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German Pages 196 [216] Year 1928
DIE
GEWEBEHERSTELLUNG UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER
ROSSHAARGEWEBEHERSTELLUNG VON
PROF. HEINRICH
MIT 7
VERLAG
STEINDRÜCKTAFELN
VO N E .
MÜNCHEN
BRÜGGEMANN
OLDENBOURG
UND B E R L I N
1928
Alle einschließlich
Rechte,
des Ü b e r s e t z u n g s r e c h t e s ,
Copyright
1928
München
by R. und
vorbehalte»
Oldenbourg, Berlin
D r u c k d er Sp amersc hen Buchdruckerei
in
Leipzig
DEM ANREGER UND FÖRDERER D E S V E R T I E F T E N STUDIUMS DER T E X T I L I N D U S T R I E AN DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE MÜNCHEN HERRN GEH. HOFRAT
PROF. C H R I S T I A N ZUGEEIGNET
PRINZ
Geleitwort. Um den Studierenden der Technischen Hochschule München die Vorbereitung für die Prüfungen im Fach Textilindustrie zu erleichtern, habe ich mich entschlossen, meine Vorlesungen zu veröffentlichen, wodurch sie auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden. Jedes Semester behandle ich einen in sich abgeschlossenen Abschnitt aus dem großen Gebiet der Textilindustrie, wobei als Einleitung die Herstellung und Kennzeichnung der Gebilde, welche als Werkstoff dienen, kurz dargestellt werden, und als Schluß die wirtschaftliche Bedeutung des eingehend behandelten Textilgutes folgt. Die textilen Rohstoffe, ihre Gewinnung, ihr Handel, ihr Aussehen, ihre Zusammensetzung und Feststellung sowie die aus ihren besonderen Eigenschaften sich ergebenden Bearbeitungen bilden für sich den Gegenstand eines vertieften Studiums. Bei der Behandlung der technischen Arbeitsfolgen wird deshalb der Rohstoff nur für den Fall zu Anfang der Vorlesungen eingehend berücksichtigt, als er einen maßgebenden Einfluß auf die Bearbeitung ausübt. So beginnt die vorliegende Vorlesung über die Herstellung der Gewebe (Wintersemester 1926/1927) mit dem Wissenswerten über das Roßhaar, um sich dann eingehend mit der Gewebeherstellung im allgemeinen und der des Roßhaares im besonderen bis zum verkaufsfähigen Gewebe zu widmen. Was die Ausführungen über das Roßhaar in chemischer und physikalischer Hinsicht und sein Verweben anbetrifft, habe ich meinen Vorlesungen die Arbeit zur Erlangung der Würde eines Dr.-Ing. des Herrn Dipl.-Ing. Georg Kufner an der Technischen Hochschule München zugrunde gelegt und sie dahin erweitert, daß der Studierende auch einen Uberblick über die allgemeine Weberei und die Herstellung der Umspinngarne bekommt. Von dem für den Erfolg jeder Lehrtätigkeit maßgebenden Grundsatz ausgehend, daß Klarheit in der Sprache und den Zeichnungen das Erfassen des Vorgetragenen seitens der Studierenden wesentlich fördert, und daß nur Verstandenes wirklich im Gedächtnis haften bleibt, habe ich alle Fremdwörter vermieden und ausländische Maschinenbezeichnungen durch zweckentsprechende deutsche Ausdrücke ersetzt, viele
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VI
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deutliche Zeichnungen beigegeben und am Schlüsse der Druckschrift einen Abschnitt „Auskunft" hinzugefügt, der über die Worte, welche einer Erklärung bedürfen, die im Laufe des jeweiligen Satzes zu große Unterbrechungen hervorrufen würde, Aufschlüsse gibt. Dieser Anhang wurde unter Benützung der treffenden, kurzen Kennzeichnungen der verschiedenen Begriffe nach Herders Konversationslexikon (Verlag Herder, Freiburg im Breisgau) ausgearbeitet. Die beigegebenen Zeichnungen sind nach meinem Strichverfahren, dessen ich mich in meiner Lehrtätigkeit schon über 35 Jahre mit vollem Erfolg bediene, dargestellt. M ü n c h e n , Pfingsten 1927. Prof. Heinrich Brüggemann.
Inhalt. 0 . Die Rohstoffe für die Haargewebeherstellung a) Die Erkennung der Rohstoffe eines Haargewebes 1. Der Griff 2. Der Glanz 3. Die Regelmäßigkeit 4. Das Verbrennen 5. Die Faserlänge 6. Die Vergrößerung 7. Die chemische Einwirkung Das Tierhaar im allgemeinen 1. Das Pelz- und Flaumhaar 2. Das Wollhaar 3. Das Grannenhaar 4. Das Leithaar 5. Die Borste 6. Die Stacheln 7. Das Langhaar
1 1 2 2 2 2 2 3 4 4 5 5 6 6 6 6 6
1. Das Pferdehaar 6 10. D a s P f e r d 6 LA. D i e E i n t e i l u n g d e r R o ß h a a r e . 7 1. Die Deckhaare 7 2. Die Schutzhaare 8 3. Die Tasthaare 9 IB. D i e F o r m u n d d e r B a u d e s H a a r e s 10 a) Die Herstellung der mikroskopischen Aufnahmen 10 a l ) Die Herstellung der Aufnahmen für die Ermittlung des Baues des Roßhaares in seiner Längsrichtung 10 a2) Die Herstellung der mikroskopischen Aufnahmen für die Ermittlung des Baues des Roßhaares im Querschnitt 11 b l ) Das Aussehen des Roßhaares im Längensinn 13 b2) Das Aussehen der Haarbestandteile unter dem Mikroskop . 14 b 2 A ) im Längensinn 14 1. Das Mark 15 2. Die Rindenschicht 16 3. Das Oberhäutchen 17 b 2 B ) im Querschnitt 17 1. Das Mark 17 2. Die Rindenschicht 18 3. Das Oberhäutchen 18 IC. D i e k r a n k e n H a a r e , i h r e U r s a c h e n u n d i h r e W i r k u n g e n auf die W e b f ä h i g k e i t 18
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ID. D i e c h e m i s c h e Z u s a m m e n s e t z u n g d e r H a a r e D l . Die Zusammensetzung des Hornstoffs a) Die Bestandteile des Hornstoffs 1. Der Schwefelgehalt 2. Der Stickstoffgehalt 3. Der Cystingehalt b) Die Hornstoffarten 1. Die Zusammensetzung 2. Die Darstellung des Hornstoffs 3. Der chemische Nachweis des Hornstoffs
20 21 22 22 23 23 24 24 25 25
D2. Die übrigen Bestandteile der Hornmasse 1. Die Eiweißstoffe 2. Das Keratohyalin 3. Das Elidin 4. Das Trichohyalin 5. Der Kieselsäuregehalt 6. Der Fluorgehalt 7. Der Arsengehalt 8. Der Wassergehalt 9. Der Haarfarbstoff a) Seine Zusammensetzung b) Seine Eigenschaften 10. Die Asche
26 26 26 26 26 26 27 27 27 27 28 29 30
D 3. Die Schwankung der chemischen Zusammensetzung des Haares in Beziehung zum Alter des Tieres IE. D a s c h e m i s c h e V e r h a l t e n d e s R o ß h a a r e s 1. Das Verhalten gegen Sonnenlicht 2. Das Verhalten gegen Wärme 3. Das Verhalten gegen Wasser 4. Das Verhalten gegen Säuren 5. Das Verhalten gegen Laugen . . 6. Das Verhalten gegen Alkohol und Äther 7. Das Verhalten gegen Verdauungssäfte II. Das künstliche Roßhaar III. Die Zubereitung der Boßhaare für den Handel A. Das Waschen B. Das Entfetten C. Das Färben D. Das Sondern IV. Der Handel mit Roßhaaren 1. mit rohem Roßhaar 2. mit gezogenem Roßhaar 3. Die Prüfung der Roßhaare beim Einkauf a) Die Zerreißmaschinen b) Die Trockengehaltsprüfer 4. Die Prüfung der Gespinste beim Einkauf a) Die Ermittlung der Garnfeinheit 1. Die Weife 2. Die Garnwage
30 31 31. 31 31 31 31 32 32. 32 33 33 33 33 34
35 35 36 37 • 38 39= 41 41 42 43
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b) Die Gleichheitsprüfung 1. auf dem Gleichheitsprüfer 2. durch den Kraft- und Dehnungsmesser c) Die Drahtprüfung auf dem Drahtmesser
^3 43 44 45
V. Die Roßhaarspinnerei
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VI. Das Roßhaarumspinnen
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A. Die Arbeitsfolgen a) Die Arbeitsfolgen beim wagerechten Lauf 1. Die Bewegungen des Seelenfadens 2. Das Zuführen des Roßhaares 3. Das Umspinnen beider b) Die Arbeitsfolgen beim lotrechten Lauf 1. Die Bewegungen des Seelenfadens 2. Das Zuführen des Roßhaares 3. Das Umspinnen beider
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B. Die einzelnen Arbeitsgrundlagen I. D e r A n t r i e b d e s L a u f e s d e s S e e l e n f a d e n s 1. Der starre Antrieb 2. Der Gleitantrieb 3. Der Gleitantrieb der Wickelspule 4. Der Starrantrieb der Wickelspule 5. Der gemischte, regelbare Sonderantrieb für jeden Spinngang
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. . . .
II. D a s Z u f ü h r e n d e s R o ß h a a r e s a u s d e m R o ß h a a r b e h ä l t e r z u r U m spinnung A. Die Roßhaarbehälter B. Die Haargreifer 1. Die Durchstoßnadel 2. Die Klemmgreifer a) mit voneinander unabhängigen Backen 1. mit Gleitplatte 2. mit Laufleder 3. mit sich drehender Walze b) Die Klemmgreifer mit voneinander abhängigen Backen . . . . 1. Die Zangengreifer a) Die Federzangen b) Die Hebelzangen c) Die Nadelgreifer C. Ausführungsbeispiele für die Beförderung des Roßhaares in die Zuführwalzen A. Die Einwirkungen auf die Roßhaaranordnung im Roßhaarbehälter a) Der schwingende, erschütterte Behälter b) Der schaukelnde Behälter c) Der feststehende Behälter mit dreiseitiger stoßweiser Pressung . d) Der feststehende Behälter mit Bürstenwirkung e) Der feststehende Behälter mit auswählendem Greifer . . . . B. Das Einführen des Roßhaaranfanges in die Klemmlinie der Zuführzylinder 1. durch die Ausnützung der Steifheit des Haares 2. durch das Lösen der Haarklemmen kurz vor bzw. hinter der Klemmlinie der Zuführwalzen
53 53 54 54 54 54 54 54 55 55 55 55 55 55 56 56 56 57 57 57 57 57 58 58
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A. Die Zylinder sind ortsfest 59 A I . Der Haarbehälter liegt wagerecht 59 a) Der Haarbeförderer ist eine Klemme mit unabhängigen Backen 59 1. Die eine Backe ist glatt, die zweite gekerbt . . 59 2. Die gekerbte Backe arbeitet mit einer sich bewegenden Gegenbacke zusammen 59 a) Die Gegenbacke ist ein endloses Leder . . . 59 b) Die untere Klemmbacke ist eine Walze . . . 59 b) Der Haarbeförderer ist eine Zange mit voneinander abhängigen Backen 60 1. mit kreisendem Antrieb zum Öffnen und Schließen der Zange 60 2. mit geradliniger, im Längensinne der Haare erfolgender Verschiebung des Haarzuführers 60 3. mit senkrecht zum Längensinn stattfindender Verschiebung des Haarzuführers 61 A2. Der Haarbehälter steht lotrecht 62 a) Der Haarbeförderer ist ein Nadelgreifer 62 1. mit sich drehender Bewegung 62 2. mit geradliniger Verschiebung und einfacher Greiferwirkung 62 3. mit geradliniger Verschiebung und gestufter Greiferwirkung 63 A3. Der Haarbehälter ist geneigt angeordnet 64 a) Die Zufuhrzylinder sind einseitig verjüngt und die Zange führt das Haar bis unter die Klemmlinie der Zylinder 64 B. Die Zylinder gehen auseinander 64 B l . Der Haarbehälter liegt wagerecht; die Nadel senkt das Haar in die geöffneten Zufuhrzylinder, worauf diese sich schließen und es in die Umspinnvorrichtung führen . . 64 B 2. Der Haarbehälter ist geneigt, die Zufuhrzange tritt in die sich öffnenden Zufuhrzylinder ein 65 3. Die Zuführung mit Ende-an-Endelegen der Haare a) durch Taster b) durch Umlaufgetriebe
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C. Roßhaarwächter zum selbsttätigen Abstellen des Spinnganges bei fehlendem Roßhaar
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D. Verfahren zum Verkleben der Roßhaare mit dem Seelen- und Umspinnfaden a) durch Tränken des Seelenfadens mit Klebmitteln b) durch Tränken des umsponnenen Roßhaarfadens mit Klebmitteln c) durch Zwirnen vorher erweichter, umsponnener Roßhaarfaden .
67 67 68 68
III. D a s U m s p i n n e n d e s S e e l e n f a d e n s u n d R o ß h a a r e s a) Die Anordnung der Umspinnstellen b) Die Ausbildung des Umspinnkopfes 1. bei Mittenspulen 2. bei Seitenspulen
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XI
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c) Das selbsttätige Abstellen des Umspinnganges bei Fadenmangel , . 1. Absteller durch Ausnützung der Fadenspannung mit Hebelübertragung a) mit parallel zum Drehteller wirkendem Fadenführer b) mit lotrecht wirkendem Fadenführer " 2. Absteller durch Ausnützung der Fadenspannung und des Stromtrennungsvermögens der Fasern VII. Die Roßhaargewebe a) Die Bindungen b) Die Dichte c) Die Vermeidung des Platzens der Roßhaare bei dichten Geweben und des Herausarbeitens des Roßhaares beim Gebrauch d) Die Breite der Roßhaargewebe 1. ohne Kanten 2. mit Kanten e) Die Einteilung der Roßhaarstoffe A. Die einfachen Roßhaarstoffe A I . Die reinen Roßhaargewebe A2. Die gemischten Roßhaargewebe a) Die Kette aus Gespinsten b) Die Kette gemischt c) Die Kette aus Gespinsten und der Schuß gemischt . . . B. Die doppelten Roßhaarstoffe C. Die Herstellungsformen und Verwendungen der Roßhaarstoffe . . 1. Bander 2. Blätter 3. Bahnen VIII. Die Vorbereitungen des Roßhaares für seine Verwendung als Kette und Schuß A. D a s B i l d e n d e r K n o t e n im R o ß h a a r B. D i e H e r s t e l l u n g d e r R o ß h a a r k e t t e n 1. für schmale, in der Länge auf die des Roßhaares begrenzte Blattketten 2. für schmale Roßhaarkettstreifen 3. für schmale, lange Bandketten 4. für beliebig breite Ketten, deren Längen gleich der Roßhaarlänge sind 5. für breite und lange Ketten a) Die Spulmaschinen b) Die Schär- oder Zettelmaschine 6. Das Schlichten der Kette auf dem Webstuhl 7. Das Aufbäumen geschlichteter Ketten 8. Das Schlichten geschürter Ketten a) Tränkmaschine mit Trommeltrocknung für das Schlichten von Breitund Schmalketten (Bänder) und das Stärken von Geweben . . . . b) Die Lufttrockenschlichtmaschine C. D a s R o ß h a a r a l s S c h u ß a) Abgepaßte Roßhaare 1. Die Haarbehälter 2. Das Eintragen des Roßhaares in das Fach b) Endlose Roßhaargebilde 1. Das Handkötzern 2. Das Maschinenkötzern
72 72 72 72 73 73 73 75 75 76 76 76 77 77 77 77 77 77 77 78 79 79 79 79 80 80 81 81 81 81 82 82 82 83 85 85 85 86 86 87 87 87 87 87 88 89
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IX. Die Arbeitsgeräte und Maschinen zur Herstellung der Roßhaargewebe
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A. D e r H a a r r e i f z u r H e r s t e l l u n g d e r s c h m a l e n u n d k u r z e n B ä n d e r
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B. D e r R o ß h a a r b l a t t s p a n n s t u h l
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C. D e r H a n d w e b s t u h l a) Das Gestell b) Die Gewebe- und Fadenbewegung b ^ Das Aufwickeln des Gewebes und das Nachfolgen der Kette . . . b 2 ) Die Fachbildung . 1. durch Tritte und Schäfte 2. durch die Schaftmaschinen 3. durch die Jacquardmaschine 2 a) Die Hoch- und Offenfachschaftmaschine 3 a) Die Jacquardmaschine c) Der Gewebebreithalter d) Die Geräte zum Heraussuchen der Haare aus dem Bündel, ihr Erfassen und Eintragen in das Fach d-J Das Auslesen der Haare aus dem Bündel, ihr Erfassen und Eintragen in das Fach von Hand und durch Geräte djA) Einseitiger Haareinschlag a) Das Aussuchen des Haares aus dem Bündel von Hand und sein Eintragen in das Fach durch ein vom Weber betätigtes Gerät 1. Der Stabschützen 2. Der Maulschützen aj) Das Aussuchen der Haare aus dem Behälter von Hand mittels eines selbstwirkenden Gerätes und sein Einlegen in das vom Weber betätigte Gerät zum Einführen des Roßhaares in das Fach b) Selbsttätiges, einseitiges Aussuchen und Erfassen des Haares und sein Einlegen in das Fach durch das vom Weber allein betätigte Gerät 1. Einlegen eines über die Gewebebreite reichenden Roßhaares 2. Das Einlegen zweier je über die Hälfte der Gewebebreite reichenden Roßhaare in dasselbe Fach djB) Zweiseitige Haarzuführung durch einen verschiebbaren Haarbehälter D. D e r R o ß h a a r k r a f t w e b s t u h l 1. Die Arbeit und die Arten der Kraftwebstühle 2. Der einseitige, zweizeilige Schützenkastenwechsel 3. Der Mittenschußwächter 4. Der Kettenfadenwächter mit Stuhlabstellung . . DA. Der Roßhaarkraftwebstuhl mit Eintragung eines endlosen, auf einer Spule aufgewickelten Roßhaares DB. Die Kraftwebstühle mit Eintragung abgepaßter Roßhaare a) mit einseitiger Roßhaarzuführung in das Gewebe 1. Der Antrieb des Haareinlegers l a ) Der Antrieb des Haareinlegers für einfache, einseitige Einzelhaareintragung • l b ) Der Antrieb des Haareiolegers für doppelte, einseitige Einzelhaareintragung 1c) Der vereinigte Antrieb von Haaranleger und Schaftmaschine
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2. Die Haaraussucher und die Haareiritrager für einseitige Haarzuführung : 2 a) durch zwei Arbeitsgeräte 2 a x ) mit einfacher Wirkung 2 a 2 ) mit dreifacher Wirkung 2 b ) durch ein Arbeitsgerät b) Mit beidseitiger Roßhaareintragung in das F a c h 1. Der Schützen dient als Roßhaarbehälter, aus dem der mit Greifern versehene Schützentreiber Haare entnimmt 2. Der Schützen legt das Haar vor sich herführend oder nachschleppend in das F a c h 2 a) vor sich herführend 2 a j ) Roßhaarkraftwebstuhl mit Festhaltung des Roßhaaranfangs in der Nähe der Eintrittsleiste des Schützens bis nach seiner vollendeten Eintragung 2 a x l ) mit einfacher Wirkung l a ) Die Weberschiffchen für lose vor sich hergeführte Haare l b ) Der Haarzubringer und der Klemmer sind zwei für sich bewegte Arbeitsteile l b l ) Der Haarzubringer ist eine Durchstoßnadel l b 2 ) Der Haarentnehmer ist eine einmäulige Zange, die mit dem Klemmer in einer E b e n e schwingt l b 3 ) Der Haarentnehmer und der Klemmer bilden einen einheitlich bewegten Körper l b 3 a ) Der Haarentnehmer ist eine einmäulige Zange, die mit dem Klemmer in einer Ebene schwingt 1 b 3 b) Der Haarentnehmer ist eine mehrmäulige Zange, die mit dem Klemmer in zwei Ebenen schwingt . l b 3 c ) Der Haarentnehmer ist eine gegen den Geweberand verschiebbare Hakennadel. . . 2 a! 2) mit zweifacher Wirkung zwecks Verhinderung des Eintragens zweier Haare s t a t t eines Haares . . . 2 b ) Der Schützen legt das Haar nachschleppend in das F a c h . . . 1. Der Haargreifer befindet sich in der Längenrichtung des Schützens 2. Der Haargreifer wirkt senkrecht zur Längenrichtung des Schützens a) Der Wurfschützen mit Scheren- oder Zangengreifer. . . b) Der Wurfschützen mit senkrecht zur Längenrichtung wirkender Nadel " . . c) Der Wurfschützen mit in nächster Nähe zur Schützenspitze angeordnetem Nadelgreifer
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E. Die V o r r i c h t u n g e n zum W e c h s e l n des S c h u s s e s auf den R o ß h a a r webstühlen 129 E A . Der Roßhaarhandwebstuhl mit Schußwechslung .130 E B . Der Roßhaarkraftwebstuhl mit Schußwechslung 131 E B 1 . Der Roßhaarwechselstuhl mit Greiferstäben und Büchsenwechsel 131 a) Der zweifache Büchsenwechsel 131 b) Der mehrfache Büchsenwechsel 132
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XIV
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E B 2 . Der Roßhaarwechselstuhl mit Greiferwurfschützen und Büchsenweehsel E B 3 . Der Roßhaarwechselstuhl mit Greiferstab und Gespinstschützen a) mit unverschiebbaren Schützenkästen b) mit wagerecht verschiebbaren Schützen kästen E B 4 . Der Roßhaarstuhl mit einem einen Kötzer bergenden Greiferschützen E B 5 . Die Kennzeichnung der Roßhaarkraftstuhlarten E B 6. Die Schlagauslösung E B 7 . Die Einstellungsverteilung eines zweischiffligeri Roßhaarwebstuhles F. D i e S c h u ß w ä c h t e r für G e s p i n s t e uiid H a a r e o h n e u n d m i t S t u h l abstellung F l . Der Haarwächter für reine, einschützige Roßhaarkraftwebstühle ohne Stuhlabstellung F 1 A . Das Beeinflussen des Fachwechseins A a ) durch Vereiteln der ruckweisen Drehung des Prismas der Schaftmaschine a l ) Die Bewegung des Prismas a 2 ) Die Stabschützenverschiebung a 3 ) Die ruckweise Drehung des Sandbaumes für die Gewebeaufwicklung a 4 ) Die Wirkung A b ) durch Zurückführen der bereits geschalteten Karte für das Fachwechseln F 2 . Die Schußwächter für Haarfadenschuß ohne und für Gespinstschuß mit Stuhlabstellung bei gleichzeitiger Eintragung beider Schüsse in dasselbe F a c h F 3. Der Schußwächter ohne Stuhlabstellung für das nacheinander erfolgende Eintragen von Haar und Gespinst in dasselbe Fach oder in verschiedene F a c h e mittels Greiferkötzerwurfschützen a) Vorrichtung zur unabhängig voneinander erfolgenden Unterbrechung des Schaftmaschinenantriebes und des Schützenschlages b) Vorrichtung zur Unterbrechung des Kastenhubes X . Das Ausrüsten der Haargewebe 1. Das Waschen 2. Das Trocknen 3. Das Putzen und Scheren der Gewebe 4. Das Steifen der Roßhaargewebe 5. Das Verkleben der Roßhaare mit den Fäden 6. Das Bügeln 7. Das Dekatieren 8. Das Messen und Aufwickeln
132 132 132 133 134 134 135 135 136 137 137 138 138 138 138 139 139 140 141 141 142 143 143 144 144 145 146 147 147 148
X I . Geschichtliches über das Roßhaar und die Roßhaargewebeherstellung . 148 a) Geschichtliches über die Kenntnis der Beschaffenheit des Roßhaares 148 b) Geschichtliches über die Roßhaargewebe und ihre Herstellung . . . 151 X l f . Wirtschaftliches über das Roßhaar X I I L Aligemeine wirtschaftliche Lage A. I m W e l t k r i e g 1914/18 B. I n d e r N a c h k r i e g s z e i t
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Quellennachweis
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Auskunft
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Erklärung der Strichzeichnungen und ihrer Bezeichnungen. Es sind gekennzeichnet: Der Boden und die Gestelle durch dünne Linien, während die Arbeitsteile, Hebel und Übertragungen dick ausgezeichnet sind; — der Boden, A, durch eine Gerade a mit darunter Scharffierung von links oben nach rechts unten gehend, — ein ortsfestes Gestell, B, durch eine Gerade a mit darunter Schraffierung von rechts oben nach links unten laufend; — ein sich im Raum verschiebendes Gestell, C, durch eine Gerade a mit darunter sich kreuzender Schraffierung; — ein auf dem Boden oder dem Gestell befestigter einfacher Lagerbock, D, durch einen Kreis b auf einem X-Stück c, das mit der Unterlage durch Schrauben d verbunden ist; — ein lotrecht einstellbarer Lagerbock, E, durch eine Unterbrechung e! des lotrechten Schenkels c mit Schraube d zum Zusammenhalten beider Teile. Die Einstellbarkeit eines Arbeitsteiles wird durch Beifügung eines /-Zeichens (Achtung, Einstellung) an den Buchstaben oder die Ziffer, die das betreffende Stück kennzeichnen, hervorgehoben; — ein wagerecht einstellbarer Lagerbock, F, durch zwei wagerecht aufeinanderpassende Teile c, //, die durch eine Schraube d miteinander verbunden sind; — Hebel, G, durch Gerade 1, 2X—3!, 2X, die von einem Kreis 2, ausgehen. Der Punkt im Kreis gibt den Drehpunkt des Hebels an, den man sich als senkrecht zur Zeichnungsebene, H, auf dem Lagerbock c befestigten Zapfen g vorstellen muß. Der Drehpunkt jedes Hebels wird, wenn er ortsfest gelagert ist, durch Anhängung eines x unten an den Buchstaben oder die Ziffer, die den Kreis (die Nabe des Hebels) bezeichnet, kenntlich gemacht; bei verschiebbarem Drehpunkt wird dieses letztere durch x oben am Buchstaben oder der Ziffer gekennzeichnet. Die kleinen Kreise an den Endpunkten der Hebel bedeuten die Augen, in denen Stangen, Leder, Seile, Ketten oder dergleichen angreifen, um die Schwingung der Hebel hervorzurufen oder weiter zu leiten. Sind deren Angriffspunkte verschiebbar, wie 3!, G, H, so befindet sich das Auge auf einem einstellbaren Winkelstück 3!\ — die Riemen durch ; — die Seile durch ; — die Ketten durch ; — die Zahnstangen durch — — ; — die Stirnräder, I, J, als Teilkreis in der Scheibenfläche gesehen, durch einen punktierten Kreis 1\ von der Seite gesehen, J, als ausgezogene Gerade 1' mit kurzen, senkrecht zu ihr stehenden Strichen; das ' oben an der Ziffer oder dem Buchstaben ist die Kennzeichnung für Räder; ist das Rad 1' fest mit seiner Welle l'x verbunden, so befindet sich im Kreis ein Punkt, I, und die Gerade 1', J, schneidet die zu ihr senkrechte Gerade l'x, welche die sich drehende Welle darstellt, weshalb die Ziffer 1' mit x unten versehen ist; ist das Rad 1' lose, K, auf seiner stillstehenden Welle, so liegt um den Punkt 1 ein Kreis, und in der andern Ansicht, L, erscheint die durch den Kreis dargestellte Nabe durch zwei kurze, parallel zur Welle angeordnete Striche; die kurzen, senkrecht zur Welle gezeichneten Striche h, J und L, geben Stellringe an, welche die seitliche Verschiebung der Losräder verhüten; i, I , ist eine Feststellschraube, um den Zapfen 1 an der Drehung zu verhindern; — Kegelräder 1', 2', M und N, in zwei verschiedenen Ansichten durch einen punktierten Kreis und eine Berührende, abgegrenzt durch zwei gegen die Achse geneigte Striche,
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XVI —
M, bzw. durch zwei derartige Gerade, N ; — der endlose Schraubenantrieb 1', 2', 3'—4!, 0, P, durch den Anfang einer Schraubenlinie 1', 2', 3' in der einen Ansicht, 0, und der durch zwei nach außen gerundete Bögen begrenzten Geraden 4', in der anderen Ansicht, P, durch ein Schraubenstück 1', 2', 3' mit punktiertem Kreis 4'; 1', 2', 3' besagt, daß die endlose Schraube einfach, zweifach oder dreifach ist; — ein Zwischenrad z', Q, zwischen dem ortsfesten Wechseltrieb 1' und dem ortsfesten Wechselrad 2', die durch andere von größerer oder kleinerer Zähnezahl ausgewechselt werden können, durch einen punktierten Kreis z', dessen Welle z'x auf einem Lager j! angeordnet ist, das auf einem um den Trieb 1' kreisförmig angeordneten Bock k versetzt werden kann. Im allgemeinen bezeichne ich als Trieb das treibende Rad oder die treibende Scheibe als Rad das getriebene Rad oder die getriebene Scheibe; Zwischenräder sind durch z' bezeichnet. Sind mir die Zähnezahlen bekannt, so schreibe ich diese in die Zeichnung ein, weil dadurch die Berechnungen erleichtert werden. Sind alle Zähne eines Wechseltriebes, z. B. von 1', Q, die Zähne von 30'-¥45' vorhanden, so kennzeichne ich dieses durch 30'** 45'; sind die Zähne des Wechselrades 2', z. B. in den Abständen von zwei Zähnen von 25'-r6I' vorrätig, so heißt die Abkürzung 25'e* 61'. Sind bloß Wechselräder von 25', 40', 50' vorhanden, so werden diese Ziffern nebeneinander geschrieben und durch Bindestrich vereinigt: 25'—40' —50'\ — die Scheiben, R und S, durch Gerade. 1',', 1", R, mit nach der Welle l'J weisenden Bogenstücken; 1" ist die Fest-, 1'{ die Losscheibe. Ist die Scheibe mit 350"§ 800" bezeiohnet, so heißt das, daß Scheiben von 350 mm Durchmesser um 50 mm steigend bis 800 mm vorhanden sind; in der anderen Ansicht, S, durch einen vollausgezeichneten Kreis mit auflaufenden Riemen oder durch einen Kreis, wenn der Riemen nicht eingezeichnet ist; — die Seilscheiben 1" bzw. 1", T,"U> durch Gerade begrenzt mit gegen die Welle zeigenden Pfeilen in der Seitenansicht, T, und durch Kreis bzw. — Seil in der Vorderansicht. Das Zeichen " oben an der Ziffer oder dem Buchstaben besagt immer, daß der Übertragungsteil eine Scheibe bzw. ein Wirtel ist; — die Klauenkupplung, V, durch ein rechtwinkliges Gebilde m", n " mit beiderseits gleich weit vorstehenden, schiefen Begrenzungen o; die Loskuppel m" ist mit dem Rad 2' verbunden, das vom Trieb 1' gedreht wird, die Schiebkuppel n " gleitet über einen Keil p der Welle 3i des Triebes 3' und übersetzt durch diesen bei geschlossenen Kuppeln m", n" die Drehung des Triebes 1' auf das Rad 4'\ — die Reibungskupplung, W , durch ein rechtwinkliges Gebilde m", n" mit beiderseits nur nach innen gerichteten, schiefen Begrenzungen q. Sind die Kuppel m", n" geschlossen, so überträgt das Gleitkuppel n" durch die Stifte r die Drehung des Triebes 1' über Rad 2' auf das Festkreuz s der Welle 3'x und durch sie und den Trieb 3' auf das Rad 4'\ — die zur Schwingung eines Hebels 5", 6X, 7, V, bzw. 8", 9t—101, llx, 12, 13, W , bestimmten Exzenter t", V, bzw. u", W , werden, wenn die Schwingung senkrecht zur Achse t'i, V, erfolgt durch einen Kreis oder die von der Bewegung verlangte Kranzlinie dargestellt, wenn die Bewegung parallel zur Achse tii', W , stattfindet, durch einen schief abgeschnittenen Muff veranschaulicht; — Stellschrauben Ii, G, — 10t, W , durch Gerade, welche das mit ihnen versehene Stück schneiden; der kurze Strich bezeichnet den Kopf der Schraube der andere Querstrich die Gegenmutter; Flachfedern v„ G, durch geschweifte Linien, die einerseits am Gestell in d befestigt sind und andererseits am Hebelarm 2X, 3! anliegen. Spiralfedern w0, W , durch geschweifte über die Nabe 6X gehende Linien, welche einerseits in 14 am Gestell und anderseits 13 an einem Vorsprung des Hebels llz, 12 angreifen; — Schraubenzugfedern x0, V, durch Zickzacklinien, die einerseits mit einem Auge, andererseits mit einem Stellbolzen ausgerüstet sind; — Schraubendruckfedern y„, W , durch versetzte Punkte, die um die Welle 3'x oder in X um einen Stift 15 angeordnet sind; — Gewichte z0/, Y, durch ein Trapez; 19„ sind Auflegegewichte, die als Scheiben ausgebildet sind und mit ihrem bis zum größeren Loch in die Mitte gehenden Schlitz über die Aufhängestange des Gewichts z„/ geschoben werden. Die Gewichte wirken in T durch die Hebelverbindungen 20, 21z—22,
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XVII
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23—23, 24,-25, 32!, 26—26, 27x und die Sattelstücke 28 auf die Wellenenden 29i' der Walze 29", welche auf 30" aufruht und deren Zapfen in Schlitzlagerböcken 31 geführt werden. Die Stangen 25, 26 sind zweiteilig und die Enden mit entgegengesetzt zu einander geschnittenen Schraubengewinden versehen, über die eine Mutter 32! paßt; durch deren Drehung entfernen oder nähern sich die Stangenteile von bzw. gegeneinander. Sehr oft würde die Hebelübertragung mit Kraftspeicher die Übersichtlichkeit der Zeichnung stören; dann ist sie ersetzt durch die in Z dargestellte Abkürzung: Wirkt nur das Gewicht des Oberzylinders, Z I , so ist dessen Durchmesser 33" mit o unten versehen; hängt auf seinem Zapfen ein Gewicht, so ist darüber ein Pfeil 35 mit Punkt eingezeichnet; wirkt auf ihn eine Feder, so trägt der Pfeil 36 einen Kreis, Z I I ; wirkt das Gewicht bzw. die Feder über eine Hebelverbindung, so ist zwischen Kreis oder Punkt und Pfeil eine bzw. es sind zwei und mehr kurze Strecken bzw. Zickzacklinien, ZIV, eingeschaltet. Die Anzahl der Strecken bzw. der Einheiten des Zickzacks, gibt die. Anzahl der die Wirkung des Kraftspeichers vergrößernden Hebel an; in Z i l l , IV, wirkt die Feder also an einem Hebel, wie z. B. y„ in X am Hebel 16, 17, 18x\ in Z V wirken die Gewichte an einer Hebelverbindung, welche deren Belastung auf das Zylinderpaar dreimal steigert, wie z. B. in Y. Sind die Gewichte und Federn nicht ortsfest, sondern schwingen sie mit Hebeln oder befinden sie sich auf einem hin- und hergehenden Arbeitsteil, so wird dieses durch Anbringung der o oben an dem Buchstaben oder der Ziffer kenntlich gemacht; — die stetige Rechtsdrehung durch Pfeil, R ; — die stetige Linksdrehung durch Pfeil, U; — die ruckweise Drehung, V und W, durch einen abgesetzten Pfeil gleicher Länge; — die Schwingung von gleichem Ausschlag durch Doppelpfeil, G; — die Schwingung von ungleichem Ausschlag, die sog. Pilgerschrittbewegung, durch abgesetzte Pfeile ungleicher Länge, Q; — das Umlegen der Übertragungen in die Zeichnungsebene durch ein Kegelräderpaar, das durch i' bezeichnet ist, in Wirklichkeit aber nicht besteht. Die Bezifferung jeder Zeichnung beginnt mit 1 für den besonderen Arbeitsteil oder den Antriebsriemen, und sie geht folgerichtig weiter; bei der Besprechung lasse man sich durch sie leiten. In der Beschreibung werden bei D. R. P. Nr. (Deutsches Reichspatent Nummer) die Zeichen * für eingereicht am . . . und -f für erloschen am . . . verwendet. Die in Klammern angegebenen Zahlen sind Hinweisungen auf die Nummern des Quellenverzeichnisses. Die Beizahl der Figurenziffer gibt das Blatt an, auf dem die Zeichnung steht; also Fig. 7, besagt, daß die Fig. 7 des Blattes 6 in Betracht kommt. Die Hebel- und auch die Räderverbindungen geben die einzelnen Bestandteile dadurch an, daß zwischen sie je ein — gesetzt wird; während die Buchstaben der Einzelteile durch , getrennt sind; also 1", 2Z, 3—3, 4—4, 5X, 6 usw. besagt, daß ein Hebel, der eine Rolle 1" trägt, um 2X drehbar ist, mit seinem Ende 3 an eine Stange 3, 4 angegliedert ist, welche mit einem um 5X schwingenden Hebel 4, 5X, 6 zusammenhängt. Das Verstehen und nachherige Erklären der Arbeitsvorgänge an noch so verwickelten Maschinen wird durch diese wenigen Hilfsmittel äußerst erleichtert.
0. Die Rohstoffe für die Haargewebeherstellung. Die Gewebe, welche Haare allein oder in Mischung mit anderen Gespinsten enthalten, werden allgemein unter dem Namen Haargewebe bezeichnet. Diese zerfallen daher in reine Haargewebe und gemischte Haargewebe. Als Haare kommen in Betracht die langen Pferdehaare, ganz selten Rinder- und Eselshaare. Die mit ihnen zu den gemischten Geweben verarbeiteten Gespinste bestehen aus den Pflanzenfasern Baumwolle oder Leinen, oder der Tierfaser Wolle. Seide kommt wegen ihres hohen Gestehungspreises nicht in Betracht und die künstlichen Roßhaare aus Kunstseidenmasse hat man wegen Nichteignung verlassen. Ob die besseren Kunstseiden oder die Garne aus Kunstseidenkurzfasern die Gespinste ersetzen können, muß die Zukunft erweisen. a) Die Erkennung der Rohstoffe eines Haargewebes. Der Roßhaargewebehersteller kommt oft in die Lage, aus einem vorgelegten Muster die Rohstoffe der zu seiner Herstellung verwendeten Gespinste und Haare festzustellen, um es getreu nachbilden zu können; deshalb ist es nötig, zu allererst die sichtbaren Unterschiede, die zwischen den einzelnen Garnen bestehen, zu kennzeichnen. Hierzu sind die Ketten- und Schußfäden aus dem Gewebe einzeln herauszuziehen und geordnet nebeneinander zu legen. Die Kettfäden sind bekanntlich die im Längssinne des Gewebes laufenden Fäden und der Schuß die senkrecht dazu liegenden. Ergibt sich für eine dieser beiden Bestandteile des Gewebes reines Roßhaar, so ist es der Schuß, weil dieses einzeln eingetragen wird und es nur selten vorkommt, daß die Kette aus aneinandergeknoteten (Fig. 36!) oder geleimten (Fig. 37^ Roßhaaren besteht. Ist das Roßhaar 0 (Fig. 38j) für die Kette und den Schuß aber längs eines Seelenfadens 1 aus Baumwolle, Leinen oder Wolle angeordnet und von einem feinen Gespinst umsponnen, so kann es sowohl in der Kette als im Schuß auftreten. Hat man in diesem Fall am Muster keinen Saum (der immer die Kettrichtung angibt), so kann nur der Unterschied der Festigkeit des Gewebes in beiden, Richtungen maßgebend sein. Gewöhnlich ist das. Gewebe im Kettensinn widerstandsfähiger als in der Schußrichtung. Tritt aber das umsponnene Roßhaar nur in einem von beiden Bestandteilen des Gewebes auf, so ist es immer als Schuß verwendet worden, weil dieser weniger Reibungen beim Weben ausgesetzt ist als die Kette und es daher B r f i g g e m a n n , Gewebehera tellung.
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selbstverständlich ist, daß das leicht beschädliche Umspinngarn als Schuß dient. Nun ermittle man die Art der Garne, ob man einfache Gespinste, Zwirne oder Umspinngarne vor sich hat. Hierzu dient das Aufdrehen der Gute. Zerfallen sie (Fig. 43x) sofort in Einzelfasern (Fig. 42x), so liegt ein Gespinst vor. Ergeben sich aus dem Aufdrehen des umeinandergeschlungenen Gebildes (Fig. 40^ zwei oder mehrere haltbare Fäden, so ist das Gut ein Zwirn; umwickelt das äußere Gespinst w (Fjg. 38i) das Roßhaar 0 und den Seelenfaden s, so hat man es mit einem Umspinngarn zu tun. Nach dieser Feststellung versuche man durch die äußeren Kennzeichen die Natur des Rohstoffes der Gespinste festzustellen. Hier ist maßgebend: 1. d e r G r i f f . Wollgarne fühlen sich weich, mollig und meistens fettig an; Baumwollgarne sind zwar oft sehr geschmeidig, meistens aber trocken und etwas hart im Griff, während das Leinen sich kühl und in der Regel wenig nachgiebig darbietet. 2. Auch d e r G l a n z erlaubt oft einen richtigen Schluß auf den Faserstoff zu ziehen. Leinengarne sind meistens heiter glänzend, während Baumwolle und Wollgarne eher als dunkelmatt zu bezeichnen sind. Der Glanz des Leinenfadens ist ein ruhiger und gefälliger; nur wenige, merzerisierte, d. h. mit Natronlauge behandelte und gestreckt getrocknete, Baumwollgarne erreichen ihn, weil sie meistens schillernd und spiegelglänzend sind. 3. Die R e g e l m ä ß i g k e i t . Wollstreichgarne und aus Leinenabfällen gesponnene Werggarne sowie gröbere Leinengarne sind meistens unregelmäßiger in der Dicke als Baumwollgarne und Wollkammgarne. 4. D u r c h d a s V e r b r e n n e n der Gespinste einzeln lassen sie sich in tierische Fasern und pflanzliche leicht unterscheiden. Die tierischen brennen sehr schwer; sie glimmen und lassen zu Kügelchen gesinterte Rückstände beim Erkalten erkennen, während die Pflanzenfasern sich leicht entzünden, rasch niederbrennen und wenig, nicht zusammengebackene, pulverige Asche hinterlassen; erstere riechen bei der Probe nach verbrennenden Haaren, letztere nach brennendem Papier. 5. D u r c h die F a s e r l ä n g e . Nun drehe man die Gespinste vorsichtig auf und ordne die Einzelfasern durch wiederholtes Aufeinanderlegen und Ausziehen zwischen den Daumen und Zeigefingern beider Hände bis alle Fasern des Büschels parallel nebeneinander liegen und von derselben Grundlinie beginnen. Den Stapel, wie dieses Fasergebilde heißt, messe man ab und seine Länge läßt einen Schluß auf den Rohstoff zu. Pflanzenfasern von 6-^22 mm Länge sind entweder Trümmerfasern aus zerrissenen Abfällen, oder indische Baumwolle; zwischen 20-r30 mm amerikanische Baumwolle; zwischen 28-J-40 mm ägyptische Baumwolle und darüber bis zu 54 mm Baumwollen aus den Küstengebieten Georgia und Florida und den umliegenden Inseln (Sea-Island). Die Leinenfaser ist bedeutend länger als 60 mm. Haben die Tierfasern bis zu 70 mm Länge, so sind sie als Streichwolle meist verwendet. Zwischen 40-^120 mm sind es Kammwollen;
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darüber Langhaare oder Hüllenabfallseide, Schappe; diese kann bei der Spinnabfallseidc (Bourrette) und den Seidentrümmerfasern bis auf 20 mm herabgehen. 6. Durch Vergrößerung der Fasern. Genügt diese Längenermittlung nicht zur einwandfreien Feststellung des Rohstoffes der Gespinste, so untersuche man die Fasern unter dem Mikroskop. Unter diesem erscheinen die Baumwollfasern a (Fig. 0J als nach beiden Seiten hin gedrehte 1, abgeplattete Schläuche mit vielen Strichen 2 (1); die Leinenfaser b (Fig. 0X) ist nicht wie die Baumwolle einzellig, sondern
Einwirkung
Verhalten der Haare
Verhalten der Pflanienfaaer (Grundlage: Zellatoff)
Verbrennungsprobe.
In der Flamme unter Aufblähen langsames Verbrennen bei gleichzeitiger Verbreitung eines Geruches nach verbranntem Horn, außerhalb der Flamme sofortiges Erlöschen. Dämpfe alkalisch (feuchtes Curcumapapier wird rötlich bis bräunlich). Als Verbrennungsrückstand hinterbleibt verhältnismäßig viel Asche.
In der Flamme schnelles Verbrennen, außerhalb der Flamme Fortschwelen. In der entstehenden Kohle ist der ursprüngliche Faserbau erhalten. Dämpfe säuerlich-stechend brenzlich (blaues Lackmuspapier wird rot). Als Verbrennungsrückstand hinterbleibt verhältnismäßig wenig Asche.
Erwärmen mit 8proz. wässeriger Natronlauge bis zum Kochen.
Völlige Lösung.
Kein oder geringer griff.
Mit heißer Salpetersäure von ungefähr 63%.
Gelbfärbung.
Keine Gelbfärbung.
Vi Stunde in Nitriersäure (aus 1 Raummenge höchstgehaltigerSchwefelsäure+ 1 Raummenge höchstgehaltiger Salpetersäure) ein getausht, dann mit Wasser ausgewaschen.
Seide und Ziegenhaar werden gelöst, sonst Gelbbis Braunfärbung. (Bildung gefärbter xanthoproteinähnlicher Körper.)
Keine Färbung oder Bauveränderung der Fasen Nach dem Auswaschen und Trocknen leicht entzündlich (Nitro Zellstoff).
Erwärmen mit wässeriger lproz. Pikrinsäurelösung, dann Auswaschen.
Gelbfärbung.
Keine Gelbfärbung.
Ausktchen mit Wasser, Abspilen; zu ungefähr 0,01 { Haar Zusatz von 1 ccra Wasser, 2 Tropfen JOproz. alkoholische a - Naphtollösung dann gleiche Raummengen höchstgehaltiger Schwefelsätre. Umschütteln.
Keine bzw. keine vollständige Auflösung (Seide löst sich gänzlich auf). Flüssigkeit färbt sich mehr oder minder gelblich bis rötlichbraun.
Auflösung der Faser. Die ganze Flüssigkeit färbt sich tief (rot-) violett (Umwandlung des Zellstoffs in Zucker).
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die einzelnen Urfasern von l-f-120 mm sind bündeiförmig durch Pflanzenleim noch vereinigt und die einzelnen Fasern weisen Verschiebungen, Knoten 1, Quer- und Schrägrisse 2,3 und spitz zulaufende Enden auf (2). Die Wollfasern (Fig. 5X) zeichnen sich durch ihre den ganzen Umfang einnehmende Schüppchenbildung aus (3). Davon unterscheidet sich das Roßhaar (Fig. 22x) durch die schmalen, vorn unregelmäßig gezähnelten Zellen (4). 7. Durch chemische Einwirkung. Sind noch Zweifel vorhanden, so schreite man zur chemischen Untersuchung und behandele die Fasern nacheinander mit den auf Seite 3 angegebenen Mitteln. Nach den sich einstellenden Einwirkungserscheinungen lassen sich die Herkünfte der Fasern unter Berücksichtigung des schon Ermittelten unzweideutig festlegen (5).
