228 51 36MB
German Pages 417 [420] Year 1997
FRÜHE NEUZEIT Band 33
Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext In Verbindung mit der Forschungsstelle „Literatur der Frühen Neuzeit" an der Universität Osnabrück Herausgegeben von Jörg Jochen Berns, Klaus Garber, Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller und Friedrich Vollhardt
Erasmus Alberus
Die Fabeln Die erweiterte Ausgabe von 1550 mit Kommentar sowie die Erstfassung von 1534 Herausgegeben von Wolfgang Harms und Herfried Vögel in Verbindung mit Ludger Lieb
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1997
Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Alberus, Erasmus: Die Fabeln : die erweiterte Ausgabe von 1550 mit Kommentar sowie die Erstfassung von 1534 / Erasmus Alberus. Hrsg. von Wolfgang Harms und Herfried Vögel in Verbindung mit Ludger Lieb. - Tübingen : Niemeyer, 1997 (Frühe Neuzeit; Bd. 33) NE: Harms, Wolfgang [Hrsg.]; GT ISBN 3-484-36533-1
ISSN 0934-5531
© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1997 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Satz u. Druck: Allgäuer Zeitungsverlag GmbH, Kempten Buchbinder: Heinr. Koch, Tübingen
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1.1 Zum Leben des Autors 1.2 Zu Alberus als Autor 1.3 Zu den Fabeln 1.4 Die Drucke des 16. Jahrhunderts 1.5 Hinweise zur Ausgabe
1 2 5 9 13 22
2. Fabeln 2.1 Die Fabeln der Ausgabe 1550 (A) Vorrede Inhaltsregister >Leben Äsops< Fabeln 2.2 Die Fabeln der Ausgabe 1534 (U) Vorrede Fabeln Inhaltsregister
27 27 29 31 32 43 223 225 226 264
3. Kommentar zur 3.1 Kommentar 3.2 Kommentar 3.3 Kommentar
266 266 273 286
Ausgabe 1550 (A) zur Vorrede zum >Leben Äsops< zu den einzelnen Fabeln
4. Apparate 4.1 Textkritischer Apparat zu A 4.2 Textkritischer Apparat zu U 4.3 Varianten von B, C, D und E gegenüber A 4.3.1 Vorrede 4.3.2 Register 4.3.3 Das >Leben Äsops< 4.3.4Fabeln 4.4 Varianten von Uj gegenüber U
377 377 377 378 378 380 384 385 388
5. Abbildungen der Einzeldrucke Fabel 12 (U) Fabel 42 (A)
391 392 394
6. Literaturverzeichnis 6.1 Nachschlagewerke 6.2 Textausgaben 6.2.1 Schriften von Erasmus Alberus (Auswahl) 6.2.2 Sonstige Textausgaben 6.3 Forschungsliteratur (Auswahl)
407 407 408 408 409 411
1. Einleitung Aus dem vielseitigen Werk des lutherischen Theologen Erasmus Alberus sind dem Literaturhistoriker am besten die Fabeln bekannt, doch sind diese eng verflochten mit des Autors weiteren literarischen Erfahrungen, mit seinen katechetischen, didaktischen und apologetischen religiösen Zielen, mit seinen Leistungen als Lexikograph und als Sentenzensammler sowie mit seinen herausragenden polemischsatirischen Mitteln, die er in seinen anderen Werken entwickelt und bewährt hat. 1 Seine Kenntnis deutscher wie lateinischer Fabeltraditionen, seine persönliche Vertrautheit mit Luther und Melanchthon und deren engerem Wittenberger Kreis, die Heftigkeit seiner literarischen Beteiligung am interkonfessionellen publizistischen Streit zeigen Alberus dort, wo Literatur im Zentrum der Reformation zu deren Verbreitung und Verteidigung eingesetzt wird. Spätere Jahre, die vor der Publikation der letzten Fassung seiner Fabeln liegen, führen Alberus räumlich vom Zentrum des Luthertums fort, so daß ihn seine Unseßhaftigkeit zu einem persönlich isolierten Autor macht, dem ein primärer Adressatenkreis nicht mehr sicher vor Augen ist. Seinen Fabeln ist nicht anzumerken, daß er Zeitgenossen in diesem Genre als Konkurrenten angesehen hätte. Auch wenn er sich in seinem Vorwort als Kenner von Fabel- und Satiretheorien ausweist, zeigt er sich in seiner Praxis des Fabelschreibens an gattungspoetische Normen wenig gebunden. Er entfaltet selbständig die narrativen Möglichkeiten der Fabel und verbindet sie mit Funktionen der Belehrung und nicht selten auch mit den Mitteln der Satire. 2
1
2
Zu den Einzelheiten seines Lebens vgl. nach wie vor Schnorr von Carolsfeld, zuletzt auch Könneker (Kurztitel finden sich bibliographisch vollständig im Literaturverzeichnis S. 407-412). Weitere Bemühungen um Darstellungen von Alberus' Leben sind stellenweise geschönt und aufgrund von Vermutungen abgerundet. Vgl. Vander Meulen (1977), Hasubek, und weiterführend Christine Vogl, Die Erzählstrukturen im Fabelwerk des Erasmus Alberus, Staatsexamensarbeit München 1996.
2
Einleitung
1.1 Zum Leben des Autors Erasmus Alberus stammt aus einer hessischen Familie, die die Namensform Alber, seltener Aleber führt. Er wurde um 1499/1500 vielleicht in Bruchenbrücken, heute Stadtteil von Friedberg - in der Wetterau geboren. Diese Landschaft nennt er wiederholt seine Heimat, so in seiner Beschreibung der Wetteraw von 1552. Es ist kaum mehr als eine Vermutung, daß sein Vater der Friedberger Pfarrer Dietrich Alber sei.3 Über seine Kindheit wissen wir fast nichts. Sofern wir eine Passage in seiner 24. Fabel Von eim Fischer/ vnd Fischlin als Auskunft über diese Lebensphase verstehen dürfen - und Alberus ist in der Genauigkeit von Ortsbeschreibungen und Bezügen auf sein Leben in seinen Fabeln verläßlich - , dann ist Staden, heute Teil von Florstadt in der Wetterau, nicht nur der Ort seiner Tätigkeit als Pfarrer in den Jahren 1543/1544, sondern zuvor auch der Ort seiner früheren Kindheit, wo er aufgezogen (gezogen) worden ist und den er daher mit Recht als mein Vatterlandt zum theil ansieht (Fabel 24,51). Er besuchte die Lateinschule in Nidda (ab 1507?), wo er, wie er sich später in drastischen Beschreibungen beklagt, im Alter von acht Jahren von seinem Lehrer schikaniert wurde. 4 Er ging dann an die Lateinschule in Weilburg und studierte vorübergehend in Mainz, wo er sich wohl in Zusammenhang mit humanistischen Studien der Reformation zuwandte. Er immatrikulierte sich am 19. Juni 1520 in Wittenberg, wo er anfangs bei Karlstadt studierte, von dem er später sagt, er sei von ihm beinahe zum Schwärmertum verführt worden. 5 Seine wichtigen theologischen Lehrer wurden dann Luther und Melanchthon. Um 1522/1523 heiratete er seine Frau Katharina, die etwa 1536/1537 starb. Er war als Lehrer ab 1522 am Isenburger Hof in Büdingen, noch im selben Jahr in Oberursel im Taunus, wo er die Lateinschule gründete, und 1524 an der Lateinschule in Eisenach tätig. Aber da ihm hier die Reformation wenig fortgeschritten zu sein schien, kehrte er Ende desselben Jahres nach Oberursel zurück. Dort hat er, wie er 1534 in der Widmung an Johannes Chun in seiner Erstausgabe der Fabeln schreibt, zum ersten Mal Fabeln verfaßt. Sein Schulamt gab er 1527 auf und verbrachte den Winter 1527/1528 auf Burg Hattstein über archivalischen und literarischen Arbeiten. Von Landgraf Philipp von Hessen wurde er im Dezember 1528 zum ersten lutherischen Prediger in Sprendlingen, heute Stadtteil von Dreieich, 3 4
5
Vgl. Schnorr von Carolsfeld, S. lf., und Schenk zu Schweinsberg. Vgl. Alberus, Eyn gut buch von der Ehe (1536), Bl. G2b; zitiert bei Schnorr von Carolsfeld, S. 4. Vgl. Alberus, Widder die verfluchte lere der Carlstader (1556), Bl. Y2a.
Zum Leben des Autors
3
berufen, 6 wo seit 1959 eine Kirche seinen Namen trägt. In Sprendlingen mußte Alberus die Gemeinde in langen Auseinandersetzungen reformieren. In dieser Zeit gab er die erste Fassung seiner Fabeln heraus. Vom Sprendlinger Pfarramt wurde er 1537 vom Markgrafen Johann von Küstrin für befristete Zeit in die Neumark gerufen, um dort die Reformation durchzusetzen. Nach erfolgreicher Tätigkeit in Küstrin und der Rückkehr nach Sprendlingen (vor Juli 1538) gab er sein Pfarramt dort wegen Auseinandersetzungen mit seiner Gemeinde und mit dem katholischen Pfarrer von Dreieichenhain wohl im Jahr 1539 auf. Er fand danach nur noch für jeweils kürzere Zeiträume neue geistliche Ämter. Seine unerbittliche, auch im Umgang mit Fürsten streitbare Vertretung von Positionen des Luthertums und seiner eigenen Person hat manchen Konflikt entstehen lassen und verschärft; wiederholt fand er aber bei seinen Wittenberger Lehrern Verständnis und Hilfe. Nach Aufenthalten in Marburg, Basel, Butzbach und Wittenberg wurde Alberus auf Luthers Empfehlung 1541 durch Kurfürst Joachim II. zum Pfarrer in der Brandenburger Neustadt berufen, wo er seine zweite Frau Gertrud heiratete. Obwohl neben Luther auch Justus Jonas für ihn Partei ergriff, verlor Alberus dieses Amt schon 1542, da er die brandenburgische Steuerpolitik kritisiert und Spottschriften gegen Papst Paul III. und gegen die Franziskaner publiziert hatte. Alberus zog sich allein nach Wittenberg zurück, wo ihn Melanchthon in seinem Hause aufnahm. Nach Hessen kehrte er 1543 zurück, zunächst ins Pfarramt in Staden. Während dieser kurzen, von der Dürftigkeit seiner Einkünfte geprägten Tätigkeit bestand er bei einem Aufenthalt in Wittenberg am 24. August 1543 unter Luthers Vorsitz das theologische Licentiatsexamen; am 15. Oktober desselben Jahres wurde er unter dem Vorsitz Bugenhagens zum Doktor der Theologie promoviert. 1544 übernahm er das Pfarramt in Babenhausen im südlichen Hessen. Wegen erheblicher Auseinandersetzungen mit seinem Landesherrn, dem Grafen Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg, verließ Alberus schon im nächsten Jahr diese Stadt, von d e r er d e n n o c h sagt, die erkent mich auch für iren ersten
geyst-
lichen Vater.1 Während sich seine Frau mit den beiden Kindern in ihre Heimat Brandenburg zurückzog, kehrte Alberus zu Luther zurück und wurde nach dessen Tod von Melanchthon aufgenommen. Ein von Johannes Brenz in die Wege geleiteter Versuch, 1546 in Rothenburg ob der Tauber Alberus als Prediger zu berufen, schlug wegen dessen Erkrankung und wohl auch wegen einiger Spannungen fehl. Der Aus6
7
Vgl. hierzu Alberus, Beschreibung der Wetteraw, Bl. E2a, zitiert im Kommentar zu Fabel 9,1. Ebd., Bl. E2a.
4
Einleitung
gang des Schmalkaldischen Krieges brachte den streitbaren Lutheraner in Bedrängnis, so daß er sich 1548 über Brandenburg und Leipzig nach Magdeburg wandte. Dort kämpfte er als Prediger, unterstützt von Nicolaus von Amsdorf, zusammen mit Matthias Flacius Illyricus publizistisch gegen das Augsburger Interim und seine Verfechter, mit dessen Glaubensformel Kaiser Karl V. versucht hatte, die konfessionellen Gegensätze zu überwinden. Alberus zählte zu den schärfsten der protestantischen Kritiker des Interims und verschonte auch diejenigen nicht mit seinen Attacken, die sich wie Melanchthon und Joachim Camerarius d.Ä. um einen Ausgleich mit katholischen Dogmen bemühten. Bei den Verhandlungen zwischen der Stadt Magdeburg und ihrem Belagerer Kurfürst Moritz von Sachsen war es ein umstrittener Gegenstand, wie man mit dem gefürchteten Publizisten Alberus verfahren solle. Schließlich ergab es sich, daß Alberus nach der Eroberung 1551 aus der Stadt ausgewiesen wurde. 8 Als Alberus sich nach Hamburg zurückzog, setzte sich Flacius für ihn bei der Hamburger Geistlichkeit ein, und der Hamburger Kaufmann Heinrich Rehder nahm ihn als Lehrer seiner Kinder auf. Alberus widmete seinen Halcyon-Traktat dem Bürgermeister und Senat der Stadt Hamburg; dennoch blieb dem nach wie vor unkonziliant streitbaren Vertreter des Luthertums ein geistliches Amt in der Hansestadt versagt. Aus ähnlichen Gründen wiesen die Prediger Lübecks Alberus' Bewerbung dort ab. Auch Rostocker Bemühungen um eine Pastorenstelle blieben erfolglos. 1552 berief ihn Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg gegen den Widerstand der Stadt als Prediger nach Neubrandenburg und zum Superintendenten des Landes Stargard. Alberus traf im März 1553 in Neubrandenburg ein, doch da der Magistrat einen anderen Pfarrer eingesetzt hatte und Alberus die Besoldung vorenthielt, geriet dieser in Armut. Er starb am 5. Mai 1553 in Neubrandenburg. Auf seinem Grabstein in der Neubrandenburger Marienkirche war früher der Anfang der Verse zu lesen, die ihm Nathan Chyträus gewidmet hatte: 9 Hic situs Alberus magni collega Lutheri, Qui fuit et verbi buccina clara sacri. Seine Witwe Gertrud schildert in ihrem Brief an Flacius Illyricus vom 28. Mai 1553 die letzten Tage ihres Mannes; es ist eine der wenigen Schilderungen aus seinem Leben. Sie erwähnt, daß er eine Woche vor seinem Tod zufrieden seine Schrift Widder die verflüchte lere der 8
9
Vgl. im einzelnen Waldemar Kawerau, Erasmus Alberus in Magdeburg, in: Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg 28 (1893), S. 1 - 6 2 , und Körner (1910); vgl. Flugblätter 111,151. Vollständiger Abdruck bei Schnorr von Carolsfeld, S. 154.
Zu Alberus als Autor
5
Carlstader (erschienen zuerst 1556) abgeschlossen habe. In der Nacht zu seinem Todestag sei er in den Garten am Haus gegangen und habe dort gebetet und um Erlösung aus der undankbaren Welt gefleht. Im Hause habe er danach zu seiner Frau gesagt: Ach Gerdruth las ein licht anzünden, ich bin schwach, vnd werde müssen sterben, vnd lies einen Predicant vnd den schulmeister foddern, klagt allezeit vber den hals (fuit species apoplexiae) kundt aber jmerdar reden, vnd war sein reden vnd beten allezeit zu Gott, verlies auch seinen Psalter nie kein mal, sondern erhub allezeit, on vnterlas, seine äugen mit gefaltenen henden gegen himel, kurtz aber hart vor 9. feilet er vor dem stuel auff die erden auff seine knie (denn er hatt nie auff keinem bette gelegen) vnd betet hefftiglich zu Gott bey einer halben viertel stunde, vnd nach dem sie jm wider auff den stuel geholffen, siehet er mich vnd seine liebe kinderlein gantz freundlich vnd lieblich an, hebt seine äugen vnd gefaltene hende gegen himmel, vnd entschlefft vns also auff dem stuel, welchs Seele der Almechtige gnedig sein wolle Amen.10 Diese Darstellung, die sicherlich mit Blick auf den Briefempfänger, den orthodox lutherischen Flacius, stilisiert ist, dürfte einen Einblick geben, in welcher Weise Alberus und seine Familie ihr Leben glaubensfest am Bibelwort im Sinne Luthers ausgerichtet und dafür, anders als Melanchthon, kompromißlos konfessionellen Streit, Isolierung und persönliche Nachteile auf sich genommen haben.
1.2 Z u Alberus als Autor Das Œuvre des Erasmus Alberus ist sehr vielfältig. Die Menge der literarischen Gattungen stand ihm als ein Potential zur Verfügung, mit dem er seine Ziele inmitten der konfessionellen Auseinandersetzungen seiner Zeit in unterschiedlichen Regionen verfolgen konnte. 11 Auch in spezialisierten Autorenlexika wurde schon früh bewußtgemacht, daß Alberus in vielen Bereichen außerhalb eines bestimmten geographischen oder literarischen Gebiets Werke publiziert hat. So findet sich 1818 als lapidare Zusammenfassung seiner Schriften: »[...] ausser mehreren theologischen, und insonderheit polemischen gegen die Catholiken und Luthers Feinde, schrieb er auch geistliche Lieder und Fabeln für die Jugend in (teutschen) Reimen«. 12 Schon unter 10
11
12
Vollständiger Text bei Schnorr von Carolsfeld, S. 220-222; vgl. dort S. 151f. den entsprechenden Bericht des Richters Erasmus Behm. Vgl. auch Könneker, S. 982f. Vgl. V D 16 A 1468-1565 und Könneker, S. 925-937 (mit instruktiven Abbildungen vieler Titelblätter). Johann Bernhard Krey, Beiträge zur Mecklenburgischen Kirchen- und Gelehrtengeschichte (1818), zitiert nach DBA, Fiche 13, S. 54.
6
Einleitung
derartigen frühen Charakteristiken seines Gesamtwerks konnte die Leistung seiner Fabeln hervorgehoben werden, wie das Urteil des Altdorfer Rektors Bernhard Friedrich Hummel bezeugt, das 1781 in einem hessischen Gelehrtenlexikon zitiert wird: als »ernsthaft« wird dort Alberus als Autor von Werken der Theologie und des Konfessionsstreits gekennzeichnet, doch wenn er in anderen Bereichen - zu denen hier in erster Linie die Fabeln gerechnet werden - »seinem Witz Freiheit ließ«, so wird ihm aus aufklärerischer Sicht bescheinigt, »daß ihm in der Gesellschaft unserer heutigen witzigen Kopfe nichts als die neue Tracht fehlen würde«. 13 Seine Schul- und Studienzeit und seine Belesenheit setzten Alberus in die Lage, auf dem Boden humanistischer Latinität in seiner dominierenden Rolle als lutherischer Pastor und als Lateinschullehrer Texte für unterschiedliche Lebensbereiche auf Lateinisch und auf Deutsch zu verfassen. Die intendierten Leser reichen von Kindern und Jugendlichen bis zu Gelehrten und Fürsten, die Tonlage reicht von ruhiger Didaxe bis zu so scharfen Attacken gegen die Obrigkeit und konfessionelle Gegner, daß dieses in einigen Fällen die Suche nach einem Verleger sehr erschwert hat. Die Heterogenität der Inhalte und Zielsetzungen läßt sich nicht einer charakterlichen oder beruflichen Entwicklungslinie zuordnen; Alberus sah wiederholt zur selben Zeit Anlaß, gegensätzliche Schreibarten oder Gattungen für unterschiedliche Zusammenhänge und Wirkungsabsichten einzusetzen, nicht selten innerhalb eines Werks. Religiöse und weltliche Unterweisung, Katechese und Pädagogik lassen sich in Alberus' Schriften und Ambitionen kaum trennen. Das gilt für seine posthum in Sammlungen aufgenommenen Gesänge für Kinder (z. B. Steht auf, ihr lieben Kinderlein) wie für seine Kirchengesänge (z.B. Von Maria, der reinen Magd),14 deren Entstehungszeit nur zu geringem Teil bekannt ist (1546/1549), doch wissen wir von Alberus' Plan von 1550, insgesamt 40 religiöse Lieder zu publizieren, was nicht verwirklicht worden ist. In mehrere Bereiche gehören auch die 1536 erschienenen, vielfach aufgelegten Praecepta vitae ac morum, ein - seit der dritten Auflage nach den zehn Geboten geordnetes Florilegium, vorwiegend aus biblischen, antiken und humanistischen Texten ausgewählte moralische Sentenzen. Das Buch ist Luthers Sohn Johannes gewidmet, ist mit pädagogischen Absichten verbunden, berücksichtigt aber nicht so sehr - wie andere gnomische Sammlungen der Zeit - die stilistischen und rhetorischen Bedürfnisse der Schul13
14
Friedrich Wilhelm Strieder, Grundlage zu einer hessischen GelehrtenSchriftsteller-Geschichte (1781), zitiert nach DBA, Fiche 13, S. 38. Vgl. im einzelnen Schnorr von Carolsfeld, S. 104ff.
und
Zu Alberus als Autor
1
ausbildung, sondern die Suche nach ethischer Substanz. Deutlicher für den Schulunterricht bestimmt war dann die zweite Ausgabe von 1537, zumal sie um eine Einführung in die lateinische Sprache (Rudimenta grammatices) erweitert war. In diese Zusammenhänge gehört auch sein Novum Dictionarii genus, ein deutsch-lateinisches Reimlexikon von 1540, obwohl es zunächst als Hilfsmittel fürs eigene Verfassen von Texten konzipiert worden war. 15 Alberus' Predigt vom Ehestand, zuerst publiziert 1546, steht in thematischer Verbindung mit seinem 1536 erschienenen Eyn gut buch von der Ehe, das er in Anlehnung an Francesco Barbaros De re uxoria aus dem 15. Jahrhundert verfaßte und in kürzerer Form in seinem Das Ehbüchlin 1539 herausgab. Hier zeigt sich Alberus - wie auch in seiner Übersetzung Gesprech zweyer weiber aus den Colloquia familiaria des Erasmus von Rotterdam - als Vermittler lateinischer gelehrter Literatur ohne eine streitbare Ausrichtung. Dieses ist ihm auch in Zeiten möglich, in denen seine Lebenssituation völlig von politischem und konfessionellem Zwist und persönlicher Unsicherheit geprägt ist; so publiziert er seine Zehen Dialogi, eine katechetische Unterweisung für Kinder, in seiner Hamburger, von ihm als Exil verstandenen Zeit um 1551/1552; der dialogische Aufbau folgt ausdrücklich Erfahrungen mit des Autors eigenen kleinen Kindern und enthält im übrigen keine zeitgeschichtlichen Reflexe. Auch der als Naturallegorese angelegte Traktat Der Holdseligen Blummen der Treifeltigkeyt bedeutung (erschienen 1550), der nur im Dienst religiöser Unterweisung steht, fällt in die Zeit schärfster publizistischer Publikationen um das Interim. Alberus' Respekt vor literarischen Leistungen eines Zeitgenossen führte nicht dazu, diesen ein für alle Mal mit Angriffen zu verschonen, wie ihm umgekehrt ein Angriff nicht die öffentliche Bekundung von Respekt verbot. So ist für ihn Erasmus von Rotterdam ein hoch geachteter Autor, auch wenn er ihm in seinem frühen polemischen Traktat Iudicium de Spongia Erasmi eine Fortsetzung von Angriffen widmet, die Ulrich von Hutten zu Gunsten von Luthers Position eröffnet hatte. Ob andere frühere, bisweilen Alberus zugeschriebene polemisch-satirische Schriften und Lieder tatsächlich von ihm stammen (z.B. Ein warnung an den Bock Emser), sei in diesem knappen Überblick nicht näher erörtert. Eine regelmäßiger streitbar-polemische, zum Teil satirische Publizistik läßt Alberus erst ab 1539, besonders aber seit seiner erfolgreichen Satire Der Barfuser Münche Eulenspiegel vnd Alcoran, zuerst 1542 mit einer Vorrede Luthers publiziert, folgen, in der er die Fran15
Vgl. ebd., S. 40ff., sowie das Vorwort von Gilbert de Smet im Nachdruck der Ausgabe Frankfurt/M. 1540. Vgl. auch unten S. 18, Anm. 36.
8
Einleitung
ziskaner und vor allem die katholische Heiligenverehrung generell angreift. Diese Schrift wurde von katholischer Seite auf den Index gesetzt, hat aber auch auf protestantischer Seite nicht nur Zustimmung gefunden. Die Schärfe seiner Streitschriften nahm im Laufe der Zeit noch erheblich zu. Sein Dialogus/ oder Gespräch etlicher Personen vom Interim, 1548 anonym erschienen, richtet seine Angriffe stärker gegen Protestanten, die sich in der Auseinandersetzung um das Augsburger Interim nachgiebig zeigten, als gegen die katholische Seite. Spätestens hier dürfte Alberus von Anhängern Melanchthons als Gegner eingestuft worden sein, von den Gnesio-Lutheranern um Flacius Illyricus wurde er dagegen bis zu seinem Tode als ihr entschiedener Parteigänger verstanden. Auf dieser Linie lagen auch Alberus' letzte unversöhnliche polemische Schriften Widder das Lesterbuch des hochfliehenden Osiandri (erschienen 1551?) und Widder die verflüchte lere der Carlstader (verfaßt 1553, erschienen 1556), die sich zugleich gegen die katholische Kirche und gegen sämtliche innerprotestantische Feinde Luthers richten. In seinem dem Hamburger Senat gewidmeten Traktat Vom Wintervogel Halcyon (1552 erschienen, im selben Jahr auch niederdeutsch) dringen polemische Elemente derartiger Abrechnungen mit Luthergegnern auch in einen im übrigen exegetisch-konsolatorisch angelegten Text ein. Solche Affinitäten von heterogenen Inhalten und die Durchlässigkeit von Grenzen literarischer Gattungen sind darauf zurückzuführen, daß sich Alberus nicht von poetologischen Normen der Traditionen leiten ließ, sondern von der Frage, welche Teile des zu Gebote stehenden Potentials literarischer Mittel sich für die von ihm beabsichtigten Wirkungen und weiteren Ziele mobilisieren, auch kombinieren ließen. Dieses gilt auch für die Entstehung und die möglichen Funktionen von Alberus' Fabeln. Als er ab 1525 in Oberursel als Schulmeister tätig war, begann Alberus, die 17 Fabeln zu schreiben, die während seiner Sprendlinger Zeit 1534 erschienen. Es waren Jahre, in denen er sich nacheinander auf Aufgaben der Schule und des Predigeramts zu konzentrieren hatte, in denen sich selbstverständlich alle Tätigkeiten auf die Ausbreitung und Festigung der Reformation bezogen, doch war er um diese Zeit persönlich kaum in überregionale Auseinandersetzungen verwickelt. Es könnte sein, daß die erste Fabelsammlung ohne einzelnen aktuellen Anlaß in freier Wahl dieser didaktischen Gattung zustandegekommen ist. Einiges spricht dafür, 16 daß die Umarbeitung der ersten 17 und das Verfassen der übrigen 32 Fabeln lange vor deren Erscheinen (1550), vielleicht während oder schon bald nach der Publikation der ersten Sammlung 16
Vgl. Braune, S. Vllf., Xllf.; Schnorr von Carolsfeld, S. 113-115.
Zu den Fabeln
9
erfolgt sind. Zwischen den meisten Fabeln und dem nächsten größeren Arbeitsvorhaben, den Praecepta (1536), gibt es so viele Verbindungen, z. B. wechselseitiges Zitieren der Werke und auch ihrer Quellen, 17 daß eine etwa gleichzeitige Arbeit an beiden Werken wahrscheinlich ist. Dieses gilt u. a. für viele eingestreute Sentenzen (auch in den Marginalien) der Fabeln, deren narrativer Kontext den Merksätzen aber andere Funktionen gibt als innerhalb der Sentenzenanthologie. Andererseits entstehen zu dieser Zeit auch Streitschriften, deren polemischer Stil stellenweise in einer Affinität zu einigen Fabeln stehen könnte. Diese nicht geringe Neigung zur Satire und zum Aufnehmen von Themen aus dem Gebiet des konfessionellen Streits mag anzeigen, daß Alberus die Fabeln auch als Instrument in der konfessionellen Auseinandersetzung wahrnahm. Dabei scheint er uns oft auch über den Tagesstreit hinaus in grundsätzliche Fragen der Autoritätssicherung, der Verläßlichkeit von Deutungen und der Selbständigkeit des Adressaten hineinzureichen. Hierzu gibt Alberus seinen Fabeln nicht traditionell gattungstypische Aufgaben, ermöglicht aber deren Erweiterung durch eigenwillige, vorwiegend narrative Entfaltungen der Fabel-Charakteristika des Darstellens und Deutens. 18
1.3 Z u den Fabeln Soviel Auf und A b Erasmus Alberus erlebte und sooft er dabei unter unversöhnlichem Streit mit Zeitgenossen der eignen oder einer anderen Konfession zu leiden hatte, hielten doch wichtige Vertreter des Luthertums unbeirrt zu ihm, vor allem Luther selbst und Melanchthon. Daß Alberus Fabeln schrieb, dürften beide mit Verständnis aufgenommen haben. Von beiden gibt es in Schriften und in Reden eine Vielzahl von Empfehlungen, Fabeln zu schreiben, sie in rednerischen Zusammenhängen zu verwenden und sie bereits in der Schule zum Gegenstand von Übungen zu machen. Beide schätzten die inhaltliche Substanz und die Wirkungsmöglichkeit der Fabel hoch ein. Angesichts dessen verwundert es, wie spät lutherische Fabelsammlungen im Druck publiziert worden sind: als erste lutherische Fabelsammlung erschien Alberus' Sammlung von 17 Fabeln 1534,19 seine überarbeitete und erweiterte Sammlung von 49 Fabeln folgte 1550. Dazwischen erschienen 1538 die lateinischen Fabeln von Joachim Ca17 18 19
Vgl. Jensch, S. 21f. Dazu Vogl (wie Anm. 2). Zur Druckgeschichte unten S. 13-18.
10
Einleitung
merarius d.Ä., die besonders im humanistischen Schulwesen wirkungsreich waren. Burkard Waldis' schon um 1533 begonnenen Fabeln wurden 1548 publiziert, Luthers erst posthum 1557, es folgten Hartmann Schoppers Fabeln 1566. Wenn also Alberus in seinen Vorworten über Tradition, Form und Funktion der Fabel nachdenkt und wenn er beim Verfassen der Fabel auch neue Möglichkeiten erprobt, so ist er weitgehend unabhängig von Fabeln der Reformationszeit, vielmehr ist er in der Lage, deren Praxis mitzuprägen. Anders als seine Hauptquelle, die lateinischen Prosafabeln in der Sammlung des Martinus Dorpius, und anders als Luthers deutsche Prosafabeln, schreibt Alberus Verse und hat hiermit eine etwa bis zu Lessing reichende Tradition etabliert. Daß er die Fabel in engem Zusammenhang mit den Leistungen der biblischen Gleichnisse sieht - wie er schon in seinem Vorwort von 1534 betont - , dürfte den Respekt vor der Gattung gehoben haben. Daß er dennoch der Fabel aktuelle Funktionen gibt, ist innerhalb seines Œuvres konsequent, hat die Gattung aber nur kürzere Zeit mitgeprägt. Zwar weiß er in den Vorworten und in seiner Darstellung vom Leben Äsops seine eigenen Fabeln in die allgemein geschätzte, durch den wiederholt aufgelegten Steinhöwelschen Esopus allgemein bekannte äsopische Tradition einzuordnen, aber neben diesen Respektsbekundungen zeigt er sich in der Praxis des Fabelschreibens gegenüber der Tradition unbefangen. In der Forschung hat dieses Alberus wiederholt den Vorwurf eingetragen, daß er Gattungskonventionen - z. B. das Ideal der Kürze - unzureichend beachtet habe. Angemessener wäre wohl zu fragen, mit welchem Ziel er die Gattung Fabel als ein Instrument des öffentlichen Wirkens mit Hilfe der schriftlichen Äußerung gewählt habe. Wenn er selbst in seiner Vorrede einfeltige Leser und das albern Volck als sein intendiertes Publikum benennt, das sich auch den Vergleich mit den Kindern gefallen lassen muß, so kann man hierin zwar Umschreibungen für Ungebildete sehen, nicht zuletzt dürften sie aber als Gegensatz zu verstendige leute gelten, die Alberus als kompetente Beurteiler der Möglichkeiten der Fabel zu Beginn seines Vorworts von 1550 einführt: Danach wären die Belehrungsbedürftigen auch jene, die vielleicht belesen oder gebildet sind, aber unhaltbare Positionen einnehmen. In gleichem Sinne markiert Alberus 1539 die intendierten Leser seiner Schrift Vom Vnderscheid der Euangelischen vnd Papistischen Mess mit den Worten für die einfeltigen. Diese Einleitung soll in keiner Weise als Ersatz für die Lektüre der Fabeln und unserer Kommentare genutzt werden können. Das verbietet sich schon deshalb, weil Alberus nicht eine Kette inhaltlicher Belehrungen in Tiergeschehen verkleidet, die man ebenso gut
Zu den Fabeln
11
auch in kurzgefaßter anderer Form wiedergeben könnte. Alberus' Fabeln verlangen einen Leser, der sich dem erzählerischen Ablauf und seinen unmittelbaren Wirkungen aussetzt. Man wird dann bemerken können, daß die intendierte Belehrung nicht so sehr im Lernen sentenzhafter Verdichtungen erfolgt, sondern im Wahrnehmen von Abläufen, die als nachahmenswert oder als abschreckend erlebt werden können. Vom Leser wird Beweglichkeit erwartet. Wenn er Vorwissen von traditionellen Fabelelementen mitbringt, etwa das Wissen, daß Wölfe stark, dumm und gefährlich, Esel aber ängstlich, dumm und faul seien, dann kann sich das gelegentlich bei Alberus bestätigen, nicht selten aber bricht er mit alten und sogar mit selbstgesetzten wertenden Konnotationen und zeigt dem Leser damit, wie unzuverlässig sein Wissen oder überhaupt jedes Wissen sei. In gleichem Sinne stellt er gelegentlich die Funktion des abschließenden Morale in Frage und verunsichert er diejenigen, die sich daran gewöhnt haben, Autoritäten unbedingt zu folgen und Lehren passiv zu akzeptieren. Zu diesem Komplex der Infragestellung der Gattungsautorität der Fabel in der Fabel ist die Forschung im Fluß; es verbietet sich, schon jetzt Alberus allein von Gattungskonventionen her zu beurteilen. Alberus wählte die Fabel in der Nachbarschaft zu anderen literarisch-publizistischen Möglichkeiten, auf seine Zeit einzuwirken und speziell auch um sich in konfessionelle Auseinandersetzungen auf eine ähnliche, aber andere Weise einzuschalten, als er es sonst durch Lied, Traktat, Satire und mündliche und gedruckte Predigt zu tun pflegte. Offenbar erkannte er an der Fabel eine besondere Möglichkeit der Wirkung, woran die Verbindung von verlockender Süßigkeit und bitterer Arznei - wie er in seinem Vorwort variierend das delectare und prodesse wiedergibt - oder von den Leser involvierendem Erzählen und dem Hinführen zu Einsichten wohl maßgeblichen Anteil haben dürfte. Zum vollen Spektrum seiner Fabeln gehört aber auch die Tatsache, daß neben zeitgeschichtlichen Bezügen durchaus die ruhige, anscheinend auf überzeitliche Themen bezogene Belehrung oder Erzählung viel Raum erhält. Dieses hier nur kurz angedeutete Potential der Fabel entwickelte Alberus so, daß er ein vielfältiges Instrument in der Hand hat. Er kann es gegen die römische Kirche und den Papst einsetzen (Fabel 3, 6, 11, 19, 30, 33, 39, 48) oder gegen konkurrierende Reformbewegungen (Fabel 16, 20, 21, 23, 33, 46) oder gegen Zustände an den Universitäten (Fabel 40), kann es für die kritische Thematisierung von Obrigkeit und Ständehierarchie benutzen (Fabel 5, 7, 10, 11, 13), kann sich und den Leser selbst zum Gegenstand von verdeckten und offenen Reflexionen machen (z.B. Fabel 1, 40, 41). Die Verflechtungen einzelner Fabeln untereinander, aber auch mit einigen anderen Wer-
12
Einleitung
ken des Autors wären auf ihre Funktionen hin noch zu untersuchen. Hierbei wird sich auch die Frage stellen, wieweit Abfolge oder Aufbau von Alberus' Fabelsammlungen am besten linear-final wahrzunehmen sind oder ob auch andere Leserichtungen sinnvoll sein könnten, etwa die Nutzung der Kenntnis einer Fabel am Ende des Werks zum besseren Durchschauen einer früher eingereihten. Alberus' Umgang mit seinen fast vollständig nachgewiesenen unmittelbaren Vorlagen - vor allem die lateinische Fabelsammlung des Martinus Dorpius (zuerst 1513) - machen unsere Kommentare überschaubar, doch meinen wir auch in dieser Hinsicht, daß mehr Leseund Verstehensmöglichkeiten zu entdecken sind, als unser Kommentar der Fabeln bereits nachzuweisen vermag. Das zeigt sich auch am Beispiel der geographisch genauen Lokalisierungen der Handlungen vieler dieser Fabeln. Diese für die Gattung untypische Verankerung des Geschehens an speziellem Ort läßt sich mit Recht als eines der vielen Zeichen für eine Heimatverbundenheit des Autors ansehen, zumal wenn es sich um hessische und andere Orte seines Lebenslaufs handelt. Die möglichen Funktionen dieser Ortsnennungen sind damit aber nicht geklärt. Es dürfte auch eine Aufforderung impliziert sein, die ablesbare Lehre mit einem prinzipiell erreichbaren Ort zu verbinden, also eine Anwendbarkeit im eignen Lebensbereich für möglich zu halten. 20 Darüber hinaus wären andere Funktionen zu erwägen, etwa spezielle Anspielungen auf zeitgenössische Ereignisse. Anders als der Autor der Praecepta, der der Lehrbarkeit und Lernbarkeit moralischer Einsichten vertraut, anders auch als der Autor von Der Barfuser Münche Eulenspiegel vnd Alcoran, der auf die Überzeugungskraft aggressiver Satire setzt, verbindet Alberus als Autor der Fabeln Hoffnungen des Didaktikers und Mittel des Satirikers mit einer Konditionierung des Lesers durch einen nuancenreichen Erzähler. 21 Dieser Fabelleser wird nicht dahin gelenkt, eine Schlußsentenz plausibel zu finden, ihm wird auch nicht lediglich ein Dualismus von Vertretern des Bösen und des Guten vorgeführt, sondern im Akt des Lesens wird ihm ein Erfahrungsgewinn geboten, wie man die Spannung zwischen narratio und Morale durchschauen und erklären könne, wie man trügerische Rede von glaubwürdiger unterscheiden lerne oder wie man einem Autoritätsanspruch eines Lehrenden und Deutenden durch den Gewinn eigner Deutungskompetenz abwägend begegnen könne. Alberus ist kein treuer Diener der Gattung Fabel, wohl aber ein kundiger Vermehrer ihrer Möglichkeiten, zu differenziertem Erkenntnisgewinn zu führen. 20 21
Vgl. Hasubek, S. 50. Vgl. im einzelnen Vogl (wie Anm. 2); vgl. auch zum benachbarten Autor Waldis die Arbeit von Ludger Lieb.
Die Drucke des 16. Jahrhunderts
13
Die Vielzahl von Ausgaben im Verlauf des 16. Jahrhunderts zeigt, daß Alberus viele zeitgenössische Leser gefunden hat, unter ihnen vielleicht auch Leser, die seinen Intentionen voll entsprachen. Zu den frühen Reflexen in anderen Werken gehören Zitate aus der Ausgabe von 1534 in der, 1539 erschienenen, Jüngeren Glosse zum Reynke de Vos.22 Im 17. Jahrhundert und bis ins frühe 18. Jahrhundert hinein scheint Alberus als Fabeldichter kaum noch wahrgenommen worden zu sein. 23 Und in den folgenden Jahrhunderten steigerte eher ein allgemeines Interesse an Autoren im Zentrum der Reformation auch eine gewisse Wahrnehmung dieses streitbaren Autors.
1.4 Die Drucke des 16. Jahrhunderts Die Erstausgabe (U) 2 4 erschien 1534 bei Johann Setzer in Hagenau. 25 Sie enthält 17 Fabeln, die sämtlich in die zweite, um 32 Fabeln vermehrte Ausgabe A (Frankfurt/M.: Peter Braubach, 1550) eingegangen sind. Während die Hagenauer Ausgabe nur einmal (Augsburg: Heinrich Steiner, 1539) nachgedruckt wurde, sind von der Ausgabe 1550 vier weitere Auflagen des 16. Jahrhunderts nachweisbar. Die Drucküberlieferung stellt sich demnach wie folgt dar:26
22
23
24 25
26
Vgl. Braune, S. XII, und Schnorr von Carolsfeld, S. 120f. Das >Leben Äsops< wurde, unter Verwendung einer der Ausgaben A bis C, 1584 in die zweite Auflage der Fabelanthologie des Nathan Chyträus aufgenommen (vgl. Könneker, S. 935). Zur Rezeption der Vorrede in Daniel Holzmanns Ausgabe Cyrillischer Fabeln 1571 (VD 16 S 8193) s. Bärbel Schwitzgebel, Noch nicht genug der Vorrede. Zur Vorrede volkssprachiger Sammlungen von Exempeln, Fabeln, Sprichwörtern und Schwänken des 16. Jahrhunderts, Tübingen 1996 (Frühe Neuzeit 28), S. 83-86; zu Alberus ebd., S. 69-76. Eine Ausnahme bildet Ulrich Wolgemuth, Newer vnd vollkommener Esopus Darinnen allerhand lustige/ Newe vnd Alte Fabeln/ Schimpffreden/ vnnd Gleichnussen/ theils auch warhafftige Geschichte/ vnd außerlesene Historien/ begriffen. [...], 2 Bde., Frankfurt/M. 1623 (benutztes Exemplar: Aarau, Aargauer Kantonsbibliothek: H. 224). In diese Fabelsammlung wurden neben Fabeln von Steinhöwel, Sachs und Waldis auch 28 Fabeln von Alberus, z.T. verändert oder verkürzt, aufgenommen (Fabel 2, 5 - 1 3 , 1 6 - 2 1 , 24-26, 28-31, 35, 36, 45, 46, 48; vgl. Lieb, S. 218-224). Siglen nach Braune, S. IX-XXII. Die Vignette auf der letzten Seite zeigt einen Januskopf, das Druckerzeichen Johann Setzers. Vgl. K. Steiff, Johannes Setzer (Secerius), der gelehrte Buchdrucker in Hagenau, in: Centraiblatt für Bibliothekswesen 9 (1892), S. 297-317, hier S. 306 und 317, dazu den Nachtrag ebd. 10 (1893), S. 20. Die Titelblätter sämtlicher Fabelausgaben von Alberus sind abgebildet bei Könneker, S. 941-943 (1.07.01 bis 1.07.07); Exemplarnachweise ebd., S. 926.
14
Einleitung
U [Peter Braubach bei Johann Setzer] Hagenau 1534 Etliche fabel Esopi I verteutscht vnnd I ynn Rheymen bracht durch I Erasmum Alberum. I [Blättchen] I Sampt anderen newen Fabeln I fast nutzbarlich vnd I lustig zu lesen. I Getruckt zu Haganaw Jm Jar I M. D. XXXiiij. Kolophon: Getruckt zu Haganaw imm jar I M. D. xxxiiij. am xv. I tag des Mertzen. I [Vignette] 4°, 32 Bl., A 4 - H 4 (letztes Blatt leer), keine Paginierung, keine Holzschnitte. Inhalt: 1. Widmungsvorrede an Johann Chun; 2. Fabeln U Nr. 1-17; 3. Inhaltsverzeichnis. Benutztes Exemplar: 73.V. 58.(4).
Wien,
Österreichische
Nationalbibliothek:
Literatur: Braune, S. IXf.; Dörstel Nr. 22; Könneker 1.07.01; VD 16 A 548. Uj Heinrich Steiner, Augsburg 1539 Etliche Fabel Esopi I Verteutschet vnnd inn I reymen gebracht durch I Erasmum Alberum. I Sampt anderen newen Fabeln I fast nutzbarlich vnnd I lustig zu lesen. I [Holzschnitt] I M. D. XXXIX. Kolophon: Getruckt zu Augspurg durch I Heynrich Steyner jhm I M. D. XXXIX. I Jar. 4°, 32 Bl., A 4 - H 4 (letztes Blatt leer), keine Paginierung, Titelholzschnitt, 16 Holzschnitte. Inhalt: wie Ausgabe U. Benutztes Exemplar: Colmar, Stadtbibliothek: I-5446. 2 7 Literatur: Braune, S. Xf.; Könneker 1.07.02; VD 16 A 550. A Peter Braubach, Frankfurt/M. 1550 Das buch von der Tu= I gent vnd Weißheit/ nemlich/ Neunvnd= I viertzig Fabeln/ der mehrer theil auß Esopo gezogen/1 vnnd mit guten Rheimen verkleret/ Durch Erasmum I Alberum/ Allen Stenden nütz27
Von diesem Druck liegt eine zweite, von Braune (S. Xf.) benutzte Auflage vor, in der die Angabe des Druckers im Kolophon fehlt: Getruckt zu Augspurg imm jar I M. D. XXXIX. (zitiert nach dem Exemplar der Russischen Staatsbibliothek Moskau, Signatur: F 810-91/385-0).
Die Drucke
des 16.
15
Jahrhunderts
lieh zulesen. I [Holzschnitt] I Psalmo 103. I Lobet den Herrn alle seine werck. Kolophon: Gedruckt zu I Franckfurdt am Mayn/ I bey Peter Braubachen. I Anno Domini I 1550. I [Zierstück] 4°, 140 Bl., A 4 - Z 4 , A a 4 - M m 4 , Paginierung ab D2b (=Fabel Nr. 1) (253 S.; Fehler: 156 statt 155; 157 statt 156; 111 statt 211), Titelholzschnitt, 47 Holzschnitte. Inhalt: 1. Widmungsvorrede an Johann Dreusch; 2. Inhaltsverzeichnis; 3. Das >Leben ÄsopsLeben ÄsopsLeben Äsops< erweitert. Benutztes Exemplar: München, Bayerische Staatsbibliothek: Res P.o. germ. 18. Literatur: Braune, S. XV; Könneker 1.07.04; Küster Nr. 198; VD 16 A 556. C Peter Braubach,
Frankfurt/M.
1565
Das Buch von I der Tugent vnd Weiß= I heit/ Nemlich/ Neun vnd viertzig I Fabeln/ der mehrer theil auß Esopo gezo= I gen/ vnd mit guten Reymen verkleret/ sampt I etzlicher Ort Deudsches Lands lusti= I ger Beschreibung/ jederman I nützlich zulesen/1 Durch D. I Erasmum Albe-
16
Einleitung
rum. I Psalmo 103.1 Lobet den H E R R N alle seine werck. I Getruckt zu Franckfort am I Mayn/ bey Peter Brubach/1 Anno 1565. 8°, 160 Bl„ A 8 - V 8 (Fehler: R5 statt R3; V5 statt V3) (letzte Seite leer), keine Paginierung, kein Kolophon, kein Titelholzschnitt, 48 Holzschnitte (Angabe von Braune, S. XVI, der noch ein vollständiges Exemplar benutzte). Inhalt: 1. Das >Leben ÄsopsLeben ÄsopsLeben ÄsopsEsopus< und seine Fortsetzer. Untersuchungen zu einem Bucherfolg der Frühdruckzeit, Tübingen 1994 (MTU 103), S. 285. Im Catalogus librorum officinae Typographicae Petri Brubachij (wohl 1555 oder 1556) sind die Fabeln nicht verzeichnet. Vgl. David L. Paisey, Dating a stock catalogue of Peter Braubach, in: GutenbergJahrbuch 1976, S. 248-253. Bei den von Karl Goedeke und Jacob Grimm verzeichneten Frankfurter Drukken von 1575 und 1597 (Braune, S. XXI) handelt es sich offenbar um die Ausgaben 1557 und 1579 (Verschreibung der Jahreszahlen; vgl. auch Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 33 [Quellenverzeichnis], Sp. 17). Johann Feyerabend, ein entfernter Verwandter Sigmund Feyerabends - ihre Urgroßväter waren Brüder - , heiratete 1575 die Tochter Peter Braubachs aus dritter Ehe, Katharina, deren Vormund Sigmund Feyerabend war. Danach arbeiteten Johann und Sigmund Feyerabend einige Jahre eng zusammen. Ab 1586 sind zwischen Johann und Sigmund keine näheren Geschäftsbeziehungen mehr bezeugt, doch ließ Sigmund weiterhin bei Johann drucken. Nach Sigmunds Tod im Jahr 1590 wurde Johann einer der Vormünder von dessen Sohn Carl Sigmund. Die komplizierten Besitzverhältnisse nach Sigmund Feyerabends Tod dürften der Grund dafür sein, daß die Ausgabe E ohne Drucker-Angabe erschien. Vgl. Pallmann (wie Anm. 31), S. 44-95. Vgl. Anm. 16. Auch im Vorwort zum Dictionarium (datiert: 5. August 1540) kommt Alberus auf seine Übersetzung einiger Fabeln des Äsop zu sprechen, die - neben seiner aktiven Teilnahme an Theateraufführungen als Unterlehrer in Büdingen - in ihm die Lust und Kunst des Dichtens in deutschen Reimversen beförderten und wesentlich zum Entstehen des Dictionariums beigetragen hätten. Die Arbeit an den Fabeln scheint aus der Perspektive dieses Vorworts bereits abgeschlossen zu sein.
Die Drucke des 16. Jahrhunderts
19
In Eyn gut buch von der Ehe (1536; Vorwort datiert 1534) schließt die narratio der Fabel 13 mit den Worten: Das Morale find man in meinen fabeln?1 Nach derzeitiger Kenntnis der Drucküberlieferung bleibt der Verweis ohne Referenz, denn diese Fabel findet sich nicht in der fast gleichzeitig publizierten Ausgabe U, sondern erst in der zweiten Buchausgabe von 1550 (A). Ohne Bezug bleibt auch Vers 31f. im Separatdruck der Fabel 42 (1537): Da ligt der Feldberg/ des ich hab I Vorhin gedacht [...]. Wenn man mit Braune (S. XII) annimmt, der Vers beziehe sich auf Fabel 25 (V. 1-90), die in der Erstausgabe noch fehlt, aber 1537 schon vorgelegen habe, dann setzt dies eine für den Druck gedachte Ordnung der handschriftlichen Sammlung voraus. Demnach müßte Alberus schon vor 1537 fest mit der Publikation einer größeren Fabelsammlung gerechnet haben, was auch den Verweis im Ehebuch erklären könnte. Rätselhaft bleibt, warum Alberus die Verse für den Einzeldruck nicht geändert hat. Die zweite Ausgabe (A) läßt deutlicher als U eine Konzeption der Fabel-Sammlung erkennen. Darauf verweisen zum einen die thematischen Bezüge, die durch die Reihenfolge der Fabeln gestützt werden. Die Fabeln 3 und 4 etwa beleuchten zwei Spielarten des Geizes; Fabel 36 und 37 zeigen den Fuchs je vor dem Schloß des Löwen, wobei der Fuchs einmal negativ bewertet wird (weil er sich des Aussprechens der zum Tode führenden Wahrheit enthält), das andere Mal positiv (weil er die Wirkung der Lüge des Löwen durch Klugheit unterläuft). Fabel 48, die wie in Waldis' Esopus (Fabel IV 99) an vorletzter Stelle steht, integriert mehrere Fabelstoffe und bildet eine Art zusammenfassender Rückschau, während die letzte Fabel, die durch das Auftreten des Hahnes auch auf die erste Fabel verweist, nochmals einen Grundaspekt der Fabeldichtung, die Erziehung zur Erkenntnis der Wahrheit, betont. Zum anderen dürfte die Anzahl von 49 Fabeln, die auch der Titel hervorhebt, absichtsvoll gewählt sein: Sie ergibt sich aus der Multiplikation der Siebenzahl der Tugenden und der Gaben des Hl. Geistes. 38 Für die - in diesem Sinne - vollständige Anzahl der Fabeln 39 hat Alberus zumindest zweimal (Fabel 48 und 49) auf die Fabelsammlung 37
38
39
In der erweiterten Ausgabe der Praecepta (Vorwort datiert 1537; Könneker 1.08.03) findet sich ein Verweis auf Fabel A 19: Vide morale de Cancro in Fabulis meis (zitiert nach Jensch, S. 7). Vgl. Heinz Meyer / Rudolf Suntrup, Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen, München 1987 (MMS 56), S. 734. Daß die Siebenzahl Vollkommenheit ausdrücke, bemerkt Alberus in Vom Wintervogel Halcyon, Bl. F3af. Daß Alberus die Sammlung für abgeschlossen hielt, belegt auch ein Brief des Druckers Peter Braubach an Alberus' Witwe, in dem er für den zweiten Druck des Buchs von der Tugend und Weisheit (B) nach weiteren Fabel-Manuskripten fragt, solche aber offenbar nicht vorhanden waren. Vgl. Crecelius, S. 14f., 18; Braune, S. XIII.
20
Einleitung
des Camerarius zurückgegriffen, die er nachweislich auch für das >Leben Äsops< benutzt hat. 40 Da diese zuerst 1538 in Tübingen erschienen ist, hat man das Jahr 1538 als terminus post quem für den Abschluß der Sammlung anzusehen. 41 Doch scheint Alberus immer wieder an den Fabeln gearbeitet zu haben. Jedenfalls läßt er noch 1550 Peter Braubach ausrichten, er solle ihm das Manuskript, falls es nicht schon gesetzt sei, zur Überarbeitung zurückschicken: Peto a te, Brubachium ores, vtmihi tandem toties petenti mittat fabulas si non sunt excusae, vt recognitas a me recipiat.42 Mit der 1550 gedruckten Ausgabe liegt demnach ein Text letzter Hand vor. Schon Braune hat für die Ausgaben B bis E festgestellt, daß »jede folgende von der nächst vorhergehenden abgedruckt ist«.43 Abgesehen von einer mehrzeiligen Erweiterung, die D und E ins >Leben Äsops< einfügen, bleibt der Text der Fabeln in allen Drucken der erweiterten Ausgabe (A bis E) nahezu unverändert. Allerdings läßt sich zeigen, daß eine engere Verwandtschaft einerseits zwischen den Drucken Braubachs (A, B und C), andererseits zwischen denen Feyerabends (D und E) besteht. In B und C wurde gegenüber A das Inhaltsverzeichnis durch eine Abschnittsgliederung zum >Leben Äsops< erweitert, in C wurden zudem die Widmungsvorrede und das Inhaltsverzeichnis an das Ende der Ausgabe gestellt. Größere Änderungen finden sich erst in den Feyerabend-Drucken (D und E). So wurde zwischen Titelblatt und Widmungsvorrede, die jetzt wieder am Anfang steht, eine zusätzliche Vorrede in Reimpaarversen eingefügt. Außerdem erfuhr das Inhaltsverzeichnis eine nochmalige umfangreichere Erweiterung durch knappe Zusammenfassungen der Moralia der einzelnen Fabeln. 44 Bis auf den Erstdruck von 1534 (U) sind alle Drucke des 16. Jahrhunderts illustriert. Die 1539 erschienene Augsburger Ausgabe (U,) benutzt Holzschnitte des Ulmer Äsop. 45 Sie sind - abgesehen von der 5. Fabel Von einem Hunde vnd schatten - identisch mit den Holzstöcken des um 1480 bei Anton Sorg erschienenen Aesopus: Vita et Fabulae,46 die auch in einem Augsburger Druck bei Günther Zainer 40 41
42
43 44 45 46
Stiefel, S. 616-620. Braunes Überlegung, daß man bezüglich der Fabeln 48 und 49 »wol für Alberus und Camerarius gleiche Quelle voraussetzen muss, da directe Abhängigkeit des einen vom andern nicht angenommen werden kann« (Braune, S. XLIII mit Anm.**), setzt seine Theorie der Entstehungsgeschichte der Fabeln voraus. Zitiert nach Schnorr von Carolsfeld, S. 205. Vgl. ebd., S. 112. Der Adressat ist der Theologe und Mathematiker Hartmann Beyer (vgl. NDB 2 [1955], S. 203f.). Braune, S. XXI. Siehe dazu das Variantenverzeichnis S. 380-384. Zur Ulmer Serie vgl. Küster, S. 28-47. Gesamtkatalog der Wiegendrucke, hg. von der Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1: Abano-Alexius, Leipzig 1925, Nr. 347; Küster Nr. 2.
21
Die Drucke des 16. Jahrhunderts
v e r w e n d e t wurden. 4 7 D i e f o l g e n d e Konkordanz verzeichnet die H o l z schnitte in U i und gibt die Fundstellen des D r u c k s bei Sorg und für d e n D r u c k bei Zainer die N u m m e r n bei S c h r a m m 4 8 an. Titelblatt Ui 1 Von einem Hanen Ui 2 Von einem Bauren vnd einer Ganß Ui 3 Von einem wolff vnd Lamm u , 4 Von Meüsen vnd Fröschen Ui 5 Von einem Hunde vnd schatten u , 6 Von einem Löwen vnd etlichen andern thieren 49 Ui 7 Von einem Bauwren vnd einer schlangen U, 8 Von einem wilden Schwein vnd Esel U, 9 Von einer Stadtmauß vnd einer Feldmauß U, 10 Vom Raben vnd Fuchsen Vi 11 Von eim Lewen/ Wolff vnnd Esel u , 12 Von den Fröschen / vnd jhrenn Künige Ui 13 Von den Tauben vnd dem Habich Ui 14 Von der Berge gepurt Ui 15 Von einem Jaghunde U, 16 Von dem Bauch/ vnd von den glydern 50 U, 17 Von dem Löwen vnd Esel
Sorg Sorg Sorg Sorg Sorg -
Bl. Bl. Bl. Bl. Bl.
c6b d3a o6a d3b d4a
Schramm Schramm Schramm Schramm Schramm
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
133 139 276 140 141
-
Sorg Bl. d5b Schramm Sorg Bl. k3b Schramm [kein Holzschnitt] Sorg Bl. d8b Schramm Sorg Bl. e3a Schramm Sorg Bl. d8a Schramm Sorg Bl. e7b Schramm Sorg Bl. e8b Schramm Sorg Bl. f2a Schramm Sorg Bl. f3a Schramm Sorg Bl. h6a Schramm Sorg Bl. d8a Schramm
Nr. 144 Nr. 222 Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
150 153 149 159 160 163 165 194 149
D e r Holzschnitt zur 5. Fabel ist kleiner und mit Hochrandleisten versehen. Er scheint aus einer zweispaltigen Ä s o p - A u s g a b e zu stammen.51 Für die vermehrte A u s g a b e Frankfurt/M. 1550 ( A ) wurden sonst nicht n a c h g e w i e s e n e Holzschnitte verwendet, so daß m a n a n n e h m e n kann, daß sie eigens für d i e s e n Druck geschnitten w o r d e n sind. D a f ü r spricht, daß die Illustrationen sehr g e n a u z u m Inhalt der Fabeln passen, etwa der Holzschnitt zu Fabel 13, der sich unmittelbar auf d e n Text bezieht. 5 2 D r e i Illustrationen scheinen falsch z u g e o r d n e t zu sein: D e r Holzschnitt v o n Fabel 27 (gekrönter E s e l ) gehört zu Fabel 21; die H o l z 47
48
49 50 51
52
Gesamtkatalog der Wiegendrucke (wie Anm. 46), Nr. 352; Küster Nr. 9. Faksimile: Esopus. Übersetzt von Heinrich Steinhöwel. Gedruckt von Günther Zainer in Augsburg um 1477/78, Nachwort von Ernst Voullieme, Potsdam 1921. Albert Schramm, Der Bilderschmuck der Frühdrucke, Bd. 5: Die Drucke von Johann Zainer in Ulm, Leipzig 1923, Nachdruck Stuttgart o.J. Die Abbildungen Schramms sind dem Druck bei Günther Zainer entnommen; vgl. ebd. S. 5. Die Illustration stimmt nicht zum Text. Sie wurde offenbar aufgrund des Titels der Fabel {De dracone et villano; vgl. A 48) gewählt. Wiederholung des Holzschnitts zur Fabel 11; so auch bei Sorg und Zainer. Folgende zweispaltige Augsburger Ausgaben wurden geprüft: Küster Nr. 18: Johann Schönsperger 1491 (Bayerische Staatsbibliothek München: 2° Inc. c.a. 2500), Küster Nr. 19: Johann Schönsperger 1498 (Sächsische Landesbibliothek Dresden: Ink. 2° 130), Küster Nr. 21: Hans Froschauer 1504 (Bayerische Staatsbibliothek München: Res. A.gr.b. 13). Die entsprechenden Holzschnitte dort weichen jedoch ab. Vgl. den Kommentar zu Fabel 13 sowie Braune, S. XIV f. Rätselhaft bleibt, warum nicht alle Fabeln illustriert wurden.
22
Einleitung
schnitte von Fabel 21 und 22 gehören zu Fabel 27. In den Ausgaben B und C wurden dieselben Holzstöcke wiederverwendet. Wegen des Drucks in oktav erscheinen die Holzschnitte jedoch im Querformat und nehmen je eine ganze Seite ein. Während in B die Zuordnung der Holzschnitte beibehalten wurde, zeigt C folgende Änderungen gegenüber A und B: der Holzschnitt vom gekrönten Esel fehlt, der Holzschnitt von Fabel 22 wird bei Fabel 27 wiederholt. Ebenso ist der Holzschnitt zu Fabel 14 bei der in A und B nicht illustrierten Fabel 48 wiederholt. Da auch die Umstellungen in C zu keiner stimmigen Zuordnung geführt haben, es also im 16. Jahrhundert für die Fabeln 21,22 und 27 keine >richtige< Version der Text-Bild-Bezüge gibt, wird in der vorliegenden Edition die Holzschnittfolge so wiedergegeben, wie sie sich in A findet. Ein neues Holzschnittprogramm wurde den Ausgaben D und E beigegeben. 37 der insgesamt 59 Holzschnitte in D tragen das Monogramm des Virgil Solis (1514-1562) und gehören zu einer Serie von 194 Holzschnitten, die bereits 1566 erschienen war. 53 Die übrigen 22 Holzschnitte - vor allem zu Fabeln, die nicht dem alten äsopischen Fabelgut angehören - scheinen von unbekannter Hand eigens für den Druck D geschnitten worden zu sein. Neun Holzschnitte von Virgil Solis illustrieren das >Leben ÄsopsLeben Äsops
Leben Äsops
Leben Äsops
Leben Äsops
Leben Äsops
WohnungBehausungim Namen des TeufelsLeben Äsops< ein (Abdruck nach B; die Folio- bzw. Seitenzahlen sind durch die Zeilenzählung der vorliegenden Ausgabe ersetzt): VOm Esopo/ wie er gelebt vnd sich gehalten hat [Ü] Das gemeinlich in verstehen Leuten kein sonderlicher verstandt sey [Z. 16] Des Schwärmers Thersite beschreibung [Z. 26] Ein hoffliche antwort eins heßlichen Hauptmans in Griechenland [Z. 39] Esopus begert den [ein E.] Korb voll essens zutragen [Z. 53] Esopus wirt in der Stadt Samus verkaufft [Z. 104] Esopus sagt den spruch/ das drey böser ding seien auff [anffB.] Erden/ Wasser/ Weib/ Fewer [Z. 131] Esopus loßt dem Gärtner die Frag auff/ warumb die Kreuter so bald groß werden welche von sich selber wachsen etc. [Z. 169] Esopus bringt zuwegen das seinem Herren sein Weib auch vngebeten wider zu Hauß kompt [Z. 201] Esopus kaufft seines Herren gesten das beste [Z. 232] Widerumb kaufft er das ergste [Z. 252] Esopus bringt seinem Herren einen einfeltigen Bawern/ welcher gar nicht sorgfeltig war [Z. 282] Esopus wirt auff den Marckt geschickt zusehen ob viel Leut da weren [Z. 339] Esopus warnet seinen Herren/ das wer weise sein wil/ der trincke des weins nicht zuuiel [Z. 362] Wie Esopus Herr das Meer getrawt außzutrincken [Z. 389] Esopus ende vnd todt zu Delphis [Z. 418] Das Inhaltsverzeichnis für die Fabeln ist in den Ausgaben D und E wie folgt erweitert (Abdruck nach D; die Foliozahlen sind getilgt): I.
Von einem Hanen. Dardurch werden bedeutet die groben vnd tollen Leut/ welche gute Lehre vnd Kunst verachten.
Varianten
II.
III.
IUI. V.
VI.
VII.
VIII.
IX. X.
XI.
XII.
XIII.
XIIII. XV.
Register
381
Von einer Mauß/ vnnd einem Frosch. Dardurch wirdt angezeigt/ daß aller Zwitracht/ so auß Ehrgeitz entstehet/ letzlich einen schändlichen außgang gewinnet. Von einem Hund vnd Schatten. Dardurch werden alle die verstanden/ so nur auff den Geitz vnd frembdes Gut gerichtet seyn/ vnd sich an dem/ welches jnen Gott bescheret/ nicht genügen lassen/ vnnd letzlich vmb alles kommen. Von einem Bawren vnd einer Gans. Hat gleiche bedeutung mit der nechstgemelten Fabel. Von den Fröschen vnd jhrem Konige. Dardurch werden verstanden alle die/ so gute Herrschafft/ vnd rüwige Zeit nicht erleyden können/ vnnd zu Straff an stat derselben strengere bekommen. Von einem Wolff vnd Lamb. Dardurch werden verstanden alle die/ so auß Neid allein/ ohne alle rechtmessige vrsachen/ andere vnterdrucken. Von einem Löwen/ vnnd andern Thieren. Dardurch wirdt verstanden/ daß sich ein jeglicher zu seines gleichen halten soll. Vnd wirdt darbey angezeigt/ welcher gestalt die Gewaltigen sich )hres Gewalts vberheben. Von einer Stattmauß vnd Feldmauß. Darbey wirt angezeigt/ daß vil besser sey/ ruwig in Armut/ dann mit grosser sorg in Reichthumb leben/ Da aber einer Reichthumb vberkem/ sol er den Armen [Armut E.] darmit auch helffen. Von einem Raben vnnd Fuchs. Dardurch wirdt bedeutet/ daß man sich vor den Schmeichlern hüten sol. Von dem Bauch vnnd den Gliedern. Dardurch wirdt angezeigt/ daß man sich vor {für E.] Auffruhr hüten/ vnd der Oberkeit [Obrigkeit E.] nicht widerstreben sol. Von einem Löwen/ Wolff/ vnd Esel. Dardurch wirt verstanden/ daß den grossen Herrn alles hingehe/ die armen aber leichtlich gestrafft werden. Von einer Geiß/ vnnd einem Wolff. Dardurch wirt angezeigt/ daß die Kinder jren Eltern gehorsam seyn/ vnnd sich nicht fälschlich verführen lassen sollen. Von einem Wolff vnd einem gemalten Häupt. Dardurch wirdt verstanden/ daß alle die so mit hübsche vnnd schone begäbet Seyen/ sich auch aller Tugenden/ die allein Edel machen/ befleissen sollen. Von einem Bawren vnd einer Schlangen. Darbey wirdt das grosse Laster der Vndanckbarkeit bedeutet. Von einem Jaghundt. Dardurch wirt die Vndanckbarkeit
382
XVI.
XVII.
XVIII.
XIX.
XX.
XXI.
XXII.
XXIII
XXIIII.
XXV.
XXVI.
XXVII.
Varianten -
Register
verstanden/ vnnd daß keiner lenger angenem sey/ dann so lang man seiner gemessen mög. Von der Berg Geburt. Dadurch wirt bedeutet/ daß man nicht allen Reden glauben sol/ Vnnd daß ojft grosse Gefahr in Schimpff verwandelt werde. Von den Tauben vnnd dem Habich. Dardurch ist angezeigt/ daß mancher von kleinem Vnglück in ein vil grössers gerahten thue. Vom Voglin Cassita. Darbey wirdt verstanden/ daß ein jeglicher selbs zu seinen Sachen sehen sol/ vnnd sich auff Freunde vnd Frembde nicht verlassen. Von einem alten vnnd jungen Krebs. Dardurch wirdt angezeigt/ daß/ welcher den andern straffen vnnd vnderweisen wil/ der sol vorhin selbs geschickt vnd vnstrefflich seyn. Von den Hasen. Dardurch wirdt verstanden/ daß sich niemands leichtlich durch allerley geschrey erschrecken sol lassen/ sonder Gott vertrawen. Von dem Löwen vnd Esel. Dardurch wirdt angezeigt/ Wie mancher grober vngeschickter Mensch/ durch allerley Practic leichtlich zu grossen Ehren komme/ Geschickte vnnd Fromme aber/ Verstössen vnd verworffen werden. Von einem wilden Schwein vnd Esel. Darbey wirt angezeigt/ daß sich niemands durch boßhafftige Leut zu Zorn bewegen sol lassen. Vom Waldtgott vnd einem Bawren. Dardurch wirdt verstanden/ daß man sich vor den Schmeichlern vnd Liebkosern hüten sol. Von einem Fischer vnd Fischlin. Dardurch wirdt angezeigt/ daß man jederzeit das gewiß/ wie gering es auch sey/ für das vngewiß annemmen sol. Von einem alten Ziehochsen/ vnd einem jungen Mestochsen. Dardurch wirt angezeigt/ daß sich niemandts/ Schand zuvorkommen/ zum müssiggang oder faulheit/ sonder zu ehrlichem Standt vnd Arbeit begeben sol. Von einem Reysigen Pferdt vnd Esel. Dardurch wirdt angezeigt/ Daß sich niemands hohes Glücks/mit Verachtung anderer Leut/ zuviel vberheben sol. Von einem alten Löwen. Dardurch wirt angezeigt/ daß Pracht vnd Hochmut/ letzlich mit spot vnd schänden sein endschafft nemme/ Vnd daß man sich auch vor denen hüten sol/ die nicht lenger dann das Glück weret/ bestendig bleiben.
383
Varianten -
Register
XXVIII.
Von einem Adler vnnd einer Kräen. Darbey werden bedeutet die jenigen/ so von jhres Nutz wegen/ gute Wort auß einem falschen Hertzen geben. Von einem Wolff vnd Kranch. Dardurch wirt verstanden/ daß mancher in Noten vil verheißt/ aber wenig leisten thut. Von einem Müller vnd Esel. Darbey wirdt verstanden/ daß ein jeglicher sich an seinem Standt vnnd Beruffsol benugen lassen. Von einer Nachtigall vnnd Pfawen. Dardurch wirt verstanden/ daß mancherley Gaben Gottes seyen/ vnnd keiner den andern darumb neiden vnd hassen sol. Von einem Raben vnd Wölffen. Dardurch werden alle falsche Lehrer/ vngetrewe Arbeiter/ vnnd arglistige Leut/ die auß falschem furgewendtem fleiß/ anderer Leut Gut verzehren/ bedeutet. Vom Bapstesel. Dardurch wirt angezeigt/ wie die jenigen/ so gerings Verstands seyn/ vnd sich doch grosses Prachts vnterstehen/ letzlich zu schänden werden. Vom Streit der Vogel vnd Vierfussigen Thier. Dardurch wirdt angezeigt/ daß/ welcher gute Tag woll haben/ zum Frieden sol geneigt seyn/ vnd daß kein Vbermut lang bestehe/ Daß auch keiner an seinem Herren dem er gelobt hab/ trewloß werden sol. Von einem Ochsen vnd einer Mauß. Dardurch wirdt angezeigt/ daß o f f t ein grosser/ von einem geringen schlechten/ geschedigt vnd vberwunden werdt. Von einem Löwen/ Bern/ Wolff vnd Fuchs. Dardurch wirdt bedeutet/ daß gemeiniglich die Warheit sich leiden muß/ dargegen aber etliche sich also halten/ daß sie keiner strittigen Parthey zufallen/ vnnd also durch falsche List hindurch kommen. Von einem Löwen/ Fuchs/ vnd andern Thieren. Dardurch wirdt bedeutet/ daß man nit einem jeglichen/ der sich freundlich stellt/ leichtlich gläuben sol [sol fehlt E.]/ Such das Morale der 28. Fabel. Von einem Fuchs vnnd Wisel. Dardurch wirdt angezeigt/ daß sich niemandts den Geitz zu hart sol lassen vberwinden/ vnnd von wegen der Bauchfüll von Gott abfallen/ sonder in ehrlicher Hanthierung jhme vertrawen/ Such das Morale der 8. Fabel. Von einem alten Weib/ vnd jren Mägden. Dardurch wirdt angezeigt/ daß mancher zuvermeidung geringes Vnglücks/
XXIX.
XXX.
XXXI.
XXXII.
XXXIII.
XXX'IUI.
XXXV.
XXXVI.
XXXVII.
XXXVIII.
XXXIX.
384
XL. XLI. XLll.
XLIII. XLIIII.
XLV.
XLVI. XLVII.
XLVIII. XLIX.
Varianten - >Leben Äsops
Leben Äsops< Z. Z. Z. Z. Z.
34 weder] als C. D. E. 75 kam] fehlt D. E. 76 der kompt] kam D. Kam E. 121 Eih (sprach] (Eih sprach D. E. 128 endtlichs] ähnlichs D. ehnlichs E.
Varianten -
Fabeln
385
Z. 133 Fewer] vnd Fewer D. E. Z. 167 ich denn] dann ich B. C. D. E. Z. 192 wolts ]hm auch] wolts jm B. C. wolt jm D. E. Z. 198 So {...) mehr] Jhe [Je C. D. je E.] mehr aber er sie B. C. D. E. Z. 206f. ander Weib] andere E. Z. 208 weren] werden E. Z. 215 entlauffen/] entlauffen/ vnd solches auß dieser vrsachen/ sie hat sich allzeit gegen jme zänckisch/ häderisch vnd widerspenstig erzeigt/ auch in allem jhrem thun vnd lassen/ vnwillig vnd vngehorsam gewesen/ Darumb er sie gütlich gestrafft/ zu abstehung solches jres trutzlichen Sinnes/ vermahnet/ mit erinnerung/ daß jhr solches vbel anstehe/ zu dem werde oder könne er in die länge/ jr solches nicht mehr vertragen/ Diß alles aber hat niemals stat bey jhr haben wollen. Derhalben er vervrsacht worden/ sie darumb abzublewen/ Darvber dann sie (wie der bösen widerspenstigen Weiber art) also auß dem Hauß gangen/
D. E. Z. 247 ichs] ich E. Z. 308 zutragen] zusagen E.
Z. 317 als] fehlt E. Z. 369 falbel] Fallubel D. Fallübel E. Z. 394 der leer] nach der Lehre E.
Z. 420 da] fehlt B. C. D. E. 4.3.4 Fabeln 2 Ü 2.] Ander B. ander C. 3,36e optima] pulcherrima C. D. E. 5,44 der sey ein schwinder] sey ein geschwinder E. 7,53 bey der] bey dem D. E. 8,82 jhn] jm E. 8,129 ob] so B. C. D. E. 8,141 bleiben] blieben E. 9,53 noch nie] fehlt E. 10,59 Die] Das B. C. D. E. 10,137 Simri] Simei C. Sumri D. E. 11,58 grawen] grausen D. graussen E. 11,67 nie] doch nie D. E. 11,121 einem] meinem B. C. D. E. 12,4 auch] fehlt E. 12,63 dein] die B. C. D. E. 13,35 falschem] solchem D. E. 13,47 dich] sich B. C. D. E.
386
Varianten -
Fabeln
13,136i riget] viget E. 13,136o duas] suas D. E. 14,24 nachfolgt auch] nachfolgt B. nachfolget C. D. E. 14.49 Das] komm D. E. 16,93 in] zu C. D. E. 16,108 da] fehlt E. 16,122 für Ketzer billich] billich für Ketzer D. E. 17,12 bald auch] auch bald E. 17,31 als] fehlt E. 18,18 dem] einem C. D. E. 18,46 nun zessen] zu essen D. E. 18,208 Marg.] fehlt D. E. 18,249 des sich] sich deß E. 19,69 Des] Der B. C. D. E. 19,126 Marg.] fehlt B. 20,113 noch man] man noch D. E. 20,115 hat] fehlt E. 21,43 grewlich] gwaltig C. gewaltig D. E. 21,427 solchem] solchem grossem D. solchem grossen E. 22,41 grossem] bessern B. D. E. (Blattverlust in C). 22,41 Marg.] fehlt B. D. E. (Blattverlust in C). 23.69 bey vns] bey jn C. D. E. 23.70 solcher] gleicher C. D. E. 23,156 die] sie B. C. D. E. 24,66 Das] Vnd B. C. D. E. 24,70 (Ein (...) Bürger)] Ein (...) Bürger B. C. D. E. 24,88 ziern den gantzen] zieren deinen D. E. 25 Ü oder Weydochssen] fehlt C. D. E. 25.161 Man geht] fehlt D. E. 25.162 So] fehlt D. E. 26,2 gülden] Thaler D. E. 26,28 gülden] Thaler D. E. 26,54 Sih] fehlt E. 27,15 der] das B. C. D. E. 27,36 Marg. Leuiter] Leniter C. D. E. 27,73 Marg. Donec eris foelix etc.] Donec eris foelix. B. C. Fehlt D. E. 28.9 dir solchs Gott] Gott dir solchs E. 28.10 Marg. est] fehlt D. E. 29.50 Der edelest] Das Edelest D. Das Edelst E. 29,84 Vnd sprach/] fehlt E. 29,105 wie] was E. 30,72 Das (...) hold] Daß ich im Hauß hab niemands huld [niemandts Huld E.] D. E.
Varianten -
Fabeln
30,98 bey] an D. E. 31,59 auß also] also auß B. C. D. E. 32,15 Marg. Id,\ fehlt C. D. E. 33,1 CVMA {...) Jonia] JN Jonia ligt Cuma D. E. 33,148 nimmermehr] nicht C. D. E. 34,229 Mammon sie] sie Mammon D. E. 34,234 Was] Wans C. Wanns D. E. 35,7 weil] dieweil E. 36 Ü Bern/] Bern/ Wolff/ D. E. 36,35 so] fehlt E. 36,86 Da] Es E. 36,110 euch] fehlt E. 36,145 Marg.] fehlt E. 37,29 fangen] mehr fangen D. E. 37,39 sie] sich E. 37,93 war] war rauß D. E. 37,108 getreten] gegangen D. E. 38,35 Marg.] fehlt B. C. D. E. 38,42 reinen] keinen E. 38,64 Viel] Vnd D. E. 39,46 ein] fehlt E. 39,73 das hieß] hieß E. 39,93 Kaienkutten] Kaltkutten E. 39,101 das] stoß D. E. 39.184 er] einr C. D. E. 39.185 dem regen wolt] wolt dem Regen E. 40,22 mir nicht] mich E. 40,130 Geproffet] Gepropffet E. 40,130 Realiter] Realirer C. D. E. 40,157 von jhn] von jr D. von jhr E. 40,194 Gepornouiert] Gepronouiert B. C. D. E. 40,207 öffentlich] mancherley D. E. 40,256 vnd zu] vnd D. E. 40,261 Marg.] fehlt C. D. E. 40,328 vnd zu] vnd E. 40,332 Marg. Heydelbergä] Heydelberg B. C. D. E. 40,355 Warmb bistu] Warvmb bist D. E. 42,81 lüstig] listig E. 42,116 Marg.] fehlt B. C. D. E. 42,147 Kleusser] Klotzer B. C. D. E. 42,241 Marg.] fehlt B. C. D. E. 42,243 mit] man mit E. 43,38 kamen] erschrocken D. E.
388
Varianten
U,-U
44.42 Der] Die E. 44,44 noch] doch D. E. 44,80 Marg.] fehlt C. D. E. 44,96 Recht] Ehr E. 44,129 solchen] schonen D. E. 45,38c paruae res] res paruae C. D. E. 46,51 er] sie C. D. E. 46.61 er] sie C. D. E. 47,9 so] also D. E. 47,65 ich souiel] souiel ich B. C. soviel ich D. so viel ich E. 47 nach Vers 127] Solches von Gott wir sein gewert B. C. D. E. 47,128 laß] laßt D. E. 47,154 heist] ist D. E. 47,197a-b der achten (...) etc.] der 8. 30. vnd 31. Fabel/ etc. D. E. 48,187 helffen wolt] wolt helffen E. 48,259 dein] den B. C. D. E. 48,266 an] komm an B. C. D. E. 49.32 Marg.] fehlt E. 49.62 Es] Er D. E. 49,104b der] dieser C. D. E. Die Fassung von Fabel 13 in Alberus' Eyn gut buch von der Ehe, Bl. C3bf., weist folgende Varianten auf: 13,1 Marg.] fehlt 13,8 nicht] auch nit 13,19 näher] mehr 13,25 Pfey] Ach pfei 13,25 heyloser] rechter 13,28 Gedacht ich stets] Meynt ich furwar 13.33 solt also] also solt 13.43 hernach] furthin nach Vers 44: Das Morale find man in meinen fabeln. 13,45-136] fehlt.
4.4 Varianten von U j gegenüber U Verzeichnet sind Wortänderungen, Umstellungen, Zusätze und Auslassungen, nicht jedoch orthographische Varianten. Vorrede, Z. 20f. am zehenden (...) M. D. XXXiiij] fehlt Uj. 2,21 Zum reichthumb (...) ser] am Rand: Festina lente U^ 3,21 mirs nit] mir nichts Ui.
Varianten Uj-U 7,31 Belaus] Wolauß Uj. 7,36 Marg.] fehlt l ^ . 8,3 Marg.] fehlt Uj. 8,13 Marg.] fehlt Uj. 8,15 Marg.] fehlt Uj. 9,5 liebe] liebste U^ 9,24 sich] jr U,. 9,74 vermein/ es steh so woll] vermeinen/ es steh wol U^ 10,12 thier schwetzen] thier die schwetzen Ui11,20 er war] ich war Ui. 11,47 so gewirckt] so offt gewirckt Uj. 11,55 vor sein] sein vor Uj. 11,204a Morale] fehlt U x ; kein Absatz. 11.208 grossen Herrn] grossen was Ui11.209 all büberey] vnd büberey U]. 13,16 Weih wol] Weihen U 2 . 13,25 nam bald die] nam die Ui14,77 bewein] solchen Uj. 14.81 lerer] sect Uj. 14.82 ketzer] vnrecht Uj. 14,85-88 Die heilige (...) oben an] fehlt Uj. 14,91-94 Vnd hatt (...) meüßgepürt] fehlt Uj. 16,32 schon] offt Uj. 16,59 bitt noch] bit U^ 16,64 glieder die warn] glider waren Uj. 17 Ü etc.] fehlt U t . 17,93 Marg.] fehlt Uj. 17,116 vil] ein Ui. 17,143 das] sein Uj. 17,209 mütwilln treiben wie] mutwilln wie Ui. 17,216 zuuor hab] zuuor auch hab Uj. 17,258 thet dem Fuchs groß] dem Fuchs thet grosses Ui. 17,311 Marg. dolo] dolet l ^ . 17,316 vor auch nit] vor nit Ui17,393 belan] wolan U,; ebenso V. 445, 454, 460, 500. 17,455 pfeil] vgl. den textkritischen Apparat zu U. 17,474 schwermern] bösen L^. 17,477-480 Wie thet (...) erzelen wer] fehlt U,. 17,496 schwermer] selbigen L^. 17,499 schwermerey] triegerey U^
389
5. Abbildungen der Einzeldrucke
392
Einzeldrucke
C a t'(l gef&e^cn i m S ^ m r JLanb/ 25e? einem DoifCrieber genant D a hatten Die $rSfd> ein feine fad» TOorjeitfrt/cnD ein £ö'p|ch gemaefl Di» faffen fie vn waren n$rf) frat feinen fpott. S i e wolttfl aber rtic ublitflifT/ X>rtD fchr?« »8er alle maßen. D a fie ee nun nicht wltenetttperti»/ D a gab tu Tupitcr rtnbericn. ßEirt fte»;? warft"er in waßerfJraben/ Den jäten fie jum Äum'g baScit. 2(Ie fie »emamen fofihen febaü/ Die armen erfebraefen «II. 5nm newcit Äömglieffrcbermart/ 10 ¿nid) offtmißUngc»/ 3Dicttf
/foncflctw.
$>et *mô befefcerc b e m peí ge jVtgt lob/el?î/*>nb b i t t c » » n f e r n lieben t)tvm/ i£v w o l vne fiittbin mcbt btfâttn/ ttts «twd? fpeifm m i t feinem tvott/ ibas wir fat w e r b e n Me » n b b o t t /
3 . L e
faJij
Cl6a\'n .j .
/c
Einzeldrucke
® b a b T ) o t W n g«b«d?t/»otti b «rg b e r « b
Í) ir>olbf«lig/»nb einttwtrman/ H u n xoil id> weiter jeigen att/ Ttfae (Bore nod? weiter fut woltb« ì> n b feint bem i e i b b e r g rtud? » e r w a n b t / 0 0 f r u c h t b a r i(iö lanbt. 3 «9
401
Fabel 42 (A)
3fm tohtitt wans f ff nt *>mb ba$\'rtv> btclcbet fernem ¡im etcm veft
(Bletd? wie ein vogel ober pfetil ibasrofilitt ven ttc mit stoßet eill/
2Ufo erlanget ber bem/betbatamongtof1ero tjtbtegrofle ebigefotl>n. MORALE»
tff 0muj» eingtoßetoibeitfein/ ¿"jvaßmanvtcetltnutnacb bem febein/ ^^Vnbtitbtetalfombebacbt VCutnadtbem eufletltctjenptacbt/ Weil man foofftmale mit bettbat 2D ae wibet fpil etfaten bat/ 2> a u t i f o l d j c w e i f tfOit t u g c n t ¿ u c r l a n g e n t£e f o l t e r n atmet fem v e r j a g t / (Sott b e n a r m e n ntdjte x>< r f a g t / (Sott trttrff ein Atmen b e t t e l e t i £ r b « b e n $ t i b e r g r o ß e n ebi/