Die Berichte Rönnes aus den USA 1834–1843 im Rahmen der Beziehungen Preußen – USA 1785 bis 1867: Die Annäherung von Preußen und den USA [1 ed.] 9783428541898, 9783428141890

Trotz des eindrucksvollen Anfangs der preußisch-amerikanischen Beziehungen 1785 gab es erst durch den preußischen Diplom

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Die Berichte Rönnes aus den USA 1834–1843 im Rahmen der Beziehungen Preußen – USA 1785 bis 1867: Die Annäherung von Preußen und den USA [1 ed.]
 9783428541898, 9783428141890

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Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Band 46

Die Berichte Rönnes aus den USA 1834–1843 im Rahmen der Beziehungen Preußen – USA 1785 bis 1867 Die Annäherung von Preußen und den USA

Von

Enno Eimers

Duncker & Humblot · Berlin

ENNO EIMERS

Die Berichte Rönnes aus den USA 1834–1843 im Rahmen der Beziehungen Preußen – USA 1785 bis 1867

Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Begründet von Johannes Kunisch Herausgegeben im Auftrag der Preußischen Historischen Kommission, Berlin von Prof. Dr. Wolfgang Neugebauer und Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll

Band 46

Die Berichte Rönnes aus den USA 1834–1843 im Rahmen der Beziehungen Preußen – USA 1785 bis 1867 Die Annäherung von Preußen und den USA

Von

Enno Eimers

Duncker & Humblot · Berlin

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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© 2013 Duncker & Humblot GmbH, Berlin

Fremddatenübernahme: Konrad Triltsch GmbH, Ochsenfurt Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0943-8629 ISBN 978-3-428-14189-0 (Print) ISBN 978-3-428-54189-8 (E-Book) ISBN 978-3-428-84189-9 (Print & E-Book) Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706

Internet: http://www.duncker-humblot.de

Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I.

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Die alte Monarchie und die junge Republik von Friedrich dem Großen bis zu Bismarck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1. Der Auftakt im Zeichen der Handelsverträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2. Die Intensivierung der diplomatischen Beziehungen durch Rönne . . . . . . . . . . . . . . . 33 a) Rönne als Geschäftsträger und Ministerresident in den USA . . . . . . . . . . . . . . . . 33 b) Rönne im Auftrag des Königs als Schiedsrichter bei den Differenzen zwischen den USA und Mexiko 1841/42 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 c) Rönnes politische Berichterstattung aus den USA und der Wandel seiner politischen Vorstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 3. Preußens weiter zunehmendes Gewicht gegenüber den USA im Zeichen Gerolts . . . 68

II. Berichte Friedrich von Rönnes 1834 bis 1843 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 1. Politische Berichte aus den USA 1834 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 2. Politische Berichte aus den USA 1835 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 3. Politische Berichte aus den USA 1836 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 4. Berichte im Zusammenhang mit dem Charakter der diplomatischen Beziehungen zwischen Preußen und den USA 1836 – 1838 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 5. Fortsetzung der regulären politischen Berichterstattung: Politische Berichte aus den USA 1837 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 6. Politische Berichte aus den USA 1838 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 7. Politische Berichte aus den USA 1839 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 8. Politische Berichte aus den USA 1840 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 9. Politische Berichte aus den USA 1841 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285

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Inhaltsverzeichnis

10. Politische Berichte aus den USA 1842 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 11. Politische Berichte aus den USA 1843 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346 III. Der Übergang des Washingtoner Amtes von Rönne auf Gerolt . . . . . . . . . . . . . . 361 Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 1. Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 a) Archivalische Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 b) Gedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364 c) Quellensammlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 2. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372

Einleitung Die Edition der Rönne-Berichte ist Teil des Preußen-USA-Projektes der Preußischen Historischen Kommission. Unter der Koordination von Professor Dr. Klaus Schwabe widmeten sich Dr. Werner Giesebrecht, Professor Dr. Rüdiger Schütz und ich seit 1981 den verschiedenen Phasen der preußisch-amerikanischen Beziehungen. Der Ertrag bestand bisher aus den Aufsätzen von Giesebrecht zu den preußischamerikanischen Beziehungen in der Zeit Friedrichs des Großen1, einem Ausblick von Schütz auf die Beziehungen in der Ära Rönne2 und meiner Darstellung zu der Zeit 1850 bis 18673. Es waren allerdings von vornherein nicht nur Darstellungen vorgesehen, sondern auch Quelleneditionen. Eine Quellenedition zu Rönne könnte das Projekt nun abschließen. Zu Friedrich von Rönne liegt eine Biographie seines Sohnes vor4, die u. a. einen interessanten Brief an den Ministerresidenten Bunsen5 enthält, aber die diplomatische Korrespondenz völlig ausspart. John Hawgood äußert sich in seinem Aufsatz über Rönne6 vorwiegend über den Achtundvierziger, aber kaum über sein Wirken als preußischer Diplomat 1834 bis 1843. Überblicke über die Beziehungen zwischen Preußen bzw. Deutschland und den USA streiften Rönnes Tätigkeit, wurden aber seiner Bedeutung in keiner Weise gerecht7, geschweige denn dass Dokumente zur 1

Giesebrecht, Werner: Friedrich Wilhelm von Steuben; Leben, Zeit und Zeitgenossen. Katalog zur Ausstellung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, Stuttgart, Bonn und Würzburg anläßlich der 250. Wiederkehr von Steubens Geburtstag am 17. September 1980, Teil II. Aufsätze zur Ausstellung. Berlin 1980. Ders.: Friedrich der Große und die Vereinigten Staaten von Amerika, S. 172 ff. – Neue Forschungen zur brandenburgisch-preußischen Geschichte, Bd. 8, 1987. 2 Schütz, Rüdiger: Die Preußisch-Amerikanischen Beziehungen in der Ära Rönne von 1834 bis 1843/50, S. 31 – 73 in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, 1994, Heft 1. 3 Eimers, Enno: Preußen und die USA 1850 bis 1867. Transatlantische Wechselwirkungen. Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte. Berlin 2004. 4 Rönne, Julius von: Friedrich von Rönne, Preußischer Minister-Resident und im Jahre 1849 deutscher Reichsgesandter bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Berlin 1867. 5 Christian Karl Josias Bunsen (1791 – 1860), an der preußischen Gesandtschaft in Rom 1818 – 24 Gesandtschaftssekretär, Geschäftsträger 1824 – 27, Ministerresident 1827 – 38, Gesandter in Bern 1839 – 41, Gesandter in London 1842 – 54. 6 Hawgood, John A: Ein vergessener deutscher Diplomat aus der 48er Zeit, Friedrich von Rönne, in: Männer und Ideen der Achtundvierziger Bewegung, Frankfurt a. Main 1950. 7 Adams, Henry M.: Die Beziehungen zwischen Preußen und den Vereinigten Staaten 1775 – 1870, Würzburg 1960; Stolberg-Wernigerode, Otto Graf zu: Die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten, Berlin 1933; Jonas, Manfred: The United States and Germany, A Diplomatic History, Ithaca / London 1984.

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Einleitung

Geltung kamen. Als erster nutzte Rüdiger Schütz in der oben erwähnten Darstellung die politischen Berichte. Es steht nach wie vor eine Edition der Rönne-Berichte aus und ebenso die Einordnung der diplomatischen Tätigkeit Rönnes 1834 bis 1843 in den Gesamtzusammenhang der preußisch-amerikanischen Beziehungen. Die Initiative zu dem Preußen-USA-Projekt ging 1981 von dem damaligen Direktor des Geheimen Staatsarchivs Stiftung Preußischer Kulturbesitz Dr. Benninghoven aus. Das Geheime Staatsarchiv stellte bis heute die wesentliche archivalische Grundlage für die Erforschung des Verhältnisses zwischen Preußen und den USA zur Verfügung. Es vermochte bis zur Wiedervereinigung die das Verhältnis zu den USA betreffende preußische archivalische Überlieferung zu einem Großteil filmisch bereit zu stellen. Danach konnten die Bearbeiter der verschiedenen Phasen, die bisher keine Nutzungserlaubnis für einschlägige Akten des DDR-Zentralarchivs Merseburg erhalten hatten, auch Originale zu Rate ziehen. Der direkte Zugriff erwies sich als umso wichtiger, als die Qualität eines Teils der Filmaufnahmen sehr dürftig ist. Allerdings kommt es auch vor, dass ein Bericht mit einer zerfledderten Seite heute nur dadurch vollständig zu erfassen ist, dass auf die 1929 bis 1932 erstellten Filme der USA zurückgegriffen wird. US-Historiker bekundeten ihr Interesse speziell an den Berichten des Geschäftsträgers bzw. Ministerresidenten Friedrich Ludwig von Rönne durch die Verfilmung all seiner Berichte, der Immediatberichte, der Depeschen an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, der Wirtschaftsberichte, und eines Teiles des Nachlasses. Das erfolgte im Rahmen der Übertragung deutscher Archivalien, die für die US-Geschichte relevant erschienen, auf Mikrofilm 1929 bis 19328. Kopien davon verkaufte die Library of Congress in Washington ab 1981 dem Geheimen Staatsarchiv. In den achtziger Jahren, parallel zum Projekt der Preußischen Historischen Kommission und des Geheimen Staatsarchivs, beschäftigte sich der Archivar Dr. Joachim Lehmann im Zentralarchiv der DDR in Merseburg, das den größten Teil der diplomatischen Korrespondenz Preußens verwaltete, mit der Edition der RönneBerichte. Nach der Übernahme in das Geheime Staatsarchiv verfolgte er dies Anliegen weiter, aber verstarb leider sehr bald nach der Friedlichen Revolution. Ich wandte mich ab 2004 nach der Beschäftigung mit dem Verhältnis Preußen – USA 1850 bis 1867 den vorangegangenen Beziehungen zu den USA seit Friedrich dem Großen zu. Bei dem Studium der politischen Korrespondenz der preußischen Diplomaten in den USA – beginnend 1816 – fiel auf, wie sehr sich die Berichterstattung Rönnes von der seiner Vorgänger abhob. Diese engagierten und differenzierten Depeschen legten eine Edition nahe. Zugleich fiel ins Gewicht, dass solch eine Aktenedition wohl kaum veraltet wie gegebenenfalls eine historische Darstellung. 8 Grundlage für die Verfilmung waren Marion Dexter Learned: Guide to the Manuscript Materials Relating to American History in the German State Archives, Washington 1912, und spätere Ergänzungen der Library of Congress.

Einleitung

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Die Berichte der Rönne-Ära untergliedern sich in politische Berichte an den König, in die an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, die Wirtschaftsberichte an die Handelsabteilung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten und die stark persönlich gefärbten Berichte an Eichhorn, den Direktor der II. Abteilung des Ministeriums9. Eine Trennung in politische Berichte für den König und für das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten war bis 1848 üblich. Mit der Neuregelung der Berichterstattung10 1848 gingen alle politischen Berichte an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten, auch wenn sie weiterhin dem König vorzulegen waren. Die vorherige Aufspaltung der politischen Berichterstattung wirkte manchmal schwer nachvollziehbar, und selbst die Trennung in politische und Wirtschaftsberichte ließ sich kaum konsequent durchhalten. Als Reaktion auf die US-Wirtschaftskrise ab 1836 setzten sich die Kongressparteien und der Präsident im Wesentlichen mit Wirtschaftsthemen auseinander, so dass sich diese zu den entscheidenden politischen Problemen auswuchsen. So hatte Rönne die Wirtschafts-, Handels- und Finanzpolitik in allen seinen Berichten zu berücksichtigen. Rönne bewältigte dabei die vorgeschriebene Gliederung der Berichterstattung ganz pragmatisch. Bei einer Edition von Berichten Rönnes ist zu berücksichtigen, dass der Aktenbestand viel zu umfangreich ist, als dass mehr als ein Bruchteil für eine Veröffentlichung in Frage kommt. Trotzdem können auch in einer reduzierten Veröffentlichung die verschiedenen Formen seiner Berichterstattung, in der sich ein wesentlicher Teil seiner Tätigkeit ausdrückt, zur Geltung kommen. Auch so lässt sich die Themenvielfalt seiner Berichte erkennen von dem politischen Panorama Washingtons bis zum Wahlvorgang in einer Kleinstadt von Massachusetts. Der Wert seiner politischen Berichte besteht vor allem in der farbigen Schilderung der politischen Landschaft in den USA. Bei meiner Textauswahl versuchte ich diesem fast parallel zu Alexis de Tocqueville von Rönne von den USA entworfenen Bild gerecht zu werden. Deshalb sind alle noch vorhandenen Immediatberichte berücksichtigt. Der Bericht Nr. VI vom 5.5. 1838 ist nicht mehr auffindbar. Er ist 1838 an die Handelsabteilung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten abgegeben und stand schon bei der Verfilmung der Berichte 1931 nicht mehr zur Verfügung. Von den Depeschen ließen sich einzelne herausragende vollständig vorstellen, die meisten jedoch nur in auch heute noch besonders aufschlussreichen und für den Blick des Preußen Rönne charakteristischen Auszügen. Es ist von den Berichten an den König mehr oder weniger das weggelassen, was Informationen über das politische Geschehen lieferte, die damals nötig waren, weil die Nachrichten noch nicht in dem Umfange wie heute in Europa ankamen, aber heute nicht mehr so interessieren und in der Fachliteratur vielfach dargestellt sind. Zu kürzen waren insbesondere die 9 Dr. Johann Albrecht Friedrich von Eichhorn (1779 – 1856), 1817 – 48 Mitglied des Preußischen Staatsrats, 1831 – 40 Direktor der II. Abteilung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, 1840 – 48 Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten, 1850 Mitglied des Staatenhauses des Erfurter Unions Parlaments. 10 GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 36 Form der Berichterstattung, Teil 1.

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Einleitung

Schreiben an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. Außenpolitische Spezialberichte für das Außenministerium entstammen vor allem den ersten Jahren Rönnes. Später konzentrierte Rönne das außenpolitische Geschehen in den Immediatberichten. Die an den Außenminister adressierten Berichte zu Mittel- und Südamerika resümieren in der Regel die US-Presse, und sie sind ohne besonderen Aussagewert und deshalb auch nicht abgedruckt. Das von Rönne allmählich auf einer besseren Quellenbasis referierte Verhältnis der USA zu Mexiko ist in die Immediatberichterstattung eingeflossen und deshalb hier mit berücksichtigt. Ausgelassen sind selbstverständlich inhaltsleere Begleitschreiben an das Außenministerium bei der Übersendung von Informationsmaterial. Zwei Erlasse des preußischen Außenministers sind abgedruckt, weil sie zeigen, dass in Berlin Rönnes Berichterstattung trotz ihres außerßerordentlichen Umfanges aufmerksam verfolgt wurde. Die Schreiben an Eichhorn als Leiter der Handelsabteilung sind interessant, weil sie am stärksten persönlich gefärbt sind und auch etwas über die Lebensumstände eines sparsam gehaltenen preußischen Diplomaten außerhalb Europas verraten. Von den die Wirtschaft im Detail betreffenden Berichten Rönnes aus der Handelsabteilung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten boten sich vor allem einzelne Depeschen aus den ersten Jahren zur Wiedergabe an, weil sie Rönnes Wirken für die Wirtschaft Preußens und allgemein des Zollvereins beleuchten; später sind die Immediatberichte die interessanteren Wirtschaftsberichte. Die dann weiter in der Handelsabteilung abgelegten Wirtschaftsberichte widmen sich speziellen Zollfragen wie der Begünstigung von US-Schiffen beim Import von Thunfisch, handeln von den preußischen Kapitänen, die sich im Streit mit den US-Hafenbehörden von dem preußischen Generalkonsul unzureichend vertreten wähnen, und beschäftigen sich mit den preußischen Unternehmern, die den preußischen Diplomaten gern für ihre Geschäfte in den USA eingesetzt hätten, als wenn es noch den Fürsorgestaat des 18. Jahrhunderts gäbe. Die durchnummerierten Immediatberichte als „Leitmedium“ sind alle chronologisch angeordnet, die hinzugefügten übrigen Berichte in der Regel. Aus thematischen Gründen ergab sich in Einzelfällen eine geringfügige Abweichung von der Chronologie, so bei einzelnen Wirtschaftsberichten und Depeschen zu den diplomatischen Beziehungen von 1836 – 38, die zwar zeitlich auseinanderliegen, sich aber direkt aufeinander beziehen. Bei der Form der politischen Berichterstattung ist zu berücksichtigen, dass das Außenministerium seit Hardenberg besonderen Wert legte auf die klare Trennung der Materien, um einzelne Betreffe problemlos für die Spezialakten kopieren zu können. In den dreißiger Jahren bürgerten sich dann zusätzlich Inhaltsangaben ein im Anschluss an die politischen Berichte. Diese in der Regel von Rönne benutzte Form habe ich insofern weitergeführt, als alle berücksichtigten politischen Berichte durch Kopfregesten gegliedert sind, um die häufig sehr umfangreichen Berichte übersichtlicher zu gestalten. Die Regesten orientieren sich an den Angaben, die Rönne seinen Berichten in der Regel nachgeordnet hatte. Dabei musste ich berücksichtigen,

Einleitung

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dass einzelne Regesten fehlen, die auch im Original nicht mehr vorhanden sind. So habe ich in solchen Fällen die Inhaltsverzeichnisse in Anlehnung an die Formulierungen Rönnes ergänzt; insgesamt ist die Schreibweise hier auch schon entsprechend dem Stand von 2013 modernisiert und damit von mir als Zusatz hervorgehoben, abgesehen davon, dass sie nicht in Anführungsstrichen erscheinen. Die umfangreichen Anlagen, die ohnehin nicht mehr vollständig nachzuweisen sind, treten nur insofern in Erscheinung, als auf sie in den abgedruckten Depeschen eingegangen wird. Bei der Vorbereitung der Herausgabe der politischen Berichte Rönnes kam mir entgegen, dass Frau Lehmann von ihrem verstorbenen Mann schon transkribierte Berichte Rönnes zur Verfügung stellte, die Immediatberichte von 1834 und 1836 bis 1843, politische Berichte an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und einige Wirtschaftsberichte. Ich habe die Transkription gegengelesen und fortgesetzt und die Abschriften in editorische Fassungen verwandelt. Bei der Wiedergabe der Berichte habe ich mich für eine vorsichtige Modernisierung der Rechtschreibung entschieden. So sind das th (z. B. ermuthigen, Parthei), das häufige c (z. B. direct, Convention) und sey statt sei, -ir bei den Verb-Endungen (etwa in votiren, organisiren) nicht beibehalten. Großschreibungen von Wörtern sind verändert (z. B. niemand statt Niemand) und Umlaute auch für den Wortanfang gewählt wie bei Übel (statt Uebel) und übrigens (statt uebrigens). Rönne selbst verwendete in den USA bei seiner Unterschrift in der Regel nicht den Umlaut, während das Außenministerium ö wählte. Rönne stellte sich nach seiner Rückkehr wieder auf ö um. Die Zeichensetzung von Rönne habe ich im Sinne des Textverständnisses und zugleich im Sinne der Schulzeschen Richtlinien dem heutigen Gebrauch angepasst. Für den Leser der Rönne-Berichte ist es hilfreich, dass er etwas zum Stellenwert der Rönne-Mission im Rahmen der preußisch-amerikanischen Beziehungen erfährt. Dies geschieht in dem folgenden Abschnitt „Die alte Monarchie und die junge Republik von Friedrich dem Großen bis zu Bismarck“. Bei der Kurzbeschreibung der preußisch-amerikanischen Beziehungen vor Rönne ist leicht zu erkennen, wie unbedeutend die preußisch-amerikanischen Beziehungen in dieser Zeit waren, wenn man von der Ära Friedrichs absieht. Der gegenüber der Zeit vor 1834 gesteigerte Stellenwert der diplomatischen Beziehungen zu Washington kommt nicht zuletzt durch die Schiedsrichteraufgabe Rönnes zum Ausdruck, die mit Auszügen aus seiner Korrespondenz in dem entsprechenden Kapitel des Abschnittes zur „Intensivierung der diplomatischen Beziehungen durch Rönne“ vorgestellt ist. Das Verhältnis Preußen-USA im Zeichen Gerolts ist von mir detailliert in meinem Extra-Werk behandelt und bei der Quellenedition unter der Überschrift „Preußens weiter zunehmendes Gewicht gegenüber den USA im Zeichen Gerolts“ nur kurz zusammengefasst. Bei meiner Einbettung der Ära Rönne in den Vorspann zu den RönneBerichten geht es darum, nicht nur zu zeigen, wie Rönne die preußisch-amerikanischen Beziehungen gegenüber der vorangegangenen Zeit intensivierte, sondern auch durch die knappe und akzentuierte Zusammenfassung der Zeit nach Rönne deutlich zu machen, wie das durch Rönne Erreichte vor allem in den sechziger

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Einleitung

Jahren, der letzten Phase der preußisch-amerikanischen Beziehungen, ausgestaltet wird.

I. Die alte Monarchie und die junge Republik von Friedrich dem Großen bis zu Bismarck 1. Der Auftakt im Zeichen der Handelsverträge Die politischen Beziehungen zwischen Preußen und den USA werden eingeleitet durch Verträge, vor allem durch den Vertrag, den Friedrich der Große nach dem Ende des Unabhängigkeitskrieges anregte und der dann 1785 von den Vertretern Preußens und der USA in den Niederlanden, Frankreich und England unterzeichnet wurde1. Dahinter steckte das Interesse der jungen Republik an der Anerkennung und am Ausbau seines Überseehandels und das Anliegen des Königs, „im Tausch einheimischer gegen überseeische Waren neue Märkte unter Umgehung des britischen Zwischenhandels zu gewinnen.“2 Der preußisch-amerikanische Freundschafts- und Handelsvertrag lieferte den entscheidenden Impuls für die Entwicklung der beiderseitigen Beziehungen bis 1871, auch wenn er zunächst im Wesentlichen nur die Handelsbeziehungen im Blick hatte. Vertraglich ging es um den Handel nach dem Prinzip der Meistbegünstigung (Art. 2, 3, 4, 26), um den Schutz der Freiheit der Meere in Kriegszeiten, also um die Vertretung des Grundsatzes „Frei Schiff macht frei Gut, Konterbande ausgenommen“ (Art. 12 – 19), um das Verbot der gegenseitigen Kaperei für Preußen und US-Amerikaner (Art. 20), um die Niederlassungs-, Handels- und Religionsfreiheit der Bürger im Partnerland (Art. 2 – 11) und entsprechend dem aufklärerisch-humanitären Grundton des Vertrages3 um den Schutz von Kriegsgefangenen (Art. 24). George Washington, Thomas Jefferson4, Benjamin 1 Der „Freundschafts- und Handelsvertrag zwischen seiner Majestät dem König von Preußen und den Vereinigten Staaten von Amerika“ ist zuletzt abgedruckt in den „Quellen zu den Deutsch-Amerikanischen Beziehungen 1776 – 1917“, hrsg. v. Reiner Pommerin und Michael Fröhlich, Darmstadt 1996, S. 28 – 38. 2 Giesebrecht, Werner: Friedrich der Große und die Vereinigten Staaten von Amerika, S. 172. – Neue Forschungen zur brandenburgisch-preußischen Geschichte, Bd. 8, 1987. Zum Verhältnis Preußen – USA s. im Übrigen weiterhin Adams, Henry M.: Die Beziehungen zwischen Preußen und den Vereinigten Staaten 1775 – 1870, Würzburg 1960, S.1 – 27. 3 Dazu s. Krakau, Knud: „(…) important luminaries for the political telescope to observe“ – Preußen gesehen durch das amerikanische politische Teleskop des ausgehenden 18. Jahrhunderts. S. 39 – 60, in: Gesellschaft und Diplomatie im transatlantischen Kontext, hrsg. v. Michael Wala, Stuttgart 1999. 4 Jefferson, Thomas (1743 – 1826), im Continental Congress 1775/76 und 1783/84, Governor von Virginia 1779 – 81, als Diplomat in Paris 1785 – 89, Secretary of State 1789 – 93, Vizepräsident 1797 – 1801, Präsident 1801 – 09.

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I. Die alte Monarchie und die junge Republik

Franklin5 und John Adams6, die Hauptverantwortlichen auf amerikanischer Seite, verbanden in ihrem aufklärerischen Optimismus mit diesem Vertrag besondere Erwartungen. In einem Brief an den Marquis de Lafayette7 äußerte Washington8: „that the period is not very remote when the benefits of a liberal and free commerce will, pretty generally, succeed to the devastations & horrors of war. – Some of the late treaties, which have been concurred into, particularly that between the King of Prussia & the U. States, seem to constitute a new era in negotiation and the happy consequences I have just now been mentioning.“ Der Vertrag von 1785 führte noch nicht zum Austausch von Diplomaten, nur entsprechend den Handelsinteressen zur Einrichtung von Konsulaten. Der Präsident John Adams entsandte seinen Sohn John Quincy Adams9 1797 bis 1801 als ersten US-Gesandten nach Berlin. Seine wesentliche Aufgabe war die Erneuerung des Vertrages von 1785, dessen Laufzeit auf zehn Jahre begrenzt war. Der neue Freundschafts- und Handelsvertrag von 179910 betonte wiederum den Schutz des gegenseitigen Handels- und Schiffsverkehrs und die aufklärerisch-humanitären Anliegen, verzichtete aber auf den Grundsatz Frei Schiff frei Gut entsprechend der ablehnenden Haltung der westeuropäischen Großmächte und erließ nur noch ein begrenztes Verbot von Kaperbriefen (Art. 20). Die Verträge verraten, wie sehr beide Seiten an einem freien Seehandel interessiert waren. Dies gemeinsame Anliegen führte die beiden Staaten später in der Zeit des Krimkrieges besonders zusammen. Den preußisch-amerikanischen Verträgen und dem Beginn von konsularischen und diplomatischen Beziehungen entsprach das öffentliche Interesse in Deutschland und nicht zuletzt in Preußen an den nordamerikanischen Freistaaten. Dazu gehörte die erste Welle der Amerika-Literatur und die historische Verarbeitung der Entste-

5 Franklin, Benjamin (1706 – 90), im Continental Congress 1775/76, Gesandter in Frankreich 1776 – 85. 6 Adams, John (1735 – 1826), im Continental Congress 1774 – 78, Gesandter in Den Haag 1782, in London 1785 – 88, Vizepräsident 1789 – 97, Präsident 1797 – 1801. 7 Marquis de Lafayette, franz. General und Politiker (1757 – 1834), hatte den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf vielerlei Weise unterstützt, nicht zuletzt durch seinen Militärdienst unter Washington. Er hatte Friedrich wenige Monate vor dessen Tod aufgesucht und darüber Washington berichtet. Dazu s. Overhoff, Jürgen: Friedrich der Große und George Washington, zwei Wege der Aufklärung, Stuttgart 2011, S. 9 f. 8 George Washington, Mount Vernon, am 15.8. 1786. Library of Congress, George Washington Papers 1741 – 1799, Series 2, Letterbooks 13, S. 147. 9 Adams, John Quincy (1767 – 1848), Federalist, Whig, US-Gesandter 1794 – 1801, in Den Haag ab 1794, in Lissabon ab 1796, in Berlin ab 1797, US-Gesandter in Petersburg 1809 – 14, verhandelte den Friedensvertrag von Gent mit Großbritannien 1814, US-Gesandter in London 1815 – 17, US-Senator von Massachusetts 1803 – 08, Secretary of State 1817 – 25, Präsident 1825 – 29, US-Representative 1831 – 48. 10 Treaty of Amity and Commerce, S. 1486 ff. in: Treaties, Conventions, International Acts, Protocols and Agreements Between the United States of America and Other Powers. 1776 – 1909, Volume II. Washington 1910.

1. Der Auftakt im Zeichen der Handelsverträge

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hung der USA, wozu zum Beispiel Untersuchungen von Neidhardt von Gneisenau11 über den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf der Grundlage seines Aufenthaltes in Nordamerika 1782/83 und von Gerhard von Scharnhorst12 über die „Revolution in Amerika“13 zu rechnen sind. Dass Gneisenau und Scharnhorst von Steuben Notiz nahmen, ist nicht überliefert. Friedrich Wilhelm von Steuben14 hatte nach seinem Dienst in der preußischen Armee von 1747 bis 1763 in der Continental Army of America ab 1777 gedient und durch seine von preußischer Tradition bestimmte Tätigkeit als Inspector General entscheidend zum Sieg über die britischen Truppen beigetragen. Wie gegenwärtig den Preußen Nordamerika neben dem publizistischen Echo des Unabhängigkeitskrieges war, konnte einem im Warthebruch auffallen. Ihn hatte Friedrich der Große vor allem durch Oberfinanzrat von Brenkenhoff15 seit 1767 trocken legen lassen. Die mit der Trockenlegung entstandenen Siedlungen übernahmen neben Ortsnamen aus dem übrigen Deutschland und von bedeutenden Preußen des 18. Jahrhunderts Ortsbezeichnungen wie Savannah, Florida, Hampshire, Pennsylvanien, aber auch Saratoga, Maryland, das 1779 gegründet war, Annapolis und Philadelphia, ein Dorf, das 1778 angelegt wurde, als die Engländer den fernen Namensgeber geräumt hatten. Die im 19. Jahrhundert eingerichtete Kleinbahn Küstrin-Hammer nannte einen ihrer Haltepunkte Klein-Amerika. Er lag mitten in weiten Wiesenflächen, über die in der Ferne die Häuser von Charlestown, Neu York und Yorktown zu sehen waren. Die besonders 1776 bis 1783 ins öffentliche Bewusstsein gerückten transatlantischen Siedlungen fanden also ihren lebhaften Widerhall selbst hier bei den Kolonisten des Warthebruches, die sich als Pioniere fühlten und als weithin sichtbaren Ausdruck dieser Verbundenheit ihren entlegenen Siedlungen jene verheißungsvollen Namen aus dem Kriegsgeschehen in der Neuen Welt beilegten. Aber möglicherweise hat bei der Namensgebung auch eine Rolle gespielt, dass der preußische Staat eine „Peuplierung“ Brandenburg-Preußens und nicht von Gebieten in Übersee wünschte. Nur die Namen ihrer Dörfer sollten in die Ferne schweifen. Siedler sollten hierher kommen und nicht in die weite Welt auswandern, 11

Gneisenau, August Neidhardt von (1760 – 1831), als in die britische Armee vom Markgrafen von Ansbach-Bayreuth verkaufter Leutnant zum Ende des Unabhängigkeitskrieges in Amerika, in der preußischen Armee seit 1786, Stadtkommandant von Kolberg 1807, im Kriegsministerium 1808/9, Generalquartiermeister 1813 – 16. 12 Scharnhorst, Gerhard von (1755 – 1813), in der preußischen Armee seit 1801, Chef des Kriegsdepartements/Kriegsministeriums 1807 – 10, Chef der Militär-Reorganisationskommission, Chef des Generalstabes Blüchers 1813. 13 Bemerkungen über die Betrachtungen über die Kriegskunst speziell zur „Revolution in Amerika“, Nr. 163/1 in: Gerhard von Scharnhorst. Private und dienstliche Schriften. Bd.2, hrsg. v. J. Kloosterhuis und D. Heckmann, Köln etc. 2003. 14 Steuben, Friedrich Wilhelm von (1730 – 94), 1778 – 1783 Inspector General of the Continental Army. s. vor allem Friedrich Wilhelm von Steuben. Aufsätze zur Ausstellung, hrsg. v. Werner Giesebrecht für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin und Würzburg 1980. 15 Brenkenhoff, Franz Balthasar Schönberg von (1723 – 80), im Generaldirektorium seit 1762.

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etwa in die nordamerikanischen Freistaaten. Preußen verstand sich wie die neu entstandenen USA als Einwanderungs- und nicht als Auswanderungsland. Da sich Preußen lange Zeit konsequent als auf Einwanderung ausgerichtet verstand, brachte es auch später der Pauperismus nicht dazu, arme und schwierige Mitbewohner nach Übersee abzuschieben wie die Mehrzahl der anderen deutschen Staaten. Die Auswanderung war auch kein Thema bei den ersten diplomatischen Kontakten von Adams mit der preußischen Regierung. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts akzeptierte Preußen die Freizügigkeit und kümmerte sich um den Auswandererschutz; erst in dieser Zeit wurde die Auswanderung zu einem wichtigen Thema der politischen Beziehungen zwischen Preußen und den USA16. Die mehrfache Erneuerung des Vertrages von 1785 verrät das beiderseitige Interesse an einer Intensivierung der Beziehungen. Störende Interessenkollisionen wie im Verhältnis der USA zu England und Frankreich wegen deren Missachtung der neutralen Schifffahrt und insgesamt zu den westeuropäischen Seemächten wegen deren überseeischen Ambitionen gab es nicht zwischen den USA und Preußen. Dennoch ließ die weitere Ausgestaltung der vertraglichen Beziehungen zu wünschen übrig. Direkte diplomatische Beziehungen existierten zunächst nur zeitweilig durch John Quincy Adams. Adams war eine herausragende politische Persönlichkeit mit diplomatischen Erfahrungen in St. Petersburg, Lissabon und den Haag; aber Preußen revanchierte sich nicht durch die Entsendung eines entsprechenden Diplomaten nach Washington. Im Zeitalter der Französischen Revolution und erst recht in der napoleonischen Ära konzentrierte sich Preußen auf Europa. So fiel es Präsident Jefferson auch leichter, die US-Gesandtschaft in Berlin 1801 seinem Sparkurs zu opfern. Das Hauptinteresse der USA galt unter den Präsidenten Jefferson und Madison17 ohnehin Großbritannien und Frankreich, mit denen sie vor allem ihren Handel abwickelten und mit denen sie sich vor allem stritten; und Mitteleuropa geriet aus ihrem Blickfeld. Adams hatte mit seinen während einer Reise 1800/01 aus Schlesien nach Philadelphia geschickten Briefen, die dann unter dem Titel „Letters on Silesia“ veröffentlicht wurden, unter anderem auf die wirtschaftlichen Aktivitäten in der in seinen Augen wichtigsten preußischen Provinz aufmerksam gemacht18; aber der Handel der USA mit Mitteleuropa spielte bis zum Ende Napoleons keine Rolle mehr. Die USA zeigten sich nach der Rückkehr von Adams nach Washington näheren politischen und Handelsbeziehungen zu Preußen nicht abgeneigt. Aber für Jefferson reichte der 16 Zur Auswanderungsfrage in der Ära Rönne, also bis zur Revolution von 1848, s. Schütz, Rüdiger: Die Preußisch-Amerikanischen Beziehungen in der Ära Rönne von 1834 bis 1843/50, S. 37 – 40 in: Forschungen zur Brandenburgischen und preußischen Geschichte, 1994, Heft 1. 17 Madison, James (1751 – 1836), im Continental Congress 1780 – 83 und 1787/8, Secretary of State 1801 – 09, Präsident 1809 – 17. 18 Die 43 Briefe waren gerichtet an seinen Bruder Thomas Boylston Adams, Philadelphia, der sie dann veröffentlichte. Nach dem Erstdruck in London 1804 sind sie immer wieder nachgedruckt.