Das Tierhaar im allgemeinen. Das Tierhaar ist ein fadenförmiges Hautgebilde, das einzellig, wie z. B. bei den Gliederfüßlern (Raupen, Krebse), und mehrzellig, bei den Säugetieren, auftritt. Die Haut ist der die Höhlungen und Oberflächen der Körper des Menschen und der Tiere abschließende, mit den Muskeln und Knochen fest verbundene Überzug, bestehend aus der Oberhaut (Epidermis) 1 (Fig. 1 Schafhaut) (6) und der Lederhaut (Cutis) 2. Erstere ist bei allen Wirbeltieren vielschichtig und gebildet aus zylindrischen bzw. platten- oder pflastersteinförmigen Warzen-(Epithel)zellen, die auf einer bindegewebigen Unterlage aufsitzen. Die Lederhaut 2, in der die Blutgefäße 3 und Nerven enden, und die Fett- oder Talgdrüsen 4 und die Schweißdrüsen 5, sowie deren Muskeln liegen, ist zusammengesetzt aus netzförmigen, feinen und dichtgelagerten BindegewebeJbündeln, die nach innen (nicht mehr dargestellt) ein lockeres Gefüge haben, das von Fett durchsetzt ist und die sog. Fetthaut bildet, und deren Faserbündel in den tiefsten Lagen sich an die Muskeln und Knochen Tieften. Die trockenen, labgeplatteten Zellen der obersten Hautschicht 6 werden von der darujitergelegenen Schleimschicht entwickelt, nach oben gedrängt und verhornen (Hornschicht) und werden entweder fortwährend als Schuppen abgestoßen oder bei der Häutung (Schlangen) als Ganzes (Schlangenhjemd) abgeworfen. Bildungen der Oberhaut sind die Haare (7 = Haarzwiebel, 8 = deren scheidenförmige Fortsetzung, 9 = Markkanal), Fjedern, Krallen, Hufe, Nägel, Horner und das Schuppenhemd der Schlangen, Krokodile., Schildkröten und Echsen. Das einzellige Haar der Gliederfüßler entsteht, indem sich eine gewöhnliche Hautzelle zu einem fadenförmigen Fortsatz verlängert, während beim mehrzelligen Haar die Zellen selbst über die Haut 1 hervörwachsen, ohne ihre Form wesentlich zu ändern (7). Die Mehrzahl der Haare
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besteht aus einer einfachen oder mehrfachen Schicht von dachziegelartig angeordneten, platten, kernlosen Oberhautzellen (Hornschuppen) 1 (Fig. 2, 3j, ein wie die folgenden Haare zur besseren Verdeutlichung mit kaustischer Soda behandeltes Menschenhaar), einer aus dünnwandigen oder dicken, langgestreckten, dicht aneinander schließenden, kernhaltigen Faser-, Horn- oder Rindenschicht 2, mit in ihr enthaltenem körnigen oder flüssigen, die Haarfarbe bedingenden Farbstoff, und dem großzelligen oft Luft durchsetzten Markstrang 3. Sehr häufig fehlt das Mark 3, sowohl bei Grannenhaaren als bei Wollhaaren (Fig. 4X). Die Fig. 51 stellt eine Merinowollfaser 450fach vergrößert dar; sie ist gekennzeichnet durch fast zylindrische, sich dachziegelartig überdeckende (bei englischen Glanzwollen (Cheviot), flach übereinander liegende) Oberhautschuppen 1, welche als eine einzige oder in mehreren (Fig. 6X, Menschenhaare) 2 den ganzen Umfang einnimmt (8). Das Haar der Säugetiere ist mehrzellig und besteht mit Ausnahme seines eiförmigen Endes (Papille, Haarzwiebel 7, Fig. l j ) aus Warzenhaut(Epithel)zellen, welche abgeplattet und verhornt sind. Dem Zellenaufbau entsprechend zeigen die Haare der einzelnen Tiere oft wesentliche Unterschiede in Länge, Dicke, Steifheit, Festigkeit, Dehnbarkeit und Form, und nach ihnen, und nicht dem inneren Gewebeaufbau, unterscheidet man die Haare (9, 10) in: 1. Pelz- oder Flaumhaare. Diese stehen dicht, sind kurz, geradegerichtet, weich, fein und meist markfrei. Sie machen das Haarkleid der Neugeborenen aus. Bei fortgeschrittenem Lebensalter der Tiere finden sie sich nur noch zwischen den eigentlichen, dichteren Deckhaaren in geringer Anzahl zerstreut; sie bilden bei den Pelztieren: Affen-Astrachan (feine Lammfelle), Bär, Biber (Castor), Bisam (Zibetratten), Chinchina (Gattung der Hasenmäuse), Dachs (Gattung der Marder), Edelmarder, Eichhörnchen, Feh (sibirisches Eichhörnchen), Fohlen, Fuchs (Blau-, Rot-, Kreuz-, Schwarz-, Silber-, Weiß-), Hamster (Gattung der Mäuse), Hase, Hermelin (Wiesel), Kanin, Katzen, Krimmer (Schaffelle aus der Krim), Luchs (Gattung der Katzen), Marder (Baum-, Edel-, Stein-), Maulwurf, Nerz (Wasserwiesel, Sumpfotterj, Nutria (Sumpfbiber, Trugratte), Oppossum (Beutelratte), Otter (Gattung der Marder), Persianer (Lammfelle aus Persien), Reh, Schupp (Waschbärfell), Seebär, Skunks (amerikanische Stinktiere, Gattung der Marder), Tiger, Vielfraß (Gattung der Marder), Wiesel, Wildkatze, Wolf, Ziege, Zobel (Art der Marder) die unmittelbar auf der Haut liegende Flaumschicht, welche bei den feinen Pelzen noch von dünnen Borsten- und Seidenhaar überdeckt wird. 2. Das Wollhaar entstammt vorwiegend dem Haarkleid des Schafes. Als seine Eigentümlichkeit ist die Stapelbildung (Fig. 7 X ) hervorzuheben und die durch von einem Stapel in den anderen gewachsene Haare, die sog. Binder, erzeugte Vliesbildung, wodurch die Stapel so zusammenhängen, daß nach der Schur das ausgebreitete Gebilde, das Vlies, die
Formen der Schafkörperteile erkennen läßt. Die besonderen Kennzeichen des Wollhaares sind das Zusammenschwirren der Enden 0 (Fig. 8j) beim Zerreißen, während die Enden aller anderen Haare glatte Rißstellen 0 (Fig. 9 J aufweisen (6), die eigenartige Kräuselung (Fig. IOJ), die überwiegende Marklosigkeit (Fig. Feinheit und der ihm eigene Schweiß- und Fettüberzug, der aus den Drüsen 4 (Fig. l j ) und 5 stammt. 3. Das Grannenhaar ist dem Wollhaar sehr verwandt. Es ist markhaltig und wenn nicht ganz, doch wenigstens im äußeren Drittel seiner Länge, mehr straff und steif, scharf zugespitzt und meist länger, dunkler gefärbt und weniger dicht stehend als die Wollhaare desselben Tieres. Grannenhaar und Wollhaare zusammen bilden das Vlies des Schafes, während das Haarkleid der Ziege (Fig. l l x ) und das der Angoraziege (Fig. 12!), das Mohair, ebenso wie die Langhaare aus Grannenhaare bestehen. 4. Daa Leithaar kann gewissermaßen als Stützpfeiler für das Haarkleid angesprochen werden. Es steht in diesem vereinzelt und ist mit einer besonders stark ausgebildeten Marklinie versehen. 5. Die Borste, das Haar des Schweines, ist ein kurzes, schlichtes und steifes Haar mit schwachem Mark und besteht vielfach aus zwei oder mitunter mehreren, in paralleler Lage verbundenen Einzelhaaren, die zu einer einzigen Borste gleichsam verklebt sind. 6. Die Stacheln des Igels sind mehr kegelförmig gebaut und meist hohl oder mit mächtig entwickeltem Mark. 7. Das Langhaar ist ein glänzendes, biegsames, dehnbares und festes Grannenhaar; zu ihm gehören die Kopfhaare der Menschen und die Schweif- und Mähnenhaare der Tiere. Die für die Haargewebe dienenden Langhaare entstammen meistens dem Schweif oder der Mähne verschiedener Säugetiere, ganz besonders des Pferdes. Nur selten werden Rinder-, Esel- oder Kamellanghaare verarbeitet, weil sie in ihrem Anfall gering, daher teuer, und in ihrer technischen Beschaffenheit für das Verweben weniger geeignet sind.
I. Das Pferdehaar. Bevor das Pferdehaar näher behandelt wird, erscheint es wohl geboten, an seiner Lieferquelle nicht achtlos vorbeizugehen und dem Pferd als solchem einige Aufmerksamkeit zu schenken.
10. Das Pferd. Das Pferd gehört in die Familie der unpaarzehigen Huftiere. Wie schon der Name sagt, besitzen diese nur eine einzige stark entwickelte Zehe, und zwar ist das die mittlere. Zuweilen sind die beiden benachbarten Zehen, also die zweite und vierte, gewissermaßen als erste An-
sätze (Rudimente), noch schwach entwickelt bzw. verkümmert vorhanden (7). Sie treten aber nur mit jener bzw. mit dem sie bekleidenden Huf auf (Einhufer). Das Pferd kennzeichnet sich weiterhin durch einen gestreckten Schädel mit sehr langer Kinnlade, die drei große gabelförmige Schneidezähne, einen kleinen Eckzahn und 6^-7 Backenzähne besitzt. Die zugespitzten Ohren sind beweglich, der Nacken ist mit Langhaaren, der Mähne, bekleidet. Der Schwanz trägt in seiner ganzen Länge oder nur an der Spitze solche. Sie dienen dem Pferd hauptsächlich als Abwehrmittel gegen Fliegen und nehmen daher eine mitunter sehr beträchtliche Länge ein. Uber die Eingeweide des Pferdes sei noch kurz bemerkt, daß der Magen einfach und an seinem Eingang mit einer Klappe versehen ist, welche das Erbrechen unmöglich macht. Die Gallenblase fehlt. Das Pferd kommt im wilden Zustand nicht mehr vor, verwildert jedoch in Zentralasien (Tarpan), Südamerika (Cimarrones) und in Australien. Die Verbreitung des Pferdes als Haustier erstreckt sich jetzt fast über die ganze, von Menschen bewohnte Erdoberfläche. Bemerkenswert ist, daß die Erdteile, welche das Pferd erst von Europa erhalten haben, wie Amerika und Australien, in seiner Vermehrung die größten Fortschritte gemacht haben, so daß H u m b o l d die Zahl der auf den Pampas Südamerikas umherschweifenden Pferde auf 3 Millionen beziffern konnte. In Australien waren verwilderte Pferde zu einer förmlichen Landplage für den Farmer geworden. Über die Haarfarbe des Pferdes sei kurz bemerkt, daß sie bestimmend für dessen volkstümliche Benennung wurde. So heißt das braune und rote Pferd „Fuchs", das Falbe „Isabella", das weiße „Schimmel" und das schwarze „Rappe". Außerdem kommen noch gemischte Haare vor, das Tigerhaar und das gescheckte Haar. Mit dem jährlich wiederkehrenden Haarwechsel ändert sich die Haarfarbe etwas, ebenso mit den verschiedenen Altersstufen. Bei zunehmendem Alter ist eine gewisse Neigung sämtlicher Haarfärbungen wahrzunehmen, sich mit grauen Haaren zu mischen. Besonders das veränderliche Schimmelhaar durchläuft alle Farbentöne von schwarz bis weiß. Das zur Welt kommende Füllen trägt dickes, wolliges Haar, welches schon nach einigen Monaten abgeworfen wird; gewöhnlich ändert sich dabei auch die Farbe. Die dunkle Haarfarbe des Pferdes verliert sich im Alter und das Haar wird weiß. Weiß geborene Pferde, Kakerlaken, Albinos, sind ähnlich den Schimmeln zu achten.
IA. Die Einteilung der Pferdehaare. Diese Haare werden unterschieden (11) in: 1. Deckhaare, 2. Schutzhaare, 3. Tasthaare. 1. Die Deckhaare bilden die Bedeckung des Körpers und schützen ihn gegen Frost und Nässe. Ihre Richtung ist vom Kopf zum Schwanz des
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Tieres, üin ein leichtes Abgleiten von Wind und Regen zu ermöglichen. Wenn die Länge des Deckhaares auch bei den einzelnen Tieren sehr verschieden ist und je nach der Jahreszeit oft beträchtlich wechselt, so sind Deckhaare im allgemeinen dünne und kurze Haare. Je mehr das Tier der Nässe und Kälte ausgesetzt ist, desto stärker entwickelt sich das Deckhaar. Vom Deckhaar des Pferdes ist besonders die Dichte wissenswert, welche nach den Messungen D u e r s t s auf rund 700 je Quadratzentimeter beziffert wird (12). Weiße Deckhaare sind meist dicker und wachsen gewöhnlich weniger dicht als farbige. Man begegnet außerdem noch zwei Arten von Deckhaaren: 1. den spindelförmigen, in der Mitte verdickten, welche an den Nüstern 40 mm lang und 0,025 mm dick, an den Augen 45 mm lang und 0,09 mm dick sind. 2. Die den Besatz der inneren Lippenränder bildenden 2,5 mm langen, 0,05 mm dicken, zylindrischen Haarstummeln. 2. Die Scbutzhaare sind wesentlich länger als die Deckhaare und führen verschiedene Bezeichnungen, wie Schweif(-Schwanz)haare, Mähne (Hals), Schopf (Kopf), Kötenzopf, Oberhaar, Nasenhaar und Augenwimpern. Die Schutzhaare fallen nicht in bestimmten Zeitabschnitten aus wie das Deckhaar; sie unterscheiden sich von diesem durch größere Dicke, Härte und Länge. In feuchten, nebeligen Gegenden werden die Schutzhaare länger als in trockenen. Das Schweifhaar sowie das Mähnenhaar ist beim edlen Tier fein und schlicht, beim gemeinen Tier dick und etwas gewellt. Um dem Pferd ein edleres Aussehen zu geben, wird, das Haar, wenn es dick ist, verschnitten und außerdem so gepflegt, daß es schlicht erscheint. Die mittlere Mähnenlänge von Pferden ist 24 cm, die mittlere Dicke des Haares 0,135 mm. Gegen den Nacken ist die Mähne am stärksten und nimmt gegen den Widerrist an Länge und Dichte ab. D u e r s t berichtet von einem Pferd des Kurfürsten August von Sachsen (1553-^-1586), dessen Mähne 5,2 m und dessen Schweif 8 m lang gewesen sein soll. Ein 1893 in Berlin vorgeführtes virginisches Pferd (Oregon Wonder Horst) besaß eine Mähne und einen Schweif von 4,60 m Länge. Die mittlere Länge der Schweifhaare beträgt bei Halbblutpferden 72 cm, die mittlere Dicke 0,325 mm. In der oberen Hälfte des Schweifes bis zur Wurzel kommen nur kürzere Haare vor und ergibt die mittlere Länge in diesem Teil 23 cm, die Dicke 0,135 mm. Die längsten Haare wachsen von der Hälfte der Schweiflänge an nach abwärts. Mit Kötenzopf oder Behang werden die längeren Haare an der hintern Seite des Fessel(Fußwurzel)gelenkes bezeichnet; er ist beim edlen
Pferd fein, fehlt aber mitunter ganz. Je mehr die Tiere in der Nässe und im Schmutz gehen und stehen, um so stärker wird der Behang. Um das Aussehen von Zugtieren zu verbessern, wird der Behang oft beschnitten. Dadurch wird aber die empfindliche Haut in der Köte ihres Schutzes beraubt. Die längeren Haare am Rand der Ohrmuschel werden oft beschnitten, wenn das Pferd große Ohren hat; diese erscheinen dadurch klein. Die Nasenhaare sind kürzer und steifer als die Oberhaare und stehen in der inneren Fläche der Nasenlochränder. Sie verhindern das Eindringen von Insekten usw. Die Augenwimpern dienen dem Schutz des Auges gegen äußere Schädlichkeiten. Infolge von Verletzung der Augenliderränder können die Wimperhaare zum Teil verloren gehen und eine veränderte Richtung erhalten, d. h. mit ihrer Spitze nach einwärts gekehrt werden. Die einwärtsgekehrten Haare üben einen Reiz auf das Auge aus. Andererseits birgt ein Verlust der Augenwimpern einen großen Nachteil in sich, weil dann das Auge keinen Schutz mehr gegen äußere Einflüsse hat. Bemerkenswert ist, daß ein Pferd, dem die Augenwimpern fehlten, die Augen krampfhaft schloß, sobald Regen gegen den Kopf schlug und nicht mehr von der Stelle zu bewegen war. 3. Die Tasthaare sind zumeist länger als die Deckhaare, besitzen eine borstenähnliche Gestalt, steigen gerade aus der Haut auf und sind an der Spitze etwas gebogen. Sie bedecken zumeist die Umgebung der Augen und Nasenlöcher. Diese Haare treffen am Grund auf eine Nervenfaser, wodurch das Tier imstande ist, die geringste Berührung des Haares wahrzunehmen, ja selbst einen Luftzug zu spüren, und auf sie zurückzuwirken. Um den Tieren, namentlich Pferden, ein freundlicheres Aussehen zu geben, hat man vielfach diese Haare entfernt. In diesem Fall überträgt sich jede Einwirkung unmittelbar auf die Nervenfaser, wodurch solche Tiere gegen Berührung außerordentlich empfindlich und kopfscheu werden. Gewisse Arten von Tast- und Schutzhaaren werden mit dem Sammelbegriff „Langhaare" bezeichnet. Als solche sind also, nochmals zusammenfassend, zu verstehen: Die Scheuhaare in der Umgebung des Schopfes, zwischen den Ohren, die Haare der Mähne, des Schwanzes und der Kötenzopf. Die für die nachstehende Abhandlung in Betracht kommenden Haare sind hauptsächlich die der Mähne und des Schweifes. Diese unterscheiden sich von den übrigen Langhaaren durch besondere Stärke, schlichten Bau, Gleichmäßigkeit und beträchtliche Länge. Trotz dieser eben erwähnten Gleichmäßigkeit zeigen auch die genannten Haare bei genauerer Untersuchung eine, von der zylindrischen oft wesentlich abweichende Form. Im allgemeinen hat das Haar die Gestalt einer langgestreckten Spindel, d. h. es ist an der Spitze und nahe der Haarwurzel deutlich verjüngt.
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IB. Die Form und der Bau des Haares. Das Haar weist zwei äußerlich erkennbare Teile auf: 1. Die Haarwurzel 7, 8 (Fig. 1,) und 2. den Haarschaft. Die Haarwurzel 7, 8 ist dasjenige Ende des Haares, welches noch im Haarbalg 1 steckt und die Haarzwiebel 7 trägt. Der Haarschaft ist der sichtbar über die Haut hervorragende Teil des Haares mit der Haarspitze. Der Haarschaft besteht aus drei deutlich unterscheidbaren Bauteilen, nämlich dem Mark 3 (Fig. 2J, der Rinde 2 und dem Oberhäutchen 1. a) Die Herstellung der mikroskopischen Aufnahmen. Diese drei Bestandteile lassen sich im Mikroskop, sowohl im Längensinn als im Querschnitt bei einer Vergrößerung von 90 an aufwärts leicht nachweisen. Um gute Bilder davon zu haben und anfertigen zu können, bedarf es jedoch einer Vorbereitung des Pferdehaares und eines dünnen Querschnittes. Die diesbezüglichen Angaben in den Büchern und Zeitschriften, besonders die über das Verfahren der Haarschnittmikroskopie, sind so spärlich und belanglos, daß sie gar keiner Erwähnung bedürfen. Sie sind lediglich dazu angetan, auf eigenes Erfinden und Untersuchen zu verweisen. Empfehlenswert ist G. u. E. Tobler: Anleitung zur mikroskopischen Untersuchung von Pflanzenfasern, Berlin 1912. Wenn auch noch nicht vorauszusehen ist, welche Früchte die Haargewebeinduätrie aus derartigen mikroskopischen Untersuchungen im Laufe der Zeit noch ernten wird, so ist es doch für den auf diesem Gebiet tätigen Techniker von außerordentlichem Vorteil, selbst mikroskopische Bilder des Haares sich anfertigen zu können. 1. Die Herstellung der Aufnahmen für die Ermittlung des Baues des Boßhaares in seiner Längenrichtung. Hierzu bedarf es vor allem: 1. der Entfernung der das Haar umgebenden Fettschicht und der von ihr zurückgehaltenen Unreinigkeiten, weil beide das Bild trüben, durch Bestreichen des Haares mit Äther bzw. durch mehrstündiges Einlegen in Äther; dann 2. des Ausspannens des Roßhaares, indem das gereinigte Roßhaar unter Zug und Festkleben mittels Kitt oder Wachs auf einen Glasstreifen aufgebracht wird. An Stelle des Festklebens kann auch an den beiden überragenden Enden des Haares je ein Gewichtchen angehängt werden; 3. des Einbettens des Roßhaares in Glyzerin, Kanadabalsam oder Xylol und Auflegen des Deckgläschens. Bei den meisten praktischen Versuchen genügen selbst die unter i und 3 gekennzeichneten Vorbereitungen. Das Oberhäutchen ist bei Pferdehaaren im allgemeinen so fein, daß es im Mikroskop selbst bei stärkster Vergrößerung nicht wahrgenommen
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werden kann. Man bedarf eines Hilfsmittels, es sichtbar zu machen; dieses besteht im B l e i c h e n oder im F ä r b e n der Fasern. Das B l e i c h e n empfiehlt sich nur für das sehr dunkelfarbige Haar. Dieses "wird mehrere Tage dem Bleichen mit Perhydrol unterworfen und dann bei auffallendem Licht unter das Mikroskop gegeben, und nun ist die Schüppchenbildung des Haares sehr schön sichtbar. Es ist allerdings darauf zu achten, daß das Bleichen nicht zu weit fortgeschritten ist, auch soll es andererseits nicht zu früh unterbrochen werden. Offenbar greift das Perhydrol in den Ecken der Zähnelungen (Schüppchen) den Farbstoff in geringerem Maße an, als auf deren Plättchen; möglicherweise besitzt auch die in den Ecken eingelagerte Farbmasse eine größere Farbbeständigkeit und einen stärkeren Widerstand gegenüber der Bleichflüssigkeit als die übrige. Für die Pferdehaare ist ein stärkeres Bleichmittel als Wasserstoffsuperoxyd nötig. In den meisten Fällen wird Perhydrol in fünfstündiger Einwirkungsdauer seinen Zweck am vollkommensten erfüllen. Das Bleichen vollzieht sich erst ziemlich rasch und macht, nachdem die äußere Farbschicht zerstört ist, verhältnismäßig langsame Fortschritte, um so langsamer, je tiefer der Bleichvorgang in das Innere der Haare eindringen muß. Gleich nach der Entnahme aus dem Perhydrolbad ist das Haar weich und dehnbar wie Gummi, erstarrt aber sehr bald wieder, um härter und spröder als in seinem Ausgangszustand zu werden. Das gebleichte Haar zeigt nunmehr im Mikroskop seinen Bau deutlich. Eine Zerstörung seines Gefüges findet durch die starke Sauerstoffaufnahme (Oxydation) nicht statt. Die so vorbereiteten Haare lassen nun alle für die Untersuchung wichtigen Umrisse deutlich hervortreten. Zum F ä r b e n können nur ganz schwach farbige oder gebleichte Haare in Betracht kommen. Das Haar wird zunächst in Salpetersäure eingelegt, bis schwache Gelbfärbung eintritt; sodann gibt man das vorher getrocknete Haar in verdünnte Karbolfuchsinlösung. Hier ist besonders darauf zu achten, daß die Karbolfuchsinlösung nicht zu stark ist und ihre Einwirkung nicht zu lange dauert. Im allgemeinen ist 1 Minute vollkommen genug. Das Karbolfuchsin setzt sich zunächst in den Ecken der Zähnelungen fest, und erst bei längerer Einwirkung tritt eine vollständige Färbung des Haares ein. Es muß daher das Färben vorher unterbrochen werden, so daß nur die Ecken bzw. die Umrisse der Zähnelungen gelbe bis dunkelrote Farbe annehmen. 2. Die Herstellung der Aufnahmen für die Ermittlung des Baues des Roßhaares im Querschnitt.
Dr. K u f n e r gibt nachstehend seine eigenen Erfahrungen über Querschnittsuntersuchungen an Haaren wieder. Mögen sie dem Praktiker als Anleitung dienen und ihm so Zeit und Mühe für unzweckmäßiges
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Arbeiten ersparen, mögen sie ihm aber auch zugleich eine Anregung sein, auf dem Gegebenen weiter zu bauen. Die Querschnittsuntersuchung zerfällt in zwei Teile: Das E i n b e t t e n des Haares und das S c h n e i d e n des Haares. Es sind bereits verschiedene E i n b e t t u n g s m ö g l i c h k e i t e n bekannt. Die einfachste, daher für die Praxis die zweckmäßigste, dürfte wohl die Paraffineinbettung sein, weshalb diese auch für die folgenden Schnitte an Pferdehaaren gewählt wurde. Vor der Einbettung wird das Haar zunächst mit Äther gereinigt. Sodann wird das Paraffin in Blockform auf das Klötzchen eines Mikrotoms (einer Schneidevorrichtung mit geführtem Messer und sich hebendem Klötzchen) gegossen. Zu diesem Zweck wird das Mikrotomklötzchen in eine quaderförmige Papiertüte eingeschalt, indem dieses mit einem Papierstreifen umwickelt wird, welcher an den vier Seitenflächen des Klötzchens anzukleben ist. Um ein gut schnittbares Paraffin zu bekommen, muß es von hohem Schmelzpunkt sein und mehrmals umgegossen und so gereinigt werden. Ist das Paraffin in die Papiertüte gegossen, so werden die zu schneidenden Haare in den flüssigen Guß gebracht. Dabei macht sich der Übelstand bemerkbar, daß die Haare nicht etwa im Zentrum des Gußbades bleiben, sondern, wie durch Elektrizität, von den Papierwandungen angezogen werden und sich an diese anlegen. Um die spröden Roßhaare dennoch in die Mitte des Blockes zu bekommen, bediene man sich des folgenden kleinen Kunstgriffes: Ein Zündhölzchen wird in geschmolzenes Paraffin getaucht, so daß es mit einer wachsweichen Schicht bedeckt ist. In diese Schicht werden die einzubettenden Haare mit dem einen Ende eingedrückt und durch das härter werdende Paraffin festgeklebt. Das Zündhölzchen wird nun über den offenen Rand der Papiertüte derart gelegt, daß die angeklebten Haare in dem flüssigen Paraffin stehen. Nun muß die ganze Gußmasse möglichst rasch erstarren. Der Block wird daher in kaltes Wasser getaucht. Nach dem Erstarren werden die Haare mittels einer kleinen Schere vom Zündhölzchen abgeschnitten und die Papierhülle vom Block abgelöst. Das S c h n e i d e n kann mit dem Mikrotom oder auch mit dem Rasiermesser erfolgen. Beide Arten verlangen Übung. Die besondere Schwierigkeit im zweiten Fall ist, ausreichend dünne Schnitte zu bekommen. Für die Ermittlung der Querschnittsformen und ihrer Abmessungen genügt der Schnitt mit dem Rasiermesser, für die Sichtbarmachung des Gefügebaues empfiehlt sich aber die Verwendung des Mikrotoms, das Schnitte von nur einigen tausendstel Millimeter Dicke ergibt. Grundbedingung für einen richtigen Schnitt ist ein sorgfältig vorbehändeltes Paraffin, weil es sonst beim Schneiden zusammenrollt. Da die entstehende Rolle einen sehr geringen Durchmesser besitzt und das Blättchen sehr dünn ist, kann sie nur schwer, in den meisten Fällen nicht mehr, glatt gelegt werden: sie ist daher unbrauchbar.
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Ein bedeutender Vorteil, um das Rollen zu vermeiden, ist sehr rasch durchzuschneiden. Je langsamer man schneidet, desto leichter rollt sich das Paraffin. Die Schnitthlättchen werden nun auf einem Glasscheibchen ausgebreitet. Die meisten Querschnittsteilchen werden beim Schneiden zertrümmert, was bei der Sprödigkeit des Paraffins und der Feinheit der Schnittfläche leicht zu erklären ist. Damit sei nicht gesagt, daß ein beschädigter Querschnitt für die Untersuchung unbrauchbar ist, im Gegenteil, vielfach ist an einem solchen Querschnitt das Mark und dessen Umrisse besser zu sehen, als an einem unbeschädigten. Um die Paraffinschnitte für weitere Untersuchungen zugänglich zu machen, muß das Paraffin entfernt werden. Dieses geschieht dadurch, daß ein Tropfen Xylol auf die Stelle, an welcher der Schnitt liegt, gegeben wird. Die Schnitte werden in der Paraffinmasse zuerst mit einer schwächeren Vergrößerung ausgemacht, sodann die stärkere Vergrößerung eingestellt, das Mikroskop hoch geschraubt und etwas Xylol auf die den Schnitt einschließende Stelle getropft. Dadurch löst sich das Paraffin leicht und rasch, und es kann die mikroskopische Untersuchung in Öl auf übliche Weise stattfinden. Bei Aufnahme der Haarschnitte werden diese, sofern es genügend feine Schnitte sind, nur ganz schwache, in der Mikroaufnahme kaum zu unterscheidende Bilder ergeben. Diesem Übelstand kann folgendermaßen abgeholfen werden: Der Hohlspiegel, welcher das Haar im Mikroskop beleuchtet, wird so eingestellt, daß er die Strahlen nicht wie bisher senkrecht gegen den Tisch des Mikroskopes wirft, sondern unter einem Winkel von ungefähr 45 Dadurch wird das Licht im Haar gebrochen und die feinen Umrisse des Markes treten gut hervor. Dabei wird es sich meist für nötig erweisen, stark abzublenden und mit der Bogenlampe zu belichten. Diese wird so eingestellt, daß der Lichtstrahl schräg im Raum auf den, wie oben beschrieben, geschwenkten Spiegel einfällt. b l ) Das Aasseben des Boßhaares im Längensinn.
Die äußere Form ist schon mit bloßem Auge wahrzunehmen. Die meist sehr dicken, 0,08-^0,40 mm, und sehr verschieden langen Roßhaare sind außen glatt und häufig künstlich schwarz gefärbt. Sie gleichen einer Gerte oder einem Peitschenstiel, von Abplattungen aufweisendem, kreisförmigem, eiförmigem oder elliptischem Querschnitt, welche Abplattungen sich oft schraubenförmig aneinanderreihen. Das Haar verläuft aber nicht zylindrisch von der Wurzel bis zur Spitze, auch folgen seine Längslinien keiner bestimmten Gesetzmäßigkeit. Um diesen Beweis zu erbringen, wurden die Dicken des Haares an verschiedenen Stellen gemessen, und zwar zunächst mit dem Tastmikrometer von L e i t z . Die. Ermittlungen mit diesem ergaben jedoch, daß das Haar dabei zu stark gequetscht wird, wodurch sich die Ergebnisse vollkommen unzuverlässig gestalteten, nachdem diese nicht nur von der Dicke, sondern zugleich
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von der Härte der Faser abhängen. Es blieb also nur die Möglichkeil übrig, mit Hilfe des Okularmikrometers zu arbeiten, also das Haar unter ein Deckgläschen zu bringen und im Mikroskop zu messen. Zur Messung können nur Haare von rundem Querschnitt genommen werden; es ist deshalb die Auswahl entsprechend zu treffen. Die ersten daran vorgenommenen Ermittlungen ergaben nahezu eine Hyperbel als Verlauf der die Haarform von der Wurzel zur Spitze kennzeichnenden Linie. Jedoch bei Erweiterung der Versuchsreihe stellten sich derartige Dickenschwankungen an verschiedenen Stellen heraus, daß von irgendeiner Gesetzmäßigkeit in dem Verlauf dieser Linie keine Rede sein kann. Diese Tatsache ist aus dem wechselnden Allgemeinbefinden und den verschiedenen Gesundheitszuständen des Pferdes leicht zu erklären, weil das Wachstum des Haares zweifelsohne zu ihnen in einem Abhängigkeitsverhältnis steht. Seine Entwicklungsfähigkeit wird nicht nur von den verschiedenen Jahreszeiten beeinflußt, sondern auch von dem zeitweiligen Gesundheitszustand, der Ernährung, Wartung und noch vielen anderen Einwirkungen, so daß eine Gesetzmäßigkeit in dem Längenverlauf der Haarformlinie ziemlich ausgeschlossen erscheint. Man kann wohl im allgemeinen feststellen, daß sich die H ö c h s t d i c k e des Haares stets im ersten Drittel, d. h. des dem Wurzelende zunächstliegenden Drittels, befinden, jedoch wurden auch Haare gemessen, welche nahe der Spitze eine auffallende Verstärkung des Durchmessers aufwiesen. Ferner ergaben die Messungen lange A b p l a t t u n g e n in der Mitte des Pferdehaares. Der Grund hierfür mag vielleicht darin zu suchen sein, daß bei den Bewegungen des Schwanzes der mittlere Teil seiner Haare den häufigsten und stärksten Biegungsbeanspruchungen, und zwar meist nur nach zwei entgegengesetzten Richtungen, unterworfen ist. Diese Feststellungen sind für den Haarweber besonders wichtig, weil die Kerbe des Haargreifers des Webstuhls sich möglichst genau der Querschnittsform des Haares anpassen muß. Dazu eignet sich die Halbkreisgestalt der Greiferöffnung am besten. Um den Durchmesserschwankuhgen der Haare Rechnung zu tragen, empfiehlt Dr. K u f n e r eine Kerbe, bei der der kleinste Durchmesser, der für das Haar in Betracht kommt, der des Grundes, der größte der des Eingangs ist. Die große Durchschnittszahl der Haare wird in der Mitte der Kerbe steckenbleiben. b 2 ) Das Aussehen der Haarbestandteile unter dem Mikroskop.
A. Im Längensinn. Die Fig. 13j zeigt das Schema eines weißen Roßhaares nach dem Werk „Die Mikroskopie der technisch verwendeten Faserstoffe" von Dr. Franz R i t t e r v o n H o e h n e l (4). Man sieht ein äußerst zartes und glattes O b e r h ä u t c h e n 1, welches aus schmalen, vorn unregelmäßig ausgefressenen, gezähnelten Zellen besteht. Die F a s e r s c h i c h t 2 zeigt
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zahlreiche kurze, breite Spalten und der mächtige M a r k z y l i n d e r 3 besteht in der Längenansicht aus 1-^2 Reihen von ganz schmalen, blättchenförmigen Zellen 4, mit sehr dünnen Wänden und einem feinkörnigen Inhalt. 1. Das Mark 3 bildet den M a r k s t r a n g oder M a r k z y l i n d e r und verläuft in der Längsachse des Haares; nach den Ermittlungen Dr. K u f n e r s wiesen 3 7 % Rappenhaare zumeist einen ganz dünnen Markstrang auf und 6 3 % keinen, während 2 0 % weiße Haare den Markstrang haben und er bei 8 0 % fehlte. Über die Entstehung des Marks bestehen verschiedene Auffassungen. R e i ß n e r (10) bezeichnet sie als Wucherung der Hautwärzchen (Papillen). K o e l l i k e r (13) verlegt ihren Ursprung in die äußerste Schicht der Oberhaut. Das Mark ist in kurzen, dicken Haaren am dicksten, in Flaum- und Wollhaaren am dünnsten. Die Stärke sowohl als auch die Gestalt des Markstranges ist bei den einzelnen Tierarten sehr verschieden (4). Während der Markstrang bei dem R e h , dem R o t - und D a m h i r s c h den ganzen Durchmesser des Haares einnimmt, erscheint er z. B. beim R i n d e r h a a r öfters unterbrochen und fehlt bei den Wollen verschiedener S c h a f r a s s e n ganz. Nicht alle R o ß h a a r e enthalten Mark, und dieses ist nicht bei allen Haaren durchlaufend, sondern bei den meisten Haaren unterbrochen. Die Erscheinung der M a r k i n s e l n 5 (Fig. 14 t ) zeigt sich insbesondere gegen die Spitze des Haares zu, während der Rest in Form einzelner Kügelchen 6 auftritt. Man kann oft in ein und demselben Pferdeschweif ebenso viele markhaltige wie marklose Roßhaare feststellen. Nach L i t t e r s c h e i d und L a m b a r d t (14) ist hierfür das Alter des Haares maßgebend. Bei älteren Haaren hört die Bildung der Markzellen auf, und es tritt eine Verhornung der ganzen Masse ein. Die Fig. 15 x stellt eine besonders fein gelungene Aufnahme dar. Wie ersichtlich, kommt hier der wolkige Bau des Markes sehr gut zum Ausdruck. Besonders schön tritt der mittlere Wolkenstrang 7 in Erscheinung, welcher sich nach der einen Seite 8 hin rasch und unregelmäßig verjüngt, um sich schließlich ganz aufzulösen, nach der anderen Seite 9 plötzlich abreißt, 10, und sich in einem stärkeren Wolkenstrang 11 fortsetzt. Das Mark des Pferdehaares ist nicht immer als durchlaufender Strang 7, 11 ausgebildet, sondern sehr häufig abgerissen 12 (Fig. 16 t ) und oft in kleineren Gruppen 13 (Fig. 17j) und inselartigen Gebilden 14 vorhanden. Nach Dr. K u f n e r s Untersuchungen im Laboratorium für Tierbiologie der Technischen Hochschule zu München hat schnee- und kreideweißes Roßhaar stets einen durchlaufenden breiten Markkanal. Weißes Roßhaar mit schwachgelblichem Stich weist keinen Markkanal oder nur Markinseln auf. Der reine Farbton eines Roßhaares wird durch das Fehlen des Markkanals etwas getrübt, bzw. verdunkelt, durch sein Vorhandensein aufgehellt.
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Bei schwarzen Roßhaaren ist der Markkanal schlechter entwickelt als bei weißen Haaren. Die äußere Form des Haares steht mit dem Vorhandensein des Markstranges in engstem Zusammenhang. Ein starker Markstrang formt das Haar straff und gerade; ist er weniger stark, so ist das Haar etwas gewellt; fehlt er ganz, so ist es gekräuselt. Die Breite b (Fig. 18,19 x ) des Markzylinders wird in Teilen der Gesamthaarbreite B ausgedrückt. Im allgemeinen verhält sich die Breite des Markes zu der des Haares wie 1 :1,35 (Fig. 18!)-r6,2 (Fig. l ^ ) . Es ist leicht erklärlich, daß dicke und kurze Haare einen verhältnismäßig und wirklich dickeren Markstrang besitzen als dünne. Die Dicke des Haarzylinders ist bei dem Einzelhaar wiederum an den verschiedenen Stellen verschieden. Die Spitzen (Fig. 14x) und Wurzeln sind im allgemeinen marklos. Hinsichtlich D ehnbarkeit (14) stehen die Haare mit sehr breitem Markzylinder solchen mit schmalem oder fehlendem Mark nach und sind außerdem brüchig. Betrachtet man den Markzylinder unvorbehandelt im Mikroskop, so erscheint er als ein milchiger Strang, wenn das Licht auffällt und als ein dunkler Strang 15 (Fig. 20!) mit silberweiß glänzenden Streifen 16, wenn es durchfällt. Die Ursache der dunklen Färbung rührt nach W a l d e y e r (15) von dem Vorhandensein von Luft zwischen oder in den ausgetrockneten Markzellen, welche das Licht stärker bricht als der Haarstoff, zuweilen aber auch von der Farbmasse (Pigment-)Aufspeicherung in ihrem Inneren her. Die Herkunft der Luft im Mark ist noch nicht ganz aufgeklärt. Eigenartig ist die starke Luftentwicklung bei plötzlichem Ergrauen der Haare. 2. Die Bindenschicht 2 (Fig. 13x) besteht nach Zorn (16) aus schmalen spindelförmigen Außenhaut-(Epithel)zellen 17 (Fig. 2lt). Diese liegen in ihrer Längsachse parallel zur Haarlänge und sind im Schaft und im oberen Teil der Wurzel verhornt. Vielfach zeigen sie im Innern einen kleinen dunklen Streifen 18, den Kern. Nach der Haarzwiebel zu werden die Zellen kürzer und sind schließlich länglich rund, mit kugeligem Kern. Die spindelförmigen Zellen der Rindenschicht sind bei Pferdehaaren nur selten und schwer mikroskopisch darzubieten. Das in Fig. 19, 21x veranschaulichte Haar ist ein hellbraunes, dessen Markkanal 3 verhältnismäßig dünn (1 :6,2) ist. Die Zellenbildung der Rindenschicht ist gut sichtbar. Die Farbe des Haares rührt von den Farbkörperchen oder der flüssigen Farbmasse in dem Rindenstoff her. Beide kommen entweder als körnchenartige oder als flüssige Farben vor. Bei weißen Haaren fehlt dieser Farbstoff. An seiner Stelle findet sich meistens Luft zwischen den Zellen der Rindenmasse. Mitunter weist die Rindenschicht im Verlauf des Schaftes deutlich verschieden gefärbte Zonen auf (z. B. von Rehhaaren, Wildschweinborsten usw.).
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Ähnlich wie die Breite des Markkanals wird auch die der Rindenschicht in Hundertstel der Gesamtbreite ausgedrückt. 3. Das Oberhäutchen 1 (Fig. 13 x ) ist die dünne äußere Schicht der Haare, welche den Überzug der Rindenmasse 2 darstellt. I m Mikroskop (Fig. 22 x , ein mit Fuchsin gefärbtes Haar), zeigt sie sich als eine große Anzahl schmaler, vorne unregelmäßig angefressener, gezähnelter Zellplatten 1 (4). Ihre freien Ränder erscheinen als sehr verschiedenartige und unregelmäßig verlaufende Linien. Aus ihrer Richtung ist die Wachstumsrichtung der Haare festzustellen. Der freie Rand zeigt stets nach der Spitze hin. An der Haarspitze (14) sind die Zellplatten des Oberhäutchens außerdem viel enger aneinander gereiht als in der Mitte. Deren Gestalt und Anzahl je Millimeter Haarlänge ist nach Rasse und Klima verschieden. Die Fig. 23 x zeigt ein tiefschwarzes Haar, welches nach 26tägiger Perhydrolbleiche sofort aus dem Bleichbad in die Ölschicht des Mikroskops gebracht wurde. Nunmehr kommen Mark 5 und Rindenschicht 2 in sehr guter Weise zum Vorschein. Eigentümlich sind die W e l l u n g e n 19 des Oberhäutchens 1, die sich durch einen Teil der Rindenschicht 2 fortsetzen. Die Entstehung der Wellungen ist nach Auffassung Dr. K u f n e r s als eine Folge der mit der Bleiche verbundenen Faserquellung anzusehen. Während dem Quellen, d. h. der Ausdehnung der Rindenschicht in der Durchmesserrichtung des Haares, kein Widerstand entgegentritt, ist ein solcher in der Längsrichtung unzweifelhaft vorhanden, denn die Quellung dringt nur langsam in die tieferen Schichten ein, welche ihrerseits der Längsausdehnung der höheren Schichten einen gewissen Widerstand entgegensetzen und dadurch ihre Wellenbildung auslösen. B. Im Querschnitt. 1. Das Mark 3 (Fig. 13 x ) besteht aus blättchenförmigen, meist recht-, vier- oder mehreckigen, seltener rundlichen und spindelförmigen Zellen 20 (Fig. 2 4 0 (16). Der D u r c h m e s s e r der Zellen beträgt 0,7-^0,01 mm. Nach Z o r n ist es für die Markzellen kennzeichnend, daß sie nicht verhornen und in der Regel deutlicher ihre Zellennatur erhalten haben als die Rindenzellen. Ihre längsten Durchmesser stehen häufig rechtwinklig zur Längsachse des Haares. Die einzelnen Zellen hängen mit starken Brücken untereinander zusammen. Das Mark enthält ab und zu Farbmasse in Form kleiner Körnchen; die Markzellen selbst haben sehr dünne Wände und einen feinkörnigen Inhalt. Die Größe und der Bau der Markzellen ist nicht nur bei den einzelnen Tierarten verschieden, sondern auch bei ein und demselben Tier. Vereinzelt trifft man auch Mark, das in seiner Grundmasse aus mehreckigen Zellen 20 besteht und neben diesen noch kräftig entwickelte Körner 21 aufweist. Diese Erscheinung kann naheliegend damit erklärt werden, daß sie einem verschiedenen Lebensalter entsprechen. B r ü g g e m a n n , Gewebeherstellung.
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2. Die Rindenschicht 2 (Fig. 13x) läßt in den an das Mark grenzenden Zellen dunklere Stellen 22 (Fig. 24j) erkennen, welche die Farbstoffeinlagerungen dieses schwach rötlich gefärbten Haares sind. 3. Das Oberhäutchen 1 (Fig. 13j) erscheint als schwacher dunkler Rand 1 (Fig. 24 x im Querschnitt). R e i ß n e r (10) bringt zur Feststellung des L u f t g e h a l t e s einige Haare verschiedener Reh- und Hirscharten unter das Mikroskop und führt Wasser zu. Auf diese Weise stellt er fest, daß bei diesen Haaren die Luft hauptsächlich das Innere der Markzelle füllt. Bemerkenswert und lehrreich als Ergänzung der Beobachtungen R e i ß n e r s (10) ist die Feststellung W a l d e y e r s (15), daß bei der überwiegenden Mehrzahl der Tierhaare die L u f t nicht innerhalb, sondern zwischen den einzelnen Zellen in feinverzweigten, in- und durcheinander laufenden, feinsten Kanälchen und engen Spalträumen eingebettet ist. Diese hängen alle untereinander netzartig zusammen und durchsetzen das ganze Mark. Durch Zellen-(Interzellular)brücken, auch R i f f e l f o r t s ä t z e genannt, sind die einzelnen Markzellen miteinander verbunden. Die Gesamtheit der feinsten Kanälchen zwischen den Riffelfortsätzen wird a l s Z w i s c h e n r i f f e l s p a l t e n bezeichnet.
IC. Die kranken Haar«, ihre Ursachen und ihre Wirkungen auf die Webfähigkeit. Das Haar des gesunden Tieres ist vermöge seines natürlichen Fettgehaltes glatt und glänzend, das des kranken Tieres rauh und matt. Auch zu starke Schuppenbildung des Haarbodens, welche von zu harter, spröder, wenig elastischer Haut herrührt, ist ein schlechtes Zeichen für den Gesundheitszustand des Tieres. In beiden Fällen ist die Ursache in einer Ernährungsstörung der Haut zu suchen. In den kleinen Drüsen 4 (Fig. l x ) der Haut bildet sich der sog. H a u t t a l g , der Haut und Haar einfettet. Die meisten Krankheiten der Tiere sind mit allgemeinen Ernährungsstörungen verbunden. Dadurch wird auch die Ernährung der Talgdrüsen 4 eine mangelhafte. Die nötige Fettabsonderung der Haut fehlt, das Haar wird mit der Zeit matt und spröde. Bei dieser Betrachtung ist aber nicht zu übersehen, daß das kürzere Haar der Hengste an und für sich glatter und glänzender erscheint als das lange der Stuten und Wallache. Ganz besonders zeigt sich der Einfluß der Unterernährung (17) und der schlechten Wartung auf das Haar. Das Tier, das sich gewissermaßen in gesundheitlichem Wohlstand befindet, einen warmen Stall bezieht und gut genährt ist, hat ein glätteres, glänzenderes Haar als das schlecht gepflegter, unterernährter Tiere. Ein Pferd, das gut geputzt ist und unter Deckea steht, wird, da Wärme und eine gewisse Knetung der Haut die
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Talgbildung erleichtert und anregt, stets einen genügenden Fettgehalt und einen schönen Glanz des Haares aufweisen. Durch H a u t a u s s c h l ä g e entsteht nicht nur ein mattes, sprödes, sondern vor allem auch ein ziemlich dünnes Haar; beim Ankauf von Haaren am lebenden Tier sind diese an verschiedenen kahlen Stellen, welche mit Schuppen, Schorfen und Borken besät sind, zu erkennen. Der H a a r a u s f a l l kann auch als eine vorübergehende Krankheitserscheinung auftreten und es werden nach einer bestimmten Zeit an der betreffenden Stelle wieder neue Haare erscheinen. Äußerlich ist dies daran festzustellen, daß die Haut an der kahlen Stelle keine krankhafte Veränderung wie Schwielen, Borken u. dgl. angenommen hat. Doch ist auch in diesem Falle Vorsicht geboten. H a u b n e r (18) schreibt in seinem Buch über Tierheilkunde von einem allerdings sehr selten vorkommenden selbständigen Haarausfall beim Rind und Pferd. Dabei gehen die Haare am Kopfe beginnend, innerhalb weniger Tage vollkommen aus, die Haut schilfert stark, aber binnen kurzem wächst das Haar nach. Das Leiden kommt besonders im Frühjahr nach reichlichem Schwitzen und Verdauungsstörungen vor. Ein ähnlicher Haarausfall stellt sich anfangs fleckenweise ein. Die Flecken vergrößern sich langsam, bis alles, selbst das Schutzhaar, verloren gegangen ist, hierbei wird auch das Schwinden des Haarfarbstoffes beobachtet. Diese Krankheit ist unheilbar. Der Erwähnung wert dürfte im Rahmen dieser Beschreibung die zwar selten vorkommende angeborene K a h l h e i t sein. Derartige Tiere, meist Kälber und Fohlen, zeigen stets auch eine mangelhafte Entwicklung der übrigen Hornmassen, so der Klauen und Hufe. Diese Tiere sterben gewöhnlich bald nach der Geburt. Bei Pferden zeigt sich oft ein scheinbares K a h l und S t r u p p i g w e r d e n an Schweif und Mähne. Dies ist zurückzuführen auf eine krankhafte Brüchigkeit der Haare, welche leicht ansteckend und selbst auf das Barthaar des Wärters übertragbar ist. E s ist leicht erklärlich, daß das Haar eines kranken Tieres nicht die Widerstandsfähigkeit, die Dehnung und die Zerreißfestigkeit besitzt als das des gesunden Tieres. Diese Eigenschaften spielen für die Verwendung in der W e b e r e i eine Rolle. Das dünne Haar eines kranken Tieres wird nicht nur bei der Verarbeitung im Webstuhl leicht abreißen, sondern vor allem bei dichter geschlagenen Geweben zufolge der starken Kettspannung platzen. Schon bei der Haarzieherei werden die Haare 1 (Fig. 26^ mitunter durch allzufestes Bündeln an den Bindestellen 2 stark beansprucht. Weil das Bündel im Handel bei der Verpackung und während des Versandes einer nicht gerade schonenden Behandlung ausgesetzt ist, werden namentlich die über die Bundschnur 2 hervorstehenden Enden 3 ständig auf Biegung, Knickung, Zerrung und Stauchung beansprucht. Die kranken und viele gesunde Haare werden daher sehr leicht an dieser Stelle abknicken, wodurch die Haare in ihrer Länge verkürzt und geringwertiger sind. Das betreffende Bündel macht 2*
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einen zerfransten und zernagten Eindruck; es ist nicht nur in seinem Ansehen geschädigt, sondern in vornherein als minderwertig gekennzeichnet. Selbst wenn durch vorsichtiges, weiches Bündeln und schonende Behandlung dieser Übelstand vermieden werden sollte, so wird das Haar des kranken Tieres seine Mängel um so empfindlicher bei der technischen Verarbeitung zeigen. Auf dem Webstuhl werden die gebündelten Haare 1 (Fig. 27 x ) durch Federdruck 4 0 gegen die Wandung 5 der Haarbüchse gedrückt, um sie dem Greifer 6, welcher in eine obere Öffnung 7 der Haarbüchse 5 eintritt, unverschieblich darzubieten, so daß er sie sicher einklemmen und herausziehen kann. Durch den Federdruck 4 0 wird das Haar 1 fest an die Kante der Austrittsöffnung 7 gepreßt. Die dünnen Stellen des Haares eines kranken Tieres werden diese Beanspruchung nicht aushalten und an dieser Kante abbrechen. Die dadurch bedingte Erschwerung der technischen Verarbeitung solcher Haare bedarf wohl keiner Erläuterung mehr. Bei der Herstellung dichtgeschossener Gewebe „platzen" die kranken bzw. schlecht ernährten Haare. Dieser Vorgang erklärt sich wie folgt: Die Spannung der Kettfäden beansprucht die eingetragenen Roßhaare auf Abscheren, besonders an den Stellen, wo zwei aufeinanderfolgende Kettfäden verschieden kreuzen. Das kranke Haar ist spröder als das gesunde; es vermag daher dem Abscheren nicht elastisch zu begegnen und platzt. Dieses Platzen wird außerdem noch durch das Anschlagen der dicken Stellen des unregelmäßigen kranken Roßhaares an das fertige Gewebe durch die unelastischen Rietzähne verursacht. Es ist demnach auf die Spannung der Kette und die Härte des Anschlages besondere Sorgfalt zu verwenden und für das Roßhaargewebe sind Bindungen mit wenigen Kreuzungspunkten nebeneinander zu wählen, also die Leinwandbindung möglichst zu vermeiden. Die Folge des Platzens der Haare ist, daß das Gewebe Haarstoppeln aufweist, was ihm ein schlechtes Aussehen erteilt und seinen Wert bedeutend herabsetzt. Für Möbelstoffe, zu welchem Zweck derartig dichtgeschlagene Gewebe meist Verwendung finden, ist solche Ware unbrauchbar.
ID. Die chemische Zusammensetzung des Haares. Die Haare sind Eiweißkörper; diese werden in 3 Gruppen eingeteilt: 1. die eigentlichen Eiweißkörper oder P r o t e i n e ; 2. die Umwandlungserzeugnisse oder P r o t e i n o i d e ; 3. die zusammengesetzten Eiweißkörper oder P r o t e i d e . Das Haar ist ein Eiweißgebilde, dessen Hauptbestandteil der H o r n st off (das Keratin), ein färb-, geruch- und geschmackloses, nicht
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kristallisierbares Pulver ist. E r ist nicht allein in der Hornmasse vorhanden (19), sondern kommt auch mit anderen Stoffen, von denen er schwer zu befreien ist, vor, so daß man sogar so weit geht, in den Horngebilden von drei chemischen Massen zu sprechen, dem A-, B- und C-Hornstoff. Der A - H o r n s t o f f , welcher das Oberhäutchen der Haare bildet, wird als der reinste angesehen. E r wird von rauchender Salpetersäure, und zwar schon bei gewöhnlicher Wärme, gelöst. Bemerkenswert ist, daß bei der Behandlung mit kalter, starker Salpetersäure die in der gewöhnlichen Salpetersäure immer enthaltenen niedern Stickstoffoxyde die Bildung der apfelsinengelben Xanthoproteinsäure nicht bewirken. Seine Hornstoffnatur ist daher in Frage gestellt. Der H o r n s t o f f B kommt als Inhalt der Nagelzellen vor, während der H o r n s t o f f C in den Haaren nachweisbar ist. Beide bewirken die Xanthoproteinsäurebildung. In rauchender Salpetersäure unterscheiden sie sich jedoch dadurch, daß der Hornstoff B löslich und G unlöslich ist. Ausgehend von dem Gedanken, daß nur eine gute Kenntnis der Grundstoffe die Grundlage für weiteres Forschen und Ermitteln gibt, soll nun auf das Wesen der Hornstoffe genauer eingegangen werden. Die Früchte, die von diesen Ermittlungen für die Industrie des Haargewebes erwartet werden, liegen hauptsächlich auf dem Gebiet der Ausrüstung. Durch die genaue Erforschung des Grundstoffes, des Haares, mag der Ausrüster eine gewisse Sattelfestigkeit für seine Versuche finden und zugleich Anregungen schöpfen zu neuem Schaffen. IDj. Die Zusammensetzung des Hornstoffes. Der Hornstoff ist nicht nur der Hauptbestandteil des Haares, sondern auch der sämtlicher Horngewebe, des Außenhäutchens, der Nägel, Hufe, Federn, des Schildpatts usw. E r findet sich auch a l s N e u r o k e r a t i n im Gehirn und in den Nerven. Die Schalenhaut des Hühnereis und der verschiedenen Wirbeltiere rechnet man auch zu den Hornstoffen. Zusammenfassend bezeichnet A b d e r h a l d e n (20) als „echte Hornstoffe" die Grundmassen der Außenhautgewebe, und zwar besonders der Lederhautgebilde: Die Oberhaut; die äußeren Schwielen, d. h. sehr starke Verdickungen der Hornschicht; die Nägel, Krallen, Klauen und Hufe; die Hörner; die Haare; die Federn; das Schildpatt und das Fischbein. Bei der Reindarstellung der Hornstoffe hat man ähnlich wie bei dem Anhydrit des Leimes, dem Kollagen, einem durch Wasserabgabe des Leimes erhaltenem Körper, mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen; daher ist auch nicht viel über die Einheitlichkeit dieser Masse zu sagen. Die chemischen Zerlegungen ergaben verschiedene, im Hundertstelgehalt etwas abweichende Hornstoffe. M u s p r a t t (21) ermittelte nachstehende Zusammensetzungen verschiedener Hornmassen.
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a ) Bestandteile des Hornstoffes. Masse
Menschenhaar Nägel Horn Schildpatt Schalenhaut Eihaut
c
H
N
8
Zusammen %
43,72 51,00 50,86 54,89 49,78 53,92
6,34 6,94 6,94 6,56 6,64 7,33
15,06 17,51
4,95 2,80 3,20 2,22 4,23 1,44
70,07 78,23 61,00 80,44 77,10 77,77
—
16,77 16,43 15,08
E i n e n o c h a u s f ü h r l i c h e r e Z u s a m m e n s t e l l u n g der G r u n d b e s t a n d t e i l e d e s H o r n s t o f f e s b r i n g t A b d e r h a l d e n ( 2 0 ) . Dieser seien n a c h s t e h e n d e Angaben entnommen: Ermittler
c
Masse
Scherer Menschennägel. Mulder Pferdehufe. . . Hinterberger . . . Ochsenhorn . . Scherer Büffelhorn . . Horbaczewski . . Horn v. Laer Haare . . . . Kühne-Chittenden Haare (Mensch) Horbaczewski. . . Haare ( „ „ rot) v. Kerkhoff . . . Fischbein . . .
51,09 51,10 50,80 51,50 4-51,90 50,86 50,65 49,85 51,16 51,86
H
0
N
6,82 6,77 6,60 6,70
8
16,90 25,19 25,19 17,28 4,60 20,15 — 16,20 — 17,30 24,30 24,30
— 6,94 6,36 17,14 6,52 118,60 — 7,22 6,87 15,71
100,— 99,90 73,60 99,80 -^100,20 — 3,36 61,16 5,00 ' 20,85 100.— 4,02 23,20 102,19 62,82 4,40 99,21 3,60 21,17
1 . S c h w e f e l g e h a l t . N a c h M o h r ( 2 2 ) ist der S c h w e f e l g e h a l t in P r o zenten der verschiedenen Hornstoffarten folgender: Menschenhaar Ziegenhaar . . Gänsefedern . Gansekiele . . Hufe . . . . Muldner
4,95-7-5,34, 3,56-^-4,35, 3,16, 2,59 2,69-^3,57.
stellt den Schwefelgehalt
v o n S c h i l d p a t t zu 2 , 2 % fest.
E i n e E r w e i t e r u n g d e r M o h r sehen ( 2 2 ) Z a h l e n gibt v . B i b r a Schwefelgehalt in %
Ma s s e
Haare eines 10jährigen Knaben Horn eines Ochsen Horn eines Schafes Klauen eines Rehes Klauen eines Schafes Haare des Rehes Haare der Gemse Schafwolle Kaninchenhaar
. . .
3,83, 3,04, 1,74, 3,02 1,20, 3,02, 5,04, 0,87, 4,01.
(23):
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23
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Der S c h w e f e l scheint im Haar verschieden chemisch gebunden zu sein. Es ist anzunehmen, daß neben dem an Zystin gebundenen Schwefel noch locker gebundener auftritt, da sich Haare durch Blei- und Silbersalze unter Bildung von Schwefelmetallen (Metallsulfiden) braun und schwarz färben. Der Schwefel kann ferner allen Hornmassen durch Kochen mit Alkalien und durch starke Sauerstoffzuführung (Oxydation) entzogen werden. M o e r n e r (24) fand, daß zwei Drittel des Gesamtschwefels locker gebunden ist, und er führte den Nachweis, daß der Schwefel ausschließlich vom Aminosäurebaustein Zystin herstammt. Für diesen liegen folgende Gehaltsbestimmungen in Hundertstel des Hornstoffes vor: Menschenhaar Pferdehaar Rinderhaar Schafwolle Schweinsborste . . . . Menschennägel Rinderhorn Rinderklauen Pferdehufe Hühnereierschalen . . .
12,98-r 14,53 meistens 13,92, 7,98, 7,27. 7,30-r 12,50, 7,22, 5,15, 6,80, 5,37, 3,20, 7,62.
M o e r n e r (24) stellt fest, daß drei Viertel des Schwefelgehaltes von Zystin beim Kochen mit Alkalien als locker gebunden abgegeben wurde. Rote Haare haben den höchsten Schwefelgehalt (19). 2. Der Stickstoff gehalt der Hornstoffe verteilt sich nach G ü m b e l (25) wie folgt: % Oesamt-N
Stickstoffverbindungen
% Masse
Ammoniak-N(NH 3 ) Monoamino - N(NH t ) (Abkömmlinge des Ammoniaks) Diamino-N(NH 2 NH 2 ) Melanine-N (Farbstoff)
1,17
7,2,
11,81 2,95 0,42
72,2, 18,1, 2,5.
3. Der Zystingehalt ist bei den Haaren unter allen Eiweißkörpern am größten. Die chemische Zusammensetzung des Zystins wurde von F r i e d e m a n n (14) als Di-/?-thio-a-aminopropionsäure festgestellt nach der Formel: HOOC • CH(NH) 2 . CH 2 S - SCH 2 • CH(NH) 2 • COOH M u s p r a t t (21) gibt sehr ausführliche Zusammenstellungen über di? Bausteine des Hornstoffes; auf sie sei hier nur verwiesen, da es zu weit führen würde, darauf einzugehen. Die vorstehenden Ermittlungen der Hornstoffbestandteile weisen bedeutende Abweichungen auf. Diese sind nur zum geringen Teil auf die
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24 —
Empfindlichkeit des Zystins gegenüber chemischen Behandlungen und damit verbundenen Ermittlungsfehlern zurückzuführen. Es ist daher unzweifelhaft, daß es mehrere Hornstoffe geben muß, ferner daß in manchen Hornstoffen offenbar ein Gemisch mit anderen Eiweißkörpern vorliegt. b) Die Hornstoffarten. 1. Die Zusammensetzung. Bei der allgemeinen Behandlung der Zusammensetzung des Haares wurde bereits von Hornstoffen A, B und C gesprochen. Auf diese drei Verbindungen soll nun näher eingegangen werden. Nach U n n a und G o l o d e t z (26) ist der Haarstoff A unlöslich in rauchender Salpetersäure und gibt keine Xanthoproteinreaktion, der Hornstoff B löslich in rauchender Salpetersäure und gibt positive Xanthoproteinreaktion, der Hornstoff C unlöslich in rauchender Salpetersäure und gibt positive Xanthoproteinreaktion. Die Hornstoffe B und C liefern bei der Einwirkung von rauchender Salpetersäure Gase (Kohlensäure und vielleicht auch Schwefeldioxyd), der Hornstoff A jedoch nicht. Die Kernreste liefern den widerstandsfähigsten Teil der Hornmasse. Von den stärksten Alkalien und Säuren werden sie in der Kälte nicht angegriffen. Der Hornstoff B ist entweder als Schwefelhornstoff (Sulfokeratin) oder als Stickstoffhornstoff (Nitrokeratin) also in einer durch die Art der Zusammensetzung veränderten Form gefunden worden. Der Hornstoff A entspricht der Hülle der Hornzellen und bildet den widerstandsfähigsten Bestandteil der Zelle. Der Hornstoff B sowie die bei Trennung auftretenden löslichen Eiweißkörper entsprechen dem Inhalt einer jeden Hornzelle. Der Hornstoff C bildet den größten Bestandteil der Haare und Federn; er ist mit anderen nichtverhornten Massen verunreinigt und ebensowenig einheitlich wie der Hornstoff B. Die Zusammensetzung der U n n a s c h e n (26) Hornstoffe ist folgende : Hornstoffe, Einwirkungen
H
s
N
Asche
53,36
7,49
1,63
13,52
0,60
52,54
6,97
1,98
14,05
0,52
1,58
14,30
0,79
52,18
CO
Hornstoff A aus Hornschicht (verdünnte Schwefelsäure) Hornstoff A aus Ochsenhorn (verdünnte Schwefelsäure) Hornstoff A aus Hornschicht (rauchende Salpetersäure) Hornstoff B aus Hornschicht (verdünnte Schwefelsäure) Hornstoff B aus Ochsenhorn (verdünnte Schwefelsäure) Hornstoff B aus Hornschicht (rauchende Salpetersäure) Hornstoff B aus Ochsenhorn (rauchende Salpetersäure)
c
48,56
7,25
2,22
14,22
0,64
48,68
6,50
2,61
15,50
0,29
47,78
6,01
1,96
16,01
0,50
47,06
5,56
1,68
16,42
6,73
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25
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A b d e r h a l d e n (20) gibt den zahlenmäßigen Gehalt an Hornstoff A und B wie folgt.an: Menschliche Hornschicht ung. 1 3 % Hornstoff A, 1 0 % Hornstoff B , 7 7 % lösliche Eiweißstoffe. Ochsenhorn ung. 6 % Hornstoff A, 3 6 % Hornstoff B , 5 8 % lösliche Eiweißstoffe. 2. Darstellung des Hornstoffes. Hierzu werden die fremden Beimengungen, welche die Horngebilde enthalten, entfernt; zu diesem Zweck werden die Horngebilde (Nägel, Hufe, Haare usw.) erst zerkleinert, um in feinzerteiltem Zustand der Einwirkung verschiedener Lösungsmittel unterworfen zu werden. Deren erstes ist siedendes Wasser, welches die Aufgabe hat, die Masse zu quellen und zu erweichen. Dann werden durch verdünnte Säuren, Pepsinsalzsäure (Pepsin ist das Enzym des von den Labdrüsen abgesonderten Magensaftes, die Enzyme oder Fermente sind Gärungsstoffe) und Trypsinalkali (Trypsin sind Enzyme der Bauchspeicheldrüse) die Eiweißstoffe entfernt. Durch Ausziehen mit Alkohol und Äther wird hierauf die Reinigung von anhaftenden Fetten vorgenommen. 3. Der chemische Nachweis des Hornstoffes. Das vollkommenste Ausrüstungsmittel für das Haargewebe wäre eine getreue Nachbildung der Hornmasse in auftragfähigem Zustand. Neuere Versuche zielen auch darauf ab, aus Hornabfällen durch chemische Einwirkung ein solches herzustellen. E s ist daher für den Praktiker von großer Wichtigkeit, Hornstoffe bei Appreturmitteluntersuchungen feststellen zu können. Das bekannteste N a c h w e i s m i t t e l für den Hornstoff ist die bereits schon früher von U n n a (26) zur Unterscheidung seiner 3 Formen A, B und C benützte Xanthoproteinsäurebildung. Ein weiteres besteht in einer Behandlung mit starker Salpetersäure, die meist beim Erwärmen starke Gelbfärbung ergibt und die auf Zusatz von Ammoniak in Orange übergeht (mit Kalilauge: bräunlich). Ebenso dient als solches das M i l l o n s c h e Mittel (27). Dieses wird dadurch bereitet, daß man 10 g Quecksilber mit 25 g Salpetersäure vom Einheitsgewicht 1,185, an einem lauwarmen Orte stehend, so oft umschüttelt, bis Lösung erfolgt und eine Flüssigkeit mit Verdauungswärme entsteht, welche eine Lösung von 10 g Quecksilber in 2 kg Salpetersäure vom Einheitsgewicht 1,250 bis 1,300 darstellt. Dieses Nitrat ergibt Ziegelrotfärbung des Hornstoffes (7). Ein weiteres Nachweismittel ist das S c h w e f e l b l e i . Seine Wirkung ist nach M u s p r a t t (27) vornehmlich auf den Zystingehalt im Eiweiß zurückzuführen. Beim Kochen mit Bleisalz (basisches Bleiazetat) und Kalilauge bildet sich eine Braun- bis Schwarzfärbung, welche von der Abscheidung von Bleisulfid herrührt.
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26
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D 2 . Die übrigen Bestandteile der Hornmasse. 1. Eiweißstoffe. Außer dem Hornstoff kommen in dAi Horngebilden der Haut auch Eiweiß-(Protein)stoffe vor, welche in Pepsinchlorwasserstoffsäure löslich sind. Bezüglich der chemischen Zusammensetzung des im Hornstoff enthaltenen Eiweißes ergibt sich nach Ermittlungen von E . F i s c h e r (27), ausgedrückt in Hundertsteln der trockenen Hornstoffmasse: Bestandteile
Glykokoll (Leimsüß, Aminoessigsäure) Alanin (Aminopropionsäure) Aminovaleriansäure (eines der letzten Spaltkörper des Hornstoffes bzw. des Eiweißes) Leucin (Aminooxydkapronsäure) Glutaminsäure (eineAminosäure, ein höheres Homologen desAsparagins, Eiweißspaltungskörper) Asparaginsäure (im Spargel, gilt als Eiweißsparer bei der Ernährung des tierischen Körpers, ohne das Eiweiß ersetzen zu können) . . Serin (Zerfallkörper des Eiweißes) Zystin (eine Aminosäure) Lysin (Diaminkapronsäure, Zersetzungsprodukt Casein und Leim durch Salpetersäure) Arginin (eine Aminosäure) Tyrosin (Eiweißspaltungskörper) Prolin (alkohollösliche Aminosäure) Tryptophan (eine Aminosäure) Ristidin (organische Base, eine Aminosäure)
Roßhaare 4,7 1,5
Schafwolle 0,6 4,4
0,9
2,8
7,1
11,5
3,7
12,9
0,3
2.3
0,6 7,9
0,1 7,3
1,1
—
4,5
—
3,2 3,4
2,9 4,4
1,2
1,2
0,6
0,6
Ferner sind zu den Beistoffen zum Hornstoff zu rechnen: 2. Das Keratohyalin. Dieses ist verdaubar durch Pepsinsalzsäure und in verdünnten Alkalien quellbar. E s zerfällt bei der Yerhornung in einen basischen Bestandteil, E l e d i n und einen sauren vermutlich ein G l y k o p r o t e i d (einem Proteinstoff aus einem Eiweißgebilde (Komplex) und einer Kohlehydratgruppe). 3. Das Eledin ist ein basisches Eiweiß, welches kein Tyrosin (Eiweißspaltungskörper) enthält. E s ist löslich in Wasser, Ammoniak, Salzsäure und Essigsäure; unlöslich in Salpetersäure, Schwefelsäure, Oxalsäure, Ameisensäure, Phosphorwolframsäure, gerinnt bei 7 5 ° durch Alkohol. E i n e besonders im Haarmark vorkommende schwerlösliche Masse unbekannter Art ist das sog. 4. Das Trichohyalin. Nach G a v a z z e n i (28) stellt es einen sauren Eiweißkörper dar. E s ist gegen Alkalien sehr widerstandsfähig, löst sich aber bei Behandlung mit starken Mineralsäuren in der Wärme. 5. Der Kieselsäuregehalt der Haare ist sehr verschieden. Die Schafwolle enthält z. B . 0 , 3 1 0 % . Vergleichweise mag auch erwähnt sein, daß
— 27 — das Menschenhaar z. B. im allgemeinen nur 0,50-^1,00% Kieselsäure enthält. K o l l (29) gibt folgenden Gehalt an Kieselsäure in Hundertstel an und zwar in der Asche von Rehhaar 8,1; Schafwolle 8.3; Hundehaare 12,5; Pferdehaare 14,6; Wolle 31,0 (30). I. v. L a e r (31) ermittelte an Menschenhaaren: Asche
Wasserlösliche Salze
Eisenoxyd
Kieselsäure
0,54 1,10
0,10 0,51
0,06 0,39
0,312 0,200
Nach G o r u p - B e s a n e z (31a) sind in 1000 Teilen der Asche des Menschenhaares enthalten: 230 Teile Alkalisulfat, 140 Kalziumsulfat, 100 Eisenoxyd, 400 Kieselsäure. 6. Der Fluorgehalt (19) von Tier- und Menschenhaaren ist nicht wesentlich verschieden. Er beträgt je 1000 g ungefähr 100-f-150 mg. 7. Der Arsengehalt sei ferner noch erwähnt, welcher beim Menschenhaar zu 0,049 mg festgestellt wurde. 8. Der Wassergehalt der Langhaare beträgt lO-i-16%. Bei mangelnder Feuchtigkeit bzw. beim völligen Verlust des Wassergehaltes wird das Haar spröde, verliert an Dehnbarkeit und seine Reißfestigkeit wird ganz wesentlich herabgesetzt. Ein derartiges Haar kommt unter Umständen dem eines kranken Tieres gleich. Ein Übermaß an Feuchtigkeit beeinträchtigt zwar die guten Eigenschaften des Haares nicht, im Gegenteil, diese werden sogar erhöht. Für Webereizwecke ist aber das nasse Haar nicht ohne bedeutende technische Schwierigkeiten zu verarbeiten. Durch den überschüssigen Wassergehalt quillt das Haar auf. Der für die Normalhaarstärke eingestellte Greifer wird daher bei gequollenem Haar im Webstuhl versagen. Durch die Übertragung der Haarfeuchtigkeit auf die Kette längen sich die Fäden aus Wolle, während sich die aus Baumwolle zusammenziehen. In einer gemischten Kette gibt es daher ungleichmäßiges Aussehen. Auch das Haar als solches wird im gequollenen Zustand einen größeren Raum einnehmen und bei dichten Baumwollketten infolge der scharfen Kreuzungen leicht platzen. Wenn das Baumwollgewebe nachher austrocknet, schrumpft das Haar im Querschnitt zusammen, die Kette dehnt sich. Infolgedessen liegt das Haar sehr lose und verliert an Halt im Gewebe, läßt sich daher leicht herausziehen, was eine wesentliche Beeinträchtigung der Güte des Haargewebes verursacht. 9. Der Haarfarbstoff (die Haarmelanine). Für die B l e i c h e r e i und F ä r b e r e i der Haare ist die Kenntnis der Zusammensetzung des Haarfarbstoffes von besonderem Vorteil. Im allgemeinen sind die Farbstoffe der Horngebilde nur verhältnismäßig wenig studiert, und dabei
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28
—
ist festgestellt worden, daß die braunen und schwarzen Farbkörper der Haare zu derselben Gruppe von Farbstoffen gehören, wie der schwarze Farbstoff der Aderhaut des Auges, der einzelner Hautfarbflecken und der in dem Malpighischen Schleimnetz bei Negern vorkommende. Die Ursache für das Haarbleichen infolge heftiger Gemütserregungen erkennt V a u q u e l i n (32) in der Bildung einer Säure, welche in diesen kritischen Augenblicken, wo die Natur empört ist, zufolge Hemmungen von natürlichen Lebensvorgängen entsteht. Diese Säure gelangt bis in die Haare und zerstört die Farbe. Zu dieser Annahme berechtigt die Tatsache, daß Haare in Säuren, z. B. Chlorsäure, rasch bleichen. Über die Ursachen der H a a r f ä r b u n g schreibt T a p p e (33) auf Grund ausführlicher Untersuchungen folgendes: Die H a a r f a r b e ist ein Ergebnis aus drei Teilen: dem Haarfarbkörper, der Eigenfarbe der Hornzelle und dem Luftgehalt des Haares. Einen gelösten Farbstoff gibt es nicht, sondern nur Lösung bei Behandlung mit Lösungsmitteln (Alkohol, Äther). Die Schwarzfärbung beruht nicht auf dem Vorhandensein eines rein schwarzen Farbkörpers, sondern auf Anhäufung des gewöhnlich vorhandenen. Der F a r b s t o f f wird von den Zellen der Oberhaut gebildet und ist auf die Kernkörperchen zurückzuführen. Er ist ein Eiweißfarbstoff. Die Vorgänge bei der Farbkörperbildung haben wir uns in zwei Stufen vorzustellen; zuerst erfolgt unter Mitwirkung eiweißspaltender Enzyme (Abscheidungsstoffe gärungserregender Lebewesen, meist Pilze), die Spaltung von zu einem oder mehreren Ringen zusammengeschlossener Atomgruppen (zyklischer Komplexe) aus dem Eiweißmolekül, sodann vollzieht sich durch Mitwirkung von Gärungsstoffen die Überführung dieser in den Haarfarbstoff, die Melanine. Die Farbkörperbildung steht im Zusammenhang mit der inneren flüssigen Absonderung im Haar. Sie ist abhängig von bestimmten Reizen, hauptsächlich von Wärme und Licht, unter denen wieder die ultravioletten Strahlen von ganz besonderer Wirksamkeit sind. Der Farbstoff ist ein. Schutzmittel für das Haar des im Freien lebenden Tieres gegen die Wirkung dieser Strahlen. Der Haarfarbstoff ist nur in farbigen Haaren nachweisbar. In weißen Haaren (z. B . der Schafe oder des Schimmels) ist eine farblose Verbindung, das sog. Chromogen, enthalten, das durch Hinzutritt salzbildender Körper leicht in den Haarfarbstoff übergeführt werden kann. Die Chemie kennt eine große Anzahl von ihnen, welche in ihrer Zusammensetzung schwankende Werte aufweisen. a) Die Z u s a m m e n s e t z u n g des H a a r f a r b s t o f f e s . Sein Kohlenstoffgehalt ist meist zwischen 48 und 6 0 % ; der des Stickstoffes zwischen 8 und 1 4 % (20).
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29 —
S i e b e r (34) findet in % für: Art
c
H
s
ar
o
Pferdehaar Menschenhaar
57,60 57,19
4,20 6,97
2,1 2,7^4,1
11,6 8,5
24,5
Gewonnen durch Aufschließen mit Kalilauge und Fällung (wie Hypomelaninsäure). S p i e g l e r s (35) Untersuchungen der Farbkörpersäure haben ziemlich einheitliche Ergebnisse: c
Art
Schwarzes Roßhaar Weißes Roßhaar Schwarze Schafwolle Weiße Schafwolle
. . . . . . . .
H
N
S
Aach«
9,80 60,02-^59,49 5,91-7-6,87 10,64-^11,18 3,43 48,51 7,06 12,58 2,80 16,28 — 51,00-^50,91 6,13^-6,15 10.34-M0.21 2,91 55,45 7,38 10,62 2,30 2,30
b) Die E i g e n s c h a f t e n des H a a r f a r b s t o f f e s . Von den eigentlichen natürlichen, angeborenen Farbstoffen (nativen Melaninen) hat man die beim Sieden der Eiweißstoffe mit Mineralsäuren entstehenden, den Rückständen von verwesten Körpern (Humus) ähnlichen Gebilde zu unterscheiden, welche man Melanoide oder Melanoidinsäuren nennt (36); deren Beziehungen zu den echten Melaninen ist noch unbekannt. Der Haarfarbstoff ist ein schwarzbraunes Pulver. Es ist in Wasser und kohlenstoffhaltigen Feststellungsmitteln unlöslich, ebenso in verdünnten Säuren. Lösungsmittel für Melanine sind Ätzammoniak (NH 3 ), Alkalien und kalte höchstgehaltige Schwefelsäure. Mit Zinkstaub erhitzt gibt es Feuererscheinung, mit Chromsäure und Eisessig entsteht eine klare gelbe Lösung. Die Farbkörpersäure aus weißen Haaren ist ein hellgraues Pulver und löst sich in höchstgehaltiger Schwefelsäure mit weißer Farbe. Durch Wasserzusatz kann sie weiß gefällt werden, dunkelt aber beim Stehen. Mit Ammoniak behandelt wird sie leicht löslich und nimmt schwarze Färbung an. Im übrigen sind die Eigenschaften von schwarzer und weißer Farbkörper(Pigment-)säure die gleichen. Zu diesem sei noch bemerkt, daß beide bei der Sauerstoffentziehung mit Jodwasser kein Hämopyrol liefern. Ein wasserunlöslicher Körper entsteht mit Schwefelsäure, wenn man vorher mit 18-^20proz. Chromsäurelösung behandelt. Der Niederschlag ist in Eisessig löslich und durch starken Wasserzusatz daraus wieder fällbar. In Azeton und absolutem Alkohol umkristallisiert, erweist er sich als Methyldibetylessigsäure, C 4 H 12 O a . Führt man Schafwollenfarbstoffsäuren Sauerstoff mit Chromsäure in der Kälte zu, so entsteht Essigsäure, Buttersäure und Fettsäure (Propionsäure) sowie «in in Soda unlöslicher Rückstand.
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Durch Kalischmelzung (18) mit Dampfrückkühlung werden noch nicht begrifflich festgelegte weiße, sich verflüchtigende Kristalle, das S k a t o l (ein Spaltungsprodukt des Eiweißes und ein sauerstoffhaltiges Produkt, das durch |Essigsäure und Laugenlösung fällbar ist) gewonnen. Durch Sauerstoff Zuführung mit (H 2 0 2 ) Wasserstoffsuperoxyd erfolgt Lösung (chemische Veränderung unbekannt) und durch abwechselnde Behandlung mit Kali und Salzsäure eine ebenfalls nicht genauer festgestellte Farbstoffsäure. 10. Asche. Bei der Verbrennung hinterlassen die Haare Asche, deren Mengen bis zu 0,71% (Rehhaare) sein kann. S c h l o ß b e r g e r (37) beziffert den Aschengehalt in Prozenten für: Schildpatt auf Haare auf Horn auf Nägel auf Oberhaut auf Wolle auf
. . . .
0,3, 0,2 -^0,3, 0,7, 0,1, 1,0 -M.5, 2,0.
In größerer Menge enthält die Asche Alkali und Kalziumsulfat, dessen Schwefel wohl hauptsächlich von den Kohlenstoffverbindungen herrührt. Aus diesem Grunde sind auch die Angaben über die chemische Zusammensetzung der Asche wenig zuverlässig. Kalzium kommt sowohl als Phosphat als auch als Karbonat in größerer Menge vor. Am reichsten findet es sich im weißen Haar. Die Menge an Eisenoxyd ist im blonden Haar des Menschen am geringsten, im schwarzen und braunen größer, am größten aber im roten Haar. Es ist anzunehmen, daß auch das Tierhaar ähnliche Verhältnisse aufweist. 11. Raumgewicht. Nach Herzog (38a) beträgt das Raumgewicht 1,40 für Schweifhaar und 1,25 für Mähnenhaar. Von besonderer Wichtigkeit ist D 3 . Die Schwankung der chemischen Zusammensetzung des Haares in Beziehung zum Alter des Tieres. Besonders die Zusammensetzung des Hornstoffes ist nicht nur mit der Art, sondern auch mit dem Alter des Trägers verschieden. Desgleichen übt auch die Ernährung einen großen Einfluß auf die chemische Zusammensetzung des Haares aus. Die Veränderungen beziehen sich dabei nicht nur auf die Zusammensetzungen, sondern auch auf die Mengen der am Aufbau beteiligten Mono- und Diaminosäure. D u e r i n g (38) stellt fest, daß der Schwefelgehalt bei Kaninchenhaaren mit zunehmendem Alter dauernd zunimmt. Diese Zunahme beträgt von 4 bis 4,65%. Auch die Kieselsäure (29) steigt mit zunehmendem Alter und nimmt mit der größeren Tiefe der Haarfarbe zu.
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IE. Das chemische Verhalten des Roßhaares. 1. Verhalten gegen Sonnenlicht. Gesundes Roßhaar wird vom Sonnenlicht nicht beeinflußt. Dr. K u f n e r beobachtete, daß die Festigkeit des toten Haares durch Sonnenbestrahlung während einiger Wochen derart geschwächt wurde, daß es auf dem Webstuhl stets brach und das Haar nur als Kroll- oder Abfallhaar weiter verwendbar war. 2. Verhalten gegen Wärme. Im Trockenofen bei einer Hitze von 100-^105° verliert das Roßhaar von seiner Feuchtigkeit etwa 15%, die es aus der Luft bald wieder ersetzt. Gesetzlich ist der zum Trockengewicht hinzuzuzählende Feuchtigkeitszuschlag noch nicht festgelegt, wie dieses für die übrigen Textilfaserstoffe besteht. Wie alle Hornstoffgebilde, besonders die Wolle, wird auch das Roßhaar bei Überschreiten der Wärme von 100° formbar, d. h. es ist befähigt, einer bestimmten Einwirkung zu folgen, bei Zug sich zu dehnen und unter Druck im Längensinn sich zu stauchen und die so erhaltene Form nach der Abkühlung beizubehalten, doch in weit geringerem Maße wie die Wolle. Aus diesem Grunde wird diese Eigenschaft in der Ausrüsterei nur selten in Anspruch genommen. Bei Einwirkung von trockener Wärme über 130° C zerfällt das Haar unter Entwicklung von Ammoniak und schwefligen Gasen. Es verbrennt, wie auch die Wolle, nur langsam unter Freiwerden des Geruches nach verbranntem Horn und unter Zunderbildung an der Spitze. 3. Verhalten gegen Wasser. In kaltem Zustand ist Wasser ohne Einfluß; warmes Wasser quellt die Hornmasse stark; gelöst wird diese beim Erhitzen mit Wasser von 150-^200°; ebenso wirkt überhitzter Dampf. Dabei entstehen Eiweißspaltungskörper, Peptone; gleichzeitig wird Schwefelwasserstoff und Merkaptan frei; beide rühren von Zystin her. 4. Verhalten gegen Säuren. Verdünnte Säuren lösen den Hornstoff nicht und starke Mineralsäuren bei längerem Stehen nur teilweise. Höchstgehaltige Salpetersäure wirkt in der Kälte erst nach mehrwöchentlicher Einweichung lösend. Beim Erhitzen färbt Salzsäure die Hornstoffe violett oder blau. 5. Verhalten gegen Laugen. Das beste Lösungsmittel für den Hornstoff sind Laugen. Es sei hier jedoch betont, daß von einem Lösungsmittel im eigentlichen Sinn des Wortes nicht gesprochen werden.kann, denn der Hornstoff geht nicht in seiner unveränderten Form in Lösung, sondern es erfolgt stets eine Abspaltung gewisser Stoffe, wie dieses oben bei Einwirkung des Dampfes beschrieben wurde. S m i t h (39) stellt fest, daß 10% Kalilauge erst in der Hitze, 20proz. schon bei gewöhnlicher Wärme zur Lösung führt. Die Zellen des Hornstoffes zeigen je nach ihrem Alter verschiedene Widerstände gegen chemische Einflüsse, besonders gegen Alkalien. Eine jüngere Hornzelle ist weniger widerstandsfähig
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gegen letztere als eine ältere. Dies geht so weit, daß die Zellhäutchen vieler Hornbildungen in Alkalien fast unlöslich sind. 6. Verhalten gegen Alkohol und Äther. In Alkohol und Äther ist der Hornstoff unlöslich. 7. Verhalten gegen Verdauungssäfte. Der Hornstoff ist in den Verdauungssäften unlöslich. Durch Versuche mit künstlichem Magensaft wurde festgestellt, daß der Hornstoff sich in Pepsin und Trysin nicht löst (17). Über das Verhalten des Roßhaares gegen die Verdauungsflüssigkeiten der Pelzmotten, die Tineaarten und die Mallophagen, welche Hornstoffe offensichtlich verdauen, fehlen bestimmte Angaben.
II. Das künstliche Roßhaar. Das künstliche Roßhaar, oft Monofil (Einfaden) genannt, wird nach zwei Verfahren hergestellt. Entweder tritt ein dicker Faden aus Seide, Baumwolle oder künstlicher Seide durch ein Loch eines Gefäßes zugleich mit der in Kupferoxydammoniak, Chlorzink, Ätheralkohol oder Schwefelsäure gelösten Zellulose unter passendem Druck aus, wobei sich die aufgeweichten Fasern zu einem glatten, dicken Faden vereinigen, der durch eine Erstarrungsflüssigkeit (Säure, Alkohol, Wasser) gezogen oder der Luft ausgesetzt und dann aufgewickelt wird; oder die aus der etwa 0,5 mm weiten Spinndüse austretende, in Kupferoxydammoniak gelöste Zellulose wird in höchstgehaltiger Natron- oder Kalilauge gefällt und das wasserfeste, kupferhaltige künstliche Roßhaar gegebenenfalls unter Zugabe von etwas Essigsäure gewaschen, von der Natronlauge befreit und unter Spannung getrocknet. Dem trockenen Faden wird durch Waschen mit verdünnter, z. B. 2 proz. Schwefelsäure, das Kupfer entzogen. Das künstliche Roßhaar nach dem zweiten Verfahren, was heute meistens verwendet wird (Fig. 13x), unterscheidet sich vom natürlichen Roßhaar in seinem Bau dadurch, daß unter dem Mikroskop weder Mark- noch Zellenbildung, noch irgendwelche Plättchen mit Zähnelungen in Erscheinung treten. Dagegen sind die Rinnen 23 an der Oberfläche kennzeichnend für das künstliche Roßhaar; es ist oftmals so hell und durchsichtig, daß es sich im Mikroskop kaum abhebt. Ebensowenig wie die Kunstseide ein Ersatz der natürlichen und der edelmerzerisierten Baumwollgute geworden ist, kann das künstliche Roßhaar das natürliche verdrängen. Dem künstlichen fehlt die wesentlichste Eigenschaft des echten Pferdehaares, die Elastizität. Diesem Mangel stehen der hohe Glanz, die unbegrenzte Länge des Fadens und seine leichte Färbbarkeit gegenüber. Die Länge gestattet die Herstellung von Geweben mit Kanten und von Tressen und Litzen für die Herstellung von Sommerhüten auf den gewöhnlichen Flechtmaschinen.
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III. Die Zubereitung der Roßhaare für den Handel. Diese begreift: A. d a s W a s c h e n d e r H a a r e , um sie von Fett, Unreinigkeiten und Krankheitserregern (Milzbrand) zu befreien; B. d a s E n t f e t t e n d e r H a a r e , um die Farbstoffe beim Färben besser einwirken zu lassen; C. das F ä r b e n und D. d a s S o n d e r n d e r H a a r e nach Längen, Dicken und Farben, das sog. Haarziehen, um Gewebe mit möglichst wenig Abfall, der durch die über die Geweberänder ragenden Enden hervorgerufen wird, herstellen zu können und Roßhaarstoffe gleicher Dichte und einheitlicher Farbe zu erhalten. Diese Arbeiten werden oft auch Zurichten genannt.. A. Das Waschen geschieht durch das Einweichen in Seifenwasser, dem zur Tötung des Milzbrandbazillus laut Erlaß deä Reichskanzlers vom 28. Januar 1899 (betreffend Einrichtung und Betrieb von Roßhaarzurichtereien) folgen muß: entweder eine mindestens halbstündige Einwirkung strömenden Wasserdampfes bei einem Druck von 0,15 Atm., oder ein mindestens 1 / i stündiges Kochen in 2proz. Kaliumpermanganatlösung mit sich anschließendem Bleichen mittels 3 - ^ 4 proz. schwefliger Säure, oder ein mindestens zweistündiges Kochen in Wasser. B . Das Entfetten. Bevor das eigentliche Färben vorgenommen werden kann, muß selbst das gewaschene Haar einer nochmaligen Entfettung unterzogen werden. Dies geschieht durch 12stündiges Einweichen in Kalkwasser, Aschenlauge oder Pottaschenauflösung. C. Das Färben. Die vorherrschende Farbe ist schwarz. Es seien nachfolgend einige früher in der Haarweberei übliche Färbevorschriften für Haare wiedergegeben: a) S c h w a r z f ä r b e n : Auf 10 Pfund Haar (40) werden 5 Pfund Blauholz (Kampeholz) 3 Stunden mit der erforderlichen Menge Wasser gekocht, dann das Feuer unter dem Kessel weggenommen und der Brühe 5 Lot = 84 g Eisenvitriol unter Umrühren zugesetzt, und endlich das aus dem Kalkwasser genommene, gut ausgewaschene Haar 24 Stunden in der Brühe liegen gelassen. b) G e l b f ä r b e n : Die gelbe Farbe erzeugt man durch eine heiße Abkochung von Gelbbeeren (Avignonkörner) mit Pottasche, worin man die Haare 1 / 2 Stunde oder länger verweilen läßt. c) R o t f ä r b e n : Die rote Farbe ergibt eine Abkochung von Brasilienholz in Kalkwasser. d) G r ü n f ä r b e n : Diese wird durch Auflösung von Grünspan in Essig erzeugt. Das früher fast allgemein verwendete Blauholz ist durch künstliche Farbstoffe verdrängt worden. Man färbt 1 Stunde meist in einer Holzkufe (41) unter der Flotte von warm bzw. 50° C bis kochend mit einem dampfechten Schwarz und setzt dem Bad 2 - ^ 3 % Schwefel- oder AmeisenB r ü g g e m a n n , Gewebeherstellung.
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säure zu. Zweckmäßig werden Farbstoff und Säure in 2-^-3 Anteilen zugegeben. Zum Schluß wird aufgeworfen, abtropfen gelassen, gut gespült und gegebenenfalls noch lauwarm geseift, geschleudert und nicht zu heiß getrocknet. Durch das Seifen wird der Glanz des Roßhaares gehoben (41). Die Haare werden lose gebündelt in Schubfächer, deren Boden und Deckel durchlocht sind, gepackt und dann mit wechselnder Flottenrichtung stehend gefärbt. Heute färbt wohl keine Weberei mehr selbst, nachdem unsere deutschen Färbereien und Bleichereien so ausgezeichnet eingerichtet sind und über so hervorragende, größtenteils patentierte Färbeverfahren verfügen, sowie durch ihre reiche Erfahrung durchaus gleichmäßige Färbungen verbürgen. Es wäre für eine Haarweberei nicht nur unzweckmäßig, sondern auch sehr unwirtschaftlich, selbst zu färben. Der Grund, warum es gewinnbringender ist, Langhaare in Sonderfärbereien zu geben, ist vor allem in der verhältnismäßig geringen Menge der zu färbenden Roßhaare zu suchen. Selbst wenn eine Haarweberei die Erfahrungen einer Färberei besäße, so ist ihr Verbrauch an gefärbten Haaren viel zu gering, um die Anlage einer wirklich gut eingerichteten Färberei zu tilgen und den hierfür unbedingt nötigen Färbemeister dauernd zu beschäftigen. Zumeist werden die Haare von der Weberei gekauft und gleich an die Färberei gesandt, um in gefärbtem Zustand zur Weberei zu gelangen. Auf diese Weise kann unter Umständen eine nicht unbedeutende Frachtersparnis in Frage kommen. D. Das Sondern der Haare 1. nach Längen, geschieht auf Hecheln (42). Als Hechel dient eine Holzplatte 1 (Fig. 28 x ) mit lotrecht stehenden Stahlnadeln 2 von 1804-50 mm Höhe, deren 10^-12 Reihen gegeneinander versetzt sind. Die Arbeit des Hecheins besteht darin, den Pferdeschweif 0 ungefähr in der Mitte zu erfassen, über die auf einer Bank 3 befestigte Hechel auszubreiten und sorgfältig durch die Nadeln 2 zu ziehen, wobei ein zu tiefes Eindringen in die Nadeln dadurch vermieden wird, daß die Hechelbank 3 mit einem schrägstehenden Brett 4 ab-i schließt, auf dem die Faserenden aufschlagen. Alle nicht von der Hand umfaßten Haare werden in den Nadeln bleiben und bilden die kürzere Sorte; 2. nach Dicken, geschieht meistens nach dem Gefühl und von Auge; oft jedoch wird wie bei der Zusammenstellung der Haarzöpfe aus Menschenhaar verfahren, wobei es darauf ankommt, die Haarköpfe und -spitzen auf derselben Seite zu haben, indem eine Handvoll gebündelter Haare auf den Seifenschaum einerSchale mit denSpitzen fallengelassen oder aufgestaucht wird. Die dickeren Haare durchdringen den Seifenschaum tiefer als die dünneren. Die gleichmäßig aus dem Bündel herausstehenden Haare werden dann aus ihm herausgezogen und die der verschiedenen, ebenso behandelten Handvoll Haare zu gleichen Sorten vereinigt.
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IV. Der Handel mit Roßhaaren. 1. Der Handel mit rohen Boßhaaren. Zu Zeiten der Handweberei, als der Weber die Haare noch selbst zugerichtet hat, d. h. sie durch Waschen und Sondern nach verschiedenen Längen, was man in der Technik als Haarziehen bezeichnet, webfertig machte, bekümmerte er sich selbst um den Einkauf der rohen Roßhaare. Es ist nun ohne weiteres klar, daß die Arbeit des Haarzurichtens für den Weber eine wenig einträgliche war und ist. Das Haarziehen insbesondere verlangt sehr viel Übung, die man nur demjenigen zusprechen kann, dessen ausschließlicher Beruf es ist. Weiterhin kann der Weber die anfallenden kürzeren Haare, welche für seine Zwecke unbrauchbar sind, nicht so gewinnbringend veräußern wie eine größere Fabrik, welche Bürstenund Pinselhersteller zu ihren Abnehmern zählt und laufend kurze Haare anzubieten hat. Nicht zuletzt sei noch erwähnt, daß die Haarzurichterei, insbesondere die Wäscherei der roh angelieferten Pferdehaare infolge des diesen eigenen, widerlichen Geruches nicht nur eine sehr unangenehme, sondern auch zugleich gefährliche Arbeit ist. Sehr häufig treten nämlich Pferdehaare als Träger des Milzbranderregers auf. Der Milzbrand, auch sibirische Pest, Beulenfieber, Karbunkelkrankheit oder Blutschlag genannt, kennzeichnet sich durch eine rasche Zersetzung des Blutes, die nicht nur Tiere, sondern auch Menschen befällt und außerordentlich lebensgefährlich ist. Auf den Menschen überträgt sich die Krankheit meist dadurch, daß der Milzbranderreger in offene Wunden, namentlich solche der Hände gelangt. So z. B. sind nach einer Blättermeldung aus Kopenhagen dort im November 1926 nach dem Gebrauch von Rasierpinseln aus Pferdehaaren zwei Personen gestorben. Die Pferdehaare enthielten Milzbrandbazillen, die durch Berührung mit wunden Hautstellen eine Blutvergiftung verursachten. Das eine der beiden Opfer war ein bekannter Arzt, Professor Dr. E i l e r m a n n . Die Krankheitserscheinung ist in der Regel die des Hautkarbunkels, doch kommen häufig auch Störungen des Allgemeinbefindens, Verdauungsstörungen, Ohnmächten, Jrreden, Erbrechen und Fieber vor. Das Fieber nimmt die kennzeichnenden Merkmale des Faulfiebers an, und es erfolgt der Tod gewöhnlich am Ende der ersten Woche, mitunter auch schon in den ersten 24 Stunden nach der Ansteckung. Ein Bild über die Lebensgefährlichkeit der Krankheit geben folgende Zahlen: Jn den Jahren 1887-M892 erkrankten in Deutschland 446 Personen an Milzbrand und starben 66, d.i. 15%. Die Wichtigkeit, die der Reinigung und Entkeimung von Wollen, Roßhaaren usw. gegen Milzbrandkeime beizumessen ist, geht schon daraus hervor, daß sie einen der 15 Gegenstände bildet, die das Zwischenstaatliche Arbeitsamt in Genf der Lösung entgegenbringen soll.
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— 36 — Weil die gründliche Reinigung der Roßhaare natürlich technische Schwierigkeiten bietet, können sich die Webet mit dem Haarzurichten nicht befassen, weshalb sie heute ausschließlich in eigenen Haarzurichtereien ausgeübt wird, von welchen alle Webereien ihre Haare beziehen. Diese Haarzurichtereien führen auch vielfach die Bezeichnung Haarziehereien, oft auch fälschlich Haarspinnereien. Ebenso unangebracht ist es, Fabriken, welche Haare für Polsterzwecke brauchbar machen, indem sie diese von Hand wie kurze, dicke Hanfschnüre spinnen, sie überdrehen und ihnen unter Dampfeinwirkung eine bleibende Kräuselung erteilen, als Haarspinnereien zu bezeichnen. Nicht selten führen derartige Haarspinnereien im Nebenbetrieb, die Zieherei und umgekehrt. Die Seele der Haarzurichterei ist gewissermaßen ihre Einkaufseinrichtung. Diese bildet ein weitverzweigtes, feingegliedertes Netz, das sich meist über ganze Erdteile erstreckt. Die Zurichterei hat ihre Einkäufer in den verschiedenen, für diese Ware in Betracht kommenden Gegenden. Dieses sind Leute, die auf Grund ihrer Beziehungen zum Pferdehandel oder, wie namentlich in Südamerika, zu den Eingeborenen eines besonders pferdereichen Gebietes, ihre Käufe tätigen. Die Haare werden gegen Barzahlung meist am lebenden Tier gekauft, nach den verschiedenen Sammellagern gebracht, von wo sie dann dem Zentralsammellager überwiesen werden. Die Verfrachtung nach der Zurichterei erfolgt meist eisenbahnwagenweise. Neben dieser Art des Roßhaarhandels, welche als die Einkaufseinrichtung der Zieherei aufzufassen ist und bei welcher der Einkäufer als gegen Vergütung beauftragter Vertreter der Fabrik handelt, beginnt der Rohhaarhandel immer mehr andere Bahnen einzuschlagen und sich als solcher zu entwickeln. Verschiedene Generaleinkfiufer der Fabriken haben sich bereits aus ihrer Abhängigkeit losgesagt und treten als selbständige Unternehmer auf. Sie verfügen meist über eine größere Anzahl von Untervertretern, welche gegen Vergütung einkaufen. Indem diese Unternehmer gewöhnlich sehr günstige und billige Bezugsquellen an Hand haben, gestaltet sich der Handel für sie sehr einträglich. Sie bieten ihre Ware mehreren Wettbewerbern an und unterhalten so mit diesen eine dauernde Geschäftsverbindung. Die Länder, aus denen Pferdehaare hauptsächlich ausgeführt werden, sind Südamerika, Rußland, Galizien, Ungarn und Jtalien. Zwischenhandelsplätze sind Leipzig, Breslau und Hamburg (43). Die Erzeugung im Inland ist verhältnismäßig gering, weil die in Deutschland herrschende Sitte, den Schweif des Pferdes zu beschneiden, den Anfall an langen, webfähigen Haaren stark vermindert. Als Lieferer deutscher Webhaare treten die Pferdeschlächter auf. Die deutschen Haare sind wegen ihrer Reinheit besonders beliebt. 2. Der Handel mit gezogenen Haaren. Die Roßhaare, die Schweifund Mähnenhaare, werden im Handel unterschieden in unausgesuchte,
— 37 — gewaschene, gesottene und gesponnene. Die gezogenen Haare werden nicht in großem Umfang auf Messen (43) gehandelt. Die Zurichtereien haben vielmehr ihren festen Kundenkreis an Roßhaarwebereien sowie Bürsten- und Pinselfabriken. Erstere beziehen die langen, letztere die kurzen Haare, so daß eine gut eingerichtete Haarzieherei so ziemlich ohne Abfall arbeiten kann. Der Absatz vollzieht sich zumeist im Wege des unmittelbaren Angebotes des Lieferers. Die Zurichterei gibt, sobald sie wieder webfertige Ware auf Lager hat, Rundschreiben an ihre Kunden, welche Länge und Preise der Haare enthalten, heraus; diese folgen in gewissen, dem Verbrauch Rechnung tragenden Zeitabschnitten, vielfach auch nur zu Zeiten größeren Geschäftsganges, also vornehmlich im Frühjahr, wenn allgemein größere Abschlüsse getätigt werden. Es handelt sich fast nur um feste Geschäftsverbindungen, so daß auch der Verbraucher im Bedarfsfalle gewöhnlich nur bei 3-^4 Häusern Andienungen einholt und jeweils die günstigste zum Abschluß führt. Es ist also aus dem Gegebenen zu entnehmen, daß die alteingeführte Haarzieherei in bezug auf ihren Absatz ein verhältnismäßig leichtes und angenehmes Geschäft bietet. Sie hat weder mit großem Wettbewerb noch mit von Außenseitern auftretenden Unterangeboten zu rechnen, bedarf weder eigener Vertreter noch irgendsonstiger Werbetätigkeit und ist stets ihres Absatzes gewiß. Verluste durch Zahlungsstockungen sind so ziemlich ausgeschaltet, weil sich der Abnehmerkreis nur aus zahlungskräftigen und seit Jahren bekannten Firmen zusammensetzt und eine Erweiterung des Kundenkreises auch infolge genügenden Absatzes mit größter Vorsicht geschehen kann. Wegen der Preisschwankungen des Roßhaares, denen es zeitweise unterworfen ist, verfügt ein vorsichtiger Fabrikant nicht auf zu lange Frist, es sei denn, daß ein Steigen des Preises erwartet, oder wie in den Zeiten des Geldwertschwundes (Inflation), eine wertbeständige Kapitalanlage angestrebt wird. Die Verkaufs- und Lieferungsbedingungen der Haarspinnereien und Zurichtereien sind: „30 Tage ohne Abzug nach Empfang der Rechnung ab Fabrik." 3. Die Prüfung der Roßhaare. Bei der Güteauswahl angebotener Roßhaarlose muß besonders berücksichtigt werden, daß schwarze Roßhaare gesuchter als weiße und hellfarbige sind, weil letztere beim Durchstoßen auf dunkeln Kleiderstoffen auffallen, weshalb man derartige Roßhaare meistens färbt; daß die gefärbten Haare vielmals schwach und spröde sind und nicht federn, wodurch aus ihnen hergestellte Gewebe den Zweck des Steifens der Kleider schlecht erfüllen, und daß die deutschen und englischen Roßhaare besser federn als die russischen. Beim Einkauf muß der Weber die Beschaffenheit des Roßhaares, seine Reinheit und Klebrigkeit, seinen Bau, seine Dehnung bis zum Riß, seine Reißkraft und seine Feuchtigkeit beachten. Bei der Aus-
— 38 — wähl der Roßhaargüte von gezogenen Haaren ist der Grad der Reinheit sehr ausschlaggebend für den Wert der Ware. Man stellt ihn zunächst oberflächlich mit freiem Auge fest; sodann streift man mit dem etwas benetzten Zeigefinger über das Haar, um allenfallsige Klebrigkeit der Verunreinigungen feststellen zu können. Ein genaues Bild der letzteren und des Baues des Haares liefert jedoch nur das Mikroskop. Es ist daher empfehlenswert, sich auch beim Einkauf dieses Hilfsmittels zu bedienen und jeder größeren Sendung mehrere Stichproben für die mikroskopische Untersuchung zu entnehmen. Schlecht gewaschene Haare geben nämlich nicht nur ungleichmäßige Färbungen, sofern solche in Betracht kommen, sondern lassen sich auch im Webstuhl schwer verarbeiten. Daher erweist es sich oftmals notwendig, die angelieferte Haarsendung vor der technischen Verarbeitung einer nochmaligen Wäsche zu unterziehen. Die Dehnung und den Zerreißwiderstand ermittelt man meistens durch Anspannen des Roßhaares mit beiden Händen und Beobachten der Verlängerung bis zum Riß. Hierbei kann man die Stärke des Haares gefühlsmäßig abschätzen. Auf sie erlaubt auch der Ton, der beim Reißen vernehmlich ist, einen Schluß. Gesunde Haare klingen hell, kranke und schlecht verwebbare haben einen dumpfen, verschleierten Ton. Diese auf Gefühlswerten beruhenden Prüfungen der Dehnungen und Zerreißfestigkeiten ersetzt der vorsichtige Kaufmann durch die Ermittlung von Zahlenwerten auf a) Zerreißmaschinen (44), die von den jeweiligen Stimmungen des Prüfenden unabhängig sind. Der Faden 0 (Fig. 29x) wird in die obere Klemme 1 eingespannt, wozu der Handhebel 2, 3X um l / 4 Umdrehung nach rechts gedreht wird; darauf wird das andere Ende mit einem Klemmgewichtchen 4° (Fig. 30j) dadurch belastet, daß es zwischen die obere Backe 5 und die Hülse 40 durch die Feder 6° gepreßt wird. Zum Aufbringen und Abnehmen des Gewichtchens hält man die Hülse 40 zwischen 2 Fingern fest und drückt mit dem Daumen auf die Fläche 7. Hierauf wird das Fadenende in der Klemme 8X, die durch die Stellschraube 9! in höchster Lage gehalten wird, befestigt. Die obere Klemme 1 hängt durch die Stange 10 an der Kette 11 des Halbmondes 12" des Gewichtshebels 12", 13x, 14', 150, 16, 17, der auf der Einteilung 18 spielt; die lotrechte Nullage des Zeigers 17 auf der Einteilung 18 wird durch die Klinke 19, 20, 21x, 22 festgehalten. Auf dem Sperrzahnkranz 14' gleitet eine Sperrklinkeneinrichtung 230—24, 25x, 26—26, 27—28x, 29 und legt jede Stellung fest. Die Klemme 8 liegt auf einer Stange 8, 30, deren Schlitze 30 durch die Finger 31 geführt werden. Der Finger 32 dreht die Hebel 33, 34*, 35«—36, 37x, 38—390 derart, daß der Haken 36, 37', 38 auf der Nase 40 der Stange 41, 42 ruht. Das Lagerstück 43 ist auf der Stange 44 des mit Löchern 45 versehenen Kolbens 460 befestigt, der im Zylinder 47 geführt wird. Dieser ist mit einer kleinen Durchbohrung 48 versehen und entweder mit Luft oder
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Flüssigkeit gefüllt. Festgehalten wird der Kolben 460 durch die Handstellschraube 49\. An der Stange 10 befindet sich ein Zehntelzeiger (Nonius) 50, der über dem Maßstab 51 der Stange 41, 42 spielt. Ausgeglichen wird ihr Gewicht durch die Schnur 52, die über die Rolle 53" geht und das Gegengewicht 540 trägt. Soll die Prüfung des Garnes erfolgen, so werden die Hebel 2, 3X—22, 21x, 20, 19 und die Schraube 49\ gelöst. Der Kolben 460 gleitet nach unten, und sobald der Gewichtshebel 17, 150, 13x sich so weit verschoben hat, daß die Spannung des Fadens 0 hinreichend ist, um die Klemme 8, 30 zu tragen, wird die Schraube 91 aufgedreht. Erfolgt der Riß des Fadens 0, so legt sich die Klinke 24 fest in den Zahnkranz 14' und hält den Zeigerarm 13x, 17 an; die Feder 390 verursacht das Ausklinken von 38, 37", 36 aus 40, so daß die Stange 41, 42 nicht mehr von dem weitersinkenden Kolben 460 mitgenommen wird. Das Ablesen der Festigkeit in Gramm auf dem Gradbogen 18 und der Verlängerung des Fadens 0 bis zum Riß in Millimetern auf den Maßstäben 50, 51 kann in aller Ruhe erfolgen. Nachher hebt man am Haken 44 den Kolben 460 in seine höchste Lage, stellt diese durch Anziehen der Schraube 49\ fest, wirkt man auf den Hebel 29, 27, 28x—27, 26—26, 25x, 24—230 ein, führt den Gegengewichtszeigerhebel 14', 13x, 150, 16, 17 so weit zurück, bis 16 in das Hakenmaul 20 des Hebels 19, 20, 21x, 22 eingreift; nun wird der Hebel 3, 2a nach links gedreht, um die obere Klemme 2 festzulegen und die Klemme 8, 30 in ihre höchste Stellung gebracht, welche durch Anziehen der Schraube 9! festgelegt wird. Der Festigkeitsprüfer ist für einen weiteren Zerreißversuch gerüstet. Der Zerreißer dient bis zu einer Kraftleistung von 1,5 kg; ihm werden mehrere Ansteckgewichte beigegeben. Dadurch kann er für verschiedene Belastungsstufen verwendet werden. Die Einspannlänge zwischen den Klemmen 8 und 10 beträgt 10-^300 mm in Abständen von 10 zu 10 mm. Der Schwerkraftantrieb findet zweckmäßig nur für Festigkeitsprüfer bis 10 kg Zugkraft Anwendung. Statt dieses Schwerkraftantriebes werden Zerreißer auch mit Wasser-, Riemenund Elektromotorantrieb verwendet; diese sind für alle vorkommenden Zugkräfte geeignet und haben noch den Vorteil, daß auch der Kolben 460 der unteren Klemme 8 nach beendigtem Versuch selbsttätig wieder in die Nullage zurückgebracht wird. Auch werden zur selbsttätigen Aufzeichnung der Abhängigkeitslinie für Belastung und Dehnung die Zerreißer mit Schaulinienzeichnern ausgerüstet, welche beim Riß des Versuchskörpers zugleich mit dem Gewichtshebel 13x, 14', 150, 16, 17 und Dehnungsmesser 50, 51 ausgelöst werden und daher zum Stillstand kommen, auch wenn der Antrieb weiterläuft. b) Der Trockengehaltsprüfer (45). Die Feststellung der Feuchtigkeitsmenge der Roßhaare empfiehlt sich ab und zu, aber ganz besonders bei Bestellung bei neuen Lieferern. Die Haare werden dazu nach dem Abwiegen einer Probe bis zu 1 kg in einen Trockenofen gebracht und
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nach dem etwa Stunden erfolgten Trocknen abermals gewogen. Der Unterschied beider Gewichte läßt den Verlust berechnen, welchen 100 Gewichtseinheiten der Probemenge ergeben. Obschon der Zuschlag zum Haartrockengewicht zur Ermittlung des Handelsgewichtes noch nicht gesetzlich festgelegt ist, empfiehlt es sich, ihn zu 1 5 % anzunehmen, denn verschiedene Ermittlungen schwanken zwischen 10-^19% (45a). Hier spielt die Sauberkeit des Haares eine große Rolle, und eigentlich sollte es vor der Feuchtigkeitsprobe sorgfältig entfettet sein. Die zusammengebündelten Haare 1 (Fig. 31 x ) werden an den Haken eines Ringes 2 aufgehängt, der mit den Drähten 3 an dem Wagebalken 4, 5X, 6, 7, 8 hängt. Durch die in die Wagschale 8 eingelegten Gewichte wird, wenn der Zeiger 6 auf einen Mittelstrich des Gestells einspielt, das Feuchtigkeitsgewicht festgestellt; die Schneiden werden dann durch Hochheben des Balkens 4, 5X, 7 mittels der Hebeleinrichtung 9, 10x, 11", 12 entlastet; der Hahn 13 der Gaszuleitung 14 geöffnet; die Gasflammen 15 angezündet, und durch Umlegen der Übersetzung 16, 17x, 18—18, 19—19, 20* die beiden Klappen 21, 22 der Stutzen 23, 24 wagerecht gestellt. Die Luft tritt unten durch den Stutzen 24 in den Raum ein, dessen Innenwandung 25 und Boden 26 von den Heizgasen der Flammen 15 getroffen werden, durch den Stutzen 27, der die beiden Scheiben 28 voneinander entfernt hält, und wird durch die Verteilungsplatte 29 in die kreisförmig angeordneten Heizrohre 30 geleitet; au» ihnen zieht die Luft durch die halb ringförmige Öffnung 31 in einen Sammelraum 32, aus dem sie durch den Stutzen 23 in ein Kamin entweicht. Die Heizgase dürfen sich nicht mit der Heißluft vermischen; sie gehen vom Heizraum 15 durch den Stutzen 33 in den von den Scheiben 28 der Innenwand 34 und dem etwas kürzeren Mantel 35 gebildeten Raum nach oben, dann durch den vom Mantel 35 und dem Außenmantel 36, der mit einer Holzbekleidung 37 versehen ist, nach unten, durch die linksseitig offene Scheibe 38 in den unter ihr gelegenen ringförmigen Raum 39 und durch den Stutzen 40 in das Kamin. Zu Anfang der Trocknung wird mittels des Handrades 41" die Stange 42, 43 derart gedreht, daß die Scheibe 44 der Heißluft kurze Zeit den Zutritt zum Roßhaar erlaubt. Die Feuchtluft entweicht oben durch den Schlitz 45, den Sammelraum 32 und den Stutzen 23 nach außen. Nach etwa 2 Stunden schließt man den Durchgang der Luft ab, indem man den Handhebel 17, llx so stellt, daß die Klappen 21, 22 abschließen, und stellt, nachdem der Wagebalken 4, 5X, 6, 7 zur Wägung wieder eingelegt ist, durch Entfernen einiger Gewichtchen aus der Schale 8, das Gleichgewicht wieder her. Schwankt diese Lage des Wagebalkens, das durch den Zeiger 6 leicht zu beobachten ist, während 5 Minuten nicht, so kann das Roßhaar als trocken angesehen werden. Um das Handelsgewicht festzustellen, wird zu diesem Trockengewicht 1 5 % dieses Gewichtes hinzugezählt, d. h. das Gewicht in der Schale 8 mit 1,15 multipliziert.
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4. Die Prüfung der Gespinste beim Einkauf, a) Die Ermittlung der Garnfeinheit (46). Das Roßhaar wird meistens nicht allein verwoben, sondern es dient dann nur als Schuß, während die Kette aus Baumwolle, Leinen oder Schafwolle, die ebensowohl als Streichgarn als wie Kammgarn Verwendung findet, besteht. Damit der Einkäufer deren Eigenschaften überwachen kann, ist es vor allem nötig, daß er sich mit der im Handel üblichen Bezeichnung der Feinheit der Garne vertraut macht. Die Auswahl der Feinheit der Roßhaare ist noch durch keine bestimmte Einteilung, z. B. gestuft nach den Durchmessern der Roßhaare, erleichtert, so daß sich der Einkäufer, ohne die Ware zu sehen, für ein bestimmtes Kauflos nicht entscheiden kann. Er ist immer genötigt, die Ware abzugreifen, um die Eignung ihrer Feinheit für seinen Verwendungszweck festzustellen. Anders verhält es sich bei den Gespinsten. Deren Feinheit wird genau angegeben durch die Anzahl der in Landeslängeneinheiten ausgedrückten Numerierungslängeneinheit L, die auf eine bestimmte, sich für alle Feinheiten gleichbleibende, in Landesgewichtseinheiten ausgedrückte Numerierungsgewichtseinheit P geht, oder durch die Anzahl der in Landesgewichtseinheiten ausgedrückten Numerierungsgewichtseinheit P, die eine bestimmte, für alle Feinheiten sich gleichbleibende, in Landeslängeneinheiten ausgedrückte Numerierungslängeneinheit L wiegt. Die verschiedenen Stufen dieser Feinheiten, d. h. die Anzahl der Numerierungslängeneinheiten bzw. Numerierungsgewichtseinheiten, die auf die Numerierungsgewichts- bzw. Längeneinheit gehen,, werden mit Nummern bezeichnet, und es genügt, eine Nummer zu nennen, um sich von der Feinheit des Gespinstes, ohne es zu sehen, eine Vorstellung zu machen bzw. bei Bestellung der Nummer einen Faden von genau festgelegter Feinheit zu erhalten. Im ersten Fall besteht also die Gleichung: Nummer X Gewicht der Numerierungslängeneinheit = gewichtseinheit ; im zweiten Fall ist sie:
Numerierungs-
Nummer X Numerierungsgewichtseinheit = Gewicht der Numerierungslängeneinheit ; woraus sich für den ersten Fall ergibt: Nummer —
Numerierungsgewichtseinheit Gewicht der Numerierungslängeneinheit'
und für den zweiten Fall: ^
Gewicht der Numerierungslängeneinheit Numerierungsgewichtseinheit
Nach der ersten Numerierungsart werden die Garne aus Seide und Leinen, nach der zweiten die übrigen numeriert. Als Landeslängen-
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einheiten kommen in Betracht für die in metrischen Einheiten ausgedrückten Garne das Meter, für die aus England bezogenen Garne das Yard =• 0,91438 m. Die Landesgewichtseinheit ist für die metrisch bezeichneten Garne das Gramm und für die englischen Gespinste das Grain = 0,0648 g. Weil die Gespinste sehr fein, aber auch in ihren kleinsten Längen sehr verschieden dick sind, so müssen die zur Nummerbestimmung verwendeten Längen und Gewichte sehr groß sein. So beträgt die Numerierungslängeneinheit für die mit metrischen Einheiten rechnenden Verbraucher 1000 m, für die mit englischen Einheiten 840 Yards = 768,096 m; während die Numerierungsgewichtseinheiten sind: metrisch 500 g bzw. 1000 g und englisch 7000 Grains = 1 englisch Pfund = 1 Libra = 1 lb, abgekürzt, = 453,59 g. Die Feinheiten aller von Spinnern des europäischen Festlandes bezogenen Gespinste aus Streichgarn und Kammgarn werden metrisch ausgedrückt; während die Mehrzahl der deutschen Baumwollspinner englisch numeriert, und zwar aus Anpassungsrücksichten, weil sie auf dem Weltmarkt in Wettbewerb mit den englischen Gespinsten treten müssen, sofern sie die bisher von den Engländern belieferten Firmen bedienen wollen; sie verwenden daher dem Käufer zu Liebe die englischen Einheiten. Ursprünglich bezogen selbst die deutschen Garnverbraucher alles Garn aus England, wie heute noch viele Feingarnverbraucher; und bis der Verbraucher umgelernt hat, vergeht eine gewaltige Zeit, in der viele Arbeit und Mühe aufzubieten ist, um das Alteingewurzelte zu verdrängen. Die englische Leinennumerierung hat als Einheiten: P = 7000 Grains = 1 lb = 453,59 g und L = 3000 Yards = 2743,1 m. Für Streichgarn und Kammgarn betragen die englischen Einheiten P = 7000 Grains = 1 lb = 453,59 g, L = 1 Hank = 560 Yards = 512,0528 m. Die Numerierungseinheiten betragen für die Seide metrisch L = 10000 m, und P = l g oder zwischenstaatlich (international) L = 450 m und P = l g , oder P =0,05 g. 1. Die G a r n w e i f e oder der Haspel (44). Zur Nummerbestimmung haspelt man die Numerierungseinheit auf dem Haspel ab. Dieser besteht aus dem Aufsteckzeug, einer durchlochten Stange 1 (Fig. 32x), in die für die metrische Numerierung 10 Kötzer, für die englische 7 Kötzer 2 gesteckt werden, der Fadenbremsung, 2 Latten 3, 4 mit ebensoviel Sauschwänzchen 5, 6, als Kötzer 2, einem als Schlitten 7 ausgebildeten Fadenverteiler mit ebensoviel Sauschwänzchen 8 als Kötzer, der senkrecht zur Zeichnungsebene entweder von Hand, oder durch einen Exzenterantrieb verschoben wird, damit die Fäden sich nebeneinander und nicht übereinander auf die Schienen 9 der Weifenkrone 10" auflegen. Die Krone 10" hat einen Umfang von 1,428 m für die metrische und von 1,38 m für die englische Numerierung. Angetrieben wird die Krone 10" von Hand mittels der Kurbel 11, 12x. Der fernere Bestandteil der Weife ist das Zählwerk, eine endlose Schraube 13' mit Schrauben-
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rad 14', i', i', deren letzteres mit einer Einteilung mit 70 Einheiten für die metrische und 80 Einheiten für die englische Numerierung, auf der ein Zeiger 15 die abgewickelte Länge festlegt, und mit einem Knopf 16 versehen ist, der durch die Hebelanordnung 17,18x, 190—200 die Glocke 21 nach jeder Umdrehung des Zählrades 14' ertönen läßt. Zum Abnehmen •des Stranges ist eine Schiene 9 auf einem Hebel 9, 22', 23—24° und bloß einerseits ein Ständer 25 angeordnet. Nach Abriß der Fäden und ihrem Umschlingen um die einzelnen Strähnchen oder Gebinde, deren jedes von einem Kötzer 2 abgelaufen ist, genügt es, die Arme 9, 22*, 23—240 nach innen zu klappen, wodurch der Strähn entspannt und leicht von der Haspelkrone 10" abnehmbar wird. Dieser Strähn wird zu einer „Puppe" zusammengedreht, abgewogen und zur Berechnung der Nummer für Seiden- und Leinengarn dieses Gewicht durch die Numerierungsgewichtseinheit geteilt, für alle übrigen Gespinste ist die Numerierungsgewichtseinheit zu teilen durch das Stranggewicht. 2. Die Garnwage (44). Diese Berechnungen umgeht man durch Verwendung der Garnwage, auf deren Haken 1 (Fig. 33 x ) der Strang aufgehängt wird. Durch sein Gewicht verursacht er eine Rechtsdrehung des Hebels 2, 3X, 40, 5. In der Gleichgewichtslage gibt der Zeiger 5 auf der Einteilung 6 die Nummer des Garnes an. Die Stellschraube 71 dient zum Einstellen des Zeigers 5 auf den Strich 0, seine Ausgangslage, in welcher sich der Senkel 8 über der Spitze 9 befindet. Die Garnwage für die beiden Numerierungsarten unterscheiden sich bloß dadurch, daß der Ausgang der Bezifferung der Einteilung 6 t für Seide und Leinengarn zunächst der lotrechten Lage beginnt, während die Einteilung 6 für die übrigen Garne dort anfängt, wo der auf dem Haken 1 aufgehängte Strang des gröbsten Garnes, das auf der Garnwage bestimmt werden soll, den Zeiger 5 einstellt. b) Die Gleichheitsprüfung. 1. Auf dem G l e i c h h e i t s p r ü f e r (44). Eine weitere Eigenschaft der Gespinste, welche ihren Handelswert wesentlich beeinflußt, ist die Gleichmäßigkeit in der Dicke. Um sie beurteilen zu können, wickelt man den Faden 0 (Fig. 34^, der von einem auf der Spindel 1 aufgesteckten Kötzer 2 kommt, durch den Fadenführer 3, zur Bremsung über die Wölbung 4, unter dem Finger 5, 6", 7" und durch den Schlitz 8 geht, auf die Papptafel 9, deren Längskanten 10 mit Plüschstreifen beschlagen sind, in nebeneinanderliegenden Schraubenlinien auf. Dazu ist die Tafel 9, 10 in 2 Haltern 11", 12" gefangen, wovon die Welle 12£ durch die Stellringe 13 unter Einwirkung der Feder 140 einen mit Keil und Handhabe versehenen Ring 15, 16 gegen die Nabe 17 des Gestells 18 preßt, in dessen Einkerbung der Keil paßt. Zur Herausnahme der Mustertafel 9, 10 genügt es, den Handhebel 16, 15 derart zu verdrehen, daß der Keil 15 aus der Einkerbung 17 verlegt wird und die Feder 140 zusammenpreßt. Auf der Welle 11% des Halters 11" sitzt ein Handrad 19, 20" zum Antrieb. Dieser wird durch
— 44 — 21', z' 22' auf die Schraubenspindel 23' übertragen, über die die halbe Mutter 24 des Trägers 25 der Spannvorrichtung 3, 4, 5, 6X, 7", 8 und der Kötzerspindel 1 greift, der durch die Stange 26 geführt wird. Ist die Mustertafel 9, 10 bewickelt, so wird sie aus den Haltern 11", 12" entfernt, eine neue eingelegt und der Halter 25 um 26 derart gedreht, daß die halbe Mutter 24 zum Ausgriff mit der Spindel 23' kommt, der Halter 25 nach links in die Ausgangslage verschoben und die halbe Mutter 24 wieder zum Eingriff mit der Schraube 23' gebracht. Eine neue Bewicklung kann nun erfolgen. Die Mustertafel, ist hell für dunkelfarbige Gespinste und dunkel für hellfarbige, so daß die Unregelmäßigkeiten in der Dicke der Gespinste deutlich sichtbar sind. Zur ziffernmäßigen Festlegung der Ungleichheit und Unreinigkeit des Fadens zähle man die Fadenlagen auf der Tafel, die Schnitte, das sind die von der laufenden Fadendicke abweichenden dünneren Stellen, die Grobfäden, d. h. die dickeren Stellen, die Schleifchen, d. h. die korkzieherartig umeinandergeschlugenen Fadenauswüchse, und für die Ermittlung der Reinheit des Garnes die Schalenreste und Unreinigkeiten ab und drücke sie für 100 Fadenlagen aus, indem die ermittelte Anzahl durch die Fadejilagen geteilt und mit 100 vermehrt wird. Doch hierbei sind die Grenzen zwischen Schnitten usw. und der zulässigen, der sog. laufenden Dicke, sehr schwer zu ziehen, so daß diese Angaben nicht nur allein wenig zuverlässig, sondern auch noch sehr umständlich zu ermitteln sind. Aus diesem Grund verwendet man die 2. d u r c h den F e s t i g k e i t s - und D e h n u n g s p r ü f e r (44) (S.38 bis 39) ermittelten Angaben zum ziffernmäßigen Ausdruck der Garngleichmäßigkeit, indem man sich der Eigenschaft der dünnen Stellen, weniger auf dem Zerreißer (Fig. 29x) auszuhalten als dickere, bedient, um den Grad der Gleichmäßigkeit durch eine Verhältniszahl auszudrücken, die die Zerreißkraft der schwächsten Stellen in bezug auf die in 100 Versuchen ermittelte mittlere Zerreißkraft darstellt. Je weiter die Mindestkraft von der Mittelkraft entfernt ist, desto unregelmäßiger ist das Garn, d. h. desto ausgesprochener sind die dünnen Stellen im Garn. Man ermittelt also die Zerreißwiderstände von 100 Fadenproben, bildet aus ihnen das Mittel und teilt es in die Mindestzerreißfestigkeit des Garnes. Je mehr sich der Wert dieses Bruches 1 nähert, desto gleichmäßiger ist das Garn, denn desto weniger Unterschiede weisen die Mittel- und Mindestzerreißkräfte, also die Fadendicken auf. Wird der Wert mit 100 multipliziert, so erhält man die Gleichmäßigkeit des Garnes in Hundertstel der mittleren Zerreißkraft, also: /-i L , x= — Mindestkraft ,nA Gleichmäßigkeit — x 100. 6 Mittelkraft Gewöhnlich drückt man aber nicht die Gleichmäßigkeit, sondern die Ungleichmäßigkeit des Garns ziffernmäßig aus, d. h. die Entfernung
beider Festigkeiten voneinander. Diese wird durch Abziehen der Mindestvon der Mittelkraft dargestellt. Will man nun wissen, in welchem Verhältnis die Unregelmäßigkeit zur Mittelkraft steht, so teile man den Unterschied von Mittel- und Mindestkraft durch die Mittelkraft. Multipliziert man den Wert mit 100, so ergibt er die Unregelmäßigkeit des Garnes ausgedrückt in Hundertstel der Mittelkraft. Also: . . , ... . , ., , Mittelkraft — Mindestkraft . „„ Ungleichformigkeitsgrad = , X 100. Mittelkraft TT
Für den Garnverbraucher ist es immer vorteilhaft, den geringsten Zerreißwert seines Garnes bei der zahlenmäßigen Angabe seines Ungleichförmigkeitsgrades zu berücksichtigen, und nicht eine Verschleierung, indem, wie dieses noch meistens geschieht, nicht der Mindestwert zur Berechnung genommen wird, sondern ein sog. Untermittel, das das Mittel aus allen Zerreißkräften der Fäden darstellt, welche die Mittelkraft nicht erreichten. In dieser Voraussetzung heißt dann die Formel, nach der der Ungleichformigkeitsgrad des Garnes berechnet wird: TT , . , , . . . , .. , Mittel — Untermittel .nr, Ungleichformigkeitsgrad = ——x 100. Mittel Weil die Dehnung des Garnes von ebensolcher Wichtigkeit ist als die Festigkeit, so multipliziert man den aus 100 Versuchen auf dem Dehnungsmesser (Fig. 29j) ermittelten Mittelwert der Dehnungen mit der aus der gleichen Anzahl Versuche festgestellten Mittelkraft des Garnes miteinander und erhält die sog. Gütezahl des Garnes zu: Gütezahl des Garnes = Mittelkraft X Mitteldehnung. Ein Garn, welches bei geringerer Mittelkraft und höherer Mitteldehnung die gewünschte Gütezahl ergibt, ist als Kettgarn vorzuziehen, weil es der Beanspruchung beim Fachbilden auf dem Webstuhl besser standhält als Garne mit größerer Kraft und geringerer Dehnung. c) Die Drahtprüfung. Die Glätte und Stärke eines Gespinstes wird wesentlich durch seine Anzahl Drehungen auf die Längeneinheit, 10 mm, 1 englischen Zoll = 25,4 mm, 100 mm, den Draht oder Drall, beeinflußt. Auf dem Gespinst wird er durch den D r a h t m e s s e r (44) festgestellt. Man spannt den Faden 0 (Fig. 35 x ) in die beiden Klemmen 1, 2 ein, deren Unterbacken 1, 2 an Stangen 1, 3—2, 4 befestigt sind. Die Stange 1, 3 ist in ihren Lagern 5 nicht drehbar, sondern nur verschiebbar. Festgelegt wird sie durch die Kopfschraube 6. An ihr greift in 3 die Schnur 7 an, welche über die beiden Leitrollen 8" geht und mit einem Stielgewicht 90 ausgerüstet ist, auf das Auflegegewichte hinzugefügt werden können, damit die Spannung des Fadens seiner Feinheit bzw. Festigkeit entsprechend geregelt werden kann. Werden Gespinste auf ihren Draht geprüft, so empfiehlt es sich, aus ihnen die Faserlänge
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(S. 2, 3) festzustellen und die Entfernung der beiden Klemmen 1, 2 auf 0,8-1-0,9 dieser Länge einzustellen. Bei Zwirnen können alle Zangenentfernungen dienen. Zur Einstellung ist der Bock 10!, welcher die Lager 5 der Klemme 2 trägt, als Schlitten über die Führung 22 verschiebbar, der Zeiger 12 wird vor die gewünschte Zahl der Einteilung IS gebracht und der Schlittenbock 101 durch die Handmutter 14 festgelegt. Die Oberbacken 15 werden durch die Schrauben 16 geöffnet, der Faden in der Klemme 2 festgehalten, das andere Ende durch die Klemme 1 gezogen und mit dem Spanngewicht 17, 18, 19—20°—210 belastet, indem das Fadenende zwischen Kopf 17 und Hülse 20° durch die Feder 210 geklemmt wird. Bei dieser sich stets gleichbleibenden Spannung wird das Ende des Fadens 0 nun durch die Klemme 1 eingespannt und das Spanngewicht durch Aufdrücken auf Knopf 19 beim Festhalten der Hülse 20o entfernt. Durch Drehen am Handgriff 22 wird über die Räder 100', 10' die Klemme 2 in Umdrehung versetzt, so daß sich der Faden 0 aufdreht. Die dadurch hervorgerufene Verlängerung der Versuchsstücke wird durch Zurückweichen der Stange 1, 3 ausgeglichen, wozu selbstverständlich die Mutter 6 vorher gelöst werden mußte. Die Auflösung des Drahtes wird verfolgt durch eine Lupe 23! auf einer Schauplatte 24!, 24", deren eine Seite mit weißem, die andere mit schwarzem Plüsch überzogen ist, und deren als Schlitten ausgebildeter Bock 25! eingestellt werden kann. Die gerade gerichteten Fasern werden durch Einstecken von Nadeln 26 am Zurückdrehen verhindert. Die Anzahl Drehungen auf die eingestellte Länge des Fadens 0 wird durch ein Zählwerk angegeben, bestehend aus dem Wurm 1', den beiden Scheiben von 100' und 101', die gleichen Durchmesser haben, dem Zeiger 28, der auf der einer Teilung von 100 Einheiten des 100 er Rades die angefangenen 100 Umdrehungen der Drehklemme 2, d. h. des Fadens 0, anzeigt. Bei einer Umdrehung des Rades 100' bleibt das dahintergelegene 202'-Rad um 1 Zahn zurück und sein durch Reibung von ihm mitgenommener Zeiger 27 gibt die Anzahl Umdrehungen der Zählscheibe 100', d. h. wie oft ganze 100 Drehungen im Faden vorhanden sind, auf ihrer Einteilung an. Um die Zeiger 27, 28 auf 0 einzustellen,, ist die Lagerung der beiden Räder 101' und 100' in einem Schlitten 29 angeordnet, der durch die Feder 300 den Knopf 31 gegen das Gestell anlegt, wodurch die Räder 100', 101' in den Wurm 2' eingreifen. Durch Zurückziehen der Schlitten 29, 31 kann das 100'- Rad in die 0-Lage vor den Zeiger 28 leicht gebracht werden. Hierauf wird der zweite Zeiger 27, der dazu mit einem Knopf 32 versehen ist, ebenfalls auf 0 gestellt. Um den Draht zu erhalten, multipliziert man die Angaben der Zeiger mit der Einheit, für welche die Garndrehungen angegeben werden sollen, und teile durch die Anzahl Einheiten der Entfernung der Klemme 1, 2.
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V. Die Roßhaarspinnerei. Die Roßhaare werden zu Geweben verarbeitet, welche als sog. reine Roßhaargewebe nur Roßhaare in der Kette und im Schuß haben oder als gemischte Roßhaargewebe in der Kette Gespinste und im Schuß Roßhaare oder in beiden eine Mischung von Roßhaaren und Gespinsten aufweisen. Das Roßhaar kann als abgepaßtes Haar oder als zu einer großen Länge ausgebildete Roßhaare verwendet werden. Abgepaßt, wie es die Mähnen und Schweife liefern, dient es meistens als Schuß; seine Enden stehen dann beiderseits des Gewebes hervor, und das Gewebe besitzt keine Kanten oder Säume in seinem Längssinne. Die Roßhaare lassen sich leicht herausziehen, und die überstehenden Enden verursachen eine geringere Ausnützung, daher bedeuten sie Abfall. Um diesen zu umgehen, werden die Roßhaare 0 (Fig. 36!) an ihren Enden miteinander verknotet in 1 oder verkittet in 2 (Fig. 37J oder auf einem Seelenfaden s (Fig. 38x) angeordnet und beide mit einem Umschlingfaden u. zusammengehalten. Eigentliche Gespinste, in denen die Roßhaare 0 (Fig. 39j) sich schraubenförmig umfassen und die Enden der abgepaßten Längen übereinandergreifen (in Fig. 39j wurden diese nach außenstehend angegeben) sind im Handel nicht anzutreffen. Es besteht bis jetzt noch keine eigentliche Roßhaarspinnerei, in der aus den begrenzten Einzellängen Roßhaare allein oder in Mischung mit anderen Gespinstfasern dadurch sehr lange, gleichmäßige, widerstandsfähige Gespinste hergestellt werden, daß die in immer sich gleichbleibender Anzahl im Querschnitt vorhandenen Einzelfasern mit ihren Enden dachziegelartig übereinandergelegt (A Fig. 40j) und durch Drehung dieses Fasergebildes (B Fig. 40x) vereinigt werden. — Die Polsterhaare herstellenden „Spinnereien" lockern die Haare auf einem Wolf (46a), zerfasern sie in 3 Krempeln, spinnen aus der Wirrmasse einen 15 m langen, 30 mm dicken Faden, kräuseln ihn durch Weiterdrehen, bis er auf l / 8 eingegangen ist und dämpfen ihn darauf. — Eine Haarspinnerei, wie sie sich bei größerem Bedarf an aus nur Roßhaaren oder aus ihren Mischungen mit anderen Gespinstfasern herzustellenden Fäden zur Erzielung gewisser Gewebewirkungen bei Mode- oder technischen Stoffen entwickeln könnte, hat aus den kurzen Roßhaaren (bis höchstens 720 mm Länge) ein Vlies (Fig. 41j) auf dem Vliesbildner, aus diesem ein Band (Fig. 42J auf der Bandstrecke und aus den Bändern gedrehte Lunten (Fig. 43x) auf den Nitschlern oder Spulern zu bilden, welche schließlich auf dem Spinner zu einem haltbaren Gespinst (Fig. 39x) von vorgeschriebener Feinheit, Stärke und Dehnbarkeit ausgebildet werden. In allen diesen Entwicklungsstufen ist die Handarbeit möglichst zu vermeiden. Legen wir Maschinen bekannter Spinnverfahren zugrunde, so würden sich wohl die der Langfaser (Flachs-, Hanf- usw.) -Spinnerei bzw. die für die
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längsten Schappen (Hüllenabfallseiden) am besten dazu eignen. Die Glätte und Steifheit des Roßhaares widersetzt sich dem Verspinnen, weil die Faserspitzen infolge des Widerstandes, den sie durch ihre Steifheit dem Einbinden in das Faserinnere leisten, immer nach außen stehen, sich an den Nadeln der Streckwerke und den Zylindern stoßen und so Abfall durch Umwickeln der Zylinder und Arbeitsteile und unregelmäßig dicke Fäden verursachen; außerdem sind die umeinandergedrehten Roßhaare wegen ihres leichten Abgleitens beim Zug schwer zusammenzuhalten. Aus diesen Gründen, und weil der Verbrauch derartiger Garne ein beschränkter ist, hat man sich bisher mit dem Umspinnen von Roßhaaren (Fig. 38 x ) begnügt, um aus ihnen einen langen Faden herzustellen, trotz der oft verwickelten selbsttätigen Zuführung der Roßhaare 0 an den Seelenfaden s. Auch eigentliche Zwirne, bei denen zwei und mehr Einzelfäden, ähnlich wie die Fasern in Fig. 39 x , aber entgegengesetzt zu ihren Drehungen zusammengezwirnt sind, gibt «s im Handel wenig, weshalb die Roßhaarwebereien, welche derartige Garne für bestimmte Zwecke nötig haben, sich die umwickelten, sog. umsponnenen Roßhaare, fälschlicherweise oft als Zwirnroßhaare bezeichnete Fadengebilde 0 (Fig. 38^, selbst herstellen müssen. Aufgewickelt werden diese am einfachsten auf Flanschenhülsen 1, 2 (Fig. 44!), schraubenförmig nebeneinander angeordnet, wobei die Schraubenlinien von der einen Flansche 2 zur anderen laufen; sie bilden auf dem Hülsenschaft 2 die erste Schicht und in umgekehrter Richtung zurückkehrend, darüber die zweite Schicht usw. Alle Schichten sind parallel zum Hülsenschaft 2; beim Abwickeln des Fadens schleppt dieser die Spule 0—2, 2 mit. Wird das umsponnene Garn als Schuß verwendet, so muß es in die Kötzerform umgewickelt werden, von der es bei stillstehendem Kötzer abgezogen werden kann. Ein solcher Kötzer besteht aus der Hülse und dem Fadenwickel. Die Hülse ist für die umsponnenen Garne eine Blechpfeife (Fig. 45x) mit teilweise gerilltem kegeligem Fuß 2 und Schaft 2, während sie für die übrigen Gespinste aus Pappe oder Papier besteht; sie geht durch den ganzen Wickelkörper (Fig. 4 6 J und steht beiderseits 8-^12 mm hervor, die sog. Durchhülse, oder sie ist nur eine kurze Papierhülse 0, die sog. Kurzhülse, auf der der Fadenwickel aufgebaut ist. Der Wickelkörper besteht aus vielen kegeligen Schichten, die auf der fast zylindrischen Hülse 0 beginnen, im Ansatz 2, 2, 3, 10, 9, 8, 2, 12, 11, 2 stets kegeliger werden und sich im Körper 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 3 nahezu gleichbleiben. Jede Schicht ist gebildet aus nebeneinanderliegenden Spiralen, dem bildenden Teil 13 und dem kreuzenden Teil, wenige steil von der Spitze der Schicht, z. B. 6, 5 zum Fuß 4, 7, gewickelten Spiralen 14. Letztere halten die bildenden Teile der Schichten gut zusammen und verhindern ein Abrutschen der Schichten beim Schützenschlag, wenn er in Richtung von der Spitze 6, 5 zum Fuße 0, 7 «rfolgt.
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VI. Das Roßhaarnmspinnen. A. Die Arbeitsfolgen. Das Roßhaarumspinnen wird auf Maschinen durchgeführt, auf denen (2) der Seelen-, Kern-, Grund- oder Mitlauffaden s (Fig. 47x) von der gebremsten Vorgarnspule 3 abläuft, und, nachdem an ihn das Roßhaar 0 (2) gebracht und beide durch den Umwickel-, Deck- oder Umspinnfaden u (3) fest verbunden sind, das so entstandene Fadengebilde auf einer Flanschenhülse (Fig. 44i) aufgewickelt wird. Hierbei können die Arbeiten des Zuführens (2) des Roßhaares und des Umspinnens (3) bei wagerechtem (Fig. 47j) oder lotrechtem Lauf (Fig. 48 t ) des Grundfadens s erfolgen. Von den gewöhnlichen Umspinnmaschinen, welche zum Umwickeln von Gespinstfäden mit Gold- und Silberstreifchen, dem sog. Plattieren, wodurch die leonischen Gespinste entstehen, oder zum Umwickeln von elektrischen Drähten verwendet werden, unterscheiden sich die Umwickelvorrichtungen für Roßhaare dadurch, daß sie mit Vorrichtungen (2) zum Zuführen der Roßhaare versehen sind, und der Umwickelfaden u (Fig. 38j) in langgestreckten Schraubenlinien um den Seelenfaden s und das Roßhaar 0 gewunden ist, während sie gewöhnlich dicht nebeneinanderliegen. Die Geschwindigkeit, mit der das Gut durch die Maschine zieht, ist daher groß, und sie muß es auf allen Teilen gleichmäßig beanspruchen, um ein gutes Fadengebilde zu erhalten. a) Die Arbeitsfolgen beim wagerechten Lauf des Seelengarnes. Als Beispiel einer wagerechten Anordnung der Arbeitsstufen diene die der Fig. 47 1. Die B e w e g u n g des S e e l e n f a d e n s s. Von der durch die Schnur 1 mit Gewicht 20 gebremsten Garnspule 3", die auf dem Stift 4 aufgesteckt ist, läuft der Seelenfaden s durch die beiden Zufuhrwalzen 5", 5Z über das endlose Leder 6, das über die beiden Walzen 7", 8" gespannt ist, zwischen letzterer und der Oberwalze 9, hindurch, durch den Trichter 10, durch die feststehende Hülse 11, über die Leitwalzen 12", 12%, durch den Fadenführer 131, 14x, 15 auf die Flanschenhülse 16", welche in zwei Hebeln 17, 18x gehalten und durch ihr Gewicht auf die Wickelwalze 19" gepreßt wird, so daß sie deren Geschwindigkeit hat. Der Fadenführer 13!, 14x, 15 verteilt den Faden auf der Spule 16"; er ist auf einem Schlitten 20 ausgebildet, der sich in der Führung 21 hin und her verschiebt; sein Hub ist gleich dem Abstand der beiden Flanschen der Hülse 16". Der Antrieb der verschiedenen Walzen erfolgt durch Riemen auf die Fest- und Losscheiben 22" und von deren Welle 22£ durch die eingezeichneten Räder. 2. D a s Z u f ü h r e n des R o ß h a a r e s 0 a u s d e m R o ß h . a a r b e h ä l t e r . Die Roßhaare 0 (D.R.P. 250432, * I. VI. 1911, f 1917) (47) B r ü g g e r a a n n , GewebeherBteUung.
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stehen in der Büchse 23 und werden durch einen unter Federwirkung stehenden Taster 240 stets gleichmäßig zusammengedrückt, so daß der durch die Öffnung 25 einfahrende Nadelgreifer 00 bei jeder Füllung der Büchse 23 je ein Haar 0 regelrecht erfassen kann. Dieses zieht er heraus, und er öffnet sich durch Auftreffen auf einen festen Anschlag, sobald das freie Ende des Roßhaares 0 die Büchse 23 verläßt. Das freifallende Roßhaar 0 wird in der keilförmigen Rinne 26 sicher auf das Förderband 6, das über die Walzen 8", 7" geht, geleitet. Die Zuführrollen 8", 9" befördern es mit dem Seelenfaden s durch den Trichter 10, die Röhre 11, die feste Fadenführung 27, über die Förderwalzen 12" und durch die senkrecht zur Zeichnungsebene hin und her gehende Führung 13! zur Aufwickelspule 16". 3. Das U m s p i n n e n des S e e l e n f a d e n s s und der R o ß h a a r e 0 m i t dem U m w i c k e l f a d e n u. Auf der Röhre 11 dreht sich die Hülse 28% des Spinntellers 28", der von der Hauptwelle 22% durch den Reibradantrieb 29", 30" getrieben wird. Der von der Spule 31" ablaufende, durch die Öse 32 geführte Faden u umwickelt den Kernfaden s und die Roßhaare 0, so daß das entstehende Fadengebilde eine innige Verbindung zwischen Seelenfaden s, Roßhaaren 0 und Umspinnfaden u darstellt. Dadurch, daß das durch das Erfassen und Einklemmen des Greifer s umgeknickte Roßhaarende 0 zuletzt durch die Abziehwalzen geht, ist ein Stauen beim Einlaufen des Haares in die Walzen 8", 9" umgangen. Zwecks Änderung der Umlaufzahl des Spinntellers 28", 28^ wird die Rolle 30" (D.R.P. 233217, * 19. 11. 09, f 1912) (48) über einen Keil 33 der Nabe 28% durch die Führungsgabel 34, 35, 36—37—38, 391 in axialer Richtung verschoben. Zwecks Änderung ihres Drehungssinnes ist auf der Welle 22% in einem geringen Abstand senkrecht zur Zeichnungsebene eine zweite Reibscheibe 29" vorgesehen, an die die Spinnvorrichtung herangerückt werden kann. b) Die Arbeitsfolgen beim lotrechten Lauf des Seelenfadens. Die Anordnung der Arbeitsfolgen bei lotrechtem Lauf ist aus dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 48 t (49) leicht zu verfolgen. 1. Die B e w e g u n g des S e e l e n f a d e n s s. Von der auf einer Filzscheibe 1 des Tellers 2 mit Stift 3 stehenden Spule 4" läuft der Seelenfaden s durch die beiden Zuführwalzen 5", 5" durch die Roßhaarzuführungswalzen 6", 6", durch den Trichter 7, die feststehende Hülse 8, über die Zugwalze 9", den senkrecht zur Zeichnungsebene hin und her gehenden Führer 10!, 11 auf die Wickelspule 12", welche von der Wickelwalze 13" mitgenommen wird. Der Antrieb (D.R!P. 220678, * 20. 1.1909, f 1912) (50) erfolgt durch Riemen auf die Fest- und Losscheibe 14", und von dort vom Wirtel 15" durch eine Schnur auf die beiden Wirtel 16", 17"; von letzteren durch den Wurmantrieb 17', 18' auf die Welle der Zugwalze 9", und von dort durch einen Seilantrieb 19" auf den Wickelwalzenwirtel 20", den. Zuführwalzenwirtel 21" und den
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Wirtel 22", der auf der Welle der Roßhaarzuführungswalze 6" befestigt ist. 2. D a s Z u f ü h r e n des R o ß h a a r e s 0 a u s d e m R o ß h a a r b e h ä l t e r . Dem ortsfesten Greifer, bestehend aus dem Widerlager 23/ (D.R.P. 212699, * 11. 3. 1908) (51) und dem Finger 24 mit der Übertragung 24, 25x, 26, 27—280—29", deren Daumen 29" auf der Nabe des durch Seil getriebenen Loswirteis 30f{ befestigt ist, werden die Haare 0, die im Behälter 31 liegen und durch die Schnur 32, die über die Leitrolle 33" geht und durch die Feder 34°/ mittels der Flügelmutter 35 gespannt wird, gegen den spitzwinkligen Boden des Behälters 31 gepreßt werden, dadurch zugeführt, daß der Behälter 31 auf der Führung 36 gleitet und mittels des Pleuels 37, 38 mit dem Kurbelknopf 38 der Losscheibe 3ff{ zusammenhängt. In der tiefsten Stellung des Behälters 31 läßt der Daumen 29" den Finger 24, 25x, 26,27—280 frei, so daß er federnd in das Roßhaarbündel 0 greift und ein oder mehrere Haare auf dem Widerlager 23! festklemmt, während der Behälter 31 zurückbewegt wird. Dadurch werden die festgeklemmten Haare aus dem Bündel 0 herausgezogen, so daß sie beim nächsten Abwärtsgang des Behälters 31 zwischen die Abzugswalzen 6", 6'0', deren eine 6" durch die auf ihrer Achse feste Antriebsscheibe 22" vom Riemen 19 getrieben, während die andere 6'¿ federnd angepreßt wird, eintreten, um von diesen durch den Trichter 7 in die Umspinnvorrichtung geleitet zu werden. 3. D a s U m s p i n n e n des S e e l e n f a d e n s s u n d d e r R o ß h a a r e 0 m i t d e m U m s p i n n f a d e n u. Zu diesem Zweck sitzt auf dem Wirtel 16" ein Teller 39" mit einer Spule 40", deren Faden u über die Leitstange mit Ösen 41 abgewickelt und vor Eintritt der Roßhaare 0 und des Seelenfadens s an diese gelangt und sie, infolge seiner Drehung um sie, umwickelt. Diese Umspinnmaschinen sind ausgerüstet mit Selbstabstellern bei Gutmangel, und ihre einzelnen Arbeitsfolgen werden nach verschiedenen Anschauungen ausgeführt. Um nur das Wesentliche aller in leichtverständlicher Darstellung zu geben, werden nun die einzelnen Arbeitsgrundlagen unabhängig voneinander besprochen.
B. Die einzelnen Arbeitsgrundlagen. I. Der Antrieb für den Lauf des Seelenfadens 8 durch die Maschine. Die Antriebe lassen sich einteilen in: 1. den starren Antrieb (Fig. 47 t ), der durch Räder gekennzeichnet ist, welche eine Mitnahme ohne Gleitung durchführen; 2. den Gleitantrieb (Fig. 48x), sog., weil die verwendeten Seile über die Wirtel hinweggehen können, ohne ihnen ihre Geschwindigkeit zu er4*
— 52 — teilen. Bei guter, sich gleichmäßig bleibender Seilspannung ist dieses Gleiten jedoch von wenig Nachteil auf die Güte des Fadengebildes, weshalb man dem Gleitantrieb meistens den Vorzug gegenüber dem Starrantrieb gibt, welch letzterer noch durch sein Geräusch sich unangenehm bemerkbar macht. 3. Gleitantrieb der Wickelspule. Zur Vereinfachung des Antriebes wird oft nur die Wickelspule angetrieben. Um eine gleichmäßige Umschlingung im Fertiggarn, d. h. auf jede Längeneinheit dieselbe Anzahl Windungen des Umspinnfadens, zu erhalten, erfolgt der Antrieb durch den Riemen 1 (Fig. 491? D.R.P. 358803, * 18. 5. 1921, f 1923) (52) auf die Scheibe 2", über die Kegelräder 3'-, 4' und die Wirtel 5", 6" auf die Welle 6'J, und von deren Wirtel 7" durch die Schnur 8 über die Wirtel 9", 10", 11", 12", deren letzterer auf dem Hebel 12", 13x, 140 sitzt und die gleichmäßige Spannung der Antriebsschnüre aufrechterhält. Die Schnur 8 umspannt den Winkel 11" der Abzugsrolle 15" auf einem größeren Bogen als den Wirtel 10" der Wickelwalze 16", wodurch diese in gleitenden Antrieb überläuft, wenn der Spulendurchmesser von 16" größer wird, so daß stets die gleiche Spannung im Fadengebilde herrscht und der Seelenfaden 3 und die Roßhaare 0 gleichmäßig vom Umschlingfaden u eingehüllt werden. 4. Starrantrieb der Wickelspule. Eine eigenartige Fortschaltung für die Wickelwalze bildet den Gegenstand des D.R.P. 150835 (* 16. 6. 1900, f 1904) (53). Zwei Winkelstücke 1, 2, 3—4, 5, 6 (Fig. 50,) sind auf einem festen Zapfen 7 des Gestells durch ihre Schlitze 2,5 gleit- und drehbar gelagert und werden durch eine sich ständig drehende Welle 8X mittels der Daumen 9" in Verbindung mit den Federn 100, 110 axial verschoben und ausgeschwungen, während die Federn 120, 130 ebenfalls unter Mitwirkung der Federn 10„, 110 die Abwärtsbwegung der Winkelstücke 1, 2, 3—4, 5, 6 und damit durch den Eingriff von I bzw. 4 in das Sperrad 14' die ruckfreie Drehung der Wickelrolle 15" bewirken. 5. Gemischter, regelbarer Sonderantrieb für jeden Spinngang. Auf den Umwickelmaschinen sind immer mehrere Spinngänge, auch Ablieferungen genannt, angeordnet. Um auf derselben Maschine verschiedene Umspinngarne herstellen zu können, ist es nötig, die Durchgangsgeschwindigkeiten der verschiedenen Spinngänge unabhängig voneinander einzustellen. Je schneller der Seelenfaden bei gleichbleibender Geschwindigkeit des Umspinnens aufgewickelt wird, um so weniger Umwicklungen kommen auf die Längeneinheit des umsponnenen Garnes. Der Riemen 1 (Fig. 1 2 , D.R.P. 358972, * 9. 4. 20, f 1924) (54) treibt die Scheibe 2", und ebensoviel Seilscheiben 3", als Gänge vorhanden sind, treiben durch je eine Schnur 4, die über Leitrollen 5" geht, den Wirtel 6" einer Loshülse 7", auf der eine Fadenspule 8" in geeigneter Weise befestigt ist. Der von ihr ablaufende Faden u wird durch die Ösen 9, 10 auf den Seelenfaden s geleitet. Dieser kommt von der Spule 11", deren
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einer Flansch durch eine Schnur mit Gegengewicht 120 gebremst wird, geht über die Leitrolle 13", durch das feststehende Rohr 14, über die Leitrolle 15", den senkrecht zur Zeichnungsebene hin und her gehenden Fadenführer 16!, 17, auf die Spule 18", die im Hebel 19a, 20x geführt wird und auf der Wickelscheibe 21" aufliegt. Diese paßt zwischen die Scheiben der Aufwickelspule 18" mit ziemlich viel Spiel, so daß die Wickelscheibe 21" durch eine Schraubenfeder 22°, die senkrecht zur Zeichnungsebene wirkt, sich federnd an die Mitnehmerrolle 23" anlegen kann. Diese wird mit ihrem Muff 24" durch den Keil 25 der Welle 26'x über 26', 27' von der Hauptwelle 2£ getrieben. Da jeder Spinngang diesen Antrieb aufweist, so genügt es, die Rolle 23" entsprechend auf der Scheibe 21" einzustellen, um die gewünschte Durchzugsgeschwindigkeit des Seelenfadens s zu erhalten. Hierzu greift in die Kehle des Muffes 24" die Gabel 28 der Mutter 31, 29 ein, die von der Stange 30 geführt wird. Durch Drehen der Schraube 32, 33 wird die Rolle 23" dem Mittelpunkt der Scheibe 21" genähert oder von ihm entfernt, so daß verschiedene Geschwindigkeiten der Wickelwalze 21" zu erreichen sind.
II. Das Zuführen des Roßhaares aus dem Roßhaarbehälter. A. Die Roßhaarbehälter.
Die Roßhaarbehälter 1 (Fig. 2ä), die für die Speisung der Umspinnmaschinen verwendet werden, sind nach unten verengt (Fig. 32), um die Anzahl der dort lagernden Haare möglichst der Anzahl der zuzuführenden anzupassen; damit die Greifer, welche von der Seite, von oben oder unten in das Haarbündel eintreten, die Haare sicher erfassen und richtig herausziehen können, müssen diese ihnen stets den gleichen Widerstand entgegensetzen und die Hohlräume ausgefüllt werden, welche das oder die herausgezogenen Haare hinterlassen. Ersteres erreicht man dadurch, daß man die Haarbündel 0 preßt, entweder bei wagerecht angeordneten Haarbehältern durch Platten 20, welche mit Zapfen 3 beiderseits in Schlitzen 4 der Seitenwände des Rehälters 1 geführt werden, oder durch Platten 20 mit auf sie wirkenden Federn 50, oder bei wagerecht, geneigt oder lotrecht stehenden Roßhaarbehältern durch winkelförmige Rügel 6 (Fig. 3 2 , 42), die in Schlitzend des Behälters 1 geführt und von Federn 70 beeinflußt werden. Die Haare 0 müssen immer gleichmäßig aus dem Behälter 1 vorstehen oder an dessen Stirnwand anliegen, um dem Greifer richtig dargeboten zu werden. Das Ausfüllen der Zwischenräume, verursacht durch herausgezogene Haare, wird entweder durch Schütteloder Stoßwirkung auf den Behälter 1 erreicht, oder durch den Einfluß schraubenförmig gewundener Bürsten 2" (Fig. 5a, D.R.P. 294121, * 3. 12. 1915, f 1921) (55), welche mit einem Teil in den Behälter 1 eingreifen und mit der Vorderwand 3 des Troges 1 einen Kanal bilden,
— 54 — durch den die Bürste 2" die Haare bis zur Abschlußwand 4 befördern, wo sie abgestreift nach unten fallen, siehe auch Fig. 24 2 , oder durch Abstufung der Greiferwirkung, indem der Greifer 2—7, 8X, 9 (Fig. 22 2 , D.R.P. 274459, * 22. 3. 1913, t 1923) (56), dessen Teil 2 sensenförmig ausgebildet ist, zunächst eine größere als die gewünschte Anzahl Fasern erfaßt, von dieser erst die verlangte Anzahl abscheidet und nur diese herauszieht, während der Rest im Faserbündel 0 verbleibt. B. Die Haargreifer. Das Ergreifen und Fortführen des Haares aus dem im Behälter gelegenen Roßhaarbündel, um seinen Anfang in die Zufuhrwalzen derart zu leiten, daß er sich dabei nicht umbiegt, daß das Haar durch diese Beförderung nicht verletzt, geknickt oder in seiner Form verändert wird, verlangt äußerst fein ausgebildete Werkzeuge, die liebevoll behandelt und stetig beaufsichtigt werden müssen, sofern sie einwandfrei arbeiten sollen. Es ist schwer, aus dem Haarbündel regelmäßig und ohne Unterbrechung ein oder mehrere Roßhaare zu entnehmen. Hierzu ist es empfehlenswert, sich entweder der natürlichen Steifigkeit der Roßhaare zu bedienen oder die Greifer mit Federwirkung auszurüsten, um Beschädigungen des Roßhaares zu vermeiden. Meistens zur Verwendung kommen: 1. Die Durchstoßnadel. Liegt der Behälter 1 (Fig. 30* D.R.P. 259772, * 6. 5. 1911, f 1913) (57) für die Roßhaare 0 mit seiner unteren Kante im Winkel zu der Klemmlinie der Zuführwalzen 14", so genügt eine auf und ab gehende, unten gegabelte Durchstoßnadel 2, um das Roßhaar 0 durch den Schlitz 3 des Behälters 1 durchzudrücken und durch Abbiegen infolge seiner Steifheit von der Seite in die Klemmlinie der Zuführwalzen 14" einzuschieben. Die Kanten 4 (Fig. 6 2 ) des Greifers 2 müssen schräg verlaufen, damit sie beim Durchstechen die übrigen Haare des Bündels abweisen. Diese einfache Art der Zuführung des Roßhaares zu den Zylindern ist von der Steifheit des Haares abhängig und daher unsicher. 2. Die Klemmgreifer a) mit voneinander unabhängigen Backen. 1. Mit Gleitplatte. Bei der einfachsten Ausführung ist die Unterbacke 1 (Fig. 15, D.R.P. Nr. 262631, * 17. 4. 1912, f 1924) (58) äußerst glatt und die Oberbacke 21 mit rauher Kerbe versehen, so daß sie das Haar 0 nicht losläßt, wenn es über die Unterbacke 1 unter Pressung zu .den Zuführwalzen 3", 3% befördert wird. 2. Mit Laufleder. Um das Unsichere der Mitnahme des Haares 0 über eine Gleitplatte zu umgehen, wird statt ihr ein endloses Leder 18
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(Fig. 16 2 , D.R.P. 268684, * 16. 3. 1913, f 1924) (59) verwendet, das über die Leitrollen 3", 19" geht, und auf das die Oberbacke 21 preßt, welche mit einer Einkerbung versehen ist, in der nur die Anzahl zu fassender Haare 0 aus dem Behälter 1 Platz finden. Diese Oberbacke 2! muß sich mit derselben Geschwindigkeit wie das Lederband 3 bewegen und sich von ihm abheben (punktiert gezeichnete Bahn), wenn das Haar 0 in die Zuführzylinder 3", 3" eintritt, um darauf wieder zum Roßhaarbündel 1 zurückzukehren. 3. Mit sich drehender Walze. Statt des endlosen Leders 3 (Fig. 16 2 ) verwendet man auch den Zuführzylinder 24" (Fig. 12 2 , D . R . P . 265888, * 12. 5. 1922, f 1923) (60) als untere Zangenbacke, auf der die obere 21', 22*—23° wirkt, welche den Anfang des dem Behälter 1 entnommenen Roßhaares 0, der Drehung des Zylinders 24" folgend, zwischen ihn und die kleine Druckwalze 25'0' bringt, um sich dann vom Zylinder 24" abzuheben und in der Nähe des Behälters 1 wieder auf ihn zurückzukehren. Das Roßhaar 0 geht zwischen den Walzen 24", 26" und dem Trichter 33 hindurch zur Umspinnvorrichtung. b) mit voneinander abhängigen Backen. 1. Die
Zangengreifer.
a ) D i e F e d e r z a n g e n . Hierbei können die Backen 4, 7 (Fig. 7 2 , 8 2 ) selbst federn; dann sind sie auf den Flächen 5, 6 geschlitzt und werden durch eine.n Steg 8 zusammengehalten. Wird er in die obere Stellung gebracht, so ist die Zange 4, 7 (Fig. 8 2 ) geschlossen und klemmt ein Haar 0 in ihrem Maul. b ) D i e H e b e l z a n g e n . Ein mit Hebeln arbeitender Zangengreifer stellt Fig. 9 2 dar. E r besteht aus einer schwingenden Unterbacke 2 und einer auf ihr drehbaren, gekerbten Oberbacke 3, 4X, 5—6°. In der Stellung nächst des Behälters 1 schließt sich diese Zange 2, 3, worauf sie sich gegen die Zylinder 7", 7"0 bewegt und das mitgenommene Haar 0 freigibt, sobald sein Anfang von den Zuführzylindern 7", 7erfaßt wurde. Die geöffnete Zange 2, 3 bewegt sich dann zurück zum Roßhaarbehälter J , wo sie sich zur Erfassung eines neuen Haares 0 schließt. c ) D e r N a d e l g r e i f e r . Auf der Stange 1 (Fig. 10 2 ) (61), welche mit Stellschrauben 21 und einem Hebel 3X, 4, 5 ausgerüstet ist, befindet sich vorn eine gekerbte Nadel 6, in die eine Feder 7° eingreift. Diese ist befestigt auf einer Hülse 8, die da, wo der Hebel 5, 3X, 4 durch sie dringt, geschlitzt ist und eine Feder 90 birgt, welche über die Hülse 8 die Feder 7° stets in die Einkerbung der Nadel 6 drückt. Kurz bevor die Nadel 6, 70 am Haarbündel 0 angekommen ist, stößt das Hülsenende 8 gegen einen Anschlag 10!. Hierdurch wird die Feder 7° aus der Einkerbung 6 gezogen, die Nadel sticht in das Roßhaarbündel 0 ; weil seine Haare unter Druck stehen, wird ein Haar in die Einkerbung gepreßt.
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Beim Zurückgehen der Stange 1 schiebt die Feder 9° durch die Hülse 8 die Feder 7° gegen die Einkerbung 6 und hält mit ihr das Roßhaar fest. 4m Ende des Zurückgehens stößt das Ende 4 des Arms 5, 3X, 4 gegen einen zweiten Anschlag und verursacht das Zurückziehen der Feder 7° aus der Einkerbung 6; das Roßhaar wird frei und fällt z. B. durch eine keilförmige Rinne auf einen Fördertisch, der es in den Bereich der Zuführzylinder bringt (siehe S. 49, 50, Fig. i l j ) . Dieses sind die Grundlagen, auf denen einige Klemmen beruhen, die in der Roßhaarzuführung verwendet sind. In der nun folgenden Zusammenstellung von Ausführungsbeispielen sind sie als bekannt vorausgesetzt und im Schema sowie in der Beschreibung nur angedeutet, falls das gute Verständnis eine Wiederholung und Erweiterung nicht verlangt. C. Ausführungsbeispiele für die Beförderung des Roßhaares aus dem Behälter in die ZufQhrwalzen. A. Die Einwirkungen auf die Roßhaaranordnung im Roßhaarbehälter. Zunächst seien auf vier Ausführungen verwiesen, deren erste durch Schwingen und Erschütterungen des Roßhaarbehälters, deren zweite durch schaukelnde Bewegungen, deren dritte durch stoßweisen Druck von drei Seiten auf das Haarbündel im Augenblick der Haarergreifung und deren vierte durch Bürstwirkung den durch Entnahme von Haaren verursachten Hohlraum mit Haaren ausfüllen, die Haare gut verteilen, parallel legen und den auf das Roßhaarbündel wirkenden Kräften erlauben, einen überall gleichmäßigen Widerstand der Haare hervorzurufen, was ein zuverlässiges Erfassen der einzelnen Roßhaare in der gewünschten Anzahl durch die Greifer gewährleisten soll. a) Der schwingende, erschütterte Roßhaarbehälter. Die Roßhaare 0 (Fig. 11 2 , D.R.P. 291 033, * 31. 5. 1914, f 1919) (62) sind in der Mulde 1 in einem Einsatz 2 gelagert, deren Boden mit einer durch die Führung 3 der Mulde 1 gehenden Stange 4 ausgerüstet ist. Den oberen Abschluß des Einsatzes 2 bildet an der vorderen Seite der Steg 5, der mittels Zapfen 6 in den Führungen 7 der Mulde 1 gleitet, und auf dessen Stange 8 Gegengewichte 90 angebracht sind. Die MuldeJf ist auf Stützen 10.11x, 12!befestigt, die vom Hebel 13,14x, 15 mittels Exzenters derart ausgeschwungen werden, daß das Hebelende 15 in seiner fast höchsten Lage dem Einsatz 4, 2, 8, 90 einen kurzen Stoß gibt, weil gleichzeitig durch den Hebel 15, 14x, 13 die Mulde llx, 10, 1 ausgeschwungen wird. Die Bewegungen sind derart eingestellt, daß die Rück- und Aufwärtsschwingung der Mulde 1 beginnt, sobald der Greifer 16 (siehe Fig. 6j) ein oder mehrere Haare erfaßt hat und sie auf das Widerlager 17, ein endloses Leder, das über die Rollen 18" geht, drückt und sich mit ihm fortbewegt. Durch diese Zusammenwirkung .von schwingender Mulde 1 und ziehendem Greifer 16 läßt sich eine Steigerung der Maschinenleistung erreichen.
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b) Der schaukelnde Roßhaarbehälter. Die Schaukelbewegungen des Roßhaarbehälters 1 (Fig. 122, D.R.P. 265888, * 12. 5. 1912, f 1923) (60) werden dadurch ermöglicht, daß der vorn und oben offene und unten muldenförmig ausgebildete Behälter 1 mit beiderseits angeordneten langen Zapfen 2 in feststehenden Schlitzen 3 des Gestells 4 gefangen und in einem Rahmen 5 ruht, der in beiderseits angeordneten Drehpunkten 6X des Gestells 4 gehalten ist. Die Schwingung des Rahmens 5 mit dem Behälter 1 in der Zeichnungsebene erfolgt durch den Finger 7 des Rahmens 5, den Schlitzhebel 8, 9*—9X, 10, 11* vom Exzenter 12" aus, das mittels des Riemens 13 und der Riemenscheibe 14" gedreht wird. Durch den Schlitz 8 wird der Rahmen 5 mit dem Behälter 1 nicht während des vollen Umlaufes des Exzenters 14" bewegt, sondern nur schrittweise. Das Schaukeln des Behälters 1 im Rahmen 5 wird durch die Klinke 15x, 16 veranlaßt, welche bei jeder Schwingung des Rahmens 5 das ortsfeste Sperrad 17' um einen Zahn weiterdreht. Durch die Kurbel 18x, 19! und die Stange 19!, 2 wird der Behälter 1 einerseits ruckweise nach unten bzw. nach oben etwas verschoben, wobei die beiderseits angeordneten langen Stifte 2 in den Schlitzen 3 des Gestells 4 geführt werden. Zwei beiderseits vorgesehene Federn 200, die einerseits an den Zapfen 2 und andererseits am Gestell 4 angreifen, sichern die Verschiebung der Mulde 1 im Rahmen 5. c) Der feststehende Roßhaarbehälter mit von drei Seiten stoßweise erfolgender Fressung des Haarbündels. Ehe der Greifer zufaßt, wird von dem sich im üblichen Trog 1 (Fig. 13 2 , D.R.P. 311624, * 6 . 7 . 1 9 1 7 ) (63) liegenden Haarbündel 0 durch die zwei gegeneinander bewegten Stecher 2, 3, 4X und 5, 6, 7X eine geringe Menge Haare abgetrennt, die dann für den Greifer bereitliegen. Um dabei noch die Haare allseitig gepreßt dem Greifer darzubieten, erfahren sie durch die Druckflächen 3, 6 der Stecher 2 4X—5, 7X einen seitlichen und durch die Druckplatte 8, 9, 100,11 einen lotrechten Druck; letzterer wird vor jedem Griff eingeleitet. d) Der feststehende Roßhaarbehälter mit Bürsteneinwirkung (siehe Seite 53). e) Der feststehende Roßhaarbehälter mit auswählendem Greifer (siehe Seite 54). B. Das Einführen des Roßhaaranfanges in die Klemmlinie der Znführzylinder. Um das Umknicken des Roßhaaranfanges beim Einschieben in die Zuführzylinder zu verhüten, ist es nötig, das Roßhaar 0 (Fig. 48 x ) mit •etwas geringerer Geschwindigkeit als die der Mäntel der Zuführzylinder 6", 6'0' zuzuführen und, um den Roßhaaranfang in seine Klemmlinie zu bringen, entweder 1. seine Steifheit auszunützen (D.R.P. 269639, * 15.10. 1912, f 1916) (64), oder 2. den über den Greifer vorstehenden Haar-
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anfang nicht zu lang zu machen und ihn, ohne an die Zylindermäntel zu stoßen, erst im Augenblick des Erfassens durch die Zylinderklemmlinie loszulassen, oder 3. die Zuführzylinder einseitig zu verjüngen (D.R.P. 389860, * 10. 4. 1923) (70), den Haarzuführer durch den so entstehenden Raum hindurchzuleiten, ihn unterhalb der Klemmlinie zu lösen und den Roßhaaranfang in sie hineinzudrängen, worauf der Haarzuführer wieder zum Haarbündel zurückkehrt und das Spiel von neuem beginnt, oder 4. die beiden Zuführzylinder auseinanderzubewegen (D.R.P. 294121, *3.12.1915, f 1921 (55), und D.R.P. 251899, *26.10.1911) (65), den Haarzuführer zwischen beiden hindurchzuschieben, unter ihrer Klemmlinie zu öffnen, ihn wieder zum Haarbündel zurückzuführen und die Zylinder aneinanderzupressen, um das dargebotene Haar zur Umspinnspindel zu leiten, worauf eine neue Roßhaarzuführung erfolgt. 5. Auch das Aneinanderreihen, d. h. Ende-an-Ende-Legen der Haare wurde dadurch zu lösen versucht (D.R.P. 259772, * 6.5.1911, f 1913) (57), daß die Spannung des aus dem Behälter herausgezogenen Haares eine Kupplung für die Zuführnadel des Roßhaares zu den Zylindern auslöst und sie so lange ausgelöst erhält, bis das Haarende aus dem Behälter tritt; durch das dann erfolgende Einkuppeln des Haarzuführers wird sich der Anfang des neuen Haares an das Ende des vorhergehenden anlegen. Die verschiedenen Vorrichtungen, welche für die Erfüllung der gekennzeichneten Arbeitsvorgänge verwendet werden, sind außerdem oft mit Vorzügen der einen gegenüber der anderen ausgerüstet, die ihren Gebrauchswert wesentlich fördern können, weshalb diese bei den Erklärungen jedesmal vorangestellt sind. 1. Durch die Auswirkung der Steife des Boßhaares. Das Roßhaarbündel liegt in einem Behälter 1 (Fig. 142, D.R.P. 269639, * 15. 10.1912, t 1916) (64), dessen unterer Teil sich derart verjüngt, daß nur 1 Haar in seiner Rinne 2, 3 Platz findet; diese ist zwischen 2 und 3 offen, und die eine Seitenwand ist mit einer Aussparung 4 versehen, durch die ein schräg angeordnetes, über die Leitwalzen 5", 6" gehendes Laufleder 7 mit seiner Nadel 8 in der Rinne 2, 3 wirken kann. Das dadurch erfaßte Haar 0 rutscht durch die Öffnung über die Walze 9(Lage 0t) und gelangt in die Lage 0 a ; hier bleibt das Haarende auf der Stützfläche 10 und wird von ihr so lange festgehalten, bis die Nadel 8 nach weiterer Durchbiegung des Haares (Lage 0a) über es hinweggeht. Alsdann schnellt das Haarende infolge der Steifheit in die Klemmlinie (Lage 04), der Zuführwalzen 9", 9wo es dann sicher mitgenommen wird. Die untere Zuführwalze 9" wird durch das Seil 11 und die Scheibe 12" getrieben und von ihr über 13'+18' die untere Walze 6" des Bandes 7. 2. Durch das Lösen der Haarklemmen kurz vor bzw. hinter der Klemmlinie der Zufiihrwalzen. Legen wir bei der Einteilung dieser Ausführungen die Lagerung der Zylinder, die Stellung des Haarbehälters und die Ausbildung des Haarbeförderers zugrunde, so erhalten wir die folgenden Arten:
— 59 — A . Die Zylinder sind ortsfest gelagert. A 1 . Der Haarbehälter liegt wagerecht.
a) Der Haarbeförderer ist eine Klemme mit unabhängigen Backen.
1. Die eine Backe ist glatt, die andere gekerbt. Um den Eingriff der Nadel 2! (Fig. 15 2 , D.R.P. 262631, * 17. 4.1912, f 1924) (58) in das Haarbündel 0 des Behälters 1 nachgiebig zu gestalten, damit Haarverletzungen vermieden werden, um die Anzahl der in der Minute den Zylindern 3", 3'0' zugeführten Haare 0 unabhängig von der Geschwindigkeit der Zuführwalzen 3" und des Umlaufspinners zu machen, und um die Verstellbarkeit des Eingriffswinkels der Nadel 2!, 4, 5° in das Haarbündel 0 zu erhöhen, befindet sich der Kolben 4 der Nadel 2! in einer Hülse 6, in deren Schlitz 7 die Feststellschraube der Nadel 2! im Kolben 4 gefangen ist und in der die Feder 5° wirkt. Die Hülse bildet das untere Ende der Schlitzstange 8, 9; in den Schlitz 8 greift der Kurbelknopf 10 der Scheibe 11", welche über den Stufenwirtel 12" vom Seil 13 getrieben wird, und in den Schlitz 9 greift der Finger 14/, der in 15 in ihrer Neigung verstellbaren Stange 14!, 15. Die Nadel 2! macht den punktiert gezeichneten Weg, wobei sie jedesmal ein Haar in ihrer Kerbe faßt und es, über den Boden des Behälters 1 reibend, den Zuführwalzen 3", 3%, welche von 11" durch Schnur auf 16" getrieben werden, zuschiebt. Aber trotz der Federung 80 der Nadel 2! kommen Verletzungen des Haares 0 und unsicheres Zuführen vor. 2. Die gekerbte Backe arbeitet mit einer sich bewegenden Gegenbacke zusammen, a) Die G e g e n b a c k e i s t ein e n d l o s e s L e d e r . Um jede Knickung und Formänderung des Haares, die im fertigen Gespinst oder Gewebe deutlich erkennbar sind, zu vermeiden und die Haarzuführung sicher zu gestalten, stößt die federnd wirkende Nadel 2! (Fig. 16 2 , D.R.P. 268684, * 16. 3. 1913, f 1924) (59) in das in der Mulde 1 gelagerte Haarbündel 0 und führt ein gefaßtes Haar sanft durch das Haarbündel und durch einen im Boden des Behälters 1 befindlichen, der Stärke der Nadel 2! entsprechenden Schlitz 17 auf den darunter befindlichen, endlosen Ledertisch 18, der einerseits über die untere Zuführwalze 3" und andererseits über die Walze 19" läuft. Mit ihm bewegt sich die Nadel 2! mit gleicher Geschwindigkeit und führt das Haar unversehrt in die Abzugswalze 3", worauf sie sich von ihm zurückzieht, um in die Stellung zum Erfassen eines neuen Haares zurückzukehren. b) Die u n t e r e K l e m m b a c k e i s t eine W a l z e . Die Bewegung der oberen Backe 21!, 22x, 23° (D.R.P. 265888, * 12. 5.1922, f 1923) (60) des Greifers ist eine doppelte, zuerst eine senkende und hebende, um das Roßhaar 0 auf die Walze 24" zu pressen und es später freizugeben, dann eine vor- und zurückgehende, um es mit der Geschwindigkeit der Walze 24" zwischen sie und die Walzen 24" und 25'0' zu befördern und dann wieder in die Ausgangslage des Greifers zurückzukehren. Das Heben
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und Senken der Oberbacke 21!, 22x—23° des Greifers geschieht folgendermaßen. Durch zwei gleichgroße, nicht gezeichnete Räder wird die Walze 26'0' von 24" getrieben; das auf ihr befestigte Exzenter 27" wirkt durch die Hebel 28", 29x, 30 auf die Unterseite der Oberbacke 21!, 22?—230 des Haargreifers. Ihr Vor- und Zurückgehen erfolgt vom Exzenter 12" über die Verbindung 9*, 10, 11'. Am Arm 31x, 32 ist die obere Backe 22*, 21! des Haargreifers 22x, 21!—24" angelenkt und die ihn niederdrückende Feder 23° befestigt. Die das Haar 0 dem Behälter 1 entnehmende obere Backe 21! des Greifers übermittelt es unmittelbar auf die eine Zuführwalze 24", auf die sich der Greifer 21!, 22x mit leichtem Druck 23° auflegt und sich mit ihr gleichmäßig bewegt, bis die Spitze des Haares 0 zwischen der Gummiwalze 25" und der Zuführwalze 24" sicher geklemmt ist und die Roßhaare durch die beiden Zuführwalzen 24", 26'0' und denTrichter 33 in üblicherweise derUmspinnspindel zugeführt werden. b) Der Haarbeförderer ist eine Zange mit Toneinander abhängigen Backen.
1. Mit kreisendem Antrieb zum Öffnen und Schließen der Zange. Durch den Schlitz des sich nach unten verjüngenden Behälters 1 (Fig. 172, D.R.P. 248086, * 10. 5. 1910, 11924) (66) erfaßt die Zange 2, 3'—3', 4 auf einem Bogen Haare 0 und schiebt sie in den Bereich der Zuführungsrollen 5", 5'0', worauf sie sie losläßt und sich zur Ausführung des nächsten Haarvorschubes weiterdreht. Der Antrieb des Zuführzylinders 5" erfolgt über 6", 7", 8" vom Riemen 9. Die dachziegelartig übereinandergelagerten Haare gehen von den Rollen 5", 5" durch den Trichter 10 zur Umspinnspindel. Der Schenkel 2, 3X ist in den Führungen 11 der Scheibe 12" (Fig. 18 s ) festgelegt. Der zweite Schenkel 3X, 4 wird durch den Bolzen 13, die Mutter 14 und die Feder 150 ständig gegen 2, 3" gepreßt. Zum Öffnen ist eine Stellschraube 16! vorhanden, welche durch den Schenkel 2, 3X und die Scheibe 12" hindurchgeht und auf den Ring 17!, 18, 19 aufläuft. Dieser steht fest, so daß die umlaufende Stiftschraube 16! durch die schiefen Ebenen 17! das Öffnen bzw. Schließen der Zange 2, 4 bewirkt, während sie auf den Ringstücken 18, 22 geöffnet bzw. geschlossen bleibt. 2. Mit geradliniger, im Längensinn des Haares erfolgender Verschiebung des Haarzuführers. Um die Einstellbarkeit der Länge des Greiferhubes und der Tiefe des Eindringens des Greifers in das im Behälter 1 (Fig. 19 s , D.R.P. 272508, * 16. 1. 1913, 11917) (67) durch eine federnde Platte 2 0 , 3„ gehaltene Haarbündel 0, welche bei den Greifern mit kreisender Bewegung vom Durchmesser abhängig und daher sehr begrenzt ist, allen Anforderungen anpassen zu können, wird der Greifer 4+7 (Fig. 7 2 , 8 2 ) auf einem Schlitten 5 (Fig. 192) angeordnet, der sich über die Führung 6 geradlinig in der Richtung der Haare 0> verschiebt, getrieben vom Riemen 7 durch die Übertragung 8", 9', 10', 11', 12', 13', 14', 15', 16'—16'x, 17—17, 18!—19, 20—20, 21x. Der geöffnete
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Greifer 4, 7 (Fig. 7a) greift in das Haarbündel in 2 (Fig. 192), schließt sich zur Erfassung eines Haares 0 (Fig. 8a), führt es durch den Trichter 22 (Fig. 192) den Walzen 23" zu, öffnet sich und kehrt in das Roßhaarbündel in 1 zurück; die Walzen 23" führen das Roßhaar 0 in bekannter Weise der nicht gezeichneten Umspinnvorrichtung zu. Die beiden Schenkel 4, 5—6, 7 (Fig. 7, 82) des Greifers 4-^-7 federn auseinander, und zum Ergreifen des Haares 0 werden sie dadurch gegeneinandergebracht, daß ein in ihnen geführter Stift 24 gehoben wird (Fig. 192), indem ein von unten wirkender Hebel 25, 26", 27—28° in der äußersten Stellung links von einem Nocken 29" einer Welle 29'x entgegengesetzt zur Wirkung der Feder 28° gedreht wird. Von der Antriebsscheibe 8" aus erfolgt der Antrieb über 9', 30', 31', 32'. Von der Welle 29% wird mittels Nockens 33" eine Linksdrehung des Hebels 34, 35", 36, 37—380 ausgeführt, wenn sich der Greifer 4, 7 in der äußersten Stellung rechts befindet. 3. Mit senkrecht zum Längensinn stattfindender Verschiebung des Haarzufuhrers. Eine gleichmäßige Zuführung der Roßhaare zu den Zuführzylindern der Umspinnvorrichtung will der Gegenstand des D.R.P. 311624 (* 6. 7. 1917, f 1921) (63) durch einen Greifer 12!, 15 (Fig. 132) erreichen, dessen beide Teile in der Schlußstellung einen Raum von sich gleichbleibendem Fassungsvermögen einschließen. Der Greifer besteht aus einem auswechselbaren Finger 12!, 13—14° und einem winklig gestalteten Gegenstück 15,16x, 17°. Sind beide im Roßhaarbündel 0, das im nach unten sich verjüngenden Trog 1 mit Austrittsöffnung 18 liegt, so schiebt sich der Finger 12! gegen den Winkel des Gegenstückes 15 vor, wobei er alle überschüssigen Haare wegstreift. Es gelangen dadurch in den Winkel 15 nur so viel Haare, als in ihm Platz finden, weshalb bei jedem Griff immer dieselbe Anzahl Haare mitgenommen werden. Die Greifer 12!, 15 dringen also in das vorbereitete Faserbündel von beiden Seiten ein, ergreifen so viel Haare, als im Winkel 15 Platz finden, bewegen sich nach unten, öffnen sich in der untersten Lage und gehen hierauf wieder in ihre Anfangsstellung zurück. Die Haare gelangen dann über einen in der Haarrichtung gelegenen Trog durch die Zuführwalzen 19" zur Spinnvorrichtung. Die verschiedenen Bewegungen geschehen wie folgt: 1. D a s l o t r e c h t e Z u s a m m e n d r ü c k e n der H a a r e durch 8, 9, 10o, 11, 19, 20x, 21—21, 22!—22!, 231, 24, den Nocken 25 der Scheibe 25", die sich auf der Welle 26% der Antriebsscheibe 26", die vom Riemen 27 bewegt wird, befindet. 2. D a s w a g e r e c h t e E i n s t e c h e n der S t e c h e r 2, 4X—5, 7X durch 5, 7X, 28, die schiefe Ebene 29, die auf dem Schlitten 30, 310 liegt, welcher über die feste Führung 32 gleitet, indem sein Ende 33 vom Hebel 34, 35x, 36 durch das Exzenter 37" verschoben wird; dieses steht durch 38', z', z', 39', 40', z', 41' mit der Hauptwelle 26"x in Verbindung.
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3. D i e l o t r e c h t e B e w e g u n g d e r G r e i f e r 12!, 15 dadurch, daß 12!, 13 in der Führung des Schlittens 30 angeordnet ist und der Drehpunkt 16x des Armes 15, 16x auf dem Schlitten 30 liegt. 4. D i e w a g e r e c h t e V e r s c h i e b u n g d e s F i n g e r s 12!, 13—140 durch die Verbindung 42, 43x, 44—45, 46x, 47—48". 5. D a s H e b e n u n d S e n k e n d e r G e g e n b a c k e 15, 16x—170 mit dem Schlitten 30. Im gegebenen Zeitpunkt wird sie durch den Winkelhebel 49, 50x, 51, den Nocken 52 der Scheibe 53" nach oben gegen den Finger 12! gedrückt. 6. D i e D r e h u n g d e r Z u f ü h r w a l z e n 19" von der Hauptwelle 26"x aus durch 41', z', 40', 54', 55'. A 2 . Der Haarbehälter steht lotrecht.
a) Der Haarbeförderer ist ein Nadelgreifer.
1. Mit sich drehender Bewegung. Bei den Vorrichtungen (Fig. 14 2 ), bei denen die Greifernadel 8 auf einem endlosen, auf zwei Walzen 5", 6" fortbewegten Band 7 sitzen, ist ein sicheres Arbeiten der Nadel 8 nicht gewährleistet, weil auf das Band 7 hzw. die Nadel 8 einwirkende Erschütterungen ein richtiges Erfassen der Roßhaare mehr oder weniger beeinträchtigen, weshalb nach dem Gegenstand des D . R . P . 279294 (* 26. 4. 1913, j 1917) (68) die Greifernadel 2! (Fig. 20 2 ) mit ihrem Gewinde in einer auf der Scheibe 3" befestigten Mutter 4 vorgesehen ist, und die als Abstreifer dienende Büchse 5, welche in Führungen 6 gehalten wird und sich über die Nadel 2! verschieben läßt, durch die Feder 7° auf einem feststehenden Nocken 8 gepreßt wird. Bei der von dem Seil 9 über die Verbindung 10", 11', 12', 13', 14' verursachten Drehung der Scheibe 3" tritt die Greifernadel 2! in den mit Schlitz 15 versehenen Behälter 1 ein und erfaßt bei entsprechender Längeneinstellung der Nadel 2! das zu unterst liegende Haar 0, zieht es bei weiterer Drehung nach abwärts, bis es im gegebenen Augenblick von der durch den Nocken 8 bewegten Büchse 5 abgestreift und durch den Trichter 16, unterstützt von den Zuführungswalzen 17", zur Umspinnspindel fortgeführt wird. 2. Mit geradliniger Verschiebung und einfacher Greiferwirkung. Um den Greifer 2!, 3, 4, 5, 6 (Fig. 2 1 2 , D . R . P . 284730, * 20. 2. 1912, 1 1 9 2 3 ) (69) parallel zum Roßhaarbündel 0 zu bewegen und so jede Verschiebung der Haare nach außen zu verhüten, wird der in seiner Längsrichtung verschiebbare Greifer 2!, 3, 4, 5, 6, dessen Schlitze 4, 5 auf den Zapfen 7, 8 der beiden gleich großen Räder 9' ruhen, bei seiner Förderbew r egung, die von den Abzugswalzen 10", 10% durch die Übertragung 11", 12", 13' und die sich in gleichem Sinn drehenden Räder 9' verursacht wird, durch eine Feder 140 mit seinen Zapfen 3 gegen die geradlinigen Führungsbacken 15 angepreßt, bei ihrer Leerbewegung jedoch von ihnen dadurch zurückgezogen und kreisförmig in die Anfangslage zurückgeführt, daß beim Zuführen des Roßhaares die Zapfen 7 und 8 in der rechten
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Begrenzung der Schlitze 4 und 5 nicht anliegen und nur eine lotrechte Verschiebung des Greifers 2!, 3, 4, 5, 6 verursachen, während sie beim Leergang des Greifers 2! außer dessen Verschiebung nach oben noch seine Seitenbewegung verursachen, so daß sich die Greiferspitze 21 kreisförmig zurückzieht. Beim Anpressen an den Führungsbacken 15 schließt sich der Greifer 2! und erfaßt ein Haar 0; dieses befördert er bei seinem Niedergang in die Zuführzylinder 1010" und läßt es los, sobald der Greifer sich von der Führung 15 entfernt; er ist nun geöffnet und vermag beim Einstechen in das Haarbündel 0 durch Auftreffen auf die Führung 15 wieder ein Haar 0 quer zu ergreifen und zu befördern. 3. Mit geradliniger Verschiebung und gestufter Greiferwirkung. Wie bereits unter dem Abschnitt: Die Zuführung des Roßhaares aus dem Roßhaarbehälter (S. 54) erwähnt wurde, vermeidet der Gegenstand des D.R.P. 274459 (* 22. 7. 1913, t 1923) (56) das Fehlgreifen, wenn z. B . der Greifer in die Lücke im Roßhaarbündel, die durch das herausgezogene Haar entstand und noch nicht mit neuen Haaren angefüllt war, eingreift, dadurch, daß der Greifer zunächst eine größere als die gewünschte Anzahl Fasern erfaßt, von dieser erst die verlangte Anzahl abscheidet und nur diese herauszieht, während der Rest im Fasernbündel verbleibt. Die dazu verwendete Ausführung ist die folgende: Das Haarbündel 0 ist im Behälter 1, 2 0 (Fig. 22 2 ) federnd zurückgehalten. In es dringt der sensenartig ausgebildete Teil 2 des Hebels 2, 3, 4X dadurch ein, daß in dessen Schlizt 3 ein Finger 5 eingreift, der bei der Drehung der lotrechten Welle 6X den Hebel 2, 4X senkrecht zur Zeichnungsebene ausBchwingt; hierbei gelangt eine Anzahl Haare zwischen den sensenförmigen Teil 2 und die ihm gegenüberliegende Klemmbacke 7, 8*, 9—10°. Nach Ablauf des wagerechten Teils 11 der Nutenscheibe erfolgt durch den abfallenden Teil 12 mittels des Arms 13 eine Linksdrehung des Hebels 2, 4X, 14x. Hierbei stößt der Arm 9 des Greiferhebels 9, S®, 7 auf die Zunge, 15, 16x, wodurch eine Anzahl der von der Sense umfaßten Haare 0 geklemmt und mit nach unten genommen wird. Diese Haare gelangen durch den Trichter 17 der Umspinnspindel 18, wo sie mit den von den Kötzern 19 ablaufenden Fäden u umsponnen und durch das feststehende Rohr 20 auf die Wickelvorrichtung für das Roßhaargarn geleitet werden. Um das durch den Greifer 2, 7 verursachte seitliche Verschieben der Haare 0 zu verhindern und die vom Greifer hervorgezogenen Haare richtig in den Trichter 17 zu leiten, sticht ein Kamm 211, 22x, 23 gleichzeitig mit dem Durchstreichen des Greifers 2, 7, 4x in das Roßhaarbündel 0 ein, indem sein Ende 23 den Erhebungen und Vertiefungen der Nutenrolle 11, 12 folgt. Nachdem der Greifer 2, 7 die tiefste Stellung erreicht hat, verläßt der Kamm 21! die Haare 0, und gleichzeitig wird der Klemmhebel 7, 8X, 9 durch Abgleiten von der Zunge 18 frei. Beim In-die-Höhe-Gehen des Greifers 2, 7, 14x kann die Zunge 15, 16x ausweichen.
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A 3 . Der Haarbehälter ist geneigt angeordnet.
a) Die Zuführzylinder sind einseitig verjüngt, und die geschlossene Zange führt das Haar bis unter die Klemmlinie der Zylinder.
Bei dieser Ausführung dient zur Zuführung der Roßhaare 0 (Fig. 23 a , D.R.P. 389860, * 10. 4. 1923) (70) aus dem Behälter 1 ein Löffel 2!, 3° des Hebels 3, 4,x 5, dessen Ende 4X, 5 durch die Feder 6° gegen das Exzenter 7" gepreßt wird, das auf der Welle 8% der Scheibe 8", die vom Riemen 9 getrieben wird, sitzt, und eine Nadel 10! des Hebels 11, 12x, 13, dessen Ende 13, 12x sich unter der Wirkung der Feder 6° gegen den Daumen 14" anlegt. Die beiden Drehpunkte 4X, 12x liegen auf dem Schlitten 15, der über die Führung 16 gleitet, indem er durch die Stange 17, 18 mit der Kurbel 18, 8% der Welle 8% verbunden ist, welche bei ihrer Drehung im Sinne des Pfeiles durch 7"—5, 4X, 3—6° das elastische Eindringen des Löffels 2! von hinten in die Haare 0 und über 14"—13, 12x, 11—6° das elastische Klemmen der Haare 0 durch Sichauflegen der Nadel 10! auf den Löffel 2! gestattet, sowie durch 8^, 18—18, 17, 15—16 das Verschieben des geschlossenen Greifers 2!, 10! ausführt. Dabei gelangt er in den Zwischenraum der Wellen 19" der mit Kegelflächen 20" versehenen Walzen 21", deren vordere durch 22', 23', 24", 25" von der Welle 8"x getrieben wird, während die dahintergelegene (nicht zu sehende) durch Federdruck gegen die vordere gepreßt wird. Das Haar 0 befindet sich nun in der Strichpunktlage und es muß, nachdem sich der Greifer 10!, 2! durch die Wirkung des Daumens 14" auf den Hebel 13, 12x, 11—6° und des Exzenters 7" auf den Hebel 5, 4X, 3—6° geöffnet hat, zwischen die Walzen 21" gebracht werden. Hierzu dient ein dreieckig abgebogener Draht 26, der auf dem Hebel 27, 28x, 29 befestigt ist, welcher über die feste Bahn 30 gleitet. Seine Form gestattete das Hindurchgehen des Greifers 10!, 2! und, nachdem sich dieser geöffnet und das Haar 0 freigegeben hat, bei der Rückbewegung des Schlittens 15 durch die Spitze des dreieckigen Bügels 26 das Hineinschieben des Haares 0 in die Walzen 21", was durch die kegeligen Ausläufe 20" begünstigt wird. Die Walzen 21" befördern nun die Haare 0 durch den Trichter 31 in die Umspinnvorrichtung, wo sie in üblicher Weise mit dem Einführfaden gehen und von den Wickelfäden umsponnen werden. B . Die Zylinder gehen auseinander. B t . Der Haarbehälter liegt wagerecht, die Nadel senkt das Haar in die geöffneten Zuführzylinder, worauf diese sich schließen und es in die Umspinnvorrichtung führen.
Hierzu wird eine einfache, etwas nach unten gebogene Nadel 6! (Fig. 242, D.R.P. 294121, * 3. 12. 1915, f 1921) (55) verwendet, welche in die schlitzförmige Öffnung 5 in der Vorderwand 3 des Roßhaarbehälters 1 eintritt und aus ihr das durch die Wirkung der spiralig angeordneten Bürstenbeschläge der Walze 2" bis an die Abschlußwand 4
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beförderte Roßhaar 0 entnimmt und zwischen die geöffneten Zylinder 1 6 " , 16" senkt, worauf diese sich schließen und es in die Umspinnvorrichtung führen. Die vor- und zurückgehende und die auf- und absteigende Bewegung der Nadel 6! erfolgt dadurch, daß ihr Hebel 6!, 8X—8X, 9X mit dem Rahmen 7 auf einem Exzenter 10" ruht, das vom Riemen 11 über die Verbindung 1 2 " , 13', z', 14' getrieben wird, die über 12", 13', z', 15' auch die Bürstenwalze 2" in Drehung versetzt. Das Öffnen der Zylinder 16", 16" erfolgt dadurch, daß die Walze 16" auf einer in 17 geführten Stange 17, 18", 19—200 gelagert ist, die durch die Hebel 21x, 22 von der Nockenscheibe 23" ausgeschwungen wird. B2) Der Haarbehälter ist geneigt, die Zufahrzange tritt in die sich öffnenden ZufQhrzylinder ein.
Das Wesen der Beförderung des Haares 0 (Fig. 25 2 ~^29 2 , D . R . P . 251899, * 2 6 . 1 0 . 1 9 1 1 ) (65), siehe auch Fig. 9 2 , S. 55,65, aus dem Behälter 1 in die Zuführwalzen 7", 7" besteht darin, daß, um stets ein sicheres Erfassen des Roßhaares 0 durch die Walzen 7", 7'1, zu bewirken, das dem Yorratsbündel in 1 entnommene Roßhaar 0 bis über die Berührungslinie der Förderwalzen 7", 7" hinaus dadurch gehalten und geführt wird, daß entweder die Walze 7" von 7% entfernt (Fig. 25 2 ) und dann wieder mit dem freigegebenen Roßhaar an sie gedrückt (Fig. 26 2 ) wird, oder dadurch, daß die Walze 7" (Fig. 27 2 ) mit einer Aussparung 8 versehen ist, die den Greifer 2, 3 durchläßt, worauf durch den Vollkranz von 7" (Fig. 28 2 ) das Anklemmen des Roßhaares erfolgt, oder auch noch dadurch, daß der Greifer 2, 3 (Fig. 29 2 ) zwischen den Achsen 7% der Förderwalzen 7", hindurchtritt und das von ihm erfaßte Roßhaar 0 in schiefer Richtung einzieht. In allen Fällen gelangt es durch den Trichter 9 in die Umspinnvorrichtung. 3. Die Zuführung mit Ende an Endelegen der Haare. a) D u r c h T a s t e r . Um die Haare 0 (Fig. 30 2 , D . R . P . 259772, * 6. 5. 1 9 1 1 , 1 1 9 1 3 ) (57) ohne Zwischenräume Ende an Ende aneinanderzureihen, wird die Spannung des aus dem Vorratsbehälter 1—2, 30 durch eine gegabelte Nadel 4!, 5, 6—6, 7—7, 8"x, 8"—9", 10, welche, wenn die Kuppel 9", 8" geschlossen sind, vom Seil 11 gehoben und gesenkt wird, herausgestoßenen Haares 0, wenn es durch die schrägstehenden, vom Wirtel 12" und dem Seil 13 getriebenen Förderwalzen 14" seitlich erfaßt ist und zur senkrechten Lage in bezug auf die Walzenachsen wandert, benützt, um durch dieTasterhebeleinrichtung 15,16x, 17—180—19, 20x, 21 das Auskuppeln von 9", 8" zu verursachen und den Antrieb für die Stoßnadel 4! so lange ausgerückt zu halten, bis das jeweils ablaufende Haar 0 den Behälter 1 verlassen hat, worauf die Feder 180 das Wiedereinrücken der Kuppel 8", 9" ausführt und ein neues Haar 0 zugeführt wird. 2 ist ein mehrseitiger Bügel (siehe Fig. 3 2 ), dessen oberer Winkel Brüggemann,
Gewebeherstellung.
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die Roßhaare 0 mit der Verjüngung des Behälters 1 zusammenpreßt und in dessen unteren Winkel die Feder 3 angreift. b) Durch U m l a u f g e t r i e b e . Das Ende an Endelegen der Roßhaare wird ohne Taster dadurch erreicht, daß die Abzugswalzen 15", 15"o (Fig. 312, D.R.P. 268087, * 6. 5. 1911, t 1913) (71) über ein Umlaufgetriebe 2', z', 3', 4', 5', 6', dessen Umlaufrad 5' auf dem Hülsenarm 7X, 8 sich dreht, und Rad 6' von der Scheibe 9" durch die Schnur 10 stetig angetrieben wird. Ist ein Haar 0 von den Abzugswalzen 15", 15% erfaßt, so leisten diese und das Rad 4' einen Widerstand und nun rollt sich das Umlaufrad 5' auf 4' ab, getrieben vom Rad 6'. Dabei dreht es sich mit seinem Arm 7X, 8 aus der Zeichnungsebene nach oben um die Welle des Umlaufgetriebes 4'x und nimmt den Hebel 11,12x, 13 derart mit, daß dessen Ende 12x, 13 aus der Zeichnungsebene sich nach unten bewegt unter Überwindung der Feder 140. Dadurch wird der Nadelausstoßantrieb ausgeschaltet. Ist das Haar 0 durch die Abzugswalzen 15", 15% gelangt, so laufen diese einen Augenblick leer, und die Feder 140 vermag die Hebel 13, 12x, 11—7X, 8 wieder in die Anfangslagen zurückzubringen, wodurch der Nadelausstoßantrieb sofort wieder eingeschaltet wird. Dieser führt den Abzugswalzen 15", 15% neue Haare zu, und das Spiel beginnt wieder. C. Roßhaarwächter zum selbsttätigen Abstellen des Spinnganges bei fehlendem Roßhaar. Der Roßhaarwächter stellt den Spinngang ab, sobald das Roßhaar fehlt, um Fehlstellen im Fadengebilde zu vermeiden. Das Roßhaar 0 (Fig. 322, D.R.P. 268860, * 3. 7. 1912, f 1916) (72) geht aus dem Behälter 1 unter dem Fühler 2, 3X, 4° hindurch und durch das feststehende Rohr 5 zu den Abzugswalzen 6", 6%. Auf dem Rohr 5 dreht sich lose der Teller 7", der über die Räderverbindung i', i', 8', 9', 10", 11", 12" von dem Riemen 13 getrieben wird, wenn der Hebel 14x, 15, 16, 17—189 die Reibscheiben 10", 11" gegeneinander preßt. Durch die Übersetzung 19', 20', 21', 22', 23', z', 24' werden die Abzugswalzen 6", 6% gedreht. Beim Umlaufen des Tellers 7" umwickeln die von den auf ihm steckenden Kötzer 25 ablaufenden und durch die Führungen 26! gehenden Gespinste « die Roßhaare 0. Die Haarzuführung besteht aus dem in 27 auf der Stelze 27, 28x und in 29" auf dem Arm 29", 30x beweglich gelagerten Behälter 1 und dem ebenfalls beweglich gelagerten Greifer 31, 32x—33 34. Dieser wird gebildet aus der bekannten Hakennadel 31 mit Klemmfeder 33°. Das Öffnen und Schließen des Greifers wird durch Heben und Senken des Hebels 35, 36x bewirkt. Befindet sich der Greifer 31, 33" in seiner Endstellung nach links, so ist das Haarbündel in 1 in seiner Endstellung nach rechts angelangt. Der Greifer 31, 33° ist geöffnet, die Enden des Haarbündels in 1 befinden sich über der Greifernadel 31. Das Haarbündel ist in gehobener Stellung. Nachdem es sich durch eine
— 67 — Rechtsdrehung von 29", 30" gesenkt hat, so daß die Greifernadel 31 in die Haare 0 eindringt, wird der Greifer 31, 33° durch eine Linksdrehung von 35, 36x geschlossen. Dieser bewegt sich mit dem Hebel 31, 32z nach rechts, das Haarbündel mit 1 mit dem Hebel 27, 28x nach links, wobei es gleichzeitig durch Linksdrehung des Hebels 29", 30* gehoben wird. Sobald der Greifer 31, 32x, 33" in seiner Endstellung angelangt ist, beginnt die Schiene 37 sich nach links zu verschieben. Hat der Greifer 31, 33° ein Haar 0 ein Stück aus dem Bündel in 1 herausgezogen, so begegnet dem Haar der obere Teil 2 des Fühlers 2, 3X, 40 und wird zurückgehalten, so daß das Ende 4das bisher auf dem Finger 38! auflag, gehoben ist; es weicht auf diese Art einem auf der Schiene 39 befestigten Winkel 40, 41x, 42! aus, so daß dieser in Ruhe bleibt. Die Fadenbildung nimmt ungestört ihren Fortgang. Der Greifer 31, 33° öffnet sich durch Senken des Hebels 35, 36das Bündel in 1 bewegt sich zum weitern Vorschub des Roßhaares noch nach rechts, so daß das Haar 0 von dem Umspinnfaden u an den Zwirnkern gepreßt wird und den Lieferwalzen 6", 6folgt. Hat der Greifer 31, 330 kein Haar 0 erX faßt, so wird der Fühler 2, 3 , 4° bei seinem Vorgang nicht beeinflußt, sein Ende 40 dreht den ihm entgegenkommenden Winkel 40, 41', 42! nach links und dieser veranlaßt durch die Schnur 43, die über Leitrollen 44 geht, das Ausheben der Klinke 45°, 46x aus dem Hebel 47, 4P, 49, 50, 51so daß dieser eine Linksdrehung macht und die obere Schneide des Doppelhakens 50 mit dem Zahn 17 des Hebels 17, 16, 15, 14x—180 eingreift und bei der nun einsetzenden Linksverschiebung der Schiene 52 dessen Stift 16 zum Eingriff mit der Klinke 53, 54x, 55 bringt. Durch die Rechtsdrehung des Hebels 17,16,15,14x—2 gelangt die Scheibe 10" außer Berührung mit der Scheibe 11" und wird von der Bremse 58, 590 angehalten. Ist das Haar 0 von Hand eingelegt, und lehnt sich der Fühler 2, 3X, 4° wieder auf den Faden, so wird die Klinke 4546" den Hebel 47, 48x, 49, 50, 51° in seiner Arbeitslage (in die er kurz vorher durch Linksbewegung des Mitnehmers 60! der sich stetig hin- und herbewegenden Stange 61 gelangte) zurückhalten, so daß die untere Schneide des Doppelhakens 50 den Haken 56, 55—57° mit nach links nimmt, eine Rechtsdrehung des Hebels 55, 54x, 53 und das Entriegeln von 53, 16 ausführt. Die Feder 180 des Hebels 17, 16, 15, 14x preßt die Reibscheibe 10" wieder gegen 11", und das Umspinnen beginnt von neuem. D. Verfahren zum Yerkleben der Boßhaare mit dem Seelenund Umspinnfaden. a) D u r c h T r ä n k e n des S e e l e n f a d e n s m i t K l e b m i t t e l n . Bekanntlich wird endloses Roßhaargarn derartig hergestellt, daß an einem oder mehreren Mitlauffaden die einzelnen Roßhaare aneinander sich reihend angelegt und dann umsponnen werden. Hierdurch sind die 5*
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Roßhaare an den Mitlauf faden gelagert, jedoch oftmals so locker, daß die einzelnen Haare herausgezogen werden oder von selbst ausfasern können. An den Schnittflächen, besonders zur Herstellung des Armloches, wofür verschiedene Einschnitte in das Roßhaargewebe gemacht werden müssen, um die Rundung herauszubekommen, stechen die Roßhaare durch das Kleidungsstück hindurch, sie arbeiten sich heraus. Um dieses zu verhüten, wird der Umlauffaden mit einem Klebstoff getränkt (D.R.P. 262863, * 8. 10. 1912, f 1923) (73), an ihn die Roßhaare hintereinander angelegt und die beiden Gebilde dann umsponnen. Dieses Roßhaargebilde durchläuft ein Glättungsmittel (Talkum), bevor es aufgewickelt wird, um ihm die Klebrigkeit zu nehmen. b) D u r c h T r ä n k e n des u m s p o n n e n e n Roßhaarfadens m i t K l e b m i t t e l n . Reim Aufkleben der Haare auf den Mitlauffaden kommt es häufig vor, daß infolge der Starrheit und Ungleichförmigkeit der Haare das Aufkleben nicht auf der ganzen Länge erfolgt. Wird beim Verarbeiten der Faden an solchen Stellen zerschnitten, so entstehen abstehende Roßhaarspitzen, die den Stoff durchdringen. Um diesen Übelstand zu vermeiden, wird das Roßhaargarn s, 0, u (Fig. 33 2 , D.R.P. 296082, * 11. 1. 1916, f 1921) (74) im Anschluß an die Umspinnung durch eine Klebstofflösung hindurchgeführt, getrocknet und erst dann aufgewickelt. Der auf eine Vorratsrolle 2" aufgewickelte Mitlauffaden s läuft zunächst über eine Leitrolle 3", durch die Förderrollen 4", eine feststehende Röhre 5. Die Haare 0, welche mit dem Mitlauffaden s umsponnen werden sollen, liegen in einem Rehälter 1, von dem sie mittels irgendeines Greifers zwischen die Förderrollen 4" gebracht und von diesen der Röhre 5 zugeleitet werden, nachdem sie in bekannter Weise mit den von den Spulen 6" kommenden Fäden u umsponnen worden sind. Die Spulen 6" befinden sich auf Stiften des Drehtellers 7 " und laufen über die Führung S und die Röllchen 9", welche auf Drähten 10 des Drehtellers 7 " angebracht sind, in senkrechter Richtung auf den Mitlauffaden s und die Roßhaare 0. Von der Röhre 5 aus wird das Haargarn durch ein Gehäuse 11 geleitet, indem es z. B. durch Aufblasen mittels eines Rohres 12 mit gepulvertem Klebstoff versehen wird, wobei eine Bürste 13" für den gleichmäßigen Auftrag des Klebstoffes sorgt. Die Bürste 13" streift gleichzeitig das überflüssige Klebstoffpulver ab, das dann durch ein Rohr 14 einem Sammelkasten zugeleitet wird. Vom Gehäuse 11 aus gelangt das Haargarn etwa mit Hilfe zweier gebogener Glasröhren 15,16 durch einenBehälter 17, in dem sich ein Mittel befindet, das den Klebstoff auflöst. Das auf diese Weise mit Klebstoff versehene Haargarn gelangt dann in eine Vorrichtung 18, wo es getrocknet wird, worauf es über die Leitrolle 19" und durch den Fadenführer 20! geht und auf einer Spule 21" aufgewickelt wird. c) D u r c h Z w i r n e n v o r h e r e r w e i c h t e r , umsponnener R o ß h a a r f ä d e n . Das Verschieben und Heraustreten der Roßhaare
— 69 — beim Tragen wird nach dem Verfahren desD.R.P. 287431 (• 15. X. 1913) (75) dadurch verhindert, daß das umsponnene Garn mit das Roßhaar erweichenden Mitteln, Wasser, lau, kochend oder als Dampf oder Öl, Glyzerin, Spiritus usw. behandelt und im Erweichungszustand der Roßhaare verzwirnt wird, so daß letztere beim Wiedererhärten die ihnen durch das Zusammendrehen gegebene Form und Lage beibehalten. Gleichzeitig werden die freien Enden der Roßhaare fest an den Mitlauffaden angelegt, so daß sie nicht mehr herausspießen und das Hindurchgehen des Roßhaargarnes durch die Rietzähne beim Verweben nicht mehr hindern. Beim Behandeln der Roßhaare mit Wasser, beim Kochen, Dämpfen oder Erhitzen der Roßhaare und bei ihrer Behandlung mit Spiritus erhärten sie nach dem Trocknen oder Erkalten ohne weiteres. Öl und Glyzerin müssen nach dem Verzwirnen des Garnes ausgewaschen werden.
m . Das Umspinnen des Seelenfadens und Roßhaares. a) Die Anordnung der Umspinnstellen. Das Umspinnen erfolgt durch einen oder mehrere Umspinnfäden u (Fig. 48j); im ersten Fall ist die Umspinnspule 40" über ein Rohr des Drehtellers 39" geschoben, mit dem er das feststehende Leitrohr 8 umgibt, und der sich abwickelnde Faden u wird durch zwei Fadenösen 41 einer auf dem Drehteller 39" befestigten Stange zum Seelenfaden s und Roßhaar 0 geleitet. Die erste Öse ist ungefähr in der Mitte der Höhe der Umspinnspule 40" gelegen und sichert das reibungslose Ablaufen des Umspinnfadens u; die zweite ist in der Höhe über der oberen Flansche der Umspinnspule 40" angeordnet und bezweckt, das Auflaufen des Umspinnfadens u auf den Seelenfaden s und das Roßhaar 0 festzulegen. Sollen letztere mit mehreren Umspinnfäden versehen werden, so können zwei Umspinnteller mit einfachen Spulen nacheinander angeordnet sein, oder bei nur einer Umspinnstelle sind auf dem Drehteller 18" (Fig. 22z) mit Wirtel 2", die lose um das feststehende Rohr 20 laufen, Aufsteckspindeln befestigt, auf welche die Spulen oder Kötzer 19 aufgestellt bzw. aufgesteckt werden. Jeder Kötzerspitze gegenüber befindet sich ein Sauschwanz, durch den der Faden u zur Umspinnstelle geleitet wird. (Fig. 2S zeigt eine Ausführung mit zwei Umspinnstellen für mehrere Kötzerfäden u.) Beide Aufsteckarten können selbstverständlich auf demselben Spinngang verwendet werden, wie dieses die Fig. 3S (D.R.P. 7924, * 23. IX. 1878, f 1881) (76) zeigt. Bei zwei Umspinnstellen hat man noch den Vorteil, daß die Drehteller 1" durch die Wirtel 2", welche über 3", 4", 5" und die Antriebsscheibe 6" vom Riemen 7 getrieben werden, entgegengesetzt zueinander bewegt werden, so daß der Umlauffaden ux entgegengesetzt zu u verläuft und sich beide Fäden daher auf dem Seelenfaden s und dem Roßhaar kreuzen und letzteres nach beiden Sinnen zurückhalten und am Herausstechen aus dem Fadengebilde verhindern.
— 70 — b) Die Ausbildung des Umspinnkopfes. Die einzelnen Bestandteile des Umspinnkopfes müssen leicht zerlegbar und das Ersetzen leergelaufener Hülsen durch volle Spulen schnell durchführbar sein, ohne die Arbeit der Nachbargänge zu stören. 1. Bei Mittenspulen. Hierbei kann die Spule 1" (Fig. 43, D.R.P 226536, * 14. IX. 1909, f 1911) (77) sich unmittelbar auf der feststehen den Hülse 2, die im Sattelholz 3 durch die Schraube 4 befestigt ist, drehen, wobei ihre Verschiebung in der Achsenrichtung durch die auf der Hülse 2 festen Flansche 5 vereitelt wird, oder die Umspinnspule 1" (Fig. 5S, D.R.P. 214501, * 25. VIII. 1908, f 1909) (78) dreht sich um ein Rohr des Drehtellers 3". In jedem Fall ist'es nötig, die Eigendrehung der Spule, hervorgerufen durch die Geschwindigkeit des Drehtellers und den Fadenzug zu verhüten. Dieses geschieht durch Bremsen verschiedener Ausführungen; bei der Anordnung nach Fig. 4 3 durch eine um den Wirtel 6" der Spule 1" gelegte Bremsschnur, welche am Arm 71 der Hülse der feststehenden Flansche 5 befestigt ist; bei der Ausführung nach Fig. 5 S durch eine Bremsfläche 4, 5°, welche gegen die Spule 1" dadurch anliegt, daß sie an einer Schraubenfeder 5° vorgesehen ist, welche um den Stift 6 des Spulentellers 3" gewickelt unti mit ihrem andern Ende 7 in ihm steckt. Die Eigendrehung der Spule 1" ist um so größer, je geschwinder der Drehteller 3" läuft und je schwerer die Spule 1" ist. Bei ihrer wechselnden Geschwindigkeit, verursacht durch unregelmäßigen Gang des Motors, und bei der Gewichtsabnahme der Spule 1" infolge Leerlaufens wird daher ihre Eigendrehung verschieden groß sein und durch sie den Umschlingfaden u verschieden beanspruchen. Um die Spannung des Umspinnfadens u regelmäßig zu erhalten, was für ein gutes Umspinnen notwendig ist, trägt die Hülse 2" (Fig. 63, D.R.P. 174027, * 9. VII. 1905, f 1908) (79), auf der die Spule 1" sitzt, zwei Stangen 3, auf denen Schleudergewichte 4° lose angeordnet sind. Diese werden durch die Federn 5° und durch die Schleuderkraft nach außen gegen eine Reibfläche 6 gepreßt und sind auch auswechselbar, so daß leicht die richtige Bremsung eingestellt werden kann. Der Deckel 7 schützt die Bremse vor Schmutz. Hier verändert sich die Reibung nur mit der Geschwindigkeit des Drehtellers. Da außer ihr die Spannung des Umspinnfadens u noch mit der Bremsung der Spule 1" wechselt, so wird erstere auch dazu benützt, die Bremswirkung zu regeln, dadurch, daß die zu große Spannung des von der Spule 1" (Fig. 7S, D.R.P. 130026, * 14. IX. 1901, f 1905) (80) ablaufenden Fadens u den Fadenführerhebel 2!, 3X, 4 entgegengesetzt zur Wirkung der Feder 5°, deren eines Ende 6 an dem einstellbaren Scheibchen 71 und deren anderes 8 am Arm 3*, 4 angreift, von dem Bremsrand 9" der Spule 1" entfernt, wodurch die Spannung des Fadens « wieder herabgemindert wird. Sinkt dagegen die Spannung des Fadens 0, so wird der Bremsarm 3X, 4 von der Feder 5° stärker
— 71 — gegen den Rand 9" gepreßt, bis die verlangte Fadenspannung wiederhergestellt ist. Auf die Verbindung des Drehtellers 39" (Fig. 48 t ) mit dem Antriebswirtel 39" ist noch besonders hinzuweisen. Bilden diese ein Stück, so wird der Drehteller beim Ersetzen der Spulen und beim Auseinandernehmen weiterlaufen, was nicht immer wünschenswert ist. Aus diesem Grunde ist der Drehteller 9" (Fig. 43) für sich ausgebildet und mit Stiften 10 versehen, die in Löchern des Flansches 11", 12, der über einen Keil 13 der Nabe des Antriebswirteis 14" verschiebbar ist, eingreifen. Letzterer wird durch eine Schnur 15 angetrieben. Das Ausschalten geschieht durch den Handhebel 16, 17, 18. Eine ähnliche Verbindung zeigt die Ausführung nach Fig. 5 a (73). Auch hier hängt der Teller 3" durch Stifte 8 mit dem Muff 9 des WirtelslO", der von der Schnur 11 getrieben wird, zusammen. Durch den federnden Hebel 120, 13 und das Exzenter 14", das durch den Handhebel 15 um 180° verlegt werden kann, wird das Kuppeln beider Teile 3" und 10" bewirkt. Weil hier die feststehende Hülse 2 mit einem Bund 16 versehen ist, zwischen dem und der Büchse 17 die Spule 1" gehalten ist, so muß zum Ersetzen der Spule die Befestigungsschraube 18 der Hülse 2 jedesmal mit einem Steckschlüssel gelöst und letztere herausgezogen werden. Zum Herausnehmen der Büchse 17 mit Wirtel 10" müssen die Schrauben 18 und 19 gelöst werden. Der Faden u läuft von der Spule 1" ab, durch die Fadenführer 20, 21, deren Träger 22 auf dem Drehteller 3" befestigt ist, zum Seelenfaden s; oberhalb der Umwicklungsstelle wird er nochmals durch einen zurückklappbaren Fadenleiter 23, 24", 25 geführt, um die Windungen regelmäßig zu verteilen. 2. Bei Seitenspulen. Sind die Spulen 1" (Fig. 8S, D.R.P. 126331, * 7. IV. 1900, f 1903) (81) für den Umspinnfaden u zu den Seiten der feststehenden Hülse 3 angeordnet, so ist der Antrieb des Tellers 4" nach denselben Regeln durchgeführt, wie bei der Mittenspule, d. h. die Schnur 5 treibt den Loswirtel 6", dessen Scheibe 7" durch die Mitnehmer 8 den über den Keil 9 der Nabe 4% verschiebbaren Muff 10" dreht, in dessen Kehle der Hebel 11, 12x, 13 greift, der zum Stillstand des Tellers 4" rechtsherum gedreht wird, so daß die Mitnehmer 8 sich aus den Löchern der Scheibe 7" des Wirtels 6" entfernen. Die ganze Anordnung wird zwischen den beiden Flanschen 14 und 15 des feststehenden Rohres 3 gehalten. Die Aufsteckung der Spulen 1" für den Umlauffaden u erfolgt zwischen den Flanschen 2 und 2!\ der ablaufende Faden u geht über den Sauschwanz 16!, 17", 18, dessen Ende 18 senkrecht zur Zeichnungsebene abgebogen ist und der unter der Wirkung der Schraubenfeder 19° steht, deren eines Ende 20 am Hebelarm 16!, 17" liegt, und dessen anderes 21 in ein Loch des Drehtellers 4" eingreift. Vom Sauschwanz 16! geht der Faden u über einen zwischen den Spulen 1" aufgestellten Fadenführer 21! zum Seelenfaden s. Die Bremsung der Spule 1" zur Verhütung
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des, ungewollten Abiaufens des Fadens u durch die Eigendrehung der Spule 1" bei großer Geschwindigkeit des Drehtellers 4" wird erreicht durch die Erbreiterung 22 der Feder 23°, die um die Hülse 24 gewickelt ist und mit ihrem andern Ende 25 im Sperrad 26' steckt. Durch dessen Drehung wird der Druck der Erbreiterung 22 auf die Spule 1" geregelt; festgelegt wird er durch die in das Sperrad 26' unter der Einwirkung der Feder 30° stets eingreifenden Klinke 27, 2829. c) Das selbsttätige Abstellen des Umspinnganges bei Fadenmangel. 1. Absteller durch Ausnützung der Fadenspannung mit Hebelübertragung. a) Mit p a r a l l e l zum D r e h t e l l e r w i r k e n d e m F a d e n f ü h r e r . Die Spannung des Fadens u (Fig. 8S) verursacht eine Linksdrehung des Hebels 16!, 17x, 18 unter Zuziehung der Feder 20, 19>, 21. Fehlt der Faden u, so verursacht die Feder 19° eine Rechtsdrehung des Hebels 16, 17", 18, so daß sein Ende 18 nun in die punktierte Stellung 181 kommt, in der 181 einen Hebel 31, 32x, 33 senkrecht zur Zeichnungsebene ausschwingt, der das Abstellen des Maschinenkopfes, d. h. das Ausheben der Kupplung 10", 9, 8—7", 6" für den Drehteller 4" und den Antrieb für den Seelenfaden s veranlaßt. Um das Zusammenwirken dieser Bewegungen gut darzustellen, sei noch ein zweiter Absteller mit Hebelübertragung beschrieben. b) Mit l o t r e c h t w i r k e n d e m F a d e n f ü h r e r . 1. Fehlt die Seele s (Fig. 9S, D.R.P. 157058, * 16. VIII. 1902, f 1903) (82) der Spule 1" dann schwingt 2, 3X, 4—50 senkrecht zur Zeichnungsebene nach oben. 4 verläßt 6 des Hebels 6, 7X, 8, 90, der in der Zeichnungsebene sich rechts herumdreht, bis er auf die Rast 10 aufschlägt. Dadurch hebt er mit der Stange 11—12!, 13 die Nabe 14" mit Teller 15" so hoch, daß die Scheibe 16" aus den Mitnehmedornen 17 der Scheibe des Wirteis 18", der durch die Schnur 19 angetrieben wird, gelangt und so der Drehteller 15" stehenbleibt. Das obere Ende der Stange 11,12! läuft in eine schiefe Ebene 20 aus, die in Wirklichkeit senkrecht zur Zeichnungsebene steht. Beim Steigen verursacht 20 eine Rechtsdrehung senkrecht zur Zeichnungsebene des Hebels 21, 22x, 23—240 entgegengesetzt zur Wirkung der Feder 240 und dieser gibt den Bund 25 der Stange 26, 27, 28! frei, so daß sie durch die Feder 290 nach oben verschoben wird. Dadurch steigt der Schalthebel 30, 31, 32, dessen Schlitz 31 sich über den Stift 33! verschiebt und der unter dem Einfluß des Exzenters 34" und den Federn 350 und 360 steht, so hoch, daß 30 nicht mehr in die Zähne des Schaltrades 37' der Sammelrolle 38" eingreift und der Antrieb für den Durchgang des Seelenfadens s aufhört. 2. Fehlt ein von der Spule 39" kommender Umspinnfaden u, so fällt der durch seine Spannung gehobene Wächter 40. Sein unteres Ende trifft nun. bei der Drehung auf den Arm 41, 42x der lotrechten Stange
— 73 — 42„ 3X und verursacht ihre Drehung, durch die wie vorhin der Antrieb des Spinntellers 15" und der Aufwickelwalze 38" ausgeschaltet werden. 2. Absteller durch Ausnützung der Fadenspannung und des Stromunterbrechungsvermögens der Textilfasern. Der Riemen 1 (Fig. l s , D . R . P . 118481, * 24. IV. 1900, t 1905) (83) läuft auf eine der Antriebsscheiben 2?[ oder %{ auf, je nach der Stellung des Riemengabelhebels 3, 4X, 5, 6—70!, dessen Ende bei der Stellung des Riemens 1 auf der Festscheibe 2J' durch die Zunge 8X, 9 und die Hakenhebeleinrichtung 10, llx, 12, 13, 140! gehalten wird. Die Hauptwelle treibt durch 15", 16" den Teller 17", welcher die Spule 18" trägt. Der von ihr ablaufende Faden u geht über den in 19 geführten Fadenführer 20, 210 auf den Seelenfaden s. Dieser läuft von der Spule 22" ab, durch die Zufuhrzylinder 23", 23", das feststehende Rohr 24 (zwischen beiden ist die nicht gezeichnete Roßhaarzuführung angeordnet), die Abführwalzen 25", 25", den sich senkrecht zur Zeichnungsebene hin und her verschiebenden Fadenführer 26!, auf die durch die Wickelwalze 27" getriebene Wickelspule 28'0'. Die Lager für die Oberwalzen 23", 25" sind getrennt von denen der Unterwalzen 23", 25" und in sie werden durch die Drähte 29, 30 die Ströme der Elektrizitätsquelle 310 geleitet. Durch 29 geht der Strom in die Oberwalzen und in den Bock 32 mit Feder 330 und durch 30 über den Hufeisenmagnet 35 in das Gestell der Maschine und in die auf ihnen unmittelbar befestigten Lager für die Unterwalzen und den Bock 34. Fehlt der Umspinnfaden u, so verschiebt sich der Fadenführer 20, 21° nach außen, wobei das Ende 21°, auf die Feder 330 des Bockes 32 trifft und sie mit Bock 34 in Berührung bringt. Hierdurch wird der Stromkreis geschlossen, und durch das sofort erfolgende Magnetisieren des Kernes 35 wird der Hebel 12, llx, 13, 10 eine kurze Rechtsschwingung machen; hierdurch wird die Zunge 9, 8X frei und die Feder 70! dreht den Hebel 6, 5, 4X, 3 nach links; der Riemen 1 geht auf die Losscheibe 2[' und die Maschine wird angehalten. Fehlt der Seelenfaden s zwischen Spule 22" und den Zuführwalzen 23", 23'0', so berühren sich beide, der Strom wird geschlossen und es erfolgt, wie vorhin, das Abstellen der Maschine. Fehlt zwischen dem festen Rohr 24 und den Ausfuhrzylindern 25", 25't' das umsponnene Gut, so schließt sich ebenfalls der Strom zum Stillsetzen der Maschine.
VII. Die Roßhaargewebe. Zum Verständnis der Herstellung der Roßhaargewebe ist vor allem die Kenntnis der für sie in Betracht kommenden Bindungen notwendig. a) Die Bindung ist das Gesetz, nach dem die Kreuzungen der Kettund Schußfäden sowohl in der Breite b (Fig. 103) des Gewebes auf der
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folgenden Schußlinie fortschreiten, als in der Länge l des Gewebes um die Anzahl Schüsse steigen. Mit Bindungseinheit werden die auf die geringste Kett- und Schußfadenzahl (Rapport) beschränkten Kreuzungen bezeichnet, die sich in regelmäßiger Folge im Gewebe wiederholen. Diese Kreuzungen werden auf demWebstuhl, auf dem die parallel nebeneinander auf dem Kettbaum 1" (Fig. 113) aufgewickelten Kettfäden 0 über den Streichriegel 2, über bzw. unter den Kreuzruten 3, 4 abwechselnd hinweg, durch die Augen 5, 6 der Litzen der Schäfte 7, 8, durch das Blatt 9 der Lade 10,11,12x, über den Brustriegel 13 und die Sandwalze 14", auf den Warenbaum 15" gehen, der z. B. in den Führungen 16 gleitet und durch über die Leitrollen 17" gelegte Ketten 18 mit Gewichten 19J an die Sandwalze 14" gepreßt wird, dadurch erhalten, daß ein Teil der Kettfäden, z. B. die ungradzahligen, nach oben und der andere, die gradzahligen, nach unten aus der Fadenebene 2,13 abgelenkt und in das so entstehende Fach der Schußfaden 0 eingetragen wird, worauf die Kettfäden ihre Lagen vertauschen, d. h. die des Oberfaches in das Unterfach übergehen und umgekehrt. Nach Eintragung des zweiten Schusses nehmen die Kettfäden ihre erste Lage wieder ein, um den dritten Schuß aufzunehmen und so fort. Der Kettbaum wird gebremst durch die Seile 20, die einerseits am Gestell 21 befestigt sind, über die Bremsscheiben 22" gehen und andererseits in 23 der Wirkung des Gewichtshebels 24x, 25, 261 ausgesetzt sind. Der Antrieb erfolgt durch den Riemen 28 auf die Scheiben 29" mittels der Kurbel 2929 und dem Pleuel 29, 30 auf den Ladenstelzen 10,12x. Bei den Grund- oder klassischen Bindungen enthält jede Bindungseinheit ebenso viele Schuß- als Kettfäden. Schreitet die Kreuzung (Fig. 10 3 ) über je einen Kettfaden im Breitensinne des Gewebes fort und steigen die Kreuzungen auf jedem folgenden Schußfaden im Längensinne weiter, so entsteht ein Gewebe, bei dem der eine Schuß 0 über allen ungradzahligen Kettfäden 1,3,5,7... und der folgende 0°, sowie der vorhergehende 0l über allen geradzahligen 2, 4, 6, 8 liegt. Diese Kreuzungsart heißt L e i n w a n d b i n d u n g für die Zeuge aus Pflanzenfasergespinsten, T u c h b i n d u n g für die Stoffe aus Wollgarnen und T a f t b i n d u n g für die Seidengewebe. Werden in dasselbe Leinwandfach mehrere Schüsse eingetragen, so erhält man den K e t t e n - oder Q u e r r i p s ; kreuzen dagegen jeden Schußfaden zwei oder mehr nebeneinanderliegende Kettfäden, so ist das Gewebe S c h u ß - oder L ä n g s r i p s . Kreuzen sich die Schuß- und Kettfäden in Gruppen, so entsteht die W ü r f e l b i n d u n g , deren durch gleiche Fadenzahl in Schuß und Kette gekennzeichnete Abart P a n a m a - oder M a t t e n b i n d u n g heißt. Folgen auf eine Überquerung des Kettfadens 1 (Fig. 123, 133, 143) durch den Schuß 0 zwei (Fig. 123), drei (Fig. 13s), vier (Fig. 14 3 ) usw. oben aufliegende Kettfäden, so daß die Kettfäden 1, 4, 7, 10.. (Fig. 123) bzw. 1, 5, 9, 13... (Fig. 133), bzw. 1, 6, 11, 16.... (Fig. 143) vom Schußfaden überquert sind, und steigen bei jedem folgenden Schuß 0 1 die
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Kreuzungen um einen Kettfaden in der Gewebebreite nach rechts, bzw. bei jedem vorhergehenden 0X nach links, so heißt die schräge Rippen bildende Bindung K ö p e r b i n d u n g ; im ersten Fall (Fig. 123) entsteht ein d r e i b i n d i g e r , im zweiten (Fig. 133) ein v i e r b i n d i g e r , im dritten (Fig. 14s) ein f ü n f b i n d i g e r usw. Köper, bei denen die Kettfäden die Gratwirkungen ergeben und daher K e t t k ö p e r heißen. Erfolgt die Bindung derart, daß der Schußfaden über mehreren Kettfäden liegt und dann unter den folgenden hinweggeht, so bedingt er die Rippenbildung und diese Kreuzungsart heißt S c h u ß k ö p e r b i n d u n g . Sind die Anzahl überquerten und unterquerten Fäden 1, 2, 3, 4 (Fig. 153) gleich, so nennt man den Köper b e i d s e i t i g e n und das Gewebe b e i d r e c h t ; auf seinen beiden Seiten sind gleich starke Rippen, die nur entgegengesetzt zueinander gerichtet sind. Kreuzt der Schußfaden 0 (Fig. 163) in der Bindungseinheit nur einmal den Kettfaden 1, bzw. 2, bzw. 3 . . . , und steigt diese Kreuzung um mehrere (4) Schüsse, so liegen die Kreuzungspunkte nicht aneinander, sondern zerstreut, so daß sie unauffällig sind. Derartige Bindungen besitzen die dadurch glänzend wirkenden A t l a s - oder S a t i n g e w e b e . Die auf dem folgenden Kettfaden höher liegende Kreuzung ist hierbei um 3 Schüsse vom ersten entfernt, während die tiefer liegende um 8 Schüsse darunter steht; beide S t e i g u n g s z a h l e n 8 + 3 ergeben die geringste Fadenzahl (Rapport) 11 der Mustereinheit. Für die R o ß h a a r g e w e b e kommen die Leinwandbindung und ihre Abarten, die Köperbindung, meistens der vierbindige Köper, und die Atlasbindung in der Regel zur Anwendung. b) Die Dichte der Roßhaargewebe, worunter man die Anzahl der in 1 cm enthaltenen Schuß- und Kettfäden versteht, ist wegen der Gefahr des P l a t z e n s der Roßhaare bei stark gespannter Kette und bei dicht aneinanderliegenden Kreuzungen keine sehr hohe. Meist beträgt sie in der Kette bei Papiergarnen 6 Fäden, bei Baumwoll- und Kammwollgarnen zweifach 20, 21, 22, 28, 29, 30, 32, 36 Fäden; und im Schuß das Roßhaar 18, 19, 21, 23, 24, 25, 27, 28 und 38 Haare. c) Die Vermeidung des Platzens der Boßhaare bei dichten Geweben und der Herausarbeitung des Roßhaares beim Gebrauch der durch das Roßhaargewebe gesteiften Bekleidung. Um dem Platzen der Roßhaare vorzubeugen, vermeidet man möglichst die einfache Leinwandbindung bei dichten, feinen Roßhaargeweben, weil durch die vielen Kreuzungen eine zu große Beanspruchung des Roßhaares auf Abscheren gegeben ist, und verwendet nach dem Gegenstand des D.R.P. 138926 (* 15. XI. 1901, f 1903) (84) eine zusammengeschachtelte Leinwandbindung, bestehend aus miteinander abwechselnden Kettfäden 1 und 2 (Fig. 17,183), von welchen die Fäden 1 sich mit den Schüssen 3 und 4 in zweischüssiger Leinwandbindung kreuzen. Die hierbei in ein Fach zusammenfallenden Schüsse 3 und 4 werden aber durch die
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Kettfäden 2, welche die Schüsse ebenfalls zweischüssig abbinden, getrennt. Die Roßhaare können bei dieser Bindungsart so dicht eingestellt werden, daß sich eine innige Verkreuzung ergibt, die 2. ein Verschieben der Roßhaare beim Gebrauch des Gewebes bedeutend erschwert. — Um das letztere zu erreichen, hilft man sich nach dem Gegenstand des D.R.P. 106412 (• 14. III. 1899, f 1914) (85) durch Ausrüsten der Roßhaare 1 (Fig. 19, 20 s ) mit Knoten 2, die bald unter, bald über die Kettfäden 3 zu liegen kommen und, auf sie auftreffend, dem Herausziehen widerstehen. Die Unverschieblichkeit des Roßhaarschusses wird durch Verwendung der sog. D r e h e r b i n d u n g bei den Kettfäden 2, 2 (Fig. 21, 223) beim Heben und Senken zur Fachbildung noch im Breitensinne des Gewebes aus der geraden Lage entgegengesetzt zueinander abgelenkt werden und so Verschlingungen untereinander ausführen, wobei derselbe Kettfaden 2, der D r e h e r - oder P o l f a d e n , stets über oder unter dem mit ihm kreuzenden Kettfaden 1, dem G r u n d f a d e n , bleibt und ebenso die Roßhaarschußfäden 0 kreuzt. Bei der Herstellung derartiger Roßhaardrehergewebe werden entweder nur Kettenstreifen zu beiden Seiten und in der Mitte verwendet, oder die Dreher sind über die ganze Ketten breite verteilt. — Um dem Haar möglichst viele Berührungspunkte mit der Baumwollkette zu geben und dadurch seine Unverschieblichkeit zu erhöhen, verwendet Dr. Kufner (D.R.P. 435141, * 21. I. 25) (86) ein mit einigen kurzen Wellen versehenes Blatt 9 (Fig. 11, 23s), zwischen dessen Stäben die Kettfäden hindurchgehen und das außerdem zum Anschlagen des Schusses 0 an das fertige Gewebe 4 dient; je kleiner der Krümmungshalbmesser der Blattwelle ist, desto wirksamer gestaltet sich die Einarbeitung, deren Festlegung noch durch eine geeignete Auswahl der Bindung und durch vorheriges Weichmachen der Haare befördert wird. d) Die Breite der Boßhaargewebe 1. ohne K a n t e n wird durch die Länge des Roßhaares begrenzt; sie beträgt daher höchstens 72 cm. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die nutzbare Stoffbreite um die die Kettfäden beiderseits überragenden Roßhaarenden kleiner als die des Gewebes auf dem Webstuhl ist. Um aus kurzen Roßhaaren ein Gewebe von deren doppelter Länge herzustellen, führt man zwei in zwei Greifern erfaßte Haare 0, 1 (Fig. 24 s ) in die Kette 2 ein und öffnet einen Greifer ungefähr in der Mitte des Gewebes, so daß sein Haar 0 auf der linken Seite des Gewebes liegenbleibt, und den zweiten Greifer erst, wenn er aus dem rechten Geweberand austritt, so daß sein Haar von der Mitte bis über die rechte Gewebekante hinausragt. 2. Mit K a n t e n . Hat der Schuß 0 (Fig. 253) eine abgepaßte Länge a, wie z. B. das Roßhaar, und stehen seine Enden um b über die äußersten Kettfäden 1 hinaus, so können sowohl die Randfäden 1 der Kette seitlich ausweichen, als wie der Schußfaden 0 sich in den Kettfäden 1, 2 seitlich verschieben, weil das Gewebe keine feste Kante, Leiste hat. Um eine
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solche zu ermöglichen, werden die Roßhaare 0, 0, 0 (Fig. 36x) an ihren Enden miteinander mit Knoten 1 verknüpft oder in 2 (Fig. 37x) verkittet bzw. mit einem Baumwollfaden u (Fig. 38a) umsponnen und auf einer Spule — ein zylindrisches Fadengebilde, das auf einer Hülse 1, 2 (Fig. 44x) in parallel zur Achse liegenden Schichten 0 aufgewickelt ist — durch das Fach 1, 2 (Fig. 113) hindurchbewegt, um wieder zurückgegeben zu werden, wenn das folgende Fach gebildet ist. Ein derartig entstandenes Roßhaargewebe mit Kettfaden 1, 2 (Fig. 26s) aus Faserstoff und Einschlag aus durch Knoten 3 verknüpften Roßhaaren 0, 0 war durch die Patentschrift Nr. 129137 (* 23. IV. 1901, f 1902) (87) geschützt. e) Die Einteilung der Roßhaarstoffe. Die Haargewebe lassen sich einteilen in: A. einfache und B. doppelte Roßhaarstoffe. A. die einfachen Boßhaarstoffe. Zu ihnen gehören: Av Die reinen Roßhaargewebe, bei denen der S c h u ß , der in der Breitenrichtung des Gewebes verlaufende Faden, und die K e t t e , die in der Längenrichtung liegenden Fäden, aus Roßhaaren sind und sich in den Grund- oder klassischen Bindungen: Leinwand, Köper und Atlas kreuzen. Ä2. Die gemischten Roßhaargewebe, bei ihnen ist: a) Die K e t t e a u s G e s p i n s t e n , z. B. Leinen, Baumwolle, z. B. 68/2 oder 34/1 metrisch, Kunstseide, Papier, Kammgarn, z. B. 102/2, und der Schuß aus glattem oder mit Knoten versehenem oder mit Baumwolle umsponnenem Roßhaar. (Breite etwa 400-^-500 mm.) Hierbei kann: 1. nur e i n f a r b i g e K e t t e und e i n f a r b i g e r S c h u ß von gleicher oder verschiedener Farbe verwendet werden, wodurch ungemusterte Gewebe in den verschiedenen Bindungen entstehen; 2. eine m e h r f a r b i g e K e t t e durch einen e i n f a r b i g e n S c h u ß gebunden werden, was längsgestreifte Muster ergibt; 3. die Kette e i n f a r b i g und der Schuß m e h r f a r b i g sein, wobei das Gewebe in der Breite farbenstreifig wird; 4. die K e t t e und der S c h u ß in bestimmter Reihenfolge m e h r e r e F a r b e n aufweisen, so daß schachbrettartig gemusterte Stoffe entstehen oder Längs- und Querstreifen im Gewebe erscheinen. b) Die K e t t e g e m i s c h t aus in beliebiger oder sich regelmäßig wiederholender Weise nebeneinanderliegendem Gespinst und zusammengeknoteten, oder geleimten (gekitteten), oder mit Baumwollgarn gezwirnten Roßhaaren und der S c h u ß aus G e s p i n s t e n oder R o ß h a a r e n , wobei die unter a) aufgezählten Möglichkeiten ebenfalls vorkommen. c) Die K e t t e aus G e s p i n s t e n u n d d e r S c h u ß g e m i s c h t , wobei Gespinst und glattes, oder mit Knoten versehenes, oder mit Baumwollfaden gezwirntes Roßhaar sich regelmäßig abwechseln, oder sich in beliebiger Anzahl folgen; derartige Gewebe heißen oft H a a r f a d e n s t o f f e . Auch hier lassen sich einfarbige und wie bei a) 2-^4 gekennzeichnete Farbenwirkungen durchführen und durch Verwendung von
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klein- oder großgemusterten Fadenkreuzungen ( S c h a f t - und J a c q u a r d m u s t e r ) lebhaft wirkende Stoffe, wie z. B. M ö b e l - und W a n d b e h a n g s t o f f e , herstellen. Bei diesen gemischten Roßhaargeweben wird das Herausziehen eines Roßhaares dadurch erschwert, daß in es, wie bei den reinen Roßhaargeweben, Knoten eingearbeitet sind, was aber seine Länge verkürzt und bei Geweben mit abgepaßten Roßhaarlängen einen Ausfall in der Gewebebreite ausmacht. Einfacher erreicht man die Festlegung des Roßhaares im Gewebe durch gleichzeitiges Einschlagen eines Baumwollschusses b (Fig. 273) in das Fach für das Roßhaar 0, oder durch Eintragen eines Baumwollfadens b (Fig. 28 s ) in das dem Roßhaarfach vorhergehende und ihm folgende Fach b1, weil dann die weichen Baumwollgespinste b die Scherwirkung auf die Roßhaare 0 dämpfen. Sollen zu V e r b i l l i g u n g breiter Roßhaargewebe nur kurze Haare Verwendung finden, so wird nach dem Gegenstand des D.R.P. 202394 (• 31. III. 1906, f 1911) (88) in das erste Fach das kurze Haar 0 (Fig. 293) von der linken Warenkante eingetragen; es reiche beispielsweise nur bis zur Mitte der Ware und in das zweite Fach ein kurzes Haar 0 1 von der rechten Warenkante, das ebenfalls nur bis zur Mitte reicht. Das mit den kurzen Roßhaaren in demselben Fach liegende Gespinst ist stark geschlichtet, so daß bei der nachherigen warmen Pressung des Gewebes die Roßhaare mit den Fäden verleimt werden und ein Herausarbeiten des Roßhaares durch die Bewegungen, denen das Gewebe beim Tragen ausgesetzt ist, auf einige Zeit verhindert wird. Auch verwendet man von Baumwollgarn u m s p o n n e n e R o ß h a a r e , was noch den Vorteil hat, daß dieses Fadengebilde endlos ist, auf einer Hülse 1, 2 (Fig. 44 t ) in zylindrischen Schichten 0 aufgewickelt und wie gewöhnliches Schußgarn mittels des Weberschiffchens in die Kette eingetragen werden kann, so daß das Roßhaargewebe beiderseits feste Kanten (Leisten) aufweist. Das Herausarbeiten der Roßhaare beim Tragen des meist als S t e i f f u t t e r in Kleidern verwendeten Roßhaargewebes wird erschwert durch die stärkere Reibung, welche das Roßhaar an den sich ihm anschmiegenden weichen Baumwollfasern erfährt. B. Die doppelten Roßhaarstoffe, bei denen das Roßhaar hauptsächlich im Obergewebe 1 (Fig. 303) erscheint und das Gespinst den größten Teil des Untergewebes 2,2, von dem einige Kettfäden 3 über Schüsse 4 des Obergewebes kreuzen, ausmacht, oder bei dem die Roßhaareinlage an das Obergewebe geheftet ist. Beides erleichtert das Zuschneiden erheblich und verhindert bis zu einem gewissen Grad wegen der geringen Anzahl Bindungspunkte das Brechen und Heraustreten der Roßhaare. Diese Doppelstoffe sind einfarbig und gemustert, wie bei a) 2-^4 angegeben, im Handel anzutreffen und dienen meistens zur Herstellung steifer Mützen.
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C. Die Herstellungsformen und Verwendungen der Roßhaarstoffe. Sie werden hergestellt als: 1. B ä n d e r zu Haarbändern, Halsbinden, Hutschleifen u. dgl. 2. B l ä t t e r zu Sieben, Hutformen, tlberzüge für Koffer, Reisetasehen, Zigarrentaschen. 3. B a h n e n zu Vorhang-, Läufer-, Möbel- und Wandbehangstoffen, zur Herstellung von Mützen, wozu hauptsächlich die Doppelgewebe dienen, und zum Steifen der Kleider, als H a a r f u t t e r oder Futterstoff und Einlagen. Die letzteren sind besonders in der Nähe des Schultergelenkes dauernd bewegt, wodurch das glatte steife, durch die Bindungen nicht genügend festgelegte Roßhaar bald das Obergewebe durchsticht (Striezeln in einigen Gegenden genannt) und dann hinausgezogen wird. Mit der Zeit verschwinden alle Roßhaare des Einlagestoffes und der Anzug wird viel an seinem guten Aussehen einbüßen; es muß deshalb das Steiffutter, das Roßhaargewebe, ersetzt werden. Das Sichverschieben der Haare gegenüber den mit ihnen bindenden Haaren oder Gespinsten im Gewebe wird bei der Herstellung des Gewebes, wie bereits dargelegt, entweder dadurch verhindert, daß 1. zum Anschmiegen der Kettfäden an den Roßhaarschuß und zur Vermeidung seines Platzens beim Biegen wenig geschlichtetes, weich gedrehtes Kettgarn, wenig gespannte Ketten und flottende Bindungen verwendet werden, daß 2. das Roßhaar vor dem Einschießen mit Knoten versehen wird, oder dadurch, daß 3. der Roßhaareinschlag aus zusammengeknoteten, gekitteten oder mit Baumwollfäden umsponnenen Roßhaaren besteht, zum Zwecke, durch die Leistenbildung die Lage der Haare im Gewebe, dessen Breite (200-^250 mm) dem Gebrauchszwecke entspricht, zu sichern (D.R.P. 129137) (87), oder dadurch, daß 4. durch die gleichzeitige Eintragung eines Gespinst- und eines Roßhaarschusses in das gleiche Fach, oder durch abwechselndes Eintragen von Haarschuß und Gespinstschuß in die aufeinanderfolgenden Fächer die Wellungen des Gespinstschusses über den Kettfäden ein festes, seitliches Zusammenliegen der Kettfäden, daher eine größere Reibung verursacht wird, oder dadurch, daß 5. das Roßhaar durch eine besondere Gewebebindung (D.R.P. 138926) (84) oder durch Dreher festgehalten, oder 6. nach jedem Einschießen wellenförmig (D.R.P. 435 141) (86) angeordnet wird; endlich wird 7. auch durch eine besondere Naßbehandlung des Gewebes in der Ausrüstung, wodurch die Fäden und Roßhaare etwas miteinander verklebt werden, diesem Übelstand abzuhelfen versucht.
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VIII. Die Vorbereitung des Roßhaares für seine Verwendung als Kette und Schuß. A. Das Bilden der Knoten im Boßhaar. Die Knoten, welche das Verschieben der Haare im fertigen Gewebe verhüten sollen, werden meist von Kindern geknüpft. Zur Einsparung dieser Arbeitskräfte wurde schon im Jahre 1899 ein Verfahren zum selbsttätigen Knoten von Roßhaaren durch D.R.P. 112535 (* 5.10. 1899, 11904) (89) bekannt. Durch die Fig. 31 -r37 3 wird dieses Verfahren mit schematisch dargestellten Arbeitsmitteln veranschaulicht. Durch die sich, gegeneinander ruckweise drehenden Walzen 2", 2" wird das Haar oder ein aus 2-^4 nebeneinanderliegenden Haaren bestehendes Haarbündel 0 durch einen Trichter 3 einer Zange 4, 5X, 6 zugeführt (Fig. 31 s ). Während die Zange 4, 5X, 6 das Haar 0 erfaßt und auszieht, treten, wie Fig. 32, zeigt, zwei wagerechte Stifte 7,8 unter es. Gleichzeitig hat sich der Haken 9, von unten kommend, über das Haar 0 gestellt und das Zylinderpaar 2", 2" seine ruckweise Drehung beendet. Fig. 33 3 . Der Haken 9 geht nieder und macht dabei eine Drehung um 180° derart, daß das nach der Zange 4, Sx, 6 gehende Haarstück 0 an der Kreuzungsstelle vorne liegt. Fig. 34 3 (Aufriß). Das Walzenpaar 2", 2" steht still, der Haken 9 hat sich bogenförmig im Sinne des Pfeiles (Fig. 33 s ) nach aufwärts bewegt, bis die auf ihm hängende Haarschlinge sich vor das von der Zange 4, 5X, 6 gehaltene Roßhaarstück stellt. Fig. 35 3 (Grundriß). Nun tritt in die Haarschlinge ein in einem Halter 10 lotrecht verschiebbarer Fanghaken 22. Dieser faßt das hintere Ende der Roßhaarschlinge, zieht es bei seiner Rückwärtsbewegung durch die Schleife und klemmt dabei das Haar zwischen sich und der Feder 22° (Fig. 36 3 ). Bei der nun erfolgenden Tiefbewegung des Fanghakenhalters 10 mit 11 bei geöffneter Zange 4,5X, 6 gleitet 11 und 22° am Haar 0 mit starker Reibung entlang, wodurch der Knoten gebildet und zusammengezogen wird, weil beim Niedergehen das Roßhaar 0 aus den Stiften 7,8 gelangt und ein vorgeschobenes Abschlagstück 13 das Zurückziehen der Stifte 7,8 erleichtert, während derHaken 9 inzwischen in seine Anfangsstellung (Fig.31 3 ) zurückgekehrt ist. Je nach der Länge des Haares können in es nach diesem Verfahren 3-1-5 Knoten geknüpft werden. Statt eines Haares werden Haarbündel mit Knoten versehen, um massige Knoten zu erhalten, die bei einem Haar nur durch ein mehrfaches, sehr verwickelte Einrichtungen bedingendes Wiederholen des Knotens an gleicher Stelle herzustellen sind. Ein massiger Knoten widersteht dem Verschieben des Haares im Gewebe besser als ein magerer, einfacher.
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B. Die Herstellung der Roßhaarketten. 1. Für schmale, in der Länge auf die des Roßhaares begrenzte Blattketten. Hierzu werden die Roßhaare an ihren Enden mit Baumwollzwirn versehen und mit diesen auf den mittleren Teil eines Reifens in der der Breite des Bandes entsprechenden Anzahl verknotet (90). Sind 1, 2, 3 oder 4 Haare mit jedem Zwirnfaden verknotet, so werden die Haarsiebböden unterschieden in einhaarige, zweihaarige usw.; außerdem werden sie nach ihrer Verwendung eingeteilt in: Pfefferböden, die aus schwarzen Roßhaaren hergestellt sind, Safranböden, welche zur Farbenbereitung dienen, Pulverböden für die Schießpulver- und Tabakfabriken, Müllerböden zum Sieben des Mehls, Holländerböden, die feinsten, werden in der Apotheke verwendet, und die Salbensiebe sind meist zwei- und mehrhaarig und dienen in der Küche und den Zuckerbfickereien 2. Für schmale Roßhaarkettstreifen. Für die Herstellung der Roßhaarsiebböden, werden oft die einzelnen, gleich langen Haare durch Verknoten an Zwirnfäden auf gleicher, senkrecht zur Kette gelegener Ausgangslinie zur Länge einer Kette zusammengesetzt und auf dem Kettbaum 1" (Fig. 113) aufgewickelt. Die Zwirnfäden machen die Knoten wiederstandsfähiger und reichen von der vordersten Stellung des Rietes 9, also vom Ende des Gewebes, bis hinter den letzten Schaft 7 bzw. von ihm bis über den Brustriegel 13. Ist das der Länge der Roßhaare entsprechende Gewebe hergestellt, so wird die der Zwirnfadenlänge entsprechende Kettenlänge von Hand aufgewickelt, so daß die vordere Knotenreihe der nun folgenden Roßhaarlänge unmittelbar vor der vordersten Stellung des Rietes 9 liegt und es bei seiner Schwingung diese Knoten nicht mehr streift. Es werden daher nur die Knoten der zurückliegenden Reihe an den Litzenaugen 5, 6 der Schäfte und an den Rieten 9 des Blattes reiben. Demnach werden die Stillstände, verursacht durch das Wiederknüpfen aufgelöster Knoten, etwa halb so groß sein als wenn beide Knotenreihen dieser Beanspruchung ausgesetzt sein würden. 3. Für schmale, lange Bandketten. Sollen die im Mittel bei Mähnenhaare 240 mm langen und 0,135 mm dicken, und bei Schweifhaaren im Mittel 720 mm langen und 0,325 mm dicken Roßhaare als Kette dienen, so können sie aneinandergeknotet werden. Die der Kettdichte entsprechende, verhältnismäßig geringe Anzahl derartig zur Kettenlänge zusammengeknoteten Haare werden unter Spannung, durch Umschlingen eines Wellbaumes, von Hand auf den Kettenbaum 1 " (Fig. 113) aufgewickelt und dann auf den Webstuhl gebracht, auf dem recht vorsichtig gearbeitet werden muß, weil die Knoten sich sehr leicht beim Durchgehen durch die Litzenaugen 5, 6 und die Rieten des Blattes 9 lösen. Aus diesem Grunde kann die Breite des Bandes nur sehr gering B r t t g g e m a n n , Gewebeheratellnng.
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sein, weil die häufigen Knotenauflösungen, die bei großen Gewebebreiten auftreten, ein wirtschaftliches Arbeiten vereiteln würden. 4. Für beliebig breite Ketten, deren Längen gleich der Roßhaarlänge sind. Statt die einzelnen Roßhaare aneinanderzuknoten oder durch Zwischenschalten eines Zwirns miteinander zu verbinden, wird die Roßhaarkette für abgepaßte Gewebe nach dem Gegenstand des RDP. 364961 (* 4. 5.1921, f 1923) (91) dadurch gebildet, daß auf einem Webstuhl für das Eintragen abgepaßter Roßhaare zwischen den aus Baumwollgespinst gebildeten Leisten 2, 2 (Fig. 38s), deren Entfernung voneinander die Breite des herzustellenden Gewebes bestimmt, und den zwei aus je aus zwei Kettfäden aus Baumwollgarn gebildeten Streifen 3, 4 Roßhaare 5 durchgeschossen werden. Ist dieses Roßhaarhilfsgewebe in beliebiger Länge hergestellt, so wird es vom Webstuhl abgenommen und in Längen l zerschnitten, welche der Länge des herzustellenden Gewebes entspricht. Jede Länge wird an den Leisten 1, 2 zwischen Schienen 6, 7 (Fig. 393) geklemmt, welche mit den Gewebestreifen 8, 9 verbunden sind. Der eine Streifen 8 ist unmittelbar auf der Spannwalze 10" befestigt, der andere geht über die Leitwalze 11" zur Rückhaltewalze 12". Die vorhin eingeschossenen Roßhaare 5 bilden nun eine regelrechte Kette, in welche quer dazu verlaufende Roßhaare zur Erzeugung eines reinen .Roßhaargewebes nach einem später beschriebenen Verfahren eingetragen werden. 6. Für breite und lange Ketten. Versucht wurde schon zur Vermeidung der Übelstände der allzu zahlreichen Knoten bei der Herstellung breiter und langer Ketten die einzelnen Haare der Kette mit ihren Enden übereinanderzuleimen oder zu kitten und sie hierauf zu schären. Doch wahrscheinlich bis jetzt ohne Erfolg, denn Gewebe mit so hergestellten Ketten sind im Handel nicht bekannt. Derart endlos gemachte Roßhaare können wie die gewöhnlichen Gespinste und mit denselben Maschinen gespult und auf einen Kettbaum geschärt werden. Weil die meisten Roßhaargewebe mit Baumwollketten ausgerüstet sind und für die Herstellung dieser Ketten Spul- und Schärmaschinen gebraucht werden, so seien je eine Ausführungsart davon beschrieben, und zwar die, welche in den meisten Roßhaarwebereien verwendet werden. a) Spulmaschine. Die Spulmaschinen haben bekanntlich den Zweck, die aus dem Kötzer der Spinnmaschine ablaufenden Fäden unter Spannung aufzuwickeln und die Unreinigkeiten und schwachen Stellen zu entfernen. Als Kötzer bezeichnet man einen Fadenwickel 1-^-8 (Fig. 46j), der oft auf einer bis über die Kötzerspitze reichenden Durchhülse, meist aber auf einer Kurzhülse 0 sitzt. Er besteht aus zwei Teilen, dem A n s a t z 1, 2, 3, 10, 9, 8, 1 und dem Körper 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 3. Die Schichten 4, 5, 6, 7, 4 sind kegelig, beginnend bei der ersten Schicht des Ansatzes mit einer beinahe zylindrischen Schicht 1,
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2, 12, 13, 1. Für gröbere Streichwollgarne benützt man oft H o l z - oder B l e c h p f e i f e n 1 (Fig. 4 5 J mit einem kegeligen Fuß 2, welcher den Ansatz ersetzt, um die helleren Streifen im Gewebe, die beim Abwickeln des Ansatzes entstehen, zu vermeiden. Jede Fadenwicklung fügt beim Abwinden der Drehung des Gespinstes eine Zusatzdrehung hinzu. Sind auf der kegelförmigen Körperschicht bei einer Fadenlänge von 1,60 m z. B. 40 Wicklungen, so erhalten 10 cm Garn eine Zusatzdrehung von rund 2,5. Auf dem dünnen Pfeifendurchmesser würde die Zusatzdrehung mindestens 6 betragen; durch diese schärfere Drehung wird das Garn heller, weil es geschlossener ist und daher das Licht besser zurückstrahlt, als die weniger gedrehten Fadenlängen jeder folgenden Schicht. Die gröberen Garne werden auf einer besonderen Spinnmaschine als S c h l a u c h k ö t z e r (Fig. 40 3 ) ohne Hülse gesponnen. Eine S p u l m a s c h i n e in ihrer einfachsten Ausführung zeigt die Fig. 41 3 (42, 61). Der Faden gelangt vom Kötzer 1 durch den Sauschwanz 2 über die beplüschte Trommel 3", welche von einer Bürste 4 gereinigt wird, durch das Schlitzstück 5, in dem alle groben Stellen hängen bleiben und der schwache Faden abreißt, über den Fadenführer 6 zur senkrecht stehenden Spule 7", die von der Trommel 8" angetrieben wird. Auf der Trommelwelle 8% sitzt die Antriebsscheibe und bewegt durch die Übertragung 9 " -f- 1 2 " die Trommel 3" und durch die Zahnradübersetzung 13' -r 16' das Exzenter 17", gegen das die Rollen 18" der Zahnstange 19' anliegen, welche das Rad 20' mit der Kettenscheibe 21" hin und her bewegt. Durch die Kette 22 wird die Fadenführerstange 23, 5, 6 gehoben und gesenkt. b) D i e S c h ä r - oder Z e t t e l m a s c h i n e hat die Aufgabe, die Anzahl Fäden, welche zur Herstellung der Kette notwendig sind, nebeneinander auf einem Kettbaum 18" (Fig. 42 3 ) (61) aufzuwickeln. Dieses geschieht bei der K e g e l s c h ä r m a s c h i n e dadurch, daß das einen Bruchteil der Anzahl Kettfäden enthaltende Fadenband 0 auf einem zylindrischen, wagerecht gelagerten, mit einem seitlichen kegelförmigen Ansatz 19" versehenen Baum 18" derart aufgewickelt wird, daß sich der eine Rand des Bandes 0 stets an den kegelförmigen Teil 19" anlegt. Dadurch verschiebt sich jede folgende Wicklung in bezug auf die vorhergehende gegen den größeren Durchmesser des kegelförmigen Ansatzes 19", so daß, wenn die zur Herstellung der fertigen Kette nötigen Wickel (10 z. B.) nebeneinandergewickelt sind, das Abziehen aller Bänder 0 zum U m b ä u m e n gleichzeitig geschehen kann. Die von den Spulen im Aufsteckrahmen kommenden Fäden 0 gehen über die umlegbare Zuführungsstange 1, eines auf Rädern 2" ruhenden Gestelles 3, unter die feste Stange 4, durch das mittels Hebels 5, 6X, 7 verschiebbare Geleseblatt 8, über die Stange 9, unter der mit Flanell beschlagenen Fadenspannungswalze 10" hindurch, über die Leitplatte 11, den Schärtisch 12, der mittels der Mutter 13, der Schraube 14,
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der Hülse 15 und der Stange 16 verschiebbar ist, durch das in seiner Schräglage in bezug auf die Welle des Schärbaumes 18" zum Zwecke der Erreichung der erforderlichen Bandbreite 0 einstellbare Schärblatt 17! auf den Schärbaum 18". Dieser wird durch den auf die Scheibe 20" auflaufenden Hauptriemen, die Scheiben 21", 22" und die Übertragung 23", 24", i', i' angetrieben, wodurch das Fadenband 0 aufgewickelt wird. Die Nutenscheibe 25" setzt durch den Hebel 26, 27m 28! und die Klinke 28!, 29 das Sperrad 30', i', i' in Bewegung, wodurch die Schraube 14 mit Mutter 13 und Geradführung 15, 16 eine Verschiebung des mit ihr zusammenhängenden Schärtisches 12 und Leseblattes 17! gegen den Kegel 19" bewirkt. Nach Aufwicklung eines Bandes erfolgt das Zurückstellen des Schärblattes 17!. Der durch Reibung vom Garn mitgenommene Meterzähler 31" gibt die aufgewickelte Länge an; doch dient er nur beim Aufwickeln des ersten Bandes, nachher wird er durch Umklappen des Hebels 32, 33x ausgeschaltet, da dann der von der Welle des Schärrahmens 18" getriebene Umlaufzähler 34" die Umläufe durch die Nadel 35 anzeigt und die Maschine nach der Vollendung jedes Bandwickels stillsetzt. Bei Fadenbruch wird die Trommel 18" durch eine Bremse, die gleichzeitig mit dem Abstellhebel durch den Fuß betätigt wird, fast sofort stillgesetzt. Das Zurückdrehen des Schärrahmens 18" beim Fadensuchen wird durch den Reibungsrollenabtrieb 23", 24" erreicht, wobei das Schärblatt 17! selbsttätig rückwärts geht. Ist ein-Band fertiggewickelt, so wird das Gelese- oder F a d e n kreuz gebildet und die Kette hinter dem Schärblatt 17! abgeschnitten und verknotet und auf dem Wickel festgelegt. Nachdem alle Bänder sorgfältig aufgeschärt worden sind, erfolgt das Abbäumen der Kette auf den Kettbaum 39" zwischen den Scheiben 39". Dazu werden der Schärtisch 12und das Schärblatt 17! so nahe als möglich an den Zähler34" herangebracht und die einzelnen geknoteten Bänder über das Streichrohr 36", unter 37" und über 38" auf den Kettbaum 39" geleitet und dort entknotet, worauf die Fadenanfänge auf den Kettbaum 39" durch Nut und Stab befestigt werden und der Schärbaum 18" abgebremst wird. Eine der Kettbaumscheiben 40" steht durch den Mitnehmer 41 und die Übersetzung 42', 43', 44", 45", i', i' mit der Hauptwelle 20" in Verbindung. Der Kettbaum 39" wird von der Hauptwelle bewegt, sobald durch den Hebel 46, 47x, 48, die Kuppel 44", 45" geschlossen sind. Eine Klinkerei 49'—50, 51x, 520 verhindert das Lockerwerden der Kette beim Ausrücken der Maschine. Die der Arbeitsbreite von 854-340 cm entsprechende Gesamtbreite der Maschine, einschließlich 100 cm zum Verfahren des Spulenrahmens, beträgt 234-1-489 cm; es können auf ihr je nach der Dichte und Güte der zu schärenden Ketten und je nach der Übung des Schärers
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und des den Schärrahmen bedienenden Mädchens in der Woche 50-i-100 Stück zu 36-^40 cm Breite geschärt werden. 6. Das Schlichten der Kette auf dem Webstuhl. Die so vorbereitete Kette kann sofort in die Augen 5, 6 (Fig. 113) der Schäfte 8, 9 und paarweise in das Blatt 9 eingezogen werden, wenn der Webstuhl, wie das in der Leinenweberei der Fall ist, mit einer Kettenschichteinrichtung, bestehend aus dem Leimtrog 31, der Eintauchwalze 32", der mit Flanell bezogenen Auftragwalze 33", den beiden Bürstwalzen 34", 35" und dem Windflügel 36", versehen ist. Im Trog 31 befindet sich meistens eine Kaltschlichte aus gelöstem Leim, Textrin, Gummi usw., welche durch die Walzen 32", 33" an die Fäden 0 gelangt und durch die Bürsten 34", 35" den Faserflaum an den Fadenkern anlegt, der durch die mittels des Windflügels 36" beschleunigte Trocknung am Faden verharrt, ihn gegen Aufrauhen beim Durchgang durch die Litzenaugen sichert und so seinem Zerreißen vorbeugt. Der Antrieb erfolgt von der Hauptwelle 28'; durch 37', 38'—39", 40", 40"—41", 42"—43', 44'. 7. Das Aufbäumen geschlichteter Ketten. Will man nicht an jedem Webstuhl diese Vorrichtung anbringen, so beziehe man geschlichtete Ketten in Knäueln und ersetze den Spulrahmen der Schärmaschine (Fig. 42 3 ) durch einen Knäuelaufstecker, von dem das Fadenband, ohne Drehungen zu erhalten, abläuft, und mehrere weit auseinanderliegende hölzerne Bremsbäume, auf denen die Fadenschicht immer größere Breiten annimmt, und entweder auf die Breite des Kammes 17! oder auf die des Abstandes der beiden Kettenbaumscheiben 40" des Kettbaumes 39" gelangt. Im ersten Fall muß, wenn der Schärbaum 18", 19" bewickelt ist, wie oben angegeben, auf den Kettbaum 39" umgewickelt werden. Im zweiten Fall darf die Anzahl der Kettfäden des Gewebes nicht zu groß sein, weil sonst die Arbeit erschwert wird. 8. Das Schlichten der geschärten Ketten. Ist die Roßhaarweberei größer und mit der Gewebeausrüstung versehen oder vielleicht an eine Weberei für andere Gewebe angegliedert, so empfiehlt sich die Anschaffung einer Tränkmaschine, auf der sowohl breite und schmale Garnkettenbänder geschlichtet oder Gewebe gestärkt werden können, oder einer nur für das Kettenschlichten bestimmten Tränkmaschine. Das Ablaufen, Tränken und Aufwickeln der Kette ist in allen Maschinen init denselben Hilfsmitteln durchgeführt; sie weichen bloß in der Trocknerei voneinander ab. Die eine Maschinenart läßt die Fäden dazu unter Spannung über angetriebene, mit Dampf geheizte Trockentrommeln laufen, während sie in der zweiten Maschine beim Durchgang durch ein Glasgehäuse mit möglichst geringer Spannung geleitet, der trocknenden Wirkung eines Heißluftstromes ausgesetzt sind. Das erstere Trocknen geht schneller vonstatten, die Maschine liefert also mehr, aber die Fäden platten sich ab, während sie beim zweiten rund und luftig bleiben, diese sich also vorzüglich für Wollgarne eignet.
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a ) T r ä n k m a s c h i n e m i t T r o m m e l t r o c k n u n g für d a s S c h l i c h t e n v o n B r e i t - und S c h m a l k e t t e n (Bänder) und das S t ä r k e n v o n G e w e b e n . Die geschärte Kette 0 (Fig. 14) (92) läuft vom Baum 1" durch die Spannwalzeneinrichtung 2", 3".', 4", über die Leitwalze 5", die Untertauchwalzen 6", 7", 8" des in der Höhenlage einstellbaren Trogs 9!, durch die kupferbezogenen Ausquetschwalzen 10", 11 letztere ist mit einem einfachen Hebelgewicht belastet, über die Leitwalzen 12", 13", über die 2-^4 dampfgeheizten Trockentrommeln 14", die Leitwalze 15", 16", wird durch die Trennstäbe 17 aufgeteilt, durch den Ausdehnungskamm 18!, bei 19" über den Zähler und Schmitzer, eine Hammereinrichtung, durch die alle Stücklängen zwischen 5 und 120 m durch Farbflecke auf der Gewebeleiste kenntlich gemacht werden können, der entsprechend der Kettbreite eingestellt wird, über die Streichstangen 20, 22 und die Abzugswalzen 21", auf den Kettbaum 23". Die Abzugswalzen sind durch Kegelgetriebe angetrieben, so daß die Spannung der Ketten zwischen Schlicht- und Bäummaschine genau geregelt werden kann. Der Webbaum 23" wird durch einen starken, aber empfindlichen Reibungsantrieb von einem Kegelpaar bewegt, so daß er sich mit zunehmender Wicklung immer langsamer dreht. Ist der Kettbaum 23" fertig bewickelt, so wird die Maschine abgestellt, der volle Baum durch einen leeren ersetzt, der die Aufwicklung treibende Kegelriemen wieder in seine Anfangslage zurückverlegt, worauf nach kurzer Unterbrechung die Arbeit von neuem beginnt. Werden auf dieser Maschine Kettbänder geschlichtet, so läuft jedes Band von einer Rolle im Aufsteckrähmen ab und wird wieder auf einer Rolle im Aufrollgestell aufgewickelt. Werden Gewebe gestärkt, so legt man sie als Wickel vor und sammelt sie wieder als solche über Wickelwalzen oder als Faltenstoß auf einem Tisch durch Verwendung eines schwingenden Faltenlegers. b) D i e L u f t t r o c k e n s c h l i c h t m a s c h i n e in ihrer einfachsten Ausführung ist durch die Fig. 24 (61) dargestellt. Die vom abgebremsten Schärbaum 2" ablaufende Kette 0 geht über die Leitwalze 2", unter der Eintauchwalze 3" im kupfernen Trog 4 hinweg, durch die mit Filzmuffen überzogenen Quetschwalzen 5", 6'0', über die Leitwalzen 7", 8" in das Gehäuse 9, in dem sie über die Leitwalzen 10" im Sinne der Pfeile läuft, um dann über die Außenwalze 11", über die Leitwalze 12", die mit Filztuch bekleidete Abzugswalze 13" und über die Streichrohre 14 auf den Webbaum 15" zu gelängen. Vor den Streichrohren 14 ist oft ein Kamm zum gleichmäßigen Breithalten der Kette angeordnet. Der kupferne Trog 4 ist in einem eisernen Wassertrog untergebracht, in dem ein Dampfrohr das Wasser erwärmt. Die Trocknung wird durch einen Luftzug beschleunigt, der beiderseits des Fußes des Gehäuses 9 eintritt, über den Heizrohren 16 erwärmt wird und durch die Stutzen 17 zum Windflügel 18" gelangt. Dieser schleudert sie durch die Kett-
— 87 — fädenschichten hindurch und treibt sie durch obere Öffnungen 19 des Gehäuses 9, die durch einen Abzug mit der Außenluft in Verbindung stehen. Die Trocknung erfolgt bei 40 -i-50 so daß die Fäden nicht hart und strohig werden.
0. Das Roßhaar als Schuß. a) Abgepaßte Roßhaare. 1. Die Haarbehälter. Als Schuß dient das Roßhaar fast ausschließlich einzeln oder bis zu 4 vereint nebeneinanderliegend — letzteres besonders bei mit Knoten ausgerüsteten Haaren, um die Knoten massiger zu machen und so ihre Wirkung, das Vereiteln des sich Gegeneinanderverschiebens der Roßhaare beim Gebrauch des Haargewebes zu erhöhen. — Die Haare 1 (Fig. 27x) von möglichst gleicher Länge, gleicher Dicke und gleicher Farbe werden in einem Behälter 5 untergebracht, der .meist mit einer Feder 40 ausgestattet ist, welche die Haare 1 stets, einerlei ob der Behälter 5 mehr oder weniger gefüllt ist, gleichmäßig stark zusammenpreßt und so der Haarentnahme in allen Bedingungen der gleiche Widerstand entgegengesetzt wird. Mit Knoten versehene Roßhaare können in diesen Behältern wohl eingelegt, aber nicht ohne die übrigen mitzuziehen, herausgenommen werden, weshalb zu ihrer Entnahme ein Arbeiter verwendet wird. 2. Das Eintragen des Roßhaares in das Fach. Aus dem Behälter 5 werden 1-^4 Haare von Hand ausgesucht und entnommen oder 1 Haar durch besondere Geräte erfaßt und mitgeführt und dann quer zu den Kettfäden in das geöffnete Fach eingetragen. Hierbei kann 1. das Heraussuchen des Haares und die Haarzugabe ein vom Haareinlegen (Weben) getrennter Arbeitsvorgang sein und einen eigenen Arbeiter erfordern, den sog. Haarzugeber, welcher das herausgesuchte Roßhaar dem Weber einzeln oder zu mehreren gleichzeitig zum Einlegen darbietet, wie dieses bei den ältesten Haarwebstühlen der Fall ist, oder 2. das Heraussuchen und Darbieten des Haares wird durch ein besonderes vom Haarzugeber bedientes oder selbsttätig wirkendes Gerät ausgeführt, worauf der Weber mit seinem Arbeitsmittel oder das durch eine besondere Kraftanlage getriebene, ihn ersetzende Arbeitsgerät das dargebotene Haar erfaßt und einträgt, oder 3. das allein vom Weber bediente Gerät oder das ihm diese Arbeit abnehmende, kraftgetriebene Gerät ist so ausgerüstet, daß mit ihm das Aussuchen, Erfassen und E i n l e g e n des Haares allein durchgeführt wird, wobei der B e h ä l t e r in Bewegung und das Gerät in Ruhe oder ersterer in bezug auf das Gerät in Ruhe verharrt oder Behälter und Gerät Bewegungen ausführen. Ist zum Schußeintragen nur einerseits ein Haarzugeber oder ein Haarbehälter angeordnet, so erfolgt nach dem Einlegen, dem An-
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schlagen des R o ß h a a r e s an das Gewebe und dem Fachwechsel ein L e e r l a u f , um das Gerät wieder in die Ausgangslage zur Ladung eines neuen Haares zu bringen. Dieser eine Lieferungsbeeinträchtigung verursachende Leerlauf wird durch die Anwendung von b e i d e r s e i t s des Geweberandes angeordneten H a a r b e h ä l t e r n und von b e i d e r s e i t s mit G r e i f e r n ausgestatteten Geräten, die oft die F o r m eines W e b e r s c h i f f c h e n s haben und wie dieses vom W e b e r oder von der K r a f t quelle hin und her durch die F ä c h e r geworfen wird, vermieden. Die Haarbehälter sind verschiedener Art und werden später bei den von der beschriebenen Ausführung abweichenden eingehend behandelt. Die zur E i n t r a g u n g des R o ß h a a r e s in das F a c h dienenden Geräte sollen so ausgeführt sein, daß der H a a r a n f a n g sehr nahe an dem Geweberand liegt, um die beiderseits überstehenden, ungebundenen Roßhaarspitzenlängen möglichst zu verkleinern, wodurch die L ä n g e des Roßhaares besser ausgenützt wird. Auch empfiehlt es sich, den Haaranfang erst loszulassen, wenn das Haar eingetragen ist, d. h. wenn das den Schuß eintragende Gerät vollständig aus der K e t t e hinausgetreten ist, um mit O f f e n f a c h arbeiten zu können. W i r d das Haar nämlich im Offenfach losgelassen, so legt es sich bei größerer Eintragungsgeschwindigkeit nicht glatt ein und bildet beim Ladenanschlag leicht W e l l e n . B e i manchen Ausführungen der Geräte ist man zur Verhütung dieses Übelstandes gezwungen, mit G e s c h l o s s e n f a c h zu arbeiten, wobei der F a c h s c h l u ß schon beginnt, bevor der Schußeintrager die K e t t e ganz verlassen h a t . Durch die Fadenreibungen an ihm werden aber F a d e n risse und Stuhlstillstände verursacht. U m das R o ß h a a r in dem Augenblick zu fassen, in dem es v o m Schützen freigegeben wird, sind nach dem Gegenstand des D, R . P . 2 8 6 7 1 1 (* 8. X . 1912, f 1921) (93) die Randlitzen c 1 (Fig. 3, 4») und c2 des Schaftes a und die Randlitzen d1 und d? des Schaftes b mit den Augen e\ e 2 und f1, /2 derart versehen, daß die Augen e1 tiefer, die Augen e2 a b e r etwas höher als die Augen e, die Augen f1 höher und die Augen /2 tiefer als die Augen / liegen. Hierdurch wird beim Fachwechsel der Schuß cr sobald er vom Schützen freigegeben wird, auf der einen Seite von dem durch die Augen e 1 , f1 gehenden R a n d k e t t e n f ä d e n und beim folgenden Schuß auf dem anderen R a n d von den durch die Augen e2, /2 gehenden Randfaden früher erfaßt als durch die in den Augen e, / laufenden K e t t f ä d e n . Der Schuß k a n n daher nicht mehr durch seine T r ä g h e i t weiterlaufen, beim B l a t t a n s c h l a g sich wellen und unregelmäßige Gewebekanten erzeugen.
b) Endlose Roßhaargebilde. 1. D a s H a n d k ö t z e r n . S t a t t einzelne oder gleichzeitig mehrere Roßhaare zu erfassen und in das F a c h einzutragen, werden auch mehrere Roßhaare aneinandergeknotet, geleimt (gekittet) oder mit Seelenfaden
— 89 — und Umschlingfaden als Zwirn ausgebildet und zu einem Kötzer oder zu einer Spule mittels eines H a n d r a d e s aufgewickelt. Dieses besteht aus einer wagerecht gelagerten Spindel 1" (Fig. 5, 6 4 ), deren Wirtel 2" durch eine Schnur 3 von einem als Schwungrad dienenden Seilrad 4" angetrieben wird. Vor dem Gestell 0 dieses Handrades sitzt der Arbeiter, der mit der rechten Hand durch die Kurbel 5 die Spindel 1" in Drehung versetzt und mit der linken Hand das Garn auf die Hülse leitet, welche auf der Spindel 1 " aufgeschoben ist. Diese Hülse ist mit 2 Flanschen 7 (Fig. 34j) versehen, wenn Spulen durch Aufwickeln paralleler Schichten 8 zur Spindelachse gebildet werden sollen, oder sie ist eine Holz- oder Blechpfeife mit kegeligem Fuß 7 (Fig. 5 0 ^ ) für Streichwollgarne oder eine glatte Papp- oder Papierhülse, welche durch den ganzen Kötzer geht oder eine kurze Länge 0 (Fig. 50j) hat, wenn auf ihr ein Ansatz 8-^13 und dann die kegelförmigen Schichten des Körpers 9-^12, 14-^-12 des Kötzers 8^-17 gebildet werden sollen. Diese werden auf die Federspindel 2, 2", 3°—4°, 5X (Fig. 4a 2 ) des gewöhnlichen Schiffchens aufgesteckt, das aus dem Schiffchenkörper 6 aus Buchsbaumholz und den beiden Stahlspitzen 7 besteht. 2. D a s M a s c h i n e n k ö t z e r n . Das Spulen von Hand ist in den größeren Webereien nur noch hilfsweise für das Mustern in Anwendung, während die K ö t z e r s p u l m a s c h i n e das Aufwickeln der im Strang angelieferten Garne unter der Kötzerform oder das Umkötzern, um mehr Garn im Kötzer zu haben, ausführt. Der vom Kötzer 1 (Fig. 7 4 ) (94) ablaufende Faden wird in der mit Rillen im Unterkörper und mit Scheibchen arbeitenden Fadenbremse und dem Fadenreiniger 2 gespannt und gereinigt, geht über die Spannrolle 3", durch den Fadenführer 41 auf den Kötzer 5. Dieser steckt auf einer Spindel 6, welche oben durch den belasteten Schieber 7, 9, 10—10, llx, 120 gehalten und mit ihrem unten abgeplatteten Ende in der prismatischen Durchbohrung des Kuppeis 13" verschiebbar geführt wird. Läuft der Faden von der Rolle 3" auf den Kötzer 5, der mit seiner Schicht auf dem Kegel 14" ruht, so erlaubt der Spannrollenhebel 3", 15x, 16 ein Senken des Armes 17, 18x und das Einkuppeln von 13" mit 19" dem oberen Teil des Loswirtels 20", der von der Trommel 21" durch eine Schnur ständig gedreht wird. Die Trommelwelle wird mittels Riemens auf die Scheibe 22" in Umdrehung versetzt und treibt über 23!, 24', das Exzenter 25", die Rollen 26" und den unter Federwirkung 270 stehenden Hebel 28, 291 den Fadenführerhebel 29!, 30v, 41 auf und ab. Ist der Kötzer beendet, so erfolgt eine selbsttätige Stillsetzung der Spindeldrehung und das Unterbrechen der Fadenaufwicklung. Die auf dem Handrad oder der Kötzerspulmaschine gebildeten Fadenwickel werden auf die Federspindel 1 (Fig. 8 4 ) des gewöhnlichen Schiffchens (95) aufgesteckt, mit dem sie von Hand oder durch Kraftbetrieb durch das Kettfach hin und her geführt werden, hinter sich den
— 90 — Schußfaden, der durch das seitliche Loch 8 austritt, in den Kettfäden zurücklassend. Beim Abwickeln von dem sich nicht drehenden Kötzer erhält das Roßhaar für jede Wicklung eine Drehung. Durch diese, sowie durch die Steifheit und Glätte des Roßhaares rutschen die kegelförmigen Schichten leicht ab und verursachen häufige Stillstände des Webstuhles zum In-Ordnung-Bringen bzw. Ersetzen der Kötzer. Aus diesem Grund sind die gewöhnlichen, sowie die sich besonders eignenden Schlauchkötzer (Fig. 403), erstere mit Abwicklung des Fadens über der Kötzerspitze, letztere mit Abziehung des Garnes vom Kötzerfuß aus, wobei der Schlauchkötzer im Innenraum des Schiffchens 1 (Fig. 9X) (95) mit Rillen 2, deren scharfe Kanten dem durch das Loch 0 ablaufenden Fäden entgegenwirken, liegt und durch eine obere Flachfeder 3X, 4—4, 5—5, 6* geschützt ist, wohl probeweise verwendet werden, aber über den Versuch in der Roßhaarweberei mit nackten Roßhaaren nicht hinausgekommen, während sich das umsponnene Roßhaar selbst unter der Kötzerform ohne Anstände verwenden läßt. Als Spule aufgewickelt, also als Wickelgebilde mit zylindrischen Schichten und Abwicklung bei sich drehender Hülse, wird das nackte Roßhaar in der Handweberei oft verwendet, um ein mit festen Rändern versehenes Haargewebe von der Breite seines Verwendungszweckes, 200^-250 mm, zu erhalten, bei dem das Verschieben der Roßhaare gegeneinander infolge der Umkehr des Roßhaares an den beiden Kanten und der dadurch innigen Bindung durch die Kettfäden in den aufeinanderfolgenden Fachen ausgeschlossen ist. Die Spulen werden dabei von Hand durch das Fach gereicht.
IX. Die Arbeitsgeräte und Maschinen zur Herstellung der Roßhaargewebe. Diese lassen sich einteilen in solche für die Herstellung schmaler Gewebe von der Länge des Einzelroßhaares, wie z. B. Halsbinden und Hutschleifen, und in Arbeitsgeräte zur Verfertigung kurzer Blätter, z. B. Siebböden, und langer Bahnen, die eigentlichen Roßhaargewebe.
A. Der Haarreif zur Herstellung der schmalen, kurzen Bänder. Die als H a l s b i n d e n und H u t s c h l e i f e n verwendeten schmalen Haargewebe haben nur geschichtliche Bedeutung, da sie längst außer Mode sind und heute nur äußerst selten hergestellt werden. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts spielten sie jedoch eine größere Rolle. Von rein technischen Gesichtspunkten betrachtet verdient die Herstellung dieser Bänder auf der folgenden, sehr einfachen Vorrichtung Beachtung.
— 91 — Die als Kette dienenden Haare 1 (Fig. 10, 11 4 ) (96) werden beiderseits an Bindfäden 0 geknotet und dann über einen hölzernen Reif 2 in seiner Mitte gespannt. Zwei Kämme aus Horn 3, welche an jedem Ende der Haare 1 vorgesehen sind, halten die Haare in regelmäßiger Entfernung. Die die Ketthaare 1 umschlingenden Litzen 4 sind aus Pferdehaare und die Litzen aller gleichhebenden Kettfäden sind zu je einem Knoten 5, 51 vereinigt, so daß an ihnen die den Schuß überdeckenden Kettfäden 1 gemeinsam ins Oberfach gezogen werden können. Der Weber hält sitzend die beschriebene Vorrichtung zwischen seiner Brust 6 und einem Stützpunkt 7 fest. Nachdem er einen der zwei Haarbüschel 4, 4l hochgezogen und damit einen Teil, z. B . die Hälfte der Kettfäden bei Leinwandbindung, in die Höhe genommen hat, schiebt er das den Schuß bildende Haar in das so entstehende Fach und drückt es mit einem kammartig gestalteten Holz 8 (Fig. 124), das das Blatt des Hand- und Kraftwebstuhles vertritt, fest gegen das zuletzt eingeschlossene. Wenn diese Arbeit auch etwas roh erscheinen mag, so geht sie doch bei einiger Übung sehr rasch vorwärts und ist für diese schmalen, kurzen Gewebe sehr angemessen.
B. Der Roßhaarblattspannstuhl. In die nach dem Verfahren des D. R .P. 364961 (* 4. V. 1921, f 1923) (97) hergestellte Kette (Fig. 39 3 ) werden die abgepaßten Roßhaare wie folgt eingetragen: Zwischen der Randleiste 1 (Fig. 38 3 ) und dem Streifen 3 wird ein Kamm 13 (Fig. 13 2 -M6 4 ) derart eingesetzt, daß die Kettroßhaare 5 (Fig. 13 4 ) abwechselnd in den kürzeren und längeren Einschnitten 14 bzw. 15 liegen. Die Streifenfäden 3 (Fig. 38 3 ) werden dann entfernt, die Stäbe 18, 19 (Fig. 14-i-16 4 ) angeordnet, von welchem ersterer 18 die Ruhelage des fertigen Siebes 20 bei der Fachbildung gewährleistet. Dazu geht der Kämm 13 (Fig. 15 4 ) in die Höhe, der Spannstab 19 nach unten und der Stab 16 nach oben, während der Stab 17 liegen bleibt. Dadurch bildet sich das Fach 1, durch welches der Roßhaarfaden mit einem Greiferstab eingeführt wird. Der Wechsel des Faches erfolgt dadurch, daß der Kamm 13 (Fig. 134) und die Stäbe 16-E-19 die in Fig. 16 4 gezeichnete Lage einnehmen, wodurch das Fach 2 zum Eintragen des Roßhaares gebildet wird.
C. Der Handwebstuhl. Der in der Roßhaarweberei verwendete Handwebstuhl (98) gleicht bis auf den Breithalter und den Schußeintrager vollständig dem zur Herstellung der gewöhnlichen Handgewebe bekannten, weshalb eine kurze Beschreibung mit Zeichnung seiner Arbeitsteile folgt und daran anschließend Breithalter und die geläufigsten Schußeintrager für Roßhaargewebe behandelt werden.
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a) Das Gestell. Es besteht aus zwei Seitenrahmen 1 (Fig. 174), welche durch die Querriegel 2, 3 miteinander verbunden sind. Über letzteren, dem sog. Brustbaum, geht das Gewebe 4, das durch das Brustbrett 5 vor dem Berühren durch den Weber, der auf dem Sitzbrett 6 Platz nimmt, geschützt ist, zur Wickelwalze 7", welche durch das Einfallen der Klinke 8X, 9 in das Sperrad 10' jede Garnspannung festhält. Die K e t t fäden 0 gehen vom Gewebe 4 rückwärts durch die Öffnungen des Rietes 11 zu den Augen 12 der Schäfte 13, dann nach geradzahligen und ungeradzahligen Fäden gesondert, unter bzw. über und über bzw. unter den Teilruten 14, 15 hinweg, über den Streichbaum 16" auf den K e t t b a u m 17". Seine Kettbaumscheiben 18" werden durch je ein mit Gewichten belastetes Seil 19 gebremst. b) Die Gewebe- und Fadenbewegungen. b x ) Das Aufwickeln des Gewebes und das Nachfolgen der Kette. Hierzu drückt der Weber den Loshebel 20, 21x von Hand nach unten, wodurch die Fortschaltklinke 22x, 23 das Sperrad 10' um einen oder mehrere Zähne dreht. Beim Loslassen des Hebels 20, 21x sichert die Festlegeklinke die Stellung des Sperrades 10', das durch den Zug des Gewebes 4 auf die Wickelwalze 7" zurückgehen will. Dieser Gewebezug setzt sich durch die Kettfäden 0 auf den K e t t b a u m 17" fort und verursacht ein Gleiten der Kettbaumscheiben 18" in den Seilen 19, dem ein der Größe der Gewichte 190 entsprechender Widerstand entgegengesetzt wird. Je dicker der Fadenwickel auf dem K e t t b a u m 17" ist, um so größer ist das Drehmoment der Kettfadenspannung in bezug auf die Kettbaumachse, und u m so schwerer soll die ihm entgegenwirkende Bremsung, d. h. das Gewicht 190 sein. Der Weber muß daher von Zeit zu Zeit einzelne Gewichtsstücke 190 abheben, um die K e t t spannung gleichmäßig zu erhalten. b s ) Die Fachbildung zum Hindurchführen des Roßhaares bzw. der Spule bzw. des Schützens geschieht durch die Füße des Webers, welche abwechselnd die beiden Tritte 24, 25x bzw. 26, 25x niedertreten. Diese Tritte wirken 1. unmittelbar auf die Schäfte, indem durch die Unterschnüre 27 bzw. 28 die Schäfte 13, 13welche durch über die Rollen 30" gehende Schnüre 29 miteinander in Verbindung stehen, ins Hoch- bzw. Tieffach geführt werden. •— Mit dieser T r i t t a u s s t a t t u n g wird die Leinwandbindung gewoben, wobei dasselbe Fach mit jedem folgenden Schußeintrag wieder erscheint. Sollen zwischen den gleichen Fächern zwei, drei und mehr verschiedene, sich regelmäßig folgenden Kettfadenauslesungen geschehen, so sind eine entsprechende Anzahl Tritte und Schäfte
— 93 — anzuordnen, welche der Weber nach bestimmten Gesetzen tritt, so für die Köper- und Atlasbindungen. Übersteigt die Schäftezahl 5, so wirken die Tritte über 2. die Schaftmaschine, mit denen die Schäfte verbunden sind; bei ihr wird das Heben der Kettfäden durch zwei Messer veranlaßt, welche mittels zweier Tritte vom Weber aus in wagerechte hin- und her gehende Bewegungen versetzt werden. Derartig ausgerüstete Webstühle werden als S c h a f t w e b s t ü h l e bezeichnet. In der Bildweberei, bei welcher die einzelnen Fäden des Musters unabhängig voneinander heben und senken müssen, wirken die Tritte über 3. den Einzelkettfadenheber, oder wie er nach seinem Erfinder die Jacquard-Maschine (1804) heißt, indem sie 2 Messer lotrecht auf und ab bewegen, auf die die Haken der einzelhebbaren Litzen gehängt werden, wenn die Fäden gehoben werden sollen. Diese Webstühle kennzeichnet man als Jacquard-Webstühle. Als Beispiel einer Schaftmaschine diene 2 a. die Hoch- und Offenfach-Schaftmaschine. Die Stifte 1 (Fig. 184) (98, 99) auf den Holzleisten 2, welche zu einer endlosen Kette verbunden sind, die auf dem Kartenzylinder 3X liegt, heben die Nadelhebel 4, 5X, 6 bzw. 7, 8X, 9 so, daß die auf ihnen oder auf der Nadel 10 liegenden Haken 11, 12* bzw. 13, 14" die tiefste Lage einnehmen und dann von den hin und her gehenden Messern 15 bzw. 16 erfaßt werden können. Durch sie werden die Kettfäden zur Bildung des Faches nur nach oben aus die Fadenebene bewegt. Diese Messer sind in den wagerechten Führungen 17 des Gestells gefangen und erhalten ihre Bewegung durch die Zugstangen 18,19! bzw. 20, 21! mittels des Messerhebels 21!, 19!, 22x, 20 von der Kurbelstange 23! und der Schlagwelle. An die beiden Haken 11, 12*—13, 14* ist der Verbindungshebel 12*, 24", 14' angelenkt, der auf dem Schafthebelarm 24*, 25*, 26 drehbar angeordnet ist. Dieser trägt in 26 die Schnur, welche über die Leitrollen 27", 28" zum Schaft 29 geht, der durch die Federn 30„ ins Unterfach gezogen wird. Durch die Bewegung der Messer 15,16 in entgegengesetzt zueinander stehenden Richtungen wird die Stange sich mit dem Gelenk 14*, z. B. an das Gestell 17 anlehnen und durch den Haken 11, 12* nach links verschoben, wodurch der Schafthebel 24x, 25x, 26 den Schaft 29 ins Oberfach hebt. Wurde gleichzeitig dem Haken 13, 14* durch die Stifte 1 der Karte erlaubt, über das Obermesser 16 zu greifen, so wird beim Wechseln der Bewegungsrichtung das Obermesser 16 den Haken 13, 14* so weit nach links führen, als das Untermesser 15 dem Haken 11, 12? erlaubt, sich nach rechts zu verschieben. Der Schafthebel 24*, 25x, 26 bleibt deshalb in der gehobenen Lage zum Eintragen des folgenden Schusses.
— 94 — Zum Zurückweben bei falschem Schuß und zum Gleichrichten der Flügel für das Einziehen eines zerrissenen Kettfadens zieht die Arbeiterin an dem Handgriff 31, wodurch der Doppelhebel 32, 33x, 34, 35, 360 den oberen Haken 14", 13 aus dem Messer 16 hebt. Das Gegengewicht 36a hält in der punktierten Lage die Haken 13, 14x ausgehoben, bis die Arbeiterin es wieder in die ausgezogene Lage zurückdrängt. Mittels der Schnur 34, 37 wird der Haken 37, 38, 39x! aus dem Sperrrad 40 ausgehoben, so daß der Winkelhebel 21!, 22x, 39x! beliebig hin und her bewegt werden kann, ohne das Sperrrad 40' und daher die Musterkarte 1 mitzunehmen. Diese wird in allen Lagen durch die sich an die grobgeriffelte Scheibe 41" anlegende Feder 420 festgehalten. Für dichtgeschossene Gewebe, für rauhes und hartes Kettgarn und für dicht gestellte Kette ist es vorteilhaft, den Hub der Kettfäden dadurch zu vermindern, daß die gehobenen Kettfäden den halben und die liegengelassenen den anderen Weg zur Bildung des Faches machen. Hierzu dient die Übertragung 22x, 43', 44', 45x, 461—461, 47—47, 48*—48*, 49, deren Zunge 4849 sich in der ausgezeichneten Lage in die Kehle des Hubhebels 25, 24x, 26 legt, so daß die Flügel 29 des Tieffaches im gleichen Augenblick mitgenommen werden, wie die vom Messer 15 oder 16 gefaßten Flügel vom Oberfach nach unten wandern. 3 a) Die Jacquardmaschine oder der Einzelfadenheber. Die mit Bleigewichten 1 0 (Fig. 194) (98) ausgerüsteten Litzen 2, durch deren Augen oder Ösen 2 die gleichhebenden Kettfäden 0 gehen, sind an Zug- oder Platinschnüre 3 geknotet. Diese sind da, wo sie durch Löcher des Harnischbrettes 4 gehen, gefirnist und werden durch Stängchen 5 abgelenkt. Sie hängen mittels Schlingen 50 über den Platinboden 6 in den Platinen 7, deren Haken 8 von den mit ihnen zusammen arbeitenden Messern 9 des beim Eintragen eines jeden Schusses einmal auf- und abbewegten, seitlich in 00 geführten Messerkastens 10 ergriffen werden, sofern die die Platinen 7 umschlingenden Nadeln 11 von den sie umgebenden Federn 120 durch die Löcher der Pappkarte 13 in die Durchbohrungen des Prismas 14 gelangen können. Hierbei werden die Nadeln 11 vom Anschlag 15, den Stängchen 16 und der Wand 17 geführt. Beim Heben werden sämtliche Fäden 3, die an dieselbe Platine 7 angeschlossen sind, gehoben. Ist in der Pappkarte 13 jedoch kein Loch, so werden die Nadeln 11 unter Zusammendrücken der Feder 120 zurückgedrängt, die Haken 8 weichen den Messern 9 aus und die entsprechenden Kettfäden bleiben im Unterfach, so daß sie den eingetragenen Schußfaden auf seiner Unterseite umschlingen. Um bei jedem Schuß eine andere Pappkarte 13 vor die Nadeln 11 zu bringen, ist das Prisma 14 drehbar an einem Hebel 18, 19x aufgehängt, der durch die Rolle 20" eines am Messerkasten 10 befestigten Armes 21 und die federnde
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Führung 22 schwingt; dabei verursacht der auf dem oberen Teil des Nadelbrettes 17 aufliegende Haken 23, 24x durch Angreifen an einem der Stifte 25 die Drehung des Prismas 14. Die in seitliche Löcher der Karte eingreifenden, federnden Leitstifte, Warzen 26 des Prismas 14 verursachen die Mitnahme der Pappkartenkette 13. Die Platinen 7 sind in Reihen bis zu 12 hintereinander angeordnet, und bis zu 100 solcher Reihen nebeneinander erlauben es, die schwierigsten Bilder, Landschaften und Musterungen in lebendiger Darstellung durch das Gewebe zu erreichen. Sollte ein Fehler beim Weben es nötig machen, die Pappkarten 13 beim Aufweben des auf ihn folgenden Gewebestreifens zurückzudrehen, so hebt der Weber durch die Schnur 27 den Haken 23, 24x aus, worauf der eingreifende Haken 23u 24xl selbsttätig die Zurückschaltung des Prismas 14 und der Pappkarte 13 besorgt. Beim Niedergehen des Messerkastens 10 gehen sämtliche Kettfäden 0 in das Unterfach. c) Der Gewebebreithalter. Der nur für die Herstellung der Roßhaargewebe mit Kanten anwendbare Spannstab des gewöhnlichen Handwebstuhls, bestehend aus den beiden Holzleisten 1, 2 (Fig. 20 4 ), die mit Zähnen 3, 4 ausgerüstet sind und durch Metallschließen 5 zusammengehalten werden, sowie der Röllchenbreithalter des Kraftwebstuhls, zusammengesetzt aus dem Körper 1 (Fig. 21 4 ) (100) mit schräg zur Achse angeordneten Spitzenrädchen 2 " , welcher mittels der Schraube 3 auf seitlich des Gewebes am Webstuhlgestell angebrachten Haltern befestigt ist, wird oft durch den in Fig. 22 4 gezeichneten Spanner (90) ersetzt, dessen Hauptaufgabe, das Ausgleiten der Leistenfäden zu verhüten, ist, weil die Roßhaare infolge ihrer Steifheit fast kein Bestreben haben, sich in der Breite zusammenzuziehen. Er besteht aus zwei eisernen, federnden senkrecht zu den Kettfäden 0 stehenden Backen 1, welche mittels Schraube 2 geschlossen werden können. Die Backen sind auf der inneren Seite gekerbt, aber, um jeder Verletzung des Haares vorzubeugen, mit Leder überzogen. Bei 3 ist die Zange mit der Schraube 4 so verbunden, daß, wenn ihre Kurbel 5 gedreht wird, die Zange diese Drehung nicht teilt, sondern in gerader Richtung gegen die Mutterstütze 6 hin bewegt wird. Letztere ist an dem Brustbaum 7 des Webstuhles schwingbar oder gleitbar befestigt, damit der Breithalter dem sich gegen dem Brustbaum bewegenden Gewebe etwas folgen kann. Hierauf wird die Zange 1 geöffnet und die Vorrichtung in die Ausgangstellung zurückgebracht. Dieser Breithalter dient in der Hauptsache nicht zum Breithalten des Gewebes, sondern zum Festlegen seiner Randfäden, damit diese bei etwaiger Lockerung vom Haareintrager nicht nach außen verschoben werden können. Letzteres würde dem Aussehen der Ware schaden.
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d) Die Geräte zum Heraussuchen der Haare aus dem Bündel, ihr Erfassen und Eintragen in das Fach. d ^ Das Auslesen der Haare aus dem Bündel, ihr Erfassen und Eintragen in das Fach von Hand und durch Geräte. A) Einseitiger Haareinschlag. a) Das Aussuchen des Haares aus dem Bündel von Hand und sein Eintragen in das Fach durch ein vom Weber betätigtes Gerät.
Wird dieses von Kindern besorgt, welche nicht nur billige, sondern zugleich vermöge ihrer feinen Finger geeignete Arbeitskräfte sind, so brauchen die Haare nicht so gewissenhaft gebündelt zu sein, weil das Heraussuchen, Erfassen und Zugeben eine leichte Arbeit ist und die Augen und das Gefühl in den Fingerspitzen dabei mithelfen. Das Haar wird von einem mit Greifern versehenen Gerät erfaßt und mit ihm in das F a c h eingetragen. Solche Geräte sind: 1. Der
Stabschützen.
Sein wesentlicher Bestandteil ist ein 7 0 0 - ^ 9 0 0 mm langes, 22 mm breites und 5 mm dickes Lineal aus Weißbuchenholz (Fig. 23 4 Aufriß, Fig. 24 4 Grundriß). Eines seiner Enden 0 ist so eingeschnitten, daß es einen Haken mit den Einführungsflächen 1, 2 bildet. An sie schließt sich eine würfelförmige Aussparung 3 an, in welcher sich eine kleine stählerne Rolle 4" leicht auf einem Draht 5 drehen kann. Ein gebogener Eisendraht 6, 7 läuft vom Befestigungspunkt 6 um die Spitze des Hakens 0 nach dem Befestigungspunkt 7. Neben diesem Draht ist auf der hinteren Fläche des Endes 0 noch ein dünnerer 8 angebracht, der mit seinen beiden Enden fest im Holz steckt. Die Bügel 6, 7 und 8 bilden gewissermaßen die Fortsetzung der Einführungsflächen 1, 2. Der W e b e r schiebt den S t a b durch das offene Kettfach, der Zugeber legt das Haar in den Haken 1, 2 und dieses wird durch Zurückziehen des Stabes in das Kettenfach eingelegt, wobei die beiden Bügel 6, 7 und 8 sein Abgleiten von der Rolle 4" verhüten (90). 2. Der
Maulschützen.
E i n zweiter Schußeintrager, welcher ebenfalls zwei Arbeitskräfte benötigt, ist der in Fig. 25 4 gekennzeichnete Maulschütze (90). Dieser ist dem gewöhnlichen Rollenweberschützen sehr verwandt. Er ist meist aus Buchsbaumholz angefertigt und unterscheidet sich von letzterem dadurch, daß er an Stelle der Schützenfeder in der Höhlung 0 des Schützens eine eiserne Klappe 1, 2X, 3 enthält. Diese wird durch die Feder 4° gegen die Stufe 5 gedrückt, mit der er zusammen das „ M a u l " bildet. Der Weber öffnet durch Druck auf den rechten Hebelarm 1, 2X das Maul, der Haarzugeber legt die abgezählten (meist 3) Haare 6 ein, worauf das Schließen des Maules und das Durchschleudern des Schützens
von Hand erfolgen. Dieser gleitet mittels der Rollen 7" über das Unterfach und wird mit der anderen Hand aufgefangen. Durch abermaligen Druck auf Hebel 1, 2X werden die nunmehr in dem offenen Fach liegenden Haare frei, worauf der Schützen, diese im Fach liegen lassend, zurückgezogen wird. Nun wird das Fach geschlossen sowie die Lade angeschlagen, und nach dem Fachwechsel erfolgt auf die gleiche Weise das Eintragen des nächsten Schusses. Das mit Maulschützen arbeitende Weben ist, obwohl dazu ebenfalls 2 Arbeitskräfte gebraucht werden, ertragreicher als das erste, weil der Schützen leichter und schneller zu handhaben ist als der Greiferstab. a x ) D a s A u s s u c h e n der H a a r e aus dem B e h ä l t e r von H a n d m i t t e l s e i n e s selb st w i r k e n d e n G e r ä t e s und sein E i n l e g e n in das vom W e b e r b e t ä t i g t e G e r ä t zum E i n f ü h r e n des R o ß h a a r e s in das F a c h . Zur Erleichterung der Arbeit des Heraussuchens des Haares aus dem Haarbündel handhaben die Kinder Geräte, die durch das D.R.P. 153756 (* 1 3 . X . 1903, f 1905) (101) geschützt waren und durch die Fig. 26 4 dargestellt sind. Das Haarbündel 0 wird in zwei oder mehreren spitzwinklig ausgeschnittenen Stützen 1 gelagert und durch Preßplatten 2, die über den Stützen 1 verschiebbar sind, festgeklemmt. Die Auslesezange ist eine von Hand bewegte Platte 3 mit spitzwinkligem Einschnitt, welche über das kurze Haarbündelende 01 von unten her geschoben wird. Der Scheitel des Spitzwinkels ist so geformt, daß in ihm bei einem Druck auf das Haarbündel nur 1 Haar Platz findet, ohne daß die darüberliegenden geklemmt werden. Das unterste Haar wird dann bei der Fortbewegung der Platte 3 mitgenommen und über den Stab- oder Maulschützen gelegt. Dieser zieht es aus dem Bündel 0 und trägt es in das Fach ein. Nach geschlossenem Fach läßt sich die Platte 3 vom Haar 4 abheben und zum Bündel 0 wieder zurückführen, worauf dieselbe Arbeit für das Aussuchen und Eintragen des folgenden Haares vor sich geht. b) Selbsttätiges, einseitiges Aussuchen und Erfassen des Haares und sein Einlegen in das Fach durch das vom Weber allein betätigte Gerät. 1. Einlegen
eines
über die Gewebebreite
reichenden
Roßhaares.
Zur Verbilligung der Gestehungskosten der Roßhaargewebe mit einerseits erfolgender Haarzuführung ersetzte man den das Haar zugebenden Arbeiter durch geeignet ausgebildete Haarbehälter und Haarselbstgreifer, durch die es möglich ist, sicher nur ein Haar senkrecht oder in seiner Längenrichtung zu erfassen, es aus dem geordneten Haarbündel herauszuziehen, es an richtiger Stelle in das geöffnete Fach der Kette einzutragen, und es dann an einem festgelegten Punkte freizugeben, so daß sämtliche Haaranfänge nahezu auf einer Geraden endigen, B r ü g g e m a n n , Gewebeherateilung.
7
— 98 — die in -bestimmter Entfernung von den Kettsäumen und parallel zu ihnen liegt. Dieser Selbstgreifer kann infolge seiner Ausbildung als K l e m m g r e i f e r bezeichnet werden, wie ein solcher durch das D.R.P. 199495 (» 18. 1.1906, f 1907) (102) bekannt wurde, welcher das Haar in seiner Längenrichtung ergreift. Die in Fig. 274 angedeutete Greiferstange 1 trägt an ihrem Ende einen kurzen, dünnen Stahlstab 2, der als Federzange 3 endigt, die das Bestreben hat, sich durch eigene Spannung zu öffnen. Der auf der Stange 1 verschiebbar angeordnete Greiferkopf 4, welcher an seinem Ende eine ganz enge Bohrung 5 besitzt, hat die Aufgabe, das Öffnen der Federzange 3 zuzulassen bzw. sie zu schließen. Geöffnet ist sie, sobald die Bohrung 5 über dem Schaft 2 steht; ist die Bohrung 5 über die Federzange 3 geschoben, so drückt die Bohrung 5 die beiden Federn 3 zusammen, die Federzange 3 ist geschlossen. Die Arbeit dieser Greifervorrichtung vollzieht sich folgendermaßen: Der Greifer 1 bewegt sich nach links, der Kopf 4 wird durch den Anschlag 6 des Gestelles 0 zurückgeschoben, so daß die Bohrung 5 über dem Schaft 2 steht. Die Zange 3 öffnet sich und dringt in das Haarbündel 7 ein. Bei der Rückbewegung der Stange 1 drückt die Feder 8° den Kopf 4 wieder mit der Bohrung 5 über die Zange 3 und schließt diese. Das dadurch erfaßte Haar wird bei der Weiterbewegung der Stange 1 aus dem Bündel 7 herausgezogen und in das Fach eingelegt. Damit es aber nach Einschlag in das offene Fach wieder losgelassen wird, verursacht ein Anschlag 91 eine Rechtsdrehung des in 11* drehbaren Hebels 10, 11*, 12, welcher den Greiferkopf 4 zurückschiebt und so das Haar freigibt. Die Feder 130 unterstützt das Festhalten der Haare. Die praktische Verwendbarkeit hängt von der Ausbildung des Endes der Federzange ab. Diese soll geriffelt oder irgendwie gerauht sein. Die Kerbe 1 muß natürlich mit größter Genauigkeit auf den Haardurchmesser passen. 2. Das Einlegen zweier je über die Hälfte der Gewebebreite reichender Roßhaare in dasselbe Fach. Zu diesem Zweck werden nach dem D.R.P.224015 (•30. X. 1906, 11907) (103) auf jeder Stange 1 (Fig. 284) 2 Greiferköpfe 4 angeordnet; der AnschlaghebeL 10, 11*, 12 des hinteren Greifers 4 ist durch die Stange 10, 14 mit einem -Pendel 15, 16* verbunden, so daß beim Durchziehen durch das Fach, das vom Greifer erfaßte Haar durch Anschlag von 15 an das Stellstück 9! in der Gewebemitte freigelassen wird, während das vom 2. Greifer 4 gefaßte Haar noch um die Länge der Stange 10, 14 mitgenommen - wird; weil dann erst sein Anschlag 10, 11*, 12 am Stellstück 9J anstößt. Die beiden Roßhaare liegen dann, wie Fig. 24 a zeigt, im gleichen Fach aneinandergereiht.
— 99 — djB) Zweiseitige Haarzuführung durch einen verschiebbaren Haarbchälter. Dieser ist ein als Schützen 1 (Fig. 294) (104) ausgebildeter Haarbehälter aus Holz, der etwas kürzer (etwa 600 mm) als die Haarlänge ist und aus dem die einzuschießenden Haare 0 dadurch entnommen werden, daß ihre hintersten, etwa 26 mm hervorstehenden Spitzen vor dem Hindurchführen des Schützens durch das Fach fest auf die Ladenbank gepreßt werden, während die übrigen Haare durch im Behälter vorgesehene Klemmen 2 aus Kautschuk am Herausziehen verhindert sind. Der Boden 1 der Rinne ist rund (Fig. 304, Schnitt), nur an den Enden, wo die Kautschukfedern 2 ihren Druck ausüben, ist er flach. An mehreren Stellen der Rinne 3 sind Drahtstifte 4 durchgesteckt, damit sich die Haare in der Mitte des Werkzeuges nicht herausheben. Für den Gebrauch wird die Rinne 3 mit einer entsprechenden Menge von Haaren 0 gefüllt. Der Arbeiter schiebt sie durch das offene Fach, ergreift mit der anderen Hand soviel Haare an deren hervorragenden Enden als nötig, und hält sie fest, während er den Schützen durch das Fach schiebt. Die übrigen Haare 0 werden von den Kautschukfedern 2 in der Rinne 3 festgehalten, und nur die zum Einschuß bestimmten bleiben in der Kette liegen, werden zu beiden Seiten straff angezogen und endlich mit der Lade festgeschlagen. Ein Arbeiter ohne Gehilfen liefert auf diese Weise in derselben Zeit doppelt soviel als z. B. mit Maulschützen.
D. Der Roßhaarkraftwebstuhl. Zu seinem Entwurf wurden in den zur Herstellung der gewöhnlichen, etwa 1 m breiten Gewebe verwendeten Kraftwebstuhl der Antrieb für die zur Roßhaareintragung und Überwachung nötigen Arbeitsgeräte eingebaut. Durch die Art der Schußeintragung unterscheiden sich die Kraftwebstühle in 1. solche mit e n d l o s e m R o ß h a a r s c h u ß , der wie der Gespinst schüß beim gewöhnlichen Fadengewebe von einer Kante des Gewebes zur anderen läuft und dort umkehrt, wodurch die Roßhaare unverschieblich im Gewebe zurückgehalten werden; und 2. in solche mit a b g e p a ß t e n R o ß h a a r e n , deren Spitzen beiderseits der Gewebekanten auf eine kurze Länge hervorstehen. Die Kraftwebstühle für die Eintragung abgepaßter Einzelhaare lassen sich einteilen in Kraftwebstühle mit nur von e i n e r S e i t e und in Stühle mit von b e i d e n S e i t e n erfolgender Haareintragung. Bei den letzteren Ausführungen verwendet man allgemein die leicht zu treibenden W u r f s c h ü t z e n , welche entweder als Haarbehälter ausgebildet und daher länger als die Haare sind, oder k u r z e Schützen, denen ein besonderer Haaraussucher und Zubringer das Haar quer zur Ladenbahn vorlegt, so daß es durch den Wurfschützen in das Fach mitgenommen wird, oder kurze Wurfschützen, die mit Selbstgreifern l*
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versehen sind, welche das Haar aussuchen, aus dem Behälter ziehen und es erst an der gegenüberliegenden Kante des Gewebes loslassen. Dabei kann der Wurf schützen in sich noch einen K ö t z e r bergen, von dem gleichzeitig mit dem Haarschuß ein endloser Gespinstschuß in dasselbe Fach eingetragen wird. Die Roßhaarkraftstühle für abgepaßte E i n z e l h a a r e mit nur von einer Seite des Gewebes erfolgender Zufuhr der Roßhaare können mit einem Stabschützen oder mit einem Webschützen arbeiten, der nur mit einem Greifer ausgerüstet ist. Allen Kraftwebstühlen gemeinsam ist die K e t t e n f ü h r u n g von dem Kettbaum zum Warenbaum, die F a c h b i l d u n g , der Anschlag des eingetragenen Schusses an das Gewebe und die Schuß- und Kettfadenwächter mit Stuhlabstellung. Bei den Roßhaarkraftwebstühlen für das Eintragen verschiedenartiger und verschiedenfarbiger Schüsse sind die dazu nötigen Vorrichtungen des gewöhnlichen Webstuhles ebenfalls in Anwendung. Aus diesem Grunde seien die Erklärungen der Arbeitsweise dieser Vorrichtungen und ihre Antriebe vorweggenommen, um sie dann bei den verschiedenen Ausführungen der Roßhaar-Kraftstühle als bekannt voraussetzen zu können und dadurch Wiederholungen zu vermeiden. 1. Die Arbeit und die Arten der Kraftwebstühle.
Der von der Schlichtmaschine kommende K e t t e n b a u m 110" (Fig. 16s) (105, 106; 61) wird mit seinem Zapfen 1 in die von den Seitenschilden 2 des Webstuhles befestigten Lager 3 eingelegt und um seine Bremsscheibe 240" ein Seil 4 ein- bis dreimal geschlungen. Dieses ist einerseits am Finger 5 befestigt, der an dem hinteren der beiden Querriegel 6, durch welche die Seitenschilde 2 unten fest verbunden sind, verschraubt ist, und andererseits am Haken 7 des vom Gegengewicht 80l beeinflußten Hebels 9, 10x angebracht. Durch die so gebildete Bremse wird der über den beweglichen, aus einer gekröpften Eisenwelle hergestellte S t r e i c h b a u m 11 reibenden Fadenschicht ein Widerstand entgegengesetzt, der sich nach dem herzustellenden Gewebe richtet. Die Fäden gehen dann abwechselnd über bzw. unter den Kreuzruten 12,13, um durch das Teilen zerrissene Kettfäden leichter auffinden zu können, und dann einzeln durch die Augen 14 der Litzen 15, die über die Holzstäbe 16 gereiht sind und zusammen die Schäfte oder Flügel bilden. Dann laufen die Fäden meist paarweise zwischen den einzelnen Rieten oder Rohren des B l a t t e s 17 hindurch, das im Ladendeckel 18 und der Ladenbahn 19 gehalten wird; diese sind auf der Ladenstelze 20, 21\, 22—23, 24x befestigt. Quer zu den Kettfäden wird hier, nachdem die Kette durch das Heben bzw. Senken je zweier Flügel, wodurch das sog. Fach gebildet wird, in 2 Schichten geteilt wurde, der in dem S c h ü t z e n oder dem Schiffchen gelagerte Schußfaden eingelegt. Zum
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Heben und Senken der Flügel 14, 15, 16 sind diese durch Schnüre 25, Leder 26 und Rollen 27" oben miteinander vereinigt und hängen unten vermittelst Stangen 28! an je einem Hebel 29, 30x, deren Rolle 75" von der Hauptwelle 33x durch Räderübersetzung im Verhältnis 1:2 getriebenen E x z e n t e r 31" bzw. 32" betätigt wird. Hierauf führt die von der Hauptwelle 33x durch die Kurbel 33x, 34 und die Pleuelstange 34, 35 nach vorn bewegte Ladenstelze 24x, 20 durch das Blatt 17 den Schußfaden an das Gewebe, worauf die Schäfte in die entgegengesetzte Lage gehen und ein Kreuzen der Kettfäden über dem Schußfaden, die Bindung, geschieht. Um die zum Fachbilden nötige Kettfadenlänge zu liefern und sie beim Fachschließen, wenn die Litzenaugen aneinander vorbeigehen, wieder zurückzunehmen, schwingt der S t r e i c h b a u m 11, indem sein Hebel 11, 36x, 37 durch die Spannung der Kettfäden auf das Exzenter 38" preßt, das an einem Triebe befestigt und in der Höhe und nach beiden Seiten einstellbar ist. Das durch das Kreuzen der Kettfäden über den Schußfäden gebildete Gewebe versucht in der Breite einzugehen infolge der Verkürzung des sich wellenden Schußfadens, wodurch die äußersten Leistenfäden eine sehr große Reibung und Aufrauhung an den Rieten erfahren würden. Dieses wird durch die sog. B r e i t h a l t e r oder S p a n n s t ä b e 39", die das Gewebe nahezu auf der Blattbreite erhalten, und durch Leistenfäden aus Zwirn vermindert. Das Gewebe geht nun über den B r u s t b a u m 40, der noch mit dem oberen Bogenschild 41 zur Versteifung des Webstuhlgestelles dient, teilweise um die aus gezogenem, dickwandigem Stahlrohr bestehende und mit gelochtem Stahl oder Messingband überzogene T r i e b walze 133" auf den W a r e n b a u m 100". Die Zapfen des Warenbaums 22" werden in 2 Schlitzen 42, der Seitenschilde 2 geführt und durch 2 Hebel 43, 44x, 45 vom Gegengewicht 460 an die Triebwalze 133" gepreßt. 2 Haken 47 dienen zum Niederhalten dieser Hebel beim Abwickeln der Ware, indem sie unter das Stelleisen 48\ greifen. Die Triebwalze 133" wird durch die Räderübersetzung ^tttt • OG, ruckweise mittels eines Sperrrades 58' lo lö — ZI — ob und der Klinkeneinrichtung 49 bis zur Dichte von 30 Schußfäden auf 1 cm von der Ladenstelze 24x durch das Stelleisen 50! und den Hebel 51, 52x bewegt öder bei höherer Schußzahl vom Schlagwellenbaum 54x. Die Schußzahl im Zentimeter entspricht im ersten Fall der doppelten bzw. drei- und vierfachen Zähnezahl des Wechselrades, im zweiten bleiben sich Schuß- und Zähnezahl gleich. Der Schlagwellenbaum ist auf dem Längsriegel 53 gelagert und wirkt mittels des Daumens 54" auf die Rolle 55" der lotrechten Welle 56x, 57, wodurch die P e i t s c h e 57, 58 mittels des Leders 59 und des auf der Stange 60 geführten Webvogels 61 das Schiffchen durch das geöffnete Fach
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treibt. Eine zur Seite des Gewebes angeordnete S c h u ß w ä c h t e r g a b e l 62, 63x, 64° wird bei fehlendem Schuß mit einem durch einen Daumen 65" auf der Exzenterwelle bewegten Hebel 66, 67x, 68 eingreifen und durch ihn mitgenommen, worauf das Abstellen des Stuhles dadurch geschieht, daß der Drehpunkt 63* auf dem Schlitten 63*, 63 angeordnet ist. Dieser hebt den Haken 69, 70x, 71 aus 72 des Abstellhebels 730, 74, wodurch die Riemengabel 75 den Riemen 76 von der Festscheibe 77" auf die Losscheibe 77"i überführt. Der Stuhl wird ebenfalls abgestellt, wenn der Schützen nicht in den Ladenkasten gelangt. Zu diesem Zweck ist die in der Hinterwand gelagerte Zunge 78 federnd ausschwingbar und wirkt an einem Arm der Pufferstange 79, 80", 81, der bei fehlendem Schützen auf den Puffer 82 wirkt und diesen sowie seinen Schlitten 83 unter Überwindung der doppelten Blattfeder 840 mitnimmt. Dabei hebt der Finger 85 den Haken 71, 70x, 69 aus, wodurch der Federhebel 730, 74 durch die Riemengabel 75 den Riemen 76 auf die Losscheibe 77" überführt. Der Schlitten 83 ist außerdem noch durch eine Zugstange 86, 87 mit einer Bremsbacke 88, 89x in Verbindung, welche das Schwungrad 300" bremst und das sofortige Stillsetzen des Webstuhles bewirkt. Oft wird auch noch eine zweite, von der Schußwächtergabel betätigte Bremse angebracht, um beim Reißen des Schusses möglichst schnell anzuhalten. Die Kurbel-, Schlag- und Ladenwelle tragen warm aufgelegte, gußeiserne Büchsen an den Lagerstellen, wegen der sanften Reibung von Guß auf Guß. Der durch die Fig. l s dargestellte Webstuhl ist ein sog. Oberschläger. Statt dieser mit Peitsche 59 arbeitenden Schützenschlagvorrichtung vorwendet man sehr oft noch den sog. Unter schläger, bei dem die untere Schützenkastenbahn geschlitzt ist und in ihr sich der obere Teil des Schlagstockes befindet, welcher einen Drehpunkt unten auf der Schwingachse 24x hat. Der Schlagstock schwingt senkrecht zur Zeichnungsebene dadurch aus, daß die Schlagnase 54" auf eine Rolle 35" wirkt, deren Welle durch ein Leder mit dem Schlagstock in Verbindung steht. Sollen Schußfäden ungleichmäßiger Dicke (Streichgarn, Roßhaar) bzw. verschiedener Nummern, Farben oder Rohstoffe in das Gewebe eingetragen werden, so ist der Stuhl mit einer besonderen Vorrichtung versehen, welche die in Zellen untergebrachten Schützen nach einer durch die Mustereinheit bedingten Reihenfolge in den Bereich der Schlagwerkzeuge bringt. Sind die Zellen I ^-VI (Fig. 2S) auf einem Kreis angeordnet und werden sie mustergemäß zur Ladenebene gebracht, so heißt der Stuhl Drehladen- oder Revolverstuhl, liegen sie senkrecht übereinander I, II (Fig. 35), so wird er Steigladenstuhl genannt. Beide Klassen von Stühlen zerfallen wiederum in 2 Unterklassen, je nachdem auf beiden Seiten oder nur auf einer mehrzellige Schützenkasten vorgesehen sind. Auf ersteren, den sog. doppelseitigen Schützenkastenstühlen, kann eine gerade und eine ungerade, auf letzteren
103 — nur eine gerade Anzahl Schüsse von jeder Farbe oder Nummer hintereinander eingeschossen werden. Liegen die beiden Exzenter 31", 32" (Fig. 15) innerhalb der Seitengestelle des Webstuhles, so hat man es mit einem Innentrittwebstuhl zu tun. Befinden sich die Exzenter außerhalb eines der Seitenschilde 2 und hängen ihre Hebel 29, 30x durch über Rollen gehende Verbindungen mit den Schäften zusammen, so heißt der Webstuhl Außentrittwebstuhl. Ferner unterscheidet man die Kraftwebstühle wie die Handwebstühle nach den zur Bildung des Faches verwendeten Einrichtungen in Exzenter-, Schaft- und Jacquard-Webstühle. Als Beispiel einer Schützenkastenwechselvorrichtung, welche sich auch für die Roßhaarkraftwebstühle eignet, gelte: 2• Der einseitige, zweizeilige Schützenkastenwechsel. Der Riemen 0 (Fig. 36) (106) treibt über 0"—(%, 1—1, 2 die Ladenstelze 3, 4X und über 5', 6'—&x, 7—8, 9X, 10 den Messerarm 10,11—11,12, der in 13 geführt ist und durch eine Klinke 14x, 15—160 das Klinkenrad 6' bei jeder Umdrehung der Exzenterwelle um 1 Zahn weiterdreht. Festgelegt wird die Stellung der Kartenkette 17 durch den Halter 18, 19x, 20x—210. Diese hat 2 Lochreihen, von denen jedesmal nur eine mit einem Stift versehen ist. Hat die Karte einen Stift 22 für den Hakenarm 23, 24x, so wird letzterer über das Messer 12 geschoben und von ihm gehoben. Hierdurch wird die Verbindung 23, 24x—*25\, 26x, 27\—25!, 28—28, 29—29, 30 die Zelle II auf die Ladenbahn 30 heben. Gesichert wird diese Lage durch 310—32, 33x. Weist die folgende Karte einen Stift 22 für den zweiten Hakenarm 34, 35* auf, so verursacht das Heben des Messers 12 durch die Verbindung 34, 35*—2726x, 25\—25\, 28—28, 29—29, 30 ein Senken der Zelle I auf die Ladenbahn 30. Bei den einseitig angeordneten Schützenzellen muß der durchgeschossene Schützen wieder zurück in seine Ausgangslade befördert werden, bevor der Schützenkastenwechsel stattfindet; es können sich daher nur zwei oder eine gerade Anzahl Schüsse derselben Farbe bzw. derselben Natur in der Musterung folgen. Der Schußwächter, welcher die Maschine abstellt wenn ein Schuß fehlt, kann deshalb seitlich am einfachen Schützenkasten wirken. Will man jedoch abwechselnd Schüsse verschiedener Herkünfte oder Farben in das Gewebe eintragen, z. B. Haar und Faden oder eine beliebige Zahl eines jeden, so muß der Haargreiferschützen zu jeder Zeit von einem Fadenschützen abgelöst werden können, und umgekehrt. Dazu sind beiderseits des Gewebes Wechselladen angeordnet. Wegen der Fadenstücke, die von den nicht arbeitenden Schützen zum Geweberand reichen und die Wirkung des seitlich des Gewebes vorgesehenen Schußwächters verhindern, muß der Schaßwächter in der Gewebemitte angeordnet. werden.
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Ein solcher 3. Mittenschußwächter mit Stuhlabstellung arbeitet wie folgt: Liegt ein Schuß 0 (Fig. 4S) (61) auf dem Ladenklotz 7, der durch 5, 4—4, 3—3, 34"—35", 2"f vom Riemen 1 getrieben wird, so kann die Gabel 9 des Hebels 9, 10*, 11 nicht nach unten in die Vertiefung 12 schwingen und der Hebel 9, 10*, 11 stellt sich mit seinem Ende 11 dem Anschlag 13 des in 8 geführten Schiebers 14 nicht in den Weg. Durch seine Verbindung 15, 1617x wird er beim Vorwärtsgehen der Lade 7 im Sinne des Pfeiles l nach links geschoben und ebenso die Stange 18, 19 und der Ausrückschieber 19, 20, so daß dieser frei, links vom Ende 21! des Hebels 21!, 22x vorbei kann. Fehlt der Schußfaden 0, so schwingt 9, 10x, 11 mit 9 in die Vertiefung 12 des Ladenklotzes 7 und hält beim weiteren Vorwärtsgehen der Lade 7 den Anschlag 13 an unter Zusammendrückung der Feder 16°. Dadurch nimmt der Ausrückschieber 19, 20 den Hebel 21, 22x mit, was durch die Verbindung 23, 24, 25x, 26—26, 27!, 28!, 29°—30, 31, 32x, 331—2//, 34"—35", die Reibflächen 34", 35" löst und durch 31, 36—36, 37x. 38—38, 39 die Festscheibe 2'; bremst. Der Stuhl steht sofort still. Die Handstange 40 dient zum beliebigen Abstellen der Maschine. Um das ungehinderte Hindurchgehen des Roßhaarschusses durch das Fach zu gewährleisten, muß die Schußwächtergabel 9, 10*, 11 gehoben sein. Hierzu dient die Ebene 41 mit Anlauffläche, welche beim Zurückgehen der Lade 7 sich unter das Ende 11 stellt. Beispiele der Drehladenbewegungen können hier unterbleiben, weil diese noch nicht in dem Roßhaarkraftwebstuhl verwendet werden. 4. Der Kettenfadenwächter mit Stuhlabstollung sei auch hier, weil er beim Weben zweier Roßhaargewebe übereinander oft für die schlecht sichtbare untere Kette Verwendung findet, in einer Ausführung wiedergegeben, wie sie sich auf Baumwollwebstühlen gut bewährt hat. Im Schlitz des Stahlblättchens 1 (Fig. 5, 6 5 ) sind die feststehende 2 und die in ihr schieberartig verschiebbare Schiene 3 angeordnet. Fehlt der Kettfaden 0, so verhindert das niedergefallene, zwischen 2 Schlitzen sich sperrende Stahlblättchen 1 die Schwingung der Schiene