Die Bezeichnungen für den Begriff des "Erinnerns" im Alt- und Mittelfranzösischen: Eine synchronisch-diachronische Untersuchung [Reprint 2017 ed.] 9783111328966, 3484520825, 9783484520820


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German Pages 379 [380] Year 1979

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Table of contents :
VORWORT
INHALT
1. Thema
2. Theoretische Grundlagen
3. Analyse und Interpretation der einzelnen Verben
4. Überblick
BIBLIOGRAPHIE
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Die Bezeichnungen für den Begriff des "Erinnerns" im Alt- und Mittelfranzösischen: Eine synchronisch-diachronische Untersuchung [Reprint 2017 ed.]
 9783111328966, 3484520825, 9783484520820

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BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIET FÜR ROMANISCHE PHILOLOGIE B E G R Ü N D E T VON GUSTAV GRÖBER F O R T G E F Ü H R T VON WALTHER VON WARTBURG H E R A U S G E G E B E N VON KURT B A L D I N G E R

Band 176

KARL BRADEMANN

Die Bezeichnungen für den Begriff des „Erinnerns" im Alt- und Mittelfranzösischen Eine synchronisch-diachronische Untersuchung

MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN 1979

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Brademann, Karl: Die Bezeichnungen für den Begriff des „Erinnerns" im Alt- und Mittelfranzösischen : e. synchron.- diachron. Unters. / Karl Brademann. - Tübingen : Niemeyer, 1979 (Zeitschrift für romanische Philologie : Beih. ; Bd. 176) ISBN 3-484-52082-5

ISBN 3-484-52082-5 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1979 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem W e g zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Becht-Druck, Pfäffingen

Meinen Eltern

VDFWORT Diese Untersuchung wurde im Januar 1976 von der Universität Heidelberg als Dissertation angencrrmen, die hier vorliegende überarbeitete Fassung im Wesentlichen im Herbst 1977 abgeschlossen. Meinem verehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Drs. h.c. Kurt Baldinger möchte ich aufrichtigen Dank sagen dafür, daß er diese Arbeit ermöglicht und in jeder Weise betreut und gefördert hat. Ebenso gilt nein Dank Herrn Professor Dr. Klaus Heger für Anregungen, die ich in manchen theoretischen Diskussionen von ihm errpfangen habe. Großen Dank schulde ich meinem Vater, der mich in aufopfernder Weise bei der technischen Ausführung der Arbeit, insbesondere der Modelle, unterstützte. Heidelberg, im April 1979

Karl Brademann

INHÄLT 1. Thema 1.1. Der r Jntersuchungsgegenstand 1.1.1. Wahl des Untersuchungsgegenstandes 1.1.2. Begründung der Wahl

1 1 1 1

1.2. Durchführung

3

2. Theoretische Grundlaqen 2.1. Teilbegriffssystem und Sprachinhalte 2.1.1. Das noematische System 2.1.2. Sememstatus

3 3 4 6

2.2. Ziel der Untersuchung

8

2.3. Quantitative Analyse des Untersuchungsgegenstandes 2.3.1. Hegers Hierarchie des sprachlichen Zeichens 2.3.2. Valenz 2.3.3. Quantitative Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes

8 8 lo 11

2.4. Qualitative Analyse des Untersuchungsgegenstandes Die Komponenten des noematischen Teilsystems 2.4.1. 2.4.1.1. Geistige Praesenz einer Sache der Vergangenheit 2.4.1.2. (Nicht)spezifizierte geistige Praesenz einer Sache der Vergangenheit 2.4.1.3. (Nicht)transformativitat 2.4.1.4. Valenz 2.4.1.5. Mit, bzw. ohne Kausalerweiterung 2.4.1.6. (Nicht)Identität von Aktanten 2.4.1.7. Ereignismodalität 2.4.2. Das noematische Teilsystem als Ganzes 2.4.3. Qualitative Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes

12 12 12 13 18 19 2o 2o 21 29 32

2.5. Das cncmasiologische Feld der spezifizierten geistigen Praesenz 2.5.1. Die Ausfüllung des Feldes 2.5.2. Positionen und Aktualisierungsvarianten 2.5.3. Kontextbedingte Ereignismodalität 2.5.4. Notierungen 2.5.5. Das Feld und seine Umgebung

32 32 34 36 38 44

2.6. Inhaltsstrukturen der spezifizierten Praesenz 2.6.1. Polbildung 2.6.2. Inhalte verschiedener geistiger Praesenz 2.6.3. Inhaltstypen

51 52 54 55

2.7. fßglichkeiten einer statistischen Auswertung 2.7.1. Aktualisierungsvarianten 2.7.2. Inhaltstypen

58 59 61

3. Analyse und Interpretation der einzelnen Verben 3.1. membrer 3.2. remembrer

66 66

81

χ 3.3. 3.4. 3.5. 3.6. 3.7. 3.8. 3.9. 3.10. 3.11. 3.12. 3.13. 3.14. 3.15. 3.16. 3.17. 3.18. 3.19. 3.20. 3.21.

ramembrer amembrer recorder raaorder souvenir ressouvenir entresouvenir ramentevoir rementevoir amentevoir vamenter retenir retraire renoveter penser recoller rememorer memorer savoir

1ο6 123 131 181 185 214 222 225 256 261 27o 276 288 291 293 297 311 317 324

4.

Überblick

327

4.1.

Entwicklung d e r I n h a l t e

327

4.1.1.

Beschreibung des Modells

327

4.1.2. 4.1.3. 4.1.4. 4.1.5. 4.1.6. 4.1.7.

Modell Modell Modell Modell Modell Modell

329 332 332 335 337 339

4.1.8.

1 2 3 4 5 6

Vergleich der Modelle

341

4.2.

C h a r a k t e r i s t i k a der Bedeutungsentwicklung

344

4.3.

I n h a l t e und A k t u a l i s i e r u n g s a n t e i l der Verben

347

4.3.1. 4.3.2. 4.3.3.

347 354 356

4.4.

Tabelle Auswertung d e r T a b e l l e f ü r d a s 12. und 13. J h . Auswertung d e r T a b e l l e f ü r d a s 15. und 16. J h .

Gesamtüberblick

Bibliographie

357 361

1 1.

Die vorliegende Arbeit hat sich als Ziel gesetzt, Wortinhalte zu

beschreiben, die unter dem Oberbegriff "Erinnern", d.h. "geistige Praesenz einer Sache der Vergangenheit...."1 zusanrrengefaßt werden können. Diese Inhalte untersuchen wir an Verben aus der afrz. und der mfrz. ^prachepoche indem wir jeweils einen als synchronisch betrachteten Querschnitt durch die beiden Perioden legen, um anschließend aus ihrem Vergleich die 2

formale und inhaltliche Entwicklung betreffende Schlüsse zu ziehen . 1.1.

Die zu untersuchenden Sprachvorkorrmen stehen uns in Form eines

corpus zur Verfügung. Bei der Konstituierung dieses corpus geht es zunächst um zwei Grundfragen: 1.

Wofür soll es repräsentativ sein?

2. Inwieweit kann es repräsentativ sein? 1.1.1. In Bezug auf Frage 1 soll das corpus repräsentativ sein für die afrz. und mfrz. Sprache, so wie sie sich uns im erhaltenen Schrifttum darstellen unter Einschluß von in der Literatur erscheinenden regionalsprachlich beeinflußten Texten, der verschiedenen Stilebenen und Literaturgattungen, der Fachsprachen im Zeitraum des 12. und 13., bzw. 15. und 16.Jh. 1.1.2. Durch diesen Umfang an Text streben wir eine möglichst große Vollständigkeit in der Liste der für diese Zeitabschnitte belegten Verben entsprechenden Inhalts an und nehmen dabei die beträchtlichen diatopischen und diastratischen Unterschiede in Kauf. Zu 2 ist zu bemerken, daß versucht wurde, die synchronischen Querschnitte so anzulegen, daß sich möglichst viele charakteristische Züge beider Sprachperioden erfassen ließen. Für die a f r z .

Periode

kanten demnach zweifellos das 12.

Jh. als Blütezeit der wichtigsten literarischen Gattungen des Mittelal1 Cf.die genaue Definition des Begriffes in 2.4.1. 2 Ober sich ergänzende Funktionen synchronischer und diachronischer Betrachtungsweisen cf. Baldinger 1973.

2 ters (chanscn de geste; höfischer Roman; etc.) und das 13. Jh. mit Verbreitung der volkstümlichen Gattungen (Tierfabeln, Fabliaux), mit seiner Epigcnenliteratur und seinen Urkunden in der Vulgärsprache in Frage. Alle unsere Texte staimen aus diesen beiden Jahrhunderten, mit Ausnahme einiger Fabliaux und lyrischer Stücke (Jeux-Partis, Liebesgedichte) welche innerhalb der von uns benutzten Sanrrelausgaben (cf. die Bibliographie) dem 14. Jh. angehören, aber ihren Qualitäten nach durchaus der afrz. Epoche zuzurechnen sind. Unser Gesamtcorpus für das 12. und 13. Jh. setzt sich zusammen 1. aus dem exhaustiv erfaßten corpus, d.h. allen Belegen, welche die in der Bibliographie für diesen Zeitraum erscheinenden Texte für die betreffenden Verben enthalten und 2. aus dem Vvörterbuchcorpus, d.h. den ins 12. und 13. Jh. datierbaren Textstellen, welche die Wörterbücher Godefrcy (Gdf) und Tobler-Lommatzsch (TL) für die betreffenden Verben anführen. Vor allem für die m f r z .

Periode

gilt die Beobachtung, daß

ein synchranischer Schnitt, der Veränderungen in der Struktur des semantischen Feldes aufzeigen will, erst für eine Epoche angebracht ist, die

4

eine entscheidende Veränderung des intellektuellen Klimas mit sich bringt Deshalb bezogen wir unseren Querschnitt auf das 15. Jh. (Brunot: "Dés le XIVe, mais surtout au XVe siècle... le français était entré dans une nouvelle voie, et avait comencé à subir profcndément l'influence du latin"5) und auf das 16. Jh., wo die frz. Sprache "lutte avec le latin, et pénètre à sa place dans les différentes sciences"6, wo einerseits eine unerhörte und plötzliche Bereicherung des Wortschatzes erfolgt, andererseits aber festgestellt werden muß, daß die freie Entwicklung der Literaturspra7

che in Frankreich auf der Schwelle zun 16. Jh. beendet ist . Das Gesamtcorpus für das 15. und 16. Jh. besteht analog zu dem vcn Periode I 3 Cf.z.B. Brunot 1966,1,S.147 : "Notre vieille langue atteint alors (au XII e siècle) son apogée". 4 Dies ist eine der Forderungen Rothwells (Rothwell 1962,S.29) für die Untersuchung historischer (mittelalterlicher) Sprachen. 5 Brunot 1967,II,S.1. 6 ib.S.2. 7 ib.19o5,S.534.

3 1. aus dem exhaustiv erfaßten corpus, d.h. allen Belegen, welche die in der Bibliographie für diesen Zeitraum erscheinenden Texte für die betreffenden Verben enthalten und 2. aus dem Mörterbuchcorpus mit allen für diesen Zeitraum angegebenen in Frage könnenden Textstellen aus den Wörterbüchern Godefroy und Huguet (Hug). Für die Analyse des entsprechenden, ganz auf der Basis des Afrz. ruhenden Vokabulars im 15. und 16. Jh. begnügten wir uns mit einem etwas weniger umfangreichen exhaustiv erfaßten corpus als demjenigen für das 12. und 13. Jh., da m s unter Einbeziehung der Wörterbücher das Gesarntcarpus in dieser Quantität alle unser Thema interessierenden Phänomene lieferte und bei der quantitativen Auswertung des Materials in erster Linie die relativen, nicht die absoluten Mengen sich als wichtig erwiesen. Unter Anwendung der seit Saussure genugsam bekannten Begriffe 'Langue' und 'Parole' ziehen wir, ausgehend von den im corpus erarbeiteten Parolevorkoimen des 12. und 13. und des 15. und 16. Jh. Schlüsse auf die jeweils dazugehörenden Langue-Systeme. 1.2.

Bei der Durchführung der Arbeit steht, nach einer quantitativen

und qualitativen Definition des Untersuchungsgegenstandes, der Versuch eines Teilbegriffssystems im Mittelpunkt, vcn dem ausgehend auf cnanasiologischer Basis die Analyse des Verbinventars erfolgt. Die gewonnenen Ergebnisse werden, auch statistisch, für die Nachzeichnung der Entwicklung des Vokabulars innerhalb und zwischen den erläuterten beiden Zeitabschnitten ausgewertet. 2.

Vor der Durchführung der Analyse selbst gilt es, ihre theoreti-

schen Grundlagen zu erarbeiten. 2.1.

Dazu sind zunächst zwei prinzipielle Fragen, soweit sie unser The-

ma betreffen, zu klären: die Auffassung vcn "Teilbegriffssystem" und von "Sprachinhalten".

4 Das Teilbegriffssystem1 erstellen wir aus Kcnponenten, die als 2 Τ allen Sprachen gene ins arre interlinguale Metaeinheiten , als Noerte be2.1.1.

schrieben werden. Sie lassen sich als solche nachweisen durch ihre Bestimmbarkeit nach Gattung und differentia 4 specifica und durch ihre Stellung in einem logischen Relationensystem , d.h. eben einem supranationalen und supratenporalen Teilbegriffssystem5, wie es hier zur Anwendung gebracht werden soll. Ein solch logisch regelmäßig konstruiertes System unterscheidet sich prinzipiell vcn der durchaus nicht irrerer regelmäßigen Bedeutungsstruktur der natürlichen Einzelsprache6. nie Verwendung eines noematischen und außereinzelsprachlichen Systems als Basis läßt sich vor allem zweifach begründen: Zum ersten erscheint es reizvoll, von einem kohärenten System von Begriffskorrpcnenten aus Bedeutungsbereiche zu untersuchen, die in der Semantik vielfach ihres abstrakten Charakters wegen 7als für ein cncmasiologisches Verfahren ungeeignet eingestuft werden .

1 Versuche wie das Begriffssystem von Hallig-Wartburg haben gezeigt, daß es nicht möglich ist, eine kohärente Pyramide aller denkbaren Begriffe zu errichten, die deren vielfältige Relationen befriedigend wiedergeben könnte (dazu Heger 1964,S.514;1967,S.539; Baldinger 197o,S.122ff; 1977, S.125ff.) . Es lassen sich also nur Teilsysteme konstruieren, welche man aber durch die Wahl ihrer Konstituenten dem jeweiligen Untersuchungsgegenstand anpassen kann. 2 Heger 1971,S.3; 1976,S.3. 3 Für eine Einheit dieser Art steht etwa das Noem in der rechten oberen Ecke des Hegerschen Trapezes (Heger 1971,S.33;1976,§ 2.3.1.3.). 4 ib.1964,S.5o5;1967,S.527. 5 Baldinger 197o,S.129ff.; 1977,S.133ff. 6 Um diesen Unterschied zu erklären, schlägt Baldinger vor:"...de distinguer entre les deux termes (structure et système)... De toutes ces structures imparfaites (structures...realisées dans la langue française) nous pouvons dégager, construire des systèmes cohérents et parfaits. Ces systèmes sont des abstractions logiques sur le plan conceptuel" (ib.1967, S.129). 7 Karl Vossler hält die onomasiologisehe Methode nur für die Naturwörter angemessen (Vossler 1919,S.43) . Für Trier sind die undinglichen Begriffe nur im Wort faßbar, d.h. nur vom Wortfeld aus zu untersuchen (Trier 1931, S.16). Die bei Bruno Quadri (bis 1952) verzeichneten onomasiologischen Arbeiten haben vorwiegend konkrete Gegenstände zum Thema (Quadri 1952,S.181ff.) .

5 Zum andren bietet sich für Bsdeutungsbereiche, die durch die Kategorien Geist und Zeit bestimmt und sehr differenziert gegliedert werden, ein aus den relativ zahlreichen Kombinaticnsvarianten dieser Kategorien kinstruiertes kohärentes System zum Vergleich mit der natürlichen itorachstruktur als ideale Möglichkeit an. Die Aktualisierungsdichte etwa innerhalb eines Feldes tritt hervor; die differentiae specificae sogenannter Synonyme werden deutlich; fontelle und Inhaltsoppositicnen lassen sich vergleichen - je nach Anlage des gewählten Teilsystems auf das man den betreffenden Ausschnitt der Einzelsprache bezieht8. Als unentbehrlich erweist sich ein außereinzelsprachliches System aber als Basis scwchl für den externen Sprachvergleich, also Vergleich zweier oder mehrer Sprachen wie Dt.-Frz. etc., als auch für den internen Sprachvergleich zweier diachrcnisch unterschiedener Systeme, wie er hier versucht werden soll. Das bedeutet, daß man zeitlich hintereinander liegende synchronische Schnitte durch eine Sprache auf das System als Fix9

punkt beziehen und dann die diachrcnische Entwicklung ablesen kann . Man erkennt so etwa diachronische Strukturveränderungen als Strukturverschiebungen10, als Wanderung von Wörtern vcn einem Feld in benachbarte Felder - findet also Antwort auf Fragen einer diachrcnisch ahistorischen 11

Cf.dazu Baldinger 1966,S.24;3o;31 ; 45 ; Heger 1967,S.539-4o;1968,S.23-24 ; Vernay 1971,S.2o-21 ; 54;2o8. 9 Ein solches Verfahren schlägt Ulimann vor, bei dem er allerdings "champs lexicaux" als "sphères conceptuelles strictement organisées" als Ausgangspunkt wählt (Ulimann 1968, bes. S.2). Im diachronischen Vergleich synchronischer Schnitte sieht W.v.Wartburg eine Möglichkeit, die Kluft zwischen Diachronie und Synchronie bei Saus sure zu überbrücken (Wartburg 197o,S.137ff.). Ebenso in Hallig-Wartburg 1963,3.8;6o; und schon in Wartburg 1939,S.16; und Baldinger ζ.Β.197o,S.131 ; 1977,S.135. 10 Cf.dazu Baldinger 1966,S.45;Duchá?ek 1968,S.29;Heger 1967,S.54o;1968 S.24. Sogar Gipper-Schwarz sehen die Berechtigung von Semasiologie und Onomasiologie nur bei deren Anwendung auf Strukturabschnitte von Sprache, nur in dieser Dimension kann auch Bedeutungswandel sinnvoll erfaßt werden (Gipper-Schwarz 1962,S.LV;LVI). 11 Klaus Heger (Heger 197la,S.7f.;3of.) unterscheidet 4 Möglichkeiten zur Betrachtung sprachlicher Phänomene, je nachdem, ob die synchronische bzw. diachronische Verfahrensweise unter Abstraktion der historischen Momente erfolgt oder nicht: synchronisch - ahistorische Betrachtung synchronisch - historische Betrachtung diachronisch - ahistorische Betrachtung diachronisch - historische Betrachtung. 8

6 Sprachwissenschaft

12

.

2.1.2. Der Inhalt selbst des (einzelsprachlichen) Zeichens kann eindeutig nur beschrieben werden, indem man ihn in Opposition setzt zu den Inhalten anderer sprachlicher Zeichen, ihn eben durch diese benachbarten Inhalte abgrenzt13. "El lenguaje común funciona con objetos mentales no 14 analizados, pero analizables por oposicianes" . Durch diese Gegenüberstellung von Inhalten läßt sich ermitteln, erstens was sie unterscheidet, zweitens

was sie gemeinsam haben. Damit erhalten wir 2 Arten von Unter-

scheidungsmerkmalen : Erstens diejenigen, die den Inhalt eines Zeichens vom Inhalt der anderen Zeichen abheben, die in der ffenge der miteinander zu vergleichenden Zeichen enthalten sind. Diese distinktiven 15 Merkmale sind die in der modernen Linguistik genugsam bekannten Seme . Zweitens diejenigen, die zwar jedem Zeicheninhalt in der Menge der verglichenen Zeichen angehören, die aber unterscheidend wirken in Bezug auf andere Grippen von Zeichen, welche diese Merkmale gerade nicht enthalten. Diese Inhaltsmerkmale, die nicht einzelne Zeichen, sondern Men-

12 Mit der Begründung, ein von der Muttersprache verfremdetes Sprachgefüge zu erhalten, das in Bezug auf die Muttersprache als Vergleichsbezugspunkt dienen könnte, rechtfertigt Trier die Erprobung seiner Wortfeldtheorie zunächst an einer alten Sprache (Trier 1934,S.186). Sogar Weisgerber konstruiert ein System der "in der Natur vorgezeichneten... Ordnung" der genealogischen Beziehungen, um dagegen die sprachliche Struktur der Verwandschaftswörter abzuheben (Weisgerber 1962,S.64). Unter den untersuchten Wortfeldern taucht immer wieder das der Verwandschaf tsbeziehungen auf, eben aus dem Streben nach einem Vergleichsfixpunkt heraus. Cf.auch Schwarz 1973,S.433-434. 13 Bedeutung als Abgrenzung von Inhalten durch Opposition erscheint als wesentlicher Gedanke bei. Coseriu: "...die Sprache (ist) nicht Feststellung, sondern Festsetzung von Grenzen innerhalb des Erfahrenen". (Coseriu 197o,S.115). Ähnlich bei Coseriu 1964,S. 15off. und z.B. bei Apresjan 1966,S.45; bei Leisi 1961,S.12o. 14 Baldinger 197o,S.65;1977,S.69. 15 H.Kubczak (Kubczak 1973,S.33-34) praezisiert diese Eigenschaften der Merkmale dahingehend, daß sie sich als distinktiv erweisen müssen in Bezug auf Sígneme gleichen Ranges (cf.die Hegersche Signemhierarchie hier 2.3.1.).

7 gen ναι Zeichen voneinander differenzieren, nennt Pottier etwa Archisemene

.

Die eindeutige Bestirmung ven Unterscheidungsirerkmalen in Inhalten durch in Oppositicnsetzung stößt aber dann auf Schwierigkeiten, wenn es sich um Analysen an 'toten' Sprachen handelt, bei welchen prinzipiell auch im weitestgefaßten Kaitext die Manosemierung einer sprachlichen Einheit nicht gesichert ist. Diese Situation tritt auch bei der Überprüfung ναι Verben unseres corpus ein. In a. Cil pies et cele grant assise Li ramentoivent son biau frere

(GuillDôle 4629),

b. Phyton....alloit au contrere ramanteuant a haute uoix l'honorable et glorieuse cause de sa mort (Mont 1,6), c. Ne vous puis pas ramentevoii quanqu'il i ot et dit et fait

(Cleom 1624o)

scheint man a. zwar dem Inhalt 1. ramentevoir qah à qn "jemd. etw. ins Ged. zurückrufen", c. dem Inhalt..3.

vamentevoir qah à qn "jerrd.etw. erzählen"

zuordnen zu können, aber b. ist weder 1. noch 3. allein zuzuweisen; d.h. vcm heutigen Standpunkt des Textverständnisses aus, der allein uns für diese Stellen zur Verfügung steht, ist eine Entscheidung nur für 1. oder nur für 3. nicht mehr möglich. Wir fassen diesen Fall als 2. ramentevoir qah·. "etw. ins Ged. zurückrufen (bei jerrd.) oder etw. erzählen"1·7. Die Beispiele - prinzipielle Unsicherheit des Sememstatus in allen Vorkamen, faktische Unmöglichkeit einer endgültigen Inhaltsbestiimung in Vorkamen b. - zeigen, daß ein sicherer Beweis des Sememstatus vcn Inhalten bei den vcn uns zu untersuchenden Verben des Afrz. und Mfrz. frag16 Cf.Baldinger 197o,S.83, Anm.6;1977,S.87, Anm.6, nach Pottier 1963. Lexikalisiertes Semem (=Lexem, bzw.Lexie) und lexikalisiertes Archisemem (=Archilexem bzw. Archilexie) stehen zu einander im Verhältnis der Implikation (Coseriu 1964,S.139-186, bes.151,161,176,178). 17 Zur Einordnung solcher keineswegs seltenen Inhalte in das System cf.

2.6.2.

8 lidi bleiben muß. Wir behandeln daher die 'Bedeutungen' unserer Verben nicht als Sememe im cbigen Sinne, sondern fassen sie lediglich auf als Inhalte, welche sich mit den betreffenden Stellen in einem speziell diesen Inhalten angepaßten zu errichtenden noematischen System decken. Tteilbegriffssystem und Zuordnung der Wortinhalte zu dessen Konstituenten schließen wir bewußt an die vcn Kurt Baldinger vorgelegte Arbeit über Sémantique et structure conceptuelle (le concept "se souvenir"J18 an, weil m s die darin vorgeschlagenen Methoden zur Darstellung eines Wörtschatzausschnittes am leistungsfähigsten erscheinen.

2.2.

Die onanasiologischen Operationen beschränken sich nicht auf

das Sammeln von Bezeichnungen um den Oberbegriff "geistige Praesenz einer Sache der Vergangenheit..." und einiger seiner Untereinheiten herum; vielmehr wird versucht, durch weitgehende Differenzierung möglichst zahlreiche distinktive Einheiten zu erhalten und aus ihren Kcnfoinatianen 1. die einzelnen Inhaltsstrukturen 2. die durch ihre Beschaffenheit

bedingte Stellung dieser

Strukturen in ihren Delationen zu anderen Strukturen systematisch darzustellen. 2.3.

Vcn den dem Begriff der "geistigen Praesenz einer Sache der

Vergangenheit..." zuzuordnenden Sprachzeichen bilden nur diejenigen Gegenstand der Untersuchung, die nach der herkömmlichen Einteilung in Wortklassen als Verben bezeichnet werden. 2.3.1.

Dabei bleibt einerseits zu klären, welche Inhaltskategorien die-

ser Verben für unsere Analyse relevant sind, andererseits, welcher Umfang an Kaitext mit berücksichtigt werden muß. Die Bestürmung dieser Faktoren kann auf der Grundlage der von Heger19 erstellten Hierarchie der Sígneme, d.h. der sprachlichen Einheiten und ihrer entsprechenden Ränge erfolgen. Aus dieser Hierarchie ergibt 18 Baldinger 1966. 19 Heger 1971,S.49ff.; 1976,§

3f.

9 sich, daß für die vorliegende Untersuchung Textausschnitte zu analysieren sind, deren Umfang mindestens dem Signem des Ranges

entspricht, z.B.:

Je le lui recorde. Alp. maximale Textquantität würden häufig sprachliche Einheiten des Ran21 ges Rj theoretisch genügen, z.B.: ...amors Ii ramembre et ravoie Son cler vis... (Fabl V,249,7.le). Dieser Kentext würde es in vielen Fällen ermöglichen, den an das Lexem als solches gebundenen potentiell und virtuell vorhandenen denotativen Inhalt ausreichend zu ermitteln. Da aber die Verben innerhalb eines corpus oft in Verbindung mit Grammemen auftreten, deren Inhalt auf logische, deiktisdie, klassifikatori22

sehe Spezifizierungen ven Kategorien des Aktantenmodells

zurückzufüh-

ren sind, irüssen auch noch Einheiten des Ranges Rg berücksichtigt werden, z.B. : ...le Tentateur cauteleux luy remembra ...la defense sus ce faicte... (Rab 111,164). Das temporaldeiktische Grannen -a ναι remembra bildet in diesem Vorkommen mit dem Verb eine als Kontext nicht ναι ihm zu trennende Einheit. Der Onfang der zu analysierenden Textausschnitte entspricht also in der Mehrzahl der Fälle den Signemen der Ränge R^ und Rg. Bei Verben, deren Inhalt auch auf diesem Rang noch nicht befriedigend geklärt ist, kann eine (wann überhaupt) eindeutigere Erschließung ihres Inhalts nur innerhalb sehr unterschiedlicher und von vornherein nicht bestimmbarer Kontextquantitäten stattfinden. Mit Ausnahme ναι 2 Fällen stehen die soeben erwähnten Grammeniinhalte jedoch in keiner direkten Verbindung mit der Bedeutung des zum Feld gehörigen Verballexems, die allein für uns von Interesse ist. Die besagten Ausnahmen bilden einmal die mit den Kategorien der Intentionalität ζ us amrenhängenden Konstanten, wenn sie in Bezug auf einen Aktanten in Kausalfunktion den Kausalfunktor mit "intentional/nicht intentional" spezifizieren und dadurch Rückschlüsse auf die Klasse des Aktanten ermöglichen, insofern als bei Spezifizie20 Heger 1971,S.59ff.; 1976,§ 3.3. 21 ib.,1971,S.224f.;1976,§ 6.2.2. 22 ib.,1971,S.74ff.;l976,§ 4.

10 rung mit 'intentional1 der Aktant ein zu Intentionen fähiges Lebewesen sein rruß. Dieser Rückschluß ist aber deshalb überflüssig, weil die Aktantenklassen schon auf Rang^ eindeutig zu eruieren sind durch die Beschaffenheit der Aktanten selbst. Die andere Ausnahme macht die Festlegung des im Verb beschriebenen Ereignisses auf einen Zustand oder Vorgang, d.h. auf (Nicht)trasformativi tat, etwa durch Hinzutreten eines Zeitadverbs: Oft transformatives

se ramentevoir

qah

wird so nicht transformativ:

Ceste miserable se ramentevra incessament toutes les actions et operations de sa vie

(Mont.tr.Sebón,ch.

161, Hug) . 2.3.2.

Im Zusartrrenhang mit einer Festlegung der Quantität des Unter-

suchungsgegenstandes maß an dieser Stelle ebenfalls die Valenz des Verbs berücksichtigt werden. Wir fassen sie auf als semantisch-begriffliche Kategorie der Inhaltsseite der Sprache. Sie ist allein abhängig von Inhalt des sprachlichen 23

Zeichens . Damit sollen für den Bereich unserer Untersuchung als die Valenz eines Verbs diejenigen Aktanten gelten, welche vom durch das betreffende Verb beschriebenen Inhalt gefordert werden. Daraus ergibt sich, daß die Valenz unserer Verben in 2 Fällen nicht mit der Struktur der Ausdrucksseite übereinstinmt; es kann a) auf der Inhaltsseite 'mehr' vorhanden sein als auf der Ausdrucksseite, d.h., ein Aktant wird nicht als selbständige aber vcim Verb inhaltlich geforderte sprachliche Einheit, sondern nur im Verb selbst aktuali23 Dem entspricht Heringers "inhaltliche Wertigkeit", die durch Fragen und Oppositionen ("ich wasche mich (die Wäsche)" - aber: "ich begnüge mich (ihn)" ermittelt werden kann (Heringer 1967,S.21). Ähnlich die "Inhaltsvalenz" bei Stötzel, im Gegensatz zur "Ausdrucksvalenz", die man mit der "syntaktischen Wertigkeit" vergleichen kann (Stötzel 197o, vor allem S.loSff.). Cf.auch Kotschi 1974,S.133ff. Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten zur Bestimmung dessen, was man unter Valenz versteht und der Tatsache, daß eine allgemeingültige Lösung noch aussteht, glauben wir unser Verfahren, nämlich einen unserem Arbeitsmaterial und Arbeitsziel angepaßten Valenzbegriff einfach festzusetzen, gerechtfertigt.

11

siert. Dies ist der Fall bei Aktant A in: recoller

qn (C=B) : "jerrd.

(C=B) etw. (A) wiederholen lassen", b) auf der Ausdrudesseite 'mehr' vorhanden sein als auf der Inhaltsseite, d.h., einer in der Itegel selbständigen sprachlichen Einheit, welche auf der Ausdrucksseite eine Leerstelle des Verbs ausfüllt, entspricht kein Aktant auf der Inhaltsseite. Se souvenir

de qah (A) : "etw.(A)

noch im Ged. haben" besitzt keinen Aktanten C in Kausalfunkticn, wie das Reflexivprcncnen se zuerst vermuten lassen könnte. Es erweist sich weiterhin als notwendig, zu unterscheiden zwischen der oben definierten Valenz als d i r e k t e r und i n d i r e k t e r , lenz

Valenz

einerseits

d.h. k o n t e x t b e d i n g t e r

Va-

andererseits.

Im Gegensatz zur direkten Valenz gibt die indirekte Wertigkeit die Anzahl an Aktanten an, welche der Wortinhalt dann fordert, wenn er durch einen spezifischen Kontext verändert wird; ein solcher Kontext ist bei den von uns analysierten Verben meist 1. der Ntodus des Inperativ 2. Verben des "Sollens" und "Müssens" (cf.die Angäben zur Notierung der Valenz in 2.5.4). Die ven der direkten und indirekten Valenz bestinmten Aktanten werden in der Hegel durch Texteinheiten der Ränge R^, R^ oder Rg erfaßt. 2.3.3.

Unser Untersuchungsgegenstand läßt sich nun quantitativ defi-

nieren als Inhalts- und Ausdrucksform der Verben, die in der frz. Sprache des 12. und 13. Jh. und des 15. und 16. Jh. den Begriff der "spezifizier^ ten (cf.2.4.1.2) geistigen Praesenz einer Sache der Vergangenheit im Gedächtnis eines dazu befähigten Lebewesens" beschreiben. Wir beschränken uns dabei auf diejenigen Einheiten der forme de l'expression, in welchen dieser Inhalt, unbeeinflußt von lexemgebundenen Grannemen oder anderen gebundenen ifcnemen mit nur reflexiv-metasprachlichen Inhalten24, ausschließlich durch diejenigen Maneme dargestellt wird, welche das Gramremparadigma mit ganz oder teilweise als tenporaldeiktische Kategorien bestimmbaren Inhalten an sich binden können. 'Zusammengesetzte' Ausdrücke wie avoir en memoire qah schließen wir aus. 24 Cf.Heger 1971,S.49ff.; 1976,§ 3.1.4.

12

Solche Einheiten erscheinen in natürlicher Sprache ab Rang R^. 2.4.

Nach der quantitativen Festlegung unseres üntersuchungsgegen-

standes soll nun seine nöglichst genaue qualitative Bsstimnung erfolgen, die im einzelnen aufzeigt, welchen Inhalt die sprachlichen Einheiten besitzen nüssen, um als Untersuchungsgegenstand zu gelten. 2.4.1.

Da der Nachweis eines Seiremstatus (s.o. 2.1.2.) für Inhalte

vcn Lexemen in toten Sprachen fraglich bleiben muß, begnügen wir uns auch bei unseren afrz. und mfrz. Verben damit, von einem kohärent aufgebauten Kategoriensystem ausgehend die Inhalte dieser Verben den einzelnen Positionen des Systems zuzuordnen und so ein Feld auf cncmasiologischer Basis zu errichten. Die Beschaffenheit des Untersuchungsgegenstandes läßt es zweckmäßig erscheinen, für die Konstruktion dieses Teilbegriffssystems folgende Komponenten zu berücksichtigen: 2.4.1.1. Ρψ(Αρ;ΜΒ): Geistige Praesenz einer Sache der Vergangenheit im 25

Gedächtnis eines dazu befähigten Lebewesens . Als Sache der Vergangenheit fassen wir das auf, 1. was zustandegekoirmsn ist, bevor es bei dem betreffenden Lebews sen präsent wird; 2. dessen zeitliches Verhältnis zu dem betreffenden Lebewesen so empfunden wird, daß dieses als Sprecher des Afrz. oder Mfrz. ein Tempus der Vergangenheit oder einem diesem entsprechende Form zu Recht wählen könnte. Der Begriff setzt die Existenz der Kategorien Zeit und Geist voraus und erscheint an Personen und Sachen gebunden: A (=Sache der Vergangenheit) ist (oder wird) praesent bei Β

^Le-

bewesen =Erinnerungsträger), wobei die Relationen zwischen A und B, d.h. die geistige Praesenz und ihre Modalitäten, durch das Verb beschrièben 25 Baldinger 1966,S.15. Zum Folgenden vergi.ib.,S.15ff. Der Begriff wird verstanden als unbeeinflußt von philosophischen oder psychologischen 1 Gedächtnis'-Theorien und ausschließlich als Summe der in sprachlicher Analyse ermittelten Inhalte.

13 warden. In Beispiel ( 1 ) Un j o u r m ' a v i n t , a Dovre sur l a mer, Qu'il me souvint de l a d o u l c e p l a i s a n c e . . . ( C h d O r l é a n s Β 75,3)

wird A (= la doulae plaisance)

praesent bei Β (=me) ; diese Relation zwi-

schen A (=Erinnerungsgegenstand) und Β (=Erinnerungsträger) h i e r das Verb

beschreibt

souvenir.

Die Kcrnponente " g e i s t i g e Praesenz einer Sache der Vergangenheit..." i s t als Oberbegriff und Gattung anzusehen, unter welche sich ihre V a r i a t i o nen als Arten und Unterarten ordnen lassen und sich damit als Bestandt e i l e eines kohärent konstruierten Systems als übereinzelsprachlich ausweisen. 2.4.1.2.

Ρψ[Αρ± (ίψ(Äp;MB) ) ;MB] : ^ » e z i f i z i e r t e

( . . . + (&|>Äp;MB) . . . ) g e i s t i -

ge Praesenz einer Sache der Vergangenheit oder nicht s p e z i f i z i e r t e

(...-

(ΡψΑρ;ΜΒ)...) g e i s t i g e Praesenz einer Sache der Vergangenheit im Gedächtnis eines dazu befähigten Lebewesens. S p e z i f i z i e r t e Praesenz erscheint in den Beispielen (2)

Sovent me font (=11 l o s e n g i e r ) membrer en s o u s p i r a n t C ' a i n s D i e x ne f i s t s i c r u e l d e s s e v r a n c e (GaceBrulé X X I , 1 2 ) ;

(3) Encor me menbre, ne l ' o u b l i e r a i j a , d'un guerredon que me f e i s t e s j a ( G u i l l D ô l e

1355);

membrer in (2) beschreibt zweifache g e i s t i g e Praesenz: a.

Die Praesenz der Sache der Vergangenheit A bei Β als Vorgang^

b.

Das g l e i c h z e i t i g mit dieser Praesenz b e i Β auftauchende Bewußtsein, daß A sehen einmal bei Β praesent war in der Vergangenheit, d . h . , vor dem im Inhalt dargestellten Zeitpunkt;

membrer in (3) beschreibt e b e n f a l l s zweifache g e i s t i g e Praesenz: a.

die Praesenz der Sache der Vergangenheit A b e i Β als Zustand zu dem im Inhalt dargestellten Zeitpunkt,

b.

das g l e i c h z e i t i g mit dieser Praesenz b e i Β vorliegende Bewußtsein vom Praesentwerden dieser Sache b e i ihm i n der Vergangenheit, d . h . , vor dem im Inhalt dargestellten Zeitpunkt (also die Übergabe des Geschenkes an B) .

14

"Spezifizierte geistige Praesenz einer Sache der Vergangenheit" läßt sich definieren als: Praesenz einer Sache der Vergangenheit + gleichzeitigem Bewußtsein der früheren, aber vorübergehenden Praesenz dieser Sache, oder dem Bewußtsein einer früheren und ναι einem gewissen Zeitpunkt bis zum Jetzt des be26 schriebenen Zustandes andauernden Praesenz Diesen Begriff halten wir für typisch für das, was man im Nfrz. mit se souvenir de, bzw.

se rappeler, im Dt. mit erinnern zu bezeichnen

pflegt; die Möglichkeit einer Zuordnung zu diesem Begriff dient als Kriterium dafür, ab ein Verb in unsere Analyse auf genannten wird. Nicht spezifizierte Praesenz erscheint in den Beispielen: (4) Quant Ii croisiê seurent que li cuens de Champaingne leur sires, fu mors...

(RClari 111,1);

(5) Cumandad Ii reis...que tuassent les pruveires nostre Seignur, kar a sun dit il teneient od David é bien súrent qu'il se fud fulz é a lui nel voldrent mustrer (Rois 45,14) .

Savoir bedeutet in diesen Kontexten: "Praesenz einer Sache der Vergangenheit A bei Β als Vorgang

(4) , bzw.Zustand (5) " = "Praesentwerden bzw.-

sein von A bei Β ohne Bewußtsein vorheriger Praesenz", oder "A wird bei Β (zum nach B's Auffassung ersten Hai) praesent" bzw. "A ist bei Β praesent". Die nicht spezifizierte geistige Praesenz steht zur spezifizierten geistigen Praesenz also in Gegensatz insofern, als es sich bei ersterer nur um 'einfache' Praesenz beim Praesenzträger, d.h. ohne zusätzliches Bewußtsein einer früheren Praesenz, handelt. Der Begriff der nicht spezifizierten Praesenz gehört per definitianem nicht zu unserem Untersuchungsgegenstand: die meisten Verben aber, die

26 Wir wählen bewußt die Formulierung "Praesenz" an Stelle von "Praesenzbeginn": Obwohl bei der als Zustand beschriebenen spezifizierten Praesenz oft das Bewußtsein des Praesenzbeginns selbst (wie im Beispiel (3)) herrschen dürfte, sind doch auch andere Fälle vorstellbar, in denen Β nur noch das Bewußtsein einer vormaligen Praesenz als Zustand, nicht mehr aber das ihres direkten Beginns besitzt. Die auch den Begriff "Praesenzbeginn" umfassende Bezeichnung "Praesenz" wird demnach beiden Möglichkeiten gerecht.

15 sich dem Begriff der spezifizierten Praesenz zuordnen lassen, besitzen außerdem Bedeutungen, die zum Begriff der nicht spezifizierten Praesenz zu stellen sind, d.h. letzterer schließt sich unmittelbar an unser zentrales anamasiologisches Feld an und muß deshalb mit berücksichtigt werden. Zusammen mit dem Begriff der spezifizierten Praesenz bildet er die beiden Arten in welche wir den Oberbegriff "geistige Praesenz einer Sache der Vergangenheit" als Gattung aufgliedern (im Deutschen charaktarisierbar etwa durch die Verben erfahren

und (sich)

erinnern).

Die logischen Relationen des Begriffs der "geistigen Praesenz" stellen wir folgendermaßen dar: Es erweist sich als zweckmäßig, ein tenporaldeiktisches Feld anzunehmen, das von einer von links nach rechts ναι der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft reichenden Zeitlinie bestürmt wird, und diese Gegebenheiten dann auf das Verhältnis: vorher - jetzt - nachher festzulegen. Da dieses Schema ebenso wie alle noch folgenden Modelle, im Dienst der paradigmatischen Analyse steht, wird nur der der Position im System der Langue zukommende Inhalt beschrieben chne Berücksichtigung durch Paro levorkamen bedingter Karniunikationssituationen. Es entfallen folglich außendeiktische Bezugsetzungen, die z.B. im tenporalen Bereich mit Formulierungen wie: il

Vi souvenait;

tu reaorderas

etc. übersetzt werden

niißten; dies entspricht dem eben über die Vernachlässigung nicht mit der Lexembedeutung in Konkurrenz stehender Granmene Gesagten. Dennach ist auch das Jetzt, auf welches sich die begriffsbedingte Deixis der geistigen Praesenz bezieht, als ven jeder Kormunikationssituatian losgelöst zu denken als lexemirrmanentes Jetzt, ebenso wie das darauf bezogene Verhältnis vorher - nachher. Ferner werden für die Konstituierung des Begriffes wichtig: der Zeitpunkt des Wiederpraesentwerdens veri A bei Β, bezeichnet als Zeitpunkt des n-ten Praesentwerdens und der des unmittelbar davor liegenden Praesentwerdens, bezeichnet als Zeitpunkt des (n-1)ten Praesentwerdens. Die relative Etezugsetzung dieser 3 Faktoren zueinander konstituiert den zu beschreibenden Begriff.

16

Die Faktoren lassen sich als Punkte auf der Zeitlinie vorher - nachher annehmen: das vcm Sprechereignis unabhängige Jetzt der lexemimmanenten Deixis kann auf jeden Punkt der Vergangenheit - Zukunftslinie der kctiinunikatianssituaticnsbedingten Deixis projiziert werden, wodurch die Punkte (n-1) und η jedesmal ebenfalls auf die Vergangenheits - Zükunftslinie zu liegen kommen, chne dabei ihr durch das Lexem bestimmtes Verhältnis zueinander oder zum lexemiirmanenten Jetzt zu verändern: Feld der kommunikationssituationsbedingten Deixis

Veraanoenheit

^

.^jetzc^des

?

j

\Kom.-Ereigp. \ \ / / " \ !/ ' "

jetzt=n

n-l (n-l)=n

Jl

η- ι

', (n-])~n v

FZukunft

orher n-l

jetzt jetzt netzt' jetzt ( Lexemiiran. )

nachher

Feld der lexemimmanenten Deixis

In einzelsprachlicher Exenplifizierung bedeutet dies, daß die die lexeminmanente Deixis beschreibende Aussage vcn Β in 1. (cf.unten): "A, das zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal bei mir präsent war, wird wiederpräsent" auf einen vor dem Eprechereignis der konimmikationssituatiorisbedingten Deixis liegenden Punkt auf der Vergangenheit - Zukunftslinie projiziert, als "A, das zu einem früheren Zeitpunkt sehen einmal bei mir präsent gewesen war, ist wieder-präsent geworden"

17

und auf einen nach dem Sprechereignis liegenden Punkt p r o j i z i e r t , a l s "A, das zu einem früheren Zeitpunkt sehen einmal bei mir präsent war (gewesen sein wird), wird wiederpräsent werden", wiedergegeben werden miißte. Unter der Voraussetzung, daß es nicht sinnvoll wäre, Positionsvarianten dieser 3 Punkte außerhalb der im Modell eingehaltenen Reihenfolge anzunehmen, ergeben sich 4 prinzipielle Möglichkeiten: 1.

Der Zeitpunkt des

n-ten Praesentwerdens veti A bei Β f ä l l t mit dem Le-

xeminmanenten J e t z t zusammen: Unter der Bedingung, c.aß bei Β gleichz e i t i g auch das (n-1)-te Praesentwerden von A bei Β präsent wird, a l so das Bewußtsein früherer Praesenz ven A entsteht, erhalten wir den Begriff der transformativen spezifizierten geistigen Praesenz, die von Β aus gesehen beschrieben werden könnte mit: "A, das zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal tei mir präsent war, wird wieder präsent". Für η kann theoretisch jede Zahl ab 2 aufwärts eingesetzt und der Beg r i f f im Afrz. und Mfrz. schon durch Sígneme des Fanges R^ beschrieben werden. 2.

Der Zeitpunkt des n-ten Praesentwerdens ven A bei Β f ä l l t mit dem Zeitpunkt des (n-1)-ten Praesentwerdens ζ us airmen: Unter der Bedingung, daß bei Β zum Zeitpunkt des lexemiiriranenten J e t z t das Bewußtsein früherer Praesenz vcn A bei Β noch vorliegt, erhalten wir den Begriff der nicht transformativen spezifizierten geistigen Praesenz. Sie kann ναι Β aus dargestellt werden durch: "A, das schon vorher bei mir präsent war, i s t noch immer präsent". Für η kann wieder jede ganze Zahl ab 2 aufwärts angenommen und der Begriff im Afrz. und Mfrz. schon durch Sígneme des Ranges R^ beschrieben werden.

3.

Der Zeitpunkt des n-ten Praesentwerdens l i e g t irgendwo zwischen dem des (n-1)-ten Praesentwerdens und dem lexeminiranenten J e t z t . Es konmt eine Relation zustande, die man von Β aus gesehen

mit: "A i s t s e i t

(Zeitangabe x) bei mir präsent, wurde aber sehen einmal, vor (Zeitangabe (x+y)) bei mir präsent", schildern könnte, unter Annahme, daß sich Β des Praesentwerdens vcn A bei Β zu beiden Zeitpunkten bewußt i s t und daß für η eine ganze Zahl > 2 eingesetzt wird. Der Begriff kann im Afrz. und Mfrz. nur durch Sígneme ab Rang^ beschrieben werden.

18

Dieser Begriff ist somit ebenfalls als nicht transformative spezifi-i zierte geistige Praesenz aufzufassen. Er stellt die nicht transform mative Variante zu Möglichkeit 1. dar. Die Praxis unserer Beispiele zeigt jedoch, daß kein Verbvorkomrren, auch in den relativ seltenen Fällen, in denen man diesen Begriff als Inhalt in Erwägung ziehen könnte, eindeutig darauf festzulegen ist. Wir vernachlässigen deshalb diesen Begriff in unserem Teilsystem zu Gunsten des in der Regel allen Vorkamen nicht transformativer spezifizierter Praesenz gerecht werdenden Begriffes 2. 4. Der Zeitpunkt des n-ten Praesentwerdens, des (n-1)-ten Praesentwerdens und des lexemimnananten Jetzt fallen zusammen: Es entsteht der Begriff der trans format i ven normalerweise als erstmalig angenoitirenen Praesenz, die im Afrz. aid Mfrz. schon durch Sígneme des Ranges R^ beschrieben wird. E könnte diesen Vorgang wiedergeben mit: "A (das vorher noch nie bei mir präsent war) wird bei mir praesent". Zu dieser Begriffsbildung ist zu bemerken, daß sie nicht vcn der absoluten Anzahl an Ereignissen abhängt, sondern vcn der relativen Anzahl (n-1). Spezifizierte Praesenz setzt das Bewußtsein des vorhergehenden Ereignisses beim Praesenzträger voraus; das bedeutet, daß ein zweites, drittes oder η-tes Praesentwerden (-sein) voi A bei Β nicht unter diesen Begriff fällt, wenn sich Β nicht gleichzeitig des ersten, zweiten oder (n-1)-ten Praesentwerdens (-seins) bewußt ist. Theoretisch gehören wchl auch Praesenzen mit gleichzeitigem Bewußtsein der (n-(2,3 etc.))-ten Praesenz bei genügend großem η zu diesem Begriff. Die nicht dazu gehörenden n-ten Praesenzereignisse ohne zusätzliches Bewußtsein bei theoretisch » 2 werden in Afrz. und Mfrz. mit den gleichen Mitteln beschrieben wie die nicht spezifizierte η-te Praesenz mit η = 1. d.h., sie werden gleich behandelt wie der Begriff des erstmaligen Praesentwerdens (-seins). 27

2.4.1.3. t ν t: Transformativi tat

(Praesentwerden) oder Nichttrans-

formativität (Praesentsein). 27 Heger ( 1966, S. 142) , der den Vorgangsbegriff nach der von Martin Sánchez Ruipêrez eingeführten Opposition ("Semantemas transformativos son aquellos que expresan una transformación, una modificación del estado. Es indiferente que esta transformación afecte al sujeto, cuyo estado resulta modificado... o al objeto... Semantemas no-transforma titos son aquellos cuyo significado excluye toda idea de modificación tanto en el sujeto como en el objeto"(M.S. Ruipérez 1954,S.54)) unterteilt.

19 Dieser Begriff ergab sich bereits iirplizit aus der Darstellung der Relationen der geistigen Praesenz (s.o. Begriff 2). In den Beispielen (1) (s.o.) und (6) Et qui welt o'ir ceste istore Et retenir en sa memore (AimonFl 9264,TL) beschreibt il souvient à qn de qah (Beispiel (1)) das Praesentwerden von A bei Β, retenir qah (Beispiel (6)) das Praesentsein ven A bei E: Die geistige Praesenz wird demnach in (1) als Vorgang, in (6) als Zustand dargestellt. Da die Relationen zwischen A und Β immer entweder "transformativ" oder "nicht transformativ" iirplizieren, empfiehlt es sich, diese Inhaltseinheit in die Grundforrrel aufzunehmen, die dann wie folgt erweitert wird: .


JTh

7

-

-

. Ilaf Ia/b

~

4

Typ

IIb o

174

In der itifrz. Periode t r i t t a l s i n unseren Belegen am häufigsten akt u a l i s i e r t e r Inhalt der Typ I I a ( r e f l e x i v verursachte s p e z i f i z i e r t e Praesenz: "sich erinnern", Position wie bei Zeitabschnitt I ) hervor, vor a l lem a k t u a l i s i e r t durch d i e Konstruktionen: recorder XIV) und e b e n f a l l s noch r e l a t i v häufig

qch (Positionen X I I I ,

durch se recorder

de qch

(Posi-

tionen IX,X). Andere KcnfoinatiansmöglidTkeiten v a i Reflexivprcncnen, Verb urei Präposition de erscheinen seltener, aber so, da.ß auch im Z e i t abschnitt I I a l l e tßglichkeiten ausgenutzt warden. Ein e i n z i g e s Vorkommen a k t u a l i s i e r t : se recorder

à faire

qch, eine Variante, welche wohl

der Neigung der mfrz. Epoche zu V i e l f a l t und Neuerung zu verdanken i s t , sich aber angesichts fehlender analoger Kcnstrukticnsnßglichkeiten mit der Präposition à im Bereich der g e i s t i g e n Praesenz ( d i e gängige Präposition b l e i b t de) nicht durchgesetzt hat. An 2. S t e l l e der r e l a t i v e n Häufigkeit erscheint Typ I b ,

(nicht r e -

f l e x i v verursachte nicht s p e z i f i z i e r t e Praesenz: "erzählen"), im Z e i t raum I I nur durch d i e Konstruktion recorder

qch (α qn) a k t u a l i s i e r t . Die

Zahl seiner Vorkamen (14) beträgt aber nur etwa ein D r i t t e l der Zahl der Belege (43) für Typ I I a . In der r e l a t i v e n Frequenz zusantnen an d i e 3. S t e l l e zu setzen sind d i e Typen Ila+Ia/b und l i l a mit 9 bzw. 8 Vorkamen. Typ l i l a

( als nicht verursacht aufgefaßte s p e z i f i z i e r t e Praesenz)

wird irrmer mit Reflexi. vprcncmen in der Oberflächenstruktur (Positionen V I I I und X I ) , Typ Ila+Ia/b ( r e f l e x i v / n i c h t r e f l e x i v verursachte s p e z i f i z i e r t e / nicht s p e z i f i z i e r t e Praesenz) durch recorder XVI) und nur einmal durch recorder

qch à qn (Position

qch devant qn a k t u a l i s i e r t .

Etwa um d i e Hälfte geringer a l s d i e Vorkomren der Typen an 3. S t e l l e sind diejenigen der Inhaltstypen I a (nicht r e f l e x i v verursachte s p e z i f i z i e r t e Praesenz: "jemd. an etw. erinnern") und IfcH-a (nicht r e f l e x i v v e r ursachte nicht s p e z i f i z i e r t e , daraufhin aber s p e z i f i z i e r t e Praesenz: "jerrd. lehren") an 4. S t e l l e . Bei Typ I a erscheint recorder faire

qch à qn (Position I ) und recorder

qch mit Präposition (Position I V ) . Typ Ib+a i s t nur durch d i e Position XXII: recorder

qn vertreten.

de

175 An 5. Stelle stehen die Typen Ilbt-a (reflexiv verursachte nicht spezifizierte, dann aber spezifizierte Praesenz: "efcv. lernen") und Typ Ila/bfIIb (reflexiv verursachte, teils als spezifiziert, teils als nicht spezifiziert aufgefaßte Praesenz: "fiber etev. nachdenken") mit 2, bzw. 1 Vorkamen, die beide durch recorder

qch aktualisiert sind.

Die Typen Ia/b und IIb erscheinen, im Gegensatz zur afrz. Epoche, im Mfrz. bei uns nicht mehr. Folgende Liste läßt sich für die für recorder

positiv-negativ cha-

rakteristischen Inhaltstypen im 15. und 16. Jh. aufstellen: Typ

Position

IIa

(V,VII,IX,X,XII,XIII,XIV,XIX)

Ib

(XXI)

IIa+Ia/b,IIIa

(XVI,XVII), (VIII,XI)

Ia,Ib+a

(Ι,ΐν), (XXII)

Hbta,IIa/btIIb

(XXV) , (XVIII)

Der Typ IIa ist als positiv charakteristisch, die Typen Ib, Ilafla/b, lila sind als weniger, die Typen Ia und Ib+a als nicht charakteristisch und die Typen Ilfcrt-a und Ila/btllb als Ausnahmen für recorder

in der

mfrz. Epoche zu werten. Bei den zusätzlichen Inhalten f'ir recorder in Zeitabschnitt II fehlen Inhalte aus dem juristischen Bereich, auch in den Wir terbuchbe legen, 35

ganz

. Dafür sind um so mehr Belege aus religiösen Texten, vor allem

Predigten und dramatisdhen Dichtungen, vertreten, so daß man

recorder

für diesen Bereich wohl als typisch für die Wiedergabe reflexiv verursachten gefühlsbeladenen Erinnems ansehen darf: so besitzen 9 Vorkommen ven 1o der Position X die zusätzlichen Inhalte: "Zorn, Fürsorge (Gott), Ehrfurcht, Demut, Bedauern etc. (Mensch)" und gehören alle dem religiösen Bereich an. Weiterhin typisch für recorder

dieser Epoche erscheint der Inhalt

35 Wir sind uns allerdings wohl bewußt, daß dies auch dadurch mitbedingt ist, daß Hug, aus dem der überwiegende Teil der Wärterbuchbeispiele für Zeitabschnitt II stammt, keine juristischen Texte heranzieht.

176 "verbales Praesentmachen" meist auf C=B r e f l e x i v bezogen und dann mit "hersagen" wiederzugeben (13 Vorkamen vcn insgesamt 17 der P o s i t i o n XIII) i n Verbindung mit dem I n h a l t : "im Wortlaut vorgegebene und wied e r h o l t e Texte". Außer in P o s i t i o n XIII t r e t e n d i e s e I n h a l t e noch b e i den Positionen XVI und XVII a u f . Die H ä l f t e (6) der Beispiele f ü r P o s i t i o n XXI rücken recorder

auf

Grund der Beschaffenheit des Aktanten A ("Lerneinheit, Lernenswertes") in d i e Nähe der Bedeutung "lehren", d i e b e i P o s i t i o n XXV zur P o s i t i o n s e l b s t gehört. Ein Vergleich vcn Z e i t a b s c h n i t t I mit Abschnitt I I z e i g t , daß i n beiden Epochen sowchl d i e r e f l e x i v verursachte s p e z i f i z i e r t e Praesenz (Typ I I a ) , d i e b e r e i t s im E r s t b e l e g (Alexius 11o a) a k t u a l i s i e r t wird, a l s auch d i e n i c h t r e f l e x i v verursachte n i c h t s p e z i f i z i e r t e Praesenz (Typ Ib)

( s e i t Marie de France, Mitte des 12. J h . belegt) a l s d i e f ü r

recorder

typischen I n h a l t e gelten können, d i e i n i h r e r Entwicklung a l l e r -

dings einen einander entgegengesetzten Verlauf nehiren. Typ I I a b e s i t z t im 12. Jh. d i e höchste Frequenz, Typ Ib aber nur e i n V i e r t e l der Vorkommen vcn Typ I I a ; das ändert s i c h , wenn Typ Ib im 13. J h . mit e i n e r a u f f a l l e n d hohen Häufigkeit an d i e Spitze d e r Frequenz r ü c k t und Typ I I a mil^nur etwa 1/3 der Frequenz von Ib auf den 4. P l a t z z u r ü c k f ä l l t . Im 15. und 16. J h . h a t Typ I I a wiederum d i e e r s t e S t e l l e inne, Typ Ib f o l g t auf dem zweiten P l a t z , aber seine Frequenz b l e i b t scwdil im 15. a l s auch im 16. Jh. zwischen rund 1/2 und 1/3 der Vorkcmmenshäufigkeit vcn Typ I I a . Als forme de l ' e x p r e s s i o n bevorzugt Typ I I a in beiden Z e i t a b s c h n i t ten recorder

de ach, r e c h t h ä u f i g e r s c h e i n t in beiden Epochen auch das

b e r e i t s im E r s t b e l e g f ü r das Verb auftauchende se recorder

de qch·, Kon-

s t r u k t i c n e n entajeder nur mit Feflexivprcncmen oder nur mit de sind s e l ten. Auch Typ Ib wird in beiden Epochen a l l e r m e i s t e n s durch recorder s e l t e n durch recorder

qch,

de qch a k t u a l i s i e r t . L e t z t e r e Konstruktion f e h l t

im Z e i t a b s c h n i t t I I ganz: mit der Reduzierung der Vorkamnen geht Verlust der Variation i n der Ausdrucksform e i n h e r . Typ I a , im 12. J h . mäßig, im 13. J h . dann

häufig belegt, steht für

Z e i t a b s c h n i t t I an 2. S t e l l e der r e l a t i v e n Frequenz, f ä l l t im 15. und 16.

177

Jh. aber mit nur noch 4 Vorkommen auf den 3. Platz zurück; auch.dies macht die Rolle vcn recorder

qch à qn in der Bedeutung von nicht refle-

xiv verursachter spezifizierter Praesenz als juristischer terminus technicus im Mittelalter deutlich und zeigt, daB die hohe Frequenz vcn IaVorkcrmen in Zeitabschnitt I diesen Belegen zu verdanken ist. Typ Ia wird vor allem durch recorder

qch, selten durch recorder

de qch aktua-

lisiert. Mischtyp Ila+Ia/b (reflexiv und gleichzeitig nicht reflexiv verursachte Praesenz) steht in Epoche I und Epoche II auf einem 3. Platz; in beiden Zeitabschnitten wird er durch Inhalte aus dem juristischen Bereich mitgeprägt, was auch in der forme de l'expression des (nach dem häufigen recorder

qch à qn)

selteneren recorder

qch devant

qn zum Aus-

druck kommt. Typ Ila/bfllb (kontemplative Praesenz) nur durch, recorder

qch ver-

treten bleibt für die afrz. Epoche charakteristisch, wo es vor allem in Belagen aus dem 12. Jh., und dort relativ oft im Brut, zu finden ist; in Epoche II darf man es wchl als veraltet, und auch den einzigen Beleg (Marot, Complainte

d'un

pastoureau

chrestien,

I, 1o2, bei uns (3o8)) als

bewußt antikisierend betrachten. Als nicht verursacht aufgefaßte Praesenz (Typ lila) ist ab der 2. Hälfte des 12. Jh. (BenDuc, Ren) belegt, besitzt in Zeitabschnitt I aber wenig Vorkamen und steht in der relativen Frequenz dort mit Typ Ha/b+ IIb auf Platz 4, rückt in Zeitabschnitt II jedoch auf Platz 3, wobei sich die forme de 1'expression im 15. und 16. Jh. auf ee recorder ganz selten, auf se recorder

qch und,

de qch zu beschränken scheint. Im 12. und

13. Jh. dagegen werden für diesen Inhaltstyp noch alle Kartoinatia-isiröglichkeiten aus Reflexivpronomen, Verb und Präposition de herangezogen mit Präferenz für die Konstruktionen recorder

qch und se recorder

de

qch.

Der anbigue Inhalt: "nicht reflexiv verursachte spezifizierte/ nicht spezifizierte Praesenz" (Typ la/b) , aktualisiert durch recorder

qch,

bleibt auf wenige Vorkamen im Afrz. beschränkt und gehört dort dem juristischen Bereich an. Ebensowenig besitzen wir für Epoche II einen Beleg für Inhaltstyp IIb (reflexiv verursachte nicht spezifizierte Praesenz). nie ganz wenigen

178

(3) Vorkamen in Epoche I dürften einen Ansatz zu einer über ihr Anfangsstadium nicht hinausgelangten Entwicklung des Typs Ila/b+IIb (kcnteirplative Praesenz) zu "Itervorbringen von Ergebnissen kcntenplativer Praesenz" darstellen, die aber mehr noch als Typ Ha/b+IIb auf Epoche I beschrankt blieb. In der relativen Frequenz vcn Typ IIb nicht zu unterscheiden i s t Typ Ilb+a (reflexiv verursachte nicht spezifizierte, daraufhin aber spez i f i z i e r t e Praesenz), die ebenfalls eine spezifische Weiterentwicklung, nämlich die des Standardtyps IIa in seiner nicht transformativen Variante ("sich etw. im Ged. halten") repräsentiert. Der Schwerpunkt innerhalb des Inhalts wird auf den Beginn der nicht transformativen Praesenz verschoben, der entweder ein einfaches einmaliges "Einprägen" voi A bei Β durch C(=B) mit anschließendem Praesentsein, oder aber ein allmähliches, durch irmer wiederholtes sich Praesentmachen entstehendes Praesentweirden ναι A sein kann, so daß der Beginn der nicht transformativen Praesenz seinerseits in diesem Fall wieder in kleine sich aufeinander folgende transformative Ereignisse aufgeteilt wird. Das zu Typ Ilb+a gehörende für Epoche I einzige Vorkarnten (245) aus dem 12. Jh. beschreibt einfaches "Einprägen", also den kürzeren Vorgang; die beiden Beispiele für Epoche I I aus dem 16. Jh. meinen dagegen wohl den Lernvorgang in seinem vollen Umfang. Typ Ibta, die nicht reflexiv verursachte Variante von Typ Hb+a (nicht reflexiv verursachte/ nicht spezifizierte, daraufhin aber spezifizierte Praesenz, also "lehren") i s t erst im 16. Jh. belegt. Eine Eegründung dieser Sachverhalte kann ein fiberblick über die semantische Entwicklung bringen, der auch die Bedeutung des lat. Etyircns mit einbegreift. In kit. Zeit läßt sich der Bedeutungsumfang ven RECDRDARI beschreiben als "sich etw. ins Ged. zurückrufen und dann darüber nachdenken", d.h. transformative Prassenz ("zurückrufen") scwchl als auch nicht transformative Praesenz ("nachdenken") sind in diesem Inhalt bereits angelegt. Im Gegensatz aber zu MEMINISSE, das in etwa diese Inhalte ebenfalls bes i t z t , schließt KEOOFDARI außerdem noch die gemüthafte Anteilnahme mit

179

ein

36

. Dem ersten Teil dieses Inhalts wird der am frühesten (seit Erst-

beleg) nachweisbare Typ IIa gerecht, der sich als einer der beiden Standardtypen für recorder bis zum Veralten des Verbs selbst hält, wobei stets die transformativen Varianten eindeutig überwiegen. Der zweite Teil des Inhalts von REGORDARI ("nachdenken") ist im 12. Jh. in Position XVIII: r e c o r d e r qah: "über etw. nachdenken" noch recht lebendig (an 2. Stelle der relativen Frequenz), nimmt aber sehen im 13. Jh. rasch ab und kann im 16. Jh. als antikisierende Ausnahme gelten. Eine Senderentwicklung dieses 2. Teils besitzen wir in der Bedeutung "lernen". Der erste Teils des Inhalts ("sich etw. ins Ged. zurückrufen") entwickelt sich im Mittelatein weiter über a) "sich und dann auch anderen etw. laut wieder präsent machen" zu b) "vorlesen (bes. in der Schule)"

37

und auch

c) "eine gehörte Lektüre (zusarrmenfassend) laut wiederholen (in den Klöstern)1,38. Alle diese Variationen finden sich auch bei r e c o r d e r im Afrz. und Mfrz.: Bedeutung a) mit dem zusätzlichen Inhalt "verbal" ("hersagen") ist typisch für Position XIII, wobei dort der Akzent auf der reflexiv verursachten Praesenz liegt. Zu dieser reflexiv verursachten Praesenz 36 cf.FEW lo,161a. Bei den Römern galt das Herz als Sitz des Verstandes, was die Bildung des Wortes erklärt, ebenso aber als Ort der Leidenschaften und der Gefühle allgemein. Dies beeinflußt im Afrz. und Mfrz. den Inhalt des Verbs (cf.FEW 2,1176b). 37 Diese Bedeutung läßt sich etwa erschließen aus der Stelle: Ad Recordationem lectiones attente et sine strepitu audimus, et cum incipit Recordatio, claudimus et deponimus libros alios, quos tenemus, nec resumimus, donec Recordatio sit finita (Statuta antiqua Cartusiensia l.part. cap.35, Du Cange VII,55a). 38 Wie etwa in: Dominicis et festis Capituli, loco lectionis, Recordamur in claustro sermonem vel homiliam, si crastino legi debeat... et sciendum, quod ille,... numquam suam, vel alterius lectionem recordatur... (Man muß wissen, daß jener... niemals seine, sondern vielmehr die Lesung eines anderen "recordiert") (Statuta antiqua Cartusiensia l.part.cap.35, §lo,Du Cange VII,55a).

180

gehört auch Inhaltstyp Ilb+a ("lernen") und der zu diesem letzteren dann wieder sekundär entstandene Inhalt "nicht reflexiv verursachte nicht spezifizierte/ spezifizierte Praesenz", also Typ Ib+a ("lehren"), der erst im 16. Jh. belegt wird39. Parallel zu Bedeutung a) zeigt sich der vor allem für die afrz. Epoche (cf. ramentevair Position Χ,ΧΙ) charakteristische Mischtyp "reflexiv/nicht reflexiv verursachte Praesenz", (Positionen XVI und XVII), der mit den Inhalten "bezeugen", "bestäti4o

gen"

41

, "vortragen"

zum großen Teil in den juristischen Bereich weist.

Im 14. Jh. besitzen wir Beispiele aus der religiösen Sphäre mit dem Inhalt "bekennen". Auch in Epoche II, wo ja juristische Beispiele fehlen, treten noch Vorkatmen dieses Typs mit dem Inhalt "im Vfortlaut genau vorgegebener Text" (Positionen XVI,XVII) auf. Bedeutung b) dürfte vor allem Vorkamen wie (115), (118) (Position XVI) mit dem Inhalt "Vortragen juristischer Texte" beeinflußt haben. Bedeutung c) findet ihre ziemlich genaue Entsprechung in den fast in ihren sämtlichen Vorkommen vcn "Rekapitulieren ναι Verfahrensweisen, vcn Anträgen, Aussagen" geprägten Positionen I,III,IV des Inhaltstyps Ia (nicht reflexiv verursachte Praesenz) ebenfalls im juristischen Bereich. 39 Die Bedeutung "lehren" zu mit. RECORDARI "vorlesen" zu stellen wäre denkbar, die Konstruktion recorder qn, die nicht den Aktanten A, sondern den Aktanten Β aktualisiert, macht diesen Schluß aber unwahrscheinlich, zumal wir für Epoche II in Position VIII: recoller qn: "jemd. etw. wiederholen lassen" den Beleg der Zwischenstufe besitzen, über welche sich recorder qn: "jemd. lehren" aus recorder qch: "sich etw. ins Ged. zurückrufen" entwickelt haben dürfte. 40 Diese Bedeutung findet sich exakt bei mit. RECORDARE wieder; ...statim omnes seculares... veniunt in Capitulo, ut audiant electionem (des neuen Priors): qua audita, et Recordata ab omnibus extantibus de Conventu, super hoc de concilio... peritorum instrumentum fit de electione (Spicilegium Fontanellense MS.pag.32o, Du Cange VII,54C). 41 Auch dieser Inhalt mit zusätzlichem "vortragen" und "im Wortlaut genau vorgegebener Text" besitzt Parallelen bei mit. RECORDARE, etwa in: Concordia facta... anno Regis Bdwardi tercio a conquestu séptimo. . . concessa et Recordata coram praefatis Willelmo, Johanne, etc. (Thomas Madox Formul.Anglic.pag.228,ib.)

181

Damit läßt sich für das Verb

recorder

eine Bedeutungsentwicklung an-

nehmen, die vcm Inhalt "reflexiv verursachte spezifizierte Praesenz" des kit. RECORDARE und dem Inhalt "reflexiv verursachte/ nicht reflexiv verursachte spezifizierte/ nicht spezifizierte ("vorlesen") Praesenz" des mit. RECORDAR! ausgehend, als am frühesten belegte Bedeutung

(Alexius)

die reflexiv verursachte spezifizierte Praesenz mit Nebenentwicklungen "lernen" (12. Jh.), "lehren" (16.Jh.) bringt, dann in der Mitte des 12. Jh. gleichzeitig den Mischtyp "reflexiv verursachte spezifizierte/ nicht reflexiv verursachte spezifizierte/ nicht spezifizierte Praesenz" (bei Waoe, Marie de France) und den Typ "nicht reflexiv verursachte spezifizierte Praesenz" (Waœ, Chrétien) und wenig später den Typ "nicht reflexiv verursachte spezifizierte/ nicht spezifizierte Praesenz" (Renart) erscheinen sieht. Ebenfalls um die Mitte des 12. Jh. taucht aber bereits der Typ "nicht reflexiv verursachte nicht spezifizierte Praesenz" auf; die als nicht verursacht aufgefaßte spezifizierte Praesenz, die wenigstens in Bezug auf kit. , mit. RECDEDARI als neu zu betrachten ist, findet sich sogar bereits ab der 1. Hälfte des 12. Jh.

(Cambridger Psalter)

belegt. Diese Sachverhalte zeigen, daß innerhalb der afrz. und mfrz. Epoche mit Ausnahme der nicht verursachten Praesenz und "lernen" und "lehren" bei

recorder

kaum eine selbständige semantische Entwicklung in diesem

Sinne erschlossen werden kann: Das Verb hält an den im Kit. und Mit. vorgegebenen Inhalten fest. 3.6.

racorder

12. und 13. Jh. I

racorder

qn

(ΚΕΟΟΡΠΛΡΙ, FEW 1o, 159bf.)

42

à

qn

"jerrd. ins Ged. zurückrufen bei jend." ( Inhaltstypus Ia)

Positicn: 3-1a (1) Ainsi que Mercures en somme l'autre fie te racorda TL) .

(Rem.Am.1989,

42 Ein Vorkommen aus dem 14. Jh., das wir in unserem corpus nicht aufnehmen, geben wir hier: Aprendoit ches (=ses) heures et a lire ensement Par delés un buisson les racordoit souvent (BSeb XV 97o, TL) .

182 II

raaovder qoh:

"sich etw. ins Ged. zurückrufen und etw. ins Ged. zurückrufen (bei jeitd.) oder etw. erzählen" (Inhaltstypus Ha+Iab)

Position: -3-1b+2-1a/(2-1a) Aktualisierungsvarianten: 1-1+1-1/(1-1) (2) Tant a en li a racorder Biauté, pour qu'on la doit servir (Blond Nesle, 21,31); (3) Nus ne puet ne ne doit prendre aprentiz, se il η'i a .II. preudeshomes ou trois au mains del mestier, au prendre ou racorder le marchié et la couvenance (Est.Boil,Liv.des mest.,l re ρ.,LI,lOjLespinasse et Bonnardot, Gdf); (4) Ne ne doit li aprentiz metre mein en l'euvre, devant donc que la couvenance ait esté racordee ou li marchiez faiz en la maniere desús devisee (ib.).

ERLÄUTERUNGEN: 12. und 13. Jh. Position II: Beispiele (3) und (4) gehören dem juristischen Bereich an; vacorder erweist sich hier als formale Variante der unter recorder XVI, Epoche I, beschriebenen Vokabel.

183

Β

w

4J IO >1 α) O S

Λ

l·) Q) Ό M O O

as h

184

ÜBERBLICK T a b e l l e d e r V o r k c n r r e n s h ä u f i g k e i t e n vcn P o s i t i o n e n und I n h a l t s t y p e n f ü r d a s 1 2 . und 13. 12. J h . Position

13. J h .

Jh. 12. u .

13.

c+ve

corp



Jh.

corp



c+Wö

corp

I

-

-

-

-

1

1

-

1

1

II

-

-

-

1

2

3

1

2

3

la

o la

o la



o la

1 la

Auf Grund d e r s e m a n t i s c h e n Ü b e r e i n s t i i r m u n g

1 la

o la

der

Damit w ä r e raaorder

(bei uns:

1

und d e r im V e r h ä l t -

racor-

d e r P r a e f i x w e c h s e l d ü r f t e u n t e r dem E i n f l u ß

und rementevoir/rarmntevoir

s t a t t g e f u n d e n haben.

" e r i n n e r n " e t y m o l o g i s c h z u reaordari

g e d e n k e n " , FEW 1 o , 1 5 9 b - 1 6 o a (wo e s f e h l t ) spiel

1 la

ä u ß e r s t g e r i n g e n Z a h l an V o r k a m e n b e t r a c h t e n w i r

a l s V a r i a n t e z u recorder-,

a l s o auch raaorder

)lla+ Jla/b

(Position I entspricht der

P o s i t i o n I , P o s i t i o n I I d e r P o s i t i o n XVI vcn recorder)

von remembrer/ramembrer

Typ

o IIa+ IIa+ IIa+ IIa+ IIa+ IIa+ Ia/b 1 Ia/b 2 Ia/b 3 Ia/b 1 Ia/b2 Ia/b 3

IIa+ IIa+ IIa+ la Ia/b o Ia/b o Ia/b o

n i s z u recorder

c+Wö

zu s t e l l e n .

"(einer

Sache)

Zu reaordari

gehört

" c a l d u r e " a u s Gdf 6 , 5 4 1 a : Dag d o r t a n g e f ü h r t e B e i (3),

( 4 ) ) w e i s t den t y p i s c h e n K o n t e x t a u f f ü r d i e Bedeu-

tung " B e r i c h t d e r b e t e i l i g t e n P a r t e i e n v o r e i n e r dazu b e f u g t e n Amtsperson ü b e r e i n e n v c n i h n e n a b g e s c h l o s s e n e n V e r t r a g a l s B e s t ä t i g u n g und S i c h e r u n g d i e s e s Vertrages mit nachfolgender s c h r i f t l i c h e r Ausfertigung desselben"

(recorder ahié

Nicht

der

XVI, z u s ä t z l i c h e r I n h a l t , S . 1 5 4 ) :

S u b s t a n t i v e convenance3

mar-

a l s Ä k t a n t A; Zeugen b e i Äbschluß und B e s t ä t i g u n g d e s V e r t r a g e s . z u ü b e r s e h e n i s t d i e e n g e s e m a n t i s c h e V e r w a n d s c h a f t von

(

203 ÜBERBLICK

TABELLE 48 der Vorkcrmenshäufigkeiten

für das 12. und 13. Jh. 13. Jh. 12. u. 13. Jh.

12. Jh. Position

corp

ven Positicnen und Inhaltstypen



cf Wö

I

-

-

II

_

_

III

-

-

V

-

IX

1

IV

-

1

VI

-

-

-

corp



c+Wö

corp



cf Wö

-

-

-

-

-

4

4

-

4

-

-

-

-

-

-

1

1

-

1

2

-

2

1

-

-

-

-

1

1

-

1

1

-

1

1

1

14

16

2

18

7

lo

1

lo

-

-

-

_

_

-

4

-

-

-

VII

3

1

4

13

VIII

3

1

3

7

-

X

34

6

38

67

1

67

loi

7

1ο5

XI

41

lo

43

54

4

58

95

14

loi

XII

2

6

6

_

1

1

2

7

7

XIII

-

-

-

1

-

1

1

-

1

Illa 81

Illa 19

Illa 89

Illa 141

Illa 7

Illb 2

Illb 6

Illb 6

II a 4

H b fa 1

II a o

Ilb+a 1

II a o

Ilb+a o

II a o

Illb 1

Illa 147 II a 4

Illa 222 II a

Ilb+a 1

II a o

Illb 1

Ilb+a o

Illa 26

Illa 2 36

4

Illb 7

Illb 8

Illb 2

Illb 3

II a o

II a 4

Ilb+a 1

Ilb+a 2

Ilb+a 0

Ilb+a 2

Typ

•IIa ι

]

Ilbfa

lila

•Illb

48 Bei diesen Frequenzen fällt in Periode I, und mehr noch in Periode II auf, daß bei den 'gebräuchlichen' Positionen die Häufigkeiten im exhaustiv erfaßten corpus sehr hoch, die bei den Wörterbuchbelegen dagegen unverhältnismäßig niedrig sind. Von den 'seltenen' Positionen, die also im exhaustiv erfaßten corpus wenig belegt sind, besitzen wir dagegen relativ zahlreiche Wörterbuchbeispiele.

204 Als frühester Beleg für dieses Verb g i l t Rol 3488 (cf.FEW 12,376b) 49 bei uns (37) .ναι Position X: il

souvient

à qn de qah:

"etw. karrrrt wieder

ins Ged. b e i j e n d . " . Als früheste bei uns'erscheinende Belege 5 0 sind f e r ner WaceMarg (38), Rou (39), KarlsR (4o), Troie (41), BenDuc (42) anzuführen, d i e a l l e d i e unpersönliche Kaistruktion aufweisen. Sie herrscht im 12. Jh. eindeutig vor in f a s t allen Bereichen der L i t e r a t u r , begegnet aber in den chanscns de geste r e l a t i v selten, sehr häufig dagegen im Roman. Ein persönlich konstruiertes Vorkommen der Position IV: se

souvenir

de qah:

"etw. noch im Ged. haben" (unserer Ansicht nach auch

unwillkürliche Praesenz beschreibend) b i l d e t für das 12. Jh. eine Ausnahme. Für d i e im ganzen gesehen nicht sehr häufige Position X I I : il

vient

so-

à qn de qah·. "etw. könnt jemd. in den Sinn", d i e also nicht spe-

z i f i z i e r t e Praesenz d a r s t e l l t , i s t das 12. Jh. dagegen d i e Zeit der zahlreichsten Vorkamen. Position IX: il

soviengne

à qn de qah : "jerrd. s o l l

sich etw. ins Ged. prägen" erscheint (mit 1 Vorkamen) e b e n f a l l s b e r e i t s im 12. Jh. Im 13. Jh. t r i t t Inhaltstyp l i l a , beschrieben durch d i e unpersönliche Konstruktion der Position V I I , V i l i , Χ, XI in allen Gattungen noch häuf i g e r auf als im 12. Jh. und b l e i b t daher der b e i weitem typischste I n h a l t f ü r souvenir

in Periode I .

Wie f ü r das 12. Jh. Position IV, so l i e g t f ü r das 13. Jh. Position

VI in 1 Vorkommen als persönliche Konstruktion, d i e aber als nicht v e r ursacht aufgefaßte Praesenz beschreibt, vor. Die Ursache d i e s e r Erscheinung l i e g t d a r i n , daß d i e i n P e r i o d e I und I I schon sehr g e b r ä u c h l i c h e n P o s i t i o n e n entweder w e n i g V a r i a n t e n i n d e r I n h a l t s - und Ausdrucksform a u f w e i s e n (wie d i e K o n s t r u k t i o n : il me souvient de qch) und daher w e n i g B e i s p i e l e im Wörterbuch b e n ö t i g e n oder aber m i t den n f r z . P o s i t i o n e n i d e n t i s c h s i n d ( w i e : se souvenir de geh) und daher f ü r das h i s t o r i s c h e Wörterbuch anscheinend w e n i g e r I n t e r e s s e b e s i t z e n a l s u n t e r g e g a n g e n e , von den modernen Formen v e r schiedene Bildungen. 49 Das FEW i n t e r p r e t i e r t d i e S t e l l e a l s " a v o i r memoire d e " , w i r f a s s e n d i e s e s souvenir-Vorkommen j e d o c h a l s t r a n s f o r m a t i v a u f . 50 Die außerhalb unseres F e l d e s l i e g e n d e Bedeutung "secourir" i s t bez e u g t s e i t Huon b i s A i n e ( c f . FEW 12, 3 7 6 a ) .

205 Femer erscheint im 13. Jh.zum 1. Mal Begriffstyp IIa. Er wird beschrieben durch die persönliche Konstruktion der Position III: se souvenir de qah: "sich etw. im Ged. halten". Im Verhältnis zu Inhaltstyp lila (236 Vorkauten in Periode I) wird Typ IIa (4 Vorkommen!) durch souvenir allerdings im 12. und 13. Jh. noch sehr selten aktualisiert51. Weiterhin findet sich auch im 13. Jh. ein Vorkamen des seltenen Typs IlfcH-a. Typ Illb (also nicht spezifizierte Praesenz) wird im 13. Jh. in unseren Belegen durch souvenir nur noch 1 mal (gegen 6 mal im 12. Jh.) beschrieben. Schon hier scheint sich souvenir inner mehr ausschließlich auf die spezifizierte Praesenz festzulegen. Folgende Liste läßt sich für die für souvenir positiv-negativ charakteristischen Inhaltstypen im 12. und 13. Jh. aufstellen: Typ

Positicn

lila

(IV,VI,VII,VIII,X,XI)

Illb

(XII,XIII)

IIa,IIkrt-a

(III), (IX)

Typ lila kann als positiv, alle anderen Typen müssen in Betracht auf die in Relation zu Typ lila außerordentlich niedrigen Frequenzen als negativ charakteristisch für souvenir gewertet werden. Auch bei souvenir stellen wir zusätzliche Inhalte in manchen Fällen fest, obwohl ihr Anteil an der Gesairrtbedeutung in der Regel weniger hoch ist als die entsprechenden Inhaltskcnpcrienten etwa in Bedeutungen veri menbrer. 51 Für das (in unserem corpus nicht erfaßte) 14. Jh. bringt TL folgenden Beleg der bei uns erst im 16. Jh. auftretenden Position II: se souvenir de geh: "sich etw. ins Ged. zurückrufen": Al rei de Jerusalem rat il mandé Qu'il se suvenist ore de 1'amisté Κ 1 il vers sun pere Acab aveit tuz jurs (Bibelübers.in Rom.XVI 19o, 278) . In Rom XVI, 177ff. gibt François Bonnardot das Fragment der Bibelübersetzung mit den Bemerkungen: , und, 179: «L'exécution des trois mss appartient au XIV siêcle>.

206 Die zusätzlichen I n h a l t e sind zu e r s c h l i e ß e n entweder aus der Bes c h a f f e n h e i t der Aktanten A (in (25) etwa i n p l i z i e r t Aktant A= Que arme seit...

den I n h a l t : "Furcht") oder gleich h ä u f i g aus dem Kentext, wel-

cher d i e Begleitumstände des E r i n n e m s d i r e k t b e s c h r e i b t (in (48) w e i s t plover

auf den I n h a l t "Trauer" h i n ) . Dieses Auftreten mit Darstellung

der begleitenden Gefühle im Kentext i s t gerade b e i souvenir

r e l a t i v häu-

f i g und erweckt den Eindruck, daß i n diesen Fällen e i n e Trennung ven g e i s t i g e r Praesenz e i n e r s e i t s und den damit im Zusammenhang stehenden Emoticnen

a n d e r e r s e i t s v o r l i e g t , so daß man auch h i e r i n der Wiederga-

be k l a r zu trennen h a t : B e i s p i e l (48) wäre deimach n i c h t zu übersetzen mit: " a l s e r begann, darum zu t r a u e r n . . . " , sendem durch " a l s e r begann, wieder daran zu denken, konnte e r sich n i c h t e n t h a l t e n zu weinen". Die Bedeutungen ven souvenir

erweisen s i c h dermach a l s durch den Ken-

t e x t weniger b e e i n f l u ß b a r a l s z.B. d i e j e n i g e n ven merrbrer. Die vorhandenen zusätzlichen I n h a l t e beziehen s i c h h i e r meist auf d i e Bereiche des A f f e k t s ("Zuneigung", "Dankbarkeit", "Raue", "Schmerz", "Erschrecken"). Besondere Häufigkeit b e i unpersönlichen Kcnstruktienen (wie b e i membrer) gegenüber persönlichen Bildungen i s t n i c h t f e s t z u s t e l l e n . Bei P o s i t i e n X t r i t t der z u s ä t z l i c h e I n h a l t "wertender Vergleich" auf ((37), (44)) i n Bildungen, d i e wahrscheinlich nach dem Vorbild ven remembrer

( c f . d o r t S.94) entstanden s i n d .

Der I n h a l t "Fürsorge" e r s c h e i n t i n 7 Beispielen ((213), (217), (224), (225), (228), (233), (234)) der n i c h t transformativen und an s i c h auch unwillkürliche Praesenz beschreibenden P o s i t i o n XX, welche i n diesen 7 Vörkonmen jedoch k o n t e x t u e l l bedingte w i l l k ü r l i c h e Praesenz d a r s t e l l t . S c h l i e ß l i c h b l e i b t noch auf den I n h a l t "Ohnmacht" i n (185), P o s i t i e n XI, hinzu«/eisen, welcher durch d i e Beschaffenheit ven A zu i n p l i z i e r e n ist.

207 Tabelle

der Vbrkonmenshäufigkeiten ven Positionen und Inhaltstypen für das 15. und 16. Jh. 15. Jh. Position

corp

ve

16. Jh. C+W5

corp



15. u. 16. Jh. c+VB

corp

VJ6

c+Wô

I

-

-

-

1

-

1

1

-

1

II

-

-

-

6

1

7

6

1

7

III

-

-

-

11

2

13

12

2

13

V

1

-

1

-

1

1

1

1

2

IX

1

-

1

o

-

o

1

-

1

IV

-

-

-

4

-

4

4

-

4

VI

-

-

-

-

-

-

-

-

-

VII

5

-

5

21

5

26

26

5

31

VIII

2

-

2

9

2

11

11

2

13

X

27

-

27

66

3

67

93

3

94

XI

25

-

25

22

2

24

47

2

49

XII

-

-

-

-

-

-

-

-

-

XIII

-

-

-

-

-

-

-

-

-

lila 59

IIa

IIa

Ilb+a o Illa o

1 Ilb+a

1

o

Illa 59

Illa 122

Illa 12

Illa 132

Illa 181

Illa 12

Illa 191

IIa

Ila 18 Ilb+a o

Ila

Ila 22 Ilb+a o

Ila 2o Ilb+a 1

Ila

Ila 23 Ilb+a 1

1 Ilb+a 1

4 Ilb+a o

4 Ilb+a o

Typ

IIa

Ilbfa

Illa

} y

Illb

Für das 15. und 16. Jh. liegen uns Beispiele für alle bereits im 12. und 13. Jh. aktualisierten Typen vor, mit Ausnahme (tes Typs nib. Für diesen besitzen wir für Periode II keinen Beleg mehr. Nach wie vor dominiert auch im 15. und 16. Jh. bei souvenir Inhaltstyp lila d.h. die unwillkürliche als nicht verursacht aufgefaßte Wiederpraesenz in allen Gattungen. Sie kann durch 5 auf der Ausdrucksseite mit souvenir gebildete Positionen (in Periode I waren es noch 6) beschrieben

208 werden. 4 davcn sind unpersönliche Bildungen, die Aktant A (Substantiv, Nebens., Infinitiv,) durch que, durch de oder, ganz selten, direkt an das Verb anschließen. Einzig bei Position IV wird mit einer persönlich konstruierten Ausdrucksform mit Reflexivpronomen als nicht verursacht aufgefaßte Praesenz aktualisiert. Wie in Periode I besitzen die Positionen X und XI (Anschluß des Aktanten A durch de) auch in Periode II die am weitaus häufigste Vorkonmsnsfrequenz. Die 49 Beispiele, die wir als nicht transformativ annehmen, machen rund 1/3 der insgesamt 143 Belege für die Positionen X und XI aus. Die Positionen VII und VIII bringen Aktant A als Infinitiv, Nebensatz, bzw. adv. Bestürmung. Bei VIII fällt ein Vorkormen (3o9) auf, in welchem Aktant A als Prcnomen ohne de direkt vom Verb abhängt. Vcn den Beispielen der Positionen VII und VIII sehen wir 13, also über ein Drittel, als nicht transformativ. Die zweithäufigste Vorkormensfrequenz (mit 23 Belegen jedoch nur rund 1/8 der 191 Belege für Typ

lila) besitzt im 15. und 16. Jh. Typ

IIa: Reflexiv verursachte willkürliche WLederpraesenz. Es stehen jetzt 4 Positionen (1,11,III,V) zur Verfügung, sie zu beschreiben: Am häufigsten tritt die persönliche Konstruktion mit Reflexivpronomen auf, welche den Actanten A als Substantiv mit de, als Infinitiv direkt anschließt. Einzig die selten vorkoimende Position V hat Aktant A auch als Substantiv ohne de nach sich. Am häufigsten erscheinen hier die Positionen II und III (17 der insgesamt 23 Belege sind nicht transformativ) aktualisiert. Position I besitzt nur ein Vorkommen im 16. Jh., Position V jeweils 1 Vorkommen im 15. und im 16. Jh. Bei Typ IIa fällt besonders auf, daß alle Vorkamen (Ausnahme: 1 Beleg für Position V) erst ins 16. Jh. gehören. Ganz selten finden wir auch in Periode II den Inhaltstyp Ilb+a (nicht spezifizierte/Beginn spezifizierter willkürlicher Praesenz) aktualisiert: Ins 15. und 16. Jh. gehören davcn je ein corpus-Beleg. Die für souvenir

positiv-negativ charakteristischen Inhaltstypen er-

scheinen für das 15. und 16. Jh. in folgender Liste:

209 Typ

Position

lila

(IV, VII,Vili,Χ,XI)

IIa

(I,II,III,V)

Ilb+a

(IX)

Typ l i l a kann a l s p o s i t i v , Typ I I a a l s inner noch n e g a t i v , aber wen i g e r a l s in Periode I , Typ Ilb+a a l s e i n d e u t i g n e g a t i v c h a r a k t e r i s t i s c h f ü r das Verb souvenir

angesehen werden.

An zusätzlichen Inhalten begegnet in souvenir-^brkommen

der Periode

I I wieder "Affekt", der i n wenigen rallen im Kaitext beschrieben, ö f t e r aber aus der Beschaffenheit ναι Aktant A erschlossen wird. Ein großer T e i l der Vorkoimen ναι Position X, darunter auch d i e j e n i g e n , die Äktant A a l s I n f i n i t i v des P e r f e k t a k t u a l i s i e r e n , dienen s t i l i s t i s c h a l s Oberl e i t u n g vcn e i n e r Episode zur nächsten. Außer "Affekt" begegnet i n 2 seltenen Fällen der I n h a l t " I n t e r e s s e " , der s i c h i n Periode I noch n i c h t f e s t s t e l l e n l ä ß t . Im Vergleich vcn Periode I mit Periode I I e r g i b t s i c h , daß die Aktualisierungen des I n h a l t s t y p s l i l a h i e r wie dort weitaus vorherrschen. Im 12. und 13. J h . kann Typ l i l a durch 6 Positionen, im 15. und 16. J h . nur noch durch 5 P o s i t i m e n beschrieben werden. Davon gehören die Ausdrucksformen der P o s i t i c n e n V I I , V i l i , X und XI zu den in beiden Zeitabs c h n i t t e n am h ä u f i g s t e n gebrauchten Kcnstruktionen: il souvient Nebensatz

und il souvient

à qn +

à qn de qoh. In Periode I kann d i e a l s n i c h t

v e r u r s a c h t a u f g e f a ß t e Praesenz außerdem noch durch 2 persönliche Konstruktionen (Positicnen IV,VI a l l e r d i n g s mit nur j e einem B e i s p i e l belegt) beschrieben werden. In Periode I I verschwindet P o s i t i o n VI (souvenir de qak); d i e Vorkamen vcn P o s i t i o n IV (se souvenir

de qoh) jedoch nehmen zu. Dies

i s t zu sehen im Zusannenhang mit der wachsenden B e l i e b t h e i t der (meist w i l l k ü r l i c h e Praesenz darstellenden) persönlichen Konstruktion vcn souvenir

i n Periode I I . Die i n Periode I - jedoch e r s t im 13. J h . - e i n -

g e l e i t e t e Entwicklung e i n e r Zuordnung vcn persönlich k o n s t r u i e r t e r Ausdrucksform und r e f l e x i v v e r u r s a c h t e r Praesenz s e t z t s i c h in Periode I I durchaus und i n verstärktem Maße f o r t , die häufige Verwendung der p e r sönlichen Kcnstruktion b r i n g t es aber mit s i c h , daß deren I n h a l t " w i l l -

210 kür 11 che Praesenz" dann sofort wieder von Kaitext beeinflußt und nicht selten in die Nachbarbedeutung "unwillkürliche Praesenz" abgedrängt wird. Diese Entwicklung gipfelt für se souvenir de qn, qoh darin, daß diese Konstruktion im Nfrz. in der Hegel nur noch unwillkürliche Prassenz be52

schreiben kann

.

Während deitnach Position VI nicht mehr in Periode II übergeht, tauchen bei den Positionen VII,Vili,X - unsere Belege dafür stairrren alle erst aus dem 16. Jh. - Vorkatmen auf, in denen sich Aktant A direkt (als Infinitiv des Perfekt, VII,VIII) und durch de (X) an das Verb anschließt. Diese für den Erzählstil des 16. Jh. typischen Infinitivkonstruktionen finden sich bei Rabelais und Estienne (dort besonders häufig) und erwecken den Eindruck einer gswissen 'Gelehrtheit'. Sie sind deshalb in ihrer Funktion nicht zu verwechseln mit den Infinitiworkonmen der Beispiele (224), (225), (228) in Periode I, die, stets als Infinitive des Praesens auftretend, immer den Inhalt "Fürsorge" zu iirplizieren scheinen. Nach Typ lila erscheinen in Periode I Aktualisierungen des Inhaltstyps Illb, also der nicht verurusachten nicht spezifizierten Praesenz, am relativ häufigsten. Die insgasamt 8 Vorkoitmen (gegen 236 des Typs lila!) weisen jedoch darauf hin, daß es sich um seltene Fälle handelt, in denen das unpersönlich konstruierte Verb durch den Rantext über die ohnehin nicht sehr ausgeprägte Grenze ins Nachbarbegriffsfeld der nicht spezifizierten Praesenz gedrängt wird - ein Vorgang, der, zumindest in dieser niederen Frequenz, bei fast allen Verben unsres engeren Feldes zu beobachten ist (cf. membrer Position IX, rerrenbrer Position XXII). Inhaltstyp Illb erscheint in unseren Belegen in Periode II nicht mehr. Hier wird deitnach ein in Periode I angelegtes System, nämlich das der Zuordnung von spezifizierter Praesenz zu souvenir, erst in Periode II von allen Ausnahmen, d.h. hier Beschreibung auch nicht spezifizierter Praesenz durch souvenir, befreit. Ganz anders verläuft die Entwicklung von Inhaltstyp IIa (reflexiv verursachte willkürliche spezifizierte Prassenz): In Periode I erst seit dem 13. Jh., und auch nur selten (in 4 Vorkamen), belegt, besitzen wir für 52 Cf.Baldinger 1966,bes.S.22ff. und Baldinger 1966a S. 34ff.

211 die Periode II außer einem Beispiel aus dem 15. Jh. im 16. Jh. Belege dieses Typs, welche 4 verschiedene Positionen (Ι,Π,ΙΙΙ,ν) (gegen eine Position III im 13. Jh.) aufweisen. Diese im 13. Jh. entstandene Position III bzw. ihre transformative Variante Position II werden in der Ausdrucksform zum Prototyp persönlicher souwerai ^Kcnstruktionen und stellen im 16. Jh. rund 9/1 o aller ihrer Vorkonnen (d.i. 2o ναι insgesamt 23 Vorkommen). Im Nfrz. endlich verdrängt diese persönliche Konstruktion, welche ja bereits ebenfalls unwillkürliche Praesenz darstellen kann, die noch im 16. Jh. vorherrschenden unpersönlichen Bildungen. Die Positionen I und V stellen Vari atienen der Ausdrucksfarm dar, wie sie vor allem im 16. Jh. bei anderen Verben unseres Feldes

z.T. in

noch reicherem Maße begegnen (cf.z.B. ramentevoir). Position I zeigt die in dieser Zeit auch bei den unpersönlichen Konstruktionen auftauchende Aktualisierung des Aktanten A als chne de an das Verb angeschlossenen Infinitiv. Die persönliche Kenstruktion ven Position V ohne Reflexivpronomen und chne de in der forme de l'expression scheint nach dem Vorbild von ramentevoir qah, recorder qah: "sich e tv. ins Ged. zurückrufen" gebildet zu sein, wird im Nfrz. aber unter dem Druck der Schematisierung endgültig zu Gunsten der Positionen II und III aufgegeben. Begriffstyp Ilb+a als durch den Kontext leicht herbeizuführende Variation der spezifizierten Praesenz taucht auch in Periode II vereinzelt auf und scheint erst mit Aufgabe der unpersönlichen Konstruktion selbst zu verschwinden. Damit stellen wir auch im Verlauf der Entwicklung ναι souvenir eine Reduktion der Inhaltstypen (von 4 in Periode I auf 3 in Periode II) fest sowie reichere Variationen innerhalb der "forme de 1'expression" der Positionen (Positionen 1,11 und V kamen in Periode II hinzu) im 15. und 16. Jh. Diese "Vereinfachung" auf der Inhaltsseite in Periode II drückt sich ebenfalls im Bereich der zusätzlichen Inhalte aus, die im 15. und 16. Jh. im ganzen gesehen seltener auftreten. In Bezug auf das lt. Etymcn SUBVENIRE (FEW 12, 376a) ist afrz. souvenir als Metapher aufzufassen, die für ein Verb der Bewegung Anwendung im abstrakten Bereich des Gedächtnisses ermöglicht. Mach Georges II, 2891

besitzt lt. SUBVENIRE folgende Bedeutungen:

212 I

a) "dazukomnen " b) "vorkamen" c) "in die Gedanken kamen, einfallen"

II a) "zu Hilfe kamen, beistehen"53 b) "abhelfen, einem Übel begegnen" c) "durch rechtliche

Hilfe beistehen".

Bedeutung Ic ist nur bei Äpuleisus54, um ca. 17o n.Chr., belegt: Sed mihi sero quidem, serio tarnen subvenit ad auxilium civile decurrere et interposito venerabili principis nomine tot ae rumnis me liberare. "Aber da kam mir endlich, jedoch ernstlich der Gedanke, meine Zuflucht zur staatlichen Hilfe zu nehiren und mich ... von dem vielen Kunmner zu befreien...". Ganz ähnlich aber auch eine Stelle bei Gellius (2. Hälfte des 2. Jh. n.Chr.)55: Eo saepe nos ad sese vocabat et olusculis polisque satis comiter copioseque invitabat. Atque ita molli quodam tempestatis autumnae die ego et Iulius Celsinus, cum ad eum cenassemus et apud mensam eius audissemus legi L® vi Alcestin rediremusque in urbem sole iam fere occiduo, figuras habitusque verborum nove aut insigniter dictorum in Loeviano ilio Carmine ruminabamur et, ut quae que vox indidem digna animadvert! subvenerat, qua nos quoque possemus uti, memoriae mandabamus. Hfenn für die Stelle bei Apuleìus auch Bedeutung IIa nicht auszuschließen ist, zeigt doch mindestens das Gellius-Zitat, daß SUBVENIRE bereits itetaphorisch auf den Bereich des Gedächtnisses angewendet werden kennte. 53 Bedeutung 2a erscheint wieder in afrz. sovenir v.a. "secourir" (Huon Squentin), sovenir à gn "venir au secours de qn" (Aimé), im 15. und 16.Jh. noch gebräuchlich (cf. FEW 12, 376a), aber bereits seit dem 14.Jh. immer mehr durch das gelehrte subvenir (137o, Oresme) ersetzt (cf.Baldinger 1966,4o). 54 Apuleius, Metamorphosen oder der goldene Esel, lat. und deutsch von Rudolf Helm, Berlin 197o, 3,29. 55 A. Geliii, Noctium Atticarum libri XX ex recensione et cum apparatu critico Martini Hertz, Berolini 1883-1885, 19,7. Forcellini IV, 564c zitiert die Passage als: .

213

Die Grundbedeutung "dazukoirmen" erklärt gleichzeitig die langdauemde Beschränkung des Verbs auf als nicht verursacht aufgefaßte Praesenz56 Im Afrz. selbst darf sofern als souvenir

die Metapher als lexikalisiert gelten in-

ven vornherein im auf das Gedächtnis bezogenen In-

haltsbereich stets nur unpersönlich kcnstruiert erscheint und sich so bereits ohne Unterstützung eines Kontextes ναι der ihrerseits ausschließlich an die persönliche Konstruktion souvenir

à qn gebundenen

konkreten Bedeutung: "jemd. zu Hilfe kennen" klar trennen läßt, dann aber seit dem 13. Jh. auch in persönlichen He flexi vkenstruktionen auftaucht, die eine Fortsetzung der lt. Metapher endgültig aufgeben. In seinen frühesten und zugleich weitaus häufigsten Vorkonnen (Ende 11./12. Jh.) beschreibt souvenir

in unpersönlicher Konstruktion dan In-

haltstyp lila. Gleichzeitig ebenfalls seit M itte des 12. Jh. sind für diese Kcnstruktion aucii Typ Illb und Typ Ilb+a nöglich. Erst im 13. Jh. (bei BrunLat) erscheint eine persönliche Konstruktion, die nun Inhaltstyp IIa darstellen kann. Die Entstehung dieser persönlichen Konstruktion, die dann auch willkürliche Praesenz als Inhalt besitzt, ist zweifellos dem Einfluß entsprechender seit dem 12. Jh. nicht selten auftretender Bildungen bei rarmntevoir

tevoir

(dort Positionen X und XI) und den ebenfalls durch ramen-

bedingten Formen se ra(re)merrbrer

de qn, qah zu verdanken.

Die Vorkonnen des Typs lila mit unpersönlicher Konstruktion halten im 15. und 16. Jh. unvermindert an. Typ IIa vervielfacht seine Vorkommen, vor allem im 16. Jh., gegenüber Periode I, und läßt so, ebwehl er in Periode II inner noch nur einen Bruchteil der Vorkommen vcn Illa besitzt, seinen endgültigen Durchbruch im Nfrz. ahnen. Neben diesen beiden Hauptinhaltstypen des Verbs spielen Typ Illb (nicht verursachte nicht spezifizierte Praesenz) und Typ Ilbfa (nicht spezifizierte / inkohative spezifizierte Praesenz) eine sehr untergeordnete Rolle und verschwinden im Laufe der Entwicklung der beiden Haupttypen: Illb bereits in Periode I, Ilb+a in Periode II oder zu Beginn des Nfrz.

56 Cf. Wartburg, FEW 12,378a: .

214 3.8.

(SUBVENIRE, FEW 12, 377aff.)

ressouvenir

12. und 13. Jh. V

il

resovient

Position:

à qn que

"es i s t bei jeitd. noch im Ged., daß..." (Inhaltstypus l i l a )

"2o-3a

Äktualisierungsvarianten: [3K+t+(A/B,B=C 2 ,C 2 ^A)] (1) Yvains, mout fus o r o b l i a n z . Que ne t e p o t ressovenir Que tu deüsses r e v e n i r A ma dame jusqu'à un an (Yvain 2747,TL).

VI

il resovient qaht de faire

à qn de qn, qah

"jemd., etw. kctrmt wieder ins Ged. b e i jemd.; auch: etw. zu tun" ( Inhalts typus l i l a )

Positien: 2-3a (3) Le p i é t e n e i t j a en l ' e s t r e u , Quant de ses ganz li resovint (BenDuc 27349); (9) Quant me s o v i e n t de ta proësce , . . . Toi resovient de ma b i a t é (AimonFl 3 8 4 3 , T L 5 7 ) ; (2) ( T r o i e 24646, T L ) ; (4) ( C l i g è s 5o74, T L ) ; (5) (RCharr.3132Var. T L ) ; (6) (GuillAngl 876,TL); (7) (ib.2186, T L ) ; (8) ( i b . 2 7 1 6 ) ; ( l o ) (GaceBrulê X X I I I ( R 1 9 3 9 ) , 9 , 2 o , 3 1 , 4 2 ) ; (11) (ib.XXXIX(R233),55); (12) (ThibChamp L V I I I ( R 1 4 1 o ) , 27); (13) (PercCont 4532, T L ) ; (14) ( C h . I I esp.8321, T L ) ; (15) ( B a r l . u . J o s . l l o 7 o , T L ) ; (16) ( R o m . u . P a s t . I , 3 , 3 , T L ) ; (17) ( R V i o l e t t e SAT 2146, T L ) ; (18) (ib.4184) ; (19) (RoseL7-2ol, T L ) ; (2o) (Fabl I V , 6 , 8 ) ; (21) ( i b . IV, 1 6 8 , l e ) . Aktualisierungsvarianten: 13K+t+ (A^B, B=C2 ,C 2 ^A) ] (22) De v o s t r e enor vos ressovaingne Et de v o s t r e grant j a n t i l l e s c e ! (Yvain 1672, T L ) ; (23) S i t e deüst ressovenir De l a c h a r r e t e , où tu montas (Lane 26o8, T L ) ; (25) Car il li d o i t ressouvenir de l'amour q u ' i l ( l e s e n f a n t s ) p e r d i r e n t quant i l p e r d i r e n t leur mere (Beaum Cout 1632); (24) (Yvain 4645, T L ) ; (26) (Cleom9982); (27) ( i b . 15ol4); (28) ( i b . 1 6 2 1 4 ) .

VII

5 7 TL

il

resovient

à qn de qoh

"etw. i s t noch im Ged. b e i jemd." (Inhaltstypus I l l a )

8 , l o 4 1 g i b t den Vers i n der Variante: Tot resovient ( a n d e r e r s e i t s ) de ma b i a t é .

215 Positien: 2o-3a (29) Et ele li a respondu Que ele li avoit baisié Par tele entention le pié Que de li li resovenist En quel que liu que il venist (Pere 5647); (31) Des bons vers Gautier de Sagnies Resovint un bon bacheler (GuillDôle 523o); (3o) (Naiss.du cheval.auCygne 2756,Gdf).

15. und 16. Jh. I

ressouvenir qah à qn

"etw. ins Ged. zurückrufen bei jertd. " (Inhaltstypus la)

Position: 3-1a (32) Je l'ay aussi chargé, sire, ressouvenir à Vostre Majesté la tres humble requeste que je luy faietz encores par ceste cy (6.oct. 1572, Lett.de Mandelot à Ch.IX, Gdf,Hug). II

ressouvenir qn de qah

"etw. ins Ged. zurückrufen bei jemd." (Inhaltstypus la)

Position: 3-1 a (35) Je suis bien ayse de vous escrire ainsy de tems en tems et vous resouvenir de mon ame, qui ne cesse point de souhaitter mille perfections a la vostre (Fr.de Sales,Lettre s, 7ol (XV,81-82),Hug); (36) Il l'outrepassa [la porte de sa maison] plus de dix pas en delà, allans tousjours outre, si quelque philosophe de ses voisins ne l'eust ressouvenu de son logis et r'amené dans iceluy (Fanfares des Roule Bontems.p.8o., Hug)f (33) (Fr.deSales, Entretiens spirit., 14(VI,251), Hug); (34) (ib.,Serm.rec.,57(Χ,241),Hug). III

se ressouvenir de qah

"sich etw. ins Ged. zurückrufen" (Inhaltstypus IIa)

Position: 3-1b (37) Leur pere m'a faict de sy bons services que je m'en veux ressouvenir envers eux (4.Févr.1592,Lett.miss.de Henri IV t.IV,p.562o,Gdf). IV

ressouvenir que

"sich ins Ged. zurückrufen, daß..." (Inhaltstypus IIa)

Positiai: 3-1b (38) Elle ne fait nul de vous ressouvenir qu'il faut que tout aille par ordre en la maison de Dieu (Fr.de Sales,Entretiens spirit., 15C.VI, 28o), Hug) .

216

il ressouvient à qn avoir fait qah

"jemd. hat noch im Ged. etw. getan zu haben" (Inhaltstypus lila)

Position: 2o-3a (39) Elle est divine, il we resouvint laissée (Rons CLVIII,lo).

VII il ressouvient de qah

à qn

bien L'avoir jadis en paradis

"etw. ist noch im Ged. bei jeitd." (Inhaltstypus lila)

Positien: 2o-3a (4o) Il ne nous ressouvient justement que de ce qu'on nous apprend (Mont 11,12 (II, 3o3), Hug).

ERLÄUTERUNGEN:

12. und 13. Jh. Position VI: Die gebräuchlichste Formel ist 2-3a. Aber auch Vorkamen, in denen die unpersönliche Konstruktion willkürlich-reflexiv verursachte Praesenz im Zusammenhang mit Ausdrücken des "Sollens" und "Miissens" ((23)-(28)) beschreibt, erscheinen relativ häufig. In (22) schwingt bei ressovenir

die Bedeutimg "Vernunft annehmen" mit.

In Beispiel (9) kommt die Bedeutung "seinerseits" des Praefixes redurch den im Kentext dargestellten Gegensatz: me - toi klar zum Ausdruck, so daß auch die Hervorhebung des Aktanten Β hier als zusätzlicher Inhalt gelten maß.

217

Β ω •Ρ S Φ Ο 2 S -Η

Ü

218

e ω -Ρ o o 2 a •Η Λ

Η ΙΟ Ό

219

ÜBERBLICK T a b e l l e der Vorkcnmenshäufigkeiten ναι Positionen und Inhalts typen für das 12. und 13. J h . 12. J h . Position

corp

»5

13. J h . c+Wô

V

1

1

1

VI

1o

1o

VII

1

1

lila 12 Ressouvenir

lila 12

corp

12. u. 13. J h .

MB

-

-

14

7

6

2

1

-

Illa 17

Illa 8

Illa 6

c+VB

corp

Wo

c+we

1

1

1

13

17

16

27

1

2

1

3

-

Illa 14

Illa 2o

lila 18

Typ

Illa

lila 31

erscheint s e i t der Mitte des 12. J h . , zuerst bei Chretien

de Troyes und Benoît de Sainte-More, im Sciirifttum. tiisere Belege bringen Zitate vor allem aus dem höfischen und dem Abenteuerroman, aber auch aus der Lyrik, der volkstümlichen und der didaktischen L i t e r a t u r . Im 12. und 13. J h . beschreibt dieses \fei±>, nur in unpersönlicher Konstruktion mit de (Nebensatzansdiluß: que) verwendet, lediglich a l s nicht verursacht aufgefaßte s p e z i f i z i e r t e Praesenz, also den Inhaltstyp l i l a (Positionen V,VI,VII). Wie bei unpersönlichen Konstruktionen anderer Farben (remerrbrer,

msnbrer,

souvenir

e t c . ) kann auch h i e r bei Hinzufügen von

Verben des "Sollens" und "Müssens" willkürlich r e f l e x i v verursachte Praesenz d a r g e s t e l l t werden. In nur 1 B e i s p i e l (9) erscheint die Betonung von Äktant Β durch das P r ä f i x re-

" s e i n e r s e i t s " eindeutig; bei anderen Vorkamen b l e i b t diese

Bedeutung zumindest unsicher (z.B. in (2), (7), (13), (21), (24),

(27),

(29)). Eine intensivierende Bedeutungsfunkticn des redurch das Sirrplex souvenir

(etwa im Gegensatz zu

beschriebenem Erinnern) kann allenthalben n i c h t

ausgeschlossen werden, i s t aber wohl an das \fei±> a l s solches gebunden ind am einzelnen Vorkeniren schwierig nachzuweisen ( v i e l l e i c h t doch bei (15)-(18),

(22),

(23)?).

(5),

220 T a b e l l e der Vorkomrenshäufigkeiten ν α ι Positionen und Inhaltstypen f ü r das 15. und 16. Jh. 15. Jh. Position

corp

I



16. Jh. c+Wö

corp



-

III





II -

-

-

-

_

IV V

-

-

15. u. 16. Jh. C+W5 1

1

1

4

-

4

4

1

1

-

1

1

1

1

1

1

la

la o

Illa 1

la 5

5

IIa o

IIa o

la

Ila 2

Illa o

Illa o

Ila o

Illa 1

o

o

IIa o Illa o

o

1

la

1

• la

I

Ila

j

Illa

1

Illa 1

la 5

la

Ila 2

Ila o

Ila 2

Ila 2

Illa 2

Illa

Illa Illa 2 1

0

Typ

J

1

1

1 Ia

C+W5

1

1

VII

W5

4

1

-

corp

5

Im 15. und 16. Jh. d i f f e r e n z i e r e n sich d i e forms du contenu und d i e forme de 1'expression, obwohl d i e Anzahl der Belege s e l b s t gegenüber dem 12. und 13. Jh. a u f f a l l e n d stark abninmt. Die Beispiele stammen h i e r vor allem aus der r e l i g i ö s e n L i t e r a t u r (Fr.de Sales) und der Lyrik Ressouvenir

(Ronsard).

vermag j e t z t 3 Inhaltstypen zu beschreiben: Typus I a

(nicht r e f l e x i v verursachte s p e z i f i z i e r t e Praesenz, Positionen 1,11) bes i t z t die meisten Vorkeimen (5) und kann sowohl durch ressouvenir qn a l s auch durch ressouvenir

qoh â

qn de qoh a k t u a l i s i e r t werden. Hier e r -

scheint der doppelte Einfluß von Konstruktionen wie ramentevoir e i n e r s e i t s und ven se ramentevoir

de qoh, se souvenir

de qoh, se

qoh à qn recor-

der de qoh andererseits. Die Inhaltstypen I I a ( r e f l e x i v verursachte s p e z i f i z i e r t e Praesenz, Positionen I I I , I V ) und l i l a

( a l s n i c h t verursacht aufgefaßte s p e z i f i z i e r -

221

te Praesenz, Positionen V,VII) stehen an 2. Stelle der Frequenz. Wir glauben allerdings nicht, daß wir aus den Zählen (Typ IIa: 2 Vorkamen, Typ lila: 2 Vorkamen) hier den sicheren Schluß ziehen können, die Typen IIa und lila seien weniger gebräuchlich gewesen als Typ la, ναι dessen insgesamt 5 Beispielen 3 ναι ein und demselben Autor (Fr. de Sales) stanroen. Wie Typ Ia, so erscheint auch. Typ IIa im 15. und 16. Jh. neu. Er wird aktualisiert durch se ressouvenir

de qah und durch ressouvenir

que...

als parallele Bildungen zu den entsprechenden Konstruktionen van souvenir. Bei Typ lila könnt im 15. und 16. Jh. eine Variante der forme de 1 'expression hinzu, welche den Infinitiv des Perfekt ohne de an die unpersönliche Konstruktion anschließt (Positicn V); nichtsdestoweniger ist auch hier, wie bei souvenir,

im Verhältnis zu Periode I ein Rückgang

dieses Typus zu Gunsten der Typen IIa und Ia zu bemerken. Es ergibt sich daher folgende Liste der positiv-negativ charakteristischen Inhaltstypen für Periode II: Typ Ia IIa,lila

Position (1,11) (III,IV), (V,VII)

Typus Ia kann deitnach als positiv charakteristisch gelten: cfo die Typen IIa und lila im Verhältnis dazu weniger charakteristisch sind, wagen wir aus den genannten Gründen nicht zu entscheiden. Auch für Periode II kann unter Umständen in den Beispielen noch eine intensivierende Funktion des Präfixes re- angencrrmen werden, die aber ebenfalls wieder schwer beweisbar sein dürfte und deshalb bei der Ereignisircdalität nicht berücksichtigt wurde. Ressouvenir cf. souvenir)

als sekundäre Bildung mit re- zu souvenir

(lat. SUBVENIRE,

vermag ναι den im 12. und 13. Jh. durch souvenir

beschrie-

benen Inhalten seinerseits nur diejenigen wiederzugeben, welche sich ausschließlich auf spezifizierte Praesenz beziehen, d.h. also lediglich Typus lila. Dies wird durch die semantischen Eigenschaften des Präfixes

222

re- bedingt: Zu den Bedeutungen "seinerseits" und "Intensivierung" kommt auch innerhalb des Begriffsfeldes "Erinnern" die Bedeutung "Wiederholung" hinzu, die sich aber gerade in diesem durch re- ναι recorder,

membrer, ramentevoir

re-

charakterisierten Bereich im Sjprecherbewußtsein nicht

auf Wiederholung der Wiederpraesenz (also der spezifizierten Praesenz) bezieht, sondern einfacher auf die Wiederholung ναι Praesenz (also nicht spezifizierter Praesenz). Das Ergebnis ist dann "Wiederpraesenz", also "Erinnern" (und nicht, wie die Sumte aus "wieder"+ "Erinnern" logischerweise ergehen müßte, "Wiedererinnern"). D.h. re- in ressouvenir

charakterisiert für den Sprecher im 12. und

13. Jh. die SJpezifiziertheit der Praesenz schlechthin, und dies um so mehr, als es sich, im Gegensatz zu recorder

und remerrbrer, noch um eine

"unverbrauchte" Neubildung handelt, die sich voi souvenir

ausgehend

gleichzeitig gegen dieses abhebt. Das erklärt, warum ressouvenir

im 12.

und 13. Jh., und auch noch im 15. und 16. Jh., inner nur spezifizierte Praesenz beschreibt und im Gegensatz zu den meisten anderen Verben des Feldes sich inhaltlich in Richtung auf die nicht spezifizierte Praesenz hin überhaupt nicht verändert.

3.9.

entresouvenir

(SUBVENIFE, fehlt FEW 12, 376a)

Von diesem \ferb besitzen wir nur 2 Beispiele aus Hug, - eines davoi erscheint auch in unserem exhaustiv erfaßten corpus - aus welchen für das 15. und 16. Jh. I

s ' e n t r e s o u v e n i r de qoh

"sich etw. ins Ged. zurückrufen" (Inhalts typ us IIa)

Positien: 3-1b zu erschließen ist: (1) Laquelle histoire roe fait souvenir, ou (pour mieux dire) entresouvenir d'une autre, qui est telle... (EstftpHer 4o6,Hug); (2) Il seroit... mieux séant... ne s'entresouvenir de telles tromperies qui suivent naturellement les banquets (F.Bretin.trad.de Lucien,Prometé, 8, Hug).

In (1) erscheint (ter indirekte Aktant C 2 (histoire),

den wir in der

Formel nicht notieren, als unwillkürlicher Verursacher, der C1 (=B=ms)

223

v e r a n l a ß t , s i c h A (=une autre)

i n s Gedächtnis zurückzurufen. Als zu-

s ä t z l i c h e n I n h a l t darf man wohl e i n e auf den I n t e n s i t ä t s g r a d der g e i s t i g e n Praesenz s i c h beziehende "Äbschwächung" annehmen. So t r i t t innerhalb der uns zur Verfügung stehenden Belege f ü r das Verb entresouvenir

d i e p r ä f i x a l e Präposition entre-

nur einmal a l s s i g n i -

f i k a t i v a u f . Bei Beleg (2) b e r e c h t i g t n i c h t s zu der .Annahme, venir

s e i n i c h t syntoolbegrifflich synonym zu souvenir.

entresou-

Vvöhrscheinlich

auch h i e r vorhandene Nuancen außerhalb des s y n b o l b e g r i f f l i c h e n Bereichs s i n d f ü r uns, vor allem aus Mangel an B e i s p i e l e n , n i c h t mehr faßbar.

224

Β Φ •Ρ ω Ο 2

Ό

225 Diese nur im 16. J h . v e r e i n z e l t belegte Bildung zu souvenir

steht

im ZusamtBnhang mit den sehen in a f r z . Zeit n i c h t seltenen Formen voir "halb sehen" (IL 3,687), entr'ovrir 69o), entrealore lier

entre-

"halb, ein wenig ö f f n e n " (ib.

"halb schließen" (ib.65o), e t c . , vor allem aber

entr'ob-

"halb, ein wenig vergessen" (ib. 687/8), "oublier pendant quelque

tenps" (Gdf 3,3o6b), d i e in mfrz. Zeit dann noch weit h ä u f i g e r und var i i e r t e r erscheinen,: entre-dormùr douter

"dormir à demi" (Hug 3,511b),

entre-

"douter à demi" (ito.) e t c .

Tabe

l i e

der Vorkaimenshäufigkeiten von Positionen und Inhaltstypen f ü r das 15. und 16. J h . 15. J h . Position I

3. 1o.

corp

Wo

16. J h . c+Wö

-

-

-

IIa o

IIa o

IIa o

ramentevoir

corp



15. u. 16. J h . c+Wö

corp



C+W5

1

1

2

1

1

2

IIa 1

IIa 1

IIa 2

IIa 1

IIa 1

IIa 2

Typ jila

(MENTE HABERE, FEW 6 1 ,732bff.)

12. und 13. J h . I

ramentevoir que à qn

qn, qoh,

"jemd., etw. ins Ged. zurückrufen bei jemd. ; auch mit Nebens.daß..." (Inhaltstypus Ia)

Position: 3-1a (1) A p r è s pou l i r a c o n t e ( S u b . = l a r e i n e ) e t d i s t : < S i r e , u n s r o i s q u i a moi m a r c i s t Me v a u t p r e n d r e e t s i me r e q u i s t , . . . E t p o r çou l e vos ramentoi: Cix b o s e s t e n t r e l u i e t moi: ( G u i l l A n g l 2 6 6 1 ) ; (8) Mes t u l ' a s ( t a c u r e ) a u t r e p a r t t o r n e e p a r c e s t amor d e s o r d e n e e . Si l a t e v e i l l o r ramantoivre, P o r i t o i f e r e mieuz a p e r ç o i v r e (RoseM 6 7 8 1 ) ;

(2) (Conseil 127, TL); (3) (GuillDôle 4629); (4) (Esc 1499); (5) ( i b . 7238); (6) (Anseis 1ο69, T L ) ; (7) ( V G r a a l l 3 8 ) ; (9) (Ferg 75,6 TL); ( l o ) (BrunLat 1X1,1, 13); (11) (Fabl I I I , 1 2 8 , 2 - l e ) ; (12) ( i b . I I I , 2 5 4 , 8 ) ; (13) (Barbu.M. I I I , 1 9 3 , 7 7 , T L ) ; (14) (RHeml278, G d f ) ; (15) (Laur e n t , Somme,Richel. 22932, G d f ) ; (16) (BlondNesle 5 , 3 9 ) . Aktualisierungsvarianten: [4K+t+(VB,^íC1

Ο^Α,Ο^Β)

]

(17) Ha! L e o c a d e , . . . Sa (der h l . Jungfrau) pucele i e s , e i e e s t ta dame. Por Dieu a l i me ramentoi,Moult grant fiance en a i en t o i ! (G. Coins.Ste.Leocade 2223, T L ) ; [3K+t+(A5íC1 ,C^=C 2 ,C 2 ¿h) ] (18) En c e l i maniere ramentoive 111,67,3) .

e t t e s d i s e t t e s argumens (BrunLat

2-1a (23) Quand i l ( l e parleour) puet ramentevoir mains bons jugemens... (BrunLat 111,61,21); (24) . . . e t l e s ( l e s argumens) ramentoit, en b r i ê s mos por torner l e s a memore des o'ians plus fermement (BrunLat 111,67,1); (19) (Ren 1,47); (2o) ( A i o l 1737, TL); (21) (BrunLat I I I , 61,19); (22) ( i b . I I I , 6 1 , 2 ο ) ; (25) ( i b .111,67,2); (26) ( i b . I I I , 6 7 , 2 ) ; (27) ( i b . I I I , 6 7 , 4 ) ; (28) (BeaumCout 1836) . 2-2 a (29) Don e s t f o u t r e non a deable? Et vos, s i me ramentevez, Et s i vos d i , g'en sui grevez, Quant i c i e s t amenteûz (Fabl I V , 2 o 2 , 5 ) . 2-3a ; 3o) Et, se c e l e se f u s t teüe, Ja ne li (Fabl 111,251,12).

fust

ramenteiie

Ceste chose

1-1 (31) Biax quens, por ce ramentevoir 2146). rormntevoii'

Position:

qoh à φι

N ' e s t pas l a parole esmeüe (Esc

"etw. im Ged. halten bei jemd." (Inhaltstypus la)

3o-1a

(32) Une v i s i o n k i nuit e t j o r me ramentoit vo non (JRenti I V , 2 7 , T L ) ; (33) Et Jouglës toz j o r s ovoec l u i qui li ramentoit cele j o i e (Guill Dôle 1329).

227 III

ramentevoir

qn, qah à qn

"Jemd., etw. ins Gedächtnis zurückrufen bei jemd. oder jend. vcn jend., etw. erzählen" (Inhaltstypus la/b)

Position: 3-1a/(3-1a) (34) Por ceu ke ju pansai ke vos ne postes panre les· sacremenz de sa diviniteit, si vos ramentui jeu tan solement les enfarmes choses de son humaniteit (Greg.Ez.89,23; TL); (35) Molt a li rois Pépins noblement receü Le bon roy de Hongrie qui ot le poil chenu Et Blancheflour sa fenme, mieudre dame ne fu; Mainte chose a 1'uns l'autre iluec ramenteü (Berte 3o31) . Aktualisierungsvarianten: 2-1a/(2-1a) (36) Por c'ai leur maus (des amans) ramenteiis Que trais sui et deceüs Par Ydoine qui m'a trichiê58 (Amad.etYd.5871, TL); (37) Et maintenant (Cesar) ramentut plusors examples (BrunLat 111,36,7); (38) (BrunLat 111,68,11); (39) (ib.111,68,12) . 2-3 a/ (2-3a) (40) Mais l'empereriz bele et blonde... Kegreter et ramentevoir Oit elle encore assez souvent (G.Coins.Enpereris 2848, TL). VIII ramentevoir

qn

"sich jend. ins Ged. zurückrufen" (Inhaltstypus H a )

Position: 3-1b (41) Qui vëist le baron les Saisnes mart.irier, Por noient ramentust Rollant ne Olivier (Chev.auCygne, 196, TL). IX

ramentevoir

qah

"sich etw. im Ged. halten" (Inhaltstypus IIa)

Position: 3o-1b (42) Bien doit cascuns de nous ramentevoir Le grant dolor, û nous ont fait manoir (Ansëis lo536, TL). 58 Beleg (36) gehört weder dem exhaustiv erfaßten corpus noch dem Wörterbuchcorpus an. Da er aber gerade für eine ramentevoir eigene Bedeutungsentwicklung sehr typisch ist, verwenden wir ihn S.247 als Beispiel. Herrn Baldinger sei hier für den Beitrag dieser Textstelle herzlich gedankt.

ramentevoir qn, qah

"sich jemd., etw. ins Ged. zurückrufen und jemd., etw. ins Ged. zurückrufen (bei jemd.) oder von jerrd., etw. erzählen" (Inhaltstypus Ila+Ia/b)

Position: 3-1b+2-1a/(2-1a) (44) Si comança a ramantoivre Ce qui au euer plus li tenoit: De la joie li sovenoit S'an a la parole esmeüe. Si rois Evrains l'a maintenüe. "Sire!"fet il," or est bien tans ..."(Erec 5594); (45) Mes or se vont aparcevant [Li plusor qui le ramantoivent, Bien dient et bien s ' aparçoivent] Que par un seul ont tuit esté Desconfit... (Cligês 4883); (43) (Alex 326,2); (46) (Yvain 39); (47) (Veng.Rag. 412o, TL); (48) (RenBeauj Ign, 588,14, Gdf ) ; (49) (RoseM 568o, TL); (5o) (Fabl 1,24,5); (51) (Huteb. 1,79, TL); (52) (BeaumCout 1642); (53) (Tourn.Chanv.Delb 4o6o, TL). Aktualisierungsvarianten : 2-2at1-3/(1-3) (54) Une autre feiz, quant tu vorras, Excusación en orras, S'i te plest a ramen te voir. -Donc le ramentevrê je voir (RoseM 5679). 1-1+2-3a/(2-3a) (55) Quant l'amperere ot ramantoivre La poison qui li plot a boi vre, Par quoi Thessala le déçut (Cligês 6631); (56) Qu'ains puis n'i ot anpereor, N'eüst de sa fame peor, Se il o'i ramentevoir Cornant Fenice Alis deput (Cligês 6768) . 1-1+1-1/(1-1) (63) Por Diu, souviegne vous des prudomes anciiens..., ki encore sont ramenteii es livres des estores!... (HVal 534, TL); (65) Et dont requist dame Jehenne qu'elle fust airetee de la maison Plais, par le raison que elle avoit bien ses saisines et ses tenures wardees et demenees par; loi, par XV. ans, et par III. eskievinages, et ont esté ses saisines et ses tenures bien ramentiutes as pies del Bore, la en devens... (Janvier 1273, C'est dame Jehanain, le feme Pieron de Wandripont, (Chir., Arch .Tournai, Gdf); (57) (Cligês 39oo) ; (58) (Esc 871); (59) (VGraal 5); (6o) (ib.43); (61) (ib.92); (62) (ib.93); (64) (HVal 534, TL); (66) (BeaumCout 335).

ramentevoir qn, qah

Position:

::

3o-1b+2o-1a/(2o-1a)

"sich jemd., etw. im Ged. halten und jemd., etw. im Ged. halten (bei jemd.) ; (Inhaltstypus Ila+Ia/b)

229 Aktualisierungsvarianten: I0-I+I0-I/(Io-I ) (67) Ja fera hardement, qui ert ramenteu jouene et li cenu (Alex 217,19) .

XIII raiœntevoir âe qah

59

Dont apres parleront li

"sich etw. ins Ged. zurückrufen und etw. ins Ged.zurückrufen (bei jemd.) oder ven etw. erzählen" (Inhaltstypus Ila+Ia/b)

Position: 3-1bf2-1a/ (2-1 a) (68) Car ki bien set, si doit bien dire, Et des biens a ramentevoir Conquiert on pröaice et savoir (Mousk.17, TL).

XIV

ramentoivre> ramentevoir de qah

"von etw. erzählen" (Inhaltstypus Ib)

Position: (2-1 a) (69) Il (le roi) se pense c'or est raisons De la besoigne ramentoivre (Esc 2249); (lo) Et des oevres Saint Augustin Öoit (Charlemagne) volentiers ramentoivre (Var.boivre) (Mousk 2978, TL).

XV

ramentevoiv qn, qah à qn

" jemd. von jertid., etw. erzählen" (Inhaltstypus Ib)

Position: (3-1 a) (71) Une aventure molt petite Qui n'a mie esté sovent dite Ai oi dire, tot por voir Que je vos voil ramentevoir (Lai de l'épervier, 460 (=Fabl V, 43 ,4) ) ; (72) En ches.i . j . lieus que vous maues oi ramenteuoir trouons nous... (VGraal 119); (73) (VGraal 157); (74) (Fabl IV,47,5); (75) (Cleom 47o); (76) (ib.9753); (77) (Cleom 1624o). Aktualisierungsvarianten : (2-1 a) (78) Et dist li uns a l'autre :. Quant Elies l'entent, le sens quide deruer. Signor, che dist li dus... Preñes or tes.iiii, con chi r amen te ue s, Qui. de cest mien conroi fuissent or conrae (Aiol,Foerst.8624, TL); (80) Car 59 Die Variante: qui est à tos jors ramenteu bestätigt unsere Einordnung der Position als "etw.bei sich selber und bei anderen praesent halten". 60 Das FEW 6*,732b datiert diesen in Romania 7,3 veröffentlichen Text um circa I 2 I 0 .

230 ramentevoir d ö i t e t d i r e l e menestreus de bon a f a i r e l e bien e t dou mal se d o i t t a i r e (Cleom 14o78) (79) (VGraal 119); (81) (Cleom 14154). (2-3a) (82) Sachiez que par c e l cheval l a . . . Est toute l a chose avenue Qui c i vous e s t ïamenteiie (Cleom 13758); (83) Einsi parole e t r aman toit (Cligês 4911).

15. und 16. Jh. I

ramentevoiv qn, qah, que à qn

"jenad. ,etw. ins Ged. zurückrufen bei jend.; auch mit Nebens.: daß... "

(Inhaltstypus la) Position: 3-1 a (84) Faites que chascune journee Vous ramentoive bien souvent La maniere quoy e t comment, Ja p i e ç a , me f e i s t e s promesse (Chd'OrlêansB 54,6); (85) Quant Souvenir me ramentoit La grant b e a u t é . . . ( i b . 6 o , l ) ; (87) e t p r i n t ses verges e t b a p t i t tant l a lieutenante de sa femme . . . en luy ramentevant l a lamproye (CentNouv 38,125); (86) (Chd'OrlêansB 87,27) ; (88) (CentNouv 38,158) ; (89) ( i b . 4 6 , 2 5 o ) ; (9o) ( i b . 63,4oo); (91) (4.déc.1481,Reg du Puy de l ' E c o l e de Rhétorique,15ème congrégation, ms . Bibl.Tournai,p. 159, Gdf) ; (92) (Commi ,74,2) ; (93) ( L e m a i r e , I l l u s t r . I I 1 , 2 ( I I , 4 o 4 ) , H u g ) ; (94) ( S a l e l , t r . I l i a d e I I , 3 1 V ° , Hug); (95) (Calvin,Serm.sur l e Deuter.,1 (XXV,6lo,Hug); (96) (Amadis 11,21, Hug); (97) ( F a u c h e t , A n t i q . V i l i , 1 2 , Hug); (98) (Fauchet,Langue 11,88, Hug); (99) (Brantòme,M.de l a Noue V I I , 2 o 8 , Hug); ( l o o ) (Brantôme,Grand r o i François 111,154, Hug); ( l o i ) (Rons.,El.7, Hug); (lo2) (Amyot,Thémistocle 22, Hug); (lo3) (Aroyot,Eumène,2, Hug); (lo4) (Du Vair,Actions,Pour l a manut.de l a loy salique,p.127, Hug); ( l o 5 ) (Du V a i r , Médit.sur Job,ch.22, Hug); (lo6) (A.LeMasson.Decameron 11,6, Gdf); (lo7) (Le Maçon tr.Decameron I V , 8 , Hug); ( l o 8 ) (Baif,Div.Amours, 1 . I ( I , 3 1 o ) , Hug); ( l o 9 ) (Estienne.Dialogues 11,68, Hug); ( I l o ) (Est ApHer 1,91); (111) (Pasquier,Lettres XI,13, Hug); (112) ( i b . X I V , 5 , Hug); (113) ( i b . , X V I I I , 1 1 , Hug); (114) (Pasquier,Recherches V I I , 2 , Hug); (115) (DuBellay,tr.Eneide 1 . I V ( M . - L . I , 3 5 6 , Hug); (116) ( L a r i vey,Jaloux I I I , 1 , Hug); (117) ( V a u q u e l i n , A r t . P o e t . I I , p . 5 6 , Hug); (118) (Mont 11,12(11,356), Hug); (119) ( i b . I l l , 9 ( I V , 9 9 ) , H u g ) ; (12o) (Beroalde,Hist.vér-p.238, Hug); (121) ( 1 3 . f é v r . 1 5 8 2 , L e t t . d e Granvelie,M°34, Bibl.Tournai, G d f ) ; (122) (Sat. Men., Har. deM.d' Aubray , p . 229, Hug) .

ÄktualisierungsVarianten: 3-1c (123) A toutes l e s entrées e t issues de c h a p i t r e , où i l se t r o u v o i t

231 tousjours pour se ramentevoir à messieurs, ilz luy disoient à une voix: Atten encores un petit, chapitre ne t'oubliera pas (Des Periers,Nouv.Récr.,3, Hug); (125) Dieu se ramentoit à nous par elles (les maladies), afin de nous amender (Pasquier, Lettres am.,14 (II, 815), Hug); (124) (Pasquier, Recher ches IV, 18, Hug). , c1 =c2 , c2^a, c1 ^a, c

[4K+t+(A¿Bf

2

m ]

(126) Las! Ne nous ramentoy Les vieulx maulx contre toy Perpetrez à grans sommes (Marot,Psaumes 34, Hug); (127) Ne me ramentoy point cela, je te prie (Larivey,Vefve V,2, Hug). 2-3a (128) ...aulcunes parolles qu'ilz devoient avoir dit... lesqueles leur furent ramenteues present ledit conte... (Wavrin(Soc.de l'Hist. de Fr.)II,2o5 , Gdf) ; (129) Nous ne voulons point que les fautes passees nous soyent ramentues... (XXVII,55, Hug). 1-1

(13o) Aussi y sera ramenteue La finesse des escolliers (Poés .attrib. à Villon, la Repeue Monfaulcon,Jouaust,p.256, Gdf); (131) L'ayant fait retirer (Jean Tardif),elle (la Cour) ordonna qu'il seroit blasmé, et les deux livrets lacerez en sa presence: ce qui fu fait. En la fureur des seize, cest arrest se ramentoit (Est.Pasquier,Lettr.XVII, 2,éd.1723, Gdf); (132) (ib.XVII,5, Hug).

ramentevoir

qn,

qah à qn

"jerrd., etw. im Ged. halten bei jend." (Inhaltstypus la)

Position: "3o-1a Aktualisierungsvarianten: [ 3K+t+ (A^B, B=C2, C ^ A ) ] (133) Il vous plaisra les recepvoir de luy comme venant de moy en bonne part et me tenir tres humblement ramenteu en voz bonnes graces (2o.janv.1585,Lett.de Guy de Lauss.au mar.de Matignon, Gdf) . 1o-1 (134) Et puis dites que la magnanimité des Romains a esté ensevelie avecque leur republique. Non, elle se ramentoit aujourd'huy au milieu de vostre France (Pasquier, Lettres XI,4, Hug); (135) Si au coucher, si encor'au reveil Se ramentoit l'objet de mon traveil (Pasquier,E£itaphes (11,929), Hug).

232 III

vamentevoir tue à qn

qn, qah,

Position:

3-1a/(3-1a)

"jemd., etw. i n s Ged.zurückr u f e n b e i jemd. oder jemd. veti jemd., etw. e r z ä h l e n ; auch m i t Nebens.: d a ß . . . " (Inhaltstypus Ia/b)

(137) Ce ne sera chose i n u t i l e . . . vous ramentevoii l a premiere source e t o r i g i n e . . . (RabPant 221,4); (14o) Ainsy passèrent joyeusement ceste journée, ramentevant l e s ungs aux autres ce qu1 i l z a v o i ent veu de leur temps (MdeNav.lo); (136) ( S e y s s e l , Louys X I I , p . 1 7 3 , Hug); (138) (Rab 1 1 1 , 5 5 8 , l o ) ; (139) ( i b . I I I , 4 8 9 , 1 3 ) ; (141) (MdeNav 87); (142) (Calvin,Serm.sur l e Deuter.,3,XXV,637, Hug); (143) (Rons a r d , E l e g i e s (IV,381,Var. 1576, H u g . ) . Aktualisierungsvarianten : 2-1a/(2-1a) (144) P h y t o n . . . a l l o i t au contrere ramenteuant a haute v o i x l ' h o n o r a b l e e t g l o r i e u s e cause de sa mort (Mont 1 , 6 ) ; (145) Et trouve bon e t u t i l e à ramentevoir en noz jours l ' e x e n p l e de P . S e x t i l u s Rufus ( i b . I I , 1 6 ( 1 1 1 , 6 ) , Hug); (146) (Lemaire, I l l u s t r . I , 3 o , Hug); (147) ( i b . I I , 2 2 , Hug); (148) ( i b . I I , 2 5 , Hug); (149) (Bêze,Psaumes,89, Hug); (15ο) (Fauchet,Antig.111,9, Hug); (151) (MdeNav 265, Hug); (152) (La B o e t i e , S e r v i t u d e , p . 25, Hug). 2-3a/(2-3a) (153) A t a n t se t e u t l e Ministre d ' E n f e r , P o i n c t ne me l a i s s e , ains me t i e n t & costoye, Tant q u ' i l m'eust m y s . . . Dedans l e l i e u par Cerberus o u v e r t , Où p l u s i e u r s cas me furent ramentus (Marot, Enfer 217, Hug).

IV

se ramentevoir indir.Frages.

qn, qoh,

" s i c h jerrd., etw. i n s Ged. zurückrufen; auch m i t i n d i r . Frages." (Inhaltstypus I I a )

P o s i t i o n : 3-1b (154) L ' a l l i a n c e que l ' E t e r n e l l u i mesme a une f o i s pour tousjours contractée avec nous, a f i n que nous nous l a ramenteussions en nos plus grandes miseres (Bêze,Psaumes,89,Paraphr., Hug); (155) Je ne peus.ne contenir que j e ne me ramentoye d'heure à autre l e s t r i s t e s ennemis qui m'ont environnée dès ma plus tendre jeunesse (F.d'Amboise , N e a p o l i t a i n e s , I I I , 9, Hug). A k t u a l i s i e r u n g s v a r i anten : [4K+t+(A^B,B=C 1 ,C^=C 2 ,C 2 /A,C 1

C 2 =B) ]

233 (156) Quand vous voudrez vous mettre à quelque besongne, ramentevezvous quelle elle est (Du Vair,tr.Êpictete,4, Hug); (157) Ne te r'amentoy point nos fautes jà passées (Montchrestien,Aman,III,p.259, Hug). 2-2b (158) Dit oultre que depuis ses deppositions precedentes il s'est ramentu et a trouvé par une coppie du contract... (Vente des biens de Jacques Coeur,Arch.KK 328,f°341 r°, Gdf) . V

se ramentevoir

qah

"sich etw. im Ged. halten" (Inhaltstypus IIa)

Position: 3o-1b (159) Les Italiens... se ramentoivent les grandes ruynes et pertes que leur apporta la division des guelphes et des gibelins (Pasquier, inRecherches VIII,55, Hug); (16o) Ceste miserable se ramentevra cessament toutes les actions et operations de sa vie (Mont.tr.Sebon ch. 161, Hug); (161) (Marot,Chants div.22, Hag); (162) (G.Durant,85 V o , Hug) . Aktualisierungsvarianten: 2o-2b (163) Que le sçavoir N'est sinon se ramentevoir, Odes,111,9, Hug). VI

ramentevoir qn de qah, de faire qah

Je ne le croy (Rons.

"etw. ins Ged.zurückrufen bei jeird., auch: etw. zu tun" (Inhaltstypus la)

Position: 3-1a (164) A fin de l'ayder ses amours: des quelles il ne me souvenoit plus, si vous ne m'en eussiez ramenteue (La Taille,Conivaux,I,1, Hug); (166) Les fléaux et tristes accidents... aux errans et delinquans sont autant d'instructions vives et de compulsoires pour les ramentevoir de leur désir (Charron,Sagesse,II,7, Hug); (165) (Marot,Chants div.,7, Hug) . VII se ramentevoir

de qch

"sich etw. ins Ged. zurückrufen" (Inhaltstypus IIa)

Position: 3-1b (168) Estant au pays de Languedoc en une abbaye dont je ne ne ramentoy du nom (Pasquier,Recherches,III,4o, Hug); (17o) L'homme prudent se ramentoit des choses passées (Larivey,tr. Straparole,X,3,Hug) ;

234 (167) (Magny,Odes,II,2o2, Hug); (169) (LeLoyer,Spectres,Vili,5, Hug) . Vili ramentevoir qah, indir. Fvages.

"sich etw. ins Ged. zurückrufen; auch mit indir.Frages." (Inhaltstypus Ila)

Position: 3-1b (171) Nostre musuier... lamentevoit souvent en sa teste la courtoisie... (CentNouv 3,142); (173) Par ce hault bien,...Tu m'excitas... Et par celuy qu'ores je ramentoy, Tu m'endormis... (Scève, Délie XC,3); (172) (Martial,l'Amant rendu Cordelier 1113,A.T.,Gdf); (174) (MdeNav 33); (175) (Bèze,Psaumes,39,Paraphr., Huq) ; (176) (Mont,II,lo(Il,116), Hug); (177) (Baif,Francine,1.II(I,189), Hug). Aktualisierungsvarianten: [ 4K+t+ (^Φ ,B=C1, C1 =C2, C ^ A , C1 φΑ, C ^ B ) ] (178) Ramentoy donc ces vers quand tu voudras aprendre Si les hommes devront eur où maleur atendre (Baif,Poèmes, 1.1 (II ,34) , Hug). IX

ramentevoir

qn,

qah

"sich jemd., etw. im Ged.halten" (Inhaltstypus IIa)

Position: 3o-1b (179) Et depuis je ne ramentoy Quoy que je face, rien que toy (Baif, Francine l.III (1,197), Hug); (18o) Je vois par vostre dite lettre a quoi vous pretendez que je ramentevray volontiers (13.fév.1582, Lett.de Granvelle,n°34, Bibl.Tournai, Gdf) . Aktualisierungsvarianten : 1o-1 (181) Orillart: Ce samble ung mouton qu'on escorche; La peau s'en vient avec l'abit. Claquedent: Tant il plus nouveau laleit: Ses playes luy sont ramenteues ( Gr eb an, My st. de la pass. ,23894,G.Paris et Reynaud, Gdf) . X

ramentevoir

qn,

qch:

Positicn: 3-1b+-2-1a/(2-1a)

"sich jemd.,etw. ins Ged. zurückrufen und jemd., etw. ins Ged. zurückrufen (bei jemd.), oder vcn jemd., etw. erzählen" (Inhaltstypus IlaKEa/b)

235 (183) Et, après, a l l è r e n t d i s n e r , ramentevans ceste v i e apostolique (MdeNav 37o) ; (184) Je prens p l a i s i r de ramentevoir un propos que t i n r e n t j a d i s l e s f a v o r i s de Xerxes (La B o e t . , S e r v . v o l Feugere, G d f ) ; (182) ( P h r o p h é t i e s , f ° l r ° , dans l e M i r a b i l i s liber,Rom 1524, Gdf); (185) ( B e r o a l d e , H i s t . v ê r . , p . 5 2 3 , Hug); (186) (Cholieres, Matinées, p.26,éd. 1585, G d f ) . Aktualisierungsvarianten: 1-1+1-1/(1-1) (187) Car l e s personnages querelans e s t o i e n t plus à contenerner, que (RabGarg 772,5); (188) . . . l e grand gentilhomme,... à ramenteuoir e s t o i t s i despourveu de cueur, q u ' i l n ' e s t o i t digne d ' ê t r e ramentu (MdeNav 34); (189) ( E . P a s q u i e r , R e c h . , I I , l o , é d . 1 7 2 3 , G d f ) ; (19o) ( i b . IX, 11, Hug); (191) (Lias 1 , 9 ) . XII vamentevoir

à qn

Position:

5!3o-1b

"sorgen f ü r jerrd." (Inhaltstypus I I a )

Aktualisierungsvarianten: 1o-1

(192) Item, as c l e r s e t v a r i e s dudit commissaire f u donné, par couraudit commissaire, a le besongt o i s i e , pour entendre e t lamentevoli ne de l a d i c t e damoiselle ( 2 7 . j u i l l . 1 4 1 2 , T u t e l l e des enfants V i l a i n de Launais,Arch.Tournai, G d f ) . XIV ramentevoir Position:

de qah

"von etw. erzählen" (Inhaltstypus Ib)

(2-1a)

(193) Et naquirent en toy Tant de graces e t dons, dont j e ramentoy Que l'ombre seulement, quoy que j ' e n puisse d i r e (Baïf,Poeme Ι , Ι Χ (11,417), Hug).

XV

ramentevoir Position:

qah à qn

"jeird. etw. erzählen" (Inhaltstypus l b )

(3-1a)

(195) Ses hauts gestes e s t o i e n t p e r d u z . . . s i l e bon Manethon d'Egypte ne l e s nous eust ramenteuz par ce peu d e s c r i t u r e (Lemaire, I l l u s t r . , 1,18, Hug); (196) Les plus notables apparitions que nous sont ramenteues par l e s e s c r i t u r e s sacrees (Cholieres,Apres d i s n é e s , F ° 1 3 r ° , ê d . 1587, G d f ) ; (194) (CentNouv 22,29) .

236 ERLÄUTERUNGEN:

12. und 13. Jh. Position I: Die relativ hohe Frequenz der Aktualisierung 2—1a im exhaustiv er— faßten corpus kommt zu stände durch das Auftreten vai ramentevoir ixi der Bedeutung: "Wichtige Punkte der Hede an deren Ende zusammenfassend wiederholen" (4x innerhalb der §§ 111,67,2-111,67,4; cf. Beispiele (24)-(27)) und in der Bedeutung: "jemd. etw. als überzeugendes Beispiel ins Ged. zurückrufen" (3x innerhalb der §§ 111,61,19111,61,21; cf. Beispiele (21 )-(23) ) in dem Kapitel des Mure dou trésor ven Brunetto Latini, das die Rhetorik lehrt. Man kann diese hche Frequenz auf die durch den Lehrbuchcharakter des Textes bedingten ungewöhnlich häufigen Wiederholungen zurückführen. Zusätzlicher Inhalt liegt vor in den Beispielen (18) und (24)-(27). Es werden wiederholt dieselben, relativ eng gefaßten Aktantenklassen (A=wesentlicher Redeihhalt.; B=Zuhörerpublikum, ORedner) aktualisiert, und es tritt nur eine Aktualisierung, nämlich 2-1a, bei dieser Bedeutung auf, die für diese Inhalte typisch ist. Man darf wohl somit ramentevoir in diesem Distributianstyp als terminus technicus der Rhetorik mit der eben für die Beispiele (18) und (24)-(27) gegebenen Bedeutung auffassen. Mehrere Beispiele ((2), (8), (12), (13), (15), (16): das sind 6 ναι 31 Textstellen) lassen sich interpretieren als "ermahnendes Erinnern": Äktant A ist so beschaffen, daß sein Praesentwerden bei Β dort das Bewußtsein wie auch immer gearteter Verpflichtungen weckt. Als zusätzlich läßt sich deimach noch die Bsdeutungskonpcnente "Ermahnung" feststellen. In den Beispielen (3), (4), (5) erscheint Äktant C nicht in Kausal-, sondern lediglich in Instrumentalfunkticn, d.h. C verursacht die Praesenz ναι A bei Β nicht willkürlich, da es in diesen Fällen mit der Aktantenklasse "Sachen" belegt ist61. 61 Nicht zu verwechseln damit ist der Gebrauch von ramentevoir in (9), (Iii, wo es sich um willkürliches Erinnern handelt, da Aktant C mit allegorisch verstandenen Substantiven besetzt ist.

237 Positien I I : Beide corpora weisen d i e s e Bedeutung a l s sehr s e l t e n aus. Die beiden Beispiele (32), (33) wurden auch nur auf Grund des eindeutigen Kont e x t e s : nuit

et

¿OUT,

toz jors

a l s nicht transformativ i n t e r p r e t i e r t .

Während i n B e i s p i e l (35) Aktant C Instrumentalfunktion b e s i t z t (das Substabtiv gehört der Kategorie "Sachen" an), b r i n g t Beispiel (33) Äktant A a l s Lebewesen und i n Kausalfunkticn. Positicn I I I : In einigen Beispielen ((34), (36), (37),(38), (39)) handelt es s i c h b e i Aktant C um Redner, bzw. Autoren, b e i Aktant Β um i h r Publikum, das so zusanmengesetzt sein kann, daß die Praesenz ven A f ü r einen T e i l der Perscnen aus dem Publikum zwar "erinnern" b e d e u t e t , von einem anderen T e i l aber a l s e r s t m a l i g a u f g e f a ß t wird ( c f . S . 2 4 6 f ) . Für solchermaßen gebrauchtes ramentevoiv

nehmen wir daher den I n h a l t

"phraseologisches Erinnern" an. Eine Festlegung der Bedeutung auf s p e z i f i z i e r t e , bzw. n i c h t s p e z i f i z i e r t e Praesenz i s t in keinem F a l l möglich; a l s doninierende Bedeutungskomponente t r i t t die Übermittlung an sich von Gedankeninhalten A hervor. P o s i t i c n X: Die P o s i t i o n b e s c h r e i b t h i e r g e i s t i g e Praesenz an beiden Polen; nämlich: - d i e I n t e n t i c n i e r u n g und Realisierung der s p e z i f i z i e r t e n Praesenz durch C bei B^ (=€) a l s r e f l e x i v verursachtes Ereignis b e i Pol 1= (Pol I I 1 ) - z u s ä t z l i c h aber noch d i e Realisierung der Praesenz ven A bei B2= (φ£) b e i Pol I l 2 , wobei o f f e n b l e i b t , cö A ven B2 a l s s p e z i f i z i e r t oder n i c h t a u f g e f a ß t wird. Für die Bedeutung ergeben sich 2 Gruppen: Die Bedeutungen der Gruppe 1 beschreiben vor allem das r e f l e x i v e "sich etw. p r a e s e n t machen" b e i Pol I (etwa B e i s p i e l e (44), (49), (52), (59), (60), (62)). Daß auch b e i solchen Aktualisierungen n i c h t nur ein Praesentmachen von A durch C bei s i c h s e l b e r (C=B-| ) , sendem darüberhinaus auch noch

238 bei anderen (B27*C) gemeint i s t , beweisen die Texte wie (44), (45), (47), (48), in denen in Verbindung mit ramentevoir Hinwaise auf verbale Äußerungen enthalten sind oder solche Äußerungen vorausgesetzt werden müssen ( (49)). Die Bedeutungen der Grippe 2 schildern vor allem das Praesentmachen ven A durch C bei anderen (K^C) (etwa Beispiele (63), (64),

(66)).

Diese Gruppe voi Aktualisierungen 2-1 a der Bedeutung I I I zu unterscheiden f ä l l t nicht inner leicht. 62 In (65) muß ramentevoir mit "beglaubigen" übersetzt werden

: Aktan-

ten A sind juristisch umstrittene Objekte, die zu implizierenden Aktanten Β und C an dem entsprechenden juristischen Verfahren b e t e i l i g t e Perscnen. Die eine Komponente des Inhalts, nämlich das r e f l e x i ve Praesentmachen, bezieht sich somit auf die Amtspersonen ( O B ) , die sich in ihrer Eigenschaft als solche an die saisines et...

te-

nures (A) und deren Verwaltung durch dame Jehenne erinnern und dies somit ναι Amtswegen bestätigen und anerkennen. Gleichzeitig bringen sie diesen Tatbestand der Öffentlichkeit (B2^C) in Erinnerung und beglaubigen ihn. Dies entspricht der zweiten daninierenden Inhaltskcftpcnente des Praesentmachens vai A bei anderen. Position X I I I : Diese Positicn erscheint lediglich in 1 Wörterbuchbeleg. Er entspricht der Bedeutung X ( c f . Beispiel (5o)): Ruhm und Wissen erwirbt man nicht nur dadurch, daß man ναι guten Taten erzählt, scndem auch dadurch, daß man sie sich selbst in Erinnerung r u f t d.h., sie sich ft 3 zum Vorbild ninmt (68). Mit Baldinger

sind wir der Ansicht, daß

Beispiel (68) eindeutig als ramentevoir

(,-oivre)

de aufzufassen, und

dort als Genetivobjekt les biens anzunehmen i s t . Position XV: Die Wörterbücher Gdf, IL führen für ramentevoir in zahlreichen Beispielen lediglich Bedeutungen s p e z i f i z i e r t e r Praesenz an. Auch Beispiel (79) für (2-1a) erscheint unter s p e z i f i z i e r t e r Praesenz. Es 62 Cf.FEW 6 1 , 733a, wo diese Bedeutung als cterme juridique» mit " r e connaître, r a t i f i e r " angegeben wird, ebenso Gdf 6,579a. 63 FEW 6 1 , 733a und 734b.

239 muß aber, wie der Kentext eindeutig beweist, zu nicht spezifizierter Praesenz gestellt werden.

15. und 16. Jh. Position I : Für 1-1 in Passivkcnstruktion mit etve ist die Realisierung spezifizierter Praesenz selten nachzuweisen; die häufigere Reflexivkonstruktian mit passivischem Sinn (Aktant Β gehört ausschließlich der Klasse "Urbelebtes" an) steht dagegen in Kentexten, die spezifizierte Praesenz annehmen lassen. Als zusätzlicher Inhalt läßt sich bei zahlreichen Beispielen ((84), (86), (89), (91-), (93), (94), (95), (98), (1o1), (1o2), (1o4), (1o6), (1o7), (1o8), (11o), (114), (116), (12o), (121), (123), (127), das sind 21 vcn 49 Textstellen) wieder die Bedeutungskcnpanente "Ermahnung" feststellen. In den Textstellen (84), (1o1), (1o4) besitzt Aktant C keine kausale, s ordern lediglich eine instrumentale Funktion, da geistige Praesenz 64

ven A bei Β ven C nicht willkürlich verursacht wird

. Hier gehört C

der Klasse "Unbelebtes" an. Position I I : Die Position !!3o-1a muß aus den vorhandenen Aktualisierungsvarianten erschlossen werden. Auch hier sind nicht transformative Inhalte vcn ramsntevoir selten belegt, 2 mal in einer sehen bei Position I wenig häufigen Reflexivkcnstrukticn mit passivischem Sinn, und 1 mal in dem valenzmäßig kcnplexen Beispiel (133). An direkten, von Verb geforderten Aktanten, erweist sich Beispiel (133) als 2-wertig: bei Β {vous) ist A (me) präsent, das, wie die Hbflichkeitsformel hwrblement eindeutig beweist, als durch den Schreiber, d.h. durch sich selbst, präsent gemacht aufgefaßt wird: Der Schreiber

) hat sich selbst (=A) ergebenst bei seinem Briefpart-

ner ins Gedächtnis gerufen. Dies führte zu [3K+t+(A=C^ ,Ο^Β,Ε^Α) ] , durch die vorliegende Aktualisierungsvariante erhalten wir aber nur 64 Davon zu unterscheiden sind die Fälle (86), (87), bei denen es sich durch allegorischen Gebrauch von C um willkürliches Erinnern handelt, obwohl der Aktant C der Klasse "Unbelebtes" angehört.

240 [2K+t+(A^B) ] . Die durch den Kcntext (tenir)

bedingte Valenz f ü g t

jedoch einen zweiten, diesmal auch aktualisierten, Aktanten i n Kausalfunkticn, nämlich vous (=C,) hinzu, welcher b e i sich (C2=B) das durch sich selbst präsent gemachte A=C^ präsent halten s o l l . Aktant C in (133) b e s i t z t Kausalfunkticn. Die Beispiele (134),

(135)

weisen Konstruktionen ohne C i n der Tiefenstruktur auf: Da Aktant A mit Substantiven der Klasse "Unbelebtes" besetzt i s t , kann ihm keine Willkürlichkeit voraussetzende Kausalfunkticn zugeschrieben werden. Position I I I : Zusätzlicher Inhalt l i e g t in den

feispielen

(136)-(152) insofern

vor, als die Aktanten C sämtlich zur Klasse "Ifedner, Autoren", die Aktanten Β zur Klasse "Publikum" gerechnet werden können, und man als zusätzliche Inhaltskcnpcnente deshalb "phraseologisches Erinnern" annehmen d a r f . B e i s p i e l (153) z e i g t jedoch, daß diese P o s i tion I I I nicht ausschließlich an den eben beschriebenen Kontext gebunden i s t . Position V I I I : Bei B e i s p i e l (173) besteht d i e Itöglichkeit, auch Position I I I in der Variante 2-1 a anzunehmen. Position IX: Im B e i s p i e l (181) fassen w i r luy als dativus commodi auf; die a k t i ve Form der Passivkcnstrukticn könnte dann etwa lauten: "Dieu vamentoit

ses playee,

luy

übersetzt durch: "Gott h ä l t b e i sich seine

(Christi) Wunden im Gedächtnis, im s i e ihm zu lehnen". Position X I I : Aus der in unserem einzigen Beispiel für diese P o s i t i o n 6 5 erscheinenden Variante

1o-1 , welche durch In f i n i t i v k e n s truktion bedingt

wird, erschließen w i r d i e Völlfortrel

:: 3o-1b.

Die Position bringt Intenticnierung und Realisierung s p e z i f i z i e r t e r g e i s t i g e r Praesenz an Pol 11= Pol I : Bei der Annahme, daß d i e Perscn, für welche gesorgt wird, im dativus ccninodi steht, e r g i b t 65 C f .

FEW 6 1 ,

733a.

241

sich für die Aktanten Β und C (=derjenige, der die Bedürfnisse der zu versorgenden Perseti bei sicii praesent hält) Heferenzidentität. Aktant A (=die Bedürfnisse der zu versorgenden Person) ist dennach inner im Verb enthalten und wird in keinem Fall durch ein anderes zusätzliches Lexem aktualisiert. Ferner erweist sich die auftretende geistige Praesenz hier stets mit einer bestürmten Handlung, nämlich der des "Sorgens" verbunden. Dadurch unterscheidet sich diese Position ven vamantevoiv qoh, welches sich ihr im Beispiel (181) (cf.S.234 und S.24o) bedeutungsmäßig besonders stark nähert: Aktant A (= les playes)

wird dort zusätzlich aktualisiert und die gei-

stige Praesenz ist nur auf Grund eines vereinzelten Kontextes mit einer bestimnten Handlung verknüpft.

242

S

S O 2

IH

ì

1

ai

o Ζ

IO

Ό

1

οι S Φ O 2 a •H

A

'rô

284

S

(D 4-1

CU 0 S s •H

fi Fj

Ό

§ +J

Si

285 ÜBERBLICK: T a b e l l e der Vorkorrrrenshäufigkeiten ναι Positicnen und Inhalts typen für das 12. und 13. Jh. 12. Jh. Position II III

corp

13. Jh.



2 lo

C+WÖ

1 13

12

IV

1

-

1

-

ν

6

1

6

14

IIa 12 Ilb+a 6 IIa+ Ia/b 1

Retenir,

IIa 7 Ilb+a 1 IIa+ Ia/b o

IIa 14 Ilb+a 6 IIa+ Ia/b 1



corp

2

7

12. u. 13. Jh.

Ilb+a 14 IIa 14 IIa+ Ia/b o

c+Wö

corp

1 17

3 23

8 -

-

6 IIa 8 1

IIb 6 IIa+ Ia/b o

2o Ilb+a 2o IIa 18 IIa+ Ia/b o

im a f r z . Schrifttum s e i t Alexis

1 2o IIa 26 Ilb+a 2o IIa+ Ia/b 1

Wö 1 15

c+WÖ

Typ

3 29

• IIa

1

-

7 IIa 16 Ilb+a 7 IIa+ Ia/b o

26

IIa+ ' Ia/b Ilb+a

IIa 32 Ilb+a 26 IIa+ Ia/b 1

(FEW 1o,333b) belegt, be-

s i t z t vorwiegend die Bedeutung "etw. zurückhalten, behalten" und zwar 75

im konkreten Sinne

. Das bedeutet, daß in diesen Positionen neben sich

auf die g e i s t i g e Praesenz als solche beziehenden Inhaltskcftpcrienten stets Korponenten vorhanden sind, welche die Handlung des konkreten "Zurückhaltens" beschreiben 76 . Der Anteil dieser zusätzlichen Inhalte kann dabei in Vorkonmen vcn retenir

b i s 7nahezu 1oo%, der das Gedächtnis be7

treffende Anteil fast bis o% gehen

. Die h i e r im Bereich unseres Feldes

analysierten Inhalte "etw. im Ged. zurückhalten" s t e l l e n deimach eine Mstaphorisierung des Verbs dar. Diese Metapher erscheint im A f r z . ihrer75 C f . FEW; Gdf 7, 1 4 1 b f f . ; TL 8 , 1 1 1 8 f f . 76 In "retenir la paix etwa e n t h ä l t die Bedeutung ungefähr zu g l e i c h e n T e i l e n Komponenten, welche das sich auf das Gedächtnis beziehende E r eJgnis und s o l c h e , die die daraus r e s u l t i e r e n d e n konkreten Folgen ( " V e r b l e i b e n innerhalb der eigenen Grenzen e t c . " ) b e s c h r e i b e n . 77 In " r e t e n i r qn (á la prison e t c . ) etwa i s t der " G e d ä c h t n i s a n t e i l " g e r i n g , der A n t e i l an konkreter Handlung sehr hoch.

286

s e i t s b e r e i t s i n gewissem Sinne l e x i k a l i s i e r t i n s o f e r n , a l s retenir

in

Bezug auf das Gedächtnis chne Angabe des Ortes, an welchem das Zurückhalten s t a t t f i n d e t , verwandet werden kann. Solcher Gebrauch l i e g t i n der großen tfehrzahl unserer Beispiele vor. In nur auf das Gedächtnis bezogener Bedeutung e r s c h e i n t retenir

in

* unseren Belegen 78 s e i t Waae und Chrétien i n a l l e n Bereichen des a f r z .

Schrifttums. Schon bei den beiden Autoren beschreibt e s sowohl das Einprägen a l s auch das im Gedächtnis Behalten eines Gedankeninhaltes durch die Konstruktion

retenir

qah. Die beiden Inhaltstypen I I a ( r e f l e x i v

verursachte s p e z i f i z i e r t e Praesenz, Positicnen I I , I I I ) und I l b f a (ref l e x i v verursachte s p e z i f i z i e r t e / n i c h t s p e z i f i z i e r t e Praesenz, Posit i o n V) stehen denn auch frequenziräßig innerhalb der i n unserem Feld erscheinenden Vorkamen vcn retenir

im 12. und 13. J h . an e r s t e r S t e l -

l e , d . h . unsere Belege f ü r diese Zeit v e r t e i l e n sich p r a k t i s c h auf d i e se beiden Inhaltstypen. Außer ihnen i s t nur noch Typus I l a f l a / b ( r e f l e x i v / n i c h t r e f l e x i v verursachte s p e z i f i z i e r t e / n i c h t s p e z i f i z i e r t e Praesenz, P o s i t i c n IV) mit 1 Vorkoimen aus BenDuc v e r t r e t e n . Gemäß e i n e r nach r e l a t i v e r Frequenz e r s t e l l t e n L i s t e : Typ

Positicn

IIa, Ilbfa

( I I , I I I ) , (V)

(IV) Ila+Ia/b wären dann die Typen I I a und I l b f a f ü r die zu unserem Feld gehörenden I n h a l t e vcn retenir

p o s i t i v c h a r a k t e r i s t i s c h ; Typ IlaKLa/b erwiese sich

a l s Ausnahme.

78 So auch FEW lo, 333b/334a.

287

Tabelle der Vorkcnnenshäufigkeiten ven Positionen und Inhaltstypen für das 15. und 16. Jh. 15. Jh. Posi-

corp

16. Jh.



C+Wö

corp

15. u. 16. Jh.



C+WÖ

corp



C+WÖ

Typ

t i o n I

-

-

-

1

-

1

1

-

1

I I I

2

-

2

2

-

2

4

-

4

IV

-

-

-

2

-

2

2

-

2

V

3

-

3

3

1

4

6

1

7

I l b + a

I I a

Ilb+a

Ia

3

o I I a

I I a 2

o

Ia/b

3 I I a

2

o I l a f

Ia

Ilb+a

3

I a o

I a / b

Ilb+a o

o

Ia/b

I l b f a

I I a

o

I I a

I a

I l a f

IIa+

I l a f

Ia/b

Ia/b

I a / b

Ia/b

2

2

I a

Ilb+a 1

o

I a

I a 1

o

I I a

^ I l b + a

7 I I a

o

4 IIa+

I I a o

I a / b 2

IIa+ 1

J

I l b f a

1

4

2

o

Ilb+a

6

4

IIa+ 2

I l a f

I l b + a o

I I a 2

o IIa+

I a

w Jïïtf

I a

I a / b

1

o

Im 15. und 16. Jh. kann außer den 3 sehen in Periode I vorhandenen Inhalts typen durch auch in unserem Feld erscheinendes retenir noch Typus Ia, allerdings nur durch ein Vorkonmen aus dem 16. Jh. vertreten, aktualisiert werden. An 1. Stelle der relativen Frequenz (7 Vorkamen) stehen wieder Typus Ilbfa (reflexiv verursachte spezifizierte / nicht spezifizierte Praesenz, Pos i tien V) und Typus IIa (reflexiv verursadite spezifizierte Praesenz, nur noch durch Positicxi III dargestellt) mit 4 Vorkamen. An 2. Stelle setzen wir die Typen Ila+la/b (reflexiv / nicht reflexiv verursachte spezifizierte / nicht spezifizierte Praesenz, Poeiticri IV) mit 2 Vorkamen und Typus Ia (nicht reflexiv verursachte spezifizierte Praesenz, Positiai I) mit 1 Vorkamen.

288

Sämtliche Typen werden durch die Konstruktion retenir

qah aktua-

lisiert. Eine trotz der geringen absoluten Vorkamenshäufigkeiten erstellten liste nach relativer Frequenz: Typ

Position

IIbfa,IIa

(V),(III)

IIafIa/b,Ia

(IV), (I)

würde auch im 15. und 16. Jh. die Typen Ilbfa und IIa als charakteristisch, die Typen Ilafla/b und Ia als Ausnähiren für retenir

in unse-

rem Feld zeigen. Es hat sich erwiesen, daß das Verb retenir,

welches neist konkre-

te Handlung beschreibt und deshalb in unserem Sinne lexemimmanente Ereignismodalität besitzt, auch Inhalte darstellen kann, die sich ausschließlich auf den Gedächtnisbereich beschränken.

3.15.

retraire

(FETRAHERE, FEW 1o, 343b)

Die Vorkamen vcn retraire

aus unserem exhaustiv erfaßten corpus,

welche uns eine eindeutig spezifizierte Praesenz zu aktualisieren scheinen, kennten nicht durch Beispiele aus den Wörterbüchern ergänzt werden, da diese retraire

speziell unter dieser Bedeutung nicht zitieren.

Hein spezifizierte Praesenz scheint uns nur ein Beleg aus Villeh (Anfang 13. Jh.) zu beschreiben. Wir erschliessen daraus I

retraire

qoh

"etw. ins Ged. zurückrufen (bei jentì. ) " (Inhaltstypus Ia)

Position: "2-1 a Das Vorkamen: (1) Et lors assemblerent a un parlement, et la convenance fu retraite de l'empereor Baudoin (Villeh 299).

aktualisiert durch Passivkaistrukticn die Formel 1-1. Als zusätzlicher Inhalt erscheint "offiziell vortragen", den wir aber im Hinblick auf andere Vorkamen mit gleicher Kaistrukticn, wo dieser Inhalt fehlt, nicht als zur Position selbst gehörig annehmen.

289 Äktant C stünde normalerweise in Kausalfunktion und gehörte der Klasse "Personen" an. Msist beschreibt ve traire verbales Praesentmachen, das in Bezug auf Äktant C und auch Äktant Β als Wiederholung angesehen werden kann, ohne daß dabei aber die Praesenz durch C als spezifiziert intentioniert oder 79 bei Β als spezifiziert realisiert werden muß : also "wiedererzählen".

79 Im folgenden Beispiel etwa (in welchem man retraire nicht als "verbal" anzunehmen braucht) bedeutet es: "(den Schmerz) wieder erscheinen lassen" ohne Hinweis darauf, daß C (Amours) damit bei Β (li) gleichzeitig die Erinnerung an vormaligen Liebesschmerz intentioniert, oder daß bei Β diese Erinnerung mitrealisiert wird: Amours li amaine et retrait La [dolor] que ce li fait faire (Esc 6934) .

290

•μ ra >1

u L

ü

291

3.16.

renove 1er (N3VELLUS80, FEW 7,2o5a)

Auch hier kennten wir aus dem gleichen Grund wie bei ve traire

kei-

ne Worterbuchbelege heranziehen. Nur bei einem Vorkommen (Esc., Anfang 13. Jh.) scheint uns reine spezifizierte Praesenz gegeben. Wir erschliessen daraus I

renove 1er qah à qn

"etw. ins Ged. zurückrufen bei jeird. " ( Inhalts typus Ia)

Positiai: "3-1a. Das Vorkoirnen: (1) Car ses anuís et sa grant perte Li (Esc 68o9)

ert

ja tous

lenovelès

aktualisiert durch Passivkcnstruktion die Fornel 2-3a. Hier kann renoveler

in Bezug auf sa grant perte

nicht allgemein als

"erneuem, ναι neuem bringen" aufgefaßt werden, denn der Verlust ist in diesem Fall eine seit ihrem Eintreten unveränderte Gegebenheit; es kann sich also nur um metaphorisches "erneuern" des Sachverhaltes im Gedächtnis der betreffenden Perscn handeln, d.h., um "erinnern". Der hier nicht aktualisierte Aktant C kann sowohl in Kausalfunkticn als willkürlicher (in der Tiegel der Klasse "ítersenen" angehörender) \ferursaciier als auch in Instrumentalfunktian als unwillkürlicher (in der Regel der Klasse "Perscrien" oder der Klasse "Dinge" angehörender) Verursacher stehen. Meist bedeutet renoveler

jedoch "erneuern", "ven neuem bringen",

so daß der zusätzliche Inhalt in der Regel vor der Konpenente der geistigen Praesenz überwiegt. 8o Die folgenden beiden Belege aus Autoren des 1. (Columella) und 4.Jh. n.Chr. (Optatus) zeigen, daß man afrz. renoveler direkt auf lt. RENOVELLARE (im FEW an oben zitierter Stelle nicht berücksichtigt) zurückführen kann: Vinea factis sulcis optime stemitur atque ita Renovellatur (=Reviviscit, integratur) (Columella,6,1, de arboribus, in: Du Cange 6,1954,124c; Georges 11,1972,2314; Porcellini IV,83c); Cum haec fierent, Donatus ultro prior ad Carthaginem rediit. Hoc audito Caecilianus ad suam plebem properavit. Hoc modo iterum Rmovellatae sunt partes (=Parteien wieder entstanden) (Optatus Milevit.adv.Parmenianum, in: Du Cange 6,1954,124c).

292

a αι •υ αι ο S

d 'm

293

3.17.

penser

(PENSARE, FEW 8 , 1 8 9 b f f . )

Aus dem gleichen Grund wie b e i retraire

konnten auch f ü r penser

keine Wörterbuchbeispiele herangezogen werden.

12. und 13. J h . II

penser

à qah

"sich etw. i n s Ged. zurückrufen" (Inhaltstypus I I a )

P o s i t i e n : 3-1b (1) Tout me r e j o v e n i s t l e c o r s Quant g ' i pens e t q u a n t j o u r e c o r s (RoseL 1 2 9 1 o ) .

15. und 16. J h . I

penser que

"sich im Ged. halben, d a ß . . . " (Inhaltstypus IIa)

P o s i t i o n 3o-1b (2) Q u ' i l vous p l e u s t de v o u l o i r penser Que j e vous a v o i e (Chd'OrléansCompl 1 1 1 , 5 5 ) .

I I I penser

à qah

servy

"sich etw. im Ged. h a l t e n " (Inhaltstypus I I a )

P o s i t i c n : "3o-1b Aktualisierungsvarianten : [4if+t+(^B,B=C 1 ,C^=C 2 ,C 2 ¿A,C^A,C 2 =B) ] (3) E s t - c e l a p r o m e s s e que vous avez f a i c t e . . . J e vous s u p p l i e , Mons i e u r , pensez-y (MdNav 189); (4) H é l a s ! v u e i l l i e z penser au meins Au s e r v i c e s q u ' i l vous a f a i s (Chd'OrléansCompl 1 1 , 5 ) .

IV penser

en qah

"sich etw. i n s Ged. zurückrufen" (Inhaltstypus l i a )

P o s i t i c n : 3-1b (5) I l m ' e n s o u v i e n t , d i s t E p i s t e m o n , e t e n c o r e s me f r i s s o n n e . . . c o e u r . . . quand j e pense es p r o d i g e s (Rab I V , 1 2 1 ) .

le

294 ERLÄUTERUNGEN:

12. und 13. Jh. Positiai Iis I n f o l g e der p a r a l l e l e n Stellung des Verbs zu recorder

im Kontext i n

transformativer Bedeutung nehmen w i r den gleichen Inhalt für penser

an, also d i e Formel 3-1b.

15. und 16. Jh. Position I : ( 2 ) : Auf Grund der einleitenden Kaijunktiai que fassen wir d i e Konstruktion als Optativ, nicht als Inperativ, auf.

ÜBERBLICK:

Die P o s i t i a i e n I - I V gehören sämtlich dem Inhaltstypus I I a an. In der Mehrzahl seiner Vorkamen a k t u a l i s i e r t penser jedoch Inhalte, die dem Typus I l a / b f l l b (nicht s p e z i f i z i e r t e oder auch s p e z i f i z i e r t e Praesenz, dsren Hauptmerkmal wchl d i e Nichttransformativität i s t )

zu-

zuordnen sind. Vorkomten wie die in unseren Beispielen ( 1 ) - ( 5 ) beschriebenen bilden Ausnahmen.

295

a ω >t

o 2

Η

to C (U û,

Û '»Ó

296

αϊ o g

tH (13) (Le Livr. du faucon,Poês.franc.des XV®+XVIes.,XII,3o4, Gdf).

299 VII

ve aoller

qah

"etw. in Gedanken wieder nachvollziehen" (Inhaltstypus: I I a )

Position: 3-1b+3o-1b (17) Alors i l veult, comme dist l ' e s c r i p t u r e Et comme croy de coer parfaitement, Donner au pretre, en faisant la lecture Des mots sacres, puissance plainement De consacrer son corps tant admirable, Soubz espece de pain a nous veable, En leur disant: v o e i l l i e s lors recoler Ma passion, e t en vo coer gouster Ce digne pain (Juin 1491,Reg.du puy de l ' é c . d e rhét.,52 e congr.,ms.Bibl. Tournai,p.524, Gdf); (2o) L'âme est dite pensee, parce q u ' e l l e recole l e s choses passees (Paré ,Oeuv., XVIII . I I , Malgaigne, Gdf); (16) (Greban,Mist.de la pass.,8313,Paris e t Raynaud, Gdf); (18) (La Resolucion d'Amours,161,Poes.franç.des XVe et XVI e s.,XII,315, Gdf); (19) (J.Bouchet, EÇ.mor.,l e p.,VI,éd.1545, Gdf). VIII

recoller

qn

"jend.etw. wiederholen lassen" (Inhaltstypus IIa)

Position: [4jf+t+(VB,B=C1C1?C2,C2?iA,C1^A,C2=j©) ] 8 1 (21) J ' y en ay veu et ouy plusieurs bons champions s ' e s t r e f a i l l i s a recorder leurs leçons e t recoller leurs tesmoins quand i l s venoient a la grand escole (Brant.,Des Dames,IX,519,Lalanne, Gdf). Aktualisierungs Varianten: 3-1b (22) Les r o l l e s distribuez, les joueurs recollez, l e theatre préparé, dist au Maire et eschevins que le mystère pourroit estre prest (Rab IV, 74, Gdf, Hug). [recoller

vn témoin

" l i r e (à un témoin qui a été entendu) l a depositi cri faite pour voir s ' i l y persiste"] (Inhaltstypus la)

Position: "3-1a+3o-1b cf. S.3o3f. · IX

recoller

qch

"etw. wieder ins Ged. bekamen" (Inhaltstypus I l l a )

Position: 2-3a (23) Ce qui me f a i t mon grand dueil recoler, Et tout à coup renouv e l l e r mes pleurs (J.Bouchet,Ep.famil., 14, Hug). 81 Zur Notierung dieser Position c f . die Erläuterungen S.3o2.

300 X

reaoller

+ adv. Best.

"noch im Ged. haben + adv.Best." (Inhaltstypus l i l a )

Position: 2o-3a (24) Mais son e s p r i t , sy comme j e recolle, E s t o i t tant gay, tant p l a i s a n t e t j o l y (Bourdignê,Faifeu,eh. 1, Hug).

XI

recoller

qn,

qoh

"sich jemd., etw. ins Ged. zurückrufen und jeird., etw. ins Ged. zurückrufen (bei jemd.) oder ven jemd., etw. erzählen" (Inhaltstypus Ila+Ia/b)

Position: 3-1b+2-1a/(2-1a) (28) I I ζ r e c o l o i e n t par cueur quelques plaisans vers de l ' A g r i c u l ture de V i r g i l e (RabGarg 99, Gdf, Hug); (29) N'usez aussi de r e prouvez docteur, Et ne suyvez s i grand nombre d'autheurs, Mais seullement ceux que plus on recolle Soit au p a l a i s , a l ' e g l i s e ou e s c o l l e (J.Bouchet,Ep.mor.,I,13, Hug); (25) Budé»Institution,eh. 52, Hug); (26) (Act.des a p o s t . , v o l . 1 , f ° 7 o c , é d . 1 5 3 7 , Gdf); (27) (Rab Garg 97, Hug). Aktualisierungsvarianten: 1-1+1-1/(1-1) (3o) Leur refuge de r e c o n f o r t . . . e s t o i t à recoler f a i e t z dudict Gargantua (RabPant 216, Hug).

XII

recoller

de faire

qoh.

l e s inestimables

"sich ins Ged. zurückrufen, etw. zu tun" (Inhaltstypus IIa)

Position: "3-1b

*

Aktualisierungs Varianten: [4x+t+(A?¿B,B=C1 ,C1=C2,C2^A,C1?ÍA,C2=B) ] (31) Un chacun f r i p o n n i e r recolle De p r i e r Dieu par sa clemence Au moins q u ' i l leur doint patience (Ane.Poésies,I,15o, Hug). XIII

re aoller Position:

qah,

adv.Best.

"etw. erzählen; adv.Best." (Inhaltstypus Ib)

(2-1 a)

(33) C ' e s t celluy qui f o r t bien recolle,En

disant qu'en tout

l'A,

301 B,C N'a bonne lettre sinon G. (Poés.attrib.à Cl.Marot, L'alphabet du temps present,V,369,éd.1731, Gdf, Hug); (34) Pour bien donner une bricolle, Il en sçait assez la maniere; Et, puis qu'il fault que le recole II a frequente mainte escole Sans tirer le cul en arriéré, Affin de gaigner la barriere (R.de Collerye,0euv.,Sat.pour les habit.d'Auxerre,p.3,Bibl.elz., Gdf); (32) (Gringore,Obstination des Suisses (n,351), Hug).

XIV recoller

qn

"jemd. ehren" (Inhaltstypus IIb)

Position: ::(3o-1b) Aktualisierungsvarianten: (Io-I) (35) Nous en avons une bien recollee, La saige Ysis, entre la deité; Je ne croy pas que autre soit precellee Plus en honneur, ne plus hault extollee (Mist.du viel test.,XXI,141ol,A.T., Gdf).

ERLÄUTERUNGEN:

15. und 16. Jh. Position:

[recoller

qch

"etw. offiziell schriftlich fixieren"]

Aus dem einzigen Wörterbuchbeleg 1-1/(1-1) erschließen wir die Vollformel !:2-1a/(2-1a). Es handelt sich im Grunde um die Bedeutung, die auch in Position III vcn recorder,

dort allerdings auch sehen für

das 12. und 13. Jh. und häufiger belegt, auftritt: "offizielles Wiederholen eines Beschlusses, Vertrages etc.", das für einen Teil der Anwesenden keine neuen Inhalte, also spezifizierte Praesenz, für andere dagegen Neues und damit nicht spezifizierte Praesenz bringt. Dies drücken wir, ähnlich wie bei ramentevoir Mischformel aus. Braucht recorder

Position III, in der

Position III nicht tinbedingt auch

"schriftliches Niederlegen des Inhalts A" zu meinen, so scheint receler

als juristischer terminus technicus gerade auf diese Badeutung

ausschließlich eingeengt worden zu sein; der auch in recorder

qah

"etw. offiziell wiederholen" bereits nur zu inplizierende und in

302 s e i n e n E i g e n s c h a f t e n i n Bezug auf s p e z i f i z i e r t e / n i c h t s p e z i f i z i e r t e P r a e s e n z sehen r e c h t u n b e s t i m n t e Aktant Β t r i t t b e i reaoller

qah

"etw. s c h r i f t l i c h f i x i e r e n " s o m i t ganz i n den H i n t e r g r u n d . Der d i e g e i s t i g e P r a e s e n z a u s s c h l i e ß l i c h b e t r e f f e n d e I n h a l t s t e h t zurück z u Gunsten d e r dominierenden I r i h a l t s k c n p c n e n t e " s c h r i f t l i c h

fixieren".

P o s i t i o n IV: I n (11) d a n i n i e r t d i e I n h a l t s k c n p a i e n t e " b e h a r r l i c h e s Bemühen um A " , welche e i n e Weiterentwicklung und s p e z i e l l e Anwendung d e s I n h a l t s " s i c h A im Ged. h a l t e n " d a r s t e l l t , s o daß reaoler

i n (11) m i t

"sich

bemühen" wiedergegeben werden kann. Position VU: Der I n h a l t s t e l l t e i n e I n t e n s i v i e r u n g d e s I n h a l t s ven P o s i t i o n VI d a r : C=B macht den E r i n n e r u n g s g e g e n s t a n d A n i c h t nur wieder b e i s i c h p r ä s e n t , sondern b e s c h ä f t i g t s i c h d a r ü b e r h i n a u s i n Gedanken d a m i t , was w i r durch den z w e i t e n , n i c h t t r a n s f o r m a t i v e n T e i l d e r Formel zum Ausdruck b r i n g e n , d . h . r e f l e x i v v e r u r s a c h t e s p e z i f i z i e r t e P r a e s e n z w i r d an P o l I

(=C=B) i n t e n t i e n i e r t und an P o l I I

(=B=C)

realisiert,

wdbei d i e s e P r a e s e n z z u n ä c h s t a l s t r a n s f o r m a t i ν a u f z u f a s s e n

ist.

A l l e Aktànten C s i n d m i t d e r K l a s s e " P e r s o n e n " b e s e t z t ; e i n e Ausnahme macht Aktant C (L'ams) i n (2o) : d a s m ö g l i c h e r w e i s e d e r K l a s s e

"Sa-

chen" zuzuordnende S u b s t a n t i v b e s i t z t a b e r a l l e E i g e n s c h a f t e n ,

auf

Grund d e r e r d i e K l a s s e " P e r s o n e n " a l s A k t a n t C f u n g i e r e n kann,

so

daß e s auch, wie a l l e Aktanten C d i e s e r V o r k a m e n , i n K a u s a l f u n k t i c n steht. Position VIII: R e f l e x i v v e r u r s a c h t e s p e z i f i z i e r t e P r a e s e n z w i r d an P o l I (=C^=B) t e n t i e n i e r t und an P o l I I

s e i n e r s e i t s d u r c h e i n e n zweiten Aktanten C2 i n K a u s a l f u n k t i c n j e n i g e , d e r v e r a n l a ß t , daß C^ A b e i s i c h w i e d e r h o l t ) und an P o l I = P o l I I

in-

(=B=C^) r e a l i s i e r t . Der ganze Vorgang w i r d (der-

intentieniert

(=C^-B) r e a l i s i e r t , wobei d e r Gedankenirihalt

A b e i C.J, k e i n e s w e g s a b e r b e i C2, p r ä s e n t s e i n muß. Für den Bedeutungsumfang e r g e b e n s i c h daher 4 Aktanten ( s ^ ) ; A k t a n t C 1 i n K a u s a l -

303

f u n k t i o n i s t mit Aktant Β i n F m a l f u n k t i a i i d e n t i s c h (C^=B), Aktant C2 n i c h t i d e n t i s c h (C^B) : ( s ^ 1 ) . Laut D e f i n i t i o n , nach welcher w i r nur d i e a u s s c h l i e ß l i c h durch d a s Verb bedingten Aktanten a l s d i r e k t e , a l l e anderen a l s kcritextbedingte Aktanten bezeichnen, g e h ö r t Akt a n t C2 b e i d i e s e r P o s i t i o n zu den d i r e k t e n Aktanten, d a e r durch das Verb s e l b s t b e d i n g t w i r d . Aktant A wird i n n e r h a l b d i e s e s I n h a l t s n i e s e l b s t ä n d i g , sondern immer nur durch das Verb m i t a k t u a l i s i e r t . Diese P o s i t i o n b e s c h r e i b t n i c h t s anderes a l s e i n e Phase des Lernprozesses, nämlich das w i e d e r holende Hersagen im Text genau vorgegebener I n h a l t e . Diese Komponenten begegnen i n Vorkommen von P o s i t i o n XIII recorder qch " s i c h etw. i n s Ged. zurückrufen" und s i n d e b e n f a l l s e n t h a l t e n i n den P o s i t i o n e n XXII recorder qn "jemd. l e h r e n " und XXV recorder qch "etw. l e r n e n " . Im Gegensatz aber zu P o s i t i o n XXIII von recorder

"lehren" g e s t a t t e t

e s d e r Kontext d i e s e r recoller-Vackcsmexi n i c h t , s i e a l s "lehren" s c h l e c h t h i n a u f z u f a s s e n , sondern e n g t s i e auf den I n h a l t "einen Text wiederholen l a s s e n " e i n . Position:

[récoller m témoin " l i r e (à un t é m o i n ) . . . " ] :

Wir übernehmen d i e s e P o s i t i o n d i r e k t aus EEW 1o, 158b, welches f ü r den E r s t b e l e g auf Robert E s t i e n n e s Dictionarium Latinogallicum,

Pa-

r i s ^1538 v e r w a i s t ; w a h r s c h e i n l i c h f i n d e t s i c h d i e Bedeutung jedoch schon i n d e r ( n i c h t zugänglichen) Erstausgabe vcn 1532 (cf.FEW, Beiheft,

2

195O, 84b).

B e i s p i e l e f ü r d i e s e P o s i t i o n b e s i t z e n w i r n i c h t . I n f o l g e d e r Kons t r u k t i o n , d i e lirmer nur Aktant Β a l s s e l b s t ä n d i g , Aktant A aber s t e t s a l s im Veris m i t i n p l i z i e r t a k t u a l i s i e r e n kann, i n t e r p r e t i e r e n w i r d i e s e n I n h a l t i n ä h n l i c h e r Weise wie den I n h a l t d e r P o s i t i o n V i l i : C^, a l s o d e r j e n i g e , d e r dem Zeugen (B=C^) s e i n e gemachten Aussagen (im Verb m i t i n p l i z i e r t e s A) noch einmal v o r l i e s t ,

veranlaßt

d i e s e n (C^=E) dadurch, b e i s i c h (B=C-|) das Gesagte noch einmal s e l b s t zu überdenken, eben um zu p r ü f e n , ob e r b e i d i e s e r Aussage b l e i b e n kann, was w i r i n d e r Formel durch 3 A ' + t + )

zum Ausdruck b r i n g e n .

Die Formel, welche den gesamten s i c h auf den Gedächtnisbereich b e -

304 ziehenden T e i l d e s I n h a l t s d a r s t e l l t , wäre dann 2 - t e i l i g : 3m+(Ä?Ö,^C 2 ,C 2 ^A)+3iC+t+(A^B,B=C 1 ,C 1 ^A)

oder 3-1a+3o-1b, a l s o :

An P o l I (=0,^13) a l s s p e z i f i z i e r t i n t e n t i o n i e r t e und n i c h t r e f l e x i v v e r u r s a c h t e Praesenz w i r d an P o l IX

a l s solche zunächst

t r a n s f o r m a t i v r e a l i s i e r t , dann d o r t w e i t e r h i n , a b e r a l s r e f l e x i v v e r u r s a c h t und n i c h t t r a n s f o r m a t i v , i n t e n t i o n i e r t und r e a l i s i e r t . Cbwöhl auch d i e im zweiten T e i l d e r Formel a l s 3o-1b n o t i e r t e I n haltskoirpcnente b e s t e h t , s c h e i n t uns d i e Korpcnente 3-1a s o dominier e n d , daß w i r d i e s e P o s i t i o n dem I n h a l t s t y p u s I a zurechnen. Position XIII: Zu Forrrel (2-1a) rechnen w i r auch B e i s p i e l (33), d a s zwar den Äktant A n i c h t a l s Substantiv a k t u a l i s i e r t , ihn aber nichtsdestoweniger i n d e r a d v e r b i a l e n Aussage: fort

bien

auch d i r e k t vcm Verb recoler

ab-

hängig b r i n g t . P o s i t i en XIV: Bei d i e s e r P o s i t i o n d ü r f t e e s s i c h um e i n e Lehnübersetzung

(calque)

aus dem L t . handeln i n s o f e r n a l s das l t . REDOLERE (ALIQUEM) : " ( j e i r d . ) wieder (veri neuem) b e e h r e n " (Georges I I , s . v . ) unserem Beleg nach im 16. J h . durch d a s sehen s e i t dem 14. J h . im Mfrz. ( n i c h t i n d i e s e r Bedeutung) b e l e g t e reooller

wiedergegeben w i r d . Die enge semantische

Verwandschaft zwischen recoller

" e r i n n e r n " und recoller

"verehren"

b e s t a n d a l s o b e r e i t s im L t . , wo "wieder (vcn neuem) w a r t e n , p f l e g e n , bebauen, anbauen, b e a r b e i t e n " ( i b . ) a l s Grundbedeutung f ü r b e i d e I n h a l t e e x i s t i e r t . Dadurch, daß m f r z . recoller

s e i n e r s e i t s z u e r s t im

14. J h . e n t l e h n t und dann b a l d d a r a u f s p ä t e s t e n s im 16. J h . noch e i n mal übernoittten wurde, e r s c h e i n e n d i e s e engen Beziehungen sewohl d e r forme de 1 ' e x p r e s s i o n a l s auch d e r forme du contenu im Mfrz. noch f a s t ebenso k l a r wie im L t .

selbst.

Wir f a s s e n den I n h a l t auf a l s n i c h t s p e z i f i z i e r t e P r a e s s n z : Das zu verehrende Objekt A (La saige

Isis)

w i r d b e i den Verehrenden (B=C)

p r ä s e n t g e h a l t e n , ohne daß das Bewußtsein des Praesenzbeginns o d e r v o r m a l i g e r Praesenz b e s o n d e r s a u s g e p r ä g t wäre, d . h . r e f l e x i v v e r u r s a c h t e n i c h t s p e z i f i z i e r t e Praesenz w i r d an P o l I (=C=B) i n t e n t i o -

305

niert und an Pol II (=B=C) realisiert, wcbei man ausschließlich nicht transformative Praesenz anzunehmen hat. Schwerpunkt ist die van der Beschaffenheit ven A abhängige Geisteshaltung von Β und die daraus resultierende Handlung, also keineswegs mehr die Art der geistigen Praesenz selbst.

306

S ai •μ

Illa

308

Recoller

e r s c h e i n t s e i t dem 14. J h .

( E r s t b e l e g recoler

v.r.

(1356),

FEW 1o, 158a), im S c h r i f t t u m des 14. und 15. J h . z u e r s t s p ä r l i c h , dann im 16. J h . aber b e s s e r bezeugt und i s t scwchl i n der P r o s a l i t e r a t u r b e l a i s ) a l s auch i n der Lyrik (Rensard), i n r e l i g i ö s e n Texben

(Ra-

(»/stères)

und im j u r i s t i s c h e n Bereich (dort a l s terminus technicus "etw. o f f i z i e l l s c h r i f t l i c h fixieren") anzutreffen. Als am h ä u f i g s t e n b e l e g t e r w e i s t s i c h I n h a l t s t y p I I a , wozu auch der E r s t b e l e g zu s t e l l e n i s t ( r e f l e x i v v e r u r s a c h t e s p e z i f i z i e r t e Praesenz, Positionen I I , I I I , IV, VI, VII, V i l i , X I I ) , f ü r den in der forme de l ' e x p r e s s i o n d i e zu den h ä u f i g s t e n Belegen gehörenden Konstruktionen: se

recoller

de qah und: veoollev

qah ungefähr g l e i c h gebräuchlich gewesen

s e i n d ü r f t e n . Ins 16. J h . dann gehören d i e BildungsVarianten: se

ler que und:

recoller

de faire

veool-

qah.

B e r e i t s im 15. J h . t r e t e n Bedeutungen a u f , welchen diesen I n h a l t s typus I I a noch i n ganz bestirrmte Richtungen s p e z i f i z i e r e n : recoller

qah

i s t n i c h t nur e i n f a c h e s "Wiederpraesentmachen e i n e r Sache b e i s i c h s e l b e r " s a i d e r n wird zu regelrechtem "Nacherleben e i n e r Sache in Gedanken und V o r s t e l l u n g " i n t e n s i v i e r t . Im 16. J h . t r e f f e n wir auf e i n e w e i t e r e S p e z i f i z i e r u n g : recoller "jemd.

qn

(etw.) wiederholen l a s s e n " .

An 2 . S t e l l e d e r Frequenz s t e h t I n h a l t s t y p u s I l a f l a / b ( r e f l e x i v / n i c h t r e f l e x i v v e r u r s a c h t e s p e z i f i z i e r t e / n i c h t s p e z i f i z i e r t e Praesenz, P o s i t i c n X I ) , der aber nur noch rund 1/4 (6) d e r Vorkoitnen von Typ I I a b e s i t z t und nur durch eine P o s i t i c n recoller

qah im 16. J h . r e p r ä s e n -

tiert ist. An l e t z t e r S t e l l e f o l g e n d i e Inhaltstypen I l l a , Ib, l a und I I b

(als

n i c h t verursacht a u f g e f a ß t e Praesenz; n i c h t r e f l e x i v v e r u r s a c h t e n i c h t s p e z i f i z i e r t e Praesenz; n i c h t r e f l e x i v v e r u r s a c h t e s p e z i f i z i e r t e Praesenz, r e f l e x i v verursachte n i c h t s p e z i f i z i e r t e Praesenz, Positionen V, IX, X, bzw. P o s i t i o n X I I I , bzw. P o s i t i o n I , bzw. P o s i t i o n XIV). Typus l i l a kann durch d i e f ü r Typus I I a gebräuchlichsten Konstruktionen (se recoller

qah und re aoller

de

qah) a k t u a l i s i e r t werden; e i n e Gegebenheit, d i e wir im

Bereich unserer Analyse auch b e i anderen Verben o f t a n t r e f f e n ( c f . amem-

309 brer Positionen III, IV; ramembrer Positionen VI, VII; remembrer Positionen VIII, X). Typus Ib ist im Zusannenhang mit Typus Ia als nicht reflexiv verursachte Praesenz zu sehen, welche durch recoller

derrnach nur ganz sel-

ten aktualisiert wird. Hierzu gehört auch die nur im 16. Jh. belegte Position recoller

qah:

"etw. offiziell schriftlich fixieren". Bezeich-

nenderweise besitzen wir aber für die durch recoller

aktualisierte

nicht reflexiv verursachte Praesenz keine Vorkoimen, in denen ein Aktant Β auftritt. Das bedeutet, daß recoller

zwar, wie fast jedes Verb des

reflexiv verursachten Erinnems, schließlich auch nicht reflexiv verursachte Praesenz zu beschreiben vermag, jedoch in der Entwicklung vcn reflexiv verursachter Praesenz über nicht reflexiv verursachte Praesenz chne Aktualisierung des Aktanten Β zu solcher mit Aktualisierung vcn Β 82

als Endpunkt, nur die mittlere Stufe erreicht hat

. Die dem Typus IIb

angehörende Position hat den spezifischen Inhalt: "jemd. ehren". Semit läßt sich folgende Liste der für recoller

positiv-negativ cha-

rakteristischen Inhaltstypen erstellen: Typ Position IIa

(II,III,IV,VI,VII,Vili,XII)

Ilatla/b

(XI)

Illa, Ib, la, IIb

(V,IX,X), (XIII), (I), (XIV)

Als positiv charakteristisch erweist sich allein Typ IIa, Typ Ilaf Ia/b ist als nicht charakteristisch, die Typen Illa,Ib,la,IIb sind praktisch als Ausnahmen anzusehen. Der für das Verb typische Inhalt der reflexiv verursachten spezifizierten Praesenz ist bereits im Kit. eine der Hauptbedeutungen ven RECOLE HE, wo wir sehen alle Variationen des Inhaltstypus IIa antreffen: Die Bedeutung "denkend wieder vornehmen" wird dort spezifiziert in

82 Cf. dagegen etwa recorder, welches als etymologischen Ausgangspunkt ebenfalls nur reflexiv verursachte Praesenz besitzt, die oben skizzierte Entwicklung aber bis zu ihrem Ende, also der Aktualisierung von Β (?ÍC) durchlaufen hat, oder ramentevoir, das von reflexiv/nicht reflexiv verursachter Praesenz her kommend ebenfalls diese Entwicklung vollendet.

310

a) "im Geiste noch einmal an sich vorüber gehen lassen" (bei uns Position VII ναι

reeoller)

b) "noch einmal überdenken, überlegen" (ebenfalls Position VII) c) "ναι neuem sich ins Gedächtnis rufen, sich erinnern" (Positionen I I , III,IV,VI,XII) (cf.Georges I I , s . v . ) . Ebenso findet sich bereits die Bedeutung: "wieder - , ναι neuem beehren, verherrlichen" (ib.) (Position XIV). Diese Inhalte werden mit dem Verb wehl im 14. Jh. direkt aus dem Lt. entlehnt; die weiterführenden Inhalts typen UIa,IIa+Ia/b, Ia und Ib, die aber frequenzmäßig jeweils über Ansätze nicht hinausgelangen, entsprechen den verschiedenen Möglichkeiten, welche sich für die Entwicklung spezif i z i e r t e r geistiger Praesenz zugehöriger Inhalte bieten und welche sich bei anderen Positionen deutlich ausgeprägt zeigen: Schon bald, im 15. Jh., vermag die für willkürlich verursachte Praesenz verwendete Ausdrucksform auch als nicht verursacht aufgefaßte Praesenz zu beschreiben (Positionen V,IX,X, TtyP l i l a ) ; dann bildet sich Mischtyp IlaKEa/b (reflexiv / nicht reflexiv verursachte Praesenz, Position XI), der für recoller

den Über-

gang zur nicht reflexiv verursachten Praesenz (bei uns die erst im 16. Jh. belegten Positionen I (Typ Ia) und XIII (Typ Ib)) schafft. Spezialentwicklungen von Typ IIa stellen Position VIII ("jemd. etw. wiederholen lassen") und die Position: récoler

un témoin ( " l i r e à un té-

moin. .. ") dar, die beide einen 2. Aktanten in Kausalfunktion mit einbeziehen. Als Spezialentwicklung von Typ A i s t die Position recoller

qch "etw.

o f f i z i e l l schriftlich fixieren" anzusehen. Gerade bei dem spät auftauchenden Verb recoller

jedoch darf man die

skizzierte Bedeutungsenfcwicklung nicht als ausschließlich organisch, selbständig und ungestört voraussetzen, sondern muß den starken analogischen Druck in Betracht ziehen, welchen ein van Afrz. her noch v i e l f ä l t i g differenziertes cnatiasiologisches Bald von allen Seiten auf die Formung der Inhalte des 'neuen' Wortes ausübte.

311 19.

remsmorer

(REMEMDPAPI, FEW 1o, 238bf.)

. und 16. Jh. ["remémorer

qn de qah

η. "jeitd. etw. i n s Ged. zurückrufen"] (Inhaltstypus l a )

P o s i t i a i : "3-1 a

(s. die Erläuterungen) se rememorer de qah

" s i c h etw. im Ged. halten II (Inhaltstypus I I a )

P o s i t i o n : 3o-1b (1) Mais ma f o l i e à present j e congnois Par quoi, a f f i n que l ' o n s'en rememöre Je t i e n s prison en l a place du More ( A n e . P o é s i e s , I , 63, Hug) .

rememorer qah, que

" s i c h etw. i n s Ged. zurückrufen; auch mit Nebens.: d a ß . . . II" (Inhaltstypus I I a )

P o s i t i a i : 3-1b (6) I l me semble, mes dames, que celluy qui m'a donné sa v o i x , a teint d i e t de mal des femmes par une h i s t o i r e . . . que j e doibtz rememorer tous mes v i e l z ans pour en trouver une dont la vertu puisse desmentir sa mauvaise opinion (MdeNav 18); ( 7 ) . . . s ' e n a l l è r e n t soupper... rememorans plusieurs cas advenuz de leur temps, pour v e o i r lesquelz s e r o i e n t dignes d ' e s t r e retenuz ( i b . 2 3 5 ) ; (9) I l s ' e n e s t veu [des éléphants] qui en leur p r i v é rememoroient leur leçon (Mont 11,12(11,185), Hug); (2) (F.leRoy, Livre de la femme f o r t e , d 2a,Hug); ( 3 ) ( A n e . P o é s i e s , X I I , 2 2 8 , Hug); (4) (Rons CXIX,9); (5) (MdeNav 24) ; (8) (Ba'if,Francine,1,11, (1,184) , Hug).

Aktualisierungsvarianten: [4*+t+ (¿¿Β,B=C1 ,C^=C 2 ,C 2 ^A,C^R.,C 2 =B) ] ( l o ) Rememore t e s f a u l t e s , e t congnoys, Qu'as rompue paix conclue entre princes (Gringore,Espoir de paix ( I , 1 8 o ) , Hug); (12) Que chacun voye e t face ce enquoy i l e s t o b l i g é : remémorant q u ' i l e s t chev a l i e r romain (La G r i s e , t r . G u e v a r a , I , 2 6 , Hug); (11) ( G r i n g . , F o i l . , entrepr.,ρ.21, Gdf). 2-2b (13) Les e s p r i t z animaulx, moyenans l e s quelz e l l e imagine, d i s c o u r t , iuge, resoust, d e l i b e r e , r a t i o c i n e , rememore (Rab 111,423).

312 I I I rememorer qah

Positicn:

"sich etw. ins Ged. zurückrufen und etw. ins Ged. zurückrufen (bei jemd.) oder ναι etw. erzählen" (Inhaltstypus I l a f l a / b )

3-1b+2-1a/(2-1a)

(14) Et qu'on pense amoureus c e l u i qui rememore Vostre nom & l e mien, & nos tumbes honore (Rons»pièces ajoutées aux Amours en 156o, I I , IV,115); (15) On y rememoire l a Passion du Seigneur ( M a r n i x , D i f f e rens,Additions (IV,246), Hug).

TV

"das Andenken veti etw. durch eine Feierlichkeit begehen" (Inhaltstypus I l a f l a / b )

rememorer de qah

Positicn:

3-1b+2-1a/(2-1a)

(16) On y rememoire de l a septuagesime de G.Durant B.N.437,f°364 b , Gdf) .

V

"etw. erzählen" (Inhaltstypus Ib)

rememore? qah

Positicn:

(J.Goulain,Trad.du Ration,

(2-1a)

(17) Mais, congnoissant mon spavoir e t ma puissance, qui a peine p e u l t rememorer les choses bien f a i c t e s , j e me t i e n d r o i s bien heureuse d'ensuivre de près ceulx qui ont desja s a t i s f a i c t à-.vostre demande (MdeNav 9 ) ; (18) S a f f r e d e n t , luy (à Dieu) doibt r e q u e r i r pardon d ' a v o i r rememoré une s i grande v i l l e n y e contre l e s dames ( i b . 155).

ERLÄUTERUNGEN:

15. und 16. Jh. Positicn:

[rememorer

qn de qah] :

Wir entnehnen diese Positicn aus FEM 1o, 238b, wo s i e durch ein Hapax im 16. Jh. belegt angegeben wird, jedoch ohne Stellenhinweis. Die Formel

!: 3-1a

läßt sich aus dem I n f i n i t i v erschließen.

313 Position II: I n den Vorkamen ( 6 ) , (7) h a n d e l t e s s i c h um e i n auf e i n b e s t i r n t e s Ziel a u s g e r i c h t e t e s "Erinnern", f ü r das e i n z u s ä t z l i c h e r I n h a l t " f o r s c h e n " angenommen werden kann, s o daß d e r Ausdruck auch mit "etw. i n Gedanken durchgehen" wiederzugeben w ä r e . I n (9) s c h l i e ß l i c h A k t a n t A (leur

leçon)

ist

etwas i n a l l e n E i n z e l h e i t e n b e r e i t s Vorgege-

benes und vcn Β Nachzuvollziehendes; rememore r b e d e u t e t h i e r a l s o "wiederholen" und i s t mit ( i n d e r Nähe vcn " l e r n e n " liegendem) corder

re-

P o s i t i o n X I I I zu v e r g l e i c h e n .

Position I I I : I n Vorkamen (15) m e i n t reimmorer mit welchen la Passion

du Seigneur

ganz kcrikret d i e F e i e r l i c h k e i t e n , begangen w i r d : Der A n t e i l d e r

s i c h a u s s c h l i e ß l i c h auf d i e g e i s t i g e P r a e s e n z beziehenden I n h a l t s konponenten i s t i n diesem Vorkamen a l s o r e l a t i v g e r i n g , r e i c h t aber a u s , um d a s B e i s p i e l d e r P o s i t i o n I I I

zuzuordnen.

P o s i t i o n IV: Von d i e s e r P o s i t i o n b e s i t z e n w i r l e d i g l i c h e i n e n Wörterbuchbeleg, d e r d i e Formel 3 - 1 b + 2 - 1 a / ( 2 - 1 a ) a k t u a l i s i e r t : Eine r e l i g i ö s e F e i e r e n t s p r i c h t im G e d ä c h t n i s b e i e i c h dem V&ederhervorrufen d e s Anlasses durch e i n e Person b e i s i c h s e l b s t und g l e i c h z e i t i g b e i anderen; f ü r d i e s e anderen muß d i e s n i c h t u n b e d i n g t WLederpraesenz b e d e u t e n , d e r Anlaß kann ihnen auch zum 1. Mal b e k a n n t werden. H i e r i s t d e r z u s ä t z l i c h e I n h a l t d e r P o s i t i o n s e l b s t zuzuordnen: Solange k e i n w e i t e r e r Beleg auf e i n e n anderen S a c h v e r h a l t h i n w e i s t , nehmen w i r d a s de d e r A u s d r u c k s s e i t e a l s s i g n i f i k a t i v f ü r den I n h a l t " e i n Andenken durch F e i e r l i c h k e i t begehen" a n . P o s i t i o n V: B e i s p i e l (17) z e i g t d e u t l i c h , wie nahe rememorer

h i e r noch d e r r e -

f l e x i v v e r u r s a c h t e n s p e z i f i z i e r t e n Praesenz s t e h t , d i e dann v e r b a l e n Ausdruck f i n d e t und s o , u n t e r Vernachlässigung d e s Aktanten B, a l l mählich i n n i c h t r e f l e x i v v e r u r s a c h t e n i c h t s p e z i f i z i e r t e Praesenz ü b e r g e h t , welche i n B e i s p i e l (18) z i e m l i c h e i n d e u t i g e r s c h e i n t . B e i de Vorkamen v e r z i c h t e n a b e r noch auf d i e A k t u a l i s i e r u n g vcn B.

314

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332

(In Epoche I schlecht belegtes) ram&nter a l s sekundäre Bildung zu ramentevoir

übemirrmt auch d i e b e i l e t z t e r e m vorherrschenden I n h a l t s -

typen I a und Ib zu ungefähr gleichen Teilen (?) im 12. und 13. J h . , akt u a l i s i e r t aber dann im 15. und 16. J h . vor allem s p e z i f i z i e r t e Praesenz, i n e r s t e r Linie Typus I a . Renoveler

und

vetrai ve a k t u a l i s i e r e n , soweit i n unserem Feld l i e -

gend, d i e I n h a l t e , d i e schon f ü r i h r e l a t . Etyma möglich sind. Aus d i e s e r e r s t e n Verbgruppe werden ναι den 4 a l s Langueeinheiten dem engeren Feld angehörenden Verben deirnach 3 (ramenter3

rumente voi ν,

ν ® Epoche I i n Epoche I I Übernamen, wo ramentevoir

recorder)

und recorder,

wie

in Epoche I , zu den am h ä u f i g s t e n belegten gehören. Dabei f i n d e t b e i recorder

e i n e Verschiebung des Bedeutungsschwerpunktes s t a t t , b e i ra-

meuter und ramentevoir

b l e i b t das Frequenzverhältnis der Vorkamen e r -

halten. 4.1.3.

Aus Modell 2 wird e r s i c h t l i c h , daß r e l a t i v wenig Verben i n

Epoche I d i e r e f l e x i v verursachte Praesenz a l s i n e r s t e r Linie charakt e r i s t i s c h e n I n h a l t b e s i t z e n : Vcn den Verben unseres auf d i e Langue bezogenen engeren Feldes e r s c h e i n t h i e r nur amenbrer; penser

und

retenir

gehören nur durch einen kleinen T e i l i h r e r Vorkamen dem Feld an. Alle 3 Verben setzen jedoch den I n h a l t der l a t . Etyma f o r t . Amenbrer b l e i b t mit seinen ναι vornherein n i c h t a l l z u zählreichen Vorkamen auf Epoche I beschränkt, penser

und retenir

sind b i s i n s moderne F r z . , auch mit g l e i -

chen Inhalten wie im Z e i t a b s c h n i t t I , i n i h r e r K r a f t ungebrochen. 4.1.4.

Im Modell 3 wird d e u t l i c h , daß 3 ναι den 6 Verben, f ü r d i e i n

Epoche I e i n e a l s n i c h t verursacht a u f g e f a ß t e Praesenz c h a r a k t e r i s t i s c h i s t , diesen I n h a l t n i c h t van Etymcn her b e s i t z e n : membrer, ramenbrer und remembrer gehen auf Etyma zurück, d i e a l l e r e f l e x i v bzw. n i c h t r e f l e x i v verursachte Praesenz a k t u a l i s i e r e n , webei b e i ramerrbrer a l s sekundäre Bildung der I n h a l t zusaimen mit der Form ναι amenbrer und remembrer übemamen wurde. Die Entwicklung van Bedeutungsschwerpunkt " r e f l e x i v verursachte Praesenz" zum Schwerpunkt " a l s n i c h t verursacht a u f g e f a ß t e

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335 Praesenz" ist durchaus noch, in afrz. Zeit für merrbrer und remeitbrer nachzuvollziehen. Dieser Wandel der Bedeutung geht mit der Veränderung der fonte de 1' expression ναι der persönlichen Konstruktion zu unpersönlichem il

mentre

de,

il

ramenbre

Die \ferben ressouvenir

venir und savoir

de,

il

penembre

de einher.

(wohl sekmdäre Bildung zu souvenir),

sou-

dagegen übernehmen im Wesentlichen den Inhalt der lat.

Etyma. Aber auch hier ist der Inhalt "als nicht verursacht aufgefaßte Praesenz" meist an die unpersönlichen Konstruktionen il ressouvient

il souvient

de gebunden. Lediglich savoir

de,

behält die persönliche Kon-

struktion in allen Fällen bei. Nur ressouvenir,

souvenir

und savoir,

also 3 der 6 Verben der 3.

Gruppe spielen auch im 15. und 16. Jh. noch eine wichtige Rolle, davon sind souvenir

und savoir

noch im modernen Frz. 'lebendig'.

Souvenir und auch (im Bereich unseres Eteldes) savoir

behalten in

Epoche II ihre charakteristischen Inhalte ναι Epoche I, wenn auch bei

souvenir

dort der Inhalt "reflexiv verursachte Praesenz" zusamten mit

der persönlichen Kcnstrukticn des Verbs an Boden gewinnt (cf. die ELnzelinterpretatiai) vcn souvenir.

Ressouvenir

dagegen zeigt sich im 15. und 16. Jh. in viel stärkerem

Maße dem Einfluß der vordringenden persönlichen Konstruktion und damit auch den Inhalten "als verursaciit aufgefaßte Praesenz" ausgesetzt, so daß für dieses \ferb die Inhaltstypen lila, aber auch IIa und Ia charakteristisch werden. Die Verben der MEMDRARI (E)- Gruppe sind in Epoche II nur noch spärlich (zu spärlich um einen charakteristischen Inhaltstyp festzustellen) belegt (gestrichelte Quadrate) und 'sterben ab'. 4.1.5.

Nach (ter Untersuchung, welche Verben im 12. und 13. Jh. den 3

großen Inhaltsgruppen angehören und wo diese Verben im 15. und 16. Jh. stehen, soll nun festgestellt werden, welche Verben in Epoche II diese 3 Gruppen bilden, weher sie aus Epoche I kartnen und wie sich die Grippen gegenüber ihren Parallelgruppen in dem vorangehenden Zeitabschnitt verhalten.

4

03 Η


- I a + I b (->- I I a ) . Der Übergang vcn " s p e z i f i z i e r t e r P r a e s e n z " (Typus I a ) zu " n i c h t s p e z i f i z i e r t e r P r a e s e n z " (Typus Ib) w i r d d e u t l i c h f a ß b a r dadurch, daß b e i Verben wie recorder,

welche e i n e n b e t r ä c h t l i c h e n A n t e i l an Vor-

korrrten n i c h t s p e z i f i z i e r t e r Praesenz b e s i t z e n , z a h l r e i c h e Vorkoimen des Typus I a , a l s o m i t s p e z i f i z i e r t e r P r a e s e n z , n u r noch d i e Aktant e n C und A, a b e r n i c h t mehr Äktant Β a k t u a l i s i e r e n : Durch Vernachl ä s s i g u n g des Aktanten B, d e s j e n i g e n a l s o , d e r e n t s c h e i d e t , ob d i e Praesenz a l s s p e z i f i z i e r t o d e r n i c h t r e a l i s i e r t w i r d , v e r l i e r t d i e Entscheidung: S p e z i f i z i e r t h e i t ( " e r i n n e r n " ) o d e r n i c h t

("erzählen")

an Bedeutung, d e r Übergang vcn " e r i n n e r n " zu " e r z ä h l e n " i s t g e s c h a f f e n ( c f . etwa d i e h ä u f i g e n zweiwertigen Vorkommen d e r P o s i t i o nen I - I V recorder) Ramntevoir

.

b i l d e t ü b e r Typus I l a t - I a / b den Typus I a a l s c h a r a k t e r i s -

t i s c h e n I n h a l t a u s : I l a + I a / b ->- I I a Amentevoir

Ia.

e n t w i c k e l t , e b e n f a l l s vcn Typus I l a + I a / b könnend, den

Typus I b a l s c h a r a k t e r i s t i s c h e n I n h a l t :

Ila+Ia/b

I I a •* I a •*• I b .

Hier i s t somit e i n e Bewegung f e s t z u s t e l l e n , d i e man a l s vcn I n h a l t I l a + I a / b ausgehend ü b e r d i e I n h a l t e I I a und I a b i s I n h a l t I b l a u f e n d a u f f a s s e n kann. Die e i n z e l n e n Verben f ü h r e n d i e s e Entwicklung ganz oder n u r t e i l w e i s e d u r c h .

346 3. Das Verb souvenir zeigt beim Übergang van. EJpoche I zu Epoche II zwar noch keine ausgeprägte Schwerpurüctsverlagerung in dsr Bedeutung, aber die Entwicklung veri "als nicht verursacht aufgefaßter Praesenz" zu "verursachter Praesenz" kündigt sich bereits an durch eine signifikativ hohe Zunahme ναι souvenir—Vorkamen, als Aktualisierungen des Typus IIa in Epoche II (cf. die Tabelle S.348; 35o). Das Verb ressouvenir besitzt, ven Inhaltstypus lila in Epoche I herkommend, in Epoche II auch noch Schwerpunkte bei Typus IIa und Ia. Es zeigt sich, daß die beiden Entwicklungen 1. IIa

lila

2. Ila+Ia/b

IIa

Ia

Ib

gekennzeichnet sind durch progressive Abnahme der Quantität an Inhaltsstruktur, d.h. der Quantität der die einzelnen Bedeutungen konstituierenden Inhaltskonpcnenten: Gegenüber der Struktur ναι Typus IIa erweist sich diejenige ven Typus lila durch das Pehlen der Koirpcnente "mit Kausalerweiterung" als weniger umfangreich; die Struktur des Typus IIa besitzt durch das Pehlen von "spezifizierter oder nicht spezifizierter Praesenz ven A bei Β (^C)" weniger Komponenten und daher geringeren tinfang als die des Typus IIa+ Ia/b; Struktur Ia hat gleiche Quantität wie Struktur IIa, ist aber eine für die Entwicklung IIa -»- Ib als notwendig anzunehmende Zwischenstufe; Struktur Ib schließlich zeigt, vor allem durch das Pehlen der Konpenente "Spezifiziertheit der Praesenz", geringeren Umfang als die Strukturen Ila+Ia/b, IIa und Ia. Gegen diese Bewegungsrichtung der abnehmenden Quantität an Inhaltskonpaienten verläuft die Entwickimg bei recorder dann, wenn sein charakteristischer Inhalt Ib ven Epoche I in Epoche II zum Inhalt IIa übergeht; ebenfalls gegenteilig erscheinen die Tendenz ναι souvenir, ναι Typus Illa aus zu Typus IIa überzuwechseln und bei ressouvenir die Ausbildung der Typen IIa und la ναι Illa ausgehend. Diese gegenläufigen Tendenzen lassen sich jedoch erklären als ναι außen wirkende Momente:

347

Die Bedeutungsentwicklung ven recorder

wird durch den neu v e r s t ä r k -

ten E i n f l u ß des L a t . wieder auf den f ü r RECDRDARI c h a r a k t e r i s t i s c h e n I n h a l t I I a hingelenkt; d i e persönliche Kdnstrukticnsweise g r e i f t b e i den Verben des "Erinnems". auf souvenir

und ressouvenir

über und l e i t e t

g l e i c h z e i t i g damit e i n e Übernahme ναι Inhalten v e r u r s a c h t e r g e i s t i g e r Praesenz e i n . Für unseren Untersuchungsbereich l ä ß t s i c h deimach e i n e ven äußeren Faktoren unbeeinflußte Entwicklung der I n h a l t e annehmen, d i e sich a l s Verlust an Inhaltskonpcnenten, a l s o a l s e i n e Art durch langen Gebrauch des Verbs bedingte 'Abnutzungserscheinung' des I n h a l t s , m a n i f e s t i e r t . 4.3.

Das Bild der Verben und i h r e r c h a r a k t e r i s t i s c h e n I n h a l t e

wird

ergänzt durch Beantwortung der Frage, welche Vërben in welchem Maße an der Aktualisierung der einzelnen I n h a l t e b e t e i l i g t s i n d . Bei diesen Inhaltstypen h a t man zu unterscheiden zwischen denjenigen, die außer s p e z i f i z i e r t e r Praesenz auch noch n i c h t s p e z i f i z i e r t e oder nur n i c h t s p e z i f i z i e r t e Praesenz d a r s t e l l e n ; das s i n d d i e I n h a l t s t y pen Ifcrt-a; I l b f a ; I l a / b + I I b ; Ib; I I b ; I l l b . Sie können außer durch die in unserem Feld erscheinenden Verben noch durch andere, im Eteld n i c h t aufgenonmene Verben a k t u a l i s i e r t werden; die nur s p e z i f i z i e r t e Praesenz oder Praesenz, d i e a l s n i c h t s p e z i f i z i e r t r e a l i s i e r t werden kann, aber n i c h t muß, d a r s t e l l e n , eil so s i c h a u s s c h l i e ß l i c h auf das engere Feld beschränken; dazu gehören die I n h a l t s t y p e n Ia; I a / b ; I I a ; I l a f l a / b ; I l l a . Alle d i e f ü r die A k t u a l i sierung d i e s e r Inhaltstypen im 12. und 13. J h . , bzw. 15. und 16. J h . in Frage könnenden und in unserem corpus sich b e f i n d l i c h e n Verben wurden i n unser Feld eingebracht und s t a t i s t i s c h e r f a ß t . Es b e s t e h t daher, n i c h t f ü r die e r s t e r e Gruppe ven I n h a l t s t y p e n , aber f ü r die l e t z t e r e , d i e Voraussetzung, Genaueres über die f ü r s i e c h a r a k t e r i s t i schen Aktualisierungsiröglichkeiten auszusagen. 4.3.1. len:

Diese Möglichkeiten l a s s e n s i c h i n folgender Tabelle d a r s t e l -

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recorder racorder

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IIb

IO • lû ί -1 3 w h>

Gesamtvorkommen:

Illb

10 · a Ä - 3 -H h)

349

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IO 3 m ·—t +

Λ

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0 η ΓΟ

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Λ; Μ 0

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•μ s to φ Ο

Prozentualer Aktualisierungsanteil der Verben ramentevoir 4 3 % re cor der 36% amentevoir 21%

recorder 39% ramentevoir 28% remembrer 19% ramembrer 6% amembrer 2% rementevoir 2% amentevoir 2% racorder 1% ramenter 1% retraire 1% renoveler 1%

recorder 37% ramentevoir 28% remembrer 14% amentevoir 11% ramembrer 7% racorder 3% rementevoir 2% retenir 1%

12.u.13.Jh. recorder 31% remembrer 2 7 % retenir 19% ramembrer 9% amembrer 4% membrer 4% souvenir 2% amentevoir 2% ramentevoir 2 % rementevoir 1% penser 1%

Ib+a 12.u.13.Jh.

loo%

12.u.13.Jh.

IIa

10 .-H 3 in •-4

X l-J VD .H 3* m T-4

re corder 28% 1 ramentevoir 27% ramentevoir 17% recorder 24% souvenir 16% recoller 16% recoller 14% memorer 11 % rememorer 9% rememorer 8% remembrer 4% ramenter 5% penser 3% retenir 5% retenir 3% ramembrer 3% entresouvenir 1% memorer 1% ramembrer 1% ramenter 1% ressouvenir 1%

À

recorder

ID

ramentevoir 86% memorer 14%

Ila+Ia/b

3 ΙΛ .-H

À

ramentevoir 67% memorer 6% ramenter 6% remembrer 6% ressouvenir 6% re corder 5% ramembrer 2% rementevoir 1% retenir 1% recoller 1%

Γ 15.u.16.Jh.

12.u.13.Jh.

12.u.13.Jh.

15.u.16.Jh.

Ia/b

la

350

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