilder waren. Sie interpretierte die Kreisformen auf dem Oberkörper der anthropomorphen Darstellungen der fünischen B-Brakteaten aus Allesø, Bolbro und Vedby (IK 13, 1–3) als weibliche Brüste und schloss daraus, dass der männliche ekstatische Tänzer während eines Aktes des seiðr gezeigt wird, in dem er die Grenzen seines Geschlechtes überschritt und im Zustand der ergi, der Unmännlichkeit, war.320 Die Figur auf der Vorderseite des B-Brakteaten aus Trollhättan (IK 190) deutete Motz als weiblich, denn sie hatte lange, offene Haare, Brüste und einen Rock. Im Gegensatz zu der Interpretation des Brakteaten als Darstellung der Szene, in der dem Gott Tyr die Hand vom Fenriswolf abgebissen wurde, erklärte sie das Tier als ein geheiligtes Pferd, durch dessen Wiehern eine Priesterin oder Sybille Prophezeiungen machen konnte.321 Sie unterstützte diese Interpretation mit ihrer Deutung des Instrumentes in der rechten Hand der Priesterin als Garnhaspel. Spinnen und Weben gehörten in einen magischen Bereich vorchristlicher Kultpraktiken.322 Aus dieser Interpretation folgerte Motz, dass die Striche vor zahlrei317 318 319
320 321 322
Solli 1998; 1999,2. Siehe auch die Diskussionsbeträge von Hedenstierna-Jonson (1998) und Wiker (2001) zu diesem Thema. Solli 1998, S. 35 f. Axboe 2007, S. 111; Dillmann (2006, S. 450 ff; 2007, S. 864 f.) verwies auf literarische Beispiele, die zeigen, dass Männer, die seiðr ausübten, keineswegs als weibisch beschrieben wurden. Motz 1994, S. 6 ff. Motz 1994, S. 15 ff. Motz 1996.
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chen Pferdemäulern auf C-Brakteaten Wiedergaben göttlicher Prophezeiungen waren.323
15. Die Herstellung der Brakteaten Die Fragen nach den Trägerinnen und/oder Trägern und ihren Intentionen, wenn sie Brakteaten als Halsschmuck wählten oder wenn sie die goldenen Anhänger in einem Hort niederlegten oder sie ihnen ins Grab mitgegeben wurden, ist eng verknüpft mit dem Problemkreis um die Auftraggeber der Brakteaten, ihre Herstellung, mögliche Werkstätten und die Identifizierung der Brakteatenmeister.324 Außer zwei, möglicherweise drei Modeln für Brakteaten, die als Einzelfunde ohne archäologischen Kontext gefunden wurden, gibt es keine archäologischen Anhaltspunkte für ihre Herstellung.325 Nur wenige Forscher haben sich mit Fragen der Brakteatenherstellung beschäftigt. Salin war der erste, der versuchte, die technischen Vorgänge bei der Herstellung zu rekonstruieren. Er nahm an, dass Brakteaten mit einer Matrize entweder geschlagen oder gepresst wurden.326 Mackeprang experimentierte mit Matrizen aus Bronze. Blei und Holz hat er als Treibmaterial erwogen. Bei seinen praktischen Versuchen ging es ihm in erster Linie darum herauszufinden, ob Ober- oder Unterstempel verwendet worden waren, es sich also um Prägungen oder Pressungen handelte.327 Arrhenius untersuchte Model und Goldgehalt der Anhänger, um zum Verständnis der Chronologie und der Produktionsweise der Brakteaten beizutragen.328 Am ausführlichsten erforschten Morten Axboe und Per-Olof Bohlin praktisch gleichzeitig aber unabhängig voneinander in den frühen 80er Jahren technische Details der Brakteaten mit sehr ähnlichen Zielsetzungen.329 Während Bohlin sich dabei im Wesentlichen nur auf die schwedischen Funde konzentrierte, bezog Axboe alle skandinavischen und norddeutschen Brakteatenfunde mit ein. Das erste Ziel seiner Abhandlung war 323 324 325
326 327 328 329
Motz 1994, S. 20 ff. Zusammenfassend zur Herstellung von Brakteaten Axboe 1988; 2004,1, S. 1–30. Axboe (1993,2; 2004,1, S. 3) zu dem Model aus Postgården, Jütland und dem möglichen Model aus Billingford in Norfolk. Dazu kommt seit 2005 ein Neufund aus Essex, McDonald 2006, S. 281 f.; Axboe 2007, S. 14 ff.; Behr 2010; s. auch die Nachträge in diesem Band IK 572, 589 und 609, sowie 637, Okt. 2010 gefunden. Salin 1895, S. 29 ff. Mackeprang 1952, S. 96–101. Arrhenius 1977; 1980; Axboe / Arrhenius 1982. Axboe 1981; Bohlin 1981.
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eine Bestandsaufnahme und detaillierte Analyse der Brakteatenmodel und des Stempelvorganges. Ohne einen Model 1981 tatsächlich zu kennen, deduzierte Axboe mögliche Teilvorgänge des Herstellungsprozesses aus den fertigen Produkten. Entscheidende Hinweise lieferten Beobachtungen zu Nacharbeiten und Reparaturen am Model, Doppelschläge, Nachprägungen, Reparaturen auf der Brakteatenrückseite und Textilabdrücke.330 Die Analyse technischer Details der Brakteaten trug auch zu einem besseren Verständnis des Regionalismus in der Brakteatenherstellung bei. So konnte Axboe mit Hilfe einer Typologie der Ösen geographische Schwerpunkte in der Verbreitung bestimmter Typen unterscheiden.331 Bei der Kartierung der Randfassungsdrähte fiel die Fundregion in Nordwestdeutschland auf, da sich hier die vorwiegend verwendeten Drähte aus gedrehtem glattem Draht signifikant von den in Skandinavien vorherrschenden geriefelten Drähten unterschied.332 Deutlich zeichneten sich Unterschiede auch bei der Platzierung der Drähte ab. Während im südlichen Verbreitungsgebiet, Norddeutschland, Dänemark, Südschweden und den baltische Inseln, die Drähte ganz überwiegend am Rand angesetzt waren, überwiegen im nördlichen Verbreitungsgebiet die Drähte, die auf den Rand aufgelegt worden waren.333 Bereits Carl-Axel Moberg hatte bei seiner Unterscheidung zwischen sogenannten ‘Sternbrakteaten’ und ‘Ringbrakteaten’, die zum einen durch strahlenförmig angeordnete Stempel im Randbereich und zum anderen durch miteinander verbundene kreisförmig angeordnete Stempel charakterisiert waren, unterschiedliche regionale Verbreitungsräume beobachten können.334 Axboe führte Mobergs nur exemplarisch durchgeführten Forschungen weiter und bezog systematisch alle Brakteaten mit Randzonen und alle Stempelformen mit ein. Nicht nur die Häufigkeit von Randzonen auf Brakteaten variierte auffallend in verschiedenen Regionen, auch die Auswahl einzelner Stempelformen bildete trotz allgemeiner Verbreitung klare geographische Schwerpunkte.335 Fasst man jedoch Merkmale der Ösen, Randzonen und Randzonenstempel zusammen, ergibt sich kein einheitliches Bild regionaler Stile. Axboe interpretierte dieses Ergebnis dahingehend, dass in der Brakteatenherstellung sich eine Kombination von einerseits lokalen künstlerischen Traditionen und andererseits vielfältigen Formen des Austausches mit anderen Gegenden, aus denen Anregungen über330 331 332 333 334 335
Axboe 1981, S. 4–29. Axboe 1981, S. 31 ff. Axboe 1981, S. 38 ff. Axboe 1981, S. 41; 2007, S. 88. Moberg 1952, S. 129 f. Axboe 1981, S. 46 ff.
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nommen wurden, widerspiegelte.336 Bestätigt wurde diese Interpretation auch durch einen Vergleich der durchschnittlichen Brakteatengewichte in den unterschiedlichen Fundregionen. Besonders fällt die große Zahl der im Vergleich mit skandinavischen Funden viel leichteren Brakteaten aus Zentraleuropa und England auf, während die friesischen, norddeutschen und polnischen Funde den durchschnittlichen skandinavischen Gewichten etwa entsprechen.337 In den Zusammenhang leichterer und kleinerer kontinentaler Brakteatenfunde gehören auch vier sogenannte Kleinbrakteaten aus dem alamannischen Gräberfeld in Hüfingen, Grab 318, das ins späte 6. Jahrhundert datiert werden kann. Ihre Provenienz weist auf italisch-langbardische Beziehungen hin, wenn auch lokale Herstellung nicht ausgeschlossen werden kann, ihre Inschriften alu und ota haben jedoch die nächsten Parallelen auf skandinavischen Brakteaten.338 Die Beobachtung, dass es innerhalb des Brakteatenkorpus Gruppen gibt, deren Mitglieder sich durch typologische und stilistische Ähnlichkeiten auszeichnen, ist unbestritten, wenn auch exakte Beschreibungen und Definitionen dieser Gruppen durchaus problematisch sind.339 Versuche jedoch, aus diesen Gruppen auf individuelle Künstler oder Handwerker, Werkstätten oder Werkstattbeziehungen zu schließen, haben sich bisher als unbefriedigend erwiesen.340 Wie Wicker betonte, bieten Brakteaten trotz ihrer großen Zahl, ihrer detailreichen Bilder, Randzonenstempeln, Ösen, Randdrähten, Filigranverzierungen und Reliefmasken gutes Anschauungsmaterial für die Schwierigkeiten, namenlose Künstler oder ihre Arbeitsbedingungen im Frühmittelalter zu ermitteln.341 Traditionell gelten in der Kunstgeschichte Stilvergleiche zwischen Kunstwerken als eine Möglichkeit einzelne Hände zu identifizieren, doch dieser Weg unterschätzt möglicherweise die Individualität und Kreativität eines Künstlers. Moberg hatte bereits beobachtet, dass derselbe Model nicht nur im zentralen Bildfeld auf mehreren Brakteaten verwendet werden konnte, sondern dass auch Randzonenstempel auf mehr als einem Brakteaten benutzt worden waren.342 Wie auch immer die Herstellung der Brakteaten organisiert war, die Verwendung desselben Werkzeuges bedeutete, dass zwischen diesen Brakteaten 336 337 338 339 340 341 342
Axboe 1981, S. 55 f. Axboe 1987,1, S. 80 f.; 2007, S. 82 ff. Fingerlin / Fischer / Düwel 1998; Heizmann 2004 und in diesem Bd. S. 574 ff. Pesch 2007,1, S. 26 zum Begriff der „Unschärfe-Relationen“ bei Brakteatensystematisierungen. Wicker 1994,1, S.65 f.; 1998, S. 258. Wicker 1994,1, S. 69. Moberg, 1952, S. 121 f.; Axboe 1981, S. 52 ff.; Wicker 1998, S. 260.
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eine Verbindung bestanden haben muss. Damit ist allerdings nichts über zeitliche oder räumliche Nähe ihrer Herstellung oder einen gemeinsamen Künstler gesagt, denn Model und Stempel konnten aufbewahrt werden und waren leicht zu transportieren.343 Unter den so verbundenen Brakteaten fällt auf, dass modelgleiche Brakteaten ganz unterschiedliche Größen, Randzonengestaltungen und Ösen haben konnten, wie etwa die beiden modelgleichen Brakteaten aus Ravlunda in Schonen und Holmetorp auf Öland (IK 144,1 und 2). Offenbar beeinflusste das zentrale Bild nicht die anderen Zierelemente. Und genauso fanden sich unter Brakteaten mit identischen Randzonenstempeln Beispiele, deren zentrale Bilder typologisch zu unterschiedlichen Gruppen gehörten, wie ein A- und ein C-Brakteat aus Darum in Westjütland (IK 162,2 und IK 43), die aber mit demselben Punktkreisstempel in der Randzone verziert worden waren.344 Eine neue Möglichkeit sich der Lokalisierung möglicher Brakteatenwerkstätten anzunähern, bot seit den 80er Jahren die Erforschung sogenannter Zentralorte, auch als Reichtumszentren beschrieben, in Südskandinavien.345 Die Gegend um Gudme in Südostfünen war seit mehr als 150 Jahren bekannt für seine reichen archäologischen Funde.346 1980 begannen zunächst Amateure mit Metalldetektoren und dann Museumsarchäologen Gudme und Umgebung erneut zu untersuchen. Die Interpretation der Fundsituation erlaubte es, Gudme mit dem vorgelagerten Hafenort Lundeborg als einen Ort zu beschreiben, von dem aus zentrale politische, wirtschaftliche und religiöse Funktionen ausgeübt worden waren.347 Der Fund eines Brakteatenhortes im Pfostenloch eines kleinen Hauses im Siedlungsareal Gudme II, zahlreiche weitere Brakteatenfunde in der Umgebung Gudmes, mehr als 100 Goldfolien (‘gubber’), sowie der Ortsname Gudme selbst mit der Bedeutung ‘Heim der Götter’ und mehrere andere lokale Ortsnamen, die auf religiöse Stätten hinwiesen, trugen dazu bei in Gudme ein religiöses Zentrum zu sehen.348 Zeugnisse für Metallverarbeitung wurden in Gudme gefunden, wenn auch keine, die auf Brakteatenherstellung hindeuteten.349 Seit der Erforschung Gudmes wurden in mehreren anderen Orten Südskan343 344 345 346 347 348 349
Wicker 1994,1, S. 69. Axboe 1981, S. 52; Wicker 1994,1, S. 68. Randsborg 1990; Jensen / Watt 1993; Hedeager 2001, S. 478 ff.; Steuer 2003,1, S. 345 f.; 2007, S. 894 ff.; vgl. den Beitrag von Pesch in diesem Bd. S. 231–277. Thrane 1994. Hauck 1987,1; Thrane 1992; 1998,2; Nielsen / Randsborg / Thrane (Hgg.) 1994. Kousgård Sørensen 1985; 1992, S. 233 f.; Hauck 1985,1, S. 170 ff.; Hedeager 2001, S. 475 ff. Thrane 1992, S. 332, 337, 355; Jørgensen 1995, S. 208 ff.
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dinaviens vergleichbare Fundsituationen angetroffen, etwa in Sorte Muld auf Bornholm oder Uppåkra in Schonen, die auf zentralörtliche Funktionen in der Völkerwanderungszeit hinwiesen.350 Die Beobachtung, dass in oder in der Nähe dieser Zentralorte die goldenen Amulette in Horten gefunden worden waren, trug nicht nur dazu bei den religiösen und rituellen Charakter dieser Orte zu beschreiben, sondern führte auch zu der These, dass Brakteaten in diesen Zentralorten konzipiert und hergestellt worden waren, wie Karl Hauck in mehreren Studien exemplarisch erörterte.351 Pesch gelang es mit ihrer Definition von Formularfamilien innerhalb des Brakteatenkorpus und deren Kartierungen nachzuweisen, wie Zentralorte eine wesentliche Rolle bei der Verbreitung und dem Austausch der Bildtypen spielten.352
16. Bedeutung von Brakteatenhorten Das neu erwachte Interesse an Religionsgeschichte in der skandinavischen Archäologie seit den 80er Jahren wird auch deutlich in den Diskussionen um die religiösen Funktionen der Brakteaten und ihrer Niederlegungen in Horten.353 Dass es sich bei den Brakteatenhorten um Horte sakralen Charakters und nicht etwa um Schatzdepots handelte, war selten umstritten.354 Die Bedeutung der Niederlegungen jedoch wurde diskutiert. Bereits Shetelig und Falk erwogen verschiedene Modelle, um die Motive für die Horte zu erklären, einige wohl als Opfer, andere als Besitztümer eines Tempels. Wieder andere Horte interpretierten sie im Zusammenhang mit Snorris Erzählung, wonach Odin jedem Mann versprach, dass er allen Reichtum, mit dem er auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war, und den er selbst vergraben hatte, in Walhall genießen könne.355 Geißlinger dagegen vermutete, dass es sich bei den Brakteatenhorten, da sie öfters auch Fibeln und Perlen enthielten, um Weihegaben vornehmer Frauen han350 351
352 353 354
355
Zu Uppåkra: Helgesson 2002,1; Hårdh 2003,1; zu Sorte Muld: Watt 1991,2; 2009. Hauck 1994,1, S. 84 (zu Gudme) und Axboe 1994,1, S. 74; Hauck 1994,2, S. 260 ff.; 2001,3, S. 277 (zu Altuppsala); Beck / Hauck 2002, S. 88 ff. (zu Sorte Muld); Hauck 2002, S. 79 f. (zu Uppåkra); Hedeager 2002, S. 4 ff. Pesch 2005,1, S. 71 ff.; Hauck 1981,2, S. 211 ff.; Pesch 2007,1, S. 353 ff. Myhre 1991, S. 175; Hedeager 1991,1, S. 204. Jørgensen (1995, S. 217 f.) jedoch äußerte Zweifel an der sakralen Bedeutung der Brakteatenhorte und sah sie eher als Hinweis auf reiche Familien oder Individuen in Gudme. Shetelig / Falk 1937, S. 235 f.
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delte.356 Hines verglich die Zusammenstellung von Brakteaten, Perlen und einer Fibel mit den auffallend ähnlichen Inventaren zeitgenössischer Frauengräber und beschrieb die Horte als „surrogate burials“, die in einer Zeit, in der reich ausgestattete Gräber selten geworden waren, eine Möglichkeit boten, besonders wertvolle Schmuckensembles niederzulegen.357 In einer systematischen Analyse der Edelmetallhorte der Völkerwanderungszeit zeigte Lotte Hedeager, dass es möglich ist, zwei Gruppen von Horten zu unterscheiden. Demnach gab es profane Horte, bei denen es sich um vergessene Versteckschätze handelte und die sich durch eher zufällige Zusammensetzungen auszeichneten und rituelle Horte, deren Kompositionen keineswegs willkürlich gewesen waren, sondern bestimmten Mustern folgten. Zu diesen gehörten auch die Brakteatenhorte, unter denen Hedeager die ‘großen’ Brakteatenhorte mit mindestens drei Brakteaten, die stets noch weitere Objekte enthielten, wie sehr wertvolle Fibeln, Glasperlen oder Zahlungsgold, von den ‘kleinen’ Brakteatenhorten mit einem oder zwei Brakteaten unterschied, die mit Zahlungsgold kombiniert sein konnten, meist jedoch ohne weitere Funde angetroffen wurden.358 Obwohl es sich bei beiden Horttypen um rituelle Niederlegungen handelte, interpretierte Hedeager die großen Brakteatenhorte zusammen mit Horten, die Hals- und Armringe enthielten, als Ausdruck eines offiziellen öffentlichen Opfers, die deswegen auch oft in unzugänglichen feuchten Terrain gemacht wurden, um ihre Bergung zu verhindern, die kleinen Brakteatenhorte dagegen als private Niederlegungen, die dem Besitzer den Gebrauch der Objekte in einem Leben nach dem Tod sichern sollten.359 Charlotte Fabech konzentrierte sich auf die Orte von Hortfunden in der völkerwanderungszeitlichen Kulturlandschaft mit Fallbeispielen aus Fünen, Schonen und Västergötland. Dabei beobachtete sie, dass die lange Tradition der großen gemeinschaftlichen Kriegsbeuteopfer in Feuchtgebieten und Gewässern gegen Ende des 6. Jahrhunderts abbrach, während um 400 im archäologischen Befund neue Ausdrucksformen ritueller Niederlegungen auftauchten. Brakteaten wurden seit dem 5. Jahrhundert in feuchten, wie auch trockenen Orten und Goldfolien vom 6. Jahrhundert an fast ausschließlich auf trockenem Land niedergelegt, zumeist in oder in der Nähe 356 357 358 359
Geißlinger 1967, S. 117. Hines 1989, S. 198. Hedeager 1991,1, S. 204 ff.; 1992, S. 56 ff. Hedeager 1991,1, S. 207 ff.; 1992, S. 76 f. Die Annahme, dass Horte in feuchtem Terrain unwiederbringlich waren und deswegen stets als rituelle Niederlegungen interpretiert werden können, haben jedoch Randsborg (2002) und Geißlinger (2004) mit Beispielen aus der jüngeren Vergangenheit kritisch kommentiert.
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bedeutender Siedlungen.360 Aus diesen archäologischen Beobachtungen zusammen mit der Interpretation schriftlicher Quellen und einschlägiger Ortsnamen schloss Fabech auf tiefgreifende soziale und religiöse Veränderungen im 5. und 6. Jahrhundert in Südskandinavien. An die Stelle frei zugänglicher Opferplätze regionaler Gemeinschaften in Feuchtgebieten und Gewässern traten Opferzeremonien, die unter der Kontrolle einer neuentstehenden Elite standen, die die politische Macht in den Zentralorten innehatte. Fabech verwies auf zeitgleiche Entwicklungen im christlichen Europa, wo zunehmend Könige und lokale Große mit der Gründung von Eigenkirchen den religiösen Kult kontrollierten.361 Auch Høilund Nielsen untersuchte die Zusammensetzung und Platzierung von Horten im Zusammenhang ihrer Analyse der Siedlungsentwicklung in der frühen und späten germanischen Eisenzeit Südskandinaviens. Sie fand markante regionale Unterschiede nicht nur in den Siedlungsstrukturen zwischen Nordjütland, Südjütland und den Inseln zusammen mit Schonen, sondern auch in den Niederlegungspraktiken der Brakteatenhorte in den drei Regionen. Während in Nordjütland Brakteaten in Feuchtgebieten niedergelegt wurden, konzentrierten sich Brakteatenhorte in Südjütland um die Gegend der Eisenproduktionstätten und nur auf den Inseln und in Schonen, wo Zentralorte gefunden worden sind, wurden Brakteaten in den Zentralorten und in einem weiten Kreis um sie herum auf trockenem Boden deponiert.362 Die Niederlegung zahlreicher Brakteatenhorte kann oft nicht exakter datiert werden als in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts. Aus zahlreichen Quellen der schriftlichen Überlieferung ist bekannt, dass im Jahr 536 ein katastrophales Ereignis stattgefunden hat, das zur Verdunkelung der Sonne, ungewöhlicher Kälte während der Sommermonate und Ernteausfällen geführt hatte. Dendrochronologische Befunde in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre bestätigen eine außergewöhnliche klimatische Situation für dieses und die folgenden Jahre. Auch wenn die Ursache für diese Beobachtungen ungeklärt ist, das veränderte Klima muss den damaligen Menschen Unheil verkündend und bedrohlich erschienen sein. Axboe hat die These vorgelegt, dass in Skandinavien die verdunkelte Sonne und die Kälte möglicherweise mit Vorstellungen des Ragnarök, wie sie allerdings erst in der Wikingerzeit schriftlich fixiert wurden, verbunden wurden. Da Opfer der Weg war, auf dem die Menschen mit den göttlichen Mächten in Verbin360 361 362
Fabech 1991; 1994,1; Müller-Wille 1999,1, S. 63, 72. Kritisch dazu Hedeager 1999,1, S. 233 ff. Fabech 1994,1, S. 174 ff.; 1999,2, S. 469 ff.; Näsman 1998,2, S. 113; siehe den Beitrag von v. Padberg in diesem Bd. S. 603–634. Høilund Nielsen 2005, S. 266 ff.
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dung traten, erwog er die Möglichkeit, dass sie in dieser beunruhigenden Lage mit erhöhter Opfertätigkeit reagierten. Auch wenn es nicht möglich ist, die Horte auf die Jahre 536/37 zu datieren, so erlaubt es diese These doch die große Zahl der Hortfunde aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in einen möglichen historischen Zusammenhang zu stellen.363
17. Funktionen der Brakteaten Hedeager sah eine enge Verbindung der rituellen Horte mit den Prinzipien des Geschenkeaustausches, die Geber und Empfänger in völkerwanderungszeitlichen Gesellschaften in klar definierten Rollen einander verpflichteten.364 Mit den niedergelegten Gaben sollten die Götter, wie menschliche Empfänger, verpflichtet werden, die Geber zu unterstützen und ihre Geschenke entsprechend zu vergelten. Beim Gabenaustausch in der Völkerwanderungszeit spielten Gold und Goldobjekte eine zentrale Rolle. Außer als Göttergaben wurden Goldbrakteaten auch als Geschenke eines höher gestellten Anführers an seine Gefolgsleute interpretiert.365 Sie galten als Objekte mit besonderer politischer Bedeutung, die Freundschaft und Bündnisse besiegelten.366 Diese Deutung beruhte auf dem Verständnis der Funktion römischer Medaillons, die die römischen Kaiser an treue Gefolgsleute verliehen hatten, darunter auch barbarische Fürsten, meist im Zusammenhang mit kriegerischen Verdiensten. Die Medaillons gewährten besonderen Rang.367 Aus diesem Grund, so die These, galten Medaillons als begehrenswert und wurden zunächst imitiert und dann als Brakteaten neu konzipiert in vergleichbarer Weise verwendet. Römische Medaillons wurden im Barbaricum geöst und als Anhänger getragen.368 Das Bild des als Gott verehrten Kaisers galt als machtvoller Schutz. Deswegen wurden 363 364
365 366 367 368
Axboe 2001,1, S. 129 ff.; 2004,1, S. 266 ff.; 2007, S. 117 ff.; Høilund Nielsen 2005, S. 265, 279. Hedeager 1991,1, S. 208 f.; 1992, S. 77. In vergleichenden anthropologischen Forschungen konnte die Bedeutung von Geschenken und ihrer sozialen Rolle gezeigt werden, Mauss 1950; Gurevich 1968. Andrén 1991; Seebold 1992, S. 308 f.; Jørgensen 1995, S. 212; Axboe 2001,1, S. 123 ff. Andrén 1991, S. 252 ff. Andrén 1991, S. 245 f.; Anderson 1994, S. 31; Bursche 1999, S. 46 ff.; 2001, S. 95; Gaimster 2001, S. 148. Shetelig 1949, S. 47; Lamm 1994,1, S. 52 f.; Bursche 1996, S. 37, 40, 42 f.; 1999; 2001; Magnus 1997, S. 194.
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auch die Brakteaten mit ihren vom Kaiserbild inspirierten Bildern als wirkungsvolle Amulette angesehen.369 Auch wenn also die Funktion der Brakteaten im zeitgenössischen Horizont durchaus kontrovers interpretiert wurde, als Anhänger mit entweder primär religiösen oder aber primär politischen Zwecken, so war doch der Vergleich mit Rolle und Verständnis des römischen Vorbildes entscheidend. Das galt auch für die kleine Gruppe von Brakteaten, die in mehreren Gräbern auf Gotland stets in der Nähe des Kopfes gefunden worden waren. Auffallend war bei diesen gotländischen Brakteaten das Fehlen von Randdraht und Öse, zum Beispiel bei dem CBrakteaten aus dem reichen Grab von Barshaldershed/Gullbacken (IK 216).370 Ihre Funktion scheint auf römische Vorstellungen eines Charonspfennigs zurückzugehen.371
18. Brakteaten als Beispiele für römischen Einfluss im Norden Das Ausmaß des römischen Einflusses im Norden ist ein zentrales Thema in der skandinavischen Archäologie der römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit. Die friedlichen und kriegerischen Kontakte durch Handel, Diplomatie und Söldnerdienst in der römischen Armee wie auch durch Angriffe, Überfälle und Raubzüge und ihre direkten und indirekten Auswirkungen für die Gesellschaften Nordeuropas werden seit langem intensiv erforscht.372 Neben chronologischen und typologischen Studien, in denen römische Funde im skandinavischen Fundgut und die stilistische Abhängigkeit skandinavischer Objekte, Bilder und Ornamente von römischen Vorbildern untersucht werden, werden archäologische Befunde, Objekte und Bilder auch mit dem Ziel erkundet, die indirekten Auswirkungen Roms im Norden zu erforschen. Brakteaten gelten dabei als herausragende Beispiele um Auswirkungen Roms zu demonstrieren.373 Nicht nur waren sie eine ganz neue Objektgruppe, die direkt auf römische Vorbilder zurückging, sondern ihr Material, Ikonographie und Fundumstände erlaubten Einsichten in die tief greifenden Veränderungen in den skandinavischen Gesellschaften des 5. und 6. Jahrhunderts. Goldbrakteaten demonstrierten an369 370 371 372
373
Düwel 1988, S. 92 ff.; Gladigow 1992,2, S. 24. Lamm / Axboe 1989, S. 459 f., 466 f. Lamm / Axboe 1989, S. 469 ff.; Bemmann 2005, S. 15, 34 f. Shetelig 1949; Werner 1966; Lund Hansen 1987; Axboe / Kromann 1992, S. 271 ff.; Hedeager 1992, S. 156 ff.; Axboe 1995,1, S. 225 f.; Bursche 1996; Näsman 1998,2; Storgaard 2003. Näsman 1998,2, S. 104 f.
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schaulich, neben zahlreichen anderen Goldgegenständen, den enormen Goldreichtum dieser Jahrhunderte.374 Das glänzende Material trug, neben den Götterbildern und Runeninschriften, zu der schützenden Wirkung der Anhänger bei, wie ethnographische Parallelen zur prophylaktischen Rolle des Goldes zeigten.375 Das Gold, das aus Rom stammte,376 diente aber nicht nur dazu neuartige Schmuckgegenstände herzustellen, sondern hatte auch soziale Auswirkungen dank seines hohen symbolischen Stellenwerts als Zeichen von Macht und Status.377 Wie der Zugang zu seltenen römischen Luxusgütern mit hohem Prestigewert, die als Geschenke halfen Herrschaftspositionen zu sichern und auszubauen, so führte auch das Gold zu größerem Reichtum und der Ausdehnung von Herrschaftsbereichen lokaler Fürsten, aber auch zu größerer Konkurrenz und einer stärker differenzierten Gesellschaft.378 Archäologisch erkennbar wurden die neuen gesellschaftlichen Hierarchien etwa in der Beobachtung von neuen Formen der Siedlungskonzentration in den Zentralorten. Hier benutzten die neuen Eliten römische Ausdrucksformen, um ihre Macht zu demonstrieren. Näsman interpretierte die Goldbrakteaten als Beispiele, wie skandinavische Fürsten oder Kleinkönige in diesen Zentralorten römische Kaiserpropaganda nutzten, um sich als ebenbürtige Herrscher zu präsentieren.379 In den Brakteatenbildern spiegelten sich auch religiöse Neuerungen wider. Nicht nur die Tatsache, dass ein Gott mit anthropomorphen Zügen dargestellt werden konnte, sondern auch die Hervorhebung eines bestimmten Gottes, jedenfalls während der kurzen Zeit der Brakteatenherstellung, scheinen auf Impulse aus der römischen Welt zurückzugehen.380
374 375 376
377 378 379 380
Näsman 2001. Düwel 1988, S. 82 mit Anm. 57 und S. 98 mit Anm. 126; Gladigow 1992,2, S. 25 ff. Schon Montelius (1873–75, S. 83; 1906, S. 228) hatte Beute in siegreichen Kriegen gegen die Römer und römische Tributzahlungen an Goten und Hunnen als Quellen des Goldreichtums Skandinaviens in der Völkerwanderungszeit genannt. Fonnesbech-Sandberg 1991; Høilund Nielsen 2005, S. 270. Magnus 1997, S. 194. Näsman 1998,2, S. 105, 114. Hines 1997,2, S. 392.
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19. Karl Hauck und die Ikonologie der Goldbrakteaten Teil einer Forschungsgeschichte der Goldbrakteaten ist auch das Projekt des Ikonographischen Katalogs, dessen letzter Teil hier vorliegt. Seit den späten 60er Jahren erforschte der Münsteraner Historiker Karl Hauck die Goldbrakteaten und diskutierte seine Erkenntnisse und methodischen Überlegungen in zahlreichen Publikationen, deren Ziele die ikonographische und ikonologische Analyse der Brakteatenbilder und die Erforschung ihrer Rolle im zeitgenössischen Kontext waren.381 Aus dieser Zielsetzung ergab sich die Notwendigkeit eines ikonographischen Katalogs der Brakteaten, in dem nicht nur jeder einzelne Brakteat in vergrößerter Photographie und Zeichnung abgebildet, sondern auch im Detail und nach systematischen Kriterien beschrieben wurde. Im Jahre 1970 initiierte Hauck zunächst und leitete dann im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 7 der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der am Institut für Frühmittelalterforschung der Universität Münster angesiedelt war, die Vorarbeiten und die Erstellung des Katalogs.382 Das Team, das den Katalog erarbeitete, bestand aus Historikern, Archäologen und Philologen. Dabei führte die disziplinäre Vielfalt der Teammitglieder zu intensiven Debatten, bei denen es immer wieder darum ging, die methodischen und theoretischen Unterschiede in den einzelnen Fachtraditionen zu erklären und möglichst zu überbrücken. Als Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit kann die gemeinsame Auswertung von Ikonologie und Inschriften auf den Brakteaten gelten. Die traditionellen Analysen in den einzelnen Disziplinen, vor allem der frühgeschichtlichen Archäologie und der Runologie erlaubten es nicht eine Gesamtdeutung der Brakteaten zu erreichen.383 Erst eine Synthese der in den runologischen und den ikonologischen Forschungen erzielten Ergebnisse führte zu neuen Einsichten.384 Jedoch blieben Haucks Ergebnisse nicht unwidersprochen. Vertreter verschiedener Disziplinen äußerten immer wieder grundsätzliche Kritik an seiner interdisziplinären Vorgehensweise und Interpretation.385 Die Auseinandersetzung mit seinen Thesen stellte stets eine
381 382 383 384 385
Siehe besonders Hauck 1970 und die Studien „Zur Ikonologie der Goldbrakteaten, I–LXIV“ 1972–2003. Hauck 1985,2, S. 59 f.; IK 1, 1 Einleitung, S. 12 ff., 23 ff. zu den Editionskriterien; 1988,1, S. 19 ff. Beck 2001, S. 59. Heizmann 1987; 2001; Hauck 1998,3, S. 38 ff.; Beck 2001; Beck / Hauck 2002; siehe die Beiträge von Heizmann, Beck, Hauck in diesem Band. Aus literaturhistorischer Sicht beurteilte Starkey (1999) Haucks Ergebnisse kritisch, weil der Mangel an schriftlichen und namenkundlichen Quellen, die auf völ-
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Herausforderung dar, da er nicht nur Quellen ganz unterschiedlicher Natur in seinen Analysen benutzte, sondern auch deren Interpretationen in ganz verschiedenen Disziplinen kritisch rezipierte. Hauck verstand seine Studien zur Brakteatenikonologie stets als Versuche, sich einer überzeugenden Deutung der Brakteatenbilder anzunähern, die in weiteren Diskussionen bestätigt, revidiert oder verworfen werden konnten.386 In diesem langen Prozess, der in der Serie der Einzelstudien „Zur Ikonologie der Goldbrakteaten“ dokumentiert ist, die zunächst die Vorbereitung des Ikonographischen Katalogs begleiteten und dann der Veröffentlichung der ersten sieben Bände (1985–1989) folgten, entwickelte und erprobte Hauck Forschungsmethoden zur Interpretation völkerwanderungszeitlicher Bilder in Nordeuropa.387 Wichtig waren zunächst die Erfahrungen in der Erforschung von Realien, die Hauck in den frühen 50er Jahren als Mitarbeiter an Percy Ernst Schramms Projekt ‘Herrschaftszeichen und Staatssymbolik’, für seine späteren Studien von Bildzeugnissen gewonnen hatte.388 Ikonologie, wie sie zuerst Aby Warburg als kunsthistorische Methode zur Deutung von heute unverständlichen Gemälden aus der Renaissance entworfen hatte, und die dann durch Mitarbeiter und Schüler Warburgs weiterentwickelt worden war, bot wesentliche Anregungen für das Studium der enigmatischen Bilder der Völkerwanderungszeit.389 Das systematische und schrittweise Vorgehen des in der Tradition Warburgs
386
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kerwanderungszeitliche Odinsverehrung hinwiesen, es eher unwahrscheinlich machte, dass der Hauptgott der Brakteaten Odin sei. Sie hielt es dagegen für wahrscheinlicher, dass weder die anthropomorphen noch die zoomorphen Darstellungen spezifische benennbare Götter und Tiere waren, sondern symbolische Handlungen und Szenen zeigten, die für die zeitgenössischen Betrachter verschiedene Deutungen erlaubten. Als Religionswissenschaftler äußerte Polomé 1994 Zweifel an den Interpretationen Haucks, da die Auslegungen der entscheidenden mythologischen Texte keineswegs unproblematisch seien und deswegen nicht überzeugend mit den Brakteatenbildern im Einklang stünden. Aus künstlerischer Perspektive wiederum hielt Wicker (2003, S. 536) die Interpretation der C-Brakteaten als Szenen der Heilung von Balders verletztem Pferd durch Odin mit Hilfe seines Atems für unwahrscheinlich. Wichtige Details für diese Interpretation erklärte sie mit technischen Entscheidungen der Goldschmiede die runden Bildflächen mit ihrem begrenzten Spielraum mit einer ansprechenden Darstellung auszufüllen. Fußnoten wie etwa Hauck 1984,1, S. 6 Anm. 42: „Das ist in den älteren Arbeiten und so auch bei Hauck […] noch nicht verstanden worden“, finden sich immer wieder in den Studien. In IK 1,1 Einleitung, S. 7 spricht Hauck davon, auf diese Weise die „Periode der ‘Kinderkrankheiten’ der neuen Einsichten“ abzuschließen. Hauck 1978, S. 362 f.; 1983,1, S. 511 ff.; 1986,1; 1988,1, S. 17 ff.; 1993,2, S. 460 ff.; Heizmann 2007, S. 17 ff. Hauck 1988,1, S. 17; IK 1,1 Einleitung, S. 7. Hauck 1986,1, S. 273 ff.; Fleckenstein 1988, S. 9 ff.
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stehenden italienischen Kunsthistorikers Salvatore Settis in seiner ikonologischen Analyse von Giorgiones Gemälde ‘Gewitter’ diente Hauck als Modell für das Studium der Brakteaten.390 Das Fehlen zeitgleicher Texte im Norden, die die Bedeutung der Brakteaten erhellen können, überwand Hauck, indem er methodische Wege aufzeigte, um wahrscheinlich zu machen, dass auch Jahrhunderte später aufgezeichnete Texte und Namen für die Brakteatenzeit relevante Traditionen und Mythen enthielten, die die mündliche Überlieferung bewahrt hatte.391 Auch spiegelten zeitgenössische Texte, selbst wenn sie nicht aus dem Norden stammten, Vorstellungen des ‘Zeitgeistes’ wider, die auch an den Rand der spätantiken Welt gelangt waren und religiöses und magisches Denken erhellen konnten.392 Die vergleichende Analyse mit Bilddenkmälern der römischen Welt zeigte zum einen mögliche Vorbilder für die Brakteatenikonographie, und zum anderen analoge Abbildungen. Beides erleichterte die Interpretation der Darstellungen im Norden, da Bilder und ihre Aussagen im römischen Kontext besser verstanden werden konnten.393 Doch ging es Hauck nie darum eine „systematische typengeschichtliche und ikonographische Analyse jener Brakteatenbildtypen im Vergleich zu antiken Bildschemata“ zu erstellen, er konzentrierte sich stets auf die Interpretation einzelner Bildformeln und bedeutungsvoller Einzelheiten um auf diese Weise zu einer inhaltlichen Deutung zu gelangen.394 Auch die Diskussion nordischer Bilddenkmäler, insbesondere die große Gruppe der Goldfolien und ihrer signifikanten Details und Bildformeln trug zur Deutung der Brakteaten bei.395 Eine entscheidende Einsicht, die bei der Lesung der kleinformatigen Bilder half, war das Verständnis der Kürzungstechnik, mit deren Hilfe die Bildaussagen formelhaft vermittelt werden konnten.396 Beispielhaft veranschaulicht sei das experimentelle Vorgehen in Haucks Forschungen mit dem Wandel im konzeptionellen Verständnis des Gottes Odin, wie er nach seiner Interpretation auf den Brakteaten dargestellt wurde. Bereits in seiner ersten großen Brakteatenstudie Goldbrakteaten aus 390 391 392 393 394 395 396
Settis 1982; Hauck 1986,1, S. 276 ff. Hauck 1992,3, S. 118; 1993,2, S. 461 ff.; 1998,2, S. 303 ff.; 1998,3, S. 38 ff. Hauck 1988,1, S. 20; Düwel 1988, S. 101 ff. Beispiele für Interpretation römischer Vorbilder und Analogien in Hauck 1981,1, S. 174 ff.; 1987,2, S. 173. Haussherr 1971, S. 254. Beispiele in Hauck 1992,1, S. 517 ff.; 1994,2, S. 208 ff., 245 ff.; Lamm 2004, S. 121 ff. Beispiele für die Analyse der Kürzungstechnik in Hauck 1998,3, S. 38 ff.; Lamm et al. 2002, S. 34 ff.
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Sievern 1970 argumentierte Hauck, dass es sich bei den Brakteaten um Amulette mit Darstellungen von Heilstaten des „göttlichen Zaubermeisters“ Odin handelte, der das Pferd des jungen Gottes Balder nach dessen Sturz und Verletzung heilte, wie es im zweiten Merseburger Zauberspruch beschrieben worden war.397 Erkenntnisse der Veterinärmedizin erlaubten es Hauck die Verletzung des Tieres auf den C-Brakteatenbildern zu identifizieren und die Verknüpfung zwischen Haupt und Tier mit Heilverfahren, wie sie aus einschlägigen veterinärmedizinischen Texten des 4. Jahrhunderts bekannt sind, insbesondere der subkutanen Luftinsufflation, in Verbindung zu bringen.398 Das Unheil, das der Sturz des Pferdes ankündigte, konnte jedoch trotz der göttlichen Heilung nicht verhindert werden, wie die thematisch eng mit den Brakteaten der Pferdeheilung verbundenen sogenannten Drei-Götter-Brakteaten zeigten, auf denen Balder, Odin und Loki beim Schießspiel während des Götterthings dargestellt waren. Auf zwei verschiedenen Modeln der Drei-Götter-Brakteaten wurde Balder mit einem langen Objekt im Leib gezeigt, der den tödlichen Mistelzweig darstellte, zum einen auf dem seeländischen Brakteaten aus Fakse (IK 51,1) und zum anderen auf den drei modelidentischen Brakteaten aus Fuglsang/ Sorte Muld, Bornholm (IK 595).399 Hauck verglich Odins Rolle als Arzt, dessen „wirkungsmächtige Gebärden“ und heilende Machttaten die Brakteatenbilder zu Heilsbildern machten mit zeitgenössischen Zeugnissen des soter Asklepius und des medicus salvator Christus. In allen drei Religionen mit ihren religiösen Heilstraditionen identifizierte Hauck das „wiederkehrende Leitmotiv der heilungsmächtigen Hand“.400 Die verschiedenen Kuren, die auf den C-Brakteaten abgebildet waren, dienten der Rettung und Regeneration des Pferdes. Dazu gehörte auch, wie Heizmann zeigen konnte, die auf mehreren Brakteaten in Runeninschriften genannte Pflanze laukaȊ, ‘Lauch’, die in der altnordischen Literatur als Heilpflanze vielfach belegt ist.401 Die Bilder von Balders drohendem Tod beinhalteten somit zugleich die Verheißung seiner Wiederkehr in der erneuerten Welt dank der göttlichen Heilungsmacht Odins.402 Hauck charakterisierte Odin jedoch 397 398 399
400 401 402
Hauck 1970, S. 176 ff.; 1983,1, S. 518 ff. Hauck 1977,2; 1978, S. 385 ff. Hauck 1970, S. 182 ff.; Beck / Hauck 2002, S. 72 ff. Bremmer (1989, S. 44) wies darauf hin, dass Mistelzweig auch als poetische Umschreibung oder Name eines Schwertes verwendet werden konnte. Hauck 1980,1, S. 39, 41; 1983,1, S. 519. Heizmann 1987; Behr / Heizmann 2005, S. 471 f.; Hines 1997,2, S. 392. Hauck 1993,1, S. 412; 1994,1, S. 80. Siehe den Beitrag von v. Padberg in diesem Bd. S. 603–634.
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nicht nur als „göttlichen Tierarzt“, sondern auch als Schamanen, gekennzeichnet auf den Brakteaten mit „Ekstase-Chiffren“ in Gestik, Atempfeil und begleitendem Vogel, den er als einen gefiederten Hilfsgeist identifizierte.403 Entscheidend für diese Beschreibung als zum Gestaltentausch fähigen Schamanen waren etwa das Avers der Medaillon-Imitation aus Tunalund (IK 193), auf dessen Darstellung „aus der Vogelhülle sich die Menschengestalt mit ihrem Antlitz erhebt“.404 Auf dem F-Brakteaten aus Market Overton (IK 123) war an Stelle des Hauptes ein Vogel in Seitenansicht, denn es musste „zu den Wesenszügen des Gottes, der als ekstatischer Tierarzt auftritt, gehören, dass er schamanenhaft seine Gestalt wechseln kann“.405 Auch die zahlreichen Brakteaten, auf denen das Haupt mit einer „Kappe mit Vogel-Protome“ gezeigt wurde, wiesen auf die gleiche Fähigkeit hin. Die Darstellung auf dem B-Brakteat aus Obermöllern (IK 132) trug den Aspekt des „Schamanentanzes“ zur Diskussion bei.406 Hauck fügte hier der Diskussion um schamanistische Elemente in der germanischen Religion, wie sie bereits seit dem 19. Jahrhundert geführt wurde, eine neue Dimension hinzu, indem er den bekannten schriftlichen Quellen bildliche Zeugnisse zur Seite stellte. In dieser kontroversen Debatte war gerade Odin vielfach als Schamane beschrieben worden.407 Haucks neue Interpretationen der Brakteatenbilder als Darstellungen göttlicher Pferdeheilungen durch Odin in Begleitung eines gefiederten Hilfsgeistes und als Bilder seines Gestaltenwandels entsprachen in mehrfacher Hinsicht der anerkannten Definition eines Schamanen, wie er aus zahlreichen Kulturen bekannt war, als einer, der in Ekstase Seelenreisen unternimmt, die einen Gestaltenwandel mit sich bringen konnten, als einen Medizinmann und einer, der Kontakt mit tierischen Hilfsgeistern hatte.408 In darauffolgenden Jahren entwickelte Hauck diese Ideen mit neuen Beweisgängen weiter. In seiner ikonologischen Studie XIII Die Nordversion des Jonasmotivs und ihre geschichtliche Bedeutung argumentierte Hauck, dass die Untierdarstellungen der D-Brakteaten in den gleichen thematischen Zusammenhang wie die Heilungsbilder der C-Brakteaten gehörten. Nach seiner Interpretation wurde das Untier der D-Brakteaten bereits auf mehreren A-, B- und C403 404 405 406 407 408
Hauck 1970, S. 174 f. Hauck 1970, S. 173. Hauck 1970, S. 173. Hauck 1970, S. 318; 1988,1, S. 28. Eliade 1964, S. 379–387; Buchholz 1968, S. 75 ff.; Polomé 1992; Hedeager 1997; 2005, S. 236 ff.; Schjødt 2001; 2004, S. 594 ff.; Hultgård 2007, S. 777 f. Die systematische Beschreibung der Charakteristika eines Schamanen bei Vajda 1964 beeinflusste Haucks Interpretationen.
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Brakteaten im Kampf mit dem Gott abgebildet.409 Auf den D-Brakteaten, auf denen häufig ein menschliches Bein und Ohr, öfters direkt neben dem weit geöffneten Maul des Untieres, abgebildet waren, handelte es sich um die Zerstückelung und Verschlingung des Gottes durch Midgard, die Weltschlange. Zerstückelung und Verschlingung waren Elemente der schamanistischen Initiation, die „im Traum oder auf der Schamanenreise“ als „Durchgänge durch die Todeszone“ erlebt wurden und besondere Kräfte verliehen, die der Initiation eines Medizinmannes oder Zauberarztes entsprachen. Demnach wurde Odin auch auf den D-Brakteaten als „heilungsmächtiger Retter“ gerühmt.410 In der ikonologischen Studie XXI Überregionale Sakralorte und die vorchristliche Ikonographie der Seegermanen, 1981 führte er in seiner Interpretation der B-Brakteaten aus Allesø, Bolbro und Vedby (IK 13,1–3), Bifrons (IK 23), Galsted (IK 61) und Ulvsunda (IK 195) das Thema der Schamaneninitiation fort, indem er die Beinhaltungen des dargestellten Gottes als „Selbstregeneration in göttlicher Ekstase“ deutete. Die Armgebärden wiesen auf Schwurgebärden und Gesten zur Anrufung der Geister hin.411 Balders drohendes Unheil war auch das Thema des ungewöhnlichen B-Brakteaten aus Års (IK 6), auf dem Balder mit einem Pfeil am Nacken gezeigt wurde, zusammen mit Odin, der hier nicht nur einmal in menschlicher Gestalt, sondern ein zweites Mal in Gestalt eines Vogels abgebildet wurde, wie es ihm „seine Fähigkeit zum schamanistischen Gestaltentausch ermöglicht[e]“. 412 In „gefiederter Gestalt“ vermochte er „als Totengott in andere Weltregionen“ vorzudringen. 1984 argumentiert Hauck dann, dass diese doppelte Darstellung Odins als göttlicher Schamane auch auf mehreren Drei-Götter-Brakteaten zu finden war, etwa auf dem westjütländischen Brakteaten aus Skovsborg (IK 165), auf dem der […] schamanenhafte Gestaltentausch[s] in der doppelten Abbildung Wodans einerseits als Speergott, also als Mars des Nordens und Heer-Ase, und andererseits als Raubvogel, dem die Rolle des Totenbegleiters zusteht […],
gepriesen wurde.413 Zur gleichen Zeit untersuchte Düwel die Namen in den Runeninschriften der Brakteaten, die auf Vögel wiesen, daraufhin, inwiefern „bei den Vogelnamen die Vorstellung des Gestaltenwechsels das na409 410 411 412 413
Etwa auf IK 191 Tulstrup-C, IK 136 Øvre Tøyen oder IK 74 Heide-B, Hauck 1977,1, S. 165 ff.; 1978, S. 371, 375 f. Hauck 1977,1, S. 179 f. Hauck 1981,2, S. 221 f. Hauck 1983,1, S. 520 f.; 1988,1, S. 28 dagegen kennzeichnete der Vogel als gefiederter Begleiter den Gott als Schamanen. Hauck 1984,1, S. 6.
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mensgebende Movens war“.414 Als weiteres Beispiel für Odins Gestaltentausch führte Hauck die Brakteatenfibel aus Daxlanden an, deren Motiv eine Metamorphose war, denn sie vereinigte Elemente einer menschlichen und einer vogelhaften Gestalt.415 Doch wurde auf den Brakteatenbildern Odin nicht nur in seiner Rolle als „heilungs- und schöpfungsmächtiger Arzt“ sondern auch in „seiner Marsrolle“ gezeigt. Entscheidend für diese Identifizierung war der Speer, wie etwa auf dem C-Brakteaten aus Kitnæs (IK 92), auf dem der Gott durch die Begleitung des Vogels einerseits in seiner Arztrolle, andererseits aber auch als „Kriegsherr und Reiter“ gezeigt wurde.416 Der Brakteat aus Sylten auf Bornholm (IK 570), dem bislang einzigen Halbfabrikat in der Serie der Brakteatenfunde, bestätigte diese Beobachtungen der Kriegsgott-Elemente des dargestellten Gottes.417 Dieser spezielle Aspekt des Götterfürsten in der Nachfolge des antiken Marsbildes wurde wiederum veranschaulicht durch das Speer-Beizeichen auf Sylten-C unter dem Leib des Vierbeiners.418 1988 führte Hauck auf Grund der Interpretation des C-Brakteaten aus Tjurkö (IK 184) die Beschreibung des „Götterfürsten“ dahingehend weiter, dass er ihn in der Rolle des „Schamanen als visionäre(n) Vermittler des Wissens von Göttern und Geistern“ verstand.419 Hauck erwog hier auch die Möglichkeit, dass dieser Schamane auf den Brakteatenbildern „vorbildgebend“ war für „irdische Schamanen als Multiplikatoren des Wissens von den Göttern und dämonischen Wesen“.420 Demnach war „der Götterfürst […] in seiner Priester- und Heilerrolle das Urbild der irdischen Schamanen, ja auch der völkerwanderungszeitlichen Sakralkönige“.421 Auf dem Bad Homburger Kolloquium 1988 Der historische Horizont der Götterbild-Amulette aus der Übergangsepoche von der Spätantike zum Frühmittelalter setzte sich Edgar Polomé kritisch mit der Frage auseinander, ob schamanistische Aspekte in der literarischen Überlieferung zur germanischen Religion, insbesondere in der Gestalt des Gottes Odin, nachweisbar seien.422 Er argumentierte, dass keines der oft diskutierten Beispiele aus der skaldischen und eddischen Literatur zwingend als scha414 415 416 417 418 419 420 421 422
Düwel 1984,1, S. 323. Hauck 1984,1, S. 7; 1986,1, S. 280. Hauck 1981,1, S. 196; 1986,1, S. 280. Hauck / Axboe 1990, S. 82; Hauck 1993,2, S. 442 ff. Hauck 1993,2, S. 447 ff. Hauck 1988,2, S. 83 ff. Hauck 1988,2, S. 81 ff. Hauck 1988,2, S. 84; Pesch 2004,2; 2005,1. Polomé 1992.
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manistisch interpretiert werden könne. Dabei schloss Polomé jedoch die Möglichkeit nicht aus, dass in der Zeit der Brakteaten schamanistische Züge in der Religion existierten und auf den Bildern dargestellt worden seien, die dann aber in der erst später fassbaren literarischen Tradition verschwunden seien.423 Diese kritische Haltung zum Nachweis von Schamanismus in der germanischen Religion und im besonderen für die Beschreibung Odins als Schamane griff Hauck in seinem Schlusswort auf, als er im Zusammenhang der Diskussion um die „Organisatoren des Kultes“ und ihrer „Priesterorte“ betonte, dass „die Benützung der kulturübergreifenden Ersatzbezeichnung ‘Schamane’ für solche Funktionsträger überflüssig“ sei, es gelte dagegen schamanistische Züge der germanischen Religion genauer zu beschreiben, wie sie Christian Scharfetter auf der gleichen Tagung aus ethnologischer Sicht erklärt hatte.424 Scharfetter hatte als wichtigste Funktion des Schamanen in verschiedenen Kulturen dessen Heilungskräfte hervorgehoben.425 In seinem Tagungsbeitrag hob Hauck Odins Rolle einerseits als Visionär hervor, der „Balders Rückkehr ins Leben in der einst erneuerten Welt“ verhieß426 und andererseits als Opferherrn, der „Balder […] in die Anderwelt“ sandte.427 Demnach handelte es sich bei den Drei-GötterBrakteaten um visuelle Darstellungen einer normativen Opfermythe mit Balder als dem sich selbstopfernden Gott, Loki als Opferdiener und Odin als Opferherrn.428 Diese Rolle als Opferherr und göttlicher Arzt in der 423 424
425 426 427 428
Polomé 1992, S. 417. Hauck 1992,2, S. 581 f. Obwohl Hauck in seinen jüngeren Studien Odin nicht mehr als Schamanen beschrieben hatte, blieb seine These einflussreich, siehe etwa Kristoffersen (1995, S. 13), Gaimster (1998, S. 16 f., 43, 60), Wicker (2003, S. 533). Hedeager (1999,2, S. 153; 2005, S. 237 f.) argumentierte, dass das Thema der C-Brakteaten die Seelenreise des Schamanen, wahrscheinlich Odins, zu einer anderen Welt war; er wurde begleitet von seinen Hilfsgeistern, einem vierbeinigen, oft gehörnten Tier, einem Vogel, manchmal einer Schlange. Auch Pernille Sørensen (1999, S. 125, 218) bezog sich auf Haucks These, als sie die Möglichkeit erwog, dass das Tier auf den D-Brakteaten nicht etwa ein bezwungenes Monster war, sondern der Gott selbst in Tiergestalt. Simek (2003, S. 69) verglich die „Fabeltiere“ der D-Brakteaten mit Tieren, über die man Zugang zu Wissen aus einer anderen Welt erlangte, so wie „der Schamane mittels seiner Verschlingung durch ein Ungeheuer Heilkunde oder Wissen überhaupt erwirbt“. Heizmann (2007, S. 40) hält die „Deutungsperspektive, derzufolge Wodans/Óðins zauberkräftige Heilkunst und seine Regenerationsmacht in schamanistischen Vorstellungen wurzelt […] für […] in Anbetracht der deutlichen Affinitäten zwischen nordgermanischer und finnisch-lappischer Religion nach wie vor diskussionswürdig.“ Scharfetter 1992, S. 423 ff. Hauck 1992,1, S. 472. Hauck 1992,1, S. 494. Hauck 1992,1, S. 476 ff.
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Baldermythe stand auch weiterhin im Vordergrund der ikonologischen Analysen Haucks.429 Ein weiteres entscheidendes Element war der Kampf des Gottes mit den Todesdämonen und deren Bezwingung, wie er in mehreren Varianten dargestellt wurde, etwa auf dem B-Brakteaten aus Söderby (IK 176) oder dem C-Brakteaten aus Tulstrup (IK 191).430 Wichtig für das Verständnis des stets abgekürzt dargestellten Motivs der Pferdeheilung als Verheißung auf Balders Wiederkehr, waren mehrere „Sinn-stiftende Bildelemente“,431 die den Zauberfürsten charakterisierten. Im Detail diskutierte Hauck die verschiedenen ikonographischen Varianten zusammen mit relevanten Texten von Odins Herrschaftszeichen in der Diademnachfolge; sein[em] schöpfungs- und heilungsmächtiger Atem; sein[em] Nahverhältnis zu seinem Vogelgeleit, dessen Sprache er kennt; [der] Schutz- und Segenskraft seiner heilenden Hand wie auch seines Fußes; [dem] seiner Zaubermacht anvertraute[n] Pferd des jungen Gottes in lebensgefährlicher Daseinsnot.432
Doch nicht nur ikonographische Details, sondern auch Runeninschriften mit Selbstnennungen Odins, Ereignisnamen und Heilwortformeln kennzeichneten auf den Brakteaten den Gott und seine mythischen Taten, wie Hauck etwa an den Brakteaten aus den beiden Hortfunden von Darum und Skonager in Westjütland exemplarisch demonstrierte.433 Thematisch eng verbunden waren die Bilder, die „das Ritual der Steigerung der göttlichen Weisheit zu todüberwindender Macht“ zeigten.434 Auf den B-Brakteaten aus Lellinge Kohave (IK 105) und Penzlin (IK 141) wurde die „schmerzende Verletzung des Daumens als Chance, besondere Fähigkeiten zu erwerben“ thematisiert.435 Odin „als Gott der rauschhaften Dichtkunst und 429 430
431 432 433 434 435
Beck / Hauck 2002, S. 70. Hauck 1992,4, S. 244 ff.; 2001,1, S. 95; Lamm et al. 2002, S. 26 ff. Heizmann (2007, S. 39) wies auf die wichtige Rolle der Tiere und ihrer Unterstützung im Kampf des Gottes gegen „lebensbedrohende Elemente des Chaos und des Todes“ auf den Brakteatenbildern hin. Hauck 1993,1, S. 413. Hauck 1993,1, S. 413. Hauck 2001,3, S. 99 ff. Hauck 1992,4, S. 246; 1993,2, S.458; Beck / Hauck 2002, S. 82. Hauck 1992,4, S. 246; 1992,1, S. 544 f. Das Thema ist auch von anderen Bilddenkmälern bekannt, Davidson 1989. Kent O. Laursen diskutierte die Arm- und Handgesten mit dem abgespreizten Daumen auf den formularverwandten BBrakteaten aus Allesø, Nebenstedt I und II und Darum (IK 13, IK 128, IK 129,1 und IK 129,2) als Zeichen übernatürlichen Weisheitsgewinns. Schwer nachvollziehbar ist jedoch sein Versuch die Gesten, Haltungen und Nacktheit der anthro-
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anderer geistgeprägter Künste“ war das Urbild für die „Traditionsträger“, die die Mythen des Gottes aus mündlicher Überlieferung kannten und in formelhafte Bildchiffren und Runeninschriften auf den Brakteaten umsetzten.436 Aus diesem Verständnis der Rolle Odins in der Brakteatenikonologie schloss Hauck auf die „Repräsentanten der irdischen Führungsschicht [als] Teilhaber des Götterwissens“.437 Balders Opfertod mit Odin als Opferherrn wurde so zum ursprünglichen legitimierenden Ritual der völkerwanderungszeitlichen Aristokraten. Es liegt in der Natur der Sache, dass eine Forschungsgeschichte keinen Abschluss hat. Die Diskussionen über die Menschen, die Brakteaten machten, trugen oder niederlegten, ihre Umwelt und ihre Sicht auf die Welt werden weitergehen. Die hohe Zahl der Neufunde seit dem Erscheinen der Katalog-Bände, die hier in den Nachträgen verzeichnet sind, demonstriert anschaulich, wie einerseits existierende Hypothesen immer wieder bestätigt werden können, andererseits aber auch neue Erklärungsmodelle notwendig werden, um bisher unbekannte ikonographische und archäologische Beobachtungen zu verstehen. Das reiche Material, das die nunmehr über 1 000 Brakteaten für unser Verständnis religiöser, sozialer und politischer Entwicklungen während der Völkerwanderungszeit Nordeuropas bieten, wird auch weiterhin eine wichtige Rolle in der archäologischen, historischen, kunsthistorischen, religionswissenschaftlichen und runologischen Forschung spielen. Gleichzeitig werden neue Ideen, Methoden und Theorien in den relevanten Disziplinen Erkenntnisinteresse und Forschungsfragen in der Brakteatenforschung bestimmen.
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pomorphen Figuren auf diesen Brakteaten zum einen mit der wikingerzeitlichen Beschreibung Ibn Fadlans der Riten während eines Fürstenbegräbnisses und zum anderen mit der zeitgenössischen Beschreibung der Handlungen während der sogenannten Chrenecruda aus der Lex Salica (§58) zu vergleichen und daraus zu schließen, dass auf den Brakteaten eine Szene dargestellt sei, wie göttliches Wissen auf einen neuen Herrscher übertragen wurde (2006, S. 186 ff.). Hauck 1998,3, S. 37. Hauck 1994,1, S. 79f.
Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde RGA-E-Band 40 – Seiten 231–277 © De Gruyter 2011 • Berlin • New York
Netzwerk der Zentralplätze Elitenkontakte und Zusammenarbeit frühmittelalterlicher Reichtumszentren im Spiegel der Goldbrakteaten ALEXANDRA PESCH Die Identifizierung und Erforschung der völkerwanderungszeitlichen Zentralplätze bzw. Reichtumszentren1 hat in den letzten Jahrzehnten zu weitreichenden neuen Erkenntnissen bezüglich der Wirtschafts- und Administrationsstruktur des frühmittelalterlichen Nordens geführt. Gudme/ Lundeborg und Sorte Muld in Dänemark, Uppåkra in Schweden oder Sievern in Norddeutschland gehören zu den bekanntesten Beispielen (vgl. Abb. 4). Als überregionale Handelsplätze, Handwerkszentren, Militärstationen und Wohnsitze der Eliten2 spielten diese multifunktionalen Orte für jeweils ein größeres Umland bereits dieselbe Rolle wie später die Städte. Goldbrakteatenfunde gelten als wesentliche Indikatoren für die Lokalisierung solcher Zentralorte. Gleichzeitig sind die Zentralorte für die Entstehung und Verbreitung der Brakteaten von grundlegender Bedeutung. So stehen Brakteaten- und Zentralplatzforschung in einem engen Zusammenhang. Als Bildträger mit Darstellungen, die motivisch und stilistisch standardisiert sind und in weiten Teilen der Germania einheitlich auftreten, ermög1
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Allgemein zu den Zentren vgl. Myhre 1987, S. 182–187; Lund Hansen 1988,1; 2001; Callmer 1991, S. 30 ff.; 2001; Brink 1996, besonders S. 236 ff.; Lundqvist 1996,1, S. 6 ff.; Birgitta Hårdh / Larsson (Hgg.) 1998; Helgesson 1998; 2002, besonders S. 18, 22, 31 f., 212; Fabech 1999,1, S. 42 ff.; Fabech 1999,2, S. 455–460, 469 ff.; Steuer 1999,2; Näsman 2000; Jørgensen 2001; Hårdh (Hg.) 2002; Pestell / Ulmschneider (Hgg.) 2003; Müller-Wille 2004; Andersson 2007; Nakoinz 2009. Zum inhaltlich nicht streng definierten Sammelbegriff „Zentralplatz“ für unterschiedliche Arten von aus ihrem Umfeld herausragender Orte vgl. den Tagungsband Jöns et al. (Hgg.) 2010, genauere Beschreibung unten; zum Begriff „Reichtumszentrum“ besonders Steuer 2007 und 2003,1. Der Terminus „Eliten“ soll gegenüber von „Adel“, „Häuptlings-“ oder „Fürstengeschlecht“ neutralere Konnotation haben, vgl. Steuer 1999,2, S. 291 f.
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lichen Brakteaten exemplarisch die Beleuchtung der komplizierten Vorgänge, die zur Konzeption und Verbreitung von Bildern vollzogen werden mußten. Damit werfen Brakteaten ein Licht auf die Rolle einzelner Zentralplätze im Zusammenspiel der gesellschaftlichen Kräfte innerhalb der gesamten nördlichen Germania. Aus diesen Ergebnissen lassen sich wiederum wichtige Folgerungen auf die Kontakte der Menschen derjenigen Orten ziehen, in denen sie hergestellt und getragen worden sind, wie auch auf deren gemeinsame ideologische Weltanschauung und politische Gemeinsamkeiten. Darüber hinaus geben die Goldbrakteaten Einblicke in religiöse Vorstellungen ihrer Zeit und in die Legitimation der damaligen Eliten, die in den Zentralorten ansässig waren. Bildträger3 sind in besonderer Weise geeignet, kulturelle bzw. religiös-politische Strukturen zu rekonstruieren, wenn diese nicht durch Schriftquellen überliefert werden. So ist die Erforschung der Entstehung und Genese der germanischen Tierornamentik,4 deren Stil I auf den Brakteaten einen wichtigen Niederschlag gefunden hat, als eine wesentliche Basis für Erkenntnisse über die kulturellen Eigenarten in der Germania immer deutlicher in den Blickpunkt der Forschung gerückt.
1. Lokalisierung von Zentralplätzen Glücklicherweise konnte der Erdboden großflächige Zeugnisse frühmittelalterlicher Zentralplätze5 bewahren. Dies ist dem Umstand zu verdanken, daß – zumindest in Südskandinavien – in vielen Fällen die Zentren in der Wikingerzeit oder dem frühen Mittelalter planmäßig verlegt wurden. Ihre Nachfolger, die wikingerzeitlichen Handelsplätze (wie etwa Haithabu, Kaupang oder Birka) und die ersten Städte (z.B. Lund, Roskilde, Tønsberg oder Odense), breiteten sich somit andernorts aus – oft allerdings in der Nachbarschaft. Doch seit damals gerieten die meisten der vorstädtischen 3 4 5
Der Begriff „Bild“ wird hier verstanden als jegliche Art der figürlichen und/oder ornamentalen Darstellung. Allgemein dazu Salin 1935; Haseloff 1981; Karlsson 1983; Roth 1998; Ament / Wilson 2005. Zu unterscheiden sind die hier gemeinten und im folgenden beschriebenen, multifunktionalen Zentralplätze von kleineren Orten, die durch eine spezielle Funktion durchaus auch zentrale Bedeutung für ein größeres Umland haben können, z.B. Lande- und Markplätze oder Opferstätten. Sicherlich gab es auch in der Völkerwanderungszeit neben den großen Zentralplätzen eine Vielzahl solcher Orte, und alle gemeinsam bildeten das damalige Infrastrukturnetz. Für eine genauere Benennung und Hierarchisierung aller dieser Orte ist der Forschungsstand allerdings bei weitem noch nicht ausreichend.
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Zentrallplätze in Veergessenheit. Dies wurde auch durch den Mangel an zeitgenössiischen Schriftquellen beggünstigt. Mü ühsam kann die d modernee Archäologie mit intensivvem, zuminddest in Skan ndinavien jeedoch längstt selbstverstänndlich geworrdenem Zussammenspiel verschiedenner Diszipliinen sie wieder lokalisierenn und in ihhrer Beschafffenheit undd Bedeutung rekonstruiereen (Abb. 1).
Abb. 1. Die Bausteine B derr interdisziplin nären Zentralpplatzforschungg
Dabei besteht b naturrgemäß eine erhebliche Gefahr G von Zirkelschlüss Z sen. Nur zusamm mengenomm men können einzelne Ergebnisse E verschiedeneer Forschunggsrichtungen gesicherte Folgerungen F Zentralfür das Gesaamtbild der Z plätze zulassen. z Die meisten derr bisher bekaannten völkeerwanderunggszeitlichen Z Zentralw erst in jüngerer Zeit wiedereentdeckt. Diees liegt teilw weise an plätze wurden einer ihhrer Besondeerheiten: Dennn es bilden n mehrere kleeine Orte, diie in einem Raadius von biis zu 10 km (seltener biss zu 20 km) verstreut lieggen, zusammenn einen solcchen Platz.6 Im Gegensaatz zu den sppäteren Zenttren und 6
Vgll. Brink 1996, S. S 236; Fabechh 1999,1.
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Städten wie auch zu wikingerzeitlichen Zentren wie Birka, Kaupang oder Haithabu bündelte damit nicht ein einziger, relativ eng begrenzter Ort allein alle Funktionen, sondern diese waren je nach Anforderung an die spezielle Lage innerhalb einer Kleinlandschaft räumlich getrennt. So können etwa Bereiche des Handels (Marktplatz, saisonaler Handelsplatz), des QualitätsHandwerks, ferner Anfurten bzw. Häfen wie auch Heiligtümer, Opferstätten, Priester-Wohnorte,7 Gräberfelder, Versammlungsorte8 und herrscherliche Hallen innerhalb einer kleinen Region differenziert werden. Darüber hinaus strahlten die Zentralplätze auch über Wasser- oder Landwege in das Umland aus, wo sich „Trabanten“ mit Sonderfunktionen bilden konnten.9 Die verschiedenen Lokalitäten unterschiedlicher Bedeutung ergänzen sich zu einem komplexen, eben multifunktionalen Zentrum. Ein solches kann nur durch die Auswertung verschiedener Quellengattungen und die Erforschung unterschiedlicher Zentrumsindikatoren rekonstruiert werden, also mit Hilfe eines ganzen Kriterien- und Indizienbündels. Zu Beginn geben sich Zentralplätze oft durch eine Häufung von Buntund Edelmetallfunden zu erkennen. Besonders Hortfunde, aber auch einzelne qualitätsvolle Schmuckstücke und Waffen bzw. Fragmente derselben sind hierbei zu beachten. Das in den letzten Jahren durch teilweise systematisch eingesetzte Detektorbegehungen enorm angewachsene Fundmaterial kann dabei über eine Fläche streuen, welche über einen regelrechten Siedlungskern weit hinausgeht. Dies trifft auch auf Schatz- bzw. Hortfunde zu: Sie finden sich nicht immer innerhalb der Siedlungen, sondern häufig auch in einem näheren Umland. Überreste spezialisierten und hochqualifizierten Handwerks einerseits und der Nachweis von Fernhandel durch sogenannte Importgüter anderseits runden das aus dem Fundmaterial erschließbare Indizienspektrum ab. Durch archäologische Ausgrabungen können weitere wichtige Kriterien ermittelt werden. Vor allem sind hierbei Bebauungsspuren von Interesse, die auf Gebäude mit besonderen Funktionen hinweisen: Die großen, mehrschiffigen herrscherlichen Hallen10 etwa, die mit Längen von um die 50 Metern gewöhnliche Häuser weit überragen, oder die kleineren, doch sicherlich 7 8 9 10
Kousgård Sørensen 1992, S. 236; Andersson 1992, S. 249; Sundqvist 2003, S. 425, 432 f.; Vikstrand 2004, S. 176 f. Zur Bedeutung des Things siehe auch Andersson 2003, S. 292 ff. Vgl. etwa Watt über Sorte Muld mit den Satelliten Fuglsang und Sylten, Watt 1991,2, S. 101–105. Allgemein Herschend 1999; vgl. Brink 1996, S. 238, 243–248, 251–255; siehe auch Østergaard Sørensen 1994; 2003; Larsson / Lenntorp 2004, besonders S. 32– 37.
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ebenso wichtigen „Kultbauten“ an ihrer Seite11 sind als Sitze und Wirkungsorte von Eliten wichtige Indizien für Plätze mit überregionalen Funktionen. Doch auch lange Siedlungs- und/oder Kultkontinuität als weiteres Zentrumsmerkmal ist archäologisch nachweisbar. Oft wurden bereits in der Bronzeund Eisenzeit aufgesuchte Feuchtbodenopferplätze kontinuierlich bis zum Abflauen dieser Opfersitte im frühen Mittelalter aufgesucht, dann durch ein in der Nähe gelegenes, neues Heiligtum innerhalb der Siedlung und schließlich sogar durch eine frühe Kirche ersetzt.12 Diese lange nachweisbare Kontinuität oder Heiligtumstradition ist auch der Grund dafür, daß sehr wohl Belege verschiedener Epochen als Indikatoren desselben Zentrums zusammen ausgewertet werden dürfen – mit aller nötigen Vorsicht. Systematische Ausgrabungen können grundsätzlich nur relativ kleine Areale erfassen, für prospektivische Analysen mit einem Radius um die 10 km eignen sie sich kaum. Daher lassen sich weitere wertvolle Hinweise aus historischen Quellen gewinnen. So ist in Mittelalter und Neuzeit etwa früher Königsbesitz (Krongut) auf vielen Zentralplätzen archivalisch nachgewiesen; ein Umstand, der offenbar die Verlagerung der Zentralortfunktionen auf andere Plätze, die späteren Städte, überdauerte. Vor allem hat jedoch hat die Orts- und Flurnamenforschung Wesentliches beizutragen. Hierbei sind insbesondere die Namen sakraler Herkunft von Interesse.13 Sie helfen, mögliche alte Sakralorte zu lokalisieren und bezeugen in vielen Fällen, daß die archäologisch erschlossenen Reichtumszentren gleichzeitig auch Sakralzentren waren.14 Kleinräumige Kumulationen von Sakralnamen werden dabei auch mit dem Begriff „Sakrallandschaft“ bezeichnet. Eine Sakrallandschaft kann mit einem Zentralplatz identisch sein, wie dies beispielsweise für das fünische Gudme/LundeborgGebiet erschlossen worden ist (dazu genauer unten). Zentralplätze waren auch Sakralzentren. Dazu gehört die Vorstellung, daß die Menschen sich zum Beispiel im Rahmen von religiösen Prozessionen zu bestimmten Gelegenheiten von einem dieser Orte zu einem anderen bewegt haben.15 Kartierungen sakraler Flurnamen sind zwar im Einzelfall manches Mal nicht eindeutig belegbar und bezüglich ihres Alters, ihrer Herkunft und Bedeutung 11 12
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Åquist 1996; Larsson / Lenntorp 2004. Fabech 1991; 1992,1, besonders S. 156 ff.; 1994,1; 1998; 1999,2, S. 469 ff. Siehe auch die Diskussionsbeiträge bei Sundqvist 1996, S. 69 ff.; Gräslund 1992, S. 136 f. Allg. dazu Andersson 1992; 2007; Kousgård Sørensen 1992; Sandnes 1992; Beck 1998, S. 482 mit Abb. 1; Brink 1999; Vikstrand 2004. Allg. dazu Fabech 1992,1, S. 141 f.; Andersson 1992, S. 241; Hauck 1992,1, S. 485 ff.; Andersen 1998; Müller-Wille 1999,1, S. 72 f.; Steuer 2003,1, S. 344, 347. Thrane 1998,1, S. 240–246; 1998b, S. 255 ff., siehe auch unten.
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umstritten, doch zumindest in der Gesamtheit können sie eine wichtige Quelle zur Entdeckung und Erforschung der Zentralplätze bieten. Für den Brakteatenhorizont sind unter anderem die mit „Odin“ als Erstglied gebildeten Orts- oder Flurnamen entscheidend. Unter dem Fundmaterial gehören Brakteaten16 zu den wichtigsten Zentrumsindikatoren.17 Dies gilt in erster Linie für Hortfunde mit mehreren Exemplaren, die oft als Kollektivbesitz, nicht als Schmuck einzelner Menschen gesehen wurden.18 Aber auch einzigartige Modelprägungen,19 mehrfigurige oder besonders detailreiche Stücke sowie auch Brakteaten mit Prunkösung oder Prägungen mit übergroßen, verzierten Randzonen20 bieten wertvolle Hinweise. Von praktisch allen bekannten frühmittelalterlichen Zentralplätzen liegen nennenswerte Brakteatenfunde vor, zumeist als Hort- oder Einzelfunde im direkten Umland. Brakteaten können sogar andere Überlieferungsgattungen ersetzen: Wo z. B. alte Sakralnamen verloren gegangen sind, können sie als hochrangigste Fundstücke religiöser Bedeutung die Wiederentdeckung eines Kultplatzes ermöglichen.
2. Das Zeugnis der Goldbrakteaten Die kleinen runden Hängeamulette mit ihren heute in fünf motivische Grundtypen unterteilten Bilddarstellungen (A-, B-, C-, D- und F-Brakteaten21) sind ein überregionales Phänomen. Außer im südskandinavischen22 16
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Hauck 1992,1, S. 438 f.; Axboe 1994,1; 2001, S. 169; Fabech 1999,2, S. 455 f.; Steuer 2007, S. 882 f., 894 f. – Siehe dazu die Verbreitungskarte der Goldbrakteaten in Abb. 8. Allgemein zu den Funden als Zentrumsindikatoren verschiedenen Ranges siehe auch Fabech / Ringtved 1995, S. 13 ff.; Fabech 1999,2, S. 456 f. Vang Petersen 1994, S. 34; IK 1, Einleitung, S. 11 f.; Hauck 1998,2, S. 329 mit Anm. 153; 1998,3, S. 29 f., 54. Zwar ist der veraltete Begriff „Model“ hier präziser durch „Matrize“ zu ersetzen, doch ist er in der Brakteatenforschung etabliert, dazu Axboe 2004,1, S. 1 f.; vgl. auch Axboe 2007, S. 14–25; Wolters 1998, S. 369 ff. Als Stücke, die durch ihre breiten Randzonen insgesamt „Übergrößen“ haben, dürfen diejenigen Brakteaten gelten, deren Durchmesser um oder über 50 mm liegt. Zur Definition der Gruppen siehe E. Munksgaard, in Munksgaard et al. 1978, S. 336; Hauck 1978, S. 364 f.; IK 1, Einleitung, S. 12 f. – Außer den älteren Medaillon-Imitationen des 4. Jahrhunderts kommen zu den fünf Grundtypen noch die hauptsächlich gotländischen E-Brakteaten (dazu Gaimster 1998), die nach der eigentlichen Brakteatenzeit hergestellt worden sind.
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Kerngebiet der Brakteatenherstellung werden sie in einem geographischen Raum zwischen Norwegen, England, Nordostfrankreich, Süddeutschland, Ungarn und Polen gefunden. So bezeugen sie Kontakte, die zwischen den Menschen dieser weit entfernten Regionen bestanden haben müssen. Vermutet wurde etwa, daß Brakteaten als Geschenke zwischen Angehörigen der Eliten, als Privatbesitz sich auswärts verheiratender Frauen, als Ehrenzeichen verdienter Menschen oder vielleicht auch als hochrangige Devotionalien, in verschiedene Hände und Gebiete gelangten. Dabei ist die Fundverteilung nicht gleichmäßig: Es gibt Zonen mit hoher Konzentration, weite Gebiete mit geringem Fundvorkommen wie auch gänzlich fundfreie Regionen zwischen den Gebieten mit Brakteaten. Die Brakteaten tragen Bilder im sogenannten Tierstil I. Ein „Stil“ im frühmittelalterlichen Sinne meint dabei nicht das, was ein einzelner Künstler oder Handwerker macht – gewissermaßen seine Handschrift, seinen Duktus –, sondern das, was er als Grundlage seiner Arbeit einer übergeordneten, gerade herrschenden Linie, einer allgemein geltenden Bilder- und Formensprache als Summe von Gestaltungsmerkmalen entnimmt.23 Daher eignet sich Stil zur Kennzeichnung von gesellschaftlicher – nicht persönlicher! – Identität, von politischem oder kulturell-religiösem Zusammengehen der verschiedenen Nutzer. Die Entwicklung der speziell germanischen Tierornamentik läßt sich als Wechselspiel verstehen, das im Laufe der Jahrhunderte immer zwischen der Rezeption von äußeren Anregungen und dem Bemühen um die Formulierung, Entwicklung und Behauptung einer eigenständigen Bildersprache angesiedelt war. Im einem Spannungsfeld von Übernahme und Souveränität also, von Kopie, Rezeption, Innovation und Neuschöpfung gehörten die „germanischen Tierstile“ vom 5. bis zum 8. Jahrhundert als Spiegel einer lebendigen Tradition sowohl zu den eindrucksvollsten wie auch – was die genaue Interpretation der Bilder betrifft – zu den rätselhaftesten Hinterlassenschaften der Menschen des ersten Jahrtausends. Erstaunlich ist die enge Verwandtschaft vieler Brakteatenbilder untereinander, auch wenn sie aus weit voneinander entfernten Fundregionen stammen. Nicht nur der ohnehin schon enge Rahmen, der sich durch 22
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Der „Südskandinavien“-Begriff bezeichnet Dänemark einschließlich Bornholm, Südschleswig und die südschwedischen (ehemals dänischen) Provinzen Schonen, Blekinge und Halland als einen im Frühmittelalter zusammengehörigen Kulturraum. Manchmal werden dabei auch die Ostseeinseln Öland und Gotland einbezogen, selten auch noch Öster- und Västergötland; vgl. z.B. Näsman 1998,3, S. 7, wo zwischen einem südskandinavischen (Dänemark mit Westschonen) und einem südbaltischen Raum unterschieden wird. Vgl. Beck / Steuer 2005.
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Grundform, Herstellungstechnik, Motivauswahl und Tierstil-I-Ausführung ergibt, und nicht nur die motivisch definierten Typengruppen der A- bis FBrakteaten machen diese Verwandtschaft aus: Viele Modelbilder24 zeigen darüber hinaus untereinander so große Ähnlichkeiten, daß sie nicht unabhängig voneinander oder von einer gemeinsamen Vorlage entstanden sein können. Sie variieren sowohl motivisch als auch stilistisch in der konkreten jeweiligen Bildrealisation einen bestimmten Bildtyp bzw. eine Bildkonvention, ein sogenanntes „Formular“.25 Bei solchen Gruppen formularverwandter Modelbilder handelt es sich um Kopierserien. Sie bilden die sogenannten Formularfamilien (Abb. 2 und 3).26 Nicht in allen Brakteatenregionen wurden also Prägungen genau derselben Modeln benutzt. Bei aller Einheitlichkeit der Stücke lassen sich auch regionale Unterschiede bei den Bildern bzw. Formularen feststellen: Indizien wie beispielsweise das häufig geringere Gewicht und selten auch abweichendes Material (Silber, evtl. in einem Fall [IK 306 Morning Thorpe] Bronze) von Brakteaten, die außerhalb von Südskandinavien gefunden wurden, zeigen, daß die kleinen runden Amulette an vielen Orten hergestellt worden sind.27 Außerdem wurden manchmal Bilder oder Details mehrerer älterer Stücke kopiert und zu einer neuen Darstellung vermischt. Auf diese Weise entstanden nicht nur direkte 1:1-Kopien, sondern auch Varianten. Diese variieren Bilder und Formen aus einem allgemein bekannten, also vorgegebenen Bilderfundus oder „Bilderpool“.
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Unter dem Terminus „Modelbild“ wird der Modelabdruck verstanden, also die Bilddarstellung, die von einem bestimmten Model erzeugt wurde. Mit einem Model können mehrere Brakteaten geprägt werden, folglich kann ein Modelbild in mehreren Exemplaren bzw. Prägungen vorliegen – so auch auf Brakteaten von verschiedenen Fundorten. Siehe allgemein zur Terminologie Pesch 2007,1, S. 13–24. Der Begriff „Formular“ ist dem lateinischen formula nachgebildet, das in der Kunstgeschichte als Terminus für Bildvorlagen-Typen gebräuchlich ist. – In der Brakteatenforschung wird hauptsächlich „formularverwandt“ benutzt, und zwar bei enger Verwandtschaft zweier doch unterschiedlicher Modelbilder, vgl. Hauck 1978, S. 361; Hauck 1987,2, S. 169, 175 ff. mit Beispielen für Formularverwandtschaften bzw. für thematisch verwandte Stücke. Wenn lediglich zwischen einzelnen Bilddetails Ähnlichkeiten vorliegen, sollte „formularverwandt“ dagegen nicht verwendet werden. Darüber Pesch 2007,1; kurz auch Pesch 2000, S. 68 f.; Pesch 2002,2, S. 58–65; 2002,1, S. 39–42; 2004,1, S. 161; 2004,2, S. 297; 2005,1, S. 71–76; 2005,2, S. 380. Axboe 1981, S. 31–33, 35 f., 38 ff., 55 f.; 1987, S. 80 f.; 1991, S. 196 f.; 1994,1, S. 74; 2004,1, S. 197–201; 2007, S. 77– 91; vgl. auch Axboe / Hauck 1985, S. 101 f.; Behr 2010, nach Fußnote 157 und vor Fußnote 244.
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Kopierverfahren entsprachen dem frühmittelalterlichen „Kunst“-Verständnis,28 wie es weit bis ins Mittelalter hinein existierte. Die kopiale Verbreitung von Bildern war dabei das grundlegende Vorgangsmuster der Produktion, der Standard bei der Herstellung von Bildern und Objekten. Denn frühmittelalterlichen Kunsthandwerkern galt nicht alles, was die reale Welt an Motiven vorgab, als „bildwürdig“. Sie zeichneten ihre Motive nicht nach der Natur. Vielmehr benutzten sie zur Darstellung ihrer Ideen bereits existierende Bilder: Entweder solche, die ihnen direkt vorlagen, oder solche, die sie durch früheres Studium in Erinnerung hatten. Die Kreativität der Künstler beschränkte sich auf die Auswahl der Vorlagen bzw. der Bildelemente oder auf deren Anordnung zu neuen Kompositionen. Bildkunst entstand also immer aus der gelehrten Kenntnis von bestimmten, klar definierten Regeln ihres Faches. Mit der „künstlerischen Freiheit“ unseres modernen Verständnisses und mit individueller Geschmacksentfaltung hat diese Ansicht nichts gemeinsam. Nur die Kopie und damit auch die Rezeption und Weitergabe von Vorbildern bzw. Formularen galt als Kunst. Auf diese Weise veränderten sich die Motive und Formen der gemeinsamen Bildersprache nur sehr langsam, einzelne Menschen hatten selten einen direkten Einfluß auf die Entwicklung. Die Kopierverfahren garantierten, daß die entstehenden neuen Model der ursprünglichen Idee, der immanenten Aussage bzw. dem Wert der Vorbilder, gerecht wurden – wenn dies auch nicht immer in meisterhafter Form gelang: Die zahlreichen abbreviierten Modelbilder mit unverstandenen Motiven oder Details zeugen von den durchaus unterschiedlichen Fähigkeiten ihrer Hersteller. Völlig neue Bilder wurden nur selten konzipiert, doch auch dabei verließen die Brakteatenmeister niemals einen „gemeinsamen Rahmen“: Sie bedienten sich eines gemeinsamen Formen-, Motiv- und Stilrepertoirs, der einerseits bereits durch die Kriterien des Tierstils I vorgegeben war, darüber hinaus aber auch noch weitere technische wie motivische Grenzen kannte. So ist einerseits die enorme Einheitlichkeit aller Brakteaten zumindest innerhalb der Typen A bis F erklärbar, anderseits ihre Variationsbreite in Machart und in den Bilddetails. Immerhin verlangte es grundsätzlich eine gute Ausbildung und hohes handwerkliches Können, um nicht nur die technischen Anforderungen der Brakteatenherstellung zu meistern, sondern auch die komplizierten Motive der winzigen Bildfelder in ihrer 28
Zum „Kunst“-Begriff im frühen Mittelalter und zur Wertigkeit derselben siehe allgemein Biaáostocki 1979, S. 16 f., 20 ff., 30; Künstle 1979, S. 66 f., 73 f.; Tatarkiewicz 1980, S. 29 f., 47–56; Capelle 1982, S. 165 f.; Appuhn 1985, S. 9; Bandmann 1985, S. 14 f.; Roth 1986,1, S. 33–39; 1998, S. 356; Mörschel 1991; Steuer 1999,1, S. 243; Pesch 2005,2, S. 380 f.; 2007, S. 361–373. – Zur Kunst als Trägerin von Information vgl. auch Magnus 1999, S. 161 f.
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Bedeutung zu verstehen und in ihren Formen korrekt nachzubilden. Während zum Beispiel in Südskandinavien viele hervorragende Qualitäten auftreten, wirken einige der kontinentalen oder auch englischen Stücke eher degeneriert, eben wie schlechter gelungene Kopien.29 Dennoch ist auch bei solchen Objekten noch das Bemühen um die gemeinsamen Kriterien, um die gemeinsame Bildersprache deutlich. Die Brakteaten stammen also nicht alle aus ein und demselben Herstellungsgebiet: Statt einer zentralen Manufaktur mit großräumigem Vertriebssystem wurden in den meisten Fundregionen jeweils neue, eigene Brakteaten angefertigt. Dies geschah wahrscheinlich auf den Zentralplätzen: Nur in deren militärisch und ideologisch geschützter Umgebung und im Umkreis der brakteatennutzenden Eliten dort ist die Fertigung des goldenen Qualitätshandwerks denkbar. Rohmaterialien und Werkstattabfälle von spezialisierten Gold- bzw. Feinschmieden belegen, daß in der Tat solches Handwerk auf Zentralplätzen existierte. So wurde Brakteatenherstellung schon konkret für mehrere Orte erwogen, darunter Gudme, Sorte Muld (mit dem mißglückten Brakteaten IK 570),30 Uppåkra (mit dem gefalteten Brakteaten IK 591) oder auch Sievern. Allerdings gibt es bisher keinen einzigen direkten archäologischen Nachweis von Brakteatenwerkstätten, etwa durch die entsprechenden Öfen, Werkzeuge, Punzen und Modeln. Daher kann auch noch keine Sicherheit über eine lokale Herstellung von Brakteaten gewonnen und damit auch Aussagen zur Rolle eines bestimmten Zentralortes getroffen werden. Die Frage nach möglichen Wanderhandwerkern ist ebenfalls noch unbeantwortet.31 So bleibt die Korrelierung von einem Zentralort und einer bestimmten Brakteatenerstkonzeption letztlich immer ungesi29
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Diese sind allerdings nicht zu verwechseln mit „billigen“ Kopien, wie sie bei anderen Fundgattungen als Produkte unterschiedlicher Qualitätsstufen (z. B. 1 = Gold, 2 = Silber, 3 = Bronze usw.) in Material und Ausführung vorkommen: Dieses Phänomen existiert bei den Brakteaten nicht. Lediglich qualitative Unterschiede der Herstellung treten auf: vielleicht, weil sie weniger Schmuck waren als Insignien ihrer Träger. Der mißlungene und anschließend zweifach gefaltete Brakteat IK 570 Sylten-C aus Bornholm darf als ein Indiz für die Brakteatenherstellung vor Ort, das heißt auf dem Zentralplatz Sorte Muld, angesehen werden: Die Faltung oder Rollung, beobachtet auch bei anderen Brakteaten (IK 354 Tjurkö/Senoren-A, IK 583 Söderby-B oder IK 607 Near Bridlington-C), ist wahrscheinlich eine Unbrauchbarmachung des Stücks vor der Einschmelzung. Allgemein zur Diskussion über Wanderhandwerker und ihre gesellschaftliche Position siehe Wolters 1998, S. 363 ff. mit weiterer Literatur; vgl. auch Armbruster et al. 2004; Arrhenius 1998; Capelle 1982; 1997; von Carnap-Bornheim 2001; Neipert 2006; Pesch 2006,2, S. 606 ff.; Werner 1970; Wicker 1994,1; 1994,2; 1998.
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chert. Der hier vorgelegte Versuch der Zuordnung ist daher als Arbeits- und Diskussionsgrundlage zu verstehen. Die in dezentralen Kopierprozessen neu entstandenen Formulare konnten wiederum kopiert werden. Durch diese wiederholte Kopie ihrer Darstellungen verbreiteten sich also bei der Herstellung neuer Modeln die Bildkonzeptionen, manche davon sogar über den gesamten Raum der Brakteatennutzung. So handelt es sich um eine schrittweise, netzartige Weiterleitung, nicht aber um eine zentralistische Verteilung der Brakteaten. Wurde schon immer mit Hilfe modelgleicher, also mit derselben Matrize gemachter Brakteaten aus verschiedenen Fundorten auf direkte Kontakte der Menschen geschlossen, so sind durch die Kopierserien ebenfalls Kontakte nachweisbar. Die Katalogisierung und Kartierung dieser Formularfamilien macht Kontaktzonen durch das Auftreten bestimmter Bilddarstellungen in ihnen deutlich. Wenn Modelbilder einer Bildkonzeption, d.h. einer Formularfamilie, sich im Gebiet eines bestimmten Zentralortes konzentrieren und es dort auch besonders qualitätvolle und frühe Stücke der Familie gibt, dann spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, daß diese Konzeption in der Region entwickelt worden ist. Zwar ist dies aufgrund der ausschnitthaften Überlieferungsbedingungen niemals sicher, doch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit läßt sich dabei in manchen Fällen erkennen, in welchem Zentralort bestimmte Formulare wahrscheinlich zum ersten Mal entwickelt und angefertigt worden sind. Danach ist dann auch ablesbar, in welcher Form die Brakteatenmeister der umliegenden Orte diese Bilder kopierten bzw. variierten oder auch ignorierten. So lassen sich theoretisch auch die Verbreitungswege der Bildkonzeptionen erkennen. Ein Beispiel hierfür ist mit nur drei Angehörigen die kleine Formularfamilie B3 (vgl. Abb. 2). Das detailreichste und somit qualitätvollste Exemplar mit der Nummer des Ikonographischen Katalogs IK 308 stammt aus dem niedersächsischen Hort von Nebenstedt nahe der Elbe. Aus dem Zentralbereich Sievern im Elbe-Weser-Dreieck (dazu unten) stammt IK 333, dessen Bildchiffren bereits gegenüber von IK 308 verkürzt sind (das untere, schlangenartige Untier fehlt, die anderen beiden sind vereinfacht gezeichnet). Die dritte Variante, IK 307 aus dem schwedischen Sjöhagen, ist wiederum gegenüber von IK 333 soweit verkürzt, daß seine Bildchiffren ohne die Kenntnis der besseren Modelbilder gar nicht mehr lesbar wären. Eine gewisse Abhängigkeit einiger Bilddetails zeigt IK 23 aus Bifrons, Kent, der so als „Bastardform“ zur Familie bezeichnet werden kann, ohne direkt dazuzugehören. So ist – bei aller Vorsicht aufgrund der geringen Materialbasis – zu folgern, daß die Konzeption auf dem Kontinent entwickelt worden ist und sich von dort aus in Kopierprozessen nach Westen und Norden ausgebreitet hat.
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Ab bb. 2. Formularfamilie B3: IK K 304, IK 333 (unten) und IIK 337
s die Proobleme der Brakteatenko B onzeption unnd BrakIn vieleer Hinsicht sind teatenhherstellung übber die theorretischen Pro ozesse der tecchnischen Seeite hinaus nocch ungeklärtt:32 Wer besstimmte etwaa über die Konzeption K ooder die Auswahhl der Motivve? Wer setztte die Vorgab ben zeichnerrisch und hanndwerklich um m? Waren einnzelne, unabbhängige Handwerker, möglicherwei m ise eben Wandeerhandwerkerr – was dannn die Hersteellung modellgleicher Braakteaten an versschiedenen Orten O bedeuten könnte –, – als Brakteeatenmeisterr33 tätig, oder arbeiteten a m mehrere Spezzialisten (Ru unenmeister,, Bildkonzepptionist, Goldschmied) zusaammen? Wellche Rolle spielten dabeei die lokalenn Eliten
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Zur den konkreteen, archäologissch nachgewieesenen Herstelllungsprozesseen Axboe 20004,1, S. 1; 20077, S. 13. Zum m Begriff siehee Nowak 20033, S. 23–29; vg gl. auch IK 1, Einleitung, S.. 18; Düwell 42008, S. 44 f., f vgl. S. 47–52 zum parallellen Terminus „Runenmeister „ r“.
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weltlichher und/oderr religiöser Art, A die ja diie fertigen Stücke S nutzteen? Und auf wellche Weise wurden w die Brakteatenkon B nzeptionen weitergegebe w en?
Abb. 3. 3 Karte der Veerbreitung derr Formularfam milie B3
k daß die d Fundstreeuungen besttimmter Form mularfamilien jederDazu kommt, zeit durrch Neufundde verändert werden könn nen und daß überhaupt ddie einstige Brrakteatenviellfalt sicherlicch nur zu ein nem winzigeen Teil erhaalten ist: hier klaaffen erhebliiche Lücken der Überliefferung und foolglich auch der Rekonstruuktionsmögliichkeit. Dochh Tendenzen n der Fundveerbreitung im mmerhin sind deeutlich. So köönnen trotz aller a genanntten Schwieriggkeiten die B Brakteaten vieel zur Wiedeerentdeckungg der ehemaaligen Bedeuutung verschhiedener Zentrallplätze aussagen.
3 Zentralpläätze und ihrre Brakteateen 3. b bekann nt gewordeneen Zentralplätze geIm Folggenden solleen fünf der bisher nauer gemustert g weerden. Die daabei bedeutsaamen Indikattoren für die Bedeutung unnd Funktion des jeweiliggen Ortes werden w vorgeestellt, doch die genauen Beschreibun B gen können aufgrund derr umfangreicchen Spezialliteratur
A Alexandra Pescch
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hier kuurz gehalten werden. Daaher werden vor allem die d Brakteateenfunde der Plätze und ihrerr Umgebungen untersuch ht.34
Abbb. 4. Zentraloorte als mögliiche Konzeptionsorte von Formularfamil F ien
3.1 Guudme/Lundebborg Das woohl internatioonal bekannnteste Beispieel für einen Zentralplatzz ist das Gudmee/Lundeborg--Gebiet auf der d dänischen Insel Füneen.35 Mit seinnen zeit34
35
Diee ursprünglich für diesen Bannd von K. Hau uck und M. Axxboe angefertiigten, detailllierten Regionalkarten aller Brakteatenfund B de werden leidder erst zu eineem späteren Zeitpunkt geddruckt. Daher kann k hier nur eine e stark vereiinfachte Kartieerung der Braakteatenfundortte (Abb. 8) als Grundlage dieenen. Allgg. dazu Thranee / Stoklund 19999; Thrane 2006; siehe auch Hauck 1987,11; 1994,1; 19998,1; 1998,2; 1998,3; Thranne 1991; 1992; 1998,1; 19998,2; Archaeology of
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lich aufeinanderfolgenden, teilweise sogar parallel existierenden Hallenbauten gehört Gudme (‘Götterheim’36) nicht nur zu den bedeutendsten, sondern auch dauerhaftesten Plätzen mit Zentrumscharakter. Es war besiedelt vom 2. Jahrhundert bis über die Wikingerzeit hinaus, mit einem Schwerpunkt vom 3. bis zum 6. Jahrhundert. Qualitätvolles Handwerk verschiedener Sparten ist archäologisch nachgewiesen, Fernkontakte und Militärpräsenz spiegeln sich ebenfalls im Fundgut. Die zahlreichen Gold- und Silberfunde aus der Siedlung selbst wie aus ihrem Umland sind in Menge und Qualität bisher einzigartig. Wenn auch die religiöse Deutung mehrerer Flurnamen um Gudme in jüngster Zeit wieder in Frage gestellt wurde,37 so gilt die Region doch als Paradebeispiel für eine frühmittelalterliche Sakrallandschaft.38 Weil Gudme/Lundeborg als erste Zentralplatzregion überaus gründlich untersucht wurde und lange im Brennpunkt der modernen, interdisziplinären und internationalen Forschung stand, tragen die zahlreichen diesbezüglichen Publikationen zwar durchaus Vorbildcharakter für vergleichbare Orte, doch der Forschungsstand allein ist kein Maßstab für die ursprüngliche Bedeutung eines Platzes. Dieser ergibt sich nur aus umfangreichen Untersuchungen nicht nur des Ortes selbst, sondern auch seines gesamten Umfeldes, ja der Gesamtheit aller (letztlich auch der bisher unentdeckten) Zentralplätze und ihrer Beziehungen untereinander. Was die Brakteaten von Gudme angeht, ist zunächst eine auffällige Konzentrierung von Einzelstücken und großen Horten (Broholm, Gudme) in der Region zu vermerken: Bisher 22 Brakteaten stammen aus Gudme und seiner Umgebung (vgl. Abb. 8). Zum Hortfund von Gudme mit nun zehn Exemplaren gehört auch der „Drei-Götter-Brakteat“ IK 51,3 mit Prunköse,39 ein überaus qualitätvoller B-Brakteat, der allein schon als ein wichtiger Zentralortindikator gesehen werden kann. Doch auch mehrere sehr frühe Brakteaten stammen von dort, so das früheste Stück der Gesamtseriation nach Morten Axboe, IK 472 (1:H1).40 Zur selben Formular-
36 37 38
39 40
Gudme 1994; Axboe 1994,1; Østergaard Sørensen 1994; 2003; Hedeager 2001; Callmer 2001, S. 122 f. Zur Namendeutung Kousgård Sørensen 1992, S. 233; Thrane / Stoklund 1999, S. 144. Vikstrand 2004, S. 171. Kousgård Sørensen 1985, S. 137 f.; Axboe 1994,1, S. 68; Andersen 1998, S. 22; Thrane 1998,1, S. 240 ff.; 1998,2, S. 255 ff.; Thrane, in Thrane / Stoklund 1999, S. 144, S. 148; Hedeager 2001, S. 475 f., S. 498; Müller-Wille 2004, S. 269. Dazu Axboe 1994,1, S. 72 f.; Hauck 1998,1; 1998,2, S. 327–340, 344 f.; 1998,3. Axboe 1994,1, S. 70 ff. – Allgemein zur relativen Datierung der Goldbrakteaten mit Hilfe der Seriation von Zeichnungskriterien der großen Häupter Axboe 1998,1;
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familie A441 gehört auch IK 47,3 aus Enemærket/Broholm, das mit IK 47,1, einem seriierten Stück aus Elmelund (7:H1) im mittleren Fünen, modelgleich ist und somit in der Gesamtseriation an siebenter Stelle steht. IK 295-A aus Lundeborg nimmt den Platz drei ein (3:H1), und ebenfalls noch in die früheste Häuptergruppe fällt IK 225-A aus Broholm (I)/Oure als neuntes Stück der Gesamtseriation (9:H1). Ob auch der frühe IK 59 (8:H1), dessen genauer fünischer Fundort nicht mehr bekannt ist, aus der engeren Gudme-Region stammt, bleibt unsicher. Doch ist eine deutliche Häufung früher Formularkonzeptionen um Gudme ersichtlich, eine Konzentration, wie sie bisher an keinem anderen Ort erreicht wird. Dies zeigt einerseits, daß Gudme von Anfang an bei der Konzeption und dem Austausch von Brakteatenformularen eine wichtige Rolle spielte. Anderseits eröffnet sich sogar die Möglichkeit, in dem Zentralplatz Gudme den Ursprungsort, den Platz der Erfindung aller Brakteatenherstellung zu vermuten.42 Doch wenn auch Gudme dabei aller Wahrscheinlichkeit nach bedeutend gewesen sein wird, so ist die Rolle als alleiniges Innovationszentrum fraglich43 (vgl. unten S. 273 ff.). Auch können aufgrund der bisherigen Situation, daß noch nirgendwo konkrete Brakteatenherstellungsbetriebe ergraben und damit punktgenau lokalisiert worden sind, Konzeptions- und Herstellungsorte nicht mit endgültiger Bestimmtheit angegeben werden. Doch diesen Unsicherheitsfaktor im Auge behaltend, wurden in Gudme mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur zahlreiche Brakteaten geprägt, sondern auch mehrere Formularfamilien erstkonzipiert (Abb. 4). Außer der bereits genannten Formularfamilie A4 sind dies die Familie C244 mit zahlreichen überaus detailreichen und qualitätvollen Angehörigen, die selbst Vorbildcharakter für mehrere spätere Formularfamilien hat, sowie die dieser gegenüber vereinfachte Familie C13, eventuell auch B9. Wichtig ist die Möglichkeit, daß die „Drei-Götter-Brakteaten“, also die Formularfamilie B1, hier entwickelt worden sein könnte,45 wenn sich dies auch nicht anhand der Ikonographie der Formularfamilie bzw. ihrer Verbreitung belegen läßt.
41 42 43 44 45
1999; 2004,1; 2007, S. 27–64. – Die Zahlen in Klammern beziehen sich hier und im Folgenden auf Axboes Gesamtseriation der Brakteaten, wobei die erste Zahl die Position in der Seriationsreihe nennt und die Ziffern nach dem Doppelpunkt die Häuptergruppe (H1 bis H4) angeben. Beschreibungen, Abbildungen und Kartierungen aller Formularfamilien in Pesch 2007,1. Vgl. Axboe 2001,2, S. 45; 2007, S. 96; Hauck 1994,1. Vgl. Axboe 1994,1, S. 68. Für C2 ist allerdings auch Odense diskutierbar, dazu unten. Axboe 1994,1, S. 73.
Netzw werk der Zentrallplätze
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Abb. 5. Formularfam milie C12
3.2 Upppåkra Zu denn bedeutendssten Zentralpplätzen gehö ört auch die frühmittelallterliche Siedlunng Uppåkra im westlichhen Schonen n, Südschwedden. Kaum eeine archäologgische Neuentdeckung der d letzten Jaahrzehnte haat eine derarttige Lawine ann Publikationnen ausgelösst.46 Die Lagee des Uppåkrra-Gebietes aauf dem Gegenuufer von Seeland, die es auch a als Aussgangshafen für weitere F Fernverbindungen in denn Norden (H Halland, No orwegen) soowie in denn Osten G präd destinierte, begünstigte b ooffenbar (Blekinnge, Bornhollm, Öland, Gotland) in der römischen r K Kaiserzeit seiine Etablieru ung als Zentrralort. Deutliich hebt sich Upppåkra von anderen a wesstschonischen n Siedlungenn des frühenn Mittelalters ab. a Hier sindd alle Elemeente der Zen ntrums-Qualiifikation erreeichbar: Handellsplatz, reichhe Siedlung mit Edelmettallverarbeituung, Sakralzzentrum,
46
Darrunter Ridderspporre 1996; 19998; Hårdh / Larsson L (Hgg.) 1998; Uppåkkra-Katalog 1998; Larssonn / Hårdh 19988; Hårdh (Hg.) 1999; Larssoon 2001,1; 20004; 2005; 20007,1 und 2007,,2; Uppåkra 20001; Callmer 2001, 2 S. 113–1119; Hårdh (Hg.) 2002; Hårrdh 2001; 20002,2; 2003,1; 2004; 2 Pesch 2002,2; 2 Helgessson 2002,2, S S. 45–65; Hårrdh / Larsson (Hgg.) ( 2003; Hårdh H (Hg.) 2003; Axboe 2003; Axboe / Stoklund 20003; Larsson (Hg.) 2004; Larsson / Lenntorp p 2004; Hårdh / Nyman 20066.
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Macht- und Reichtumszentrum.47 Der Platz wurde erst im 10. Jahrhundert zugunsten der 5 km nördlich neu angelegten, mittelalterlichen Stadt Lund mit ihrem Bischofssitz aufgegeben. Als Zeugen für einstigen Handel wurden zahlreiche Münzen, Hacksilberfunde sowie auch über 120 Gewichte für Waagen aufgefunden. Wertvolle Importstücke aus Edelmetallen und Glas sowie einheimische Arbeiten, die deutlich den Südeinfluß erkennen lassen, zeugen für Fernbeziehungen. Der hier überaus zahlreich gefundene Schmuck ist häufig von höchster Qualität. Bemerkenswert sind die beiden Funde von Patrizen, wovon eine aus dem 10. Jahrhundert stammt und zur Herstellung von Fibeln gebraucht wurde, der andere Typ jedoch älter ist und schon näher an die Brakteatenzeit heranreicht: er diente zur Herstellung von Goldblechfigürchen („guldgubber“).48 Ein mit ca. 50 m Länge auffallend großer Hausgrundriß wurde ca. 5 km südlich von Uppåkra ergraben. Er unterstreicht zumindest die Bedeutung der Region, falls hier nicht konkret der Wohnsitz einer Herrschergruppe des Gebietes zu sehen ist.49 Als Hafen für das gesamte Zentrum kommt das Gebiet um die Mündung des Höje-Flusses bei Lomma in Frage, wo eine natürliche Bucht mit flachem Ufer ideale Landemöglichkeiten bot.50 Wahrscheinlich ist Uppåkra auch das sakrale Zentrum des westlichen Schonens gewesen.51 Keine drei Kilometer in südöstlicher Richtung der Kernsiedlung liegt Gullåkra, ‘Goldacker’, ein seit der Bronzezeit und bis hinein ins frühe Mittelalter als Opferplatz genutztes Moor.52 Bisher beinahe einzigartig im frühmittelalterlichen Kontext ist in der zentralen Siedlung ein 13 x 6,5 m großes Gebäude mit drei Eingängen und 47
48
49 50 51 52
Nach Hårdh 1998, S. 127, bildet Uppåkra einen anderen Typ von Zentralplatz als z.B. Gudme/Lundeborg, indem hier alle Funktionen an einem Ort gesammelt seien. Doch ist dies zu relativieren, denn verschiedene Lokalitäten – wie etwa der Hafen/die Anfurt von Uppåkra – lagen außerhalb, auch das Gräberfeld ist noch nicht gefunden. Die Rolle von nahegelegenen Siedlungen (wie Åkarp) oder großen Horten im weiteren Umland (wie z.B. demjenigen von Fjärestad) ist ebenfalls noch zu klären. Dazu Watt 1999,2, S. 182 f. – Der dänische Terminus „gubber“ hat sich gegenüber schwedisch „gubbar“ im Deutschen durchgesetzt und eingebürgert. Allgemein zu den Goldblechfigürchen Watt 1992; 2004; vgl. auch Hauck 1993,2; 1994,1. Kartierungen bei Watt 1999,1, S. 133; 1999,2, S. 185; 2004, S. 168; 2007, S. 135. Südlich der Kirche in Uppåkra ist möglicherweise der Platz für einen Häuptlingssitz (Storgården ‘Arnalund’?) gewesen, vgl. Andrén 1998, S. 141. Vgl. Callmer 1998, S. 32 ff.; Larsson 1998, S. 111. Zur möglichen Sakralität des Namens Uppåkra Brink 1996, S. 264 f. – Daß Lund der ältere Name sein könnte, erwägt Andrén 1998, S. 140 ff. Larsson / Hårdh 1998, S. 61, 67; Larsson 1998, S. 102 (Karte), 107; Hårdh 1998, S. 117 f.; Stjernquist, in Katalog Uppåkra 1998, S. 5 f.
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vier überaus kräftigen Holzpfosten, das als „Kulthaus“ angesprochen wird.53 Wichtige Funde stammen aus diesem Kultgebäude: Darunter ist ein einzigartiger Metallbecher54 mit figürlich verzierten, goldenen Preßblechen im Tierstil I sowie ein Brakteatenrandfragment mit Runen (IK 611). Außerdem wurden über 100 Goldblechfigürchen55 mitsamt fünf der bisher so seltenen Patrizen zur Prägung solcher Folien angetroffen. Das Gebäude wurde durch sieben Phasen und in über wohl weit sechshundert Jahren genutzt, und zwar vom 3. Jahrhundert bis in das 10. Jahrhundert hinein. Sowohl nördlich als auch südlich des Kulthauses wurden mehrere Konzentrationen von Waffen und Waffenteilen angetroffen, die mit ihren über 300 verbogenen Lanzen-, Pfeil- und Speerspitzen sowie Schilden und diversen anderen Objekten an die großen Mooropferfunde in Dänemark und Norddeutschland erinnern. Haufen von Tierknochen sowie andere Speiseabfälle können als Überreste ritueller Mahlzeiten gedeutet werden, einzelne Menschenknochen werden ebenfalls kultisch gedeutet.56 Bisher sind aus Schonen keine Modelbilder bekannt, die in die früheste Axboe´sche Seriationsgruppe H1 fallen. Aus Vä (dazu unten) stammen lediglich zwei Modelbilder, die mit den Plätzen 22 und 23 die zweite Häuptergruppe eröffne). Damit scheint die Brakteatenproduktion in Schonen etwas später zu beginnen als etwa in Gudme. Immerhin stammen aus der Siedlung Uppåkra selbst bereits sieben Brakteaten bzw. -fragmente (IK 587-C, IK 591-C [insgesamt drei Exemplare von zwei Fundstellen], IK 610-A, das Randfragment IK 611 und IK 625-C),57 dazu kommen zwei spätere C-Brakteaten aus dem nahegelegenen Åkarp58 (IK 4 und IK 5). Bei den guterhaltenen Brakteaten sowie dem Fragment aus Uppåkra handelt es sich um vorher unbekannte, außergewöhnlich qualitätvolle Modelbilder, zu53 54
55 56 57 58
Zum Kulthaus Larsson 2001,1; 2004; 2005; 2007,1 und 2007,2; Larsson (Hg.) 2004; Larsson / Lenntorp 2004. Zum Becher Hårdh 2003,3; 2004; 2006. Dieser Fund, ein Ensemble aus Becher und einer Glasschüssel, erinnert an das „Discopotérion“ der Ostkirche (= gemeinsame Bezeichnung für Kelch und Patene zur Meßfeier, dazu Hauck 2002, S. 86– 92). Dies gibt Anlaß zur Überlegung, ob der hier geübte Kult möglicherweise Rituale der christlichen Liturgie übernommen hatte. Als unwahrscheinlich wird bisher angesehen, daß es sich tatsächlich schon um Objekte zur christlichen Meßfeier handelt, doch insgesamt besteht hierbei noch Diskussionsbedarf. Dazu Watt 2004. Zu den Neufunden im benachbarten Haus mit menschlichen Skeletten Larsson 2007,3; 2009; 2010 (im Druck). Allgemein zu den Brakteaten Uppåkras und seiner Umgebung siehe Axboe 2001,3; 2003; Axboe / Stoklund 2003; Larsson 2007,2; Pesch 2002,2. Siehe allg. zur Siedlung Åkarp (Burlövs sn) Stjernquist 1951, S. 49 f.
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meist mit Runeninschrift: Sie wurden mit großer Wahrscheinlichkeit in Uppåkra selbst konzipiert und hergestellt. Nennenswert ist der einzigartige Fund des späten Brakteaten IK 610, der zu den seltenen A-Modelbildern mit – bisher ungedeuteter – Runeninschrift gehört. Beziehungen durch modelgleiche oder formularverwandte Stücke lassen sich nach Seeland, vor allem aber auch nach Öland nachweisen. Somit begegnen sich in Uppåkra Formularfamilientraditionen aus Ost und West. Dem Zentralplatz Uppåkra ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die Erstkonzeption der Formularfamilie C12 zuzuweisen (Abb. 5).59 Innerhalb dieser Familie stellen Beizeichen (Bullaugenpunzen und Swastiken bzw. Kreuze) schonische Besonderheiten dar. Uppåkra zeigt sich also im Spiegel seiner Brakteatenfunde nicht als z.B. von Gudme abhängiger oder nur als Zwischenstation am Seeweg nach Osten und Norden genutzter Platz, sondern als souveräner Ort, der aktiv in die Austauschzonen der Amulettbilder einbezogen war und von dem durchaus innovative, auch bis in das Gebiet des heutigen Dänemarks zurückstrahlende Anregungen ausgingen. In der späten Völkerwanderungszeit fällt auf, daß die Konzeptionen der großen D-Brakteatenfamilien Uppåkra nicht mehr erreichen. Offenbar verliefen die Wege ihrer Verbreitung (England, Kontinent, Jütland, Fünen, Seeland, Bohuslän, Västergötland und Südnorwegen) über den Osten Mitteljütlands direkt ins mittlere Südschweden und von dort aus weiter in den Norden. Eine Südroute über Fünen und Seeland nach Schonen ist nicht mehr erkennbar. Dies geht jedoch nicht mit einer generellen Bedeutungsabnahme Uppåkras einher. Denn hier ist bald ein neuer, jüngerer Kult in den Vordergrund gerückt, der sich – wie in Sorte Muld auf Bornholm (dazu unten) – durch das Auftreten von Goldblechfigürchen zeigt.60 Diese kleinen „gubber“ zeigen mit ihrer engen Bindung an Zentralplätze und den dortigen Kult, seien sie nun etwa als Tempelgeld oder als Bestandteil der Tempelerde (hófsmold) nach bestimmten Ritualen zu verstehen,61 eine drastische Veränderung der religiösen Praxis an. Sie lassen auch an eine ganz neue Auffassung der heiligen Stätten wie auch deren Hüter denken, vielleicht auch an eine stärkere Konzentrierung und Kommerzialisierung von Ritus und Kult. 59 60
61
Pesch 2002,2, S. 71, S. 68; 2007, S. 210–215, beides noch ohne den Neufund IK 625 aus der Formularfamilie C12,a. Ob zwischen der Herstellung der letzten Goldbrakteaten und dem Aufkommen der ersten Goldblechfigürchen wirklich bis zu 50 Jahre liegen, vgl. Watt 1999,1, S. 138; 2004, S. 214 ff., oder ob sie teilweise zeitgleich sind wie neuerdings angenommen, so Watt 2008, S. 45, vgl. Axboe 2007, S. 113 ff., wird noch diskutiert. Watt 2004, S. 216; Larsson / Lenntorp 2004, S. 22.
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3.3 Sorte Muld Ein bereits seit 1569 als „Goldacker“ bekannter Platz im östlichen Bornholm, nach der guten Kulturerde dicker Siedlungsschichten auch „Sorte Muld“, schwarze Erde, genannt, erregte 1985 bis 1987 durch den Fund von über 2300 Goldblechfigürchen Aufsehen.62 Auf einem ca. 2 km vom Meer entfernten Höhenzug, dessen dicke Schwarzerdeschicht kaum Stratigraphie erkennen ließ, wurde ein reiches Fundspektrum mit Gebrauchskeramik, Eisenteilen, Gewichten, Münzen, Handwerksabfällen, Knochen- und Metallgeräten ergraben. Dies belegt die kontinuierliche Besiedlung des Platzes seit der vorrömischen Eisenzeit bis in die Wikingerzeit hinein. Darüber hinaus zeugen Edelmetallfunde, Schmucksteine (Granate), römische Goldmünzen und Waffen von der besonderen Bedeutung des Ortes als eines überregional wichtigen Elitensitzes. Intensive Beziehungen der Insel zum Kontinent werden vor allem durch die Textilien, die Pferdegräber und Schmuckstücke deutlich.63 Die Waffen- und Waffenteile, oft absichtlich verbogen und unbrauchbar gemacht, sind eines der Indizien für Opfertätigkeit innerhalb der Siedlung.64 In der näheren Umgebung befinden sich an die 30 weitere Siedlungsflächen, die als „Satelliten“ zur Kernsiedlung Sorte Muld angesehen werden65 und von denen einige ebenfalls außergewöhnliche Funde erbrachten, darunter Sylten und Sorte Muld II/Fuglsang als Brakteatenfundorte. Stätten mit Sakralnamen der weiteren Umgebung sind Gudhjem nördlich von Sorte Muld und, unsicher, Onsbjerg und Onsbæk im Westen der Insel.66 Bis 2001 waren schon die beiden Brakteaten IK 397 Sorte Muld-C und IK 570 Sylten-C (gefunden 1989) bekannt. Dann wurde bei Oberflächenbegehungen bzw. Sondenprospektionen in Sorte Muld II/Fuglsang eine eishörnchenförmig eingerollte Silberscheibe entdeckt, in der neben acht Goldperlen, sechs römischen Solidi und zwei radkreuzförmigen Goldanhängern fünf C-Brakteaten von zwei verschiedenen, bisher unbekannten
62
63 64 65 66
Allgemein zu Sorte Muld Jørgensen 1991,1, der die herausgehobene Rolle des Platzes vor anderen Orten wie Sandegård, Smørenge und Ryttersbakken betont, ebd. S. 121 f.; Callmer 1991, S. 127 f.; Watt 1991,1; 1991b; 2005; Sorte Muld 2008; 2009; genauer zu den Goldblechfigürchen Watt 1992; 1999,2; 2004; 2007; Beck / Hauck 2002; Hauck 1993,2; 1994,1. Jørgensen 1991,1, S. 115 f., 120 f. Watt 1992, S. 202. Watt 1991,2, S. 101–105; 2005. Kousgård Sørensen 1992, S. 233 mit Karte nach S. 240; Andersen 1998, S. 17, 23.
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Modeln steckten: IK 592 und IK 593 (vier Stück).67 Schließlich fand man im Herbst desselben Jahres unweit dieses Fundortes noch fünf weitere Goldbrakteaten von zwei neuen Modeln (IK 596-C in zwei und IK 595-B in drei Prägungen). Besonders wichtig darunter ist das neue B-Modelbild IK 595 aus der Gruppe der „Drei-Götter-Brakteaten“, die inhaltlich mit der Opferung Balders in Zusammenhang gebracht wird und als wichtiger Kultplatzindikator gilt.68 Damit sind nun aus dem engeren Siedlungsbereich insgesamt schon 12 Goldbrakteaten von sechs verschiedenen Modeln bekannt. Dies ist eine sehr hohe Anzahl, die bisher von keinem weiteren skandinavischen Zentralplatz in seinem inneren Kernbereich übertroffen wird. Weil Bornholm insgesamt relativ klein ist und das Kernzentrum Sorte Muld weitere Orte als Sekundärzentren hervorbrachte,69 sind für den Einzugs- bzw. Ausstrahlungsbereich Sorte Mulds auch die übrigen Brakteatenfundorte der Insel von Bedeutung. Bisher sieben Brakteaten wurden im Süden und Westen angetroffen, sämtlich qualitätvolle Stücke, die in Formularfamilien gehören: IK 324 Raum Rønne bzw. Raum Sandegård (in zwei Fragmenten von verschiedenen Fundorten geborgen, Į und ȕ; Formularfamilie C7), IK 95 Kjøllergård (Formularfamilie C1, 3 Stk.), IK 606 Smørengegård (Formularfamilie C12, Abb. 4), IK 19 Bakkegård (Formularfamilie C9,a70) und IK 578 Gadegård (2 Exemplare, Formularfamilie C14). Dazu kommen seit 2009 mit IK 628 Smørenge zwei Exemplare von Brakteaten, deren zentrales Bild ganz unüblich gemacht wurde mit einem Stempel, der dem auf IK 324 Raum Rønne nahe verwandt ist. Wenig verwunderlich ist das Auftreten von Angehörigen bestimmter Formularfamilien, bei denen Bornholm innerhalb ihres Verbreitungsgebietes liegt. Auf der kleinen Insel fehlt keine Brakteatenkonzeption, die gleichzeitig im Westen wie im Osten verbreitet war. So kommt die Formularfamilie C1 neben den beiden bornholmischen Stücken IK 95 Kjøllergård und IK 593 Sorte Muld II/Fuglsang vor auf Seeland, Fünen und vor allem auf Gotland.71 Ebenso sind die Formularfamilien C12 und C13, die vorwie67 68 69 70
71
Zu den „neuen“ Brakteaten aus Sorte Muld Axboe 2002; Hauck, in Beck / Hauck 2002. Beck / Hauck 2002. Watt 1991,2, S. 105. Genaugenommen gehört IK 19 Bakkegård nicht direkt in die Formularfamilie C9, sondern in die sogenannte Bastardgruppe (a-Gruppe) dazu: Deren Angehörige weisen zwar enge Beziehungen zu der Familie auf, können aber doch aufgrund höherer zeichnerischer oder motivischer Abweichungen nicht mehr dazugerechnet werden. Allgemein dazu Pesch 2007,1, S. 54. Zu den einzelnen Formularfamilien und ihrer Verbreitung (Kartierungen) siehe Pesch 2007,1.
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gend im inseldänischen Bereich und Schonen gefunden wurden, auch auf Bornholm vertreten durch IK 606 Smørengegård (C12), IK 592 Sorte Muld II/Fuglsang (C12,a) und IK 596 Sorte Muld II/Fuglsang (C13). Die Regionen Schonen, Östergötland, Småland und Gotland schließt die Formularfamilie C9 zusammen, deren südlichste Exemplare IK 397 Sorte Muld und IK 19 Bakkegård (C9,a) aus Bornholm stammen. Als Brücke zum östlichen Kontinent erscheint Bornholm durch das Auftreten von Formularfamilien, die in Polen Angehörige besitzen. Hierzu gehört zum einen die wichtige Familie B1, die ausschließlich im heutigen Dänemark (mit Bornholm) und in Polen gefunden worden ist, zum anderen auch die Formularfamilie C12, von der ein Angehöriger (IK 100 Körlin/Korlino) in sechs Prägungen ebenfalls aus der polnischen Küstenregion stammt. Auffällig ist das Fehlen sowohl von echten A- als auch von DFormularen auf der gesamten Insel. Bei den oft frühen Familien der ABrakteaten (wie übrigens auch bei den Medaillon-Imitationen) spielte Sorte Muld offenbar noch keine Rolle – anders als zum Beispiel Tjurkö/Senoren (dazu unten). Alle seriierten Brakteaten Bornholms gehören in Axboes Gruppen H2 und H3. Auch die durch die meist späten D-Brakteaten illustrierten Beziehungen der Regionen des heutigen Dänemarks nach Westen und Norden schlossen die Ostroute aus, wie dies bereits für Uppåkra festgestellt worden ist. Auch bei Sorte Muld ist dies sicher kein Zeichen für generell sinkende Bedeutung, sondern für eine Veränderung des dortigen Kultes in der späten Völkerwanderungs- bzw. Merowingerzeit. Diese Veränderung drückt sich später daran aus, daß auch hier die Goldblechfigürchen eine wichtige Rolle zu spielen beginnen, die – wie gesagt – auf eine neue Art der Ritualpraxis hindeuten. Die massenhafte Herstellung der „gubber“ auf Bornholm belegt, daß der Platz keineswegs zu einer Siedlung niederen Ranges herabgesunken war. Alle Brakteaten Bornholms zeigen durch ihre Verwandtschaften, daß Sorte Muld zumindest zeitweise eine Hauptrolle in der Konzeption und im Austausch der Formulare zukam. Die Insel mit ihrem Zentralplatz stellt sich als ausgesprochen aktives Mitglied der Austauschzonen von Brakteaten dar. Ihre Lage zwischen den dänischen Zentren am Seeweg nach Osten und als Brücke zum Kontinent förderte die Entstehung und Entwicklung des Ortes. Es ist denkbar, daß die kleine, lediglich aus Schonen, Blekinge und Bornholm bekannte Formularfamilie C14, zu der IK 578 mit seiner ungewöhnlichen ota-Inschrift72 gehört, auf Bornholm erstkonzipiert worden ist. Dies ist auch nicht ganz ausgeschlossen für die Familie C7, die außer auf Bornholm lediglich auf Öland und Gotland vorkommt und zu der 72
Dazu Düwel 1998,1.
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die beiden Fragmente von IK 324 Raum Rønne bzw. Raum Sandegård gehören; doch hierfür ist auch eine Erstkonzeption auf Öland denkbar. 3.4 Ravlunda Ein weniger bekanntes Beispiel südskandinavischer Zentralorte mit völkerwanderungszeitlichen Horizonten ist das ebenfalls am Seeweg nach Osten gelegene Ravlunda im östlichen Schonen.73 Dieser Ort konnte wohl als Zentrum des Bernsteinhandels erstarken und gedeihen, wie der Name (rav „Bernstein“) vermuten läßt.74 Seine Lage in der geschützten Hanö-Bucht mit Sandstränden, die als Anfurten für den frühmittelalterlichen Seeverkehr ideal waren, bot sich gleichzeitig aus fortifikatorischer Sicht an, da die Ausläufer einer Hügelkette einen weiten Blick über die Ostsee erlaubten. Beidseitig des ins Landesinnere führenden, einst schiffbaren Baches Skepparpsån ist eine größere Siedlung erschlossen, die seit dem 18. Jahrhundert zahlreiche Streufunde erbrachte, darunter Relikte der Metallverarbeitung bzw. anderen handwerklichen Tätigkeiten. Von den heute leider zum größeren Teil verschollenen Schatz- und Einzelfunden aus dem Gebiet sind unter anderem fünf Goldbrakteaten, zwei Goldblechfigürchen, verschiedene Edelmetallkleinfunde, Gewichte und imperiale Münzen bekannt.75 Ein goldener Halsring oströmischer Provenienz mit Almandineinlagen zeugt als im Gebiet des heutigen Schwedens einzigartiges Stück von den weitreichenden Beziehungen, die bereits in der Völkerwanderungszeit in der Region bestanden haben. Textüberlieferungen unterstreichen die Bedeutung des Gebietes als sakrales und herrscherliches Zentrum. Die altisländische Saga von Ragnar Loðbrók aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts etwa erwähnt, daß „bei Vitaby“ ein großer Opferplatz gewesen sei. Noch im 18. Jahrhundert sollen Funde von verbrannten und unverbrannten Tier- und Menschenknochen dies bestätigt haben, wie zeitgenössische Forscher berichteten;76 angeblich wurden die Brakteaten und die bei73
74
75 76
Allgemein zu Ravlunda siehe Fabech 1998, besonders S. 154–161; 1999,2, S. 460– 469; Riddersporre 1998, S. 167–173, 176; Helgesson 2002,2, S. 68, 208; Nyman / Fabech 2003. Siehe auch zum südlich gelegenen Järrestad Callmer 2001, S. 119 f.; Helgesson 2002,2, S. 69; Söderberg 2005. Zu den Namen, insbesondere den sakralen Ortsnamen in und um Ravlunda, siehe Brink 1992,2, besonders S. 120; vgl. auch Fabech 1992,1, S. 152; Kousgård Sørensen 1992, S. 231; Nyman / Fabech 2003, S. 196 f. mit weiterer, kritischer Literatur. Fabech 1998, S. 156–159. Allg. dazu Fabech 1998, S. 155.
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den Goldblechfigürchen gerade an dieser Stelle gefunden. Vielleicht entwickelte sich der alte Zentralplatz deshalb nicht zur mittelalterlichen Stadt weiter, weil er, wie auch andere Ostseestädte, nach der Okkupation des dänischen Königs in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts an Selbständigkeit und damit an Reichtum verloren hatte. Die fünf Brakteaten aus Ravlunda (vgl. Abb. 8) wurden bereits im späten 18. Jahrhundert geborgen. Es handelt sich um zwei modelgleiche BBrakteaten (IK 143; 300:H3/4), zwei D-Brakteaten (IK 543,2 und IK 485) sowie einen C-Brakteaten (IK 144,1; 60:H2). Bis auf den 73 mm großen CBrakteaten IK 144,1 sind alle im normalen Größenbereich und haben keine Prunkösen. Keines der Stücke trägt eine Runeninschrift. Zum C-Brakteaten IK 144,1 existiert ein modelgleiches Stück aus dem öländischen Holmetorp (IK 144,2). Auch sind seine Punzen werkstattgleich mit denjenigen eines A-Brakteaten aus Holmetorp (IK 279). Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei IK 144,1 Ravlunda somit um ein Importstück aus Öland. Auch einer der D-Brakteaten (IK 543,2 Ravlunda) hat mit IK 543,1 ein Schwesterstück, allerdings aus unbekanntem Fundort; beide gehören in die große Formularfamilie D8 (Abb. 5), die ansonsten nur in Jütland, Bohuslän, Väster- und Östergötland sowie auf dem Kontinent auftritt. Als relativ eigenständiges, jedoch abbreviiertes Modelbild ist der fragmentarisch erhaltene D-Brakteat IK 485 mit unverstandenem zentralen Mischwesen zu sehen. Das ansonsten völlige Fehlen von D-Brakteaten in Südschonen wurde oben bereits angesprochen. Die D-Stücke aus Ravlunda scheinen daher am ehesten aus Västergötland gekommen zu sein. Die späten B-Brakteaten (IK 143 Ravlunda) haben motivische Vorfahren in zwei älteren Stücken der Formularfamilie B2 aus Schonen bzw. Seeland. Damit sind Verbindungen sowohl nach Norden, auf die dänischen Inseln und vor allem auch auf die Ostseeinsel Öland deutlich. Dies überrascht bei der Lage Ravlundas am Seeweg vom heutigen Dänemark nach Osten zwar in keiner Weise. Doch ist das gleiche beispielsweise nicht für die blekingischen Fundorte um Tjurkö und Senoren (dazu s. u.) zu konstatieren, die an derselben Route liegen. Offensichtlich war demnach nicht nur die Lage eines Ortes entscheidend für Verbindungen und Beziehungen, sondern die Kontaktzonen wurden bewußt ausgewählt; manche Orte wurden dabei nicht oder nur temporär einbezogen. Zur Selbständigkeit Ravlundas auch im Hinblick auf eigene Brakteatenherstellung ist damit noch nicht viel zu folgern. Die fünf hier gefundenen Brakteaten sind an Alter, Konzeption und Herstellung so verschieden, daß sie eine große Spannbreite der gesamten Produktion repräsentieren. Eine Brakteatenherstellung vor Ort ist zwar vorstellbar, jedoch nicht direkt aus Werkstatt-Fundmaterial erschließbar wie in Gudme, Uppåkra oder Sorte
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Muld. Insgesamt erscheint Ravlunda als Zentralplatz wesentlich blasser als die drei eben genannten Orte. Auch in der Brakteatenauswahl ist Ravlunda beliebiger, es scheint sich bei allen Stücken um Importe zu handeln. Schließlich bleibt der spätere Einfluß der Goldblechfigürchen ebenfalls gering. 3.5 Sievern Als bedeutender stellt sich im Lichte der relevanten Indizienbündel der Zentralplatz Sievern im Elbe-Weser-Dreieck, Landkreis Cuxhaven, dar.77 Bereits die frühe Forschung hatte aufgrund der dortigen ungewöhnlich hohen Anzahl verschiedener archäologischer Hinterlassenschaften, darunter auffällige neolithische Megalithgräber und bronzezeitliche Grabhügel, die Bedeutung der Region erkannt. Vor allem aber eisenzeitliche und frühmittelalterliche Funde machen Sievern mit der nördlich angrenzenden Gemeinde Holßel für die Zentralplatzforschung interessant. Die Konzentration von Befunden und Funden in Sievern/Holßel führte inzwischen zu mehreren Ausgrabungen. Außerdem wurden großflächige Prospektionen, Phosphatkartierungen, Geländehöhenauswertungen und Pollenanalysen durchgeführt.78 Als Nucleiden des auf einem Geestrücken gelegenen Gebietes gelten zwei nur 800 Meter voneinander entfernt liegende, einst mit Wällen, Gräben und mächtigen Palisaden geschützte Fluchtburgen: Die ältere, insgesamt über 12 Hektar große „Heidenschanze“, durch Funde für die Epochen von der vorrömischen Eisenzeit bis in das 3. Jahrhundert n. Chr. hinein belegt, und die mit einer Fläche von 4,31 Hektar kleinere und jüngere „Heidenstadt“, die vom 4. bis in das 5., vielleicht auch noch 6. Jahrhundert n. Chr. benutzt wurde.79 Zahlreiche Gräberfelder unterschiedlicher Zeitstellung wurden dokumentiert, teilweise auch schon ausgegraben.80 Angewachsen ist in den letzten Jahren auch durch Detektorfunde von Oberflächenbegehungen das Fundmaterial. Es schließt wertvolle Verlustfunde, Zeugnisse von Handwerksaktivitäten und Handel ein, aber auch von ansässigem Qualitätshandwerk wie etwa von Goldschmieden. Aufmerksam machen aber vor allem Hortfunde mit Goldobjekten, darunter der Goldbrak77
78 79 80
Hauck 1970; Zimmermann 2005; Schön 2005,2; Jöns 2010; Aufderhaar et al. (in Druckvorbereitung). – Kartierung der Region bei Hauck 1970, S. 32; Schön 1995, S. 7 Zimmermann 2005, S. 369. Zimmermann 2005, S. 369; Jöns 2010, S. 72 ff. Schön 2001; 2005,1; 2005,2; Zimmermann 2005, S. 370.
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teatenhort aus Sievern-Moosmoor sowie der aus demselben Moor stammende Mulsum-Hort mit einem goldenen Halsring, vier Solidi (Valentinian I. bis Anastasius I.) und einer barbarischen Münznachprägung, der in die Zeit um 500 bzw. in den Beginn des 6. Jahrhunderts datiert wird.81 Westlich, in der alten Marschregion, liegt angrenzend und nahezu halbkreisförmig um Sievern/ Holßel angeordnet, eine Kette von Wurtensiedlungen, darunter die Feddersen Wierde und die Fallward bei Wremen. Letztere ist besonders hervorzuheben, weil zu ihr ein Gräberfeld mit Urnen- und Körperbestattungen gehörte. Es enthielt neben ungewöhnlichen Grabkonstruktionen (unter anderem ein Bootsgrab) nicht nur eine prachtvolle römische Kerbschnittgürtelgarnitur, sondern auch einzigartige Holzobjekte mit Kerbschnittdekor der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr.: Der sogenannte „Thron aus der Marsch“, ein reich beschnitzter Klotzstuhl, gehört zu den bekanntesten Stücken.82 In der Region geschah offenbar erstmals die Übernahme und Umbildung der ursprünglich römischen Dekorationsart der Kerbschnittbronzen auf germanische bzw. sächsische Objekte. Dabei war Sievern als Zentralplatz wahrscheinlich maßgeblich beteiligt.83 Überhaupt ist die westliche Küstenregion im heutigen Schleswig-Holstein historisch als Keimzelle des sächsischen Stammes84 auch für die sächsischen Expansionen nach England und auf den Kontinent wichtig. Aus dem unmittelbaren Gebiet von Sievern stammen bisher 14 (!) Brakteaten. Sie verteilen sich in zwei Horte und einen Einzelfund (vgl. Abb. 8). Diese hohe Anzahl hat bisher noch kein anderer Zentralplatz direkt überboten: Selbst aus dem Kernbereich von Gudme gibt es bisher „nur“ 11 Stücke, aus Sorte Muld 12 Exemplare.85 Zu den Sieverner Stücken ist noch eine weitere Prägung (IK 472-D) aus dem etwas nördlich gelegenen Nordholz zu nennen. 1942 fanden Torfstecher im Moosmoor, nahe des von Moor überwachsenen Außenwalls der Heidenschanze, einen Hort mit 11 Goldbrakteaten: Einen A-Brakteaten (IK 156, mit runischer Inschrift), zwei modelgleiche C81 82 83 84 85
Häßler 2003, S. 106–114. Schön 2005,1. Böhme 1999, S. 66–72; 2000, S. 462. Hauck 1970; Capelle 2004, besonders S. 46, 51; Springer 2004, besonders S. 37; vgl. auch Ellmers 1985. Lediglich Kummulationen von Horten, etwa diejenige um das nordjütländische Års (18 Brakteaten aus zwei Funden in Års und zusätzlich acht Exemplare aus Stenildvad) sowie einige Riesenhorte (etwa Madla mit 15, Øvre Tøyen mit 17, Sletner mit 18 oder Kitnæs mit 20 Exemplaren) übertreffen diese Anzahl, doch ist von diesen lediglich Hauge/Madla als möglicher Zentralplatz anzusehen (dazu unten).
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Brakteaten (IK 157) sowie acht D-Brakteaten (IK 505, IK 506 und IK 507 [sechs Exemplare]).86 Acht Jahre später wurde etwas über einen Kilometer südwestlich davon beim Sandabtragen ein weiterer, durch Risse und Beulen beschädigter Goldbrakteat (IK 333) in Sievern-Büttel gefunden, der möglicherweise ebenfalls Teil eines ehemaligen Schatzfundes war. Er fällt durch eine besonders breite Randzone mit Schmuckdreieck auf. Schließlich kamen bei einer systematischen Metalldetektor-Begehung 1999 noch zwei neue Brakteaten ans Licht, deren Zentralbilder mit schon bekannten Prägungen aus dem älteren Moosmoor-Hortfund modelgleich sind (IK 157,2 und 507,2). Dieser neue Fund „Sievern III“ ist wahrscheinlich ebenfalls als ehemaliger Hortfund anzusehen. Zahlreiche Verkehrsverbindungen und Beziehungen lassen sich anhand der Kopierserien der Brakteaten aus Sievern nachweisen. Die Konzeption der Formularfamilie A7, von der leider nur zwei Modelbilder bzw. Prägungen bekannt sind, stammt wahrscheinlich von dort.87 Ihre beiden Angehörigen sind IK 76 Wurt Hitsum (NL) und IK 156 aus dem Sieverner Moosmoor-Hort.88 Sie fallen nicht nur durch ihre detailreichen und komplexen Darstellungen mitsamt runischer Inschriften auf,89 sondern auch durch einen volutenförmigen, geriefelten Draht unter der Öse. Da ein solcher ansonsten nur ein einziges weiteres Mal vorkommt (nämlich bei dem englischen IK 323 St. Giles Field-A, der oft schon als Import angesprochen worden ist und ebenfalls aus Sievern stammen könnte), kann es sich um eine Werkstattspezialität handeln.90 Oben schon beschrieben wurde die Formularfamilie B3 (Abb. 2 und 3), deren drei Angehörige in Nebenstedt bei Dannenberg an der Elbe, in Sievern und im südschwedischen Sjöhagen auftreten. Zumindest für die Weitergabe dieses Formulars nach Norden ist Sievern als Kopierstation wichtig gewesen, wenn auch die genaue Herkunft der Familie noch zu diskutieren ist (s. u.). An der offensichtlich hier erfolgten Weitergabe von Formularen läßt sich aber die generell wichtige Rolle Sieverns für den Austausch der Brakteatenformulare von Süd nach Nord einerseits sowie auch 86 87 88 89 90
Allgemein zu den Brakteaten Hauck 1970; Häßler 2003, S. 124–129; zur Runeninschrift auf IK 156 Düwel 2005,1. Vgl. allgemein zur kontinentalen Herkunft der beiden Prägungen auch Seebold 1996, S. 184–194; Suzuki 2005, S. 32–40, 45. Während IK 156 in der Axboeschen Seriation die relativ frühe Nummer 58 (in H2) trägt, gehört IK 76 in die zweite Hälfte der Brakteatenproduktion (282:H3). Dazu die Textbände IK 1,2 und IK 2,2 unter den jeweiligen Katalogbeiträgen; Düwel 42008, S. 47; Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 246 ff. Vgl. aber auch die Neufunde IK 7,2 aus Rugbjerg mit kleiner Volute und IK 582 aus Dover-Buckland mit glatter Drahtvolute.