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finanzielle Spielraum nicht aus, und Preußens außenpolitischer Handlungsspielraum war im Zeitalter Napoleons zu stark eingeschränkt, um Überseepolitik zu betreiben. Mit dem Wiener Kongress begann Staatskanzler Hardenberg19 die außenpolitischen Beziehungen Preußens wieder auszugestalten und dabei langsam aufs Neue die Beziehungen zu den USA in den Blick zu nehmen. Die Grundlage lieferte der Auftakt von 1785 und 1799. Bei den Überlegungen zur Entsendung eines preußischen Diplomaten in die USA besann sich die preußische Regierung auf die Signale aus Washington an die preußische Gesandtschaft in London zugunsten direkter diplomatischer Beziehungen20. Auf preußischer Seite sprach vor allem das lebhafte Interesse an der Wirtschaftsförderung dafür; vordringlich war also die Erneuerung der Handelsvergünstigungen des 1809 ausgelaufenen Handelsvertrages. Im Sommer 1817 entsandte König Friedrich Wilhelm III.21 den Geheimen Legationsrat Friedrich Greuhm als ersten preußischen Diplomaten in die USA „de renouveler les liaisons de commerce et d‘amitié“22. Greuhm war insofern auf seine Aufgabe in Washington vorbereitet, als er in London zunächst als Legationssekretär und dann als Legationsrat tätig gewesen war. Bei dem Aufbau eines Büros in Philadelphia unterstützte ihn ein Legationssekretär, ein Vorteil, den später erst wieder Gerolt23 genießen durfte. Greuhm vertrat Preußen gegenüber der US-Administration als Ministerresident und Generalkonsul von 1817 bis 1820 und von Ende 1822 bis zu seinem Tod im Dezember 1823. Entsprechend der Instruktion von Hardenberg vom 30. Juni 181724 hatte Greuhm vor allem das 1785 und 1799 festgeschriebene Prinzip der Gegenseitigkeit im Handel zu sichern. Greuhm teilte dem State Department aus der Instruktion Hardenbergs als Ziel mit: „Diese Gegenseitigkeit drängt darauf, den 19 Hardenberg, Carl August Fürst von (1750 – 1822), 1790 – 98 Minister in Ansbach-Bayreuth, seit 1798 im Preußischen Ministerium für auswärtige Angelegenheiten, Außenminister1804 – 06 und 1807, 1810 – 22 Staatskanzler, zugleich 1810 – 13 Minister für Inneres und Minister für Finanzen, 1813 – 17 Staatskanzler und Minister für Auswärtiges, 1817/18 Staatskanzler, Minister für Auswärtiges und Minister für das Schatzamt, ab 1819 nur noch Staatskanzler. 20 Der preußische Gesandte in London von Jacobi-Kloest berichtete am 21.12. 1804 nach Berlin, der US-Gesandte Monroe habe ihm bedeutet, dass „es seinem Gouvernement nicht gleichgültig ist, in keiner diplomatischen Verbindung mit Preußen als einem der ersten Staaten in Europa zu stehen, da indessen doch die wechselseitige Handelsverbindung täglich zunehme und die so schnell anwachsende Bevölkerung der vereinigten Staaten in der allgemeinen politischen Waagschale immer bedeutender würde.“ Ähnlich hob der US-Gesandte in London John Quincy Adams in seinem Schreiben vom 17.7. 1815 an Greuhm, den Chargé d‘Affaires der preußischen Gesandtschaft in London, die Bedeutung der preußisch-amerikanischen Beziehungen hervor. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 574 Bd. 2. 21 Friedrich Wilhelm III. (1770 – 1840), Regierungszeit 1797 – 1840. 22 So in dem Kreditiv für Greuhm vom 2.7. 1817. NA Wash., Mf Nr. 58, Vol. 1. 23 Gerolt, Friedrich Joseph Karl von (1797 – 1879), Generalkonsulatssekretär in Mexiko 1829, Generalkonsul für Mexiko 1834 und Geschäftsträger für Mexiko ab 1837, Ministerresident bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1844, Gesandter bei den Vereinigten Staaten 1854 – 1871 (mit der Unterbrechung 1848/49). 24 Der Originaltext ist französisch und von mir übersetzt. NA Wash., Mf Nr. 58 Vol. 1.

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Handel zwischen den Vereinigten Staaten und Preußen direkt und unmittelbar zu machen, ohne dass man in Zukunft zu diesem Zweck der Einschaltung einer auswärtigen Nation bedarf. So werden die Amerikaner in Zukunft, anstatt die preußischen Waren durch Vermittlung der Hamburger etc. zu erhalten, sie selbst in Stettin, Danzig usw. mit ihren eigenen Schiffen für ihre Artikel zum Tausch aussuchen. Die Amerikaner dehnen damit ihre nationale Schifffahrt aus und eröffnen sich folglich eine neue Quelle der Wohlfahrt. Indem sie selbst die preußischen Waren erwerben, die sie nötig haben, und sie aus erster Hand erwerben, werden sie sie besser und billiger erhalten.“ Das war eine schöne Vorstellung. Sehr bald begriff Preußen jedoch, dass ein direkter Handel über die preußischen Ostseehäfen in der Regel schon angesichts der Sundzölle nicht mit der Vermarktung über Hamburg und Bremen konkurrieren konnte. Zunächst ging es Preußen allerdings darum, die preußischen Schiffe von dem Einfuhrzoll und Tonnengeld25 in den US-Häfen zu befreien. Der US-Kongress betonte mehrfach das Prinzip der Gegenseitigkeit bei der Erhebung oder dem Verzicht auf Abgaben. 1815 im „Act further to provide for the collection of duties on imports and tonnage“ (Gesetz vom 3.3. 1815) und 1818 im „Act to regulate the collection of duties on imports and tonnage“ (Gesetz vom 20.4. 1818) wurde der Verzicht auf Abgaben vom Beweis abhängig gemacht, dass auch US-Schiffe in ausländischen Häfen nicht zu zahlen haben. Das Preußische Ministerium für Handel und Finanzen reagierte darauf, indem es am 14.8. 1818 die Regierungen der preußischen Ostseeprovinzen anwies, allen US-Schiffen die Abgaben zu erlassen. Daraufhin konnte Greuhm Berlin das Circular des Treasury Department vom 18.11. 1819 „to Collectors, Naval Officers and Surveyors“ mitteilen, wonach im Sinne der Gegenseitigkeit auf Abgaben von preußischen Schiffen zu verzichten sei und nach dem 14.8. 1818 erhobene Abgaben zurückzuerstatten seien. Der Kongress betonte das Prinzip der Gegenseitigkeit in den zwanziger Jahren noch mehrfach so nachdrücklich, dass alle Bemühungen von US-Reedern in den dreißiger und vierziger Jahren scheiterten, die US-Seite zum Verzicht auf dieses Prinzip im Verhältnis zu den europäischen Staaten zu bewegen. Mit der Förderung des Schiffsverkehrs zwischen Preußen und den USA stand die erneute Errichtung von preußischen Konsulaten in den US-Hafenstädten in engem Zusammenhang. Die nach 1785 eingerichteten Honorarkonsulate hatten sich in der Ära Napoleons aufgelöst. Greuhm sorgte vor allem für die Berufung des Kaufmanns Johann Wilhelm Schmidt26 1817 zum Konsul in New York, der bald zum Zentrum der preußischen Konsulate in den USA wurde. Er stammte aus Ansbach-Bayreuth, be25 Abgabe, die die Schiffe in den Seehäfen bei ihrer Ankunft oder Abfahrt zu entrichten hatten. 26 Johann W. Schmidt (1781 – 1865), seit 1817 Konsul für Preußen, Sachsen, Hamburg, Baden und Oldenburg. Seit 1810 Inhaber einer eigenen Tuchhandelsfirma in New York. 1821 – 24 Präsident der Deutschen Gesellschaft in New York. Zu Schmidt s. Anton Eickhoff (Hg.): In der Neuen Heimat. Geschichtliche Mitteilungen über die deutschen Einwanderer in allen Teilen der Union. New York 1884, S. 146 f.

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hielt aber seine preußische Staatsangehörigkeit über die Abtretung seiner Heimat an Bayern hinaus. Greuhm setzte nach einer ausdrücklichen Bevollmächtigung durch Berlin 1818 Kaufleute als Konsuln in New Orleans, Charleston, Philadelphia und Boston ein. Nach Meinung von Handelsminister Bülow27 sollte das konsularische Netz weiter ausgebaut werden, und die Konsuln hätten effektiver zu arbeiten. Wenn auch nach den späteren Worten von J. W. Schmidt im Jahr 1817 „die Verbindung mit Preußen beinahe nichts war“28, so ist doch unbezweifelbar, dass die institutionellen Anfänge 1817/18 auf dem vertragsmäßigen Hintergrund von 1785 bzw. 1799 eine Grundlage für eine allmähliche Intensivierung der überseeischen Kontakte boten. Der Warenaustausch war zunächst sehr gering, wenngleich der Süden der USA den Handel mit Mitteleuropa schon als nicht unwichtig einstufte. Greuhm registrierte, dass sich Senator Forsyth29 aus Georgia, „ein überaus fähiger Mann und von sehr angenehmer Persönlichkeit“30, mehrfach 1818 für die Entsendung eines USVertreters nach Preußen einsetzte. Als Außenamtschef 1834 bis 1841 wurde er später in Washington zum wichtigsten Verhandlungspartner Rönnes. Trotz der Unterstützung für die Weiterentwicklung der diplomatischen Beziehungen konnte es der Präsident zunächst nach Meinung Greuhms31 „nicht wagen, dem Senate eine Maßregel vorzulegen, deren unmittelbare Nützlichkeit nicht erwiesen werden könnte.“ Bei den damals von den europäischen Mächten Großbritannien, Frankreich, Russland, Spanien und Portugal mit den USA durch Vertreter auf beiden Seiten gepflegten diplomatischen Beziehungen lag neben einem stärkeren Warenaustausch das unmittelbare politische Interesse zugrunde, das aus den von diesen Mächten in Amerika unterhaltenen Kolonien erwuchs. Dass Preußen nicht als Kolonialmacht agierte, wirkte sich in der Zeit Greuhms also nicht immer als Vorteil für Preußen aus. Mochte nach der Überwindung Napoleons die Relevanz Preußens für die USA und umgekehrt der USA für Preußen zunächst noch so gering sein, so diente die Mission Greuhms doch der Annäherung beider Staaten. Greuhm vermittelte als Ministerresident und Generalkonsul Informationen über einen langsam wieder beginnenden wirtschaftlichen Güterverkehr zwischen den USA und Preußen und darüber hinaus in Preußen einen Eindruck von dem politischen Leben in der transatlantischen Republik. Aus Washington berichtete er dem Staatskanzler Fürst von Hardenberg, zugleich Minister der auswärtigen Angelegenheiten, u. a. vom 27 Bülow, Ludw. Friedr. Viktor Hans Graf (1774 – 1825), 1808 – 11 westfäl., 1813 – 17 preuß. Finanzminister, 1817 – 25 Handelsminister, 1825 Oberpräsident von Schlesien. 28 J. W. Schmidt am 10.10. 1837 an Rönne. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5272 Handelsverhältnisse mit den vereinigten Staaten von Nord-Amerika. 29 Forsyth, John (1780 – 1841), Democratic Republican und Jacksonian, US-Representative 1813 – 18 und 1823 – 29. US-Senator 1818/19, 1829 – 34 von Georgia, US-Gesandter in Madrid 1819 – 23, Governor von Georgia 1827 – 29, US-Secretary of State 1834 – 41. 30 Greuhm am 21.1. 1819 an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten Bernstorff. GStA PK, III.HA MdA, III.HA MdA, I, Schriftwechsel mit der preußischen diplomatischen Vertretung in Washington Nr. 7878. 31 A. a. O.

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diplomatischen Betrieb32: „Das diplomatische Korps lebt hier im Allgemeinen in denselben Verhältnissen wie in den Residenzen von Europa. Die ankommenden Minister werden dem Präsidenten durch den Staatssekretär vorgestellt, um ihre Kredentialien zu überreichen, und machen alsdann den sämtlichen Senatoren, dem Sprecher des Hauses der Repräsentanten und Chefs der Departements den ersten Besuch. Dem Präsidenten, welcher niemals in Gesellschaft erscheint, sehen sie nur an den Neujahrstagen, wo er die allgemeinen Glückwünsche annimmt, bei einem Diner, welches er dem diplomatischen Korps während jeder Kongreß-Sitzung zu geben pflegt und auf den Drawing-Rooms, die während der Kongreß-Zeit alle vierzehn Tage Mittwoch-Abends gehalten werden. (…) Sobald die Kongreß-Sitzungen geschlossen sind, kehren die Mitglieder desselben in ihre Heimat zurück. Der Präsident pflegt alsdann nach seinem Landhaus in Virginien zu gehen; oder, in der Frühlingszeit, die Bereisung der einzelnen Staaten fortzusetzen, und die Mitglieder des diplomatischen Korps zerstreuen sich gewöhnlich in den Norden, da die Hitze in den Sommer-Monaten hier, unter dem 38ten Grade der Breite und in dieser schattenlosen Heide zu unerträglich und die Ausdünstung der nahen Sümpfe der Gesundheit zu nachteilig ist.“ Die späteren Charakteristiken von Washington differieren in Details, schon wegen des Ausbaus des Regierungssitzes, laufen aber im 19. Jahrhundert nie auf ein Lob hinaus. Bemerkenswert ist das von Greuhm nach zweijährigem Aufenthalt am 29.1. 1819 dem Preußischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten Graf Bernstorff33 gezeichnete USA-Bild34, oder nach den Worten Greuhms „eine gegenwärtige, auf eine längere Erfahrung gegründete Ansicht der vereinigten Staaten, besonders in Beziehung auf ihre Politik und die Gefahr, womit sie die politische Welt bedrohen dürften.“ Nach dieser Gefahr sucht man vergeblich in dem Bericht, es sei denn man erschließt sie aus der von ihm dargestellten Größe, Bevölkerungszahl, der Zunahme des National-Vermögens und der von ihm betonten Stärke der US-Marine. Jedenfalls gibt er recht unvoreingenommen seine Eindrücke wieder. Er erwähnt die niedrigen Abgaben wegen der Erträge aus dem Verkauf der öffentlichen Ländereien und äußert: „In dieser Befreiung von Abgaben und Beschränkungen des Erwerbsfleißes, in der Sicherheit, welche die Verfassung den Personen und dem Eigentum gewährt, und in dem weiten Raum, worin sich die Tätigkeit bewegen kann, sind wohl besonders die Keime der Entwicklungskraft zu suchen, welche diese Republik im Laufe von 36 Jahren von 13 auf 21 Staaten und von einer Bevölkerung von 2 bis zu 10 Millionen hat anwachsen lassen. 32

Greuhm am 19.1. 1819 an Bernstorff, GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7878. Graf Bernstorff, Christian Günther (1769 – 1835). An der dänischen Gesandtschaft in Berlin als Legationssekretär, Geschäftsträger und Gesandter 1789 – 94, dänischer Gesandter in Stockholm 1794 – 97, Staatssekretär im dänischen Außenministerium und dann dänischer Außenminister 1800 – 10, dänischer Gesandter in Wien 1811 – 17, preußischer Gesandter auf dem Kongress in Aachen 1817/18, preußischer Staats- und Cabinets-Minister und Chef des Departements der auswärtigen Angelegenheiten 1818 – 32. 34 Greuhm am 29.1. 1819 an Bernstorff, GStA PK, a.a.O., Bl.18 – 26v. 33

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Die intellectuelle Kultur betreffend, so behauptet man gewöhnlich, und nicht ohne Grund, daß die Amerikaner einen tätigeren und richtigeren praktischen Verstand besitzen als die Völker von Europa, denen sie dagegen an wissenschaftlicher, höherer und allgemein vollendeter Bildung nachstehen. Da diese Staaten vor allem andern in den Geschäften durch die Gesetze regiert werden, so ist ein jeder Amerikaner, so weit er dessen bedarf, ein Advokat. Aus dieser Ursache mögen sich dann zunächst die Verschlossenheit, die Vorsicht, vielmehr das Mißtrauen und oft die Heuchelei erklären lassen, die als Züge des hiesigen Volkscharakters, so weit er sich ausgebildet hat, angenommen werden können. Diese Advokatenbildung benutzen die Amerikaner zunächst zur Erwerbung eines Vermögens (money making), welches Streben hier in einer weit größeren Ausdehnung hervorsteht, als in Europa gekannt wird; besonders wohl um deswillen, weil die Gleichheit der Stände ihnen den Weg zu andern Auszeichnungen verschließt, weil in einem neuen Lande die Erwerbszweige ungleich mehr sind als in Staaten von älterer Gründung, weil die Spekulation durch keine Einschränkung gehemmt wird, und weil daselbst verhältnismäßig nur wenig angestammtes Familien-Vermögen vorhanden ist. Als ein neues Volk werden die Amerikaner durch eine Unruhe bewegt, die sie von einer Beschäftigung des Lebens in die andere treibt, bis sie zuweilen den ganzen Kreis derselben durchgelaufen sind. Aufmerksam, wie sie auf alles Praktische sind, gewinnen sie mit diesem Durchgange durch die verschiedenen Geschäfts-Sphären an Brauchbarkeit. Diese Unruhe und ein besonders reger Unternehmungsgeist machen sie zugleich zu dem See- und Landdienst geschickt, zu welchem letzteren sie jedoch mehr Neigung als Gelegenheit haben; im Grunde auf weniger Krieg- als zum See-Dienste, der ihnen eine unabhängigere Laufbahn, ja die unabhängigste verspricht, welche ihre Verfassung zuläßt. Wie ungeschickt auch die Landarmee und die Milizen in dem Feldzuge von 1812 aufgetreten waren, so konnten doch die Engländer nicht verleugnen, daß in dem Verhältnisse, als ihre Disziplin sich verbesserte, ihre Fortschritte in dem Laufe der beiden folgenden Jahre sehr bedeutend waren. Die Richtung, welche der General Washington der damals vereinigt zusammen getretenen Nation gegeben, hat sich im Laufe der Entwicklung ihrer Kräfte und unter dem Einflusse seiner Nachfolger merklich verändert. Nachdem derselbe acht Jahre lang der Republik als Präsident vorgestanden, folgte ihm John Adams, der jedoch schon nach dem Ablaufe von vier Jahren seiner Präsidentschaft durch die Intrigen seines Nachfolgers Jefferson35, eines Mannes von ungemeinen Verstandes-Mitteln verdrängt wurde. Der Letztere war nicht lange zuvor von seinem Gesandtenposten in Frankreich zurückgekommen, wo er mehrere Jahre unter den damaligen Jakobinern gelebt hatte. Ihm war die ruhige und sittliche Sphäre, worin Washington die Nation zu halten gesucht, zu eng. Um der Entwickelung der Nation, wie er glaubte oder sagte, einen rascheren Schwung zu geben, oder sie gegen die in allen Republiken allmählich hervortretende Aristokratie zu bewahren, sollte das Volk einen größeren Anteil an der Regierung erhalten, folglich die Macht der vollziehenden Gewalt geschwächt werden, zu welchem Zwecke die direkten und

35 Jefferson, Thomas war Gesandter in Frankreich 1785 – 89, aber nicht „mehrere Jahre unter den damaligen Jakobinern“. Er hat ihn verwechselt mit Monroe; aber selbst dieser kam nach Paris, als der Jakobiner-Club geschlossen wurde.

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I. Die alte Monarchie und die junge Republik inneren Abgaben abgeschafft, die stehende Armee vermindert, die Bildung einer Marine zurückgehalten und die Wahlen vervielfältiget werden. In jener Zeit bildeten sich besonders die Parteien der Demokraten oder Republikaner, welche die vollziehende Gewalt möglichst beschränkt haben wollten, und die der Federalisten, die sich der Erweiterung der Volksherrschaft entgegen stellten. Bekanntlich wurde die Republik durch den Kampf dieser Parteien in der Folge mächtig bewegt bis auf den letzten Frieden mit England, und ganz neuerlich durch den Einfluß des jetzigen Präsidenten die gegenseitige Erbitterung sich so weit legte, daß beide zum Teil nur noch dem Namen nach bestehen und nicht selten bei den Abstimmungen in dem Kongresse Federalisten und Republikaner vermischt auf eine Seite treten. Da die demokratische Partei, welche der Mehrheit schmeichelte, bald die herrschende, und die Präsidentenstelle durch ihren Einfluß besetzt wurde, so verpflanzte man damit die Heuchelei in das Herz des Staates. Denn während die vollziehende Gewalt, ihrem eingeborenen Streben gemäß, sich zu befestigen und auszudehnen strebt, muß der Präsident, um sich die Popularität zu erhalten – besonders in den ersten vier Jahren, für die er gewählt worden – sich äußerlich zu dem Systeme derjenigen bekennen, die seine Macht zu bewachen und zu beschränken suchen. Indessen wußten Jefferson und sein Nachfolger Madison, diese Rolle, jeder acht Jahre lang, sehr geschickt durchzuführen: der Erstere, indem er nichts tat, ohne sich mit den verschiedenen Ausschüssen des Kongresses im Stillen zu beraten, oder sie jedoch unbemerkt nach seinem Willen zu lenken wußte, der Letztere, indem er dem Wege seines Vorgängers folgte, den er als Staatssekretär unter ihm studiert hatte, und beide, indem sie sich im Äußeren dem Volke völlig gleich stellten. Der jetzige Präsident, obgleich der demokratischen Partei, die ihn gewählt, wie alle Mitglieder der Administration, zugetan, sucht ohne ihre Mitwirkung, aus sich selbst, der Konstitution und seiner Pflicht gemäß zu handeln. Wie weit dies unmittelbar nach seinen Vorgängern ausführbar ist, muß sich im nächsten Jahre bei der neuen Präsidentenwahl ausweisen. Die Rechtlichkeit und Mäßigung, worauf der General Washington die Republik zu gründen gesucht, hatten sich unter dem Einflusse seiner Nachfolger und mit dem Wachstum des Staates aus der Administration merklich verloren. Die Erwerbssucht, welche die Individuen der Nation vorzugsweise besorgt, äußerte sich bald auch bei der Regierung, besonders in Beziehung auf die Verhältnisse mit anderen Nationen; jedoch stets von derjenigen Vorsicht begleitet, welche die öffentliche Verantwortlichkeit nötig und die juristische Bildung den Häuptern der Administration zu eigen gemacht hatte. Während der Verwirrungen und Kriege, welche die Französische Revolution über Europa gebracht, hatten die vereinigten Staaten, deren wachsender Wohlstand durch diese Kriege ungemein begünstigt wurde, von Frankreich die Provinz Louisiana durch Kauf erworben, eine Besitzung, der sie gegenwärtig eine Erklärung und Ausdehnung geben, an die sie wohl damals nicht gedacht hatten.

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Vorzüglich wohl um England die beiden Kanadas zu entreißen, die sie dieser Macht abgeneigt glaubten, erklärten sie derselben im Jahre 1812 – wo Buonaparte nach ihrer Erwartung die Unterjochung von Europa vollenden sollte – den Krieg36. Auf gleiche Weise benutzen sie gegenwärtig die Erschöpfung Spaniens, um immer neue und größere Forderungen gegen diese Macht zum Vorschein zu bringen. Indem die Regierung dieser Staaten das Organ der Gesinnung und Meinung der Nation ist, können den jedesmaligen Individuen aus denen dieselbe besteht, die Äußerungen dieses Strebens nicht zum ausschließlichen Vorwurfe gemacht werden. Es ist also nicht eine vorübergehende Neigung der ersteren, sondern das Streben des Volkes, welches auf die Ausdehnung der Republik von der Mündung des St. Laurent bis westlich zu dem stillen Ocean und südlich bis zu der Mündung des Rio Bravo del Norte, oder weiter, wenn es die Umstände begünstigen, gerichtet ist. Während dieses Strebens nach außen tritt jedoch die Verschiedenheit des Interesses der einzelnen Staaten, aus denen die Union zusammen gesetzt ist, immer deutlicher hervor, besonders in Rücksicht des Handels, den die östlichen an den Küsten des Atlantischen Meeres festzuhalten suchen, während die westlichen ihn in den Mexikanischen Meerbusen zu leiten streben. Die westlichen, wohin sich nun der Strom der Einwanderer, von Europa sowohl als von den nordöstlichen Staaten gewendet – die bereits einen bedeutenden Überschuß ihrer Bevölkerung abgeben – schreiten in einem bisher von keinem Lande gekannten Verhältnisse voran. Außer dem vor kurzem in die Union aufgenommenen Staate von Illinois ist bereits der Antrag zur Aufnahme des bisherigen Territoriums von Alabama, und ganz neuerlich des westlichen Teiles des Territoriums von Missouri in die Reihe der Staaten dem Kongreß vorgelegt worden. Der östliche Teil desselben soll den Namen des Territoriums von Arkansas führen. Wie sehr durch die Vermehrung der Anzahl westlicher Staaten der Einfluß der östlichen in dem Kongreß sich vermindern muß, ist bereits in dem Berichte vom 31. December bemerkt worden. Je mehr diese Verminderung hervortritt, um so mehr muß zugleich das Band der Union geschwächt werden, wenn nicht äußere Umstände demselben neue Kraft verleihen. Was indessen auch die Zukunft bringen mag, so scheint es, daß das Streben eines so vorteilhaft gelegenen, an Mitteln so reichen, auf so populären Prinzipien gegründeten und mit so vieler Besonnenheit geleiteten Staates von außen her nicht leicht gehemmt werden könnte.“

Neben dem von Greuhm gut Beobachteten ist dem Bericht Oberflächlichkeit nicht abzusprechen, ist doch von den Gegensätzen wegen der Sklaverei erstaunlicherweise keine Rede. Auffallend ist eine Sympathie für die USA, wie sie bei seinem Nachfolger Niederstetter nie zu bemerken war und wie sie sich bei dem von 1834 bis 1843 amtierenden Rönne nur unmerklich einstellte. Greuhm ist offensichtlich noch von der preußischen Reformära geprägt, wie sein Hinweis auf die Sicherheit eines auf „populären Prinzipien gegründeten“ Staates verrät. Greuhm schrieb seinen Bericht Nr. 87 am 12.4. 1820 und kündigte darin seine Rückkehr nach Preußen an. Die diplomatischen Beziehungen zu den USA waren offensichtlich nicht unumstritten, da 36 Wie weit expansionistische Ziele der Amerikaner für den Krieg verantwortlich waren und wie weit es um die Freiheit der Meere und des Handels ging, ist in der Forschung umstritten. s. dazu Finzsch, Norbert: Konsolidierung und Dissens, S. 77 – 102.

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es drei Jahre dauerte, bis Greuhm auf seinen Posten zurückzukehren vermochte. Politische Berichte von ihm erreichten Berlin später nicht mehr. Um den „HauptZweck der zweiten Sendung“ 1823, nämlich „die Erneuerung der der Preußischen Schifffahrt und dem Handel dort früher eingeräumten (…) Vorteile und Begünstigungen“37, konnte sich Greuhm angesichts seiner schweren Erkrankung im Zusammenhang mit seiner Schiffsreise im September 1823 auch nicht mehr kümmern. Im Dezember 1823 teilte Secretary of State Adams Graf Bernstorff den Tod Greuhms mit38. Der Kontakt zwischen Konsuln und Regierung riss 1823 völlig ab. Bülow wusste zunächst nicht einmal, wie viele preußische Konsulate noch intakt waren, und beklagte das Ausbleiben jeglicher Informationen der Konsuln39. „Um gründlich über die kommerziellen Verhältnisse zwischen Nordamerika und der Preußischen Monarchie urteilen zu können, sind mindestens Nachrichten aus Neu-Orleans, Charleston, Baltimore, Neuyork, Philadelphia und Boston erforderlich und daher Preußische Konsulate an diesen Orten notwendig.“ Im Sinne der „Vollständigkeit und Brauchbarkeit“ der konsularischen Informationen verlangte er eine jährliche Berichterstattung über Export und Import des jeweiligen Hafens, über die Handelsverbindungen, über die Bedeutung preußischer Produkte dort und über die Handlungshäuser des Hafens. Diese Berichte sollten über das Generalkonsulat kommentiert nach Berlin gehen. Das Generalkonsulat habe insbesondere auf die Entwicklung der Fabrikation in den USA einzugehen. Dies detaillierter ausgeführte Programm war der zentrale Bezugspunkt bei der Ausgestaltung des konsularischen Netzes für alle preußischen Generalkonsuln und Diplomaten in den USA bis zu Rönne. Unter seinem Nachfolger Gerolt kam vor allem die Betreuung der Landsleute in den USA hinzu, und das hieß in der Praxis der Deutschen vor Ort. Bei der diplomatischen Verbindung zwischen Preußen und den USA sah es nach Greuhms Tod zeitweilig nach einem Rückschritt aus. Kurz bevor die Neubesetzung des von Greuhm bis 1823 eingenommenen Amtes anstand, verkündete am 2.12. 1823 Präsident Monroe40 dem Kongress seine Botschaft. Sie schlug außerhalb der USA hohe Wellen, und die europäischen Monarchien empfanden besonders die in der Botschaft enthaltene Monroe-Doktrin als Belastung der Beziehungen zu den USA. Die Monroe-Doktrin wandte sich zwar speziell gegen die europäischen See- und 37

Bernstorff am 26.11. 1825 an Innenminister Schuckmann auf dessen Anfrage. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 574. Bd. 2. 38 Adams am 9.12. 1823 an Bernstorff. GStA PK, III.HA MdA,II. Nr. 574, Bd.2. – Seine Witwe soll später den Richter Lauwless in St. Louis geheiratet haben. Rönne-Bericht vom 2.10. 1837. 39 Bülow am 8.4. 1823 an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten Bernstorff. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 574, Bd. 2. 40 Monroe, James (1758 – 1831), im Continental Congress 1783 – 86, US-Senator von Virginia 1789 – 94, Gesandter in Paris 1794 – 96 und 1803, zugleich Gesandter in London 1803 – 07, Governor von Virginia 1799 – 02 und 1811, Secretary of State 1811 – 17 und Secretary of War 1814/15, Präsident 1817 – 25.

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Kolonialmächte, die sich in Amerika engagierten; aber Monroe hatte allgemein die alliierten Monarchien Europas angesprochen, also die Heilige Allianz, und ihr politisches System. König Friedrich Wilhelm III. zeigte sich daraufhin nicht mehr interessiert an diplomatischen Beziehungen zu den USA. Demgegenüber setzten sich sein Außenminister und sein Handelsminister entschieden für das Fortbestehen einer diplomatischen Vertretung in den USA ein. Am ausführlichsten nahm Außenminister Graf Bernstorff gegenüber dem König zugunsten diplomatischer Beziehungen Stellung und der erneuten Entsendung eines preußischen Vertreters in die USA nach dem Tod Greuhms41: Bernstorff galt zwar als konservativer Gegenpol zu Hardenberg; aber er hatte schon im auswärtigen Dienst Dänemarks die diplomatischen Beziehungen zu den USA schätzen gelernt. Er argumentierte allerdings besonders auf Grund der jüngsten Entwicklung in Amerika zugunsten der Wiedereinsetzung eines Ministerresidenten in den USA: „Es tritt jetzt die Frage ein, in wiefern die Wiederbesetzung derselben nötig und rätlich ist. So weit es dabei zuvörderst auf das Handelsinteresse Preußens ankommt, walten nicht nur dieselben Gründe, welche für die Sendung des verstorbenen p. Greuhm entscheidend wurden, noch in ihrer ganzen Kraft ob, sondern dieser Posten hat auch, unter den gegenwärtigen Verhältnissen, eine neue und erhöhte Wichtigkeit erhalten. Der Ausgang der sicherer Entscheidung immer näher entgegen drängenden Krisis, in welcher das ganze südliche Amerika befangen ist, wird auf den Welthandel einen so wichtigen als unberechenbaren und sich in den mannigfaltigsten Beziehungen offenbarenden Einfluß gewinnen. Wie aber die Entwickelung der sich in jenem Weltteile mit unaufhaltsamer Kraft und Schnelligkeit neu gestaltenden Verhältnisse das Interesse des gesamten Europas auf die vielfältigste Weise berührt und die Aufmerksamkeit und Tätigkeit desselben von den verschiedensten Rücksichten aus in Anspruch nimmt, so werden die Folgen desselben auch und zunächst stark und tief in die Lage, die Verhältnisse und das System der vereinigten Staaten des nördlichen Amerika eingreifen müssen, und es wird daher, behufs der Beobachtung dieser Entwickelung und ihrer nächsten Resultate, kaum ein wichtigerer Punkt als an dem Sitze der Regierung der letztgedachten Staaten gefunden werden können. Zu diesen allgemeinen Betrachtungen gesellt sich auch die besondere Rücksicht auf die amtliche Unterstützung, welche das preußische Handels-Interesse in einem Zeitpunkte zu erfordern scheint, wo das mehr und mehr fühlbare Bedürfnis der Wiederbelebung der unter ungünstigen Umständen immer enger beschränkten National-Schifffahrt auch den Gedanken neuer Verbindungen nach Nord-Amerika angeregt hat. Namentlich beschäftigt E. K. M. Seehandlungs-Societät sich mit Entwürfen dorthin gerichteter Unternehmungen, deren Erfolg würde eine große Wichtigkeit gewinnen und der preuß. Industrie zu wesentlicher Aufmunterung und Aushülfe dienen können. Betrachtungen anderer Art bieten sich in Beziehung auf das politische Verhältnis Preußens gegen die Nordamerikanische Regierung dar.

41 Graf Bernstorff am 7.3. 1824 an den König (Konzept). GStA PK, III.HA MdA, I, Preußische diplomatische Vertretung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika Nr. 7869, Bl. 18 – 24.

