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German Pages 162 [176] Year 1994
Jaroslav Cechura Die Struktur der Grundherrschaften im mittelalterlichen Böhmen
Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte Herausgegeben von Günther Franz f und Peter Blickle Band 39
Die Struktur der Grundherrschaften im mittelalterlichen Böhmen unter besonderer Berücksichtigung der Klosterherrschaften
von V
Jaroslav Cechura
5 Karten und 17 Tabellen
Gustav Fischer Verlag Stuttgart • Jena • New York • 1994
Univ. D o z . Dr. Jaroslav Cechura Bëlomlynskâ 825 1 9 6 0 0 Praha 9 - Cakovice CR
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Alexander von Humboldt-Stiftung, Bonn
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Cechura, Jaroslav Die Struktur der Grundherrschaften im mittelalterlichen Böhmen : unter besonderer Berücksichtigung der Klosterherrschaften / Jaroslav Cechura. - Stuttgart ; Jena ; New York : G.Fischer, 1994 (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte ; Bd. 39) ISBN 3-437-50359-6
NE: GT
© Gustav Fischer Verlag • Stuttgart • Jena • New York • 1994 Wollgrasweg 49 • D-70599 Stuttgart (Hohenheim) Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Hechts Textverarbeitung, Neuhaus am Inn Druck und Bindung: Wilhelm Röck, Weinsberg Printed in Germany
Vorwort des Herausgebers
Mit der Veröffentlichung der Arbeit von Herrn Cechura kommt eine Untersuchung zur Drucklegung, für die sich Günther Franz, der Begründer dieser Reihe, kurz vor seinem Tod noch nachhaltig eingesetzt hat. Sie steht gewissermaßen in der Kontinuität einer Forschungsrichtung, die vor allem Friedrich Lütge begründet und in den «Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte» als Mitherausgeber repräsentiert hat. Professor Friedrich-Wilhelm Henning hat freundlicherweise den Text redaktionell überarbeitet, wofür ich ihm als Herausgeber meinen besonderen Dank aussprechen möchte. Bern, im Frühjahr 1993
Peter Blickle
V
Vorwort
Vor fast zwanzig Jahren habe ich begonnen, mich systematisch mit der Entwicklung der Klosterherrschaften in Böhmen in der Epoche des Hoch- und Spätmittelalters zu beschäftigen. Die Wahl des Themas erwies sich als glücklich, und die Ergebnisse des analytischen Studiums überstiegen den ursprünglich gesteckten Rahmen in mindestens zwei Richtungen. Zum einen ermöglichte das Studium einen qualitativ neuen Blick auf die Entwicklungstendenzen der Klostergrundherrschaft in Böhmen in vorhussitischer Zeit (1310 bis 1419) und im Spätmittelalter, gleichzeitig konnten weitere Arten dieser Wirtschaftsform (insbesondere Adels- und städtische Grundherrschaft) viel besser erkannt und untersucht werden, zumal sich die wichtigsten und grundlegenden Entwicklungstendenzen der Grundherrschaften in Böhmen als wichtiger Indikator der allgemeinen makroökonomischen Entwicklung in Böhmen seit dem Hochmittelalter anbieten. Vielleicht noch überraschender und wichtiger ist die zweite Erweiterung des ursprünglich festgelegten Forschungsrahmens. Es handelt sich um die Entwicklung der Bauern vor allem im Spätmittelalter, ein Thema, das im Hinblick auf seine Zusammenhänge mit der hussitischen Revolution (1419 bis 1434) in tschechischen wie auch in ausländischen Untersuchungen eine große Bedeutung hatte. Doch dieses Thema wurde so unterschiedlich interpretiert wie kein anderes: Die Forschung wurde durch moderne oder grundsätzliche Vorstellungen vom Verlauf der Revolution im Mittelalter beeinflußt, an welche die Mechanismen der modernen bürgerlichen Revolutionen angepaßt wurden. Auch hier führten mich meine konsequent analytisch orientierten Forschungen zu einer neuen Erläuterung der Entwicklung der Bauern in Böhmen im späten Mittelalter. Es ist notwendig zu sagen, daß dieses neue Bild die böhmischen Bauern im Grunde genommen wieder in die allgemeinen Zusammenhänge der sozialen und ökonomischen Entwicklung in Europa im Hoch- bis Spätmittelalter zurückbringt. Der Vergleich mit der Entwicklung in den benachbarten Ländern - aber auch mit anderen Gebieten Europas - zeigt uns dann nicht nur viele gemeinsame Entwicklungstendenzen, sondern auch eine Reihe von spezifischen Ähnlichkeiten in Fragen der Entwicklung sowohl der Struktur der Grundherren- als auch der Bauern-Schicht. Der Weg, der zu den in dieser Monographie gezogenen Schlußfolgerungen führte, war weder einfach noch geradlinig. Deshalb gehört mein Dank allen, die mich während meiner Arbeit an den Teilstudien beeinflußt haben. Auch dabei deutlich werdende Meinungsverschiedenheiten müssen nicht immer nur eine negative Wirkung haben. VI
Von den tschechischen Historikern, welche meine Arbeit jahrelang systematisch beobachteten, und die mir die Möglichkeit zu langen Diskussionen über verschiedene Fragen gaben, möchte ich hier die Herren Prof. Dr. Ivan Hlaväcek, Prof. Dr. Josef Peträn, Dr. Frantisek Smahel, Doz. Dr. Eduard Maur und Prof. Dr. Vaclav Vanecek nennen. Von den deutschen Historikern bin ich den Herren Prof. Dr. Dr. Friedrich-Wilhelm Henning, Dr. Werner Rösener und Prof. Dr. Franz Irsigler in Dank verbunden. Herrn Dipl.-Bibl. Werner Vogel danke ich für die umfassende Hilfe - vor allem für die Beschaffung der Literatur während meiner Arbeit im Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität zu Köln. Mein Dank gilt auch den Mitarbeitern dieses Seminars, speziell Frau Marion Driesnack für die Hilfe zur technischen Ausführung dieser Arbeit. Bei Dr. Ales Chalupa f möchte ich mich für die deutsche Übersetzung dieser Arbeit bedanken. Den Herren Prof. Dr. Günter Franz und Prof. Dr. Peter Blickle danke ich, daß sie diese Arbeit in die Schriftenreihe «Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte» aufgenommen haben. Der Alexander-von-Humboldt-Stiftung bin ich für die Gewährung des Studienstipendiums zu Dank verpflichtep. Es ermöglichte mir, die internationale Literatur zur gesamten Problematik der Grundherrschaft gründlich kennenzulernen. Ohne die großzügige Unterstützung von Seiten der Alexander-von-HumboldtStiftung hätte die Monographie in dieser Form nie entstehen können. September 1993
Jaroslav Cechura
VII
Inhalt Vorwort 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.4.1 1.4.2 1.5 1.5.1 1.5.2 2 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3
2.1.3.1 2.1.3.2 2.1.3.3 2.1.3.4
2.2 2.2.1 2.2.2
VI Die Struktur der Grundherrschaften in Böhmen im späten Mittelalter von 1350 bis 1550 Chronologische Abgrenzung des Themas Die Quellen Bearbeitungsmethode Die Definition und die Bedeutung der Grundherrschaft in der tschechischen Literatur Die vorhussitische Epoche Die Epoche von 1420 bis 15 50 Ein Überblick über die Forschungen zur Schicht der Bauern in Böhmen im späten Mittelalter Die vorhussitische Epoche Die Epoche von 1420 bis 1550 Die Grundtendenzen der Entwicklung der Klostergrundherrschaften in den Jahren von 1350 bis 1419 Die Grundherrschaft des Klosters Sedlec Die Hauptentwicklungstendenzen des Klosters bis zum Jahre 1310 Die Entwicklung des Grundbesitzes des Klosters Sedlec in der vorhussitischen Zeit Die Eigenwirtschaft des Klosters Sedlec in der vorhussitischen Zeit Die Höfe und die Veränderung ihrer Funktion Die Höfe außerhalb der konzentrierten Grundherrschaft Die Höfe in der Umgebung von Kutnä Hora Die Änderung der ökonomischen Funktion der Höfe in den Jahren von 1300 bis 1340 Das «Abfallen» der Höfe vom Wirtschaftssystem des Klosters in den Jahren von 1340 bis 1419 Verpachtungen und Verkäufe Die Grundherrschaft des Klosters Plasy Die Grundzüge der Entwicklung des Klosters bis zum Jahre 1310 Die Entwicklung des Landbesitzes des Klosters in Plasy in der vorhussitischen Zeit
1 3 5 8 11 12 21 25 26 29
32 32 33 38
41 44 46 48
49 52 52 56 IX
2.2.2.1
Die konzentrierte Herrschaft in der Umgebung des Klosters in den Jahren von 1310 bis 1419 2.2.2.2 Die Güter von Plasy in der Prager Umgebung in den Jahren von 1310 bis 1419 2.2.2.3 Die Regiewirtschaft des Klosters Plasy in der vorhussitischen Zeit: Die Höfe und die Veränderung ihrer Funktion 2.2.2.3.1 Die Höfe des Klosters Plasy in der vorhussitischen Zeit 2.2.2.3.2 Der strukturelle Umbau des Wirtschaftsmechanismus der Herrschaft Plasy 2.3 Die Grundherrschaft des Klosters Chotesov 2.3.1 Grundsätzliche Angaben zur Entwicklung der Herrschaft bis zum Jahre 1419 2.3.2 Die Höfe des Klosters Chotesov im 14. und 15. Jahrhundert . . . . 2.3.2.1 Die selbständigen Höfe 2.3.2.2 Die Höfe in den Dörfern 2.4 Zwischenbilanz 2.5 Ein Vergleich mit den Klostergrundherrschaften in Mittelund Westeuropa 3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 4 4.1
4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.2
X
Die Säkularisation der Kirchengüter in den Jahren von 1419 bis 1420(1450) Der Begriff der Säkularisation Die Wahl eines repräsentativen Modells Die Vorgeschichte der Säkularisation Die Säkularisation der Kirchengüter in Westböhmen in den Jahren von 1419 bis 1420 (1450) Die Säkularisation der Kirchengüter in Südostböhmen in den Jahren von 1420 bis 1450 Die summarische Charakteristik der Säkularisation im hussitischen Böhmen Grundherrschaften mit kontinuierlicher Entwicklung im spätmittelalterlichen Böhmen von 1350 bis 1550 Das Beispiel und die Ausnahme einer Adelsgrundherrschaft: Die Domäne derer von Rozmberk (Rosenberg) in den Jahren von 1350 bis 1550 Genesis der Rosenberg-Domäne bis 1380 Die Regiewirtschaft der Rosenberger Domäne in den Jahren von 1350 bis 1550 Die Rosenberger Domäne in den Jahren von 1380 bis 1550 Die Entstehung einer Stadtgrundherrschaft: Ceske Budejovice bis zum Jahre 1550
56 58
58 59 60 63 64 69 70 71 73 75 78 79 80 80 82 84 88 91
92 92 96 101 102
5
Die Bauern und die Grundherrschaft in Böhmen im Spätmittelalter von 1350 bis 1550
5.1
Die Untertanen des Klosters Plasy in vorhussitischer
109
Zeit bis 1419
109
5.1.1 5.1.2
Freie Bauern Die Rechtsverhältnisse zwischen der Obrigkeit und den Untertanen von 1350 bis 1419
111
5.1.3
Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Untertanen
5.2 5.3 5.4
des Klosters Plasy 113 Die Bauern in der Umgebung von Tabor von 1420 bis 1433 . . . . 117 Die Untertanen der Herrschaft Pardubice von 1490 bis 1 5 6 0 . . . . 121 Die Grundzüge der Untertanen-Verhältnisse in Böhmen im Spätmittelalter
5.5 5.6
112
126
Die Bauern in Böhmen im Spätmittelalter und die Konzeption der spätmittelalterlichen Agrarkrise (Krise des Feudalismus) . . .
130
Zwischenbilanz
134
Schlußwort
137
Summary: The structure of seigneurial landholding in late medieval Bohemia, 1350-1550
140
Kartenanhang
143
Quellen-und Literaturverzeichnis
146
Personenregister
157
Ortsregister
159
Sachregister
162
XI
Abkürzungen AA AUC AC AH CDB CIM CDM CCH CCM CDC CNM CSCH DRC FHB FRB KG HRG HT JbNÖS JfW JSH KNM MVGDB MZK NK NM OA PHS RCSAV RBM SAP SbNM SH SOA SPFFBU ZAA ZBLG ZS XII
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1 Die Struktur der Grundherrschaften in Böhmen im späten Mittelalter von 1350 bis 1550
Die achtziger Jahre unseres Jahrhunderts haben in der internationalen Forschung einen früher nie dagewesenen Aufschwung in der Erforschung der Entwicklung der Grundherrschaft vom frühen bis zum späten Mittelalter gebracht. Neben einer Reihe von Sammelschriften sind sehr viele Monographien entstanden, welche die Kenntnisse über die Grundherrschaft wesentlich erweitert haben. Es ging dabei nicht nur um die Grundherrschaft als bestimmte Wirtschaftseinheit, sondern auch um eine ganze Reihe von Bereichen ihrer Wirksamkeit, insbesondere in Mittel- und Westeuropa 1 . Es ist offensichtlich, daß zu diesem klassischen Thema der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, das schon Gegenstand ausführlicher Untersuchungen war, noch keine endgültige Bewertung abgegeben werden kann 2 . Es scheint sogar so, als ob sich hier neue Forschungsperspektiven eröffneten. Im Zusammenhang mit der sich vielversprechend entwickelnden internationalen Forschung sehen wir, daß die Verhältnisse der Grundherrschaften im alten böhmischen Staat für uns in Wirklichkeit ein weißer Fleck sind 3 . Diese Feststellung spiegelt sich in der Tatsache der Isolation der tschechischen Historiker wider, welche sich nicht an internationalen Projekten beteiligten. Die Lücke könnte durch diese Monographie weitgehend ausgefüllt werden, deren Ziel es ist, die wichtigsten langfristigen Entwicklungstendenzen der Grundherrschaftsstruktur in Böhmen zwischen den Jahren 1350 und 1550 sowie in der Entwicklung der Bauern aufzuzeigen. Obwohl Böhmen und Mähren den Kern des mittelalterlichen böhmischen Staates bildeten, konzentriere ich mich in dieser Arbeit nur auf Böhmen. Beide Länder waren zwar länger als 1000 Jahre miteinander verbunden, doch in der sozioökonomischen Struktur von Böhmen und Mähren gab es eine ganze Reihe von Verschiedenheiten. Die wichtigste war das praktische Fehlen des Lehnsystems in Böhmen; in Mähren hingegen finden wir dieses Phänomen sehr 1 P. Gunst, T. Hoffmann (Hgg.): Grand domaine et petites exploitations en Europe au moyen âge et dans les temps modernes, Budapest 1982; H.Patze (Hg.): Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, 2 Bde., Sigmaringen 1983; A. Verhulst (Hg.): Le grand domaine aux époques mérovingienne et carolingienne. Die Grundherrschaft im frühen Mittelalter, Gent 1985; W. Rösener (Hg.): Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, Göttingen 1989; K.Flink, W.Janssen (Hgg.): Grundherrschaft und Stadtentstehung am Niederrhein, Kleve 1989. 2 Das zeigt deutlich die deutsche, französische und britische monographische Forschung. 3 Eine Ausnahme ist die Übersicht von J. Välka: Die Stellung Mährens im Wandel des böhmischen Lehensstaates, in: F.Seibt, W.Eberhard (Hgg.): Europa 1500. Integrationsprozesse im Widerstreit: Staaten, Regionen, Personenverbände, Christenheit, Stuttgart 1987, S.292ff.
1
häufig 4 . Deswegen ist es notwendig, zunächst die böhmischen und mährischen Verhältnisse sorgfältig isoliert zu analysieren; diese Analysen könnten dann als Grundlagen einer zusammenfassenden Arbeit dienen. Dies würde auch die böhmische und mährische Situation ausgewogener darstellen. Da jedoch für eine solche Analyse gerade in Mähren von 1350 bis 15505 die modernen analytischen Studien fehlen, beschäftige ich mich in meiner Arbeit nur mit der Entwicklung in Böhmen. Die Ära des Spätmittelalters gehört vielleicht zu den interessantesten Entwicklungsphasen der durchforschten Wirtschaftsformationen in Böhmen. Nicht weniger interessant ist auch die bisherige Art der Erläuterung dieser Problematik. Sie hat sich in den letzten Jahrzehnten der tschechischen Historiographie in ein statisches Bild versteinert, welches vor allem durch seine Zusammenhänge mit der hussitischen Revolution determiniert wurde 6 . Daher wurde eine ganze Reihe von Phänomenen aus der politischen Geschichte oder Ideologie in die Ebene der Wirtschaftsgeschichte transplantiert. Als Ergebnis dieses Fortgangs erschien dann eine ziemlich charakteristische Vorstellung von der Entwicklung der Grundherrschaft, insbesondere im Zusammenhang mit der Entwicklung der Bauern, wie ich später in der Forschungsübersicht aufzeigen werde. Es wäre natürlich vereinfacht, die Entwicklung der Grundherrschaftsstruktur zu untersuchen, ohne ihren Zusammenhang und die Interaktion mit den Bauern zu berücksichtigen, welche die Böden auf dem Gebiet der Grundherrschaften bewirtschafteten. Diese verlieren ihre Bedeutung auch dann nicht, wenn wir das Konzept der «landwirtschaftlichen Kleinproduktion» nach Tschajanow als Grundlage der sozioökonomischen Entwicklung der Bauernschicht im Mittelalter akzeptieren 7 . Hier muß angemerkt werden, daß die tschechische Historiographie seit den fünfziger Jahren die Bedeutung der landwirtschaftlichen Kleinproduktion erkannt hatte. Doch wegen des Mangels an Quellen konnte sie für das Zeitalter bis zum 16. Jahrhundert nicht näher erforscht werden 8 . In Gegenüberstellung der beiden Zugänge zum Studium der Agrarformen ist es notwendig, die Bedeutung sowohl der Bauern als Gesellschaftsschicht als auch der Grundherrschaft als bestimmte Wirtschaftsorganisation oder -formation zu beurteilen und einzuschätzen. Es ist auch offensichtlich, daß sich beide Phänomene gegenseitig beeinflußt haben. 4 J. Välka: Moravavestrukture a historiiceskeho lenniho astavovskeho statu, in: Moravsky sbornik historicky, Brno 1986, S. 22ff. Die tschechischen Titel wurden im Literaturverzeichnis ins Deutsche übersetzt. 5 Vgl. Prehled dejin Ceskoslovenska 1/1-2, Praha 1980-1982. 6 Vgl. Anm. 5. 7 A. Tschajanow: Die Lehre von der bäuerlichen Wirtschaft, Berlin 1923, Nachdruck Frankfurt 1987; G. Schmitt: Ein bedeutender Agronom ist wieder zu entdecken: Alexander Tschajanow, in: ZAA, 36, 1988, S. 185ff. 8 Z.B. J.Petrin: Poddany lid v Cechäch na prahu tricetilete välky, Praha 1964.
2
Wenn ich im folgenden von der Grundherrschaftsstruktur oder von der Struktur der Grundherrschaften spreche, so verstehe ich unter diesem verallgemeinernden Terminus das ganze Spektrum der Entwicklungsformen der Grundherrschaft als Wirtschaftsformation. Ich bin der Meinung, daß dieser Terminus besser den wahren Sinn wiedergibt als der Begriff «Cesky velkostatek» (Böhmisches Großgut), welcher in der tschechischen Literatur verwendet wird 9 . Die Grundherrschaftsstruktur in Böhmen im späten Mittelalter hatte ihre typischen Formen, aber auch eine Reihe spezifischer Züge, welche manchmal nur für ein einziges oder wenige Güter belegt werden können.
1.1 Chronologische Abgrenzung des Themas In der tschechischen historiographischen Literatur finden wir schon seit der Zeit der «Goll-Schule» die Tendenz, die Periodisierung des 14. und 15. Jahrhunderts hauptsächlich mit der hussitischen Revolution zu verbinden. Bei der Untersuchung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung sehen wir aber, daß diese Sichtweise nicht die geeignetste ist, da die vorhussitische Epoche damit zu scharf von der hussitischen und nachhussitischen getrennt wird 1 0 . Darüber hinaus ist es nicht zulässig, die Wendepunkte der politischen Geschichte gleichzeitig auch als Grenzpunkte der wirtschaftlichen und sozialen Geschichte zu betrachten 1 1 . Ich glaube, daß für das Studium der relativ stabilen mittelalterlichen ökonomischen Struktur, die keine große Dynamik aufweist, ein bestimmter längerer Zeitabschnitt («lange Welle») adäquater ist 1 2 . Die Mitte des 14. Jahrhunderts stellt sich als ein bedeutender Entwicklungsbruch insbesondere für die Klosterherrschaften in Böhmen dar. Im Verlaufe der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts steigerte sich nämlich der territoriale Ausbau dieser Wirtschaftsformation, während die Bodengewinne nach 1350 demgegenüber nur gering und unbedeutend waren. Zur häufigen Erscheinung wurde in dieser Zeit die Reduzierung der Eigenwirtschaft auf den Grundherrschaften. Die Anfänge dieser Entwicklung liegen schon in der ersten Hälfte des H . J a h r h u n derts, und ihre Fortsetzung kann bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts beobachtet werden. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begannen sich in
9 Dieser Begriff erscheint in fast allen Arbeiten über die Grundherrschaft, die unten angeführt werden. 10 Zum letztenmal Prehled 1/1 (vgl. Anm. 5). 11 Diese Auffassung ist für die tschechische Historiographie typisch (vgl. Anm. 10). 12 F.Braudel: Histoire et sciences sociales: L a longue durée, in: Annales, ESC 18, 1958, S.725ff.; vgl. R.Spree: Lange Wellen wirtschaftlicher Entwicklung in der Neuzeit, in: Historical Social Research, Supplement 4, 1991.
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größerem Ausmaß neue Tendenzen durchzusetzen: Die Verpachtungen oder sogar Verkäufe von Dörfern, Höfen und weiteren Liegenschaften, die Bestandteile der Grundherrschaften bildeten. In mehreren Fällen kam es zu einer territorialen Desintegration. Die obere Zeitgrenze dieser Studie - um die Mitte des 16. Jahrhunderts - stellt sich wieder als ein ausgeprägter Wendepunkt in der Entwicklung der Herrschaftsstruktur in Böhmen dar. Dies hat zwei Gründe: Erstens liegen hier die Anfange der Wiederbelebung der Eigenwirtschaft nach der vorangegangenen langfristigen Phase, in der sie niedergehalten wurde. Als zweites wichtiges Moment zeigt sich die Allodifikation, d.h. die Einschreibung der Güter einer Reihe von Grundherrschaften, die in der vorhussitischen Zeit in kirchlichem, insbesondere klösterlichem Besitz waren, in den Jahren von 1419 bis 1421 säkularisiert wurden und länger als 125 Jahre von weltlicher Hand beherrscht wurden (vor allem von Adel und Städten), als freie Besitztümer in die Landtafel. Trotz dieser Tatsache wurden solche Güter bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts noch immer als integraler Bestandteil des Kammerbesitztums betrachtet und erst kurz vor der Mitte des 16. Jahrhunderts von Ferdinand I. als freie Güter vorwiegend an den Adel und an die Bürger verkauft. Die Allodifikation hatte ihren Höhepunkt in den achtziger Jahren des 16. Jahrhunderts 1 3 . Die Bauern in Böhmen erlebten zwischen den Jahren 1350 und 1550 eine im Grunde regelmäßige Entwicklung 14 . Man kann sagen, daß sich gerade dieser Zeitraum in seiner Entwicklung als eine in großem Maße einheitliche, ziemlich geschlossene Epoche anbietet. Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Grundherrschaft kann man sie als eine sich qualitativ höher entwickelnde Epoche charakterisieren, weil die Bauern die genannten Stagnations- und Desintegrationstendenzen ausnutzen und von ihnen profitieren konnten. In der tschechischen Literatur ist bis heute die Konzeption vorherrschend, welche die Entwicklung der Bauern in diesem Zeitraum in einen engen Rahmen der determinierten politischen Geschichte eingefügt hat 1 5 , wie ich später noch erläutern werde. Nach den bisherigen Vorstellungen zerfiel die Entwicklung der Bauern zwischen der Mitte des 14. und des 16. Jahrhunderts in eine Reihe chronologisch und inhaltlich heterogener Etappen, von welchen nur einige näher beschrieben wurden 1 6 . Im Grunde handelt es sich um eine Konzeption, die von einer Diskontinuität ausgeht. Die erste Etappe bis 1419 wird als ein Prozeß der sukzessiven Verschlechterung des sozialen und ökonomischen Standes der Bauern in Böhmen geschildert. Im Gegensatz dazu wird die Zeit kurz nach der hussitischen Revolution als eine Etappe der sukzessiven Verbesserung des ge-
13 14 15 16
4
E.Maur: Cesky komorni velkostatek 17. stoleti, Praha 1975. Zu dieser Auffassung vgl. Anm. 105. Zum letztenmal Prehled 1/1-2 (vgl. Anm. 5). Ebenda.
samten Spektrums der Existenzbedingungen der Bauern angesehen. Als ausgeprägter Grenzpunkt wird hier der Anfang der hussitischen Revolution bezeichnet. In der Periodisierung der böhmischen Geschichte wird als Grenze zwischen Spätmittelalter und Neuzeit die Zeit um 1500, beziehungsweise 1526, genannt. In der vorliegenden Monographie kann man die Zeit bis Mitte des 16. Jahrhunderts zum konventionellen Begriff des Spätmittelalters rechnen 17 . Es handelt sich um eine bestimmte erschlossene Epoche in der Geschichte der Grundherrschaftsstruktur, welche ich - um die Problematik zu vereinfachen - mit dem Spätmittelalter gleichsetze.
1.2 Die Quellen Ein Historiker, der sich mit dem Studium der Grundherrschaft in Böhmen bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts beschäftigt, befindet sich in einer anderen Situation als seine Kollegen, welche die verschiedensten Formen der Grundherrschaft in Deutschland, Frankreich oder England erforschen. Grund dafür ist die recht geringe Zahl der Quellen in den böhmischen Ländern, für die es zwei Hauptursachen gibt. Die wichtigere von ihnen ist die Art der Amtsführung und der Anfertigung der Dokumente, die mit der Tätigkeit der untersuchten Wirtschaftskomplexe verbunden sind 1 8 . Ein beträchtlicher Teil der Verwaltungsaktionen wurde bis zum 16. Jahrhundert lediglich mündlich geführt, insbesondere auf den unteren Verwaltungsebenen. Darin unterscheidet sich das böhmische Milieu ausgeprägt nicht nur von den schon genannten Ländern, sondern auch von den Staaten in seiner direkten Nachbarschaft 1 9 . Die zweite Ursache hängt mit der Problematik der Archivaufbewahrung, vor allem bei Kloster- und Adelsarchiven zusammen. Mit der Auflösung einer Reihe von Klöstern schon in der ersten Welle der Säkularisierung am Anfang der hussitischen Revolution (1419 bis 1421) wurden auch einige Archive vernichtet.
17 Prehled 1/1, vgl. L. Kuchenbuch, M.Michael: Zur Periodisierung des europäischen Feudalismus, in: Gesellschaftsformation in der Geschichte. Argument. Sonderband 32, Berlin 1978, S. 130ff.; S. Skalweit: Der Beginn der Neuzeit, Darmstadt 1982, S. Iff.; R.Koselleck: Wie neu ist die Neuzeit?, in: HZ, 251, 1990, S.539ff. 18 M.T. Clanchy: From Memory to Written Record, England 1066-1307, London 1979, S. 149ff.; J.Kümmel: Bäuerliche Gesellschaft und städtische Herrschaft im Spätmittelalter, Konstanz, Paris 1980-82. 19 H.Patze: Neue Typen des Geschäftsschriftgutes im 14. Jahrhundert, in: Ders. (Hg.): Der deutsche Territorialstaat..., Bd. I, Sigmaringen 1971, S. 9ff.
5
Andere Archive, welche in der Emigration die Zerstörung der ursprünglichen eigenen Klosterinstitution meist nur um einige Jahrzehnte überlebten, sind mit dem Untergang der Klöster ebenfalls spurlos verschwunden 20 . Soweit es sich um adeligen Grundbesitz handelte, blieben - in Anbetracht seiner übergroßen Mobilität - aus seiner wirtschaftlichen Agende nur Ruinen, insbesondere bei kleinen Grundherrschaften bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Ähnlich verhielt es sich auch im Fall des königlichen Besitztums 21 . Aus diesen Umständen ergibt sich, daß nur wenige schriftliche Quellen zum Studium eines repräsentativen Musters der Grundherrschaften in Böhmen zur Verfügung stehen. Bis zum Jahre 1300 handelt es sich ausschließlich um Urkunden, welche durch zwei Urbare - das Urbar des Klosters in Vyssi Brod 22 und ein Fragment des Urbars des Prager Bistums 23 - erweitert werden. Für die folgenden Jahrhunderte verbessert sich die Situation, vor allem was das Quellenspektrum betrifft. Auch hier stehen die Urkunden an erster Stelle; darüber hinaus stehen dann fast zwanzig Urbare zur Verfügung 24 . Es findet sich auch Rechnungsmaterial, das aber nur sporadisch erhalten blieb, vereinzelt auch andere Amtsschriften wie zum Beispiel Gedenkbücher 25 . Bis zum Jahre 1500 wird das inhaltliche Spektrum der Quellen immer breiter. Die Urkunden behalten immer noch ihren alten, wichtigen Platz. Als eine wichtige neue Art der Quellen erscheinen die Grundbücher, welche für das letzte Viertel des 15. Jahrhunderts nachweisbar sind 26 . Ihre Eintragungen sind am Anfang sehr einfach. Sie sind bis zu einem gewissen Maße den traditionellen Eintragungen ähnlich, welche wir zum Beispiel aus dem Milieu der bayrischen Kircheninstitutionen kennen 27 . Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts nimmt vor allem die Zahl der Urbare zu. Auch Rechnungs- und Betriebs-, aber auch Normativquellen werden - insbesondere im Bereich der südböhmischen Domänen der Rosenberger - aussagekräftiger. Obwohl Anzahl und Art der Quellen so vielversprechend wachsen, werden die Urkunden nur selten durch weitere, spezielle Wirtschaftsschriftstücke wesentlich ergänzt oder ersetzt 28 . Diese Tatsache vermindert den Aussagewert der Quellen. Trotzdem finden wir auch einige Ausnahmen: Zum Beispiel sind im Fall des westböhmischen Prämonstratenserklosters in Chotesov bis heute nicht nur viele
20 Vgl. 3.Kapitel 21 Vgl. E.Maur: Cesky komorni velkostatek (wie Anm. 13). 22 J. Cechura: Nejstarsi cesky urbar - urbar klästera ve Vyssim Brode z konce sedmdesätych let 13. stoleti, in: PHS, 27, 1986, S. 5ff. 23 R. Novy: Nejstarsi cesky urbar, in CSCH, 8, 1960, S. 210ff. 24 J. Emier (Hg.): in: DRC, S. Iff. 25 J. Cechura: Üfedni knihy klästera v Sedlci z obdobi pocätku 15. az konce 16. stoleti, in: CNM, 152,1983, S.114ff. 26 J. Cechura: Vyznamny soubor pozdne stredovekych bohemik v Rezne, in: AC, 40, 1990, S. 27ff. 27 M. Thiel: Das St. Emmeramer Register von 1275 in Clm 14992, seine Vorstufen und Nachläufer, in: ZBLG, 33, 1970, S.542ff. 28 J. Sebänek, Z. Fiala, Z. Hledikovä (Hgg.): Ceskädiplomatikado roku 1848, Praha 1971, S. 177ff.
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Urkunden, sondern auch ein Urbar aus dem Jahre 1367, ein spezielles RegisterKopiarbuch aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts und eine Reihe von Grundbüchern ab dem Jahre 1496 erhalten 29 . Eine ähnlich günstige Situation bietet sich für das Studium der Grundherrschaften in Böhmen im späten Mittelalter nur für das südböhmische Dominium der Rosenberger und für einige böhmische Königsstädte. Den Stand der Quellengrundlage kann vielleicht am besten die Anzahl der Urkunden des erwähnten Klosters Chotesov illustrieren. Für die Zeit von 1200 bis 1550 stehen annähernd 500 Unterlagen zur Disposition; es handelt sich um die reichste überlieferte Urkundenemission im Rahmen der böhmischen Klöster. Es mag überraschend wirken, da wir eine Reihe bedeutender Informationen zum Studium der Bauern und der Besitztumsverhältnisse auf dem Lande sowie auch zur Entstehung der Stadtgrundherrschaft in den Quellen der Stadtverwaltung (Gerichtsbücher, Losungen, Rechnungsmaterial und ähnliches) finden können. Insbesondere die Königsstädte in Böhmen waren seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in dieser Hinsicht ziemlich fortschrittlich 30 . Interessant ist, daß zum Beispiel in den Gerichtsbüchern der Königsstädte eigentumsrechtliche Transaktionen um die Stadt herum schriftlich zentral dokumentiert wurden. Es war dabei unwesentlich, ob es sich um die Stadtdörfer handelte oder um Dörfer, die zu anderen Herrschaften gehörten. In mehreren Fällen ging es um Dörfer, welche Bestandteil einer bestimmten Grundherrschaft ohne direkte Bindung an die betreffende Königsstadt waren. Zum Beispiel findet sich in den Gerichtsbüchern der nordböhmischen Stadt Louny, welche seit 1347 erhalten sind, eine Reihe von Belegen über die Eigentumsübertragungen der Liegenschaften in den Dörfern, welche den Klöstern Osek und Postoloprty gehörten. Es scheint so, als ob diese Eintragungen «für das bessere Gedächtnis» gemacht wurden, denn die betreffenden Transaktionen wurden in dieser Zeit von den dafür zuständigen Klosterämtern nicht schriftlich eingetragen 31 . Solches Vertrauen wurde sogar auch den Gerichtsbüchern der untertänigen Städte und Städtchen geschenkt. Das bezeugen zum Beispiel die Gerichtsbücher aus dem letzten Viertel des ^ . J a h r h u n derts, die eine Reihe von Eintragungen enthalten, welche die Untertanen des Klosters Pohled (Frauental) betreffen 32 . Die Entwicklung der Stadtgrundherrschaft kann relativ detailliert im Fall der Königsstädte Ceske Budejovice, Plzen, Täbor und anderer studiert werden 33 .
29 30 31 32
D. Koutnä: Das Register des Kloster Chotieschau, Regensburg 1987 (Diss.), S.49f. Siehe Anm. 28. V. Herold: O nejstarsi mestske knize lounske, in: SAP, 21/1, 1971, S. 32ff. APH, KAP Cod. X (aus den Jahren 1378-1404/6), vgl. R. Novy: Soupis mestskych knih ceskych od roku 1310 do roku 1526, Praha 1963, S.66. 33 J.Cechura: Klästerni velkostatek v predhusitskych Cechäch - zäkladni tendence hospodärskeho vyvoje a metodologicka vychodiska dalsiho studia, in: AH, 10,1985, S. 395ff.
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1.3 Bearbeitungsmethode Ziel dieser Arbeit ist es, eine Skizze der Entwicklungstendenzen der Grundherrschaftsstruktur in Böhmen im späten Mittelalter vorzulegen; dazu ist die Wahl einer entsprechenden Bearbeitungsmethode notwendig. Die angeführte Quellenübersicht deutet an, daß die geeignete methodische Art zur Untersuchung der Problematik die qualitative Analyse sein wird, welche von der ausführlichen Analyse aller zugänglichen direkten und indirekten Quellen ausgeht. Die Zahl der Quellen, die genutzt werden können, ist nicht groß: Erstens ist die Zahl der erhaltenen Quellen je Sammelart (Rechnungsquellen, Urbare usw.) beschränkt, zweitens ist die formale Seite der Urbareintragungen ungeeignet. Für sie ist eine offene Tendenz zur Konservierung des ursprünglichen Zustandes charakteristisch : Oftmals ist es deutlich, daß es sich um die Abschrift einer älteren Vorlage und nicht um eine Abbildung der aktuellen Verhältnisse handelt; so zum Beispiel beim Rosenberger-Urbar aus den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts 34 . Zweckmäßig für die Ergänzung unserer Methode ist auch die karthographische Auswertung des schriftlichen Materials, das einen bedeutenden Aussagewert für eine Reihe von Grund-, insbesondere Klosterherrschaften hat. Die Dynamik ihrer Entstehung beziehungsweise ihres Zerfalls sowie auch die Folgen der Säkularisation können daran sehr gut verfolgt werden. Sogar in den Fällen, in denen keine Archive mehr existieren, kann man anhand indirekter Indizien (Grenzen der benachbarten Güter) oder späterer Einlagen der allodifizierten Klostergüter in die Landtafel einigermaßen übersichtlich den Umfang der betreffenden Grundherrschaft vor ihrer Rekonstruktion oder die Bewegungen des beschlagnahmten und verpfändeten Besitztums nachvollziehen 35 . In meiner Arbeit will ich mich nicht auf eine oder zwei Grundherrschaften beschränken und ihre Entwicklung im Verlaufe von zwei Jahrhunderten (1350 bis 1550) verfolgen. Auf diese Art könnten zwar mehrere spezifische Aspekte der Entwicklung einer bestimmten Grundherrschaft gezeigt werden, aber es gibt keine Garantie, daß sie typisch für die Grundherrschaftsstruktur ist. Daher habe ich die repräsentative Auswahl einer größeren Zahl von Grundherrschaften gewählt, so daß die wichtigsten allgemeinen Entwicklungstendenzen der Kloster-, Adels- und Stadtgrundherrschaft aufgezeigt werden können. In Anbetracht der Quellenlage ist es bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts weder möglich, die königliche Grundherrschaft, noch die Anfange der Bildung dieser Wirtschaftseinheiten von Seiten einzelner Bürger gründlicher zu erforschen 36 .
34 J. Truhláí (Hg.): Urbár zbozí Rozmberského z roku 1379, Praha 1880. 35 Vgl. 3.Kapitel. 36 E.Maur: Cesky komorni velkostatek (vgl. Anm. 13). S. 15f.
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Aufgrund des Studiums einzelner Herrschaften in der Zeit von 1350 bis 1550 ist es möglich, grundsätzlich zwei wesentliche Entwicklungstendenzen zu unterscheiden: 37 a) Entwicklung der Kirchen(Kloster)herrschaft ohne Kontinuität mit folgenden Etappen: 1350 bis 1419 - verschiedene Zeitabschnitte der vorhussitischen Entwicklung 1419 (1421) bis 1450 - Säkularisation der Güter 1450 bis 1550 - Folgen der Säkularisation (dauernde langfristige Folgen) b) kontinuierliche, ununterbrochene Entwicklung der adeligen und städtischen Herrschaft in den Jahren von 1350 bis 1550 Diese beiden Grundtendenzen stehen auch im Mittelpunkt dieser Arbeit. Mit Rücksicht darauf, daß die erste Entwicklungstendenz eine ganze Reihe von Zügen beinhaltet, die man als böhmischen Beitrag zum europäischen Entwicklungsspektrum dieser Wirtschaftsformen betrachten kann, werden einzelne repräsentative Analysen ausführlicher sein als im Fall der zweiten Entwicklungstendenz. Die Entwicklung der Grundherrschaftsstruktur in Böhmen in der untersuchten Epoche bewegte sich nicht nur in den Grenzen des klassischen Dualismus «Gutsherrschaft : Grundherrschaft». Bei der klaren Tendenz zur Reduktion der Eigenwirtschaft und zur Geldform der Rente zeigt der gesamte Zeitraum von 1350 bis 1550 im Grunde eine einheitliche Orientierung von Grundherrschaft = Rentenherrschaft. Die Eigenwirtschaft spielte hier nur eine ergänzende Rolle; es handelte sich meistens um die unmittelbare Versorgung des Herrschaftszentrums mit Nahrungsmitteln oder anderen Produkten. Nach dem Jahre 1550 bildete sich eine neue Tendenz heraus, die sich aber erst nach dem Dreißigjährigen Krieg voll entwickelte. Erst in diesem Zeitabschnitt hat sich die Entwicklungsetappe der Herrschaft durchgesetzt, welche konventionell als «Gutsherrschaft» charakterisiert werden kann. Bei dem entscheidenden Übergewicht der Rentenherrschaft hat sich die Entwicklung in Böhmen in der vorhussitischen Zeit (bis 1419) auch in der späteren Entwicklungsphase fortgesetzt. Bei einigen Herrschaften kam es im Grunde genommen sogar bis zum Zerfall des einheitlichen Wirtschaftsmechanismus und damit zur Funktionsunfähigkeit. Die Folge war eine ökonomische Desintegration, die sogar in manchem Fall zum territorialen Zerfall der Wirtschaftsformation führen konnte. Als Grenzfall kann das Zisterzienserkloster Sedlec bei Kutnä Hora genannt werden. Schon vor dem Jahr 1400 hörte es tatsächlich auf, als einheitliche Wirtschaftsformation zu existieren, und es wurde 37 Die zeitliche Überschneidung der zweiten und dritten Phase ist durch den Prozeß der Säkularisation bedingt, welche natürlich nur die Grundherrschaft der Klöster oder der Kirche, nicht aber die Adelsgrundherrschaft betroffen hat.
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als solche nie mehr erneuert. Das Kloster selbst aber wurde nach dem zeitweiligen Untergang in den Jahren von 1421 bis 1454 erst im Jahre 1783 aufgelöst 38 . Die Grundlage für diese Monographie bildete eine Reihe von analytischen Studien, die ich seit dem Jahr 1979 publiziert habe. Sie gingen von einer ausführlichen Analyse der zugänglichen Quellen aus. Erst nach Durchforschung der Entwicklungstendenzen, insbesondere auf dem Gebiet der Klostergrundherrschaft, habe ich mich bemüht, mit Hilfe der Induktionsmethode die Grundtendenzen der Entwicklung dieser wirtschaftlichen Formation im spätmittelalterlichen Böhmen zu formulieren 3 9 . Analog dazu wurden die Studien zusammengestellt, die die Problematik der Säkularisation der Kirchengüter in der hussitischen Revolution behandeln. Dabei wurden auch die Personen - vor allem aus den Reihen des Adels - ermittelt, welche den größten Gewinn davon hatten. Auf ähnliche Art und Weise untersuchte ich die Gründe für die Entwicklung der Stadtherrschaft. In der Konzeption geht diese Arbeit noch weiter. In den letzten Jahren hatte ich die Möglichkeit, praktisch die gesamte ausländische Literatur zu lesen, welche die Problematik der Grundherrschaft seit dem Frühmittelalter behandelt; hinzu kamen noch alle jene Arbeiten, die sich mit den mittelalterlichen Bauern beschäftigten. Die Inhalte dieser Arbeiten haben mir geholfen, die Entwicklung in Böhmen in den europäischen Zusammenhang einzureihen. In ihrem Licht ragte auch eine Reihe der spezifisch böhmischen Entwicklungsmerkmale hervor, welche sich während des analytischen Studiums herauskristallisierten. Im Fall der Bauern war die Situation im Grunde analog. Während der Analyse einzelner Herrschaften fand ich mehrere Quellen, aus denen hervorging, daß die Klosteruntertanen nicht nur die Liegenschaften verpachtet oder sich ihre persönliche Freiheit erkauft haben, sondern daß sie sogar zu den Gläubigern der eigenen Obrigkeit (des Klosters) gehörten. Diese und ähnliche Erkenntnisse zusammengenommen, begann sich eine neue Konzeption der Entwicklung der Bauern im spätmittelalterlichen Böhmen herauszukristallisieren. Die Schlüsse, die ich mit Hilfe des analytischen Studiums gewonnen habe, habe ich mit der Literatur verglichen, die sich mit den Bauern im späten Mittelalter in Mittel- und Westeuropa beschäftigt 40 . Dabei habe ich nicht nur die Gesamtdarstellungen, sondern auch Monographien über einzelne Herrschaften untersucht. Die Eingliederung der Entwicklung der böhmischen Bauern in den europäischen Kontext hat es mir ermöglicht, die Grundkomponenten der landwirtschaftlichen Kleinproduktion nach Tschajanow auszuwerten und weiter auszuführen. Ebenso habe ich mich zum Beispiel mit der insbesondere in der deutschen Literatur so
38 J. Cechura: Úíední knihy (vgl. Anm. 25). S. 126. 39 J. Cechura: Ökonomische Entwicklungstendenzen des klösterlichen Grundeigentums im vorhussitischen Böhmen, in: JfWG, 1/1988, S.83ff. 40 Vgl. 6.Kapitel.
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häufig diskutierten Frage der Bauernfreiheit oder der sogenannten «nominellen» Untertänigkeit, aber auch mit der Tragweite der Rechtsinstitution, die später als «Leibeigenschaft» bezeichnet wurde, befaßt. Darüber hinaus habe ich mich auch mit den verschiedenen Krisenkonzeptionen des Spätmittelalters, sei es die spätmittelalterliche Agrarkrise, die Krise des späten Mittelalters oder der Versuch von Guy Bois über die Verbindung dieser beiden Krisenkomponenten, beschäftigt 41 . Diese Krisenkomponenten konnte man nicht außer acht lassen - schon allein deshalb nicht, da einer der bedeutenden Anhänger dieser Konzeption bis zum Jahre 1969 der tschechische Historiker Frantisek Graus war 4 2 . Auf Grund der Auseinandersetzung mit allen genannten Auffassungen und deren gründlichem Vergleich mit den böhmischen Verhältnissen ist es möglich, eine ausgewogene Konzeption der wichtigsten Entwicklungstendenzen der Bauern im spätmittelalterlichen Böhmen zu formulieren. Ich bin überzeugt, daß diese Methode einen adäquaten Zugang zur Problematik darstellt. Mit ihrer Hilfe konnten die beiden möglichen Extreme vermieden werden: Auf der einen Seite die Übernahme der Konzeption der ausländischen Literatur und ihre mechanische Übertragung auf böhmische Verhältnisse, auf der anderen die einseitige Betonung der «autochtonen» böhmischen Entwicklung.
1.4 Die Definition und die Bedeutung der Grundherrschaft in der tschechischen Literatur Die tschechische oder ausländische Geschichtsschreibung hat, wenn sie sich mit der Entwicklung der Grundherrschaft in Böhmen beschäftigte, die Epoche von 1350 bis 1550 praktisch nie als eine zusammenhängende ununterbrochene Entwicklungslinie akzeptiert 43 . Dies geschah nicht nur aufgrund der wichtigen Entwicklungsgrenzpunkte der politischen Geschichte in dieser Zeitperiode, sondern auch mit Rücksicht auf die allgemeine Periodisierung der älteren böhmischen Geschichte. Um Ziele und Konzeption dieser Arbeit zu verdeutlichen, ist es notwendig, eine Übersicht der Forschung über die böhmische Grundherrschaft innerhalb 41 Zusammenfassung P. Kriedte: Spätmittelalterliche Agrarkrise oder Krise des Feudalismus?, in: Geschichte und Gesellschaft, 7, 1981, S. 42ff.; N. Hybel: Crisis or Change. The Concept of Crisis in the Light of Agrarian Structural Reorganization in Late Medieval England, Aarhus 1989. 42 F. Graus: Die erste Krise des Feudalismus, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 3, 1955, S. 552 ff.; ders.: Das Spätmittelalter als Krisenzeit. Ein Literaturbericht als Zwischenbilanz, Praha 1969; ders.: Pest-Geissler-Judenmorde. Das 14. Jahrhundert als Krisenzeit, Göttingen 1987. 43 J. Cechura: Die Bauernschaft (vgl. Anm. 105). S. 286ff.
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des traditionellen Periodisierungsrahmens zu geben. Nur auf diese Weise werden nicht nur die Diskontinuität der bisherigen Konzeption, sondern auch bestimmte Unklarheiten und Unterschiede der Erläuterung selbst transparent. In der tschechischen Literatur bildet das Jahr 1419 einen klassischen Trennpunkt. Deshalb unterscheide ich zur Vereinfachung in der Literaturübersicht zwischen zwei Zeitabschnitten: 1) 1350 bis 1419 - vorhussitische Epoche 2) 1420 bis 1526 - hussitische Epoche bis zur Schlacht am Weißen Berg 1620. Ich habe versucht, die Grundherrschaft mit der nachfolgenden Definition zu charakterisieren: 44 Die Grundherrschaft war in Böhmen im Hoch- und Spätmittelalter ein relativ stabiles Wirtschaftsgebilde, welches auf einer bestimmten Stufe der Konzentration des Bodens gründete, der einer Grundobrigkeit - nominell oder tatsächlich - gehörte. Konstituierendes Element war die Ausübung der grundobrigkeitlichen Rechte über Boden und Menschen im Rahmen der Grundherrschaft (Herrschaft über Boden und Menschen). Der Umfang der Grundobrigkeit wurde durch Immunität oder ggf. andere Entscheidungen des Königs bestimmt. Er bestimmte im Grunde die Entwicklung der Grundherrschaft bis ins späte Mittelalter. Aus der Sicht der inneren und äußeren Entwicklung betrachtet war die Grundherrschaft kein statisches Gebilde. Struktur und Entwicklung der Grundherrschaft waren eng mit der Entwicklungsdynamik der sozioökonomischen und gesellschaftlichen Prozesse verbunden. Die innere Struktur der Grundherrschaft wurde besonders durch den Umfang der eigenen Wirtschaft bestimmt (Eigen- oder Rentenherrschaft). Die Grundherrschaft als strukturiertes Gebilde kann unter dem Aspekt der ökonomischen, sozialen, rechtlichen und politischen Macht untersucht werden. Typologisch unterscheide ich die königliche, kirchliche, adelige, städtische und bürgerliche Herrschaft.
1.4.1 Die vorhussitische Epoche Die ältere tschechische positivistische Geschichtsschreibung hat keine genauere Definition des Begriffes Grundherrschaft angeboten. Sie hat zwar ihre Aufmerksamkeit der Entstehung der Grundherrschaft im Staat der Premysliden gewidmet, legte den Akzent dabei aber auf die westeuropäischen Einflüsse. Für die vorhussitische Epoche hat man eher stillschweigend den Entwicklungszusammenhang mit der vorangegangenen Zeit angenommen. Der Begriff Grundherrschaft wurde ohne nähere Erläuterung für das 10. bis 14. Jahrhundert benutzt 44 Weitere Versuche einer Eingrenzung des Begriffes «Grundherrschaft» werden in der Literaturübersicht eingeführt.
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und dann auch für die spätere Zeit beibehalten. Der beschriebene Zustand entsprach dem geringen Interesse des Historikers Göll und seiner Schüler an der Erforschung der Wirtschaftsgeschichte 45 . Besondere Aufmerksamkeit wurde der Religionsproblematik und den tschechisch-deutschen Beziehungen gewidmet. Ein gewisser tschechisch-deutscher Antagonismus am Ende des 19. Jahrhunderts - der allerdings schon früher begann - spiegelte sich auch im Studium der politischen oder wirtschaftlichen Problematik wider. Es wurden die Züge der «deutschen» Kolonisation, der «deutschen» Emphytheuse (des deutschen Rechtes) untersucht 4 6 , wobei die einzelnen Erscheinungen meist isoliert erforscht wurden, um den Beitrag des deutschen Volkstums in Böhmen hervorzuheben. Dies ist auch aus der Konzeption der Arbeiten ersichtlich, die der Nationalitätenfrage scheinbar keine große oder primäre Bedeutung beimessen, was vor allem auf die große Arbeit von Julius Lippert zutrifft 4 7 . Dieser Forscher hat einige wirtschaftliche Erscheinungen in der vorhussitischen Zeit nur auf Grund der gedruckten Quellen untersucht, obwohl zum Beispiel zur Grundherrschaft der Klöster, aber auch einiger Adelsgeschlechter - Rosenberger und andere - aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wichtige nicht gedruckte Quellen existieren. Die beschriebenen Tendenzen der deutschen Literatur haben zwangsläufig entgegengesetzte Reaktionen hervorgerufen, die sich bemühten, die rein einheimischen Wurzeln der wirtschaftlichen Entwicklung aufzudecken. Dies wird zum Beispiel in den Arbeiten des russischen Geschichtsschreibers Anton Nikitich Jasinskij deutlich 48 . Die tschechische positivistische Geschichtsschreibung in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg konnte sich mit beiden Auffassungen, auch wenn sie sie ziemlich defensiv betrachtete, kritisch auseinandersetzen 49 . Sie akzeptierte auch einige neue Ansichten im Bereich der Wirtschaftsgeschichte. Eine eigene Konzeption der vorhussitischen Herrschaft sowie der ökonomischen und sozialen Vorgänge, welche mit dieser Formation zusammenhingen, hat sie aber nicht formuliert. Die von der Analyse des Quellenmaterials ausgehenden Teilansichten sind ziemlich zersplittert in den Einleitungen einiger Quelleneditionen 50 oder auch in Rezensionen enthalten 5 1 . Es ist nicht notwendig, die Autoren aufzuzählen, welche in ihren Arbeiten die vorhussitische Grundherrschaft erwähnten. Es geschah nur gelegentlich und nicht im Rahmen der Analysen der ökonomischen und sozialen Entwicklung dieser Zeitperiode. 45 Übersicht F.Kutnar: Prehledné dëjiny ceského a slovenského dëjepisectvi II, Praha 1977. 46 Diese Fragen müssen (nicht nur in Hinsicht der Geschichte der Historiographie) von neuem analysiert werden. 47 J. Lippert: Sozial-Geschichte Böhmens in vorhussitischer Zeit, II, Prag 1898. 48 A . N . Jasinskij: Ocerki i issledovanija po agrarnoj istorii Cechii v srednije veka, tom I, Jurjev 1901. 49 Das zeigt z.B. die Rezensionstätigkeit von J.Pekar und J. Susta, vgl. in: CCH, 1, 1895ff. 50 Gesamtübersicht in: J. Sebânek, Z. Fiala, Z. Hledikovâ: Ceskâ diplomatika (vgl. Anm. 28). 51 Sie sind besonders in CCH, A A und CDV konzentriert.
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Nach dem Ersten Weltkrieg hielt das geringe Interesse an der sozioökonomischen Problematik an. Als Ausnahme erschien die Arbeit von Frantisek Hruby im Jahre 1924 52 . Der Autor hat versucht, neue Entwicklungstendenzen des 15. und 16. Jahrhunderts zu formulieren. Teilweise hat er auch die vorhussitische Epoche rekapituliert, wobei er aber mehr eine Begründung für die Verschlechterung der sozialen Lage der Untertanen suchte. Nur am Rande der Arbeit schenkte er seine Aufmerksamkeit auch den Entwicklungstendenzen der Grundherrschaft. Darüber hinaus beschäftigte er sich überwiegend mit den Verhältnissen in Mähren. Erst der gedruckte Auszug aus dem Vortrag von Vaclav Cerny aus dem Jahre 1929 zeigt den Versuch, die wichtigsten Entwicklungstendenzen der Grundherrschaft in dem langen Zeitabschnitt vom 10. bis zum 19. Jahrhundert zu erfassen 53 . Nach Meinung des Autors entstand die Grundherrschaft in Böhmen unter dem Einfluß der Grundherrschaft in Westeuropa. Eine neue Etappe begann im 13. Jahrhundert, als die wirtschaftlichen Veränderungen dieser Formation einen neuen Charakter gegeben haben. Die Hofwirtschaft, die auf der Fronarbeit beruhte, wurde aufgegeben, die Flut der auswärtigen Kolonisten bedeutete feste Renten für die Bodeninhaber. Die Grundherrschaften gewannen stufenweise Gerichts- und Verwaltungsmacht. V. Cerny hält das 13. Jahrhundert für den Beginn der «patrimonialen Macht der Grundherrschaft». Er spricht nicht viel von der Entwicklung im 14. Jahrhundert, obwohl an seiner Formulierung vom Wachstum des Kirchenbesitzes deutlich wird, daß er ein andauerndes Wachstum des Kirchenbesitzes in diesem Jahrhundert voraussetzte. Insgesamt bietet diese Übersicht nur die Zusammenfassung der Ansichten von Josef Pekaf und Josef Susta. Beide sind hervorragende Vertreter der Goll-Schule, welche sie in den Übergangsjahren vom 19. zum 20. Jahrhundert bei verschiedenen Gelegenheiten vertreten haben 5 4 . Im Jahre 1930 hat V. Cerny seine umfangreiche Arbeit «Hospodärske instrukce», («Wirtschaftsinstruktionen») herausgegeben, die sich vor allem mit der normativen Seite der Grundherrschaftstätigkeit in Böhmen und Mähren beschäftigt - hauptsächlich aber für die Zeit ab dem 16. Jahrhundert 5 5 . Diejenigen wirtschaftlichen und Verwaltungsnormative, die vor allem den Verwaltungsmechanismus der Tätigkeit der Grundherrschaften regulierten, waren in entscheidendem Maße die normgebenden Vorschriften der Obrigkeit für die wirtschaftliche Verwaltung. Es handelt sich hier um die «de jure-Ebene», welche aber auf der «de facto-Ebene» von den Ausgangsnormativen oft weit entfernt war. Die Herausgabe der «Wirtschaftsinstruktionen» hat in der unter52 F. Hruby: Z hospodärskych prevratü ceskych v stoleti XV. a XVI., in: CCH, 30, 1924, S. 205ff., 433ff. 53 V. Cerny: Vyvoj patrimonijniho velkostatku a jeho sprävy, in: Sbornik prednäsek proslovenych na prvem sjezdu csl. professorü . . P r a h a 1929, S.434ff. 54 Siehe Anm. 49. 55 V. Cerny: Hospodärske instrukce, Praha 1930.
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suchten Epoche erst begonnen. Bei der relativ konservativen Entwicklung der grundherrschaftlichen Strukturen in Böhmen im späten Mittelalter können wir auch bei der Betrachtung der vorhussitischen Zeit in Böhmen mit mehreren Verwaltungsmechanismen, wie sie V. Cerny erwähnt, arbeiten. Ein kurzer Überblick über die Ansichten der tschechischen Geschichtsschreibung vor dem Zweiten Weltkrieg zur Entwicklung der Grundherrschaft in Böhmen in vorhussitischer Zeit zeigt einen wichtigen Aspekt. Die Autoren, die sich zum sozioökonomischen Stand der Herrschaft und der Untertanen in dieser Epoche in Böhmen äußerten, konzentrierten sich vor allem auf das Problem der Teilnahme einzelner Schichten der Gesellschaft an der hussitischen Revolution und auf den Einfluß dieser Ereignisse auf ihre soziale Entwicklung. Die Ansichten, obwohl sehr unterschiedlich, wurden praktisch ad hoc ausgesprochen, ohne gründliche ökonomische oder soziale Analysen der verschiedenen Gesellschaftsschichten im vorhussitischen Böhmen. Meist berücksichtigte man nur die einseitig betrachteten Rechtsbindungen auf der Grundlage der Normativquellen, zum Teil auch die Aussagen der Narrativquellen. Eine qualitativ neue Sicht der Problematik der mittelalterlichen Herrschaft in Böhmen eröffneten die Studien des Rechtshistorikers Vaclav Vanecek 56 . Sein grundsätzlicher Beitrag liegt in der Formulierung des Komplexes der «Gründerrechte», welche das Verhältnis zwischen dem Gründer (Fundator) und dem Kloster regelten. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Definition von Begriffen wie «Grundobrigkeit» und «Immunität». In ihrer Gesamtheit bedeuten sie die Herausnahme der Klosterherrschaft aus der Jurisdiktion des Staates und seiner Verwaltung und die Möglichkeit, direkte Besitzerrechte in einem begrenzten Gebiet auszuüben. Dieser Umstand ermöglichte die Nutzung außerökonomischen Zwangs, was weiterhin notwendige Bedingung war für den Einzug der Rente von den Untertanen. V. Vanecek hat in seinen nicht immer und nicht allgemein anerkannten Studien diese Fragen für den weiten Zeitraum zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert verfolgt. Es ist notwendig, auch einige Monographien zu erwähnen, die insbesondere den Kircheninstitutionen und dabei mehr oder weniger systematisch der Problematik der vorhussitischen Klosterherrschaften gewidmet wurden 5 7 . Dabei muß ihre eindeutige konzeptionelle Abhängigkeit von ausländischen, insbesondere deutschen Monographien dieses Typus konstatiert werden. Sehr klar zeigt sich diese Abhängigkeit bei der Untersuchung der Zisterzienserklöster. Die Autoren gingen dabei von der normativen Auffassung des Ordens als internationaler Korporation aus. Die wirtschaftliche Entwicklung der Klöster und ihrer
56 V. Vanecek: Zàklady pràvniho posta veni klàsterù a klàsterniho velkostatku ve starém ceském stàtè, I—III, Praha 1933-1939. 57 Ubersicht J. Svàtek: Organizace reholnich instituci v ceskych zemich a péce o jejich archivy, in: SAP, 20, 1970 (Beilage).
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Grundherrschaften wurde ausdrücklich entsprechend den ursprünglichen Ordensstatuten und Sitzungen des Generalkapitels formuliert. Das so entstandene ideale Bild wurde dann auf die böhmischen Verhältnisse übertragen und mit eigenen Quellen einzelner Klöster lediglich vervollkommnet (beispielsweise bei den Zisterziensern) 58 . Nach dem Jahre 1945 kam eine neue Generation von Historikern, welche unter dem Einfluß der ökonomischen Lehre von Karl Marx versucht haben, die Grundlagen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung im vorhussitischen Böhmen zu formulieren. In diesen Forschungen hat die Grundherrschaft eine sehr bedeutende Rolle gespielt. Als erster widmete sich Alois Mika der Problematik der vorhussitischen Herrschaft. In seiner Studie aus dem Jahre 1953 untersuchte er eine wesentlich breitere Epoche, nämlich vom 14. bis zum 17. Jahrhundert, in Südböhmen, wo das größte Dominium dem Geschlecht der Rosenberger gehörte 59 . Er hat die Anfange der marktorientierten Eigenwirtschaft der Obrigkeit in die zweite Hälfte des 14. Jahrhundert datiert; diese Entwicklung verfolgte er bis ins 17. Jahrhundert. Die Hauptthese von Mikas Arbeit, die sich auf die ununterbrochene sukzessive Entwicklung der obrigkeitlichen Regiewirtschaft vom 14. bis 17. Jahrhundert bezog, wurde in der Literatur akzeptiert 60 . Es gelang Mika allerdings nicht, das außerordentlich reichhaltige Archivmaterial aus dem südböhmischen Territorium vollständig auszuwerten; seine Darlegung leidet deshalb teilweise an Schematismus. Eine komplexe Konzeption der vorhussitischen Grundherrschaft mit ihren älteren Entwicklungswurzeln hat Frantisek Graus vorgelegt. In seiner Arbeit aus dem Jahre 195761 ging er von der Typologie aus, die von der deutschen Geschichtsschreibung am Ende des 19. Jahrhunderts formuliert wurde und als «Grundherrschaft versus Gutsherrschaft» bekannt ist. Diese Begriffe interpretierte er als «großes Grundeigentum der Feudalen» oder «Grundherrschaft im eigentlichen Sinn des Wortes, wo die Obrigkeit in großem Maße in eigener Regie wirtschaftet» 62 . Daneben hat er aber auch mit einer - jetzt dreigeteilten -Typologie des «feudalen Gutes» gearbeitet: a) alter Typus (Grundlage ist die Geldrente, eigene Regiewirtschaft nur in geringem Maße),
58 J.Cechura: Generälni kapitula a cisterciäcke klästery v ceskych zeitlich v dobe pfedhusitske ve svetle rädovych akt, in: PHS, 26, 1984, S. 35ff. 59 A.Mika: Feudälni velkostatek v jiznich Cechäch (XIV.-XVII. stol.), in: SH 1, 1953, S. 122ff. 60 E.Janousek: Nove pfispevky ke studiu feudälniho velkostatku v 16. stoleti, in: Historie a muzejnictvi, 2, 1957, S. 95ff. 61 F. Graus: Dejiny venkovskeho lidu v Cechäch v dobe pfedhusitske, II, Praha 1957. 62 Ders.: Dejiny, S. 66.
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b) größere Güter (ausschließlich Geldrente), c) obrigkeitliches Gut (Produktion für den Markt in großem Maße) 63 . F. Graus hat eine umfangreiche Wirtschaftscharakteristik der Grundherrschaft und ihrer Entwicklungstendenzen angeboten, die sich seiner Meinung nach schon in der vorhussitischen Zeit mittels der Regieeinrichtungen zu einer direkten Ausrichtung eines großen Teiles der Produktion auf den Markt hin orientieren. Er stellte eine Kontinuität zwischen der vorhussitischen Grundherrschaft, deren Anfange er klar, aber nie ausdrücklich in das 13. Jahrhundert datierte, und der auf Fronarbeit beruhenden Grundherrschaft aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Kriege fest. Nach F.Graus «finden wir bis zum 13.Jahrhundert (in Böhmen und Mähren) keine Grundherrschaften» 64 . Graus hat die Ökonomie der vorhussitischen Herrschaft in Böhmen und Mähren leider nur sehr allgemein charakterisiert. Trotzdem bildete seine Arbeit den Ausgangspunkt für die Studien anderer Historiker, und bis heute wird sie als Grundlage der vorherrschenden Konzeption nicht nur der Grundherrschaft als wirtschaftlicher Form, sondern auch der sozioökonomischen Entwicklung der Bauern im vorhussitischen Böhmen anerkannt 65 . Dieser Konzeption muß entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet werden, denn Graus' Interpretation beeinflußte für mehrere Jahrzehnte entscheidend das Studium vieler Grundprobleme der Entwicklung in Böhmen in vorhussitischer Zeit - nicht nur auf der sozioökonomischen Ebene. F. Graus sprach einfach von der vorhussitischen Grundherrschaft; seine Thesen hat er, ohne irgendeine chronologische, territoriale oder institutionelle Einschränkung, mit den Quellen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts bis zum Jahre 1419 belegt. Zur Bestätigung eines bestimmten Phänomens hat er Quellen eines langen Zeitintervalls (etwa von 1250 bis 1419) benutzt. Ohne Rücksicht auf die Strukturierung des Materials hat er zum Beispiel Angaben zur Adels- oder Klosterherrschaft, Fakten aus Südmähren und Nordböhmen usw. nebeneinander gestellt. Die Quellentexte dienten ihm lediglich zur Illustration der vorher aufgestellten Thesen. Graus hat nur den Terminus «pansky velkostatek» («Herrengroßgut») benutzt. Dadurch ist ihm aber eine Reihe von Entwicklungsaspekten entgangen. Durch dieses Verfahren entstand die Charakteristik einer bestimmten, künstlich erzeugten statischen Wirtschaftsform im ganzen Gebiet von Böhmen und Mähren, die für eine lange Epoche von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis zum Jahre 1419 Bestand haben sollte. Zum großen Teil unerkannt blieb der innere Funktionsmechanismus einzelner Grundherrschaften. Darüber hinaus hat Graus nicht über die Existenz der selbständigen Höfe nachgedacht und ging 63 A.a.O. S. 188. 64 A.a.O. S. 65. 65 Pfehled 1/1, S. 321 ff., 353ff.
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auch bei der Konzeption der Entwicklung der Bauernschicht von der Auffassung der sog. «künstlichen Herrenherrschaft» (pansky statek) aus. Darüber wird im folgenden noch gesprochen werden. Rostislav Novy hat in einer Reihe von Studien eine genauere Charakteristik der vorhussitischen Grundherrschaft gegeben 66 . Auch er ist von der Typologie «Grundherrschaft versus Gutsherrschaft» ausgegangen, hat sich aber weitaus konsequenter auf die institutionelle Abgrenzung konzentriert. R.Novy hat eine kurze Definition der untersuchten Wirtschaftsform angeboten: «Es ist notwendig, unter dem Begriff der feudalen Herrschaft . . . in der Epoche des 13. bis 18. Jahrhunderts einerseits ein relativ konzentriertes Bodeneigentum - vollständiges Eigentum des Grunderzeugungsmittels - zu verstehen, andererseits die Durchsetzung der obrigkeitlichen Rechte gegenüber den abhängigen untertänigen Bewohnern innerhalb der Grenzen der Herrschaft (d.h. unvollständiges Eigentum des Menschen), die sich aus diesem Besitztum ergeben.» 67 Die Rentenherrschaft (kirchliche und weltliche Herrschaft hat er unterschieden) hielt er für die überwiegende Wirtschaftsform in Böhmen in der vorhussitischen Zeit. Die eigentliche Entwicklung der Herrschaft und die Definition ihrer inneren Struktur hat R. Novy aber immer noch zu allgemein dargestellt. Dies gilt insbesondere für seine Auffassung von der «Destruktion des alten Systems, welches sich auf die Höfe stützt», die der Autor schon in die Zeit des Überganges vom 12. zum 13. Jahrhundert einordnet 6 8 . Auch seine Feststellung von dem «empirischen» oder gar «geregelten» 69 Prozeß der Bildung eines Netzes von untertänigen Kleinstädten im Inneren der Herrschaft entspricht nicht der Wirklichkeit. Zweifelhaft ist auch seine Beschreibung der Funktion des Hofes als Verwaltungszentrum der Herrschaft während der gesamten vorhussitischen Epoche in Böhmen 7 0 . Als Irrtum muß die Voraussetzung einer «bestimmten Identität der Entwicklung des herrschaftlichen Verwaltungssystems auf dem gesamten böhmischen Gebiet» betrachtet werden 7 1 . Zu einigen neuen Teilerkenntnissen gelangte Vratislav Smelhaus bei der Untersuchung des vorhussitischen Ackerbaus. Er hat sich besonders auf die Analyse der technologischen Seite konzentriert, die ökonomischen und sozialen Aspekte
66 R. Novy: Studie o píedhusitskych urbáíích I, in: SH, 13,1965, S. 5ff.; ders.: Financní pisemnosti píedhusitského velkostatku v Cechäch, in: AUC, Philosophica et histórica, 5,1975, S.42ff., vgl. auch unten. 67 R.Novy: Premyslovsky stát v 11. a 12. stoleti, in: AUC, Philosophica et histórica, Monographia XLIII, Praha 1972, S.90f. 68 R. Novy: Poddanská mésta a méstecka v píedhusitskych Cechách, in: CSCH, 21,1973, S. 74. 69 Ebenda. 70 Ders.: Financní pisemnosti, S.48. 71 A.a.O. S.49.
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ließ er weitgehend unberücksichtigt 72 . Die Rentenherrschaft hielt er für den Grundtypus dieser Wirtschaftsform in Böhmen in vorhussitischer Zeit. Im «Überblick über die Geschichte der Tschechoslowakei» («Prehled dejin Ceskoslovenska») aus dem Jahre 1980 wird, in Zusammenhang mit der Erweiterung des emphyteutischen Rechtes, der Rückzug von der Regieherrschaft betont, und zwar seit dem 13.Jahrhundert: « . . . die alte Grundherrschaft, welche auf der Fron- und untertänigen Arbeit begründet wurde, ist untergegangen» 73 . Im 14. Jahrhundert setzte sich diese Entwicklung fort. Seit den sechziger Jahren des 14. Jahrhunderts kam es aber zur ökonomischen Stagnation mit der Folge, daß mehr Abgaben von den Untertanen verlangt und geleistet wurden, insbesondere auf den Grundherrschaften «mit einer entwickelten Wirtschaft unter obrigkeitlicher Regie» 74 . Die Herrschaften der Kircheninstitutionen haben sich ununterbrochen auch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entfaltet. Das Kircheneigentum wurde für einen «konstanten ökonomischen Wert, welcher nur ausnahmweise veräußert wurde», gehalten. Seine Unantastbarkeit wurde von der Königsmacht gesichert. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts wurden im Rahmen der Kloster- und Kapitelgüter «die nutzbringenderen Formen der Wirtschaft eingeführt» 75 . Der Widerspruch zwischen den bisher genannten Charakteristiken wird auf den ersten Blick deutlich. In den achtziger Jahren entstanden einige Monographien, die sich mit einzelnen Grundherrschaften, entweder klösterlichen oder weltlichen, beschäftigten 76 . Hier muß insbesondere die Arbeit von Ute Henningsen aus dem Jahre 1989 genannt werden 7 7 . Die Autorin hat sich, ausgehend von dem Urbar, das in den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts entstanden ist, auf die Verhältnisse des südböhmischen Dominiums des Rosenberger-Geschlechts konzentriert. Es handelt sich um das älteste böhmische adelige Urbar; es ist nicht datiert und wurde aufgrund seines Äußeren und seines Inhalts in die siebziger Jahre des 14. Jahrhunderts eingeordnet. Obwohl das Urbar bereits im Jahre 1880 herausgegeben wurde, ist die Monographie von U. Henningsen die erste komplexe Bearbeitung dieser Quelle. Die Autorin hat in ihrer Arbeit überzeugend den geringen Umfang der Eigenwirtschaft der Rosenberger und den dadurch bedingten niedrigen Bedarf an Fronarbeit bewiesen. Durch eine sorgfältige Analyse der einzelnen Fragen, die das Urbar beantworten kann, hat die Autorin eine ganze Reihe 72 V. Smelhaus: Vyvoj velkostatku a sociälne ekonomickeho postaveni zemedelcü v ceskych zemich v dobe predhusitske, in: Vedecke präce zemedelskeho muzea, 16, 1977, S. 31 ff.; ders.: Vyvoj zemedelske vyroby v ceskych zemich v dobe predhusitske, Praha 1980. 73 Prehled I/1,S. 182. 74 Prehled 1/1, S.323. 75 Prehled I/1,S. 358. 76 K. Charvätovä: Hospodärstvi oseckeho klästera v prvni polovine 14. stoleti, in: CSCH, 28,1980, S. 239ff.; dies.: Kolonizace oseckeho klästera ve 13. a 14. stoleti, in: FHB, 6, 1984, S.235ff. 77 U. Henningsen: Besitz und Einkünfte der Herren von Rosenberg in Böhmen nach dem Urbar von 1379/84, Marburg 1989.
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interessanter Erkenntnisse gewonnen. Am beachtenswertesten ist meiner Meinung nach die beim Studium der Daten erlangte Feststellung, die sich auf die finanzielle Bedeutung der untertänigen Kleinstädte in sechs von 19 Verwaltungsgebieten beziehen, die dem Geschlecht der Rosenberger gehörten. Es zeigte sich, daß die Rosenberger aus den untertänigen Kleinstädten höhere Einnahmen erzielt haben als aus allen Dorflokalitäten in den zugehörigen Verwaltungsbezirken zusammen. Es handelte sich um 60 Dörfer, demgegenüber gab es nur sechs Kleinstädte. Nach Meinung der Autorin ergibt sich daraus, daß die wirtschaftliche Bedeutung des Dorfes zur Stadt (zur Kleinstadt) für die Grundobrigkeit ungefähr im Verhältnis 10:1 stand 78 . Diese Tatsache ist wichtig, um nicht nur die finanzielle Bedeutung der untertänigen Kleinstädte kennenzulernen, sondern auch allgemein das Niveau und die Struktur der «Zinsleistungen» im Süden Böhmens um das Jahr 1380. Gleichzeitig zeigt dies, daß der «Grundzins» in dieser Zeit weithin keine überwiegende oder gar die einzige Einnahmequelle der Obrigkeit war. Ein deutlicher Indikator dafür ist auch das Niveau der Geldwirtschaft auf dem Gebiet der Rosenberger-Herrschaft. Aus dieser Literaturübersicht wird deutlich, daß die Grundherrschaft in Böhmen in der vorhussitischen Zeit bisher nicht genügend erforscht und adäquat interpretiert wurde. Auf die Frage nach der Ursache dieses Zustandes bieten sich im Grunde zwei Antworten an. Die erste hängt mit der ungenügenden Entfaltung des Faches der Wirtschaftsgeschichte in Böhmen zusammen. Aus dieser Tatsache kann auf eine gewisse Abhängigkeit von den Konzeptionen der ausländischen, insbesondere der deutschen Literatur und zugleich auch auf eine gewisse Unterordnung der wirtschaftlichen und sozialen Geschichte im Verhältnis zur politischen Geschichte, vor allem in der vorhussitischen Epoche, geschlossen werden. Bestimmte Reformideen wurden hier für Determinanten der sozioökonomischen Entwicklung gehalten 79 , anstatt die Grundtendenzen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung den Reformideen der böhmischen Reformation gegenüberzustellen - nur auf diese Weise konnte ein gewisses Gleichgewicht bei der Erläuterung beider Komponenten erreicht werden. Die zweite - und wichtigere - Ursache der erwähnten Forschungsentwicklung war der entscheidende Einfluß des Hussitismus oder der hussitischen Revolution
78 A.a.O. S. 79. 79 J.Speväcek: K nekterym problemüm hospodärskeho a sociälniho vyvoje ceskych zemi v pfedhusitskem obdobi, in: FHB, 3, 1981, S.511ff.
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auf das gesamte Spektrum der Erläuterungen historischer Bereiche, von der Wirtschafts- bis hin zur Kulturgeschichte 80 . Diese angenommene Kausalität repräsentierte das vorgegebene Modell der Entwicklung, das sich ausgeprägt im Bereich der Wirtschafts- und Sozialgeschichte durchsetzte - besonders markant dann im Falle der Herrschaftsstruktur und der Bauernschaft. Es ist ziemlich paradox, daß in der Retrospektive der sechziger bis achtziger Jahre die große Arbeit von F. Graus zu einem Hemmnis wurde. Er hat versucht, ohne Einzeluntersuchungen mit einem Schlag die gesamte Problematik zu bewältigen, welche vor allem mit der Entwicklung der Bauernschicht zusammenhing. Andere Monographien, die nach Graus' Arbeit erschienen, waren konzeptionell stark von ihr abhängig 8 1 . Es ist eine Tatsache, daß bis heute in der tschechischen Literatur eine klare Konzeption der Grundherrschaftsstruktur in der vorhussitischen Zeit und somit auch ihre Eingliederung in breitere makroökonomische Verbindungen nicht existiert.
1.4.2 Die Epoche von 1420 bis 1550 In einer Übersicht der Forschungen für diese Zeit können die Perioden der Hussiten, der Jagelionen und der betreifende Teil der Periode vor der Schlacht am Weißen Berge in einem Zeitabschnitt verbunden werden. Der Anfang der hussitischen Revolution im Jahre 1419 und die ersten darauf folgenden Jahre markieren den entscheidenden Wendepunkt in der Entwicklung der Grundherrschaften, welche den Kircheninstitutionen, teilweise auch der königlichen Kammer und auch einigen Adeligen gehörten. Die Ursache lag in der Säkularisation der Kirchengüter. Wenn die Kirche nach einer Schätzung in Böhmen bis zu l / 3 des gesamten Bodens besaß, dann ist es überraschend, daß der Bedeutung der Säkularisation oder der Konfiskation der Kirchengüter in der tschechischen Literatur nur recht oberflächliche Aufmerksamkeit geschenkt wurde, die sich sehr oft mit bestimmten approximativen Schätzungen oder «ad hocFeststellungen» zufriedengegeben hat. Die eigentliche Abgrenzung dieser Problematik zusammen mit einer komplexen Analyse des Umfanges und der Dynamik des Säkularisationsprozesses habe ich in einer Studie aus dem Jahre 1984 durchgeführt 8 2 .
80 Diese Problematik muß neu analysiert und erörtert werden. Sehr viel Neues wird die in Vorbereitung stehende Arbeit von F. Smahel über die hussitische Revolution bringen; vgl. ders.: La révolution hussite, une anomalie historique, Paris 1985. 81 Vgl. Anm. 66-71. 82 J. Cechura: Sekularizace cirkevnich statku v husitské revoluci, Praha 1984 (Manuskript).
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Unter den älteren Arbeiten, die sich mit der Problematik der Grundherrschaft beschäftigten, ist die Studie von Frantisek Hruby, die hier schon genannt wurde, von grundsätzlicher Bedeutung 83 . Der Autor, insbesondere durch einige Arbeiten von Georg von Below 8 4 inspiriert, formulierte erstmals die Frage der «Rückkehr des Adels zur Grundwirtschaft», also der Rückkehr von der Renten- zur Eigenwirtschaft. Obwohl die Arbeit vor allem auf den Verhältnissen in Mähren basiert, die sich im 15. Jahrhundert sehr von denen in Böhmen unterschieden, hat der Autor eine Reihe von Beweisen zusammengetragen, welche bezeugen, daß insbesondere der Adel anfing, sich aktiv für die Wirtschaftsfragen zu interessieren. In erster Linie widmete er sich der Teichwirtschaft. In Böhmen haben sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zwei Regionen mit ausgeprägter Teichwirtschaftentwickelt: Das südböhmische Dominium der Rosenberger, vor allem die Herrschaft Trebon, und die ostböhmischen Dominien der Pernsteiner, deren Grundlage aber einige kirchliche Grundherrschaften bildeten, welche die Pernsteiner als Pfand besaßen 85 . Weitere Zweige der adeligen Unternehmen, die F.Hruby für die Zeit von der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts an und praktisch für das ganze 16. Jahrhundert untersuchte, waren die Bierbrauerei, die Schafzucht, die Unternehmungen im Bergbau (Suche nach Gold und Silber) und die stufenweise Parzellierung der königlichen Grundherrschaft. Schon die Art des erhaltenen Quellenmaterials bedingt, daß dieser Zeitabschnitt im Hinblick auf die Entwicklung der Grundherrschaftsstruktur in Böhmen nicht gleichmäßig bearbeitet wurde. Insbesondere für das 15. Jahrhundert stehen außer den südböhmischen Dominien der Rosenberger 86 , den Herrschaften der Pernsteiner 87 und mit geringen Ausnahmen im Bereich der praktisch zerfallenen Klosterherrschaft (Kloster Chotesov) 88 wenige Quellen zur Verfügung, die mehr als eine bloße Beobachtung der Veränderungen der Besitzverhältnisse ermöglichen. Vom Beginn des 16. Jahrhunderts an hat sich die Situation stufenweise verbessert. Zweifellos bildete die günstige Quellenlage die Voraussetzung für ein systematisches Forschungsinteresse an der Problematik der Grundherrschaft in Böhmen in der Zeit bis 1620. So ist die umfassendere Charakterisierung der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu erklären. Im Mittelpunkt des Interesses der Historiker standen seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts vor allem zwei Fragen: Die Entwicklung der Regietätigkeit der Obrigkeit und die Festigung der Abhängigkeit der Untertanen. Insbesondere
83 Vgl. A n m . 5 2 . 84 G . V . Below: Probleme der Wirtschaftsgeschichte. Eine Einführung in das Studium der Wirtschaftsgeschichte, Tübingen 1920. 85 F. Hruby: Z hospodärskych prevratü, S. 2 3 2 - 3 . 86 A . M i k a : Osud slavneho domu, Ceske Budejovice 1970. 87 A C X V I I . 88 J . C e c h u r a : Chotesov v 15. stoleti, in: MZK, 2 7 , 1 9 9 1 , S. 7 1 - 7 8 .
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dem zweiten Komplex wurden zahlreiche analytische Arbeiten gewidmet 89 , die aber oftmals eng begrenzt waren und im Grunde nur einige Quellen paraphrasierten. Einen methodischen Fortschritt bedeutete die Monographie von Josef Pekar aus den Jahren von 1909 bis 1911, welche der Herrschaft Kost gewidmet war 9 0 . Obwohl ihr Schwerpunkt in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und danach liegt, wurden hier erstmals umfassend auch die Quellen zur Geschichte dieser Herrschaft aus der Epoche analysiert, die dem untersuchten Zeitraum voranging. Die Arbeit des deutschen Rechtshistorikers Werner Starck aus dem Jahre 1934 wird bis heute häufig zitiert. Aber sie war schon in der Zeit ihrer Entstehung wichtiger für die in ihr gebotene Übersicht über die deutsche Forschung als für die eigentliche Bearbeitung der böhmischen Problematik 9 1 . Der Autor hat sich bemüht, auf Grund der Ergebnisse der deutschen Historiographie praktisch analog auch die Entwicklung der auf Fronarbeit beruhenden Grundherrschaft in Böhmen - insbesondere im 16.-17. Jahrhundert - zu erfassen. Von der Grundherrschaft hat er als von einer feudal-kapitalistischen Unternehmung gesprochen. Im Bemühen, die makroökonomische Entwicklung darzustellen, hat W. Starck die Verhältnisse in Böhmen und Mähren im Ganzen untersucht. Dabei hat er die Hypothese der allgemeinen Entwicklungstendenz mit Angaben zu etlichen Grundherrschaften in Böhmen und Mähren, die in der Literatur publiziert wurden, ergänzt. Es ist selbstverständlich, daß ein solches Gesamtbild keine verläßlichen Informationen zur Entwicklung der Grundherrschaften bietet, weil in ihm jegliche Analyse der konkreten Verhältnisse zumindest einiger repräsentativer Grundherrschaften fehlt. Die Forschung über die Problematik der Grundherrschaft in Böhmen vor dem Dreißigjährigen Krieg entwickelte sich insbesondere in den fünfziger und sechziger Jahren. Innerhalb einer relativ kurzen Periode entstanden etliche Arbeiten, vor allem Monographien, welche die Kenntnisse über diese Struktur in bedeutendem Maße erweitert haben. Diese Arbeiten können als solide Basis der tschechischen Forschung zur sozioökonomischen Problematik in Böhmen vor dem Dreißigjährigen Krieg betrachtet werden. Es handelt sich um überwiegend analytisch orientierte Monographien von Josef Peträn 92 , Alois Mika 93 , Josef Krivka 94 , 89 A.Mika: Poddany lid v Cechäch v prvni polovine 16. stoleti, Praha 1960; J.Peträn: Poddany lid (vgl. Anm. 8). 90 J.Pekar: Kniha o Kosti, Praha 1909-1911. 91 W. Starck: Ursprung und Aufstieg des landwirtschaftlichen Großbetriebs in den böhmischen Ländern, Brünn 1934. 92 Z.B. J.Peträn: Poddany lid (vgl. Anm. 8). 93 M.Mika: Feudälni velkostatek, S.122ff.; ders.: Poddany lid (vgl. Anm. 89). 94 J.Krivka: Roudnicky velkostatek na sklonku 16. stoleti, in: Historie a muzejnictvi, 2, 1957, S.117ff., 195PF.; ders.: Litomyslsky velkostatek za Pernstejnü - Prispevek k dejinäm ceskeho velkostatku v 16.-17. stoleti, in: Rozpravy CSAV, rada SV, rocnik 69 - sesit 7, Praha 1959.
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Josef Tlapäk 9 5 , Emanuel Janousek 9 6 . Obwohl diese Arbeiten öfter zeitlich bedingte Fragen aufnahmen (zum Beispiel die «ursprüngliche Akkumulation des Kapitals» oder «die zweite Leibeigenschaft»), haben sie dennoch zuverlässig die Grundtendenzen der Entwicklung der Grundherrschaften geschildert. Einen ausgezeichneten Überblick über die Herrschaftsproblematik im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts hat JosefJanäcek vorgelegt 97 . Als weitere Arbeit sei hier die Studie von Eduard Maur 9 8 angeführt, welche die Grundherrschaft in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in die langfristige Entwicklung der Grundherrschaft von der «spätmittelalterlichen Agrarkrise» bis zum Zerfall des Feudalismus einordnet. Von großer Bedeutung für eine umfassendere Eingliederung der Grundherrschaften in Böhmen in der gegebenen Zeitperiode sowohl in die makroökonomischen Verhältnisse des 16. Jahrhunderts als auch in die Problematik der «Krise des 17. Jahrhunderts» sind die Arbeiten von Josef Peträn und Miroslav Hroch". Die angeführten Arbeiten haben die Grundlagen für eine neue Konzeption der Entwicklung der Herrschaften in Böhmen vor 1620 geschaffen. Insgesamt stimmen sie darin überein, daß die Entwicklung der landwirtschaftlichen und marktorientierten Regieproduktion der Grundherrschaften in die Zeitperiode ab der Mitte des 16. Jahrhunderts fällt. Dieser Entwicklung ging eine gewisse Phase der Vorbereitung (etwa 20 Jahre) voraus. So wurde die Ansicht F. Hrubys korrigiert, welcher die Anfänge der Wiedereinführung der Regieerzeugung in den Grundherrschaften in eine wesentlich frühere Zeit datiert hatte. Der allgemeine Anstieg der Nachfrage nach Agrarprodukten, der durch die günstige demographische Entwicklung hervorgerufen wurde, wurde in entscheidendem Maße durch die Kleinproduktion der Bauern gedeckt. Dies war sowohl in der Getreideerzeugung als auch in anderen Zweigen der landwirtschaftlichen Produktion entscheidend. Nur in der Teichwirtschaft blieb die Grundherrschaft stärker, schon aufgrund der Beschaffungskosten. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelte sich die Grundherrschaft «mittels einer einfachen quantitativen Verbreitung der Rente» 100 , also mittels Vergrößerung des Territoriums der Grundherrschaft, oftmals auch ohne Rücksicht auf seine Infrastruktur. Hier ist anzumerken, daß der Begriff der Regieproduktion für diesen Zeitraum bisher nicht definiert wurde. Insbesondere der Adel hat bei der Akkumulation von Grundbesitz seit der
95 J. Tlapäk: Z piedbelohorskych inventärü ceskych velkostatku, in: Vedecke präce CSAZV z dejin zemedelstvi a lesnictvi, 1959, S. 41 ff. 96 E. Janousek: N o v e prispevky (vgl. Anm.60). 97 J. Janäcekj Ceske dejiny. Doba predbelohorskä 1526-1547. Kniha I, dil 1, Praha 1968. 98 E.Maur: Cesky komorni velkostatek (vgl. Anm. 13). 99 M.Hroch, J.Peträn: D a s 17. Jahrhundert. Krise der feudalen Gesellschaft?, Hamburg 1981; dies.: Die Länder der böhmischen Krone, in: H. Kellenbenz (Hg.): Handbuch der europäischen Wirtschaft- und Sozialgeschichte, Bd. 3, Stuttgart 1986, S.968ff. 100 J. Janäcek: Ceske dejiny, S. 80.
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Jagellonenzeit (1471 bis 1526) extrem hohe Kredite aufgenommen. Damals machten auch zwei der vornehmsten Adelsfamilien Bankrott (von Rozmitäl und Svihovsky von Riesenberg) 101 - Die Kreditbedingungen haben nach der Thronbesteigung der Habsburger in Böhmen (1526) die Situation insbesondere der größten Grundeigentümer erschwert. Deswegen kann man mit Recht von einer gewissen «Krise der Grundherrschaft» im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts sprechen. Als Ausgangsrichtung dieser Situation hat sich die Orientierung an der Regiewirtschaft angeboten. Es ist interessant, daß gerade kurz vor der Mitte des 16. Jahrhunderts (1540) einige theoretische böhmische Schriften - in einem mehr bürgerlichen als adeligen Milieu - erschienen, die die Bedeutung der Eigenwirtschaft bereits zu würdigen wußten 102 - In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war der Weg dahin offen. Die sich bildenden Eigenwirtschaften begannen sich stufenweise auf intensivere Wirtschaftszweige zu konzentrieren, an erster Stelle auf die Getreideproduktion. Der Aufbau der Hofwirtschaft wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eng mit der obrigkeitlichen Bierbrauerei verbunden. Die Erweiterung der Fläche des Agrarbodens, der in dieser Zeit in der Regieform bewirtschaftet wurde, war erheblich. Dies bedeutete aber nicht, daß sich die böhmische Grundherrschaft weiter «nach dem polnischen Muster», also mit Hilfe von Getreideexporten nach Westeuropa, entwickelte 103 . Die Entwicklung hing von der inneren Struktur der Herrschaft und von deren Eingliederung in breitere makroökonomische Zusammenhänge ab. Die grundlegende Umwandlung der böhmischen mittelalterlichen Herrschaft in eine wirtschaftliche, auf Fronarbeit beruhende Einrichtung vollzog sich erst während des Dreißigjährigen Krieges.
1.5 Ein Überblick über die Forschungen zur Schicht der Bauern in Böhmen im späten Mittelalter Die Schicht der Bauern oder allgemein die Gruppe der untertänigen Bewohner des Landes war im Rahmen der spätmittelalterlichen Entwicklung der Grundherrschaftsstruktur eng verbunden mit der Entwicklung der einzelnen Wirtschaftseinheiten. Es ist selbstverständlich, daß diese Schicht des Landvolkes nicht mit der Landesbevölkerung insgesamt in Böhmen zu der gegebenen Zeit identifiziert
101 V. Holy: Rúst a rozklad rodového majetku Svihovskych z Ryzmberka a pánü z Rozmitálu, in: Minulostí Plzné a Plzeñska, III, 1960, S.45ÍT. 102 V g l . A C X X I I . 103 E.Maur: Geneze a specifické rysy ceského pozdné feudálního velkostatku, in: A U C , Philosophica et histórica, 1, 1976, S. 240; vgl. H.Kaak, Die Gutsherrschaft, Berlin 1991, S.415ff.
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werden kann. Neben den Grundherrschaften gab es hier eine erhebliche Anzahl kleiner Adelssiedlungen, aber auch anderer gesellschaftlicher Schichten und Gruppen, denen Bauern zugeordnet waren. In der behandelten Zeit existierte auch eine gewisse Schicht von freien Bauern 1 0 4 . Im Hinblick auf die Bedeutung der Grundherrschaft in der spätmittelalterlichen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Böhmens kann die Bauernschaft im Rahmen der Grundherrschaften als ein repräsentatives Muster der gesamten Bauernschicht in Böhmen in der untersuchten Zeit betrachtet werden. Zu dieser Feststellung führen auch Umfang und Bedeutung der landwirtschaftlichen Kleinproduktion, die sich als wichtiges und charakteristisches Merkmal für die Grundherrschaft in Böhmen vor 1620 erwiesen hat. Es ist anzunehmen, daß es sich im vorhussitischen Böhmen ebenso verhielt. Meiner Meinung nach haben sich die Grundmerkmale der landwirtschaftlichen Kleinproduktion, wie wir sie im Innern der Grundherrschaften verfolgen können, im Prinzip von der Kleinproduktion anderer Bauernschichten in Böhmen im späten Mittelalter nicht unterschieden 105 ..
1.5.1 Die vorhussitische Epoche Die Historiker der «Goll-Schule» haben sich nur am Rande ihrer Studien mit der Entwicklung der Bauern in Böhmen in der vorhussitischen Zeit beschäftigt. Wenn einige Arbeiten publiziert wurden - wie zum Beispiel die Übersicht über den «Bauernstand» von Kamil Krofta im Jahre 1911 - so haben sie die Problematik vom rechtshistorischen Standpunkt aus beschrieben. Die normsetzenden Dokumente werden dabei in reale Verhältnisse übertragen 1 0 6 . Ähnlich war es mit der Arbeit von Vaclav Chaloupecky aus dem Jahre 1926 107 . Der Autor hat sich bemüht, die Lage der Bauern in der vorhussitischen Zeit in groben Zügen zu charakterisieren, leider aber ohne analytische oder theoretische Unterlagen. Einzigartig war die Analyse des südböhmischen Dorfes Kojäkovice, die jedoch die Entwicklung in der vorhussitischen Zeit zu kurz behandelte; ihr Akzent liegt in der jüngeren Zeit 1 0 8 . In dieser Situation begann in den fünfziger Jahren Frantisek Graus, das Thema zu bearbeiten. Sein Ziel war nicht nur die Bearbeitung der Problematik
104 Diese Fragen bleiben in der tschechischen Literatur der letzten Jahrzehnte praktisch ungelöst. 105 J. Cechura: Die Bauernschaft in Böhmen während des Spätmittelalters, in: Bohemia, 31, 1990, S. 283ff. 106 K.Krofta: Dejiny selskeho stavu, Praha 1949, S. 38ff. 107 V. Chaloupecky: Selskä otäzka v husitstvi, Praha 1926. 108 T. Antl, J.Pekär: Kojäkovice. Materiäly k dejinäm ceske vesnice, in: CCH, 7, 1901, S. 163ff.
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auf der Grundlage qualitativ neuer methodologischer Postulate 1 0 9 , er wollte sie auch heuristisch erfassen. Dies war zweifellos ein anspruchsvoller und kühner Zugang. Darüber hinaus standen ihm bei der Lösung einzelner Problembereiche keine früheren analytische Studien als Hilfe zur Verfügung, da sich bisher kein tschechischer Historiker damit beschäftigt hatte. Das Bemühen, die gesamte bisher unbearbeitete Problematik aufzugreifen - und dies obwohl er sich zuvor mit den Fragen der mittelalterlichen Agrarwissenschaft nie beschäftigt hatte war der grundsätzliche Fehler von F. Graus. Sein Zugang, welcher noch dazu als wissenschaftlich erfolgreich präsentiert wurde 1 1 0 , weil er die ganze Problematik scheinbar löste, führte dann zu einem weiteren Fehler. Die Konzeption von Graus wurde nicht weiter verifiziert, vertieft oder konkretisiert. Sie wurde lediglich als eine grundsätzlich richtige Interpretation der Problematik angenommen, und sie wird eigentlich - wie die letzte Synthese der Geschichte der Tschechoslowakei zeigt - bis heute so akzeptiert 111 . Die Ursachen hierfür gehen über den einfachen Erkennungsprozeß hinaus. Im Hinblick auf die bis in die Gegenwart reichenden Folgen ist es aber notwendig, auch diesen Aspekt der wissenschaftlichen Arbeit in die Kritik an Graus' Auffassung mit einzubeziehen. Diese Auffassung läßt sich im Folgenden in der Form eines Modells zusammenfassen. Mit dem Rückgang der Kolonisationstätigkeit, die während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts allmählich endete, schwächte sich auch die Agrarkonjunktur ab, die mit der Agrarrevolution des 13. Jahrhunderts zusammenhing. Die Lage der Untertanen war in dieser Periode im Hinblick auf die überwiegende Geldform der Rente relativ stabil, aber real hat sie sich durch den Rückgang der Kaufkraft des Geldes verschlechtert 112 . Ungefähr seit den sechziger Jahren des 14. Jahrhunderts gab es Stagnationserscheinungen, die durch die Wirtschaftspolitik Kaiser Karls IV. jedoch etwas begrenzt wurden und so erst nach seinem Tode 1378 völlig zutage traten. Es gab einzelne Bestrebungen, die zur Verschlechterung des Rechtsstandes der Untertanen führten, die Obrigkeiten verlangten neue Fronarbeiten und Abgaben von den Untertanen überhaupt. Das alles wurde bis zu einem gewissen Grad durch die allmähliche Entwicklung der Eigenproduktion stimuliert. Die angedeuteten Erscheinungen führten zu einer sich verstärkenden inneren Differenzierung der Untertanenschicht. Dieses Phänomen hat sich im Verlaufe der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu einer allgemeinen Gesellschaftskrise vertieft, die praktisch alle Schichten der böhmischen Gesellschaft am Übergang vom 14. zum 15. Jahrhundert betraf und in die hussitische Revolution mündete 1 1 3 . Aus diesen Teilaspekten zog Graus seine 109 Die methodologischen Ausgangspunkte von F. Graus müssen genauso kritisch beurteilt werden; vgl. J. Cechura: Die Bauernschaft, S. 289ff. 110 Vgl. F.Kavka: Prehled dejin Ceskoslovenska do roku 1648, Praha 1963. 111 Vgl. Prehled 1/1. 112 Prehled 1/1, S.323. 113 Prehled 1/1, S.360.
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wichtigste Schlußfolgerung, daß sich im Verlaufe der zweiten Hälfte des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Lage der Bauern in Böhmen insgesamt ständig verschlechterte. Ausschlaggebend für diese Feststellung war eine historisch materialistische Auffassung. Graus ging von einem Deduktionsmodell aus, das auf die hussitische Revolution ausgerichtet war. Diese wurde für eine frühe bürgerliche Revolution gehalten, für eine Bewegung, die Gleichheit und persönliche Freiheit als wesentliche Elemente der christlichen Brüderlichkeit anstrebte 114 . Deshalb wurde der Entwicklungsmechanismus der Landbevölkerung, der der Revolution voranging, ahistorisch dem der Industrieerzeuger in der vorrevolutionären Situation gleichgesetzt. In ihrem Fall wurden ihre soziale Lage und die reale Lebenssituation zunehmend schlimmer. Das alles wurde noch dazu von der logisch richtigen Erwägung beeinflußt, daß ohne Gesellschaftskrise die Revolution nicht stattfinden kann; die Krise selbst wird dabei von der Verstärkung der Unterdrückung und Ausbeutung bedingt. Dieser Mechanismus wurde für die sozioökonomische Entwicklung der Bauern in Böhmen in der vorhussitischen Zeit so genutzt, damit ihre immer schlechter werdende Situation verdeutlicht werden konnte, die dann «gesetzmäßig» in die Revolution mündete. Wenn solche Ereignisse aus den Quellen manchmal nicht zu belegen waren, wurden diese «verbessert». Dies hat auch die sehr umfangreiche und nicht veröffentlichte Rezension von Vaclav Vojtisek belegt 115 . Dieses eingeführte konstruierte Modell mußte sowohl empirisch als auch theoretisch ausgefüllt werden. Auf der theoretischen Ebene verwandte F.Graus häufig Zitate aus den Arbeiten von K.Marx, F.Engels, V.l. Lenin und J.V.Stalin zur zweckmäßigen Illustration seiner Konzeption. Diese Charakteristik ist nicht übertrieben, denn die Rententheorie von Marx (von der Graus' Arbeit vor allem ausgehen sollte) ermöglicht die Erklärung von Graus eigentlich nicht 1 1 6 - weder wenn es sich um das theoretische Fundament seiner Arbeit handelt, noch wenn es das empirische Material betrifft, das für Böhmen zur Verfügung steht. Diese Tatsache kann auf einfache Weise illustriert werden. Die Aufhebung der wirtschaftlichen Regieeinrichtungen führt logischerweise zum geringeren Gebrauch der Fronarbeitskraft. Die Folge war eine Versachlichung des Verhältnisses der Untertanen zur Obrigkeit, was durch die Geldrente als wichtigste Zahlungspflicht der Untertanen verdeutlicht wurde. Die Untertanen wurden weniger an die Obrigkeit gebunden, sie hatten Voraussetzungen zur Verbesserung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage. Schon aus diesen Formulierungen wird deutlich, daß es ein Irrtum ist, höhere Forderungen bei Fronpflichten zu er-
114 R. Kalivoda: Husitskà ideologie, Praha 1961. 115 Die nicht veröffentlichte Rezension im Umfang von 200 Seiten Maschinenschrift wird im Nachlaß von V. Vojtisek im Archiv der Hauptstadt Prag aufbewahrt. 116 K.Marx: Das Kapital III/1-2, Hamburg 1894.
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warten, für welche die objektiven Voraussetzungen fehlten. Die Versachlichung der Bindungen der Untertanen im Verhältnis zur Obrigkeit stand gleichzeitig den angenommenen Bemühungen der Obrigkeiten um die Verschlechterung des Rechtsstandes der Untertanen - die sich u. a. in ersten Versuchen äußerten, deren Bindung an die Scholle zu verstärken - entgegen. Auf solche Weise wäre die langfristig festgelegte Tradition gestört worden, die ein «wichtiges konstitutives Element des Feudalismus und des Untertanen Verbandes selbst war» 117 . So kam es zur Verschmelzung zweier qualitativ unterschiedlicher Strukturen: 1 1 8 Die Entwicklung der Grundherrschaft, insbesondere derjenigen im Besitz von Kircheninstitutionen, und die Entwicklung der Bauernschaft, die auf ihren Gütern siedelte. Die mechanische Übertragung bestimmter Charakteristika aus einem konkreten ökonomischen und sozialen Milieu in ein anderes führt sehr leicht zu einer falschen Abbildung und zur Formulierung eines Erläuterungsmodells, welches ganz anders aussieht, wie die konkrete Analyse einzelner Milieus zeigt. Zur schematischen Konstruktion von Graus' Auffassung hat noch die Tatsache beigetragen, daß der Autor die Bauern oder Untertanen als ein Ganzes behandelte, ohne die qualitativen Unterschiede zu betrachten, welche aus den Bindungen an verschiedene Obrigkeiten resultierten. Obwohl ich der Arbeit von F. Graus ziemlich viel Raum widmete, ist es nicht Ziel dieser Übersicht, alle Komponenten seines Modells bis ins Detail zu analysieren. Nicht nur im Hinblick auf die Kritik an den Hauptzügen seiner Konzeption widmete ich ihm mehr Zeit; meiner Meinung nach war es von ebenso großer Bedeutung, eine bestimmte Verkettung der mit ihr zusammenhängenden Umstände anzudeuten, welche sehr oft außerhalb der eigentlichen Erläuterung liegt. Ich wollte damit der ausländischen Fachöffentlichkeit eine Hilfe zum Verständnis eines ziemlich einzigartigen Modells der sozioökonomischen Entwicklung der böhmischen Bauern in der vorhussitischen Zeit, welches einen festen Platz in der tschechischen Literatur hat, geben. Dieses Modell entzieht sich nämlich den grundlegenden Entwicklungstendenzen der europäischen Bauern nicht nur in der betreffenden Zeit, sondern auch im Kontext des gesamten Spätmittelalters. Die vorgebrachte Kritik hat die Ursachen aufdecken können, die zur Entstehung der beschriebenen Konzeption führten.
1.5.2 Die Epoche von 1420 bis 1550 Trotz der erklärten Bedeutung der Bauern in der hussitischen Revolution muß überraschenderweise festgestellt werden, daß man in der Literatur insbesondere der sozioökonomischen Lage dieser Gesellschaftsschicht während des gesamten 117 E.Maur: Poddanskà otàzka v predbélohorskych Cechàch, in: FHB, 11, 1987, S. 142ff. 118 J.Cechura: Teorie agràrni krize pozdniho stfedovéku - teoreticky zàklad koncepce hospodàrského a sociàlniho vyvoje predhusitskych Cech, in: AH, 12, 1987, S. 129ff.
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hussitischen Zeitabschnitts nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt hat. In den Übersichtsarbeiten, die sich mit dem Hussitentum beschäftigt haben, wurde den Bauern eine ganze Reihe von Eigenschaften zugeschrieben, welche nur zum Teil mit Quellen belegt wurden 1 1 9 . Erst in neuerer Zeit sind original tschechische analytische Studien entstanden, welche sich mit der Frage der Bauern in der hussitischen Revolution beschäftigen. Rostislav Novy hat sich auf der Grundlage statistischer Angaben bemüht zu zeigen, daß die sozioökonomische Entwicklung der Bauern in den zwanziger bis vierziger Jahren des 15. Jahrhunderts im Grunde genommen gleichmäßig verlief, ohne große Abweichungen in Richtung einer Verbesserung oder Verschlechterung ihrer Situation 1 2 0 . Man sollte aber dabei nicht vergessen, daß die Angaben der Urbare, die Novy als Quellenunterlage dienten, nur das nominale und nicht das reale Besitztum widerspiegeln; nicht alle Liegenschaften werden in den Urbaren geführt (u.a. fehlen beispielsweise die Wiesen). Deshalb können die Urbare nur ein bestimmtes grundsätzliches Bild der Teilung des Bodens bieten. Die Monographien von Frantisek Smahel haben in die untersuchte Problematik sehr viel Neues eingebracht 121 . In der Arbeit «Dejiny Täbora» («Die Geschichte von Tabor») hat der Autor erstmals die Entwicklung der Untertanen in der Umgebung von Tabor untersucht. Er ging von den Angaben des Rosenberger-Urbars aus den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts aus und über die Analyse der stürmischen Epoche der zwanziger bis dreißiger Jahre des 15. Jahrhunderts bis zur Entstehung der Grundherrschaft der Stadt Tabor. Bemerkenswert ist die Feststellung der relativ hohen Zahlungsmoral der RosenbergerUntertanen aus den Dörfern, welche in der Nähe des sich herausbildenden Zentrums des Hussitentums situiert waren. Sehr früh wurde nämlich ein modus vivendi gefunden, der es den Rosenbergern ermöglichte, ziemlich ungestört volle obrigkeitliche Bindungen zur überwiegenden Mehrheit der Dörfer geltend zu machen, welche ihnen in der vorhussitischen Taborer Region gehörten. Die Erforschung des Bauernstandes in Böhmen in der Zeit vor dem Dreißigjährigen Kriege - oder zumindest bis zum Jahre 1550 - unterscheidet sich qualitativ von der Untersuchung der Entwicklung in Böhmen in vorhussitischer Zeit, weil sie nicht von einem ausdrücklichen historischen Grenzpunkt beeinflußt wird.
119 Z.B. J.Macek: Tabor v husitskem revolucnim hnuti, Bd. 1-2, Praha 1955; F.Kavka: Prehled (vgl. Anm.110). 120 R. N o v y : Poddani v husitske revoluci, in: HT, 4, 1981, S. 93ff. 121 F. Smahel: Dvanäct pramennych sond k sociälnim pomerüm na Taborsku od poloviny 14. do konce 15. stoleti, in: HT, 9, 1986-87, S.277ff. (vgl. Anm. 80).
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Der Entwicklung der Bauern in den Jahren von 1437 bis 1550 wurde das Buch von A. Mika aus dem Jahre 1960 gewidmet 122 - Obwohl sie in ihrer Struktur und Interpretation der erforschten Problematik der Monographie von Graus sehr ähnlich ist, zeichnet die Untersuchung für diesen Zeitabschnitt ein abweichendes Bild von der Entwicklung der Bauern in Böhmen. Dies wird deutlich in den Abschnitten, die den Rechtsverhältnissen auf dem Lande und der sozialen Zusammensetzung des böhmischen Dorfes gewidmet wurden, aber auch in der Auffassung verschiedener Formen der Rente. Bei der Bearbeitung der Problematik hat der Autor ausgedehntes Quellenmaterial benutzt. Er setzte voraus, daß sich die Situation der Bauern in der nachhussitischen Zeit im Vergleich zum vorhussitischen Zeitabschnitt verbesserte. Er spricht sogar von Spuren des Wohlstandes in einigen Schichten der Bauernschaft 1 2 3 . Auf der Grundlage neuer Methoden und in Kenntnis der Ergebnisse der internationalen Forschung hat sich Josef Peträn zur Problematik der Entwicklung der Bauern in den Jahren von 1550 bis 1620 geäußert 1 2 4 . In seiner Arbeit finden sich einige Hinweise zur ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ausführlich hat J. Peträn die landwirtschaftliche Kleinproduktion in Böhmen im Kontext mit der europäischen Entwicklung untersucht. Ich erwähne hier noch einige monographische Arbeiten, welche sich mit einzelnen Grundherrschaften beschäftigen, die oben angeführt werden 125 . Alle diese Arbeiten konstatieren einstimmig die Bedeutung der landwirtschaftlichen Kleinproduktion, die von der wachsenden Nachfrage nach Nahrungsmitteln profitierte. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erreichten die sachlichen Verbindungen zwischen Grundherrschaft und Bauern ihren Höhepunkt. Die Geldrente hat den größten Umfang in der gesamten Epoche des Feudalismus in Böhmen erreicht. Bei dem Überblick über die bisherige Forschung zur Grundherrschaft wurden enge Entwicklungszusammenhänge zwischen der Mitte des 14. und der Mitte des 16. Jahrhunderts festgestellt. Angesichts der beiderseitigen Verbindung zwischen der Grundherrschaft und den Bauern auf ihrem Territorium drängt sich die Frage auf, ob die Entwicklung der Bauern zwischen den Jahren 1350 und 1550 wirklich diskontinuierlich war, wie es aus der Übersicht der wichtigsten Arbeiten hervorgeht. Es hat sich durch die Logik der langfristigen Entwicklungstendenz der Grundherrschaften ergeben, daß diese wesentlich die sozioökonomische Entwicklung der Landwirte beeinflußt hat. Darüber wird im 5.Kapitel dieser Arbeit ausführlich gesprochen werden.
122 123 124 125
A.Mika: Poddany lid (vgl. Anm. 89). A.Mika: Poddany lid, S. 316, 325. J.Peträn: Poddany lid (vgl. Anm. 8). Siehe Kapitel 2.4.2.
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2 Die Grundtendenzen der Entwicklung der Klostergrundherrschaften in den Jahren von 1350 bis 1419 Wie bereits dargelegt, hat die Klostergrundherrschaft - im Gegensatz zur adeligen und städtischen und teilweise auch zur königlichen Grundherrschaft - im späten Mittelalter eine diskontinuierliche Entwicklung erlebt, welche in den Jahren der hussitischen Revolution durch die Säkularisation der Klostergüter charakterisiert wird. Die Säkularisation bedeutete für die Kloster- oder anderen Kircheninstitutionen den dauernden oder zumindest langjährigen Verlust der Grundherrschaft. Bei den beschlagnahmten Gütern ist jedoch regelmäßig kein bedeutender territorialer Zerfall festzustellen, insbesondere wo es sich um geschlossene Wirtschaftskomplexe handelte. Um die Charakteristik der Zeitperiode von 1350 bis 1419, der wir uns anhand eines repräsentativen Musters der Klostergrundherrschaft annähern werden, zu verdeutlichen, erscheint zunächst eine kurze Übersicht der Entwicklung einiger ausgewählter Klostergüter seit ihrer Gründung bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zweckmäßig. Die Tatsache, daß die ausgewählten Beispiele vor allem die Güter der Zisterzienserklöster darstellen, ist lediglich durch eine außerordentlich günstige Quellensituation bedingt, die es - im Unterschied zu einer Reihe anderer Korporationen - erlaubt, die innere Struktur und ihre Veränderungen weitgehend bis in die Details zu erkennen. Es ist deshalb nicht möglich, generell «das Zisterzienser-Modell» 1 als ein repräsentatives Modell für die Struktur des Klostergutes im vorhussitischen Böhmen darzustellen; dies wird auch die Analyse selbst zeigen.
2.1 Die Grundherrschaft des Klosters Sedlec Im Fall des Klosters Sedlec habe ich mich aus folgenden Gründen vor allem auf die Entwicklung vor der Mitte des 14. Jahrhunderts konzentriert: Man kann hier vor allem die Wirkung der für ganz Europa wichtigen Silberbergwerke um die spätere Stadt Kuttenberg herum auf die wirtschaftliche, finanzielle und soziale Entwicklung des Klosters gut verfolgen. Dabei ist das Verhältnis zwischen Sedlec und der sich entwickelnden wichtigen Bergstadt im Vergleich zu einer Reihe 1 Vgl. J. Cechura: Teorie agràrni krize pozdniho stredovéku - teoreticky zàklad koncepce hospodàrského a sociàlniho vyvoje predhusitskych Cech, in: AH, 12,1987, S. 129ff.
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europäischer Klöster - nicht nur Zisterzienserklöster - , welche entweder direkte oder mögliche Verbindungen zum Bergbau und dessen komplexer Versorgung der Städte hatten, sehr unterschiedlich, wie es auch viele Studien aus Mittel- und Westeuropa zeigen 2 . Darüber hinaus ist es unverkennbar, daß gerade die Bergbautätigkeit mit ihren Folgen einen entscheidenden Wendepunkt - wenn auch nur für verhältnismäßig kurze Zeit - auf wirtschaftlichen, finanziellen und anderen Gebieten der Klosterexistenz bedeutete. Aus diesem Grunde habe ich im Fall Sedlec eine detaillierte Bearbeitung schon für die Zeit ab dem Jahre 1280 gewählt.
2.1.1 Die Hauptentwicklungstendenzen des Klosters bis zum Jahre 1310 Die Entstehung des Zisterzienserklosters in Sedlec fällt in die Zeit der Gründungsaktivitäten der tschechischen Herrscher in Südböhmen im zweiten und dritten Viertel des 12. Jahrhunderts 3 . Das Kloster Sedlec, gegründet 1142, war eine Privatgründung, der Fundator und Hauptperson war «comes» Miroslav, eines der vornehmen Mitglieder des Fürstengefolges. Im Hinblick darauf, daß ein Teil des Grundeigentums dieses Adeligen aus den Fürstendonationen stammte, war die Zustimmung des Fürsten zu der Klostergründung notwendig, wie es die bis heute im Original erhaltene Gründungsurkunde zeigt 4 . Zu der Stiftung des Klosters in Sedlec - Zäbori n. Lab. vielleicht ausgenommen - gehörte fast der gesamte Grundbesitz des Miroslav 5 . Im Unterschied zu anderen ähnlichen Grundbesitzen war seine territoriale Zerstreuung relativ geringfügig. Die Stiftung bestand aus zwölf Lokalitäten, die sich - bis auf wenige Ausnahmen - in der näheren Umgebung von Sedlec befanden. Aus dem ersten Jahrhundert der Klosterexistenz sind nur wenige Nachrichten erhalten 6 . In diesem Zeitraum - vielleicht schon kurz nach dem Tode des Gründers - gingen die Gründerrechte an die böhmischen Könige über 7 . Über die wirtschaftliche Aktivität des Klosters vor dem Jahre 1280 fehlen uns direkte Nachrichten. Trotzdem kann man eine gewisse, sicher nicht unbedeutende Aktivität bei dem Ausbau der Landesdomäne des Klosters annehmen, die möglicherweise schon
2 Vgl. A n m . 13. 3 V. N o v o t n y : Ceske dejiny 1/3, Praha 1928, S. 112ff., J. Kuthan: Die mittelalterliche Baukunst der Zisterzienser in Böhmen und Mähren, München 1982, S. 162. 4 C D B I, N r . 155, vgl. B. Sasse: D i e Sozialstruktur Böhmens in der Frühzeit, Berlin 1983, S. 294, 298 ff. 5 J. Cechura: D v e Studie k sociälne ekonomickemu v y v o j i klästerniho velkostatku v predhusitskych Cechäch, in: S b N M , X L I I , 1988, S. 11 ff. 6 V. N o v o t n y : Ceske dejiny, S. 112ff. 7 Allgemein V. Vanecek: Zäklady prävniho postaveni klästerü a klästerniho velkostatku ve starem ceskem stäte I, Praha 1933, S. 92ff.
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seit dem Ende des 12. Jahrhunderts zur Bildung eines konzentrierten Komplexes führte, der die Form einer Grundherrschaft als Organisationsform annahm. Die angesprochene Aktivität lag nicht nur in der Gründung neuer Lokalitäten 8 , sondern vor allem in einer recht zielstrebigen Abrundung des Kerns der Klostergüter durch Tausch und Verkauf von entfernten Gütern sowie auch Ankäufen. Auch Vermächtnisse waren zu dieser Zeit eine bedeutende Quelle zur Vermehrung der Klostergrundherrschaft 9 . Den entscheidenden Wendepunkt in der bisherigen ökonomischen und sozialen Entwicklung des Klosters in Sedlec stellte die Entdeckung des Silbererzes auf seinen Gütern, sogar in der Nähe des Klosters selbst dar, welche nur dank der unermüdlichen Suche nach dem Jahre 1250 ermöglicht wurde 1 0 , die sich von Jihlava und Némecky Brod aus in Richtung Nordwesten orientierte. Auf dem Gebiet, das hauptsächlich unter die Grundobrigkeit des Klosters Sedlec fiel - der Rest gehörte dem Prager Domkapitel - wurden ungewöhnlich reiche und leicht zugängliche Silbererzlager entdeckt. So begann der «Zusammenlauf zu Kuttenberg» («sbéh ke Kutné»). Der erste sichere Beweis stammt aus dem Jahre 1276, für das auch die Existenz der ersten Bergmannssiedlungen nachgewiesen wird 1 1 . Es stellt sich nun die Frage, welcher Art die Aktivität des Klosters Sedlec nicht nur in der unmittelbaren Bergbautätigkeit war, sondern auch in anderen Gebieten, die daraus hervorgingen; wie war zum Beispiel die Reaktion auf das schnell steigende Bedürfnis an Agrar- und Handwerksprodukten, Rohstoffen u . a . m . Es muß eindeutig festgestellt werden, daß das Verhältnis des Klosters zu dieser umwälzenden Situation, die sozusagen innerhalb des Klostergutes von Sedlec entstand, während der gesamten vorhussitischen Zeit - sowohl vor der Gründung der Bergstadt als auch nach der Entstehung von Kutná Hora - passiv war. Es hat sich praktisch ausschließlich auf die Rechte der Grundobrigkeit am Anteil an den Landesabgaben beschränkt, später dann auch darauf, die Pfarrechte an den Kirchen in Kutná Hora geltend zu machen und zu erhalten 1 2 . Es hat sich dabei nicht nur um eine unmittelbare Einschaltung des Klosters in die Bergbautätigkeit oder Erzverarbeitung gehandelt. Hier ist in Betracht zu ziehen, daß es sich vor allem in der Anfangszeit der Bergbauaktivitäten um einen dynamischen elementaren Vorgang handelte, dessen Dimensionen das damalige Niveau und die Verwaltungsmöglichkeiten weit überschritten; dies nicht nur aus der Sicht des Klosters Sedlec, das gar nicht imstande war, diese Geschehnisse 8 Vgl. J. Cechura: D v e Studie, S. 1 9 - 2 0 . 9 Ich setze eine ähnliche Entwicklung wie bei anderen böhmischen Klöstern voraus, welche auch in den Quellen nachgewiesen werden kann, vgl. Plasy u . a . 10 J. Majer: K nejstarsim prävnim dejinäm Kutne Hory, in: IHS, 4, 1958, S. 131 ff. 11 C D B V , Nr. 809. 12 J. Celakovsky, V. Vojtisek: Sedlecky kläster, jeho statky a präva v dobe pred välkami husitskymi, Praha 1916.
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stärker zu beeinflussen. Neben der Errichtung der Bergunternehmen in dem Zeitraum 1 3 , als das Silbererz relativ leicht gewonnen werden konnte, gab es auch andere ebenso wichtige Möglichkeiten des Klosters, um eine aktive Rolle im Agrar- und Handwerksbereich zu spielen. Konkreter Ausdruck dieser Möglichkeiten wurde die Gründung solcher Unternehmen auf dem Boden des Klosters, welche nicht nur die Nahrungsmittel, Handwerkserzeugnisse, Textilien, Lederwaren u.a. besorgen sollten, sondern auch Rohstoffe und Halbfertigwaren wie z. B. Holzkohle, Holz usw. - also die notwendigen und gewünschten Produkte für die Sicherung der Tätigkeit und des täglichen Lebens der Bergleute. Eine erhöhte Aktivität des Klosters, die auf die Bedürfnisse des großen Absatzgebietes nach Agrar- und Handwerkserzeugnissen reagiert hätte, ist jedoch nicht festzustellen 1 4 . In den letzten Jahren der Regierungszeit von König Wenzel II. (t 1305) entwickelte sich die einfache entstandene Siedlung, welche sich um einzelne große Silberfundorte konzentrierte, zur Stadt Kutnä Hora. Aber auch jetzt nahm das Kloster Sedlec weder als Grundobrigkeit oder als landwirtschaftliches Hinterland dieser Bergagglomeration an der Entstehung der Stadt Anteil. In Kutnä Hora entstanden weder Hof noch Probstei, die als Zentrum für den Verkauf von landwirtschaftlichen und Handwerkserzeugnissen hätten dienen können. Höchstwahrscheinlich besaß das Kloster während der gesamten vorhussitischen Zeit überhaupt kein Haus in der Stadt, das diese Funktion hätte übernehmen können 1 5 . Größere Aktivität hat das Kloster auf geistlichem Gebiet entwickelt, wo es sich um die Geltung der Pfarrechte im Pfarrsprengel zu Malin und auch um die Nutzung des Klosters als Begräbnisstätte handelte. Als praktisch einziger Bereich, in dem das Kloster Sedlec direkt an der wachsenden Bergbauunternehmung beteiligt war, kann in dieser Zeit der Geldgewinn vom Stadtbad betrachtet werden. Der erste Beweis hierzu stammt aus dem Jahre 1292 16 . Trotz der geringen oder sogar fehlenden Berechnungen des Klosters zur Bergbauunternehmung und zu der nach und nach entstehenden Bergstadt genügte allein schon das Aufkommen der Herrschaftsabgaben in Form von Bargeld an das Kloster Sedlec, um es innerhalb von zwei Jahrzehnten zur reichsten Kircheninstitution in ganz Böhmen zu verwandeln. Hinzu kommt noch, daß das Kloster zu Beginn des 14. Jahrhunderts über den eindeutig größten Grundbesitz aller Klöster in Böhmen verfügte.
13 Vgl. W. Schich: Die Wirtschaftstätigkeit der Zisterzienser im Mittelalter: Handel und Gewerbe, in: Die Zisterzienser. Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit, Aachen 1980, S. 217ff. 14 R. Novy: Studie o predhusitskych urbärich I, in: SH, 13, 1965, S. 4 7 - 4 8 . 15 Vgl. G. Steinwascher: Die Zisterzienserhöfe in Köln, Bergisch-Gladbach 1981. 16 RBM II, Nr. 1562.
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Die umfangreichen Geldmittel, die das Kloster als Grundobrigkeit in der genannten Form aus der Bergbautätigkeit gewann, setzte es grundsätzlich in vier Bereichen ein: a) Ankauf von Gütern Die traditionelle Tendenz der Kircheninstitutionen zur Konzentration der Güter äußerte sich im Fall von Sedlec nur durch den Ankauf einzelner Dörfer, die den grundherrschaftlichen Besitz am Rande erweiterten. Dies war aber - gemessen am Umfang der aufgewendeten Mittel - nicht die einzige und auch nicht die vorherrschende Form der Klosterunternehmung in dieser Richtung und in dieser Zeit. Ganz eindeutig überwog die zweite Tendenz, die man vielleicht als Investition der vorhandenen finanziellen Mittel in Grund und Boden charakterisieren kann. Die belegten Ankäufe waren offensichtlich nicht durchdacht; man kann annehmen, daß vor allem diejenigen Güter gekauft wurden, die gerade zur Disposition standen 1 7 . b) Ausbau des neuen Klosterareals und Thesaurierung des Klosterschatzes Die Erträge aus dem Abgabenanteil ermöglichten dem Kloster, den Ausbau des neuen hochgotischen Klosterareals, insbesondere der Konventkirche, aber auch anderer Bauten, zu beginnen. Dieses Vorhaben, das zu jener Zeit außerordentlich großzügig war und fast 30 Jahre andauerte, stellt ein einzigartiges Unternehmen dieser Art und dieses Umfanges zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Böhmen dar. Die Konventkirche war vor dem Bau des Veitsdomes in Prag der prachtvollste Kirchenbau in Böhmen mit den größten und repräsentativsten Dimensionen 1 8 . Vor dem Hintergrund der Klostergründungen in Böhmen, hauptsächlich vom 12. Jahrhundert an, handelt es sich eindeutig um den einzigen Fall des Baues eines völlig neuen Klosterareals während der gesamten vorhussitischen Zeit. Gewöhnlich wurden nur Teile der wichtigsten Einzelgebäude aus dem Klosterareal, deren Fertigstellung, Umbauten, Reparaturen usw. übernommen. Beträchtliche finanzielle Mittel investierte das Kloster Sedlec auch in den Ankauf und die Herstellung der Gegenstände aus Edelmetallen für den Gottesdienst. Der Klosterschatz war - neben dem im Veitsdom - unbestritten einer der reichsten im vorhussitischen Böhmen 1 9 . c) Finanzielle Unterstützung der böhmischen Könige Die Wahrnehmung der Gründerrechte des Klosters ging sehr früh in die Hände der böhmischen Herrscher über. Diese Situation nutzte Wenzel II. aus, der die Finanzmittel des Klosters häufig in verschiedenen Formen einsetzte. Dabei handelte es sich oft um große Geldbeträge. Im Jahre 1305 erreichten die Schulden 17 Näher J. Cechura: Dve Studie, S. 14. 18 J. Kuthan: Die mittelalterliche Baukunst, S. 142ff. 19 Vgl. J. Cechura: Uredni knihy klästera v Sedlci z obdobi pocätku 15. az konce 16. stoleti, in: CNM, 152,1983, S. 114ff.
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des Königs Wenzel die Höhe von 6000 Schock Prager Groschen 20 , und noch im Jahre 1340 hat sich Johann von Luxemburg verpflichtet, von der Schuld noch 4000 Schock zu zahlen 21 . Einige Finanzgeschäfte wurden bis zu einem gewissen Grade durch die Schenkung von Dörfern durch Wenzel II. und auch durch Johann von Luxemburg beglichen 22 . d) Politische Aktivität des Abtes Heydenreich Unzweifelhaft war auch die politische Aktivität des Abtes Heydenreich von Sedlec (1282/3 - 1320) sehr kostspielig. Er gehörte zu den engeren Vertrauensleuten König Wenzels. Ebenso wichtig war seine politische Stellung in der Zeit nach dem Aussterben der Premysliden bis zum Herrschaftsantritt der Luxemburger 23 . Die außerordentliche diplomatische Tätigkeit Heydenreichs war im wesentlichen durch die Möglichkeit bedingt, mit umfangreichen Mitteln disponieren zu können. Diese kurze Übersicht hat die Auswirkungen des Reichtums der Bergwerke in Kutnä Hora auf die Wirtschaft des Klosters in Sedlec aufgezeigt. Die Finanzbeträge, die das Kloster als Grundobrigkeit von dem Abgabenanteil gewann, waren so hoch, daß sie alle Bereiche seiner Existenz wesentlich bestimmt haben. In dem Zeitraum, der als Höhepunkt der Klosterprosperität betrachtet wird, findet sich jedoch kein Hinweis darauf, daß sich das Kloster um eine bestimmte Wirtschaftspolitik 24 in dem Sinne bemühte, die gewonnenen Geldmittel «produktiv» als Grundlage für zukünftige Einnahmen auszugeben 25 . Die Struktur, Streuung und Entfernung der jeweils eingekauften Güter um Sedlec zeigt jedoch, daß es sich hier nur um eine Geldanlage in Grund und Boden handelte, zumal das Kloster Sedlec diese Güter oft nur einige Jahre behielt. Es ist offensichtlich, daß das Kloster seine reichen Finanzmittel nur in geringem Maße zur Stärkung seiner eigenen ökonomischen Basis ausnutzte. Besonders klar ist dies im Verlauf der Konstituierung von Kutnä Hora, an der sich das Kloster nicht beteiligte. Es hat sogar den Anschein, daß sich das Kloster - den Schutz seiner Interessen auf dem Gebiet der Kirchenverwaltung und in geringerem Maße auch die Erträge vom Badehause ausgenommen - überhaupt nicht bemühte, an der Entwicklung der Stadt teilzuhaben 26 . Man kann voraussetzen, daß die Erträge aus dem Grundbesitz, ungeachtet des großen Umfanges der Klostergüter, nur eine zweitrangige Quelle für die Klostereinkommen waren. 20 21 22 23 24
RBM III, Nr. 108. RBM IV, Nr. 898. K N M , VI F 32; VIII A 6. J. Speväcek: Kräl diplomat, Praha 1982. J. Välka: Hospodärskä politika feudälniho velkostatku na predbelohorske Morave, Praha 1962, S.11-12. 25 L. Kuchenbuch, B. Michael: Feudalismus - Materialien zur Theorie und Geschichte, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1977. 26 Dies ist ganz anders als bei den Klöstern in anderen Ländern, z.B. in Deutschland, vgl. G. Steinwascher: Die Zisterzienserhöfe (vgl. Anm. 15).
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2.1.2 Die Entwicklung des Grundbesitzes des Klosters Sedlec in der vorhussitischen Zeit Zu den wichtigsten Aspekten für eine Beurteilung der ökonomischen und sozia : len Entwicklung der Grundherrschaft im vorhussitischen Böhmen, die untersucht werden müssen, gehört die Dynamik der Entwicklung des Grundbesitzes. Die folgende Auflistung gibt eine Übersicht über die Güterkäufe des Klosters Sedlec unter Berücksichtigung der Summe der Geldmittel, die ihm zur Verfügung standen (Tab. 1). Tabelle 1: Güterankäufe des Klosters in Sedlec in den Jahren von 1250 bis 1419 Jahr
Umfang
1250 27 1278 28 1290 29 1290 30 1292 31 1300 32 1303" 1303 34 1305 35 1307 36 1308 37 1310 38 1316 39 1325 40 1330 41 1356 42
Dorf Wald (Rückgabe) 4 Dörfer 2 Kleinstädte Gut (Dorf mit Hof) 2 Höfe im Dorf + Teil d. Dorfes Dorf Hof im Dorf Grundherrschaft (Kfivsoudov) Dorf 7 Dörfer 2 Dörfer Dorf Erbgut (Nachzahlung) Nachzahlung zum Testament Festung Pirkenstein
1412 43
Wald
27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40
Geldsumme 70 Pfund 150 Pfund (Nachzahlung)
?
3500 Pfund 200 Pfund 32 Pfund 200 Pfund ?
2000 Pfund 160 Pfund 600 Schock Groschen 600 Schock Groschen 150 Pfund 31 Schock 60 Schock 200 Schock ( + 2 0 Schock jährl. für 3 Jahre) 24 Schock
CDB IV, Nr. 182. CDB V, Nr. 877. RBM II, Nr. 1517. RBM II, Nr. 1523. RBM II, Nr. 1571. RBM II, Nr. 1865. RBM II, Nr. 1949. Ebenda. RBM II, Nr. 2028. RBM II, Nr. 2124. RBM II, Nr. 2176. RBM II, Nr. 2199, 2230. RBM III, Nr. 338. J. Nuhlicek: Zlomek urbàre klàstera sedleckého z tricàtych let 14. stoleti, in: SAP, VII/2,1957, S. 265 f. 41 RBM IV, Nr. 2039. 42 RBM VI, Nr. 305. 43 R B M V , Nr. 670.
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Die Tabelle zeigt alle Grundbesitztransaktionen des Klosters Sedlec, die in Form von Ankauf oder Tausch mit Zuzahlung seit seiner Gründung bis zur hussitischen Revolution stattfanden 44 . Nur in einem einzigen Falle war der Güterkauf in diesem Zeitraum vielleicht durch ein gewisses planmäßiges Ziel motiviert - die Akkumulation der Grundrente. Der Ankauf der Burg Pirkenstein im Jahre 1356 hatte strategische Gründe; diese Festung war wegen ihrer strategischen Lage wichtig. Sie lag genau an der Stelle, wo der Ring der Güter von Sedlec um Kutná Hora herum durch einen engen Korridor unterbrochen wurde, der den einzigen außerhalb der Klostergüter gelegenen Zugang bot 4 5 . Am Ende des ersten Jahrzehnts des 14. Jahrhunderts war der Höhepunkt des territorialen Ausbaues der Grundherrschaft Sedlec erreicht. Daran ändern auch die Nachrichten von den Dörfern, die das Kloster von Johann von Luxemburg gewonnen hat, nichts 4 6 . Im Hinblick darauf, daß dieser böhmische König während seiner gesamten Regierungszeit Schuldner des Klosters war, ist es sicherlich angebracht, seine «Donationen» nur als teilweise Kompensationen oder Amortisation seiner Schulden zu betrachten. Die hussitische Revolution und die Säkularisation der Klostergüter wurden in der Literatur bisher eindeutig als der entscheidende Wendepunkt in allen Bereichen der Entwicklung der Klostergrundherrschaften anerkannt 4 7 . Für die Feststellung eines Grenzpunktes in der Entwicklung der Klostergrundherrschaft in Sedlec muß man aber ein früheres Datum wählen, eine frühere Epoche, in welcher das Kloster die direkte Grundherrschaft über alle seine Güter, die seine Grunddomäne bildeten, ausübte. Das Jahr 1419 - in dem die Mehrzahl seiner Güter verpfändet oder verkauft wurde - kann nicht als ein solches Datum betrachtet werden, wohl aber das Jahr 1340 4 8 - oder die Epoche des dritten Jahrzehntes des 14. Jahrhunderts. Bei der Betrachtung der wirtschaftlichen Entwicklung des Klosters in Sedlec seit seiner Gründung im Jahre 1142 bis zur Auflösung im Jahre 1783 - ausgenommen die Zeit von 1421 bis 1454, in der es vorübergehend aufhörte zu existieren - erscheinen nur die Jahre von 1310 bis 1340 als eine Zeit, in der das Kloster selbst seine gesamte Grundherrschaft verwaltete. Nach dem Jahre 1340 gab es einen Bruch im Prozeß seiner Entwicklung, der im folgenden genauer analysiert werden wird. Im Bereich der Grundherrschaft ist er durch die Tatsache gekennzeichnet, daß der Komplex der Güter unter unmittelbarer Klosterverwaltung immer enger und kleiner wurde. Diese Entwicklung gipfelte im Jahre 1421 im zeitweiligen Untergang des Klosters, als sein gesamtes Grundeigentum in weltliche Hand überging. 44 Die Quellenübersicht kann nicht als endgültig betrachtet werden. Vgl. das unlängst gefundene Kopiarbuch, in: Salzburg, Konsistorialarchiv, Registratura Antiqua, Bd. 2. 4 5 Vgl. R. Novy: Studie, S. 4 6 - 4 8 (Landkarte). 46 Vgl. Anm. 22. 47 Prehled déjin Ceskoslovenska 1/1 (do r. 1526), Praha 1980, S. 472f. 48 J. Kejr: Pràvni zivot v husitské Kutné Höre, Praha 1958, S. 64ff.
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Um das Jahr 1310 besaß das Kloster Sedlec die größte Grundherrschaft unter allen Klostergründungen in den böhmischen Ländern 49 . Eine genaue und detaillierte Rekonstruktion dieser Grundherrschaft bis zum Jahre 1310 - insbesondere bezüglich seiner inneren Struktur - ist praktisch nicht möglich. Der territoriale Umfang kann aber in Grundzügen festgestellt werden und somit zumindest die Anzahl der Lokalitäten, die etwa in dem angeführten Jahr zu seinen Besitzungen gehörten. Absichtlich benutze ich den Terminus «Lokalität» als einheitliche Bezeichnung der Liegenschaften, welche vom Charakter und Feldumfang her unterschiedlich waren 50 . Unter den Begriff (Lokalität) werden eine Burg, Festung oder andere befestigte Stellen, ein Dorf oder Hof als selbständige Wirtschaftseinheiten mit eigenem Namen, aber im Falle von Sedlec auch die Meierhöfe in den Dörfern subsummiert 51 . Sie wirkten hier nämlich als selbständige ökonomische Aktivposten 52 . Weitere Einheiten, die aber nicht zur Summe der Klosterlokalitäten gerechnet werden, waren Mühlen, Wirtshäuser, Bergunternehmungen, selbständige Feldeinheiten, Wiesen, Gärten, Weiden, Weingärten, Hopfengärten, Steinbrüche, Lehmgruben u.a. In der Zeit um das Jahr 1310 bildeten ungefähr 120 Lokalitäten die Klosterdomäne; die bedeutendsten waren die Städte Malesov 53 , Malin 54 und Tynec nad Labem 55 , die Burg Malesov 56 , unter den befestigten Lokalitäten befand sich beispielsweise Libenice 57 . Die Klostergrundherrschaft setzte sich aus mehreren Einheiten zusammen. Den Kern bildete die konzentrierte Herrschaft, deren Zentrum das Kloster selbst war. Ziemlich wichtig waren die Güter in der Gegend um Kourim, ursprünglich wahrscheinlich mit dem Hof Pobori als Zentrum 58 . Einzelne Liegenschaften befanden sich in der Umgebung von Nymburk 59 , Nemecky Brod 60 , aber auch bei Jihlava (ein Hof in der Stadt 61 und das Dorf Pavice 62 ) und der Hauptstadt Prag (Hof in Butovice) 63 ; das Kloster besaß auch
49 J. Cechura: D v e Studie, S. 11 ff. 50 Zu den Begriffen J. Cechura: Klästerni velkostatek v predhusitskych Ccchäch - zäkladni tendence hospodärskeho vyvoje a metodologickä vychodiska dalsiho studia, in: A H , 10, 1985, S. 395ff. 51 Vgl. Teil 2.1.3 dieses Kapitels. 52 Wie A n m . 49 und J. Cechura: D v e Studie, S. 21 ff. 53 Es wird als «civitas» in den Quellen des 12. Jahrhunderts bezeichnet ( C D B I, Nr. 382-Falsum), später «oppidum» ( F R B II, S. 149). 54 R B M VII, Nr. 543. 55 R B M II, Nr. 2103. 56 S O A Trebon, Vs Sedlec, Nr. 68. 57 A C II, S. 185 (zum Jahr 1437). 58 R B M II, Nr. 1548, R B M IV, Nr. 779. 59 R B M II, Nr. 1571. 60 R B M II, Nr. 1 8 4 8 - 9 und 2176. 61 N K C R , U K X X I I I D 1 8 6 f . l 5 v . 62 R B M VI, Nr. 469. 63 R B M VI, Nr. 469.
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ein Haus in Kolin 6 4 . Bedeutend waren auch die Weingärten in Österreich in der Umgebung von Klosterneuburg 6 5 . Während der Zeit um 1310 bildete das Grundeigentum von Sedlec die größte Domäne ihrer Art in Böhmen, aber in dem Zeitraum nach 1340 hat sich die Situation allmählich verändert. Der Entwicklungsprozeß auf diesem Gebiet wird klar belegt durch die asynchrone und ungleiche Entwicklung einzelner Klostergüter im vorhussitischen Böhmen 6 6 . Im Fall von Sedlec hat sich seit 1340 die Zahl seiner Güter (durch Verpfandung, Vermietung, Verkauf) stetig vermindert (Tafel 2). Im Fall des Klosters Zlatä Koruna wurde im Gegenteil erst nach 1350 seine Siedlungsstruktur ausgebaut, bis es am Ende der vorhussitischen Zeit mehr als 150 Lokalitäten umfaßte 6 7 . Ein ständiges Anwachsen der Domänen kann man in dieser Zeit auch für die Klöster Kladruby 6 8 und Opatovice 69 konstatieren; die Zahl ihrer Güter betrug am Ende des zweiten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts annähernd 100.
2.1.3 Die Eigenwirtschaft des Klosters Sedlec in der vorhussitischen Zeit Die Höfe und die Veränderung ihrer Funktion Wie aus dem Niveau der ökonomischen und sozialen Prozesse erkennbar, bietet sich die Analyse der Eigenwirtschaft des Klosters als Grundobrigkeit als einer der wichtigsten Faktoren an - nicht nur aus der Sicht der Grundherrschaft als ein bestimmter Wirtschaftskomplex, sondern auch bezüglich ihrer inneren Organisation und Funktion 7 0 . Gleichzeitig ermöglicht eine solche Analyse die charakteristische Einordnung einer Grundherrschaft in breitere Wirtschaftsbeziehungen in einer bestimmten Region, in der diese Herrschaft als eines der ökonomischen, hauptsächlich agrarischen Zentren eine wichtige Rolle spielt. Wichtig ist auch, daß die Bedeutung der Grundherrschaft für die Untertanen verdeutlicht werden kann. Auf dem Gebiet der Grundherrschaft Sedlec ist praktisch die ganze Skala der wirtschaftlichen Einrichtungen zu finden, die als Unternehmen funktionieren
64 Archiv NM, Urkunden, Nr. 198. 65 RBM II, Nr. 1854. 66 J. Cechura: Ökonomische Entwicklungstendenzen des klösterlchen Grundeigentums im vorhussitischen Böhmen, in: JfWG, 1/1988, S. 83ff. 67 J. Cechura: K nekterym otazkäm hospodärskeho a sprävniho systemu cisterciackych klästerü (Zlatä Koruna v predhusitskem obdobi), in: CSCH, 29,1981, S. 228ff. 68 J. Cechura: Struktura pozemkove drzby v zäpadnich Cechäch v roce 1419, in: SH, 31,1985, S. 22. 69 E. Nohejlovä: Pribehy klästera Opatovickeho, Praha 1925. 70 Siehe 1. Kapitel, wo auch eine Analyse der Schlußfolgerungen in der tschechischen Literatur gegeben wird.
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konnten. Zu diesen Einrichtungen gehörten Höfe, Mühlen, selbständige Felder, Weinberge, Hopfengärten, Wirtshäuser, Bergunternehmungen, Steinbrüche usw. In der nachfolgenden Analyse konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die Höfe als Zentren der landwirtschaftlichen Eigenproduktion. Zum Kloster Sedlec gehörten zahlreiche Höfe 71 . Weil man aber den Terminus «Hof» (curia) in den Quellen der Provinzen von Sedlec in verschiedenen Zusammenhängen findet wobei es sich nicht immer um den Ausdruck für das Klosterregieunternehmen ist es notwendig, diese Wirtschafts- und auch Verwaltungseinheiten handelt wie folgt näher zu spezifieren: a) Hof als eine selbständige Wirtschafts- und Siedlungseinheit, die ihre eigene toponomastische Bezeichnung hat; b) Hof im gleichnamigen Dorfe, der die Funktion einer Regieeinrichtung hat («curia araturae», «großer Hof»); c) Hof als einzelne Liegenschaft in den Dörfern («curia homines censuales»). Der Begriff «Regieeinrichtung» kann aus der Sicht des Klosters nur auf Höfe gemäß a) und b) bezogen werden 72 . Wichtig ist auch die Feststellung, unter welchen Umständen der Terminus «curia» in den Quellen erscheint. Es handelt sich oft um eine Transaktion zwischen dem Kloster und dem Hofpächter; nach dem Tage der Transaktion kann man natürlich nicht von einer Regiewirtschaft des Klosters sprechen. Tabelle 2 zeigt eine Übersicht aller Höfe des Klosters Sedlec, die in den Quellen vor dem Jahre 1420 festgestellt wurden. Tabelle 2: Die Höfe des Klosters Sedlec in den Jahren 1290-1419 Jahr
Name des Hofes
Transaktionsform
1291 73 1295 74 1300 75
Poboíí Újezd (heute Kutlííe) Chvostary
1303 76 1316 77
Dlouhá Ves Brezany
Erteilung des Privilegiums Zahlungsübertragung 2 Höfe dem Kloster vermietet Kauf Vermietung
71 R. Novy: Studie, S. 47, Anm. 183, gibt 16 Höfe an, was nicht genau ist. 72 Es handelt sich um ein «Spezifikum», welches nicht verallgemeinert werden kann, vgl. Plasy, Osek, vgl. Anm. 66. 73 RBM II, Nr. 1548. 74 RBM II, Nr. 1697. 75 RBM II, Nr. 1865. 76 RBM II, Nr. 1949. 77 RBM III, Nr. 323.
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Tabelle 2: Fortsetzung Jahr
Name des Hofes
Transaktionsform
1330 78
Trebesice 79
1340 80 1356 82 1358" 1359 84 1364 86
Pobori Butovice Zdänice Licko in Recany
1370 87 1387 88
Nové Dvory in Cirkvice
1387 89 1389 90 ante 1391 91 1405 92 1407 93 1409 94 ante 1410 95 1414 96 1415 97 1416 98 1417" 1418 100
Pntoka Libenice
Donation (mit Nachzahlung) Vermietung 81 x Vermietung Verkauf Verkauf 8 5 xx Aussetzung unter Zahlungen Vermietung Vermietung (?) Verkauf (?) x Vermietung x Vermietung
Luzov Recany Butovice Starà Vinice, Vejdov, in Nova Ves, Libenice, in Kojice
Vermietung x Verkauf Verkauf Vermietung x
Predhorsky Nove Dvory Ovcäry Ujezd (heute Kutlire) in Hlizov Lorec
Vermietung x Vermietung x Vermietung xx Vermietung Vermietung Vermietung
78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100
RBM IV, Nr. 2039. RBM III, Nr. 520. RBM IV, Nr. 779. x = Bürger von Kutnä Hora. RBM IV, Nr. 469. CDM IV, Nr. 108. A. Profous: Mistni jmena v Cechäch II, Praha 1949. xx = Bürger aus einer anderen Stadt als Kutnä Hora. R B M V , nr. 525. CCM 1887, S. 517. SÜA, S M C 104 6/19. AC II, S. 206. R B M V , Nr. 210. RBM II, S.463. RMB V, Nr. 525. SÜA, RKt Smichov, Nr. 16. J. Celakovsky; V. Vojtisek: Kläster sedlecky, Beilage IX. AC XIV, S. 396f. AC II, S. 204. J. Celakovsky; V. Vojtisek: Kläster sedlecky, S. 33. OA Kutnä Hora, sign. XXI/2. KNM, V I F 32, S. 110. KNM, V I F 32, S. 112.
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Die Übersicht darüber, wie häufig die Höfe des Klosters Sedlec in den Quellen aus der Zeit von 1290 bis 1419 genannt werden, bietet eine eindeutige Charakteristik der Wirtschaftsentwicklung des Klosters - insbesondere für die Zeit nach dem Jahre 1340 - nicht nur in Bezug auf die Regie Wirtschaft. Gleichzeitig ist es auch deutlich, daß die traditionellen Kriterien der tschechischen Literatur für die vorhussitische Grundherrschaft nicht ausreichen, weil die überwiegende Mehrheit der Hofpächter nicht unter der Klosteroberherrschaft stand. In den angeführten Fällen - den Hof zu Recany 1368 ausgenommen - kann man daher nicht von einer Form der Aussetzung der Höfe gegen Zins (Miete) sprechen. Die Dynamik der ökonomischen und sozialen Prozesse im Bereich der neu entstandenen Bergbaustadt hat auch auf die benachbarte konzentrierte Klosterherrschaft Einfluß genommen, deren «Wirtschaftspolitik» der Bergunternehmung gegenüber eindeutig passiv war. Es wäre verfehlt, die Entwicklung der ökonomischen Funktion der Klostergrundherrschaft zu simplifizieren (Regie - Renten). 2.1.3.1 Die Höfe außerhalb der konzentrierten Grundherrschaft In den wenigen Schriftstücken, die das Kloster bis zum Jahre 1290 erhalten hatte, nehmen die Regelungen der besitzrechtlichen und Verwaltungsbezüge zwischen den Klosterhöfen und dem böhmischen Herrscher oder seinen Beamten einen bedeutenden Platz ein. Diese Angaben aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts beziehen sich auf die Höfe in der Umgebung von Kourim und Hradec Krälove, jedoch nicht auf das Zentrum der Klostergüter in dem Gebiet der sich schnell entwickelnden Bergbautätigkeit. Insbesondere um Kourim herum erfüllte der Hof zu Pobori am Ende des 13. Jahrhunderts die ökonomischen und Verwaltungsfunktionen als Regieeinrichtung. Man kann sich von der Entwicklung des Hofes am Rande der Klosterdomäne, d.h. auf dem Gebiet der Güter, die sich außerhalb der konzentrierten Grundherrschaft befanden, ein Bild machen 101 . Im Jahre 1263 befreite Premysl Otakar II. die Dörfer («villas») Pobori und Zdebudice, beide bei Kourim und («curiam») Podülsany bei Hradec Krälove von der Pflicht gegenüber den Königsbeamten (villici) in Kourim und Hradec Krälove 102 . Ein Zeugnis von der Bedeutung des Dorfes Pobori und des dortigen Hofes für das Kloster geben zwei Dokumente vom Beginn der neunziger Jahre des 13. Jahrhunderts. Im Jahre 1290 bestätigte Wenzel II. dem Kloster den Ankauf von bestimmten Dörfern um Kolin, aber auch «prope predium Pobor» 103 , was offensichtlich ein Sammelbegriff für die Güter des Klosters Sedlec in der Gegend um Kourim war. Der Hof Pobori erscheint namentlich erst im Jahre 1291
101 R. Novy: Hospodärsky region Prahy na prelomu 14. a 15. stoleti, CSCH, 19, 1971, S. 411. 102 C D B V , Nr. 367. 103 RBMII, Nr. 1517.
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(curia et villa) 104 im Zusammenhang mit der Befreiung dieses Klostergutes von der sog. «ozzada»-Pflicht (d.h. die Pflicht, Rechtsübertretungen anzumelden, hieraus ergaben sich hohe Einnahmegebühren für die Burgbeamten) 1 0 5 . Hinsichtlich der Entwicklung der Regiewirtschaft des Klosters in der Gegend um Kourim ist das Jahr 1340 von entscheidender Bedeutung. Damals wurde der Hof auf fünf Jahre dem Mikuläs, genannt Sramon, seinen Kindern und anderen Erben für eine beträchtliche Summe (460 Schock Groschen) unter der Bedingung verpachtet, daß, falls das Kloster nach dieser Frist imstande sein würde, diese Summe zurückzuzahlen, es den Hof zurückerhalten würde. Mikuläs mußte ihn dann in demselben Zustand abgeben, in welchem er ihn vom Kloster erhielt 1 0 6 . Wäre das Kloster nicht in der Lage, den Preis zu zahlen, so bliebe der Hof im Besitz des Mikuläs und unter bestimmten Bedingungen auch seiner Erben. Der Vertrag sicherte auch für Mikuläs das Vorkaufsrecht für den Fall, daß das Kloster den Hof weiter verkaufen sollte. Bemerkenswert ist dabei auch die Verpflichtung des Klosters bzgl. der königlichen Steuern und anderer Pflichten, die zu erfüllen es zugesagt hat. Die Bedeutung des Hofes aus der Sicht der Klostergüter im Raum Kourim und den Umfang der Regiewirtschaft des Klosters in dieser Region noch im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts belegt die Tatsache, daß am Tage des Vertragsabschlusses im Hofe noch 312 Maß Getreidewintersaat, 420 Maß Sommersaat, 10 Maß Erbsen und genausoviel Wicken (also insgesamt 700 hl Aussaat) vorhanden waren. Das alles sollten die Pächter auch im Falle der Rückgabe des Gutes an das Kloster entrichten 1 0 7 . Der Vertrag bezog auch das lebende Inventar im Wert von 40 Schock ein, welches Mikuläs kaufte: Groß- und Kleinvieh, Pferde, Kühe, Kälber, Schafe, Schweine und weitere (et cetera universa). Der genannte Vertrag aus dem Jahre 1340 ist zugleich auch der letzte Beleg dafür, daß das Kloster Sedlec dieses Gut besaß - nicht nur in der vorhussitischen Zeit, sondern überhaupt während der ganzen Zeit seines Bestehens. So detailliert läßt sich die Entwicklung natürlich nicht für alle Klosterhöfe verfolgen, aber ein charakteristisches Beispiel soll hier noch angeführt werden. Dem Kloster gehörte an der Elbe in der Nähe der königlichen Stadt Kolin (Novy Kolin nad Labem) ein Gut, dessen Verwaltungszentrum der Hof Licko (Licek) war 1 0 8 , zu dem auch die Dörfer Mnichovice (Zälabi), Brankovice, Hradistko, Nova Ves und vielleicht noch weitere gehörten. Wir finden diese Klosterdörfer in den Quellen ausschließlich dann, wenn das Kloster sie verpachtet oder verkauft hatte. Als endgültiger Verlusttermin des ganzen Gutes kann sicher das Jahr 1359
104 105 106 107 108
RBM II, Nr. 1548. V. Vanëcek: Zâklady I, S. 20f. RBM IV, Nr. 779. Es fehlt jegliche Information über die Art der Hofwirtschaft. A. Profous: Mistni jména II, S. 606.
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bezeichnet werden, als der Hof Licko verpachtet wurde. Das Kloster hat ihn nie wieder zurückerworben 1 0 9 . Die konzentrierte Grundherrschaft des Klosters Sedlec und das Niveau ihrer ökonomischen und sozialen Entwicklung können nicht eindeutig als ein Ganzes charakterisiert werden - insbesondere nicht nach der Gründung von Kutnä Hora. Mit dem wirtschaftlichen Niveau des unmittelbar von Kutnä Hora beeinflußten Raumes kann nicht die Wirtschaft der gesamten Klostergrundherrschaft beurteilt werden. Die konzentrierte Klosterdomäne entwickelte sich nicht gleichmäßig 1 1 0 . Im Hinblick darauf, daß es sich um ein Territorium handelt, das «de jure» zu ein und derselben Grundherrschaft gehörte, wird für diese Entwicklung der Begriff lokale Asymmetrie eingeführt. Die territorial homogene Klosterdomäne hat sich tatsächlich - wenn man das Niveau der ökonomischen Entwicklung betrachtet - in zwei Teile geteilt. Daher spreche ich im weiteren von dem Ost- und Westteil der Grundherrschaft Sedlec. Den westlichen Teil bildete das weite ökonomische Hinterland von Kutnä Hora. Der östliche Teil hat sich in der vorhussitischen Zeit anders entwickelt 1 1 1 . Die Trennungslinie zwischen beiden lag ungefähr auf der Höhe von Tynec nad Labem, Zäbori nad Labem, Rohozec. Als Beweis dafür, daß der östliche Teil der konzentrierten Klosterherrschaft in seiner Entwicklung verzögert wurde, kann der Hof in Recany nad Labem (2 1 / 2 Hufen) dienen, der erst im Jahre 1364 «iure hereditario» ausgesetzt wurde, und dessen Abgaben in eine Geldrente umgewandelt wurden 1 1 2 . Bis zu der Zeit hat das Kloster diesen Hof mit Sicherheit in eigener Regie bewirtschaftet. 2.1.3.2 Die Höfe in der Umgebung von Kutnä Hora Einen speziellen Teil des Klostereigentums bildeten die Höfe, welche als unmittelbares ökonomisches Hinterland während der Bildung des Bergbauzentrums entstanden sind, insbesondere später nach der Gründung der Stadt Kutnä Hora. Da die Existenz dieser Wirtschaftseinheiten bisher in der tschechischen Literatur - die geographische Literatur eingeschlossen - praktisch nicht berücksichtigt worden ist, beschränke ich mich vorläufig darauf, die Grundzüge der tatsächlichen Verhältnisse darzustellen 113 . In der Nähe der Stadt Kutnä Hora, die am Anfang des 14. Jahrhunderts mit Stadtmauern umgeben wurde, existieren in der vorhussitischen Zeit einige Höfe, zum Beispiel Predhorsky 1 1 4 , Lorec 1 1 5 , Starä
109 110 111 112 113 114 115
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Belege bei J. Vävra: Dejiny krälovskeho mesta Kolina nad Labem, Kolin 1888. Vgl. 1. Kapitel. A C X V , S. 268ff. (vom Jahr 1487). N K C R , U K XXIII D 186, f. 56v-57v. Vgl. J. Cechura: D v e Studie, S. 21 ff. A C XIV, S. 397f. K N M , VI F 32, S. 112.
Vinice(Alter Weingarten) 116 ,«Curia» 117 und weitere. Neben ihnen wurden hier auch unabhängig von solchen Höfen bestehende Felder, Gärten, Weingärten, Hopfengärten u.a. bebaut 1 1 8 . Auch die Existenz einiger befestigter Siedlungen kann nicht ausgeschlossen werden; unzweifelhaft zählten dazu Hrädek 1 1 9 , wahrscheinlich Lorec 1 2 0 u. a. Alle diese Ortschaften gehörten ursprünglich ganz unter die obrigkeitliche Jurisdiktion und Landesherrschaft des Klosters Sedlec, teilweise auch des Prager Domkapitels 1 2 1 . Im Einklang mit der Entwicklung der Stadt haben sich einige Wirtschaftseinheiten stufenweise in bestimmte Verwaltungskomplexe als Vorstädte von Kutnä Hora umgewandelt. Jede von ihnen hatte selbstverständlich ihre eigene Verwaltung 122 . Obwohl wir nicht genügend Quellen haben, um die ungewöhnliche Vielfalt der Siedlungsstruktur «hinter den Stadttoren» und ihre Genesis näher verfolgen zu können, kann man wohl voraussetzen, daß sich - vielleicht schon seit dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts neue Ansiedler an ihrem Anfang beteiligt haben. Eine gewisse Korrektur bietet wieder eine rückblickende Analyse der seit 1410 geführten Verwaltungspapiere des Klosters 1 2 3 . Die Siedlungsaktivität ging - obgleich es sich um Land handelte, welches unter die Klosterherrschaft gehörte - von der Bergbauunternehmung und nicht vom Kloster selbst aus. Die Entstehung des beschriebenen und auf die Landwirtschaft konzentrierten Hinterlandes wurde durch die außerordentliche Position der Stadt Kutnä Hora bedingt, insbesondere durch die hohe Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten. Das Kloster wurde auch weiter als Grundobrigkeit anerkannt, dies war aber eine reine Formalie («nominelle Obrigkeit») 124 . Eine weitere Stufe dieser Entwicklung bildete die selbständige Tätigkeit der Bürger von Kutnä Hora in der Agrarwirtschaft, wodurch sie eine Reihe von Landgütern gewinnen konnten. Diese Aktivität war wesentlich umfangreicher, als man bisher in der tschechischen Litertur angenommen hat 1 2 5 . Zusammenfassend kann man sagen, daß die Höfe - aber auch einzelne Felder, Gärten und ähnliches, deren genauere Zahl heute nicht festgestellt werden kann -
116 117 118 119 120 121 122 123 124 125
J. Celakovsky, V. Vojtisek: Kláster sedlecky, Beilage IX. S U A , Financní prokuratura I, Nr. 51. Wie Anm. 113. A. Profous: Místní jména I, S. 655. Siehe Anm. 115. Siehe J. Majer: K nejstarsim právním déjinám, S. 131 ff. J. Cechura: Úíední knihy, S. 114ff. Ebenda. Ebenda. J. Lippert: Bürgerlicher Landbesitz im 14. Jahrhundert, in: M V G D B , 40, 1902, S. 4 6 - 5 0 , registriert nur die wichtigsten Eintragungen.
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auf Klosterboden in der Umgebung von Kutnä Hora als Folge der Wirtschaftsaktivität der Stadtbewohner entstanden 1 2 6 . 2.1.3.3 Die Änderung der ökonomischen Funktion der Höfe in den Jahren von 1300 bis 1340 Die dynamische Verbreitung der Geldbezüge als Folge des erfolgreichen Bergbauunternehmens spiegelte sich auch bald in der inneren Organisation der konzentrierten Grundherrschaft des Klosters Sedlec wider, besonders im Raum um Kutnä Hora, aber auch um Cäslav und Kolin herum. Eine verzögerte Entwicklung hatte in dieser Hinsicht der östliche Teil der Grundherrschaft, der an der Grenze zum Klostergut Opatovice lag. Die steigende Bedeutung des umlaufenden Geldes, die durch die Menge des geförderten Metallerzes verstärkt wurde, gipfelte im Übergang zur Geldform der Rente, insbesondere im westlichen Teil der Klostergrundherrschaft. Dies beeinflußte den schnellen Verzicht des Klosters auf die Regiewirtschaft, was sich in zwei unterschiedlichen Formen äußerte. Vor allem war es die Liquidation der Höfe als Regiewirtschaftseinrichtung, die durch ihre Aussetzung gegen Zinsen verwirklicht wurde. Der Ackerboden wurde unter unmittelbare Nutzer wie Bauern und Untertanen verteilt, welche die Rente in Geld abführten. Die Naturalien können lediglich als Rekognitionsgebühr betrachtet werden. Dieser Entwicklung entspricht auch die Struktur der Rente, wie sie in dem Fragment des Urbars von Sedlec für den Raum um das Städtchen Tynec nad Labem herum zu Beginn der 30er Jahre des 14. Jahrhunderts beschrieben wird 1 2 7 . Wir finden darin keine einzige Angabe über Fronarbeitspflichten und nur ausnahmsweise Angaben zur Naturairente. Der Herrschaftsanteil, der in dem Urbarrest beschrieben wird, ist das Gebiet am Übergang zwischen dem westlichen und östlichen Teil der Grundherrschaft. Die zweite Art der Veränderung war die Verpachtung der Höfe nach dem Jahre 1340. Wahrscheinlich erfüllte zumindest ein Teil von ihnen weiterhin eine Regiefunktion. Diese Entwicklung könnte sich vielmehr auf die Höfe beziehen, die sich in den Dörfern befanden; es handelte sich um sogenannte «große Höfe» 1 2 8 , die sich so von den üblichen Typen der Landsiedlungen unterschieden. Dies bezeugt auch die Tatsache, daß wir - mit Rücksicht auf die Verwaltung der Klostergüter keine Hinweise darauf finden, diese Höfe in die Struktur der bestehenden Dörfer zu integrieren. Diese Höfe, insbesondere in der Umgebung von Kutnä Hora,
126 Eine detaillierte Untersuchung ist nicht möglich. Für Südböhmen vgl. U. Henningsen: Besitz und Einkünfte der Herren von Rosenberg in Böhmen nach dem Urbar von 1379/84, Marburg 1989. 127 J. Nuhlicek: Zlomek urbare, S. 265f. 128 Vgkl.z.B. A C I I , S.469.
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blieben selbständige Wirtschaftseinheiten. Sie wurden in der Mehrzahl an andere Personen und nicht an die Dörfer selbst verpachtet 1 2 9 . 2.1.3.4 Das «Abfallen» der Höfe vom Wirtschaftssystem des Klosters in den Jahren von 1340 bis 1419 Verpachtungen und Verkäufe Diese Zeitperiode ist aus der Sicht der Regiewirtschaftseinrichtungen des Klosters Sedlec charakterisiert durch die klare Tendenz, die Höfe zu verpachten oder zu verkaufen; diese Tendenz verstärkte sich im Verlaufe des 14. Jahrhunderts immer mehr. Es handelte sich hauptsächlich um Höfe in zwei Gebieten: Entweder im westlichen Teil der konzentrierten Klosterherrschaft, welcher zugleich als ein weiteres ökonomisches Hinterland von Kutnä Hora betrachtet werden kann, oder außerhalb der konzentrierten Grundherrschaft, insbesondere in der Umgebung von Kourim und Kolin. Das schon beschriebene Beispiel des Hofes in Pobori zeigt, daß man mit seiner Eigenbewirtschaftung durch einen Verpächter rechnete. Eine ausgeprägte Tendenz des Klosters, auf die eigene Regiewirtschaft zu verzichten, wird bei der Verpachtung des Hofes in Hlizov im Jahre 1417 deutlich 130 . Der Hof wurde noch in dieser Zeit in eigener Regie vom Kloster bewirtschaftet, weil er als wirtschaftliches Hinterland für die Sicherung der Klosteiversorgung betrachtet wurde. Er war knapp zwei Kilometer vom Kloster entfernt, die Güte der Felder war die beste überhaupt. Trotzdem hat das Kloster den Hof auf sechs Jahre an Jan von Malesov verpachtet. Sicher ist es kein Zufall, daß wir bei der Verpachtung der Höfe in Hlizov 1417 und in Recany 1364 keinerlei Bemerkung über die Fronarbeitspflichten oder deren etwaige Reluition finden. Besonders wichtig ist es im Falle des Hofes im Recany, weil die Transaktion vom Jahre 1364 seine Aussetzung gegen Geldabgaben feststellt. Zum Hof gehörten 2 : / 2 Hufen. Der Hof in Hlizov hatte 5 Hufen. Obwohl lediglich diese beiden Urkunden zur Verfügung stehen, können wir unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Entwicklung der gesamten Region und insbesondere der Zusammenhänge zwischen Kutnä Hora und dem knapp vier Kilometer entfernten Hof Hlizov annehmen, daß im Bereich der Regiewirtschaft gewisse qualitative Veränderungen stattfanden. Ihre Grundlage war nicht mehr die Fronarbeitspflicht der umliegenden Dörfer gegenüber dem Hof, sondern vor allem Personen, welche im Fall des Klosters Sedlec aus dem ursprünglichen Hofgesinde stammten, bewirtschafteten die Regiewirtschaft selbständig als Bauern 131 . Die Frage der Rentabilität des Hofes spielte - mit Rücksicht auf die geringe
129 Vgl. die unterschiedliche Entwicklung des Klosters Plasy. 130 K N M , V I F 32, S. 110. 131 Weitere Quellen zur Lösung dieser Frage stehen nicht zur Verfügung.
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Aktivität des Klosters auf wirtschaftlichem Gebiet - in seiner Regiewirtschaft nur eine kleine und unbedeutende Rolle 1 3 2 . Die Güter, Höfe und Felder von Sedlec wurden während der Epoche von 1340 bis 1419, in der die Zahl der Verpachtungen ununterbrochen anstieg, hauptsächlich von den Bürgern und Bewohnern der Stadt Kutnä Hora bewirtschaftet 1 3 3 . Der Adel hat sich an dieser Entwicklung praktisch nicht beteiligt 134 . Eine besondere, aber sicher nicht unbedeutende Gruppe waren die Klosteruntertanen, die auch die Klosterhöfe gepachtet hatten, und auch weitere Angehörige der niederen Gesellschaftsschichten. Vom Standpunkt der Klostergüterverpachtung existierte keine Begrenzung, keine «Rechtslinie» 135 , welche den Zugang zu den Klosterliegenschaften beschränkt hätte. Man kann sogar sagen, daß gerade das Gegenteil der Fall war. Einzige Bedingung für die Verpachtung war die Verpflichtung, eine jährliche Rente zu zahlen. Genauso war es bei der Übergabe von Liegenschaften unmittelbar um Kutnä Hora herum vollkommen gleichgültig, ob sie aus den Händen des Bürgers in die Hände des Klosteruntertans oder umgekehrt überging. Das Kloster war bemüht, das notwendige Bargeld zu gewinnen, indem es oft mehrere Begünstigungen erteilte. Zum Beispiel verpflichtete es sich, selbst bestimmte öffentliche Verbindlichkeiten zu erfüllen, die mit den Klosterfeldern verbunden waren; dies gilt nicht nur für die Klosterhöfe. Die sukzessive Aufhebung der Höfe als Wirtschaftszentren wurde von einer bestimmten Entwicklung im Verwaltungsbereich begleitet, weil Funktionen der Höfe von den Ortsrichtern übernommen wurden 1 3 6 . Wir finden in den Quellen für das Jahr 1333 ein solches Verwaltungsgebiet - Dorfgericht in Trnävka und zwei weitere Dörfer - gerade in dem Augenblick, als das Kloster diese Güter verpachtete 1 3 7 . Wie die Übernahme der Verwaltungsfunktion der Höfe durch die Dorfrichter tatsächlich vonstatten ging, ist nicht bekannt, da sich in der vorhussitischen Zeit nur wenige Bemerkungen über die Richter in den Dörfern des Klosters finden138. Unter Berücksichtigung der Entwicklungstendenzen des Klosters auf wirtschaftlichem Gebiet kann man nicht von einer «Verwaltungsreform» sprechen. Das Kloster selbst hat sicher keine direkte Verwaltung seiner Güter ausgeübt 1 3 9 . In dem letzten vorhussitischen Jahrzehnt finden wir das Amt
132 133 134 135 136
137 138 139
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Zur Rentabilität s. R. Novy: Hospodärsky region, S. 412f. J. Cechura: Üredni knihy, S. 114ff. Die Ausnahmen werden bei J. Cechura: Dve Studie, S. 29, Anm. 18 angeführt. Vgl. die Rechtslinie des Domkapitels in Vysehrad aus dem Jahre 1409, F. Graus (Hg.): Dejiny venkovskeho lidu v Cechäch v dobe predhusitske, II, Praha 1957, S. 537-9. Die Dorfgerichte als Zentren der Verwaltung der Klosterherrschaft wurden in der tschechischen Literatur bisher nicht berücksichtigt, vgl. J. Cechura: K nekterym otäzkäm (vgl. Anm. 67), S. 229 ff. R B M I V , Nr. 2051. K N M , V I F 32, S. 110. Hier müssen die Güterverwaltungen und die mit ihnen verbundenen Finanzgeschäfte abgetrennt werden, Belege: K N M , VI F 32, S. 110-114.
des «Klosterrichters» («richter unseres closters») 140 , das der «bestheiden man» Vanek von Sunev ausübte, ein Einwohner aus niederer Schicht. Weiterhin muß beachtet werden, daß sich - obwohl der Zerfall der Regiewirtschaft des Klosters im landwirtschaftlichen Bereich die allgemeinen Tendenzen widerspiegelt, die mit dem Übergang zur Form der Geldrente zusammenhingen - keine Hinweise auf eine zielbewußte Steuerung dieser Entwicklung durch das Kloster (d.h. die Aufhebung der Regieeinrichtungen mit dem Ziel, Bargeld zu gewinnen) findet 1 4 1 . Die Ursache dieser Ungleichheit erwächst aus dem Umstand, daß der Bodenbesitz des Klosters Sedlec nach der Entdeckung des Silbererzes gar nicht die Hauptquelle seiner Finanzmittel war. Die im Ganzen ungeregelte Entwicklung im Bereich der Regiewirtschaft wurde eindeutig durch die Tatsache beeinflußt, daß es die Stadt Kutnä Hora gab, die gerade ihre Blütezeit erlebte. Nach dem Jahre 1340, als das Kloster seine Güter nur noch zur Gewinnung von Finanzmitteln nutzte, waren für jede Bodentransaktion die Nachfrage, das Interesse für Klostergüter das wichtigste - insbesondere seitens der Bürger von Kutnä Hora 1 4 2 . In der Gesamtcharakteristik der Grundherrschaft von Sedlec in der vorhussitischen Zeit muß man insbesondere, gleich von Beginn des 14. Jahrhunderts an, seinen ökonomischen Zerfall betonen 1 4 3 - und zwar nicht nur dann, wenn es sich um die Teilnahme am Wirtschaftsleben der betreffenden Region handelt, sondern vor allem auch, wenn man von der inneren territorialen Gliederung spricht. Als ein weiteres wichtiges Merkmal muß man die Entwicklungstendenz sehen, die als eine ausgeprägte lokale Asymmetrie der Klosterherrschaft bezeichnet wurde. Sie führte zwar von der Regiewirtschaft zur Rentenherrschaft, aber dadurch wurde die Entwicklung nicht beendet. Die mit dem Jahre 1340 beginnende Periode des territorialen Zerfalls zeigt sich als die abschließende Entwicklungsphase der Herrschaft Sedlec in der vorhussitischen Zeit. Als Begleiterscheinung der angeführten Entwicklung muß auch der allmähliche Bedeutungsverlust der untertänigen kleinen Klosterstädte betrachtet werden, der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begonnen hat 1 4 4 . Dies geschah via facti - vor allem als Folge der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung der Marktentwicklung in einigen größeren Städten, insbesondere von Kutnä Hora, Kolin und Cäslav - aber auch unmittelbar auf der normativen Ebene, deren Ausdruck die Königsprivilegien waren. Im Jahre 1394 regelte Wenzel IV. den Straßenverlauf zwischen Kolin und Cäslav derart, daß er über Kutnä Hora lief; 140 141 142 143
O A Kutnä Hora, sign. X X I / 2 . J. Cechura: D v e Studie, S. 3 1 - 3 7 . Vgl. J. Cechura: D v e Studie, Tafel Nr. 3 und 4. Dieser Terminus m u ß mit Rücksicht auf die betreffende Entwicklungsetappe des Mittelalters verstanden werden. 144 D a s ergibt sich aus der Entfernung der kleinen Städte v o n Kutnä Hora (Malesov 7 km, Malin 3 km, Tynec nad Labem 13 km).
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die Sedlecer Kleinstadt Malin wurde nicht berührt 145 . Das Abbrennen Malins durch die Bergleute 1413 bedeutete dann seinen endgültigen Verfall 146 , so daß es nach dem Jahre 1420 wohl überhaupt nicht verpfändet und später nur noch als Dorf genannt wurde 147 . Malesov, ein Tauschzentrum für den südlichen Teil der Klosterdomäne, wurde durch das Privileg von Karl IV. aus dem Jahre 1360 in seiner Entwicklung ebenfalls eingeschränkt 148 . Das Städtchen erhielt zwar einige Rechte durch das Privileg (Marktrecht u. a.), jedoch nur unter der Bedingung, daß sein Wachstum nicht auf Kosten der Stadt Kutnä Hora geschehen darf. Schließlich wird Tynec nad Labem - in den 30er Jahren des 14. Jahrhunderts als untertänige Kleinstadt des Klosters eingeschrieben - in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts gezwungen, einige Rentenzahlungen zu leisten 149 . Am Fall der untertänigen Kleinstädte des Klosters Sedlec wird deutlich, daß die Entwicklung hier genau in die entgegengesetzte Richtung vor sich ging, als es damals in solchen Herrschaftszentren in Böhmen üblich war 1 5 0 .
2.2 Die Grundherrschaft des Klosters Plasy 2.2.1 Die Grundzüge der Entwicklung des Klosters bis zum Jahre 1310 Die Gründung des Zisterzienserklosters in Plasy - nördlich der heutigen Stadt Plzen gelegen - im Jahre 1144 kann als Teil der relativ umfangreichen Gründertätigkeit König Vladislavs II. (1140-1173) im Grenzgebiet Nordwestböhmens angesehen werden - einem Territorium, in dem die Fürstengüter nicht sehr ausgedehnt waren 151 . Dieser Tatsache entspricht auch die Ausstattung des Klosterguts mit Grund und Boden, welche - obwohl es sich um eine Königsgründung handelte - recht bescheiden war. Es wurde vom Fürstengut Plasy und fünf umliegenden Dörfern gebildet. Mit dem Jahre 1175 begann das Kloster, Bodenbesitz in seiner nächsten Umgebung aufzubauen, der nach und nach den Charakter einer Grundherrschaft annahm 1 5 2 . Zu diesem Ziel führte vor allem der 145 146 147 148 149 150
CIM II, Nr. 664. AC XIV, S. 400 ff. SÜA, SM C 104, 6/19. RBM VII, Nr. 543. J. Nuhlicek: Zlomek urbare, S. 261. Vgl. R. Novy: Poddanskä mesta a mestecka v predhusitskych Cechäch, CSCH, 21,1973, S. 7 4 76. 151 V. Novotny: Ceske dejiny, S. 114ff. 152 In Detail bei: J. Cechura: Hospodärsky vyvoj klästera v Piasech v dobe premyslovske, HG, 18, 1979, S.233ff.
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Eintausch der entlegenen Güter, die aus späteren Dotationen Vladislavs stammten. Um das Jahr 1200 erhielt das Kloster ein bedeutendes Vermächtnis vom Geschlecht der Potvorov (mehr als 10 Dörfer); im Jahre 1250 waren schon 47 Dörfer in seinem Besitz, vorwiegend in seiner unmittelbaren Umgebung 1 5 3 . Die genannten Dörfer bildeten praktisch ein zusammenhängendes Gebiet, welches wie ein mächtiger Ring um Plasy herum lag. Außer diesem Hauptteil von Gütern gehörten dem Kloster noch einige Besitztümer in der Umgebung von Prag. Die innere Struktur der Herrschaft wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts von den Höfen abgeleitet, die als Wirtschafts- oder Verwaltungszentren dienten. Zu jedem Hof gehörten einige Dörfer sowie auch die Pfarrkirche, die in einem dieser Dörfer stand 1 5 4 . Im Jahre 1250 besaß das Kloster Plasy elf Höfe in seiner Umgebung 1 5 5 . Die Quellen ermöglichen die Feststellung ihrer Herkunft und bieten somit auch die Möglichkeit, den Beitrag des Klosters zum Siedlungsausbau des Gebietes, in dem es lag, umfassender zu erkennen. Die Übersicht der Höfe des Klosters Plasy im Jahre 1250 zeigt, daß - mit Ausnahme des Hofes Rinthof, der vor 1250 und auch später in den Quellen nicht belegt wird - alle anderen in der päpstlichen Konfirmation meist in der Reihenfolge aufgeführt sind, in der das Kloster sie als kultivierte Lokalitäten gewonnen hatte, und zwar überwiegend als Dotationen. Die Verwaltungszentren der Grundherrschaft in Plasy sind also nicht durch eine direkte Kolonisation seitens des Klosters entstanden. Obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, daß einige Dörfer oder Teile davon in die Form eines Hofes umgewandelt wurden, muß doch die Möglichkeit stärker in Betracht gezogen werden, daß die günstig gelegenen Höfe, die schon während der «Vorklosterzeit» als Wirtschaftsund Verwaltungszentren dienten, ausgenutzt und als solche in die Klosterherrschaft eingeordnet wurden. Dabei muß man - wenn man die Bezeichnung einer bestimmten Siedlung in den Quellen (villa, predium, curia, grangia) interpretieren will - sehr vorsichtig vorgehen. In den Urkunden aus dem 12. und 13. Jahrhundert gibt es nämlich große Abweichungen in der Terminologie, die mehr von den Verhältnissen zur Zeit der Entstehung der Urkunde, in der sich der betreffende Begriff findet, als von der Siedlungsstruktur und ihrer Verwandlung beeinflußt wurden 1 5 6 . Wenn man die Zeitrelationen der Konstituierung der konzentrierten Klosterherrschaft in Plasy, deren Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts lag, betrachtet, kann man zu dem Schluß kommen, daß die Klosterherrschaft die
153 C D B IV, Nr. 192a. 154 J. Cechura: Hospodärsky vyvoj, S. 254ff.; J. Cechura: Dve Studie, S. 47, Taf. Nr. 6. 155 Rinthof, D. Sechutice, Kaznejov, Lomany, Cecin, Mladotice, Mocidlec, Nynice, Olsany, Hodyne, L u h o v - siehe C D B IV, Nr. 192a. 156 J. Cechura: Prispevek k dejinäm Mensiho Mesta prazskeho, in: Documenta Pragensis, 4, 1984, S. 62ff.
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ökonomische und soziale Struktur der im 10. Jahrhundert entstandenen Fürstenherrschaft der Premysliden in Böhmen konservierte 157 . Diese Feststellung wird besonders deutlich beim Vergleich der Wirtschaft des Klosters Plasy mit den allgemeinen Tendenzen der Wirtschaftsentwicklung in Böhmen im 13. Jahrhundert, die als Übergang zu den höheren Wirtschaftsformen, insbesondere zur Geldform der Rente, charakterisiert wird 1 5 8 . Unter diesem Aspekt betrachtet, zeigt die Analyse der Grundherrschaft Plasy und ihrer Entwicklungsetappen in der Mitte des 13. Jahrhunderts, daß es sich um eine ausgeprägt autarke Wirtschaftseinheit handelte, in der noch in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die ökonomischen Natural bezieh ungen überwogen und somit eine wichtige Rolle spielten. Wichtig ist dabei die Tatsache, daß es um das Jahr 1250 auf dem Gebiet der Herrschaft Plasy keine Marktsiedlung (wie zum Beispiel Kleinstadt, Marktdorf oder Marktplatz) gab, die den ökonomischen und sozialen Funktionen der Grundherrschaft entsprochen und sich an ihrer landwirtschaftlichen Produktion beteiligt hätte 1 5 9 . Es darf hier nicht vergessen werden, daß die Klosterherrschaft Plasy - im Hinblick auf ihre Ausdehnung und Konzentrationsstufe - eine der größten Landbesitzungen ihrer Art in Böhmen war. Deshalb kann man die Entstehung der Marktzentren nur sehr zurückhaltend als «gesteuerten Prozeß» betrachten, ebenso wie auch die Veränderungen in den sozioökonomischen Funktionen der Höfe während der Bildung der Herrschaft seit dem Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert 1 6 0 . Als Beweis kann hier die Entwicklung der Kleinstädte Zihle und Kralovice auf dem Herrschaftsboden von Plasy dienen. Im Jahre 1268 wird zwar Zihle als «oppidum forens» bezeichnet, im 14. Jahrhundert verliert es aber diesen Charakter 1 6 1 . Am Ende des 13. Jahrhunderts wird in Kralovice «der Markt» nachgewiesen, aber den Charakter einer Kleinstadt hat Kralovice erst im Jahre 1400 bekommen 1 6 2 . In der Entwicklung der Marktbedingungen hat auch die Natur eine bestimmte Rolle gespielt; relativ hoch gelegene, waldreiche, bergige Gegenden, Boden der 6. bis 8. Bonitätsskala - alles dies waren ungünstige Bedingungen für die Landwirtschaft. Die Charakteristik von Zihle als «oppidum forens» im Jahre 1268 muß man daher zurückhaltend aufnehmen und nicht überschätzen. Im Jahre 1351 wird Zihle als «villa» bezeichnet, die Steuerpflichten der Einwohner - und damit erst jetzt ihre Fronpflichten werden reguliert 1 6 3 . Diese Entwicklung steht im Einklang mit der Höhe der Geldmittel, die bis zum Jahre 1310 für den Güterkauf ausgegeben wurden. Hinzu
157 158 159 160 161 162 163
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A. Merhautovä, D . Trestik: Romänske umeni v Cechäch, Praha 1983. Prehled 1/1, S. 187ff. R. Novy: Poddanskä mesta a mestecka, S. 75 f. Ebenda. C D B V, Nr. 559, K N M , VI C 1, S. 256ff. RBM II, Nr. 1488, CIM IV-1, Nr. 173. RBM IV, Nr. 1943, (vgl.Anm. 11).
kommt, daß im 13. Jahrhundert in der nahen Umgebung der Herrschaft auch jeder weitere Absatzmarkt (wie z.B. eine Königsstadt) für die Agrarprodukte fehlte. Überhaupt ist in dieser gesamten Gegend die Zahl der Städte sehr gering. Die Gründung der königlichen Stadt Plzen nach dem Jahre 1290 bedeutet eine ganz neue Qualität für die gesamte Region 1 6 4 . D a ß die Grundherrschaft des Klosters Plasy mit Recht als Träger der traditionellen Wirtschaftsform mit bedeutenden Naturalstrukturen bezeichnet wurde, beweist auch die Entwicklung der speziellen Einheit des klösterlichen Landbesitzes in der Nähe der Hauptstadt, deren Verwaltungszentrum die Probstei unter dem Laurenziberg war 1 6 5 . Recht bemerkenswert ist der Bezug dieser Güter nicht nur zu der sich entwickelnden Prager Siedlungsagglomeration, sondern auch im engeren Sinne zur Prager Kleinseite, die im Jahre 1257 gegründet wurde 1 6 6 . Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts entwickelte sich in der Region südwestlich von Prag stufenweise ein ausgedehnter Landbesitz des Klosters Plasy, der im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts - als seine Territorialentwicklung fortschritt - aus fast zehn Lokalitäten (Dörfer, Höfe, Weingärten) bestand 1 6 7 . Das hiesige Besitztum von Plasy bildete ein fast zusammenhängendes Territorium. Seit den siebziger Jahren des 13. Jahrhunderts entwickelt sich hier die Tendenz zur Verpachtung der Höfe, Dörfer und Weingärten, die schließlich mit ihrem Verkauf endete 1 6 8 . Belege dafür, daß sich das Kloster bemüht hätte, die Agrarproduktion aus diesen Dörfern auf den Prager Märkten zu verkaufen oder sich auch anders an der Gründung der Prager Kleinseite zu beteiligen, gibt es nicht. Die «Wirtschaftspolitik» des Klosters Plasy gegenüber den wachsenden Stadtsiedlungen beinhaltete keine aktive Einmischung in das Wirtschaftsleben; genauso war es auch auf der Prager Kleinseite, wo die Güter von Plasy den größten, einer einzigen Institution gehörenden Bodenbesitz darstellten. Hinzu kommt noch, daß die Bedingungen für ein aktives Wirken in der Stadt zweifellos sehr günstig waren 1 6 9 . Die nun bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts beschriebene Entwicklung der Klosterherrschaft Plasy setzte sich ununterbrochen in der Zeit von 1250 bis 1310 fort. Die Art und Weise, in der die Güter gewonnen wurden, veränderte sich jedoch. Dotationen - sowohl königliche als auch private - gab es nicht mehr. Die letzte Dotation wird in den Quellen für das Jahr 1252 vermerkt 1 7 0 . Der Landbesitz des Klosters wurde in diesem Zeitraum ausschließlich durch Güterankäufe 164 J. Zemlicka: Premyslovskà hradskà centra a pocàtky mést v Cechàch, in: CSCH, 26, 1978, S. 559 ff. 165 C D B I, Nr. 396. 166 F R B I I , S . 2 9 8 . 167 J. Cechura: D v é Studie, S. 46ff. 168 J. Meznik: Venkovské statky prazskych méstanù v dobé predhusitské a husitské, in: Rozpravy C S A V , rada SV, rocnik 75, sesit 2, Praha 1965. 169 Ganz anders E. Giessler-Wirsig: Die Beziehungen mittel- und niederrheinischer Zisterzienserklöster zur Stadt Köln bis zur Mitte des 13. Jahrhundert, in: ZS, 4, 1979, S. 61 ff. 170 C D B IV, nr. 239.
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vergrößert, manchmal auch durch Tausch abgelegener Güter gegen andere, welche die Klosterherrschaft abrundeten.
2.2.2 Die Entwicklung des Landbesitzes des Klosters in Plasy in der vorhussitischen Zeit 2.2.2.1 Die konzentrierte Herrschaft in der Umgebung des Klosters in den Jahren von 1310 bis 1419 In den Jahren nach 1310 wurde der Prozeß des Grunderwerbs, der während des 13. Jahrhunderts stattfand, allmählich abgeschlossen. Unmittelbar nach dem Jahre 1330 erreichte der Territorialausbau der Herrschaft Plasy in der Umgebung des Klosters seinen Höhepunkt. Dazu trugen auch die Bodentransaktionen in den Jahren von 1313 bis 1326 bei 1 7 1 . Eine qualitativ vollkommen neue Erscheinung für die Wirtschaftsentwicklung des Klosters war die Gründung der königlichen Stadt Nova Plzen nach dem Jahre 1290. Bis zum Jahre 1310 gibt es keine Hinweise auf ein Eingreifen der Stadt oder einzelner Bürger in den Bodenbesitz des Klosters. Der erste Beleg stammt aus dem Jahre 1315 und betrifft den Tausch des Dorfes Zichlice, wo ein Bürger aus Plzen das Richteramt innehatte 1 7 2 . Die Rechtsangelegenheit wurde unter aktiver Beteiligung der Bürger von Plzen verhandelt, und die betreifende Urkunde wurde in der Stadt verfaßt. Auch an der Bodentransaktion zwischen Lipoid von Chräst und dem Kloster im Jahre 1326 war die Stadt aktiv beteiligt 173 . Solche Aktivität ist verständlich, liegen doch zwischen Plzen und der südlichen Grenze der Klosterherrschaft weniger als zehn Kilometer. Der Beginn der dreißiger Jahre des 14. Jahrhunderts bedeutete - wie bereits erwähnt - für die Kloster her rschaft von Plasy die Endstufe ihres territorialen Ausbaus, nicht nur hinsichtlich ihrer vorhussitischen Periode, sondern in ihrer gesamten Geschichte bis zur Aufhebung des Klosters im Jahre 1783. Der quantitative Umfang der Güter erreichte seine größten Dimensionen, die nie mehr überschritten wurden. Die weitere Entwicklung der konzentrierten Herrschaft verlief bis zum Jahre 1330 in eine andere Richtung. Haupttendenz war das Bemühen, den nominellen Umfang der Klostergüter zu erhalten. Dieser Prozeß verlief in einer ganz bestimmten Art, die als innerer Umbau der ökonomischen und sozialen Struktur der Klosterherrschaft, begleitet von einer Veränderung des Mechanismus seiner inneren Existenz, bezeichnet werden kann. Dabei darf das Eingreifen der böhmischen Könige, ja sogar des päpstlichen Stuhles, nicht ver171 J. Cechura: Dve Studie, S. 50, Taf. Nr. 7. 172 RBM III, Nr. 279. 173 RBM III, Nr. 1233.
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gessen werden, welches die Verpachtung und Verkäufe der Klostergüter erleichtern sollte. Johann von Luxemburg bewilligte im Jahre 1341 dem Kloster in Plasy «quatenus de bonis ipsorum, in quibus eis magis expediens videbitur, ad vitam census cuicumque vel quibuscumque seu provisiones personales ad 80 sexagenam gr. präg. den. vendere vel locare valeant» 1 7 4 , d.h. im Jahre 1399 befahl Papst Bonifaz IX. dem Prager Erzbischof, dem Kloster den Verkauf von Gütern bis zu einem Betrag in Höhe von 1000 Gulden zu bewilligen 175 . Im folgenden Jahre erlaubte Wenzel IV. dem Kloster, die Renten in Höhe von 60 Schock zu verkaufen, und zwar für die Lebensdauer der Personen, die sie erworben haben. Unter dem Aspekt der allgemeinen Verhältnisse in Böhmen im 14. Jahrhundert ist diese Entwicklung als normal einzustufen 1 7 6 . Gewöhnlich wurden Güter vor allem an die Bürger oder den Adel verpachtet oder verkauft. Daneben kam es auch zu Verkäufen von Klostergütern in einem Umfang, der mit der vom König bewilligten Summe korrespondierte. Im Falle des Klosters Plasy handelte es sich aber um spezifische Entwicklungsformen. Im Jahre 1341 bewilligte nämlich Johann von Luxemburg einigen Klöstern, ihre Güter «emphyteutisch» auszusetzen (iure emphiteutico seu theutonicali locare). Es handelte sich um die Klöster Osek, Teplä, Brevnov und um das der Kreuzherren mit dem roten Stern (in pede pontis) in Prag 1 7 7 . In allen diesen Fällen sollte die Verpachtung in der angegebenen Weise durchgeführt werden. In demselben Jahr wurde von demselben König eine Urkunde für das Kloster Plasy ausgestellt, in der der betreffende Passus nicht niedergeschrieben wurde; es steht dort nur zu lesen: «vendere vel locare valeant». Diese Tatsache ermöglicht Rückschlüsse auf bestimmte qualitative Unterschiede bei der Interpretation, nicht nur des königlichen Privilegs, sondern auch einiger Pachtverträge im Rahmen der Klosterherrschaft, die im Jahre 1339 beginnen 1 7 8 . Verpachtungen der Güter in der Umgebung des Klosters Plasy an die Bürger sind in der vorhussitischen Zeit vollkommen unbekannt, jene an den Adel nur sehr selten. Aus der gesamten Zeitperiode von 1330 bis 1419 ist nur die Verpachtung an Ctibor von Svamberk im Jahre 1370 bekannt, der für 121 Schock drei Dörfer auf Lebenszeit erworben hat. Eine weitere - und zugleich auch die letzte - Transaktion in diesem Zeitraum ist die Verpachtung von vier Klosterdörfern an Bedrich und Hanus vonKolovrat im Jahre 1419 für 577x/2 Schock 1 7 9 .
174 175 176 177 178 179
RBM IV, Nr. 914. MBV V-2, Nr. 1436. Belege bei: A. Sedläcek: Zbytky register krälüv rimskych a ceskych z let 1361-1480, Praha 1914. RBM IV, Nr. 888, 924, 891, 904. Belege bei: J. Cechura: Dve Studie, S. 68, Taf. 9. S Ü A , RC Plasy, Nr. 99, 100; S Ü A , SLS 119/4.
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2.2.2.2 Die Güter von Plasy in der Prager Umgebung in den Jahren von 1310 bis 1419 Eine völlig andere Entwicklung nahmen die Güter des Klosters Plasy in der Umgebung der Hauptstadt. Die Entfaltung des Bodenbesitzes bietet eher eine Antwort auf die Frage nach dem Anwachsen der ökonomischen Kraft der Prager Bürger, die ihre Geldmittel in Grund und Boden anlegten. Dieser Prozeß führte zum sukzessiven wirtschaftlichen und territorialen Zerfall der Güter des Klosters Plasy in dieser Region bis zu der Situation, daß am Ende der vorhussitischen Zeit dem Kloster nur noch ein kleiner Rest des ursprünglichen Grundbesitzes gehörte. Es ist charakteristisch für die vorhussitische Zeit, daß praktisch der gesamte Bodenbesitz des Klosters in der Prager Umgebung ununterbrochen verpachtet wurde, bis hier das «nominale Eigentum» des Klosters nach und nach reduziert wurde. Am Anfang handelte es sich um Verpachtungen auf Lebenszeit, die nach dem Tode des Pächters erneuert wurden. Nach dem Jahre 1327 begannen die Erbverpachtungen der Güter. Die Pächter, praktisch alle Altstädter Bürger, griffen ohne Zustimmung des Klosters selbst in die ökonomische Substanz der verpachteten Güter ein. Auch Veränderungen bei den Besitzern wurden meist unmittelbar zwischen den Pächtern verabredet. In der Urkunde war zwar niedergelegt, daß es sich um Eigentum des Klosters Plasy handelte, doch das Kloster war an der eigentlichen Transaktion nicht beteiligt, ja es erteilte nicht einmal seine formelle Zustimmung dazu. Ein solches Vorgehen schränkte die Kontrollmöglichkeit des Klosters über einen Teil seines Bodeneigentums ständig ein. Es kam zu einer sukzessiven Schwächung der besitzrechtlichen Bindungen, und das nominelle Besitztum entwickelte sich «de facto» zu einem freien Bodeneigentum. Das Kloster verlor auch nach und nach seine Einkünfte aus diesen Gütern. Dieser Prozeß fand nach dem Ausbruch der hussitischen Revolution durch die Zerstörung der Probstei sein Ende, und die Güter, die im Jahre 1421 noch als Klosterbesitz betrachtet wurden (einige Höfe und Weingärten), wurden von der Stadt säkularisiert 180 .
2.2.2.3 Die Regiewirtschaft des Klosters Plasy in der vorhussitischen Zeit Die Höfe und die Veränderung ihrer Funktion Im 13. Jahrhundert wurde die Landwirtschaft des Klosters Plasy größtenteils in eigener Regie durchgeführt; charakteristisches Merkmal war eine starke Autarkie. Der Wirtschaftsmechanismus der Grundherrschaft orientierte sich in seiner Naturalproduktion nicht am Markt außerhalb des Herrschaftsterritoriums. Obwohl insbesondere für die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts einige Markt-
180 J. Meznik: Venkovske statky (vgl. Anm. 168), S. 19ff.
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bindungen anzunehmen sind, handelte es sich nur um eine sukzessive Ausbildung des lokalen Marktes. Der Übergang zur Geldform der Rente, der mit der geringer werdenden Bedeutung der Regieeinrichtungen und einer sukzessiven Umwandlung der Verwaltungs- und Wirtschaftsfunktion der Höfe verbunden war, war im Falle des Klosters Plasy ein langwieriger ökonomischer und sozialer Prozeß, der in der vorhussitischen Zeit nicht beendet wurde. Die Entwicklung wurde von zwei Grundfaktoren stark beeinflußt. In erster Linie war es eine bedeutende Passivität des Klosters in der Wirtschaftsentwicklung. Auf der anderen Seite war es während der gesamten vorhussitischen Zeit die Tatsache, daß sich das Kloster in seiner Tätigkeit dem wirtschaftlichen Einfluß der benachbarten Region unterordnete. Diese Einflüsse waren zu jener Zeit aber nicht stark genug, um den territorialen Zerfall der Herrscher zu verursachen; sie führten nur zu einer ökonomischen Desintegration, welcher der Untergang des ursprünglichen Wirtschaftssystems des Klosters, dessen Grundlage die Höfe waren, folgte 1 8 1 . Diese Entwicklung kann anhand bestimmter, zahlreich nachweisbarer Indikatoren verfolgt werden. Als ein Beispiel kann die Verpachtung des Hofes Dubä im Jahre 1350 mit seinem reichen Inventar angeführt werden 1 8 2 . Der Hof lag in der Nähe der Stadt Nova Plzen, wo das Kloster seine Produkte absetzen konnte. Darüber hinaus wurden die Höfe stufenweise den Ortsgerichten untergeordnet, wie zum Beispiel im Jahre 1412 bei der Verpachtung des Hofes Teskov. Schon im Jahre 1351, bei der Ausmessung des Gemeindebodens des Dorfes Zebnice, wurden die Fronpflichten der Dorfbewohner gegenüber dem Hof in Olsany («ad curiam nostram in O.») geregelt und die jährliche Summe auf lV 2 Schock festgesetzt. Die Untertanen führten diese Summe anstelle der Feldarbeiten in der Erntezeit ab. In diesem Zusammenhang kann noch ergänzt werden, daß auch im 16. Jahrhundert im Rahmen der einstigen Klosterdomäne, die damals zu Kacerov gehörte, einige Höfe existierten, die im Urbar von 1558 beschrieben werden 1 8 3 . Die Lücke in den Quellen - insbesondere im 15. Jahrhundert - macht es unmöglich, die inneren Verbindungen zwischen diesen Wirtschaftseinrichtungen im 14. und 16. Jahrhundert näher zu beschreiben. 2.2.2.3.1 Die Höfe des Klosters Plasy in der vorhussitischen Zeit Obwohl nur wenige Belege über die Stellung der Klosterhöfe - insbesondere über ihre besitzrechtlichen Bezüge - in der vorhussitischen Zeit vorliegen, ist aus ihrer Übersicht eine bestimmte Tendenz erkennbar, die eindeutig bis zum Jahre 1346 dokumentiert werden kann, als das Kloster Plasy sich entschloß, den Hof in
181 J. Cechura: Struktura, S. 22. 182 SÜA, RC Plasy, Nr. 82. 183 Archiv NM, F 159, S. 34f., F . X . Prusik: Urbar panstvi Kacerovskeho z r. 1558, in: VKCSN, 1896, S. l f f .
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Kaznejov aufzuheben. Dem Dorfrichter Peter aus Kralovice wurde das «praedium» Kaznejov ausgesetzt, welches aus dem Dorf desselben Namens und einer befestigten Stelle, zu der wahrscheinlich fünf Hufen gehörten, bestand. Die Feldfläche des Hofes und des Dorfes wurde als ein Ganzes mit einem Umfang von 16 Hufen ä 40 Joch ausgesetzt. Die Urkunde beschreibt auch detailliert die Bauform des Hofes 1 8 4 . Ein Teil des Hofes wurde in einen Schafstall umgewandelt. Der Betrieb wurde durch die nicht näher beschriebenen Fronpflichten der Untertanen gesichert, die in den gemauerten Gebäuden des Hofes wohnten. Die Bauform des Hofes - befestigte Residenz (Feste - propugnaculum) als Basis und dazu eine relativ große Gruppe gemauerter Gebäude - war beachtenswert. Genauso bedeutungsvoll ist die Tatsache, daß das Kloster diesem einstigen Verwaltungs-, Wirtschafts- und auch strategischen Zentrum eine neue Funktion gab und es dem Dorfgericht und Richter in Kaznejov unterordnete. Im Jahre 1350 hat das Kloster den Hof Dubä (bei Zäluzi, 7 km nordwestlich von Plzen) 1 8 5 anProtiva von Volfstein verpachtet. Man hatte sich auf Viehzucht, insbesondere Schafe - mindestens 50 Stück - spezialisiert. Protiva erwarb den Hof einschließlich der Nutzung seines Mobiliars als einem Teil des Kaufes des Dorfgerichtes in Kaznejov für nur 24 Schock. Daß der Rückzug des Klosters von der Regiewirtschaft lange Zeit dauerte, beweist eine Angabe aus dem Jahre 1351 186 , als den Bewohnern von Zihle «pro labore quoque ad curiam nostram in Olschan (Olsany) in messe laborare consueverunt hactenus magistro curae eiusdem quolibet anno alteram mediam sex. präg, assignabant». Die Fronpflichten des Dorfes wurden reguliert, aber der Regiehof in Olsany erfüllte auch weiter seine Funktion. Weitere Belege stammten vom Beginn des 15. Jahrhunderts und bestätigen die beschriebene Tendenz. 2.2.2.3.2 Der strukturelle Umbau des Wirtschaftsmechanismus der Herrschaft Plasy Auf dem Territorium der konzentrierten Klosterherrschaft Plasy, welches um das Jahr 1330 aus nahezu 30 Lokalitäten bestand, existierte zu dieser Zeit nur ein einziger Marktplatz - Kralovice. Er lag im nordöstlichen Teil der Klosterherrschaft. Zihle hat seinen Marktcharakter im 14. Jahrhundert verloren. Bei der Betrachtung der Urbanisierung der nächsten Umgebung des Klosters ungefähr in einer Entfernung bis zu 10 km von den Grenzen der Herrschaft wird eine bedeutende Entwicklung erkennbar, die aber nicht durch die Entstehung des konzentrierten Landesbesitzes und in ihrem Rahmen durch den Bedarf an der Entstehung von Ortsmärkten unterstützt wurde 1 8 7 .
184 185 186 187
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RBMIV, Nr. 1733. SÜA, RC Plasy, Nr. 82. KNM VI C 1, S. 256ff. R. Novy: Poddanskä mesta a mestecka (vgl. Anm. 150), S. 75ff.
Als Ausgangsmoment muß sicherlich die Gründung der königlichen Stadt Nova Plzen betrachtet werden, die von der südlichen Grenze der Herrschaft Plasy nur knapp zehn Kilometer entfernt war. In der vorhussitischen Zeit zeigten die Bürger von Plzen kein Interesse an den Gütern von Plasy und haben sie nicht gepachtet 1 8 8 . Der Markt der königlichen Stadt war dank seiner Lage ein natürliches Absatzgebiet für den südlichen Teil der Klosterherrschaft. Die Entfernung nach Plzen war geringer als die nach Kralovice. Die hiesigen Klosteruntertanen konnten hier ihre Agrarprodukte aus den kleinen Klosterdörfern verkaufen. Außerdem war für die ganze südliche Region eine relativ geringe Konzentration von Höfen charakteristisch. Auch die Entstehung der untertänigen Städte in der Nähe der KJosterherrschaft bis zu einer Entfernung von zehn Kilometern war bedeutungsvoll. Diese Städte gehörten nicht zum Ausbau des konzentrierten Bodenbesitztums und bildeten auch nicht dessen Marktzentrum. Manetin, ein Zentrum des kleinen Besitztums des Prager Johanniterordens, dessen Charakter schön im Jahre 1235 schriftlich bestätigt wurde 1 8 9 , kann ebenso unberücksichtigt bleiben wie Touskov (heute Mesto Touskov), Probstei des Klosters Kladruby (nach 1288) 190 , das auch ein Marktzentrum der Güter von Kladruy in dieser Region war. Bei der Gründung der untertänigen Städte im Marktbereich der Grundherrschaft Plasy war die Aktivität des Adels offenbar - und zwar auch dann, wenn es sich um Königsgut handelte, das vom Adel lediglich verwaltet wurde. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden die Kleinstädte: 1313 Kozlany 1 9 1 , 1330 Nectiny 1 9 2 , 1337 Rabstejn 1 9 3 , 1352 Jesenice 194 . Insbesondere die Lage von Kozlany - nur vier Kilometer östlich von Kralovice, unmittelbar an der nordöstlichen Grenze zur Grundherrschaft Plasy - und auch von Rabstejn (in diesem Falle bestanden noch enge Bindungen an die Güter der Johanniter) bieten eine direkte Verbindung zwischen der Klosterherrschaft und der neuen untertänigen Kleinstadt. Die genannten untertänigen Städte dienten als Marktzentren für die einzelnen Teile der konzentrierten Herrschaft Plasy und beteiligten sich an deren Agrarproduktion. Der Fall von Kozlany ist sehr bezeichnend. Das Städtchen wurde 1313 ausgesetzt, 1332 trug es den Namen «villa regia», aber erst im Jahre 1351 bestätigte Karl IV. diese Verbesserung 195 und vergab dabei das Recht des Wochenmarktes sowie das Meilenrecht. Der Umfang dieses Rechtes (9-11 km) mußte zwangs-
188 189 190 191 192 193 194 195
Vgl. M. Belohlävek: Dejiny Plzne I, Plzen 1965, S. 39ff. C D B III, Nr. 105. J.B. Noväk (Hg.): Formular biskupa Tobiäse z Bechyne, Praha 1903, S. 139. CIM IV-1, Nr. 24. J. V. Simek: Ceske dejiny 1/5, Praha 1938, S. 608. CIM IV-1, Nr. 45. CIM II, Nr. 319. CIM IV-1, Nr. 68.
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läufig sowohl einen Teil der Herrschaft Plasy als auch die Entwicklung von Kralovice beeinflussen. Die Bedeutung dieses Marktzentrums für den nordöstlichen Teil der Klosterherrschaft Plasy wird durch die Tatsache unterstrichen, daß das Kloster ausgerechnet in seiner Nähe sein einziges Kolonisationsunternehmen in der vorhussitischen Zeit (in den Jahren von 1361 bis 1380) realisierte Möns regis (Hubenov) 1 9 6 . Die Entstehung dieser Städte führte seit dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts zu einer Umwandlung der Wirtschaftsorganisation der Herrschaft Plasy, deren ökonomische Folgen den Übergang zur Geldform der Rente beschleunigt haben. Seit 1339 verpachtete das Kloster während der gesamten vorhussitischen Zeit seine Güter 1 9 7 , zumeist ganze Dörfer, ausnahmsweise auch einige Felder, an eigene Untertanen - sowohl einzelne Personen als auch ganze Dörfer. Bei der karthographischen Umsetzung der Angaben aus den Jahren 1339-1419 zur Lage der vom Kloster verpachteten Güter sowohl im Rahmen der konzentrierten Herrschaft als auch in Bezug zu Novà Plzen und zu den angeführten Kleinstädten wird deutlich, daß die große Mehrheit - etwa 85 % - der verpachteten Lokalitäten an der Grenze der Klosterherrschaft situiert war. Die verpachteten Güter lagen 10-15 km von Nova Plzen und von den untertänigen Kleinstädten entfernt und bildeten zugleich deren Marktregion (Einzugsgebiet), die sich auf einen Umkreis von 15-20km erstreckte 1 9 8 . Es ist sicher kein Zufall, daß im südwestlichen Teil der Herrschaft Plasy nur ausnahmsweise Klosterdörfer an Untertanen verpachtet wurden. Außer Touskov gab es dort keine untertänige Stadt, hier waren auch viele befestigte Orte konzentriert, die zumeist dem niedrigen Adel gehörten (Bélà, Vseruby, Kokorov, Vrtba usw.). Praktisch blieb der mittlere Teil der Grundherrschaft von diesem Prozeß ausgenommen, hier lag auch das Klosters Plasy selbst als ihr Verwaltungszentrum. Der Weg zu den untertänigen Kleinstädten war von hier aus am weitesten. Stets war für diese Region die Stadt Kralovice wichtig, obwohl sie relativ abseits gelegen war. Die beschriebene Entwicklung führte in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zur Veränderung der gesamten ökonomischen Organisation der Klosterherrschaft Plasy, die als wirtschaftliche Desintegration charakterisiert werden kann. Das Kloster blieb weiterhin rein rechtlich nomineller Eigentümer der Güter, es übte die höhere Gerichtsbarkeit aus, aber ökonomisch wurde der größte Teil der Grundherrschaft den benachbarten Kleinstädten untergeordnet. Dieser Prozeß berührte auch den Umfang der Regiewirtschaft des Klosters, von der man sukzessive in den Regionen abging, in denen Marktverbindungen mit den Zentren außerhalb der Grundherrschaft entstanden. Daß die ökonomische Funktion
196 A. Sedlàcek: Doklady o staroceskych méràch a vàhàch, Praha 1923, S. 117. 197 Belege bei: J. Cechura: Dvé Studie, St. 54. 198 R. Novy: Poddanskà mesta a méstecka (vgl. Anm. 150), S. 73ff.
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der Klosterhöfe in dieser Zeit ganz unbedeutend war, beweist die Tatsache, daß sie fast nie verpachtet wurden. Die Regiewirtschaft verlor auch ihre Bedeutung hinsichtlich der Marktbindungen an die untertänigen Kleinstädte. Dies leitete die Endphase der Entwicklung der Höfe von Plasy ein. Ein Teil von ihnen wurde parzelliert, ein anderer Teil konnte sich seinen Eigencharakter während der gesamten vorhussitischen Zeit sehr wahrscheinlich bewahren. Die weitere Entwicklung führte dazu, daß diese Höfe verlassen wurden und untergegangen sind, wie es das Urbar aus dem Jahre 1558 belegt.
2.3 Die Grundherrschaft des Klosters Chotesov Das Prämonstratenser-Frauenkloster in Chotesov in Westböhmen - ungefähr 20 km südwestlich von Plzen gelegen - entstand als Pendant zu dem Männerkloster dieses Ordens in Teplä. Das Kloster Teplä wurde 1193 von dem damals bedeutenden Adeligen Hroznata von Teplä gegründet, der auch Gründer des Klosters in Chotesov war. Das genaue Datum der Gründung ist unbekannt und kann nur in die Periode von 1197 bis 1213 eingeordnet werden. Schon im Jahre 1213 wurde das Kloster in den schriftlichen Quellen erwähnt 1 9 9 . Wie die Person des Gründers zeigt, handelt es sich um eine private Gründung. Ein mögliches Motiv für die Gründung könnte - wie auch im Falle des Klosters Sedlec - die Tatsache sein, daß der Gründer keine männlichen Erben hatte. Hroznata selbst trat im Jahre 1202 als Ordensbruder in das Kloster in Teplä ein, wo er bis zu seinem Tode - wahrscheinlich im Jahre 1217 - blieb 2 0 0 . Danach gingen beide Gründungen - oder die Ausführung ihrer Gründerrechte - an den böhmischen Herrscher über, wie es damals in Böhmen in solchen Fällen üblich war 2 0 1 . Der chronologische Ablauf dieses Prozesses kann nicht nachvollzogen werden. Sicher ist, daß beide Gründungen zur Zeit Wenzels I. (1230-1253) ziemlich enge Kontakte mit den Pfemysliden hatten; das bedeutet möglicherweise, daß die Ausführung der Gründerrechte schon seit den zwanziger Jahren des 13. Jahrhunderts in den Händen der böhmischen Könige lag. Als landesherrliche Gründung bestand das Kloster Chotesov bis zum Jahre 1783; dann wurde es von Josef II. aufgehoben 2 0 2 .
199 200 201 202
V. Novotny: Ceske dejiny, S. 107ff. K.. Haubertovä: O nejstarsich tepelskych listinäch, Plzen 1981, S. 4. V. Vanecek: Zäklady I (vgl. Anm. 7), S. 102f. J. Svätek: Organizace reholnich instituci v ceskych zemich s pece o jejich archivy, in: SAP, 20, 1970 (Beilage).
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Bei der Untersuchung der Grundherrschaften der Klöster in Sedlec und Plasy konnte ungefähr für das Jahr 1340 ziemlich eindeutig ein gewisser Bruch in ihrer Entwicklung festgestellt werden. Im Falle des Klosters Chotesov ist es aber unmöglich, einen Zeitpunkt festzulegen. Das einzige vielleicht mögliche Datum ist der Beginn der siebziger Jahre des 14. Jahrhunderts, als die territoriale Gestaltung in der Klostergrundherrschaft ihren Höhepunkt erreicht hatte. Es ist jedoch falsch, sich dieses Datum als Wendepunkt vorzustellen, denn für die Zeitperiode zwischen den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts und dem Jahre 1419 sind im Falle von Chotesov keine der Entwicklungstendenzen feststellbar, wie sie in den beiden anderen Klosterherrschaften auftraten. Aus diesem Grunde folgt hier eine kurze Übersicht der grundlegenden Verhältnisse, welche die Entwicklung der Herrschaft von Chotesov in vorhussitischer Zeit dokumentieren. Obwohl das Quellenmaterial reichhaltig ist, können wir - mit Ausnahme einiger Konfirmationsurkunden - nicht tiefer in die Entwicklung der Klosterherrschaft eindringen.
2.3.1 Grundsätzliche Angaben zur Entwicklung der Herrschaft bis zum Jahre 1419 Mittelpunkt der Klosterherrschaft war Chotesov selbst. Daneben entstand kurz nach der Mitte des 13. JahrhundertSjeine zwar nicht große, aber wichtige Enklave der Klostergüter bei Litomerice mit dem Zentrum Encovany, die dem Kloster bis zur Schlacht am Weißen Berge - mit Ausnahme der Zeitperiode, als sie verpfändet wurde - gehörte 2 0 3 . Im folgenden werden nur die Güter in der Region um Plzen untersucht. Obwohl der Umfang der Klosterstiftung nicht genau bekannt ist, kann man ihn mit Hilfe einer retrograden Analyse zumindest annähernd bestimmen. Die Ausgangsbasis bildeten wahrscheinlich 18 Dörfer 2 0 4 . Die weitere Entwicklung zeigt Tabelle 3 auf der nächsten Seite.
203 J. Cechura: Nezdarenä lokacePremysla Otakara II. na Hofe sv. Stepäna a statky chotesovskeho klästera na Litomericku v dobe predhusitske, in: Litomericko, 17-20,1981-4, S. 43ff. 204 D. Koutnä: Das Register des Klosters Chotieschau, Regensburg 1987 (Diss.). S. 27ff. beschreibt die Dotation von 24 Dörfern (Leitmeritzer Gegend inbegriffen).
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Tabelle 3 : Güter in der Region um Plzeñ Zahl der Lokalitäten Anfang des 13. Jahrhunderts'2 0 5 1273206 j367207 1 3 7 3
208
1459 2 0 9 1588 bis 1615221100 1654 (1668).211
18 42 (34 ganze Dörfer) 53 (mit 3 Kleinstädten) 54 17 min. 32 37
Index 33 78 98 100 31 59 69
Die angeführten Zahlen brauchen nicht näher kommentiert zu werden. Sie zeigen überzeugend, daß etwa bis zum dritten Viertel des 13. Jahrhunderts der Kern der Herrschaft entstanden war, welcher dann im Verlaufe der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts weiter abgerundet wurde. Der territoriale Ausbau des Wirtschaftskomplexes wurde praktisch mit der Abfassung des Urbars aus dem Jahre 1367 abgeschlossen. In den folgenden Jahren hat das Kloster seinen Grundbesitz nur um eine einzige Lokalität vergrößert, die 1373 gewonnen wurde. Die angeführten Zeitangaben stimmen mit den Entwicklungstendenzen des Grundbesitzes überein, welche auch für andere Klosterherrschaften in Westböhmen (z.B. Plasy) festgestellt wurden. Sie entsprechen auch der allgemeinen Entwicklung in ganz Böhmen 2 1 2 . Im Vergleich mit den beiden früher beschriebenen Zisterzienser-Klöstern zeigt das Kloster Chotésov eine niedrige Stufe der Bodenkonzentration. Eine wichtige Quelle, die einen Einblick in die innere Struktur der Herrschaft ermöglicht, ist das Urbar aus dem Jahre 1367 213 . Es muß erwähnt werden, daß das Kloster Chotésov von allen Klöstern in Westböhmen den besten Ackerboden besaß und seine Situation als in Böhmen überdurchschnittlich bezeichnet werden kann 2 1 4 . Dieser Umstand beeinflußte gewiß auch die Tatsache, daß im Jahre der Entstehung des Urbars - es existieren aber auch Belege aus dem 15. Jahrhundert - die Regiewirtschaft des Klosters von großer Bedeutung war, wie später noch einmal gezeigt werden wird. Auf dem Gebiet der Grundherrschaft existierten zur angegebenen Zeit die drei untertänigen Städte Dobrany, Stañkov und Stod, die
205 206 207 208 209 210 211 212 213 214
Vgl. Anm. 204. C D B V, Nr. 708. DRC, S. 2 3 - 5 2 . J. Cechura: Chotésov v 15. století, MZK, 27, 1991, S. 51-78. SÛA, AZK 77, f. 40r-44r. M. Doskocilová (Hg.): Berni rula 23. Kraj Plzeñsky, I, Praha 1952, S. 180, Anm. 1. M. Doskocilová (Hg.): Berní rula, S. 180flf. J. Cechura: Klásterní velkostatek, S. 404. DRC, S. 23ff. Siehe Anm. 210.
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den Angaben des Urbars zufolge ausgeprägten Agrarcharakter hatten. Ihre Lage an der wichtigen Fernverkehrsroute - an der «Regensburger» Straße - darf aber ebensowenig unterschätzt werden wie die Nähe des Marktes der königlichen Stadt Plzen. Das Ausmaß der klösterlichen Aktivität bei der Entstehung dieser Stadtsiedlungen kann nur geschätzt werden. Das Städtchen Dobfany hatte schon Stadtcharakter, bevor Chotesov es in den Jahren 1272 bis 1282 gewann. Auch Stankov wurde als «villa forensis» im Jahre 1272 gekauft. Doch es ist nicht so wichtig, ob das Kloster diese Lokalitäten als Städte selbst gründete, oder ob es sie schon als Marktzentren kaufte. Entscheidend ist, daß es diese Siedlungen in seine entstehende zentralisierte Grundherrschaft integrierte. Maßgebend ist auch, daß das Kloster alle diese drei Städte in dem Zeitraum von 1272 bis 1315 gewonnen oder gebaut hat 2 1 5 . In der teschechischen Literatur wurde die Klosterherrschaft Chotesov unlängst als eine nicht progressive und ausgeprägt autarke Einheit bezeichnet. Nach den Angaben von R. Novy war für den zentralen Teil der Herrschaft «der sich beschleunigende Prozeß der Stagnation, der sich in eine dauerhafte Krisis verwandelte», bezeichnend 2 1 6 . Meiner Meinung nach entspricht diese Charakterisierung nicht der tatsächlichen Situation. Trotz des Mangels an Quellen, die einen Einblick in die Klosterherrschaft ermöglicht hätten, gibt es bestimmte Indizien für eine exaktere Klassifikation der ökonomischen Struktur der Klosterherrschaft in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Herrschaft kann als Renteneinheit bezeichnet werden mit dem Zusatz, daß die Regiewirtschaft des Klosters ziemlich umfangreich war, und daß sie sich nicht nur auf die landwirtschaftliche Produktion beschränkte. In der untersuchten Zeitperiode - genauer in den Jahren von 1350 bis 1419 - ist eine Reduktion der Regiewirtschaft nicht feststellbar; es existiert kein Beleg für die Teilung der Felder eines Hofes. Wie einige Quellen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeigen, hatte die Regiewirtschaft des Klosters in der vorhussitischen Zeit unstrittig eine gleichbleibende Bedeutung. Als besonders wichtig muß auch die Tatsache betrachtet werden, daß das Kloster - im Vergleich mit den früher angeführten Klöstern - in der vorhussitischen Zeit seine Güter weder verpachtete noch verkaufte 2 1 7 . Einen wichtigen Zweig der Wirtschaft des Klosters Chotesov stellte die Teichwirtschaft dar. Eine genaue Beschreibung der Klosterteiche stammt erst aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts; sie zeigt nicht nur die Menge der Teiche, sondern auch, wie ergiebig die größten unter ihnen (Janov, Sulkov und Lasitov)
215 R. Novy: Poddanskä mesta a mestecka, S. 100. 216 R. Novy: Urbar encovanskeho statku chotesovskeho klästera - Poznämky k chotesovskemu urbäri z r.1367, in: Litomericko, 17-20, 1981-4, S. 73. 217 Das ist überaus selten für die Klöster im vorhussitischen Böhmen, dazu J. Cechura: Chotesov (vgl. Anm. 208).
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waren. Es ist unstrittig, daß diese Teiche aus der vorhussitischen Zeit stammten. Ihre wirtschaftliche Bedeutung in der angeführten Zeit wird auch dadurch angedeutet, daß mit ihnen im 15. Jahrhundert häufiger besitzrechtliche Dispositionen verbunden wurden - vor allem mit dem wichtigsten unter ihnen, mit Janov, um den das Kloster noch am Ende des 16. Jahrhunderts einen Streit mit den Pachtbesitzern führte 2 1 8 . Sehr hoch waren auch die Steuern, die das Kloster Chotesov jährlich an die Kammer zahlen mußte - 330 Schock Groschen 2 1 9 . Das ist die höchste Steuer aller landesherrlichen Klöster. Diese Summe war sogar größer als die Zahlungen der königlichen Städte in Böhmen. Dabei muß berücksichtigt werden, daß die Herrschaft Chotesov - zumindest was das Areal betrifft - nicht die größte in Böhmen war. Schon die westböhmischen Klöster Kladruby und Pomuk waren um mehr als die Hälfte größer als Chotesov, das südböhmische Zlatä Koruna war sogar zweieinhalbmal größer 2 2 0 . Selbstverständlich kann nicht die bloße Zahl der Dörfer, die unterschiedlich groß waren und über unterschiedlich guten Ackerboden verfügten, mechanisch verglichen werden. Andererseits muß aber eine so große Steuerbelastung auch in einem gewissen Verhältnis zum Ertrag oder zum Einkommen stehen, sonst gäbe es keine Belege darüber, daß die Steuerpflichten gegenüber der Kammer in den Fällen korrigiert wurden, in denen die Forderungen unrealistisch hoch waren 2 2 1 . Es muß bemerkt werden, daß das Kloster Chotesov nie - mit Ausnahme des Jahres 1406 222 , was aber mehr mit der persönlichen Aktivität des Probstes Sulek in den Diensten König Wenzels IV. zu tun hatte - beim König um Erleichterung der Steuerlast gebeten hat. Auch diese Tatsache ist wichtig für die Charakteristik der Situation der Herrschaft Chotesov in den letzten vorhussitischen Jahrzehnten. Am Ende des Jahres 1418 hat Wenzel IV. dem Kloster den Verkauf der Güter bis zu einem Betrag in Höhe von 1000 Schock bewilligt. In den Quellen findet sich aber kein Hinweis darauf, daß diese Bewilligung ausgenutzt wurde. Es darf aber nicht übersehen werden, daß mehrere solcher Urkunden für verschiedene Kircheninstitutionen aus den letzten Regierungsjahren Wenzels IV. bekannt sind 2 2 3 . Anhand der nachfolgenden Übersicht wird deutlich, daß die Herrschaft Chotesov eine florierende oder zumindest eine stabile Wirtschaftseinheit war. Die Angaben zum Umfang der Klosterbesitztümer in Westböhmen wurden den jährlich abzuführenden Spezialsteuern gegenübergestellt:
218 219 220 221 222 223
Vgl. A C IV. C I M I I , S. 901. J. Kadlec: Dejiny klästera Svate Koruny, Ceske Budejovice 1949, S. 82ff. A. Sedläcek: Zbytky register, S. 105ff. D. Koutnä (Hg.): Das Register, Nr. 6. Belege bei: A. Sedläcek: Zbytky register (vgl. Anm. 176).
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Tabelle 4: Steuerhöhe und Zahl der Dörfer je Kloster Kloster Pomuk Kladruby Plasy Teplà Chotesov Manètin
Zahl der Dörfer 2 2 4 88 87 73 66 54 28
Steuerhöhe 2 2 5 270 Schock 300 Schock 200 Schock 200 Schock 330 Schock 9
Bei der Zusammenfassung der Entwicklungstendenzen der Klosterherrschaft Chotesov in der vorhussitischen Zeit müssen zwei Dinge betont werden. Die Chronologie der konzentrierten Grundherrschaft entspricht den Tatsachen, die auch bei anderen wirtschaftlichen Einheiten der Kircheninstitutionen im vorhussitischen Böhmen festgestellt wurden. Andererseits aber wurden in diesem Zeitabschnitt, auf den sich unsere Aufmerksamkeit konzentriert, im zentralen Gebiet der Domäne um Chotesov herum keine Verpachtungen der Höfe oder Dörfer - weder an den benachbarten Adel, noch an Bürger oder an eigene Untertanen - registriert. Aufgrund dieser Tatsache sowie des Vergleichs mit anderen Institutionen in Böhmen, die derartige Transaktionen durchgeführt haben, und auch im Hinblick auf die konstante Höhe der Spezialsteuer, kann man den Schluß ziehen, daß die Klosterherrschaft Chotesov in der vorhussitischen Zeit eine stabile Entwicklungsperiode erlebte. Die Tatsache, daß die bestehende Struktur dem Kloster genügend Geldmittel bot, ist daraus ersichtlich, daß keine der Regieeinrichtungen aufgehoben und an andere - insbesondere Untertanen (Teilung der Höfe) - übergegeben wurde, wie es bei den meisten Klöstern und Klosterherrschaften in Böhmen in dieser Zeit der Fall war. Und wenn das bestehende Wirtschaftssystem passend für das Kloster war, dann gab es keinerlei Grund, dieses System zu reformieren oder zu verändern. Möglicherweise wird dadurch der Anschein erweckt, daß es sich um eine retardierte autarke Wirtschaftseinheit handelte. Der Zerfall der Klosterherrschaft Chotesov steht im Zusammenhang mit der ersten Säkularisationswelle in Westböhmen im Jahre 1419. Gerade aus der Umgebung von Chotesov stammt die früheste Urkunde des gesamten Landkreises, die zeigt, wie der größte Teil der Güter in die Hände des örtlichen Adels gelangte 2 2 6 . Meiner Meinung nach bestand dabei ein bestimmter direkter Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Situation des Klosters und dieser Beschlagnahme.
224 J. Cechura: Struktura, S. 22. 225 CIM II, S. 901. 226 FZA, Böhmen 91, f. 3r.
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Der beschriebene Vorgang wurde bald durch weitere Verpfandungen der böhmischen Könige ergänzt. Während der restlichen Jahre des 15. Jahrhunderts hörte die Grundherrschaft tatsächlich praktisch auf zu existieren, obwohl «de iure» die Güter immer für Eigentum des Klosters gehalten wurden. Es ist nachvollziehbar, daß ein gewisser einheitlicher Verwaltungs- und Wirtschaftsmechanismus dieser Grundherrschaft mit den Verpfändungen der Dörfer, Städte und Höfe an verschiedene Personen zugrundegehen mußte. Erst am Ende des 15. Jahrhunderts begann eine langsame und langwierige Restitution der Güter, die während der vorhussitischen Zeit dem Kloster gehörten. Noch in den Jahren 1653/54, bei Entstehung der Steuerrolle, entsprach die Ausdehnung der Güter von Chotesov nicht dem vorhussitischen Stand 2 2 7 .
2.3.2 Die Höfe des Klosters Chotesov im 14. und 15. Jahrhundert Anhand der Quellen kann die Art und Weise, wie das Kloster seine Höfe zu einer bestimmten Zeit nutzte, als empfindlichster Indikator der Entwicklung bezeichnet werden. Die genaue Zahl der Höfe vor dem Jahre 1419 kann aus den Quellen nicht ermittelt werden. Grundsätzliche Informationen für das 14. Jahrhundert bietet das Urbar aus dem Jahre 1367 228 , das aber leider keine erschöpfende Übersicht über die Regieeinrichtungen des Klosters gibt. Das ergibt sich aus dem eigentlichen Zweck dieses amtlichen Schriftstückes, das in erster Linie die Geldrenten registriert, Natural- und Fronpflichten aber nicht systematisch beschreibt. Angaben zu den Höfen werden nur dann angeführt, wenn bei einem bestimmten Dorf die Fronpflichten genau spezifiziert werden. In einigen Fällen wird die Fronpflicht nur summarisch angegeben. Es sind auch Dörfer im Urbar verzeichnet, die ohne weitere Angaben eingeschrieben wurden. Die Klosterhöfe können also nur dann komplettiert werden, wenn man die Informationen aus dem Urbar mit weiteren Angaben aus dem 15. Jahrhundert ergänzt. Im Urbar aus dem Jahre 1367 sind zehn Höfe des Klosters Chotesov eingeschrieben: Dobrany, Hänov, Chotesov, Kienice, Losinä, Luhov, Maskrov, Sedlec, Zäluzi und Zbüch. Aus den Jahren von 1419 bis 1500 stammen Angaben über weitere sechs Höfe, die im Urbar nicht zu finden sind: Hradec 2 2 9 , Lasitov 2 3 0 , Litice 231 , Robcice 232 , Skasov 2 3 3 , Zichov 2 3 4 .
227 228 229 230 231 232 233 234
M. Doskocilovä (Hg.): Berni rula (vgl. Anm. 210), S. 180ff. D R C , S. 2 3 - 5 2 . A C VII, S. 646f. Das konnte ein selbständiges Landgut sein, das zum vorher angeführten Hof gehörte. A C VII, S. 659fF. A C VII, S. 622f. A. Sedläcek: Zbytky register, nr. 1125. D. Koutnä (Hg.): Das Register, Nr. 68.
69
Demnach war auf dem Gebiet der Grundherrschaft Chotesov eine größere Anzahl von Höfen in Betrieb. Durchschnittlich entfiel ein Hof auf drei Dörfer. Bedeutungsvoll ist die Feststellung, daß die Höfe während der gesamten vorhussitischen Zeit die Funktion der Regieeinrichtungen des Klosters erfüllten. Trotz einer gewissen Unsicherheit bei der Lokalisation der aufgehobenen Höfe ist erkennbar, daß sie eher in der Nähe des Klosters selbst konzentriert waren, was auch ihr Alter und ihre ursprüngliche Funktion bestätigt. In der wirtschaftlichen Autarkie der sich bildenden Grundherrschaft im 13. Jahrhundert war es die primäre Funktion der Höfe, das Kloster mit Agrarprodukten zu versorgen. Die Gründung der Stadt Plzen am Ende des 13. Jahrhunderts hat die Struktur der Höfe des Klosters Chotesov nicht stark beeinflußt, obwohl Chotesov nur 16 km von Plzen entfernt ist. Trotzdem finden sich keine Quellenangaben über einen direkten Zugang des Klosters zum städtischen Markt. Es kann nicht unbeachtet bleiben, daß auf dem Gebiet der Grundherrschaft drei untertänige Städte liegen, in denen auch ein großer Teil der Produktion der Höfe realisiert werden konnte. Im Grunde gehörten die Höfe der Herrschaft Chotesov zu zwei Typen. Verbreiteter war der Hof im Dorfe, seltener gab es abseits liegende Höfe mit eigenen Namen. Als ein Zwischending erscheint der Hof in der Nähe einer befestigten Siedlung oder des gleichnamigen Dorfes, der die ursprüngliche Zusammensetzung des kleinen Adelsgutes widerspiegelt, das in die Hand des Klosters übergegangen ist. Als Beispiele können Luhov (Feste, Dorf und Hof) und Litice (Feste, Dorf und Hof) angeführt werden. Der Einfachheit halber wird dieser Typus zu den Höfen im Dorf gerechnet, denn nach den Formulierungen der Quellen kann nicht ausgeschlossen werden, daß er sich dort befand. Der Hof als Terminus für die Bezeichnung einer Bauernwirtschaft wird hier außer Acht gelassen, da dessen Zweck ein völlig anderer ist als bei den vorher beschriebenen Typen. So benannte Bauernwirtschaften finden sich - mit Ausnahme des Urbars aus dem Jahre 1367 - erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. 2.3.2.1 Die selbständigen Höfe Eine derartige Wirtschaftseinheit und auch der Umfang der Veränderungen, die die Säkularisation in ihre Existenz brachte, sollen an einem Beispiel dargestellt werden. Der Hof Maskrov war eine bedeutende Regieeinrichtung des Klosters; dies ist auch daran zu erkennen, daß ihm die Fronarbeit aus wenigstens vier Klosterdörfern zugewiesen wurde. Der Hof wurde etwa im Jahre 1421 zusammen mit den drei umliegenden Dörfern durch Sigismund von Luxemburg verpfändet. Diese Dörfer waren aber nicht identisch mit jenen, die - nach dem Urbar aus dem Jahre 1367 - eine Fronpflicht erfüllen mußten. Im Jahre 1463 hat das Kloster den Hof mit zwei der verpfändeten Dörfer, die in Sigismunds Pfandbrief aufgeführt sind, wieder angekauft. Aber schon nach weiteren drei Jahren hat ihn Jiri von 70
Podebrady wieder verpfändet. Hier wird der Hof aber als wüst bezeichnet, ebenso wie später im Jahre 1491 235 . Meiner Meinung nach bedeutete schon der Pfandbrief Sigismunds, wenn es sich nicht um eine bloße schriftliche Bestätigung einer früheren Beschlagnahme handelt, einen Wendepunkt in der funktionellen Nutzung des Hofes. Er hat die Bindungen an die ihm gegenüber fronpflichtigen Dörfer von Chotesov verloren. Für die anderen Dörfer, die mit ihm verpfändet wurden, bedeutete der Hof in diesem Falle nur eine zeitweilige Bodenreserve, weil der Pfandbesitzer den Dörfern gegenüber die Fronarbeit für diesen Hof nicht anordnen konnte. Deshalb war auch der Hof schon seit den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts zeitweilig verlassen; er hatte seine ursprüngliche Existenzbegründung und Funktion verloren 236 . 2.3.2.2 Die Höfe in den Dörfern Diese Höfe stellten die Mehrheit dar. Für das 15. Jahrhundert liegen Angaben zu sieben Höfen vor. Da ihre Entwicklung im Grunde sehr ähnlich verlief, werden nur diejenigen Wirtschaftseinheiten behandelt, über die die Quellen detailliert Auskunft geben. Zunächst ein Blick auf den Hof in Dobrany: Dobrany war schon seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ein untertäniges Klosterstädtchen 237 . Es scheint die bedeutendste Siedlung dieses Typs auf dem Gebiet des konzentrierten Klosterbesitzes gewesen zu sein. Dobrany wurde schon im Jahre 1419 beschlagnahmt. Im Jahre 1437 hat es Sigismund von Luxemburg seinem Arzt M. Hanus von Plzen verpfändet. Die weitere Entwicklung dieser Pfändung ist unklar. Es scheint so, als habe hier das Kloster etwa seit der Mitte des 15. Jahrhunderts zumindest teilweise seine Herrschaftsrechte ausgeübt 2 3 8 . Wichtige Informationen über den Klosterhof stammen aus den fünfziger und sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts. Das Kloster hat im Jahre 1456 das Dorf Line verpfändet, «nur die Fron ausgenommen, welche zu unserem Hof Dobrany gehört» 239 . Im Jahre 1463, als der Hof Dobrany an den Bürger Materna verpfändet wurde, der dem Kloster Geld geliehen hatte, wurde geschrieben: «Wir haben unseren Hof hier in Dobrany abgetreten mit dem Ackerboden und allen Feldern und Wiesen, die zu diesem Hof gehören... auch mit der Fronpflicht, welche die Leute vom Dorf Line auf der Fronarbeitswiese zu verrichten verpflichtet sind» 240 . Zwei Jahre später erfahrt man im Zusammenhang mit der Verpfändung des Hofes an Materna von
235 236 237 238 239 240
A. Sedläcek: Zbytky register, Nr. 1188, D. Koutnä (Hg.): Das Register, Nr. 92x. Es erscheint wieder im Urbar aus dem Jahre 1668. Vgl. M. Belohlävek: Dobrany zy feudalismu, in: MZK, 16, 1980, S. 167ff. FZA, Böhmen 91, f. 3r. D. Koutnä (Hg.): Das Register, Nr. 30. D. Koutnä (Hg.): Das Register, Nr. 64.
71
der Verbindung dieses Hofes mit dem anderen Hof 2 4 1 . König Vladislav Jagiello verpfändete im Jahre 1472 diesen Hof an Cernin von Chudenice 242 . Am Ende des 15. Jahrhunderts wurde ein Rechtsstreit über den Dobraner Hof mit der Witwe Maternas beigelegt 243 . Unter den genannten Umständen ist es bemerkenswert, wie die Fronpflichten aus dem Dorf Line gegenüber dem Hof in der untertänigen Kleinstadt trotz der Tatsache, daß die genannten Lokalitäten verschiedenen Besitzern gehörten, erhalten blieben. Interessante Informationen über die Verpfandung des Meierhofes bieten die Quellen für den Hof in Robcice. Zum ersten Male wurde er im Herbst 1419 verpfändet. Im Hinblick darauf, daß der Pfandbesitzer die Geldabgaben von sechs Zinsbauern im Dorfe gewann, kann man annehmen, daß diese auch verpflichtet waren, die Fron im Hofe zu leisten, obwohl die betreffende Urkunde diese Pflicht nicht ausdrücklich nennt 2 4 4 . Diese Voraussetzung ergibt sich aus der weiteren Verpfandung aus dem Jahre 1432, bei welcher der Hof und die mit ihm verbundenen Fronpflichten als Teil der Disposition mit dem Dorfe betrachtet wurden. Ähnlich war es in den Jahren 1464 und 1470 245 . Bei den Verpfandungen einiger Höfe in den Dörfern nach dem Jahre 1419 wurden zumindest teilweise die Bindungen an die fronpflichtigen Untertanen wenn nicht direkt aus dem Dorf, in dem der Hof lag, so doch aus den umliegenden Dörfern - geschwächt. Das bedeutet aber nicht, daß während der Entwicklung die Fronpflichten aus einigen Dörfern untergegangen sind. Das zeigt eindeutig das Urbar aus dem Jahre 1668, in dem zwischen neuen und alten Fronpflichten unterschieden wurde 246 . Es kann höchstens erwähnt werden, daß die Fronarbeiten für eine gewisse Zeit nicht gefordert wurden, weil sie nicht gebraucht wurden. Trotzdem gehörten sie zu den Pflichten der Untertanen, denn sie waren im Urbar niedergelegt. Andererseits führte die mit den Verpachtungen der Höfe verbundene Entwicklung langsam zur Beschränkung ihrer Funktionen, weil sie in der zeitweilig verfallenen Herrschaft ihren ursprünglichen Zweck verloren haben. Man hat sie als ökonomische Aktiva zum Gewinn von Bargeld durch Verpachtungen genutzt - oder zur Amortisation der königlichen Finanzforderungen an das Kloster.
241 242 243 244 245 246
72
D . Koutnä (Hg.): Das Register, Nr. 70. A. Sedläcek: Zbytky register, Nr. 1845. A C VIII, S. 514. A C VII, S. 622 f. A C VII, S. 33f., 670f„ D. Koutnä (Hg.): Das Register, Nr. 65. NK CR, ÜK VI C 13, S. 91 ff.
2.4 Zwischenbilanz Die durchgeführte Analyse eines repräsentativen Musters der Klostergrundherrschaften in Böhmen ermöglicht die Feststellung der Grundtendenzen ihrer Entwicklung für die Zeit von 1350 bis 1419. Dies geschieht mit Rücksicht auf die «lange Welle» der Entstehung der kirchlichen Herrschaften in Böhmen. 1. Die Analysen haben ein relativ breites Spektrum der Entwicklungsmöglichkeiten der Klostergrundherrschaften im vorhussitischen Böhmen gezeigt. Herausragend sind dabei die Randpole des gesamten Spektrums. Der eine war unzweifelhaft das Kloster Sedlec. Hier kam es im Verlaufe der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zum territorialen Zerfall der Klostergrundherrschaft. Die Hauptursache dafür scheint das unökonomische Verhalten des Klosters nach Entdeckung der Silberbergwerke und Gründung der Stadt Kutnä Hora zu sein. Die Passivität des Klosters im wirtschaftlichen Leben führte zu dem Bemühen, die sinkenden Einnahmen aus der Beteiligung an der Bergtätigkeit auf Kosten seines reichen Landbesitztums ausgleichen zu wollen. Dieser Prozeß korrespondierte eng mit der Aktivität der Bürger von Kutnä Hora. Als Gegenpol kann das Kloster Chotesov bezeichnet werden. Seine Grundherrschaft blieb nicht nur territorial intakt, es hat sich auch eine ziemlich bedeutende Regiewirtschaft erhalten. Es gibt keine Mitteilungen darüber, daß das Kloster seine Aktivität in der vorhussitischen Zeit reduziert hätte. Zwischen den beiden Randpolen befanden sich dann die Grundherrschaften weiterer Klosterinstitutionen. Diese boten eine ganze Reihe individueller Verschiedenheiten und Entwicklungsformen, welche durch lokale, natürliche und spezielle Bedingungen - z.B. das Verhältnis zum König - bestimmt wurden. 2. Die überwiegende Entwicklungstendenz der Klostergrundherrschaften war die sukzessive Reduktion der Regiewirtschaft seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die dynamische Periode dieses Prozesses liegt zwischen den Jahren 1350 und 1419. Es scheint, daß dies nicht zufallig war. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts erreichte - von Ausnahmen abgesehen - der Prozeß des territorialen Ausbaus der Klostergrundherrschaften seinen Höhepunkt. Die Klostergrundherrschaften im vorhussitischen Böhmen gehören nach der konventionellen Terminologie in die Kategorie «Grundherrschaft», d.h. Rentenherrschaft, die durch die Tendenzen zum Zerfall der inneren Struktur der Domäne selbst (Funktion der Höfe) charakterisiert wird. Diese Tendenzen wurden von außen determiniert. Ihr Antriebsmotor war die Entfaltung der bürgerlichen Agrarunternehmung. Besonders ausgeprägt ist dies zum Beispiel im Falle von Prag. Auch als Folge dieses Phänomens haben die Klöster ihre Höfe und Dörfer um Prag herum verpachtet oder verkauft. Bemerkenswert war es auch, daß etliche der böhmischen Klöster auf ihre Häuser verzichteten, die ihnen in der 73
Prager Altstadt gehörten. Ihr Verkauf in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts korrespondierte mit den allgemeinen Tendenzen der Entwicklung der Klostergrundherrschaften - wahrscheinlich auch mit einem gewissen Sinken ihres sozialen und gesellschaftlichen Niveaus und ihres Prestiges, was einerseits durch ihre wirtschaftliche und finanzielle Situation, andererseits durch den Aufstieg der Bürgerschaft verursacht wurde. 3. Es scheint, daß die Klostergrundherrschaft in Böhmen vom 11. bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts zwei Etappen durchlebt hat. a) Der Aufstieg - mit ihrer Entstehung verbunden - , dessen Gipfel zeitlich in das zweite bis dritte Viertel des 13. Jahrhunderts datiert werden kann. Während dieser Zeit wurde die entscheidende Mehrheit der Klostergrundherrschaften geformt. b ) D e r Abstieg in der Zeit von 1350 bis 1419, dessen Hauptursache in der Passivität der meisten Klostergrundherrschaften während der wirtschaftlichen Entwicklung lag. Die Klöster haben sich überwiegend auf die Renten aus den Liegenschaften beziehungsweise aus anderen obrigkeitlichen Ansprüchen konzentriert. Die eigene Wirtschaftsaktivität war - was insbesondere im Vergleich mit den Klöstern in anderen europäischen Ländern herausragt - nur gering und unbedeutend. Diese Entwicklung kann mit dem verhältnismäßig dynamischen Aufschwung der Geldbeziehungen vor allem seit dem 13. Jahrhundert verbunden werden. In der Zeit, in der sich die Grundherrschaften konstituierten, überwogen die naturalen die autarken Wirtschaftsbeziehungen. Ihnen entsprach auch das Netz der Regiehöfe. Für die Klostergrundherrschaften war das Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung zu schnell. Sie blieben gerade im Zusammenhang mit der Verbreitung der Geld Wirtschaft, mit Gründung und Aufstieg der Städte immer mehr zurück; sie paßten sich nur sehr langsam der Monétisation und der Versachlichung der ökonomischen Bezüge an. Hier stießen sie dann aber schon auf die ersten Wellen des Aufstiegs der Bürgerschaft. Diese benötigte dringend den Boden als eine der Voraussetzungen für ihre weitere Expansion. Auch in diesem empfindlichen Punkt waren die Klöster passiv und begannen, die einzelnen Wirtschaftseinheiten gegen Geldzinsen einzutauschen. Dies reichte aber in den meisten Fällen nicht aus, um die Geldbedürfnisse der Klöster, welche noch durch die Anträge während der Herrschaft König Wenzels IV. (1378-1419) weiter anstiegen, zu decken. Es kam zur Verschuldung der Klöster. Die Schulden stiegen oft in beträchtliche Höhen. Die unsichere Situation in Böhmen nach Wenzels Tod im Sommer 1419 wurde vor allem vom Adel ausgenutzt, der den größten Teil der Klostergrundherrschaften beschlagnahmte. 4. Es erscheint zweckmäßig, noch eine Bemerkung über die benutzte moderne Terminologie anzufügen. Begriffe wie «ökonomische» oder «territoriale Desintegration», «lokale Asymmetrie der Herrschaft» usw. gehören natürlich in das 74
Wörterbuch der modernen Ökonomie. Wenn sie im Falle der Klostergrundherrschaft im vorhussitischen Böhmen benutzt wurden, so in der Absicht, einige Elemente der ökonomischen Charakteristik dieser beschriebenen Wirtschaftsformen zu präzisieren und in einer Modellform zu vereinfachen. Qualitativ mußte sich natürlich der Inhalt dieser Termini von dem Inhalt desjenigen unterscheiden, der für die moderne ökonomische Struktur benutzt wurde. Aber die Applikation der modernen Terminologie in das Gebiet der Mediävistik beziehungsweise der Wirtschafts- und Sozialgeschichte ist heute vollkommen üblich 2 4 7 .
2.5 Ein Vergleich mit den Klostergrundherrschaften in Mittel- und Westeuropa Ein Vergleich ist eine der wichtigsten Möglichkeiten zur Beurteilung der Klostergrundherrschaft Böhmens in den weiteren Zusammenhängen eines bestimmten Territoriums. Dies muß aber unter Berücksichtigung dessen geschehen, daß bestimmte Begriffe nicht mechanisch von einem Milieu ins andere übertragen werden. Die Stagnations-, ja sogar Krisenerscheinungen bei den Grundherrschaften der Kircheninstitutionen traten im Spätmittelalter überall in Europa a u f 2 4 8 . Trotzdem ist der Versuch möglich, in Gegenüberstellung mit einer Reihe von Monographien, die diese Wirtschaftsformen in Mittel- und Westeuropa beschreiben, eine Charakteristik der böhmischen Entwicklung anzubieten. 1. Bei der Bildung einer Struktur von Stadtsiedlungen und bei der Entstehung eines Marktnetzes mit hierarchischer Ordnung wirkten die böhmischen Klöster eindeutig passiv. Sie haben es nicht geschafft - sie wollten oder konnten es nicht sich auf dem Stadtmarkt zu etablieren, ihn zu fördern. Der Aufschwung des Stadtnetzes kann etwa in das zweite oder dritte Viertel des 13. Jahrhunderts datiert werden - also in eine Zeit, in der die Mehrheit der Klostergrundherrschaften ausgebaut wurde. Lassen wir hier die Frage offen, ob es die Folge der Konzentration der Klöster auf ihre eigenen Probleme war oder eine Unterschätzung der sich neu bildenden Handelsachse, die aber praktisch bis in die
247 G . R . Hawke: Economic for Historians, Cambridge 1980; J. Kocka, G. Ranki: Economic Theory and History, Budapest 1985; D . C . Coleman: History and the Economic Past, Oxford 1987. 248 B . H . Slicher van Bath: Agrarian History of Western Europe A . D . 500-1850, London 1963, S. 160ff.; H. Kellenbenz (Hg.): Handbuch der europäischen Wirtschaft- und Sozialgeschichte, Bd. 3, Stuttgart 1986, S. 1300 (Register).
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Hussitenzeit - in den Anfang des 15. Jahrhunderts - hinein das stimulierende Element für die ökonomische Entwicklung in Böhmen war. Die Klöster in Mittel- und Westeuropa müssen demgegenüber als aktive Wirtschaftseinheiten betrachtet werden. Ihre Aktivität war von Fall zu Fall zwar unterschiedlich groß, aber insgesamt kann man sagen, daß die Klöster sich an dem Handel in großem Maße beteiligten, auch am Fern- und internationalen Handel. Sie hatten bald die Bedeutung der Städte und des Stadtmarktes erkannt und beteiligten sich wesentlich daran. Sie nutzten ferner dazu nicht nur die Agrarproduktion ihrer Herrschaften aus, sondern trieben auch Handel mit sämtlichen Waren, die teilweise auch von ihnen selbst erzeugt wurden. Daneben waren sie auch im Bergbau, in der Hüttenindustrie und dergleichen tätig. 2. Etwas überraschend ist auch die Tatsache, daß die böhmischen Klöster auf die Naturalieneinkünfte oder auf Einkünfte aus der Fronpflicht der Untertanen sehr oft verzichteten. Es ist klar, daß der größte und entscheidende Teil des Einkommens für die Klosterkassen schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts das Geld war. Dagegen war in Süddeutschland 2 4 9 , in der Schweiz" 0 und in den Rheinlanden 2 5 1 die Situation qualitativ ganz anders. Für eine Reihe der dortigen Klöster stellten z.B. die Naturalien bis ins 16. Jahrhundert hinein einen bedeutenden Anteil am Einkommen dar. Diese Tatsache ging von der Voraussetzung aus, daß das Kloster als Obrigkeit auch in der Lage sein werde, diese Produktion - manchmal unter sehr günstigen Umständen - auf dem städtischen Markt in Geld umzuwandeln. Die böhmischen Klöster, die in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf eine Reihe ihrer Häuser in Prag und auch in anderen Städten verzichteten, haben sich aber für eine andere Richtung entschieden. 3. Im Hinblick auf die allgemeine ökonomische und soziale Entwicklung Böhmens gehören die beiden oben angeführten Modalitäten vielleicht in den Prozeß eines sehr schnellen Übergangs zur Geldform der Rente und - allgemein betrachtet - des Übergangs zur Geldform der ökonomischen Struktur, der schon im 13. Jahrhundert begonnen hat. Seit 1250 wurde dieser Prozeß zweifellos durch die reichen Silbererzfunde stimuliert; in erster Linie durch die Entdeckung der Silbererzlager im Gebiet der späteren Stadt Kutnä Hora sowie durch die Geldreform Wenzels II. (um 1300 - grossi Pragenses, Prager Groschen). Die Klöster paßten sich der neuen Situation wegen ihrer inneren autarken Naturalwirtschaftsstruktur nur langsam und mit Schwierigkeiten an. In einigen Fällen
249 W. Rösener: Grundherrschaften des Hochadels im Südwestdeutschland im Spätmittelalter, in: H. Patze (Hg.): Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 2, Sigmaringen 1983, S. 87ff. 250 H.-J. Gilomen: Die Grundherrschaft der Basler Cluniazenser-Priorates St. Alban im Mittelalter, Basel 1977, S. 216ff. 251 Ch. Reinicke: Agrarkonjunktur und technisch-organisatorische Innovationen auf dem Agrarsektor im Spiegel niederrheinischer Pachtverträge, 1200-1600, Köln-Wien 1989, S. 228 ff.
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(Grundherrschaft Plasy) wurden die Höfe als Verwaltungszentren zugunsten der Dorfgerichte verlassen. Andere Klöster bewältigten die Zunahme der Geld Wirtschaft, die sich auch in den Agrareinrichtungen durchsetzte, indem sie die Regiewirtschaft liquidierten und dann zu einer Geldeinnahmequelle umwandelten. Solche Schritte hatten häufig Einfluß auf die innere Integrität der Grundherrschaften, was insbesondere für die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts klar ersichtlich ist.
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3 Die Säkularisation der Kirchengüter in den Jahren von 1419 bis 1420 (1450)
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts bildeten die Grundherrschaften der Kircheninstitutionen die verbreitetste und bedeutendste Gruppe dieser Wirtschaftsform in Böhmen. Diese Tatsache wird deutlich, wenn man einige Fakten betrachtet. Das Grundbesitztum des Königs war ständig in Bewegung begriffen (Verpachtungen, Verpfandungen usw.). Die sich formenden Grundherrschaften des Königs und einiger großer untertäniger Städte hatten erst ihre anfängliche Entwicklungsetappe hinter sich. Der Landbesitz des Adels war durch eine erhebliche Streulage charakterisiert, weshalb man in Böhmen nur wenige stabile Adelsherrschaften finden kann. Eine der wenigen Ausnahmen waren die südböhmischen Rosenberger. Eine Analyse der Grundtendenzen der Entwicklung der Herrschaften und der Einordnung der Bauern in die Agrarverfassung im spätmittelalterlichen Böhmen muß sich daher auch mit der Problematik der Säkularisation beschäftigen. Dafür gibt es mindestens drei Gründe: a) Es wird vorausgesetzt, daß die Kirche im vorhussitischen Böhmen etwa ein Drittel bis die Hälfte des gesamten Bodens im Lande besitzen konnte. Transaktionen mit diesem Boden sind daher von großer Bedeutung 1 . b) Die Säkularisation der Kirchengüter hat strukturelle Veränderungen in vielfacher Hinsicht gebracht. Zumindest kann festgestellt werden, daß eine große Anzahl der Grundherrschaften der Kircheninstitution zeitweilig oder für immer aufhörte, zu existieren. c) Im gegebenen historischen Kontext war die Säkularisation der wesentlichste Eingriff von außen in den inneren Bereich der Kircheninstitutionen in Böhmen während der Zeit von ihren Anfängen in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts bis zur Aufhebung der Klöster durch Josef II. am Ende des 18. Jahrhunderts.
1 Zusammenfassend J. Cechura: Ökonomische Entwicklungstendenzen des klösterlichen Grundeigentums im vorhussitischen Böhmen, in: JfWG, 1/1988, S. 83ff.
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3.1 Der Begriff der Säkularisation In der Literatur finden sich mehrere Definitionen des Begriffes Säkularisation 2 . Es ist nicht zweckmäßig, bestimmte theoretische Abgrenzungen des Begriffes oder Beschlüsse, welche die Säkularisationsentwicklung in anderen Ländern betrafen (zum Beispiel England 1535-1558) 3 , auf die Verhältnisse in Böhmen zu übertragen. Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist vielmehr meine eigene Analyse der Säkularisation in Böhmen seit dem Jahre 1419, ihrer Vorgeschichte und ihrer Folgen. Diese Analyse ermöglicht eine Formulierung der Grundbegriffe, die mit der Säkularisation während der hussitischen Revolution verbunden sind. Unter dem Begriff Säkularisation versteht man demnach den mit der hussitischen Revolution begonnenen Übergang des kirchlichen Bodeneigentums in weltliche Hände. Die Veränderungen im Bodenbesitz wurden in unterschiedlichen Formen realisiert: Beschlagnahme (Elementarsäkularisation), Verpfandung (Disposition), Verpachtung. Es gab noch weitere konkrete Formen, einzelne können nur oberflächlich beschrieben werden. Als Erwerber der Kirchengüter traten sowohl Mitglieder der hussitischen als auch der katholischen Partei hervor. Konkret ging es um die hussitischen Zentren (Täbor, Praha), um den hussitischen Adel und um die hussitischen Städte; auf der katholischen Seite um den Adel und um die Städte. Deswegen ist es angebracht, von einer hussitischen und einer katholischen Säkularisation zu sprechen. Der qualitative Unterschied lag vor allem im Prozeß und in der Form der Beschlagnahme der Kirchengüter selbst (am meisten in den Jahren von 1419 bis 1421). Die hussitische Säkularisation stützte sich auf die revolutionäre Situation in Böhmen, auf die Machtstellung ihrer Träger und das hussitische Programm (vier Prager Artikel), die katholische hauptsächlich auf die Verpfandungen des Sigismund von Luxemburg. Die Bewegung der Kirchengüter im Rahmen einzelner Parteien, aber bald auch zwischen Katholiken und Utraquisten (vor der Mitte der zwanziger Jahre des 15. Jahrhunderts) führte sukzessive zur Beseitigung der Unterschiede zwischen beiden Arten der Säkularisation. In der genannten Zeit wurden die säkularisierten Güter allgemein immer für Kircheneigentum gehalten und blieben von dem freien (Erb-)Besitztum getrennt. Erst seit den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts - in der Zeit Ferdinands I. - wurden die eingeschriebenen Güter
2 Vgl. H. Luebbe: Säkularisierung. Geschichte eines ideenpolitischen Begriffs, Freiburg 1966, S. 56ff.; A. Rauscher (Hg.): Säkularisierung und Säkularisation vor 1800, Paderborn-München 1976, S. 1 ff.; H. Zabel: Säkularisation, Säkularisierung, in: C. Brunner; W. Conze; R. Koselleck (Hgg.): Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5, Stuttgart 1984, S. 789ff. 3 S. Schüler: Die Säkularisation in Kent, 1535-1558, Paderborn 1980.
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verkauft und als freie Güter in die Landtafel eingetragen. Die Allodifikation der eingeschriebenen Güter fand ihren Höhepunkt in der Zeit Rudolfs II., d. h. nach 1576 4 .
3.2 Die Wahl eines repräsentativen Modells Für die Erforschung der Haupttendenzen der Säkularisation im hussitischen Böhmen mußten einige Bedingungen erfüllt werden. Zunächst war es notwendig, zwei Regionen zu finden - eine hussitische, eine katholische - in denen es während der vorhussitischen Zeit viele Kirchengüter gab. Hinsichtlich der Anzahl der Güter mußte die Situation zu Beginn des 15. Jahrhunderts als Ausgangspunkt angenommen werden. Nur so konnte eine Quantiiikation durchgeführt werden, die es ermöglichte, die Dynamik des Säkularisationsprozesses aufzuzeigen. Trotz verschiedener Hindernisse, welche vor allem durch den Umfang der Quellen und den Stand ihrer Bearbeitung verursacht wurden und die insbesondere die Entwicklung des vorhussitischen Kirchenbesitzes betrafen, konnten zwei passende Regionen gefunden werden. Die katholische Säkularisation wurde in der westböhmischen Region (im Kreis Plzen) untersucht, die hussitische auf dem Gebiet Südböhmens. Dieses Gebiet deckt sich zwar nicht mit der Kreisverwaltung, erfüllt aber in ausreichendem Maße die oben angeführte Bedingung 5 .
3.3 Die Vorgeschichte der Säkularisation Umfang und Dynamik der Säkularisation nach dem Jahre 1419 können ohne Kenntnis der Vorgeschichte dieses Prozesses nicht verstanden werden. Allein mit den politischen und gewalttätigen Geschehnissen des Jahres 1419 in Prag kann die Säkularisation nicht erklärt werden. Es handelte sich vielmehr um einen ganzen Komplex von Fragen, die bereits seit der Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden waren. Diese haben im Ganzen dann die Säkularisation wesentlich beeinflußt. Diese «Vorgeschichte» darf allerdings nicht dazu führen, die Bedeu-
4 E. Maur: Cesky komorni velkostatek 17. stoleti, Praha 1975, S. 15f. 5 Abgrenzung in: J. Cechura: Sekularizacecirkevnich statkü v husitske revoluci, Praha 1984 (Manuskript), S. 43ff., 154ff.; vgl. ders.: Rozsah a dynamika sekularizace cirkevnich statkü v zäpadnich Cechäch na pocätku husitske revoluce (v letech 1419-1420), in: PHS, 29, 1989, S. 40ff.
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tung der Ereignisse des Jahres 1419 zu unterschätzen. Sie haben einander vielmehr bedingt. Auch wenn eine detaillierte Klärung der Problematik an dieser Stelle nicht möglich ist, so lassen sich doch einige Grundthesen im Überblick formulieren 6 : a) Die ökonomische Entwicklung der Klostergrundherrschaften im vorhussitischen Böhmen: Wie im 2. Kapitel dieser Arbeit dargelegt, kann die Epoche von 1350 bis 1419 für die Mehrheit der Grundherrschaften der Kircheninstitutionen als eine Zeit wachsender wirtschaftlicher Schwierigkeiten betrachtet werden, deren Erscheinungsformen oben beschrieben wurden. b) Die finanzielle Entwicklung: Sie war eng mit der ökonomischen Entwicklung verbunden. Auch die finanziellen Schwierigkeiten der Kircheninstitutionen vermehrten sich sukzessive im Laufe der vorhussitischen Zeit 7 . c) Die sozialen Verhältnisse: Mit den beiden vorangehenden Punkten korrespondiert auch ein gewisser Verlust des gesellschaftlichen Prestiges, insbesondere bei den Klosterinstitutionen. Aus ihren Positionen wurden sie in erster Linie von den sich entwickelnden Königsstädten verdrängt. d) Verpfandungen der Kirchengüter: Die Verpfändungen des Kammereigentums wurden auch in der Zeit König Wenzels IV. auf die Grundherrschaften der Kircheninstitutionen erweitert 8 . Zumeist handelte es sich um die Überlassung der Spezialsteuer, die von den Klöstern zugunsten des Adels in die Kammer kam. Diese Dispositionen führten zu relativ engen Bindungen zwischen den Klöstern und den Adeligen, die selbst in den Klöstern die vom König überlassenen Renten eintrieben. Die Lockerung der Zentralmacht nach dem Tode Wenzels IV. veranlaßte diese Adeligen sogar zur Unterjochung einiger Klöster. Schon in der Zeit vor dem Jahre 1419 waren die Klöster manchmal nicht in der Lage, den Pfandinhabern die schuldigen Renten zu zahlen. Als Ersatz verpfändeten sie ihnen einige ihrer Güter.
6 J. Cechura: Sekularizace cirkevnich statkü v husitske revoluci a nektere aspekty ekonomickeho a sociälniho vyvoje v Cechäch v dobe pozdniho stredoveku, in: HT, 9 , 1 9 8 6 - 7 , S. 91 ff. 7 Zusammenfassend: J. Cechura: Das Wirtschaftsmodell der Zisterzienser in Böhmen (1140-1419), in: Historia i kultura cystersöw w dawnej Polsce i ich europejskie zwiazki, Poznan 1987, S. 87ff. 8 A. Sedläcek: Zbytky register krälüv rimskych a ceskych z let 1361-1480, Praha 1914, Nr. 270ff.
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3.4 Die Säkularisation der Kirchengüter in Westböhmen in den Jahren von 1419 bis 1420 (1450) Relativ umfangreiche Quellen für den Kreis Pilsen ermöglichen die Feststellung der wichtigsten quantitativen Relationen, die den Umfang und die Dynamik der Säkularisation in den für den gesamten Prozeß entscheidenden Jahren 1419/1420 charakterisieren 9 , (vergl. Tabelle 5). Tabelle 5: Umfang der Säkularisation der Klostergüter in Westböhmen am Ende des Jahres 1420 1 0
Kladruby (Benediktiner) Plasy (Zisterzienser) Pomuk (Zisterzienser) Manetin (Johanniter) Teplä (Prämonstratenser) Chotesov (Prämonstratenserinnen) Pivon (Augustiner-Eremiten) Rokycany (Augustiner) Prager Erzbistum andere
Landbesitz zu Beginn des Jahres 1419
Dörfer, welche in den Jahren 1419-20 verlorengingen
Ganze Dörfer
Ganze Dörfer
Dorfteile
87 74 88 28 66
18 4 14 1 4
max. max.
54 10 3 38 20 468
5 4 6 10 4 70
max. min.
Dorfteile
13 60 88 28 6
15 5 3 38 20 276 (58,8%)
1 2 14 1 -
3 -
6 10 4 41 (58,5%)
Der Säkularisationsprozeß in Westböhmen in den Jahren 1419/1420 war sehr dynamisch. Er beeinflußte unmittelbar die weitere Existenz der Kircheninstitutionen, insbesondere die Klosterfundationen. Der Adel hat sich innerhalb kürzester Zeit - praktisch während 18 Monaten - mindestens 60 % der Kirchengüter in der Pilsner Region angeeignet. Viele Klostergründungen wurden de facto vom katholischen Adel zum baldigen Untergang verurteilt. Der Übergang der Kirchengüter in Adelshände verlief dabei nicht einheitlich; er geschah auf unterschiedliche Arten: - Klosterpfandungen vor dem Jahre 1419, - elementare Beschlagnahme des Kircheneigentums, - Pfander von Sigismund von Luxemburg, - Klosterpfänder nach dem Jahre 1419. 9 J. Cechura: Rozsah a dynamika, S. 60. 10 Im Detail: J. Cechura: Rozsah a dynamika (vgl. Anm. 5), S. 52ff.
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Wie die schriftlichen Quellen zeigen, hat die Elementarsäkularisation in den Jahren 1419/1420 nur ungefähr 5% der Klostergüter in der Region betroffen. Insgesamt hat sie kaum mehr als ein Zehntel dieser Güter berührt. Hier werden zwei Grundlinien deutlich: Die erste - das sind die elementaren Beschlagnahmen, welche vom niederen Adel durchgeführt wurden, der sich dann nachträglich um die Rechtsbestätigung der mit Gewalt gewonnenen Güter bemühte. Der Gewinn der Kirchendörfer durch den niederen Adel bedeutete meist nur eine Episode in der Bewegung dieser Güter in weltlichen Händen nach dem Jahre 1419. An der Elementarsäkularisation beteiligte sich auch der hohe Adel. Seine Gewinne aus den Jahren 1419/1420 waren von längerer Dauer als dies beim niederen Adel der Fall war. Zum Beispiel blieben einige Güter, die Burian von Gutstein durch elementare Beschlagnahme gewann, bis in das erste Drittel des 16. Jahrhunderts hinein im Besitz der Familie. Die zweite Linie - das ist die Abrundung des schon verpfändeten Kircheneigentums, vor allem durch den höheren Adel. Er ergänzte insbesondere die Verpfandungen von Sigismund, die zu seinem Nutzen vorgenommen wurden, durch direkte Beschlagnahme weiterer Dörfer. Diese Form der elementaren Beschlagnahme dauerte wesentlich länger, und im Fall der Familien von Kolovrat und Gutstein wurde sie sogar später «ex post» rechtlich bestätigt. Sigismunds Versetzungen des Kircheneigentums betrafen vor allem ganze Komplexe des Kirchenbodens, die nach seinem Willen insbesondere in die Hand des hohen Adels übergingen. Die größte Macht und den größten Einfluß hatte das Geschlecht derer von Schwanberg. Dies zeigte sich zweifellos auch am Umfang des Kirchenbesitzes, den diese Familie dazugewann. Der niedere Adel gewann durch Sigismunds Einschreibungen zumeist einzelne Dörfer, aber auch der Hochadel lehnte die Einschreibungen für verstreut liegende Güter nicht ab. Den entscheidenden Anteil an der Säkularisation der Kirchengüter in Westböhmen hatte aber der Hochadel, dessen Mitglieder am Ende des Jahres 1420 insgesamt 60% der säkularisierten Kirchengüter unter sich aufgeteilt hatten. Er wußte also seine Machtstellung in ganzem Maße zu einer großen Bereicherung auszunutzen. Den Hochadel repräsentierten hier nur 4 Herrenfamilien (Schwanberg, Kolovrat, Gutstein und Riesenberg), von denen sich vor allem die Schwanberger an der Säkularisation beteiligt haben. Zum Ende des Jahres 1420 hielten sie wenigstens 133 Kirchendörfer und zeitweilig auch alle Güter des Klosters Teplá, d.h. 60 Dörfer 1 1 . Die Mitglieder des niederen Adels gewannen, wenn sie auf eigene Faust Klostergüter beschlagnahmten, was nur im Falle von Chotésov und Plasy belegt ist, dabei höchstens 1 - 3 Dörfer. Die Dauerhaftigkeit ihres Gewinns war dazu noch sehr problematisch. Der einzige Mann aus niederem Adel, der im Umfang
11 Im Detail: J. Cechura: Rozsah a dynamika, S. 59f.
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des gewonnenen Kirchenbesitzes mit dem Hochadel zu konkurrieren imstande war, war Zdenek von Drstka - als Halter der erzbischöflichen Grundherrschaft Horsovsky Tyn. Tabelle 6: Anteil des Adels in Westböhmen an den säkularisierten Kirchengütern am Ende des Jahres 1420
Hoher Adel Niederer Adel
ganze Dörfer
Dorfteile
75% 25%
56% 44%
Der Landfrieden von Plzen sollte eine Adels-, Kirchen- und Stadteinheit sein. Trotzdem haben sich die Königsstädte in Westböhmen - konkret Plzen, Stribro und Tachov (Klatovy und Domazlice waren Mitglieder des Städteverbandes von Tabor), an dem Gewinn des kirchlichen Landeigentums praktisch nicht beteiligt. Das ist umso auffallender, da es gerade um Plzen und Stribro herum eine starke Konzentration der Klostergüter gab und die Aktivität Plzens im militärischen Bereich des Landfriedens bedeutungsvoll war. Die Kircheninstitutionen hatten etwa Mitte des 15. Jahrhunderts (entweder dauernd oder vorübergehend) schätzungsweise 80% jener Lokalitäten verloren, die sie zu Beginn des 15. Jahrhunderts besessen hatten. Erst um das Jahr 1500 herum begann der langsame und schwierige Prozeß der Restitution. Er hing von den finanziellen Möglichkeiten nicht nur der sich langsam neu aufbauenden Kirchengrundherrschaften, sondern auch des böhmischen Königs ab. Es war nämlich üblich, daß die böhmischen Herrscher noch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts viele Liegenschaften in derselben Art verpfändeten, wie es Wenzel IV. um ein Jahrhundert früher getan hatte 12 .
3.5 Die Säkularisation der Kirchengüter in Südostböhmen in den Jahren von 1420 bis 1450 In Südostböhmen war der Kirchenbesitz in der vorhussitischen Zeit umfangreich. Schätzungsweise gehörte etwa ein Drittel aller Güter in dieser Region der Kirche. Bisher wurde noch kein bedeutender Versuch unternommen, die Größe der Domänen einzelner Kircheninstitutionen in Südostböhmen zu bestimmen, hauptsächlich deshalb, weil die Quellen häufig nur sehr unvollständig sind und
12 J. Cechura: Chotesov v 15. stoleti, MZK, 27, 1991, S. 51-78.
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einige von ihnen aus späterer Zeit stammen. Trotzdem kann man zumindest den Umfang kirchlichen Bodenbesitzes für das Jahr 1419 skizzieren. Tabelle 7: Der annähernde Umfang des kirchlichen Bodenbesitzes in Südostböhmen zu Beginn des 15. Jahrhunderts 13 Kircheninstitutionen Lounovice (Prämonstratenserinnen) Opatovice (Benediktiner) Podlazice (Benediktiner) Pohled (Zisterzienserinnen) Säzava (Benediktiner) Sedlec (Zisterzienser) Sezemice (Zisterzienserinnen) Skalice (Zisterzienser) Svate Pole (Zisterzienser) Vilemov (Benediktiner Zdär (Zisterzienser) Zeliv (Prämonstratenser) Prag - Erzbistum: Cesky Brod Herälec Kfivsoudov Cervenä Recice + Pelhrimov Trhovy Stepänov Litomysl - Bistum Vysehrad - Domkapitel: Kralovice, Zahrädka und einige verstreute Dörfer andere
Zahl der Lokalitäten
min. 60min. 4-
81160-
40 90 60 10 65 70 6 10 15 65 41 50 14 21 10 91 11 85
50 100-120
Als Ausgangsmoment des Säkularisationsprozesses in Südostböhmen (doch auch überall in den Regionen, die in den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts unter hussitischer Kontrolle standen) wird die direkte Auflösung (Liquidation) der Grundherrschaft der Kirche gesehen. Es kam hier zu gewaltsamen Aktionen gegen die Kircheninstitutionen, die manchmal auch zum Tode der Konventmitglieder führten. Der weitere Fortgang, der zur Aufhebung der Grundobrigkeit der Kirche führte, hing von den Interessen einzelner hussitischer Machtzentren ab, die entschieden, was mit den so freigewordenen Kirchengütern geschehen sollte. Die Prager bemächtigten sich der obersten Herrscherrechte und auch aller Einkommen, die der Königskammer gehörten. Solche Bemühungen hat die Organisation des Städteverbandes unterstützt. Sie übte auch die tatsächliche Aufsicht über die Güter der Klosterfundationen aus, die sich auf dem unter ihrer Kontrolle ste-
13 Im Detail: J. Cechura: Sekularizace cirkevnich statkü (vgl. Anm. 5), S. 191 ff.
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henden Gebiet befanden. Man kann darüber nachdenken, daß die Prager sofort die Ausübung der Gründerrechte übernahmen, die ursprünglich der Herrscher besaß. Aus dieser Befugnis haben sie auch ihre eigenen Verwalter für die eroberten Klöster und ihre Grundherrschaften eingesetzt. Ebenso übten auch die Bruderschaften von Täbor und Orebit ihre oberste Macht über die Regionen aus, die ihnen untergeordnet wurden 1 4 . Auch sie delegierten ihre Hauptmänner, spätere Adelige (am Anfang wohl nur niederen Adels), welche via facti die Landobrigkeit auszuüben begannen. Dieser Prozeß der Säkularisation ging in der Tat von der Machtstellung der hussitischen Zentren aus und stützte sich auf die vier Prager Artikel; daraus ging dann der Rechtstitel zur Beschlagnahme der Kirchengüter hervor. Deshalb ist kein Rechtsakt bekannt, durch welchen die Ausübung der Landesobrigkeit über die Kirchengüter an einen der Hauptmänner übergeben wurde. Im Gegensatz zu den Städten (z.B. der Vertrag zwischen den Pragern und Kutnä Hora) war hier kein Rechtsakt notwendig, weil die Klosterkommunen aufhörten zu existieren 15 . Im Säkularisationsprozeß spielten die Eroberung und Vernichtung der Klöster eine bedeutende Rolle. Dies ist in Böhmen schon seit dem zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts (Opatovice 1415) erkennbar. Im Jahre 1420 kamen zu diesen ungeregelten Aktionen noch Eroberungen von Klöstern durch das hussitische Militär und auch hussitischen Adels hinzu. In den Vordergrund trat nun das strategische, aber auch das Verpflegungs- und das wirtschaftliche Element überhaupt. Die Mehrheit der Klöster war in vorhussitischer Zeit nicht nur gut befestigt worden, so daß sie als Festung genutzt werden konnten (beispielsweise Opatovice), sondern sie waren auch Vorratskammern für Nahrungsmittel 1 6 . Die Säkularisation der Kirchengüter nach dem Jahre 1420 hatte in dem Gebiet, das bis auf wenige Ausnahmen unter hussitischer Kontrolle stand, Massencharakter. Sie betraf jede Klosterfundation, jedes Verwaltungszentrum der erzbischöflichen Herrschaft und dergleichen. Aus dieser Feststellung läßt sich insgesamt der Schluß ziehen, daß der Säkularisationsprozeß in Südostböhmen alle Kirchengüter in dieser Region betraf. Es ist nicht anzunehmen, daß irgendein Kloster in dieser Gegend in der Zeit der hussitischen Revolution nur die Zahl der Dörfer verlor, die in den Verpfandungen von Sigismund (hauptsächlich aus den Jahren von 1436 bis 1437) eingeschrieben waren. Wenn der Konvent lange Jahre im Exil weilte oder gar aufhörte zu existieren, ist die logische Schlußfolgerung, daß alle Güter des Klosters beschlagnahmt wurden. Durch die Beschlagnahme der Kirchengüter kam es fast zum Verschwinden der Kirche aus der Region Südostböhmen. Dies wird insbesondere vom institutionellen Standpunkt aus deutlich. Mit dem Bistum von Litomysl beispielsweise hört auch die Mehrheit der
14 Vgl. J. Kejr: Trhy a trhove vsi v Cechäch a na Morave, in: PHS, 28, 1987, S. 5ff. 15 J. Kejr: Prävni zivot v husitske Kutne Höre, Praha 1958, S. 37ff. 16 Im Detail: J. Cechura: Sekularizace (vgl. Anm. 5).
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Tabelle 8: Die eroberten Klöster in Südostböhmen in der Zeit der hussitischen Revolution 1 7 Lounovice Opatovice Podlazice Pohled Säzava
1420 erobert von den Taboriten 1421 erobert von Divis Borek von Miletinek und den Orebitern 1421 erobert von den Orebitern 1424 ausgeplündert durch Herren von Polnä 1421 erobert von den Pragern od. von Sezema Zajimäc v. Kunstät auf Jevisovice
Sedlec
1421 erobert von den Prägern
Sezemice Skalice
1421 erobert von den Taboriten und Pragern (?) 1421 erobert von den Pragern
Svate Pole Vilemov Zdär
1420 erobert von den Orebitern 1421 erobert von den Pragern 1423 (?) erobert von Divis Borek v. Miletinek und Orebitern
Zeliv
1420 ausgebrannt 1428-1431 (?) erobert von Mikuläs Sokol von Lemberk
untergegangen untergegangen untergegangen 1452 Restaur. nach 1437 Rückkehr des Konvents 1454 Rückkehr des Konvents untergegangen Mitte 15. Jh. Rückkehr des Konvents untergegangen untergegangen nach den 30er J. d. 15. Jh. Rückkehr d. Konv. in 30er J . d . 15. Jh. Restaurat. durch Mikuläs Trcka von Lipä
sowohl klassischen als auch städtischen Klosterfundationen auf, zu existieren. Kehrten die Ordensbrüder nach Jahrzehnten in die Orte ihrer ehemaligen Klöster zurück, so hing ihr weiterer Aufenthalt fast ausschließlich vom Adel ab, der die Ausübung der Landesobrigkeit über die ehemaligen Klosterherrschaften nunmehr in seinen Händen hatte. Hinsichtlich der Pfarrverwaltung wurde diese Region ausgeprägt utraquistisch. Auffallende Strukturveränderungen können in den Reihen des Adels beobachtet werden. Die Mehrheit der Mitglieder des höheren Adels, welche der katholischen Kirche treu blieben, hatte ihre Positionen verloren - vor allem ihre Macht- und damit auch die wirtschaftliche Stellung. Allmählich wurde der höhere Adel in jene Regionen verdrängt, die von Sigismund kontrolliert wurden. Große Verschiebungen ergaben sich auch innerhalb des niederen Adels. Die positiven Veränderungen, die auf Dauer erhalten blieben, betrafen nur eine begrenzte Schicht dieses Adels - nämlich jene, die die hussitische Revolution zu ihrem gesellschaftlichen Aufstieg nutzen konnten. Zur Gewinnung von Kircheneigentum als Grundlage für die neue Macht der Geschlechter aus niederem Adel gab es zwei Wege. Erstens war es die Besetzung der Klosterherrschaften gleich zu Beginn der hussitischen Revolution, also in den Jahren 1420/1421. Auf diese Weise gewann insbesondere Divis Borek von Mile-
17 J. Cechura: Sekularizace (vgl. Anm. 5), S. 195ff. mit Belegen und Quellen.
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tinek auf Kunetickä Hora (nach seinem Tode im Jahre 1438 dann sein Bruder Detrich, welcher Mitte des 15. Jahrhunderts praktisch alle Gewinne von Divis behalten hatte) in Südostböhmen riesiges Eigentum an Boden. Der zweite Weg zur Erlangung von Kircheneigentum ergab sich durch die allmähliche Machtdifferenzierung unter den hussitischen Hauptleuten, welche mit ihrer «Feudalisation» zusammenhing. Dies war insbesondere der Weg des Vilem Kostka von Postupice, der den umfangreichen Bodenbesitz des Bistums Litomysl, des Klosters in Lanskroun und der Grundherrschaft Landsperk, welche vor dem Jahre 1419 zum Bistum Litomysl gehörte, gewann. Es ist aber bemerkenswert, daß gerade jener Adelige, der während der hussitischen Revolution die größte Menge an Kirchengütern in Böhmen gewonnen hat - mehr als 300 Dörfer - keinen dieser beiden beschriebenen Wege ging. Mikuläs Trcka von Lipa hatte den Weg der individuellen Freibeuterei gewählt. Es war eindeutig die innenpolitische Situation in Böhmen nach dem Jahre 1430 - noch dazu von ununterbrochenen Kämpfen begleitet die es Mikuläs Trcka ermöglichte, ein so riesiges Eigentum zu gewinnen. Eine ziemlich bedeutende Position eroberten sich die Städte in Südostböhmen. Ihre Einschaltung in einzelne Verbände der Hussiten äußerte sich allerdings nicht nur in Machtkämpfen. Die Städte in dieser Region beteiligten sich selbst an der Säkularisation der Kirchengüter. Hradec Krälove gewann 12 Dörfer des Klosters Opatovice, Kourim einige Dörfer des Klosters Skalice, die in seiner Nähe lagen. Cesky Brod, bis zu den Hussitenkriegen zum Erzbistum gehörig, wurde schon im Jahre 1437 zum Kammerstädtchen, zu dem auch die vorhussitischen Kirchengüter in seiner Nähe gehörten. Auch Kutnä Hora (oder die hiesigen Bürger) gewann - zumindest zeitweilig - einige Güter des Klosters Sedlec, die in seiner unmittelbaren Nachbarschaft lagen.
3.6 Die summarische Charakteristik der Säkularisation im hussitischen Böhmen Am bedeutendsten ist meiner Meinung nach die Feststellung, daß der Umfang der Säkularisation in der Zeit der hussitischen Revolution wesentlich größer war, als man bisher in der tschechischen Literatur annahm. Außerdem handelte es sich in beiden erforschten Gebieten um einen sehr dynamischen Prozeß. Nicht weniger wichtig ist die Tatsache, daß der Säkularisationsprozeß mit der Beschlagnahme der Güter der Kircheninstitutionen nicht endete, sondern es vielmehr in großem Umfang sogar direkt zum Untergang der Konvente kam. Außerordentlich dynamisch waren vor allem die Jahre von 1419 bis 1421, in denen die meisten Kirchengüter beschlagnahmt wurden. Im Gebiet von West88
böhmen wurden in den Jahren von 1419 bis 1421 fast 70% des Bodenbesitzes der Kirche beschlagnahmt oder verpfändet. Mitte des 15. Jahrhunderts waren etwa 90% des gesamten Umfangs der Kirchengüter des Jahres 1419 säkularisiert. Schon in den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts ging mehr als die Hälfte der Klöster im Kreis unter. In Südostböhmen erreichte die Menge der beschlagnahmten Kirchengüter bis zum Ende des Jahres 1421 volle 100% ihres Gesamtumfanges aus den letzten vorhussitischen Jahren. Gleichzeitig gingen mehr als drei Viertel der Kircheninstitutionen - wieder vorwiegend Klöster - unter. In den übrigen Fällen wurde der Konvent nach der Rückkehr (manchmal nach Jahrzehnten des Aufenthaltes im Exil) völlig von den adeligen Inhabern - den tatsächlichen Vollstreckern der Gründerrechte - abhängig. Die beiden untersuchten Regionen sind Gebiete, in denen die Konzentration der Kirchen-, insbesondere der Klostergüter in vorhussitischer Zeit die höchste in Böhmen war. Von dieser Tatsache ausgehend kann man eine Schätzung zum Umfang der Säkularisation im gesamten böhmischen Gebiet versuchen. Die Kircheninstitutionen verloren während der hussitischen Revolution fast 90% ihrer Güter - entscheidend waren dabei die Jahre von 1419 bis 1421. Diese ungefähre Schätzung kann auch nicht entscheidend durch die Tatsache geändert werden, daß einige Institutionen ihre verpfändeten oder beschlagnahmten Güter zurückkaufen konnten. Dies geschah nicht vor dem Ende des 15., sondern meist erst im 16. Jahrhundert. Überdies handelte es sich um seltene Ausnahmefälle (zum Beispiel das Kloster in Doksany oder das erneuerte Prager Erzbistum). Unvergleichlich wichtiger war der Prozeß der Allodifikation nach der Mitte des 16. Jahrhunderts. Seit der Regierungszeit Maximilians II. (1562 bis 1576) bekamen die verpfändeten Kirchengüter den Charakter von Freigütern. Bis zu dieser Zeit wurden sie meist als Bestandteil des Kammerbesitzes betrachtet. Der Adel war der entscheidende Faktor bei der Beschlagnahme der Kirchengüter in der hussitischen Revolution. Im Gebiet des katholischen Westböhmen war der Hochadel der Hauptgewinner der Säkularisation. Nur vier Herrenfamilien gewannen allein bis Ende des Jahres 1420 75 % der ehemaligen Kirchengüter. Diese Adelsfamilien teilten Westböhmen praktisch unter sich in einzelne Einflußzonen auf, die vollkommen unter ihrer Kontrolle standen. Der niedere Adel blieb vom Säkularisationsprozeß in Westböhmen weitgehend ausgeschlossen. An der Beschlagnahme des kirchlichen Bodenbesitzes in Südostböhmen beteiligten sich alle hussitischen Machtzentren. Solange die Kirchengüter nicht einzeln durch den niederen Adel säkularisiert wurden, übernahm irgendein Machtzentrum ihre Kontrolle und die Ausübung der Grundobrigkeit. Man eroberte diese Güter mit seinem Militär und delegierte hier eigene Hauptleute als Militärkommandanten und gleichzeitig als Wirtschaftsverwalter. Die hussitischen 89
Hauptleute übten die Verwaltung des ihnen anvertrauten Kirchenbesitzes in einer immer selbständigeren Weise aus. Sie stammten fast alle aus dem niederen oder höheren Adel. Ihre Abhängigkeit von den Machtzentren des Hussitentums war aber nicht immer so groß wie man annimmt. Mitte des 15. Jahrhunderts gehörten nur drei Familien aus dem niederen Adel zu den bedeutenden Inhabern ehemaliger Kirchengüter in Südostböhmen: Trcka von Lipa, Borek von Miletinek und Kostka von Postupice. Die Trcka und Kostka wurden bereits in der Zeit Jiris von Podebrady in den Herrenstand erhoben. Die Bodengewinne der großen Mehrheit des niederen Adels waren hier entweder zeitlich begrenzt (sie überdauerten höchstens eine oder zwei Generationen), oder es gab überhaupt keine. Es ist also erforderlich, von den traditionellen Thesen der tschechischen Literatur, die besagen, daß vor allem der niedere Adel während der hussitischen Revolution wirtschaftlich gewonnen hat, Abstand zu nehmen. Die durchgeführte Analyse hat gezeigt, daß sich die vorhussitische Entwicklung der großen Mehrheit des niederen Adels im großen und ganzen kontinuierlich fortsetzte. Sie war durch zunehmende Verarmung charakterisiert, die sich als eine langandauernde Entwicklungstendenz erwiesen hat. Der Säkularisationsprozeß in der Zeit der hussitischen Revolution bedeutete einen Bruch der wirtschaftlichen Machtbasis der Kirche in Böhmen. In den von den Hussiten kontrollierten Gebieten ist diese Feststellung natürlich keine Neuigkeit. Aber in den Regionen, die unter der Kontrolle der katholischen Seite blieben (Westböhmen, aber auch Südböhmen und ein Teil von Nordböhmen), hat man bisher so bedeutende Eingriffe gegenüber den Kircheninstitutionen und ihren Bodenbesitz zumeist nicht angenommen. Beredter Beweis dafür ist die Zahl der untergegangenen oder zeitweilig verlassenen Kircheninstitutionen, in erster Linie der Klöster. Es handelte sich dabei um eine langfristige Erscheinung. Das wird u.a. auch durch die Tatsache bestätigt, daß es bis zum Jahre 1620 nur einigen wenigen Institutionen, die während der hussitischen Revolution untergegangen waren, gelang, ihre Tätigkeit zu erneuern.
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4 Grundherrschaften mit kontinuierlicher Entwicklung im spätmittelalterlichen Böhmen von 1350 bis 1550 In diesem Kapitel soll eine Art der Grundherrschaft beschrieben werden, deren wichtigstes Merkmal die innere Kontinuität in der Zeit von 1350 bis 1550 gewesen ist. Die Entwicklung solcher Herrschaften wurde weder unterbrochen, noch in anderer Weise durch die Säkularisation während der Hussitenzeit wesentlich beeinflußt. Sie konnte freilich von diesen Ereignissen tangiert werden. Trotzdem blieben sie sowohl in der Zeit unmittelbar nach dem Jahre 1419 als auch in der weiteren Periode von 1419 bis 1550 in der Lage, als derartige Grundherrschaft als im Grundzug wirtschaftliche Einheit mit einheitlichem ökonomischem und Verwaltungsmechanismus - zu existieren. Den genannten Typus findet man in Böhmen bei folgenden Herrschaften: 1. Adelsherrschaft 2. Stadtherrschaft 3. Grundherrschaften der Kircheninstitutionen, die als Ganzes beschlagnahmt (und säkularisiert) und in einer einzigen Hand als eingeschriebenes Gut erhalten wurden (durch die Allodifikation wurden sie zu Freigütern). Wenn hier von der kontinuierlichen Entwicklung bestimmter Grundherrschaften gesprochen wird, so ist es notwendig, diese Charakteristik als einen Ausdruck der überwiegenden Entwicklungstendenzen zu begreifen. Natürlich bedeutet es nicht, daß sich alle (vor allem die adeligen) Grundherrschaften kontinuierlich entwickelten. Gerade im Zusammenhang mit der Bildung der konzentrierten Klostergrundherrschaften in der Zeit zwischen dem zweiten und dritten Viertel des 13. Jahrhunderts wurde eine Reihe verhältnismäßig umfangreicher Bodenbesitzungen des Adels den Kircheninstitutionen übergeben und ging auf diese Weise ein 1 . Diese Tendenz ist auch für den späteren Zeitabschnitt gültig. Zum Beispiel sind die Besitztümer derer von Riesenburk, die zusammen mit der Familie der Vitkovci (Wittigonen) die mächtigsten Gegner von König Premysl Otakar II. (t 1278) waren, während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in einzelne Teile zerfallen 2 . Es gibt mehrere solcher Beispiele. Im Gegensatz dazu 1 Z.B. J. Cechura: Dve Studie k sociälne ekonomickemu vyvoji klästerniho velkostatku v predhusitskych Cechäch, in: SbNM, rada A, 42,1988, S. 7ff. 2 H. Beschorner: Die Herrschaft Riesenburg und ihre Besitzer bis zum Übergang in wettinischen Besitz i. J. 1398, in: R. Kötzschke (Hg.): Forschungen zur Geschichte Sachsens und Böhmens, Dresden 1937, S. 92ff.
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sind die während der Hussitenzeit beschlagnahmten Güter des Bistums in Litomysl nicht nur nicht zerfallen, sondern sie bestanden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als eine der bedeutendsten Grundherrschaften in ganz Böhmen 3 . Anhand der angeführten Beispiele wird deutlich, daß der institutionelle Standpunkt nicht ohne weiteres mit einem bestimmten Entwicklungstypus der Grundherrschaft in Böhmen verbunden werden kann.
4.1 Das Beispiel und die Ausnahme einer Adelsgrundherrschaft: Die Domäne derer von Rozmberk (Rosenberg) in den Jahren von 1350 bis 1550 Die südböhmische Domäne der Herren von Rosenberg kann als klassisches Beispiel einer kontinuierlichen Entwicklung der Adelsherrschaft in der Epoche von 1350 bis 1550 in Böhmen bezeichnet und als repräsentativer Typus dieser Wirtschaftsformation in Böhmen betrachtet werden. Innerhalb der Verhältnisse der Adelsgrundherrschaften war sie aber - hinsichtlich ihrer Dimensionen und insbesondere als Folge der großen inneren Stabilität - eine Ausnahmeerscheinung. Dank des Quellenreichtums und des langjährigen Forschungsinteresses wurden schon gewisse Aspekte der wirtschaftlichen Entwicklung der Rosenberger Domäne erkannt. Leider orientieren sich einzelne Arbeiten mehr auf Teilfragen. Sie bemühten sich zwar, die langjährige Entwicklung darzustellen, blieben aber gewissermaßen im Schatten früherer Vorstellungen4. Eine Gesamtanalyse der Rosenberger Domäne bis zum Aussterben der Familie (1611) wurde bisher nicht vorgelegt 5 .
4.1.1 Die Genesis der Rosenberg-Domäne bis 1380 Wenn im Falle der Rosenberger von einer «Domäne» gesprochen wird, so ist dieser Ausdruck meiner Meinung nach dem Begriff Grundherrschaft sehr ähnlich. Trotzdem beinhaltet sie in sich einige spezifische Merkmale. In den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts bestand diese Domäne aus insgesamt 19 Herrschaf-
3 Dazu J. Krivka: Litomyslsky velkostatek za Pernstejnti, in: RCSAV ,rada SV, rocnik 69, sesit 7, Praha 1959, S. 8 ff. 4 A. Mika: Feudalni velkostatek vjiinich Cechäch (XIV.-XVII. stol.), in: SH, 1, 1953, S. 122ff. 5 J. Pänek (Hg.): Vaclav Brezan: Zivoty poslednich Rozmberkü, Bd. I—II, Praha 1985, S. 648ff.
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ten, die zusammen nur teilweise ein territorial konzentriertes Besitztum ergaben. Das bedeutet, daß einzelne Herrschaften alle Funktionen erfüllten, die in wirtschaftlicher, verwaltungsmäßiger und rechtlicher Hinsicht zur Herrschaft als einer bestimmen Wirtschaftseinheit gehörten. Insgesamt setzte sie sich aus den mehr oder weniger zusammenhängenden, konzentrierten Bodenbesitztümern mit einem stabilen Verwaltungszentrum - der Burg - zusammen. Selbstverständlich waren zur Zeit der Bildung der Rosenberger Domäne diese Einheiten in Bewegung geraten. Einige Grundherrschaften wurden dazugekauft, andere dagegen gingen während der hussitischen Revolution verloren. Außerdem gehörte eine Reihe der kleineren und größeren Herrschaften nur zeitweilig den Rosenbergs. Ausgangspunkt der weiteren Untersuchung wird das Rosenberger Urbar aus den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts sein, das bereits alle erwähnten 19 Herrschaften umfaßte (insgesamt 390 Dörfer und 28 Städtchen) 6 . Die eigentliche Entstehung der Domäne begann mit den Aktivitäten des Vitek von Prcice (1169-1194) und seiner fünf Söhne, die sich von den Familiengütern in Mittelböhmen aus nach Süden orientierten. Zur Zeit von Vok, Viteks Enkel (1220-1262), begann die dynamische Kolonisation des böhmischen Südens. Eines ihrer Hauptziele war die Aneignung der Reste der Krongüter, die dort im Besitz der böhmischen Könige waren. In den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts erreichte die Kolonisation der Nachfolger Viteks in Südböhmen schon das Gebiet an der oberen Moldau 7 . Premysl Otakar II. hatte versucht, die Schmälerung der Krongüter durch zwei Fundationen zu verhindern. In den Jahren von 1259 bis 1263 wurde das Zisterzienserkloster in ZlatäKoruna gegründet, welches nur 4 km von einem der Verwaltungszentren der sich bildenden Domäne - Cesky Krumlov - entfernt war 8 . In den Jahren von 1263 bis 1265 gründete Premysl Otakar dann die Königsstadt Ceske Budejovice (40km von Krumlov entfernt) 9 . Mit der Nachbarschaft des böhmischen Königs und der Familie von Viteks Nachfolgern im Jahre 1278 endete die erste Etappe des Vordringens der Vitkovci nach Süden. Die zweite Etappe fand zur Zeit Oldrichs I. von Rosenberg, eine Linie der Nachfolger des Vitek von Prcice, statt 1 0 . Sie stellte sich als der eigentliche Prozeß der Vollendung des Siedlungsausbaus der einzelnen Herrschaften dar. Die Siedlungen wurden nach strategischen Gesichtspunkten an Fernstraßen angelegt, die die böhmisch-bayerischen und böhmisch-österreichischen Grenzen mit Prag verbanden. Ganz offensichtlich ist dies im Fall der Verbindung Prags
6 U. Henningsen: Besitz und Einkünfte der Herren von Rosenberg in Böhmen nach dem Urbar von 1379/84, Marburg 1989, S. U f f . 7 J. Cechura: Pocätky vysebrodskeho klästera, in: JSH, 50, 1981, S. 4ff. 8 J. Cechura: Prispevek k nejstarsim dejinäm Zlate Koruny, in: JSH, 48,1979, S. 97ff. 9 J. Cechura: Pocätky krälovskeho mesta Ceskych Budejovic, in: JSH, 53, 1984, S. 57ff. 10 U. Henningsen: Besitz, S. 3f.
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mit Linz 11 . Die Güter der Rosenbergs wurden unter einem besonderen politischen, strategischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkt aufgebaut. Ein wichtiger Umstand, der die innere Stabilität der Domäne bezeugte, war das Privileg Karls IV. aus dem Jahre 1362 12 . Seinem Text gemäß behielten die Brüder von Rosenberg (das war der Name der Familie seit Beginn des 14. Jahrhunderts) im Falle der Kinderlosigkeit einer von ihnen das Recht, sich gegenseitig ohne Rücksicht auf das königliche Heimfallrecht zu beerben. Im Jahre 1374 wurde die Domäne unter den Brüdern Oldrich, Peter und Jan geteilt. Vorher besaßen sie die ganze Domäne ungeteilt (Unteilbarkeit) 13 . Gleichzeitig vergrößerten die Rosenbergs ihre Besitztümer auch außerhalb Südböhmens. Im Gebiet Plzen gehörten ihnen zwei Herrschaften (Vildstejn und Strasice). Es ist bemerkenswert und entspricht der Zersplitterung des adeligen Grundbesitzes in Böhmen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, daß am Ende der siebziger Jahre die Rosenbergs die größten adeligen Grundbesitzer im Kreis Plzen überhaupt waren (mit knapp 30 Dörfern) 14 . Sie drangen aber noch weiter vor. In Mittelböhmen gewannen sie beispielsweise im Jahre 1334 die Herrschaft Zizelice hinzu 15 . In den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts (die Handschrift wurde nicht datiert) entstand das Urbar, das eine ziemlich ausführliche Beschreibung der Rosenberger Domäne im Augenblick der Beendung seiner territorialen Entwicklung in der vorhussitischen Zeit bietet 16 . J. Susta hat bereits im Jahre 1906 belegt, daß es sich um eine Reinschrift von zwei Urbaren handelt, die - zumindest als Teilurbare für einige Herrschaften - schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zur Zeit Oldrichs I. entstanden. Herrschaften, die in den Jahren 1350 und 1366 gewonnen wurden, wurden selbstverständlich nachträglich in diese ursprünglichen Vorlagen eingeschrieben 17 . Es handelt sich um das älteste Adelsurbar in Böhmen, aus dem sich die aus Tabelle 9 ersichtlichen Angaben ergeben. Es ist bemerkenswert, wie unterschiedlich die einzelnen Herrschaften waren, zumindest was die Zahl ihrer Dörfer betrifft. Zum Beispiel umfaßte die Herrschaft Rozmberk acht Mal mehr Dörfer als Hazlach (in Oberösterreich). Meiner Meinung nach gehörten die Herrschaften mit hohen Dorfzahlen (Rozmberk, Pribenice, Pribenicky, Cesky Krumlov) zum Kristallisationskern der Rosenberger Domäne. Demgegenüber bewegte sich bei denjenigen Herrschaften, die im Verlaufe des 14. Jahrhunderts gewonnen wurden, die Zahl ihrer Dörfer nur
11 12 13 14 15 16 17
94
U. Henningsen: Besitz, S. 15. J. Susta: Glosy k rozmberskému urbàri, in: CCH, 12, 1906. J. Susta: Glosy, S. 35. J.Cechura: Strukturapozemkovédrzby vzàpadnich Cechàch vroce 1419, in: SH, 31,1985, S. 5ff. RBM IV, Nr. 2175. J. Truhlàr (Hg.): Urbàr zbozi Rozmberského z roku 1379, Praha 1880, S. 1 ff. J. Susta: Glosy (vgl. Anm. 12).
Tabelle 9: Die Rosenberger Domäne in den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts 18 Herrschaft
Rozmberk N. Hrady Pribenice Choustnik Vildstejn Zizelice Hazlach Vitküv Kamen Frymburk Cesky Krumlov Dívcí Kämen Podéhusy Helfenburg Bukovsko Pííbénicky Milicin Sedlcany Strasice Treboñ
Gewonnen im Jahre (1. Quellenbeleg) 1250 1255 1243 1322 1360 1334 1341 1277 1302 1240/1302 1349 1262 1290 1323 1243 1350 1262
?
1240/1366
Zahl der Dörfer
67 14 34 25 13 15 8 16 10 32 12 18 23 16 30 13 15 16 13 390
Zahl der Kleinstädte
5 3 2 2 -
2 1 -
1 1 -
2 1 2 1 3 1 1 28
zwischen 10-20. Es scheint aber, daß die bloße Zahl der Dörfer nicht in direkter Proportion zu den obrigkeitlichen Einnahmen stand. Ute Henningsen zog nach der Untersuchung der sechs Kleinstädte innerhalb der Rosenberger Herrschaften (Nové Hrady, Hazlach, Frymburk, Milicin, Sedlcany und Radnice), für die sich im Urbar genügend Unterlagen zu ihren Geldeinnahmen befinden, interessante Schlußfolgerungen. Sie stellte fest, daß diese untertänigen Kleinstädte eine weit bedeutendere Rolle spielten, als man nach einem Blick auf die innere Struktur - bei dem sie im Grunde als landwirtschaftliche Siedlungen erschienen - erwarten könnte. Die Einnahmen der Obrigkeit aus den sechs untertänigen Kleinstädten waren in diesen Herrschaften höher als diejenigen aus den 60 Dörfern, welche zu diesen Herrschaften gehörten. Nach Meinung der Autorin geht daraus hervor, daß die wirtschaftliche Bedeutung der Kleinstadt zu der des Dorfes etwa in der Relation 1:10 stand 1 9 . Ich merke dazu an, daß die genannten sechs Kleinstädte zu nur fünf Herrschaften gehörten, da die Kleinstadt Radnice im Urbar formal der Herrschaft Sedlcany angegliedert wurde.
18 U. Henningsen: Besitz (vgl. Anm. 6), S. 89ff. 19 U . Henningsen: Besitz, S. 79.
95
4.1.2 Die Regiewirtschaft der Rosenberger Domäne in den Jahren von 1350 bis 1550 Die Angaben des Rosenberger Urbars können (außer im Falle von Trebon, das im Jahre 1366 gekauft wurde) zumindest für den Zeitabschnitt bis zum Jahre 1350 benutzt werden. Bei diesen Schriftstücken der obrigkeitlichen Verwaltung in Böhmen war es gewöhnlich so, daß sie nur teilweise Salland beschrieben 20 . Die Zahlungen in Bargeld waren der entscheidende Einnahmenposten der Rosenbergs. Das bedeutet, daß die Rente in Geldform hier allgemein verbreitet war, die Naturalien- und die Fronarbeitsrente spielten eine relativ untergeordnete Rolle. Das Urbar schildert teilweise noch die Verhältnisse der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts; dies ist aus der Tatsache ersichtlich, daß der Reluitionsprozeß der Naturalien- und Fronarbeitspflichten ziemlich stark war. Andererseits wurde auf den Herrschaften, für die sich keine Angaben über die Fronarbeit finden, keine totale Reluition durchgeführt (Trebon, Frymburk, Hazlach). Dies zeigen einige Urbare aus einzelnen Herrschaften der Domäne aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 21 . Hinsichtlich der Form der Bewirtschaftung der Regieeinrichtungen (Höfe) ist hier in erster Linie die Fronarbeit interessant. Sie war auf dem Gebiet der Domäne sehr ungleichmäßig verteilt; insbesondere betraf sie die Herrschaften Pribenice, Pribenicky, Podehusy, Bukovsko und Zizelice. Mit Ausnahme der Herrschaft Zizelice, die in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Mittelböhmen gewonnen wurde, handelte es sich hier um die ursprünglichen Rosenberger Besitztümer. In Zizelice gab es aber den besten Boden der ganzen Domäne überhaupt 22 . Als typisches Merkmal der Fronarbeitspflicht kann die Tatsache bezeichnet werden, daß sie in den Dörfern unweit des Verwaltungszentrums einzelner Herrschaften in größerem Ausmaß bestand (sehr deutlich ist dies bei Cesky Krumlov und Rozmberk). In einigen Dörfern ist sie gar nicht festzustellen. Die Pflichten zum Frondienst wurden nach Henningsen mit einigen Regionen des alten Siedlungsgebietes und der frühen inneren Kolonisation verbunden 23 . Aus der Analyse der Fronarbeitspflichten geht hervor, daß die überwiegende Mehrheit der Herrschaften aus der Rosenberger Domäne Zentren der Landwirtschaft (die Höfe) besaß. Ihre Zahl war nicht groß. Beispielsweise findet man auf der Herrschaft Cesky Krumlov nur zwei Höfe. Unter Berücksichtigung der 32 Dörfer auf
20 U. Henningsen: Besitz, S. 23ff. 21 A. Kalny et alt. (Hg.): Soupis urbärü jihoceskych archivü 1378-1773, Bd. I, Ceske Budejovice 1976, S . 8 f f . 22 A. Mika: Osud slavneho domu, Ceske Budejovice 1970, S. 18. 23 U. Henningsen: Besitz (vgl. Anm. 6), S. 1 ff.
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dem Herrschaftsgebiet wird somit gleichzeitig der Umfang der Fronarbeitspflichten festgelegt. Tabelle 10: Die Zahl der Höfe auf der Herrschaft Cesky Krumlov 2 4 Jahr
Höfe
1370-1380 1560 1579
2 (ein Hof verpachtet) 3 7
Aus dem Umfang der Fronarbeitspflichten oder aus einzelnen Bemerkungen ist ersichtlich, daß diese Höfe zumeist nicht groß waren. Tatsächlich waren sie einem größeren Bauernhof gleichzusetzen. In einigen Fällen überschritten sie deren gewöhnliches Ausmaß von 1-2 Hufen. Die Höfe mit zwei und mehr Hufen waren aber sehr selten. Der größte Hof der gesamten Domäne in Dehtäre (Herrschaft Podehusy) bestand aus vier Meierhöfen, die zusammen 7V2 Hufen umfaßten («curia dominorum de IIII araturis, que continet l l l 2 laneum»). In der Zeit der Niederschrift des Urbars wurde aber diese Regiebewirtschaftung aufgelöst und der Hof gegen Geldzinsen und Naturalien verpachtet 2 5 . Aus den Bindungen zu den Verwaltungszentren der Herrschaften (Burgen) ist ersichtlich, daß die wichtigste Aufgabe der Höfe in der Versorgung dieser Zentren mit landwirtschaftlichen Gütern bestand. Wie einige zufallig erhaltene Rechnungsbelege (z.B. N. Hrady 1390/91) zeigen, war es die Regel, für diese Zentren eine Reihe von Grundnahrungsmitteln, insbesondere Getreide anzukaufen 2 6 . Das Netz der Höfe (sofern man einen solchen Ausdruck überhaupt benutzen darf) reichte allerdings nicht einmal zur Versorgung der Verwaltungszentren mit landwirtschaftlichen Produkten aus 2 7 . Deshalb ist es klar, daß die Höfe nicht für die Marktproduktion bestimmt waren. Der festgestellte Stand der Regiewirtschaft erhielt sich mit wenigen minimalen Veränderungen bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts 2 8 . Aus den Quellen ist ersichtlich, daß diese Höfe in dem Besitz der Rosenberger im 15. und und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts immer noch existierten. Ein Teil von ihnen wurde noch im Verlaufe dieser Zeit gegen Geldzinsen verteilt und verpachtet. Im 15. Jahrhundert wurden auf der Rosenberger Domäne keine neuen Höfe gegründet 2 9 . Hier macht sich also (analog zu den gesamtböhmischen Verhält-
24 25 26 27 28 29
A. Mika: Feudälni velkostatek, S. 146f. J. Truhlär (Hg.): Urbar, S. 38. J. Susta (Hg.): Purkrabske ücty panstvi novohradskeho z let 1390-1391, Praha 1909, S. 1 ff. A. Mika: Osud, S. 33. A. Mika: Feudälni velkostatek (vgl. Anm. 4), S. 142ff. A. Mika: Feudälni velkostatek, S. 144.
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nissen) eine andauernde Tendenz zur Verminderung des Umfanges der landwirtschftlichen Regieerzeugung bemerkbar 30 . Diese Feststellung kann durch die Angaben gestützt werden, zu welchen die amerikanische Forscherin Linda Longfellow Blodgett kam 31 . Hierzu muß angemerkt werden, daß ihr bedeutender Beitrag zur Entwicklung der Rosenberger Domäne - insbesondere im Zusammenhang mit der Frage der Bildung der «Gutsherrschaft» einerseits und der «sog. zweiten Leibeigenschaft (second serfdom, neo-serfdom)» andererseits - in der tschechischen Literatur nicht bekannt ist. Die Autorin untersuchte vor allem die Entwicklung der Fronarbeitspflichten innerhalb der Domäne im Verlaufe von mehr als 200 Jahren (1378/13901598/1607). Grundlage für ihre Forschungen waren die Angaben aus 31 Urbaren. Die Ergebnisse der Untersuchung sind bemerkenswert. L. Longfellow Blodgett stellte fest, daß die Fronarbeit auf der Domäne der Rosenberger am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges (Anfang des 17. Jahrhunderts) weniger verbreitet war als in der vorhussitischen Zeit. Das zeigt insbesondere die Zahl der Dörfer mit Fronarbeitspflichten, die von 28,8% auf 19,9% gesunken waren. Auch die Zahl der Fronarbeitstage auf eine Hufe sank von 9,8 Tagen auf 6 Tage je Jahr ( = 6 2 % des vorhussitischen Standes). Demgegenüber stieg die Zahl der Dörfer, für die die Fronpflichten in Geldzinsen umgewandelt wurden - und zwar von 14,6 % auf 18,2 %. In absoluten Zahlen stieg die Anzahl dieser Dörfer auf das Doppelte (von 41 auf 85). Signifikant ist die Entwicklung der sog. «man-days» ( = Zahl der Dörfer mit Fronpflicht x durchschnittliche Zahl der Fronarbeitstage auf eine Hufe x durchschnittliche Zahl der Hufe im Dorf): In den Jahren von 1378 bis 1380 waren es 7780, in den Jahren von 1598 bis 1607 nur 4075. Es kam also zu einer Verminderung auf nahezu die Hälfte (auf 52%). In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts unterlag nur etwa 1 / 3 (34,6%) der Rosenberger Dörfer irgendeiner Form der Fronarbeit; umgerechnet betrug diese einen Arbeitstag in sechs Wochen. Das ist natürlich etwas ganz anderes als die Zahl von 1 - 3 Fronarbeitstagen wöchentlich, die von den «serfs» verlangt wurden. 32 Rosenberger Höfe umfaßten etwa 5% des gesamten Ackerbodens der Domäne. Dabei ist allgemeine Bedingung für die Klassifikation der Herrschaft als «Gutsherrschaft» ein Umfang von mindestens 15-20 % des Bodens der Regiebewirtschaftung. Nach Meinung von L. Longfellow Blodgett trat Mitte des 16. Jahrhunderts eine gewisse Wendung ein. Im dritten Viertel des 16. Jahrhunderts begann eine bestimmte Renaissance der Fronpflichten; ihr Umfang nahm im großen und
30 SieheKap. 2. 31 L. Longfellow Blodgett: The «Second Serfdom» in Bohemia: A Case Study of the Rozmberk Estates in the 16th Century, in: I. Volgyes (Hg.): The Peasantry of Eastern Europe, Volume I (Roots of Rural Transformation), New York 1979, S. 6 - 9 .
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ganzen wieder das vorhussitische Niveau an. Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts wuchs die Zahl der Dörfer, in denen Fronarbeit verlangt wurde, von 81 auf 93. Diese mit Hilfe eines Computers gewonnenen quantitativen Angaben zeigen deutlich die Entwicklungstendenz der Rosenberger Domäne in den Jahren von 1380 bis 1550. Im Verlaufe dieser Zeit wurden die Fronpflichten wesentlich reduziert. Das hing auch mit der Gesamtorientierung der Domäne zusammen, die in diesem Zeitabschnitt nicht entscheidend auf der Regie-Getreidewirtschaft aufbaute. Eine neue Situation entstand in der Rosenberger Domäne während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Entwicklung der obrigkeitlichen Bierbrauerei 32 . Mit Blick auf diesen sehr rentablen Zweig der Verwertung eines Teiles der landwirtschaftlichen Produkte lohnte es sich, die Höfe für den Anbau von Getreide (Gerste) als Grundrohstoff zur Biererzeugung zu vergrößern oder neue Höfe zu gründen. Die Bierbrauerei als Grund für die Erweiterung der Regielandwirtschaft wurde schon vom Chronisten der letzten Rosenberger, Vaclav Brezan (1568-1618) angeführt 3 3 . Eine qualitative Veränderung im Verhältnis der Rosenberger zur landwirtschaftlichen Regiewirtschaft dokumentiert der Fall der Herrschaft Libejovice. Wilhelm von Rosenberg kaufte sie in den Jahren 1557-1559 34 . Diese insgesamt kleine Herrschaft wurde bis zum Ende des 16. Jahrhunderts in die «Rosenberger Kornkammer» umgewandelt 3 5 . Sie bot dazu aber auch objektive Voraussetzungen: Hier wurde der beste Boden aller südböhmischen Herrschaften der Rosenberger Domäne bewirtschaftet. Im Jahre 1587 begann man mit dem Aufbau des hofes Rozmberk mit einem Umfang von 25 (!) Hufen. Dort wurden im üblichen Dreifeldersystem 350 Strich Weizen, 150 Strich Korn, 180 Strich Gerste, 260 Strich Hafer und 20 Strich Erbsen ausgesät. Bei einer durchschnittlichen Ernte rechnete man mit dem sechsfachen Ertrag der Aussaat. Auf der Herrschaft Libejovice gab es zu dieser Zeit vier Höfe, die jährlich eine beträchtliche Menge Getreide lieferten (3660 Strich Weizen, 1040 Strich Korn, 2135 Strich Gerste, 3200 Strich Hafer). Die Höhe des Ertrages zeigt, daß jene Getreidesorten (besonders Weizen und Gerste) bevorzugt wurden, die für die Bierbrauerei benutzt werden konnten 3 6 . In dieser Zeit gab es auch eine Veränderung im Verwaltungssystem einzelner Herrschaften; beispielsweise steht aus dem Jahre 1590 das Verzeichnis der Höfe der Rosenberger Domäne («Soupis dvorü rozmberskeho dominia») zur Verfügung 37 . 32 33 34 35 36 37
A. Mika: Osud (vgl. Anm. 22), S. 98ff. J. Pänek (Hg.): Vaclav Brezan (vgl. Anm. 5). A.Mika: Osud, S. 112. A.Mika: Osud, S. 140. A. Mika: Osud, S. 141. SOA Trebon, CS-II-357-3.
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Die beschriebene Tendenz der landwirtschaftlichen Primärerzeugung in den Regieeinrichtungen der Domäne während der Jahre von 1350 bis 1550 kann durch weitere Tatsachen ergänzt werden. Die südböhmische Region gehörte nicht zu den fruchtbarsten im Lande, eher im Gegenteil. Die Regiegetreidewirtschaft der Rosenberger Domäne wich im Grunde nicht von der allgemeinen Entwicklung in Böhmen zu dieser Zeit ab. Es gab hier jedoch weitere Zweige der Regiewirtschaft, in denen die Rosenbergs bedeutende Aktiva verzeichneten. Ihre Anfänge gehen in die Zeit nach dem Jahre 1350 zurück. Zuerst ist es die Art und Weise, wie die Wälder ausgenutzt wurden. Diese wurden schon im Rosenberger Urbar aus den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts sehr ausführlich beschrieben 38 . Soweit wir die Angaben zum Gewinn aus dem Holzverkauf auf einzelnen Herrschaften zur Verfügung haben, handelte es sich bereits zu dieser Zeit um beträchtliche Summen 3 9 . Der sicherlich wichtigste (und auch bekannteste) Zweig der Regieunternehmung der Rosenbergs war die Teichwirtschaft. Hier ist ein ununterbrochenes Anwachsen von der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts an bis zum Ende des 16. Jahrhunderts festzustellen. Die Angaben über Gewinne aus dem Fischverkauf, die für einige Herrschaften zur Verfügung stehen, sind im Vergleich zu anderen Zweigen der Regiewirtschaft wirklich ergiebig. Auf etlichen Rosenberger Herrschaften erreichte der Jahresgewinn aus dem Fischverkauf einige Tausend Schock böhmischer Groschen. Bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts überschritt er bei weitem den Gewinn aus allen anderen Regieeinrichtungen 4 0 . Seit dem Übergang des 15. zum 16. Jahrhundert entwickelte sich im Zusammenhang mit der Verbreitung des Netzes der untertänigen Städte und Kleinstädte die obrigkeitliche Bierbrauerei. Schon im Verlaufe der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts erreichte sie einen solchen Aufschwung, daß sie die Wende in der Regieproduktion des Getreides in der Domäne entscheidend beeinflußte 41 . Darüber wurde aber bereits gesprochen. Nicht unbedeutend waren auch die Einnahmen aus der Bergbautätigkeit der Rosenbergs, welche sogar in die Prägung eigener Münzen mündete (in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts) 4 2 . In der gesamten Regiewirtschaft der Rosenbergs während der untersuchten Zeitepoche spielte also die landwirtschaftliche Primärerzeugung nur eine Nebenrolle. Dies ergab sich aus dem allgemeinen Zustand dieses Bereiches in Böhmen, der sich erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts herum änderte 4 3 . Innerhalb der
38 39 40 41 42 43
J. Truhlär (Hg.): Urbar (vgl. Anm. 16). A. Mika: Feudälni velkostatek (vgl. Anm. 4), S. 140ff. A. Mika: Feudälni velkostatek, S. 134. A. Mika: Feudälni velkostatek, S. 151 ff. A. Mika: Osud, S. 42ff. J. Janäcek: Ceske dejiny. D o b a pfedbelohorskä 1526-1547. Kniha I - dil 1, Praha 1968, S. 80ff.
100
Rosenberger Domäne wirkte dabei zweifellos auch die gesamte Intensität anderer Bereiche der Regiewirtschaft (Teichwirtschaft, Bierbrauerei, nichtlandwirtschaftliche Aktivitäten).
4.1.3 Die Rosenberger Domäne in den Jahren von 1380 bis 1550 Das Rosenberger Urbar konstatierte den Zustand der Domäne als Endphase ihrer Entwicklung während der gesamten Epoche der vorhussitischen Zeit in Böhmen. Die hussitische Revolution brachte einige Änderungen für die Domäne 4 4 . Man muß hier von der Tatsache ausgehen, daß das Zentrum des Hussitentums - Täbor, später eine Königsstadt - im Jahre 1419 direkt auf Rosenberger Gütern entstand. Diese Güter gehörten, was die Verwaltung betrifft, zu Pribenice und Pribenicky, von denen Täbor nur knapp 10 km entfernt ist 4 5 . Oldrich II. von Rosenberg (1403-1462) gelang es durch eine geschickte Politik bald, einen «modus vivendi» mit den Taboriten zu finden46. In den zwanziger Jahren konnten deshalb die Zehnten und später auch die Zinsen aus mehreren Rosenberger Dörfern praktisch direkt unter den Fenstern von Täbor, dem Zentrum des radikalen Hussitentums, eingetrieben werden. Dabei gab es nur geringe Änderungen in der Struktur der Verwaltungszentren. Beispielsweise wurden im Jahre 1421 die Zinsen von der Burg Choustnik («census a Przibienicz in castro Chusnik anno etc. 21 ..») im Jahre 1424 von Bechyne eingetrieben 47 . Danach, als die Burgen Pribenice und Pribenicky (im November 1421) von den Hussiten erobert wurden, wurde die Verwaltungsstruktur im Gebiet um Täbor reorganisiert. Zentrum der gesamten Region wurde Bechyne 48 . Trotzdem führten alle Umsturzereignisse in dieser Region zu keinem drastischen Rückgang der Zahlungsmoral der Untertanen. Im Gegenteil, die Angaben aus dem Jahre 1433 zeigen, daß sich die Situation hier überraschend schnell stabilisierte. Es scheint, daß das Rosenberger Dominium aus der hussitischen Revolution gestärkt hervorging. Zwar gingen die Herrschaften außerhalb Südböhmens (Vildstejn, Strasice und Zizelice) verloren, aber man hat größere Gebiete hinzugewonnen. In erster Linie sei das Besitztum des Klosters Zlatä Koruna (3 Kleinstädte und 150 Dörfer!) genannt 4 9 . Daneben wurden auch die Herrschaft des
44 F. Smahel: Dejiny Täbora 1.2., Ceske Budejovice 1990, S. 595ff. 45 F. Smahel: Dvanäct pramennych sond k sociälnim pomerüm na Täborsku od poloviny 14. do konce 15.stoleti, in: HT, 9, 1986-7, S. 277ff. 46 F. Smahel: Täborsti vladari, in: FHB, 4, 1982, S. 83ff. 47 F. Smahel: Dvanäct pramennych sond, S. 307. 48 F. Smahel: Dvanäct pramennych sond, S. 302. 49 J. Cechura: K nekterym otäzkäm hospodärskeho a sprävniho systemu cisterciäckych klästerü (Zlatä Koruna v predhusitskemobdobi), in: CSCH, 29,1981, S. 228ff., J. Kadlec: Dejiny klästera Svate Koruny, Ceske Budejovice 1949, S. 81 ff. 101
Prämonstratenserklosters Milevsko, die Güter des Tynkapitels und zwei strategische königliche Burgen mit dazugehörigen Anlagen (Zvikov und Hlubokä) beschlagnahmt 50 . Im Jahre 1462, dem Todesjahr Oldrichs II. von Rosenberg, waren neun Städte, 26 Kleinstädte und fast 700 Dörfer, alle im Territorium von Südböhmen, in seinem Besitz 51 . Das Rosenberger Dominium war jedoch hoch verschuldet. Sein territorialer Umfang blieb aber - trotz einiger Güterveränderungen - im Grunde genommen weniger (z.B. im Jahre 1484: acht Städte, 22 Kleinstädte, 500 Dörfer) 52 . Das Dominium konzentrierte sich (bis auf wenige Ausnahmen) in der südböhmischen Region. Im Vergleich mit dem Rosenberger Urbar aus den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts handelte es sich jetzt um eine wesentlich zusammenhängendere Domäne. Als ein ausgeprägt konstitutives Element wirkte hier das Besitztum der Klostergüter von Zlatä Koruna, das praktisch der Herrschaft Cesky Krumlov einverleibt wurde 53 . In der Mitte des 16. Jahrhunderts war das Rosenberger Dominium das reichste Besitztum in Böhmen 54 . Zu ihm gehörten fast 12000 Ansässige. Das Vermögen Wilhelms von Rosenberg betrug - nach der Schätzung aus dem Jahre 1557 mehr als 400000 Schock böhmischer Groschen. In ganz Böhmen gehörten den Rosenbergs volle 9 % der Ansässigen. Anders ausgedrückt: Jeder elfte Ansässige auf böhmischen Boden gehörte zum Rosenberger Dominium 55 .
4.2 Die Entstehung einer Stadtgrundherrschaft: Ceske Budejovice bis zum Jahre 1550 Die Problematik der Stadtherrschaft ist der jüngste Teil der Herrschaftsforschung. In der internationalen Forschung fehlt bisher eine zuverlässige allgemeine oder Definitionsabgrenzung. So auch in der deutschen Literatur, die sich in den achtziger Jahren intensiv mit dem Studium der Herrschaftsproblematik beschäftigte, dabei der eigentlichen Problematik der Entstehung und Typologie der Stadtherrschaft nicht die Hauptaufmerksamkeit widmete 56 . Obwohl auf
50 51 52 53 54 55 56
Belege bei A. Sedläcek: Zbytky register krälüv rimskych a ceskych z let 1361-1480, Praha 1914. A. Mika: Osud (vgl. Anm. 22). S. 9. A. Mika: Osud, S. 48. A. Kalny (Hg.): Soupis (vgl. Anm. 21), I, S. 52ff. A. Mika: Osud, S. llOf. A. Mika: Osud, S. 111. A. Haverkamp in. H. Patze (Hg.): Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 2, Sigmaringen 1983, S. 336ff.
102
diesem Gebiet sehr viel Neues in der letzten Arbeit von R. Kiessling57 angedeutet wird, wurde im Bereich der Genesis dieser Wirtschaftsformation noch lange nicht alles gesagt. Der Autor arbeitet mit einer weiten Abgrenzung «Stadt und Herrschaft», die seiner Meinung nach nicht mit dem Begriff «Stadt und Grundherrschaft» übereinstimmen muß 5 8 . Ganz anders stellt sich die Situation dar, wenn es um das Erkennen der eigentlichen Genesis der Grundherrschaft einzelner Städte geht 59 . In der tschechischen Literatur wird sogar noch in einer letzten Synthese aus dem Jahre 1980 davon gesprochen, daß die böhmischen Städte bis zur hussitischen Revolution überhaupt kein Bodenbesitztum hatten 60 . Dies steht im Widerspruch zu einigen Monographien, die schon vor Jahrzehnten 61 , ja sogar schon vor einem ganzen Jahrhundert 62 Belege für die Existenz der Stadtdörfer vorgelegt haben. Unter diesen Umständen mußte ich selbst versuchen, durch die Untersuchung der grundherrschaftlichen Struktur in Böhmen im Spätmittelalter zur Lösung dieser Frage beizutragen. Aus dieser Untersuchung entstand auch eine Arbeitsdefinition des Begriffes Stadtherrschaft 63 . Die Stadtherrschaft bildet zumeist ein zusammenhängendes Gebiet, ein relativ konzentriertes Bodenbesitztum, das eine eigene Rechtstellung hat. Es besteht vor allem aus dem die Stadt selbst umgebenden Gebiet (Stadtbezirk im engen Sinn des Wortes), zum Beispiel Vorstädte und direkt der Stadt zugehörige Felder, beziehungsweise weiterer unkultivierter Boden (lt. Kataster nicht zur Stadt gehörig) im Umkreis der Stadt. Weiter gehören die Dörfer oder Höfe dazu, die ein relativ konzentriertes, die Stadt umgebendes Besitztum bilden. Die Bewohner auf diesem Gebiet richten sich nach dem Stadtrecht. In den Gerichts-, Rechtsund Verwaltungssachen fallen sie unter die Kompetenz der Stadtämter (Gericht, Rat, Gemeinde und andere). Spezifisch und in konkreten Fällen ziemlich unterschiedlich war der Prozeß des Erwerbs und der Durchsetzung der obrigkeitlichen Rechte in den Grenzen der Herrschaft. Er hing nicht nur vom Stadttypus (königlich, adelsuntertänig, Bergstadt usw.) ab, sondern auch von der Struktur der Stadtämter. Die Bildung der Stadtherrschaft war ein langwieriger Prozeß. Er kann im Rahmen des 14. bis Mitte des 16. Jahrhunderts begrenzt werden. Manche ange-
57 R. Kiessling: Die Stadt und ihr Land, Köln 1990. 58 R. Kiessling: Die Stadt, S. 662 ff. 59 I.-M. Wülfing-Peters: Grundherrschaft und städtische Wirtschaft am Beispiel Lübeck, in: H. Patze (Hg.): Die Grundherrschaft (vgl. Anm. 56), Bd. 1, S. 451 ff. 60 Prehled dejin Ceskoslovenska 1/1 (do r. 1526), Praha 1980, S. 472. 61 Z.B. F. Hoffmann: Jihlava v husitske revoluci, Havlickuv Brod 1961, S. 15ff. 62 F. A. Slavik: Panstvi täborske a byvale pomery jeho poddanych, Täbor 1884, S. 49ff. 63 J. Cechura: Ceske Budejovice-priklad vytväreni mestskeho velkostatku v stredovekych Cechäch, in: JSH, 54, 1985, S. 161 ff.
103
führten Charakteristiken darin haben eine lange Entwicklung und mehrere Veränderungen erlebt. Das alles muß bei der Untersuchung der Grundherrschaft einer bestimmten Stadt in den gegebenen zeitlichen Umständen in Betracht gezogen werden. In chronologischer Folge beginnt der Prozeß der Bildung einer Stadtherrschaft mit der Existenz eines bestimmten Gebietes, welches vom König Freiheiten erhalten hat, und in dessen Grenzen die Stadt (insbesondere die königliche Stadt) gegründet wurde. Weiterhin folgen die Anpassung des Dorfes an die Stadt und überhaupt die Bildung der Stadtdörfer beziehungsweise die Aktivität der Stadt bei der Beschlagnahme von Kirchengütern während der hussitischen Revolution und die Intabulation (Eintragung in die Landtafel). Auf rechtlicher Ebene kommt es zur Übername der höheren Gerichtsbarkeit, eventuell in diplomatischer Hinsicht zur Entstehung eines Stadturbars. In dem langen Entwicklungsprozeß kann man dabei die bestimmten Entwicklungsphasen der Herrschaft verfolgen. Als ein gewisser Schnitt in diesem Prozeß kann die Konfiskation der Stadtgüter durch Ferdinand I. nach dem mißlungenen Aufstand gegen ihn im Jahre 1547 betrachtet werden. Die südböhmische Metropole Ceske Budejovice wurde von König Premysl Otakar II. in den Jahren von 1263 bis 1265 gegründet 64 . In erster Linie war dies ein Akt der Politik oder Macht. Ihr Ziel war es, der Expansion des südböhmischen Adelsgeschlechtes der Vitkovci (Wittigonen) entgegenzutreten, vor allem aber, ein Gegengewicht zum Versuch Voks von Rosenberg, die Stadt Novum Forum zu gründen. Die Entwicklung der neuen Stadtgründung verlief anfangs wenig erfolgreich. Eine gewisse Wende trat erst in den neunziger Jahren des 13. Jahrhunderts ein. Damals kam es nicht nur zu einer gewissen inneren Stabilisierung der Verhältnisse, sondern es entstand auch die Möglichkeit, das eigentliche landwirtschaftliche Hinterland der Stadt zu formen, welches aus den Feldern bestand, die der Stadt direkt vom Lokator zugewiesen wurden. Diese Aktivität konzentrierte sich auf den Aufbau eines Netzes von Stadthöfen und Dörfern, die die Stadt von allen Seiten umgeben sollten. Dieses System sollte nicht nur die Bedürfnisse nach regelmäßiger Versorgung der wachsenden Stadt mit Agrarprodukten befriedigen, sondern in demselben Maße auch eine strategische oder Verteidigungsfunktion erfüllen. Der Ring der Stadtdörfer bildete einen «Schutzmantel», der die eigentliche Stadt und die Vorstädte abschirmte und sie mit der umliegenden Region verband. Eine Aufzählung aller Stadtdörfer erscheint erstmals im Jahre 1384 während der Eintreibung der Abgaben an die Stadt («losunge»)65. Insgesamt waren es 12 Dörfer und Höfe. Wenn man von den ältesten Bemerkungen in den schriftlichen Quellen ausgeht, kann man feststellen,
64 J. Cechura: Pocàtky kràlovského mèsta (vgl. Anm. 9), S. 65 Zu den Quellen J. Cechura: Pocàtky kràlovského mèsta, S. 57ff.
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daß der überwiegende Teil der Dörfer und Höfe erstmals tatsächlich im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts erscheint, also kurz vor der Entstehung der entsprechenden Quelle. Im Grunde gab es zwei Wege zur Entstehung der Stadtdörfer und Höfe von Budejovice. Zum älteren Teil der Stadtdörfer gehörten diejenigen Lokalitäten, die schon bei der Gründung der Stadt genannt wurden, die jüngeren Lokalitäten waren dann Ergebnisse der Siedlungsaktivität insbesondere der deutschen Volksgruppe. Die Anfange der Stadtherrschaft von Ceske Budejovice lagen also im zweiten bis dritten Viertel des 14. Jahrhunderts. Diese zeitliche Festlegung steht im Einklang mit der Tatsache, daß erst kurz vor der Mitte des 14. Jahrhunderts (im Jahre 1346) die Grundlagen für die Eintreibung der Abgaben an die Stadt gelegt wurden. Außerdem wurden Grundsätze für die Versteuerung der Liegenschaften festgesetzt 66 - und zwar nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch auf den Feldern, die zu den Stadtdörfern gehörten («ad taxandum et estimandum tarn areas seu fundos domorum in civitate, quam agros seu hereditates tarn civitatis quam villarum ad ipsam spectantium»). In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erteilten die böhmischen Könige der Stadt mehrere bedeutende Privilegien. Die Position der Stadt Ceske Budejovice stieg in der Rechts-, Verwaltungs- und auch Machtssphäre nicht nur im Verhältnis zu den Stadtdörfern, sondern auch zur weiteren Umgebung. Im Jahre 1372 erteilte zum Beispiel Kaiser Karl IV. den Bürgern und Einwohnern der Stadt das Recht auf freie Ausübung ihres letzten Willens, soweit er ihr Besitztum innerhalb und außerhalb der Stadt betraf. Wenn jemand ohne festgelegten letzten Willen und ohne direkte Erben starb, ging sein Eigentum auf seine nächsten Verwandten über 6 7 . Im Jahre 1381 erteilte König Wenzel IV. der Stadt Ceske Budejovice das Hinrichtungsrecht. Dadurch ging die Ausübung der höheren Gerichtsbarkeit in die Hände der Stadtämter über - sowohl in der Stadt selbst als auch in den Stadtdörfern und in der weiteren Umgebung, die als ein einheitlicher Verwaltungsbezirk (in Gerichtssachen der Stadt untergeordnet) verwaltet wurde 6 8 . Von Wenzel IV. erhielt die Stadt noch weitere Urkunden. Die Häufung mehrerer königlicher Privilegien aus dem letzten Drittel des 14. und dem Beginn des 15. Jahrhunderts bedeutete eine wesentliche Erweiterung des Wirkungskreises der Amtsorgane nicht nur in der Stadt, sondern auch im Verhältnis zu den Stadtdörfern und überhaupt zur weiteren Umgebung von Budejovice. So wurde die Stadt zum Zentrum eines der Kreise.
66 CIM II, Nr. 331. 67 CIM II, Nr. 468. 68 K. Köpl (Hg.): Urkundenbuch der Stadt Budweis in Böhmen, Prag 1901, Nr. 329. Zum Begriff vgl.: V. Vanecek: Dejiny statu a präva v Ceskoslovensku do r.1945, Praha 1975, S. 84, 118.
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Die für die Jahre von 1384 bis 1593 (mit Lücken) erhalten gebliebenen Quellen bezeugen eine Serie von regelmäßigen städtischen Kollekten und königlichen Zinsen 69 . Das spiegelt den Prozeß der sukzessiven Unterordnung der Stadtdörfer im Verhältnis zur Stadt selbst wider. In den Losungen (Sammlungen) aus den Jahren 1384 und 1385 findet man folgende formelle Zusammensetzung: Die Stadt, Vorstädte, Stadtdörfer, Handwerke, die Einwohner-Handwerker. Das Buch der Steuerregister aus den Jahren 1396-1416 zeigt eine schon veränderte Situation. Dabei hat sich die Folge der Dörfer, nicht aber ihre Anzahl geändert. Zum Beispiel wurden in den Jahren von 1395 bis 1398 die Stadtdörfer als «ville civitatis in losunga» eingeführt. Im Buch der königlichen Zinsen (census regius) aus den Jahren 1446 bis 1482 erscheint «census regius civitatis B. et villarum ad eandem pertinentium». Im Losungsbuch aus den Jahren 1514 bis 1593 findet sich eine größere Zahl von Stadtdörfern, weil ein Dorf dazugekauft wurde. Eine wichtige Quelle für die untersuchte Problematik ist das Urbar von Budejovice aus dem Jahre 1513 (auf Pergament geschrieben) 70 . Im Urbar ist zu lesen:«... hir sein verschriben alle hub und morgen, was auf den statt gut sein der burger in der statt bei den heffen, millen und ze derffern, der roboth haben, damit ein ider gelegenheit der sach roboten, verpflichtet ist die zeit burgemeister...». Im Urbar sind 12 Dörfer aufgeführt, die der Stadt Ceske Budejovice bereits im Jahre 1384 gehörten. Wir finden hier nur das Dorf Rudnä nicht, das im Jahre 1505 dazugekauft wurde. Das kann vielleicht beweisen, daß das Urbar die Abschrift einer älteren Vorlage ist. Die Existenz des Urbars für die Umgebung der Königsstadt und der Stadtdörfer ist ein bedeutender Faktor zur Feststellung jener Kriterien, die eine wirtschaftliche Einheit als «Stadtgrundherrschaft» definieren. Die Definition des Urbars für Böhmen während der vorhussitischen Epoche und der Zeit vor der Schlacht am Weißen Berge bestätigt diese Aussage 71 . Inhaltlich steht das Urbar von Budejovice nicht im Widerspruch zu der allgemeinen Definition dieser Evidenzquelle der obrigkeitlichen Verwaltung. Auch die Tatsache, daß bei diesen Definitionen gar nicht von der Stadtgrundherrschaft gesprochen wird, ändert nichts daran. Wenn man jedoch allein die Königsstädte im Süden Böhmens im 15. bis 16. Jahrhundert in Betracht zieht (Budejovice, Pisek, Tabor, Vodnany), so ist hier eine ganze Reihe von Urbaren aus dem 16. bis 18. Jahrhundert erhalten geblieben 72 . Möglicherweise gehörte der Ursprung dieses amtlichen Schrift-
69 J. Cechura: Ceské Budéjovice (vgl. Anm. 63), S. 161 ff. 70 OA Ceské Budéjovice, AM C. Budéjovice, sign. Knihy D 156. 71 Vgl. R. Novy: Studie o predhusitskych urbáfích I, in: SH, 13, 1965, S. 17; ders. in: J. Sebánek, Z. Fiala, Z. Hledíková (Hgg.): Ceská diplomatika do r. 1848, Praha 1971, S. 182f.; R. Novy: Financní písemnosti pfedhusitského velkostatku v Cechách, in: A U C , Philosophica et histórica 5, 1975, S. 47; J. Hanzal: K diplomatice predbélohorskych urbárú, in: A U C , Philosophica et histórica 5, 1963, S. 79ff. 72 A. Kalny et alt. (Hg.): Soupis (vgl. Anm. 21), I, S. 41 ff, 221 f„ II, S. 281 ff.
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stückes - das in Böhmen bisher nur in einen Zusammenhang mit der Grundherrschaft gestellt wurde und den Bedürfnissen der Grundobrigkeit diente - im Falle der Königsstädte zu den Zeugnissen für die Tendenz zur «Feudalisation» der Stadt. Die Stadt begann, als Grundobrigkeit zu wirken und läßt sich zu diesem Zwecke das dazugehörige Schriftstück - das Urbar - ausstellen. Im Prozeß der sukzessiven Unterordnung der Stadtdörfer unter die Städte und der Übernahme der obrigkeitlichen Rechte nimmt die Intabulation (Eintragung in die Landtafel) eine grundsätzliche Stellung ein 7 3 . Die Intabulation kann als gewisser Scheidepunkt in der Entwicklung der Stadtherrschaft betrachtet werden. Sie garantierte der Stadt freien Besitz mehrerer Dörfer, eigentlich denselben wie irgendeiner anderen Obrigkeit, deren Bodenbesitz in die Landtafel eingetragen war. Im Fall von Ceske Budejovice geschah dies im Jahre 1498. Interessanterweise handelte es sich via facti um die Bestätigung des Güterumfanges, der bereits im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts bestand. Aus der die Intabulation betreffenden Verhandlung geht hervor, daß die Stadt selbst bis zu dieser Zeit über keinerlei Dokumente verfügte, die ihren Besitz mehrere Dörfer bestätigt hätten 7 4 . Untersucht man die beiden Grundkriterien für die Definition der Grundher rschaft, räumlich, den territorialen Aufbau der Landdomäne und die Durchsetzung der obrigkeitlichen Rechte (die grundobrigkeitliche Jurisdiktion), dann kommt man zu folgendem Ergebnis: Es kann festgestellt werden, daß die territoriale Entwicklung der Stadtgrundherrschaft - in dem Umfang, der in die Landtafel oder in das Urbar aus dem Jahre 1513 eingetragen wurde - spätestens im Jahre 1384 beendet war. Die Zahl der Lokalitäten änderte sich im Laufe von 130 Jahren nicht. Hinsichtlich der obrigkeitlichen Jurisdiktion muß die Ausübung der Strafgerichtsbarkeit - insbesondere der höheren - als ein wichtiger Punkt betrachtet werden. Es wurde schon erwähnt, daß Budejovice im Jahre 1381 das Hinrichtungsrecht erhielt. Dies bezog sich auf ein weiteres Gebiet nicht nur auf die durch den Ring der Stadtdörfer begrenzte Region. Auch ohne das genannte Privileg kann man voraussetzen, daß das Stadtgericht im Grunde ein obrigkeitliches Gericht war. Budejovice gehörte noch dazu zu den privilegierten Städten in Böhmen 7 5 . Diese Tatsachen führten zu einer immer stärkeren Unterordnung der Stadtdörfer unter die Amtsorgane der Stadt und zu einer immer stärkeren Tendenz zur sukzessiven Durchsetzung der Stadt als Grundobrigkeit. Aus den Stadtdörfern entwickelte sich die Grundherrschaft. Aus der Sicht der beiden genannten Grundkriterien, mit deren Hilfe in der tschechischen Literatur die Grundherrschaft definiert wurde, fand die Entwick
73 V. Letosnik: Die böhmische Landtafel, Praha 1944, Z. Fiala in : J. Sebànek, Z. Fiala, Z. Hledikovà (Hg.): Ceskà diplomatika, S. 131 ff. 74 J. Cechura: Ceské Budejovice (vgl. Anm. 63), S. 166f. 75 V. Vojtisek: Vybor z rozprav a studii, Praha 1953, S. 454.
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lung der Stadtgrundherrschaft von Ceske Budejovice de facto schon am Ende der vorhussitischen Zeit, also am Anfang des 15. Jahrhunderts, ihren Höhepunkt, de iure erst durch die Intabulation im Jahre 1498. Trotzdem muß man aber im Verlaufe der Zeit einiges differenzieren. Es scheint, daß das Verhältnis der Stadt Budejovice zu den Stadtdörfern in der alltäglichen Praxis bis zum Jahre 1420 eine andere Qualität hatte, als man dies zum Beispiel im Falle der adeligen Grundherrschaften beobachten kann. Das ergab sich vor allem durch den besondern Rechtsstand des Gebietes, in dem das Stadtrecht herrschte. Als Grundobrigkeit ( = kollektive Grundobrigkeit) 7 6 erschien die Stadt Budejovice erst nach der Eintragung in die Landtafel. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts begann der Prozeß der dynamischen Entfaltung der Stadtgrundherrschaft Budejovice. Er begann in erster Linie durch den Ankauf weiterer Dörfer. Am Anfang des 16. Jahrhunderts waren es zwölf (oder dreizehn) Dörfer, in den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts wurden schon mehr als doppelt so viele hinzugewonnen. Die Angelegenheiten, die die Übertragungen der Liegenschaften der Dorfuntertanen betrafen, wurden direkt im «Untertanen Grundbuch» eingetragen. Im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts waren bereits mehr als 40 Dörfer im Besitz der Stadt 7 7 . In ihrer Reihe wurden die ursprünglichen zwölf Dörfer, die die Grundlage der Stadtherrschaft gebildet hatten, ohne irgendeine Unterscheidung aufgeführt. So stellen sich die grundsätzlichen Entwicklungszüge der Grundherrschaft der königlichen Stadt Ceske Budejovice dar, wie man sie von der Mitte des 14. und bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts einordnen kann. Es handelt sich natürlich um eine erste Skizze der Problematik der Stadtgrundherrschft in der tschechischen Literatur, die nicht als erschöpfend betrachtet werden kann. Bei der Untersuchung der Entwicklung der Stadtgrundherrschaft wurden im vorliegenden Fall mehrere Fragen erörtert, die die bisherigen Kenntnisse nicht nur vom wirtschaftlichen, sondern auch Rechts- und Verwaltungscharakter in vieler Hinsicht überschreiten. Denn viele der hier angeführten Probleme wurden bisher überhaupt nicht formuliert. Das ist nicht nur für die tschechische Forschung, sondern allgemein gültig. Dahinter verbirgt sich die Gefahr, daß einige Aspekte allein aus der Kenntnis der Quellen von Budejovice einseitig ausgelegt werden könnten. Diese einschränkenden Faktoren müssen berücksichtigt werden. Auf der anderen Seite bieten auch weitere böhmische Städte analoge Quellen, welche die Entwicklung der Stadtgrundherrschaft zeigen können (zum Beispiel Plzen oder Stribro) 78 . Ihre Untersuchung zeigt, daß mehrere der hier festgestellten Merkmale nicht nur ein Spezifikum der Entwicklung der Stadtgrundherrschaft von Ceske Budejovice waren. 76 So J. Dobias: Dejiny krälovskeho mesta Pelhrimova III—1, Praha 1950, S. 90f. 77 J. Cechura: Ceske Budejovice, S. 168f. 78 Verzeichnis der Quellen bei: R. Novy: Soupis mestskych knih ceskych od roku 1310 do roku 1526, Praha 1963, S. 136ff„ 174ff.
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5 Die Bauern und die Grundherrschaft in Böhmen im Spätmittelalter von 1350 bis 1550
Im zweiten Kapitel wurde die bisherige Konzeption der wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Entwicklung der Landbevölkerung in Böhmen im Spätmittelalter skizziert. Ihre Grundtendenzen sind stark diskontinuell. Es ist eine schwierige Aufgabe, eine Skizze der sozioökonomischen Grundbedingungen der Bauern im spätmittelalterlichen Böhmen anzufertigen, für die die untertänige Bevölkerung der Grundherrschaften im wesentlichen ein repräsentatives Muster darstellt. Der Weg zur Überarbeitung des bisherigen Erläuterungsmodells über die Entwicklung der Lebensverhältnisse der Bauern in Böhmen im Spätmittelalter führt über eine Reihe von Teilanalysen nicht nur einzelner Grundherrschaften, sondern auch über das Milieu außerhalb dieser Grundherrschaften (soweit es sich um ein Gesamtbild der Bauernschaft als Gesellschaftsschicht handelt). Daraus folgt natürlich, daß es ein Irrtum wäre, die kritisierte Konzeption gleich hier, in dieser Monographie, durch eine neue, komplexe Erläuterung zu ersetzen, für welche noch viele analytische Teilarbeiten fehlen. (Das gilt insbesondere für die Epoche von 1350 bis 1450. Soweit es sich um die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts handelt, kann man auf vorangegangene Forschung weiter aufbauen.) Trotzdem besteht kein Grund, vor der Beantwortung der gestellten Frage zu resignieren. Es soll versucht werden, mit Hilfe von drei Teilsondierungen eine gewisse «Einleitung» zu der verlangten Erläuterung anzubieten. Auf deren Grundlage ist es dann möglich, den Status der Untertanen im Rahmen der grundherrschaftlichen Struktur im spätmittelalterlichen Böhmen zu charakterisieren.
5.1 Die Untertanen des Klosters Plasy in vorhussitischer Zeit bis 1419 Das Kloster Plasy 1 erlangte durch das Privileg von Premysl Otakarl. im Jahre 12222 die teilweise Gerichtsimmunität 3 für seine Güter. Eine beträchtliche Ver1 Detailliert bei: J. Cechura: Dve Studie k sociälne ekonomickemu vyvoji klästerniho velkostatku v predhusitskych Cechäch, in: SbNM, rada A, 1988, S. 61 ff. 2 C D B II, Nr. 243, 244. 3 V. Vanecek: Zäklady prävniho postaveni klästerniho velkostatku ve starem ceskem State, Praha 1939, Bd. 3, S.20f.
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besserung im Rechtsbereich gewann das Kloster durch einige Urkunden Wenzels I. vom 1. Februar 12524. Hierbei ging es in erster Linie um die Erreichung der vollkommenen Gerichtsimmunität 5 . Das bedeutete, daß die Klosteruntertanen nicht vor die Burggerichte zitiert werden konnten und daß die Ausübung der Gerichtsbarkeit vom Kloster selbst wahrgenommen wurde. Das Hinrichtungsamt wurde im Jahre 1286 in die Hände der Klosterbeamten gelegt6. Bedeutend waren auch andere Privilegien, welche es dem Adel unmöglich machten, die Gastfreundschaft auf den Klostergütern zu mißbrauchen; sie können als finanzielle Privilegien interpretiert werden. Damit wurden die Grundlagen zum Gewinn der Wirtschaftsimmunität gelegt. Seit dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts kann man Spuren eines Dezentralisationsprozesses sowohl im Gerichts- als auch im Verwaltungsbereich finden. Dieser Prozeß kann als eine Begleiterscheinung des sukzessiven Umbaus der inneren Struktur der Klosterherrschaft betrachtet werden. Die direkte Einwirkung der Obrigkeit auf die eigenen Untertanen ließ langsam nach. Ein Beweis dafür ist beispielsweise die Unterordnung der Höfe, die ursprünglich direkt von den Amtsleuten des Klosters (magister curiae 7 ) verwaltet wurden, unter die Dorfgerichte. Die ersten Dorfgerichte entstanden wahrscheinlich während des zweiten Viertels des 14. Jahrhunderts (der älteste Beleg stammt aus dem Jahre 1337)8 in mehreren Klosterdörfern. Sie wurden nicht mehr von den delegierten Beamten des Klosters verwaltet, sondern sie wurden (auch in Verbindung mit der Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit) an die Bürger verpachtet; nach dem Jahre 1360 ausschließlich an die eigenen Klosteruntertanen 9 . Ein weiterer Aspekt der sukzessiven «Entfernung» der Grundobrigkeit vom Untertan ist die Existenz der Selbstverwaltung auf dem Lande. Der älteste Beleg der Herrschaft Plasy stammt aus dem Jahre 1351. Voll entwickelt war die Selbstverwaltung spätestens im Jahre 138010. Die Formen der persönlichen Abhängigkeit der Untertanen mit einem Übergewicht der naturalen ökonomischen Zustände wurden zusammen mit dem Übergang zur Rente in Form von Geld in Sachabhängigkeit umgewandelt. Sie gründete sich auf den Pflichten, die sich aus dem Besitztum der Klostergründe durch die Untertanen ergaben 11 . Diese allgemeine Entwicklungstendenz fand im 4 5 6 7 8 9
C D B IV, Nr. 233-236. V. Vanecek: Zäklady, III, S.7ff. RBM II, Nr. 1380. S Ü A , RC Plasy, Nr 82. A N M F 159, S. 209 ff. RBM VI, Nr. 689; vgl. J. Cechura: Liber antiquus klästera v Piasech (podle K N M VI C 1) z let 1339-1441, in CNM, 153, 1984, S. 166ff. 10 I. Hlaväcek, Z. Hledikovä (Hgg.): Vizitacni protokol prazskeho arcijähenstvi arcijähna Pavla z Janovic z let 1379-82, Praha 1973, S. 353 ff. 11 L.Kuchenbuch, B.Michael (Hgg.): Feudalismus - Materialien zur Theorie und Geschichte, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1977, S.649flf.
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Fall des Klosters Plasy einen bestimmten spezifischen Ausdruck, der durch die Entwicklung des inneren Mechanismus der Klosterherrschaft gegeben war. Das beeinflußte auch die Rechtstellung der unmittelbaren Bewirtschafter der Klostergüter - der Untertanen, welche in den Quellen «rusticus», «subditus seu incola», «villanus seu incola» genannt werden 12 . In der tschechischen Literatur wird häufig die Meinung vertreten, daß die Mehrheit der Dörfer der Klosterherrschaft Plasy während der vorhussitischen Zeit angekauft wurde 1 3 . Diese Meinung ist aber falsch; sie geht von einer nicht exakten Erläuterung des Begriffs «elocare» und von einem formalen terminologischen Zugang zur Analyse aus 14 . Tatsächlich betreffen die emphyteutischen Urkunden weniger als 5 % der Lokalitäten innerhalb der Grundherrschaft Plasy, die während der vorhussitischen Zeit relativ umfangreich war (70 Dörfer). Außerdem bedeutet der Begriff «ius emphyteuticus», der in fünf Urkunden von Plasy aus den Jahren von 1369 bis 1412 steht 15 , im Fall des Klosters Plasy einen qualitativen Fortschritt im Vergleich zu den Urkunden hinsichtlich des emphyteutischen Rechts aus dem 13. und aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die aus anderen Regionen Böhmens bekannt sind 16 . Zu einigen Transaktionen zwischen dem Kloster Plasy und seinen Untertanen aus den Jahren 1339-1419 (1441) gehören die Pachtverträge, in denen verschiedene Pachtformen erscheinen 17 . Diese Entwicklungstendenz wurde auch durch die Urkunde Johanns von Luxemburg aus dem Jahre 1341 bestätigt, in der dem Kloster Plasy der Verkauf der Renten auf seinen Gütern bewilligt wurde 1 8 . Mehrere Belege seit den vierziger Jahren des 14. Jahrhunderts bis zum Jahre 1419 zeigen deutlich, daß die Erblichkeit des Bodens in der Klosterherrschaft Plasy in dieser Zeit wenn nicht die einzige, so aber sicherlich die überwiegende Form des untertänigen Besitzes der Liegenschaften war. Für die gesamte untersuchte Epoche steht kein einziger Beleg zur Verfügung, der den erblichen Besitz der Untertanen irgendwie eingeschränkt oder geändert haben könnte.
5.1.1 Freie Bauern Der untertänige Besitz der Klostergüter konnte sich nicht ändern. Unter bestimmten Umständen erreichte er jene Phase, in der der bisherige Besitzer seine Pflicht zur Rentenzahlung abkaufen und auf diese Weise ein freier Bauer werden 12 13 14 15 16 17 18
S Ü A , RC Plasy, Nr. 99. J. V. Simäk: Ceske dejiny 1/5, Praha 1938, S. 981. J.Cechura: Liber antiquus (vgl. Anm.9), S. 172ff. Ebenda. J. Cechura: Dve Studie, S. 37ff. J.Cechura: Liber antiquus (vgl. Anm.9), S. 170ff. RBM IV, Nr. 914.
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konnte. Ein solcher Prozeß ist auch im Fall des Klosters Plasy für die vorhussitische Zeit belegt. Darüber spricht zum Beispiel das «Ausweisungsblatt» aus dem Jahre 1415 für Gottfrid «Czach» aus Zebnice (ein Dorf von Plasy) 19 . Es handelte sich um den Klosteruntertan, der für seine eigene sowie die Freiheit seiner Frau und seiner Kinder 30 Schock Groschen bar bezahlte. Gottfrid «Czach» konnte danach den Hof und alle von ihm bewirtschafteten Felder, ein Haus, ein Brauhaus, eine Schenke (im Hof) frei halten. Er konnte Bier brauen, ausschenken und verkaufen. Alles war auch für seine Erben gültig. Zweifellos wurden mehrere ähnliche Urkunden ausgegeben. Das Urbar aus dem Jahre 1558 spricht von den privilegierten Schenken, Mühlen usw.; dabei beruft es sich auf Privilegien, welche von dem letzten vorhussitischen Abt Gottfrid 2 0 ausgegeben wurden und zeitlich unbegrenzt gültig waren. Einen anderen Fall zeigt der Gewinn der persönlichen Erbfreiheit und weiterer Verbesserungen in Abhängigkeit von der Verpflichtung, ein bestimmtes Amt auszuüben. In erster Linie handelte es sich um die sogenannten privilegierten Dorfgerichte. Im Jahre 1405 erwarb Martin Pribiks aus Cernä Hut (ein Dorf von Plasy) gegen die Zahlung von 80 Schock Groschen in bar das Gerichtshaus in Mladotice. Dazu gehörten der Hof mit einer Kapelle 21 , zwei freie Hufen, eine freie Schenke, die Möglichkeit, Malz zu erzeugen, Bier zu verkaufen, weiterhin eine Reihe von Nutzungsmöglichkeiten des Waldes (in Naturalien und in Geld). Dafür wurde Martin jedoch verpflichtet, Renten, Steuern und verschiedene Zahlungen von den Untertanen in den Dörfern zu sammeln, die zum Gerichtshaus in Mladotice gehörten. Gleichzeitig gewann er die Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit. Es wurden mehrere Privilegien in Zusammenhang mit den privilegierten Dorfgerichten auf der Herrschaft Plasy ausgegeben 22 . Bedeutend ist dabei die Tatsache, daß es sich um eine persönliche Erbfreiheit handelte, welche nicht mit der erblichen Ausübung des Richteramtes verbunden war.
5.1.2. Die Rechtsverhältnisse zwischen der Obrigkeit und den Untertanen von 1350 bis 1419 Für die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts und den Beginn des 15. Jahrhunderts liegt kein einziger Beleg vor, der die Bemühungen der Klosterobrigkeit, den Rechtsstand der Untertanen zu verschlechtern, bezeugen könnte. Die Entwicklung innerhalb des Rechtsgebietes hatte während der vorhussitischen Zeit eine völlig entgegengesetzte Tendenz, in der sich die ökonomischen Verhältnisse der
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SÜA, S M C 104 5/10. F.X.Prusik (Hg.): Urbar panstvi kacerovskeho z r. 1558, in: VKCSN, 1896, S. 12, 14, 16ff. SÜA, S M C 104 5/10; CDB IV, Nr. 192a. F.X.Prusik (Hg.): Urbar, S. 12, 14, 22ff.
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Grundherrschaft widerspiegelten 23 . Die Rechtsbindungen der Obrigkeit gegenüber allen Schichten der Untertanen waren nicht immer stabil, aber sie bestätigten insbesondere in der zweiten Hälfte des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts eine eindeutige Verbesserung des Rechtsstandes der Untertanen. Diese Entwicklung wurde vor allem durch die ökonomische Potenz der Bauern ermöglicht, die die Verbesserung ihres Rechtsstandes von der Klosterobrigkeit einfach abkauften. Die höchste Form stellte die Aufhebung des Standes der Untertänigkeit gegenüber dem Kloster dar. Die Reichsten innerhalb der Herrschaft Plasy (Schankwirte, Bauern) waren gleichzeitig in der Lage, ihre Güter als freies Eigentum und die persönliche Freiheit für sich und ihre Erben zu erlangen. Aber auch die unterste Schicht der Klosteruntertanen - die Untersiedler - hatten in der untertänigen Kleinstadt Kralovice das Recht des freien Testamentes. Die Ursachen der beschriebenen Entwicklung können leicht erklärt werden. Die primären Fragen betrafen hier die Finanzeinkünfte des Klosters. Das Kloster gewann durch die Verbesserung des Rechtsstandes der Untertanen und durch die Möglichkeit, die Klostergüter zu verpachten eigentlich eine recht bedeutende Einnahmequelle, die die festgesetzte Summe aus der Geldrente wesentlich vergrößerte. Praktisch war dies aber auch die einzige Möglichkeit für das Kloster, seine Einkünfte zu vermehren. Der benachbarte Adel besaß nämlich keine Geldmittel für den Kauf von Klostergütern 24 . Die Bürger von Plzen konzentrierten ihre Aufmerksamkeit mehr auf ihre unmittelbare Umgebung und interessierten sich nicht für die Klostergüter 25 .
5.1.3 Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Untertanen des Klosters Plasy Mit der Umwandlung des wirtschaftlichen Mechanismus der Grundherrschaft Plasy, die im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts stattfand, korrespondierten auch die Veränderungen in der Produktionsart der Bauern. Mehrere Klosterhöfe brauchten natürlich einen bestimmten Umfang an Fronpflichten (zu einem Hof gehörten etwa fünf Dörfer). Während der sukzessiven Liquidation der Regieeinrichtungen wurden auch die Fronpflichten in bestimmte Geldzahlungen umgewandelt. Das bedeutete unter anderem, daß der unmittelbare Erzeuger sich nur auf «seine eigenen Güter» konzentrieren konnte 2 6 . Mit der Obrigkeit traf er praktisch nur bei der Bezahlung der Rente zusammen (zweimal jährlich), anson-
23 J. Välka: Hospodärskä politika feudälniho velkostatku na predbelohorske Morave, Praha 1962, S.57. 24 J.Cechura: Dve Studie, S . 6 5 . 25 M. Belohlävek: Dejiny Plzne, Bd. 1, Plzen 1965, S. 38ff. 26 K N M VI C 1 , S . 2 5 6 - 2 5 8 .
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sten eventuell noch, wenn er bestimmte Liegenschaften in Pacht nehmen wollte o.ä. Obwohl der Einfluß mehrerer Märkte in den umliegenden Städten auf die sukzessive Umwandlung des ökonomischen Mechanismus des Klosters erwiesen ist, darf ihre Kapazität trotzdem nicht überschätzt werden, denn sie war wahrscheinlich nicht groß genug 27 . Auf dem Gebiet der Klosterherrschaft Plasy war die Kleinproduktion entscheidend28, deren Aufschwung - neben den schon angeführten Faktoren - zum großen Teil auch durch die ungünstigen Naturbedingungen (Qualität des Bodens und dgl.) beeinflußt wurde. Diese Tatsache ermöglichte es höchstwahrscheinlich auch, die konzentrierte Grundherrschaft als eine «de iure» relativ kompakte Einheit zu erhalten. Der einzige dynamische Faktor, der die Erzeugungsverhältnisse im Rahmen der Herrschaft beeinflußte, waren nach dem Jahre 1350 nur die Klosteruntertanen. Die beschriebene Tendenz wurde noch dazu durch die Tatsache unterstützt, daß die Grundherrschaft Plasy als Ganzes (in institutioneller Hinsicht) im 14. Jahrhundert eine nur sehr langsame wirtschaftliche Entwicklung erlebte. Diese Entwicklung kann nach dem Jahre 1400 - im Hinblick auf die allgemeine Situation in dieser Region Böhmens - als eine ziemlich anachronistische bezeichnet werden 29 . Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der sehr heterogenen Schicht der Klosteruntertanen verlief weitaus schneller. Dies zeigt der Vergleich der Jahre 1300 und 1400. Im Jahre 1300 tauchen in den Quellen von Plasy die Klosteruntertanen überhaupt nicht auf. Doch um das Jahr 1400 stellen die verschiedensten Transaktionen der Obrigkeit mit den Untertanen praktisch die gesamte schriftliche Agende des Klosters dar. Der sukzessive Übergang zur Geldform der Rente stabilisierte die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Untertanen 30 . Dennoch ist seit dem zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts eine gewisse soziale Differenzierung feststellbar. Die reichsten Untertanen - die Bauern, aber insbesondere die Schankwirte - konnten relativ große Summen anhäufen, so daß sie letztlich nicht mehr zur Schicht der Untertanen zuzurechnen waren. Für die Eigentumsdifferenzierung «nach unten», für die die Aufteilung der Bauerngüter charakteristisch ist, finden sich keine Belege. Es kann natürlich nicht ausgeschlossen werden, daß aber auch sie real gegeben war. Beispielsweise ist das Verbot des Klosters Plasy bekannt, die Bauerngründe in kleinere Einheiten (nicht unter V4 Hufe) aufzuteilen 31 . Zahlenmäßig am stärksten waren auf der Klosterherrschaft die Erbbesitzer des Bodens
27 J. Cechura: D v e Studie (vgl. A n m . 1), S. 58f. 28 J. Cechura: Rolnictvo v Cechäch v pozdnim stredoveku, in: C C H , 88, 1990, S. 480ff. 29 U . Henningsen: Besitz und Einkünfte der Herren v o n Rosenberg in B ö h m e n nach dem Urbar v o n 1379/84, Marburg 1989, S . 5 5 f f . 30 F . X . P r u s i k (Hg.): Urbar (vgl. A n m . 20), S. 1 ff. 31 CIM IV, Nr. 173.
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mit einem U m f a n g von 1 bis 2 Hufen vertreten. Sie können als große Grundbesitzer betrachtet werden. Detailliertere Kenntnisse erbringt erst das U r b a r der Herrschaft Kacerov aus dem Jahre 1558, welches etwa die östliche Hälfte der ehemaligen Klosterherrschaft beschreibt. Die Angaben des U r b a r s können auch mit einiger Vorsicht auf die vorhussitische Zeit bezogen werden 3 2 . In allen der mehr als 20 im U r b a r beschriebenen D ö r f e r n von Plasy (de iure waren das alles noch Güter des Klosters Plasy) war die Zahl der Hufen größer als die Zahl der Zahlungspflichtigen. In Cermnä gehörten sogar zwölf Hufen den fünf Zahlungspflichtigen, in Kostelec 7l/2 Hufen den vier Zahlungspflichtigen 3 3 . Die Inhaber des Bodens von so relativ großem U m f a n g e können aber nicht ohne weiteres als G r o ß b a u e r n bezeichnet werden. Im Fall der Herrschaft Plasy hat nicht die Feldarbeit zur Akkumulation der Geldmittel in entscheidendem M a ß e beigetragen. Es ist deutlich, d a ß zu den reichsten Personen diejenigen gehörten, die sich nicht nur mit der landwirtschaftlichen U r p r o d u k t i o n beschäftigten, sondern zugleich auch eine Schenke betrieben, Bier brauten und ähnliches 3 4 . In die zweite G r u p p e gehörten die Klosterdiener, besser gesagt die ehemaligen Klosterbeamten. Die Ausübung eines der Ämter ermöglichte es, relativ hohe Finanzmittel zu erwerben. D a n a c h verließen diese Leute die Klosterdienste und kauften oder pachteten verschiedene Aktiva auf dem Gebiet der Klosterherrschaft. Oftmals gewannen diese Personen auch ihre persönliche Freiheit hinzu. Beispielsweise findet sich für das Jahr 1411 eine Urkunde darüber, d a ß Sigismund «de D u b q u o n d a m servitor monasterii Plassensis» zwei Hufen im Klosterdorf Rybnice verkaufte 3 5 . Unter die großen Bauern kann m a n während der vorhussitischen Zeit ganz zuverläßlich auch die Pächter der Klosterdörfer und einzelner Hufe zählen, wie sie in dem späten Kopiarbuch «Liber antiquus» 3 6 eingeschrieben wurden. Aus den Jahren von 1339 bis 1419 sind insgesamt 26 Auszüge aus den Verträgen des Klosters mit Untertanen aus seinen Dörfern (incolis loci) - ehemaligen Klosterdienern, Müllern und anderen Personen - erhalten geblieben. Die Transaktionen betrafen die Liegenschaften in mehr als der Hälfte der Dörfer der gesamten Klosterherrschaft 3 7 . Im «Liber antiquus» finden sich aber auch viele weitere wichtige Informationen. Noch im 18. Jahrhundert existierte es im Klosterarchiv, heute aber steht es leider nicht mehr zur Verfügung. Vielleicht wurde es in der Zeit nach der Aufhebung des Klosters durch Josef II. im Jahre 1783 vernichtet.
32 33 34 35 36 37
J. Cechura: D v e Studie, S. 67. F . X . P r u s i k (Hg.): Urbar, S. 10, 12. S Ü A , SM C 104 5/10. S Ü A , RC Plasy, Nr. 115. J. Cechura: Liber antiquus (vgl. A n m . 9 ) , S. 170ff. J. Cechura: D v e Studie, S. 68, Tab.9.
115
Man muß also mit einem relativen Mißverhältnis zwischen dem Bodenumfang und dem sozialen Stand seiner Inhaber und Bewirtschafter auf dem Gebiet der Herrschaft Plasy während der vorhussitischen Zeit rechnen. Ohne weitere systematische komparative Untersuchungen kann man an dieser Stelle nur konstatieren, daß man die soziale Lage der Untertanen während dieser Zeitperiode als stabil annehmen kann. Es ist kein Beleg bekannt, der eine Veränderung (vor allem eine Verschlechterung) ihrer sozialen Lage zeigen könnte. Die Schicht des armen Landvolkes auf dem Gebiet der Herrschaft Plasy setzte sich aus einem ziemlich breiten Spektrum von auf der niedrigsten Stufe stehenden Klosteruntertanen zusammen. Ihre Genesis hing nicht mit der Zergliederung der Landgüter zusammen. Man findet die Untersiedler 38 und sogar auch Reste des Gesindes, das ursprünglich zu den Klosterhöfen gehörte. Auch die unterste Schicht der Bodenbesitzer in der Herrschaft Plasy stellt sich bei der Untersuchung als eine stabile Einheit mit der Tendenz zu einer umfassenden Verbesserung ihrer Stellung dar. Als Beweis können die Mietsleute («subsides») in Kralovice dienen, deren Zahl innerhalb einer Zeitperiode von mehr als 150 Jahren unverändert blieb. Im Jahre 1400 waren es 24 - ebenso viele wie im Jahre 1558, als sie Häusler genannt wurden 3 9 . Die Stabilität der Stellung der Untertanen beweist auch der Bodenbesitz der Mietsleute, der durch den Umfang des selbständig bewirtschafteten Bodens bestimmt war, der in den Besitz dieser Gruppe der Landbewohner überging. Leider gibt es nicht genügend Belege, um die wirtschaftliche Tätigkeit der Mietsleute kennenzulernen. Man kann voraussetzen, daß die größten Bauern, Inhaber von zwei und mehr Hufen, eine gewisse Zahl an Mietsleuten und auch Tagelöhnern benötigten. Innerhalb der Herrschaft gab es jedoch nicht allzu viele Tagelöhner. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß es die Verhältnisse auf der Herrschaft Plasy während der vorhussitischen Zeit ermöglichten, eine sukzessive Verbesserung des ökonomischen, sozialen und rechtlichen Standes der Klosteruntertanen zu erreichen. Obwohl dieser Prozeß ungleichmäßig und differenziert verlief, konnten einige reiche Bauern in seinem Verlaufe ihre persönliche Freiheit gewinnen.
38 Dazu F. Matejek: Podsedek na Morave, Brno 1970. 39 CIM IV, Nr. 173.
116
5.2 Die Bauern in der Umgebung von Tabor von 1420 bis 1433 In der tschechischen Literatur der letzten Jahrzehnte wurde die Aufmerksamkeit auf die Stellung der Bauern zur Zeit des Aufbaus von Tábor gewidmet - zuerst als «Revolutionsdorf», das sich aber bald in eine Siedlung mit städtischem Charakter wandelte, welche noch zur Zeit Sigismunds von Luxemburg (t 1437) die Privilegien einer Königsstadt erhielt. Die Verhältnisse der Bauern wurden aber ziemlich vereinfacht dargestellt. Diese Vereinfachung entstand vor allem durch die zu starke Betonung des chiliastischen Programms der Linken von Tábor, das dem Inhalt nach als «antifeudal» charakterisiert werden kann 4 0 . Am Ende des zweiten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts wurden nämlich auch Ansichten formuliert, wonach alle Zinsen, Steuern, Zehnte beseitigt werden sollten. Die Schuldner, die sich an bestimmten Orten versammelten, sollten von der Pflicht zur Zahlung der Schulden befreit werden 41 . Betrachtet man die Vorstellung der tschechischen Literatur von der ununterbrochenen Verschlechterung der wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Verhältnisse der Bauernschaft im vorhussitischen Böhmen, so stellt man fest, daß die chiliastischen Ansichten aus der Anfangszeit von Tábor in historischen Ausführungen des öfteren in die tatsächlichen Verhältnisse projiziert wurden. In derartigen Fällen wurde aber die wichtige Nachricht des Chronisten Vavrinec von Bíezová außer acht gelassen, in der er von den St. Galli-Zinsen aus dem Jahre 1420 spricht, die Tábor in den Dörfern seiner Umgebung eintrieb: «Item eodem anno non obstante, quod estivo tempore Thaboritarum sacerdotes publice docuisset, quod per amplius rustici et censite non sunt obligati ad dandos suis dominis census vel alias quascunque exacciones, eo quod in hoc regno reparato cessabit omnis exactor, tarnen circa festum Galli ab ómnibus rusticis et qui se eis inscripserant, census omnes, quos dominis suis dare deberent, Striccius exigebant.» 42 Die Einziehung der Zinsen betraf auch die Dörfer der Klöster Milevsko und Louñovice, deren Dörfer im Jahre 1420 im Besitz von Tábor waren. Zur Skizzierung eines realistischen Bildes der Entwicklung der wirtschaftlichen Lage der Bauern seit dem Umbruchsjahr 1420 bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts hat erst unlängst Frantisek Smahel durch einige Analysen beigetragen 43 . Er nutzte dazu eine Gruppe sehr wertvoller Quellen der Rosenberger Verwaltung
40 41 42 43
J. Macek: Tábor v husitském revolucnim hnuti, Praha 1955, S. 55ff. J. Macek: Ktoz jsú bozí bojovníci, Praha 1951, S. 57f. F R B IV, S.438. F. Smahel: Dvanáct pramennych sond k sociálním pomérúm na Táborsku od poloviny 14. do konce 15. století, in: HT, 9 , 1 9 8 6 - 7 , S.277ÍT.
117
aus, in denen der Einzug von Zinsen, Zehnten, Getreideabgaben usw. eingeschrieben wurden. Diese Quellen spiegeln gewisse Veränderungen in den Verwaltungen einiger Herrschaften des Rosenberger Dominiums, die im Zusammenhang mit der Entstehung Täbors nach der Eroberung der Burgen Pribenice und Pribenicky im Dezember 1420 durchgeführt wurden. F. Smahel analysierte die Angaben aus insgesamt 77 Rosenberger Dörfern, wobei sein Ausgangspunkt das Rosenberger Urbar aus den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts war. Er stellte sowohl im Rosenberger Urbar als auch in dem Urbarialregister der mit der Rosenberger Herrschaft verbundenen Burgen Pribenice und Pribenicky aus dem Jahre 1423 fest, daß mehr als die Hälfte der Dörfer dieselben Zahlungspflichten zu erfüllen hatte 44 . Der Autor schreibt richtig: «Sollte es tatsächlich zu einer Milderung der Zahlungen infolge der Revolution gekommen sein, dann müßten alle Dörfer ohne Ausnahme davon betroffen gewesen sein, oder die Begünstigung nur eines Teiles der Herrschaft hätte ihre innere Solidarität stark bedrohen müssen.» 45 Zwischen den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts und dem Jahre 1423 sind gewisse Veränderungen bei der Zahl der Dörfer feststellbar 46 . Tabelle 11: Anzahl der Dörfer Siebziger Jahre des 14. Jh
1423
Pribenice Pribenicky
37 33
31 29
D. Bukovsko
19
14
Veränderungen fanden auch im Hufenumfang innerhalb dieser Dörfer statt: 47 Unverändert blieben 46 Dörfer (60%), zu einer Verringerung kam es in 10 Dörfern (13%), und vergrößert wurden 11 Dörfer (14%). Bei 10 Dörfern können die Verhältnisse nicht ermittelt werden. Bezüglich der Zusammensetzung der Bodenrente in den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts und in den Jahren von 1420 bis 1423 finden sich folgende Veränderungen : 4 8
44 45 46 47 48
SOA Tiebon, Historica, Nr.246A. F. Smahel: Dvanäct pramennych sond, S. 299. F. Smahel: Dvanäct pramennych sond, S. 300. Ebenda. F. Smahel: Dvanäct pramennych sond, S. 300, Tab. 11.
118
Tabelle 12: Renten einzelner Dörfer Rentenart
Pribenice a b
Pribenicky Jistebnice a b a b
Zalsi a b
Bukovsko a b
nur Geld
13
24
5
10
12
18
5
7
Geld + Fron
10
_
5
_
3
_
1
Geld, Fron + Naturalien _
_
_
_
3
_
_
Geld + Naturalien Reluition unklar?
1
-
-
-
8
1
_
2 2 2
8
_
_
_
zus. a b
4
6
46
2
_
21
1
1
-
Sepekov a b
_
5 1
-
2
74
-
3 3 5
a = Stand in den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts b = Stand in den Jahren 1420/1423
In der Tabelle wurden die Dörfer mit Reluitionsmöglichkeit schon vorher zusammengezählt. Deshalb sind die Summen der Dörfer bei Jistebnice, Bukovsko und in der Addition in den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts um die betreffende Zahl der Dörfer höher. Man kann auch Differenzen - die Höhe der untertänigen Zahlungen betreffend zwischen den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts und dem Jahre 1420/23 feststellen 49 . Tabelle 13: Zahlungen aus dem Jahre 1423 im Vergleich mit der Höhe der Zahlungen in den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts Pribenice U K gleich
15
16
Pribenicky Jistebnice U K U K 4
7
7
nicht feststellbar höher um 1 - 2 Gr. 2 - 4 Gr. 5-10 Gr. 10 u. mehr
3 3
1 1
7
1 1 1 -
1 1 1 -
_ 2 2
weniger um 1 - 2 Gr. 2 - 4 Gr. 5-10 Gr. 10 u. mehr Total
1 1 3 3 24 24
2 2 10 10
_ 2 20
Zälsi U K
6 7
4 3
_ 2
4 3
i -
2 _
_
1 2 20 8
Bukovsko U K
Sepekov U K
zus. U
K
6
1
37
43
17
17
3
2 2
7
3
1 1
2 2
i -
_ _ 1 -
_ _ 1 2 1
4 1 6
3
_ 8
_ 8
I i 7 7
1 6 2 77
1 6 1 2 77
_ 8
U = nach der Taxation des Urbars aus dem Jahre 1423 K = Korrektur nach der Summe 49 F. Smahel: Dvanàct pramennych sond, S. 301, Tab. 12.
119
F. Smahel verfolgte gleichzeitig auch die Entwicklung der Zahlungsmoral der Untertanen, die Veränderungen im Umfang des kultivierten Bodens und dergleichen. Er führte Analysen von 30 Dörfern durch, die ursprünglich zu den Rosenberger Herrschaften Pribenice und Pribenicky gehörten 50 . Nach der Verwaltungsreform zwischen den Jahren von (1421) 1423 bis 1433 gehörten dann die Dörfer zu vier Kreisen (Pribenice, Pribenicky, Jistebnice, Sepekov). Die allgemeine Tendenz in der Umgebung von Täbor in der Zeit der hussitischen Revolution kann anhand einiger grundsätzlicher Indikatoren, die sich aus einem Vergleich der Quellen aus den Jahren 1423 und 1433 ergeben, übersichtlich dargestellt werden. Tabelle 14 Umfang des kultivierten Bodens: 5 1 1423 408 Hufen 1433 324 Hufen
Index: 100 79
Gesamtsumme der gezahlten Zinsen: 1423 15.565,5 Gr. 1433 10.946 Gr,
Index: 100 70
Anschaulich ist auch eine Übersicht über die Zahlungsfähigkeit der Rosenberger Untertanen, wie sie am Beispiel von 30 Dörfern im Jahre 1433 festgestellt wurde: 5 2 Tabelle 15: Zahlungsfähigkeit der Rosenberger Untertanen nach einzelnen Verwaltungsdistrikten im Jahre 1433 Verwaltungsdistrikt
Zahl der Bauernhöfe
Gezahlt alle Zinsen
Teil
Pribenice Pribenicky Sepekov Jistebnice
168 89 154 19
82 75 108 14
45 6 2 2
O
wüste Häuser
5 4 32 3
36 4 2 -
Diese Tabellen ermöglichen zusammen eine Interpretation der Verhältnisse der Untertanen in einigen Rosenberger Dörfern in der Umgebung von Täbor während der zwanziger und dreißiger Jahre des 15. Jahrhunderts. Es steht außer Zweifel, daß der Beginn der hussitischen Revolution und die Konstituierung von Täbor keinerlei grundlegende Veränderung für die Stellung der Untertanen gebracht haben. Die während der vorhussitischen Zeit bestehenden Bindungen der Untertanen an die Rosenberger Obrigkeit blieben praktisch unverändert. Grundlage der Zahlungen, die in Form von Bodenzinsen von den Rosenberger 50 F. Smahel: Dvanàct pramennych sond, S. 301 ff. 51 F. Smahel: Dvanàct pramennych sond, S. 303, 306. 52 Vgl. A n m . 5 1 .
120
Untertanen eingetrieben wurden, waren die bereits früh in der vorhussitischen Zeit festgesetzten Taxen. Wenn überhaupt irgendeine Veränderung (insbesondere Reluition) stattfand, so geschah dies ebenfalls gemäß den Prinzipien, die während der vorhussitischen Zeit gültig waren. Täbor als eine revolutionäre Kommune übte zweifellos eine große Anziehungskraft auf die Untertanen der benachbarten (vor allem Rosenberger) Dörfer aus. Dennoch ging zu Beginn der zwanziger Jahre des 15. Jahrhunderts in der Nähe des eigentlichen Zentrums revolutionären Brodeins praktisch keine einzige Lokalität etwa aus dem Grunde unter, weil die Rosenberger Untertanen nach Täbor gegangen wären. Die Zahl der Zahlungspflichtigen verringerte sich natürlich, die obrigkeitliche Verwaltung wurde reorganisiert. Man kann aber trotzdem feststellen, daß der Mechanismus des Rosenberger Dominiums in der Nähe von Täbor trotz einiger Störungen erhalten blieb. Eine ausgeprägtere Bewegung begann erst nach dem Jahre 1423. In den hier untersuchten Dörfern waren der Umfang des kultivierten Bodens um mehr als ein Fünftel und die Einkommen der Obrigkeit um ganze 30 % gesunken. Scheinbar war auch die langjährige militärische Präsenz in Täbor nicht ohne Einfluß auf die Zahlungsfähigkeit der Rosenberger Untertanen geblieben. Wichtig ist die Feststellung, daß im Jahre 1433 nur zwei Drittel der Bauerngüter imstande waren, der Obrigkeit die vollen Zinsen zu zahlen sowie auch die Tatsache, daß fast 10% der Bauernhufen verlassen waren. Diese Angaben verdeutlichen die Notwendigkeit, die Situation der Untertanen in der Anfangsphase und am Ende der hussitischen Revolution differenziert zu betrachten. Zu Beginn der Revolution entsprach die Entwicklung der untertänigen Verhältnisse in der Täborer Gegend im Grunde der vorhussitischen Entwicklung. Zu einer großen Veränderung kam es erst gegen Ende der eigentlichen Epoche der hussitischen Revolution, als in der Umgebung von Täbor ein Rückgang der Zahlungsmoral der Rosenberger Untertanen und gleichzeitig eine wachsende Zahl von verlassenen Hufen feststellbar ist. Meiner Meinung nach kann diese Entwicklung nicht nur mit der Gesamtsituation der Region nach fast vierzehnjährigem Krieg in Verbindung gebracht werden, sondern auch mit ihrer sukzessiven Transformation im Hinterland der neu konstituierten Stadt.
5.3 Die Untertanen der Herrschaft Pardubice von 1490 bis 1560 Die Stadt Pardubice mit ihrem landwirtschaftlichen Hinterland liegt in Ostböhmen. Dieses Gebiet, durch das die Elbe fließt, gehörte und gehört zu den landwirtschaftlich fruchtbarsten in Böhmen. Bis zur hussitischen Revolution war die Herrschaft Pardubice nicht groß. Neben der Stadt Pardubice gehörten 121
nicht einmal 10 Dörfer dazu. Einen bedeutenden Entwicklungsbruch erlebte die Herrschaft Pardubice in der nachhussitischen Zeit, als sie mit der Herrschaft Kunetickä Hora verbunden zu einem umfangreichen Besitztum vereinigt wurde. Grundbasis dieses Besitztums waren die besetzten Herrschaften des Benediktinerklosters Opatovice, des Zisterzienserinnen-Klosters Sezemice und weitere Einheiten, zum Beispiel einige Dörfer des Klosters Sedlec 53 . Im Jahre 1491 kauften die böhmischen Herren von Pernstejn die Herrschaft und formten daraus einen mächtigen konzentrierten Machtbereich, zu dem fast 100 Dörfer gehörten. Für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts stehen 3 Urbare zur Verfügung, die sehr detailliert den tributpflichtigen Boden und weitere Liegenschaften registrieren, aus welchen der Obrigkeit Geldeinnahmen zuflössen. Das Urbar aus den Jahren von 1505 bis 1506 spiegelt im Grunde die Verhältnisse der neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts wider. Das zweite Urbar stammt aus dem Jahre 1521. Das dritte und letzte stammt aus dem Jahre 1563, als Jan von Pernstejn die Herrschaft an die Königskammer verkaufte 54 . Im Gegensatz zu anderen Schriftstücken vergleichbarer Art und Zwecke in Böhmen wurden die Urbare sehr genau geführt; in margine wurden Veränderungen der Besitzer, die Menge des zugekauften Bodens, der Wiesen u.a. eingetragen. Eine wichtige ergänzende Quelle stellen die Grundbücher der Herrschaft Pardubice dar, die im Jahre 1508 beginnen. Exakt geführte Urbare bieten die wichtigste Charakteristik, wenn es um die Zahl der Besitzer geht, die Boden in bestimmtem Umfang halten. Im folgenden werden hier die wichtigsten die Zusammensetzung der Bodenbesitzer betreffenden Zahlen angeführt 5 5 . Tabelle 16: Zahl der Bauern auf der Herrschaft Pardubice Jahr
Zahl der Bauern
Index
1490 1520 1560
1256 1307 1299
100 104 103
Tabelle 17: Zusammensetzung der Besitzer der untertänigen Güter
bis zu l / 2 Hufe V 2 - l Hufe über 1 Hufe
56
(in %)
1490
1520
1560
24,6 43,5 31,8
26,1 40,5 33,1
28,4 38,4 33,0
53 J.Cechura: Sion aKunètickà Hora: hrady husitské revoluce?, in: HT, 5,1982, S. 157ff. 54 D.Trestik: Prispévky k sociàlni diferenciaci venkovského lidu v 16. stoleti, in: SH, 4, 1956, S.195f. 55 D. Trestik: Prispévky, S. 197. 56 Ebenda.
122
Wir sehen, daß im Verlaufe der siebziger Jahre die Zahl in der Kategorie der großen Bauern, zu denen die tschechische Literatur Besitzer von Gütern mit einem Feldumfang von mehr als einer Hufe rechnet, nur wenig anstieg. Diese Charakteristik wird hier auch durch die Tatsache unterstrichen, daß es sich um den fruchtbaren Boden in der Elbregion handelt. Noch eindrucksvoller war vielleicht die angedeutete Tendenz bei den Bauerngütern mit mehr als 1 1 / 2 Hufen, deren Anteil zwischen den Jahren von 1490 bis 1520 von 5,9 % auf 8,2 % stieg, bis zum Jahre 1560 dann wieder auf 7,7 % sank. Am anderen Ende der Besitzerskala stiegen die Zahlen ebenfalls - etwa um 3,8 % innerhalb von sieben Jahrzehnten. Besonders eindrucksvoll war das Anwachsen bei den Besitzern der kleinsten Güter bis zu V4 Hufe. Ihre Präsenz stieg in den Jahren von 1490 bis 1560 von 12 % auf 16,7% 5 1 . Aufgrund dieser insgesamt unbedeutenden Verschiebungen, die darüber hinaus noch von der Art der Evidenz einzelner Liegenschaften beeinflußt werden können, kann vermutet werden, daß die Struktur des untertänigen Besitzes auf der Herrschaft Pardubice verhältnismäßig stabil war. Die genannten quantitativen Relationen wurden in der tschechischen Literatur als ein Beweis der fortschreitenden Differenzierung der Untertanen bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts interpretiert 58 . Mit dem Abstand der Jahre wird man vielleicht nicht mehr darüber streiten, daß das Konzept der immer tiefergehenden Besitzdifferenzierung, das auf die Herrschaft Pardubice angewandt wurde, nicht adäquat ist. Die Zusammensetzung der Besitzer untertäniger Güter auf der Herrschaft Pardubice stellt ein bis zu einem gewissen Grade repräsentatives Bild der Besitzverhältnisse der Untertanen in den Tiefebenen Böhmens bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts dar. Die Situation in den Bergregionen sah etwas anders aus 59 . Für die Bauern der Herrschaft Pardubice waren reiche Bodenzuteilungen typisch. Die böhmische Hufe entsprach umgerechnet 18,6 Hektar. Auffallend ist dies insbesondere im europäischen Zusammenhang, namentlich im Vergleich mit Süddeutschland, Frankreich, England oder Italien, wo die Bodenzuteilungen schon im 13. bis 14. Jahrhundert nur ein sehr geringes Ausmaß erreichten 60 . Mit den böhmischen Verhältnissen kann man eher einige mittel- bis osteuropäische Regionen vergleichen (Preußen etc,) 61 . 57 58 59 60
Ebenda. D.Trestik: Prispevky, S. 193. J.Peträn: Poddany lid v Cechäch na prahu tricetilete välky, Praha 1964, S. 13ff. Vgl. A. Verhulst in: H.Kellenbenz (Hg.): Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 2, Stuttgart 1980, S.279; D.Herlihy, Ch.Klapisch-Zuber: Les Toscans et leurs familles, Paris 1978, S.270ff.; Ph. Dollinger: Der bayerische Bauernstand vom 9. bis 13. Jahrhundert, München 1982, S.96, 437ff.; Ch.Dyer: Lord and Peasants in Changing Society. The Estates of the Bishopic of Worcester, 680-1540, Cambridge 1980, S. 300ff.; G. Bois: The Crisis of Feudalism. Economy and Society in Eastern Normändyc. 1300-1550, Cambridge 1984, S. 149ff.; W. Rösener: Bauern im Mittelalter, München 1987, S. 213. 61 H. Wunder: Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte der Komturei Christburg, 13.-16. Jh., Wiesbaden 1968, S. 34ff.
123
Die Wirtschaften der großen Bauern in der Herrschaft Pardubice waren nicht nur reich mit Boden ausgestattet. Die Einblicke in die bisher unbearbeiteten Grundbücher der Herrschaft zeigen, daß die Inhaber dieser Güter immer sechs oder mehr Pferde und auch weiteres Vieh hatten (Kühe, Schweine, Schafe). Zur Ausstatttung des Gutes gehörten auch ein bis zwei Fuhrwerke, Bestandteile der Einrichtung waren Eisenpflug und Egge (ein bis zwei Stück) 62 . Diese Bauern konnten auch Getreide für den Markt erzeugen, sie konnten sich am Getreidehandel entlang der Elbe beteiligen, der schon seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nachgewiesen ist. Im 16. Jahrhundert bestanden vollkommen regelmäßige Handelskontakte auf der Elbe 63 . Auch die Besitzer mittelgroßer Güter (im Umfang von 1 / 2 bis 1 Hufe) waren sehr gut ausgestattet. Das Minimum an Boden waren etwa 10 Hektar. Auf den Gütern gab es meist drei bis sieben Pferde, Rindvieh und Schweine (bis zu sechs Kühen und elf Schweinen), weiterhin Wagen, Eisenegge und Pflug 64 . Überraschend ist die relativ hohe Anzahl der Pferde, die vielleicht nicht nur für die landwirtschaftliche Tätigkeit und den damit zusammenhängenden Verkehr benutzt wurden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß die Pferde zu Handelszwecken benutzt oder gemietet wurden - zum Beispiel zum Transport verschiedener Waren. Es ist bekannt, daß im Verlaufe der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine ziemlich große Menge von Getreide auf den Straßen aus Ostböhmen (wohl nicht direkt aus der Herrschaft Pardubice) nach Ceske Budejovice transportiert wurde, was einer Entfernung von fast 200 km entspricht 65 . Diese Angaben deuten die Möglichkeiten weiterer Handelsaktivitäten der Besitzer mittelgroßer Güter an, für welche die Einkünfte aus der ursprünglichen landwirtschaftlichen Produktion nicht die einzige Einnahmequelle waren. Als Kleinbauern im engen Sinne des Wortes können auf Pardubice nur die Besitzer von Gütern mit bis zu 1 / 4 Hufe (bis ca. 5 Hektar) Boden bezeichnet werden. Ein durchschnittlicher kleiner Bauernhof hatte ein Stück Rindvieh (Pferde als Zugvieh sind nicht belegt), ein Kalb oder Schwein, zwei bis sechs Hennen oder Gänse. Typisch für diese Güter, denen V4 Hufe Ackerboden (oder weniger) zugemessen wurden, ist das Fehlen landwirtschaftlicher Geräte. Bei den Kleinbauern ist aber häufig eine handwerkliche Tätigkeit belegt. Die verbreitetsten Berufe waren die Weberei und die Fischerei. (Die Region von Pardubice war neben Trebon während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Gebiet mit der bedeutendsten Teichwirtschaft in Böhmen.) 6 6 In der Herrschaft Pardubice gab es 62 D.Trestik: Prispevky, S. 200; A.Mika: Poddany lid v Cechäch v prvni polovine 16. stoleti, Praha 1960, S.354ff. 63 Vgl. M. Hroch, J. Petrin: Die Länder der Böhmischen Krone 1350-1650, in: H. Kellenbenz (Hg.): H a n d b u c h . . . , Bd. 3, S. 991 ff. 64 D.Trestik: Prispevky, S. 204; A.Mika: Poddany lid, S. 354ff. 65 F. Kavka:TndnistrukturaCeskychBudejovicv prvni polovine 16. stoleti, in: SH, 4,1956, S. 153f. 66 A.Mika: Feudälni velkostatek vjiznich Cechäch¿XIVs-XVII. stol.), in: SH, 1, 1953, S. 129ff.
124
natürlich auch die Möglichkeit, einen Teil des Bodens für begrenzte Zeit zu verpachten. Diese Möglichkeit wurde von allen Schichten der Bauernschaft reichlich ausgenutzt, wie die Zusätze in den Urbaren bezeugen. Die großen Bauern, die zum Beispiel zwei Hufen (37 ha) besaßen, mieteten sich Arbeitskräfte. Diese rekrutierten sich aus den Untersiedlern bzw. aus Gärtnern oder Häuslern, die neben der Wohnung (neben dem Haus), die sich häufig auf dem Gartenareal eines großen Grundes befand, nur einige Morgen Boden besaßen 67 . Für die Grundherrschaft Pardubice war eine bemerkenswerte Mobilität der Grundbesitzer (aller Größen) typisch. Während der untersuchten Epoche wurde ein Gut nur sehr selten innerhalb einer Familie weitergegeben. Üblicher war es, daß die Güter mehrmals den Besitzer wechselten. In den Grundbüchern finden sich jährlich mindestens 300 Eintragungen, die die Bewegung der Güter dokumentieren; dies entspricht fast einem Viertel aller Bauerngüter. Es wurde festgestellt, daß es in den 3 Urbaren keine einzige Familie gibt, die ihr Gut ununterbrochen über drei Generationen hinweg behalten hätte 6 8 . Die hohe Mobilität der Landuntertanen als Grundbesitzer war ein typisches Merkmal der böhmischen Verhältnisse in dieser Phase des 16. Jahrhunderts. Eine ähnliche Situation, d.h. mit einer relativ geringen Stabilität der grundsätzlichen Proportionen bei Bodenbesitz, Zahl des Wirtschaftsviehs und weiterer Ausstattung des Bauerngutes, findet man in Böhmen auf mehreren Herrschaften. Gewisse Abweichungen entstanden als Folge unterschiedlicher Natur- und Bodenbedingungen. Beispielsweise sahen auf den Herrschaften in den Vorgebirgsregionen vor allem die Bodenzuteilungen anders aus. Ausgeprägtere Veränderungen für die Verhältnisse der Untertanen brachte die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, insbesondere durch die beginnende Reaktivierung der eigenen Wirtschaft der Obrigkeit 69 . Die allgemeine Populationsentwicklung führte zur Kultivierung weiteren Bodens. Oft handelte es sich um Boden von schlechterer Qualität, der manchmal erst kurz vorher gerodet wurde. Die neuen Kolonisten mußten deshalb weitere Erwerbsmöglichkeiten suchen, die ihnen die Heimproduktion oder anders organisierte nicht landwirtschaftliche Tätigkeit bot.
67 J.Peträn: Poddany lid, S. 300ff. 68 D. Trestik: Prispevky, S. 202. 69 E.Maur: Cesky komorni velkostatek 17. stoleti, Praha 1975, S. 19ff.
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5.4 Die Grundzüge der Untertanen-Verhältnisse in Böhmen im Spätmittelalter Neben der Skizzierung der untertänigen Verhältnisse in einzelnen Herrschaften ist es notwendig, einzelne Komponenten abzugrenzen, die den untertänigen Status in Böhmen im Spätmittelalter charakterisieren. Diese Aufgabe ist auch im Hinblick auf einen Vergleich sehr bedeutungsvoll. Die untertänigen Verhältnisse in Böhmen unterscheiden sich nämlich in vielerlei Hinsicht sehr von den Verhältnissen in den benachbarten Ländern oder allgemein im europäischen Rahmen. Grundlage des Verhältnisses zwischen dem Untertanen und seiner Obrigkeit, deren Liegenschaft er besaß, bildete in Böhmen im Spätmittelalter die sachliche Abhängigkeit. Der Bauer war Untertan einer bestimmten Obrigkeit, weil er ihren Boden hielt. Der einzige Rest der persönlichen Abhängigkeit von der Obrigkeit war das Versprechen «clovecenstvi» 70 . Es handelte sich dabei um einen symbolischen Akt, wobei der Bauer, der den Boden einer bestimmten Obrigkeit bewirtschaftete, durch Handschlag versprach, ihr Untertan zu sein 71 . Die untertänigen Verhältnisse in Böhmen im Spätmittelalter umfassen nichts von dem, was aus Deutschland unter dem Begriff «Leibeigenschaft» 72 bzw. aus England unter dem Ausdruck «serfdom» 73 bekannt ist. Mehrere Aspekte der persönlichen Verbundenheit des Bauern mit dem Boden, die insgesamt als «Leibeigenschaft» bezeichnet werden, wurden in Böhmen erst während und nach dem Dreißigjährigen Krieg in Kraft gesetzt 74 . Während der untersuchten Zeit wurden die engen Beziehungen zwischen der Obrigkeit und dem Untertan gelockert, wie es für das Früh- und Hochmittelalter charakteristisch war. Zwischen ihnen entstand ein Abstand. Dank der Reluition kam der Bauer praktisch nur bei der Zinszahlung mit der Obrigkeit oder ihrem Stellvertreter in Kontakt. Übliche Zahlungstermine in Böhmen waren die Tage des heiligen Georg (23.4.) und des heiligen Gallus (16.10.). Im Verlaufe des landwirtschaftlichen Zyklus - vorausgesetzt der Bauer beging keine Überschreitung gegen die obrigkeitliche Jurisdiktion - verlief die Tätigkeit auf dem Bauerngut praktisch unabhängig von der Obrigkeit. Auf das tägliche Leben während des Jahres hatte zweifellos die Gemeinde (communitas) als Organisation der Selbstverwaltung größeren Einfluß 75 .
70 J.Cechura: Clovecenstvi, in: PHS (im Druck). 71 H.K.Schulze: Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, B d . l , Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1985, S.73ÌT.; G. Fourquin: Lordship and Feudalism in the Middle Age, London 1976, S. 116. 72 F.W. Henning: Art. Leibeigenschaft, in: HRG, II, Sp. 1761 ff. 73 Vgl. R.H. Hilton: The Decline of Serfdom in Medieval England, London 1969. 74 E.Maur: Cesky komorni velkostatek (vgl. Anm. 69), S. 127ff. 75 J. Cechura: Clovecenstvi (vgl. Anm. 70).
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Die Versachlichung der Bindung Obrigkeit-Untertan zeigte sich auch in der Durchsetzung der Tendenz zum erblichen Bodenbesitz, der in Böhmen im 14. Jahrhundert in überwiegendem Maße verbreitet war. Diese Tatsachen spiegelten sich natürlich auch in der Bezahlung der Bodenrente wider, deren Höhe während der untersuchten Zeit von 1350 bis 1550 praktisch konstant war. Zur Erhöhung der Zinsen kam es nur durch die Reluition der Fronarbeit oder der Naturalienabgaben, aber auch weiterer Pflichten gegenüber der Obrigkeit (Ehrungen und dergleichen). Die gleichbleibende Höhe der Zinsen zeigen beispielsweise die vidimierten Kopien der Kaufurkunden (emphyteutischen Urkunden), die noch im 16. Jahrhundert die Gültigkeit der Dokumente erneuern, die im 14. Jahrhundert herausgegeben wurden 7 6 . Es handelte sich um eine Erbverpachtung, deren Bedingungen im Prinzip unveränderlich waren. Im Böhmen des späten Mittelalters finden sich praktisch keine terminierten Bodenverpachtungen wie sie aus anderen Ländern Europas bekannt sind 77 . Dazu hatten das Annahme- und Übergabegeld - also die Gebühren für den Erwerb respektive das Verlassen des Grundes - eher symbolischen Wert (meist nur ein paar Groschen). Sie unterlagen nicht den konjunkturellen Schwankungen, die man in einigen westeuropäischen Regionen beobachten kann 7 8 . Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts zeigte sich eine zunehmende Resignation der Obrigkeit bzgl. des Heimfallrechts. Diese Tendenz setzte sich bis zum 16. Jahrhundert durch. Die Fronpflichten nahmen in Böhmen im Verlaufe des Spätmittelalters immer mehr ab. Zwischen den Jahren von 1350 bis 1550 betrugen die maximalen Fronpflichten in Böhmen 18 bis 24 Tage jährlich 7 9 . Die wöchentlichen Fronarbeiten, die beispielsweise aus England noch im 14. Jahrhundert (aber auch aus Polen seit dem 15. Jahrhundert) bekannt sind, lassen sich in Böhmen nicht nachweisen 80 . Typisch für die bäuerliche Bevölkerung des späten Mittelalters in Böhmen ist eine erhebliche horizontale und vertikale Mobilität 81 . In den Grundbüchern
76 Vgl. RBM III-IV. 77 Zum Beispiel: Ch. Dyer: Lord and Peasants (vgl. Anm. 60); G. Bois: The Crisis (vgl. Anm. 60); B. Harvey: Westminster Abbey and its Estates in the Middle Ages, Oxford 1977. 78 Für England: M.M.Postan: The Cambridge Econonic History of Europe II, Cambridge 1966, S.552ff.; Z. Razi: The Struggles between the Abots of Halesowen and their Tenats in the Thirteenth and Fourteenth Century, in: T.H. Aston et al. (Hgg.): Sozial Relations and Ideas. Essays in Honour of R . H . Hilton, Cambridge 1983, S. 151 ff.; vgl. N. Hybel: Crisis or Change. The Concept of Crisis in the Light of Agrarian Structural Reorganisation in Late Medieval England, Aarhus 1989, S. 228ff.; für Italien: L. A. Kotelnikova: Die Entwicklung der Grundrente im 14. und 15. Jahrhundert auf den Ländereien der Popolani und Kirche in der Toscana - ein einheitlicher oder mannigfaltiger Prozeß?, in: JGF, 7, 1983, S.103ff.; für die Rheinlande: Ch. Reinicke: Agrarkonjunktur und technisch-organisatorische Innovationen auf dem Agrarsektor im Spiegel niederrheinischer Pachtverträge, 1200-1600, Köln-Wien 1989, S. 259ff. 79 A.Mika: Poddany lid, S.233ff. 80 B. Harvey: Westminster Abbey. S. 227ff. 81 E.Maur: Zäklady historicke demografie, Praha 1983, S. 145ff.
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kann sie detailliert verfolgt werden. Voraussetzung dieser Mobilität war ein flexibler Mechanismus, der es dem Bauern ermöglichte, Boden von der Obrigkeit als Besitz zu empfangen sowie auch, ihn legal zu verlassen, wenn er sich entschlossen hatte, in eine andere Herrschaft oder in die Stadt überzusiedeln und dort ein Handwerk oder Gewerbe auszuüben. Gang und gäbe waren die sog. «Laßbriefe», die die obrigkeitlichen Kanzleien ausgaben 8 2 . Sie enthielten einen Passus, wonach der Bauer alle Pflichten gegenüber der Obrigkeit ausgeglichen hatte, aus der Untertänigkeit entlassen wurde, sich ansiedeln konnte, wo er wollte und nach eigener Wahl auf beliebige Art seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Eine bedeutsame Tatsache, die die Qualität des untertänigen Status im spätmittelalterlichen Böhmen (insbesondere während der vorhussitischen Zeit) charakterisiert, ist das Fehlen großer Bauernaufstände während der untersuchten Zeit, wie sie aus Frankreich 8 3 , England 84 , Deutschland 8 5 und Italien 86 bekannt sind. Es ist beachtenswert - insbesondere im Vergleich mit dem bisherigen Konzept der untertänigen Entwicklung im vorhussitischen Böhmen - , daß es hier in dieser Zeit zu keiner einzigen Bauernrebellion kam. Die erste gab es erst Ende des 15. Jahrhunderts. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Böhmen einige, jedoch lokal begrenzte Revolten, die vor allem durch Maßnahmen der betroffenen Obrigkeit hervorgerufen worden waren. Zum ersten landesweiten Aufstand kam es in Böhmen erst im Jahre 1680 87 . Die Charakteristik der bäuerlichen (untertänigen) Verhältnisse, wie wir sie für Böhmen im Spätmittelalter skizziert haben, ähnelt auffallend der bäuerlichen Freiheit, die Heide Wunder beschrieben hat. Die Autorin stellt folgende Rahmenbedingungen der bäuerlichen Freiheit fest: 8 8 1. Boden war zur Genüge vorhanden, 2. es bestanden gesicherte Besitzrechte, 3. es war eine weitgehende Freizügigkeit vorhanden, 4. es bestanden geringe oder keine Fronpflichten, 5. es erfolgte eine Festsetzung der untertänigen Pflichten in Naturalien oder Geld. J.Cechura: Chotésov v 15. stoleti, in: MZK, 27, 1991, S. 51-78. M. Mollat, Ph. Wolf: The Popular Revolutions of the Late Middle Ages, London 1973. R . H . Hilton, T.H. Aston (Hgg.): The English Rising of 1381, Cambridge 1984. G.Franz: Der deutsche Bauernkrieg, Darmstadt 1977; P.Blickle: Die Revolution von 1525, München-Wien 1981; Ders.: Unruhen in der ständischen Gesellschaft, 1300-1800. München 1988; Ders.: Studien'zur geschichtlichen Bedeutung des deutschen Bauernstandes, StuttgartNew York 1989; W.Schulze: Bäuerlicher Widerstand und feudale Herrschaft in der frühen Neuzeit, Stuttgart 1980. 86 II tumulto dei Ciompi. Un momento di storia fiorentina ed Europea, Firenze 1981. 87 Pfehled déjin Ceskoslovenska, Praha 1982, Bd. 2, S. 240f. 88 H. Wunder: Serfdom in Later Medieval and Early M o d e m Germany, in: T.H. Aston et al. (Hgg.): Social Relations and Ideas. Essays in Honour of R . H . Hilton, Cambridge 1983, S. 249f. 82 83 84 85
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Neben der individuellen bäuerlichen Freiheit gab es noch die freie Bauerngemeinde. Wich der Status der Untertanen in den Grundherrschaften im spätmittelalterlichen Böhmen von der angeführten Definition a b ? Im Hinblick auf den Stand der Erforschung der Bauernschaft in Böhmen zu dieser Zeit wäre es sicher vorteilhaft, eine automatische Übereinstimmung anzunehmen und ohne weitere Untersuchung von der Bauernschaft in Böhmen als einer freien zu sprechen. Als Ausgangspunkt für weitere Forschungen kann in diesem Zusammenhang zum Beispiel der Vergleich mit den Verhältnissen im Rheinland genommen werden, wo Volker Henn die Bauern (ohne Rücksicht darauf, ob sie den Untertanenstatus hatten oder nicht) als praktisch frei charakterisierte 89 . Bei dem derzeitigen Stand der Forschung in Böhmen kann man feststellen, daß sich die Beziehungen der Bauern zur Obrigkeit im Spätmittelalter formalisierten und zu einer «nominellen» Grundobrigkeit hin tendierten. Zweifellos war für den Bauern in Böhmen im Spätmittelalter (insbesondere in der Zeit von 1450 bis 1550) nicht sein ausschließlich formelles Rechtsverhältnis zur Obrigkeit entscheidend, sondern der Komplex von Bedingungen, unter denen er auf dem Gut, das er gewonnen hatte, wirtschaften konnte. Dies gilt umso eher, da es in vorhussitischer Zeit auf vielen Herrschaften genügend freien Boden gab, der sogar für einige Zeit verlassen worden war (zum Beispiel um Täbor, auf dem Gebiet der Herrschaft Chotesov u.ä.) 9 0 . Es darf auch nicht übersehen werden, daß im Verlaufe des 16. Jahrhunderts insbesondere in den die Stadt umgebenden Gebieten die Attraktivität der Bodennutzung gestiegen ist. Viele Bürger hatten Interesse, selbst den Boden zu bewirtschaften, der einer bestimmten Obrigkeit gehörte. In diesem Falle handelte es sich aber um Personen, die einen anderen Rechtsstatus hatten als die Landbevölkerung. Da bei dem Erbbesitz der obrigkeitlichen Gründe die Gefahr der Entfremdung drohte, wurden bestimmte Normen festgesetzt, die den Zugang der Bürger zur Landwirtschaft regulierten 91 .
89 V. Henn: Zur Lage der rheinischen Landwirtschaft im 16.-18. Jahrhundert, in ZAA, 21, 1973, S. 174. 90 F. Smahel: Dvanäct pramennych sond, S. 306; J. Cechura: Chotesov (vgl. Anm.82). 91 J. Cechura: Zäkup na statcich vysehradske kapituly ve 14. a 15. stoleti, in: PHS (im Druck).
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5.5 Die Bauern in Böhmen im Spätmittelalter und die Konzeption der spätmittelalterlichen Agrarkrise (Krise des Feudalismus) Einem aufmerksamen Leser der vorangegangenen Kapitel dieser Arbeit ist sicher nicht entgangen, daß der Begriff Krise im Zusammenhang mit dem besprochenen Thema nicht erwähnt wurde 92 . Im Hinblick darauf, daß das Konzept der Krisentendenz des Spätmittelalters zu den wichtigsten Gebieten der Forschung in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte gehört, darf es auch in dieser Arbeit nicht außer acht gelassen werden 93 . Dies ist umso unerläßlicher, da gerade in Böhmen dank der Arbeiten von Frantisek Graus eine der deutlichsten Krisenkonzeptionen entstand: Sie ging von der monetären Krise über die «erste Krise des Feudalismus», die Krise des Spätmittelalters und mündete in die in allgemeinen Zügen dargestellte Revolution des 14. Jahrhunderts 9 4 . Da derselbe Autor zugleich auch der Schöpfer des Konzeptes von der Entwicklung der Bauern in Böhmen bis zum Jahre 1419 ist, die sich zeitlich mit dem Verlaufe des größeren Teiles der Krisenperiode in Westeuropa deckt (1348/49 bis 1480), muß auch diese Komponente notwendigerweise in unsere Forschung einbezogen werden. Gleichzeitig ist offensichtlich, daß es schon im Verlaufe der siebziger und vor allem der achtziger Jahre zu einer ausgeprägten Restrukturierung des Begriffes Krise im gesamten Erklärungsspektrum kam, so daß er während des letzten Jahrzehnts immer mehr relativiert wurde. Im Zusammenhang damit sank die Intensität der internationalen Erforschung dieser Problematik 9 5 . Wenn man dem von F. Graus formulierten Grundriß der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Böhmens im Spätmittelalter folgt, stellt man überrascht fest, daß außer dem Fehlen des «Hauptteils» (die Pestepidemie kurz vor der Mitte des 14. Jahrhunderts 9 6 ) Graus' Charakteristik der Entwicklung in den böhmischen Ländern im Grunde mit der anfänglichen Interpretation der Veränderungen nach der Mitte des 14. Jahrhunderts in den Werken von Wilhelm Abel übereinstmmt 97 . Aus dieser Tatsache könnte man vielleicht den weiteren Schluß ziehen, daß sich die Folgen der Agrarkrise (oder Depression) in Böhmen im 92 P.Kriedte: Spätmittelalterliche Agrarkrise oder Krise des Feudalismus?, in: Geschichte und Gesellschaft, 7,1981, S. 42ff.; N. Hybel: Crisis (vgl. Anm. 78), S. 283ff. 93 N. Hybel: Crisis (vgl. Anm. 78), S. 179ff. 94 F.Graus: Die erste Krise des Feudalismus, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 3, 1955, S.552ff.; Ders.: Das Spätmittelalter als Krisenzeit, Praha 1969, S.15ff.; Ders.: Pest-GeißlerJudenmorde. Das 14. Jahrhundert als Krisenzeit, Göttingen 1987, S.329ff. 95 N. Hybel: Crisis (vgl. Anm. 78), S.283ff. 96 F. Graus: Autor de la peste noire au XIV e siècle en Bohême, in: Annales ESC, 18, 1963, S. 720ff. 97 W.Abel: Agrarkrisen und Agrarkonjunktur vom 13. bis zum 19. Jahrhundert, Hamburg 1978, S.44ff.
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Grunde genauso oder zumindest sehr ähnlich auswirkten wie in den europäischen Ländern, wo der Krisenverlauf nachgewiesen wurde. War das tatsächlich so ? Überprüfen wir einen der grundsätzlichen Züge der Krisentheorie, der allen Erläuterungsvarianten gemeinsam ist. Das kann die erwiesene Preissenkung für Getreide auf den Stadtmärkten sein, die in den Preisreihen vieler Städte Mittel-, West- und Nordwesteuropas nachgewiesen wurde 98 . Die Preisreihen, die in Böhmen etwa seit dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts bis zum Ende des 15. Jahrhunderts zur Verfügung stehen, können wegen ihrer Kürze und Lückenhaftigkeit nicht mit den analogen Reihen verglichen werden, die zum Beispiel für mehrere deutsche Städte existieren". Die erhaltenen Preisreihen aus den böhmischen Städten weisen alle eine relative Stabilität des nominell angegebenen Preisniveaus auf. Die Schwankungen innerhalb eines Jahres sowie von Jahr zu Jahr erreichen nur selten eine Erhöhung (oder Senkung) eines bestimmten Preises um die Hälfte im Vergleich zu der vorangegangenen Preisbewegung. Eine ganz seltene Ausnahme ist eine Preisbewegung um mehr als 100% nach oben, wie sie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Louny zu finden ist. Die Haferpreise, die aus derselben Zeit aus der nahen Stadt Rakovnik zur Verfügung stehen - aber auch von Stribro unterscheiden sich nicht nur wesentlich in ihrer absoluten Höhe, sondern auch durch unvergleichlich geringere Preisschwankungen. Deswegen darf die Bedeutung der beschriebenen einzigartigen Preisbewegung nicht überschätzt werden. Für die Preisreihen des Getreides aus den böhmischen Städten in der Zeit etwa von 1370 bis 1500 ist folgendes charakteristisch: 1. Die Preisschwankungen traten zwischen den einzelnen Jahren auf, aber auch als kurzfristige Schwankungen innerhalb des sogenannten Erntezyklus. Die Preisveränderung war aber nicht sehr ausgeprägt, und das überraschenderweise auch auf der bedrohten Burg Karlstejn nicht 1 0 0 . Die Kriegsereignisse hatten offensichtlich nur einen geringen Einfluß auf die Getreidepreise 101 . 2. Die durch die Preisreihen beschränkte Preisentwicklung blieb - mit kurzzeitigen Schwankungen nach oben oder nach unten - auf stabilem Niveau, bzw. sie zeigte die langfristige Tendenz einer langsamen Steigerung. Heftige Preisschwankungen erschienen nur als seltene Ausnahme. Lediglich am Ende der sechziger
98 J.Cechura: Teorie agrärni krize pozdniho stredoveku - teoreticky zäklad koncepce hospodärskeho a sociälniho vyvoje predhusitskych Cech, in: AH, 12, 1987, S. 129ff. 99 Vgl. J.M. Elsas: Umriß einer Geschichte der Preise und Löhne in Deutschland, 2. Bde, Leiden 1936-1949: H.-J.Gerhard, K.H.Kaufhold: Preise im vor- und frühindustriellen Deutschland. Grundnahrungsmittel, Göttingen 1990, S. 18ff. 100 J.Pelikan (Hg.): Ücty hradu Karlstejna z let 1423-1434, Praha 1948, S. 13ff. 101 A.Mika: Nästin vyvoje cen zemedelskeho zbozi v Cechäch v letech 1424-1547, in CSCH, 7, 1959, S. 561.
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Jahre des 15. Jahrhunderts kam es zu dem ausgeprägten Anstieg, der im Verlaufe der folgenden Jahrzehnte des Jahrhunderts wieder durch ein stabiles Preisniveau abgelöst wurde 1 0 2 . Das gilt für alle verfügbaren Preisreihen in Böhmen bis zum Jahre 1500. 3. Die Preisreihen werden seit dem Ende des 14. und im Verlaufe des 15. Jahrhunderts nicht durch säkulare Preissenkungen des Getreides gekennzeichnet, was sonst ein grundlegender Baustein der Theorie der spätmittelalterlichen Agrarkrise ist. 4. Trotz vorhandener Preisschwankungen ermöglichen die angeführten Preisreihen faktisch nicht, Preiszyklen zu erstellen 103 . Die Preisreihen, die für die böhmischen Städte zur Verfügung stehen, werden kaum erheblich ergänzt oder erweitert werden können. Obwohl sie nicht so lang sind, daß man sie vergleichen könnte, ist ihre Einzigartigkeit (in erster Linie natürlich die Richtung der Preisentwicklung) aufgrund der Homogenität ihrer Angaben und ihrer großen Anzahl für einzelne Jahre eindeutig. Selbst die relativ wenigen Belege zu den Getreidepreisen in Böhmen während der untersuchten Zeit zeigen, daß die hiesigen Verhältnisse sich grundlegend von denen anderer europäischer Länder unterschieden. Das gilt insbesondere für die Notwendigkeit der schriftlichen Fixierung der Preise. Im Hinblick darauf, daß ihre Schwankungen in den böhmischen Ländern nicht plötzlich oder steil waren und sie nie mehrmals gestiegen oder gesunken sind, war es nicht notwendig, sie ununterbrochen - zum Beispiel für die Zwecke der «amtlichen» Preisregulation aufzuschreiben. Diese Hypothese muß natürlich noch durch eine speziell orientierte komparative Untersuchung bewiesen werden. Hierzu ist zu bemerken, daß in Böhmen - zumindest bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts - keine Belege existieren, aus denen eine Beteiligung der Stadtämter oder der zentralen Institutionen an der «amtlichen» Regulierung der Getreidebeziehungsweise der Brotpreise ersichtlich wäre, wie dies zum Beispiel für Köln/ Rhein für 1368 bis 1797 nachgewiesen worden ist 1 0 4 . Für die böhmischen Städte fehlen auch Vorschriften, die den Bewohnern die Haltung bestimmter Getreidevorräte in Abhängigkeit von der Vermögenshöhe befahlen 1 0 5 . Auch der gesamte die Kommunalpolitik betreffende Fragenkomplex fehlt, der sich auf die Minimie-
102 M.Hroch, J.Peträn: Die Länder der böhmischen Krone 1350-1650, in: H.Kellenbenz (Hg.): H a n d b u c h . . . 3, S. 995 f. 103 W. Abel: Strukturen und Krisen der spätmittelalterlichen Wirtschaft, Stuttgart-New York 1980, S. 63 ff. 104 D.Ebeling, F.Irsigler: Getreideumsatz, Getreide- und Brotpreise in Köln 1368-1797, B d . l , Köln-Wien 1976. 105 U.Dirlmeier: Untersuchungen zu Einkommensverhältnissen und Lebenshaltungskosten in oberdeutschen Städten des Spätmittelalters, Heidelberg 1978.
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rung der Folgen etwaiger Mißernten oder auf einen Ausfall in der Getreideversorgung beziehungsweise auf den Aufbau der Stadtspeicher bezogen hätte 1 0 6 . Aus allem, was oben angeführt wurde, kann ein Resüme gezogen werden. Die überlieferten Angaben über die Getreidepreise in der vorhussitischen Zeit in Böhmen - aber auch im gesamten 15. Jahrhundert - können nicht als Grundlage für die Applikation der Konzeption der spätmittelalterlichen Agrarkrise dienen. Ihre Entwicklungstendenz stellt sich als eine Qualität dar, die sich von den aus den Preisreihen gezogenen Schlüssen, auf deren Grundlage diese Theorie aufgebaut wurde, unterscheidet. Im Kontext mit der Entwicklung der Bauern während der untersuchten Zeit (vor allem für die Jahre von 1350 bis 1450) haben diese Feststellungen große Bedeutung. Bei der Reluition der Bodenrente zur Geldform wurde der Bauer gezwungen, einen Teil der Ernte auf dem Stadtmarkt zu verkaufen, um das Geld für die Zinszahlung zu gewinnen. Waren die Preise im Grunde stabil (sie stiegen allmählich seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts), mußte der Bauer nicht mehr Getreide verkaufen, um das notwendige Bargeld zu gewinnen, das er zu einem bestimmten Termin an die Obrigkeit ablieferte. Es ist hier nicht notwendig, einzelne Alternativen des Konzeptes der spätmittelalterlichen Agrarkrise zu verifizieren, die immer auf den Getreidepreisen aufgebaut wurden. Ich betrachte es als erwiesen, daß die Preisentwicklung weder die ökonomische noch die soziale Stellung der Bauern in Böhmen beeinflußte. Es ist möglich einzuwenden, daß dadurch die Frage nicht vollkommen gelöst wurde, weil man dabei bisher den Unterschied zwischen dem nominalen und dem realen Geldwert nicht in Betracht gezogen hat. Hier kam es natürlich im Verlaufe des 14. und 15. Jahrhunderts zu einer gewissen Entwertung des Prager Groschens, was sich bis zu einem gewissen Grad im Rückgang seiner Kaufkraft äußerte 1 0 7 . Die relativ geringe Abhängigkeit des Bauern vom Markt kann am Modell der bäuerlichen Wirtschaft mit einer Hufe Ackerboden (dem 6 Strich Aussaat entsprachen) bewiesen werden; der Haushalt bestand aus fünf Personen. Nach den Berechnungen Antonin Kostläns für den Zeitabschnitt vom 14. bis 16. Jahrhundert mußten vor dem Jahre 1419 mehr als 5% der Ernte verkauft werden, um 64 Groschen zu gewinnen; in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren es weniger als 5 % und vor der Mitte des 16. Jahrhunderts nur 1 bis 2 % der Ernte. Obwohl es sich um ein hypothetisches Modell handelt, zeigt es zumindest zwei Tatsachen 108 - Erstens: Der Kaufkraftverlust des Prager Groschens hat die Menge des vom Bauern verkauften Getreides nicht sehr stark beeinflußt. Zwei-
106 E.Kelter: Das deutsche Wirtschaftsleben des 14. und 15. Jahrhunderts im Schatten der Pestepidemien, in: JbNÖS, 165, 1953, S. 161 ff. 107 P.Spufford: Handbook of Medieval Exchange, London 1986, S. 273 ff. 108 A.Kostlän: «Cenovä revoluce» a jeji odraz v hospodärskem vyvoji Cech, in: FHB, 11, 1987, S.180ff.
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tens: Die Belastung des Bauern ist überraschenderweise relativ niedrig, wenn man ihn zum Beispiel mit den Bauern aus deutschen Gebieten vergleicht. W. Abel schätzt, daß in Deutschland etwa ein Drittel des Ertrages der bäuerlichen Wirtschaft für die Begleichung der Bodenzinsen aufgewendet wurde 109 . Etwas niedrigere Angaben machte dann Burkhard Asmuss für Bayern im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts 110 F.Graus faßte seine im Jahre 1957 veröffentlichten Forschungen im Jahre 1969 in folgender Charakteristik zusammen: «Konkret versuchte er ( = F.G.) dann noch eingehender die Agrarkrise in Böhmen vor 1419 zu analysieren, wobei er den Umstand betonte, daß bei dem großen ökonomischen Übergewicht des Getreideanbaus in Böhmen für das gesamte Wirtschaftsleben hier die Agrarkrise besonders verheerende Folgen haben mußte.» 111 Dieser Charakteristik kann man nur hinzufügen, daß sie in den zeitgenössischen tschechischen Quellen keine Unterstützung findet. Es handelt sich ausschließlich um eine Konstruktion von F.Graus 1 1 2 .
5.6 Zwischenbilanz Drei Teilanalysen der Entwicklung der untertänigen Verhältnisse auf drei verschiedenen Typen der Grundherrschaft in Böhmen im Spätmittelalter deuten an, daß es im Verlaufe der Zeit möglich sein wird, eine qualitativ vollkommen neue Konzeption der Entwicklung der Bauern in Böhmen während der untersuchten Zeit zu formulieren. Diese Arbeit muß sicherlich langfristig sein. Es ist nicht auszuschließen, daß sie - insbesondere für die vorhussitische Zeit - nicht immer auf Verständnis stößt, weil Graus' «Krisenkonzept» der Bauernschaft in der tschechischen Historiographie tief verwurzelt ist. Es gibt zwei Grundbedingungen, die helfen könnten, die Erforschung der böhmischen Bauern auf das derzeit übliche europäische Niveau zu heben. Die erste sehe ich in der Erarbeitung einer ausreichenden Anzahl analytischer Studien, in denen die Entwicklung der Bauern insbesondere im institutionellen Rahmen der Herrschaft erfaßt würde. Daneben wird es notwendig sein, diese Entwicklung im territorialen Rahmen zu verfolgen, d.h., nicht nur die Bauern 109 W.Abel: Agrarkrisen, S. 148-153. 110 B. Asmuss: Das Einkommen der Bauern in der Herrschaft Kronberg im frühen 16. Jahrhundert, in: ZBLG, 43,1980, S.45ff. 111 F. Graus: Das Spätmittelalter, S. 36. 112 Detailliert bei: J.Cechura: Teorie agràrni krize (vgl. Anm.98), S. 129ff.
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der grundherrschaftlichen Strukturen in benachbarten Bereichen zu vergleichen, sondern auch ihre anderen Teile, die in unterschiedlichen obrigkeitlichen Verhältnissen standen (zum Beispiel im Besitz des niederen Adels und dergleichen). Die zweite Bedingung ist unzweifelhaft der Vergleich der Schlußfolgerungen des Teilstudiums mit den europäischen Verhältnissen. Hier geht es entschieden nicht nur um das Kriterium der gesamten Arbeiten, sondern eher um den Vergleich der Analysen der untertänigen Verhältnisse sowohl im Rahmen einzelner Grundherrschaften (kirchlicher, adeliger, königlicher, städtischer) als auch einzelner Territorien in ganz Europa. Dabei wird ein so umfassender Vergleich erforderlich sein, daß die Ergebnisse der ausländischen Forschung nicht auf die böhmischen Verhältnisse projektiert werden können 1 1 3 . Vom Gesichtspunkt der territorialen Abgrenzung her kann man mit zwei Dimensionen des Vergleiches arbeiten: einer breiteren und einer engeren. Die breitere betrifft den oben bereits erwähnten europäischen Rahmen, den man etwa von den britischen Inseln bis zu den böhmischen Ländern skizzieren kann, in Nord-Süd-Richtung dann von Skandinavien bis nach Italien. Die engere Dimension stellt vor allem den Vergleich mit den benachbarten Ländern dar. Hier ist meiner Meinung nach insbesondere wichtig, die Ergebnisse der polnischen Historiographie auszuwerten 1 1 4 . Sie kann als einer der grundlegenden Bausteine für die Interpretation der Epoche des Früh- und Hochmittelalters betrachtet werden. Der Vergleich der böhmischen Verhältnisse mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Polen kann als eine gewisse Gegenüberstellung zweier unterschiedlicher Qualitäten dienen, die es gerade aufgrund der beiderseitigen Unterschiede ermöglichen, die Charakteristik der böhmischen Entwicklung besser zu begreifen. Auf der anderen Seite ist auch der Vergleich mit der Entwicklung in Bayern und in anderen deutschen Gebieten (Schwaben, Sachsen) und in Österreich wichtig 115 . Neben der komparativen Forschung wäre zweifellos auch die Bearbeitung bestimmter Fragen durch ausländische Forscher nützlich, die nicht von den innerhalb der tschechischen Forschung deutlich erkennbaren traditionellen Stereotypen beeinflußt sein sollten. Das haben zum Beispiel die Arbeiten von U. Henningsen oder L. Longfellow Blodgett gezeigt 116 .
113 J.Cechura: Die Bauernschaft in Böhmen während des Spätmittelalters, in: Bohemia, 31, 1990, S. 300 ff. 114 B. Zientara: Strukture chlopow w Polsce sredniowiecznej, in: Struktura feudälni spolecnosti na üzemi Ceskoslovenska a Polska do prelomu 15. a 16. stoleti, Praha 1984, S. 154ff. 115 Zusammenfassung: H.Kellenbenz, R.Walter: Das Deutsche Reich 1350-1650, in: H.Kellenbenz (Hg.): Handbuch . . . 3, S.836ff.; F.-W. Henning: Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Deutschland, Bd. 1, Paderborn 1985, S. 165ff. 116 U. Henningsen: Besitz (vgl. Anm.29); L. Longfellow Blodgett: The «Second Serfdom» in Bohemia: A Case Study of the Rozmberk Estates in the 16th Century, in: I.Volgyes (Hg.): The Peasantry of Eastern Europe. Volume I (Roots of Rural Transformation), New York 1979, S. 6ff.
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Im Rahmen der Untersuchung der Entwicklung der Grundherrschaften in Böhmen in der vorhussitischen Zeit - beziehungsweise im 15. Jahrhundert - habe ich einige Analysen der Verhältnisse der Bauern im 14. und 15. Jahrhundert durchgeführt 1 1 7 . Ihre allgemeine Tendenz unterscheidet sich in nichts von den Tatsachen, die in den drei hier angeführten Bereichen festgestellt wurden. Die Gesamttendenz der vorhussitischen Epoche (insbesondere der Jahre von 1350 bis 1419) ist auf die Verbesserung der rechtlichen und wirtschaftlichen und somit auch der sozialen Verhältnisse der Bauern in den Grundherrschaften gerichtet. Es scheint, daß die finanziellen Schwierigkeiten dieser Wirtschaftsstruktur ausgesprochen stark auf die Bauern wirkten, die sich die Verbesserung ihres Standes, die sodann in ihrer persönlichen Freiheit gipfelte, erkaufen konnten. Auf der anderen Seite habe ich kein einziges Dokument gefunden, das als eindeutiger Beleg für eine Verschlechterung irgendeines Bereichs des bäuerlichen Lebens dienen könnte. Übrigens fand auch F. Graus kein solches Dokument. 1 1 8 Als Hypothese für die weitere Forschung kann die Ansicht formuliert werden, daß der kontinuierlichen Tendenz der Entwicklung der Grundherrschaft auch eine kontinuierliche Entwicklung der Bauern entsprechen kann. Diese Charakteristik kann offensichtlich auch auf den Typus der Grundherrschaft erweitert werden, der sich nicht kontinuierlich entwickelte.
117 Sedlec: J. Cechura: Dve Studie, S.37ff.; Chotesov: J. Cechura: Chotesov (vgl. Anm. 72); Zeliv: J. Cechura: Zapomenute listiny klästera Zeliv v predhusitskem obdobi, in: JSH, 57,1988, S. 25ff. 118 F.Graus: Dejiny venkovskeho lidu v Cechäch v dobe predhusitske, Praha 1957; vgl. Kritik von J. Kejr, V. Prochäzka: Prävne historicke glosy k Dejinäm venkovskeho lidu v dobe predhusitske, in: PHS, 5,1959, S. 311 ff.
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Schlußwort
Ziel der Monographie war es, auf der Grundlage eines repräsentativen Musters einzelner Grundherrschaftstypen die Entwicklungstendenzen dieser ökonomischen Struktur in Böhmen im späten Mittelalter aufzuzeigen. Gleichzeitig habe ich mich bemüht, die Grundrisse der Entwicklung der Bauern in derselben Epoche zu skizzieren. Die Ergebnisse der Arbeit können in zwei Hauptgruppen aufgeteilt werden. Die erste beinhaltet allgemeine Feststellungen, die der Entwicklung der Grundherrschaft und der Bauern im breiteren Kontext entsprechen - zumindest dem West- und Mitteleuropas im späten Mittelalter. 1. Bei allen Typen der Herrschaft (mit Ausnahme der städtischen) wurde in dieser Epoche eine langfristige Tendenz zur Reduzierung der Regiewirtschaft festgestellt. Die Reduzierung war besonders ausgeprägt im Falle der Klosterherrschaft - und zwar insbesondere während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. 2. Mehrere Herrschaften der Kircheninstitutionen in Böhmen hatten ungefähr seit der Mitte des 14. Jahrhunderts wirtschaftliche und finanzielle Schwierigkeiten. In einigen Fällen kann man von der Krise dieses Herrschaftstypus sprechen. In Böhmen ging diese Krise tiefer als es vom analogen Milieu anderer europäischen Regionen bekannt ist. Im Übergang des 14. zum 15. Jahrhunderts zerfielen einige Herrschaften faktisch territorial oder hinsichtlich ihres einheitlichen ökonomischen Mechanismus. 3. Die Schwierigkeiten der Herrschaften entstanden aus der dynamischen Verbreitung der Geldrente. Die Entfaltung der Geldverhältnisse verlief zeitgleich mit der europäischen Entwicklung. Dank des in ausreichenden Mengen vorhandenen Münzmetalls in Böhmen verlief dieser Prozeß schneller und umfassender als in anderen europäischen Regionen (zum Beispiel in den Rheinlanden, der Normandie, Norditalien, England). Dies ergibt sich aus den vorhussitischen Urbaren, in denen die Einkünfte von den Liegenschaften bereits während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in entscheidendem Umfang in Geld angeführt werden. Die auf einem relativ dichten Netz kleinerer Höfe mit Fronarbeitspflicht begründete autarke innere Struktur der Grundherrschaften mußte sich sehr schnell der neuen Situation anpassen. Die Außenbeziehungen der Klöster monetisierten sich merklich. Die Gegensätze zwischen den objektiven Entwicklungstendenzen der Geldwirtschaft und dem individuellen Niveau der betroffenen Grundherrschaft bildeten den Kern der Schwierigkeiten der Klosterherrschaften im Spätmittelalter. 137
4. Von der Reduktion der Eigenwirtschaft der Grundherrschaften und der Verbreitung der Geldform der Rente profitierten auch diejenigen Bauern, die ihre Wirtschaft im Rahmen dieser Wirtschaftsstrukturen betrieben. Das deuten die durchgeführten Analysen an. Man kann die Hypothese aufstellen, daß die Entwicklung der Bauern in Böhmen in ihren Grundrissen nicht von den allgemeinen europäischen Tendenzen abwich und während der Jahre von 1350 bis 1550 kontinuierlich verlief. Die Studie offenbarte gleichzeitig einige typische Züge, durch die sich die Entwicklung in Böhmen im Spätmittelalter von den allgemeinen langfristigen europäischen Tendenzen unterscheidet. 1. Die Entwicklung der Mehrheit der Klosterherrschaften verlief nicht kontinuierlich. Wir finden den zeitweiligen oder dauerhaften Untergang einer großen Reihe dieser Wirtschaftseinrichtungen unmittelbar zu Beginn der hussitischen Revolution, in den Jahren von 1419 bis 1421. Die Klostergüter wurden vom Adel, den Machtzentren des Hussitentums und den Städten säkularisiert. 2. Der Prozeß der Säkularisation der Kirchengüter war sehr dynamisch. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts verlor die Kirche (entweder zeitweilig oder auf Dauer) 80-90% der Güter, die sie um das Jahr 1400 besaß. Dieser Zustand bedeutete einen langfristigen Bruch der politischen und wirtschaftlichen Macht der Kirche in Böhmen. Erst durch die erneuerte Landesordnung aus dem Jahre 1627 wurden bis zu einem gewissen Grad Schritte zur Veränderung des status quo eingeleitet. 3. Die spätmittelalterliche Agrarkrise kann für die böhmischen Verhältnisse nicht nachgewiesen werden. Die Grundzüge der Wirtschaft der Bauern, der Obrigkeiten und der Städte in Böhmen schufen keine Voraussetzungen für diese Krise. Ein Grund war auch die Tatsache, daß die erste globale Pestepidemie am Ende der vierziger Jahre des 14. Jahrhunderts Böhmen nicht heimsuchte. Trotz kurzfristiger Schwankungen blieben die Getreidepreise stabil. Seit den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts stiegen sie dann langsam an. Auch die Grundthesen der Konzeption der Krise des Feudalismus sind für die böhmischen Verhältnisse nicht akzeptabel. Es ist paradox, daß einer der Autoren dieser Konzeption (F. Graus) sie im Rahmen der böhmischen Länder formulierte, obwohl hier die Entwicklung im wesentlichen regelmäßig verlief. Es wurde nachgewiesen, daß mehrere Spezifika der böhmischen Entwicklung, die insbesondere seit den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts von tschechischen Historikern formuliert wurden, nur Hypothesen oder apriorische Konstruktionen waren. Ein derartiger Zugang, insbesondere zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, hatte im wesentlichen zwei Wurzeln:
138
1. Die Historiker, die sich mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte (vor allem mit der Grundherrschaft und mit der Untertänigkeit der Bevölkerung) beschäftigten, waren nicht ausreichend ökonomisch gebildet. Dieser Mangel zeigte sich konkret in der Hinwendung zum traditionellen Standpunkt der tschechischen Historiographie, der die wirtschaftlichen Prozesse der politischen Geschichte unterordnete. Das Ergebnis war dann, daß die ausgearbeiteten Tendenzen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte zu sehr von den Gegebenheiten der politischen Geschichte abhingen. 2. Die tschechischen Historiker nutzten zumeist nicht die Ergebnisse der ausländischen Forschung. Diese Feststellung hat ihre subjektiven und ihre objektiven Gründe; in einigen Fällen bewirkten die konkreten historischen Umstände (beispielsweise in den fünfziger Jahren) diesen Zustand. Daneben sank während der letzten Jahrzehnte das Interesse der tschechischen Historiographie an den Fragen, die diese Arbeit gelöst hat; das gilt insbesondere für die vorhussitische Zeit. Im Grunde handelt es sich um eine zwangsläufige Reaktion auf den einseitigen «Quasi-Ökonomismus» der vorangegangenen Jahrzehnte (fünfziger und sechziger Jahre). Dazu kam noch, daß die vor Jahrzehnten formulierten Ansichten und Konzeptionen unermüdlich wiederholt wurden, zum Beispiel in den synthetischen Arbeiten. Diese «innere Erläuterungslogik» entfernt die tschechische Forschung weiter von den europäischen Standards unserer Zeit.
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Summary: The structure of seigneurial landholding in late medieval Bohemia, 1350—1550
The last decade has witnessed an unprecedented growth in research on the development of seigneurial landholding («Grundherrschaft») between the early and late middle ages. As well as a series of co-operative writings, very many monographs have been produced which have substantially broadened our knowledge of the subject. This relates not only to the seigneurial estate as a distinct economic unit, but also to a whole range of areas of its effectiveness, especially in central and western Europe. It is evident that no definitive assessment of this traditional theme of economic and social history - so long the subject of detailed research - can yet be made. Rather, it seems as if fresh perspectives are presently being developed. In the context of the very promising prospects for international research, the conditions of seigneurial landholding in the ancient state of Bohemia have in actual fact constituted an unchartered area. This observation reflects the isolation of Czech historians and their lack of participation in international projects. The present study aims substantially to fill the gap by identifying the major longterm trends in the development of the landholding structure and the evolution of the peasantry in Bohemia during the period 1350-1550. The heart of the medieval state of Bohemia consisted of Bohemia and Moravia, but the present study focuses on Bohemia alone. The two territories were indeed joined together for over a thousand years, yet the socio-economic structures of Bohemia and Moravia exhibited a whole range of differences. The most conspicuous of these related to the virtual absence of a feudal system in Bohemia, whereas this phenomenon is very frequently encountered in Moravia. It is therefore necessary first to analyze separately conditions in Bohemia and Moravia: such analyses may then serve as a foundation for an overview. This would also provide a more balanced assessment of the situation in Bohemia and Moravia. Yet there is a lack of modern analytical studies for such an examination of Moravia between 1350-1500, and so the present study is restricted to Bohemia. The late middle ages saw perhaps one of the most interesting phases of development of the Bohemian economy so far researched. N o less interesting is the method by which the range of problems encountered has hitherto been explained. In recent years this method has atrophied in Czech historiography into a static form shaped above all by relating those problems with the Hussite revolution. In this way a whole range of phenomena have been translated out of political history into the realm of economic history. 140
Wherever in this study the structure of landholding or lordship («Grundherrschaftsstruktur»; «Struktur der Grundherrschaften») are treated, this generalization refers to all the different aspects of the development of seigneurial landholding in the economic sense. It seems to me that this term better describes the true meaning than the concept of «Bohemian estate» («cesky velkostatek»; «GroBgut») which is employed in Czech literature. The structure of seigneurial landholding in late medieval Bohemia displayed certain typical forms, but also a number of individual features which are only documented for just one or a few estates. The aim of this study has been to illustrate the general development of the economic structure of some lordly estates in Bohemia in the late middle ages on the basis of a representative sample. At the same time it has been attempted to outline the development of the peasantry during the same period. The findings of this study may be divided into two main categories. The first concerns general observations relating to the development of seigneurial estates and the peasantry in the wider context, specifically western and central Europe in the late middle ages. In this period all kinds of lordship with the exception of the towns experienced a long-term tendency towards the reduction of direct demesne cultivation. This development was particularly marked in the case of monastic estates, especially during the second half of the 14th century. Several ecclesiastical lordships in Bohemia experienced economic and financial difficulties from around the middle of the 14th century. In particular cases we may even speak of a crisis in this type of lordship. In Bohemia this crisis hit harder than in similar situations in other parts of Europe. The period around 1400 in effect saw the disintegration of several lordships either territorially or in respect of their operation as an economic unit. The problems of lordship arose out of the vigorous expansion of money payments. The unfolding of these monetary conditions ran parallel to the European trend. Thanks to the availability of bullion in sufficient quantities in Bohemia, this process advanced more quickly and widely than in other parts of Europe, for instance in the Rhinelands, Normandy, northern Italy, and England. This is indicated by the pre-Hussite rolls of income («Urbar») which show that the rents from farms were already in large measure collected in money during the first half of the 14th century. The autonomous internal structure of the seigneurial lordships, based on a relatively dense network of smaller tenancies owing labour services, had to adapt to the new conditions very quickly. The monasteries' external contacts underwent a marked shift towards monetary forms. The contrasts between the actual trends towards the development of a money economy and the particular status of the relevant lordship lay at the heart of the difficulties encountered by monastic lordship in the late middle ages. Those peasants who ran their farms in accordance with these economic structures also profited from the decline of direct demesne cultivation on seigneu141
rial estates and the growth of monetary payments. This is apparent from the individual studies conducted here. The hypothesis may be advanced that the development of the peasantry in Bohemia did not in outline differ from general European trends elsewhere, and this continued throughout the period 13501550. At the same time, the study also discloses some typical features by which developments in late medieval Bohemia differ from general long-term trends in Europe. Most of the monastic lordships did not exhibit a continuous pattern of development. A large number of these economic institutions, it appears, collapsed either temporarily or permanently right at the start of the Hussite revolution, in the years 1419 to 1421. Their possessions were appropriated by the nobility, by the Hussite leadership, and by the towns. The process of secularization of monastic property was very rapid. Up to 1450 the church lost, either temporarily or permanently, 80-90 % of the property it had held around 1400. This development meant a long-term breakdown in the political and economic power of the church in Bohemia. Only with the Renewed Constitution («verneuerte Landesordnung») of 1627 were steps taken to a certain extent to change the status quo. Evidence that Bohemia experienced the agrarian crisis of the late middle ages is quite lacking. The essential features of the economy of the peasantry, the ruling classes, and the towns in Bohemia display no symptoms of this crisis. One reason for this was the fact the first major outbreak of plague in the late 1340s did not affect Bohemia. In spite of short-term fluctuations, grain prices remained stable. They only began to rise during the 1460s. Moreover, the basic assumptions underpinning the concept of a crisis of feudalism are unacceptable for conditions in Bohemia. Paradoxically, one of the authors of this concept, F. Graus, devised it in the context of the Bohemian territories, even though developments here were in the main normal. It can be shown that several alleged peculiarities of Bohemian development which have been devised by Czech historians since the 1950s in particular, are only hypotheses or a priori rationalizations. One such approach is in particular to economic and social history. Those historians who work on economic and social history, and especially on lordship and the legal status of the commonalty lacked an adequate knowledge of economic matters. This weakness manifested itself in the obsession with the traditional perspective of Czech historiography, in which economic processes are subordinated to political history. The result was that the trends identified in economic and social history were too dependent on the facts of political history. This «internal system of explanatory logic» separated Czech research still further from present European norms. The actual debate reflects an inevitable reaction to the one-sided «quasi-economic theorizing» of the previous decades, the 1950s and 1960s.
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Kartenanhang
PRAHA
K. HORA
Á PLASY
PARDUBICE
A
SEDLEC
£ • PLZEÑ CHOTESOV TABOR C. BUDEJOVICE • C. KRUMLOV Karte t : Übersichtskarte
Karte 2: Die Güter des Klosters Sedlec in den Händen der Bürger von Kunä Hora (Kuttenberg) und Cäslav im Jahre 1419
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Karte 3: D i e H ö f e d e s K l o s t e r s P l a s y in der vorhussitischen Zeit
K l o s t e r g r e n z e i m J a h r e 1410 Zugekaufte Dörfer v o m Jahre 1251 bis 1330 Güter des Klosters Zderaz
Die Höfe bis z u m J a h r e 1250 Die Höfe n a c h d e m J a h r e 1250 K r a l o v i c e u n d Z i h l e - K l o s t e r m ä r k t e in der z w e i t e n Hälfte d e s 13. J a h r h u n d e r t s
PLZEN
•JESENICE RABSTEJN
Klostergrenze Güter des Klosters Zderaz
—
MANETIN
.
\ KOZLANY
/ I'
\Ä
NECTINY
* KRALOVICE JL
/
PLASY
Kloster Plasy
I
/
Kralovice - Klosterstädtchen zu Beginn des 15. Jhs. Zihle - Klostermarktim 13.Jh. Untertänige Städte \RADNICE
Königsstadt Plzefi (Pilsen)
o
Verpachtete Dörfer des Klosters Plasy Marktterritorien
ITOUSKOV •
PLZEN
Karte 4 : D i e G r u n d h e r r s c h a f t d e s K l o s t e r s P l a s y z u B e g i n n d e s 15. J a h r h u n d e r t s
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Karte 5
Die Bodenarten in den Gebieten der Rosenberger Grundherrschaften
Karlsbad
Königgrat iifelice!
trassicz'
-flad&uM,
•Wildenstein. "Pfibenice•jg?PribenicV "Choustnik .Hilfenburk
•Dolni Bukovsko •Podiehus,
^Budweiso^!^ V / v y ^ M o y d s t e in
K \ Y V
^tampnawKxV^ Flugsandböden Kalkrendzinen
•
Wiligstein]
ioZemberk'
Hazlach»
Mergelrendzinen
Podsollerte Böden und Podsole
Braunerden
Auenböden, Gleyböden
Rankerartige Bodenbildungen
Schwarzerden
Zentrum der Rosenberger Verwaltungsbezirke
Kartengrundlage aus: Breburda, J „ Die genetische Gliederung der Böden der Tschechoslowakei, Gießen 1 9 5 8 ; Karte 11
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Personenregister ABEL, WILHELM 1 3 0 , 1 3 4 ASMUSS, BURKHARD 1 3 4 BELOW, GEORG VON 2 2 BONIFAZ I X . 5 7 BOREK VON MILETINEK, DETRICH 8 8 BOREK VON MILETINEK, DIVIS 8 7 f . , 9 0 BREZAN, VACLAV 9 9 CHALOUPECKY, VACLAV 2 6 CERNIN VON CHUDENICE 7 2 CERNY, VACLAV 1 4 f . ENGELS, FRIEDRICH FERDINAND I.
MARX, KARL 16, 2 8 MATERNA 71 f. MAUR, EDUARD 2 4 MAXIMILIAN I I . 8 9 M I K A , ALOIS 16, 23, 31 MIKULÄS SRAMON 4 5
MIROSLAV «comes» 33 NOVY, ROSTISLAV
28
GÖLL, JAROSLAV 13 GOTTFRID JAROSLAV 13 G o T T F R i D «CZACH» ( a u s Z e b n i c e )
22, 122
PETER (aus Kralovice) 60 112
GRAUS, FRANTISEK 1 1 , 1 6 f „ 21, 26ff„ 130,134, 83
HANU§, M.(magister) 71
PETRÄN, JOSEF 2 3 f., 31 PROTIVA VON VOLFSTEIN 6 0 PREMYSL OTAKAR I I . 4 4 , 9 1 , 9 3 , 1 0 4 PRIBIK, MARTIN ( a u s C e r n ä H u t ) 112 RIESENBERG, VON 25, 8 3 RIESENBERG, SVIHOVSKY VON
HENNINGSEN, U T E 1 9 , 1 3 5 HEYDENREICH 3 7 HROCH, MIROSLAV 2 4 HROZNATA VON TEPLA 6 3 HRUBY, FRANTISEK 14, 2 2 , 2 4
25
ROSENBERG, VON 6 f „ 13,16,19f., 22, 92ff., 9 7 ff., 104
JAN VON MALESOV 4 9 JANÄ£EK, JOSEF 2 4 JANOUSEK, EMANUEL 2 4 JASINSKIJ, ANTON NIKITICH 13 JIRI VON PODEBRADY 70, 9 0 JOHANN VON LUXEMBURG 37, 39, 57, 111 JOSEF I I . 6 3 , 7 8 , 1 1 5 KARL IV. 2 7 , 5 2 , 6 1 , 9 4 , 1 0 5 KIESSLING, ROLF 1 0 3 KOLOVRAT, VON 8 3 KOLOVRAT, BEDROCH VON 5 7 KOLOVRAT, HANUS VON 57 KOSTKA VON POSTUPICE, VILEM KOSTLÄN, ANTONIN 1 3 3 KROFTA, KAMIL 2 6 KRIVKA, JOSEF 2 3
18, 30, 6 6
PEKAR, JOSEF 1 4 , 2 3 PERNSTEJN (PERNSTEIN), v o n PERNSTEJN, JAN VON 122
79,104
136,138 GUTSTEIN, BURIAN VON
LENIN, VLADIMIR ILJITSCH 28 LIPOLD VON CHRÄST 5 6 LI PPERT, JULIUS 13 LONGFELLOW-BLODGET, LINDA 9 8 , 1 3 5
ROSENBERG, ROSENBERG, ROSENBERG, ROSENBERG,
OLDRICH OLDRICH VOK VON WILHELM
I . VON 9 3 f. I I . VON 101 f . 93,104 VON 9 9 , 1 0 2
SIGISMUND VON LUXEMBURG 7 0 f . , 7 9 , 8 2 f . , 86,
115,117 SOKOL VON LEMBERGK, MIKULAS 8 7 STALIN, JOSSIF 2 8 STARCK, WERNER 2 3 SULEK 6 7 SMAHEL, FRANTISEK 3 0 , 1 1 7 f . , 120 SMELHAUS, VRATISLAV 18 SUSTA, JOSEF 14, 9 4 SVAMBERK (SCHWANBERG), VON 8 3 SVAMBERGK, CTIBOR VON 5 7
88,90 TLAPÄK, JOSEF 2 4 T R £ K A Z LIPY, MIKULÄS 8 7 f., 9 0 TSCHAJANOW, ALEXANDER 2 , 1 0
157
VANE5EK, VACLAV
15
W E N Z E L I.
VANEK VON SUNEV
51
WENZEL II.
VAVRINEC VON BREZOVÄ VITEK VON PRÖICE VITKOVCI
117
63,110 35FF„ 4 4 , 7 6
W E N Z E L I V . 51, 57, 67, 7 4 , 8 1 , 8 4 , 1 0 5
93
91, 9 3 , 1 0 4
VLADISLAV I I . JAGIELLO 5 2 f . , 7 2
ZAjiMÄC VON KUNSTAT AUF jEVläoVICE, SEZEMA
87
ZDENEK VON DR§TKA
158
84
Ortsregister Bechynë 101 Bëlâ 62 Brankovice 45 Brevnov 57 Brezany 42 Bukovsko 95f., 118f. Butovice 40, 43 Chotësov 6, 7, 22, 63-71, 73, 82f„ 129 Choustnik 95,101 Chrâst 56 Chudenice 72 Chvostary 42 Cirkvice 43 Câslav 48,51 Cermnâ 115 Cemâ Hut 115 Cervenâ Recice 85 Ceské Budëjovice 7, 93, 102, 104-108, 124 Cesky Brod 85, 88 Cesky Krumlov 93-97,102 Dehtâre 97 Divci Kämen 95 Dlouhâ ves 42 Dobrany 65f„ 69, 71 Doksany 89 Domazlice 84 Drstka 84 Dubâ 59 f. Encovany 64 Frymburk 95 f. Hânov 69 Hazlach 94ff. Helfenburg 95 Herâlec 85 Hlizov 43,49 Hlubokâ 102 Horsovsky Tyn 84 Hradec 69 Hradec Krâlové 44,88 Hrâdek 47 Hradistko 45 Hubenov 62 Janov 66f. Jesenice 61
Jevisovice 87 Jihlava 34,40 Jistebnice 119f. Kacerov 59,115 Karlstejn 130 Kaznëjov 60 Kladruby 41, 61, 67f., 82 Klatovy 84 Köln/Rhein 132 Kojâkovice 26 Kojice 43 Kokorov 62 Kolin 41, 44f., 48f., 51 Kostelec 115 Kourim 4 0 , 4 4 , 4 9 , 8 8 Kozlany 61 Kralovice 5 4 , 6 0 - 6 2 , 8 5 , 1 1 3 , 1 1 6 Krenice 69 Krivsoudov 38, 85 Kunëtickâ Hora 88,122 Kunstât 87 Kutlire 42 f. Kutnâ Hora (Kuttenberg) 9, 32, 34f., 37, 39, 46-52, 73, 76, 86, 88 Landsperk 88 Lanskroun 88 Lasitov 66, 69 Lemberk 87 Libëjovice 99 Libenice 40, 43 Licek 45 Licko 43, 45 f. Linë 71 f. Linz 94 Litomërice 64 Litomysl 85f., 88, 92 Litice 69f. Lorec 43, 46f. Losinâ 69 Lounovice 85, 87, 117 Louny 7, 131 Luhov 69 f. Luzov 43 M aleso v 40, 49, 52 Malin 35,40,52 Manètin 61,68,82 Maskrov 69f. Mèsto Touskov 61
159
Miletínek 87 Milevsko 102,117 Milicín 95 Mladotice 113 Mnichovice 45 Nectiny 61 Némecky Brod 34, 40 Nova Plzeñ (heute Stadt Plzeñ) 56, 59, 61 f. Nová Ves 43, 45 Nové Dvory 43 Nové Hrady (N. Hrady) 95, 97 Nymburk 40 Olsany 59 f. Opatovice 41, 48, 85, 87f., 122 Osek 7,57 Ovcáry 43 Pardubice 121-125 Pavice 40 Pelhíimov 85 Písek 106 Pirkenstein 38 f. Pivoñ 82 Plasy 52-65, 68, 77, 82f., 109-116 Plzeñ 7, 52, 55f., 60f„ 63ff„ 70f„ 80, 84, 94, 108,113 Poborí 40, 42ff., 49 Podéhusy 95 ff. Podlazice 85,87 Podúlsany 44 Pohled 7,85,87 Polná 87 Pomuk 67f., 82 Postoloprty 7 Postupice 88,90 Potvorov 53 Praha (Prag) 6, 34, 36, 40, 47, 53, 55, 57, 73, 76, 79, 80, 82, 85 f., 89, 93 Prcice 93 Predhorsky (Hof bei Kutná Hora) 43, 46 Pííbénice 94ff., 101, 118ff. Pííbénicky 94ff., 101, 118ff. Prítoka 43 Rabstejn 61 Radnice 95 Rakovník 130 Riesenberg 25 Rinthof 53 Robcice 69, 72 Rohozec 46 Rokycany 82 Rozmberk (Rosenberg) 92-96, 99 Rozmitál 25
160
Rudná 106 Rybnice 115 Recany 43f., 46, 49 Sázava 85,87 Sedlcany 95 Sedlec 9, 32ff„ 63f„ 69, 73, 85, 87f„ 122 Sepekov 119f. Sezemice 85, 87,122 Skála 41 Skalice 85, 87f. Skasov 69 Stañkov 65 f. Starà Vinice 43, 46 Stod 65 Strasice 94 f., 101 Stííbro 84,108,130 Sulkov 66 Svaté Pole 85, 87 Svamberk 57 Tábor 7, 30, 79, 84, 86, 101, 106, 117f„ 120f„ 129 Tachov 84 Teplá 57, 63, 68, 82f. Téskov 59 Touskov 61 f. Trhovy Stépánov 85 Trnávka 50 Trebesice 43 Treboñ 95f„ 124 Tynec nad Labem 40, 46, 48, 52 Újezd 42 f. Vejdov 43 Vildstejn 94f., 101 Vilémov 85,87 VítkúvKámen 95 Vodñany 106 Volfstein 60 Vrtba 62 Vseruby 62 Vyssí Brod 6 Záborí n. Lab. 33, 46 Zahrádka 85 Zálabí 45 Zálsí 119 Záluzí 60, 69 Zbüch 69 Zdebudice 44 Zíchov 69 Zlatá Koruna 41, 67, 93, 101 f. Zvíkov 102 Zdánice 43
Zdár 85,87 Zebnice 59,112 Zeliv 85,87
Zichlice 56 Zihle 54,60 Zizelice 94 ff., 101
161
Sachregister Adelsgrundherrschaft 91 ff., 117ff., 121 ff. A g r a r k o n j u n k t u r 27 Agrarkrise (siehe Krise des Spätmittelalters) Agrarrevolution 27 Allodifikation 4, 8, 80, 89, 91
Klosterherrschaft ( = Klostergrundherrschaft) 3, 8ff., 13, 15, 17, 22, 32ff., 52ff„ 64ff„ 80ff., 109 ff., 137ff. Kolonisation 27, 53, 62, 93 Krise des Spätmittelalters 11, 24, 27 f., 75, 1 3 0 - 1 3 4 , 1 3 7 ff.
Bauern 2, 4, 7, 10, 11, 17, 21, 24ff„ 28f., 30f„ 48f., 60, 62, 68, 70, 72, 76, 78, 98f., 102, 106f., 109-136, 137 ff. - Bauernaufstand 128 - f r e i e Bauern l l l f . , 128 f., 136 Bergbau 22, 32ff., 40, 44, 47f., 51, 73, 76, 100 Bierbrauerei 24, 25, 99f., 112, 115
Mobilität 125, 127f.
Dreißigjähriger Krieg 23ff., 30, 98, 126
Naturalien 48, 76, 97, 112, 128
Eigenwirtschaft 3, 4, 9 , 1 2 , 1 6 , 1 7 , 19, 22, 24, 25, 28, 41 ff., 48f., 50f„ 58ff„ 63ff., 66, 69-72, 72f., 96ff„ 101, 108, 137ff. Emphyteuse 1 3 , 1 9 , 5 7 , 1 1 1 , 1 2 7
Pachter 45, 5 7 f , 67, 111 ff. Periodisierung 1, 3 f f „ 9 f „ 11 f., 22, 137ff Pest 130, 138
Finanzen 3 6 , 6 7 , 7 2 , 1 1 3 Fronarbeit 14, 17, 19, 23, 25, 28, 48f., 54, 59f., 70-72, 76, 96ff., 113ff., 126ff„ 135f., 137ff. Geldrente 16, 27, 31, 46, 48, 51, 54, 58, 62, 69, 76, 96, 11 Off., 133, 137 Gesinde 116 Getreidepreise 131 ff., 138 Getreideproduktion 25, 45, 97, 99ff., 124, 131 ff. Grundbesitz 6, 38ff., 56ff„ 64ff„ 78ff„ 109ff., 122 ff. G r u n d b u c h 6 f., 122, 124, 127 G r u n d h e r r s c h a f t 1 ff., 32ff., 52ff., 63ff., 73f., 91 ff., 103ff„ 109 ff., 126 ff., 135 ff. G r u n d h e r r s c h a f t (Quellen) 5 ff., 8 ff. G r u n d h e r r s c h a f t (Definition) 11, 12, 14, 15f., 17, 24f., 107 Grundherrschaft-Typologie 12 G r u n d h e r r s c h a f t : G u t s h e r r s c h a f t 9, 16, 18 Gutsherrschaft 9 Herrschaft 15, 16ff., 23, 25, 40, 53, 54, 56ff., 91, 103, 109ff., 117 ff., 121 ff., 134, 137ff. Hofwirtschaft 14, 17f., 25, 4 2 - 5 2 , 53, 5 8 - 6 2 , 69-72, 75-77, 96ff„ 113, 137ff. Hussitische Revolution 2, 3ff., 15, 20f., 28, 29f., 32, 39, 58, 79ff., 101, 103, 117ff„ 138
162
Landtafel 4, 80, 107 f. LangeWelle 3 , 7 3 Lehenssystem 1 Leibeigenschaft 11, 24, 98, 126
Regiewirtschaft (siehe Eigenwirtschaft) Reluition 48, 96, 119, 126f. Säkularisation, Säkularisierung 4f., 8f., 10, 21, 32, 39, 58,68, 78ff„ 138 Stadtdörfer 7 , 1 0 3 - 1 0 8 Stadtgrundherrschaft 6f., 8f., 10, 32, 91 ff., 102-108 Tagelöhner 9 9 , 1 1 6 Teichwirtschaft 22, 24, 66, 100f., 124 U n t e r n e h m u n g 22 f., 35 f., 41 ff., 47 U n t e r t a n (siehe Bauern) U r b a r 6, 8, 19, 30, 59, 65, 69ff„ 93ff„ 101 f., 106f., 115, 118, 122, 125, 137 V e r p f ä n d u n g / V e r p a c h t u n g 41, 45, 48f., 50, 52, 55, 57ff., 61, 64, 66, 68, 70ff„ 79ff„ 90, 113ff. Viehzucht 4 5 , 6 0 , 1 2 4 Weinbau 41 f., 58 Wirtschaftspolitik 37, 44, 55 Zisterzienser-Modell 15 f., 32
Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte Begründet von Günther Franz und Friedrich Lütge. Herausgegeben von Prof. Dr. Günther Franz (=) und Prof. Dr. Peter Blickle, Bern Band 36 • Holenstein
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