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von Osst nach Westt andererseitss erkennen. Hierbei sindd außerdem ddie Verbreitunngen der Forrmularfamilieen C16 (mit IK 152, in drei Prägunngen aus Sievernn), D8 (mit IK I 506 Sievvern und IK 472 Nordhoolz) und D9 (mit IK 507, in sieben Präguungen aus Siievern) aufscchlußreich (A Abb. 6 und 7).91
Abb. 6. 6 Karte der Veerbreitung derr Formularfam milie D8 91
Möglicherweise auch a B4, B6, D10 D und F1, wenn w von dieseen bisher auch kein Angehhöriger aus Sieevern selbst staammt. – Allgeemein zu den Formularfamili ien, ihrer F Besschreibung, Kaartierung und Abbildung, A sieh he Pesch 2007,1.
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Abb. 7. 7 Karte der Veerbreitung derr Formularfam milie D9
Dabei zeigen z C16 und D9 Bezziehungen zw wischen Osteengland92 und Skandinavieen, für welchhe die niedeerländische und u norddeuutsche Küsteenregion Zwischhenstationen bot – und zw war mit Siev vern als Brückenkopf. Übberhaupt ist die Bedeutung Sieverns fürr das Auftreeten von Braakteaten in E England bisher vielleicht v unnterschätzt.93 Die Formullarfamilie D88 dagegen zeeigt Sievern als „Umschlaggplatz“ zwischen Skandiinavien und dem mittlereen Konbe und Saalee von grundlegender tinent; hierfür wareen die Flußlääufe von Elb Bedeuttung. Insggesamt zeigt sich, daß es sich bei Siev vern/Holßel und den anggrenzenden Geebieten seit der d vorrömischen Eisenzeit und bis inn die Völkerrwande92 93
Dabbei tritt C16 nicht in Kent auf, D9 aber fastt ausschließlichh dort. Dazzu genauer Behhr 2010, besonnders nach Fuß ßnote 198.
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rungszeit hinein um einen bedeutenden Zentralplatz mit Satelliten gehandelt haben muss – wenn auch das eigentliche Siedlungsareal noch nicht gefunden worden ist. Die verkehrsgünstige Lage, welche Landwege von Nord nach Süd sowie von West nach Ost genauso umfaßte wie damals noch schiffbare Wasserwege, die den raschen Anschluß an den für die Sachsen so wichtigen Küstenverkehr gewährleisteten, begünstigte hier die Entstehung und das Wachsen eines über viele Jahrhunderte bestehenden, überregional wirksamen Zentrums. Ob es eine Kontinuität über die Völkerwanderungszeit hinaus bis in das Mittelalter hinein gibt, ist bisher noch fraglich, doch gehörte Sievern, wenn es auch nie Kirchspiel wurde, im Hochmittelalter wieder zu den größten Dörfern im Elbe-Weser-Dreieck.94 Mit seinen noch andauernden Grabungen wird Sievern/Holßel mit allen Satelliten sicher noch lange im Blickpunkt der Forschung stehen und weitere aussagekräftige Funde erbringen.
4. Weitere Zentralplätze Gegenüber den fünf exemplarisch vorgestellten Zentralplätzen Gudme/ Lundeborg, Uppåkra, Sorte Muld, Ravlunda und Sievern, die jeweils relativ gut erforscht, teilweise ergraben und dokumentiert sind, läßt sich eine Vielzahl weiterer Plätze mit möglichen oder wahrscheinlichen Zentralortfunktionen benennen. Die Forschung ist hierbei noch stark in Bewegung, kaum sind auch nur die wichtigsten Lokalitäten ausreichend erforscht, publiziert und in ihrer Bedeutung anerkannt. Auch die vielen denkbaren Abstufungen internationaler, überregionaler oder nur regionaler Zentralität lassen sich nicht immer klar voneinander trennen, so daß eine Hierarchisierung vieler Plätze schwer fällt. Daher soll hier im Folgenden lediglich ein kurzer Überblick gegeben werden, in dem der mögliche Zusammenhang verschiedener Orte mit den regional einkreisbaren Erstkonzeptionen von Formularfamilien vorgeschlagen wird. Hierbei ist die Zuordnung von Zentralplatz und Familienerstkonzeption natürlich noch unsicherer als bei gut erforschten Plätzen. Auf Fünen existierte neben Gudme das im Norden gelegene Odense. Obwohl dieser Platz bis heute kontinuierlich besiedelt wurde, ist seine Bedeutung – auch aufgrund seines Sakralnamens „Odinsvi“, „Odins Heilig-
94
Zimmermann 2005, S. 371.
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tum“, – bis in die Völkerwanderungszeit hinein nachweisbar.95 Insgesamt 19 Brakteatenfunde, darunter die Horte von Bolbro (zehn Stück) und Killerup (fünf Stück), zeigen die enge Einbindung des Ortes in die Brakteatenzonen. Möglicherweise ist die Formularfamilie B4 hier entwickelt worden. Auch für C2, oben bei Gudme erwähnt, ist dies nicht auszuschließen. Nicht immer ist zu entscheiden, ob Gudme oder Odense das Verdienst der Konzeption gebührt – zu eng sind die Verbindungen zwischen den beiden Orten.96 Dies zeigt sich unter anderem auch an modelgleichen Prägungen aus den zwei Fundorten wie den beiden Prägungen des 3-Götter-Modelbildes IK 51 aus Gudme (IK 51,3) und Killerup (IK 51,2). Auf Seeland ist vor allem der Nordosten ein wichtiges Brakteatengebiet,97 das unter anderem den großen Hortfund von Kitnæs mit 20 Brakteatenprägungen und einer prächtigen Cloisonnéfibel sowie auch den kleineren Hortfund von Jørlunde (Hjørlunde Mark, Slangerup) mit vier Brakteaten geliefert hat. Aus der Region stammt vielleicht die Konzeption der Formularfamilie C1. Zu den Kandidaten für den dortigen Zentralort zählen der mittelgroße Platz Hørup98 mit seinem reichen Fundspektrum sowie auch der Sakralnamenort Onsved99 westlich des Roskildefjordes, doch ist ein anerkannter Hauptort bisher nicht lokalisiert. Im Südosten Seelands ist in der brakteatenreichen Region um Fakse ebenfalls ein Zentrum erkennbar, wenn diesem auch bisher sicher keine Brakteatenfamilien zugewiesen werden konnten; lediglich die soeben schon genannte Familie C1 könnte auch hier ihren Ursprung gehabt haben. Dagegen spielt der Westen mit dem bis ins 6. Jahrhundert zurückgehenden Tissø und dem südlich davon liegenden Neble/Boeslunde für die Brakteatenproduktion offenbar noch keine größere Rolle,100 und auch der spätere Hauptort Lejre hat bisher keinen Brakteatenfund.101 Aus Jütland stammt eine große Zahl von Brakteaten und Familienkonzeptionen. Manche davon sind keinem Zentralplatz direkt zuzuweisen, so 95
96 97 98 99 100 101
Hauck 1992,1, S. 436; 1992,4, S. 256 ff. Vgl. Kousgård Sørensen 1992, S. 232; Vikstrand 2004, S. 174. – Allgemeine Kartierung der südskandinavischen Sakralnamenorte bei Kousgård Sørensen 1992; Andersen 1998. Insbesondere sichtbar an den zu Gudmestücken werkstattgleichen Brakteaten des Killerup-Hortes, dazu Hauck 1998,2, S. 337–343. Axboe 1994,1, S. 68; Hauck, in Hauck / Heizmann 2004, S. 246 f. Dazu S. Sørensen 2000, besonders S. 53 ff., 66–77, 79–82; kurz auch Hårdh 2002,1, S. 127 f.; Høilund-Nielsen 2005, S. 257. Kousgård Sørensen 1992, Faltkarte; vgl. Hauck, in Lamm et al. 2002, S. 19 f., 28 f. Allgemein zu Tissø Jørgensen 1998; 2005; zu Boeslunde Jørgensen 1991,1; 1994, S. 59–62; Nielsen 1997. Allgemein zu Lejre Christensen 2001; kurz auch Callmer 2001, S. 123 f.
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die Familien C15, D9 und D10 sowie die möglicherweise ebenfalls jütländischen D12 und D13. Im Norden ist mit einer großen Region um die heutigen Städte Holstebro, Viborg, Randers und Silkeborg eine besonders brakteatenreiche und aktive Gegend benennbar, aus der die großen Horte von Års und Stenildvad stammen. Ihr sind die Formularfamilien D5, D11, D16 und D17, eventuell auch A6, C8 und D7 zuzuweisen. Auch einer der seltenen Modelfunde stammt von hier.102 Als mögliche Zentren wurden Sakralnamenorte erwogen, unter anderem Viborg, Vium, Onsild, Vognsild und Oddense.103 Archäologische Untersuchungen machen außerdem Stavnsager bei Randers als Zentralplatz wahrscheinlich.104 Die noch andauernde Erforschung dieses Platzes, der bisher Indizien für Metallhandwerk wie auch qualitätvolle Funde erbracht hat, läßt noch zahlreiche neue Funde und Erkenntnisse erwarten. Auch die südwestjütländische Region um das heutige Esbjerg, aus der insgesamt 36 Brakteaten stammen (darunter die beiden großen Hortfunde von Darum und Skonager), verbreitete mit A5, D16 und D19 sowie möglicherweise auch mit A3 und B5 wichtige Konzeptionen. Somit darf hier ein weiterer Zentralplatz vermutet werden,105 der den Verständigungsnamen „Skonager/Darum“ erhält. Sakrale Ortsnamen, die mit „Balder“, dem Sohn Odins, gebildet sind, stützen dies. Der etwas weiter südlich gelegene Platz Dankirke, der als Vorgängersiedlung von Ribe gilt und bis in die römische Kaiserzeit zurückgeht, hat dahingegen überhaupt keine Brakteatenfunde aufzuweisen.106 Im heutigen Südschweden läßt sich als wichtiges Brakteatenzentrum die Region um das heutige Kristianstad im östlichen Schonen am Seeweg zwischen den Ostseezentren und den dänischen Nordseeinseln nennen. Hier sind das 7 Kilometer südwestlich gelegene Vä wie auch das östlich gelegene Fjälkinge als mögliche Zentralplätze untersucht worden.107 Aus Vä stammt der bereits 1674 aufgefundene, älteste Brakteatenhort Schwe102 103 104 105
106 107
IK 572 aus Postgården. Allgemein zu den Modeln Axboe 2007, S. 21 ff. Kousgård Sørensen 1992, Faltkarte; zu den letzten vier siehe auch Hauck, in Lamm et al. 2002, S. 41 mit Karte S. 29. Høilund Nielsen / Fiedel 2002; Høilund Nielsen 2005, S. 262. Axboe 1994,1, S. 68; 2004,1, S. 188; ausführlich zu den einzelnen Brakteaten und ihrer Deutung sowie zur Zentralplatzregion Hauck 2001,2; zu den Balder-Ortsnamen Kousgård Sørensen 1992, S. 235. – Siehe auch Hauck, in Lamm et al. 2002, S. 28 f., 35 ff. zu den Skodborghus-Brakteaten und der Kultplatzregion Vojens im Südosten Jütlands. Zu Dankirke und Ribe siehe Jensen 1991. Zu Vä allgemein Stjernquist 1951; Helgesson 2002,2, S. 66 ff.; zu Fjälkinge Helgesson 1997; 2002, S. 65 f.
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dens,108 zu dem zwei Goldbrakteaten und eine brakteatenähnliche Ritzung gehören. Die Region ist wahrscheinlich neben Uppåkra und Ravlunda das dritte Hauptzentrum Schonens gewesen.109 Es ist nicht auszuschließen, daß die Konzeption der Formularfamilie C6 von hier stammt, doch ist eine Herkunft aus Öland wahrscheinlicher (dazu unten). An der schonischen Südküste könnte in der Region um Dybäck ein weiterer Zentralplatz erschlossen werden.110 Sowohl Vä als auch Dybäck lieferten frühe und beziehungsreiche Brakteatenfunde. Auch in Blekinge ist mit Tjurkö und Senoren ein Inselzentrum vorhanden,111 aus dem nach Axboes Seriation das viertfrüheste Brakteatenmodelbild IK 354-A stammt und darüber hinaus das mit der Nr. 11 ebenfalls sehr frühe Modelbild IK 183-A. Doch ein weiterer wahrscheinlicher Konzeptionsort für eine Brakteatenfamilie kann hier neben Uppåkra nicht benannt werden. Eine ganze Reihe qualitätvoller Brakteaten hat die besonders in Kaiserund Völkerwanderungszeit blühende Ostseeinsel Öland aufzuweisen; manche Stücke, so die Angehörigen der Formularfamilien C6 und C7, zeigen Verwandtschaften sowohl nach Schonen (insbesondere Vä und Ravlunda) wie auch nach Bornholm. Dabei ist die Familie C6 aller Wahrscheinlichkeit nach auf Öland konzipiert worden. Denkbar ist dies auch für C7, die allerdings auch auf Bornholm stark vertreten ist.112 Weil Öland insgesamt eine relativ geringe Größe hat, verteilte sich der ehemalige Zentralplatz mit seinen spezialisierten Teilbezirken möglicherweise beinahe über die gesamte Insel. Zu den wichtigen Orten gehören Eketorp, Torslunda, die zentrale Gråborg und Ullevi.113 Demgegenüber findet sich auf Gotland mit der Formularfamilie C1 eine Konzeption, die als solche Verbindungen nach Seeland aufweist, hier aber eine eigene Untergruppe ausgeprägt hat. Fast ausschließlich auf Gotland kommen die hier konzipierten vendel- bis wikingerzeitlichen E-Brakteaten vor114 – die einzige Formularfamilie, die nach der Völkerwanderungszeit in 108 109 110 111 112 113 114
Kurz dazu Stjernquist 1951, S. 19; im Hort waren neben IK 202-C und IK 203-C, beide Formularfamilie C6, sowie der Ritzung auch noch „Schwerter und Pfeile“. Inwieweit hier das jüngere Järrestad südlich von Ravlunda eine Rolle spielt, ist noch Gegenstand der Forschungen. Siehe allgemein zu Järrestad Söderberg 2005. Strömberg 1961, S. 67; Larsson 1997; Helgesson 2002,2, S. 152. Fabech 1994,2; Nyman / Axboe 2005; Düwel / Lamm / Nyman 2006. Genauer zu den Formularfamilien C6 und C7 Pesch 2007,1, S. 170–185; vgl. auch 2002,1, S. 72–75. Allgemein zu Öland Hagberg 2005; siehe auch Brink 1998, S. 420–432; Hagberg / Nyman 2002. Zu Gotland Nylén 1998; zu den E-Brakteaten und ihren Untergruppen Gaimster 1998.
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Skandinavien hergestellt und genutzt worden ist. Die Besiedlungsstruktur Gotlands ist bisher nicht gründlich genug im Bezug auf Zentralität und Siedlungshierarchie erforscht, ein möglicher Zentralplatz als herausragender Ort nicht benannt; doch mögen hier Torsburgen und Gudingsåkrerne im Osten eine Rolle spielen. Im Unterschied zu den südskandinavischen Kernregionen der Brakteaten stammen die gotländischen Exemplare auf der Südhälfte der Insel aus Gräbern. Edsten in Bohuslän ist ein früher Herrensitz und ein Kultzentrum gewesen,115 dessen reiche völkerwanderungszeitliche Funde auch für eine Rolle im Brakteatenhorizont sprechen. Aus der Region jedenfalls stammt möglicherweise die Konzeption der Formularfamilie C10. Etwas weiter nördlich liegt ein durch seinen Sakralnamen auffälliger Ort Odinssalr, der als Herkunftsort der D2-Konzeption diskutierbar ist. Die hohe Brakteatenkonzentration in Västergötland macht dort einen Zentralplatz wahrscheinlich,116 der möglicherweise mit Götala zu identifizieren ist: Dieser Platz liegt inmitten einer durch Ortsnamen in ihrer ehemaligen Struktur entschlüsselbaren Kleinlandschaft.117 Unter anderem sind die beiden Odin-Namensorte Odensåker und Odenslunda bekannt. In der Region um Götala könnte die Konzeption der Formularfamilie D8 entwickelt worden sein. Weiter nördlich, in Mittelschweden, ist das vor allem durch Adam von Bremen bekannte, wikingerzeitliche Zentrum Gamla Uppsala herausragend, aus dessen Umgebung immerhin einige späte und qualitätvolle Brakteaten stammen – darunter das einzigartige B-Exemplar IK 583 aus Söderby.118 Es ist möglich, daß die späte, komplizierte Formularfamilie B10 hier entwickelt worden ist, wenn auch die Blütezeit dieser Region erst in die Wikingerzeit fällt. Der südlicher gelegene Platz Helgö erbrachte bisher lediglich Randfragmente von Brakteaten, ist aber grundsätzlich durch seine ergrabenen, großen Handwerkerviertel ein „heißer Kandidat“ für Brakteatenherstellung. In Norwegen schließlich ist an der Südwestküste südlich der heutigen Stadt Stavanger inmitten der Kornkammer Jæren eine auffällige Brakteatenkonzentration um Siedlungen und Fundorte wie Hauge, Madla, Sola, 115 116 117 118
Fabech 1992,2. Axboe 1994,1, S. 68; 2004,1, S. 188. Hagberg 1983, besonders S. 90 ff; 1986, S. 99–104, 115 f.; vgl. Auch Brink 1999, S. 427 mit „Götlunda“; allgemein Lundqvist 1998, bes. S. 194–202. Dazu siehe Lamm et al. 2002, zur Formularfamilie B10 ebd. S. 76–80, vgl. auch ebd. S. 24–27; Hauck 2001,1. Zu Altuppsala als Kultort Hauck 1993,2; 1994,2; 2001,2, S. 276 f.; vgl. auch Callmer 2001, S. 128–131.
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Kydland und Selvik vorhanden. Auch generell handelt es sich um eine der fundreichsten Zonen frühmittelalterlicher Objekte, Gräber und Siedlungen in Norwegen. Mehrere Sakralnamenorte, befestigte Höhensiedlungen, Eisenproduktion, große Höfe, reiche Grab- und Schatzfunde zeugen von der Bedeutung der Region im Frühmittelalter.119 Allein der große Brakteatenhortfund von Madla umfaßt 15 A-, C- und D-Stücke, und ist damit der viertgrößte Brakteatenhort überhaupt. Aus der Region stammen bisher insgesamt 54 Brakteaten: Eine gewaltige Anzahl. Hier treten besonders solche Modelbilder auf, die in der Seriation spät sind bzw. bereits die Schlaufenornamentik des späten Stils I und einige andere Besonderheiten zeigen. Daß auch so weit im Norden noch ein ausgesprochen wichtiger und reger Zentralplatz existiert haben muß, der vollständig – wenn auch vielleicht nicht von Anfang an – in die Kommunikationszone der Brakteatenherstellung einbezogen war, bezeugen die wahrscheinlich in dieser Region entworfenen Formularfamilien C11 und D6, vielleicht auch D1, D3, D4 und D18. Lokal besonders geschätzt waren hier breite, im Model mitangelegte Randzonen mit Tieren, oft symmetrisch angeordnet. Doch konkret wurde ein bestimmter Platz bisher nicht lokalisiert. Daher wird hier mit dem Verständigungsnamen „Hauge/Madla“ gearbeitet.120 Er umfaßt die gesamte Region und schließt vielleicht sogar mehrere Zentren ein. Durch die wahrscheinlich dort entworfenen Formularfamilien gehört „Hauge/Madla“ zu den innovativsten Zentren überhaupt. Es ermöglichte auch die Ausbreitung der Brakteaten und der mit ihnen verbundenen Weltanschauung noch höher in den Norden, so etwa in Region am nördlichen Trondheimsfjord. Diese nördlichste Konzentration mit sechs Brakteaten, deutlich geringer als diejenige um „Hauge/Madla“, liegt in Trøndelag um das auch aus Textstellen als heidnisches Zentrum der Vendel- und Wikingerzeit bekannte Mære. Zwei Sakralorte namens „Odinssalr“121 liegen in der nahen Umgebung. Etwas weiter südlich wurde noch der heute verschollene Hortfund von Rømul geborgen. Doch wenn auch hier noch die Ausstrahlung der ei119
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Allgemein dazu Myhre 1978, S. 244–260; 1981, S. 113–145, besonders S. 144 f., 164 f.; 1982; 1987; Sandnes 1992, S. 266; zum Grabhügel mit Brakteaten et al. Bakka 1973, S. 62 ff.; siehe allgemein zu Südnorwegen auch Skre 1999; Grimm / Stylegar 2004; 2005. Der Tu-Hügel mit dem Hof Hauge und Madla an der Küste sind wichtige Siedlungen gewesen, Madla darüber hinaus auch der Fundort eines großen Brakteatenhortes. Zu Hauge Myhre 1978, S. 225 f.; Kristoffersen 1999; zu Madla Myhre 1981, besonders S. 113 ff., 144 f., 164 f. – Vgl. allgemein zur Region auch die Sakralnamenkartierung bei Sandnes 1992, S. 266 (es treten keine Namen mit „Odin“ auf!). Hauck 1992,4, S. 254 ff.
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gentlichen Brakteatenregionen durch die Funde deutlich ist, sind keine regelrechten Konzeptionsorte mehr erkennbar. Offenbar wurde Mære wie auch Borg auf den Lofoten trotz seiner Kontakte zum Süden erst später ein Teil der Austauschzonen, wie sich dies auch durch die Goldblechfigürchen von dort nachweisen läßt. Ansonsten treten entlang der norwegischen Westküste nördlich von Hauge/Madla fast ausschließlich Grab- bzw. Einzelfunde oder kleine Horte auf, die keine Hinweise auf einen bestimmten Konzeptionsort erbringen. An der Südküste Norwegens ist eine Brakteatenkonzentrationen um die fundreiche Halbinsel Lista erkennbar, die auf einen dortigen Zentralplatz hindeuten könnte. Doch auch mit diesem hypothetischen Platz „Lista“ lassen sich bisher keine Formularfamilien verbinden. Der nördliche „Kontinent“ kennt mit dem oben beschriebenen Sievern/ Holßel einen der vielleicht bedeutendsten Zentralplätze (s.o.). Westlich davon am Seeweg nach England, etwa in den heutigen Niederlanden, gab es sicherlich noch weitere, vielleicht kleinere Plätze, die allerdings bisher kaum belegt und für den Brakteatenhorizont noch nicht genügend erforscht sind.122 Weiter im Süden ist aufgrund eines großen Hortfundes um die Fundstelle Nebenstedt bei Dannenberg in der historischen Grenzregion zwischen Germanen (bzw. später Frankenreich) und Slawen als Vorläufer von Magdeburg ein weiterer Zentralplatz (Grenzplatz) vermutet worden.123 Von dort stammt das qualitätvollste Modelbild der Familie B3 (Abb. 2). Doch ist es ebenfalls denkbar, in Nebenstedt nur eine Zwischenstation auf der Reiseroute zwischen dem Norden und dem alten Thüringerreich erfaßt zu haben. Die dortige Brakteatenkonzentration, die keineswegs aus Importstücken besteht, sondern aus eigenständigen Modelbildern, spricht für einen in den Austausch der Formulare einbezogenen Ort. Immerhin ist die Familie der sogenannten „Frauenbrakteaten“ (B7) fast ausschließlich auf dem Kontinent vorhanden, lediglich ein verkürztes Exemplar stammt aus Gudme. Sie könnte durchaus im Thüringer Raum entwickelt worden sein.124 Irgendwo zwischen der Küste und dem Thüringerreich wurde einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch die Familie 1 der F-Brakteaten konzi-
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Die Wurt Wijnaldum etwa, nördlich von Harlingen (NL, Westergo) gelegen, ist durch die Zeugnisse verschiedenen Qualitätshandwerks einer der möglichen Kandidaten, dazu kurz Niederhöfer 2007; vgl. allgemein zur Region auch Nicolay 2005. Allgemein zur Region Hardt 2008; vgl. auch Pesch 2002,2, S. 73 f.; Steuer 2003,1, S. 346. Pesch 2007,1, S. 125–128; 2004,1, S. 167–173, 177 f.; allgemein zu Thüringen siehe Udolph et al. 2005.
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piert. Es ist auch zu diskutieren, ob nicht grundsätzlich alle F-Modelbilder auf ursprünglich kontinentalen Einfluß zurückgehen könnten. Weiter im kontinentalen Süden, beispielsweise entlang der Flußläufe von Elbe und Saale, muß es also weitere entsprechende Zentren gegeben haben. Nur durch ein relativ enges Netz solcher Orte ist ja die kopiale Ausbreitung der Goldbrakteaten wie auch die rasche Ausbreitung der Tierstile überhaupt erklärlich. Doch bisher wurden keine derartigen Siedlungen bestimmt: Die Suche danach und die Erforschung auch der damit zusammenhängenden Beziehungsstrukturen der Menschen ist noch viel zu wenig im Blickpunkt der dortigen Archäologie und somit erst in den Anfängen begriffen.125 Ob auch im Donauraum, wo ebenfalls Brakteaten auftreten , tatsächlich aktive Brakteaten-Herstellungsplätze zu vermuten sind, oder ob die dort als Grabfunde in Frauengräbern gefundenen Stücke lediglich als mitgebrachter Privatbesitz, z.B. von eingeheirateten Frauen aus dem Norden (Exogamie als politisches Konzept), zu erklären sind, ist zu diskutieren. Formularfamilienkonzeptionen scheinen von dort jedenfalls nicht gekommen zu sein. Doch so oder so sind durch das Vorkommen der Brakteaten gewisse Beziehungen bis in den skandinavischen Raum (besonders in das Gebiet des heutigen Dänemarks) nachgewiesen.126 Zuletzt sei mit Kent die mit Abstand wichtigste Brakteatenregion innerhalb von Großbritannien genannt. Vor allem in den reichen Frauenbestattungen der großen Gräberfelder von Sarre, Finglesham, Dover Buckland und Bifrons, wurden bisher 26 sichere Brakteatenfunde gemacht.127 Zwar stellen sich die meisten dort gefundenen Modelbilder als leicht abbreviierte oder vereinfachte Konzeptionen gegenüber z.B. jütländischen Vorbildern dar, doch ist die Rezeption der Goldbrakteaten seit der sächsischen Besiedlung nachvollziehbar. Sie legt die Vermutung nahe, daß es in Kent Zentralplätze mit Brakteatenkenntnis und -herstellung gegeben hat.128 Ohne einen 125
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Dies hängt sicherlich auch mit dem in verschiedenen Bundesländern unterschiedlichen, aber überall recht problematischen Umgang mit Metallsuchgeräten bzw. mit „Sondengängern“ zusammen. Da auch die skandinavischen Zentralorte hauptsächlich seit der systematisierten Suche mit Metallsonden entdeckt und erforscht werden konnten, ist zu vermuten, daß sich auch auf dem Kontinent noch zahlreiche vergleichbare Stätten finden lassen werden. Pesch 2004,1, S. 173 f. Dazu Bakka 1981; Chadwick-Hawkes / Pollard 1981; Behr 1994; 2000; 2001. Eigene Herstellung nach einer kurzen Importphase (bzw. Mitnahme bei der Übersiedlung) vermutet Chadwick-Hawkes, in Chadwick-Hawkes / Pollard 1981, S. 351 f. – Frühere Forscher vermuteten dahingegen häufig reinen Import, siehe etwa Thomsen 1855, S. 267 f.
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genaueren Zentralplatz sicher benennen zu können,129 könnte die Erstkonzeption der kleinen, nur hier auftretenden Formularfamilie D7 in Kent vollzogen worden sein. Andere Vermutungen gehen allerdings davon aus, daß die englischen Brakteaten nur in einem sehr kurzen Zeitraum entstanden und eingeführt worden sind, wobei die Rolle Sieverns als Brückenkopf zwischen Skandinavien und England betont wird.130 Viele Orte mit zentralen Funktionen wurden im gesamten Brakteatengebiet mit Hilfe von unterschiedlichen Kriterien und Indizien benannt. Dabei ist heute aufgrund der in vielen Fällen noch eher zufälligen Fundsituation eine feinere Klassifizierung und Hierarchisierung, wenn überhaupt, nur ansatzweise zu leisten. Doch nachdem der Blick der Forschung die Zentralplätze nun genauer ins Auge gefaßt hat, werden sich sicherlich bald viele neue Aspekte anfügen lassen. Es steht außer Frage, daß in Zukunft weitere Orte in ihrer ehemaligen Funktion als Zentralplätze entdeckt werden. Dann kann sich auch die Bewertung der hier genannten Zentren natürlich verändern.
5. Das Zeugnis von Tierstilkunst und Runen Die aufschlußreichen Brakteaten bilden einen exquisiten und wichtigen, allerdings insgesamt nur kleinen Teil des germanischen Kunstschaffens. Der „Tierstil“ fand natürlich auch auf anderen Objektgruppen und Materialien Niederschlag, so auf Fibeln, Waffen und vermutlich auch Textilien. Dabei sind ebenfalls regelhaft große Ähnlichkeiten zwischen Bildern auch aus weit voneinander entfernten Regionen vorhanden. Angeregt durch den Kontakt mit der expandierenden römischen Kultur und gewachsen im Spannungsfeld zwischen Nachahmung römischer Bildchiffren und der Entwicklung einer eigenen Bilderwelt, erreichte der germanische Tierstil mit dem Beginn des 5. Jahrhunderts eine vorher nie dagewesene Qualität und Verbreitung. Dazu war die römische Bilderwelt von den Germanen aktiv analysiert worden, sie hatten für sie interessante Motive und Chiffren ausgewählt und diese als Grundlage zur Erschaffung ihrer eigenen Bilder-
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Allgemein zu den „productive Sites“ in England Blackburn 2003 mit drei Nennungen von ‘productive sites’ in Kent: Hollingbourne, ‘near Canterbury’ und Reculver; Hauck 1992,4, S. 262 f. nennt Eastry mit Woodnesborough (Odin-Name) als Zentralplatzbereich. Allgemein zu Kent und seinen Goldbrakteaten siehe Behr 1994; 2000; 2001; 2010. Genauer bei Behr 2010.
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sprache genommen.131 So lassen sich die Tierstilbilder auf Fibeln, auf Becherbeschlägen oder auch Goldhalskragen gut auf metallische oder keramische Vorbilder römischer Tierfriese zurückführen. Auf römische Münzund Medaillonvorbilder gehen die Chiffren der Medaillon-Imitationen und der Goldbrakteaten zurück, wie dies anhand einiger Stücke, die klassisch römische Motive zeigen, auch unmittelbar erkennbar ist (z. B. IK 374 Undley-A mit der römischen Wölfin). Die fast ausschließlich auf Zentralplätzen gefundenen und mit Kulthäusern bzw. -zonen in Zusammenhang gesehenen Goldblechfiguren des 6. bis 8. Jahrhunderts („guldgubber“), sind wahrscheinlich in ihrer Funktion als Tempelgeld mit römischen Votivblechen in Verbindung zu bringen.132 Auch noch später setzten sich vergleichbare Analyse- und Rezeptionsvorgänge fort: Die gotländischen Bildsteine etwa lassen sich mit der sakral-christlichen Wand- und Steinbildkunst vergleichen, viele wikingische Fibeln mit der christlichen Buchmalerei. Bis ins Mittelalter hinein bieten also die Niederschläge germanischer Kunstproduktion als Ausdruck von Identität eine Grundlage zum Verständnis der damaligen Gesellschaft, ihren Kontaktzonen und Beziehungsstrukturen. Die Schlüsselfunktion der Zentralplätze ist hierbei eindeutig. Zwar lassen sich regelrechte Zentralplätze bisher erst im dritten Jahrhundert nachweisen,133 doch gute Kontakte pflegten die Eliten auch vorher schon untereinander. Ausdruck davon sind gemeinsame Grabsitten, die sich bereits im ersten und zweiten Jahrhundert durch die Elitegräber mit reichem römischem Importmaterial zu erkennen geben. Ein wichtiges Kriterium ist auch die spezielle Schriftzeichenreihe der Runen. Denn diese wurde wahrscheinlich im ersten Jahrhundert auf der Basis mediterraner Schriften entwickelt und dann gemeinsam von den germanischen Völkern in Mittel- und Nordeuropa verwendet; eine andere Schrift benutzte dort niemand, und das, obwohl auch die (wenigstens passive) Kenntnis der lateinischen Schrift verbreitet gewesen sein dürfte.134 Mit dem vierten Jahrhundert und der Etablierung der Zentralplätze setzte eine deutlich breitere, noch heute im Fundmaterial als überregional ersichtliche Konzeption und Herstellung von eigenen Bildern ein, die bald in 131 132 133
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Axboe / Kromann 1992; Axboe 2007, S. 67–70; siehe auch Hauck, in Munksgaard et al. 1978, S. 364; Pesch 2002,1, S. 44–49, 63 f. Hauck 1993,2; 1994,1; Watt 1991,1; 1991,2; vgl auch 1999,1, S. 140. Hier ist Himlingøje auf Seeland von Bedeutung, wo bisher vor allem reiche Gräber als Indizien entdeckt worden sind: Siehe allgemein dazu Lund Hansen et al. 1995; Sieg und Triumpf 2003, S. 392–396; Storgaard 2003, S. 112 f. Vgl. auch von Carnap-Bornheim 2006, besonders S. 121, 124; Tejral 2004, besonders S. 347. Dazu Heizmann 2010; Lund Hansen 2003; Stoklund 2003; allgemein auch Düwel 4 2008.
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der gesamten Germania Verbreitung fand. Analyse und Rezeption der römischen Bildersprache lassen sich zum Beispiel an den sogenannten Medaillon-Imitationen des Nordens nachweisen (in den IK-Bänden mit erfaßt, obwohl sie früher sind als die eigentlichen Brakteaten und es offenbar keine direkte Kontinuität zwischen den beiden Gattungen gibt135). Sie wurden im vierten Jahrhundert, vielleicht hinein bis ins fünfte Jahrhundert als Kopien römischer Goldmedaillons hergestellt. Dabei wurden die Motive zuerst sozusagen 1:1 übernommen bzw. auch direkt abgeformt, rasch aber erfuhren sie Änderungen in den Bilddetails. Es tauchen neue Chiffren und -kombinationen auf, die als germanische Anpassungen zu erklären sind. Gleichzeitig wurden im 3. und 4. Jahrhundert verbreitet auch schon gemeinsame Symbole genutzt, deren Rückführung auf römische Vorbilder kaum möglich ist: Die Vogelfiguren und Vogelköpfe auf Prunkobjekten etwa scheinen germanische Wurzeln zu haben.136 In der Völkerwanderungszeit, als der Kontinent durch die Völkerverschiebungen starke Unruhen erfuhr, konnte im Norden die germanische Kultur erstarken. Ob sich deren Angehörige in der Nachfolge der Römer sahen, wie ihre fränkischen Verwandten im Süden, oder ob sie als siegreich gebliebene Feinde derselben fühlten, sei dahingestellt. Jedenfalls entstand dort die bald weiträumig genutzte Bildersprache des Tierstils. Als überregionales Phänomen zeigt diese nicht nur die weiträumigen Verbindungen der sie nutzenden Gruppen untereinander, sondern sie legt gleichzeitig Zeugnis ab für einen Konsens der sie konzipierenden und nutzenden Eliten. In der Bildersprache zeigt sich gemeinsames Interesse: Nicht jeder Gefolgschaftsführer entwickelte eigene Bilder oder eigene Symbole, sondern alle nutzten dieselben Formen und Motive, und zwar im selben Stil. Träger dieser Bildersprache sind die im heutigen Skandinavien und England, an den Nord- und Ostseeküsten und in Mitteleuropa siedelnden Gruppen, die auch zum großen Teil durch die Herstellung und Nutzung von Brakteaten auffallen. Dagegen sind weder die im Osten und in unmittelbarer Nachbarschaft und enger Verbindung zu den Hunnen wie auch zu Ostrom lebenden Völker wie die Goten direkt beteiligt: Sie pflegten einen eigenen, polychromen Stil, der allerdings durchaus Elemente des eigentlichen Tierstils I kennt und auch von diesem in Teilen aufgegriffen wird. Auch die Franken beteiligten sich anfänglich nicht an dem großen gemeinsamen Aufbruch; möglicherweise hing dies mit der schon früh erfolgten Christia-
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Siehe Axboe 2001,2; 2004,1, S. 59–62, 208 f., 218–223, 260–266; 2007, S. 93–98; vgl. allgemein auch Pesch 2007,1, S. 54 f. und 374 f. mit Kartierung. Vgl. Werner 1941, S. 41 ff.; Rau 2005.
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nisierung zumindest von Teilen ihrer Gesellschaft zusammen.137 Überhaupt ist der kontinentale Süden zwar durch einzelne Funde einbezogen in die Nutzung der Bildersprache, doch eine regelrechte und ausschließliche Tierstilproduktion wie im Norden scheint es hier – mit Ausnahme des Thüringerreiches und der nördlichen Küstenregion – nicht gegeben zu haben. Der Tierstil ist eine gemeinsame Sprache der Bildkunst, die von den meisten germanischen Völkern nun gesprochen wird. Er ist auch ein „Corporate design“138 wie es heute Großkonzerne benutzen: Ein Rahmenwerk aus vorgegebenen Formen, Motiven und Gestaltungsregeln, das der einheitlichen Präsentation von verschiedenen Bild- und Textmaterialien dient. Die durch ein solches Rahmenwerk vereinheitlichten Bilder konnten den germanischen Gruppen und insbesondere den Trägern von Tierstilobjekten eine gemeinsame Identität vermitteln. Die ihnen immanenten Ideen wurden dabei mitgeliefert und von allen Nutzern verstanden. Bildchiffren fungierten also, gemeinsam mit Ritualen, als verbindende Träger der Gedächtniskultur des Nordens. Die Entwicklung und Nutzung vom Tierstil I blieb nicht der letzte erreichte Konsens in der Germania. Denn mit dem späten 6. Jahrhundert lag den germanischen Darstellungen plötzlich ein neues Kompositionsprinzip zugrunde, bei dem in Flechtbänder integrierte Tierfiguren dargestellt wurden. Flechtband- und Knotenmotive als solche waren keine germanische Erfindung. Es gab sie bereits vermehrt in der christlichen Spätantike, wo sie vor allem in der ägyptisch-koptischen Kirche und in Byzanz beliebt waren. Möglicherweise über koptische Einflüsse in Ostrom und auch direkt in Mitteleuropa erlebten Flechtbänder und Knotenmotive besonders seit dem späten 6. Jahrhundert eine Blütezeit.139 Im langobardischen Italien, im fränkischen Reich und auch in Irland gehörten sie als Steindenkmäler oder als Buchillustrationen fortan zu den beliebtesten Ornamenten. Ihr apotropäischer Charakter und ihre Schutzfunktion strahlten auch über die christliche Welt hinaus, was ihre Integration in den germanischen Tierstil deutlich beweist. Erneut also läßt sich in den Austauschzonen der germanischen Welt eine Synthese von fremden Einflüssen und eigenen Elementen bei der Erschaffung einer neuen germanischen Bildersprache erkennen. Dies ist der Grund, warum der Stil II insgesamt viele Elemente besitzt, die ursächlich mit dem Christentum in Verbindung zu bringen sind. Weil er dann auch von den germanischen Völkern, die bereits zum Christentum konvertiert sind, wei137 138 139
Vgl. Hedeager 1993; 2000. Pesch 2007,1, S. 382 f. Holmqvist 1939, bes. S. 15–31, 250 ff.; vgl auch Haseloff 1979, S. 37–43.
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tergenutzt wurde und auch auf explizit christlichen Objekten wie Goldblechkreuzen Verwendung fand, ist heute die Unterscheidung von heidnischen und christlichen Denkmälern oftmals schwierig. In dieser Weise nutzten die Eliten der Germania also ihren neuen Stil II, ihr neues „Corporate design“ nicht nur über politische Grenzen hinweg, sondern auch in verschiedenen religiösen Umgebungen. Von Anfang an war auch dieser neue Stil überall erstaunlich einheitlich ausgeprägt. Wieder setzt die unglaublich schnelle Verbreitung des Stils einen engen, praktisch permanenten Kontakt der Regionen voraus, eine intensive Kommunikation und einen Konsens der Hersteller und Nutzer von Bildträgern. Als vorauszusetzende Basis müssen feste und regelmäßige Elitenkontakte bzw. Beziehungsstrukturen weiträumig vorhanden gewesen sein, die sich in Zentralplätzen bündelten.
6. Die Bedeutung der Bilder für die Rekonstruktion der Gesellschaft Das Phänomen der Erfindung und Ausbreitung der Stile I und II samt ihrer Vorstufen und Nachfolger verdient nicht nur randliches Interesse. Denn noch weitaus aufregender als die Erfindung bestimmter Motive oder eines ganzen Stils ist die Tatsache der ungeheuer schnellen und weiten Verbreitung der Bilder in der Völkerwanderungszeit. Grundlegend ist die Beobachtung, daß trotz kleinerer regionaler Unterschiede während der Völkerwanderungs- und Vendelzeit die Kultur Skandinaviens wie auch einiger der südlich und westlich angrenzenden Regionen im Bezug auf Lebensweise, Sachgüter und Bilddarstellungen verblüffend einheitlich erscheint. Es ist erstaunlich, daß sich neue Ideen, Handelsgüter oder Handwerkstechniken im gesamten frühmittelalterlichen Norden durch entsprechende Funde oder Befunde in den verschiedenen Gebieten praktisch gleichzeitig nachweisen lassen: Auf diese explosionsartig rasche Verbreitung wird immer wieder hingewiesen.140 Sie ist besonders gut sichtbar anhand wertvoller Metallobjekte wie Schmuck und Waffen, und zwar nicht nur aufgrund ihrer Ähnlichkeit in typologischer und technischer Hinsicht, sondern vor allem auch durch die darauf angebrachten, überregional gleichartig verwendeten Bilddarstellungen. Der dazu vorauszusetzende Austausch von Ideen und Waren ist grundsätzlich vorstellbar in Form friedlicher Kultur- oder Handelsbeziehungen. Dazu zählen vor allem auch Verbindungen religiöser Art mit gleichen, möglicherweise gemeinsam gefeierten Ritualen und Zeremonien. Solche Feiern, 140
Roth 1986,1, S. 137, 139; von Carnap-Bornheim 1998, S. 469, 472; Hedeager 2004, S. 219; Ament, in Ament / Wilson 2005, S. 587.
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vielleicht durchgeführt im kalendarischen Rhythmus des Jahreskreises, brachten die Menschen regelmäßig an verschiedenen Orten zusammen und förderten den Austausch zwischen ihnen, und auch überregionale Thingversammlungen spielten sicherlich eine Rolle.141 Die Kultur der nördlichen Germania während der Völkerwanderungs- und Vendelzeit scheint auf einem solchen, größtenteils friedlichen Nebeneinander zu basieren.142 Das schließt nicht aus, daß in einzelnen Fällen auch kriegerische Auseinandersetzungen, bei denen etwa Raubgut von einem Ort zum anderen mitgenommen wurde, einen raschen „Warenaustausch“ und Ideentransfer verursacht haben können. Die in dieser Weise von den Bildern gespiegelte Gemeinschaft, der Konsens ihrer Hersteller und Nutzer, läßt sich politisch deuten. Ging man bisher vielfach davon aus, daß in der Germania lediglich kleine, eher temporäre Gefolgschaften143 um einzelne erfolgreiche Führer existierten, aber keine zentrale Steuerungsinstitution, so kann diese Sicht kaum aufrechterhalten werden. Denn in diesem Fall hätte es doch eher zu mehreren konkurrierenden Bildersprachen kommen müssen – ebenso wie zu konkurrierenden Schriftsystemen. Insgesamt wären wesentlich individuellere Zeichenund Sachkultursysteme zu erwarten. Doch da sowohl Bildersprache wie Schrift einer Kultur nicht nur kontaktbezeugende und kommunikative, sondern auch identitätsstiftende Mittel sind, steht zu vermuten, daß die sie nutzenden Regionen auch auf einer Werteebene verbunden waren. Darüber hinaus hatten die auf kostbaren Materialien kunstvoll aufgebrachten Bilder auch herrschaftslegitimierende Funktionen; dies gilt sicherlich in besonderer Weise für die Goldbrakteaten. Die gemeinsame Bildersprache setzt einen gemeinsamen geistigen Aufbruch voraus. Sie schließt also nicht nur großräumig verschiedene Gruppen zusammen, sondern drückt gemeinsame Identität und Willen zur Abgrenzung gegenüber Nachbarkulturen aus. Eine Vereinheitlichung von Motiven und Stilkriterien, im Falle der Tierstile als überregionale Standardisierung, bei den Goldbrakteaten geradezu schon als Kanonisierung erkennbar, kann nicht ohne eine überregional wirksame Steuerungsinstanz erschaffen und erhalten werden. Jemand, oder wahrscheinlicher eine bestimmte Gruppe von Menschen, muß für die Konzeption, für die Definition der Kriterien verantwortlich gewesen sein. Er bzw. sie muß/müssen zusätzlich die Möglichkeit besessen haben, für die 141 142
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Vgl. Axboe 1991, S. 200 f.; Hauck 1994,1; 1998,3, S. 54; Müller-Wille 1999,2, S. 11 f.; Andersen 2003, S. 292 ff. Diskutiert wurden die Beziehungen zwischen Zentralplätzen bisher vor allem im Zusammenhang mit dem küstengebungenen Seeverkehr, siehe dazu etwa Hauck 1988,3; allgemein auch Ellmers 1999. Vgl. Steuer 1982, S. 54–59, 522 f.; 2003,3.
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Ausbreitung der Bilder zu sorgen und über die Einhaltung der festgelegten Kriterien zu wachen. Es sind definierte Befugnisse zu erwarten, die etwa auch regelten, wer neue Bildchiffren konzipieren und benutzen durfte und wer nicht. Nur mit eindeutigen Direktiven zur Konzeption von Bildern ist die von allen geteilte Bildersprache, das germanische „Corporate design“, als Phänomen erklärlich. Zum Gedanken eines zentralen Konsenses aller Zentralorte paßt es, daß bei keinem der Zentralplätze bisher Befestigungslinien (Mauern, Wälle, Gräben o.ä.) um die eigentlichen Siedlungs- oder Verkehrsbereiche herum dokumentiert werden konnten. Dieses auffällige Fehlen fortifikatorischer Elemente, wie sie etwa bei den späteren, wikingerzeitlichen Zentralplätzen auftreten, läßt an ein friedliches Nebeneinander der Zentralplätze bzw. ihrer Bewohner denken – wenn auch die vielen gefundenen Waffen an die grundsätzlich kriegerisch organisierte oder zumindest ideologisch kriegerisch ausgerichtete Gesellschaft gemahnen.144 Lediglich Fluchtburgen in der näheren Umgebung wurden mehrfach beobachtet (z.B. bei Sievern, auf Öland oder Gotland, meistens also in den Randzonen der Brakteatenverbreitung), doch ist ihr direkter Zusammenhang zu den völkerwanderungszeitlichen Plätzen fraglich und oft sind sie entweder älter oder jünger. Götterbilder sind in besonderem Maße geeignet, um innerhalb der Verbreitungsgrenzen der entsprechenden Religion als allgemein anerkannte Symbole fungieren zu können. Daß sie im Brakteatenhorizont als Ausdruck der Konsolidierung von politischer und kultureller Einheit gebraucht wurden, zeigt, daß die damalige Herrschaft generell nicht an die Person einzelner Menschen geknüpft war (anders also, als dies etwa die nach einem Machtwechsel jeweils neuen Münzbilder im römischen Reich propagierten). Es scheint eine breitere Schicht der Elite, seßhaft in verschiedenen Zentralorten, verantwortlich gewesen zu sein. Sicherlich handelt es sich dabei (auch) um Kultspezialisten.145 Denn daß diese nicht nur als weltliche Herrscher fungierten, sondern sich auch in der Nutzung von Götterbildern in einer Mittlerrolle zwischen den Göttern und den Menschen sahen, erweist sie auch als eine Art von Priesterschaft.146 Ob deren Angehörige sich in regelmäßigen Treffen zusammenfanden – vorstellbar etwa wie im keltischen Bereich die Druidenversammlung –, oder ob es lediglich netzwerkar144 145 146
Vgl. Helgesson 2002,2, S. 58 f.; Andrén 2006. Sundqvist 2003, S. 433. Vgl. auch das Konzept des Sakralkönigtums, für das sich auch nach skeptischen Jahrzehnten der Forschung zahlreiche Indizien benennen lassen. Allgemein dazu von Padberg et al. 2004, darin zu den Brakteaten Pesch 2004,2; Erkens (Hg.) 2005. – Zu Priestern und Priesterinnen Sundqvist 1996; 1999; 2002; 2003.
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tige, das heißt punktuelle Vermittlungen gab, muß offen bleiben. Zu den sichtbaren Zeichen, die sie ausstatteten, gehörten wahrscheinlich die Goldbrakteaten als exklusive, wertvolle und bedeutungsträchtige Schmuck- bzw. Insigniengattung. Die genauere Rolle einzelner Zentralplätze kann dabei im Spiegel der Goldbrakteaten analysiert werden. Zwar deutet vieles auf die Ursprünge wichtiger Neuerungen wie etwa auch des Tierstils I insgesamt im heutigen Dänemark hin. Besonders eine Lokalität wird dabei immer wieder genannt, nämlich das Gudme-Lundeborg-Gebiet auf der Insel Fünen. Doch ist dieses Bild in einiger Hinsicht in Frage zu stellen. Dem steht zunächst die Tatsache gegenüber, daß nicht alle frühesten Brakteaten aus der Umgebung von Gudme stammen. Eine Vielzahl der frühesten Stücke wurde in den Provinzen Schonen und Blekinge gefunden, wobei insbesondere Vä und Tjurkö/ Senoren als Fundorte jeweils vieler Stücke zu nennen sind. Zu bedenken ist auch die innovative Rolle der norddeutschen Küstenregion um Sievern für die Übernahme der römischen Kerbschnittkunst auf germanische Objekte, die dann im Tierstil I eines der Hauptmerkmale der Dekoration bildete. Zum zweiten wurden die ursprünglichen Konzeptionen der frühen Brakteaten in allen Regionen rasch nicht nur in eigener Herstellung kopiert, sondern auch schrittweise verändert. Somit sind sowohl Abhängigkeit, aber eben auch Selbständigkeit der Herstellungsorte im Wechsel zu beobachten. Mit der Prämisse, die Brakteaten als Spiegel der religiös-politischen Verhältnisse des völkerwanderungszeitlichen Nordens betrachten zu dürfen, führen diese Beobachtungen zu der Erkenntnis, daß die einzelnen Zentralorte zwar beeinflußt wurden von den inseldänischen Zentren, aber daß sie sicherlich nicht in deren direkter Abhängigkeit bzw. unter deren Hoheit standen. Keiner der bekannten Zentralplätze ist als Ausgangspunkt aller Bildchiffren und Stilregeln erkennbar. Die verschiedenen Orte waren einerseits den gemeinsamen Regeln unterworfen, anderseits konnten aber zumindest einige von ihnen eigene Bilder in den gemeinsamen Pool einbringen. Wenn es auch gut möglich ist, daß bei der Entwicklung des Tierstils wie auch mehrerer Formularfamilien die Oberschichten, also die politischen, militärischen und sakralen Eliten von Gudme/Lundeborg, eine wichtige Rolle gespielt haben, so hatte auch dieses wichtige Zentrum allein nicht soviel Macht über die Eliten anderer Orte, daß es ihnen seine Bildersprache als Medium politischer und kultureller Überlegenheit aufzwingen konnte. Der Kontakt, der Austausch und die enge Zusammenarbeit mehrerer Zentren förderte die Bildkunst als von Anfang an gemeinsames Unternehmen. Somit stellt sich das Zusammenspiel der Zentralorte – oder vielmehr der jeweiligen örtlichen Eliten – als ein netzwerkartiges Nebeneinander dar.
Netzw werk der Zentrallplätze
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Die Zenntralorte sindd als eigensttändig handelnde, aber zuur Gemeinscchaft hin orientieerte Stätten zu z betrachteen. Über Lan nd- und Seew wege standen sie in regem kulturellem und wirtschhaftlichem Austausch zueeinander. Siee beeinN daas später flußtenn sich gegensseitig und biildeten gemeeinsam ein Netzwerk, zur Gruundlage der ersten e skandiinavischen Königreiche K u Staaten w und wurde. Für werrtvolle Hinweeise danke ichh Morten Axb boe, Charlottte Behr, Klauus Düwel und Lutz tz E. von Padbberg.
Abb. 8.. Verbreitung der Goldbrakkteaten, in den Ballungsräum men leicht verreinfacht (nach Axboe 2007, S. 10)
Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde RGA-E-Band 40 – Seiten 279–296 © De Gruyter 2011 • Berlin • New York
Die Chronologie der Inschriften-Brakteaten MORTEN AXBOE Die Chronologie der Goldbrakteaten wurde von Axboe 2004 ausführlich behandelt.1 In einer computergestützten typologischen Untersuchung der Detailelemente ihrer großen Häupter konnten die A-, B- und C-Brakteaten in die vier auf einander folgenden Gruppen H1-H4 aufgeteilt werden.2 Unter ihnen sind die Gruppen H1 und H4 je verhältnismäßig klein, so daß die beiden mittleren Gruppen deshalb den größeren Teil des Materials umfassen. Die Gruppen sind grundsätzlich typologische Hilfsmittel, aber sie stellen gewiß eine chronologische Entwicklung dar. Auf der anderen Seite dürfen sie nicht als scharf abgegrenzte ‘Stufen’ oder ‘Perioden’ verstanden werden, sondern vielmehr als eine pragmatische Aufteilung einer fortlaufenden stilistischen Entwicklung – ein Arbeitsmittel, um diese Entwicklung handhaben zu können. Aus diesen Gründen, sowie auch wegen der generellen Probleme, die eisenzeitliche Chronologie Skandinaviens mit genauen Jahreszahlen zu verbinden,3 wurde die gesamte Brakteaten-Herstellung zwar zeitlich festgelegt, aber die Gruppen wurden nicht jede für sich mit absoluten Datierungen versehen.4 Inspirationsquelle und Vorbild der ersten Brakteaten waren die Darstellungen der römischen Kaiser auf Münzen und Medaillons.5 Man muß aber immer mit der Möglichkeit rechnen, daß eine römische Münze nicht nur am Anfang der Brakteaten-Produktion, sondern auch zu einem späteren Zeitpunkt als Vorbild für einen neuen Brakteaten benutzt werden konnte. Die daraus resultierende Prägung wird mit großer Wahrscheinlichkeit zu früh in 1 2 3 4 5
Axboe 2004. Kapitel 5 (S. 273–275) bringt eine kurze Übersicht über die Ergebnisse, wie auch Axboe 1999,1, 1999,2 und 2007, S. 27–75. Axboe 2004, S. 116-149. Die Abkürzung ‘H’ steht für ‘Haupt’ und wird für die Gruppen der Gesamtseriation der großen Häupter benutzt. Axboe 2004, S. 223–228. Vgl. generell zu der ‘Unschärfe’ archäologischer Chronologiesysteme Steuer 1998. Axboe 2004, S. 207–214.
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die Seriationsfolge eingestuft werden, denn diese beginnt ja mit jenen Modeln, die den römischen Vorbildern am nächsten stehen.6 Mit statistischen Methoden wie den hier vorgenommenen Seriationen lassen sich die Hauptlinien der stilistischen Entwicklung verfolgen, aber ein seriiertes Diagramm darf nie zu Aussagen wie „Model X scheint ein wenig früher als Model Y zu sein“ herangezogen werden. Im Laufe der Untersuchung wurden auch die A-, B- und C-Brakteaten aus Südskandinavien bzw. aus Norwegen für sich behandelt. ‘Südskandinavien’ umfaßt hier nicht nur das heutige Dänemark, sondern auch SchleswigHolstein, Schonen, Halland und Blekinge, also das Gebiet des mittelalterlichen dänischen Königreichs, welches auch in vor- und frühgeschichtlicher Zeit einen kulturell einheitlichen Raum gebildet hat. Die südskandinavische Teilseriation wurde in die Gruppen S1–S4 geteilt,7 die norwegische Teilseriation in die Gruppen N1–N3.8 Es erwies sich dadurch, daß die Herstellung der Brakteaten in Norwegen später als in Südskandinavien begonnen hat.9 Der absolute Datierungsrahmen für die Völkerwanderungszeit in Skandinavien steht in diesen Jahren zur Diskussion. Der Übergang von der jüngeren Kaiserzeit wird in die Jahre 350–375 bzw. die Jahre um oder kurz vor 400 gesetzt, während die Datierungen des Übergangs zur nachfolgenden Periode (in Dänemark „yngre germansk jernalder“, in Schweden „vendeltid“, in Norwegen „merovingertid“ genannt) zwischen 520–530 und den 560er Jahren schwanken.10 Der Anfang der Brakteaten-Produktion läßt sich durch Vergleiche mit der nordischen Tierornamentik im Stil I um die Mitte des 5. Jahrhunderts festlegen, was durch Münzfunde bestätigt wird, während ihr Ende mit Hilfe der in englischen und kontinentalen Gräbern gefundenen Brakteaten in das zweite Drittel des 6. Jahrhunderts datiert werden kann.11 Ein Versuch einer Einschätzung der Dauer der einzelnen Seriationsgruppen H1–H4 kann nur mit großer Unsicherheit unternommen werden, sowohl wegen des statistischen Charakters der Gruppen als auch wegen der generellen ‘Unschärfe’ archäologischer Datierungen.12 Mit Vorsicht kann 6 7 8 9 10
11 12
S. Axboe 2004, S. 149–157. Axboe 2004, S. 157–167. Ibid., S. 167–179. Ibid., S. 195–197. Zur Diskussion der Periodendatierungen, s. Hines 1984, S. 16–32; Lund Hansen 1988,2; 1994; Jørgensen 1989; 1990, S. 27–53; die Typentafeln Jørgensen 1994,2, S. 529–534; Jørgensen / Nørgård Jørgensen 1997, S. 37–39; Axboe 1999,1. Axboe 2004, S. 223–260. Steuer 1998.
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man für H1 das dritte und für H2 das letzte Viertel des 5. Jahrhunderts als Zeitrahmen vorschlagen. Die absolute Datierung der späteren Entwicklung der Brakteaten muß im Zusammenhang mit der generellen Abgrenzung der Völkerwanderungszeit gesehen werden. Verlegt man die Wende zur Vendelzeit in die 540er Jahre, kann der Übergang von Gruppe H3 zu H4 schon während des dritten Jahrzehnts des 6. Jahrhunderts vermutet werden. Trifft die Hypothese zu, daß die monatelange Abschwächung des Sonnenlichts in den Jahren 336–337 n.Chr. in Skandinavien zu stark intensivierten Goldopfern und daraus resultierendem Mangel an Gold geführt hat,13 kann ein Ende der Brakteatenproduktion schon vor oder um 540 überlegt werden. Inschriften kommen nicht nur auf Brakteaten, sondern auch auf den Medaillon-Imitationen vor. Hier finden wir nicht nur Kapitalis-Imitationen und nicht deutbare Runen, bzw. runenähnliche Zeichen, sondern auch die Runeninschrift ssigaduR auf IK 181 Svarteborg-M. Nach den datierbaren Funden zu urteilen gehören die Medaillon-Imitationen in die zweite Hälfte des vierten Jahrhunderts, so daß ein direkter chronologischer Kontakt mit den ein paar Generationen später entstandenen Brakteaten als zweifelhaft erscheinen muß.14 In der Untersuchung der großen Häupter konnten A-, B- und CBrakteaten von 342 verschiedenen Modeln erfaßt werden. Nicht berücksichtigt wurden dabei Brakteaten, deren Häupter zu klein waren oder zu wenige der bearbeiteten Detailelemente besaßen, weiter die wenigen FBrakteaten, Fragmente wie IK 394 Slipshavn-B (in IK 3) oder das aufgelötete Fragment mit Runen auf der Rückseite von IK 512 Skonager-D, sowie schließlich Brakteaten, die erst nach 1988 zu unserer Kenntnis kamen und welche in Teil II mit ihren Katalogbeschreibungen vorgestellt werden. Man wird im folgenden deshalb vergebens nach den Inschriften uiniR ik auf IK 341 Sønder Rind-B und undR auf IK 51,3 Gudme II-B15 suchen, weil die Häupter ihrer Gestalten zu klein und detailarm sind, sowie auch nach der eerilaR-Inschrift der beiden modelgleichen F-Brakteaten IK 241,1 Eskatorp und 241,2 Väsby. Unter den Neufunden seit 1988 kommen Kapitalis-Imitationen auf IK 577 Kingston Bagpuize-A, 630 Near Holt-A und 635 Scalford area-A vor, Runen auf IK 34,2 Broholm-C, IK 95,2 Kjøllergård-C, IK 153,2 SuchaĔ-C, IK 365,8 Broa-C, IK 392,2 Gudme II-C, IK 578 Gadegård-C, IK 585 Sankt Ibs Vej-C/Roskilde, IK 591,1–2 UppåkraC, IK 600 UFo-C, IK 604 Binham-B/Holt area, IK 610 Uppåkra-A, IK 611 13 14 15
Axboe 2001,1, S. 129–132; 2004, S. 266–272; 2007, S. 117–123. Axboe 2004, S. 59–62, 214–216, 218–223 und 264–266; zusammenfassend Axboe 2001,2; 2007, S. 95–98. In IK Band 3. Zur Inschrift, s. Heizmann in Hauck 1998,2, S. 337 f.
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Uppåkra-? Fragment, IK 619,1 SuchaĔ-C, IK 625 Uppåkra-C und IK 639 Trollhättan II-C. Es ist methodisch wichtig, daß nur die Details der Häupter in meinen Seriationen berücksichtigt wurden. Die Resultate und damit die Gruppenaufteilung sind folglich von den Inschriften nicht beeinflußt worden. Es wurde aber auch eine Korrespondenzanalyse erstellt, in der die beiden Inschriftentypen Kapitalis-Imitationen und Runen mitberücksichtigt waren, um zu prüfen, wie die Seriation dadurch beeinflußt werden könnte. Das Resultat war voll befriedigend: Die Seriationskurve wurde nicht gestört, sondern vielleicht eben noch ein bißchen eleganter gestaltet. Die Entwicklung der Inschriften paßt also gut in den schon erstellten stilistischen Entwicklungsverlauf. Wie verteilen sich nun die Inschriften-Brakteaten auf die Gruppen H1H4? Um das zu untersuchen, wurde das Vorkommen von Kapitalis-Imitationen und von Runen/runenähnlichen Zeichen registriert – ich habe für die Inschriften nur diese zwei Klassifikationsmöglichkeiten aufgestellt. Die Registrierung baut ganz auf den Angaben in IK 1–3. Inschriften wurden auf 125 der 342 Model mit großen Häuptern registriert (37%); sie werden im Anhang in der Seriationsfolge aufgelistet. 12 Model haben nur Kapitalis-Imitationen, 98 nur Runen oder runenähnliche Zeichen, und 15 Model zeigen beides, so daß Kapitalis-Imitationen insgesamt auf 27 Modeln, Runen bzw. runenähnliche Zeichen auf 113 Modeln vorkommen.16
Abb. 1. Vereinfachte Darstellung der Vorkommen von Inschriften mit KapitalisImitationen und mit Runen bzw. runenähnlichen Zeichen.
16
Diese Zahlen betreffen nur die seriierten A-C-Modeln und können nicht direkt mit andernorts angeführten Stückzahlen des Gesamtmaterials verglichen werden, vgl. Düwel 1988, S. 74–80 (= in diesem Bd. S. 479–487), 1992,1, S. 34 f. und 2008,1, S. 46. Zum Stand der Forschung 2010 und aktuelle Angaben s. S. 296, Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 375 ff. und die Neufunde in Teil II dieses Bandes.
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Abb. 1 zeigt, wie die beiden Inschriftentypen sich auf die Gruppen H1–H4 verteilen. Man sieht, daß die Kapitalis-Imitationen sich in Gruppe H1 häufen. Schon in Gruppe H2 kommen sie nur verstreut vor, und um die Mitte von H3 hören sie ganz auf. Auch Runen und runenähnliche Zeichen kommen schon in Gruppe H1 zahlreich vor, und sie bleiben häufig bis zum Ende von H3; auch am Anfang der reinen Gruppe H4 kommt noch ein Model mit Runen vor, und zwar IK 158 Sigerslev-C mit einer nicht deutbaren Inschrift, dann scheint aber endgültig Schluß zu sein. Das Vorkommen der beiden Typen von Inschriften zeigen auch die beiden Diagramme in Abb. 2; links in absoluten Zahlen, rechts in Prozentanteilen, was vielleicht die Entwicklung deutlicher macht. In Gruppe H1 kommen Inschriften auf fast allen Modeln vor, und Kapitalis-Imitationen sind auf rund zwei Dritteln der Model repräsentiert - allein oder zusammen mit Runen. Im Laufe der weiteren Entwicklung der Brakteaten werden Inschriften immer seltener: Für die Kapitalis-Imitationen verläuft diese Entwicklung so rasch, daß sie in der späteren Hälfte der Brakteatenzeit kaum noch vorkommen. Runen und runenähnliche Zeichen treten dagegen fast – aber wie Abb. 1 zeigt, nicht ganz – bis an ihr Ende auf. Unter den Brakteaten mit Kapitalis-Imitationen kennen wir nur drei Model, in denen die Inschrift-Vorlage mit einiger Sicherheit nachzuvollziehen ist; alle sind A-Brakteaten. Von ihnen werden IK 47,2 Broholm-A/47,3 Enemærket-A und IK 240 Erin-A als die allerersten Model in Gruppe H1 plaziert, während IK 282 Hov-A, der ein höheres Relief aufweist, früh in Gruppe H2 plaziert wird. Dabei bauen IK 47,2/47,3 und IK 282 beide auf Umschriften von Münzen, die von Constans (337–350) geprägt wurden, IK 240 am ehesten auf eine Valens-Inschrift (364–378). Die übrigen Model mit Kapitalis-Imitationen haben unverständliche Buchstaben-Zusammenstellungen oder nur einzelne Zeichen. Bei den Runeninschriften können wir unterscheiden zwischen semantisch lesbaren Inschriften und Inschriften, die wir nicht unmittelbar deuten können – die letztere Gruppe, die mehr als die Hälfte der Brakteaten-Inschriften umfaßt, besteht teils aus Inschriften, die zwar gelesen, aber nicht gedeutet werden können, teils von mehr oder wenig gelungenen runenähnlichen Zeichen. Diese nicht lesbaren Inschriften sind natürlich in Abb. 1–2 wie auch im Anhang mitberücksichtigt, sollen aber hier nicht weiter behandelt werden.
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Abb. 2. Das Vorkommen von Inschriften in den Gruppen H1ņH4: Links in absoluten Zahlen, rechts in Prozentanteilen der Model. Die drei Model mit Runen/runenähnlichen Zeichen, die in der Übergangszone H3/H4 liegen, zeigen alle späte Züge und sind deshalb Gruppe H4 zugerechnet worden.
Unter den semantisch lesbaren Brakteaten-Inschriften bilden die ‘Formelwörter’ wie alu, laþu u.a. einen charakteristischen Anteil. Auch das Fuþark tritt in dieser Gruppe auf. Solche Inschriften sind in Abb. 3 eingetragen.17 Die vollständigen Fuþark-Inschriften auf IK 260 Grumpan-C und IK 377,1 Raum Vadstena-C (bzw. dem modelgleichen Stück IK 377,2 Raum 17
Zu den ‘Formelwörtern’, s. den Beitrag von Heizmann in diesem Band; vgl. auch Düwel 2008,1, S. 52 ff.; Nowak 2003, S. 204–252. Fuþark-Inschriften: zuletzt Düwel / Heizmann 2006; s. auch den Beitrag von Düwel / Nowak in diesem Band.
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Mariedam-C) werden in Gruppe H2 bzw. H3 plaziert, in beiden Fällen verhältnismäßig spät. In ihrer Nähe stehen auch die beiden Model mit einem gekürzten Fuþark: IK 392 Gudme II-C und IK 153,1 Schonen (II)-C. Unter den hier nicht behandelten Neufunden kann IK 585 Sankt Ibs Vej-C/Roskilde als mögliche Abbreviatur eines verderbten Fuþarks erwogen werden.18 Die Plazierungen der verderbten Fuþark-Inschriften, die auf IK 110 Lindkær-C, IK 140 Overhornbæk (III)-C und IK 312,1 Overhornbæk (II)-A / IK 312,2 Raum Vendsyssel(?)-A vorkommen, bieten besondere methodische Probleme.19 Nach dem allgemeinen Charakter der beiden C-Model gehören sie m.E. in die spätere Hälfte der Brakteatenentwicklung. Der AModel, der durch das charakteristische Runenband mit Vogelkopfenden eng an sie anknüpft, erscheint in der Seriation zwar früh, ist aber einer der Model, bei denen ein Rückgriff auf römische Vorlagen erwogen werden muß. Auch die Formelwörter können auf den Brakteaten gekürzt auftreten. Es entsteht dabei das Problem, wie starke Abkürzungen man akzeptieren will, denn im Prinzip kann z.B. laukaR in mehreren Variationen bis auf l gekürzt auf Brakteaten vorkommen.20 Auch scheinen die Brakteaten-Inschriften öfter so verschrieben zu sein, daß es naheliegend ist, ‘Fehler’ zu korrigieren und dadurch zu mehr sinngebenden Texten zu kommen. Dabei muß nicht nur die Diskussion zum Grad der Schreibfähigkeit der Brakteatenhersteller berücksichtigt werden, sondern auch die Tatsache, daß die Inschriften ja im Model spiegelbildlich erstellt werden mußten.21 In Abb. 3 sind nur die vollständigeren und damit sichersten Kürzungen sowie die in IK 1–3 als wahrscheinlich bezeichneten InschriftenKorrekturen mit aufgenommen worden: Für alu nur die Kurzform al (IK 26 Börringe-C) sowie die mutmaßlichen Schreibfehler all (IK 300 Maglemose (III)-C/Gummersmark) und tlu (IK 199 UFo-C/Dänemark (III)); für laþu nur lþu (IK 163 Skonager (III)-C) und die Varianten laþa (IK 264 Gurfiles-C) und laþo (IK 70 Halsskov Overdrev-C; nicht berücksichtigt bei Axboe 1998,1); und für laukaR die Kurzformen lauR (auf den modelgleichen Stücken IK 13,1 Allesø-B, IK 13,2 Bolbro (I)-B und IK 13,3 Vedby-B), lakR (IK 298 Lynge Gyde-C) und lkaR (IK 166 Skrydstrup-B, IK 229 Dänemark (I)-C, IK 267 Hammenhög-C, IK 301 Maglemose (II)-C/Gummersmark, IK 330 Seeland (I)-C). 18 19 20 21
S. Stoklund 1997, S. 263 und 268; Hauck / Heizmann 2003. Vgl. dazu Axboe 2004, S. 155. Vgl. Düwel 1988, S. 103 ff. mit dem theoretischen ‘Schwindeschema’ S. 106 (= in diesem Bd. S. 518); auch Heizmann 1987; Düwel 1992,1, S. 39. Zur Herstellung der Model, s. Axboe 2004, S. 1–13; 2007, S. 14–24.
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Abb. 3. Das Vorkomm men von Fuþaark-Inschriften n und Formelw wörtern. Die bbetreffenden Inschriften I weerden im Anhaang in der Serriationsfolge aufgelistet. a X: Vollsständig geschrrieben. O: Geekürzt.
Demnaach kommenn alu, laþ þu und lau ukaR vom Ende der Gruppe H1/Anffang der Gruuppe H2 biss spät in H3 vor – zwar scheint laukaR ein bißchenn später einzzusetzen undd laþu schon n um die Mittte von H3 aaufzuhören, aber das brauccht beides niicht signifikaant zu sein. Alle A drei sinnd in jeN beegegnen dem Faall im Brakteeatenhorizonnt langlebig. Unter den Neufunden alu-Insschriften auff IK 591,1–22 Uppåkra-C und IK 6000 UFo-C; zuu erwähnen sinnd auch die Kleinbrakteeaten des sp päten sechsteen Jahrhundeerts aus Hüfinggen Grab 318 (Baden-W Württemberg) mit alu unnd ota-Inschhriften.22 Auf IK K 600 UFo-C kann zudem m auch eine entstellte e lau ukaR-Inschrifft erwogen weerden. Als seltener bennutzte Formelwörter kom mmen eelil nur in H2 vvor, ota nur in H3. H Sie sind in meiner Untersuchung je auf 3 Modeln zu findeen: eelil auf IK 57,1–3 (3 Stück: S Fride-C, Öster Ryftes-C und Riksarve-C), R IK 233 Djupbrrunns-C und IK 365,1–8 (8 C-Brakteaten, davon 5 aus gotlänndischen Fundorrten einschlieeßlich dem Neufund N IK 365,8 Broaa-C, die restllichen 3 ohne sichere Funddortsangaben)); ota auf IK I 55 Fjäresstad-C/Gantoofta, IK 152 Scchonen (III)-C und IK 185 Tjurkö (III)-C). Zu den hier behaandelten ota-Brrakteaten kom mmt noch der d Neufund IK 578 Gaddegård-C auus Bornholm, der d auch in der Bilddarsstellung mit den anderenn nahe verwaandt ist, 22
Finggerlin / Fischerr / Düwel 19988; Heizmann 2004.
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während der formularverwandte polnische Neufund IK 619,1 SuchaĔ-C überraschenderweise keine ota-Inschrift tragt. Die Bild-Darstellungen der Model, auf denen diese beiden Wörter vorkommen, sind innerhalb jeder Gruppe auch ansonsten nahe verwandt, und die Fundstellen sind, soweit bekannt, auf Gotland bzw. Blekinge/Schonen/Bornholm begrenzt, so daß Werkstatt- oder Meister-Zusammenhänge wahrscheinlich sind.23 In Abb. 4 habe ich versucht, den Rest der ‘lesbaren’ Runeninschriften zusammenzustellen. Ich benutze dabei den Begriff ‘Lesbarkeit’ in einem weiteren Sinne, als er (in diesem Band) S. 375–473 von Düwel / Nowak benutzt wird, und habe auch Wörter einbezogen, welche zwar nicht unmittelbar gedeutet werden können, die aber in IK 1–3 als mögliche Personennamen oder magische Formel und somit also nicht als sinnlos bezeichnet werden. Beispiele dafür sind IK 43 Darum (V)-C: niujil; IK 135 Ølst-C: hag,24 bzw. IK 377,1 Raum Vadstena-C/377,2 Raum Mariedam-C: tuwatuwa25 und IK 105 Lellinge Kohave-B: salusalu. Auch Runenfolgen wie foslau (IK 101 Kongsvad Å-A) und sabar (IK 386 Wapno-C), deren Deutung noch diskutiert wird, wurden mit aufgenommen. – Es muß nochmals daran erinnert werden, daß die vorgelegte Chronologie nur die großen Häupter der vor 1988 gefundenen A-, B- und C-Brakteaten auswertet. Nicht miterfaßt wurden deshalb uiniR ik (IK 341 Sønder Rind-B), undR (IK 51,3 Gudme II-B), die eerilaR-Inschrift der beiden modelgleichen FBrakteaten IK 241,1 Eskatorp und IK 241,2 Väsby, sowie simaþina alu auf den Neufunden IK 591,1–2 Uppåkra-C und ssigaduR auf der wohl jungkaiserzeitlichen Medaillon-Imitation IK 181 Svarteborg-M. Wie Abb. 4 zeigt, setzen die deutbaren Runeninschriften um den Anfang von Gruppe H2 ein, mit IK 70 Halsskov Overdrev-C und dem großen Fünen (I)-Brakteaten IK 58 als ersten Beispielen. Beide sind gekonnt und ikonographisch reich gestaltete Model, deren Inschriften jedoch in verschiedenen Hinsichten nicht problemlos sind.26 Danach kommen deutbare Inschriften bis zum Ende von H3 vor. Zwar ist ihre Häufigkeit in der ersten Hälfte dieser Entwicklung am größten, insgesamt gesehen sind sie aber ziemlich regelmäßig verteilt.
23 24 25 26
Zu den Formular-Familien der Goldbrakteaten, s. Pesch 2007,1. Die otaInschriften begegnen in der Formularfamilie C14, ebd. S. 220–224. Zu Personennamen vgl. Müller 1988 (in diesem Bd. S. 317–374), Beck 2001 und Beck in Hauck 2001,3, S. 114 ff. sowie in diesem Bd. S. 297–315. Zu dieser Lesung s. Lundeby / Williams 1992. Zu IK 58, s. Heizmann 2001 und in diesem Band, besonders S. 534 ff., 545 ff.
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Abb. 4. Andere (ganzz oder teilweisse) ‘lesbare’ Inschriften. I Voorkommen voon Runen b M Model werdenn im An/runenähhnlichen Inschhriften wie in Abb. 1. Die betreffenden hang in der Seriationssfolge aufgelistet.
In den Diagrammenn Abb. 3–4 konnten in Gruppe G H1 weder w Formeelwörter v lesbare Inschriften I e eingetragen werden. w Das braucht abeer kaum noch voll zu überrraschen, da diese Grupppe einerseits nur 22 Modeel umfaßt unnd andererseitss der für Insschriften gebbotene Raum m öfter ganz oder teilweeise von Kapitallis-Imitationeen gefüllt wird. w Es gibtt in Gruppe H1 auch R Runeninschrifteen, die zwarr gelesen, abber nicht verrstanden weerden könnenn. Dazu kommtt noch die obben erwähntee problemvollle Inschrift von v IK 70 H Halsskov Overdrrev-C.27 Es braucht b also nicht zu überraschen, faalls eines Taages ein Neufunnd mit einer sinngebendeen Runeninscchrift in Gruuppe H1 zu inkorporieren wäre. w Dagegen mag das Fehlen F von solchen s Inschhriften in deer reinen Gruppee H4 der eiinstigen Wirrklichkeit en ntsprechen, obwohl wirr in der Übergaangszone Gruuppe H3/H44 noch IK 44 4 Djupbrunns-C28 mit einner aluInschrift finden. 27
28
Aucch IK 312,1 Overhornbæk O ( (II)-A / IK 312,2 Raum Venndsyssel(?)-A mit dem verdderbten Fuþarkk wird in Grupppe H1 plazieert, was aber, wie schon erw wähnt, zu frühh sein dürfte. Mit dem späten Detailelement D ‘D Dreieckiges Au uge’.
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Zusammenfassend kommen Inschriften also schon vom Anfang der Brakteatenproduktion um die Mitte des fünften Jahrhunderts auf A-, B- und C-Brakteaten vor, wobei ein typologischer Zusammenhang mit den Inschriften auf dem Medaillon-Imitationen der späten Kaiserzeit aus chronologischen Gründen als zweifelhaft erscheint. Unter den frühesten Brakteaten-Inschriften häufen sich die Kapitalis-Imitationen, von denen einige wenige ‘lesbar’ (gut kopiert!) sind. Die Runeninschriften sind auf den Brakteaten der Gruppe H1 kaum lesbar, welchem Befund aber wegen der geringen Zahl der frühen Model nicht zu große Bedeutung beigemessen werden darf. Lesbare Runeninschriften treten schon vom Anfang der Gruppe H2 auf, zu einem Zeitpunkt, der mit Vorsicht auf die Jahre um oder vor ca. 475 datiert werden kann.29 Danach werden die Inschriften mit Kapitalis-Imitationen rasch selten, während sowohl lesbare als auch (für uns) unlesbare Runeninschriften bis zum Ende der Gruppe H3 weiter begegnen, während sie in der eigentlichen Gruppe H4 nicht mehr vorkommen. Eine absolute Datierung vom Aufhören der Runeninschriften auf den Brakteaten ist von der allgemeinen Datierung des Endes der Brakteatenproduktion abhängig,30 kann aber auf das zweite Viertel des sechsten Jahrhunderts – und wie oben erwähnt vielleicht auf die Zeit um 540 – geschätzt werden.
29 30
Vgl. Axboe 2004, S. 252–260. S. Axboe 2004, S. 256–260.
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Anhang: Liste der behandelten A–C-Brakteaten mit Inschriften in der Seriationsfolge Angegeben werden IK-Nummer, Fundort und Typus, Nummer in der Seriationsfolge und Inschriftentyp: KI: Kapitalis-Imitationen R: Runen RäZ: Runenähnliche Zeichen Runen erscheinen fett, Kapitalis-Imitationen in gewöhnlicher Schrift (Majuskeln). Binderunen werden ohne besondere Markierung als wie einzelnen Runen geschrieben. Auch eine unsichere Lesung wird nicht besonders markiert. Wörter, die in Fig. 3–4 auftreten, sind unterstrichen.
Gruppe H1 47,2 47,3 240 295 354 174 384 47,1 59 225 162,2 183 129,2 129,1 41,1 41,2 312,1
31
Broholm-A (1) KI: ...TANSPFAVC Enemærket-A / Broholm (1) KI: ...TANSPFAVC (IK 3) Erin-A (2) KI: PAVNES DNVAE Lundeborg-A (3) KI, R, RäZ Torpsgård-A / Senoren (4) KI Småland(?)-C (5) KI, RäZ Vindum Stenhuse-B (6) KI, R: NIClxxxlIlþlIPlllx Elmelund-A (7) KI Fünen-C (8) KI(?) Broholm (I)-A (9) uiþuluhng uoiwhug Darum (III)-A (10) liRaiwui ildaituha Tjurkö (III)-A/Målen (11) KI Darum (IV)-B (12) lae:t(Swastika)oRrï lïïaþRet Nebenstedt (II)-B (13) llet(Swastika)oR.rï ïlïaþRmtl Darum (II)-A (14) R/KI: araxx tikaxxxxxx Skonager (I)-A (14) R/KI: araxx tikaxxxxxx Overhornbæk (II)-A (16) xuþaþitxihxilaldtxuiuuxtwx31
In Abb. 3 nicht aufgenommen, vgl. Text.
Die Chronologie der Inschriften-Brakteaten
312,2 70 299 360 145 254
291
Raum Vendsyssel(?)-A (16) xuþaþitxihxilaldtxuiuuxtwx32 Halsskov Overdrev-C (17) xxeturfahidelaþoþmhlsiiaeiaugrsþnbkeiaR Maglemose (I)-A / Gummersmark (18) oa sejsRul aualhR UFo-A (19) KI, RäZ Revsgård-A / Allerslev (20) R/KI: araxxx tiuaxxxxxx Geltorf (I) (?)-A (22) KI, RäZ
Gruppe H2 58 162,1 74 329 282 289 189 13,2 13,3 345 1 42 156 339 11 375 101 147 374 323 32 33
Fünen (I)-C (26) houaR oder horaR laþuaaduaaaliiux alu33 Skonager (II)-A (27) liRaiwui ildaituha Heide-B (35) alu Seeland (III)-A (36) KI, R: lDNuMIS? DCN?A?? Hov-A (37) KI: DNCONSNS DN CONSNOI Kjellers Mose-C (42) llxx iualu Raum Trollhättan-A (43) tawol aþodu Bolbro (I)-B (47) lauR(Swastika)owa Rlut:eaþl Vedby-B (47) lauR(Swastika)owa Rlut:eaþl Store Salte-A (51) KI, RäZ Ågedal-C (54) ahlxxixþiRaieiuxdiuhliaflhaxahdtiaixxielifianit Darum (I)-B (55) frohila laþu Sievern (Moosmoor)-A (56) rwrilu Småland(?)-C (57) alweuiuiluuþþauuuaewdaluuu Åsum-C (59) eheikakaRfahi Ungarn-C/Dänemark (V) (62) xhx(Swastika)ktilaR(Pferdemaul)hxx lrex Kongsvad Å-A (63) foslau Rynkebygård-C (64) lRolu Undley-A (65) gagaga.maga.medu oder gægogæ.mægæ.medu St. Giles’ Field-A (72) KI, RäZ
In Abb. 3 nicht aufgenommen, vgl. Text. Zur Lesung houaR/horaR s. Düwel in IK Bd. 1,2, S. 110; Düwel 2008,1, S. 54; Beck 2001, S. 67 f; Heizmann 2001, S. 329; sowie Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 469–473.
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292
31 393 105 197 166 326 94,1 94,2 57,1 57,2 57,3 78 75,1 75,2 75,3 154,1 154,2 154,3 110 301 233 352 358 353 300 249 43 260 364 199 61 215 340
34
Bolbro (II)-C (73) KI/R/RäZ Gudme II-C (75) R/RäZ (IK 3) Lellinge Kohave-B (79) salusalu UFo-B / Dänemark (VII) (80) elwwjaekk¡liïuhuxxx ¡jk¡aïksx Skrydstrup-B (85) laukaR alu Schonen (VII)-A (86) KI, R Kitnæs III-C (90) lït Hjørlunde Mark-C / Slangerup (90) lït Fride-C (91) eelil Öster Ryftes-C (91) eelil Riksarve-C (91) eelil Hjørlunde Mark-C / Slangerup (93) alu Hesselagergårds Skov / Fredskov-C (94) tedo luRþa Hesselager-C (94) tedo luRþa Südfünen-C (94) tedo luRþa Seeland(?)-C (95) R, RäZ Overhornbæk (I)-C (95) R, RäZ UFo-C (95) R, RäZ Lindkær-C (96) fuþarkgwhnelatxtsuaoxu34 Maglemose (II)-C / Gummersmark (98) lkaR Djupbrunns-C (102) eelil Tirup Heide-C / Schonen (V) (103) ehwu Ullerup Mark-A (106) lxuu Raum Tønder-B (110) lþdllu uldaul Maglemose (III)-C / Gummersmark (111) tlþxlfhis ho.R all Fünen (II)-C (112) netbllll Darum (V)-C (113) niujil alu Grumpan-C (114) fuþarkgw hnijïpxx tbemlƾod UFo-C / Dänemark (II) (115) þul oder luþ UFo-C / Dänemark (III) (116) tlu Galsted-B (117) la Aversi-C (118) R/RäZ Raum Sønderby-C / Femø (120) ekfakaRf
In Abb. 3 nicht aufgenommen, vgl. Text.
Die Chronologie der Inschriften-Brakteaten
251 128 184 350 142 392 392,2 95 357 331 365,1 365,2 365,3 365,4 365,5 365,6 365,7 365,8 238 302 213 163 34 34,2 237 161 389
35 36
Gammel Stenderup(?)-C (121) lalllltigþtluuuuglxxþlsxoxlauilatl: Nebenstedt (I)-B (125) glïaugiRu ïurnRl Tjurkö (I)-C / Målen (126) wurterunoRanwalhakurne..heldaRkunimudiu Südwestdeutschland(?)-B (128) KI Raum Randers-C (129) uRx awiri Rahswia Gudme II-C (130) fuþar (IK 3) Gudme II-C (130) fuþar Kjøllergård-C (131) sndiliuuulxixisiusahsam Raum Tved-C / Mols (133) R Selvik-A (134) tau liiu UFo-C (136) eelil Almungs-C (136) eelil Burge-C (136) eelil Schonen(?) (IV)-C (136) eelil Slitebacka-C (136) eelil Sutarve-C (136) eelil UFo-C (136) eelil Broa-C eelil Ejby-C (137) ul Meckenheim-A (141) KI Allarp-C (142) KI/RäZ Skonager (III)-C (146) niuwila lþu Broholm-C (150) RäZ35 Enemærket-C / Broholm (150) RäZ36 Raum Eckernförde-C (151) tþad lxita Skodborghus-B / Skodborg (152) aujaalawinaujaalawinaujaalawinjalawid Welschingen-B (153) KI
Vgl. Axboe 1992,3. Axboe 1992,3.
293
Morten Axboe
294
Gruppe H3 298 330 244 385 98 83 255 135 217 311 25 9 152 386 259 214 8 55 177 148 149,1 149,2 239 291 26 229 91 264 367 231 131 97 185
Lynge Gyde-C (156) lakR Seeland (I)-C (157) lkaR Fredrikstad-C (158) uduuR oder hduuRi Visby Kungsladugård-C (159) xluR Raum Køge-C / Seeland (II) (161) hariuhahaitika:farauisa:gibuauja Højstrup Strand-C (163) laþu Geltorf (II) (?)-A (167) lalgwu Ølst-C (169) hag alu ‘Beresina-Raum’ (Zagórzyn)-C (170) R Oberwerschen-B (178) KI Bjørnsholm-C (179) KI, R/RäZ: hThlt ll Års (I)-C (181) xa Schonen (III)-C (184) ota Wapno-C (191) sabar Großfahner-B (192) KI Austad-C (194) tg Års (II)-C (197) laukaR Fjärestad-C / Gantofta (198) ota Søtvet-C (201) nl aelwao Sædding-B / Slotsgården (203) ihhhiduuReadfiiuhwshxaiiuRmlhþilaluxxxxR Schonen(?) (I)-B (204) laþulaukaR.gakaRalu UFo-B (204) laþulaukaR.gakaRalu Elstertrebnitz-A (205) RäZ, KI Lekkende Have-C (208) ea Börringe-C (213) tanulu:al laukaR Dänemark(?) (I)-C (217) lkaR Killerup-C (219) gui Gurfiles(?)-C (220) laþa UFo-C (221) waiga Dalum-C (227) RäZ, R: llii Norwegen(?)-B (230) anoana Kläggeröd-C (244) alu Tjurkö (II)-C / Målen (251) ota
Die Chronologie der Inschriften-Brakteaten
24 377,1 377,2 267 140 153,1 153,2 361 76 343
295
Bjørnerud-A (253) alu Raum Vadstena-C (255) tuwatuwa.fuþarkgw:hnijïbRs:tbemlƾo...37 Raum Mariedam-C (255) tuwatuwa.fuþarkgw:hnijïbRs:tbemlƾo...38 Hammenhög-C (260) xlkaR Overhornbæk (III)-C (262) þrkgwhnelaxaxsuloxh39 Schonen (II)-C (276) fuþr; s. Katalogbeschreibung 153,2 SuchaĔ-C (276) fuþr UFo-B Av (279) KI/RäZ Wurt Hitsum-A (282) foRo guoba40 Raum Stedje-C (284) R, RäZ
Übergangszone H3/H4 182,1–2 182,3 44 198
Szatmár-C (293) tualewtl lnl oder lnu41 Raum Debrecen (293) tualewtl lnl oder lnu42 Djupbrunns-C (299) alu UFo-C (303) RäZ
Gruppe H4 158
Sigerslev-C (311) auauu
Abschließend folgt eine Übersicht über die Zahlen der Inschriften-Brakteaten, die ich Klaus Düwel und Sigmund Oehrl verdanke.
37 38 39 40 41 42
S. Lundeby / Williams 1992.
S. Lundeby / Williams 1992. In Abb. 3 nicht aufgenommen, vgl. Text. S. IK Band 3,1, S. 263. S. IK Band 3,1, S. 293. S. IK Band 3,1, S. 293.
Morten Axboe
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Von den zum 31.12.2010 bekannten 1003 Exemplaren (von 622 Modeln) der Goldbrakteaten tragen 222 Stück (von 153 Modeln) Inschriften. Diese verteilen sich auf die einzelnen Typen folgendermaßen: A B C F Typ ?
51 Exemplare von 36 Modeln 39 Exemplare von 29 Modeln 125 Exemplare von 83 Modeln 5 Exemplare von 3 Modeln 2 Exemplare von 2 Modeln
Die Inschriften bestehen aus Kapitalis-Imitationen (KI), Kapitalis-Imitationen und Runen (KI/R) sowie reinen Runeninschriften (R) einschließlich runenähnlicher Zeichen. Verteilt auf die einzelnen Typen ergibt sich (Modelzahlen in Klammern): A: B: C: F: Typ ?
KI 12 KI 6 KI 2 KI KI -
KI/R 17 KI/R 8 KI/R 4 KI/R KI/R -
R 22 (15) R 25 (17) R 119 (77) R 5 (3) R 2 (2)
Im Einzelnen können sich je nach Zuordnung leichte Verschiebungen in den Exemplarzahlen ergeben.
Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde RGA-E-Band 40 – Seiten 297–315 © De Gruyter 2011 • Berlin • New York
Lese- und Deutungsprobleme im Namenschatz des Brakteatencorpus* HEINRICH BECK 1971 erklärte der renommierte dänische Runenforscher Erik Moltke in seiner Darstellung der dänischen Runeninschriften,1 dass es eigentlich nur fünf oder sechs les- und deutbare Inschriften im Brakteatencorpus gäbe, alles andere wäre inschriftlich ein ɻKauderwelschɼ. An anderer Stelle lautete sein Urteil: Im alten dänischen Gebiet seien eigentlich nur drei Inschriften zu nennen, die als semantisch sinnvoll gelten dürften: die Inschriften nämlich auf den Brakteaten von Seeland II (IK 98), Skodborg (IK 161) und Tjurkö (IK 184).2 Moltke unterschied also zwischen Lesbarkeit und Deutbarkeit. Dieser Hinweis auf den Forschungsstand von ca. 1970 belegt einerseits die Schwierigkeit einer Annäherung an diese Denkmäler des 5. und 6. Jahrhunderts, bezeugt andererseits doch auch einen Fortschritt in der Diskussion – der Beitrag von Klaus Düwel und Sean Nowak in diesem Band behandelt immerhin 10 les- und deutbare Inschriften. Ungeachtet aller Schwierigkeiten ist die Diskussion also nicht verstummt – sicher auch deswegen, weil sich hier eine Möglichkeit bieten könnte, die skandinavische Frühgeschichte in ungeahnter Weise zu erhellen. Nach dem Aufkommen der Runenschrift im 2. Jahrhundert demonstriert ja die Brakteatenproduktion des 5./6. Jahrhunderts erneut die kulturelle Innovationskraft gerade des südskandinavischen Raumes.
* Förderliche Hinweise durfte ich von Alexandra Pesch, Morten Axboe und Klaus 1 2
Düwel erfahren. Moltke 1976, S. 86 ff. Vgl. auch die englischsprachige Übersetzung von Peter Foote: E. Moltke, Runes and Their Origin Denmark and Elsewhere, 1985, S. 113. Die Inschriften werden nach dem Ikonographischen Katalog (= IK) zitiert.
298
Heinrich Beck
Die Aufmerksamkeit soll im Folgenden den Inschriften gelten, die mit großer Wahrscheinlichkeit Namen führen. Dabei wird von einigen Voraussetzungen ausgegangen: – Die ikonologische Aussage und die runische Botschaft stehen in einer Beziehung. Sie zu erkennen, ist eine Bedingung für die angestrebte Interpretation. Die Beziehung kann deiktischer Art sein, d.h. auf einen ikonographischen Detailbereich gerichtet sein (wir sprechen von einer „Zuschrift“), sie kann aber auch der ikonologischen Gesamtbotschaft gelten (von „Beischrift“ bzw. „Umschrift“3 soll die Rede sein). – Die inschriftentragenden Brakteaten machen im Gesamtcorpus eine begrenzte Zahl aus (gut 1/5). Offenbar bringen die Inschriften einen Mehrwert ein, der auf einer breiteren Basis der rein ikonographischen / ikonologischen Botschaft beruht.4 Die Diskussion um diese BasisBotschaft verläuft in sehr kontroverser Weise. Die folgenden Ausführungen orientieren sich an Grundlinien einer Interpretation, die Karl Hauck in zahlreichen Beiträgen verfochten hat. – Das Brakteatencorpus stellt ein eigenes genus dar, eine eigene Gattung (auch von „Textsorte“ ist die Rede5), die sich nach Gestalt, Gehalt und Funktion im Sinne einer Einheit verstehen lässt. Damit ist ein Sinnhorizont vorgegeben, den die Interpretation zu berücksichtigen hat. Auch von archäologischer Seite wird diesem Gedanken Rechnung getragen – wenn etwa Alexandra Pesch (in Weiterführung von Gedanken Karl Haucks) von „Kontextikonographie“, von engerem und weiterem Kontext spricht.6 Nach diesen allgemeinen Bemerkungen gilt es auch den Begriff „Namenschatz“ im Besonderen zu präzisieren. Forschungsgeschichtlich kann dabei die Publikation des Ikonographischen Kataloges in den Jahren 1985–89 mit seinen erneuten Lesungen und Präsentationen als ein Fortschritt gelten, mit dem die Diskussion ein neues Niveau erreichte – nicht zuletzt auch ein na3
4
5 6
Umschriften seien diejenigen Beschriftungen genannt, die das eigentliche Bildfeld umgeben. Von Beischriften sei die Rede, wenn die Schrift innerhalb des Bildfeldes liegt, ohne jedoch eine erkennbare deiktische Funktion innerhalb dieses Bildfeldes zu erfüllen. Vgl. dazu auch Düwel in IK 1,1 Einleitung, S. 157 ff. K. Hauck äußerte einmal den Gedanken (Hauck 2001, S. 119), dass in der Verbindung von Wort und Bild sich ein „geistiger Aufbruch“ spiegle, der mit den Elementen der sich in Europa ausbreitenden christlichen Konkurrenz arbeite. Müller 1988, S. 157 (in diesem Bd. S. 373 ff.). Zum Thema vgl. auch Hauck 1983, S. 510–599. Pesch 2007,1, S. 40.
Lese- und Deutungsprobleme im Namenschatz des Brakteatencorpus
299
menkundliches. Einen bedeutenden Platz nehmen in diesem Neuansatz (und in der Perspektive dieses Beitrages) namenkundliche Arbeiten von G. Müller und O. Grønvik ein.7 Folgt man K. Hauck in der fundamentalen Annahme, dass die Bildaussagen der Brakteaten in den Bereich einer (nordgermanischen) Götterwelt verweisen, erstaunt es, dass die Runeninschriften kein einziges Beispiel eines Götternamens (z.B. die Namen der großen Götter Odin, Balder, Loki etc.) bieten.8 Hält man an der Hauckschen Grundannahme fest, kann dies nur bedeuten, dass in dieser Gattung der Brakteateninschriften die Götternamen tabuisiert waren – und Beinamen an ihre Stelle traten, d.h. ursprüngliche Appellativa, die der Charakterisierung, der Wertschätzung und dem Schicksal von Gottheiten oder religiösen Zwischenwesen galten.9 Im Gegensatz zu den alten und gemeingermanischen Eigennamen sind Beinamen offenbar zeitbedingter und regional gebundener. Es verwundert daher nicht, dass in dieser Frage die relativ reiche nordgermanische Tradition ergiebigste Quelle solcher Götterbeinamen darstellt. Die Brakteatenbeispiele der theophoren Beinamen haben eine (antike) Vorgeschichte und eine (nordische) Nachgeschichte. Die römische Geschichtsschreibung bietet zahlreiche Beispiele eines Umgangs mit germanischen Götternamen: – in der Anwendung der interpretatio romana verbirgt sich der germanische Name hinter der römischen Entsprechung: deorum maxime Mercurium colunt (Tacitus, Germania, c. 9). Bleibt hier ein Interpretationsspielraum, so ist Tacitus bei den Göttern der Nahanarwalen deutlicher: Die bei ihnen interpretatione Romana Castor und Pollux genannten Götter heißen in ihrer (d.h. heimischer) Sprache Alces, erklärt Tacitus (Germania, c. 43). – für die hier besonders interessierenden Beinamen lassen sich – beispielhaft – die epigraphischen Zeugnisse eines Mercurius Cimbrianus (bzw. Cimbrius) nennen.10 Es liegt nahe, dass hier ein Zusammenhang mit dem Namen der Kimbern vorliegt. Entweder ist hier also ein „kimbrischer Merkur“ anzunehmen oder ein gentiler Götterbeiname zu vermu7 8
9 10
Müller 1988; Grønvik 2005, S. 5–22. Nowak, Schrift auf den Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit . Auch das Brakteaten-Formular B1, die Drei-Götter-Brakteaten, bietet kaum lesund deutbaren Inschriften. Vgl. Pesch 2007,1, S. 333 und 395 f. Zu IK 51,3 Gudme (undR) vgl. McKinnell / Simek 2004, S. 84; Nedoma 2009. Vgl. Ahn 1997, S. 40. Lang 2001, S. 414 ff. spricht im gleichen Sinne von Zwischenwesen. Vgl. Tiefenbach 2001.
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Heinrich Beck
ten. S. Gutenbrunner dachte an Beispiele von Götterbeinamen wie Saxaguð, Gautatýr, Svíaguð.11 Auch ein weiteres Beispiel eines möglichen Götterbeinamens führt in kontroverse Diskussionen. Am Hadrianswall ist eine Inschrift dem Deo Marti Thincso gewidmet. Bestechend ist die Verbindung dieses offensichtlichen Mars-Beinamens germanischer Provenienz mit den deutschen Entsprechungen des dies Martis – Wochentagnamens Dienstag (mit Schreibungen wie dinsdag, dingesdach usw.) – gegenüber engl. tuesday (mit dem Erstglied, das auf germ. tiwaz = anord. Týr zurückführt). Kam Týr also als einstigem Ding-Gott der Beinamen germ. *þingsaz zu? Die Interpretation führt zu got. þeihs *hildjǀ > an. hildr f. ‘Kampf’ als Appellativ nirgends belegt, in Namen nur als Grundwort einiger ostgermanischer, nicht immer zweifelsfreier Belege, keinesfalls aber als stark flektiertes Maskulinum der a-Klasse216 tradiert ist, sollte im Gegenteil zu denken geben. Und die Traditionsumstände des altnordischen Namens Hjaldr – so heißt ein Enkel des sagenhaften norwegischen Königs Víkarr, der dem Odin geweiht und geopfert wird und einen deutlich auf diese Weihebindung anspielenden
212
213 214
215 216
Krause / Jankuhn 1966, Nr. 20 (w[u]lþuþewaR); zu w(u)lþuþewaR auch Düwel 1981, S. 131 ff. – Schramm 1957, S. 72; Förstemann 1901, Sp. 685 ff. – Zu urnordisch laguþewa(R?) auf einem Runenneufund von Illerup-Å (Schildfessel, um 200) siehe jetzt Stoklund 1986, S. 84 f. +[Peterson 2004; Stoklund 1995,1, S. 336 f.]. – Urnord. þewaR, ahd. -deo usw. ist doppeldeutig, es kann sowohl als ‘Gefolgsmann, Krieger eines Gefolgschaftsverbandes’ aufgefaßt werden wie auch auf ein besonderes Abhängigkeits- und Dedikationsverhältnis zwischen Menschen und überirdischen Mächten verweisen. Argumente für die eine oder andere Verwendungsweise des Wortes können nur die Erstglieder in den entsprechenden proprialen Zusammensetzungen liefern. Schönfeld 1965, S. 111 f. Siehe zuletzt dazu Stoklund 1986, S. 85 f. (zum urnordischen Namen niþijo [Schildfessel 2 von Illerup-Å], zu an. níð ‘Kampf, Feindschaft’) +[vgl. Stoklund 2000, S. 353 f.]. Hauck, IK 1,1, S. 130 ff. Siehe oben Anm. 205 f. Zu den stark flektierten maskulinen Simplicia Müller 1970,2.
358
Gunter Müller
Namen (‘Weihe-Haar’)217 trägt – weisen auffällig in die Sphäre redender Namen. Leider ist jedoch die Gleichung HeldaR – Hjaldr nicht sicher, und zwar deswegen, weil, wenn ich richtig sehe, der Name des Sagenkönigs nur im Nominativ überliefert ist und er deshalb auch zu an. hjaldr, Gen. hjaldrs ‘Kampf, Streit’ < urnordisch *heldraR gehören kann. An. hjaldr ‘Kampf, Streit’ mit zum Wortstamm gehörigem r, das auch in zahlreichen dichtersprachlichen Zusammensetzungen belegt ist (wie etwa hjaldrviðr ‘Kampfbaum = Krieger’), wird, trotz derselben Bedeutung, wohl mit an. hildr f. ‘Kampf’ nicht verwandt sein. Es geht – wie an. hjaldr m. ‘Rede’ – eher auf eine -dra-/-þra-Suffigierung von hjala ‘sprechen’ zurück.218 Daß aber mit dem ‘Kampf’-Aspekt in runenmeisterlichen Funktionsnamen zu rechnen ist, legt hariuha nahe, der kaum zu den „common names“ gerechnet werden kann,219 egal, wie man sein Zweitglied etymologisch interpretiert.220 Sein {145}Erstglied wird aber zu an. herr, got. harjis ‘Heer’ gehören, wie in hAriwolAf (Stein von Stentoften) und späterem Herjulfr ‘Heerwolf’.221 Auch bei uuigaR IK 241,1 Eskatorp-F/IK 241,2 Väsby-F wird die Etymologie WƯgaR ‘Kämpfer’ zu diskutieren sein.222 Ich glaube, die beiden Beispiele zeigen deutlich, wie schwierig es im Einzelfall ist, ‘normale’ von ‘besonderen’, auf Stellung, Funktion oder Herkunft semantisch Bezug nehmenden Propria zu unterscheiden. Das Kriterium Übereinstimmung/Nicht-Übereinstimmung mit dem allgemeinen anthroponymischen Wortschatz ist schon deswegen schwierig, weil anzunehmen ist, daß noch ein größerer Teil des Namenlexikons zur Völkerwanderungszeit semantisch motiviert war, also von kopräsenten Appella-
217 218
219 220
221 222
Siehe oben Anm. 207; Höfler 1952,2, S. 153 ff. Wie an. galdr, ae. gealdor ‘Zauber’ zu an. gala ‘singen, schreien, Zauberformeln hersagen’, s. Alexander Jóhannesson 1927, S. 26. Für an. hjala ist weiter zu vergleichen nisl. hjala ‘schreien’, nnorw. hjal ‘Schrei’, an. hjaldr ‘*Kampfgeschrei’? Siehe oben Anm. 7 +[und Anm. 6] und dazugehörigen Text. Folgende Etymologien sind erwogen worden: 1. zu dt. Uhu, Eule, s. Düwel 1984,1; bereitet Schwierigkeiten, da die germanischen Uhu- und Eulenbezeichnungen, soweit erkennbar, durchweg auf germ. *uw(w)- bzw. *njf- zurückgeführt werden müssen; 2. -njha < *(j)unhan- ‘jung’, vgl. got. juhiza ‘jünger’ (Krause / Jankuhn 1966, S. 262), nicht überzeugend; 3. germ. *njhǀn ‘der Hohe’, zu got. auhuma ‘höher’, Noreen 1923, S. 386, zuletzt Antonsen 1975, Nr. 15 und Nielsen 1983, S. 30, sehr unsicher. 4. Auch andere Möglichkeiten – etwa ablautend zu got. auhjan ‘lärmen’, auhjodus ‘Lärm, Getümmel’, vgl. lett. aNJka ‘Sturmwind’, serb. njka ‘Geschrei’, s. Pokorny 1959, S. 1103 – bleiben in hohem Grade hypothetisch. Krause / Jankuhn 1966, Nr. 96; Janzén 1947, S. 77 f. Siehe unten Text zu Anm. 246 ff.
Von der Buchstabenmagie zur Namenmagie in den Brakteateninschriften
359
tiven aus interpretiert und deshalb auch von Fall zu Fall ‘funktional’ eingesetzt werden konnte. Dennoch bleibt das Kriterium der ‘Nicht-Übereinstimmung’ wichtig, wenn es innerhalb einer Namengruppe gehäuft auftritt. Ich gebe deshalb für die eingangs zusammengestellte Namenliste eine kurze Übersicht über die erwogenen Etymologien und Hinweise darauf, ob oder wieweit Übereinstimmungen mit dem allgemeinen germanischen Namenlexikon bestehen. + [Aus der folgenden Liste werden die Nr.n 1, 5–7, 11–13, 18 auch von Peterson 1994, S. 135–149, behandelt.] 1. akaR. Die zum Teil vermutete Rückführung von IK 11 Åsum-C und IK 340 Raum Sønderby-C/Femø mit fakaR auf einen gemeinsamen Archetypus und damit Annahme eines kopialen Fehlers akaR < fakaR223 kann sich zwar auf die Tatsache stützten, daß die beiden Brakteaten einen gemeinsamen Bildtypus überliefern, doch weichen die Runensequenzen insgesamt stark voneinander ab: e(heikakaRfahi und ekfakaRf. Die von Krause vorgeschlagene Etymologie (zu griech. ȐȖȩȢ ‘Führer’) ist möglich, bleibt aber hypothetisch.224 Eine Übereinstimmung mit dem anthroponymischen Wortschatz besteht nicht. Weder an. Áki (< *Anika, vgl. ahd. Enihho)225 noch ahd. Akko, Acho, ae. Æcca, an. Akki226 sind mit akaR zu vergleichen. 2. frohila. Es besteht ohne Zweifel etymologische Identität mit ahd. Frawilo, Frewilo,227 westgot. Froila (verbreitet).228 Der Name ist eine schwach flektierte deminutive l-Ableitung zu ahd. frǀ, got. frauja ‘Herr’, das im gesamten Germanischen Erstglieder von Namenkomposita und Ableitungen bildete – westgot. Frogildo, ahd. Frawibald, Frowin, ae. Fraewine, urnord. frawaradaR, an. Freybjdžrn, Freysteinn –,229 wobei bei 223 224 225 226
227 228 229
Siehe Düwel, Runologischer Kommentar zu IK 11. Krause / Jankuhn 1966, Nr. 131, S. 167 f. Das zu lat. ago, griech. ’Ȑ ȖȦ ‘führen’ gehörige an. aka hat nur die Bedeutung ‘fahren’, s. auch Antonsen 1975, Nr. 107. Janzén 1947, S. 133; Förstemann 1901, Sp. 99. Kurzformen zum Stamm *Agi- mit Verschärfung und Gemination des Verschlußlautes, s. Förstemann 1901, Sp. 15 f.; Searle 1897, S. 6; Knudsen / Kristensen / Hornby 1936–1940, Sp. 21. Förstemann 1901, Sp. 517 f. Piel / Kremer 1976, S. 138. Schönfeld 1965, S. 172; Reichert 1987, S. 294; Piel / Kremer 1976, S. 139; Förstemann 1901, Sp. 517 ff.; Searle 1897, S. 245; Lind 1905–1911, Sp. 182 ff.; Knudsen / Kristensen / Hornby 1936–1940, Sp. 332; urnord. frawaradaR, Antonsen 1975, Nr. 11, kann aber auch, wie verschiedene andere Namen aus der zitierten Gruppe, zu an. frár ‘hurtig’, ahd. frǀ ‘froh’ (< *fraw-) gehören, Krause / Jankuhn
360
Gunter Müller
den altnordischen und zum Teil wohl auch bei den {146}westgermanischen ein direkter Bezug zu dem von got. frauja nur in der Flexionsklasse abweichenden Götternamen Freyr gegeben sein dürfte. Man hat die Schreibung frohila (statt *frau(h)ila) und das schwach flektierte l-Suffix als Indiz für das Vorliegen einer westgermanischen Namenform genommen. Zwingend sind die beiden Argumente jedoch nicht. Was das Suffix -lanbetrifft, so fehlt es dem späteren Altnordischen in deminuierender Funktion zwar fast ganz, doch zeigen Reliktnamen wie Áli < *Anila ebenso wie das urnordische wiwila, daß es einmal vorhanden war.230 3. niujil und 4. niuwila. Es besteht etymologische Identität mit ahd. Niwilo231 und möglicherweise mit westgot. Neufila.232 Germ. *neuja-, got. niujis, an. nýr ‘neu’ ist als propriales Erstglied und in Kurznamen seit früher Zeit west- und ostgermanisch belegt (Neviogastus, ahd. Niwo, westgot. Neufredi), nicht jedoch im Nordischen.233 Eine offenbar alte west/nordgermanische Gleichung bilden jedoch Frauennamen auf *neujǀ: an. Ásný, Signý, ahd. Adalniu, Albniwi.234 Sie sind etymologisch, nicht jedoch in bezug auf ihre semantische Grundlage eindeutig. Für sie wird teils *neuja‘*jung’ angesetzt,235 teils wird auf die Vorstellung von der Erneuerung des Geschlechts in der Generationenfolge, wie sie etwa auch an. Áki, Áli < *Anika, *Anila ‘der kleine Ahne’ zugrunde liegt, rekurriert.236 Der Schreibungswechsel niujil – niuwila ist sicher keine orthographische Zufälligkeit, sondern beruht auf sprechsprachlicher Varianz.237 Zum Teil ist niuwila als westgermanische Sprachform gegenüber urnordischem niujil(a) angesehen worden, zuletzt von Antonsen.238 5. houaR. Geht man von *Hauhaz, also von ‘hoch’ aus, dann ergibt sich keine unmittelbare Parallele aus dem historischen Onomastikon. Wohl ist
230 231 232 233
234 235 236 237 238
1966, Nr. 99. Das unabgeleitete Simplex scheint nur westgotisch verbreitet gewesen zu sein. Müller 1975, S. 161 f. (mit weiteren Literaturverweisen). Förstemann 1901, Sp. 1161, 9. Jh., ein Beleg. Piel / Kremer 1976, S. 209. Schönfeld 1965, S. 172; Reichert 1987, S. 524; Förstemann 1901, Sp. 1161 ff.; Piel / Kremer 1976, S. 209; Kaufmann 1968, S. 267. Altnordisch nur in mythologischen Namen (Nýi, Nýr, Nýráðr, Zwergennamen, Lind 1905–1911, Sp. 798). Lind 1905–1911, Sp. 798; Förstemann 1901, Sp. 1160. So etwa Schramm 1957, S. 165, unter Bezug auf ‘jung’ als ehrendes Frauenattribut in altgermanischer Dichtung. So Janzén 1947, S. 120. Müller 1975, S. 160 f., mit weiterer Literatur. Antonsen 1975, S. 17.
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germ. *hauha- ein west/nordgermanisches Erstglied – ahd. Hochbert, ae. Heahbeorht, an. Hásteinn –,239 im Westgermanischen (vor allem im Althochdeutschen) außerdem ein Männernamengrundwort (Adalhoh, Bernhoh);240 das Simplex ahd. as. Hoho, Hoio, aschw. adän. Hovi, Hove (selten) ist jedoch durchweg schwach flektiert,241 sieht man von mythologischem Hár ab.242 hariuha. Keine Entsprechung im historischen Onomastikon, siehe oben Anm. 219 f. und dazugehörigen Text, das Zweitglied uha jedoch vielleicht nochmals als selbständiger Runenmeistername auf dem Kragehul-Speerschaft.243 {147}6.
7. farauisa. Keine Entsprechung im historischen Namenschatz, siehe oben Anm. 197. Annähernd vergleichbar ist nur der mythologische Name Alvíss (‘der Allwissende’, Zwerg).244 8. glïaugiR. Das Erstglied ist mit Krause zu an. gljá ‘glänzen, schimmern’ zu stellen; i-stämmige Bahuvrihibildung ‘der mit den glänzenden Augen’.245 In der Wortbildung vergleichbar ist an. fráneygr ‘mit funkelnden Augen versehen’, zu an. fránn ‘funkelnd, glänzend’. Eine Parallele aus dem historischen Onomastikon ist nicht vorhanden, vergleichbar in semantischer und morphologischer Hinsicht ist der Odinsname Báleygr ‘der mit dem Flammenauge’, siehe oben Anm. 190. 9. alawin, 10. alawid. Siehe oben Text nach Anm. 101. 11. ssigaduR. Siehe oben Text nach Anm. 61. 12. heldaR. Siehe oben Text nach Anm. 201. 13. kunimudiu. Siehe oben Text nach Anm. 95. 239 240 241 242
243
244 245
Förstemann 1901, Sp. 799; Searle 1897, S. 282 ff.; Lind 1905–1911, Sp. 491. Förstemann 1901, Sp. 172 f., 270; Schramm 1957, S. 63. Förstemann 1901, Sp. 799. Schlaug 1962, S. 112; Knudsen / Kristensen / Hornby 1936–1940, Sp. 576 f.; Janzén 1947, S. 244. Siehe oben Anm. 90; vgl. auch Jafnhár ‘der gleich Hohe’ (= Odin), Lind 1905– 1911, Sp. 612; außerdem sagenhistorisch (Hár, Gefolgsmann Hrolf krakis, Lind, Sp. 585; Knudsen / Kristensen / Hornby 1936–1940, Sp. 472). Antonsen 1975, Nr. 15; Nielsen 1983, S. 30; auch schon Marstrander 1952, S. 93; anders Düwel 1981, S. 140 f. (Name muha); unbefriedigend ist die Deutung von Lange 1957, S. 98 (Appellativ muha ‘Haufe’), ähnlich Krause / Jankuhn 1966, Nr. 27. Der sagenhistorische Name Guðrvísi – Lind 1905–1911, Sp. 391 – ist wohl eher an an. vísi ‘Führer’ als an schwach flektiertes víss anzuschließen. Krause / Jankuhn 1966, Nr. 133, S. 269.
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14. uuigaR. Die von Krause erwogene Lesung Wi(n)gaR246 mit einer Bedeutung ‘der Weihende’ ist sowohl runologisch247 wie auch etymologisch sehr problematisch, da die vorauszusetzende Variante von germ. *wƯhw-/ *wƯgw- ‘weihen’ mit Nasalinfix durchaus ungesichert ist. Sein alternativer Vorschlag WƯgaR ‘der Geweihte’ (zu an. vígja ‘weihen’, vígsla f. ‘Weihe’) ist auch nicht unproblematisch, da die semantisch vergleichbaren Namen (der Runenmeister wiwaR, wiwila, vgl. auch an. Vífill)248 nach der Sieverschen Regel w-Konsonantismus zeigen. Näher liegt an. víg n. ‘Kampf’, an. vígr ‘streitbar’, das als Grundwort germ. *wƯgaz ost-/ westgermanischer Männernamen vorkommt und dort wohl als Nomen agentis ‘Kämpfer’ aufzufassen ist.249 Das stark flektierte Simplex ist sehr spärlich, aber sicher ostnordisch – adän. Wigh, aschw. run. uik250 – und altenglisch (Wig)251 tradiert. Das kontinentale Westgermanische scheint nur das schwach flektierte Wigo gekannt zu haben.252 {148}15.
ho.R. Siehe oben Nr. 5 und Text nach Anm. 11.
16. fakaR. Siehe oben unter Nr. 1. Vermutet wird Identität mit an. fákr ‘Pferd’, siehe oben Anm. 192. Eine Übereinstimmung mit dem anthroponymischen Wortschatz besteht nicht. Ahd. Facco, Fahhilo, westgot. Facco, Fakilo sind sicher nicht zu vergleichen, sie sind deutlich Kurzformen zum Stamm *fag- (ahd. fagar ‘schön’, got. faginǀn, +[an. fagr ‘schön’] ahd. fagƝn ‘sich freuen’ usw.) mit Verschärfung und Gemination des Verschlußlautes.253 17. uiniR. Die unmittelbare Entsprechung ahd. as. Wini, ae. Wine254 ist gut bezeugt, weit verbreitet ist germ. *winiz (ahd. wini, an. vinr) ‘Freund’ als Grund- und Bestimmungswort vor allem westgermanisch. Altnordisch war das Element in Anthroponymen offenbar nicht mehr produktiv, als Grundwort ist es noch zu -un abgeschwächt erhalten, ein stark oder 246 247 248 249 250 251 252 253 254
Ebd. Nr. 128, S. 264. Düwel, Runologischer Kommentar zu IK 241,1. Krause / Jankuhn 1966, Nr. 72, 56; Müller 1968. Schönfeld 1965, S. 74; Schramm 1957, S. 61; Förstemann 1901, Sp. 1576; als Erstglied in proprialen Zusammensetzungen auch nordisch (Vígfúss, Vígleikr u.ä.). Knudsen / Kristensen / Hornby 1941–1948, Sp. 1568; Müller 1970,2, S. 224 + [Peterson 2007,2, S. 254 s.v. VƯgR]. Searle 1897, S. 487; vgl. aber auch von Feilitzen 1937, S. 412. Förstemann 1901, Sp. 1577, siehe auch Müller 1970,2, S. 219 Anm. 26. Auch Lind 1905–1911, bietet nur Vígi. Förstemann 1901, Sp. 493; Piel / Kremer 1976, S. 125; Kaufmann 1968, S. 111. Förstemann 1901, Sp. 1610; Schlaug 1962, S. 124; Searle 1897, S. 499 f.
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schwach flektiertes Simplex *Vinr, *Vini scheint zu fehlen, ebenso das Erstglied in autochthon-nordischen Zusammensetzungen.255 18. waiga. Das zuerst von Förstemann256 als Namendublette für waiga herangezogene und dann nach ihm mehrfach zitierte257 altbairische Weiko (9. Jh., ein Beleg) ist recht unsicher, zumal ein Wortstamm -waig- für das Westgermanische insgesamt nicht zweifelsfrei nachzuweisen ist.258 Gut belegt ist indessen -veig als Grundwort nordischer Frauennamen (Hall-, Rann-, RoÞ gn-, SoÞ l-, Þorveig).259 Die Etymologie ist umstritten,260 doch schließt man am besten an an. veig f. ‘Kraft’ an, wozu sich das gemeingermanische Frauennamengrundwort *þrnjþi (zu an. þrúðr f., ae. þryð f. ‘Kraft’) vergleichen läßt.261 Sowohl þrúðr wie auch veig sind dichtersprachlich in der Bedeutung ‘Frau’ belegt, veig f. außerdem als ‘kräftiger Trank, (Rausch)trank’, vor allem in mythologischen Umschreibungen und Kontexten, vgl. etwa veig ‘Getränk der Vanengötter’,262 veig FjoÞ lnis ‘Dichtkunst (eig. ‘Odins Trank’)’, minnisveig ‘gedächtnisstärkender Trank’, óminnisveig ‘Vergessenheitstrank’ u.a. Ob veig 1 ‘Kraft’ und veig 2 ‘Trank’ etymologisch zusammengehören, ist nicht ganz sicher, aber doch wahrscheinlich.263 Das schwach flektierte maskuline Proprium ist also in seiner Bedeutung nicht genau zu bestimmen, wohl aber in seinem formalen Abstand zum späteren nordischen Namenschatz. {149}Sieht
man sich die Liste unter dem Gesichtspunkt der Nähe/Ferne zum tradierten allgemeinen germanischen Onomastikon an, so reicht die Skala von a) Übereinstimmung (2–4, 9 f., 13, 14, 17) über b) lexikalische Übereinstimmung bei morphologischer Abweichung (5, 12, 18) und c) teilweise lexikalische Übereinstimmung (6, 11) bis zu d) deutlicher Nichtübereinstimmung (1, 7, 8, 16), die gewiß nicht auf zufälligen Überliefe255 256 257 258 259 260 261
262 263
Lind 1905–1911, Sp. 1111–1113; Janzén 1947, S. 112. Förstemann 1901, Sp. 1496. Naumann 1912, S. 112; Krause / Jankuhn 1966, Nr. 137, S. 274 f.; Düwel zu IK 367; de Vries 1977, s.v. veig 5; Reichert 1987, S. 748. Kaufmann 1968, S. 377; Schramm 1957, S. 168. Lind 1905–1911, Sp. 1080; z.T. auch mythologische Namen (Gullveig, Ráðveig). Zusammenstellung der diskutierten Etymologien bei Janzén 1947, S. 114 f.; s. auch de Vries 1977, s.v. veig 5; Schramm 1957, S. 168. Schramm 1957, S. 167; westgermanisch bereits in runenschriftlich tradierten Frauennamen (agilaþruþ, Fibel von Griesheim, Hessen, 2. Drittel 6. Jh.), s. Düwel 1984,2, S. 278. Alvissmál 34. De Vries 1977, s.v. veig 2. Zu veig f. ‘Trank’ vgl. auch ae. wæge n., as. wƝgi n. ‘Becher, Schale’.
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rungsverlust geschoben werden kann. Hinzu kommt, daß bei der Gruppe a) die Zahl der aus dem allgemeinen Onomastikon belegten Namendubletten teils sehr gering ist (3, 4, 9 f., 13), so daß zufällige Übereinstimmung, wie auch am Beispiel 9 Alawin zu zeigen war, diskutiert werden muß. Es ist schon auffällig, daß das einzige ‘klassische’ germanische Namenkompositum, das auf den Brakteaten tradiert ist (KunimunduR), sich auf einen Amuletträger und nicht auf einen Runenmeister bezieht. Andererseits dürfen die Abweichungen in der Wortbildung von ahd. Hilti, Hilto gegen HeldaR, ahd. Hoho gegen HouaR vielleicht nicht überbewertet werden, denn im Westgermanischen sind offenbar aus namenrhythmischen Gründen stark flektierte, durch den Endsilbenverfall einsilbig gewordene Simplicia in die -n- oder -ja-Klasse überführt worden, nicht jedoch stark flektierte Zweisilber wie Wini (s. Nr. 17!), das als i-Stamm mit kurzer Stammsilbe auch im Althoch-/Altniederdeutschen sowie Altenglischen im Nominativ eine Flexionsendung bewahren konnte.264 Älteres *Heldaz, *Hauhaz könnte es also durchaus gegeben haben. Dieser Befund läßt zunächst mehrere Erklärungen zu. 1a) Die Runenmeister nennen sich mit ihren ‘normalen’, bei der Geburt verliehenen Namen. Diese sind teils dem üblichen germanischen Onomastikon entnommen, teils von diesem abweichende Bildungen, die in besonderer Weise auf Beruf und Tätigkeit ihrer Träger Bezug nehmen. Eine solche These setzt implizit voraus, daß das Runenmeistertum innerhalb bestimmter Familien tradiert wurde, denn nur so könnten besonders motivierte Namen schon bei der Geburt vergeben worden sein. Eine solche Vererbung der Runenmeistertätigkeit ist zwar nicht sonderlich wahrscheinlich, aber angesichts unserer geringen Kenntnisse auch nicht völlig auszuschließen. 1b) Die Runenmeister nennen sich teils mit angenommenen Namen, die in ihrer Semantik auf den Beruf ihrer Träger Bezug nehmen, teils mit ihren ‘normalen’ Namen, die sie seit ihrer Geburt tragen. 2a) Die Runenmeisternamen sind durchweg ‘Funktionsnamen’, Übereinstimmungen mit dem normalen Onomastikon wären rein zufällig. 2b) Die Runenmeisternamen sind durchweg angenommene Namen. Diese sind teils spezielle Namenschöpfungen, teils auch sonst zu ihrer Zeit übliche Namen, die jedoch von den Runenmeistern dann in einer besonderen Weise semantisch interpretiert wurden.
264
Müller 1970,2, S. 229; Müller 1970,1, § 116.
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Als generelle Erklärung ist 1a) gewiß nicht tauglich, dagegen sprechen die ‘Ich’-Formeln mit zwei Namen (‘... ubaR heiße ich, Rabe heiße ich ...’).265 {150}Eher könnte schon 1b) realistisch sein, vor allem in bezug auf die westjütische Gruppe Frǀhila, Niuwila, Niujila. Die Einträge niujil und niuwila werden kaum vom selben Runenmeister stammen, denn daß eine Person in einer doch sehr formellen Textsorte ihren Namen in zwei dialektal unterschiedlichen Varianten niederschreibt, ist wenig glaubhaft. Eher könnte man da an verwandte Runenmeister denken, die beide denselben, in ihrer Familie gebräuchlichen Namen trugen. Eine Stütze könnten solche Überlegungen in der norwegischen Steininschrift von By (Buskerud) finden, auf der sich der Runenmeister als ekirilaRhroRaRhroReRorte ... (ek irilaR HrǀRaR HrǀReR orte ...) bezeichnet, was seit Bugge überwiegend als ‘Ich der Runenmeister HrǀRaR, der Sohn des HrǀRaR, machte (setzte) ...’ übersetzt wird.266 Der Name HrǀRaR, der genau zu ae. as. hrǀr ‘rührig, beweglich’, an. hrœrr ‘leicht beweglich, hurtig’ (und germ. *hrǀzjan > dt. rühren) paßt, stammt aber kaum aus dem allgemeinen Onomastikon.267 Überdies stimmt hierzu auch von der norwegischen Inschrift aus Eidsvåg (Hordaland) der Runenmeistername haraRaR a (H raRaR), wozu zusätzlich noch in einer weiteren ‘Ich’-Formel vom a schwedischen Rö-Stein (Bohuslän) hraRaR kommt. H( )raRaR ist wohl mit Ablaut zu HrǀRaR zu stellen.268 Auch wenn hier schwache Übereinstimmungen mit dem westgermanischen Namenschatz – man hat auf sehr seltenes Hraspot, Rasbert, Rasmar verwiesen269 — bestehen sollten,270 so liegt es doch nahe, in HrǀRaR / HraRaR Namen zu sehen, die etwas mit der Runenmeisterschaft ihrer Träger zu tun hatten. Es gibt noch einen vergleichbaren Fall. Der schwedische Stein von Vånga (Västergötland, um 500) bietet den Namen haukoþuR, welcher allgemein als der eines Runenmeisters aufgefaßt wird. Der auch aus Västergötland stammende Noleby-Stein (Ende 6. Jh.) enthält das Proprium
265 266
267 268 269 270
Siehe oben Anm. 196 f. Bugge 1891–1903, S. 89 ff.; Krause / Jankuhn 1966, Nr.71, S. 161; HøstHeyerdahl 1976, S. 103 f. Anders Antonsen 1975, Nr. 111 mit abweichender Lesung ... hroReworte ... und daraus resultierender anderer Übersetzung ‘Ich der Runenmeister HrǀRaR. Für HrǀRaR setzte (ich den Stein) ...’. Die von Förstemann 1901, Sp. 1281 unter ROR zusammengestellten Namen scheinen nicht dazuzugehören, s. auch Kaufmann 1968, S. 294. Krause / Jankuhn 1966, Nr. 73, 92; Antonsen 1975, Nr. 26, 42; Høst-Heyerdahl 1976, S. 56. Krause / Jankuhn 1966, Nr. 73. Förstemann 1901, Sp. 1249; anders Kaufmann 1968, S. 287.
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hakuþo (Dat.).271 Bei ihm hat man mit guten Gründen ebenfalls vermutet, daß er sich auf einen Runenschreiber bezog und daß der Name – unter Annahme ungenauer Schreibung – mit haukoþuR identisch sei.272 Auch wenn die Etymologie Klingenbergs (< *HabukawǀþuR ‘der Habichtswütige’, in Abänderung der Etymologie Krauses *HabukǀþuR ‘der Ha{151}bichtsartige’) und die von ihm daran geknüpften weitreichenden Konsequenzen kaum haltbar sind,273 dem allgemeinen Namenschatz hat haukoþuR / hakuþo gewiß nicht angehört. Überzeugend hat Klingenberg indessen gezeigt, daß funktionale Runenmeisternamen weitertradiert wurden,274 und ich glaube, daß Klingenberg recht hat, wenn er für die junge Rígsþula, die den Erwerb der Runenkenntnis mit der Annahme eines neuen Namens verknüpft, die Tradierung von Wissen um ältere Sachverhalte annimmt.275 Zwischen den beiden auf dem Stein von By genannten HrǀRaR müssen also durchaus keine Verwandtschaftsbeziehungen bestanden haben, es kann hier ebenso das Verhältnis Vorgänger – Nachfolger (Lehrer – Schüler) als erilaR angesprochen worden sein.276 Das liegt schon deshalb im Bereich des Möglichen, weil auch der Runenstein von Tune die Beziehung von
271 272
273 274 275
276
Krause / Jankuhn 1966, Nr. 66 f.; Antonsen 1975, Nr. 72, 46. Andere Datierung (um 450) für Noleby bei Antonsen +[allerdings ohne Relevanz]. Etymologisch trennen möchte die beiden Namen Antonsen 1975, Nr. 72 haukoþuR = HaukǀþuR, Nomen agentis wie an. froÞ muðr ‘Vorwärtsbringer’, hoÞ tuðr ‘Hasser’ (*framǀþuR, *hatǀþuR), zu *hauka < *haukon, vgl. an. heykjask ‘(sich) hocken’, nisl. heykja ‘beugen’. – Nr. 46 hakuþo = *HakuþuR (w-Stamm) ‘*der Gebeugte, Gekrümmte’, vgl. ae. hacod, as. hacud ‘Hecht’, also mit anderer Herleitung, jedoch vergleichbarer Bedeutung. Klingenberg 1973, S. 120 ff., 169 ff.; zur Kritik der Etymologie s. Düwel 1984,1, S. 326 f. Klingenberg 1973, Teil II c) (S. 111 ff.) passim. Klingenberg 1973, S. 145, 164. Vgl. Rígsþula 36: rúnar kendi / sitt gaf heiti, son kvez eiga (Genzmer 1963, S. 118: Runen lehrt er, gab seinen Namen, nannte ihn Sohn). Der Ase Rígr lehrt Jarl die Runenkenntnis und gibt ihm seinen Namen; Str. 45: Hann við Ríg iarl rúnar deildi, / ... oc betri kunni; / þá oÞ ðlaðiz oc þá eiga gat / Rígr at heita, rúna kunna. (Genzmer 1963, S. 120: In Runen maß er mit Jarl sich, ... und wußte mehr: das Recht gewann und erreichte er, Rig zu heißen, und Runenkunde). Rígr Jarls Sohn Konr ungr lernt Runenkunde und nimmt den RígNamen an. +[S.dazu zuletzt Düwel 2008,1, S. 65 f.; s. auch Dillmann 2006, S. 76.] Das erwägt auch Klingenberg (1973, S. 181), entscheidet sich jedoch für eine dritte Interpretation (Wortspiel mit dem Namen: ‘ich der Runenmeister HroRaR, der Erreger, machte ...’ – Anspielung auf óðhrœrir ‘Wuterreger’, Ekstasetrank Odins).
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älterem (verstorbenem) Runenmeister (WǀdurƯdaR ‘wütender Reiter’) und jüngerem (WƯwaR ‘Geweihter’) festhalten dürfte.277 Die an den Fällen hroRaR / h(a)raRaR und haukoþuR / hakuþo gemachten Beobachtungen führen also eher dazu, die Dublette niuwila / niujil auf den Brakteaten als Indiz dafür zu werten, daß auch hier kein üblicher ‘Taufname’ vorliegt. Ich habe bereits einmal eine Antwort auf diese Frage zu geben versucht und unter ‘wörtlicher’ Lesung von Frǀhila bzw. Niuwila ‘kleiner, junger Herr’ und ‘Neuling, junger Erneuerter’ die gegebenen Möglichkeiten (a) direkte Götterbenennung (Balder), b) Runenmeistername als Übernahme tradierter Götternamen, c) Initiationsnamen erprobt.278 Zwar ist die Abwägung der Möglichkeiten zu einem Zeitpunkt erfolgt, zu dem die Brakteatenüberlieferung nicht voll überschaubar und ihre Kenntnis noch nicht weit fortgeschritten war; eine direkte Balderbenennung wird man heute nicht mehr als wahrscheinlich einschätzen. Aber einige Möglichkeiten bleiben weiterhin bestehen und lassen sich mit onomastischphilologischen Mitteln nicht sicher verifizieren oder falsifizieren.279
8. Namenzauber Diese Unzulänglichkeiten einer rein textsorteninternen Argumentation lassen es geraten sein, die Blickrichtung zu erweitern und auf die Namenfunktionen {152}innerhalb besser bekannter und dokumentierter Amulettpraktiken zu richten. Der schmale Aufsatz von Sigmund Feist aus dem Jahr 1922, der uns schon beschäftigte, konnte mit seiner These von den runenmeisterlichen ‘Ich’-Formularen als direkten Ableitungen antiker göttlicher Selbstoffenbarungsformeln zwar nicht voll überzeugen, er hat jedoch mit seinem Verweis auf die Quellengattung der antiken Zauberbücher und der Amulette sowie auf den dort praktizierten ‘Namenzauber’ eine entscheidende Interpretationsmöglichkeit für die Runeninschriften eröffnet. Zwar soll hier nicht vorschnell eine unmittelbare historische Verbindung zwischen nordgermanischen und spätantiken mediterranen magischen Praktiken postuliert werden; dies bedürfte gesonderter Überlegungen und gesonderter Argumentation; wohl aber scheint es mir statthaft, für die 277 278 279
Krause / Jankuhn 1966, Nr. 72; Klingenberg 1973, S. 158 ff. +[s. Knirk 2006]. Müller 1975, S. 164 f. Zur oben genannten Lösungsmöglichkeit c) siehe generell die Überlegungen von Klingenberg (1973, S. 152 ff.) zu Runenmeisterinitiation, ‘altem’ und ‘jungem’ Runenmeister.
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germanischen Brakteatenamulette, die ja von keiner ausdeutenden, interpretierenden schriftlichen Eigenüberlieferung begleitet werden, die antiken, nahezu kontemporären Traditionen strukturell nutzbringend auszuwerten. Für die antiken Formulare ist der Name ein zentrales Element auf der verbalen und schriftlichen Ebene der Zauberhandlung. Den richtigen Namen für die angerufenen Götter und Dämonen zu verwenden, ist konstitutiv für das Gelingen des magischen Akts. Aus den Zauberpapyri geht hervor, daß es Geheimnamen gibt, die ‘wahren’ Namen, deren Kenntnis ein Teil der Macht des Magiers ist,280 die geheimzuhalten ihm geboten ist281 und die auch gefährlich bei unbefugtem Gebrauch sein können.282 Namen haben unterschiedliche, wohl auch für spezielle Zauberzwecke mehr oder weniger große Kraft.283 Namen haben magische Kraft neben den heiligen Zeichen, Symbolen284 und Zauberwörtern.285 Die Grenze zwischen Namen und magischen Wortformeln ist dabei vielfach fließend, so kommen ‘Ich’-Prädikationen vor, die sowohl Namen wie auch Zauberwörter, gelegentlich auch nur Zauberwörter enthalten.286 {153}Bei der Bedeutung, die die Zauberwörter und die ‘richtigen, wirksamen, mächtigen’ Namen für das Gelingen der in den Papyri vor allem dokumentierten magischen Sprechhandlungen besaßen, ist es nicht verwun280
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Siehe etwa Preisendanz 1928–1931, 1, S. 28 f., in einer gebetsartigen Anrufung des Magiers: ‘Du größter und mächtiger Gott ..., du hast mir als Geschenk verliehen die Kenntnis deines höchsten Namen.’ Ähnlich 1, S. 36 f.: ‘Größter Mithras ... erhöre meine Beschwörung..., denn ich beschwöre dich bei deinen Namen Barbaratham, Cheloubam ...’ Preisendanz 1928–1931, 2, S. 121: ‘Den Siebenbuchstabennamen des ersten Buches, den du auch im „Schlüssel“ verzeichnet findest, den großen und wunderbaren. Denn er ist es, der alle deine (Zauber)Bücher belebt ... du mußt es geheimhalten.’ Entsprechend 2, S. 121: ‘Halt geheim, Kind, den Namen der 9 Buchstaben.’ Preisendanz 1928–1931, 2, S. 171: ‘... ich beschwöre euch bei den großen und furchtbaren Namen, von denen die Winde erschauern ...’; 2, S. 68: ‘Den größten Namen rufe an nur in großer Not ...’; 2, S. 145: ‘Höre mich Herr, dem der geheime, unaussprechliche Name gehört, vor dem auch die Dämonen, hören sie ihn, erzittern ...’ Preisendanz 1928–1931, 1, S. 122 f.: ‘erfüllt alle meine Wünsche, weil ich dich beschwöre, Myrrhe, bei den drei Namen Anochô, Abrasax, Trô und den noch passenderen und kräftigeren: Kormeiôth, Iaô, Sabaôth, Adônai ...’ Preisendanz 1928–1931, 1, S. 58 f.: ‘Gesagt habe ich deine heiligen Namen, Zeichen und Symbole ...’ Das Aneinanderreihen, Vermischen von magischen Wortformeln und magisch wirksamen Namen ist in den Beschwörungstexten vielfach zu beobachten, vgl. etwa Preisendanz 1928–1931, 1, S. 98–101, 50 f.; 2, S. 14 f., 18 f., 121, 191. Vgl. Preisendanz 1928–1931, 1, S. 50 f., 98–101; 2, S. 14 f., 18 f., 121, 191.
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derlich, daß man ihnen, neben den Symbolen (Geheimzeichen) und sonstigen bildlichen Darstellungen, auch auf den antiken Amuletten der unterschiedlichsten Materialien begegnet.287 Das Aufbringen der Zauberwörter und Namen auf die Amulette ist meist ein Teil der Zauberhandlung selbst und rituell genau definiert.288 Die kleinen germanischen Goldamulette, deren beschränkter Raum es gebot, die bildlichen Heilsbotschaften aufs äußerste chiffrenartig zu verkürzen, haben gewiß keinen Platz gelassen für Nebensächlichkeiten. Auch sie enthalten Symbole (Ideogramme wie Swastika oder Triskele), Formelwörter (alu, laukaR), die man mit den ‘Zauberwörtern’ vergleichen könnte, und Namen. Wenn man diese, wenigstens zum Teil, als die von ‘Runenschreibern’ identifizieren kann, dann gewiß nicht im Sinne einer Herstellernennung, zumal Runenmeister und Brakteatenmeister (Bildschöpfer) wohl in der Regel ohnehin nicht identisch gewesen sind. Welchen Sinn sollte eine als bloße Runenschreibernennung begriffene Eintragung WiniR ik machen, wenn sonst gar nichts anderes auf dem Brakteaten geschrieben steht? Die Hartnäckigkeit, mit der ein Teil der Forschung angesichts dieser und ähnlicher Fälle wie ek FakaR f. die ‘Ich’-Formeln weiterhin als bloße Schreiber- und Handwerkernennungen ansieht, ist schwer verständlich.289 Geht man von der Hypothese aus, daß auf den Brakteaten – wie auf den antiken Amuletten – die Namen, ähnlich den Formelwörtern und Symbolen, eine magische Wirkung sichern sollten, dann müssen es besondere Namen gewesen sein, denen man eine solche Kraft zutraute. Es müssen also, um in der Wortwahl der Zauberpapyri zu bleiben, ‘heilige’, ‘kräftige’, ‘wirksame’, vielleicht auch ‘geheime’ Namen gewesen sein.290 Dazu fügt 287
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Zu den antiken Amulettinschriften Bonner 1950, S. 201 ff.; Eitrem 1937; Grimm 1969, u.a. S. 129 ff., 172 f.; Zazoff 1983; Eckstein / Waszink 1950, Sp. 404 f.; Hopfner 1924. Zum Weiterwirken vorchristlich-antiker magischer Inschrifttraditionen Harmening 1979, S. 235 ff.; Harmening 1978; Seligmann 1921; Meaney 1981, S. 8 ff.; Daxelmüller 1980. Vgl. etwa die Anweisungen zur Herstellung von Gold- bzw. Silberamuletten bei Preisendanz 1928–1931, 2, S. 26, mit genauen Angaben, wie Namen, Zauberzeichen und Zauberbild darauf anzubringen seien. Weitere Beispiele zum Schreiben bestimmter heiliger Namen, zum Teil in ‘Ich’-Formularen, auf Amuletten ebd. 1, S. 50 f., 70 f., 98–101, 108 f.; 2, S. 20, 46–48, 168; Eitrem 1937, bes. S. 62 ff. So etwa Moltke 1972, S. 140 ff.; vgl. Nielsen 1985, S. 83. Damit soll selbstverständlich nicht geleugnet werden, daß es runenschriftliche Herstellernennungen auf Gegenständen gibt. Unzweifelhafte Beispiele dafür bringt Stoklund 1986, S. 76 ff; siehe auch Düwel 1981, u.a. S. 158 f. Von einer solchen ‘Wirksamkeit’ der runenmeisterlichen Namen geht implizit auch Klingenberg 1973, aus, wenn er in ihnen in mannigfacher Weise ‘machtvolle’
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sich die zum Teil ganz unbezweifel{154}bare Nähe der Runenmeisternamen, nicht nur auf den Brakteaten, zu den altnordischen Odinsheiti. Die antiken magischen Gemmen, die Papyrus-, Gold-, Silber-, Steinund sonstigen Amulette, deren Material Schrift aufzunehmen in der Lage war, enthalten ganz überwiegend (Geheim-)Namen von Göttern und Geistern,291 entweder dies scheint die Regel zu sein – als direkte Benennung im Sinne eines schützenden magischen Zitierens bzw. einer Bannung der übernatürlichen Wesen oder als ‘Beischrift’ einer Gottes-/Dämonendarstellung.292 In welchem Umfang dahinter in den magischen Weiheakten der Amulette eine Vereinigung zwischen Gottheit und Magier und die zeitweilige Annahme der heiligen Namen durch den Magier im Sinne einer divinisation temporaire steht, wie sie die Zauberpapyri mehrfach beschreiben,293 entzieht sich unserer Kenntnis. Ob solche magischen Praktiken der Namenaneignung auch von den germanischen Runenmeistern geübt
291
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Zahlen, vor allem die Zahl 13, verschlüsselt sieht, so etwa bei dem zu Ende von Abschnitt 7 schon herangezogenen Namen haukoþuR mit dem von ihm angenommenen Zahlenwert 65 (5 x 13) (Klingenberg, S. 122). Zur Zahlenwertigkeit antiker „Zaubernamen“ siehe oben Anm. 25. – Eine sorgfältige Überprüfung der Theorie, vor allem unter ernsthafterer Abschätzung der möglichen Zufälligkeit / Nicht-Zufälligkeit für die von Klingenberg ermittelten Wertigkeiten, die über die von Rezensenten (s. vor allem Ebenbauer 1974) angestellten Wahrscheinlichkeitsüberlegungen hinausgehen, wäre bei der Bedeutsamkeit der Fragestellung und ihren kulturhistorischen Implikationen vonnöten. Zu prüfen wäre auch, ob sich zwischen der von Klingenberg zugrunde gelegten und für seine Buchstabenzahlberechnungen konstitutiven Futharkreihe mit dem Schluß do (s. Düwel 1979, S. 248) und der jüngst von Seebold 1986, vorgeschlagenen Ableitung der FutharkReihe aus der antiken Atbasch-Reihung, die von einem originären Futhark-Schluß od ausgeht, vermitteln läßt. Die bisherigen, in ihren Beurteilungen sehr divergierenden Reaktionen auf Klingenbergs Buch haben noch zu keiner wissenschaftlichen communis opinio geführt (eine bibliographische Zusammenstellung der Rezensionen von Klingenbergs Buch bei Düwel, S. 239). Zur Runengematrie zuletzt Nedoma 1984, S. 339 f.). Unberührt von solchen grundsätzlichen Überlegungen bleibt allerdings, daß Klingenbergs Interpretationen für eine Reihe von Denkmälern (vor allem von Brakteaten) nicht richtig sein können, weil sie von unhaltbaren Lesungen ausgehen – so etwa bei IK 128 Nebenstedt (I)-B +[es fehlt die 15. Rune], IK 70 Halsskov (falsche Zahl der Runen), IK 312 Overhornbæk-A, IK 367 UFo (früher genannt Körlin) und beim Futhark-Brakteaten von IK 377,1 Raum Vadstena-C (s. Düwel, S. 248). Namen von Amuletträgern kommen vereinzelt auf magischen Gemmen vor. Sie sind vermutlich sekundär in schon vorgefertigte Gemmen eingeschnitten worden, siehe Eitrem 1937, S. 62. So etwa bei vielen ‘Abraxas’-Gemmen, siehe Zazoff 1983, S. 350. Siehe oben die Anm. 177–183 und den dazugehörigen Text, vor allem die „Vereinigungszauber“ Anm. 182 f.
Von der Buchstabenmagie zur Namenmagie in den Brakteateninschriften
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wurden, kann man zwar nicht mit Sicherheit beweisen, aber die Typologie der Runenmeisternamen legt es nahe. Man würde jedoch die Interpretation sicher überanstrengen, wollte man hinter allen Runenmeisternamen primäre Odinsnamen suchen wollen. Woher die einzelnen Namen den Glauben an ihre besondere ‘Kraft’ bezogen, werden wir ebensowenig in Erfahrung bringen können wie bei manchen antiken Geheim- und Zaubernamen. Geht man von Gutenbrunners Vorstellungen aus, daß es auch im Germanischen eine Stufung von Riten-, Kult- und (allgemein zugänglichen) {155}Mythennamen gab,294 dann war sicher ein weites Einzugsfeld für magisch ‘nutzbare’ Namen vorhanden. Wir wissen nicht einmal, ob die Runenmeister immer nur jeweils einen, ‘ihren’ Berufsnamen verwendeten oder, je nach Situation und Aufgabe, verschiedene Namen benutzten (was ich für wahrscheinlicher halte). Sicher werden es aber nicht ihre ‘normalen’, bei der Geburt verliehenen Namen gewesen sein. Gleichungen wie WiniR – Wini, Frohila – Frawilo, Niuwila – Niwilo sind dafür jedenfalls noch kein Beweis. Das zeigen auch Dubletten wie die beiden Odinsheiti Auðun und Þrasarr, denen im Westgermanischen etymologisch identische ‘Tauf’Namen (Otwin, Thrasarius)295 gegenüberstehen. Von den in Abschnitt 7 erörterten Möglichkeiten, wie die beobachtete abgestufte Nähe / Ferne der ‘Brakteatennamen’ zum tradierten allgemeinen Onomastikon zu erklären sei, wird man also die Variante 2b) am ehesten für realistisch halten. Man wird sowohl mit speziellen Namenschöpfungen, Übernahmen von Ritenoder Kultnamen als auch mit der Nutzung von Bestandteilen des im 5./6. Jahrhundert auch sonst verwendeten anthroponymischen Wortschatzes rechnen müssen, im letzteren Fall dann aber wohl mit einer spezifischen Interpretation durch die Runenmeister. Die strukturelle Nähe der Brakteaten zu den antiken Amuletten, die sich an den vier – wenn auch nicht immer gleichzeitig – verwendeten Darstellungselementen – Bilder, Symbole (‘Zauberzeichen’, ‘Beizeichen’), Zauberwörter (‘magische Formeln’) und Namen – erweist, sollte also nicht zu eng ausgelegt werden. Aus der Tatsache, daß die antiken Amulette die Götter überwiegend direkt mit ihren magisch wirksamen Sonder- und Geheimnamen ansprechen, läßt sich noch kein Analogiebeweis dafür führen, daß es sich bei den ‘kontextlosen’ Namen auf den Brakteaten wie houaR oder niuwila genauso verhalten hat, mit anderen Worten, daß diese 294 295
Gutenbrunner 1965. Siehe dazu Müller 1975, S. 163; ders. 1970,2, § 128; die Annahme, daß Þrasarr (‘rasender, vorwärtsstürmender Krieger’) zu den jungen Odinsheiti gehört, die bereits einen christlich dämonisierten Gott voraussetzen – Kuhn 1978, S. 290 –, scheint mir keineswegs stichhaltig zu sein.
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als unmittelbare Anreden eines Gottes aufzufassen sind. Ich neige aus den in Abschnitt 5 vorgetragenen Überlegungen dazu, auch hier unterschiedlich elaborierte – bzw. reduzierte – Runenmeisterformulare anzunehmen, die allerdings zum Teil, wie angedeutet, indirekte Zitate von Götternamen enthalten dürften, deren magischer Wirkung man ebenso wie im mediterranen Süden vertraute.296
9. Die Namen und die Brakteatenikonographie Die Bilder, Symbole (Beizeichen), Buchstaben(verbindungen), die Formelwörter und Namen auf den Brakteaten dienten zwar offensichtlich demselben Zweck – dem Schutz des Amuletträgers –, damit ist aber noch nichts darüber gesagt, ob die Elemente Bild, Beizeichen und Schrift, sofern sie gemeinsam verwendet wurden, jeweils semiotische Kontexte bildeten, in der die Elemente direkt aufeinander {156}bezogen waren, oder als jeweils eigene, nicht oder nur lose miteinander verbundene Mitteilungsebenen zu begreifen sind. Einen generellen Kontextbezug zwischen Bildern und Inschriften kann es nicht gegeben haben, vor allem nicht in der frühen ‘buchstabenmagischen’ Phase, das lehrt die in Abschnitt 2 skizzierte Rezeptionsgeschichte von Bild- und Schriftebene. Bei den in dieser Tradition stehenden Runenbrakteaten mit vollständigen oder gekürzten Futharkzitaten scheint eine unmittelbare Text-Bild-Beziehung ebensowenig gegeben, und auch bei elaborierten Inschriften wie etwa IK 184 Tjurkö (I)-C/ Målen oder IK 241,1 Eskatorp-F/IK 241,2 Väsby-F ist sie nicht einsichtig. Eine engere formale Verbindung zwischen Bild und Text demonstrieren allerdings einige Stücke, die der von den römischen Vorbildern rezipierten Norm, Inschriften am Münz- oder Medaillonrand anzubringen, nicht folgen. Während die meisten Brakteateninschriften entweder in eigene, um das Bildrund laufende, besonders markierte Inschriftenzonen297 oder in Abschnitte am Bildrand, die von Bildelementen selbst nicht beansprucht sind, positioniert wurden, gibt es einige Amulette, die sich überdies runologisch – mit einer Ausnahme – als Qualitätsexemplare beschreiben lassen, in denen Runensequenzen, unter ihnen auch Namen, in den Bildbereich 296 297
Zu houaR als indirektem Zitat eines Odinsnamens zuletzt auch Hauck 1987,1, S. 157 f. Etwa IK 1 Ågedal-C, IK 31 Bolbro (II)-C, IK 70 Halsskov Overdrev-C, IK 110 Lindkær-C, IK 148 Sædding-B/Slotsgården, IK 161 Skodborghus-B/Skodborg, IK 197 UFo-B, IK 241,1 Eskatorp-F/IK 241,2 Väsby-F.
Von der Buchstabenmagie zur Namenmagie in den Brakteateninschriften
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selbst hineingeschrieben sind. Dazu gehören die hier schon mehrfach herangezogenen C-Brakteaten IK 58 Fünen (I), IK 75,2 Hesselager, IK 142 Raum Randers, IK 163 Skonager (III), IK 300 Maglemose (III)/Gummersmark, aber auch IK 131 Norwegen (?)-B mit anoa(na zwischen Kopf und einem Bein der dargestellten Tänzerfigur, IK 166 Skrydstrup-B mit lau(kaR zwischen dem Arm des Gottes und dem Rücken des abgebildeten Hirsches, schließlich IK 24 Bjørnerud-A mit alu zwischen einem Eber und der Stirn des Gotteshauptes. Ob dieser kompositionellen Verzahnung von Bild und Inschrift eine ‘Bedeutung’, eine semiotische Kontextverzahnung zugrunde liegt, ist noch unklar. Die Tatsache, daß es Fälle von offensichtlich nicht miteinander verbundenen Bild- und Schriftebenen gegeben hat, beweist nicht, daß dies immer so war. Möglichkeiten solcher Bezüge lassen sich diskutieren: S(i)siga(n)duR ‘*jemand, der Totenzauber ausführt (?)’ mit der Darstellung vom „sterbenden Gott“ auf dem Svarteborg-Medaillon,298 tawǀ laþǀdu ‘ich führe die Zitation aus’ mit der Abbildung des Gottes, der in der erhobenen Hand den Brakteaten hält (während er eine Zauberhandlung vollführt?; IK 189 Raum Trollhättan-A),299 der Name HouaR ‘der Hohe’ mit der majestätischen Wiedergabe des Gotteshauptes auf IK 58 Fünen (I)C?300 Aber die Zahl der Fälle, die solche Beziehungen nahelegen, ist doch insgesamt zu gering, um zweifelsfrei argumentieren zu können. Möglicherweise wird die in Angriff genommene systematische Aufarbeitung der Beizeichen,301 bei denen sich das Problem der semiotischen Verknüpfung mit den Bildern vergleichbar stellt, bei denen die Chancen für eine Beantwortung der Frage wegen der insgesamt höheren Fallzahl aber günstiger liegen, auch für die Einschätzung der Bild-Inschrift-Verknüpfungen Fortschritte erbringen.
{157}Nachbemerkung
Erst nach Abschluß des Manuskripts ist mir Ottar Grønvik, Fra Ågedal til Setre. Sentrale runeinnskrifter fra det 6. århundre, Oslo 1987, zugänglich geworden. Grønvik bespricht darin eine größere Zahl von Brakteateninschriften, darunter besonders ausführlich IK 184 Tjurkö (I)-C/Målen (S. 298 299 300 301
Siehe oben Text zu Anm. 83. Siebe oben Text zu Anm. 156 ff. Siehe oben Text zu Anm. 90. Frau Charlotte Behr, Münster, arbeitet gegenwärtig an einer Dissertation über die Beizeichen auf den Brakteaten +[Behr 1991].
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148 ff.), von den in meinem Beitrag behandelten Brakteaten ferner IK 26 Börringe-C (S. 148 ff.), IK 42 Darum (I)-B (S. 120), IK 43 Darum (V)-C (S. 140, 142), IK 58 Fünen (I)-C (S. 141 f. u.ö.), IK 161 SkodborghusB/Skodborg (S. 125), IK 300 Maglemose (III)-C/Gummersmark (S. 142). Wer die Schwierigkeiten bei der Deutung von älteren Runeninschriften kennt, den wird es nicht verwundern, daß Grønvik z.T. zu anderen Auffassungen als ich gelangt ist. Das betrifft sowohl die Namenetymologien und die semantische Interpretation der Inschriften als auch die Einschätzung der Funktion der Namen auf den Brakteaten. Es ist hier nicht der Ort, auf Grønviks Lösungsvorschläge im einzelnen einzugehen; ich muß aber gestehen, daß mir seine Etymologien überwiegend Schwierigkeiten bereiten, so bei houaR < *Hauha-warjaR ‘der hohe Beschützer’, alawid < *Al(a)-awiðuR ‘Allbeschützer’, zu ai. avitár ‘Gönner, Förderer’, walhakurne ‘auf die südliche Herkunft des KunimunduR anspielender Beiname’ u.a. Auch scheint mir Grønvik die speziellen Bedingungen der „Textsorte“ Brakteateninschrift zu wenig zu berücksichtigen, wie besonders aus seiner spekulativen Deutung der Ågedal-Inschrift (IK 1) zu ersehen ist, aus deren z.T. schwer lesbarer Runenreihung er durch Ergänzungen einen vielwortigen Text ableiten möchte (S. 61 ff.).
Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde RGA-E-Band 40 – Seiten 375–473 © De Gruyter 2011 • Berlin • New York
Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten KLAUS DÜWEL und SEAN NOWAK
1. Problemaufriß und methodische Überlegungen Inschriftenbrakteaten (ohne Medaillon-Imitationen) gibt es 222 an der Zahl von 153 Modeln, darunter 173 Brakteaten mit reinen Runeninschriften (einschließlich runenähnlicher Zeichen) von 114 Modeln.1 Man kann also sagen, daß die Brakteatenüberlieferung im Vergleich mit der gut 200 Inschriften umfassenden sonstigen Runentradition der älteren Periode eine wichtige Rolle innerhalb der frühen germanischen Schriftüberlieferung spielt. Ein großer Teil davon ist lesbar. Lesbar bedeutet in diesem Zusammenhang: Ein vorgefundenes Zeichen läßt sich im Blick auf die idealtypischen Runenformen in mehr oder weniger starker Abweichung als eine bestimmte Rune identifizieren. Ausdruck dieses Leseschrittes ist die Transliteration mit lateinischen Buchstaben. Wir sprechen hier von reiner Lesbarkeit. Der Schritt zur semantischen Lesbarkeit erfordert, die von den graphischen Zeichen repräsentierten sprachlichen Zeichen zu erkennen und zusammenhängend zu verstehen. Dieser Vorgang darf sich nicht auf Teile einer Inschrift beschränken, sondern wie bei einem Puzzle2 muß jedes einzelne Teil eingefügt werden, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Eine semantisch lesbare Inschrift ist also in allen Teilen lesbar und verständlich. Alle Schriftzeichen müssen berücksichtigt werden, und die Zeichensequenzen müssen vollständig auf belegte oder rekonstruierte beziehungsweise rekonstruierbare sprachliche Einheiten beziehbar sein und den etablierten Regeln der germanischen Grammatik genügen. Dabei auftretende Alternativen sollten möglichst zu einer plausiblen Lösung geführt werden. 1 2
Stand vom 31.12.2010. Settis 1982, S. 74: „Die erste Regel bei einem Puzzle lautet, daß alle Teile lückenlos untergebracht werden müssen. Zweitens muß das Ganze einen Sinn ergeben: auch wenn z. B. ein ‘Stück’ Himmel sich perfekt in eine Wiese einfügen ließe, müssen wir auf jeden Fall einen anderen Platz dafür finden.“
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Klaus Düwel und Sean Nowak
1.1 Probleme der reinen Lesbarkeit von Brakteateninschriften 1.1.1 Herstellungsbedingte Probleme Bei Überlegungen, die die Verfertigung der Inschriften betreffen, muß beachtet werden, daß die Herstellungsart von Brakteaten grundsätzlich zur Serienproduktion geeignet ist. Bisher sind 1 003 Exemplare von 622 Modeln3 bekannt. Der Herstellungsprozeß eines Runenbrakteaten läßt sich folgendermaßen vorstellen: Eine literate Person konzipierte im Auftrag oder aus freien Stücken eine Runeninschrift. Solche runenkundigen Personen werden als Runenmeister bezeichnet.4 Die Übertragung von dem Konzept des Runenmeisters auf den Model nahm ein Handwerker vor. Anschließend wurde der Brakteat gepreßt, beschnitten und mit Randeinfassung und Öse versehen. Dieser Herstellungsprozeß erfordert, daß die Runen in den Model übertragen werden und zwar so, daß sie nach der Pressung richtig orientiert und in einer Schriftrichtung stehen. Diese Arbeit stellt hohe Ansprüche an den damit befaßten Handwerker. Hierbei muß erstens wie bei jedem Übertragungsvorgang mit Nachlässigkeiten und Versehen gerechnet werden. Speziell bei diesem Schritt der Brakteatenherstellung erschwert zweitens allein schon die Begrenztheit des für eine Inschrift zur Verfügung stehenden Raums die Arbeit: So ist es wenig verwunderlich, wenn beispielsweise die in der Randzone umlaufende Inschrift auf IK 1 Ågedal-C mit 46 auf einer Strecke von ca. 8 cm zusammengedrängten Runen5 vielfache formale Auffälligkeiten zeigt; bemerkenswert hingegen ist, daß die jeweils 37 Runen von IK 161 Skodborghus-B/Skodborg und IK 184 Tjurkö (I)-C/ Målen (Trennungszeichen nicht mitgerechnet) unter gleichen Bedingungen keine Mängel aufweisen.6 Man kann drittens ungenaue Übertragung vom Konzept des runischen Literaten (Runenmeisters) auf einen Stempel durch einen illiteraten Handwerker7 erwarten. In besonderen Einzelfällen mögen Runenmeister und 3 4 5 6 7
Axboe in diesem Bd. Teil II. Zu den erhaltenen Modeln siehe Axboe 2004,1, S. 3, und Axboe 2007, S. 14 f., sowie in Teil II IK 572, 609 und 637. Siehe unten S. 389 f. und Fußnote 53. Nach anderer Zählung 43 Runen, vergleiche Grønvik 1987, S. 64–67. Die Begrenztheit des Raumes gilt grundsätzlich auch für Runen, die BildchiffrenDetails zugeordnet sind, vergleiche zum Beispiel ho£uaR auf IK 58 Fünen (I)-C. Diskussionsstandpunkte zur Frage, in welchem Umfang damit gerechnet werden darf, daß Brakteatenhandwerker, die zur kulturellen und sozialen Oberschicht gehörten (Düwel 1992,1), illiterat waren, referiert und diskutiert Wicker (1994, S. 74–78).
Die sem mantisch lesbareen Inschriften auf a Goldbrakteaaten
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ausführrender Handdwerker idenntisch gewessen sein. Einne Arbeitshyypothese könnte lauten: Überrnimmt eine Person beide Arbeitsgännge, Konzepttion und mantisch lessbare Inschriiften erAusfühhrung, so lasssen sich fehhlerfreie, sem warten.. Das anderee Extrem steellen völlig depravierte d S Sequenzen alls Folge fortlauffenden Kopiierens von im mmer fehlerrhafteren Voorlagen dar. Dazwischen gibt g es Inschhriften, die im mmerhin ein n ursprünglicches Konzeppt zu rekonstruuieren erlaubben. Im einzelnen laassen sich Abweichungs A serscheinunggen beobachten, die d w formtypissche Bildereegeln für Runnen verweil eindeuttig Defekte darstellen, letzt weerden: − Runnen werden gekippt oderr gestaucht, das heißt, der d Stab ist geneigt oderr verkürzt ( auf IK 31 Bolbro (II)-C C; die jeweills letzten Ruunen auf IK 128 1 Nebenstedt (I)-B, IK K 129,1 Nebeenstedt (II)-B B und IK 1299,2, Darum m (IV)-B; lieggendes W auff dem Fragmeent IK 394 Slipshavn-B: ) − Kom mponenten berühren b sichh an falschen n Punkten ( statt H füür h auf IK 110 1 Lindkærr-C; statt M für m auf IK I 260 Grum mpan-C) − Kom mponenten berühren b sichh nicht ( £8e£e auf IK 241,2 2 Väsby (?)-F; 1g auuf IK 367 Unnbekannter Fundort-C) F − Zweeige gehen nicht n schrägg vom Stab ab, sondern waagerechtt ( auf IK 110 1 Lindkærr-C, auf IK K 140 Overh hornbæk (III))-C – mit dreei Zweigen an einem Sttab) − Stabb und Winkeel sind unzuläässig kombin niert ( auf IK K 31 Bolbroo (II)-C) − Stabb ist nicht miit Zweigen oder o Winkeln n versehen, sondern mit „„Nasen“ ( auf a IK 31 Bolbro B (II)-C C); auf IK K 197 Unbeekannter Funndort-B/ Dännemark (VII))) − Kom mponenten sind überpropportioniert ( für n auff IK 110 Linddkær-C; füür þ auf IK 42 4 Darum (I))-B; ähnlich passim) p auf IK − Kom mponenten siind völlig unnbestimmbar ( K 31 Bolbro (II)-C). Nicht so s eindeutig ist i der Verluust von Komp ponenten zu bestimmen. Daß die Sequennz "rwrilu auff IK 156 Sievvern-A für r[njnǀ r R] wrƯtu u steht, ist unnstrittig, aber diese Deutungg setzt vorauss, daß es sich h bei der verrmeintlichen l-Rune, T, um eine unvolllständige t-R Rune handellt, bei der gegenüber g dder vollständiggen Form, t,, ein Zweig fehlt. Ein an nderes Beisppiel ist ¯ auff IK 392 Gudmee II-C, das siccherlich F meint. m Aucch Verwechsslung ähnlicher Formen kann nur vom v philologgischen, gegebeenenfalls aucch darstellerrischen Konttext her diaagnostiziert w werden. Einzelnne Zeichen, die sich nurr wenig unteerscheiden, können k verw wechselt werdenn.
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Klaus Düwel D und Sean n Nowak
− Dass betrifft zum m Beispiel r und u: Die semantischee Plausibilitäät ist ein entsscheidender Faktor, F wennn von vier Ru unen auf IK 128 Nebensstedt (I)B die d ersten drrei als u-Ruunen aufgefaaßt werden, aber die viierte als r-Ruune:8
auf − im Komplex K III von IK 58 Fünen F (I)-C und in der d Sequenz IK 300 3 Maglem mose (III)-C//Gummersmaark steht jeeweils eine l-artige Form m für u; es handelt sichh offensichtliich um ungeenaue Ausfühhrungen (norrmalisiert: Èl ll) der oft übberlieferten alu-Sequenz a z (Èlu) − þ-R Rune ( ) undd w-Rune ( ) im fuþarrk von IK 110 Lindkærr-C sind annäähernd gleicch geformt und u sind bezo ogen auf diee Idealformenn (ê, W) wennn überhauptt am ehesten als vertausch ht anzusehenn. Es kom mmen Formeen vor, die nicht ohne weeiteres als Runen R identiffizierbar auf IK 339 Småland (?))-C; sind: , , im defekten d fuþark von æk (III)-C;9 , , au uf IK 197 Unnbekannter F FundortIK 140 Overhornbæ B/Däneemark (VII). kann es Enntscheidungssschwierigkeiiten geben, ob eine In Einzelfällen E Rune oder o ein Billdelement koonstatiert werden soll. : peitschennartiges Zeichenn auf IK 9 Års Å (I)-C. : depravierteer Tierkopf 100 auf IK 1988 Unbekannterr Fundort-C/Dänemark (V VI). Geleegentlich lääßt sich niccht eindeutig entscheidden, ob einee Rune intendiert ist oder ob o es sich um m eine Rand dbegrenzungg handelt. Lieegt zum Beispieel auf IK 341 Sønder Riind-B (vergleiche unten 2.8) der Staab einer i-Rune oder ein Rahhmenelemennt vor? P sind weitere Deppravationen denkbar, voor allem dannn, wenn Im Prinzip eine bereits korruumpierte Braakteateninsch hrift kopiertt wurde und diese a Vorlage für weitere Inschriften mit entsprecchenden Kopie wiederum als D könneen am Ende Zeichen stehhen, die Übertraagungsfehlerrn diente.11 Dabei nichts mehr m mit Runen gemein haben ( auff IK 110 Lindkær-C). 8 9
10 11
Verrgleiche die r/u-Kontroverse bei IK 58 Fün nen (I)-C (untenn 2.12.2). Wiee Seebold (19991,1, S. 482) es beschreibt, „hat „ das […] h zwei Auswücchse […]. Dass sind zweifelllos die Trennuungspunkte derr Runengeschlechter – nur sstehen sie auff der falschen Seite.“ S So die d Beschreibuung in IK. Wennn Gruppen von v Inschriftenn identifiziert werden w könnenn, die auf ein Konzept zurüückgehen, lasssen sich durchh Vergleich au uch Abweichunngen erkennenn, die bei isollierter Betrachttung nicht versständlich sind; siehe dazu untten 2.12.2.
Die sem mantisch lesbareen Inschriften auf a Goldbrakteaaten
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Sturrz- und / odeer Wenderunnen könnten im Einzelfaall auch auf unsorgfältige Ausführung einer Inschrrift zurückgeehen, etwa die d Sturzform m von o im fuþaark von IK 140 Overhornnbæk (III)-C..
1.1.2 Runen R und anndere Zeicheensysteme 1.1.2.1 Runen und Kapitalis Die Lessbarkeit kannn auch infolgge einer Verm mischung zw weier Schriftssysteme erschw wert, wenn nicht n unmögglich gemach ht werden. Kontrovers K ist zum Beispieel die Bestim mmung der ersten e drei Zeichen Z der linksläufigen l n Aversinschrifft der Medaiillon-Imitatioon IK 181 Sv varteborg, (IK-Lesunng: ssi), da sichh die rundlichhen Formen von denen der d eindeutiggen Runen prägnannt unterscheiiden.12 1.1.2.2 Runen und Symbole prachliches Symbol S in deen LeseEs magg Fälle gebenn, bei denen ein außersp vorgang mit einfließen kann: Eiin tannenbau umartiges Zeeichen beschlließt die Inschrift hariuhahaitiika5farauisa a:gibuauja& &û K 98 Raum Køge-C/Seel K land II. Mittten in einer Zeichenfolgge, beivon IK spielsw weise auf IK K 129,1 Nebeenstedt (II)-B B und IK 1229,2 Darum (IV)-B, steht eiine Swastikaa. In Runeniinschriften außerhalb a dees Brakteatennkorpus begegnnen ebenfallss ein tannenbbaumartiges Zeichen (KJJ 1 Kylver) uund eine Swastikka (KJ 11 Væ ærløse). Im Einzelfall E istt zu erwägenn, ein solchees Zeichen, wenn w sich seeine Bedeutungg ermitteln läßt, in Lesunng und Deuttung einzubeeziehen13 (verrgleiche unten 2.2). 2 Im Blick auf die Brakteatenüb B berlieferung hat Charlottte Behr
12
13
Konnstatiert Seeboold (1991,1, S. S 460) noch „den einzigenn zusammenhäängenden Runnenkomplex auuf einer Medaaillon-Imitation,“ so lautet seine Einschäätzung zu denn drei fraglicheen Zeichen sppäter (1994, S. 611): „meinees Erachtens handelt es sichh um eine Entsstellung aus -S SIUS.“ Zu wellcher Sicht maan gelangt, hänngt davon ab, ob man es vorrzieht, eine Abbweichung von n der eckigen Runennormalfform hinzunnehmen oder auuf eine zusamm menhängende Lesung L dieser Inschrift zu veerzichten. KJ, S. 34. Verglleiche weiter zur Vermisch hung von Zeeichensystemenn Düwel 19997,1, S. 806 f.
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darin eher Beizeichen gesehen,14 die ein eigenes ikonographisches Element darstellen.
1.1.3 Erhaltungstechnische Gegebenheiten Die Lesbarkeit kann infolge alter oder neuer (bei der Bergung entstandener) Beschädigung beeinträchtigt sein, wobei auch ein Zusammendrücken des Brakteaten zu entsprechenden Veränderungen des originalen Inschriftenzustandes geführt haben kann (zum Beispiel IK 148 Sædding-B/Slotsgården). Ausgerechnet an der Stelle, wo ca. drei Runen stehen, ist von IK 357 Raum Tved-C/Mols die Randeinfassung abgebrochen; es ist allerdings gut möglich, daß die Runen durch die Randgestaltung ohnehin beeinträchtigt oder auch sowieso entstellt waren, was nun nicht mehr entscheidbar ist. Das Bruchstück IK 394 Slipshavn-B hat nur zwei vollständige Runen, davor einen Rest, wohl ein zu einem weggebrochenen Stab gehörender Zweig, davor können weitere Zeichen verloren sein. Im Einzelfall ist jedoch Vorsicht geboten. Für IK 51,2 Killerup-B (Fragment) hat der spätere Fund von IK 51,3 Gudme II-B erwiesen, daß undR nicht, wie bis dahin vermutet, ein Inschriftenbruchstück, sondern eine komplette Inschrift darstellt.15 Dem Runologen stehen als Bezugspunkt für die Zeichenanalyse von Inschriften die Normalformen von Runen vor Augen, wie sie in idealtypischer Weise in der fuþark-Anordnung zusammengestellt sind.16 Die soeben unter 1.1.1 bis 1.1.3 aufgeführten Umstände führen zu einer besonderen Formenvielfalt der Runenzeichen in Brakteateninschriften. Dabei muß – wie gesagt – die Winzigkeit der Schriftträger entschieden betont werden. Es wäre verfehlt, auf der isolierten Betrachtung der Formvarianten in dieser Überlieferungsgruppe eine Chronologie aufbauen zu wollen.17 Das kann nur versucht werden, wenn das gesamte altrunische Korpus dazu auf der Basis verläßlicher archäologischer Datierungskriterien Anlaß gibt. Um Beliebigkeiten bei der Lesung der Brakteateninschriften zu vermeiden und eine Überprüfbarkeit zu gewährleisten, verfolgen wir den methodischen Grundsatz: die Zeichen 1. so zu l e s e n, daß sie der etablierten Normalform am nächsten kommen, und sie 2. aber dennoch so zu d e u t e n, 14 15 16 17
Behr 1991, S. 109 f., 159. Zur Deutung vergleiche Heizmann bei Hauck 1998,2, S. 337 f.; Nedoma 2009. Vergleiche KJ, S. 2; danach Düwel 1983, S. 2; 2008,1, S. 2. Vergleiche Seebold (1991,1, S. 460–491), der die Runenformen auf den Brakteaten in seine Betrachtung der Entwicklung von „klassischen und archaischen Formen“ zu „Spätformen“ einbezieht.
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daß eine semantisch lesbare und verständliche, in bekannte Kontexte eingebettete Lösung bevorzugt wird. Zum Beispiel entspricht im Fall der Inschrift von IK 156 Sievern-A einer Transliteration wrilu eine Transkription wrƯtu.18 Voraussetzung für dieses Verfahren ist: Gleichgültig, welche Kommunikationssituation vorliegt, rechnen wir mit Eindeutigkeit und Verständlichkeit19 im Konzept, das letztlich auch allen kopialen Produkten einmal zugrundegelegen hat. Eine betrügerische20 Absicht einzelner Handwerker, die beliebig irgendwelche runenähnliche Zeichen verwenden, ist wohl nicht auszuschließen, sie kann jedoch für Schreibprodukte einer archaischen Kultur, in der „die Macht der Schrift in Glauben und Aberglauben“21 hoch bewertet werden muß, nicht der Schlüssel zur Beurteilung sein. 1.1.4 Fragen der Leserichtung Wie auch in der Numismatik üblich, kann eine Inschrift von außen oder von innen gelesen werden. Sofern auch bei Annahme von Sonderformen das Leseresultat übereinstimmt, wie bei IK 341 Sønder Rind-B (siehe unten 2.8), ist diese Frage belanglos. Jedoch gibt es Fälle, in denen sich die Zeichensequenz verschieden darstellt. Liest man zum Beispiel die Inschrift auf IK 91 Killerup-C von außen linksläufig, ist gui (mit etwas tiefer angesetztem Seitenteil beim u) zu transliterieren (so die IK-Lesung). Von innen rechtsläufig gesehen, kann man bei der Sequenz eventuell mit Hauck an gli (das l in der Brakteatensonderform ¯) „als erwägbare Abbreviatur des Odinsnamens GlƯ[augiR] ‘der Glanzäugige’“ denken22 (siehe unten 2.6).
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19 20 21 22
Als IK-Lesung wurde bewußt wrilu und nicht wri"tu angesetzt, um deutlich zu machen, wie die Inschrift, die nur aus anscheinend korrekten Runenformen besteht, in ihrer Ausführung vom Konzept abweicht. Daneben hat es wohl auch Inschriften gegeben, die prinzipiell nicht für menschliches Verstehen angefertigt wurden, vergleiche dazu Düwel 1988, S. 101 ff. Vergleiche Moltke 1985, S. 114, 116, siehe unten Fußnote 48. Bertholet 1949. Hauck 1998,2, S. 307, vergleiche S. 343: „Wenn auch in modifizierter Schreibung (i statt ï ) könnte es sich um eine Abbreviatur des Odin-Namens GlƯ [augiR] handeln.“ In diese Richtung weisen auch die Bildchiffren von IK 91 Killerup-C (ebd.).
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1.1.5 Forschungsdifferenzen Die Lesbarkeit beeinflussen neben überlieferungsgebundenen Zusammenhängen wie den aufgezählten auch forschungsbedingte Gegebenheiten. Während die vorherrschenden Transliterationen, ï und ähnlich, die Auffassung widerspiegeln, daß die Verschiedenheit von § und I phonetisch irrelevant ist, sieht Antonsen in der »Eibenrune« § das ursprüngliche Zeichen für germanisch /ƾ/23 und wählt als Transliteration Ƨ.24 Daher seine Deutung des Namens von IK 128 Nebenstedt (I)-B: GlƗaugiz.25 Auch hat es natürlich Konsequenzen, ob die ältere Runenreihe als ein feststehendes Zeicheninventar angesehen wird (a), oder ob man grundsätzlich mit einer Tendenz des fuþark zur Erweiterung durch „Sonderzeichen“ rechnet (b). Vergleiche die IK-Lesung nach (a) von IK 312,1 Overhornbæk (II)-A und IK 312,2 Raum Vendsyssel (?)-A: ×uþaþit×ih×ilald"t×uiuu×"tw× mit einer Lesung nach (b): ʿuwa þit æih vilaldz n vivv rz þʿ
(das erste Wort evtl. ʿuþa)26
Die Lesbarkeit kann im einzelnen davon abhängen, ob eine offene Inschrift vorausgesetzt oder ob Verschlüsselung angenommen wird. Seebold kommt zu Deutungen von bislang als undeutbar angesehenen Inschriften, indem er sie anagrammartig auffaßt. Er liest also nicht in der vorliegenden Reihenfolge der Runen, sondern springt zwischen einzelnen Zeichen oder Zeichenfolgen vor und zurück, so daß pro Inschrift zwei zugrunde liegende Inschriftenteile unterstellt werden, die ineinander verschränkt sein sollen. Diese Verschränkung kann regelmäßig ausfallen (abwechselnd wird eine Rune gelesen und eine übersprungen: IK 58 Fünen (I)-C;27 IK 225 Bro-
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26 27
Das heißt Ɲ1, die Quelle von nord- und westgermanisch Ɨ. Hingegen hätte È ursprünglich nur den Kurzvokal a bezeichnet. Antonsen 1975, S. 1, 4 ff. Antonsen 1975, S. 62 f. Seebold liest die Eibenrune zuweilen ohne nähere Begründung auch konsonantisch, so 1995, S. 182, in einer Folge auf IK 197 Unbekannter Fundort-B/Dänemark (VII): „eï wwna, was meines Erachtens als *eçwuna ‘durch dieses Pferd’ aufzufassen ist“ (IK-Lesung: (elwwja). Grønvik (1981, S. 21) bestimmt den Lautwert der Eibenrune als tektalen Spiranten [ç] (ich-Laut); so auch Seebold 1991,2, S. 28. Seebold 1995, S. 170. Seebold 1995, S. 178 ff.: eine Teilinschrift rechts-, eine andere linksläufig.
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holm (I)-A/Oure28), muß es aber nicht (Wende- und Sturzrunen motivieren Abschnitte unterschiedlicher Länge: IK 1 Ågedal-C29). Trotz dieser Prozeduren müssen noch umfangreiche Zusatzannahmen gemacht werden (zum Beispiel verschiedene regionale Sprachformen sowie Zeichenformen verschiedener Schreibtraditionen und verschiedener Stadien des fuþark innerhalb einer Inschrift). Eine weitere Kontroverse betrifft · und drückt sich in zwei verschiedenen Transliterationen (R beziehungsweise z) dieser Rune aus, die den im Germanischen nach Verners Gesetz entstandenen stimmhaften Reflex von idg. s bezeichnet. Allerdings berührt diese Frage nicht die Lesbarkeit der Inschriften, sondern spielt dann eine Rolle, wenn die Runenüberlieferung in eine Diskussion der germanischen Sprach- und Stammesgeschichte eingeordnet wird; sie ist gewissermaßen von eher politischer Bedeutung.30 Im Grunde handelt es sich um eine Frage von Transliteration und Transkription. Die Transliteration setzt die Runen in Lateinbuchstaben um, womit keine exakten phonetischen Bestimmungen beabsichtigt sind; während die Transkription die Wiedergabe auf der Basis eines spezifischen Sprachzustandes anstrebt.31 Im Sinne der Einheitlichkeit mit der Brakteatenedition32 – auch im Vergleich mit anderen Editionen – wird hier ebenfalls R gesetzt. Damit ist keine Entscheidung hinsichtlich eines urnordischen Sprachcharakters und somit auch nicht im Blick auf die Ausgliederung der germanischen Sprachen verbunden.
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Seebold 1995, S. 169 f.: zwei linksläufige Teilinschriften. Seebold 1991,1, S. 465 f.: „Die Inschrift würde linksläufig beginnen, dann mit der rechtsläufigen verschränkt werden (wobei der Schreiber, statt zu der linksläufigen zurückzukehren, ein paarmal Sturzrunen verwendet hat). Die Annahme läßt sich insofern schwer nachprüfen, als zahlreiche symmetrische Runen auftreten.“ Vergleiche Antonsen 1980. Besonders S. 14: „Calling the 15th rune an ‘r-sound’ made it possible for Scandinavians to insist that the language of the older inscriptions was ‘Proto-Nordic’, in spite of the fact […] that there are no other specifically Nordic features to be found in these inscriptions before the transitional period.“ Vergleiche auch H. F. Nielsen 2000, S. 166 f. Vergleiche Barnes 1994, S. 20: „When working on a runic inscription, we may transliterate it (provide roman or other alphabet equivalents for each rune), give a phonetic or phonemic transcription (if we think we know what sounds or phonemes the runes denote) or edit it into some sort of text. But we should try as hard as we can not to confuse these three activities. […] Although, clearly, we would want transliterations for practical reasons to be based on the presumed sound values of runes at different periods, runologists should be more careful about distinguishing the art of transliterating from that of providing phonetic transcriptions.“ IK.
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1.2 Probleme semantischer Lesbarkeit 1.2.1 Scriptura continua und scriptura interrupta Inschriften können auf Brakteaten in verschiedener Weise erscheinen: − ohne Zwischenräume in der Randzone umlaufend als scriptura continua33 oder − auf verschiedene Segmente des Brakteatenrunds verteilt als scriptura interrupta, wobei die einzelnen Teile derartiger Inschriften als Komplexe bezeichnet werden können.34 Die semantische Lesung von Runensequenzen in scriptura continua beginnt mit der Segmentierung in sprachlich identifizierbare Einheiten. Dabei ist schon der Leseeinsatz schwierig, da bei den in der Randzone umlaufenden Inschriften Anfang und Ende in der Regel (wie bei IK 161 Skodborghus-B/Skodborg, siehe unten 2.3) nicht hervorgehoben sind.35 Konsequente Markierung von Wortgrenzen kommt im Korpus der Brakteateninschriften nicht vor.36 Dagegen gibt es vereinzelt Trennungszeichen, die nicht einzelne Wörter sondern syntaktische Einheiten abzugrenzen scheinen. Darüber hinaus kann · R als Signal für ein Wortende gewertet werden, da es aufgrund der germanischen Phonologie im Wortinneren kaum eine Rolle spielt. Grundsätzlich ist die Anknüpfung an belegte oder rekonstruierbare Sprachformen nötige Voraussetzung für die Segmentierung. Im einzelnen ergeben sich folgende Probleme:
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Diese Form der Bezeichnung ist in der Epigraphik üblich, während zum Beispiel Neumann (in Düwel 1994, S. 249) oder Lund (1996, S. 76) scriptio continua schreiben. Wie weit scriptura continua beziehungsweise scriptura interrupta bereits in der Konzeption des Runenmeisters festgelegt waren, läßt sich philologisch nicht mehr rekonstruieren. Zwei Möglichkeiten sind denkbar: Entweder gab der Runenmeister genau vor, welcher Darbietungsmodus ausgeführt werden sollte, vor allem im Fall der scriptura interrupta, an welcher Stelle im Bildfeld welche Komplexe stehen sollten (a); oder er überließ dem Handwerker, der den Model herstellte, die Verteilung der Inschrift beziehungsweise der Inschriftenkomplexe auf verschiedene Positionen im Brakteatenrund (b). Der direkte Zusammenhang zwischen Inschriftenkomplex und Bilddetail wäre im Fall (a) wahrscheinlicher als im Fall (b). In der bisherigen Brakteatenarbeit hat sich gezeigt, daß der Leseeinsatz häufig im Ösenbereich gefunden wird. Außer vielleicht in Form von kreisförmigen Trennern auf IK 374 Undley-A.
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a) Die Lesung kann verschieden ausfallen, weil der Leseeinsatz unterschiedlich gewählt wird. Zum Beispiel teilen Antonsen37 und Seebold38 die Inschrift von IK 162,1 und 2 Skonager (II)-A, Darum (III)-A unter sich übereinstimmend (aber abweichend von der Beschreibung in IK ) in zwei Abschnitte mit verschiedener Schriftrichtung auf; jedoch beginnt jener mit dem linksläufigen Teil und kommt zu der Übersetzung: ‘Lilliz. Njha made it right’, dieser liest zuerst den rechtsläufigen Teil und übersetzt: ‘Daituha. ?ich folge (nur) diesem’ (evtl. ‘ich bleibe nur bei diesem’). b) Die Bestimmung von Wortgrenzen, unter Umständen die Zuordnung eines einzelnen Zeichens, kann kontrovers sein: Uneinigkeit besteht darüber, ob die Wortgrenze im ersten Komplex von IK 189 Raum Trollhättan-A vor oder hinter l anzusetzen ist (siehe unten 2.7). c) Aus manchen Inschriften lassen sich nur einzelne semantisch lesbare Teile herausheben: fahidƝ laþoþ ‘[er] malte/schrieb die Zitation’ aus der Inschrift ××eturfahidelaþoþmh!l"siiaeiaugrs2þnbkeiaR von IK 70 Halsskov Overdrev-C (Rune 7–17); eventuell ‘Dem Pferde weihe ich . . .’39 aus der Inschrift I: )elwwja)ek£kliïuhu××× II: jkaïks× auf IK 197 Unbekannter Fundort-C/Dänemark (VII) (Rune I,1–8). In solchen Fällen wird in der Runologie gern der verbleibende nicht ohne weiteres deutbare Rest als »Verballhornung« aus einem ursprünglich semantisch stimmigen Text betrachtet. d) Manche Runensequenzen bieten keine sprachliche Anknüpfungsmöglichkeit, obwohl sämtliche Zeichen durchaus den Normalformen der älteren Runenreihe entsprechen und mithin transliteriert werden können, zum Beispiel IK 129,1 Nebenstedt (II)-B: I: l!let(Swastika)o·Rrï II: ïlïaþRmtl
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Antonsen 1975, S. 61. Seebold 1995, S. 168. Düwel 1976,2, S. 117 f. In IK 1,2, S. 337, ausdrücklich als „Experiment“ mitgeteilt. Vergleiche MacLeod 2002, S. 87.
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IK 129,2 Darum (IV)-B: I: lae:t(Swastika) oRrï II: lïïaþRet40 e) Wenn eine Inschrift als Produkt einer Entstellung erscheint, versucht man über den Weg des Vergleichs mit anderen Inschriften, Sequenzen zu ermitteln, die an sprachliche Einheiten angeknüpft werden können, das heißt, den unterstelltermaßen zugrundeliegenden semantisch stimmigen Text zu rekonstruieren. Die Wahl der Vergleichsstücke beeinflußt dabei die Ergebnisse.41 f ) Speziell bei der scriptura interrupta, bei der, wie gesagt, Inschriften innerhalb des Brakteatenrunds auf verschiedene Segmente verteilt sind, müssen, wie sich zeigen wird, Komplexgrenzen nicht mit Wortgrenzen übereinstimmen.42 Es stellt sich daher die Frage, in welchen Fällen solche Inschriften, die Komplexgrenzen aufweisen, über diese hinweg zusammenhängend gelesen werden können. Wir entscheiden hier nach dem Prinzip der semantischen Lesbarkeit, wie bei der Inschrift auf IK 128 Nebenstedt (I)-B: I: glïaugiRu II: ïur"nRl Es wird nicht nach den Positionsgrenzen, sondern nach morphologischen Kriterien segmentiert: GlƯaugiR wƯu r[nj]n[ǀ]R l. So, wie hier wƯu auf zwei Komplexe verteilt ist, so laþǀdu auf IK 189 Raum TrollhättanA: I: tawol II: aþodu
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Die Abweichungen zwischen diesen beiden ersichtlich gleich intendierten Exemplaren sind ein Beispiel dafür, daß auch durch fehlerhafte Wiedergabe von Zeichen scheinbar korrekte Formen entstehen können – folglich muß man immer auch bei unauffälligen Zeichenformen mit Fehlern rechnen. Für einen Versuch, auch für diese Inschriften sprachliche Anknüpfungen zu finden, siehe Seebold 1991,1, S. 480. Siehe unten Fußnote 321 zu IK 189 Raum Trollhättan-A. Dieses Phänomen läßt sich schon bei den römischen Münzlegenden beobachten; vergleiche die vom Helmschmuck unterbrochene Legende eines KonstantinMedaillons IMPCONSTANT INUSPFAUG (IK 1,1, Tafel D). Im Korpus der Brakteaten finden sich Übereinstimmungen zwischen Komplex- und Wortgrenzen hauptsächlich bei syntaktisch nicht verbundenen Formelwörtern, wie auf IK 166 Skrydstrup-B: I: lau)kaR II: alu.
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1.2.2 Graphiegewohnheiten, die eine Lesung erschweren können a) Auslassung von Nasalen vor homorganen Verschlußlauten:43 die Sequenz wid auf IK 161 Skodborghus-B/Skodborg wird von den meisten Forschern als Namenzweitglied -wid aufgefaßt, von Hagen hingegen als Imperativ wind.44 b) Einfachschreibung von doppelten Vokalen und Konsonanten: I: niujil II: alu von IK 43 Darum (V)-C wird Niujila alu transkribiert. c) Nichtbezeichnung der Vokalquantitäten: Der erste Vokal von farauisa auf IK 98 Raum Køge-C/Seeland II kann kurz oder lang sein: farawƯsa oder fƗrawƯsa (siehe unten 1.3). d) Gebrauch von Begriffsrunen. Es hat sich als methodisch notwendig erwiesen, mit der Annahme von Begriffsrunen zurückhaltend zu sein und dabei strenge Regeln zu beachten, um keine unkontrollierbaren Beliebigkeit aufkommen zu lassen.45 e) Verwendung von Abkürzungen, für die keine inschrifteninternen Indizien vorliegen: ekfakaRf auf IK 340 Raum Sønderby-C/Femø wird als ek FakaR f [Ɨhi] aufgelöst (siehe unten 2.5).46
1.2.3 Hermeneutische Probleme Auf wieder anderem Niveau liegen Zugriffe auf die semantische Lesbarkeit von Inschriften, wenn ein Vorurteil eines Runenforschers in den Deutungsprozeß eingeht. Dabei lassen sich drei Arten von Voreinstellungen unterscheiden: a) Runeninschriften werden generell magisch47 (oder auch profan) verwendet und sind entsprechend zu deuten. b) Brakteatenhandwerker gelten als illiterati, entsprechend werden Brakteateninschriften als korrupt und sinnlos angesehen.48
43 44 45
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Zuletzt dazu Williams 1994. Hagen 1949, S. 342 ff. Die Runen G und t von IK 214 Austad-C als ‘g [= Gabe] [an] t [= Tyr]’ zu interpretieren, ist völlig arbiträr, da keinerlei Einbettung vorliegt. Vergleiche Düwel 1976,1. Vergleiche Düwel 1976,1. Vor allem Olsen seit seinem Aufsatz von 1917. Vergleiche im einzelnen K. M. Nielsen 1985 und Düwel 1992,2.
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c) Es gibt in Runeninschriften einen beschränkten Vorrat von möglichen immer wiederkehrenden Inhalten, entsprechend werden bestimmte Wörter und Komplexe gesucht und gefunden.49 So hat zum Beispiel Bugge in möglichst vielen Brakteateninschriften den Namen Uha mit Varianten und Ableitungen entdecken wollen.50 In neuerer Zeit versucht Seebold, mit gewagten Konstruktionen, Formen des Verbums weihen, insbesondere Formen der ersten Person Singular Präsens, zu erzielen.51 Hiermit sind überblicksartig die entscheidenden Probleme skizziert, die für die reine und für die semantische Lesbarkeit berücksichtigt werden müssen.
1.3 Religionsgeschichtliche Vorentscheidungen Bei der Interpretation der Inschriften auf den Brakteaten ist von ausschlaggebender Wichtigkeit, welche möglichen Kommunikationsbeziehungen vorausgesetzt werden.52 Hierbei geht es zunächst vor allem um zwei eng 48
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Moltke 1985, S. 114 ff.: „With perhaps an odd exception here and there, metalworkers were illiterate. They had to follow a copy provided by someone who knew runes or an exemplar provided by the customer. They did their best but the results show it was seldom good enough: it was not easy to copy those funny signs […]. And so it could happen that when the next customer came along and wanted runes on his amulet, the jeweller saved a fee to the rune-master and copied his own bastard transcript of an original (or maybe a transcript of a transcript). We see the outcome in the overwhelming proportion of meaningless bracteate inscriptions. Naturally this could only happen when the customer was also ignorant of runes. They believed they were buying what the goldsmith told them: the mightiest protection he had in the shop, the work of this or that renowned rune-master – and so forth.” Zur Widerlegung dieser Auffassung Moltkes durch den jeweils neueren Forschungsstand vergleiche Düwel 1988, S. 72 ff.; 1992,1, S. 33 ff.; Beck 2001, S. 59. Bemühungen um hermeneutische Methode haben in der Runologie aus gegebenem Anlaß zugenommen. Was „dieses Arbeiten mit vorgefaßten Ideen“ betrifft, bemerkt Braunmüller brieflich: „Offenbar durchlaufen nicht wenige Runologen einen hermeneutischen Prozeß, der seinen Ausgangspunkt in Assoziationen bei den zuerst erkannten (Schlüssel-)wörtern und damit Schlüsselerlebnissen hat. Ausgehend von diesen zuerst erkannten Deutungsmöglichkeiten werden dann die Projektionen […] aufgebaut.“ Vergleiche Braunmüller 1998 und Barnes 1994, S. 12: „The claims are made based on little more than the author’s conviction.“ Bugge 1905, S. 321 ff. Seebold 1995, S. 167–183. Im folgenden spielt die verdienstvolle zusammenfassende Altgermanische Religionsgeschichte von de Vries 1956–1957 eine untergeordnete Rolle, da sie hinsichtlich der Brakteaten den um die Mitte des 20. Jahrhunderts erreichten Forschungsstand wiedergibt. So führt er zum Beispiel „die Zauberwörter und Runenalphabete auf den Brakteaten“ als Quelle für Magie an (Bd. 1, S. 37). Die geösten
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miteinander verknüpfte Fragen: Wer kommt in den Inschriften zu Wort, welcher Bezug besteht zwischen Inschrift und Bilddarstellung? Unvermeidbar sind diese Fragen, wenn ein Verbum in der ersten Person, ein Pronomen der ersten Person, ein Name, mehrere Namen oder Kombinationen dieser Elemente vorkommen. Dann gilt es, eine solche Selbstprädikation oder Selbstnennung einem ‘Sprecher’ zuzuschreiben. Wie auch sonst in der Runentradition (zum Beispiel bei den Steininschriften) hängt es von der jeweiligen Grundannahme der Runenforscher ab, ob dabei an einen Runenmeister,53 Runenmagiker,54 Magier oder Magiker,55 an Besitzer oder auch an Empfänger einer von dem beschrifteten Gegenstand erhofften positiven Wirkung gedacht wird. Wenn jedoch die Bilddarstellungen der Brakteaten als Wiedergabe von Göttern bestimmt werden können, eröffnet sich für die Inschriften eine neue Deutungsperspektive. Die ikonographischen Forschungen Haucks haben in zunehmendem Maße wahrscheinlich gemacht, daß die Brakteatenbilder Odin in verschiedenen Mythen- und Ritenkonstellationen präsentieren,56 so daß versucht werden kann, die begleitenden Inschriften als Be-
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Exemplare habe man „als kräftige Amulette betrachtet; deshalb heißen sie uilald “ (das heißt nach Krause 1935, S. 39, ‘mit List Bereitetes’; siehe unten 2.4). Immerhin hält de Vries schon fest, unter den Bilddarstellungen „könnte die Gruppe von Mann, Pferd und Vogel wohl als eine Odindarstellung verstanden worden sein“ (Bd. 1, S. 317 f.). Darunter ist mit Dillmann 2003, S. 537, eine Person zu verstehen, „die volle Runenkenntnis besitzt, die Runenschrift beherrscht und deswegen fähig ist, eine Inschrift zu entwerfen“ und eine Vorlage für die Ausführung der Inschrift zu erstellen oder die Inschrift gegebenenfalls selbst auszuführen. Die Namen der Runenmeister begegnen in der gesamten Runenüberlieferung häufig in Ich-Formeln, in heiße-ich-Fügungen oder verbalen Aussagen, die das ‘Wirken’ (KJ 72 Tune; IK 184 Tjurkö (I)-C/Målen), ‘Malen, Färben, Schreiben’ (KJ 63 Einang; KJ 67 Noleby; IK 11 Åsum-C), oder ‘Reißen, Schreiben’ (KJ 70 Järsberg; KJ 74 Reistad; IK 156 Sievern-A) angegeben. Dazu Neufund IK 639 Trollhättan-C. Diese Bezeichnung gebraucht Krause (KJ, S. 33 und öfters) im Anschluß an norwegische Runologen wie Olsen und Marstrander 1952, S. 243 f. Müller 1988, S. 13. Zur „Identifizierung Wodans-Odins“ siehe Hauck 1992,3, S. 111 ff., mit Merkmalskatalog (erhobene Hand, Diadem, Vogel, Atempfeil, Vierbeiner) und besonders S. 117: „Die Verknüpfung der fünf sinnstiftenden Elemente im Bildformular von [IK 105] Lellinge-B […] und [IK 149,1] Schonen-B charakterisiert die herrscherliche Gestalt in einer Weise, die an Wodan-Odin als Zauberarzt im Text von Merseburg II erinnert.“ Das Attribut der auf IK 58 Fünen (I)-C und anderen Formularen abgebildeten Hauptgestalt ist ein geflochtener Haarzopf, der als Merkmal germanischen Königtums und damit als Herrschaftsinsignie gilt. „Gleichzeitig ist die Hauptgestalt […] charakterisiert mit Bildchiffren des Gestaltenwandels, der
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nennung des Götterfürsten zu verstehen oder sie ihm als Sprecher oder Adressaten zuzuordnen. Demzufolge müssen Runenmeisterinschriften nicht auf einen irdischen Runenmeister weisen, sondern können zum Beispiel als direkte Äußerungen des göttlichen Runenmeisters und Runenschöpfers Odin gelten.57 Erst von dieser Grundlage aus wird eine stimmige Verknüpfung von Bild- und Textaussage möglich. Diese muß nicht im Sinne von Bild und Unterschrift oder von Bild und einer die spezifische Tätigkeit des dargestellten Gottes erläuternden Beischrift aufgefaßt werden. Die Inschriften können auch auf Riten und Rituale, auf Kulte und Mythen hinweisen und entsprechende Ereignisnamen58 bieten, die im Verständnishorizont der Zeit die Macht und Stärke des Gottes bekundeten.59 Es zeigt sich, daß die
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Ekstase sowie anderer magischer Fähigkeiten, die sie als Zauberpriester und -arzt auszeichnet […]. Die Verbindung dieser Elemente ist typisch für Odin, der so als Götterfürst und Magier auch in späterer Textüberlieferung entgegentritt […]“ (Pesch 2004,2, S. 295, die hier vielfältige Darlegungen von Karl Hauck zusammenfaßt). Vergleiche zur Frage der Frisur jetzt Axboe 2007, S. 100–103. Auch Grønvik (1987, S. 139, S. 156 f.) rechnet mit Götterdarstellungen auf Brakteaten, entscheidet aber nicht zwischen Odin und Balder. Zuletzt schließt er sich der Deutung der C-Brakteaten durch Hauck an (Grønvik 2005, S. 17): „Jeg vil derfor mene at gullbrakteatene fra folkevandringstida, med sine hyppige avbildninger av unghesten som er blitt halbredet av Odin, kan oppfattes som et symbol for datidens hedenske religion […].“ Demgegenüber können Versuche, gewisse C-Brakteaten „i samband med eventuellt inflytande från Mithraskulten“ zu sehen, insbesondere die Annahme, es ginge um die Szene, „där Mithras döder tjuren“ (Kaliff / Sundqvist 2004, S. 89), nicht überzeugen. Vergleiche dazu Axboe 2007, S. 99, und die Rezension von Fischer 2005,2. Müller 1988, S. 136; Düwel 2008,1, S. 47 ff. Entsprechend heißt es im einschlägigen Artikel „Runenmeister“ von Dillmann 2003, S. 542 mit zahlreichen Nachweisen, die „religiösen Aspekte“ betreffend: „Mit einer Anzahl emphatischer Angaben mit ek weisen die Benennungsformeln vom Typ haiteka ‘ich heiße’ in mehreren Inschr[iften] im ält[eren] Fuþark unzweifelhaft starke relig[iöse] (oder magisch-relig[iöse]) Konnotationen auf, wie ein Vergleich mit der altwestnord[ischen] liter[arischen] Überlieferung einerseits, bes[onders] den Eddaliedern zeigt (darunter an erster Stelle Hávamál und Grímnismál). Diese liefern Angaben und Formeln, vergleichbar denen, die Óðinn, dem R[unenmeister] in der göttlichen Welt, zugeschrieben werden.“ Beck 2001, S. 62. Vergleiche auch Axboe 1998,2, S. 324: „Die Bilddarst[ellungen] und Inschr[iften] der Brakteaten bezeichnen ihre primäre Funktion als Amulette. Die Konzentration auf Darst[ellungen] Odins als Herrscher reflektiert eine historische Situation mit Eliten,“ wie sie beispielsweise in dem Reichtums- und Kultzentrum Gudme-Lundeborg sichtbar werden. Siehe zu diesem Zentrum Nielsen / Randsborg / Thrane 1994 und Pesch in diesem Bd. S. 244–246. Vergleiche grundsätzlich zu außersprachlichen Kommunikationsformen in der religionsgeschichtlichen Forschung Gladigow 1992,1, S. 20. Vergleiche Düwel 1997,2, S. 28 f.
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aus der bisherigen Runenforschung stammenden Konzepte für die Interpretation der Brakteateninschriften nicht ausreichen. Es ist unmittelbar plausibel, daß Zuschreibungsüberlegungen für Inschriften, die Verbformen und Pronomen der ersten Person und Namen enthalten, notwendig sind, aber für alle anderen Inschriften trifft dies auch zu. Selbst bei einem fuþark muß man sich fragen, wer das „Wort“ ergreift und in welcher Rolle.60 Ist es eine literate Person, die stolz ihre Fähigkeit vorführt,61 ein Schriftmagier, der sein Geheimwissen demonstriert, ist es der Mythologe, der dem abgebildeten göttlichen Runenschöpfer ein kennzeichnendes Attribut zuordnet, ist es der Priester in kultischer Identifikation mit der Gottheit,62 oder ist es vielleicht Odin selber, der im Begriff ist, mit der von ihm erfundenen Schrift zu operieren? Die Entscheidung darüber liegt eher beim Religionswissenschaftler als beim Philologen oder Runologen. Zu diesen Zuschreibungen kommt die Annahme von Funktionen hinzu: Eine Runenmeisterinschrift kann als profaner Herstellervermerk, aber unter Umständen auch als Ausdruck einer „sakralen Rolle“ gewertet werden; diese beiden Auffassungen haben gemeinsam, daß sie von einem irdischen 60
61 62
Diese Frage ist für die antike Numismatik ebenfalls von Belang, wie das Kapitel „Wer ‘spricht’ auf den römischen Münzen“ in der Habilitationsschrift von Marianne Bergmann (1998, S. 91) zeigt: „Auf wen gehen die dort gemachten Aussagen zurück? Wer bestimmte, was auf den Münzen erscheinen sollte, wer den Tenor der Aussagen?“ Es kann nämlich wichtig sein zu wissen, „ob die rühmende Aussage auf einer Münze eine Äußerung des Kaisers über sich selbst ist, ob ein solches Münzbild eine eigenständige Ehrung sein kann […], oder ob die rühmende Aussage ein Zitat ist, ein Bericht über eine Ehrung, die an anderer Stelle stattgefunden hat“ (ebd.). Im Blick auf den spezifischen Fall des Bildes, das den Herrscher in einer göttlichen Rolle zeigt, ist zu fragen: „Sollte es den Herrscher mit der Gottheit, dessen Gestalt oder Attribut er übernahm, identifizieren, oder hatte es metaphorischen Charakter und sollte Eigenschaften des Herrschers lobend hervorheben, für die die angeführte Gottheit paradigmatisch stand? Setzte die theomorphe Darstellung Kult voraus,“ ging der Herrscherkult „von der Göttlichkeit des Herrschers aus oder bedeutete er eine Ehrung“ (S. 3 f.)? In der Untersuchung selbst stehen die Bilddarstellungen im Vordergrund, während die Münzund Medaillon-Legenden nicht so aussagekräftig für das Ergebnis sind, „daß das theomorphe Herrscherbild metaphorisch gedacht war und für einen Vergleich von Gott und Herrscher stand“ (S. 4). Der irdische Runenmeister Krauses (KJ, S. 261). Vergleiche die dabei erwogenen Möglichkeiten: Der in priesterlicher Funktion handelnde Runenmeister stellt zugleich den irdischen „Repräsentanten einer Gottheit“ (Düwel 1976,3, S. 87; 1984, S. 325) dar, nimmt „im rituell-kultischen Nachvollzug der von den Göttern erstmals vollführten Tätigkeiten und Taten die göttlichen Namen“ an (Müller 1975, S. 163) oder handelt in der Rolle eines Gottes (Flowers 1986, S. 330).
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Runenmeister ausgehen, auch wenn er einmal profan, ein andermal in priesterlicher Funktion oder kultischer Identifikation beziehungsweise Repräsentation63 eines Gottes auftritt. Dabei sind die göttlichen Selbstoffenbarungen oder Selbstprädikationen mit der Ich-bin-Formel (a Ɨ vergleiche oben S. 42 mit Fußnote 243 und Krause 1971, S. 90 f. (§ 60,5 beziehungsweise 2). Zuletzt H. F. Nielsen (2000, S. 285), der auf die Synkope von u in vorausgesetztem *fahiu hinweist. Von „Endungsvereinfachung“ spricht Schulte (1998, S. 112), „sofern nicht rein graphisch verkürzt.“ Düwel 1976,1. Nowak 2003, S. 293–314, speziell S. 301 f. Siehe auch unten 2.9. Seebold (1991,1, S. 479) hält die Abkürzung f(ahi) bei IK 340 für wahrscheinlich und verwendet sie gleich doppelt: ek f(ahi), akaz f(ahi), ein Deutungszugriff, für den wir keine Grundlage sehen, zumal Formengleichheit bei erster und dritter Person angenommen werden muß. Die weiteren Versuche, akaz mit mehreren Belegen zu einem Formelwort jokaz (älter) oder okaz (jünger) ɻPferdɼ zu stellen (ebd. 478–480), sind „wenig mehr als eine Vermutung“ (ebd. 480). Laut Krauses Beschreibung (KJ, S. 268, vergleiche S. 244) wäre ä zu erkennen, was nach Autopsie möglich ist, wenn auch nicht gesichert werden kann. Unhaltbar der Versuch Antonsens (1975, S. 78), rechtsläufig [!] ehu („u reversed“) zu lesen. Siehe auch MacLeod 2002, S. 57 mit Fußnote 30. Krause hat (KJ, S. 268) darin den Dativ des Pferdewortes (urnordisch *ehaR) zu erkennen versucht, allerdings bleibt das, da dieses in einer anderen Inschrift ehwlautet (IK 352 Tirup Heide-C/Schonen (V)), ganz unsicher. Die Annahme eines magischen Formelwortes ‘dem Pferde’ (KJ, S. 244) „mit dem vermutlich der Gott
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Klaus Düwel und Sean Nowak
Abb. 5a. IK 11 Åsum-C (3:1)
Dem Typus nach (‘ich’ + Name + Verb) hat man beide Belege als Runenmeisterinschriften aufgefaßt,282 wobei der Name FƗkaR als Hinweis auf den Odinkult und auch als kultischer Repräsentationsname gesehen wurde.283 Eine weiterführende Möglichkeit eröffnet Hauck: wenn eine „Bezeichnung Odins in der Pferde-Perspektive etwa mit seinem Namen Hrosshársgrani ‘Roßhaarbart’ auf eine Maskierung des Gottes bei einer Kulthandlung anspielt“, dann ließe sich „diese Kulthandlung durch [IK 7] Års-B [...] mit der
282 283
Odin als Besitzer des Sleipnir angerufen werden sollte,“ ist reine Vermutung. Vergleiche auch Flowers (1986, S. 345), der zur Pferd-Formel ausführt: „Based purely on the medium-typology of the bracteate genre, and the meaning of the horse in Germanic lore, we are left to speculate that the formula is intended to convey an apotropaic force […] or to have a more general meaning of wealth, fertility, and well-being.“ S. Heizmann in diesem Bd. S. 583 ff. KJ, S. 261. KJ, S. 269; besonders Müller 1970,1, S. 157. Beides lehnt Wulf (1994, S. 31 f.) ab.
Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten
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Gottheit, die einen Pferdeschweif hat, und mit der auffallenden Gestaltung der Lanze als Sinnzeichen [...] als Selbstopfer Odins identifizieren.“284
Abb. 5b. IK 340 Raum Sønderby-C/Femø (3:1).
Damit würde erneut eine Verbindung von Odin mit dem Pferdenamen FƗkaR erwägbar, wofür die weiteren Odinsnamen sprechen, die den Gott in Beziehung zum Pferd setzen; neben Hrosshársgrani sind das: Atríðr, Brúnn, Rauðgrani, Jalkr, Vakr.285 In der für beide Brakteaten vorauszusetzenden stabenden Fügung ek, FƗkaR, fƗhi benennt der göttliche Runenmeister seine Schreibhandlung. In anderer Perspektive kann auch diese göttliche Selbstaussage von einem religiösen Spezialisten in einem rituellen Kontext zitiert worden sein (siehe oben).286 284 285 286
Hauck 1993,2, S. 446. Falk 1924, S. 40. Beck (2001, S. 72) hat zur Interpretation von FƗkaR eine Stelle in der Karlamagnús saga ausgehoben, in der ein fákhestr vorkommt, „ein ungestümes, schwer
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Klaus Düwel D und Sean n Nowak
2.6 IK K 128 Nebensstedt (I)-B287 ungsraums wurden w die B BrakteaAußerhhalb des skanndinavischenn Überlieferu ten vonn Nebensteddt, Gemeindee Dannenberrg, Landkreiis Lüchow-D Dannenberg, Niedersachsen N n, im Jahre 1859 als Hortfund geborrgen. Chronoologisch gehört IK 128 in die d Gruppe H2. H 288 Der Hort H umfaßt insgesamt i ellf Goldbrakteaaten, fünf B--, zwei F- und u vier D-B Brakteaten. Mit M Runen vversehen sind die d B-Brakteeaten IK 128 Nebensted dt (I)-B undd IK 129,1 Nebenstedt (II)-B und diee beiden F-Brrakteaten IK K 309. Zugleich fanden sich stark korrodiierte, unkennntliche Eisenngegenständee. Die Anzahhl von elf Braakteaten in dieseem Hort stim mmt mit der aus dem Dep pot von Sievvern überein.. Anzeichen füür ein Kompposit-Amulettt in Kollierfform wie dorrt gibt es in Nebenstedt nicht, n eine entsprechend e de Trageweisse ist aber damit nichtt ausgeschlosssen.
bb. 6. IK 128 Nebenstedt N (I)-B (3:1) Ab
287
288
behherrschbares Pfferd.“ Entsprecchend könnte FƗkaR „vermuutlich die Bezeichnung eineer ungestüm, rasch r und kräfftig handelnden n Person [seinn], die in idealler Weise die Mentalität einner frühen Kuulturstufe vertrat.“ Auf Odinn bezogen, „lieeßen sich AkaaR und FƗkaR als a Beinamen verstehen, diee Eigenschaftenn eines (in geffährlicher Situuation) agierennden und sponttan handelnden n Gottes prädizzieren.“ Macckeprang 19522, Nr. 323, Taaf. 5,15; KJ 13 33 (S. 269 f.); Krause 1971, S. 156; Anttonsen 1975, S. S 47–49; Düw wel 2008,1, S.. 47 f.; Düwel 2002,1; Now wak 2003, S. 520–522. 5 Axbboe in diesem Bd. S. 293 undd Abb. 4.
Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten
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Bei Exemplaren, die nicht im Kerngebiet der Brakteatenproduktion und -überlieferung gefunden wurden, ist zu fragen, ob eine Herstellung im Bereich des Fundorts, hier also in Niedersachsen, möglich ist und welche Anzeichen dafür sprechen. Bereits Genrich hatte von der Art der Randeinfassung her für eine Herstellung in Niedersachsen votiert.289 Demgegenüber faßt Pesch ihre Analyse zusammen: So kommt [...] sowohl Fünen als auch Nebenstedt für die Konzeptionsentwicklung der Formularfamilie [B4, zu der auch IK 13,1 Allesø-B, IK 13,2 Bolbro (I)-B, IK 13,3 Vedby-B und die nicht modelgleichen Stücke IK 129,1 Nebenstedt (II)-B und IK 129,2 Darum (IV)-B gehören290] in Frage. Doch selbst bei der Annahme einer Übernahme der Bildidee aus Dänemark zeigt das niedersächsische Exemplar, IK 128 mit seiner Runeninschrift deutlich die bewußte, qualitätvolle Weiterentwicklung von dann grundsätzlich kopierten Bildchiffren. Daran zeigt sich die Souveränität der örtlichen Brakteatenhersteller, deren Erzeugnisse als religiöse Bilder im Dienst einer überregional organisierten Oberschicht die gemeinsamen Werte des Kulturraumes spiegeln […].291
Ikonographisch gehört IK 128 Nebenstedt (I)-B, zu den besonders fein gezeichneten Prägungen und variiert die anthropomorphe Vollgestalt mit dem überdimensionierten Auge sowie mit dem dreifachen Armreif und dem häufiger nachweisbaren göttlichen ‘Kommen von oben’ [...]. Das weist ikonographisch dreifach auf den Gott Odin hin.292
Die linksläufige Inschrift von IK 128 Nebenstedt (I)-B steht umlaufend in den Segmenten 1, 2, 4 (Komplex I) und 3 (Komplex II) mit dem Leseeinsatz links unterhalb der Öse: I: glïaugiRu II: ïur£nRl Auffällig sind die beiden Sturzrunen (Runen I,9 und II,3) und die Wenderune (Rune I,5), in allen drei Fällen formähnliche Runen (siehe oben S. 378). Diese Inschrift enthält gleich zweimal die seltene ï- oder Eibenrune. Für diese Inschrift ist bemerkenswert, daß die schließende l-Rune anfangs gesehen wurde, aber im Laufe der Foschungsgeschichte aus dem Blick geriet und erst 1977 wiederentdeckt wurde.293 289
290 291 292 293
Genrich (1967, S.86 ff., besonders S. 95): „Man wird also davon ausgehen können, daß die größte Anzahl der in Niedersachsen gefundenen Goldbrakteaten auch bei uns hergestellt wurde.“ Pesch 2007,1, S. 112–115. Pesch 2004,1, S. 162 f. S. auch Pesch in diesem Bd. S. 259 Anm. 91, 261 f., 267. Vergleiche die Ausführungen zu IK 156 Sievern-A (unten 2.9). Hauck 2001,3, S. 100 f. Düwel 1977.
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Die größte Schwierigkeit in der Lesung macht Rune II,4, die sowohl als 2g als auch als £n gelesen wird. Diese Rune weicht zwar durch ihre geringere Größe von den anderen beiden g-Runen (Rune I,1, 6) ab, hat aber dennoch auf den ersten Blick g-Form.294 Die Lesung r2gR führt jedoch zu keinem Ziel. Die Befürworter einer Lesung £n haben aus (nicht ausgesprochenen) Gründen der Deutbarkeit die Transliteration r£nR bevorzugt. Die n-Lesung läßt sich jedoch aus einer genauen Analyse des Autopsiebefundes rechtfertigen.295 Nicht nur die Transliteration, sondern auch die Segmentierung und die Transkription bereiten Probleme: GlƯaugiR wƯu r[nj]n[ǀ]R l. Die Trennungen nach finalem R sind zweifelsfrei. Den Lautwert der Eibenrune setzt Krause mit Ư an.296 Der Versuch, eine syntaktisch verstehbare Folge zu erreichen, zwingt dazu, vor Rune I,9 u eine Wortgrenze anzunehmen und dieses u mit dem Lautwert w (vergleiche oben Fußnote 139) zum Folgenden zu ziehen.297 Die schließende l-Rune fügt sich syntaktisch nicht ein. Eine reine Konsonantenschreibung bietet die Folge r£nR, die meist zur Pluralform r[nj]n[ǀ]R vervollständigt wird. Im Brakteatenkorpus gibt es keinen vergleichbaren Fall.298 Von anderen altrunischen Inschriften wurde früher auch die Inschrift von KJ 14 Etelhem als Konsonantenschreibung mit Auslassung der inlautenden Vokale verstanden.299 Läßt man die genannten Schwierigkeiten einmal außer acht, kann übersetzt werden: ‘Ich, der Glanzäugige, weihe die Runen. l.’ Der komponierte Name (Nominativ Singular) setzt sich aus dem Erstglied glƯ-, das zum Verbum altnordisch gljá ‘glänzen/schimmern’ zu stellen ist, und dem Zweitglied -augiR zu *augan- ‘Auge’ zusammen. Es handelt sich um eine i-stämmige bahuvrƯhi-Bildung ‘Glanzauge’ (‘ein glänzendes Auge habend’). Durchweg galt der Name als Selbstbezeichnung des Runenmeisters.
294 295 296 297 298 299
Antonsen 1975, S. 62: „Certainly not n.“ Auch bei IK 341 Sønder Rind-B (unten 2.8) gibt es einen vergleichbaren Fall. Düwel 1977, S. 94, Fußnote 16. Krause 1971, S. 66. Sprachlich und sachlich verfehlt Schürr 2007. Auch auf IK 189 Raum Trollhättan-A (siehe unten 2.7) sind die Runen über die Wortgrenze hinweg auf zwei Komplexe verteilt. Düwel 1988, S. 106. Vergleiche aus dem kontinentalen Korpus KJ 160 Balingen […] d[a]n[i]lo […], KJ 144 Freilaubersheim […] þ[i]k […], Oettingen […]b[i]rg, vergleiche Betz 1979, S. 242.
Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten
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Die Form wƯu ist ihrem lautlichen Status nach verschieden beurteilt worden. Ohne die Möglichkeiten im einzelnen erneut zu diskutieren,300 wird darin immer wieder die erste Person Singular Präsens zum Verbum ‘weihen’ gesehen.301 Die zuerst von Bugge302 gebotene Deutung hat sich also trotz gelegentlich vorgebrachter Kritik303 über gut 100 Jahre hin bis heute bewährt. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, daß die machtvolle Aussage die Bedenken (unklare Lesung, Vokalergänzung, unsichere Lautbestimmung der Verbform) in den Hintergrund treten ließ. Das l am Ende kann nicht in den syntaktischen Kontext eingebettet werden. Dies und die mangelnde Auszeichnung dieser Rune machen es methodisch bedenklich, darin eine Begriffsrune l(aukaR)304 sehen zu wollen. So mag man denn eher an eine Abkürzung denken. Da aber auch als Auflösung einer Abkürzung im Blick auf die Wortüberlieferung der Brakteaten allenfalls l[aukaR] in Frage kommt, würde sich in beiden Fällen die Deutung ‘Lauch (= Gedeihen?)’ ergeben. Vor dem Hintergrund, daß im Brakteatenkorpus laukaR-Inschriften häufig sind und mehrfach verschiedene Kürzungsformen vorkommen, von denen nach lR auf IK 147 Rynkebygård-C ein allein stehendes l die äußerste Reduktionsstufe darstellen würde, kann eine laukaR-Interpretation gewagt werden.305 Sofern man den Namen GlƯaugiR wie bisher als Namen einer irdischen Person versteht, gibt es zu seiner Bedeutung und Funktion folgende fünf Auffassungen:306
300
301 302 303 304
305
306
Vergleiche KJ, S. 266 und Krause 1971, S. 66, vergleiche S. 123. – Neuere linguistisch orientierte Darstellungen gehen auf die Form nicht ein (Syrett 1994; H. F. Nielsen 2000; Antonsen 2002). So zuletzt auch Seebold (1995, S. 175) mit der abweichenden Transliteration: vï u. NIæR, S. 125 ff. Zuletzt Wulf 1994, S. 37. Für die Rekonstruktion des Namens der l-Rune gibt es zwei konkurrierende Vorschläge: lagu ‘Wasser’ und laukaR ‘Lauch (= Gedeihen?)’. Vergleiche Düwel 2008,1, S. 201. Im vorliegenden Fall ließe sich das Experiment wagen, zur linksgewendeten l-Rune – gleichsam rückwärtsgehend – die benachbarte R-Rune zu ziehen, so dass wiederum lR dastehen würde (Hinweis von Stefan Zimmer, Bonn). Zum Formelwort ‘Lauch’ vergleiche jetzt Heizmann in diesem Bd. S. 550–573. Siehe oben S. 394–396 zu Bei- und Funktionsnamen und möglicher magischer und kultischer Bedeutung.
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− Er signalisiert übernatürliche Kräfte des Runenmeisters;307 er deutet möglicherweise das Phänomen der Ekstase an.308 − Der Runenmeister macht in priesterlicher Funktion in einer magischen Kulthandlung309 die Inschriftenaussage.310 − Es handelt sich um eine Bezeichnung des Runenmeisters, der im rituellkultischen Nachvollzug der von einem Gott erstmals vollführten Tätigkeiten und Taten den göttlichen Namen annahm.311 − Der Name des Runenmeisters entspricht dem Odinsnamen Báleygr; GlƯaugiR ist ein Odinsbeiname der im Bildfeld dargestellten Person.312 − Weitergehend: Durch die Nähe des Namens GlƯaugiR zum Odinsnamen Báleygr ‘der Flammäugige’ läßt sich die Inschrift als ein Beispiel dafür auffassen, daß der Runenmeister eine Formel göttlicher Selbstoffenbarung zitiert.313 Die ikonographische Bestimmung der Figur mit dem überdimensionierten Auge314 als Odin (siehe oben) erlaubt die neue Auffassung: GlƯaugiR ist der Name, unter dem der dargestellte Gott hier als göttlicher Runenmeister selbst das Weihen der Runen vornimmt, die schutzgebend und heilbringend die Dämonenabwehr315 bewirken sollen. In Weiterführung dieser Auffassung formuliert Hauck:316 IK 128 Nebenstedt-B überliefert eine runische Selbstnennung Odins mit dem ‘Ereignisnamen’ der ‘Glanzäugige’. Seine mythischen Machttaten werden in den Stichworten ‘Runenweihe’, [Runenfindung] und ‘Lauch’, ‘Lebenskraut’ zur [Fohlenheilung] angedeutet.317
307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317
KJ, S. 270. Düwel 1984,1, S. 328. Marold 1974, S. 205, 213. Düwel 1977, S. 94. Müller 1975, S. 163. Ellmers 1970, S. 209 f. Vergleiche Sundqvist 2007, S. 197. Beziehung zwischen Bilddarstellung und Inschrift schon bei Bugge 1905, S. 320. Müller 1988, S. 140. Siehe oben Fußnote 80. Weitere ikonographische Belege: IK 91 Killerup-C (eventuell, wie Hauck 1998,2, S. 307, meint, mit einem verkürzten Odinsnamen gli), IK 156 Sievern-A. Zu Odin als Dämonenbezwinger siehe Hauck 1998,1, S. 311, 330, 332, 335 f. Hauck 2001,3, S. 101. Die eckigen Klammern sind original.
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2.7 IK 189 Raum Trollhättan-A318 Der Brakteat IK 189 Raum Trollhättan-A aus der schwedischen Landschaft Västergötland wurde 1844 wahrscheinlich mit dem Doppelbrakteaten IK 190 (B- + D-Typ) zusammen gefunden. In der Chronologie gehört er zur Gruppe H2 (früh);319 er stellt in der Formularfamilie A5 eine Bastardform dar.320 Vor und hinter dem Haupt des dargestellten männlichen Brustbildes stehen am Rand zwei jeweils fünf Runen umfassende und auf den Freiflächen gleichmäßig verteilte rechtsläufige Inschriftenkomplexe mit der Basis am Rand und zwar in den Segmenten 1/2 (I) und 3 (II): I: tawol II: aþodu Die Runen sind eindeutig erkennbar. Rune I,5 stellt eine l-Rune mit tief angesetztem Zweig dar; Rune II,2 bietet die þ-Rune in Dreiecksform deutlich von der w-Rune (Rune I,3) unterschieden. Beide Formvarianten begegnen auch auf IK 264 Gurfiles (?)-C, bemerkenswerterweise in der Folge laþa.321 Die Abteilung in semantisch lesbare Einheiten erfolgt über die Komplexgrenzen hinweg, indem die Wortgrenze vor Rune I,5 angesetzt und diese zum Folgenden gezogen wird. Krause322 verweist für dieses übliche Verfahren auf IK 128 Nebenstedt (I)-B (vergleiche oben 2.6). Zusätzlich ist hier zu bemerken, daß beide Komplexe im Brakteatenrund genau gegenüberliegend in je fünf Zeichen umfassenden Abschnitten angeordnet sind, symmetrisch, jeweils genau vor und genau hinter dem Haupt der im Profil dargestellten Figur. 318
319 320 321
322
Mackeprang 1952, Nr. 262, Taf. 4,5; Axboe 1981, S. 71; Vg 228 (S. 434 ff.); KJ 130 (S. 266 f.); Krause 1971, S. 168; Antonsen 1975, S. 63; Düwel 2008,1, S. 47; Nowak 2003, S. 556; Düwel 2006,2. Axboe in diesem Bd. S. 291 und Abb. 4. Pesch 2007,1, S. 87, vergleiche S. 54. Eine abweichende Lesung der Rune II,1 nimmt Seebold (1995, S. 172) vor, der hier ein r sieht und eine Folge tawol und arodu herstellt. Er versucht für die Inschrift von Trollhättan und drei modelverwandte westjütische A-Brakteaten (IK 41,1 Darum (II), IK 41,2 Skonager (I) und IK 145 Revsgård) einen gemeinsamen Architext zu rekonstruieren: *taiwǀl *arǀdu ‘ich habe die Lose/Zeichen erlangt’ (Seebold 1998, S. 278 f.). Dieser Versuch, die Inschriften des schwedischen und der westjütischen Brakteaten auf einen Nenner zu bringen und für letztere eine Lesung zu präsentieren, die aus zwei vollständigen, syntaktisch verbundenen Wörtern bestehen soll, geht mit sprachlichen Schwierigkeiten und problematischen Zusatzannahmen einher; siehe Nowak 2003, S. 317 f. Zu weiteren Rekonstruktionen siehe unten 2.12. KJ, S. 267.
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Abb. 7. IK 189 Raum Trollhättan-A (4:1)
Die gängige und im wesentlichen unangefochtene Transkription lautet tawǀ laþǀdu.323 Bei tawǀ handelt es sich um die erste Person Singular Präsens324 vom schwachen Verbum *tawǀn (gotisch taujan, altenglisch tawian, althochdeutsch zëwen, zauwen) ‘bereiten’ im Rahmen einer Ich-Aussage ohne Verwendung des Personalpronomens wie bei IK 156 Sievern-A (unten 2.9); laþǀdu wird als Akkusativ Singular eines maskulinen u-Stammes325 aufgefaßt. Formal liegt in *laþǀduR eine jüngere Abstraktbildung zu laþu326 vor. 323 324 325 326
Ebd.; Antonsen 1975, S. 63. Antonsen 2002, S. 212 f. Zur Problematik von tawǀ siehe Syrett 1994, S. 210 f. Antonsen: w-Stamm. Vergleiche IK 83 Højstrup Strand-C, IK 264 Gurfiles (?)-C; IK 42 Darum (I)-B; IK 149,1 Schonen (I)-B und IK 149,2 Unbekannter Fundort-B; IK 163 Skonager (III)-C.
Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten
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Es entspricht altisländisch ldžðuðr m., in der im Kompositum laðaðsmaðr belegten Bedeutung ‘Einladung’.327 Die Zweiwort-Sequenz besagt nach Krause: ‘Ich nehme eine Zitation vor.’ 328 Ohne daß in der Forschungsliteratur eine nähere Begründung erfolgte, stand – einen irdischen Runenmeister als Sprecher voraussetzend – folgende Vorstellung, im Hintergrund: Als magisches Wort auf Brakteaten bezieht es [laþu] sich dem Sinne nach kaum auf eine Einladung an Menschen, sondern eher auf eine Einladung übermenschlicher Mächte, welche dem Träger des Brakteaten Glück bringen sollen. Man könnte das Wort hier also mit ‘Zitation’ wiedergeben.329
Es ist dabei nicht nötig, laþu als ein „magisches Wort“ zu bestimmen: The word-formula laþodu ~ laþoþ [IK 70 Halsskov Overdrev-C] would only indicate that some force (animistic or dynamistic?) was called into the medium [also in den Brakteaten] through the authority of the rune-master.330
Immer wieder wurde gerade bei diesem Brakteaten von Trollhättan eine Beziehung von Bilddarstellung und Inschrift gesucht oder mit Bestimmtheit angenommen. „Die bildliche Darstellung könnte die Geste eben dieser Zitation ausdrücken.“331 Wenn eine solche besondere Bild-Text-Beziehung auf diesem Brakteaten besteht, dann mußte – solange die ältere Vorstellung von der Zitation als Akt eines zauberkundigen Menschen vorherrschte – der 327 328
329 330
331
KJ, S 267. Ebd.; Antonsen 1975, S. 63. – Wenig plausibel erscheint uns die Meinung von Kaliff / Sundqvist (2004, S. 55), daß sich die Aussage auf ein von Odin angeordnetes mythisches Kultfest beziehen könnte, das von seinen Anhängern als göttliche Machttat angesehen wurde: „Utsagan refererar möjligen till en mytisk kultfest som Oden anordnat och som betraktades som en gudomlig kraftgärning av de som dyrkade honom.“ Grønvik (2005, S. 14) deutet: „Ich nehme eine Einladung vor“ – nämlich zu einem Gastmahl und Dankfest; der Handgestus der dargestellten Figur gehöre mit der Einladung zusammen. Es sei klar, daß die abgebildete Person der Kultleiter und derjenige, der einlade, wohl der Gott selbst sei (wie bei IK 58 Fünen (I)-C). Aus der Luft gegriffen ist seine Behauptung, Krauses Übersetzung „ich nehme eine Zitation vor“ bedeute „eine Vorladung vor Gericht.“ KJ, S. 253. Siehe auch Heizmann in diesem Bd. S. 544 ff. Flowers 1986, S. 340. Der magische Aspekt liegt eben nicht speziell im Wort, sondern in einem Kommunikationsprozeß, in dem der Runenmeister außermenschliche Wesen wie Geister und Dämonen über das Medium Brakteat samt Inschrift adressiert, mit dem manipulativen Ziel, daß diese die ausgesprochenen oder auch nur vorausgesetzten Wünsche erfüllen. Vergleiche S. 329 ff. Der Runenmeister, erkennbar am Verbum in der ersten Person Singular, würde mit der Inschrift auf dem Trollhättan-Brakteaten eine solche Adressierung an Geister und Dämonen vornehmen. Im Rahmen eines reziproken Kommunikationsprozesses zwänge er sie zu den nicht eigens formulierten Handlungen. KJ, S. 267; vergleiche Grønvik 1987, S. 140.
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irdische Runenmeister dargestellt sein. Im Blick auf vorgängige Forschungen und insbesondere die ikonologischen Arbeiten Haucks seit 1970 wird dies jedoch zunehmend unwahrscheinlich. Grønvik fragt denn auch, nachdem er mit Krause die Zusammengehörigkeit von Bild und Text bekräftigt hat, ob man sich die Worte einer Gottheit in den Mund gelegt denken soll.332 Müller hält eine Text-Bild-Beziehung hier unter der Annahme für denkbar, daß das Brakteatenbild den vom Gott selbst primordial gestifteten ‘Brakteatenzauber’ darstellt, während die Runensequenz diesen als ‘Beischrift’ sprachlich zitiert. Für die Inschrift könnte man dann eine Bedeutung ‘ich (der dargestellte Gott) mache die Zitation’ ansetzen.333
Philologisch spricht nichts dagegen, ikonographisch sogar vieles dafür. Gegenüber der bisher meist bevorzugten Zuweisung der Inschrift an einen kultischen Repräsentanten des Gottes (siehe oben 1.3) sieht Hauck in der Bilddarstellung Odin selbst, der an dem ins Bild mit dem Diadem umgesetzten Heriann-‘Herrscher’-Namen auf IK 189 Trollhättan-A [...] erkennbar wird [...]. Auf dieser Bildchiffre erhebt Odin die rechte Hand mit einem kleinen runden Gegenstand, der als Goldbrakteat erwogen werden darf. Das mit diesem Kleinod vollziehbare Ritual wird auf IK 189 [...] mit Odins Selbstprädikation in der Formel, die vor seinem Haupt beginnt, überliefert: ‘tawǀ laþǀdu’, ‘ich nehme eine Zitation vor’.334
Von dieser neuen Deutungsperspektive aus ist wiederum zu fragen, an wen sich die Einladung, die Zitation, richtet. „Als tiergestaltiger Helfer wird damit eine Schlange herbeizitiert.“335 Der Text enthält demnach eine Sprechhandlung des Gottes im Vollzug eines seiner Rituale. Der Brakteat zeigt, daß Odin bei der Herbeiholung seiner Helfer den Brakteaten wirksam einsetzt. Damit wird dieser als neues, zuverlässiges Heilsmittel gleichsam in einem Stifterbild legitimiert.336 Nach ikonographischen und philologischen Überlegungen läßt sich festhalten: die Runeninschrift nimmt die im Bild dargestellte Zitationsgeste des Gottes ins „feierliche“ Wort.337
332 333 334 335 336 337
Grønvik 1987, S. 140: „Skal ordene tenkes lagt i munnen på en guddom?“ Müller 1988, S. 136. Hauck 1998,2, S. 335; vergleiche auch Hauck 1998,1, S. 504. Ebd. Vergleiche Hauck in diesem Bd. S. 6 f., 120 und Hauck 1998,1, S. 504. Hauck 1998,3, S. 43, Fußnote 86.
Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten
443
2.8 IK 341 Sønder Rind-B338 In absteigender Linie der semantisch lesbaren Inschriften, deren Transliteration gesichert werden kann, folgt an dieser Stelle IK 341 Sønder Rind-B. Es handelt sich um zwei jeweils auf Vorder- und Rückseite modelgleiche Doppelbrakteaten, die zu unterschiedlichen Zeiten (1921 und 1940) an einem Ort in Nordjütland gefunden wurden. Sie bildeten mit den ebenfalls zu verschiedenen Zeiten entdeckten Beifunden (einem goldenenem Ring, einer Brakteateneinfassung) einen kleinen Hort. Die Doppelbrakteaten weisen zu wenige verwertbare Details auf, um in Axboes Seriation der Häupter der A-, B- und C-Brakteaten berücksichtigt zu werden;339 Teile der Bilddarstellung bilden Vergleichsstücke für die Formularfamilie B1 und B4, vielleicht auch B6.340
Abb. 8. IK 341 Sønder Rind-B
338 339 340
Mackeprang 1952, Nr. 81, Taf. 6,2; DR, Br. 23 (Sp. 511); KJ 135 (S. 272); Krause 1971, S. 167; Antonsen 1975, S. 71; Düwel 2008,1, S. 49; Nowak (2003), S. 624. Axboe 2004,1, S. 58 f., 279. Pesch 2007,1, S. 100, 118, 121.
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Klaus Düwel und Sean Nowak
Bei der Inschrift links von dem Gott mit dem Speer kann nicht entschieden werden, ob von innen rechtsläufig (a) oder von außen linksläufig (b)341 gelesen werden soll, wovon das Ergebnis jedoch unberührt bleibt. a)
b)
Im Fall (a) stehen die Runen auf einer Linie, im Fall (b) hängen sie an ihr. Diese Linie knickt am Bein der Figur rechtwinklig ab und läuft wie eine i-Rune aus. Es kann nicht entschieden werden, ob eine i-Rune beabsichtigt war, oder ob es sich nur um eine Seitenbegrenzung handelt. Da die Deutung durch die isolierte i-Rune nur erschwert würde, bleibt sie durchweg unberücksichtigt, in der IK-Lesung ist sie durch ein Fragezeichen bezeichnet: ?uiniRik Bemerkungen: Rune 2 u-Rune mit tiefer angesetztem Seitenteil (in der Leseweise a: Sturzrune); Rune 6: R mit nach oben (a) beziehungsweise unten (b) abgehenden Zweigen; Rune 8: k in Winkelform als Wenderune. Da die gängige Lesung angeblich „eine sonst nicht übliche Wenderune von k voraussetzt“,342 hält Seebold eine andere Lesung von uiniR für möglich. Die k-Rune gehört zu den mit der Schriftrichtung korrelierten Runen.343 Es gibt aber keinen Anlaß zu vermuten, daß sie nicht ebenso wie die anderen Runen dieser Gruppe auch als Wenderune vorkommen könnte. Auf Sønder Rind mag die k-Wenderune mit ihrem rückwärts geöffneten Winkel den Abschluß der Runenfolge markieren. Versuche, Rune 4 als g zu lesen,344 lassen sich nicht halten, denn trotz der Schrägstellung des Hauptstabes ist die n-Form mit dem deutlich kürzeren Querstrich unzweifelhaft zu identifizieren.345
341 342 343 344
345
So Düwel / Müller / Hauck 1975, S. 158 f. Vergleiche oben 1.1.4. Seebold 1995, S. 177: wiï i z (zu w vergleiche oben Fußnote 257). Vergleiche Düwel 2008,1, S. 9. Antonsen 1975, S. 71; Seebold 1995, S. 177: „eventuell auch ein g“. Eine vergleichbare Lesealternative wurde bei IK 128 Nebenstedt (I)-B (oben 2.6) diskutiert. Abwegig Seebold 1995, S. 177: „Es kann auch die Eibenrune […] sein.“
Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten
445
Die Transkription346 lautet altrunisch winiR ik ‘Freund ich’. winiR begegnet als Anthroponym vor allem westgermanisch.347 Zu ik vergleiche IK 11 Åsum-C (oben 2.5). Es liegt eine Ich-Formel ohne Verbum vor, die einzige dieser Art, weshalb die Inschrift auch an letzter Stelle der Hierarchie der semantisch lesbaren Inschriften in Form eines Syntagmas steht. Krause vermutete verkürzte Schreibung „mit Auslassung des Verbs fƗhi bzw. fƗhidǀ: ‘(Als) Freund (schreibe bzw. schrieb) ich (dies)’“348 – was nicht notwendig ist. Gleichberechtigt stellte er daneben „einen Nominalsatz, [...] in dem der Runenmeister sagt: ‘Freund (bin) ich’.“ Diese Aussage kann appellativisch verstanden werden und zwar auf den Sprecher bezogen, der ein Runenmeister oder der Träger sein kann.349 Jedoch finden dergleichen Erwägungen im Inschriftenkorpus der Brakteaten kaum eine Entsprechung. Deshalb lag es früher näher, im Vergleich mit anderen Brakteateninschriften (IK 98 Raum Køge-C/Seeland II) eine Selbstbezeichnung des Runenmeisters im Sinne von ‘Freund [heiße] ich’ anzunehmen. Müller hat die Namendiskussion geführt. Er ordnet Sønder Rind in den Kontext „mögliche Zitate göttlicher Selbstoffenbarung“350 ein. Ellmers’ weitergehender Versuch, in WiniR einen Odinsnamen zu sehen,351 läßt sich gerade im Blick auf die Überlegungen zu AlawiniR in der Inschrift von IK 161 Skodborghus-B/Skodborg (siehe oben 2.2) weiterverfolgen. Wird dort – in einem frühen Zeugnis der Freund-Gott-Vorstellung – der ‘Allfreund’ angerufen, so ist es hier die Selbstprädikation des Gottes, der sich als Freund offenbart. Die andere Seite des Gottes, der auf IK 161 zugleich als ‘Allkämpfer’ angesprochen wird, präsentiert IK 341 nicht inschriftlich, aber ikonographisch; denn die Bilddarstellung zeigt ihn mit dem Speer352 in der rechten Hand und einem waagerecht getragenen Langschwert in der linken über einem Untier353 stehend mit einem weiteren Un346 347 348 349
350 351 352 353
Mit w für u, vergleiche oben Fußnote 139. Müller 1988, S. 148. KJ, S. 272. Flowers 1986, S. 205: „Such a formula might indicate the benevolent nature of the rune-master’s power toward the wearer → protection by that power, or it could be interpreted as an invocation of friendship and good-will for the wearer within her [!] society.“ Siehe oben Fußnote 80. Ellmers 1970, S. 226. IK-Beschreibung zu IK 341 sub 10: „Eine Lanze mit Widerhakenspitze“ In Position V,43 der IK-Beschreibung müßte es statt „Greif“ wohl heißen: ein Mischwesen aus Vogel und Schlange (Hinweis von Morten Axboe, Brief vom 25. 7. 2007).
Klaus Düwel und Sean Nowak
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tier354 vor sich, womit sie in den „Motivkreis: Er im Dämonenkampf“355 gehört. Gerade die Namenparallele und die Darstellung als Dämonenkämpfer bringen die beiden so unterschiedlich gestalteten Brakteaten in der Odin-Perspektive des Freundes und des Kämpfers eng zusammen. Es ist vorstellbar, das der Ereignisname winiR ‘Freund’ in der göttlichen Selbstoffenbarung uiniRik ‘Freund [bin] ich’ anläßlich einer entsprechenden Ritualhandlung wiederum vom Kultleiter rezitiert werden konnte. 2.9 IK 156 Sievern-A356 Im Jahre 1942 wurde westlich vom Dorf Sievern (Kreis Bremerhaven) im Moosmoor beim Torfstechen ein Brakteatenhort gefunden. Er besteht aus insgesamt 11 Brakteaten,357 darunter ein Exemplar vom Typ A,358 zwei modelgleiche Exemplare vom Typ C (IK 157) und acht D-Brakteaten (IK 505–507). Später (1950) kam an anderem Ort noch der Einzelfund eines B-Brakteaten (IK 333) dazu.359 Die 11 Goldbrakteaten – dieselbe Anzahl wie im Hort von Nebenstedt (siehe oben 2.6) – waren „säuberlich senkrecht nebeneinander ins Moor eingebettet“, weiter fand man „ein Stück eines geflochtenen Riemchens, das sich in der Öse eines der Stücke erhalten hatte.“360 Die bei allen Exemplaren bewahrten Ösen sowie „der Rest eines Lederriemens sind Indizien dafür, daß die Amulette als Halsschmuck getragen wurden.“361 Nach kurzen Mitteilungen über den Fund362 erfolgte erst 1957 eine vollständige Publikation.363 In einer weit ausgreifenden 354 355 356
357 358 359
360 361 362 363
Vergleiche IK-Beschreibung, Position V,5. Zum Stichwort ‘Untier’ siehe Pesch 2006,1. IK-Text, Pos. I. Mackeprang 1952, Nr. 325 (vorläufige Notiz ohne Tafel); KJ 134 (S. 270–272); Krause 1971, S. 163; Antonsen 1975, S. 65; Düwel 2008,1, S. 47; Nowak 2003, S. 537 f.; Düwel 2005,1. Schröter / Gummel 1957; Hauck 1970, S. 31 ff. KJ, S. 270. Gummel in Schröter / Gummel 1957; Hauck 1970, S. 34; Hauck in Lamm et al. 2000, S. 21. Morten Axboe verdanken wir den Hinweis (Brief vom 25. 7. 2007), daß im Jahr 1999 in der Umgebung von Sievern zwei neue Brakteaten, IK 157,2 Sievern III-C und IK 507,2 Sievern III-D gefunden wurden. Die bisher unpublizierten Stücke werden in Teil II dieses Bandes bekannt gemacht. Schröter / Gummel 1957, S. 113. Abbildung in Axboe 1981, Taf. XI, in IK zusammen mit IK 157 und zuletzt bei Axboe 2007, Fig. 78. Hauck 1970, S. 34. Schnall 1973, S. 77. Schröter / Gummel 1957; Krause 1957.
Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten
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Studie hat Hauck das „Gold aus Sievern“364 in den Kontext der Landnahmesage von Hadeln gestellt und zugleich die neuere Brakteatenforschung begründet.365
Abb. 9. IK 156 Sievern-A (4:1)
Wie Nebenstedt erweist sich auch Sievern als ein bedeutender Zentralort im Elbe-Weser-Dreieck. Vor allem [...] der große und überaus wertvolle Hortfund selbst macht als solcher die Existenz eines überregionalen, in den fluß- bzw. küstengebundenen Seeverkehr der völkerwanderungszeitlichen Welt eingebunden[en] Kultzentrums wahrscheinlich.366
Die Konzeption der Formularfamilie A7 stammt wahrscheinlich von dort.367 Die kleine Formularfamilie A7 besteht lediglich aus IK 76 Wurt Hitsum-A und dem Sieverner Brakteaten.368 364 365 366
367
Hauck 1970. Hauck 1970. Pesch 2004,1, S. 165. Vergleiche auch Zimmermann (2005, S. 371; mit Hinweis auf Hauck 1998,2): Sievern ist „ein zentraler Platz hohen Ranges mit polit[ischer] und kultischer Bedeutung […].“ Vergleiche auch zu IK 128 Nebenstedt (I)-B (oben 2.6). Pesch in diesem Bd. S. 258.
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Am Ende der Reihe der semantisch lesbaren Inschriften steht die des Sieverner A-Brakteaten, die nur per coniecturam verständlich gemacht werden kann. Er ist der einzige A-Brakteat und ebenso der einzige mit Runeninschrift aus dem Sieverner Hortfund. Chronologisch gehört er in die Gruppe H2 früh.369 Auf dem inneren Zirkelschlag stehen von außen gelesen sechs linksläufige Runen, die zum breiten Halskragen des dargestellten herrscherlichen Götterhauptes mit ausladenem Kopfschmuck370 hin von einer volutenartigen Einfassung abgeschlossen werden. Die Spitzen der Runen stoßen daran. Im rechten Teil steigt diese Rahmung senkrecht auf und führt dann im Bogen über die Runenspitzen hinweg zu einer Einrollung am linken Ende. Die aufwärts führende Rahmenlinie gehört ersichtlich nicht zur Inschrift. Diese ist nicht gut erhalten und daher schwer lesbar; sie kann aber mithilfe des Rückseitenbefundes mit !rwrilu transliteriert werden. Sprachlich erlaubt diese Buchstabenfolge keine Anknüpfung, auch dann nicht, wenn eine Lesung !rþrilu versucht würde; ein solcher Versuch wäre möglich, weil alle Runenstäbe über den Treffpunkt mit den abgehenden Seitenteilen hinaus nach oben verlängert sind. Schon in der Erstpublikation hat Krause371 eine Verschreibung aus einer Vorlage !rwritu angenommen, die einleuchtend begründet werden kann. Aus dieser Vorlage (linksläufig oder rechtsläufig rWritu) ist beim Übertragen in den Model ein Zweig von t unberücksichtigt geblieben, so daß anscheinend eine l-Rune vorliegt. Vor allem, wenn bei diesem Vorgang eine linksläufige 368
369 370
371
Pesch 2007,1, S. 93–95. Ein markanter Unterschied zwischen den beiden Stücken zeigt sich darin, daß auf IK 76 Wurt Hitsum-A zwei Inschriftenkartuschen vorhanden sind, während IK 156 Sievern-A nur eine hinter dem dargestellten Haupt aufweist; an Stelle der anderen zeigt sich ein in schlangenkopfähnlichen Verdickungen auslaufendes Band ohne Schrift. Die IK-Lesung des zweiten Teils der Inschrift von IK 76 Wurt Hitsum-A, glola, wurde von Morten Axboe zu g£uoba verbessert (IK 3,1, S. 263); siehe dazu die neue Zeichnung (IK 3,2, S. 129). Die alte Zeichnung findet sich noch bei Pesch 2007,1, S. 95. Die Lesung der zweiten Rune ist schwierig, guoba ist eben so gut möglich wie houaR (IK 58 Fünen (I)-C, siehe unten 2.12.2.), aber auch groba (analog zu einer vorgeschlagenen Lesung horaR) kann auf der Basis der Zeichenform allein nicht ausgeschlossen werden. Seebold 1996, S. 185, Abb. 2, geht von groba aus, das er mit graben verbindet und im Sinne von ‘Ritzung’ versteht. Axboe in diesem Bd. S. 291. Hauck (1998, S. 304) sieht darin eine „Marshelm-Imitation“ und verknüpft den Odinsnamen Viðurr (Grímnismál 49,6) ‘Vernichter, Töter’ als Kürzel für den Gott als „Dämonenvernichter“ mit der Bilddarstellung (siehe S. 311): „In dieser Rolle wird Odin von IK 156 Sievern-A […] mit dem Sturmhauch seines Atems wiedergegeben.“ Vergleiche KJ, S. 271, mit seitenverkehrt abgedruckter Zeichnung.
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Vorlage rechtsläufig in den Model überführt werden mußte, ist solch ein Versehen nachvollziehbar, wofür weitere Parallelen vorliegen.372 Obwohl Krause anfangs mit einer „Fehlritzung“ rechnete, nahm er später an, die Brakteatenkünstler seien mit wenigen Ausnahmen „runenunkundig“ gewesen und hätten lediglich alte Inschriftenmuster verwendet, „wobei sie oft ein Runenzeichen durch ein ähnlich aussehendes ersetzten“.373 Hinter dieser Erklärung steht die vor allem von Moltke favorisierte These, illiterate Handwerker hätten die depravierten Inschriften auf Brakteaten verursacht. Die neuere Brakteatenforschung hat diese Sicht aufgegeben.374 Geht man von einer rekonstruierbaren Vorlage *rwritu aus, ergibt sich vom Standpunkt der altrunischen Grammatik375 die Form wrƯtu ‘ich reiße, schreibe’ (erste Person Singular Präsens vom starken Verbum (Klasse I) wrƯtan ‘reißen, schreiben’). Die Inschrift stellt sich damit als implizite Ich-Aussage dar. Das davorstehende !r ist ersichtlich eine Abkürzung, keine Begriffsrune, da eine Begriffsrune r(aidu) ‘Ritt, Fahrt, Wagen’ sich mit dem Verbum wrƯtan nicht sinnvoll verbinden läßt. Grundsätzlich kann in !r das Subjekt zu wrƯtu oder ein Objekt abgekürzt worden sein. Für den ersten Fall gibt es im überlieferten Runenkorpus keine zutreffende Parallele, wohl aber für die Annahme eines Objekts. Die Inschriften von Eikeland376 und von Järsberg377 bieten jeweils rnjnǀR ‘Runen’ als Objekt, auf Eikeland nachgestellt, auf Järsberg vorausgehend. Selbst noch in drei sicher deutbaren kontinentalen Runeninschriften begegnet die feste Fügung: boso:wraetruna: auf der Bügelfibel von Freilaubersheim378 beziehungsweise bliþguþ:uraitruna auf dem Holzstab von Neudingen,379 die der Elfenbeinring von Pforzen380 mit aodliþ:urait:runa: erneut belegt. Diese Zeugnisse sprechen dafür, in dem !r auf Sievern eine Abkürzung für altrunisch rnjnǀR zu sehen, zumal eine Abkürzung von rnjnǀR im Brakteatenkorpus vorkommt – wenn auch anderer Art und zwar als reine Kon372 373 374 375
376 377 378 379 380
Vergleiche oben S. 3. KJ, Nr. 134. Vergleiche Düwel 1992,1, S. 33–36. Siehe auch Beck 2001, S. 59. Krause 1971, S. 121, vergleiche Antonsen 1975, S. 22. Während das auslautende -u als Kurzvokal angesetzt wird, bietet Antonsen abweichend für die erste Person Singular Präsens der starken Verben immer -nj. KJ, S. 47 f. und Grønvik 1987, S. 50 ff. KJ, S. 156. Vergleiche KJ, S. 283 f. Vergleiche Düwel 1989, S. 49 ff., ferner oben Fußnote 94. Innerer Teil eines Einfassungsringes aus Elfenbein für eine Bronzezierscheibe vom Gürtelgehänge einer Frau, um 600, siehe Düwel 1999. Vergleiche zu allen hier angeführten kontinentalen Belegen Düwel 2002,2, ferner oben Fußnote 95.
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sonantenschreibung r£nR auf IK 128 Nebenstedt (I)-B (siehe oben 2.6). Ähnlich steht f auf IK 340 Raum Sønderby-C/Femø (siehe oben 2.5) für fahi ‘ich male, schreibe’ und wird durch die analoge, mit fahi endende Inschrift von IK 11 Åsum-C gestützt. Allerdings gibt es noch keine genaue Vorstellung von einer zugrunde liegenden Systematik runischer Abkürzungen, so daß Einzelheiten umstritten sind.381 Im Blick auf die Brakteatenherstellung und -ikonographie müssen die vielerlei Kürzungsmöglichkeiten und -varianten beachtet werden, die offenbar in gewissem Umfang auch für die Inschriftengestaltung erwartet werden dürfen. Auf dem Bildfeld von Sievern-A zum Beispiel hätten in der Kartusche ausgeschriebenes runoR oder auch eine verkürzte Schreibweise rnR keinen Platz gefunden. Die implizite Ich-Aussage ‘R(unen) schreibe ich’ wird in der Nachfolge Krauses382 wie bei IK 189 Raum Trollhättan-A (siehe oben 2.7) meist als Runenmeisterformel angesehen. Demgegenüber hat Hauck bereits 1970 auf die ‘Ich bin’-Formeln (a *ǀs), zunächst nasale a-Vokale bezeichnet haben könnte,399 ohne daß sich der Lautwert der a-Rune (È) schon verändert hätte, und so kann auch eine Lesung 9ga)gã9ga vorgebracht werden.400 Ausgehend vom überlieferten Lautwert o bietet sich auch eine Lesung 9ga9go9ga an.401 Meistens wird jedoch der Lesung die ausgebildete anglofriesische Reihe zugrunde gelegt (und damit eine angelsächsische Provenienz impliziert): 0gæ9go0gæ.mægæ.medu Im ersten Fall ist für die Lesung )ga}gan)ga.maga.medu eine Deutung vom altenglischen Sprachstand zur Zeit des späten 5. Jahrhunderts her versucht worden.402 Für den späteren altenglischen Lautstand sind mehrere unterschiedliche Möglichkeiten erwogen worden (hier in chronologischer Folge der Vorschläge): − „(This is a picture of) a shewolf. (The bracteate is) a reward to a kinsman“ – (Dieses Bild zeigt) eine Wölfin. (Der Brakteat ist) eine Belohnung für einen Verwandten.403 − „Es werde zuteil dem Verwandten Belohnung“ – normalaltenglisch: gegonge/gegange mæge (außerwestsächs. mƝge) mƝd (angl. meord).404 − Ein starker Begleiter ist Met.405 − „For reisefellen, slektningen belønning“ – Belohnung für meinen Reisegenossen und Verwandten.406 − Die von Eichner ausgehobene, aber beiseite gelassene, im Beowulf (Zeile 247) vorkommende Formulierung mƗga gemƝdu ‘die Zustimmung der Stammesgenossen’ greift Looijenga wieder auf.407
399 400 401 402
403 404 405 406
Die Entwicklung von *ansuz zu *ǀs dürfte über eine Zwischenstufe mit nasalem a-Vokal gegangen sein. Parsons 1999, S. 38. Page 2006. Bammesberger 1991, S. 400; 1994, S. 500: ga- (Partikel) + -gang- ‘gehen’ + -a (Substantivendung), maga (schwaches Adjektiv) ‘kraftvoll, stark’ und medu ‘Met’ – was die Aussage ergebe: „a companion strong (= a strong companion) is mead“ (ein starker Begleiter (ist) Met). Odenstedt 1983, S. 12; Hines / Odenstedt 1987, S. 92; Odenstedt 2000, S. 115. Eichner 1990, S. 316. Bammesberger 1991; 1994; siehe oben. Grønvik 1996, S. 43; Übersetzung Birkmann 1998, S. 247.
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− „I give luck, I give luck, I give luck; mead to the kinsman“408 unter Auflösung „der dreifach iterativen Form“ als Abkürzungen für gibu auja (ausgeschrieben auf IK 98 Raum Køge-C, oben 2.2). Neue Kombinationen bekannter Themen (‘gehen’/‘verwandt’/‘mächtig’/ ‘Belohnung’/‘Met’) nimmt Suzuki vor, der aber die Sprache der Inschrift für voraltsächsisch hält: „May the kinswoman go with the reward“ – Die Verwandte gehe mit der Belohnung – gaganga mâga mêdu; „May the powerful one go with the reward“ – Der Mächtige gehe mit der Belohnung – gaganga maga mêdu; „A companion of kinsmen (is) mead“ – Ein Begleiter von Verwandten (ist) Met – gaganga maga medu.409 Weiter ist unseres Wissens keine eigenständige neue Deutung versucht worden, wenn man einmal von dem Versuch absieht, die Inschrift im Vergleich zu der des Brakteaten IK 149,1 Schonen (I)-C mit laþu, laukaR, gakaR, alu vor allem im Blick auf alu ‘Bier’ und medu ‘Met’ als „a series of three charm words“ zu betrachten.410 Meist werden die gängigen, vorgeführten Auffassungen wiederholt, die MacLeod / Mees einer differenzierten Kritik unterziehen,411 oder es werden Einzelaspekte verfolgt.412 Oft wird die Mehrdeutigkeit der einzelnen Wörter betont.413 Zuletzt hat H. F. Nielsen414 in Auseinandersetzung mit Parsons415 den Vokalismus untersucht und damit erwogene Deutungsmöglichkeiten bestätigt beziehungsweise ausgeschlossen. Die Zusammenstellung der Meinungen zeigt, wie eng die Deutungsansätze beieinander liegen. Sie zeigt aber auch, wie die Annahme von Länge oder Kürze eines Vokals zu anderen Lösungen führt.416 Jeder Interpretati407
408 409 410
411 412 413 414 415 416
Looijenga 2003, S. 220: „If the Undley text is taken as mƗga (ge)mƝdu the meaning would be: mƗga ‘of the kinsman’; gemƝdu apn. ja-stem ‘consent’; hence ‘gægogæ = the password, the kinsmen’s consent’.“ McKinnell / Simek 2004, S. 83; siehe auch Beck 2006, S. 73, Fußnote 45. Suzuki 2005, S. 45. MacLeod / Mees 2001, S. 26; siehe auch S. 28, wo die Binderunensequenz als „perhaps onomatopoeic elements of a warrior vocabulary not otherwise attested“ aufgefaßt wird). Entsprechend wird die Inschrift dann später noch einmal als ein „assortment of charm words of a suggestive military kind“ bezeichnet – mit der Bedeutung: „Roar, strong, reward.“ Diese wenig überzeugende Auffassung wiederholen MacLeod / Mees 2006, S. 90. MacLeod / Mees 2001; vergleiche auch Suzuki 2005, S. 41–45. Zum Beispiel Nielsen 2000, S. 91 f. Page 1999, S. 184; Page 2006; besonders Parsons 1999, S. 513 f. Nielsen 2006. Parsons 1999. Zusammenstellung zum Beispiel bei Bammesberger 1994, S. 507.
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onsversuch setzt ein eigenes Szenario voraus, das zum Beispiel bei Grønvik einmal ausgesprochen wird: Man könne sich vorstellen, daß der Schenker des Brakteaten von Undley ein angelsächsischer Häuptling oder König war und daß er diesen kostbaren Goldbrakteaten jemandem übergab, der ihm als sein Gefolgsmann oder in ähnlicher Funktion auf einer gefährlichen und wichtigen Fahrt gefolgt war und der gleichzeitig sein Verwandter war.417 Von Anfang an werden die drei Binderunen von Undley mit denen auf dem Lanzenschaft von KJ 27 Kragehul in Verbindung gebracht. Doch das 9ga9ga9ga dort kann auch nicht befriedigend gedeutet werden, sei es als Abkürzung von gibu auja (mit Hinweis auf diese Sequenz in der Inschrift von IK 98 Raum Køge-C; siehe oben 2.2) oder als Begriffsrunenkombination *gebǀ : *ansuz ‘Gabe : Ase’ (wofür sogar die graphische Besonderheit der Binderunen sprechen könnte418). Aber weder über Abkürzungen noch über die Verwendungsweise von Begriffsrunen in Runeninschriften ist Genaueres bekannt. Entsprechende Annahmen bleiben bloße Vermutungen. Dennoch ist über die dreimalige Folge von Binderunen auf Kragehul und Undley viel räsoniert worden.419 Auffällig ist das von allen anderen Brakteaten – vor allem des A-Typs – abweichend gefüllte Bildfeld sowie die Mehrfachsetzung von Binderunen und die Gestaltung der Trenner. Kaum einmal sonst gibt es das Nebeneinander von deutbaren Sequenzen und einer vorläufig unklaren Gesamtfügung. Der Vergleich mit IK 149,1 Schonen (I)-B trifft nicht genau, da dort ein bisher unverstandenes 9ga)kaR420 neben drei bekannten Einzelwörtern (laþu, laukaR, alu) steht, maga und medu aber nicht als solche bekannt sind.421 Daß die Inschrift auf die Bilddarstellung bezogen sein könnte, wird bei dem Undley-Brakteaten einmal erwogen (indem er selbst als die Belohnung angesehen wird), einmal ausgeschlossen. Grundsätzlich sind alle Ansätze, die von der Annahme ausgehen, daß bei der zweiten Binderune etwas anderes als eine schlecht gelungene Binderune 9ga vorliegt, zweifelhaft. Um eine Binderune 0gan handelt es sich jedenfalls offensichtlich nicht, weil überhaupt keine graphischen Elemente 417
418 419 420 421
Grønvik 1996, S. 43. Und auch für den englischen Fundort bietet Grønvik 1996, S. 47 f., eine Geschichte: Ein skandinavischer Goldschmied und Brakteatenmeister, der die Runenkunst beherrschte, hätte, nach Anglia gerufen, dort den Auftrag erhalten, eine Inschrift in angelsächsischer Sprachform zu verfertigen, und dazu die Runenreform (eben die, deren Ergebnis die anglofriesischen Runenreihe war) durchgeführt. Vergleiche Düwel 1976,1. Vergleiche MacLeod / Mees 2001; MacLeod 2002, S. 106–111. Siehe aber jetzt Beck (2001, S. 65), der eine Namendeutung versucht. Das spricht gegen MacLeod / Mees 2001; 2006.
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vorhanden sind, die denen der n-Rune entsprechen.422 Natürlich ist es verlockend, in dieser Inschrift auf einem Stück von englischem Fundort einen Vorläufer der anglofriesischen o-Rune (*ǀs) oder ein frühes Beispiel für diese Rune zu vermuten – aber die Form der anglofriesischen o-Rune ist von der der a-Rune abgeleitet, indem an die Zweige der a-Rune in deutlichem Winkel gerade Komponenten angefügt werden, die aufwärts verlaufen. Die tatsächlich vorliegende Form weist jedoch eher ungeschickt ausgeführte oder auf Grund von Fehlern im Material verlängerte a-Zweige auf (sofern es sich dabei überhaupt um Komponenten der Rune handelt). Winkel im eigentlichen Sinn sind, anders als es die IK-Zeichnung darstellt, die hier im Hinblick auf die anglofriesische Form normalisierend ausgeführt ist, nicht vorhanden.423 Es liegt also allenfalls eine Binderune mit unsicherem o-Bestandteil vor: 9g£o. Problematisch sind dagegen Experimente mit der spekulativen Transkription 9ga)gã9ga.424 Bammesbergers Urteil trifft die Sache: „Eine wirklich überzeugende Deutung liegt für die Inschrift nicht vor.“425 Im Blick auf die rund 25jährige Forschungsgeschichte ergeben sich erhebliche Zweifel, die wohl auch Grønvik426 trotz Vorlage einer eigenen Deutung veranlaßt haben, dieses und andere einschlägige Stücke nicht in seine kleine Sammlung von „Runenbrakteaten der Völkerwanderungszeit mit lesbaren und deutbaren Wörtern“ aufzunehmen. Die Inschrift kann bisher nicht als semantisch lesbar im oben definierten Sinn bezeichnet werden. 2.11 Die fuþark-Inschriften auf Brakteaten427 Auch die fuþark-Inschriften sind natürlich nicht semantisch lesbar, aber es ergeben sich im Hinblick auf ihr Vorkommen im Brakteatenkorpus ähnliche Fragen wie bei den semantisch lesbaren Inschriften. Welche Bedeutung hat die Inschrift im Verhältnis zur Bilddarstellung, und als wessen Äußerung soll das fuþark angesehen werden? 422 423 424
425 426 427
MacLeod 2002, S. 76 f. Nowak 2003, S. 145 ff. Eine Schreibung ã für an ist also in mehrfacher Hinsicht zu weit hergeholt. Eine Form gaganga ließe sich am leichtesten über 9ga9g£a9ga erreichen, gegonge über 9gæ9g£o9gæ – jeweils mit nicht notiertem Nasal. Die ã-Annahme bringt keinen Vorteil, sondern nur Umständlichkeit. Bammesberger 2006, S. 173. Grønvik 2005. Düwel 1998,2; Düwel 2008,1, S. 50 f.; Antonsen 2002, S. 176–180; Nowak 2003, S. 193–203.
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Klaus Düwel D und Sean n Nowak
Abb. 11. IK I 260 Grump pan-C (3:1)
Die fuþþark-Brakteaaten stellen den größteen Teil der Überlieferuung von fuþark--Inschriften in der ältereen Runenperriode. Da diee Runen derr älteren Reihe in i einer relativ festen Anoordnung aufe feinander folggen, kann auuch nach der Bedeutung diesser von der Alphabetfollge abweicheenden mehrffach beA g gefragt werdden. Inzwisch hen gibt es 15 1 Runeninsschriften legten Anordnung insgesaamt, davon neun n auf Brrakteaten (m modelgleiche einfach, moodelverwandtee mehrfach gezählt), g in denen d das fu uþark – volllständig, defe fekt, nur mit dem m Beginn odder verstellt – erhalten isst.428 Im einzzelnen sind ffolgende Beobacchtungen beddeutsam: 1. Unter den sechhs Runendennkmälern, diie die älteree Runenreihhe (fast) volllständig bezeeugen (KJ 1 Kylver, KJ 5 Breza, KJJ 6 Charnay, IK 260 Gruumpan-C, IK 377,1 Vadsttena-C und IK I 377,2 Rauum Mariedam m-C),429 befiinden sich drrei Brakteatenn.
428 429
Verrgleiche ausfühhrlich Düwel / Heizmann 200 06. Düw wel 1998,2.
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2. Das vollständige fuþark allein kommt in der gesamten älteren Runenüberlieferung nur auf einem Brakteaten vor (IK 260 Grumpan-C); bei KJ 1 Kylver, KJ 6 Charnay und IK 377,1 Vadstena-C und IK 377,2 Raum Mariedam-C finden sich noch Nebeninschriften, bei KJ 5 Breza ist der außerschriftliche Kontext (Lage und Funktion) unklar. 3. Rechnet man die Belege hinzu, die nur den Anfang der Reihe oder eine Abkürzung davon aufweisen, dann fallen innerhalb der acht Gegenstände wiederum vier Brakteaten auf. Vor allem ist für die Frage nach einer eigenen Semantik der älteren Runenreihe der Befund interessant, daß nur auf Brakteaten das fuþark allein als Inschrift zu finden ist. Die fuþark-Inschriften im einzelnen: a) Am Anfang ist IK 260 Grumpan-C430 zu nennen, in Gruppe H2 gehörend,431 gefunden mit zwei weiteren, allerdings unbeschrifteten, C-Brakteaten (IK 64, IK 269,2). Gegenüber der Öse beginnend ziehen sich in der Randzone, durch Folgen von unterschiedlich vielen Punkten getrennt, rechtsläufig drei Sequenzen hin: fuþarkgw********hnijï2p??****tbemlñod******432 Bis auf zwei nicht deutlich lesbare Zeichen ist die vollständige ältere Runenreihe in drei Gruppen zu je acht Runen mit der Schlußfolge od überliefert. b) In gleicher Position befindet sich linksläufig ohne Abteilung eine nur 22 Zeichen umfassende und im zweiten Teil ab Rune 11 e depravierte fuþark-Folge auf dem Brakteaten IK 110 Lindkær-C433 (Einzelfund, in Gruppe H2 gehörend434). c) In der 19 Zeichen umfassenden Inschrift des modelverwandten Brakteaten IK 140 Overhornbæk (III)-C,435 der aus einem Hortfund stammt436 430
431 432 433 434 435
Mackeprang 1952, Nr. 267; KJ 3 (S. 16 f.); Vg 207 (S. 373–379); Düwel 1998,2; Düwel 2008,1, S. 47; Nowak 2003, S. 537 f.; Düwel / Heizmann 2006, S. 6 f. (Nr. 5). Die zugehörige Abb. 5 ist seitenverkehrt, vgl. das Foto in IK 1,1 und die Korrekturnotiz in IK 3,2, S. 142. Siehe Axboe in diesem Bd. S. 292. Generell S. 284 f. mit Abb. 3 Zur Lesung im einzelnen siehe KJ, S. 16; Vg, S. 374 ff.; vergleiche die Beschreibung in IK. KJ 4 (S. 17 f.). Siehe Axboe in diesem Bd. S. 285 mit Anm. 19; 292. Mackeprang 1952, Nr. 85; DR, Br. 22 (Sp. 510); KJ 4 (S. 17 f.).
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Klaus Düwel und Sean Nowak
und in Gruppe H3 gehört,437 ist das linksläufige fuþark noch stärker depraviert.438 d) Die modelgleichen C-Brakteaten IK 377,1 Vadstena und IK 377,2 Raum Mariedam439 (zu Gruppe H3 gehörend440) bieten das vollständige fuþark linksläufig mit den Schlußrunen od, in drei durch Doppelpunkte abgeteilten Achtergruppen nach einer vorausgehenden Inschrift, die nach neueren Untersuchungen tuwatuwa gelesen werden muß.441 Bei a) bis d) sind die Inschriften jeweils kreisförmig in der Randzone angebracht, wie auch bei den unter g) angeführten Exemplaren. Möglicherweise ist das für eine intendierte magische Wirkung von Bedeutung. e) Ein auf fuþar verkürztes Zitat der älteren Runenreihe zeigt IK 392 Gudme II-C442 in vier zu Gruppe H2443 gehörenden Exemplaren, jeweils linksläufig. Angesichts der gesamten Überlieferungssituation dürfen wohl auch kürzere Sequenzen in Brakteateninschriften als weitere fuþark-Verkürzungen aufgefaßt werden. Hier wären zu nennen: f ) IK 153,1 Schonen (II)-C444 (zu Gruppe H3 gehörend445) mit linksläufigem fuþi bzw. nach neuerer Lesung fuþr, so auch IK 153,2 SuchaĔ-C.446 436 437 438
439
440 441 442
443
Zu dem Hort gehörten auch IK 154,2, ein C-Brakteat mit Runeninschrift; IK 312,1 und IK 312,2, siehe unten; sowie inschriftenlos IK 482. Siehe Axboe in diesem Bd. S. 285, 295. Problematisch ist der Versuch Seebolds (1991,1, S. 460 ff.; auf IK 110 Lindkær und IK 140 Overhornbæk (III) konzentriert und detaillierter ist Seebold 2000), für die bisher als depraviert angesehenen Runenformen mit regionalen Sonderentwicklungen zu rechnen; vergleiche Birkmann 1995, S. 78 ff. Zu den beiden modelverwandten Brakteaten IK 110 und IK 140 und ihren Inschriften vergleiche auch Grønvik 1994, wieder 1996, S. 211–235, mit teilweise semantisch gelesenen Partien und neuerlichem Hinweis, das fuþark könne Anrufung einer Gottheit, deren Name darin verborgen sei, bedeuten (1994, S 167; 1996, S. 208). Mackeprang 1952, Nr. 179 (zu IK 377,1); Mackeprang 1952, Nr. 302 (zu IK 377,2); Ög 178 (S. 167–171) (zu IK 377,1); Nä 10 (S. 29–32) (zu IK 377,2); KJ 2 (S. 14 f.); Krause 1971, S. 171; Düwel / Heizmann 2006, S. 13 f., Nr. 15. Siehe Axboe in diesem Bd. S. 295. Lundeby / Williams 1992. Die drei modelgleichen Exemplare IK 392 Gudme II-C (1982 gefunden) müssen als IK 392,1 gezählt werden, nachdem ein weiteres noch unpubliziertes Exemplar, IK 392,2 Gudme II-C dazugekommen ist; siehe Teil II in diesem Bd. S. 907 f. Nicht zutreffend ist die Zählung 392,1–3 der 1982 gefundenen Brakteaten bei Hauck 1998,1 mit Abb. 5, 1998,2 mit Abb. 6 und Taf. 4, 1998,3 mit Taf. XI. Siehe den neuen Rekonstruktionsvorschlag Haucks in diesem Bd. S. 12 ff. Siehe Axboe in diesem Bd. S. 293.
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g) IK 312,1 Overhornbæk (II)-A447 und modelgleich IK 312,2 Raum Vendsyssel (?)-A448 (beide zu Gruppe H1 gehörend449) mit rechtsläufigem "fuþa.450 h) Bei IK 585 Sankt Ibs Vej-C ist mit einer fuþark-Abbreviatur in verstellter Form und einer undeutbaren Nebeninschrift gerechnet worden.451 i) Nur der Vollständigkeit halber soll das Experiment erwähnt werden, fo aus der Folge foslau auf IK 101 Kongsvad Å-A452 (zu Gruppe H2 gehörend453) herauszulösen, wozu die Analogie zur Abkürzung A Ω des griechischen Alphabets Anlaß geben könnte.454 Allerdings spricht gegen einen solchen Versuch, daß die beiden vollständigen Runenreihen auf Brakteaten nicht mit o, sondern mit d enden. Hinsichtlich der Chronologie und Distribution ergibt sich folgendes Bild: Früh erscheinen in Nordjütland zwei Belege für ein fuþark-Zitat (g), während erst später in Schweden (Väster- und Östergötland) fast einwandfreie fuþark-Inschriften (a) und (d) bezeugt sind. Jedenfalls zeigt sich, daß defekte und depravierte fuþark-Folgen weder ein frühes noch ein spätes Phänomen darstellen (vergleiche b und c). Insgesamt fünf Brakteaten sind mit der gesamten älteren Runenreihe versehen, darunter zwei modelgleiche und zwei modelverwandte Exemplare. Dem stehen in der übrigen Runenüberlieferung drei fuþark-Inschriften gegenüber (KJ 1 Kylver, KJ 5 Breza, KJ 6 Charnay).455 444 445 446
447 448 449 450
451 452 453 454 455
Mackeprang 1952, Nr. 226; DR, Br. 68 (Sp. 543); KJ 4, Fußnote 2 (S. 18). Siehe Axboe in diesem Bd. S. 295. Nowak 2003, S. 535; Düwel / Heizmann 2006, S. 12 (Nr. 13); vgl. IK 153,2 SuchaĔC in Teil II. Der jüngste Versuch (W. Beck 2009), fuþiz zu lesen und obszön für vulva „als aggressiv-apotropäische Amulettinschrift“ zu deuten, überzeugt nicht. Mackeprang 1952, Nr. 85; DR, Br. 21 (Sp. 508–510); KJ 129 (S. 265 f.); Krause (1971), S. 159. Das Exemplar aus Raum Vendsyssel (?) wurde erst 1975 eingeliefert. Siehe Axboe in diesem Bd. S. 285, 290 f. Rune 1 mit ihren drei Zweigen ist auch anders aufgefaßt worden – zuletzt im Rahmen der von Grønvik 1996, S. 211–219, angebotenen semantischen Lesung der Inschrift – als gestürzte Binderune (al. Vergleiche dagegen MacLeod 2002, S. 43, 59, Fußnote 36. Hauck / Heizmann 2003, bes. S. 252 f.; Düwel / Heizmann 2006, S. 13 (Nr. 14). Ablehnend gegenüber einer fuþark-Interpretation Nowak 2003, S. 201, 660 f. Mackeprang 1952, Nr. 36; DR, Br. 48 (Sp. 526 f.); KJ 122 (S. 258); Krause (1971), S. 147. Siehe Axboe in diesem Bd. S. 291 und Abb. 4. Düwel / Heizmann 2006, S. 8 (Nr. 8). Vergleiche Düwel 1988, S. 104. Düwel / Heizmann 2006, S. 9 (Nr. 9), S. 5 (Nr. 3), S. 6 (Nr. 4).
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Verkürzte fuþark-Zitate (ohne IK 101 Kongsvad Å-A mitzurechnen) begegnen auf Brakteaten insgesamt fünfmal, darunter ein Beleg auf zwei modelgleichen Exemplaren. Unter den sonstigen Runendenkmälern sind die kontinentalen Bügelfibeln von KJ 7 Aquincum mit fuþarkgw, KJ 8 Beuchte mit fuþar und KJ 154 Herbrechtingen mit fþae zu nennen.456 Innerhalb der runischen Gesamtüberlieferung machen die Brakteaten mit fuþark-Inschriften und -zitaten nach Modeln gerechnet mindestens die Hälfte aus, auf erhaltene Exemplare bezogen sogar noch mehr. Auch dies ist ein Hinweis auf die Bedeutsamkeit der fuþark-Inschriften auf Brakteaten. Alphabete und Alphabetreihen spielen in der Magie aller Kulturen und Zeiten eine große Rolle. Entsprechendes darf auch für den Gebrauch der Runenreihe angenommen werden, die den klassischen Alphabeten trotz der abweichenden Buchstabenabfolge in Gebrauch und Funktion durchaus gleichsteht.457 Unter dem Aspekt der semantischen Lesbarkeit ist zu fragen, welcher Art die in fuþark-Inschriften enthaltenen und ausgedrückten Vorstellungen sind. In der Forschung sind dazu verschiedene Überlegungen angestellt worden, die folgendermaßen charakterisiert werden können:458 1. Zahlen-Magie: „Das Futhark ist die Konzentration der magischen Kraft aller Runen,“459 für die ihre unveränderliche Reihenfolge bestimmend ist. Diese zahlenmagische Kraft liege darin, daß die Gesamtzahl der Runen der älteren Reihe das Produkt von 3×8=24 ergibt und diese Faktoren und Zahlenverhältnisse ebenso in Inschriften vorkommen.460 2. Zahlenwert-Magie: Die gematrische Interpretation der im fuþark versammelten Runen rechnet mit der (unbeweisbaren) Annahme, jede einzelne Rune repräsentiere einen Zahlenwert (f = 1 bis o = 24 beziehungsweise d = 24). Die Summe aller im fuþark enthaltenen Zahlen ergibt 300. Mit den Zahlenwerten der Runen in den meist vorhandenen Nebeninschriften kommt man zu neuen Summen, die wiederum das Vielfache 456
457 458
459 460
Dazu kommt ein Neufund (2005), der Anfang der Runenreihe auf einem hölzernen Stuhlteil aus Trossingen (Grab 58); siehe Theune-Grosskopf / Nedoma 2006, besonders S. 46–51. Vergleiche Dieterich 1901; Dornseiff 1922. Für Runen weitergeführt bei Düwel / Heizmann 2006. Vergleiche Düwel 1992,2; 1996; 1997,2, S. 25 ff. Hultgård (2003,1, S. 446) wiederholt seine bereits 1982 geäußerte Annahme: „Die Futhark-Inschr[iften] […] sind manchmal als Kommunikationsform zw[ischen] Gott und Mensch aufzufassen (86 [= Hultgård 1982]) und zeigen in solchen Fällen, wie die Runenreihe als eine Art Kultsprache dienen kann.“ Olsen 1917, S. 10. Siehe zuletzt Düwel / Heizmann 2006, S. 35 f. mit weiterer Literatur.
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463
des Zahlenwerts einer Einzelrune darstellen können. Die magische Wirkung soll in dem bestimmten Zahlenwert dieser einen Rune liegen.461 3. Runennamen-Magie: „Barg schon jede einzelne Rune in sich eine magische Kraft,462 deren Sphäre in erster Linie durch ihren Namen angedeutet war, so mußten die gesammelten Runenkräfte dann wirksam werden, wenn man sämtliche 24 Runen in einer eigenen Reihenfolge hintereinander anbrachte.“463 Jedoch die mehrfach gegensätzlichen Bedeutungen einzelner Runennamen schließen wohl eine derartige Vorstellung von der magischen Wirkung des fuþark aus.464 4. Zeichen-Magie: Das fuþark versinnbildlicht ein Konzept von Ordnung, Ganzheit und Vollständigkeit und vermittelt es über das Medium, hier den Brakteaten, auf dem es geschrieben steht, an den menschlichen oder außermenschlichen Adressaten, von dem eine magische Wirkung in bonam oder in malam partem erwartet, vielleicht sogar erzwungen wird.465 5. Buchstaben-Magie: Eine weitere Möglichkeit, die Verwendung von fuþark-Inschriften zu verstehen, liegt in der beliebigen Kombination der im fuþark enthaltenen Zeichen zu magisch wirksamen Wörtern. Die enge Verschränkung von Bild und Text, die in jüngster Zeit verstärkt in den Mittelpunkt der Brakteatenforschung geraten ist, erlaubt es, die Runeninschriften auf Brakteaten als den Machttaten des Brakteatengottes äquivalente Machtworte zu verstehen. [...] Im Kontext einer dem Götterfürsten Odin zugeschriebenen Kommunikationsform tritt auf Brakteaten auch die Fuþark-Reihe (als ganze und in Verkürzung) auf, die mehrfach unmittelbar an die Stelle (Extremitäten des Pferdes), wo die zauberische Kur wirken sollte [IK 260 Grumpan-C, IK 153 Schonen (II)-C, IK 585 Sct Ibs Vej-C] gesetzt wurde oder in direkte Nähe zum göttlichen Haupt [IK 392 Gudme (II)-C]. Vergleichbar mit der durch die Winzigkeit des zur Verfügung stehenden Raumes (ein Durchmesser von 20–30 mm) erzwungenen Kürzungs- und Chiffrentechnik der Bildersprache ließe sich das Fuþark als Chiffre für den potenzierten Einsatz der in der Runenreihe zusammengezwungenen wirkungsmächtigen Heil(s)-Worte des Götterfürsten verstehen. Auf die Ebene menschlicher Zauberhandlungen übertragen, bedeutete dies: 461 462
463 464 465
Siehe zuletzt Düwel / Heizmann 2006, S. 36–38 mit weiterer Literatur. K. M. Nielsen 1985, S. 80 f., macht deutlich, daß eine derartige Auffassung der einzelnen Rune als Zauberzeichen erst im 16. und 17. Jahrhundert auf Island bezeugt ist und im 20. Jahrhundert wieder belebt wurde. KJ, S. 10. Siehe zuletzt Düwel / Heizmann 2006, S. 38–40 mit weiterer Literatur. Flowers 1986, S. 347 f. Siehe zuletzt Düwel / Heizmann 2006, S. 42–44 mit weiterer Literatur.
464
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anstelle einer Vielzahl unterschiedlicher Zauberworte und -sprüche tritt die Runenreihe, die gleichsam alle Materialisationsmöglichkeiten des Wortzaubers in unüberbietbarer Vollständigkeit in sich birgt.466
Aus dieser Perspektive hat die Umstellung einzelner Runen oder auch der abweichende Schluß der älteren Runenreihe bei Brakteaten, od, im Vergleich zu anderen Überlieferungen mit do (KJ 1 Kylver) offenbar keinen Einfluß auf die beabsichtigte magische Wirkung. Dasselbe gilt dann auch nach dem pars-pro-toto-Prinzip für fuþark-Zitate und -Abkürzungen. Man mag dem Zeicheninventar in den fuþark-Inschriften eine metaphorische Bedeutung, „Ganzheit, Ordnung, Vollständigkeit“ zuschreiben.467 Es bleibt nun noch zu fragen, wer die fuþark-Reihe in Brakteateninschriften aufführt. Sie wurde bisher einem irdischen Runenmeister zugeordnet, wie es auch für ausgeschriebene und anzitierte fuþark-Folgen auf Runendenkmälern außerhalb der Brakteatenüberlieferung geschah. Mit der „Auswertung von Bildchiffren und Runen“468 ergibt sich eine neue Perspektive: „die Verwendung der Runen im Heilungs-Zauber“469 Odins. Bekräftigt wird diese Einsicht von IK 260 Grumpan-C […]. Denn dort ist das gesamte Futhark rechtsläufig, in seine Achtergruppen gegliedert, so in dem Runenring angeordnet, daß die letzten drei Runen vor dem übergroßen, ornamentalisierten ‘Huf’ der linken Vorderhand jenes Tiers integriert werden konnten […]. Bedeutsam werden diese Befunde von IK 153 [...] und IK 260 [...] ergänzt von ungekürzten oder gekürzten Futhark-Zuordnungen mit ihrem Beginn bei Odins Haupt wie bei IK 110 Lindkær-C […] und IK 392 Gudme-C […].470
466 467 468 469 470
Düwel / Heizmann 2006, S. 44. Flowers 1986, Düwel 1992,2. Hauck 1998,2. Hauck 1998,2, S. 319. Hauck 1998,2, S. 319. Vergleiche auch Hauck 1998,1; allerdings wird da (S. 505) zu dem dreifach im Kollier von Gudme eingefügten C-Brakteaten IK 392 ausdrücklich vermerkt, er thematisiere nicht die Heilungsperspektive; denn, S. 506: „Die Futhark-Abbreviatur wird […] unter dem Götterhaupt auf IK 392,1–3 in gleicher Weise eingeordnet wie auf IK 98 [siehe oben 2.2] das runische Monogramm für den Namen Odins Fimbultýr, mit dem man die Runenfindung dieser gewaltigen Gottheit pries.“ Zur Numerierung der Gudme-Brakteaten siehe oben Fußnote 442. Zur Positionierung der fuþark-Kürzung von IK 153 bemerkt Hauck (1998,2, S. 319): „Sie ist auf die Vorderhand jenes Pferdes zu geschrieben, über der auf IK 58 Fünen-C [der Odinsname] HǀuaR ‘der Hohe’ steht […].“
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Ausgehend von der Vorstellung, in der vollständigen Runenreihe wie auch in ihren Teilen wäre das Zeichen- und Lautinventar aller denkbaren Wörter enthalten,471 könnte man mit dem fuþark auch Heilungsworte, vielleicht sogar Zaubersprüche vom Typ des 2. Merseburger Zauberspruchs im Sinn gehabt haben. In diesen Zusammenhang gehören wohl auch IK 377,1 Vadstena-C und IK 377,2 Raum Mariedam-C sowie IK 140 Overhornbæk (III)-C. Bei IK 377,1 und IK 377,2 ließe sich außerdem die zusätzliche Beginn-Sequenz tuwatuwa als heilmächtiges göttliches Zauberwort integrieren, ohne daß seine sprachliche Bedeutung aufgeschlossen werden kann.472 Lundeby / Williams haben tuwa mit altnordisch tǀ verbunden, das ‘Lein’ und ‘Wolle’ in unbearbeitetem Zustand bezeichnet.473 Gegenüber dieser „Formelwortthese“474 hat Grønvik475 eine „Sachwortdeutung“476 vorgeschlagen, indem er tuwa als urnordisch tuwa n. ‘Opfer, Opfergabe’ unter Verweis auf altindisch dúvah n. ‘Verehrung, Ehrbezeugung, Opfergabe’ zu identifizieren versucht. Den entschiedenen Widerspruch Lindemans477 gegen diesen Versuch führt auch Beck an, zieht aber aus der Debatte den Schluß: Rein formal (lautlich und morphologisch) läßt sich ein Zusammenhang des runischen und altindischen Beleges herstellen – wobei die räumliche und zeitliche Distanz natürlich ein Problem darstellt.478
Im Blick auf die Iteration von tuwa verweist er auf dreifach wiederholtes auja im Götteranruf auf IK 161 Skodborghus-B/Skodborg (siehe oben 2.3). Dort versteht er „die Verbindung von Iteration und vokativischem Beinamen [...] als Apostrophe [...], d. h. eine beschwörende Wendung vermutlich an die ikonographisch repräsentierte Tänzergestalt.“479 Er erblickt darin „ein Beispiel ritueller Sprache“ und entsprechend meint er, die Iterationen
471 472
473 474 475 476 477 478 479
Düwel / Heizmann 2006. Vorstellbar wäre hier eine im wiederholten Sprechvorgang spürbare Sufflationswirkung, die bei der Pferdeheilung eine Rolle spielt; vergleiche Hauck 1977,2, S. 499 ff. Zur Einbettung von Sprechakten und Schreibprozessen in Handlungsabläufe vergleiche Düwel 1997,2, S. 28 f. Lundeby / Williams 1992. Beck in Beck / Hauck 2002, S. 59. Grønvik 1999,2, S. 15 f. Beck in Beck / Hauck 2002, S. 59. Lindemann 2000. Beck in Beck / Hauck 2002, S. 59. Beck in Beck / Hauck 2002, S. 60.
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salusalu (auf IK 105 Lellinge Kohave-B) und tuwatuwa „ebenfalls als rituelle Formen beschwörenden Inhaltes“480 auffassen zu können. Nur einmal, und zwar auf den modelgleichen A-Brakteaten IK 312,1 und IK 312,2 (siehe oben g), begegnet ein fuþark-Zitat, das in der ursprünglichen Konzeption – in der depravierten Inschrift nicht bewahrt – über die ersten vier Runen hinausgegangen sein mag. Wie sich das göttliche Ritual des Runenschreibens durch Odin in der Inschriftenaussage des A-Brakteaten von IK 156 Sievern (oben 2.9) auf die Präsentation des Götterhauptes richtet, so würde hier Odin als der göttliche Runenmeister gerühmt werden. 2.12 Zur Rekonstruktion von Vorlagen semantisch lesbarer Inschriften481 Die spezifische Produktionsweise von Goldbrakteaten ermöglicht die Anfertigung mehrerer Pressungen von einem Model (zum Beispiel IK 41,1 Darum (II)-A / 41,2 Skonager (I)-A in insgesamt 6 Exemplaren), also im Prinzip eine Serienanfertigung, die sonst für die runenepigraphische Überlieferung untypisch ist.482 Neben der Modelidentität gibt es Modelähnlichkeit und Modelverwandtschaft. Dazu liegt jetzt die Untersuchung der Formularfamilien von Alexandra Pesch 2007 vor, die naturgemäß die Inschriftenbrakteaten einschließt und sich für das „Schriftverständnis“ auswerten läßt.483 In ihrer Untersuchung mit dem Titel Thema und Variation arbeitet Pesch heraus, daß im Kopiervorgang „oft lediglich Mißverständnisse und Abschreibfehler Ursache der Variationen sind.“484 Es kommen aber auch innerhalb einzelner Formularfamilien verschiedene Inschriften vor, die, wenn sie semantisch lesbar sind, „als bewußte Variationen, als gewollte Veränderungen der ursprünglichen Konzeption“ gelten können.485 Die zunächst angestellte Überlegung, „unlesbare oder bisher ungedeutete Runeninschriften auf Brakteaten [könnten] als schlechte Nachahmungen unverstanden kopierter Vorlagen“ angesehen werden, bedeutet zugleich, „daß bei entsprechend breiter Materialbasis, also bei mehreren unterschiedlich abbreviierten Schrift480 481 482
483 484 485
Ebd. Düwel 1998,2; Düwel 2008,1, S. 50 f.; Antonsen 2002, S. 176–180; Nowak 2003, S. 193–203. Siehe auch oben 2.7. Eine Ausnahme bilden drei Lanzenspitzen mit der Inschrift wagnijo (zwei aus Illerup Ådal, einmal gestempelt, das andere Mal eingeschlagen, eine aus Vimose; siehe Stoklund 1986; vergleiche Düwel 2008,1, S. 27. Pesch 2007,1, S. 339–346. Pesch 2007,1, S. 341. Pesch 2007,1, S. 341.
Die sem mantisch lesbareen Inschriften auf a Goldbrakteaaten
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zügen in i derselben Formularfam milie, unter Umständen eine Rekonsstruktion der einsstigen Vorbillder möglich werden kann n.“486
onager (I)-A A und IK 1455 Revs2.12.1 IK 41,1 Daarum (II)-A, IK 41,2 Sko gård-A/Alleerslev ftenkonzeptioonen auf derr Basis verm muteter ZusaammenVersuche, Inschrift n Neuess.487 Die gehöriggkeit von Innschriften zuu rekonstruieeren, sind nichts ikonogrraphische Unterteilung U der Überlieeferung nachh Formularffamilien gibt hieerzu jedoch neuen n Anlaß.
Abb. 12a. IK K 41,1 Darum m (II)-A (3:1)
486 487
Pesch 2007,1, S. 342. Ihre Beispiele B sind fast immer Formelwörter. F Zu den A in diesem Bd. S. 290 f. f folggenden Exempplaren (H1) s. Axboe Siehhe zum Beispiel Bugge 19055, S. 292.
468
Klaus Düwel D und Sean n Nowak
Abbb. 12b. IK 1445 Revsgård-A A/Allerslev (33:1)
h488 bezieht sich s auf die – seinerEin enttsprechenderr Rekonstrukktionsversuch zeit noch nicht so bezeichnete – kleine Fo ormularfamillie A5,489 beestehend aus IK K 41,1 Darum m (II)-A undd modelgleicch IK 41,2 Skonager S (I)--A (IKLesungg: I: ara?? II: I ti£ka???????) und IK 145 Revsgåård-A/Allersllev (IKLesungg: I: ara??? II: I tiua??????). 4900 Schon Bugge sah hierin den Inschriiftentyp „N. N. heiße icch“ vorK 98 Raum Køge-C K (obeen 2.2) mit Hariuha H haiitika beliegen, wie er in IK nter ara nocch ha (so auuf KJ 29 zeugt ist. Nur spekkulieren läßt sich, ob hin 488
489 490
Düw wel 1984,1. Die D damals verrsuchte Deutun ng zielte auf eine e zu dem Z Zeitpunkt aktuuelle Diskussioon, ob ein Runnenmeister in schamanistisch s her Ekstase über seinen Voggelnamen seinne Zugehörigkeit zu Odin dokumentiere – eine Überleggung, die inzw wischen obsoleet erscheint, veergleiche Nowak 2003, S. 3220. Pesch 2007,1, S. 87, 8 88 (Kartierrung), 89 (Abb bildungen). Buggge 1905, S. 2992.
Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten
469
Lindholmen) beziehungsweise hai analog zu IK 98, und damit das Verb „heiße“ (hait-ika) in der zu rekonstruierenden Vorlage vollständig geschrieben stehen sollte. Ara- entspricht sowohl dem altnordischen Appellativ ari (schwaches Maskulinum) ‘Adler’ als auch dem entsprechenden schon runenschwedisch und runendänisch belegten Personennamen Ari.491 Müller ist den nordgermanischen Verhältnissen nachgegangen: ari ist der Form džrn gewichen; entsprechend sind die Namen zu berurteilen.492 Im Sinne der zu Raum Køge-C (oben 2.2) dargelegten Interpretation läßt sich auch hier die Formulierung „Beiname + heiße ich“ als Selbstprädikation des ikonographisch repräsentierten Gottes verstehen, wobei zu erwägen ist, daß in Ari ein Odinsname vorliegen kann. Als Odinsname belegt sind das Simplex in der Form džrn 493 – es handelt sich um einen Ereignisnamen, der auf Odins Verwandlung in einen Adler494 beim Transport des gestohlenen Dichtermets anspielt495 – und Komposita, zum Beispiel Arnhdžfði.496 2.12.2 IK 58 Fünen (I)-C, IK 300 Maglemose (III)-C und IK 142 Raum Randers-C In einer ebenfalls an Bugge anknüpfenden Betrachtung wurden gleichartig angeordnete Runensequenzen von IK 58 Fünen (I)-C (IK-Lesung: ho£uaR497), IK 300 Maglemose (III)-C (IK-Lesung: ho.R), IK 142 Raum Randers-C (IK-Lesung: £Rahs$wia) zusammengestellt.498 Die drei Brakteaten gehören zur Formularfamilie C2.499 Die Sequenzen stehen jeweils zwischen Kopf und Vorderlauf des Pferdes. Der direkte Vergleich und die genaue graphische Untersuchung erweisen, daß es sich nicht um isolierte Sequenzen mit zufälligen Ähnlichkeiten, sondern um drei Abwandlungen eines Konzepts handelt.
491 492 493 494 495 496 497 498 499
Peterson 2007, S. 24 s. v. Ari. Müller 1970,1, S. 37 f. Falk 1924, S. 34, Nr. 169. Vergleiche Ynglinga saga Kap. 7. Vergleiche Snorra Edda und Skalden; siehe de Vries 1956–1957, Bd. 2, § 386– 389, S. 66–71. Falk 1924, S. 3, Nr. 3. Mit der Bemerkung: „I,3: eine Lesung r ist nicht auszuschließen.“ Nowak 2003, S. 279–282. Siehe Axboe in diesem Bd. S. 291 ff. Pesch 2007,1, S. 152–157, besonders 155 f.
470
Klaus Düwel D und Sean n Nowak
Abb. 12c. IK 58 Fünen (I)-C (2:1)
A Abb. 12d. IK 300 3 Maglemose (III)-C (2:1)
Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten
471
Abb. 12e. IK 142 Raum Randers-C (3:1)
Die IK-Lesung führt zu keiner geeigneten Interpretation der Sequenz auf IK 142. Der Vergleich mit der entsprechenden Sequenz auf IK 58 zeigt, daß Runenvarianten mit Verdopplungen (£h und £o) und somit insgesamt nur fünf (und nicht sieben) Zeichen vorliegen, die nicht von links nach rechts, sondern von rechts nach links gelesen werden müssen. Die erste Rune wird als h-Rune nur erkannt, wenn die Bildkontur, an die sie anstößt, zugleich als Bestandteil der Inschrift gesehen wird. Die zweite Rune, £o, ist auffällig, wird aber durch die analoge Rune von IK 58 gestützt. Die dritte, h, ist ganz regelgerecht. Die vierte, a, ist eine Wenderune, deren Vorkommen aber keineswegs ungewöhnlich ist. Die fünfte, £R, ist im Vergleich zu der analogen Rune von IK 58 reduziert, wird aber von dieser bestätigt.
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Klaus Düwel und Sean Nowak
Die Schwierigkeit bei der Sequenz von IK 58 besteht bei isolierter Betrachtung darin, zu entscheiden, ob die dritte Rune als u-Rune500 oder als r-Rune501 transliteriert werden soll.502 Eine Transkription houaR läßt sich mit einem überlieferten Odinsnamen vergleichen (altnordisch Hór, Hár < urnordisch hauhaR). Und nur houaR läßt sich mit hǀhaR vereinbaren, der Transkription, die sich für die Sequenz von IK 142 Raum Randers-C ergibt, wenn die Verdopplung einiger Runenkomponenten und vor allem die Linksläufigkeit der Sequenz berücksichtigt werden. Schon Bugge schlägt für IK 142 die Lesung hohaR vor.503 Auch Seebold führt die Sequenz als „ein entstelltes hohaz“ an.504 Die Tabelle auf S. 473 soll den Vergleich anschaulich machen.505 Eine einheitliche Interpretation der ersichtlich auf ein gemeinsames Konzept zurückgehenden Sequenzen von IK 142 und IK 58 ist graphisch nur über £h£oha£R ~ ho£uaR, sprachlich nur über hǀhaR ~ houaR zu erreichen. Somit erklären sich die Inschriften von IK 58 und IK 142 gegenseitig. Eine Transliteration £Rahs$wia (IK 58) und eine Deutung ho£uaR : hǀraR (IK 142) sind theoretisch denkbar, aber im Hinblick auf die ersichtliche Konzeptzusammengehörigkeit der Sequenzen ausgeschlossen. Die Sequenz ho.R auf IK 300 Maglemose (III)-C läßt sich im Rahmen dieses Vergleichs von drei „Variationen“ am ehesten als Abkürzung verstehen.506
500 501
502
503 504 505 506
Jacobsen / Moltke 1941–1942, S. 523; so auch Moltke 1985, S. 109. KJ, S. 255; Krause 1971, Nr. 28. Antonsen 1975, S. 62; 1986, S. 328: „Der Name Hǀraz ist die genaue germanische Entsprechung des lat. cƗrus und ist das männliche Gegenstück zu nhd. Hure“; vergleiche 1995, S. 133 f.; 2002, S. 64; Seebold 1991,1, S. 466; Looijenga 1995, S. 95 f. Vergleiche dazu Düwel bei Hauck 1998,2, S. 317 f.: Hauck bestimmt hier ho£uaR aus dem darstellerischen Kontext. Beck 2001, S. 67, versteht horaz als „einen Beinamen des Balder-Pferdes: das Geschätzte, Geliebte“ – eine Deutung, der sich Heizmann (2001, S. 338) anschließt. In der Inschrift von IK 58 Fünen (I)-C (I: ho"uaR II: laþuaaduaaalii"u× III: al"u) sind lediglich der Name ho"uaR sowie die absolut stehenden Wörter laþu und al"u hinlänglich klar zu erkennen; eine syntaktische Einbindung läßt sich nicht ausmachen. Damit handelt es sich nicht um eine semantisch lesbare Inschrift in unserem Sinn. Heizmann (2001, S. 328 ff.) präsentiert einen Deutungsversuch, bei dem er die Runenfolge nach laþu, rein vokalisch gelesen, als „Zeugnis der Vogelsprache“ bezeichnet. Bugge 1905, S. 294. Seebold 1991,1, S. 466. Vergleiche auch Nowak 2003, S. 279 ff. Nowak 2003, S. 304 f.
Die semantisch lesbaren Inschriften auf Goldbrakteaten
IK 142 der IK-Lesung zugrundeliegende Segmentierung
473
IK 58
Segmentierung analog zu IK 58
unstrittige Segmentierung
rechtsläufige Lesung
linksläufige Lesung
IK-Lesung £Rahs$wia
korrigierte Lesung IK-Lesung alternative Lesung £h£oha£R ho£uaR ho"raR
–
hǀhaR
houaR
hǀraR
Wenn die Zusammengehörigkeit einmal erkannt wurde, ist es methodisch nicht mehr gerechtfertigt, für die verschiedenen Realisierungen des Konzepts isolierte Deutungsansätze zu verfolgen. Im vorliegenden Fall erlaubt von den bisher in der Forschung gemachten Vorschlägen nur die Verknüpfung mit dem altnordisch in der Form Hár überlieferten Odinsnamen eine einheitliche Deutung.507 Im Zusammenhang der Brakteatenüberlieferung hat die Lesung von IK 58 Fünen (I)-C mit u den Vorzug, daß sie einen sinnvollen und durch analoge Beispiele gestützten Zugang zur Gesamtinterpretation bietet.
507
In die Formularfamilie C2 gehören auch IK 75,1 Hesselagergårds Skov bzw. Fredskov-C, IK 75,2 Hesselager-C und IK 75,3 Südfünen-C mit einer an analoger Stelle befindlichen Runensequenz (IK-Lesung: lurþa), die allerdings so wenig Ähnlichkeit mit den ho. . . R-Inschriften hat, daß eine Zusammengehörigkeit kaum wahrscheinlich gemacht werden kann (Nowak 2003, S. 279). – Die ebenfalls zur Formularfamilie C2 gehörenden drei Brakteaten IK 163 Skonager (III)-C überliefern mit der Sequenz niuwila ein ganz anderes Inschriftenkonzept. Vergleiche Pesch 2007,1, S. 341: „Unterschiedliche Inschriften existieren innerhalb der Formularfamilien […]. Handelt es sich dabei um jeweils verschiedene, aber sinnvoll lesbare Inschriften, dann sind diese als bewußte Variationen, als gewollte Veränderungen der ursprünglichen Konzeption anzusprechen.“ Aus philologischer Sicht wäre zu formulieren: Den Inschriften liegen dann unterschiedliche Konzepte zugrunde.
Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde RGA-E-Band 40 – Seiten 475–523 © De Gruyter 2011 • Berlin • New York
Buchstabenmagie und Alphabetzauber Zu den Inschriften der Goldbrakteaten und ihrer Funktion als Amulette1 KLAUS DÜWEL Vorbemerkung, S. 475. – I. Von der Kapitalislegende zur Runeninschrift, S. 478. – II. Zur Funktion von Goldmedaillons und Brakteaten, S. 488. – III. Zum spätantiken Hintergrund des Amulettwesens in Theorie und Praxis, S. 502. – IV. Ein struktureller Vergleich der Bilderegeln spätantiker Zauberinschriften und völkerwanderungszeitlicher Runenbrakteaten, S. 512.
Vorbemerkung Die wissenschaftliche Erforschung der Brakteaten und ihrer Inschriften begann 1855 mit dem Beitrag Om guldbracteaterne og bracteaternes tidligste brug som mynt von Christian Jürgensen Thomsen in den Annaler for nordisk oldkyndighed og historie.2 Darin handelt er u.a. über die Frage ‘Was bedeuten die Inschriften und Darstellungen der Brakteaten?’ Er 1
2
Es handelt sich im folgenden um einen vorbereitenden Beitrag zu einer ursprünglich geplanten Gesamtdarstellung der Inschriften auf Goldbrakteaten für die Brakteaten-Edition. Das im IK zur Kennzeichnung unsicherer Fundorte benutzte ‘?’ wird im Text weggelassen. Verschiedene Fassungen habe ich 1986 und 1987 in Münster, Wien, München, Göttingen und Kopenhagen zur Diskussion gestellt. Anführungen aus der skandinavischen Forschungsliteratur habe ich hier übersetzt. Karl Hauck danke ich für eine förderliche Durchsicht des Manuskriptes, Morten Axboe für eine intensive Diskussion des ersten Abschnittes. Thomsen 1855; die ausgehobenen Stellen finden sich S. 271 f. +[Vorausgegangen war Wilhelm Grimm, dessen Manuskript zu Goldbrakteaten von 1821 erst in den 80er Jahren des 20. Jhs. wiedergefunden wurde, vgl. dazu Seelow 1986 und Axboe / Düwel / Heizmann / Nowak / Pesch 2006 sowie den Neudruck von W. Grimm, Ueber deutsche Runen, 2009, S. 509–538.]
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bemerkte Anklänge an römische und byzantinische Schrift, sogar an orientalische Schriftarten; in anderen Fällen sah er ein Zeichen so oft wiederholt, daß es schien, als ob man Buchstaben nachgeahmt habe, ohne damit einen bestimmten Begriff auszudrücken. Unter Hinweis auf die Brakteaten von IK 377,1 Raum Vadstena und IK 153 Schonen II stellte Thomsen bereits fest: „Die mystische Bedeutung, die man in der Antike Buchstaben und Alphabetreihen zulegte, zeigt sich auch auf den Brakteaten.“ Entsprechend dem Stand der {71}runologischen Forschung zu seiner Zeit sah Thomsen in den Inschriften angelsächsische Runen. „Ihre zufriedenstellende Erklärung gehört mittlerweile zu den Aufgaben, die noch nicht vollständig gelöst sind.“ Diese Feststellung gilt nach mehr als 150 Jahren genauso. Thomsen hatte sowohl die buchstaben- und alphabetmystische Forschungsrichtung vorgezeichnet, als auch mit dem Stichwort ‘nachahmen’ (efterligne) den Komplex ‘barbarische Nachahmung’,3 Imitation, berührt. Die zuerst genannte Richtung ist gelegentlich aufgegriffen worden, hat aber erst durch Magnus Olsens Abhandlung Om troldruner (1916) mit der Betonung des Magischen4 breitere Resonanz gefunden. Obwohl einige Versuche unternommen wurden, Beziehungen von Runeninschriften einschließlich solcher auf Brakteaten zu spätantiker Buchstabenmystik herzustellen – so vor allem von Sigurd Agrell5 –, kam es bisher nicht zu einem strukturellen Vergleich. Vielmehr setzte sich die Auffassung durch, nicht wenige Brakteateninschriften mit Runen seien Kopien oder Kopien von Kopien, die dadurch entstellt (forvansket) wurden, daß man die Zeichen nachgeahmt habe, ohne an den sprachlichen Inhalt zu denken, weshalb die Deutung solcher entstellter Inschriften so oft unmöglich sei.6 Da Sophus Bugge aber grundsätzlich von der Deutbarkeit vieler Brakteateninschriften aufgrund ihrer sprachlichen Übereinstimmung mit
3 4
5 6
Berghaus 1976, S. 48 f. Vgl. dazu ausführlich: Nielsen 1985; zu den verschiedenen Drucken von Olsens Abhandlung vgl. dort Anm. 27. Nach Karl Martin Nielsens Forschungsübersicht sind folgende einschlägige, für eine magische Auffassung von Runen und Runeninschriften argumentierende Arbeiten erschienen: Flowers 1986; Seebold 1986. Zum Phänomen des Glaubens an die Macht der Schrift speziell bei Brakteateninschriften s. Müller 1986,1, bes. S. 467. Agrell 1931, bes. S. 262–264. Bugge 1905, S. 306; vgl. von Grienberger 1908, S. 375 f. Bereits Stephens (1866– 1901, I, S. XXXVI) sprach von „half a dozen of the Bracteates to be not yet redd (perhaps some of these are half barbarous copies of copies, and never will be redd )“ und entschiedener (II, S. 506): „Now should we say that the Bracteates are merely and only imitations of imitations of the Romanized Pendants ...“.
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anderen urnordischen Runeninschriften überzeugt war,7 legte er in zwei großen runologischen Arbeiten Erklärungen zu insgesamt 69 Runeninschriften auf {72}Brakteaten vor.8 „Die Sicherheit der von Bugge gewonnenen Ergebnisse zu bewähren ist der Zeit und weiterer Forschung vorbehalten.“9 Viele Deutungen wurden aufgegeben, andere blieben umstritten. Besonders in der dänischen Forschung zeigt sich ein kritischer (vgl. Bæksted 1952), z.T. hyperkritischer Standpunkt vor allem bei Erik Moltke. Schon im Artikel Brakteater (Jacobsen / Moltke 1942, Sp. 790–793) wird das deutlich, tritt aber besonders in Runes and their Origin (1985) hervor. The number of such bracteates of Danish origin ... is getting on for a hundred: but only a mere five or six of them have intelligible inscriptions. All the rest have more or less corrupt sequences, often mixed with symbols that are not runes at all. Sometimes it is possible to trace their gibberish back to an intelligible exemplar.10
Den Grund sieht Moltke in folgendem: With perhaps an odd exception here and there, metal-workers were illiterate. They had to follow a copy provided by someone who knew runes or an exemplar provided by the customer.11
Philologen, die sich mit diesen Inschriften befassen, verhöhnt Moltke als Dr. Dryasdust, ihre Interpretationsbemühungen karikiert er als „clamjamphrie“ etc.12 Treffen diese Charakterisierungen zu? Handelt es sich bei den Inschriften auf Brakteaten nur um korrupte Texte, um bedeutungslose Buchstabenkombinationen? Und ist die Frage nach der Verstehbarkeit der Inschriften überhaupt angemessen?
7 8
9 10 11
12
Bugge 1905, S. 306, 308. Bugge 1891–1903 und Ders. 1905. Vgl. von Grienberger 1908, S. 375. Die Zahlenangaben beziehen sich auf die Zählung bei Stephens 1866–1901, I, S. XXXIV–XXXVI (77); II, S. 514 (71), S. 519–564 (70); III, S. 227–250 (82); IV, S. 71–84 (107). von Grienberger 1908, S. 376. Moltke 1985, S. 113. Moltke 1985, S. 114. Im einzelnen führt Moltke dazu weiter aus: „They did their best but the results show it was seldom good enough: it was not easy to copy those funny signs ... And so it could happen that when the next customer came along and wanted runes on his amulet, the jeweller saved a fee to the rune-master and copied his own bastard transcript of an original (or maybe a transcript of a transcript). We see the outcome in the overwhelming proportion of meaningless bracteate inscriptions.“ Moltke 1985, S. 113.
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Ich will in vier Schritten zu antworten versuchen, indem ich 1. den Adaptierungsprozeß von der Kapitalislegende der Goldmedaillons zu den Runeninschriften der Brakteaten, 2. die Funktion von Goldmedaillons und Brakteaten behandele, 3. den spätantiken Hintergrund des Amulettwesens in Theorie und Praxis andeute und 4. Überlegungen anstelle zu einem strukturellen Vergleich der Bilderegeln spätantiker Zauberinschriften und völkerwanderungszeitlicher Runenbrakteaten. Die Abfolge der einzelnen Schritte ergab sich aus folgenden Überlegungen. Zuerst war zu fragen, welche Beziehungen zwischen authentischen Multiplalegenden, den Inschriften der Medaillonimitationen und den Runenbrakteaten vorliegen und ob sich da Entwicklungslinien aufzeigen lassen. Unabhängig davon ging es mir um die Frage, ob außerhalb von Bild und Schrift Münzen, Medaillons und {73}Brakteaten Merkmale aufweisen, die sie als Amulette zu bezeichnen ermöglichen. Da diese Frage nicht zu gesicherten Kriterien führt, mußte in einem weiteren Schritt auf die Inschriften selbst eingegangen werden. Um die Runeninschriften der Brakteaten aus ihrer Isolation zu lösen, schien es mir angemessen, den spätantiken Verständnishorizont anzudeuten, in dem das Amulettwesen in Theorie und Praxis eingebettet war. Dieser Schritt schien um so notwendiger, da ja die unmittelbaren Vorbilder der Brakteaten in den römischen Kaisermedaillons liegen. Auf diesem Hintergrund konnte dann ein struktureller Vergleich der Brakteateninschriften mit den Bilderegeln spätantiker Zauberinschriften erfolgen.
I. Von der Kapitalislegende zur Runeninschrift In runologischen Werken werden viele Brakteaten vom Typ C berücksichtigt, von den Medaillonimitationen kommt nur IK 181 Svarteborg vor. Deutlich niedriger ist auch die Anzahl der behandelten Exemplare vom Typ A und B. Kaum einmal werden die Kapitalisinschriften oder die Mischungen von Kapitaliselementen mit runenähnlichen Zeichen oder mit korrekten Runen diskutiert. Dies soll im folgenden in Kenntnis des gesamten Inschriftenmaterials geschehen, das nun abgeschlossen ediert vorliegt (IK 1–3). Die hier gewählte Abfolge der einzelnen Typen darf keineswegs im Sinne einer chronologischen Reihe verstanden werden, auch wenn vereinzelt ein Hinweis auf Probleme der Chronologie erfolgt. Wohl aber könnten
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die folgenden Beobachtungen in dem einen oder anderen Fall Stütze oder Widerspruch für chronologische Argumente bedeuten, die aus einer anderen Beobachtungsperspektive gewonnen sind. Schriftgeschichtlich gesehen ist der Ausgangspunkt die Kapitalis, das Ziel die Runenschrift, Häufigkeit beider, Arten ihrer Mischung werden auf die einzelnen Brakteatentypen bezogen, ohne daß damit die Vorstellung einer wie auch immer verstandenen Entwicklung verbunden sein soll. Römische Goldmedaillons (genauer: Multipla) aus dem 4. Jahrhundert und ihre barbarischen Nachahmungen gelten seit Beginn der Brakteatenforschung als Vorbilder der nordischen Goldbrakteaten.13 Insbesondere spielen dabei die in Skandinavien gefundenen 7 Multipla14 und die insgesamt 17 Medaillonimitationen eine Rolle.15 Alle Originale haben auf der Vorder- und Rückseite eine Legende; z.B. Vestre Hauge, Av.: D(ominus) N(oster) VALENTINI-ANVS P(ius) F(elix) AVG(ustus); Rv.: GLORIA REI PVBLICAE; im Schild: VOT V MVLT X {74}(Vota quinque multos decem); im Abschnitt: S M T R (Sacra moneta Treverorum: 367–375) oder der Neufund von Gudme I, Av.: CONSTANS AVGVSTVS, Rv.: VICTORIAE DD (Domini) NN (Nostri) AVGG (Augusti); im Kranz: VOT X MVLT XX; im Abschnitt: TR (Trier: 347–348).16 Von den 17 Medaillonimitationen haben 3 keinerlei Inschrift, eine weist nur eine Swastika auf,17 die übrigen 13 Exemplare tragen Inschriften. Unberücksichtigt bleibt die korrekte Kapitalisinschrift von IK 268 Haram (Av.: D N CONSTANTIVS P F AVG; die Rückseite zeigt nur Restbefunde einer Inschrift, die gleichfalls mit dem Augustustitel schloß18), sind doch die beiden zusammengelöteten Goldscheiben lediglich mechanische Kopien römischer Münzen (vgl. IK 268 und die dort angegebene Literatur). Die restlichen Exemplare verteilen sich folgendermaßen: 13 14 15
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Thomsen 1855, S. 265 f. Zuletzt: IK 1,1, S. 11 u.ö. Mackeprang 1952, Nr. 1–6, S. 106 f. Dazu kommt jetzt der Neufund aus Gudme (vgl. hier Anm. 16). Vgl. Mackeprang 1952, Nr. 7–17, S. 107–111. Vollständige Erfassung in IK l (Text) Nr. 3; 14; 85; 86; 107; 124; 126; 181; 193 und IK 2 (Text) Nr. 256; 262; 263, 268; 286,1.3.4; 351. Dazu jeweils der Tafelband. Anne Kromann danke ich für ausführliche Informationen, vgl. vorerst: Kromann 1985, S. 38, Nr. 36; und Dies. 1987, Nr. 36. Inschriftenlos: IK 262 Gundsømagle Holme, ferner IK 286,3.4 Havor. Bei diesen beiden Stücken war der Schrötling zu klein für den Model, so daß deswegen die bei IK 286,1 Kälder vorhandene Inschrift fehlt. Swastika: IK 86 Inderøy. Müller 1986,1, S. 465 f. hat 7 Abstufungen von korrekter Kapitalis bis zum Übergang zu runenartigen Formen und zur Vermischung mit Runen klassifiziert, auf die ich im folgenden jeweils verweise, hier S. 465:1.
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1. Kapitalisimitationen bieten 10 Stücke. Typische Merkmale sind: liegende und gestürzte Buchstaben, formal veränderte Buchstaben, z.B. eckige Zgegenüber runder S-Form, Wiederholung und Mehrfachsetzung der/(des)selben Buchstaben(s), gegenläufige Buchstabenführung, Buchstaben mit Verzierungen bis hin zu ornamentalen Bildungen.19 Auch Fremdzeichen kommen vor (IK 14 Aneby, Rv.). In der Anordnung der Inschriftenteile bleibt die umlaufende Aufschrift erhalten, häufig ist auf dem Avers eine Abschnittslegende – ursprünglich die Angabe der Prägestätte enthaltend – vorhanden. Nur vereinzelt scheinen einmal Buchstaben an anderer Stelle gesetzt (IK 14 Aneby, Rv.) oder zwei Inschriften umlaufend ausgeführt (IK 107 Lilla Jored). In allen diesen Fällen ist das Vorbild der Multiplalegenden bestimmend, gelegentlich läßt sich auch noch ein Name wie CONSTANS rekonstruieren, vgl. IK 256 Godøy und IK 263 Gunheim.20 Durchgehend werden diese Inschriften als Entstellungen authentischer Legenden betrachtet. Diesem Eindruck kann man sich kaum entziehen. Würde man jedoch den breiten Überlieferungsbestand von originalen Multipla nicht ständig als Vergleichsmaterial haben, dann ließe sich fragen: Zeigen sich eigene Intentionen in der Wiederholung bestimmter Buchstaben und Formelemente, die bis zu a) symmetrisch gebauten Folgen und b) Palindromen auf der einen, aber auch zu c) Vokalketten und d) Konsonantenreihen auf der anderen Seite führen können? {75}Beispiele:
a) IK 351 Raum Sundsvall, Av. b) IK 286,1 Kälder, Rv. IK 286,1 Kälder, Av.) c) IK 14 Aneby, Av.) d) IK 85 Hove, Rv.) Mir ist klar, daß ein Nachweis dafür kaum zu erbringen sein wird, zumal eine Folge von Kapitalis T mit liegenden und gestürzten Buchstaben durchaus den optischen Eindruck einer regelmäßigen Folge wie in der authentischen Inschrift machen kann. Dennoch plädiere ich für eine Trennung zwischen Legenden, die Originales zu imitieren suchen, und Inschriften, die neue Gestaltungen aufweisen. Merkmale der Gruppe I wären: Rekonstruktions19 20
Müller 1986,1, S. 466:5. Müller 1986,1, S. 466:4.
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möglichkeit ursprünglicher Namen und Formeln, relative Nähe der Zeichen zur Kapitalis, Buchstabenwechsel, etwa IK 3 Åk, IK 107 Lilla Jored, IK 126 Midtmjelde, IK 193 Tunalund, IK 256 Godøy (Teile), IK 263 Gunheim. Entsprechend gehören Inschriften, die diese Merkmale nicht zeigen, aber Tendenzen zur Buchstabenwiederholung und -reihung, zur Ornamentalisierung von Schriftzeichen und zur Berücksichtigung von Fremdzeichen aufweisen, in die Gruppe II: IK 14 Aneby, IK 85 Hove, IK 124 Mauland (Rv.), IK 256 Godøy (Teile), IK 286,1 Kälder, IK 181 Svarteborg (Rv.), IK 351 Raum Sundsvall. Im einzelnen mag eine Zuordnung kontrovers sein, etwa bei IK 286,1 Kälder mit den reinen Kapitalisformen.21 2. Mischung aus Kapitalis bzw. Kapitalisimitationen, runenähnlichen Zeichen und Runen.22 Es gibt nur ein Beispiel: IK 124 Mauland (Av.). Um die Männerbüste in der Kaiserbildnachfolge läuft, wohl von außen zu lesen: Könnte man die Eibenrune § vielleicht noch für ein verderbtes Z halten, so ist die d-Rune eindeutig, da eine formale Ähnlichkeit mit einem Kapitaliselement nicht vorliegt. 3. Reine Runeninschrift. Das einzige Beispiel bietet der Avers von IK 181 Svarteborg mit der Runenfolge ssigaduR. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Funktionsnamen S(i)siga(n)duR ‘Zauberer des sisu’ (des Totenzaubers?).23 Möglicherweise steht damit die fünffache S-Folge auf der Rückseite in Verbindung, {76}und vielleicht liegt eine Beziehung Bild-Text vor.24 Für die Gruppe der Medaillonimitationen beträgt der Anteil der mit Inschrift versehenen Stücke 76,5%.25 Das zeigt, eine wie gewichtige Rolle Schrift im Aneignungsprozeß der Vorbilder gespielt hat. 21 22 23
24 25
Müller 1986,1, S. 466:3. Müller 1986,1, S. 466:6.7. Düwel / Müller / Hauck 1975, S. 155; s. a. IK 181. +[Zu Svarteborg s. ausführlich Düwel 2005,4. Neudeutung von Wagner 2009: Zum Verbum altnord. síga ‚sinken‘ ein tu-Abstraktum *sig-ai-du-z, das bereits urnord. zu sigaduR wird (Verdoppelung des s- zur Erreichung der Anzahl einer ætt in der Runenreihe). „Es bedeutet als Nomen actionis ‘das Fallen, das Sinken’, als Nomen agentis ‘der Fallende, Sinkende’“, bezogen auf das liegende Haupt auf dem Revers, das dem Motivkreis ‘der sterbende Gott’ zugeordnet wird.] Müller 1988, S. 124 f. +[in diesem Band S. 333 ff.]. Der prozentuale Anteil läge noch höher (88,2), wenn bei den beiden Havor Exemplaren (IK 286,3.4) die auf dem Model befindliche Inschrift (vgl. IK 286,1 Kälder) mit auf den Schrötling gekommen wäre (vgl. hier Anm. 17).
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An dieser Stelle ist ein Problem anzusprechen: Wie steht es um die Provenienz dieser Medaillonimitationen? Sind es barbarische Nachahmungen, die aus dem Donauraum in den Norden kamen, oder handelt es sich um Herstellungen in Skandinavien selbst? András Alföldi hat als erster auf die Bedeutung der Donaulande für die Nachahmung römischer Goldmedaillons aufmerksam gemacht. Die meisten Goldstücke des 4. Jahrhunderts seien entweder durch einen Henkel oder ein Loch zum Tragen hergerichtet gewesen. „Die Mode drang auch nach dem skandinavischen Norden“, – im folgenden zitiert Alföldi R. Zahn – „‘und die Landsleute, die keine Gelegenheit gehabt, sich in der Ferne solche Zier zu erwerben, liessen sich von einheimischen Goldschmieden Ersatzstücke fertigen, deren viele aus nordischen Funden noch erhalten sind.’“26 Ältere Forschungen resümierend, bemerkt Mogens Mackeprang, es sei schwierig wenn nicht unmöglich, die Frage nach der Provenienz der Imitationen zu beantworten. Da jedoch derartige Medaillonkopien fast ausschließlich in Skandinavien gefunden würden, scheine an und für sich die Annahme nicht unwahrscheinlich, daß ein Teil von ihnen dort hergestellt worden sei.27 Peter Berghaus erwähnt die in Skandinavien gelegentlich vorkommenden stilisierten Nachahmungen eines bestimmten Medaillontyps, „deren Entstehung im Norden jedoch nicht nachgewiesen werden kann“.28 Zur gleichen Zeit bemerkt Joan Fagerlie zum Ursprung von Honorius-Imitationen (Nr. 22–28 ihres Katalogs): Some of the bungled letters on these and other imitations resemble Runic {77}characters and, because of the close die linkage and their provenance, a Scandinavian origin must be considered.29
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Alföldi 1929–30 (ersch. 1933), S. 13 unter Berufung (Anm. 26) auf R. Zahn (Amtliche Berichte aus der Königlichen Kunstsammlung 38, 1916) S. 41. Die beiden vorausgehenden Studien unter dem gleichen Titel erschienen in derselben Zeitschrift: Alföldi 1926 (ersch. 1928) und Ders. 1927–28 (ersch. 1931). Mackeprang 1952, S. 21. Weiter heißt es (S. 21 f. mit Verweis auf Holger Arbman, Fynd och föremål i svenska museer, in: Fornvännen 31, 1936, S. 58 f.) zu IK 14 Aneby, daß einzelne Exemplare als nordische Arbeiten betrachtet werden. Berghaus / Schneider 1967, S. 14. Siehe Berghaus 1976, S. 48: „In Skandinavien und Osteuropa begegnen B(arbarische) N(achahmungen) spätrömischer Goldmedaillons ... des 4. und 5. Jahrhunderts...“. Fagerlie 1967, S. 10 Anm. 13. Es handelt sich hier allerdings um Solidiimitationen. An anderer Stelle (S. 79 f.) formuliert sie zurückhaltender: ,,Their origin and the identification of their manufacturers must remain unknown until a corpus of comparable pieces with provenances is made.“ Inzwischen liegt ein Nachtrag zu Fagerlie
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Wenn von numismatischer Sicht aus keine eindeutigen Aussagen zur Provenienz erfolgen können (nicht zuletzt, weil ja auch die Angabe der Prägestätte auf den Imitationen entstellt und daher gewollt nicht identifizierbar ist oder überhaupt fehlt), so wäre von den Inschriften her vielleicht ein erster Zugang erreichbar. Entscheidend ist dabei die Verwendung von Runen. Runen können im 4. Jahrhundert im Donauraum vorkommen, wie die gotischen Runeninschriften zeigen.30 Jedoch findet sich unter den donauländischen Imitationen (vgl. Alföldi wie Anm. 26), soweit aus Beschreibungen und Photos erkennbar, keine einzige, die runische Elemente aufweist. Im Grenzgebiet zum römischen Imperium hat offenbar die Kapitalis samt deren Imitationen die Nachahmungen von Legenden bestimmt. Anders dagegen bei den Medaillonimitationen des Nordens, bei denen eindeutig Runenzeichen und -sequenzen und runenähnliche Zeichen vorkommen. Ich gebe zu erwägen, für diese Stücke – es sind nur zwei – eine skandinavische Herkunft anzunehmen. Vor allem ein sprachliches Argument ist dabei ausschlaggebend: ssigaduR auf Svarteborg gehört nach meiner Deutung in den nordischen, nicht aber den ostgermanischen/ gotischen Sprachenkreis (vgl. Anm. 23 und 24). Dazu könnten vielleicht noch die Exemplare gezählt werden, für die ich mit neuen Gestaltungstendenzen in den Inschriften rechne. Die möglicherweise in Skandinavien gefertigte Gruppe von Medaillonimitationen verteilt sich damit auf: Südschweden (Gotland: IK 286,1 Kälder31), Mittelschweden (Bohuslän: IK 181 Svarteborg; Småland: IK 14 Aneby; Medelpad: IK 351 Raum Sundsvall), Südnorwegen (Sogn og Fjordane: IK 85 Hove; Rogaland: IK 124 Mauland) und Westnorwegen (Sunnmøre: IK 256 Godøy, für Teile der Legende). Freilich ist diese Verbreitung im Vergleich mit den verbleibenden Medaillonimitationen nicht aussagekräftig. Die M- und A-Amulette sind so eng miteinander verwandt, daß sie als einheitliche Gruppe in zwei aufeinander folgenden Zeitstufen verstanden werden können.32
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vor: Westmark 1983. Bemerkenswert ist darunter eine Solidusimitation aus Gotland (Nr. 11), in deren Legende (Av. und Rv.) zumindest eine Rune auftaucht. Vgl. Krause / Jankuhn 1966, Nr. 41. Ferner Krause 1969 +[s. Looijenga 2003, S. 171–174]. Morten Axboe teilt mir brieflich mit, die Stücke IK 286,1–4 seien zweifellos auf Gotland hergestellt, wie überhaupt die Medaillonimitationen aus Skandinavien stammen können. IK 1,1, S. 73. Morten Axboe führt brieflich aus: Die Medaillonimitationen beginnen eindeutig am Ende der jüngeren Römerzeit; wie lange sie hergestellt werden, wissen wir nicht. Die A-Brakteaten können dagegen nicht in die jüngere Römerzeit zurückgeführt werden (mit Ausnahme vielleicht von IK 240 Erin, bei dem aber die
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Den 17 Medaillonimitationen stehen mit den A-Brakteaten 85 Exemplare 33 {78}gegenüber, von denen 47 (55%) Inschriften tragen. Das Verhältnis zwischen Inschriften, in denen Kapitaliselemente vorherrschen oder noch vorhanden sind, und reinen Runeninschriften beträgt 1,6 : 1, in absoluten Zahlen 29 : 18. Bei diesen Stücken handelt es sich um einheimische Pressungen, bei denen der Anteil der Runen sich noch vergrößert, wenn man die Runen und runenähnlichen Zeichen auf Exemplaren mit Kapitalis einbezieht. Von der Kapitalis zu den Runen führend ergibt sich folgende Gruppierung: 1. Kapitalis bzw. Kapitalisimitationen: IK 240 Erin:34 PAVNES DNVAE;35 IK 282 Hov; IK 354 Torpsgård; IK 47,1 Elmelund und IK 47,2 Broholm/ Oure mit rekonstruierbarem authentischen Text; IK 183 Tjurkö III; IK 246 Frejlev; IK 346 Strangegården. 2. Kapitalisimitationen mit Symbolen (IK 302 Meckenheim) bzw. mit runenähnlichen Zeichen in wachsender Zahl (IK 326 Schonen VII; IK 323 St. Giles’ Field; IK 239 Elstertrebnitz; IK 345 Store Salte; IK 360 UFo; IK 254 Geltorf I). Im Einzelfall (IK 329 Seeland III) kann kaum zwischen Kapitalisimitation und Rune geschieden werden. Eine Mischung aus Kapitalis bzw. Kapitalisimitationen, unbestimmbaren Zeichen und Runen findet sich auf IK 295 Lundeborg.
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Fundverhältnisse unklar und das Stück selbst untypisch sind) +[man vgl. dazu die Nachschrift]. Die Angaben zu den Gesamtzahlen basieren auf Teil A, IV. Anhang 3 in IK 3. + [Die genannten Zahlen repräsentieren den Forschungsstand von 1988. Zum derzeitigen Stand s. Axboe in diesem Band S. 896.] Vgl. frühere Zusammenstellungen in IK 1,1, S. 71; und von Padberg 1978, S. 347 Tabelle. In dieser Zusammenstellung ist auch die Zahl der jeweiligen Runenbrakteaten innerhalb der einzelnen Typen sowie ihr Prozentanteil bezogen auf die Gesamtzahl der Brakteaten eines Typs erfaßt. Meine Zahlen- und Prozentangaben beziehen sich auf beschriftete Brakteaten generell. In Ergänzung zu IK 240 Erin verweise ich auf Berghaus’ Kommentar: „Die Legende, verkürzt und entstellt zugleich, ist offensichtlich aus der Legende DNVALEN-SPFAVG der für Kaiser Valens (364–378) ... geprägten Solidi abzuleiten.“ Berghaus 1970, S. 69. Müller 1986,1, S. 465:2.
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3. Kapitalisimitationen mit Runen: a) in ungeordneter Folge: IK 384 Vindum Stenhuse: N I C 1l × × × l l l þ I I P l l .l ×;36 b) in geordneter Folge: IK 41,1 Darum II und IK 41,2 Skonager I (vgl. IK 145 Revsgård/ Allerslev) mit je zwei Runenkomplexen, die Kapitalisimitationen fortsetzen. 4. Runen, wobei sich Übergänge beobachten lassen: a) runenähnliche Zeichen: IK 358 Ullerup Mark; b) runenähnliche Zeichen und Runen (IK 225 Broholm I, IK 312,l Overhornbæk II und IK 312,2 Raum Vendsyssel); c) korrekte Runen, insgesamt 12 Belege, darunter so eindeutige und wichtige Fälle wie IK 24 Bjørnerud alu und IK 189 Raum Trollhättan tawo laþodu ‘Ich nehme die Einladung (Zitation) vor’ sowie IK 374 Undley. Wenn die hier vorgestellte Gruppierung richtig erfaßt ist, dann geht der Weg von der Kapitalis-Nähe über Imitation mit der Aufnahme von Symbolen, {79}unbestimmbaren und runenähnlichen Zeichen hin zu korrekten Runenfolgen und -inschriften. Beispielhaft kann das im großen an den zusammen gefundenen Brakteaten von IK 254 Geltorf I und IK 255 Geltorf II gezeigt werden: I: 13 Kapitalisimitationen einschließlich runenähnlicher Zeichen und Symbole gegenüber II: lalgwu in korrekten Runen. Auch bei den A-Typen läßt sich die Unterscheidung der Gruppen I ‘Nachahmung von authentischen Legenden’ (IK 47,1 Elmelund und IK 47,2 Broholm/Oure, IK 145 Revsgård/Allerslev, IK 240 Erin, IK 282 Hov, IK 329 Seeland III, IK 345 Store Salte, IK 354 Torpsgård/Senoren) und II ‘Bemühung um eigene Formintentionen’ (IK 162,1 Skonager II und IK 162,2 Darum III, IK 225 Broholm I/Oure, IK 246 Frejlev, IK 312,1 Overhornbæk II und IK 312,2 Raum Vendsyssel, IK 326 Schonen VII, IK 346 Strangegården) weiterverfolgen. Die Anzahl der Brakteaten vom Typ B37 liegt mit 83 etwa gleich hoch wie in der A-Gruppe. Der Anteil der mit Inschriften versehenen Stücke ist 36 37
Müller 1986,1, S. 466:7. Die ältere Zuordnung zum A-Typ wird in IK 2 aufgegeben, vgl. unten Anm. 39; in der Zählung hier nicht berücksichtigt. In der gängigen relativen Brakteatenchronologie setzt der B-Typ später als die Aund C-Typen ein, so zum Beispiel Mackeprang 1952, S. 66 f.; Krause / Jankuhn 1966, S. 238; und Elisabeth Munksgaard, die die unsicheren Kriterien benennt und vorsichtig festhält: „Möglicherweise sind A und C am ältesten, B folgt ein wenig später und zuletzt D.“ Munksgaard 1978, S. 341. +[Dies der Forschungsstand von 1988; vgl. jetzt Axboe 2004,1 und 2007.]
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hier mit 39 = 47% durchaus niedriger (55%). Bemerkenswert jedoch ist das Verhältnis von Kapitalisimitationen zu reinen Runeninschriften, nämlich 13 : 26, also genau 1 : 2, damit überwiegen bei diesem Typ erstmals die runischen Inschriften. Die einzelnen Gruppen: 1. Kapitalisimitationen in wenig wechselnder Buchstabenwiederholung, vor allem C- und X-artige Kombinationen, zeigen 5 Exemplare (IK 259 Großfahner, IK 311 Oberwerschen, IK 350 Südwestdeutschland,38 IK 362 UFo/ Dänemark VIII und IK 389 Welschingen) mit einem geringen Anteil in Skandinavien gefundener Stücke (IK 362 UFo/Dänemark VIII). 2. Den Übergang von Kapitalisimitationen zu runenähnlichen Zeichen markieren IK 165 Skovsborg und IK 361 UFo, bei denen eine eindeutige Entscheidung kaum möglich ist. In diese Mischzone gehört auch IK 384 Vindum Stenhuse,39 das eine þ- und 7 l-Runen zwischen Kapitalisfolgen zeigt. 3. Auf dem Weg zu den reinen Runeninschriften liegt IK 39 Dänemark X mit einer Mischung von Kapitalisimitationen, runenähnlichen Zeichen und Runen. 4. Unter den reinen Runeninschriften begegnen bereits die Formeln alu (IK 74 Heide), laukaR (IK 166 Skrydstrup) und laþu (IK 42 Darum I) – alle drei vereint auf IK 149,1 Schonen I und IK 149,2 UFo. Zu dieser Gruppe gehören auf der einen Seite scheinbar bedeutungslose Folgen wie auf IK 129,1 Nebenstedt II und IK 129,2 Darum IV oder IK 13,1 Allesø und IK 13,2 Bolbro I und auf dem Neufund des Prachtbrakte{80}aten von IK 51,3 Gudme II-B, aber anderseits auch bemerkenswert ausgestaltete Runensequenzen wie auja alawin ... (IK 161 Skodborghus/Skodborg). Insgesamt läßt sich in den Runeninschriften eine Tendenz zur Symmetrie beobachten; Viererfolgen (IK 13,1 Allesø und IK 13,2 Bolbro I, vgl. IK 129,1 Nebenstedt II und IK 129,2 Darum IV), Sechsergruppen (IK 353 Raum Tønder). Dazu kommen eine Neigung zur Wiederholung (IK 105 Lellinge: salusalu; IK 161 Skodborghus/Skodborg: 3 x auja alawin) und
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Morten Axboe macht mich darauf aufmerksam, daß die Gruppe IK 259, IK 311 und IK 350 wohl untypisch sei, da Verbreitung und Gewicht für eine Herstellung in Zentraleuropa sprächen, vgl. Axboe 1985, S. 30. Müller 1986,1, S. 466:7, dort noch als A-Typ klassifiziert. Das Erscheinungsbild wird dadurch nicht beeinträchtigt.
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eine gewisse Beliebigkeit bzw. Palindromnähe (IK 341 Sønder Rind bzw. IK 131 Norwegen). Mit den C-Brakteaten wird die größte Gruppe erreicht: sie umfaßt insgesamt 378 Exemplare, von denen aber nur 104 (27,6% beschriftet sind. Der Anteil der Kapitalisimitationen sinkt dabei unter 5%, während Runeninschriften über 95% ausmachen. Lediglich IK 59 Fünen zeigt eindeutige Kapitalisimitationen, während in zwei Fällen diese oder runenähnliche Zeichen vorliegen können (IK 174 Småland, IK 213 Allarp). Es ist bemerkenswert, daß es gerade die Exemplare IK 59 Fünen und IK 174 Småland sind, die Mackeprang40 zu den ältesten C-Typen rechnet. Auf ihnen beruht im wesentlichen die relativchronologische Annahme, die C-Brakteaten setzten vor den B-Typen ein (vgl. Anm. 37). Immerhin enthält diese Gruppe noch 9 Exemplare,41 die allein oder in Kombinationen mit Kapitalisimitationen und Runen noch runenähnliche Zeichen aufweisen. Bei der schwierigen Frage nach der Brakteatenchronologie (etwa für gleichzeitige A [IK 183]- und C [IK 59]-Versionen) wäre zu prüfen, ob Stücke mit Kapitalisimitationen (und runenähnlichen Zeichen) eine Entscheidungshilfe bieten könnten. Die bei den Medaillonimitationen versuchte Einteilung in zwei Gruppen läßt sich bis in die B- und C-Typen hinein in unterschiedlicher Dichte verfolgen. In der Nachahmungstradition stehen in abnehmender Zahl die Inschriften mit Kapitalisimitationen, die eigenständige Formgebung mit Tendenz zur Wiederholung und Symmetrie dagegen läßt sich vor allem bei runischen Vokal- und Konsonantenreihen beobachten (IK 148 SæddingB/Slotsgården, IK 58 Fünen I-C, IK 70 Halsskov Overdrev-C, IK 339 Småland-C sowie IK 353 Raum Tønder-B, IK 249 Fünen II-C, IK 251 Gammel Stenderup-C und IK 300 Maglemose III-C/Gummersmark). Zusammengefaßt stellt sich der epigraphische Weg von der Kapitalislegende zur Runeninschrift in einer im wesentlichen kontinuierlichen Folge von Medaillonimitationen und A-Brakteaten über die B-Typen zu den CExemplaren in der Weise dar, daß Kapitaliselemente immer mehr zurücktreten und Runen entsprechend stärker sich durchsetzen.42 40 41
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Mackeprang 1952, S. 67. IK 31 Bolbro II, IK 151 Schonen VI, IK 154,1–3 Seeland, Overhornbæk I, UFo – diese modelgleiche Pressung einfach gezählt –, IK 174 Småland, IK 198 UFo (Dänemark VI), IK 213 Allarp, IK 231 Dalum-C/Daleim nedre, IK 343 Raum Stedje, IK 393 Gudme II. Zu einem damit übereinstimmenden Ergebnis kam aufgrund einer Verteilung von Inschriftentypen auf die Brakteatentypen bereits Bæksted 1952, S. 125 f. Vgl. auch Jacobsen / Moltke 1942, Sp. 791 f. +[Man beachte zu diesem Befund die Nachschrift.]
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Zur Funktion von Goldmedaillons und Brakteaten
Viele der in Skandinavien gefundenen Solidi und Medaillons weisen entweder eine Lochung oder eine Ösung auf. Als herausragendes Beispiel verweise ich auf den Hortfund von Brangstrup (Gudme herred, Fyn).43 Von den 48 Goldmünzen – 26 Aurei und 22 Solidi – sind 33 einfach gelocht, 2 doppelt gelocht, 2 gelocht und mit Öse versehen, 10 tragen Öse bzw. Henkel.44 Fast alle Stücke also sind zum Tragen als Halsschmuck45 eingerichtet gewesen. Auch die 7 Goldmedaillons und die 17 Medaillonimitationen aus Skandinavien sind zumeist geöst, desgleichen der Multiplum-Neufund aus Gudme I.46 In den numismatischen Handbüchern werden die mit Tragevorrichtung versehenen Medaillons durchweg als Schmuckstücke bezeichnet.47 Bereits Alföldi bemerkte zu einem Wiener Multiplum, es habe eine Öse besessen, „wie die meisten Großstücke des IV. Jhs., die entweder durch einen Henkel oder durch ein Loch zum Tragen hergerichtet sind. Wie die modernen Ordenszeichen, wurden also diese kaiserlichen Geschenkstücke als Halsschmuck getragen und waren ausserordentlich beliebt.“48 Nils L. Rasmusson ist noch einmal der Frage nachgegangen: Were medals of merit used and worn in antiquity?49 Gelochte Exemplare antiker Münzen, zumal wenn sie an Ketten befestigt wurden, seien auch im klassischen Altertum getragen worden. Zum erstenmal werde das Tragen von münzähnlichen Objekten als Amulett im 4. nachchristlichen Jahrhundert 43
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Die beste Übersicht über den Brangstrup-Fund bei Alföldi 1934 und bei Breitenstein 1942, S. 73–85. Die Beschreibungen weichen in Einzelheiten ab, ich beziehe mich auf Alföldi. Anne Kromann danke ich für die Überlassung von Photographien der Münzen. +[S. auch Werner 1988.] In der numismatischen Literatur finden sich die Begriffe Öse und Henkel unterschiedslos gebraucht. Walter Kühn verdanke ich folgende Differenzierung: 1. Ein Henkel ist eine Tragevorrichtung, die, wie der Henkel an einer Tasse oder einem Eimer, zwei Ansatzpunkte hat, während eine Öse ein Ring ist. 2. Der Henkel ist eine Tragevorrichtung, die in einer Ebene mit der Münze liegt, während die Öse senkrecht dazu angebracht ist. Alföldi 1934, S. 136. Vgl. Anm. 14–16. Alle originalen Multipla sind oder waren geöst, bei den Imitationen hat nur IK 286,1 Kälder keine Öse, vgl. zu diesem Befund unten nach Anm. 97. Vgl. z.B. Bernhart 1926, S. 27 und Göbl 1978, S. 30 f. Alföldi 1929–30 (ersch. 1933), S. 13. Rasmusson 1945.
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erwähnt. Später sei diese Sitte von Christen fortgesetzt worden. „Naturally we may suppose that some of the coins described and worn as ornaments were considered by the bearer to have magic qualities of protection.“50 So sei das Bild des vergöttlichten Herrschers mit Verehrung betrachtet worden. „Unfortunately, it is impossible really to get to the bottom of such a question.“51 {82}Soweit ich sehe, gibt es noch keine Klarheit in der Frage, ob die Medaillons bereits in den Prägestätten mit Ösen versehen und so vergeben oder erst zu einem späteren Zeitpunkt zum Tragen hergerichtet wurden.52 Für die barbarischen Nachahmungen scheint Rasmusson die Ösung bei der Herstellung vorauszusetzen.53 Zumindest für die Imitationen, deren Produktion in Skandinavien gesichert oder wahrscheinlich gemacht werden kann, dürfte die Ösung im Herstellungsprozeß erfolgt sein. Medaillons wurden gefaßt, als Anhänger hergerichtet und zusammen mit Münzen in einen Halsbandschmuck gearbeitet. Ursprünglich seien sie als Münzen gedacht gewesen, „but to a great extent they were worn too and were the origin of worn imitations“.54 Dabei schließt Rasmusson in seinem Kontext die nordischen Medaillonimitationen und Goldbrakteaten aus. Rasmusson bespricht einige Stücke, deren Schmuckfunktion außer Frage steht, macht aber auch auf ein in Ägypten gefundenes Halsband aufmerksam, das ein stark barbarisiertes Medaillon nach Mustern des 4. Jahrhunderts zwischen 14 Münzen des 6. Jahrhunderts (Justinian I. und Mauricius Tiberius) zeigt. Auf der Rückseite des Medaillons ist in griechischer Schrift eingeschrieben: „Lord, protect the woman bearer.“55 Während die Aurei und Solidi dieses Exemplars ausschließlich als Schmuck getragen wurden, sei dies bei getragenen Multipla dieser Nennwerte nicht von vornherein der Fall. Vielmehr habe ein Stück wie das angeführte „the distinct character of a charm“56. Und Dennison verallgemeinert: „Medaillons in-
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Ebd. S. 212. Ebd. S. 212. Rasmusson, ebd. S. 220 Anm. 16 führt verschiedene Meinungen an. Ebd. S. 213 f. Die Formulierungen Alföldis 1934, S. 136 lassen nicht klar erkennen, ob bei den Münzen des Brangstrup-Fundes die Zurichtung zum Tragen und damit eine außermonetäre Funktion erst im Norden oder bereits in den Donauländern erfolgte. Rasmusson 1945, S. 213 f. Ebd. S. 215. Ebd. S. 222.
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tended for suspension about the neck, especially christian medaillons, seem to have had a prophylactic or talismanic significance.“57 In der einschlägigen Literatur werden in der Regel jedoch die gefaßten und geösten Münzen und Medaillons als Schmuck behandelt, wenn überhaupt ihre außermonetäre Verwendung berührt wird.58 Offenbar ist es schwierig, eine Schei{83}dung zwischen Schmuck- und/oder Amulettfunktion vorzunehmen, wie bereits Lieselotte Hansmann und Lenz KrissRettenbeck in einem anderen Zusammenhang festgestellt haben: Die Ambivalenz Schmuck und Amulett begleitet von jeher alle Angehänge. Der Träger erlebt eine Steigerung seines Ich im Bewußtsein, ein kostbares Stück zu besitzen. Sinn des Schmuckes ist ja, vor anderen herausgestellt zu sein, die eigenen Vorzüge zu erhöhen. Das Amulett verleiht ähnliche Hebung des Selbstgefühls, wenn sie auch mehr in Richtung der unsichtbaren Rüstung erlebt wird. Die Bewertungsmaßstäbe der Edelsteine, die uns im Schaugepränge der Großen der Welt entgegentreten, beruhen auf beiden Grundlagen, die im Wandel der Zeiten manchmal einander ablösen, manchmal ineinanderfließen. Deshalb lassen sich in diesem Bereich so wenig Normen aufstellen und so schwer die Grenze abstecken, wo im einzelnen Amulett und Talisman in allen Konsequenzen oder reine Schmuck- und Besitzfunktion zu sehen ist. Die individuelle Einstellung des Trägers setzt die Akzente. Was dem einen magischer Schutz bedeutet, kann für den anderen nur Zier, Andenken, Kuriosität oder Demonstration von Reichtum sein.59
Diese Ambivalenz gilt auch für die Münzen und Medaillons, will man ihre außermonetäre Verwendung genau erfassen. Ein anschauliches Beispiel, wie die Bezeichnungen schwanken, bieten die einzelnen Beiträge in der
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Dennison 1918, S. 107. Weiter heißt es: „They were known as encolpia (ֱȞ țȩȜʌȠȚȢ ‘on the breast’) ... Gold particularly was supposed to have a prophylactic power [Plin. N. H. 33,4,25], and it was believed that the representation of Alexander the Great possessed a magic character.“ Bereits Lenormant 1878, S. 39 hat darauf hingewiesen: „Certaines monnaies et médailles ont été portées en bijoux, nonseulement comme simples ornements, mais à titre de talismans protecteurs. On en a même fabriqué spécialement pour cette destination.“ Im weiteren geht Lenormant ausführlich auf Stücke des 3. nachchristlichen Jahrhunderts mit dem Bild Alexanders des Großen ein und führt dazu auch die literarischen Belege an (z.B. Trebellius Pollion, Trig. tyr. 14: Dicuntur juvari in omni actu suo, qui Alexandrum expressum vel auro gestitant vel argento); vgl. auch Sanctus Joannes Chrysostomus, Ad illuminandos catechesis II,5 (Migne 1862, Sp. 240). Vgl. Anm. 47. Radnoti-Alföldi 1978, S. 212–214 gibt keinen Hinweis auf Trageweise und Funktion der getragenen Medaillons. Hansmann / Kriss-Rettenbeck 1966, S. 48.
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letzten zusammenfassenden Übersicht.60 Veit benennt das Problem: „Im Einzelfall ist auch nicht zu entscheiden, ob in Gräbern der Völkerwanderungszeit gefundene römische Münzen in dieser Erscheinungsform ehemals als Schmuck oder als Amulette dienten, in dieser Eigenschaft zu Grabbeigaben verwendet wurden oder schließlich sogar als Totenmünzen rechtlichen Charakter hatten.“61 Dennoch will ich einige Merkmale {84}zusammenstellen, mit deren Hilfe eine Scheidung zwischen Schmuck- oder Amulettfunktion von Münzen und Medaillons versucht werden könnte. Vorweg jedoch einige gemeinsame Kennzeichen: Beide Verwendungsarten setzen voraus, daß die Stücke gelocht oder gehenkelt bzw. geöst werden. Gewöhnlich gilt als Schmuck, wenn eine Münze oder ein Medaillon in ein Geschmeide eingearbeitet wurde.62 Jedoch kann dieses Merkmal auch auf ein Amulett zutreffen.63 Ferner sieht man in der Aufreihung von Münzen und Medaillons an einer Kette einen Hinweis auf Schmuckgebrauch.64 Grundsätzlich jedoch konnte damit auch die Amulettwirkung multipliziert werden, so daß man ein entsprechendes Gehänge auch als ein aus gleichartigen Stücken bestehendes Kompositamulett betrachten kann.65 Auf der anderen Seite soll das Bildnis römischer Gottkaiser den Amulettcharakter 60
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Maué / Veit 1982. Darin: Berghaus 1982, S. 118: „Erst in der römischen Kaiserzeit bürgert sich die Mode ein, Münzen als Schmuck zu verarbeiten. In der Regel sind es Goldmünzen, die als Hänger getragen werden.“ Und S. 120: „Der Henkel ... ist typisches Merkmal für die Schmuckverwendung von Münzen seit dem ausgehenden 3. Jahrhundert ...“. Vgl. im selben Band auch Rosenstock 1982, S. 100. In diesem Zusammenhang heißt es ferner „Schmuckkette“ (S. 98), „Schmuckfunktion“ (ebd.), „Münzschmuck“ (im selben Katalog bei Hauck 1982,2, S. 82 und bei Berghaus 1982, S. 120), „Schmuckmünzen“ und „Münzschmuckstücke“ (ebd. S. 121). Zusammenfassend: „Im frühen Mittelalter bis über die Karolingerzeit hinaus scheint die Münze nur als Schmuck außermonetär von Bedeutung gewesen zu sein“ (Veit 1982, S. 66. Vgl. auch Rosenstock, S. 100). Demgegenüber stehen folgende Feststellungen: „Manche gehenkelten Goldstücke sind offensichtlich Jahrhunderte hindurch getragen und als Amulette angesehen worden“ (Berghaus, S. 120). „Das goldene Bild römischer Kaiser, die als Götter verehrt wurden, spielte in der römischen Antike als Amulett eine wichtige Rolle, gelocht, gehenkelt oder kostbar gefaßt wurde es als Anhänger getragen, wobei die Schmuckfunktion wohl sekundäre Bedeutung hatte“ (Veit 1982, S. 65). Es ist von „Münzamuletten“ (ebd. S. 66) und „Amulettmünzen“ (ebd.), „Amulettfunktion“ (ebd. S. 65) und „Amulettgehänge“ (Hauck 1982,2, S. 83) die Rede. Veit 1982, S. 65. Rasmusson 1945, S. 214 f. und Berghaus 1982, S. 118. Vgl. Rasmusson 1945, S. 215, 222 mit Abb. 8. Vgl. Berghaus 1982, S. 120. Christoph Boehringer bestätigt diese Auffassung. Vgl. Hauck 1982,2, S. 83: „Einem Amulettgehänge sind dagegen die gelochten römischen Münzen des Frauengrabes 19 in Kaarst, Kreis Neuss, zuzurechnen.“
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von Münzen und Medaillons ausmachen, die zum Tragen eingerichtet wurden. Freilich kann in solchen Fällen zumindest eine sekundäre Schmuckfunktion nicht ausgeschlossen werden.66 Peter Berghaus hat einige Merkmale genannt, die nach seiner Auffassung mehr oder weniger eindeutig für eine Amulettfunktion sprechen: 1. Eine außerordentlich lange Tragezeit: „Manche gehenkelten Goldstücke sind offensichtlich Jahrhunderte hindurch getragen und als Amulett angesehen worden.“ Dazu kommt der Eindruck, daß „stark abgenutzte Stücke gelegentlich trotz ihres schlechten Erhaltungszustandes neu gehenkelt worden sind“.67 2. Buchstaben zwischen Punktringeln: Zu den Runensolidi von Harlingen und Schweindorf bemerkt Berghaus: „Bei beiden Münzen stehen die Buchstaben im unteren Abschnitt zwischen Punktringeln, die das Aussehen von Augen haben. Diesen ‘Augenpaaren’ kommt zweifellos eine apotropäische Bedeutung zu: der Träger sollte auch durch diesen Abwehrzauber geschützt werden.“68 Unter ‘Punktringel’ versteht Berghaus folgende Figur ܭ, wofür in der Archäologie die Bezeichnungen Kreisauge oder Punktkreis gebräuchlich sind.{85} 3. Die Stellung von Vorder- und Rückseite zueinander: Kopfwendigkeit.69 Im Vergleich der fünf Runensolidi sind die Exemplare aus Schweindorf und Wieuwerd kopfwendig. Berghaus kommentiert: „Es ist nicht aus-
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Veit 1982, S. 65, die entsprechende Passage habe ich in Anm. 60 angeführt. Berghaus 1982, S. 120. Es sei aber auch notiert, daß Berghaus 1970, S. 70 zu den in Norddeutschland verbreiteten Solidi des Valens und des Valentinian I. bemerkt: „Offensichtlich sind sie jedoch, in der Regel zu Schmuck verarbeitet, lange im Gebrauch geblieben“ (mit Beispielen abgenutzter gehenkelter Solidi). Vgl. auch Meyer-Orlac 1982, S. 29. Sie zitiert K. Rasmussen, Rasmussens Thulefahrt durch unerforschtes Eskimoland, Frankfurt/M. 1926, S. 313, der von Amuletten kleiner Mädchen berichtet, „welche die Söhne beschützen sollen, die sie einmal gebären werden. Denn je älter ein Amulett ist, desto stärker ist es.“ Berghaus 1967, S. 19, vgl. S. 20, allerdings in gegenseitiger Stützung mit der Runenlegende in Karl Schneiders Deutung. Dazu: Düwel / Tempel 1968 (ersch. 1970), S. 381 f. Nach meiner Autopsie zeigt Schweindorf nur einfache Kreise ohne Punkte. Hält man eine Münze zwischen zwei Finger und erscheinen Vorder- und Rückseite in gleicher Stellung bei seitlicher Drehung, ist dies seitwendig. Wird die gleiche Stellung von Avers und Revers durch Drehung über Kopf erreicht, heißt dies kopfwendig.
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geschlossen, daß den Münzen damit magische Eigenschaften gegeben werden sollten.“70 4. Die Verbindung von Münzen mit anderen Amulettobjekten, sei es in Form eines Kompositamuletts (a) – also der Zusammenstellung mit anderen Objekten, die zeitlich, ihrer Provenienz und sogar ihrer ursprünglichen Verwendung nach weit auseinander liegen können –, sei es in der gesamten Beigabenausstattung eines Grabes (b), wie es Audrey L. Meaney 1981 beschrieben hat. a) Hier wäre beispielsweise die Medaillonimitation von IK 263 Gunheim zu nennen. Sie stammt aus einem Grab, dessen Beigaben, u.a. ein goldener Fingerring, einige Bernstein- und Glasperlen, zumindest einen ‘amuletischen Kontext’ anzeigen.71 b) Meaney verweist auf folgende Beispiele: „For example, in grave 126 at Kleinhüningen, Switzerland, dating from the end of the fifth century, there were Hercules clubs, beads hung on wire rings, a seashell, and as many as twenty Roman coins hung in pairs on wire rings, evidently forming a long chatelaine ... Coins were also found on chatelaines at Ober-Olm ... and Pachten. In the Nordfriedhof at Weimar, in grave 35, a child had worn a silver neck-ring, a green glass bead, a bear’s canine tooth pierced for suspension, and a very worn solidus of Valentinian III (425–55) with a loop ... Similarly in England, Roman coins were found with amulets ... at Kempston Beds“, wo in einem Grab „a holed coin was with the spine of a fossil echinus, a twisted bronze pin, a knife and a bronze link“.72 Zusammenfassend hält Meaney fest: „Therefore, we are inclined to accept Roman coins as amulets because of the company they keep; but their exact purpose is unclear.“73 70
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Berghaus / Schneider 1967 S. 9 f. mit Hinweis auf weitere Literatur S. 10 Anm. 1. Das Halsband von Elsehoved besteht aus 8 geösten Solidi, deren Seiten kopfwendig sind, vgl. Fagerlie 1967, Taf. XXII und Breitenstein 1942, S. 90 ff. Von den in Skandinavien gefundenen 7 Goldmedaillons sind 5 kopfwendig, vgl. die Abb. bei Mackeprang 1952 zu Nr. 2, 4, 5, 6, S. 106 f.; ferner auch der Neufund aus Gudme, vgl. Kromann 1987) S. 61–73 bzw. Taf. XII. Den Ausdruck ‘amuletic context’ finde ich bei Meaney 1981, S. 142. Ebd. S. 220, dort auch die Nachweise. Vgl. auch S. 24 ff. Ebd. S. 220. Eine mögliche Erklärung der Funktion solcher Amulette sieht Meaney auch nur in der Abwehr des ‚Bösen Blicks‘. Wichtig scheint mir Meaneys Überlegung (ebd.): „The profile of a ruler, turning away his sight, may well have been imagined as diverting the glance perilous“ (des Bösen Blicks).
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Ein weiterer Grabfund von besonderem Interesse ist an diesem Punkt zu erwähnen, und zwar aus einem Frauengrab in Årslev/Fünen (3. Jahrhundert)74, das {86}kostbare Beigaben enthielt, darunter Goldfibeln und ringe, Silberfibel und -löffel, Bronzeschale, Goldplatten mit Löwenmasken. Eine sehr stark abgetragene geöste Goldmünze, Imitation eines römischen Vorbilds des frühen 3. Jahrhunderts, wurde mit anderen Fundstücken aus dem Donauraum importiert. Die Inschrift auf dem Revers ist unleserlich, der Avers zeigt vor einer nach links blickenden bartlosen Männerbüste I I N O N.75 Die bemerkenswerteste Beigabe ist eine Rauchtopaskugel mit gnostischer Inschrift A B ȁ A Ĭ A ɂ A ȁ B A. Ihre Verwendung als Amulett mit beschützender, Unheil abwehrender oder stärkender Kraft wird durchweg angenommen.76 Entsprechendes kann für die abgenutzte geöste Münzimitation und wohl auch für die Löwenmasken-Hängebleche vorausgesetzt werden. Mit dieser Übersicht haben sich einige vorläufige, im Einzelfall freilich noch nicht voll überzeugende Merkmale ergeben, die über die Trageeinrichtung hinaus eine Münze oder ein Medaillon als Amulett erscheinen lassen könnten, ohne daß Bilddarstellungen und Inschriften berücksichtigt werden. Im Vergleich damit läßt sich bei den Brakteaten folgendes festhalten: Die Brakteaten sind oder waren durchgehend geöst, wie die Abbildungen im IK zeigen. Nur gelegentlich fehlt eine Öse,77 vereinzelt kommt einmal eine Lochung vor.78 Während Münzen und Medaillons sekundär außermonetär verwendet wurden, haben Brakteaten von vornherein keinen Münzcharakter gehabt.
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Klindt-Jensen 1973, S. 437; mit weiterer Literatur, vor allem Mackeprang 1940. + [Eher 4. Jahrhundert, s. Meier 1986, S. 435 und Zimmermann / Capelle 2003, S. 6 mit neuerer Literatur.] Breitenstein 1943, S. 7 f., Nr. XIII. Vgl. Hinz 1966 (ersch. 1968), S. 227; vgl. auch Meaney 1981, S. 91 mit der Bemerkung: „How and by what route this one reached Denmark is not clear; but it must surely have been a valued amulet.“ Ferner zuletzt Meier 1986, S. 435. Unter den Inschriftenbrakteaten sind es die folgenden: IK 58 Fünen I-C, IK 237 Raum Eckernförde-C, IK 246 Frejlev-A, IK 286,1 Kälder – Medaillonimitation, IK 346 Strangegården-A/Sundby. Dazu ebenfalls fünf inschriftenlose Belege: IK 18 Asmundtorp-C, IK 62,2 Salands-A, IK 216 Barshaldershed-C/Gullbacken, IK 236 Raum Eckernförde-C und IK 285 Jaywick Sands (Typ?). IK 194 Tveitane-C. Auf dem Exemplar von IK 309 Nebenstedt III-F (Inv. Nr. 7545) werden zwei Löcher im Bildfeld als Ersatz für eine verlorengegangene Öse betrachtet, so wohl auch bei IK 146 Røgenes-C, fraglich bei IK 228 Chippenham-C.
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Die Brakteaten wurden einzeln oder auch in mehreren Exemplaren an einer Schnur oder Kette aufgereiht auf der Brust getragen.79 1. Auf eine lange Tragezeit deuten die mehr oder weniger starken Abnutzungsspuren an zahlreichen Brakteaten,80 wobei sowohl das gesamte Stück wie auch {87}nur einzelne Partien (Randzone, Bildfeld und Bildrand, aber auch Öse oder Henkeleinstichloch) betroffen sein können. Es fällt auf, daß die schweren Medaillonimitationen meist stark abgenutzt erhalten sind.81 Es kommen unter den Brakteaten einzelne Fälle vor, in denen nach einiger Gebrauchszeit eine Öse verlorenging und ersetzt wurde.82 2. ‘Punktringel’ werden im IK 1 und 2 als ‘Bullaugen’ (IK 128, Pos. 30), auch ‘Bullaugen mit Innenpunkt’ (IK 246, Pos. 31 x) bezeichnet. Zwar rahmen sie außer auf dem Avers von IK 246 Frejlev-A keine Buchstabengruppen ein, stehen aber im Abschnitt und darüber hinaus auch in der Nähe verteilt.83 Punkte kommen neben ihnen vor und scheinen sie 79 80
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IK 1,1, S. 16 mit Anführung der einzelnen Fälle. Vgl. oben mit Anm. 64 und 65 + [sowie unten zu Gudme II Anm. 87]. In verschiedenem Grade abgenutzt, abgerieben, abgewetzt, abgegriffen oder abgetragen sind nach den Beschreibungen im IK, Position d) Erhaltungszustand, insgesamt 105 Brakteaten unter folgenden Nummern: (kaum, leicht abgenutzt) IK 47,3; 51,3; 119b; 192,1; 309; 353; 355; 382; 390; 393; (abgenutzt) IK 2; 9; 23; 28; 60; 72,2; 76; 128; 147; 149,2; 150,3; 154,2; (Inv. Nr. 9879b); 168; 173; 174; 177; 182,1 u. 2; 186; 199; 206; 213; 215; 218,1 u. 2; 220; 221; 229; 231; 234; 241,1; 243; 246; 251; 253,2; 258; 261; 264; 265; 279; 284; 287; 288; 289; 290; 291; 295; 299; 305; 308; 313; 315; 320; 325; 331; 332; 335; 337; 338; 341; 342; 343; 348; 352; 365,1 u. 2, 4–7; 367; 374; 376,2; 378; 383; 386; 387; 388; (stark abgenutzt) IK 37; 114; 200,3; 226; 232; 242; 249; 260; 269,2; 304; 349; 360; 365,3; 375; 376,1; 385; eine Aufteilung auf die einzelnen Typen habe ich nicht vorgenommen. Es sind folgende Stücke, deren Reihenfolge eine zunehmende Abnutzung anzeigt: IK 86 Inderøy/Vika, IK 107 Lilla Jored, IK 85 Hove, IK 124 Mauland, IK 126 Midtmjelde, IK 256 Godøy, IK 351 Raum Sundsvall, IK l93 Tunalund, IK 263 Gunheim, IK 262 Gundsømagle-Holme, IK 268 Haram. Von den in Skandinavien gefundenen römischen Goldmedaillons zeigt nur eines starke Abnutzungsspuren, vgl. Mackeprang 1952, Nr. 1. +[Das gilt auch für das römische Medaillon von Faxe und die originalen römischen Stücke von Allesø, Hjortshøj und Veien. Freundliche Mitteilung von Morten Axboe.] Axboe 1981 (ersch. 1982), S. 38. Darunter ist auch das abgenutzte Exemplar IK 128 Nebenstedt I-B. Vgl. die Positionen 30–32 zu IK 13,1 Allesø-B und IK 13,2 Bolbro I-B, IK 23 Bifrons-B, IK 42 Darum I-B, IK 114 Longbridge-C, IK 128 Nebenstedt I-B, IK 129,1 Nebenstedt II-B und IK 129,2 Darum IV-B, IK 235 Dybäck-C, IK 246 Frejlev-A (Av.). Die Bezeichnungen sind nicht ganz eindeutig: so werden die einfachen Kreise ohne Innenpunkt, z.B. IK 14 Aneby-Medaillonimitation (Av.)
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zu ersetzen,84 beschränken sich aber nicht mehr auf die Abschnittsposition. Auch hier liegt z.B. bei IK 128 Nebenstedt I-B in Verbindung mit der Legende glïaugiR ‘der Glanzäugige’ die Deutung der acht die dargestellte Figur umgebenden Punktkreise als Augen, die den ‘bösen Blick’ abwehren, recht nahe. 3. Die Stellung der Vorder- und Rückseite zueinander kann nur an Medaillonimitationen mit Avers und Revers sowie an Doppelbrakteaten geprüft werden. Der Befund fällt negativ aus: Keines der Stücke zeigt die Bildseiten kopfwendig, lediglich bei IK 181 Svarteborg-M sind sie um 90° gegeneinander versetzt. Dieses ohnehin zweifelhafte Merkmal entfällt mithin für die Brakteaten ganz und gar. 4. Eine Vergesellschaftung von Brakteaten mit anderen Amulettobjekten läßt sich in der Form eines Kompositamuletts (a) aufgrund des Überlieferungsbefundes nicht eindeutig feststellen. Zwar gibt es Hinweise auf Fundreste von Schnüren, Riemen und Ketten, an denen die Brakteaten getragen wurden,85 und desgleichen {88}wurden auch Glasperlen,86 von denen einige noch an einem Schnurrest hingen, gefunden (z.B. IK 32,2, Pos. b2), doch gibt es für eine gemeinsame Aufreihung nur rekonstruierte Befunde.87
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Pos. 13 als ‘gepunktete Kreise’ beschrieben, während ‘Punktkreis’ bei IK 42 Darum I-B Pos. V, l/2x Kreise mit und ohne Innenpunkt umfaßt. Bullauge neben Punkt(en): IK 314 Rimestad-C (Pos. 31 u. 32), IK 372 UFo-F (Pos. 30 u. 31). Nur Punkte: z.B. IK 241,1 Eskatorp-F und IK 241,2 Väsby-F, IK 260 Grumpan-C, aber auch schon Medaillonimitation IK 193 Tunalund. Es können in der Abschnittsposition auch Beizeichen (z.B. Winkel) IK 154,2 Overhornbæk IC oder Symbole (Swastika) IK 151 Schonen VI-C stehen. +[Zu den Beizeichen s. Behr 1991.] Vgl. IK 1,1, S. 16 und die entsprechenden Einzelnachweise im IK. Zum Amulettcharakter von Glasperlen und -ketten vgl. Meaney 1981, S. 192 ff., bes. 205 ff. Vgl. die differenzierten Betrachtungen zu ‚Funktionen der Perlen‘ von Tempelmann-Maczynska 1985 (freundlicher Hinweis von Klaus Raddatz). Vgl. zu solchen Rekonstruktionen: Hawkes / Pollard 1981, S. 336, Fig. 6 (auch Hauck 1985,1, S. 156, Fig. 6), mit rekonstruierter Zusammenstellung der amuletischen Objekte einschließlich von Brakteaten und ohne diese ebd. S. 344, Fig. 7, S. 346, Fig. 9, S. 349, Fig. 11; vgl. weiter IK 1,1, S. 15 die 5 dänischen Horte, die auf Frauen deuten. Auch der Hortfund von Gudme II ließe sich als ein solches Kompositamulett mit Brakteaten, römischem Denar und schildförmigen Anhängern rekonstruieren, vgl. Hauck 1985,1 Tafel XIX. Vielleicht gehört auch Grab 21 von Várpalota hierher: „Am Hals der Toten zusammen mit den 4 Brakteaten 27 kugelige bzw. walzenförmige farbige Pastaperlen...“ (IK 206 Pos. b2). Nach IK 278 Pos. b1 wurde der Brakteat von Hohenmemmingen „am Hals der Toten gefun-
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Brakteaten aus Grabfunden treten häufig zusammen mit anderen Amuletten auf (b) oder zumindest solchen Objekten, die in einem ‘amuletischen Kontext’ stehen. Die Medaillonimitationen von IK 256 Godøy und IK 268 Haram kommen gemeinsam mit Bärenklauen88 in den Grabbeigaben vor, bei dem Brandgrab von Haram zusammen mit drei goldenen Fingerringen.89 Zweifellos als Amulett fungierte eine durchbohrte Bärenklaue mit Bronzedraht, die zusammen mit einer gelben Glasperle und anderen Beigaben samt dem Brakteaten von IK 347 Straubing-Bajuwarenstraße-B in dem Frauengrab 150 begegnete.90 Zahlreich sind Funde von Perlen verschiedenster Art, 91 {89}sowohl in Grab- wie auch in Hortfunden; auch Fingerringe unter-
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den“, genauer „unter dem Kinn der Toten“, vgl. Axboe 1985, S. 100. Die auf dem unteren Teil der Brust gefundenen 61 ein- und mehrfarbigen Glasperlen und 7 Bernsteinperlen sind unabhängig von den Brakteaten. +[Joachim Werner schrieb mir im April 1989, er habe den Aufsatz „mit großem Interesse und viel Zustimmung gelesen“ und vermisse nur „beim Heranziehen der archäologischen Befunde“ die Feststellung, „dass Brakteaten, geöste und gelochte Münzen und die provinz-römischen Amulette, soweit sie aus Gräbern stammen, stets zu weiblichen Bestattungen gehörten.“ S. auch Werner 1988. Dieser Aspekt hat seinerzeit keine Rolle gespielt. Daß besonders in Frauengräbern Amulette und Trachtbestandteile in einem amuletischen Kontext dazu vorkommen können, bedarf einer eigenen Darlegung, vgl. Fingerlin / Düwel / Pieper 2004, S. 227, 230, 253 f.; DübnerManthey 1990 und die einschlägigen RGA-Artikel Frau (bes. S. 484 f.), Amulett, Fibelanhänger, Fibel und Fibeltracht, Gürtel (bes. S. 176 f.), Kettengehänge, Zierscheibe.] Zum Amulettcharakter von Bärenklauen vgl. Peuckert 1927, Sp. 902 und zu Tierklauen allgemein Meaney 1981, S. 142, 144. Zur Godøy-Medaillonimitation gibt Hauck 1970, S. 430 zu überlegen, „...ob es hier wirklich noch um den Wunsch, ein Kaiseramulett, oder bereits um das Verlangen ging, ein Götteramulett zu verfertigen“. Fingerringe als Amulette vgl. Meaney 1981, S. 170 ff. +[S. auch Beckmann / Ristow / Roth / Wamers 1995, S. 54 f., 62; Ristow 2002, S. 542 f.; bes. 25, S. 8 f.]. Dazu jetzt Geisler / Hauck 1987, S. 129–132. Perlen als Amulette, vgl. Anm. 86 und weiter Meaney 1981, S. 67 ff. (Bernstein), 77 ff. (Bergkristall), 98 ff. (verschiedene Steine). Folgende Belege für Perlen, oft in großer Zahl in Verbindung mit Brakteaten: Bei mehreren Exemplaren aus einem Fund gebe ich nur die Nummer des Stückes an, bei dem die Grabbeigaben bzw. die Hortbestandteile aufgeführt werden. 1. Perlen: 61; 100; 122; 140; 292; 348. – 2.Goldperlen: 136; 179. – 3. Bernsteinperlen: 23; 114; 227. – 4. Pastaperlen: 206. – 5. Glasperlen: 1; 6; 32,2; 41,1; 64; 73; 80; 103; 177; 216; 242; 245,2; 253,1; 275; 280; 289; 347. – 6. Glas- und Bernsteinperlen: 3; 194; 278; 387; 388. – 7. Glasund Tonperlen: 161; 165. – 8. Spiral- und Kalksteinperlen: 57,2. – 9. Glas-, Kristall- und Bernsteinperlen: 293. – 10. Glas-, Bernstein- und Millefioriperlen: 311. – 11. Glasfluß-, Ton- und Bernsteinperlen: 245,1. – 12. Glasfluß-, Bernstein-
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schiedlicher Gestalt und Anzahl kommen daneben vor.92 Zwei Beispiele mögen die Komposition verschiedener Objekte mit Amulettcharakter veranschaulichen: 1. Hortfund von IK 57,2 Öster Ryftes-C mit 1 Goldfingerring, 2 Spiralperlen aus Bronzeband, 1 Bernsteinplatte, 2 Kalksteinperlen neben 17 römischen Denaren (Trajan – Commodus) und anderen Beigaben. 2. Grabfund (Frauengrab) von IK 132 Obermöllern-B – der Brakteat lag wie ein Charonspfennig auf dem Mund der Toten – mit 21 grau-gelbbraunen Glasflußperlen, 2 ockerfarbenen Perlen mit Perlmuttglanz, 1 Bernsteinperle, 5 Perlen aus Glasfluß mit I.inienbandmustern, 3 Bronzeperlen aus 2 Kalotten zusammengelötet, 1 sternförmiger gläserner Spinnwirtel93 u.a. Die Verwendung eines geösten Brakteaten als Charonspfennig ist erstaunlich und erfordert einen exkursartigen Blick auf die Überlieferung von Münzen, Medaillonimitationen und Brakteaten in dieser totenrechtlichen Funktion. Die römische Sitte der Münzbeigabe in Gräbern wird im linksrheinischen Gallien und Belgien bis ins 5. Jahrhundert und weiter geübt, dagegen begegnet sie östlich des Rheins im germanischen Barbaricum nur vereinzelt. Horst Wolfgang Böhme kennt unter den germanischen Grabfunden des 4. und 5. Jahrhunderts 40 mit {90}Münzbeigabe, von denen 27 eine Lagebestimmung erlauben. 14mal lag die Münze im Munde der Toten.94 Die als Obolus fungierenden Stücke waren weder durchbohrt noch geöst.95 Im Norden wurde eine der Medaillonimitationen ebenfalls wie eine
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und Bronzeperlen: 132. – 13. Almandin (unter der Öse des Brakteaten): 103. – 14. blauer Stein: 62,2. – 15. eiförmiger Stein: 73. – Bemerkenswert scheint mir die Beobachtung, daß auch reine Goldhorte (z.B. IK 280 Holmgårds Mose) bzw. Brakteatenhorte (wie IK 165 Skovsborg) Perlen enthielten, die eine amuletische Funktion bei Vergrabung, Verbergung vor unrechter Entdeckung und/oder Wiederauffindung gehabt haben können. Tempelmann-Maczynska 1985, S. 146 vermutet im Anschluß an ältere Auffassungen, „daß Perlen als eine Art Sachgeld gedient haben“. Es handelt sich um folgende Gräber oder Horte: IK 13,3; 29; 34; 44; 53; 57,2; 62,2; 70; 73; 77; 91; 100; 116; 132; 136; 147; 158; 177; 178,1; 211; 216; 227; 253,1; 263; 268; 293; 313; 314; 382. Zu Spinnwirteln aus Glas vgl. Meaney 1981 s.v. glass, beads or whorls im Register. Wichtig für den ganzen Komplex: Werner 1956, bes. S. 36. Böhme 1974,2, S. 149 mit Anm. 785. S. auch Meaney 1981, S. 221 f. Bolin 1929, S. 143. +[„Auf Gotland dienten Brakteaten ohne Öse und Randfassung als Charonspfennige“ (Axboe 1998,2, S. 324), s. Ders. 2007, S. 105–109, 156.]
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Charonsmünze im Munde des Toten aufgefunden: IK 286,1 Kälder (Gotland), mit einer Folge von T bzw. I, S, V auf dem Avers, die sich auf dem Revers zu einem Palindrom ordnet: SIVSVSVIS. Es handelt sich dabei um die Buchstaben, die ich bei der Medaillonimitation von IK 181 Svarteborg als sisu ‘Totenzauber’ (?) rekonstruiert habe. Möglicherweise gibt es da Zusammenhänge. Daß das Stück nicht geöst war, könnte auf der von vornherein geplanten Verwendung als Charonspfennig beruhen. Aber auch Brakteaten, die ja keine monetäre Bedeutung hatten, wurden als Obolus einem Toten beigegeben. Aus Skandinavien ist IK 62,2 SalandsA (Gotland) zu nennen, ein Exemplar, das „keine Spuren von Randzone, einfassendem Draht und Öse“ (Pos. d) aufweist. Auch hier kann einerseits eine Verwendung als Charonspfennig erwogen werden. Anderseits möchte ich auf mediterrane Beispiele hinweisen, in denen Goldbleche (Goldtäfelchen, Goldamulette) den Charonspfennig im Grabe eines Toten ersetzen, darunter eines, „das im Mund eines Totenschädels, Vigna Codini vor Rom (beim Scipionengrab) gefunden wurde“.96 In diesem Zusammenhang stellt das geöste Exemplar von IK 132 Obermöllern-B mit der Ösung eine Besonderheit dar. Sie scheint vorauszusetzen, daß der Brakteat ursprünglich mit dem Ensemble der Perlen ein Kompositamulett bildete, aus dem er später herausgelöst und sekundär als Charonspfennig niedergelegt wurde. Abschließend sollen noch die Hortfunde, einschließlich der kontinentalen, gemustert werden, in denen häufiger geöste oder gelochte Multipla und deren Imitation oder Goldsolidi gemeinsam mit Brakteaten vorkommen.97 1. Zagórzyn (früher Beresina-Raum) (Polen): 1 B-Brakteat (IK 20) und 1 C-Brakteat (IK 217), dieser mit Swastika und Besenrune (·), Goldmedaillon von Konstantin II,98 verloren, ebenso wie 1 Solidus des 5. Jahrhunderts, während zwei weitere der gleichen Zeit in Privatbesitz übergegangen sind.{91}
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Preisendanz 1930, S. 136. Vgl. dazu Malmer 1977; IK 1,1, S. 16 f. mit den Einzelnachweisen im IK. Mackeprang 1952, S. 185: Uden Øsken, Axboe 1981 (ersch. 1982), S. 86: Loop missing. Wie mir Morten Axboe mitteilt, beruht seine Angabe auf der Abbildung eines Gipsabdrucks im Auktionskatalog. Auf der Vorderseite des Medaillons machte er unten Markierungen aus, die Lötspuren einer Öse darstellen können. Auf der Rückseite befindet sich nichts Entsprechendes. Da das Original verschollen ist, läßt sich die Vermutung nicht bestätigen. +[ S. jetzt Bursche 2007.]
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2. Körlin (Pommern): Neben dem C-Brakteaten (IK 100) 2 verschollene Goldsolidi (Theodosius II. und Leo I., 5. Jahrhundert). Als ‘abgesprengt’ werden dem Fund weiter zugerechnet 1 Goldsolidus Valentinians I. (4. Jahrhundert) und 1 weiterer Valentinians III. (5. Jahrhundert) – beide mit punzverzierten Ösen. 3. Landegge (Niedersachsen): 3 modelgleiche C-Brakteaten (IK 103), davon einer mit Randverzierung und einem Almandin unter der Öse, ferner 1 D-Brakteat, dazu ein Goldsolidus mit Öse von Valentinian I. (und 1 blaue Glasperle sowie 1 perlenartiger Schmuck aus Silber). 4. Fjärestad/Gantofta (Schonen): 4 C-Brakteaten (IK 53–56), davon einer mit Runeninschrift (IK 55), dazu 1 Solidus mit Öse von Theodosius II. 5. Rynkebygård (Fünen): C-Brakteat (IK 147) mit Runeninschrift, ferner 5 Goldsolidi des 5. Jahrhunderts, davon einer geöst.99 6. Skättekärr (Schonen): 1 A-Brakteat (IK 160) und von demselben Acker zuvor 1 Goldsolidus Theodosius II. mit Öse. 7. Tjurkö (Blekinge): 1 A-Brakteat (IK 183) mit Kapitalisimitationen, 3 CBrakteaten (IK 150,2; IK 184; IK 185), davon 2 mit Runeninschriften, weiter 2 Goldsolidi von Theodosius II. (einer geöst, beide verbrannt). 8. Bostorp (Öland): 3 C-Brakteaten (IK 221–223) und 6 Solidi des 5. Jahrhunderts, von denen 2 gelocht sind.100 9. Sandegard (Bornholm): 1 C-Brakteat (IK 324) zusammen mit 4 Solidi des 5. Jahrhunderts, die weder geöst noch gelocht sind.101 10. Lilla Jored (Bohuslän): ungesichert ist, ob die Medaillonimitation (IK 107) und der C-Brakteat (IK 363,2), beide mit Ösen, aus dem gleichen Fund stammen. Die Durchsicht der 9 sicheren Fundkomplexe ergibt bis auf eine Ausnahme ein Nebeneinander von geösten bzw. gelochten Solidi und Brakteaten. Das spricht nicht gegen einen Amulettgebrauch vor der Hortbildung, bietet aber noch kein 99 100 101
Breitenstein 1942, S. 89, Nr. 5. Fagerlie 1967, S. 190, Nr. 90b, die gelochten Exemplare siehe hier Kat. Nr. 150 und 173. Breitenstein 1944, S. 69 f., Fig. 77–80. Unberücksichtigt gelassen habe ich Hortfunde mit anderen Münzen: IK 23 Bifrons-B mit 1 römischen Bronzemünze, IK 44 Djupbrunns-C mit 211 Denaren (Nero – Commodus), IK 57,2 Öster Ryftes-C mit 17 römischen Denaren (Trajan – Commodus), IK 206 Várpalota-B mit Fragment einer Bronzemünze, IK 387 Welbeck Hill-C/Irby mit 1 römischen Bronzemünze (gestohlen), IK 394 Slipshavn-B mit einem Aureus (Valerian I.) und IK 51,3 Gudme II, wo zusammen mit den Brakteaten 1 geöster Denar gefunden wurde, vgl. Olsen 1984, S. 17 (mit Abb.). +[Vgl. jetzt Axboe 2004,1, S. 321–327.]
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ausreichendes Kriterium dafür. Bei Nr. 3 (Landegge) könnte die Glasperle vielleicht einen ‘amuletischen Kontext’ bei der Hortbildung andeuten. Zu Beginn der Erforschung der Brakteaten konstatierte Thomsen bereits, „daß die eigentlichen Brakteaten als Amulette oder herausragender Schmuck getragen wurden“.102 Zugleich nahm Thomsen im Gegensatz zu den ‘fremden Münzen’ für {92}Brakteaten aufgrund ihrer Bilddarstellungen und Inschriften an, „daß sie als Amulette gebraucht wurden“.103 Ich habe hier zu zeigen versucht: auch ohne Berücksichtigung von Bild und Schrift könnten andere Merkmale in unterschiedlicher Deutlichkeit auf eine Amulettfunktion von Münzen, Medaillons und Brakteaten weisen. Obwohl sich im Einzelfall Unterschiede im Vergleich zum Schmuckgebrauch ergeben, ist doch keines dieser Merkmale ausreichend oder überzeugend genug. Das liegt an ihrer generellen Unsicherheit (Punktringel, Kopfwendigkeit), mangelnden Eindeutigkeit (Altersmerkmal), oder daran, daß eine an sich hinreichende Kennzeichnung als Kompositamulett nur im Wege der Rekonstruktion erreichbar ist. Es muß daher weiterhin die Amulettfunktion der Brakteaten wie ihrer Vorbilder vor allem über Bildund Textinterpretation verfolgt werden. Die bedeutende Rolle der Bilddarstellungen kann in diesem Zusammenhang undiskutiert bleiben, da hierzu die grundlegenden Studien Zur Ikonologie der Goldbrakteaten I (1972) – LXIV (2002) von Karl Hauck vorliegen.104 Dagegen soll im folgenden die Bedeutung der Brakteateninschriften auf dem Hintergrund des spätantiken Amulettwesens im strukturellen Vergleich mit den Bilderegeln ebenfalls spätantiker Zauberformeln der griechischen magischen Papyri herausgestellt werden. Damit werden sich dann die Feststellungen Karl Haucks zu Beginn des 1. Kapitels im Einleitungsband der Brakteatenedition in diesem Punkt differenzieren und bestätigen lassen: „Bereits diese Goldprägungen des Südens wurden als Amulette verwendet und deswegen auch durchbohrt oder mit Ösen versehen. Die Imitationen im völkerwanderungszeitlichen Norden übernahmen, da sie die Amulettfunktion beibehielten, die Ösung oder auch gelegentlich die Durchbohrung. Schon dadurch ordnen sie sich der überaus vielfältigen Über102
103 104
Thomsen 1855, S. 270: vgl. Stephens 1866–1901, I, S. XXXIV und II, S. 508: ,,They (die Brakteaten) may therefore be called the Bracteate Amulet or Trinket ...“ Diese Ambivalenz kennzeichnet noch heute die Handbücher, vgl. Jacobsen / Molte 1942, Sp. 790, 792 (mit Verweisen); Krause / Jankuhn 1966, S. 237 und Munksgaard 1978, S. 338, 341. Thomsen 1855, S. 271. Weiter vgl. man Hauck 1970; Ders. 1978 und Ders. 1985. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang Haucks Beitrag ‚Vom Kaiser- zum Götteramulett – Anhang VI‘ in Ders. 1970, S. 288–303, auch Ders. 1969.
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lieferung magischer Anhänger zu, die körpernah am Hals getragen wurden, weil man von ihrer besonderen Wirkung überzeugt war. In den Funden treten die Goldbrakteaten deswegen mit Perlen und anderen Schmuckanhängern auf. Welche schützenden und heilbringenden Kräfte man von ihnen erwartete, veranschaulicht nicht allein die Wiederholung und Abwandlung antiker Amulette in Kopien des Nordens, sondern auch die häufigere Imitation ihrer Kapitalisinschriften ungeachtet dessen, daß sie dabei ihre Lesbarkeit und ihren Sinn einbüßten. Um diesen Mangel auszugleichen, traten alsbald runische Formeln an ihre Stelle, um die magische Kraft des Amuletts zu verstärken.“ +[IK 1,1, S. 11.]
III. Zum spätantiken Hintergrund des Amulettwesens in Theorie und Praxis In staatlichen Gesetzen, kirchlichen Verordnungen und in der Kritik der Kirchenschriftsteller finden sich zahlreiche Hinweise auf spätantike abergläubische {93}Praktiken, die durchweg verboten bzw. verurteilt werden.105 Dabei spielen auch Amulette eine Rolle, die zudem in gegenständlicher Überlieferung zu Tausenden bekannt sind. „Hoch entwickelt ist die Kunst der Amulette mit griechischen, ägyptischen, persischen, babylonischen, jüdischen, christlichen Namen und Symbolen, richtig und verkehrt geschrieben, die gegen jeden Luft-, Erd-, Unterweltdämon wie gegen jeden Schadenzauber schützen. Das Material reicht von der Tonscherbe und dem Papyrusfetzen bis zum kostbaren Edelstein, der Formenreichtum ist unerschöpflich.“106 Viele Zeugnisse besonders seit dem 4. Jahrhundert lassen erkennen, daß unter Christen das Tragen von Amuletten verbreitet war.107 Im folgenden beziehe ich mich vor allem auf Augustinus, weil er, zum einen, die Superstitionen zeichentheoretisch behandelt, und zum andern, weil mit ihm ein Zeuge aus dem zeitlichen Horizont früher Brakteatenkunst erreichbar wird. Dabei ist die Gleichzeitigkeit wichtiger als die große räumliche Distanz zur Randkultur Zwar zielen seine Darlegungen gegen den solchem Aberglauben und seinen Zauberpraktiken zugrundeliegenden Götzen105 106 107
Zu diesen drei Bereichen vgl. Harmening 1979; Boudriot 1928 und Hille 1979. Schneider 1954, S. 536; s. ferner Kehl 1974, S. 322 f. Siehe Kraus 1882, S. 49 f.; Harmening 1979 passim. Im einzelnen vgl. man: Joannes Chrysostomus, Kommentar zum Briefe des Hl. Paulus an die Kolosser, 8. Homilie (Stoderl 1924, S. 354) und Johannes Mandakuni, Reden (Weber 1927, S. 218).
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dienst, doch lassen sie sich auch auf das in den Brakteaten – sofern sie als Amulette gelten können – wirkende magische Beziehungsfeld anwenden. Bei Augustin ist von ligaturae und remedia die Rede, er spricht von rebus suspendis atque inligandis (Lesart: alligandis und ligandis) und von notis, die die Leute caracteres nennen.108 Was man sich unter Ligaturen, Phylakterien, Ligamenten, {94}Servatorien, Brevien, Remedien und Charakteren der Sache und dem Gebrauch nach vorzustellen hat, hat Harmening zu klären versucht: Wie sonst gewöhnlich, steht auch hier die Begrifflichkeit in einer engeren und einer weiteren Bedeutung, kann zumeist das eine für das andere gesetzt werden, entweder als Name des Amuletts oder des Amulettragens. Den Wortbedeutungen nach jedoch ist dreierlei mit diesen Namen gemeint: 1. der ‘Charakter’ des Amuletts (was auf ihm verzeichnet ist); 2. die Art, wie man es trägt (ligaturae, ligamenta, ligamina); 3. wozu es nützen soll (Phylakterien, Servatorien, Remedien) ... Es sind also bestimmte, als magisch wirksam aufgefaßte Zeichen, Zauberzeichen, und der griechische Name ȤĮȡĮțIJȒȡ – das Eingeprägte, das Abbild – ist somit in der wörtlichen Bedeutung zu nehmen.“109
Im einzelnen läßt sich mit Harmening110 festhalten: Charaktere sind besonders für den Eintrag auf Materialien geeignet wie Papier, Pergament oder Plättchen aus Kupfer, Eisen oder Blei, die dann um den Hals getragen werden. Unter suspendere und ligare versteht man zwei verschiedene Applikationen: Umhängen bzw. Umwickeln. „Charaktere, d.h. mit Zaubercharakteren beschriebene Amulette, aber auch Amulette aus Kräutern, Wurzeln oder Knochen werden umgehängt oder aufgehängt, während anderes umgebunden wird, etwa um den Arm.“ Im Begriff ligaturae sei der Unterschied allerdings nicht mehr berücksichtigt. Denn wenn ligatura wörtlich auch nur „Binde“ heiße, diene das Wort doch ganz allgemein zur Benennung der „Anbindsel“ und „An- oder Umhängsel“. Gegen den oft anzutreffenden synonymen Gebrauch von phylacteria und ligaturae möchte Harmening aufgrund von Quellen seit dem 5./6. Jahrhundert unterscheiden: „Zwar wird das Wort phylakterion (ijȣȜĮțIJȒȡȚȠȞ Schutzmittel) in der Regel in allgemeinster Weise zur Bezeichnung unterschiedlicher Amulette gebraucht, sofern sie apotropäischen Charakter besitzen, doch im Gegensatz zu Ligaturen, die das Anbinden von Kräutern, Knochen u.ä. merklich 108
109 110
St. Aurelius Augustinus, De Doctrina Christiana (Green 1963) S. 55; vgl. die Übersetzung von Mitterer 1925, S. 76 f.; vgl. auch Aurelius Augustinus, Tractatus in Joannis Evangelium (Migne 1845) Sp. 1440. Harmening 1979, S. 238 f. Ebd. S. 240–244.
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betonten, lassen die Zeugnisse über Phylakterien eine Vorliebe für beschriftete Amulette, Charaktere, erkennen ...“111 Wie nun muß man sich die Wirkungsweise der Amulette vorstellen? Augustin hat dazu in De doctrina christiana (Buch II) eine – modern gesprochen – Zeichentheorie entwickelt, die bereits von Harmening ausführlich dargelegt worden ist.112 Die Neuplatoniker betrachten die „Dämonen als Mittelwesen zwischen Menschen und Göttern und weisen ihnen demnach, da kein Gott mit einem Menschen Berührung haben soll, die Rolle zu, menschliche Wünsche hinauf und göttliche Gewährung herabzubefördern ...“.113 Die ‘Lockmittel’, die die Dämonen herbeiholen, sind Sinnbilder und Zeichen.114 Augustinus unterscheidet zwischen Dingen {95}(res) und Zeichen (signa). Die signa teilen sich in signa naturalia, natürliche Zeichen, wie der Rauch, der Feuer anzeigt, und signa data, gegebene, verabredete Zeichen, wie der Ton der Kriegstrompete, an dem die Soldaten erkennen können, ob sie vorrücken oder sich zurückziehen sollen.115 Die bedeutsamen Zeichen für die Menschen sind Worte; sie nehmen im menschlichen Verkehr die erste Stelle ein und drücken alle Gedanken aus.116 Da das gesprochene Wort vorübergeht, so hat man durch die Buchstaben Zeichen für die Worte eingeführt. „Auf solche Weise werden die gesprochenen Worte nicht ihrem Wesen nach, sondern gleichsam durch ihre sichtbaren Zeichen den Augen gezeigt.“117 Im weiteren bespricht Augustinus die Lehren der Heiden. Das Kapitel 20 im II. Buch handelt über verschiedene Arten heidnischen Aberglaubens. Harmening faßt die Überlegungen zusammen: „Die abergläubischen Mittel und Verrichtungen sind nicht als Dinge, sondern als Sinnbilder und Zeichen zu begreifen. Sie dienen dazu, Verbindung mit Dämonen aufzunehmen. Wie nämlich die Sprache der Verständigung unter Menschen dient, den einzelnen Buchstaben, Silben und Worten aber für sich kein Sinn zukommt ..., sondern sie ihre bezeichnende Kraft erst dadurch erlangen, daß man sich über ihre Bedeutung verständigt, gewissermaßen einen ‘Sprachvertrag’ geschlossen hat, so haben auch die abergläubischen Mittel für sich keine Bedeutung 111 112 113 114 115 116 117
Ebd. S. 244 mit den Nachweisen in Anm. 175–179. Ebd. S. 303 ff.; vgl. auch Daxelmüller 1980, Sp. 564. Aurelius Augustinus, De Civitate Dei, IX,1. Ich zitiere die Übersetzung von Thimme / Andresen 1977–1978. Augustinus (ebd.) XXI,6 und Harmening 1979, S. 299 f. und 303. Augustinus, De Doctrina Christiana I,2 (Green 1963). Ebd. II,3. Ebd. II,4.
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sofern sie nicht als Wörter einer Sprache zur Verständigung mit den Dämonen gebraucht werden.“118 Die zentrale Aussage lautet: Superstitiosum est quidquid institutum est ab hominibus ad facienda et colenda idola pertinens vel ad colendam sicut deum creaturam partemve ullam creaturae vel ad consultationes et pacta quaedam significationum cum daemonibus placita atque foederata, qualia sunt molimina magicarum artium, qua. quidem commemorare potius quam docere adsolent poetae.119
Harmening hat das Gewicht dieser Stelle auch für die Zeit des Mittelalters erkannt und daraus seine Begriffsbestimmung von Aberglaube gezogen: „Aberglaube ist ein Komplex vereinbarter Zeichen, die der Verständigung mit den Dämonen dienen“, dem Aberglauben liegt ein Kommunikationsvertrag mit den Dämonen zugrunde.120 Diese ‘Theorie über Aberglaube als Kommunikationsmedium’ oder besser: ‘Kommunikationsmittel’ bezieht sich denn auch „auf all das, {96}was Augustinus nennt: Nichtmedizinische Verbände (ligaturae) und Heilmittelchen (remedia), Charaktere, Amulette ... und alle molimina magicarum artium“.121 Es läge nahe zu vermuten, daß – analog zum Gebrauch der signa data unter den Menschen – dem vergänglichen Wort auch die dauerhaften Zeichen der Buchstaben gegenübergestellt würden, erfolgt doch vielfach die Wirkung von Zauber und Magie über das Wort, werden doch der Name des ‘Dämons’ oder das zauberwirkende Wort bzw. die Namen der ‘Dämonen’ und Zauberwörter aufgeschrieben, eingeschnitten, eingeritzt. Aber Augustinus verfolgt diese Möglichkeit nicht. Es heißt in De doctrina christiana, Buch II, Kapitel 24: Die Superstitionen haben: 118 119
120 121
Harmening 1979, S. 305. Augustinus, De Doctrina Christiana (Green 1963) S. 55. In der Übersetzung lautet der Passus: „Abergläubisch ist alles, was die Menschen zur Aufstellung und zur Verehrung von Götzen erfunden haben. Diese Erfindungen dienen teils dazu, irgendein Geschöpf oder auch nur einen Teil eines Geschöpfes als Gott zu verehren, teils dazu, die bösen Geister um Rat zu fragen, ja mit ihnen in aller Form gleichsam Wahrsagungsverträge abzuschließen, wie uns dergleichen in den Versuchen der magischen Künste vorliegen, welche die Dichter mehr bloß zu erwähnen als regelrecht zu lehren pflegen.“ (Mitterer 1925, S. 76 f.) Harmening 1979, S. 306 weist mit Recht daraufhin, daß die Übersetzung von pacta quaedam significationum cum daemonibus placita at foederata durch ‚mit den Dämonen Wahrsagungsverträge abschließen‘ nicht zutreffend sein kann. Unter Hinweis auf Kapitel 24 nimmt er für significatio hier die präzisere Bedeutung ‚Bezeichnung‘, ‚Zeichen‘ an. Vgl. auch ebd. S. 317. Harmening 1979, S. 305. Ebd. S. 307.
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nur insoweit Kraft, als es durch den die Geister beherrschenden Wahn als der gemeinsamen Sprache (lingua) mit den Dämonen verabredet worden ist ... Nicht weil es Kraft hatte, gab man sich damit ab, sondern weil man sich mit diesen Dingen abgab und sie bezeichnete (signando), erlangten sie erst Kraft ....
Am Beispiel des „kreuzweise geschriebenen Buchstabenzeichens X“ mit unterschiedlichem Lautwert bei Griechen und Lateinern legt Augustinus anschließend dar, daß die verschiedene Bedeutung nicht von Natur aus vorhanden ist, sondern durch stillschweigende Übereinkunft gesetzt wird. „Wie nun alle diese Bezeichnungen gerade so auf die Geister wirken, wie die daran interessierten Kreise eben darüber übereingekommen sind, und wie ihre Wirkung verschieden ist, wenn die Übereinstimmung eine verschiedene ist, und wie sich die Menschen bezüglich dieser Bezeichnung nicht deshalb verstanden haben, weil diese Bezeichnung schon an sich eine bezeichnende Kraft besaß, sondern sie vielmehr nur deshalb ihre bezeichnende Kraft hat, weil man sich eben bezüglich ihrer miteinander verstand, so haben auch jene Zeichen, durch die man sich die verderbliche Gesellschaft der Dämonen erwirbt, Kraft nur nach der Tätigkeit desjenigen, der sie beobachtet.“122 Dieses Beispiel operiert mit Sprache und Schrift als signa data, dazu zählen aber auch die ‘Lockmittel’, mit denen Dämonen herbeigeholt werden, also „verschiedene Arten von Kräutern, Bäumen, Tieren, Zaubersprüchen und Bräuchen“ (vgl. Anm. 114), so daß unter den signa im Verkehr mit Dämonen die Gegenstände selbst und die in sie eingetragenen Inschriften begriffen werden können. Die Verwendung bestimmter Amulette „beruht auf dem Glauben an die magische Kraft des Buchstabens“, der daraus gebildeten Worte, Formeln und Namen,123 eine magische Kraft, die im Prozeß des Aufschreibens 122
123
Augustinus, De Doctrina Christiana (Green 1963) S. 60 f. und in der Übersetzung von Mitterer 1925, S. 83 f. Text und Übersetzung auch bei Harmening 1979, S. 306 f. mit Anm. 252. Vgl. Pfister 1927, Sp. 380, dort aber eingeengt auf Papier als Beschreibstoff. Gerade die Namen spielen dabei eine besondere Rolle, vgl. Tiemann 1938/41, Sp. 318 ff. Und Hopfner 1928, Sp. 334 sowie Dornseiff 1922, S. 54. Bereits Origines hat sich dazu mehrfach geäußert. In der Ermahnung zum Martyrium heißt es: „Nun aber führen gewisse Laute und Silben und Namen ... wohl infolge einer gewissen, für uns unsichtbaren innerlichen Beziehung die angerufenen (Dämonen) herbei“ (Koetschau 1926,1, S. 206). Vgl. weiter Origines, Gegen Celsus I,24 (Koetschau 1926,2): Unter bestimmten Voraussetzungen „werden wir sagen dürfen, daß die Namen Sabaoth, Adonai und alle die andern, die bei den Hebräern mit großer Feierlichkeit überliefert werden, nicht für beliebige und gewordene Dinge, sondern mit Rücksicht auf eine gewisse geheimnisvolle Theologie gebildet worden sind, die sich auf den Schöpfer des Weltalls bezieht. Deshalb kann man auch diese
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(möglicherweise {97}verbunden mit Zauberhandlungen) auf den Gegenstand, das Amulett, übertragen wird.124 Die magische Wirkung eines als Amulett gebrauchten Gegenstandes kann mit Hilfe einer Inschrift verstärkt werden.125 Die Zauberwirkung kann grundsätzlich in zwei Richtungen erfolgen als Heils- oder Unheilszauber, als Schutz- oder Schadenzauber. Bei Amuletten kommt per definitionem nur die apotropäische Wirkungsweise, der Schutzzauber in Betracht, wobei Abwehr bzw. Bannung böser oder Herbeirufung, Zitation guter Dämonen (Mächte) unterschieden werden kann.126 Der sachkulturelle Hintergrund des spätantiken Amulettwesens wird durch zahlreich gefundene Amulette127 illustriert. Ich führe hier im wesentlichen Gold{98}amulette an, die vom Material128 her gesehen den Goldbrak-
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127 128
Namen, wenn sie in dem mit ihnen fest verknüpften Zusammenhang ausgesprochen werden, und andere, die in ägyptischer Sprache verbreitet sind, bei einigen Dämonen, deren Macht sich nur auf diese Gebiete erstreckt, und andere in der Mundart der Perser bei anderen Geistesmächten, und so bei jedem Volke, zu bestimmten Bedürfnissen gebrauchen.“ Vgl. Pfister 1927, Sp. 384. An den Bezeichnungen veneficium und incantatio zeigt Harmening 1979, S. 226 den engen Zusammenhang von Zauberspruch und Zaubermittel auf: „Das Mittel als solches ist seiner natürlichen Beschaffenheit zufolge oft belanglos und harmlos, zauberische Qualitäten erlangt es erst aufgrund einer ‘Besprechung’, durch den Zauberspruch.“ Müller (1986,1, S. 467) möchte die runischen Schreibformeln vom Typ ‘Runen schreibe ich’ (IK 156 Sievern-A) analog zu rituellen Sprechhandlungen als Resultate von Schreibhandlungen verstehen. In diesem Zusammenhang wäre zu überlegen, ob die die Zauberwirkung verstärkenden Inschriften nicht auch unmittelbare Aufzeichnung solcher rituellen Sprechhandlungen (incantationes) sein könnten. +[Vgl. weiter Düwel 1997,2; Fingerlin / Düwel / Pieper 2004, S. 253–255; Düwel / Heizmann 2006, S. 23–30.] Vgl. zu dieser Frage auch Hansmann / Kriss-Rettenbeck 1966, S. 138 und Tiemann 1938/41, Sp. 331. Ferner Engemann 1975, S. 34 f. und speziell für Brakteaten Sierke 1939, S. 49, 88 und für Gemmen Eitrem 1939, S. 61, für den „die Inschriften ... für die magische Wirkung dieser Steine oft von ausschlaggebender Bedeutung sind“. Darüber hinaus gibt es in den Zauberpapyri immer wieder Anweisungen für den Zauberer, während der Zauberhandlung ein Amulett zu tragen. „Da man sich des Wirkens der Dämonen (und auch der Götter) nur durch Zwang versichern kann, ist jede Zauberhandlung gefährlich ...; denn die Dämonen sind über den magischen Zwang erbost und suchen sich am Magus zu rächen, ja ihn zu vernichten, um so auch dem von ihm ausgehenden Zwange ein Ende zu bereiten.“ (Hopfner 1921/1924, 1, § 239) Zahlreiche Nachweise bei Budge 1961; Bonner 1950; Delatte / Derchain 1964 u.a. Zur magischen Wirkung des Goldes vgl. z.B. Hopfner 1921/1924, 1, § 598, 615; Seligmann 1927, S. 156 f.: „Das Gold hatte als Attribut der Lichtgötter wegen seiner Seltenheit und Kostbarkeit, wegen seines Glanzes und seiner Farbe besondere
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teaten entsprechen. „Goldblättchen mit griechischen Aufschriften finden sich in den verschiedensten Teilen der antiken Welt als Amulett verwandt oder werden in der Literatur dazu empfohlen.“129 Karl Preisendanz hat eine Reihe solcher lamminae aeneae aus dem mediterranen Raum bekannt gemacht und zu ihrem Vorkommen im Norden bereits festgestellt: Die Zaubertafeln aus den nördlichen Ländern Europas erreichen bald die Zahl derer aus dem Süden, wo sie beheimatet waren. Sie begegnen vornehmlich als Funde in den Standorten der römischen Heere und in den römischen Niederlassungen, fast in allen Gegenden von Spanien bis England, von Frankreich bis Rußland wie im Donaugebiet. Ihre Sprache ist lateinisch und griechisch, doch auch Landesidiome kommen vor, dann meist für uns schwer oder nicht verständlich.130
Von besonderem Interesse sind diese Stücke: 1. Ein Amulett, das drei Plättchen aus Kupfer, Silber und Gold in einer zylindrischen Silberkapsel umschließt. Es stammt vom Hals eines weiblichen Skeletts aus einem römischen Gräberfeld bei RegensburgKumpfmühl (3. Jh.). Auf dem Goldplättchen stehen die Gottesnamen (in griechischer Schrift): Pharthiao, Iaboch, Marmareoth, Iao, Sabaoth, Adoneai und der Name der zu beschützenden im Akkusativ Laemona.131 2. Ebenfalls aus dem 3. Jahrhundert stammt wahrscheinlich aus einem Skelettgrab von Krefeld-Gellep ein Goldblechamulett. „Ein Goldplättchen mit eingeritzten griechischen Buchstaben befand sich zusammengerollt in einer Goldhülse, die mittels dreier Ösen waagerecht als Amulett getragen wurde ... Die Funktion des Amuletts, das wahrscheinlich nur Namen von Gottheiten und Dämonen enthält, bestand darin, den Besitzer vor jeder möglichen Gefahr zu schützen.“132 3. Ein Silberblechamulett aus den Thermen von Badenweiler (3. Jh.), das lateinische Worte in griechischer Schrift geritzt trägt. „Das Amulett enthält verschiedene magische Zeichen sowie die Namen von Gottheiten
129 130 131
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Zauberkraft. Der Glanz des edlen Metalles zieht die bösen Geister an und erfreut sie, so daß sie von ihrem Vorhaben abgelenk[t] werden und vergessen, dem Träger zu schaden. In gleicher Weise zieht der glänzende Goldschmuck den Blick des Bösäugigen auf sich und wendet ihn so von dem Besitzer ab.“ Vgl. auch Anm. 57. Seligmann 1927, S. 157. Preisendanz 1935, S. 153. Grimm 1969, S. 216; vgl. Preisendanz 1935, S. 154. Nach Hansmann / KrissRettenbeck 1966, S. 121 f. (Nr. 311) ist auch hier das Palindrom Ablanathanalba zu lesen. Dies gelte auch für die hier unter Nr. 3 und 6 aufgeführten Stücke. Grimm 1969, S. 129 f.
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und Dämonen. Zuletzt folgt die Bitte, einen Luciolus vor jeder Gefahr zu schützen.“133 Im Rahmen einer Untersuchung von Zeugnissen ägyptischer Religion und {99}Kunstelemente im römischen Deutschland bietet G. Grimm eine Reihe weiterer Zeugnisse, von denen ich noch folgende Amulette anführe: 4. Katalog Nr. 67: Goldblechamulett aus Köln, dessen Inschrift noch nicht entziffert werden konnte. „Nach K. Preisendanz ... handelt es sich um verschiedene Zauberzeichen, die wahrscheinlich Namen von Planetendämonen und Schutzgottheiten in sich bergen.“134 5. Katalog Nr. 66: Silberblechamulett aus Köln, dessen Inschrift ebenfalls noch nicht gelesen werden konnte. 6. Katalog Nr. 134: Unveröffentlichtes Goldblechamulett mit griechischer Inschrift, das in der Nähe von Lauingen, Landkreis Dillingen, gefunden wurde.135 Grimm bemerkt zu diesen Stücken: Wenig wahrscheinlich ist Ägypten auch als Herkunftsland verschiedener Goldund Silberamulette ... obgleich im großen Pariser Zauberpapyrus [Preisendanz I, 80 f.] die Anweisung zur Herstellung eines solchen Silberplättchens enthalten ist. Die Herkunft dieser Amulette ist ungelöst.136
Der mangelnde Provenienznachweis spricht aber nicht gegen eine magische Verwendung der Gold- und Silberamulette in dem Raum, in dem sie später gefunden wurden. Ich weise noch auf ein Amulett anderer Art hin, das bei Grimm zur Gruppe der ‘Funde mit unsicherer oder unbekannter Herkunft’ gehört: Nr. 10:
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Ebd. S. 212. Ebd. S. 172 f. Zum Kölner Amulett bemerkt Fremersdorf 1937 (1939), S. 39, Nr. 13, Taf. 5,2–3: „Offenbar handelt es sich um eine gnostische Inschrift in der Art des ... Goldamuletts von Gellep“ (hier Nr. 2). Das Lauinger Amulett enthält nach Hansmann / Kriss-Rettenbeck 1966, S. 121 f., Nr. 311 (mit Abb.) „links oben ǹ Ǻ ȁ ǹ ȃ ǹ Ĭ ǹ ȃ ǹ ȁ Ǻ ǹ, ein Amulettwort, das in den Zauberpapyri und auf Amuletten der römischen Kaiserzeit ... häufig graviert ist, ferner in der Mitte der Gottesname ȚĮȦ (= Jehova) und unten und rechts außen ǹ Ȁ ȇ ǹ Ȃ Ȃ ǹ ȋ A Ȃ ǹ ȉ ȉ ǿ Ǽ ǿ C E C E M ähnlich wie auf dem Badenweiler Blättchen.“ Grimm 1969, S. 44 f.
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‘Magischer’ Intaglio“, dunkelgrün, rostrot gefleckt. Die Vorderseite zeigt einen hahnenköpfigen Dämon mit menschlichem Körper und in schlangenauslaufenden Beinen, dazu die Unterschrift Iao.137 Die Rückseite bietet die beiden Dämonennamen Ablan/Athanal/Ba Akram/machama/ri. Nach Grimm kommt dieser Intaglio vielleicht aus dem Raum um Trier.138 Für die Gruppe der „... in Stein geschnittenen Amulette ... ist aus dem deutschen Fundmaterial kein sicheres Beispiel bekannt.139
Um so mehr erstaunt der Fund einer Rauchtopaskugel mit gnostischer Inschrift (4. Jh.) A B ȁ A Ĭ A ɂ A ȁ B A, darunter ein nach unten weisender Pfeil aus einem Frauengrab von Årslev (Fünen). Dies ist die einzige nördlich der römischen Reichsgrenze bekannte Kugel mit einer Inschrift,140 obwohl eine solche sonst häufig auf Amulet{100}ten begegnet, die aus verschiedenen Halbedelsteinen, darunter auch Bergkristall, bestehen und die oft im frühen Imperium, aber besonders im Osten der mediterranen Welt gefunden werden.141 Für Ablathanalba gibt es offenbar nur einen Beleg. Das vollständige Palindrom Ablanathanalba ist dagegen mit 13 Belegen vertreten.142 Bonner führt zu den Palindromen aus: The palindromes make a class in themselves. Since they were constructed solely to run backwards and forwards alike, it would seem futile to look for a meaning in any of them. Hence it is only proper to take a skeptical position toward such attempts as ‘Thou art our father’, or ‘Father come to us’, for ĮȕȜĮȞĮșĮȞĮȜȕĮ, the commonest palindrome of all. On gem amulets the word seems to belong to solar deities, especially to Harpocrates and the cock-headed
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Vgl. Delatte / Derchain 1964, §1: L’anguipède alectrocéphale Nr. 1–41, vgl. weiter Index s.v., ferner Bonner 1950, S. 123–125. Grimm 1969, S. 19 f. Ebd. S. 44 Anm. 6. Meaney 1981, S. 91. Hayo Vierck hat mir dies freundlicherweise bestätigt. Aus dem Ende des 4. Jahrhunderts stammt aus dem Goldschatzfund von SzilágySomlyó eine Halskette mit 52 Anhängern und einer gefaßten Rauchtopaskugel, offenbar ein Kompositamulett, vgl. dazu Meaney (ebd.) mit weiteren Hinweisen. In diesem Zusammenhang ist auf zwei Fingerringe zu verweisen: 1.) Östra Spångby (Schweden): DCM, 2.) Berga Vrå (Schweden): EVTYXI EVNHCI, vgl. Beckmann 1969, S. 36 (Nr. 327 und 299 mit weiterer Literatur). Hinweise verdanke ich Birgit Arrhenius. Meaney 1981 unter Verweis auf Budge 1961, S. 200–211 u.a. Neun Zehntel davon wurden in Ägypten gefunden. Ablathanalba: Delatte / Derchain 1964, Nr. 332. Ablanathanalba: ebd. Nr. 11, 130, 180, 210, 298, 362, 415, 432, 486 (vollständig), 20, 31, 177, 312 (defekt). Das vollständige Palindrom besteht aus 13 Buchstaben; zur Bedeutung der Buchstabenzahl s. Dornseiff 1922, S. 61 f.
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anguipede, but it is often found, with other magical words, on stones that bear no figure design.“143
Den magischen Charakter der Bergkristall-Anhänger als Amulett erörternd, sieht Hinz in dem dänischen Fundstück „einen unmittelbaren archäologischen Nachweis“ für diese Auffassung.144 Er fährt dann aber fort: „Da allerdings kaum anzunehmen ist, daß man dort die Inschrift auch deuten konnte, ist der magische Gehalt zunächst sicher nur für den Südosten des Mittelmeerraumes überliefert.“145 Nun sind – wie Bonner ausführt – solche Inschriften im üblichen Sinne nicht deutbar, sie machen entweder die magische Kraft eines Amuletts selbst aus oder verstärken eine in dem jeweiligen Gegenstand wirkende magische Kraft. Das bedeutet aber, daß für die Rauchtopaskugel aus Fünen eine magische Verwendung als Amulett keinesfalls ausgeschlossen werden kann. Vielmehr werden die griechischen Buchstaben, die dort als fremde, zauberkräftige Zeichen146 verstanden werden konnten, eher einen magischen Gebrauch nahegelegt haben. Hier gilt in Abwandlung die Feststellung: „Wenn ein Schriftunkundiger auf irgendeine Art in den Besitz eines beschriebenen Zettels kommt, so benutzt er diesen alsbald aus sich heraus genau so als Amulett wie schreibende Völker.“147 Die bisher behandelten Stücke, die sich vermutlich noch vermehren lassen, deuten daraufhin, daß im 3./4. Jahrhundert im provinzialrömischen/ germanischen {101}Grenzraum, aber vereinzelt auch im germanischen Barbaricum Amulette mit magischen Inschriften auf Gold- und Silberblech, Rauchtopas und Ringsteinen bekannt waren und getragen wurden, wie uns die Gräber vermitteln.
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Bonner 1950, S. 202. +[Zur Wirkungsweise des Palindroms vgl. Düwel 1997,2, S. 36 f. (Note 8).] Hinz 1966 (ersch. 1968), S. 227, vgl. 228: Es wird die Vermutung, „daß die merowingerzeitlichen Bergkristall- und Rauchtopasanhänger und damit verwandte Produkte in den Bereich der Magie einzuordnen seien, kaum abzustreiten sein“. Ebd. S. 227. Zu den fremden Buchstaben auf Amuletten und ihrer verstärkenden Zauberkraft vgl. Tiemann 1938/41, Sp. 325. Ebd. Sp. 382.
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IV. Ein struktureller Vergleich der Bilderegeln spätantiker Zauberinschriften und völkerwanderungszeitlicher Runenbrakteaten Im vorigen Abschnitt war von Augustinus’ Definition von superstitio als einem Komplex vereinbarter Zeichen zu handeln, die der Verständigung mit den Dämonen dienen. Diese Zeichen, Worte und Materialien besitzen den Charakter eines Codes zwischen Magiern und Dämonen,148 zu denen christliche Interpretation auch die heidnischen Götter zählt.149 Das Ziel dieser Kommunikation war der Einfluß, ja der Zwang auf Götter und Dämonen aller Art, um Schutz herbeizuführen oder Schaden abzuwehren. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, daß eine wesenhafte Beziehung zwischen dem Namen und dem Namenträger besteht: Wer den Namen kennt, beherrscht auch den Gott oder Dämon.150 Entscheidend ist es, den wahren, den richtigen Namen zu treffen.151 Alle erreichbaren geheimen und fremden Namen und Beinamen,152 das ‘variierte und multiplizierte Wort’ anzuwenden,153 führt am besten zum Ziel. „Diesen Grundsätzen des Wortzaubers entspricht die Tendenz zum verdunkelten und dunklen Wort“, zu den ֥͕͊͏̈́ ͖̈́̈́͏ؚ͐סund ֹ͕ؔ͌̈́͘ und ͓͆ؒ͏͏͖̈́̈́ damit zu ‘Wortvariation und Wortserie’.154 Was moderner philologischer Betrachtung oft als dunkel, bedeutungslos, unverständlich oder sinnlos erscheint, kann im Rahmen einer auf Götter und Dämonen gerichteten Kommunikationsbeziehung155 absichtlich eine für Menschen prinzipielle Unverstehbarkeit sein. Die geheimnisvolle Macht der Zauberformeln kann für den Abergläubischen gerade in dieser Unverständlichkeit liegen.156 Der Neuplatoniker Iamblichos {102}(4. Jahrhundert) legte bereits in De Mysteriis dar: 148
149 150 151 152 153 154 155 156
In der religionswissenschaftlichen Forschung gelten als Dämonen „alle übermenschlichen, aber untergöttlichen Mächte, die den Menschen schädigen oder zumindest bedrohen und deren sich der Mensch durch bestimmte Riten ... und Enthaltungen ... erwehrt“, so Böcher 1981, S. 270, wozu auch (vgl. ebd. S. 272) „das Tragen von Amuletten bzw. Talismanen aus Metall“ usw. zählt. Zum Verhältnis von Göttern und Dämonen vgl. Hopfner 1921/1924, 1, § 173. 1. Kor. 10,20; Apok. 9,20. Vgl. Achterberg 1930. Hopfner 1928, Sp. 334; Ders. 1921/1924, 1, § 719, 694, 705. Hopfner 1928, Sp. 334 f.; Ders. 1921/1924, 1, § 682. Hopfner 1928, Sp. 335 ff., 340f.; Ders. 1921/1924, 1, § 706. Harmening 1978, S. 77. Ebd. S. 77; Hopfner 1928, Sp. 340 ff.; Ders. 1921/1924, 1, § 706, 759 f. In diesem Zusammenhang ist auf eine wichtige Studie zu verweisen: Güntert 1921. Schusser 1927, Sp. 1117.
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Die sogenannten ֥͕͊͏̈́ ͖̈́̈́͏ؚ͐ס, d.h. bedeutungslosen Ausdrücke und Namen, sind in Wahrheit keineswegs bedeutungslos. Von einzelnen kennen ja sogar wir selbst ihre Bedeutung, indem uns die Götter selbst die Lösung gegeben haben. Aber selbst dann, wenn sie uns Menschen bedeutungslos erscheinen, so haben sie doch alle ohne Ausnahme ihre Bedeutung, ihren Begriffsinhalt, aber natürlich bloß bei den Göttern. Dabei aber kommt dieser ihr Begriffsinhalt (sc. Ihnen) nicht so zu wie den Wörtern der menschlichen Sprachen, entsprechend der menschlichen Denkfähigkeit und Vorstellungsgabe, sondern vielmehr auf symbolische Weise, so daß diesen Namen ein symbolischer Charakter zukommt. Daher muß man bei diesen Namen natürlich auf alle logischen Gedankenfolgerungen hinsichtlich des Namens und des durch diesen Namen Bezeichneten verzichten, vor allem darauf, auch bei diesen Namen wie bei denen der menschlichen Sprachen einen natürlichen Zusammenhang zwischen diesen Namen und dem von ihnen Bezeichneten zu ermitteln. (...) Und gerade der Umstand, daß wir mit unserem Menschenverstand diese Namen nicht zu fassen vermögen, macht sie überaus ehrwürdig: denn sie sind eben erhabener, heiliger und ehrwürdiger, als daß wir schwachen Menschen sie fassen könnten.157
Die gut erschlossenen Zauberpapyri, Fluchtafeln und Inschriften, ‘gnostischen’ Gemmen158 und Amulette bieten Zaubernamen und Zauberworte in großer Zahl.159 Zwei Vorstellungsbreiche können in den Zauberworten und Zaubernamen wirksam sein: 1. „Das dunkle Wort als adäquate ‘begriffliche’ Form des noch nicht Wirklichen, Gewünschten“, also die Suche nach dem treffenden Wort in einem glossolalischen Prozeß und 2. „Das dunkle Wort als das Schützend-Verhüllende der im Zauber wirkenden Macht“, also das Verundeutlichen als ein aus dem arkanen Charakter des Zaubers abgeleitetes Formprinzip.160 Dieses Formprinzip der Arkanisierung enthält eine Reihe von Bilderegeln, die teilweise auch für den glossolalischen Prozeß zutreffen: Es lassen sich die folgenden herausstellen: 1. Akrostichon, 2. Alphabetreihen, 3. Ana157 158 159
160
Sinngemäß referiert Hopfner 1921/1924, l, § 718. Preisendanz 1928–1931; Audollent 1904; Delatte / Derchain 1964; zuletzt Philipp 1986; Budge 1961 und Bonner 1950 +[vgl. auch Betz 1986]. Hopfner 1928, Sp. 340 bzw. Ders. 1921/1924, l, § 706 charakterisiert sie folgendermaßen: „meist wahre Wortungeheuer wüste Combinationen von Consonanten und Vocalen oft erschrecklich lang.“ Es zeigt sich, auch einer der besten Kenner kann den Sachverhalt nicht unvoreingenommen darstellen. Harmening 1978, S. 77.
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gramm, 4. Anlautvariation, 5. Einfügung fremder Buchstaben, 6. Kontration, 7. Notarikon, 8. Palindrom, 9. Quadrat, 10. Schwindeschema, 11. Suspension, 12. Vertauschung von Silben und Buchstaben, 13. Vokalvariation, 14. Vorsatz- und Zusatzsilben.161 {103}Eine nähere Untersuchung soll zeigen, welche dieser Bildemöglichkeiten in den Brakteateninschriften realisiert wird. Von den insgesamt 14 Bildemöglichkeiten decken sich dabei im wesentlichen 1. und 11., sowie 3. und 12. Auf Seiten der runischen Überlieferung werden Fälle von Verkürzung (Abkürzung) bis auf den ersten Buchstaben eines Komplexes und die vergleichbare Auflösung einer Einzelrune durch ihren Runennamen (Begriffsrunen162) unter 1. bzw. 11. mitbehandelt. 1. Akrostichon vgl. 11. Suspension: Es ist eine Reihe von Fällen zu diskutieren, in denen die alu-Formel intendiert sein könnte, zumal wenn sich ein signifikanter Unterschied zwischen der l- und u-Rune aufweisen läßt (z.B. IK 289 Kjellers Mose-C ÈlU). Anders dagegen IK 58 Fünen I-C; dort sind die beiden Zweige der Schlußrunen nur minimal unterschieden, so daß eine Lesung all durchaus angemessen wäre, allerdings gibt es dann kaum die Möglichkeit einer Deutung als alu-Formel. Die dreiteilige Inschrift beginnt mit dem Namen der ‘Hohe’ und endet möglicherweise mit einer Suspension bzw. einem Akrostichon, dessen Auflösung die wiederkehrenden Formelwörter: alu, laukaR, laþu ergäbe. +[Zur Deutung der gesamten Inschrift vgl. Heizmann 2001, S. 328–334, s. auch Nowak 2003, S. 43 u.ö.] Diese Sequenz in umgekehrter Reihenfolge und mit Zwischenschaltung eines Versatzstückes gakaR erscheint auf IK 149,1 Schonen I-B und IK 149,2 UFo-B +[vgl. dazu in diesem Band den Beitrag von Heinrich Beck, S. 307 f.]. Auch Teilkombinationen der Formeln liegen vor: laukaR alu auf IK 166 Skrydstrup-B. Die Reihenfolge kann ebensogut alu laukaR sein. Zu erwarten wären auch die Folgen laþu laukaR, die – aber noch von anderen Formeln gefolgt – auf IK 149,1 und 2 vorkommt, oder auch alu laþu. Unter diesen Voraussetzungen könnte auch eine neue Inschriftenerklärung versucht werden: IK 26 Börringe-C al zwischen tanulu und laukaR (durch Worttrenner und Spatium abgetrennt) ließe sich so als Suspension von alu laþu verstehen. Ebenso wäre für IK 25 Bjørnsholm-C im Komplex II: ll ein 161
162
Ich folge hier wiederum Harmening (ebd.) S. 77–79, der bereits auf Dornseiff 1922 und Tiemann 1938/41, Sp. 325 ff. verweist, aber nicht folgenden weitgreifenden Beitrag nennt: Kolsrud 1943. S. auch Liede 1963, 2, S. 70 ff. Verweisen möchte ich auch auf Güntert 1921, S. 55 ff. mit zahlreichen Beispielen aus verschiedenen Literaturen und Zeiten und Feist 1919. Vgl. Düwel 1976,1.
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laþu laukaR zu erwägen. Schließlich könnte alleiniges la auf IK 61 Galsted-B für laukaR bzw. laþu alu stehen. Die hier genannten Beispiele erfüllen die Bedingung, daß nicht willkürlich aus größeren Sequenzen Teile herausgelöst werden, sondern nur Fälle in Betracht kommen, in denen eine graphische Sonderstellung vorliegt. Mitzubehandeln sind die wenigen sicheren Beispiele für Abkürzungen wie f für fahi (IK 340 Raum Sønderby-C) sowie die syntaktisch nahegelegte Auflösung einer Einzelrune durch ihren Begriffswert wie in IK 128 Nebenstedt I-B l für laukaR. 2. Alphabetreihen: Hierher sind die Fuþark-Inschriften zu rechnen: IK 110 Lindkær-C, IK 140 Overhornbæk III-C; IK 377,1 Raum Vadstena-C und IK 377,2 Raum Mariedam-C, IK 260 Grumpan-C. Auch sog. verderbte Fuþark-Folgen sind darin eingeschlossen. Schließlich sollten ebenso die Fuþark-Zitate mit berücksichtigt wer{104}den: IK 312,1 Overhornbæk II-A und IK 312,2 Raum Vendsyssel-A, IK 153 Schonen II-C. Zu erwägen wäre ferner, auch Kontraktion eines Alphabets, hier der Runenreihe mit f und o, einzubeziehen, vgl. IK 101 Kongsvads Å-A foslau, wobei allerdings kein graphisches Signal eine Abgrenzung anzeigt. Der Vergleich mit Aȍ als „Kurzformel ... zur Bezeichnung des gesamten griechischen Alphabets“ ist möglich,163 ihm wird aber auch widersprochen.164 In diesem Zusammenhang sind zwei Beobachtungen bemerkenswert: 1. Unter den nordgermanischen Denkmälern der älteren Runenperiode ist die vollständige Runenreihe 5mal auf Brakteaten, aber nur einmal auf einem anderen Inschriftenträger (Steinplatte von Kylver) überliefert. Die Fuþark-Zitate begegnen vorzugsweise auf Brakteaten +[vgl. dazu Düwel / Heizmann 2006]. 2. Agrell macht auf ein griechisches Geheimschriftalphabet von 24 Buchstaben, in drei Achtergruppen angeordnet, aufmerksam und vergleicht mit entsprechenden Beispielen für die Runenreihe, die damit ebenfalls für kryptographische Zwecke verwendbar wird. Nach Agrells Ansicht „stammt die altgermanische Dreiteilung der Buchstabenreihe zweifelsohne aus dem spätantiken griechischen Schrifttum“.165 In den epigraphischen Zeugnissen ist diese Dreiteilung nur auf Brakteaten (IK 260 Grumpan-C, IK 377,1 Raum Vadstena-C und IK 377,2 Raum Mariedam-C) durch Punkte zwischen den Achtergruppen kenntlich gemacht. 163 164 165
Krause / Jankuhn 1966, S. 258. +[S. Düwel / Nowak in diesem Band S. 461 ff.] „Aȍ ist nicht Abbreviatur des Alphabets, aber wie dieses Symbol Christi“, so Holtz 1981, S. 311. Agrell 1932, S. 162.
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3. Anagramm bzw. 12. Vertauschung von Buchstaben und Silben: Hier könnten einige Inschriften mit Verstellung der alu-Formel diskutiert werden. Allerdings sind die Beispiele im Blick auf den Kontext willkürlich gewählt: IK 394 Slipshavn-B mit l.u× (evtl. lua166), aber da fragmentarisch, kann die Inschrift ursprünglich länger gewesen sein, IK 182,1 Szatmár-C tu.aleltl, IK 299 Maglemose I-A aualhR, IK 353 Raum Tønder-B uldaul. Interessant wäre eine plane Darbietung verknüpft mit verstellter Formel: IK 289 Kjellers Mose-C iualu. Weiter könnte eine Folge slau (IK 101 Kongsvad Å-A) für salu (vgl. IK 105 Lellinge Kohave-B) in diese Rubrik fallen.167 Dieses Umstellungs- bzw. Vertauschungsverfahren rückgängig zu machen, setzt die Kenntnis der unverstellten Ausgangswörter bzw. -formeln voraus. 4. Anlautvariation: Ein gutes Beispiel bietet IK 377,1 Raum Vadstena-C mit luwatuwa. Möglicherweise können auch vokalische Anlautvariationen ermittelt {105}werden. Analog ließe sich auch eine Auslautvariation ansetzen, wofür in IK 131 Norwegen-B ein Beispiel vorläge: ano ana. +[Die zuerst genannte Anlautvariation entfällt, nachdem mit Lundeby / Williams 1992 tuwatuwa zu lesen ist.] 5. Einfügung fremder Buchstaben (bzw. Zeichen): Auf IK 25 BjørnsholmC steht im Runenkomplex I an zweiter Stelle das Fremdzeichen T (Kapitalisimitation).168 Weiter kann das Fremdzeichen Y genannt werden,169 zumal zur Brakteatenzeit die Runenform «k noch nicht entwickelt ist. Als Beleg kommt z.B. IK 251 Gammel Stenderup(?)-C (R. 24) in Betracht, vgl. auch IK 360 UFo-A. Falls auch · in diesen Zusammenhang gehört,170 wird man es wie bei IK 217 Zagórzyn-C (Beresina-Raum) in gemeinsamer Darbietung mit benachbarter doppelt geknickter Swastika eher als Fremdzeichen 166
167
168 169 170
Vgl. Pfeilschaft von Nydam mit lua. „Schon Wimmer erkannte hierin das wohl zur Verstärkung der magischen Wirkung absichtlich entstellte Formelwort alu ...“, Krause / Jankuhn 1966, S. 51. Vgl. dagegen Düwel 1981, S. l39 f. +[Bei neueren Grabungen kamen zwei weitere Inschriften auf Pfeilschäften zum Vorschein: la (1993) und lua (1994). s. Stoklund 1999, S. 32 f.; Grünzweig 2004, S. 88.] Bei dem Beziehungsfeld, das hier angesprochen ist, ließe sich auch bei dieser sehr verschieden gedeuteten Inschrift wieder die Anknüpfung an lat. salus wagen. + [Vgl. Heizmann in diesem Bd. S. 588.] „Das griechische T ist seit altägyptischer Zeit als Amulett verbreitet“, Tiemann 1938/41, Sp. 323; vgl. Dornseiff 1922, S. 23 f., 109. Zu Y vgl. Dornseiff 1922, S. 24. Ebd.
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denn als R-Rune ansehen können,171 wie das auch für die parallele Folge im Runenkontext auf IK 295 Lundeborg-A gelten kann. Entsprechend ist die Integration der Swastika in der Runenfolge auf IK 129,1 Nebenstedt II-B und IK 129,2 Darum IV-B zu beurteilen. An dieser Stelle wären auch die Mischinschriften vor allem bei Verzahnung von Kapitalis bzw. deren Imitation, Runen bzw. runenähnlichen Zeichen und Symbolen zu berücksichtigen. +[S. auch Behr 1991, S. 192–194.] 6.
Kontraktion: Zumeist ist dieses Abkürzungsphänomen von Namen her bekannt (Nomina sacra).172 Aber auch ein Formelwort wie laukaR könnte in kontrahierter Form als lR auftreten wie auf IK 147 Rynkebygård-C. Die Abgrenzung zu den folgenden Runen wäre in diesem Fall durch R gegeben, das in der Regel nur am Wortende vorkommt.173
7.
Notarikon, d.h. die Auflösung eines als Akrostichon empfundenen Wortes durch jeweils einzelne Wörter, kann unter den Inschriftenbrakteaten nicht belegt werden.
8.
Palindrome begegnen selten in Runeninschriften, vgl. das bekannte sueus auf der Steinplatte von Kylver. Ein sicheres Brakteaten-Beispiel bietet IK 286,1 Kälder-M mit SIVSVSVIS. Aus dem Brakteatencorpus nenne ich vorläufig weiter IK 326 Schonen VII-A mit einer Folge von Kapitalis und Kapitalisimitationen, aus der Jacobsen / Moltke174 ein Palindrom herauslösen möchten. Dieses ist allerdings ebensowenig zu sichern wie die folgende Überlegung zu IK 131 Norwegen-B {106} anoana als ungenaue Kopie einer Palindromvorlage anaoana (vgl. ÈnOÈ͙ͬ gegenüber È͙ͬO͙ͬÈ oder ͙ͬ ÈOÈ͙ͬ ).
171
172 173
174
In gleicher Positionierung steht in anderen Fällen eine einzelne Rune (IK 215 Aversi-C) oder ein Runenkomplex (IK 91 Killerup-C, IK 238 Ejby-C, IK 357 Raum Tved-C Mols, IK 364 UFo-C Dänemark II, IK 267 Hammenhög-C, IK 298 Lynge Gyde-C, IK 301 Maglemose II C/Gummersmark, IK 330 Seeland I-C, IK 340 Raum Sønderby-C/Femø, IK 229 Dänemark I-C, IK 291 Lekkende Have-C, vgl. auch IK 237 Raum Eckernförde-C). Vgl. Bischoff 1986, S. 204 ff. Es würde lohnend sein, alle Odinsheiti unter diesem Aspekt aufzulisten und einen möglichen Reflex in Brakteateninschriften zu prüfen. Weitere Kontraktionen müßten am Corpus überprüft werden: au für alu (IK 299 Maglemose I-A/Gummersmark) oder lu laþu (IK 353 Raum Tønder-B) und lR laukaR (s. zu Punkt 10), wobei eine weitere Arkanisierung mit Hilfe von zusätzlichen Mitteln (etwa 3. Anagramm und 4. Anlautvariation) denkbar ist. Jacobsen / Moltke 1942, Sp. 516.
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9.
Quadrat: Dafür bietet die ältere runische Überlieferung kein Beispiel. Auch die ‘kreisförmige Anordnung der Buchstabenreihen’ gehört zur Niederschrift von ‘Zauberformeln in bestimmten geometrischen Formen’.175 Die am Rand umlaufenden Inschriften wie z.B. IK l Ågedal-C oder IK 148 Sædding-B/Slotsgården sind darunter zu zählen +[dazu auch Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 460 ].
10. Schwindeschema:176 Einen runischen Beleg, der einem aus dem Schriftzauber bekannten Beispiel entspricht, kann ich nicht beibringen. Zu fragen wäre, ob die unterschiedlichen Fuþark-Verkürzungen im Sinne eines Schwindeschemas verstanden werden könnten. Dabei wäre aber die Verteilung auf mehrere unabhängige Inschriften ein Hinderungsgrund. Dies gilt auch für die unterschiedlichen vergleichbaren Belege der Formel laukaR lakR lkaR lauR luR lR l
(z.B. IK 8 Års II-C) (IK 298 Lynge Gyde-C) (z.B. IK 229 Dänemark I-C) (z.B. IK 13,1 Allesø-B) (IK 75,1 Hesselagergårds Skov-C) (z.B. IK 147 Rynkebygård-C) (IK 128 Nebenstedt I-B)
Bei diesem Verfahren könnte ein von Harmening entwickelter methodischer Grundsatz greifen: Daß nicht nur ‘der horizontale Kontext’, sondern auch ‘der vertikale Überlieferungsbefund’ zur Erklärung herangezogen werden kann.177 11. siehe unter 1. 12. siehe unter 3. 13. Vokalvariation: Für eine Folge wie pex pix pax pux gibt es keine annähernd vergleichbare Entsprechung (s. aber unter 4. das Beispiel zur Auslautvariation), ebensowenig für 14. Vorsatz- und Zusatzsilben im Sinne der Hokus-Pokus-Formel. 15. Reine Konsonantenschreibung178 begegnet nur auf IK 128 Nebenstedt I175 176 177 178
Tiemann 1938/41, Sp. 326 f. +[S. auch die fuþark-Inschriften bei Düwel / Nowak (Punkt) 2.11 in diesem Band.] Dafür ist auch die Bezeichnung Klimax geläufig, vgl. Dornseiff 1922, S. 63 f. Harmening 1978, S. 72. Unter den Bildemöglichkeiten arkaner Systeme kommt dieses Phänomen nicht vor, auch nicht unter den Geheimschriften des Mittelalters; vgl. Bischoff 1981, bes. S.
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B: rn.R für rnjnǀR. Unter den zahlreichen Verkürzungen der laukaRFormel findet sich nicht lkR.179 Die vorläufige Musterung der Brakteateninschriften auf diese Erscheinungen hin hat ergeben, daß mindestens für die Punkte 1.–3., 5., 6. sichere Belege vorliegen, während die komplizierteren Kategorien nicht oder nur vermutungsweise angesetzt {107}werden können. Vielfach decken sich die hier vorgenommenen Zuordnungen mit den in der runologischen Forschung bereits früher vorgeschlagenen.180 Was aber dort vielfach willkürlich und unsystematisch erscheint, erhält einen eigenen, überzeugenden Charakter, wenn a) die Arkanisierungsmöglichkeiten systematisch an einem geschlossenen Gegenstandsbereich erfaßt werden und wenn b) verdeutlicht wird, daß wir im Zeithorizont der Brakteaten in dem spätantiken heidnischen und christlichen Zauber- und Amulettwesen auf dieselben Phänomene stoßen, sei es in praktischen Bezeugungen oder sei es im Reflex kirchlicher Kritik, Polemik oder Duldung. Freilich müssen die Grenzen daraufbauender Deutungen festgeschrieben werden: Die Anwendung der obengenannten Gesichtspunkte ist nur – auch in Kombinationen – möglich, wenn die Anbringung der Inschrift selbst mit Hilfe der Positionierung von Inschriftenteilen oder mittels graphischer Besonderung oder Auszeichnung einen Anhaltspunkt bietet. Bei den gegebenen Beispielen ist dieses Prinzip beachtet worden. Verfehlt wäre es, die Inschrift von beispielsweise IK 309 Nebenstedt III-F .l Rllþe in folgender Weise zu ‘deuten’: lR = Kontraktion von laukaR, l = Begriffsrune laukaR, lþ = Konsonantenschreibung für laþu, e = Akrostichon der Pferdeformel oder Begriffsrune *ehwaz. In den Formprinzipien der Arkanisierung sind auch schon Elemente glossolalischer Redeweise181 enthalten. Während Vokalreihungen sowohl als arkane
179 180 181
123. Möglicherweise gibt es Analogien unter dem dort behandelten Punkt 7 ,,Weglassung (geheimschriftliche Absicht nicht sicher)“. Vielleicht könnte IK 353 Raum Tønder-B lþ für laþu in Betracht kommen, aber von den nachfolgenden Runen ist lþ nicht eigens abgesetzt. Vgl. vor allem Krause 1934 und Krause / Jankuhn 1966 passim. Zu diesem Phänomen vgl. die Arbeiten von William J. Samarin, vor allem 1972 mit folgender Definition der Glossolalie: „Unintelligible extemporaneous postbabbling speech that exhibits superficial phonologic similarity to language without having consistent syntagmatic structure and that is not systematically derived from or related to known languages“ (S. 122).
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Vokalnamen182 wie auch als glossolalische Äußerungen aufgefaßt werden können, gehören Konsonantenreihen eher zu den glossolalischen Phänomenen. Bereits Adolf von Harnack bemerkte dazu: „Diese vokalischen Gebilde und diese allitterirenden Consonantenhäufungen und Wiederholungen mit leisen Veränderungen desselben Buchstabengefüges zeigen den geistig Gebundenen, der vom Gefühl überwältigt, in bestimmten Buchstabenzusammensetzungen hängen bleibt und sie schreiend hervorstößt, ab und zu verständliche religiöse Worte ... einmischend.“183 Zugleich habe sich aber mit der Niederschrift solcher Laute schon ‘Wissenschaft’ der Sache bemächtigt und mache sie tot, indem sie systematisiere und methodisch erkläre. Dornseiff stimmt Harnack darin zu, „daß uns diese Schamanendinge in {108}den Zauberbüchern nur in schon systematisiertem Zustand vorliegen. Das Bilden von Vokalreihen ist eine solche Systematisierung innerhalb der voces mysticae.“184 Für die Brakteaten ist es methodisch wichtig, nicht von einer schriftlichen Niederlegung von Formeln und Anrufungen o. dgl. in Form eines Zauberbuches auszugehen, sondern eher mit einer Umsetzung mündlicher Zaubersprüche, -worte und -buchstaben in eine Vorlage für die Brakteatenherstellung zu rechnen.185 Ich möchte deshalb versuchsweise die auf Brakteaten anzutreffenden Buchstabenreihungen als glossolalische Äußerungen verstehen. Es handelt sich um folgende Beispiele:
182 183 184 185
Vgl. Hopfner 1928, Sp. 342 f. von Harnack 1891, S. 88. Dornseiff 1922, S. 55 f. Der letzte Satz ist dort gesperrt gedruckt. Den Prozeß von der Konzeption einer Inschrift bis zur Pressung eines Runenbrakteaten stelle ich mir etwa folgendermaßen vor: Ein Runenmeister konzipiert die Inschrift und schreibt sie auf eine Vorlage. Ein Runenschreiber überträgt die Inschrift auf den Model. Analog konzipiert ein Brakteatenmeister eine Bilddarstellung, ein Goldschmied führt sie aus. Vermutlich muß auch bei den Bilddarstellungen mit einer Vorlage für die Übertragung auf den Model gerechnet werden. Im einzelnen ist es möglich, daß die verschiedenen Arbeitsgänge zusammengefaßt werden, etwa so, daß der Runenmeister auch die Übertragung der Runen in den Model vornimmt. Und schließlich ist auch der Fall denkbar, daß der ausführende Handwerker, der Goldschmied, selbst eine Inschrift anbringt. Dabei kann er sich wiederum einen Brakteaten als Vorbild nehmen (‚kopiale Anfertigung‘). Ein solcher kopialer Prozeß konnte in mehreren Stufen verlaufen, vgl. Müller 1986,1, S. 455. Soweit ich sehe, sind alle Brakteateninschriften bereits in die Modeln eingetragen; nach der Anfertigung eines Brakteaten geritzte Runen gibt es nicht. Im einzelnen muß erwogen werden, wieweit dabei spezielle Rituale eine Rolle spielen können, vgl. Eitrem 1939, S. 62–68. +[S. zur Brakteatenherstellung insbesondere Axboe 2004,1, S. 1–26; 2007, S. 13–16. Vgl. auch in diesem Band den Beitrag von Düwel / Nowak S. 376–379.]
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1. Vokalreihen:186 In konsonantischem Kontext begegnet die Folge ... aaduaaalii"u× auf IK 58 Fünen I-C. In der Mitte der längeren Inschrift auf IK 70 Halsskov Overdrev-C steht ... iiaeiau ... zu vergleichen ist auch IK 148 Sædding-B/Slotsgården und IK 339 Småland-C … a.uuuae. 2. Konsonantenreihen187 kommen in vokalischer Nachbarschaft auf IK 148 Sædding-B/Slotsgården ebenfalls vor ... hhh ... hwsh× ... Rm!lhþ ... Ferner ist IK 249 Fünen II-C mit n"etbllll und der Beginn von IK 251 Gammel-Stenderup-C lallllt ... zu nennen. Besonders auffallend mit nur einem Vokal ist die Reihe auf IK 300 Maglemose III-C, I: tlþklfhis oder auch IK 309 Nebenstedt III-F !lRllþe sowie IK 353 Raum Tønder-B, I: lþdllu. Beides begegnet auch in verschiedenen Teilen derselben Inschrift: IK 289 Kjellers Mose-C, I: !ll××, II: iual"u oder IK 299 Maglemose I-A, III: aualhR.188 Auf die verschiedenen Arten zahlenmystischer Verwendung von Buchstaben, wie sie in den Zauberpapyri vorkommen, gehe ich nicht ein, da entsprechende Beispiele im Brakteatencorpus wie in den Runeninschriften überhaupt noch nicht gesichert sind.189 {109}Auch ohne diese Frage zu berühren, spricht der hier vorgenommene strukturelle Vergleich zwischen spätantiken Zauberinschriften mit ihren Bilderegeln und entsprechend geformten Runenbrakteaten für eine gleichsinnige magische Funktion ihrer Inschriften in der Kommunikation mit übermenschlichen Mächten: Schutz herbeizuführen oder Schaden abzuwenden. Damit aber sind die Runenbrakteaten, um die es hier ging, eindeutig als Amulette ausgewiesen. Nun gibt es aber in der Brakteatenüberlieferung durchaus einige ausgestaltete Inschriften. Die gängige Auffassung setzt sie an den Beginn eines Depravierungsprozesses, an dessen Ende dann die bedeutungslosen 186
187
188
189
Vgl. Dornseiff 1922, S. 57 ff. +[In diesem Zusammenhang ist es interessant, daß W. Heizmann (2001, S. 332 ff.) diesen Komplex als Chiffre für die Vogelsprache zu verstehen sucht.] Vgl. ebd. S. 60 f. Die in der ersten Auflistung angeführten Beispiele scheinen mir überzeugender. Das Phänomen der Glossolalie, auf das ich hier nur beiläufig eingegangen bin, verdiente für die Inschriftenbrakteaten und vielleicht auch einige mittelalterliche Runeninschriften eine eingehendere Erörterung. Vgl. vor allem die Arbeiten von Sigurd Agrell, z.B. 1927 (s. auch hier Anm. 5) und zuletzt Klingenberg 1973 mit einer Reihe von zustimmenden und ablehnenden Rezensionen, s. Düwel 1978, bes. S. 239.
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Runensequenzen stehen. Die Überlieferung [...] bestätigt dagegen folgende Auffassung, die Harmening 1978 anhand mittelalterlicher Ringinschriften entwickelt hat: Von einer ursprünglich sinnlosen, bezeichnungslosen Buchstabenfolge auf dem Weg ‘etymologisierender’ Assonanzen zur lautlichen Angleichung an ein als zauberkräftig empfundenes Wort oder an Klangfarbe und Duktus einer als zauberrelevant empfundenen Sprache.190
Nicht ein geschlossener Text hätte am Anfang einer Überlieferung gestanden, „aus dem dann alle anderen Zeugnisse auf dem Wege der Korrumption hervorgegangen wären“, vielmehr wurden feste Blöcke gegeneinander vertauscht und verschoben, so daß „die Entstehungsgeschichte der Zauberinschriften als Verschiebe- und Verknüpfungsprozeß von isolierten Versatzstücken zu beschreiben wäre“.191 Müller kommt für die Entwicklung der Inschriften auf Brakteaten zu dem Ergebnis, daß am Anfang nicht komplizierte runenschriftliche Fixierungen eines germanischen Textes gestanden haben, sondern daß man sich die frühe Phase runenschriftlicher Elemente auf einem niedrigen Schriftniveau wird denken müssen ... Die eindrucksvollen Beispiele von Brakteateninschriften mit Nennung von Runenmeister- und Sakralnamen,192 von Glücks- und Segensformeln markieren einen Höhepunkt des Aneignungsprozesses auf der Schriftebene, nicht deren Anfang.“193
Natürlich gibt es gerade bei der Serienanfertigung der Brakteaten auch Depravierungserscheinungen vor allem im Zuge kopialer Anfertigung. Aber damit kann keineswegs die Masse der Runenbrakteaten charakterisiert werden. Die schon auf der Stufe des A-Typs ausgedrückte Vorstellung von der Macht der Schrift194 – IK 156 Sievern-A r(njnǀR) writu (Runen schreibe ich) – bestimmt die {110}Inschriftenbrakteaten von der Nachahmung römischer Kapitalis über die Aufnahme und Bevorzugung von Runen in Buchstabenketten und formelhaften oder wortähnlichen Sequenzen bis zu ausgestalteten, satzmäßigen Runenfolgen, die auch Mitteilungsfunktion 190 191 192 193 194
Harmening 1978, S. 71. Ebd. S. 72. Vgl. vorerst: Feist 1922; Düwel 1976,3, S. 87 und Flowers 1986, S. 187 ff. (Runenmeisterformeln) und vor allem Müller 1988 +[in diesem Bd. S. 317–374]. Müller 1986,1, S. 466. +[S. dazu in diesem Band den Beitrag von Düwel / Nowak, bes. Punkt 2, S. 402 ff.] Bertholet 1949. Müller (1986,1, S. 467) möchte diese Schreibformeln analog zu rituellen Sprechhandlungen als Resultate von Schreibhandlungen verstehen, „deren Bedeutung im Schreiben selbst lag und nicht in Information, die dadurch übermittelt wurde“.
Buchstabenmagie und Alphabetzauber
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haben können, aber in erster Linie der Kommunikation mit übermenschlichen Wesenheiten dienen.195
Nachschrift 2009 Die Überlegungen dieses Beitrags werden zusammengefasst und weitergeführt: Düwel 1992,1; 1997,2; 2008,1; Düwel / Heizmann 2006. Nachträge und Ergänzungen sind jeweils an entsprechender Stelle im Text oder in den Anmerkungen mit +[ ] eingefügt. Zwei Aspekte im Abschnitt I. sind zu korrigieren bzw. zu präzisieren: 1. Im Gegensatz zu der seinerzeit angenommenen kontinuierlichen Entwicklungslinie von römischen Goldmünzen und vor allem Goldmedaillons über die Medaillonimitation zu den einzelnen Brakteatentypen ist vielmehr entschieden festzuhalten: „Es bestand keine kontinuierliche Entwicklung, in der die Medaillon-Imitationen als Bindeglied zwischen den eigentlichen Brakteaten und ihren römischen Vorbildern dienten“ (Axboe 2004,1, S. 61); denn es „gehören die genauer datierbaren Grabfunde der Medaillon-Imitationen alle der späten Kaiserzeit an, während keine Funde mit Sicherheit in die Völkerwanderungszeit zu datieren sind“ (ebd. S. 59), und nach den „Überlegungen zur absoluten Chronologie scheint es, daß der Anfang der Produktion der A-CBrakteaten mindestens um etwa zwei Generationen später als die frühesten Medaillon-Imitationen anzusetzen ist“ (ebd. S. 60), vgl. weiter Axboe 2001,2; 2007, S. 93 ff., 150 f. 2. Es muß, wie zu Beginn von Abschnitt I angedeutet, betont werden, daß die hier verfolgte Linie von der Kapitalis zu den Runen eine rein epigraphisch-schriftgeschichtliche Untersuchung ist, die unabhängig von den jeweils zugrunde liegenden Brakteatentypen zu sehen ist; d.h. es darf keinesfalls eine Abfolge von A- zu B- und zu C-Brakteaten angenommen werden. Alle drei Typen treten bereits in der Gruppe H1 auf, in der die A-Brakteaten allerdings einen auffallend hohen Anteil der Prägungen ausmachen (Axboe 2004,1, Fig. 145; 2007, Fig. 31). 195
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich feststellen, daß ich keineswegs den Standpunkt eines skeptischen Runologen verlassen habe und etwa ins Lager der imaginativen Runologen geschwenkt bin. In einigen früheren Arbeiten ging es mir darum, gegenüber einer häufig assoziativen magischen Deutung (meist nach dem Grundsatz in dubio pro magia) eine auch mögliche profane, den zwischenmenschlichen Mitteilungscharakter von Inschriften betreffende Erklärung zu bevorzugen, vgl. Nielsen 1985. Das schließt nicht aus, eine geschlossene Gruppe wie die Brakteateninschriften in eine – wie ich meine – begründete magische Deutungsperspektive zu rücken und diese zur Diskussion zu stellen. Für die gesamte runische Überlieferung versucht dies auch Flowers 1986.
Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde RGA-E-Band 40 – Seiten 525–601 © De Gruyter 2011 • Berlin • New York
Die Formelwörter der Goldbrakteaten* WILHELM HEIZMANN
A. Einführung Die runentragenden Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit bilden die mit Abstand größte Gruppe von Inschriftenträgern innerhalb der Runeninschriften des älteren Futhark.1 Sie wurden dennoch als Gruppe zumeist vernachlässigt, wohl weil sich einige der Inschriften der exakten Lesung (reine Lesbarkeit)2 überhaupt entziehen und darüber hinaus ein nicht unbedeutender Teil einer semantischen Deutung (semantische Lesbarkeit) unzugänglich ist. Zudem wurden die Inschriften früher überwiegend für sich alleine betrachtet, ohne den ikonographischen Kontext, in dem sie überliefert sind, angemessen zu berücksichtigen. Dies gilt auch noch für den ikonographischen Katalog der Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit (IK), in dem Klaus Düwel bis auf die Neufunde nach Erscheinen der Bände alle Inschriften auf Brakteaten behandelt. Zunehmend hat sich indes die Einsicht durchgesetzt, daß Bild und Schrift zusammengesehen werden müssen. Zum ersten Mal formuliert und an einer bestimmten Gruppe von Inschriften (laukaR) vorgeführt wurde diese neue Sichtweise in einem Aufsatz mit dem als programmatisch verstandenen Titel ‘Bildformel und *
1 2
Die Arbeiten an diesem Beitrag reichen bis in die Mitte der 1990 Jahre zurück. Eine erste vorläufige Version finde ich unter dem Datum vom 16.03.1998 abgespeichert. Auf dieses Manuskript wurde seither von Karl Hauck und Klaus Düwel unter der Angabe ‘Die Formelwörter der Goldbrakteaten. In: IK 4 in Vorbereitung’ und ähnlich mehrfach Bezug genommen. Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine durchgehend revidierte und erweitere Fassung. Beim Lesen der Korrektur unterstützten mich dankenswerterweise Alexandra Pesch, Sigmund Oehrl und Klaus Düwel. Sean Nowak sei herzlich gedankt für die freundliche Überlassung seiner Inschriftenscans. Düwel 1992,1, S. 32 f.; Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 375; Hauck, IK, Einführung, S. 11; Seebold 1998, S. 268. Vgl. dazu Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 375 ff., 380 ff.
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Wilhelm Heizmann
Formelwort’ aus dem Jahr 1987.3 Konsequent umgesetzt und weitergeführt hat diesen Ansatz zuerst Karl Hauck in seinem Beitrag zum 4. internationalen Runensymposium in Göttingen.4 Aus diesen Beiträgen ergibt sich mit zwingender Konsequenz die Forderung, daß jede Deutung der Runeninschriften auf Brakteaten auch deren Ikonographie zu berücksichtigen hat. Diese Ikonographie weist die Brakteaten als Heilsbilder und Götterbildamulette aus.5 Das kostbare Material Gold,6 die komplexe Ikonographie, die grundsätzlich zur Serienproduktion geeignete Herstellungsart, die Individualnamen weitgehend ausschließen, machen eine rein profane Deutung der Inschriften apriori wenig wahrscheinlich. Diese Sichtweise findet eine natürliche Stütze in den spätantiken Vorbildern der Brakteaten. Denn auch dort, auf den konstantinischen Münzund Medaillon-Prägungen, die im Norden überwiegend gelocht und als Anhänger körpernah getragen wurden und für die, wenn sie in Fundensembles auftreten, auf einen amuletischen Kontext geschlossen werden kann,7 traten Schrift und Bild zusammen auf und bildeten ein untrennbares Ganzes.8 Wie stark die Zusammengehörigkeit von Schrift und Bild gerade in der Anfangsphase der Brakteatenkunst empfunden wurde geht schon allein daraus hervor, daß bis auf zwei Ausnahmen (IK 86 Inderøy-M/Vika; IK 262 Gundsømagle Holme-M) alle Medaillon-Imitationen des Nordens Kapitalis-Inschriften bzw. Kapitalis-Imitationen tragen. Und auch noch für die A-Brakteaten gilt, daß diejenigen Stücke, die größte Nähe zu den spätantiken Vorlagen erkennen lassen, in den überwiegenden Fällen mit Inschriften bzw. Inschriften-Imitationen versehen sind (vgl. IK 47,1 Elmelund-A und IK 47,2 Broholm-A/Oure; IK 240 Erin-A; IK 254 Geltorf (I) (?)-A; IK 282 Hov-A; IK 329 Seeland (III)-A; IK 354 Torpsgård-A/ Senoren; IK 360 Unbekannter Fundort-A). Erst mit größerer Entfernung von den Vorlagen beginnt sich diese enge Verbindung aufzulösen. Inschriftlose Brakteaten dominieren in den Typen B, C und F, auf den DBrakteaten gibt es keine einzige Inschrift. Auch wenn von einer chronolo3 4 5
6 7 8
Heizmann 1987. Hauck 1998,2. Zur Bestimmung von Brakteaten als Amulette vgl. Antonsen 2002, S. 178; Axboe 2007, S. 110; Düwel 1988, in diesem Bd. S. 488 ff.; Düwel / Heizmann 2006, S. 17, 24; Nowak 2003, S. 17; Polomé 1994, S. 92 f. Den Amulett-Charakter der Goldbrakteaten erkennt auch Bernard Mees an (2009, S. 2 f.). Daß Goldbrakteaten daneben auch als Schmuck Verwendung finden konnten, läßt sich zwar nicht wirklich beweisen, ist aber im Vergleich zur Amulettfunktion auf jeden Fall sekundär. Vgl. dazu Polomé 1994, S. 92. Hauck 1982,2, S. 83; Jørgensen / Storgaard / Thomsen 2003, S. 427 f.; Veit 1982, S. 102 f., Abb. S. 71 f. Vgl. dazu Gnecchi 1912; Radnoti-Alföldi 1963.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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gischen Abfolge der einzelnen Brakteatentypen (deren Einteilung im übrigen ja nicht ‘natürlich’ vorgegeben, sondern ‘gemacht’ ist und der damit ein gewisses Maß an Willkürlichkeit anhaftet) nicht die Rede sein kann, so wird dennoch ein Zusammenhang ganz deutlich: Große Nähe zu den Vorbildern bedeutet zumeist auch das Vorhandensein von Inschriften.9 Es stellt sich die Frage, ob das gemeinsame Auftreten von Schrift und Bild auf den einheimischen Medaillonnachahmungen und Brakteaten lediglich so zu verstehen ist, daß man sich ganz allgemein durch das Vorhandensein von Schrift eine Verstärkung der Wirkungsmächtigkeit der Bilder erhoffte,10 oder ob sich darüber hinaus zwischen den spätantiken Münz- und Medaillon-Legenden und den Runeninschriften noch weiterreichende Bezüge herstellen lassen. Um diese Frage beantworten zu können, ist zunächst zu klären, was wir speziell von den Legenden erwarten dürfen. Was das Wortmaterial betrifft, so haben wir es dort hauptsächlich mit zweierlei zu tun: Zum einen mit den Namen und Titeln der dargestellten Kaiser und Gottheiten (Constantinus, Valerianus, Augustus, Caesar, Imperator, Iupiter, Mars, Victoria etc.), zum anderen mit bestimmten, auf den Kaiser bezogenen, formelhaften Wendungen (salus, pietas/pius, iustitia, felicitas/felix, gloria, spes, virtus, gaudium, victoria, securitas etc.). Es ist gewiß kein Zufall, wenn wir diese Züge auf den Brakteaten wiederfinden. An die Stelle der Namen und Titel der Kaiser, bei denen grundsätzlich zu diskutieren wäre, ob sie im Norden überhaupt als Benennungen unterschiedlicher Individuen aufgefaßt wurden oder nicht vielmehr als variierende Benennungen ein und derselben gott-kaiserlichen Gestalt, treten dort verschiedene Namen des die Brakteatenkunst dominierenden Gottes, der im IK zunächst den neutralen Verständigungsnamen ER erhalten hat, den wir aber inzwischen mit großer Sicherheit als Odin benennen dürfen.11 Den formelhaften Wendungen der Legenden entsprechen im Bereich der Brakteaten die runischen Formelwörter. Der Norden hat sich aber zugleich auch bestimmte formale Verfahren zu eigen gemacht. Auf der Ebene des Bildes handelt es sich dabei, wie Karl Hauck herausgestellt hat, um die Übernahme der zeichenhaften Methode der Spätantike, die auf den Brakteaten wegen der winzigen Bildfläche zur Verwendung chiffrenhafter Bildformeln führte.12 Auf der Ebene des Wortes sind hier die Abbreviaturen der Legenden zu nennen: AVG(ustus), CAES(ar), IMP(erator), MAX(imus), PRINC(eps), TRIVMF(ator), D(ominus), N(oster), P(ius), F(elix), CONCORD(ia), MILIT(um), FELIC(itas), 9 10 11 12
Vgl. Müller 1988, in diesem Bd. S. 334. Vgl. dazu auch Müller 1986,1, S. 467. Vgl. Hauck 1997, S. 135 f. Hauck 1992,3, S. 111 f.; 1993,1, S. 404; in diesem Bd. S. 76 ff.
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Wilhelm Heizmann
INV(ictus), VOT(is) etc. Diese Abbreviaturen sind z.T. noch auf den Medaillon-Imitationen zu identifizieren: IK 47,2 Broholm-A/Oure und IK 47,3 Enemærket-A: P(ivs)F(elix)AVG(vstvs)
IK 256 Godøy-M: P(ivs)F(elix)AVG(vstvs)
IK 268 Haram-M: D(ominvs)N(oster) P(ivs)F(elix)AVG(vstvs)
IK 282 Hov-A: D(ominvs)N(oster)
Zugleich wurde dieses Kürzungsverfahren auf den Brakteaten aber auch konsequent im runischen Schriftmilieu umgesetzt. Am eindrucksvollsten läßt sich dies am Beispiel der laukaR-Inschriften demonstrieren. Voll ausgeschrieben begegnet das Wort insgesamt vier Mal. Daneben finden sich verkürzte Formen (die z.T. allerdings durchaus umstritten sind und deshalb die Annahme eines intendierten Schwindeschemas wenig wahrscheinlich erscheinen lassen) wie lauR, lakR, lkaR, luR, lR, l.13 Andere, eindeutige Fälle von Abkürzungen finden sich auf: IK 340 Raum Sønderby-C/Femø:14 ekfakaRf(ahi) 13 14
Vgl. Düwel 1988, in diesem Bd. S. 518; 1992,1, S. 39; Nowak 2003, S. 234, 305 ff., 309 f. Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 430 ff.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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IK 163 Skonager (III)-C): l(a)þu
oder IK 156 Sievern-A:15 r(unoR)wrilu
Die hier genannten Bezüge scheinen mir recht evident zu sein. Sie bleiben aber auf einer mehr abstrakten Ebene. Weit konkreter hat dagegen Anders Andrén die Frage nach inhaltlichen Bezügen zwischen den spätantiken Münz- und Medaillon-Legenden und den Runeninschriften beantwortet. Er sieht die drei Formelwörter laþu, laukaR und alu als unmittelbare Entsprechungen zu den lateinischen Begriffen dominus, pius und felix.16 Auch wenn diese Deutung nicht zu überzeugen vermag,17 so lohnt es sich doch grundsätzlich, dieser Frage weiter nachzugehen. Nicht ganz von der Hand zu weisen ist nämlich, daß es unabhängig von der Semantik zwischen einzelnen runischen Wörtern und Wörtern der Münz- und Medaillonlegenden phonetische Äquivalenzerscheinungen gibt. Zu nennen wären hier etwa SALVS18 und salusalu/alu, EQVES/EQVIS19 und ehwu/ehu, VOTA20 15 16 17
18 19 20
Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 446 ff. Andrén 1991. Es kann erstens nicht plausibel gemacht werden, warum gerade diese drei Begriffe aus einer Vielzahl anderer ausgewählt werden, zweitens wird ihre Verknüpfung mit bestimmten Formelwörtern völlig willkürlich vorgenommen und drittens wird der Bildinhalt nicht berücksichtigt und daher die mythische Dimension der Bilder nicht erkannt. Vgl. auch die Kritik von Fischer 2004, S. 289 Anm. 115. Alföldi 1963, Nr. 434–443. Alföldi 1963, Nr. 104–106. Alföldi 1963, Nr. 706–708; vgl. daneben VOT (Nr. 32, 33, 123, 174, 543, 548, 561, 588–626, 630–632, 641–651) und VOTIS (Nr. 34, 35, 536–540, 544, 633– 640, 709–722).
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und ota sowie vielleicht auch AUG(ustus) und die Runenfolge aug.21 Man könnte daher die Vermutung wagen, daß hier bewußt nach lautlichen Äquivalenten in der eigenen Sprache gesucht wurde. Zusammengefaßt bewegt sich das Aneignungsverfahren von Bild und Schrift jeweils auf zwei Ebenen, einer formalen äußerlichen und einer semantisch inhaltlichen. Das wären im Bereich des Bildes die zeichenhafte Methode mit ihren Chiffren und Abbreviaturen, die formale Gestaltung von Menschen, Tieren und Zeichen sowie zu einem gewissen Grad deren allgemeine Semantik (Götter, Herrschafts- und Heilszeichen), im Bereich von Schrift und Wort die Verwendung römischer Schriftzeichen (Kapitalisinschriften und Kapitalisimitationen) und schließlich eigener Schriftzeichen (Runen), die Übernahme bestimmter formaler Verfahren (Wortabbreviaturen), die Verwendung lautlicher Äquivalente sowie auf semantischer Ebene die Verwendung von Götternamen und Formelwörtern, jedoch mit jeweils verändertem Inhalt auf einheimische Traditionen bezogen. Ein nicht zu übersehendes Problem der Inschriftenbrakteaten ist, daß nur ein Teil davon einer semantisch sinnvollen Lesung zugeführt werden kann.22 Hier ausschließlich mit der Vorstellung von schriftunkundigen Goldschmieden zu operieren und anzunehmen, daß sich im Laufe der kopialen Prozesse mehr oder weniger gravierende Depravierungen eingeschlichen hätten,23 ist entschieden zu kurz gegriffen.24 Hier gilt es genauer zu differenzieren.25 Grundsätzlich muß betont werden, daß wir auf Brakteaten eine höchst komplexe Ikonographie vorfinden, die zum Anspruchsvollsten zählt, was wir aus der spätantiken und frühmittelalterlichen Kunst des Nordens kennen. Die Schöpfer dieser mythischen Bilder vereinigen in sich große künstlerische Schaffenskraft mit einem enormen Potential an spekulativer religiöser Begabung. Daß wir ihnen besonders in Kultzentren und deren Ausstrahlungsgebieten begegnen, verwundert nicht. Dort ist der 21
22 23 24
25
Eine Verbindung der Runensequenz aug mit lat. AUG(ustus) hat zuerst Tineke Looijenga in Zusammenhang mit den Inschriften auf IK 70 (R. 27–29) sowie IK 255 (R. 2–4) diskutiert (1995, S. 96). Dabei scheint mir insbesondere problematisch, daß hier die drei Runen jeweils willkürlich aus einer größeren Sequenz herausgegriffen werden. Vgl. Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 375 ff. So vor allem Moltke 1986, S. 114 f. Das Problematische dieser Annahme zeigt sich schon allein daran, daß es in den letzten Jahren mehrfach gelungen ist, für bislang unverständliche Inschriften zumindest diskussionswürdige Deutungen vorzuschlagen. Vgl. etwa undR auf IK 51,2 Killerup-B und 51,3 Gudme II-B (zuletzt Nedoma 2010), tuwatuwa auf IK 377,1 Raum Vadstena-C (Lundeby / Williams 1992; Grønvik 1999,2) oder þul auf IK 364 UFo-C (Beck 2001, S. 66 f.). Vgl. auch Müller 1986,1, S. 465 f.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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Ort, der ‘Sitz im Leben’, wo der materielle und spirituelle Reichtum eines Macht- und Kultzentrums die Grundlagen für die Entfaltung einer Elite religiöser Spezialisten schafft und sie in die Lage versetzt, ihre religiösen Konzepte und Visionen in Gold zu manifestieren.26 Daß diese Elite schriftkundig war, ist nicht zu bezweifeln. Dies ist die unabdingbare Voraussetzung für das enge Ineinandergreifen von Bild und Schrift, wie es uns auf einigen der qualitätvollsten Brakteaten entgegentritt. Es scheint mir daher wenig sinnvoll, eine allzu scharfe Trennung zwischen Brakteatenmeistern einerseits und Runenmeistern andererseits vorzunehmen. Ein viel bedeutsamerer Schnitt scheidet dagegen die originale von der kopialen Überlieferung.27 Hier finden wir jene Metallhandwerker am Werk, die ohne bzw. ohne eingehende Kenntnisse der ikonographischen Konzepte und der Runen für die zweifellos vorhandenen Depravierungen von Bild und Schrift verantwortlich gemacht werden können.28 Innerhalb der lesbaren Inschriften bilden die größte Gruppe die sog. Formelwörter. Der Ausdruck Formelwort wurde, soweit ich sehen kann, zum ersten Mal von Wolfgang Krause in der ersten Auflage der Runeninschriften im älteren Futhark in die Diskussion eingeführt29 í allerdings ist zuvor schon von magischen Formeln die Rede30 í, ohne daß diese allerdings jemals genauer definiert worden sind. Auf Vorschlag von Heinrich Beck habe ich im RGA den Terminus ‘formelhafte Heilswörter’ verwendet,31 um das religiöse Moment stärker zu betonen. Die Bilderwelt der Goldbrakteaten bringt nämlich komplexe religiöse Vorstellungen mit individuellen Göttergestalten zum Ausdruck, die um Heilung, Rettung und Schutz durch Abwehr dämonischer Wesen angerufen werden. Ich werde im Folgenden aber zu dem etablierten Begriff ‘Formelwort’ zurückkehren,32 26 27 28 29 30 31 32
Vgl. Heizmann 1996, S. 343 f.; 2007, S. 15 ff.; Pesch in diesem Bd. S. 240. Hauck 1970, S. 304 ff.; zum Thema ‘Kopie’ vgl. ausführlich Pesch 2007, S. 370 ff. Vgl. Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 376 f.; Müller 1986,1, S. 455 f.; Pesch in diesem Bd. S. 238 ff.. Krause 1937, S. 24 ff. Krause 1934, S. S. 5 ff. Heizmann 2005; vgl. Beck 2001, S. 65. Gegen die Verwendung des Begriffs ‘Formelwort’ spricht sich Nowak aus, da den entsprechenden Wörtern damit „zu leicht eine wenig greifbare und unbeweisbare magische Note angeheftet“ wird (2003, S. 205). Dahinter steckt letztlich der aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive verständliche, von der tatsächlichen Bedeutung der Magie in geschichtlichen Epochen (und noch heute) her gesehen unnötige Versuch, das Thema Magie soweit wie möglich zurückzudrängen (vgl. Heizmann 2010, S. 10 Anm. 6). Sein Vorschlag, in Anlehnung an Lundeby / Williams 1992, S. 21 (enkeltord) statt dessen von ‘Einzelwörtern’ zu sprechen, erscheint mir wenig sinnvoll, da dieser Begriff völlig inhaltsleer ist.
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um die Gefahr einer Begriffsverwirrung, die durch die Einführung einer neuen Begrifflichkeit unweigerlich gegeben ist, von vorneherein zu vermeiden. Unter Formelwörter sollen hier bestimmte Appellativa verstanden werden, die in den Inschriften im älteren Fuþark und zwar insbesondere auf den Goldbrakteaten mehrfach vorkommen. Ihre Bedeutung läßt sich auf dem Wege der Etymologie oder aus ihrem Weiterleben in jüngeren Sprachstufen weitgehend sicher erschließen. Diese Formelwörter treten nicht selten alleine auf, gelegentlich aber auch in Gruppen. Sie sind häufig ohne syntaktische Verbindung zur Umgebung und stehen daher zumeist im Nominativ Singular. Daß sie überwiegend auf goldenen Götterbildamuletten begegnen, rechtfertigt es, sie in die Nähe von Zaubersprüchen zu stellen und als gleichsam auf ein einziges Wort verkürzte Zauberformeln anzusprechen. In höchster Konzentration repräsentieren sie die Macht des festgeprägten Wortes, das Handlungen und Geschehnisse erzeugt und erzwingt.33 Als extreme Verkürzungen sind sie besonders für den winzigen Raum geeignet, der auf Goldbrakteaten zur Verfügung steht. Wie die Bildformeln, mit denen sie Hand in Hand gehen, zeigen sie sich gleichsam janusköpfig, indem sie einerseits ins Bildinnere gewendet ihre Wirksamkeit auf der Ebene der dargestellten Mythen entfalten, andererseits aber wie diese heilsgeschichtlichen Präzedenzfälle nach außen in die reale Gegenwart der Amuletträger wirken und diesen Heilung, Rettung und Schutz verheißen. Jedem einzelnen Formelwort wird im Folgenden zunächst ein Verzeichnis der Inschriften vorangestellt, der sich a) in Brakteateninschriften und, soweit vorhanden, b) Inschriften außerhalb des Brakteatencorpus gliedert. Die Brakteateninschriften sind zuletzt in den entsprechenden Textbänden des IK von Klaus Düwel unter Berücksichtigung der bis dahin vorliegenden Sekundärliteratur eingehend diskutiert worden. Es kann daher im Allgemeinen darauf verzichtet werden, die einzelnen Belege noch einmal im Detail durchzugehen. Dies erscheint nur dann sinnvoll, wenn ein neuer Lesungsvorschlag vorgetragen wird. Das Verzeichnis folgt in der Regel der von Düwel favorisierten Lesung. Verschiedentlich werden alternative Lesungen aufgenommen, wenn sie die Voraussetzung für die Zuordnung zu einem bestimmten Formelwort bilden. Auf Belege, deren Lesung oder Zuordnung mit sehr großen Zweifeln behaftet sind, verzichte ich weitgehend. Diese Zurückhaltung ist deswegen statthaft, weil es grundsätzlich für die Deutung der einzelnen Formelwörter ohne Belang ist, ob ihnen nun ein zweifelhafter Beleg mehr oder weniger zugeordnet werden kann. Zudem werden ohnedies Neufunde den Bestand auch in Zukunft vergrößern. 33
Vgl. de Boor / Mohr 1958, S. 473.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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Was die grundsätzliche Deutung der Formelwörter betrifft, so lassen sich in der Forschung zwei Richtungen unterscheiden, die ich grob vereinfachend als ‘profan’ und ‘magisch’ bezeichnen möchte. Während die ‘profane’ Deutung davon ausgeht, daß Brakteaten einer wohlhabenden Oberschicht als eine Art von Einladungsgeschenken dienten und die Formelwörter in diesem Kontext zu verstehen seien, versucht die ‘magische’ Deutung, die Formelwörter vor dem Hintergrund der auf den Brakteaten abgebildeten Mythen und religiösen Rituale zu verstehen. Aus Gründen der Systemkonsequenz ist es nicht angängig, die einzelnen Formelwörter jeweils unterschiedlich zuzuordnen.
B. Die Formelwörter 1. alu IK 24 Bjørnerud-A (Formularfamilie34 A1): (linksläufig) alu (Segment 1)
IK 26 Börringe-C (C9): (llf) I: tanulu:al (3) II: laukaR (5)
IK 43 Darum (V)-C (C2,a): (rlf) I: niujil (5) II: alu (1)
IK 44 Djupbrunns-C (keine Zuordnung Ø): (llf) al£u (1/2) 34
Die Zuordnung zu Formularfamilien erfolgt nach Pesch 2007.
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Wilhelm Heizmann
IK 58 Fünen (I)-C (C2): I: (llf) ho£uaR oder hor.aR (4) II: (rlf) laþuaaduaaalii£u× oder laþuaaeeuaaauiiuu (1/2) III: (rlf) al£u (3)
IK 74 Heide-B (B4,a): (rlf) alu (1)
IK 78 Hjørlunde Mark-C/Slangerup (C3): (rlf) alu (1)
IK 97 Kläggeröd-C (Ø): (llf) alu (1/2)
IK 135 Ølst-C (Ø): (llf) I: hag II: alu (5)
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
IK 149,1 Schonen (I)-B; IK 149,2 UFo-B (B2): (rlf) laþulau(kaR.(ga(kaRalu (1/2)
IK 166 Skrydstrup-B (B6,a): I: (rlf) lau(kaR (spiegelbildlich 3) II: (llf) alu (s 3)
IK 199 UFo-C (C1): (rlf) tlu (=£alu) (1/2)
IK 255 Geltorf (II) (?)-A (Ø): (rlf) la£ugþ.u (=alu…) (3/5)
IK 289 Kjellers Mose-C(Ø): (llf) I: .l l×× (3) II: i£ual£u (1/2)
IK 300 Maglemose (III)-C/Gummersmark (C2): I: (llf) tlþ×lfhis (1/2) II: (llf) ho.R (4) III: (rlf) al£u (3)
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Wilhelm Heizmann
IK 331 Selvik-A (A1): (llf) tau (=l.au) (1)
IK 339 Småland (?)-C (Ø): (Schriftrichtung nicht sicher bestimmbar) alweuiuiluuþþ. £auuuaewdaluuu (6)
IK 353 Raum Tønder-B (Ø): (llf) I: lþdllu (5) II: uldaul (3/5)
IK 394 Slipshavn-B (Fragment) (B9) (rlf) ×ua. (=lua)
Die Formelwörter der Goldb brakteaten
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IK 591,1 und IK 5991,2 Uppåkraa-C (C6,a): aþ.ina (3) I: (lllf) alu (1/2) II. (llf) sima
IK 600,1-6 UFo-C//Odermündunngsraum (?) (C7,a) (rlf)) alulauþ.r (11/2)
RäF 299 Amulett von Lindholmeen (nach 500 0) (llf)) A: ekerilaR RsawilagaRh hateka5 B: aaaaaaaRRR a Rnnnxbmutttt:alu5 RäF 400 Kamm von Setre (7. Jh..): (rlf)) A I: hAl mAAR II: mAunA B: AlunâAlu unânA RäF 466 Ring von Körlin K (2. H. 6. 6 Jh.): I: (lllf) alu II: (rllf) (al RäF 488 Bronzebescchlag von Foosse (Anf. 6. Jh.): (rlf)) k.a[×]a alu RäF 522 Steintäfelchhen von Kinnneve (Ende 6. 6 Jh.): (llf)) [×]siRaluh RäF 577 Stein von Elgesem E (5. Jh.): J (llf)) alu RäF 1001 Steinplattee von Eggja (um ( 700): (rlf)) I:... II: ... IIII: Alumisurk ki Urnen von v Spong Hill H 35 Nr. 12224, 1564, 216 67 (5. Jh.): (rlf Stempel in Spiegelrunen S n) alu Kleinbrrakteaten vonn Hüfingen366 Grab 318 Nr. N 5 und 8 (2. H. 6. Jh.)): (rlf)) I: Kapitalis--Imitationen II: alu
35 36
Piepper 1986. Düw wel in Fingerlinn / Fischer / Düwel D 1998, S. 812 f.; Heizm mann 2004, S. 3372 f.
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Wilhelm Heizmann
Vier Pfeilschäfte von Nydam37 (300–350): 1. (llf) lua; 2. (la; 3. (llf) lua; 4. (ll) la Axtschaft von Nydam38 (300–350): I. (rlf) wagagastir II. (llf) alu:×[×]hg£usikijaR:aiþalataR Schwertknauf von Grenay, Pas-de-Calais39 (520–570): (rlf) l£au Schwertknauf von Mézières40 (520–535): (rlf) £alu (eher: l£au) Von allen Formelwörtern ist alu (ich verwende im Folgenden diese fette Schreibweise, um das Formelwort grundsätzlich von dem meiner Meinung nach homonymen Bierwort alu getrennt zu halten) am häufigsten belegt. Es kommt zwar überwiegend auf Goldbrakteaten und den nahe stehenden Hüfinger Kleinbrakteaten vor, doch begegnet es darüber hinaus wie kein anderes Formelwort auch in anderen Kontexten.41 Neben der ‘reinen’ Form (alu) begegnen auch mehrfach Formen (al, la, aul, lau, lua), bei denen zu diskutieren wäre, ob es sich um entstellte oder um in arkanisierender Absicht umgestellte Formen (Anagramme) handelt,42 oder ob sie gar nicht
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38
39 40 41
42
RäF 19 (zur Identifizierung der Binderune vgl. Nowak 2003, S. 213 Anm. 18); Grünzweig 2004, S. 87 f.; Stoklund 1995,3, S. 266 f.; 271 f.; 1995,3, S. 4 f.; 1998, S. 62. Gegen die Einbeziehung der Inschrift lua auf dem ersten Pfeilschaft (RäF 19) hat Düwel geltend gemacht, daß alu sonst nicht auf Waffen anzutreffen sei. Er erwog statt dessen einen Eigentümernamen (1981, S. 140). Grünzweig 2004, S. 80 f.; Stoklund 1994,3, S. 259 f., 269; 1994,4, S. 4 f.; 1998, S. 61. Fischer 2008, Nr. 18, S. 90 ff. Fischer et al. 2008, Nr. 23, S. 102 ff.; Fischer 2008. Vgl. die Zusammenstellungen des Materials bei Düwel 2008,1, S. 13 f.; Flowers 1986, S. 243–247; Høst Heyerdahl 1981, S. 36 f.; 2006, S. 171 ff.; Nowak 2003, S. 208–214; Pieper 1986, S. 189–194. Nicht berücksichtigt habe ich hier die Fälle, in denen alu als Glied eines Namens auftritt (RäF 11, Spange von Værløse (um 200): (rl) alugod; RäF 49, Angelstein von Førde (um 550): (rl) aluko; RäF 58, Stein von Årstad (Mitte 6. Jh.): (rl) I: … II: saralu III: …) (vgl. Antonsen 1975, S. 75 Nr. 100, S. 57 f. Nr. 51, S. 34 f. Nr. 12; 2002, S. 223 f., 272, 278; Krause 1971, S. 174 Nr. 121, S. 148 Nr. 29; Nowak 2003, S. 214; Zimmermann 2010, S. 1) sowie Versuche, alu in verschiedene Runeninschriften aus dem süddeutsch-alamannischen Raum (die größere S-Fibel von Weingarten, Grab 272; Bronzeknopf von Fützen; Elfenbeinring von Pforzen) hineinzulesen (Schwab 1998, S. 418 f.; 1999, S. 13 ff.). Vgl. Düwel 1988, in diesem Bd. S. 516; 2008,1, S. 53.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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hierher gehören.43 Die oben aufgelisteten Brakteatenbelege verteilen sich auf die Typen A, B und C im Verhältnis 3:4:13. Auf Brakteaten tritt das Wort 7x für sich alleine, je 4x zusammen mit Namen und anderen Formelwörtern und 9x in anderen Kontexten auf, die vielfach nicht näher zu bestimmen sind. Kein anderes Formelwort hat in der Forschung größere Aufmerksamkeit auf sich gezogen als alu. Die unterschiedlichen Versuche, die semantische Bedeutung des Wortes zu entschlüsseln, waren dabei seit je her bemüht, diese Aufgabe über die Etymologie anzugehen.44 Versucht wurde u.a. der Anschluß an griech. ֡ȜțȒ ‘Kraft, Stärke’, lit. alkas ‘heiliger Hain’, got. alhs, aengl. ealh, alh, asächs., ahd. alah ‘Tempel’, aengl. ealgian ‘beschützen, verteidigen’,45 an *germ. alan, anord. ala ‘zeugen, hervorbringen’,46 an anord. allr ‘all’47 sowie an lat. alumen.48 Zumeist spielen diese Deutungsvorschläge heute in der Forschung keine, oder nur mehr eine periphere Rolle. Wenig Überzeugungskraft konnte auch der Vorschlag 43 44
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Nowak 2003, S. 211 f.; weitere problematische Belege werden genannt S. 214 Anm. 25; s. auch Pieper 1986, S. 194. Eine Übersicht über verschiedene Deutungsversuche bieten Antonsen 1982, S. 197; 2002, S. 197; Conant 1973, S. 467 ff.; Düwel in Fischer / Fingerlin / Düwel 1998, S. 816 ff.; Düwel 2008,1, S. 13; Elmevik 1999; Høst Heyerdahl 1981, S. 38 ff.; 2006, S. 173 ff.; Jacobsen / Moltke 1942, Sp. 629 f.; Mees 2009, S. 3 ff.; Nowak 2003, S. 214 ff.; Pieper 1986, S. 189 ff.; Zimmermann 2010, S. 1 ff. Bugge 1891–1903, S. 163 ff.; noch zustimmend Arntz 1935, S. 265 (ablehnend 1944, S. 226); Krause 1937, S. 447 (anders Krause / Jankuhn 1966, S. 239); Noreen 1923, S. 378; Olsen / Shetelig 1933, S. 47; ablehnend Antonsen 2002, S. 197; Birkmann 1995, S. 94; Elmevik 1999, S. 21 f.; Høst Heyerdahl 1981, S. 40 ff.; 2006, S. 175 ff.; Marstrander 1934, S. 414; 1937, S. 496; Nowak 2003, S. 217 Anm. 38; de Vries 1962, S. 7; Zimmermann 2010, S. 1. Dietrich 1845, S. 223 (nur das ‘Bierwort’; das Formelwort alu wird dagegen als (h)alu = hâlu, ags. Nebenform zu hâl ‘heil’ gedeutet [1867, S. 15 f.]); von Friesen 1933, S. 20 („verbalsubstantiv till alan … altså … ‘tillväxt, förkovran’“); von Grienberger 1900, S. 292 (nomen agentis mit der Bedeutung ‘incrementum, gedeihen’); Lindquist 1923, S. 74 (1. Pers. Sg. Präs. ‘ich zeuge’); Rooth 1926; S. 9 f. (1. Pers. Sg. Präs. ‘ich fördere, lasse gedeihen, stärke, kräftige, erhalte am Leben’); zustimmend Elmevik 1999, S. 25 (auf Rooth bezogen); Mees 2009, S. 7 (auf die Etymologie des Bierwortes bezogen); ablehnend Conant 1973, S. 468; Høst Heyerdahl 1981, S. 41; 2006, S. 176 (auf Lindquist bezogen); de Vries 1962, S. 7 (auf Rooth bezogen). Conant 1973, S. 472; ablehnend Düwel 1968, S. 127; Mees 2009, S. 6 f.; Nowak 2003, S. 217 Anm. 38; Polomé 1996, S. 102. Saltveit 1991; 1992, S. 154 f.; 1995, S. 337 ff.; ablehnend Høst Heyerdahl 1991, S. 190; 1992, S. 157 f.; Nedoma 1992, S. 267 f.; Nowak 2003, S. 215 Anm. 28; Polomé 1996, S. 102 f.
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Markeys entfalten, alu an homonymes rätisch/etruskisches alu ‘giver, gift’ anzuschließen.49 Hier gilt, was ich im Zusammenhang mit der Entstehung der Runenschrift gesagt habe: Solange es denjenigen, die in der nordetruskischen Schrift die Wurzeln der Runen sehen, nicht gelingt, ihre These in einem (ergänze: mit dem zum römischen Imperium) vergleichbar engen Geflecht intensiver kultureller Kontakte und Bezüge glaubwürdig zu verorten, bleibt die nordetruskische These eine akademische Übung.50
Heute stehen vor allem zwei Deutungsansätze in der Diskussion. Zum einen ist dies die Anknüpfung an anord. džl, aengl. ealu ‘Bier’, got. *aluþ51 (zu germ. *aluþ)52 zum andern Edgar Polomés Vorschlag, alu mit hethitisch alu&anzatar ‘Zauber, Verzauberung’, alu&anzahh ‘bezaubern’, griech. ֡ȜȪİȚȞ ‘außer sich sein’, lit. aliótis ‘Raserei, Unsinn machen’ zu
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Markey 1998, S. 188 f.; 1999, S. 189; 2001, S. 109 f.; ablehnend Nowak 2003, S. 217 f. Anm. 38; zustimmend MacLeod / Mees 2006, S. 94 und neuerdings Mees 2009 unter Berufung auf eine bislang noch unveröffentlichte Studie Tom Markey’s mit dem Titel ‘Studies in runic origins 7: The alu-problem’. In dem sonst durchaus anregenden Beitrag fühlt sich Bernard Mees zu einer völlig unqualifizierten Attacke gegen Karl Haucks Brakteatenikonologie veranlaßt. Weder hat meines Wissens Mees irgendwelche fachliche Kompetenz je durch eine einschlägige Arbeit zu dem Thema unter Beweis gestellt, noch bringt er ein einziges Argument vor, mit dem man sich hätte kritisch auseinandersetzen können. Statt dessen werden mit Kathryn Starkey (1999) und Nancy Wicker (2006; vgl. auch 2010) zwei Kronzeugen angeführt, deren Hauck-Kritik an Substanzlosigkeit (im Falle von Nancy Wicker gilt dies jedoch nur, was ihre Äußerungen zur Ikonographie der Goldbrakteaten betrifft, ihre Kennerschaft in allen technischen Fragen von deren Herstellung und Verbreitung ist davon nicht berührt) kaum mehr zu überbieten ist. Heizmann 2010, S. 22. Vgl. Schmid 1986, S. 188; dort auch zu den urverwandten baltischen und slavischen ‘Bierwörtern’ lit. alùs ‘Bier’, apreuß. alu ‘Met’, kirchenslav. olɴ ‘berauschendes Getränk’ und dem wohl aus dem Baltischen übernommenen finn. olut ‘Bier’. Bæksted 1945, S. 88; zustimmend; Birkmann 1995, S. 94; Grønvik 1987, S. 13, 137 ff.; Høst Heyerdahl 1976, S. 102; Høst Heyerdahl 1981, S. 43 ff.; 2006, S. 179 ff.; Looijenga 2003, S. 195; Lundeby / Williams 1992, S. 21 f.; Marstrander 1952, S. 207; Nowak 2003, S. 214; Pieper 1986, S. 190 ff.; Seebold 1994,2, S. 63; 1995, S. 163; Zimmermann 2010, S. 5 ff.; ablehnend Bugge 1871, S. 182; Conant 1973, S. 470; Elmevik 1999, S. 22 ff.; Hultgård 1982, S. 67; MacLeod / Mees 2006, S. 94; Markey 1998, S. 188; 1999, S. 190; 2001, S. 109; Mees 2009, S. 3; Musset 1965, S. 150; Saltveit 1995, S. 333 f.; de Vries 1962, S. 7. Vorschläge, zwischen verschiedenen Positionen zu vermitteln, unterbreitet Nowak 2003, S. 214 ff., vgl. die tabellarische Übersicht S. 219.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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verbinden.53 Dabei läuft Polomés Ansatz letztlich darauf hinaus, beide Herleitungen miteinander zu verbinden, indem er alu und auch das germanische Bierwort *aluþ („as the beverage of libation, endowed with special powers through ritual“)54 auf dieselbe indogermanische Wurzel zurückführt.55 Auch wenn im Vorangegangenen darauf verzichtet wurde, die Diskussion um das Wort alu im Detail vorzuführen,56 so dürfte doch klar geworden sein, daß sich die Diskussion letztlich in einem kaum mehr zu durchschauenden Netz von Meinung und Gegenmeinung verfangen hat. Hier stößt ganz offensichtlich auch sprachwissenschaftliche Kompetenz an ihre Grenzen, wie die widersprechenden Vorschläge der beteiligten Experten zur Genüge zeigen. Über ein Abwägen von Wahrscheinlichkeiten kommt diese Diskussion nicht hinaus. Von Gewissheit sind wir weit entfernt. Damit sind wir auf den Kontext der alu-Inschriften zurückverwiesen. Kontext ist ein überaus vielschichtiges Phänomen, auf das Klaus Düwel und ich im Zusammenhang mit den fuþark-Inschriften ausführlich eingegangen sind.57 Unter Kontext ist demnach nicht allein der übergeordnete sozio-kulturelle Zusammenhang, in dem ein Inschriftenträger zu verorten ist, zu verstehen, sondern etwa auch dessen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Denkmälergattung und gegebenenfalls die Ikonographie, in die eine Inschrift eingebunden ist. Diese Kontexte stehen 53
54 55
56 57
Polomé 1954, S. 40 ff.; 1973; 1982, S. 56; 1994, S. 94; 1996, S. 100 ff.; zustimmend Antonsen 1984, S. 334 f.; 1988, S. 49 ff.; 2002, S. 198 ff.; Ásgeir Blöndal Magnússon 1989, S. 1221; Düwel 1968, S. 14 (in der zweiten Auflage distanziert sich Düwel [1983, S. 126] aufgrund der Kritik von Neu 1974, ab der dritten Auflage referierend, vgl. 2008,1, S. 13); Haid 2007, S. 857; Krause 1971, S. 145; Krause / Jankuhn 1966, S. 239; Puhvel 1991, S. 46 f.; de Vries 1962, S. 7, 686; ablehnend Bjorvand 2007; Conant 1973, S. 469; Hiersche 1984, S. 90, 92; Høst Heyerdahl 1981, S. 43; 2006, S. 178; Mees 2009, S. 4 f., 7; Neu 1974, S. 77 f. Anm. 138; Nielsen in Nielsen / Düwel 1978, S. 356; Zimmermann 2010, S. 2. Polomé 1982, S. 56, vgl. 1954; zustimmend Antonsen 2002, S. 198 f.; de Vries 1962, S. 7, 686. Alternativ wird germ. *aluþ wie auch lat. alumen verschiedentlich mit einer indogermanische Wurzel *alu- ‘bitter’ verbunden und wäre demnach als ‘Bittergetränk’ zu verstehen (Alexander Jóhannesson 1956, S. 40; Pokorny 1959, S. 33 f.; Walde / Hofmann 1965, S. 34; vgl. Ásgeir Blöndal Magnússon 1989, S. 1221; Hiersche 1984, S. 90; de Vries 1962, S. 686). Jüngst plädiert Harald Bjorvand für eine Etymologie, die auf die gelbliche Farbe des Biers abzielt (2007, S. 3; vgl. die Kritik bei Mees 2009, S. 7). Dafür verweise ich nachdrücklich auf die übersichtliche, kompetente und gänzlich unpolemische Darstellung bei Nowak 2003, S. 214 ff. Düwel / Heizmann 2006, S. 15.
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nicht gleichgewichtig nebeneinander, sondern sind von unterschiedlicher Wertigkeit. Auf die Brakteaten bezogen heißt dies, daß für die Deutung der Inschriften der gesellschaftliche Kontext, also etwa die Funktion von Brakteaten als Geschenke und Ehrengaben, als Statussymbole einer hierarchisch gegliederten Gesellschaft oder als prestigeträchtige Einladungszeichen,58 deren amuletischem oder ikonographischem Kontext nachgeordnet ist. Die Richtung muß, wenn möglich, vom Detail zum Ganzen laufen und nicht umgekehrt. Der Verweis etwa auf die Rolle des Biers in kultischen Zusammenhängen59 oder im Rahmen der Gefolgschafts- und Herrschaftsideologie60 hilft wenig bei der Frage, warum Bier auf Urnen und Grabdenkmälern, auf Waffen61 sowie auf Götterbildamuletten genannt und in welchem Bezug es zu deren Ikonographie stehen sollte. Aus den Quellen ist jedenfalls nicht mit der nötigen Deutlichkeit zu erkennen, daß Bier eine dezidiert unheilabwehrende oder heilende Kraft, wie etwa Lauch (s.u.), zugeschrieben worden wäre.62 Gerd Høsts Annahme, die Inschriftenträger seien mit ‘Bier’ besprengt worden, um sie mit übernatürlichen Kräften zu versehen und dadurch Abwehr von und Schutz vor bösen Einwirkungen zu gewährleisten,63 ist nicht mehr als eine Vermutung.64 Die in diesem Zusammenhang als Kronzeugen zitierten džlrúnar der eddischen Sigrdrífomál (Sd. 7) lassen sich dafür nicht in Anspruch nehmen, denn sie sollen die Untreue einer Frau aufdecken.65 Für alu ist dagegen eine apotropäische Funktion vorauszusetzen. Dafür stehen etwa die Hüfinger Kleinbrakteaten (Abb. 1), deren dezidiert apotropäischen Charakter ikonographisch die gespreizte 58
59 60 61 62
63 64 65
Vgl. Andrén 1991, S. 250 ff.; 2000, S. 52; Axboe 1991, S. 194 f.; 2001,1, S. 123; 2007, S. 111; Grønvik 2005, S. 9 f.; Kaliff / Sundqvist 2004, S. 86; Pesch 2007, S. 383 f.; Seebold 1992, S. 307 ff.; 1994,1, S. 615 ff.; 1998, S. 295; Zimmermann 2010, S. 4 f. Vgl. Høst Heyerdal 1981, S. 43 ff.; 2006, S. 179 ff.; Seebold 1995, S. 163; 1998, S. 289. Vgl. Zimmermann 2010, S. 5 f. Vgl. Polomé 1994, S. 94. Dies ist der entscheidende Punkt, weshalb die Beobachtung von Nowak „Es fällt auf, daß sich ein Teil der Forschung mit dieser Option (der Gleichsetzung von alu mit *alu ‘Bier’) schwer tut, während doch die Verbindung des formelhaft verwendeten Wortes laukaR mit anord. laukr usw. ‘Lauch’ als evident akzeptiert wird.“ (2003, S. 223) ins Leere läuft. Vgl. auch Mees 2009, S. 9: „ale is scarcely the kind of substance that brings apotropic amulets or healing to mind“. Høst Heyerdahl 1981, S. 46; 2006, S. 180; vgl. Pieper 1986, S. 193 f. Vgl. Mees 2009, S. 3, 6. von See et al. 2006, S. 558 ff.; vgl. auch Mees 2009, S. 8.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
543
rechte Hand der weiblichen Gestalt im Zentrum als Abwehrgestus unterstreicht. Dieser Gestus begegnet auf dem in etwa zeitgleichen Stein aus dem uppländischen Krogsta (RäF 100) wieder.66 (Abb. 2) Unabhängig von der Brakteatenüberlieferung wird diese apotropäische Konnotation durch das Vorkommen des Wortes auf dem Hornamulett von Lindholmen (RäF 29) bestätigt. Auch auf den mit Gräbern in Verbindung stehenden Steinen von Elgesem (RäF 57)67 und Årstad (RäF 58) sowie auf den Urnen von Spong Hill steht alu kaum im Zusammenhang mit dem Opferbier im Rahmen von Begräbnisritualen68 oder einem Willkommenstrunk für den Toten im Jenseits, wie vor allem Grønvik meint,69 sondern dient vielmehr als apotropäische Formel in doppelter Funktion dazu, das Grab vor Grabräubern und -schändern zu sichern bzw. die Lebenden vor den Toten als Wiedergänger zu schützen.70 Eine geradezu glänzende Bestätigung für diese Auffassung könnte die Inschrift auf dem Stein von Eggja (RäF 101)71 liefern, wenn diese nicht mit so vielen, schier unlösbaren Problemen der Lesung und Deutung verbunden wäre.72 Ein alu missyrki (D. Sg. zu einem nomen agentis *missyrkir), wie es von Krause u.a. bevorzugt wird,73 ließe sich im Sinne von ‘Abwehr gegen den Missetäter’, womit dann der Grabschänder gemeint wäre, interpretieren.74 Weiter ist hier auf die aluInschriften auf den Pfeilschäften von Nydam zu verweisen, denen sich IK 353 (Abb. 3) zur Seite stellt, wo alu im bildlichen Kontext von Dämonenabwehr durch Pfeilschuß auftritt.75 Hier verbietet sich die Deutung ‘Bier’ oder ‘Fest’. Selbst wenn man argumentiert, daß dies nur die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist und hier vielmehr von einer überführten Bedeu66 67
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74 75
Krause / Jankuhn 1966, S. 227; vgl. Düwel 2008,1, S. 40; Rosenfeld 1955, S. 174. Nach Antonsen handelt es sich bei dem Stein von Elgesem weniger um einen Gedenkstein als vielmehr unter Hinweis auf Hauck 1984,2 um einen Kultstein (2002, S. 199). Vgl. Anm. 56 sowie die skeptischen Stellungnahmen von Antonsen 2002, S. 197 f. und Musset 1965, S. 150. Grønvik 1987, S. 142. Vgl. Düwel 2008,1, S. 53. Vgl. Düwel 2008,1, S. 52 ff. Einen Überblick bietet Birkmann 1995, S. 103 ff. Nordén 1934, S. 105 Anm. 12; 1936, S. 246 Anm. 5 (Nordéns auf Autopsie beruhender Hinweis „Bistavarna på l- och u-runorna svaga men läsning övervägande säker“ legt den Verdacht nahe, daß die fragliche Stelle in den 30er Jahren noch erkennbarer war als in rezenter Zeit); Krause / Jankuhn 1966, S. 229, 231; Nielsen 1968, S. 103; Mees 2009, S. 17. Krause / Jankuhn 1966, S. 232; vgl. Düwel 2008,1, S. 41; Polomé 1994, S. 94. Vgl. Polomé 1994, S. 94.
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tung im Sinne von ‘Schutz, Abwehr’ auszugehen ist, so bleibt, nach allem was über Bier und seine rituellen Funktionen in Erfahrung zu bringen ist, diese semantische Entwicklung doch rätselhaft und erklärungsbedürftig. Wo der unmittelbare Kontext der alu-Formel greifbar wird, spricht er eine deutliche Sprache. Dieser Kontext verlangt nach einer Bedeutung, die nicht im Bereich von Heilen und Gedeihen, von Segen und Glück anzusiedeln ist, sondern einen dezidiert unheilabwehrenden Sinngehalt transportiert. ‘Abwehr’ trifft diesen Sinngehalt wohl am treffendsten.76 2. laþu IK 42 Darum (I)-B (keine Zuordnung Ø): (linksläufig) I: frohila (Segment 3) II: laþu (2)
76
Meine Auffassung des Formelwortes alu entspricht also weitgehend dem, was Arntz schon in seiner zweiten Auflage seines Handbuchs formulierte: „germ. *aluþ- ‘Bier’ mußte schon in urnordischer Zeit zu alu werden und fiel mit dem Kultwort alu zusammen, das sich am ehesten als ‘Abwehr’ deuten läßt“ (1944, S. 262). Keineswegs möchte ich mich so verstanden wissen, daß ich damit die überholte *alu(h)-Etymologie favorisiere. Ich halte die Etymologie von alu nach wie vor für ungeklärt. Als problematisch erweist sich im Rahmen meiner Deutung zugegebenermaßen die Inschrift auf dem Kamm von Setre (RäF 40). Die Inschrift auf dem Axtschaft von Kragehul möchte ich als mögliches zweites Beispiel fernhalten, da der hier relevante zweite Teil der Inschrift mit zu vielen Problemen der Lesung und Deutung belastet ist. Tatsächlich scheint es kaum möglich, alu in der Bedeutung ‘Abwehr’ in den Kontext der bislang vorgeschlagenen Deutungen der Setre-Inschrift schlüssig zu integrieren. Daß diese Deutungen alles andere als unhinterfragbar sind, möchte ich hier nicht als Einwand verwenden. Eine Lösung offeriert Bernard Mees (2009, S. 17 ff.). Zwar kann ich seinen Versuch, die Funktion von alu mit dem von amen zu vergleichen („alu might have had a similar function to an originally foreign (and hence uninflecting) expression such as amen“), nicht nachvollziehen, doch halte ich seine Überlegungen zur Entwicklung des semantischen Gehalt des Formelwortes für bedenkenswert. Unter Hinweis auf verschiedene heidnische Ritualwörter wie lat. sacer, precor, griech. ֡ȡȐ, air. geis nimmt er an, daß alu in späturnordischer Zeit eine kontrastive Polysemie entwickelt hat, die negative (Eggja) und positive (Setre) Konnotationen einschloß. Seiner Ansicht allerdings, daß alu ursprünglich ein nominales Gegenstück von wiju zu repräsentieren scheine, vermag ich mich nicht anzuschließen.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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IK 58 Fünen (I)-C (C2): I: (llf) ho£uaR oder hor.aR (4) II: (rechtsläufig) laþuaaduaaalii£u× oder laþuaaeeuaaauiiuu (1/2) III: (rlf) al£u (3)
IK 70 Halsskov Overdrev-C (C4): (llf) ××eturfahidelaþoþmh!l£siiaeiaugrsþ.nbkeiaR77 (6)
IK 83 Højstrup Strand-C (C1,a): (llf) laþu (1/2)
IK 149,1 Schonen (I)-B; IK 149,2 UFo-B (B2): (rlf) laþulaukaR.gakaRalu (1/2)
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Krause setzt die Wortgrenze nach laþoþ und vermutet eine Apokope von u (Krause / Jankuhn 1966, S. 267; 1971, S. 90 [§ 60,1]), womit das Wort mit der Inschrift auf IK 189 Raum Trollhättan-A zu vergleichen wäre. Setzt man allerdings die Wortgrenze nach dem o (vgl. Antonsen 1975, 79 Nr. 108; 2002, S. 281; Düwel, IK 1 Text, S. 129) so ließe sich laþo als obliquer Kasus laþǀ zu laþu auffassen (vgl. Nedoma 2010, S. 811 Anm. 34; Nowak 2003, S. 241).
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IK 163 Skonager (III)-C (C2): I: (rlf) niuwila (4) II: (llf) lþu (=l[a]þu) (5)
IK 189 Raum Trollhättan-A (Ø): (rlf) I: tawol (1/2) II: aþodu78 (3)
IK 264 Gurfiles (?)-C (C1): (llf) laþaa79 (1/2) 78
79
Runisches laþodu wird zumeist als laþǀdu (Akk. Sg.) in der Bedeutung ‘Einladung’ verstanden (Düwel, IK 1, Text, S. 324; Krause 1971, S. 168 Nr. 103; Krause / Jankuhn 1966, S. 266 f.; Nowak 2003, S. 241 f., 315 ff.). Krause verweist hierbei auf das nur einmal in der Skaldendichtung belegte ldžðuðr in einer Strophe von Ynglingatal (31), wo das Wort als nomen agentis in der Fürsten-Kenning rekks ldžðuðr ‘Einlader des Helden’ (Skj. IA, 14, IB, 13; LP 388) auftritt. Als Beleg für ldžðuðr als nomen actionis kann Krause nur einen Beleg in der jüngeren Þorláks saga helga (Jón Helgason (Hg.) 1978, S. 291.1; vgl. Ásdís Egilsdóttir (Hg.) 2002, S. 194) anführen, und zwar das Kompositum laðaðsmaðr, das von Krause im Sinne von ‘Mann der Einladung’, ‘invitator’ verstanden wird. Allerdings muß er dafür ein ‘Abgleiten’ von der u-Flexion zur a-Flexion voraussetzen. Ob das erste Kompositionsglied tatsächlich hierher gehört, ist also nicht wirklich zu sichern. Fritzner kann sich nicht zu einer Glossierung durchringen und versieht das Wort mit einem Fragezeichen. Hægstad / Torp stellen das Glied offensichtlich zu laða in der Bedeutung ‘führen’ (Fritzner 1891, S. 391) und glossieren mit Fragezeichen ‘leidar’, ‘førar’ (1909, S. 240; so auch Heggstad / Hødnebø / Simensen 1975, S. 257), wobei der Bezug zu dem aus dem Englischen übernommenen láðmaðr ‘Wegweiser’, ‘Führer’ (cf. aengl. lƗÿman) durchaus unklar bleibt (de Vries 1962, S. 343). Ein Lexem ldžðuðr in der Bedeutung ‘Einladung’ ist demnach für das Altnordische kaum bzw. gar nicht nachzuweisen. Elmar Seebold liest die Inschrift als tawol arodu (1994, S. 614; 1998, S. 277 ff.), womit sie aus dem laþu-Zusammenhang auszuscheiden wäre, doch bleibt leider auch Seebolds Deutungsangebot wenig zwingend. Düwel, IK 2, Text: nur laþa. Vielleicht laþu in gotländischer (gotischer) Lautung, so Düwel (ebd.; vgl. Krause / Jankuhn 1966, S. 253; Marstrander 1919, S. 82) unter Hinweis auf die Form wrta = worta auf der Spange von Etelhem (RäF 14), die mit got. waurhta verglichen wurde (Krause / Jankuhn 1966, S. 40; Marstrander 1929, S. 82), ablehnend jedoch Lena Peterson (1998, S. 565) und Hans Frede Nielsen (2000, S. 50 f., 162, 200). Peterson (1998, S. 567) und Nielsen (2000, S. 50)
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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IK 388 Welbeck Hill-(?) (Ø) (llf) law (=laþ) (4)
IK 600,1-6 UFo-C/Odermündungsraum (?) (C7,a) (rlf) alulauþr = (=…lauþ.) (1/2)
Die semantische Bedeutung des ausschließlich auf Goldbrakteaten belegten laþu ergibt sich aus ags. laðu, anord. ldžð ‘Einladung’.80 Das Wort ist ein femininer ǀ-Stamm und steht für sich allein (IK 83; IK 264), im Verbund mit Namen (IK 42; IK 163), weiteren Formelwörtern (IK 149,1 und IK 149,2; IK 600) oder einer u.a. als Chiffre für die Vogelsprache gedeuteten Runenfolge (IK 58)81 im Nom. Sg.,82 im syntaktischen Zusammenhang mit fahidƝ ‘(er) schrieb’ (IK 70) im Akk. Sg. (laþǀ). Zu vergleichen wäre das schwer zu sichernde laþodu auf IK 189 (vgl. Anm. 78), das in Abhängigkeit von tawǀ ‘ich bereite’ ebenfalls Akk. Sg. zeigte. Beim Versuch, das Wort im Kontext der Brakteaten zu verstehen, spricht die einleitend ‘profan’ genannte Deutung von einer Einladung zum Fest.83 Im Sinne der ‘magischen’ Deutung wurde laþu zuerst von Wolfgang Krause als Zitation göttlicher Mächte verstanden,84 Hauck spricht genauer
80 81 82 83 84
werten die Lesung der vierten Rune als nicht gesichert (vgl. auch Makaev 1996, S. 113) und gehen von einer intendierten u-Rune aus. Nowak will die Inschrift nicht als Zeugnis für laþu gelten lassen (2003, S. 240). Flowers 1986, S. 253 ff. Heizmann 2001; anders Seebold 1995, S. 178 ff.; 1998, S. 289. Für verschiedene unsichere Beispiele vgl. Nowak 2003, S. 239 f. Seebold 1994, S. 618; 1998, S. 293, 295. Krause 1937, S. 40; Krause / Jankuhn 1966, S. 253; vgl. den Hinweis von Sigurd Sierke auf einen bremischen Beleg von 1533 für die Verwendung von niederdeutsch Ladunge im Sinne von ‘Zauberformel’ (1939, S. 87 Anm. 63).
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von einer Zitation tiergestaltiger Hilfsgeister, die beim Heilungsprozeß des Balder-Fohlens mitwirken sollen.85 Hauck bedient sich hierbei einer Terminologie, die insbesondere unter dem Einfluß der 1968 erschienenen Dissertation von Peter Bucholz (Schamanistische Züge in der altisländischen Überlieferung) vom schamanistischen Paradigma geprägt ist, das lange Zeit seine Auffassung der Brakteatenreligion bestimmte. Odin war für ihn der zaubermächtige göttliche Schamane, der in Begleitung seiner Hilfsgeister primordiale Heilungs- und Regenerationsrituale vollzog. In späteren Arbeiten hat Hauck eine mehr oder weniger radikale Abkehr von dieser schamanistischen Deutungsperspektive vollzogen. Etwa um das Jahr 1988 (vgl. die folgende Anm.) verschwand das Stichwort ‘Schamane’ aus Haucks Arbeiten, doch wurden die Begriffe ‘Zitation’ und ‘tiergestaltige Hilfsgeister’ beibehalten. Eine Begründung für diesen, in gewisser Weise halbherzigen Sinneswandel sucht man in Haucks Schriften vergebens. Er hängt vielleicht mit der zunehmenden Kritik an der ausufernden und allzu leichtfertigen Verwendung des Schamanismusbegriffs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zusammen. Was den Norden betrifft, so haben insbesondere Edgar Polomé86 und François-Xavier Dillmann87 erhebliche Einwände dagegen erhoben, bestimmte Mythen, Göttergestalten oder religiöse Erscheinungen mit Schamanismus in Verbindung zu bringen.88 Auch wenn ich diese Kritik grundsätzlich für gerechtfertigt und notwendig halte, so wenig bin ich davon überzeugt, daß dieses Thema ein für allemal erledigt 85
86
87 88
Hauck 2001,3, S. 106, 109. Nowak erwägt die Möglichkeit, die mit den Verben tawidǀ und fƗhidƝ verbundenen Zeugnisse des Formelwortes „im Sinne einer Herstellersignatur des göttlichen Goldschmiedes Odin zu verstehen … Odin würde also die Herstellung eines Gegenstands vermelden, der als ‘Einladung’ bezeichnet wird. Damit wäre dann wohl metonymisch der Brakteat in seiner Funktion als Zitationswerkzeug, als ein Gerät, das dem Herbeiholen freundlicher Mächte dient, gemeint.“ (2003, S. 242 ff., das Zitat S. 242 f.). Polomé 2002. Der Beitrag beruht auf einem Vortrag, der Ende November 1988 in der Werner-Reimers-Stiftung, Bad Homburg, im Rahmen eines von Karl Hauck organisierten Colloquiums gehalten wurde. Bei seiner Kritik stützt sich Polomé im Wesentlichen auf die damals noch nicht publizierte, aber bereits 1986 fertiggestellte Habilitationsschrift (Thèse d’État) von François-Xavier Dillmann (Dillmann 2006). Anders als die Abfolge der Erscheinungsjahre der Publikationen suggerieren, stehen die Arbeiten von Polomé und Dillmann also in einem umgekehrten Abhängigkeitsverhältnis. Dillmann 1992; 2006, S. 292 ff.; 2007, S. 863 f. Als jüngster und bislang umfassendster Beitrag zum Thema sei das zweibändige Werk von Clive Tolley genannt (2009; vgl. die Rezension von Thomas A. DuBois (2009). Einen knappen, aber informativen Überblick zu diesem Thema bietet Hultgård 2007, S. 777 f.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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ist, schon gar nicht, was den völkerwanderungszeitlichen Horizont der in der Brakteatenikonographie widergespiegelten religiösen Vorstellungen betrifft. Daß die Bilder der Goldbrakteaten um die Themen Verschlingung, Zerstückelung, Heilung und Regeneration kreisen, ist nur zu offenkundig und zwar auch ganz unabhängig von Haucks in der jüngeren Forschung gern kritisierten odinistischen Deutungsperspektive. Da die genannten Themen auch im Zentrum der schamanistischen Weltsicht stehen, liegt es nahe, sich in diesem viel reicher und genauer dokumentierten religiösen Komplex nach Mustern und Vorstellungen umzusehen, die es erlauben, die bruchstückhafte germanische Überlieferung einer integrativen Deutung zuzuführen. Von einem Schamanismus der völkerwanderungszeitlichen Germanen muß deshalb aber noch nicht die Rede sein. Zu den wesensbestimmenden Merkmalen des Schamanismus gehören unzweifelhaft die theriomorphen Hilfsgeister, die den Schamanen bei seinen Heilungsritualen unterstützen.89 Von da her gesehen läßt sich die Anwesenheit einer Reihe von Tieren auf den Brakteaten verstehen.90 Es handelt sich dabei in erster Linie um Vögel, aber auch Caniden, Equiden und anderes Getier. Auf mehreren C-Brakteaten konzentriert sich deren Interesse offensichtlich in besonderem Maße auf die Extremitäten des zentralen Pferdes. Die Darstellung dieser Extremitäten als in einem derangierten Zustand befindlich (IK 33 Britisches Museum-C [Abb. 4]; IK 373 UFo-F/Dänemark (IV) [Abb. 5]) oder sogar ausgegliedert (IK 151 Schonen (?) (VI)-C [Abb. 6]; IK 192,1 Tuna-A [Abb. 7])91 signalisiert dem Betrachter unmißverständlich, daß es damit eine eigene Bewandtnis haben muß. Dafür spricht auch, daß sie von Vögeln inspiziert (IK 43 Darum (V)C [Abb. 8]; IK 68 Raum Hälsingborg-C [Abb. 9])92 oder von Pferden, Hunden und anderen Lebewesen geleckt (IK 151 [Abb. 6]; IK 146 Røgenes-C [Abb. 10]; IK 68 [Abb. 9]) werden. Dieses Belecken kann damit erklärt werden, daß bis in die Neuzeit hinein vor allem in der Volksmedizin Würmer als Verursacher diverser Krankheiten gesehen wurden93 und nach verbreitetem antiken und mittelalterlichen Glauben Speichel für Schlangen und anderes giftiges Getier tödlich
89 90 91 92 93
Vajda 1964, S. 271 ff. Vgl. Heizmann 2001, S. 334 ff.; 2007, S. 30 ff.; vgl. auch Oehrl 2010,2, nach Anm. 28 sowie Kap. V u. VI. Vgl. Hauck 1978, S. 384 f. Zur Rolle von Vögeln als ‘gefiederte Hilfsgeister’ des Brakteatengottes vgl. Hauck 1977,3; 1983,1, S. 30; 1992,2, S. 114 f.; 1993,1, S. 406 f. Vgl. Keil 2006, S. 334 ff.
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ist.94 In der angelsächsischen Rezeptsammlung der sog. Lacnunga ist ein Wurmsegen überliefert (Wið wyrme), der in die Wunden gesungen werden soll; zugleich sind diese mit Speichel zu bestreichen.95 Während hier Zaubermedizin und Erfahrungsmedizin Hand in Hand gehen, wird Speichel auch rein rational in zahlreichen Kuren der Pferdeheilkunde eingesetzt, wie sich z.B. mit Hilfe von Roßarzneibüchern des 16.–18. Jahrhunderts dokumentiert läßt.96 Doch nicht allein dem menschlichen Speichel werden heilende Kräfte zugeschrieben. In gleicher Weise begegnen in diesem Zusammenhang Pferde und Hunde.97 Dem entsprechen auf C-Brakteaten jene Tiere, die mit ihrer Zunge die Vorderhand des Pferdes belecken. Vor diesem Bildhorizont mit seiner expliziten Heilungsthematik wird runisches laþu als Wortchiffre für die Herbeirufung von theriomorphen Helfern verständlich und fügt sich damit nahtlos in jene Deutungsperspektive, die durch das im Folgenden zu besprechende Formelwort laukaR so dominierend vorgegeben ist.
3. laukaR IK 8 Års (II)-C (Formularfamilie C12,a): (rechtsläufig) laukaR (Segment 1 und 2)
94
95 96
97
So schon Aristoteles, De animalibus historia ș, 29, 607a (Dittmeyer (Hg.) 1907, S. 350); vgl. Nikandros, Theriaca 86 (Gow / Scholfield (Hgg. und Übers.) 1953, S. 32/33); Plinius, Historia naturalis VII, 15 (König / Winkler (Hgg. und Übers.) 1996, S. 22/23); XXVIII, 35 (König / Winkler (Hgg. und Übers.) 1988, S. 32/33); weitere Hinweise bei Seligmann 2001, S. 287. Bonser 1963, S. 221; Grendon 1909, S. 168 f. (A 5.). Antkowiak (Hg.) 1969, Nr. 357 (S. 21); Brauer 1980, Cap. 122 (S. 75); Brebaum (Hg.) 1967, R. 220 (S. 103); Brunnbauer (Hg.) 1972, Nr. 402 (S. 105), Nr. 454 (S. 114); Ludwig (Hg.) 1995, Nr. 126 (S. 27). Vgl. Bargheer 1931, S. 314; Hauck 1977,3, S. 115 f.; Hovorka / Kronfeld 1908– 09, Bd. 1, S. 400; Jühling 1900, S. 80; Stemplinger 1948, S. 104; Weinreich 1909, S. 99 ff.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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IK 13,1 Allesø-B; IK 13,2 Bolbro (I)-B; IK 13,3 Vedby-B (B4):98 (linksläufig) I: lauR(Swastika)owa (=lau[ka]R....) (1/2) II: Rlut:eaþl (3)
IK 26 Börringe-C (C9): (llf) I: tanulu:al (3) II: laukaR (5)
IK 75,1 Hesselagergårds Skov-C; IK 75,2 Hesselager-C; IK 75,3 SüdfünenC (C2): I: t e d o (6) II: (rlf) luRþa (=l[a]u[ka]R..) (s 4)
IK 128 Nebenstedt (I)-B (B4): (llf) I: glïaugiRu (1/2/4) II: ïurn.Rl (=.....l[aukaR])99 (3)
98
99
Ausgehend von den augenfälligen Ähnlichkeiten zwischen den Inschriften auf IK 13,1–3 und IK 129,1 Nebenstedt (II)-B und 129,2 Darum (IV)-B, einbezogen werden ferner die Inschriften auf IK 75,1–3, IK 147, IK 177 Søtvet-C und IK 299 Maglemose (I)-A/Gummersmark, versucht Seebold eine zugrunde liegende Ausgangsinschrift zu rekonstruieren, die u.a. die Pluralform laukoR enthalten soll (1991, S. 480 f.). Nowak hat diesen Versuch mit zwingenden Argumenten zurückgewiesen (2003, S. 246 ff.). Die Entdeckung der l-Rune ist Klaus Düwel zu verdanken (1977); vgl. Nowak 2003, S. 233.
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IK 147 Rynkebygård-C (C2): (rlf) lRolu [=l[auka]R...] (s 3)
IK 149,1 Schonen (I)-B; IK 149,2 UFo-B (B2): (rlf) laþulau(kaR.8ga(kaRalu (1/2)
IK 166 Skrydstrup-B (B6,a): I: (rlf) lau(kaR (s 3) II: (llf) alu (s 3)
IK 229 Dänemark (I)-C (C1,a): (llf) lkaR (=l[au]kaR) (s 1/2)
IK 249 Fünen (II)-C (C1): (llf) n£e%tbllll (=....l[aukaR] 4x)100 (1/2)
100
Die von Krause unter Hinweis auf die 10 l-Runen auf dem Schrappmesser von Gjersvik (RäF 38) vorgetragene Vermutung, es könnte sich bei den 4 l-Runen der Inschrift um die letztmögliche Verkürzung der Lauch-Formel bzw. um Begriffsrunen handeln (Krause / Jankuhn 1966, S. 251 Anm. 2), wurde von Düwel als zu spekulativ abgelehnt (IK 2, Text, S. 63; vgl. auch Müller 1986,1, S. 465). Dabei entspricht aber gerade die Mehrfachschreibung der l-Rune den von Düwel selbst aufgestellten Kriterien (f) zur Identifizierung von Begriffsrunen (1976, S. 151; vgl. Nowak 2003, S. 235, 298).
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
IK 267 Hammenhög-C (C1): (rlf) ×lkaR (=l[au]kaR) (2)
IK 298 Lynge Gyde-C (C1): (rlf) lakR (=la[u])k[a]R) (1/2)
IK 301 Maglemose (II)-C (C1): (llf) lkaR (=la[u]k[a]R) (2)
IK 330 Seeland (I)-C (C1): (llf) lkaR (=la[u]k[a]R) (1/2)
IK 385 Visby Kungsladugård-C (C1): (llf) Ru!l oder (rl) !luR (=l[a]u[ka]R) (1/2)
RäF 37 Schrapmesser von Fløksand (um 350): (ll) linalauk(aRf
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Bei den Belegen für das Wort laukaR auf Goldbrakteaten lassen sich zwei Gruppen unterscheiden:101 1. Brakteaten mit der ungekürzten Formel (IK 8; IK 26; IK 149,1 und IK 149,2; IK 166); 2. Brakteaten mit gekürzter Formel102 (IK 13,1–3;103 IK 128; IK 229; IK 249; IK 267; IK 298; IK 301; IK 330). Hinzu kommen einige, hier nicht aufgeführte, Brakteaten, bei denen höchst unsicher bleibt, ob wir dabei überhaupt mit Kürzungsformen der Lauch-Formel rechnen dürfen (IK 75,1–3; IK 147; IK 385104). Die überwiegende Zahl dieser Brakteaten ist den C-Brakteaten zuzurechnen, hinzukommen vier B-Brakteaten (IK 13,1–3; IK 128; IK 149,1 und IK 149,2; IK 166). Was den Inschriften-Kontext der Lauch-Formel aus Brakteaten betrifft, so steht das Wort 7x für sich allein (IK 8; IK 229; IK 267; IK 298; IK 301; IK 330; IK 385), 3x zusammen mit anderen Formelwörter (IK 26; IK 149,1 und IK 149,2; IK 166), 3x mit Namen (IK 26; IK 128; IK 149,1 und IK 149,2) sowie 4x im Kontext bislang nicht gedeuteter Runenfolgen (IK 13,1–3; IK 75,1–3; IK 147; IK 249).
101 102
103 104
Vgl. Heizmann 1987, S. 149 ff. Skeptisch zeigt sich Seebold, denn er bezweifelt, daß bei diesen Inschriften eine Sonderform der l-Rune vorliegt (vgl. zu dieser Sonderform auch IK 147 Rynkebygård-C; IK 148 Sædding-B/Slotsgården; IK 182,1 Szatmár-C und IK 182,2 Debrecen-C; IK 199 UFo-C/Dänemark; IK 238 Ejby-C; IK 241,1 Väsby-F und IK 241,2 Eskatorp-F; IK 251 Gammel Stenderup (?)-C; IK 289 Kjellers Mose-C; IK 295 Lundeborg-A; IK 299 Maglemose (I)-C/Gummersmark; IK 300 Maglemose (III)-C/Gummersmark; IK 358 Ullerup Mark-A; IK 373 UFo-F/Dänemark (IV); ev. IK 312,1 Overhornbæk (II)-A und IK 312,2 Raum Vendsyssel (?)-A). Er schlägt statt dessen vor, in diesen Fällen okaz bzw. jokaz in der Bedeutung ‘Pferd’ zu lesen (1991,1, S. 478 ff.). Dieser Deutungsversuch scheint mir wenig glücklich, denn er rechnet zum einen mit einem Wort, daß sonst auf Brakteaten nicht belegt ist und das zum andern gegen den runologischen Befund erst mühsam rekonstruiert werden muß. Zudem zeigt IK 229 Dänemark (I)?-C deutlich eine normale lRune. Seebolds Einwand, daß „die Kartusche ja wie üblich von einem Schrägstrich geschlossen wird und damit wieder mit Sicherheit das gleiche sonderbare Zeichen ( ß) voraussetzt“ (S. 479), kann ich nicht gelten lassen, denn es gibt durchaus Kartuschen, bei denen die schließenden Schrägstriche nicht in die Inschrift selbst einbezogen sind (vgl. etwa IK 385 Visby Kungsladugård-C, wo vielleicht ebenfalls eine gekürzte laukaR-Inschrift auftritt, die eine gewendete l-Rune zeigt). Da Kürzungsformen auf Brakteaten eindeutig belegt sind, macht es prinzipiell wenig Sinn, eine insgesamt mit guten Argumenten etablierte Lesung durch eine weit hypothetischere zu ersetzen. Zur Sonderform der l-Rune und den gekürzten laukaRInschriften siehe ausführlich Nowak 2003, S. 226 ff. Zu IK 13,1–3 (sowie 129,1 und IK 129,2) vgl. Seebold 1998, S. 280 ff. Vgl. Nowak 2003, S. 230 mit Hinweisen auf weitere, nicht zu sichernde laukaRɻKandidaten’ (S. 230 ff.).
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Außerhalb der Brakteaten ist laukaR sicher nur auf dem sog. Schrapmesser (norw. kjøt(t)kniv)105 von Fløksand (um 350) nachzuweisen, wo das Wort zusammen mit dem stabenden lina ‘Lein(en)’ auftritt.106 Weiter gehören auf die eine oder andere Weise vielleicht hierher die 10 l-Runen der (linksläufigen) Inschrift auf dem typologisch jüngeren Schrapmesser von Gjersvik (RäF 38):107 ×d××fioþillllllllll. Wie auf IK 128 und vielleicht auch IK 249 ließen sich diese l-Runen sowohl als abgekürzte Schreibweise als auch als Begriffsrunen verstehen, da zumindest nach nordischer Tradition die l-Rune dem Begriffswert ‘Lauch’ zuzuordnen ist.108 In anderen 105
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107 108
So die seit Magnus Olsen und Haakon Shetelig (1910, S. 13) lange Zeit übliche Ansprache des Gegenstandes, der als Gerätschaft zum Beschaben der Innenseiten von Tierhäuten bestimmt wurde (vgl. Heizmann 1992, S. 366 ff.; 1995, S. 216; Krause 1937, S 453; Krause / Jankuhn 1966, S. 84; Petersen 1951, S. 341–344). Daneben wurde aber auch erwogen, daß es sich um ein Werkzeug der Flachsbearbeitung, ein sog. Schabmesser, handelt (Düwel 2008, S. 30; Fischer 2004, S. 288; Hoftun 1997, S. 47; Seebold 2003; Stigum 1938, S. 324 f.). Dafür könnte sprechen, daß das Gerät für eine starke Belastung technisch nicht ausgelegt ist (Lamm 1973, S. 41 f.). Zu der ganzen Frage vgl. jetzt ausführlich Krüger 2010. Während die Forschung bis auf zumeist ältere Versuche, in linalaukaR zwei Personennamen wiederzufinden (Bugge 1871, S. 199 f.; von Grienberger 1908, S. 399; Lange 1963; Noreen 1923, S. 376 Nr. 9, 386 Nr. 57; Wimmer 1901, S. 25), sonst von zwei Appellativa ‘Lauch’ und ‘Lein(en)’ ausgegangen ist, versucht Seebold die Lauchpflanze mittels einer überaus gekünstelten Volte zu eliminieren, indem er einen sonst nirgends belegten ‘Leinen-Lauch’ in der Bedeutung ‘(besonders langer=) hervorragender Flachs’ ansetzt (Seebold 2003, S. 810). Lange 1915–1916, 8 ff.; NIæR 2, Nr. 50; Olsen / Shetelig 1910, S. 9 ff.; Olsen 1915. Die wohl älteste Quelle für die Runennamen ist eine in Leyden befindliche Handschrift (Leyden Voss. lat. Q 83). Sie stammt aus dem 10. Jh., geht aber wohl auf eine Vorlage des 8. Jhs. zurück (vgl. Krause 1946–1947, S. 60). Hier erscheinen die Runennamen in altdänischen Runen sowie in lateinischer Umschrift. Der Name der l-Rune wird dort runisch als lÊukö (lâukR) und lateinisch als laucr angeführt. Diese doppelte Schreibung sichert das Wort für ‘Lauch’ (Krause 1946–1947, S. 60 f.). Von Interesse für die Deutung der Gjersvik-Inschrift ist Krauses Hinweis auf die Hrabanische Runenreihe einer Regensburger Handschrift der Zeit um 1000 aus München (Clm. 14436). Die Runennamen beruhen dort in den meisten Fällen auf angelsächsischen Namen, doch zeigen einige deutlich skandinavische Herkunft (vgl. Krause 1946–1947, S. 63; Derolez 1954, S. 257 ff.). Die l-Rune wird dort überraschenderweise mit lin wiedergegeben. Krause wollte diesen Namen durch die Annahme einer urnordischen Zwillingsformel lina laukaR erklären: „Bei der Feststellung des Namens für die l-Rune konnte es also leicht geschehen, daß man sozusagen das verkehrte Glied der Zwillingsverbindung zog, daß man ‘Lein’ an Stelle von ‘Lauch’ setzte.“ (Krause 1946–1947, S. 63). Dieser Begründung mag man nun folgen oder nicht, es bleibt auffällig, daß offensichtlich beide Möglichkeiten existierten. Der Name lin der Regensburger Handschrift läßt sich nämlich
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Fällen, wo dies erwogen wurde (RäF 7, 19, 153, 165),109 ist dagegen größte Zurückhaltung angebracht. Die laukaR-Inschriften der Goldbrakteaten sind aus sich selbst heraus nicht zu verstehen. Zwar können wir die Bedeutung des Wortes ohne weiteres bestimmen – runisches laukaR entspricht zweifellos anord. laukr ‘Lauch’ (vgl. aengl. leac, ahd. louh) – doch ergeben sich daraus allein noch keine Anhaltspunkte für seine Funktion im Kontext der Brakteatenikonologie. Wir müssen daher zunächst die Belege für dieses Wort im Altnordischen sowie wenigstens ansatzweise das reiche Vergleichsmaterial zu Lauch aus anderen Kulturen mustern und uns dann fragen, inwieweit sich daraus sinnvolle Bezüge zu den Bildformeln der Brakteaten ergeben. Aus der Fülle von Vorstellungen, die in verschiedenen Kulturen und zu unterschiedlichen Zeiten mit Lauch – ich kann mich hier mit der unspezifischen Bezeichnung ‘Lauch’ begnügen, da fast alle Angehörigen der Pflanzenfamilie Allium ähnliche Eigenschaften teilen110 – verbunden werden, lassen sich vor allem zwei Kernbereiche herausstellen: Lauch ist erstens eines der wichtigsten Apotropaia überhaupt. Er wird zur Dämonenabwehr eingesetzt und dient zum Schutz vor übelwollenden Mächten jeglicher Art.111 Zweitens aber wird Lauch wie kaum eine andere Pflanze mit dem
109 110 111
nicht so einfach beiseite schieben. Wie immer man sich zu Krauses Thesen stellen mag, zumindest in der skandinavischen Tradition ist der Name ‘Lauch’ für die lRune gut belegt. Es besteht daher grundsätzlich die Möglichkeit, die 10 l-Runen der Gjersvik-Inschrift als Begriffsrunen mit der Bedeutung ‘Lauch’, vielleicht sogar mit ‘Lauch’ und ‘Lein(en)’, zu deuten (zustimmend Fischer 2004, S. 289; daß Fischer mir unter dem ins Leere führenden Hinweis auf meine Publikation von 1987, S. 145 unterstellt, ich würde Krauses Deutung in Frage stellen, muß auf einem Mißverständnis beruhen.). Die zeitliche und räumliche Nachbarschaft, die vergleichbare Fundsituation sowie insbesondere die Tatsache, daß es sich um gleiche Inschriftenträger handelt, erlauben es darüber hinaus, die Inschriften von Gjersvik und Fløksand in Verbindung zu bringen, auch wenn von Gewißheit nicht die Rede sein kann (vgl. Heizmann 1992, S. 368 ff.; 1995, S. 217 f.). Diese Verbindung gesteht immerhin auch Seebold zu, beschränkt jedoch die Bedeutung der l-Runen auf Gjersvik allein auf ‘Lein’ (2003, S. 810). „Vor einer Übertragung der Interpretation der Inschrift von Fløksand auf die von Gjersvik“ warnt neuerdings Jana Krüger mit dem wenig schlagkräftigen Argument, daß beide Objekte „in ihrer äußeren Ausformung doch auch gewisse Unterschiede aufweisen“ (2010, S. 4). Vgl. Flowers 1986, S. 250 f. Vgl. Heizmann 1992, S. 374 f.; 1995, S. 218. Vgl. Bang (Hg.) 1901–1902, Nr. 706, 745; Cockayne (Hg.) 1865, S. 335, 345 ff., 355 f.; Brøndegaard 1987, S. 199, 206; Drobnik 1938, S. 11 f.; Frischbier 1870, S. 9 f.; Harris 1984, S. 71 f., 83 f.; Marzell 1912, S. 610 ff.; Reichborn-Kjennerud 1928, S. 90, 110, 208; 1933, S. 106; Seligmann 1910, Bd. 1, S. 286 f., 389, 392;
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Komplex Sexualität, Potenz und Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht.112 Die Anwendung von Lauch ist dabei nicht nur auf magische und zauberische Praktiken beschränkt, vielmehr entfaltet die Pflanze ihre Kräfte insbesondere auf dem Gebiet der Erfahrungsmedizin. Diese Dichotomie der Wirkungsbereiche von Lauch ist in der altnordischen Überlieferung gut belegt. Die altnordische Heilkunde kennt Lauch als Antidotum bei Gift und schädlichen Substanzen aller Art,113 eine Indikation, die sich durch die ganze mittelalterliche und antike Medizin bis auf Dioskurides zurückverfolgen läßt.114 Dies gilt ebenfalls für die Wirksamkeit von Lauch als Panazee.115 In der Nähe zum Mythos begegnet diese Vorstellung schließlich unter den Lehren, die Sigurðr von der Walküre Sigrdrífa erteilt bekommt: Full scal signa oc við fári siá oc verpa lauki í ldžg: þá ec þat veit, at þér verðr aldri meinblandinn mioðr. (Sd. 8)116 Den Inhalt muss man segnen und sich vor Unheil hüten und Lauch ins Getränk werfen: Dann weiß ich’s, dass dir niemals wird der Met zum Schaden gemischt.117
112
113 114 115 116 117
Bd. 2, S. 34, 52, 65, 70 ff., 77, 97 ff., 100, 102, 242, 286, 365 ff., 377; Wuttke 1869, S. 97, 264, 415. Vgl. Aschoff (Hg.) 1900, S. 496; Athenaios, Deipnosophistai II, 64 (Gulick (Hg.) 1927, S. 64); Columella, De re rustica X, 105 f. (Richter (Hg.) 1982, S. 430); Dioskurides, De materia medica II, 149 (Berendes (Übers.) 1902, S. 232); Fuchs 1543, Kap. 244; Konrad von Megenberg, ,Das Buch der Natur’ V, 17 (Pfeiffer (Hg.) 1861, S. 389); Martialis, Epigrammata XIII, 34 (Shackleton Bailey / Heraeus (Hgg.) 1990, S. 438); Matthiolus 1563, S. 202B, 205B, 207C; Plinius, Naturalis historia XX, 47 (König / Winkler / Bayer (Hgg. und Übers.) 1998, S. 40/41); Smid 1577, S. 92; Aigremont 1908, S. 141, 153; de Gubernatis 1882, S. 7; Harris 1984, S. 57, 66 ff.; Hovorka / Kronfeld 1908–09, Bd. 2, S. 519; Löw 1924, S. 144; Matiegková 1958, S. 555; Mayer 1937, S. 209 Anm. 2. Hægstad (Hg.) 1906, S. 4; Klemming (Hg.) 1883–1886, S. 26, 286; Kristensen (Hg.) 1908–1920, S. 22, 110, 209, 250; Larsen (Hg.) 1931, S. 56. Dioskurides, De materia medica II, 152 (Wellmann (Hg.) 1907, S. 218 f.; Aufmesser (Übers.) 2002, S. 140). Klemming (Hg.) 1883–1886, S. 13, 236; für antike und mittelalterliche Belege außerhalb des Nordens vgl. Heizmann 1992, S. 383 Anm. 35. Vgl. Vdžlsunga saga, Kap. 21 (Olsen (Hg.) 1906–1908, S. 50). Krause (Übers.) 2004, S. 343.
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Ging es in diesen Beispielen in erster Linie darum, Krankheit und Übel vom Menschen fernzuhalten, so zeigt sich der Aspekt der Fruchtbarkeit im Bereich der Erfahrungsmedizin darin, daß Lauch zur Beförderung weiblicher Fruchtbarkeit sowie zur Stimulierung der Libido beider Geschlechter vorgeschrieben wird.118 Eine Steigerung ins Mythische erfährt diese Vorstellung in der altnordischen Überlieferung an jenen Stellen, wo Lauch in einen dezidiert regenerativen Zusammenhang gestellt wird. In der Geschichte vom Völsi (Vdžlsa þáttr) aus der Flateyjarbók ist von einem abgetrennten Pferdepenis die Rede, der von der Hausfrau eines abgelegenen Hofs im nördlichen Norwegen auf besondere Weise präpariert wird:119 gengr fram sidan ok þurkar hann sem vandligaz ok uefr jnnan j æinum linduki ok berr hea lauka ok önnur grös suo at þar firir mætti hann æigi rottna ok leggr nidr j kistu sina.120 Sie geht dann daran und trocknet ihn sehr sorgfältig und schlägt ihn in ein Leintuch und bringt Lauche herbei und andere Kräuter, so daß er nicht verrotten könnte und legt ihn nieder in ihre Kiste.
Der so behandelte Penis schwillt zum mächtigen Phallos an, der Völsi genannt wird und als eine Art Hausgott im Zentrum eines häuslichen Kultes steht,121 bei dem er in allabendlichen Versammlungen der Hausgemein118 119
120 121
Klemming (Hg.) 1883–1886, S. 172, 280; Kristensen (Hg.) 1908–1920, S. 21, 135; Larsen (Hg.) 1931, S. 83. Vgl. Heizmann 1992, S. 376 ff.; 1995, S. 219 f. sowie zukünftig meine Edition der Strophen des Vdžlsa þáttr im Rahmen der Neuausgabe der Skaldendichtung (King’s Sagas 1). Guðbrandur Vigfússon / Unger (Hgg.) 1862, S. 332.20-22. Unabhängig vom Alter der Textüberlieferung, die kaum über das 14. Jahrhundert zurückreichen dürfte, stellt sich die Frage, ob der Inhalt des Vdžlsa þáttr als reine Erfindung anzusehen ist, günstigstenfalls auf der Grundlage vager Kenntnis volkstümlichen Brauchtums (so die Annahme von Düwel 1971, S. 188 f. und neuerdings Tolley 2009), oder ob sich darin relikthaft Spuren eines privaten Kultes niedergeschlagen haben, der in die pagane Zeit zurückreicht. Für letztere Annahme lassen sich immerhin eine Reihe von Argumenten ins Feld führen: 1. Ethnologisches Vergleichsmaterial wie z.B. die rituelle Vereinigung von Pferd und Frau beim altindischen aĞvamedha-Opfer (Johansson 1917, S. 117 ff.; Schröder 1924, S. 42 f.; Ström 1954, S. 27 f.; de Vries 1957, S. 207); 2. verschiedene Details antiker Kulte und Mysterien, wie das Hervorholen eines mit Leinen verhüllten Phallos aus einem Behältnis, die dominate Rolle der Frau, unanständiges Reden und obszöne Späße, Spott und Komik, das Rezitieren von Phallosgesängen, die Anrede des Phallos als Gott usw. (Eitrem 1924, S. 87 Anm. 1; Vanggaard 1969, S. 78; Heizmann 1992, S. 386 f.); 3. rezentes rurales Brauchtum mit Genitalien von Schlachttieren oder deren symbolischen Verwandten (Schwanz) (Heusler 1903, S. 29 f.;
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schaft hervorgeholt und in absteigender sozialer Rangordnung herumgereicht wird, wobei alle eine Strophe darüber zu sprechen haben. In der ersten, von der Hausherrin gesprochenen Strophe, sind Leinen und Lauch stabend verbunden: ‘Aukinn ertu, Vdžlsi ok upp um tekinn líni gæddr en laukum studdr. Þiggi Maurnir þetta blæti! En þú, bóndi sjálfr, ber þú at þér Vdžlsa!’122 Vergrößert bist du, Völsi, und hoch genommen, mit Leinen ausgestattet und mit Lauchen gestützt. Empfange Maurnir diese Opfergabe! Aber du, Hausherr selbst, nimm Völsi an dich!
Die Ragnars saga loðbrókar erzählt, wie Heimir sich nach dem Tode von Sigurðr und Brynhildr derer gemeinsamen Tochter Aslaug annimmt. Um sie vor Nachstellungen zu schützen, versteckt er sie in seiner Harfe. Über die eigentümliche Ernährung des Mädchens heißt es: Ok hann hafþi vinlauk einn ok gáf henne at eta. Enn þat er nattura þess lauks, at madr ma leingi lifa, þott hann hafi enga adra fedu.123 Er hatte nur einen Weinlauch124 und gab ihr den zu essen. Aber das ist die Natur dieses Lauchs, daß der Mensch lange leben kann, obgleich er keine andere Nahrung zu sich nimmt.
In der Dámusta saga täuscht der Dämon Alheimr den Tod der Kaisertochter Gratiana vor, da er glaubt, ihrer so leichter habhaft werden zu können. Um sie vor Schaden zu bewahren, legt er ihr Lauch unter die Zungenwurzel:125
122 123 124 125
Olsen 1917, S. 654); 4. die Runeninschrift von Fløksand (und Gjersvik) (Heizmann 1992, S. 366 ff., 388 f.; 1995, S. 219 f.; anders: Bæksted 1952, S. 195 ff.; Düwel 1971, S. 200 ff.; Lange 1963, S. 1 ff.; Seebold 2003, S. 808), als deren augenfälligste Gemeinsamkeit mit dem Vdžlsa þáttr die stabende Verbindung von Lein(en) und Lauch zu nennen ist. Der Text folgt meiner in Anm. 119 genannten Edition. Olsen (Hg.) 1906–1908, S. 112.1–4. Zu dem nur hier belegten Wort vínlaukr vgl. McTurk 1979, S. 21 f. sowie Heizmann 1992, S. 382 Anm. 32. Vgl. dazu Heizmann 1992, S. 385 Anm. 41.
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ek lagda lauk under tungurætr hennar þann, ad henne mátti ei matleijse granda umm næstu 12 nætr.126 ich legte ihr Lauch unter die Zungenwurzel, damit sie keinen Schaden erleide während beinahe zwölf Nächten ohne Nahrung.
Aus diesen Beispielen wird deutlich, daß dem Lauch in der altnordischen Überlieferung die spezielle Eigenschaft zugeschrieben wird, Leben zu erhalten und zu bewahren. Unmittelbar als Lebenskraut127 angesprochen wird der Lauch schließlich in einer Strophe der Pétrsdrápa aus dem 14. Jahrhundert: strókin er lífs með laukum lofsmíð Pétrí víða ( Pét 8) 128 das Lobgedicht Petri ist weithin bestrichen mit Lauch des Lebens.
Die mythische Begründung für diese ganz außergewöhnliche Wertschätzung von Lauch liefert die Vdžlospá. Denn in Strophe 4 heißt es dort, daß die von Burs Söhnen aus dem Ginnungagap emporgehobene Erde zu allererst bewachsen war mit grünem Lauch: Áðr Burs synir þeir er miðgarð, sól scein sunnan þá var grund gróin
bioðom um ypþo, mœran, scópo; á salar steina, grœnom lauki. (Vsp. 4)
Before Burr’s sons lifted up seashores, they who moulded glorious Miðgarðr. sun shone from the south on the stones of that mansion – then the ground was covered with the green leek’s growth.129 126 127
128
129
Tan-Haverhorst (Hg.) 1939, S. 99.9-10. Dieses Motiv begegnet auch in anderen Kulturen. So wird z.B. im sog. Knoblauchlied des Bowermanuskriptes (Turkestan, vor 550 n. Chr.), der Ursprung des Knoblauchs mit Soma in Verbindung gebracht (Aschoff (Hg.) 1900, S. 496; vgl. Harris 1984, S. 79). Für weitere Parallelen außerhalb des Nordens vgl. Hagemann 1906, S. 414 und Murr 1890, S. 178. McDougall (Hg. und Übers.) 2007, S. 803; leider wird auch hier laukr mit ‘flower’ übersetzt und damit die eigentliche Pointe verfehlt; vgl. Skj. IIB, S. 547 (richtig: „med livets løg“); vgl. IIA, S. 501 f. Die Übersetzung von Ursula Dronke (1997, S. 7 f., vgl. S. 35, 116) verdient hier den Vorzug, weil sie als eine der wenigen den Lauch in der Strophe beläßt. Überwiegend wird laukr unspezifisch und damit nichtssagend verflachend mit ‘Gras’
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Lauch erscheint hier als Pflanze der mythischen Urzeit, der die produktiven und regenerativen Potenzen der Welt in ihrem primordialen Zustand innewohnen. Zu keiner anderen, in der altnordischen Literatur genannten Pflanze, gibt es ein reicheres Belegmaterial als zu ‘Lauch’,130 der in der Vorstellung der alten Skandinavier offensichtlich eine wichtige Rolle gespielt hat. Diese Belege lassen mit großer Deutlichkeit ein bestimmtes Assoziationspotential erkennen, das auch für den völkerwanderungszeitlichen Horizont fruchtbar gemacht werden kann. Überwiegend kommt das Wort laukaR dort auf CBrakteaten vor. Dabei handelt es sich um Verbildlichungen eines mythischen Ereignisses, von dem auch der zweite Merseburger Zauberspruch berichtet: der Rettung des gestürzten Balderfohlens durch den heilmächtigen Gott Wotan/Odin.131 Das Lauch-Wort läßt speziell in diesem Kontext der Pferdeheilung eine ganz konkrete Deutung zu. Von der Antike bis in unser Jahrhundert hinein fanden nämlich in ungebrochener Tradition nicht nur Zauber- und Segenssprüche im Bereich der Pferdeheilkunde, insbesondere im Bereich der Verletzungen und Erkrankungen der Extremitäten, Anwendung, sondern in gleicher Weise auch bestimmte rationale Heilverfahren. Von allen Heilpflanzen, die in diesem Zusammenhang genannt werden, stehen die verschiedenen Spezies der Gattung Allium an erster Stelle. Dies gilt für die antike Tradition der Mulomedicina Chironis132 aus der 2. Hälfte des 4. Jhs. n. Chr. oder die Rezepte im Corpus hippiatricorum Graecorum,133 einer im 9. Jh. n. Chr. veranstalteten Sammlung von Autoren des 4. nachchristlichen Jhs., ebenso wie für die mittelalterliche lateinische Fachliteratur mit Vertretern wie Jordanus Rufus134 aus Calabrien (13. Jh.) und Laurentius Rusinus135 aus Rom (ca. 1320–1370). Und sie gilt weiter für eine von der antiken Fachliteratur wenig beeinflußte Überlieferung mit
130 131 132 133 134 135
(Genzmer (Übers.) 1981, S. 27; Häny (Übers.) 1987, S. 10; Krause (Übers.) 2004, S. 15) oder ‘Kraut’ (Schröder (Übers.) 1929, S. 48) wiedergegeben (vgl. auch Björn M. Ólsen 1894, S. 37 f.; Gering 1903, S. 605; Müllenhoff 1891, S. 75). Ich halte diese Übersetzung für völlig falsch. Schon Sigurður Nordal hat im Zusammenhang mit dieser Stelle darauf hingewiesen, daß hier die Vorstellung vom Lauch als Pflanze des goldenen Zeitalters zugrunde liegt (1980, S. 33). Das Material ist einigermaßen erschöpfend erfaßt in meiner unveröffentlichten Magisterarbeit von 1981. Grundlegend dazu Hauck 1970, Kap. XII; zusammenfassend Heizmann 2007. Buch VII, 606, 629, 661; X, 991 (Oder (Hg.) 1901). Oder / Hoppe (Hgg.) 1924, Bd. 1, S. 418, 421. Hippiatria, Kap. 13, 37, 38 (Molin (Hg.) 1818). Schnier (Hg.) 1937, S. 55, 57, 66, 117 f.
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Vertretern wie dem Roßarzneibuch des Meisters Albrant,136 den die ältesten Handschriften als Schmied und Marstaller Kaiser Friedrichs II in Neapel bezeichnen und die zahlreichen Roßarzneibüchern der Empiriker der sog. Stallmeisterzeit.137 Eine Fülle von antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen Texten bestätigt somit die überragende Bedeutung von Allium bei der Behandlung von praktisch allen Arten der Verletzung und Erkrankung der Pferdeextremitäten.138 Während Krause die laukaR-Inschriften recht allgemein im Sinne von ‘Gedeihen’ und ‘Gesundheit’ deutete,139 eröffnen die hier zusammengetragenen Belege aus der Hippiatrie zusätzlich einen Bezug zu tatsächlich geübten rationalen Heilverfahren. Das Formelwort laukaR steht damit in engster Beziehung zum Inhalt des bildlich Dargestellten und entspricht so der ganzen Mehrschichtigkeit der Bildformel: im Bereich der Erfahrungsmedizin als Äquivalent zu rationalen Heilverfahren, auf der Ebene der vom Gott geübten Zaubermedizin als Lebenskraut par excellence.140 Diese Zusammenhänge machen verständlich, warum die Lauch-Formel zum einen als machtvoller Ausdruck göttlichen Heil-Zauberwissens bevorzugt in den Segmenten 1 und 2 vor dem Götterhaupt erscheint (IK 8 [Abb. 11], IK 229, IK 267, IK 298, IK 301, IK 330 [Abb. 12], IK 385), andererseits aber auf einem so qualitätsvollen Stück wie IK 26 Börringe-C (Abb. 13) unmittelbar unter die Vorderhand des Pferdes plaziert wurde. Das Formelwort weist damit nicht nur demonstrativ auf den Ort der Verletzung, sondern vermittelt zugleich die Botschaft von deren prinzipieller Heilbarkeit. Ihm sind als bildliche Entsprechung nicht nur die idealtypische Darstellung der Lauchpflanze auf IK 571 Gemarkung Dannau-C (Abb. 14 u. 14a) zur Seite zu stellen, sondern auch jene Bildformeln, die den Aspekt der Heilungsmagie 136 137
138 139 140
Kap. 14 (Eis (Hg.) 1960). Vgl. (in Auswahl) Brebaum (Hg.) 1967, S. 88, 91 f., 131, 139, 169, 178, 181, 205, 229 f.; Knobloch (Hg.) 1933, Kap. 16, 22, 53, 55, 85, 87, 258, 312, 336, 378, 525, 710, 743, 756, 803, 824, 832, 833, 869, 882, 990; Körke (Hg.) 1935, Kap. 158, 178, 189, 286, 409, 455, 530, 585, 586, 624, 658, 663; Lezius (Hg.) 1968, Kap. 9, 35, 57, 187, 250, 252, 313, 332, 334; Liermann (Hg.) 1934, Kap. 63, 173, 191, 197, 199, 232, 252, 353, 448, 459; Maaß (Hg.) 1935, Kap. 84, 90, 95, 162, 189; Schmidt (Hg.) 1931, Kap. 116, 144, 147, 250, 262, 502; Schober 1936, S. 43, 75 f.; Seele (Hg.) 1932, Kap. 61, 67b, 87, 163, 165, 180, 223, 250b, 252, 253, 281, 290a, 294, 314, 341, 357, 366; Seifert 1976, Cgm 407, Kap. 34, 36, 90, 135, 167, Cgm 384, Kap. 21 (vgl. dort auch S. 88 die Tabelle der am häufigsten verwendeten Heilmittel nach Indikationen unter Extremitäten). Vgl. Heizmann 1987, S. 148. Krause / Jankuhn 1966, S. 246. Vgl. Heizmann 1987, S. 149.
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gleichfalls hervorheben, also die zum Formelwort laþu aufgeführte Vogelinspektion und das Belecken durch verschiedene Tiere (s.o. S. 549 f.), aber auch der Einsatz des göttlichen Speichels selbst,141 die subkutane Luftinsufflation142 oder die heilend aufgelegte Hand143 sowie der Tritt durch den Götterfuß.144 Über die Bedeutung ‘Gesundheit’ und ‘Gedeihen’ hinaus weist schließlich auch die laukaR-Inschrift auf IK 166 Skrydstrup-B.145 (Abb. 15) Dieser Brakteat erfüllt zwei wesentliche Voraussetzungen für eine exponierte Stellung: 1. Er gehört zu den Stücken von herausragender Qualität; 2. Er gehört mit fünf Figuren und zwei Runeninschriften zu den Werkstücken mit großem Detailreichtum. Die Bildmitte des Brakteaten wird von einer mächtigen menschlichen Gestalt in einer Haltung, die Hauck zunächst als Orantengestus,146 später als Epiphanie-Gestus bezeichnete,147 beherrscht. Aufgrund der Haartracht mit dem am Nacken angesetzten Vogelkopf und wegen des Vogelgeleits spricht Hauck sie als Odin an.148 Rechts vor bzw. neben ihr steht ein Hirsch über einem ineinander geflochtenen Schlangenpaar. Das eine Tier erhebt sich mit weit geöffnetem Maul gegen die Weichen des Hirsches. Es handelt sich hier um die Darstellung des Kampfes zwischen Hirsch und Schlange, ein ikonographisch eindeutig bestimmbares Motiv, das nicht der interpretierenden ‘Lesehilfe’ bedarf. Der Antagonismus von Hirsch und Schlange ist sowohl literarisch als auch bildlich überaus reich bezeugt.149 Nach verbreiteter antiker Überlieferung stehen sich Hirsch und Schlange feindlich gegenüber. Hirsche spüren Schlangen in ihren Höhlen auf und ziehen sie durch das Schnauben 141 142 143 144 145 146 147 148 149
Heizmann 2001, S. 334 ff.; 2007, S. 33 ff. Hauck 1977,2, S. 500 f.; 1978, S. 385 f. Hauck 1977,2, S. 487 ff.; 1980,1, S. 35 ff.; 1993,1, S. 408 f.; 1998,1, S. 514; Heizmann 2007, S. 35. Hauck 1977,2, S. 471 ff., 489 ff.; Heizmann 2007, S. 35 f. Hauck 1970, S. 322 ff.; 1977,1, S. 171 ff.; 1980,4, S. 282; 1984,2, S. 288, 292; Heizmann 1999, S. 244 ff.; 2007, S. 38 f. Hauck 1977,1, S. 172. Hauck 1993,2, S. 456; 1994,2, S. 262. Hauck 1977,1, S. 173; 1980,4, S. 282; 1984,2, S 288; 1988,1, S. 24 f.; 1992,3, S. 114 f.; 1994,1, S. 78 f.; 1997, S. 135, 138. Vgl. Clermont-Ganneau 1901; Domagalski 1991, Sp. 573 ff.; Ettinghausen 1955; Gerlach 1970, Sp. 286; Heizmann 1999,1, S. 600 f.; Kolb 1971; Nordland 1949, S. 119 f.; Puech 1949.
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ihrer Nasen heraus, um sie zu fressen.150 Dieses Motiv wird von den frühen christlichen Autoren aufgegriffen (Augustinus, Origenes, Gregor von Nyssa, Kyrill von Alexandria, Basileios, Theodoret, Ambrosius, Hieronymus, Isidor von Sevilla, Gregor der Große u.a.)151 und an das Mittelalter weitervermittelt. In christlicher Naturdeutung wird dabei der mit dem Drachen kämpfende Hirsch mit Christus identifiziert. Auch auf skandinavischem Boden ist der Kampf zwischen Hirsch und Schlange seit der vorchristlichen Zeit gut bezeugt.152 150
151 152
Plinius, Historia naturalis VIII, 118 (König / Winkler (Hgg. und Übers.) 2007, S. 90/91); XI, 279 (König / Hopp (Hgg. und Übers.) 1990, S. 176/177); XXVIII, 149 (König / Winkler (Hgg. und Übers.) 1988, S. 104/105); vgl. Aelianus, De natura animalium II, 9 und VIII, 6 (Scholfield (Hg. und Übers.) 1958–1959, Bd. 1, S. 99 f.; Bd. 2, S. 187); Nikandros, Theriaka 140ff. (Gow / Scholfield (Hgg. und Übers.) 1953, S. 36/37); Lucretius, De rerum natura 6, 765f. (Diels 1993 (Hg. und Übers.) 1993, S. 584/585); Martialis, Epigrammata 12, 28, 5 (Barié / Schindler (Hgg. und Übers.) 2002, S. 866/867); Oppianus, Cynegetica 2, 233ff., Halieutica 2, 289ff. (Mair (Hg. und Übers.) 1928; S. 76/77, 308/309); Solinus, Collectanea rerum memorabilium 19, 15 (Mommsen (Hg.) 1895, S. 95). Stellennachweise bei Domagalski 1991, Sp. 573 ff. und Gerlach 1970, Sp. 286. So finden sich möglicherweise Darstellungen von Schlangen fressenden Elchen oder Hirschen auf einigen Fragmenten von gotländischen Bildsteinen (Fragment II der Kirche von Garda: GB 2, Fig. 352; Fragment von Västkinde Butter: GB 1, Fig. 65; GB 2, Fig. 564). Allerdings sind die aus dem Maul der Cerviden hängenden ‘Schlangen’ nicht eindeutig zu bestimmen. Der Stein von Endre Skog zeigt eine Schlange mit zusammengeflochtenem Körper über einem Hirsch (GB 1, Fig. 50, 52, 341), doch ohne unmittelbaren Bezug der beiden Tiere (Abb. 16). Auf sicherem Boden dagegen bewegen wir uns mit den frühen Silbermünzen des Nordens aus der ersten Hälfte des 9. Jhs. Dort begegnen auf den sog. ‘bildreichen Münztypen’ insgesamt acht verschiedene Darstellungen von Hirschen mit einer vor dem Tiermaul plazierten Schlange (vgl. Malmer 1966, Pl. 2). In einem Fall befindet sich eine zweite Schlange zwischen den Hinter- und Vorderbeinen des Hirsches (ebd. Pl. 2:4). (Abb. 17) Als Hirsche spricht Brita Malmer auch die Darstellungen eines nach rückwärts blickenden Tiers an, gegen dessen Hinterbein sich die Spitze eines Schlangenmauls richtet (Pl. 2:5-26). Allerdings ist bei diesem Tier ein Geweih nur bei einem einzigen von insgesamt 42 verschiedenen Typen eindeutig zu erkennen (Pl. 2:15), so daß eine Identifizierung als Cervide nicht gesichert ist. Zu nennen wären weiter die wikingerzeitlichen Silberhirsche von Haithabu und Grävstad (Capelle 1968, Taf. 30:2; Nordland 1949, Pl. XII.2; vgl. Oehrl 2010,1, S. 76 mit Anm. 202) und schließlich die Darstellung eines im Wasser stehenden Hirsches in rätselhaftem Kontext auf dem verlorengegangenen Altartuch der norwegischen Kirche von Bilden aus der 1. Hälfte des 12. Jhs. (NIyR 1, Nr. 70). (Abb. 18) Die einzig erhaltene farbige Zeichnung des Norwegers Peder Alfsøn von 1627 in der arnamagnäanischen Sammlung in Kopenhagen (AM 371 fol) zeigt zwischen den Hinterbeinen des Hirsches eine Schlange, die sich gegen dessen Weichen aufrichtet (eine Deutung der Szene hat für demnächst Sigmund Oehrl im Rahmen ei-
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Die entscheidenden Hinweise, die es ermöglichen, zu einem weiterführenden Verständnis der Darstellung auf dem Skrydstrup Brakteaten vorzudringen, liefert jene literarische Überlieferung, die dem Hirsch die intime Kenntnis der Wirkung von Heilkräutern zuschreibt.153 Vor dem Hintergrund der antiken und mittelalterlichen Zeugnisse wird verständlich, warum der Skrydstrup Brakteat über dem Rücken des Hirsches das runische Wort laukaR mitteilt: Der bildlichen Darstellung der lebensbedrohenden Schlangenattacke auf den Hirsch antwortet die runische Wortüberlieferung mit der Versicherung von Rettung und Heil. Denn auch gegen den Angriff des Schlangenpaares ist ein Kraut gewachsen, der Lauch, den die mittelalterlichen Schriftzeugnisse des Nordens als Panazee und Lebenskraut rühmen (s.o. S. 557 ff.). Der Hirsch kennt dieses Kraut und vermag damit die tödliche Bedrohung abzuwehren. Auf diese Heilsgewißheit verweist zum einen die Darstellung des Schlangenpaares selbst, dessen Verflechtungen die Angreifer als gebannt und überwunden kennzeichnen.154 Zudem zeugt auch der Tritt des Fußes auf die Schwanzenden der beiden Schlangen vom Triumpf des Gottes. Dieser Gestus kehrt mehrfach und in gesteigerter Form auf den Dreigötterbrakteaten wieder, wenn dort die Gestalt in der Marsnachfolge dem die Ferse attackierenden Schlangenwesen auf den Kopf tritt (IK 39 Dänemark (X)-B, IK 66 Gummerup-B, IK 165 Skovsborg-B [Abb. 19]).155 Bedenkt man ferner, daß nach spätantiker Überlieferung die Heilkräuter gewährleisten, daß sich der Hirsch durch die Lebenskräfte der verzehrten Schlangen erneuert und verjüngt,156 dann ist
153
154 155 156
nes Aufsatzes mit dem Arbeitstitel ‘Die „Beizjagd auf den Hirsch“ nach Aussage ikonographischer Quellen’ in Aussicht gestellt). Der von Pfeilen getroffene Hirsch stößt nach dem Genuß von Diptamdosten (dictamnum: Origanum dictamnus oder Amaracus dictamnus) die Pfeile aus (Plinius, Historia naturalis VIII, 97 [König / Winkler (Hgg. und Übers.) 2007, S. 78/79]). Gegen giftiges Futter hilft sich der Hirsch mit Artischockenkraut (herba cinare: Cynara cardunculus) (Historia naturalis VIII, 101 [S. 80/81]). Die Hindin reinigt sich vor der Geburt mit dem Kraut Sesel (seselis: ev. Steinkümmel, Tordylium officinale) um das Gebären zu erleichtern. Anschließend frißt sie Sesel und Schmerwurz (tamnus: Tamus communis), um damit die Milch zu würzen (Historia naturalis VIII, 112 [S. 86/87]); vgl. Peuckert 1931/32, Sp. 87 f.; Orth 1913, Sp. 1944. Vgl. Hauck 1988,1, S. 33, 35, 36. Hauck 1984,2, S. 287 f.; 1985,3, S. 120; 1986,3, S. 497 ff.; 1998,1, S. 526; Heizmann 2007, S. 39. Tertullianus, De pallio 3, 2 (Bulhart / Borleffs (Hgg.) 1957, S. 111); Didymus Alexandrinus, Fragmenta in psalmos 296, 20 ff. (Gronewald (Hg.) 1970, S. 36/ 37 f.); Augustinus, Adnotationes in Iob 1, 39 (Zycha (Hg.) 1895, S. 616); Isidor von Sevilla, Etymologiae XII, I, 18 (Lindsay (Hg.) 1911, Bd. 2); Gregor d. Große,
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auch der Schlangenkampf des Hirschs durch die explizite Nennung des rettenden Krauts in das große, die Brakteatenkunst dominierende Thema der Regeneration einzuordnen. Eine odinistische Perspektive erhält der Schlangenkampf des Hirsches auf IK 166 durch die Darstellung einer Bestie mit weit aufgerissenem, zahnbewehrten Rachen auf dem gegenüberliegenden Brakteatenrund. Hauck hat das Untier als Fenriswolf gedeutet.157 Die Rückenlage zeigt den Wolf gemäß antiken und frühmittelalterlichen Bildkonventionen als besiegt und überwunden158 und ist somit eine unmittelbare Entsprechung zum besiegten Schlangenpaar. Beide Darstellungen sind auf dem Brakteaten nach dem synoptischen Prinzip als zwei unterschiedliche Phasen aufeinander bezogen.159 Die Botschaft des Brakteaten muß daher lauten: Daß der Hirsch die Schlangenattacke abzuwehren vermochte und in den Ragnarök auch Fenrir, das gewaltige Verschlingungsungeheuer besiegt wird, ist der sichere Garant für die grundsätzliche Überwindbarkeit aller unheilvollen Mächte. Diese beiden Phasen verbinden somit vergangene Heilstaten und visionär geschaute zukünftige mit der Gegenwart des Amuletträgers und schaffen mit dieser Synopse der Zeiten ein Abbild von Dauer und Ewigkeit.160 Als bildliche Parallele ist in diesem Zusammenhang auf zwei Darstellungen auf dem wikingerzeitlichen Mähnenstuhlpaar aus Mammen hinzuweisen.161 Die eine zeigt die Verschlingung einer gefesselten162 anthropomorphen Gestalt durch ein schlangenartiges Ungeheuer. (Abb. 20) Für eine Jonas-Darstellung163 bietet die zeitliche Stellung des Stücks wenig Spielraum. In nordischem Kontext liegt vielmehr der Gedanke an Odins endzeitlichem Untergang im Rachen des Fenriswolfes nahe.164 Zwar begeg-
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160 161 162 163 164
Moralia in Iob 30, 10, 36 (Adriaen (Hg.) 1985, S. 1515 f.); vgl. Domagalski 1991, Sp. 574; Gerlach 1970, Sp. 286. Hauck 1977,1, S. 171 ff.; vgl. Heizmann 1999, S. 246; 2007, S. 39. Hauck 1970, S. 324 f.; 1997, S. 144 f. Zu dem im Zusammenhang mit den mittelalterlichen Schemabildern eingeführten Begriff ‘synoptisches Prinzip’ grundlegend Christel Meier 1990, S. 38; vgl. auch Hauck 1992,3, S. 118 f. Vgl. Meier 1990, S. 43; zum Aspekt der Ewigkeit siehe auch Heizmann 1998,2, S. 533. Abb. bei Hauck 1977,1, S. 197, Abb. 23–24; Näsman 1991,1, S. 227 f. mit Fig. 11; Schmidt-Lornsen 1986, S. 300 Abb. 3, S. 302 Abb. 4. Vgl. Oehrl 2010,1, S. 192: „Die Beinfessel Odins auf dem Kummet von Mammen könnte … die Besiegtheit des Gottes veranschaulichen.“ Vgl. Wilson / Klindt-Jensen 1966, S. 100. Vgl. Ramskou 1953, S. 184. Hauck hat dagegen das Schlangenwesen zunächst als Midgardschlange gedeutet (1976, S. 101; 1977,1, S. 179), da ihm zu diesem Zeit-
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net das Verschlingungsungeheuer auf den Brakteaten auch in der literarisch bezeugten, realistischen Wolfs-Gestalt (s. IK 190Av Raum Trollhättan-B [Abb. 21] und IK 166 Skrydstrup-B [Abb. 15]), doch gibt es daneben auch eine Nord-Version des antiken Ketosungeheuers,165 das in zwei Formen auftritt (vgl. IK 195 Ulvsunda-B 166 [Abb. 22] und IK 278 Hohenmemmingen-B167 [Abb. 23]). Der Schlüssel zum Verständnis dieser unterschiedlichen Darstellungen liegt im Nachweis von Land-168 und Seevarianten169 des die Todeswelt repräsentierenden Verschlingungsungeheuers.170 Diese Überlegungen führen schließlich zu gewichtigen Konsequenzen für den Namen Fenrir selbst.171 Denn die unterschiedlichen Bemühungen um seine Deutung konvergieren doch zumeist darin, daß der Name etymologisch mit anord. fen zu verknüpfen sei. Das Verschlingungsungeheuer der nordischen Überlieferung wäre demnach durch seinen Namen als Bewohner des fen charakterisiert, für das sowohl die Bedeutung ‘Sumpf’ wie ‘Meer’ belegt ist. Eine Festlegung erübrigt sich vor dem Hintergrund der oben angeführten Überlieferung von Land- und Seevarianten des Verschlingungsungeheuers, die den Norden seit der Spätantike erreichte und in die letztlich auch der Fenriswolf einzuordnen ist. Der Verschlingungsszene gegenüber ist auf dem Mähnenstuhlpaar eine anthropomorphe Gestalt dargestellt, die in ihren Händen eine Pflanze trägt. (Abb. 24) Nach den Blättern und der Wurzelknolle zu urteilen, darf diese
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punkt das Nebeneinander von Land- und Seeversionen des Verschlingungsungeheuers (s.u.) offenbar noch nicht klar vor Augen stand. Vgl. dazu jetzt ausführlich Oehrl 2010,1, S. 191 f. Zum Folgenden vgl. insbesondere Hauck 1997, S. 139 f. Hauck 1976, S. 97 f.; 1977,1, S. 177 f.; 1997, S. 140. Hauck 1985,3; 1986,2, S. 268 f.; 1997, S. 141. Die Landversion des Ketos als Wächter vor dem brennenden Höllenpfuhl wurde von Psalterien des 6. Jhs. überliefert, die im karolingischen Stuttgartpsalter als Vorlagen dienten (Hauck 1997, S. 142 Taf. V, Fig. 16a und b.). Auch hier ist das Ketos wolfsköpfig. Die Seeversion konkretisiert das Jonas-Ketos des frühen 4. Jhs. auf dem Mosaik der Bischofskirche des Theodorus in Aquileia (Hauck 1976, S. 97; 1977,1, S. 177 f.; 1997, Taf. II, Fig. 10b; vgl. auch Schmidt 1907, S. 92 ff. mit Abb. 13–15.). In seinem Bauch verbringt nicht nur der Prophet Jonas drei Tage und Nächte, bevor er wieder ausgespieen wird (Jon 2,1–11), vielmehr vergleicht damit auch Jesus im Neuen Testament ausdrücklich seinen eigenen Aufenthalt im Reich des Todes (Mt 12,40). Die Darstellung dieses Verschlingungsungeheuers führt zurück auf wolfsköpfige antike Seemonstren mit geringeltem Drachenleib (Hauck 1976, S. 97 f. u. Tav. VIII; 1997, S. 140. Vgl. Eliade 1961,2, S. 311 f.; Hauck 1977,1, S. 183. Vgl. zum Folgenden Heizmann 1997,1 mit ausführlichen Literaturhinweisen.
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mit einiger Zuversicht als Lauch-Pflanze angesprochen werden.172 Will man nicht unterstellen, daß beide Bilder beziehungslos nebeneinander stehen, dann öffnet diese Lauchdarstellung eine mit dem Skrydstrup Brakteaten vergleichbare Deutungsperspektive. Mit Hilfe des Lauchs kann das Verschlingungsungeheuer überwunden und die Regeneration des Verschlungenen eingeleitet werden.173 Daß Odins Verschwinden im Rachen des Fenriswolfes in den hier skizzierten Kontext gehört, zeigt eine weltumspannende Überlieferung. Sie kennt das Verschlungenwerden durch ein Ungeheuer und das Wiederhervortreten als zentralen Bestandteil von Initiationsriten und -mythen. Das verschlingende Ungeheuer symbolisiert den Tod und die Rückkehr zum primordialen Zustand der Finsternis und des Chaos. Über diese Erfahrung führt der Weg zur Wiedergeburt, die jedoch nicht einfach die Fortsetzung der alten Existenz bedeutet, sondern eine neue Daseinsqualität durch Zuwachs an Wissen und Fertigkeiten ermöglicht.174 Das Schicksal des Verschlungenwerdens teilt Odin dabei u.a. mit Väinemoinen und Illmarinen aus der finnischen Überlieferung, mit dem polynesischen Helden Nganaoa oder schließlich auch dem alttestamentlichen Propheten Jonas, um nur einige wenige prominente Beispiele zu nennen.175 In allen diesen Mythen bleibt es nicht allein beim Verschwinden der Protagonisten. Sie berichten zugleich auch von deren Befreiung. Die Brakteatenüberlieferung und die Bilder des Mähnenstuhls legen insbesondere durch die Lauchperspektive nahe, daß dies auch Odin gelingt.176 Diese Zusammenhänge führen schließlich zu jenen B-Brakteaten mit laukaR-Inschriften, die nach Hauck den Götterfürsten in Regenerationsexstase zeigen (IK 13,1–3 [Abb. 25]; IK 128 [Abb. 26]).177 Allerdings sind hier zwei Kautelen angebracht. Zum einen ist auf keinem einzigen Brakteaten dieser Gruppe die Lauch-Formel wirklich zweifelsfrei nachzuweisen, 172 173 174
175 176
177
Oehrl 2009; S. 19; Schmidt-Lornsen 1986, S. 301. Vgl. Schmidt-Lornsen 1991, S. 265. Frobenius 1904, S. 59 ff.; Eliade 1961,1, S. 9 ff., 67 ff.; 1961,2, S. 306 ff., 312 ff.; Grohs 1993, S. 239, 244, 247 f.; Hauck 1976, S. 104 ff.; 1977,1, S. 179 ff.; 1983,1, S. 587 f.; 1985,3, S. 119 ff.; 1986, S. 269 ff.; vgl. auch Sigurður Nordal, der von einer vermehrten und verbesserten Neuausgabe der alten Welt spricht (1980, S. 108). Eliade 1961,1, S. 106 ff.; 1961,2, S. 307 ff.; Hauck 1977,1, S. 181 f.; Schmidt 1907; Steffen 1963, S. 30 ff. Aufgrund der ethnologischen Parallelen hat im Übrigen schon Freda Kretschmar den Gedanken geäußert, daß Víðarrs Rachetat eine Befreiungstat sei, daß also Odins Existenz durch die Verschlingung nicht vernichtet wird (1938, S. 178). Vgl. dazu Hauck 1981,1, S. 221 ff.
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zum andern bewegen wir uns mit der Deutung der auffälligen Körperhaltung, bei der die rechte Hand mit abgespreiztem Daumen vor die Schamgegend plaziert ist und die Linke das Kinn umgreift, auf durchaus unsicherem Boden. Den Weg zum Verständnis des Bildmotivs und zur Benennung der dargestellten Gottheit weist der Brakteat IK 128 Nebenstedt (I)-B, der trotz gewisser Unsicherheiten im Detail eine semantisch lesbare Runeninschrift trägt.178 Mit GlïaugiR ‘der Glanzäugige’, womit der Odinsname Báleygr ‘der Flammäugige’ zu vergleichen wäre, wird hier in göttlicher Selbstnennung der Mythen- oder Ritualname einer Gottheit greifbar,179 die zugleich mit der Runenweihe ein wirkungsmächtiges Ritual vollzieht: uïur£nR = wïu r(nj)n(ǀ)R ‘ich weihe die Runen’. Spätestens hier wird der Odinsbezug der Inschrift unabweisbar, denn zu den primordialen Großtaten Odins gehörte die Findung der Runen, als er im Vollzug seines göttlichen Selbstopfers die Mächte des Todes überwand (Hávamál 138 f.). Die Bedeutsamkeit dieses Ereignisses unterstreicht eindrucksvoll die Tatsache, daß die Götter, die sich nach der kosmischen Katastrophe der Ragnarök auf der von neuem emporgestiegenen Erde versammeln, sich gerade daran als erstes erinnern (á Fimbultýs fornar rúnar). Im zyklischen Denken der Vdžlospá kommt diesem Ereignis damit eine zentrale Rolle zu, denn Odins Runen gehen so ein in den Bestand der neuen Welt. Sie werden zum sicheren Garant für deren Bestand und Zukunft.180 Diesen Aspekt von Todesüberwindung und Erneuerung unterstreicht die Deutung der einzelnen l-Rune am Ende der Inschrift von IK 128 als Lauch-Rune. Daß es sich hier um die Begriffsrune l(aukaR) oder eine abgekürzte Schreibweise des Formelworts handelt, legt schon der Umstand nahe, daß diese Rune nicht in einen syntaktischen Kontext eingebettet werden kann. Bedeutsamer ist in diesem Zusammenhang jedoch der inhaltliche Bezug. Lauch ist nicht nur wirksames Apotropaion zur Dämonenabwehr, sondern zugleich Lebenskraut, das nach der Vdžlospá gerade in der Geburtsstunde des Kosmos seine Wachstumskräfte entfaltete. Mit der gleichzeitigen Nennung von Runen und Lauch offenbart der Gott sein Urzeitwissen. Die Untersuchung des Formelwortes laukaR führte zu dem Ergebnis, daß nicht nur die Bildformeln in ihrer überwiegenden Zahl einen Gott des Zaubers und der Heilkunst rühmen, sondern daß dieser Aspekt in gleicher Weise durch das Formelwort hervorgehoben wird. Als Gott des Zaubers und der magischen Künste par excellence gilt in der nordgermanischen 178 179 180
Vgl. Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 434 ff. Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 436; Hauck 2001,3, S. 101; Müller 1988, in diesem Bd. S. 353, 361. Vgl. Heizmann 1998,2, S. 532 f.
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Überlieferung Odin. Nach Ausweis des zweiten Merseburger Zauberspruches darf diese Rolle auch für die Südgermanen vorausgesetzt werden. Das vom Formelwort laukaR aufgerufene Thema Kräuterwissen führt zur Frage, ob Odin in der Überlieferung nicht nur als Zauberkundiger, sondern speziell auch als Kräuterkundiger nachzuweisen ist.181 Diese Frage hat bislang eigentlich nur Karl Hauck gestellt. Sie ist allein schon deshalb nahe liegend, weil überall auf der Welt Priester, Schamanen, Zauberer, wie immer man die religiösen Spezialisten nennen will, von den Kräften der Heilkräuter wissen und ihre magische Kuren neben rationalen Heilverfahren stehen bzw. diese oft untrennbar miteinander vermengt sind. Tatsächlich ist die Vorstellung von Odin als Kräuterkundigem in der altnordischen Überlieferung mehrfach bezeugt. Die Heimskringla berichtet im Zusammenhang mit dem Asen-Vanenkrieg, daß die Vanen aus Ärger über die augenscheinliche Unfähigkeit der asischen Geisel Hönir seinen klugen Ratgeber Mímir töten. Sie schlagen ihm das Haupt ab und schicken es Odin. Der aber nimmt das Haupt an sich und bestreicht es mit Kräutern, damit es nicht faulen konnte: Óðinn tók hdžfuðit ok smurði urtum þeim, er eigi mátti fúna.182 Geradezu als Kenner des Lebenskrautes erweist sich Odin in der Vdžlsunga saga. Sie berichtet, daß der in Wolfsgestalt die Wälder durchstreifende Sigmund seinen Sohn Sinfjötli in einem Anfall von besinnungsloser Wut in die Kehle beißt. Heilung bringt ein Blatt, das Sigmund der Beobachtung zweier Wiesel verdankt: Sigmundr ser einn dag, hvar hreysekettir II voru, ok bitr annaR i barkann odrum, ok rann sa til skogar ok hefir eitt blad ok förir yfir sarid, ok spretr upp hreysikattrinn heill. Sigmundr gengr ut ok ser, hvar hrafn flygr med bladit ok fördi honum.183 Eines Tages sah Sigmund zwei Wiesel, wie eins dem andern in die Kehle biß; und jenes lief in den Wald, brachte ein Blatt, legte es auf die Wunde, und sogleich sprang das andere Wiesel gesund auf. Sigmund ging hinaus und sah, wo ein Rabe mit dem Blatte flog und es ihm brachte.184
Das spezifische an dieser altnordischen Variante einer auf der ganzen Welt verbreiteten Lebenskraut-Geschichte185 ist, daß Sigmund das rettende Kraut 181 182
183 184 185
Vgl. zum Folgenden Heizmann 1997,2, S. 167 ff. Finnur Jónsson (Hg.) 1893–1900, S. 13.11–12; vgl. Hultgård 2007, S. 767; für weitere literarische Parallelen zu dieser Geschichte in der altnordischen Sagaliteratur s. Heizmann 1992, S. 381. Olsen (Hg.) 1906–1908, S. 16.17–20. Herrmann (Übers.) 1923, S. 52 f. Wünsche 1905, S. 14 ff.
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trotz der Beobachtung des Wiesels nicht selbst findet. Vielmehr erscheint in dem Augenblick, als er sich auf die Suche macht, ein Rabe und bringt ihm das heilende Blatt. Diesen Raben hat die Forschung zurecht mit Odin in Verbindung gebracht, der hier, wie so oft in dieser Saga, in das Geschehen eingreift.186 Nun haben wir es bei diesen Belegen zweifellos mit späten literarischen Zeugnissen zu tun. Daß das Altnordische hier jedoch die Reste einer älteren Tradition bewahrt, läßt sich mit Hilfe des altenglischen Neunkräutersegens zeigen, den eine Handschrift (Harley 585) des Britischen Museums mit medizinischen Texten aus der 2. Hälfte des 11. Jhs. überliefert.187 Wenngleich nur trümmerhaft bewahrt, wird dort eine mythische Heilstat Wódens aus der polytheistischen Epoche überliefert, die vielleicht mit dem Zerstückelungsritual, das auf IK 574 Issendorf-B dargestellt ist, in Verbindung gebracht werden darf:188 Wyrm com snican, toslat he man; ða genam Woden VIIII wuldortanas, sloh ða þa næddran, þæt heo on VIIII tofleah.189 Eine Schlange kam gekrochen, zerriß einen Menschen; da nahm Woden neun Ruhm-Zweige, erschlug da die Natter, daß sie in neun (Stücke) zerbarst.
Der poetische Zaubersegen nennt neun Kräuter samt ihren Wirkungen und beruft sich dabei auf einen mythischen Präzedenzfall, bei dem Wóden einst gegen eine tödliche Giftschlange antrat. Er bestand diesen Kampf mit Hilfe von neun machtvollen Zweigen (wuldortánas), die in sich die Kraft von neun Kräutern bargen. Mit ihnen gelang es ihm, seinen Gegner neunfach zu zerstückeln. Der Segen rühmt somit Wóden als Kräuterkundigen, der seinen Sieg nicht zuletzt dem Wissen um die antitoxischen Wirkungsmächte der Kräuter verdankt. Diesen literarischen Zeugnissen des Nordens und der Angelsachsen läßt sich eine Überlieferung zur Seite stellen, die bis in die Antike zurückreicht. Sie ist an den Gott Hermes/Merkur geknüpft, von dem Tacitus überliefert, daß er von den Germanen als der höchste ihrer Götter verehrt wurde.190 Welchen germanischen Gott diese interpretatio romana im Auge hatte, 186 187 188 189 190
Vgl. Herrmann (Übers.) 1923, S. 52 Anm. 3; Höfler 1934, S. 193. Heizmann 1997,2, S. 163 ff.; Hultgård 2007, S. 761 f. Vgl. Hauck 1997; Heizmann 1997,2, S. 168. The Metrical Charms 2, 31–33 (Dobbie (Hg.) 1942, S. 120). Deorum maxime Mercurium colunt (Kap. 9; Lund (Hg. und Übers.) 1988, S. 76/77).
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zeigen unmißverständlich die bis ins 4. Jh. zurückreichenden Wochentagsnamen.191 Dabei entsprechen ahd. Wuotanestac, aengl. Wôdnesdæg, anord. Óðinsdagr dem lateinischen dies Mercurii. Diese Gleichsetzung von Merkur mit Wotan ist ferner in einer Reihe von Quellen nachzuweisen. Ich nenne hier nur stellvertretend die Vita Columbani aus dem 7 Jh.,192 die Historia Langobardorum des Paulus Diaconus aus dem 8. Jh.193 sowie die Historia Regum Britanniae (ca. 1136) des Geoffrey of Monmouth.194 Für diese Identifikation lassen sich verschiedene Gründe anführen, nicht zuletzt, daß Hermes/Merkur und Wotan/Odin in ihren jeweiligen Kulturen als Erfinder der Schrift galten.195 Kaum weniger wichtig dürfte daneben sein, daß beide Gottheiten mit Tod und Jenseits sowie Magie und Heilkunst in enger Verbindung stehen.196 Beiden wird schließlich die intime Kenntnis von Zauberkräutern zugeschrieben. So überreicht Hermes/Merkur dem Odysseus die Pflanze Moly, damit ihn nicht dasselbe Schicksal wie seine Gefährten ereile und er von Kirke in ein Schwein verwandelt werde (Odyssee X, 305).197 Plinius nennt Moly das erste Mittel gegen alle Gifte und Zauberkünste: contra haec omnia (:venena) magicasque artes erit primum illud Homericum moly198 und im spätantiken Herbarium, das fälschlicherweise dem Apuleius Platonicus von Madaura zugeschrieben wurde,199 heißt es über das Moly: Clarissima herbarum est Homero testante et inventione eius Mercurio adsignante contraque visu est benefiton demonstratur.200 191 192 193
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195 196
197 198 199 200
Vgl. Ernst 2007; Hultgård 2007, S. 760; Polomé 1994, S. 97; de Vries 1957, S. 27. Illi aiunt se Deo suo Vodano nomine, quem Mercurium, ut alii aiunt, autumnant, velle litare (I, 27; Haupt / Kusternig (Hgg. und Übers.) 1982, S. 484/485). Wotan sane, quem adiecta littera Godan dixerunt, ipse est, qui apud Romanos Mercurius dicitur et ab universis Germaniae gentibus ut deus adoratur. (I, 9; Schwarz (Hg. und Übers.) 2009, S. 122/123). Dort wird diese Identifikation dem sächsischen Eroberer Hengist in den Mund gelegt: „colimus, maxime Mercurium, quem Woden lingua nostra appellamus“ (VI, 98; Reeve / Wright (Hgg. und Übers.) 2007, S. 126/127). Vgl. Bremmer 1982 (Hermes/Merkur und Wotan/Odin); Düwel 2008, S. 2, 35 f. (Odin). Für Odin vgl. Ernst 2007, S. 171; Hultgård 2007, S. 763 f., 773 f.; de Vries 1957, S. 73 ff.. Für Hermes/Merkur vgl. Altheim 1930, S. 74, 87 ff.; Eitrem 1912, Sp. 777, 788 ff. Vgl. hierzu auch Hauck 1977,2, S. 449 ff. Plinius, Historia naturalis XXV, 27 (König / Hopp / Glöckner (Hgg. und Übers.) 1996, S. 34/35). Zotter (Hg. und Übers.) 1986, S. XI. Zotter (Hg. und Übers.) 1986, S. 118.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
573
Nach dem Zeugnis des Homers ist sie die berühmteste aller Pflanzen, der auch die Auffindung Merkur zuschreibt und die Anwendung gegen bösen Blick und Zauberei.201
Diese rätselhafte Zauberpflanze hat die Gemüter seit der Antike heftig beschäftigt und nicht mehr losgelassen. Wahrscheinlich ist über keine Pflanze nur annähernd soviel geschrieben worden wie gerade über das Moly. Neben Versuchen, die Pflanze in allegorischem Sinn zu deuten oder darin ein von Homer fingiertes Kraut zu sehen, fehlte es nicht an Stimmen, die Moly mit einer tatsächlichen existierenden Pflanze identifizieren wollten. Seit Theophrastos von Eresos (ca. 370–287 v. Chr.) eine Lauch-Art in Erwägung gezogen hat,202 zieht sich diese Deutung wie ein roter Faden durch die antike und mittelalterliche botanische Literatur bis in die Neuzeit hinein203 und wird schließlich sogar in norwegischen ‘svarteböker’ greifbar.204 Die reiche Schriftüberlieferung zu Lauch ermöglichte es, die Bedeutung der laukaR-Formel auf den Goldbrakteaten in ihrer ganzen Vielschichtigkeit zu entschlüsseln. Der göttliche Zauberfürst Odin weiß um die überragenden Heil- und Regenerationskräfte des Lebenskrautes Lauch und bedient sich seiner apotropäischen Wirkung in unterschiedlichen Zusammenhängen. Dabei zeigt sich als wichtigstes Ergebnis, wie überaus eng Formelwort und Bildformel geführt werden. Wir haben es hier mit zeitgleicher Bild- und Schriftüberlieferung zu tun, der ein gemeinsames Aussage-Konzept zugrunde liegt.205 Mit der paradigmatischen Entschlüsselung der Lauch-Formel ist aber zugleich der Code der Formelwörter an einem zentralen Punkt ‘geknackt’ und dies hat erhebliche Konsequenzen. Indem nämlich deren magisch-kultischer Referenzrahmen bloßgelegt wird, kann eine profane Deutung anderer Formelwörter, wie dies für laþu (s.o.) und alu (s.o.) vorgeschlagen wurde, aus Gründen der Systemkonsequenz generell ausgeschlossen werden.
201 202 203 204 205
Zotter (Hg. und Übers.) 1986, S. 119. Historia plantarum IX, XV, 7 (Hort (Hg. und Übers.) 1926, S. 294/295). Vgl. Buchholz 1873, S. 218; Fellner 1897, S. 81; Friedreich 1856, S. 188; Harris 1984, S. 71. Reichborn-Kjennerud 1922, S. 36 f. Trotz dieser Beleglage meint Seebold, daß unter laukaR ‘gefühlsmäßig’ ein Nahrungsmittel zu verstehen sei (2003, S. 810). Als Gegenstück zur ‘flüssigen’ Nahrung Bier (alu) wäre demnach Lauch wohl als idealtypischer Vertreter der ‘festen’ Nahrungskomponente von Festgelagen aufzufassen. Der schließenden Bemerkung „ausreichende Hinweise fehlen leider“ stimme ich zu.
Wilhelm Heizmann
574
4. ota IK 55 Fjärestad-C/Gantofta (Formularfamilie C14): (linksläufig) ota (Segment 1)
IK 152 Schonen (III)-C (C14): (llf) ota (1)
IK 185 Tjurkö (II)-C/Målen (C14): (llf) ota (1)
IK 578 Gadegård-C (C14): (llf) ota (1)
Kleinbrakteaten von Hüfingen Grab 318 Nr. 7 und 9 (2. H. 6. Jh.)206: (rechtsläufig) I: Kapitalis-Imitationen II: ota Alle vier Brakteateninschriften weisen dieselben formalen Eigenheiten auf: Sie sind vor dem großen Haupt (das gilt auch für die Hüfinger Stücke) und über dem Kopf des Pferdes plaziert, sie besitzen eine eigene Grundlinie, die Spitzen der Runen sind mit Punkten versehen.207 Auch die Bilder zeigen eine enge Formularverwandtschaft. Nur auf IK 55 Fjärestad-C/Gantofta findet sich jedoch eine auf den Kamm des Fohlens gerichtete sog. Atem206 207
Fingerlin / Fischer / Düwel 1998; Heizmann 2004. Vgl. Nowak 2003, S. 179 f.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
575
chiffre208 sowie eine reich verzierte Randzone. (Abb. 27) Abseits stehen dagegen die beiden stempelgleichen ‘Kleinbrakteaten’209 aus Hüfingen. (Abb. 28) Dabei handelt es sich um zwei einseitige Prägungen nach der Vorderseite eines byzantinischen oder ostgotischen Triens der justinischen oder justinianischen Zeit (527–565 n. Chr.) von 15 mm Durchmesser und einem Gewicht von 1,02 bzw. 1,03 g (318/7 und 9). Sie zeigen in einem leichten Wulstring ein Haupt mit angedeutetem Diadem, borstigem Haar und einem runden Auge nach rechts. Unter dem stark betonten Kinn ist ein nach oben gebogener Arm mit winkelförmiger Hand sichtbar. Die Einfassung besteht aus einer doppelten Reihe gekerbter Perldrähte und einem dreifach gerippten Bandhenkel.210 Als Legende211 sind einige, nicht genauer zu bestimmenden kapitalisähnliche Zeichen im Bereich links unterhalb des Hauptes sowie drei Runen, die rechts vor der Stirn bis zu dem vorgestreckten Arm verlaufen, zu sehen. Nur auf dem Stück 318/9 ist zwischen Stirn und Inschrift eine Drei-Kugel-Kombination sichtbar. Während die ersten beiden Runen deutlich als o und t zu lesen sind, bereitet die Lesung der dritten Rune als gewendetes a zumindest auf dem Exemplar 318/9 Schwierigkeiten, weil der untere Seitenzweig nur mit Mühe bei starker Vergrößerung als Fadenstrich erkennbar ist. Das zweite, durchgehend sehr flaue Exemplar 318/7 läßt jedoch beide Zweige mit bloßem Auge erkennen. An einer Lesung ota kann daher kein Zweifel bestehen. Da dieses Formelwort sonst nur noch auf nordischen Goldrakteaten auftritt, wird damit ein sicherer Kommunikationsstrang zwischen Skandinavien und dem alamannischen Raum etabliert, der sich bestens in den weiteren Zusammenhang jener nordisch-alamannischen Beziehungen fügt, den die merowingerzeitliche Archäologie auch mit anderen Fundgruppen gut dokumentieren kann.212 Eine Herkunft der Kleinbrakteaten aus dem langobardischen Oberitalien halte ich dagegen für ausgeschlossen.213 208 209
210 211 212 213
Vgl. Heizmann 2001, S. 333 f.; Oehrl 2010,2, nach Anm. 28. Josef Fischer hat diese Bezeichnung „aufgrund des Münzen nachahmenden Charakters, der einseitigen Prägung, der einem Triens vergleichbaren geringen Größe, der Runeninschriften und wegen ihrer Amulettfunktion“ (Fingerlin / Fischer / Düwel 1998, S. 798 f.) in die Forschung eingeführt. Heizmann 2004, S. 371 f. Fingerlin / Fischer / Düwel 1998, S. 813 ff. Vgl. dazu die Beiträge in dem Band ‘Alemannien und der Norden’ (Naumann / Lantner / Szokody (Hgg.) 2004), darin insbesondere den Beitrag von Max Martin. Daß es Kontakte zum langobardischen Oberitalien gegeben hat, steht sicher außer Zweifel, aber das ist in diesem Zusammenhang nicht schwerwiegender als die ebenso unzweifelhaften Kontakte zu anderen Gebieten des merowingerzeitlichen Europas. Man würde ja auch kaum auf den Gedanken kommen, die nordischen
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Wilhelm Heizmann
Was die Deutung von ota betrifft, so können die beiden Vorschläge von Krause als arbiträr ausgeschieden werden. Seiner Meinung nach handele es sich hierbei um eine magische Formel, die entweder in der vorliegenden Form aus einem unbekannten ursprünglich verständlichen Wort entstellt oder aus den drei Begriffsrunen ǀ(þala)-t(ƯwaR)-a(nsuR) gebildet sei.214 Dagegen hat Klaus Düwel ota mit anord. ótti (maskuliner an-Stamm) in der Bedeutung ‘Furcht, Schrecken’ zusammengestellt.215 Dieses führt über späturn. ǀtta zurück auf urn. *ǀhtan, das als erstes Glied in dem zusammengesetzten Personennamen Óttar < urn. *ƿhta-harjaR auftritt.216 Runisches ota entspräche der späturnordischen Form insofern genau, als runenschriftlich zwischen langem und kurzem Vokal nicht geschieden wird und Doppelkonsonanten in der Regel nur einfach realisiert werden.217
214 215
216 217
Goldbrakteaten wären in Südeuropa geprägt worden, nur weil wir in Skandinavien byzantinischen Solidi und Funden südeuropäischer Provenienz begegnen. Gewichtiger sind die Argumente, die gegen die Annahme einer oberitalienisch-langobardischen Provenienz der Kleinbrakteaten von Hüfingen sprechen. Bislang gibt es aus Italien keine Runeninschriften im älteren Futhark. Ähnlich dürftig ist es um die Verbindungen der Langobarden mit der Brakteatentradition gestellt. Aus Italien gibt es keinen einzigen Goldbrakteaten. Aus Ungarn sind bislang sechs Exemplare von insgesamt drei verschiedenen Model mit zwei Runeninschriften bekannt: die drei modelgleichen Exemplare IK 182,1 und IK 182,2 Szatmár-C und IK 182,3 Raum Debrecen-C, IK 206 Várpalota-B und IK 375 Ungarn-C/Dänemark (V). Die beiden Inschriften sind bisher nicht sicher gedeutet worden. Sie zeigen jedenfalls keine Hinweise, die eine Klassifikation als südgermanisch zuließe. Auch von ihrem Gewicht gehören IK 182,1–3 und IK 375 eindeutig zur Gruppe der schweren skandinavischen Brakteaten. Lediglich der runenlose Brakteat von Várpalota ist mit 1,25 g ein Leichtgewicht, das für Brakteaten aus Mitteleuropa charakteristisch ist. Wollte man unbedingt an einer Verbindung der Hüfinger Kleinbrakteaten mit Oberitalien festhalten, so wäre man zu der Annahme gezwungen, die Langobarden hätten die Erinnerung an Runenschrift und Goldbrakteaten sozusagen als Teil ihres geistigen Marschgepäcks von der pannonischen Tiefebene nach Oberitalien geschleppt. Ohne dort selbst je zur Bedeutung und Entfaltung gelangt zu sein, hätten sich Spuren dieser gleichsam im Verborgenen gepflegten Tradition gerade in einer Handvoll exportierter Stücke für die Nachwelt erhalten. Diese Annahme erscheint sehr konstruiert. Vgl. Heizmann 2004, S. 380 ff. Krause / Jankuhn 1966, S. 260; vgl. auch Ellmers 1970, S. 233 f. Düwel, IK 1, Text, S. 55; Fingerlin / Fischer / Düwel 1998, S. 818; vgl. Grønvik 1987, S. 155 f., der die Herleitung Düwels akzeptiert, sich jedoch für ƿtta als Namen oder heiti des Gottes ausspricht, der auf dem Brakteaten dargestellt ist (1987, S. 156). Ásgeir Blöndal Magnússon 1998, S. 696; Torp / Falk 1909, S. 9; de Vries 1962, S. 422. Morris 1988, S. 124, 127 f.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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Gegen eine frühe Assimilation von ht > tt218 im Brakteatenhorizont hatte zwar Marstrander Bedenken vorgebracht,219 doch kann diese auch für den Brakteaten IK 184 Tjurkö (I)-C/Målen mit wurte für *wurhte220 vorausgesetzt werden.221 Diese etymologische Anbindung fügt sich zum Amulettcharakter der Goldbrakteaten, denn das Formelwort ließe sich so als Zauberbefehl verstehen, der gegen feindliche Mächte gerichtet ist, die von Furcht und Schrecken befallen werden sollen. Bildlich umgesetzt wird diese beabsichtigte Wirkung auf der Randzone von IK 55, denn dort wenden 22 typengleiche dämonische Wesen ihre Köpfe zurück vor der Macht des Schreckenswortes.222 (Abb. 27) Bezieht man die bildliche Darstellung zudem auf Odin, dann wäre auf den Odinsnamen Yggr (zu anord. yggr ‘schrecklich, fürchterlich’) hinzuweisen.223 Der Name nimmt Bezug auf die Vorstellung eines Gottes, der bei seinen Gegnern Furcht und Schrecken auslöst. Saxo Grammaticus nennt Othinus daher horrendus Friggæ maritus224 und in der Ynglinga saga heißt es ausdrücklich: Óðinn kunni svá gera, at i orrustu urðu óvinir hans blindir eða daufir eða óttafullir225 (‘Odin konnte bewirken, daß seine Feinde blind wurden oder taub oder schreckerfüllt’). Möglicherweise nimmt daher das runische ota ganz konkret auf diesen Schrecken (ótti) Bezug, den der Götterfürst als Kriegsherr verbreitet.226 218
219 220
221
222 223 224 225 226
Vgl. Heusler 1932, S. 29 (§ 90,1), S. 51 (§ 168); Gutenbrunner 1951, S. 40 (§ 30,4), S. 74 (§ 66,1); lediglich von einem Wegfall des h sprechen Noreen (1923, 167 [§ 230,1]) und Krause (Krause / Jankuhn 1966, S. 273; Krause 1971, S. 44 [§ 23]). Marstrander 1929, S. 118. Vgl. worahto auf dem Stein von Tune (RäF 72), got. waurhta, ahd. asächs. wor(a)hta, aengl. worhte (Antonsen 1975, S. 45); der, runisch sowieso nicht realisierte, Doppelkonsonant wurde nach Konsonant vereinfacht (Iversen 1961, S. 59 [§ 50]). Zu den brieflich mitgeteilten Bedenken Dietrich Hofmanns, der aufgrund der Dreierkonsonanz in wurhte (so richtig statt wurthe, das auf einem Druckfehler beruht) einen Sonderfall sieht, vgl. Hauck 1988,4, S. 35 f. Anm. 83. Vgl. Beck / Hauck 2002, S. 64; Heizmann 2005, S. 472. Falk 1924, S. 34. Gesta Danorum II, VII, 27 (Olrik / Ræder (Hgg.) 1931, S. 60.29). Finnur Jónsson (Hg.) 1893–1900, S. 17.16ff. Mit Ute Schwab darf grundsätzlich gefragt werden, ob das Formelwort ota in diesem Sinn auch von der alamannischen Trägerin verstanden wurde. Sie schlägt daher vor, das Wort mit dem ähnlichen lautenden alemannischen Adjektiv otak u.ä. zu verbinden, ein Wort, das sich in der ahd. Literatur in der Bedeutung ‘vom Schicksal begünstigt und beschenkt, wohlhabend, reich, glücklich’ wiederfindet
W Wilhelm Heizmaann
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C. Anhang g In denn Anhang mit m eigener Zählung sin nd hier jenee Zeugnisse aufgenommeen, die in der d Forschunng seit Krau use als Form melwörter diiskutiert wurdenn, nach meinner Meinungg aber nur seehr bedingt oder o gar niccht hierhergehöören. 1. anoaana
ment 3 die linnksläufige R RuneninIK 131 Norwegen (?)-B (Ø) träägt im Segm n Personennnamen zu lesen, sind schrift anoana. Älltere Versuchhe, hier einen K erwägt eine magiische Formell, die jedochh semanfehlgesschlagen.227 Krause tisch niicht deutbar ist. Aufgrunnd der Auslaautvariation2228 ist sie mööglicherweise den d oben (S. 538) genannnten Arkanissierungsprozeessen der auf Götter und Dämonen D geerichteten Kommunikati K ion zuzurecchnen. Andeererseits bestehtt eine unüberrsehbare Nähe zu Annon na, der dem Gott Merkuur nahestehendden römischeen Personifiikation des segenspende s nden Jahresertrages bei Lebbensmitteln, die bis in diie Zeit des Soldatenkaiseers Carus (†2283) auf 229 römischhen Münzen abgebildet wurde. w 2. auja R Køge-C/Seeland III (Formularfaamilie C1,a): IK 98 Raum
227 228 229
undd im Altsächsiischen häufig in der unverschobenen Foorm odag (‘reiich, vom Schhicksal begünsstigt und mitt Glück und Wohlhabenheit begabt’) begegnet (Schhwab 1999, S. 18 ff.). So berrechtigt die Frage Ute Schwaabs nach den V Verständnism möglichkeiten der Alamanneen bezüglich dees nordischen Runenwortes R aauch ist – undd damit zugleicch die Frage nach n dem Asso oziationspotenttial von ota – so wenig Möglichkeiten besitzen b wir, ihren Lösung gsvorschlag zu z verifizierenn. Diese a undd hätte damit kkeine für Asssoziation wäre ja nur im Koopf der Leser abgelaufen uns greifbaren Spuren hinterlasssen. Vgll. Düwel, IK 2,, Text, S. 229; Krause / Janku uhn 1966, S. 259. Vgll. Düwel 1988, in diesem Bd.. S. 516; Mülleer 1988, in diessem Bd. S. 3222. Vgll. die Abbildunng des Avers eines e Sesterzess, der Annonaa mit Füllhorn zeigt bei Sim mon 1990, S. 488 Abb. 55.
Die Formelwörter der Goldb brakteaten
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(linkksläufig) harriuhahaitika a5farauisa:g gibuauja&û û230 (Segmentt 6)
IK 161 Skodborghuus-B/Skodboorg (B5): naujaalawin naujaalawin njalawid231 (6) ( (llf)) aujaalawin
IK 374 Undley-A: (llf)) (ga(g£a(gaƕma agaƕmedu2332 (=g[ibu] a[uja] a 3x ….. ….) (1/2/4)
RäF 277 Lanzenschaaft von Krageehul (Anf. 6.. Jh.) (rl) alas)mu)ha))haite(ga(ga(gaginu( a ga)helijjahagalawijjubig233 ek((eril(aRasugisa Das vooll ausgeschriieben ausschhließlich auf Goldbrakteaaten belegte auja (n. -ja-Stam mm) steht innsofern etwaas abseits vo on den andeeren Formelw wörtern, 2344 als es weder w für sichh allein, noch im Nom. Sg. S auftritt. Auf IK 98 (und IK 374, wenn w diese Innschrift hierhher gehört) fordert f die Verbindung V m mit gibu ‘ich geebe’ einen Akkusativ, A unnd auch IK 161 1 belegt das Wort dreiimal im Akkusaativ, jeweilss gefolgt voon einem Namen N (Alaw win) im Vokkativ.235 230
231 232 233 234 235
Auff eine Gesamtddeutung dieserr und der folgeenden Inschriftten kann hier vverzichtet werrden, da sie in den Beiträgenn von Düwel / Nowak und Beck B eingehendd besprochen werden. Siehhe Düwel / Nowak in diesem m Bd. S. 409 f. Siehhe Beck in diesem Bd. S. 3033 ff.; Düwel / Nowak N in diesem Bd. S. 4166 ff. Siehhe Beck in diesem Bd. S. 3088 ff.; Düwel / Nowak N in diesem Bd. S. 4522. Siehhe Krause / Jannkuhn 1966, S. 66 ff.; Beck in i diesem Bd. S. 310. Vgll. Sierke 1939, S. 89. Vgll. Beck 2001, S. S 57–75; in diiesem Bd. S. 303; 3 Düwel / Nowak N in dieseem Bd. S. 4188 ff.; Müller 19988, in diesem Bd. S. 338 ff.
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Wilhelm Heizmann
Beide Inschriften stehen mit einiger Plausibilität dafür ein, daß wir auch die zweimal belegte Runenfolge gagaga (IK 374; RäF 27) als dreimal wiederholtes und damit verstärktes g(ibu) a(uja) auffassen dürfen,236 das im Fall der Inschrift auf dem Lanzenschaft durch das verstärkende Präfix ginu- mit einem vierten Glied eine weitere Steigerung erfährt. IK 98 vermittelt den Codierungsschlüssel (g=gibu, a=auja), IK 161 die Iteration (3x).237 Dagegen ist die von Krause238 erwogene Auflösung in Begriffsrunen g(ebu) a(nsuR) als arbiträr abzulehnen. Die unterschiedlichen Versuche, die Inschrift auf IK 374 vom Angelsächsischen her zu transliterieren und entsprechend zu deuten239 – etwa gægogæ als feminines nomen agentis in der Bedeutung ‘heulende Wölfin’240 –, sind durchwegs zu konstruiert und problembelastet,241 als daß sie ein Ausscheiden aus dem von IK 98 und 161 sowie RäF 27 vorgegebenen Zusammenhang rechtfertigen könnten. Was die Semantik von auja betrifft, so wird dem Wort seit Theodor von Grienberger und Sophus Bugge eine positive Konnotation zugeschrieben.242 Darauf läßt zum einen seine Etymologie Rückschlüsse zu. Verwandt sind got. awi-liuþ ‘Dank’, aind. ávati ‘freut sich, fördert, hilft’, avis ‘günstig’, lat. avƗre ‘gesund sein’, air. con-oí ‘hilft’.243 Zum andern ist auf das aisl. Appellativum ey zu verweisen, das nur in der Landnámabók belegt ist. Es heißt dort von Glums Vater Thorkel, er betete auf diese Weise zum Kreuz: Gott ey gaumlum monnum gott ey vngum monnum244 „Gutes ey den alten Menschen, gutes ey den jungen Menschen“. Das klingt nach einer Segensformel, und man wird auch bei dem wohl ebenfalls hierher gehörenden ersten Namensglied in Personennamen wie Eybrandr, -fríðr, -gísl, -grímr, -gautr, -mundr, -steinn, -vindr etc.245 kaum von einer negativen Bedeutung 236
237 238 239 240 241 242 243 244 245
Vgl. Nowak 2003, S. 298; alternative Deutungen verzeichnen MacLeod / Mees 2001, S. 18 ff., die auch selbst eine Auflösung der Binderune als gibu auja ablehnen. Beck (in diesem Bd. S. 310) und Mees (2009, S. 16) erwägen eine Verbindung mit runischem gakaR auf IK 149,1 und IK 149,2. Dazu Beck 2001, S. 63 f.; in diesem Bd. S. 307; Beck / Hauck 2002, S. 60. Krause / Jankuhn 1966, S. 66 f. Die unterschiedlichen Versuche sind zusammengestellt bei Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 453 ff. Odenstedt 1983, S. 12; 2000, S. 115; Hines / Odenstedt 1987, S. 92. Vgl. Düwel, IK 2, Text, S. 234 f.; Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 456 f. von Grienberger 1903, S. 709; Bugge 1905, S. 285. Krause / Jankuhn 1966, S. 241; Krause 1971, § 42 (S. 73); Marstrander 1929, S. 120 f.; Seebold 1991,1, S. 472. Finnur Jónsson (Hg.) 1900, S. 136.18 (LdnS). Die Hauksbók (LdnH) hat hier æ (S. 12.6); vgl. dazu Jón Helgason 1928, S. 377 ff. de Vries 1962, S. 106; Krause / Jankuhn 1966, S. 241.
Die Formelwörter der Goldbrakteaten
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ausgehen wollen. Diese Hinweise erlauben zunächst noch nicht, den semantischen Gehalt von auja exakter zu bestimmen. Er wird jedoch sicherlich im Umfeld von dem zu suchen sein, was die Forschung bislang an Deutungen angeboten hat,246 es sind dies ‘Glück, Heil’,247 ‘Schutz, Hilfe’,248 ‘Gunst, Huld’249 und ‘Sicherheit’.250 Für eine solche positive Bedeutung spricht schließlich auch seine Parallelisierung mit der Begriffsrune j(Ɨra) ‘gutes Jahr’ auf IK 161,251 das als viertes Glied einer Reihe (vgl. oben zu RäF 27) offenbar auf eine Potenzierung des mit auja Beabsichtigten zielt. Das mit j(Ɨra) verbundene Konzept, dessen altnordischer Nachfolger ár überwiegend eine „religiös-rituelle Bezogenheit“ aufweist,252 kann daher im Umkehrschluß auch für auja in Anspruch genommen werden. Dies würde für eine Deutung im Sinne von ‘Glück, Heil’ sprechen. Als Absender dieses Heilswunsches werden auf IK 98 Harinjha, auf dem Speer von Kragehul ein ErilaR in Selbsprädikatsformeln253 genannt. Auf IK 161 wird Alawin um dieses Heil angerufen. Der Zusammenhang auf IK 374 bleibt letztlich unklar.254 Von einer odinistischen Deutungsperspektive her betrachtet,255 ist es der Brakteatengott selbst, von dem dieses Heil ausgeht und das in Heilungs- und Regenerationsritualen seine Wirkung entfaltet.
246 247
248
249 250 251 252 253 254 255
Zur Forschungsgeschichte vgl. Nielsen 1984. Antonsen 1975, S. 66; 2002, S. 216, 274, 276; Betz 1979, S. 243; Flowers 1986, S. 248; von Grienberger 1903, S. 709; Grønvik 2005, S. 14 f.; Jacobsen / Moltke 1942, S. 634; Krause 1971, S. 73, 162 f.; Krause / Jankuhn 1966, S. 241 f.; MacLeod / Mees 2006, S. 94; Makaev 1996, S. 102; Nielsen 2000, S. 105, 123; Nowak 2003, S. 273; Olsen in Bugge 1905, S. 286; 1907, S. 34; Olsen in Bugge / Olsen 1917, S. 601. Andersen 1970, S. 188 ff.; Andersen 1978; Hultgård 1998, S. 724; Marstrander 1929, S. 119 ff.; Nielsen in Nielsen / Düwel 1978, S. 357; Seebold 1991,1, S. 472 (das Wort bezeichnet nach Seebold den Brakteaten als Amulett). Nowak 2003, S. 273; Mees 2009, S. 12 Anm. 46. Moltke 1985, S. 117 f.; Polomé 1994, S. 94. Vgl. Birkmann1995, S. 72 f. Hultgård 2003,2, das Zitat S. 299. Hultgård 1998, S. 716 ff. Vgl. Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 456 f. Hauck 1998,3, S. 43; 1998,1, S. 502; 1998,2, S. 326; Nowak 2003, S. 353; Sundqvist 2007, S. 197; vgl. auch Grønvik 2005, S. 18, der jedoch einen Odinspriester als Kultleiter im Auge hat.
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3. eh(w)u IK 11 Åsum-C (Formularfamilie C7,a): (linksläufig) e(heikakaRfahi256 (Segment 1/2)
IK 57,1 Fride-C, IK 57,2 Öster Ryftes-C, IK 57,3 Riksarve-C (C1): (rlf) e)elil (1/2)
IK 233 Djupbrunns-C (C1): (rlf) e)elil (1/2)
IK 352 Tirup Heide-C/Schonen (V) (Ø): (rlf) e 0 hwu (1)
IK 365,1 UFo-C, IK 365,2 Almungs-C, IK 365,3 Burge-C, IK 365,4 Schonen (?) (IV)-C, IK 365,5 Slitebacka-C, IK 365,6 Sutarve-C, IK 365,7 UFo-C; IK 365,8 Broa-C (C1): (rlf) e)elil (1/2)
256
Zur Inschrift vgl. Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 430 ff.
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Die hier zu besprechenden Inschriften257 finden sich nur auf C-Brakteaten zwischen dem Kopf des Pferdes und dem Götterhaupt (Segment 1/2). Mit zwei Ausnahmen (IK 11; IK 352) handelt es sich dabei um Brakteaten der Formularfamilie C1, die z.T. in mehreren Exemplaren erhalten sind (IK 57,1–3; IK 233; IK 365,1–8). Die Konzentration der Fundorte auf Gotland ist augenfällig.258 Während IK 11 als e £ h ( e und IK 352 mit einiger Sicherheit als }ehwu (möglich wäre auch }elwu) gelesen werden können, bieten sich für die formularverwandten Brakteaten mehrere Lesungen an. Bedingt wird dies dadurch, daß die Runenfolge zwischen der ersten und letzten Rune sehr dicht gedrängt ist und sich deshalb verschiedene Möglichkeiten von Binderunen ergeben. Berücksichtigt man allerdings, daß die i-Rune nicht binderunenfähig ist und eine Binderune e ( t unwahrscheinlich ist, weil sie einen für beide Runen charakteristischen Seitenzweig gemeinsam hätte,259 dann ergeben sich vier Lesemöglichkeiten: e(elil / eltil / eell / e(ehl,260 die sich verdoppeln lassen, wenn man die letzte Rune als u-Rune auffassen will, die ja tatsächlich auf mehreren Inschriften kaum von der l-Rune zu unterscheiden ist (IK 44; IK 58; IK 300). Im Zusammenhang mit seiner Deutung der sueus-Inschrift auf der Steinplatte von Kylver als magisch verschleiertem Wort eus (für Nom. *ehus) ‘Pferd’261 hatte Carl Marstrander auf die vornehmlich aus Gotland stammenden Brakteaten IK 57,1–3, IK 365,2,3,5,6 und IK 233 aufmerksam gemacht, deren Inschriften er nach dem Vorbild des schonischen Brakteaten IK 352 Tirup Heide-C/Schonen (V) als eehu bzw. eehwu las. Marstrander rechnet mit einer Binderune (eh, die im Runenmaterial des Brakteatencorpus möglicherweise auf IK 352 Tirup Heide-C/Schonen (V) belegt ist, und der l-förmigen Brakteatensonderform der u-Rune. Auslautendes u zeigt ebenfalls IK 352. Nach Marstrander handelt es sich bei eh(w)u um einen Vokativ des gotischen Pferdewortes *ehus, wobei im einen Fall das w analog etwa zum Namen Wulfila erhalten sei. Die vorangehende einzelne e-Rune stünde für ehu.262 Diese Deutung wurde von Krause aufgegriffen und modifiziert. Er folgt Marstrander in der Annahme einer Binderune e ( h.263 Die abschließende Rune liest er als l, wertet sie jedoch als verderbte Form einer ursprüng257 258 259 260 261 262 263
Mögliche weitere Belege diskutiert mit ablehnendem Urteil Nowak 2003, S. 277. Vgl. Wicker 1994, S. 62 f. Vgl. Düwel, IK 1, Text, S. 107. Vgl. Müller 1986,1, S. 463 f.; Nowak 2003, S. 135 f., 253 ff., 275 f. Marstrander 1929, S. 71 ff.; vgl. dazu auch Klingenberg 1969, S. 181 ff. Marstrander 1929, S. 77. Krause 1932, 60; 1971, S. 161 Nr. 80; Krause / Jankuhn 1966, S. 243 f., 245.
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lichen e-Rune. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Inschriften der Brakteaten IK 11 Åsum-C und IK 365,2 Almungs-C, bei denen der erste Zweig der e-Rune kaum mehr bzw. gar nicht mehr zu erkennen ist. Das Argument wird jedoch dadurch geschwächt, daß in beiden Fällen die Leseschwierigkeiten eindeutig auf dem schlechten Erhaltungszustand der betreffenden Runen beruhen. Dies gilt in keiner Weise für die in Frage stehende l-Rune. Krause stellt zwei Untergruppen auf, die einen Kern ehwbzw. eh- zeigen. Diesem Kern folgen allerdings recht unterschiedliche Runen, die er mit dem Hinweis auf das Ungeschick schriftunkundiger Brakteatenmeister zu erklären versucht. Er kommt so zu der Form ehwƝ bzw. jünger ehƝ,264 wobei letztere Form immerhin auf IK 11 belegt ist. Diese Form faßt er als Dat. Sg. zu *eh(w)aR in der Bedeutung ‘dem Pferde’ auf.265 Die vorangestellte e-Rune ließe sich Krause zufolge als Begriffsrune e(hwaR) verstehen.266 Eine weitere Lesemöglichkeit hat zuerst Sophus Bugge im Zusammenhang mit seiner Deutung der By-Inschrift in die Diskussion eingeführt. Er liest die Inschriften auf den Brakteaten IK 57,1, IK 233, IK 365,1–4 als eelil267 und sieht darin eine entstellte ek erilaR-Formel.268 Auch wenn diese Deutung später von ihm wieder aufgegeben wurde, so wurde sie doch in der Forschung verschiedentlich wieder aufgegriffen.269 Bugges Vorschlag rechnet mit einer verkürzten Schreibweise ohne die Endung -aR. Die kRune sei zwischen den beiden e-Runen weggefallen (wie bei der ek erilaRInschrift auf den Brakteaten IK 241,1 Väsby-F und IK 241,2 EskatorpF).270 Möglicherweise braucht aber nicht einmal dies angenommen zu werden, denn sowohl auf IK 57,1 wie auf IK 57,2 ist deutlich zu erkennen, daß der nach rechts gerichtete Seitenzweig der ersten e-Rune fast bis an den zweiten Hauptstab geführt ist. Vielleicht liegt hier also tatsächlich eine Binderune e ( k vor wie etwa auf IK 197 UFo-B/Dänemark (VII). Die Deutung als ek erilaR-Formel operiert ferner mit der Annahme einer Binderune (eui bzw. (eri. Die r-Rune zeigt gerade auf Brakteaten häufig eine Form, die kaum von der u-Rune zu unterscheiden ist (IK 58 Fünen I264 265 266 267 268 269 270
Zur Problematik dieser Rekonstruktion vgl. Nowak 2003, S. 274. Krause 1932, S. 60; 1971, S. 161; Krause / Jankuhn 1966, S. 268. Krause 1932, S. 64; Krause / Jankuhn 1966, S. 243 f., 245. So auch die Lesung von Schlottig 1938, dessen abwegige Deutung „Odin, eile zum Kampf“ jedoch mit Recht keine Beachtung gefunden hat. Bugge 1891–1903, S. 100. Vgl. Jansson / Wessén 1962, S. 129; Nowak 2003, S. 253 ff., 276, 300 f.; Olsen 1937, S. 69; Seebold 1991,1, S. 463. Vgl. Nowak 2003, S. 143 ff.
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C, IK 98 Raum Køge-C/Seeland II oder die erilaR-Inschrift auf IK 241,1 und IK 241,2),271 so daß im Einzelfall schwer zu entscheiden ist, ob hier eine Verschreibung oder eine Sonderform vorliegt. Der Einwand, daß die iRune nicht binderunenfähig ist, wird dadurch abgeschwächt, daß i und r/u nicht die volle Länge des Stabes teilen. Auch daß die ek erilaR-Formel sonst nie auf C-Brakteaten belegt ist, ist kein zwingendes Gegenargument. Schlägt man die Inschriften der formularverwandten Brakteaten IK 57,1–3, IK 233 und IK 365,1–8 zu den erilaR-Inschriften, dann müßten diese sowohl von IK 11 als auch von IK 352 abgetrennt werden, da weder ehe noch ehwu in diesem Sinne zu verstehen sind. Wägt man die bisher vorgestellten Lesungen gegeneinander ab, so ist zunächst festzuhalten, daß nur zwei Formen vergleichsweise sicher belegt sind: ehe (IK 11) und ehwu (IK 352). Es empfiehlt sich, beide Formen neben einander bestehen zu lassen. Was die Inschriften der Formularfamilie C1 betrifft, so läßt sich kaum mit überzeugenden Argumenten für eine der drei vorgeschlagenen Lesungen streiten. Bei der Wahl zwischen ehu oder ehe liegt ersteres leicht im Vorteil. In beiden Fällen bleibt aber die Verdoppelung der anlautenden e-Rune problematisch.272 Hinsichtlich der grammatischen Zuordnung läßt die Form eh(w)e nur eine Bestimmung als Dat. Sg. von eh(w)aR zu. Für eh(w)u kommen mehrere Möglichkeiten infrage. Marstrander geht von einem gotischen Wort aus, seine Form wäre dann als Akk. oder Vok. Sg. zu dem maskulinen u-Stamm *ehus zu bestimmen. Gleiches gilt auch für ein urnordisches *ehuR. Gegen den von Marstrander angenommenen Vokativ wendet Krause ein, er wäre innerhalb der älteren Runeninschriften ohne Beispiel und zudem stilistisch unmöglich. Auch mit der Annahme eines Akkusativs käme man syntaktisch wie stilistisch kaum weiter.273 Der Einwand gegen die Annahme eines Vokativs ist kaum schlagend. Inzwischen darf man zumindest auf dem Brakteaten IK 161 Skodborghus-B/Skodborg mit weiteren Vokativen rechnen.274 Antonsen geht dagegen von einem femininen wƗ-Stamm ehwnj ‘mare’ aus.275 Für ihn liegt hier ein Nom. Sg. vor. Möglich wäre in diesem Fall auch eine Bestimmung als Dat. oder Vok. Sg. Auch die Frage nach dem ‘Sitz im Leben’ wird entsprechend unterschiedlich beantwortet. Nach Marstrander wird mit dem Vokativ eh(w)u 271 272 273 274 275
Vgl. Seebold 1991,1, S. 462. Zur Problematik dieser Lesung vgl. Nowak 2003, S. 275 f. Krause 1932, S. 10 [62]. Vgl. Müller 1988, in diesem Bd. S. 340 f.; Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 418. Antonsen 1975, Nr. 57, 107 (S. 60, 78); 2006, S. 210; zustimmend Nowak 2003, S. 274, Pesch 2007, S. 343.
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Odin in seiner Eigenschaft als Totengott angerufen.276 Sierke versteht den Vokativ als Anruf an das Pferd, das dem Gegner Schaden zufügen soll.277 Krause reiht eh(w)e ‘dem Pferde’ unter die Formelwörter ein und erwägt, daß damit Odin als Besitzer des Sleipnir angerufen werden solle.278 Im Gegensatz zu Marstrander sieht Krause allerdings keinen Bezug zur bildlichen Darstellung. Wie Krause von einem Dativ geht auch Flowers aus und übersetzt ‘(Consecrated) to the horse!’.279 Er erwägt sowohl eine apotropäische Bedeutung des Wortes (indem damit auf die aggressive Kraft des Pferdes Bezug genommen wird) als auch eine allgemeine im Sinne von „wealth, fertility, and well-being“ und kann sich das Wort sogar als „extended symbol“ für eine Gottheit (*Wǀðanaz?) vorstellen.280 Als das geweihte Objekt wäre dabei der Brakteat selbst zu verstehen. Ellmers schließlich sieht das Wort im Kontext seiner von Hauck seit langem zurückgewiesenen Opfertheorie, wonach das auf den C-Brakteaten dargestellte Pferd als Opfertier zu sehen sei. Entsprechend setzt er einen Instrumentalis voraus, der „nur durch das Verb blota sinnvoll zu ergänzen“ sei, und übersetzt ‘mit dem Pferd [ein Opfer bringen]’.281 Bis auf Antonsen gehen die meisten Interpreten bei eh(w)u wie auch eh(w)e von einem obliquen Kasus aus. Dagegen stehen die Formelwörter, wenn sie für sich alleine stehen, im Nom. Sg. In den wenigen Fällen, wo Formelwörter einen obliquen Kasus zeigen, ist dieser durch den syntaktischen Kontext bedingt. Damit wäre also eine formale Eigenheit der übrigen Formelwörter nicht erfüllt. Setzt man dagegen einen Vokativ an, dann müßte man eh(w)u und eh(w)e auseinanderhalten. Bei der Annahme eines Vokativs ließe sich eh(w)u kaum mehr als Appellativum auffassen, vielmehr läge dann ein Nomen proprium näher,282 das auf Odin zu beziehen 276 277 278 279 280 281 282
Marstrander 1929, S. 77. Sierke 1939, S. 88. Krause 1971, S. 161 Nr. 79; Krause / Jankuhn 1966, S. 244. Flowers 1986, S. 253, vgl. S. 340: ‘(Sanctified?) to the horse’. Flowers 1986, S. 345; ablehnend Polomé 1994, S. 96. Ellmers 1970, S. 235. Vgl. Düwel 2008,1, S. 55. Hinzuweisen wäre im Zusammenhang einer Deutung als Nomen proprium auf die Inschrift eho der aus Skandinavien importierten Bügelfibel von Donzdorf (6. Jh.). Es handelt sich dabei nicht, wie gelegentlich angenommen wurde (Ellmers 1970, S. 235; Jänichen 1967, S. 234; Klingenberg 1976, S. 359), um ein Appellativum, sondern um den urnordischen Personennamen Ehǀ (m./f.), eine mit n-Suffix gebildete Kurzform von *Ehwa-, das etymologisch allerdings zu dem hier besprochenen Pferdewort zu stellen ist (vgl. Nedoma 2004, S. 288 ff.; Peterson 1994, S. 144 f.). Ein Odinsbezug ist hierbei auszuschließen. Vielmehr geht die Forschung von einer Herstellerinschrift aus.
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wäre. Zu verweisen ist in diesem Fall auf Fakar (IK 340 Raum SønderbyC/Femø und wohl auch IK 11 Åsum-C), das als Odinsname gedeutet wird.283 Hierzu fügen sich eine Reihe von Odinsnamen wie Atríðr, Brúnn, Hrosshársgrani, Jalkr, Rauðgrani oder Vakr aus der altnordischen Überlieferung.284 Zudem stattet auch die Bildüberlieferung der Brakteaten den Hauptgott gleich zweimal mit einem Roßschweif aus (IK 7 Års-B und IK 66 Gummerup-B). Folgt man dieser Interpretation, würde mit eh(w)u Odin selbst angerufen. Die Anrufung mit seinem Pferdenamen paßte zu seiner Rolle als Gott der Pferdeheilkunst auf den C-Brakteaten, auf die allein dieses Wort beschränkt bleibt. Die Form eh(w)e wäre dann fern zu halten. Dies gilt auch für den Fall, man folgte Antonsen. Die Annahme eines femininen Pferdewortes im Nom. Sg. würde allerdings jeglichen Bezug zu Odin oder Sleipnir ausschließen und auch die Klassifizierung als Formelwort erübrigte sich. Als Appellativum ließe sich dann eh(w)u nur mehr als Benennung des dargestellten Pferdes verstehen. Alle hier genannten Inschriften zusammenzusehen erlaubt nur die Annahme eines Dativs, der jedoch im Falle von eh(w)u auf ein appellativisches Femininum, im Falle von eh(w)e auf ein Maskulinum bezogen wäre. Ein Instrumentalis (‘mit dem Pferd’) impliziert die Vorstellung, daß irgendetwas mit Hilfe des (dargestellten?) Pferdes bewerkstelligt werden soll. In den Rahmen der Brakteatenikonographie läßt sich dies nicht integrieren. Versteht man eh(w)u/eh(w)e dagegen im Sinn von ‘dem Pferde’, dann könnte damit die besondere Zuwendung, die dem Pferd zuteil wird, gemeint sein, eine Zuwendung, die im Falle der Formularfamilie C1 durch die Annäherung des Göttermunds, ja Berührung des Pferdekamms durch den Göttermund, zum Ausdruck gebracht wird.285 Hauck hat diesen innigen Kontakt in Zusammenhang mit dem um 330 n. Chr. von Apsyrtus, dem Stabsveterinär Kaiser Konstantins des Großen beschriebenen Heilverfahren der subkutanen Luftinsufflation gesehen, die bis in die Neuzeit bei Schulterlähmung angewandt wurde (s.o. S. 563). Aus dem Vorangegangenen dürfte mit großer Deutlichkeit hervorgehen, daß sich die Diskussion in gewisser Weise totgelaufen hat. Unsicher sind die Lesung, die grammatische Zuordnung, die Zusammengehörigkeit der Inschriften und davon abhängig die Deutung. Die hier besprochenen Inschriften eignen sich daher nicht, um darauf irgendwelche weiterführenden Überlegungen aufzubauen. 283 284 285
Vgl. Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 430 ff. Falk 1924, S. 40; vgl. Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 433. Dieser Aspekt wäre mit der Annahme eines Instrumentalis ‘mit dem Pferde’ (Nedoma 2004, S. 289) nicht gegeben.
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4. salusalu IK 101 Kongsvad Å-A (keine Zuordnung): (linksläufig) foslau286 (Segment 3)
IK 105 Lellinge Kohave-B (B2): (llf) salusalu (3)
Für das ausschließlich auf Brakteaten belegte Wort salu wurden bislang vier Deutungen vorgetragen. Am wenigsten Wirkung konnte dabei der Vorschlag von Richard Morris (1984) entfalten, der darin einen Frauennamen sehen wollte. Die Annahme von Individualnamen auf Brakteaten ist heute bis auf ganz wenige Fälle, in denen dies noch diskutiert wird,287 aufgegeben worden (s.o. S. 526). Einar Lundeby verband das Wort mit anord. sdžl ‘Seetang’ (Rhodymenia bzw. Palmaria palmata)288 und verwies darauf, daß mit laukaR und, wie er später zu erkennen meint, mit tuwa zwei weitere Formelwörter aus dem Pflanzenbereich vorlägen. Sein Hauptargument allerdings besteht darin, daß Seetang in Skandinavien als Nahrungsmittel für Mensch und Tier diente und auch in der Heilkunde Verwendung fand.289 Beides trifft zu, wenn286
287 288 289
Die Inschrift wird nach Krause überwiegend in zwei Komplexe (fo + slau) aufgeteilt (Krause / Jankuhn 1966, S. 258). Bei fo liegt möglicherweise ein auf die erste und letzte Rune verkürztes Fuþark – wobei allerdings anzumerken wäre, daß die beiden vollständigen fuþark-Reihen auf Brakteaten auf d ausgehen – nach dem Vorbild antiker ǹȍ/AO-Inschriften vor (Düwel 1998,2, S. 273; Düwel / Heizmann 2006, S. 8), die Ute Schwab nicht nur für merowingerzeitliche lateinische Inschriften nachgewiesen hat (1998, S. 383, 391), sondern auch als Runenformel wahrscheinlich machen konnte (ebd. S. 395 ff.). Die Runensequenz slau dürfte als umgestellte salu-Formel zu verstehen sein. Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 408 f. Lundeby 1982; vgl. Lundeby / Williams 1992; zustimmend Flowers 1986, S. 251; Polomé 1994, S. 95 f.; ablehnend Grønvik 1999,2, S. 15; Morris 1984, S. 8. Lundeby 1982, S. 38 f.; vgl. weiter Brøndegaard 1987, S. 113 ff.; Grøn 1927, S. 74 f.; Høeg 1975, S. 138 f.; Luðvík Kristjánsson 1980, S. 44 ff.; Skúli Vilhjálmur Guðjónsson 1941, S. 156 ff.
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gleich für Letzteres aus alter Zeit keine Quellen vorliegen. Als Nahrungsmittel ist Seetang dagegen seit alters her gut bezeugt.290 Von beiden Argumenten führt jedoch meines Erachtens kein Weg zu einem weiterführenden Verständnis als Formelwort auf Goldbrakteaten. Die Verwendung als Heilpflanze ist peripher und in keiner Weise herausgehoben. Da gäbe es weit potentere Kandidaten. Was die Rolle in der Ernährung betrifft, so könnte man eher von einem Nahrungsergänzungsmittel sprechen. Von einer irgendwie gearteten magischen Wirkung des Seetangs, die man vor allem in jene berühmte Szene aus der Egils saga (Kap. 78) hineinlesen wollte,291 als der nach dem Tode zweier Söhne zum Sterben bereite Egil von seiner Tochter Þorgerðr mittels Seetangs von seinem Vorhaben abgebracht wird,292 kann überhaupt keine Rede sein.293 Heute scheint sich weitgehend jene Ansicht durchgesetzt zu haben, der bereits von Grienberger den Weg bahnte, als er salu mit dem germ. Verbalsubstantiv *salǀ f. verband.294 Das entsprechende Verbum germ. *saljan hat im Gotischen die Bedeutung ‘opfern’. Damit wäre salu als runisches Opferwort gewonnen,295 das auf IK 105 in iterativer Form auftritt.296 Der Vergleich mit der Inschrift tuwatuwa (IK 377,1 und IK 377,2)297 bleibt allerdings ohne Wert, da einem Verständnis von tuwa zu viele Probleme entgegen stehen (s.u.). Interessant wäre zu wissen, wie Bernard Mees zu seiner Deutung ‘blessing’ kommt,298 denn diese Auffassung als Segensformel kommt der Bedeutung von lat. salus, das eingangs im Rahmen der phonetischen Äquivalenzerscheinungen zwischen bestimmten runischen Wörtern und Münzund Medaillonlegenden angesprochen wurde (s.o. S. 529 f.), durchaus nahe.
290 291 292 293 294 295
296 297 298
Vgl. Heizmann 1993, S. 59 f. Vgl. Polomé 1994, S. 95 f. Finnur Jónsson (Hg.) 1886–1888, S. 285 f. Vgl. die ansprechende Deutung von Charlotte Kaiser 1998, S. 229 ff. von Grienberger 1906, S. 138. Antonsen 1975, S. 71; 2002, S. 213; Beck in Beck / Hauck 2002, S. 54 ff., 58 f.; Düwel / Heizmann 2006, S. 9; Grønvik 1999,2, S. 14 f.; 2005, S. 18; Heizmann 2005, S. 470; McKinnell / Simek 2004, S. 96 f.; ablehnend Krause / Jankuhn 1966, S. 257; Polomé 1994, S. 95. Beck in Beck / Hauck 2002, S. 56 f. Lundeby / Williams 1992, S. 22 ff. Mees 2009, S. 16, 19; vgl. MacLeod / Mees 2006, S. 93, wo salu ohne weitere Erklärung mit ‘invocation’ wiedergegeben wird.
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5. tuwaatuwa
Der Braakteat IK 377,1 Raum Vadstena-C2999 (Formularfaamilie C9) trrägt eine linksläuufige Runeninschrift. Deer vollständig gen fuþark-R Reihe300 voraan geht, durch einen e Punkt als Worttreenner geschiieden, eine Runenfolge, R die als 301 3002 luwatu uwa oder tuwatuwa t gelesen wu urde. Nach den d Untersucchungen von Eiinar Lundebyy und Henrrik Williamss ist die Lessung zugunssten der Zweitenn entschiedeen.303 Das Wort W wäre forrmal der Insschrift salussalu (IK 105 Lellinge Kohavve-B) zur Seite zu stellen n (vgl. oben).. Lunndeby und Williams W habeen vorgeschllagen, tuwa mit m anord. tóó ‘ungereinigtee Wolle odeer Lein’, asschwed. tǀ ‘Leinen, Flaachs’ zusam mmenzustellen.304 Die lautlliche Entwiccklung von tu uwa zu tó seetzt einen a--Umlaut voraus.. Dagegen hat h Ottar Grøønvik gelten nd gemacht, daß die Forrm tuwa dafür zu z jung sei. Dieser Einw wand steht un nd fällt zunäächst mit derr Datierung des d a-Umlauuts, der nach Grønvik vor die Braakteatenzeit fällt.305 Gleichzzeitig ist vorrstellbar, daßß gerade im Bereich der magischen F Formelwörter sprachgeschhichtlich veeraltete Form men lautlichhen Verändeerungen g Widderstand entggegensetzten n. Grønvik seelbst hat einee andere einen gewissen 299
300 301 302 303 304 305
Modelgleich ist IK K 377,2 Raum m Mariedam-C, doch wurde dort d die Runenninschrift ß nur mehr einnzelne Runen zu lesen durch die Randfaassung abgeschhnitten, so daß sindd. Vgll. Düwel / Heizzmann 2006, S.. 13 f.; Düwel / Nowak in diessem Bd. S. 4600, 465 f. Düw wel, IK 2, Text, S. 241; Krauuse / Jankuhn 1966, 1 S. 14 f. So schon s Munch 1847, S. 334 f. f Lunndeby / William ms 1992, S. 15; der Beitrag g einleitend miit ausführlicherr Zusammennstellung der Forschungsgesc F chichte. Lunndeby / William ms 1992, S. 199 ff. Grøønvik 1998, S. 86, 147; 1999,2, S. 15 f., 200 05, S. 17 f.
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Deutung vorgeschlagen.306 Er verbindet tuwa mit aind. dúvah. ‘Verehrung, Ehrenbezeugung, Opfergabe’ und got. taujan ‘machen, tun, wirken’ und setzt entsprechend für das urnordische Wort eine Bedeutung ‘Opfer, Opfergabe’ an. Die Endungslosigkeit erklärt er mit der Weiterführung der im Urnordischen verschwundenen es-Stämme als u.a. neutrale a-Stämme.307 Gegen Grønviks Deutung hat insbesondere Frederik Lindeman schwerwiegende Bedenken erhoben.308 Er widerspricht dem Ansatz einer idg. Verbalwurzel *deu- ɻmachen, tun’, die eine Bedeutungsvariante ‘opfern’ entwickelt habe. Diese Diskussion bezeugt vehement die Schwierigkeiten, mit denen jeglicher Versuch behaftet ist, hapax legomena einer konsistenten Deutung zuzuführen, vor allem dann, wenn sie wie im Fall von tuwa isoliert dastehen und keinerlei weitere Einbettung in einen Textzusammenhang aufweisen. Grønviks Deutung bleibt somit allein auf ein zeitlich und räumlich weit entferntes altindisches Lexem angewiesen.309 Zwar versucht Beck diesen Einwand mit dem Hinweis auf Hultgård, der in seinen Arbeiten zur germanischen Religionsgeschichte wiederholt indoiranische Parallelen beigezogen hat,310 abzuschwächen,311 doch haben wir es bei Hultgård mit einer ganz anderen Qualität des Arguments zu tun. Mehr als ein Diskussionsbeitrag kann Grønviks Deutung nach Lage der Dinge nicht sein, und sie ist daher kaum geeignet, irgendwelche weiterführenden Überlegungen darauf aufzubauen.312 Was den Deutungsversuch von Lundeby und Williams betrifft, so verweisen sie mit laukaR auf ein weiteres Formelwort aus dem vegetabilen Bereich. Um tuwa hier anschließen zu können, sind sie allerdings gezwungen, seine Bedeutung auf ‘Lein’ einzuschränken. Mit einer Bedeutung ‘Wolle’ funktioniert diese Anbindung nicht. Die Gründe, mit denen sie eine solche Einschränkung rechtfertigen, sind alles andere als zwingend.313 Unter diesem gravierenden Vorbehalt kann zur Bedeutung ‘Lein’ weiter die Inschrift von Fløksand gestellt werden, in der lina vorkommt, und schließlich auch die oben (Anm. 108) genannte Regensburger Handschrift (Clm. 14436), in der die l-Rune mit lin wiedergegeben wird. Wie zu vielen 306 307 308 309 310 311 312 313
Grønvik 1999,2, S. 16; im Wesentlichen zustimmend Beck in Beck / Hauck 2002, S. 59; MacLeod / Mees 2006, S. 87. Vgl. Grønvik 1987, S. 69; 1999,2, S. 16. Lindeman 2000; akzeptiert von Grønvik 2005, S. 17 f. So treffend Lindeman 2000, S. 137. Vgl. Hultgård 1998; 2003; 2009. Beck / Hauck 2002, S. 59. Beck in Beck / Hauck 2002, S. 60; Hauck in Beck / Hauck 2002, S. 83. Lundeby / Williams 1992, S. 21.
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anderen Pflanzen gibt es natürlich auch zu Lein zahlreiche heilkundliche und abergläubische Überlieferungen,314 und auch das Leinen ließe sich hier einbeziehen. In vielen Kulturen ist damit die Vorstellung einer besonderen Reinheit verbunden. Aus diesem Grund wird es in der Heilkunde als Verbandsmaterial besonders geschätzt315 und findet als das bevorzugte Kleidungsstück der Priester vielfache Verwendung im Kult.316 In der nordischen Überlieferung begegnet Leinen im Kontext von Hochzeit und Begräbnis.317 All dies bedacht fiele es mir gleichwohl schwer, mich mit der Vorstellung eines Formelwortes tuwa in der Bedeutung ‘Lein’ bzw. ‘Leinen’ anzufreunden. Lein ist weder als eine irgendwie herausragende Heilpflanze noch als besonders wirksames Apotropaion – wofür es aus dem 314
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Vgl. Lundeby / Williams 1992, S. 21; Krüger 2010, S. 5 f. Ich kann im Übrigen nicht erkennen, was diese Belege zum Verständnis der Fløksand-Inschrift beitragen könnten, wie von Krüger vorgeschlagen. Daraus ergibt sich keine wirklich weiterführende Deutungsperspektive. Warum sollte jemand die Namen zweier Heilpflanzen auf einem Werkzeug anbringen, dessen Funktion und Zuordnung nach Krüger völlig offen wäre? Damit ist nichts erklärt und dafür gibt es auch in der gesamten Überlieferung des älteren fuþark kein weiteres Beispiel. Ich bleibe dabei: Fløksand und den Vdžlsa þáttr verbindet die stabende Verbindung von Leinen und Lauch. Der þáttr liefert eine Geschichte, die diese Verbindung plausibel macht. Darüber hinaus zeigen das archäologische und das literarische Zeugnis eine deutliche geschlechterspezifische Orientierung. Im Falle des þáttr ist das die prominente Rolle der Frau, im Falle des Inschriftenträgers ist es ein Arbeitsgerät, das einer Frau gehörte. Während diese geschlechtsspezifische Zuweisung der Geräte für Fløksand und auch Gjersvik durch die Grabfunde eindeutig ist, macht Krüger unter Hinweis auf Solberg (2000, S. 86) und Lamm (1973, S. 40 f.) geltend, daß dies für die Gattung Schabmesser nicht grundsätzlich angenommen werden kann. Mir erscheint das ins Feld geführte Material viel zu dürftig, um solche Schlußfolgerungen zu zu lassen (vgl. Fischer 2004, S. 288, der an der traditionellen Auffassung festhält). So wird etwa Leinen in mehreren skandinavischen Arzneibüchern zum Verbinden des angeschwollenen männlichen Gliedes, bzw. der Hoden, empfohlen (Kristensen (Hg.) 1908–1920, S. 9, vgl. S. 106 und S. 246; Klemming (Hg.) 1883–1886, S. 23, 159, 238; Larsen (Hg.) 1931, S. 54. Die Priester der Ägypter tragen linnene Kleidung (Olck 1909, Sp. 2453); den Vestalinnen sind nur linnene Tücher gestattet (ebd., Sp. 2465); linnene Kleidungsstücke des Hohen Priesters nennt das Alte Testament (Lev 16,4). Aufschlußreich ist auch die Verwendung des Leinens bei christlichen Paramenten. Das Missale schreibt vor, der Altar müsse mit drei Tüchern aus reiner Leinwand bedeckt sein (Braun 1912, S. 210 ff.). Diese Tücher symbolisieren nach christlicher Auffassung die Grabtücher, in die der Leib Christi gehüllt war (ebd., S. 215 f.) und die aus reinem Leinen bestanden. Aus diesem Grund waren auch die Paramente des Kelchs, also das Korporale (ebd., S. 233 f.), die Palla (ebd., S. 239) und das Kelchtüchlein (ebd., S. 242) aus Leinen gefertigt. Vgl. Hoftun 1997, S. 46 f.
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alten Norden im übrigen keinerlei Belegmaterial gibt – zu erweisen, um eine Verwendung als Formelwort plausibel machen zu können, und dahin führt auch über die besondere Wertschätzung des Leinens kein Weg. Darüber hinaus sehe ich (derzeit) noch keine Möglichkeit, wie sich ein solches angenommenes Formelwort in die Brakteatenikonographie integrieren ließe. Es empfiehlt sich daher beim derzeitigen Stand der Forschung, sich auf die Auffassung von Düwel / Nowak, wonach es sich bei tuwa um ein „heilmächtiges göttliches Zauberwort“ handle, dessen sprachliche Bedeutung nicht erschlossen werden könne,318 zurückzuziehen. Sie fügt sich zu jener, von Klaus Düwel und mir erarbeiteten Deutung der fuþark-Reihe auf Brakteaten, der zufolge sich diese „als Chiffre für den potenzierten Einsatz der in der Runenreihe zusammengezwungenen wirkungsmächtigen Heil(s)-Worte des Götterfürsten“ verstehen läßt.319
318 319
Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 465 f. Düwel / Heizmann 2006, S. 44.
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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 14a: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17:
Kleinbrakteat aus Hüfingen Grab 318 Nr. 8 (2. H. 6. Jh.) Stein von Krogsta, Uppland (550) IK 353 Raum Tønder-B IK 33 Britisches Museum-C IK 373 UFo-F/Dänemark (IV) IK 151 Schonen (?) (VI)-C IK 192,1 Tuna-A IK 43 Darum (V)-C IK 68 Raum Hälsingborg-C IK 146 Røgenes-C IK 8 Års (II)-C IK 330 Seeland (I)-C IK 26 Börringe-C IK 571 Gemarkung Dannau-C IK 571 Gemarkung Dannau-C: ‘Lauchchiffre’ IK 166 Skrydstrup-B Gotländischer Bildstein Endre Skog (7. Jh.) Wikingerzeitliche Silbermünze des ‘bildreichen’ Typs aus Haithabu (1. H. 9. Jh.) Abb. 18: Altartuch der norwegischen Kirche von Bilden (1. H. 12. Jh.) Abb. 19: IK 165 Skovsborg-B Abb. 20: Mähnenstuhlpaar aus Mammen (10. Jh.): Verschlingungsszene Abb. 21: IK 190Av Raum Trollhättan-B Abb. 22: IK 195 Ulvsunda-B Abb. 23: IK 278 Hohenmemmingen-B Abb. 24: Mähnenstuhlpaar aus Mammen (10. Jh.): Lauchträgerin Abb. 25: IK 13,1 Allesø-B Abb. 26: IK 128 Nebenstedt (I)-B Abb. 27: IK 55 Fjärestad-C/Gantofta Abb. 27a: IK 55 Fjärestad-C/Gantofta: Detail der Randzone Abb. 28: Kleinbrakteat aus Hüfingen Grab 318 Nr. 9 (2. H. 6. Jh.)
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Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde RGA-E-Band 40 – Seiten 603–634 © De Gruyter 2011 • Berlin • New York
Reaktionsformen des Polytheismus im Norden auf die Expansion des Christentums im Spiegel der Goldbrakteaten LUTZ E. VON PADBERG
1. Einleitung Eine auf die Verhältnisse des kontinentalen Europa konzentrierte Perspektive droht bisweilen aus dem Blick zu verlieren, dass dessen Randzonen keineswegs so zurückgeblieben waren, wie es den Anschein haben könnte. So lässt sich etwa mit guten Gründen die Völkerwanderungszeit als eine der bemerkenswertesten Epochen der schwedischen Geschichte bezeichnen. Skandinavien überhaupt war im 4. bis 6. Jahrhundert keineswegs „ein isolierter Winkel, sondern ein kultureller und politischer Teil von Europa“.1 Das gilt auch in kultisch-religiöser Hinsicht, obschon christliche Autoren in ihren später aufgezeichneten Berichten lange bemüht waren, ein anderes Bild zu vermitteln.2 Diese Unterschiede in der Wahrnehmung hängen auch damit zusammen, dass sich seit der Hinwendung Konstantins des Großen zum Christentum ab 312 und der Erhebung dieses monotheistischen Glaubens zur alleinigen Staatsreligion 380 durch Theodosius I. die Verhältnisse in ganz Europa geradezu dramatisch verändert hatten. Die zu einem unübersehbaren Faktor des öffentlichen Lebens gewordenen Christen, deren Gemeinden abgesehen von einigen städtischen Zentren noch immer eine gewisse Verlorenheit im Raum kennzeichnete, sahen sich auf einmal als gleichberechtigte Partner der Machtelite Roms akzeptiert und hatten innerhalb der Grenzen des Reiches ungeahnte Entfaltungsmöglichkeiten.3 1 2 3
Gräslund 1993, S. 200, 203; vgl. Hauck 1994,2, S. 277; Näsman 1998,1, S. 255– 278; Myhre 2003, S. 90 ff. Vgl. Meulengracht Sørensen 2001, S. 231 ff.; v. Padberg 2003,1, S. 77 ff., 422 f. Andresen 1971, S.116 ff., 325 ff.; Dassmann 1996, S. 84 ff.; Reinbold 2000, S. 284 ff.
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Dadurch wurde jedoch die Religionsgeographie Europas nachhaltig verändert, denn die relative Stabilität der Vielfalt paganer Kulte wurde abgelöst von der Zweiteilung des Kontinents in eine polytheistische und eine monotheistische Glaubensform.4 Es sollte fast ein Jahrtausend dauern, bis der Riss überwunden werden konnte.5 Diese einem Umsturz gleichkommende Veränderung der Lage musste erhebliche Folgen auch für den skandinavischen Raum haben. Spätestens als Ende des 5. Jahrhunderts mit den Franken die erfolgreichste germanische Staatenbildung der Völkerwanderungszeit zum römischen Christentum übertrat, war den Eliten im Norden klar, dass eine Auseinandersetzung um den rechten Kult unausweichlich sein würde. Denn der erwartungsvolle Jubelruf vestra fides nostra victoria est, mit dem Avitus von Vienne auf die Taufe Chlodwigs reagierte, zielte durchaus nicht nur auf das homöische Burgund, sondern war schon ein Programm für die Expansion des Christentums.6 Obschon die Franken die erweiterten Missionsmöglichkeiten eher zögerlich nutzten, war die religionsgeographische Zweiteilung Europas dadurch noch offensichtlicher geworden. Das bedeutete freilich nicht, dass die paganen Religionen alsbald das Feld geräumt hätten, im Gegenteil. Gerade die religionspolitische Wende im römischen Reich und Missionsinitiativen jenseits seiner Grenzen stärkten in einem ungewollten Nebeneffekt die Angriffs- und Abwehrkräfte des Polytheismus mit seinen vielfältigen Erscheinungsformen und Kulten. Zum einen bewirkte das trotz der religiösen Pluralität die bloße Gegenwart des Christentums. Bislang meinte man es vernachlässigen zu können, nun aber war es offizielle Staatsreligion des Imperiums im Süden. Begegnungen und damit auch Konfrontationen würden sich in Zukunft kaum vermeiden lassen. Zum anderen wurde der polytheistische Norden in seiner Ausrichtung gestärkt durch die pagane Opposition im spätantiken Reich selbst. Denn so schnell ließ sich die alte Senatsaristokratie nicht überwinden, wie noch 384 der Konfliktfall um den römischen Victoria-Kult zwischen dem heidnischen Stadtpräfekten Symmachus und dem Mailänder Bischof Ambrosius zeigt.7 Durch die Förderung der paganen Kulte stellte sich diese nicht unbedeutende Gruppe gegen die Ausbreitung des Christentums. Diese 4
5 6 7
Hauck 1987,2. Einwände gegen die Formel ‘religionsgeographische Zweiteilung’ bei Simek 2003, S. 232, dessen Verweis auf den Synkretismus nach v. Padberg 2003,1, S. 281 f. Anm. 605 allerdings nicht trägt. Eingehend beschrieben bei v. Padberg 1998; 2006. Avitus Nr. 46, S. 75 Z. 7; von den Steinen 1963; Wood 1994, S. 41 ff.; Monfrin 1997; Dierkens 1996; Rouche 1996; v. Padberg 1998, S. 44 ff.; 2006, S. 10 ff. Vgl. Prinz 2000, S. 323 ff. und v. Padberg 2003,2, S. 517 f.
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Erneuerungsbewegung aber hat möglicherweise den Polytheismus jenseits der Reichsgrenzen im Norden gekräftigt, so dass dort die Entscheidung über den zukünftigen Kurs in der Religionsfrage noch offen war.8 In der Völkerwanderungszeit standen sich demnach in Europa zwei gegensätzliche Religionen gegenüber, beide durchaus lebendig und von ihrer Existenzberechtigung überzeugt. Für die weitere Entwicklung war vor allem ein Unterschied folgenreich: Die Christen vertraten anders als die Heiden einen Absolutheitsanspruch, der sie in jedem anderen Glauben nichts als Teufels- und Dämonendienst vermuten ließ. Unter Berufung auf den Missionsbefehl Jesu Christi entfalteten sie expansive Aktivitäten und waren bestrebt, Missionare in alle Lande zu entsenden.9 Anders die Polytheisten, deren Religion kultorientiert und stammesbezogen war und die daher keine missionarischen Interessen verfolgten. Ihre religiösen Benutzungsregeln erlaubten ihnen deshalb auch einen gelassenen Umgang mit anderen Göttern bis hin zu der Möglichkeit, diese in ihre Vorstellungswelt zu integrieren.10 Durch Verzerrungen in der späteren Schriftüberlieferung musste der Eindruck entstehen, der pagane Glaube sei dem christlichen unterlegen. Deshalb wurde nur von Heidenbekehrungen berichtet und die umgekehrte Möglichkeit erst gar nicht in Betracht gezogen. Denkbar ist sie durchaus, wenn man etwa an den Erfolg der angelsächsischen Invasion in England denkt, denn die nicht vertriebenen christlichen Briten werden auf Dauer überwiegend den paganen Glauben der Eroberer angenommen haben.11 Noch Beda deutet in seiner Kirchengeschichte an, dass ein Bischof in Northumbria sich anstrengen musste, um die Christen in heidnischer Umgebung vor dem Abfall zu bewahren.12 Hätten, so lässt sich vermuten, die Christen auf Mission verzichtet, dann wäre es zu keinen Auseinander-
8 9 10 11 12
Hauck 1981,3, S. 2 ff. Dazu v. Padberg 1995,1, S. 32 ff.; v. Padberg 2003,1, S. 37 ff. Vgl. Gladigow 1992,1; v. Padberg 1995,2. Zu den Unterschieden hilfreich Ljungberg 1940, S. 216. Siehe Härke 2001 und Stancliffe 1999. Bischof Paulinus, der 625 als Begleiter der kentischen Königstochter Æthelburh an den Hof des noch heidnischen Königs Edwin kam, Beda II 9, S. 162: Cumque in prouinciam uenisset, laborauit multum, ut et eos, qui secum uenerant, ne a fide deficerent Domino adiuuante contineret, et aliquos, si forte posset, de paganis ad fidei gratiam praedicando conuerteret. Dieser verdeckte Hinweis auf Konversionen vom Christentum zum Polytheismus ist, soweit ich sehe, in der missionsgeschichtlichen Überlieferung einzigartig. Nicht auszuschließen ist allerdings die Möglichkeit, dass Beda mit dieser Bemerkung allein die Leistung von Bischof Paulinus herausstreichen wollte.
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setzungen gekommen. So aber waren die Polytheisten gezwungen zu reagieren. Was wussten die Anhänger der paganen Religion im Norden und des Christentums im Süden überhaupt voneinander? Auch wenn zur Beantwortung dieser Frage keine direkten Quellen zur Verfügung stehen, ist es doch schlechterdings undenkbar, dass sie nichts voneinander gewusst haben sollten. An den gemeinsamen Grenzen gab es stets Kontakte und damit auch bis zu einem gewissen Grade Informationen über die Kulte der anderen Seite, wobei der Faktor Neugier sicherlich nicht unterschätzt werden darf. Die expansive Kraft des Christentums machte es für die Heiden überlebensnotwendig, Wissen über diesen fremden Glauben zusammenzutragen, denn wie sonst hätten sie auf ihn reagieren können. Und die vom Missionsgedanken beseelten Christen mussten sich über den paganen Glauben informieren, um einen Ansatzpunkt für ihre Botschaft zu finden.13 Diese Ebene der Kontakte kann also vorausgesetzt werden. Historisch fassbarer sind die folgenden Aspekte. In den Grenzgebieten gab es unabhängig von der religiösen Orientierung stets Handelsgeschäfte, und dabei muss es auch zu Gesprächen über die jeweiligen Kulte, ihre Unterschiede und Ähnlichkeiten gekommen sein. Angesichts der grundsätzlichen religiösen Orientierung der Menschen jener Zeit kann davon als Tatsache ausgegangen werden. Wenn es Brückenköpfe des Christentums in Skandinavien im 4./5. Jahrhundert gegeben haben sollte, dann sind sie in den Handelsplätzen zu suchen, und zwar vor allem an solchen, die über Häfen mit Fernverbindungen verfügten.14 Spätere Belege etwa aus Birka machen solche Kontakte, die in der Frühzeit des Christentums ein übliches Verfahren der Ausbreitung gewesen sind, sehr wahrscheinlich, und das Fehlen einschlägiger archäologischer Belege darf nicht zu dem Fehlschluss führen, es habe sie nicht gegeben.15 Kurzum, bald nach der Erklärung des Christentums als Staatsreligion des römischen Reiches drang die Kunde davon auch in den Norden. Kontakte, Informationen und erste christliche Gemeindezellen können vermutet werden. Die paganen Machteliten werden schnell davon erfahren haben, waren doch Herrschaftszentrum, Handelsplatz und Kultort oft in einem Gebiet konzentriert.16 Da es sich 13 14 15
16
Dazu v. Padberg 2003,1, S. 77 ff. In der hagiographischen Literatur wird diese schlichte Notwendigkeit verschwiegen. Vgl. Lund Hansen 1987; Näsman 1984; Näsman 1998,1, S. 263 ff.; Horsnæs 2003. Zur Frühzeit Reinbold 2000, S. 310; zu Birka Nilsson 1998, S. 42 ff. Aus dem 9. Jahrhundert lassen sich die Händlerin Frideburg und der Vorsteher Birka anführen, Rimbert c. 20 und v. Padberg 2003,1, S. 230 f. Siehe Storgaard 2003 sowie den Beitrag von Alexandra Pesch in diesem Bande.
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hierbei nicht um Missionseinsätze handelte, sondern gleichsam um private Begegnungen, werden die Auskünfte über den christlichen Glauben nicht immer zuverlässig gewesen sein. Besser informiert könnten jene germanischen Offiziere gewesen sein, denen im römischen Feldheer der Aufstieg bis in die Generalsränge gelungen war. Zwar blieben sie wohl Heiden, bekamen aber unmittelbar die Auseinandersetzungen der alten Senatsaristokratie mit den Vertretern der neuen herrschenden Klasse mit.17 So wussten sie einerseits von den Inhalten des Christentums zu berichten und konnten andererseits erahnen, welches Konfliktpotential dort ihrem herkömmlichen Glauben erwuchs. Im Kontext der seit der Mitte des 4. Jahrhunderts intensivierten römischgermanischen Symbiose18 wurden somit auf mehreren Ebenen die Grundlagen für einen Informationsfluss geschaffen, der dann nicht zuletzt aus religiösen Gründen zu einer „kulturellen Expansion der polytheistischen Spätantike“ führte, erkennbar in der reichen interpretatio nordica der Repräsentationskunst des Südens.19 In den Kult und Herrschaft verbindenden Reichtumszentren Skandinaviens wusste man also, was mit dem Christentum an Herausforderungen auf einen zukam.20 Über die Reaktionsformen der paganen Priester schweigen die kirchlichen Quellen sich aus, sie hatten nur ein Interesse daran, den triumphalen Siegeszug ihrer Religion darzustellen. Für die Nordleute selbst veränderten sich nach dem Religionswechsel Perspektive und Deutungsmuster, so dass ihre spätere Schriftüberlieferung auch nicht weiterhilft. Beispiele aus der Zeit der planmäßigen Mission zeigen jedoch die Intensität der Auseinandersetzung um den rechten Glauben, die sich bis zu religiösen Zweikämpfen steigern konnte.21 Exemplarisch zeigt das die Konkurrenz zwischen Thorshämmern und Kreuzanhängern im skandinavischen Missionsgebiet. Die Träger solcher aus dem 8. bis 11. Jahrhundert stammenden Anhänger drückten damit ihren Glauben aus, und so sind sie sicher als Amulette anzusehen, „die in der heidnisch-christlichen Umbruchszeit vielleicht auch bekenntnishaften Cha17 18
19 20 21
Stroheker 1965, S. 9 ff., 94 ff.; Mazal 1976, S. 164–177; Hauck 1981,3, S. 3; Wamers 2003, S. 905 ff. Dazu Werner 1966 sowie exemplarisch Bursche 1996 und Magnus (Hg.) 2001; ferner Kaliff / Sundqvist 2004, S. 24 ff. Zu Recht betont Näsman (1998,1, S. 278), „that the Romanisation of the Germanic successor kingdoms had by and by an effect also in Scandinavia, and probably much stronger than normally believed“. Zitat Hauck 1981,3, S. 2; zur interpretatio nordica Näsman 1998,1, S. 262, dort auch der Begriff, und Fabech / Ringtved (Hgg.) 1991; ferner generell Maier 2000. Exemplarisch Hedeager 2001; vgl. Lamm u. a. 2000, S. 63 [Beitrag Hauck]. Überblick bei v. Padberg 2003,2.
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rakter hatten“.22 Man kann sich leicht vorstellen, zu welchen Debatten und bisweilen wohl auch handfesten Auseinandersetzungen es kommen konnte, wenn sich auf diese Weise leicht identifizierbare Anhänger von Thor und Christus begegneten. Die dadurch entstehenden Spannungen werden das Bedürfnis der Menschen nach verlässlicher religiöser Orientierung gesteigert haben, und das wiederum hat die Bereitschaft zum Eintreten für den jeweils eigenen Glauben gefördert. So sind denn die Thorshämmer sowohl die Intensivierung eines alten Kultes in der Zeit der Religionskonkurrenz wie auch pagane Reaktionen auf das vordringende Christentum. Vor allem „wollten die Anhänger der altskandinavischen Religion durch die Hammerdarstellungen, die Symbolik ihrer mächtigsten Gottheit, die Präsenz der vorchristlichen religiösen Tradition zum Ausdruck bringen“.23 Mit solchen Sachzeugnissen kommt man der tatsächlichen Situation viel näher als mit der beschränkten Aussagebereitschaft der späteren Schriftüberlieferung. Das zeigt sich auch daran, dass die paganen Anhänger in Dänemark und Schweden genau zu dem Zeitpunkt auftauchten, als dort die Mission begann und sie mit zunehmender Durchsetzung des Christentums von Kreuzanhängern abgelöst worden sind.24 Die Devotionalienhändler reagierten flexibel auf diese Umbruchssituation und hielten Gussformen bereit, mit denen sie in einem Arbeitsgang Hammer- und Kreuzanhänger produzieren konnten.25 Die Übergänge zwischen harter Konfrontation und werbender Konkurrenz im 10./11. Jahrhundert waren demnach fließend. Das wird vor allem an der kleinen Gruppe von Thorshämmern mit Kreuzsignierung deutlich, auf denen Hämmer und Kreuze wie austauschbare Symbole erscheinen.26 Für diese schwer interpretierbare Kontaminationsform bietet sich als 22
23
24 25
26
Wamers 1997, S. 88. Zum Folgenden mit weiteren Nachweisen v. Padberg 2003,1, S. 299 ff. Wie scheinbar unbekümmert manche Menschen mit den religiösen Möglichkeiten umgingen, zeigt die berühmte Erzählung von Helgi inn magri, Landnámabók 1968, c. 4, S. 250: Helgi var blandinn mjok í trú; hann trúði á Krist, en hét á Þór til sjófara ok harðræða; dazu v. Padberg 2003,2, S. 526 f. Hultgård 1998, S. 735; vgl. Marold 1974 und Simek 2003, S. 164. Hierbei muss freilich nach Regionen differenziert werden. So ist für Norwegen die Materialbasis zu gering, um zu verlässlichen Aussagen kommen zu können, so jüngst Nordeide 2006, was jedoch die entsprechende Möglichkeit nicht ausschließen muss. Vgl. Staecker 1999,1, S. 96 ff. sowie Müller-Wille 1998, S. 179 ff. und Staecker 1999,2, S. 231 ff. Das belegt die bekannte Gussform aus Trendgården, Nordjütland (Danmarks Nationalmuseum, Inv.-Nr. C24451); siehe Wamers 1997, S. 89 ff. und S. 106 Taf. 1,1. Beispielsweise der silberne Hammer aus Lugnås, Västergötland (Skaraborgs länsmuseum, Inv.-Nr. 4671), mit weiteren Exemplaren abgebildet bei Wamers 1997, S.
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Erklärungsmöglichkeit an der Versuch schon christianisierter Machteliten, durch eine Art Verchristlichung Thors ihrer zögerlichen Gefolgschaft den Religionswechsel zu erleichtern. Der Hammer, das Attribut des heidnischen Hauptgottes Thor, wurde als praefiguratio des Kreuzes, des Symbols Christi kenntlich gemacht – und damit auch Thor als Typus, als praefiguratio des Antitypus Christus.27
Eine solche interpretatio christiana lässt sich in jener Zeit verschiedentlich beobachten, bestimmt von dem Bemühen, „die eigene Vergangenheit in die christliche Heilsgeschichte einzubauen, in der eigenen Tradition Hinweise auf das Christentum zu sehen“.28 Dabei handelt es sich gleichsam um eine rückwärtsgewandte Reaktionsform auf die andere Religion, die zum Verständnis der Variationsbreite religiöser Konfrontationen beiträgt. Dazu gehören als weitere Überlieferungsgruppe auch die Runeninschriften, die im Schweden der Wikingerzeit zeitlich parallel zur beginnenden Mission vielfach klare Bekenntnisse zum Christentum enthalten.29 Auch hier spielte die Konkurrenz der Glaubenshaltung eine herausragende Rolle, denn eine große Zahl christlicher Runensteine wurde in Uppland gefunden, wo sich auch das Zentralheiligtum von Altuppsala befand.30 Die Kontakte zwischen Polytheismus und Christentum führten, wie nicht anders zu erwarten, nach Ausweis dieser Beispiele zu unterschiedlichen Reaktionsformen. Das muss auch im Zeitalter der Goldbrakteaten so gewesen sein, obschon die Quellenlage dafür eher dürftig ist. Um die Spuren der religiösen Auseinandersetzung aufzudecken, soll im Folgenden nach entsprechenden Hinweisen auf den goldenen Amuletten gesucht werden. Dabei kommt es nicht auf die im Ikonographischen Katalog schon geleisteten Detailanalysen an, sondern auf eine Zusammenstellung der einschlägigen Ergebnisse der bisherigen ikonologischen Forschung.
27 28
29 30
91 Abb. 7,1–4; dazu Gräslund 1983/84, S. 229 ff. Zum folgenden Erklärungsversuch v. Padberg 2003,1, S. 301 f. Wamers 1997, S. 98; anders Staecker 1999,1, S. 98 f. Vergleichsmaterial aus Birka präsentiert Trotzig 2001. Gschwantler 1968, S. 163. Vergleichbares bieten die Sigurðr-Darstellungen, erörtert von Düwel 1986 und 2003. Zur Kategorie Achterberg 1930; Schomerus 1936, S. 131 ff.; Ljungberg 1940, S. 29 ff. und Düwel 1985, S. 119 ff. Vgl. Lassen 2003. Vgl. Hultgård 1982; Hallencreutz 1982; Segelberg 1983; Williams 1996; Hultgård 1998; Gschwantler 1998. Thompson 1975, S. 30 f.; Düwel 2008,1, S. 143; Sawyer 2003, S. 124 ff.; v. Padberg 2003,1, S. 304 ff.
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2. Reaktionsformen des Polytheismus auf die Expansion des Christentums im Spiegel der Goldbrakteaten 2.1 Interpretationsmöglichkeiten des spätantiken Kaiserbildes Die als religionsgeschichtliche Urkunden zu verstehenden Goldbrakteaten haben ihre Bildkonventionen der spätantiken Reichskunst entlehnt und sie dann in einem Prozess der Verselbstständigung zu eigenständigen Zeugnissen der politischen Theologie und der Götternähe der Aristokratie umgestaltet. Unübersehbar ist dabei zunächst das ikonographisch prägende Vorbild der Kaiserbildnisse, deren religiöse Konnotation seit Konstantin dem Großen eine Steigerung erfuhr. Denn bereits das Silbermedaillon von Ticinum aus dem Decennalienjahr 315 zeigt den Kaiser im triumphalen Kontext sowohl der herkömmlichen wie auch der aufstrebenden neuen Religiosität. Ganz traditionell ist der Revers mit dem Kaiser auf einem Podium, bekränzt von einer palmtragenden Victoria. Der Avers nimmt mit der Darstellung der Wölfin mit den Zwillingen auf dem Schild zwar noch alte Vorstellungen auf, weist aber mit einer runden Scheibe mit Christusmonogramm als Abschluss des Helmbusches vom Spangenhelm unübersehbar auf das Eindringen des neuen Glaubens.31 Unmittelbar nach dem für die damalige Machtelite dramatischen Religionswechsel Konstantins wurde also die Reichskunst zur Propagierung religiöser Aussagen genutzt und in der Folgezeit setzte ein Prozess der Verchristlichung der Staatskunst und -symbolik ein.32 Diese Aneignung verlief jedoch durchaus nicht eingleisig, denn die neue religiöse Orientierung des Kaiserhofes weckte das Bedürfnis, die Ikonographie der repräsentativen Reichskunst auch auf das Christusbild auszudehnen. So trat das im 3. Jahrhundert vorherrschende Bild des guten Hirten oder des Wundertäters, die eher den Vorstellungen der Synoptiker entsprachen, zurück zugunsten einer Annäherung von Kaiser- und Christusbild in spätkonstantinischer Zeit. Ausgehend von byzantinischen Vorbildern „fand der Gedanke des Kaisers als Statthalter Christi seinen Ausdruck in der Imperialisierung des Christusbildes, dessen Rezeption im Abendland die Hauptzüge des mittelalterlichen Kaiserbildes“ bestimmen sollte.33 Nun stellte man sich Christus so vor, wie man traditionell den irdischen Kaiser 31 32
33
Alföldi 1963; Kraft 1974. Leeb 1992, dazu die Kritik von Gross-Albenhausen 1996; zur Wende zuletzt Bleicken 1992; Clauss 1996; Bringmann 1995; Dassmann 1996, S. 15 ff. Vgl. Mathews 1993; Alföldi 1999 sowie Pouderon / Flamant 2003, S. 930 ff. Traeger 1970, Sp. 474 (Abkürzungen aufgelöst); vgl. Schiller 1986; Wamers 2003, S. 926 f.
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zu sehen gewohnt war und stattete ihn dementsprechend mit dessen Prädikaten und Insignien aus. Der Hintergrund dieser „Übertragung liegt in der inneren Verknüpfung beider Reiche; der irdische Kaiser ist nur ein Abbild des himmlischen Kaisers“.34 Damit war der Weg frei für eine Stilisierung von Christus als Kämpfer und kaisergleichem Herrscher, die durch den Psalmenkommentar des Augustinus noch gefördert wurde. Die so entstandenen spätantiken Christus-Imperator-Bilder, für die das Mosaik der erzbischöflichen Kapelle in Ravenna ein herausragendes Beispiel bietet,35 wurden für das Mittelalter stilbildend und zeigen exemplarisch die Ambivalenz von religiöser Aussage und politischer Indienstnahme.36 Die gleichen Hintergründe lassen sich bei der Rezeption des Kaiserbildes im Norden beobachten. Die als Sold und Tribut dorthin gelangten Münzen wurden nicht nur als Zahlungsmittel angesehen, verstand man doch aufgrund der oben aufgezeigten Zusammenhänge sehr wohl deren religiöse Bezüge. Nach der Übergangsstufe der Medaillon-Imitationen mit ihren Nachfolgeformen der spätantiken Kaiserbüste auf dem Avers37 begann mit den Brakteaten die Entwicklung einer eigenen nordgermanischen Bildgattung mit selbstständiger künstlerischer Aussage, eben die Wandlung vom Kaiser- zum Götteramulett. Bei diesen neugeschaffenen Amuletten war die Anknüpfung an die Münzbilder der spätrömischen Kaiser inhaltlich dadurch besonders erleichtert, dass der Gott, dessen Bild das Kaiserporträt der mediterranen Münzprägung im Norden verdrängte, selbst als die monarchische Spitze der heidnischen Göttergesellschaft von seinen Verehrern angesehen wurde.38
Beginnend mit der Neugestaltung durch Zusätze zum Lehngut wurden sodann weitere Bildelemente aufgenommen, die die neue Sinngebung als religionsgeschichtliche Urkunden ermöglichten. Kurzum, mit dem Kaiserporträt als Ausgangspunkt wurden im Süden wie im Norden religiöse Vorstellungen in die Amulette aufgenommen, die ikonographisch vergleichbar sind. Darüber hinaus gingen bei beiden religiöse Aussage und herrscherliche Ideologie eine für die jeweilige Machtelite fruchtbare Symbiose ein, so dass durchaus von einem Konkurrenzverhältnis gesprochen werden kann. 34 35 36 37 38
Kollwitz 1955, Sp. 16, dort zum Ganzen; vgl. Belting 1993, S. 125 ff. Volbach / Hirmer 1958, S. 73; Deichmann 1969, Taf. 216 f.; Hauck 1976, S. 88 f. Peterson 1951; Brenk 1980; Engemann 1983; Hauck 1986,3, S. 497 f. Siehe Bursche 2001. Hauck 1976, S. 90; vgl. Hauck 1969, S. 37 ff.; Axboe 2004,1, S. 207 ff.; Hultgård 2007, S. 779.
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2.2 Verwendung christlicher Symbolik im Norden Ausgehend von der als sicher voraussetzbaren Tatsache, dass „im Brakteatenhorizont die Kenntnis christlicher Überlieferung in Bildzeugnissen und Texten des polytheistischen Nordens selbstverständlich“ war, kann deren Verwendung in der eigenen künstlerisch-religiösen Produktion nicht weiter überraschen.39 Solche Zitate christlicher Bildelemente hatten in der Regel das Ziel, durch Indienstnahme die Konkurrenzfähigkeit des eigenen Glaubens zu belegen. Wenn dem so war, dann mussten die sich damit verbindenden Vorstellungen gleich oder zumindest ähnlich sein, weil ansonsten eine Übernahme wenig sinnvoll gewesen wäre. Diese Zusammenhänge werden allerdings, solange es keine direkten Missionsunternehmungen gab, vornehmlich nur den Kultspezialisten bekannt gewesen sein und weniger den einfachen Gläubigen, die nicht unmittelbar in die religiöse Konkurrenz verwickelt waren. Deshalb ist auch das denkbare Motiv der Verspottung christlicher Glaubensinhalte durch Einfügung ihrer Bildelemente in einen polytheistischen darstellerischen Kontext eher unwahrscheinlich, und ebenso ist die Verwendung als bloße Schmuckdetails von vornherein auszuschließen. Das Kreuz ist als Erkennungs- und Bekenntniszeichen das zentrale Symbol des christlichen Glaubens. Dementsprechend erhielt es nach dem Religionswechsel Konstantins und der Angleichung der Kirche an den spätantiken Repräsentationsstil einen herausragenden Platz in der christlichen Monumentalkunst, wobei der Aspekt des Leidens und Sterbens Christi gegenüber dem seines Triumphes über den Tod mehr und mehr in den Hintergrund trat.40 Unbeschadet der in vielen Kulturen begegnenden Nutzung des Kreuzes in seiner Formenvielfalt als kosmisches und religiöses Symbol41 begegnete es den Germanen im römischen Imperium als genuin christliches Zeichen. Schon deshalb liegt es nahe, nach seiner Verwendung auf den Goldbrakteaten zu fragen. Dabei kommt es nicht auf Kreuzpunzen in den Randzonen,42 sondern auf Kreuzformen in den Bild39 40
41 42
Lamm u. a. 2000, S. 63 [Beitrag Hauck]; vgl. Meulengracht Sørensen 2001, S. 214 f. Weiterführend Dölger 1958–1967; Dinkler 1967; Dinkler / Dinkler-v. Schubert 1970; Murray 1990, bes. S. 728 ff.; Staecker 1999,2, S. 43 ff.; Greshake 1997. Der Artikel von Köpf 2001 ist unzulänglich. Maringer, 1980; Lanczkowski 1990, S. 712 f.; vgl. Behr 2001,2. Kreuz: IK 181 Svarteborg-M (Avers) und 203 Vä-C; x-förmige Punzverzierung: IK 12 Raum Alingsås-C, 115 Lundeby-C, 131 Norwegen (?)-B, 144,1 Ravlunda-C und 166 Skrydstrup-B; Andreaskreuz: IK 45 Dödevi-C (nur hier DoppelstrichKreuze genannt), 89 Karenslyst-C, 214b Austad-C, 221 Bostorp-C, 222 Bostorp-C, 241,1 Eskatorp-F, 273 Raum Hjørring-A / Stejlbjerg (?), 335 Simonnes-A, 366 Un-
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feldern selbst an. Neben der Verwendung als Beizeichen43 sind vor allem drei Befunde signifikant: Jeweils ein Handkreuz als Attribut Odins auf IK 51,1 Fakse-B aus Seeland44 und als Frigg-Chiffre auf IK 391 Gudme II-B aus Fünen45 sowie die hier vor allem interessierenden fünf Prägungen von IK 522 Söderby-D aus Uppland mit einem großen, die Mitte des Bildfeldes beherrschenden Kreuz.46 Die singuläre Sonderform aus Söderby zeigt ein gleichschenkliges Kreuz mit einem Kreispunkt im Schnittpunkt der Balken. Der senkrechte Kreuzstamm weist je vier Punkte auf, der in drei viereckige Abschnitte unterteilte Querbalken je drei. Der auffällige Befund führte zu der Vermutung, es könne sich um die Wiedergabe eines Gemmenkreuzes, einer crux gemmata, handeln.47 Unterstützt wird diese auf den ersten Blick überraschende Erklärung durch die exakte Arbeit des Brakteatenmeisters. Denn trotz des runden Bildfeldes ist eindeutig ein Kreuz mit unterschiedlich langen Balken intendiert, geschickt herausgearbeitet durch die unterschiedliche Anzahl der Kreispunkte und die Unterteilung des Querbalkens. Darüber hinaus sind die Kreispunkte durch so starkes Relief hervorgehoben, dass sie tatsächlich an Gemmen erinnern. Neben diesen formenkundlichen Aspekten sind es vor allem zwei Gründe, die dagegen sprechen, diese Interpretation als Spekulation abzutun. Erstens gibt es eine deutliche Typenverwandtschaft des Gemmenkreuzes mit frühchristlichen Zeugnissen der gleichen Zeitstufe wie etwa die crux gemmata im Deckenmosaik des Baptisteriums der Homöer in Theoderichs Residenzstadt Ravenna.48 Dort
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bekannter Fundort-C, 455,1 a,1 Killerup-D, 455,2 a,1 Gudme II-D, 471,2 Store Anst-D, Overhornbæk-D, 551 Unbekannter Fundort-D und 390 Bejsebakken-C. Vgl. Bohlin 1981, S. 106 ff., 130. Die mit 22 Exemplaren relativ geringe Anzahl von Kreuzpunzen in den Randzonen ist auffällig. Nach Lund Hansen 1969, S. 90 sind Andreaskreuze im Norden schon seit dem 3. Jahrhundert bekannt. Vgl. Hauck 1986,3, S. 479 ff.; Lamm u. a. 2000, S. 63 [Beitrag Hauck]. Behr 1991, S. 40 f., 121 ff. sowie Karte 5. Insgesamt finden sich auf ca. 50 Amuletten, was 5% entspricht, Kreuze in verschiedenen Formen, deren Fundorte in den hauptsächlichen Verbreitungsgebieten der Brakteaten liegen. Lamm u. a. 2000, S. 47 f. mit Fig. 10f. [Beitrag Hauck]; Beck / Hauck 2002, S. 81; Pesch 2002,1, S. 49 f. Lamm u. a. 2000, S. S. 56 Fig. 11, S. 58 [Beitrag Hauck]; Beck / Hauck 2002, S. 81. Lamm u. a. 2000, S. 3 Fig. 3, S. 5, 16 ff. [Beitrag Axboe], 30 ff. mit Fig. 8c, 60 ff. [Beitrag Hauck]. Arrhenius 1986, S. 145 f., 150 Abb. 18; vgl. Behr 2001,2, S. 327; Wamers 2004, S. 53 f. Deichmann 1958, Taf. 251, Kommentar dazu Deichmann 1974, S. 251 ff., 254 f.; vgl. Armory 1997, S. 43 ff. und Lamm u. a. 2000, S. 31 f. und Taf. VII, 10b [Beitrag Hauck].
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ist über das Gemmenkreuz der Purpurmantel der Dornenkrönung gehängt, wodurch Christus in besonderer Weise als Auferstandener und Bezwinger des Todes gerühmt wird. Vergleichbare Darstellungen gibt es in größerer Zahl, so dass ihre Bekanntheit auch im Norden vermutet werden kann.49 Zweitens stammen sowohl die Söderby-Amulette wie auch die aus Fakse und Gudme II jeweils aus polytheistischen Zentralorten von herausragender Bedeutung, die durch ihre Fernhandelsbeziehungen Kontakt zum christlichen Europa hatten, daher über die Bedeutung des Kreuzes sowohl als Heils- wie auch als Machtsymbol Bescheid wussten und sich der Konkurrenz der Religionen stellen wollten.50 Das muss gerade in der begrenzten Zeit der Brakteatenproduktion akut gewesen sein, denn nach deren 49
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Die folgenden Beispiele erhellen die Typenverwandtschaft und zeigen die Verbreitung der Bildkonzeption. 1. Marmorplatte mit Christogramm als Siegeszeichen des den Tod überwindenden Auferstandenen, 4. Jh., Museo Profano e Cristiano Lateranense. Das Kreuz ist nach Art der crux gemmata geschmückt, wie bei Söderby mit einem großen Kreis im Schnittpunkt; Frühchristliche Kunst 1962, S. 218 Nr. 454. 2. Apsismosaik Santa Pudenziana, Rom, 401–417. Über Christus als Lehrer der Apostel im himmlischen Jerusalem befindet sich ein großes gemmenbesetztes Kreuz; Volbach / Hirmer 1958, Taf. 130, S. 70. 3. Holztür des Westportals von Santa Sabina, Rom, um 430. Von den ursprünglich 28 figürlich verzierten Tafeln zeigt eine den vor dem Tempel in Jerusalem verstummenden Zacharias. Auf dem Tempeldach erhebt sich ein Kreuz, dessen Stamm Verzierungen aufweist; Volbach / Hirmer 1958, Taf. 105, S. 63 f. 4. Fünfteiliges Elfenbein-Diptychon, 2. Hälfte 5. Jh., Mailand, Domschatz. Im Zentrum des rechten Flügels mit neutestamentlichen Szenen befindet sich vor Fensterarchitektur ein Gemmenkreuz auf dem Vierstromberg des Paradieses, geschmückt mit Steinen in Einzelfassung; Volbach / Hirmer 1958, Taf. 101, S. 63. 5. Apsismosaik im Presbyterium von Sant’Apollinare in Classe, Ravenna, um 549. Gezeigt ist der Titelheilige Apollinaris als Hirt seiner Herde, über ihm im Zentrum des Mosaiks vor einer runden Hinmmelsdarstellung ein großes Gemmenkreuz; Volbach / Hirmer 1958, Taf. 173, S. 77. 6. Silberteller, gefunden in Berezoff (Gegend von Poltawa), Sibirien, 6. Jh., Leningrad, Eremitage. Zwei Engel stehen auf dem Vierstromberg, zwischen ihnen ein großes Gemmenkreuz mit verschiedenförmigen Steinen und Rundstein im Schnittpunkt; Volbach / Hirmer 1958, Taf. 245, S. 91. 7. Apsismosaik in der Kapelle SS Primo e Feliciano, S. Stefano Rotondo, Rom, vor 649. Zwischen den beiden Märtyrern steht bildbeherrschend ein großes Kreuz, besetzt mit Gemmen in unterschiedlichen Formen; Verzone 1967, S. 128 Fig. 52. Beck / Hauck 2002, S. 81; Lamm u. a. 2000, S. 80 [Beitrag Pesch] sowie exemplarisch zu Gudme Hauck 1994,1. Die hier vorgelegte Deutung muss die von Pesch 2002,1, S. 48 f. nicht ausschließen: „Zunächst sind die ikonographischen Vorlagen der Kreuzattribute zwar ursprünglich als christlich zu deuten, doch handelt es sich dabei weniger um religiöse Symbole als vielmehr um Macht- und Heilszeichen des spätrömischen Imperiums, da sie in Verbindung mit den Kaiserbildern verbreitet wurden. Als Machtzeichen wurden sie in der Germania verstanden und kopiert.“ Denn auch die Kaiserbilder hatten religiöse Konnotationen.
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Ende begegnen Kreuze auf skandinavischem Fundmaterial in größerer Zahl erst wieder mit dem Auftauchen der Missionare.51 Damit erhebt sich die Frage nach der ikonologischen Absicht der Verwendung des Kreuzes auf Söderby-D. Sie erschließt sich durch die vier Tierköpfe in Seitenansicht, die sich in diagonaler Stellung in den Winkeln des Kreuzes befinden. Hufförmiger Kopfumriss, kleiner Augenpunkt, eingedrehte Lippen und vor allem der klaffende Schlund weisen sie als Dämonenköpfe aus.52 Die von dem aufgerissenen Maul ausgehende Bedrohung wird auch dadurch noch unterstrichen, dass das Untier ohne Körper abgebildet und so der Kopf besonders betont wird. Da in der Brakteatenikonographie die Winzigkeit der Bilder allen Elementen Sinn zuordnet, kann das Kreuz nicht die Funktion der Raumaufteilung haben. So bleibt als wahrscheinlichste Deutung, dass in der Brakteatenversion von Söderby das Kreuz „als Machtzeichen der Todesbezwingung verwendet“ wird,53 nicht zuletzt unterstrichen durch den Gegensatz von dem einen Symbol gegenüber vier angreifenden Dämonen. In Kenntnis der ikonographischen Konvention des Südens scheint die uppländische Machtelite demnach eine christliche Heilsaussage in polytheistischer Anverwandlung der eigenen religiösen Vorstellung dienstbar gemacht zu haben. Nur so ist vorstellbar, wie „die ‘Crux gemmata’ als erfolgreiches Symbol der Dämonenabwehr auf D-Brakteaten erscheinen“ konnte.54 In der Söderby-Version übernimmt das Kreuz die Funktion, die Odin auf dem Drei-Götter-Brakteaten IK 39 Dänemark (X)-B innehat, der dort auf einen abgeschlagenen Untierkopf tritt und so als Dämonenbezwinger gerühmt wird, eine häufiger vorkommende Variante.55 Nach den schon erwähnten Bildchiffren auf IK 51,1 Fakse-B aus Seeland56 und IK 391 Gudme II-B aus Fünen57 konkurrierten die uppländischen und südskandina51
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Vgl. Behr 2003 sowie generell zur Kurzlebigkeit bestimmter Bild-‘Geschichten’ Wicker 2003. Zur Chronologie Axboe 2004,1, S. 273 ff.; zum späteren Auftauchen von Kreuzen Staecker 1999,2, S. 82 ff. und zur Mission v. Padberg 2006, S. 113 ff. In diese Kategorie gehören auch die zahlreichen mit Kreuz versehenen Runensteine, namentlich die uppländischen, bei denen auf 64% der 1200 Steine ein Kreuz erscheint; vgl. Düwel 2008,1, S. 142 ff.; ferner Sawyer 2003, S. 124 ff. Sie gehören zu der Klaffmaul-Variante der Untiere auf D-Brakteaten; IK 3,1, S. 25 f., 39 ff., 47 ff., 63. Die Deutung der Köpfe als Darstellungen der Tiere des Paradieses, wie sie Wamers 2004, S. 53 vorschlägt, erscheint eher unwahrscheinlich. Lamm u. a. 2000, S. 32 [Beitrag Hauck]; vgl. Heizmann 2007, S. 32. Lamm u. a. 2000, S. 33 [Beitrag Hauck]; Arrhenius 1986, S. 146. Lamm u. a. 2000, S. 34 ff. [Beitrag Hauck]. Lamm u. a. 2000, S. 47 f. mit Fig. 10f. [Beitrag Hauck]; Beck / Hauck 2002, S. 81. Lamm u. a. 2000, S. 56 Fig. 11, S. 58 [Beitrag Hauck]; Beck / Hauck 2002, S. 81.
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vischen Oberschichten bewusst mit der christlichen Religion der Herrscher des Südens. Indem sie sich deren Symbolen bemächtigten, unterstrichen sie damit umso mehr ihre religiöse Eigenständigkeit.58 In diesem Zusammenhang sind schließlich einige Anhänger zu erwähnen, die als durchbrochene Ringkreuze geformt sind. Neben Einzelfunden begegnen sie in Fundvergesellschaftung mit Brakteaten, und zwar das Ringkreuzpaar aus IK 335 Simonnes, ein Exemplar aus IK 238 Ejby und zwei aus IK 595 Fuglsang/Sorte Muld II sowie ein vergleichbares Stück aus IK 394 Slipshavn.59 Da es sich bei dieser sehr begrenzten Gruppe um reine Kreuzsymbole handelt, könnte die Vermutung aufkommen, es handele sich um frühe Zeugnisse gelungener Einzelmission. Zwar ist dergleichen nicht vollkommen auszuschließen,60 die Tatsache jedoch, dass sich diese Ringkreuze in Horten mit Brakteaten finden, ordnet sie den SöderbyBrakteaten zu. In Kenntnis der religiösen Bedeutung des christlichen Kreuzes dürften daher auch sie als Amulette zur Dämonenabwehr getragen worden sein.61 Die Fernbeziehungen der Oberschicht des Nordens zum Süden einschließlich der Symbolübernahme belegen sie allemal. Darüber hinaus gibt es einige singuläre Fundstücke, bei denen es bislang fraglich ist, ob sie in den paganen Sinnhorizont integriert oder nur kopiert worden sind. Dazu gehört ein „buchförmiger Anhänger, der sicher die
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Vgl. Lamm u. a. 2000, S. 80 [Beitrag Pesch]; Hauck 2001,2, S. 290 f. und generell Stevenson 1981–82, S. 1–27. IK 335, 336, 508, 509 Simonnes, Kirchspiel Heddal, Telemark, mit fünf A-, Cund D-Brakteaten; IK 238 Ejby, Ramsø hd., Seeland, mit einem C-Brakteaten; IK 595–596 Fuglsang/Sorte Muld II, Ibsker sn., Bornholm, in einer zusammengerollten Silberplatte u.a. fünf C-Brakteaten, im gleichen Gebiet später noch weitere B- und C-Brakteaten; IK 394–396 Slipshavn, Nyborg sn., Svendborg a., Fünen, vier Brakteatenfragmente, davon je eines vom B- und C-Typus. Zusammenstellung dieser und der Einzelfunde bei Lamm 1987 und Lamm / Axboe 1989, S. 453–477, S. 463 ff. mit Taf. XXVII Abb. 48. Den Sorte Muld-Fund stellt vor Axboe 2002, S. 295–303; IK 595 in Beck / Hauck 2002, S. 90 ff. Erä-Esko 1965, S. 112 meinte aufgrund seiner Analyse des Tierstils I vermuten zu können, christliche Missionare hätten schon im 6. Jahrhundert Schweden aufgesucht. Aufgrund der Fernkontakte der Eliten wäre es natürlich auch denkbar, worauf mich freundlicherweise Alexandra Pesch brieflich am 8.3.2004 hinwies, dass diese Anhänger von Frauen getragen wurden, die aus schon christianisierten Gebieten in den Norden verheiratet worden sind. Eine weitere Möglichkeit wäre der Geschenkeaustausch zwischen aristokratischen Familien. Das verdeutlicht die Schwierigkeit eindeutiger Zuweisungen. Exemplarisch sei auf die mit einem Kreuz signierten Amulettkapseln des 7. Jahrhunderts verwiesen, die Werner 1950 als christlich ansah, während Schellhas 1994 dies nicht für sicher hält.
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Heilige Schrift symbolisiert“, aus Bohuslän.62 Codices gab es zu jener Zeit im Norden noch nicht, und so kann nur vermutet werden, dass er von jemandem gefertigt worden ist, dem die verehrende Hochschätzung der Heiligen Schrift bei den Christen bekannt war. Auf ähnliche Weise könnte die Kenntnis von liturgischen Abendmahlsgeräten in den Norden gelangt sein. Denn in einer für den Odinskult genutzten Halle im schonischen Uppåkra wurde ein mit goldenen Preßblechenbändern verzierter Kelch gefunden.63 Und in Sorte Muld auf Bornholm kam im Frühjahr 2001 ein einzigartiger, wohl als Opfergabe anzusehender Schatzfund zutage, ein Kollier aus Goldperlen, Ringkreuzen, Solidi und Brakteaten, die in eine Art Silberröhre gepresst waren. Entrollt stellte diese sich als eine mit Kreisornamenten verzierte flache Scheibe heraus.64 Diese beiden immerhin in völkerwanderungszeitlichen Reichtumszentren gefundenen Stücke erinnern zumindest an Kelch und Patene der Eucharistiefeier. Ob es sich freilich um bewusste pagane Imitationen liturgischer Geräte handelt, die möglicherweise im Kult Verwendung fanden, muss Spekulation bleiben. Ähnliches gilt für den auffallenden Befund der drei Doppelbrakteaten IK 101 Kongsvad Å-A aus Seeland, deren linksläufige Runeninschrift in der ersten und zweiten Rune mit f und o die erste und letzte Rune des Futhark zitiert, während die Runen drei bis sechs als verrätselter bzw. verschlüsselter Balder-Name verstanden werden können.65 Diese Kombination nähert sich an eine ältere christliche Form des SymbolDenkens an. Sie kennzeichnete mit den Buchstaben A und O als Anfang und Ende des griechischen Alphabets ikonographische Christusdarstellungen“.66
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In dem Goldschatz aus Hög Edsten, Kirchspiel Kville, Bohuslän; siehe Lamm / Axboe 1989, S. 465. Dazu gehört ein cloisonnierter Schwertknauf mit kreuzförmigen Zellen, beides abgebildet ebd. Taf. XXVIII Abb. 50a und b. Larsson 2001,1, S. 679 f. mit Farbaufnahme, ausführlicher Hårdh 2004; Hårdh 2006; vgl. Zimmermann 2006, S. 127. Das südschwedische Zentrum zeichnet sich durch eine ganz ungewöhnliche Funddichte aus; siehe Larsson / Hårdh 1998; Hauck 2002, S. 86 ff.; Hårdh 2002,1, S. 123 ff.; Uppåkra-Studier 1998 ff.; weitere Literatur bei Beck / Hauck 2002, S. 84 Anm. 93. Axboe 2002, S. 296; vgl. v. Padberg 2003,1, S. 255, 297 f. Interessanterweise gehören zu diesem Fund auch zwei Ringkreuze, siehe oben bei Anm. 59. Die folgende Deutung wurde zuerst von Hauck 2002, S. 86 ff. vorgetragen. Krause / Jankuhn 1966, S. 258; Beck / Hauck 2002, S. 82, 91; Heizmann 2005, S. 470; Pesch 2007,1, S. 346; Haid 2007, S. 857; Düwel 2008,1, S. 53. Das runische Sachwort salu, Opfer, hier verrätselt in slau, als iterative Bezeichnung Balders ermöglicht die Identifizierung des jungen Gottes. Siehe dazu auch IK 105 Lellinge Kohave-B. Beck / Hauck 2002, S. 79; vgl. Lohmeyer 1950; Staecker 1999,2, S. 43 ff.
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Wie diese Belege auch zu verstehen sein mögen, offensichtlich ist, dass man im Norden bewusst herausragende Elemente der anderen Religion zitierte, um durch diese polytheistische Anlehnung an die christliche Symbolik konkurrenzfähig bleiben zu können. 2.3
Adaption christlicher Heilsvorstellungen im Norden
2.3.1 Auf die Veränderung der Christus-Vorstellung in der Spätantike und seine Stilisierung als Kämpfer und kaisergleicher Herrscher ist schon verwiesen worden. Zu den Ausdrucksformen dieser Triumphalkunst einer ecclesia triumphans gehören Bildzeugnisse, die Christus als Sieger über die Untiere verherrlichen. Das bereits erwähnte Mosaik der erzbischöflichen Kapelle in Ravenna etwa zeigt den kaisergleich gewandeten Christus, der mit seinen Füßen auf den Köpfen von Löwe und Schlange steht. Kreuznimbus, geschultertes Kreuz und das aufgeschlagene Buch in der linken Hand mit der Inschrift Ego sum via, veritas et vita verdeutlichen den Sieg über die Dämonenwelt durch die Auferstehung.67 Gesteigert worden ist diese Bildkonzeption in karolingischer Zeit in dem um 830 vollendeten Stuttgart-Psalter, wo Christus als Kriegsheld, gerüstet mit Helm und Panzer, ebenfalls auf den Untieren steht, darüber hinaus aber noch eine Lanze in den Rachen des sich windenden Reptils stößt.68 Dieses „triumphale Treten auf die Untiere wiederholen nun auch aufgrund einer ganz ähnlichen Entlehnung von Motiven der kaiserzeitlichen Staatskunst in den Norden die Speergott-Darstellungen der Drei-Götter-Brakteaten“.69 In erstaunlicher Variationsbreite finden sich dort auf einer Serie von Belegen Untiere unter oder bei den Füßen des speertragenden Gottes, der damit als Triumphator über die dämonischen Wesen der Todeswelt gerühmt wird.70 Es ergeben sich also Parallelen in der Adaption der spätantiken Triumphalkunst, an die sich sowohl die Christus-Ikonographie im Süden wie auch die des Götterfürsten Odin im Norden anlehnten. Es überrascht nicht, 67
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Volbach / Hirmer 1958, S. 73; Deichmann 1969, Taf. 216 f. und Hauck 1986,3, S. 497 f. mit Taf. L Abb. 116; die Buchinschrift zitiert Io 14,6. Vgl. Bloch 1971, Sp. 115 f. Es handelt sich um eine Illustration von Ps 90 (91),13: Conculcabis leonem et draconem; vgl. Lc 10,19. de Wald 1930, S. 80 zu fol. 107v; Düwel 1986, S. 270; Hauck 1986,3, S. 497 f. mit Taf. XLIV Abb. 104. Hauck 1986,3, S. 498. Zu nennen sind IK 20 Zagórzyn-B, IK 39 Dänemark (X)-B, IK 40 Dänemark-B, IK 51,1 Fakse-B, IK 51,3 Fakse-B; IK 66 Gummerup-B, IK 165 Skovsborg-B und IK 595 Fuglsang/Sorte Muld II-B; dazu Hauck 1986,3 S. 498 ff.; Beck / Hauck 2002, S. 72 ff.
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dass bei diesem Aneignungsprozess die jeweiligen Machteliten eine bestimmende Rolle gespielt haben. Denn wenn gerade die herausragendsten Brakteaten dieses Typs aus Zentralorten wie Gudme auf Fünen und Sorte Muld auf Bornholm stammen, dann konnte ihre Konzeption nicht zufällig sein. Wenn auch im Vergleich mit dem Süden in bescheidenerem Rahmen haben im Norden sakrale Könige mit hegemonialem Anspruch damit deutlich gemacht, dass ihr Hauptgott wie der der Christen Sieger über die Dämonen war. Darüber hinaus wussten sie offenbar ebenso wie die römischen Kaiser diese religiösen Vorstellungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, waren doch hier wie dort die Götterbilder zugleich Zeugnisse einer politischen Theologie, die die überirdischen Potenzen auf ihre irdische Macht zu übertragen wusste.71 2.3.2 Dem göttlichen Sieg über die Dämonen und der damit verbundenen Rettermacht folgt der Glaube an die göttliche Sieghilfe im Kampf. Als archaisches Grundmuster begegnet er in beiden Religionen, so dass nicht unbedingt von einer Entlehnung gesprochen werden muss. So waren die „Völker der antiken Mittelmeerkulturen davon überzeugt, daß Kampf und Krieg zugleich ein irdisches wie ein himmlisches Geschehen darstellten: Die Götter des Landes nehmen am Kampf teil“.72 Diese Überzeugung wurde nach der religionsgeographischen Zweiteilung in unterschiedlicher Weise erhalten, und dabei lässt sich dann doch wieder von bewussten Parallelen sprechen. Im christlichen Horizont finden sich diese Vorstellungen im Echo auf Konstantins Sieg an der Milvischen Brücke und später in zahlreichen Zeugnissen der göttlichen Hilfe etwa durch den Beistand von Heiligen oder die Vermittlung der heiligen Lanze als Himmelswaffe.73 Auf diese Weise, so berichtet Theodoret, habe Kaiser Theodosius in der Schlacht am Frigidus 394 in bedrohlicher Lage den Beistand von Johannes Evangelista und Philippus Apostolus als Helfer und Vorkämpfer erfahren.74 Und Papst Hadrian I. rühmte 774 die Apostelfürsten Petrus und Paulus, die Karl dem Großen eine siegbringende Lanze geschenkt und für ihn gekämpft hätten.75
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Vgl. Hauck 1986,3, S. 502 ff. Speyer 1980 zitiert nach Hauck 1994,2, S. 221 f. Siehe oben Abschnitt 2.1); Fillitz 1954, S. 37 ff., 54 f.; Hauck 1974, S. 304 ff.; Hauck 1981,1, S. 249 ff.; Körntgen 2001. Theodoret 5, 24, 5/9; vgl. Bruns 1998. Liber Pontificalis, Hadrianus c. 43, S. 498, 516; vgl. Classen 1988, S. 15 f., 29 und Hauck 1981,1, S. 243 ff.
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Wohl in der Konkurrenz zum Christentum betonte der Norden in besonderer Weise die Sieghilfe seines Allgottes und seiner himmlischen Gefolgschaft. Das belegen beispielsweise die Götterbilder auf den seegermanischen Kammhelmen aus den aristokratischen Schiffsbestattungen von Sutton Hoo 1 in East Anglia und von Valsgärde 6, 7 und 8 im schwedischen Uppland, mit denen die Sieghilfe der göttlichen Dioskuren verherrlicht wird.76 Diese Not- und Sieghelfer begegnen auch auf Brakteaten, so etwa in der Art der älteren mediterranen Staffelbildnisse als Zwillingsgötter auf IK 47,1 Elmelund-A und IK 47,2 Broholm-A sowie tiergestaltig auf IK 18 Asmundtorp-C und IK 151 Schonen VI-C.77 Die Herrscher, die diese vornehmlich aus Südskandinavien stammenden Amulette und die uppländischen Helmbilder herstellen ließen, übernahmen die Kultpropaganda für die christlichen Apostel und formten sie um zu Zeugnissen der Dioskuren, die als Abgesandte ihres Götterfürsten Odin für sie „die Kriege führten und ihnen Kraft gegen ihre Feinde verliehen“.78 2.3.3 Ähnliche Parallelitäten bestehen bei der Rühmung Christi als medicus salvator und Odins als göttlichem Arzt. Die Christus medicus-Vorstellung entstand in der frühen Kirche in der Auseinandersetzung zwischen dem Soter Asklepios und dem Heiland Christus und griff neben den neutestamentlichen Heilungswundern vor allem das Arztbild des Alten Testamentes mit der die Souveränität Gottes betonenden Selbstaussage Ego enim Dominus sanator tuus auf.79 Unter Hinzunahme des Arztvergleiches der kynischstoischen Philosophie hatte Philo von Alexandrien dieses Vorstellungskonzept der Theologie vermittelt.80 Als dann die Soteriologie zum beherrschenden Thema der frühkirchlichen Theologie wurde und das Erlösungswerk Christi konkretisiert werden sollte, rückte der Vergleich „Christus als Erlöser ist Christus der Arzt“ in den Mittelpunkt.81 Heil war in der Perspektive der Ewigkeit weiterhin zuvörderst Rettung von Sünden, das prä76 77 78 79
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Mit Diskussion der Literatur ausführlich diskutiert von Hauck 1981,1; 1983,1; 1994,2, so dass sich hier weitere Hinweise erübrigen. Eingehender Hauck 1983,2, S. 437 ff.; Hauck 1994,2, S. 208 ff. Adam von Bremen IV 26, S. 470 Z. 7–9: Alter Wodan, id est furor, bella gerit hominique ministrat virtutem contra inimicos. Ex 15,26; dazu Fichtner 1982, S. 12; zur Asklepios-Auseinandersetzung Rengstorf 1953 und Schadewaldt 1967; zu den neutestamentlichen Perspektiven Steidle 1964–65; Schipperges 1965, S. 12–20; und Hauck 1980,1, S. 22 ff. Philo, S. 231, nach Fichtner 1982, S. 12. Fichtner 1982, S. 7 und 6 ff.; vgl. Eijkenboom 1960; Grabner 1972; Mathews 1993; ferner v. Padberg 1995,1, S. 273 ff.
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sentische Wirken Jesu Christi zeigte sich aber auch im irdischen Heilen. Die kirchliche Kunst hat das aufgegriffen und in gesteigerte Heilungsszenen umgesetzt, bei denen etwa „die Heilkraft verströmende Handerhebung als besonders charakteristisch für den medicus salvator Christus“ wurde.82 Diese Konzeption findet sich auch auf den goldenen Amuletten des polytheistischen Nordens, wo auf analogen Heilungsbildern neben der Handgebärde tiergestaltige Heilgehilfen des Götterarztes betont werden.83 Die Arztfunktion findet sich demnach in Aufnahme der Konventionen der Äskulap-Religion sowohl bei Christus und den Heiligen wie auch bei dem Götterfürsten des Nordens. Dabei blieb der Archetyp des geglaubten Heilerfolgs unverändert, gleichsam ausgetauscht wurden nur die Gottheiten. „Die schützende und helfende Macht des Gottes ist im Norden mit dem goldenen Amulettbild einer Kleinkunstform dienstbar gemacht. Die bildliche Wiedergabe der primordialen Taten des Gottes verheißt dem Träger oder der Trägerin des Amuletts Unversehrtheit und Wohlbefinden“.84 Es muss offen bleiben, ob es sich bei dieser Parallelität um ein idealtypisches Echo auf archaische sozialgeschichtliche Phänomene oder um bewusste Übernahmen aus Gründen der religiösen Konkurrenz handelt. Wie dem auch sei, einen göttlichen Arzt hatten römisches Christentum und germanischer Polytheismus gleichermaßen vorzuweisen. 2.3.4 Die Vorstellung des Heilung schenkenden Gottes war auch für den Norden so attraktiv, dass das erfolgreichste Motiv der C-Brakteaten sich in verschiedenen Varianten auf die Heilung eines verletzten Vierbeiners konzentrierte, eine ikonologische Konzeption, die als die Heilung von Balders Fohlen als mythischem Wesen durch Odin identifiziert werden konnte. In bemerkenswerter Vielfalt wird das Tier mit Krankheitssymptomen vor allem durch die differenzierte Haltung der Beine gezeigt, werden die Heilungsaktivitäten des Gottes durch Einwirkung auf Ohr oder Nacken des Tieres sowie seine Handgebärden oder der Fußtritt herausgestellt, tiergestaltige Helfer einbezogen und schließlich auch die Vollendung der Heilung betont.85 82 83 84 85
Hauck 1980,1, S. 26, verdeutlicht mit dem Murano-Diptychon, Museo nazionale Ravenna, S. 58 Abb. 4 und Volbach / Hirmer 1958, S. 35, 88 Nr. 223. Die zahlreichen Varianten der Handhaltung, der Handauflegung und der Heilungsformeln sind zusammengestellt bei Hauck 1980,1, S. 51 ff. Fig. 1–4. Hauck 1980,1, S. 39; vgl. auch Hauck 1977,2 und 1977,3. Zusammengestellt bei Hauck 1977,2, S. 483 ff. Zur Situation in Britannien vgl. Hines 1997,2 sowie grundsätzlich Heizmann 2001; Heizmann 2007.
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Als herausragendes Beispiel für die ikonographische Dichte dieses Bildkonzepts sei IK 58 Fünen-C angeführt. Dort erscheint Odin in aufgegliederter Gestalt mit herrscherlichem Haupt und Rumpf im Rabengeleit über Balders Fohlen. Die Heilungsaktivität wird gleich doppelt akzentuiert, erstens durch die göttliche Hand auf dem Hals des Tieres und zweitens durch den Tritt des Fußes gegen den Tierhuf, besonders hervorgehoben durch die Ausgliederung dieser Extremitäten des Gottes.86 Auf IK 163 Skonager (III)-C wird das verletzte Fohlen Balders ebenfalls durch einen Tritt des ausgegliederten göttlichen Beins mit Fuß an den Tierhuf geheilt. Das Besondere an diesem Formular ist der Umstand, dass Odin nicht nur im Rabengeleit, sondern auch mit dem Kriegsgottattribut der Wurflanze gezeigt wird.87 Das ist umso wichtiger, als der Brakteatenmeister in Konkurrenz mit dem Christentum gerade durch diese Kombination zeigen wollte, dass der Götterfürst eben nicht nur im Kampf zu helfen, sondern vor allem zu heilen wusste. Wohl auch deswegen ist dieses Motiv zu einem der erfolgreichsten im Norden geworden.88 Darüber hinaus verstärkt auf dem Skonager-Brakteat die Runeninschrift das Bildprogramm. Denn unter dem göttlichen Fuß findet sich wohl die magische Formel laþu in der verkürzten Form lþu als „Dank-Anruf an Odin, den göttlichen Arzt“. Überdies ist das Fohlen mit den Runen niuwila unter seinem Kopf als das durch Heilung ‘Erneuerte’ benannt. Zwar ist im Brakteatencorpus vermutlich aus Tabugründen kein Göttername im engeren Sinn bezeugt, wohl aber EreignisBenennungen, die mit der Bildersprache korrespondieren.89 Von solchen Kombinationen wusste noch Snorri Sturluson, wenn er in Gylfaginning schildert, dass atburðir-Namen, eben Ereignisnamen, mit mythischen frásagnir, Geschichten, überliefert worden sind, wodurch sich in den Namen sozusagen die Göttergeschichten verdichten.90 Und genau diese Geschichten ‘erzählen’ die Brakteaten, aufgrund der Kleinheit zu Stichworten verkürzt. Ein weiterer, auf den ersten Blick ferner liegender Aspekt ist in diesem Zusammenhang noch zu erwähnen, der sich auf die Auseinandersetzung zwischen jüdischer und christlicher Religion auf stadtrömischem Boden bezieht. Die Actus Silvestri, deren älteste Fassung sich bis in das 4. Jahr86 87 88 89 90
Hauck 1977,2, S. 493 f.; Hauck 2001,3, S. 111 Fig. 6a; Hauck 2002, S. 82 ff.; vgl. auch IK 300 Maglemose-C. Hauck 1977,2, S. 497 und Hauck 2001,3, S. 110 Fig. 6. IK 1,1, 1985, S. 110 ff. Vgl. Pesch 2007,1, S. 42. Beck in Hauck 2001,3, S. 114 ff.; Beck / Hauck 2002, S. 52; Heizmann 2005, S. 472; Düwel 2008,1, S. 54. Zitat Hauck 2001,3, S. 110 Legende zu Fig. 6. Snorri Sturluson, S. 286 f.; vgl. Hauck 2001,3, S. 111 f.; Beck 2001.
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hundert zurückverfolgen lässt, berichten von einer von Kaiser Konstantin dem Großen einberufenen Disputation, die in seiner Anwesenheit am 15. März 315 in der Lateranbasilika stattgefunden haben soll. In ihr habe Papst Silvester nach dem Vorbild des römischen Kognitionsverfahrens „als theologischer und thaumaturgischer Protagonist der christlichen Religion zwölf Rabbinen als Repräsentanten der konkurrierenden jüdischen Religion“ besiegt.91 Entscheidend in diesem Zweikampf ist der Umstand, dass der Streit nicht mit Argumenten entschieden werden konnte. Denn als der zwölfte Jude zum Beweis der Macht seines Gottes einen schnell herbeigeholten wilden Stier tötete, vermochte Silvester dieses Wunder noch zu überbieten, indem er im Namen Jesu diesen Stier wieder zum Leben erweckte.92 Der Vorrang des Christengottes lag eben in seiner lebensspendenden Heilkraft. In vergleichbarer historischer Situation konzentrierte sich die herrscherliche Oberschicht im Norden mit ihren religiösen Ereignisbildern darauf, das im Süden so erfolgreiche Heilungsthema als ihr eigenes zu präsentieren. Diese Entwicklung, zumal in der Kombination von Bildchiffren und Runen, spiegelt durchaus „einen geistigen Aufbruch mit Elementen der Konkurrenz zu dem in Europa immer weiter verbreiteten Christentum“.93 2.3.5 Diese Konstellation der durch epochale Herausforderung gesteigerten Konzentration auf die Heil- und Rettungsfunktion des Götterfürsten findet sich verdichtet auch in der so genannten Nordversion des Jonasmotivs. Bildliche Umsetzungen der Geschichte des alttestamentlichen Propheten Jona gehören zu den ältesten und bevorzugten Themen der frühchristlichen Sepulkralkunst, die frühesten Szenen überliefert die Katakombenmalerei. In der Regel wird ein dreigliedriger Zyklus dargestellt mit Meerwurf in den Rachen des der römischen Kunst geläufigen Ketos, Ausspeiung und Ruhe in der Kürbislaube.94 Der dreitägige Aufenthalt im Leib des Seedrachens wird von Jesus selbst prophetisch mit seinem ebenso langen Aufenthalt im Grab verglichen.95 Der entscheidende Aspekt bei den christlichen Jonas91 92 93 94 95
Pohlkamp 1995, Sp. 1907; vgl. v. Padberg 2003,2, S. 516 f. Pohlkamp 1984, S. 360 f.; zur Textgestalt Pohlkamp 1992, S. 160 ff. Hauck 2001,3, S. 119. Vgl. Paul 1970; Speigl 1978; Sichtermann 1983; Kitzinger 1984, S. 39 ff.; Raspe 1996. Mt 12,39 f., wo von dem signum Ionae prophetae und dessen Aufenthalt in ventre ceti die Rede ist. Die Jonasgeschichte Ion 2,1–11 spricht V. 1 von piscis grandis, in ventre piscis und in V. 3 von de ventre inferi; vgl. Hässler u. a. 1997, S. 139 f. [Beitrag Hauck].
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bildern „ist die Botschaft von Rettung und Schutz durch göttliches Eingreifen“.96 Ein Beispiel für die Darstellung der biblischen Jonasüberlieferung ist das monumentale Fußbodenmosaik in der Bischofskirche des wohl 319 verstorbenen Theodorus von Aquileia. Das erste der drei Bilder des Ensembles zeigt ein Schiff mit drei Seeleuten in dem Moment, da einer von ihnen Jonas über Bord hält und er von einem riesigen Ungeheuer mit fischartigem, vor dem Schwanz eingerolltem Körper verschlungen wird.97 Die christliche Kunst zeigt anstelle des großen Fisches meist ein Ketos. Dieses die Todeswelt repräsentierende Verschlingungsungeheuer entspricht dem Seemonstrum der griechischen Mythologie mit „wolfsähnlichem Kopf und mit geringeltem Drachenleib“, das sich wiederum mit dem bei Jesaja erwähnten Leviathan vergleichen lässt, der ‘gewundenen Schlange, die im Meer ist’.98 Gott hat aus diesem dämonischen Wesen Jonas ebenso errettet wie er Christus aus dem Grab auferstehen ließ. In einer den Möglichkeiten der Kleinkunst der Brakteaten angepassten Version begegnet dieses Bildkonzept im Norden auf den formularverwandten Exemplaren aus IK 104 Lau Backar-B auf Gotland sowie IK 176 Söderby-B und IK 195 Ulvsunda-B, jeweils aus Uppland. Sie zeigen am Bildrand ein als besiegt charakterisiertes dämonisches Mischwesen mit weit aufgerissenem Maul und einer reptilienhaften Einrollung vor der Schwanzpartie, die es eindeutig als Nachfolgeform des Jonas-Ketos erkennen lassen.99 Die zahlreichen Details dieser Amulette ermöglichen es, die das Bildfeld beherrschende Gestalt in ekstatischer Bewegung als Odin zu identifizieren. In Verbindung etwa mit IK 166 Skrydstrup-B, IK 278 Hohenmemmingen-B und IK 574 Issendorf-B lassen sich so ‘Geschichten erzählen’ von den verschiedenen Phasen der Regenerationsfähigkeit des Götterfürsten, die von seiner Verschlingung über die Bezwingung des dämonischen Wesens der Todeswelt bis zu seinem Wiedererscheinen im
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Kitzinger 1984, S. 41. Ihm folgen die Ausspeiung des Propheten und die Szene in der Kürbislaube; abgebildet bei Gnirs 1915, S. 145 ff. Fig. 108 Taf. VIII–XX; Brusin / Zovatto 1957, S. 105 ff. Fig. 47 f.; Grabar 1967, S. 9, 14 f., 22, 63 f.; Hauck 1976, Taf. VIII. Sichtermann 1983, S. 243. Jes 27,1: ... super Leviathan, serpentem tortuosum, et occidit cetum qui in mari est. Vgl. Meier 1997, S. 388, 404 Anm. 72; Lamm u. a. 2000, S. 26 [Beitrag Hauck]. Zunächst zu IK 195 Hauck 1976, S. 95ff. mit Tav. IX, dann im Zusammenhang mit der Analyse von IK 574 Issendorf-B ausführlich Hässler u. a. 1997, S. 134 ff. [Beitrag Hauck] und jetzt nach neuestem Forschungsstand Lamm u. a. 2000, S. 24 ff. [Beitrag Hauck], 76 ff. [Beitrag Pesch].
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Rabengeleit auf der neuen Erde reichen.100 Entscheidend für die hier diskutierte Problematik ist, dass die Auftraggeber dieser Brakteaten die auf Christus gemünzte Jonastradition des Südens für ihre Zwecke „in der Verbindung von dem bezwungenen Verschlingungsdämonen mit der Bildchiffre von Odins Wiederkehr“ variierten.101 Dieses in unterschiedlichen Versionen ikonographischer Äquivalente vorliegende Formular greift demnach in der religiösen Konkurrenz wiederum christliche Heilsvorstellungen auf. Ebenso wie durch die Anpassung der Crux gemmata auf IK 522 Söderby-D wollte die Oberschicht des Nordens damit verdeutlichen, dass sie in den ‘Geschichten’ von der Regeneration und Wiederkehr Odins über ein dem Christentum vergleichbares Zeichen des den Tod überwindenden Göttertriumphes verfügte.102 2.3.6 Die Konzentration auf diese Thematik hat offenbar umso mehr an Intensität zugenommen, je deutlicher sich das Christentum im fränkischen Großreich der Merowinger etablierte. Das bezeugen in der Spätphase der Brakteatenproduktion jene Serien von D-Brakteaten, die in verschiedenen Formularen auf drastisch-dramatische Weise den Sieg des Götterfürsten über das dämonische Ungeheuer abbilden. „Odin als Dämonenbezwinger und ‘All-Kämpfer’“ wird dabei nur in Kürzeln meist des Fußes wiedergegeben, während das gewundene Untier das Bildfeld beherrscht.103 Exemplarisch verdeutlichen diese erfolgreiche Konzeption IK 510,1 Skodborghus-D und IK 513 Skovsborg-D. Zu dem westjütischen Hortfund Skovsborg gehören insgesamt sechs D-Brakteaten, die allesamt das bezwungene Untier in verschiedenen Versionen zeigen.104 In Verbindung mit den drei 100
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Zur späteren, das Verständnis von IK 176 fördernden Schriftüberlieferung Lindow 1997, S. 174; Lamm u. a. 2000, S. 27 f. [Beitrag Hauck]; ferner North 2003 und Heizmann 2007, S. 36 ff. Lamm u. a. 2000, S. 32 [Beitrag Hauck]. Vgl. Hauck 1977,1, S. 180f. Andererseits stellen die Drei-Götter-Brakteaten auch die Opferthematik dar, die sich mit der frühen Götter-Thing-Überlieferung verbinden lässt. Im heiligen Zentrum „sollte in der visionären Schau des mythischen Geschehens einer archaischen Religion mit Menschenopfern Lokis Wurf mit dem Opfer-Speer als zauberischem Geschoß Balder töten“; Beck / Hauck 2002, S. 85 mit Anm. 100. Das verdeutlicht die Diskrepanz zwischen den Ritualen der beiden Religionen, die trotz aller Annäherungen natürlich bestehen blieb. Lamm u. a. 2000, S. 55 [Beitrag Hauck]. Zur Problematik des Allkämpfer-Namens Düwel 2005,2, S. 20 f. IK 3,1, 1989, Nr. 400,4 und 513–516, hinzu kommen zwei modelgleiche BBrakteaten IK 165. Das Fundensemble ist abgebildet bei Lamm u. a. 2000, S. 43 Fig. 10a [Beitrag Hauck].
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modelgleichen Exemplaren IK 510,1 Skodborghus-D aus einem südostjütischen Hort105 zeigt schon die Anzahl der Stücke die Bedeutung dieser religiösen Aussage. IK 510,1 Skodborghus-D präsentiert das häufig begegnende Mischwesen mit Raubvogelkopf und reptilienhaftem Bandleib, der mit seinen Extremitäten so in sich verdreht ist, dass das Untier bewegungsunfähig erscheint. Im Zentrum und damit Aufmerksamkeit auf sich lenkend befindet sich ein menschlicher Fuß, der als Attacke Odins zur Vernichtung des Dämons identifizierbar ist.106 Während hier die Anfangsphase des Angriffs tradiert wird, zeigt der detailreichere Brakteat IK 513 SkovsborgD die endgültige Vernichtung des Untiers und verherrlicht somit den Sieg des Gottes. Denn nicht nur sind Leib und Extremitäten völlig deformiert, sondern vor allem ist der Kopf des Dämons durch einen Mistelzweig vom Rumpf getrennt.107 Darüber hinaus gewinnt der Bezwinger Odin durch zwei unter und vor dem Raubvogelkopf eingefügte Kreuze gleichsam Unterstützung, haben sie doch hier wie auf IK 522 Söderby-D Unheil abwehrende Kraft.108 Die ‘Geschichten’ vom Sieg Odins haben noch weitere Varianten und waren den Amulett-Trägern insgesamt so vertraut, dass in schlichteren Formularen die Wiedergabe der bezwungenen Tiere auch ohne ein Kürzel des Gottes unmittelbar verständlich blieb. Deshalb konnte dieses Grundmuster der D-Brakteaten mit seinen formularverwandten Varianten überaus erfolgreich werden.109 Denn auch in der polytheistischen Gesellschaft des Nordens hatten die Menschen das Bedürfnis, sich mit Hilfe ihrer Religion der Bezwingbarkeit des Todes zu versichern. Genau das aber war eine der herausstechendsten Aussagen des Christentums. Um diesem gegenüber bestehen zu können, war es gewissermaßen unumgänglich, ein entsprechendes Angebot bereitzustellen. Parallelen sind dabei durchaus erkennbar, so etwa in der Darstellung des Drachens mit gewundenem Leib und dem siegreichen Fußtritt Christi auf die Schlange.110 Erneut bestätigt sich somit, dass der Norden Kenntnis von der christlichen Überlieferung hatte und darauf zu antworten wusste. Gerade die auf den DBrakteaten abgebildete Vernichtung der dämonischen Repräsentanten der 105
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IK 3,1, 1989, Nr. 510,1, hinzu kommt ein modelgleiches Exemplar aus VesterNebel, IK 510,2. Zu dem Hort gehört noch ein B-Brakteat, IK 161. Das Fundensemble ist abgebildet bei Lamm u. a. 2000, S. 36 Fig. 9 [Beitrag Hauck]. Eingehende Analyse bei Lamm u. a. 2000, S. 34–41 [Beitrag Hauck]. Ausführlicher beschrieben bei Lamm u. a. 2000, S. 53–57 [Beitrag Hauck]. Beachtenswert ist, dass der Hort aus der Kultregion Vium ‘Heiligtumsheim’ stammt, vgl. ebd. S. 29 Fig. 8a und Müller-Wille 1999,1, S. 72 Abb. 86,2. Vgl. Behr 1991, S. 127. Vgl. die Übersicht in IK 3,1, 1989, S. 39, 42 ff. sowie Hauck 1986,2, S. 266 f. Belege dazu bei Meier 1997, S. 359 ff. und Schneemelcher 1980, S. 385.
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Todeswelt macht das Wissen um die im Christentum so bedeutsame Urfeindschaft zwischen Mensch und Schlange nach Gen 3,15 erwägbar. Jedenfalls bestand Bedarf nach einem Gegensymbol, das „dem Zeichen des christlichen Heilandstodes und Heilandstriumphes gleichrangig war“.111 2.4 Polytheistische Religion und Machteliten Das Zusammengehen von Staat und Kirche im römischen Reich seit der Hinwendung Konstantin des Großen zum Christentum führte vom 4. Jahrhundert an zu einer immer enger werdenden Symbiose der Mächte. In einem fortschreitenden Prozess wechselseitiger Aneignung übernahm die Kirche als Institution die Formen herrscherlicher Repräsentanz und der Kaiser rückte gleichsam in den Status eines Bischofs außerhalb der Kirche auf.112 Eine vergleichbare Verbindung ist auch im völkerwanderungszeitlichen Norden zu beobachten. Gewiss handelt es sich hierbei nicht um bewusste Adaptionen, sondern eher um Strukturverwandtschaften, die der archaischen Vorstellung einer förderlichen Gemeinschaft von irdischen und himmlischen Mächten entstammt. In der Konkurrenz der Religionen führten sie immerhin dazu, dass sich die Herrscher des Nordens auf gleicher Stufe sehen konnten wie jene des Südens. Deutlich erkennbar ist bei den Seegermanen eine zunehmende Differenzierung der Gesellschaft mit der Bildung von Oberschichten.113 Ihre materiellen Reichtümer konzentrierten sich auf wenige Zentralortregionen, von denen weitreichende Fernkontakte und Handelsbeziehungen ausgingen.114 111
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Hauck 1977,1, S. 180. Im Zusammenhang mit wikingerzeitlichen Beispielen spricht Hauck 1981,2, S. 223 ff. von der Absicht, „das eigene Götterbild der damaligen Gegenwart anzupassen und ein im lateinischen Westen neu aufgekommenes Christusbild zu überbieten, das die Lebenskraft des Gekreuzigten mit dem Blutstrom aus der Seitenwunde verherrlichte“ (S. 224). Verglichen werden Christus in der Te-igitur-Initiale aus dem vermutlich im Kloster Heiligkreuz bei Meaux geschriebenen Sakramentar von Gellone, ebd. S. 224 f. mit Taf. VIII Abb. 12, und das nordnorwegische Schalenfibelpaar aus dem Frauengrab von Østnes, Kirchspiel Bjarkøy, ebd. mit Taf. IXf. Abb. 13a–c. Vgl. ferner Nordberg 2003. Eusebius IV 24; dazu Straub 1976 und Dassmann 1996, S. 51 ff. Vgl. Hedeager 1992 sowie die Sammelbände Fabech / Ringtved (Hgg.) 1991; Dickinson / Griffiths (Hgg.) 1999 und Arrhenius (Hg.) 2001, außerdem weiterführend durch die Analyse der Formularfamilien der Brakteaten Pesch 2007,1, S. 384 ff. Jennbert u.a. (Hgg.) 2002; Larsson / Hårdh (Hgg.) 1998; Larsson / Hårdh (Hgg.) 2002; v. Padberg u.a. 2004, S. 294 ff. [Beitrag Pesch] sowie den Beitrag von Alexandra Pesch in diesem Bande.
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In diesen Reichtumszentren, oftmals hervorgehoben durch Großgebäude wie Hallen,115 waren auch spezialisierte Handwerker angesiedelt, die Edelmetall zu verarbeiten wussten.116 Nachweisbar ist ferner die sakrale Funktion solcher Zentralorte. Zu ihnen gehörten für den kultischen Vollzug geeignete Gebäude, was wiederum die Existenz von Kultspezialisten für die Pflege und Durchführung religiöser Rituale voraussetzt.117 Interdisziplinäre Forschungsergebnisse lassen dementsprechende Sakrallandschaften vermuten, und mit Sicherheit kann angenommen werden, dass der öffentliche Kult sich in den Zentralorten vollzog, die von einer Oberschicht beherrscht wurden.118 Daraus ergibt sich schließlich eine enge Verbindung von Herrschaft und Kult. Sind auch Herkunft, Zusammensetzung und Zuständigkeitsbereich dieser Eliten kaum erkennbar, so dürften sie doch Funktionen im Kult gehabt haben.119 Anders als im zunächst auf den persönlichen Glauben konzentrierten Christentum war der nordgermanische Polytheismus in dieser Hinsicht nicht absolut, aber weitaus stärker auf den Kultvollzug konzentriert.120 Dort wurde das religiöse Traditionswissen bewahrt und weitergegeben, die Versammlungen stifteten Gemeinschaft und Identität. Zuständig für die Beziehungen zu den Göttern waren im Verein mit den Priestern die Repräsentanten der Oberschicht.121 Zu den sakralen Elementen ihrer Herrschaft ist auch die Vermittlung von Götterbildern zu rechnen. Denn die Bildkonzeptionen der Goldbrakteaten gaben ihnen die Möglichkeit, sie als mythisch überhöhte Darstellungen ihrer eigenen Machtposition zu funktionalisieren und sie damit für die Legitimität ihrer Herrschaft und den Zusammenhalt der Gesellschaft zu nutzen.122 Parallel zu der Herausbildung von Oberschichten konzentrierte sich daher die Brakteatenproduktion auf die Abbildung des einen Götterfürsten und seiner Potenzen. Dabei nutzen sie ihre Vorherrschaft über die Reichtumszentren auch zur Konzentration 115 116 117 118 119 120 121
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Brink 1996, S. 243 ff.; vgl. Pedersen 2003. Arrhenius 1998; Hedeager 1999,2. Hauck 1992,1, S. 558 ff.; Sundqvist 1999; Sundqvist 2003,1. Hultgård 1993; Kraft 1999; Fabech 1999,1. Ausführlicher v. Padberg u. a. 2004, S. 285 ff. [Beitrag Sundqvist], 298 f. [Beitrag Pesch]. Ljungberg 1940, S. 216. Vgl. Hauck 1980,2, S. 608 f.; Steinsland 1992, S. 748 f.; v. Padberg 1995,2, S. 249–278, S. 251 f.; Sundqvist 1996; Sundqvist 2002, S. 176 ff.; Sundqvist 2003,2, S. 119 ff. Hauck 1987,2, S. 162; Hedeager 1999,2, S. 151; Pesch 2002,1, S. 41; v. Padberg u. a. 2004, S. 298 f. [Beitrag Pesch] sowie in anderen Zusammenhängen Nordberg 2003, S. 283 ff. und Sundqvist 2004,1, S. 163 ff.
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auf die Verehrung ihrer Königsgottheit. Diese Zusammenhänge zeigen sich etwa in der südskandinavischen Verbreitung der Brakteaten.123 Denn ihre Motive verherrlichen vor allen anderen Göttern nicht zufällig in der Kaiserbildnachfolge eine polytheistische Königsgottheit. Mit den von ihr erhaltenen Bildern als darstellerischen Aufzeichnungen verlorener Texte gewinnen wir seit der Spätantike deutlichere Vorstellungen vom Zusammenspiel von Herrschern und Priestern als zentraler Traditionsinstanz einer Gedächtniskultur in ihren weitreichenden Austauschbeziehungen.124
Eine Auswirkung dieser Vorstellungswelt könnte es sein, dass die neuen angelsächsischen Königsgeschlechter sich auf Woden als göttlichen Spitzenahn beriefen.125 Die damit angedeutete Entwicklung lässt zumindest zwei Vermutungen zu. Als Folge der Konfrontation der Religionen zeigt sich erstens bei der Verehrung der Götter im Norden eine zunehmende Tendenz zum Henotheismus oder zur Monolatrie, der im Süden die Neigung zum Christomonismus entspricht.126 Zweitens ist die in den Nachfolgereichen des römischen Reiches zu beobachtende sakrale Funktion des Königtums ein auch bei den Nordgermanen übliches Modell der Herrschaft.127 Sowohl unter polytheistischem wie christlichem Vorzeichen wussten die Herrscher sich die Abbilder des höchsten Gottes für ihre Legitimation dienstbar zu machen.
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Etwa das fünische Gudme/Lundeborg-Gebiet; vgl. Hauck 1985,1; das südschwedische Zentrum Uppåkra; Larsson / Hårdh 1998; und auf Bornholm Sorte Muld; Axboe 2002. Ausführlich hierzu Pesch 2007,1, S. 353 ff., 384 ff. Hauck 1985,1, S. 181. Zur weiteren Entwicklung von Austauschbeziehungen im europäischen Horizont vgl. den instruktiven Sammelband Staecker (Hg.) 2004. Dazu mit weiteren Hinweisen v. Padberg u.a. 2004, S. 273 ff. [Beitrag v. Padberg]. Vgl. v. Padberg 2003,1, S. 304 sowie Beck 2007, S. 21 ff. Eingehend dazu der Artikel Sakralkönigtum, v. Padberg u.a. 2004, S. 179 ff. Behr 2003 weist darauf hin, dass sich Parallelen zum beginnenden Eigenkirchenwesen im fränkischen Reich ergeben könnten und somit in beiden Religionen die Kombination politischer und religiöser Kontrolle zu beobachten sei. Das wird bestätigt durch Beobachtungen von Pedersen 2003 zum 10./11. Jahrhundert an den Beispielen von Hørning, Jelling und Lisbjerg in Dänemark, wo die Hofanlagen, die die lokalen Machthaber für pagane Kulthandlungen genutzt haben, nach dem Religionswechsel kirchlichen Zwecken zugeführt worden sind. „Dadurch konnten sie ihre gesellschaftliche Stellung wie früher im Rahmen der Religion erhalten und stärken, um nicht mit den neuen Zeiten ihre Position an andere abgeben zu müssen“, S. 174.
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3. Zusammenfassende Skizze der Erklärungsmöglichkeiten 3.1 Mögliche Hintergründe für die Reaktionsformen des Polytheismus Die angeführten Beispiele belegen nachdrücklich, dass die für die Ausformung religiöser Inhalte verantwortliche Oberschicht des paganen Nordens auf das Christentum des Südens reagiert hat, indem sie dessen Vorstellungen kopierte, übersetzte und adaptierte.128 Sie nutzte diese für die eigenen Bildkonzeptionen, instrumentalisierte sie zugunsten der Legitimation ihrer Macht und vermochte so konkurrenzfähig zu bleiben. Aus nüchternem Kalkül und Wille zum Überleben heraus wollte man, anders als das Christentum, in der religiösen Konfrontation nicht unbedingt seine Eigenart behaupten, sondern war zu flexibler Gestaltung bereit, eine für die germanische Ikonographie geradezu charakteristische Verfahrensweise. Einer der Effekte dieses Vorgehens war, dass die Führer des Kultes damit dem einheimischen Kunsthandwerk eine internationale Prägung gaben. Aus dem Motiv heraus entstand hier ein neuer Bildinhalt, dessen Hauptzweck darin bestand, dem Heidentum die gleiche Dignität, wie die des auf dem Kontinent siegenden Christentums, zu geben.129
Die hier vorgelegten Überlegungen zu einigen Bilddenkmälern der Völkerwanderungszeit lassen sich nicht durch zeitgleiche schriftliche Quellen abstützen und müssen daher bis zu einem gewissen Grade Vermutungen bleiben. Das gilt dementsprechend auch für die Suche nach den Hintergründen und Motiven. Sie waren sicherlich vielfältig und traten kaum isoliert auf. Obwohl sie der Überlieferungssituation wegen schwer zu verifizieren sind, hat es sie selbstverständlich gegeben. Im Allgemeinen dürften drei Aspekte für die Reaktionsformen des Polytheismus wesentlich gewesen sein. Erstens waren die Seegermanen keineswegs von der sich ausbreitenden christlichen Welt isoliert. Deshalb haben sie die Herausforderung und 128
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Vgl. Gaimster 1998; Gaimster 2003. Dagegen erscheint der Versuch von Kaliff / Sundqvist 2004,1, die Odin-Heilsbilder auf den Goldbrakteaten mit dem römischen Mithraskult in Verbindung zu bringen, verfehlt. Arrhenius 1986, S. 147, ausgehend von der Zierscheibe aus Limons (dort fälschlich Linon), Dép. Puy-de-Dôme, aus dem frühen 7. Jahrhundert, dessen Analyse sie zu der Überzeugung führt, dass „die erste Entwicklung des Stils II keinem besonderen Germanenvolk zugesprochen“ werden müsse, „sondern der katholischen Kirche“, S. 148. Zur Diskussion des Beschlages Périn 2001 und Wamers 2008. Siehe auch Pesch 2002,1, S. 48. Als Synkretismus im eigentlichen Sinne wird man dieses Vorgehen nicht bezeichnen können, vgl. v. Padberg 2005, S. 219 f.
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Bedrohung ihrer religiösen Vorstellungen durch das Christentum rasch erkannt und verstanden, dass eine wie auch immer geartete Reaktion nötig werden würde. Eben weil eine Abschottung nicht möglich war, entschloss sich die Machtelite mit ihren Kultspezialisten zu einer Indienstnahme christlicher Symbole und Ideale für die eigene Religion. Der genaue Ablauf dieses Prozesses ist nicht mehr rekonstruierbar, wohl aber in der Übernahme und Umänderung von Bildkonzeptionen nachvollziehbar. Dass es dadurch zu einer Annäherung an die vom Christentum vertretenen Glaubensinhalte kam, scheint die Verantwortlichen nicht weiter bekümmert zu haben und war aufgrund ihrer Kultregeln auch kaum problematisch. Außerdem musste der interpretierende Umgang mit fremdartigen Bildmustern geradezu zwangsläufig zur Veränderung eigener Vorstellungen führen.130 Kurzum, der polytheistische Norden nahm die Konfrontation an, um konkurrenzfähig zu bleiben. Zweitens sind religionsphänomenologisch bestimmte religiöse Bedürfnisse von überzeitlichem Charakter anzunehmen, deren Ausdrucksformen unter dem Druck einer anderen Religion verändert und vor allem auch verstärkt werden konnten. Dazu gehören etwa der Bedarf nach vergewissernden Heilssymbolen, das Erflehen göttlichen Beistandes und die mit der Hoffnung auf Regeneration verbundene Angst vor dem Tod. Damit hängt ferner zusammen die besondere Rolle von Machteliten und Priestern, deren sakrale Funktion ein solches archaisches Element zu sein scheint.131 Diese Vorstellungen finden sich in der polytheistischen Religion genauso wie in der christlichen, so dass hier keine Abhängigkeiten, sondern allenfalls Parallelen zu registrieren sind. Drittens spielen eine zentrale Rolle die spezifischen Benutzungsregeln der polytheistischen Religion und ihrer Kultformen. Dabei kam es eben nicht auf Fragen des Weltbild klärenden Dogmas an, sondern auf die lebenspraktische Effizienz des Segen stiftenden Ritus.132 Weil der Glaube nicht von einer fixierten Lehre eingeengt war, bestand die Möglichkeit, der eigenen religiösen Formenwelt nicht nur neue Motive einzugliedern,
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Wamers 2003, S. 928: „Schon der Vorgang, fremde Bilder betrachtend zu verstehen und eigene Ideen und Vorstellungen in Bildmustern festzuhalten und zu materialisieren, führte zu einem grundlegenden Wandel in der Vorstellung von den eigenen Gottheiten.“ Anstelle von ‘grundlegendem Wandel’ wäre vorsichtiger besser von einem Prozess der Annäherung zu sprechen. Vgl. exemplarisch Erkens (Hg.) 2002 und den Artikel Sakralkönigtum, v. Padberg u. a. 2004, S. 179 ff. Hierzu weiterführend Gladigow 1992,1, S. 3 ff.; Wenskus 1994, S. 181 f.; v. Padberg 1995,2, S. 249 ff.
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sondern sogar bei Bedarf neue Götter hinzu zu wählen.133 Auch wenn es wie in der eigentlichen Missionsepoche in der Zeit der Goldbrakteaten noch nicht zu Fällen einer gleichzeitigen Verehrung paganer Götter und des Christengottes gekommen ist,134 liegt hierin ein entscheidender Grund für die Reaktionsformen des Polytheismus. 3.2 Mögliche Hintergründe für die Reaktionsformen des Christentums Direkte Zeugnisse für missionarische Aktivitäten im Norden während der Völkerwanderungszeit liegen nicht vor, deshalb lässt sich auch nicht sagen, ob und wie das Christentum auf die geschilderten Aneignungsprozesse reagiert hat. Möglich sind allenfalls Hinweise auf die Situation in der späteren Missionsepoche, die denkbare Rückschlüsse zulassen. Es waren vor allem drei generelle Aspekte, die den Umgang der Christen mit dem Heidentum bestimmt haben. Erstens verstand sich das Christentum als die eine wahre Religion und vertrat deshalb einen Absolutheitsanspruch, von dem es erst recht in der Konfrontation mit anderen Kultformen nicht abzurücken bereit war. Dementsprechend war es für die Kirchenvertreter auch nicht denkbar, irgendwelche Elemente des polytheistischen Glaubens zu übernehmen. Nach den Quellenberichten hat es den Anschein, als ob sich die Missionare vor ihren Einsätzen noch nicht einmal näher mit der paganen Religion befasst hätten.135 Während also für diese, plakativ formuliert, die Kombination von Odin und Christus denkbar war, gab es für die Missionare nur die Alternative Odin oder Christus.136 Das schloss freilich aus taktischen Gründen eine gewisse formale oder äußerliche Akkommodation nicht aus, die jedoch nie den absoluten Anspruch Gottes berühren durfte.137 133
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Es handelt sich um den ansonsten unbekannten schwedischen König Erik, dem nach dem Bericht Rimberts c. 26 in Birka im Jahre 852 ein Tempel errichtet wurde, in dem er göttliche Verehrung erfuhr; dazu Sundqvist 2002, S. 289 ff.; v. Padberg 2003,1, S. 236 f. Beispiele bei v. Padberg 2003,1, S. 395 f. Als Synkretismus wird man dies kaum bezeichnen dürfen, ging es doch nicht um die Schaffung einer neuen Religion. Vielmehr wurden lediglich allein die geeignet erscheinenden Vorstellungen des Christentums in die pagane Religion integriert, die dadurch ihren Charakter nicht veränderte; dazu v. Padberg 2005. Dazu v. Padberg 2003,1, S. 77 ff. Erläutert an Beispielen aus der Missionsepoche bei v. Padberg 1995,1, S. 249 ff. Bekannt sind die Missionsinstruktionen Papst Gregor des Großen für die Missionare bei den Angelsachsen Anfang des 7. Jahrhunderts; Beda I 30 und 32; siehe v. Padberg 2003,1, S. 318 ff.; 2006, S. 34.
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Zweitens war ausgehend von dieser Einstellung das Bild, das sich die Christen von den Heiden machten, vorgeprägt. Es folgte einem euhemeristisch-dämonologischen Erklärungsmuster, wonach der Polytheismus allein aus dem Gegensatz zwischen der Herrschaft Gottes und dem Herrschaftsanspruch der Mächte, die zur Sünde und zum Abfall von Gott verführten, gesehen wurde. Ausgehend von der Dämonenlehre des Alten Testamentes sah man in den paganen Göttern menschliche Artefakte, die zu Göttern erhoben worden waren, gleichsam als Hülle für die teuflischen, den Menschen verführenden Dämonen.138 Danach waren die Heiden zum ewigen Tod verdammt, wovor sie nur die Heilsbotschaft des Christentums erretten konnte. Aus Sicht der Christen war daher der Religionswechsel heilsnotwendig und nur über die Konfrontation erreichbar. Diese beiden Aspekte zeigen, dass die christlichen Missionare eigentlich gar nicht auf den Polytheismus reagierten, sondern allein konfrontativ ihre Botschaft verkündigten. Diese Strategie ist jedoch bei der Mission in Skandinavien, wo die Bedingungen anders waren als auf dem Kontinent, nicht immer verfolgt worden. Denn drittens ist dort die Reaktionsform der Historisierung der paganen Götter zu beobachten. Bis hin zur typologischen interpretatio christiana wurde an die mythologische Vergangenheit angeknüpft und etwa der Gott Thor zu einer praefiguratio Christi erklärt.139 Der Religionswechsel wurde dadurch erleichtert, zumal mit der eigenen Vergangenheit nicht vollständig gebrochen werden musste. 3.3 Abschluss Die sich in den Goldbrakteaten spiegelnde polytheistische Religion des Nordens war an einer missionarischen Ausbreitung ihrer Glaubensvorstellungen nicht interessiert. Ihre Anhänger glaubten an die alleinige Zuständigkeit ihrer Götter für ihre Gesellschaft, achteten auf den rechten Kultvollzug und hatten bestimmte Benutzungsregeln. Schon daran wird deutlich, wie weit Christentum und Polytheismus auseinander lagen. Ihre Begegnung konnte daher nur spannungsreich sein. Sie war eine Konfrontation, und die von dem Absolutheitsanspruch ihres Glaubens überzeugten Christen verstanden sie als Angriff. So hat es auch die Oberschicht der Nordgermanen mit ihren Kultspezialisten empfunden. Daraus entwickelte sich ein Kampf der Kulturen bis hin zur Inszenierung religiöser Konfrontationen, aber auch ein langer Prozess des mehr oder weniger konflikt138 139
Vgl. Weber 1994; Johnson 1995. Siehe oben bei Anm. 28 und v. Padberg 2003,2, S. 533 ff.
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reichen Nebeneinanders mit fließenden Übergängen.140 Das bestimmte die Missionsepoche, während im Zeitalter der Goldbrakteaten die Kultverantwortlichen durch die geschickte Übernahme und Anpassung christlicher Vorstellungen konkurrenzfähig zu bleiben versuchten.
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Dazu neuerdings Sanmark 2004.
Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde RGA-E-Band 40 – Seiten 635–686 © De Gruyter 2011• Berlin • New York
Iconography, Social Context and Ideology The Meaning of Animal-Ornamented Shields in Early Anglo-Saxon England1 TANIA DICKINSON
1. Introduction The use of shields decorated with animal-ornamented metal fittings is a distinctive, if highly select, feature of the regionalised material culture of 6th-century Anglo-Saxon England. The custom is otherwise attested in post-Roman Europe only by occasional examples from later 6th- and 7thcentury northern Italy, Germany and Vendel-period Sweden, of which the most magnificent is the Scandinavian shield decorated in Salin’s Style II and buried in Sutton Hoo mound 1, Suffolk.2 As the corpus of English material has grown, it has been repeatedly reviewed, but without any real resolution of the purpose or meaning behind the practice.3 A series of provocative finds from recently excavated burials has now provided, however, the opportunity to re-assess the material more comprehensively and systematically, and from a perspective which, following current directions in early
1
2 3
This contribution rehearses, updates and partly complements material and arguments published in Dickinson 2005, to which reference should be made for further details, especially on typology and chronology. It was originally submitted in June 2005, but revised in March 2008: three finds, which in the interim had come to my notice, are incorporated into the text and maps, but are not illustrated. Fuchs 1940; Werner 1951; Bruce-Mitford 1978, pp. 91–99; Nørgård Jørgensen 1999, pp. 77–87. Kennett 1974; Hills 1977; Bruce-Mitford 1978, pp. 92–94; Clark 1980; Speake 1980, pp. 82–83; Miles 1986, fiche 4B: 12–13; Evison 1987, pp. 32–34; Dickinson / Härke 1992, pp. 29, 54, 61 and 77–78; Hicks 1993, pp. 29–31; Blockley et. al. 1995, pp. 1040–1041; Parfitt / Brugmann 1997, pp. 87–88.
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medieval archaeology, emphasises the symbolic nature and operation of material culture. The significance of the animal-ornamented shields is most likely to be found in an interplay of symbolic meanings: from the shield itself, which is the only defensive piece among the three main weapon-types (the sword, shield and spear) placed in Anglo-Saxon graves, and which with, or more often instead of, the sword, was the primary means in burial of signalling adult masculinity;4 from the use of animal-art style, in this case primarily Salin’s Style I, which served as a vehicle for self-definition among particular warrior-elites and their womenfolk in post-Roman Europe;5 and from the iconic content of the decoration, which presumably relates to an underlying ideology. This last aspect is the most tantalising, but also the most problematic, because accessing it depends on external analogy. It requires formal identifications and parallels to be reliable, which can be particularly difficult in the case of the notoriously ambiguous Style I, and an assumption that similar images have the same meaning even when in different contexts; ultimately the analogy must be extended to link images with, often much later, written testimony. Yet theory and experience counsel that form and meaning were more likely to have been malleable and changeable.6 Nonetheless, particularly striking analogies can be demonstrated between the iconography of the Anglo-Saxon shield ornament and that of the Scandinavian gold bracteates, which might open a route to interpretation. It must be acknowledged, however, that there are also substantial differences between the ornamental programmes of the two, and that my interpretation of the shields cannot be used as independent evidence for the meaning of the bracteates. The similarities between bracteate art and Style I generally, which are now being systematically and comprehensively re-examined,7 encourage me, however, to think that they do reflect a widely shared and understood imagery and ideology.
2. Data Besides the Scandinavian shield from Sutton Hoo mound 1 and fragments of possibly another from mound 2, there are, to date, nineteen examples of animal-ornamented shields of Insular manufacture, all but two of which 4 5 6 7
Härke 1992; Dickinson / Härke 1992; Stoodley 1999. Cf. especially Høilund Nielsen 1998; Hedeager 2000; Kristoffersen 2000. For a sober assessment of problems, see Hawkes 1997. Barfod Carlsen 2001.
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come from recorded burials, although the quality of information varies (Fig. 1; Table 1; Appendix 1). By careful comparison of attributes, it has been possible to identify another twenty fittings, which, although not found with a shield, probably had originally been made for use on one; a proportion of these had been converted into jewellery for women (Appendix 2).
3. The repertoire of animal ornament on Anglo-Saxon shields Animal ornament can occur on three different parts of a shield (Table 1). Boss-apex discs bearing relief-cast animal-art style are found on at least ten shields and there are nine unassociated examples. Two main types with Style I are identifiable. Type-a, with a small diameter (22–27 mm) gilded field, contains a single anthropomorphic or zoomorphic motif or, in the remarkable case of Barrington B, grave 103, Cambs., a ‘window’ encapsulating part of the upper footplate of a great square-headed brooch (Fig. 2a–c; Pl. 1a–c). Type-b, with a larger diameter (36–56 mm) field, has anthropomorphic or zoomorphic creatures ‘processing’ in twos (Fig. 3), threes (Fig. 4; Pl. 2a) or multiples thereof (Fig. 5a–b; Pl. 2b), and is often further embellished with bichrome (gilding and white metal) or polychrome (garnet or glass inlay) decoration. Type-a/b, represented only by Mucking II, 600, Essex (Fig. 2d), is a ‘mule’ of types-a and -b, with a small diameter, singlemotif centre and broad, white-metal border. Four discs have not been typed, including the only two in Salin’s Style II: Sutton Hoo mound 1 and a possible but unassociated disc from Barton Mills, Suffolk (Fig. 5d). Fittings on the boss-cone or boss-flange are rare. Apart from the boss of the shield from Sutton Hoo mound 1, lavishly covered with Style II ornament, only Eriswell 104, grave 232, Suffolk, has boss-cone fittings – three figural aquatic creatures (Fig. 7f) – and only Bidford-on-Avon grave 182, Warwks, has boss-flange mounts, which are decorated with Style I animal heads and a geometric motif (Fig. 6a). Fittings for the front or (rarely) back of the board, which are the most frequent type of animal ornament, have been divided into seven types. Type-i is a real or imaginary aquatic creature and, with sixteen finds, by far the most popular. It is separated into two subtypes. Type-ia is smaller, has a plane surface and includes the only unmistakeable fish (Fig. 6b–e). Type-ib is larger, with surfaces commonly including white metal and/or deep relief (Figs. 7a–e and 8; Pl. 2c). Type-ii is a predatory bird and the second most popular form. Its subtypes parallel those of type-i: type-iia is plane-surfaced (Fig. 9a); type-iib is relief-cast and bichrome, and in two cases the bird
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holds a figure-of-eight snake, while in a third it cradles a small Style I animal (Fig. 9b–f; Pl. 2d and 3); type-iic is the very large, multi-piece bird from Sutton Hoo mound 1. All the other types are represented by only one or two examples each. Type-iii comprises the two ‘dragons’ from Sutton Hoo mounds 1 and 2 (Fig. 10a–b); type-iv is a pair of hippogriffs from Bergh Apton grave 26, Norfolk (Fig. 10d); type-v is a zoomorphised symmetrical form which resembles type-i, but its ‘fins’ are actually more like out-turned birds’ heads (Fig. 10c); type-vi is a pair of bichrome cruciform fittings with a single Style I animal in a small central roundel that comes from the back of the board in Westgarth Gardens grave 41, Suffolk (Fig. 2e; Pl. 1d); and type-vii are discs, represented by an unassociated set with Style I decoration from Faversham, Kent (Fig. 5c). This repertoire of animal ornament exhibits a remarkable degree of regularity in design and presentation. Notably, it is dominated by whole and coherent creatures, not only among the figural mounts, but also among the motifs in Style I, which are surprisingly legible given the tendency of Style I, especially its Anglo-Saxon manifestations, to atomise form. The recognition among the latter of human forms, animal-men, bird-men and animals, and the predominance among the figural fittings of aquatic creatures (seventeen examples), predatory birds (seven examples) and composite imaginary creatures provide the springboard for investigating the underlying iconology. Other regularities can be observed in the way the animal ornament was applied to and combined on the shields. The shields can be grouped according to the types of mount which they bear (Table 1; Fig. 13b): Group 1: Shields with only a boss-apex disc (five examples) Group 2: Shields with only board mounts (ten examples) Group 3: Shields with a combination of mounts, viz. boss-apex discs and/ or fittings on the boss-cone or boss-flange and/or board fittings (six examples, of which Sutton Hoo mound 1 is, by far, the most lavish). Small, type-a apex discs are found exclusively in Group 1, whereas larger diameter, type-b apex discs predominate among Group 3. Wasperton grave 64, Warwks., shows, however, that type-b could be used on a Group 1 shield (Pl. 2a), and the absence of any burial record for Cottesmore, Rutland (Pl. 1c) and Barton Seagrave, Northants. (Pl. 2b) leaves it open whether they did, or did not, have additional shield ornamentation. Nonetheless, a hierarchy of lavishness might be indicated by the fact that plain boss-rivets and board-discs in copper alloy and/or capped with white metal are frequent among Groups 2 and 3, but are not known in Group 1. Cru-
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cially, Group 3 demonstrates the combination of animal ornament in Style I with figural mounts, and thus supplies a degree of contextual evidence for ornamental programmes. It also provides three of the four cases where two different types of animal figure are combined: the ‘dragon’ and predatory bird of Sutton Hoo mound 1, and the aquatics and predatory birds of Eriswell 104, 232 and Tranmer House, Bromeswell, Site 018, grave 868 (the northern cemetery at Sutton Hoo, hereafter referred to as Sutton Hoo 018, 868). The fourth instance of such a combination is Cleatham 25 in Group 2. In general, the board mounts, whether matched, mirror-image or unmatched, were used in pairs, usually mounted equidistantly round the boss and between the boss-flange and the board-edge (Fig. 11a). In three cases, however, matched fittings seem to have been placed diametrically opposite each other (predatory birds in Mill Hill grave 81, Kent, and Eriswell 104, 232; two rows of discs with geometric ornament in Sutton Hoo 018, 868) and one of the hemispheres between them bisected by one, or more, individualistic fittings (respectively, a mirror-image bird, a row of discs with geometric ornament, and aquatic and bird figural mounts: Fig. 11b). It is always possible that additional ornament had been painted or appliquéd in the ‘blank’ hemisphere.
4. The iconography of the animal ornament on shields 4.1 Anthropomorphic and zoomorphic images in Salin’s Style I Arguably the most arresting motif on a boss-apex disc is the anthropomorphic figure from Empingham II, grave 112, Rutland (Fig. 1b; Pl. 1b). With his head thrown back, his body and leg arched back round, and his hand with backward-projecting thumb raised in front, he belongs to a series of figures found on bracteates and in Style I, but ultimately derived from Late Roman images, which have been variously interpreted as dancers, acrobats, persons in flight, or even in a state of trance or ecstasy.8 There is no doubt that the closest analogies in this case come from the series of Bbracteates represented by IK 245,1 Freilaubersheim, Rheinland-Pfalz, and 245,2 Vester Nebel, Jutland (with simple profile body), 61 Galsted, Jutland, (Fig. 14a) and 394 Slipshavn, Fyn (man with one arm and two legs alongside an animal), and 176 Söderby (Fig. 14b) and 195 Ulvsunda, Uppland, and 104 Lau-Backar, Gotland (man in semi-profile, with two predatory 8
E.g. Kendrick 1938, pp. 75–78; Holmqvist 1961; Leigh 1980, pp. 385–397; Haseloff 1981, pp. 111–131.
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birds above his head, his arms raised in front in an orans gesture, and with an animal alongside).9 Whether the Empingham motif was directly inspired by a B-bracteate is uncertain, for B-bracteates are rare in England, although IK 23 Bifrons grave 29, Kent, bears a version of the ‘flying’ figure seen from the front and with both arms and legs raised. A more diffuse process of transmission through Style I might be indicated by the Empingham figure’s triangular ear, for these are a common feature of the ambiguous Style I animal-man motif, especially in England.10 The vandykes round the rims of the large drinking horns from Taplow, Bucks, show such a figure bent in exactly the same posture but within a triangular frame.11 Moreover, another ‘tumbling man’ might be incorporated into a frieze of figures on the apex disc from Wasperton 64, though the face seems to be constituted of a leglike motif, the hand is two-fingered, and the leg (or legs) are differently arranged (Fig. 4f; Pl. 2a); stylistically, he is related to motifs on a group of Style I objects with Scandinavian parallels from Kent and the Low Countries.12 In fact, a considerable number of the quadrupedal animals in Style I on the shield fittings should be identified as animal- or bird-men. Among the type-b apex discs, examples occur especially clearly on the unassociated piece from Alveston, Warwks. (Fig. 3c) and on Bidford-on-Avon 182 (Fig. 5b). But others are Animals (ii) and (v) on Barton Seagrave (Fig. 5a), and Animal (ii) on Sheffield’s Hill grave 115, Lincs. (Fig. 4a), and further examples appear on Boss Hall grave 97, Suffolk (a re-used disc), Sutton Hoo 018, 868, Aylesby, Lincs. (an unassociated disc similar to Sheffield’s Hill), Petersfinger grave 49B, Wilts., St Albans, Herts., and Harston, Cambs. (Figs. 3a–b, 4a–e; the last three named being a closely matched trio of unassociated finds). Animal-men’s heads, in one case with a triangular ear, are presented in diagonal mirror-image symmetry on the Faversham board mounts (Fig. 5c).13 The centre of the type-a/b apex disc from Mucking II, grave 600, which is typologically related to the type-a discs, as represented by Empingham II, 112, also contains an anthropomorphic figure (Fig. 2d). Its flowing hair resembles the way in which the Imperial bust with diadem 9 10 11 12 13
IK 1,1, pp. 95–98; and especially Lamm et al. 2002, pp. 24–34 and 76–80. Leigh 1984, where it is explained how the ‘ear’ becomes a ‘headdress’ when the animal is read as a man. Speake 1980, pl. 1. Haseloff 1981, pp. 265–280. This revises the reading in Dickinson 2005, p. 138; a related design of ‘interlacing’ heads appears in the two panels of the aquatic board mount from Hindringham, Norfolk.
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and fillet is re-presented on A- to C-bracteates; indeed, it might be argued that the strange, bird-head-like element across the hair is a misplacement of the bird’s head which sometimes terminates the hair, or appears above the head, on the bracteates.14 Following this line of argument, an anthropomorphic element might also be identified in the sinuous, thickened head-surround and triangular ear on the type-a apex disc from Cottesmore, Rutland, a site only about 7 km north of Empingham (Fig. 2c; Pl. 1c). In this case, however, the prancing creature is backward-turned, which links it with the fourth instance of a single motif in a small-diameter circular field, the long-beaked animal on the Westgarth Gardens 41 cruciform board mounts (Fig. 2e; Pl. 1d). Backward-turned animals are a regular feature of Late Roman and post-Roman art, but seem less frequent in Style I, especially its earlier forms: in England examples occur in the inner headplate panels of some Kentish squareheaded brooches and in those of the later great square-headed brooches of Hines’s Group XVII (Phase 3); on some applied, but not cast, saucer brooches; and in one panel of the terminal of one of the Taplow large drinking horns.15 Backward-turned animals with open jaws or a curved beak like a predatory bird are, however, the hallmark of the D-bracteates (Fig. 14c). New research proposes that simpler formats, with which Cottesmore and Westgarth Gardens perhaps have more in common than with the classic, self-intertwined types with disarticulated human bodyparts, are actually the earliest, developing in south-western Scandinavia in the mid-5th century.16 This need not invalidate Karl Hauck’s arguments for an iconographic equivalence between the standard D-bracteate animals and the quadrupeds with open jaws or long, slightly apart, bird-beaks, which occur in pairs, variously backward- and forward-facing beside a central human figure, on four B-bracteates: IK 71 ‘Hamburg’, Lower Saxony; 74 Heide, Schleswig-Holstein (Fig. 14d); 353 Raum Tønder, Jutland; and the recent find IK 604 Binham (also known as ‘Near Holt’), Norfolk, which is a mirror-image of ‘Hamburg’, only the second B-bracteate to be found in England and, significantly perhaps, the first from the Anglian region.17 Hauck further connects these creatures with the reptilian beast on 61 Gal14 15
16 17
Cf. especially Axboe / Kromann 1992. Haseloff 1981, pp. 106, 119–120, 166, 213–215 and Abb. 120–121; Leigh 1984, pp. 34–39; Hines 1997,1, pp. 135 and 138–140; Dickinson 2002, p. 165; Kendrick 1934, fig. 7b. Barfod Carlsen 2002. IK 604. Ashley / Ager 2004; Behr 2010, pp. 56–58; see catalogue in Part II of this volume.
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sted-B and the serpentine animal on IK 176 Söderby-B (Fig. 14a–b). In his interpretation, they were all transformations of classical or Late Antique sea monsters: the Mediterranean ketos or Old Testament Jonah’s Whale or Leviathan.18 Not only does Westgarth Gardens 41 compare with the type with a bird-like beak, but so too does Animal (i) on the apex disc from Barton Seagrave: it consists of a ‘u-shaped’ head with elongated open jaws and projecting tongue, a single body-block, and a leg with multi-clawed foot (Fig. 5a; Pl. 2b). The apex disc from Sheffield’s Hill 115 provides two examples of the open-jawed type with ‘u-shaped’ head and curled lower jaw or lip: Animal (i), which is backward-facing, and Animal (iii), which is forward-facing (Fig. 4a). The third coherent creature on the Barton Seagrave disc, Animal (iii), might also have an aquatic aspect (Fig. 5a; Pl. 2b): the vertical bars across its upper jaw could represent not boar-tusks, but the teeth of a predatory fish, for they are very similar to those on the fish brooch from Westbere, Kent, which can be identified from its overall shape and fin positions as a pike.19 Given these parallels between the shield ornaments in Style I and the gold bracteates, it is tempting to suggest that they draw on a shared iconography, which, following Hauck’s exegesis of the bracteates, relates to an eschatology centred on Óðinn as master of sorcery, war-god and supreme being with redemptive power over death. In this case, the figure on Empingham II, 112 and also Wasperton 64 Animal (i) might indeed represent Óðinn, and given the parallels of the former with the Galsted-Söderby Bbracteates, even Óðinn in his epiphany at the dawn of the New Age. The various monsters would be underworld consumers and tormentors of the dead and opponents of the gods, even specifically the Midgard-serpent and the wolf Fenrir, which, when appearing on their own, act as mnemonics for a larger narrative.20 Related lines of argument have led some scholars to explain the ubiquitous animal-men of Style I as representations of beneficent or malfeasant shape-changers – as practised by shamans and in Norse mythology.21 Of course, such precise interpretations must not only accept the admissibility of much later textual evidence,22 but must also overlook 18 19 20 21
22
Hauck 1977,1; IK 1,1, pp. 91–98; IK 3,1, pp. 15–69; Lamm et al. 2002, pp. 21–35. Åberg 1926, p. 169, suggested boar’s teeth; for the Westbere brooch, see Jessup 1946, pp. 15–16 and pl. II,6. Hauck 1977,1; 1988,1; Lamm et al. 2002. Leigh 1980, pp. 310–430; 1984, p. 40; Roth 1986,2, pp. 20–24; for a consideration of the profane, and sacred, pyschological impact of such images, see Lindstrøm / Kristoffersen 2001; for a wide-ranging analysis of shape-shifting and animal spirithelpers in Viking-period sorcery, see Price 2002. For a more sceptical viewpoint, see Hines 1997,2, especially pp. 392–393.
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the fact that the shields do not offer the level of detailed compositional evidence which sustains Hauck’s analyses. Yet it is difficult to deny that the A-, B- and C-bracteates are dominated by mythical figures, with the leading personage clearly based on a human and imperial form – presumptively a leading god. The sea-beast derived monsters on both the bracteates and the shields would be quite consistent with creatures which were attacking a god or which (where intertwined) he had fettered or (where backward-turned) defeated. If these possibilities are accepted as an initial hypothesis, then further elements of the shield-ornament repertoire might be brought into the discussion. The open-jawed animal heads which flank the boss-flange fittings from Bidford-on-Avon 182 (Fig. 6a) have baffled previous commentators. Kendrick, with his idiosyncratic views on the evolution of early Anglo-Saxon animal art, thought that they heralded Salin’s Style II, while Åberg called them ‘Irish style of the 7th or 8th centuries’; in fact, they are cast in Haseloff’s Style Phase A version of Style I.23 Interestingly, Catherine Hills perceived them as ‘fish-like’.24 As representations of consuming monsters, they can be compared with the double pairs of monstrous heads which attack a human head on IK 11 Åsum-C, Skåne, or the tooth-jawed heads which form each end of an encircling serpent on IK 203-C, Skåne. The latter motif is more familiar in Style II, however, and possibly might provide an analogy for the open-jawed serpents’ heads which radiate alternately, but not quite regularly, with serpents’ tails on the possible apex disc from Barton Mills (Fig. 5d).25 Yet more provocative are the designs of three apex discs where the animals are non-identical, forming not a repetitive frieze, but potentially a quasi-narrative scene. Barton Seagrave arguably involves three coherent creatures, which have been separately introduced already (Fig. 5a; Pl. 2b). Animals (i) and (iii) face, respectively anticlockwise and clockwise, towards Animal (ii), which is identified as an animal/bird-man on the basis of its ‘helmeted’ head with predatory-bird beak and two legs with clawed feet. There are also fragments of four incomplete animals: two incomplete legs under Animal (i) are designated Animal (v); above Animal (iii) are a ‘helmeted’ head and ‘V-shape’ (Animal iv) and two disembodied body-blocks (Animal vi); between Animals (i) and (ii) are three elements which repre23 24 25
Åberg 1926, p. 167; Kendrick 1934, p. 71; 1938, p. 80; Haseloff 1981, pp. 174– 180. Hills 1977, p. 175. Speake 1980, fig. 11, for double-headed serpents, and fig. 12a–b, for the best parallels to Barton Mills – two openwork mounts from Bidford-on-Avon.
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sent a bent foot and hips or tails (Animal vii). There is a sense of confrontation about this composition which is absent from the other discs, and which recalls, to some extent, the tumultuous scenes executed on the equal-armed brooch from Ekeby, Uppland, where a human ‘swallowed’ by a monster and disarticulated body parts are depicted.26 Whether Bente Magnus’s interpretation of Ekeby as a representation of the destruction myth of Ragnarök can be applied to Barton Seagrave might be questioned, but the latter could represent a fight between an animal/bird-man and two monsters, with remnants of other similar participants. Sheffield’s Hill 115 also features a possible animal-man between two open-jawed beasts, but these both face away from (have been defeated by?) him (Fig. 4a). Lastly, there is Wasperton 64. One panel contains the complete, ‘jumping’ anthropomorphic figure, Animal (i) (Fig. 4f; Pl. 2a). Animal (ii) is more ambiguous: an arm with three-fingered hand and possibly a thumb stands out on the right-hand side, but there is no obvious head, unless one or both of the double arches in the centre represents a head-surround (and the thumb is thus either being sucked or actually is an eye: cf. Fig. 4fiv); to the left of these are legs. Together these elements could be construed as a human in the same pose as the Empingham II, 112 man. Wasperton 64 Animal (iii) seems to be merely body-blocks and legs, though the elements in one corner are not interpretable (without greyscale on Fig. 4fiii). Again this might be explained as Animal-man (i) and perhaps Animal-man (ii) as victorious over Animal (iii); alternatively, the three images together might represent, cartoon-like, the disintegration and transformation of one individual. All three apex discs are thus suggestive of the actions of, or engagements with, supernatural, shape-changing beings. 4.2 Figural mounts: fish, fantastic monsters and predatory birds In the 1980s Hauck argued that the ‘dragon’ mount on the Sutton Hoo mound 1 shield (in his terms, a flying dragon) and the slightly later and less lavish mounts from Vendel I and Valsgärde 7, shield III (in his terms, interestingly, ‘dragon-fish’), together with their eagle partners, were monumentalised versions of the mythic struggle which he discerned on the bracteates.27 At the same time, John Clark and Vera Evison likened the ‘dragon’ mounts to the Insular aquatic shield mounts, but because Evison saw the 26 27
Magnus 2001, pp. 283–292. Hauck 1980,2, p. 486; 1982,1, p. 324; cf. Arwidsson 1977, pp. 36–38, Abb. 43 and 49.
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latter as ‘fish’, she proposed that they had taken on a Christian meaning.28 Given the arguments advanced so far, and the fact that the figural mounts can be found together with ornament in Style I (Table 1), these viewpoints deserve exploration. Very few of the shield mounts can be categorically identified as fish. The most certain is the type-ia pair from Spong Hill 31 (Fig. 6c), which, on the basis of its overall proportions, longer lower jaw, eye set high on the head and rectilinear dorsal fin set above the anal fin, could be a European pike (Esox lucius; Ger.: ‘Hecht’) or, because of its larger (central) rectilinear dorsal fin and pelvic fin set well forward, a pikeperch (Stizostedion lucioperca; Ger.: ‘Zander’), though the tiny triangular fin is anomalous for either species.29 Two other, unassociated, type-ia mounts — from grave 284 (a female) at Eriswell 046 and Mildenhall, Suffolk — and the pair of type-ib mounts from Sheffield’s Hill 115 also exhibit typically pike-like heads (Figs. 6d–e and 7a), but they, like all the other type-ib mounts and the aquatic boss-cone mounts from Eriswell 104, 232, have their fins, or flippers, presented symmetrically, like a land-based vertebrate seen from above (Figs. 7–8). The elongated bodies and longish triangular heads of most type-ib mounts, taken to extremes in the 3-D example from Sutton Hoo 018, 868 (Pl. 2c), could still indicate, however, that pike was the intended species, or at least the underlying model for some more fantastic creature. Otherwise, the only conventionally ‘fish-like’ image in the corpus is the damaged, plain iron mount from Cleatham 25, which has a triangular tail and smoothly curved body (Fig. 6b). Long-bodied aquatic creatures or fish similar to the majority of the shield aquatic mounts occur occasionally elsewhere in early Anglo-Saxon England: for example, as catchplates on the backs of two great squareheaded brooches and a florid cruciform brooch, and there is the 6th-century pike-shaped brooch mentioned above from Westbere. They also occur during the 6th and 7th centuries as mounts for horse-trappings (Eastry, Kent) and on buckles from Crundale and Eccles, Kent, and Foxton, Cambs.30 And one appears on a remarkable metal patch on a bead-rimmed bowl, sadly no longer extant, from Guilton, Kent, together with a second aquatic creature 28 29
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Clark 1980; Evison 1987, p. 34. Hills 1977, p. 173; cf. Maitland / Campbell 1992, pp. 167–169 and 288–290, where it is noted that the pikeperch, a native of Central and Eastern Europe, spread progressively northwards, but was not introduced to England until the late 19th century. Hines 1997,1, p. 97, fig. 49 and pl. 38; Timby 1996, pp. 41–42, fig. 151; Baldwin Brown 1915, pl. XXIV, 2–3; Webster / Backhouse 1991, pp. 24–25; Malim / Hines 1998, pp. 323–324 and fig. 9,2.
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(with long sinuous tail) and three quadrupeds: all seem to be moving upwards on either side of a partially looped ‘cord’ – a tree-of-life or stream of water? Two other patches on the bowl bore the image of a dancing man carrying a lyre, who has been interpreted as a scop, supernatural musician or even as Woden (or Óðinn).31 Striking analogies for the symmetrical, long-bodied aquatics of the Anglo-Saxon shields also occur on bracteates. In the so-called ‘Three-gods’ series of B-bracteates two opposed aquatics appear on IK 51,1 Fakse, Sjælland, one alone on IK 40 Denmark, and one in attenuated form on IK 51,3 Gudme II, Fyn. On a variant of the last, IK 39 Denmark (X), the aquatic is replaced by a monstrous head. Similarly, while on IK 20 Zagórzyn, Poland (Fig. 14e), an aquatic ‘bites’ the front of the ankle of the central figure, on IK 165 Skovsborg, Jutland, its place is taken by a snake which ‘bites’ the figure’s heel. Aquatics with open-jawed, profile head also appear on two Cbracteates: one faces a subsidiary horse above the main motif on IK 37 Büstorf, Schleswig-Holstein, while beneath the main motif on IK 33 British Museum (Fig. 14f), a predatory bird faces an aquatic in almost exactly the same relationship as that taken by the predatory bird and aquatic on the Sutton Hoo 018, 868 shield (Fig. 11b). Hauck identifies the figures in the ‘Three-gods’ bracteates as Baldr flanked by Loki (alias Victory) and a weapon-bearing and supportive/protective Óðinn, whereas Gunilla Åkerström-Hougen argues that the scene is modelled on the Roman imperial adventus ceremony (though, given the spear piercing the central figure of IK 51,1, surely involving some mythological transformation).32 Whether either or neither is right does not invalidate the case made here that pikelike aquatic creatures could perform the same iconic role as reptilian monsters or snakes, that is as opponents of gods. Such aquatics contrast with the stereotypical image of a fish found widely in Late Roman and post-Roman Europe, but represented only possibly among the shield mounts by the fragmentary mount from Cleatham 25 (Fig. 6b). Although sometimes shown with fins arranged symmetrically, these fish have a rounded or ovoid body, often with scales or bones indicated, and are shown in profile, sometimes on the back (especially where associated with a single predatory bird) and sometimes bilaterally, as if gutted and splayed out (especially between two birds). Where appropriate con31
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Roach Smith 1843; Bruce-Mitford / Bruce-Mitford 1970, p. 12; Wickham-Crowley 1992. The Guilton bowl-patches can also be viewed in the Society of Antiquaries of London, Catalogue of Drawings & Museum Objects, no. 62.1 (consulted 07.03. 2008) at http://ads.ahds.ac.uk/catalogue/resources.html?soa_images Lamm et al. 2002, pp. 41–49; Åkerström-Hougen 2001.
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textual evidence is available, as in many post-Roman Continental cases, these fish have been explained either as Christian symbols, the fish standing for Christ and his sacrifice, or as syncretisms, in which Christian and pagan Nordic imagery is blended in the service of an exclusive cultural identity for new warrior-aristocracies.33 But the aggressive and fantastic Anglo-Saxon shield aquatics parallel these fish neither in form nor in an iconography of sacrifice, and they lack any other indication of possibly Christian associations or context.34 Rather, the aquatic mounts, the most popular figural image on shields, accord with one of the preferred images detected in the Style I ornament: they too represent underwater or underworld monsters. Moreover, it would seem that these monsters were either objectified as pike or imagined in terms of pike-like features. Certainly the pike would have been the most sinister and aggressive predatory fish with which not only Anglo-Saxons were familiar, but also Continental Germans and southern Scandinavians; later it was conceived of as wolf-like.35 Now wolf-like teeth are also a major feature of the Sutton Hoo ‘dragon’ mounts (Fig. 10a–b), and Hauck has argued that one classical conception of a dragon, or rather a sea monster, involved a wolf’s head, reptile’s body and fish’s tail.36 Given that the three pairs of wings on the Sutton Hoo mound 1 shield are extraordinary in iconographic terms, is it possible that they are not wings but fins, giving the creature an underwater identity? This might be further postulated by the parallelism, already noted, between the combination of ‘dragon(s)’ and eagle(s) on the Scandinavian shields and of aquatic and predatory bird on three Insular shields, as well as by the similarity in form between the Sutton Hoo mound 1 elongated ‘dragon’ and the 33
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The motif of the fish, and particularly the fish with the bird, in the Late Roman and post-Roman periods has been extensively discussed: e.g. Hauck 1967, pp. 16–19; Mütherich 1986; Quast 1990/91; Cigleneüki 1994; Böhner 1996, especially pp. 518–520; Aufleger 1997, pp. 184–185; Hawkes 1997, pp. 323–324; Haimerl 1998/99; von Carnap-Bornheim 2001,1. Pace Evison 1987, pp. 33–34: the quatrefoils and incised-arc decoration on the aquatic mounts from Kenninghall, Norfolk, and Barnes Foreshore, Middlesex, are not sufficiently specific to be identified as signs of the Cross (Fig. 7c–d); also aquatic mounts are mostly found in areas which are relatively unlikely to have had surviving or early contacts with Christianity (Fig. 12c). Early medieval writers used both lucius (derived from the Greek word for wolf) and lupus (the Latin for wolf) to describe pike (Esox lucius): e.g. Bosworth / Toller 1954, p. 497 under hacod; Bernström 1981; lupus was also used of voracious Mediterranean fish: e.g. André 1986, pp. 180–197. IK 3,1, pp. 16–18; it has to be said, however, that the Vendel I and Valsgärde 7 (shield III) ‘dragons’ have boar- rather than wolf-heads: cf. Arwidsson 1977, Abb. 45 and 49.
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elongated Insular aquatics, especially that from Sutton Hoo 018, 868 (cf. Fig. 10a and Pl. 2c). By comparison, the composite and mythical beasts represented by the Bergh Apton 26 hippogriffs (Fig. 10d) are truly winged. The second most frequent figural image in the shields’ repertoire is the predatory bird. Birds’ heads or beaks are also an element in several of the Style I designs and feature on the Mucking II, 600 type-v board mounts (Fig. 10c). Explaining these is not so straightforward, however. The bird on the Sutton Hoo mound 1 shield, of course, but also that on the shield from Sutton Hoo 018, 868 (Fig. 9e; Pl. 3) are classic examples of the Style II bird-mounts known from Vendel-period Scandinavia and the Continent. Besides the characteristic Z-shaped head/neck crest, they tend to have bifid and/or feathered tails; some also have a peg between claw and beak or, especially the later Vendel-period jewellery, a snake.37 Most of the AngloSaxon predatory-bird mounts are characterised, however, by a crestless head, large round eye, coiled wing and bell-shaped tail (Fig. 9b–d). The first three attributes, but together with a trapezoidal or triangular tail, are represented on an upright ‘Merovingian’ bird brooch from Marchélepot, France, which might actually be Anglo-Saxon,38 and by birds depicted on some dozen A-, B- and C-bracteates, such as IK 33 British Museum-C (Fig. 14f).39 Bell-shaped tails, combined sometimes with crestless heads, a coiled wing and/or an object held in the claws, also characterise bichrome mounts (probably for horse-trappings) from 6th-century England.40 Their distribution, like that of the bird mounts from shields (Fig. 13a), is strongly south-eastern. The form then might have been a Kentish innovation, possibly inspired by Scandinavian models, which spread to adjacent areas: Suffolk, with the bird with a snake in its claws from Eriswell 104, 232 and the Style II bird from Sutton Hoo 018, 868, represents a point of stylistic overlap (Fig. 9c and e). The stylistic analogies with Scandinavian material inevitably direct attention to the well-known roles of birds in Old Norse mythology, but possible meanings are diverse. The hooked beaks of the shield-mount birds should indicate that they represent not the scavenging raven (which has a thickened, flat-topped beak) but raptors. The eagle, which as the symbol of 37 38 39
40
Attermann 1934; Werner 1951; Arwidsson 1977, p. 38; Bruce-Mitford 1978, pp. 91–99; Karen Høilund Nielsen, pers. comm. Thiry 1939, pp. 51–52, 109 and Taf. 18,428. Morten Axboe, pers. comm., dates these from his Phase H2 to H4, whereas Elisabeth Barfod Carlsen, pers. comm., would ascribe them all to her Phase 3 (the period of Style I and late Style I). E.g. Baldwin Brown 1915, pl. XXIV (Eastry); cf. Speake 1980, fig. 17e–f and j–k; Parfitt 1999; there is also a stray find from Tythrop House, Kingsey, Bucks.
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Imperial military might, influenced iconography both within and without the Empire as a metaphor for celestially-derived and earthly powers,41 appears in Völuspá, st. 59, as an omen of the New Age (where its role as ‘hunter of fish’ is singled out); an eagle and hawk helped maintain cosmic order in the World Tree, and both forms were regularly adopted by shapeshifting giants, sorcerers and gods, including Óðinn.42 The eagle was also, together with or instead of the raven (and with the wolf), an archetype of the battlefield, but whereas in Old English poetry these corpse-eaters generally were a portent of defeat, in Old Norse verse they were a signal of victory.43 But if either of these last two meanings was intended on the shields, there would have been ambiguity, depending on whether the ‘reader’ was attacker or defender! It is unclear therefore whether the predatory bird should be read in parallel with the wolf-like, underwater and consuming monsters on the shields, or as a divine manifestation in opposition to them. The mounts from Eriswell 104, 232 and Sutton Hoo 018, 868 (Fig. 9c and e; Pl. 3), which have the predatory bird pecking at a snake and were also associated with aquatic mounts, could be read as intensifying a meaning of ‘victory-giver’, if the snake is taken as a classic representation of evil. In a Christian context, the eagle with a snake was used as a symbol of Christ’s battle against Satan, but the motif was also cultivated in preChristian Scandinavia, so given the lack of anything else distinctively Christian in the context of these two shields, a non-Christian interpretation is probably preferable.44 More puzzling is the mount from Guilton, where the bird does not grasp or peck at, but seemingly cradle a small animal (Fig. 9f; Pl. 2d). Patristic commentators thought of Christ as an eagle ascending to heaven carrying the souls of deceased believers, which were portrayed in Carolingian and later manuscripts as fish, snakes or small mammals.45 Al41
42
43 44
45
See Greene 1987 for the translation of the Imperial eagle into a symbol of East European barbarian militias and thence of ‘Gothic’ women; cf. Magnus 2003 for the introduction of predatory birds to Scandinavian iconography from the 5th century. Larrington 1996, p. 12; Faulkes (trans. and ed.) 1995, pp. 18–19 and 62–64; cf. Ellmers 1970, pp. 264–271 and 275–277 for the motif of a predatory bird and fish as an aspect of the Odinic myth; also IK 1,1, p. 101; Hauck 1988,1, pp. 34–36; Wickham-Crowley 1992. Jesch 2002. Wittkower 1938–39, p. 317; Mütherich 1986, p. 325; the footplate of the Skodborghus brooch, found with bracteates, features a cloisonné bird pecking at filigree snakes: Lamm et al. 2002, fig. 9. Mütherich 1986.
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though such a Christian idea might have been known in Kent, the lack of any other contemporary parallels makes this uncertain, and the use of Style I to express it is surprising. That animals could be bearers of souls in pagan ideology is suggested, however, by the very long, but admittedly highly problematic, 7th-century runic inscription on a gravestone from Eggja, Sogndal, Norway. All readings seem to recognise in it a ‘fish swimming’, which is a supernatural countenance and soul-bearer, although they do not agree on whether it is associated with an eagle (alias another shaman or Óðinn); they also agree that a link is being made between the role of the animal(s) and the fate or passage of dead men/the deceased, but not on their narrative context.46 This leaves finally the upright, legless bird from Cleatham 25 (Fig. 9a). Although damaged, it most closely resembles Merovingian bird brooches, and as such might have been chosen to evoke Imperial insignia. Also it partners the only fish mount which can possibly be compared with standard Continental fish images (Fig. 6b). Arguably, then, this set might have been modelled on Continental examples, but whether the sort of Christian or syncretistic exegesis which is applied to such bird-with-fish images on the Continent (for example, on the Spangenhelme) can be transferred to Cleatham in north Lincolnshire seems more doubtful, especially given all the other possibilities.47 This iconographic analysis has drawn attention time and again to the interrelationship between the motifs in Style I and the imagery of the figural mounts, and between both these and the gold bracteates. The shield ornament seems to focus on images of monstrous, underworld embodiments of death and evil, and on gods or sorcerers, or their animal transformations, who can defeat or offer salvation from them. If Hauck’s exegesis of the bracteates is right, then it is a cult of a protective and victorious Óðinn, or rather his pre-Viking manifestation (Woden in England), which lies at the centre of this symbolism. The bird, fish and snake might all have had Christian meanings, but, as Jane Hawkes stresses, it was their malleability — of form and meaning — which allowed this. The forms and contexts of the shield ornaments indicate that here their meaning lay quite elsewhere.48
46 47 48
Krause / Jankuhn 1966, pp. 227–235; Grønvik 1985, pp. 7–10 and 76–91; Magnus 1988; 1992; Solli 1999,1. Cf. Böhner 1996; Haimerl 1998/99; von Carnap-Bornheim 2001,1. Hawkes 1997.
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5. Contextualising the meaning of animal-ornamented shields Neither evidence from associated grave-goods nor stylistic arguments can provide a close dating for the period of manufacture, use and deposition of the animal-ornamented shields, but they concur in giving a general indication (Table 1). The earliest pieces — including the simple type-a apex discs in the Anglian Midlands (Fig. 12a) — were probably produced early in the 6th century; most of the material, however, including that characterised by Bichrome Style, probably dates slightly later, embracing the central decades of the 6th century.49 Their distribution is concentrated in the Anglian cultural region of England, but with some penetration to and beyond the Thames (Figs. 12a–d). The predatory birds, concentrated in south-eastern districts, might be a secondary development within this period (Fig. 13a). The absence of animalornamented shields, though not of re-used mounts, from westerly Saxon cultural areas is notable, especially given that the designs of the type-b apex discs closely resemble patterns on saucer brooches, which are so typical of those areas.50 It is clear from the chronology of shield bosses that animalornamented metal fittings did not continue much, if at all, into the 7th century: the Scandinavian shields in the early 7th-century mounds 1 and 2 at Sutton Hoo are actually the latest depositions. One possibility for the function of the animal ornament is that it served to identify warriors in battle.51 Damage from a spear-point on the apex disc from Sheffield’s Hill 115 and gashes across one of the associated aquatic mounts suggest that this shield had been used in real fighting (unless these were ‘ritual’ damages prior to burial). But most of the fittings seem too small to have been effective identifiers, except at very close range, and greater uniformity in type, presentation and geographical distribution might be expected had they been used to designate fighting units.52 49
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The type-a apex disc from Barrington B, 103 must have been modelled on a great square-headed brooch of Hines’s early Phase 2: Hines 1997,1, p. 311. A recent Correspondence Analysis of four East Anglian cemeteries proposes an earlier chronology than hitherto has been customary: it places Bergh Apton 26 and Westgarth Gardens 41 within MA2 (c. AD 510–c. 560/70) and Spong Hill 31 in MA1 (c. AD 480–c. 510), though probably at the transition point from MA1 to MA2 (Penn and Brugmann 2007, pp. 42–47, 58–71 and fig. 5.19; cf. Dickinson 2005, p. 139–144). For Bichrome Style: cf. Vierck 1977; Hines 1997,1 pp. 130, 133, 138 and 231. Dickinson 1993, especially pp. 25–6, figs. 37–38 and 43–44. Dickinson / Härke 1992, p. 54. Painting or carving might have served this purpose better, but is hard to document: cf. Dickinson / Härke 1992, p. 54
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More plausibly the ornament was part of ostentatious social display, especially if the prevalence of gilding, silver/silvering and occasional precious stones are taken as indices of wealth. As far as the data can show, animalornamented shields were buried with males aged from young to mature adulthood, and with assemblages which can be described as masculine, reflecting the norm for shield-burial in general.53 Evaluating the social status of these men from the level of investment in their graves is an exercise which is both theoretically and practically problematic:54 in particular, within such a small sample the exceptional wealth of the Sutton Hoo mound burials, on the one hand, and poor recording or grave disturbance, on the other hand, can easily distort scaling. If the Sutton Hoo mounds are excluded, then the average number of artefacts per grave – 4.4 – is the same as that recorded by Heinrich Härke for shield-graves as a whole.55 On the same basis, grave-size is slightly greater than the norm for male weapon-burials, but only if the Spong Hill 31 chamber grave is included.56 What does distinguish these graves is their level of armament: seventeen out of the nineteen for which some record exists contained a spear (89 per cent), and seven (37 per cent) a sword, figures which are far higher than those established by Härke for weapon-burials in general and shield-burials in particular, especially given that in East Anglia, from where many of the animal-ornamented shields come, shield-alone burial was not uncommon.57 Animal-ornamented shields, then, were owned by, or at least given in burial to, a relatively select group of men. While their burials were not necessarily distinguished by much other investment, these men still stood out within their local communities, and some, most obviously those buried in Sutton Hoo mounds 1 and 2, were exceptional on a much wider scale. The meaning of animal-ornamented shields was more complex than this, however. The shield was both the early Anglo-Saxons’ primary defensive weapon and the principal token by which a socially-elevated, adult masculinity, rooted in martial behaviour and, arguably, an ethnicised identity, was 53 54 55 56
57
Cf. Härke 1992; Stoodley 1999. The skeleton in Croydon Park Lane 347 was identified as ‘probably female’, but only 5% of it survived. Cf. Theuws / Alkermade 2000. Dickinson / Härke 1992, p. 30. Stoodley 1999, p. 91, gives an average length of 2.13 m and width of 0.84 m, whereas the sample to date gives an average length of 2.48 m and width of 1.05m, if Spong Hill is included, but 2.1 m and 0.75 m, if Spong Hill is excluded. Dickinson / Härke 1992, p. 67 and tab. 18; Härke 1992, pp. 100–113: the burials with swords and animal-ornamented shields, all of which fall into Group 2 or 3, are concentrated in south-eastern counties (Fig. 13b), which probably reflects both regional and chronological trends in burial custom.
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symbolically constructed in death.58 If the outcome of the iconographic analysis is correct, most of the animal ornament on shields was a reference to beliefs in, perhaps specifically an invocation of, the capacities of pagan gods or sorcerers, arguably specifically Woden or Óðinn, to protect against defeat and death. The ornament thus constituted an additional, supernatural protective layer to the shield, apotropaically magnified its qualities as a defensive weapon, and thereby compounded its social meaning. Such a shield increased, and displayed, the protective capability of a man, highlighted his adult masculine responsibility to protect, and consequently endorsed his authority to exercise power — over kindred, household, community or even kingdom. This message seems to have been articulated, for the benefit of heirs and the surviving community, by the way the animal-ornamented shield was displayed in the burial tableau (Table 2). Although the positions of the seventeen shields for which there is evidence conform to the general tendency for horizontally laid shields to be along the central axis of a grave, and to local preferences for position within this (head/upper body in Anglian regions, lower body/legs in Saxon regions), the proportion to the side of the body or vertical against a chamber wall is higher than the norms established by Härke.59 The most lavishly decorated shields, and all those with Bichrome-Style predatory birds for which there are data, are focussed on the upper central body. In other words, a shield with animal ornament seems to have been particularly placed so that it drew attention either to the dead man, whom it ‘protected’, or to his grave chamber, over which, more emblematically, it ‘stood guard’. The message reached a peak of expressiveness in Sutton Hoo mound 1, where the great shield stood upright against the west chamber wall, probably centrally in line with the presumed body — like an armorial headstone — and flanked on either side by the other ‘institutional’ symbols of power, the sceptre/whetstone and the iron standard.60 The Sutton Hoo mound 1 shield is a classic example of the Style IIdecorated weaponry (and horse-gear) which was used among a supra-regional elite to forge alliances, constitute war-bands, and build kingdoms.61 58 59
60
61
Cf. Härke 1997. Dickinson / Härke 1992, pp. 64–67: in the national sample, two-thirds of the shields were on the central axis and 9% vertically along the sides, compared with among the animal-ornamented shields about one half and 18% respectively. The burial chamber has been stunningly reconstructed in this way at the National Trust’s Sutton Hoo Visitor Centre, but as excavated the shield fittings lay slightly off-centre: Bruce-Mitford 1975, fig.111; cf. Carver 2005, figs. 91–93. Cf. Høilund Nielsen 1998; Nørgård Jørgensen 1999, pp. 156–175.
654
Tania Dickinson
In this context, it may be appropriate to note that a conceptual link between shield/defence and authority/kingdom is also made in Beowulf through alliterative word-associations: rond or rand (meaning, ‘edge’, but signifying ‘shield’) is one of two words most frequently linked to ric- (from rice, meaning ‘authority’, ‘kingdom’ or ‘powerful’).62 Further, in the Viking Age – to infer from two skaldic poems, Bragi Boddason’s Ragnarsdrápa and Þjóðólfr of Hvinir’s Haustlöng – the gifting of prestige shields not only cemented reciprocal obligations, but also, by bearing anthropomorphic and zoomorphic ornament which represented Scandinavian myth and legend (in this context, presumably painted), provided the locus for a chain of orally transmitted ideas, social and mythic.63 The evidence from the 6th-century Anglo-Saxon shields suggests that in England animal ornament – in Style I and related figural forms – was already being utilised according to such mechanisms and for such purposes. Some of the distribution patterns – for example, links between the apex discs from Sheffield’s Hill 115 and Aylesby, and between the aquatic mounts from Sheffield’s Hill and Worlaby, all in north Lincolnshire (Figs. 1, 4a–b, 7a–b, 12a and c) – suggest localised manufacture, which might reflect local social formations. But the similarities between the aquatic mounts from Kenninghall and Barnes Foreshore (Figs. 7c–d), and between those and the north Lincolnshire examples, indicate far more extensive traditions of production or distribution. These shields fostered relations, regionally and supra-regionally, between social peers and members of retinues in Anglian and Kentish districts, but not really in west or south Saxon areas. Finally, it must be noted that the animal ornaments from shields were not confined to the world of men. Four of the nine unassociated apex discs and three of the eleven unassociated figural mounts were found in female or feminine burials, having been converted for use as a brooch or pendant. It might be argued that the reason was purely functional, based on suitability of size and design, especially in the case of the apex discs which are so like cast saucer brooches. But ideological factors, which allowed women to share in the protective nuances and social status which animal-ornamented shields conferred on men, could also have been involved, just as occasionally, in reverse, an item of female jewellery was drawn upon for a shield ornament (the Barrington B, 103 apex disc: Pl. 1a). That there was an established sense of a symbolic interrelationship between shields and female jewellery may be indicated by the way that the designs of Saxon applied 62 63
Creed 1992, especially pp. 68–70. Pulsiano (ed.) 1993, pp. 55–56 and 665–656; North 1997, especially pp. XI–XXXI.
Iconography, Social Context and Ideology
655
disc and saucer brooches seem to have been inspired by Late Roman shield patterns, at least as represented in the Notitia Dignitatum.64 Arguably, the similarities between the type-b apex discs and saucer brooches demonstrate that this practice continued in England. And, of course, it is represented also in miniature amuletic shields, the Scandinavian and Anglian scutiform pendants: indeed, IK 428 Finnekumla-D, Västergötland, is a scutiform pendant surrounded by a pair of degenerate ‘sea griffins’, thus representing a shield with a pair of aquatic mounts!
Acknowledgements Besides all the people whom I thanked in Dickinson 2005 for their contributions to this research, I am grateful to Kieron Niven for re-working the computerised drawings, and to Charlotte Behr for commenting on an earlier draft.
64
Inker 2006, p. 52.
656
Tania Dickinson
Appendix I Catalogue of animal-ornamented shields Barrington B, 103, Cambs. (Group 1) Shield:
Type-a apex disc (Fig. 2a; Pl. 1a); Dickinson Group 2 boss; 2 plain iron board discs. Associations: Spear, iron belt-buckle, knife. Age/sex: Adult? Grave-size: Not known. References: Foster 1883, pp. 13–14 and 29; Hines 1997, pp. 206, 311, pl. 124.
Barton Seagrave unstratified, Northants. (Group 1) Shield:
Type-b apex disc (Fig. 5a; Pl. 2b); Dickinson Group 1.1 (?) boss. Associations: Not known. Age/sex: Not known. Grave-size: Not known. Reference: Bruce-Mitford 1978, fig. 69b.
Bergh Apton 26, Norfolk (Group 2) Shield:
Pair type-iv board mounts (hippogriff) (Fig. 10d); Dickinson Group 3 boss; copper-alloy flange rivets. Associations: Spear, iron buckle and rosette-shaped stud from belt, knife. Age/sex: Not known. Grave-size: c. 2.0 x 1.0 m. Reference: Green / Rogerson 1978, p. 22, fig. 80b–c, pl. II.
Bidford-on-Avon 182, Warwks. (Group 3) Shield:
Type-b apex disc (Fig. 5b); 5 boss-flange mounts (Fig. 6a); Dickinson Group 2 boss; silver-capped flange rivets and board discs. Associations: Spear, ‘Gotland’ cauldron, knife. Age/sex: Not known. Grave-size: Not known. Reference: Humphreys et al. 1924, p. 287, pl. LVII,2.
Iconography, Social Context and Ideology
657
Buckland Dover 93, Kent (Group 2) Shield:
Pair type-ib board mounts (aquatic) (Fig. 8c); Dickinson Group 3 boss. Associations: Sword, seax, spear, iron belt-buckle, reticella glass bead, copper-alloy ring, copper-alloy hasps from a wooden object, iron staple. Age/sex: 30–45; male. Grave-size: 2.6 x 0.9 m. Reference: Evison 1987, pp. 32, 238, fig.43.
Cleatham 25, Lincs. (Group 2) Shield:
Iron type-ia (fish) and type–iia (bird) board mounts (Figs. 6b and 9a); Dickinson Group 3 boss. Associations: Spear. Age/sex: Young adult; male. Grave-size: 1.9 x 0.75 m. Reference: Leahy 2007, pp. 215, 235, fig. 86.
Cottesmore unstratified, Rutland (Group 1) Shield:
Type-a apex disc (Fig. 2c; Pl. 1c); Dickinson Group 1.1 boss. Associations: Not known. Age/sex: Not known. Grave-size: Not known. Reference: Meaney 1964, p. 215.
Croydon Park Lane 347, Greater London (Group 2) Shield:
Type-ib board-mount (aquatic); Dickinson Group 1.1 boss; 2 iron board discs. Associations: Iron belt-buckle, knife. Age/sex: c. 16–30; ‘probably female’ (but bone preservation very poor). Grave-size: c. 2.4 x 0.8 m. Reference: McKinley 2003, p. 191, fig. 40 and Supplement S22–3.
658
Tania Dickinson
Empingham II, 112, Rutland (Group 1) Shield:
Type-a apex disc (Fig. 2b; Pl. 1b); Dickinson Group 1.1 boss. Associations: Spear, iron belt-buckle, knife. Age/sex: c. 35–45; male. Grave-size: c. 2.2 x 1.0 m. Reference: Timby 1996, p. 68.
Eriswell site 104, 232 (RAF Lakenheath), Suffolk (Group 3) Shield:
Untyped (unconserved) apex disc with sheet-silver border; 3 silver aquatic boss-cone mounts (Fig. 7f); pair type-iib board mounts (predatory bird with snake) (Fig. 9c); 3 board discs with single-strand interlace decoration; Dickinson Group 3 boss; silver-capped boss-flange rivets. Associations: Sword, spear, knife, small copper-alloy fragments. Age/sex: Not known, but skeletal length implies adult. Grave-size: 2.35 x 0.9 m. Reference: Jo Caruth and Sue Anderson, pers. comm.
Kempston 52, Beds. (Group 2) Shield:
Type-ib board mount (aquatic) (Fig. 8d); Dickinson Group 1.1 boss; possibly silver-capped iron boss-flange rivets and silver-capped copper-alloy board mounts. Associations: Spear. Age/sex: Not known. Grave-size: Not known. Reference: Kennett 1974.
Mill Hill 81, Deal, Kent (Group 2) Shield:
3 type-iib board mounts (birds) (Fig. 9b); Dickinson Group 3 boss; silver-capped copper-alloy boss-flange rivets, one with bichrome punched decoration. Associations: Sword, spear, wooden vessel with silver rim, copper-alloy belt-buckle and shoe-shaped studs, tweezers, hone, shears, knife. Age/sex: c. 45–55; male. Grave-size: 2.86 x 1.05 m. Reference: Parfitt / Brugmann 1997, pp. 87–88, 147 and fig. 43.
Iconography, Social Context and Ideology
659
Mucking II, 600, Essex (Group 3) Shield:
Type-a/b apex disc (Fig. 2d); pair of type-v board mounts (ovoid symmetrical with out-turned birds’ heads) (Fig. 10c); Dickinson Group 1.1 boss; silver-capped copper-alloy bossflange rivets. Associations: Sword, spear, bucket, wooden cup, knife. Age/sex: Young adult. Grave-size: 2.50 x 0.70 m (body in coffin). References: Evison 1973; Susan Hirst, pers. comm.
Sheffield’s Hill 115, Lincs. (Group 3) Shield:
Type-b apex disc (Fig. 4a); pair type-ib board mounts (aquatic) (Fig. 7a); Dickinson Group 1.1 boss; silver-capped copper-alloy flange rivets. Associations: Spear, unidentified composite object. Age/sex: Not known. Grave-size: 2.48 x 0.85 m. References: Leahy / Williams 2001; Kevin Leahy and Julie Jones, pers. comm.
Shelford Farm, Sturry/Canterbury, Kent (Group 2) Shield: Associations: Age/sex: Grave-size: References:
Pair type-iib board mounts (birds) (Fig. 9d); boss lost. Spear. Not known. Not known Meaney 1964, p. 136; Ager / Dawson 1989.
Spong Hill 31, Norfolk (Group 2) Shield:
Pair type-ia board mounts (predatory fish) (Fig. 6c); Dickinson Group 1.1 boss. Associations: Spear, 2 iron belt-buckles, bladed tool(s), 1 or 2 knives (grave disturbed by secondary burial or robbing). Age/sex: Not known. Grave-size: 7.4 x c. 4.5 m (chamber grave). References: Hills 1977; Hills et al. 1984, pp. 7–8, 80–82, fig. 87.
660
Tania Dickinson
Sutton Hoo 018, 868 (= Tranmer House, Bromeswell Site 018), Suffolk (Group 3) Shield:
Type-b apex disc (Fig. 3a); type-ib (aquatic) and type-iib (bird) board mounts (Figs. 7e and 9e; Pl. 2c and 3); 8 board discs with radial-bar decoration; Dickinson Group 3 boss; 5 gilded copper-alloy boss-flange rivets with radial-bar decoration, 2 with silver-sheet borders and the other 3 possibly replacements. Associations: Sword, spear, iron belt-buckle, knife. Age/sex: Length of body-stain implies adult. Grave-size: 2.35 x 0.80 m. References: Anon. 2002, pp. 503–504; Carver 2005, pp. 283, 483–486.
Sutton Hoo mound 1, Suffolk (Group 3) Shield:
Untyped apex disc; boss-cone and boss-flange covered with Style II decoration; type-iic (bird) and type-iii (‘dragon’: Fig. 10a) board mounts; Style II-decorated mounts on front (discs and strips) and back (grip-extensions); Nørgård Jørgensen Scandinavian type A boss. Associations: The inventory of the grave-deposit lists 218 items, including helmet, sword, spears, regalia, jewelled dress-fittings, personal equipment, vessels and textiles. Age/sex: Not known. Grave-size: c. 5.3 x 2.7 m (chamber within ship under barrow) References: Bruce-Mitford 1975; 1978, pp. 1–128; Carver 2005, pp. 177–199.
Sutton Hoo mound 2, Suffolk (Group 2) Shield:
Type-iii board mount (‘dragon’, incomplete) (Fig. 10b); boss not recovered; fragmentary gilt copper-alloy fittings in shape of Style II bird and animal heads, possibly from shield and its grip-extensions respectively. Associations: More than 17 items, including sword and baldric, spear, vessels and possible horse-trappings (pair of Style II cast copper-alloy gilded discs); grave disturbed in 19th century. Age/sex: Not known. Grave-size: 3.6 x 1.2 m (chamber under ship under barrow). References: Bruce-Mitford 1975, pp. 104–129; Carver 2005, pp. 153– 177 and 256–262.
Iconography, Social Context and Ideology
661
Wasperton 64, Warwks. (Group 1) Shield:
Type-b apex disc (Fig. 4f; Pl. 2a); Dickinson Group 1.1 boss; 2 iron board discs. Associations: Iron buckle, knife. Age/sex: Not known. Grave-size: 1.92 x 0.80 m. Reference: Scheschkewitz 2006, p. 147–148, 289–290, Pl. 65, Taf. 34.
Westgarth Gardens 41, Suffolk (Group 2) Shield:
Pair type-vi board mounts (cruciform with Style I motif) (Fig. 2e; Pl. 1d); Dickinson Group 2 boss; silver-capped boss-flange rivets. Associations: Spear, iron belt-buckle, knife, tweezers, wooden box (?). Age/sex: 35–40; male. Grave-size: c. 1.8 x 0.7 m. Reference: West 1988, pp. 30–31.
662
Tania Dickinson
Appendix II List of probable or possible shield-ornaments not associated with shields (unless stated, all were unstratified or casual finds) Type-b apex discs Alveston, Warwks. (Fig. 3c) Reference: Dickinson 1993, p. 26, fig. 40.
Converted to a brooch
Aylesby, Lincs. (Fig. 4b) Reference: Kevin Leahy, pers. comm.
Converted to a brooch
Boss Hall 97, Suffolk (Fig. 3b) Converted to a brooch References: Newman 1992, pl. 1,3; Chris Scull, pers. comm. Harston (Rowleys’ Hill), Cambs. (Fig. 4e) Reference: Hutchinson 1965. Petersfinger 49B, Wilts. (Fig. 4c) Converted to a pendant ? Reference: Leeds / Shortt 1953, pp. 32–3, 52–3, fig. 13 and pl. VII. St Albans, Herts. (Fig. 4d) References: Geake 2004, 235–6, fig. 1e; Portable Antiquities Scheme Database, Find ID: BH E649E3, at http://www.findsdatabase.org.uk/ (consulted 07.03.2008). Selby District, Yorks. Reference: Portable Antiquities Scheme Database, Find ID: YORYM3938D7, at http://www.findsdatabase.org.uk/ (consulted 07.03.2008).
Untyped apex discs Barrington A, Cambs. Reference: Malim / Hines 1998, p. 221, colour plate g. Barton Mills, Suffolk (Fig. 5d) References: Leeds 1949, p. 77, pl. 126; John Hines, pers. comm.
Iconography, Social Context and Ideology
663
Type-ia aquatic board mounts Eriswell site 046, 284, Suffolk Converted to a brooch (RAF Lakenheath) (Fig. 6d) Reference: Jo Caruth and Sue Anderson, pers. comm. Mildenhall (Warren Hill), Suffolk (Fig. 6e) Reference: West 1998, p. 83, fig. 116,4.
Type-ib aquatic board mounts Barnes Foreshore, Middlesex (Fig. 7d) Reference: Clark 1980. Barton Court Farm 807, Oxon.(Fig. 8a) Converted to a brooch Reference: Miles 1986, pp. 18–19, fiche 4: B5 and B7. Boxford, Berks. (Fig. 8b) Reference: Paul Cannon, pers. comm.
Converted to a brooch
Canterbury, Kent (Fig. 8e) Reference: Blockley et al., pp. 1040–1041. Hindringham, Norfolk Reference: Portable Antiquities Scheme Database, Find ID: NMS-E2B508, at http://www.findsdatabase.org.uk/ (consulted 07.03.2008). Kenninghall, Norfolk (Fig. 7c) Reference: Bruce-Mitford 1978, p. 94, fn. 7, fig. 69c. Worlaby 2, Lincs. (Fig. 7b) Reference: Knowles 1965, fig. 6.2.
Male grave with a spear
Type-iib predatory-bird board mounts Guilton, Ash, Kent (Fig. 9f; Pl. 2d) References: Baldwin Brown 1915, pp. 202–203, pl. XXIV,4; Speake 1980, fig. 17a.
Type-vii discoid board mounts Faversham, Kent (four) (Fig. 5e) Reference: Dickinson / Härke 1992, p. 77.
–
–
Bergh Apton 26, Norfolk
Buckland Dover 93, Kent –
–
–
b: Style I
– –
a: Style I
Cottesmore, Rutland
–
–
cone mount
a: Style I
b: Style I
Barton Seagrave, Northants.
Empingham II, 112, Rutland Wasperton 64, Warwks.
a: Style I
apex disc
Barrington B 103, Cambs.
Find
–
–
–
–
–
nk
–
flange mount
ib: Pair Aquatics
iv: Pair Hippogriffs
Group 2
–
–
nk
nk
–
Group 1
board mount (front)
–
–
–
–
nk
nk
–
board mount (back)
3
3
1.1
1.1
1.1
1.1?
2
boss type1
Table 1. Animal-ornamented Early Anglo-Saxon shields
L
H2
–
nk
–
–
nk
spearhead type2
East Anglian Phase MA 2 (c. 510–560/70) 4 Reticella bead; Kentish Phase III/IV (c.530–590)5
Hines early Phase 2 great square-headed brooch3
other dating evidence
664 Tania Dickinson
–
nk
–
Spong Hill 31, Norfolk
Sutton Hoo 2, Suffolk
Westgarth Gardens 41, Suffolk –
nk
–
nk
–
nk
–
nk
nk
2
Style II grip extension (?) vi: Style I Cruciform
iii: Style II ‘Dragon’ (?) –
1.1
nk
3
1.1
–
–
–
–
3
– 1.1
boss type1
board mount (back)
ia: Pair Fish
iib: Pair Birds
iib: Birds (x 3)
nk
–
Shelford Farm, Kent
–
–
Mill Hill 81, Kent
–
ib: Aquatic
–
–
–
board mount (front) ia: Fish iia: Bird
Kempston 52, Beds.
–
flange mount
ib: Aquatic
–
Cleatham 25, Lincs.
cone mount
Croydon Park Lane 347, Greater London
apex disc
Find
D1?
nk
D1?
nk
E3
nk
–
H1
spearhead type2
East Anglian Phase MA1 (c. 480–510) or transition to Phase MA27 1st quarter 7th century chamber + ship8 East Anglian Phase MA29
Buckle/shoeshaped rivets (550–575); Kentish Phase III/IV6
other dating evidence
Iconography, Social Context and Ideology
665
Style II
a/b: Style I
b: Style I
b: Style I
untyped Style II
10 (11?)
Mucking II, 600, Essex
Sheffield’s Hill 115, Lincs.
Sutton Hoo (Tranmer House, Bromeswell) 018, 868, Suffolk
Sutton Hoo 1, Suffolk
Grave totals
Notes
–
untyped
Eriswell 104, 232, Suffolk
2
–
–
3 aquatic
–
b: Style I
Bidford 182, Warwks.
cone mount
apex disc
Find
2
Style II
–
–
–
–
Style I / geometri c
flange mount
–
v: Pair Zoomorphised symmetric/bird elements
14
ib: Aquatic iib: Style II Bird with snake vii: 8 Geometric discs iic: Style II Bird iii: Style II ‘Dragon’ vii: Bosses (also Style II strips and rim edging, and a ringknob)
18
SBA
Style II grip extensions
3
3
1.1
1.1
3
2
boss type1
–
–
–
iib: Pair Birds with snake vii: 3 Geometric discs
ib: Pair Aquatics
–
board mount (back)
–
Group 3
board mount (front)
Bucket with face-masks in triangular vandykes
‘Gotland’ cauldron
other dating evidence
17
Ship-burial: A2, C2, D2, TPQ 575 x 613 G2, import or later10
D2
L
H1
E3
nk
spearhead type2
666 Tania Dickinson
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Westgarth Gardens 41
trunk
legs
Empingham II, 112
right Spong Hill 31 (vertical)
head/ chest
head-end wall
Barrington B 103 Bidford 182 Cleatham 25
Buckland Dover 93 Croydon Park Lane 347 Mucking II, 600
Bergh Apton 26 Sutton Hoo 2 (vertical)
left
Sheffield’s Hill 115
centre Sutton Hoo 1 (vertical) Eriswell 104, 232 Mill Hill 81 Sutton Hoo 018, 868 Wasperton 64
Table 2. Position in the grave of shields with animal ornament
Dickinson / Härke 1992; Nørgård Jørgensen 1999, pp. 77–87. Swanton 1973. Hines 1997,1, p. 311. Penn and Brugmann 2007, pp. 42–47. Parfitt – Brugmann 1997, pp. 60 nd 104–109; Birte Brugmann, pers. comm. Parfitt – Brugmann 1997, pp. 72 and 104–109. Penn and Brugmann 2007, pp. 42–47 and 59; cf. Hills 1977. Carver 2005, pp. 307–308. Penn and Brugmann 2007, fig. 5.19. 10 Stahl and Oddy 1992.
Iconography, Social Context and Ideology
667
668
Tania Dickinson
Text-Figure Captions Fig. 1: Distribution map of zoomorphic shield fittings. Black Roman script = fittings on shields. Grey italic script = fittings not associated with a shield. Fig. 2: Style I designs from small-diameter fields. a: Barrington B, 103 type-a apex disc; b: Empingham II, 112 type-a apex disc; c Cottesmore type-a apex disc; d: Mucking II, 600 type-a/b apex disc; e: Westgarth Gardens 41 type-vi cruciform board fitting.1 :1. T. M. Dickinson. Fig. 3: Style I two-animal designs from type-b apex discs. a. Sutton Hoo 018, 868. b. Boss Hall 97. c. Alveston. 1:1. T. M. Dickinson. Fig. 4: Style I three-animal designs from type-b apex discs. a: Sheffield’s Hill 115; b: Aylesby; c: Petersfinger 49B; d: St Albans; e: Harston; f: Wasperton 64. 1:1. T. M. Dickinson. Fig. 5a–b: Style I multiple-animal designs from type-b apex discs. a: Barton Seagrave; b: Bidford-on-Avon 182. Fig. 5c: Style I three-animal design from Faversham type-vii discoid board mount. Fig. 5d: Style II design from Barton Mills untyped apex disc. 1:1. T. M. Dickinson. Fig. 6a: Bidford-upon-Avon 182 flange mount; Fig. 6b–e: type-ia aquatic board mounts. b: Cleatham 25; c: Spong Hill 31; d: Eriswell 046, 284; e: Mildenhall. 1:1. a–b and d, T. M. Dickinson; c, after Hills et al. 1984, fig. 87,4–5, reproduced with permission of Norfolk Museums & Archaeology Service; e, after West 1998, fig. 116,4, reproduced with permission of Suffolk County Council. Fig. 7a–e: Type-ib aquatic board mounts. a: Sheffield’s Hill 115; b: Worlaby; c: Kenninghall; d: Barnes; e: Sutton Hoo 018, 868. Fig. 7f: Eriswell 104, 232 aquatic cone mount. 1:2. a, e–f, T. M. Dickinson; b, after Knowles 1965 fig. 6,2; c, after Bruce-Mitford 1978, fig. 69c. d, after Evison 1987, text fig. 5c, © English Heritage. Fig. 8: Type-ib aquatic board mounts. a: Barton Court Farm, Abingdon, 807; b: Boxford; c: Buckland 93; d: Kempston 52; e: Canterbury.1:2. b and d, T. M. Dickinson; a, after Miles 1986, fig. 3; c, after Evison 1987, text fig. 5a, © English Heritage; e, after Blockley et al. 1995, fig. 443, 466, reproduced with permission of Canterbury Archaeological Trust. Fig. 9: Predatory-bird board mounts. a: Cleatham 25, type iia; b: Mill Hill 81, type iib; c: Eriswell 104, 232, type iib; d: Shelford, type iib; e. Sutton Hoo 018, 868, type iib; f: Guilton, Ash, type iib. a–fi, 1:2; fii, 1:1. a, c–f T. M. Dickinson; b, after Parfitt and Brugmann 1997, fig. 43b. Fig. 10: Other figural board mounts. a: Sutton Hoo mound 1 type-iii ‘dragon’; b: Sutton Hoo mound 2 type-iii ‘dragon’; c: Mucking II, 600 type-v zoomorphised symmetrical; d: Bergh Apton 26 type-iv hippogriffs. a–b, 1:4. c–d, 1:1. a, d, T. M.
Iconography, Social Context and Ideology
669
Dickinson. b, after Bruce-Mitford 1975, fig. 60h; c, after Evison1987, text fig. 5b, © English Heritage. Fig. 11: Reconstructions of shield boards. a: Spong Hill 31; b: Sutton Hoo 018, 868. 1:10. T. M. Dickinson Fig. 12: Distribution maps. a: Apex discs; b: Other fittings in Style I; c: Aquatic mounts from board and boss cone; d: Miscellaneous figural board fittings. For site names, see Figure 1. T. M. Dickinson Fig. 13: Distribution maps. a: Predatory-bird board mounts; b: Shield combination groups. For site names, see Figure 1. T. M. Dickinson Fig. 14: Motif comparanda on bracteates. a: IK 61 Galsted-B; b: IK 176 SöderbyB; c: IK 426,2 Finglesham 203-D; d: IK 74 Heide-B; e: IK 20 Zagórzyn-B; f: IK 33 British Museum-C. 3:2.
Photograph (Plate) Captions Pl. 1a–c: Type-a shield apex discs. a: Barrington B, 103; b: Empingham II, 112; c: Cottesmore. Pl. 1d: Westgarth Gardens 41 type-vi board mount. 2:1. Ph. T. M. Dickinson. Pl. 2a–b: Type-b shield apex discs. a: Wasperton 64; b: Barton Seagrave. Pl. 2c: Sutton Hoo 018, 868 type-ib board mount. Pl. 2d: Guilton, Ash, type-iib board mount. 1:1. Ph. T. M. Dickinson. Pl. 3. Sutton Hoo 018, 868 type-iib board mount. 2:1. Ph. T. M. Dickinson.
670
Tania Dickinson
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Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit – Auswertung und Neufunde RGA-E-Band 40 – Seiten 687–719 © De Gruyter 2011 • Berlin • New York
Zusammenfassungen – Summaries CHARLOTTE BEHR Geschichte der Brakteatenforschung Seit dem 17. Jahrhundert wurden Brakteaten beschrieben, abgebildet und gedeutet. Vor 150 Jahren begann ihre wissenschaftliche Erforschung. Die Themen, die Christian Jürgensen Thomsen in seinem 1855 veröffentlichten Aufsatz diskutierte, blieben zentrale Anliegen der Brakteatenforschung. Dazu gehören ihre Chronologie, Typologie, Ikonographie und Deutung der Inschriften. Im Kapitel zur ‘Forschungsgeschichte’ wird analysiert, inwieweit methodische und theoretische Entwicklungen in der frühmittelalterlichen Archäologie Nordeuropas die Brakteatenforschung prägten, andererseits aber auch neue Methoden und Ideen in der archäologischen Forschung immer wieder durch die Brakteatenforschung angeregt und weiterentwickelt wurden. Doch blieb die Erforschung der Brakteaten nicht auf Archäologie und Runologie beschränkt. Die Forschungsgeschichte macht deutlich, in welchem Ausmaß das Verständnis der runden Anhänger durch interdisziplinäre Ansätze gewonnen hat. Die vergleichenden Religionswissenschaften, Kunstwissenschaften und Namensforschung haben wesentlich dazu beigetragen, daß ihre Interpretation als Götterbildamulette methodisch fundiert diskutiert werden kann. Eine entscheidende Voraussetzung für die Erforschung der Brakteaten waren Kataloge der bekannten Funde, die seit der Veröffentlichung von Tafeln mit Brakteatenabbildungen im ‘Atlas de l’archéologie du Nord représentant des échantillons de l’âge de bronze et de l’âge de fer’ 1857 immer wieder zusammengestellt wurden. Bis auf den letzten Katalog, dessen Abschlussband hier vorliegt, wurden die Brakteaten in den früheren Katalogen stets nach typologischen Gesichtspunkten gruppiert und präsentiert. Zu den Themen, die trotz langandauernder und intensiver Bemühungen nach wie vor kontrovers diskutiert werden, gehören die Beziehung der Brakteaten zu ihren römischen Vorbildern und das Verhältnis zwischen Brakteatenbildern und literarischen Texten. Denn während schon die frühen antiquarischen Forscher gesehen hatten, daß die Brakteatenbilder römische Münz- und Medaillonbilder zum
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Vorbild hatten, so blieb es doch trotz vielfacher Versuche schwierig, die Prozesse der ikonographischen Aneignung und inhaltlichen Neuinterpretation, die bei der Gestaltung der Brakteatenbilder stattgefunden hatten, überzeugend nachzuvollziehen. Umstritten blieb auch die inhaltliche Deutung der Bilder mit Hilfe der Kenntnis hochmittelalterlicher Texte. Auch hier hatten schon seit den Anfängen der Brakteatenforschung die Gelehrten versucht, die bildlichen Darstellungen mittels der späteren literarischen Überlieferungen germanischer Mythen zu deuten, doch konnten die Verbindungen zwischen den Erzählungen in den frühen Bildern, denn um Erzählungen handelte es sich hier sicherlich, und späten Texten noch nicht abschließend geklärt werden. Erst seit den 70er und 80er Jahren entwickelte Karl Hauck methodische Grundsätze, die eine systematische Deutung der Bildinhalte erlaubte. Haucks Forschungen zur Ikonologie der Goldbrakteaten bezogen die Fundsituation und Fundorte, die Träger und die Tragweise der Brakteaten mit in ihre Interpretation ein. Wiederkehrende Themen seiner Arbeiten waren neben den Bildinterpretationen die Bedeutung der Orte, an denen Brakteatenhorte gehäuft gefunden worden waren und deren religiöse und rituelle Funktionen. Inzwischen spielen Brakteaten eine wichtige Rolle bei der Identifizierung sogenannter Zentralorte der Völkerwanderungszeit in Nordeuropa und ihrem Verständnis als Zentren kultischen Geschehens. Haucks überragende und prägende Rolle für die neuere Brakteatenforschung seit der Publikation von ‘Goldbrakteaten aus Sievern’ 1970 wird deutlich in der vielfachen zustimmenden wie kritischen Resonanz, die seine Thesen fanden.
KARL HAUCK Machttaten Odins. Die Chiffrenwelt der Brakteaten und die Methoden ihrer Auswertung Dieser Beitrag war ursprünglich für Band 12 des Reallexikons der Germanischen Altertumskunde unter dem Stichwort ‘Goldbrakteaten’ vorgesehen, um den Stand der Forschung zu dokumentieren. Aus unbekannten Gründen kam der Beitrag jedoch nicht zum Abdruck. Für die vorliegende Fassung wurde der Text des Originalmanuskripts leicht überarbeitet, insbesondere wurden die Anmerkungen der in diesem Band verwendeten Zitierweise angepasst. Verschiedentlich wurden Hinweise auf neuere Forschung ergänzt. Die Tafeln wurden völlig neu erstellt und eingerichtet. Die Titelformel sowie die folgende Zusammenfassung stammen von Alexandra Pesch.
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Karl Hauck bietet in diesem Beitrag einen Überblick zu Grundfragen und Methoden der Brakteatendeutung, zu ihrer Funktion und zu den wichtigsten Erkenntnissen über die Brakteatenreligion. Er erläutert, wie die Brakteaten in ihrer Gesamtheit (also A-, B-, C- und D-Typen gemeinsam) verständlich werden können. In einer kurzen Einführung werden wichtige Voraussetzungen zur Methodik genannt. Mit ihrer Hilfe wird die Rekonstruktion der Brakteateninhalte ermöglicht: 1. Die Entstehung der Brakteaten auf dem Hintergrund der Bildersprachen des spätantiken Europas, 2. die Möglichkeit, mit mittelalterlichen Textquellen des Nordens an die Vorstellungswelt der Gedächtniskultur heranzukommen, und 3. die Auswertung der runischen Inschriften auf den Brakteaten in der Wechselbeziehung zwischen Text und Bild. Grundlegend ist auch die Feststellung, daß die Bildchiffren der Brakteaten aufgrund der Winzigkeit ihrer Bildflächen eine teilweise extreme Kürzeltechnik zeigen. Es sind dann nur wenige, ausgewählte Details abgebildet. Doch einige Stücke weisen bei ähnlicher Bildkonzeption einen reicheren darstellerischen Kontext auf. Sie zeigen eine bildliche Verdichtung, indem sie synchron verschiedene Details eines Geschehens darstellen. Jede Auswertung muß folglich bei solchen detailreicheren Bildern als Leitvarianten beginnen. Im Folgenden werden exemplarisch wichtige Leitvarianten und die Ergebnisse ihrer Analyse vorgestellt. Die Benennbarkeit des auf den Brakteaten dargestellten Gottes als Odin ist einerseits durch Bildchiffren (Rabengeleit, Speerattribut) möglich (Kap. 2). Zusätzlich lassen sich einige Schlüsselmythen rekonstruieren. Dazu gehört die Heilung des gestürzten Fohlens auf den C-Brakteaten durch Odin (Kap. 3 und 4). Bei dieser Machttat, die textlich auch eine Parallele im Zweiten Merseburger Zauberspruch hat (Kap. 7), agiert er mit Hilfe der Heilpflanze laukaR ‘Lauch’ (Kap. 4), deren Verwendung in Kuren der rationalen Pferdeheilkunde gut dokumentiert ist. Außerdem wird Odin durch abgebildete Mischwesen und Tiere unterstützt (Kap. 5). Die Gegenüberstellung und Auswertung von Riten- und Kultnamen Odins mit Brakteatenbildformeln (Kap. 11) erhellt die Rolle Odins in der Religion des 5. und 6. Jahrhunderts noch weiter. Ein Hauptthema ist die mythische Überlieferung vom Tod Balders. Vor allem die sogenannten ‘Drei-Götter-Brakteaten’ sind hierbei relevant (Kap. 6, 7, 8 und 9). Hilfreich zum Bildverständnis sind altnordische Textquellen wie die Snorra Edda oder die Völuspá (Kap. 9): Große Teile des dort ausführlicher überlieferten Mythos sind auf den Brakteaten durch einzelne Chiffren und sogar ganze Szenen repräsentiert. Den Tod Balders durch den Mistelschuß zeigen die Drei-Götter-Brakteaten, seine anschließende Helfahrt einige Medaillon-Imitationen (Kap. 9). Insgesamt wird eine Perspek-
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tive der Regeneration im Baldermythos erschließbar. Sie ist bildlich auf den Brakteaten an den verwandten Chiffren ‘Ring’ (Draupnir) bzw. ‘kleiner, runder Gegenstand’ nachzuweisen (Kap. 6, 9 und 10). Die Regenerationsthematik ist damit als eigentliche Heilsthematik der Brakteaten und als eines ihrer beiden Kernelemente ermittelt. Das zweite Kernelement unterschiedlicher Brakteatentypen wird durch die Darstellung dämonischer Untiere als Gegenspieler der Götter und Menschen gebildet (Kap. 7 und 9). Sie werden oft als von Odin besiegt dargestellt, der, indem er so die Grenzen menschlichen Handelns programmatisch übersteigt, die Dimension des Wunderbaren einbringt (Kap. 1, 6 und 10). Dies vor allem erklärt die Funktion der Brakteaten als Schutzamulette und Glücksbringer. Die kosmische Dimension mythischer Machttaten Odins, von heutigen Betrachtern oft unterschätzt, weist auf einen „eschatologischen Optimismus“ hin (Kap. 10). Daß alle Typen der Brakteaten sich im selben Rahmen verstehen lassen und gemeinsam als bildliche Aspekte derselben religiösen Kontexte auszuwerten sind, wird exemplarisch anhand der Sinneinheiten in Kolliers vorgeführt (Kap. 7).
KARL HAUCK Die Bildformeln der Goldbrakteaten in ihren Leitvarianten (Zur Ikonologie der Goldbrakteaten, LV) Karl Hauck arbeitete zu Beginn der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts intensiv an dem sog. ‘Auswertungsband’ (siehe dazu im Vorwort), dessen Einleitung und ersten beiden Kapitel 1995 im Manuskript vorlagen. Für die vorliegende Fassung wurde der Text überarbeitet, insbesondere entfiel das gesamte erste Kapitel, da sich dieses überwiegend mit der Ikonographie der Goldfolien (guldgubber) beschäftigte. Wie beim vorherigen Beitrag wurden auch hier verschiedentlich Hinweise auf neuere Forschung ergänzt. Als größtes Manko erwies sich das Fehlen eines Literaturverzeichnisses, das mühsam rekonstruiert werden musste. Auch die Tafeln wurden völlig neu erstellt und eingerichtet. Die Titelformel sowie die folgende Zusammenfassung stammen von Alexandra Pesch. Die Bilddarstellungen der Brakteaten sind als Quellen zur Gedächtniskultur des Nordens nutzbar. Sie werden als Kommunikationsform vorgestellt, deren Deutung vor allem durch mittelalterliche Textüberlieferungen erreichbar ist. Der erste Teil dieses Beitrages (Kap. 1) bietet eine schrittweise Einführung in die theoretischen Grundlagen der Brakteatendeutung und in ihre Schlüsselbegriffe. Der Code der Bildersprache besteht aus
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lesbaren Chiffren. Sie sind auf den winzigen Bildflächen in einer Kürzeltechnik dargestellt. Es sind Kernsymbole, welche Bedeutung auf zusammenfassende Weise repräsentieren. Sie können etwa mit Hilfe von Runeninschriften, der spätantiken Ikonographie sowie daraus entwickelten Psalterillustrationen benannt und gelesen werden. Die Entlehnungen aus dem südlichen, spätantiken Traditionshorizont, insbesondere der Kaiser-Ikonographie, und die im Norden neu hinzugefügten Bilddetails sind zu unterscheiden. Als Basis der Auswertung dienen sogenannte Leitvarianten mit reichem bildlichem Kontext, also besonders detailreiche Brakteatenbilder. Auf diese Weise werden etwa Kernsymbole der C-Brakteaten wie das Pferd und das Vogelpaar, vor allem aber auch die figurenreichen B-Brakteaten mit ihren zusätzlichen Attributen als Chiffren der Odinreligion verständlich. Der zweite Teil (Kap. 1) würdigt die Schlüsselrolle der sogenannten Drei-Götter-Brakteaten für die Deutung der Brakteaten insgesamt. Diese detail- und figurenreichen B-Brakteaten ermöglichen die Identifizierung ihrer drei abgebildeten Gestalten durch ihre Ausdrucksgesten und Attribute, die in der Nachfolge spätantiker Bildchiffren stehen und die durch die Überlieferungen in mittelalterlichen Texten Skandinaviens benannt werden können. So ist die Gestalt mit dem Speer in der spätantiken Marsbild-Nachfolge als der Speergott des Nordens, Wodan-Odin, identifizierbar. Dessen magische Aspekte werden durch Attribute wie das Handkreuz zur Dämonenabwehr ausgedrückt, seine Herrscherfunktion durch das Doppelknaufzepter. Die Zentralgestalt der Drei-Götter-Brakteaten ist Odins Sohn Balder. Er wird hier im Moment seines mythisch-normativen Opfertodes vom tödlichen Mistelzweig getroffen, so wie es die Überlieferung bei Snorri Sturluson ausführlich berichtet. Dort ist auch die Rolle Lokis beschrieben. Ihn zeigt die dritte Gestalt, gekennzeichnet durch Männer-Haartracht und Frauengewandung. Pfahl- und balkenartige Chiffren können als Kultbühne des Geschehens interpretiert werden. Die Aussicht auf eine spätere Wiederkehr Balders nach den Ragnarök wird durch die Übergabe eines kleinen, runden Gegenstandes von Odin in die Hand Balders dargestellt, welcher als hoffnungsverkündendes Symbol eine Perspektive der Regeneration aufzeigt. Auch Brakteaten anderer Typen lassen Verbindungen zu dem Mythengeschehen um Balder erkennen. So stellen die C-Brakteaten die Heilung des Balderfohlens durch Odin dar, wie es der Zweite Merseburger Zauberspruch erhellt. Frühe Medaillon-Imitationen zeigen Balder auf seinem Ritt in die Helwelt und bei seiner Ankunft dort. Die Abwehr dämonischer Mächte, die auf den Drei-Götter-Brakteaten als kleine echsenartige Wesen am Rande der Bildflächen abgebildet sind, bildet auf den D-Brakteaten das
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Hauptthema. Insgesamt repräsentieren die bildlichen Wiedergaben von magischen Riten der Überwindung des Todes und der Regeneration Modelle einer Heilsthematik.
ALEXANDRA PESCH Netzwerk der Zentralplätze. Kontakte, Zusammenarbeit und Rivalitäten frühmittelalterlicher Zentralorte im Spiegel der Goldbrakteaten Das Auftreten der Goldbrakteaten mit ihren spezifischen Bildern und Runeninschriften spiegelt Kontakte der völkerwanderungszeitlichen Eliten in der nördlichen Germania. Gleichzeitig werden mit diesen standardisierten Götterbildern auch die ideologischen bzw. kulturell-politischen Gemeinsamkeiten der Eliten sichtbar. Ein solcher Konsens ist nur durch einen sehr guten, praktisch permanenten Austausch der Menschen erklärlich. Um ihn zu gewährleisten, waren Zentralplätze von Bedeutung, denn hier kamen die Angehörigen der Oberschichten verschiedener Orte und die Brakteatenkonzeptionisten und -hersteller zusammen. Die Musterung der Zentralplätze ist also eine Voraussetzung für das Verständnis der Brakteatenherstellung und Verbreitung. Die Identifizierung und Erforschung der frühen Zentralplätze bzw. Reichtumszentren oder ‘productive sites’ hat in den letzten Jahrzehnten zu weitreichenden neuen Erkenntnissen bezüglich der Wirtschafts- und Administrationsstruktur des frühmittelalterlichen Nordens geführt. Bei ihrer Lokalisierung durch interdisziplinär gewonnene Indizienbündel zählen Goldbrakteatenfunde zu den wichtigsten Indikatoren. Exemplarisch werden hier fünf bekannte südskandinavische bzw. norddeutsche Zentralplätze mit ihren Brakteatenfunden vorgestellt: Gudme/Lundeborg, Uppåkra, Sorte Muld, Ravlunda und Sievern (S. 244, Abb. 4). Ein kurzer Überblick nennt im Anschluß verschiedene andere relevante Stätten. Als überregionale Handelsplätze, Handwerkszentren, Militärstationen, Kultstätten und Wohnsitze der Eliten spielten diese multifunktionalen Orte für jeweils ein größeres Umland bereits dieselbe Rolle wie später die Städte. Ein weiterer Teil des Beitrags befaßt sich mit dem Tierstil, der spezifischen Gebrauchskunst der völkerwanderungszeitlichen Germania. Im damaligen Kunstverständnis waren alle Bilder Bedeutungsträger. Nicht nur Brakteaten, sondern auch beispielsweise Fibeln oder Schwertbeschlagbleche tradierten über die konkrete Aussage ihrer einzelnen Motive hinaus auch übergeordnete ideologische bzw. religiöse Weltanschauungen und politische Gemeinsamkeiten. So schließt der Tierstil I als ein germanisches ‘corporate design’ weite Teile der nördlichen Germania mit ihren Ausstrahlungs-
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regionen zu einem einheitlichen Kulturkreis zusammen. Die rasche und getreue Verbreitung dieser spezifischen Bilder über weite Teile Europas erklärt sich durch wiederholte lokale Kopierprozesse. Anhand der Goldbrakteaten lassen sich solche Kopierprozesse und die komplexen Vorgänge der Konzeption und Verbreitung von Bildern gut nachweisen. Mit Hilfe ihrer motivisch und zeichnerisch standardisierten Bilder zeugen die Brakteaten für den intensiven Bildaustausch und damit für die ständige Kommunikation derjenigen Menschen, die für die Konzeption und Verbreitung von Bildern zuständig waren. Ein engmaschiges Netz von Zentralorten bildet die Voraussetzung dieser Elitenkommunikation durch Bilder. Der Kontakt, der Austausch und die enge Zusammenarbeit mehrerer Zentren förderte dabei die Bildkunst als von Anfang an gemeinsames Unternehmen. Somit stellt sich das Zusammenspiel der Zentralorte als ein netzwerkartiges Nebeneinander dar. Die Zentralorte sind als eigenständig handelnde, aber gemeinschaftlich orientierte Stätten zu betrachten, die in regem kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zueinander standen und gemeinsame Direktiven hatten. Sie beeinflußten sich gegenseitig und bildeten gemeinsam ein politisch-kulturelles Netzwerk, das später zur Grundlage der ersten skandinavischen Königreiche wurde.
MORTEN AXBOE Die Chronologie der Inschriftenbrakteaten Die A-C-Brakteaten wurden bereits an anderer Stelle (Axboe 2004,1; 2007) mit Hilfe von Computer-Seriationen der Detailelemente der großen Häupter in die vier Gruppen H1–H4 aufgeteilt. Diese Gruppen sind zwar grundsätzlich ein typologisch erstelltes Hilfsmittel, aber sie beschreiben auch eine chronologische Entwicklung, in der die frühesten Brakteaten eindeutig von den Kaiserdarstellungen römischer Prägungen inspiriert sind. Das Ursprungsgebiet der Brakteaten war Südskandinavien, und der Anfang ihrer Herstellung kann stilistisch in die Zeit um ca. 450 datiert werden. Zwar gehören die römischen Vorbilder in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts, aber die jungkaiserzeitlichen Medaillon-Imitationen, welche theoretisch als Bindeglied denkbar wären, sind typologisch zu vereinfacht, um eine solche Mittlerrolle gespielt zu haben. Sie werden deshalb in der Untersuchung nicht berücksichtigt, wie auch nicht detailarme A-CBrakteaten, die wenigen F-Brakteaten oder die Neufunde seit 1989. Das Ende der Brakteatenherstellung fällt in das zweite Drittel des 6. Jahrhunderts, vielleicht schon um ca. 540. Die Abgrenzung der einzelnen
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Gruppen H1-H4 kann zwar grundsätzlich nicht genau datiert werden, aber als Faustregel können die Übergänge mit Vorsicht um 475, 500 und 525 geschätzt werden. Insgesamt umfaßt die Untersuchung Brakteaten von 342 verschiedenen Modeln, von denen 125 Inschriften aufweisen. Die Inschriften werden in einem Anhang in der Seriationsfolge aufgelistet. Die Kapitalis-Imitationen häufen sich in Gruppe H1. Schon in Gruppe H2 kommen sie nur verstreut vor, um die Mitte von H3 hören sie ganz auf. Auch Runen und runenähnliche Zeichen treten schon in Gruppe H1 zahlreich auf, und sie bleiben häufig bis zum Ende von H3. Am Anfang der reinen Gruppe H4 findet sich noch ein Model mit Runen, und zwar IK 158 Sigerslev-C mit einer nicht deutbaren Inschrift. Dann scheint aber endgültig Schluß zu sein. Semantisch lesbare Runeninschriften sind in Gruppe H1 nicht bekannt, aber sie finden sich schon vom Anfang der Gruppe H2 bis zum Ende von Gruppe H3, und in diese beiden Gruppen gehören nicht nur die ‘Formelwörter’, sondern auch die fuþark-Inschriften.
KLAUS DÜWEL / SEAN NOWAK Die semantisch lesbaren Inschriften auf den Goldbrakteaten Vor der Untersuchung von zehn Runeninschriften auf Brakteaten, zu denen die fuþark-Brakteaten und rekonstruierbare Runenfolgen in Kap. 2 treten, werden in Kap. 1.1 unterschiedlich bedingte Probleme der Lesbarkeit überhaupt von (Runen-)Inschriften auf Brakteaten erörtert, wobei sowohl herstellungstechnische Gegebenheiten als auch generelle Forschungsdifferenzen eine Rolle spielen. In Kap. 1.2 stehen Möglichkeiten und Schwierigkeiten semantischer Lesbarkeit zur Diskussion. Dabei geht es einmal um eher epigraphische Fragen wie Graphiegewohnheiten und Aufteilungsprobleme, zum anderen um hermeneutische Fragen und religionsgeschichtliche Vorentscheidungen, Phänomene also, die nicht auf dem Quellenmaterial, sondern auf der spezifischen Herangehensweise der einzelnen Forscher beruhen. Bei der Besprechung der einzelnen Inschriften steht der philologische Aufschluß der sprachlichen Elemente und ihre Einbettung in einen religionsgeschichtlichen Kontext im Vordergrund, wie es die Verfasser in ihren bereits erschienenen Arbeiten (Düwel 2001/2008 und Nowak 2003) versucht haben. Ein wichtiger Schritt ist dabei – soweit möglich – die Zusammenführung von Textdeutung und Bildinterpretation, wobei das Textverständnis das Hauptanliegen ist, keinesfalls eine nachträgliche Bestätigung für zuvor erreichte Bilddeutungen.
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Da die Verfasser in langjährigem Austausch mit Karl Hauck gestanden haben und von seinem methodischen Zugriff auf die Brakteateninterpretationen überzeugt sind, zielen ihre Bemühungen auf die Erklärung der meisten Inschriften als bedeutsame, machtvolle Bekundungen der Schriftmächtigkeit des Götterfürsten Odin, dessen aus den Inschriften gewonnene Namen sich auf Ereignisse und Rituale beziehen, die erst in der späteren literarischen Überlieferung im Zusammenhang überliefert worden sind. Die Träger des als Amulett fungierenden Hängeschmucks versicherten sich der Macht des Gottes, seiner Herrschaft über Schrift, Zauber und Gesundheit und seiner Verheißung, Glück zu geben, in den Gefährdungen ihres Lebens.
KLAUS DÜWEL Buchstabenmagie und Alphabetzauber. Zu den Inschriften der Goldbrakteaten und ihrer Funktion als Amulette Dieser Beitrag erschien zuerst 1988 in Band 22 der Zeitschrift Frühmittelalterliche Studien. Da hier mit der konsequenten Einbeziehung des spätantiken Amulettwesens und der Zauberpapyri methodisches Neuland betreten wurde, bot sich eine Wiederaufnahme im Rahmen des vorliegenden Bandes an. Dafür wurde der Beitrag vom Verfasser verschiedentlich überarbeitet und durch einen Nachtrag sowie durch Hinweise auf die neuere Forschung ergänzt. Zur Klärung der Frage, ob Goldbrakteaten als Amulette getragen wurden und ihre Inschriften zur Verstärkung der magischen Wirkung dienten, werden zunächst die epigraphischen Veränderungen von Kapitalislegenden über deren Imitationen und Vermischung mit Runen bis hin zu reinen Runeninschriften verfolgt. In einem zweiten Schritt wird versucht, gestalterische Merkmale und besondere Zurichtungen (wie Ösung / Henkelung und Lochung) zu ermitteln. Dabei spielen bei Grabbeigaben auch die Kontextgegenstände eine Rolle, die etwa einen ‚amuletischen Kontext‘ oder gar ein Kompositamulett ergeben können. Um tiefer in die Problematik einzudringen, wird weiter der spätantike Hintergrund des Amulettwesens beleuchtet. Augustinus hat eine zeichentheoretische Bestimmung der superstitio als einen Komplex vereinbarter Zeichen zur Verständigung mit den Dämonen gegeben. Amulette (mit Inschriften) setzen einen Glauben an die magische Kraft des Buchstabens oder allgemeiner an die ‘Macht der Schrift’ voraus, dem der sachkulturelle Hintergrund mit zahlreichen archäologischen Objekten voll entspricht. In einem letzten Schritt führt ein struktureller Vergleich der Bilderegeln spätantiker Zauberinschriften (Zauberpapyri) und völkerwanderungs-
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zeitlicher Runenbrakteaten zu der zwingenden Wirkungsweise der Amulette, bei denen die Inschriften, absichtlich dem menschlichen Verstehen entzogen, in der Sprache der Götter und Geister intendieren, deren treffende, geheime und fremde Namen zu nennen, die allein die magische Wirksamkeit des Amuletts sichern. Die arkanen Bilderegeln reichen von der Alphabetreihe über Anagramm und Kontraktion, unter Einschluß von Palindromen, bis zur Konsonantenschreibung und weisen in wesentlichen Bereichen Entsprechungen in den Brakteateninschriften auf. Damit werden die Brakteaten auf unterschiedliche Weise als Amulette bestimmt, wobei im vorgenommenen Vergleich die zeitliche Nähe zu den spätantiken Zeugnissen mehr zählt als deren räumliche Distanz zur Randkultur.
HEINRICH BECK Das Namenproblem bei Bildchiffren und Runen auf den Goldbrakteaten Der Beitrag geht von zwei Voraussetzungen in der Brakteatendeutung aus: (a) die ikonologische und die runische Botschaft stehen in einer Wechselbeziehung (die auch die Deutung zu beachten hat), (b) der Namenschatz ist im Sinne eines Beinamengutes zu sehen (das dem deutbaren appellativischen Wortschatz angehört und der Vorstellung eines mythischen atburðr folgt). In die Betrachtung einbezogen werden vornehmlich die Brakteaten: IK 161 Skodborghus-B/Skodborg, IK 105 Lellinge Kohave-B, IK 374 Undley-A, IK 377,1 und 2 Raum Vadstena-C/Raum Mariedam und IK 184 Tjurkö (I)-C/Målen. Als Ergebnis wird erwogen: Die öfter wiederkehrenden Iterationen deuten auf einen rituellen Hintergrund (wie das dreimalige auja alawin verbunden mit einem achtergewichtigen alawid auf dem Skodborghus-Brakteat). Auch ein Beiname gakaR (IK 149 Schonen (I)-B) könnte auf einen rituellen Vortrag deuten. Inhaltlich bewegen sich die Inschriften zwischen den Polen einer die Gefährdung konstatierenden Aussage (oder einer entsprechenden ikonographischen Demonstration) und einer die Gefahr beschwörenden runischen Botschaft. Beispielhaft kann dafür der Skodborg-Brakteat stehen, der neben der ikonologischen Aussage mit Alawin die göttliche Freundschaft und mit Alawid den göttlichen Schutz thematisiert.
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GUNTER MÜLLER Von der Buchstabenmagie zur Namenmagie in den Brakteateninschriften Zusammen mit der hier ebenfalls wieder aufgelegten Studie von Klaus Düwel erschien auch dieser Beitrag 1988 in Band 22 der Zeitschrift ‘Frühmittelalterliche Studien’. Auch wenn die darin bezogenen Forschungspositionen nicht mehr in allen Punkten dem von Hauck und anderen in späteren Jahren erreichten Kenntnisstand entsprechen (insbesondere gilt dies für die Wechselbeziehung von Bild und Schrift), bleibt diese bis heute umfangreichste Studie zum Namensschatz der Goldbrakteaten wegweisend. Die folgende Zusammenfassung erstellte Wilhelm Heizmann. Gunter Müller stellt sich in diesem Beitrag zwei Aufgaben. Zum einen soll der Versuch unternommen werden, die Funktion der Namennennungen im Kontext der gesamten inschriftlichen Brakteatenüberlieferung zu klären, zum anderen soll der Frage nach dem möglichen Zusammenhang zwischen den Namen, ihren Trägern und den auf den Amuletten wiedergegebenen Bildinhalten nachgegangen werden. Kap. 1 setzt sich mit den grundsätzlichen Schwierigkeiten auseinander, Namen in Brakteateninschriften zu identifizieren. Kontextuelle, morphologische und/oder lexikalische Gründe ermöglichen immerhin die Erstellung eines kleinen Korpus von 18 Belegen, die als Namen diskutiert werden können. Kap. 2 widmet sich der Rezeption der römischen Kapitalisinschriften, die vielfach Eigennamen enthalten. Insbesondere auf den A-Brakteaten und den Medaillon-Imitationen ist die Umgestaltung der römischen Vorbilder auf der Ebene der Schrift weit radikaler als die der Bilder. Dies läßt vermuten, daß den Herstellern der Brakteaten die Schrift zwar als etwas Wesentliches erschien, die Vorlagen jedoch auf einer ganz anderen Verstehensebene rezipiert wurden. Kap. 3 geht der Frage nach, ob es sich bei dem Namensmaterial der Brakteaten um Besitzernamen, Götternamen oder die Namen von Runenkundigen handelt. Nach Müllers Auffassung lassen sich für alle drei Kategorien Beispiele wahrscheinlich machen. Kap. 4 kommt bei der Diskussion der ‚Ich‘-Formeln auf den Brakteaten zu dem Ergebnis, daß sie weitgehend auf Runenmeister zu beziehen sind. Nur bei den A-Brakteaten IK 156 Sievern (r[njnǀR] wrƯtu) und IK 189 Raum Trollhättan (tawǀ laþǀdu) wird ein Bezug auf Odin erwogen. Ähnlich deutet Müller in Kap. 5 auch die ‘kontextlosen’ Namen. Ausgehend von Sigmund Feists grundlegender Abhandlung zur Geschichte der ‘Ich’-Prädikationen wird in Kap. 6 das entsprechende Material der Brakteaten untersucht. Eine gewisse Nähe oder gar Identität zu bekannten Götternamen könnten die Inschriften auf IK 341 Sønder Rind-B (uniniRik), IK 128 Nebenstedt (I)-B (glïaugiRuïurnR ...),
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IK 58 Fünen (I)-C (houaR), IK 340 Raum Sønderby-C/Femø (fakaR) und eventuell auch IK 98 Køge-C/Seeland II (farauisa) aufweisen. Die Auseinandersetzung mit Stephen Flowers Versuch, die überlieferten Namen von Runenmeistern und -ritzern typologisch in die Gruppen ‘functional’ und ‘common’ zu klassifizieren, führt in Kap. 7 zu dem Ergebnis, daß eindeutige Kriterien für eine Klassifizierung fehlen. Dennoch ist das Kriterium der Übereinstimmung bzw. Nichtübereinstimmung mit dem allgemeinen germanischen Namenlexikon von Bedeutung. Unter diesem Aspekt wird mit Einbeziehung der Etymologie das Korpus der 18 Namen des Brakteatenmaterials eingehender untersucht. Der Befund läßt mehrere Erklärungen unterschiedlichen Plausibilitätsgrades zu. Kap. 8 setzt sich dem Thema ‘Namenszauber’ auseinander. Da die als Amulette aufgefaßten Brakteaten von keiner ausdeutenden, interpretierenden schriftlichen Eigenüberlieferung begleitet werden, erscheint es statthaft, die strukturelle Auswertung der antiken, nahezu zeitgleichen Traditionen einzubeziehen. Diese strukturelle Nähe sollte allerdings nicht zu eng ausgelegt werden. Auch wenn offenbar die Namen auf den Brakteaten eine magische Wirkung sichern sollten, muß dies nicht zwangsweise zu dem Ergebnis führen, daß die ‘kontextlosen’ Namen als unmittelbare Anreden eines Gottes aufzufassen sind. Favorisiert wird vielmehr die Deutung, daß es sich hierbei um unterschiedlich elaborierte Runenmeisterformeln handelt, die allerdings zum Teil indirekte Zitate von Götternamen enthalten dürften, deren magischer Wirkung man vertraute. Im abschließenden 9. Kapitel vertritt Müller die Auffassung, daß es einen generellen Kontextbezug zwischen Bildern und Inschriften nicht gegeben haben kann. Im Einzelfall mag dies zu erwägen sein, doch sind die Belege insgesamt zu gering, um zweifelsfrei argumentieren zu können.
WILHELM HEIZMANN Die Formelwörter der Goldbrakteaten In der intensiven Auseinandersetzung mit den Bildern und Inschriften der Goldbrakteaten hat sich innerhalb des Teams um Karl Hauck zunehmend die Einsicht durchgesetzt, daß beide Bedeutungsträger zusammengesehen werden müssen. Diese Sichtweise findet eine natürliche Stütze in den spätantiken Vorbildern der Brakteaten, denn auch dort, auf den konstantinischen Münz- und Medaillon-Prägungen, die im Norden in erster Linie als Amulette rezipiert wurden, traten Schrift und Bild zusammen auf und bildeten ein Ganzes. Zum ersten Mal formuliert und an einer bestimmten Gruppe von Inschriften (laukaR) vorgeführt wurde diese neue Sichtweise
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in einem Aufsatz mit dem als programmatisch verstandenen Titel ‘Bildformel und Formelwort’ aus dem Jahr 1987 (Heizmann 1987). Konsequent umgesetzt und weitergeführt hat diesen Ansatz Karl Hauck in seinem Beitrag zum 4. internationalen Runensymposium in Göttingen (Hauck 1998,2). Daraus ergibt sich die Forderung, daß jede Deutung der Runeninschriften auf Brakteaten auch deren Ikonographie zu berücksichtigen hat. Diese Ikonographie weist die Brakteaten als Heilsbilder und Götterbildamulette aus. Eine profane Deutung der Inschriften ist damit apriori wenig wahrscheinlich. Der Ausdruck ‘Formelwort’ wurde zum ersten Mal von Wolfgang Krause in der ersten Auflage der ‘Runeninschriften im älteren Futhark’ in die Diskussion eingeführt (Krause 1937), ohne allerdings jemals genauer definiert worden zu sein. Dieser etablierte Begriff soll im Folgenden beibehalten werden. Unter ‘Formelwörter’ werden hier bestimmte appellativische Substantive verstanden, die in den Inschriften im älteren Fuþark und zwar insbesondere auf den Goldbrakteaten mehrfach vorkommen. In erster Linie sind dies alu, auja, laþu, laukaô und ota. Weitere Wörter sind zu diskutieren. Ihre Bedeutung läßt sich auf dem Wege der Etymologie oder aus ihrem Weiterleben in jüngeren Sprachstufen weitgehend erschließen. Als Vorbilder können die formelhaften Wendungen (salus, pietas, iustitia, felicitas, gloria, spes, virtus, gaudium, victoria, securitas etc.) der spätantiken Münz- und Medaillonlegenden gelten. Formelwörter treten sowohl alleine als auch in Gruppen auf. Mit Ausnahme von auja sind sie ohne syntaktische Verbindung zur Umgebung und stehen daher zumeist im Nominativ Singular. Daß sie überwiegend auf goldenen Götterbildamuletten begegnen, rechtfertigt es, sie in die Nähe von Zaubersprüchen zu stellen und als gleichsam auf ein einziges Wort verkürzte Zauberformeln anzusprechen. In höchster Konzentration repräsentieren sie die Macht des festgeprägten Wortes, das Handlungen und Geschehnisse erzeugt und erzwingt (de Boor / Mohr 1958, S. 473). Als extreme Verkürzungen sind sie besonders für den winzigen Raum geeignet, der auf Goldbrakteaten zur Verfügung steht. Wie die Bildformeln, mit denen sie Hand in Hand gehen, zeigen sie sich gleichsam janusköpfig, indem sie einerseits ins Bildinnere gewendet ihre Wirksamkeit auf der Ebene der dargestellten Mythen entfalten, andererseits aber wie diese heilsgeschichtlichen Präzedenzfälle nach außen in die reale Gegenwart der Amuletträger wirken und diesen Heilung, Rettung und Schutz verheißen.
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Symbole des Schutzes: Tierverzierte Schilde im frühen angelsächsischen England Im frühen angelsächsischen England war es zwar ungewöhnlich, Schilde, die mit Metallbeschlägen in der Form von Tieren und/oder Tierstil verziert waren, als Grabbeigaben mitzubestatten, dennoch bieten sie besondere Möglichkeiten soziale und ideologische Themen zu erkunden. Die hier gewählte Methode berücksichtigt den Kontext der Funde - wo und mit was die Schildbeschläge auftreten und in welchen Beigabenensemble die Schilde vorkommen – zusammen mit einer ikonographischen Analyse. Insbesondere die weitreichenden Parallelen zwischen den Tierformen auf den Schilden und denen auf den skandinavischen Goldbrakteaten lassen ein weit verbreitetes Verständnis der Bildersprache und der Ikonographie vermuten. Aus diesem Grund werden Erkenntnisse der Brakteatenstudien benutzt, um die Schilde besser zu verstehen. Bisher gehören 21 Schilde in die zu untersuchende Gruppe (Taf. 1 und Anhang 1). Von ihnen stammen 19 aus insularer Produktion und zwei aus Skandinavien, wobei es sich um die beiden Schilde aus den Grabhügeln 1 und 2 in Sutton Hoo handelt. Dazu kommen 20 Beschläge, die zwar nicht auf einem Schild gefunden worden sind, aber wahrscheinlich ursprünglich für einen Schild entworfen worden waren (Anhang 2). Als Grundlage der ikonographischen Analyse sind die Typologie der Beschläge, je nachdem, ob sie auf der Spitze des Schildbuckels, dessen Kegel oder Flansch oder auf dem Schild angebracht waren und die Art und Weise, in der sie kombiniert und gezeigt wurden, zusammengefasst. Im Relief gestaltete Tierfiguren in Salins Tierstil I beherrschen das Repertoire, hauptsächlich auf den scheibenförmigen Beschlägen, auf denen Tiermenschen und angriffslustige Monster besonders auffallen, und bei den figurenförmigen Beschlägen in der Gestalt hechtförmiger Wasserwesen oder, weniger häufig, von Raubvögeln. Für beide Gruppen finden sich die eindrucksvollsten, wenn auch nicht die einzigen, Parallelen auf B- und CBrakteaten. Gemäß Haucks Erörterungen der Brakteatenikonologie werden die Motive auf den Schilden als Darstellungen oder gedächnisunterstützende Anspielungen auf Götter und Zauberer, die ihre Gestalt verändern konnten, wie auch auf ihre Kämpfe mit Wassermonstern, gedeutet. Sie spiegelten möglicherweise einen vorwikingerzeitlichen Kult des Gottes Odin oder Wodan wider, von dem man glaubte, er habe den Tod überwunden und könne vor ihm schützen. Die Fundumstände der Schilde zeigen, dass sie erwachsenen Männern des frühen 6. bis frühen 7. Jahrhunderts im Osten und im Zentrum Eng-
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lands mit ins Grab gegeben wurden, das heißt vornehmlich in den anglischen und kentischen Siedlungsgebieten. Aus den westlich und südlich gelegenen sächsischen Landstrichen sind nur Einzelfunde und wiederverwendete Schildbeschläge, zum Teil aus Frauengräbern, bekannt. Obgleich die meisten Gräber nicht reicher ausgestattet waren als das durchschnittliche Grab eines Schildträgers, so fallen sie doch wegen ihrer hohen Zahl an Waffen auf. Einige Gräber waren außergewöhnlich. Ein Schild war zweierlei; zum einen der wichtigste Teil der Waffenausrüstung eines frühen Angelsachsen und zum anderen im Grab das wesentliche Symbol seiner Maskulinität als erwachsener Mann. Er war aber auch durch die Verzierungen im Tierstil und mit Tierfiguren ausgestattet mit einer zusätzlichen übernatürlichen und beschützenden Beschaffenheit. Dabei verstärkten sich die verschiedenen Bedeutungsebenen gegenseitig. Abschließend wird die These aufgestellt, dass ein tierverzierter Schild ein höheres Maß an Schutz, Verantwortung und Autorität über ihre Familien und Gemeinschaften den Männern übertrug, denen ein solcher Schild im Tod mitgegeben wurde und den sie vielleicht im Leben besessen hatten.
LUTZ E. VON PADBERG Reaktionsformen des Polytheismus im Norden auf die Expansion des Christentums erörtert im Spiegel der Goldbrakteaten Der Beitrag untersucht die Reaktionsformen des Polytheismus im Norden auf die Expansion des Christentums hauptsächlich im Spiegel der Goldbrakteaten. Die für die Ausformung religiöser Inhalte verantwortliche Oberschicht kopierte, übersetzte und adaptierte christliche Vorstellungen, um sie für eigene Bildkonzeptionen zu nutzen. Diese instrumentalisierten sie zugunsten der Legitimation ihrer Macht und vermochten so gegenüber der Religion aus dem Süden konkurrenzfähig zu bleiben. Mit der Bereitschaft zu flexibler Gestaltung gab die pagane Elite so dem einheimischen Kunsthandwerk eine internationale Prägung. Ihre neue Ikonographie hatte das vordringliche Ziel, der eigenen Religion eine dem auf dem Kontinent siegreichen Christentum vergleichbare Dignität zu geben. Dass der interpretierende Umgang mit fremdartigen Bildmustern geradezu zwangsläufig zur Veränderung eigener Vorstellungen führen musste, wurde dabei hingenommen und war aufgrund der Benutzungsregeln des paganen Kultes auch nicht problematisch, zumal bei diesem Phänomen der Relationierung dessen Grundcharakter erhalten blieb. Der genaue Ablauf dieses Indienstnahme christlicher Symbole und Ideale für die eigene Religion ist nicht mehr rekonstruierbar, wohl aber in
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der Übernahme und Umänderung von Bildkonzeptionen nachvollziehbar: z. B. Verwendung des Kreuzsymbols auf Brakteaten; Übernahme der Christus-Ikonographie für Odin als Götterfürsten; Sieg über die Dämonen, Rettermacht und göttliche Sieghilfe bei Christus und Odin; Heilungsmotiv auf den C-Brakteaten als Reaktion auf Christus als medicus salvator; Nordversion des Jonasmotivs. Ob und wie das Christentum auf solche Aneignungsprozesse reagiert hat, lässt sich nicht feststellen, weil direkte Zeugnisse für missionarische Aktivitäten im Norden während der Völkerwanderungszeit nicht vorliegen. Im Frühmittelalter haben die christlichen Missionare inhaltlich kaum auf den Polytheismus reagiert, sondern allein konfrontativ ihre Botschaft verkündigt. Bei der durch Schriftquellen belegten Mission in Skandinavien seit dem 9. Jahrhundert konnte diese Strategie aufgrund anderer Bedingungen als auf dem Kontinent nicht immer verfolgt werden. Spannungsreich war die Begegnung der Religionen in einem langen Prozess des mehr oder weniger konfliktreichen Nebeneinanders mit fließenden Übergängen allemal. Aus dem Zeitalter der Goldbrakteaten sind keine direkten christlichen Missionsaktivitäten im Norden bekannt, dennoch hielten es die paganen Kultverantwortlichen für erforderlich, durch die geschickte Übernahme und Anpassung christlicher Vorstellungen für Konkurrenzfähigkeit zu sorgen.
MORTEN AXBOE Katalog der Neufunde Seit dem Erscheinen des dritten Katalogbandes im Jahr 1989 sind zahlreiche neue Brakteatenfunde bekannt geworden. Sie werden hier vorgelegt, wobei Klaus Düwel die Runeninschriften und Charlotte Behr die meisten englischen Neufunde betreut haben. Die Katalogbeschreibungen folgen dem Muster von IK Band 1–3, jedoch in einer mehr konzentrierten Fassung. Außer den eigentlichen Brakteaten wurden noch zwei filigrangeschmückte Anhänger mit D-Brakteaten-Tieren mit aufgenommen, und zwar IK 586 Søndre Dingstad und 603 St. Nicholas at Wade. Es ist bemerkenswert, daß jetzt drei sichere Brakteaten-Matrizen bekannt sind (IK 572 Postgården-D, IK 609 Essex-D und IK 637 Morley-C). Eine weitere Bronzescheibe mit D-Brakteatenmotiv aus Billingford in Norfolk wurde zwar als IK 589 aufgenommen, scheint jedoch als Model zweifelhaft. Wenn diese vier Stücke in die Zahl der Model mit eingerechnet werden, erreicht die Gesamtzahl der bekannten Model Ende Dezember 2010 622+? Model, die Zahl der Brakteaten (mit Fragmenten und Filigran-Anhängern)
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1003+?, einschließlich 4+? verschollenen Brakteaten von unbekanntem Typ. Hinzuzufügen sind noch die Medaillon-Imitationen, deren Zahl sich nicht vermehrt hat; sie bieten wie vorher 17 Exemplare von 15 verschiedenen Prägungen. Inschriften kommen unter den Neufunden auf 26 Brakteaten vor. Sie repräsentieren 18 Model. Fünf dieser Model waren schon aus älteren Funden bekannt, während 20 Brakteaten von 12 Modeln neue Inschriften bieten. Dabei kommen Kapitalis-Imitationen auf IK 577 Kingston Bagpuize-A (zusammen mit runenähnlichen Zeichen), IK 630 Near Holt-A und IK 635 Scalford-A vor. Unter den neuen Modeln bietet IK 578 Gadegård-C (2 Ex.) die Inschrift ota, der nahverwandte IK 619,1 SuchaĔ-C überraschenderweise aber ohl. Die drei modelidentischen C-Brakteaten IK 591,1-2 aus zwei Fundstellen des Uppåkra-Zentralplatzes zeigen die Inschrift simaþina alu; die 6 Exemplare von IK 600 UFo alulauwr. Auf IK 585 Sct. Ibs Vej-C und 610 Uppåkra-A (sowie in neuer Lesung auf IK 153,2 SuchaĔ-C) können mehr oder weniger verstellte fuþark–Reihen erwogen werden. Die 1985–89 erschienenen Bände 1,1–3,2 sind inzwischen elektronisch zugänglich, s. http://www.digitale-sammlungen.de/
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Summaries CHARLOTTE BEHR A History of Bracteate Research Bracteates have been described, depicted and interpreted since the 17th century. Their academic research began with an article by the Danish archaeologist Christian Jürgensen Thomsen, published in 1855. He discussed the chronology, typology, iconography and the interpretation of their inscriptions, topics that have remained central research interests ever since. In this chapter, the impact of methodical and theoretical developments in early medieval archaeology of northern Europe since the mid 19th century on the understanding of bracteates is analysed, including the extent to which the study of bracteates stimulated and shaped new methods and ideas in archaeological research. Bracteate research was not confined to archaeological and runological studies. Interdisciplinary approaches contributed significantly to their understanding. Comparative religious studies, art history and onomastics provided sound methodical foundations for interpreting the golden pendants as amulets carrying the images of gods. A decisive precondition for the research of gold bracteates was the publication of catalogues of all known finds that were updated at intervals following the publication of bracteate drawings in the Atlas de l’archéologie du Nord représentant des échantillons de l âge de bronze et de l’âge de fer in 1857. Bracteates in the earlier catalogues were presented under typological aspects, and only in the current catalogue that this final volume of discussion and interpretation concludes, have the bracteates been arranged alphabetically, and presented according to iconographical considerations. Among the topics that remain controversial despite long and intense debates are the relationships of bracteates to their Roman models and the links between bracteate images and literary texts. Whereas already the early antiquarian researchers noticed that bracteate images were derived from Roman coins and medallions, understanding the processes of iconographical adoption and reinterpretation remained difficult. The contribution of high medieval texts to the interpretation of bracteate images is also disputed. Since the earliest beginnings of bracteate research, scholars have tried to analyse the pictorial representations by using the later literary traditions of Germanic mythical tales. However, the links between the stories in the early images – and there is no doubt that these images depicted stories – and later texts could not be clarified conclusively.
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Only since the 1970s and ‘80s, were methods developed by Karl Hauck that allowed systematic analyses of topics and meanings of the images. In his iconological studies, Hauck included information about find spots and find contexts, the users of bracteates and the ways in which bracteates were worn. Apart from the iconological interpretations of the images, a recurring theme was the study of the significance of the places where bracteate hoards were found, as well as their religious and ritual functions. More recently, bracteates have become important indicators for the identification of so-called central places during the migration period in northern Europe and their role as centres of cultic performances. Hauck’s formative role in recent bracteate research since the publication of Goldbrakteaten aus Sievern in 1970 is evident in the lasting debates about his theses.
KARL HAUCK Deeds of Odin. Signs and Codes of Bracteate Iconography and Methods for Their Interpretation This chapter was originally planned as the entry ‘Goldbrakteaten’ in volume 12 of the Reallexikon der Germanischen Altertumskunde in order to document the state of research. For reasons that are unknown, the contribution was not published. For the present version the text of the original manuscript has been slightly revised, especially the referencing style was adapted for the current volume. Some references to recent research were added. The tables have been completely redone. Title and abstract are by Alexandra Pesch. Karl Hauck provided in this contribution an overview of key questions and methods for the interpretation of bracteates and their functions, and for the most important ideas about the religion of the bracteates. He explained how the body of bracteates as a whole, that means A-, B-, C- and Dbracteates together can be interpreted. In a short introduction, the explanation of his methods allowed a reconstruction of the meaning of bracteates as follows: 1. The origins of bracteates lie within the pictorial languages of late antiquity; 2. it is possible to use medieval texts from northern Europe to approach the cosmology of its preliterate culture; and 3. the interpretation of the runic inscriptions on bracteates is correlated with the pictorial interpretations. Due to their small size, the pictorial codes used on bracteates are at times extremely abbreviated. Only a few, selected details are represented. In the pictorial narration several stages of the events are condensed and shown synchronously. Still, some pendants with similar designs are more detailed.
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Any interpretation has to start with the most detailed version of the design as its prototype. Hauck then presented several important prototypes and the results of their analyses. It was possible to name the god who was represented on the bracteates as Woden/Odin because of various pictorial details, including the birds, interpreted as his accompanying ravens, and the spear. In addition, some key myths could be reconstructed, including the scene on Cbracteates in which the god Odin heals the fallen foal (chapters 3 and 4). Odin used for this powerful deed the medicinal plant, laukaR, ‘leeks’ (chapter 4), a treatment that has been well documented in veterinary medicine for horses. The Second charm from Merseburg provides a textual parallel to the image (chapter 7). What is more, Odin is supported by various chimeras and animals that are also represented (chapter 5). The juxtaposition of pictorial formulas on the bracteates with some names of Odin that can be interpreted as relating to his cultic and ritual personas shed further light on Odin’s role in the religion of the 5th and 6th centuries (chapter 11). One of the main topics of the bracteates was the mythical story of Balder’s death. The so-called ‘bracteates with the three gods’ are especially relevant in this context (chapters 6, 7, 8 and 9). Old Norse texts, like the Snorra Edda or the Vdžluspá, contribute to an understanding of the images (chapter 9). Large parts of the myths told at length in these texts are represented on bracteates through single pictorial codes or even whole scenes. ‘Bracteates with the three gods’ show the killing of Balder when he was shot with a mistletoe. The theme on some medallion imitations is his subsequent journey to Hel. (chapter 9). Put together, it is possible to recognise the theme of regeneration in the myth of Balder that is represented on bracteates with the related symbols of either a ring (Draupnir) or a ‘small, round object’ (chapters 6, 9 and 10). This topic of regeneration and healing is one of two key elements of bracteate iconography. The second key element is expressed through the representation of demonical monsters that rival the gods and humans (chapters 7 and 9). They are frequently shown as having been defeated by Odin, who introduces a dimension of the miraculous by transcending the limits of human actions (chapters 1, 6 and 10). It was this element that explained the function of the bracteates as protective amulets and lucky charms. The cosmic dimension of Odin’s mythical deeds, often underestimated by today’s viewer, refers to an ‘eschatological optimism’ (chapter 10). In his analyses of the composition of bracteate necklaces, Hauck demonstrated that all types of bracteates can be understood within the same
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thematic framework and can be analysed together as pictorial aspects of the same religious contexts.
KARL HAUCK Traditions in Preliterate Culture. Introduction to the State of Research Karl Hauck concentrated his research in the early 1990s on the so-called “Auswertungsband” (volume of interpretation) (see preface). Its introduction and first two chapters were completed as manuscripts in 1995. For the present version, the text has been revised and the first chapter omitted that dealt predominantly with the iconography of gold foils (‘guldgubber’). As with the previous contribution, some references to recent research were added. The biggest problem was the lack of a bibliography that had to be painstakingly reconstructed. The tables have been completely redone. Title and abstract are by Alexandra Pesch. Bracteate images can be used as sources for the preliterate culture of northern Europe. They are envisaged as forms of communication. Their meaning can be approached through medieval texts. The first part of this contribution (chapter 1) offers a step-by-step introduction into the theoretical foundations of bracteate interpretation and its key concepts. The pictorial language consists of codes that can be read. They are represented on the tiny area of the bracteates in a specific technique of abbreviations. These are key symbols that express meaning through concentration. They can be deciphered and read for instance with the help of runic inscriptions, knowledge of late antique images and contemporary illuminations of psalters that had developed out of late antique iconographic traditions. Borrowings from southern, late antique traditions, especially the iconography of the emperors, and pictorial details that were added in the north need to be distinguished. Bracteates with more detailed images are used as basis for the iconographical analyses. In this way, key symbols of the Cbracteates like the horse and the couple of birds, but also the B-bracteates with its many figures and additional attributes, can be understood as pictorial codes in a cult focused on the god Odin. The second part (chapter 2) focuses on the key role that the so-called ‘bracteates with the three gods’ hold for an interpretation of bracteates collectively. Gestures and attributes of the three anthropomorphic figures in the tradition of late antique pictorial conventions allow their identification. They can be named following medieval texts from Scandinavia. That is why the figure with the spear can be identified as the spear-god of the
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north, Woden/Odin, standing in the tradition of late antique images of Mars. The attribute of a hand-held cross to fend off demons signifies his magical characteristics, the scepter with its double knob demonstrates his function as a ruler. The central figure of the ‘bracteates with the three gods’ is Odin’s son Balder. He is shown in the moment of his mythical sacrificial death when he is killed by the deadly mistletoe, as Snorri Sturluson related in great detail. He also told about Loki’s role. He is the third figure characterised by a male hairstyle and female dress. The pole and beam-type features may be interpreted as a stage for the cultic performances. The expectation of Balder’s future return after Ragnardžk is shown through the handover of a small round object by Odin into the hand of Balder. It is a symbol of hope that depicts the prospect of regeneration. Bracteates of other types too have links to the mythical stories surrounding Balder. The scenes represented on C-bracteates show the healing of Balder’s foal by Odin, just as the Second Merseburg charm relates. On early medallion imitations Balder is shown on his ride to and arrival in Hel. Defense against demonical powers that are depicted like small reptiles along the edges of the images on the ‘bracteates with the three gods’ was the main topic of the D-bracteates. Considering all bracteate images collectively, the pictorial representations of magical rites that refer to the overcoming of death and to regeneration are all expressions of the same theme of healing.
ALEXANDRA PESCH A Network of Central Places. Gold Bracteates as Evidence for Contacts, Cooperation and Rivalries of Early Medieval Central Places Gold bracteates with their particular images and runic inscriptions are evidence for contacts among the elites in migration-period northern Europe. At the same time these highly standardized images of gods attest the ideological or rather cultural-political commonalities of the elites. Such a high level of uniformity can only be explained through very good, all but permanent exchanges between peoples. To provide such exchanges, central places were vital, because it was here that members of the elites from different places came together and met with the designers and makers of bracteates. That is why an examination of central places is a precondition for the understanding of bracteate manufacture and distribution. Identification and investigation of early central places or rather centres of power or so-called ‘productive sites’ have led in recent decades to far-reaching new insights into the economic and administrative structures of early medieval
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northern Europe. Among a range of different indicators finds of gold bracteates are among the most important clues for the localization of these sites. As examples, five well-known south-Scandinavian and north-German central places will be discussed together with their bracteate finds: Gudme/ Lundeborg, Uppåkra, Sorte Muld, Ravlunda and Sievern (p. 244, Abb. 4). In a short overview several other relevant central places will be referred to. These places were multi-functional. They played already a similar role in their regions as the later towns as supra-regional trading places, centres for craft production, military garrisons, cult sites and residences for the elites. Another part of this contribution deals with the animal style, the art style that was used on numerous objects of daily use in migration-period Germanic Europe. At that time all artistic expressions were perceived as meaningful. Not only the images on bracteates, but also those on brooches or sword mounts, transmitted beyond the specific statement of each of their motifs some greater ideological or rather religious world-views and common political ideals. The Germanic animal style I integrated as a kind of Germanic ‘corporate design’ large parts of northern Germanic Europe including its peripheral areas of influence into a shared cultural unity. The fast and faithful reproduction and distribution of these images over large parts of Europe can be explained by repeated local copying. With the help of gold bracteates it is possible to demonstrate how these processes in which images were conceptualized, distributed and copied may have functioned. Bracteates with their standardized designs and motifs attest to intense exchanges of images and with it to constant communication between the people who were responsible for design and distribution of the images. A close-knit network of central places provided the precondition for this form of communication through images among the elites. Contact, exchange and close cooperation between several centres advanced the artistic expressions right from the beginning as a common enterprise. The central places coexisted and interacted within the network. They can be perceived as places that existed and acted independently, but were geared towards shared ideas. They had lively cultural and economic exchanges following common guiding principles. They influenced each other and formed together a political-cultural network, that later became the foundation for the first Scandinavian kingdoms.
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MORTEN AXBOE The Chronology of Bracteates with Inscriptions The A-, B- and C-bracteates have elsewhere been subdivided into four groups, H1 to H4, based on computer-supported seriations of pictorial elements of the large male heads (Axboe 2004,1; 2007). This division into groups is basically a tool created through typology. Still, they do describe a chronological development, in which the earliest bracteates were unambiguously inspired by the imperial representations of Roman coins and medallions. The area where bracteates first originated was southern Scandinavia, and the start of their production can be dated on stylistic grounds to around 450. The Roman models belong to the first half of the 4th century, but the medallion imitations of the Late Roman Iron Age that theoretically could be the missing link, are typologically too simplified to be considered for this connecting role. That is why they are not included in the analysis, just like A-, B- and C-bracteates featuring only few details, the small number of F-bracteates and the new finds since 1989. The production of gold bracteates ended during the second third of the 6th century, possibly already around 540. Basically, the chronological demarcations of the individual groups H1 to H4 cannot be dated precisely, but as a rough rule of thumb the transitions can be estimated at around 475, 500 and 525. The analysis comprises bracteates of 342 different dies, of which 125 have inscriptions. In an appendix the bracteates with inscriptions are listed in their seriated sequence. The imitations of Roman capitals are particularly prevalent in group H1. Already in group H2 they appear only scattered, to disappear around the middle of group H3. Runes and rune-like characters also appear frequently in group H1 and they remain common till the end of group H3. There is still one bracteate with runes at the beginning of group H4, IK 158 Sigerslev-C with an inscription that cannot be interpreted. After that, there seem to be no more inscriptions. Runic inscriptions that can be read and interpreted are not known in group H1, but they already appear at the beginning of group H2 and last till the end of group H3. The ‘formulas’ and the fuþark-inscriptions belong also into these two groups.
KLAUS DÜWEL / SEAN NOWAK The Semantically Readable Inscriptions on the Gold Bracteates By way of preparation for an investigation in chapter 2 of ten runic bracteate inscriptions, complemented by fuþark sequences and some examples of such sequences which seem to lend themselves to recon-
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struction, section 1.1 deals with aspects which contribute to the fundamental difficulty of reading (runic) bracteate inscriptions, such as technical circumstances of manufacture or general disagreement in the research debate. In section 1.2 the possibilities and difficulties of semantic readability are discussed; on the epigraphical level writing conventions and details of layout deserve attention, while on the level of hermeneutics and History of Religion questions arise not only from the source material but also from preconceptions held by different scholars. In the discussions of the individual inscriptions, priority is given to the philological analysis of linguistic elements and to their placement within the framework of Religious History, as has been the authors’ practice in previous attempts (Düwel 2001/2008; Nowak 2003). An important step in the investigation is integrating textual and pictorial interpretation whenever possible. However, methodological soundness demands putting rigorous text analysis first. The purpose of philological study may not be reduced to extorting from texts confirmation of preset interpretations of images. An exchange of ideas of many years with Karl Hauck consolidated the authors’ appreciation of the interpretative methods he applied to the bracteate corpus. It is argued that many inscriptions can be seen as important and commanding statements of Odin’s powers of writing. The inscriptions contain names that can be attributed to the chieftain of the gods, names that can be linked to episodes and rituals that literary sources dating from later periods relate in context. They who bore the amuletic pendants thus availed themselves of Odin’s powers, of his authority over writing, magic, and health, and of the prospect of good fortune and protection granted by the god against the dangers of life.
KLAUS DÜWEL Letter and Alphabet Magic. The Inscriptions on Gold Bracteates and their Function as Amulets This contribution was first published in 1988 in Frühmittelalterliche Studien 22. In the context of the present volume it documents an approach, then novel, drawing extensively on late antique amulet practices and the tradition preserved in the magical papyri. The text has been revised in various respects by the author and supplemented with an addendum and references to recent research. Were the gold bracteates worn as amulets and were the inscriptions on them intended to add to their magical import? As a way of addressing that question, epigraphical changes are traced from Latin coin legends to
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imitations thereof, to the insertion of runes, and finally to purely runic inscriptions. In a second step, design elements and trimmings, such as loops and perforations, are investigated. In the case of grave goods, context elements are considered, which may constitute an ‘amuletic context’ or may even allow reconstruction of a composite amulet. To delve deeper into the matter, the late antique background for amulet culture is also explored. Augustine provided a semiotic definition for superstitio as a complex of signs used, by convention, to communicate with the demons. Amulets (with inscriptions) presuppose a belief in the magical power of letters, or more generally in the ‘power of writing’, which the material-culture background with numerous archaeological objects fully corresponds to. Finally, a structural comparison of rules of composition in late antique magical inscriptions (magical papyri) and runic inscriptions on migration-period bracteates is instructive of their operating mechanism. It may be argued that the inscriptions, deliberately inaccessible to human understanding, intend to spell out, in the gods’ and spirits’ own language, their striking, secret, and strange names, which alone secured the magical power of the amulet. The arcane rules of composition, which range from the sequence of the alphabet, to anagram, contraction, palindrome and writing of consonants only, seem to have substantial matches in the bracteate inscriptions. Thus, in an application of late antique testimony to peripheral culture, bracteates are identified as amulets in various ways; in the comparison carried out in this study proximity in time outweighs geographical distance. HEINRICH BECK
The Problem of Names in Pictorial Codes and Runes on the Gold Bracteates In this contribution, two assumptions are made about bracteate interpretations: (a) the pictorial and the runic messages are interlinked (a precondition any interpretation has to take into account), and (b) the names are perceived as surnames (belonging to a vocabulary that is appellative and follows the idea of the mythical atburðr). Included in the discussion are the following bracteates: IK 161 Skodborghus, IK 105 Lellinge, IK 374 Undley-A, IK 377 Vadstena/Mariedam und IK 184 Tjurkö. The frequently occurring repetitions point to a ritual background (like the triple auja alawin connected with the heavy-weight alawid in the final part on the Skodborghus-bracteate). The surname gakaR (IK Schonen (I)-B) too may point to a ritual recitation. The content of the inscriptions shifts between assertions that state a dangerous threat (or a corresponding pictorial depic-
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tion) and runic messages that conjure up a danger. An example is the Skodborg-bracteate where parallel to the pictorial message divine friendship was made the topic with Alawin and divine protection with Alawid.
GUNTER MÜLLER
From the Magic of Letters to the Magic of Names in Bracteate Inscriptions The article reprinted here with Klaus Düwel’s study was also first published in 1988 in Frühmittelalterliche Studien volume 22. Even though some of the research findings no longer correspond to the state of knowledge reached in later years by Hauck and other scholars (especially concerning the interrelation between image and script), this is still the most comprehensive and groundbreaking study of the corpus of names on gold bracteates. The following resumé is by Wilhelm Heizmann. Gunter Müller confronts two tasks in this study. Firstly, he attempts to resolve the function of naming names within the context of all known inscriptions on bracteates, and secondly, he investigates a possible relationship between the names, their bearers and the visual content of the images on the amulets. In chapter 1, Müller addresses the fundamental difficulties in identifying names in bracteate inscriptions. Still, for reasons of context, morphology and/or lexis, it became possible to compile a small corpus of 18 examples that can be discussed as names. In chapter 2, the reception of Roman capital inscriptions containing many proper names is analysed. The transformation of the Roman models is far more radical on the level of the inscriptions than on the level of the images, especially on A-bracteates and medallion imitations. This observation suggests that although the makers of bracteates perceived writing as something essential, they adapted the Roman models with a completely different level of understanding. In chapter 3, Müller explores whether the names on the bracteates were names of owners, of gods or of runic experts. According to him, there are likely examples for all three categories. In his discussion of the ‘I’-formulas on bracteates in chapter 4, Müller arrives at the conclusion that they refer mostly to runemasters. Only on the A-bracteates IK 156 Sievern (r[njnǀR] wrƯtu) and IK 189 Raum Trollhättan (tawǀ laþǀdu) they may refer to Odin. In chapter 5, Müller interprets the names that are without any context in a similar way. Starting from Sigmund Feist’s seminal treatise on the history of the ‘I’-predications, Müller examines the corresponding material of the bracteates. A certain proximity to or even identity with known names of
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gods could be conjectured for the inscriptions on IK 314 Sønder Rind-B (uniniRik), IK 128 Nebenstedt (I)-B (glïaugiRuïurnR …), IK 58 Fünen (I)C (houaR), IK 340 Raum Sønderby-C/Femø (fakaR) and possibly also on IK 98 Køge-C/Seeland II (farauisa). In chapter 7, Müller examines Stephen Flowers’ attempt to classify typologically the known names of runemasters and runecarvers into the groups ‘functional’ and ‘common’, and concludes that unambiguous criteria for a convincing classification are missing. Yet conformity or non-conformity with the general thesaurus of Germanic names is still an important criterion. It is under this aspect and by including etymological considerations that the corpus of the 18 names on bracteates is then examined in-depth. The result allows various explanations of different degrees of plausibility. Chapter 8 is about the magic of names. Because the bracteates seen as amulets are not accompanied by any written traditions in which they are interpreted or explained, it seems acceptable to include a structural analysis of ancient, near- contemporary traditions. But this structural proximity must not be interpreted too narrowly. Even if the names on the bracteates were meant apparently to secure magical effects, this observation does not lead necessarily to the conclusion that names without any further context should be interpreted as the direct naming of a god. Müller is more in favour of an interpretation suggesting that these were formulas for runemasters developed to different degrees and including indirect citations of names of gods trusted to exert magical effects. In the final chapter 9, Müller argues that there could not have been general contextual references between the images and the inscriptions. Whilst in individual cases this may be worth considering, the evidence is, however, too limited to argue with any certainty.
WILHELM HEIZMANN Formulas on Gold Bracteates Debating the images and inscriptions on the gold bracteates, the team around Karl Hauck arrived increasingly at the conclusion that both features have to be interpreted together. This view is supported by the late antique models of the bracteates, the Constantinian coins and medallions that were in northern Europe predominantly perceived as amulets. Here too, inscription and image occurred together and formed a coherent unit. This new view was formulated for the first time and demonstrated with a particular group of inscriptions (laukaR) in an article with the programmatic title’ Bildformel und Formelwort’ (Pictorial Code and Formula) published in 1987 (Heizmann 1987). Karl Hauck systematically im-
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plemented and methodically pursued this approach in his contribution to the 4. International Symposium on Runes in Göttingen (Hauck 1998,2). That is why it is now expected that whenever runic inscriptions on bracteates are interpreted their iconography is considered as well. The iconography points to the role of bracteates as charms and amulets with the images of gods. Thus a profane interpretation of the inscriptions is apriori hardly probable. The expression ‘formula’ was introduced into the discussions by Wolfgang Krause in the first edition of ‘Runeninschriften im älteren Futhark’ (Runic inscriptions in the older futhark) (Krause 1937), but without any precise definition. This well-established term is retained in the following discussion. In this context, ‘formulas’ are defined as certain appellative nouns occurring in inscriptions in the older futhark and repeatedly, especially on gold bracteates. These are primarily alu, auja, laþu, laukaR and ota. Some further words may be considered. Their meanings become evident to a large extent either through etymology or through their survival into younger stages of linguistic developments. The formulaic phrases (salus, pietas, iustitia, felicitas, gloria, spes, virtus, gaudium, victoria, securitas etc.) in the legends of late Roman coins and medallions can be considered as models. Formulas appear individually and in groups. With the exception of auja they are without any syntactic links and therefore usually in the nominative singular. As they appear predominantly on the golden images of gods, it seems justified to compare them with charms and to describe them almost as magic formulas reduced to one word. In their most concentrated form they represent the power of the word that was stamped solidly and created and enforced deeds and events (de Boor/Mohr 1958, p. 473). As extreme reductions they were particularly fitting for the tiny space that was available on the gold bracteates. They appear like the pictorial formulas they accompanied, quasi Janus-faced. On the one hand, they point towards the centre of the image and exert their potency on the level of the represented myths, but on the other hand, they act on the people wearing the amulets and promise them healing, rescue and protection similar to the depicted deeds of salvation by the god.
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TANIA DICKINSON Symbols of Protection: Animal Ornamented Shields in Early AngloSaxon England In Early Anglo-Saxon England the burial of shields decorated with metal fittings in the shape of animals and/or embellished with animal art-style was an uncommon practice, but one which holds particular potential for the recovery of social and ideological meaning. The approach taken here integrates contextual evidence, that is the incidence and associations of fittings on shields and of shields within grave-assemblages, with analysis of iconography. In particular, extensive parallels between the animal forms found on shields and those on Scandinavian gold bracteates suggest a widely shared understanding of imagery and iconography: insights gained through studies of bracteate iconology are thus used to illuminate understanding of the shields. The corpus of evidence (to date) consists of twenty-one shields, nineteen of Insular manufacture and two, the shields in Sutton Hoo mounds 1 and 2, of Scandinavian origin (Table 1 and Appendix 1). In addition, there are twenty fittings, which, though not found with a shield, had probably originally been designed for one (Appendix 2). The typology of fittings – boss-apex discs, fittings from the boss-cone or boss-flange, and boardmounts – and the way these were combined and presented on shields are summarised as a basis for the iconographic analysis. The zoomorphic repertoire is dominated by relief-decoration in Salin’s Style I, mainly on discoid fittings and in which animal-men and aggressive monsters are particularly apparent, and by figural mounts in the shape of pike-like aquatic creatures or, less frequently, predatory birds. For both groups, the most striking, though not only, parallels occur on B- and Cbracteates. Following Hauck’s explanations of bracteate iconology, the shields’ motifs are interpreted as representations of, or mnemonic allusions to, shape-shifting gods or sorcerers and their conflicts with underwater monsters. Arguably, these reflect the cult of a pre-Viking Óðinn, or Woden, who was thought to protect against and have conquered death. Contextual evidence shows that these shields were buried with adult males from the early 6th to early 7th century in eastern and Midlands England, that is primarily within Anglian and Kentish cultural zones; in western or southern Saxon districts only stray or re-used shield mounts (sometimes in female graves) are known. Although most of the graves are no more lavishly endowed than the average for a shield-bearer, they stand out for their high level of weaponry, and some are truly exceptional.
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A shield was both an Early Anglo-Saxon’s primary piece of defensive armament and in burial the principal symbol of his adult masculinity, but when decorated with animal art or figures, it was endowed with an extra, supernatural, protective quality, and its meanings were thereby compounded. In conclusion, it is proposed that an animal-decorated shield conveyed the superior protective capability, responsibility and authority that those select men, who were given such a shield in death and perhaps had owned it in life, held over family and community. LUTZ E. VON PADBERG
The Expansion of Christianity and the Responses of Polytheistic Religion in Northern Europe: The Evidence of Gold Bracteates In this contribution the responses of polytheistic religion in northern Europe to the expansion of Christianity is discussed, predominantly using gold bracteates as evidence. The elites that were responsible for the shaping of religious ideas copied, translated and adapted Christian images in order to use them for their own pictorial concepts. They utilized these concepts to legitimize their own power and were thus able to remain competitive towards the religion from the south. By being prepared to be flexible when designing the images, the pagan elites gave local arts an international stamp. Their new iconography aimed first of all at providing dignity for their own religion that was comparable with the victorious Christianity in Continental Europe. They accepted that the adaptation and reinterpretation of foreign pictorial concepts led almost inevitably to changes of their own ideas. Considering the norms of pagan cult these changes were not difficult to accept, as in these processes of creating new relations the basic character of pagan religion remained intact. How exactly Christian symbols and ideals were taken up in their own religion cannot be reconstructed anymore, but the adaptation and reinterpretation of the pictorial concepts can be retraced with examples: the use of the symbol of the cross on bracteates; the transfer of the iconography of Christ to Odin, the king of the gods; victory over the demons, power of salvation and Christ’s and Odin’s divine help in victory; the theme of healing on the C-bracteates as reaction to Christ as medicus salvator; the theme of Jonas in a northern version. It is not possible to ascertain whether and how Christianity reacted to those processes of adaptation, since firsthand evidence for missionary activities in northern Europe does not exist for the migration period. In the early middle ages Christian missionaries hardly engaged with polytheistic
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religions, and just proclaimed their message in a confrontational manner. Written documents of missionary activities show that this strategy could not always be pursued in Scandinavia of the 9th century because of the differing conditions compared with Continental Europe. The encounter of religions was always full of tensions in the long period of coexistence and during transitions characterized by numerous conflicts. From the period of the gold bracteates, no direct Christian missionary activities are known in northern Europe, although, those responsible for pagan cults considered it necessary to adopt and adapt Christian ideas in order to remain competitive.
MORTEN AXBOE Catalogue of new finds After the publication of the third volume of the bracteate catalogue in 1989, numerous new finds of bracteates were compiled by Morten Axboe. Klaus Düwel examined the runic inscriptions, and Charlotte Behr looked at most of the new English finds. The catalogue descriptions follow the pattern of volumes 1 to 3, though in a more concentrated way. Apart from the proper bracteates, two filigree-decorated pendants with D-bracteate animals are included, IK 586 Søndre Dingstad and IK 603 St. Nicholas at Wade. It is noticeable that now two certain bracteate dies are known (IK 572 Postgården and IK 609 Essex-D). Another copper alloy disk with a Dbracteate motif from Billingford in Norfolk is included as IK 589, although its function as a die is doubtful. If these three pieces are included in the number of different bracteate stamps, the total number of known stamps as of December 2010 is 622, and the number of bracteates (including fragments and filigree pendants) is 1 003. Not included are four or possibly more lost bracteates of unknown types. Seventeen medallion imitations of fifteen different dies can be added to this figure, but these have not increased. There are inscriptions on 26 of the new bracteate finds from 21 different stamps. Five of these stamps were already known from older finds, whereas eighteen bracteates of thirteen stamps provide new inscriptions. Among them are imitations of Roman letters on IK 577 Kingston Bagpuize (together with letters resembling runes), on IK 630 Near Holt, and IK 635 Scalford-A. Among the new stamps IK 578 Gadegård-C with two identical copies has the inscription ota, but surprisingly the closely related bracteate IK 619 SuchaĔ-C has ohl. The three die-identical C-bracteates IK 591, 1–2 from two different find spots in the central place of Uppåkra carry the inscription simaþina alu; the six copies of IK 600 from an unknown find
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spot alulauwr. It may be considered to read the inscriptions on IK 585 Sct. Ibs Vej-C and IK 610 Uppåkra-A (and in a new reading on IK 153,2 SuchaĔ-C) as more or less confused sequences of the fuþark. Volumes 1.1 to 3.2, published in 1985 to 1989 are meanwhile electronically available: www.digital-collections.de/index.html?c=faecher_index&l=en&kl=119
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Katalogbeschreibungen der Neufunde
Katalog der Neufunde MORTEN AXBOE unter Mitwirkung von CHARLOTTE BEHR und KLAUS DÜWEL
Im Folgenden werden die Goldbrakteaten vorgelegt, die uns seit dem Erscheinen von IK Band 3 1989 bekannt geworden sind.1 Wie aus der Gesamtübersicht unten hervorgeht, hat sich das Material beträchtlich vermehrt: Im 1989 erschienenen Band 3,1 betrug die Gesamtzahl der Brakteaten 901+? Exemplare von 556+? Modeln, während wir Ende Dezember 2010 nun 1003+? Exemplare von 622+? Modeln kennen – in beiden Fällen kommen die 17 Medaillon-Imitationen noch dazu. Bei den Exemplaren, die wir jetzt vorlegen können, handelt es sich größtenteils um Neufunde, aber es können auch ältere Stücke erwähnt werden wie IK 571 Gemarkung Dannau-C, um 1951 gefunden, IK 597 Lysholm-C, der vor der Mitte der 1960’er Jahre entdeckt wurde, oder IK 116,2-C aus Unbekanntem Fundort, der schon dem späten achtzehnten Jahrhundert entstammen mag. Im Gegensatz zu den bisher erschienenen Katalogteilen können wir jetzt auch Funde von Brakteaten-Matrizen auflisten: IK 572 Postgården-D aus Nordjütland, IK 609 Essex-D, IK 637 Morley-C und – weniger überzeugend – der ebenfalls englische IK 589 Billingford-D. Außer diesen und den eigentlichen Brakteaten sind auch zwei Anhänger im Katalog aufgenommen worden, die gewiß D-Brakteaten-Motive variieren, sich aber technisch von den Brakteaten unterscheiden. Es sind IK 586 Søndre Dingstad-D und 603 St. Nicholas at Wade-D, welche beide aus einer glatten Scheibe bestehen, auf die reliefgepreßte Goldblechdetails mit Filigranzier festgelötet wurden. Technisch sind sie mit den skandinavischen Goldmundblechen vergleichbar, wie wahrscheinlich auch der leider seit 1945 verschollene Anhänger IK 438 Groß Lüben-D. Brakteaten aus Silber- bzw. Kupferlegierungen kommen aus Ost- und Mittelengland: IK 633–634 mit je zwei Exemp1
Im Herbst 2009 sind Scans von IK Bd. 1–3 elektronisch zugänglich gemacht worden, s. http://www.digitale-sammlungen.de/.
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Morten Axboe
laren aus Gräbern bei Eriswell in Suffolk sowie aus Nottinghamshire IK 602 East Leake-C, der leider nur als Röntgenbild zugänglich ist. Die bisher erschienenen Katalogteile von ‚Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit‘ spiegeln inhaltlich das intensive Interesse Karl Haucks an der Ikonographie der nordischen Goldbrakteaten und den religionsgeschichtlichen Einsichten, die durch sie zu erreichen waren. Dabei wurde jedoch nicht immer konsequent vorgegangen. Unter den Anhängern mit Ritzungen, die Brakteatenmotive variieren, wurde ein Exemplar aus dem Djurgårdsäng-Hort als IK 234 aufgenommen, während das Exemplar aus Vä, das eindeutig IK 203 Vä-C kopiert und aus demselben Fund stammt, keinen Katalogeintrag erhielt, sondern nur in IK Band 1,1 auf Taf. C abgebildet wurde. Anhänger mit geometrischer Ornamentik, die mittels Matrizen erstellt wurden und somit technisch auch ‘Brakteaten’ sind, sind in wenigen Exemplaren aus skandinavischen und kontinentalen Funden bekannt. Von denen wurden die 5 modelgleichen Exemplare IK 522 aus dem Söderby-Hort mitaufgenommen, welche um das zentrale Kreuzmotiv herum stilisierte Tierköpfe zeigen, während die außerhalb Skandinaviens gefundenen und nur mit Kreuz-Varianten geschmückten Exemplare aus Obermöllern Grab 20 (zusammen mit IK 477 Obermöllern-D gefunden), Berlin-Britz (aus einem Frauengrab mit Glasbecher u.a.) und Mecklenburg (Einzelfund) nicht mitaufgenommen wurden.2 Miterfaßt wurden die Beschläge für Holzgefäße IK 224 Broadstairs-C und 486 Rhenen-D, die mittels Matrizen mit Brakteatenmotiven geschmückt wurden. Unter den Brakteatentypen, die bisher nur aus kontinentalen Funden bekannt waren, wurde der Typ Oberwerschen mit IK 259 Großfahner-B, 311 Oberwerschen-B, 350 Südwestdeutschland(?)-B und 389 Welschingen-B wegen des Fundes 1982 von IK 391 im südostfünischen Gudme II-Hort aufgenommen, nicht aber Brakteaten wie der Andernach-Typus, die mit den Brakteaten nordischer Typen wohl mindestens teilweise zeitgleich sind.3 Jüngere Brakteatentypen wie die vendelzeitlichen gotländischen E-Brakteaten, die späteren angelsächsischen Brakteaten oder die Kleinbrakteaten aus Hüfingen (mit ota- und alu-Inschriften) wurden aus einsehbaren chronologischen Gründen nicht miterfaßt,4 ebenso wenig wie die vielen späten kontinentalen Brakteaten und Braktea2 3 4
Obermöllern 20: Schmidt 1961, Taf. 45a, 76a. Berlin-Britz: Schmidt o.c. Taf. 44h.; v. Müller 1962, S. 108–112. Mecklenburg: Mackeprang 1952, S. 104 Pl. 28,17. Andernach-Typus: Mackeprang 1952, S. 104, Pl. 28,19; Klein-Pfeuffer 1993, S. 63. Gotländische E-Brakteaten: Gaimster 1998. Angelsächsische Brakteaten: Speake 1980, S. 66–76. Hüfingen: Fingerlin et al. 1976; Heizmann 2004.
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tenfibeln, deren mehr oder weniger deutlich christliche Motive keinen Zusammenhang mit der nordischen Tradition zeigen.5 Dagegen erschien es aus ikonographischen Gründen Karl Hauck zwingend, daß die PreßblechFibel aus Daxlanden, die sowohl technisch als auch chronologisch aus dem Rahmen des Korpus fällt, als IK 232 aufgenommen werden mußte. Bei Einzelfunden kann es in einigen Fällen problematisch sein zu entscheiden, ob ein Brakteat dem völkerwanderungszeitlichen Korpus gehört. Denn die römischen Kaiserportraits dienten nicht nur in der Kaiser- und Völkerwanderungszeit als Vorbild für Münzen und Anhänger; ihre Tradition spiegelt sich noch in Münzprägungen und davon abzuleitenden Anhängern bis in unsere Zeit. Ein solches Stück, dessen Datierung in die Völkerwanderungszeit nicht außer Diskussion steht, ist der Brakteat aus Kingston Bagpuize in Oxfordshire, der als IK 577 aufgenommen wurde.6 Ebenfalls unsicher ist IK 618 Altenzaun-?, der auf einem Siedlungsareal mit Funden aus mehreren Perioden stammt. Sein Motiv mag eine Entstellung eines C-, D- oder F-Motivs sein (vgl. IK 322 Rosenthal-C), weshalb wir ihn nicht ausklammern wollten. Nicht aufgenommen wurde jedoch ein Brakteat mit mehr geometrischem Dekor, der 300 m entfernt davon gefunden wurde.7 Ungewöhnlich, aber wohl kaum ohne Zusammenhang mit den DBrakteaten denkbar, ist der kleine Brakteat IK 617 aus einem nicht bekanntgegebenen Fundort in Lincolnshire. Unter den unten beschriebenen Neufunden kommen Hortfunde mit Goldbrakteaten in Skandinavien, Norddeutschland und Polen vor. Grabfunde kommen aus Gotland, England und Deutschland, aber nicht gesichert aus Norwegen oder dem festländischen Schweden. Einzelfunde kommen aus fast dem ganzen Verbreitungsgebiet der Brakteaten. Einige bedeutungsvolle Neufunde sind leider nur durch ihr Erscheinen im Kunsthandel bekannt geworden, weshalb keinerlei Auskünfte zu ihrer Herkunft erreichbar 5 6
7
Hauck 1982,2; Hoops 3, 1978, S. 344ff.; Klein-Pfeuffer 1993. Schon von Mackeprang ausgeklammert wurde der ‘A-Brakteat’, der wohl um 1670 bei Kinbjerg, Ølst sn.,Galten h., Randers a. gefunden wurde (Den Kgl. Mønt- og Medaillesamling, Kopenhagen, Inv.Nr. R1 Jylland 93). Er ist zwar eine einseitige Matrizen-Prägung mit deutlichem Modelnegativ, und auch mit Öse und geriefeltem Randfassungsdraht versehen, aber das Motiv fällt aus dem gewohnten Rahmen der nordischen A-Brakteaten: Es handelt sich um eine Imitation eines en faceAvers' einer wohl westgotischen Imitation eines Solidus von Julius Nepos (474– 80). Auch hat die Öse an den Enden statt aufgelöteter Perldrähte geperlte Wülste, was für nordische Brakteaten ungewöhnlich ist. S. Balling 1962, S. 66 Fig. 9 Nr. 93; Fagerlie 1967, S. 29 mit Taf. XIV Nr. 184; Axboe 2004,1, S. 210 Anm. 25. Wir danken Dr. Wolfgang Schwarz, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, für Hilfe mit Auskünften und Zeichnungen.
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sind. Es sind IK 575-D, 590-C, 594-C und 600-C. Die beiden zuletzt erwähnten Model sind mit 5 bzw. 6–7 Exemplaren bekannt, und obwohl beide Kollektionen je durch mehrere unterschiedlichen Händler angeboten wurden, liegt die Vermutung nahe, daß es sich um zwei widerrechtlich gehobene Hortfunde handelt. Die Andeutungen, daß diese Funde aus Holstein, bzw. dem Odermündungsgebiet stammen, sind zwar nicht unmöglich, haben jedoch keine Beweiskraft und können auch eben als Verneblung erfunden worden sein. Bei IK 590 Unbekannter Fundort-C läßt die glatte, punzverzierte Ösenröhre eine Herkunft aus dem südlichen oder mittleren Jütland vermuten, wie übrigens auch bei IK 116,2 Unbekannter Fundort-C aus einer alten schwedischen adeligen Sammlung.8 Das Korpus der Inschriftenbrakteaten hat sich mit den Neufunden vermehrt. Kapitalis-Imitationen kommen auf IK 577 Kingston Bagpuize-A, IK 630 Near Holt-A, und IK 635 Scalford-A vor. Runen und runenähnliche Zeichen finden sich sowohl auf neuen Exemplaren aus schon bekannten Prägungen: IK 34,2 Broholm-C, Fünen, IK 95,2 Kjøllergård-C, Bornholm, IK 153,2 SuchaĔ-C, Polen, IK 365,8 Broa-A / Broe, Gotland, und IK 392,1 Gudme II-C, Fünen, sowie auf Brakteaten, die neue Model repräsentieren: IK 578 Gadegård-C, Bornholm, IK 585 Sct. Ibs Vej-C, Roskilde, Seeland, IK 591,1–2 Uppåkra-C, Schonen, IK 600 Unbekannter Fundort-C, IK 604 Binham-B, Ostengland, IK 610 Uppåkra-A, Schonen, IK 611 Uppåkra-Fragment, Schonen, IK 619,1 SuchaĔ-C, Polen (auf dem modelgleichen Fragment IK 619,2 Søtoftegård sind die Runen nicht erhalten), IK 625 Uppåkra-C und IK 639 Trollhättan II-C, Västergötland
8
Vgl. Axboe 1981, S. 35; Axboe / Lagerqvist 2010.
Katalogbeschreibungen der Neufunde
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Die Numerierung der Neufunde erfolgt nach folgenden Prinzipien: Neue Exemplare von bereits bekannten Modeln bekommen die Laufnummer des Models mit einer Dezimale ergänzt: Der neue D-Brakteat aus Rugbjerg, der mit den sechs Brakteaten IK 481 Orten-D modelgleich ist, wird deshalb mit IK 481,2 aufgeführt, wobei für den alten Fund stillschweigend die Nummer 481,1 vorausgesetzt wird. Dasselbe erfolgt auch, wenn der neue Brakteat als ‘Nachlesefund’ an der alten Fundstelle auftaucht, wie IK 34,2 Broholm-C, 95,2 Kjøllergård-C oder 536,2 Teig-D. Brakteaten von neuen Modeln werden laufend numeriert IK 570 ff.; auch hier werden modelidentische Stücke aus unterschiedlichen Fundorten durch eine Dezimale unterschieden, einschließlich der beiden Funde IK 591,1 und 591,2, die zwar beide aus der Uppåkra-Siedlung stammen, jedoch weit von einander entfernt gefunden wurden. In einzelnen Fällen ist es möglich, einen falschen oder unbekannten Fundort der in Band 1–3 publizierten Brakteaten zu berichtigen: – Die beiden Brakteaten IK 20-B und 217-C wurden nicht ‘an der Beresina’ gefunden, sondern waren Teil eines fragmentarisch erhaltenen, sehr reichen Hortfundes aus Zagórzyn bei Kalisz in Großpolen/Weilkopolska.9 – IK 333 Sievern-B wurde nicht am Grapenberg gefunden, sondern südlich von Sievern. Ein zutreffenderer Fundname ist Sievern-B, Büttel.10 – IK 359 Unbekannter Fundort-A scheint modelgleich mit Stücken aus einem wikingerzeitlichen Hort mit Münzen zu sein und ist aus der Liste der völkerwanderungszeitlichen Brakteaten auszuklammern.11 – IK 399 Unbekannter Fundort-C wurde in Hausgruppe 3 auf Helgö gefunden.12 Außerdem kann erwähnt werden, daß – IK 123 Market Overton, der in IK 1 als C-Brakteat bezeichnet wurde, wegen des Fehlens eines großen menschlichen Hauptes auf den Wunsch von Karl Hauck als F-Brakteat umklassifiziert worden ist.13 – Die Zeichnung von IK 260 Grumpan-C wurde in IK 2,2 versehentlich spiegelbildlich gedruckt. Dies wurde schon in IK 3,2, S. 142 erwähnt
9 10 11 12 13
S. Bursche 2007 mit weiteren Hinweisen. Vgl. Pesch in Lamm et al. 2000, S. 72, und Schön 2001, S. 79 mit der Karte Abb. 2. Combe 1817, Pl. XVII,3; Edwards 1997, 1998, S. 47 ff. Lamm 2008,1, S. 23 mit Fig. 5; 2008,2, S. 256; Axboe im Druck. So schon Axboe 2004, S. 186; anders noch Pesch 2007, S. 231.
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mit Hinweis auf die richtig gewendete Zeichnung Hauck 1988,1, Abb. 4. Diese Zeichnung wird hier auf Taf. 1 wiederholt. Die Katalogbeschreibungen folgen dem aus IK 1–3 bekannten Schema. Aus Platzgründen erfolgen die neuen Beschreibungen jedoch in einer von Charlotte Behr und Morten Axboe entworfenen konzentrierten Fassung, der von Karl Hauck und den anderen Mitgliedern des Brakteaten-Teams zugestimmt wurde. Beispielsweise werden die Angaben der ursprünglichen Positionen a) Modelgleiche oder verwandte Brakteaten aus anderen Funden, b1) Fundumstände und eventuelle andere Brakteaten im Fund, und b2) weitere Beifunde jetzt gesammelt unter Pos. a–b) gebracht, wie auch etwa die Beschreibungen der Detailelemente der anthropomorphen Gestalten als Pos. 1–13, jene der Vierbeiner als Pos. 14–29 zusammengefaßt werden. Bei der Benennung der Detailelemente der Häupter wurde angestrebt, die Terminologie in Axboe 2004,1 zu folgen.14 Ausführliche Erläuterungen für die einzelnen Positionen und für die schematischen Typen der Verknüpfungsformen (VF) zwischen den menschlichen Häuptern und den Vierbeinern der A-C-Brakteaten sowie für die Beinhaltungsformen (BhF) der C-Vierbeiner finden sich in IK 1,1, S. 47–69. Bei den Beschreibungen der D-Brakteaten wird auf die Grundmuster (GM) der Untiere hingewiesen, s. IK 3,1 S. 39–67. Anstelle der detaillierten Hinweise auf verwandten Model (ursprünglich Pos. a)) wird meistens nur auf die Formularfamilie (FF) bei Pesch 2007 hingewiesen. In Pos. j) wird auf die uns bekannten Publikationen hingewiesen, aber ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Mehrere der Neufunde werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Die Angaben zur Bestimmung der senkrechten Achse (Pos. A) entfallen. Mit wenigen Ausnahmen werden die Brakteaten immer mit der Öse nach oben abgebildet, wie sie auch getragen wurden. Bei den Angaben zur Plazierung des Randfassungsdrahts wird dieselbe Terminologie wie in Band 2 und 3 verwendet. Normalerweise ist der Draht entweder „an die Kante angesetzt“, das heißt, daß er so festgelötet wurde, daß der Draht ebenso gut von der Rückseite des Brakteaten als in Vorderansicht sichtbar ist, oder er ist „auf den Rand aufgelegt“, also auf der Vorderseite der Brakteatenscheibe festgelötet, so daß man ihn von der Rückseite her kaum oder nicht sieht. 14
Kurzfassung in Englisch Axboe 1999,2, S. 141 ff.; in Dänisch mit Typenabbildungen Axboe 2007, S. 127–139.
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Alle Auskünfte über Zirkeleinstich im Model, Zirkeleinstich im Gold oder eventuellen Zirkellinien in den Randzonen finden sich jetzt in Pos. 64 zusammen mit anderen technischen Beobachtungen. Einige der Katalogbeschreibungen waren schon nach dem ursprünglichen Schema in Verbindung mit Aufsätzen von Karl Hauck u.a. publiziert. Sie werden hier in einer neu formulierten, gekürzten Fassung wiederholt, wobei in Pos. j) Hinweise auf die ausführlichere Version gegeben werden. Sowohl die Neubeschreibungen als auch die Kürzungen wurden von Morten Axboe abgefaßt, wobei die englischen Beschreibungen in enger Zusammenarbeit mit Charlotte Behr entstanden sind. Die m)-Positionen (außer IK 585, die leicht gekürzt nach Hauck / Heizmann 2003 wiederholt wird) wurden von Klaus Düwel verfaßt. Die Katalogbeschreibungen und Zeichnungen in IK 1–3 bauen fast alle auf Autopsie. Dies ist leider nicht für alle neuen Beschreibungen möglich gewesen; öfter mußten Fotos und Auskünfte aus den Museen als Grundlage für die Beschreibung ausreichen. Eventuelle Originaluntersuchungen werden in Pos. g) erwähnt. Ebenfalls konnten Fotos und Zeichnungen nicht mehr so einheitlich gestaltet werden wie in Band 1–3, sondern wurden aus mehreren Quellen gezogen. Außer den Zeichnungen von Herbert Lange, welche teils aus Band 1–3 wiederholt werden, teils für später erschienene Aufsätze Karl Haucks oder im Hinblick auf die Katalog-Nachträge im seit langem geplanten „Auswertungsband“ erstellt wurden, wurden in größerer Zahl Zeichnungen von Poul Wöhliche, Kopenhagen, und James Farrant, London, erstellt. Alle Zeichner werden in den l)-Positionen erwähnt, und allen sei herzlich gedankt. Mit wenigen Ausnahmen, die sich aus den Tafeltexten ergeben, werden die Brakteaten im Maßstab 3:1 abgebildet. Bei den Brakteaten von schon bekannten Modeln, bei denen die Zeichnungen aus den IK-Bänden kopiert wurden, haben wir auf der zeichnerische Wiedergabe von Öse, Randfassung und Randzonen verzichtet. Zu einigen der erst 2009–10 bekanntgewordenen Funde haben wir nicht genug Auskünfte für die vollständige Katalogbeschreibung erhalten können. Zeichnungen konnten ebenfalls nicht in allen Fällen erstellt werden. Auch war es bei diesen Stücken nicht immer möglich, die Nummerfolge in den Tafeln einzuhalten. Die englischen Neufunde werden in Medieval Archaeology 54, 2010, S. 34–88 von Charlotte Behr beschrieben und diskutiert. Dieser Aufsatz ist erst am Redaktionsschluß erschienen, und es war nicht mehr möglich bei jedem Fund noch einen Hinweis zu geben.
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Abschließend habe ich allen zu danken, die zur Verwirklichung der Katalog-Nachträge beigetragen haben. Das betrifft die vielen Kollegen, die mit Auskünften, Fotos und Zeichnungen geholfen haben, sowie das BrakteatenTeam, insbesondere Charlotte Behr, die den größten Teil der Arbeit mit den englischen Neufunden übernahm, und Klaus Düwel, der nicht nur die Brakteaten-Inschriften bearbeitet, sondern auch freundlicherweise den ganzen Text sprachlich überarbeitet hat. Herzlichen Dank! Für die graphische Bearbeitung der Fotos und Zeichnungen sowie für das Layout der Tafeln ist Poul Wöhliche zu danken, für die Layout-Arbeit mit dem Text und die mühselige Bearbeitung des Literaturverzeichnisses Astrid van Nahl. Zu danken ist auch vor allem dem Nationalmuseum Kopenhagen, das mir die Zeit für die Arbeit genehmigt und zum Einsatz von Poul Wöhliche beigetragen hat, sowie auch dem Universitätsbund Göttingen, The Research Fund of the School of Arts, Roehampton University und dem Institut für Nordische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, welche ebenfalls großzügig zur Finanzierung der Arbeit mit den Abbildungen beigetragen haben. Die folgenden Abkürzungen werden verwendet: a. AmS Stavanger BhF BM London FF GM hd. k. Kr. LM Halle LUHM NM Kopenhagen sn. UO Oslo SHM Stockholm VF
Amt Arkeologisk museum i Stavanger Beinhaltungsform (IK 1,1, S. 60–69, Fig. 7–12) The British Museum, Department of Medieval and Later Antiquities Formularfamilie laut Pesch 2007 Grundmuster der D-Brakteaten-Tiere; s. IK 3,1, S. 39–67 Herred / härad Kommune Kreis Landesmuseum für Vorgeschichte Halle/Saale Lunds Universitets Historiska Museum Nationalmuseet, Danmarks Oldtid Sogn / socken Kulturhistorisk Museum, Universitetet i Oslo (vorher: Universitetets Oldsakssamling) Statens historiska museum, Stockholm Verknüpfungsform, s. IK 1,1, S. 51–60, Fig. 4–6
Zum Schluß sollen wie in IK 3,1 (Stand Sommer 1988) die Gesamtzahlen der uns Ende November 2010 bekannten Model und Exemplare gebracht werden. Frühere Zusammenstellungen finden sich bei Axboe 1998,2, S. 323
Katalogbeschreibungen der Neufunde
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(Stand November 1997) und 2007, S. 125 (Dezember 2005; danach auch Düwel 2008,1, S. 45). Wie vorher ist „Model“ bei den Medaillon-Imitationen = Modelpaar. Die Matrizen IK 572 Postgården-D, 609 Essex-D und 637 Morley-C werden, wie auch der mehr problematische IK 589 Billingford-D, unter den Modeln, nicht aber in der Zahl der Exemplare mitgerechnet. Die beiden Anhänger mit D-Brakteaten-Motiven IK 586 Søndre Dingstad-D und 603 St. Nicholas at Wade-D werden, obwohl sie technisch keine eigentlichen Brakteaten sind, sowohl unter den Modeln als auch unter den Exemplaren mitgerechnet, wie auch schon in den ersten Zusammenstellungen der wahrscheinlich vergleichbare Anhänger IK 438 Groß Lüben-D. Miterfaßt werden auch, wie vorher, die Silber- bzw. Kupferbrakteaten sowie die Beschläge IK 224 Broadstairs-C und 486 Rhenen-D, die alle auf Matrizen geprägt wurden, nicht aber Brakteaten-Ritzungen wie Vä oder Djurgårdsäng.15 Ebenfalls ausgeklammert wurde IK 359 Unbekannter Fundort-A, der als modelgleich mit mehreren Exemplaren in einem münzdatierten Hort aus Halton Moor i Lancashire erscheint,16 sowie sowohl aus chronologischen als auch aus technischen Gründen die Scheibenfibel IK 232 Daxlanden-B. Wie schon Axboe 2004 wird IK 123 Market Overton nicht als C-Brakteat, sondern wegen des fehlenden menschlichen Haupts als F-Brakteat klassifiziert. Die Brakteaten-Fragmente IK 606 Smørengegård-C und 611 Uppåkra-? werden als neue Model gerechnet, obwohl es nicht ganz auszuschließen ist, daß sie mit schon bekannten Modeln erstellt wurden; das Randfragment IK 631 Sporle-with-Palgrave-? zählt nur als Exemplar. Der zusammengebogene Neufund IK 632 Gandarve-? wird in der Zahl der Exemplare unbestimmbarer Brakteaten mitgerechnet, weil das Bildfeld noch nicht bekannt ist; wahrscheinlich handelt es sich um einen CBrakteaten. Unter den verschollenen Brakteaten werden IK 626 Raum Vejle-C unter den C-Brakteaten als Exemplar, aber nicht als Model, und IK 627 Schackenborg-? als ‘Verschollen, Typ unbekannt’ mitgerechnet.17 15 16 17
Vä: IK 1,1, Taf. C. Djurgårdsäng: IK 234; vgl. dazu Lamm et al. 2000, S. 75. Vgl. Coombe 1817, Pl. XVII,3; Edwards 1998, S. 47 ff. mit Hinweis auf Dens. 1997. Nicht mitgerechnet werden zwei Brakteaten, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in den Verzeichnissen der Sammlungen des ‘Bürger und Handels-Mann’ Claus Nissen in Odense (Nissen 1730, S. 12 und 23: ‘Eine Güldene überaus rahre Gothische Medaile. Vide Mus. Reg.’) und des Historikers Hans Gram (Gram 1750, S. 7 Nr. 28: ‘Nummus barbarus bracteatus cum Circulo aureo & Ansa’) erwähnt werden. Es ist unbekannt, welche Brakteaten das sein mögen, oder ob es sich um ein und dasselbe Stück handelt, aber durchaus möglich ist es, daß sie mit später bekanntgemachten Exemplaren ohne Fundangaben identisch sind. Die Hinweise auf diese Brakteaten, die Mackeprang nicht bekannt waren, verdanke ich Helle Horsnæs, Kopenhagen.
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Einige Fehler in den früheren Zusammenstellungen sind noch zu korrigieren. In IK 3,1 wird die Zahl der F-Brakteaten mit 14 Exemplaren angegeben. Die richtige Zahl ist 13 Exemplare; so schon Axboe 1998,2. Axboe 2007 gibt versehentlich 15 Exemplare von unbestimmtem Typus an. Die richtige Zahl ist 11 Exemplare, und die Gesamtzahl der Exemplare soll demgemäß 970 + ? sein. Die fehlerhafte Gesamtzahl ist jedoch inzwischen durch Neufunde weit überholt worden.
Übersicht über die Gesamtzahlen (24.12.2010) Typus der Exemplare
Zahl der Model
A 68 B 58 C 279 D 197 F 12 A-D, F: 614 Unbest. Typ 8 Verschollen, Typ unbekannt ? 622+ ? Medaillon-Imitationen
Zahl der Exemplare 92 91 426 359 17 985 14 4+? 1003 + ?
15
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Übersicht über die Neufunde alphabetisch geordnet mit Angabe von Stückzahlen und Inschriften Die Neufunde werden im Katalog in ihre IK-Nummerfolge gebracht. Der Übersichtlichkeit halber folgt hier eine alphabetisch geordnete Liste mit Angabe der Inschriften. IK 618 IK 589 IK 604 IK 601 IK 498,2
Altenzaun-? Billingford-D (Matrize?) Binham-B / Holt area Blakeney Freshes-D Bramdrup-D
Runen: wa?t
Katalogbeschreibungen der Neufunde
IK 607 IK 584 IK 365,8 IK 34,2 IK 571 IK 598 IK 581,2 IK 599 IK 580 IK 581,1 IK 582 IK 602 IK 634 IK 633 IK 609 IK 629 IK 595 IK 592 IK 593 IK 596 IK 578 IK 632 IK 392,2 IK 620 IK 621 IK 622 IK 608 IK 604 IK 630 IK 574 IK 577 IK 95,2 IK 617 IK 597 IK 637 IK 576 IK 616 IK 623 IK 572 IK 7,2 IK 481,2
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Bridlington area-C Brinton-A Broa-C Runenrest: eelil Broholm-C “Runenborte” Gemarkung Dannau-C De Valom-C Denton-D Derenburg Meerenstieg II-B, Grab 54 Dover Buckland-D, Grab 204 Dover Buckland-D, Grab 245 Dover Buckland-D, Grab 250 East Leake-C Eriswell-C, Grab 42, (RAF Lakenheath) (2 Ex.) Eriswell-D (?), Grab 5, (RAF Lakenheath), (2 Ex.) Essex-D (Matrize) Freshwater Parish-D Fuglsang/Sorte Muld II-B (3 Ex.) Fuglsang/Sorte Muld II-C Fuglsang/Sorte Muld II-C (4 Ex.) Fuglsang/Sorte Muld II-C (2 Ex.) Gadegård-C (2 Ex.) Runen: ota Gandarve-? Gudme II-C Runen: fuþar Halle-Reideburg-D Halle-Reideburg-D Halle-Reideburg-D Hambleden-F Holt area, s. Binham-B Runen: wa?t Near Holt-A Kapitalis-Imitationen Issendorf-B Kingston Bagpuize-A Kapitalis-Imit., z.T. runenähnlich Kjøllergård-C Runen ‘Lincolnshire’-D Lysholm-C Morley-C (Matrize) Nord-Edsten-C Northburne-D Peins-D Postgården-D (Matrize) Rugbjerg-B Rugbjerg-D
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IK 612 IK 613 IK 614 IK 615 IK 635 IK 627 IK 573 IK 585 IK 624 IK 157,2 IK 507,2 IK 605 IK 628 IK 606 IK 583 IK 586 IK 619,2 IK 631 IK 603 IK 153,2 IK 619,1 IK 588 IK 570 IK 536,2 IK 638 IK 639 IK 116,2 IK 590 IK 594 IK 600 IK 575 IK 579 IK 611 IK 610
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Rugbjerg-D Rugbjerg-D Rugbjerg-D (2 Ex.) Rugbjerg-F (2 Ex.) Scalford-A Kapitalis-Imitationen Schackenborg-? Schuby-A Sct. Ibs Vej-C, Roskilde Runen: Fuþark-Abbr. u.a. Near Shalfleet-D Sievern III-C Sievern III-D Skjørestad-C/D Smørenge-A (2 Ex.) Smørengegård-C (Fragm.) Söderby-B Søndre Dingstad-D, Hängeschmuck mit Filigran Søtoftegård-C (Runen nicht erhalten) Sporle-with-Palgrave-? Fragment St. Nicholas at Wade, Hängeschmuck mit Filigran SuchaĔ-C Runen: fuþr SuchaĔ-C Runen: ohl Sukow-D Sylten-C Teig-D Trollhättan II-C Trollhättan II-C Runen (noch nicht bearbeitet) Unbekannter Fundort-C Unbekannter Fundort-C (Auktion Dortmund) Unbekannter Fundort-C (New York u.a., 5 Ex.) Unbekannter Fundort-C (mindest. 6 Ex.) Runen: alulauwr Unbekannter Fundort-D (Kent?) Unbekannter Fundort-D Uppåkra-? Fragment Rune: t Uppåkra-A Runen: Depravierte FuþarkFolge? IK 587 Uppåkra-C IK 591,1 Uppåkra-C (1 Ex.) Runen: simaþina alu IK 591,2 Uppåkra-C (2 Ex.) Runen: simaþina alu IK 625 Uppåkra-C Runen IK 626 Raum Vejle-C IK 636 Viskum Hovedgård-D
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IK 7,2 (Taf. 2–3) Rugbjerg-B, Avlum sn., Hammerum hd., Ringkøbing a., Westjütland (April–Juni 2004). a–b) Modelgleich IK 7,1 Års-B. Pesch 2007: FF B1,a. Hortfund, bei einer Siedlungsgrabung in einer kleinen Grube innerhalb der Wand eines völkerwanderungszeitlichen Langhauses gefunden. Der Hort umfaßt einen Anhänger mit gepunztem Kreuzmotiv, 8 Brakteaten (IK 7,2, 481,2, 612–13, sowie mit je 2 Exemplaren 614–615) und mindestens 42 Glas-, Silber- und Bronzeperlen. c) NM Kopenhagen, Inv.-Nr. C 36639. d) Stellenweise leicht verwackelte Prägung. Bildfläche deutlich abgenutzt; sonst gut erhalten. e–f) 37,2 mm; 7,58 gr. g–h) Originaluntersuchung: M. Axboe 2005. Foto: M. Axboe. j) Juul Pedersen 2005, 2006; Juul Pedersen / Axboe 2006; Adamsen 2006; Axboe 2007, S. 117. l) T. Richters, H. Lange (IK 7,1). I–IV M e n s c h in voller Gestalt von rechts mit zahlreichen Waffen. Beizeichen. Motivkreis: Er in der Marsbild-Nachfolge. Relief-Figur, Konturlinien am Rumpf und Arm. V 1–12 Menschliche Vo l l g e s t a l t , die einen Helm mit Nasenschutz und langem Busch trägt. Kleines Auge. Am Hals ein doppelter Halsring. Kräftiger Rumpf mit punktiertem Schweif; keine Trachtdetails. In erhobener linker Hand ein Beil mit langem Bart sowie ein zurückgebogener Speer mit großer Spitze. Rechter Arm abgewinkelt und nach unten gestreckt; in der Hand eine bumerangförmige Keule. Vor der Gestalt eine bogenförmige Linie, wohl Schildrand. Ein Bein stehend, das andere abgewinkelt (Tanzstellung). 30–31 Hinter dem Helmbusch punktierte ‘T r i s k e l e ’ ; am Rand links Relief-D r e i e c k . 51 61 62
Außerhalb des Abdruckes vom Modelrand folgen zwei gepunzte Zonen von gewaffelten Dreiecken, die durch umlaufende Linien getrennt werden. Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Stark abgenutzt. Die Öse hat zwei breite, flache Wülste, die von schmalen Wülsten getrennt und gerahmt werden. Die stark abgeriebenen Ösenenden zieren Golddrähte, deren Riefelung nur als
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Restbefund erkennbar ist. Unter der Öse ein deutlich abgenutztes Schmuckdreieck aus geriefeltem Draht mit Filigranfüllung. Deutliches Modelnegativ.
IK 34,2 (Taf. 2–3) Broholm-C/Enemærket, Oure sn., Gudme hd., Svendborg a., Fünen (1991). a–b) Modelgleich IK 34,1 Broholm-C. Pesch 2007: FF C13. Gefunden bei einer Nachuntersuchung vom Fundort des Broholm-Horts; vgl. Nr. 34 in IK 1 und 47,3 in IK 3. Weitere Nachlesefunde nach IK 3 sind ein Solidus (Zeno, 474–491), 3 Goldbarren, ein Fragment eines punzverzierten Halsringes/Barrens und eine kleine Goldstange. Dazu verschollene Goldfunde (um 1979): Eine Schwertperle, ein kleiner Ring, ein Barren und ein Schmelztröpfchen. Die irrtümliche Angabe ‘Gudme sn.’ in IK Band 1–3 geht u.a. über Mackeprang 1952 auf die Erstmitteilung Thomsen 1833, S. 184 ff. zurück. Die korrekte Angabe findet sich jedoch schon bei F. Sehested: Fortidsminder og Oldsager fra Egnen omkring Broholm 1878, S. 199ff. c) NM Kopenhagen, Inv.-Nr. Dnf. 45/91 (Brakteat) und 47/91 (Öse). d) Verbeult; Öse und ein Teil der Randfassung ausgerissen; nur etwa 3/4 der Randfassung ist erhalten. Unter der Öse fehlt ein Teil der Scheibe. Die Bildfläche ist abgenutzt, die Rückseite zerkratzt. e–f) Ursprüngliches Dm. ca. 23 mm; 2,38 gr. (Brakteat: 1,79 gr.; Öse: 0,59 gr.). g–h) Originaluntersuchung: M. Axboe 1992. Foto: M. Axboe. j) Kjer Michaelsen / Thomsen 1991. l) H. Lange (IK 34,1). m) Die Verzierung der Randzone kann als eine Folge von rechtsläufigen u-Runen gesehen werden, von denen eine unterhalb der Vorderbeine des Vierbeiners von der einzigen linksläufigen gekreuzt wird, so daß eine d-Rune mit gewölbten Innenseiten erscheint. Die darauf folgende rechtsläufige u-Rune ist als Binderune angefügt; damit könnte Anfang bzw. Ende der umlaufenden Reihe markiert sein. Axboe 1992,3; Hauck 1992,1, S. 551 f. Anm. 187. I–IV Menschliches H a u p t über ‘V i e r b e i n e r ’ von rechts. Beizeichen. Motivkreis: Er und das Pferd. Tierohr im Menschenmund (VF 5). Relief-Figuren, von Konturen eingefaßt.
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H a u p t mit kalottenförmiger Frisur mit innerem Perlsaum, geperltem Diademband, das als Wangen/Kinnkontur und als Mähne des Tieres weiterläuft, sowie zusätzlichen Diadembandenden am Nacken. Punktförmiges Auge; großes schnörkelförmiges Ohr. 14–27 ‘V i e r b e i n e r ’ mit länglichem Kopf, punktförmigem Auge, langem Ohr und Hörnerpaar mit Kugelenden. Schlanker Hals und Rumpf mit Bauch- und Brustgurt. Schweif. Zwei Vorderbeine, ein Hinterbein (BhF 3a); das vordere Bein wohl mit Huf, die beiden anderen Beine mit zehen-artiger Füllung. 30–31 Vor dem Haupt Swastika mit Kugelenden. Ein Punkt zwischen den Hörnern; drei weitere über dem Tiermaul. 51 Kreisstab, auf dem ‘zahn’artige Zacken gereiht sind; vgl. oben Pos. m) 61 Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Die Riefelung ist durch Abnutzung stark reduziert. 62 Die Öse hat drei breite Wülste, die durch je einen schmalen Wulst getrennt werden. Die Wülste sind abgenutzt, die Ösenenden oben deutlich abgerieben. 63 Deutliches Modelnegativ. 64 Zirkeleinstich im Model.
Nr. 95,2 (Taf. 4–5) Kjøllergård-C (Køllergård), Nylarsker sn., Bornholm Vester hd., Bornholm (Frühjahr 2009). a–b) Modelgleich IK 95,1 Kjøllergård, 1884 gefunden. Pesch 2007: FF C1. Bei Rekognoszierung mit Metalldetektor an der vermuteten 1884-Fundstelle wurden 2008 ein Goldfingerring und das Fragment eines Goldringes gefunden, sowie im Frühjahr 2009 die Öse und die untere Hälfte des Brakteaten IK 95,2 zwei Meter von einander liegend. Die fehlenden Teile waren bis Dezember 2009 trotz intensiver Sondenbegehung noch nicht zu finden. c) NM Kopenhagen, Inv.-Nr. C 37581. d) Fragment: Nur die Öse und die untere Hälfte der Brakteatenscheibe sind erhalten. Die Öse ist etwas verdrückt und verkratzt. Die Scheibe ist verbeult und hat mehrere Risse. Ein Teil des Randfassungsdrahts fehlt. Die erhabenen Teile des Reliefs sind stark abgenutzt. Die Prägung ist im unteren Teil deutlich durch Doppelschlag beeinträchtigt.
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e–f) Jetziger Durchmesser 29,0 mm. Scheibe: 1,96gr.; Öse 1,08 gr. g–h) Originaluntersuchung: M. Axboe am 8.10.2009. Foto: M. Axboe. l) H. Lange (IK 95,1), korrigiert von P. Wöhliche (Band im Nackenhaar und „Rune 23“). m) Die Runen kommen sowohl auf diesem Brakteaten als auch auf IK 95,1 schwächer und unregelmäßiger vor als sie in IK 1,3 abgebildet und gelesen wurden. „Rune 23“ ist mit Sicherheit kein m, sondern auf beiden Exemplaren als zwei selbständige Zeichen zu erkennen, von denen das erste mit der Konturlinie des nach vorne gestreckten Hinterbeines verbunden ist und einer linksgewendeten l-Rune ähnelt. Der zweite damit nicht verbundene Teil gleicht einer gestürzten tRune, an deren oberen Ende zwei kurze Zweige nach links abgehen wie bei einer a-Rune. „Rune 23“ ist in Taf. 4 korrigiert worden, die sonst die Zeichnung aus Band 1,3 unverändert wiederholt. Bei der Herstellung von IK 95,2 wurden die Runen 18–22 (bewußt oder durch Zufall) mit einer dreieckigen Punze getilgt. Keine Deutung möglich. I–IV Menschliches H a u p t mit Büste über V i e r b e i n e r von links (VF 3). Beizeichen nicht erhalten. Motivkreis: Er und das Pferd. Relief, ganz überwiegend von einfachen oder doppelten Konturen gerahmt. V 1–7 Von H a u p t und Büste sind nur ein Fragment der Kontur des aufgebogenen Nackenhaares sowie die untere Hälfte der Büste erhalten. – In IK 1,3 war das Querband im Nackenhaar versehentlich nicht als Doppelband gezeichnet worden. 14–27 V i e r b e i n e r mit ovalem Kopf. Rundes Auge mit Pupille und Augenbraue. Ohr und Hörnerpaar nicht erhalten. Maulstrich; Zunge mit Punktende. Geschwungener Hals und Kamm, markierte Schulter. Ansteigender Rumpf. Je ein punktierter Hals- und Bauchgurt, ersterer nur als Restbefund erkennbar. Vom Schweif ist nur die untere Kontur erhalten. Ungleich abgewinkelte Vorderbeine; nach vorn bzw. nach hinten weggestreckte Hinterbeine (BhF 9); alle mit ZweiZehen-‘Hufen’. 30 P u n k t e bei den Runen am unteren Bildrand. Die Rosette über dem Tierkopf und die Swastika vor dem Haupt sind nicht erhalten. 61 Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Kaum abgenutzt. 62 Die Öse hat vier Wülste, von denen die am Rand gerieft sind. Nur leicht abgenutzt. 63 Deutliches Modelnegativ.
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IK 116,2 (Taf. 6–7) Unbekannter Fundort-C (Fundjahr unbekannt; vor ca. 1900). a–b) Modelgleich IK 116,1 Lyngby-C. Pesch 2007: FF C7,a. Keine Fundauskünfte. Bis 2008 in der Sammlung Bonde auf dem Gutshof Ericsberg in Södermanland. Vor ca. 1900 erworben, vermutlich schon vom Gründer der Sammlung, D. G. Hildebrand (1761–1808), in den Jahren nach ca. 1780. c) Privatbesitz. Versteigert November 2008. d) In mehreren Stücken zerbrochen; neuzeitliche Lötungen unter der Öse und im Haupt des Vierbeiners. Teile des Randfassungsdrahtes fehlen. e–f) 34 mm; 5,48 gr. g–h) Foto: G. Hildebrand, Stockholm. j) Nordlind 2008, S. 9; Axboe / Lagerqvist 2010. l) H. Lange (IK 116,1). I–IV Menschliches H a u p t über V i e r b e i n e r , beide von links. Beizeichen. Motivkreis: Er und das Pferd. Tierohr im Menschenmund (VF 5); zugleich wird das Tierohr vom Nasenatem erreicht. Flaches Relief, mit Konturlinien, bzw. Perlkonturen eingefaßt. V 1–6 Überdimensioniertes menschliches H a u p t . Die Haarsträhnen der kalottenformigen Haartracht werden diademähnlich von Perlreihen geteilt, die in Diademband-Enden auslaufen. Schmale Nase, von der zwei, gekrümmte ‘Atem’-Chiffren ausgehen, rundes Auge mit Pupille und Augenlid, kommaförmiges Ohr. U-förmiger Mund, in dem sich das Tierohr befindet. Hinter dem Kinn plastischer Hals, der mit einem punktgefüllten Halsschmuck endet. 14–27 V i e r b e i n e r mit annähernd ovalem Kopf. Rundes Auge mit Pupille. Spitzovales Maul, von dem die abwärts gebogene Zunge ausgeht. Dreieckiges Ohr und Bart. Hörnerpaar mit Kugelenden. Kurzer Hals, dessen Kontur auch die Kinnlinie des Hauptes bildet; Zügelkontur. Brust in Vorderansicht, breiter Bauchgurt mit Perlreihen. Sich verjüngender Rumpf; viersträhniger Schweif. Gleichgeordnete Vorderbeine, die beiden Hinterbeine nebeneinander (BhF 2). Wohl breite Hufe. 30 Vor der Haartracht des Hauptes und über dem Tierkopf je ein ‘Bullauge’. 31 Zwischen ihnen geschwungene Triskele mit Punktenden.
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32 33 51 61 62
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Hinter der Haartracht des Hauptes vier ‘Bullaugen’. Über dem Schweif des Vierbeiners Swastika mit kugeligen Enden und vier kreuzförmig gesetzten Punkten. Das Bildfeld wird im Model von einer Perlreihe gerahmt. Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Stark abgenutzt. Röhrenförmige Öse, geschmückt mit epaulettenförmigen Punzabdrücken in abwechselnder Richtung. An den Enden umlaufende Rillen. Die Ösenenden sind je mit einem stark abgenutzten geriefelten Draht gefaßt. Modelnegativ kaum erkennbar.
Nr. 153,2 (Taf. 6–7) SuchaĔ-C, Pow. Stargard SzczeciĔski, Woj. Zachodniopomorskie (Westpommern) (2008). a–b) Modelgleich IK 153,1 Schonen-C. Wohl Hort; der Brakteat wurde in nächster Nähe der Fundstelle von IK 619,1 und den anderen dort erwähnten Goldobjekten gefunden (s. dort). Pesch 2007: Ohne Familienangehörigkeit. c) Dzial Archeologii, Muzeum Narodowe w Szczecinie (Nationalmuseum Szczcecin, Archäologische Abteilung). d) Verbeult und in der Mitte zerkratzt. Durch Doppelschlag leicht verwackelte Pressung. e–f) 28 mm; 3,86 gr. g–h) Foto: M. Bogacki. l) H. Lange (IK 153,1). m) Die linksläufige Runeninschrift im Segment 5 wurde bei IK 153,1 f u þ i gelesen. Neue Lesung fuþr, da die Rahmenbegrenzung links und rechts einbezogen werden sollte und die beiden Stäbe der Rune 4 an der Basis etwas enger stehen (Düwel / Heizmann 2006, S. 12, Nr. 13 mit weiteren Hinweisen). Es handelt sich um eine FutharkAbbreviatur, die eine Sequenz fuþar (IK 392 Gudme-C) weiter verkürzt. Zur Wirkungsmöglichkeit der vollständigen und fragmentarischen Fuþark-Inschriften s. Düwel / Heizmann 2006, S. 31 ff. I–IV Menschliches H a u p t mit ausgegliedertem Arm über ‘V i e r b e i n e r’ von links. Motivkreis: Er und das Pferd. Die Hand des Arms liegt auf dem Tierhals (VF 6e); auch sind Menschenmund und -nase auf den Tierkamm gepreßt (VF 2). Relief, überwiegend von
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einfachen oder doppelten Konturlinien gerahmt. 1–5 Mächtiges H a u p t mit alternierend schraffierter Haartracht mit Einrollung, die an der Scheitelkontur in eine Quaste endet. Vor der Quaste vier Perlen in der Einrollung. Ovales Ohr; offenes Oval-Auge mit doppeltem Wangenbogen. Kantige Nase, C-förmiger Mund. Rundes, massiges Kinn. 9 Ausgegliederter Arm mit Hand auf und vor dem Hals des ‘Vierbeiners’. 14–29 ‘V i e r b e i n e r ’ mit ovalem Kopf mit spitzovalem Auge mit Wangenbogen, zwei spitzovalen Ohren und spitzovalem Maul. Geschwungener Hals und Kamm mit Mähne. Kleine Schulter, kräftiger Rumpf, große birnenförmige Hüfte und sich verbreiternder Schweif. Punktierter Bauchgurt. Ein Vorder- und ein Hinterbein (BhF 3a), beide mit sich verbreiternden ‘Hüfen’ mit Markierung von Zehen. 36–42 Vo g e l (in IK 1,2 als Protome bezeichnet) von links. Kopf mit gekrümmtem Schnabel, punktförmigem Auge und markiertem Nacken. Schraffierter Körper, kleine Kralle auf den Stirn des Hauptes gewendet, dreieckiger Schwanz (in Band 1,2 als hochgestelltes Stirnjuwel bezeichnet). 61 Geriefelter Draht. Stark abgenutzt. 62 Die Öse hat drei schmale, geriefte Wülste, die durch je eine breite Kehlung getrennt werden. Die Wülste sind deutlich abgenutzt, am stärksten hinten, und auch die Ösenenden sind deutlich abgenutzt. 63 Modelnegativ mit reduzierter Deutlichkeit. Erwägbarer Textilabdruck. 64 In der Kinnkontur unter dem Mund Zirkeleinstichloch im Gold, das den ursprünglich vorhandenen Zirkeleinstich im Model (s. Band 3,1, S. 285) getilgt hat.
IK 157,2 (Taf. 8–9) Sievern III-C, Landkr. Cuxhaven, Niedersachsen (10.11.1999). a–b) Wohl modelgleich IK 157,1 Sievern-C/Moosmoor (2 Exemplare); IK 157,2 erscheint jedoch als eine sauberere Prägung, bei der Unregelmäßigkeiten wie der kleine Punkt zwischen Menschenwange und Tierrücken nicht erkennbar sind. Pesch 2007: FF C16. Wohl Hort; ca. 2 m entfernt wurde früher IK 507,2 gefunden.
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c)
Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung, Wilhelmshaven. d) Relief-Partien abgenutzt, sonst anscheinend gut erhalten. e–f) 32 mm; 4,26 gr. h) Foto: R. Kiepe. l) H. Lange (IK 157,1). I–IV Menschliches H a u p t über ‘V i e r b e i n e r ’ von links. Motivkreis: Er und das Pferd. Menschennase auf den Tierkamm gerichtet (VF 1). Relief-Figuren, mit Konturlinien eingefaßt. V 1–5 H a u p t mit eingerollter Haartracht mit Relieffüllung und Vogel-Protome, deren Schnabel der Schnauze des Vierbeiners nahe ist. Große Nase; drei Striche als Atem-Chiffre. Dreiseitiges Auge. 14–27 ‘V i e r b e i n e r ’ mit glockenförmigem Kopf. Punktförmiges Auge, aufgerichtetes Ohr, weit geöffnetes Maul. Geschwungener Hals und Kamm. Winkelband mit Punktfüllung als Bauch-/Brustgurt. Geschwungener Rumpf, der spitzwinklig mit dem Nacken zusammentrifft. Hüftspirale. Zwei gewinkelte Vorderbeine, ein Hinterbein (BhF 8), alle mit EinKontur-Hufen mit runden Ballen; an der Spitze des vordersten Hufs drei Striche mit punktförmigen Enden. 51 Buckelreihe, im Model erstellt. 61 Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Deutlich abgenutzt. 62 Die Öse hat einen breiten Wulst, der an jedes Ende von zwei schmalen Wülsten gerahmt wird. Die Öse scheint oben stark abgenutzt zu sein.
IK 365,8 (Taf. 8–9) Broa-C / Broe (Högbro), Halla sn., Gotland (1981). a–b) 7 weitere Exemplare (IK 365,1–7) wohl vom selben Model. Pesch 2007: FF C1. Grabfund auf einem großen Gräberfeld. Der Brakteat lag im nördlichen Ende eines beraubten Körpergrabes in der Nähe von Schädelresten. Außerdem enthielt das Grab die Bodenplatte einer tierkopfähnlichen Fibel aus Bronze, unverbrannte Menschen- und Tierknochen, sowie wenige verbrannte Knochen. c) Länsmuseet på Gotland, Visby.
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d)
Doppelschlag, am Rand leicht verbogen, sonst gut erhalten. Anscheinend nicht abgenutzt. Die Scheibe war kleiner als der Model. e–f) 17 mm; 0,47 gr. h) Foto: U. Abramsson, Länsmuseet på Gotland. j) Pettersson 1982; Lamm / Axboe 1989, S. 473–475; Axboe 2007, S. 105 ff. l) H. Lange (IK 365,7). m) Runeninschrift nur als Restbefund. I–IV Menschliche Büste mit großem H a u p t über V i e r b e i n e r von links. Motivkreis: Er und das Pferd. Menschennase auf den Tierkamm gerichtet; Mund wohl dem Kamm angenähert (VF 1; vgl. jedoch IK 365,7 Pos. II). Relieffiguren, größtenteils von Konturen eingefaßt. V 1–7 H a u p t ; Frisur mit Haarsträhnen, aufgebogenem Nackenhaar und äußerem Perlsaum. Diadem. Große Nase, ovales Auge mit Pupille, U-förmiger Mund. Hals-Rumpf-Formel mit punktierten Bändern und Doppelkonturen. 14 Vom V i e r b e i n e r sind nur der hintere Teil des Kopfes, Hörner mit Kugelenden, Hals und Rumpf mit Hals- und Hüftgurt sowie der Schwanz und das erhobene linke Hinterbein vorhanden. 61 Keine Randfassung. 62 Keine Ösung. 63 Deutliches Modelnegativ. 64 Der Brakteat wurde wohl als Charonsmünze hergestellt und verwendet.
IK 392,2 (Taf. 10–11) Gudme II-C, Gudme sn./hd., Svendborg a., Fünen (2000). a–b) Modelgleich IK 392,1 Gudme II-C (3 Exemplare, s. IK 3). Gefunden während der Detektoruntersuchungen bei Gudme II. Wahrscheinlich ein abgesprengter Teil vom Gudme II-Hort. c) NM Kopenhagen, Inv.-Nr. C 36513. d) Verbeult und zerrissen; die Öse und etwa die Hälfte der Scheibe fehlt. Die Bildfläche scheint nur leicht abgenutzt zu sein. e–f) Durchmesser 22,9 mm; 1,06 gr.
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g–h) Originaluntersuchung: M. Axboe 2005. Foto: M. Axboe. l) H. Lange (IK 392,1). m) f u þ a r; s. IK 3,1, S. 311 und Düwel / Nowak in diesem Bd. S. 457– 466. S. auch Düwel / Heizmann 2006, S. 7, Anm. 20; dort die Angaben zur Literatur. I–IV Menschliches H a u p t von rechts, davor ein ‘V i e r b e i n e r ’ von links. Beizeichen. Motivkreis: Er und das Pferd. Relieffiguren, teilweise konturgerahmt, teilweise zusätzlich punktgesäumt. V 1–5 Vom menschlichen H a u p t fehlt die Stirn und der obere Teil der Haartracht. Aufgebogenes Nackenhaar, das in einem Tierkopf ausläuft. Bullauge, unregelmäßiges ovales Ohr, ovaler Mund. 14–27 Der ‘V i e r b e i n e r ’ hat einen ovalen Kopf mit geöffnetem Maul, punktförmigem Auge und spitzem Ohr. Gebogener Hals und Widerrist, die Punktfolge darüber wohl Mähne. Hals-, Brust- und Bauchgurt. Schwanzstrich. Vorderbein mit zugespitztem Huf mit langen Fersenballen; das Hinterbein ist nicht erhalten. 30 Von den beiden V-förmigen B e i z e i c h e n ist nur eines erhalten. 51 Das Bildfeld wurde im Model von einem Kreisstab umgeben, davor vor allem in der unteren Bildhälfte Perlung. 61 Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Nur leicht abgenutzt. 62 Öse verloren. 63 Deutliches Modelnegativ.
IK 481,2 (Taf. 10–11) Rugbjerg-D, Avlum sn., Hammerum hd., Ringkøbing a., Westjütland (April –Juni 2004). a–b) Modelgleich IK 481,1 Orten-D (6 Exemplare). Pesch 2007: FF D8. Aus einem Hortfund; s. oben IK 7,2. c) NM Kopenhagen, Inv.-Nr. C 36642. d) Leicht verbeult, leicht verwackelte Prägung; sonst gut erhalten. Die Bildfläche ist nur leicht abgenutzt. e–f) 24,0 mm; 2,17 gr.
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g–h) Originaluntersuchung: M. Axboe 2005. Foto: M. Axboe. j) Juul Pedersen 2005, 2006; Juul Pedersen / Axboe 2006; Adamsen 2006; Axboe 2007, S. 117. l) M. Lange (IK 481,1). I–IV G r e i f von links mit zur Hüfte gewendetem Kopf. Motivkreis der Reptilien. Leib-Glieder-Verflechtung. Relieffigur mit je einem Punkt im Schulter- und Hüftrund. V 43–45 G r e i f überwiegend von links (GM 1d) mit Kopf von rechts. 51 Das Bildfeld ist im Model von einer Perlreihe umgeben. 61 Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Nur leicht abgenutzt. 62 Die Öse hat 5 gleich breite Grate. Kaum abgenutzt. 63 Modelnegativ in kräftigem Relief. 64 Links der Öse erkennt man, daß die Randfassung vor der Perlung als ein glatter, gewundener Draht erstellt wurde.
Nr. 498,2 (Taf. 12–13) Bramdrup-D, Moltrup s., Haderslev h./a. (24.–25. Oktober 2009). a–b) Gefunden mit Metalldetektor in Verbindung mit der Ausgrabung eines großen Siedlungskomplexes. Modelgleich IK 498,1-D, angeblich aus Schonen. Pesch 2007: FF D9. c) Haderslev Museum, Inv. Nr. 4950x1985. d) Verbogen; Öse und ein Teil der Randfassung verloren. e–f) – g–h) Foto: M. Abrahamson. l) M. Lange (IK 498,1). I–IV G r e i f von links mit zur Hüfte gewendetem Kopf. M e n s c h e n Details. Motivkreis der Reptilien. Leib-Glieder-Verflechtung. Relieffigur mit Riefung. V 1–11/12 Volutenförmiges M e n s c h e n -Ohr vor dem Schnabel. Das T-förmige Detail in der Bildmitte muß in Analogie mit den anderen D-Brakteaten von GM 1a nicht als Hammer verstanden werden, sondern als M e n s c h e n -Unterschenkel mit kurzem Fuß, dessen Ferse viereckig verlängert ist.
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43–45 G r e i f überwiegend von links (GM 1a) mit Kopf von rechts. 61 Randfassung, an die Kante angesetzt, aus zwei geflochtenen, glatten Drähten. 62 Öse verloren. 63 Modelnegativ in kräftigem Relief. 64 Zirkeleinstich im Model.
IK 507,2 (Taf. 12–13) Sievern III-D, Landkr. Cuxhaven, Niedersachsen (8.3.1999). a–b) Modelgleich IK 507,1 Sievern-D/Moosmoor (6 Exemplare). Pesch 2007: FF D9. Wohl Hort; ca. 2 m. entfernt wurde später IK 157,2 gefunden. c) Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung, Wilhelmshaven. d) Leicht verbeult; kleiner Riß links der Öse. Bildfläche deutlich abgenutzt. e–f) 33,3 mm; 5,43 gr. g–h) Originaluntersuchung: M. Axboe am 28.9.1999. Foto: R. Kiepe. l) H. Lange (IK 507,1). I–IV G r e i f von links mit zur Hüfte gewendetem Kopf. M e n s c h e n Details und S p e e r . Beizeichen. Motivkreis der Reptilien. LeibGlieder-Verflechtung. Relieffigur mit Riefung. V 1–12 B-förmiges M e n s c h e n -Ohr vor dem Schnabel; das Bogensegment am Untierhals meint vielleicht ein weiteres Ohr. Über dem Schnabel ein S p e e r , von dessen Spitze nur der eine Widerhaken gezeigt wird. M e n s c h e n -Unterschenkel mit Fuß in der Bildmitte. 30 R i n g beim Greifenkopf. 43–45 G r e i f überwiegend von links (GM 1a) mit Kopf von rechts. 51 Das Bildfeld rahmen zwei Reihen von Buckeln, die von der Rückseite her gepunzt wurden. 61 Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Stark abgenutzt; die Riefelung ist stellenweise nur als Restbefund erhalten.
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Die Öse hat 6 gleich breite Wülste und auf der Rückseite eine glatte Ösenverlängerung. Die Wülste sind abgenutzt, auf der Vorderseite stark abgenutzt, und die Ösenenden sind oben stark abgewetzt. Unter der Öse ist ein glatter Golddraht V-förmig mit aufgerollten Enden aufgelötet. Modelnegativ in kräftigem Relief. Auf der Rückseite erwägbarer Zirkeleinstich im Gold.
IK 536,2 (Taf. 14–15) Teig-D, Sauda sn., Rogaland (1989). a–b) Modelgleich IK 536,1; gefunden nahe dessen Fundstelle. Pesch 2007: FF D18,a. c) AmS Stavanger, Aks. 1989/13. d) Linkes Ösenende beschädigt, sonst gut erhalten. Die aufgelegten Golddrähte im Bildfeld erscheinen abgenutzt. e–f) 41 mm; 7,5 gr. h) Foto: T. Tveit, AmS Stavanger. j) Barfod Carlsen / Kristoffersen 2004. l) M. Lange (IK 536,1). I–IV R a u b v o g e l von links. Randzone mit antithetischen G r e i f en, einer von rechts, einer von links. Im Zentrum: Motivkreis der Raubvögel. Relieffiguren mit der Auflage von geriefelten Filigrandrähten. V 43–45 R a u b v o g e l von links (GM 6). 51 Das Bildfeld ist im Model von einem Kreisstab umgeben, der von zwei geflochtenen, geriefelten Drähten bekrönt ist. Ebenfalls im Model erstellt ist das antithetische G r e i f e n p a a r , nach der Rahmennorm GM 7, in unterschiedlicher Seitenansicht, die eine Goldperle mit gekörnter Krause von der Spitze des Schmuckdreiecks trennt. Die Untiere haben runde Augenrahmungen, die vorne je in einen großen Wulst auslaufen, Klaffschnäbel, runde Augen, gebogene Hälse und Leiber, spitzovale Schultern und Hüften, herabhängende Schwänze und nach hinten unten weggestreckte Hinterbeine. 61 Randfassung aus zwei geflochtenen geriefelten Drähten. 62 Luxusöse mit einem Wulst, mit aufgelegten geriefelten Golddrähten geschmückt und an den Enden mit je einem umlau-
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fenden Draht gefaßt. Die Drähte sind deutlich abgenutzt, besonders an den Enden und auf dem Wulst. Das Schmuckdreieck unter der Öse hat eine winkelförmige Rahmung im Model, worauf zwei geflochtene, geriefelte Drähte gelegt sind. Innerhalb des Dreiecks sind S- und spiralförmig gelegte, geriefelte Drähte aufgelötet. Wegen der kleineren Goldscheibe findet sich die äußere Randzone von IK 536,1 auf diesem Exemplar nicht.
IK 570 (Taf. 16–17) Sylten-C, Ibsker sn., Bornholms Øster hd., Bornholm (1989). a–b) Einzelfund aus der Siedlung Sylten II. Verwandte Model Gemarkung Dannau-C, IK 571, und (bei Lesung Axboe) Wellbeck Hill, IK 387, sowie bei anderer Anordnung Gudme II-C, IK 392, und Obermöllern-B, IK 132. c) NM Kopenhagen, Inv.-Nr. Dnf. 63/89. d) Sehr schlecht erhalten. Stark verwackelte Prägung; dazu wurde der Brakteat in acht Schichten zusammengewickelt. Die wieder auseinandergefaltete Scheibe ist zerrissen und stark verbogen; die Motivdetails nur als Restbefunde erkennbar. e–f) 36,0 x 33,1 mm; 2,14 gr. g–h) Originaluntersuchung: M. Axboe 1989. Foto: M. Axboe. j) Hauck / Axboe 1990, S. 71-95 mit ausführlicher Katalog-Beschreibung S. 93 ff.; Hauck 1992,4, S. 233 f.; 1993,2, S. 442–449; Beck / Hauck 2002, S. 62–64; Axboe 2004,1, S. 16, 18; Axboe 2007, S. 24 f. l) H. Lange. I–IV Menschliches H a u p t von rechts, über einem ‘V i e r b e i n e r ’ von links in einer spiegelbildlichen Variante von VF 3. Beizeichen. Motivkreis: Er und das Pferd. Ursprünglich wohl Relieffiguren, die mindestens zum Teil konturgerahmt waren. V 1–5 Haupt von rechts mit konturgerahmter Einrollungs-Frisur, die vorne in einer Vogel-Protome mit gespitztem Ohr ausläuft. Diademband. Rundes Auge mit Pupille, keilförmige Nase. U-förmiger Mund, kräftiges Kinn. 14–27 ‘Vierbeiner ’ mit rundem Kopf. Bullauge. Spitzes Ohr.
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Geschlossenes Maul mit heraushängender Zunge. Langer Hals, flache Brust, Winkelband an der Schulter. Ansteigender Rumpf, spitzovale Hüfte; Restbefund eines Schweifs. Je ein erhobenes Vorderbein und ein nach vorn gelegtes Hinterbein (BhF 3c), beide mit herabhängenden Zotteln. Kleine, sich gabelnde Füße. Unter dem Tierleib wohl Widerhakenspeer-Spitze, wiederholt durch die Doppelprägung. Swastika vor der Vogel-Protome, eine weitere vor dem Hals des ‘Vierbeiners’. Das Bildfeld war im Model von einem (doppelten?) Kreisstab gerahmt. Modelnegativ nur in Restbefunden. Wie der unregelmäßige Rand der Scheibe zeigt, wurde der Brakteat nie fertiggestellt. Wahrscheinlich wurde er wegen der schlechten Prägung vom Goldschmied zusammengebogen, um wieder eingeschmolzen zu werden.
IK 571 (Taf. 16–17) Gemarkung Dannau-C, Kr. Oldenburg i.H., heute Kr. Ostholstein (um 1951 oder 1952). a–b) Einzelfund auf einem Feld. Die Nachsuche durch den Finder brachte nichts ein. Verwandte Model: S. Hauck / Axboe 1990 S. 111; Pesch 2007: FF C15,a. c) Privatbesitz, nach 1992 verschollen. d) Rand leicht beschädigt, Bildfläche leicht abgenutzt, sonst gut erhalten. Ein kleiner Riß in der Scheibe ist nur auf der Rückseite erkennbar. In der Öse ist eine moderne Schutzröhre eingesetzt. e) 23,6 mm. f) – g–h) Originaluntersuchung: M. Axboe am 25.9.1989, K. Hauck am 26.9. 1989 und 25.1.1990. Foto: M. Axboe. j) Hauck / Axboe 1990, S. 95–118 mit ausführlicher Katalogbeschreibung S. 111 ff.; Gebühr / Axboe / Hauck 1992, S. 98–102; Hauck 1992,1, S. 459–462; 1992,4, S. 244–246; 1992,3, S. 124–126; 1993,1, S. 428; 1998,2, S. 321 ff; Reichstein 1997. l) H. Lange.
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I–IV Gekürzte menschliche Gestalt mit Haupt und Arm von links, Vierbeiner von rechts (spiegelbildliche Variante von VF3), zwei Vögel von links, Untier-Rest von rechts. Beizeichen. Motivkreis: Er und das Pferd. Relieffiguren mit einfachen und überwiegend leiterartigen, doppelten Konturen eingefaßt. V 1–8 Das menschliche Haupt trägt eine stilisierte Haartracht mit einer kleinen Locke über der Stirn. U-förmiges Auge; große, gebogene Nase. Offener Mund, spitzes Kinn. 9 Ausgegliederter kleiner Arm mit großer Hand, deren beide Finger je in einer Einrollung enden. 14–28 Vierbeiner mit großem, glockenförmigem Kopf, punktförmigem Auge und gespitztem, großem Ohr. Weit geöffnetes Maul mit herunterhängender Zunge, die in einem Kreis endet, sowie mit nach oben gebogenem ‘Auswurf’. Gebogener Hals, sich verjüngender Rumpf. Zwei ovale Schultern, zwei ovale Hüften. Ein Vorderbein nach vorne gestreckt, das andere zurückgebogen; das eine Hinterbein nach vorne bewegt, das andere erhoben und auf den Rücken zu eingedreht (BhF 6). Ein-Kontur-’Hufe’ mit Hufringen. 30 Am rechten unteren Rand singuläres d r e i z a c k förmiges Beizeichen. 36–41 Links der Öse Überrest von einem Vo g e l mit ovalem Kopf, punktförmigem Auge und gekrümmtem Schnabel. Erwägbar Flügelrest rechts und Beinstrich unter den Granulationskügelchen. 36a–41a Zweiter Vo g e l rechts der Öse mit eher rundem Kopf, punktförmigem Auge und gekrümmtem Schnabel. Körper und Flügel als dreieckiger ‘Block’ zusammengesehen. Zwei Strichbeine. 43–45 Überrest von einem U n t i e r hinter dem Vierbeiner. Runder Kopf mit punktförmigem Auge und lang ausgezogenem gekrümmtem Unterkiefer. Hals mit zwei Ringen nur als Restbefund erhalten. 61 Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Nur leicht abgenutzt. 62 Die Öse hat zwei Wülste, die durch einen schmaleren Grat getrennt sind und von je zwei ähnlichen Graten gerahmt werden. Etwas abgenutzt, am stärksten oben. Unter der Öse sind auf der Vorderseite 5 Goldperlen aufgelötet. 63 Deutliches Modelnegativ, dessen Lesbarkeit aber durch Abdrücke von Textil o. dgl. reduziert wird.
Katalogbeschreibungen der Neufunde
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IK 572 (Taf. 18–19) Postgården D-Matrize, Sønder Tranders sn., Fleskum h., Ålborg a., Nordjütland (November 1990). a–b) Gefunden mit Metalldetektor auf einem Siedlungsbereich, wo auch Fibeln aus älterer Kaiserzeit, Vendel- und Wikingerzeit sowie einige mittelalterliche Gegenstände gefunden worden sind. Pesch 2007: FF D9,a. c) NM Kopenhagen, Inv.-Nr. C 33424. d) Durch Korrosion ist die Matrize am Rand stark abgesprengt, wobei auch Teile des Motivs verloren gegangen sind. e–f) Größter erhaltener Durchmesser 23,3 mm; größte Dicke 8,0 mm. 18,6 gr. g–h) Originaluntersuchung: M. Axboe 1990-91. Foto: K. Weiss. j) AUD 1990, S. 188; Axboe 1992,2; 1993,2; 2004,1, S. 3; 2007, S. 14 f.; Barfod Carlsen 1998. l) Eva Koch. I–IV G r e i f , im Model von rechts gesehen, mit zur Hüfte gewendetem Kopf. M e n s c h e n -Detail. Leib-Glieder-Verflechtung. Relieffigur im negativen Relief. V
11/12 Zu einer leicht gekrümmten Figur entstellter M e n s c h e n Unterschenkel mit Fuß in der Bildmitte. 43 G r e i f , im Model überwiegend von rechts, in einer freieren Variante von GM 1, mit Kopf von links. Vom Hinterbein wurde nur ein Teil gezeigt, der mit dem Rumpf eine ovale Figur unten links im Bildfeld bildet. 63 Die Rückseite des Models war glatt, ist aber teilweise abgesprengt. 64 Der Model wurde aus einer schwärzlichen Kupferlegierung hergestellt.
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IK 573 (Taf. 18–19) Schuby-A, Kr. Schleswig-Flensburg, Schleswig-Holstein (1988, erworben 1991). a–b) Einzelfund bei Feldarbeit. c) Archäologisches Landesmuseum der Christian-Albrechts-Universität, Schloß Gottorf, Schleswig, Inv. Nr. KS C 620. d) Bildfläche mäßig abgenutzt. Öse und Scheibe etwas verbeult; die Scheibe ist an mehreren Stellen zerrissen. Doppelschlag in der Büste erwägbar. e–f) 85,5 mm; der Model hatte nur einen Durchmesser von ca. 19 mm. 38,82 gr. g–h) Originaluntersuchung: M. Axboe am 4.10.1991. Foto: Arch. Landesmuseum der Christian-Albrechts-Universität. j) Gebühr / Axboe / Hauck 1992 mit ausführlicher Katalogbeschreibung S. 103–105; Kühn 1996; Jöns 1999. l) H. Lange. I–IV Menschliche B ü s t e mit erhobener Hand teils von links, teils von vorn, dahinter ausgegliederte H a n d. Beizeichen. Motivkreis: Er in der Kaiserbildnachfolge. Abgewandelter Kaiserbild-Typus mit reduziertem Arm, ausgegliederter zweiter Hand in der Nackenzone, Mund und Kollier von vorn und Beizeichen. Wegen der ungewöhnlich dichten Füllung des Bildfelds sind in der Auswertungszeichnung alle vertieften Details grau grundiert ganz gleich, ob es sich um Liniengefüge oder flächenhaft wiedergegebene Details handelt. V 1–9 Menschliches H a u p t mit kräftiger Haartracht, die von einem Strichdiadem im Haar geteilt wird. Vorne wohl Stirnjuwel in dreieckigem Umriß, hinten erwägbare Andeutung einer Einrollung, bzw. Diadembommel. Schmale Nase, Bullauge, C-förmiges Ohr. Mund in Vorderansicht. Hals bzw. Brust verdeckt von einem schildartigen Pectorale mit zwei runden Knäufen oder Fibeln in Vorderansicht. Eine Hand vor dem Mund, eine andere hinter dem Ohr. 30 Spiegelbildliches S, in die Waagerechte eingedreht, sowie runder oder ovaler R i n g. 51–60 Das Bildfeld ist (im Model??) von zwei Kreisstäben umgeben. Danach folgen fünf gepunzte Zonen, die jeweils durch vier konzentrische Rillen getrennt werden, und zwar eine Zone mit gegeneinandergestellten, gefüllten V-förmigen Punzabdrü-
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cken, eine Zone mit gepunzten Spiralen, ein gepunztes Bandgeflecht, eine Zone mit spiegelbildlich S-förmigen Punzabdrücken, zuletzt ein weiteres gepunztes Bandgeflecht, das mit einer größeren Punze als das früher erwähnte erstellt wurde. Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Die Riefelung ist durch Abnutzung reduziert und unten teilweise nur in Restbefunden erhalten. Große Luxusöse mit drei hohen, glatten, aufgelegten Graten, die von je einem geriefelten Draht bekrönt werden. Zwischen ihnen ist die Ösenröhre mit abwechselnd geflochtenen Drähten verkleidet, die echte Geflechte imitieren. Die Ösenenden sind mit geriefeltem Draht gefaßt. Auf den aufgelegten Drähten der Grate ist die Riefelung reduziert und hinten nur als Restbefund erhalten. Die Ösenenden sind abgenutzt. Dreieckiges Feld unter der Öse, durch eine profilierte Goldleiste gerahmt und mit in gekörnten Krausen gefaßten Goldperlen ausgefüllt. Am äußeren Rand des Dekorfeldes fünf Gruppen von je drei Goldperlen. Modelnegativ nur in Restbefunden. Zirkeleinstich im Gold unter dem Auge.
IK 574 (Taf. 20–21) Issendorf-B (Grab 3557), Kr. Stade, Niedersachsen (1991). a–b) Pesch 2007: FF B7,a. Grabfund aus einem Körpergrab. Der Brakteat lag im Brustbereich neben 2 Bernsteinperlen. Außerdem enthielt das Grab 2 stark abgenutzte, silbervergoldete Fünfknopffibeln, eine Gürtelschnalle, ein Messer, eine Tonschale und einen versteinerten Seeigel. Ein im Leichenschatten gefundener vermuteter Gallen- oder Nierenstein erwies sich später als ein Bachkiesel. c) Niedersächsisches Landesmuseum, Hannover. d) Das Relief ist leicht abgenutzt; sonst gut erhalten. e–f) 20,7 mm. 1,982 gr. g–h) Originaluntersuchung: M. Axboe am 27.7.1993. Fotos: M. Axboe. j) Axboe 1993, S. 74; Häßler 1994, S. 63 (seitenverkehrte Abbildung auf Farbtafel 8); S. 74; Häßler et al. 1997 mit ausführlicher Katalogbeschreibung S. 173–175; Häßler 2002, S. 251–255 mit Farbtafel 5,3, 14,3–5; Pesch 2002,1, S. 58 f., 61. l) H. Lange.
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I–IV Menschliche Vo l l g e s t a l t in Vorderansicht mit zwei erhobenen Armen und zwei Beinen in Spreizstellung. S t ä b c h e n in der rechten Hand. Darunter S c h l a n g e , durch zwei kleine S t ä b e zerstückelt. Beizeichen. Motivkreis: Er und die zerstückelte Schlange. Überwiegend Relief, jedoch werden die Haartracht, der Rumpf und das Fußfragment am rechten Rand von Konturen eingefaßt. V 1–12 Menschliches H a u p t in Vorderansicht mit Haarwulst und reduziertem Diademecho. Zwei dreieckige Augen, keilförmige Nase, kräftige Kiefer-Kinnpartie. Erwägbar abgeriebener Mund. Blockförmiger Rumpf mit zwei Brustwarzen. Erhobene Arme; rechte Hand mit Fingern, linke Hand nur angedeutet. Zwei Beine in Spreizstellung. Das rechte Bein mit massivem, ‘semmelähnlichem’ Fuß beeinträchtigt ein ‘Phantomglied’ zwischen Arm und Bein; der konturgezeichnete linke Fuß wird teilweise von der linken Hand verdeckt. 13 Drei kleine S t ä b e . Einer befindet sich in der rechten Hand; die beiden anderen zerstückeln die Schlange. 30 P u n k t als Beizeichen. 43 S c h l a n g e mit Kopf und durch Stäbe zerstückeltem Leib. 51 Das Bildfeld ist im Model von einem Kreisstab umgeben. Vor der Randfassung folgt noch eine glatte Zone. 61 Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Die Riefelung ist abgenutzt, an der Öse stellenweise stark reduziert. 62 Die Öse hat drei schmale Wülste. Wülste und Ösenenden sind abgenutzt. Unter der Öse findet sich ein kleines Schmuckdreieck von geriefelten Drähten, in dem zwei kurze Stücke von geriefeltem Draht als ‘Perlen’ eingefaßt sind. 63 Deutliches Modelnegativ.
IK 575 (Taf. 20–21) Unbekannter Fundort-D (Kent?) (Fundjahr unbekannt; vor 1990). a–b) Fundumstände unbekannt; nach ungesicherter Angabe aus Kent. Pesch 2007: FF D9. c) Unbekannter Privatbesitzt; versteigert 1990, 1992 und 1996. d) Öse abgebrochen. Die Bildfläche zeigt mehrere kleine Risse und ist stark abgenutzt. Randfassung nicht erhalten oder stark abgenutzt.
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e–f) Ca. 21 mm. 2,04 gr. h) Foto: W. Kühn. j) Fine Antiquities... which will be sold at Christie’s... on Wednesday 11 July 1990, Lot 402; Münz Zentrum Auktion 73 vom 22.–24. April 1992, Nr. 2057; Münz Zentrum Auktion 85 vom 27.–29. März 1996, Nr. 1030. l) H. Lange I–IV G r e i f von links mit zur Hüfte gewendetem Kopf. Beizeichen. Motivkreis der Reptilien. Leib-Glieder-Verflechtung. Relieffigur mit Riefung. V 30 Acht einzelne P u n k t e in Streulage. 43–45 G r e i f überwiegend von links (GM 1a) mit Kopf von rechts. 51 Das Bildfeld ist im Model von einer Perlreihe umgeben. 61 Keine oder nur als Restbefund erhaltene Randfassung. 62 Öse gebrochen. Auf der Vorderseite sind nur Lötspuren erhalten; auf der Rückseite eine Ösenverlängerung mit Riefung in Restbefunden. 63 Modelnegativ in kräftigem Relief.
IK 576 (Taf. 20–21) Nord-Edsten-C, Kville sn./hd., Bohuslän (Ende Juni 1991). a–b) Einzelfund aus einem Garten. Eine Nachuntersuchung mit Metalldetektor war erfolglos. Pesch 2007: FF C10. c) Bohusläns Museum, Uddevalla, Inv.-Nr. 6679. d) Leicht verbeult und zerkratzt; Randfassung teilweise lose. Nur leicht abgenutzt. e–f) 16,9 mm; 1,20 gr. g–h) Originaluntersuchung: Axboe am 4.9.1992. Foto: Bohusläns Museum. j) Kindgren / Axboe / Fabech 1992. l) H. Lange. I–IV Menschliches H a u p t über V i e r b e i n e r von links mit antithetischem Vo g e l von rechts. Motivkreis: Er und das Pferd. Menschennase und -mund dem Tierohr angenähert (VF 4). Die Kinn-Wangenlinie des Hauptes ist mit der Kamm-Rückenlinie des Vierbeiners zu-
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sammengesehen. Flache Relief-Figuren, von einfachen Konturen eingefaßt. 1–5 Menschliches H a u p t mit schraffierter Haartracht mit Einrollung. Kleines C-förmiges Ohr. Ovales Auge mit Pupille. Lange Nase mit Nasenflügel, auf das Tierohr gerichtet. Mund am Tierohr. Rundes Kinn. 14–27 V i e r b e i n e r mit birnenförmigem Kopf, punktförmigem Auge und spitzovalem Ohr, auf den Menschenmund hin zurückgelegt. Hörnerpaar mit Kugelenden. Maulstrich; heraushängende Zunge mit Punktende. Kurzer Hals, geschwungener Kamm, gewölbte Brust. Schulterspirale. Kurzer ansteigender Rumpf. Runde Hüfte. Viersträhniger Schweif. Die Vorder- und die Hinterbeine folgen in ihrer Haltung BhF 3a. ‘Hufe’ mit zehenartig verlängerten Binnenstegen. Kötenhaar. 36–41 Der Vo g e l vor dem Menschenhaupt hat einen runden Kopf, dessen Schnabel zum Haar des Menschenhauptes hin erhoben ist. Punktförmiges Auge, kurzer Hals, gewölbte Brust. Die halbrunde Schulter und der schraffierte Flügel verdecken weithin den Körper. Dreieckiger Schwanz. Kurzer Fuß mit Zehe und Kralle über dem Hörnerschmuck. 51 Erwägbarer Kreisstab im Model. 61 Geriefelter Draht, an die Kante angesetzt. Links der Öse leicht abgenutzt, sonst kaum abgenutzt. 62 Die Öse hat einen breiten Wulst, der von je zwei schmalen Wülsten gerahmt wird. Nur leicht abgenutzt. 63 Modelnegativ nur in Restbefunden. 64 Am Mund des Hauptes Zirkeleinstich im Gold.
IK 577 (Taf. 22–23) Kingston Bagpuize-A, Oxfordshire (1992). a–b) Einzelfund wenige Meter von einem Flüßchen. c) Ashmolean Museum, Oxford. d) Verbeult. Die aufgelegten Drähte sind teilweise ausgerissen und verloren. e–f) Ca. 32 mm. 4,73 gr. g–h) Originaluntersuchung: Ch. Behr 1993. Foto: Ashmolean Museum. j) Hines 1993.
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H. Lange. Kapitalis-Imitationen in den Segmenten 1,2,4 (V, auch gestürzt und liegend sowie liegendes S) und 3,5 (in der Mitte N, links davor liegend U und S, rechts danach gestürztes L sowie je ein rechts und links gewendetes U, beide runenähnlich).
I–IV Menschliche B ü s t e von links. Motivkreis: Er in der KaiserbildNachfolge. Vornehmlich Konturen, wohl auch stellenweise Relief. Wegen der Verbeulung sind die Details schwer lesbar. V 1–8 Menschliches H a u p t mit angedeuteter Haartracht. Gerade Nase, punktförmiges Auge mit doppelter, C-förmiger Rahmung. Punktförmiger Mund, kleines Kinn. Dreieckige HalsBüsten-Formel mit Andeutung von Mantelfalten. 51 Das Bildfeld ist im Model von einer kräftigen Perlreihe umgeben. Vor der Randfassung folgen auf der Vorderseite noch 3 aufgelegte Golddrähte, und zwar zwei tordierte glatte Drähte, die einen geriefelten Draht rahmen. 61 Geriefelter Draht, auf den Rand aufgelegt. 62 Die Öse hat einen breiten Mittelwulst, der rechts von einem, links von 1 oder 2 schmaleren Wülsten gerahmt wird. 63 Deutliches Modelnegativ.
IK 578 (Taf. 24–25) Gadegård-C, Bodilsker sn., Bornholms Sønder hd., Bornholm (1993 und 1999). a–b) Ein ganzer Brakteat (Dnf. 1/94; 1993) und ein modelgleiches Fragment (C 35178; 1999) an derselben Stelle mit Metalldetektor gefunden. Am Fundort sind außerdem Brandgräber der älteren Eisenzeit sowie Siedlungsspuren aus der späten Wikingerzeit/dem frühen Mittelalter bekannt. Pesch 2007: FF C14. c) NM Kopenhagen, Inv.-Nr. Dnf. 1/94 und C 35178. d) Dnf. 1/94: Verbeult am Rand, Randfassungsdraht an zwei Stellen gebrochen; sonst gut erhalten. Durch Doppelschlag leicht verwackelte Pressung. Bildfläche leicht abgenutzt. C 35178: Verbeult; etwa die Hälfte der Brakteatenscheibe fehlt, wie auch Öse und Randfassung. e–f) Dnf. 1/94: 24,7 mm. 2,93 gr. C 35178: Größte Länge 21,4 mm. 0,70 gr. g–h) Originaluntersuchungen: M. Axboe 1994 und 2001. Fotos: M. Axboe.
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Watt 1994, S. 78 f.; AUD 1994, S. 236; Hauck 1993,2, S. 442–449; Beck / Hauck 2002, S. 63 f. P. Wöhliche. Die kleine Gruppe von C-Brakteaten – IK 55 Fjärestad/Gantofta, IK 152 Schonen (III), IK 185 Tjurkö (II) – mit den im Segment 1 auf eigener Grundlinie stehenden linksläufigen Runen o t a, die jeweils an der Spitze eine punktförmige Verdickung aufweisen, wird um diese beiden modelgleichen Stücke vermehrt. Das Fragment zeigt nur o und das Oberteil von t. Obwohl Grønvik 1987, S. 156, in ota den Namen des dargestellten Gottes sehen wollte, ist die Deutung als Formelwort altrunisch ǀtta (Nom. Sg. mask.)