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I. Die alte Monarchie und die junge Republik E. K. M. ist bekannt wie unumwunden und rücksichtslos der Präsident der vereinigten Staaten sich unlängst in einer bei der Wiedereröffnung des Kongresses gehaltenen öffentlichen Rede gegen die Grundsätze und das System der verbündeten europäischen Monarchien ausgesprochen hat. Es könnte danach zweifelhaft scheinen, ob diese Monarchen es noch als mit ihrer Würde verträglich ansehen können, diplomatische Beziehungen mit der Nordamerikanischen Regierung zu unterhalten. Dieser Zweifel ist inzwischen von keinem der alliierten Höfe angeregt und zur Sprache gebracht worden. Weder der russische noch der französische Hof haben dem Gedanken Raum gegeben, ihre Gesandtschaften aus Washington abzuberufen. Der französischen Regierung dürfte es wichtiger als je erscheinen, daselbst die versuchten Einwirkungen Englands zu beobachten und denselben nach Möglichkeit das Gegengewicht zu halten. Daß Rußland sein freundschaftliches Vernehmen mit den vereinigten Nordamerikanischen Staaten nicht als gestört ansieht, davon findet sich der Beweis in einem E K M vor wenigen Tagen ehrerbietigst eingereichten Berichte aus Petersburg über die Aufnahme und Erwiderung, so ein Antrag der nordamerikanischen Regierung über allgemeine Fragen des See-Völkerrechts von Seiten des russischen Hofes gefunden. Österreich hat sich, seines beschränkten Seehandels wegen, nie veranlaßt gesehen, diplomatische Verbindungen mit Nordamerika anzuknüpfen. Dagegen hat der Fürst Metternich, bei Gelegenheit des Ablebens des p. Greuhm, gegen den Fürsten Hatzfeldt42 sehr bestimmt die Hoffnung ausgesprochen, daß die Absendung eines dem Verstorbenen zu gebenden Nachfolgers auch Österreich ein Mittel gewähren möge, von dem Gange und der Entwickelung der Nordamerikanischen Angelegenheiten in fortgehender Kenntnis erhalten zu werden. Unter diesen Umständen scheinen mir keine politischen Bedenklichkeiten vorzuwalten, welche die oben dargelegten, aus kommerziellen Rücksichten abgeleiteten, für die Wiederbesetzung des in Rede stehenden Postens sprechenden Gründe aufwiegen könnten, und ich glaube es daher pflichtmäßig nicht länger aufschieben zu dürfen, bei E K M alleruntertänigst auf die Ernennung eines neuen Minister-Residenten zu Washington anzutragen.“

Insgesamt hielt es Bernstorff also für erforderlich, dass sich ein preußischer Diplomat wie Greuhm dem amerikanischen Markt widmete, den preußischen Handel und die deutsche Schifffahrt unterstützte und das Verhältnis von USA und Amerika insgesamt in den Blick nahm. Schließlich ging es darum, mit Russland, Großbritannien und Frankreich mitzuhalten; denn diese Großmächte stellten trotz MonroeDoktrin ihre diplomatischen Beziehungen zu den USA nicht in Frage. Schließlich argumentiert er mit dem Interesse Metternichs, des Eckpfeilers der Heiligen Allianz, zugunsten des Fortbestandes der diplomatischen Verbindung zu den USA. Gar nicht die Rede war in Bernstorffs Stellungnahme von der Beobachtung des politischen Systems der USA und der politischen Aktivitäten der deutschen Auswanderer, die Metternich wahrscheinlich auch interessierten. Die aber deutsche Politiker wirklich beunruhigenden politischen Aktivitäten von Emigranten in den USA, etwa die des aus Wien stimmenden Grund, setzten erst nach der 1830er Revolution ein. Unterstützung erhielten das Außen- und das Handelsministerium aus Stettin, wenn es auch nicht ganz im Sinne der Minister geschah. Der pommersche Ober-

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Graf Franz Ludwig von Hatzfeld (1756 – 1827), Gesandter in Wien 1822 – 27.

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präsident Sack43, dessen besonderes Anliegen die wirtschaftliche Entwicklung des Stettiner Hafens und Pommerns insgesamt war, setzte sich 1824 dafür ein, den Stettiner Kaufmann Simonius in die USA zu schicken. Sack wollte keinen Karrierediplomaten und versprach sich von der Entsendung dieses in internationalen Handelsbeziehungen erfahrenen Kaufmanns die Anknüpfung besserer Handelsbeziehungen zu Nord- und Südamerika sowie einen Aufschwung der preußischen Ostseehäfen44. Das lehnte die Preußische Regierung allerdings ab. Handelsminister Bülow suchte einen preußischen Vertreter in den USA zu retten, indem er dafür eintrat, statt des vom König abgelehnten Ministerresidenten wenigstens einen Generalkonsul zu entsenden. Er plädierte gegenüber Außenminister Bernstorff dafür, „in der Nähe jener großen, für die Preußische Industrie so überaus wichtigen Weltmärkte, einen einsichtsvollen, dem Preußischen Interesse ergebenen Betrachter zu haben, der das, was sich in jenen Gegenden politisch, merkantilisch, oder staatswirtschaftlich verändert, in Beziehung auf preußische Industrie und Handel richtig aufzufassen vermag und unsere beiderseitigen Ministerien in fortlaufende Kenntnis setzt.“45 Ein preußischer Generalkonsul wäre deshalb von besonderem Interesse, weil „die dortigen Preußischen Konsuln in mehreren Hafenplätzen der Vereinigten Staaten als Amerikanische Bürger und ohne nähere Aufsicht und Anhalt weder dem Preußischen Handel noch unserem Ministerium durch Mitteilungen von Nutzen sind.“ Das entsprach den unmittelbaren Erfahrungen mit den preußischen Konsuln in den Vereinigten Staaten. Auch die Seehandlung unterstützte das Handelsministerium, unter anderem wegen „des Gedeihens des von der Seehandlung in New York eingerichteten Handlungshauses“46. Das Ergebnis der Gespräche zwischen den Ministerien und dem König über das Amt an sich und die verschiedenen Personalvorschläge war, dass der König zwar keinen Ministerresidenten einsetzte47, aber am 6.7. 1824 Regierungsrat Ludwig von Niederstetter zum Geschäftsträger bei den Vereinigten Staaten bestellte, wobei dieser zugleich die Aufsicht über die Konsulate in den USA auszuüben hatte48. Vorbereitet auf die primär wirtschaftlichen Aufgaben seines Amtes war Niederstetter durch seine Tätigkeit in der Regierung in Stettin, im Handelsministerium als Geheimer Regierungsrat und den Besuch der „bedeutendsten Fabrikorte in Beziehung auf den Amerikanischen Handel“ im „Westteil der Monarchie“

43 Sack, Johann August (1764 – 1831). Erst Oberpräsident der Rheinprovinz 1814 – 1816 und dann Pommerns 1816 – 31. 44 Schreiben Sacks vom 14.1. 1824, Anlage zum Schreiben des Handelsministers Bülow an den Außenminister. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869. 45 Bülow am 19.4. 1824 an Bernstorff. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869. 46 Bernstorff am 25.6. 1824 an den König. A. a. O. 47 Kabinettsorder des Königs vom 6.7. 1824. A. a. O. 48 Kopie des Kreditivs Niederstetters vom 12.2. 1825, das Niederstetter nur beim US-Secretary of State beglaubigt. A. a. O.

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182449. Bernstorff und Bülow hatten es so eilig mit der Abreise Niederstetters in die USA, dass dieser seine Reise im Dezember 1824 ohne schriftliche Instruktion begann. Der von Bernstorff in seiner späteren Instruktion gesuchte Spagat zwischen den Vorstellungen des Königs, die etwa denen Bülows entsprachen, und seinen politischen Zielen für die USA brauchte eben seine Zeit. Bernstorff instruierte50 : „Ew. Sendung liegt zwar mehr ein kommerzieller als ein politischer Zweck zum Grunde, nichtsdestoweniger muß ich aber doch wünschen, daß Sie auch auf alle politischen Verhältnisse der vereinigten nordamerikanischen Staaten Ihre Aufmerksamkeit richten und uns von dem Resultate Ihrer Bemerkungen in fortgesetzter Kenntnis erhalten.“ In Bezug auf Südamerika habe er sich „auf die Rolle eines zwar aufmerksamen, aber ruhigen (…) behutsamen Beobachters und Berichterstatters zu beschränken und sich jeder selbsttätigen Wirksamkeit sorgfältig zu enthalten.“ Die Preußische Regierung erwartete zugleich „ausführliche Berichte“ über Handel und Verkehr, verwies ihn auf ein Schreiben Bülows an Greuhm über die mit der Aufsicht über die Konsulate verbundenen Erwartungen und ermächtigte auch ihn, Konsuln in den USA zu berufen. Er informierte ihn, dass der Präsident der Seehandlung Rother51 ihn zum Bevollmächtigten der Seehandlung ernannt habe und ihm die Aufsicht übertragen habe über die von den Kaufleuten Gottfried Boecker aus Elberfeld und L. Skorke aus Danzig errichtete „Faktorei für den Debit Preußischer und Deutscher Fabrikate und Produkte“. Die Instruktion erreichte Niederstetter in England, weil er dort noch bis April 1825 auf günstiges Wetter für die Atlantiküberquerung wartete. Niederstetter konzentrierte sich in den USA entsprechend seiner Herkunft auf die Wirtschaft. Als Generalkonsul kümmerte er sich um die Berufung von neuen Konsuln in New Orleans, Boston und Philadelphia. Er hielt sich kaum in Washington auf, sondern zumeist wie sein Vorgänger in Philadelphia. Zum Ärger Berlins traf mehrere Monate kein Bericht von Niederstetter ein, vor allem kein politischer Bericht. Eine wesentliche Leistung stellten auch seine späteren Berichte bis 1829 kaum dar, sondern der Abschluss des Handels- und Schifffahrtsvertrages von 182852. Im Interesse der Konsolidierung und weiteren Ausdehnung des Handels bestätigten Niederstetter und Secretary of State Clay53 in dem neuen Vertrag das Prinzip der Gegenseitigkeit, was für die Handeltreibenden dasselbe bedeutete wie die in den Verträgen von 1785 und 1799 betonte Meistbegünstigung. Besonderen Wert legte die 49 Niederstetter am 17.12. 1824 aus London an Bernstorff. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 574, Bd. 2. 50 Bernstorff am 12.2. 1825 an Niederstetter, Entwurf. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 574, Bd. 2. 51 Rother, Christian von (1778 – 1849), seit 1810 im Preußischen Finanzministerium, 1820 – 1848 Präsident der Preußischen Seehandlung, 1836 Staatsminister. 52 Treaty of Commerce and Navigation, S. 1496 ff., in: Treaties, Conventions. – Gesetzsammlung für die Königlich- Preußischen Staaten 1829, S. 25. 53 Clay, Henry (1777 – 1852), Democratic Republican 1805 – 26, Anti-Jacksonian 1831 – 36, dann Whig; für Kentucky im Senat 1805/6, 1809/10, 1831 – 52; mehrfach im Repräsentantenhaus für Kentucky, Secretary of State 1825 – 29.

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Preußische Regierung auf die Sicherung des neutralen Handels in Kriegszeiten54. Im Interesse des Grundsatzes „Frei Schiff frei Gut“ griffen die Vertragspartner den entsprechenden Artikel 12 des Vertrages von 1785 wieder auf. Zum Schutz des Freihandels übernahmen sie ebenfalls Artikel 13 bis 23 des Vertrages von 1799. Eine kleine Formalität verdeutlicht das seit den Verträgen bis 1800 gewandelte Selbstbewusstsein der USA. Während in den Verträgen von 1785 und 1799 die preußische Seite in jeder Fassung zuerst genannt wurde und auch jeweils zuerst unterzeichnete, setzten die USA wie vorher schon gegenüber Großbritannien, Frankreich und Russland55 nun beim Vertrag mit Preußen von 1828 das alternierende Verfahren durch, so dass die preußische Seite nur bei der preußischen Fassung zuerst kam. Mit dem Alternat demonstrierte die Republik so nebenbei, dass sie den Monarchien gleichberechtigt gegenüberstand. Nachdem 1829 die Ratifikation vollzogen war, setzte Niederstetter alles nur Mögliche in Bewegung, um von seinem Amt in Amerika abberufen zu werden. Er hatte sich offensichtlich nicht in den USA einleben können, schon weil er die englische Sprache unzureichend beherrschte. Noch dazu verstarb das einzige Kind in den USA. Er schrieb die bittersten Klagen über den „Mangel an Literatur und Kunst, Klima und Landessitte oder vielmehr Unsitte“56. Er kolportierte westeuropäische Vorurteile, ohne sich mit der Literatur, etwa mit den Romanen von James Fenimore Cooper oder den Dramen von William Dunlop und den Anfängen Nathaniel Hawthornes oder der Malerei befasst zu haben. Er beklagte seinen Geldmangel mit Recht, die Belastungen seiner Gesundheit und der seiner Frau und die Sehnsucht nach Europa, nach seinem Vaterland, nach Berlin. Einen Urlaub zur Wiederherstellung beider Gesundheit trat er 1830 in Frankreich auf unbestimmte Zeit an. 1832 bat er aus gesundheitlichen Gründen „inständigst“, ihn von der Rückkehr nach den Vereinigten Staaten zu entbinden57, so dass ihn der König schließlich zum Generalkonsul in Warschau bestellte. Gerade während der Zollauseinandersetzungen im Kongress fehlte also ein preußischer Diplomat in Washington, um eine ungünstige Einstufung preußischer Textilien zu verhindern, während der britische und der französische Gesandte nach Meinung deutscher Fabrikanten58 die Auswirkungen des Compromise Tariff von 1833 auf ihren Export abzumildern vermochten. Da der neue Zolltarif bis 1842 galt, gab es erst in den vierziger Jahren eine vergleichbare Möglichkeit der Einwirkung im 54

Bernstorff am 31.1. 1828 an Niederstetter, GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5269. Siehe dazu den Schriftwechsel der preußischen Gesandten in Paris, London und St. Petersburg mit dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in Berlin zum Alternat vor Unterzeichnung des Vertrages von 1828. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5269. 56 Niederstetter am 13.4. 1829 an das Außenministerium. GStA PK, III.HA MdA, I. Nr. 7869. 57 Niederstetter am 6.6. 1832 an das Außenministerium. A. a. O. 58 Beuth aus dem Ministerium des Innern für Handel und Gewerbe am 24.12. 1833 (mit Abschriften der Regierung in Merseburg und von Textilhändlern) an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5271. 55

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Sinne des Zollvereinsexportes. Unter dem Eindruck der Zolltarifänderungen in den USA und der unterschiedlichen Nachrichten über die Auswirkungen beklagte der seinerzeitige Leiter der preußischen Wirtschaftspolitik Beuth59 mit Recht gegenüber dem Außenministerium: „Bei den hiernach obwaltenden Umständen dürfte es im vorliegenden Falle wünschenswert gewesen sein, das diesseitige Interesse bei den vereinigten Staaten von Nordamerika durch einen Königlichen Geschäftsträger daselbst vorzunehmen (…)“.60 Berlin wurde sich also zusehends der Nachteile bewusst, die aus dem Fehlen eines eigenen Diplomaten in Washington erwuchsen. Dass sich zwischen 1830 und 1834 kein preußischer Diplomat in den USA sehen ließ, hatte nichts mit den europäischen Unruhen dieser Jahre zu tun und lag nicht an König und Regierung, sondern ganz einfach an der mangelnden Attraktivität speziell der Vertretungsaufgabe in der amerikanischen Republik. Es handelte sich einerseits darum, jemand zu finden, der sowohl diplomatisch als auch wirtschaftlich geschult war, und es schwer war „ein so ausgerüstetes Individuum zu finden“, wie es in einem Gutachten aus der Handelsabteilung des Außenministeriums hieß61; und andererseits honorierte der Staat solche Qualifikationen nur schwach, und vor allem empfanden die preußischen Diplomaten ein Amt in den USA nicht als karrieredienlich. Das Ansehen des Amtes in den USA änderte sich im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und bei seinen Diplomaten erst unter Bismarck62. Außenminister Ancillon63 suchte eineinhalb Jahre nach einem geeigneten Interessenten für das Amt des Geschäftsträgers in den USA. Er konnte inzwischen für die Geschäftsträgerfunktion statt der von Niederstetter beklagten 6000 Thaler jährlich 7000 bieten. Schließlich erklärte sich im Juni 1833 Friedrich von Rönne64 bereit, in 59

Beuth, Peter Christian Wilhelm (1781 – 1853), seit 1810 im Finanzministerium, 1813/14 Freikorps Lützow, dann wieder im Finanzministerium als Geheimer Oberfinanzrat, dann im Handelsministerium, ab 1821 im Staatsrat, 1830 – 1845 Direktor der Abteilung für Gewerbe, Handel und Bauwesen im Innenministerium, später Finanzministerium. 60 Beuth am 7.3. 1834 an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5271. 61 Gutachten des Geheimen Legationsrats Philipsborn aus dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten über die Besetzung einer Vertretung in den USA. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869. 62 Bismarck, Otto von (1815 – 98), 1851 – 58 Gesandter Preußens im Bundestag, 1859 – 62 Gesandter in St. Petersburg, 1862 Gesandter in Paris, ab 1862 Ministerpräsident und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, ab 1867 Kanzler. 63 Ancillon, Johann Peter Friedrich (1767 – 1837), erst Legationsrat und 1832 – 37 Außenminister. 64 Friedrich Ludwig von Rönne (geb. 1798 in Seestemühe bei Uetersen, gest. 1865 in Berlin), 1820 – 31 im preußischen Justizdienst, zuletzt als Rat am Kammergericht in Berlin, 1831 – 34 als Rat an der Regierung in Potsdam, 1834 – 36 Geschäftsträger in Washington, 1836 – 43 Ministerresident in Washington, 1843 – 48 Präsident des Preußischen Handelsamtes und Mitglied des Staatsrates, 1848 Mitglied der Nationalversammlung und Vorsitzender des Volkswirtschaftlichen Ausschusses, 1849/50 Gesandter der Provisorischen Zentralgewalt in Washington, 1858 – 65 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses. – s. Schütz, Rüdiger:

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die USA zu gehen, wobei ihm das Amt eines Ministerresidenten in Aussicht gestellt wurde. Er hatte seit 1831 als Rat bei der Regierung zu Potsdam vornehmlich Handels- und Zollangelegenheiten bearbeitet. Von Bassewitz65, Regierungspräsident von Potsdam und Oberpräsident von Brandenburg, der nach Treitschke „eine ganze Schule tüchtiger Verwaltungsbeamter“66 heranzog, erteilte seinem Beamten Rönne „wegen seiner Brauchbarkeit und seiner Gesinnungen das vorteilhafteste Zeugnis“67. Der König wünschte einen Beamten, „welcher die gewerblichen und Handels-Verhältnisse sowohl im Allgemeinen als besonders in Beziehung auf die diesseitigen Staaten gründlich kennt.“68 So war es sinnvoll, dass der König Rönne, nachdem er ihn 1833 zum Geschäftsträger ernannt hatte, nach einer Einführung in die diplomatischen Aufgaben69 mehrere Wochen „die wichtigsten Preußischen Handels- und Fabrikplätze“ besuchen ließ, also Stettin, Schlesien, Westfalen und die Rheinprovinz70. Auch seinen einzigen Urlaub in den neun Jahren seines Aufenthaltes in den USA im Jahr 1838 nutzte er mit dazu, sich über preußische Industriestandorte auf den neuesten Informationsstand zu bringen. Während Preußen nur den Status eines Geschäftsträgers in den USA vorsah, ließen sich Großbritannien, Russland, Frankreich und Spanien durch Gesandte in Washington vertreten. Die USA zeigten ihrerseits auch für diese in Amerika territorial engagierten Mächte das größte Interesse. Selbst Belgien unterhielt vor Preußen einen Ministerresidenten in der US-Hauptstadt, da es frühzeitig die Bedeutung der USA als Absatzmarkt für seine aufstrebende Industrie begriffen hatte. Nur die Niederlande, die nordischen und die südamerikanischen Staaten entsandten wie Preußen Geschäftsträger. Die außerpreußischen deutschen Staaten segelten im Verhältnis zu den USA mehr oder weniger im Kielwasser Preußens. Die Handels- und Schifffahrtsverträge mit den Hansestädten vom 20.12. 1827, mit Österreich vom 27.8. 1829, mit Hannover und Oldenburg vom 10.6. 1846 und mit Mecklenburg vom 9.12. 1847 entsprachen den preußisch-amerikanischen Vorlagen. Österreich war einige Jahre die einzige europäische Großmacht, die nicht in Washington diplomatisch vertreten war. Den im August 1829 von Österreich mit den USA abgeschlossenen Handels- und Schifffahrtsvertrag, eine im Vergleich zu den preußisch-amerikanischen Verträgen wirkDie Preußisch-Amerikanischen Beziehungen in der Ära Rönne von 1834 bis 1843/50, S. 31 – 73 in: Forschungen zur Brandenburgischen und preußischen Geschichte, 1994, Heft 1. 65 Friedrich Magnus von Bassewitz (1773 – 1858), Regierungspräsident in Potsdam 1810 – 1842, Oberpräsident der Provinz Brandenburg 1825 – 40. 66 von Treitschke, Heinrich: Deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts, 1882, 2. Teil, S. 255. 67 Ancillon am 18.6. 1833 an Innenminister Schuckmann und Brenn und Finanzminister Maaßen,. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869. 68 Der König am 3.6. 1833 an Ancillon. A. a. O. 69 Allem Anschein geschah das im Wesentlichen durch Legationsrat Eichhorn, einem Mitglied der seit 1827 tätigen Examinationskommission für den diplomatischen Dienst. 70 Rönne am 11.8. 1833 aus Berlin an Ancillon. A. a. O.

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lich nur auf den Handel reduzierte Fassung, vereinbarte der österreichische Generalkonsul in New York Baron von Lederer mit der US-Administration. Der österreichische Kaiser entsandte 1838 als seinen ersten Vertreter Wenzel Philipp Baron von Mareschal als Ministerresidenten in die USA, der vorher beim brasilianischen Kaiser tätig gewesen war. Die USA schickten 1838 mit Henry August Philipp Mühlenberg ihren ersten Vertreter nach Österreich. Bis 1845 und wieder ab 1854 nahmen die US-Diplomaten den Rang von Gesandten ein, zwischendurch entsprechend den Gepflogenheiten Österreichs nur noch den des Geschäftsträgers. Vor allem Bremen wickelte neben Hamburg und Triest den deutschen Handel mit den USA ab, während die preußischen Ostseehäfen dafür – schon wegen der Sundzölle – nur von geringer Bedeutung waren. Den rechtlichen Rahmen des Handelsverkehrs zwischen den USA und Bremen, Hamburg und Lübeck stellte der Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag von 1827/2871 dar, der nach dem Vorbild der amerikanisch-preußischen Verträge gestaltet war. Trotz seiner Bedeutung für den transatlantischen Handel unterhielt Bremen bis zum Anfang der fünfziger Jahre nur einen Generalkonsul in Baltimore und Konsulate in anderen Hafenstädten der USA. Wichtig war der preußische Diplomat in Washington als Kontaktperson der Hansestädte zur US-Administration und zum Kongress, wenn es um die US-Handelspolitik ging. Als Dank für Rönnes Einsatz zugunsten niedriger Zölle machte ihm die Hansestadt Bremen 1842 zum Beispiel Rheinwein aus dem Bremer Ratskeller zum Geschenk72. Es entsandte 1853 Rudolf von Schleiden als Ministerresidenten in die USA; aber die USA unterhielten demgegenüber weiterhin nur ein Konsulat in Bremen und regelten politische bilaterale Fragen je nach Bedarf entweder durch den Konsul vor Ort oder über den US-Gesandten in Berlin, etwa Konflikte wegen der deutschen Wehrdienst-Ansprüche an Auswanderer, die in die deutschen Staaten zurückkehrten. Ab 1853 gab es die Möglichkeit des direkten Gespräches eines Bremer Diplomaten mit den US-Institutionen in Washington. Die USA erkannten die Bedeutung Bremens, Hamburgs und Triests für den transatlantischen Handel Mitteleuropas frühzeitig dadurch besonders an, dass sie dort ihre ersten konsularischen Vertretungen einrichteten. 1790 beriefen die USA in Hamburg einen Vizekonsul, 1794 in Bremen einen Konsul und 1797 einen Konsul in Triest. Die erste konsularische Vertretung der USA in Deutschland außerhalb der beiden Hansestädte gab es 1829 in Frankfurt am Main, als die USA den dortigen Kaufmann Ernst Schwendler zu ihrem Konsul bestellten. Schwendler amtierte bis 1854 und stellte für die USA eine wichtige Autorität in Handelsfragen dar. Die direkte Verbindung zu den preußischen Provinzen und ihren Ostseehäfen wurde offensichtlich erst später handelspolitisch interessant. In Preußen beriefen die USA in Elberfeld zunächst nur einen Konsularagenten. Dann richteten sie in Stettin ab 1843 71

s. dazu Prüser, Ludwig: Die Handelsverträge der Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg mit überseeischen Staaten im 19. Jahrhundert, Bremen 1962. 72 Mit Schreiben vom 16.5. 1842 genehmigte Ancillon Rönne die Annahme des Ehrengeschenkes. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869.

2. Die Intensivierung der diplomatischen Beziehungen durch Rönne

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dauernd ein Konsulat unter dem Kaufmann Friedrich Schillow ein; und ein in Kassel residierender Kaufmann Karl Graebe, der für die verschiedenen Hessen zuständig war, betreute ab 1846 zugleich die preußische Rheinprovinz und Westfalen. 1850 entzog Präsident Taylor Graebe die Zuständigkeit für die preußischen Provinzen und setzte in Aachen einen eigenen Konsul ein, der den Konsularagenten in den westlichen Provinzen vorstand so wie der Stettiner Konsul denen in den Ostprovinzen. Das US-Konsulat in Aachen entwickelte sich zur wichtigsten Schaltstelle für den USHandel mit dem Zollverein neben den Hansestädten. Der Versuch, in Berlin ein USKonsulat einzurichten, scheiterte 1837/38 noch und führte erst 1865 zum Erfolg.

2. Die Intensivierung der diplomatischen Beziehungen durch Rönne a) Rönne als Geschäftsträger und Ministerresident in den USA Rönne passte genauso wenig zu den preußischen Kollegen aus dem diplomatischen Dienst wie Niederstetter. Er war nicht von der seit 1827 die Zulassung zum diplomatischen Dienst regelnden Examinationskommission geprüft und kam aus der inneren Verwaltung. Er sprach zwar die erforderlichen Fremdsprachen, verfügte aber nicht über Auslandserfahrung. Dafür zeigte er mehr Verständnis für Wirtschaftsfragen als die meisten seiner Amtsgenossen. Im Gegensatz zu Niederstetter zeichnete ihn wohl auch mehr Interesse am Neuen, mehr Durchhaltevermögen aus, und er führte vor allem eine Familie mit, die allem Anschein nach seinen vom Gewohnten abweichenden Lebensstil in den USA mittrug. Rönne war bisher in den Justizdienst und die innere Verwaltung eingebunden und sollte nun auf sich allein gestellt in diplomatischer Mission auf einem durch die Vorgänger nur geringfügig vorbereiteten Terrain tätig sein. Am 26.4. 1834 schiffte er sich mit seiner Frau und seinen damals drei Kindern auf dem Segler „Baltimore“ ein73, und nach 53 Tagen, also nach „einer sehr beschwerlichen und durch Stürme und beständig widrige Winde in die Länge gezogenen Reise“ traf er in Baltimore ein74. Er 73 Rönne aus Glückstadt am 4.4. 1834 an Eichhorn, nachdem er in Hamburg endlich ein Schiff für die Überfahrt gefunden hatte: „Die meisten Schiffe waren so schlecht und so wenig für die Aufnahme von Passagieren geeignet, daß ich die Hoffnung, in Hamburg ein Schiff zu finden, schon ganz aufgab und schon Schritte getan hatte, um über London zu gehen, als ich noch ganz unvermerkt das sehr große Schiff Baltimore fand, welches mich direkt bringen wird.“ Der Kapitän hoffe in rund 30 oder 40 Tagen in Baltimore zu sein. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 574, Bd. 2. 74 Rönne am 19.6. 1834 an Ancillon. GStA PK, Bestand Westhafen, Preußisches Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Politische Abteilung III.HA MdA, I. Preußische diplomatische Vertretung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika Nr. 7882 Korrespondenz

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suchte sich eine Unterkunft in einem Boarding House; eine dauerhafte Bleibe fand er nie während seines neunjährigen Aufenthaltes in den USA. Seinem Gönner Eichhorn im Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten75 schrieb er im Januar 1838 aus dem von ihm bevorzugten Northampton, einer kleinen Landstadt in Massachusetts76: „Es gefällt uns hier noch immer besser wie irgendwo in Amerika. Wir können zurückgezogen leben, ohne abgeschieden von der Welt zu sein, da es hier an gebildeten und unterrichteten Personen nicht fehlt und da der tägliche Verkehr mit Boston, New York, Albany und dem an Kanada grenzenden Staat Vermont diesen Ort vorzugsweise interessant macht. Meine Kinder besuchen eine hiesige ziemlich gute Schule; doch werde ich meine älteste 13 Jahre alte Tochter im Frühjahr zu meinen Eltern schicken, da das Leben in einem Boarding Haus, wenngleich dem deutschen Gaststättenbetrieb nicht zu vergleichen, doch für ein junges Mädchen nicht gut ist. Dies ist ein neues schmerzliches Opfer. Doch müssen meine Frau und ich uns damit trösten, unsere Kinder77 dort in den besten Händen zu wissen. Mein ältester Sohn ist schon seit 1 12 Jahren in Altona.“ Dass die Familie ihn begleitete, war familiär also nicht unproblematisch, aber unter dem beruflichen Aspekt ist nicht unwichtig, dass ihm dadurch Türen geöffnet wurden – etwa in das amerikanische Schulwesen, durch die Greuhm und Niederstetter nie gegangen waren. Entscheidend wurde die Erkundung der wirtschaftspolitischen Bedingungen und die Pflege der Wirtschaftsbeziehungen. Die Instruktion für Rönne78 konzentrierte sich auf den Handel: „Der wesentliche Zweck der Entsendung eines Königlichen Geschäftsträgers und General-Konsuls nach den vereinigten Staaten besteht in der dortigen Wahrnehmung der diesseitigen Handels-Interessen und in der möglichsten Fürsorge für die Vermehrung der gegenseitigen Handels- und Schiffahrtsverbindungen.“ Die politischen Anliegen spielten nur insofern eine Rolle, als Ancillon auf die früheren Instruktionen verwies. Besonders legte er ihm in seiner Funktion als Generalkonsul die schon von Bülow gegenüber Niederstetter geforderte regelmäßige konsularische Berichterstattung ans Herz. Nach seiner Ankunft nahm Rönne sofort Kontakt auf zum Konsul Arnold Halbach79, Kaufmann und Reeder in Philadelphia, und dann zu den anderen preußischen Konsuln. Schon vor der Überreichung des Beglaubigungsschreibens am 24.6. 1834 mit Washington. – Bei Struckmann, Johann Caspar: Preußische Diplomaten im 19. Jahrhundert, Berlin 2003, S. 208, sind Ankunft in den USA und Akkreditierung falsch datiert. 75 Zur Entwicklung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten im 19. Jahrhundert s. Grypa, Dietmar: Der diplomatische Dienst des Königreichs Preußen (1815 – 1866), Berlin 2008. 76 Rönne an Eichhorn am 25.1. 1838. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869. 77 Rönne hatte fünf Kinder. Die drei Kleinsten blieben auch in der Folgezeit in den USA. Zum Problem wurde die Erziehung der beiden Ältesten in Altona, als der Großvater 1838 starb und sich die Großmutter allein zu kümmern hatte. 78 Ancillon am 2.4. 1834 an Rönne (Konzept). GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 574, Bd. 2. 79 Halbach, Arnold (1787 – 1869), Preußischer Konsul in Philadelphia 1830 – 1837, dann US-Konsul in Berlin 1837/38.

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an Secretary of State McLane80 begann er seine Berichterstattung – ohne allerdings über ein Büro, geschweige denn über Hilfskräfte zu verfügen, wie es die preußischen Gesandten in den europäischen Metropolen gewohnt waren. Wenn Rönne krank war wie im Winter 1837/38, ruhte der Betrieb der preußischen Vertretung. Erst Rönnes Nachfolger Gerolt erhielt 1847 mit Regierungsassessor Lischke einen Attaché zur Unterstützung bei seiner Arbeit. In den fünfziger Jahren arbeiteten in der Washingtoner Mission in der Regel zwei Bürokräfte, als sich Gerolt in den Kreis der normalen preußischen Vertretungen hineingestritten hatte. Der sehr begrenzte Umfang von Rönnes Arbeitsmöglichkeiten erleichterte es, dass er sich in den USA überall nur kurzfristig aufhielt. Während der KongressSitzungen weilte er zumeist in Washington81, wo er in der Regel ein preisgünstiges Boarding House zur Unterkunft nutzte82. Aber insgesamt genauso häufig hielt er sich in den Handelsmetropolen Baltimore, New York und Philadelphia oder in deren Nähe auf, etwa in Bristol bei Philadelphia oder in Brunswick NJ, auf halbem Weg zwischen New York und Philadelphia gelegen. Direkt in Philadelphia im Winter 1839/40 mit seiner Familie zu wohnen, erlaubte ihm die 1839 bei seinem Urlaub in Preußen erwirkte Zulage, so dass er sich für sein Amt als Schiedsrichter in den Differenzen zwischen den USA und Mexiko juristisch angemessen zu informieren vermochte und seine Frau nicht in „einem elenden Dorfe“ wohnen musste83. Gerade weil er sich außerhalb Washingtons vornehmlich in Wirtschaftszentren der Oststaaten umsah, konnte er zu seinem neunjährigen Aufenthalt sagen: „(…) ich habe mich nicht bloß in diplomatischen Zirkeln bewegt, ich habe Belehrung gesucht in den Comptoirs und Magazinen der Kaufleute, den Werkstätten der Fabrikanten, ich habe das ganze Land von einem Ende zum anderen durchreiset und mich an den verschiedensten Orten längere Zeit aufgehalten.“84 Allerdings stand im Zentrum seiner Aktivitäten und seines Interesses immer der wirtschaftlich am weitesten entwickelte Nordosten, über den der Handelsaustausch zwischen den USA und Mitteleuropa im Wesentlichen erfolgte. Zu den Kontakten zur Wirtschaft vermochten ihm nicht zuletzt die dort im Handel tätigen preußischen Honorarkonsuln zu 80

McLane, Louis (1786 – 1857), Federalist, Democrat, Representative von Delaware 1817 – 26, Senator von Delaware 1827 – 29, US-Secretary of the Treasury 1831 – 33, US-Secretary of State 1833 – 34, US-Gesandter in London 1829 – 31, 1845/46. 81 Erst sein Nachfolger Gerolt, ab 1844 mit seiner stärker politischen Funktion, hielt sich mehr und mehr in Washington auf. Ein eigenes Gesandtschaftsgebäude erwarb erst das Reich in Washington, so wie auch die USA erst in dieser Zeit eine Residenz für ihren Vertreter in Berlin einrichteten. 82 Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Washington im ersten Halbjahr 1837 schrieb Rönne am 18.6. 1837 an Eichhorn (Konzept): „Der dortige Aufenthalt hat mich viel Geld gekostet und mir die Überzeugung verschafft, daß ich dort mit meiner Familie, selbst wenn mein Gehalt auf 8000 Thaler erhöht werden sollte, gar nicht leben kann.“ GStA PK, VI. HA, Nachlass Rönne Nr. 6. 83 Rönne am 12.12. 1839 aus Philadelphia an Eichhorn. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7932. Bd. 1. 84 von Rönne, Julius: Friedrich von Rönne, S. 130, s. auch S. 18 f., S. 25.

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verhelfen, namentlich der preußische Konsul Schmidt in New York, dessen „Diensteifer, seine Geschäftskenntnis und seine ausgebreitete Bekanntschaft“85 Rönne sehr bald wahrgenommen hatte. Die den gewonnenen Kenntnisstand widerspiegelnden detaillierten Wirtschaftsberichte Rönnes leitete die Handelsabteilung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten in Auszügen direkt an interessierte Handelskammern weiter. Mit der Einrichtung des Handelsarchivs 1847 wurden die Wirtschaftsberichte aus den USA und die konsularischen Jahresberichte dort in Auszügen publiziert und fanden eine noch weitere Verbreitung. Für den Handel Westfalens, des Rheinlandes und Schlesiens waren besonders die Anregungen zu einer Verbesserung der Textilprodukte wichtig (z. B. 20.8.34). Welche Bedeutung die Wirtschaftsberichte Rönnes selbst für Stettin hatten, das zu dem Handel mit den USA angesichts der Sundzölle nur zu einem geringen Teil beitrug, betonten die Vorsteher der Stettiner Kaufmannschaft86 gemeinsam gegenüber dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten Werther87, als 1838 das Gerücht aufkam, Rönne könne versetzt werden. Mit guten Argumenten verwandten sie sich zugunsten des Verbleibens von Rönne. Sie hätten mehrfach Rönnes Wirtschaftsberichte erhalten, die „vornehmlich eine ebenso unparteiische als klare Ansicht der dortigen Handels-Verhältnisse enthielten, deren Einzelheiten mit der umsichtigsten Sorgfalt aufgefaßt und dargelegt“ waren. Rönnes Informationen hätten mehrere „Mitglieder unserer Korporation und vornehmlich uns selbst (…) schon seit längerer Zeit zum dankbarsten Anerkenntnis der dienstlichen Bemühungen des Herrn Residenten verpflichtet. Denn nicht nur die einzelnen Mitglieder der Korporation fanden in jedem besonderen Falle Rat, Unterstützung usw. bei dem Herrn p. p. v. Rönne, sondern das Eisenbahn-Comité konnte aus dessen Mitteilungen gründliche Belehrungen und wahrhaften Vorteil für die Sache schöpfen. Nicht minder ist die Preuß. See-Assekuranz Comp. demselben die Erhaltung eines Kapitals von 10 000 Thalern durch die vielfältigsten Bemühungen und die aufopferndste Aufmerksamkeit in Sammlung der erforderlichen Beweises-Dokumente schuldig.“ Sie wünschten unbedingt das Verbleiben „in seinem bisherigen Wirkungskreise“. Nach diesem Appell zerstreute Werther die Befürchtungen. Die in Stettin so wortreich anerkannte Fähigkeit Rönnes, sich im Wirtschafts-Recht zurechtzufinden und erfolgreich zu sein, musste dieser besonders bei seiner Schiedsrichtertätigkeit Anfang der vierziger Jahre unter Beweis stellen. Sachsen, den wichtigsten Partner Preußens auf dem US-Markt, versorgte die Preußische Regierung ebenfalls ab und an mit Rönnes Informationen. Eine Intervention Rönnes in Washington wegen einer ungünstigen Einstufung von preußischen Textilien beim Zolltarif betraf häufig genauso sächsische Textilien, und die säch85 Rönne am 10.5. 1839 über Schmidt an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten Werther. GStA PK, III.HA MdA, II., Nr. 574 Bd. 2. 86 Die Vorsteher der Stettiner Kaufmannschaft (Müller, Simon, Goldschmidt, Wichmann, Theune) am 8.8. 1838 an Werther. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 574 Bd. 2. 87 Werther, Heinrich Wilhelm Freiherr von (1772 – 1859), Gesandter in London 1821 – 24, Gesandter in Paris 1824 – 37, Minister der auswärtigen Angelegenheiten 1837 – 41.

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sische Regierung wusste Rönnes Einwirken auf State Department und Treasury Department genauso zu schätzen88. Die vor allem den transatlantischen Handel abwickelnden Hansestädte Bremen und Hamburg erkannten die Dienste Rönnes ebenfalls an. Für sie war der erfolgreiche Einsatz Rönnes für den handelsvertraglichen Erhalt der Meistbegünstigung gegen alle Bemühungen amerikanischer Reeder wichtig. Rönne war sich bewusst, wie entscheidend das Gedeihen des Zollvereinshandels mit dem ungehinderten Schiffsverkehr der Hansestädte verknüpft war. In seinem letzten Wirtschaftsbericht 184389 stellte er in Frage, dass „überhaupt eine wahre Reziprozität zwischen dem Zollverein und den Vereinigten Staaten gesichert werden kann, wenn nicht zugleich eine Garantie vorhanden ist, daß auch zwischen unseren Ausfuhrhäfen an der Nordsee (namentlich und besonders den Hansestädten, die der Natur ihrer Sache nach den größeren Teil des deutschen Verkehrs mit den Vereinigten Staaten in ihren Schiffen besorgen) und den Vereinigten Staaten eine Reziprozität besteht. Gehörten diese Staaten zum Zollverein, so würde die Schwierigkeit von selbst behoben sein; aber auch so lange sie nicht dazu gehören, ist doch in der fraglichen Beziehung das Interesse ein gemeinschaftliches auch ebenso wie Hamburg, Bremen und Lübeck (die kein politisches Band aneinander knüpft, die verschiedene Verfassungen und eine verschiedene Zollgesetzgebung haben) sich ihres gemeinschaftlichen Interesses wegen vereinigt haben, um mit den transatlantischen Staaten Reziprozitätstraktate zu schließen, ebenso möchte sich zu gleichem Behuf eine Vereinigung zwischen den Uferstaaten und dem Zollverein stiften lassen; hier würde man der Sache nicht abgeneigt sein90. Es ist einem hohen Ministerium bekannt, daß die hiesigen Schiffsrheder es nicht an Versuchen haben fehlen lassen, eine Maßregel zu Gunsten der hiesigen Rheder zu gründen. Kennedy vom Hause der Repräsentanten, der als das Organ derselben betrachtet werden kann, erstattete schon in der vorletzten Sitzung den (…) Bericht worin er die Aufkündigung der Reziprozitätstraktate in Vorschlag brachte. Die Sache wurde auch diesmal wieder sehr eifrig, aber zugleich sehr geheim betrieben, aber die Maßregel, wie das hier so häufig geschieht, als eine angeblich vernünftige durchzubringen, ohne daß man im Kongreß eben Notiz davon genommen hätte. Man kann bei solchen Gelegenheiten niemals versuchen, die Ansichten derjenigen Kongreßmitglieder zu ändern, die sich einmal ihren Konstituenten zur Durchsetzung einer Maßregel verpflichtet haben. Indes es kommt wesentlich darauf an, die vielen Mitglieder, die ein entgegengesetztes Interesse haben, die aber aus Unwissenheit oder aus anderen Gründen von der Maßregel gar keine oder nur eine unvollkommene Kenntnis haben, darauf aufmerksam zu machen. In diesem Sinn habe ich gewirkt.“

In der Frage der gegenseitigen Meistbegünstigung blieb Rönne grundsätzlich erfolgreich; die vor seiner Amtszeit erfolgte Abweichung von dem Reziprozitätstraktat durch eine einseitige Zollbegünstigung von französischem Wein (1803) ge88 s. Dankschreiben der Sächsischen Regierung an den Preußischen Gesandten in Dresden Jordan vom 9.2. 1839. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5274. 89 Rönne am 12.3. 1843 aus Washington an das Ministerium der auswärtiugen Angelegenheiten. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5276. 90 Von den Nordseeanrainer-Staaten schlossen sich 1854 Oldenburg und Hannover 1854 an den Zollverein an, die anderen Uferstaaten folgten in den sechziger und achtziger Jahren.

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genüber der Einfuhr von preußischem Wein (Berichte vom 29.5.36, 20.7.36, 20.2.37) blieb eine Ausnahme. Kaum zu beeinflussen war von ihm die Zollpolitik 1842. Den Compromise Tariff von 1832, der eine allmähliche Absenkung des Zolls bis 1842 auf das Niveau von 1816 bewirkte, rührte der Kongress nicht an. Als sich der Kongress dann nach der Zehnjahrespause 1842 schon im Sinne der Haushaltskonsolidierung um einen neuen Zolltarif bemühte, blieben die europäischen Diplomaten erstaunlich einflusslos. Rönne resümierte, als er am 1.9. 1842 Berlin die druckfrische Bill zuschickte91: „Es war bei der Eile und bei der Art und Weise, wie die Bill am Ende der Session noch gegen alle Erwartung passierte, unmöglich, irgend eine irgend erhebliche Abänderung oder Modifikation zu bewirken. Die deshalb, hauptsächlich auf meinen Wunsch, wiederholt von Senator Wright92 in Bezug auf Seidenwaren und Halbwaren (gemeint: Halbseidenwaren, der Verf.) etc. gemachten Versuche wolle ein hohes Ministerium aus den Beilagen meines gehorsamsten Berichtes vom 27ten v. M. ebenfalls gewogentlichst ersehen. Eine eigentliche Diskussion fand gar nicht statt. Die Majorität, womit die Bill in beiden Häusern passierte, war so gering, daß jede einigermaßen unwesentliche Änderung das Schicksal der Bill in Frage gestellt haben würde. Die Bill ist durchgehend protektiv, in sehr sehr vielen Fällen prohibitiv. (…)“ Nicht einmal die südstaatlichen Politiker konnten den Black Tariff verhindern, und selbst sie vermochten erst 1846 mit dem Walker Tariff einen Niedrigzoll entsprechend ihren Vorstellungen zu erreichen. Diese Zollsenkung, in deren Diskussion sich Gerolt einzuschalten wusste, ermöglichte Zollverein und Hansestädten den dauernden Anstieg ihrer Exporte. Bei aller Nähe zur südstaatlichen Zollpolitik blieb Rönne dem Wirtschaftsleben des Südens erstaunlich fern. Mit Vertretern der Pflanzer verhandelte er; aber eine Plantage, die entscheidende Form der landwirtschaftlichen Produktion des Südens, hat er offenbar nie besucht. Über das „Manufakturwesen“ in Boston und Umgebung informierte er sich, und zwar durch Vermittlung des Bostoner Großhändlers Lawrence93 (7.10. 1836). Er bewegte sich überhaupt vorwiegend im städtischen Bürgertum des Nordostens, den „besseren Klassen“, die sich im Zeichen der „Refeudalisierung“ (Finzsch) in ihrem Lebensstil besonders von Handwerkern, Bauern und „Pöbel“, also „dem großen Haufen“ abhoben. Mithalten konnte der bescheiden lebende Preuße allerdings mit dem Lebensstil der Großkaufleute und Fabrikanten genauso wenig wie mit dem der führenden Plantagenbesitzer. Der König hatte Rönne am 18.7. 1833 nur zum Geschäftsträger in den USA ernannt, ihn damit also relativ niedrig eingestuft mit dem entsprechend niedrigen 91 Rönne am 1.9. 1842 an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5276. – s. auch seinen Immediatbericht vom 27.8. 1842. 92 Wright, Silas Jr (1795 – 47), Democrat, US-Representative von New York 1827 – 30, USSenator von New York 1833 – 44, Governor von New York 1845 – 47. 93 Lawrence, Abbott (1792 – 1855), Anti-Jacksonian, Whig, Representative von Massachusetts 1835 – 37 und 1839/40, 1850 – 52 US-Gesandter in London.

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Gehalt. Als Chargé d’Affaires war er wie Niederstetter nur beim Secretary of State akkreditiert94, nicht beim Präsidenten. Umso mehr bemühte er sich, die ungünstigen Voraussetzungen während seiner zeitweiligen Anwesenheit am Sitz der Administration möglichst auszugleichen. Er verstand es, seine Kontakte zu den Kollegen des Diplomatischen Korps, zu den Washingtoner Politikern und den Beamten vor Ort so zu entwickeln, dass er sich in seinen Berichten politisch als gut informiert auszuweisen vermochte. Zusätzlich gewann er die entscheidenden Wirtschaftsinformationen durch seine Aufenthalte außerhalb in den Handelszentren der nordöstlichen Staaten. Außenminister Ancillon merkte sehr bald, dass Rönne sein Amt erfolgreicher zu gestalten verstand als Niederstetter, und nach knapp zwei Jahren Tätigkeit drüben setzte er sich beim König dafür ein, Rönne wie Greuhm zum Ministerresidenten zu berufen95: „Die seitherigen Leistungen des p. von Rönne haben die bei der Besetzung des fraglichen Postens auf ihn gefallene Wahl auf das Vollständigste gerechtfertigt, und derselbe hat durch die von ihm entfaltete einsichtsvolle Tätigkeit sowie durch seine umsichtigen Beobachtungen sich ebenso sehr die Zufriedenheit des Ministerii zu erwerben gewußt, als es ihm andererseits durch sein nach den dortigen Verhältnissen taktvoll abgemessenes Benehmen gelungen ist, die Achtung und das Vertrauen der nordamerikanischen Behörden zu gewinnen.“ Eine Woche nach diesem Schreiben am 27.3. 1836 beförderte ihn der König zum Ministerresidenten. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass Rönne seine Beförderung auch der Unterstützung durch Eichhorn zu verdanken hatte, den einflussreichen Direktor der II. Abteilung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten. Um welche Angelegenheiten Rönnes es sich auch immer handelte, ob es um Auszeichnungen, um finanzielle Vorteile oder um Urlaub ging, bis zu Eichhorns Ausscheiden aus dem Außenministerium scheint dieser im Hintergrund gewirkt zu haben. Eichhorn wie Rönne stammten von außerhalb Preußens, Rönne aus Holstein, Eichhorn aus einer alteingesessenen Wertheimer Familie in Württemberg. Als verbindend mag gewirkt haben, dass beide im Befreiungskrieg gekämpft hatten, Eichhorn sogar schon vorher im Schillschen Freikorps, später im Stab Blüchers gewirkt und dann im Zentralverwaltungsdepartement unter Stein. Rönne war fünfzehnjährig in die englischdeutsche Legion eingetreten und bei Waterloo dabei gewesen. Die erhaltenen Briefe Rönnes an Eichhorn vermitteln einen kleinen Eindruck von dem guten Verhältnis. Wie weit sich Rönnes Beziehung zu Eichhorn nach dessen Ausscheiden aus dem Außenministerium und nach Rönnes Übernahme der Leitung des Handelsamtes änderte, lässt sich nicht belegen. Der Nachlass Rönnes verrät nur, dass Anfang der vierziger Jahre der US-Gesandte in Berlin Wheaton für den fernen Rönne als Informant über die Vorgänge im Berliner Außenministerium Bedeutung gewann. Dafür

94 Konzept des Kreditivs für Rönne von Ancillon vom 24.3. 1834 aus Wien an Secretary of State Livingston. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869. 95 Konzept des Schreibens Ancillons vom 18.3. 1836 an den König. A. a. O.

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revanchierte sich Rönne in Washington. So bat Wheaton96 in einem Brief am 8.9. 1842 aus Baden-Baden97: „You must not fail to make the Committee of foreign affairs understand that the minister to Berlin represents us to 26 millions of Germans united in the Customs League, & is besides charged with the diplomatic agency of the Hanse towns, Hanover etc.“ Dass dieser Hinweis nötig war, spricht nicht dafür, dass Washington die Bedeutung Preußens und des Zollvereins für die USA anders einschätzte als Berlin damals die Bedeutung der USA für Preußen. Genauso wie Berlin stufte Washington in der diplomatischen Hierarchie zunächst Wheaton ein. Washington entsandte ihn als Geschäftsträger 1835 nach Berlin nach 34jähriger Unterbrechung der diplomatischen Vertretung in Deutschland. Wheaton war in Kopenhagen Geschäftsträger gewesen und blieb es in Berlin bis 1837, als der Präsident ihn zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister berief, nachdem auch Preußen seinen Vertreter befördert hatte. Die Position des Ministerresidenten zwischen Geschäftsträger und Gesandtem gab es im auswärtigen Dienst der USA damals nicht. Preußen dachte schon aus fiskalischen Rücksichten nicht daran, den Schritt der USA zu erwidern, und wollte Rönne nicht seinerseits zum Gesandten ernennen. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Werther führte dafür gegenüber Rönne einige Argumente an98, die nur verdeckten, dass Berlin die Bedeutung der USA für Preußen als zu gering einschätzte und immer unter der Knute knapper Kassen arbeitete. Der Nachfolger Rönnes in den USAvon Gerolt setzte unter veränderten Bedingungen, aber auch dann nur mit viel Mühe 1854 seine Berufung zum Gesandten durch. Die niedrige Einstufung Rönnes hatte nichts zu tun mit der persönlichen Wertschätzung, die Rönne während seines Wirkens in den USA und in Berlin genoss. So verlieh ihm der König 1838 den Charakter eines Geheimen Legationsrates99 und 1843 zum Abschluss seiner Tätigkeit in den USA den Roten Adlerorden 3.Klasse mit Schleife. Die Regierung zeigte sich sogar gelegentlich großzügig, als es Geld kostete. 1838 wurde ihm eine außerordentliche Gratifikation zuteil, wenngleich das Ministerium eine dauerhafte Erhöhung seines Gehaltes ablehnte100. Ab 1839 gewährte ihm der König dennoch jährlich zu seinem Gehalt von 7000 Thalern eine außerordentliche Zulage von 3000 Thalern. Im Übrigen wurde er für seine im Auftrage des Königs ausgeübte Schiedsrichtertätigkeit 1841 bis 1843 durch die USA und Mexiko finanziell entschädigt. Schließlich gewährte ihm der König 1839 und 1843 jeweils einen mehrmonatigen Europa-Urlaub bei vollem Gehalt, was abwich 96 Wheaton, Henry (1785 – 1848), 1827 – 35 US-Chargé d’Affaires in Kopenhagen, 1835 – 37 US-Geschäftsträger in Berlin und 1837 – 46 US-Gesandter dort. Zur Rolle Wheatons als Vertreter der USA in Preußen und seiner Berichterstattung s. Schütz: Die Preußisch-Amerikanischen Beziehungen in der Ära Rönne. 97 Wheaton, Baden-Baden, am 8.9. 1842 an Rönne. GStA PK, VI. HA, Nachlass Rönne Nr. 7. 98 Werther am 22.11. 1837 an Rönne. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869. 99 Rönne hatte darum in seinem Schreiben vom 25.1. 1838 an Eichhorn gebeten. A. a. O. 100 A. a. O.

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von der Kostenordnung vom 27.1. 1833 „wegen des Urlaubsgehaltes der gesandtschaftlichen Beamten“101. Präsident Jackson schickte den renommierten Juristen Wheaton nach Preußen, damit er sich um den Handel der USA mit dem Zollverein kümmerte. Nach dem zutreffenden Urteil von Rönne ging es Washington dabei vor allem um den Tabakabsatz in Mitteleuropa102. Bald nachdem Wheaton 1835 in Berlin sein Kreditiv übergeben hatte, regte er einen Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen den USA und Preußen und den übrigen Zollvereinsstaaten an103. Der um eine Stellungnahme gebetene Rönne erblickte in einem solchen Vertrag keinen Vorteil für Preußen gegenüber den bestehenden Verträgen, höchstens für die außerpreußischen Staaten104. Dennoch verhandelte Wheaton weiter mit Berlin105. Nach einem erneuten Auftrag von Präsident Tyler106 einigte sich Wheaton 1843 mit dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten auf eine Senkung von Zollsätzen für landwirtschaftliche Produkte der USA und auf günstige Zölle für Industrieprodukte des Zollvereins. Außenminister von Bülow107 und Wheaton paraphierten den Vertrag 1844. Aber der Senat verweigerte die notwendige Zustimmung, und zu einem neuen Vertragsabschluss zwischen den USA und dem Zollverein kam es auch in der Folgezeit nicht mehr. Der Handels- und Schifffahrtsvertrag von 1828 blieb die entscheidende Grundlage der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den USA und Preußen. Rönne sah im Übrigen das Hauptinteresse Preußens darin, „Handelsvorteile von den Vereinigten Staaten weniger im Wege des Vertrags, als im Wege der Gesetzgebung“108 zu sichern.

101 Das Gehalt gewährte ihm der König, nachdem er vom Außenministerium auf das gleiche Entgegenkommen gegenüber von Gerolt, Geschäftsträger in Mexiko, aufmerksam gemacht worden war. So erhielt von Rönne das Geld, um die Reise nach Europa zu finanzieren. Siehe den Schriftwechsel a.a.O. 102 Rönne am 25.1. 1838 an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. A. a. O. – Zur Handelspolitik s. auch Fisk, George M.: Die handelspolitischen und sonstigen völkerrechtlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika, Stuttgart 1897. 103 Außenminister Ancillon am 10.6. 1836 an alle preußischen Diplomaten in den Zollvereinsstaaten. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5272. 104 Wirtschaftsbericht Nr. 48 vom 5.9. 1836 aus Baltimore an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. 105 Siehe den bei den Berichten wiedergegebenen Erlass der preußischen Regierung vom 30.6.41 an preußische Vertreter bei den Zollvereinsregierungen und Rönnes Wirtschaftsbericht vom 20.3.41. 106 Tyler, John (1790 – 1862), US-Representative 1815 – 20 (Democratic Republican); Governor von Virginia 1825 – 27; US-Senator von Virginia 1827 – 36 (Jacksonian und AntiJacksonian),Vize-Präsident 1841; Präsident 1841 – 45. 107 Bülow, Ulrich Heinrich Wilhelm Freiherr von (1791 – 1847). In der Russisch-Deutschen Legion 1813 – 15, Gesandter in London 1827 – 41, Gesandter zum Bundestag 1841/42, Minister der auswärtigen Angelegenheiten 1842 – 1845. 108 So im oben erwähnten Bericht vom 5.9. 1836.

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Die Entsendung Rönnes und seine allmählich wachsende Bedeutung in Washington und Berlin belegen immerhin, dass Preußen die transatlantische Entwicklung stärker ins Visier nahm als die anderen deutschen Mächte. Aber die Entfernung schrumpfte auch im Bewusstsein der preußischen Zentrale nur sehr allmählich. „Considering the remoteness of the respective countries of the two high contracting parties“, hieß es in Artikel XIII des Vertrages von 1828, und die beiden Länder blieben auch über 1828 hinaus entsprechend auf Distanz. Diese Distanz bedeutete einen Mangel an Konfliktpotential, aber auch einen Mangel an gegenseitigen Kenntnissen. Wie fremd dem für die preußisch-amerikanischen Beziehungen zuständigen Preußischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten die politischen Gegebenheiten der USA waren, kam darin zum Ausdruck, dass sich die zuständigen Beamten immer noch nicht in der Lage zeigten, das Akkreditiv korrekt an den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu adressieren. Die Beamten hatten die Ausbildung der Exekutive in den USA auf der Grundlage der Verfassung von 1787 selbst in den dreißiger Jahren des folgenden Jahrhunderts allem Anschein nach noch nicht wirklich zur Kenntnis genommen und gingen immer noch vom Fehlen einer Bundesexekutive im Zeichen der Confederation aus. Beim Abschluss des PreußischAmerikanischen Handelsvertrages 1785 war auf amerikanischer Seite noch eine Dreierkommission des Kongresses für die Vertragsverhandlungen zuständig gewesen. Ab 1789 gab es jedoch die Bundesadministration mit außenpolitischen Kompetenzen. Im Jahre 1817 hatte sich Preußen blamiert, als es mit Friedrich von Greuhm seinen ersten Ministerresidenten in die USA entsandt hatte und darauf aufmerksam gemacht werden musste, dass Diplomaten nicht beim Kongress beglaubigt würden und der Präsident die USA nach außen vertrete109. Dasselbe wiederholte sich 1836, so dass Rönnes an den Kongress gerichtetes Beglaubigungsschreiben als Ministerresident vom Secretary of State zurückgewiesen wurde und Rönne ein erneutes Schreiben zu seiner Berufung als Ministerresident in Berlin anfordern musste. Präsident Jackson bewies bei der Überreichung der neuen Ausfertigung des Beglaubigungsschreibens, wie fern ihm seinerseits Preußen lag, da er Rönne zunächst als Vertreter Russlands einordnete. Das nach dem Thronwechsel in Berlin 1840 erforderliche neue Kreditiv für Rönne adressierte Berlin gleich richtig an den Präsidenten der USA. Dass Präsident Van Buren110 und die nachfolgenden Präsidenten Harrison111 und Tyler Rönne bei einem Empfang falsch zugeordnet hätten, war nicht zu erwarten, da er inzwischen für die amerikanischen Unionspolitiker zu einer bekannten Größe unter den Diplomaten geworden war.

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Bericht Rönnes vom 14.6. 1836 an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Van Buren, Martin (1782 – 1862), US-Senator von New York 1821 – 28, Governor von New York 1829; US- Secretary of State 1829 – 31; US-Gesandter in London 1831/32; VizePräsident 1833 – 37, Präsident 1837 – 41. 111 Harrison, William Henry (1773 – 1841), Governor of Indiana Territory 1801 – 12, in der Armee 1798 und 1811 – 14, seit 1812 General, US-Representative von Ohio 1816 – 19, USSenator von Ohio 1825 – 28, Gesandter in Kolumbien 1828/29, Präsident 4.3.1841 – 4.4.1841. 110

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Die niedrige Einstufung Rönnes im Vergleich zu den Gesandten Großbritanniens, Frankreichs und Russlands war allerdings nicht seinem Ansehen dienlich und brachte noch dazu finanzielle Nachteile mit sich. Er war die meiste Zeit vor allem finanziell nicht so ausgestattet, dass er dauerhaft in Washington zu residieren vermochte. Dauernd in Washington zu wohnen, konnte sich erst von Gerolt leisten dank der mit seiner Berufung zum Gesandten 1854 verbundenen dauerhaft besseren finanziellen Ausstattung. Von Seiten der US-Administration gab es von Zeit zu Zeit immer einmal wieder Anläufe, die ausländischen Missionen stärker an Washington zu binden trotz dessen mangelnder Attraktivität. Gerade bevor Rönne in Washington eintraf, hatte Secretary of State McLane ein Rundschreiben an alle ausländischen Vertreter herausgegeben, in denen er sie bat, in Washington zu residieren112. Als Rönne am 24.6. 1834 McLane sein Beglaubigungsschreiben übergab und als dieser am Tag darauf Rönne dem Präsidenten vorstellte, wurde er nicht mit der Residenzfrage behelligt. Eine dringliche Aufforderung an die Diplomaten, ihre Residenz in Washington einzurichten, kam dann 1842 von Webster113. Mit seinem Circular vom 27.8. 1842114 fühlten die sich nicht dauerhaft in Washington aufhaltenden Diplomaten erheblich unter Druck gesetzt. Webster teilte mit: „The facility of communication and the convenient management of important affairs with foreign Governments rendering it highly expedient that their Ministers in this country should reside at the Seat of Government, it was deemed proper in the year 1816 to request of those Ministers a compliance with such an arrangement. This request was repeated in 1833. The instances of departure from the rule thus established are attributable, it is presumed, to the changes which have intermediately occurred in the foreign missions to the United States, and it is therefore deemed expedient to bring the subject to the attention of the Ministers at present residing in the United States. In doing this, I entertain the hope that the considerations on which the regulation is founded will make it agreeable to you to comply with it as soon, before the commencement of the next session of Congress, as your convenience will permit.“

Webster verlangte also von den Diplomaten, dem Regulativ „noch vor Anfang der nächsten Session des Kongresses nachzukommen“, wie Rönne in seinem Schreiben vom 31.8. 1842 ärgerlich hervorhob, mit dem er das Circular dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten Freiherr von Bülow mitteilte115. Rönne hatte schon mehrfach seiner Abneigung, in Washington zu wohnen, Ausdruck verliehen. Er erklärte Washington schon wegen der Preise als nicht attraktiv, und noch dazu sei es nach dem Ende der Sitzungsperiode „eine Einöde“(4.3. 1835) und für den Handel das 112 McCormac, Eugene Irving: Louis McLane, S. 279 f., in: The American Secretaries of State and their Diplomacy, hrsg. v. Samuel Flagg Bemis, Vol. IV, New York 1928. 113 Webster, Daniel (1782 – 1852), Whig, Senator aus Massachusetts 1827 – 41 und 1845 – 50, Secretary of State 1841 – 43 und 1850 – 52. 114 Als Anlage zu dem Schreiben Rönnes an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten Freiherrn Heinrich von Bülow vom 31.8. 1842. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869, Bl. 195. 115 GStA PK III.HA MdA, I, Nr. 7869, Bl. 192 – 194.

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ganze Jahr ohne Belang. In seinem Bericht vom 31.8. 1842 beschrieb er die ungünstigen Bedingungen Washingtons anschaulich und hob vor allem hervor, wie wenig die von Webster verordnete Residenzpflicht den preußischen Interessen gerecht würde: „Washington ist ein großes Dorf mit ungepflasterten Straßen, auf denen man bei schlechtem Wetter nicht selten umwirft; der Ort ist zu gewissen Zeiten des Jahres ungesund und bietet durchaus keine Anziehungspunkte dar; die Behörden tun gar nichts – am wenigsten die jetzigen, um den Ort dem diplomatischen Korps angenehm zu machen. Jedermann scheint vielmehr zu erwarten, von dem letzteren eingeladen und fetirt zu werden. Washington ist, gleich den nur zu gewissen Zeiten des Jahres besuchten europäischen Badeorten und Meßplätzen sehr teuer, und es ist der Ort, wo man das Land am wenigsten kennenlernt, weil es dort nur eine Beamtenwelt gibt; es ist auch der Ort, wo die hier akkreditierten diplomatischen Agenten in der Regel ihre Zwecke nur teilweise erreichen können, da es nicht der Sitz eines Central-, sondern eines Federal Gouvernements ist, das aus 26 verschiedenen Staaten besteht, in welchen die Agenten möglicherweise Geschäfte zu betreiben haben können. Alle diese Rücksichten zusammengenommen sind ohne Zweifel die Ursache, daß bisher in der Regel nur die Gesandten Frankreichs, Großbritanniens und erst neuerlich auch Rußlands hier permanente Residenzen, d. h. Wohnhäuser, gehabt haben; von den übrigen haben einige in Philadelphia etc. gewohnt, die meisten aber haben gar keine permanente Residenz gehabt und sind in der Regel während des Kongresses oder, so oft es das Interesse ihres Gouvernements erheischte, hier gewesen und haben dann, gleich den Senatoren und Kongreßmitgliedern und verschiedenen Mitgliedern des Kabinetts Logis in einem sogenannten Boarding House oder Hotel genommen. In dem Falle habe auch ich mich befunden; nur seit den letzten zwei Jahren, wo ich fast immer hier sein mußte, habe ich – freilich in einem Boarding House – ein permanentes Logis hier gehabt; meine Familie ist aber, mit Ausnahme eines Winters, niemals hier gewesen. Das meinerseits in dieser Beziehung beobachtete Verfahren ist Ew. Exzellenz Herren Amtsvorgängern nicht unbekannt gewesen; ich bin dabei von dem Grundsatz ausgegangen, daß das Interesse unseres eigenen Gouvernements hierbei für mich allein leitend sein müsse, und da es hauptsächlich die Handelsinteressen sind, welche mir hier zu vertreten obliegen, so habe ich gefunden, daß ein öfterer Aufenthalt in den großen Handelsstädten oder in deren unmittelbarer Nähe mich am besten in den Stand setzte, die Bedürfnisse des Handels kennen zu lernen und daß ich die Interessen des Königlichen Gouvernements nicht besser wahr nehmen könne, als wenn mir in dieser Beziehung ganz freie Hand gelassen würde und wenn ich da wäre und dahin ginge, wo ich die mir vorgesetzten Zwecke am besten erreichen zu können glaubte. Das Circular des Herrn Webster scheint die Stellung und den Zweck der hier akkreditierten fremden Missionen gänzlich zu verkennen; es scheint daraus die Idee hervorzuleuchten, als wenn man hiesigerseits ein Recht habe, darauf zu bestehen, daß die fremden Gouvernements hier eine Mission hielten und daß die Interessen des hiesigen Gouvernements darunter litten, wenn dies nicht geschähe oder wenn der fremde Minister nicht hier in Washington residiere, während doch in dieser Beziehung nur ganz allgemein das Interesse des fremden Gouvernements leitend sein kann. Das Argument, daß die Betreibung der Geschäfte dadurch erleichtert werden würde, wenn die Minister hier residierten, ist ein Argument, das freilich sonderbar im Munde des Herrn Webster klingt, der alle Geschäfte dergestalt vernachlässigt, daß das ganze diplomatische Korps sich darüber beschwert, daß man niemals mit ihm über Geschäfte sprechen könne und daß er keine Note beantworte; das Argument hat gleichwohl etwas Wahres, allein, wenn der Agent des fremden Gouvernements nicht immer hier re-

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sidiert und dadurch etwas versäumt, so sind es die Interessen seines eigenen Gouvernements, die darunter leiden; ein eigenes Gouvernement mag ihn deshalb zur Verantwortung ziehen, dem hiesigen Gouvernement muß dies gleichgültig sein, die hiesigen Interessen müssen durch die eigenen Agenten des hiesigen Gouvernements im Auslande wahrgenommen werden. Mir scheint es mit der Stellung des Repräsentanten eines freien und unabhängigen Gouvernements völlig unvereinbar, dem hiesigen Gouvernement irgend eine Controle seiner Bewegungen zu gestatten; es sind die Interessen seines eigenen Gouvernements, die er zu vertreten hat und über die Art und Weise, wie er die nur seinem eigenen Gouvernement schuldigen Pflichten zu erfüllen hat, kann er nur von diesem Anweisungen und Befehle empfangen. Ebenso unzulässig, wie die im Circular ausgesprochene Zumutung, ist meines gehorsamsten Dafürhaltens auch die Form desselben und die darin geführte Sprache. Hätte man gesagt, man würde sich geschmeichelt fühlen, wenn die Minister es mit ihren sonstigen Pflichten vereinbar fänden, Washington zu ihrer permanenten Residenz zu machen und die hiesige Geselligkeit zu beleben, oder etwas Ähnliches, so ließe sich die Sache hören – und in diesem Sinne sollen die im Circular erwähnten früheren Circulare von 1816 und 1833 (die sich im Königlichen Missionsarchiv nicht finden, weil damals keine königlicher diplomatischer Agent hier war) verfaßt gewesen sein; allein die Aufstellung von Regeln (rules) für das Verhalten eines fremden Ministers, und die Aufforderung, einem Regulativ (regulation) nachzukommen, und zwar sobald als möglich vor Beginn der nächsten Kongreßsitzung, scheinen mir völlig unzulässig; daß man sich nun solche Freiheit nimmt, zeugt von einem Mangel an Takt und einer Anmaßung, die ohne Beispiel sein dürften; erkennt man ein solches Prinzip an, so sind die hiesigen fremden Minister die Untergebenen des hiesigen Gouvernements und müssen dasselbe um Erlaubnis bitten, in der künftigen Kongreßsitzung nicht sein zu dürfen. Abgesehen ist es bei der ganzen Sache bloß darauf, sich hier mit einer Art von Hof zu umgeben, und es ist auch dies die Einführung eines neuen Prinzips, das um so weniger anzuerkennen sein dürfte, als die meisten hiesigen Missionen bloße Geschäftsmissionen sind. Eine mündliche Erörterung der Sache scheint mir nicht ratsam, da das Circular bei den Akten ist und eine mündliche Erwiderung nicht aktenmäßig gemacht werden würde. Es dürfte, meines untertänigen Dafürhaltens, für den Augenblick am besten sein, von dem Circular gar keine Notiz zu nehmen, weil ein Anerkenntnis des Empfangs als ein stillschweigendes Anerkenntnis des Prinzips ausgelegt werden könnte. Diese Rücksicht ist für die meisten hiesigen diplomatischen Agenten leitend gewesen, sie haben sich einstweilen darauf beschränkt, das Circular ihren resp. Gouvernements zur weiteren etwaigen Veranlassung vorzulegen. Es hat mir am besten geschienen, diesem Beispiele zu folgen und Ew. Exzellenz unter gehorsamster Darlegung des Eindrucks, die die Sache auf mich gemacht hat, das weiter etwa zu Veranlassende ehrerbietigst und untertänigst anheimzustellen.“

Das Preußische Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten verschob die Entscheidung in dieser Angelegenheit zunächst auf die Zeit der Rückkehr Rönnes nach Deutschland und ließ anschließend die Angelegenheit auf Dauer ruhen, wie es Rönne wünschte. Dabei kam Berlin entgegen, dass Webster 1843 von seinem Amt als Secretary of State zurücktrat, und seine Nachfolger das Interesse an der Residenz in Washington zurückhaltender vertraten als Webster 1842. Rönne übte auch bei anderen Gelegenheiten Kritik an Webster. Er erkannte zwar sein Rednertalent an und zog ihn als

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Whig den Demokraten vor, aber schilderte ihn im Übrigen in seinen Berichten als „abstoßend“ (22.3. 1839), „arrogant“ (8.12.41), „schwerfällig, ohne alle Manieren“ (28.7. 1842), so dass es überhaupt nicht den Tatsachen entspricht, wenn sein Sohn Julius von Rönne in seiner Biographie Webster zu den Freunden seines Vaters zählt116. Mit dem unmittelbaren Nachfolger Websters John Calhoun117 dagegen verstand sich Rönne seit langem wirklich gut, wie die Briefe Calhouns im Nachlass Rönnes und die Depeschen Rönnes nach Berlin belegen. Zu dem Nachfolger Gerolt als Ministerresident unterhielt Calhoun ein ebenso gutes Verhältnis. Calhoun schrieb Rönne 1844 zu seinem Ausscheiden aus dem diplomatischen Dienst überschwenglich118: „Be assured, Baron, that your memory will be cherished by all who had the happiness to know you in private as official life, and by non more than by myself.“ Calhoun ging vermutlich davon aus, dass Rönne mit der Übernahme des Präsidiums des neu geschaffenen Handelsamtes mit ihm gemeinsam die handelspolitischen Beziehungen zwischen den USA und Preußen weiter günstig beeinflussen würde119. Diese Hoffnungen erfüllten sich genauso wenig wie die Rönnes und der am internationalen Handel besonders interessierten Wirtschaftskreise des Rheinlandes, Schlesiens und Stettins, die auf die erneute Errichtung eines Handelsministeriums gedrängt hatten und die dann ein wenig durchsetzungsfähiges Handelsamt in Berlin bekamen. Es war eine Behörde von sieben Beamten, denen ausgerechnet die zollpolitischen Kompetenzen des Finanzministeriums nicht übertragen waren und deren Präsident nur im Staatsrat, aber nicht im Staatsministerium mitentscheiden durfte120. Den wesentlichen Impuls erhielt der Handel der USA mit dem Zollverein durch die 116 Rönne, Julius von: Friedrich von Rönne, Preußischer Minister-Resident und im Jahre 1849 deutscher Reichsgesandter bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Berlin 1867, S.22. – Julius von Rönne war der älteste Sohn Friedrich von Rönnes. 117 Calhoun, John Caldwell ( 1782 – 1850), Representative 1811 – 18 ( Democratic Republican); Senator aus South Carolina 1832 – 43, 1845 – 50, erst Nullifier (er hatte 1828 ausgehend von Jefferson die Theorie entwickelt, dass die Staaten der Union nur ein Bündnis eingegangen seien, somit ihre Souveränität nicht aufgegeben hätten und daher Bundesgesetze außer Kraft setzen könnten), dann ab 1837 Democrat; Secretary of War 1817 – 25, Vize-Präsident 1825 – 32, Secretary of State 1844/45. 118 Secretary of State Calhoun am 6.8. 1844 an Rönne, abschriftlich von Rönne an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869. 119 Dem entsprach Rönne, wie sein Privatschreiben an Calhoun vom 28.7. 1844 belegt, das wiedergegeben ist im Annual Report of the American Historical Society for the year 1899, Vol. II. Calhoun’s correspondence, Washington 1900, S. 964. 120 Der US-Gesandte Wheaton in Berlin informierte Rönne schon am 1.9. 1841 über den Widerstand gegen die vollständige Abtrennung der Handelsangelegenheiten von dem Finanzministerium: „The fact is the King is thwarted in many of his best designs by the ,Beamtenwelt‘, whose advice and consent seems to be considered indispensable for all changes of main measures.“ Wheaton unterstützte Rönnes Ansichten über eine Liberalisierung des internationalen Handels: „I am delighted with your views as to our international relations. They coincide with my own, & I am sure that if you and I rose to sit down together we could in no week agree upon an arrangement highly honorable & useful to both countries.“ GStA PK, VI. HA, Nachlass Rönne Nr. 7.

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von Finanzminister Walker 1846 durchgesetzte extreme Zollsenkung, dem Walker Tariff. Webster verhielt sich in seiner zweiten Amtsperiode als Leiter des State Department 1850 – 52 weniger aggressiv als Anfang der vierziger Jahre – möglicherweise, weil er seine auswärtigen Geschäfte noch mehr zugunsten der Innenpolitik vernachlässigte als Anfang der vierziger Jahre, wenn man den Klagen Gerolts Glauben schenkt. Allerdings stellte sich inzwischen die Situation für den neuen preußischen Missionschef verändert dar. Für Gerolt trat das preußische Handelsinteresse jetzt allmählich hinter dem politischen zurück, das es in der Tat in Washington zu vertreten galt, der Stadt, die er von Anfang an deutlich als Sitz einer Zentralgewalt einschätzte. Er hielt sich zwar noch häufig in New York und Baltimore auf, weilte aber die meiste Zeit wirklich in Washington, wenn es ihm auch nicht gelang, dort ein „Missionshotel“ wie die Seemächte und Russland einzurichten.

b) Rönne im Auftrag des Königs als Schiedsrichter bei den Differenzen zwischen den USA und Mexiko 1841/42 Eine Aufgabe, die Rönne noch über seine Beurlaubung 1850 begleitete, war die des Schiedsrichters über die Reklamationen amerikanischer Staatsbürger gegenüber Mexiko. Wenn später von US-Politikern gegenüber Gerolt das Gespräch auf Rönne kam, dann brachten sie dessen Schiedsrichtertätigkeit zur Sprache. Frankreich suchte die Reklamationen seiner Staatsbürger, deren Eigentum bei den mexikanischen Unruhen in den zwanziger und dreißiger Jahren in Mitleidenschaft gezogen war, mit Gewalt durchzusetzen, indem es 1838 die Haupthäfen Mexikos blockierte und mexikanische Schiffe beschlagnahmte. 1839 musste sich Mexiko dann doch zu einer begrenzten finanziellen Entschädigung an Frankreich bereit erklären. Unter diesen Voraussetzungen zeigte sich Mexiko bereit, mit den USA gleich auf dem Verhandlungswege wegen der Entschädigungsansprüche amerikanischer Bürger ins Reine zu kommen. Im September 1838 schlossen die USA mit Mexiko eine erste Konvention ab, die eine aus Vertretern beider Staaten gemischte Schiedskommission vorsah zur Regelung der Entschädigungsansprüche von US-Bürgern seit der Unabhängigkeit Mexikos 1821 und vor allem einen vom Preußischen König vorzuschlagenden Schiedsrichter ins Auge fasste. Ministerresident Rönne riet der Preußischen Regierung entschieden von der Vermittlungsaufgabe ab, da diese „ein ebenso lästiges als undankbares Geschäft“ sei, „wie S. M. der König der Niederlande121 bei einer 121 Im Streit zwischen den USA und Großbritannien über die nordöstliche Grenze auf der Grundlage der Konvention vom 29.9. 1827 einigten sich die beiden Mächte auf den König der Niederlande als unparteiischen Schlichter. Aber sein Schiedsspruch vom 10.1. 1831 wurde von den Mächten nicht akzeptiert.

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früheren Gelegenheit erfahren haben (…)“.122 Der König lehnte dann auch den Antrag Mexikos und der USA angesichts der zu erwartenden Schwierigkeiten ab. So sah Mexiko von einer Ratifikation ab. Daraufhin vereinbarten Mexiko und die USA am 11.4. 1839 eine neue Konvention123 mit einer für den gewünschten Schiedsrichter günstigeren Regelung, da seine Aufgabe auf die Fragen reduziert werden sollte, die von der gemischten Schiedskommission nicht zu lösen seien. Falls der König von Preußen wieder ablehnen sollte, war die Britische Königin für die Benennung eines Schiedsrichters vorgesehen. Von Gerolt, der als Preußischer Generalkonsul und Geschäftsträger in Mexiko tätig war, zeigte sich im Gegensatz zu Rönne von Anfang an sehr interessiert an einer Vermittlung in den mexikanisch-amerikanischen Differenzen durch Preußen mit Rücksicht auf „die Ruhe dieses Landes und für die fremden Handelsinteressen“124. Mit Blick auf Preußen ging es ihm vor allem darum, „durch eine Friedensvermittelung zwischen den reichsten und mächtigsten Staaten Amerika’s zur Beförderung seiner industriellen und kommerziellen Interessen einen Einfluß zu begründen, welcher unter gewöhnlichen Umständen, bei der Konkurrenz und der Eifersucht der großen Seemächte schwer zu erreichen sein dürfte.“ Zugleich bemühte sich der USGesandte Wheaton in Berlin, preußische Vorbehalte abzubauen. So erklärte sich Friedrich Wilhelm III. „auf den gemeinschaftlichen Antrag der Regierungen der Vereinigten Staaten von Nordamerika und der Republik Mexiko bereit, die Vermittelung der unter ihnen obwaltenden Streitigkeiten nach Inhalt der Mir vorgelegten Konvention vom 11ten April d. J. in den Fällen zu übernehmen, wo die von beiden Regierungen ernannten Kommissarien über die zu schlichtenden Gegenstände des Streites sich nicht vereinigen können.“125 Der König berief dann Rönne 1839 während dessen Aufenthaltes in Potsdam zum Schiedsrichter. In den folgenden Monaten orientierte sich Rönne, wie in ähnlichen Reklamationsauseinandersetzungen der USA mit Frankreich, Dänemark, Russland, Spanien und Großbritannien verfahren wurde, welcher Art die Kommissionen waren und wie die zwei Schiedsfälle mit unparteiischen Schlichtern verliefen. Er durfte im State Department Einsicht in die entsprechenden Dokumente nehmen, „die Staatssekretair Forsyth mir zu dem Ende gestattet hat, diese Fälle aufzusuchen und die

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Rönne am 5.3. 1838 an das Preußische Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932 Bd. 1. 123 Convention for the Adjustment of Claims of Citizens of the United States of America upon the Government of the Mexican Republic, signed at Washington April 11, 1839. Doc. 89, S.189 – 206, in: Treaties and other International Acts of the United States of America. Ed. Hunter Miller, Vol. 4 (1836 – 46), Washington D. C. 1934. Zur Ausführung des Vertrages s. John Bassett Moore: History and Digest of the International Arbitrations to which the United States has been a Party, Washington D. C. 1898, Vol. II, S. 1209 – 1286. 124 Gerolt am 3.11. 1838 an den Preußischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten Werther. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932 Bd. 1. 125 Kabinettsorder Friedrich Wilhelms III. vom 16.7. 1839 an Werther. GStA PK, a.a.O.

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darauf Bezug habenden Verhandlungen einer näheren Prüfung zu unterziehen“.126 Daraus leitete er die Grundsätze ab, wie er zu verfahren habe, um die amerikanischen Bürger „für Beschädigung der Person oder des Vermögens“ in Mexiko zu entschädigen. Die Ratifikation des Vertrages erfolgte im April 1840; aber entgegen den für den Zusammentritt der Kommission vorgesehenen drei Monate trafen sich die vier Kommissare und ihre beiden Sekretäre127 erst am 17.8. 1840 im Department of State, um ihre Arbeit dann am 28.8. 1840 aufzunehmen. Nachdem die Kommission sich über vier Monate intensiv über die Formalien gestritten hatte, widmete sie sich einem konkreten Fall, über den sie sich aber nicht zu einigen vermochte und den sie dann Rönne zur Entscheidung präsentierte. Dieser konnte den Fall der Brigg Louisa aber auch nicht entscheiden, da Beweise fehlten128. Bis Mitte März 1841 legte die Kommission dann mehrere weitere unentschiedene Fälle vor. Rönne berichtete nach Berlin129 : „In keinem dieser Fälle bin ich aber bis jetzt im Stande gewesen, eine definitive Entscheidung zu fällen. Die Information war jedes Mal so unvollständig, daß ich genötigt war, (…) eine Ergänzung derselben durch nähere Substantiierung der Reklamation, fernere Aufnahme von Beweismitteln usw. usw. zu veranlassen. Zwar trägt zu dieser Unvollständigkeit der Umstand bei, daß die beiderseitigen Kommissare nicht gemeinschaftlich an mich berichten, sondern, wie es die Konvention gestattet, mir den Fall in besonderen Berichten vortragen; sie haben, wie ich höre, das letztere vorgezogen, weil sie nicht geglaubt haben, auf andere Weise zum Ziele zu gelangen (…). Nun ereignet es sich aber oft, daß die beiderseitigen Berichte nicht bloß Einvernehmliches enthalten, sondern auch neue Tatsachen und Beweismittel, worüber der andere Teil noch gar nicht gehört ist, so daß ich schon aus diesem Grunde genötigt bin, eine Zwischenverfügung zu erlassen. Auf diese Weise habe ich nicht nur die endliche Entscheidung zu fällen, sondern auch in den meisten Fällen die Instruktion gewissermaßen zu leiten, wo126

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Rönne am 14.4. 1840 aus Philadelphia an Werther. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932

127 Präsident Van Buren ernannte William L. Marcy und John Rowan, die sich beide durch Funktionen in der Justiz und in der Politik qualifiziert hatten, und ordnete den Kommissaren den perfekt spanisch sprechenden Alexander Dimitij als Sekretär zu. Der Präsident Bustamente berief als Kommissare Pedro Fernandez del Castillo aus der mexikanischen Finanzverwaltung und Joaquin Velazquez de Leon, Offizier aus dem Kriegsministerium, und ordnete ihnen als Sekretär Senor Don Lucas de Palacio y Magarola zu. Im August 1841 schied John Rowan aus, so dass 1 12 Monate keine Sitzungen der gemischten Kommission stattfanden. Ab dem 20. September arbeitete H. M. Brackenridge aus Pittsburgh anstelle von John Rowan mit. Rönne urteilt, dass er sich in jeder Hinsicht für die Aufgabe zu eignen scheine, „da er lange Zeit als Richter in Florida und Lousiana fungiert hat, spanisch und französisch versteht und auch ein angenehmes, einnehmendes Wesen besitzt, welches mexikanischen Kommissarien Vertrauen einzuflößen scheint.“ Marcy schildert er als „ein weniger tätiges Mitglied der Kommission“. – Rönne am 1.11. 1841 aus Washington an Werther. GStA PK, III. HA, MdA, I, Nr. 7932 Bd. 3. 128 Rönne am 26.1. 1841 aus Washington an Werther. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932 Bd. 3. 129 Rönne am 18.3. 1841 aus Washington an Werther. A. a. O.

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durch mein Schiedsrichteramt ungemein erschwert wird.“ Es ging um die Beschlagnahme von Waren, Verhaftung, Misshandlung und Unrecht von Zollbehörden. Mit Rönnes Zwischenentscheidungen seien Amerikaner und Mexikaner nach Rönne zufrieden: die Amerikaner weil er durch den Hinweis auf die unvollständigen Beweise „sogleich zu den Reklamationen noch eine Gelegenheit gegeben habe, das Fehlende nachzubringen, und die Mexikaner, weil sie darin meinen Wunsch erblicken, eine gerecht und durch möglichst vollständige Aufklärung der Sache gegründete Entscheidung zu fällen.“ Eine unvollständige Beweislage kam auch später vor, so dass dann weiterhin von jeder Seite der Kommission mehr als ein Bericht zu liefern war, einmal sogar vier, bis Rönne sein endgültiges Urteil zu fällen vermochte. Zeitweilig kam die Arbeit der Kommission und die Rönnes gut voran; aber Mitte 1841 musste Rowan, der eine amerikanische Vertreter, aus gesundheitlichen Gründen pausieren und schließlich ersetzt werden, und Ende Oktober pausierte Marcy wegen des Wahlkampfes. Insgesamt umfassten die Berichte der amerikanischen Kommissare dennoch rund 1500 Seiten und die der mexikanischen Seite ähnlich viele130. Rönnes Stellungnahmen hatten einen entsprechenden Umfang. Zu dem Fall Aaron Leggitt, der die Beschlagnahme von Schiffen 1827 und 1831 bis 1834 durch Mexiko beklagte und eine Entschädigung von $ 400000 beanspruchte schloss Rönne am 23.2. 1842 ein achtseitiges Gutachten mit über vierzig Seiten Begründung ab, um die Reduktion der Ansprüche auf $ 99000 zu untermauern. Andererseits bestätigte er am 23.2. 1842 den $ 45000 Anspruch des John Baldwin, der Ende 1831 in Mexiko zu Unrecht inhaftiert war und so misshandelt wurde, dass er schwere gesundheitliche Dauerschäden davon trug. Zusätzlich bekam er die Kosten des Verfahrens ersetzt131. Insgesamt reduzierte Rönne jedoch die Ansprüche der USBürger, und zwar von rund drei Millionen auf rund zwei Millionen Dollar. Die Tätigkeit der Kommission und insbesondere die des im Auftrage eines europäischen Monarchen wirkenden Schiedsrichters wurde schon bald angesichts der Geheimhaltung der Gutachten und ihrer Begründung zu einer Angelegenheit öffentlichen Interesses und der Kritik. Im Rückblick schrieb Rönne132: „Während der ganzen Dauer meiner Wirksamkeit als schiedsrichterlicher Kommissarius in der amerikanisch-mexikanischen Reklamationsangelegenheit habe ich mich beiderseitigen Anfeindungen in den Zeitungen und auf andere Weise von Seiten derjenigen Reklamanten ausgesetzt, deren Reklamationen ich verworfen oder im Betrage reduziert hatte, oder die – wesentlich im Bewußtsein der Unbegründetheit ihrer Forderungen – gar nicht wünschten, dieselben einem unparteiischen Richterspruche unterworfen zu sehen. Der amerikanischen Presse muß ich die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu bemerken, daß die anständigeren Blätter sich während der ganzen Zeit ruhig verhielten.“

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Moore, S. 1231. Zusammenstellung der Streitfälle zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko und der Urteile des Schiedsrichters: GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7933/2. 132 Rönne am 18.8. 1842 an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932 Bd. 3. 131

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Angesichts des sich zusehends ausweitenden Informationshorizontes der deutschen Presse auf die USA, insbesondere durch die Augsburger Allgemeine Zeitung, suchte sich Rönne auch gegen Kritik zu wappnen, die über den Atlantik schwappte. So verteidigte sich Rönne vorab in Berlin und betonte einmal mehr die Überparteilichkeit seiner Arbeit133: „Ew. Exzellenz ist es bekannt, daß des hochseligen Königs Majestät auf das dringende Ansuchen des hiesigen und des mexikanischen Gouvernements das Schiedsrichteramt in den amerikanisch-mexikanischen Differenzen anzunehmen und mich zum schiedsrichterlichen Kommissarius zu ernennen geruht haben. Von dem Augenblicke an, wo mir dieser ehrenvolle Beweis des Allerhöchsten Vertrauens geworden, habe ich gesucht, demselben so weit es in meinen Kräften steht, zu entsprechen. Ich habe die mir zur Entscheidung vorgelegten Fälle gewissenhaft geprüft und nach meiner besten Einsicht entschieden, ohne Furcht und ohne Rücksicht, ob meine Entscheidungen von den dabei beteiligten Gouvernements und Individuen beifällig oder mißfällig aufgenommen werden würden; und obgleich ich natürlich in jedem einzelnen Falle genötigt gewesen bin, gegen eine von beiden Parteien zu entscheiden, so habe ich doch niemals eine Klage von den beiderseitigen Kommissarien so wenig als von den übrigen Autoritäten des hiesigen Gouvernements gehört. Im Gegenteil hat man mir im ganzen Laufe des Geschäfts von beiden Seiten wiederholte Beweise des unbedingten Vertrauens gegeben; auch von Seiten der großen Masse der Reklamanten, selbst derjenigen, die sich durch meine Entscheidungen in ihren Erwartungen getäuscht gefühlt haben mögen, ist, so viel ich weiß, keine Stimme des Unwillens laut geworden. Es findet sich indessen unter diesen Reklamanten eine Anzahl von Individuen, die diese Reklamationen als einen Gegenstand der Spekulation betrachten, und die Forderungen an das mexikanische Gouvernement machten, die entweder ohne alles Fundament oder doch in hohem Grade übertrieben sind. Die amerikanischen Kommissarien haben, wesentlich um sich nicht unpopulär zu machen, diese Reklamationen nicht sogleich zurückgewiesen, sondern einige derselben meiner Entscheidung unterworfen, und ich habe dieselben entweder verworfen oder doch auf ihren wahren Betrag reduziert; die mehrsten derselben sind aber bis jetzt noch nicht einmal in der Kommission präsentiert worden und werden von den Reklamanten, weil sie einsehen, daß sie ihren Zweck nicht erreichen können, auch vermutlich gar nicht oder doch so spät präsentiert werden, daß es der Kommission nicht mehr möglich sein wird, sich damit zu beschäftigen. Nachdem mehrere der Reklamanten sich durch Empfehlungsbriefe und auf andere Weise bei mir zu introdocieren gesucht, ja, selbst einige der Königlichen Konsuln zu bestimmen versucht hatten, sich bei mir zu ihren Gunsten zu verwenden, und nachdem ich ihnen auf das entschiedenste erklärt hatte, dass ich mir sogar jedes Gespräch über diesen Gegenstand verbitten müsse, nachdem ich genötigt gewesen war, einigen die Tür zu zeigen, haben sie gegenwärtig einen anderen Weg eingeschlagen. Ihr Zweck ist jetzt, meine bereits gefällten Entscheidungen zu annullieren und zugleich glauben zu machen, daß dieselben von der Art wären, daß sie unmöglich ihre noch nicht präsentierten Reklamationen einem so ungerechten Schiedsrichter vorlegen könnten, daß es mithin die Pflicht des hiesigen Gouvernements sei, ihnen auf andere Weise, allenfalls durch einen Krieg gegen Mexiko, zu ihrem Recht zu verhelfen; und da alles hier bei solchen Gelegenheiten darauf ankommt, die öf133 Rönne am 27.1. 1842 an den Preußischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Maltzahn. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932 Bd. 3, Bl. 86 – 91.

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I. Die alte Monarchie und die junge Republik fentliche Meinung für sich zu bearbeiten und eine Aufregung im Publikum hervorzubringen, so haben sie jüngst versucht, die Presse für sich zu gewinnen. Dieser Versuch ist gänzlich gescheitert. Verschiedene, offenbar von ihnen herrührende, in den sogenannten young papers erschienene Artikel, worin unter anderem gesagt wird, es habe zwischen Mexiko und unserm Gouvernement vom Anfange an Einverständnis in Beziehung auf diese Reklamationen statt gefunden etc., haben nirgends Anklang gefunden und keine anständige Zeitung hat demselben die geringste Aufmerksamkeit geschenkt. Sie haben sich sodann, wie ich höre, an den Präsidenten gewandt. Auch dort haben sie dieselbe Aufnahme gefunden. Der Präsident hat ihnen, wie ich höre, durch den Staatssekretair Webster erklären lassen, daß er weder die Macht, noch den Willen habe, auf ihre unwesentlichen Beschwerden einzugehen. Sie haben sich endlich in einer Petition, in der sie, wie ich höre, gar keinen bestimmten Antrag stellen, sondern nur im allgemeinen die ganze Konvention und die Wahl einer europäischen Macht zum Schiedsrichter für unkonstitutionell erklären und das ganze Verfahren der Kommission und des Schiedsrichters als gehässig zu schildern suchen, an den Kongreß gewandt; aber auch dort haben sie ihren Zweck nicht erreicht. Der Kongreß hat von ihrer Petition bis jetzt keine Notiz genommen und dieselbe nicht einmal drucken lassen. Auf das Publikum hat die Sache bis jetzt ebenso wenig irgend einen Eindruck gemacht. Niemand erwidert denselben die geringste Aufmerksamkeit, und es sind nur diese Reklamanten und noch mehr ihre Agenten (welche auf hohe Prozente gerechnet hatten), die das Geschrei erheben. Es sind darunter jedoch Leute, die, wie ich höre, zu allem fähig sind, Taugenichtse, Glücksritter und ähnliches Gelichter. Und sie werden offen Zweifel säen und andere Wege einschlagen, um ihren Zweck zu erreichen. Teilweise mag, da mir einige ihrer Reklamationen zur Entscheidung vorliegen, ihren gegenwärtigen Bewegungen auch mit die Hoffnung zum Grund liegen, mich zu intimidieren und auf diese Weise mehr von mir zu erreichen, was sie auf anderem Weg nicht erlangen können. An sich hat diese ganze Sache nichts Besonderes, es kann nichts anderes erwartet werden in einem Lande, wo nichts heilig ist, wo nichts ausquestiert wird, in einem Lande, wo die angesehensten Männer täglich die größten Insulten erfahren müssen, wie förmlich auch die Tagesordnung ist. (…) Auch bin ich viel zu lange in diesem Lande gewesen, als daß ich mir die Sache sehr zu Herzen nehmen sollte. Es ist unter meiner Würde, die geringste Notiz von diesen Dingen zu nehmen. Nichts würde den Schreiern willkommener sein, ihre Absicht ist es gerade, mich zu raschen Schritten zu veranlassen. Ich werde mich daher völlig ruhig verhalten, so lange das hiesige Gouvernement nicht die Sache der Beschwerdeführer zu der Seinigen macht; und ich habe alle Ursache zu glauben, daß dies niemals geschehen wird. Ich darf mir schmeicheln, dass Ew. Exzellenz dieser meiner Ansicht (…) Beifall schenken werden. (…)“

Darauf konnte sich Rönne verlassen. Nach Artikel III der Konvention mussten die Kommissare ihre Arbeit innerhalb von 18 Monaten seit ihrem ersten Treffen beenden, also am 25.2. 1842. Rönne beriet mit den beiderseitigen Kommissaren, mit dem Preußischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten134, mit dem State Department und dem Vorsitzenden Richter des Obersten Gerichtshofes Roger B. Taney, ob er wie die Kommissare seine Tätigkeit als Schiedsrichter am 25.2. 1842 einstellen müsse und konnte sich zunächst nicht zu einer Entscheidung durchringen. 134

Rönne am 10.12. 1841 an Werther. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932 Bd. 3.

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Insgesamt waren 84 Ansprüche zu bearbeiten. Anfang 1842 hatte Rönne allein noch 47 Ansprüche zu bewältigen. Die nach dem 19. Februar vorgelegten 16 Fälle vermochte Rönne nicht mehr abschließend zu entscheiden. Am Ende der Schiedsrichtertätigkeit klagte Rönne gegenüber dem Außenministerium135 : „Es sind mir, wie ich erwartet hatte, in den letzten zwei Monaten so viele Fälle zur Entscheidung vorgelegt, daß, ungeachtet ich zum großen Nachteil meiner Gesundheit unaufhörlich mit Prüfung und Entscheidung der mir vorgelegten Fälle beschäftigt gewesen bin, doch diejenigen Fälle, die ich in den letzten Tagen erhalten habe, unerledigt bleiben. Die Lage der Sache hat sich seit Erstattung meines gehorsamsten Berichts am 10ten Dezember v. J. wesentlich geändert. Unter den Reklamanten ist eine Anzahl von Individuen, die entweder ganz unbegründete oder doch in hohem Grade übertriebene Forderungen an das mexikanische Gouvernement machen und denen es von Anfang an nicht genehm gewesen ist, ihre Reklamationen einem unparteiischen Tribunal zur Entscheidung vorgelegt zu sehen. Diese Leute bilden eine Clique, der eine legt nicht bloß Zeugnis für den anderen ab, sondern auch in vielen Reklamationen ist das Zeugnis des einen oder des andern derselben zu finden; sie werfen sich zum Organ der sämtlichen Reklamanten auf, richten Petitionen an den Staatssekretair, an den Präsidenten und an den Kongreß, schreiben Zeitungsartikel, Pamphlets etc., und ihr Zweck ist, die Konvention und die Kommission und alles, was damit zusammenhängt, gehässig zu machen, die bereits gefällten, ihnen ungünstigen Entscheidungen wo möglich annulliert zu sehen und einen Vorwand zu finden, um die Entscheidung der noch schwebenden Fälle zu verhindern oder unwirksam zu machen. (…) Nachdem sie auf alle Weise versucht hatten, ihren Zweck zu erreichen, nachdem sie sich vergeblich an den Kongreß gewandt hatten, nachdem sie endlich den Senator Walker von Mississippi für sich zu gewinnen (vermochten), der einen Bruder in Texas hat und selbst bedeutende Ländereien daselbst besitzen soll, trug Walker darauf an, den Präsidenten um Mitteilung aller diesen Gegenstand betreffenden Dokumente und auch des Journals der Kommission zu ersuchen, woraus sich ergeben würde, daß das Betragen der mexikanischen Kommissarien von der Art gewesen wäre, daß das ganze Verfahren als null zu betrachten sei, und daß sie mir verfälschte Dokumente vorgelegt, mich auf diese Weise hintergangen und dadurch die Verwerfung oder Reduzierung vieler Reklamationen verursacht hätten (!). Man müßte dem Beispiele Frankreichs folgen und sich mit dem Schwert in der Hand Recht verschaffen. (…) Sein Antrag fand, wie die anliegenden Senatsverhandlungen ergeben, im Senat gar keinen Anklang; Wright, Clay, Buchanan und andere sagten geradezu, es sei dabei bloß darauf abgesehen, das hiesige Gouvernement in Schwierigkeiten mit Mexiko zu verwickeln und dadurch dem ersteren die Verantwortlichkeit für die Zahlung der Entschädigungssummen aufzubürden, wovon unter keinen Umständen die Rede sein könne. Die Sache endigte damit, daß es für unpassend erklärt wurde, die Walkersche Resolution zu diskutieren, so lange die Entscheidung der Reklamationen noch schwebe und daß daher die Diskussion bis auf den 25ten d. M. ausgesetzt und am 28ten wieder aufgenommen werden solle. (…) So spricht sich in jenem Senatsbeschluß offenbar die Ansicht aus, daß nach dem 25ten d. M. auch die schiedsrichterliche Tätigkeit in dieser Sache aufgehört haben müsse. (…) Auch aus dem mir von Staatssekretär Webster gegebenen Rat, die Entscheidungen am 25ten d. M. zu datieren, wenn ich dieselben auch später entscheiden sollte, geht hervor, daß er die Sache mindestens für zweifelhaft hält; übrigens würde ich mich unter keinen Umständen dazu verstehen, seinen Rat zu befolgen, am wenigsten in einem Lande wie hier, wo man nur zu 135

Rönne am 24.2. 1842 an von Maltzahn. A. a. O., Bl. 94 – 104.

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I. Die alte Monarchie und die junge Republik geneigt ist, die Handlungen öffentlicher Beamten und ihre Motive falsch zu beurteilen. (…) Der mir seit vielen Jahren befreundete Präsident (Chief Justice) des obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten (Taney), einer der besten Juristen des Landes und einer der gerechtesten Männer, ein Mann von der alten Schule, der für die Institutionen dieses Landes keineswegs blind eingenommen ist, und mit dem ich über den Gegenstand gesprochen haben, hält die Sache für sehr zweifelhaft; (…) Es leidet nicht den mindesten Zweifel, daß die Reklamanten, deren Ziele ich mich über den 25ten d. M. angenommen haben würde, meine Entscheidungen unter dem Vorwande anfechten würden, daß sie nach dem 25ten d. M. abgegeben wären. (…) Ich glaube wohl, daß heute jeder Versuch der Art scheitern würde an dem derzeitigen Präsidenten, noch eine Majorität im jetzigen Kongreß würde einen Antrag auf Annullierung der Entscheidungen unterstützen; allein morgen ist ein anderes Individuum Präsident, morgen besteht der Kongreß aus anderen Mitgliedern, und jemand wird in seinem Distrikt vielleicht bloß deshalb zum Kongreß-Mitglied gewählt, um die Wünsche der Schreier durchzusetzen. Es ist unglaublich, was in diesem Lande durch ein immer wieder erneuertes Geschrei erreicht und durchgesetzt werden kann, und es ist keineswegs unwahrscheinlich, daß auch die Reklamanten zuletzt ihren Zweck erreichen würden. Auf der anderen Seite weiß man ja auch nicht, ob Mexiko die nach dem 25ten d. M. abgegebenen Entscheidungen als bindend ansehen würde; ich glaube, daß auf das mexikanische Gouvernement ebenso wenig Verlaß ist als auf das hiesige. Es würde mir vielleicht nicht schwer geworden sein, ebenso viele Fälle zu entscheiden, als die Kommissarien Berichte erstellen konnten; allein die amerikanischen Kommissarien haben in der letzten Zeit (woraus sie gar keinen Hehl machen) die wenigsten Berichte selbst gemacht, die meisten sind von den Reklamanten und Agenten der Reklamanten angefertigt und von den amerikanischen Kommissarien bloß unterschrieben (!). Auch der Staatssekretair Webster führte die Sache eines Bostoner Kaufmanns und beging neulich die Indiskretion, mir die Reklamation desselben zu empfehlen (!). Diese Berichte erforderten eben aus dem Grunde eine um so sorgfältigere und gründlichere Prüfung von meiner Seite. Die mexikanischen Kommissarien zeigen sich so furchtsam, daß sie fast niemals den Mut haben, die Forderung eines Reklamanten zu verwerfen. Nicht minder furchtsam zeigen sich auch sonst die mexikanischen Kommissarien (namentlich um sich ihrem Gouvernement gegenüber nicht unverantwortlich zu machen); sie unterwerfen alle, selbst die gegründetsten Forderungen und Akte meiner Entscheidung. In der Hauptsache macht es auch keinen Unterschied, ob einige Fälle mehr oder weniger von mir entschieden werden, denn die Kommission ist doch, wie ich höre, nicht im Stande, sorgsam alle Fälle zu prüfen, da ihr noch bis heute neue Fälle zugegangen sind. Unter diesen Umständen würde nicht übrig bleiben, wenn beide Teile wirklich ernstlich gesonnen wären, die schiedsrichterlicher Tätigkeit fortdauern zu lassen, als eine neue Konvention zu schließen, was aber bis jetzt, obgleich man das jetzige Resultat lange vorhersehen mußte, unterblieben ist und auch wohl schwerlich jemals geschehen wird, weil die jetzige Administration fürchtet, dadurch anzustoßen. Als die Konvention vom 11. April 1839 unter Van Burens Administration geschlossen wurde, erhob die Opposition dagegen, um Van Buren unpopulär zu machen, ein großes Geschrei und gab sich das Ansehen, als ob sie einen Krieg mit Mexiko vorgezogen haben würde. Die jetzige Administration (die zum Teil aus der früheren Opposition besteht) fürchtet ähnliche Angriffe, und zu leugnen ist es nicht, daß die Konvention endlich bei der Masse des Volkes unpopulär ist. Mexiko ist hier sehr verhaßt. Zur Erhaltung einer freundlichen Stimmung wird durch Entscheidung dieser

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Reklamationen doch nichts beigetragen – um so weniger, da täglich neue Klagen über neue Spoliationen eingehen. Die von dem Repräsentanten eines europäischen Monarchen ausgehenden Entscheidungen der Ansprüche amerikanischer Bürger erregen bei der Masse des Volkes großen Anstoß und das der hiesigen in allen Dingen herrschenden Empfindlichkeit so sehr widerstreitende schriftliche und geheime Verfahren von der Kommission ist schon allein hinreichend, die ganze Sache unpopulär zu machen. Da mein Entschluß gefaßt ist, nach dem 25ten d. M. keine Entscheidung mehr zu fällen (ein Entschluß, den Ein Königliches Hohes Ministerium unter den von mir geschilderten Umständen hoffentlich billigen wird), so werde ich morgen mit der abschriftlich anliegenden Note die von mir entschiedenen Fälle an die Kommission schicken und damit mein Amt als schiedsrichterlicher Kommissarius beschließen.“

In seiner Entscheidung fühlte sich Rönne bestätigt durch die Reaktion von Kommissaren und Tyler-Administration. Aber die Reklamanten, die sich durch die bisherigen Entscheidungen von Kommission und Schiedsrichter benachteiligt fühlten, oder die, über deren Ansprüche noch gar nicht entschieden war, suchten die Öffentlichkeit und die Politik zu ihren Gunsten zu mobilisieren. Rönne berichtete im August nach Berlin136 : „Auf ihren Antrieb passierte der Senat am 2ten März eine Resolution, worin der Präsident unter anderem eine Mitteilung aller an das Staatsdepartement gerichteten auf die Konvention und deren Ausführung Bezug habenden Vorstellungen ersucht wird. Diese Resolution schien bereits beinahe in Vergessenheit geraten zu sein, als der Präsident dem Senat mittelst Botschaft vom 13ten Juni die in dem anliegenden Dokument abgedruckten, ihm am 11ten Juni vom Staatssekretair Webster angelegten Papiere mitteilte. Als mir das Dokument gegen Ende des vorigen Monats mit den übrigen Senatsdokumenten von dem Bureau des Senats zugeschickt wurde, fand ich darin zu meinem Erstaunen eine Menge von verschiedenen Reklamanten und ihren Agenten an das Staatsdepartement gerichteten Vorstellungen, die voll der gröbsten Ausfälle und Beleidigung gegen mich waren.“ Auch die übrigen Mitglieder des Diplomatischen Korps, „die mir in dieser ganzen Angelegenheit die freundlichste Teilnahme bewiesen haben“, erhielten diese Unterlagen, ohne dass sie von irgendeiner missbilligenden Bemerkung begleitet waren. Rönne berücksichtigte, „daß Webster besonders während der mit Lord Ashburton gepflogenen Negotiationen137 alles Andere gänzlich vernachlässigt und fast keine Note beantwortet hat und daß im Staatsdepartment die größte Unordnung herrscht“, und er hörte, „daß Webster, dessen finanzielle und politische Lage von der Art ist, daß er gar keine Unabhängigkeit besitzt, sich vor den Reklamanten fürchte.“ Webster habe ihn „mit unendlich irrealen Entschuldigungen“ empfangen. Rönne warf Webster und seinem Sohn, dem Chief Clerk im State Department, viele hinhaltende Manöver vor, bis dann Präsident Tyler am 8.8. 1842 in einer Botschaft an den Kongress seine Un136 Rönne am 18.8. 1842 an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932 Bd. 3. 137 Der Webster-Ashburton-Vertrag zur Regelung der Grenzstreitigkeiten zwischen den USA und Kanada, zur Unterbindung des Sklavenhandels und der Auslieferung von Verbrechern wurde am 8.8. 1842 in Washington DC unterzeichnet.

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terstützung für Rönne zum Ausdruck brachte138. Präsident Tyler habe geäußert „er wünsche nichts mehr, als daß er mich zum Schiedsrichter in seinen Differenzen mit dem Kongreß erwählen könne.“ Rönne stellte schließlich zufrieden fest, dass die Einrichtung des von den Reklamanten gewünschten Select Committee unter dem Senator Walker, das sich anstelle des Senatsausschusses für auswärtige Angelegenheiten mit der Ausführung der Konvention befassen sollte, scheiterte. Der Bericht des Senatsausschusses für auswärtige Angelegenheiten vom 10.8. 1842 habe sich in Beziehung auf Rönne „auf eine sehr befriedigende Weise“ ausgesprochen. „Man hat seit einiger Zeit auch aufgehört, mir Pamphlets, Zeitungsartikel u. d. gl. ins Haus zu schicken (…).“ Noch weniger als in den USA stieß die schiedsrichterliche Tätigkeit Rönnes in Mexiko auf Zustimmung. Der dortige Preußische Geschäftsträger von Gerolt, der in Mexiko von Informationen aus Berlin weitgehend abgeschnitten war, berichtete am 28.10. 1842 aus Mexiko139 : Durch die letzten Nachrichten aus Berlin über die schiedsrichterlichen Entscheidungen sei er „noch gerade zur rechten Zeit in den Stand gesetzt (…), die hier herrschenden irrigen Ansichten über die (…) Reklamationen sowohl als über die Motive ihrer Entscheidung zu widerlegen und die von manchen in Zweifel gezogene Unparteilichkeit des Schiedsrichters zu vindizieren. Ungeachtet die an Mexiko gemachten Geldforderungen von dem Schiedsrichter (…) reduziert worden sind und überhaupt das Resultat dieser ganzen Transaktion zur definitiven Regelung der zwischen beiden Ländern bestehenden Differenzen für Mexiko so günstig als möglich ausgefallen ist, so war man hier doch keineswegs auf die Zahlung einer Entschädigungs-Summe (…) vorbereitet. Sowohl weil man seit jeher alle fremden Reklamationen als mehr oder weniger unbegründet angesehen hat, als auch weil in dem gegenwärtigen Falle, sich gewiß Niemand die Mühe gegeben hat, sich von der Beschaffenheit der Nordamerikanischen Reklamationen gründlich zu unterrichten – die Mexikanischen Kommissare waren schon vor ihrer Rückkehr von Washington bei der hiesigen neuen Regierung in Ungnade gefallen, und ich glaube behaupten zu dürfen, daß so wenig der Minister der auswärtigen Angelegenheiten als jemand anders in die sorgsamen und voluminösen Berichte und Verhandlungen derselben mit den Amerikanischen Kommissaren Einsicht genommen hat.“ Seit Abschluss der kommissarischen Tätigkeit im Februar 1842 ging es um die Auszahlung der den amerikanischen Bürgern zugesprochenen Entschädigung durch 138

„The Executive has no complaint to make against the conduct or decisions of the highly respectable person appointed by his sovereign umpire between the American and Mexican commissioners.“ Moore, S.1237. – Der Text entsprach im Wesentlichen der nach Angaben Rönnes in seiner Gegenwart von Webster redigierten Fassung der Botschaft, ließ aber die die Reklamanten ausdrücklich missbilligenden Formulierungen aus – wieder nach Rönne auf Einwirkung im State Department. Rönne am 18.8. 1842 an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932 Bd. 3. 139 Gerolt am 28.10. 1842 an das Preußische Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932 Bd. 3.

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Mexiko140. Vom US-Gesandten in Mexiko General Thompson141 erfuhr Gerolt von den kontroversen Auffassungen zwischen den USA und der finanziell chronisch klammen mexikanischen Regierung. Im September 1842 drohte der Abbruch der Verhandlungen und die Abreise Thompsons, was eine militärische Entscheidung zur Folge gehabt haben könnte. Durch die Vermittlung Gerolts142 kam es zu einer erneuten Verhandlung zwischen Thompson und der mexikanischen Regierung. Nach der im Beisein von Gerolt ausgehandelten Übereinkunft kam Thompson Mexiko jetzt so weit entgegen, dass die mexikanische Regierung statt in zwei Jahren erst im Laufe von fünf ihre Schulden zu begleichen hatte143. Die nicht entschiedenen Reklamationen von US-Bürgern sollten Gegenstand einer weiteren Abmachung sein. Im Oktober 1842 bauten die USA erneut Druck auf, indem sie neue Instruktionen für Thomson mit einem Kriegsschiff nach Vera Cruz beförderten, „um eine kategorische Erklärung wegen Befriedigung jener Schuld zu verlangen“144. Die zwischen Thompson und der mexikanischen Regierung vereinbarte Konvention für die unerledigten Fälle kam am 20.11. 1843 zustande. Sie sah keinen neutralen Schiedsrichter mehr vor. Dieser Vertrag wurde jedoch nicht ratifiziert. Eine neue Lage brachte der Krieg der USA gegen Mexiko 1846 – 48, der zu der Eroberung eines Großteils Mexikos führte. Daraufhin übernahmen die USA selbst die weitere Entschädigung. Nur der von Rönne nicht befriedigte Anspruch des Aaron Leggitt, nach Rönne „unter allen Reklamanten einer der ärgsten Schreier“145, beschäftigte noch mehrere US-Secretaries of State und preußische Außenminister. Er wollte unbedingt die Begründung Rönnes lesen, was eine Abweichung von dem Verhalten gegenüber allen anderen Antragstellern bedeutet hätte. Webster suchte zumindest für Wheaton eine Einsichtnahme zu erwirken146, und Preußen bot an, die Begründung einem Vertreter der USA im Beisein eines Vertreters Mexikos zu verlesen. Der 140

s. dazu auch die Berichte Rönnes 28.5.42 und 28.7.42. Thompson, Waddy (1798 – 1865), US-Minister in Mexiko 1842 – 44. 142 Gerolt am 20.9. 1842 an das Preußische Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932 Bd. 3. – s. auch den Bericht Rönnes vom 12.12. 1842. 143 Gerolt lobte besonders Thompsons Entgegenkommen gegenüber der mexikanischen Regierung: „Dies Benehmen des Generals Thompson erscheint um so achtungsvoller, als ihm von den Interessenten, wenn er sich ihren Wünschen fügen und auf sofortige Zahlung bei der Mexikanischen Regierung bestehen wollte, eine bedeutende Provision versprochen worden war, die auf die ganze Summe ein großes Vermögen ausgemacht hätte, und überdies stimmten jene Wünsche mit denen einer großen Partei in den Vereinigten Staaten überein, welche in einem Kriege mit Mexiko die Unabhängigkeit von Texas und ein weites Feld für ihre ehrgeizigen Pläne und für lukrative Spekulationen erblickte.“ A. a. O. – Der Begriff Korruption fehlt im Zusammenhang mit dem Angebot der Reklamanten an den Beamten Thompson. 144 Gerolt am 28.10. 1842 an das Preußische Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. A. a. O. 145 Rönne am 12.3. 1844 an Bülow, den Minister der auswärtigen Angelegenheiten. A. a. O. 146 Noten Wheatons vom 12.3. 1843 und 14.2. 1844 an den Preußischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten und die Stellungnahme Rönnes vom 12.3. 1844. Rönne verwies vor allem auf die Unterlagen für seine Entscheidung, die der gemischten Kommission vorgelegen hätten und die im Archiv des State Department einzusehen seien. A. a. O. 141

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Nachfolger Websters in der Funktion des Secretary of State Calhoun teilte Gerolt147, der seit 1844 als Preußischer Ministerresident in Washington wirkte, seine deutliche Ablehnung jeder Kenntnisnahme der Begründung Rönnes mit. In dem dem Außenminister Bülow zugänglich gemachten Erlass an Wheaton formulierte Calhoun148 seine Abweichung vom Kurs Websters gegenüber dem Fall Leggitt: „(…) the whole proceeding originated in error and misconception, and I have signified to him (Gerolt. E. E.) that, as this government is entirely satisfied that Baron Roenne acted in this case, as in all others, with that love of justice and integrity for which his character was eminently distinguished, it feels constrained by duty, as well as by delicacy to decline the offer made by the Prussian Government to communicate confidentially the information which had been solicited by this government under impressions which, it is conceived, ought never to have had existence. The very supposition strikes at the root of all faith in the Convention itself, and would, probably, be attended by the evil consequence of making all the other claimants unduly dissatisfied with the decisions in their cases.” Mit der Entscheidung Tylers und Calhouns war der Fall Leggitt nur vorläufig erledigt. Webster ließ sich in seiner zweiten Amtsperiode als Secretary of State Ende 1850 doch noch die Entscheidungsgründe Rönnes zum Fall Leggitt mitteilen, nachdem Rönne der Preußischen Regierung doch seine Zustimmung erteilt hatte. Aber damit war Leggitt noch nicht gedient, und er wandte sich aus Anlass eines Besuches in Deutschland 1851 an den US-Gesandten Barnard149 in Berlin und an Rönne in Bonn. In den USA beschäftigte Leggitt alle Kommissionen, die sich mit Ansprüchen gegenüber Mexiko befassten, bis 1872 – als Rönne schon sieben Jahre tot war.

c) Rönnes politische Berichterstattung aus den USA und der Wandel seiner politischen Vorstellungen Die recht gemischten Erfahrungen Rönnes als Schiedsrichter mit dem politischen Betrieb in den USA entsprachen den von ihm auch sonst vermittelten Eindrücken. Die Berichte, die unabhängig von der Schiedsrichtertätigkeit die politischen Bedingungen charakterisieren, verraten, dass es Rönne in den USA gelang, sich unmittelbar in verschiedenen Bundesstaaten umzusehen – trotz aller finanziellen Beschränkungen – und dort Kontakte mit vielen einflussreichen Politikern und anderen Persönlichkeiten aufzunehmen. Er konnte seine Regierung mit umfangreichen und zugleich differenzierten Berichten bedienen, die die äußeren Beziehungen der USA aufhellten und vor allem ein farbiges Bild der amerikanischen Gesellschaft und besonders ihrer politischen Gestaltung medial unterstützt zeichneten. Die von ihm 147

Gerolt am 18.3. 1845 an das Preußische Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. A. a. O. 148 Erlass Calhouns vom 3.3. 1845 an Wheaton. A. a. O. 149 Barnard, Daniel Dewey (1797 – 1861), Whig, Representative von New York 1827 – 29, 1839 – 45, US-Gesandter in Berlin 1850 – 53.

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kritisch vorgestellten Leitfiguren Andrew Jackson, John Quincy Adams, Martin Van Buren, John Calhoun, Henry Clay und Daniel Webster prägten die USA ein halbes Jahrhundert. Bei der politischen Berichterstattung, die vor allem an den König gerichtet war, standen die jeweilige Administration, der Kongress, die Parteien, die Wahlen, die politischen Trends, die finanzwirtschaftliche Entwicklung und die Presse im Mittelpunkt. Die Anlagen, die die Berichte ergänzten, enthielten amtliche Dokumente, gelegentlich auch von anderen Diplomaten zugänglich gemachte Schreiben und zusätzlich Ausschnitte aus den verschiedensten Zeitungen (National Intelligencer, New York Herald, Courrier des Etats Unis und Globe vor allem) mit den Ansprachen der Präsidenten, Kongress-Debatten, herausragenden Redebeiträgen, diplomatischen Korrespondenzen und sonstigen Schriftwechseln, Verträgen und gelegentlichen Schilderungen besonderer Vorfälle und manchmal auch Wahlplakate und Stimmzettel. Die Berichte mit ihrem reichhaltigen Informationsmaterial beeindruckten in Berlin. Doch riefen die wesentlich politischen Depeschen selten unmittelbare Reaktionen hervor; dagegen folgten auf die Wirtschaftsberichte fast regelmäßig ministerielle Weisungen. Die Berichte durchliefen mehrere Ministerien zur Kenntnisnahme – die Anlagen auch oft zum Verbleib. Von den Wirtschaftsberichten erhielt regelmäßig der Präsident der Preußischen Seehandlung von Rother schon vor seiner Ernennung zum Staatsminister Kenntnis, und auch die Oberpräsidenten wurden durch Abschriften nach Bedarf informiert. In einzelnen Fällen erhielten herausragende Einzelpersonen wie zum Beispiel Ranke150 Gelegenheit, Berichte einzusehen. Rönne wurde also nicht nur beim König und in den Kreisen der höheren Beamtenschaft bekannt. Rönnes Berichte an den König und an das Außenministerium unterscheiden sich in mehrfacher Hinsicht von den durchschnittlichen Depeschen der preußischen Vertretungen in den europäischen Nachbarstaaten. Da die Verkehrsverbindungen zwischen Preußen und den USA in der damaligen Zeit schwierig und besonders langwierig waren, sind die Berichte nicht in so dichter Folge erstattet worden wie diejenigen der Vertretungen bei den europäischen Staaten; dafür sind sie in der Regel umfangreicher. Die Laufzeit der Berichte aus den USA betrug 1834 im Durchschnitt 58 Tage. Später reduzierte sich das langsam bis zum Ende der vierziger Jahre auf 38 Tage und dann in der Folgezeit auf 31 und weniger. Wenn Rönne für seine Depeschen keinen der schnellen Dampfer erwischte, dauerte es weiterhin manchmal über 50 Tage, bis die diplomatische Post Berlin erreichte. Inhaltlich differieren die Rönneschen Berichte von denjenigen seiner europäischen Kollegen hauptsächlich darin, dass in ihnen die „große Politik“ eine wesentlich geringere Rolle spielt, dagegen innenpolitische Angelegenheiten und Wirtschaftsfragen des Partnerlandes stark in den Vordergrund treten. Das liegt einmal daran, dass es zu dieser Zeit zwischen Preußen und den USA keine „große Politik“ zu verhandeln 150 Der Archivar Dr. Joachim Lehmann, vor seinem Tod im Geheimen Preußischen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz tätig, in einer undatierten Niederschrift über die von ihm in den achtziger Jahren geplante Edition der Berichte Rönnes. Im Besitz des Verfassers.

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gab. Zum anderen ist die Schwerpunktsetzung in der Vorbildung und Interessenrichtung Rönnes begründet sowie in der ursprünglichen Aufgabenstellung der preußischen Vertretung in Washington, die von 1817 bis in die vierziger Jahre hauptsächlich handelspolitischen Zwecken diente. Es ging darum, vor allem das Vordringen der preußischen Textilien und preußischen landwirtschaftlichen Produkte auf dem US-Markt zu fördern und dabei zollpolitische Hemmnisse zu reduzieren, so dass die Wirtschaftsberichte besonders bedeutsam waren. Bei den von ihm berichteten außenpolitischen Angelegenheiten handelt es sich vor allem um den 1835 eskalierenden Konflikt der USA wegen der von Frankreich verzögerten Ausführung des mit den USA 1831 abgeschlossenen Entschädigungsvertrages und um die Intervention von US-Bürgern in die Auseinandersetzungen von Kanadiern mit der britischen Kolonialmacht und die damit verschärften amerikanisch-kanadischen Grenzstreitigkeiten. Hier kommt insofern „große Politik“ ins Spiel, als es sich um Konflikte mit europäischen Großmächten handelt. Rönne verhält sich zwar entsprechend seiner Regierung neutral, nimmt aber in seinen Berichten zu den Konflikten gelegentlich einseitig zugunsten der europäischen Monarchien Stellung. Allem Anschein nach erkennt er noch nicht wie später Gerolt, dass es gemeinsame Interessen zwischen Preußen und den USA gegenüber den westeuropäischen Seemächten geben könnte. Es ist aber auch nicht verwunderlich, dass jemand, der fast ein halbes Jahrhundert in Amerika weilte, die Alte Welt distanzierter betrachtete als der, der die Neue Welt nicht mehr als neun Jahre direkt erlebte, auch wenn sie ihn später nicht mehr losließ. Den amerikanisch-britischen Streit um die Grenze zu Kanada beendete vorläufig der Webster-Ashburton-Vertrag, endgültig der von Gerolt vorbereitete Schiedsspruch Kaiser Wilhelms I. 1872. Eichhorn teilte Rönne im Anschluss an seine Ernennung zum Ministerresidenten anerkennend mit151: „Ihre Mitteilungen zeigen, wie Ihrer Aufmerksamkeit nichts entgeht, wie Sie die neue Welt in allen Beziehungen zu erforschen und eine richtige Auffassung derselben durch die alte Welt zu befördern suchen. Dazu enthalten auch die bis jetzt von Ihnen an das Ministerium erstatteten Berichte höchst schätzbare Materialien. Die dankbare Anerkennung, welche das Ministerium bereits offiziell gegen Sie ausgesprochen hat, will ich für meinen besonderen Teil hierdurch wiederholen. Wer ein fremdes Land besucht und es zum Gegenstande seiner Betrachtung macht, richtet Fragen an dasselbe, wie sie ihm, von der vorzugsweise ihm gegenwärtigen Kenntnis seines Vaterlandes, dessen Einrichtungen, Zuständen usw. eingegeben werden, und so ist Nordamerika vielfach von Englischen und Französischen Fragern erforscht worden, aber, wie es mir scheint, noch nicht von Deutschen, am wenigsten von Preußischen, welche ihre vaterländischen Einrichtungen und Zustände mit Nordamerikanischen zusammengehalten und über die letzteren recht belehrende Mitteilungen für ihre Landsleute gemacht hatten. Täusche ich mich nicht, so dürfen wir hoffen, daß Ew. Hochwohlgeboren Ihren jetzigen Aufenthalt in Nordamerika nach und nach dazu benutzen werden, die von uns gefühlte Lücke auszufüllen.“ 151 Eichhorn am 31.3. 1836 an Rönne. Zit. nach Julius von Rönne: Friedrich von Rönne, Hauptzüge aus seinem Leben, Berlin 1867, S. 19 f.

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Wie die im Folgenden wiedergegebenen Berichte belegen, hat Rönne diese Lücke in der Tat im Laufe der Zeit gefüllt – und mit einer klaren Wertung. Allerdings fiel diese nicht so aus, wie Julius von Rönne in der Biographie seines Vaters suggerierte und wie später Hawgood wiederholte, indem er ausführte, Rönne sei „voller Bewunderung (…) für die amerikanischen Institutionen“ gewesen152. Das geschah wohl ohne jede Kenntnis des tatsächlichen Wortlautes seiner Berichte. Rüdiger Schütz hat in seiner Untersuchung zur Ära Rönne auf die im Gegensatz zu den Behauptungen von Julius von Rönne stehenden „zahlreichen kritischen Kommentare Rönnes zu den inneramerikanischen Verhältnissen, zum Parteiwesen und zu Systemschwächen der demokratisch-republikanischen Verfassung mit allgemeinem Stimmrecht“ hingewiesen153. Rönne sah sich in seiner vor allem auf die jüngere Entwicklung der amerikanischen Demokratie seit Jackson zielenden Kritik gelegentlich auch von amerikanischer Seite bestätigt: „Die Besseren und Vernünftigeren hier sehen dies auch recht gut ein, und es hat mir mancher achtbare Mann, besonders unter den älteren Leuten, das Geständnis gemacht, daß sie diese ultra-demokratische Tendenz mit Schrecken erfülle.“ (5.1. 1838). Das Wahlrecht und das Treiben der Parteien in den USA zu kritisieren, gehörte bei den mehr oder minder aristokratisch ausgerichteten europäischen Diplomaten in Washington zum guten Ton, bei Rönne genauso wie beim britischen Vertreter und entsprach vor allem der Einstellung ihrer Auftraggeber. Speziell Rönne dürfte nicht aus den Augen verloren haben, wie sehr gerade die „väterlichen Regierungen“ des Metternichschen Einflussbereiches das politische Leben im hergebrachten Rahmen zu halten suchten. Rönne registrierte, wie sehr durch US-Bürger Freiheiten bei der Expansion missbraucht wurden und wie wenig Amerikaner auf staatliche Schranken stießen. Der Jurist Rönne beklagte angesichts seiner Erfahrungen in dem preußischen Rechtsstaat den Mangel an Rechtssicherheit in den USA. Bei Rönne stand lange Zeit im Hintergrund die Furcht vor dem Einfluss der „ultra-demokratischen Tendenz“ auf Europa. Eine Aufspaltung der USA wegen des Streits zwischen Nord und Süd etwa als Folge der unterschiedlichen Einschätzung der Sklaverei wäre dem entsprechend in den Augen Rönnes als das „gänzliche Mißlingen der so viel gepriesenen amerikanischen Selbstregierung nicht ohne die wohltätigste Rückwirkung“ auf Europa (13.1. 1838). Gerolt, der die Verfassungsentwicklung der USA Ende der vierziger Jahre wie Rönne nun auch positiv einschätzte, vertraute auf die Einheit der Union, die er als im Interesse Preußens ansah. Bei Rönnes Kritik an der religiösen Vielfalt und gleichzeitigen Intoleranz der Gesellschaft wird dieser die Auseinandersetzungen von Amtskirchen und Staat in Preußen mit der religiösen Erweckungsbewegung der zwanziger und dreißiger Jahre im Blick gehabt haben. Sie führten zu dem für preußische Politiker unerhörten

152 Hawgood, John A.: Ein vergessener deutscher Diplomat aus der 48er Zeit, Friedrich von Rönne, in: Männer und Ideen der Achtundvierziger Bewegung, Frankfurt a. Main 1950, S. 11. 153 Schütz, Rüdiger: Die Preußisch-Amerikanischen Beziehungen in der Ära Rönne, S. 53.

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Vorgang, dass Altlutheraner aus dem toleranten Preußen auswandern zu müssen glaubten und zumeist in die USA zogen. Rönnes Darstellung ist nicht losgelöst zu sehen von der besonders von den zwanziger bis zu den vierziger Jahren in Mitteleuropa breit gefächerten AmerikaLiteratur, die die politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse in den USA nicht aussparte. Rönne nahm dazu in seinen Berichten sporadisch Stellung. Zu dieser Diskussion in Europa trug der spätere österreichische Vertreter Hülsemann bei wie auch der kämpferische Wiener Emigrant Grund mit seinem in den USA und Deutschland publizierten „Die Americaner in ihren moralischen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen“; und vor allem leistete Alexis der Tocqueville 1835/40 einen Beitrag mit seinem in viele Sprachen übersetzten zweibändigen Werk „De la Démocratie en Amérique“. Als Dr. Rudolf Schleiden 1853 zum Ministerresidenten Bremens in den USA ernannt war, suchte er vor seiner Überfahrt zunächst Tocqueville auf. Tocqueville brachte sein überwiegendes Lob der amerikanischen Demokratie in denselben Jahren zu Papier wie Rönne seine überwiegende Kritik. Tocqueville hatte sich unter anderem bei Spencer154 1831 über das politische System der USA informiert, und von Spencer meinte Rönne, er „habe niemals einen Amerikaner gefunden, der mir mit solcher Klarheit und Präzision die mir damals noch ziemlich neuen Institutionen dieses Landes deutlich machen konnte“ (28.10. 1841). Rönne lernte Spencer 1835 kennen und schätzen. Spencer blieb zugleich seit 1831 verbunden mit Tocqueville und war Herausgeber der englischsprachigen Fassung seines Hauptwerkes 1838/40 und später. Eine Äußerung Rönnes über Tocqueville ist leider nicht überliefert; aber dass er sein Werk nicht gekannt hat, ist unwahrscheinlich. Tocqueville betonte im Gegensatz zu Rönne besonders die positiven Auswirkungen der Volkssouveränität, wobei er die Sklaverei und die „katastrophale Indianerpolitik“ (Finzsch) nicht als Beeinträchtigung einstufte155. Aber er beurteilte die führenden Politiker kaum weniger kritisch als der preußische Beobachter und fand das Repräsentantenhaus im Gegensatz zum Senat genauso vulgär156 wie Rönne.

154 Spencer, John Canfield (1788 – 1855), war 1817 – 19 im Kongress (Republican), dann 1820/21 und 1831/32 in der State Assembly von New York, gehörte 1824 – 28 dem State Senate von New York an und war 1839 – 41 Secretary of State von New York, übernahm in der TylerAdministration 1841 – 43 das Amt eines Secretary of War und 1843/44 das des Secretary of Treasury. Er gab 1838 in den USA die erste englische Übersetzung von Alexis de Tocqueville „De la Démocratie en Amérique“ heraus, das 1835 erschienen war. Später folgten weitere Ausgaben von ihm, die auch den zweiten Teil „De la Démocratie en Amérique“ von 1840 einbezogen. 155 Tocqueville ging auf die Unterdrückung der Afroamerikaner und die Vertreibung und Vernichtung der Indianer ein, besonders in dem Kapitel „Quelques considérations sur l’état actuel et l’avenir probable des trois races qui habitent le territoire des États-Unis“ (http://www. uqac.uquebec.calzone30/Classiques_des_sciences_sociales/index.html, 23.8. 2009). 156 de Tocqueville, Alexis: De la Démocratie en Amérique, 1835, Teil 2, S. 35.

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Der französische Besucher kritisierte einzelne Erscheinungen in den USA, unterstützte jedoch die Gesamttendenz des auf Gleichheit und Volkssouveränität hin angelegten politischen Systems, das er im Zeitalter Jacksons erfahren hatte; aber Rönne passte – nach seinen Berichten zu urteilen – die ganze Richtung der Jacksonians nicht (14.12.38). Vor allem konnte er die von Tocqueville unter dem Eindruck der Jacksonian Democracy so sehr hervorgehobene Gleichheit der Weißen angesichts seines genaueren Hinsehens nicht bestätigen. Rönne registrierte die Klassen, die Rolle des „Pöbels“ und der „besseren Klassen“ und sah selbst im Schulwesen „die demokratische Theorie der allgemeinen Gleichheit“ (12.10.37) widerlegt. Dass es den Jacksonians wohl in erster Linie um die Chancengleichheit ging, reflektierte er nicht. Der wirtschaftliche Aspekt spielte für den auf das Funktionieren der amerikanischen Demokratie konzentrierten Tocqueville kaum eine Rolle. Für den gerade an Wirtschaft und Finanzen interessierten preußischen Vertreter, der das Ende der Konjunktur 1837 erlebte, fiel besonders auf, wie wenig die Politik in der Lage war, die Panik von 1837 und die folgende Depression zu bewältigen, ja durch den Umgang mit den Banken die Schwierigkeiten noch vermehrte. Unabhängig von den Mängeln der Washingtoner Finanz- und Wirtschaftspolitik galt allerdings für Rönne immer: „Jeder, der arbeiten will, findet hier sein vortreffliches Auskommen“ (3.3. 1838). Er konnte auf genügend Erfolgsgeschichten von deutschen Einwanderern zurückgreifen, auch wenn er die deutsche Einwanderung insgesamt im Gegensatz zu Gerolt damals noch als nebensächlich erachtete und kaum kommentierte. Im Anschluss an den vom Präsidenten Van Buren in seiner Jahresbotschaft vom Dezember 1838 vorgetragenen Rückblick auf das halbe Jahrhundert unter der US-Verfassung formulierte Rönne seine Auffassung, dass die USA nur trotz des politischen Systems zu dem geworden seien, was sie sind (14.12. 1838): „Dies System hat sich im Gegenteil nur zu oft störend gezeigt. Es ist vielmehr das große und reiche, von der Natur gesegnete Gebiet der Union, welchem dieselbe ihren Flor zu danken hat. Auch unter jeder anderen Regierung, die das Beste des Landes gewollt, würde es dasselbe geworden sein, und unter einer weisen und väterlichen Regierung vielleicht noch weit mehr. In einem Lande von so großem Umfange, wo die Kultur des Bodens so viele Hände erfordert, wo jeder Einzelne so leicht seinen Unterhalt findet, wo so wenig Reibungen und Kollisionen zwischen Individuen und Klassen von Individuen vorkommen, kann man eine Zeit lang aller Regierung entbehren, der bloße Kommunalverband genügt in den meisten Fällen.“ In der Hervorhebung der amerikanischen Selbstverwaltung traf er sich mit Tocqueville. Dieser sah in der Selbstverwaltung die Stärke der Amerikaner und lobte in den USA nichts so sehr wie die von unmittelbarem Verantwortungsbewusstsein getragenen Aktivitäten auf unterer Ebene157. 157 „Je ne connais point de peuple qui soit parvenu à établir des écoles aussi nombreuses et aussi efficaces, des temples plus en rapports avec les besoins religieux des habitants, des routes communales mieux entretenues.“ A. a. O., Teil 1, S. 96.

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Dabei mag er wohl besonders den französischen Zentralismus im Visier gehabt haben. In Übereinstimmung mit Tocqueville158 sah Rönne die Staatlichkeit als sehr schwach ausgebildet in den USA, stufte das aber in den ersten Jahren noch als Nachteil ein: „Wo es aber wirklich etwas zu regieren gibt, wo es auf ein wirklich energisches Einschreiten ankommt, da hat sich die hiesige Regierung überall als schwach und unzulänglich erwiesen. Gewiß sind es daher nicht, wie der Präsident sagt, die politischen Institutionen dieses Landes, die die beste Garantie gegen Angriffe von außen und von innen gewähren; aber darin hat er Recht, wenn er im Eingange der Botschaft sagt, daß die Stärke der brüderlichen und innern Bande die einzige Garantie für die Fortdauer der Union sind. Man nennt dies Gouvernement oft auch mit Recht ein government of compromise, es ist eine politische Vereinigung, die nur auf gegenseitigem guten Willen beruht, deren Fortdauer von keiner Seite erzwungen werden kann und wird (…)“. Die Union war für Rönne zunächst nur ein Staatenbund, kein Bundesstaat. So ist im Bericht vom 15.5. 1836 von der bevorstehenden Aufnahme von Michigan und Arkansas in den „Staatenbund“ die Rede. Möglicherweise hat der Rönne so sympathische Calhoun als Vertreter der States’ Rights und der Nullifikation mit zu dieser Vorstellung beigetragen. In einem Brief an Bunsen159 wendete er die schwache Staatlichkeit und zugleich das Demokratische 1842160 inzwischen sogar ins Positive, während er 1838 „einer weisen und väterlichen Regierung“ noch das bessere Zeugnis ausgestellt hatte als der demokratischen Regierung der USA: „Das ist ja eben eine der guten Seiten des immer weiter um sich greifenden demokratischen Systems, welches jedem Föderalsystem zu Grund liegt, daß es dem Individuum, den Municipalitäten, den Staaten (Provinzen) das möglichst große Maaß von Unabhängigkeit sichert, d. h. daß es keine Einmischung in die Privat- und inneren Local-Angelegenheiten gestattet – wodurch ein Centralgouvernement, das alles generalisiren will, so gehässig wird, – dagegen aber dem Bundesgouvernement alle die großen Fragen vorbehält, bei denen nicht mehr ausschließlich der Einzelne interessirt ist, sondern die das Ganze betreffen und die gerade oft den Einzelnen weit weniger interessiren, als seine kleinlichen lokalen Interessen, worin er nun einmal keine Einmischung leiden kann. Das ist das Bild der Vereinigten Staaten von Nordamerika!“ Der Verfassungs-Entwicklung der USA, die Tocqueville als demokratische Revolution einstufte, begegnete Rönne inzwischen mit wachsendem Verständnis. 158 de Tocqueville, Alexis: De la Démocratie en Amérique, 1835, Teil 1, S.149, Teil 2, S. 203 f. 159 Bunsen, Christian Karl Josias (1791 – 1860) wurde 1848 vom Wahlkreis Schleswig zum Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung gewählt, war aber weiterhin als preußischer Gesandter in London anwesend. Bunsen trat 1848 ähnlich wie Rönne für eine bundesstaatlich organisierte parlamentarische Monarchie ein, wie seine in London im Mai 1848 publizierte Schrift verrät „Die deutsche Bundesverfassung und ihr eigentümliches Verhältnis zu den Verfassungen Englands und der Vereinigten Staaten“. 160 von Rönne, Julius: Friedrich von Rönne, S. 21 f.

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So wie sich sein Amerikabild zu wandeln begann, was sich nicht in seinen offiziellen Berichten nach Berlin niederschlug, änderte sich auch seine Einstellung zu den Liberalen. Der Rönne, der am Befreiungskrieg teilgenommen hatte und das Freiheitsstreben seiner Kommilitonen während seines Studiums an den Universitäten Kiel und Berlin vermutlich nicht hatte übersehen können und in den USA mit der Kritik von Emigranten am deutschen Obrigkeitsstaat konfrontiert wurde161, vermochte sich liberalen Gedanken auf die Dauer nicht zu verschließen, auch wenn er zeitweilig dem konservativ gewordenen Eichhorn gefolgt war. Dass Rönne gelegentlich mit führenden deutschen Amerika-Auswanderern zusammentraf, ergab sich von selbst162, auch wenn er es in seinen politischen Berichten nie erwähnte. Seine Kontakte zu liberaler Gesonnenen wie Bunsen und Heinrich von Bülow scheinen ihn im Laufe der Zeit auch in seinen politischen Vorstellungen beeinflusst zu haben. Heinrich von Bülow trug wesentlich zur Einrichtung des Handelsamtes bei, dessen Leitung Rönne 1844 übernahm, und unterstützte ihn in seinen Zielen. Den liberalen Kritikern einer traditionellen „väterlichen“ Staatsregierung wird er sich gerade als Präsident des Handelsamtes weiter angenähert haben. Mit den rheinischen Liberalen David Hansemann163 und Ludolf Camphausen164 und mit dem führenden schlesi161 Im Nachlass Rönnes findet sich ein Brief eines Landwirts Weber, den Rönne in Baltimore getroffen hat (GStA PK, Rep. 92 Nachlass Rönne Nr. 7), aus Nadowessia von der Meadows Farm am Missouri nahe St. Louis vom 6.6. 1836. Er stellt die Lage der deutschen Auswanderer im mittleren Westen sehr deutlich der Situation der Bauern „in der Heimat“ gegenüber „unter dem Drucke von Abgaben, Nahrungssorgen und Beamtenwillkür seufzend, dabei von den sogenannten höheren Ständen und hochmütigen Vorgesetzten mit Geringschätzung behandelt, vom Konskriptionssystem im Linien-Militär und in der Landwehr viele Jahre hindurch geplagt“. Zum Schluss geht er auf die Lage an den Universitäten ein: Er habe aus Deutschland nur vernommen, „daß das leidige und verhaßte Inquiriren gegen die armen Burschenschaften noch immer fortgesetzt wird, die Verhaftungen (…) und die geheimen Untersuchungen in endloser Länge fortgeführt werden, so daß keine Familie, welche einen Sohn oder Brüder auf der Universität halten, mehr sicher ist, denselben (nicht) plötzlich ergriffen und auf eine Festung abgeführt zu sehen. Trauriger Zustand einer Opposition! Dem Minister Kamptz beneide ich die Lorbeeren nicht, die er dabei erntet. Wohl uns allen, und besonders unseren Jünglingen hier, diesem Ungemach glücklich entronnen zu sein.“ – Das Schreiben geht 1836 nicht nach Berlin. 162 Z. B. Gustav Körner und Franz Lieber. Siehe Memoirs of Gustave Koerner 1809 – 1896, ed. Thomas J. McCormack, Vol. I, Cedar Rapids, Iowa 1909, S. 463 zum 29.12. 1840, und Freidel, Frank: Francis Lieber, Nineteenth Century Liberal, Baton Rouge/Louis. 1947, S. 213, zu einem Gespräch Liebers mit Rönne, den er sympathisch fand, über eine Rückkehr nach Preußen angesichts des Amnestie-Erlasses Friedrich Wilhelms IV. 163 Hansemann, David (1790 – 1864), rheinischer Kaufmann, im Landtag der Provinz Rheinland ab 1845, im Preußischen Vereinigten Landtag 1847, Preußischer Finanzminister März bis Juni 1848, Chef der Preußischen Bank 1848 – 51, Gründung der Disconto-Gesellschaft 1853. 164 Camphausen, Gottfried Ludolf von (1803 – 90), Kölner Bankier, im Landtag der Provinz Rheinland ab 1843, im Vereinigten Landtag 1847, Preußischer Ministerpräsident März bis Juni 1848, anschließend bis 1849 Preußischer Bevollmächtigter bei der Provisorischen Zentralgewalt in Frankfurt, Mitglied der I. Kammer und dann des Herrenhauses, im Erfurter Unionsparlament 1851, im Preußischen Herrenhaus ab 1860, im Norddeutschen Reichstag 1867 – 71.

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schen Oppositionellen Karl August Milde165 arbeitete er als Präsident des Handelsamtes zusammen, während er sich gegenüber den konservativeren Finanzministern Eduard von Flottwell166 und Franz von Duesberg167, den Hauptkonkurrenten des Handelsamtes, nicht durchzusetzen vermochte. Trotz der wachsenden Distanz zum gegenwärtigen preußischen Staatsaufbau hatte er weiterhin genügend zu kritisieren an der Verfassungs-Wirklichkeit eines liberal organisierten Gebildes wie den USA, etwa am „unseligen Parteigeist“ (5.1. 1843). Er erstrebte erst recht keine Republik mit einem regelmäßig zu wählenden Staatsoberhaupt, wenn er auch mehr Rechte für die Bürger wünschte, verwünschte aber das „nie endende Streben nach der Präsidentenwürde, das als der Unsegen dieses Gouvernements zu betrachten und ohne Zweifel die Ursache der meisten Übel“ sei (5.1. 1843). Rönne revidierte indes seine bisherige Einschätzung der föderativen Gestaltung der USA, wie das sein oben erwähnter Brief an Bunsen schon andeutete. Spätestens 1848 machte Friedrich von Rönne seine Erkenntnis deutlich, dass die Vereinigten Staaten entgegen der Auffassung von Calhoun schon im Gefolge der Verfassung von 1787 den entscheidenden Schritt von der staatenbündisch organisierten Confederation zum Bundesstaat vollzogen hatten168. Jedenfalls erklärte er in einer Urwähler-Versammlung der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 28.4. 1848 in Berlin169 und in der ebenfalls 1848 verfassten „Denkschrift, die volkswirtschaftlichen Bestimmungen der nordamerikanischen Bundesconstitution betreffend“170 den in Amerika erfolgten Schritt vom Staatenbund zum Bundesstaat zum Vorbild für Deutschland, die US-Verfassung also zum „Muster“ für die statt der Bundesakte in Deutschland anzustrebende Bundesverfassung. In der Wahlversammlung fügte er ausdrücklich hinzu: „(…) mißverstehen Sie mich nicht, wir wollen nicht die Republik, wir wollen das constitutionelle Königtum; aber das Wesen und die Grundzüge der amerikanischen Bundes-Constitution müssen sich auch in 165 Milde, Karl August (1805 – 61), schlesischer Industrieller, im Landtag der Provinz Schlesien 1841 – 47, im Vereinigten Landtag 1847, Präsident der Preußischen Nationalversammlung 1848, in der Ersten Kammer des Preußischen Landtages 1849/50, im Preußischen Abgeordnetenhaus 1851 – 61. 166 Flottwell, Eduard von (1786 – 1865), Regierungspräsident in Marienwerder 1825, Oberpräsident der Provinz Posen 1830, Oberpräsident der Provinz Sachsen 1841, Oberpräsident der Provinz Westfalen 1846, in der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 (Café Milani), in der Ersten Kammer des Preußischen Landtages 1849/50, Oberpräsident der Provinz Brandenburg 1850 – 58, Preußischer Innenminister 1858/59, Oberpräsident der Provinz Brandenburg 1859 – 62. 167 Duesberg, Franz von (1793 – 1872), Preußischer Finanzminister 1846 – 48, Oberpräsident der Provinz Westfalen 1850 – 71. 168 Der von Friedrich von Rönne verfasste Aufsatz „Über die Natur der Constitution der Vereinigten Staaten von Nordamerika“, der der von Julius von Rönne verfassten Biographie beigegeben ist, enthält kein Erscheinungsdatum, scheint aber nach der Wahl Lincolns geschrieben zu sein. 169 von Rönne, Julius: Friedrich von Rönne, S.129 – 149. Rönne wurde in mehreren Wahlkreisen gewählt und nahm die Wahl im Wahlkreis Mühlhausen in der Provinz Sachsen an. 170 A. a. O., S. 149 – 178.

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einem, aus Monarchien mit demokratischer Grundlage gebildeten Bundesstaate wiederfinden.“171 Das Engagement für die Frankfurter Nationalversammlung, wo er sich dem linken Zentrum zuordnete, und die in dem Zusammenhang offen zu Tage getretene Sympathie für die Organisation der Vereinigten Staaten mag dann im Zeichen der Reaktion unter der Regierung Brandenburg172 im November 1848 dazu beigetragen haben, dass Rönne seine preußische Beamtenkarriere aufzugeben hatte. Rönne hatte das Amt eines preußischen Vertreters in den USA 1848/49 noch einmal inne, aber nur so kurz, dass er es nicht auszuüben vermochte173. Als das Handelsamt im April 1848 im neuen Handelsministerium aufgegangen war, ernannte ihn der König am 19.4. 1848 zum preußischen Gesandten in Washington. Ministerresident von Gerolt, der sich 1847 besonders eingesetzt hatte für eine Gesandtschaft in Washington, um die preußisch-deutschen Interessen effektiver vertreten zu können, wurde vom Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Arnim174 aufgefordert, nach Berlin zurückzukehren, wo über seine weitere Verwendung entschieden werde175. Rönnes Abreise nach Washington verzögerte sich wegen seiner Verpflichtungen als Abgeordneter der Nationalversammlung. Zusätzlich zu seinem Amt als preußischer Gesandter ernannte ihn die Provisorische Reichsgewalt in Frankfurt im Oktober 1848 zu ihrem Gesandten in den USA176. Der Preußische Bevollmächtigte in Frankfurt Gottfried von Camphausen vermochte sich mit Reichsaußenminister Anton Ritter von Schmerling177 nicht auf eine gemeinsame Vertretung von Zentralgewalt und Preußen in Washington zu einigen, so dass zur Freude Schmerlings Preußen schließlich auf Rönne verzichtete178 und ihn das Reskript des Königs vom 19.11.48 von seinem Amt als preußischer Gesandter entband. Nach seiner Ankunft in New York Anfang November schickte er also das ihm mitgegebene preußische Beglaubigungsschreiben wieder zurück, so dass es zur 171

A. a. O., S. 130 f. Friedrich Wilhelm Graf von Brandenburg (1792 – 1850), Preußischer Ministerpräsident 2.11.48 – 6.11.50, Minister der auswärtigen Angelegenheiten 8.11.48 – 22.2.49 und 30.4.49 – 21.7.49. 173 s. zu seiner Funktion als preußischer Gesandter 1848/49, Schütz, a. a. O. 174 Heinrich Alexander Freiherr von Arnim-Suckow (1798 – 1861), Geschäftsträger in Neapel und Darmstadt, seit 1834 als Legationsrat im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Minister der auswärtigen Angelegenheiten 29.3.1848 – 19.6.1848. 175 Arnim am 19.4. 1848 an Gerolt. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7870. 176 Zum Verhältnis USA Deutschland während der Revolution s. das hervorragende Werk von Moltmann, Günter: Atlantische Blockpolitik im 19. Jahrhundert. Die Vereinigten Staaten und der deutsche Liberalismus während der Revolution von 1848/49, Düsseldorf 1973. 177 Schmerling, Anton Ritter von (1805 – 93), Reichsministerpräsident Mai 1848, Reichsminister für Inneres und Äußeres Juli bis Dezember 1848, anschließend österreichischer Bevöllmächtigter in Frankfurt, österreichischer Justizminister Juli 1849 – 51, Staatsminister 1860 – 65. 178 s. dazu vor allem das Schreiben des Unterstaatssekretärs Hans Adolph Carl Graf von Bülow an den König vom 19.11. 1848 (Konzept), das den vorangegangenen Schriftwechsel zwischen Camphausen und dem Preußischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zu der Vertretung in Washington korrekt zusammenfasst. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7870. 172

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Ausübung seiner preußischen diplomatischen Funktion gar nicht mehr kommen konnte. Er sandte von November 1848 bis März 1849 noch drei Berichte nach Berlin; aber seine Hoffnung, die Amtsenthebung rückgängig machen zu können, erfüllte sich nicht. Parallel dazu wartete er über einen Monat auf die Zusendung des Beglaubigungsschreibens als Reichsgesandter. Erst Ende Januar 1849 konnte er sich in Washington akkreditieren lassen. Ende 1849 erübrigte sich dann seine weitere Tätigkeit als Reichsgesandter mit dem Rücktritt des Reichsverwesers am 10.12. 1849, dem letzten Akt des Sieges der Gegenrevolution über die Provisorische Reichsgewalt. Rönne klammerte sich noch 1850 an seine Aufgabe als Reichsgesandter, geriet aber immer mehr in die Isolation. Am 20.2. 1850 weilte er zu seiner Abschiedsaudienz als Reichsgesandter bei Präsident Zachary Taylor179, bevor er im März 1850 zutiefst enttäuscht nach Europa zurückreiste, um dort das am 19.11. 1849 verfügte Wartegeld als ehemaliger preußischer Gesandter in Anspruch zu nehmen. In den fünfziger Jahren engagierte er sich bei den Liberalen, zunächst ab 1858 bei den Altliberalen, dann ab 1862 in der Fortschrittspartei.

3. Preußens weiter zunehmendes Gewicht gegenüber den USA im Zeichen Gerolts180 Friedrich Joseph Karl Freiherr von Gerolt zur Leyen trat sein Amt als diplomatischer Vertreter Preußens im Dezember 1844 in Washington an und übte es mit der Unterbrechung durch die Revolution 1848/49 bis zur Reichsgründung aus, als er 74 Jahre alt war. Rechnet man seine fünfzehnjährige konsularische und diplomatische Tätigkeit in Mexiko seit 1829 hinzu, so verbrachte er etwa 40 Jahre im Staatsdienst in Amerika. Die von diesen Daten suggerierte Kontinuität war zunächst 1848/49 nicht zu erahnen. Die Zukunft der diplomatischen Verbindung zwischen Preußen und den USA schien über ein Jahr denkbar ungewiss angesichts des Frankfurter und Berliner Revolutions- und Gegenrevolutions-Chaos mit seinen Auswirkungen auf die USA. Parallel zur Amtsenthebung Rönnes ging an Gerolt dennoch die Weisung, aus Washington abzureisen, was er genauso enttäuscht quittierte181 wie Rönne seine Absetzung. Am 20.11. 1848 reiste Gerolt aus den USA 179

Taylor, Zachary (1784 – 1850).Zeichnete sich im Krieg gegen Mexiko 1846 – 49 mehrfach als General aus. Whig. Präsident 1849/50. 180 Der folgende Abschnitt zur Ära Gerolt stützt sich im Wesentlichen auf mein Werk „Preußen und die USA 1850 bis 1867. Transatlantische Wechselwirkungen“. Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte. Berlin 2004. 181 Die Polk-Administration setzte sich dafür ein, dass Gerolt in Washington verblieb. Siehe u. a. das Schreiben des Secretary of the Treasury Walker vom 27.10.48 an Gerolt und des Secretary of State Buchanan vom 22.5.48 an den US-Gesandten in Berlin Donelson und vom 10.11.48 an Gerolt. Ein persönlich unterschriebenes Dankschreiben von 21 führenden deutschen Großhandels-Firmen in New York vom 18.11.48 und ein am 20.11.48 abgeschickter Brief

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ab, nachdem er Monate lang vergeblich auf Rönne gewartet hatte, da er immer noch annahm, dass er die Vertretung in den USA übernehmen sollte. Rönne hatte ihm zwar im Frühjahr 1848 seine Ernennung zum Gesandten mitgeteilt und seine baldige Ankunft angekündigt, aber über die vielfachen Verzögerungen im Ungewissen gelassen. Nachdem Gerolt wieder in Preußen eingetroffen war, dauerte es ein Dreivierteljahr, bis sich der König für die Fortsetzung der diplomatischen Beziehungen mit den USA entschied. Am 1. September 1849 berief Friedrich Wilhelm IV. von Gerolt erneut zum Ministerresidenten und nicht wie Rönne zum Gesandten. Im Dezember 1849 traf er wieder in Washington ein, um sein Amt neu zu organisieren. Für die USAdministration blieb das Verhältnis zu Preußen weiterhin lange Zeit unklar, weil sie nicht wusste, wie sich die deutsche Verfassungswirklichkeit gestalten würde. So gab es vom November 1849 bis Dezember 1850 keinen US-Gesandten in Berlin. Auch nachdem sich die deutschen Verhältnisse geklärt hatten, schien das Verhältnis Preußen USA weiter gestört zu sein. In den USA wirkten die Emigranten zugunsten einer deutlich anti-monarchischen Politik der USA; es gab sogar Attentatsvorbereitungen von deutschen Emigranten in den USA gegen den König von Preußen. In Preußen veröffentlichte die Berliner „Kreuzzeitung“, das Organ der preußischen Konservativen, im Dezember 1851, auf dem ersten Höhepunkt der nachrevolutionären Reaktionszeit, einen aggressiven Leitartikel gegen die USA182. Anlass war die Aufnahme von Emigranten, von „Rebellen“ und „Verschwörern“ der Jahre 1848/49 in der großen, immer noch als Hort der Freiheit geltenden Republik jenseits des Atlantiks: Die Vereinigten Staaten, nach Auffassung des Blattes eine „gigantische und fortwährend von brennendem Vergrößerungseifer getriebene Reder Direktoren der Ocean Steam Navigation Company, die New York mit Bremen verband, bescheinigten ihm eine effektive Vertretung deutscher Interessen. Die Abschriften der Schreiben der Minister, des Schreibens der Großhändler und das der OSNC an Gerolt lagen dem Bericht von Gerolts vom 8.1.49 an den König bei. (GStA PK III.HA MdA, I, Nr. 7870). – Seine Abberufung musste ihm also sachlich unbegründet erscheinen. Besonders betroffen war er auch durch die persönlichen Schicksalsschläge, für die er Rönne mitverantwortlich machte. Im oben erwähnten Bericht vom 8.1. 1849 an den König schrieb von Gerolt: „Herr von Roenne meldete mir auch seine Ernennung in einem freundschaftlichen Schreiben vom 22ten April, und kündigte mir seine Überkunft für Ende Juni an, mit dem Versprechen nähere Nachricht zu geben, was aber leider bis heute nicht geschehen, und er hat mir die Ursachen der Verzögerung seiner Reise sorgfältig verschwiegen. In der festen Voraussetzung seiner bevorstehenden Überkunft, welche ich abzuwarten angewiesen war, mußte ich meine beabsichtigte Reise nach einem nördlicher gelegenen Punkte, um meine Familie dem gefährlichen klimatischen Einflusse der SommerMonate zu entziehen, von Woche zu Woche aufschieben, was die unglückliche Folge hatte, dass alle meine Kinder erkrankten, mein jüngster Knabe mir durch den Tod entrissen wurde, und ein Töchterchen zwar gerettet, aber zum Teil ihres Sprach-Organs beraubt ward.“ Gerolt kam am 8.11.48 von Washington nach New York und Rönne am 9. aus Europa, aber eine Aussprache gab es nicht, obgleich sich beide zwölf Tage am selben Ort aufhielten. Als Gerolt dann am 1.9. 1849 erneut zum Ministerresidenten berufen wurde, musste er den Eindruck gewinnen, die Verluste der Familie, der Verkauf der Möbel, der Umzug nach Deutschland, alles war umsonst. 182 Kreuzzeitung vom 12.12. 1851.

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publik“, widmeten „ihre materiellen Hilfsquellen dem Anstiften einer republicanischen und demokratischen Propaganda gegen die gesamte [alte Welt]“ – und dies in einer Weise, daß man nur zu dem Schluss gelangen könne, „das monarchische und das quasi- oder halbmonarchische Europa liegt im Krieg mit den Vereinigten Staaten“. Das Blatt mahnte eine enge Zusammenarbeit der deutschen Höfe an mit dem Ziel einer „strengen Überwachung aller direkt oder indirekt aus Amerika einpassirenden Reisenden“; dazu forderte es strengste Kontrollen amerikanischer „Konsular-Agenten“ und gegebenenfalls sogar die Ausweisung aller amerikanischen Bevollmächtigten. Die Kreuzzeitung gebärdete sich also, als wenn die Bindungen der Metternichschen Ära auch nach der Revolution noch existierten. König Friedrich Wilhelm IV. orientierte sich trotz aller Befangenheit in traditionellen monarchischen Vorstellungen im Verein mit Manteuffel183 stärker an den Interessen des preußischen Staates auch gegenüber den USA als die halsstarrigen Konservativen um die Kreuzzeitung. Die Lage, in der Gerolt erneut seine Arbeit als Ministerresident in Washington begann, wirkte dennoch denkbar unübersichtlich, schon weil zunächst noch parallel zu ihm Rönne in Washington wirkte. Die ersten Berichte Gerolts zeigen den unglücklichen Gegensatz der beiden, die beide angetreten waren, Preußen und Deutschland gegenüber den USA zu vertreten. Auch Gerolt, der mit den Interessen Preußens gemeinsam die des Zollvereins vertrat, hatte sich am Amt des Reichsgesandten in den USA interessiert gezeigt und wurde in den USA weithin als Repräsentant Deutschlands empfunden. Rönne, der das Amt gewonnen hatte, musste mit dem Scheitern der Revolution auch scheitern. Er glaubte noch Anfang 1850 an eine neue bundesstaatliche Lösung, während der österreichische Gesandte Hülsemann und Gerolt gemeinsam der US-Administration die fortdauernde außenpolitische Handlungsfreiheit ihrer einzelstaatlichen Regierungen deutlich machten. Während sich Gerolt um ein gutes Verhältnis zur Whig-Administration bemühte, sah sich Rönne unterstützt von oppositionellen Demokraten und Emigranten wie Grund, der die gegenrevolutionäre Regierung und ihre Vertreter in den USA besonders attackierte. Der wesentlich situationsbedingte Gegensatz drängte die Tatsache in den Hintergrund, dass Gerolt seit 1844 auf dem Fundament arbeitete, das Rönne für die preußisch-amerikanischen Beziehungen gelegt hatte. Gerolt arbeitete mit Calhoun bis zu dessen Tod eng zusammen, zu dem Rönne auch über sein Ausscheiden aus seiner diplomatischen Funktion hinweg gute Beziehungen unterhielt184. Gerolt betonte 1847 die „Geltendmachung der Grundsätze der Reziprozität unserer Handelspolitik in unseren Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten“185, wie es vor 183 Manteuffel, Otto Theodor von (1805 – 82), Nov.1848 – Nov. 1850 Minister des Inneren, Nov. 1850 – Nov. 58 Ministerpräsident und seit Dez. 1850 zugleich Minister der auswärtigen Angelegenheiten. 184 Siehe die Briefe Calhouns im Nachlass Rönne im GStA PK. 185 Gerolt am 13.7. 1847 an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten Canitz. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7870.

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ihm Rönne vertreten hatte. Wie Rönne setzte sich Gerolt für Bremen als dem deutschen Haupthafen von Handel, Auswanderung und Postverbindung in die USA ein. Bei der Frage der „Bestimmung eines norddeutschen Hafens als Endpunkt der für irgend einen europäischen Hafen von dem hiesigen Kongresse dekretierten regelmäßigen Dampfschiffahrt“186 trug Gerolt dazu bei, dass der Endpunkt der 1846 von den USA gegen die britische Konkurrenz gegründeten Ocean Steam Navigation Company Bremen wurde. Der finanzielle Beitrag Preußens zur OSNC wäre nicht zustande gekommen ohne die Unterstützung des von Rönne geleiteten Handelsamtes. Wie Rönne bemühte sich Gerolt während der Auseinandersetzungen im Kongress-über die Zölle um eine Besserstellung der preußischen Industrieprodukte bei der Zollbemessung. Den Black Tariff von 1842 mit seinen extrem hohen Zöllen für alle europäischen Industrieprodukte konnte Rönne nicht verhindern. Dazu gestalteten sich die Bedingungen für die Einwirkungsmöglichkeiten zu ungünstig angesichts des Einflusses der Whigs des Nordostens und der Finanznot der TylerAdministration; aber unter den von den Demokraten dominierten Polk-Administration ergab sich eine Situation zugunsten von Zollsenkungen, die die europäischen Diplomaten zu nutzen vermochten. Der in dieser für Europa günstigen Gemengelage 1846 zustande gekommene Walker Tariff ermöglichte die Einfuhr preußischer Textilien neben den britischen Waren in einem vorher nicht gekannten Ausmaß. Seitdem gestaltete sich die preußische Handelsbilanz mit den USA in der Regel positiv. Die europäische politische Krise 1848 – 51 stellte nur kurzfristig die bisher erfolgte Annäherung Preußens und der USA in Frage. In der Praxis zeigte sich, dass sich im Gegensatz zu den Beziehungen der USA zu Österreich das Verhältnis zu Preußen genauso schnell entspannte wie das zu Russland. Bei genauerem Hinsehen offenbarte sich, wie weit sich die preußisch-amerikanischen Beziehungen ab 1851 schon wieder normalisierten jenseits aller Systemgegensätze zwischen der gegenrevolutionären Monarchie und der Republik. Einer Distanzierung zwischen Preußen und den USA wirkte schon die Massenauswanderung aus Mitteleuropa dauerhaft entgegen, die in den Jahren nach der Revolution den Höhepunkt des 19. Jahrhunderts erreichte. Hinzu kam die Fortsetzung der traditionellen Wirtschaftsbeziehungen und der damit zusammenhängende Ausbau des Netzes von Konsulaten diesseits durch die USA und jenseits durch Preußen. Der Handelsaufschwung setzte sich nach einer kurzen Pause im Zusammenhang mit der europäischen Revolutionskrise in den fünfziger Jahren unvermindert fort. Während die USA 1834, als die Mission Rönnes begann, nur Waren im Wert von ungefähr drei Millionen Dollar aus dem Zollverein einführten, waren es 1866 bereits 26 Millionen, und das hieß im wesentlichen Waren aus Preußen. Den Löwenanteil am Export in die USA steuerten die Rheinprovinz und Westfalen bei. Der Anstieg erfolgte vor allem nach der Zollsenkung 1846 durch die USA, zu der Gerolt beigetragen hatte. Ebenfalls stieg der Export der USA in den 186

A. a. O.

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Zollverein an, aber die US-Handelsbilanz blieb seit 1848 immer negativ. Insgesamt gestalteten sich die Wirtschaftsbeziehungen in den fünfziger Jahren so eng, dass der Zollverein und damit Preußen zur nordatlantischen Wirtschaftsregion dazuzurechnen war. 1855 urteilte Handelsminister von der Heydt187: „Die Wichtigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika für den Absatz diesseitiger Erzeugnisse hat bekanntlich von Jahr zu Jahr und in einem Maße zugenommen, dass der Tarif dieses Landes für die Interessen unserer Industrie gegenwärtig von größerer Bedeutung ist als die Tarife der meisten anderen Staaten.“188 Handelsminister von der Heydt konnte seine Informationen über den preußisch-amerikanischen Warenaustausch aus erster Hand beziehen, da sein Sohn als Preußischer Konsul in New York fungierte und Schwiegersohn des Generalkonsuls Schmidt in New York war, der einem der ersten Handelshäuser in New York vorstand. Gerolt ist es ganz wesentlich zu verdanken, dass es entgegen der von den Konservativen um die Kreuzzeitung vertretenen Politik zu einer weiteren Annäherung von Preußen und den USA kam – und das nicht nur wirtschaftlich. Gerolt erwies sich auf die Dauer auf dem Feld der Politik weit weniger nur als Berichterstatter als Rönne. Er genoss in Berlin gegenüber Rönne den Vorteil, dass er Alexander von Humboldt189, der so etwas wie der „Chef-Lobbyist“ der Vereinigten Staaten am Hof war, als Förderer beim König im Rücken hatte. Zusätzlich wirkte sich zugunsten Gerolts seine auf lange Dauer angelegte Pflege der bilateralen Beziehungen aus. Während die US-Gesandten einschließlich der Attachés alle vier Jahre wechselten und sich jeder neue US-Vertreter erst neu akklimatisieren musste, konnte der preußische Vertreter in Washington mit langem Atem wirken. Gerolt gelang es wie Rönne, zu einer Vielzahl von Persönlichkeiten der amerikanischen Politik persönliche Beziehungen aufzubauen, vor allem zu denen des State Department und des Kongresses. Er erlebte allein acht Präsidenten und entsprechend viele Außenamtssekretäre, die er in der Regel schon vor ihrer Amtszeit als Regionalpolitiker oder Mitglieder des Kongresses kennen gelernt hatte. Bevor ein neuer Gesandter sein Amt in Berlin antrat, machte er sich selbstverständlich nicht nur im State Department kundig, sondern kontaktierte auch Gerolt. Gerade bei den Vertragsverhandlungen zwischen Preußen und den USA bewährte sich Gerolts langer Atem. Sie gerieten zwar in den vierziger Jahren zunächst immer wieder ins Stocken; aber er blieb ihr Antriebsmotor. Anfang der fünfziger Jahre brachten Gerolt und die Fillmore190-Administration die Verhandlungen zum Abschluss. Am schnellsten führten die Postverhandlungen zum Ziel, da angesichts der 187 Heydt, August Freiherr von der (1801 – 74), Minister für Handel und Gewerbe und öffentliche Arbeiten 1848 – 62, Finanzminister 1862 und 1866 – 69. 188 Heydt an Ministerpräsident Manteuffel am 10.2. 1855, GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 5281. 189 Humboldt, Alexander von (1769 – 1859), Naturforscher und Kammerherr Friedrich Wilhelms III. und Friedrich Wilhelms IV. 190 Fillmore, Millard (1800 – 74), Whig, US-Representative von New York 1833 – 34 und 1837 – 43, US-Vize-Präsident 1849 – 50, US-Präsident 1850 – 53.

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Massenauswanderung aus Deutschland in die USA die Verbesserung des Briefverkehrs als gleich dringend hüben wie drüben erkannt wurde. Die Postkonvention vom Juli/August 1852 ermöglichte es, Briefe des Deutsch-Österreichischen Postvereins zwischen Aachen und New York bzw. Boston schneller und billiger zu befördern als auf allen anderen Wegen, so dass sich dieser Beförderungsweg in ganz Deutschland bis 1859 durchsetzte und die umständlichere Thurn und Taxis keine Rolle mehr spielte im deutsch-amerikanischen Postverkehr. Auch die Postkonvention zwischen Preußen und den USA von 1867 galt für den gesamten Deutsch-Österreichischen Postverein. Der US-Gesandte Bancroft191 meinte 1868, dass es nun sehr viel schwieriger sei, ein Paket von Le Havre nach Berlin zu bekommen als von New York nach Berlin192. Während die Laufzeit von Gerolts Depeschen um 1850 immerhin 23 – 38 Tage betrug, waren es 1865 nur noch 14 – 18 Tage. Alexander von Humboldt sprach schon in den fünfziger Jahren vom „immer enger werdenden atlantischen Meeresbecken“193 angesichts der engeren Kontakte zwischen den europäischen Staaten und den USA. Ein anderes Vertragsvorhaben, dem die preußische Regierung besonderes Gewicht beimaß, war die Vereinbarung zur Auslieferung flüchtiger Verbrecher. Ministerpräsident Manteuffel hielt einen solchen Vertrag „von großem Werte, da in neuerer Zeit die erleichterte Verbindung mit Nordamerika und die Beschleunigung der Reisen mittelst Eisenbahnen und Dampfschiffen vielfach Verbrechern Gelegenheit gegeben hat, sich durch die Flucht nach den Vereinigten Staaten jeder Verfolgung und Strafe für das in Deutschland verübte Verbrechen zu entziehen.“194 Rönne hatte 1835 vom Gouverneur von New York die Auslieferung zweier Verbrecher erreicht; aber nachdem die Union die Kompetenz zur Auslieferung gegenüber den Einzelstaaten durchgesetzt hatte, war er in den Gesprächen mit dem damaligen Secretary of State Forsyth nicht weitergekommen. Nachdem Großbritannien 1842 der Abschluss eines Auslieferungsvertrages mit den USA gelungen war, hatte Rönne 1843 mit Secretary of State Webster einen unterschriftsreifen Auslieferungsvertrag ausgehandelt195. Der Vertragsentwurf, den Webster wegen der Rückkehr Rönnes nach Preußen Wheaton in Berlin für das weitere Procedere zuschickte, sollte für den gesamten Zollverein und 1845 sogar für den Deutschen Bund gelten. Nach der Überwindung mancher inneramerikanischer Bedenken hatte der 191 George Bancroft (1800 – 91). Secretary of the Navy 1845 – 46, US-Gesandter in London 1846 – 49, US-Gesandter in Berlin 1867 – 74. Sein bekanntestes Werk als Historiker ist History of the United States of America, from the Discovery of the Continent, Boston 1834 – 74 u. ö. 192 Bancroft in Bericht Nr. 22 am 10.12. 1867 an Seward. NA Wash., Mf 44/14. 193 Briefe von Alexander von Humboldt an Carl Josias Freiherr von Bunsen 1816 – 1856, Leipzig 1861, S. 133. 194 Manteuffel am 29.4. 1852 an den König, Konzept, GStA PK Mf 111 AA III.HA Rep.10 Nr. 3 Vol. III. 195 Schriftwechsel in NAWash Mf 44/13 und Mf 58/1. s. auch The Papers of Daniel Webster, Diplomatic Papers, Vol. 1, Ed. Kenneth E. Shewmaker, Hanover N. H. and London 1983, S. 796 – 801.

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Senat den Vertrag 1848 akzeptiert, aber Präsident Polk196 dagegen sein Veto eingelegt. Gerolt verwandte sich 1851 erneut zugunsten eines Auslieferungsvertrages, gewann Präsident Fillmore und vermochte endgültig die Befürchtung auszuräumen, der Vertrag gehe zu Lasten deutscher Auswanderer. Im April/ Mai 1853 unterzeichneten der König im Namen der Mehrzahl der Regierungen des Deutschen Bundes und dann auch US-Präsident Pierce den von Webster, Everett und Fillmore ausgehandelten Auslieferungsvertrag. Österreich, Bremen, Bayern und Baden vereinbarten anschließend entsprechend ihrem Souveränitätsbewusstsein eigenständig Verträge mit den USA, die aber ähnlich lauteten wie ihr Vorbild. Ab 1868 galt der preußisch-amerikanische Auslieferungsvertrag für den gesamten Norddeutschen Bund. Dass der König Gerolt 1854 zum Gesandten berief, war nicht zuletzt eine Anerkennung seiner Verhandlungserfolge. Ministerpräsident und Außenminister von Manteuffel setzte sich für diese diplomatische Rangerhöhung zugleich mit Blick auf die Annäherung Preußens an die im Krimkrieg gleichfalls neutrale USA ein, da Preußen in Europa in eine gefährliche Isolation geraten war. Eine von den USA angestrebte, von Gerolt befürwortete und von Handelsminister von der Heydt im Kabinett vertretene weitere vertragliche Verbindung von Preußen und den USA zum stärkeren Schutz des neutralen Handels kam nicht zustande. Die preußisch-amerikanischen Handelsverträge gingen schon in diese Richtung; aber der Neutralitätsvertrag scheiterte vorrangig, weil die preußische Regierung die Beziehungen zu Großbritannien und Frankreich nicht noch mehr strapazieren wollte als schon durch ihre bisherige Friedenspolitik im Krimkrieg geschehen. Dennoch arbeiteten Preußen und die USA in vielen Bereichen eng zusammen. Sie unterbanden gemeinsam konsequent die Söldnerwerbung in ihren Staaten und wiesen zuwider handelnde britische Konsuln aus. Dem Einsatz der USA zugunsten der Freiheit des Handels war es auch wesentlich zu verdanken, dass Dänemark auf die Sundzölle verzichtete. Die US-Politik wurde dabei erfolgreich unterstützt von Preußen – angesichts dessen ureigensten Interesses am Ostseehandel. So konnte von Manteuffel argumentieren, die in Washington zu vertretenden preußischen und allgemeinen deutschen Interessen seien großartiger Natur und ihre Bedeutung in fortwährender Zunahme begriffen197. Während die USA das Preußen Rönnes, das in seiner US-Politik im Gefolge der westeuropäischen Monarchien segelte, kaum als europäische Großmacht wahrnahmen, verstand Gerolt Preußen mehr und mehr als eine Macht, die in ihrer Politik gegenüber den USA wirtschaftlich und politisch in Konkurrenz zu den westeuropäischen Seemächten eigenständigen Interessen folgte. Das führte während des Krimkrieges im Washingtoner Diplomatenkollegium unter anderem zu gelegentli-

196 Polk, James Nox (1795 – 1849), Democrat, Jacksonian, Representative von Tennessee 1825 – 1839, Governor von Tennessee 1839 – 41, Präsident 1845 – 49. 197 Manteuffel an den König am 21.8. 1854, Konzept, GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7871.

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chem „Handgemenge“ Gerolts mit dem britischen Gesandten Crampton, wie Gerolt sich ausdrückte198. Bei aller Annäherung über den Atlantik hinweg gab es selbstverständlich auch Interessengegensätze zwischen Preußen und den USA. Die Auswanderung näherte Preußen und die USA nicht nur einander an, sondern sie produzierte auch Konflikte. Der preußische Gesandte und die Konsuln der deutschen Staaten in den USA widmeten sich in den fünfziger Jahren den Auswanderern aus dem Deutschen Bund; und der US-Gesandte in Berlin sowie der US-Gesandte in Wien und die US-Konsuln im Deutschen Bund hatten ebenfalls häufig mit den Auswanderern in die USA zu tun. Zum Dauerproblem gerade für die preußisch-amerikanischen Beziehungen geriet dabei die Frage: Wie sollte der US-Vertreter in Berlin mit den Auswanderern umgehen, die sich etwa der allgemeinen Wehrpflicht in Preußen mit der Auswanderung entzogen hatten und bei ihrem Besuch in Preußen eine entsprechende Strafe erfuhren? In den vierziger Jahren stellte sich Wheaton auf den Standpunkt, dass mit der Rückkehr von Auswanderern in ihre Heimat der alte Rechtszustand wieder auflebte, sie also bei einem Verstoß gegen das Recht ihres Herkunftsstaates einer Bestrafung gewärtig sein müssten. Gewitzte Auswanderer griffen zur Notlösung, sich dann mit ihren Verwandten in Bremen zu treffen. Das Thema der Rückkehrer belastete in der Folgezeit die preußisch-amerikanischen Beziehungen je nachdem, wie weit sich die US-Gesandten etwa wie Wheaton zurückhielten oder sich wie der 1850 bis 1853 amtierende Barnard für die Beschwerdeführer engagierten. Im Übrigen war der Umgang mit den Wehrdienstflüchtigen in den Staaten des Deutschen Bundes ein Gesprächsthema Gerolts mit allen Präsidenten und US-Außenministern. Während des Sezessionskrieges nahm sich die US-Gesandtschaft in Berlin gemäß der Weisung von Seward199 der Beschwerden von Rückkehrern ohne Auswanderungskonsens nur sehr zurückhaltend an – schon weil im Bürgerkrieg immer stärker Wehrdienst eingefordert wurde. Gerade nach dem Sezessionskrieg gab es den günstigen Augenblick, eine Konfliktmöglichkeit zwischen den sonst recht reibungslos zusammenarbeitenden Partnern auszuräumen. Preußen erhielt in den sechziger Jahren einen besonderen Stellenwert für die USA und die USA dann auch für Preußen. Damit wuchs zugleich Gerolts Bedeutung. Die Verhältnisse in Nordamerika gerieten extrem in Bewegung durch die Sezession der Südstaaten ab November 1860, den Beginn des Bürgerkrieges in den USA am 12. April 1861 und den Überfall westeuropäischer Seemächte auf das den USA benachbarte Mexiko 1862. Im Windschatten des Bürgerkrieges in den USA fiel Napoleon III.200 Anfang 1862 gemeinsam mit Großbritannien und Spanien in Mexiko ein. Mexiko hatte nach seinem Bürgerkrieg die Zahlungen an die westeuropäischen Seemächte eingestellt, und diese gedachten nun mit Gewalt 198

s. Eimers: Preußen und die USA, S. 295. Seward, William Henry (1801 – 72), Republican, Senator aus New York 1849 – 61, Secretary of State 1861 – 69. 200 Napoleon III. (1808 – 73), 1848 – 51 Präsident Frankreichs, 1852 – 70 Kaiser. 199

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ihre Forderungen vor Ort einzutreiben. Da Großbritannien und Spanien sehr bald merkten, dass Napoleon III. dort nicht nur die Zölle einforderte, sondern sich durch einen Satellitenstaat auf Dauer in Mexiko festzusetzen gedachte, zogen diese beiden Staaten schon 1862 ihre Truppen wieder zurück. Gerolt nahm neben der US-Politik immer auch die zeitweilig anarchischen Verhältnisse in Mexiko in den Blick, mit dem er sich als preußischer Konsul und Geschäftsträger vor seinem Dienstantritt in Washington 15 Jahre beschäftigt hatte. Der preußische Minister der auswärtigen Angelegenheiten Graf Bernstorff hatte 1823 nach Verkündung der Monroe-Doktrin besonders die Bedeutung der Veränderungen im südlichen Amerika für Europa hervorgehoben und damit den Stellenwert einer preußischen Vertretung in Nordamerika begründet. Erst recht musste die preußische Regierung der sechziger Jahre die Verwerfungen in Nordamerika mit ihren Rückwirkungen auf das europäische Mächtekonzert in ihr politisches Kalkül einbeziehen. Vierzig Jahre vorher hatte Preußen sich noch an dem Kurs der anderen großen europäischen Monarchien orientiert. Noch stärker als während des Krimkrieges beschritt die preußische Regierung nun ihren eigenen Weg in Amerika. Die preußische Regierung stellte sich bei Beginn des Krieges der Konföderierten, den Außenamtssekretär Seward adressatengerecht als Revolution oder zumindest als Rebellion einstufte, sofort eindeutig auf die Seite der Union. Detailliert informiert von Gerolt, erklärte die preußische Regierung den Krieg zwischen Confederacy und Union zur inneren Angelegenheit der USA. Aber schon bevor sich der preußische Minister der auswärtigen Angelegenheiten Alexander von Schleinitz201 unmittelbar nach Kriegsbeginn 1861 zugunsten der Lincoln202Administration äußerte, ging Gerolt von dieser Unterstützung für die Union aus; denn er hatte die vier preußischen Konsuln in den abtrünnigen aufständischen Südstaaten instruiert, dass ihre konsularische Stellung gegenüber den dortigen Regierungen aufgehört habe. Die zwei preußischen Konsuln, die nach dieser Information über die preußische Position noch in den Südstaaten blieben, gerieten so nie in die Schwierigkeiten wie die Vertreter Englands und Frankreichs, die immer wieder Kontakte zu den Konföderierten Regierungen aufnahmen und dann Krisen mit den USA provozierten; denn Washington war nicht bereit, auch nur die geringste Form der Anerkennung der Rebellen zu akzeptieren. Das Problem der beiden preußischen Konsuln im Süden war nur, wie sie und ihre Landsleute ohne Kontakte mit den südstaatlichen Regierungen dem zumeist abgelehnten Dienst in der Armee der Konföderierten fernzubleiben vermochten. Ab 1863 angesichts der im Süden verschärften Wehrpflicht blieb den Preußen und allgemein den deutschen Ausländern nur übrig, entweder zu emigrieren oder sich 201

Schleinitz, Alexander Graf von (1807 – 85), seit 1835 im preußischen auswärtigen Dienst, 1848, 1849/50 und 1858 – 61 Minister der auswärtigen Angelegenheiten, 1861 – 85 Minister des königlichen Hauses. 202 Lincoln, Abraham (1809 – 65), US-Präsident 1861 – 65.

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einziehen zu lassen und danach so bald wie möglich zu desertieren. Gerolt konnte dann angesichts seines guten Verhältnisses zur Lincoln-Administration dafür sorgen, dass die Preußen und allgemein die Deutschen, die gefangen genommen waren, als „unwilling deserters“ wieder frei kamen. Überhaupt wurde die preußische Gesandtschaft während des Krieges die entscheidende Anlaufstelle, ob es sich nun um deutsche Kriegsteilnehmer, deutsche Kriegsdienstgegner, deutsche Kriegsgefangene oder deren Angehörige oder die Angehörigen der Gefallenen handelte. In der Schlussphase des Krieges und in den Monaten unmittelbar nach der Kapitulation bedeutete die Betreuung der Deutschen in den USA für Gerolt fast ausschließlich das Forschen nach Gefallenen auf Nachfragen der Familien in Deutschland. Im Gegensatz zu Preußen erklärten sich Großbritannien und Frankreich 1861 für neutral, wiesen damit dem Bürgerkrieg die Rolle eines Krieges im völkerrechtlichen Sinn zu und werteten die Südstaaten, die Gerolt in der Regel die sogenannten Konföderierten nannte, zu einem Völkerrechtssubjekt auf. Die USA stuften das als Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten ein. Das Verhältnis der USA speziell zu Großbritannien verschärfte sich weiter, als ein US-Kriegsschiff am 8.11. 1861 zwei Südstaaten-Vertreter, die in London und Paris die Anerkennung der Konföderierten erwirken sollten, von dem zivilen britischen Schiff „Trent“ holte und das noch dazu in internationalen Gewässern. Washington verhinderte einen Krieg durch die Rückgabe der beiden Südstaatler. Mason203 und Slidell204 kontaktierten dann zwar die westeuropäischen Regierungen, kamen aber angesichts der unmissverständlichen Reaktion Washingtons nicht zu ihrem Ziel. Auf den Besuch Berlins verzichteten die Südstaatler von vornherein. Eine weitere Eskalation des Konfliktes der USA mit Westeuropa gab es trotz der friedlichen Beendigung der Trent-Krise wegen anderer Streitpunkte. Vor allem glaubten Frankreich und Großbritannien, sie könnten in dem Bürgerkrieg zwischen beiden Parteien vermitteln zugunsten von Gesprächen zwischen den Bürgerkriegsparteien und damit ihren Textilfabriken endlich wieder mehr Baumwolle verschaffen. Eine westeuropäische Vermittlung, die zu einer Anerkennung der Konföderierten als Verhandlungspartner führen würde, lehnte Washington gleichfalls als Einmischung ab. Sie betonten das Prinzip der Nichteinmischung – auch als sich Napoleon III. zugunsten der polnischen Aufständischen 1863 an die USA wandte. Gerolt äußerte von Anfang an die Zuversicht, dass die Union siegreich aus dem Bürgerkrieg hervorgehen würde und nicht in die Verlegenheit käme, die Konföderierten durch die Aufnahme von Verhandlungen anerkennen zu müssen. Er betonte gleich zu Kriegsbeginn die Übermacht des Nordens205, wobei er den Süden unterschätzte: „Gestützt auf diese Übermacht der Streit- und Geldkräfte in den freien 203

Mason, James Murray (1798 – 1871). Democrat, Senator von Virginia 1847 – 61, Kommissar der Konföderation in London und Paris von 1861 – 65. 204 Slidell, John (1793 – 1871), Democrat, Senator von Louisiana von 1853 – 1860, Kommissar der Konföderation in Paris von 1861 – 65. 205 Gerolt am 13.5. 1861 an den König. GStA PK Mf 81 AACBIC Nr. 36.

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Staaten, welche sich auch im alleinigen Besitz der Fabriken von Waffen und von Kriegsmaterial aller Art befinden, und im Vertrauen auf die Wirkungen, welche die Blockade der südlichen Häfen auf die Massen der dortigen Bevölkerung hervorbringen werden, glaubt die hiesige Regierung ihre gegenwärtige Politik zur Unterwerfung der abtrünnigen Staaten ruhig verfolgen zu können, und sie hat alle bisherigen Versuche der Friedensvermittlungen, wobei die Unabhängigkeitserklärung der südlichen Conföderation als Bedingung gestellt ward, abgelehnt. (…) Da die Regierung die Macht hat, so kann man ihr nicht verdenken, wenn sie die Verfassung und die Union zu erhalten sucht, in deren Schoße alle Staaten ihre Entwickelung und ihren gegenwärtigen Wohlstand erreicht haben und als Bundesstaat vereinigt zu ihrer gegenwärtigen Machtstellung gelangt sind.“ Mit dem Sieg erwartete er eine gesteigerte Bedeutung der USA206 : „Durch die großartigen materiellen Mittel, welche die Willenskraft und Ausdauer der nördlichen Staaten in so kurzer Zeit in dem gegenwärtigen Kriege entwickelt haben, ist dem Volke das ganze Bewußtsein seiner Macht und seiner Hülfsquellen gegeben, und wenn die Vereinigten Staaten aus diesem Kampf siegreich hervorgehen, woran kaum mehr zu zweifeln ist, so tritt die Union mit neugeborener Kraft als eine Macht erster Größe auf: ,C’est un acte de premier ordre et malheur à celui qui ne voit pas‘, wie Napoleon I. einst von der Französischen Republik sagte.“ Gerolt ließ sich auch nicht beirren, als sich der Krieg länger und länger hinzog. Er äußerte auf die Frage Bismarcks nach seiner Einschätzung des Vermittlungsangebotes von Napoleon III. die Überzeugung, dass Lincoln und Seward ihre harte Politik durchhalten würden und Vermittlungsbemühungen 1862/63 ins Leere liefen. Gerolt sah sich bestätigt, wenn auch nicht so schnell wie erwartet. Die Süstaaten-Rebellion war in Deutschland – von Preußen bis Österreich – nie populär. Den Kampf um die Einheit in den USA parallel zu den deutschen Bemühungen um die Einheit zu sehen, war in der deutschen Presse und entsprechend bei den US-Vertretern in Deutschland weit verbreitet. Auch Gerolt argumentierte mit dieser Parallelität gegenüber Seward und verwies auf die napoleonischen Bestrebungen gegen die Einheit hier wie dort. Nur in Einzelfällen zeigte sich in Preußen eine Unterstützung der Südstaaten, etwa durch die Kreuzzeitung, die sich zu einer Südstaaten-Postille entwickelte und das Kriegsgeschehen entsprechend wiedergab. Ähnlich argumentierte durch die Südstaatenbrille in der preußischen Vertretung in Washington Gerolts Legationsrat von Grabow.207 Auch wenn es den Konjunktiv in der Geschichte nicht gibt, wie Richard Nürnberger zu sagen pflegte, so wäre schon interessant, sich zu fragen, was gewesen wäre, wenn Grabow statt Gerolt die Funktion des Legationschefs ausgeübt hätte. Es hätte auch sein können, dass Gerolt ähnlich wie die Kreuzzeitung die Position der Sklavenstaaten hätte vertreten und sich dem französischen Gesandten 206

Gerolt am 5.3. 1862 an Bernstorff. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7898. Grabow, Guido von, Legationsrat in Washington 1858 – 1865, 1865 – 68 Generalkonsul in New York. 207

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Mercier anpassen können. Nach Merciers Verhandlungen mit der Confederacy in Richmond im April 1862 berichtete Gerolt nach Berlin208, dass Mercier „nach seinem Besuch in Richmond, wo er mit den Koryphäen der Insurrektion verkehrt hatte, (…) seine Sympathien für die Sache des Südens (…) nicht aufgegeben hatte, sondern eher in dem Glauben an den Erfolg der Insurrektion bestärkt worden war; es ist daher wahrscheinlich, daß er in diesem Sinne an seine Regierung berichtet und eine Wiederherstellung der Union für unmöglich oder als höchst zweifelhaft erklärt hat (…)“ Grabow brachte seine Mercier entsprechende und von Gerolt abweichende Ansicht in einem Bericht zu Papier209, als Gerolt 1864 zu einem Urlaub in Berlin weilte. Schon ein Dreivierteljahr später konnten selbst Grabow und Mercier nicht mehr umhin, ihre Hoffnung auf den Sieg der Rebellen zu begraben. Grabows Ausnutzen der Abwesenheit des Legationschefs blieb erfolglos, wenn auch wohl nicht folgenlos. Nach dem Krieg erhielt er das Amt eines Generalkonsuls in New York, so dass sich seine Kompetenzen auf den Handel beschränkten. Im vierten Kriegsjahr war entscheidend, dass die Frontlinien, die Gerolt regelmäßig in seinen Berichten mit Kartenmaterial ins Bewusstsein zu rücken pflegte, dem unvoreingenommenen Betrachter deutlich machten, der Süden hatte nach Gettysburg und der vollständigen Eroberung des Mississippi-Tales Ende 1863 keine Chance mehr. Anfang 1865 ging es bei den Konföderierten, wie Gerolt es ausdrückte210, nur noch um einen „Kampf der Verzweiflung“ derer, die „das betörte Volk in den Sklaven-Staaten in diesen verheerenden Bürgerkrieg gegen alle Interessen desselben hineingerissen“ hatten. Wenn nach Erklärungen für die von Frankreich, Belgien und Großbritannien seit 1861 konsequent abweichende preußische Position gesucht wird, dann lässt sich das nicht nur durch Gerolts handfeste Information zugunsten der Ordnungsmacht erklären und auch nicht damit, dass die preußische Politik der Russlands ähnelte, wenn es die Union unterstützte. Für die Parteinahme für den Norden sprach ganz wesentlich, dass sich die Kontakte Preußens zu den USA seit langem im Wesentlichen auf den Norden richteten. Im Norden wohnten überwiegend die Deutschamerikaner, und dort befanden sich 12 der 16 preußischen Konsulate, die als Ansprechpartner für die Deutschen fungierten und dem Zollvereinshandel dienten. Es sprach das handfeste Handelsinteresse für das Einvernehmen mit dem Norden. Die schon in den fünfziger Jahren festzustellende Konzentration des Zollvereinshandels auf den Norden verstärkte sich noch angesichts der Blockade der Südstaatenhäfen. Der Textilien-Export der Handelskammerbezirke Aachen und Elberfeld-Barmen, in dem sich der Wahlkreis des langjährigen Handelsministers von der Heydt befand, hing zu einem wesentlichen Teil vom Absatz in den USA ab; dieser wickelte sich schon vor dem Krieg vor allem über die Häfen im Nordosten ab. Die USA konnten auch, nachdem New Orleans 1862 vom Norden erobert war, kaum noch Baumwolle liefern, 208 209 210

Gerolt am 30.5. 1862 an den König.GStA PK, Mf 55 AACBIC Nr. 38 Vol. I. Grabow am 19.7. 1864 an Bismarck. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7902. Gerolt am 16.2. 1865 an den König. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7903.

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aber dafür vor allem Getreide, Petroleum und Maschinen, also vorwiegend Produkte des Nordens. Der Krieg beeinträchtigte den Güteraustausch wertmäßig nicht auf die Dauer, aber den Gütertransport mit den Schiffen der Union. Die Frachten zwischen Zollverein und den USA besorgten jetzt vorwiegend Schiffe Großbritanniens, Bremens und Hamburgs. Die südstaatliche Piraterie vernichtete die transatlantische UnionsFlotte fast vollständig. Mit Beginn des Sezessionskrieges hatten die Südstaaten – mit den Worten von Schleinitz – „den gehässigen Betrieb der Kaperei ins Leben gerufen“211. Allein die in Birkenhead/England für die Südstaaten gebaute Alabama versenkte 69 US-Schiffe. Es blieb auch nach dem Sezessionskrieg ein Streitpunkt, dass während des Krieges alle südstaatlichen Kaper in britischen Häfen gebaut und von dort in anderen neutralen Häfen oder auf hoher See bewaffnet waren und dann die US-Handelsschiffe abgefangen hatten. Erst 1871 kam es nach langen Auseinandersetzungen zu einer finanziellen Entschädigung durch Großbritannien. Zu der wirtschaftlichen Verbindung von Deutschland und der Union gehörte die Verflechtung des beiderseitigen Geldmarktes. Die meisten Staatsanleihen aus der Union wurden auf deutschen Börsenplätzen abgesetzt. Der Versuch, die zwischen der Erlanger-Bank in Paris und den Südstaaten vereinbarte Cotton Loan an der Frankfurter und der Hamburger Börse unterzubringen, scheiterte. An der Berliner Börse versuchte es die Frankfurter Erlanger-Bank erst gar nicht. Die US-Bonds, die Staatsanleihen, finanzierten die Kriegsetats der Union etwa zur Hälfte. Gerolt benachrichtigte die preußische Regierung regelmäßig über die finanzielle Lage der Lincoln-Administration. Bismarck ließ sich 1864 während des Dänemark-Konfliktes von Gerolt speziell über die Kriegsfinanzierung informieren. Bismarck schien von der Solidität der US-Bonds überzeugt zu sein, denn er soll den Ankauf von US-Bonds durch deutsche Banken unterstützt haben. Die preußische Regierung bediente sich in den sechziger Jahren bei ihren Finanztransaktionen über Bleichröder des Hauses Rothschild, so wie das Haus Rotschild auch der Union bei ihrer Kriegsfinanzierung half. Zu dem guten Verhältnis Deutschlands zum Norden gehörte es, dass es aus dem Zollverein beträchtliche Waffenlieferungen für die Unions-Armee gab. Zusätzlich förderte Gerolt in den ersten Kriegsjahren den Eintritt preußischer Offiziere in die Unionsarmee. In der Südstaatenarmee kämpften etwa 3000 Deutsche, in der Nordstaatenarmee schon 1862, also ein Jahr nach Kriegsbeginn, rund 100 000, und davon eine ganze Reihe preußischer Offiziere. Die 800 US-Offiziere, die der Nordstaatenarmee am Anfang zur Verfügung standen, konnten nicht im Entfernten den Bedarf decken. Der preußische Außenminister Schleinitz vermittelte Hauptmann Radowitz, den Sohn des früheren preußischen Außenministers Joseph von Radowitz, der neun Jahre im Garde du Corps gedient hatte. Vor allem der preußische 211 Schleinitz am 7.7. 1861 an von der Heydt. GStA PK, Mf 144 AA III.HA Rep. 14a Nr. 4 Vol. III.

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Gesandte von Gerolt vermittelte zahllose Offiziere, wie den Prinzen Felix zu SalmSalm, der 1867 nach Preußen zurückkam und im deutsch-französischen Krieg bei Gravelotte fiel. Weiter kam durch Gerolt in die Unions-Armee der Hauptmann Georg von Schack aus dem I. Regiment der Königlichen Garde, der zum Brigade-General aufstieg, dann ein Leutnant Blume, der in der Schlacht bei Gettysburg 1863 fiel, dann Premierleutnant Oscar von Brabender, der 1864 in die preußische Armee zurückkehrte. Auch die Opferbereitschaft der deutschen Offiziere ist erwähnenswert (zwischen den preußischen und den übrigen deutschen Offizieren wurde in den USA nicht unterschieden). Etwa die Hälfte der deutschen Offiziere in der Unions-Armee fiel oder wurde bis zur Dienstunfähigkeit verwundet. Die Motive speziell der preußischen Offiziere, in der Unions-Armee zu dienen, sind sicher vielfältig – angefangen bei der Abenteuerlust. Zugleich stellt sich die Frage, warum so wenige in die Südstaatenarmee eintraten, obwohl doch die konservative Kreuzzeitung entschieden für die Südstaaten argumentierte. Wichtiger war jedoch: die deutsche und preußische öffentliche Meinung lehnte die Rebellenstaaten und deren Sklaverei weit überwiegend ab und stand auf der Seite der rechtmäßigen Staatsgewalt, die die Staatseinheit zu wahren suchte. Es ist nicht zu vermuten, dass die durchschnittlichen preußischen Offiziere von der deutschen öffentlichen Meinung losgelöst existierten. Der US-Gesandte Wright212 schrieb nicht umsonst zu Beginn des Sezessionskrieges nach Washington über die Stimmung in Preußen213: „The Government and People are in spirit and feeling with us.“ Gerolt war ein entscheidender Vermittler für das Verständnis, das sich in der Unterstützung für die USA aus Deutschland und insbesondere aus Preußen ausdrückte. Eine auffallende Anerkennung dieser Haltung stellte die Geste des USPräsidenten Lincoln mit seinem Außenminister Seward dar, Gerolt in seiner Privatwohnung in Washington 1862 zu besuchen. Zu bedenken ist, dass traditionell nach der Washingtoner Etikette ein Präsident nie einen Gesandten aufsuchte. Die Kommunikation von Senatoren mit Vertretern fremder Mächte spielte sich auf einer anderen Ebene ab. Dass Lincoln von der Tradition seines Amtes als Präsident abwich, war eine außerordentliche Geste der Wertschätzung für Gerolt und natürlich für Preußen insgesamt. Der Berliner US-Gesandte Judd214 stand zwar der antiliberalen Innenpolitik der preußischen Regierung sehr kritisch gegenüber, aber begeisterte sich für das Wirken Gerolts während dessen Urlaubs 1864 in Berlin215 : „His enthusiasm for our cause, the thorough knowledge of our public affairs and of the origin of the rebellion together with his firm conviction of the ultimate triumph of the government, has had a most 212

Wright, Joseph Albert (1810 – 67), Democrat, Governor des Staates Indiana 1849 – 57, US-Gesandter in Berlin 1857 – 61 und 1865 – 67. 213 Wright in Nr. 175 vom 26.5. 1861 an W. H. Seward. NA Wash., Mf 44/11. 214 Judd, Norman Buel (1815 – 78), US-Gesandter in Berlin 1861 – 65, US-Representative von Illinois 1867 – 71. 215 Judd in Nr. 77 am 28.9. 1864 an W. H. Seward. NA Wash., Mf 44/13.

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favorable and beneficial influence in government circles here. His position has enabled him to talk freely to the King, Queen and Crown Prince, as well as to the circles mostly military that surround them. His influence however has not been confined to that circle but has reached other influential personages.“ Wenn König und Regierung kontinuierlich auf der Seite der Union als der rechtmäßigen Staatsgewalt standen, so war das auch nach Meinung der US-Seite nicht zuletzt Gerolt zu verdanken. Als nach der Einnahme von Richmond, der Hauptstadt der Konföderierten, am 3. April 1865 Außenminister Seward unter dem Jubel der Washingtoner eine Ansprache hielt, da erwähnte er besonders Preußen und seinen Gesandten als Vertreter Deutschlands216 : „I will tell the King of Prussia that the Germans have been faithful to the standard of the Union, as his excellent Minister, Baron Gerolt, has been constant in his friendship to the United States during his long residence in this country.“ Alle europäischen Zentren erkannten, dass die USA mit der wiedergewonnenen Einheit zugleich ihren außenpolitischen Spielraum erweitert hatten. Sie hatten jetzt Zeit, vor allem die im Verhältnis zu Großbritannien und Frankreich aufgetretenen Streitfälle anzugehen. Bei dem sogenannten Alabama-Claim gegenüber London war zeitweilig daran gedacht, dass Preußen vermitteln sollte, und das wäre dann praktisch Gerolts Aufgabe geworden; aber glücklicherweise einigten sich London und Washington allein. Die Auseinandersetzung über die Entschädigungen für die von Großbritannien geförderten südstaatlichen Kaperaktionen endete 1871 mit einer von London garantierten Geldentschädigung. Der Streit wegen Kanada reduzierte sich auf die Frage, wem das im Norden des Bundesstaates Washington gelegene San Juan gehören sollte. In diesem Fall baten die USA und Großbritannien Wilhelm I. zu vermitteln. Auf der Grundlage der Vorarbeit Gerolts und der Gespräche des Auswärtigen Amtes mit dem Britischen und dem US-Gesandten in Berlin sprach er dann San Juan 1871 den USA zu. