Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung im deutschen, englischen und französischen Recht [Reprint 2018 ed.] 9783110877953, 9783110127843


192 11 16MB

German Pages 279 [280] Year 1991

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Entscheidungsregister
§ 1 Einleitung
Kapitel 1. Gründung einer Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung
§ 2 Entstehungsvoraussetzungen
§ 3 Nichtigkeit der Vereinigung
Kapitel 2. Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung
§ 4 Mitglieder
§ 5 Die Geschäftsführung
§ 6 Rechte der Mitglieder
§ 7 Pflichten der Mitglieder
§ 8 Geschäftsführung und Vertretung
§ 9 Vermögensverhältnisse
Kapitel 3. Besteuerung
§ 10 Bedeutung des Artikel 40 I EWIV-VO
§ 11 Die Besteuerung einer deutschen Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung und ihrer Mitglieder
§ 12 Besteuerung eines Groupement Européen d’Intérêt Economique und seiner Mitglieder
§ 13 Besteuerung eines European Economic Interest Grouping und seiner Mitglieder
§ 14 Steuerrechtliche Beurteilung
Kapitel 4. Arbeitsrechtliche Dispositionsmöglichkeiten
§ 15 Arbeitnehmerdisposition im französischen Arbeitsrecht
§ 16 Arbeitgeberwechsel nach deutschem Arbeitsrecht
§ 17 Dreiecksarbeitsverhältnisse im britischen Arbeitsrecht
§ 18 Vergleich der arbeitsrechtlichen Dispositionsmöglichkeiten
Kapitel 5. Haftung
§ 19 Haftung vor Eintragung der Vereinigung
§ 20 Mitgliederhaftung
§ 21 Geschäftsführerhaftung
§ 22 Probleme der Haftung für öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten
Kapitel 7. Beendigung der Vereinigung
§ 23 Auflösung der Vereinigung
§ 24 Abwicklung der Vereinigung
§ 25 Schluß
Anhang
Verordnung des Rates (EWG)
Gesetz zur Ausführung der EWG-Verordnung über die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWiV-Ausführungsgesetz)
Règlement (C.E.E.)
Loi n. 89—377 du 13 juin 1989 relative aux groupements européens d’intérêt économique et modifiant l’ordonnance
Arrêté du 20 juin 1989 relatif à l’immatriculation des groupements européens d’intérêt économique au registre du commerce et des sociétés
The European Economic Interest Grouping Regulations 1989
Index
Recommend Papers

Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung im deutschen, englischen und französischen Recht [Reprint 2018 ed.]
 9783110877953, 9783110127843

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Matthias Hartard Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung im deutschen, englischen und französischen Recht RiWV 7

Recht des internationalen Wirtschaftsverkehrs herausgegeben von

Norbert Horn,

Köln

in Verbindung mit

Ulrich Drobnig, Hamburg Rolf Herber, Hamburg Rolf A. Schütze, Stuttgart und der Forschungsstelle für Vertragsrecht der internationalen Wirtschaft an der Universität zu Köln

Band 7

Walter de Gruyter • Berlin • New York

Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung im deutschen, englischen und französischen Recht von

Matthias Hartard

1991

Walter de Gruyter • Berlin • New York

Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die U S - A N S I - N o r m über Haltbarkeit erfüllt. CIP-Titelaufnahme

der Deutschen

Bibliothek

Hartard, Matthias: Die europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung im deutschen, englischen und französischen Recht / von Matthias Hartard. - Berlin ; New York : de Gruyter, 1991 (Recht des internationalen Wirtschaftsverkehrs ; Bd. 7) Zugl.: Regensburg, Univ., Diss., 1989/90 ISBN 3 - 1 1 - 0 1 2 7 8 4 - 9 NE: GT

© Copyright 1991 by Walter de Gruyter & C o . , 1000 Berlin 30. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz: Frohberg Satz + Repro, Freigericht Druck: Gerike G m b H , Berlin Buchbindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin

Vorwort Dieser Arbeit liegt eine Dissertation zugrunde, die im Wintersemester 1989/90 von der juristischen Fakultät der Universität Regensburg angenommen wurde. Mein Dank gilt allen, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Mein Doktorvater, Herr Prof. Dr. Peter Gottwald, hat die Arbeit angeregt und wertvolle Hinweise gegeben. Herrn Prof. Dr. Ingo Koller danke ich für die Anregungen als Zweitkorrektor. Meine Brüder Thomas und Michael haben Korrekturen gelesen und waren mir sachkundige Gesprächspartner. Weiteren Dank den Mitarbeitern des Lehrstuhls Prof. Dr. Peter Gottwald, insbesondere Herrn Ulrich Haas. Matthias Hartard

Stuttgart, im Januar 1991

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis Literaturverzeichnis Entscheidungsregister

XXI XXIX XLI

§1 Einleitung

1

Kapitel 1 Gründung einer Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung

5

§2 Entstehungsvoraussetzungen

5

A

Allgemeine Entstehungsvoraussetzungen

5

B

Der Unternehmensgegenstand

6

I

Allgemeines

6

II

Unternehmensgegenstand beim groupement d'intérêt économique und bei der Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung

7

III Konkretisierung der Grenzen der Hilfstätigkeit 1.

objektive Kriterien

2.

subjektives Kriterium

9 9 11

C

Zulässigkeit des Nichtmitgliedergeschäfts

12

D

Verfahrensfragen

14

I

14

Registereintragung als Entstehungsvoraussetzung 1.

Wirkung der Eintragung für die Entstehung der EWIV .

14

Vili

Inhaltsverzeichnis

2.

3.

4. II

Formelle Anforderungen an die Gründung von Gesellschaften mit Rechtspersönlichkeit in den nationalen Rechten a) Juristische Personen des französischen Gesellschaftsrechts b) Gründung von englischen companies c) Vergleich der englischen companies zum European Economic Interest Grouping d) Die deutschen Körperschaften

17 18

Entstehung einer Gesellschaft ohne Rechtspersönlichkeit a) Die offene Handelsgesellschaft b) Partnership und BGB-Gesellschaft c) Société en participation

18 18 19 20

Ergebnis

21

Die länderspezifischen Verfahren zur Eintragung einer Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung 1.

2.

3.

15 15 17

21

Gründung einer EWIV in der Bundesrepublik Deutschland a) Allgemeines b) Zuständigkeit für die Eintragung c) Formerfordernisse d) Firma e) Kosten

21 21 22 23 24 24

Gründung einer EWIV (groupement européen d'intérêt économique) in Frankreich a) Allgemeines b) Zuständigkeit für die Registereintragung c) Form d) Kosten

24 24 26 26 26

Gründung einer EWIV (European Economic Interest Grouping) in Großbritannien

27

a)

27

Gründung einer EWIV mit Sitz in Großbritannien aa) Zuständigkeit bb) Form

.

27 27

IX

Inhaltsverzeichnis

b)

Gründung einer Vereinigung außerhalb Großbritanniens (Zweigniederlassung Großbritannien) . . . .

28

§3

Nichtigkeit der Vereinigung

A

Allgemeines

29

B

Gerichtliche Zuständigkeit

30

C

Nichtigkeit einer deutschen Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung

31

D

Nichtigkeit eines groupement européen d'intérêt économique .

33

Nichtigkeit eines European Economic Interest Grouping . . .

34

E

F

I

Die Stellung des European Economic Interest Grouping im englischen Gesellschaftsrecht

34

II

Die Nichtigkeit der Companies

35

III Die Fehlerhaftigkeit der partnership

37

Nichtigkeit der Vereinigung aus kartellrechtlichen Gründen . .

38

I

Allgemeines

38

II

Anwendbarkeit des Artikel 85 des EWG-Vertrages

III Anwendung nationalen Kartellrechts 1. 2. 3. G

29

Deutsches Recht der Wettbewerbsbeschränkungen . . Französisches Kartellrecht Englisches Kartellrecht

Ergebnis

39 40 40 43 44 46

Kapitel 2 Die Organe, Organisation und innere Verfassung

47

§4

Mitglieder

47

A

Gesellschaften und juristischen Personen

47

B

Mitgliedschaft der freien Berufe

49

I

50

Die freien Berufe im deutschen Recht

X

Inhaltsverzeichnis

II

Die freien Berufe im französischen Recht

52

III Die freien Berufe im englischen Recht

54

IV

54

Ergebnis

C

Sonstige Anforderungen an den Mitgliederkreis

54

D

Nationale Zugangsbeschränkungen

55

§5

Die Geschäftsführung

56

A

Allgemeines

56

B

Fremdgeschäftsführung

57

C

Juristische Personen als Geschäftsführer

58

D

Beschränkungen des Geschäftsführerkreises

59

E

Ergebnis

60

§6

Rechte der Mitglieder

60

A

B

Stimmrecht

60

I

Allgemeines

60

II

Begriff der Einstimmigkeit

61

1.

Lösungsvorschläge a) Artikel 148 III EWG-Vertrag analog b) Auslegung nach Schutzzweck

62 62 62

2.

Die entsprechende Problematik in den nationalen Rechten

63

3.

Ergebnis

64

Auskunftsrecht gemäß Artikel 18 EWIV-VO

64

I

Bisherige Literatur zu Artikel 18 EWIV-VO

64

II

Vergleich zum nationalen Recht

65

1.

Deutsches Gesellschaftsrecht a) Kontrollrechte gemäß §51 G m b H G

65 65

b)

66

Kontrollrechte gemäß §118 H G B

2.

Französisches Gesellschaftsrecht

67

3.

Englisches Gesellschaftsrecht

68

Inhaltsverzeichnis

4. C

Ergebnis

Abtretung des Mitgliedsanteils I

Abtretung von Gesellschaftsanteilen im deutschen Personen gesellschaftsrecht

II

Abtretung der Mitgliedschaftsrechte in Frankreich

III Abtretung einer personenrechtlichen Beteiligung an der part nership IV D

Ergebnis

Bestellung von Sicherheiten an der Beteiligung I

Allgemeines

II

Sicherheiten und Rechte des Sicherungsnehmers 1.

Sicherungsrechte des deutschen Rechts a) b) c)

III E

Verpfändung des Anteils gemäß §1273 ff. B G B Die Sicherungsabtretung Nießbrauch

2.

Sicherungsrechte des französischen Rechts a) Nantissement (Verpfändung) b) Usufruit (Nießbrauch) c) Cession (Abtretung) d) Convention der Croupier

3.

Sicherungsrechte im englischen Recht a) Mortgage b) Floating charge

Ergebnis

.

!

Kündigungsrecht gemäß Artikel 27 I EWIV-VO I

Der „wichtige Grund" im deutschen Personengeseilschafts recht

II

Das „juste motif" im französischen Personengeseilschafts recht

III

Kündigungsrecht im englischen Personengesellschaftsrecht .

IV

Ergebnis

XII

Inhaltsverzeichnis

§7 Pflichten der Mitglieder

85

§8 Geschäftsführung und Vertretung

86

A

86

Befugnisse der Geschäftsführer I

II

Geschäftsführerbefugnisse deutschen Europäischen vereinigung

des Geschäftsführers einer wirtschaftlichen Interessen-

Geschäftsführerbefugnisse d'intérêt économique

beim

87 groupement

européen 88

III Befugnisse des „managers" eines European Economic Interest Grouping

B

IV Ergebnis

90

Pflichten der Geschäftsführer

90

Pflichten, die sich aus der Verordnung ergeben Pflichten der Geschäftsführer einer deutschen Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung

91

III Pflichten der Geschäftsführer eines groupement européen d'intérêt économique

92

IV Pflichten der „manager" eines European Economic Interest Grouping

93

V

93

I II

C

89

Ergebnis

Die Vertretung

90

94

I

Die Vertretungsregelung bei der EWIV

94

II

Die Vertretungsregelung im britischen Gesellschaftsrecht .

94

III Die Vertretungsmacht des Geschäftsführers eines groupement d'intérêt économique

96

IV Die Vertretungsvorschriften im deutschen Personengesellschaftsrecht

97

V

98

Ergebnis

§9 Vermögensverhältnisse

98

A

98

Vermögenszuordnung

Inhaltsverzeichnis

XIII

B

Besitzverhältnisse

100

C

Kapitalmarktverbot

100

D

Ergebnis

102

Kapitel 3 Besteuerung

103

§10 Bedeutung des Artikel 40 I EWIV-VO

103

§11 Besteuerung einer deutschen Europäischen wirtschaftlichen

A

B

Interessenvereinigung und ihrer Mitglieder

104

Besteuerung der deutschen Vereinigung

104

I

Die Ertragsbesteuerung

104

II

Andere Steuern

105

Mitgliederbesteuerung I Besteuerung eines inländischen Mitglieds einer deutschen Vereinigung II Besteuerung eines französischen Mitglieds

106 106 107

III Besteuerung eines britischen Mitglieds

108

§12 Besteuerung eines Groupement Européen d'Intérêt Economique und seiner Mitglieder

109

A

Die Besteuerung des groupement

109

I

Gründung eines groupement européen d'intérêt économique .

109

1.

Gründung ohne Kapital

109

2.

Gründung mit Kapital

109

II

B

Steuern, die im Laufe der Tätigkeit entstehen

110

1.

Besteuerung des Ergebnisses der Tätigkeit

110

2.

Andere Steuern

111

III Auflösung des groupement européen d'intérêt économique . .

111

Die Besteuerung der Mitglieder eines groupement européen d'intérêt économique

112

XIV

Inhaltsverzeichnis

I

Die Besteuerung eines französischen Mitglieds

112

II

Besteuerung eines deutschen Mitglieds

112

III Besteuerung eines britischen Mitglieds

112

§13 Besteuerung eines European Economic Interest Grouping und seiner Mitglieder

113

A

Besteuerung eines Grouping

113

B

Besteuerung der Mitglieder eines Grouping

113

I

Besteuerung eines britischen Mitglieds

113

II

Besteuerung eines ausländischen Mitglieds

114

§14 Steuerrechtliche Beurteilung

114

Kapitel 4 Arbeitsrechtliche Dispositionsmöglichkeiten

117.

§15 Arbeitnehmerdisposition im französischen Arbeitsrecht . . .

118

A B

Arbeitgeberwechsel 122-12 II C.T.

durch

Betriebsübergang

gemäß

Artikel

Arbeitgeberwechsel durch Versetzung oder Umsetzung

118 119

§ 16 Arbeitgeberwechsel nach deutschen Arbeitsrecht

121

A

Bestimmung des Arbeitgebers

121

B

Die Abstellung von Arbeitnehmern im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften

122

C

Die Abordnung als Leiharbeitsverhältnis

122

D

Arbeitgeberwechsel durch Betriebsübergang gemäß §613 a BGB .

123

§17 Dreiecksarbeitsverhältnisse im britischen Arbeitsrecht . . . .

125

A

Leiharbeitsverhältnis nach dem Employment Agency Act 1973 .

125

B

Arbeitgeberwechsel durch Betriebsübergang

125

§18 Vergleich der arbeitsrechtlichen Dispositionsmöglichkeiten .

126

Inhaltsverzeichnis

XV

Kapitel 5 Haftung

127

§19 Haftung vor Eintragung der Vereinigung

127

A

Allgemeines

127

B

Die Vorvereinigung nach deutschem Recht

128

C

Die Vorvereinigung nach britischem Recht

131

D

Die Vorvereinigung nach französischem Recht

131

E

Ergebnis

132

§20 Mitgliederhaftung

133

A

Allgemeines

133

B

Anwendungsbereich des Artikel 24 I Satz 1 EWIV-VO

133

C

D

I

Forderung aus dem Gesellschaftsverhältnis

133

II

Drittgläubigerforderung

134

III Ergebnis

135

Inhalt der Haftung

135

I

Auslegung des Artikel 24 EWIV-VO

136

II

Der Haftungsinhalt im französischen Personengesellschaftsrecht

136

III Haftungsinhalt im britischen Recht

138

IV Ergebnis

138

Formelle Voraussetzungen der Mitgliederhaftung gemäß Artikel 24 II EWIV-VO

139

I

Voraussetzungen einer Inanspruchnahme auf Zahlung im deutschen Recht 1. 2. 3.

II

Subsidiäre Haftung der Gesellschafter der offenen Handelsgesellschaft Mahnung Bürgschaft

Subsidiäre Haftung im französischen Recht

139 139 139 140 140

XVI

E

Inhaltsverzeichnis

III Subsidiäre H a f t u n g im britischen Recht

142

IV Ergebnis

142

Regreßansprüche

143

I

Anwendbares Recht

143

II

Regreß gegenüber der Vereinigung

144

1. 2. 3. 4.

Regreß gegen ein groupement européen d'intérêt économique Regreß gegenüber einer deutschen Vereinigung . . . . Regreß gegen ein European Economic Interest Grouping Ergebnis

III Regreß gegenüber anderen Mitgliedern 1.

Einwendungen und Einreden der persönlich haftenden Mitglieder

147

I

Einwendungen im deutschen Recht

148

II

Einwendungen i m französischen Recht

148

146 146

III Einwendungen nach britischem Recht

148

IV

Ergebnis

149

Urteils Wirkungen

149

I II

H

146

146 147

4.

G

145 145

Mitgliederregreß beim groupement européen d'intérêt économique Mitgliederregreß bei einer deutschen E W I V Mitgliederregreß bei einem European Economic Interest Grouping Ergebnis

2. 3.

F

144 144

Urteil gegen eine deutsche Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung

149

Urteil gegen ein groupement européen d'intérêt économique .

150

III Urteil gegen ein European Economic Interest Grouping .

151

IV Ergebnis

151

H a f t u n g neu eintretender Mitglieder

152

Inhaltsverzeichnis

I

Möglichkeit des Haftungsausschlusses

152

II

Exkurs : Zeitpunkt der Entstehung vertraglicher Verbindlichkeiten in den nationalen Rechten

152

1. 2. 3. 4. I

XVII

Zeitpunkt der Entstehung einer vertraglichen Verbindlichkeit im deutschen Recht Zeitpunkt der Entstehung einer vertraglichen Verbindlichkeit im französischen Recht Zeitpunkt der Entstehung einer vertraglichen Verbindlichkeit im englischen Recht Ergebnis

152 153 154 155

Haftung ausgeschiedener Mitglieder

156

I

Allgemeines

156

II

Verjährung bei Dauerschuldverhältnissen

156

1. 2. 3. 4. 5. III

Die Haftung ausgeschiedener Mitglieder beim groupement d'intérêt économique Die Haftung ausgeschiedener Gesellschafter einer société civile Die Haftung ausgeschiedener Gesellschafter einer société en nom collectif Die Haftung ausgeschiedener Gesellschafter für Dauerschuldverhältnisse der O H G Die Haftung ausgeschiedener Personengesellschafter im englischen Recht

Ergebnis

157 157 158 158 159 159

§21 Geschäftsführerhaftung

160

A

Allgemeines

160

B

Haftung der Geschäftführer gegenüber einer deutschen Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung

160

Geschäftsführerhaftung gegenüber gegenüber einem groupement européen d'intérêt économique

161

Geschäftsführerhaftung gegenüber dem European Economic Interest Grouping

162

C D

XVIII

E

Inhaltsverzeichnis

Ergebnis

162

§22 Probleme der Haftung für öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten

163

A

Allgemeines

163

B

Haftung der Mitglieder für öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten der Vereinigung

164

Haftung für Steuerschulden der Mitglieder

164

I

Allgemeines

164

II

Haftung der Vereinigung

165

C

III Haftung der anderen Mitglieder

166

Kapitel 6 B e e n d i g u n g der Vereinigung

167

§23 Auflösung der Vereinigung

167

A

B

Allgemeines

167

I

Auflösung durch Mitgliederbeschluß

167

II

Auflösung durch gerichtlichen Beschluß

168

Antragsberechtigung bei gerichtlicher Auflösung gemäß Artikel 32 I EWIV-VO I

Gerichtliche Auflösung von Personengesellschaften 1. 2.

....

Auflösung aus wichtigem Grund Auflösung wegen Vereinigung aller Gesellschaftsanteile in einer Hand

II

168

Ergebnis

168 168 169 170

§24 Abwicklung der Vereinigung

171

A

Allgemeines

171

B

Abwicklung nach deutschem Recht

172

C

Abwicklung nach französischem Recht

172

D

Abwicklung nach britischem Recht

173

Inhaltsverzeichnis

XIX

§25 Schluß

173

Anhang

175

Verordnung des Rates (EWG) Nr. 2137/85 des Rates vom 25. Juli 1985 über die Schaffung einer Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung (EWIV)

177

Gesetz zur Ausführung der EWG-Verordnung über die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV-Ausführungsgesetz) .

186

Règlement ( C . E . E . ) n. 2137/85 du Conseil du 25 juillet 1985 relatif à l'instutition d ' u n groupement européen d'intérêt économique (G.E.I.E.)

189

Loi n. 89—377 du 13 juin 1989 relative aux groupements européens d'intérêt économique et modifiant l'ordonnance n. 67—821 du 23 septembre 1967 sur les groupements d'intérêt économique

195

Arrêté du 20 juin 1989 relatif à l'immatriculation des groupements européens d'intérêt économique au registre du commerce et des sociétés

197

The European Economic Interest Grouping Regulations 1989

198

Abkürzungsverzeichnis A. A. & E. a.A. a.a.O. A.C. a.E. ABl. Abs. AG AktG al. All E.R. AmtsG Anh. Anm. AnwBl. AO App. Cas. Arr. art. Art. Ass.nat. Atk. AÜG AWD

B. & Ald./B. & A. B. & Cr. B.A.C. B.O.C.C.

Auflage Adolphus and Ellis (1834-1840) anderer Ansicht am angegebenen O r t Appeal Cases (1891 - ) am Ende Amtsblatt Absatz Aktiengesellschaft, auch Zeitschrift: Die Aktiengesellschaft Aktiengesetz aliena (Absatz) All England Law Reports Amtsgericht Anhang Anmerkung Anwaltsblatt Abgabenordnung Appeal Cases (1875 - 1890) Arrêté article Artikel Assemblée nationale Atkyn's Reports Arbeitnehmerüberlassungsgesetz Außenwirtschaftsdienst des Betriebsberaters, ab 1975 RIW, siehe dort Barnewall and Alderson's Reports Barnewall and Creswell's Reports Bulletin des arrêts de la Cour de cassation Bulletin Officiel Concurrence et Consommation

XXII

B.O.D.A.C B.O.D.G.I. BAG BayObLG BayObLGZ BÄO BB Bd Beschl. BGB BGBl. BGH BGHZ Bing. BMF Bos. & P. BR BRAO BRTV BT Bull. Soc. BVerfG BVerfGE

C.A. C.Civ. C.Com. C.G.I. C.J.F.E. C.L. C.M.L.Rev. C.T. Cass. civ. Cass.com. Cass.soc. Ch. ehr. Co.

Abkürzungsverzeichnis

Bulletin Officiel des Annonces Civiles et Commerciales Bulletin Officiel de la Direction Générale des Impôts Bundesarbeitsgericht Bayerisches Oberstes Landesgericht Entscheidungen des Bayerischen Obersten Landesgerichts, Amtliche Sammlung Bundesärzteordnung Betriebsberater Band Beschluß Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen Bingham's Reports Bundesministerium der Finanzen Bosanquet and Puller's N e w Reports Bundesrat Bundesrechtsanwaltsordnung Bundes rahmentarifvertrag Bundestag Bulletin mensuel d'information des Sociétés Bundesverfassungsgericht Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, Amtliche Sammlung Companies Act Code Civil Code de Commerce Code Général des Impôts Cahiers Juridiques et Fiscaux de l'Exportation Current Law C o m m o n Market Law Review Code de Travail Arrêt de la chambre civile de la Cour de cassation Arrêt de la chambre commerciale de la Cour de cassation Arrêt de la chambre sociale de la Cour de cassation Chancery chronique Company

XXIII

Abkürzungsverzeichnis

Co. Ltd.

Limited company

D D. D.A. D.C. D.S. DB DBA ders. déb. décr. Défrenois Diss. DNotZ doc. Dr.fisc.int. Dr.int. Dr.ouv. Dr.soc.

Recueil Dalloz Division Recueil analytique Dalloz (1941-1944) Recueil critique Dalloz (1941-1944) Dalloz Sirey (seit 1965) Der Betrieb Doppelbesteuerungsabkommen derselbe débat décret Répertoire Défrenois Dissertation Deutsche Notar-Zeitschrift document Droit fiscal international Droit international Le droit ouvrier Droit social

EEIG EG Einf Einl. EStG EuGVÜ

European Economic Interesting Grouping Europäische Gemeinschaften Einführung Einleitung Einkommensteuergesetz Brüsseler EWG - Ubereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen Europäischer Gerichtshof Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft vom 25. März 1957 Gesetz zur Ausführung der EWG - Verordnung über die Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV - Ausführungsgesetz)

EUGH EWGV EWIVG

f F. Fasc. ff. FGG

folgende Fraser, Court of Session Cases (Scotland) Fascicule fortfolgende Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit

XXIV

Abkürzungsverzeichnis

Fisc.Europ. Fn. FR FS

Fiscalité Européenne Fußnote Finanzrundschau Festschrift

G. & J . Gaz. Pal. GEIE GenG

GmbHR Großkomm. GrZS GS GVG GWB

Gex and Jone's Chancery Reports Gazette du Palais Groupement Européen d'Intérêt Economique Gesetz betreffend der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften (Genossenschaftsgesetz) Gesellschaftsrecht Gerichtshof Groupement d'Intérêt Economique Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung GmbH-Rundschau Großkommentar Großer Senat für Zivilsachen Großer Senat Gerichtsverfassungsgesetz Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen

H.L. H.L. Cas HGB Hob. HS.

House of Lords House of Lords Cases Handelsgesetzbuch Hobart Halbsatz

I.C.R. I.F.L.R. I.R. I.R.L.R. I.T.R. i.V.m. I.W.B. IPR IPRax

Industrial Cases Reports International Financial Law Review Informations Rapides Industrial Relations Law Reports Industrial Tribunal Reports in Verbindung mit Internationale Wirtschaftsbriefe Internationales Privatrecht Praxis des internationalen Privat- und Verfahrensrechts

J-Cl. J.C.P.

Juris-classeur Juris-classeur périodique (Semaine juridique)

GesR GH GIE GmbH GmbHG

Abkürzungsverzeichnis

XXV

J.C.P. éd. CI J.C.P. éd. E J.C.P. éd. N J.O. J.Sociétés JA JR Jur. JURA JuS JW JZ

édition Commerce et Industrie (des J.C.P.) édition Entreprise (des J.C.P.) édition notariale et immobilière des J.C.P.) Journal Officiel Journal de Sociétés Juristische Arbeitsblätter Juristische Rundschau Jurist Reports Juristische Ausbildung Juristische Schulung Juristische Wochenschrift Juristen-Zeitung

K.B. Kap. KfH KostO krit.

King's Bench (Law Reports) Kapitel Kammer für Handelssachen Kostenordnung kritisch

L. L.J. L.T. LG Lit. LM Ltd.

Loi Law Journal (Newspaper) Law Times Landgericht Literatur Lindenmaier/Möhring, Nachschlagwerk des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen Limited

M. &,Cr. m.abl.Anm. M.L.R. m.w.N. Mans. MDR Moo. & Sc. MüKo

Mylne and Craig's Reports mit ablehnender Anmerkung The Modern Law Review mit weiteren Nachweisen Manson's Bankruptcy and Company Cases Monatsschrift für Deutsches Recht Moore and Scott's Reports Münchener Kommentar

n. N.C.P.C. NJW No. Nr.

numéro Nouveau Code de procédure civile Neue juristische Wochenschrift Number Nummer

XXVI

Abkürzungsverzeichnis

OHG OLG ord.

Offene Handelsgesellschaft Oberlandesgericht ordonnance

p. P.A. pan.jur. pp.

page Partnership Act panorama juridique pages

Q.B.

Queen's Bench (Law Reports)

R.

The Reports

R.C.A.D.I. R.C.J.B. R.D.C.

RIW Rspr. RTV

Recueil des Cours Académie de Droit international Revue Critique de Jurisprudence Belge Revue trimestrielle du Droit commercial et de Droit économique Réponse ministérielle Revised Reports Restricive Trade Practices Recht der Arbeit Randnummer Chambre des requêtes Revue Revue du Marché Commun Revue des Sociétés Revue trimestrielle de droit civil Revue trimestrielle de droit européen Reichsgericht Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen, Amtliche Sammlung Recht der Internationalen Wirtschaft (bis 1974 AWD) Rechtsprechung Rahmentarifvertrag

S S. s. S.A. S.A.R.L. S.C. S.J.

Receuil Sirey Seite suivant Société anonyme Société à responsabilité limitée Session Cases Solicitor's Journal

R.M. R.R. R.T.P. RdA Rdn. Req. Rev. Rev.M.C. Rev. Soc. Rev.trim.dr.civ. Rev.trim.dr.europ. RG RGZ

XXVII

Abkürzungsverzeichnis

S.L.T. SNC Se. Jur. sec. soc. soc.civ. soc.com. sog. Somm. ss. Stark StBerG

Scots Law Times Société en nom collectif Scottish Jurist Section société société civile sociétés commerciales sogenannt Sommaires suivants Starkie's Reports Steuerberatergesetz

t. T.L.R. T.R. T.V.A. Taunt. TGI Trib. Trib.pol.

tome Times Law Reports Term Reports Taxe à la Valeur ajoutée Taunton's Reports Tribunal de Grande Instance Tribunal Tribunal de police

u. a. UR UStG UStR

unter anderem Umsatzsteuerrundschau Umsatzsteuergesetz Umsatzsteuerrichtlinie

V

VersR Ves. Ves. Jun. vgl. Vol. VStG

versus von, vor Gesetz über die Beaufsichtigung der Versicherungsunternehmen Versicherungsrecht Vesey's Senior's Reports Vesey's Junior's Reports vergleiche Volume Vermögensteuergesetz

W.L.R. W.R. Wh & T.L.

Weekly Law Reports Weekly Reporter White and Tudor's Leading Cases in Equity

V.

VAG

XXVIII

Abkürzungsverzeichnis

WPM,WM WPO WRP WuW

Wertpapiermitteilungen Wirtschaftsprüferordnung Wettbewerb in Recht und Praxis Wirtschaft und Wettbewerb

ZfA ZfBR ZfG ZGR ZHR Ziff. ZIP

Zeitschrift für Arbeitsrecht Zeitschrift für deutsches und internationales Baurecht Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen Zeitschrift für das gesamte Gesellschaftsrecht Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht Ziffer Zeitschrift für Wirtschaftsrecht; bis 1982 Zeitschrift für Wirtschaftsrecht und Insolvenzpraxis Zivilprozeßordnung Zeitschrift für Rechtspolitik

ZPO ZRP

Literaturverzeichnis Abmeier Klaus, Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung und nationales Recht, NJW 1986, 2987 Alfandari Elie/Jeantin Michel, R.D.C. 1981, 89, Bemerkungen zu Cour d'appel de Paris 12. November 1980, Bull.Soc. 1981, 50 und 819 Autenrieth Karlheinz H., Die inländische Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) als Gestaltungsmittel, BB 1989, 305 Bach Albrecht, Reform des französischen Wettbewerbsrechts, RIW 1987, 419 Bandasch Georg, Gemeinschaftskommentar zum Handelsgesetzbuch, 3. Auflage 1980 Barth Kuno, Die Höhe der deutschen Unternehmensbesteuerung im politischen Meinungsstreit, BB 1989, 1237 Batiffol Henri/Lagarde Paul, Droit international privé Bd. 2, 6. Auflage Paris 1976 Baumann Joachim, Das Recht der Handelsgesellschaften im englischen Rechtskreis, Schriften der Bundesstelle für Aussenhandelsinformation Bd. 12 Berlin 1961 Baumann Peter, Die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Entscheidungen in Unterhaltssachen, Schriften zum deutschen und europäischen Zivil-, Handels- und Prozessrecht Band 123, Bielefeld 1989 Baumbach/Duden/Hopt, Kommentar zum Handelsgesetzbuch, 27. Auflage München 1987 (zit. Baumbach/Duden/Hopt) Baumbach/Duden/Hopt, Kommentar zum Handelsgesetzbuch, 28. Auflage München 1989 (zit. Baumbach/Duden/Hopt 28. Auflage) Baumbach/Hueck, Kommentar zum GmbH-Gesetz, 15. Auflage München 1988 Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, Kommentar zur Zivil-prozeßordnung, begründet von Adolf Baumbach, 46. Auflage München 1988 Becker Friedrich/Wulfgramm Jörg, Kommentar zum Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, 3. Auflage Neuwied, Darmstadt 1985 Becker Friedrich, Aktuelle Probleme der gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung unter besonderer Berücksichtigung der Bauwirtschaft, ZfBR 1983, 47 Bellamy C.W./Child Graham, Common Market Law of Compétition, 2. Auflage London 1978 Beuthien Volker/Wehler Thomas, Stellung und Schutz der freien Mitarbeiter im Arbeitsrecht, RdA 1978, 2 Beyer Andreas, Zusammenschlußkontrolle im englischen und deutschen Recht, Berlin 1985 Blomeyer Wolfgang, Neue Impulse für den Genossenschaftsgedanken: die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung, ZfG 37 (1987), 144 Der gesetzliche Förderungsauftrag der Genossenschaften im Wandel, ZfG 30 (1980), 32

XXX

Literaturverzeichnis

Blumers W„ Der rausgedrängte Gesellschafter, D B 1980, 2273 Boewer Dietrich, Die Auswirkungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes auf die Bauwirtschaft, DB 1982, 2033 Bonnaissies, Le droit du Marché commun et les groupements d'intérêt économique, in: Les groupements d'intérêt économique, Travaux et mémoires de la faculté de droit et de Science politique d'Aix-Marseille, Paris 1972, pp. 67 ss. Boukris Armand, Le groupement européen d'intérêt économique: ses composants juridiques, Les petites affiches 1987 n. 93, 94, 95 und 96 Burst Jean-Jacques, Une personnalité ambigu: la personnalité morale du Groupement d'intérêt économique, J.C.P. 1976 I 2783 Groupement d'intérêt économique ou société: le problème du choix, J.C.P. 1969 I 2257 Busi Peter, Die Umsatzsteuerpflicht der Europäischen Wirtschaftlichen Interessenvereinigung, U R 1989, 229 Bülow/Böckstiegel, Der internationale Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen, Quellensammlung mit Erläuterungen Band 1, München 1987 Canenbley Cornelis, Enforcing Antitrust against Foreign Entreprises, Procedural Problems in the Extraterritorial Application of Antitrust Laws, Deventer 1981 Charlesworth and Cain, Company Law, bearbeitet von T.E. Cain, 12. Auflage London 1983 Chartier Yves, L'évaluation de l'engagement des associés, Rev. Soc. 1980, 1 La société dans le Code civil après la loi du 4. janvier 1978 J.C.P. 1978 I 2917 Anm. zu Cass.com. 10. März 1976, J.C.P. 1977 II 18566 Sociétés coopératives et groupements d'intérêt économique, étude comparé, Rev. Soc. 1974, 601 Chassery H . , Le nantissement des parts sociales R . D . C . 1977, 435 Cheminade Yvonne, La société civile de moyens, J.C.P. 1971 I 2405 Cheshire/North, Private International Law, 11. Auflage London 1987 C o f f y de Boisdeffre, Marie Joseph, Les formes institutionnelles de cooperation interentreprises (GEIE), Cahiers Juridiques et Fiscaux de l'Exportation (C.J.F.E.) 1988 n. 5, 1540 Commichau/Schwartz, Grundzüge des Kartellrechts, München 1981 Cozian Maurice, La publicité des privilèges du Trésor en matière fiscale, J.C.P. 1968 I 2199 Précis de fiscalité des entreprises, Paris 1988 Cunnigham James, The Fair Trading Act 1973, London 1974 Dagot Michel, La reprise, par une société commerciale, des engagements souscrits pour son compte avant son immatriculation au registre du commerce, J.C.P. 1968 12277 Danti-Juan Michèl, Le détachement d'un travailleur auprès d'une autre entreprise, Dr. soc. 1985, 834 Davies Paul, Arbeitsrechtliche Auswirkungen der Unternehmenskonzentration - Landesbericht Großbritannien, in Birk Rolf/Igl Gerhard/Zacher Hans F., Arbeitsrechtliche Probleme der Unternehmenskonzentration, Frankfurt 1986 De Puiferrat Jérôme, Vers l'institution d'un groupement européen de cooperation, Revue du Marché C o m m u n 1983, 422

Literaturverzeichnis

XXXI

Delmotte G., Le Groupement Européen d'Intérêt Economique (GEIE), Journal des notaires et des Avocats et journal du notariat, 182. Jahrgang n. 6, März 1989 Art. 59685 Dicey & Morris, The conflict of Laws, Bd. 2, 11. Auflage London 1987 Drury R.R., The European Cooperation Grouping, Common Market Law Review 1976, 7 Dubois Jean Pierre, The Economic Interesting Grouping at the Community Level, C.M.L.Rev. 1971, 172 Le projet de groupement d'intérêt économique sûr le plan européen, le contexte institutionnel et l'intégration politique, Rev.trim.dr.europ. 1970, 625 Les groupements d'intérêt économique et les regies de concurrence en droit français et en droit européen, J.C.P. 1969 I 2236 Düringer/Hachenburg, Kommentar zum Handelsgesetzbuch, 11. Band 2. Hälfte §§ 105-177, 335-342, 3. Auflage Mannheim, Berlin, Leipzig 1932Ebke Werner E, Die ausländische Kapitalgesellschaft & Co. KG und das europäische Gemeinschaftsrecht, ZGR 1987, 245 Eckhardt Wolfram, Einführung in das Recht der Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung (EWIV), MittBayNot 1989, 125 Emmerich Volker, Kartellrecht, 5. Auflage München 1988 Ferid Murad, Internationales Privatrecht, 3. Auflage 1986. Zur Reform der Gesellschaft des Bürgerlichen Rechts in Frankreich, RIW 1983, 233 Ferret Jean-Pierre, Un nouvel instrument au service de la cooperation des entreprises: Le groupement européen d'intérêt économique (GEIE), Répertoire du Notariat Défrenois 109. Jahrgang 15. April 1989 n. 7, 407 Feuerich Wilhelm, Die überörtliche Anwaltssozietät, AnwBl. 1989, 360 Fischer Großkommentar zum Handelsgesetzbuch, 3. Auflage, begründet von Hermann Staub, Zweiter Band, 1. Halbband bearbeitet von Fischer Robert, Berlin 1967 Fischer Lorenz, Individualarbeitsrechtliche Probleme beim Betriebsübergang nach § 613 a BGB, Mainz 1980 Fischer/Lutter, Kommentar zum GmbHG, Fischer/Lutter/Homelhoff 12. Auflage Köln 1987 Flume Werner, Die Personengesellschaft, Berlin 1977 Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Rechts, Erster Band, Erster Teil, Die Personengesellschaft, Berlin Heidelberg New York 1977 Gesellschaft und Gesamthand, ZHR 136 (1972), 177 Die Gesamthand als Besitzer, Festschrift für Hengeler S. 76, Berlin, Heidelberg, New York 1972 Fontaneau Pierre, Clôture et Synthese, Fisc.Europ 1988/2, 59 Gambier Claude, Les impôts en France, 18. Auflage Paris 1986 Ganske Joachim, Das Recht der Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung (EWIV) Bundesanzeiger vom 21. Oktober 1988 Nummer 200 a, Köln 1988 (zit. Ganske, EWIV) Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) — eine supranationale Unternehmensform als Kooperationsinstrument in der Europäischen Gemeinschaft, DB Beilage Nr. 20/85 zu Heft Nr. 35

XXXII

Literaturverzeichnis

Gegout Yves-Louis, La mise en pratiques par le droit français du groupement européen d'intérêt économique (GEIE) et les modificatons à apporter à la législation sûr le groupement d'intérêt économique, Les petites affiches 1989 n. 20, 6 Geimer/Schütze, Internationale Urteilsanerkennung, Systematischer Kommentar, Band 1, 1. Halbband München, 1983, Band 1, 2. Halbband München, 1984 Gersch Hartmut/Herget Rudolf/Marsch Reinhard/Stützle Rudolf, GmbH-Reform 1980, Stuttgart, Wiesbaden 1980 Glanegger/Niedner/Renkl/Ruß, Kommentar zum Handelsgesetzbuch, Heidelberg, 1987 Gleichmann Karl, Uberblick über neue Kooperationsformen und über Entwicklungen im Gesellschaftsrecht der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, AG 6/1988,159 Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung, ZHR 149 (1985), 633 Gleiss/Hirsch, Kommentar zum EWG-Kartellrecht von Martin Hirsch, 3. Auflage Stuttgart 1978 Gloy Wolfgang, Handbuch des Wettbewerbsrechts, 1986 Goebeler Annegret, Die Entwicklung des Registerrechts in den Jahren 1980—1986, BB 1987, 2314 Goldman Berthold, Application des lois sûr la concurrence, Recueil des Cours Académie de Droit International, Collected Courses of the Hague Academy of international Law 1969 III, 633 Gothot Pierre/Holleaux Dominique, La convention de Bruxelles du 27. 9. 1968, Paris 1985 Gottwald Peter, Grundprobleme der Streitgenossenschaft im Zivilprozeß, JA 1982,65 Grundprobleme der Beweislastverteilung, JURA 1980, 25 Gower, The principles of Modern Company Law, bearbeitet von L.C.B. Gower, J.B. Cronin, A.J. Easson, Lord Wedderbury of Charlton, 4. Auflage London 1979 Grabitz Eberhard, Kommentar zum EWG-Vertrag, München Stand September 1989 Groeben/Boeckh/Thiesing/Ehlermann, Kommentar zum EWG-Vertrag, Band 3, 3. Auflage, Artikel 1 - 136, Baden Baden 1983 Großfeld Bernhard, Internationales Unternehmensrecht, Heidelberg 1986 Anmerkung zu BGH IPRax 1981, 130 Nr. 21 Urteil vom 5.11. 1980, IPRax 1981,116 Guyénot Jean, Le groupement d'intérêt économique nouvelle institution européenne ouverte aux activités des professions libérales: le règlement CEE du 25 juillet 1985, Fisc. Europ.-Revue 1986-1, 49 Le groupement européen d'intérêt économique son institution par le règlement CEE du 25 juillet 1985, Les petites affiches 1985 n. 148, 14 Anmerkung zu Cass.com. D 1984 II, 499, D 1984 II, 500 Les huit causes communes de dissolution des sociétés civiles et commerciales, Gaz.Pal. 1980, 357 ,397 Les groupements d'intérêt économique et les créances des tiers, D 1972, 13 La Vocation Européene des groupements d'intérêt économique comme instruments d'entreprise dans le Marché commun, Gaz.Pal. 29. und 30. Juli 1971, 351 Les contrats des groupements d'intérêt économique, Paris 1970 (zit. Guyénot, Les contrats des GIE) Le régime fiscal des groupements d'intérêt économique, Gaz.Pal. 1970 II, 63

Literaturverzeichnis

XXXIII

Les groupements d'intérêt économique et le droit des sociétés commerciales, Revue de Sociétés 1969, 162 G u y é n o t / G a l i m a r d , Le groupement d'intérêt économique, Journal des notaires et des Avocats et journal du notariat 178. Jahrgang n. 1 3 - 1 4 Juli 1985 Art. 58416 G u y o n Yves, D r o i t des affaires, Band 1 D r o i t commercial générale et Sociétés, 5. Auflage Paris 1988 (zit. G u y o n ) Les obstacles juridiques au développement des groupements d'intérêt économique, Rev. Soc. 1978, 25 Anmerkung zu C o u r de Douai 5. O k t o b e r 1972, J . C . P . 1974 II 17704 G u y o n / C o q u e r e a u , Bemerkung zu C o u r d'appel de Paris 12. November 1980 J . C . P . 1981 éd. C I 10220 n. 15 L e groupement d'intérêt économique-Regime juridique et fiscal, 2. Auflage Paris 1973 (zit. G u y o n / C o q u e r e a u , G I E ) Bilan de deux années d'application de l'ordonnance du 23. septembre 1967 sûr les groupements d'intérêt économique, R . D . C . 1970, 1 Giintzer J o a c h i m , D i e R e f o r m des spanischen Gesellschaftsrechts, R I W 1989, 619 H a m a c h e r R o l f Josef, Zur ertragsteuerlichen Behandlung einer Europäischen wirtschaftlichen Interessen Vereinigung ( E W I V ) - Keine Gewerbeertragsteuer, F R 1986, 557 Hamel/Lagarde/Jauffret, D r o i t Commercial, 2. Auflage Bd. 1 Vol. bearbeitet von G a ston Lagarde, Paris 1980 Harnier O . , Die Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung, I . W . B . Nr. 5 vom 10. 3. 1989 Gruppe 3 S. 71 Haug-Adrion Eberhard, L'imposition du groupement européen d'intérêt économique, Fisc. Europ. -Revue 1988/2, 19 Zur ertragsteuerlichen Behandlung der Europäischen Wirtschaftlichen Interessenvereinigung, G m b H R 1985, 336 Hauschka Christoph, Entwicklungslinien und Integrationsfragen der gesellschaftsrechtlichen Akttypen des Europäischen Gemeinschaftsrechts, A G 1990, 85 Henderson, Introduction to the Law of Scotland, by A . B . Wilkinson/W.A. Wilson, 8. Auflage Edinburgh 1986 (zit. Henderson) Heenen Jacques, International Encyclopedia of Comparative Law Vol. X I I I Chapter 1, Partnership and other personal associations for profit, Tübingen/Paris 1975 H e y m a n n , Kommentar zum Handelsgesetzbuch, Band 1 Erstes B u c h , Einleitung; §§ 1 - 1 0 4 , B e r l i n / N e w York 1989 Band 2, Zweites B u c h , §§ 1 0 5 - 2 3 7 , Berlin, N e w York 1989. Band 4, Viertes B u c h , §§ 3 4 3 - 4 6 0 ; Anhang, Berlin, N e w York 1990 (zit. Heymann/Bearbeiter) Heymann/Kötter, Kommentar zum Handelsgesetzbuch, 21. Auflage B e r l i n - N e w York 1971 Holleaux/Foyer/de la Pradelle, D r o i t Internationale Privé, Paris 1987 H o p t Klaus, Handelsgesellschaften ohne Gewerbe, Z G R 1987/2, 145 H u e c k Alfred, Das R e c h t der offenen Handelsgesellschaft, 4. Auflage 1971 Gesellschafterbeschlüsse bei offenen Handelsgesellschaften, Beiträge zum W i r t schaftsrecht, Festschrift für H e y m a n n , Band 2, 1931, S. ?????? H u e c k G o e t z , Gesellschaftsrecht begründet von H u e c k Alfred, 18. Auflage München 1983

XXXIV

Literaturverzeichnis

H u n k e Ronald, D i e Haftung des ausgeschiedenen Gesellschafters: insbesondere für Verbindlichkeiten aus Dauerschuldverhältnissen, Baden Baden 1987 Hunold Wolf, D a s Weisungsrecht des Arbeitgebers, Bergisch Gladbach 1988 Immenga/Mestmäcker/Rehbinder, G W B - K o m m e n t a r , München 1981 Israel Severine, Les caractéristiques juridiques du G E I E et son avenir économique, Fiscalité Européenne-Revue 1988/2, 3 Une avancée du droit communautaire: le groupement européen d'intérêt économique ( G E I E ) , Revue du Marché C o m m u n n. 2 9 2 D e z e m b e r 1985, 645 Jacob-Steinorth Karl, D i e Vertretungsmacht bei den wichtigsten englischen Handelsgesellschaften, D N o t Z 1960, 126 Juris-Classeur Civil, Artikel 1197—1216, Traité théorique et pratique, Paris, Stand Mai 1988(zit. J - C l . Civ.) Civil, Artikel 1 7 8 0 - 1 8 7 3 ; Traité théorique et pratique, Paris, Stand Mai 1988 (zit. J - C l . Civ. S o c . ) Droit Internationale, Traité théorique et pratique, Paris, Stand 1988 (zit. J - C l . Dr. int. ) Sociétés, Traité théorique et pratique, Paris, Stand November 1988 (zit. J - C l . S o c . ) Concurrence et C o n s o m m a t i o n , tome 1, Paris 1988 (zit. J - C l . C C ) Kadhjavi-Gontard Bardia/Hausmann Rainer, Haftungsdurchgriff auf ausländische Staaten, R I W 1983, 1 Kegel Gerhard, Internationales Privatrecht, 6. Auflage München 1987 Kepple/Napier in Albeda/Blanpain/Veldkamp,Temporary Work in Modern Society Part I, Niederlande 1978 Keutgen Guy, Le Groupement Européen d'Intérêt E c o n o m i q u e , Cahiers de D r o i t Européen 1987, 492 Kevekordes Johannes, Auslandszusammenschlüsse im internationalen und materiellen Kartellrecht, Heidelberg 1986 Kittner Michael, D i e „Europäische Koop frétions Vereinigung", E i n taugliches Instrument zur O r d n u n g des europäischen Konzentrationsprozesses?, Z G R 1975, 48 Klein Peter, D i e Vertretungsmacht von Gesellschaftern englischer Personengesellschaften, B B A W D 1971, 503 Knechtle Arnold, Grundfragen des internationalen Steuerrechts, Basel/Stuttgart 1976 Knigge Arnold, D i e Abstellung von Arbeitnehmern an eine baugewerbliche Arbeitsgemeinschaft, D B Beilage 4 / 8 2 Knöpfle R o b e r t , Ist die G r e n z e von 15 v.H. für den Marktanteil von Mittelstandskartellen berechtigt ?, B B 1986, 2346 Koch/Magnus/Winkler von Mohrenfels, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung, München 1989 Kollhosser Helmut/Raddatz Anselm, D i e Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung ( E W I V ) , J A 1989, 10 Konzen H o r s t , Arbeitsrechtlche Drittbeziehungen, ZfA 1982, 2 5 9 Korintenberg/Lappe/Bengel/Reimann, Kommentar zur Kostenordnung, 11. Auflage München 1987 K o r n / D e b a t i n , Doppelbesteuerung, Kommentar Bd. I-IV, Stand Februar 1989 Krabbe H e l m u t , Steuerliche Behandlung der Europäischen Wirtschaftlichen Interessenvereinigung aus deutscher Sicht, D B 1985, 2585

Literaturverzeichnis

XXXV

Kolvenbach Walter, Statut für die Europäische Aktiengesellschaft, D B 1988, 1837, 1838 Kropholler Jan, Europäisches Zivilprozeßrecht, 2. Auflage Schriftenreihe RIW Bd. 22, Heidelberg 1987 Kuchinke Kurt, Die Besitzlage bei Sachgütern des Gesellschaftsvermögens, Festschrift für Paulick 1973, S. 45 Lach Michael, Formen freiberuflicher Zusammenarbeit, Diss. München 1970 Lamy Droit des sociétés commerciales, Paris 1989 (zit. Lamy Sociétés) Droit social, Paris 1985 Lang/Weidmüller/Metz, Kommentar zum Genossenschaftsgesetz, 32. Auflage 1988 Langen/Niederleithinger/Schmidt, Kommentar zum Kartellgesetz 6. Auflage, N e u wiedt, Darmstadt 1982 Larroumet Christian, Droit Civil, Band III Les obligations, Paris 1986 Lefebvre, Memento pratique, Fiscal, Paris 1989 Le Cannu, Anmerkung zu Cour d'appel de Paris 12. Januar 1983, Rev.Soc. 1983, 553, 556 Lichtenberg Hagen, Der Vorschlag der Kommission der Europäischen Gemeinschaften für die Schaffung einer Europäischen Kooperationsvereinigung (EKV), Z H R 138 (1974), 117 Die französische Rechtsprechung zum groupement d'intérêt économique, Z H R 136 (1972), 490 Lindley, on the Law of partnership, bearbeitet von Ernest H . Scamell, R.C. LAnson Banks, 15. Auflage London 1984 Lob Harald, Das neue französische Recht der Wettbewerbsbeschränkungen, RIW 1988, 92 Loussouarn Yvon/Bredin Jean-Denis, Droit du Commerce Internationale, Paris 1969 Lutter Marcus, Das neue französische Gesellschaftsrecht, N J W 1967, 1153 Empfehlen sich für die Zusammenfassung europäischer Unternehmen neben oder statt der europäischen Handelsgesellschaft und der internationalen Fusion weitere Möglichkeiten der Gestaltung auf dem Gebiet des Gesellschaftsrechts, Gutachten zum 48. Deutschen Juristentag, 1970, S. 31 ff. Lyon-Caen Gérard, La mise en disposition internationale d'un salarié, Dr. soc. 1981, 747 Lyon-Caen/Maillard, La mise en disposition de personnel, Dr. soc. 1981, 320 Lyon-Caen/Pélissier, Droit du travail, Paris 1988Malaurie Philippe/Aynes Laurent, Les sûretés, Paris 1986 Martiny Dieter, Handbuch des Internationalen Zivilverfahrensrechts, herausgegeben vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Recht, Band 3/2: Anerkennung nach multilateralen Staatsverträgen, Tübingen 1984 Medicus Dieter, Allgemeiner Teil des BGB, 3. Auflage Heidelberg 1988 Meinhardt Peter, Der englische Companies Act 1985, R I W 1987, 10 Mennel Annemarie, Steuern in Europa, USA, Kanada und Japan, Herne/Berlin Stand Juni 1989 Mertens Hans-Joachim, Das Recht des Geschäftsführers der G m b H , Berlin, N e w York 1979 Mestmäcker Ernst-Joachim, Europäisches Wettbewerbsrecht, München 1974 Meyer-Landrut Andreas, Die Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung

XXXVI

Literaturverzeichnis

(EWIV) - Gründungsvertrag und innere Verfassung einer EWIV mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 1988 (zit. Meyer-Landrut, EWIV) Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) Eine neue Gesellschaftsform europäischen Rechts, RIW 1986, 107 Meyer/Meulenbergh/Beuthien, Kommentar zum Genossenschaftsgesetz, 12. Auflage, München 1983 Meyer-Landrut/Miller/Niehus, Kommentar zum G m b H G , Berlin, N e w York 1987 Michalski Lutz, Das Gesellschafts- und Kartellrecht der berufsrechtlich gebundenen freien Berufe, Habil-Schrift Köln 1989 Miller James Bennet, The Law of partnership in Scotland, Edinburgh 1983 Möschel Wernhard, Recht der Wettbewerbsbeschränkungen, Köln, Berlin, Bonn, München 1983 Müller Klaus, Genossenschaftsgesetz, Kommentar Erster Band (§§ 1 - 4 2 ) Bielefeld 1976 Müller Wolfgang, Einbeziehung der freien Berufe in das Handelsrecht unter Berücksichtigung von Arzt, Apotheker, Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer und Architekt, Diss. Kiel 1968 Müller-Gugenberger Christian, EWIV - Die neue europäische Gesellschaftsform, N J W 1989, 1449 Die „Europäische wirtschaftliche Interessengemeinschaft", BB AWD 1972, 110 Übernahme des „Groupement d'Intérêt Economique ins deutsche Recht" ?, BB AWD 1971, 263 Müller-Uri Rolf, Kartellrecht, Heidelberg 1989 Münchner Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, herausgegeben von Kurt Rebmann und Franz-Jürgen Säcker, 6 Bände, 1. Auflage München 1978 ff., 2. Auflage 1984 ff, Band 7 2. Auflage 1990 (zit. MüKo/Bearbeiter) Niederleithinger Ernst, Zur Problematik einer Präventivkontrolle von Auslandszusammenschlüssen, WuW 1981, 469 Oldenburg Werner, Fremdgeschäftsführung und -Vertretung in den Personengesellschaften, Diss. Tübingen 1973 Pailluseau J., La société anonyme, technique d'organisation de l'entreprise, Paris 1967 Palandt, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch mit Nebengesetzen, begründet von O t t o Palandt, 48. Auflage München 1989 Palmers Company Law Vol. 1, bearbeitet von Clive M. Schmitthoff, 22. Auflage London, Edinburgh 1976 Pardey Karl-Dieter, Informationelles Selbstbestimmungsrecht und Akteneinsicht, N J W 1989, 1647 Pennington Robert R., Company Law, 3. Auflage London 1973 Perrot Roger, Institutions Judiciaires, Paris 1983 Pétélaud Annick, La construction de la Communauté européenne et le Groupement européen d'intérêt Economique (GEIE), Revue des Sociétés 1986, 191 Pietzke Joachim, Der Tatbestand des § 613 a BGB, Berlin 1988 Proto Vincenzo, Il G r u p p o europeu di interesse economico, Giurisprudenza commerciale nr. 1 3 - 2 mars-avril 1986, 294 Rabe Hans-Jürgen, Auf dem Wege zum neuen anwaltlichen Berufsrecht, N J W 1989, 1113

Literaturverzeichnis

XXXVII

Raiser Thomas, Recht der Kapitalgesellschaften, München 1982 Ramm Thilo, Die Aufspaltung der Arbeitgeberfunktion (Leiharbeitsverhältnis, mittelbares Arbeitsverhältnis, Arbeitnehmerüberlassung und Gesamthafenarbeitsverhältnis, Z f A 1973, 263 Randoux, Anmerkung zu C o u r d'appel de Paris 19. Februar 1979, Revue des Sociétés 1980, 283, 290 Reithmann Christoph/Martiny Dieter, Internationales Vertragsrecht, 4. Aufl., Köln 1988 Richard Jacques, Le groupement d'intérêt économique, J.C.P. 1968 I 2164 Ripert/Roblot, Traité Elémentaire de Droit Commercial, Band 1, 12. Auflage, Paris 1986 (zit. Ripert/Roblot, Droit Commercial) Ronke Maximilian, Die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur fehlerhaften Gesellschaft, Festschrift für Paulick, Köln - Marienburg 1973, S. 55 ff. Sandberger Georg/Müller-Graf Peter-Christian, Die rechtliche Form freiberuflicher Zusammenarbeit, ZRP 1975, 1 Sandmann Georg/Marschall Dieter, Die gewerbsmäßige Arbeitnehmerüberlassung E G Studie Reihe Sozialpolitik Nr. 25, Brüssel 1976, S. 11 ff. Sass Gert, Les aspects fiscaux du groupement européen d'intérêt économique (GEIE), Fisc.Europ.-Revue 1986-4, 43 Zu den steuerlichen Aspekten der „Europäischen Wirtschaftlichen Interessenvereinigung", DB 1985, 2266 Savatier, Anmerkung zu Cass.soc. l.Juli 1965, Dr. Soc. 1966, 105 Schaub Günter, Arbeitsrechtshandbuch, 6. Auflage München 1987 Scheib Ulrich, Die rechtliche und wirtschaftliche Bedeutung des „Groupement d'Intérêt Economique in Frankreich", Frankfurt/ Bern/Cirencester 1979 Schiessl Maximilian, Die Informationsrechte der Personengesellschafter im Lichte der GmbH-Novelle 1980, G m b H R 1985, 109 Schlegelberger, Kommentar zum Handelsgesetzbuch, bearbeitet von Geßler, Hefermehl, Hildebrandt u.a., 4/5. Auflage München 1973-1986 Schlesinger in Rudolf B., Formation of contracts, A study of the common core of legal systems Vol. II London 1968 (zit. Schlesinger, Formation of contracts) Schlüter Hans-Jörg, Das Groupement d'Intérêt Economique, Diss. Köln 1973 Schlüter Wilfried, Die Einrede der Aufrechenbarkeit des OHG-Gesellschafters, FS für Westermann, Karlsruhe 1974, S. 509 Schmidt Karsten, Gesellschaftsrecht, Köln, Berlin, Bonn, München 1986 Handelsrecht, 3. Auflage, Köln, Berlin, Bonn, München 1987 Schmidt Ludwig, Kommentar zum Einkommensteuergesetz, 8. Auflage München 1989 Scriba Michael, Die europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung, Heidelberg 1988 Schilling Thoedor, Besitzlose Mobiliarsicherheiten im nationalen und internationalen Privatrecht, München 1985 Schütze Rolf A./Bandle Werner, Die wirtschaftliche Interessengemeinschaft in Frankreich im Vergleich mit der französischen und deutschen G m b H , G m b H R 1970,150 Staub, Großkommentar zum Handelsgesetzbuch, 4. Auflage, 12. Lieferung, §§ 105 113, Bearbeiter: Peter Ulmer, Berlin, N e w York 1989 Sonnenberger Hans-Jürgen, Französisches Handels- und Wirtschaftsrecht, RIW-Schriftenreihe Band 12, Heidelberg 1975

XXXVIII

Literaturverzeichnis

Stauf Wolfgang, Der wichtige Grund bei der personengesellschaftlichen Auflösungsund Ausschließungsklage - Eine Untersuchung zu dem Tatbestandsmerkmal „wichtiger G r u n d " in den §§ 133, 140, 142 H G B , Abhandlungen zum Handels-, Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht, Göttingen 1980 Steindorff Ernst, Freie Berufe - Stiefkinder der Rechtsordnung ?, H u g o Sinzheimer Gedächtnisvorlesung 1979, Köln 1980 Stimpel Walter, Aus der jüngeren Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zum Gesellschaftsrecht, Z G R 1973, 73 Sudhoff Heinrich, Der Gesellschaftsvertrag der Personengesellschaften, 6. Auflage München 1985 Der Nießbrauch am Anteil einer Personengesellschaft, N J W 1971, 481 Terré François, Les sociétés civiles professionelles, J.C.P. 1967 I 2103 Tolley, Company Law, von A.L. Chapman und R.M. Ballard, London 1983 Triebel Volker, Englisches Handels- und Wirtschaftsrecht, RIW-Skript Heidelberg 1977 U l m e r Peter, Die Lehre von der fehlerhaften Gesellschaft - gesicherter Bestand des Gesellschaftsrechts oder methodischer Irrweg ?, Festschrift für Flume Band 2, Köln 1978, S. 301 Underhill Arthur, Principles of the Law of Partnership, 11. Auflage London 1981 Van Omneslaghe Pierre, Observations sûr les limites imposées à l'activité des personnes morales en droit comparé, R.C.J.B. 1958, 286 Viander/Caussin, Droit des sociétés, J.C.P. 1987 éd CI 16342 Vogel Wolfgang, Gesellschafterbeschlüsse und Gesellschafterversammlung, 2. Auflage Köln 1986 Volkmann Gottfried, Das Groupement d'intérêt Economique in rechtsvergleichender Sicht, Abhandlungen zum Arbeits- und Wirtschaftsrecht Bd. 24 Heidelberg 1973 Von Westerholt und Gysenberg Graf, Das Recht des unlauteren Wettbewerbs in den Mitgliedsstaaten der E W G , Bd. IV Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland, Köln/München 1980 Vossius Oliver, Sicherungsgeschäfte bei der Übertragung von Gesellschaftsanteilen, BB Beilage 5 zu H e f t 13/1985 Weber Helmut, Einführung in das schottische Recht, Darmstadt 1978 Weimar Robert/Delp U d o A., Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) in rechtlicher und steuerlicher Sicht, Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89 Weisemann Ulrich, Zulässige Arbeitsgemeinschaften nach der Neuregelung des A Ü G , BB 1989, 907 Wessel Susan, Sitz- und Gründungstheorie im Gesellschaftsrecht, G m b H R 1988,423 Westermann Harry, Handbuch der Personengesellschaften, Systematische Darstellung in gesellschaftsrechtlicher, betriebswirtschaftlicher, steuerrechtlicher und arbeitsrechtlicher Sicht, 3. Auflage, Stand April 1989 Wiedemann Herbert, Gesellschaftsrecht, Bd. 1 München 1980 Die Übertragung und Vererbung von Mitgliedschaftsrechten bei Handelsgesellschaften, München, Bonn 1965 Wiesner Georg, Die Lehre von der fehlerhaften Gesellschaft, Diss. Heidelberg 1980 (zit. Wiesner, Fehlerhafte Gesellschaft) Winkler Karl, Die Lückenfüllung des GmbH-Rechts durch das Recht der Personen-

Literaturverzeichnis

XXXIX

gesellschaften, H e f t 14 der Schriftenreihe Rechtsfragen der Handelsgesellschaften, München 1967 Wischenbart Marischa, Informationsrecht und Informationsbedarf im Gesellschaftsrecht, Reihe Europäische Hochschulschriften, 1986 Woodland Philippe, Le groupement européen d'intérêt économique: le regain du modèle français offre aux entreprises de la C E E un futur instrument de cooperation, J.C.P. 1986 I 3247 Wooldridge Frank, The Draft Regulation on the European Economic Interest Grouping, Journal of Business Law 1985, 70 Wüllrich Michael, Die „Europäische Kooperationsgemeinschaft", BB AWD 1973, 587 Zweigert/Kötz, Einführung in die Rechtsvergleichung auf dem Gebiete des Privatrechts, Bd. I Grundlagen, Bd. II Institutionen, Tübingen 1984 Ziegler Stephan, Ab 1.7.1989: Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV), Rpfleger 1989, 261 Zuck Rüdiger, Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung als Instrument anwaltlicher Zusammenarbeit, N J W 1990, 954

Entscheidungsregister

Adams v. Lindseil (1818) B & Aid. 681 Ashburry Railway Carriage Co. Ltd. v. Riche (1875) L.R. 7 H.L. 653; 44 L.J. Exch. 185; 33 L.T. 450; 24 W.R. 794 Automatic Self-Cleansing Co. Ltd. v. Cunningham (1906) 2 Ch. 34; 75 L.J. Ch. 437; 94 L.T. 651; 22 T.L.R. 378 Baker (1890) 44 Ch.D. 262 Bamford v. Bamford (1970) Ch. 212; (1969) 2 W.L.R. 1107; (1969) 1 All E.R. 969 Bean v. Webb (1901) 2 Ch. 59 BBC v. Johns (Inspector of taxes) 1965 Ch. 32, (1964) 1 AU E.R. 923, C.A. Bolden v. Fogo (1850) 12 D. 798; 22 Sc. Jur. 341 Bower v. Swadlin (1738) 1 Atk. 294 Bowman v. Secular Society Ltd. (1917) A.C. 406; 86 L.J. Ch. 568; 117 L.T. 161; 33 T.L.R. 376; 61 S.J. 478 Buchanan v. Main (1900) J.F. 215 Bulawayo Market and Offices Company Limited (1907) 2 Ch. 458 Cartmell's Case (1874) L.R. 9; Ch. App. 691; 43 L.J. Ch. 888; 22 W.R. 697 Central London property Trust v. High Tree House Ltd. (1947) K.B. 130; (1956) 1 All E.R. 256; (1947) L.J.R. 77; 175 L.T. 333; 62 T.L.R. 557 Cheetham v. Ward (1797) 1 Bos. & P. 630; 4 R.R. 741 City Equitable Fire Insurance Co. Ltd. (1925) Ch. 407; 94 L.J. Ch. 445; 133 L.T. 520; 40 T.L.R. 853; (1925) B & Cr. 109 Cocks v. Nash (1832) 9 Bing. 341; 2 Moo. & Sc. 434; 2 L.J.C.P. 17; 35 R.R. 547 Comanv. Governors of Rotunda Hospital, Dublin(1921) 1 A.C. 1, 7T.C., 517 H.L. Cotmanv. Brougham (1918) A.C. 514; 87 L.J. Ch. 379; 119 L.T. 162; 34 T.L.R. 413 Cox v. Hickman (1860) 8 H.L.C. 268; 9 C.B. 47 Crum & Co. v. McLean (1858) 20 D. 751 ; 30 Sc.Jur. 403 Currie v. Misa (1875) L.R. 10 Ex. 153 Dering v. Lord Winchelsea (1787) 1 Cox318; 1 R.R. 41 ; 1 Wh &T.L.Cas 7th ed. 38,39 Duché v. Duché (1920) 149 L.T. 300 Dunlop v. Higgins (1848) 1 H.L. Cas. 381 Dodd v. Amalgamated Marine, etc. Union (1923) 2 Ch. 236; 93 L.J. Ch. 65, 100

XLII

Entscheidungsregister

E.W. (1901) 2 K.B. 642; 70 L.J.K.B. 810; 85 L.T. 31; 49 W.R. 642; 8 Mans. 250 Eastwood v. Kenyon (1840) 11 A. & E. 438 Ellesmere Brewery Co. v. Cooper (1896) 1 Q.B. 75 Ewing v. Osbaldiston (1837) 2 M. & Cr. 53; 6 L.J. Ch. 161; 1 Jur. 50; 45 R.R. 9 Fortune v. Young (1918) S.C. 1; (1917) 2 S.L.T. 150 G D Ault (Isle of Wight) Ltd. v. Gregory (1967) 2 I.T.R. 301 Hamilton v. McLauchlon S.L.T. 341 Hamzeh Malas & Sons v. (1908) British 16 Imex Industries Ltd. (1958) 2 Q.B. 129 Jackson Ex. p. (1790) 1 Ves. Jun. 131; 1 R.R. 91 Julius v. Bishop of Oxford (1880) 5 App.Cas. 235 Lampleigh v. Brathweit (1615) Hob. 105 Laxton & Co.(No. 2) Re (1892) 3 Ch. 555; 61 L.J. Ch.; 67 L.T. 85; 8 T.L.R. 666; 40 W.R. 621 Lloyd v. Brassey (1969) 2 Q.B. 98; (1969) AU E.R. 382 Melone v. Hector Powe Ltd. (1981) 1 All E.R. 313 Nationale Debenture and Assets Corporation (1891) 2 Ch. 505; 60 L.J. Ch. 533; 64 L.T. 512; 7 T.L.R. 485; 39 W.R. 707 Newland v. Simons and Wilier Ltd. 1981 I.C.R. 521 E.A.T.; (1981) I.R.L.R. 359 Nokes v. Amalgamated Colleries Ltd. (1940) A.C. 1019 North Western Salt Co. v. Electrolytic Alkali Co. (1914) A.C. 461; 83 L.J.K.B. 530; 110 L.T. 852; 30 T.L.R. 313; 58 S.J. 338 Northumberland and Durham District Banking Co. (1858) 2 De G. &J. 357 R. v. Registrar of companies ex. p. Esal (commodities) Ltd. 1985 1 All E.R. 79 Rodriguez v. Speyer Bros. (1919) A.C. 59 Scott v. Brown (1892) 2 Q.B. 724 ; 61 L.J. Q.B. 738 Slater Ex p., (1891) 6 Ves. 146 Sterry v. Clifton (1850) 9 C.B. 110 Transvaal Lands co. v. New Belgium Co. (1914) 2 Ch. 488. Trego v. Hunt (1896) A.C. 7; 65 L.J. Ch. 1; 73 L.T. 514; 44 W.R. 225; 12 R 178 Walker v. Smith (1906) 8 F. 619; 13 S.L.T. 907 Wood v. Roberts (1818) 2 Stark 417 Yorkshire Woolcombers Association Limited (1903) 2 Ch. 284 Young v. Hunter (1812) 4 Taunt 582; 13 R.R. 696

§ 1 Einleitung Die Förderung des europäischen Binnenmarktes erforden ein funktionsfähiges rechtliches Instrumentarium für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Unternehmen und freien Berufen. Einen wesentlichen Bestandteil dieses notwendigen Instrumentariums bildet die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung. Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (EWIV) wurde vom Rat der Europäischen Gemeinschaften durch Verordnung vom 25. 7. 1985 geschaffen. 1 Diese Verordnung ist am 3. 8. 1985 in Kraft getreten. 2 Geltungsbeginn war der 1. 7. 1989.3 Die Differenzierung zwischen Inkrafttreten und Geltungsbeginn der Verordnung beruht darauf, daß man den nationalen Gesetzgebern für die notwendigen Anpassungen des rechtlichen Rahmens angemessene Zeit eingeräumt hat. Zum ersten Mal besteht damit eine supranationale Unternehmensform für die grenzüberschreitende Kooperation von insbesondere mittelständischen Unternehmen und Angehörigen freier Berufe; 4 eine erste Gesellschaftsform europäischen Rechts. 5 Ziel der neuen Rechtsform ist es, psychologische Hemmnisse bei der transnationalen Zusammenarbeit abzubauen.' BGB-Gesellschaften, groupements und andere Formen der Zusammenarbeit haben den Nachteil, daß nur ein nationales Recht Anwendung findet. Für mit dieser Rechtsordnung nicht ver-

'

2 3 4

3

6

Verordnung (EWG) Nr. 2137/85 des Rates vom 25. Juli 1985 über die Schaffung einer Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung (EWIV), ABlNr. L 199/1 vom 31. Juli 1985 (EWIV-VO) Artikel 43 EWIV-VO. Artikel 43 EWIV VO. Vgl. schon Bott/Rosener, Das Groupement d'Intérêt Economique, Modell einer praktischen Form grenzüberschreitender Unternehmenskooperation in Europa, N J W 1970, 364; Dubois, Le projet de groupement d'intérêt économique sur le plan européen, le contexte institutionnel et l'intégration politique, Revue trimestrielle de droit européen 1970, 625; ders. C.M.L.Rev. 1971, 172; Guyénot Gaz.Pal. 29. und 30. Juli 1971, 351; Kittner Z G R 1975, 48; Lichtenberg Z H R 138 (1974), 117; Müller-Gugenberger BB AWD 1971, 263. Die erste EWIV mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland wurde von Rechtsanwälten gegründet, vgl. R I W 1989, III f. Erwägungsgrund Nr. 2 der Verordnung.

2

§ 1 Einleitung

traute Beteiligte, besonders für kleine und mittelständische Unternehmen, bedeutet dies zumindest gefühlsmäßig einen Schritt ins Dunkle. 7 Für größere Unternehmen wird die Vereinigung teilweise wegen des Hilfszwecks 8 und der Arbeitnehmerbegrenzung auf 5009 als unbrauchbar angesehen. 10 Auch die persönliche unbeschränkte Haftung der Mitglieder 11 könnte zu Desinteresse führen. 12 Für größere Unternehmen soll an sich die Europäische Aktiengesellschaft geschaffen werden. Vor allem wegen mitbestimmungsrechtlicher Unstimmigkeiten dauern die Verhandlungen darüber aber noch an.13 Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung, so behauptet man, sei eine Geburt des Mißerfolges der Europäischen Aktiengesellschaft. 14 Die Verordnung hat als rechtliche Grundlage Artikel 235 des Vertrages zur Gründung der EWG. Sie ist sekundäres Gemeinschaftsrecht und in jedem Mitgliedsstaat unmittelbar anwendbar. 15 Der rechtliche Rahmen muß durch nationales Recht ausgefüllt werden. Das Zusammenspiel zwischen diesen Rechtsebenen und den Verweisungen, die die Verordnung enthält, ist relativ kompliziert. Eine pauschale, für alle denkbaren Fälle geltende Abgrenzung zwischen den Anwendungsbereichen der europäischen und nationalen Vorschriften ist nicht möglich. Damit wird die psychologische Hemmschwelle für eine grenzüberschreitende Kooperation zwischen mittelständischen Unternehmen und freien Berufen durch Griff zur Vereinigung nicht verringert. Vereinfacht läßt sich der Regelungskomplex folgendermaßen beschreiben: 16 Es bestehen nur zwei Normebenen: sekundäres Gemeinschaftsrecht und nationales Recht. Das nationale Recht unterteilt sich in die Ausführungsgesetze17 zur EG-Verordnung und das das sonstige nationale Recht. 7

" 9 10

" 12 13

14 15

" 17

Vgl. auch Kolvenbach D B 1988, 1837, 1838. Artikel 3 I EWIV-VO; Erwägungsgrund N r . 5; vgl. Kapitel 1 § 2 B S. 6. Artikel 3 II c EWIV-VO; vgl. Kapitel 1 § 2 B S. 6 und Kapitel 4 S. 117 Kolvenbach D B 1989, 1837, 1838; Guyenot Fisc.Europ. 1986/1, 49, 53. Artikel 24 I EWIV-VO; vgl. Kapitel 5 § 20 A S. 133. Vgl. Fontaneau Fisc.Europ. 1988/2, 59, 64. Vgl. dazu Kolvenbach D B 1988, 1837; Kohlhepp, Die Europäische Aktiengesellschaft, R I W 1989, 88; Neue Vorschläge zur Europa-AG, AG-Report 1989, 307. Coffy de Boisdeffre C.J.F.E. 1988, 1540, 1544. Artikel 189 II EWGV. Vgl. auch Ganske DB Beilage 20/85 S. 11 f.; Abmeier N J W 1986, 2987; Meyer-Landrut, EWIV S. 15 ff., dessen Darstellung sich jedoch über 14 Seiten erstreckt. Gesetz zur Ausführung der EG-Verordnung über die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung vom 14. April 1988 abgedruckt im Anhang S. 186; Loi n. 87—377 vom 13. Juni 1989 J . O . 15. Juni 1989 p. 7440 abgedruckt im Anhang S. 195; EEIG-Regulations 1989 abgedruckt im Anhang S. 198.

§ 1 Einleitung

3

Primär gelten die EG-Verordnung sowie der Gründungsvertrag einer Vereinigung. Entweder die EG-Verordnung regelt einen Sachverhalt (1), sie regelt ihn nicht vollständig (2), oder sie regelt ihn nicht (3). (1) Wenn sie einen Sachverhalt vollständig und abschließend regelt, gilt alleine die Verordnung. Unter Umständen ist die EG-Verordnung auszulegen. (2) Regelt sie einen Sachverhalt nicht vollständig, gibt es zwei Möglichkeiten: a) D i e Verordung verweist über Artikel 2 I E W I V - V O auf innerstaatliches Recht. Gemäß Artikel 2 I E W I V - V O findet für die Gründung und auf die innere Verfassung das nationale R e c h t des Sitzstaates Anwendung. Innerstaatliches Recht ist das nationale Recht ohne dessen Kollisionsrecht (Sachnormverweisung). 1 8 b) D i e Verordnung verweist auf einzelstaatliches Recht (Globalverweisung). 1 9 (3) Regelt die Verordung einen Sachverhalt nicht, k o m m t nationales Recht entweder über den Verweis aus Artikel 2 I E W I V - V O , über Verweisung auf einzelstaatliches R e c h t oder ohne Verweis zur Anwendung. Besteht kein Verweis in der Verordnung, wie für das Steuerrecht, Arbeitsrecht, Wettbewerbsrecht, Handelsrecht und das allgemeine Bürgerliches Recht, findet nationales Recht unmittelbar Anwendung. 2 0 O b im einzelnen die Verordnung abschließend und auszulegen ist, oder ob auf nationales Recht subsidiär, sei es unter kollisionsrechtlicher Vorprüfung oder nicht, zurückzugreifen ist, muß im konkreten Fall entschieden werden, und wird dort näher dargestellt. 21 Neben den gesetzlichen Vorschriften wird der Gründungsvertrag der einzelnen Vereinigung eine große Rolle spielen. Den Mitgliedern wird weitgehend Freiheit bei der Gestaltung ihrer vertraglichen Beziehungen gelassen. 2 2 Wegen der häufigen Anwendung nationalen Rechts werden, je nach Sitzstaat, Unterschiede in der rechtlichen Behandlung bestehen. Diese Unterschiede könnten zu einer taktischen Standortwahl führen. 2 3 Andererseits bestehen

18

19 20 21

22 23

Scriba S. 50; Ganske D B Beilage 20/85 S. 12; Meyer-Landrut R I W 1086, 107, 108; Woodlandt J . C . P . 1986 I 3247 Fn. 15. Das heißt unter Einschluß der kollisionsrechtlichen Normen. Erwägungsgrund Nr. 15. Meyer-Landrut, E W I V S. 16 ff.: Abgrenzung des Regelungsgegenstandes nach Innenund Außenverhältnis. Erwägungsgrund Nr. 4. Vgl. auch Dubois Rev.trim.dr.europ. 1970, 625, 631; Kolvenbach D B 1988, 1837, 1838.

4

§ 1 Einleitung

dort, wo die EG-Verordnung abschließende Regelungen enthält, Unterschiede zum nationalen Recht. Die EWIV ist eine Tochter des französischen groupement d'intérêt économique. Wegen der Supranationalität und der Beteiligung der EG-Mitgliedsstaaten, die verschieden ausgestaltete Gesellschaftsrechte haben, bestehen in vielen Bereichen andere Regelungen als bei der Mutter. Für die Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien ist die Verordnung weithin Neuland. 24 Damit stellt sich die Frage, inwieweit sich der rechtliche Rahmen problemlos durch das bestehende Gesellschaftsrecht ausfüllen läßt, oder ob sich die Vereinigung als Fremdkörper erweist. Der Berichterstatter der französischen Kommission zur Erarbeitung des in Frankreich subsidiär anwendbaren Rechts Dumas hat bedauert, daß man die rechtlichen Maßnahmen zur Integration der Vereinigung in den anderen Mitgliedstaaten nicht kenne. 25 N u r die Kenntnis anderer Rechtsordnungen ermöglicht das Verständnis für das europäische Recht. Aufgabe dieser rechtsvergleichenden Betrachtung ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der EG-Verordnung zu den entsprechenden Regelungen in der Bundesrepublik Deutschland, in Frankreich und in Großbritannien darzustellen. Gleichzeitig sollen die Unterschiede aufgezeigt werden, die sich aus der subsidiären Anwendung nationalen Rechts ergeben. Wegen der Vielschichtigkeit und der Anzahl der Probleme ist eine vollständige Betrachtung nicht möglich. Das Gesellschaftsrecht kommt ohne die Verbindung zum Arbeits-, Steuer- und Kartellrecht nicht aus. Deshalb wurde diesen Rechtsgebieten ein nicht geringer Teil der Arbeit gewidmet.

24

25

Portugal, Griechenland und Belgien kennen dem Groupement d'Intérêt Economique entsprechende Rechtsformen. Senatssitzung vom 26. April 1989 J . O . 27. Mai 1989 p. 396.

Kapitel 1 Gründung einer Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung § 2 Entstehungsvoraussetzungen A Allgemeine Entstellungsvoraussetzungen Zum Zwecke der Gründung einer Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung muß ein schriftlicher 1 Vertrag unter denjenigen geschlossen werden, die die Vereinigung gründen wollen. 2 Gemäß Artikel 6 EWIV-VO ist die erforderliche Eintragung in ein nationales Register vorzunehmen. 3 Der Gründungsvertrag wird bei dem in Artikel 6 EWIV-VO genannten Register hinterlegt. 4 Danach erfolgt die Bekanntmachung der in Artikel 8 EWIV-VO vorgeschriebenen Angaben in einem nationalen Mitteilungsblatt 5 und im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften. 6 Der Gründungsvertrag hat die in Artikel 5 EWIV-VO dargelegten zwingenden Mindestangaben zu enthalten. 7 Die sich aus dem Verordnungstext ergebenden

1

2 3

4 5 6 7

Meyer-Landrut, E W I V S. 130; Scriba S. 96; Boukris Les petites affiches n. 93 p. 30, 32 mit ausführlicher Begründung; Woodland J.C.P. 1986 II 3247 n. 7; Ganske DB Beilage 20/85 S. 5; ders., EWIV S. 37; Gleichmann Z H R 149 (1985), 633, 641 ; Ferret Défrénois n. 7 1989, 407, 408; Kollhosser/Raddatz J A 1989, 10, 12; D r u r y C . M . L . R e v . 1976, 7, 18 Fn. 33; Israel R e v . M . C . 1985, 645, 649; Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987, 492, 497; Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 92. Artikel 1 S. 2 der EWIV-VO; zur Vorvereinigung vgl. Kapitel 4 § 19 S. 127. In der Bundesrepublik Deutschland gemäß Artikel 6 EWIV-VO, § 2 E W I V G (Abgedruckt im Anhang S. 177) das Handelsregister; in Frankreich registre du commerce et des sociétés (arrêté vom 20. Juni 1989 J . O . 30. J u n i p. 8101 abgedruckt im Anhang S. 197; in Großbritannien registrar of companies (sec. 9 (1) EEIG - Régulations 1989 Anhang S .198 Artikel 7 EWIV-VO. Vgl. Artikel 39 EWIV-VO und unten D II S. 21. Artikel 11 EWIV-VO. Umfassend zu den Problemen des Gründungsvertrages: Meyer-Landrut, E W I V S . 124 ff.

6

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

unproblematischen Anforderungen hinsichtlich des Vertrages und des Gründungsverfahrens sind in der Literatur weitgehend erläutert und wiederholt dargestellt worden. 8

B Der Unternehmensgegenstand I

Allgemeines

Gemäß Artikel 5 c EWIV-VO muß der Unternehmensgegenstand im Gründungsvertrag enthalten sein. Eine formelhafte Wiederholung des Artikel 3 I EWIV-VO reicht dafür nicht aus. 9 Die EWIV ist in der Wahl ihres Unternehmensgegenstandes eingeschränkt. Sie hat nur den Zweck, „die wirtschaftliche Tätigkeit ihrer Mitglieder zu erleichtern oder zu entwickeln sowie die Ergebnisse dieser Tätigkeit zu verbessern oder zu steigern; sie hat nicht den Zweck, Gewinn für sich selbst zu erzielen. Ihre Tätigkeit muß im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Tätigkeit ihrer Mitglieder stehen und darf nur eine Hilfstätigkeit hierzu bilden". 1 0 Einigkeit besteht darin, daß im Hinblick auf Erwägungsgrund Nr. 5 der Begriff der wirtschaftlichen Tätigkeit weit auszulegen i s t . " Die in Artikel 3 II EWIV-VO aufgelisteten Verbote, 12 das Gewinnerzielungsverbot in Artikel 3 I EWIV-VO 1 3 sowie das Kapitalmarktverbot 1 4 in Artikel 23 I EWIV-VO, sollen die Einhaltung der Hilfsfunktion bezwecken 1 5

8

' 10 11

12 13 14 15

Scriba S. 95 ff.; Boukris a . a . O . ; Ganske a.a.O.; Woodland a.a.O.; Israel a . a . O . ; MeyerLandrut RIW 1986, 107, 109; Gleichmann a.a.O., 633,641 ff. So auch Lichtenberg Z H R 1974, 117, 127. Artikel 3 I EWIV-VO. Ganske D B Beilage 20/85 S. 3; Israel Rev.M.C. 1985, 645, 647; Meyer-Landrut RIW 1986, 107, 108; Scriba S. 58 f.; Kollhosser/Raddatz J A 1989, 10, 12; Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987, 492, 497; ähnlich Puiferat Rev.M.C. 1983, 422, 424; Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 91 ; Abell/Blin I.F.L.R. July 1989, 9, 12 mit Beispielen zur Anwendung im britischen Versicherungsbereich. Vgl. Ganske, EWIV S. 29 ff. Vgl. III 2 S. 11 und C S. 12 ff. Vgl. Kapitel 2 § 9 C S. 100. Vgl. hierzu Pétélaud Rev.Soc. 1986, 191, 199 n. 18; Ganske D B Beilage 20/85 S. 3; Israel Rev.M.C. 1985, 645, 647; Lamy Soc. p. 4; Meyer-Landrut RIW 1986, 107, 108; Kollhosser/Raddatz J A 1989 , 10, 12; Woodland J.C.P. 1986 I 3247 n. 10; Gleichmann Z H R 149 (1985), 633, 636 f.; Autenrieth BB 1989, 305, 306 ff.: kein absolutes Holdingverbot.

Gründung einer EwIV

7

und deutsche Mitbestimmungsrechte 16 gewährleisten (Artikel 3 II c EWIVVO). 17 Die EWIV ist danach nur Kooperationsinstrument. Die Wahl eines zulässigen Unternehmensgegenstandes ist insofern bedeutend, als gemäß Artikel 32 I EWIV-VO auf Antrag jedes Beteiligten 18 oder einer zuständigen Behörde das Gericht im Falle der Verletzung des Artikel 3 EWIV-VO die Auflösung der Vereinigung aussprechen muß, es sei denn, daß der betreffende Mangel der Vereinigung vor der Entscheidung zur Sache behoben wird. Die konkrete Formulierung des Unternehmensgegenstandes erleichtert die Bestimmung der Geschäftsführerbefugnisse beim Regreß wegen bindender Handlungen.

II Unternehmensgegenstand beim groupement d'interet économique19 und bei der Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung Die Formulierung des Artikel 3 I EWIV-VO entsprach vor dem 15. Juni 1989 sinngemäß der Beschreibung des Unternehmensgegenstandes in Artikel 1 ord. n. 67-821. Mit Artikel 14 des Gesetzes vom 15. Juni 19 8 9 20 hinsichtlich des groupement européen d'intérêt économique ist Artikel 1 der ord. n. 67—821 gestrichen und bezüglich des Unternehmenszwecks durch eine dem Artikel 3 I EWIV-VO identische Formulierung ersetzt worden. Dementsprechend entstammen die Vorschläge, mit denen versucht wird die Aktivität der EWIV einzukreisen, der Problematik beim groupement d'intérêt économique. Die Rechtsprechung hat das Abhängigkeitsverhältnis zwischen den Aktivitäten des groupements und denen der Mitglieder sehr eng ausgelegt. Das GIE dürfe keine Aktivität haben, die sich von der Aktivität der Mitglieder unter16

17

18 19

20

Vgl. Betriebsverfassungsgesetz vom 11. 10. 1952 (BGBl. I S. 681) und unten Kapitel 4 S. 117 Autenrieth a.a.O., 305, 307; Scriba S. 65; Ganske a.a.O.; Gleichmann a.a.O., 633, 637; Kollhosser/Raddatz a.a.O.; Kittner ZGR 1/1975, 48, 49; Coffy de Boisdeffre C.J.F.E. 1985, 1540, 1544. Zu diesem Begriff vgl. unten Kapitel 6 § 23 B S. 168. Im folgenden wird die Abkürzung GIE verwandt. Diese ist in der ordonnance vom 23. September 1967 n. 6 7 - 8 2 1 bezüglich des GIE (Gaz.Pal. 1967-2 pp. 184 ss. (J.O. vom 28. September 1967) nicht vorgesehen, während die Abkürzungen S.A. und S.A.R.L durch Gesetz vom 24. Juli 1966 und décret vom 27. März 1967 zugelassen sind. Das Gesetz vom 15. Juni 1989 n. 8 9 - 3 7 7 hinsichtlich der EWIV enthält in Kapitel 2 Modifikationen zur Modernisierung des GIE. Die Abkürzung GIE wurde durch Einfügung in Artikel 11 der ordonnace vom 23. September 1967 auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. L. n. 89-377.

8

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

scheide. 21 Deshalb habe es auch keine eigenen Kunden, 2 2 und könne für sich selbst keine Handelsgeschäfte abschließen. 23 Diese Rechtsprechung ist auf heftige Kritik gestoßen. 2 4 Die Gegner konterten vor allem mit der „personnalité morale " des groupement d'intérêt économique. 2 5 Die in der Literatur zu Artikel 1 ord. n. 67—821 erschienenen Kommentierungen wurden für die E W I V übernommen. Die Formulierungen, mit denen das Verhältnis der Unternehmensgegenstände beschrieben wird, ähneln sich, geben aber kein komplettes Bild wieder. Die Tätigkeit der E W I V muß eine Fortsetzung beziehungsweise Verlängerung der Aktivität der Mitglieder sein 26 und nicht Ausgangspunkt einer neuen Tätigkeit. 2 7 Jede Aktivität der Vereinigung findet ihren Ursprung in der wirtschaftlichen Aktivität der Mitglieder. 28 .Hilfstätigkeit ist als helfende Tätigkeit auszulegen. 2 9 D e r Unternehmensgegenstand der E W I V hat sich den Unternehmensgegenständen der Mitglieder in dem Sinne unterzuordnen, daß er sie bei keinem Mitglied vollständig ersetzen darf. 3 0 Zwischen den Unternehmensgegenständen muß ein Über- UnterordnungsVerhältnis bestehen. 31 Die Tätigkeit der E W I V muß akzessorisch zur Tätigkeit ihrer Mitglieder sein. 3 2 Entspre-

21

22

23

24

25 26

27 2! 29

,0

31 32

Cass.civ. 18. Februar 1975 D 1975, 366 Anm. Guyon = Rev.Soc. 1975, 315 Anm. Guyénot; Cass.civ. 22. Januar 1980 D 1980, 389 Anm. Bousquet = J . C . P . 1981 II 19492 Anm. Guyon = Rev.Soc. 1980, 329 Anm. Guyénot. Cass.soc. 4. Juni 1975 Rev.Soc. 1975, 699 Anm. Guyénot; vgl. auch Ripert/Roplot, Droit Commercial p. 186 m.w.N. Cass.civ. 22. Januar 1980, 389 Anm. Bousquet = J . C . P . 1981 II 19492 Anm. Guyon = Rev.Soc. 1980, 329 Anm. Guyénot. Burst J . C . P . 1976 I 2783 n. 4 ss.; Guyon Anm. zu Cass.com. 18. Februar 1975 D 1975, 366; Lamy Soc.com. n. 1590; Bousquet D 1980, 380 Anm. zu Cass.civ. 22. Januar 1980; Guyon J . C . P . 1981 II 19492 Anm. zu Cass.civ. 22. Januar 1980; Guyénot Rev.Soc. 1980, 329 Anm. zu Cass.civ. 22. Januar 1980; Guyon Rev.Soc. 1978, 25, 27. Vgl. D I 2 a S. 15. Guyon/Coquereau, G I E p. 2 8 ; Merle p. 582; Burst J . C . P . 1976 I 2783 n. 7; Puiferat a . a . O . ; Israel a . a . O . und Fisc.Europ. 1988/2, 3, 4 sowie Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987 , 492, 495: nicht unbedingt die Verlängerung der Gesamtheit der Tätigkeiten jedes einzelnen Mitglieds. Puiferat a . a . O . ; C o u r d'appel de Paris 29. Januar 1988 Bull.Soc. 1988 p. 283; ScribaS. 58. Pétélaud Rev.Soc. 1986, 191. Lamy Soc.com. 1989 n. 10; Gleichmann a . a . O . , 633, 6 3 6 ; ähnlich Boukris Les petites affiches 1987 n. 93 p. 30, 33 und Drury C . M . L . R e v . 1976, 7, 10. L a m y S o c . c o m . 1989 n. 1591 ; Merle p. 582; Ganske a . a . O . ; Israel a . a . O . ; Blomeyer Z f G 37 (1987), 144, 150. Kollhosser/Raddatz J A 1989, 10, 12. Müller-Gugenberger N J W 1989, 1449, 1453; Lichtenberg Z H R 138 (1974), 117, 123.

G r ü n d u n g einer E w I V

9

chend formuliert Boukris, 33 daß der Unternehmensgegenstand der EWIV eine Ergänzung des Unternehmensgegenstandes der Mitglieder sein muß. 34 Autenrieth35 und Scriba36 nennen drei Merkmale der Hilfstätigkeit: - Die EWIV darf nicht nach Gewinn für sich selbst streben - Es muß ein enger Zusammenhang zwischen ihrer Tätigkeit und der Tätigkeit der Mitglieder bestehen - Es darf keines der Tätigkeitsgebiete der Mitglieder vollständig ersetzt werden.

III Konkretisierung der Grenzen der Hilfstätigkeit Bei der Frage, ob die Wahl des Unternehmensgegenstandes einer EWIV mit Artikel 3 EWIV-VO vereinbar ist, sind mehrere Kriterien maßgeblich. Einen guten Ansatzpunkt bieten die Vorschläge von Scriba und Autenrieth, wobei das erste Merkmal „kein Gewinnstreben für sich selbst" nur einen Teilaspekt des Gewinnverbots darstellt. Das zweite Merkmal „enger Zusammenhang" ist etwas unscharf und vernachlässigt den Charakter der Tätigkeit der EWIV als Hilfstätigkeit. Folgende Kriterien sind bei der Wahl des Unternehmensgegenstandes kontrollierend zu prüfen:

1. objektive Kriterien -

-

33 34 35 36 37

Der Unternehmensgegenstand der EWIV darf den Unternehmensgegenstand keines Mitglieds ersetzen. Es ist nur die Übertragung einer Teilfunktion möglich. 37 Zwischen dem Unternehmensgegenstand der EWIV und dem der Mitglieder muß Akzessorität bestehen. O b Akzessorität besteht, kann festgestellt werden, indem man hypothetisch die Tätigkeit der Mitglieder entfallen läßt. Nur wenn daraufhin die Tätigkeit der EWIV nutzlos wird, besteht Akzessorität. Ist zum Beispiel Aufgabe der EWIV der gemeinsame Einkauf von Rohmaterial für die Produktion der Mitglieder, und beenden diese

Les petites affiches 1987 n. 93 p. 30, 33. So auch Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987, 493, 495. D B 1989, 305, 307. S. 56 f. Muller-Gugenberger N J W 1989, 1449, 1454.

10

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

ihre Tätigkeit, so wird der Einkauf von Rohmaterial sinnlos. Könnte die EWIV ihre Tätigkeit sinnvoll weiterbetreiben, so besteht kein Zusammenhang derart, daß die EWIV eine fördernde Hilfstätigkeit gerade für diese Mitglieder ausübte. 3 8 Kann die Tätigkeit sinnvoll für andere Unternehmen erbracht werden, muß eine neue EWIV gegründet werden oder es müssen die Anteile auf die neuen Mitglieder übertragen werden. Die Vereinigung darf nicht alleine am Markt bestehen können. 3 9 - Der Unternehmensgegenstand der EWIV muß eine ergänzende Verlängerung der Unternehmensgegenstände der Mitglieder sein (prolongement complémentaire). Es ist nicht erforderlich, daß die Mitglieder die Tätigkeit praktisch auch alleine durchführen könnten. - Der Unternehmensgegenstand der Vereinigung muß sich im Rahmen der Unternehmensgegenstände der Mitglieder bewegen. Es darf keine Tätigkeit betrieben werden, die vorher bei keinem Mitglied zu finden war. 4 0 In diesem Rahmen kann die Vereinigung eine eigene Aktivität ausüben. 4 1 Die französische Rechtsprechung zum groupement d'intérêt économique 4 2 ist in dieser Hinsicht zu eng. Dies ergibt sich nicht daraus, daß eine EWIV in Frankreich eine juristische Person ist, sondern aus ihrer Funktion, die rechtsformunabhängig ist. Selbstverständlich kann die EWIV eine Tätigkeit ausüben, die eine Hilfstätigkeit zu neuen Haupttätigkeiten der Mitglieder ist. - Die Vereinigung selbst muß keine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben. 4 3 Das Ziel ihrer Tätigkeit muß wirtschaftlich sein. 44 Ihre Tätigkeit muß im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Tätigkeit der Mitglieder stehen. Dieser Zusammenhang wird durch die Finalität ausreichend hergestellt. So ist zum

38

39

40

41 42 43

44

Zu einem Beispiel fehlender Akzessorität beim GIE vgl. Trib.com. Paris J.C.P. 1970 II 16335 Anm. Guyon: Mitglieder des GIE waren ein Rentner als Strohmann und eine fiktive Gesellschaft, so daß mangels wirtschaftlicher Aktivität der Mitglieder das groupement keine Hilfstätigkeit dazu haben konnte. Ein Abgrenzungsmerkmal des BGH (Kartellsenat) bei der Frage, ob Gemeinschaftsunternehmen von § 1 GWB erfaßt werden, BGHZ 96, 69 (Mischwerke). Guyon/Coquereau, GIEp. 2 9 s . ; G u y o n p . 514;ScribaS. 58 ; Müller-Gugenberger N J W 1989, 1449, 1454; ähnlich Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987, 492, 495; Cour d'appel de Paris 29. Januar 1988 Bull.Soc. 1988, 283. So auch auch Ganske, EWIV S. 28; Blomeyer ZfG 37, 144, 148: „soll". Vgl. oben II S. 7. A.A. wohl Blomeyer ZfG 37, 144, 148; Meyer-Landrut RIW 1986 ,107, 108; für das GIE vgl. Guyon p. 514 und Guyon/Coquereau, GIE p. 27. Merle p. 582.

G r ü n d u n g einer E w I V

11

Beispiel die Organisation von Kunstausstellungen und Kulturveranstaltungen zu Werbezwecken zulässig. Nicht erlaubt sind ideelle Ziele sozialer, philosophischer oder theologischer Art. 4 5

2. subjektives

Kriterium

-

Die EWIV hat nicht den Zweck, Gewinn für sich selbst zu erzielen. 46 Isoliert betrachtet verbietet Artikel 3 I S. 1 2. HS EWIV-VO nicht die Gewinnerzielung bei der Vereinigung. Die Vorschrift ist jedoch im Kontext mit dem restlichen Wortlaut des Artikel 3 I und Artikel 21 I EWIV-VO zu sehen. Gewinne aus den Tätigkeiten der Vereinigung gelten gemäß Artikel 21 I EWIV-VO als Gewinne der Mitglieder. Die Mitglieder sind gemäß Artikel 21 I EWIV-VO Rechtsträger der Gewinne. Die Haupttätigkeit der Vereinigung ist, die Tätigkeit der Mitglieder zu fördern. 47 Damit korrespondiert die Vorteilsabsicht der Mitglieder.48 Die Förderung soll hauptsächlich nicht in Geldleistungen bestehen. 49 Die Vereinigung erbringt wie eine Abteilung eines Unternehmens eine Leistung in der Absicht, die Gewinne des Unternehmens zu steigern. Diese fallen aber beim Unternehmen selbst an. So werden auch beim GIE die Gewinne bei den Mitgliedern realisiert.50 Da die Vereinigung sozusagen eine „ausgegliederte Abteilung" ist, können organisatorisch auch Gewinne bei ihr selbst entstehen. Dem trägt Artikel 21 I EWIV-VO Rechnung. Die EWIV darf demnach keine Gewinnerzielungsabsicht für sich selbst haben. 51 Die zulässige Gewinnerzielungsabsicht ist für die Vereinigung Nebenzweck und mittelbar. Die Vereinigung hat den Zweck, die Gewinne ihrer Mitglieder zu steigern. Diese sollen auch bei den Mitgliedern anfallen, indem sich die Hilfstätigkeit der EWIV, zum Beispiel die Durchführung gmeinsamer Forschung oder Werbung, bei den einzelnen Mitgliedern positiv auf den Gewinn auswirkt.

45

Blomeyer Z f G 37, 144, 152; vgl. aber Scriba S. 59 f. Artikel 3 I 2. H S EWIV-VO. Für das G I E so auch Volkmann S. 35. Vgl. Schlüter S. 21. Nicht ganz so restriktiv Ganske, E W I V S. 29. Guyon p. 513; Guyon/Coquereau p. 14. Zum Verzicht auf die Gewinnerzielungsabsicht als zwingendes Merkmal des handelsrechtlichen Gewerbebegriffs vgl. H o p t Z G R 1987/2, 145, 172.

46 47

»

4

49 50 51

12

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

C Zulässigkeit des Nichtmitgliedergeschäfts Das Förderungsprinzip der EWIV ähnelt im deutschen Recht dem Genossenschaftsgedanken (vgl. § 1 GenG), 5 2 der als zulässigen Zweck für eine Genossenschaft nur den Förderungszweck kennt. 5 3 Die herrschende Meinung im Genossenschaftsrecht fordert, daß zwischen dem genossenschaftlichen Geschäftsbetrieb und dem Erwerb oder der Wirtschaft der Mitglieder eine fördernde Verbindung zu bestehen hat. 54 Die Genossenschaft ist Hilfs- oder Ergänzungsbetrieb der selbständig bleibenden Mitglieder. 5 5 Die Kooperationsfunktionen der Genossenschaften und der EWIV sind damit identisch. 5 6 Nicht identisch ist die rechtliche Ausgestaltung. 5 7 Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen der eingetragenen Genossenschaft und der Vereinigung in der Konstruktion ist die automatische Gewinnzuweisung an die Mitglieder (Artikel 211, 40 EWIV-VO). 58 Diese verhindert eine Selbststärkung der Vereinigung und wirkt flankierend zum Kapitalmarktverbot. 5 9 Dies ist auch der Unterschied zwischen einem groupement d'intérêt économique und den associations des französischen Rechts. 6 0 Die association darf wie die Genossenschaft Gewinne für sich selbst machen. Sie darf sie aber, entgegengesetzt zum groupement, nicht verteilen. Blomeyer weist in seinem Vergleich 61 mit den deutschen Genossenschaften auf das Problem hin, daß die EWIV eines Tages auch ihre Tätigkeit für Nicht mitglieder ausüben könnte. Für die Genossenschaften ist dies wegen § 8 I Nr. 5 GenG zulässig, für die sociétés coopératives unter bestimmten Voraussetzungen möglich. 6 2 Die französischen landwirtschaftlichen Genossenschaf-

52

" 54

55 56

57 58 59 60 61 62

Vgl. Blomeyer ZfG 37 (1987), 144 ff. Lang/Weidmüller, GenG § 1 Rdn. 27; Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 19, 89, 91: „Insoweit trägt die EWIV ein genossenschaftliches Element in sich". Lang/Weidmüller § 1 Rdn. 27; Meyer/Meulenbergh § 1 Anm. 1 b; Müller Bd. 1 § 1 Rdn. 18 ff.; kritisch Blomeyer ZfG 30 (1980), 22, 32. Meyer/Meulenbergh a.a.O. Blomeyer a.a.O., 144, 151 Fn. 27; a. A. Müller-Gugenberger N J W 1989, 1449, 1454; zum aktuellen Streit um den Förderungsauftrag der Genossenschaften, insbesondere der Zulässigkeit mittelbarer Förderung vgl. Blomeyer a.a.O., 144, 145 f. Volkmann S. 88 Blomeyer ZfG 37, 144, 151. Vgl. Kapitel 2, § 9 C S. 100. Guyon p. 511. ZfG 37, 144, 159. Artikel 3 al. 1 L. n. 47-1175 vom 10. September 1947.

G r ü n d u n g einer E w I V

13

ten dürfen Leistungen an Dritte erbringen. Der Umfang solcher Geschäfte ist auf 25 % ihres Jahresumsatzes beschränkt. 63 Fraglich ist, ob eine EWIV Leistungen an Nichtmitglieder erbringen kann. Eine gesetzliche Regelung, die dies erlaubt oder verbietet, gibt es nicht. Beim französischen groupement d'intérêt économique sind Nichtmitgliedergeschäfte zulässig. 64 Das ergibt sich aus Artikel 11 ord. n. 67—821, der vorsieht, daß das groupement Rechnungen an Dritte richten kann. Die Antwort kann sich für die Vereinigung nur aus Artikel 3 I EWIV-VO ergeben. Im Vorschlag der Kommission über die Europäische Kooperationsvereinigung 65 war noch in Artikel 2 II EWIV-VO vorgesehen, die Tätigkeit der Vereinigung auf Leistungen zu begrenzen, „deren ausschließliche Empfänger die Mitglieder sind". Artikel 3 I EWIV-VO erfordert hingegen nicht, daß die wirtschaftliche Tätigkeit der Mitglieder unmittelbar durch Leistungen gefördert werden muß. Sie darf nur nicht dadurch gefördert werden, daß die Vereinigung dadurch, daß sie auch Leistungen an Dritte erbringt überwiegend nur noch Gewinne für ihre Mitglieder erzielt. Die Förderung der Mitglieder darf nicht nur durch Gewinnerzielung erfolgen. Kann die Hilfstätigkeit für die Mitglieder nur kostendeckend erfolgen, wenn die Vereinigung ihre Leistung auch an Dritte gegen Entgelt erbringt, ist dies eine zulässige mittelbare Förderung. Die Preiskalkulation bei Leistungen an Dritte sowie der Umfang derartiger Geschäfte muß so vorgenommen werden, daß diese Gewinne im Verhältnis zu den Diensten, die gegenüber den Mitgliedern geleistet werden nicht überwiegen. Der Zweck solcher Einnahmen ist nur die Mitgliederförderung zu ermöglichen. Beispiel: Ein deutsches und ein französisches Weingut gründen eine EWIV, mit einer gemeinsamen Leergutannahmestelle. Dort werden die Flaschen gereinigt und den Mitgliedern zur Neuverwendung wieder zur Verfügung gestellt. Ist auf Grund der fixen Kosten ein Betreiben der Anlage nur möglich, wenn die Mitglieder ständig Beiträge leisten, so kann die Vereinigung die Leistung auch für Dritte gegen Entgelt erbringen und durch deren Zahlungen die Mitglieder entlasten. Das Nichtmitgliedergeschäft darf nur nicht soweit in den Vordergrund treten, daß die Vereinigung nur davon existieren könnte. Die Gefahr dabei ist, daß „unabsichtlich" Gewinne gemacht werden. Solche sind zulässig. 66 Ab einem gewissen Umfang solcher Gewinne wird man schlie63 64

65

"

Chartier Rev.Soc. 1974, 601, 631. G u y o n p . 511; Guyon/Coquereau, G I E p. 30; Richard J.C.P. 1968 I 2164 n. 6; Volkmann S. 36. ABl. Nr. C 14 vom 15.2.1974 S. 30; die Bezeichnung der Vereinigung wurde später geändert. Vgl. auch Blomeyer Z f G 37, 144, 159 Fn. 49.

14

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

ßen können, daß der Förderungszweck in den Hintergrund getreten ist. Die Tätigkeit wird unzulässig. E s kann die Auflösung der Vereinigung ausgesprochen werden. 6 7 Anhaltspunkt für eine unzulässige Überschreitung des Nichtmitgliedergeschäfts könnte zum Beispiel die Grenze von 25 % des Umsatzes sein. Diese gesetzliche Grenze besteht bei den französischen coopératives agricoles für den Umfang von Nichtmitgliedergeschäften. Erweist sich die Nachfrage der Nichtmitglieder als groß, so kann ein groupement européen d'intérêt économique in Frankreich gemäß Artikel 8 II Gesetz n. 89—377 ohne Auflösung oder Gründung einer neuen juristischen Person in eine société en nom collectif ( S N C ) umgewandelt werden.

D Verfahrensfragen I

Registereintragung als Entstehungsvoraussetzung

1. Wirkung der Eintragung für die Entstehung

der EWIV

Die E W I V entsteht gemäß Artikel 1 II EWIV-VO mit der Registereintragung. 6 8 Diese hat konstitutiven Charakter. 6 9 Rechtsfolge dieser Eintragung ist, je nachdem, ob der jeweilige Mitgliedsstaat von der Ermächtigung des Artikel 1 III EWIV-VO Gebrauch macht, 7 0 der Erwerb der Rechtsfähigkeit oder eine der juristischen Person angenäherte Rechtsform. Die Vereinigung hat dann die in Artikel 1 II EWIV-VO genannten Fähigkeiten, welche denen des § 124 I H G B 7 1 entsprechen. 7 2 Anküpfungskriterium für die Entstehung der E W I V ist nur die Registereintragung. 7 3

67 68

" 70

71

72 73

Artikel 32 I EWIV-VO. Zu den Registern siehe unten II S. 21. Ganske D B Beilage 20/85 S. 4; Scriba S. 105. In Frankreich wird ein Groupement Européen d'Intérêt Economique = (GEIE) gemäß Artikel 1 des Gesetzes vom 15. Juni 1989 L. n. 377—89, in Großbritannien das E E I G gemäß See. 3 der EEIG-Regulations 1989 = Statutory Instrument (SI) N . 6381989 vom 1. Juli 1989 eine juristische Person sein. Ahnlich Artikel 7 I S. 2 des Ubereinkommens vom 29. 2. 1968 über die gegenseitige Anerkennung von Gesellschaften und juristischen Personen unter den Staaten der E G , EG-Beilage 2/69 zum Bulletin der E G BGBl 1972 II S. 369, nicht in Kraft. Meyer-Landrut RIW 1986, 109; Ganske D B Beilage 20/85 S. 2. Vgl. auch 3 a S. 18; auch in Spanien wird nunmehr ein zentrales Handelsregister eingeführt vgl. Güntzer RIW 1989, 619.

G r ü n d u n g einer E w I V

15

Im folgenden wird dargestellt, wie die einzelnen Rechtsordnungen die Entstehung einer Gesellschaft regeln, und inwieweit die konstitutive Registereintragung der EWIV sich in diese Regelungen einfügt. Dabei erfolgt gleichzeitig ein Uberblick über die wichtigsten Gesellschaftsformen des deutschen, französischen und britischen Rechts.

2. Formelle Anforderungen mit Rechtspersönlichkeit

an die Gründung in den nationalen

von Gesellschaften Rechten

a) Juristische Personen des französischen Gesellschaftsrechts Da das französische Recht keine Gesamthand und damit kein Sondervermögen kennt, besitzen nicht nur Kapitalgesellschaften Rechtsfähigkeit, sondern alle Gesellschaften außer der société en participation (Artikel 1842 C.Civ.). 74 Dies ist notwendig, um die Vermögenszuordnung zu regeln. 75 Wie die EWIV, so entstehen im französischen Recht das vergleichbare groupement d'intérêt économique 76 und die französischen Handelgesellschaften77 als Rechtspersönlichkeit mit Eintragung78 in das Handelsregister.79 Dies wird in Artikel 1 des Gesetzes n. 89—37780 für das groupement européen d'intérêt économique wiederholt. Nur die société civile und die association bedürfen keiner Registereintragung, um die „personnalité morale" zu erwerben.. Zu beachten ist, daß die „personnalité morale", welche das G I E gemäß Artikel 3 der ordonnance erwirbt, nicht mit der Rechtsfähigkeit des deutschen Rechts übereinstimmt.81 Die französische Rechtsprechung hat den Inhalt für den Begriff der „personnalité morale" in Artikel 3 der ordonnance wegen der unbeschränkten gesamtschuldnerischen Haftung der Mitglieder, 82 der steuerlichen Transparenz83 und der akzessorischen Befugnisse, Obligationen zu 74

75 76 77 78 79

80 81 82 83

Vgl. Guyon p. 85; Müller-Gugenberger R I W 1971, 267; ders. R I W 1972, 116; siehe unten 3 c S. 20. Müller-Gugenberger a . a . O . Ordonnance n. 6 7 - 8 2 1 vom 23. 9. 1976, J . O . 28. 9. 1967. Artikel 5 I des Gesetzes vom 24. Juli 1966. System der konstitutiven Registereintragung vgl. Lutter N J W 1967, 1153, 1154. Artikel 3 der ordonnance, décret n. 67—237 vom 23. 3. 1967, vervollständigt durch décret n. 6 8 - 1 0 9 vom 2. 2. 1968 = J . O . vom 13. 12. 1969 = J . C . P . 1968 III 33933 und durch arrêté vom 5. 12. 1961 betreffend das Handelsregister = J . O . vom 13. 12. 1969. J . O . vom 15. Juni 1989 = J.C.P. 1989 III 62838. Vgl. Bonnaissies p. 70; Schütze/Bandle G m b H R 1970, 150, 151. Artikel 4 ord. Artikel 19 ord.

16

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

emittieren (Artikel 5 ord.), 8 4 in verschiedene Richtungen eingeschränkt. 8 5 Den handelsrechtlichen groupements wurde untersagt, „baux commerciaux", handelsrechtliche Mietverträge, abzuschließen. 8 6 Auch die Fähigkeit wie ein Vollkaufmann aufzutreten wurde ihnen abgesprochen. Wegen des Hilfsunternehmensgegenstandes und der fehlenden Gewinnerzielungsabsicht hat man ihre Einordnung als Gesellschaft abgelehnt. 8 7 Diese Einschränkungen sind seit dem Gesetz vom 4. Januar 1978 nicht mehr gerechtfertigt. Darin wurde ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen groupement und société beseitigt. Nunmehr kann nicht nur das Streben nach Gewinn, sondern auch die wirtschaftliche Nutzziehung (profiter d'une économie) Ziel einer Gesellschaft 8 8 sein. 8 9 Eine Konsequenz aus der unerwünschten Rechtsprechung hat der Gesetzgeber in dem Ausführungsgesetz zum groupement européen d'intérêt économique gezogen. In Artikel 15 wird ausdrücklich klargestellt, daß ein handelsrechtliches groupement d'intérêt économique Kaufmann wie jeder andere ist. Auch für eine BGB-Gesellschaft ist kein Gewinnstreben, sondern nur ein gemeinsamer Zweck erforderlich; auch das englische Recht kennt companies, die nicht nach Gewinn streben. 9 0 Die société civile professionelle, 9 1 eine Gesellschaft eigens für Freiberufler, geniesst Rechtsfähigkeit ab dem Zeitpunkt ihrer Zulassung, Registereintragung, oder Verleihung. 92 D a s jeweilige Verfahren unterscheidet sich je nach der Berufsgruppe, und ist in einer besonderen Verwaltungsanordnung geregeh. 9 3

84 85

" 87

88

" 90

" 92 95

Vgl. Kapitel 2 § 9 C S. 100. Vgl. Cass.com. 18. Februar 1975 D 1975, 366 Anm. Guyon; Cass.soc. 4. Juni 1975 Rev.Soc. 1975, 699 Anm. Guyenot; Cour de Douai 5. Oktober 1972 J.C.P. 1974 II 17704 Anm. Guyon; Guyon/Coquereau R . D . C . 1970, l;Trib.pol. Quimper 17. Juni 1970 J.C.P. 1971 II 16730 Anm. Guyon = Rev.Soc. 1970, 674 Anm. Guyenot. Vgl. Delmotte Journal des notaires et des Avocats n. 6 1989, 379, 383. Guyon p. 519; ders. Rev.Soc. 1978, 25, 27; Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 185; Merle, p. 581; Scriba S. 31. Im deutschen Recht kann die Vereinigung ohne weiteres als Gesellschaft bezeichnet werden, vgl. Müller-Gugenberger N J W 1989, 1449, 1452; Karsten Schmidt spricht S. 1426 hinsichtlich des Unternehmensgegenstands der Vereinigung von Gesellschaftszweck; vgl. aber Erwägungsgrund Nr. 5. Vgl. J . O . vom 7. April 1989 p. 74 rechte Spalte; Guyon pp. 101 ss.; schon Müller-Gugenberger S. 106. Vgl. Gower p. 10. Vgl. Kapitel 2 § 4 B II S. 52. Artikel 1 des Gesetzes n. 6 6 - 8 7 9 vom 29. November 1966. Artikel 6 des Gesetzes n. 6 6 - 8 7 9 .

G r ü n d u n g einer E w I V

17

b) Gründung von englischen companies Das englische Recht knüpft den Erwerb der Rechtsfähigkeit der companies an andere Publizitätsakte als die bei uns bekannte Registereintragung. In der Praxis am verbreitetsten ist der Erwerb der Rechtsfähigkeit durch das „certificate of incorporation". 9 4 nach dem Companies Act 1985 für die public limited company, die private limited company und die unlimited company. 95 Der Zeitpunkt des Erwerbs der Rechtsfähigkeit, das heißt der Entstehung der juristischen Person (body corporate), wird durch das im certificate angegebene Datum bestimmt. 96 Die Rechtsfähigkeit der companies ist dogmatisch nicht gleichzusetzen mit der Rechtsfähigkeit deutscher juristischer Personen. Sie ist durch die ultra-vires Lehre eingschränkt. Die company, vertreten durch ihre directors, kann nur Geschäfte tätigen, die im Rahmen des Unternehmensgegenstands liegen. N u r für den Unternehmensgegenstand ist die Rechtsfähigkeit verliehen. 97

c) Vergleich der englischen companies zum European Economic Interest Grouping Eine britische EWIV (European Economic Interest Grouping) geniesst Rechtsfähigkeit vom Zeitpunkt ihrer Eintragung beim registrar of companies an. 98 Das britische Recht knüpft damit zum ersten Mal die Entstehung einer juristischen Person an eine Registereintragung. Gemäß sec. 9 EEIG-Regulations 1989 erfolgt die Eintragung eines EEIG, dessen Sitz99 in Großbritannien ist, bei dem Registerbeamten oder Beamten, der auch für die Registrierung der registered companies zuständig ist.100 Während diese die Rechtsfähigkeit erst durch das certificate erwerben, ist beim EEIG die Registereintragung entscheidend. Zwar wird auch ein certificate ausgehändigt, in diesem ist jedoch als Entstehungsdatum das Datum der Registereintragung einzutragen. 101 Bei den companies ist das nicht zwingend.

94 95 96 97

™ 99 100 101

Vgl. See. 13 C.A. 1985; Triebel S. 120; Drury C.M.L.Rev. 1976, 7, 20. Meinhardt RIW 1987, 10. See. 13 (3) Companies Act 1985. Grundlegend: Ashbury Railway Carriage and Iran Co. v. Riehe (1875) L.R. 5 H . L . 653, 670; vgl. auch Gower pp. 161, 180; Charlesworth/Cain p. 73; Triebel S. 132; Lutter/ Pfrommer G m b H R 1966, 201, 204; siehe unten Kapitel 2 § 8 C II S. 94. Art. 1, Sec. 3 EEIG-Regulations 1989. Die amtliche Übersetzung des Begriffes „Sitz" lautet „official address". See. 10 ff., 704 ff. C.A. 1985; vgl. auch unten II 3 S. 27. See. 9 (5) EEIG-Regulations 1989.

18

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

d) Die deutschen Körperschaften Die Aktiengesellschaft, 102 die Kommanditgesellschaft auf Aktien, 103 die GmbH 1 0 4 und der Idealverein105 erlangen Rechtsfähigkeit durch die Eintragung in das beim Amtsgericht geführte Register. 106 Der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, 107 der wirtschaftliche Verein108 und die Stiftung 109 entstehen durch behördliche Erlaubnis. 110

3. Entstehung einer Gesellschaft ohne

Rechtspersönlichkeit

Keine juristischen Personen sind zum Beispiel die deutsche offene Handelsgesellschaft, die als,, Zwischenstufe zur juristischen Person" bezeichnet wird, 111 die BGB-Gesellschaft, die englische partnership 112 und die société en participation.

a) Die offene Handelsgesellschaft Die O H G erwirbt spätestens mit Eintragung in das Handelsregister ihre Wirksamkeit im Verhältnis zu Dritten. 113 Weiterer Anknüpfungspunkt, der zum Erwerb der in § 124 I H G B genannten Rechte und Pflichten führt, ist der Geschäftsbeginn, 114 falls die Eintragung noch nicht erfolgt ist115 und die Gesellschaft ein Grundhandelsgewerbe betreibt. 116 Vorher besteht die O H G nur als Innengesellschaft. 117 Eine deutsche Europäische wirtschaftliche Interessen-

102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 1,3 114 1,5 116 117

Artikel 36, 41 I S. 1 A k t G . § 278 A k t G . §§ 7, 11 G m b H G . § 21 B G B . System der Normativbestimmungen. § 15 VAG. § 22 B G B . § 80 B G B . Konzessionssystem. Baumbach/Duden/Hopt § 124 Anm. Lindley p. 25. § 123 I H G B . Baumbach/Duden/Hopt § 123 Anm. § 123 II H G B . Baumbach/Duden/Hopt § 123 Anm. Baumbach/Duden/Hopt § 124 Anm.

1, Einl, § 105 Anm. 2 c: „Übergangsform".

4. 2 c. 5 c.

Gründung einer EwIV

19

Vereinigung gilt zwar als Handelsgesellschaft im Sinne des Handelsgesetzbuches118 dennoch entsteht sie im Außenverhältnis erst mit Eintragung, da die Verordnung eine dem § 123 II HGB entsprechende Regelung nicht enthält.119 § 123 II HGB ist nicht subsidiär oder analog anwendbar, da Artikel 1 II EWIVVO die Entstehung insoweit abschließend regelt. 120 b) Partnership und BGB-Gesellschaft Das britische Recht kennt kein Sonderrecht für Kaufleute. 121 Deshalb erfüllt die partnership die Funktionen sowohl der BGB-Gesellschaft als auch der OHG. 122 Die englischen Personengesellschaften haben keine Rechtspersönlichkeit. 123 Dagegen ist die schottische partnership eine „quasi-corporation" mit eigener Rechtsfähigkeit. Sie wird durch ihre Partner vertreten.124 Sie steht deshalb der offenen Handelsgesellschaft näher als die englische partnership. Letztere gleicht eher der BGB-Gesellschaft. Sie kann unter ihrem Namen keine Verbindlichkeiten eingehen. 125 Die englische partnership ist keine von den Mitgliedern getrennte Rechtspersönlichkeit. 126 Wegen der praktischen Bedürfnisse und der auch handelsrechlichen Funktion kann die partnership aber im Gegensatz zur BGB-Gesellschaft unter ihrem Namen klagen und verklagt werden. 127 Nach einer neueren Literaturmeinung soll aber auch die BGB-Gesellschaft als Gesamthand ein Rechtssubjekt und nicht nur gebundenes Sondervermögen der Gesamthänder sein.128 Auf eine Mitunternehmer-BGB-Gesellschaft sollen wenigstens die OHG-Regeln analog Anwendung finden. 129 118

"' 120

121

122 123 124 125 126

127 128

129

§ 1 2. HS EWIVG. Zur Vorvereinigung vgl. Kapitel 5 § 19 S. 127 So auch Ganske DB Beilage 20/85 S. 4Fn. 50; a.A. Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 91. Lindley p. 28; Heenen p. 98; Triebel S. 115; ders. I.WB. Nr. 7 vom 10. 4. 1979 Fach 5 Gruppe 3 S. 65, 67. Heenen p. 98; Triebel S. 117. Triebel S. 120. Mair v. Wood (1948) S.C. 83; Miller pp. 15, 351; Lindley p. 5; Baumann J. S. 53. Vgl. See. 4 (2) P.A. 1890. Vgl. Meyer & Co. v. Faber (N. 2) (1923) 2 Ch. 421 ; Haare v. Orientai Bank Corporation, 2 App. Cas. 589; R. v. Holden (1912) 1 K.B. 483. Supreme Court Rules Order 48 A; vgl. Miller p. 16; Lindley p. 26. Vgl. Fiume , Gesellschaft und Gesamthand ZHR 136 (1972) 177 ff. ; ders. Personengesellschaft, passim; Karsten Schmidt S. 154 ff, 1287 ff. Karsten Schmidt S. 1295 f.

20

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

Eine Eintragung ist, außer bei der limited partnership, 1 3 0 wie bei der B G B Gesellschaft nicht erforderlich. Die Registereintragung der limited partnership hat nicht den Erwerb der Rechtsfähigkeit zur Folge, sondern bewirkt eine Haftungsbeschränkung wie bei der deutschen Kommanditgesellschaft. D a s Verhältnis zwischen limited partnership und partnership ist vergleichbar mit dem Verhältnis der Kommanditgesellschaft und der offenen Handeslgesellschaft. Ähnlich wie § 161 II H G B auf §§ 105 ff. H G B verweist section 7 des Limited Partnership Act 1907 auf den Partnership Act 1890. Im Gegensatz zur Regelung für die O H G 1 3 1 unterscheidet das englische Recht nicht zwischen Entstehung im Innen- und Außenverhältnis. Die partnership besteht, wenn mindestens zwei Personen in Gewinnerzielungsabsicht gemeinsam ein Geschäft betreiben. 132 Bevor aber eine gemeinsame Geschäftstätigkeit erfolgt, gibt es keine partnership. 133 Die Vertragspartner sind nicht Partner, bevor sie nicht tatsächlich die Geschäftstätigkeit ausüben. 1 3 4 E s ist die Geschäftstätigkeit, nicht die Vereinbarung, die sie zu Partnern macht, 1 3 5 wenn auch ein Vertrag erforderlich ist. 136 Damit entsteht die partnership nicht nur im Verhältnis zu den Partnern mit Geschäftsbeginn.

c) Société en participation Die französische société en participation ist eine Gesellschaft, die sowohl einen zivilrechtlichen als auch einen handelsrechtlichen Charakter haben kann. 1 3 7 Subsidiär sind je nach ihrem Charakter die Vorschriften über die société civile oder über die société en nom collectif anwendbar. Jeder Gesellschafter handelt grundsätzlich im eigenen Namen, und verpflichtet nur sich gegenüber Dritten. 138 Die société en participation entsteht durch einen Vertrag, 139 der keiner

130 131 132 133 134 135 136 137 I3! 139

See. 5 Limited Partnership Act 1907. §§ 109, 123 ff. H G B . See. 1 P.A. 1890. Lindley p. 12. Lindley pp. 18, 190. Lindley p. 19. Lindley p. 16; Baumann J. S. 45; Triebel S. 180. Artikel 1871-1 C.Civ. Artikel 1872-1 C.Civ. Artikel 1871-2 C.Civ.

21

G r ü n d u n g einer E w I V

Form oder Publizität unterliegt.140 Daß eine société en participation besteht, kann mit allen Mitteln bewiesen werden.141

4.

Ergebnis

Die Regelung des Artikel 1 II EWIV-VO enthält eine mit dem englischen und deutschen Recht nicht übereinstimmende Lösung. 142 Die EWIV entspricht in ihrer Rechtsnatur weitgehend der OHG. 1 4 3 Dennoch reicht der Geschäftsbeginn nicht aus, die Vereinigung entstehen zu lassen, obwohl sie gemäß Artikel I E W I V G als Handelsgesellschaft gilt. Eine dem § 123 II H G B entsprechende Regelung fehlt. Auch für das englische Recht stellt das Erfordernis einer Registereintragung als Wirksamkeitsvoraussetzung im Personengesellschaftsrecht eine Neuigkeit dar. Zum erstenmal wird die Entstehung einer inkorporierten Gesellschaft an die Registereintragung und nicht an ein certificate of incorporation angeknüpft. Dieser Unterschied ist jedoch nur von formeller Bedeutung.

II Die länderspezifischen Verfahren z u r E i n t r a g u n g einer E u r o p ä i s c h e n wirtschaftlichen Interessenvereinigung 1. Gründung

einer EWIV in der Bundesrepublik

Deutschland144

a) Allgemeines Die Bundesrepublik hat durch das EWIV-Ausführungsgesetz145 ihre Pflichten aus Artikel 41 I EWIV-VO erfüllt. Das EWIV-Ausführungsgesetz (EWIVG) enthält die erforderlichen Bestimmungen 146 über das zuständige Register,147 M0

141

142 141

144 145

146 147

J - C l . Civ. Soc. Artikel 1 8 7 1 - 1 8 7 3 n. 4 9 ; Guyon p. 495; Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 643. Artikel 1871 C.Civ.; vgl. Cass.com. 3. Juni 1986 B . A . C . 1986 IV n. 116 = Rev.Soc. 1986, 585 Anm. Guyon. Vgl. Woodland J . C . P . 1986 I 3247 n. 8. Von der Ermächtigung in Artikel 1 III E W I V - V O wurde aus steuerrechtlichen Gründen kein Gebrauch gemacht: Begründung zum Entwurf eines Gesetzes über die E W I V BTDrucksache U / 3 5 2 II zu § 1. Ausführlich dazu Ganske, E W I V S. 39 ff. Gesetz zur Ausführung der EWG-Verordnung über die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung vom 14. April 1988 Anhang S. 186. Artikel 39 I E W I V - V O . Artikel 6 und 10 E W I V - V O ; § 2 I E W I V G : Handelsregister.

22

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

die für die Eintragung erforderlichen Vorschriften, über die Hinterlegung der in Artikel 7 und 10 EWIV-VO genannten Urkunden und über das für die Bekanntgabe erforderliche Mitteilungsblatt sowie das entsprechende Verfahren. 148 Soweit das EWIVG nichts anderes bestimmt, ist, da die EWIV wegen ihrer personenrechtlichen Struktur der offenen Handelsgesellschaft am meisten ähnelt, nach dessen § 1 OHG-Recht anwendbar.

b) Zuständigkeit für die Eintragung Da die deutsche Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung gemäß § 1 2. Halbsatz des EWIVG als Handelsgesellschaft gilt, sind die §§ 8 ff. HGB, §§ 125 ff. FGG anwendbar. 149 Die Vereinigung ist gemäß Artikel 6 EWIV-VO i.V.m. § 2 1 EWIVG bei dem Gericht, in dessen Bezirk sie ihren im Gründungsvertrag genannten Sitz hat, anzumelden. Insoweit entspricht der Wortlaut nicht dem § 106 I HGB. Nach dessen Wortlaut kommt es auf den Sitz an. Daraus ergibt sich nicht, ob der tatsächliche oder der vertraglich festgelegte Sitz gemeint ist. Nach absolut herrschender Meinung ist im nationalen als auch im international privatrechtlichen Gesellschaftsrecht der tatsächliche Sitz entscheidend. 150 Der tatsächliche Sitz ist der Sitz, an dem oder von dem die Gesellschaft tatsächlich geleitet wird. 151 Der Gesellschaftsvertrag kann nichts anderes bestimmen. 152 Artikel 12 EWIV-VO begrenzt die freie Wahl des Sitzes nur insoweit, als er ihn zumindest an einen Ort bindet, an dem ein Mitglied seine Hauptverwaltung (Gesellschaft) hat oder seine Haupttätigkeit (natürli-

148 14' 150

151

152

Vgl. Goebeler BB 1987, 2315. Vgl. zur Eintragung Meyer-Landrut, EWIV S. 141. BGH W M 1979, 692; BGHZ 78, 318, 334; OLG Celle ZIP 1984, 594, 600; OLG Nürnberg W M 1985, 259; Heymann/Emmerich Bd. 2 § 106 Rdn. 4; Heymann/Kötter § 106 Anm. 5; Düringer-Hachenberg Bd. 11 2. Hälfte § 106 Anm. 3; Fischer Großkomm. § 106 Anm. 2; Hueck, Das Recht der OHG S. 103; Schlegelberger/Geßler § 106 Rdn. 3; Baumbach/Duden/Hopt § 105 Anm. 6 B; Koch/Magnus/Winkler von Mohrenfels S. 126 ff.; Panthen, Der Sitzbegriff im internationalen Gesellschaftsrecht, Diss. 1988; Palandt/Heldrich Anh. zu Artikel 12 Anm. 2 EGBGB; Wessel, Sitz und Gründungstheorie im Gesellschaftsrecht, GmbHR 1988, 423; Ebke ZGR 1987, 245 ff. Besprechung von BayObLGZ 1986, 61 veröffentlicht in IPRax 1986, 368 mit Aufsatz von Großfeld S. 351; Kegel, IPR S. 337 ff. Vgl. nur Heymann/Emmerich a.a.O.; Heymann/Kötter a.a.O.; Schlegelberger/Geßler a.a.O. Heymann/Emmerich a.a.O.; Heymann/Kötter a.a.O.; Düringer/Hachenburg a.a.O.; Schlegelberger/Geßler a.a.O.; Fischer Großkomm. a.a.O.; Hueck S. 114.

G r ü n d u n g einer E w I V

23

che Person) ausübt, und die Vereinigung dort auch tätig ist.153 Dies entspricht Artikel 12 arrêté vom 5. Dezember 1969, wonach das groupement d'intérêt économique seinen Sitz am Wohnort eines Mitglieds haben kann. Eine EWIV kann folglich auch in der Bundesrepublik gegründet und eingetragen werden, wenn ihr tatsächlicher Verwaltungssitz in einem anderen Mitgliedsstaat ist154 und nur ein Mitglied der Vereinigung der Bundesrepublik Deutschland zuzurechnen ist.

c) Formerfordernisse Die Anmeldung zur Eintragung hat gemäß § 12 H G B in öffentlich beglaubigter Form zu erfolgen. Die Zeichnungen von Unterschriften 155 sind in öffentlich beglaubigter Form einzureichen. 156 Wird die Anmeldung pflichtwidrig von den in § 3 I EWIVG bezeichneten Personen unterlassen, erfolgt gemäß § 14 H G B eine Zwangsgeldfestsetzung. Die Bekanntmachung erfolgt im Bundesanzeiger 157 und im Amtsblatt der EG. 158 Die Bekanntmachung im Amtsblatt der EG hat keine selbständige Wirkung, 159 während die vorherige 160 .Bekanntmachung im nationalen Bereich die Entgegensetzbarkeit gemäß Artikel 9 EWIV-VO bewirkt. 161 Bei Errichtung einer Zweigniederlassung in der Bundesrepublik 162 besteht Eintragungspflicht gemäß Artikel 10 EWIV-VO, so daß von den §§ 8 ff. H G B § 13 H G B keine Anwendung findet. 163 Wegen des regelmäßigen Auslandsbezuges ist gemäß § 51 Nr. 3 Rechtspflegergesetz der Richter sachlich zuständig.

153 154

155 156 157 158 159 160 161 162 163

Vgl. dazu ausführlich Scriba S. 88. Zur grenzüberschreitenden Sitzverlegung vgl. Artikel 14 EWIV-VO; umfangreiche Ausführungen zur Sitzverlegung bei Meyer-Landrut, EWIV S. 163 ff. § 3 EWIVG. Artikel 12 I H G B . § 1 EWIVG, Artikel 39 EWIV-VO, § 10 H G B . Artikel 11, 39 EWIV-VO, § 4 H EWIVG. Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987, 492, 502. Vgl. Artikel 39 II EWIV-VO. Ausführlich zu den Gründungsformalitäten Meyer-Landrut, EWIV S. 138 ff. Vgl. Meyer-Landrut, EWIV S. 155 f. Vgl. dazu Großfeld S. 154.

24

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

d) Firma Die Firma der EWIV muß nicht als Personalfirma gemäß § 19 I H G B gebildet werden. 164 Eine reine Sachfirma ist zulässig. 165 Dies ergibt sich aus dem Wortlaut des Artikel 5 a, der als auslegbare Verordnungsregelung die Anwendung subsidiären nationalen Rechts ausschließt. 166

e) Kosten Die Kosten für die Eintragung bestimmen sich nach § 26 KostO. Da es sich um die Eintragung einer Personengesellschaft handelt, ist kein bestimmter Geldbetrag einzutragen. 167 Der Wert des Betriebsvermögens 168 ist maßgeblich.169 Bei der Berechnung des Wertes des Betriebsvermögens sind nunmehr der durch § 16 II EWIVG geänderte § 26 II S. 5 KostO und der § 26 VI KostO zu beachten. Die Gebühren dürfen die Verwaltungskosten nicht übersteigen.170

2. Gründung einer EWIV (groupement européen d'intérêt in Frankreich

économique)

a) Allgemeines In Frankreich wurde am 15. Juni 1989 das Gesetz 171 bezüglich des groupement européen d'intérêt économique veröffentlicht, durch welches gleichzeitig die ordonnance n. 67—821 geändert wurde. Es enthält in Kapitel 1 die notwendigen Regelungen bezüglich des GEIE und in Kapitel 2 eine Modernisierung des groupement d'intérêt économique.

"4

165 166 167

"« 169 170 171

AG München BB 1990, 160; Müller-Gugenberger N J W 1989, 1449, 1457; ders. BB 1989, 1922 ff.; a.A. Abmeier N J W 1986, 2987, 2990; Ganske, EWIV S. 38; Meyer-Landrut, EWIV S. 154; Ziegler, Rpfleger 1989, 261, 262. AG München a . a . O . ; Müller-Gugenberger a.a.O. AG München a . a . O . ; Müller-Gugenberger a.a.O. Korintenberg/Reimann § 26 Rdn. 44 ff. Vgl. zum Problem Geheimnisschutz (§ 12 I H G B , § 129 BGB , §§ 26, 154 II KostO) und Einsichtsrecht gemäß § 9 H G B : Pardey N J W 1989, 1647, 1649 f. § 26 I, II S. 1 KostO. Artikel 39 I EWIV-VO. L. n. 8 7 - 3 7 7 vom 13. Juni 1989 = J . O . 15. Juni 1989 p. 7440.

Gründung einer EwIV

25

Eine Eintragung hat in das registre du commerce et des sociétés 172 zu erfolgen. G e m ä ß Artikel 2 S. 2 L. n. 89—377 hat die Eintragung nicht die K a u f mannsvermutung zur Folge. Es w i r d in Frankreich handelsrechtliche und zivilrechtliche GEIE geben. Die entsprechende Eigenschaft bestimmt sich nach dem jeweiligen Unternehmensgegenstand. 1 7 3 Dies hat Konsequenzen hinsichtlich der A n w e n d u n g der Vorschriften über Handelsgeschäfte 1 7 4 als auch hinsichtlich der gerichtlichen Zuständigkeit. W ä h r e n d im deutschen Recht ein Rechtsstreit nur durch A n t r a g v o r die K a m m e r f ü r Handelssachen gelangt (§ 96 G V G ) , 1 7 5 trennt das französische Prozeßrecht streng zwischen zivilund handelsrechtlicher Zuständigkeit. Gewisse Streitgegenstände 1 7 6 unterliegen der Jurisdiktion der „tribunaux de commerce". 1 7 7 Es gilt die Vermutung, daß ein groupement zivilrechtlich ist. 178 Wer sich auf die Kaufmannseigenschaft des G I E beruft, trägt d a f ü r die Beweislast. 1 7 9 In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, daß nicht der im Handelsregister angegebene Unternehmensgegenstand entscheidend ist, sondern der v o m groupement tatsächlich ausgeübte. 1 8 0 A u c h wenn nur Kaufleute Mitglied eines G E I E sind, kann das groupement selbst einen zivilrechtlichen Charakter haben und ist damit keine Handelsgesellschaft. 1 8 1

172

173 174

175

176

177

178

179

180 181

Arrêté vom 20. Juni 1989 J.O. 30. Juni p. 8101 (abgedruckt im Anhang S. 197; décret n. 84-406 vom 30. Mai 1984 J.C.P. 1984 III 55735 abgeändert durch décret n. 87-970 vom 3. Dezember 1987 D 1988, 1; vgl. dazu Rotty, Refonte de la réglementation du registre du commerce et des sociétés, décret n. 84—406 du 30. mai 1984 J.C.P. 1984 éd. E I 13621 sowie Bouloc, L'influence des mesures de Signification Administrative sur le registre du commerce et des sociétés Gaz.Pal. 1985 doc. 419. Artikel 2 S. 1 des Gesetzes i.V.m. Artikel 1, 632, 633 C.Com. Z.B. der Abschluß von baux commerciaux, vgl. décret n. 53—960 vom 30. September 1953 J.O. 1. Oktober 1953. Verhandlung vor der Zivilkammer ist ohne Folge, vgl. Thomas/Putzo vor § 93 GVG Anm. 1. Vgl. Artikel 632, 633, 641 C.Com., Artikel L. 411-1 ss. und R 411-1 ss. des Code de l'organisation judiciaire; vgl. Cour d'appel de Toulouse 6. Januar 1983 D. 1984, 499 Anm. Guyénot. Vgl. Perrot, Institutions Judiciaires p. 116; zu den besonderen Verfahrensvorschriften: Artikel 749, 853 bis 878 N.C.P.C. Cour de Paris 9. Dezember 1987 Rev.Soc. 1988, 104 Anm. Guyon = Bull.Soc. 1988, 89 = R.D.C. 1989, 93 n. 14. Cour de Paris 9. Dezember 1987 Rev.Soc. 1988, 104 Anm. Guyon = Bull.Soc. 1988, 89 = R.D.C: 1989, 93 n. 14. Cour d'appel d'Orléans vom 9. November 1972 J.C.P. 1973 II n. 17508. Für das GIE: Paris 9. Dezember 1987 Rev.Soc. 1988, 104 Anm. Guyon = R.D.C 1989, 93 n. 14 = Bull.Soc. 1988, 89.

26

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

b) Zuständigkeit für die Registereintragung Gemäß Artikel 14 des décret n. 84—406 ist das Handelsgericht 1 8 2 zuständig, an dem eine juristische Person (groupement européen d'intérêt économique) ihren Sitz hat. I m französischen Recht ist, wie auch im deutschen Recht, abweichend von Artikel 12 E W I V - V O nur der tatsächliche Verwaltungssitz 1 8 3 maßgeblich. 1 8 4 Das gilt auch für das internationale Privatrecht. 1 8 5 c) Form Die Eintragung ist von der eintragungspflichtigen juristischen Person sobald wie möglich nach Erfüllung der sonstigen Gründungsvoraussetzungen zu beantragen. 1 8 6 D i e Hinterlegung des Gründungsvertrages sowie der gemäß Artikel 7 E W I V - V O zu hinterlegenden Urkunden hat in zweifacher Ausfertigung zu erfolgen. 1 8 7 Wurde der Gründungsvertrag notariell angefertigt, genügen zwei Ausfertigungen, bei privatschriftlichem Gründungsvertrag sind zwei O r i ginale erforderlich. 1 8 8 Die Bekanntmachung erfolgt im B . O . D . A . C . (Bulletin officiel des annonces civiles et commerciales) 1 8 9 und im Amtsblatt der E G . 1 9 0 D e r „greffier" übermittelt innerhalb eines Monats nach Veröffentlichung im B . O . D . A . C . einen Hinweis mit den erforderlichen Angaben an die bei der E G für die Veröffentlichungen zuständige Behörde. 1 9 1 Die Eintragung einer Zweigniederlassung hat gemäß Artikel 10 E W I V - V O i.V.m. Artikel 4 arrêté v. 20 J u n i 1989 zu erfolgen. d) Kosten D e r Antragsteller hat gemäß Artikel 78 décret n. 84—406 die Kosten des EintragungsVerfahrens zu tragen.

182 183 184

185 186 187 188

189 1,0 191

Dort der Urkundsbeamte. Siège social. Vgl. Artikel 1837 C.Civ.; Artikel 3 Gesetz n. 6 6 - 5 3 7 vom 24. Juli 1966 sur les sociétés commerciales; Cass.civ. vom 7. Juli 1947 J . C . P . 1947 II 3871; Holleaux/Foyer/de la Pradelle pp. 134, 135; Guyon pp. 170 s. ; Loussouarn/Bredin pp. 274, 277, 496. Guyon p. 171. Artikel 14 S. 3 décret n. 8 4 - 4 0 6 . Artikel 2 arrêté v. 20. Juni 1989. Artikel 48 1 a décret n. 84—406; zu den formellen Voraussetzungen und erforderlichen Unterlagen arrêté v. 20. Juni 1989. Artikel 9 arrêté v. 20. Juni 1989; décret vom 3. Juli 1978. Artikel 11 EWIV-VO. Artikel 9 arrêté v. 20. Juni 1989.

27

G r ü n d u n g einer E w I V

3. Gründung einer EWIV (European in Großbritannien

Economic

Interest

Grouping)

a) Gründung einer E W I V mit Sitz in Großbritannien aa) Zuständigkeit Die Eintragung eines E E I G mit Sitz 192 in Großbritannien hat bei dem Registerbeamten zu erfolgen, der nach dem Companies Act 1985193 für die Eintragung der registered companies und die Ausstellung deren „certificate of incorporation" zuständig ist. 194 Wenn der Sitz des European Economic Interest Grouping in England und Wales oder Schottland sein soll, sind es die nach dem C . A . 1985 jeweils dafür zuständigen Registerbeamten. 195 bb) Form Bei jeder Gründung ist der Gründungsvertrag sowie ein Formblatt „ E E I G l " , 1 9 6 einzureichen. Das Formblatt muß die Namen der Mitglieder des E E I G und die sonst nach Artikel 5 EWIV-VO erforderlichen Angaben enthalten. 197 Der Registerbeamte soll ein European Economic Interest Grouping erst dann eintragen, wenn er davon überzeugt ist, daß alle Anforderungen der E E I G - R e gulations 1989 und der EG-Verordnung an die Eintragung und die ihr vorhergehenden und sie begleitenden Anforderungen erfüllt sind. 198 Jedoch kann er eine Erklärung, die im Formblatt „ E E I G 1" abgegeben ist, als Nachweis ausreichen lassen. 199 Der Registerbeamte soll dann den Gründungsvertrag und eine beglaubigte Ubersetzung, 200 falls eingereicht, einbehalten und das E E I G eintragen. 201 Wie bei den companies erteilt er ein „certificate", 202 welches das Eintragungsdatum des E E I G enthält. 203 Soll ein European Economic Interest

192 193

194 195 196 197 I9

'

,99 200 201 202 203

Zum statuarischen Sitzbegriff vgl. unten § 3 B S. 30. Der Companies Act 1985 schafft kein neues Recht, sondern konsolidiert die Companies Acts 1948, 1967, 1976, 1980 und 1981 sowie die entsprechenden Bestimmungen des European Community Act 1972, vgl. Meinhardt R I W 1987, 10. See. 9 (1) EEIG-Regulations 1989. See. 9 (1) a b EEIG-Regulations 1989. Vgl. Anhang S. 218. See. 9 (2) EEIG-Regulations 1989. See. 9 (3) EEIG-Regulations 1989; so auch See. 12 (1) C . A . 1985. See. 9 (3) EEIG-Regulations 1989. Definition einer beglaubigten Übersetzung in See. 2 (3) EEIG-Regulations 1989. See. 9 (4) EEIG-Regulations 1989. Zur Wirkung des „certificate" vgl. oben D I 2 b S. 17. See. 9 (5) EEIG-Regulations 1989.

28

§ 2 Entstehungsvoraussetzungen

Grouping auf Grund eines Vertrages eingetragen werden, der nicht in englischer Sprache verfaßt ist, kann der gemäß See. 9 (1) EEIG-Regulations 1989 einzureichende Vertrag zwar in fremder Sprache sein, jedoch muß eine beglaubigte Ubersetzung beigefügt sein. Mitteilungen und Nachrichten werden an den im Formblatt „ E E I G 1" genannten Sitz übermittelt. Hat sich der Sitz geändert, so ist der im Formblatt „ E E I G 4 " angegebene Sitz maßgeblich. 204 Bei der Bezeichnung 205 des E E I G ist darauf zu achten, daß der Name keinen Zusatz oder Teil „limited" oder „unlimited" beziehungsweise „public limited Company" oder deren walisische Äquivalente enthält. 2 0 ' Der Zusatz „European Economic Interest Grouping" oder „ E E I G " beziehungsweise die entsprechenden Zusätze in anderen Sprachen sind bei der Anwendung des See. 26 (1) C.A. 1985 i.V.m. See. 18 Anhang 4 EEIG-Regulations 1989 außer acht zu lassen. 207 See. 26 (1) C . A . 1985 dient dem Schutz bereits eingetragener companies. Die gemäß Artikel 7 (a) - (j) EWIV-VO einzureichenden Unterlagen sollen innerhalb von 15 Tagen, bei Niederlassungen innerhalb von 30 Tagen eingereicht werden. 208 Jeder kann die Unterlagen oder Kopien, die der Registerbeamte aufbewahrt, einsehen, 209 und verlangen, daß der Registerbeamte ihm eine Kopie zuschickt. 210 Diese Regelung entspricht § 9 I, II S. 1 H G B . Die Veröffentlichungen im Amtsblatt (Gazette) und im Amtsblatt der E G hat der Registerbeamte zu veranlassen.211 b) Gründung einer Vereinigung außerhalb Großbritanniens (Zweigniederlassung in Großbritannien) Innerhalb eines Monats seit der Errichtung einer Niederlassung in Großbritannien ist bei dem zuständigen Registerbeamten, je nachdem in England, Wales oder Schottland, eine beglaubigte Kopie des Vertrages und der anderen gemäß Artikel 10 EWIV-VO einzureichenden Unterlagen, wenn diese nicht in englischer Sprache sind212 sowie ein Formblatt „ E E I G 2" 2 1 3 zum Zwecke der Ein-

204 205 206 207 208

m 2.0 2.1 2.2 2.3

See. 9 (10) EEIG-Regulations 1989; vgl. See. 725 C . A . 1985. Gemäß See. 17 EEIG-Regulations 1989 findet der Business Name Act 1985 Anwendung. See. 10 (1) EEIG-Regulations 1989. See. 10 (2) EEIG-Regulations 1989. Vgl. zu den im Einzelfall erforderlichen Unterscheidungen und den dazu gehörigen Formblättern See. 13 EEIG-Regulations 1989. See. 14 a EEIG-Regulations 1989. See. 14 b EEIG-Regulations 1989. Vgl. näher See. 15 EEIG-Regulations 1989. See. 12 (2) EEIG-Regulations 1989. Vgl. Anhang S. 220.

G r ü n d u n g einer E w I V

29

tragung einzureichen. 214 Besteht schon eine eingetragene Niederlassung in Großbritannien, so sind die in Section 12 (2) EEIG-Regulations 1989 dargestellten Formalien nicht mehr erforderlich. Section 12 (4), (5) und (6) entsprechen Section 9 (3), (4) und (10), mit den Unterschieden, daß an Stelle des Formblatts „EEIG 1" Formblatt „EEIG 2" tritt, und daß Benachrichtigungen an die Niederlassung in Großbritannien, also nicht an den Sitz erfolgen. Uber Section 12 (7) EEIG-Regulations findet auch ein Namensschutz (See. 10 EEIG-Regulations 1989) statt.

§ 3 Nichtigkeit der Vereinigung A Allgemeines Die Verordnung selbst enthält keine Gründe für die Nichtigkeit der Vereinigung. Artikel 15 EWIV-VO verweist hinsichtlich der Nichtigkeitsgründe über Artikel 2 I EWIV-VO auf nationales Recht. 1 Der Verweis ist auf innerstaatliches Recht gerichtet. Deshalb findet eine kollisionsrechtliche Vorprüfung nicht statt. 2 Liegt nach dem anwendbaren nationalen Recht Nichtigkeit (C, D, E) vor, so muß nach Fristsetzung zur Mängelbeseitigung die Nichtigkeit der Vereinigung durch gerichtliche Entscheidung (B) festgestellt oder ausgesprochen werden. 3 Nach dem subsidiär anwendbaren Recht entscheidet sich, ob eine „Feststellung" oder „Erklärung" der Nichtigkeit erfolgt. 4 Die Nichtigkeit bewirkt die Abwicklung der Vereinigung wie bei der Auflösung. 5 Das die Auflösung aussprechende Urteil ist beim Handelsregister zu hinterlegen und unterliegt der Publizität des Handelsregisters (Artikel 7 S. 2 (c), 15 III EWIV-VO). Zu untersuchen ist, ob sich die Nichtigkeit einer Vereinigung aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nur aus Artikel 85 EWGV oder auch aus einem nationalen Recht ergeben kann (F).

2,4 1

2

3 4 5

Artikel 10 EWIV-VO, See. 12 (1) EEIG-Regulations 1989. Artikel 15 EWIV-VO lehnt sich an Artikel 22 der Dritten gesellschaftsrechtlichen Richtlinie an, ABl E G Nr. L 295 vom 20. 11. 1978. Scriba S. 50; Ganske D B Beilage 20/85 S. 12; Meyer-Landrut R I W 1986, 107, 108; Woodland J.C.P. 1986 I 3247 Fn. 15. Artikel 15 I S. 1, 2 EWIV-VO; vgl. EG-Direktive 68/151 9. März 1968. Vgl. Scriba S. 167. Artikel 15 II mit Artikel 35 EWIV-VO.

30

§ 3 N i c h t i g k e i t der Vereinigung

B Gerichtliche Zuständigkeit Die gerichtliche Zuständigkeit für Nichtigkeitsklagen richtet sich nach dem Ubereinkommen über die Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 27. September 1968 und 25. Oktober 1982 ABl E G Nr. C 97 vom 11. 4. 1985 (EuGVÜ). 6 Nach dessen Artikel 16 Nr. 2 sind für „Klagen, welche die Gültigkeit, Nichtigkeit oder die Auflösung einer Gesellschaft oder juristischen Person . . . zum Gegenstand haben, die Gerichte des Vertragsstaates, in dessen Hoheitsgebiet die Gesellschaft oder juristische Person ihren Sitz hat," zuständig. Das E u G V Ü enthält keine Definition des Sitzbegriffs. Gemäß Artikel 53 S. 1 E u G V Ü steht der Gesellschaftssitz dem Wohnsitz gleich. Das Gericht hat bei der Beurteilung, ob ein Wohnsitz im Gerichtsstand besteht, sein eigenes Recht (Artikel 52 I S. 1 EuGVÜ), beim Gesellschaftssitz die Vorschriften des Internationalen Privatrechts anzuwenden. 7 Wenn wie in der Bundesrepublik keine besonderen Kollisionsvorschriften für das Gesellschaftsstatut bestehen, ist das Anknüpfungskriterium der lex fori maßgeblich. 8 Somit entscheiden jeweils die nationalen Sitzbegriffe darüber, ob ein Gericht zuständig ist. Im französischen' und im deutschen Recht 10 ist es der tatsächliche Sitz, wohingegen in Großbritannien, 11 in Spanien, 12 in den Niederlanden, in Luxemburg und Italien der statuarische Sitz maßgeblich ist. 13 Im Vereinigten Königreich hat der Gesetzgeber für die Zwecke des Artikel 16 mit section 43 des Civil Jurisdiction on Judgements Act von 1982 eine Norm geschaffen, in der Kriterien für die Ermittlung des Sitzes festgelegt sind.14 Für die Feststellung, ob ein

6

7 8

' 10 11

12

13 14

Scriba S. 167; Text des Abkommens abgedruckt bei Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann Schlußanhang V B 9. Artikel 53 S. 2 E u G V Ü . Bülow-Böckstiegel Bd. 1 606.320; Kropholler Artikel 16 Rdn. 29. Vgl. § 2 D II 2 b S. 26. Vgl. § 2 D II 1 b S. 22. Dicey p. 1128; Chesire/North p. 178; Kegel, I P R S. 338; Triebel I.W.B. Nr. 7 v. 10. 4. 1979 Fach 5 Gruppe 3 S. 65, 75; am 1. 1. 1987 dem E u G V Ü beigetreten, B G B l 1986/21146; vgl. auch IPRax 1988, 133. Mit Spanien besteht ein Staatsvertrag für die Anerkennung spanischer Gesellschaften auf der Basis der Gründungstheorie, vgl. Ebenroth/Bippius, Die Anerkennungsproblematik im Internationalen Gesellschaftsrecht, N J W 1988, 2137. Vgl. Bülow-Böckstiegel Bd. 1 606.325 f.; Holleaux/Foyer/de la Pradelle p. 134. Kropholler Artikel 16 Rdn. 29 a.E.

G r ü n d u n g einer E w I V

31

Gesellschaftssitz in der Bundesrepublik besteht, 15 muß neben dem realen Sitz auch der in der Bundesrepublik befindliche Satzungssitz relevant bleiben. 16 Fallen tatsächlicher Sitz und statuarischer Sitz auseinander, könnten sich Gerichte verschiedener Mitgliedsstaten für die Nichtigkeitsfeststellung zuständig erklären. 17 Diesen Konflikt löst Artikel 23 E u G V U zugunsten des zuerst angerufenen Gerichts.

C Nichtigkeit einer deutschen 1 8 Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung D a das E W I V G keine Nichtigkeitsgründe enthält, ist gemäß Artikel 2 1 E W I V V O , § 1 E W I V G das Recht der offenen Handelsgesellschaft anwendbar. Als Gründe für die mögliche Nichtigkeit einer deutschen E W I V werden meist die Anfechtung gemäß §§ 119, 123 B G B oder die Nichtigkeit gemäß §§ 125, 134, 138 B G B in Betracht kommen. Auch bei der Beteiligung Minderjähriger ohne die gemäß §§ 1643 I, 1822 I S. 3 B G B erforderliche vormundschaftliche Genehmigung könnte Nichtigkeit die Folge sein. 19 Nichtigkeit ist aber grundsätzlich nur die Folge, soweit die deutsche Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung 20 noch nicht in Vollzug gesetzt ist. Ist aber die Vereinigung (Gesellschaft) in Vollzug gesetzt, müßten die von Rechtsprechung 2 1 und Lehre 2 2 entwickelten Grundsätze über die fehlerhafte Gesellschaft Anwendung finden. Mit Hilfe dieser Lehre sollen die Probleme vermieden werden, die sich bei der Rückabwicklung der in Vollzug gesetzten

15 16 17

18

19 20 21 22

Artikel 2 E u G V Ü . Bülow-Böckstiegel Bd. 1, 606.324 ff. Kropholler, Europäisches Zivilprozeßrecht, Artikel 16 Rdn. 29; Geimer/Schütze, Internationale Urteilsanerkennung Bd. 1, S. 745. Zur Zulässigkeit dieser Bezeichnung einer EWIV trotz ihres supranationalen Charakters vgl. Abmeier N J W 1986, 2987, 2991; Autenrieth BB 1989, 305; Ganske, EWIV S. 21. Übersicht bei Baumbach/Duden/Hopt § 105 Anm. 8 DjMeyer-Landrut, EWIVS. 147f. Zur fehlerhaften Vorvereinigung Meyer-Landrut, EWIV S. 150 f. R G JW 1935, 2617 Nr. 1; B G H Z 55, 5, 8; 62, 20, 26 f.; B G H N J W 1978, 2505, 2506. Die dogmatischen Grundlagen sind noch umstritten; vgl. Ulmer, FS für Flume Bd. 2 S. 301 ff.; Fischer N J W 1985, 969 ff.; Ronke FS für Paulick S. 55 ff.; Wiesner, Fehlerhafte Gesellschaft S. 42 ff.

32

§ 3 N i c h t i g k e i t d e r Vereinigung

Gesellschaft ergeben würden. 2 3 Auch der Schutz Dritter, zum Beispiel hinsichtlich der persönlichen Haftung der Gesellschafter, 24 erfordert die Anwendung dieser Grundsätze. Mit der Feststellung, daß die Nichtigkeit zur Abwicklung führt, 2 5 und deshalb gemäß Artikel 35 III EWIV-VO die Geschäftsfähigkeit der EWIV bis zur Beendigung der Abwicklung fortbesteht, ist für die Vereinigung eine Lösung gewählt worden, die nicht von der Rückwirkung der Nichtigkeit ausgeht. 26 Diese Regelung entspricht einem neueren Gedanken in der Literatur zur fehlerhaften Gesellschaft. Die fehlerhafte Gesellschaft ist demnach keine Scheingesellschaft, sondern eine wirkliche Gesellschaft. 27 Wie bei der Kapitalgesellschaft greifen die Anfechtungs- und Nichtigkeitstatbestände nicht mehr ein. 28 Satzungen und Gesellschaftsverträge bedürfen im Unterschied zu einfachen schuldrechtlichen Verträgen einer besonderen Behandlung. 29 Eine solche Behandlung ist aber nur erforderlich, wenn die Probleme, die zur Anwendung der Lehre von der faktischen Gesellschaft im deutschen Recht führen, sich auch bei der Nichtigkeit einer EWIV ergeben würden. Bei der EWIV besteht keine Beitragspflicht. 30 N u r Artikel 21 II EWIV-VO sieht vor, daß die Mitglieder zu dem Betrag beisteuern müssen, um den die Ausgaben die Einnahmen der Vereinigung übersteigen. In der Praxis wird als Zeitpunkt für die Invollzugsetzung einer Gesellschaft die Beitragsleistung angesehen. 31 Ab diesem Zeitpunkt entstehen Rückabwicklungsprobleme. Werden aber keine Beiträge geleistet, so besteht kein Bedarf, die Vereinigung nach den Grundsätzen der fehlerhaften Gesellschaft zu behandeln. In der Praxis hat sich beim groupement d'intérêt économique gezeigt, daß nicht viele groupements mit einem Vereinigungsvermögen ausgestattet sind, welches auf Mitgliedsbeiträgen beruht. N u r 25% der groupements haben ein Kapital und nur 3% ein Kapital von mehr als 100.000 Francs. 32

25

24 25 26 27 28 29 50 31

32

B G H Z 55, 5, 8; 62, 20, 26 f.; Stimpel Z G R 1973, 73, 101; Fischer G r o ß k o m m . § 105 Anm. 68; Schwintowski, J Z 1987, 588 ff. R G Z 124, 104. Artikel 15 II EWIV-VO. Zur Möglichkeit der Amtslöschung vgl. Meyer-Landrut, EWIV S. 153. Flume, Personengesellschaft S. 18. Flume, Personengesellschaft S. 17; Ulmer, FS Flume S. 308. Karsten Schmidt S. 113. Vgl. unten Kapitel 2 § 9 A S. 98. B G H Z 13, 320, 321 f.; B G H W M 1967, 419, 420; vgl zum Streit um den sachgerechten Zeitpunkt Wiesner S. 117 ff. Guyon p. 513 Stand 1988.

Gründung einer EwIV

33

Auch der Schutz Dritter erfordert nicht unbedingt eine besondere Behandlung. Denn gemäß Artikel 15 III EWIV-VO berührt der Ausspruch der Nichtigkeit nicht die Wirksamkeit der Verpflichtungen, die zu Lasten oder zu Gunsten der Vereinigung vor dem Zeitpunkt entstanden sind, es sei denn der Dritte konnte die Nichtigkeit wegen ihrer Bekanntmachung 3 3 kennen. Wird die Vereinigung insoweit als wirksam betrachtet, gibt es keinen Grund von der persönlichen Haftung eine Ausnahme zu machen. Artikel 15 III EWIV-VO kann nur dann seine Funktion erfüllen, wenn nicht nur die nichtige Vereinigung haftet, sondern auch die eher zahlungsfähigen Mitglieder. Somit könnte die EWIV grundsätzlich den allgemeinen Nichtigkeitsfolgen des Schuldrechts unterworfen werden. Da es aber Vereinigungen mit Beiträgen und damit Rückabwicklungsschwierigkeiten geben wird, ist die Regelung zu begrüßen.

D Nichtigkeit eines groupement européen d'intérêt économique Die Nichtigkeit eines groupement européen d'intérêt économique kann sich nur aus einer Verletzung der zwingenden Regelungen der EG-Verordnung Nr. 2137—85, dem Gesetz n. 89—377, den allgemeinen Nichtigkeitsgründen von Verträgen (Artikel 9 L. n. 89 — 377) oder einem Verstoß gegen den ordre public ergeben. 34 O b ein Unternehmensgegenstand gegen den ordre public verstößt, beurteilt sich nach dem tatsächlich ausgeübten, nicht nach dem eingetragenen Unternehmensgegenstand. 3 5 Erst in der ersten Lesung im Parlament wurde als Absatz 3 noch ein Verweis auf die Artikel 1844—12 bis 1844-17 C.Civ. aufgenommen. Diese enthalten besondere Regelungen über die Folgen und das Verfahren der Nichtigkeit von Gesellschaften. Den gleichen Verweis auf das allgemeine Gesellschaftsrecht enthält Artikel 3 ord. n. 67—82136 nunmehr für das GIE. Eine Regelung, welche zeigt, daß die herrschende Meinung 3 7 mit ihrer absoluten Ablehnung der subsidiären Anwendung des allge-

53 34 35 36 37

Artikel 15 III S. 1, 9 I EWIV-VO. Cass.com. 7. Februar 1989 Rev.Soc. 1989, 254 = R.D.C. 1989,270. Cour de Paris 1. Oktober 1980 R.D.C. 1981, 791 = Rev.Soc. 1989, 256. Geändert durch Artikel 19 L. n. 89-377. Guyon p. 519; ders. Rev.Soc. 1978, 25, 27; Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 185; Merle, p. 581 ; Scriba S. 31.

34

§ 3 N i c h t i g k e i t der Vereinigung

meinen Gesellschaftsrechts auf das groupement d'intérêt économique dieses von der société en nom collectif mehr isoliert, als dies möglich ist. 38 Auch beim G I E ist ein Rückgriff auf allgemeine gesellschaftsrechtliche Prinzipien notwendig, wenn die ordonnance schweigt. Die Struktur des G I E ist hauptsächlich von der société en nom collectif entliehen. 39 Wie soll auch das allgemeine Schuldrecht Probleme der Gesellschaftsanteile, 40 Mitgliedschaft, Mitgliederversammlung, Abstimmung, oder Geschäftsführung bewältigen. 41 Gemäß Artikel 1844 — 15 C.Civ hat die Nichtigkeit keine Rückwirkung. Sie wirkt wie eine Auflösung.

E Nichtigkeit eines European Economic Interest Grouping I

Die Stellung des European Economic Interest Grouping im englischen Gesellschaftsrecht

Die EEIG-Regulation enthält keine besonderen Nichtigkeitsgründe. Deshalb stellt sich die Frage, auf welches Recht, das Recht der partnership oder das Recht der companies, zurückzugreifen ist. Es besteht keine generelle Verweisung auf eines dieser Rechte. Die Beantwortung der Frage nach dem im Einzelfall subidiär anwendbaren nationalen Gesellschaftsrecht erfordert eine Einordnung des E E I G im System des englischen Gesellschaftsrecht, wobei unter den deutschen Begriff „Gesellschaft" auch die partnership zu subsumieren ist. Das E E I G unterscheidet sich von der partnership in einem grundlegenden Punkt. Die englischen Personengesellschaften sind nie inkorporiert. Das European Economic Interest Grouping, zweifelsohne von personenrechtlichem Charakter und der persönlichen Haftung geprägt, geniesst Rechtsfähigkeit 42 ab seiner Eintragung. 43 Deshalb scheint die Ähnlichkeit mit der unlimited company unter Zugrundelegung der Grobraster persönliche Haftung Rechtsfähigkeit am größten. Die unlimited company durchbricht den auch

'8 " 40 41

42 43

Zur Anwendung allgemeinen Schuldrechts auf die O H G ( E W I V ) vgl. Sudhoff S. 12. Guyenot Rev.Soc. 1976, 683 Anm. zu T G I Auxerre vom 10. März 1976. Vgl. Guyon p. 526. Vgl. auch Heenen's Aspekt p. 144: „Moreover the application of the general rules of contract makes impossible the harmonization of the law of partnership". Vgl. zur Rechtsfähigkeit im Recht der companies oben § 2 D I 2 b S. 17. Artikel 1 II E W I V - V O ; See. 3 EEIG-Regulations 1989.

G r ü n d u n g einer E w I V

35

im englischen R e c h t bestehenden Grundsatz, 4 4 daß die Inkorporierung zur Haftungsbeschränkung führt. Die unbeschränkte Haftung bei der unlimited Company ist jedoch eine andere als die der partnership oder des E E I G . W ä h rend bei Letzteren die Gläubiger einen direkten Anspruch gegen die persönlich haftenden Partner 4 5 oder Mitglieder 4 6 haben, können die Gesellschafter einer unlimited Company oder Company limited by guarantee erst dann in Anspruch genommen werden, wenn die Company aufgelöst und abgewickelt wird. 4 7 D i e Gesellschafter haben eine bürgen- oder garantenähnliche Stellung. 4 8 D e r hingegen direkte Anspruch der Gläubiger eines E E I G relativiert sich jedoch wegen der Subsidiarität der Haftung und stellt sie praktisch zwischen partnership und unlimited Company. Dadurch, daß die ultra-vires Lehre beim E E I G keine Anwendung findet, 4 9 ist die Rechtsfähigkeit des European E c o n o m i c Interest Grouping unbeschränkt, während sie bei den companies praktisch auf den Unternehmensgegenstand beschränkt ist. 5 0 Das Merkmal der Rechtsfähigkeit gibt keinen eindeutigen Aufschluß darüber, o b das E E I G den companies oder der partnership nähersteht. Eine eindeutige Einordnung des E E I G ist nicht möglich. D i e Entscheidung, welches Recht zur Lückenfüllung heranzuziehen ist, muß im Einzelfall im Rahmen der konkreten Problematik getroffen werden. Das Recht der companies wird wohl nur dort subsidiär heranzuziehen sein, wenn Probleme anstehen, die formeller Natur und deswegen an die Inkorporierung geknüpft sind.

II Die Nichtigkeit der companies Im Recht der companies spielt die Nichtigkeit zumindest keine große Rolle, da das „certificate o f incorporation" einen schlüssigen Beweis dafür liefert, daß die Eintragungsvoraussetzungen erfüllt sind. 5 1 Grundlage für diese W i r -

44 45 46 47 48 49 50 51

Vgl. Gower p. 100. See. 9 P.A. 1890; vgl. auch Palmer p. 32. Artikel 24 E W I V - V O . Tolley p. 420; Pennington p. 653; Palmer p. 32. Vgl. Gower p. 110. Vgl. Artikel 20 I S. 2 E W I V - V O . Vgl. oben § 2 D I 2 b S. 17. Drury M . L . R . 1985, 644, 646; vgl. See. 13 (7) a C . A . 1985; See. 9 (7) EEIG-Regulations 1989; vgl. zum deutschen Recht: Beitzke, Konzessionssystem, Normativbestimmungen und freie Körperschaftsbildung, Z H R 108 (1941), 32.

36

§ 3 N i c h t i g k e i t d e r Vereinigung

kung ist die Prüfungspflicht des Registerbeamten. 52 Auch im deutschen Recht besteht eine solche Prüfungspflicht. 53 An diese knüpft aber nicht die Wirkung eines schlüssigen Beweises, sondern nach herrschender Meinung nur ein erschütterbarer Beweis des ersten Anscheins. 54 Dennoch ist die Wirkung des „certificate of incorporation", welche die Nichtigkeit von Gesellschaften verhindern könnte, 55 tatsächlich eingeschränkt 56 und umstritten. Die einschränkenden Entscheidungen basieren noch auf der Formulierung des C.A. 1862 „. . . shall be conclusive evidence that all the requisitions of this Act in respect of registration have been compiled with . . .". Sowohl der C.A. 1985 in Sec. 12 (1) als auch Section 9 (3) EEIG-Regulations 1989 lauten nunmehr „. . . in respect of registration and of matters precedent an incident thereto . . .". Deshalb kann sich nach der Aushändigung des „certificate of incorporation" die Frage der Nichtigkeit scheinbar nicht mehr stellen. 57 Trotz dieser Formulierung besteht jedoch die Möglichkeit, eine company mit rechtswidrigem Unternehmensgegenstand zu streichen, beziehungsweise das certificate für ungültig zu erklären. 58 Bekannte Entscheidungen haben als Nichtigkeitsgrund meist den ordre public. Die Tatsache fehlender Entscheidungen wegen Entstehungsmängeln deckt sich mit der Prüfungspflicht und der darauffolgenden Aushändigung des certificate of incorporation. Die Nichtigkeitsfolgen sind nicht geklärt. 59 Es gibt keine Lehre von der fehlerhaften Gesellschaft, 60 jedoch bestehen Andeutungen, daß die nichtige Gesellschaft als partnership 61 behandelt werden könnte. 62

52 53

54 55 56

57 58

59 60 61 62

Vgl. beim E E I G See. 9 (3) EEIG-Regulations 1989. § 12 F G G ; zur materiellen Prüfungspflicht bei der Eintragung einer deutschen EWIV: Meyer-Landrut EWIV S. 142. Vgl. B a u m b a c h / D u d e n / H o p t § 10 Anm. 2. Vgl. Cotman v. Brougham (1918) A . C . 514. In Re Nationale Debenture and Assetes Corporation (1891) 2 Ch. 505, C . A . ; Re N o r thumberland and Durham District Banking C o . (1858) 2 De G . & J. 357, 371; Re Laxon & Co. (No. 2) (1892) 3 Ch. 555. So Palmer p. 143. Bowman v. Secular Society Ltd. (1917) A . C . 406; R. 3v. Registrar of companies ex. p. Esal (Commodities) Ltd. (1985) 1 All E.R. 79; Charlesworth and Cain p. 21; Gower p. 313. Vgl. Drury M.L.R. 1985, 644, 654 f. Triebel I.W.B. Nr. 7 v. 10. 4. 1979 Fach 5 Gruppe 3 S. 65, 67. Eine rechtswidrige partnership wird gemäß Sec. 34 P.A. 1890 ex nunc aufgelöst. Vgl. Drury M.L.R. 1985, 644, 654 f.

G r ü n d u n g einer E w I V

37

III Die Fehlerhaftigkeit der partnership Eine partnership kann nichtig sein, wenn ihr Ziel gegen die guten Sitten 6 3 oder gegen gesetzliche Vorschriften verstößt. 6 4 Minderjährige können Partner werden, jedoch haften sie nicht für Gesellschaftsschulden. 6 5 Das Recht der partnership kennt keine Lehre, die die Folgen von Fehlern global regelt. Vielmehr werden die praktischen Konsequenzen von Entstehungsmängeln unsystematisch behandelt. So kann zum Beispiel eine fehlerhafte Gesellschaft noch jederzeit von den Gläubigern verklagt werden. 6 6 Im Innenverhältnis bestehen zumindest bei Kenntnis der Gründe keine Ansprüche auf Grund eines Vertrages. 6 7 Während Section 34 P.A. 1890 („becomes illegal") nur eine Regelung späterer Mängel enthält, regelt Section 41 P.A. 1890 teilweise die Ansprüche eines Partners, der zum Beispiel durch Täuschung Mitglied einer partnership wurde, und deshalb die Gründung angefochten hat. D i e offensichtliche Fehlerhaftigkeit ist im Prozeß von Amts wegen zu berücksichtigen. 6 8 Wegen der bei der Vereinigung bestehenden Prüfungspflicht der britischen Registerbeamten in Anlehnung an das Verfahren zur Erteilung des „certificate of incorporation", wird die Nichtigkeit durch Entstehungsmangel wie bei den companies selten auftreten.

" 64 65 66

"

"

Bowman v. Secular Society (1917) A . C . 59; Rodriguez v. Speyer Bros. (1919) A . C . 110; Sterry v. Clifton (1850) 9 C . B . 110. Vgl. Lindley p. 142. Lindley p. 62. Miller p. 125. Bolden v. Fogo (1850) 12 D . 798, per Lord Justice-Clerk Hope p. 804; Ewing v. Osbaldiston (1837) 2 M. Sc Cr. 53; Newland v. Simon and Willer 1981 C . R . 521 E . A . T . ; Lindley p. 168. Hamilton v. McLauchlon (1908) 16 S.L.T. 341; Scott v. Brown (1892) 2 Q . B . 724; North Western Salt Co. v. Electrolytic Alkali C o . (1914) A . C . 461.

38

§ 3 N i c h t i g k e i t der V e r e i n i g u n g

F Nichtigkeit der Vereinigung aus kartellrechtlichen Gründen I

Allgemeines

Bei einem Zusammenschluß zu einer EWIV ist das Wettbewerbsrecht zu beachten. 69 Der der EWIV zugrunde liegende Vorgang ist nichts anderes als Kooperation durch Konzentration von Unternehmensteilfunktionen. 7 0 Das groupement d'intérêt économique wurde mehrmals für wettbewerbswidrige Absprachen mißbraucht. 71 Bereits die Errichtung eines GIE an sich kann schon einen kartellrechtlichen Verstoß darstellen. 72 Die Nichtigkeit einer Vereinigung könnte sich neben den oben erwähnten allgemeinen Nichtigkeitsgründen deshalb auch aus dem Kartellrecht ergeben. Bei der Beurteilung, ob der Unternehmensgegenstand oder das Ziel einer EWIV gegen Kartellrecht verstößt, stellt sich die Frage, ob Artikel 85 des EWG-Vertrages anwendbar ist. EG-Recht ist bei einem Normenkonflikt vorrangig. 73 Die Anwendung nationalen Rechts wird dadurch ausgeschlossen. Da die E W I V Mitglieder aus mindestens zwei verschiedenen Mitgliedsstaaten haben muß, 7 4 liegt die Anwendung des Artikel 85 EWG-Vertrag nahe. 75

"

70

71

72 73

74 75

Ganske, EWIV S. 31 ; Abell/Blin I.F.L.R. 1989, 9, 11 ; Kollhosser/Raddatz J A 1989, 10, 12; Boukris Les petites affiches 1987 n. 93 p. 30, 37; Meyer-Landrut, E W I V S. 24; L i c h t e n b e r g Z H R 138 (1974), 117, 133 ; Müller-Gugenberger R I W 1972, 110, 113; Guyénot Gaz.Pal. 29. und 31. Juli 1971, 351, 357 s. ; Mestmäcker S. 105 f.; für das GIE vgl. : Burst J.C.P. 1969 2257 n. 46; Dubois J.C.P. 1969 I 2236; L a m y Soc. n. 1641; L a m y Soc.com. n. 1922; Guyon p. 513; Volkmann S. 19; TGI Castres 13. M ä r z 1970 D 1970, 258 A n m . Lavabre; Scheib S. 91; Schütze/Bandle G m b H R 1970, 151, 153; a . A . Hauschka, AG 1990, 85, 87 Fn.19, die E W I V sei w i e das GIE wettbewerbsrechtlich neutral. Lutter, Gutachten zum 48. Deutschen Juristentag 1970, S. 31 f. ; Kittner ZGR 1975, 48, 62; vgl. allgemein: Schulte, Die „Kooperation" des Handels - Wettbewerbspolitischer Musterknabe unter kartellrechtlichem Fallbeil, W R P 1987, 355 ff. Vgl. B . O . C . C . 12. September 1980 „Entente entre fabricants de nougat" B . O . C . C . 23. Februar 1983 „Marché des explosifs industriel" B . O . C . C . 22. O k t o b e r 1985 „Marché de la boulonnerie-visserie". J-Cl. C . C . Fase. 310 n. 14. E u G H 15. 7. 1964 N J W 1964, 2 3 7 1 - C o s t a / E n e l ; R s p r G H 1969, 1, 13 ff. A n m . Emmerich J U S 1969, 413; R s p r G H 1980, 2327, 2374 f.; Bellamy/Child p. 16; Commichau/Schwartz S. 12; Dubois C . M . L . R e v . 1971, 168, 172 ss.; Emmerich S. 482; Gleiss/Hirsch Einleitung Rdn. 56; Gloy Handbuch § 8 Rdn. 46; Kegel S. 748; Mestmäcker S. 114 und 119; Möschel S. 88 ff.; Müller-Uri, Kartellrecht S. 357; J - C l . C . C . Fase. 30 n. 19. Artikel 4 II EWIV-VO. Vgl. Lichtenberg Z H R 138 (1974), 117, 134.

Gründung einer EwIV

39

II Anwendbarkeit des Artikel 85 des EWG-Vertrages Artikel 85 EWG-Vertag findet auf eine EWIV Anwendung, wenn der Handel zwischen den Mitgliedsstaaten beeinträchtigt wird, 76 und sich die Wettbewerbsbeschränkung innerhalb des gemeinsamen Marktes spürbar auswirkt. 77 Eine EWIV, die in mehreren Mitgliedsstaaten tätig ist, und deren wettbewerbswidriges Verhalten sich auf ihren gesamten Tätigkeitsbereich auswirkt, ist nur nach Artikel 85 EWG-Vertag zu beurteilen. Problematisch scheint das Bestehen einer grenzüberschreitenden Wirkung, wenn sich die Tätigkeit einer EWIV auf das Gebiet eines Mitgliedsstaates beschränkt. Die grenzüberschreitende Wirkung könnte nur damit begründet werden, daß die Vereinigung mit ihrem wettbewerbswidrigen Verhalten die Haupttätigkeit des Mitglieds des anderen Staates fördert. Es könnte somit eine mittelbare grenzüberschreitende Wirkung vorliegen. Beispiel: Mitglieder sind F, D und GB. Die Vereinigung hat ihren Sitz in England und tätigt ihre Geschäfte nur dort. Durch die Förderung der Haupttätigkeiten von D und F, die diese auch in ihren Heimatländern ausüben, könnte eine mittelbare grenzüberschreitende Wirkung vorliegen. Nach der Rechtsprechung des EUGH kommt es darauf an, daß die Maßnahme oder das Verhalten aufgrund der gesamten Umstände geeignet ist, unmittelbar oder mittelbar, tatsächlich oder der Möglichkeit nach den Handel zwischen den Mitgliedsstaaten zu beeinträchtigen, die der Verwirklichung der Ziele eines einheitlichen zwischenstaatlichen Marktes nachteilig sein kann, indem sie zur Errichtung von Handelsschranken im gemeinsamen Markt beiträgt und die vom Vertrag gewollte gegenseitige Durchdringung der Märkte erschwert. 78 Eine solche Wirkung besteht nicht, wenn die Wirkung der Maßnahme sich völlig auf das Gebiet eines Mitgliedsstaates beschränkt, 79 wenn auch ein sich auf das gesamte Gebiet eines Mitgliedsstaates erstreckendes Kartell schon seinem Wesen nach die Wirkung hat, die Abschottung der Märkte auf nationaler Ebene zu verfestigen. 80 Keine mittelbare grenzüberschreitende Wirkung besteht folglich dann, wenn die Förderung des Mitgliedsunternehmens durch die im anderen Mitgliedsstaat wettbewerbswidrig tätige EWIV die Marktposition des ausländischen Mitgliedsunternehmens auf seinem Heimatmarkt nicht

76 77 78 79 80

Sog. Zwischenstaatlichkeitsklausel. Artikel 85 EWG-Vertrag; vgl. EuGH N J W 1988, 3086. RsprGH 1980, 3125, 3274; 1980, 3775, 3791; 1981, 851; 1981, 1563; 1981, 20, 21. RsprGH 1978, 131, 149 ff.; 1978, 1391, 1415; 1979, 1869, 1899 ff.; 1981, 1563. 17. 10. 1972, Vereinigung von Zementhändlern gegen Kommission 8/72 Ziffer 29.

§ 3 Nichtigkeit der Vereinigung

40

verändert. Das Mitgliedsunternehmen dürfte mit seinem Unternehmensgegenstand nur auf dem Markt tätig sein, in dem die E W I V ihren Sitz hat. Eine solche Konstellation ist praktisch kaum vorstellbar, vorausgesetzt, es soll nicht absichtlich ein sogenannter Abgrenzungsvertrag geschlossen werden. Ist das Mitglied auch auf seinem Heimatmarkt tätig, ist eine mittelbare grenzüberschreitende Wirkung durch die Förderung zu bejahen. Bezieht sich die Wirkung auf die jeweiligen nationalen Märkte der Mitgliedsunternehmen, handelt es sich um eine unzulässige Abschottung, so daß EG-Recht anwendbar ist. 81 Artikel 85 EWG-Vertrag ist anwendbar, und ein Gründungsvertrag gemäß Artikel 85 II E W G V nichtig, wenn die Wirkung der Tätigkeit der E W I V im EG-Bereich eintritt. In zahlreichen Fällen wird die Wirkung wegen des supranationalen Charakters der Vereinigung und ihres fördernden Zwecks eine mittelbare grenzüberschreitende Wirkung haben. Dann liegt keine Nichtigkeit gemäß Artikel 15 I EWIV-VO vor, da Artikel 15 I EWIV-VO von nationalen Nichtigkeitsgründen ausgeht. Dennoch treten die Folgen der Artikel 15 II und III EWIV-VO ein. Es wäre widersinnig, bei Nichtigkeit nach EG-Recht (Artikel 85 III E W G V ) die Folgen der Nichtigkeit nicht dem Artikel 15 EWIVV O , sondern den nationalen Rechten zu entnehmen.

III Anwendung nationalen Kartellrechts Für die Anwendung nationalen Kartellrechts bleiben die Varianten, daß die Wirkung eines Kartells nicht in der E G , sondern in Drittländern eintritt, daß ein Normenkonflikt mit EG-Recht nicht besteht, oder daß die Wirkung, ohne abschottend zu sein, nur auf einem nationalem Markt eintritt.

1. Deutsches Recht der

Wettbewerbsbeschränkungen

Gemäß § 98 II G W B findet das G W B auf Anwendung, die sich im Geltungsbereich wenn sie außerhalb des Geltungsbereichs tut). 82 § 98 II G W B geht als lex specialis

81

82 85

alle Wettbewerbsbeschränkungen dieses Gesetzes auswirken, auch veranlaßt werden (Wirkungsstadem allgemeinen Kollisionsrecht

17 10. 1972, Vereinigung von Zementhändlern gegen Kommission 8/72 Ziffer 2 9 ; Mestmäcker S. 117. Vgl. Kegel, I P R S. 748. Möschel S. 84 Rdn. 125; Kegel a . a . O .

G r ü n d u n g einer E w I V

41

Eine Auswirkung im Inland liegt nach der Rechtsprechung des B G H 8 4 und nach der herrschendne Lehre 85 dann vor, wenn im Inland in den Schutzbereich des Kartellgesetzes bzw. der im G W B jeweils betroffenen Norm eingegriffen wird. Bei Teilauswirkungen ist das G W B anwendbar, soweit sich die Wettbewerbsbeschränkung auf das Inland auswirkt, 86 und kein Konflikt mit E G Recht besteht. Die herrschende Lehre differenziert aus völkerrechtlichen Gründen nach in- und ausländischen Unternehmen. Bei ausländischen Unternehmen soll die Auswirkung nicht nur mittelbar, sondern unmittelbar sein. 87 Die Inlandswirkung muß spürbar sein. 88 Eine wettbewerbsbeschränkende Vereinbarung ist nach § 1 I G W B unwirksam. Die internationale Zuständigkeit deutscher Gerichte ergibt sich im Kartellzivilprozeß aus Artikel 5 Nr. 3 E u G V Ü vom 27.9.1986. 89 Ist schon der Gründungsvertrag aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nichtig, geht Artikel 16 Nr. 2 E u G V Ü 9 0 als ausschließlicher Gerichtsstand vor. Im Verwaltungs- und Bußgeldverfahren besteht das Prinzip des Gleichlaufs." Deutsche Behörden oder Gerichte sind dann zuständig, wenn deutsches materielles Kartellrecht anwendbar ist (Statuszuständigkeit). 92 Eine Zustellung erfolgt im Kartellzivilprozeß, soweit sie im Inland nicht möglich ist, nach § 199 Z P O bzw. § 203 II Z P O . Gemäß § 171 II Z P O ist an den oder die Geschäftsführer der E W I V zuzustellen, der oder die alleine die Vereinigung vertreten (Artikel 20 EWIV-VO). Hat die ausländische E W I V demnach mehrere Geschäftsführer, und hat einer einen Gerichtsstand im Inland, kann im Inland zugestellt werden. 93 Das Gleiche gilt unter Anwendung des Verwaltungszustellungsgesetzes im Verwaltungsverfahren.

84 85

" 87

88

89 90 91 92 95

B G H V. 12. 7. 1973 W u W / E 1 2 7 6 - Ö l f e l d r o h r e . Von Gamm N J W 1977, 1556; Emmerich S. 39; Immenga/Mestmäcker/Rehbinder § 98 Rdn. 59 ff.;Kegel, I P R S. 753. Kegel, I P R S. 756. Immenga/Mestmäcker/Rehbinder § 98 Rdn. 69; Niederleithinger WuW 1981, 469, 471; Langen/Niederleithinger/Schmidt § 98 Rdn. 44. B G H v. 29. 5. 1979 W u W / E 1613; Kegel, I P R S. 753; vgl. zu der Problematik im einzelnen Möschel S. 85 f. Rdn. 127 f. Vgl. Gloy, Handbuch § 99 Rdn. 18 ff. Vgl. oben B S. 30. Vgl. Möschel S. 87 Rdn. 129; Koch/Magnus/Winkler von Mohrenfels S. 148 Vgl. Kegel, I P R S. 709. § 171 III Z P O .

42

§ 3 N i c h t i g k e i t der Vereinigung

Ein Bußgeldverfahren ist gegen abwesende ausländische und juristische Personen möglich. 94 Zu beachten ist im Hinblick auf die mögliche Mitgliedschaft von Freiberuflern in einer E W I V (Artikel 4 I b EWIV-VO), 9 5 daß nunmehr der Anwendung deutschen Kartellrechts auf Angehörige freier Berufe nichts mehr entgegensteht. 96 Da die E W I V besonders für die Zusammenarbeit kleinerer und mittlerer Unternehmen gedacht ist, kommt eine Freistellung gemäß § 5 b G W B in Betracht. 9 7 Zudem sind die Mittelstandsempfehlungen zu beachten. 98 Mit der fünften Novelle zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen 99 sollen Handels- und Handwerkerkooperationen vom Kartellverbot freigestellt werden. 100 Das Bundeskartellamt hat für die Anwendung von EG-Kartellrecht nur Kompetenz, wenn diese sich hinreichend bestimmt aus nationalem Recht ergibt. Bisher fehlt eine solche Kompetenzzuweisung. Nationale Behörden dürfen über Artikel 88 EWG-Vertrag EG-Kartellrecht nur anwenden, wenn sie zugleich nach nationalem Recht mit einem Sachverhalt befaßt sind. 101 Die Anwendung ausländischen Kartellrechts im Inland ist nicht möglich, soweit damit behördliche Sanktionen verbunden sind, die im Ausland vollzogen werden müßten. 102 Die Anwendung ausländischen Kartellrechts kann aber dann in Betracht kommen, wenn Wettbewerbsverhalten, zum Beispiel die Wirksamkeit wettbewerbsbeschränkender Vereinbarungen, ohne behördliche Sanktionen kartellrechtliche zu beurteilen sind. 103

94 95 96

97

98 99 100

101 102

""

Möschel S. 88 Rdn. 130. Vgl. Kapitel 2 § 4 B S. 49. Vgl. B G H Z 42, 319, 324 f.; B G H G S 67, 81, 84; B G H 69, 59, 6 0 ; zum früheren Streitstand vgl. Michalski, Das Gesellschafts- und Kartellrecht der berufsrechtlich gebundenen freien Berufe, Habil.-Schrift 1989, §§ 7, 14. Zur Freistellung von Kooperationskartellen: Emmerich § 10; Knöpfle B B 1986, 2 3 4 6 ; Ebenroth, Einkaufskooperation und Kartellrecht, D B 1985, 1825; vgl. auch Fuchs, Kartellrechtliche Grenzen der Forschungskooperation, Baden Baden 1989. Dazu allgemein Emmerich § 12. Vgl. BR-Drucksache 123/89; Emmerich, Die fünfte GWB-Novelle, A G 1989, 261. Kritisch Schulte, Bedarf es einer gesetzlichen Freistellung für Kooperationen im Kartellgesetz ?, W R P 1989, 441. Vgl. KG Beschluß v o m 4 . 11. 1 9 8 8 - K a r t . 11/88 in B B 1989, 443 mit zust. Anm. H o o t z . Vgl. Koch/Magnus/Winkler von Mohrenfels S. 145 (Territorialitätsprinzip). Vgl. Koch/Magnus/Winkler von Mohrenfels S. 9 ff.

Gründung einer EwIV

2. Französisches

43

Kartellrecht

Die territoriale A n w e n d u n g des französischen Wettbewerbsrechts w a r für die ord. vom 30.Juni 1945 in Artikel 61 geregelt. Diese Regelung w a r nicht zufriedenstellend. Sie w u r d e mit H i l f e des Artikel 98 II G W B ausgelegt. 1 0 4 Eine Teilauswirkung auf dem französischen Territorium w a r danach ausreichend. 1 0 5 Kritisiert w u r d e diese Auslegung nach dem W i r k u n g s s t a t u t besonders wegen des teilweise strafrechtlichen Charakters des Wettbewerbsrechts. 1 0 6 Durch ord. n. 86—1243 vom 1. Dezember 1986 (relative à la liberté des prix et de la concurrence) 1 0 7 w u r d e das französische Wettbewerbsrecht vollständig reformiert. Die Artikel 7 (Kartellverbot) und 8 ( M i ß b r a u c h einer marktbeherrschenden Stellung) ähneln dem Artikel 59 bis der ord. vom 30. J u n i 1945, der beide Bereiche regelte. Für den internationalprivatrechtlichen A n w e n dungsbereich des französischen Wettbewerbsrechts ist diese Ähnlichkeit insoweit bedeutend, als jeweils n u r Artikel 59 bis IV ( M i ß b r a u c h einer marktbeherrschenden Stellung) und Artikel 8 die Konkretisierung „sûr le marché intérieur" enthalten. Unter anderem aus dieser Formulierung hat m a n für den ganzen Artikel 59 auf das Wirkungsstatut geschlossen. 1 0 8 D a d u r c h , daß die Regelungen nunmehr in zwei getrennten Artikeln enthalten sind, dürfte sich an der Auslegung nichts geändert haben. Der Kritik an der A n w e n d u n g des Wirkungsstatuts ist durch die neue ordonnance zumindest teilweise der Boden entzogen. Ein zentrales M e r k m a l der neuen Regelung ist die weitgehende Entkriminalisierung des Wettbewerbsrechts. 1 0 9 N u r noch zwei Verfahren sind von B e d e u t u n g : ein öffentlich-rechtliches vor dem Wettbewerbsrat und ein zivilrechtliches vor den ordentlichen Gerichten. Beiden Verfahren ist ein U n tersuchungsverfahren vorgeschaltet. 1 1 0 Gegen die Entscheidungen des Wettbewerbsrates ist ein Rechtsmittel z u r C o u r d'appel de Paris gegeben. 1 1 1 Aus dem décret vom 19. O k t o b e r 1987112 betreffend das Verfahren vor der C o u r d'appel ergibt sich, daß auf dieses Verfahren der N . C . P . C . außer dessen Titel VI Buch

Vgl. Burst/Kovar p. 219; ähnlich Goldman R.C.A.D.I. 1969 III, 631, 669. Burst/Kovar p. 220. ** Vgl. Goldman R.C.A.D.I. 1969 III, 631, 689 ss. 107 J.O. 9. Dezember 1986; decret n. 86-1109 v. 29. 12. 1986; vgl. zum neuen Recht: Lob, Französisches Recht der Wettbewerbsbeschränkungen, RIW 1988, 92 und Bach, Reform des französischen Wettbewerbsrechts RIW 1987, 419. 108 Vgl. Goldman R.C.A.D.I. 1969 III, 631, 666 s.; im Ergebnis so auch KevekordesS. 79. 109 Lob RIW 1988, 92, 96. 110 Artikel 46 ss. ord. n. 86-1243 vom 1. Dezember 1986. 111 L. 6. Juli 1987 vgl. J-Cl. C.C. Fase. 370 n. 116. " 2 J.C.P. 1987 III 60726. 104

105

44

§ 3 N i c h t i g k e i t der Vereinigung

II 113 anwendbar ist.114 Gegen die Entscheidung der Cour d'appel ist Rechtsmittel zur Cour de Cassation gegeben. 115 Da das G E I E eine juristische Person ist, erfolgt die Zustellung im zivilrechtlichen Verfahren grundsätzlich an den Geschäftsführer. 116 Auch wenn eine Gesellschaft ihren Sitz im Ausland hat, kann an den Geschäftsführer, der im Inland seinen Wohnsitz hat, zugestellt werden.117 In Artikel 10 2. Alternative der ord. n. 86—1243 sind Freistellungsmöglichkeiten für mittelständische Unternehmen vorgesehen.

3. Englisches

Kartellrecht

Das britische Recht kennt kein eigenes Rechtsgebiet des internationalen Wettbewerbsrechts. 118 Die Bestimmungen über wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen 119 sind im Fair Trading Act 1973, 120 Restrictive Trade Practices Act 1976,121 Restrictive Trade Practices Act 1977,122 dem Restrictive Trade Practices (Services Order) 1976, 123 den Restrictive Practices Court Act 19 76124 und dem Competition Act 1980125 enthalten. Für Handlungen oder Absprachen mit Auslandsbezug gelten die allgemeinen Regeln des internationalen Privat- und Strafrechts. 126 Das verbotene einvernehmliche Zusammenwirken mehrerer zum Schaden Dritter (conspiracy) unterfällt dem Deliktsrecht. 127 Eine an Artikel 85 E W G V angelehnte Regelung ist in sec. 2 (1) Competition Act 1980 enthalten. 128 Der dortige Begriff „person" umfaßt die partnership und juristi-

113 1.4 1.5 116 m 118 119 120 121

122 123 124

125

126 127 128

Besondere Vorschriften bezüglich des C o u r d'appel. C o u r de Paris 30. Juni 1988 B . O . C . C . - R.F. 9. Juli 1988 p. 188. Artikel 15 al. 4 L. 6. Juli 1987. Artikel 654 N . C . P . C . Cass.civ. 12. Mai 1975 B . A . C . 1975 II p. 118. Graf von Westerholt und Gysenberg S. 71; Gloy Handbuch § 26 Rdn. 8. Zum Kartellbegriff im Vereinigten Königreich vgl. Cunningham Kap. 13 Rdn. 1. Abgedruckt in Halsbury's Statutes of England 4. A. 1988 Vol. 47 p. 125. Abgedruckt in Halsbury's Statutes of England 3. A. Bd. 46 1976 p. 1955 und 4. A. 1988 Vol. 47 p. 321. Abgedruckt in Halsbury's Statutes of England 4. A. 1988 Vol. 47 p. 431. Ausgedehnt auf den Dienstleistungsbereich. Abgedruckt in Halsbury's Statutes of England 3. A. Bd. 46 1976 p. 1946 und 4. A. 1988 Vol. 47 p. 314. Abgedruckt in Halsbury's Statutes of England 3. A. Bd. 50(2) 1981 p. 2555 und 4. A. 1988 Vol. 47 p. 463; vgl. WuW 1981, 503 ff.,622 ff. Graf von Westerholt und Gysenberg S. 71. Graf von Westerholt und Gysenberg S. 26 f. Beyer S. 2 8 ; Lindley pp. 145, 2 4 5 ; Graf von Westerholt und Gysenberg S. 22, 299.

G r ü n d u n g einer E w I V

45

sehe Personen. 129 Grundsätzlich findet englisches Kartellrecht Anwendung, wenn sich eine Wettbewerbsbeschränkung auf diesem Markt auswirkt. 130 Dies wurde aus See. 5, 21, und 34 R.T.P. Act gefolgert. Nunmehr ist dies deutlicher aus See. 2 Competition Act 1980 zu entnehmen: to have the effect of restricting, distorting or preventing competition in connection with the production , supply or acquisition of goods in the United Kingdom or any part of it or the supply of securing of services in the United Kingdom or any part of it". Da die britischen Behörden die Anwendung des Auswirkungsprinzips offiziell ablehnen, ist nicht mit einer Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten insbesondere gegen ausländische Zusammenschlüsse zu rechnen. 131 Kartelle sind nicht per se nichtig. Sie sind beim Director General of Fair trading anzumelden. 132 Sie werden in ein Register in der Chancery Lane eingetragen. 133 Erfolgt die Anmeldung nicht, ist die Vereinbarung nichtig. 134 Ansonsten obliegt die Entscheidung über die Unwirksamkeit dem Restricive Trade Practices Court. Das Gericht prüft, ob die Vereinbarung gegen „public interest" verstößt. Es gilt die Vermutung des Verstoßes, die durch gateways (Rechtfertigungsgründe) widerlegt werden kann. 135 Kleinere Unternehmen können von der Anwendung des Competition Act 1980 ausgenommen werden. 136 Nach neuesten Vorschlägen eines Ausschusses des britischen Handels- und Industrieministeriums soll das britische Wettbewerbsrecht reformiert werden. 137 Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen sollen grundsätzlich verboten werden, aber immer noch nicht per se nichtig sein. Gegen die Beteiligung an einer solchen Vereinbarung sollen Bußgelder bis zu 10 % des Gesamtumsatzes des Unternehmens verhängt werden können. Freie Berufe, die von dem Wettbewerbsgesetz ausgenommen waren, sollen nicht davon erfaßt werden. Mit einer Gesetzesnovelle soll Ende 1989 zu rechnen sein.

129 150 131 132 133 134 135 136 137

Interpretation Act 1978 sec. 5. Triebel S. 244. Cannenbly, Enforcing Antitrust p. 10. Sec. 1 R.T.P. Act 1976. Zur Eintragung vgl. Sec. 1 R.T.P. Act 1976. Sec. 35 R.T.P. Act 1976 Cunningham Kap. 6 Rdn. 154; Möschel S. 30. Sec. 2 (3) und (4) Competition Act 1980. Vgl. WuW 1988, 506 f.

46

§ 3 Nichtigkeit der Vereinigung

G Ergebnis Die Verordnung hat mit Artikel 15 EWIV-VO und Artikel 35 EWIV-VO die Nichtigkeitsfolgen der Vereinigung ausreichend geregelt. Es findet eine A b wicklung wie bei der Auflösung, nicht eine Rückabwicklung statt. 138 Der Schutz Dritter, die mit der Vereinigung Geschäfte getätigt haben, ist gewährleistet. 139 Zwar wird in vielen Fällen eine Rückabwicklung unproblematisch sein, so daß der Drittschutz mit Artikel 15 III EWIV-VO ausreichend ist, jedoch ist zu begrüßen, daß mit dieser Regelung eine in Europa einheitliche Behandlung nichtiger Vereinigungen erfolgt. Die Verordnung entspricht am ehesten der französischen Regelung. Für die Briten existiert zum erstenmal eine komplexe Regelung der Materie, die sich lohnen würde, auf die eigene Rechtsordnung übertragen zu werden. Hinsichtlich der kartellrechtlichen Beurteilung einer Vereinigung wird wegen der Supranationalität der E W I V meist Artikel 85 E W G V Anwendung finden. Soweit nationales Recht für die kartellrechtliche Beurteilung einer EWIV maßgeblich ist, ergibt sich diese aus der „effects doctrine". 1 4 0 Ergibt sich die Nichtigkeit einer Vereinigung aus Artikel 85 III EWGV, liegt keine Nichtigkeit im Sinne des Artikel 15 I EWIV-VO vor. Artikel 15 I EWIV-VO bezieht sich nur auf Nichtigkeitsgründe aus nationalem Recht. Nicht die nationalen Gerichte, sondern der E u G H ist zuständig. Dennoch treten die Folgen des Artikel 15 II und III i.V.m. Artikel 35 EWIV-VO ein. Das britische Recht hat gegenüber dem deutschen und dem französischen Recht für die Gründer den Vorteil, daß auch nach der Reform des Wettbewerbsrechts in Großbritannien kein Verbot per se besteht. Für kleine und mittelständische Unternehmen bieten alle Rechtsordnungen Freistellungsmöglichkeiten. Vorteilhaft für Handels- und Handwerkerkooperationen kann sich deren Ausnehmung vom Kartellverbot nach der fünften Reform des deutschen Wettbewerbsrechts auswirken, wobei die Rechtslage für diese Kooperationen dann der in Großbritannien entspricht.

138 139 140

Artikel 35 EWIV-VO. Artikel 15 III EWIV-VO. Vgl. E u G H N J W 1988, 3086.

Kapitel 2 Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung § 4 Mitglieder A Gesellschaften und juristische Personen D i e gemeinschaftlich handelnden Mitglieder sind gemäß Artikel 16 E W I V - V O O r g a n der Vereinigung. Mitglieder können alle Gesellschaften im Sinne des Artikel 58 II des E W G Vertrages sowie andere juristische Einheiten des öffentlichen 1 oder privaten Rechts sein, die nach dem R e c h t eines Mitgliedsstaates gegründet worden sind und ihren satzungsgemäßen oder gesetzlichen Sitz in der Gemeinschaft haben. 2 Artikel 58 I I EWG-Vertrag erfaßt die Gesellschaften des bürgerlichen und des Handelsrechts einschließlich der Genossenschaften und die sonstigen juristischen Personen des öffentlichen und privaten Rechts mit Ausnahme derjenigen, die keinen Erwerbszweck vefolgen. 3 Problematisch ist die Mitgliedschaft von B G B - G e s e l l s c h a f t e n . Die herrschende Meinung geht davon aus, daß BGB-Gesellschaften von Artikel 58 II EWG-Vertrag erfaßt werden. 4 J e d o c h ergibt sich schon aus dem Wortlaut des

1

2 3

4

Vgl. für Frankreich: Lavabre, D e la participation des personnes de droit public à des G I E , J . C . P . 1974 I 2609. Artikel 4 E W I V - V O . Zur Anerkennung ausländischer Gesellschaften i.S.v. Artikel 58 II EWG-Vertrag vgl. B a y O b l G Z 1986, 61 = IPRax 1986, 368 mit Besprechung Grossfeld S. 351 ; Ebke Z G R 1987, 245 ff; mit Spanien besteht ein Staatsvertrag für die Anerkennung spanischer Gesellschaften auf der Basis der Gründungstheorie, vgl. Ebenroth/Bippus, Die Anerkennungsproblematik im Internationalen Gesellschaftsrecht, N J W 1988, 2137. Grabitz Artikel 58 Rdn. 3 ff. ; Groeben/Troberg Artikel 58 Rdn. 11 ; Autenrieth B B 1988, 305, 308; Baumbach/Duden/Hopt, 28. Auflage Anh.§ 160 Anm. II 1 A ; Rabe N J W 1989, 1113, 1119; Feuerich AnwBl. 1989, 360, 3 6 7 ; a.A. Müller-Gugenberger N J W 1989, 1449, 1456.

48

§ 4 Mitglieder

Artikel 58 II EWG-Vertrag, daß nur Gesellschaften des bürgerlichen Rechts gemeint sind, die rechtsfähig sind. So zum Beispiel die französische société civile. Artikel 58 II EWG-Vertrag setzt voraus, daß das nationale Recht die Gesellschaft zumindest als selbständigen Rechtsträger anerkennt, wie das für die offene Handelsgesellschaft und die KG der Fall ist. 5 Die deutsche Ubersetzung des Artikel 58 II EWG-Vertrages ist in dieser Hinsicht nicht mißverständlich,' sondern entspricht dem französischen Text, der von „autres personnes morales relevant du droit public ou droit privé" spricht. Auch die französische Fassung des Textes ist so zu verstehen, daß nur juristische Personen unter Artikel 58 II EWG-Vertrag zu subsumieren sind. Alleine nach nationalem Recht richtet sich daher die Frage, ob eine Gesellschaft rechtsfähig oder Rechtssubjekt ist und deshalb von Artikel 58 II EWG-Vertrag erfaßt wird. Für die BGB-Gesellschaften sollte man mit einer neueren Tendenz in der Literatur 7 die Mitgliedschaft in einer Vereinigung ermöglichen, wenn auch gerade für ausländische Partner die unsichere Rechtslage eine Belastung mit sich bringen könnte. 8 Neu ist für das englische Gesellschaftsrecht die Möglichkeit der Bildung einer personenrechtlichen Einheit durch „incorporated bodies". 9 Da Artikel 4 I a EWIV-VO neben den Gesellschaften im Sinne des Artikel 58 II EWG-Vertrag auch andere juristische Einheiten des öffentlichen oder privaten Rechts erwähnt, können auch juristische Personen Mitglieder sein, die keinen Erwerbszweck verfolgen, wie zum Beispiel Anstalten des öffentlichen Rechts, Idealvereine10 oder die italienischen fondationi. Deren Tätigkeit muß aber wegen Artikel 3 I EWIV-VO wirtschaftlich sein.11 Juristische Einheiten des öffentlichen oder privaten Rechts sind zum Beispiel das groupement d'interet public 12 und die exploitation agricole à responsabilité limitée, 13 wel-

s 6 7 8 9 10

11 12

13

Vgl. Ganske D B Beilage 20/85 S. 3. So Grabitz Artikel 58 Rdn. 3 und Groeben/Troberg Artikel 58 Rdn. 11. Vgl. Kapitel 1 § 2 D I 3 b S. 19. Vgl. Müller-Gugenberger N J W 1989, 1449, 1456. Vgl. sec. 1 (2) P.A. 1890. Vgl. Meyer-Landrut R I W 1986, 107, 109; Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 92. Vgl. zu diesem Mitgliederkreis ausführlich Scriba S. 72 ff. L. n. 82—610 vom 15. Juli 1982; art. 21 Loi d'orientation et de programmation pour la recherche et le développement technologique en France J . C . P. 1982 III 82610. L. n. 8 5 - 6 9 7 vom 11. Juli 1985 Rev.Soc. 1985, 694.

D i e O r g a n e , ihre Organisation und innere Verfassung

49

che- ohne Gesellschaft genannt zu werden - juristische Personen des Privatrechts ist. Die associations françaises können nicht Mitglieder werden.14 Mitglieder können nach dem Wortlaut des Artikel 4 I a EWIV-VO keine Unternehmen sein, die nach dem Recht eines Mitgliedsstaates gegründet wurden, und nur ihren satzungsgemäßen, nicht aber tatsächlichen Sitz in der Gemeinschaft haben. 15 Wegen des supranationalen Charakters der Vereinigung muß sie mindestens Mitglieder aus zwei verschiedenen Mitgliedsstaaten haben. 16 An einer E W I V können sich keine Gesellschaften mit Hauptverwaltung in Drittstaaten beteiligen. 17

B Mitgliedschaft der freien Berufe Mitglieder können natürliche Personen sein, die eine gewerbliche, kaufmännische, handwerkliche, landwirtschaftliche oder freiberufliche Tätigkeit in der Gemeinschaft ausüben oder dort andere Dienstleistungen erbringen. 18 Die Aufnahme der freien Berufe in den Kreis der Personen, die Mitglieder werden können, stellt einen bemerkenswerten Aspekt der Vereinigung dar, ist ein Ergebnis langwieriger Verhandlungen," und scheint nicht unproblematisch. 20 Die Vereinigung darf wegen ihres Hilfszwecks keinen freien Beruf gegenüber Dritten ausüben. 21 Im Hinblick auf Artikel 4 II EWIV-VO ist darauf hinzuweisen, daß natürliche Personen nicht Staatsangehörige eines EG-Mitgliedsstaates sein müssen. Gemäß Artikel 4 II b EWIV-VO ist es ausreichend, wenn sie eine Tätigkeit

14

15 16

17 18 19 20

21

Guyénot Les petites affiches 1985 n. 148, pp. 14, 15; ders. Fisc.Europ. 1986/1, 49, 52; Boukris Les petites affiches 1987 n. 93 p. 36; Galimard Journal des notaires et des Avocats n. 5 1985.58416; a.A. Alfandari/Jeantin R . D . C . 1986, 118 n. 16; Pétélaud Rev.Soc. 1986, 191, 196; differenzierend Israel Fisc.Europ. 1988/2, 3, 7, sowie Guyon/Coquereau, G I E p. 95 für das G I E . Artikel 4 I a E W I V - V O . Bei Unternehmen die Hauptverwaltung, bei natürlichen Personen die Haupttätigkeit dort ausübend. Gleichmann Z H R 149 (1985), 633, 640; Scriba S. 81 ; Eckhardt MittBayNot 1989, 125, 127. Artikel 4 I b E W I V - V O . Vgl. zur Entwicklung ausführlich Sriba S. 78 ff. Vgl. Vincenzo Proto, Il grupo europeo di interesse economico, Giurisprudenza commerciale mars-avril 1986 p. 294, 2 9 7 ; Gleichmann Z H R (149) 1985, 633, 638; Guyénot Fisc.Europ. 1986/1, 49, 52; ders. Les petites affiches 1985 n. 148 p. 14, 15. Erwägungsgrund Nr. 5.

50

§ 4 Mitglieder

in der Gemeinschaft ausüben oder Dienstleistungen in der Gemeinschaft erbringen. 2 2 Eine Beteiligung an einer E W I V ist für natürliche Personen nicht möglich, die ihre Haupttätigkeit in Drittstaaten ausüben. 2 3

I

Die freien Berufe im deutschen Recht

Im deutschen Recht können Angehörige freier Berufe sich nur zu einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts zusammenschließen. 2 4 Aus historischen Gründen ist die Tätigkeit der Freiberufler nicht Gewerbe im Sinne des § 1 H G B . 2 5 Sie sind nicht Kaufleute, werden es nicht nach § 2 H G B , und können keine O H G oder KG bilden. 26 Zu den nichtgewerblichen Freiberuflern gehören vor allem Ärzte, 2 7 Zahnärzte, Rechtsanwälte, 2 8 Notare, 2 9 Wirtschaftsprüfer, 3 0 Steuerberater 31 und Architekten, nicht dagegen Apotheker. 3 2 Wirtschaftsprüfungs- 3 3 und Steuer- beratungsgesellschaften 34 können unter bestimmten Voraussetzungen auch als Personenhandelsgesellschaften betrieben werden. 3 5 Da die E W I V gemäß § 1 2. Halbsatz E W I V G als Handelsgesellschaft gilt, ist fraglich, ob ihre Mitglieder dadurch die Kaufmannseigenschaft erwerben. Im deutschen

22 25 24 25

26

27 28 29

30 31

32

" 34 35

So auch Eckhardt MittBayNot 1989, 125, 127. Gleichmann Z H R 1 4 9 (1985), 633, 6 4 0 ; Scriba S. 81; Eckhardt MittBayNot 1989,125, 127. Baumbach/Duden/Hopt § 1 Anm. 1 C. Heymann Bd. 1 Einl. Rdn. 14 und § 5 Rdn. 3; Baumbach/Duden/Hopt 5 1 Anm. 1 C ; Karsten Schmidt S. 249; Schlegelberger/Hildebrandt Bd. 1 § 1 Rdn. 25; Bandasch § 1 Rdn. 6 ; Lach, Formen freiberuflicher Zusammenarbeit S. 21, 39, 61; vgl. auch Rittner, Unternehmen und freier Beruf als Rechtsbegriff, Freiburger Antrittsvorlesung 1962, Tübingen 1962. B G H Z 32, 307, 313 f.; BAG Z I P 1987, 1446, 1447; B G H N J W 1982, 45 = J U S 1982, 124 Anm. Schmidt; Heymann § 5 Rdn. 3 ; Baumbach/Duden/Hopt § 105 Anm. 3 A ; Bandasch a . a . O . Rdn. 7; a.A. Karsten Schmidt S. 264 f.; für eine eingeschränkte Auffassung der freiberuflichen Tätigkeit als Gewerbe: H o p t Z G R 1987, 145, 176. § 1 II B Ä O . § 2 II B R A O . Notare konnten gemäß Entwurf § 16 E W I V G nicht Mitglieder einer E W I V werden vgl. unten D S. 56. § 1 II W P O . §§ 1, 32 II S t B e r G ; Zur Eintragungsfähigkeit der Berufsbezeichnung Steuerberater ins Handelsregister vgl. Grziwotz D B 1989, 565. Karsten Schmidt a.a.O. §§ 27, 28 W P O . 49 II StBerG. Lach, Formen freiberuflicher Zusammenarbeit S. 105.

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

51

Recht ist es streitig, ob die Gesellschafterstellung in einer O H G z u r Kaufmannseigenschaft führt. 3 6 Zum Teil w i r d die Ansicht vertreten, daß Gesellschafter n u r in dieser Eigenschaft Kaufleute seien. 3 7 Teilweise n i m m t man eine gänzliche Kaufmannseigenschaft darüberhinaus an. 3 8 Die Literatur knüpft nicht an die Kaufmannseigenschaft ( § § 1 - 5 H G B ) , sondern an eine mögliche A n a l o g i e an, die auf der besonderen Geschäftserfahrung und der geringen Schutzbedürftigkeit beruhen kann. 3 9 D a die E W I V als Handelsgesellschaft gilt, 4 0 und Freiberufler Mitglieder werden können, ist die B e a n t w o r t u n g der Frage nicht mehr f ü r den P u n k t entscheidend, an dem sie bisher diskutiert w u r d e : die Zulässigkeit der Mitgliedschaft. Die Problematik verlagert sich auf die Folgen. Bleibt man bei der Ansicht, ein O H G - G e s e l l s c h a f t e r sei Kaufmann, so könnte der Zugang z u r Vereinigung f ü r die Freiberufler, die nach ihrem Standesrecht kein Gewerbe betreiben dürfen, 4 1 verschlossen sein. Von der Möglichkeit des Artikel 4 IV EWIV-VO w u r d e jedoch kein Gebrauch gemacht. § 16 Entwurf E W I V G , der Notare ausschloß, w u r d e sogar gestrichen. M a n kann davon ausgehen, daß der Gesetzgeber der Ansicht ist, die Mitgliedschaft führe nicht z u m Erwerb der Kaufmannseigenschaft. Fraglich ist nur, inwieweit eine Ablehnung der Beteiligung von Freiberuflern in einer O H G dann noch gerechtfertigt ist. Die Freiberufler, die standesrechtlichen Beschränkungen unterliegen, m ü s sen ihr jeweiliges Berufsrecht beachten. Rechtsanwälte können wegen der fehlenden Gewinnerzielungsabsicht der EWIV, Mitglied 4 2 einer Vereinigung sein. 4 3 Die Zuordnung der E W I V zu den Handelsgesellschaften ist deshalb unbedenklich. 4 4 Die Mitgliedschaft von Sozietäten ist nach der herrschenden M e i n u n g 4 5 möglich, 4 6 jedoch wegen der Unklarheit über die Q u a l i f i k a t i o n

56 37 38 39 40 41

42 43

Vgl. Baumbach/Duden/Hopt § 105 Anm. 1 a.E. BGH BB 1968, 1053; BGH NJW 1960, 1852, 1853. BGHZ 45, 282, 284; BGHZ 34, 293, 296 f. Vgl. Ulmer in Großkomm. HGB § 105 Rdn. 77 f. m.w.N. Fn 143. § 1 2. HS EWIVG. Vgl. zur Annäherung freiberuflicher Tätigkeiten an das Recht der Kaufleute: Steindorff, Freie Berufe-Stiefkinder der Rechtsordnung ? S. 27 f.; Sandberger/Müller-Graf ZRP 1975, 1, 4; Müller, Einbeziehung der freien Berufe in das Handelsrecht S. 25 ff., 68 ff. : analoge Anwendung von OHG-Recht. Zur Geschäftsführung einer EWIV durch Rechtsanwälte vgl. unten § 5 D S. 60. Zuck NJW 1990, 954, 956.

44

Zuck a.a.O.

45

Zuck NJW 1990, 954, 956; Autenrieth BB 1989, 305, 309; Rabe NJW 1989, 1113, 1119; Feuerich AnwBl. 1989, 360, 367; Scriba S. 75 f. Vgl. zu einem Zusammenschluß von Rechtsanwaltssozietäten zu einer EWIV I.F.L.R. June 1989, 20 International legal practice.

46

52

§ 4 Mitglieder

der BGB-Gesellschaft als Rechtssubjekt 47 problematisch. Soweit nicht-artverwandte Berufe die Voraussetzungen des Artikel 4 EWIV-VO erfüllen, können deutsche Rechtsanwälte mit diesen in einer EWIV zusammenarbeiten. 48 II Die freien Berufe im französischen Recht Im französischen Recht gibt es für freie Berufe spezielle Rechtsformen der Zusammenarbeit. Zum einen die société civile professionnelle49 (SCP), zum anderen die société civile de moyens. 50 Erstere hat den Nachteil, daß die Beteiligten ihre Unabhängigkeit verlieren. Die société de moyens hingegen übt nicht selbst den Beruf aus. Sie hat nur den Zweck, Mittel zur Ausübung des Berufs für die einzelnen Mitglieder bereitzustellen. 51 Trotz dieser Möglichkeit der Zusammenarbeit wird diskutiert, ob Freiberufler nicht ein groupement d'intérêt économique gründen oder Mitglied eines groupement d'intérêt économique werden können. Dabei stellen sich zwei Probleme: erstens die mögliche Kaufmannseigenschaft und zweitens die Ausübung einer wirtschaftlichen Aktivität. Freiberufler können nach französischem Recht keine Kaufleute sein, wenn ihnen ihr Berufsstand die Ausübung eines Handelsgeschäfts verbietet. Dies trifft auf Rechtsanwälte, 52 Architekten 53 sowie Ärzte 54 und Wirtschaftsprüfer 55 zu. Apotheker 56 sind auch nach französischem Recht Kaufleute. Die Gesellschafter einer SNC erwerben gemäß Artikel 10 des Gesetzes vom 24. Juli 196657 die Kaufmannseigenschaft. Unterdessen ist für das handelsrechtliche

47 48 49

50 51 52 5] 54 55 56 57

Vgl. Kapitel 1 § 2 D 3 b S. 19. Zuck N J W 1990, 954, 957. L. n. 6 6 - 879 vom 29. November 1966 J.C.P. 1966 III 32517 = J . O . 30. November 1966; für Rechtsanwälte insbesondere: décret n. 72 — 669 v. 13. Juli 1972 „SCP d'avocats", vgl. dazu Bodin, Les sociétés civiles professionnelles d'avocats, Rev.Soc. 1972, 591; für Notare: décret n. 67—868 vom 2. Oktober 1967 „SCP des notaires", vgl. Aussedat, Le corps notarial et les sociétés civiles professionnelles: réflexion sûr les fusions, Rev.Soc. 1976, 283. Gesetz vom 23. Dezember 1972; vgl. dazu Cheminade J.C.P. 1971 II 2405. Terré J . C . P 1967 I 2103 n. 96. Artikel 7 Gesetz vom 31. Dezember 1971 und Artikel 57 décret vom 9. Juni 1972. Gesetz vom 31. Dezember 1940; Cass.civ. 5. April 1965 J.C.P. 1965 II 14261. Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 128. Cour de Rouen 7. Januar 1941 Gaz.Pal. 1941 1.213. Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 128. L. n. 66-537.

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

53

GIEstreitig, ob die Mitglieder auch Kaufleute werden, wenn sie es noch nicht sind. Auf eine parlamentarische Anfrage wurde geantwortet, 58 Freiberufler könnten ihre Tätigkeit im Rahmen einer Handelsgesellschaft ausüben. Diese Anfrage bezog sich konkret jedoch nur auf ein Entreprise unipersonnelle à responsabilité limitée, 59 bei dem die Haftung beschränkt ist. In der Literatur wird die Mitgliedschaft von Freiberuflern in einer société à responsabilité limiteé (SARL) ohne nähere Begründung bejaht. Doch die Haftungsbeschränkung kann nicht der Grund für die mögliche Mitgliedschaft sein. Auch bei der SCP haften die Mitglieder unbeschränkt und gesamtschuldnerisch. 60 Der Grund ist ein anderer. Nur das G I E betreibt das Handelsgeschäft. 61 Eine dem Artikel 10 des Gesetzes vom 24. Juli 1966 entsprechende Regelung fehlt. Damit bleibt es bei der Anwendung der Artikel 1, 633, 634 C . C o m . Die Mitgliedschaft in einem handelsrechtlichen G I E führt nicht zum Erwerb der Kaufmannseigenschaft. 6 2 Diejenigen, die die mögliche Mitgliedschaft verneinen, 63 weigern sich, die freiberufliche Tätigkeit als wirtschaftlich zu qualifizieren. Jedoch üben auch Freiberufler eine wirtschaftliche Aktivität aus 64 und bedienen sich dabei handelsrechtlicher Instrumente. 65 Trotz aller wissenschaftlicher Diskussionen bestanden schon 1971 10 % der in Bordeaux registrierten G I E aus Freiberuflern. 66

58 59 60

" 62

63

64

65

"

R.M. J . O . déb. Ass.nat. 11. August 1986 p. 2661; Rev.Soc. 1986, 666. Vgl. L. n. 8 5 - 6 9 7 v. 11. Juli 1985. Artikel 15 Gesetz vom 29. November 1966. Guyon p. 521. Cass.com. 12. Mai 1975 Rev.Soc. 1975, 694; Cour de Paris 12. April 1976 Rev.Soc. 1977, 131 ; Cour de Toulouse 6. Januar 1983 unveröffentlicht; Guyon Anm. zu Trib.com. Paris J.C.P. 1970 II 16335; Guyon/Coquereau, GIE pp. 8, 100 und 134; Burst J.C.P. 1969 I 2257 n. 10; LamySoc.com. n. 1926; a.A. Richard J.C.P. 1968 I 2164; Cozian J.C.P. 1968 I 2199. Guyénot Les petites affiches 1985 n. 148 p. 1415; ders. Fisc.Europ. 1986/1, 49, 51 ; Richard J.C.P. 1968 I 2164 n. 4; Gleichmann ZHR 149 (1985), 633, 638; Wüllrich RIW 1973, 589 Fn. 22. Guyon/Coquereau, GIE p. 56; Merle p. 582; Lamy Soc.com. n. 1905; Lichtenberg ZHR 138 (1974), 117, 126; Schlüter S. 63 f. ; Volkmann S. 37 m. w.N.; inzident: Guyon Rev.Soc. 1978, 25, 29. Guyon p. 54. Cheminade J.C.P. 1971 II 2405 n. 61.

54

§ 4 Mitglieder

III Die freien Berufe im englischen Recht Das englische Recht kennt die Unterscheidung zwischen Zivil- und Handelsrecht nicht. 6 7 Die partnership erfüllt auch die Funktion der O H G . 6 8 Deshalb gibt es viele Freiberufler, die sich zu einer partnership 6 9 zusammenschließen oder daran teilnehmen. 7 0 Solicitors dürfen sich in England und Wales nicht mit anderen Berufen zu einer partnership oder einem E E I G zusammenschließen. 71

IV Ergebnis Die Mitgliedschaft von Freiberuflern bereitet vor allem dem deutschen Recht Schwierigkeiten. Das britische Recht kennt die strenge Unterscheidung zwischen Zivil- und Handelsrecht nicht. Französische Vereinigungen können auch einen zivilrechtlichen Charakter haben. 7 2 Die gesetzliche Lage erlaubt es, davon auszugehen, daß auch die Mitgliedschaft in einem handelsrechtlichen G E I E nicht zum automatischen Erwerb der Kaufmannseigenschaft führt. D e m deutschen Recht wurde mit § 1 2. Halbsatz E W I V G eine unsystematische Lösung verpaßt. Freiberufler können Mitglieder einer Vereinigung werden, obwohl diese als Handelsgesellschaft gilt. Eleganter wäre es vielleicht gewesen, die E W I V wie in Frankreich je nach Unternehmengegenstand als zivil- oder handelsrechtlich zu behandeln.

C Sonstige Anforderungen an den Mitgliederkreis Gemäß Artikel 4 II EWIV-VO müssen von den Mitgliedern mindestens zwei aus verschiedenen Mitgliedsstaaten sein, um die Supranationalität zu gewährleisten. Die Mitglieder müssen in der E G ansässig sein.

67

" 69

70 71 ,2

Triebel S. 18. Vgl. oben Kapitel 1 § 2 D I 3 b S. 19. Zum Problem der Multi-disciplinary Partnerships: Lamplugh, Multi-disciplinary Partnerships, International Legal Practitioner März 1988, 6. Heenen p. 98; Triebel I.W.B. Nr. 7 v. 10. 4. 1979 Fach 5 Gruppe 3 S. 65, 77. Abell/Blin I.F.L.R. July 1989, 9, 13. Vgl. Kapitel 1 % 2 D II 2 a S. 25.

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

55

Mitglieder können nach d e m Wortlaut des Artikel 4 1 a E W I V - V O keine U n t e r n e h m e n sein, die n a c h d e m R e c h t eines M i t g l i e d s s t a a t e s g e g r ü n d e t w u r d e n , u n d n u r ihren s a t z u n g s g e m ä ß e n , nicht a b e r t a t s ä c h l i c h e n S i t z in der G e m e i n s c h a f t haben.73 Wegen des supranationalen Charakters der Vereinigung m u ß sie m i n d e s t e n s M i t g l i e d e r a u s z w e i v e r s c h i e d e n e n M i t g l i e d s s t a a t e n h a b e n . 7 4 A n einer E W I V k ö n n e n sich k e i n e G e s e l l s c h a f t e n m i t H a u p t v e r w a l t u n g in D r i t t s t a a t e n b e t e i l i g e n . 7 5 I m H i n b l i c k auf A r t i k e l 4 I I E W I V - V O ist d a r a u f h i n z u w e i s e n , d a ß n a t ü r liche P e r s o n e n n i c h t S t a a t s a n g e h ö r i g e eines E G - M i t g l i e d s s t a a t e s sein m ü s s e n . G e m ä ß A r t i k e l 4 II b E W I V - V O ist es a u s r e i c h e n d , w e n n sie eine T ä t i g k e i t in d e r G e m e i n s c h a f t a u s ü b e n o d e r D i e n s t l e i s t u n g e n in der G e m e i n s c h a f t erb r i n g e n . 7 6 K e i n e B e t e i l i g u n g an einer E W I V ist f ü r n a t ü r l i c h e P e r s o n e n m ö g lich, d i e ihre H a u p t t ä t i g k e i t in D r i t t s t a a t e n a u s ü b e n . 7 7 A r t i k e l 4 1 2 . H a l b s a t z E W I V - V O enthält eine b e s o n d e r e R e g e l u n g f ü r die p a r t n e r s h i p u n d die s o c i é t é en p a r t i c i p a t i o n , d i e b e i d e keinen S i t z z u b e s t i m m e n b r a u c h e n . D i e E r m ä c h t i g u n g in A r t i k e l 4 I I I E W I V - V O , die M i t g l i e d e r zahl auf z w a n z i g z u b e s c h r ä n k e n , s p i e g e l t eine B e s o n d e r h e i t der H a f t u n g s s i t u a t i o n d e r p a r t n e r s h i p d a r . 7 8 E i n e p a r t n e r s h i p , die in G e w i n n e r z i e l u n g s a b sicht G e s c h ä f t e b e t r e i b t ( c a r r y i n g o n b u s i n e s s ) , k a n n m i t einer M i t g l i e d e r z a h l v o n m e h r als 20 M i t g l i e d e r n n u r d a n n g e g r ü n d e t w e r d e n , w e n n sie als C o m p a n y e i n g e t r a g e n , d u r c h „ r o y a l c h a r t e r " , „letters p a t e n t " o d e r „ A c t o f p a r l i a m e n t " inkorporiert ist.79

D Nationale Zugangsbeschränkungen D i e Mitgliedsstaaten k ö n n e n gemäß Artikel 4 IV E W I V - V O aus G r ü n d e n des ö f f e n t l i c h e n I n t e r e s s e s Z u g a n g s b e s c h r ä n k u n g e n erlassen. D i e V o r s c h r i f t läßt w e i t e r g e h e n d e B e s c h r ä n k u n g e n o d e r K o n t r o l l e n b e s t i m m t e r T ä t i g k e i t e n in

7J 74

75 76 77 78 79

Artikel 4 I a EWIV-VO. Bei Unternehmen die Hauptverwaltung, bei natürlichen Personen die Haupttätigkeit dort ausübend. GleichmannZHR 149(1985),633,640;ScribaS. 81 ; Eckhardt MittBayNot 1989, 125, 127. So auch Eckhardt MittBayNot 1989, 125, 127. Gleichmann Z H R 149 (1985), 633, 640; Scriba S. 81 ; Eckhardt MittBayNot 1989, 125,127. Vgl. ausführlich zu Artikel 4 III EWIV-VO Scriba S. 82 ff. See. 716 C.A. 1985.

56

§ 4 Mitglieder

den Mitgliedsstaaten unberührt. 8 0 Im englischen Recht wurden die Benefit Building Societies81 (Bausparkassen) entgegen aller Erwartungen nicht von einer möglichen Mitgliedschaft ausgeschlossen, obwohl sie gegen Haftungsrisiken besonders schützenswert sind. 82 Bei ihnen handelt es sich um kleine Gesellschaften, die zum Schutz der Sparer nicht das Risiko der persönlichen Haftung auf sich nehmen sollten. Gemäß § 16 des Entwurfs zum EWIVG 8 3 konnten Notare nicht Mitglieder einer EWIV mit Sitz im Geltungsbereich der Bundesrepublik sein. 84 In der Begründung des Gesetzesentwurfs vom 25. Mai 198785 wurde auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts 86 verwiesen. „Für Notare gelten zur strengen Wahrung der für die Berufsausübung wesensnotwendigen Unparteilichkeit enge Schranken für die Zusammenarbeit, insbesondere mit Angehörigen anderer Berufe". 87 Der Artikel 16 im Entwurf des EWIVG wurde von deutschen Bundestag gestrichen. 88 Im Ergebnis hat keiner der drei Mitgliedsstaaten von Artikel 4 IV EWIVVO Gebrauch gemacht.

§ 5 Die Geschäftsführung A Allgemeines Zweites Organ 1 nach den Mitgliedern ist die Geschäftsführung. 2 Der oder die Geschäftsführer 3 werden im Gründungsvertrag oder durch Beschluß der Mit80 81 82 8J 84 85 86 87 88 1

2 3

Vgl. Erwägungsgrund Nr. 8. Building Societies Act 1962; vgl. Gower pp. 281 ss. Vgl. Gleichmann Z H R 149 (1985), 633, 640. BT-Drucksache 11/1807. Vgl. § 2 Bundesnotarordnung. BT-Drucksache 11/352. BVerfGE 54, 227, 248 f. BT-Drucksache 11/352 S. 10 zu § 16. Vgl. dazu Zuck N J W 1990, 954, 956. Der Gründungsvertrag kann ein drittes Organ vorsehen (Artikel 16 I S. 2 EWIV-VO), z . B . : Aufsichtsrat wie bei Airbus Industrie; Hauschka, AG 1990, 85, 88 schließt aus Artikel 16 EWIV-VO, daß die EWIV in der Bundesrepublik Deutschland ausichtsratfähig sein soll. Artikel 16 I EWIV-VO. Während des geschäftsführende Organ des G I E als „administrateur" bezeichnet wird, nennt man es beim G E I E „gérant". Die Wahl des Begriffs „administrateur" sollte beim G I E den Unterschied zur Gesellschaft begrifflich gewährleisten.

Die O r g a n e , ihre O r g a n i s a t i o n u n d innere Verfassung

57

glieder bestimmt. 4 Geborene Geschäftsführer, vergleichbar § 114 HGB, Artikel 12 al. 1 Gesetz vom 24. Juli 1966 ( S N C ) oder Section 5 Partnership Act 1890, gibt es wie beim GIE 5 nicht. Es besteht keine Begrenzung der Anzahl der Geschäftsführer. Dies entspricht § 6 G m b H G , Artikel 49 des Gesetzes vom 24. Juli 1966 ( S . A . R . L . ) , Artikel 9 ord. n. 6 7 - 8 2 1 und Section 5 P.A. 1890. Nur die Geschäftsführer sind zur Vertretung berechtigt. 6 Dem britischen Gesellschaftsrecht ist der Organbegriff neu. 7 Die directors oder managing directors der companies sind „agents" (Vertreter) und „quasi-trustees" (vergleichbar Treuhänder). 8

B Fremdgeschäftsführung Der oder die Geschäftsführer brauchen nicht aus dem Kreis der Mitglieder rekrutiert zu werden. 9 Eine sogenannte Fremdorganschaft ist möglich, jedoch muß es sich um eine natürliche Person handeln. 10 Im deutschen Recht sind die Grenzen der Fremdorganschaft umstritten. 11 Es gibt keinen Fremdgeschäftsführer als solchen. Allenfalls können gewisse Aufgaben auf Dritte übertragen, oder kann Prokura erteilt werden. 12 Die companies, die wie das EEIG rechtsfähig sind, kennen die Drittorganschaft auf Grund eines Dienstvertrages. 13 Ein Partner einer partnership kann sich, wenn der Gesellschaftsvertrag dies vorsieht, durch einen Angestellten in der Geschäftsführung vertreten lassen. 14

4 5 6 7 8 9 10

"

12 13 14

Artikel 16 I EWIV-VO. Artikel 9 ord. n. 6 7 - 8 2 1 . Artikel 20 I S. 1 EWIV-VO. Vgl. Triebel S. 161. Charlesworth/Cain p. 366. Vgl. Boukris Les petites affiches 1987 n. 95 p. 21 ; Kollhosser/Raddatz J A 1989, 10,13. Artikel 19 I EWIV-VO. Vgl. B G H N J W 1982, 1817; BGHZ 26, 333; BGHZ 33, 108; BGHZ 41, 367; Baumbach/ Duden/Hopt § 125 Anm. 1 C ; MüKo/Ulmer § 709 Rdn. 4; Wiedemann, Gesellschaftsrecht S. 344; Oldenburg, Fremdgeschäftsführung- und Vertretung in den Personengesellschaften Diss. 1973. Baumbach/Duden/Hopt § 114 Anm. 2; kritisch Heenen p. 103. Tolley p. 233; Gower p. 139. Underhill p. 39.

58

5 5 Die Geschäftsführung

Das französische Recht schreibt bei den sociétés civiles, 15t>eim groupement d'intérêt économique 16 und den sociétés en nom collectif 17 keine Selbstorganschaft vor. Für die société à responsabilité limiteé wird die Möglichkeit, Nicht mitglieder zu Geschäftsführern zu bestimmen, ausdrücklich in Artikel 49 des Gesetzes vom 24. Juli 1966 erwähnt.

C Juristische Personen als Geschäftsführer Artikel 19 II EWIV-VO erlaubt die Zulassung von juristischen Personen als Geschäftsführer. Voraussetzung ist, daß die Mitgliedsstaaten vorschreiben, daß diese juristische Personen eine oder mehrere natürliche Personen als Vertreter bestimmen, auf die die Publizitätsmaßnahmen nach Artikel 7 (d) EWIVVO anzuwenden sind. Zudem ist gemäß Artikel 19 II S. 2 EWIV-VO erforderlich, daß der Mitgliedsstaat, der von dieser Möglichkeit Gebrauch macht, auf diese Vertreter diesselben Haftungsvorschriften anwendet wie auf die Geschäftsführer selbst. Diese Regelung ist auf britisches Bestreben zurückzuführen. In England gibt es sogenannte management companies, die die Geschäftsführung als Dienstleistung übernehmen. 18 Das deutsche Gesellschaftsrecht kennt die Geschäftsführung von juristischen Personen im Personengesellschaftsrecht ebenfalls. Wenn eine juristischen Person Mitglied einer O H G ist, kann sie auch Geschäftsführer gemäß § 114 I H G B sein. 19 Den GmbH-Geschäftsführerkreis beschränkt § 6 II S. 1 GmbHG auf natürliche Personen. Von der Ermächtigung in Artikel 19 II EWIV-VO hat die Bundesrepublik keinen Gebrauch gemacht. Bei einer deutschen EWIV können nur natürliche Personen Geschäftsführer sein. Damit sind auch Personengesellschaften von der Geschäftsführung ausgeschlossen. 20 Obwohl das Gesetz vom 24. Juli 1966 sowie Artikel 1847 C.Civ. auch juristische Personen in Frankreich zur Geschäftsführung zulassen, waren diese

15

" 17 18

" 20

Vgl. Artikel 1846 C . C i v . ; Ferid R I W 1983, 233, 239. Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 189. Guyon p. 243. Vgl. In re Bulawayo Market and Offices C o m p a n y Limited (1907) 2 C h . 458. Baumbach/Duden/Hopt § 105 A n m . 1 C ; anders § 6 II S. 1 G m b H G , da keine geborenen Geschäftsführer. So auch Autenrieth BB 1989, 305, 309.

D i e O r g a n e , ihre O r g a n i s a t i o n u n d innere Verfassung

59

in der Verordnung von 1967 über das groupement d'intérêt économique GIE davon ausgeschlossen. 21 Deshalb mußten sich groupements, die von juristischen Personen gegründet wurden, an Dritte wenden, die die Geschäftsführung übernahmen. 2 2 Für das GEIE wurde mit Artikel 6 des Gesetzes n. 89—377 von der Befugnis des Artikel 19 II EWIV-VO Gebrauch gemacht. Gleichzeitig wurde durch Artikel 21 dieses Gesetzes der Artikel 9 der ord. n. 67—821 dahingehend geändert, daß nunmehr auch beim GIE juristische Personen Verwalter eines GIE werden können. Für eine deutsche EWIV bleibt nur die Möglichkeit, den oder die Geschäftsführer oder die Vorstandsmitglieder der juristischen Person direkt als Geschäftsführer der EWIV zu bestimmen. 23 Damit besteht kein großer Unterschied zu einer EWIV, bei der eine juristische Person Geschäftsführer ist. Denn bei ihr wird eine natürliche Person bestimmt werden, die wie ein Geschäftsführer haftet. Großbritannien hat wie Frankreich, Irland und Niederlande 24 mit Section 5 EEIG-Regulations 1989 von der Befugnis des Artikel 19 II EWIV-VO Gebrauch gemacht.

D Beschränkungen des Geschäftsführerkreises Artikel 19 I S. 2 EWIV-VO beschränkt den Personenkreis der möglichen Geschäftsführer. Betroffen sind davon zum Beispiel Personen, die unter § 76 III S. 2 AktG fallen. Gemäß Section 20 EEIG-Regulations 1989 finden auf ein EEIG, welches als „unregistered Company" unter Teil V des Insolvency Act 1986 abgewickelt wird, Teile des Company Directors Disqualification Act 1986 Anwendung. 2 5 Der deutsche Rechtsanwalt ist berufsrechtlich nicht gehindert Geschäftsführer einer EWIV zu sein, deren Mitglied er ist. 26 Dies ist nicht nur damit zu begründen, daß die EWIV nicht erwerbswirtschaftlich tätig ist, sondern

21 22 23

24 25 26

Kritisch dazu Guyenot Rev.Soc. 1969, 162, 168. Vgl. Guyon p. 528. Vgl. zur Umgehung der Selbstorganschaft bei den deutschen Genossenschaften Meyer/ Meulenbergh/Beuthien, G e n G § 9 Rdn. 7. Vgl. Harnier I.W.B. Nr. 5 vom 10. 3. 1989 Gruppe 3 S. 74. Vgl. hierzu auch See. 19 EEIG-Regulations 1989. Vgl. Zuck N J W 1990, 954, 957.

60

§ 5 D i e Geschäftsführung

mit der bei gleichzeitiger Mitgliedschaft bestehenden Selbstorganschaft. Ein Rechtsanwalt kann deshalb nicht Geschäftsführer einer E W I V sein, deren Mitglied er nicht ist, obwohl die Vereinigung nicht erwerbswirtschaftlich tätig ist. Dann läge nämlich Fremdgeschäftsführung wie bei der G m b H vor. 2 7 In einer Anwalts-EWIV kann die Geschäftsführung einem Nicht-Anwalt übertragen werden. 2 8 Zu den in Artikel 19 I S. 2 EWIV-VO Spiegelstrich drei aufgeführten Entscheidungen gehören auch anerkannte Entscheidungen aus Drittstaaten.

E

Ergebnis

Die Fremdgeschäftsführung in einem personenrechtlichen Zusammenschluß ist in dieser Ausgestaltung sowohl für das deutsche als auch für das britische Recht eine Neuigkeit. N u r das E W I V G läßt eine Geschäftsführung durch juristische Personen nicht zu. Artikel 19 II EWIV-VO hätte es gewiß erlaubt, juristische Personen dann als Geschäftsführer zuzulassen, wenn sie auch gleichzeitig Mitglied der Vereinigung sind. Besteht eine deutsche Vereinigung nur aus juristischen Personen, so muß zur Vermeidung der Fremdgeschäftsführung ein Organ eines Mitglieds zum Geschäftsführer bestellt werden.

§ 6 Rechte der Mitglieder A Stimmrecht I

Allgemeines

Das wichtigste Recht der Mitglieder ist das Stimmrecht gemäß Artikel 17 I EWIV-VO. 1 Sie können jeden Beschluß zur Verwirklichung des Unternehmensgegenstandes der Vereinigung fassen. 2 Grundsätzlich hat jedes Mitglied

27 28

' 2

Vgl. Zuck N J W 1990, 954, 957. Zuck N J W 1990, 954, 957. Zu den Vermögensrechten bei einer deutschen EWIV vgl. Ganske, EWIV S. 44 ff. Artikel 16 II EWIV-VO; vgl. ausführlich zur Beschlußfassung: Meyer-Landrut, EWIV S. 38 ff.

D i e O r g a n e , ihre Organisation und innere Verfassung

61

eine Stimme. 3 Im Gründungsvertrag kann vereinbart werden, daß bestimmten Mitgliedern mehrere Stimmen unter der Bedingung gewährt werden, daß ein einziges Mitglied nicht die Stimmenmehrheit besitzt. Dadurch kann eine Gewichtung je nach Wert der Beiträge, Dauer der Zugehörigkeit oder Umsatzstärke erreicht werden. Die Stimmenhäufung bei einem oder mehreren Mitgliedern entspricht der Regelung in Artikel 8 II ord. n. 67—821. Dort fehlt jedoch eine dem Artikel 171S. 1 EWIV-VO entsprechende Begrenzung. 4 Stimmenmehrheit bedeutet im Sinne des Artikel 17 I S. 2 EWIV-VO die Mehrheit der insgesamt vorhandenen Stimmen. 5 Der Gründungsvertrag kann die Bedingungen für die Beschlußfähigkeit und die Mehrheit für Beschlüsse oder bestimmte Beschlüsse, die die Verordnung nicht in Artikel 17 II (a)-(e) EWIV-VO regelt, festlegen. Sowohl bei den Beschlüssen gemäß Artikel 14 I, 17 II (a)-(e), 22 I und 26 EWIV-VO, als auch dann, wenn der Vertrag keine Bestimmungen enthält, sind die Beschlüsse einstimmig zu fassen. Die Verordnung schreibt nicht vor, daß die Beschlußfassung in einer Mitgliederversammlung zu erfolgen hat. Die körperliche Anwesenheit der Mitglieder ist zur Beschlußfassung grundsätzlich nicht erforderlich. 6 Eine Beratung durch Brief, Telex 7 oder Videokonferenz 8 genügt. Dies gilt in diesem Umfang nicht für ein G E I E . Artikel 4 des Gesetzes n. 89—377 schreibt die Beschlußfassung in einer Mitgliederversammlung vor und ermöglicht die Beschlußfassung durch schriftliche Beratung für alle oder bestimmte Beschlüsse durch Fixierung im Gründungsvertrag.

II Begriff der Einstimmigkeit Fraglich ist, wie der Einstimmigkeitsbegriff bei Stimmenthaltungen zu verstehen ist. Die Lösung dieser Frage kann durch Auslegung des Artikel 17 EWIV-VO oder dadurch erfolgen, daß man sie als nicht geregelt betrachtet. Im letzteren Falle führt Artikel 2 I EWIV-VO zum nationalen Recht. Diesen Weg begeht Ganske für die Artikel 1 II, III, 12, 16, 17, 18, 19 und 21 EWIV-VO. 9 Meines

5 4 s 6 7 8

'

Artikel 17 I S. 1 EWIV-VO. Kritisch dazu Richard J.C.P. 1968 I 2164 n. 20. Ganske, EWIV S. 43. So auch Scriba S. 124; Woodland J.C.P. 1986 II 3247 n. 16. Woodland a.a.O. Israel Fisc.Europ. 1988/2, 3, 8. D B Beilage 20/85 S. 12 Fn. 244; ders. EWIV S. 23.

62

§ 6 R e c h t e der Mitglieder

Erachtens ist diese Lösung für Artikel 1 I I I E W I V - V O nicht richtig, weil dort schon eine direkte Verweisung auf nationales Recht besteht. D i e Artikel 1 II, 12, 16, 17, 18 und 21 E W I V - V O sind supranationales Recht und bilden damit eine eigenständige Normebene. 1 0 Sie können freilich mit Hilfe aller nationalen Rechte, nicht nur mit Hilfe des subsidiär anwendbaren Rechts, ausgelegt werden. Alleine Artikel 19 I I I E W I V - V O enthält keine abschließende Regelung, so daß hier der Zugang zum nationalen R e c h t über Artikel 2 I E W I V - V O eröffnet ist. 11 N u r wenn die Verordnung eine Frage nicht regelt, ist nationales Recht anwendbar. 12 N i c h t aber schon, wenn die Verordnungsregelung auslegungsbedürtig ist.

1.

Lösungsvorschläge

a) Artikel 148 I I I EWG-Vertrag analog Gleichmann 1 3 will den Rechtsgedanken des Artikel 148 I I I EWG-Vertrag heranziehen. G e m ä ß Artikel 148 I I I EWG-Vertrag steht die Stimmenthaltung von anwesenden oder vertretenen Mitgliedern dem Zustandekommen von B e schlüssen des Rates, zu denen Einstimmigkeit erforderlich ist, nicht entgegen. D i e Anwendung des Artikel 148 I I I EWG-Vertrag ist aber nicht gerechtfertigt. D i e Vorschrift des Gemeinschaftsrechts kann nicht im Gesellschaftsrecht, wo andere Interessen zu berücksichtigen sind, angewandt werden.

b) Auslegung nach Schutzzweck Scriba 14 legt die N o r m mit Rücksicht auf ihren Schutzzweck aus. Wesentliche Entscheidungen sollten nicht gegen den Willen einzelner Mitglieder getroffen werden. D e m Schutzzweck der Bestimmung sei Genüge getan, wenn jedes Mitglied die Möglichkeit hatte, überhaupt abzustimmen. Eine Stimmenthaltung könne die Einstimmigkeit nicht verhindern.

10

" 12 13 14

So wohl auch Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987, 492, 500. A . A . Gleichmann Z H R 149 (1985), 633, 648 : für die Auslegung von Verordnungsregelungen nationales Recht über Artikel 2 I EWIV-VO. So auch Autenrieth B B 1989, 305. Z H R (149) 1985, 633, 643 Fn. 14. A . a . O . S. 125.

63

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

2. Die entsprechende

Problematik

in den nationalen

Rechten

Im Recht der Kapitalgesellschaften gibt es, mangels personenrechtlicher Beziehungen, keine einstimmig zu fassenden Beschlüsse. Strengstenfalls ist eine Dreiviertelmehrheit erforderlich.15 Bei der offenen Handelsgesellschaft und Kommanditgesellschaft können wie auch bei der BGB-Gesellschaft16 Beschlüsse nur mit Zustimmung aller zur Mitwirkung bei der Beschlussfassung berufenen Gesellschafter einstimmig gefaßt werden.17 Der Gesellschaftsvertrag kann aber Mehrheitsbeschlüsse zulassen.18 Dies ist bei großen Gesellschaften zur Förderung der Funktionsfähigkeit angebracht. Entsprechend Artikel 17 II (g) EWIV-VO ist für eine Änderung des Gründungsvertrages die Einstimmigkeit nicht zwingend. 19 Bei einstimmig zu fassenden Beschlüssen bedeutet eine Enthaltung Nein. 20 Jedoch ist eine zustimmungsbedürftige Maßnahme, der ein Gesellschafter pflichtwidrig nicht zustimmt, unter engen Voraussetzungen, ohne seine Zustimmung zulässig. 21 Gemäß Artikel 8 ord. n. 67—821 werden, soweit im Gründungsvertrag nichts anderes bestimmt ist, die Mitgliederbeschlüsse beim groupement d'intérêt économique einstimmig gefaßt. Gleiches gilt für die société en nom collectif. 22 Erforderlich ist die Einstimmigkeit der Mitglieder, nicht die der Abstimmenden. 23 Im Recht der partnership sind Einstimmigkeitsentscheidungen, soweit die Partner nichts anderes vorgesehen haben, z.B. bei der Änderung des Unternehmensgegenstandes vorgesehen.24

15

" 17 18

" 20

21

22 23 24

Vgl. z.B. § 53 II S. 1 GmbHG; § 179 II S. 1 AktG, § 182 I S. 1 AktG, $ 193 I S. 1 AktG, § 2621S. 2 AktG, § 293 IS. 2 AktG, § 340 c II S. 1 AktG, See. 378 C.A. 1985. § 709 BGB. § 119 HGB. Baumbach/Duden/Hopt § 119 Anm. 2 B; Heymann/Emmerich § 119 Anm. 6; Bandasch § 119 Rdn. 8; Huber S. 39. Vgl. Baumbach/Duden/Hopt § 119 Anm. 2 B; Bandasch Rdn. 10; zu Problemfällen: Heymann/Emmerich § 119 Anm. 17 ff. Baumbach/Duden/Hopt a.a.O.; Hueck, Gesellschafterbeschlüsse bei offenen Handelsgesellschaften, Beiträge zum Wirtschaftsrecht Bd. 2 FS für Heymann, 1931 S. 700, 717; Sudhoff, Der Gesellschaftsvertrag der Personengesellschaften, 1973 S. 179; MüKo/Ulmer § 709 Rdn. 34. Vgl. BGH N J W 1985, 974; Baumbach/Duden/Hopt § 119 Anm. 2 F; Karsten Schmidt S. 455. Artikel 15 des Gesetzes n. 6 6 - 5 3 7 vom 24. Juli 1966. Guyon/Coquereau, GIE p. 175. See. 24 (8) P.A. 1890.

64

3.

§ 6 R e c h t e und Mitglieder

Ergebnis

Artikel 17 E W I V - V O ist eine abschließende supranationale Regelung europäischen Rechts. Die nationalen Rechte können als Auslegungshilfe benutzt werden. Sie geben jedoch keinen Aufschluß darüber, wie der Einstimmigkeitsbegriff zu verstehen ist. Die Lösung von Scriba ist bei bestimmten Konstellationen vertretbar. Das ergibt sich nicht nur aus dem Schutzzeck der N o r m , sondern auch aus einer objektiven Betrachtung. Wenn ein Mitglied freiwillig und grundlos von seinem Stimmrecht nicht Gebrauch macht, darf dadurch nicht die Funktionsfähigkeit der Vereinigung beeinträchtigt werden. Dies gilt umso mehr, als es sich um so wichtige Beschlüsse handelt, daß die Einstimmigkeit erforderlich ist. Ist ein Mitglied unverschuldet verhindert, an der Abstimmung teilzunehmen, darf keine Entscheidung ohne seine Stimme getroffen werden. Man kann unter bestimmten Voraussetzungen die Einstimmigkeit durch eine Zustimmungspflicht, die sich aus der Treuepflicht ergibt, erreichen. 2 5 Es ist möglich im Hinblick auf Artikel 17 III S. 2 E W I V - V O das Einstimmigkeitserfordernis in den zulässigen Grenzen im Gründungsvertrag auszuschließen

B Auskunftsrecht gemäß Artikel 18 EWIV-VO Gemäß Artikel 18 E W I V - V O hat jedes Mitglied das Recht, von den Geschäftsführern Auskünfte über die Geschäfte der Vereinigung zu erhalten und in die Bücher und Geschäftsunterlagen Einsicht zu nehmen. Die Bestimmung ist zwingendes Recht. 2 6 Fraglich ist, wie weit dieses Auskunftsrecht geht, insbesondere ob ein Auskunfts- und Einsichtsverweigerungsrecht wie in § 51 a II G m b H G besteht.

I

Bisherige Literatur zu Artikel 18 EWIV-VO

Scriba 2 7 tritt für eine weite Auslegung der Begriffe „Geschäfte der Vereinigung", „Bücher" und „Geschäftsunterlagen" ein. Eher begrüßenswert erach-

25

26 27

Vgl. B G H N J W 1960, 434; zur Treuepflicht vgl. Meyer-Landrut, E W I V S. 75 f . ; Ganske D B Beilage 20/85 S. 6 Fn. 91; Scriba S. 123; Kollhosser/Raddatz J A 1989, 10, 13. Ganske D B Beilage 20/85 S. 6 Fn. 88; Kollhosser/Raddatz, J A 1989, 10, 13. A . a . O . S. 121.

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

65

tet Boukris 2 8 das Schweigen der Verordnung über den Inhalt des Informationsrechts. Eine zu strikte Regelung hätte riskiert, die E W I V für einige Aktivitäten unanwendbar zu machen. G a n s k e 2 ' sowie K o l l h o s s e r / R a d d a t z 3 0 verneinen ein A u s k u n f t s - und Einsichtsverweigerungsrecht. D a f ü r spreche die enge B i n d u n g der Mitglieder sowie der Vergleich mit nationalen Vorschriften. Artikel 18 EWIV-VO gehe aber nicht soweit, daß er das Recht beinhalte, Kopien zu erhalten. 3 1

II Vergleich zum nationalem Recht 1. Deutsches

Gesellschaftsrecht

a) Kontrollrechte gemäß § 51 a G m b H G § 51 a G m b H G enthält anders als Artikel 18 E W I V - V O ein ausdrückliches Auskunfts- und Einsichtsverweigerungsrecht, wenn zu besorgen ist, daß der Gesellschafter die A u s k u n f t zu gesellschaftsfremden Zwecken verwenden und dadurch der Gesellschaft oder einem verbundenen Unternehmen einen nicht unerheblichen Nachteil z u f ü g e n wird. 3 2 D i e Vorschrift ist gemäß A b s a t z 3 zwingend. D i e Feststellungslast f ü r Tatsachen, die zur Verweigerung berechtigen, trägt die Gesellschaft. 3 3 D a s Auskunftsrecht richtet sich gegen die G e sellschaft. 3 4 Streitig ist, ob eine A u s ü b u n g des Individualrechts durch Dritte zulässig ist. 3 5 In b e z u g auf Bevollmächtigte, die ihrerseits zur Verschwiegenheit verpflichtet sind, werden A u s n a h m e n zuerkannt. 3 6 D a s Auskunftsrecht erstreckt sich auf alle Angelegenheiten der Gesellschaft. D e r Begriff ist weit zu verstehen und schließt nur g a n z persönliche D i n g e der Geschäftsführer

28

29 30 31 32

33 31 35 3

'

Les petites affiches 1987 n. 95 p. 19.

A.a.O. A.a.O.

Woodland J.C.P. 1986 II 3247 n. 16. Vgl. zur Zulässigkeit der Anfechtungsklage gegen den Gesellschafterbeschluß nach § 51 a II S. 2 G m b H G neben dem Antrag auf gerichtliche Entscheidung gemäß § 51 b G m b H G : B G H BB 1988, 327. BayOblG NJW RR 1989, 350. Meyer-Landrut/Miller/Niehus G m b H G § 51 Rdn. 8. Vgl. zum Streitstand Meyer-Landrut/Miller/Niehus a.a.O. Rdn. 7. Meyer-Landrut/Miller/Niehus a.a.O. m.w.N.

66

§ 6 Rechte der Mitglieder

von der Information aus. 3 7 Die Auskunft ist unverzüglich zu geben. Dies bedeutet ohne schuldhaftes Zögern im Sinne des § 121 I S. 1 B G B . 3 8 Das Einsichtsrecht der Gesellschafter betrifft alle Unterlagen der G m b H . Ausgenommen sind nur persönliche Papiere der Geschäftsführer und der Mitarbeiter. 39 Einsicht heißt nicht, daß Befragung des Personals gestattet wäre. Eine Anfertigung von Kopien ist erlaubt. 4 0

b) Kontrollrechte gemäß § 118 H G B § 118 H G B enthält für die offene Handelsgesellschaft nur ein Einsichtsrecht. 4 1 Dieses kann sich nach Treu und Glauben zu einem Anspruch auf Auskunft steigern, die sonst nur der Gesamthand der Gesellschafter zu erteilen ist. 4 2 Die Vereinbarung einer Beschränkung oder eines Ausschlusses dieses Rechts ist zulässig. Auf diese Vereinbarung kann sich der Verpflichtete nicht berufen, wenn Grund zu der Annahme unredlicher Geschäftsführung besteht. 4 3 Es genügt, wenn der persönlich haftende Gesellschafer Tatsachen behauptet, die bei objektiver Würdigung den begründeten Verdacht der Unredlicheit erwekken, weil er als Außenstehender zunächst nicht mehr vortragen kann. 4 4 Das Einsichtsrecht richtet sich gegen die Gesellschaft. 4 5 D a s Recht kann nur persönlich ausgeübt werden. 4 6 Die Zuziehung von Sachverständigen ist möglich. 4 7 D a s Einsichtsrecht beinhaltet auch das Recht, sich aus den Unterlagen eine Bilanz und einen Jahresabschluß anzufertigen. 4 8 D a s Recht zum Betreten der Geschäftsräume ist Bestandteil des Kontrollrechts. 4 9 Das Erstel-

37 38 39 40 41 42

43 44 45 46

47 48

49

Fischer/Lutter G m b H G § 51 a Rdn. 5. Gersch, GmbH-Reform Rdn. 318. Fischer/Lutter a.a.O. Rdn. 9; Meyer-Landrut a.a.O. Rdn. 3. O L G Köln WM 1986, 36 = ZIP 1985, 800 = BB 1985, 1583 = G m b H R 1985, 358. Zur Kritik an der gesetzlichen Regelung vgl. Schiessl G m b H R 1985, 109. Vgl. B G H Z 14, 53, 59; Wischenbart, Informationsbedarf und Informationsrecht im Gesellschaftsrecht, 1986 S. 57. § 118 II H G B . Wiedemann S. 376. Bautnbach/Duden/Hopt § 118 Anm. 1 C ; Heymann/Emmerich Bd. 2 § 118 Rdn. 3. Baumbach/Duden/Hopt a . a . O . ; Westermann, Handbuch der Personengesellschaften, Rdn. 249. Baumbach/Duden/Hopt a.a.O. Zur Sicherstellung der Unterlagen im Wege der einstweiligen Verfügung: AmtsG Hamm BB 1973, 1600. Bandasch § 118 Rdn. 1; Glanegger/Niedner/Renkl/Ruß § 118 Rdn. 2; Hueck, Das Recht der O H G S. 187; Sudhoff, Der Gesellschaftsvertrag der Personengesellschaften S. 202.

D i e Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

67

len von Auszügen und Kopien ist jederzeit auf eigene Kosten möglich, außer wenn die Unterlagen Geschäftsgeheimnisse enthalten. 50 Artikel 18 EWIV-VO entspricht in der Konstruktion eher § 51 a I, III G m b H G als § 118 H G B . 5 1 Das ergibt sich schon aus der Verankerung eines Auskunftsrechts als Normalfall.

2. Französisches

Gesellschaftsrecht

Die ord. n. 67—821 enthält kein Informationsrecht. Das ist darauf zurückzuführen, daß das groupement d'intérêt économique gemäß Artikel 10 ord. n. 67—821 einer Verwaltungs- und Buchführungskontrolle durch Dritte unterliegt, 52 und sich bei vielen groupements die Geschäftsführung in den Händen der Mitglieder befindet, so daß alle ständig auf dem laufenden sind. 53 Gemäß Artikel 7 des Gesetzes n. 89—377 sind die Vorschriften der ord. n. 67—821 hinsichtlich der Buchführungspflichten und der Buchprüfung auf ein groupement européen d'intérêt économique anwendbar. Für das groupement d'intérêt économique kann im Gründungsvertrag ein direktes Informationsrecht vereinbart werden, welches sich an das entsprechende Recht der Gesellschafter der société en nom collectif (SNC) anlehnen kann. 54 Dieses ähnelt dem Informationsrecht der Gesellschafter einer société civile, welches in Artikel 1855 C.Civ. geregelt ist sowie dem Informationsrecht der Gesellschafter einer société à responsabilité limiteé (S.A.R.L.). 5 5 Zweimal im Jahr haben die Gesellschafter einer S N C das Recht, Einsicht in Bücher und Dokumente bei der Gesellschaft zu nehmen. 56 Das Recht der Kenntnisnahme 57 beeinhaltet auch das Recht, Kopien anzufertigen. 58 Jeder Gesellschafter hat das Recht, schriftlich Auskunft zu verlangen, die innerhalb eines Monats nach seiner Anfrage schriftlich erfolgen muß. Die Informationsrechte können nicht, auch nicht durch den Gründungsvertrag, eingeschränkt, höch-

50 51 52

53 54 55 56 57 58

Heymann/Emmerich § 118 Rdn. 16; ähnlich Bandasch a.a.O. So auch Meyer-Landrut, E W I V S. 69. Guyon/Coquereau R . D . C . 1970, 1, 8; auch als „indirektes Kontroll- oder Informationsrecht" bezeichnet vgl. Guyon/Coquereau, G I E p. 156. Guyénot, Les contrats des G I E p. 121. Guyon p. 525. Artikel 56 I-III Gesetz vom 24. Juli 1966 und Artikel 36 décret n. 6 7 - 2 3 6 . Artikel 17 Gesetz vom 24. Juli 1966; Artikel 1855 C.Civ.: mindestens einmal pro Jahr. Zum einstweiligen Rechtsschutz im französischen Recht vgl. Morbach S. 125 ff. Guyon p. 239; Heenen p. 117; vgl. Artikel 37 décret n. 6 7 - 2 3 6 ;

68

§ 6 Rechte der Mitglieder

stens erweitert werden. 5 9 Die Hinzuziehung von Experten, die vom Gericht zugelassen sein müssen, ist möglich. 6 0 Für das GEIE wird es, im Vergleich zum GIE, eine doppelte Kontrolle geben. Zum einen die vom GIE bekannte Buchführungskontrolle, zum anderen die Kontrolle auf Grund des Rechts aus Artikel 18 EWIV-VO. Das könnte dazu führen, daß französische Gerichte den Artikel 18 EWIV-VO restriktiver interpretieren als Gerichte anderer Mitgliedsstaaten, denn die für das GIE bestehenden Kontrollrechte werden allgemein als ausreichend empfunden.

3. Englisches

Gesellschaftsrecht

Das European Economic Interest Grouping ist zwar eine juristische Person, jedoch im Gegensatz zu den companies vom personenrechtlichen Verhältnis der Mitglieder gekennzeichnet. Bezüglich der Kontrollrechte ist es daher mit der partnership vergleichbar. Gemäß Section 28 P.A. 1890 ist jeder Partner gegenüber den anderen verpflichtet wahrheitsgetreu Rechenschaft abzulegen, und vollständige Informationen, die die partnership betreffen, zu liefern. Daraus leitet sich das Recht jedes Partners ab, jederzeit die Bücher der Gesellschaft durchzusehen oder sie von einem Bevollmächtigten, der zu diesem Zweck angestellt ist, einsehen zu lassen. 61 Das Recht auf Einsicht durch den Bevollmächtigten ist nicht absolut und nicht so stark wie das eigene Recht. Deshalb kann die Einsicht durch einen Bevollmächtigten verweigert werden, wenn keine vernünftigen Gründe für eine Vertretung vorliegen. 62 Liegt ein vernünftiger Grund vor, so muß der Bevollmächtigte so gewählt werden, daß die Partner gegen ihn keine berechtigten Einwände erheben können. 6 3 Das Einsichtsrecht beinhaltet das Recht, Kopien anzufertigen, berechtigt aber nicht, die Bücher von ihrem Platz zu entfernen. 6 4 Ebenfalls besteht das Recht, von den Mitgesellschaftern über deren Geschäfte und Transaktionen unterrichtet zu werden. 6 5 Grundsätzlich besteht ein Verweigerungsrecht, wenn die Einsicht oder Auskunft zu mißbräuchlichen Zwecken ausgeübt wird. 6 6

" 60 61 62

65 64 65 66

Guyon p. 239. Artikel 13 décret vom 30. Juli 1986; Lamy Soc. n. 2037: auch bei der S.A.R.L. Lindley p. 620. Dodd v. Amalgamated Marine, etc. Union (1923) 2 Ch. 236; Duché v. Duché (1920) 149 L.T. 300. Bevant v. Webb (1901) 2 Ch. 59. Lindley p. 580. Lindley p. 620. Trego v. Hunt (1896) A . C . 7; Bevan v. Webb (1901) 2 Ch. 59; Duché v. Duché (1920) 149 L.T. 300; Dodd v. Amalgamated Marine, etc. Union (1923) 2 Ch. 236.

D i e O r g a n e , ihre Organisation und innere Verfassung

69

4. Ergebnis D i e Differenzierung zwischen Auskunft und Einsicht kennen alle drei Rechtsordnungen, wobei das Auskunftsrecht bei der O H G nur in Ausnahmefällen besteht. D i e Rechte unterliegen keinen zeitlichen Beschränkungenen. Das E i n sichtsrecht kann von Dritten, wie zum Beispiel Sachverständigen, ausgeübt werden. Eine gerichtliche Zulassung des Dritten sollte bei der Vereinigung nicht erforderlich sein. Uberflüssige Formalitäten wie bei der S N C sollten die Zusammenarbeit nicht behindern. Das Einsichtsrecht beinhaltet das Recht, Kopien anzufertigen. Ein Ausschluß des Rechts aus Artikel 18 E W I V - V O ist grundsätzlich nicht möglich. 6 7 Artikel 18 E W I V - V O sieht ein solches Verweigerungsrecht nicht ausdrücklich vor. Bei den Sachverhalten, die § 51 a II G m b H G regelt, würde die Ausübung des Informationsrechts in einer personalistisch strukturierten Gesellschaft zu einem Treuebruch führen. Deshalb ist ein Verweigerungsrecht zu bejahen, wenn der Verdacht besteht, daß die Auskunft mißbraucht wird. I m Einklang mit dem britischen Recht und mit § 51 a II G m b H G ist dann eine Auskunfts- und Einsichtsverweigerung möglich.

C Abtretung des Mitgliedsanteils Jedes Mitglied der Vereinigung kann gemäß Artikel 22 I E W I V - V O seine Beteiligung an der Vereinigung ganz oder teilweise an ein anderes Mitglied oder an einen Dritten abtreten, wenn die übrigen Mitglieder ihr einstimmig zugestimmt haben. Dabei handelt es sich um eine Anteilsübertragung. 6 8

I

Abtretung von Gesellschaftsanteilen im deutschen Personengesellschaftsrecht

G e m ä ß § 105 II H G B i.V.m. §§ 717, 719 B G B sind ohne Zustimmung der anderen Gesellschafter der Anteil am Gesellschaftsvermögen und die einzelnen Ansprüche aus dem Gesellschaftsverhältnis grundsätzlich nicht übertragbar.

Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987, 492, 506. Karsten Schmidt S. 1426; Meyer-Landrut R I W 1986, 107, 109;ders. E W I V S . 86; Weimar/ Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 92, Ganske D B Beilage 20/85 S. 7.

70

§ 6 Rechte der Mitglieder

Übertragbar sind nur die vermögensrechtlichen Einzelansprüche. 6 9 Dies sind die Ansprüche eines Gesellschafters aus der Geschäftsführung, Gewinnanteile und Auseinandersetzungsansprüche. 7 0 Mit Zustimmung der anderen Gesellschafter ist eine Übertragung des Anteils 71 am Gesellschaftsvermögen an einen Dritten möglich, wenn dieser zugleich Mitglied wird. 7 2 Ist im Gesellschaftsvertrag nicht nur die Abtretung der ganzen Beteiligung, sondern auch die Abtretung eines Teiles der Beteiligung zugelassen, gehen infolge der Teilabtretung die Vermögens- und Verwaltungsrechte des abtretenden Gesellschafters anteilig auf den Abtretungsempfänger über. 7 3 E s ist umstritten, ob die Verwaltungsrechte übergehen oder neu entstehen. 74 Wird nach Kapitalanteilen abgestimmt, steht dem Erwerber ein Bruchteilsstimmrecht zu. Bei Abstimmungen nach Kopfanteilen erhält der Neueintretende keine zusätzlich Stimme. Der aufgespaltene Kapitalanteil verfügt wie bisher nur über eine Stimme. 7 5 Nicht möglich ist eine Übertragung nur des Stimmrechts auf einen Gesellschafter oder Dritten, auch nicht mit Zustimmung der Mitgesellschafter, wenn der ganze Anteil beim Abtretenden bleiben soll, und nur eine Abspaltung des Stimmrechts vom Anteil erfolgt. 7 6

II Abtretung der Mitgliedschaftsrechte in Frankreich Das französische Recht kennt den umfassenden Begriff des Gesellschaftsanteils nicht. Das Recht der Gesellschaftsanteile ist dogmatisch unbearbeitet. 7 7 Es wird zwischen den parts industrie (persönlich eingebrachte Arbeits- oder Dienstleistung) und den parts sociales (ähnlich Kapitalanteil) unterschieden. 7 8

" 70 71

72

73 74 75 76

77 78

§ 717 S. 2 B G B i.V.m. §§ 670, 713, 721, 733 , 734 B G B . Vgl. Karsten Schmidt S. 975. Zum Streit hinsichtlich der rechtlichen Konstruktion des Abtretungsvertrages vgl. Sudhoff S. 357 und Huber S. 349 ff. B G H Z 13, 179 = N J W 1954, 1155; B G H Z 44, 229 = N J W 1966 , 499; Palandt/Thomas § 717 Anm. 1; Hueck a . a . O . ; Heymann/Emmerich § 109 Rdn. 33. Sudhoff S. 361; Heymann/Emmerich § 109 Rdn. 36; Wiedemann a.a.O. S. 65. Vgl. Sudhoff S. 361; Wiedemann a.a.O. Sudhoff a.a.O. B G H Z 24, 106, 115; zuletzt B a y O b L G Beschl. v. 21. 11. 1985 ZIP 1986, 305 m.w.N.: offengelassen die Zulässigkeit einer Legitimationszession; vgl. zur Gesamtproblematik: Wiedemann, Die Übertragung und Vererbung von Mitgliedschaftsrechten bei Handelsgesellschaften 1965 S. 276 ff.; Huber S. 50. Vgl. auch Volkmann S. 65. Vgl. Ferid RIW 1988, 233, 240.

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

71

Erstere sind unveräußerlich und unabtretbar. 79 Es ist nicht klar, ob die parts sociales Anteile oder immaterielle Vermögensrechte sind. 8 0 Grundsätzlich sind auch die parts sociales bei Personengesellschaften nicht abtretbar. 81 Wenn die Abtretbarkeit im Gründungsvertrag vereinbart wurde oder später alle Gesellschafter zustimmen, ist sie gemäß Artikel 1690 C.Civ., bei den sociétés civiles gemäß Artikel 1861 ff. C.Civ. vorzunehmen. 8 2 Beim groupement d'intérêt économique werden für die Abtretung der Anteile die Vorschriften der société en nom collectif entsprechend angewandt. 8 3 Werden die parts sociales abgetreten, so erwirbt der Neueintretende alleine durch den Abtretungsvorgang, ungeachtet der Erfüllung der formellen Erfordernisse des Artikel 1690 C.Civ. und der Änderung des Gründungsvertrages, die Mitgliederstellung. 8 4 Dies ist von Bedeutung für die Haftung. Die alleinige Abtretung des Stimmrechts führt zur Nichtigkeit des AbtretungsVorgangs. 85 Mitgliedschaft und Stimmrecht sind untrennbar. 8 6 Werden alleine die Gewinnansprüche abgetreten, so wird der Zessionar weder Gesellschafter, noch erwirbt er sonstige Rechte gegenüber der Gesellschaft, wie zum Beispiel ein Einsichtsrecht. 8 7

III Abtretung einer personenrechtlichen Beteiligung an der partnership Im Recht der partnership ist wie in den anderen Personengesellschaftsrechten eine Übertragung der ganzen Mitgliedschaft 8 8 nur mit Zustimmung aller anderen Gesellschafter zulässig. 8 9 Gemäß Section 31 (1) P.A. 1890 gibt jede An-

79 80 81

82 85 84

85 86

87

88

89

Chartier J.C.P. 1978 I 2917 Ferid RIW 1988, 233, 241. Ripert/Roblot, Droit Commercial pp. 188 und 574; Guyon p. 526; Richard J.C.P. 1968 I 2164 n. 15; Burst J.C.P. 1969 I 2257 n. 38. Merle p. 145; Burst J.C.P. 1969 1 2257 n. 37; Richard J.C.P. 1968 I 2164 n. 15 Guyon p. 526; Merle p. 588. Cour d'appel de Paris 24. November 1975 J.C.P. 1976 II 18267 = Rev.Soc. 1976, 362 Anm. Guyénot. Paris 17. November 1965 D 1966, 10. Cass.com. 17. Juni 1974 R.D.C. 1975, 354 Anm. Houin; Cass.com. 10. Juni 1960 Rev.Soc. 1961, 34 Anm. Antessenne; Cass.civ. 7 April 1932 D 1933 1 153 Anm. Cordonnier. Cour de Paris 14. Januar 1893 S 1894, 269; Trib.com. Seine 13. November 1894 J.Sociétés 1895, 383. Der Begriff „shares" bedeutet im englischen Recht manchmal nur Vermögensrechte, manchmal auch Mitgliedschaft (parts intérêts, parts sociales). Der Begriff „interest" bedeutet nur Vermögensrechte. See. 24 (7) P.A. 1890.

72

§ 6 Rechte der Mitglieder

teilsübertragung ohne Zustimmung der anderen Partner dem Zessionar während des Bestehens der partnership weder ein Mitverwaltungsrecht noch ein Einsichts- und Informationsrecht. Der Zessionar hat nur Anspruch auf Gewinnanteile.

IV Ergebnis Die Spaltung von Mitgliedschaft und Stimmrecht ist dem Personengesellschaftsrecht fremd. Die teilweise oder ganze Abtretung der Mitgliedschaft erfordert immer die Zustimmung der Mitgesellschafter. Vermögensrechte ohne Mitverwaltungsrechte können abgetreten werden. Der Zessionar erwirbt außer den Gewinnansprüchen keine Rechte. Die Verordnungsregelung entspricht in etwa den nationalen Rechten. Mit dem Begriff „teilweise" ist deshalb die Abtretung einzelner vermögensrechtlicher Ansprüche gemeint.

D Bestellung von Sicherheiten an der Beteiligung I

Allgemeines

Gemäß Artikel 22 II EWIV-VO kann ein Mitglied der Vereinigung an seiner Beteiligung an der Vereinigung erst dann durch Belastung des Mitgliedsanteils eine Sicherheit bestellen, wenn die übrigen Mitglieder dem einstimmig zugestimmt haben, es sei denn, daß der Gründungsvertrag etwas anderes bestimmt. Der Sicherungsnehmer darf zu keinem Zeitpunkt aufgrund dieser Sicherheit Mitglied der Vereinigung werden. Einigkeit besteht bisher darüber, daß der Begriff „Sicherheit" weit auszulegen ist. 9 0 Fraglich ist, ob und welche Sicherheiten ein Mitglied ohne die Zustimmung der anderen Mitglieder an der Beteiligung bestellen kann.

II Sicherheiten und Rechte des Sicherungsnehmers Nach dem Wortlaut des Artikel 22 II S. 1 EWIV-VO darf ein Mitglied ohne Zustimmung der anderen Mitglieder keine Sicherheiten an der Beteiligung bestellen. Gemäß Artikel 22 II S. 2 EWIV-VO dürfte folglich eine Sicherheit, 90

Scriba S. 117; Ganske D B Beilage 20/85 S. 7 Fn. 126.

D i e Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

73

die die Mitgliedschaft des Sicherungsnehmers zum möglichen Ziel hat, auch nicht mit einstimmiger Zustimmung der Gesellschafter vereinbart werden. Obwohl Artikel 22 I EWIV-VO mit einstimmiger Zustimmung die vollständige Anteilsübertragung zuläßt, ist eine Sicherheit, die zur vollständigen Anteilsübertragung führt, scheinbar auch mit einstimmiger Zustimmung unzulässig. Diese Regelung ist nur dann sinnvoll, wenn man den Mitgliedern unterstellt, daß sie die Folgen der Sicherheiten nicht überblicken. Warum sollten sie nicht einer solchen Sicherheit, jedoch einer vollständigen Abtretung zustimmen können ? Artikel 22 II EWIV-VO ist wohl so zu verstehen, daß mit einstimmiger Zustimmung der Mitglieder ein Gläubiger als Folge einer Sicherheit Mitglied werden kann. Die von Artikel 22 II EWIV-VO geforderte Zustimmung erlaubt nur die Bestellung der Sicherheit. Diese Sicherheit darf nicht unmittelbar zu Mitgliedschaft führen. 91 Für die Durchsetzung mit dem Ziel Eintritt in die Gesellschaft ist zusätzlich eine Zustimmung gemäß Artikel 22 I EWIV-VO erforderlich. 92 Artikel 22 II EWIV-VO verbietet die Mitgliedschaft nur auf Grund der Sicherheit. Eine Mitgliedschaft als Folge einer Sicherheit auf Grund der Zustimmung der anderen Mitglieder ist zulässig. Zweck der Vorschrift ist eine Verhinderung der Umgehung des Artikel 22 I EWIVVO 9 3 sowie die Sicherstellung der ungestörten Funktionsfähigkeit der Vereinigung. 94 Nach dem eben dargelegten Zweck der Vorschrift ist Satz 2 dahingehend einschränkend auszulegen, daß Sicherheiten an der Beteiligung ohne Zustimmung der anderen Mitglieder bestellt werden können, wenn sie nicht das Sicherungsziel „Eintritt in die Vereinigung" haben. Man muß folglich für Artikel 22 II EWIV-VO drei Gruppen von Sicherheiten unterscheiden: Sicherheiten, die nicht das Ziel „Eintritt in die Vereinigung" haben, können ohne Zustimmung der anderen Mitglieder bestellt werden. Sicherheiten, die als notwendiges Sicherungsziel den „Eintritt in die Vereinigung" haben, können nur mit Zustimmung der anderen Mitglieder bestellt werden. Für den Eintritt in die Vereinigung zum Zwecke der Verwertung bedarf es einer erneuten Zustimmung aller Mitglieder. Sicherheiten, die bei ihrer Bestellung zum Mitgliederwechsel führen bedürfen einer Zustimmung gemäß Artikel 22 I EWIV-VO. Welche Sicherheiten und Rechte demnach ohne Zustimmung der anderen Mitglieder erworben werden können, richtet sich nach den einzelnen Sicherungsformen.

A.A. wohl Scriba S. 117, der die Sicherungsabtretung als mögliche Sicherheit erwähnt. So auch Harnier I.W.B. Nr. 5 vom 10. 3. 1989 Gruppe 3 S. 75. Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987, 492, 504. Scriba S. 117.

74

§ 6 R e c h t e der Mitglieder

1. Sicherungsrechte des deutschen

Rechts

a). Verpfändung des Anteils gemäß § 1273 ff. BGB Die Verpfändung von Gesellschaftsanteilen ist zulässig. Da Artikel 22 II EWIV-VO die Bestellung von Sicherheiten grundsätzlich zuläßt, ist nicht wie im deutschen Recht eine positive Vereinbarung im Gesellschaftsvertrag erforderlich. 95 Die Verpfändung läßt die Gesellschafterstellung unberührt. 9 6 Unklar ist, auf welche Teile der gesellschaftsrechtlichen Mitgliedschaft sich die Rechte des Pfandgläubigers erstrecken. Keine Anwendung findet grundsätzlich § 1258 I BGB. 9 7 § 1258 I BGB überträgt beim Pfandrecht an einem Miteigentumsanteil die Verwaltungsrechte auf den Pfandgäubiger. In entsprechender Anwendung der §§ 1258 I, 1273 II S. 1 BGB ist eine Ausübung von Rechten, wie zum Beispiel von Kontrollund Informationsrechten zulässig, soweit sie zum Schutz des Pfandgläubigers erforderlich sind. 98 Die Stimmrechtsausübung ist wegen des Abspaltungsverbots ausgeschlossen. 99 Die Anwendbarkeit des § 1276 I, II BGB sowie die Frage nach der Realisierung des Pfandrechts sind umstritten. 100 Gemäß Artikel 1276 I, II BGB kann ein verpfändetes Recht nur mit Zustimmung des Pfandgläubigers rechtsgeschäftlich aufgehoben oder geändert werden. Diese Probleme müssen schon durch eine gute und sorgfältige Vertragsgestaltung ausgeschaltet werden. 101

b) Die Sicherungsabtretung Die Sicherungsgabtretung des Vereinigungsanteils ist stets mit einem unmittelbaren Gesellschafterwechsel verbunden. 102 Er tritt nicht erst bei der Verwertung ein. Aus Artikel 22 II S. 2 EWIV-VO ergibt sich, daß eine Sicherheit, die schon bei Bestellung zu einem Mitgliederwechsel führt, nicht zulässig ist.103 Artikel 22 II EWIV-VO kann nach seinem Zweck nur so erweiternd

95 96 97 98

" 100 101 102

103

Vgl. Vossius D B Beilage 5/88 S. 11 Fn. 50; MüKo/Ulmer § 719 Rdn. 43. Flume, Die Personengesellschaft S. 367 f.; MüKo/Damrau § 1274 Rdn. 27, 28. MüKo/Ulmer § 719 Rdn. 45; Flume a.a.O. S. 368 f. MüKo/Ulmer § 719 Rdn. 45. Ganske a . a . O . ; Wiedemann a.a.O. S. 428. Dazu Vossius a.a.O. m . w . N . Auch dazu Vossius a.a.O. Vgl. § 398 S. 2 BGB; B G H Z 24, 106, 114: die treuhänderische Abtretung eines Gesellschaftsanteils ohne Zustimmung der Mitgesellschafter ist schwebend unwirksam. Vgl. oben II S. 73.

D i e Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

75

ausgelegt werden, daß Sicherheiten bestellt werden können, die erst bei der Verwertung zur Mitgliedschaft führen. Deshalb widerspricht eine Sicherungsabtretung dem Artikel 22 II S. 2 EWIV-VO. 1 0 4 Eine Sicherungsabtretung erfordert eine Zustimmung gemäß Artikel 22 I EWIV-VO. Möglich ist eine Umdeutung 105 der Sicherungabtretung in eine Sicherungsabtretung von Gewinn- und Auseinandersetzungsguthaben, wodurch die Mitverwaltung des Gläubigers entfällt. 106

c) Nießbrauch Grundsätzlich kann der Nießbrauch am Kapitalanteil einer Personengesellschaft gemäß § 1069 I B G B nur durch Abtretung der Beteiligung bestellt werden. Der Nießbraucher wird Vollgesellschafter auf Zeit, 107 ist folglich auch stimmberechtigt. 108 Es gibt aber mehrere Varianten der Nießbrauchbestellung. 109 Zulässig ist eine Nießbrauchbestellung mit Einräumung nur des Gewinnbezugsrechts. 110 Soweit man ein vom Mitgliedschaftsrecht abtrennbares Gewinnstammrecht anerkennt, 111 ist ein Nießbrauch daran möglich. Welche Mitverwaltungsrechte dem Nießbraucher dabei zustehen, ist ungeklärt. 112

2. Sicherungsrechte

des französischen

Rechts

a) Nantissement (Verpfändung) Begrifflich handelt es sich beim „nantissement" um eine Verpfändung von beweglichen oder unbeweglichen Sachen. 113 Nach gesetzlicher Definiton sind 104 105 106 107 108

"" 110

111

1,2 113

114

Vgl auch Meyer-Landrut, E W I V S. 91. § 140 B G B . Baumbach/Duden/Hopt § 124 Anm. 2 E. Sudhoff S. 369 und 371 ; Hueck S. 401. Sudhoff a.a.O. Vgl. Baumbach/Duden/Hopt § 124 Anm. 2 D ; Sudhoff S. 371; Huber S. 413. Abtretung der künftigen Gewinnansprüche; vgl. Baumbach/Duden/Hopt a.a.O. ; Huber S. 413. Baumbach/Duden/Hopt a.a.O. ; Sudhoff N J W 1971, 481, 483; ders. S. 371 ; a.A. Huber S. 415; Wiedemann a.a.O. S. 401; Heymann/Emmerich § 105 Rdn. 65; offengelassen von B G H B B 1975, 296. Vgl. Palandt/Bassenge § 1068 Anm. 3 b cc; Heymann/Emmerich § 105 Rdn. 68 m.w.N. Überbegriff; nantissement, Pfändung von beweglichen Sachen; gage, Grundstücksverpfändung: antichrèse. Artikel 529 C.Civ.

76

§ 6 R e c h t e der Mitglieder

Forderungen wie auch die parts sociales bewegliche unkörperliche Sachen.114 Die Verpfändung von Gesellschaftsanteilen ist gesetzlich nur für die société civile,115 die SARL 116 und die SA117 geregelt. Probleme bereitet die Inbesitznahme (Artikel 2071 C.Civ., Artikel 92 C.Com.). 1 1 8 Dieses Problem kann nur dadurch gelöst werden, daß man Artikel 1866 C.Civ. auch auf Handelsgesellschaften anwendet. 119 Dieser ersetzt die Inbesitznahme durch eine Veröffentlichung der Verpfändung 120 und durch Eintragung der Verpfändung in das registre du commerce et des sociétés. Wird der Anteil eines Mitglieds verpfändet, so erwirbt der Pfandgläubiger 121 nicht die Rechte des Schuldners. 122 Insbesondere erwirbt er nicht das Stimmrecht, 123 obwohl eine entsprechende Vereinbarung möglich wäre. 124 In der Praxis ist ein Fall, in dem solches verlangt wurde, nicht bekannt geworden. 125 Die Verpfändung an sich bedeutet deshalb keinen Eingriff in das personenrechtliche Verhältnis. 126 Da jedoch der Pfandgläubiger bei der Verwertung nicht ohne Zustimmung aller Gesellschafter selbst Gesellschafter werden kann, ist die Verpfändung ohne großen Vorteil für den Gläubiger 127 und deshalb selten. 128

b) Usufruit (Nießbrauch) Auch für den Nießbrauch an den parts sociales gibt es keine gesetzliche Vorschrift. Die Regelung des Code Civile für den Nießbrauch 129 bezieht sich nur auf körperliche Sachen. Das Verfahren zur Bestellung eines Nießbrauchs an

115 116 117 118 119 120

121 122

123 124 125 126 127 128

129

Artikel 1866 C.Civ. vgl. Merle p. 145 Fn. 6. Artikel 46 Gesetz vom 24. Juli 1966. Artikel 91 C . C o m . Vgl. Guyon/Coquereau, G I E p. 164. J-Cl. Civ. Soc. Fase. 40 n. 32; Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 572. Vgl. Artikel 5 3 - 5 7 ff. décret vom 3. Juli 1978; Chassery R . D . C . 1977, 435, 450 ss.; Malaurie/Aynes p. 143. Gagiste. Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 571 ; Charbonnier, La mise en gage des parts intérêts dans les sociétés des personnes Rev.Soc. 1937, 173. J-Cl. Civ. Soc. Fasc. 40 n. 32. Chassery R . D . C . 1977, 435, 466. Chassery R . D . C . 1977, 435, 466 Fn. 117. J-Cl. Soc. S N C Fasc. 59 n. 38. Guyon/Coquereau, G I E p. 166. Merle p. 145 Fn. 6; J-Cl. Soc. S N C Fasc. 59 n. 38; vgl auch Guyon p. 240 und Volkmann S. 66. Artikel 581 ff.

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

77

Forderungen 1 3 0 und an Gesellschaftsanteilen ist deshalb umstritten. 1 3 1 Von Bedeutung für die hiesige Untersuchung ist, daß dem N i e ß b r a u c h e r ein Stimmrecht nur zusteht, soweit A b s t i m m u n g e n die ihm zustehenden G e w i n n e betreffen (Artikel 1844 C . C i v . f ü r die société civile). 132

c) Cession (Abtretung) Werden alleine die Gewinnansprüche abgetreten, so w i r d der Zessionar weder Gesellschafter, noch erwirbt er sonstige Rechte gegenüber der Gesellschaft, w i e z u m Beispiel ein Einsichtsrecht. 1 3 3

d) Convention de C r o u p i e r Erhält ein Mitglied z u r Abtretung der Anteile nicht die notwendige Zustimm u n g der anderen Mitglieder, kann es mit einem Dritten eine sogenannte convention de croupier schließen. 1 3 4 Das Mitglied tritt seine Gewinnansprüche aus den Anteilen an den Dritten ab. Dieser erstattet dem Mitglied den Wert der Anteile und verpflichtet sich, eventuelle Passiva zu tragen. Das Mitglied w i r d damit wirtschaftlich so gestellt w i e bei einem Verkauf. Der croupier leistet den Wert des Anteils und ü b e r n i m m t das finanzielle Risiko. Die juristische Einordnung der convention de croupier ist umstritten. 1 3 5 Die praktischen Folgen sind geklärt. Der croupier w i r d nicht Mitglied. 1 3 6 Das Mitglied m u ß sich die Ausübung seiner übrigen Rechte bewahren und darf sie nicht an den Croupiers delegieren. 1 3 7 Der croupier darf weder an den Mitgliederversamm-

130 131 132 133

134

135 136 137

Vgl. hierzu Francon, Sur l'usufruit des créances Rev.trim.dr.civ. 1957 1 ss. Vgl. Le Bayon, L'usufruit des parts sociales, Rev.Soc. 1973, 434, 442 ss. Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 573; Le Bayon Rev.Soc. 1973, 434, 455 s. C o u r de Paris 14. J a n u a r 1893 S 1894, 2 6 9 ; T r i b . c o m . Seine 13. November 1894 J.Sociétés 1895, 383. C o u r d'appel de Paris v. 19.Februar 1979 Rev.Soc. 1980, 283, 285; Guyon p. 240; Randoux Rev.Soc. 1980, 290 s. A n m . zu C o u r d'appel de Paris v. 19. Februar 1979 m . w . N . Vgl. Guyon p. 240. C o u r d'appel de Paris v. 19. Februar 1979 Rev.Soc. 1980, 283, 285; Guyon p. 240. C o u r d'appel de Paris v. 19. Februar 1979 Rev.Soc. 1980, 283, 285; Trib.com. de Paris v. 12. M ä r z 1979 Rev.Soc. 1980, 286, 288; anders bei der société en participation, die eigentlich nur Innengesellschaft ist: vgl. Artikel 1871 C . C i v ; Randoux Rev.Soc. 1980, 290, 293 A n m . zu C o u r d'appel de Paris v. 19. Februar 1979.

78

§ 6 R e c h t e der M i t g l i e d e r

lungen teilnehmen, 138 noch hat er ein Einsichtsrecht. 139 Nehmen die in der Convention vereinbarten Rechte des Croupiers überhand, kann es sich um eine verdeckte Abtretung der Anteile handeln, die ohne Zustimmung der anderen Gesellschafter oder Mitglieder unzulässig 140 ist. Eine Convention mit diesem Inhalt ist nichtig. 141 Wegen der steuerrechtlichen Folgen sind die Conventions de Croupier sehr selten. 142

3. Sicherungsrechte

im englischen

Recht

a) Mortgage Der Begriff mortgage wird zwar häufig mit Hypothek übersetzt, dennoch ist auch die Verpfändung einer Forderung davon erfaßt. 143 Die Mortgage besteht aus einem schuldrechtlichen Vertrag über die Zahlung einer Schuld und, soweit sie an Mobilien bestellt wird, einer Verfügung über einen Vermögensgegenstand des sogenannten mortgager. 144 Der Sicherungsgeber überträgt das Vollrecht, womit er auf das Rückgaberecht (right of redemption) beschränkt ist. Auch an einem Gesellschaftanteil kann eine mortgage bestellt werden. Die mortgage an Anteilen einer partnership ohne Zustimmung der Mitgesellschafter gibt dem Gläubiger nur das Recht auf Gewinn, nicht aber ein Mitverwaltungsrecht oder ein Auskunfts- oder Einsichtsrecht. 145

b) Floating charge Einige Autoren erwähnen im Zusammenhang mit Artikel 22 EWIV-VO die floating charge. 146 Die floating charge ist ein Sicherungsmittel, welches sich als besitzloses Pfandrecht auf das gegenwärtige und zukünftige Vermögen einer Company erstreckt. 147 Eine floating charge ist gekennzeichnet durch folgende drei Merkmale: 1 4 8 138 139 140 141 142 143 144

145 146 147 148

Trib.Seine 21. Juli 1953 J.C.P. 1954 II 819Z Cass.civ. 8. Juli 1887 D 1889, 252; C o u r de Paris 14. Januar 1893 S 1894 2 269. Vgl. Artikel 19 Gesetz vom 24. Juli 1966. Trib.com. Paris 12. M ä r z 1979 Rev.Soc. 1980, 286, 289. Zu den steuerrechtlichen Folgen: R . M . J . O . Ass.nat. 1975 p. 5986. Vgl. auch Triebel S. 74. Vgl. im Einzelnen Schilling, Besitzlose Mobiliarsicherheiten im nationalen und internationalen Recht S. 129 ff. See. 31 (1) P.A. 1890. Vgl. Scriba S. 117; Ganske D B Beilage 20/85 S. 7 Fn. 126. Triebel S. 77 f; ähnlich Sicherungsübereignung von Warenlagern. Dargelegt in Re Yorkshire Woolcombers Association Limited (1903) 2 Ch. 289 bis 294.

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

79

-

Belastung eines Teils eines Gesellschaftsvermögens

-

es handelt sich u m einen Teil, der sich im üblichen G e s c h ä f t s g a n g von Zeit zu Zeit ändert

-

solange v o m Sicherungsgläubiger nichts u n t e r n o m m e n wird, ist die G e s e l l schaft in ihrer Verfügungsbefugnis über die belasteten Vermögensgegenstände nicht beschränkt, soweit die Verfügungen im g e w ö h n l i c h e n G e s c h ä f t s b e t r i e b erfolgen. E i n e floating charge k ö n n t e im Z u s a m m e n h a n g mit der in Artikel 2 2

E W I V - V O angesprochenen Beteiligung nur in einem Fall auftreten: Wenn eine Company als Mitglied eines E E I G Teile ihres Vermögens belastet. D i e floating charge betrifft aber nach der obigen D e f i n i t i o n nur „Umlaufverm ö g e n " . E i n E E I G selbst kann sein Vermögen mit einer floating charge belasten. Section 18 i . V . m . A n h a n g 4 E E I G - R e g u l a t i o n s 1989 verweist auf Teil X I I des C . A . 1985, der in Section 3 9 6 (1) - f die floating charge als eintragungspflichtige Sicherheit erwähnt.

III Ergebnis O h n e Z u s t i m m u n g der anderen Mitglieder k ö n n e n ein N i e ß b r a u c h unter E i n räumung des G e w i n n b e z u g s r e c h t s , 1 4 9 ein usufruit oder eine Convention de Croupier vereinbart werden. D i e Convention de Croupier ist mit der Sicherungszession vergleichbar. Sie hat den Vorteil, daß das Mitglied f o r m e l l auch M i t glied bleibt. D i e A b t r e t u n g nur von G e w i n n a n s p r ü c h e n erfordert ebenfalls keine Z u s t i m m u n g . Als Sicherheiten an der Beteiligung, die als Ziel Eintritt in die Vereinigung h a b e n , k o m m e n die Verpfändung 1 5 0 und das nantissement in B e t r a c h t . F ü r die Bestellung dieser Sicherheiten ist eine Z u s t i m m u n g der anderen Mitglieder gemäß Artikel 2 2 I I E W I V - V O , zur Verwertung eine Z u s t i m m u n g gemäß A r tikel 2 2 I E W I V - V O notwendig. A u s dem britischen R e c h t führt nur die m o r t gage zu einer zulässigen Sicherheit an einer Beteiligung. Welchen nationalen R e c h t s die Sicherheiten sein k ö n n e n , ergibt sich aus dem internationalen P r i vatrecht und n i c h t aus dem R e c h t des Sitzstaates (Artikel 2 I E W I V - V O ) . E s handelt sich nicht um eine Frage der inneren Verfassung. 1 5 1 D i e E i n r ä u m u n g

149 150 151

Vgl. Palandt/Bassenge § 1068 Anm. 3 b cc. So auch Meyer-Landrut, E W I V S. 92. So aber Meyer-Landrut, E W I V S. 91, 92.

80

§ 6 Rechte der Mitglieder

von Rechten an Rechten bedeutet deren Teilung. Sie unterfällt dem Statut des belasteten Rechts. 1 5 2 Rechte an Gesellschaftsanteilen unterliegen dem Gesellschaftsstatut. 1 5 3

E Kündigungsrecht gemäß Artikel 27 I EWIV-VO Jedes Mitglied der Vereinigung kann nach Maßgabe des Gründungsvertrages, oder, falls dieser nichts bestimmt, mit einstimmiger 154 Zustimmung der übrigen Mitglieder seine Mitgliedschaft kündigen. Eine Kündigung eines Mitglieds ist auch ohne Zustimmung der Mitgesellschafter gemäß Artikel 27 I S. 2 EWIV-VO aus wichtigem Grund möglich. Diese Kündigung führt, wie sich im Umkehrschluß aus Artikel 32 II EWIV-VO ergibt, nicht zur Auflösung der Vereinigung, sondern zum Ausscheiden des Mitglieds. Fraglich ist, welcher Sachverhalt einen wichtigen Grund darstellt. Im Streitfall sind die jeweiligen Gerichte des Sitzstaates zuständig darüber zu entscheiden, ob ein wichtiger Grund vorliegt. Nach Ansicht von Scriba hat das entscheidende Gericht für die Auslegung des Begriffs „wichtiger G r u n d " sich an den am jeweiligen Sitzstaat gültigen Kriterien zu orientieren. 155 Jedoch ist Artikel 27 EWIV-VO supranationales Recht und damit Bestandteil einer eigenen Rechtsebene. 1 5 6 Der Begriff kann im Verhältnis zu den nationalen Rechten ein Eigenleben führen. Praktisch wird es sich kaum vermeiden lassen, daß die Gerichte sich am eigenen Recht orientieren. Von einem Muß kann aber nicht die Rede sein. Ein Vergleich der entsprechenden nationalen Rechte wird zeigen, inwieweit Unterschiede bei der Auslegung des „wichtigen Grundes" existieren.

I

Der „wichtige G r u n d " im deutschen Personengesellschaftsrecht

Aus Gründen der Rechtssicherheit tritt bei Vorliegen eines wichtigen Grundes 1 5 7 an Stelle einer außerordentlichen Kündigung die Auflösungsklage gemäß 152 153 154 155 156 157

Vgl. MüKo/Kreuzer nach Artikel 38 E G B G B Anh. I Rdn. 180. MüKo/Kreuzer a.a.O. Vgl. oben A II 3 S. 61 ff. Scriba, EWIV S. 131. Vgl. oben A II S. 61. Vgl. zum Verhältnis der §§ 133, 140, 142 H G B : Stauf, Der wichtige Grund bei der personengesellschaftlichen Auflösung- und Ausschließungsklage.

D i e Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

81

§ 133 H G B . 1 5 8 Sieht der Gesellschaftsvertrag die Fortsetzung gemäß § 138 H G B vor, so kann statt der Auflösungsklage auch eine außerordentliche Kündigung ausgesprochen werden, selbst wenn sie im Gesellschaftsvertrag nicht ausdrücklich vorgesehen ist. 159 In vielen Gesellschaftsverträgen werden „wichtige Kündigungsgründe" aufgeführt. Fehlt eine vertragliche Definition, ist das Vorliegen eines wichtigen Grundes nach § 133 I, II H G B zu beurteilen. Eine Konkretisierung des „wichtigen Grundes" findet sich in § 133 II H G B , der dem § 723 I S. 2 2. Halbsatz B G B entspricht. 160 Diese Konkretisierung ist nicht abschließend, so daß § 133 I H G B andere Sachverhalte erfassen kann als § 133 II H G B . 1 6 1 Ein wichtiger Grund im Sinne des § 133 I H G B liegt vor, wenn das Zusammenwirken der Gesellschaft zur Erreichung des Gesellschaftszweckes beeinträchtigt ist und dem Kläger (Gesellschafter) die Fortsetzung der Gesellschaft unzumutbar macht. 1 6 2 Ein Florieren des Unternehmens schließt die Kündigung nicht aus, spricht aber dagegen. 1 6 3 Die gerade begonnene Gesellschaft ist eher auflösbar als die ältere. 164 § 133 II regelt zwei konkrete Sachverhaltskomplexe. Einer davon ist die Verletzung einer wesentlichen vertraglichen Verpflichtung. Die Pflicht kann auch auf Gesetz beruhen. 1 6 5 Beispiele sind die Verletzung der Treuepflicht, Körperverletzungen, Beleidigungen oder Verleumdung. 1 6 6 E s können leicht fahrlässige oder schuldlose Verstöße darunter fallen. 167 Zweiter Komplex ist die Unmöglichkeit der Erfüllung einer solchen Verpflichtung zum Beispiel durch Krankheit 1 6 8 oder persönliches Unvermögen, 1 6 9 dauernde Ertragslosigkeit 1 7 0 oder dauerndes Zerwürfnis unter den Gesellschaftern. 171 Der wichtige Grund braucht nicht in der Person eines anderen Gesell-

158 159

161

"2 165 164 165

167 168 169

171

Vgl. MüKo/Ulmer § 723 Anm. 2; Karsten Schmidt S. 1124, 1126 ff. Blumers D B 1980, 2273, 2275; a.A. die herrschende Meinung. Vgl. MüKo/Ulmer § 723 Anm. 21; Stauf S. 2. Baumbach/Duden/Hopt § 133 Anm. 3. R G L Z 16, 40 JW 29, 1360. O G H 2, 259; B G H Z 4, 113; B G H LM § 133 Nr. 4, 6. B G H WM 1969, 526; B G H WM 1976, 1032. Baumbach/Duden/Hopt § 133 Anm. 3 B. Baumbach/Duden/Hopt a.a.O.; Bandasch § 133 Rdn. 7. Baumbach/Duden/Hopt a.a.O.; Glanegger/Niedner/Ruß § 133 Anm. 5. Baumbach/Duden/Hopt a.a.O. Heymann/Kötter § 133 Anm. 9. R G JW 13, 265. R G JW 29, 1360; B G H Z 4, 113.

82

§ 6 R e c h t e der Mitglieder

schafters zu liegen. Es können auch eigene Erkrankungen die Kündigung rechtfertigen. 172

II Das „juste motif"173 im französischen Personengesellschaftsrecht Die ord. n. 67—821 enthält keine Kündigungsgründe, die ein einzelnes Mitglied zur Kündigung seiner Mitgliedschaft berechtigen. Gemäß Artikel 7 S. 2 ord. n. 67—821 kann ein einzelnes Mitglied unter den im Gründungsvertrag genannten Bedingungen aus dem groupement d'intérêt économique ausscheiden. Diese Bedingungen können soweit gehen, daß ein einstimmiger Mitgliederbeschluß erforderlich ist.174 Artikel 13 Ziff. 4 ord. n. 6 7 - 8 2 1 läßt die Auflösung der Gesellschaft durch gerichtlichen Beschluß aus wichtigem Grund zu. Bei den „wichtigen Kündigungsgründen" für das GIE ist auf die Rechtsprechung zu den Personengesellschaften zurückzugreifen.' 75 Artikel 1844—7 n. 5 C. Civ. sieht als allgemeine Vorschrift für alle Gesellschaften die Auflösung der Gesellschaft vor, wenn dies von einem Gesellschafter aus wichtigem Grund beantragt wird. 176 Wie im deutschen Recht berechtigt ein wichtiger Grund nur zur Auflösungsklage. Der persönliche Charakter dieser Gesellschaften kann in diesen Fällen nur zur Auflösung führen. 177 Wichtige Gründe bilden Geschehnisse, die die weitere Existenz der Gesellschaft unmöglich machen. 178 Die beispielhafte Aufzählung in Artikel 1844 — 7 C.Civ. ist nicht abschließend. Das erste Regelbeispiel „Nichterfüllung von Pflichten eines Gesellschafters" ist nur dann Auflösungsgrund, wenn die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft gestört ist.179 Das kann zum Beispiel beim Mißbrauch einer Mehrheit 180 oder Nichterfüllung einer Geschäftsführerpflicht 181 der Fall sein.

172 173

174 175 176 177 178 179 180 181

Hueck, Gesellschaftsrecht S. 75. Die amtlichen Texte der E G Verordnung Nr. 2137/85 benutzen die Begriffe „wichtige Gründe" und „juste motif", obwohl juste berechtigt bedeutet. Lamy Soc. n. 1627. Guyénot, Les contrats des G I E p. 213. Vgl. Kapitel 6 § 23 B I 1 S. 168. Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 587. Guyon p. 194. Guyénot, Les contrats des G I E p. 213. Cass.com. 18. Mai 1982 Rev.Soc. 1982, 804 A n m . Le Cannu. Cass.com. 18. Dezember 1968 B.A.C. 1968 IV n. 370; Cass.civ. 27. April 1964 B . A . C . 1964 I n. 214.

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

83

Zweites Regelbeispiel ist die Unstimmigkeit von Gesellschaftern, die die Gesellschaft lahmlegt, das heißt die Zusammenarbeit unmöglich macht. 182 Sie ist der häufigste Auflösungsgrund. Weiterhin kann die Auflösung der Gesellschaft ausgesprochen werden, wenn die Gesellschaft wirtschaftlich nicht mehr tragbar ist. 183 Nur bei der société civile ist gemäß Artikel 1869 C.Civ. die Kündigung eines Gesellschafters aus wichtigem Grund möglich. Noch nicht ganz geklärt ist, in welchem Verhältnis die Gründe des Artikel 1869 C . C i v zu denen des Artikel 1 8 4 4 - 7 Ziff. 5 stehen. Artikel 1869 C.Civ. berechtigt nur zum Ausscheiden, während Artikel 1844—7 Ziff. 5 C.Civ. zur Auflösung der Gesellschaft führt. Es werden zwei Ansichten vertreten. Die eine differenziert auf Grund der verschiedenen Folgen der Vorschriften. Danach können die zum Ausscheiden berechtigenden Gründe nur subjektiver Art sein und brauchen sich nur auf die persönlichen Verhältnisse des Gesellschafters zu stützen. 184 Die Gegenauffassung 185 hält den beliebigen Austritt nicht für zweckgerecht und fordert zumindest auch Gründe, die in einer Störung des Gesellschaftsverhältnisses liegen, wie die des Artikel 1844 —7 Ziff. 5 C.Civ. Das Kassationsgericht hat die Anforderungen an Artikel 1869 C.Civ. noch schärfer formuliert: „Das Gericht kann neben den allgemeinen Interessen der Gesellschaft und den Interessen der Gesellschafter auch ganz persönliche Interessen des Ausscheidenden mitberücksichtigen". 1 8 6 Im Prinzip berücksichtigt das Gericht weniger die Gründe als die Konsequenzen des Ausscheidens. 187

182

183 184

185

186 187

Vgl. Cass.com. 21. Dezember 1971 J.C.P. 1972 IV 35; Cass.com. 27. April 1971 B.A.C. 1971 IV n. 166; Cass.com. 3. Juli 1968 B.A.C. 1968 IV n. 220; Cour de Rennes 3. Mai 1977 DS 1978 I.R. 249; Cour de Rouen 19. November 1971 Gaz.Pal. vom 5. September 1971; Cour de Lyon 11. Oktober 1954 D 1954, 14; Cour de Douai 3. Juli 1970 J.C.P. 1971 II 16626 Anm. Guyon. Cour de Rennes 3. Mai 1977 R.D.C. 1978, 391 Anm. Champaud. Cour d'appel de Paris 12. Januar 1983 Rev.Soc. 1983, 553 Anm. Le Cannu; Chartier J.C.P. 1978 I 2917 n. 292. Cour d'appel de Paris 12. November 1980 Bull.Soc. 1981, 50 und 819; Alfandari/Jeantin R.D.C. 1981, 89, 90 Anm. zu Cour d'appel de Paris 12. November 1980; Guyon/Coquereau J.C.P. 1981 éd. CI 10220 n. 15 Anm. zu Cour d'appel de Paris 12. November 1980; Le Cannu Rev.Soc. 1983, 556, 558 Anm. zu Cour d'appel de Paris 12. Januar 1983. Cass.civ. 27 Februar 1985 B.A.C. 1985 I n. 81. Guyénot Gaz.Pal. 1980, 397, 398.

84

§ 6 R e c h t e der Mitglieder

III Kündigungsrecht im englischen Personengesellschaftsrecht Grundsätzlich besteht im Recht der partnership nur die Möglichkeit der Auflösung. 188 Durch Vereinbarung kann etwas anderes bestimmt werden. 189 Eine Kündigung aus wichtigem Grund (good reasons, proper grounds), die ohne besondere Vereinbarung die Gesellschaft weiterbestehen läßt, gibt es aber nicht. 190 Section 35 P.A. 1890 nennt die Gründe, die es dem Gericht ermöglichen („the court may"), eine partnership aufzulösen: 191 Geisteskrankheit eines Partners, sonstige dauernde Unfähigkeit, die Pflichten als Partner zu erfüllen, und Fortführung der Gesellschaft nur mit Verlust. Zudem besteht in Subsection (f) eine Generalklausel, die dem Gericht erlaubt, die partnership aufzulösen, wenn es ihm billig und gerecht erscheint.

IV Ergebnis Eine dem Artikel 27 I EWIV-VO entsprechende Vorschrift, die das Ausscheiden nach Kündigung aus wichtigem Grund ermöglicht, gibt es nur bei der société civile (Artikel 1869 C.Civ.). Bei den anderen Gesellschaften führt ein wichtiger Grund, wenn im Gesellschaftsvertrag nichts anderes vereinbart ist, zur Auflösung der Gesellschaft. Die Gründe, die in den einzelnen Rechtsordnungen zur Auflösung führen, sind vergleichbar. Die in der Praxis wohl häufigsten, wie Unstimmigkeit, die die Gesellschaft lahmlegt, oder Fortführung der Gesellschaft nur mit Verlust sind im Prinzip überall bekannt. Im britischen Recht stellt allerdings schon Ertragslosigkeit, nicht erst Verlust einen wichtigen Grund dar. Bei der E W I V wird Ertragslosigkeit noch keinen wichtigen Grund darstellen, wenn man davon ausgeht, daß sie als Kooperationsinstrument keine eigene Gewinnerzielungsabsicht hat. Fraglich ist, ob auch subjektive persönliche Interessen des Ausscheidenden einen wichtigen Grund darstellen können. Selbst bei der société civile, wo die gesetzliche Regelung keine Auflösung, sondern nur Ausscheiden vorsieht, sind nach der herrschenden Meinung rein persönliche Interessen nicht ausreichend. Die Rechtsprechung berücksichtigt auch in diesem Fall die persönli-

188 18

'

150 191

Lindley p. 710; vgl. See. 26 P.A. 1890. Lindley pp. 2 0 9 - 2 1 2 , 710; Henderson p. 314; Heenen p. 122. Lindley pp. 710; Underhill pp. 75; Baumann S. 57 ff. Vgl. zur Bedeutung des Begriffs „may": re Baker (1890) 44 C h . D . 262 und Julius v. Bishop of Oxford (1880) 5 App.Cas. 235.

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

85

chen Interessen nur mit. Entsprechend sollte man Artikel 27 EWIV-VO im Einklang mit den nationalen Rechtsordnungen auslegen. Die Berücksichtigung nur persönlicher Interessen kann im einzelnen bei Bedarf im Gründungsvertrag festgelegt werden.

§ 7 Pflichten der Mitglieder Ein Vereinigungsvermögen ist bei der EWIV nicht erforderlich, da wegen der unbeschränkten und gesamtschuldnerischen Haftung der Mitglieder gemäß Artikel 24 I EWIV-VO ein Haftungskapital nicht erforderlich ist. 1 Die Mitglieder brauchen nicht zwingend Einlagen und Beiträge zu leisten. 2 Ein Vereinigungsvermögen kann sich dennoch aus Einlagen, Beiträgen und erwirtschafteten Mitteln ergeben. Die entsprechenden Regelungen können die Mitglieder im Gründungsvertrag treffen. 3 Artikel 21 II EWIV-VO ordnet die Pflicht der Mitglieder an, entsprechend dem im Gründungsvertrag vorgesehenen Verhältnis oder, falls dieser hierüber nichts bestimmt, zu gleichen Teilen zum Ausgleich des Betrages beizutragen, um den die Ausgaben die Einnahmen übersteigen. Eine solche Nachschußpflicht gibt es im Recht der deutschen 4 und englischen 5 Personengesellschaften nicht. Jedoch ist § 707 BGB keine zwingende Norm. D i e Vereinbarung einer Nachschußpflicht ist im Gründungsvertrag oder durch spätere Vereinbarung generell oder im Einzelfall möglich. 6 D i e Vereinbarung kann auf mündlicher Abrede oder auf schlüssigem Handeln beruhen. 7 Bei der offenen Handelsgesellschaft erfolgt nur eine Verrechnung mit dem Kapitalanteil. 8 Beim groupement d'intérêt économique sind die Mitglieder dann zu Zahlungen verflichtet, wenn nur so das groupement funktionieren kann 9 oder

Autenrieth BB 1989, 305, 309; Ganske DB Beilage 20/85 S. 6; Gleichmann ZHR 149 (1985), 633, 645; Meyer-Landrut, EWIVS. 78; Ganske, EWIVS. 45;Drury, C.M.L.Rev. 1976, 7, 26; Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 94. Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987, 492, 502. Vgl. Artikel 17 II e EWIV-VO. § 105 II HGB i.V.m. § 707 BGB. Lindley p. 495 m.w.N.; Triebel S. 142. RGZ 163, 391. RGZ 151, 326 f.; BGHZ 8, 42. § 120 II 2. Halbsatz HGB. Guyon p. 521; Guyénot, Les contrats des GIE, p. 105.

86

§ 7 Pflichten der Mitglieder

wenn es Verluste gemacht hat. 10 Artikel 1836 al. 2 C.Civ. als allgemeine Vorschrift für alle Gesellschaften 1 1 verbietet die Erhöhung der Verpflichtungen der Gesellschaft ohne deren Zustimmung. Die Vorschrift wird so ausgelegt, daß sie nur Verpflichtungen betrifft, die nicht in den vertraglichen Unternehmensgegenstand fallen. Für Verpflichtungen, die in Einklang mit dem Gesellschaftsvertrag eingegangen werden, gilt Artikel 1836 al. 2 nicht. Denn der Gesellschafter hat durch die Unterzeichnung des Gesellschaftsvertrages akzeptiert, sich zusätzlichen Verpflichtungen zu unterwerfen, auch wenn sie in einer finanziellen Belastung bestehen. 12 Artikel 1836 al. 2 C.Civ. gilt nur für Entscheidungen, die den Gründungsvertrag ändern. 13 Diese Auslegung ist mit der Auslegung des § 707 B G B vergleichbar, nach der eine unzulässige Beitragsforderung dann nicht vorliegt, wenn sich die Beitragshöhe aus dem sachlich und wirtschaftlich begrenzten Gesellschaftszweck ergibt. 14 Die Gesellschafter haben eine allgemeine Treuepflicht und unterliegen im deutschen Recht dem Wettbewerbsverbot der §§ 112, 113 H G B , welches sich nur auf den beschränkten Tätigkeitsbereich der E W I V bezieht. 15

§ 8 Geschäftsführung und Vertretung A Befugnisse der Geschäftsführer Die Befugnisse der Geschäftsführer werden durch den Gesellschaftsvertrag beziehungsweise durch einen einstimmigen Beschluß der Mitglieder festgelegt. 1 Einigen sich die Mitglieder nicht über die Befugnisse, so ist das innerstaatliche Recht des Staates maßgeblich, in dem die Vereinigung nach dem Gründungsvertrag ihren Sitz hat. Im Folgenden wird untersucht, inwieweit bei fehlender vertraglicher Regelung die Geschäftsführerbefugnisse, je nach Sitzstaat, differieren. 10 11

12 13 14

15 1

Vgl. Richard J.C.P. 1968 I 2164 n. 16. Artikel 60 Gesetz vom 24. Juli 1966 für die S . A . R . L . und Artikel 153 Gesetz vom 24. Juli 1966 für die S.A. Cass.civ. 8. November 1988 unveröffentlicht, vgl. R . D . C . 1989, 86 s. n. 4. Cass.civ. 8. November 1988 a.a.O. Vgl. B G H N J W 1980, 339; B G H WM 1961, 32; Soergel/Schultze v. Lasaulx § 707 Rdn. 1; R G R K / v o n Gamm § 707 Rdn. 1; einschränkend MüKo/Ulmer § 707 Rdn. 2: Ausrichtung an objektiven Daten des Geschäftsumfangs oder Gesellschaftszwecks. Vgl. Baumbach/Duden/Hopt 28. Auflage Anh. § 160 Anm. III 1. Artikel 19 III EWIV-VO.

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

I

87

Geschäftsführungsbefugnisse des Geschäftsführers einer deutschen Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung

D a s E W I V G enthält nur in §§ 3, 5 und 7 R e g e l u n g e n , die die G e s c h ä f t s f ü h rung betreffen. Keine dieser B e s t i m m u n g e n betrifft die Befugnisse der G e schäftsführer. D e s h a l b müsste g e m ä ß § 1 E W I V G entgegen der B e g r ü n d u n g zu § 5 E W I V G 2 auf die deutsche E u r o p ä i s c h e wirtschaftliche Interessenvereinigung § 116 H G B anwendbar sein. 3 Eigentlich sollten wegen der M ö g l i c h keit der Fremdgeschäftsführung die G e s c h ä f t s f ü h r e r solcher Vereinigungen den G m b H - G e s c h ä f t s f ü h r e r n gleichgestellt w e r d e n . 4 Wenn Mitglieder G e schäftsführer sind, ist die A n w e n d u n g des § 116 H G B folgerichtig. D i e erstrebte Gleichstellung mit G m b H - G e s c h ä f t s f ü h r e r n bezieht sich tatsächlich nur auf Pflichten und H a f t u n g , nicht aber auf ihre Befugnisse. D a s ergibt sich auch aus der B e g r ü n d u n g zu § 5 E W I V G , 5 w o nur aus den Artikeln 19 I, 2 0 E W I V - V O , - nicht aber aus Artikel 19 I I I E W I V - V O - fälschlicherweise der S c h l u ß gezogen wird, die Verordnung schließe die A n w e n d u n g des § 116 H G B aus. S o m i t scheint versäumt w o r d e n zu sein, für die Befugnisse eine R e g e l u n g zu treffen, die den C h a r a k t e r der E W I V als „offene Handelsgesellschaft mit F r e m d g e s c h ä f t s f ü h r u n g " 6 berücksichtigt. O f f e n s i c h t l i c h ging man davon aus, daß die G r ü n d e r einer E W I V von ihrer D i s p o s i t i o n s m ö g l i c h k e i t g e m ä ß § 19 I I I G e b r a u c h m a c h e n . E s ist zu untersuchen, welche P r o b l e m e bei der A n w e n d u n g des § 116 H G B im Falle der F r e m d g e s c h ä f t s f ü h r u n g entstehen k ö n n e n , wenn die M i t glieder keine R e g e l u n g gemäß Artikel 19 I I I E W I V - V O treffen. H i n s i c h t l i c h der Fremdgeschäftsführerbefugnisse hätte es sich a n g e b o t e n , auf die Befugnisse eines G m b H - G e s c h ä f t s f ü h r e r s zu verweisen. E i n e gesetzliche R e g e l u n g der Befugnisse eines G m b H - G e s c h ä f t s f ü h r e r s besteht j e d o c h nicht. N u r § 37 I G m b H G gibt die M ö g l i c h k e i t , sie durch den Gesellschaftsvertrag oder, soweit dieser nichts enthält, durch die Beschlüsse der Gesellschafter zu beschränken. O h n e eine B e s c h r ä n k u n g ist der U m f a n g der G m b H - G e s c h ä f t s f ü h r e r b e f u g nisse wie bei den Personengesellschaften zu definieren: „Vornahme aller H a n d lungen, die im R a h m e n des g e w ö h n l i c h e n B e t r i e b s des U n t e r n e h m e n s der

2 3 4 5 6

BT-Drucksache 11/352 S. 9. Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 93. Entwurf zum E W I V G vom 25. 5. 1987 BT-Drucksache 11/352 B . A.a.O. Ganske D B Beilage 20/85 S. 2.

88

§ 8 Geschäftsführung und Vertretung

Gesellschaft liegen". 7 Insoweit kann auf § 116 I H G B zurückgegriffen werden. 8 Teilweise wird sogar die Ansicht vertreten, auch bei ungewöhnlichen Geschäften sei, anders als bei § 116 II H G B , soweit nichts anderes vereinbart ist, die Einholung eines Gesellschafterbeschlusses nicht erforderlich. 9 Letzere Ausweitung der Befugnisse ist zumindest bei der Vereinigung wegen ihres personenrechtlichen Charakters nicht gerechtfertigt. 1 0 D i e Anwendung des § 1 1 6 H G B über § 1 E W I V G bereitet im Falle der Fremdgeschäftsführung auf jeden Fall keine Probleme, da sogar im G m b H - R e c h t auf § 116 H G B zurückgegriffen wird. 1 1 Gemäß § 116 H G B ist der Umfang der Geschäftsführungsbefugnis auf Handlungen beschränkt, die der gewöhnliche Betrieb des Handelsgewerbes der Gesellschaft mit sich bringt. Gewöhnlich sind alle Geschäfte im Handelszweig des Unternehmensgegenstandes. 1 2 Bei der Auslegung dieses Begriffs muß der Hilfszweck des Unternehmensgegenstandes beachtet werden. E r ist für das deutsche Personengesellschaftsrecht neu. Bei der Beurteilung, o b eine Handlung in den gewöhnlichen Geschäftsbetrieb fällt, ist daher Vorsicht geboten.

II Geschäftsführerbefugnisse beim groupement européen d'intérêt économique Das Gesetz vom 15. J u n i 1989 n. 89—377 enthält keine Generalverweisung wie Artikel 1 S. 1 E W I V G . Ebenso enthält die ord. n. 6 7 - 8 2 1 für das G I E keine Regelung der Befugnisse der Geschäftsführer. Es wird den Mitgliedern überlassen, dies im Gründungsvertrag zu bestimmen. Enthält der Gründungsvertrag keine Bestimmung, so hat der Geschäftsführer alle Befugnisse, die notwendig sind, damit der Unternehmensgegenstand verwirklicht werden kann. 1 3 Im Innenverhältnis können die Geschäftsführerbefugnisse beim groupement d'intérêt économique jederzeit beschränkt werden. Auch beim G I E

7 8 9

10 11 12 13

Mertens § 37 Rdn. 3; Meyer-Landrut/Miller/Niehus §§ 3 5 - 3 8 Rdn. 70. Winkler S. 31 ff. Baumbach/Hueck § 37 Rdn. 6 m . w . N ; so auch für die E W I V Meyer-Landrut, E W I V S. 52; a.A. Meyer-Landrut/Miller/Niehus 5 37 Rdn. 74; Fischer/Lutter § 37 Rdn. 11 m.w.N. Insoweit undifferenzierend Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89. A . A . Meyer-Landrut, E W I V S. 52. Baumbach/Duden/Hopt § 116 Anm. 1 A. Guyon/Coquereau, G I E p. 204.

D i e O r g a n e , ihre O r g a n i s a t i o n und innere Verfassung

89

können die internen Beschränkungen Dritten auch nicht nach Veröffentlichung entgegengehalten werden. 1 4

III Befugnisse des „managers" eines European Economic Interest Grouping Wie der französische, so hat auch der britische Gesetzgeber keine generelle Verweisung auf die N o r m e n der partnership oder der companies zur Verfügung gestellt. 15 Im Recht der companies gilt für den „board of directors", soweit der board aus mehreren directors besteht, der Grundsatz der Gesamtvertretung. 1 6 D i e Befugnisse des directors werden grundsätzlich den Statuten zur Regelung überlassen. 1 7 D e r board ist ein „ O r g a n " ohne originäre Befugnisse. 1 8 Uberschreitet er seine durch die Statuten festgelegten Befugnisse nicht, braucht er sich den Beschränkungen durch die Hauptversammlung (Mitgliederversammlung) nicht zu unterwerfen. 1 9 D i e Befugnisse des deutschen GmbH-Geschäftsführeres sind hier wegen § 37 I G m b H G vergleichsweise etwas enger. U m die Befugnisse des board einzuschränken, ist ein außerordentlicher Beschluß erforderlich. 2 0 Eine rückwirkende Einschränkung ist nicht möglich. D i e directors haben nicht die Befugnisse, ihre Aufgaben an Dritte weiterzuübertragen. 2 1 Bei den partnerships kann sich jeder Partner an der Geschäftsführung beteiligen. 2 2 D e r Umfang der Geschäftsführungsbefugnis entspricht der Vertretungsmacht 2 3 und erstreckt sich auf die Geschäfte, die ein solcher Betrieb gewöhnlich mit sich bringt. 2 4 Im britischen R e c h t ist eine Anwendung des Rechts der partnership auf die Geschäftführungsfragen wegen der fehlenden kapitalistischen Struktur der E W I V anzunehmen.

14

15 16 17 18 19 20 21 22 25 24

Guyon/Coquereau, G I E p. 202; scheinbar etwas weiter bei der S N C vgl. Art. 13 Gesetz vom 24. Juli 1966: „Alle Handlungen im Interesse der Gesellschaft". Vgl. oben Kapitel 1 § 3 E I S. 34. Charlesworth and Cain p. 348; Gower p. 152; Triebel S. 159. Charlesworth and Cain p. 350. Gower p. 152. Vgl. Automatic Self-Cleansing C o . Ltd. v. Cunningham (1906) 2 Ch. 34. Blowman J . in Bamford v. Bamford (1970) Ch. 212, 220. Cartmell's Case (1874) L . R . 9 Ch.App. 691. Miller p. 158; Underbill's p. 24; Baumann J . S. 47. Vgl. unten C II S. 94. Sec. 5 P.A. 1890: „the usual way of the business of the kind carried o n " .

90

§ 8 Geschäftsführung und Vertretung

IV Ergebnis Gemäß § 1 E W I V G ist § 116 H G B subsidiär auf die Befugnisse eines EWIVGeschäftsführers anwendbar. Wie sich im Recht der G m b H aus dem Rückgriff auf § 116 H G B ergibt, steht die Fremdgeschäftsführung der Anwendung des § 116 H G B nicht entgegen. Die einzelnen Formulierungen der nationalen Rechtsordnungen könnten je nach Sitzstaat zu unterschiedlichen Befugnissen führen. Die französische Formulierung „alle Befugnisse zur Erreichung des Unternehmensgegenstandes" ist weit. Sie erfaßt auch Handlungen, die nicht mehr zum gewöhnlichen Geschäftsbetrieb des § 116 I H G B gehören. Im britischen Recht wäre wegen der fehlenden kapitalistischen Struktur der Vereinigung eine Anlehnung an die Befugnisse der Partner passend. 2 5 Deren Befugnisse („ usual way of the business") dürften mit den Befugnissen des § 116 I H G B identisch sein. In jedem Fall ist den Gründern einer Vereinigung zu einer vertraglichen Regelung zu raten. 2 6

B Pflichten der Geschäftsführer Die Pflichten der Geschäftsführer ergeben sich aus der EWIV-Verordnung, den Gründungsverträgen, sowie aus den Gesetzen und Vorschriften des nationalen Rechts, die auf eine EWIV anwendbar sind.

I

Pflichten, die sich aus der Verordnung ergeben

Unabhängig vom Eintragungsort der EWIV sind die sich aus der Verordnung ergebenden Pflichten für alle Geschäftsführer gleich. Auf Verlangen eines Geschäftsführers oder auch nur eines Mitglieds haben der oder die Geschäftsführer eine Anhörung der Mitglieder durchzuführen, damit diese einen Beschluß fassen. 2 7 D e m Auskunfts- und Einsichtsrecht der Mitglieder 2 8 steht die Pflicht der Geschäftsführer gegenüber, Auskunft zu erteilen und das Einsichtsrecht

25 26 27 28

Vgl. aber Drury C.M.L.Rev. 1976, 7, 23. Vgl. auch Drury C.M.L.Rev. 1976, 7, 23. Artikel 17 IV EWIV-VO. Vgl. oben § 6 B S. 64 ff.

Die O r g a n e , ihre Organisation und innere Verfassung

91

derMitglieder zumindest nicht zu erschweren oder zu gar zu verhindern. 2 9 Ist eine juristische Person Geschäftsführer, so muß sie eine oder mehrere natürliche Personen als Vertreter bestimmen. 3 0 D e r oder die Geschäftsführer haben die übrigen Mitglieder zu unterrichten, wenn ein Mitglied aus der Vereinigung ausscheidet sowie die jeweiligen Verpflichtungen nach Artikel 7 und 8 E W I V - V O (Hinterlegung von Urkunden und Angaben, Bekanntmachung) zu erfüllen. 3 1 Letztere obliegen dem Geschäftsführer auch nach Auflösung. 3 2 Diese Verpflichtungen 3 3 können auch von jedem Beteiligten erfüllt werden. 3 4 Daraus läßt sich schließen, daß die Pflichten, die eine solche Bestimmung nicht enthalten, grundsätzlich von den Geschäftsführern erfüllt werden müssen. D i e Verordnung enthält keine ausdrückliche Regelung hinsichtlich der B i n dung der Geschäftsführer an Weisungen der Mitglieder. D i e Mitglieder k ö n nen gemäß Artikel 16 II E W I V - V O jeden Beschluß zur Verwirklichung des Unternehmensgegenstandes fassen. D i e Wirkung eines solchen Beschlusses auf die Geschäftsführerbefugnisse ergibt sich aus Artikel 20 I S. 3 E W I V - V O . Wenn eine Beschränkung der Befugnisse der Geschäftsführer durch einen Mitgliederbeschluß Dritten nicht entgegengesetzt werden kann, ist daraus nur zu schließen, daß eine Bindung im Innenverhältnis besteht. Jeder Mitgliederbeschluß bindet deshalb den oder die Geschäftsführer im Innenverhältnis.

II Pflichten der Geschäftsführer einer deutschen Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung Nach dem E W I V G haben die Geschäftsführer die Pflicht, die Anmeldungen zur Eintragung in das Handelsregister vorzunehmen. 3 5 D i e Anmeldung zur Eintragung einer Vereinigung ist durch sämtliche Geschäftsführer zu bewirken. Sie haben gemäß § 3 I I I S. 1 E W I V G eine Versicherung abzugeben, daß keine Umstände im Sinne des Artikel 19 I E W I V - V O ihrer Bestellung entgegenstehen. Bei der Geschäftsführung haben sie gemäß § 5 I S. 1 E W I V G die Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters anzuwenden.

29 30 31 52 33 34 35

Artikel 18 EWIV-VO. Artikel 19 II EWIV-VO. Artikel 29 EWIV-VO. Artikel 31 IV EWIV-VO. Artikel 29, 31 IV EWIV-VO. Artikel 29 S. 2, 31 IV S. 2 EWIV-VO. § 3 I S. 1 E W I V G .

92

§ 8 Geschäftsführung und Vertretung

Über vertrauliche Angaben und Geheimnisse, insbesondere Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse der Vereinigung, die ihnen durch die Tätigkeit bekannt geworden sind, haben sie Stillschweigen zu bewahren. 3 6 Sie sind verpflichtet, für die ordnungsgemäße Buchführung der Vereinigung zu sorgen und den Jahresabschluß aufzustellen. 3 7 Bei Fehlen anderweitiger Bestimmungen haben die Geschäftsführer im Falle der Auflösung der Vereinigung außer bei Konkurs gemäß § 10 E W I V G die Abwicklung vorzunehmen. Im Falle der entsprechenden Anwendung des § 130 a H G B sind die Geschäftsführer verpflichtet, den Antrag auf Eröffnung des gerichtlichen Konkurs- oder Vergleichsverfahrens zu stellen. 38 Darüber hinaus bestehen alle Pflichten, die sich zusätzlich aus der Verweisung auf das O H G - R e c h t ergeben. Die Pflichten der Geschäftsführer sind nicht übertragbar. 3 9 Es kann jedoch ein Vertreter bestellt werden, für dessen Verschulden der Geschäftsführer haf-

III Pflichten der Geschäftsführer eines groupement européen d'intérêt économique Die Geschäftsführerpflichten ergeben sich aus den verschiedensten Vorschriften. Wird eine juristische Person als Geschäftsführer bestellt, muß sie eine natürliche Person benennen, die damit haftet als wäre sie selbst Geschäftsführer. 41 Der Geschäftsführer hat die zur Eintragung erforderlichen Anmeldungen vorzunehmen 4 2 und die Bücher zu führen. 4 3 Bei der Anmeldung zur Eintragung hat er eine Erkärung zu unterschreiben, daß er nicht vorbestraft ist und sonst keine zivil- und verwaltungsrechtlichen Sanktionen seiner Geschäftsführung entgegenstehen. 4 4

36 37 38 39 40 41 42 43

44

§ 5 I S. 2 EWIVG. § 6 E W I V G ; ähnlich §§ 41 G m b H G . § 11 EWIVG. §§ 717, 664, 713 B G B . Baumbach/Duden/Hopt § 114 Anm. 3 B. Art. 19 II S. 2, Art. 6 S. 2 L. n. 89-377. Guyon/Coquereau, G I E p. 207. Artikel 7 L. n. 8 9 - 3 7 7 i.V.m. Artikel 340 und 341 Gesetz vom 24. Juli 1966, vgl. Guyon/ Coquereau, G I E p. 207. Art. 2 arrêté v. 3. Juli 1979.

D i e O r g a n e , ihre O r g a n i s a t i o n und innere Verfassung

93

Es handelt sich bei der Geschäftsführung um ein Auftragsverhältnis, so daß die Artikel 1992 ff. C.Civ. zu beachten sind. 4 5 D e r Geschäftsführer muß seine Pflichten selbst erfüllen. 4 6 Für bestimmte Aufgaben kann ein Vertreter bestellt werden, wobei der Geschäftsführer für dessen Fehler haftet. 4 7

IV Pflichten der „manager" eines European Economic Interest Grouping D i e E E I G - R e g u l a t i o n s 1989 enthält keine ausdrücklichen Pflichten der G e schäftsführer. Das subsidiär anwendbare britische Gesellschaftsrecht enthält keine ausgefeilten Zuweisungen von speziellen Pflichten der directors. Man unterscheidet nur grob zwischen den „fiduciary duties" (Treuepflichten) und den „duties of scare and skill" (Sorgfaltspflichten). 4 8 Die im equity fußende Treuepflicht ist stark ausgeprägt. Ein director darf keine persönliche Interessen an einem Vertrag haben, den er abschließt. 4 9 N u r die materielle Interessenkollision ist entscheidend, nicht wie bei § 181 B G B die formelle Rechtsstellung. 5 0

V Ergebnis D i e über die E W I V - V O hinausgehenden Geschäftsführerpflichten, die sich aus den jeweiligen subsidiär anwendbaren Rechtsordnungen ergeben, sind weitgehend ähnlich. Im deutschen und französischen Recht bestehen ausdrückliche einzeln geregelte Pflichten, wobei sie im deutschen Recht übersichtlich E W I V G und dem Recht der O H G zu entnehmen sind. I m französischen Recht sind sie in einzelnen Gesetzen verstreut. Das englische Recht enthält keine ausführlichen Regelungen der Geschäftsführerpflichten.

45 46 47 48 49 50

Vgl. Guyénot, Les contrats des G I E p. 150. Guyon/Coquereau, G I E p. 206. Guyon/Coquereau, G I E p. 206. Vgl. Gower pp. 572. Transvaal Lands C o . v. New Belgium C o . (1914) 2 Ch. 488. Triebel S. 112.

94

§ 8 Geschäftsführung und Vertretung

C Die Vertretung I

Die Vertretungsregelung bei der EWIV

Die Vertretung der Vereinigung erfolgt ausschließlich durch den oder die Geschäftsführer. Gibt es mehrere, ist jeder grundsätzlich einzelvertretungsberechtigt. Gesamtvertretung kann gemäß Artikel 20 III EWIV-VO im Gründungsvertrag vereinbart werden und nach Erfüllung der Publizitätsvorschriften 51 Dritten entgegengesetzt werden. Die Vertretungsmacht durch den oder die Geschäftsführer gegenüber Dritten ist grundsätzlich unbeschränkt. 5 2 Auch Handlungen, die nicht zum Unternehmensgegenstand gehören, verpflichten die Vereinigung, wenn der Geschäftsführer in ihrem N a m e n gehandelt hat, es sei denn, daß die Vereinigung beweist, daß dem Dritten bekannt war oder daß er darüber nach den Umständen nicht in Unkenntnis sein konnte, daß die Handlung des Geschäftsführers die Grenzen des Unternehmensgegenstandes der Vereinigung überschritt; alleine die Bekanntmachung der in Artikel 5 (c) EWIV-VO genannten Angaben reicht nicht aus, um diesen Beweis zu erbringen. Andere Beschränkungen der Vertretungsbefugnis können Dritten nicht entgegengesetzt werden, 5 3 es sei denn, es handelt sich um die Gesamtvertretung, die nach Artikel 8 EWIV-VO bekanntgemacht wurde. Artikel 20 I S. 2 EWIV-VO entspricht Artikel 9 I der ersten gesellschaftsrechtlichen Richtlinie, welche das Verbot der ultra vires-Lehre beeinhaltet. 54 Somit tragen die unbeschränkt und gesamtschuldnerisch haftenden Mitglieder grundsätzlich die Verantwortung für ihre Wahl des Geschäftsführers. Bei einer grenzüberschreitend tätigen Vereinigung ist diese Regelung der nach außen unbeschränkbaren Vertretungsmacht gerechtfertigt und notwendig.

II Die Vertretungsregelung im britischen Gesellschaftsrecht Die Vertretung englischer Gesellschaften mit Rechtspersönlichkeit basiert auf der ultra vires-Lehre. 5 5 Der Vertreter kann die juristische Person nur im Rah-

51 52 55 54 55

Artikel 9 I, 8 EWIV-VO. Artikel 20 I S. 2 EWIV-VO. Artikel 20 I S. 3 EWIV-VO. Richtlinie 68/151/EWG vom 9. März 1968 ABl E G Nr. L 65 vom 14. März 1968 S. 8 ff. Grundsatzentscheidung: Ashbury Railway Carriage Co. Ltd. v Riehe (1875) L R 7 H . L . 653; vgl. oben Kapitel 1 § 2 D I 2 b S. 17

D i e O r g a n e , ihre O r g a n i s a t i o n u n d innere Verfassung

95

mendes Unternehmensgegenstandes verpflichten. 56 N u r für diesen wurde die Rechtsfähigkeit verliehen. 57 Darüber hinausgehende Verpflichtungen sind nichtig. 58 Sie können auch nicht nachträglich genehmigt werden. Daß die Vertretungsmacht nicht weiter reichen kann als die Rechts- und Handlungsfähigkeit der natürlichen Person ist selbstverständlich. Deshalb ist nicht die Vertretungsmacht des Vertreters beschränkt, 59 sondern die Rechtsfähigkeit relativ.60 Section 35 C.A. 1985 enthält eine gemilderte Form der ultra vires-Lehre. Nach der ersten Richtlinie der E W G von 1968 (Artikel 9)61 hat Großbritannien durch Section 9 European Communities Act 1972 die Lehre abgemildert. Gegenüber gutgläubigen Dritten gilt die ultra vires-Lehre nicht. Der Dritte gilt als gutgläubig, solange nicht das Gegenteil bewiesen wird. Die Ausnahme gilt nicht zugunsten der Gesellschaft. Die Praxis umgeht die Folgen der ultra vires-Lehre durch generalklauselartige Zusätze zum Gesellschaftszweck. Die partnership wird gemäß Sect. 5 P.A. von ihren Gesellschaftern vertreten. Es gilt das Prinzip der Einzelvertretungsmacht. 62 Die partnership ist nicht rechtsfähig. Dennoch ist die Vertretungsmacht eines Vertreters gemäß Sect. 5 P.A. auf Handlungen beschränkt, die im Rahmen des gewöhnlichen Geschäftsbetriebs liegen. 63 Handelt der Gesellschafter im Rahmen seiner Vertretungsmacht, werden nicht nur die partnership, sondern auch die anderen Gesellschafter verpflichtet. 64 Liegt ein Rechtsgeschäft außerhalb des gewöhnlichen Geschäftsbetriebs, werden die partnership und die Partner nicht verpflichtet, 65 es sei denn es liege eine spezielle Vollmacht 66 vor. 67 Innerhalb der „implied authority" sind Beschränkungen im Innenverhältnis möglich. Sie können Dritten, wie sich aus See. 5 und 8 P.A. 1890 ergibt, nur dann entgegengehalten werden, wenn diese die Beschränkung kannten, oder daran glaubten, daß es sich um einen Gesellschafter handelte. Die Beweislast für die Beschränkung der prima facie vorliegenden „apperent authority" obliegt der

56 57 58 59 60 61 62

" 64 65

66 67

Vgl. See. 35 C.A. 1985; Reithmann/Martiny Rdn. 883; Meinhardt R I W 1987, 10, 11. Gower p. 161; Lutter/Pfrommer G m b H R 1966, 201, 204. Lutter/Pfrommer G m b H R 1966, 201, 204. A.A. Triebel S. 132. Vgl. Reithmann/Martiny Rdn. 883. Richtlinie 68/151 / E W G vom 9. März 1968 ABl E G Nr. L 65 vom 14. März 1968 S. 8 ff. Vgl. Reithmann/Martiny Rdn. 881. Vgl. Reithmann/Martiny Rdn. 881. See. 5 P.A 1890. Klein BB AWD 1971, 503, 505; Jacob-Steinorth D N o t Z 1960, 126, 134; vgl. auch See. 7, 8 P.A. 1890. Power of attorney. Lindley p. 184.

96

§ 8 Geschäftsführung und V e r t r e t u n g

partnership, die Beweislast für den guten Glauben in die Partnereigenschaft dem Dritten. 6 8 Uberschreitet der Vertreter seine Vertretungsmacht ist das G e schäft nicht nichtig; es kann von den Gesellschaftern noch genehmigt werden. 6 9

III Die Vertretungsmacht des Geschäftsführers eines groupement d'intérêt économique Beim groupement d'intérêt économique sind die Befugnisse der Geschäftsführer gemäß Artikel 9 S. 2 der ordonnance vom 23. September 1967 zwar durch den Unternehmensgegenstand beschränkt, aber sonst nach außen unbeschränkbar. Eine Verpflichtung im Außenverhältnis durch den oder die G e schäftsführer erfolgt folglich nur dann, wenn das Rechtsgeschäft sich im R a h men des Unternehmensgegenstandes hält. Diese Regelung erinnert an die ultra vires-Lehre (spécialité legale 70 oder statuaire 7 1 ). 7 2 Während aber bei der ultra vires-Lehre Geschäfte des Vertreters außerhalb des Unternehmensgegenstandes nichtig sind, 7 3 können sie beim G I E und bei der société en nom collectif noch genehmigt werden. Es wird nicht die Rechtsfähigkeit der juristischen Person beschränkt, sondern die Vertretungsmacht des Geschäftsführers. Wie beim G E I E können beim G I E die internen Beschränkungen Dritten auch nicht nach Veröffentlichung entgegengehalten werden. 7 4 Es besteht beim G I E sozusagen ein beschränktes Trennungsprinzip. 7 5 Es wird insofern nicht konsequent verfolgt, als die Verpflichtung im Rahmen des Unternehmensgegenstandes erfolgen muß, um verbindlich zu sein. Dies entspricht der Regelung bei der S N C . 7 6 D i e Rechtsprechung legt den Begriff des Unternehmensgegenstandes weit aus. Bei finanziellen Operationen wird vermutet, daß sie innerhalb des Unternehmensgegenstandes getätigt wurden. 7 7

68 69 70 71 72 7> 74 75 76 77

Miller p. 242. Klein B B A W D 1971, 503, 510. Van Omneslaghe R . C . J . B . 1958, 286, 291, 295. Lutter/Pfrommer G m b H R 1966, 201, 204. Vgl. auch Schütze/Bandle G m b H R 1970, 150, 151. Lutter/Pfrommer G m b H R 1966, 201, 204. Guyon/Coquereau, G I E p. 202. Guyon/Coquereau, G I E p. 201. Artikel 13 Gesetz vom 24. Juli 1966. Cour d'appel de Paris 12. April 1976 Rev.Soc. 1977, 131 Anm. Guyénot.

Die Organe, ihre Organisation und innere Verfassung

97

IV Die Vertretungsvorschriften im deutschen Personengesellschaftsrecht Während bei der BGB-Gesellschaft das Prinzip der Gesamtvertretung 78 gilt, sind bei der offenen Handelsgesellschaft die Gesellschafter grundsätzlich einzelvertretungsberechtigt. 7 9 Gemäß § 125 II H G B kann im Gesellschaftsvertrag Gesamtvertretung vereinbart werden. Die gesamtvertretungsberechtigten Gesellschafter können einzelne für bestimmte oder bestimmte Arten von Geschäften ermächtigen. 8 0 Beim Empfang von Willenserklärungen ist Zugang bei der O H G erfolgt, wenn die Willenserklärung einem der Gesamtvertretungsberechtigten gegenüber abgegeben wurde. 8 1 Die im Außenverhältnis entscheidende Vertretungsmacht erstreckt sich auf alle gerichtlichen und außergerichtlichen Geschäfte und Rechtshandlungen, 8 2 nicht nur auf solche, die der Betrieb eines derartigen Handelsgewerbes gewöhnlich mit sich bringt oder die der Betrieb eines Handelsgewerbes mit sich bringt. 8 3 Der Umfang der Vertretungmacht ist nicht mit Wirkung gegen Dritte beschränkbar. 84 Ebenso kann im Kapitalgesellschaftsrecht lediglich die interne Geschäftsführungsbefugnis beschränkt werden. Im Außenverhältnis kann der Geschäftsführer der GmbH, 8 5 wie auch der Vorstand der AG, 8 6 alle Rechtsgeschäfte für die Gesellschaft wirksam vornehmen, ohne auf den Gesellschaftsgegenstand beschränkt zu sein. Wie bei der EWIV ist eine Beschränkung durch Anordnung von Gesamtvertretung möglich. 8 7 Die Wirkung dieser unbeschränkbaren Vertretungsmacht findet ihre Grenzen im Mißbrauch der Vertretungsmacht, bei Kollusion 88 oder wenn der Vertretende vorsätzlich zum Nachteil der Gesellschaft handelt, und der Geschäftsgegner dies grob fahrlässig nicht erkannte. 8 9

78 79 80 81 82 8> 84 85 86 87 88 89

§ 714 BGB. § 125 I HGB. § 125 II S. 2. § 125 II S. 3 HGB. § 126 I HGB. Baumbach/Duden/Hopt § 126 Anm. 1 A. Artikel 126 II S. 1 HGB. §§ 36, 37 II GmbHG. §§ 78, 82 I AktG. §§ 125 II S. 1 HGB, 35 II GmbHG „die". RGZ 130, 142. BGH BB 1976, 852 ; BGH DB 1981, 840; BGH WM 1984, 306 Anm. Roth ZGR 1985, 265.

98

§ 8 Geschäftsführung und Vertretung

V Ergebnis Bei der Regelung der Vertretungsmacht divergieren die nationalen Rechte erheblich. A m weitesten ist die Vertretungsmacht bei der O H G . D o r t ist sie nicht auf den Unternehmensgegenstand beschränkt. Im Gegensatz dazu kann ein director einer Company seine Gesellschaft nur verpflichten, wenn er innerhalb des Unternehmensgegenstandes handelt. Handlungen außerhalb des U n ternehmensgegenstandes sind nichtig. Sie können nicht mehr genehmigt werden. In der Praxis werden die Folgen der ultra vires-Lehre jedoch durch generalklauselartige Zusätze zum Unternehmensgegenstand unterlaufen. Zwischen den Regelungen für die offene Handelsgesellschaft und die Company befinden sich die Regelungen der Vertretungsmacht für die partnership und die französischen Personengesellschaften. Handlungen außerhalb des gewöhnlichen Geschäftsbetriebs (partnership) oder außerhalb des Unternehmensgegenstandes ( G I E und S N C ) sind schwebend unwirksam. Sie können von der Gesellschaft noch genehmigt werden. D i e Verordnung enthält eine Begrenzung der Vertretungsmacht nur, soweit ein Dritter zumindest von der U b e r schreitung des Unternehmensgegenstandes hätte wissen können. D i e Beweislast obliegt der Vereinigung. 9 0 D i e Einschränkung ist damit etwas größer als bei der O H G , weil der Handelnde nicht unbedingt den Unternehmensgegenstand vorsätzlich zum Nachteil 9 1 der Vereinigung überschreiten muß.

§ 9 Vermögensverhältnisse A Vermögenszuordnung Wenn auch ein Vereinigungsvermögen im Sinne einer Haftungsmasse nicht erforderlich ist, ist es der E W I V erlaubt, Vermögen zu bilden. 1 Dies kann in manchen Fällen notwendig sein, um den Unternehmensgegenstand zu erreichen. Eine entsprechende Vereinbarung muß im Gründungsvertrag getroffen werden. D i e E W I V kann versuchsweise gegründet werden, und erst wenn sie funktioniert, von den Mitgliedern durch Beiträge unterhalten werden, soweit die laufenden Gewinne nicht ausreichen. 90

" 1

Entsprechend Artikel 9 I der Ersten gesellschaftsrechtlichen Richtlinie. So bei der O H G vgl. oben IV a.E. Israel Rev.M.C. 1985, 645, 651; Müller-Gugenberger R I W 1972, 110, 117; Woodland J . C . P . 1986 II 3247 n. 5 ; Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987, 492, 504.

D i e O r g a n e , ihre O r g a n i s a t i o n und innere Verfassung

99

Ü b e r die Frage, wem ein eventuell bestehendes Vereinigungsvermögen zugeordnet wird, schweigt die Verordnung. Das subsidiär anwendbare nationale Recht ist maßgeblich. 2 Für eine deutsche Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung gilt gemäß § 1 E W I V G das Recht der offenen Handelsgesellschaft. Bei der O H G haften die Gesellschafter, wie bei der E W I V , gesamtschuldnerisch und unbeschränkt. Deshalb besteht für sie rechtlich keine Vermögenspflicht. 3 Gemäß § 1 E W I V G i.V.m. § 105 II H G B , §§ 718, 719 B G B steht bei einer deutschen E W I V das Vermögen sämtlichen Mitgliedern zur gesamten Hand zu. 4 Es besteht ein Sondervermögen, welches im Interesse der Personengesellschaft gebunden ist (§ 719 B G B ) . Das Sondervermögen ist bei der deutschen E W I V die Konsequenz aus der Negierung der Vereinigung als juristische Person. 5 Sowohl ein groupement d'intérêt économique 6 als auch nach herrschender Meinung die société en nom collectif können ohne Kapital gegründet werden. 7 D i e Tatsache, daß es sich um juristische Personen handelt, zwingt nicht notwendig zu einem Vermögen. 8 I m französischen R e c h t ist das groupement européen d'intérêt économique gemäß Artikel 1 des Gesetzes n. 89 — 377, wie fast alle französische Gesellschaften 9 und das G I E , eine juristische Person. Das G E I E ist damit selbst Eigentümer und Inhaber der Forderungen. Ein Sondervermögen ist nicht erforderlich. Gleiches gilt für ein European E c o n o m i c Interest Grouping, das als „body corporate" wie die „incorporated companies" selbst Träger von Rechten und Pflichten ist. 1 0

2 3

4

5 6 7

8 9

10

Artikel 2 I E W I V - V O . Vgl. Baumbach/Duden/Hopt § 124 Anm. 1 D ; Glanegger/Niedner/Renkl/Ruß § 105 Rdn. 3; wohl auch H u e c k S . 216; a.A. für die Vereinigung: Meyer-Landrut, E W I V S. 88. Vgl. für die O H G : Hueck S. 217; Glanegger/Niedner/Renkl/Ruß § 105 Rdn. 3; Bandasch vor § 105 Rdn. 2. Vgl. entsprechend für die O H G : Flume Z H R 136 (1972), 177. 186 f. Guyénot, Les contrats des G I E p. 48. Guyon p. 513; Hamel/Lagarde/Jauffret n. 397; Cheminade J.C.P. 1971 I 2405 n. 46; a.A. Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 481. Guyénot D 1972, 13, 14; für das G I E : Müller-Gugenberger B B / A W D 1971, 263, 267. Zu den nicht rechtsfähigen société en participation und société crée de fait vgl. Ferid R I W 1983, 233, 241. Vgl. Gower p. 103.

100

B

§ 9 Vermögensverhältnisse

Besitzverhältnisse

Die Verordnung enthält keine Bestimmung über die Besitzverhältnisse. Deshalb bestimmt sich diese Frage nach dem innerstaatlichen Recht des Staates, in dem die Vereinigung nach dem Gründungsvertrag ihren Sitz hat. 11 Die Besitzverhältnisse betreffen die innere Verfassung der EWIV, auch wenn der Besitz gleichzeitig die rechtliche Beziehung zu Dritten regelt. Gemäß § 1 E W I V G finden auf eine deutsche EWIV die Vorschriften über die offene Handelsgesellschaft Anwendung. Bei der O H G ist streitig, ob Besitzer der Sachen die Gesellschaft ist oder die Gesellschafter. Nach wohl herrschender Meinung ist es die Gesellschaft. 1 2 Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen: bei Besitzstörungen gehören die Besitzschutzansprüche zum Vereinigungsvermögen. Umgekehrt ist die EWIV für Besitzklagen die richtige Beklagte. 1 3 Verfügungen der Geschäftsführer, die keine Besitzdiener sind, 14 haben niemals zur Folge, daß die betroffenen Sachen abhanden kommen. D a ein groupement européen d'intérêt économique und ein European Economic Interest Grouping juristische Personen sind, sind sie Besitzer der Sachen. Artikel 2 I EWIV-VO verweist auf „innerstaatliches Recht". Dieser Begriff schließt das internationale Privatrecht aus. 1 5 Deshalb findet das innerstaatliche Recht des Sitzstaates auch dann Anwendung, wenn sich eine Sache nicht in dem Sitzstaat, sondern in einem anderen Mitgliedsstaat befindet. Der Grenzübertritt von Vermögensgegenständen bewirkt keinen Statutenwechsel.

C

Kapitalmarktverbot

Gemäß Artikel 23 EWIV-VO ist es der Vereinigung verboten, sich öffentlich an den Kapitalmarkt zu wenden. Zulässig ist die Begebung von Wechseln und

" 12

13 14 15

Artikel 2 I EWIV-VO. B G H J Z 1968, 69 m.abl.Anm. Steindorff S. 70; LG Stuttgart vom 4. 10. 1966-5 K f H Q 12/66; Flume FS Hengeler 1972 S. 76; Kuchinke FS Paulick 1973 S. 45; Baumbach/Duden/Hopt § 124 Anm. 1 E ; Hueck S. 272; Heymann/Emmerich § 124 Rdn. 6; a.A. Steindorff FS Kronstein 1967 S. 151 ff.; Palandt/Bassenge § 854 Anm. 6 c: Mitbesitz wie bei der BGB-Gesellschaft. §§ 861, 1007 B G B . Vgl. Palandt/Bassenge § 854 Anm. 4 c. Scriba S. 50; Ganske D B Beilage 20/85 S. 12; Meyer-Landrut RIW 1986, 107, 108; Woodland J.C.P. 1986.3247 Fn. 15.

D i e O r g a n e , ihre Organisation und innere Verfassung

101

einzelnen Schuldscheinen. 16 Die Anteile dürfen nicht gehandelt werden. 17 Dies ist unter anderem Folge der persönlichen Bindung der Mitglieder (intuitu personae). Es gibt für die Vereinigung zusätzlich eine besondere Rechtfertigung für dieses Verbot. Die EWIV soll nicht finanziell von ihren Mitgliedern unabhängig sein. 18 Die eigene Finanzquelle birgt das Risiko, daß die EWIV ihre Hilfstätigkeit verläßt und ein zu starkes Eigenleben führt. Zur Verhinderung dieses Erfolgs trägt neben dem Kapitalmarktverbot auch die automatische Gewinnzuteilung an die Mitglieder bei (Artikel 21 I, 40 EWIV-VO). Auch die Anteile der Mitglieder eines groupement d'intérêt économique dürfen gemäß Artikel 2 S. 2 ord. 67—821 nicht am Kapitalmarkt gehandelt werden. Für das G E I E wurde dies in Artikel 3 des Gesetzes n. 89—377 wiederholt. Allerdings kann das G I E gemäß Artikel 5 ord. n. 67—821 Obligationen emittieren, wenn es nur aus Gesellschaften besteht, die ihrerseits Anleihen auf den Kapitalmarkt bringen dürfen. 1 9 Die konkreten Bedingungen ergeben sich aus Artikel 285 des Gesetzes n. 66 — 3 3 7 20 und aus dem Gesetz vom 11. Juli 1985. Artikel 5 ord. n. 67—821 ist auch für das französische Recht eine Ausnahme. Gemäß Artikel 1841 C.Civ. dürfen sich Gesellschaften grundsätzlich nicht an den Kapitalmarkt wenden, wenn es ihnen nicht ausdrücklich durch Gesetz erlaubt ist. 21 Eine solche Erlaubnis besteht bisher nur für Aktiengesellschaften, 2 2 für das oben genannte G I E und für associations, die mindestens zwei Jahre eine wirtschaftliche Tätigkeit ausgeübt haben. 2 3 Englische Kapitalgesellschaften können sich unter gewissen Bedingungen mit ihren Anteilen an die Öffentlichkeit wenden. 2 4 Der Begriff „Öffentlichkeit" ist in Sect. 59, 60 C . A. 1985 definiert. Theoritisch könnten sich hinsichtlich der Definition „Öffentlichkeit" bei der Anwendung des Artikel 23 EWIVV O Unterschiede zu den anderen Mitgliedsstaaten ergeben. Die E E I G - R e g u lations 1989 verweist jedoch nicht auf diesen Teil des C . A . 1989. Daraus ist zu entnehmen, daß man das Verbot des Artikel 23 EWIV-VO als absolut betrachtet. Eine ausführende Regelung des Verbots durch eine konkrete Def-

16 17 18 19 20 21 22 23 24

Ganske, EWIV S. 10; Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 91. Vgl. auch Scriba S. 115. Petelaud Rev.Soc. 1986, 460 n. 26. Vgl. Guyon/Coquereau, G I E p. 242. Gesetz vom 24. Juli 1966. Vgl. Richard J.C.P. 1968 I 2164. Artikel 285 des Gesetzes vom 24. Juli 1966. Gesetz vom 11. Juli 1985. Vgl. Part II C . A . 1985.

102

§ 9 Vermögensverhältnisse

inition des Begriffs „Öffentlichkeit" war deshalb nicht erforderlich. Im deutschen Recht besteht für die Ausgabe von Inhaberschuldverschreibungen Genehmigungspflicht gemäß § 795 BGB. 25

D Ergebnis Durch die subsidiäre Anwendung nationalen Rechts über Artikel 2 I EWIVVO, die fehlende Regelung der Vermögens- und Besitzverhältnisse in der Verordnung sowie wegen der Möglichkeit, die Vereinigung als juristische Person auszugestalten, bleibt es meist bei den typischen Unterschieden der Rechtsordnungen. Im französischen Recht, welches nahezu allen Personengesellschaften Rechtsfähigkeit gewährt, wird das GEIE Eigentümer und Besitzer der Vermögensgegenstände sein. Gleiches gilt für das EEIG, wobei im englischen Recht allerdings zum erstenmal ein personenrechtlicher Zusammenschluß als „body corporate" bestehen kann. Die deutsche Vereinigung ist wie eine offene Handelsgesellschaft zu behandeln. Wegen des Verweises aus Artikel 2 I EWIV-VO auf innerstaatliches Recht findet bei Grenzübertritt von Vermögensgegenständen kein Statutenwechsel statt. Das Kapitalmarktverbot ist im Vergleich zu den nationalen Rechten absolut ausgestaltet. In den nationalen Rechten besteht zumindest die begrenzte Möglichkeit, sich öffentlich an den Kapitalmarkt zu wenden. Für die Vereinigung ist die getroffenen Lösung konsequent. Die Verbindung zu den Mitgliedern und die Hilfsfunktion der Vereinigung werden verstärkt. Eine Finanzierung ist, wenn das Nichtmitgliedergeschäft im zulässigen Rahmen betrieben wird, nicht über den Handel mit Anteilen auf dem Kapitalmarkt möglich.

25

Vgl. dazu Palandt/Thomas § 795 Anm. 2.

Kapitel 3 Besteuerung

§ 10 Bedeutung des Artikel 40 I EWIV-VO Noch immer besteht im Rahmen der Europäischen Gemeinschaften ein großer Bedarf an steuerrechtlicher Vereinheitlichung. Die erste Harmonisierungsvorschrift im materiellrechtlichen Bereich der direkten Steuern ist Artikel 40 der Verordnung über die EWIV. 1 Für die Vereinigung wurde das Mitunternehmer oder Transparenzprinzip gewählt, wonach das Ergebnis der Tätigkeit bei den Mitgliedern besteuert wird. Das war erforderlich, um zu vermeiden, daß in manchen Mitgliedsstaaten die E W I V als juristische Person der Körperschaftsteuer unterliegt, während sie in anderen Staaten wie eine Personengesellschaft (Transparenzprinzip) behandelt wird. 2 Es wäre zu einer Besteuerung der Gewinne sowohl bei der Körperschaft als auch bei den Mitgliedern gekommen. 3 Die Erträge werden in allen Mitgliedsstaaten als Erträge der Mitglieder besteuert. 4 .Erträge sind sowohl Gewinne als auch Verluste. 5 Artikel 40 EWIV-VO erfaßt nicht die anderen Steuern. Für die sonstigen steuerrechtlichen Fragen gelten die nationalen Rechte 6 sowie die Doppelbesteuerungsabkommen.

1

2 5 4 5

'

Sass D B 1985, 2266; ders. Fisc.Europ. 1986/4, 43, 46; Haug-Adrion G m b H R 1985, 336; ders. Fisc.Europ. 1988/2, 19. Vgl. Haug-Adrion G m b H R 1985, 336, 337; ders. Fisc.Europ. 1988/2, 19. Vgl. Sass D B 1985, 2266; ders. Fisc.Europ. 1986/4, 43, 47 Artikel 40 E W I V - V O . Sass D B 1985, 2266, 2268; ders. Fisc.Europ. 1986/4, 43, 49; Krabbe D B 1985, 2585. Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 96.

104

§ 11 Die Besteuerung einer deutschen E w I und ihrer Mitglieder

§11 Die Besteuerung einer deutschen Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung und ihrer Mitglieder A Besteuerung der deutschen Vereinigung I

Die Ertragsbesteuerung

Wegen des Transparenzprinzips entspricht die steuerrechtliche Situation der Vereinigung der einer deutschen Personengesellschaft. 1 Uber § 1 EWIVG sind die für die offene Handelsgesellschaft geltenden Vorschriften anwendbar. Die Verweisung erstreckt sich auf alle Rechtsgebiete einschließlich des Steuerrechts. 2 Die Vereinigung unterliegt wegen Artikel 40 EWIV-VO nicht der Körperschaftsteuer. 3 Die Gewerbesteuerpflicht ergibt sich aus § 15 III Nr. 2 EStG, 4 wenn die Vereinigung eine gewerblich geprägte Personengesellschaft ist. Das sind Vereinigungen, bei denen nur Kapitalgesellschaften 5 Mitglieder sind und ein Nichtmitglied oder eine Kapitalgesellschaft Geschäftsführer ist. Im übrigen unterliegt eine deutsche Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung nicht der Gewerbesteuerpflicht. 6 Die Begründungen dafür divergieren. Dreh- und Angelpunkt der Diskussion ist die Qualifikation der Einkünfte, die den Mitgliedern zufließen. 7 Einerseits wird gesagt, bei den Einkünften könne es sich um Einkünfte aus Gewerbebetrieb gemäß § 15 I EStG handeln. 8 Selbst wenn dies so sei, könne man nicht auf eine Gewerbesteuerpflicht schließen. Artikel 40 EWIV-VO verhindere einen Gewerbeertrag bei

1

2

3

4 5 6

1 8

Vgl. zur Steuerreform 1990: Ausgewählte Änderungen durch das Steuerreformgesetz 1990 für den Unternehmensbereich, DB Beilage 13/89. Vgl. BMF Schreiben vom 15. 11. 1988 IV C 5 - S 1316-67/88 gerichtet an die Finanzminister der Länder DB 1989, 354 = RIW 1989, 145. Busl VR 1989, 228, 229; Hamacher FR 1986, 557; Sass DB 1985, 2266; Krabbe DB 1985, 2585; Ganske DB Beilage 20/85 S. 10 Fn. 205; Haug-Adrion G m b H R 1985, 336, 337 Vgl. Autenrieth BB 1989, 305, 310. Vgl. § 1 Nr. 1 KStG. Hamacher FR 1986, 557, 559; Autenrieth BB 1989, 305, 310; Krabbe DB 1985, 2585, 2586; a.A. Sass DB 1985, 2266, 2268. Vgl. dazu unten B I S. 106 f. Haug-Adrion G m b H R 1985, 336, 337; Hamacher FR 1986, 557, 558; Ganske, EWIV S. 82; vgl. dazu unten B I S. 106.

Besteuerung

105

der Vereinigung. 9 Andererseits wird schon das Vorliegen einer Mitunternehmerschaft oder gewerblich geprägten Personengesellschaft im Sinne des § 15 E S t G verneint, weshalb die Gewerbesteuerpflicht entfalle. 10 § 15 I Nr. 2 E S t G setzt grundsätzlich voraus, daß die Personengesellschaft ein gewerbliches Unternehmen, das heißt mit Gewinnerzielungsabsicht, betreibt." Nach Informationen des Bundesministeriums der Finanzen 1 2 ist eine Änderung des Gewerbesteuergesetzes vorgesehen. Danach soll Die Tätigkeit der E W I V von der Gewerbesteuer freigestellt werden. Die E W I V selbst ist im Sinne der bestehenden Doppelbesteuerungsabkommen grundsätzlich nicht abkommensberechtigt. 1 3 Dies gilt für alle Steuerarten.

II Andere Steuern Die Vereinigung ist keine juristische Person. Deshalb ist sie nicht vermögensteuerpflichtig. 14 Für Grundbesitz besteht Steuerpflicht. 15 Dies gilt auch für eine ausländische Vereinigung mit Grundbesitz in der Bundesrepublik. 1 6 Die Umsatzsteuerpflicht ist unabhängig von der Gewinnerzielungsabsicht. 17 Die Vereinigung ist selbständiger Unternehmer gemäß § 2 UStG. 1 8 Sie betreibt immer eine gewerbliche Tätigkeit im Sinne des Umsatzsteuergesetzes. 19 Deshalb ist die EWIV bei Vorliegen der Voraussetzungen der §§ 1, 3 U S t G umsatzsteuerpflichtig. 2 0 D a die EWIV keine Kapitalgesellschaft ist, unterliegt sie nicht der Kapitalverkehrsteuer. Einlagen werden nicht besteuert. 2 1 9 10

11 12 13 14 15 16

17 18

" 20

21

Hamacher FR 1986, 557, 558; a.A. Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 98. Autenrieth BB 1989, 305, 310; Krabbe D B 1985, 2585, 2586; a.A. Hamacher F R 1986, 557, 558. Vgl. Schmidt, EStG § 15 Rdn. 41 B M F D B 1989, 354, 355 = RIW 1989, 145. Mattausch I.W.B. Nr. 7 v. 10. 4. 1989 Fach 2 S. 409, 411. § 1 I Nr. 2 VStG; zweifelnd Busl VR 1989, 228, 229. Busl VR 1989, 228, 229; Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 98. B M F D B 1989, 354, 355 = RIW 1989, 145, 146; Krabbe D B 1985, 2585, 2587; Ganske, EWIV S. 82. § 2 I U S t G , Abschnitt 18 III S. 2 UStR 1988. Busl VR 1989, 228, 229. Vgl. Abschnitt 18 I S. 2 UStR 1988. Krabbe D B 1985, 2585, 2587; Ganske, EWIV S. 82; Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 98. B M F D B 1989, 354, 355 = RIW 1989, 145, 146; Busl VR 1989, 228, 229; Krabbe D B 1985, 2585, 2587; Ganske, EWIV S. 83; Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89,

106

D i e Besteuerung einer deutschen E w I und ihrer Mitglieder

B

Mitgliederbesteuerung

I

Besteuerung eines inländischen Mitglieds einer deutschen Vereinigung

Wie oben schon bei der Diskussion um die Gewerbesteuerpflicht der Vereinigung angedeutet, ist umstritten, ob bei den Mitgliedern Einkünfte aus Gewerbebetrieb gemäß § 15 I Nr. 2, II E S t G vorliegen. Einkünfte aus Gewerbebetrieb liegen vor, wenn die EWIV ein Gewerbe betreibt und die Mitglieder als Mitunternehmer anzusehen sind. Voraussetzung für die Annahme von Mitunternehmerschaft ist eine selbständige nachhaltige Betätigung der Vereinigung, die mit der Absicht Gewinn zu erzielen, unternommen wird sowie Mitunternehmerinitiative und -risiko bei den Mitgliedern. Mitunternehmerinitiative und -risiko sind bei den Mitgliedern einer EWIV wegen Artikel 17, 18 und 24 EWIV-VO 2 2 zu bejahen. 2 3 Gemäß Artikel 15 II E S t G ist es für die Gewinnerzielungsabsicht ausreichend, wenn sie nur Nebenzweck ist. Deshalb wird behauptet, könne auch diese Voraussetzung bei einer Vereinigung selbst vorliegen. 2 4 Die Gewinnerzielungsabsicht hat bei der Vereinigung grundsätzlich eine andere Richtung als die, die Artikel 15 II E S t G voraussetzt. Auch soweit die Vereinigung Gewinne als Nebenzweck erzielt, sind dies Gewinne der Mitglieder 2 5 und grundsätzlich nur als solche gewollt. Artikel 15 E S t G geht hingegen davon aus, daß Gewinne als Haupt- oder Nebenzweck für die Gesellschaft selbst erzielt werden, um deren Betriebsvermögen zu vermehren. Deshalb fehlt es bei einer Vereinigung regelmäßig an einer Gewinnerzielungsabsicht im Sinne des § 15 E S t G . 2 6 N u r wenn die Vereinigung entgegen ihrem zulässigen Zweck tätig ist, und die Wahl der E W I V einen Gestaltungsmißbrauch 2 7 darstellt, können die Gewinne entgegen Artikel 21 EWIV-VO als Gewinne der Vereinigung und als in der Absicht, für die Vereinigung erzielt worden zu sein, behandelt werden. 2 8 Dann

22

23 24 25 26

Stimmrecht, Auskunfts- und Einsichtsrecht sowie gesamtschuldnerische und unbeschränkte Haftung. Hamacher F R 1986, 557, 558; Weimar/Ddp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 97. B M F D B 1989, 354, 355 = RIW 1989, 145, 146. Artikel 21 EWIV-VO; Vgl. auch Kapitel 1 § 2 B S. 11. Im Ergebnis so auch Krabbe D B 1985, 2585, 2586; Autenrieth BB 1989, 305, 310; Schmidt, EStG § 15 Anm. 57; a.A. wohl Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989 a.a.O.

27

S 4 2 AO-

28

Vgl. Hamacher F R 1986, 557, 558.

Besteuerung

107

könnte die E W I V gewerbesteuerpflichtig sein und den Mitgliedern könnten steuerbare Einkünfte aus Gewerbebetrieb zufließen. Weiterhin erfordert Artikel 15 I I S. 1 E S t G die Beteiligung am wirtschaftlichen Verkehr. Es muß eine Tätigkeit am Markt gegen Entgelt und für Dritte äußerlich erkennbar angeboten werden. 2 9 Soweit die E W I V nicht in unzulässigem Maße Nichtmitgliedergeschäfte betreibt, dürfte es auch an dieser Voraussetzung fehlen. Einkünfte aus § 15 I Nr. 2 E S t G können bei einer gewerblich geprägten E W I V gemäß § 15 I I I Nr. 2 E S t G vorliegen. D i e Vereinigung ist folglich, soweit kein Gestaltungsmißbrauch gegeben ist oder keine gewerblich geprägte Prsonengesellschaft gemäß § 15 I I I Nr. 2 E S t G besteht wegen der fehlenden Gewinnerzielungsabsicht steuerrechtlich vergleichbar einer B G B - G e s e l l s c h a f t zu behandeln. 3 0 .Erträge vermehren oder vermindern das Vermögen der Mitglieder.

II Besteuerung eines französischen Mitglieds Für die Frage, wo ein französisches Mitglied einer deutschen E W I V besteuert wird, ist das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen der Bundesrepublik und Frankreich 3 1 maßgeblich. Danach erfolgt die Besteuerung im Betriebsstättenstaat. 3 2 Artikel 4 I I I D B A gilt auch für Arbeitsgemeinschaften und für das G I E . 3 3 Regelmäßig wird durch die Beteiligung an einer Vereinigung in der Bundesrepublik eine Betriebsstätte, zum Beispiel durch ein B ü r o , 3 4 begründet. 3 5 D e r Betriebsstättenbegriff wird durch das A b k o m m e n jedoch eingeschränkt. Nicht als Betriebsstätte gelten zum Beispiel: 3 6 eine feste Geschäftseinrichtung, die nur dazu dient, Waren zu kaufen oder Informationen für das Unternehmen zu sammeln, eine feste Geschäftseinrichtung, die nur der Werbung, der Lieferung von Informationen, der wissenschaftlichen Forschung oder ähnlichen Aktivitäten dient, die für das Unternehmen nur vorbereitenden

29 30 31

32 33 3

"

35

36

Schmidt, E S t G § 15 Rdn. 7. Vgl. Krabbe D B 1985, 2585. D B A vom 21. Juli 1959 B G B l 1961 II 397 = J - C l . Dr.fisc.int. Bd. 2 Fase. 3 8 0 - 5 ; vgl. zur ab 1. 1. 1990 anzuwendenden Änderung D S t R 1989, 225 f. Artikel 4 III D B A . Korn/DebatinBd. 2 S. 175, vgl. dazu Verständigungsregelung abgedruckt a . a . O . S. 105. Artikel 2 VII a, cc D B A . Krabbe D B 1985, 2585, 2586; Haug-Adrion G m b H R 1985, 336, 337; ders. Fisc.Europ. 1988/2, 19, 21. Vgl. Artikel 2 V I I b D B A .

108

D i e Besteuerung einer deutschen E w I und ihrer Mitglieder

oder helfenden Charakter haben. In Frankreich fand das groupement d'intérêt économique besonders Andrang im Rahmen von Einkaufsgemeinschaften, um größere Rabatte zu erhalten. Deshalb werden auch einige Vereinigungen unter diesen Negativkatalog fallen. Wenn eine Betriebsstätte im Inland vorliegt, ist der Gewinn nur dort zu versteuern.

III Besteuerung eines britischen Mitglieds Die Einkünfte eines britischen Mitglieds sind entweder „income" (Einkommen) oder „profits" (Gewinne). Gemäß Artikel 1 b, 2 g, 3 I des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen Großbritannien 3 7 und der Bundesrepublik 3 8 erfolgt die Besteuerung im Betriebstättenstaat. Der Betriebsstättenbegriff richtet sich nach Artikel 2 11 D B A . Zu beachten ist der Negativkatalog in Artikel 2 I 1 (iii). 39 Liegt eine Betriebsstätte vor, und hält Großbritannien seine Besteuerung aufrecht, kann das Mitglied gemäß Artikel 18 D B A Befreiung von der deutschen Steuerpflicht beanspruchen. 4 0 Ohne eine Betriebsstätte bleiben die deutsche und die britische Steuerpflicht unangetastet. 4 1

37 38 39

40

41

Eingeschlossen Nordirland. Ein DBA mit Schottland existiert nicht. DBA vom 24. 11. 1964 BGBl. 1966 II S. 358. Vgl dazu wie oben DBA mit Frankreich. Die einzelnen Doppelbesteuerungsabkommen entsprechen im wesentlichen dem allgemeinen OECD-Musterabkommen von 1963 zur Beseitigung der Doppelbesteuerung des Einkommens und des Vermögens i.d.F. vom 7. März 197/ = OECD-Musterabkommen 1977. Zur Durchführung insbesondere zur Anrechnung von Verlusten vgl. Kramer, Systematik und praxisbezogene Anwendung des deutsch-britischen DBA, I.W.B, vom 25. 6. 1988 Fach 5 Gruppe 2 S. 245, 255 f. Korn/Debatin Bd. 2 S. 241.

109

Besteuerung

§ 12 Besteuerung eines Groupement Européen d'Intérêt Economique und seiner Mitglieder A Die Besteuerung des Groupement Das Gesetz n. 89 — 377 bezüglich des GEIE enthält keine steuerrechtlichen Bestimmungen. Hingegen sind in der ord. n. 67—821 speziell auf das groupement d'intérêt économique zugeschnittene Regelungen enthalten. 1 Diese sind mangels Verweis auf das GEIE nicht anwendbar.

I

Gründung eines groupement européen d'intérêt économique

1. Gründung

ohne Kapital

Wird das groupement ohne Kapital gegründet, fallen keine Steuern an. "Wenn die Gründer den Gründungsvertrag zu Beweiszwecken registrieren, lassen ist eine einmalige Steuer 2 von 430 Franc fällig. 3

2. Gründung

mit Kapital

Wird das GEIE von den Gründern mit einem Kapital ausgestattet, so ist fraglich, ob diese Beiträge dem sogenannten droit d'apport 4 unterliegen. Es handelt sich um eine Besteuerung der Einlagen. Wird ein GIE mit Kapital gegründet, sind Artikel 808 ff. C.G.I. anwendbar. 5 Die Besteuerung dieser Einlagen erfolgt für alle Kapitalgesellschaften, die dem Artikel 3 der EG-Richtlinie vom 17. Juli 19696 zuzurechnen sind. Das groupement könnte allenfalls unter Artikel 3 II dieser Richtlinie subsumiert werden. Aus der Rechtsprechung des Gerichtshofs 7 zu dieser Vorschrift ist zu entnehmen, daß die beim GEIE fehlende Gewinnerzielungsabsicht nicht ausreicht, die Vereinigung von

' 2 3 4 5

' 7

Dazu Coquereau, Aspects fiscaux et comptables des groupements d'intérêt économique, Rev.Soc. 1978, 37 ff; Schütze/Bandle G m b H R 1970, 151, 152 f. Droit d'enregistrement. Artikel 680 C . G . I . Artikel 808 ss. C . G . I . Artikel 18 ord. n. 6 7 - 8 2 1 ; Artikel 809 I n. 1 C . G . I . Richtlinie 69/335/EG Amtsblatt Nr. L 249 vom 3. O k t o b e r 1969 S. 25 ff. Amro Aandelen Fonds 112/86 vom 12. November 1987

110

§ 1 2 Besteuerung

Artikel 3 I I der Richtlinie auszuschließen. F ü r die Nichtanwendung der A r tikel 808 ff. C . G . I . spricht jedoch der gravierende Unterschied zwischen dem groupement und den Kapitalgesellschaften. D e n n o c h wird man in Frankreich mit einer Anwendung auf das G E I E rechnen müssen. 8 Bei Einlagen, die den Wert des Gesellschaftsanteils nicht übersteigen 9 sind 1 % Steuern zu bezahlen. 1 0 Ist wegen der Einlage Umsatzsteuer fällig, entfällt unter bestimmten Voraussetzungen die Steuerpflicht hinsichtlich des droit d'apports (Artikel 810 V C . I . G . ) . 1 1 Übersteigt der Wert der Einlage den Wert des Gesellschaftsanteils, spricht man von „apports à titre onéreux". 1 2 D i e E i n lagen „à titre onéreux" unterliegen den Vorschriften über den Verkauf. 1 3 Die Vereinigung schuldet als Gegenwert dem Mitglied den Differenzbetrag, sozusagen den Kaufpreis zwischen dem Wert des Kapitalanteils und der Einlage. Auf diesen Betrag fallen bei unbeweglichem Vermögen und bei Einbringung eines Handelsgeschäfts Steuern von 16,6 % an. 14 D i e beweglichen Sachen, Forderungen und Patente „à titre onéreux" unterliegen nicht dem droit d'apports. 1 5

II Steuern, die im Laufe der Tätigkeit anfallen 1. Besteuerung

des Ergebnisses

der

Tätigkeit

Das Ergebnis wird wegen Artikel 40 E W I V - V O nicht bei dem groupement besteuert. Dadurch wird das Optionsrecht der Personengesellschaften, wie eine Körperschaft besteuert zu werden, ausgeschlossen. 1 6 Entsprechend ist die Rechtslage beim G I E . Artikel 19 ord. n. 67—821 schließt das groupement d'intérêt économique von der Anwendung des Artikel 206 I C . G . I . aus. D i e steuerrechtliche Stellung des G I E entspricht der der Personengesellschaften, wie sie in Artikel 8 C . G . I . geregelt ist. 17 Auch die Mitglieder eines G I E unterliegen für die Gewinne, die ihrem Anteil am G I E entsprechen, persönlich der Einkommensteuer. 1 8 8 9 10

" 12 13 14 15 16 17 18

Haug-Adrion Fisc.Europ. 1988/2, 19, 24. Apports purs et simples. Artikel 810 I C . G . I . Vgl. Levebvre, Fiscal 1989 n. 6447. Gambier n. 1347. Lefebvre, Fiscal 1989 n. 6447; Gambier n. 1349; Cozian n. 1571. Gambier n. 1354. Cozian n. 1572. Vgl. zum Optionsrecht allgemein Mennel, Steuern, Frankreich S. 36 Nr. 3.2. Vgl. Guyenot Gaz.Pal. 1970, 63, 67 n. 4 4 ; Levebvre, Fiscal 1989 n. 6447. Vgl. Artikel 239 quater, 8 C . G . I .

Besteuerung

111

2. Andere Steuern D a Artikel 40 E W I V - V O nur die Besteuerung des Ergebnisses betrifft, bleibt das groupement für andere Steuern, deren Tatbestände es erfüllt, steuerpflichtig" Das groupement kann umsatzsteuerpflichtig sein (taxe à la valeur ajoutée = T.V.A.). 1 9 0,5 % der im Vorjahr gezahlten Löhne sind als taxe d'apprentissage (Ausbildungssteuer) abzuführen. 2 0 Gleichzeitig wird eine taxe sûr les salaires 21 von normalerweise 4,25 % erhoben. 2 2 Sie wird aus den gezahlten Bruttogehältern errechnet. Wenn mehr als 90 % des Umsatzes der Umsatzsteuer unterliegen, entfällt die taxe sûr les salaires. Ein eventuelles Vermögen der Vereinigung unterliegt der Vermögensteuer, 23 die 0,5 bis 1,1 % beträgt, aber nicht Betriebsvermögen erfaßt. 2 4 Eine Steuerpflicht kann wegen Grundbesitz 2 5 entstehen. Juristische Personen, die keinen Lohn oder kein Gehalt beziehen, unterliegen der taxe professionnelle. 26 Sie ist mit der Gewerbesteuer vergleichbar, hat aber ein anderes gewinnunabhängiges Anknüpfungskriterium. 2 7 Die Belastung mit dieser Steuer soll reduziert werden. 28

III Auflösung eines G E I E Bei der Vermögensaufteilung unter den Mitgliedern ist ein Steuertatbestand erfüllt, wenn eine Einlage, die nicht in Kapital bestand, einem anderen Mitglied als dem, welches diese Einlage eingebracht hat, zugeteilt wird. 2 9

" 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29

Artikel 256 ss. C . G . I . Artikel 224 ss. C . G . I . Gehaltsteuer. Artikel 231 ss. C . G . I . Impôt sûr la fortune. Barth B B 1989, 1237, 1240; Mennel, Steuern, Frankreich S. 43 Nr. 4. Impôt foncier. Artikel 1447 ss. C . G . I . Vgl. auch Haug-Adrion Fisc.Europ. 1988, 19, 23. Vgl. Domann I.W.B, vom 10. 2. 1989 Fach 10 Gruppe 2 S. 675, 676. Vgl. Guyénot Gaz. Pal. 1970, 63, 73 n. 85.

112

§ 1 2 Besteuerung

B Die Besteuerung der Mitglieder eines G E I E I

Besteuerung eines französischen Mitglieds

Ist das Mitglied eine Gesellschaft, dann unterliegt der Gewinn aus dem groupement, soweit es sich um eine juristischen Person handelt, die dieser Steuer unterliegt, der Gesellschaftssteuer (impôt sûr les sociétés). Bei natürlichen Personen besteht Einkommensteuerpflicht (impôt sûr le revenu). Verluste, die das groupement gemacht hat, kann jedes Mitglied von seinen steuerpflichtigen Einkünften abziehen. 30

II Besteuerung eines deutschen Mitglieds Für die Besteuerung eines deutschen Mitglieds eines GEIE gilt spiegelbildlich das zur Besteuerung eines französischen Mitglieds einer deutschen EWIV Gesagte. 31

III Besteuerung eines britischen Mitglieds Nach dem DBA zwischen Großbritannien und Frankreich 32 werden die Gewinne eines englischen Mitglieds aus einer französischen Vereinigung nur in Frankreich besteuert, wenn dort eine Betriebsstätte besteht. 33 Artikel 4 des DBA schränkt den Betriebsstättenbegriff wie Artikel 2 VII b des deutsch-französischen DBA ein. Deshalb ist bei der Prüfung, ob eine Betriebsstätte vorliegt das zur Besteuerung eines französischen Mitglieds einer deutschen EWIV Gesagte zu beachten. 34

30 31 32 33 34

Guyon/Coquereau p. 271. Vgl. oben § 11 B II S. 107. Vom 22. Mai 1968. Artikel 4 DBA Großbritannien-Frankreich. Vgl. oben § 11 B II S. 107.

Besteuerung

113

§ 13 Besteuerung eines European Economic Interest Grouping und seiner Mitglieder A Besteuerung eines Grouping D a s grouping ist ein „ b o d y c o r p o r a t e " . N o r m a l e r w e i s e w ü r d e es der „ c o r p o ration t a x " unterfallen. D i e Körperschaftssteuerpflicht wird im britischen Steurerrecht n u n m e h r alleine durch die Registereintragung begründet. 1 Wegen Artikel 4 0 E W I V - V O ist ein E E I G j e d o c h nicht körperschaftsteuerpflichtig. Als k o m m u n a l e Steuer schuldet das grouping im Falle von G r u n d b e s i t z G r u n d s t e u e r . 2 Bemessungsgrundlage ist der J a h r e s m i e t w e r t (net annual value). 3 A u f diesen B e t r a g ist der lokale H e b e s a t z von circa 0 , 7 — 1 , 2 % anzuwenden. D i e Umsatzsteuerpflicht richtet sich nach dem Value Added Tax Act 1983. D e r Umsatzsteuersatz beträgt 15 % . 4 E i n e Vermögensteuer gibt es in G r o ß b r i tannien n i c h t . 5

B Besteuerung der Mitglieder eines Grouping I

Besteuerung eines britischen Mitglieds

D i e E i n k o m m e n s t e u e r p f l i c h t b e s t i m m t sich nach den E i n k u n f t s a r t e n der S c h e dules A - F des I n c o m e and C o r p o r a t i o n Taxes A c t 1988. E i n k o m m e n sind die aus den einzelnen E i n k u n f t s a r t e n fließenden geldwerten Vorteile. 6 F ü r M i t g l i e der eines grouping k ö n n t e n E i n k ü n f t e g e m ä ß Schedule D C a s e I aus inländischem G e w e r b e t r i e b vorliegen. Fraglich ist, o b ein G e w e r b e tatsächlich vorliegt. D e r G e w e r b e b e g r i f f (trade) des I n c o m e and C o r p o r a t i o n Taxes A c t ist weit. E r umfaßt auch Tätigkeiten mildtätiger A r t , wie das B e t r e i b e n eines K r a n k e n h a u s e s , wenn dabei die Vermietung von K r a n k e n h a u s z i m m e r n z u m

Finance Act 1988 sec. 66 (1) (4). Rating and Valuation Act 1925. Marktbruttomiete abzüglich Ausgabenpauschale von 20—45 %. Vgl. Mennel, Steuern, Großbritannien S. 43 Nr. 8.5. Mennel, Steuern, Großbritannien S. 32 Nr. 4 Mennel, Steuern, Großbritannien S. 9 Nr. 2.3.

114

§ 1 3 Besteuerung

Zwecke der finanziellen Unterstützung des Krankenhausbetriebs erfolgt. 7 Eine Gewinnerzielungsabsicht ist nicht erforderlich. Ein Gewerbe kann nicht vorliegen, wenn es einem Steuersubjekt untersagt ist Gewinne zu machen. 8 Die Vereinigung darf Gewinne machen. 9 Deshalb werden ihre Einkünfte bei den Mitgliedern als Einkünfte aus Gewerbebetrieb gemäß Schedule D Case I des Income and Corporation Taxes Act 1988 besteuert werden.

II Besteuerung eines ausländischen Mitglieds Für die Besteuerung eines französischen oder deutschen Mitglieds gilt das zur Besteuerung eines ausländischen Mitglieds einer EWIV oder eines GEIE Gesagte spiegelbildlich.

§ 14 Steuerrechtliche Beurteilung Für die Sitzwahl ist die Steuerbelastung ein wichtiges Kriterium. 1 Eine pauschale Aussage über eine steuerlich günstige Standortwahl ist nicht möglich. 2 Entscheidend ist die konkrete Tätigkeit der Vereinigung sowie die Zusammensetzung der Mitglieder. Folgende Einzelfeststellungen können getroffen werden: Einlagen unterliegen nur in Frankreich einer Besteuerung. Gleiches gilt für eine Vermögensbesteuerung, soweit es nicht Betriebsvermögen ist. Umsatz- und Grundsteuerpflicht besteht nach allen drei Rechtsordnungen. Die Mitglieder sind keine Mitunternehmer im Sinne des § 15 EStG, da die Vereinigung kein Gewerbe betreibt. Der britische Gewerbegriff ist weiter. Die Tätigkeit der Vereinigung ist in Großbritannien als „trade" einzuordnen. Wegen Artikel 40 EWIV-VO kann ein GEIE nicht wie das französische GIE zur Körperschaftsbesteuerung optieren.

7 8 9 1

2

Coman v. Governors of Rotunda Hospital, Dublin (1921) 1 A . C . 1. 7 T.C., 517 H . L . BBC v. Johns (Inspector of taxes) 1965 Ch. 32, (1964) 1 All E.R. 923 at 939, C . A . Vgl. Kapitel 1 § 2 B III 2 S. . Vgl. zu den Sozialabgaben als Belastungsfaktor bei Unternehmen mit internationaler Tätigkeit: Cahiers de Droit Fiscal Internationa] Vol. LXIX b. Zur Steuerbelastung vgl. Barth, Die H ö h e der deutschen Unternehmensbesteuerung im politischen Meinungsstreit, BB 1989, 1237 ff. mit internationalem Belastungsvergleich S. 1239 ff.

Besteuerung

115

Das Betriebsstättenprinzip führt dazu, daß die Mitglieder in ihrem Ansässigkeitsstaat steuerfrei gestellt werden, oder daß die im Quellenstaat geschuldete Steuer angerechnet wird. 3 Die Gewinnberechnung im Betriebsstättenstaat ist grundsätzlich für alle Mitglieder gleich. Unterschiede ergeben sich bei der Freistellung oder Anrechnung im Mitgliedsstaat. Es kann zu unterschiedlichen Gewinnermittlungen je nach dem Ansässigkeitsstaat der Mitglieder k o m m e n . 4 Verzerrungen ergeben sich insbesondere, wenn die Vereinigung Betriebsstätten in mehreren Staaten hat. Dann steht die Steuerhoheit anteilig für die auf den Betriebsteil entfallenden Gewinne dem entsprechenden Betriebsstättenstaat zu. Eine mögliche Doppelbesteuerung auf Grund der unterschiedlichen G e winnermittlung kann nur über die Verständigungsverfahren der Doppelbesteuerungsabkommen vermieden werden. 5

J 4

5

Vgl. O E C D - M u s t e r a b k o m m e n von 1977. Vgl. Mattausch I.W.B. Nr. 7 vom 10. 4. 1989 Fach 2 S. 409, 411: sehr kritisch zum Betriebsstättenprinzip für die E W I V ; Sass D B 1985, 2266, 2267; Haug-Adrion Fisc.Europ. 1988/2, 19, 22. Vgl. Mattausch I.W.B. a . a . O . 409, 411 f.

Kapitel 4 Arbeitsrechtliche Dispositionsmöglichkeiten Eine Vereinigung darf höchstens 500 Arbeitnehmer beschäftigen. 1 Die Begrenzung, die auf Wunsch der Bundesrepublik Deutschland aus mitbestimmungsrechtlichen Gründen eingeführt wurde, 2 könnte dazu führen, daß die Vereinigung für größere Unternehmen oder Projekte unbrauchbar wird. 3 Es ist zu untersuchen, ob die Begrenzung rechtlich zulässig umgangen werden kann. 4 Möglich ist die Aufteilung eines Projekts auf verschiedene Vereinigungen. Denkbar ist aber auch, daß die Mitglieder der EWIV Arbeitnehmer zur Verfügung stellen, selbst aber deren Arbeitgeber bleiben. 5

1 2 3

4

5

Artikel 3 II (c) EWIV-VO. Vgl. Betriebsverfassungsgesetz vom lt. 10. 1952 BGBl. I S. 681. Die Europäische Aktiengesellschaft steht gerade wegen der Uneinigkeit der Mitgliedsstaaten in Sachen Mitbestimmung noch nicht zur Verfügung, vgl. Kolvenbach DB 1988, 1837. Die Umgehungmöglichkeit haben schon Kittner Z G R 1975, 48, 59 und Scriba S. 65 f. angedeutet. Zu den steuerrechtlichen Fragen der grenzüberschreitenden Entsendung von Arbeitnehmern vgl. Bornhaupt, Lohnsteuerrechtliche Fragen bei Entsendung von Arbeitnehmern ins Ausland und vom Ausland ins Inland, BB Beilage 16/1985; ders. Aktuelle lohnsteuerrechtliche Fragen zu grenzüberschreitenden Arbeitsverhältnissen, BB 1987, 1639.

118

§ 1 5 Arbeitsnehmerdisposition im französischen Arbeitsrecht

§ 15 Arbeitnehmerdisposition im französischen Arbeitsrecht 6 A Arbeitgeberwechsel durch Betriebsübergang gemäß Artikel 1 2 2 - 1 2 II C.T. Im Falle der Fusion, der Erbfolge, des Verkaufs oder des Zusammenschlusses zu einer Gesellschaft tritt gemäß Artikel 122 — 12 II C.T. von Gesetzes wegen eine Änderung des Arbeitsvertrages ein. An die Stelle des alten Arbeitgebers tritt automatisch der neue. 7 Die Vorschrift ist im Falle einer Gesellschaftsspaltung mit Gründung einer Filiale analog anwendbar. 8 Die konkrete Ausdehnung der Analogie durch die Rechtsprechung ist nicht eindeutig zu bestimmen. Artikel 122 — 12 II C.T. wird nicht angewandt, wenn die Filiale seit ihrer Gründung von der Muttergesellschaft juristisch getrennt ist.' Gleiches gilt, wenn bei der Neugründung einer Gesellschaft oder Vereinigung die ursprünglichen Gesellschaften mit ihren Tätigkeiten als eigene Rechtspersonen bestehen bleiben. 10 Wird jedoch die Haupttätigkeit einer Gesellschaft auf ein GIE übertragen, ist Artikel 122 — 12 II C.T. anwendbar." Entscheidender Gesichtspunkt für eine analoge Anwendung dürfte die Übertragung einer bei den Mitgliedern vorhandenen Tätigkeit sein. Die Ausdehnung des Artikel 122—12 II C.T. durch die Rechtsprechung beruht auf dem Verständnis, daß die Vorschrift angewandt werden soll, wenn das gleiche Unternehmen unter einer neuen Direktion fortgeführt wird. 1 2 Übt ein Arbeitnehmer die gleiche Tätigkeit für die Vereinigung aus, so ist die Vereinigung Rechtsnachfolger des Mitglieds wie im Falle des Verkaufs. Im Bereich des Artikel 122 — 12 II C.T. wechselt also der Arbeitnehmer nicht den Arbeitsplatz. Er folgt seinem Arbeitsplatz zu einem neuen Arbeitgeber.

6

7 8

9 10

11 12

Zum französischen Arbeitsrecht allgemein : Sterzing, Das französische Individualarbeitsrecht, RIW 1989 Heft 5 Beilage 3; zur betrieblichen Mitbestimmung: Barthélémy, Turbulences entre droits des sociétés et du travail, J.C.P. 1987 I 3311. Artikel 122-12 II C.T. entspricht der EG-Richtlinie 77-187 vom 14. Februar 1977. Cass.soc. 30. Juni 1960 J C P 1960 II 11946 Anm. Camerlynck; Lefebvre Social 1989 n. 2637 Cass.soc. 11. Dezember 1968 B.A.C. 1968 V p. 471. Cour d'appel de Paris 29. September 1982 D 1982 I.R. 507; Cass.soc. 11. Dezember 1968 B.A.C. 1968 V p. 471. Cass.soc. 6. März 1985 B.A.C. 1985 V p. 104. Lefebvre Social 1989 n. 2638.

Arbeitsrechtliche Dispositionsmöglichkeiten

119

Davon zu unterscheiden sind die Umsetzung oder die Versetzung. 13 Der Arbeitnehmer wechselt den Arbeitsplatz. Dieser Wechsel kann einen Arbeitgeberwechsel zur Folge haben. Artikel 122 — 12 II C.T. findet folglich nur Anwendung, wenn eine Vereinigung gegründet wird, die die bei den Mitgliedern vorhandenen Haupttätigkeiten mit den Arbeitnehmern als eigenen Unternehmensgegenstand weiterführt. Da die Vereinigung nur Hilfstätigkeiten ausübt, wird Artikel 122 — 12 II C.T. in den seltensten Fällen zu einem Arbeitgeberwechsel führen. Die Übertragung einer Haupttätigkeit führt zu einem unzulässigen Unternehmensgegenstand, der die Nichtigkeit der Vereinigung zur Folge hat.14 Da die Nichtigkeit gerichtlich festgestellt werden muß und keine Rückwirkung hat, 15 tritt ein Arbeitgeberwechsel ein, der bis zur Nichtigkeitserklärung fortbesteht.

B Arbeitgeberwechsel durch Versetzung oder Umsetzung 16 Die vorübergehende Umsetzung ist nicht mit der Arbeitnehmerverleihung zu verwechseln, bei der der Profit aus der Zurverfügungstellung der Arbeitskraft im Vordergrund steht. 17 Im übrigen sind die Leiharbeitnehmer - aus betriebsverfassungsrechtlicher Sicht - Arbeitnehmer des Verleihers.18 Die Umsetzung oder Versetzung kann nur dann unter Aufrechterhaltung des ursprünglichen Arbeitsvertrages durchgeführt werden, wenn die neue Position nicht solche Konsequenzen mit sich bringt, die einen neuen Arbeitsvertrag erforderlich machen. Beeinhaltet der ursprüngliche Arbeitsvertrag eine große Mobilität, ist eine Versetzung nur Ausübung des Direktionsrechts im Rahmen des ursprünglichen Vertrages.19 Muß der Arbeitnehmer bei dem neuen Unternehmen voll eingegliedert werden, um dort „Karriere zu machen", handelt es sich um

13

14 15 16

17 18

"

Savatier Dr.soc. 1966, 105 A n m . zu Cass.soc. 1. Juli 1965; a . A . w o h l Lyon-Caen/Pélissier p. 118, die auch bei der zeitlich unbegrenzten Versetzung Artikel 122 — 12 II C.T. analog anwenden wollen. Vgl. z u r Nichtigkeit Kapitel 1 § 3 S. 29. Artikel 15, 35 EWIV-VO. Z u r grenzüberschreitenden Arbeitnehmerver- oder Umsetzung: Lyon-Cacn, La mise en disposition internationale de salarié, Dr.soc. 1981, 747 Danti-Juan Dr.soc. 1985, 834, 835 s. ; krit. Lyon-Caen/Maillard Dr.soc. 1981, 320, 326 s. C a m e r l y n c k in „Temporary Work in M o d e r n Society" Part I p. 115; Sandmann/Marschall S. 46. Danti-Juan Dr.soc. 1985, 834, 837

120

§ 1 5 Arbeitnehmerdisposition im französischen Arbeitsrecht

einen endgültigen Transfer. 20 Folgende Kriterien sind nach der Rechtsprechung über das Bestehen eines arbeitsrechtlichen Bandes im Drei„personen"Verhältnis maßgeblich: - Welches Unternehmen hat die Kontroll-, Uberwachungs- 2 1 und Direktionsbefugnis 22 ? - Wem leistet der Arbeitnehmer Dienste ? Dienste leistet zum Beispiel ein höherer Angestellter eines Unternehmens seinem bisherigen Arbeitgeber noch, wenn er die Geschäftsführung eines anderen Unternehmens übernimmt, an dem sein Arbeitgeber eine Beteiligung hat. 23 Sind die Gesellschaften faktisch miteinander vermischt (gleiche Geschäftsführung oder gleicher Sitz) 24 oder bestehen gemeinsame Interessen 25 ? - Ist die Versetzung provisorisch 26 oder besteht jederzeitige Rückrufmöglichkeit 27 ? - Wer zahlt dem Arbeitnehmer tatsächlich oder direkt, nicht formell, das Gehalt ?28 Die Kriterien sind nicht gleichgewichtig. Besteht zum Beispiel jederzeitige Rückrufmöglichkeit, tritt ein Arbeitgeberwechsel auch dann nicht ein, wenn das neue Unternehmen die Kontroll- und Überwachungsbefugnis hat. Manchmal hat die Rechtsprechung einem Arbeitnehmer auch zwei Arbeitgeber zugebilligt. 2 9 So soll sogar ein Angestellter, der für das groupement d'intérêt économique tätig ist, auch noch die Mitglieder als Arbeitgeber ha-

20 21 22

23 24

25 26

27

28

29

Danti-Juan Dr.soc. 1985, 834, 837; Lyon-Caen/Pelissier p. 118. Cass.soc. 10. April 1975 B.A.C. V n. 188; Cass.soc. 30. Mai 1980 B.A.C. V n. 472. Cass.civ. 15. Juni 1960 Dr.soc. 1961, 108 s.; Cass.soc. 30. Mai 1980 B.A.C. 1980 V n. 472; Cass.soc. 22. November 1979 Dr.ouvr. 1980, 403; Cass.soc. 13. Mai 1969 B.A.C. 1969 V n. 315; Cass.soc. 21. Januar 1976 B.A.C. 1976 V n. 38; Cass.soc. 29. Mai 1973 B.A.C. 1973 V n. 346. Cass.civ. 15. Juni 1960 Dr.soc. 1961, 108. Cass.soc. 25. Juni 1975 B.A.C. 1975 V n. 354; Cass.soc. 10. Mai 1975 B.A.C. 1975 V n. 235; Cass.soc. 10. April 1975 Vn. 188; Cass.soc. 15. Juni 1966 B.A.C. 1966 Vn. 587. Cass.soc. 1. Juli 1965 B.A.C. 1965 V n. 530. Cass.soc. 14. Juni 1978 B.A.C. 1978 V n. 464; Cass.soc. 22. November und 3. Oktober 1979 D.S. 1980, 351: 5 Jahre. Diese Klausel enthalten Arbeitsverträge von British Airspace-Angestellten, die in Frankreich für Airbus Industrie tätig sind. Cass.soc. 4. 2. 1988 B.A.C. V n. 98 = R.D.C. 1988, 259 n. 23; Cass.soc. 6. Juli 1982 n. 80—41029 unveröffentlicht vgl. Lamy Social n. 107 Cass.soc. 8. Dezember 1965 B.A.C. 1965 IV n. 866; Cass.soc. 1. Juli 1965 B.A.C. 1965 V n . 530; Cass.soc. 10. April 1975, B.A.C. 1975 V n. 188.

Arbeitsrechtliche Dispositionsmöglichkeiten

121

ben. 3 C Ein beim G I E beschäftigter Angestellter wurde vom G I E zu einem Mitglied versetzt. Dieses kündigte dem Angestellten nach kurzer Zeit. O b ein neuer Arbeitsvertrag mit dem Mitglied als Arbeitgeber geschlossen wurde, konnte nicht festgestellt werden. Das Gericht hielt die Kündigung durch das Mitglied für zulässig, da die Mitglieder sowieso auch Arbeitgeber der Angestellten des G I E seien. 3 ' E s handelt sich um eine Einzelfallentscheidung, die nicht verallgemeinert werden kann. Wichtig war nur das Ergebnis. Denn sowohl das G I E als auch das Mitglied ertrugen die Unfähigkeit länger als zumutbar. „Der angestellte Ingenieur war unfähig, und das G I E sowie das ihn später beschäftigende Mitglied geduldig, so daß die Entscheidung gerecht war". 3 2 Umgekehrt gibt es Entscheidungen, die sich am Schutz des Arbeitnehmers orientieren. Ist neuer Arbeitgeber das groupement d'intérêt économique, so bleiben die Betriebsvereinbarungen des Mitglieds anwendbar. 33 Die dem G I E zugeteilten Arbeitnehmer dürfen für die Betriebsratswahlen ihres abstellenden Betriebes kandidieren. Dieser ist alleine Arbeitgeber, wenn sie auch noch für ihn arbeiten. 3 4

§ 16 Arbeitgeberwechsel nach deutschem Arbeitsrecht 1 A Bestimmung des Arbeitgebers Das deutsche Arbeitsrecht ist nicht vom Begriff des Arbeitgebers, sondern von dem des Arbeitnehmers geprägt. 2 Wer Arbeitgeber ist, ergibt sich, ähnlich dem französischen Recht, aus einer Vielzahl von Kriterien, die die relevante persönliche Abhängigkeit widerspiegeln. 3 Die wesentlichen Kriterien sind: 4 30

31

32 33 34 1

2 3 4

Cour d'appel Douai 5. Oktober 1972 J.C.P. 1974 II 17704 Anm. Guyon = Rev.Soc. 1974, 376. Zur Frage, wann ein G I E und ein Mitglied arbeitsrechtlich eine wirtschaftliche Einheit bilden vgl. Cass.soc. 5., 6., 8. Juli 1978 Rev.Soc. 1978, 131 Anm. Guyénot; Guyénot, Application du droit du travail et du droit de la sécurité sociale aux groupements d'intérêt économique, Rev.Soc. 1978, 61. Guyon J.C.P. 1974 II 17704 Anm. zu Cour de Douai v. 5. Oktober 1972. Cour d'appel Aix 11. Februar 1988 unveröffentlicht. Cass.soc. 4. Februar 1988 B . A . C . 1988 V n. 98 = R . D . C . 1988, 259 n. 23. Zum internationalen Arbeitsrecht: Däubler, Das neue internationale Arbeitsrecht, RIW 1987, 12. Konzen ZfA 1982, 259, 289. Beuthien/Wehler RdA 1978, 2, 3; Konzen ZfA 1982, 259, 289. Vgl. Beuthien/Wehler RdA 1978, 2, 3; Konzen Z f A 1982, 259, 289.

122

§ 1 6 Arbeitgeberwechsel nach deutschem Arbeitsrecht

-

persönliche und fachliche Weisungsgebundenheit des Dienstpflichtigen zeitliche und örtliche Bindung ausgeübte Kontrolle Eingliederung in den betrieblichen Arbeitsprozeß Dienstbereitschaft soziale Schutzbedürftigkeit Für bestimmte Dreiecksbeziehungen im Arbeitsrecht ist die Arbeitgeberfunktion bestimmt. Das sind im vorliegenden Zusammenhang die Abstellung von Arbeitnehmern, wie sie im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften, insbesondere im Baugewerbe, auftritt sowie das Leiharbeitsverhältnis.

B Die Abstellung von Arbeitnehmern im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften Besonders im Baugewerbe werden im Rahmen von Projekten Arbeitsgemeinschaften gebildet. Die beteiligten Unternehmen können der Arbeitsgemeinschaft Arbeitnehmer förmlich abstellen. 5 Diese Abstellung erfolgt durch eine Freistellung mit anschließender Begründung eines neuen Arbeitsverhältnisses mit der Arbeitsgemeinschaft. 6 Bei dieser Konstruktion ruht das Arbeitsverhältnis zum Mitglied, während die Vereinigung Arbeitgeber wird. Davon unterscheidet sich die sogenannte Abordnung. Sie vollzieht sich in der Form des Leiharbeitsverhältnisses. 7 Es entsteht kein neues Arbeitsverhältnis.

C Die A b o r d n u n g als Leiharbeitsverhältnis Obwohl das abgeordnete Personal dem Weisungsrecht der Arbeitsgemeinschaft unterliegt, 8 bleibt das Mitglied Arbeitgeber, wenn das Arbeitnehmerüberlassungesetz ( A U G ) Anwendung findet. Daß das Mitglied Arbeitgeber bleibt, kann man der Formulierung des § 1 I A U G entnehmen, welcher beim 5 6

7

8

Vgl. § 9 BRTV Bau; § 8 RTV Angestellte; § 9 RTV Poliere. Knigge D B Beilage 4/82 S. 3; Becker/Wulfgramm Art. 1 § 1 Rdn. 92; Becker ZfBR 1983, 47, 54. Knigge D B Beilage 4/82 S. 3; Becker/Wulfgramm Art.l § 1 Rdn. 92; Becker ZfBR 1983, 47, 54. Becker/Wulfgramm Art. 1 § 1 Rdn. 92.

Arbeitsrechtliche D i s p o s i t i o n s m ö g l i c h k e i t e n

123

Entleiher von einem Dritten spricht. 9 Es findet nur eine sektorale Aufspaltung der Arbeitgeberfunktion statt. 10 Gemäß § 14 A U G ist bei erlaubter Überlassung der Leiharbeitnehmer im betriebsverfassungrechtlichen Sinne grundsätzlich dem Verleiher zuzuordnen. Das A U G ist anwendbar, wenn die Verleihung gewerbsmäßig erfolgt, und nicht für alle Mitglieder die Tarifverträge desselben Wirtschaftszweiges gelten.11 Letzteres kann wegen der Supranationalität nicht sein. Gewerbsmäßig im Sinne des § 1 A Ü G ist die Überlassung, wenn der Verleiher die Absicht hat, aus der Personalgestellung wirtschaftliche Vorteile zu zielen (Gewinnerzielungsabsicht). 12 Gewerbsmäßigkeit liegt nicht vor bei gelegentlicher Überlassung. 13 Ebenso, wenn im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft jeder der beteiligten Unternehmer selbständig eine Leistung erbringt. Beschränkt sich die Mitarbeit auf die Zurverfügungstellung von Mitarbeitern, so liegt gewerbsmäßige Arbeitnehmerüberlassung vor. In diesem Fall bleibt das Mitglied gemäß § 1 I A Ü G alleine Arbeitgeber. 14 Übersteigt die Verleihung, auch ohne Gewerbsmäßigkeit, die sechsmonatige Frist 15 des § 3 I Nr. 6 A Ü G , wird kraft Gesetzes (§ 1 II A Ü G ) vermutet, daß das überlassende Unternehmen unerlaubte private Arbeitsvermittlung betreibt. 16 Deshalb sind Abordnungen an Arbeitsgemeinschaften nur zur Behebung von kurzfristigen personellen Engpässen möglich. 17 Im Baugewerbe ist die gewerbsmäßige Überlassung gemäß § 12 a A F G gänzlich verboten.

D Arbeitgeberwechsel durch Betriebsübergang gemäß § 613 a BGB Bei der Gründung einer EWIV könnte es zu einem Arbeitgeberwechsel kommen, wenn ein Mitglied der Vereinigung Arbeitnehmer mit dem dazugehörigen Betriebsteil überträgt. Ein Betriebsteil ist ein Anteil von Betriebsmitteln

' 10 11 12

° 14

15 16 17

Becker/Wulfgramm Einl. Rdn 92; vgl. auch Weisemann BB 1989, 707, 709. Becker/Wulfgramm Art. 1 § 1 Rdn. 5 m . w . N . § 1 I S. 2 A Ü G . Becker/Wulfgramm Einl. Rdn. 14; Boewer DB 1982, 2033, 2038. Becker ZfflR 1983, 47, 55; Boewer D B 1982, 2033, 2038. Becker/Wulfgramm Einl. Rdn 92; vgl. auch Weisemann BB 1989, 707, 709; Ramm ZfA 1973, 263, 294. Ab 1. 1. 1990 drei Monate. Becker ZfBR 1983, 47, 55. Becker ZfBR 1983, 47, 55.

124

§ 1 6 Arbeitgeberwechsel nach deutschem Arbeitsrecht

eines Betriebs mit Zusammenhang für bestimmte arbeitstechnische Zwecke, 18 die in einem Betrieb eine bestimmte Teilaufgabe wahrnehmen, 1 9 wie zum Beispiel eine Betriebsabteilung. 2 0 § 613 a BGB ist immer dann anzuwenden, wenn es sich um einen Betriebsteil handelt, der Gegenstand einer rechtsgeschäftlichen Veräußerung sein kann. 2 1 Uberträgt zum Beispiel ein Käsehersteller die Käseschachtelproduktion mitsamt den Arbeitnehmern auf die Vereinigung, deren Aufgabe es, ist für käseproduzierende Mitglieder Schachteln zu produzieren, so ist § 613 a BGB anwendbar. Unerheblich ist, daß die EWIV, um den im Gründungsvertrag genannten Zweck zu erreichen, die Gesamtheit der entsprechenden Betriebsteile aller Mitglied er benötigt. Es kommt nicht auf die neue Zweckbestimmung an. Auch wenn die Vereinigung keine juristische Person ist, und der ursprüngliche Inhaber persönlich haftender Gesellschafter des neuen Inhabers ist, ist § 613 a BGB anwendbar. 2 2 Die Vereinigung wird Arbeitgeber durch Fusion von Betriebsteilen. § 613 a BGB findet keine Anwendung, wenn die neu gegründete EWIV Arbeitnehmer der Mitglieder beschäftigt, die bei der EWIV eine neue Tätigkeit mit neuen Betriebsmitteln ausüben. 2 3 Problematisch könnte die Anwendbarkeit des § 613 a BGB sein, wenn die Übernahme befristet oder zeitlich auf ein Projekt begrenzt ist. In Anlehnung an die entsprechenden Konstellationen bei Zeitablauf eines Nutzungsvertrages im Rahmen einer Verpachtung, bei vertraglicher Rückübertragung oder bei Rückübertragung wegen fehlerhafter Übertragung, ist von der Anwendbarkeit des § 613 a BGB auszugehen. Sowohl bei der Übertragung als auch bei der Rückübertragung. 2 4 Die Rechtsfolgen des § 613 a BGB können im voraus nicht abbedungen werden. 2 5 Ein Übergang des Arbeitsverhältnisses erfolgt nicht, wenn der Arbeitnehmer dem Übergang widerspricht. 2 6

" " 20 21 22 23 24 25 26

BAG ZIP 1988, 44, 51; Palandt/Putzo § 613 a Anm 2 a; Fischer S. 29; Pietzko S. 18 f.: (ungleichartige Betriebsmittel). BAG DB 1985, 2409, 2010 = ZIP 1985, 1343. BAG BB 1975, 468; BAG DB 1985, 50 = ZIP 1983, 107. BAG BB 1975, 468. Becker ZfBR 1983, 47, 54: so auch im Rahmen des Leiharbeitsverhältnisses. Vgl. BAG N J W 1986, 451. Vgl. Fischer S. 54; Pietzko S. 148 tn.w.N. BAG AP Nr. 2 zu § 613 a BGB. BAG AP Nr. 1, 8, 10 zu § 613 a BGB.

Arbeitsrechtliche Dispositionsmöglichkeiten

125

§ 17 Dreiecksarbeitsverhältnisse im britischen Arbeitsrecht Dreiecksverhältnisse sind im britischen Arbeitsrecht durch den Employment Agencies Act 1973 und den Protection of Employments Regulations 1981 geregelt.

A Leiharbeitsverhältnis nach dem Employment Agency Act 1973 Nach sec. 10 (3) des Employment Agencies Act 1973 ist ein Verleihunternehmen „das Gewerbe einer Person, die Personen, auch ohne Gewinnabsicht, zur Beschäftigung zur Verfügung stellt, um für andere Personen unter deren Kontrolle zu arbeiten". Der Verleiher bleibt Arbeitgeber. Leiharbeitnehmer haben keine gesetzlichen Mitbestimmungsrechte im Entleihungsunternehmen. 1 Die Verleihung unterliegt keiner zeitlichen Beschränkung. 2

B Arbeitgeberwechsel durch Betriebsübergang Ursprünglich wurde angenommen, daß bei einem Betriebsübergang kein automatischer Arbeitgeberwechsel eintreten kann. 3 Die übernehmende Gesellschaft kann dem Arbeitnehmer des Unternehmens, den sie einstellen möchte, ein Angebot machen. Keiner kann aber gezwungen werden mit dem neuen Betriebsinhaber einen Arbeitsvertrag einzugehen. 4 Schedule 13 Section 17 (2) und Section 92 des Employment Protection Consolidation Act 1978 (E.P. C . A . ) gehen nunmehr davon aus, daß ein Arbeitgeberwechsel eintritt. Die Formulierungen „If a trade or business or an undertaking ist transferred" 5 und „. . .change occurs . . . in the ownership of a business" 6 bedeuten das

1 2 3 4 5

'

Sandmann/Marschall S. 46; Kepple/Napier p. 226. Sandmann/Marschall S. 32. Davies p. 18. Nokes v. Amalgamated Collieries Ltd. (1940) A . C . 1014. Sec. 17 (2) Schedule 13 E.P.C.A. 1978 . Sec. 92 E.P.C.A. 1978.

126

§ 1 7 Dreiecksverhältnisse im britischen Arbeitsrecht

gleiche. 7 Es genügt auch die Übertragung eines Betriebsteils. 8 Die Übertragung von Vermögensgegenständen ist nicht ausreichend, auch wenn die Arbeitnehmer mit den gleichen Maschinen die gleiche Arbeit verrichten. Erforderlich ist, daß der Betrieb als „going concern" übertragen, und das gleiche Geschäft weiterbetrieben wird. 9

§ 18 Vergleich der arbeitsrechtlichen Dispositionsmö glichkeiten Für einen Arbeitgeberwechsel durch Betriebsübergang genügt im deutschen und englischen Recht die Übertragung eines Betriebsteils mit den dazugehörigen Arbeitnehmern. Artikel 122 — 12 II C.T. erfordert den Übergang eines Betriebsteils mit einer Haupttätigkeit. Die Übertragung einer Haupttätigkeit ist wegen Artikel 3 I EWIV-VO nicht zulässig. Das französische Recht bietet die Möglichkeit, mit guter Vertragsgestaltung Arbeitnehmer ohne Arbeitgeberwechsel zu versetzen. Die Abordnung nach deutschem Recht ist durch das A Ü G zeitlich auf 6 Monate begrenzt. Weil in Großbritannien die Verleihung von Arbeitnehmern kaum Restriktionen unterliegt, können Arbeitnehmer ohne Beschränkungen einer Vereinigung zur Verfügung gestellt werden.

7 8

'

Lloyd v. Brassey (1969) 2 Q.B. 98, (1969) All E.R. 382, CA. G D Ault (Isle of Wight) Ltd. v. Gregory (1967) 2 I.T.R. 301, QRD. Melon v. Hector Powe Ltd. (1981) 1 All E.R. 313, (1980) I.R.L.R. 477, H.L.

Kapitel 5 Haftung

§ 19 Haftung vor Eintragung der Vereinigung A Allgemeines Die Vereinigung hat die in Artikel 1 II EWIV-VO genannten Fähigkeiten vom Zeitpunkt der Eintragung ab. Fraglich ist, wie die Vereinigung vor der Eintragung zu behandeln ist. Das heißt, ob sie Verpflichtungen eingehen und Rechte erwerben kann. Vor Abschluß des Gründungsvertrages ist das allgemeine Schuldrecht einschließlich des I P R anzuwenden.1 Die Verordnung enthält nur eine Regelung, die die Vereinigung vor der Eintragung berührt: die Anordnung der Handelndenhaftung in Artikel 9 II EWIV-VO. Nach dieser Vorschrift „haften die natürlichen oder juristischen Personen sowie andere juristische Einheiten, die vor der Eintragung im Namen der Vereinigung gehandelt haben, wenn die Vereinigung die sich daraus ergebenden Verpflichtungen nicht übernimmt, für ihre Handlungen unbeschränkt und gesamtschuldnerisch". Aus der Formulierung „ Ist im Namen einer Vereinigung vor ihrer Eintragung gemäß Artikel 6 EWIV-VO gehandelt worden und übernimmt die Vereinigung nach der Eintragung die sich aus diesen Handlungen ergebenden Verpflichtungen nicht, so.. " ergibt sich, daß die Vereinigung vor der Eintragung nicht verpflichtet wird. 2 Sie kann die Verpflichtungen übernehmen. O b die Vereinigung ansonsten wie ein anderes juristisches Gebilde zu behandeln ist, kann aus der Verordnung nicht entnommen werden. Diese Frage ist nach nationalem Recht zu beurteilen. 3 Nationales Recht ist entweder über Artikel

1 2 3

Vgl. Meyer-Landrut, E W I V S. 128 f. A . A . Meyer-Landrut, E W I V S. 161. A . A . Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 91, obwohl sie davon ausgehen, daß die Verordnung hinsichtlich der Vorgesellschaft keine Regelung enthält.

128

§ 1 9 H a f t u n g vor Eintragung der Vereinigung

2 I EWIV-VO oder direkt anzuwenden. Der Verweis aus Artikel 2 I EWIV-VO ist auf das innerstaatliche Recht gerichtet. Deshalb ist der Anwendung nationalen Rechts über Artikel 2 I EWIV-VO keine kollisionsrechtliche Prüfung vorgeschaltet. 4 Artikel 2 1 EWIV-VO schließt Fragen des Personenstands sowie der Rechts-, Geschäfts-, und Handlungsfähigkeit natürlicher Personen und der Rechts- und Handlungsfähigkeit juristischer Personen aus. Davon wird auch die Frage der Rechts- und Handlungsfähigkeit der Vorvereinigung erfaßt. Die Behandlung der Vorvereinigung ergibt sich folglich aus dem nationalem Recht, welches nach kollisionsrechtlicher Prüfung Anwendung findet. 5 Die nationalen Sitzbegriffe sind maßgeblich. 6 Rück- und Weiterverweisungen sind beachtlich. Würde der Sitzbegriff des Artikel 12 EWIV-VO die nationalen Sitzbegriffe verdrängen, wäre die Unterscheidung zwischen inner- und einzelstaatlichem Recht bedeutungslos. Behandelt das somit anwendbare nationale Recht die Vorvereinigung als ein juristisches Gebilde, und wird im N a m e n einer Vorvereinigung gehandelt, geht wegen Artikel 9 II EWIV-VO die Verbindlichkeit nicht ohne Übernahme auf die Vereinigung über. 7

B Die Vorvereinigung nach deutschem Recht Nach Meyer-Landrut sollen auf die Vorvereinigung die Regeln der V o r - G m b H entsprechend Anwendung finden. 8 Diese Lösung ist nicht systemgerecht. Die Vereinigung kann nach ihrer Eintragung die in ihrem Namen eingegangenen Verpflichtungen übernehmen. 9 Ubernimmt sie die Verpflichtungen nicht, haftet der Handelnde. Anders im G m b H - R e c h t . Mit Eintragung der G m b H erlischt die Haftung des Handelnden, da die Verbindlichkeiten der V o r - G m b H automatisch auf die G m b H übergehen. 10 Zudem findet O H G - R e c h t auf eine G m b H vor Eintragung auch wegen der Haftungsbeschränkung keine Anwendung. 11 Die Gründer einer Vereinigung hingegen haften nicht beschränkt und 4

5 6 7

8

9 10

"

Scriba S. 50; Ganske D B Beilage 20/85 S. 12; Meyer-Landrut RIW 1986, 107, 108; Woodland J.C.P. 1986 I 3247 Fn. 15. So auch Scriba S. 103; a.A. Meyer-Landrut, EWIV S. 158 ff. Vgl. Kapitel 1 § 3 B S. 30. Anders bei der G m b H : mit Eintragung gehen die Verbindlichkeiten der Vorgesellschaft über: B G H Z 80, 129, 137; vgl unten B. EWIV S. 158 ff.; differenzierend Scriba S. 103: in Geschäftsführungsfragen Recht der Vor-GmbH. Artikel 9 II EWIV-VO. B G H Z 80, 129, 137. Fischer/Lutter, G m b H G § 11 Rdn. 6.

Haftung

129

wollen dies auch nicht. 12 Auch die Fremdgeschäftsführungsmöglichkeit ist kein Grund, die EWIV entsprechend der Vor-GmbH zu behandeln. Der Gesetzgeber hat sich mit § 1 EWIVG für die subsidiäre Anwendung von O H G Recht entschieden. Warum sollte dieses Recht erst ab Eintragung anwendbar sein ? Das über § 1 EWIVG subsidiär anwendbare Recht der offenen Handelsgesellschaft gilt deshalb nicht erst ab Eintragung. 13 Da in Artikel 1 II EWIV-VO eine dem § 123 II H G B entsprechende Regelung fehlt, 14 entsteht die Vereinigung als Handelsgesellschaft nicht schon mit Geschäftsbeginn. Die Eintragung in das Handelsregister ist gemäß Artikel 1 II EWIV-VO konstitutiv. Auf die Vorvereinigung ist das Recht der BGB-Gesellschaft anzuwenden, 1 5 denn als Handelsgesellschaft gilt sie erst ,wenn sie eingetragen ist. 16 Einer analogen Anwendung des § 123 II H G B steht entgegen, daß die EWIV-VO hier eine abschließende Regelung enthält. Die in Artikel 1 II EWIV-VO genannten Fähigkeiten hat die Vereinigung erst ab Eintragung. 17 Ob im Innenverhältnis schon vor der Eintragung OHG-Recht angewendet werden kann, ist bei Fehlen eines Grundhandelsgewerbes streitig. 18 Das Recht der EWIV aus der Verordnung ist auf die Vorvereinigung im Innenverhältnis anzuwenden, soweit dieses nicht zwingend die Eintragung voraussetzt. 19 Artikel 9 II EWIV-VO regelt nur den Fall, daß im Namen der Vereinigung gehandelt wird. Davon sind Handlungen im Namen der Vorvereinigung zu unterscheiden. 2 0 Die Vorvereinigung ist als solche existent. Die Auslegung kann jedoch ergeben, daß trotz Handlung im Namen der Vereinigung die Vorvereinigung verpflichtet werden soll. Wird im Namen der Vorvereinigung mit Vollmacht gehandelt, wird grundsätzlich diese verpflichtet. Bei Handlungen ohne Vollmacht im Namen der Vorvereinigung findet § 177 BGB Anwendung. 2 1 Im ersten Fall kann die deut-

12 13 M 15

16 17

18

" 20

21

Artikel 24 I EWIV-VO. So auch Baumbach/Duden/Hopt, 28. Auflage, A n h . § 160 A n m . II 1 A. Vgl. Kapitel 1 § 2 D I 3 a S. 18. Vgl. Baumbach/Duden/Hopt § 123 A n m . 2 C ; Für eine EWIV, die die Voraussetzungen des § 123 II H G B nicht erfüllt, so auch Weimar/Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 91; a . A . wohl Karsten Schmidt S. 1425. A . A . Weimar-Delp Die Wirtschaftsprüfung 1989, 89, 91. A . A . Meyer-Landrut, E W I V S. 160 wegen der entsprechenden Anwendung von G m b H Recht. Vgl. Hueck, Gesellschaftsrecht S. 89; Karsten Schmidt S. 237 f. Vgl. Baumbach/Duden/Hopt, 28. Auflage, Anh. § 160 A n m . 2 A . Nach B G H Z 65, 378, 381 ff. und B G H Z 72, 45, 47 f. w i r d regelmäßig aus rechtmäßig namens der G m b H abgeschlossenen Geschäften zunächst die Vor-GmbH verpflichtet. Vgl. MüKo/Thiele § 177 Rdn. 7.

130

§ 1 9 H a f t u n g v o r Eintragung der Vereinigung

sehe Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung die Verbindlichkeit von der Vorvereinigung, im zweiten Fall vom Handelnden gemäß § 414 B G B übernehmen. Die Vorvereinigung kann, soweit in ihrem Namen ohne Vollmacht gehandelt wird gemäß §§ 177, 184 B G B genehmigen. Aus dem Wortlaut des Artikel 9 I I E W I V - V O ergibt sich, daß vor der Eintragung die Vereinigung nicht verpflichtet wird und mit Eintragung der Vereinigung die Verbindlichkeiten nicht automatisch auf sie übergehen. Wird im Namen der Vereinigung gehandelt, liegt eine Vertretung ohne Vetretungsmacht vor. D e r Handelnde kann selbst verpflichtet werden (§ 177, 179 B G B ) . D a ß die vertretene Vereinigung noch nicht existiert, steht dem nicht entge22 g

.

Die „ Ü b e r n a h m e " der Verbindlichkeit durch die Vereinigung ist durch G e nehmigung gemäß §§ 184, 185 B G B möglich. Natürlich kann die Auslegung wie oben erwähnt ergeben, daß namens der Vereinigung abgeschlossene G e schäfte die Vorvereinigung verpflichten sollen. Wegen der unbeschränkten persönlichen Haftung bei der Vereinigung macht es im Ergebnis keinen Unterschied ob die Gründer in Form der Vorvereinigung verpflichtet werden oder die Vereinigung mit den haftenden Mitgliedern. Die Handelndenhaftung des Artikel 9 II E W I V - V O besteht für Handlungen im Namen der Vereinigung, wenn Verbindlichkeiten von der Vereinigung nicht übernommen werden. Die Handelndenhaftung erlischt mit Übernahme der Verbindlichkeit, nicht aber schon mit Eintragung der Vereinigung. 2 3 Übernimmt eine deutsche Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung Verbindlichkeiten nicht, so kann der Handelnde Anspruch auf Aufwendungsersatz gemäß §§ 670, 675, 713 B G B haben. Keine Handelndenhaftung gibt es für Geschäfte die ausdrücklich und unzweideutig namens der Vorvereinigung abgeschlossen wurden, da diese ja selbst verpflichtet wird. Die H a n delndenhaftung ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn die Auslegung bei Handlungen im Namen der Vereinigung nicht ergibt, daß die Vorvereinigung verpflichtet werden soll und die Vereinigung die Verplichtung nicht übernimmt. Einen entsprechenden Sinn hat die Handelndenhaftung des § 11 I I G m b H G wegen des automatischen Übergangs der Verpflichtungen und der Haftung der Vorgesellschaft nicht.

22 25

Vgl. MüKo/Thiele § 177 Rdn. 7. So aber bei der G m b H : B G H Z 80, 129, 144 ff.

Haftung

131

C Die Vorvereinigung nach britischem Recht D e r wesentliche Unterschied zwischen der G r ü n d u n g einer Company und einem E u r o p e a n E c o n o m i c Interest G r o u p i n g ist die E r s e t z u n g der F u n k t i o n des certificate of i n c o r p o r a t i o n durch die Registereintragung bei der Vereinig u n g . 2 4 D i e n o c h n i c h t i n k o r p o r i e r t e Vereinigung wird daher wie eine Company v o r der Aushändigung des certificate zu behandeln sein. D a s englische R e c h t kennt den B e g r i f f der Vorgesellschaft n i c h t . 2 5 D i e G r ü n d e r einer Company bilden keine partnership. 2 6 E i n e Company k a n n wie die Vereinigung n i c h t v o r ihrer Eintragung verpflichtet w e r d e n . 2 7 Verbindlichkeiten werden nicht im N a m e n der Vorgesellschaft oder späteren Company eingegangen. 2 8 N a c h englischem R e c h t m u ß der Vertretene bei Vertragsschluß existieren, wenn er den Vertrag später genehmigen w i l l . 2 9 Artikel 9 I I E W I V - V O k a n n daher im englischen R e c h t nicht als G e n e h m i g u n g verstanden werden. E s gibt drei verschiedene M ö g l i c h k e i t e n , eine Verpflichtung der Company zu b e g r ü n d e n : die N o v a t i o n , ein O p t i o n s r e c h t für die Company auf Ü b e r n a h m e oder ein U n t e r schreiben des Vertragesentwurfes erst nach E n t s t e h u n g der G e s e l l s c h a f t . 3 0 A r tikel 9 I I E W I V - V O kann daher im englischen R e c h t als gesetzliches O p t i o n s recht verstanden werden. D e r für die Company H a n d e l n d e ist vor Aushändigung des certificate of i n c o r p o r a t i o n persönlich verantwortlich. 3 1

D Die Vorvereinigung nach französischem Recht D i e o r d o n n a n c e n. 67—821 enthielt keine R e g e l u n g für das g r o u p e m e n t d'intérêt é c o n o m i q u e v o r E i n t r a g u n g . 3 2 I n z w i s c h e n hat der französische G e setzgeber mit Artikel 18 L . n. 8 9 - 3 7 7 dem Artikel 3 ord. n. 6 7 - 8 2 1 einen

24 25 26 27 28 29 30 31 32

Vgl. oben Kapitel 1 § 2 D I 2 c S. 17. Baumann J. S. 79. Lindley p. 23; Triebel S. 127; Baumann J. S. 79. Gower p. 333. Baumann J . S. 79. Gower p. 335; Triebel S. 126. Triebel S. 126. Vgl. Triebel S. 126 f. Für die Gesellschaften Artikel 5 des Gesetzes vom 24. Juli 1966; für eine Anwendung des Artikel 5 auf das G I E : Dagot J.C.P. 1969 I 2277 n. 22.

132

§ 1 9 H a f t u n g v o r E i n t r a g u n g der Vereinigung

neuen Absatz hinzugefügt, der nahezu dem Artikel 9 II EWIV-VO entspricht. Artikel 3 ord. n. 67—821 enthält nunmehr den Zusatz, daß die vom GIE übernommenen Verbindlichkeiten als von Anfang an vom groupement eingegangen angesehen werden. Damit ist Artikel 3 ord. n. 67—821 mit Artikel 5 des Gesetzes vom 24. Juli 1966 identisch. 33 Die Übernahme ersetzt im französischen Recht rückwirkend die Verpflichtung des Handelnden durch die Verpflichtung der Vereinigung. 34 Da in Artikel 9 II EWIV-VO für das groupement européen d'intérêt économique der Zusatz fehlt, hat die Übernahme keine Rückwirkung. Der oder die Handelnden haften im französischen Recht für Verpflichtungen, die auf ihren Handlungen vor Eintragung beruhen, wenn das groupement die Verpflichtungen nach Erlangung der Rechtsfähigkeit nicht übernimmt. 3 5

E Ergebnis Verbindlichkeiten gehen, anders als bei der G m b H , mit der Eintragung nicht auf die Vereinigung über. Die Handelndenhaftung besteht deshalb auch nach der Eintragung der Vereinigung wie im französischen und englischen Recht fort. Die Übernahme einer Verbindlichkeit durch die Vereinigung hat nicht wie beim groupement d'intérêt économique Rückwirkung. Dem englischen Recht der companies ist die Regelung des Artikel 9 II EWIV-VO nicht fremd. Wie eine company kann eine Vereinigung vor ihrer Eintragung nicht verpflichtet werden. Während im deutschen Recht die Übernahme durch Genehmigung gemäß §§ 177, 184 BGB erfolgen kann, ist im englischen Recht die Übernahmemöglichkeit in Artikel 9 II EWIV-VO als ein Optionsrecht anzusehen. N u r das deutsche Recht kennt die Vorgesellschaft als solche. Vor Eintragung kann daher im englischen und französischen Recht nur der Handelnde selbst verpflichtet werden.

33

34 35

Hier zeigt sich wieder einmal die unmöglich scharfe Trennung zwischen société und groupement, vgl Kapitel 1 § 3 D S. 33. Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 549; Sonnenberger S. 76. Vgl. Richard J.C.P. 1968 I 2164 n. 14.

133

Haftung

§ 20

Mitgliederhaftung

A Allgemeines Gemäß Artikel 24 I EWIV-VO haften die Mitglieder unbeschränkt und gesamtschuldnerisch. Eine faktische Haftungsbegrenzung durch Mitgliedschaft nur von juristischen Personen ist möglich. Das einzelstaatliche Recht bestimmt die Folgen dieser Haftung. Die Haftung der Mitglieder ist subsidiär. Zuerst muß der Gläubiger die Vereinigung zur Zahlung auffordern. 1 Erfolgt nach angemessener Frist keine Zahlung, kann die Forderung gegenüber den Mitgliedern geltend gemacht werden. Ein individueller Haftungsausschluß mit Dritten ist zulässig. 2 Dieser ermöglicht finanzschwächeren Unternehmen, Mitglied einer E W I V zu werden. In Artikel 4 S. 2 ord. n. 67—821 ist ein solcher Haftungsausschluß für das groupement d'intérêt économique ausdrücklich vorgesehen. Für die offene Handelsgesellschaft ergibt sich die M ö g lichkeit eines individuellen Haftungsauschlusses mit Dritten aus § 128 S. 2 HGB.3

B Anwendungsbereich des Artikel 24 I S. 1 EWIV-VO Ist Gläubiger der EWIV ein Mitglied, so ist fraglich, ob Artikel 24 EWIV-VO anzuwenden ist, oder ob die Vorschrift nur gegenüber Dritten gilt. Zu unterscheiden sind zwei Alternativen. Die Forderung entstand aus der gemeinsamen Tätigkeit im Rahmen der EWIV (Forderung aus dem Gesellschaftsverhältnis) oder das Mitglied ist der E W I V wie ein Dritter gegenüber getreten (Drittgläubigerforderung).

I

Forderung aus dem Gesellschaftsverhältnis

Beim groupement d'intérêt économique ist der entsprechende Artikel 4 ord. n. 67—821 nicht anwendbar, wenn Gläubiger der Forderung ein Mitglied ist,

1 2

3

Artikel 24 II EWIV-VO. Autenrieth BB 1989, 305, 309; Gleichmann, Z H R 149 (1985), 633, 646; Scriba S. 158; Meyer-Landrut RIW 1986, 107, 110; Ganske, EWIV S. 48; Israel Rev.M.C. 1985, 645, 651. Vgl. Baumbach/Duden/Hopt §128 Anm. 6.

134

§ 20 Mitgliederhaftung

und die Forderung dem Gesellschaftsverhältnis entstammt. 4 Dies läßt sich mit dem Wortlaut des Artikel 4 der ordonnance begründen, der von Dritten spricht. Auch im deutschen 5 und im englischen 6 Recht besteht kein Ausgleichsanspruch gegen die Mitgesellschafter für Forderungen aus dem Gesellschaftsverhältnis. Dies würde dem Grundsatz des Verbots der Nachschußpflicht w i dersprechen. 7

II Drittgläubigerforderung Ist ein Gesellschafter einer O H G der Gesellschaft wie ein Dritter gegenübergetreten, so ist § 128 H G B ohne weiteres anwendbar. 8 Einem Regreß steht auch im Recht der partnership nichts im Wege. 9 Für das groupement d'intérêt économique ist nach herrschender Meinung der entsprechende Artikel 4 der ord. n. 67—821 nie anwendbar, wenn ein Mitglied Gläubiger ist. 10 Dies ergebe sich aus der Formulierung „sauf convention avec les tiers cocontractant". Im übrigen sei es merkwürdig, wenn ein Mitglied als Dritter und Gläubiger sein eigenes GIE zum Konkurs bringen, 11 oder die Mitglieder den Kern des GIE, sich selbst, verklagen könnten. 12 Trotz dieser auf alle Personengesellschaften übertragbaren Argumentation wird die Frage für die S N C gegenteilig beantwortet. 13

4

5

6 7 8

' 10

" 12 13

Cass.com. 15. November 1988 R.D.C. 1989, 271; Cour d'appel de Bourges 17 März 1981 Anm. Gaz.Pal. 1981, 489 Anm. Guyénot = Rev.Soc. 1981, 629 ss. Anm. Guyon p. 634; Cour de Rouen 27. März 1980 Gaz.Pal. 10. März 1981, 90. BGH BB 1980, 855; Baumbach/Duden/Hopt § 128 Anm. 7 B; Palandt/Thomas § 707 Anm. 1. Vgl. sec. 4, 9 P.A. 1890. § 707 BGB; vgl. aber Kapitel 2 § 7 S. 85. Baumbach/Duden/Hopt § 128 Anm. 6 C. Heenen p. 149. Cour d'appel de Bourges 17. März 1981 Gaz.Pal. 1981, 489 mit zustimmender Anm. Guyénot = Rev.Soc. 1981, 629 ss. mit kritischer Anm. Guyon p. 625; a.A. Trib.com. Nevers 25. Juli 1979 unveröffentlicht. Guyénot Gaz.Pal. 1981, 489. Guyénot a.a.O. Vgl. Heenen p. 148

135

Haftung

III Ergebnis Artikel 24 I S. 1 EWIV-VO ist im Einklang mit dem deutschen, englischen und französischen Recht nicht anwendbar, wenn ein Mitglied einer EWIV eine Forderung gegen die Vereinigung aus dem Innenverhältnis hat. Handelt es sich um eine Drittgläubigerforderung, ist die Anwendung nicht eindeutig. Beim G I E wird die Anwendung des entsprechenden Artikel 4 der ord. n. 67—821 verneint. Das dürfte auf die Einschränkung der personnalité morale des G I E durch die herrschende Meinung zurückzuführen zu sein. 14 Denn bei der S N C wird die Frage anders beantwortet. D a das groupement d'intérêt économique ohne Einschränkungen eine juristische Person wie jede andere ist, 15 ist die Nichtanwendung des Artikel 4 der ord. n. 67—821 bei einer Drittgläubigerforderung nicht gerechtfertigt. Artikel 24 I S. 1 EWIV-VO ist deshalb bei einer Drittgläubigerforderung anwendbar.

C Inhalt der Haftung E s ist fraglich, ob die Mitglieder auf Zahlung oder auf Erfüllung haften. Eine ausdrückliche Regelung ist an terminologischen Schwierigkeiten der britischen Delegation gescheitert. 16 O b der Verordnungsgeber diese Frage regeln wollte oder nicht, ist unerheblich. Das nationale Recht ist für die Beantwortung dieser Frage nicht anwendbar. 17 Artikel 24 EWIV-VO ist supranationales Recht und als solches für alle Mitgliedsstaaten einheitlich auszulegen. Bevor ein Gläubiger ein Mitglied wegen einer Forderung in Anspruch nehmen will, muß er gemäß Artikel 24 II EWIV-VO die Vereinigung zur Zahlung auffordern. Die Mitglieder haften nur subsidiär. Zumindest für Forderungen, die auf Zahlung gerichtet sind. Nach dem Wortlaut des Artikel 24 I EWIV-VO haften die Mitglieder nämlich für Verbindlichkeiten jeder Art. Sollten von der Haftung des Artikel 24 I EWIV-VO nicht nur Forderungen erfaßt sein, die auf Zahlung gerichtet sind, so könnten die Mitglieder für andere Ansprüche sofort in Anspruch genommen werden. Denkbar ist auch, daß mit „Verbindlichkeiten jeder A r t " überhaupt nur Geldforderungen gemeint sind.

14

" 16 17

Vgl. Kapitel 1 § 2 D I 2 a S. Vgl. Kapitel 1 § 2 D I 2 a S. Ganske D B Beilage 20/85 S. A . A . : Gleichmann Z H R 149

15. 15. 8 Fn. 155 a. (1985), 633, 646; Israel Rev.M.C. 1985, 645, 652.

136

I

§ 2 0 Mitgliederhaftung

Auslegung des Artikel 24 EWIV-VO

Letztere Auslegung ist die einzig sinnvolle. Die Haftung auf Zahlung stellt einen weitaus geringeren Eingriff dar als die Haftung auf Erfüllung. Deshalb wird die Erfüllungshaftung im deutschen Recht verneint, wenn ein unzumutbarer Eingriff in die Privatsphäre des persönlich haftenden Gesellschafters vorliegt. 18 Eine subsidiäre Haftung nur für Geldforderungen, nicht aber für andere Forderungen, wie zum Beispiel die Erbringung von personenbezogenen Dienst- oder Werkleistungen, wäre nicht sinnvoll. 19 Die Subsidiarität ist umgekehrt gerade dann erforderlich, wenn die Haftung einen Eingriff in die Privatsphäre der Gesellschafter bedeutet. Ein solcher Eingriff ist bei Erbringung von Dienst- oder Werkleistungen größer als bei reiner Geldzahlungspflicht. Aus Artikel 24 EWIV-VO ergibt sich deshalb, daß es nur eine Haftung auf Zahlung nicht aber auf Erfüllung gibt.

II Der Haftungsinhalt im französischen Personengesellschaftsrecht Die ordonnance n. 67—821 sieht in Artikel 4 eine gesamtschuldnerische Haftung der Mitglieder mit Subsidiaritätsklausel für Geldschulden vor. Daraus sollte man eigentlich, wie oben für Artikel 24 EWIV-VO dargelegt, schließen können, daß es keine Erfüllungshaftung gibt. 20 Hinzu kommt, daß das groupement d'intérêt économique eine juristische Person ist, und die Haftung des groupements von der Haftung der Mitglieder klar getrennt werden könnte. 21 Dennoch hat ein französisches Gericht 22 die Mitglieder eines G I E unter Fristsetzung verurteilt, einen vom groupement geschuldeten Pavillon zu errichten. Die Entscheidung hat in der Literatur Zustimmung gefunden und soll auch für die S N C gelten. 23 Sie ist auch von Interesse, wenn man davon ausgeht, daß Artikel 4 der ordonnance die Erfüllungshaftung nicht ausschließt. 18

19

20 21 22 23

B G H Z 73, 217, 221; Baumbach/Duden/Hopt § 128 Anm. 2 ; Flume, Personengesellschaft S. 300. Im Ergebnis so auch Ganske D B Beilage 20/85 S. 8, 9; ders. E W I V S. 65; Scriba S. 160; Gleichmann, Neue Kooperationsformen und Entwicklungen im Gesellschaftsrecht der E G , A G 1988/2, 159, 160; a.A. Gleichmann (!), Z H R 149 (1985), 633, 646: Inhalt der Haftung bestimme sich nach nationalem Recht. So wohl auch Sonnenberger S. 94, 95. Vgl. auch Ganske D B Beilage 20/85 S. 8 Fn. 156. T G I Auxerre 10. März 1976 Rev.Soc. 1976, 679 mit Anm. Guyon. Guyenot Rev.Soc. 1976, 683 Anm. zu T G I Auxerre vom 10. März 1976.

Haftung

137

Mitglieder des GIE „GETACOBA" waren drei Unternehmen mit jeweils verschiedenen Unternehmensgegenständen. Der Unternehmensgegenstand eines Mitglieds, der CETMA (Société de Coordination étude et marketing), war auf jeden Fall nicht die Errichtung von Gebäuden. Dennoch wurde es gesamtschuldnerisch und persönlich mit den anderen Mitgliedern dazu verurteilt, den Pavillon zu errichten. Es stellt sich die Frage, ob es sich dabei überhaupt um die persönliche Haftung aus Artikel 4 ord. n. 67—821 handelt oder nicht faktisch um eine erneute Verurteilung des GIE. Denn die geforderte Erfüllung kann entweder nur ein Mitglied erbringen, welches aufgrund seines Unternehmens entsprechend ausgestattet ist, oder alle Mitglieder gemeinsam. Hingegen sieht die gesamtschuldnerische persönliche Haftung vor, daß die Leistung von jedem beliebigen Mitglied auch einzeln verlangt werden kann. 24 Die C E T M A hätte den Pavillon nicht persönlich errichten können. Wäre nur sie persönlich in Anspruch genommen worden, wäre die Verurteilung einer Verurteilung zu Geldleistung gleichgekommen. Denn die C E T M A hätte einen Dritten beauftragen müssen, der die Arbeiten für sie ausführt. Das Gericht hätte eigentlich die zur Ausführung fähigen Mitglieder zu Ausführung verurteilen müssen, die CETMA hingegen zum Schadensersatz. Damit stellt sich das Problem, ob eine gesamtschuldnerische Verurteilung zu verschiedenen Leistungen möglich ist. Ist sie nicht möglich, dann kommt Erfüllungshaftung anscheinend nur in Betracht, wenn alle Gesellschafter oder Mitglieder erfüllen könnten. Die Möglichkeit zu einer gesamtschuldnerischen Verurteilung bei verschiedenem Leistungsinhalt ist aus dem Werkvertragsrecht bekannt. Der Bauunternehmer und der beaufsichtigende Architekt haften gesamtschuldnerisch, obwohl der Architkekt nur auf Zahlung, der Unternehmer aber auf Erfüllung oder Nachbesserung haften. Für diesen gängigen Sachverhalt ist sowohl im deutschen, 25 als auch im französischen 26 Recht ein Gesamtschuldverhältnis anerkannt. Deshalb kann für das Gesellschaftsrecht nichts anderes gelten, zumal nicht die vertragliche Schuld einen anderen Inhalt hat, sondern nur die tatsächliche Leistungsfähigkeit differiert. Ist folglich eine gesamtschuldnerische Haftung auf verschiedene Leistungsinhalte möglich, so hätte die C E T M A in oben erwähntem Fall zur Zahlung, die anderen Mitglieder zur Errichtung des Baus verurteilt werden können.

24

25 26

Art. 1200 C.Civ. „..de manière que chacun puisse être contraint pour la totalité.."; § 421 BGB „..jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet". B G H GrZS 43, 230, 232; B G H 51, 275; B G H VersR 1971, 275. Cass.civ. 25. März 1980 B.A.C. III n. 69; Cass.civ. 22. November 1978 B.A.C. 1978 III n. 356.

138

§ 20 M i t g l i e d e r h a f t u n g

Daß dies nicht geschehen ist, kann man mit Flume 27 nur damit erklären, daß der Gläubiger sein Interesse noch nicht beziffern konnte. Man muß auf jeden Fall davon ausgehen, daß französische Gerichte Artikel 24 EWIV-VO so interpretieren, daß es auch beim GEIE eine Erfüllungshaftung gibt.

III Haftungsinhalt im britischen Recht Die Problematik des Haftungsinhalts wird im englischen Recht nicht diskutiert. Der Haftungsfall tritt bei der Company limited by guarantee und bei der unlimited Company erst bei der Abwicklung ein. Der Abwickler kann von den persönlich haftenden Gesellschaftern den fehlenden Betrag verlangen. 28 Bei der partnership ist zu differenzieren. Für die schottische partnership läßt sich aus sec. 4 (2) P.A. 1890, der nur für diese gilt, schließen, daß die Gesellschafter nur auf Zahlung haften: „ but an individual partner may be charged on a decree or diligence directed against the firm, and on payment of the debts is entitled to relief pro rata from the firm and its other members". Im Gegensatz zur schottischen partnership, die Quasi-Rechtsperson ist, liegt deshalb bei der englischen partnership die Erfüllungshaftung näher, wird jedoch nirgends ausdrücklich erwähnt.

IV Ergebnis Die Formulierung „Verbindlichkeiten jeder Art" bedeutet, daß auch Steuerschulden und Verbindlichkeiten aus der Sozialversicherung eingeschlossen sind. Das französische und das britische Recht bieten keine dogmatische Lösung dieser Frage. Im Recht der partnership scheint es eine Erfüllungshaftung zu geben. Auch wenn die Wissenschaft in Frankreich zu diesem Problem keine Ausführungen macht, hat Guyon der Entscheidung eines Gerichts, welches die Erfüllungshaftung bejahte, zugestimmt. 29 Das deutsche Recht läßt die Erfüllungshaftung unter Berücksichtigung der Gesellschafterinteressen zu. Artikel 24 I EWIV-VO kann dagegen nur so verstanden werden, daß es eine Haftung auf Erfüllung wie im schottischen Recht nicht gibt. 30 27 28 29 30

Personengesellschaft S. 305. Tolley p. 421. Guyon Rev.Soc. 1976, 679. So auch Gleichmann AG 1988, 159, 165.

139

Haftung

Allerdings läßt die französische Rechtsprechung bei Artikel 4 der ord. n. 67—821 die Erfüllungshaftung zu.

D Formelle Voraussetzungen der Mitgliederhaftung gemäß Artikel 24 II EWIV-VO Gemäß Artikel 24 II EWIV-VO können die Gläubiger bis zum Schluß der Abwicklung der Vereinigung ihre Forderungen gegenüber einem Mitglied erst geltend machen, wenn sie die Vereinigung zur Zahlung aufgefordert haben, und die Zahlung nicht innerhalb einer angemessenen Frist erfolgt ist. Fraglich ist, welche Anforderungen an die Zahlungsaufforderung bezüglich Form und Frist zu stellen sind. Die Lösung ist für alle Vereinigungen, gleichgültig wo sie eingetragen sind, einheitlich. Auch hier enthält die Verordnung eine Regelung, die die Anwendung nationalen Rechts ausschließt.31 Eine Frage des nationalen Rechts ist, mit welchen Mitteln die Zahlungsaufforderung bewiesen werden kann. 32

I

Voraussetzungen einer Inanspruchnahme auf Zahlung im deutschen Recht

1. Subsidiäre

Haftung

der Gesellschafter

der offenen

Handelsgesellschaft

Eine subsidiäre Haftung findet sich im deutschen Personengesellschaftsrecht im Verhältnis zwischen Gesellschaftern und Gesellschaft beim internen Regreß. 33 Die subsidiäre Haftung der Gesellschafter greift ein, wenn die offene Handelsgesellschaft oder eine EWIV keine frei verfügbaren Mittel mehr hat. 34 Es muß kein erfolgloser Zwangsvollstreckungsversuch vorausgehen.35 2.

Mahnung

In gewisser Weise erinnert die Formulierung in Artikel 24 II EWIV-VO, was die reine Handlung ohne Kontext anbelangt, an die Mahnung gemäß § 284 31

32 53 34 35

Vgl. Kapitel 2 § 6 A II S. 62; a . A . : Scriba S. 162; Ganske D B Beilage 20/85 S. 8 Fn. 154 für die Form nicht für die Frist. Ganske, E W I V S. 64. Vgl. unten E III 2 S. 146. B G H N J W 1980, 340. Baumbach/Duden/Hopt § 128 Anm. 4 B .

140

§ 20 Mitgliederhaftung

BGB. Dort muß die Aufforderung zur Leistung bestimmt und eindeutig sein. 36 Es genügt, wenn der Schuldner unzweideutig zum Ausdruck bringt, daß er die geschuldete Leistung verlange. 37

3.

Bürgschaft

Wegen des Dreipersonenverhältnisses ähnelt Artikel 24 II EWIV-VO auch der Lage bei der Bürgschaft (§§ 765 ff. BGB). 3 8 Die zivilrechtliche Bürgschaft sieht bei Inanspruchnahme des Bürgen zu dessen Gunsten grundsätzlich die Einrede der Vorausklage vor. Damit sind die Anforderungen an die Inanspruchnahme des Bürgen höher als die des Artikel 24 II EWIV-VO für die Inanspruchnahme des Mitglieds. Bei einer selbstschuldnerischen 39 oder einer kaufmännischen Bürgschaft 40 entfällt die Einrede der Vorausklage. Damit entsprechen sich die Konstellationen schon eher. Allerdings handelt es sich bei der Bürgschaft nicht um Haftung, sondern um eine eine eigene Leistungspflicht. 41 Dogmatisch ist die Ausfallbürgschaft eine subsidiäre Haftung. 4 2 Vor der Inanspruchnahme des Ausfallbürgen ist aber die Zwangsvollstreckung beim Hauptschuldner und beim Bürgen erforderlich. 43

II Subsidiäre Haftung im französischen Recht Wie Artikel 24 II EWIV-VO sehen Artikel 4 S. 2 der ord. n. 67-821, Artikel 10 S. 2 des Gesetzes vom 24. Juli 1966, Artikel 1858 C.Civ. und Artikel 15 al. 2 des Gesetzes vom 29. November 1966 (SCP) die subsidiäre Haftung der Mitglieder beziehungsweise Gesellschafter vor. 44 Die einzelnen Formulierungen unterscheiden sich teilweise erheblich. Artikel 1858 C.Civ. setzt voraus, daß der Gläubiger die société civile vergeblich verfolgt hat, bevor die Gesellschafter in Anspruch genommen werden können. Es muß eine vergebliche Vollstreckung vorausgegangen sein, oder

36 37 38 39 40 41 42 43 44

RGZ 93, 301; BGH FamRZ 1983, 52. OLG Hamburg MDR 1978, 577. So auch Meyer-Landrut RIW 1986, 107, 109. § 773 Nr. 1 BGB. §§ 349, 351 HGB. Palandt/Thomas Einf. vor § 765 Anm 1 d. Palandt/Thomas § 769 Anm. 1. Palandt/Thomas Einf. vor § 765 Anm. 2 c. Vgl. auch unten E II 1 S. 144.

Haftung

141

ein notarielles Schuldanerkenntnis bestehen. 45 Hinsichtlich der Formulierung sind Artikel 10 S. 2 des Gesetzes vom 24. Juli 1966, Artikel 15 al. 2 Gesetz vom 29. November 1966 und Artikel 4 ord. n. 6 7 - 8 2 1 identisch. Wer einen Gesellschafter einer S N C , ein Mitglied eines groupement d'intérêt économique oder einer SCP in Anspruch nehmen will, muß zuerst das GIE beziehungsweise die S N C oder SCP vergeblich durch außergerichtlichen Akt in Verzug gesetzt haben. Artikel 10 des Gesetzes vom 24. Juli 1966 schreibt vor, daß die Inanspruchnahme des Mitglieds frühestens acht Tage nach dem außergerichtlichen Akt erfolgen darf. Da Artikel 4 der ordonnance eine solche Regelung nicht enthält, obliegt es den Gerichten, zu entscheiden, ob eine Frist ausreichend war oder nicht. 4 6 Sie muß zumindest so bemessen sein, daß das GIE selbst noch bezahlen kann, aber dadurch die Gläubigerrechte nicht beeinträchtigt werden. 4 7 In Analogie zu Artikel 15 décret vom 23. März 1967 betreffend die Handelsgesellschaften beziehungsweise Artikel 10 des Gesetzes vom 24. Juli 1966 halten Guyon und Coquereau 4 8 die Frist von 8 Tagen für angemessen. Erfolgt vor der Klage keine Fristsetzung, ist die Klage nicht unbegründet, sondern unzulässig. 4 9 Was die Form des außergerichtlichen Aktes anbelangt, ist nicht mit Sicherheit zu beurteilen, ob ein eingeschriebener Brief ausreicht. 5 0 Auf jeden Fall ist den Anforderungen Genüge getan, wenn der Gerichtsvollzieher eingeschaltet wird (sommation d'huissier). 5 1 Das ist der Grundsatz des Artikel 1139 C.Civ. für die in Verzug setzende Mahnung. 5 2 In den veröffentlichten Entscheidungen war dies immer geschehen. 53 Bei der société en nom collectif ist die Einschaltung des Gerichtsvollziehers erforderlich, 5 4 während bei der SCP ein eingeschriebener Brief mit Rückschein genügt. 5 5 Eine direkte Inanspruchnahme der Mitglieder eines groupement d'intérêt économique ist dann möglich, wenn sich das GIE in Konkurs oder Vergleich

45

46 47 48 49 50

51

52 53 54 55

Chartier Rev.Soc. 1980, 1, 14; vgl. auch Paris 17. Dezember 1982 R.D.C. 1983, 247 Anm. Alfandari/Jeantin; Paris 22. September 1987 R.D.C. 1988, 77 Anm. Alfandari/Jeantin. Guyénot, Les contrats des GIE p. 114; Schlüter S. 39. Guyénot D 1972, 13, 17. GIE p. 146. Cour de Paris 17 April 1975 Gaz.Pal. 1975, 442. Nicht ausreichend: Guyénot, Les contrats des GIE p. 113 Fn. 54; ausreichend: ders. Rev.Soc. 1975, 700, 701 Anm. zu Cass.soc. vom 4. Juni 1975 Rev.Soc. 1975, 699. Guyénot, Les contrats des GIE p. 113; Guyénot D 1972, 13, 17; Cass.soc. Rev.Soc. 1975, 699; Cour de Auxerre Rev.Soc. 1976, 679. Larroumet, Les obligations p. 631. Zuletzt Cass.com. 9. November 1987 J.C.P. 1988 IV 21. Guyon p. 235. Chartier Rev.Soc. 1980, 1, 13.

142

§ 2 0 Mitgliederhaftung

befindet, weil sich daraus ergibt, daß es seine Verbindlichkeiten nicht erfüllen kann. 5 6 D e r genaue Betrag braucht erst im Laufe des Aufforderungsverfahrens angegeben zu werden. 5 7

III Subsidiäre Haftung im britischen Recht Mit Artikel 24 I I E W I V - V O ist die subsidiäre Haftung der Gesellschafter der unlimited Company und der Company limited by guarantee nicht vergleichbar. Sie tritt erst in der Abwicklung ein. D i e Gesellschafter haben eine bürgenoder garantenähnliche Stellung. 5 8 D i e Gläubiger haben keinen direkten A n spruch gegen die Gesellschafter. 5 9 D i e Haftung der schottischen Partner ist gegenüber der Haftung der partnership zweitrangig. 6 0 Welche konkreten U n ternehmungen erforderlich sind, um die Partner in Anspruch nehmen zu k ö n nen, wird nirgends erwähnt. Englische Partner können wohl unmittelbar in Anspruch genommen werden. 6 1

IV Ergebnis Eine subsidiäre Haftung wie in Artikel 24 II E W I V - V O kennt das deutsche Recht nicht. Bei der schottischen partnership ist die subsidiäre Haftung bekannt. Artikel 24 I I E W I V - V O unterscheidet sich in seinem Wortlaut von den entsprechenden Vorschriften des französischen Rechts. E r enthält als Voraussetzung der Inanspruchnahme eines Mitglieds kein formelles Erfordernis. Die Zahlungsaufforderung ist an keine Form gebunden. 6 2 Sie muß in ihrer D e u t lichkeit aber den Erfordernissen einer Mahnung gemäß § 2 8 4 B G B entsprechen. 6 3 In Anlehnung an die Rechtsprechung zum G I E ist eine Zahlungsaufforderung nicht erforderlich, wenn sich die Vereinigung in Vergleich oder Konkurs befindet. O b w o h l Artikel 24 II E W I V - V O keine Frist enthält, dürften die Vorschläge hinsichtlich des Erfordernisses einer Frist für Artikel 4

56 57 58 59 60 61 62

"

Cass.com. 4. O k t o b e r 1983 D 1984, 499 Anm. Guyénot. Chartier a . a . O . Gower p. 110; Miller p. 355. Vgl. oben C III S. 138. Miller p. 351. Lindley p. 370. Keutgen Cahiers de Droit Européen 1987, 492, 507. Ähnlich Meyer-Landrut, E W I V S. 79 : es handle sich technisch um eine Verzugsetzung.

Haftung

143

ord. n. 67—821 auf eine Vereinigung übertragbar sein. Das heißt, die formlose Zahlungsaufforderung muß eine Frist enthalten, die so bemessen ist, daß die Vereinigung noch selbst leisten kann. O b eine Frist ausreichend bemessen war, ist Tatfrage.

E

Regreßansprüche

I

Anwendbares Recht

D i e Folgen der Haftung richten sich gemäß Artikel 24 I S. 2 E W I V - V O nach einzelstaatlichem Recht. D a der Begriff „einzelstaatliches R e c h t " das jeweilige Internationale Privatrecht nicht ausschließt, müsste sich das anwendbare Recht nach Vorprüfung der Kollisionsrechte ergeben. 6 4 Dies würde für den Mitgliederregreß zu einer verwirrenden Situation führen. 6 5 Man könnte deshalb, wenn man den internen Mitgliederregreß als Frage der inneren Verfassung ansieht, stattdessen Artikel 2 I E W I V - V O anwenden. 6 6 Systematisch gesehen handelt es sich bei der Einzelverweisung in Artikel 24 I S. 2 E W I V - V O zwar um eine speziellere Vorschrift gegenüber Artikel 2 I E W I V - V O . Richtiger ist es dennoch, über Artikel 2 I E W I V - V O für den Mitgliederregreß das innerstaatliche Recht anzuwenden, nach dem die Vereinigung ihren im Gründungsvertrag bestimmten Sitz hat. D e n n auf diesen Sitz haben sich die Mitglieder geeinigt und somit einen gemeinsamen Anknüpfungspunkt geschaffen. Aufgrund dieser ratio des Artikel 2 I E W I V - V O sollte die Vorschrift auf den Regreß gegen die Vereinigung oder gegen die anderen Mitgliedern angewandt werden. Durch diese Interpretation wird Artikel 24 I S. 2 E W I V - V O nicht überflüssig. Für die Folgen der Haftung, auf die Artikel 24 I S. 2 E W I V - V O verweist, bleiben alle Folgen im Verhältnis zu Dritten wie zum Beispiel E i n wendungen, Verweigerungsrechte und Fragen der Erfüllung. Artikel 24 I S. 2 E W I V - V O kann auf diesen Anwendungsbereich teleologisch reduziert werden.

64

Woodland J . C . P . 1986 I 3247 n. 19; Israel Rev.M.C. 1985, 645, 652; Gleichmann Z H R 149 (1985), 633, 6 4 6 ; Boukris Les petites affiches 1987 n. 94, p. 37, 41 mittlere Spalte unten; Ganske D B Beilage 20/85 S. 9 ; Müller-Gugenberger N J W 1989, 1449, 1457.

65

So auch Woodland J . C . P . 1986 I 3247 n. 19 Fn 85; Meyer-Landrut, E W I V S. 79: über einzelstaatliches Recht das Gesellschaftsstatut. Scriba S. 160: a.A. Ganske, E W I V S. 65.

66

144

§ 2 0 Mitgliederhaftung

II Regreß gegenüber der Vereinigung 1. Regreß gegen ein groupement européen d'intérêt

économique

U b e r die Frage, ob ein Mitglied die Gesellschaft in Regreß nehmen kann, gibt die französische Literatur wenig Auskunft. Artikel 4 der ord. n. 67—821, Artikel 10 des Gesetzes vom 24. Juli 1966 sowie Artikel 1858 C.Civ. für die société civile sehen nur die subsidiäre Haftung der Mitglieder vor. Das heißt, der Inanspruchnahme der Mitglieder geht ein erfolgloser Versuch 6 7 voraus, die Zahlung von der Gesellschaft zu erhalten. Man geht davon aus, daß dann auch der Versuch des Mitglieds, Ersatz von der Vereinigung zu bekommen, erfolglos sein wird. 6 8 Theoretisch kann das leistende Mitglied das groupement européen d'intérêt économique in Regreß nehmen. 6 9 D i e subsidiäre Haftung ist im französischen Recht der K o m p r o m i ß zwischen der Verselbständigung der Vereinigung oder Gesellschaft als juristische Person und der unbeschränkten Haftung. 7 0 H a t ein Mitglied für die Vereinigung geleistet, kann es sich der Sicherheiten bedienen, die der Dritte hatte (Artikel 1251 I I I C.Civ.). 7 1 Zwischen der Vereinigung und den Mitgliedern soll trotz der subsidiären H a f tung der Mitglieder ein Gesamtschuldverhältnis bestehen. 7 2 D i e subsidiäre Haftung gibt dem Gläubiger nur eine bestimmte Reihenfolge der Inanspruchnahme vor. 7 3

2. Regreß gegenüber einer deutschen Vereinigung Ein Mitglied, welches für die deutsche Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung eine Schuld beglichen hat, kann gemäß Artikel 2 I E W I V - V O i.V.m. § 1 E W I V G , § 110 H G B (zumindest analog) 74 von der Gesellschaft Ersatz fordern. D a im Verhältnis zur Gesellschaft keine Gesamtschuld im

67 68 69 70

71 72

73 74

Zur Form des Versuchs vgl. oben D II S. 140. Vgl. zum Beispiel Guyon/Coquereau, G I E p. 150; Merle p. 142; Schlüter S. 43. Guyon/Coquereau, G I E a . a . O . ; Schlüter a . a . O . Vgl. auch Gleichmann Z H R 149 (1985), 633, 646 sowie Guyénot D 1984 II, 500, 501 Anm. zu Cass.com. 4. O k t o b e r 1983, 499. J - C l . Soc. S N C Fase. 57 n. 91; Guyon/Coquereau, G I E p. 150; Schlüter S. 43. Cass.com. 25. November 1988 R . D . C . 1989, 271; R . M . n. 7543 J . O . débats Sénat 24. September 1968, 680; R . M . 3. Mai 1968 Rev.Soc. 1969, 427; J - C l . Civ. Art. 1197-1216 Fase. 2 n. 5 4 ; Guyénot Gaz.Pal. 1981, 489, 490 Anm. zu C o u r d'appel de Bourges 17. März 1981; a.A. Guyon/Coquereau, G I E p. 148. J - C l . Civ. Artikel 1197-1216 Fase. 2 n. 54. R G Z 31, 139; B G H Z 37, 299, 301; B G H Z 39, 319, 324.

Haftung

145

Sinne der §§ 421 ff. B G B besteht, 7 5 findet nach der herrschenden Meinung kein Forderungsübergang statt, und es gehen keine Sicherheiten vom befriedigten Gläubiger auf den Gesellschafter über (§§ 426 II, 412, 401 B G B ) . 7 6 Für die deutsche Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung wird der Effekt der subsidiären Haftung, daß ein Regreß gegen die Vereinigung relativ aussichtslos und damit selten sein wird, vergrößert, weil das leistende Mitglied keine Sicherheiten erwirbt.

3. Regreß gegen ein European

Economic Interest

Grouping

Eine vergleichbare Situation im britischen Recht gibt es bei der schottischen partnership. 7 7 Wegen der Quasi-Rechtspersönlichkeit der schottischen partnership ist ein Regreß gegen diese möglich. Die englische partnership existiert dagegen wie die BGB-Gesellschaft nur als Verbundenheit der Partner. 78 Ein Regreß ist nur gegen die anderen Partner möglich. 7 9 Hier zeigt sich, daß die partnership auch die Funktion der BGB-Gesellschaft erfüllt. Bei den unbeschränkt haftenden Gesellschaftern der companies spielt die Haftung erst bei der Abwicklung eine Rolle. Dann ist die company kein geeignetes O b j e k t eines Regreßes mehr.

4.

Ergebnis

Wegen der Subsidiarität der Haftung wird ein Mitglied erst dann persönlich in Anspruch genommmen werden, wenn die Vereinigung selbst zahlungsunfähig ist. Das zeigen die Erfahrungen beim G I E . Diese Situation ist für das britische Gesellschaftsrecht nicht neu. Dort verwirklicht sich die persönliche Haftung auch ohne formelle Subsidiarität erst bei der Auflösung. Für eine deutsche Vereinigung wird sich die Subsidiarität nicht anders auswirken. Sollte ein Mitglied dennoch wegen einer Forderung gegen eine weiterbestehende Vereinigung in Anspruch genommen werden, ist das französische Recht für das Mitglied günstig. Es erwirbt mit Zahlung an den Gläubiger dessen Sicherheiten. Nach der herrschenden Meinung im deutschen Personengesellschaftsrecht gibt es keine cessio legis und damit keinen Ubergang von Sicherheiten.

75 76

77 78

Vgl. B G H Z 39, 319, 323; Baumbach/Duden/Hopt § 128 Anm. 2 C. Vgl. B G H Z 39, 319, 323; sehr umstritten: Vgl. MüKo/Selb § 426 Rdn. 8: analoge Anwendung des § 426 II auf § 110 H G B und Karsten Schmidt S. 1062 f., der eine Analogie zu § 774 B G B bejaht. Vgl. sec. 4 (2) P.A. 1890. Vgl. oben Kapitel 1 § 2 D I 3 b S. 19.

146

§ 2 0 Mitgliederhaftung

III Regreß gegenüber anderen Mitgliedern 1. Mitgliederregreß

beim groupement

européen

d'intérêt

économique

Hat ein Mitglied die Schulden des G E I E getilgt, kann es von den anderen Mitgliedern nach Quotelung jeweils nur den entsprechenden Anteil verlangen (Artikel 1214 C.Civ.). 8 0 Dieser bestimmt sich nach dem Verhältnis der Anteile am Kapital. 81 Hat die Vereinigung kein Kapital, so erfolgt die Aufteilung nach Köpfen. 8 2 Es ist zu empfehlen, im Gründungsvertrag eine Klausel aufzunehmen, die diese Frage regelt.

2. Mitgliederregreß

bei einer deutschen

EWIV

Ausgleichsansprüche bestehen gemäß § 426 B G B . 8 3 Zuerst muß jedoch Erstattung von der Vereinigung verlangt werden. 8 4 Der konkrete Umfang des Regreßes richtet sich nach dem Gründungsvertrag. 8 5 Im Zweifel haften die Mitglieder nach dem Beteiligungsverhältnis. 86 Nimmt ein Mitgliedsgläubiger ein anderes Mitglied wegen einer Drittgläubigerforderung gemäß § 1 E W I V G , § 128 H G B in Anspruch, so ist die Haftungssumme um den eigenen Verlustanteil zu kürzen. 8 7 E r hat also nicht die Stellung eines Dritten.

3. Mitgliederregreß

bei einem

European

Economic

Interest

Grouping

Ein Regreß gegen die anderen Partner erfolgt „pro rata". Anteilsmäßige Haftung bedeutet nach Mitgliedsanteilen, wobei insolvente Mitschuldner nicht mitgerechnet werden. 8 9 Die Haftung der Partner ist bei der schottischen 88

79 80

81 82

83 84 85 86 87 88 89

Miller p. 15; Baumann J . S. 53. Vgl. Guyon Rev.Soc. 1981, 634, 635 Anm. zu Cour d'appel de Bourges 17. März 1981; J - C l . Soc. S N C Fase. 57 n. 47. Artikel 1 8 4 4 - 1 C.Civ. Cass.com. 7. Februar 1983 B . A . C . 1983 IV n. 52 = Rev.trim.dr.civ. 1984, 716 Anm. Mestre. Baumbach/Duden/Hopt § 128 Anm. 4 B . B G H Z 37, 303 f f . ; B G H N J W 1981, 1096; Baumbach/Duden/Hopt § 128 Anm. 4 B . Palandt/Heinrichs § 426 Anm. 1. R G Z 88, 125; B G H Z 47, 165. Baumbach/Duden/Hopt § 128 Anm. 7 A. Henderson p. 309; vgl. sec. 4 (2) P.A. 1890. Buchanan v. Main (1900) JF. 215; Dering v. Lord Winchelsea (1787) 1 Cox 318; Ellesmere Brewery C o . v. Cooper (1896) 1 Q . B . 75.

Haftung

147

partnership nur subsidiär. 90 Ein Regreß gegen die anderen Partner ist nicht vor der Auflösung möglich. Nimmt ein Partner einen anderen Partner wegen einer Drittgläubigerforderung in Anspruch, so muß er anscheinend noch nicht einmal seinen eigenen Haftungsanteil abziehen. 91

4.

Ergebnis

Nimmt ein Mitglied ein anderes Mitglied in Regreß, kann es nur einen dem Mitgliedsanteil des anderen Mitglieds entsprechenden Anteil verlangen. D e r Mitgliederregreß führt so in allen drei Rechtsordnungen zu einer Aufteilung der Schuld nach Mitgliedsanteilen. Bei einer deutschen E W I V muß zuerst versucht werden, von der Vereinigung Zahlung zu erhalten. Dies dürfte wegen Artikel 24 II E W I V - V O oft aussichtslos sein. Hat ein Mitglied wegen einer Drittgläubigerforderung einen Anspruch gegen ein anderes Mitglied, 9 2 unterscheiden sich Regelungen je nach Sitzstaat. Das französische Recht läßt einen Mitgliederregreß wegen einer Drittgläubigerforderung nicht zu. 9 3 Bei einer deutschen E W I V ist die Forderung um den eigenen Verlustanteil zu kürzen. Ein Mitglied eines European Economic Interest Grouping kann eine Drittgläubigerforderung ohne Abzug seines eigenen Haftungsanteils geltend machen.

F Einwendungen und Einreden der persönlich haftenden Mitglieder Die Einwendungen und Einreden der Mitglieder im Falle der persönlichen Inanspruchnahme sind Folgen der Haftung. Gemäß Artikel 24 I S. 2 E W I V V O findet das einzelstaatliche Recht Anwendung. Das ist das Recht, welches nach kollisionsrechtlicher Prüfung auf die zur Zahlung anstehende Forderung Anwendung findet. 9 4

90

" 92 93 94

Miller pp. 197, 351. Heenen p. 149. Vgl. B II S. 134. Vgl. B II S. 134. Scriba S. 160.

148

I

§ 20 Mitgliederhaftung

Einwendungen im deutschen Recht

Unterliegt die Forderung deutschem Recht, kann das Mitglied außer eigenen Einwendungen nur solche geltend machen, die auch die Gesellschaft erheben könnte. 95 Gemäß § 129 II, III H G B steht ihm ein Verweigerungsrecht zu, solange die Vereinigung anfechten oder der Gläubiger mit einer Forderung gegen die deutsche Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung aufrechnen kann. Voraussetzung der Ausübung des Verweigerungsrechts im Falle des § 125 II H G B ist jedoch, daß nicht nur der Gläubiger, sondern auch die Vereinigung aufrechnen kann. 96

II Einwendungen im französischen Recht Da zwischen der Vereinigung und den Mitgliedern ein Gesamtschuldverhältnis besteht, 97 können die Gesellschafter alle persönlichen, die den Gesamtschuldnern gemeinsamen und solche Einreden erheben, die sich aus der Natur der Verbindlichkeit ergeben. 98 Ein Mitglied eines groupement d'intérêt économique, welches im Handelsregister eingetragen und im Gründungsvertrag benannt ist, kann der persönlichen Haftung nicht entgegenhalten, es habe keine wirtschaftliche Tätigkeit ausgeübt. 99 Ein Mitglied haftet nicht persönlich, wenn das groupement d'intérêt économique nicht in das Handelsregister eingetragen und noch keine juristische Person ist.100 Die Eintragung ist Haftungsvoraussetzung.

III Einwendungen nach britischem Recht Ein Urteil gegen englische Partner ist nichts anderes als ein Urteil gegen die Partner als gemeinsame Schuldner. 101 Deshalb stehen dem in Anspruch genom-

95

"

97 98 99

100 101

§ 129 I HGB. BGHZ 42, 397; vgl. Schlüter FS Westermann 1974 S. 509. Vgl. oben E II 1 S. 144. Artikel 1208 C.Civ. St. Rsp.: Cass.com. 15. Dezember 1977 Rev.Soc. 1978, 341 Anm. Guyenot; Cass.com. 9. Dezember 1986 Rev.Soc. 1987 somm. 287; Cass.com. 9. November 1987 J.C.P. 1988 IV 21; Cass.com. 1. März 1988 Rev.Soc. 1988, 419 = J.C.P. 1988 IV, 174. Cass.com. 30. Juni 1987 Bull.Soc. 1987, 631. Heenen p. 146.

Haftung

149

menen Partner (Mitglied) alle Einwendungen und Einreden zu. Ein Erlaß zugunsten eines Partners hinsichtlich einer Schuld der partnership wirkt auch zugunsten aller anderen Partner.102

IV Ergebnis Nach allen drei Rechtsordnungen kann ein Mitglied, welches für eine Vereinigungsschuld persönlich in Anspruch genommen wird, nicht nur eigene, sondern auch die Einwendungen der Vereinigung erheben.

G Urteilswirkungen I. Urteil gegen eine deutsche Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung Die Gesellschaft (Vereinigung) und der OHG-Gesellschafter (Mitglied) sind nur einfache Streitgenossen. 103 Daß die offene Handelsgesellschaft und die Gesellschafter einer O H G keine Gesamtschuldner im Sinne der §§ 421 ff B G B sind, ist geklärt. 104 Die Rechtskraft des Urteils gegenüber der Gesellschaft wirkt insoweit gegen die Gesellschafter, als diese die Einwendungen, die der Gesellschaft abgesprochen wurden, nicht mehr geltend machen kann. 105 Gemäß § 129 IV H G B ist zur Vollstreckung eines Urteils gegen die Gesellschafter ein Urteil gegen die Gesellschaft nicht ausreichend. Fraglich ist, ob § 129 IV H G B anwendbar ist, wenn aus einem deutschen Urteil gegen eine E W I V gegen ein ausländisches Mitglied im Ausland vollstreckt werden soll. Die Verweisung des Artikel 24 I S. 2 EWIV-VO bezieht sich nur auf materielles Recht. 106 Deshalb könnte es darauf ankommen, ob

102

105

104 105 106

Re E.W. (1901) 2 K.B. 642; Bower v. Swadlin (1738) 1 Atk. 294; Ex p. Slater (1891) 6 Ves. 146; Cheetham v. Ward (1797) 1 Bos. & P. 630 and 4 R.R. 741; Cocks v. Nash (1832) 9 Bing. 341 B G H Z 54, 251; B G H Z 63, 54; O L G München NJW 1975, 505 mit zust. Anm. Geimer NJW 1975, 1087; Gottwald J A 1982, 65, 69. Baumbach/Duden/Hopt § 128 Anm. 8 A. B G H Z 62, 133; B G H WM 76, 108. So wohl auch Ganske, EWIV S. 65.

150

§ 20 Mitgliederhaftung

§ 129 IV H G B noch zum materiellen Recht zählt. Jedoch ist nach der international herrschenden Wirkungserstreckungstheorie das Recht des Urteilsstaates auch für die Wirkungen eines anerkannten Urteils im anerkennenden Nichturteilsstaat maßgeblich. 107 § 129 IV H G B findet demnach Anwendung, wenn ein deutsches Urteil im Ausland vollstreckt wird. Entsprechend ist in einem erst im Ausland stattfindenden Prozeß gegen ein persönlich haftendes Mitglied der Einwendungsauschluß des gegen die E W I V bestehenden und anerkannten Urteils zu berücksichtigen.

II Urteil gegen ein groupement européen d'intérêt économique Eine französische Personengesellschaft und ihre Gesellschafter sind wie das groupement d'intérêt économique beziehungsweise ein groupement européen d'intérêt économique und deren Mitglieder Gesamtschuldner. 1 0 8 Nach ständiger Rechtsprechung des Kassationsgerichts hat ein Urteil gegen einen Gesamtschuldner Rechtskraftwirkung auch gegenüber den anderen. 109 Die Wirkung tritt nicht ein, wenn ein nicht verklagter und nicht am Prozeß beteiligter Gesamtschuldner rein persönliche Einwendungen hat, 110 oder wenn die Parteien , Gläubiger und Gesellschaft beziehungsweise Vereinigung, kollusiv zu einem dem Gläubiger günstigen Urteil kommen. 1 1 1 In diesen Fällen kann die sogenannte „tierce opposition" 1 1 2 erhoben werden. 113 Sie ist ein außerordentliches Rechtsmittel, welches einem Dritten, der sein Interesse nachweisen muß, 114 innerhalb von 30 Jahren nach Erlaß des Urteils 115 erlaubt, dieses anzugreifen. Wird im Erstprozeß gegen die Gesellschaft keine Q u o t e l u n g der Gesamtschuld von den Parteien beantragt, braucht das Gericht keine festzusetzen. 1 1 ' Dies kann noch im Regreßprozeß der Mitglieder erfolgen. 117

107

108 ,c

"

1,0

111 112 113 114 115 116 117

Vgl. Baumann P. S. 118 f.; Martiny Hdb. IZVR III/2/II Rdn. 69 ff.; Gothot/Holleaux p. 140. Vgl. oben E II 1 S. 144. Vgl. J-Cl. Civ. Art. 1197-1216 Fase. 2 n. 87 m.w.N. Cass.com. 4. Oktober 1983 J.C.P. 1985 II 20374 Anm. Veaux; Cass.com. 6. Juni 1961 B . A . C . 1961 III n. 258. Cass.com. 6. Juni 1961 B . A . C . 1961 III n. 258. Artikel 582 ff. N . C . P . C . J-Cl. Civ. Art. 1197-1216 Fase. 2 n. 87. Vgl. Perrot Rev.trim.dr.civ. 1975, 160 und 1977, 376. Artikel 586 N . C . P . C . Cass.civ. 17 Oktober 1972 B . A . C . 1972 II n. 529. Cass.com. 6. März 1962 B . A . C . 1962 III n. 141.

Haftung

151

III Urteil gegen ein European Economic Interest Grouping Die unbeschränkte gesamtschuldnerische Haftung beim EEIG entspricht der Haftung „joint and severally" im britischen Recht. Die Partner einer schottischen partnership haften immer „joint and severally", während es bei der englischen partnership auf den Haftungsgrund ankommt. Die vertragliche Haftung englischer Partner ist nur jointly. 118 Die deliktische Haftung wie bei der schottischen partnership „joint and severally". 119 Dies hat die prozessuale Folge, daß ein Gläubiger einer englischen partnership wegen vertraglicher Ansprüche alle Partner gemeinsam verklagen muß. Tut er es nicht, verliert er sein Klagerecht gegen die anderen Partner. 120 Ein Urteil gegen die englische partnership ist zunächst nur in das Vermögen der partnership vollstreckbar, nur dann gegenüber den Partnern, wenn diese sich im eigenen Namen auf den Prozeß eingelassen haben, oder die Partnereigenschaft im Urteil festgestellt ist. 121 In Schottland ist ein gegen die Gesellschaft gerichtetes Urteil gegen die Gesellschafter persönlich vollstreckbar, auch wenn diese nicht selbst im Urteil genannt sind. 122

IV Ergebnis Ein Urteil gegen eine EWIV wirkt insoweit gegen die Mitglieder als der Vereinigung abgesprochene Einwendungen auch von den Mitgliedern nicht mehr erfolgreich erhoben werden können. Dagegen hat beim GEIE das Urteil gegen das groupement grundsätzlich auch Rechtskraftwirkung gegenüber den Mitgliedern. In England ist bei vertraglichen Ansprüchen eine Klage gegen alle Partner erforderlich, um nicht das Klagerecht gegen einen einzelnen Partner zu verlieren. Ein Urteil gegen ein European Economic Interest Grouping hat folglich keine Rechtskraftwirkung gegen die Mitglieder. In Schottland wird hingegen eine Rechtskraftwirkung bejaht.

118 119 120 121 122

See. 9 P.A. 1890. See. 12 P.A. 1890. Baumann J. S. 53; Heenen p. 143. Baumann J. S. 57. Baumann J. S. 57.

§ 2 0 Mitgliederhaftung

152

H Haftung neu eintretender Mitglieder I

Möglichkeit des Haftungsauschlusses

Neue Mitglieder können durch einstimmigen Beschluß der Mitglieder der Vereinigung aufgenommen werden. 1 2 3 G e m ä ß Artikel 24 II S. 1 E W I V - V O erstreckt sich die Haftung neuer Mitglieder auch auf Verbindlichkeiten, die sich aus der Tätigkeit der Vereinigung vor ihrem Beitritt ergeben. Eine Befreiung von der Haftung für vor einem Eintritt entstandene Verbindlichkeiten kann im Gründungsvertrag oder in einem Rechtsakt vereinbart werden. Dieser muß, um Dritten entgegengesetzt werden zu können, in dem in Artikel 8, 39 I E W I V - V O vorgesehenen Mitteilungsblatt publiziert worden sein. Wird ein solcher Haftungsausschluß vereinbart, ist klärungsbedürftig, wann eine Verbindlichkeit entstanden ist. 1 2 4 Dies richtet sich nach dem Recht des Staates, welches auf die betroffene Verbindlichkeit Anwendung findet.

II Exkurs: Zeitpunkt der Entstehung vertraglicher Verbindlichkeiten in den nationalen Rechten 1. Zeitpunkt der Entstehung einer vertraglichen im deutschen Recht

Verbindlichkeit

Auch im Recht der O H G haftet der Neueintretende für Altschulden der G e sellschaft. 1 2 5 Ein Ausschluß dieser Haftung ist gemäß § 130 II H G B im Gegensatz zu § 28 II H G B nicht möglich. 1 2 6 Bei Verträgen ist Zeitpunkt des Vertragsschlusses derjenige des Wirksamwerdens der Annahmeerklärung. 1 2 7 Das ist in der Regel der Zugang beim Antragenden (§ 130 I B G B ) , 1 2 8 im Falle des § 151 B G B der Zeitpunkt der Erklärung. 1 2 9 Beim kaufmännischen Bestätigungsschreiben 1 3 0 sowie beim

123 124 125 126 127 128 129 130

Artikel 26 I E W I V - V O . Vgl. ausführlich zu neun Rechtsordnungen: Schlesinger, Formation of contracts Bd. 2. § 130 H G B . Streitig vgl. Baumbach/Duden/Hopt § 28 Anm. 2. Palandt/Heinrichs Einf. vor § 145 Anm. 1 a. Vgl. zur Kasuistik Palandt/Heinrichs § 130 Anm. 3 b. Palandt/Heinrichs Einf. vor § 145 Anm. 1 b; Soergel/Lange § 145 Rdn. 55. Vgl. Medicus B G B AT Rdn. 440; Palandt/Heinrichs § 148 Anm. 3.

153

Haftung

Schweigen des Kaufmanns131 auf Anträge132 gilt das Schweigen als Zustimmung.133 Für die Frage des Zeitpunktes des Vertragsschlusses ist beim Schweigen auf den Zeitpunkt des Zugangs des Angebots abzustellen. Dies ist der einzig zeitlich fixierbare Faktor. Ein Widerruf des Angebots oder der Annahme ist nur möglich, wenn dieser spätestens mit dem Angebot beziehungsweise der Annahme zugeht. 134 Bei Dauerschuldverhältnissen entsteht die Verbindlichkeit ebenfalls mit Vertragsschluß. Wann die einzelnen Leistungen erfolgen, ist eine Frage der Fälligkeit.135 Dies ergibt sich für den Dienstvertrag aus § 614 B G B , der eine Sonderregelung zu § 271 B G B ist.136 Damit haftet das neueintretende Mitglied im Falle eines Haftungsausschlusses auch nicht für Ansprüche aus Dauerschuldverhältnissen, die vor seinem Eintritt fällig wurden. 2. Zeitpunkt der Entstehung im französischen Recht

einer vertraglichen

Verbindlichkeit

Ein während des Bestehens eines groupement d'intérêt économique neu eintretendes Mitglied soll nach der französischen Rechtsprechung nicht für bestehende Schulden haften. 137 Hingegen haftet ein neu eintretender Gesellschafter einer société en nom collectif für die Verbindlichkeiten, die bei seinem Eintritt bestehen.138 Für den Zeitpunkt ist nur die Abtretung entscheidend.139 Eine Vereinbarung, durch welche die Haftung für solche Verbindlichkeiten ausgeschlossen wird, ist möglich, muß jedoch veröffentlicht werden.140 Der Code Civil bedient sich grob zwei verschiedener Systeme des Zeitpunktes des Vertragsschlusses, enthält jedoch keine präzise Lösung.141 Beim Vertrag zugunsten Dritter 142 und beim Auftrag143 ist Vertragsschluß der Zeitpunkt der Abgabe der Annahmeerklärung. Ein Widerruf ist von keiner Seite mehr mög-

131

132 133 134 135 136 137 138

139 140 141 142 143

Die Kaufmannseigenschaft ergibt sich hier aus den §§ 1—6 H G B : vgl. Heymann/Horn § 362 Rdn. 5; Baumbach/Duden/Hopt § 362 Anm. 2 B . § 362 I H G B . Vgl. Aufzählung bei Palandt/Heinrichs Einf. vor § 116 Anm. 3 c. § 130 I S. 2 B G B . Baumbach/Duden/Hopt § 159 Anm. 3 B. Palandt/Putzo § 614 Anm. 1. Cour d'appel de Paris 6. Dezember 1983, D . 1984, 449 Anm. Guyon. Grundlegend Cass.civ. 23. November 1887 D P 1898 1.321 Anm. Boistel; Cour de Paris 24. November 1975 J . C . P . 1976 II 18267 = Rev.Soc. 1976, 362 Anm. Guyénot; Guyon p. 523. Vgl. Kap. 2 § 6 C II S. 70. J - C l . Soc. S N C Fase. 57 n. 24. Larroumet, Les obligations p. 248. Artikel 1121 C.Civ. Artikel 1984 II C.Civ., 1985 C.Civ.

154

§ 20 M i t g l i e d e r h a f t u n g

lieh, während im deutschen Recht immerhin noch der Annehmende widerrufen könnte. Bei der Schenkung 144 ist der Zeitpunkt des Empfangs der Annahme entscheidend. Die Rechtsprechung des Cour de Cassation gibt weithin keine schematische Lösung, sondern erachtet den Zeitpunkt des Vertragsschlusses als Tatfrage. 145 Die Rechtsprechung allgemein entscheidet je nach Interessenlage. 146 Grob können folgende Anhaltspunkte gegeben werden. Die Annahme kann widerrufen werden, solange sie der Anbietende nicht empfangen hat. 147 Erreicht ein Telegramm vor der Annahmeerklärung den Empfangsort, so ist die Annahme widerrufen. 1 4 8 Gleiches gilt für das Angebot. Ein Widerruf ist möglich, solange der Anbietende nicht weiß, ob sein Angebot angenommen wurde. 1 4 9 Bei der Chambre commerciale 150 ist die Tendenz zu erkennen, daß die Abgabe der Annahme entscheidend ist. Auch im französischen Handelsrecht führt Schweigen zum Vertragsschluß. 151 Wie im deutschen Recht ist Zeitpunkt des Vertragsschlusses beim Schweigen der Empfang des Angebots. Eine Verbindlichkeit aus einem Dauerschuldverhältnis entsteht nach französischem Recht mit Vertragsschluß. Nur die Inanspruchnahme beziehungsweise Ausübung des Rechts erfolgt sukzessive. Deswegen werden solche Verträge teilweise als „contrat a exécution succesive" bezeichnet. 152

3. Zeitpunkt der Enstehung im englischen Recht

einer vertraglichen

Verbindlichkeit

Neu eintretende Partner haften grundsätzlich nicht für die Handlungen und Geschäfte, die vor ihrem Eintritt getätigt werden. 153 Der personenrechtliche Charakter der partnership wird als so stark erachtet, daß man den Neueintritt

144 145

146 147

149

150

151 152 153

Artikel 932 II C.Civ. Mousseron, Technique Contractuelle p. 100; zweifelnd Schlesinger, Formation of contracts p. 1458. Malaurie A n m . zu Cass. civ. 21. Dezember 1960 Gaz. Pal. 1961, 417. Malaurie A n m . zu Cass.civ. 21. Dezember 1960 Gaz.Pal. 1961, 417. C o u r de Toulouse 13. Juni 1901 DP 1902 2.16 = S 1902 2.174; C o u r de Paris 31. Mai 1937 D H 1937, 431. Cass.civ. 21. Dezember 1960 Gaz.Pal. 1961, 417 A n m . Malaurie; Cass.civ. 2. Februar 1932 S 1932 1.68; C o u r de Orleans 26. Juni 1885 S 1886 2.30. Vgl. C a s s . C o m . 7. Januar 1981 B . A . C . IV n. 14 = Rev.trim.dr.civ. 1981, 849 A n m . C h a bas. Guyon p. 65. Larroumet, Les obigations p. 181. See. 17 (1) P.A. 1890.

Haftung

155

eines Partners als Beginn einer neuen partnership ansieht. 154 Offensichtlich ist der Zeitpunkt des Vertragsschlusses maßgeblich dafür, ob der Neueintretende haftet. 1 5 5 D e r Zeitpunkt des Vertragsschlusses wird im englischen Recht von der consideration-Lehre beeinflußt. Diese erfordert, daß für die Wirksamkeit eines Vertrages ein Gegenopfer des Leistungsempfängers erforderlich ist. 156 Davon gibt es Ausnahmen. 1 5 7 Zum Beispiel wenn der Vertrag in der besonderen Form „under seal" geschlossen wird, 158 oder wenn der Versprechende das Vertrauen seines Vertragspartners erwecken wollte, und jener aus diesem Grund zu seinem Nachteil handelt (doctrine of estoppel). 159 Nach dieser Lehre ist ein Angebot nicht bindend, weil es ein Versprechen ohne Gegenleistung ist. 160 Eine gewisse Milderung dieses Effekts tritt durch die Mailbox-Theorie ein. 161 Danach ist ein Vertrag nicht erst dann geschlossen, wenn die Annahmeerklärung dem Offerenten zugegangen ist, sondern wenn sie vom Empfänger der Offerte auf den Weg gebracht wurde. Dies kann durch Aufgabe zur Post oder durch Briefkasteneinwurf geschehen. 162 Auch wenn die Annahmeerklärung unterwegs verlorengeht, bleibt die rechliche Existenz des Vertrages unberührt. 163 Ein Widerruf des Angebots ist nach der Abgabe der Annahme nicht mehr möglich. 1 6 4

4.

Ergebnis

Die Zivilgerichte in Frankreich halten meist - entsprechend § 130 I B G B den Empfang der Annahmeerklärung als für den Zeitpunkt des Vertragsschlusses entscheidend. Die Kammer für Handelssachen des Kassationsgerichts tendiert mehr zum Zeitpunkt der Abgabe der Annahme. Trotz der considerationLehre ist wegen der Mailbox-Theorie dieser Zeitpunkt auch im englischen Recht entscheidend. 154 155 156 157 158

159 160

162 163

"4

Lindley p. 374. Vgl. Young v. Hunter (1812) 4 Taunt. 582 und Ex p. Jackson (1790) 1 Ves.Jun. 131. Vgl. Curriev. Misa(1875) L . R . 10 Ex. 153 ; Eastwood v. Kenyon (1840) 11 A. Sc E . 438. Zweigert/Kötz Bd. 2 S. 33; Triebel S. 39. Wood V. Roberts (1818) 2 Stark 417; Lampleigh v. Brathweit (1615) H o b . 105; Hamzeh Mal as & Sons v. British Imex Industries Ltd. (1958) 2 Q . B . 129. Central London property Trust Ltd. v. High Trees House Ltd. (1947) K . B . 130. Zweigert/Kötz Bd. 2 S. 33. Adams v. Lindsell (1818) B. & Aid. 681, 106 Eng.Rep. 250; Dunlop v. Higgins (1848) 1 H . L . Cas. 381, 12 Jur 295 Eng.Rep. 805. Zweigert/Kötz Bd. 2 S. 33. Zweigert/Kötz Bd. 2 S. 35; Triebel S. 38. Schlesinger, Formation of contracts p. 1443.

156

§ 2 0 Mitgliederhaftung

I

Haftung ausgeschiedener Mitglieder

I

Allgemeines

Gemäß Artikel 34, 24 I E W I V - V O haftet jedes aus der Vereinigung ausscheidende Mitglied für die Verbindlichkeiten, die sich aus der Tätigkeit der Vereinigung vor seinem Ausscheiden ergeben. D i e Haftung erstreckt sich auf alle Verbindlichkeiten, für die gemäß Artikel 24 I E W I V - V O gehaftet wird. Auf die Verbindlichkeiten findet das nationale Recht Anwendung, das sich nach kollisionsrechtlicher Vorprüfung ergibt. Eine Ausnahme gilt für Fristbeginn und teilweise für die Fristdauer. Artikel 37 I E W I V - V O ersetzt jede längere nationale Verjährungsfrist durch eine Verjährungsfrist von 5 Jahren. D e r Lauf der Frist beginnt mit der in Artikel 8 E W I V - V O vorgeschriebenen Bekanntmachung des Ausscheidens.

II Verjährung bei Dauerschuldverhältnissen Anscheinend sollen von Artikel 37 I E W I V - V O Dauerschuldverhältnisse nicht erfaßt werden, da die Kommission dies nicht wollte. 1 6 5 Darum schlägt MeyerLandrut 1 6 6 vor, die zu §§ 128, 159 H G B entwickelten Lösungen anzuwenden. Meines Erachtens k o m m t es nicht darauf an, o b die Kommission diese Frage regeln wollte oder nicht. Entscheidend ist, o b Artikel 37 I E W I V - V O auslegungsfähig ist. Könnte man dem Artikel 37 I E W I V - V O für die Behandlung von Dauerschuldverhältnisse etwas entnehmen, wäre die Lösung supranational. Weder § 159 H G B noch Artikel 37 I E W I V - V O geben Anhaltspunkte für eine Lösung des Problems. D e r Wortlaut bietet keinen Ansatz für eine Auslegungsmöglichkeit. Es besteht eine Lücke. D a h e r ist auf nationales Recht zurückzugreifen. Eine Frage der inneren Verfassung liegt nicht vor. Damit folgt die Anwendung nationalen Rechts nicht aus dem Verweis des Artikel 2 I E W I V - V O auf innerstaatliches Recht. Es findet das Recht Anwendung, welches sich nach kollisionsrechtlicher Prüfung ergibt. Für die Haftung von G e sellschaftern, damit auch für die Haftung ausgeschiedener Gesellschafter, ist das Gesellschaftsstatut maßgeblich. 1 6 7 Es ist zu untersuchen, wie die einzelnen Rechtsordnungen die Haftung ausgeschiedener Gesellschafter regeln.

165 166 167

Scriba S. 166; Meyer-Landrut R I W 1986, 107, 109. R I W 1986, 107, 109. B G H Z 78, 318, 334.

Haftung

157

1. Die Haftung ausgeschiedener Mitglieder beim d'intérêt économique

groupement

Die ordonnance n. 67—821 sowie der Code Civil für die Personengesellschaften enthalten keine ausdrückliche Regelung für die Haftung ausgeschiedener Mitglieder. Sowohl die Rechtsprechung 168 als auch die Literatur 169 nehmen eine solche Haftung an. Das Ausscheiden wirkt nur für die Zukunft. 170 Nach Ansicht des Cour de Cassation 171 ergibt sich die Haftung eines aus einem GIE ausscheidenden Mitglieds für Verbindlichkeiten aus einem Vertragsschluß vor seinem Ausscheiden aus Artikel 4 I und 7 II der ordonnance. Der haftungsrelevante Zeitpunkt des Ausscheidens ist deren Bekanntmachung im Handelsregister.172 Das ausscheidende Mitglied muß selbst darauf achten, daß die Eintragung erfolgt. 173 Grundsätzlich stellt die Rechtsprechung nicht auf das Datum der Ausführung des Vertrages, sondern auf den Vertragsschluß ab.174 Die Haftung umfaßt Vertragsverletzungen eines vor dem Ausscheiden geschlossenen Vertrages, die auf Handlungen nach dem Ausscheiden beruhen. Die vertragliche Pflicht ergibt sich aus dem Vertragsschluß vor Ausscheiden ergibt.175 Die Gläubiger können die ausgeschiedenen Mitglieder grundsätzlich solange verfolgen, bis die Forderung nach allgemeinen Regeln verjährt ist.176

2. Die Haftung

ausgeschiedener Gesellschafter einer société civile

Die Gesellschafterhaftung bei der société civile besteht für Schulden zum Zeitpunkt derer Fälligkeit oder zum Zeitpunkt der Zahlungseinstellung der Gesell-

"8

170 171 172

173

174 175 176

Cass.com. 10. März 1987 B.A.C. IV n. 67 p. 50; Cass.com. 9. November 1987 J.C.P. 1988 IV, 21; Cour de Poitiers 14. Februar 1980 Rev.Soc. 1981, 629 A n m . Guyon; für die S N C : Cass.com. 10. Februar 1970 DS 1970, 441 = Rev.Soc. 1970, 458 A n m . Honorât. Guyon p. 526; Guyon/Coquereau, G I E p. 158; Viander/Caussin J.C.P. 1987 éd C I 16342 n. 18; für die S N C vgl. Lamy soc.com. n. 2369. Guyon/Coquereau, GIE p. 158. 10. März 1987 B.A.C. IV n. 67 p. 50. Cass.com. 9. November 1987 J.C.P. 1988 IV, 21; Cour de Poitiers 14. Februar 1980 Rev.Soc. 1981, 629 Anm. Guyon; C o u r d'appel de Rouen 26. April 1984 Bull.Soc. 1984, 1200; Cour d'appel de Paris 22. Februar 1985 Bull.Soc. 1985, 539; Cass.com. 1. März 1988 Rev.Soc. 1988, 419. C o u r de Poitiers 14. Februar 1980 Rev.Soc. 1981, 629 Anm. G u y o n ; Cass.com. 15. Juli 1987 n. 86-13.520 unveröffentlicht. Lamy soc.com. 1989 n. 2044. Cass.com. 10. März 1987 B . A . C . IV n. 67 p. 50. Guyon/Coquereau, G I E p. 149.

158

§ 20 M i t g l i e d e r h a f t u n g

schaft. 177 Wenn das Ausscheiden eines Gesellschafters vor der Fälligkeit einer Verbindlichkeit bekanntgemacht wurde, 178 haftet der ausscheidende Gesellschafter nicht, auch wenn die Verbindlichkeit vor seinem Ausscheiden entstanden ist. 179 Vor der Einführung des Artikel 1857 C.Civ. im Jahre 1978 haftete ein ausgeschiedener Gesellschafter auch für die nach seinem Ausscheiden fälligen Verbindlichkeiten. Es kam nur darauf an, daß sie vorher entstanden waren. 180

3. Die Haftung ausgeschiedener

Gesellschafter

einer société en nom

collectif

Für die S N C gibt es keine dem Artikel 1857 C.Civ. entsprechende Vorschrift. Die Rechtslage ist so wie bei der société civile vor der Geltung des Artikel 1857 C.Civ. 181 Eine fünfjährige Verjährungsfrist gibt es für die persönliche Haftung der Gesellschafter ab Bekanntmachung der Auflösung der Gesellschaft. 182 Die Rechtsprechung hat diese Frist auf die Haftung eines ausscheidenden Gesellschafters ausgedehnt. 183 Auch bei diesem beginnt der Fristlauf erst mit der Bekanntmachung der Auflösung der Gesellschaft. 184

4. Die Haftung ausgeschiedener Gesellschafter Dauerschuldverhältnisse der OHG

für

Der ausscheidende Gesellschafter einer O H G haftet gemäß § 128 H G B auch nach seinem Ausscheiden. Ansprüche aus Verbindlichkeiten der Gesellschaft gegen den Gesellschafter verjähren in 5 Jahren nach seinem Ausscheiden. 185 Gemäß § 159 III HGB beginnt die Verjährung mit dem Zeitpunkt der Fälligkeit, wenn der Anspruch des Gläubigers gegen die Gesellschaft erst nach der

177 178 179

180

181 182 183 184 185

Artikel 1857 C.Civ. Artikel 1865 C.Civ. J - C l . Civ. Soc. Fase. 30 n. 84; Alfandari/Jeandin R . D . C . 1981, 547 n. 1 ; Lefebvre Soc.civ. n. 3581 und 3714; Chartier J.C.P. II 2917 n. 278. Cass.civ. 16. M ä r z 1942 J.Sociétés 1942, 210; Cass.civ. 16. Juli 1986 Gaz.Pal. 1986 2 pan.jur. 221 = B . A . C . 1986 I n. 212; Cass.civ. 17. Februar 1981 DS 1981, 293 A n m . D e r o u i n ; T G I Paris 22. September 1977Gaz.Pal. 1978 2 Somm. 400; Trib.com. Mulhouse 16. M ä r z 1951 J.C.P. 1952 II 6737 A n m . Weill. Vgl. Merle p. 142; Guyon p. 237; Ripert/Roblot, Droit Commercial p. 610. Artikel 401 Gesetz vom 24. Juli 1966; für die S C Artikel 1859 C.Civ. Cass.com. J.Sociétés 1880, 86. Heenen p. 145. § 159 I H G B .

Haftung

159

Eintragung des Ausscheidens fällig wird. Die Verjährung von Dauerschuldverhältnissen wird von III nicht geregelt. Eine Anwendung des § 159 III H G B würde zu einer zeitlich unbegrenzten Haftung führen. Die Vorschläge, diesen Effekt zu verhindern, divergieren. Der B G H beschränkt die Haftung für Gesellschaftsverbindlichkeiten aus kündbaren Dauerschuldverhältnissen auf den Zeitraum bis zum ersten auf das Ausscheiden folgenden Kündigungstermin. 186 Das BAG hat, zuerst nach Bejahung zeitlich unbegrenzter Haftung, für Lohnund Gehaltsansprüche 187 die Möglichkeit einer zeitlich begrenzten Haftung zugegeben. 188 Die Lösung dieses Problems ist sehr umstritten. 189

5. Die Haftung ausgeschiedener Personengesellschafter

im englischen Recht

Ein ausgeschiedener Partner ist, soweit nichts anderes vereinbart ist,190 für Verbindlichkeiten haftbar, die vor seinem Ausscheiden entstanden sind.191 Die Haftung für neue Verbindlichkeiten tritt nur dann nicht ein, wenn das Ausscheiden je nachdem in der London Gazette oder Edinburgh Gazette bekanntgemacht wurde. 192 Eine Verjährungsfrist scheint es nicht zu geben.

III Ergebnis Eine gesetzliche Regelung, die die Haftung ausgeschiedener Gesellschafter für Dauerschuldverhältnisse beschränkt, besteht nur in Frankreich. Artikel 1857 C.Civ. stellt für die Gesellschafter einer société civile auf die Fälligkeit der Verbindlichkeit ab. Für die société civile besteht keine gesetzliche Regelung. Die Haftung scheint unbegrenzt. Gleiches gilt für das groupement d'intérêt économique. Die zeitlich unbegrenzte Haftung beim groupement d'intérêt économique dürfte die Folge der Anwendung des allgemeinen Schuldrechts auf das GIE sein. Es gibt nur die auf die Forderung anwendbare

187 188 189

190 191 192

B G H 70, 132, 135 f. BAG N J W 1978, 391. BG DB 1983, 1259. Vgl. dazu: Hunkc, Die Haftung des ausgeschiedenen Gesellschafters; Budde, Die H a f tung des aus einer O H G oder KG ausscheidenden Gesellschafters; H ö m m Z H R 149 (1985), 300; Koch N J W 1984, 834; Wexel BB 1981, 1401; Baumann J U R A 1981, 94; Bauer BB 1980, 635; Ulmer/Wiesner Z H R 144 (1980), 393; Durchlaub BB 1978, 1174; Vollmer DB 1978, 921; Hadding Z G R 1973, 137 See. 17 (3) P.A. 1890. See. 17 (2) P.A. 1890. See. 36 P.A. 1890.

160

§ 20 M i t g l i e d e r h a f t u n g

Verjährungsfrist. Dementsprechend wird es beim groupement européen d'intérêt économique eine unbegrenzte Haftung ausgeschiedener Mitglieder für Dauerschuldverhältnisse geben. Für das englische Recht läßt sich keine genaue Aussage machen. Es scheint beim EEIG wie beim GEIE eine zeitlich unbegrenzte Haftung zu geben. Im deutschen Recht ist wegen § 1 EWIVG die Rechtsprechung zu §§ 128, 159 H G B maßgeblich.' 93

§ 21 Geschäftsführerhaftung A Allgemeines Die Verordnung enthält keine Regelung der Haftung der Geschäftsführer. Damit ist das innerstaatliche Recht anwendbar, nach dem die Vereinigung ihren im Gründungsvertrag genannten Sitz hat. 1 Die Haftung kann nicht im Gründungsvertrag geregelt werden. 2 Artikel 19 III EWIV-VO überläßt den Gründern beziehungsweise den Mitgliedern nur die Möglichkeit, die Bedingungen für die Bestellung und die Entlassung der Geschäftsführer sowie deren Befugnisse zu regeln. Natürlich determiniert die Begrenzung der Befugnisse im Innenverhältnis die Haftung gegenüber den Mitgliedern und unter Umständen die Möglichkeit, die Vereinigung zu verpflichten.

B H a f t u n g der Geschäftsführer gegenüber einer deutschen Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung Gemäß § 5 II EWIVG sind die Geschäftsführer, die ihre Pflichten verletzen, zum Ersatz des daraus entstandenen Schadens als Gesamtschuldner verpflichtet. Die den Geschäftsführern obliegenden Pflichten ergeben sich aus der Verordnung, den Vorschriften über die offene Handelsgesellschaft und dem Gründungsvertrag. 3 Uberschreiten der oder die Geschäftsführer ihre Befugnisse,

1,3 1 2 3

Im Ergebnis ebenso B a u m b a c h / D u d e n / H o p t 28. Auflage Anh. § 160 V 2 D . Artikel 2 I EWIV-VO. A.A. Scriba S. 145. Vgl. Kapitel 2 § 8 B II S. 91.

Haftung

161

so ist streitig, ob sie aus Geschäftsführung ohne Auftrag oder aus positiver Vertragsverletzung haften. 4 Der Verschuldensmaßstab des § 708 B G B wird durch § 5 I S. 1 E W I V G im Hinblick auf die Fremdgeschäftsführungsmöglichkeit modifiziert. 5 Die Geschäftsführer haben die Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters anzuwenden. Ist streitig, ob sie dementsprechend gehandelt haben, so trifft sie die Beweislast. 6

C Geschäftsführerhaftung gegenüber einem groupement européen d'intérêt économique Gemäß Artikel 5 des Gesetzes n. 89—377 sind der oder die Geschäftsführer, je nachdem einzeln oder gesamtschuldnerisch, gegenüber der Vereinigung oder gegenüber Dritten, sei es wegen Verstoßes gegen gesetzliche Vorschriften oder Bestimmungen der Verordnungen, die auf das groupement européen d'intérêt économique Anwendung finden, sei es wegen Verletzung des Gründungsvertrages oder wegen Fehler bei der Geschäftsführung verantwortlich. Wenn mehrere Geschäftsführer gemeinsam gehandelt haben, bestimmt das Gericht den Haftungsanteil jedes einzelnen. 7 Artikel 5 des Gesetzes n. 89 — 377 und Artikel 52 al. 1 Gesetz vom 24. Juli 1966, der die SARL-Geschäftsführerhaftung anordnet, sind in ihrem Wortlaut praktisch identisch. Haftungsvoraussetzung ist beim groupement d'intérêt économique sowie bei allen Gesellschaften ein Verschulden sowie ein kausal daraus folgender Schaden. 8 Der Verschuldensmaßstab ist konkret-abstrakt. Das Verhalten des Geschäftsführers wird am Verhalten eines klugen, sorgfältigen und aktiven Geschäftsführers gemessen, wie dieser sich in der konkreten Situation verhalten hätte.' Beim unentgeltlich tätigen Geschäftsführer ist der Maßstab großzügiger. 10 Während ein Verstoß gegen dispositive Vorschriften nicht von sich aus schuldhaft ist, ist es ein Verstoß gegen zwingende Vorschriften immer." 4 5 6

7 8 9 10 11

Vgl. Baumbach/Duden/Hopt § 114 Anm. 3 d. Ähnlich § 93 AktG. Art. 5 II S. 2 E W I V G ; wohl Beweislast nach Gefahrenbereich, vgl. dazu Gottwald J U R A 1980, 225, 231. Artikel 1850 al. 2 C.Civ., Artikel 52 al. 2 Gesetz vom 24. Juli 1966. Guyon/Coquereau, G I E p. 211. Guyon/Coquereau, G I E p. 211. Vgl. Artikel 1992 al. 2 C.Civ. Cass.com. 10. März 1976 J . C . R 1977 II 18566 Anm. Chartier.

162

§ 2 1 Geschäftsführerhaftung

Hat der Geschäftsführer ein Gesetz oder den Gründungsvertrag verletzt, obliegt es ihm zu beweisen, daß es nicht sein Verschulden war.12 Hingegen muß ein Geschäftsführungsfehler vom Kläger bewiesen werden.' 3

D Geschäftsführerhaftung gegenüber dem European Economic Interest Grouping Die Haftung des Managers eines EEIG gegenüber diesem ist in den EEIG-Regulations 1989 nicht geregelt. Es besteht kein Verweis auf den Companies Act 1985. Was den Sorgfaltsmaßstab anbelangt, ist im britischen Gesellschaftsrecht kein Unterschied zwischen der Geschäftsführung einer company oder einer partnership zu verzeichnen. Auch im Recht der companies ist nicht die nur objektive Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsführers maßgeblich, sondern, als subjektives Moment, die, welche die directors in eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflegen: „ A director need not exhibit in the performance of his duties (functions) a greater degree of skill than may reasonably be expected from a person of his knowledge and experience". 14 Mit anderen Worten: „the particulars director's own knowledge and experien-

E Ergebnis Der Verschuldensmaßstab für das Verschulden eines Geschäftsführers eines GEIE oder einer deutschen EWIV ist objektiv. Beim EEIG-Geschäftsführer wird ein subjektives Merkmal berücksichtigt. Es wird auch auf seine konkreten Fähigkeiten abgestellt. Während ihm im deutschen Recht für seine Sorgfalt immer die Beweislast obliegt, kommt es im französischen Recht darauf an, ob ein Verstoß gegen Gesetz oder Satzung oder nur ein Geschäftsführungsfehler vorliegt. Im zweiten Falle muß die Vereinigung das Verschulden beweisen.

Guyon/Coquereau, G I E p. 211. Guyon/Coquereau, G I E p. 211. Re City Equitable Fire Insurance Co.Ltd. (1925) Ch. 407, 428, 94 L.J. Ch. 445, 133 L.T. 520, 40 T.L.R. 853, (1925) B & C.R. 109; vgl. auch 1978 Bill. Charlesworth/Cain p. 382.

163

Haftung

§ 22 Probleme der Haftung für öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten A Allgemeines Auf G r u n d der notwendigen Internationalität der Vereinigung1 k ö n n e n

sich

P r o b l e m e bei d e r H a f t u n g u n d E i n t r e i b u n g f ü r die v o n d e r V e r e i n i g u n g geschuldeten Steuern und Sozialabgaben ergeben. Artikel 2 4 1 E W I V - V O umfaßt auch diese Verbindlichkeiten. Problematisch k ö n n t e n insbesondere Vollstrekk u n g s v e r s u c h e bei M i t g l i e d e r n w e r d e n , die n i c h t i m M i t g l i e d s s t a a t d e r E W I V ihren Sitz haben oder nicht dort w o h n e n . 2 Traditionellerweise haben öffentlich-rechtliche Entscheidungen im Ausland keine rechtliche Wirkung.3 W ä h rend bei der Vollstreckung zivilrechtlicher Entscheidungen regelmäßig Staatsinteressen keine R o l l e spielen, w ü r d e eine Vollstreckbarkeit öffentlich-rechtlicher E n t s c h e i d u n g e n die staatliche S o u v e r ä n i t ä t b e r ü h r e n . D e s h a l b b e s t e h e n nur

partikulare

Regelungen4

über Vollstreckungshilfen

in

Doppelbesteue-

rungsabkommen.5

1

* 3

4

Vgl. Artikel 4 II EWIV-VO. Sass D B 1985, 2266, 2268; ders. Fisc.Europ. 1986/4, 43, 50; Haug-Adrion G m b H R 1985, 336, 338; ders. Fisc.Europ. 1988/2, 19, 25. J - C l . Dr.int. Bd. 9 Fase. 5 8 4 - A n. 70; Batiffol/Lagarde t. II n. 714; Holleaux/Foyer/de la Pradelle p. 4 2 3 ; BVerfGE 63, 343, 361 = N J W 1983, 2757, 2759; Großfeld S. 207; Knechtle S. 46. Das sind im Steuerrecht die Doppelbesteuerungsabkommen, die eine gegenseitige Vollstreckungshilfe gewähren: D B A zwischen Frankreich und: der Bundesrepublik v. 21. Juli 1959, Revisionsprotokoll v. 9. 6. 1969 ( B G B l 1961 II 397, J - C l . Dr.fisc.int. Bd. 2 Fase. 3 8 0 - 5 ) ; Belgien v. 16. Mai 1931 (J-Cl. Dr.fisc.int. Bd. 2 Fase. 3 8 0 - 1 5 ) ; Dänemark v. 8. Februar 1957 Q-Cl. Dr.fisc.int. Bd. 2 Fase. 3 8 0 - 2 5 ) ; Griechenland v. 21. August 1963 (J-Cl. Dr.fisc.int. Bd. 2 Fase. 3 8 0 - 4 1 ) ; Luxemburg v. 1. April 1958 (J-Cl. Dr.fisc.int. Bd. 2 Fase. 380 50 ); Italien v. 29. O k t o b e r 1958 Q-Cl. Dr.fisc.int. Bd. 2 Fase. 3 8 0 - 4 5 ) ; D B A zwischen der Bundesrepublik und: Italien v. 17. September 1986 ( B G B l . 1970 II S. 723) und Rechtshilfeabkommen v. 20. Februar 1939; Luxemburg v. 23. August 1958 i.d.F. v. 15. Juni 1973; Belgien v. 11. April 1967 ( B G B l . 1969 II S. 18); Dänemark v. 30. Januar 1962 ( B G B l . 1963 II S. 1311); keine Vollstreckungshilfe beinhalten die D B A zwischen Frankreich und: Spanien v. 27. Juni 1973 (J-Cl. Dr.fisc.int. Bd. 2 Fase. 380—28); Großbritannien v. 22. Mai 1968 (J-Cl. Dr.fisc.int. Bd. 2 Fase. 3 8 0 - 4 0 ) ; Irland v. 21. März 1986 (J-Cl. Dr.fisc.int. Bd. 2 Fase. 380 42 bis); Niederlande v. 23. August 1954; Portugal V. 14. Januar 1971 vgl. J - C l . Dr.fisc.int. Bd. 2 Fase. 358 n. 78 (Text: B O D G I 1 4 - A - l - 7 3 ) . Bundesrepublik und: Großbritannien/Nordirland v. 26. November 1964 i.d.F. v. 23. März 1970 ( B G B l . 1971 II S. 46); Griechenland v. 18. April 1966 ( B G B l . 1967 II S. 852); Irland v. 17 Oktober 1962 ( B G B l . 1964 II S. 266); Niederlande v. 16.

164

§ 22 P r o b l e m e der H a f t u n g für öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten

B Haftung der Mitglieder für öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten der Vereinigung Soweit in bestimmten Staaten eine Vollstreckung öffentlich-rechtlicher Forderungen nicht möglich ist, weil ein Doppelbesteuerungsabkommen nicht besteht, oder weil eine Forderung nicht davon erfaßt wird, kann die Forderung nicht bei allen gesamtschuldnerisch haftenden Mitgliedern eingetrieben werden. D i e Gläubigerstaaten werden auf die Mitglieder zugreifen, die in einem Staat ihren Sitz haben oder dort wohnen, wo Vollstreckungshilfe gewährt wird. D e r Ausgleich hat dann im Innenverhältnis zu erfolgen. Artikel 12 E W I V - V O verbietet nicht, eine Vereinigung in einem Mitgliedsstaat zu gründen und eintragen zu lassen, wo keines der Mitglieder einen Sitz oder Wohnsitz hat. Wenn die Mitglieder in Staaten ansässig sind, die keine Vollstreckungshilfe gewähren, besteht bei dieser Sachlage für den Gläubigerstaat keine Möglichkeit die Mitgliederhaftung durchzusetzen. Ist kein Mitglied am Verwaltungssitz der Vereinigung ansässig, muß gemäß Artikel 12 a E W I V - V O die Vereinigung ihre Hauptverwaltung dort haben. Somit stehen wenigstens, soweit vorhanden, Vermögen der Vereinigung oder die Mitgliedsanteile der ausländischen Mitglieder zur Vollstreckung zur Verfügung.

C Haftung für Steuerschulden der Mitglieder I

Allgemeines

Gemäß Artikel 40 E W I V - V O wird das Ergebnis der Tätigkeit nur bei den Mitgliedern besteuert. 6 Auf Grund der Doppelbesteuerungsabkommen schuldet ein Mitglied gewöhnlich im Sitzstaat der EWIV, dem Betriebsstättenstaat, Steuern. Kann diese Steuerschuld bei dem entsprechenden Mitglied nicht vollstreckt werden, weil es in einem Staat ansässig ist, der keine Vollstreckungshilfe gewährt, ist fraglich, ob die Vereinigung oder ein anderes Mitglied für dessen Steuerverbindlichkeiten haften.

5

6

Juni 1959 ( B G B l . 1960 II S. 1781); Portugal v. 15. Juli 1980 ( B G B l . 1982 II S. 129); Spanien v. 5. Dezember 1966 ( B G B l . 1968 II S. 9). Batiffol/Lagarde t. II n. 714; J - C l . Dr.int. Bd. 2 Fase. 358 n. 76; Holleaux/Foyer/de la Pradeile p. 423. Vgl. Kapitel 3 S. 103.

Haftung

165

II Haftung der Vereinigung Die Haftung der inländischen Vereinigung wegen persönlicher Steuerschulden eines ausländischen Mitglieds könnte man als „umgekehrte Durchgriffshaftung" bezeichnen. Umgekehrte Durchgriffshaftung bedeutet Haftung einer juristischen Person für Schulden ihrer Gesellschafter. 7 Das Problem der Durchgriffshaftung 8 wird nur bei juristischen Peronen diskutiert, bei denen die Haftung der Gesellschafter beschränkt ist. D e r persönlichen Inanspruchnahme steht nur die Rechtsform mit der Haftungsbeschränkung entgegen. Während es bei dieser Durchgriffshaftung nur um die Durchbrechung des Trennungsprinzips geht, 9 wird bei der umgekehrten Durchgriffshaftung die Trennung zwischen juristischer Person und Gesellschafter nicht durchbrochen. Es handelt sich nur um ein Zurechnungsproblem einer Steuerschuld auf einen weiteren Schuldner. D i e wegen der Haftungsbeschränkung erforderliche Kapitalerhaltung, die einem umgekehrten Durchgriff entgegenstehen könnte, 1 0 ist bei einer Gesellschaft oder Vereinigung mit unbeschränkt persönlicher Haftung ohne Bedeutung. Eine Haftung der Vereinigung läßt sich aber nur bejahen, wenn es eine Zurechnungsnorm oder einen Zurechnungsgrund gibt. Das griechische Recht zum Beispiel ermöglicht einen Zugriff auf das Vermögen der Personengesellschaft für Einkommensteuerschulden der Gesellschafter. 11 An die Möglichkeit einer Haftung eines groupement d'intérêt économique für die Schulden eines seiner Mitglieder gegenüber dessen eigenen Arbeitnehmer hatte schon einmal der C o u r d'appel de Toulouse gedacht. 1 2 D e r C o u r de Cassation hat die Entscheidung aufgehoben. 1 3 Es bestehe zwischen den Schulden des Mitglieds und der Vereinigung kein Zusammenhang. Ein Zusammenhang zwischen der Steuerschuld des Mitglieds und der Tätigkeit der Vereinigung läßt sich jedoch nicht leugen. N u r Artikel 40 E W I V - V O ver-

7

"

9 10

11 12 13

Vgl. B G H Z 78, 318 = N J W 1981, 522 = R I W / A W D 1981, 118 = ZIP 1981, 31 = IPRax 1981, 130 Nr. 21 Anm. Großfeld S. 116. Vgl. MüKo/Ebenroth nach Art. 10 Rdn. 293 ff. ; Khadjavi-Gontard/Haussmann R I W / ÄWD 1983, 1, 9; Drobnig, Haftungsdurchgriff bei Kapitalgesellschaften, Frankfurt 1959; Bernstein, Durchgriff bei juristischen Personen, isnbesondere Gesellschaften in Staatshand, FS Zweigert S. 37; Franzmann, Die sogenannten Durchgriffstatbestände im Privatrecht als Problem einer interessengerechten Risikoverteilung, 1984. Vgl. Khadjavi-Gontard/Haussmann R I W / A W D 1983, 1, 3. Vgl. Großfeld IPRax 1981, 116 Anm. zu B G H IPRax 1981, 130 Nr. 21 = B G H Z 78, 318 = N J W 1981, 522 = R I W / A W D 1981, 118 = ZIP 1981, 31. Vgl. Sass D B 1985, 2266, 2268; ders. Fisc.Europ. 1986/4, 43, 51. Cour d'appel de Toulouse 30. Mai 1974 Prestifrance c/Merly Jacques unveröffentlicht. Cass.soc. 8. Juli 1975 Rev Soc 1975 S. 702 Anm Guyénot = BAC 1975 V n. 381.

166

§ 2 2 P r o b l e m e der H a f t u n g für öffentlich-rechtliche Verbindlichkeiten

hindert in manchen Staaten, daß die Steuerschuld nicht bei der Vereinigung entsteht. O h n e das Transparenzprinzip würde dann die Vereinigung ohnehin die Steuer schulden. D e n n o c h kann mangels Zurechnungsnorm eine solche Haftung nicht bejaht werden. Eine Lösung dürfte sein, in den Mitgliedsanteil des Steuerschuldners zu vollstrecken. Dies führt allerdings nach deutschem Recht zur Liquidation der Vereinigung. 14

III Haftung der anderen Mitglieder Zur Diskussion stand eine Haftungsregelung, nach der die Mitglieder nicht nur für die Verbindlichkeiten der Vereinigung, sondern auch gesamtschuldnerisch für die Steuerschulden der anderen Mitglieder haften sollten. 1 5 D i e R e gelung wurde abgelehnt, da im Einzelfall erforderlich gewesen wäre festzustellen, inwieweit Steuerschulden eines Mitglieds im Zusammenhang mit der Tätigkeit der E W I V ständen, und welcher Steuersatz anzuwenden sei. 16 Zudem hätte diese Regelung die Gründung von Vereinigungen verhindert, da jedes Mitglied Erkundigungen über die Zahlungsfähigkeit der übrigen Mitglieder hätte einholen müssen, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. D i e Argumente sind nicht ganz überzeugend. D i e Steuerschulden, die im Zusammenhang mit der Tätigkeit entstehen können, sind die aus den Gewinnen der Vereinigung. Sie entstehen grundsätzlich im Betriebstättenstaat und sind den dortigen Steuersätzen unterworfen. Im Betriebstättenstaat wird die Steuerschuld festgesetzt. D o r t muß sie auch entrichtet werden. Haftung bedeutet Inanspruchnahme für eine festgesetzte Steuerschuld. Wegen der gesamtschuldnerischen Haftung bleibt den Mitgliedern nichts anderes übrig, als sich über die Zahlungsfähigkeit der anderen Mitglieder zu informieren. Man hätte also ohne weiteres die diskutierte Mitgliederhaftung für Steuerschulden anderer Mitglieder in der Verordnung aufnehmen können.

14 15 16

Vgl. § 135 H G B . Vgl. Haug-Adrion G m b H R 1985, 336, 338. Vgl. Haug-Adrion G m b H R 1985, 336, 338.

Kapitel 7 Beendigung der Vereinigung § 23 Auflösung der Vereinigung A Allgemeines I

Auflösung durch Mitgliederbeschluß

Zur Auflösung der Vereinigung ist entweder ein Beschluß der Mitglieder 1 oder ein gerichtlicher Beschluß 2 erforderlich. Die Beendigungsgründe der Artikel 31 und 32 EWIV-VO sind abschließend normiert. 3 Die Mitglieder können die Vereinigung, im Einklang mit den nationalen Personengesellschaftsrechten, 4 durch einstimmigen Beschluß jederzeit auflösen. 5 Im Gründungsvertrag kann ein Mehrheitsbeschluß vereinbart werden. Unter den in Artikel 31 II,III EWIV-VO genannten Voraussetzungen muß die Vereinigung durch Beschluß der Mitglieder aufgelöst werden. Weder das Ausscheiden eines Mitglieds, noch das Verbleiben nur eines Mitglieds in der Vereinigung führen zur automatischen Auflösung. Scheidet das vorletzte Mitglied aus der Vereinigung aus, hat das letzte Mitglied durch Beschluß die Vereinigung aufzulösen. Diese besteht als Einmannvereinigung zum Zwecke der Abwicklung bis zum Schluß der Abwicklung fort. 6

1 2 3 4 5 6

Artikel 31 EWIV-VO. Artikel 32 EWIV-VO. Erwägungsgrund Nr. 12; Ganske D B Beilage 20/85 S. 9; Meyer-Landrut, E W I V S . 110. Artikel 131 Nr. 2 H G B , Artikel 8, 13 Ziff. 3 ord. n. 6 7 - 8 2 1 ; Artikel 1 8 4 4 - 7 Ziff. C.Civ. Artikel 31 I EWIV-VO. Artikel 31 III, 4 II, 35 III EWIV-VO.

§ 23 A u f l ö s u n g der Vereinigung

168

II Auflösung durch gerichtlichen Beschluß In den Fällen der Verletzung der Artikel 3, 12 oder 31 III EWIV-VO muß das Gericht 7 die Auflösung aussprechen, es sei denn, die Mängel werden vor der Entscheidung zur Sache behoben. 8 Das Gericht muß die Auflösung der Vereinigung auch dann aussprechen, wenn die Auflösung durch Mitgliederbeschluß gemäß Artikel 31 II EWIV-VO nicht binnen eines Monats nach Eintritt der Auflösungsgründe des Artikel 31 II S. 1 a, b EWIV-VO erfolgt ist, und ein Mitglied dies beantragt. 9 Somit besteht dann, wenn die Mitglieder die Auflösung aussprechen müssen, jeweils die Möglichkeit, dieses Ziel auch durch gerichtlichen Beschluß zu erreichen. 10 Eine gerichtliche Auflösung ist nur dann unmöglich, wenn die Mitglieder selbst die Wahl haben, ob sie die Auflösung aussprechen wollen. Das ist nur die Auflösungsmöglichkeit des Artikel 31 I EWIV-VO. Das Gericht kann aus wichtigem Grund die Auflösung aussprechen, wenn ein Mitglied dies beantragt."

B Antragsberechtigung bei gerichtlicher Auflösung gemäß Artikel 32 I E W I V - V O Bei der Auflösung gemäß Artikel 32 I EWIV-VO entscheidet das Gericht auf Antrag jedes Beteiligten oder einer zuständigen Behörde. Es ist zu klären, wer Beteiligter im Sinne dieser Vorschrift sein kann, und ob eine Antragsberechtigung erforderlich ist.

I

Gerichtliche Auflösung von Personengesellschaften oder eines groupement d'intérêt économique

1. Auflösung

aus wichtigem

Grund

Gemäß Artikel 13 Ziffer 4 ord. n. 67—821 wird ein groupement d'intérêt économique durch gerichtliche Entscheidung aufgelöst, wenn ein wichtiger 7 8

' 10

11

Zur Zuständigkeit vgl. Kapitel 1 § 3 B S. 30 entsprechend. Artikel 32 I EWIV-VO. Artikel 31 II S. 2 EWIV-VO. Artikel 31 II S. 1 mit Artikel 31 II S. 2 E W I V - V O und Artikel 31 III mit Artikel 32 I 3. Alternative E W I V - V O . Artikel 31 II E W I V - V O ; vgl. auch Artikel 32 III EWIV-VO.

169

Grund vorliegt. Die Vorschrift enthält keine Bestimmung der klageberechtigten Personen. Artikel 13 Ziffer 4 der ordonnance ist wie die entsprechende Vorschrift für die Personengesellschaften auszulegen. 12 Die entsprechende gemeinsame Vorschrift für alle Gesellschaften ist Artikel 1844 Ziffer 5 C.Civ. Nach dessen Wortlaut sind nur Gesellschafter beziehungsweise Mitglieder klageberrechtigt. Artikel 1844 Ziffer 5 C.Civ. enthält Regelbeispiele für Gründe, die die Auflösung rechtfertigen. 13 Es sind Gründe, die ihre Ursache im Innenverhältnis haben. Insoweit wäre es gerechtfertigt, daß auch nur die von diesen Ursachen direkt Betroffenen, die Mitglieder, die Auflösung der Gesellschaft beantragen könnten. Dennoch hat die Rechtsprechung die Antragsberechtigung auf die Gesellschaftsgläubiger ausgedehnt. 14 In der Literatur hält man überwiegend nur einen Beitritt der Gläubiger für zulässig.15 Unstreitig nur zum Beitritt ist der Betriebsrat (comité de l'entreprise) berechtigt. 16 Bei der offenen Handelsgesellschaft gibt es nur einen Auflösungsgrund, der eine gerichtliche Entscheidung erforderlich macht: die Auflösung aus wichtigem Grund. 17 Zur Auflösungsklage sind nur die Gesellschafter berechugt- ,s Eine partnership kann durch gerichtlichen Beschluß nur auf Antrag der Partner aufgelöst werden. 19 Soll die Gesellschaft wegen Unfähigkeit eines Partners aufgelöst werden, so kann die Auflösungsklage nur von den betroffenen Partnern erhoben werden. Das ergibt sich aus Section 35 (c) P.A. 1890: „When a partner, other than the partner suing . . .".

2. Auflösung wegen Vereinigung aller Gesellschaftsanteile

in einer Hand

Die Auflösung einer französischen Personengesellschaft kann unter bestimmten Voraussetzungen durch gerichtliche Entscheidung ausgesprochen werden, wenn alle Gesellschaftsanteile in einer Hand vereinigt sind. 20 Klageberechtigt

12 13 14 15

" 17 18

" 20

Guyon/Coquereau, G I E p. 306; Guyénot, Les contrats des G I E p. 213. Vgl. Kapitel 2 § 6 E II S. 82. Vgl. Cass.com. 12. Juni 1961 D 1961, 661; Cass.civ. 20. O k t o b e r 1965 B . A . C . I n. 562. Guyon/Coquereau, G I E p. 307; J-Cl. Civ. Soc. Fase. 70 n. 47; wohl auch Guyénot Gaz.Pal. 1980, 397, 398: „La dissolution judiciaire est un attribut de l'associé". Cour de Rouen 17. Januar 1963 D 1963, 740. §§ 131 Nr. 6, 133 H G B ; zum wichtigen G r u n d vgl. Kapitel 2 § 6 E I S. 80. B a u m b a c h / D u d e n / H o p t § 133 Anm. 2; Hueck, Gesellschaftsrecht S. 132; Glanegger/ Niedner/Renkl/Ruß, H G B § 133 Rdn. 4; Bandasch H G B § 133 Rdn. 2; Düringer/Hachenburg § 133 Anm. 10. See. 35 P.A. 1890. Artikel 1 8 4 4 - 7 Ziffer 6 i.V.tn. Artikel 1844-5 C.Civ.

170

§ 23 A u f l ö s u n g der Vereinigung

ist jeder Interessierte. Der Kläger muß sein Interesse nachweisen. 21 Dieses ist weit auszulegen. Es können Gesellschaftsgläubiger oder persönliche Gläubiger des Mitglieds, aber nicht die Finanzverwaltung auf Auflösung klagen. 22 Im deutschen Recht ermöglicht das Ubernahmerecht in § 142 H G B unter bestimmten Voraussetzungen die Vermeidung der notwendigen Auflösung bei Ausscheiden des vorletzten Gesellschafters. 23

II Ergebnis Im deutschen und britischen Recht kann eine Auflösungsklage nur von Gesellschaftern beziehungsweise Partnern erhoben werden. Die Prozeßführungsbefugnis ist an die Gründe gekoppelt, die die Auflösung rechtfertigen. Sie liegen im Innenverhältnis und berühren Dritte nur mittelbar. Mittelbar deshalb, weil Unstimmigkeiten im Innenverhältnis sich auch auf das Außenverhältnis gegenüber Dritten auswirken. Obwohl beim GIE und den französischen Personengesellschaften nur Gründe aus dem Innenverhältnis die Auflösung rechtfertigen, sind zur Auflösungsklage nicht nur Mitglieder beziehungsweise Gesellschafter berechtigt. Die mittelbare Außenwirkung interner Unstimmigkeiten rechtfertigt dort die Ausweitung der Antragsberechtigten. Die Auflösung wegen Vereinigung aller Gesellschaftsanteile in einer Hand führt im deutschen Recht grundsätzlich zur automatischen Auflösung. Im französischen Recht ist ein gerichtlicher Auflösungsbeschluß erforderlich. Dementsprechend weit ist die Antragsberechtigung. Für die Vereinigung läßt sich aus den nationalen Rechten schließen, daß der Beteiligtenbegriff an die Wirkung der Auflösungsgründe gekoppelt sein muß. 24 Auflösungsgründe des Artikel 31 I EWIV-VO sind: Überschreitung des Unternehmensgegenstandes, 25 Nichteinhaltung der Verbote des Artikel 3 II EWIV-VO, Verstoß gegen Artikel 12 EWIV-VO, der die Sitzwahl regelt sowie die Nichterfüllung der Anforderungen des Artikel 4 II EWIV-VO an die Mitgliederzusammensetzung. 26 Wie die Antragsberechtigung „einer zuständigen Behörde" schon zeigt, haben die Gründe alle unmittelbare Außenwirkung. Eine pauschale Formulierung, die den Beteiligtenbegriff für alle die-

21 22 23 24 25 26

J-Cl. Civ. Soc. Fase. 70 n. 61. J-Cl. Civ. Soc. Fase. 70 n. 61. Vgl. Hueck, Gesellschaftsrecht S. 130. Vgl. auch Meyer-Landrut, EWIV S. 112. Artikel 3 I EWIV-VO. Artikel 32 I i.V.m. Artikel 31 III EWIV-VO.

171

se Gründe erfaßt, ist schwierig. Man könnte die Formulierung der Rechtsprechung zur Regelung des Artikel 1844 — 7 Ziff. 6 C.Civ. übernehmen: „..jeder Interessierte, der sein Interesse nachweist..". 2 7 Das Interesse wird dabei weit ausgelegt. Behörden im Sinne des Artikel 32 I EWIV-VO sind die deutschen Ordnungsbehörden, 2 8 aber auch, wie sich aus e contrario-Schluß zu Artikel 32 III EWIV-VO ergibt, ausländische Behörden. D a s sind zum Beispiel der Secretary of State in Großbritannien 2 9 oder das niederländische Justizministerium. 3 0

§ 24 Abwicklung der Vereinigung A Allgemeines Der Abwicklung der Vereinigung hat man nur eine Vorschrift gewidmet: Artikel 35 EWIV-VO. Die Abwicklung und der Schluß der Abwicklung richten sich nach dem einzelstaatlichen Recht. 1 Gleiches gilt für die Zahlungsunfähigkeit und die Zahlungseinstellung. 2 Dies bedeutet, daß sich wegen der unterschiedlichen Sitzbegriffe 3 verschiedene Rechtsordnungen berufen fühlen könnten, die Abwicklung zu regeln. 4 Zum Beispiel wenn eine Vereinigung tatsächlich in der Bundesrepublik Deutschland verwaltet wird, ihren im Gründungsvertrag genannten Sitz aber an dem Ort des Sitzes eines britischen Mitglieds hat. 5 Bis zum Schluß der Abwicklung bleibt die Geschäftsfähigkeit der Vereinigung im Sinne des Artikel 1 II EWIV-VO bestehen. 6 O b die Rechtsfähigkeit bestehen bleibt, ergibt sich aus dem jeweiligen nationalen Recht, wel-

27

28 29 30 1 2 5 4 5 6

Vgl. auch D r u r y C . M . L . R e v . 1976, 1, 26: „legitimate interest"; a . A . wohl Scriba S. 174: D e r Antragsteller braucht kein berechtigtes Interesse nachzuweisen. D a s Gericht solle nach seinem Ermessen entscheiden, wann jemand berechtigt, ist einen Auflösungsantrag zu stellen. Meyer-Landrut, E W I V S. 112. See. 7 (1) E E I G - R e g u l a t i o n s 1989. G a n s k e D B Beilage 20/85 S. 9 F n . 155. Artikel 35 II EWIV-VO. Artikel 36 EWIV-VO. Vgl. oben Kapitel 1 § 3 B S. 30. S o auch Meyer-Landrut, E W I V S. 117. Vgl. Artikel 12 EWIV-VO. Artikel 35 III E W I V - V O ; falsch Boukris Les petites affiches 1987 n. 96 p. 18, der behauptet, die „personnalité m o r a l e " würde fortbestehen.

172

§ 24 Abwicklung der Vereinigung

ches nach kollisionsrechtlicher Prüfung anwendbar ist. 7 Im folgenden wird nur auf die jeweiligen Vorschriften über die Abwicklung hingewiesen.

B Abwicklung nach deutschem Recht Findet nach der Sitztheorie deutsches Recht Anwendung, so erfolgt die Abwicklung gemäß § 1 E W I V G , §§ 145 ff. H G B . Trotz des Wortlauts des Artikel 35 I EWIV-VO, „ Die Auflösung führt zur Abwicklung", ist die Vereinbarung einer anderen Art der Auseinandersetzung gemäß § 145 I H G B möglich. 8 Eine Zustimmung der Gläubiger gemäß § 145 II H G B ist nicht erforderlich. 9 Die bisherigen Geschäftsführer sind Liquidatoren. 1 0 Durch den Gründungsvertrag oder durch Beschluß der Mitglieder kann die Abwicklung auf andere Personen übertragen werden." Eine Beschränkung der Befugnisse des Liquidators ist gegenüber Dritten unwirksam. 1 2

C Abwicklung nach französischem Recht Das Gesetz n. 89—377 enthält kaum Vorschriften über die Abwicklung der Vereinigung. Diesen Mangel hatte schon die ord. n. 67—821.13 N u r Artikel 15 ord. n. 67—821 ordnet das Weiterbestehen der Rechtsfähigkeit des groupement d'intérêt économique an. Insoweit unterscheidet er sich von Artikel 35 III EWIV-VO, der nur die Geschäftsfähigkeit im Sinne des Artikel 1 II EWIVV O weiterbestehen läßt. Die Liquidation richtet sich primär nach dem Gründungsvertrag. 14 Enthält dieser keine Bestimmung, wird der Liquidator durch die Mitgliederversammlung, notfalls durch Gerichtsbeschluß ernannt. 15 Die Liquidation hat innerhalb eines Monats nach der Auflösung zu erfolgen. 1 6 7 8 9 10

" 12 13 14 15 16

Wie oben bei der Qualifikation der Vorvereinigung Kap. 5 § 19 A S. 127. Vgl. Meyer-Landrut, EWIV S. 118. Meyer-Landrut, EWIV a.a.O. § 146 I H G B i.V.m. § 10 I EWIVG. § 10 I EWIVG. § 151 H G B . Vgl. Volkmann S. 71. Artikel 16 al. 1 S. 1 ord. n. 67-821. Artikel 16 al. 1 S. 2 ord. n. 67-821. Guyon/Coquereau, G I E p. 314; Volkmann S. 71.

173

D Abwicklung nach britischem Recht Eine Vereinigung wird gemäß Section 8 EEIG-Regulations 1989 nach Teil 5 des Insolvency Act 198617 wie eine „unregistered Company" aufgelöst und abgewickelt. Gemäß Section 8 (2) EEIG-Regulations 1989 soll eine Vereinigung „am Ende der Periode von 3 Monaten, beginnend mit dem Tag des Empfangs der Mitteilung des Abschlusses der Abwicklung, durch den Registerbeamten aufgelöst sein.". Im Gegensatz dazu gilt eine Company gemäß Section 201 (2) Insolvency Act 1986 als aufgelöst („is deemed to be dissolved"), wenn drei Monate nach Empfang der Schlußabrechnung und des Schlußberichts 18 durch den Registerbeamten verstrichen sind.

§25

Schluß

Die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung bietet eine praktikable Form der Zusammenarbeit. 1 Gegenüber dem bisherigen Zustand hat sich jedoch nicht so viel geändert, wie man meinen könnte. 2 Die subsidiäre Anwendung nationalen Rechts erfordert zur Vermeidung von Unklarheiten wie bisher einen gut ausgearbeiteten Vertrag. 3 Die steuerrechtlichen sowie die daraus folgenden haftungsrechtlichen Probleme bestehen weiter. Die mitbestimmungsrechtlichen Divergenzen unter den Mitgliedsstaaten haben sich in der Verordnung niedergeschlagen. Die Verordnung kann eine Harmonisierung der nationalen Rechte nicht ersetzen. Nicht nur praktikabel, sondern auch gegenüber den bisherigen Formen der Zusammenarbeit verdrängend, wird die Vereinigung erst dann sein, wenn die Harmonisierung in allen Bereichen fortgeschritten ist. 4 Auch nicht von Vorteil ist die relativ komplizierte Verweisungssystematik. 5 Vielleicht ist die Hemmschwelle für eine grenzüberschreitende Kooperation im Rahmen einer EWIV größer als bei der Anwendung eines, aber auch nur

17 18

1 2 3 4 5

Abgedruckt in Current Law Statutes Annotated 1986 Vol. 2 chapter 45. Section 94 Insolvency Act 1986 beim „members voluntary winding up", Section 106 beim „creditor's voluntary winding up". Vgl. auch Abell/Blin J.F.L.R. 1989, 9, 13; Israel Rev.M.C. 1985, 645, 655. Ähnlich Scriba S. 179. So auch Meyer-Landrut RIW 1986, 107, 111. A . A . Boukris Les petites affiches 1987 n. 96 p. 19. So auch Wooldridge, The Draft Regulation on the European Economic Interest G r o u ping, Journal of Business Law 1985, 70, 73.

174

§ 25 Schluß

eines, fremden R e c h t s . 6 D i e persönliche H a f t u n g sollte kein H i n d e r n i s für einen späteren E r f o l g der E W I V sein. D i e K o o p e r a t i o n von

haftungsbe-

schränkten U n t e r n e h m e n ist o h n e weiteres m ö g l i c h . D i e K o o p e r a t i o n von kleinen und mittelständischen U n t e r n e h m e n , H a n d w e r k e r n und freien B e r u fen ist damit nicht eingeschränkt. D i e persönliche H a f t u n g ist von den bisherigen F o r m e n der K o o p e r a t i o n her b e k a n n t . I m übrigen hat eine H a f t u n g s b e schränkung wirtschaftlich wenig Vorteile. Kredite und Zahlungsziele werden auch nur gegen persönliche Bürgschaften der Mitglieder o d e r Gesellschafter gewährt. G e s c h ä f t e werden nur nach Bereitstellung von G a r a n t i e n der Mitglieder oder Gesellschafter abgewickelt. Wer eine Vereinigung gründen will und Wert auf R e c h t s s i c h e r h e i t legt, sollte als Standort F r a n k r e i c h , Portugal, Belgien, G r i e c h e n l a n d oder die B u n desrepublik D e u t s c h l a n d w ä h l e n . 7 D a das französische R e c h t mit dem G I E eine der E W I V entsprechende F o r m der Z u s a m m e n a r b e i t kennt, bestehen zu allen Fragen R e c h t s p r e c h u n g und Literatur. In Belgien, Portugal und G r i e chenland bestehen ähnliche F o r m e n der Z u s a m m e n a r b e i t . D e r deutsche G e setzgeber hat mit d e m pauschalen Verweis in § 1 E W I V G auf das R e c h t der O H G für eine klare R e g e l u n g gesorgt. I m britischen R e c h t besteht ein solcher Verweis nicht. E s ist nicht i m m e r klar, wie in Zweifelsfragen zu verfahren ist. D e r Vorteil des britischen R e c h t s besteht für größere U n t e r n e h m e n in der besseren D i s p o s i t i o n s m ö g l i c h k e i t über die Arbeitnehmer. D a d u r c h , daß die Vereinigung nur in m a n c h e n Mitgliedstaaten eine juristische Person sein wird, entstehen keine P r o b l e m e . D i e Vereinigung hat die in Artikel 1 I I E W I V - V O genannten Fähigkeiten. W i e sich aus dem Vergleich mit den nationalen R e c h t e n ergibt, ist der U m f a n g der Fähigkeiten eines Personenzusammenschlusses

von der R e c h t s f o r m unabhängig.

Die

deutsche

O H G und die schottische partnership sind „rechtsfähiger" als das französische g r o u p e m e n t , o b w o h l es der F o r m nach u m g e k e h r t sein m ü ß t e . D i e R e c h t s f o r m ist eben nur F o r m s a c h e . D i e Vereinigung ist t r o t z des beschränkten Unternehmensgegenstandes im deutschen und britischen R e c h t als Gesellschaft e i n z u o r d n e n . D i e im f r a n z ö sischen R e c h t herrschende Trennung von Gesellschaften und groupements ist nicht erforderlich und die subsidiäre A n w e n d u n g allgemeinen Schuldrechts einer H a r m o n i s i e r u n g hinderlich. T r o t z all dieser Schwierigkeiten ist ein erster Schritt getan. E s bleibt zu h o f f e n , daß die W i r t s c h a f t regen G e b r a u c h von dem neuen I n s t r u m e n t macht. Ü b l i c h e K o o p e r a t i o n s f o r m e n sind nicht besser und nicht praktikabler. J e populärer die Vereinigung wird, u m s o g r ö ß e r ist die C h a n c e auf ein E u r o p ä i s c h e s Gesellschaftsrecht. 6

7

Vgl. auch Scriba S. 179. Vgl. auch Woodland J.C.P. 1986 I 3247 n. 24.

Anhang

Anhang

177

D r u c k s a c h e 11/352

Ut-ut^hei bmuh-Mnn

\\

Anlage z u r B e g r ü n d u n g

Verordnung ( E W G ) Nr. 2137/85 d e s R a t e s v o m 25. Juli 1965 über die Schaffung einer E u r o p ä i s c h e n wirtschaftlichen Interessenvereinigung (EWIV) (ABl. Nr. L 199/1 vom 31. Juli 1985)

D E R RAT D E R E U R O P Ä I S C H E N GEMEINSCHAFTEN — g e s t ü t z t auf d e n V e r t r a g zur G r ü n d u n g d e r E u r o p ä i s c h e n W i r t s c h a f t s g e m e i n s c h a f t , insbesond e r e auf Artikel 235, auf Vorschlag d e r K o m m i s s i o n ' ) , nach Stellungnahme ments2),

des

Europäischen

Parla-

n a c h S t e l l u n g n a h m e d e s W i r t s c h a f t s - u n d Sozialausschusses3), in E r w ä g u n g n a c h s t e h e n d e r G r ü n d e : E i n e h a r m o n i s c h e E n t w i c k l u n g d e s Wirtschaftsleb e n s sowie ein b e s t ä n d i g e s u n d a u s g e w o g e n e s Wirts c h a f t s w a c h s t u m in d e r g e s a m t e n G e m e i n s c h a f t h ä n g e n von d e r E r r i c h t u n g u n d d e m F u n k t i o n i e r e n e i n e s G e m e i n s a m e n M a r k t e s ab, d e r ä h n l i c h e Bed i n g u n g e n w i e ein n a t i o n a l e r B i n n e n m a r k t b i e t e t F ü r die V e r w i r k l i c h u n g e i n e s solchen e i n h e i t l i c h e n M a r k t e s u n d die S t ä r k u n g s e i n e r E i n h e i t e m p f i e h l t e s sich i n s b e s o n d e r e , d a ß f ü r n a t ü r l i c h e P e r s o n e n , G e s e l l s c h a f t e n und a n d e r e j u r i s t i s c h e E i n h e i t e n e i n r e c h t l i c h e r R a h m e n g e s c h a f f e n wird, w e l c h e r die A n p a s s u n g i h r e r T ä t i g k e i t a n die w i r t s c h a f t l i c h e n G e g e b e n h e i t e n d e r G e m e i n s c h a f t e r l e i c h t e r t . Hierzu ist es erforderlich, d a ß d i e s e P e r s o n e n , Gesellschaften und anderen juristischen Einheiten über die G r e n z e n h i n w e g z u s a m m e n a r b e i t e n k ö n n e n . E i n e solche Z u s a m m e n a r b e i t k a n n auf rechtliche, s t e u e r l i c h e u n d psychologische S c h w i e r i g k e i t e n stoßen. Die S c h a f f u n g e i n e s g e e i g n e t e n Rechtsi n s t r u m e n t s auf G e m e i n s c h a f t s e b e n e in F o r m e i n e r E u r o p ä i s c h e n w i r t s c h a f t l i c h e n I n t e r e s s e n Vereinig u n g t r ä g t z u r E r r e i c h u n g d e r g e n a n n t e n Ziele bei u n d e r s c h e i n t d a h e r notwendig. B e s o n d e r e B e f u g n i s s e f ü r die E i n f ü h r u n g d i e s e s R e c h t s i n s t r u m e n t s sind im V e r t r a g nicht vorgesehen. Die F ä h i g k e i t der V e r e i n i g u n g zur A n p a s s u n g a n die w i r t s c h a f t l i c h e n B e d i n g u n g e n ist d a d u r c h zu gew ä h r l e i s t e n , d a ß i h r e n Mitgliedern w e i t g e h e n d e F r e i h e i t bei d e r G e s t a l t u n g i h r e r v e r t r a g l i c h e n Bez i e h u n g e n sowie d e r i n n e r e n V e r f a s s u n g d e r Verein i g u n g g e l a s s e n wird. D e r V e r e i n i g u n g u n t e r s c h e i d e t sich von e i n e r Ges e l l s c h a f t h a u p t s ä c h l i c h d u r c h i h r e n Zweck, d e r allein d a r i n besteht, die w i r t s c h a f t l i c h e T ä t i g k e i t i h r e r ABl. Nr. C 14 vom 15. Februar 1974, S.30, und ABl. Nr. C 103 vom 28. April 1978, S. 4 ) ABI. Nr. C 163 vom 11. Juli 1977, S. 17 ) ABl. Nr. C 108 vom 15. Mai 1975, S. 46

2

3

Mitglieder zu e r l e i c h t e r n o d e r zu e n t w i c k e l n , u m e s i h n e n zu e r m ö g l i c h e n , i h r e e i g e n e n E r g e b n i s s e zu steigern. W e g e n d i e s e s H i l f s c h a r a k t e r s m u ß die T ä t i g k e i t d e r V e r e i n i g u n g mit der w i r t s c h a f t l i c h e n T ä t i g k e i t i h r e r Mitglieder v e r k n ü p f t s e i n u n d darf nicht a n d e r e n S t e l l e t r e t e n , u n d die V e r e i n i g u n g s e l b s t k a n n i n s o w e i t z u m Beispiel k e i n e n f r e i e n Beruf g e g e n ü b e r D r i t t e n a u s ü b e n ; d e r Begriff d e r w i r t s c h a f t l i c h e n T ä t i g k e i t ist im w e i t e s t e n S i n n e auszulegen. Der Z u g a n g zur V e r e i n i g u n g ist s o w e i t wie möglich natürlichen Personen, Gesellschaften und anderen j u r i s t i s c h e n E i n h e i t e n u n t e r W a h r u n g d e r Ziele die* "ser V e r o r d n u n g zu e r ö f f n e n . Dies p r ä j u d i z i e l l jedoch n i c h t die A n w e n d u n g — auf e i n z e l s t a a t l i c h e r E b e n e — d e r Rechts- u n d / o d e r S t a n d e s v o r s c h r i f t e n ü b e r d i e B e d i n g u n g e n f ü r die A u s ü b u n g e i n e r Tätigkeit o d e r e i n e s B e r u f s . Mit d i e s e r V e r o r d n u n g allein wird n i c h t d a s R e c h t v e r l i e h e n , sich a n e i n e r V e r e i n i g u n g zu beteiligen, selbst w e n n die B e d i n g u n g e n d e r V e r o r d n u n g e r f ü l l t sind. Die in d i e s e r V e r o r d n u n g v o r g e s e h e n e Möglichkeit, die B e t e i l i g u n g a n V e r e i n i g u n g e n a u s G r ü n d e n d e s ö f f e n t l i c h e n I n t e r e s s e s zu u n t e r s a g e n o d e r einzus c h r ä n k e n , läßt die R e c h t s v o r s c h r i f t e n d e r Mitglieds t a a t e n u n b e r ü h r t , in d e n e n die A u s ü b u n g v o n T ä t i g k e i t e n g e r e g e l t ist u n d g e g e b e n e n f a l l s w e i t e r e V e r b o t e o d e r B e s c h r ä n k u n g e n v o r g e s e h e n s i n d oder a u f g r u n d d e r e r in a n d e r e r Weise die Beteiligung einer n a t ü r l i c h e n P e r s o n . G e s e l l s c h a f t o d e r a n d e r e n j u r i s t i s c h e n E i n h e i t oder e i n e r G r u p p e hiervon a n e i n e r V e r e i n i g u n g k o n t r o l l i e r t oder ü b e r w a c h t wird. D a m i t die V e r e i n i g u n g i h r Ziel e r r e i c h e n k a n n , ist sie m i t e i g e n e r G e s c h ä f t s f ä h i g k e i t a u s z u s t a t t e n , u n d e s ist v o r z u s e h e n , d a ß ein rechtlich von d e n Mitglied e r n d e r V e r e i n i g u n g g e t r e n n t e s O r g a n sie gegenüber Dritten vertritt Der S c h u t z D r i t t e r e r f o r d e r t , d a ß e i n e w e i t g e h e n d e O f f e n l e g u n g s i c h e r g e s t e l l t wird u n d die Mitglieder d e r V e r e i n i g u n g u n b e s c h r ä n k t und g e s a m t s c h u l d n e risch f ü r d e r e n V e r b i n d l i c h k e i t e n , einschließlich d e r V e r b i n d l i c h k e i t e n im B e r e i c h d e r S t e u e r n u n d d e r sozialen S i c h e r h e i t , h a f t e n , o h n e d a ß j e d o c h d i e s e r G r u n d s a t z die F r e i h e i t b e r ü h r t d u r c h b e s o n d e r e n V e r t r a g z w i s c h e n d e r V e r e i n i g u n g u n d e i n e m Dritt e n die H a f t u n g e i n e s oder m e h r e r e r i h r e r Mitglied e r f ü r e i n e b e s t i m m t e V e r b i n d l i c h k e i t auszuschließ e n o d e r zu b e s c h r ä n k e n . Die F r a g e n , die d e n P e r s o n e n s t a n d u n d die Rechts-. G e s c h ä f t s - u n d H a n d l u n g s f ä h i g k e i t n a t ü r l i c h e r Pers o n e n sowie die Rechts- u n d H a n d l u n g s f ä h i g k e i t ju-

Anhang

178 Deutscher Bundestag -

i l Wahlperiode

Drucksache

11/352

ristischer Personen betreffen, werden durch das einzelstaatliche Recht geregelt.

handlungen vorzunehmen und vor Gericht zu stehen.

Die besonderen Gründe für die Auflösung der Vereinigung sind festzulegen; für die Abwicklung und deren Schluß ist jedoch auf das einzelstaatliche Recht zu verweisen.

(3) Die Mitgliedstaaten bestimmen, ob die in ihren Registern gemäß Artikel 6 eingetragenen Vereinig u n g e n Rechtspersönlichkeit haben.

Die Vereinigung unterliegt in bezug auf Zahlungsunfähigkeit und Zahlungseinstellung d e m einzelstaatlichen Recht; dieses kann andere Gründe für die Auflösung der Vereinigung vorsehen. D i e s e Verordnung sieht vor. daß das Ergebnis der Tätigkeit der Vereinigung nur bei den Mitgliedern zu besteuern ist. Im übrigen ist das einzelstaatliche Steuerrecht anzuwenden, und zwar insbesondere in bezug auf Gewinnverteilung, Steuerverfahren und alle Verpflichtungen, die durch die einzelstaatlichen Steuervorschriften auferlegt werden. In den nicht durch diese Verordnung erfaßten Bereic h e n gelten die Rechtsvorschriften der Mitgliedstaat e n und der Gemeinschaft, zum Beispiel — im Sozial- und Arbeitsrecht, — im Wettbewerbsrecht,

Artikel 2 (1) Vorbehaltlich dieser Verordnung ist das innerstaatliche Recht des Staates anzuwenden, in dem die Vereinigung nach dem Gründungsvertrag ihren Sitz hat. und zwar einerseits auf d e n Gründungsvertrag mit A u s n a h m e der Fragen, die den Personenstand und die Rechts-, Geschäfts- und Handlungsfähigkeit natürlicher Personen sowie die Rechts- und Handlungsfähigkeit juristischer Personen betreffen, und andererseits auf die innere Verfassung der Vereinigung. (2) Umfaßt ein Staat mehrere Gebietseinheiten, von d e n e n jede ihre eigenen Rechtsnormen hat, die auf die in Absatz 1 bezeichneten G e g e n s t ä n d e anzuw e n d e n sind, so gilt für die B e s t i m m u n g d e s nach d i e s e m Artikel anzuwendenden Rechts jede Gebietseinheit als S t a a t

— im Recht d e s geistigen Eigentums. Die Tätigkeit der Vereinigung unterliegt den Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Ausübung einer Tätigkeit und deren Überwachung. Für den Fall von Mißbrauch oder Umgehung von Rechtsvorschriften e i n e s Mitgliedstaats durch die Vereinigung oder e i n e s ihrer Mitglieder kann dieser Mitgliedstaat geeignete Maßregeln ergreifen. D e n Mitgliedstaaten steht e s frei, Rechts- und Verwaltungsvorschriften anzuwenden oder zu erlassen, die der Tragweite und den Zielen dieser Verordnung nicht zuwiderlaufen. D i e s e Verordnung soll in allen ihren Teilen unverzüglich in Kraft treten. Die Anwendung einiger Bes t i m m u n g e n muß jedoch aufgeschoben werden, damit die Mitgliedstaaten zunächst die Mechanismen einführen können, welche für die Eintragung der Vereinigung in ihrem Hoheitsgebiet und die Offenlegung der sie betreffenden Urkunden erforderlich sind. Ab d e m Beginn der Anwendung dieser Verordnung können die gegründeten Vereinigungen ohne territoriale Einschränkung tätig werden — HAT FOLGENDE VERORDNUNG ERLASSEN: Artikel 1 (1) Europäische wirtschaftliche Interessenvereinig u n g e n w e r d e n unter den Voraussetzungen, in der Weise und mit den Wirkungen gegründet, die in dieser Verordnung v o r g e s e h e n sind. Zu d i e s e m Zweck m ü s s e n diejenigen, die eine Vereinigung gründen wollen, einen Vertrag schließen und die Eintragung nach Artikel 6 vornehmen lassen. (2) Die so gegründete Vereinigung hat von der Eintragung nach Artikel 6 an die Fähigkeit, im eigenen N a m e n Träger von Rechten und Pflichten jeder Art zu sein, Verträge zu schließen oder andere Rechts-

Artikel 3 (1) Die Vereinigung hat den Zweck, die wirtschaftliche Tätigkeit ihrer Mitglieder zu erleichtern oder zu entwickeln s o w i e die Ergebnisse dieser Tätigkeit zu verbessern oder zu steigern; sie hat nicht den Zweck, G e w i n n für sich selbst zu erzielen. Ihre Tätigkeit muß im Z u s a m m e n h a n g mit der wirtschaftlichen Tätigkeit ihrer Mitglieder stehen und darf nur eine Hilfstätigkeit hierzu bilden. (2) Die Vereinigung darf daher a) weder unmittelbar noch mittelbar die Leitungsoder Kontrollmacht über die e i g e n e n Tätigkeiten ihrer Mitglieder oder die Tätigkeiten e i n e s anderen Unternehmens, insbesondere auf den Gebieten des Personal-, Finanz- und Investitionsw e s e n s , ausüben; b) w e d e r unmittelbar noch mittelbar, aus welchem Grunde auch immer, Anteile oder Aktien — gleich welcher Form — an e i n e m Mitgliedsuntern e h m e n halten; das Halten von Anteilen oder Aktien an e i n e m anderen Unternehmen ist nur insoweit zulässig, als e s notwendig ist, u m das Ziel der Vereinigung zu erreichen, und für Rechnung ihrer Mitglieder geschieht; c) nicht m e h r als fünfhundert Arbeitnehmer beschäftigen; d) von einer Gesellschaft nicht dazu benutzt werden, e i n e m Leiter einer Gesellschaft oder einer mit ihm verbundenen Person ein Darlehen zu gewähren, w e n n solche Darlehen nach den für die G e s e l l s c h a f t e n geltenden G e s e t z e n der Mitglieds t a a t e n einer Einschränkung oder Kontrolle unterliegen. Auch darf eine Vereinigung nicht für die Übertragung eines Vermögensgegenstandes z w i s c h e n einer Gesellschaft und e i n e m Leiter

Anhang

179

Drucksache 11/352

Deutscher Bundestag -

oder einer mit ihm verbundenen Person benutzt werden, außer soweit e s nach den für die Gesellschaften geltenden Gesetzen der Mitgliedstaaten zulässig i s t Im Sinne dieser Bestimmung umfaßt das Darlehen jedes Geschäft ähnlicher Wirkung und kann e s sich bei dem Vermögensgegenstand u m ein bewegliches oder unbewegliches Gut handeln; e) nicht Mitglied einer anderen Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung sein.

11. Wahlpenode Artikel 5

Der Gründungsvertrag muß mindestens folgende A n g a b e n enthalten: a) den N a m e n der Vereinigung mit den voran- oder nachgestellten Worten „Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung" oder der Abkürzung „EWrV", e s sei denn, daß diese Worte oder diese Abkürzung bereits im Namen enthalten sind; b) d e n Sitz der Vereinigung;

Artikel 4 (1) Mitglieder einer Vereinigung können nur sein: a) Gesellschaften im Sinne des Artikels 56 Absatz 2 des Vertrages sowie andere juristische Einheiten des Öffentlichen oder des Privatrechts, die nach dem Recht e i n e s Mitgliedstaats gegründet worden sind und ihren satzungsmäßigen oder gesetzlichen Sitz und ihre Hauptverwaltung in der Gemeinschaft haben; w e n n nach d e m Recht eines Mitgliedstaats eine Gesellschaft oder andere juristische Einheit keinen satzungsmäßigen oder gesetzlichen Sitz zu haben braucht, genügt es, daß sie ihre Hauptverwaltung in der Gemeinschaft hat; b) natürliche Personen, die eine gewerbliche, kaufmännische, handwerkliche, landwirtschaftliche oder freiberufliche Tätigkeit in der Gemeinschaft ausüben oder dort andere Dienstleistungen erbringen. (2) Eine Vereinigung muß m i n d e s t e n s bestehen aus: a) zwei Gesellschaften oder anderen juristischen Einheiten im Sinne des Absatzes 1, die ihre Hauptverwaltung in verschiedenen Mitgliedstaaten haben; b) zwei natürlichen Personen im Sinne d e s Absatzes 1, die ihre Haupttätigkeit in verschiedenen Mitgliedstaaten ausüben; c) einer Gesellschaft oder anderen juristischen Einheit und einer natürlichen Person im Sinne des Absatzes 1, von denen erstere ihre Hauptverwaltung in einem Mitgliedstaat hat und letztere ihre Haupttätigkeit in e i n e m anderen Mitgliedstaat ausübt. (3) Ein Mitgliedstaat kann vorsehen, daß die in seinen Registern gemäß Artikel 6 eingetragenen Vereinigungen nicht mehr als zwanzig Mitglieder haben dürfen. Zu diesem Zweck kann der Mitgliedstaat vorsehen, daß in Übereinstimmung mit seinen Rechtsvorschriften jedes Mitglied einer nach seinen Rechtsvorschriften gebildeten rechtlichen Einheit, die keine eingetragene Gesellschaft ist, als Einzelmitglied der Vereinigung behandelt wird. (4) Jeder Mitgliedstaat ist ermächtigt, bestimmte Gruppen von natürlichen Personen, Gesellschaften und anderen juristischen Einheiten aus Gründen seines öffentlichen Interesses von der Beteiligung an einer Vereinigung auszuschließen oder diese Beteiligung Einschränkungen zu unterwerfen.

c) den U n t e r n e h m e n s g e g e n s t a n d , für den die Vereinigung gegründet worden ist; d) den Namen, die Firma, die Rechtsform, d e n Wohnsitz oder d e n Sitz sowie gegebenenfalls die N u m m e r und d e n Ort der Registereintragung ein e s j e d e n Mitglieds der Vereinigung; e) die Dauer der Vereinigung, sofern sie nicht unbestimmt i s t Artikel 6 Die Vereinigung wird im Staat des Sitzes in das nach Artikel 39 Absatz 1 bestimmte Register eingetragen. Artikel 7 Der Gründungsvertrag ist bei d e m in Artikel 6 genannten Register zu hinterlegen. Ebenso sind dort alle Urkunden und Angaben zu hinterlegen, die folgendes betreffen: a) j e d e Änderung d e s Gründungsvertrags, einschließlich jeder Änderung der Zusammensetzung der Vereinigung; b) die Errichtung und die Aufhebung jeder Niederlassung der Vereinigung; c) die gerichtliche Entscheidung, welche die Nichtigkeit der Vereinigung g e m ä ß Artikel 15 feststellt oder ausspricht; d) die B e s t e l l u n g d e s Geschäftsführers oder der Geschäftsführer der Vereinigung, ihre Namen und alle anderen A n g a b e n zur Person, die von d e m Recht d e s Mitgliedstaats, in dem das Register geführt wird, verlangt werden, die Angabe, ob sie allein oder nur gemeinschaftlich handeln können, s o w i e die Beendigung der Stellung als Geschäftsführer; e) j e d e Abtretung der g e s a m t e n oder eines Teils der Beteiligung an der Vereinigung durch ein Mitglied g e m ä ß Artikel 22 Absatz 1; f) den Beschluß der Mitglieder, der die Auflösung der Vereinigung g e m ä ß Artikel 31 ausspricht oder feststellt, oder die gerichtliche Entscheidung, die d i e s e Auflösung g e m ä ß Artikel 31 oder 32 ausspricht; g) die Bestellung d e s oder der in Artikel 35 genannten Abwickler der Vereinigung, ihre Namen und alle anderen A n g a b e n zur Person, die von d e m Recht d e s Mitgliedstaats, in d e m das Register ge-

180

Anhang Deutscher Bundestag — 11 Wahlpenode

Drucksache 11/352

führt wird, verlangt werden, sowie die Beendigung der Stellung als Abwickler;

Mitgliedstaat einzutragen. Zum Zwecke dieser Eintragung hinterlegt die Vereinigung bei dem zustanh) den Schluß der in Artikel 35 Absatz 2 genannten digen Register dieses Mitgliedstaats eine Abschrift der Unterlagen, deren Hinterlegung bei dem RegiAbwicklung der Vereinigung; ster des Mitgliedstaats des Sitzes vorgeschrieben ist, i) den in Artikel 14 Absatz 1 genannten Verlegungs- erforderlichenfalls zusammen mit einer Übersetplan; zung entsprechend den Gepflogenheiten bei dem Register der Eintragung der Niederlassung. j) die Klausel, die ein neues Mitglied gemäß Artikel 26 Absatz 2 von der Haftung für Verbindlichkeiten befreit, die vor seinem Beitritt entstanden A r t i k e l 11 sind. Nach der Bekanntmachung in dem in Artikel 39 Absatz 1 genannten Mitteilungsblatt werden die Artikel 8 Gründung einer Vereinigung und der Schluß ihrer In dem in Artikel 39 Absatz 1 genannten Mittei- Abwicklung unter Angabe von Nummer, Tag und lungsblatt ist gemäß Artikel 39 folgendes bekannt- Ort der Eintragung sowie von Tag und Ort der Bezumachen: kanntmachung und Titel des Mitteilungsblatts im a) die nach Artikel 5 zwingend vorgeschriebenen Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften angeAngaben im Gründungsvertrag und ihre Ände- zeigt rungen; A r t i k e l 12 b) Nummer, Tag und Ort der Eintragung der VereiDer im Gründungsvertrag genannte Sitz muß in nigung sowie die Löschung der Eintragung; der Gemeinschaft gelegen sein. c) die in Artikel 7 Buchstaben b) bis j) bezeichneten Als Sitz ist zu bestimmen Urkunden und Angaben. a) entweder der Ort, an dem die Vereinigung ihre Die unter den Buchstaben a) und b) genannten AnHauptverwaltung hat, gaben sind in Form einer vollständigen Wiedergabe bekanntzumachen. Die unter Buchstabe c) genann- b) oder der Ort, an dem eines der Mitglieder der Vereinigung seine Hauptverwaltung hat oder, ten Urkunden und Angaben können entsprechend wenn es sich um eine natürliche Person handelt, dem anwendbaren einzelstaatlichen Recht entweseine Haupttätigkeit ausübt, sofern die Vereinider in Form einer vollständigen oder auszugsweisen gung dort tatsächlich eine Tätigkeit ausübt Wiedergabe oder in Form eines Hinweises auf ihre Hinterlegung beim Register bekanntgemacht werden. A r t i k e l 13 Artikel 9 (1) Die nach dieser Verordnung bekanntmachungspflichtigen Urkunden und Angaben können von der Vereinigung Dritten entsprechend den Bedingungen entgegengesetzt werden, die in den anwendbaren einzelstaatlichen Rechtsvorschriften gemäß Artikel 3 Absätze 5 und 7 der Richtlinie 66/151/ EWG des Rates vom 9. März 1968 zur Koordinierung der Schutzbestimmungen, die in den Mitgliedstaaten den Gesellschaften im Sinne des Artikels 58 Absatz 2 des Vertrags im Interesse der Gesellschafter sowie Dritter vorgeschrieben sind, um diese Bestimmungen gleichwertig zu gestalten 4 ), vorgesehen sind. (2) Ist im Namen einer Vereinigung vor ihrer Eintragung gemäß Artikel 6 gehandelt worden und übernimmt die Vereinigung nach der Eintragung die sich aus diesen Handlungen ergebenden Verpflichtungen nicht, so haften die natürlichen Personen, Gesellschaften oder anderen juristischen Einheiten, die diese Handlungen vorgenommen haben, aus ihnen unbeschränkt und gesamtschuldnerisch.

Der Sitz der Vereinigung kann innerhalb der Gemeinschaft verlegt werden. Hat diese Verlegung keinen Wechsel des nach Artikel 2 anwendbaren Rechts zur Folge, so wird der Beschluß über die Verlegung unter den im Gründungsvertrag vorgesehenen Bedingungen gefaßt. A r t i k e l 14 (1) Hat die Sitzverlegung einen Wechsel des nach Artikel 2 anwendbaren Rechts zur Folge, so muß ein Verlegungsplan erstellt und gemäß den Artikeln 7 und 8 hinterlegt und bekanntgemacht werden. Der Beschluß über die Verlegung kann erst zwei Monate nach der Bekanntmachung des Verlegungsplanes gefaßt werden. Er bedarf der Einstimmigkeit der Mitglieder der Vereinigung. Die Verlegung wird zu dem Zeitpunkt wirksam, an dem die Vereinigung entsprechend Artikel 6 im Register des neuen Sitzes eingetragen wird. Diese Eintragung kann erst aufgrund des Nachweises über die Bekanntmachung des Verlegungsplanes erfolgen.

Jede Niederlassung der Vereinigung in einem anderen Mitgliedstaat als dem des Sitzes ist in diesem

(2) Die Löschung der Eintragung der Vereinigung im Register des früheren Sitzes kann erst aufgrund des Nachweises über die Eintragung der Vereinigung im Register des neuen Sitzes erfolgen.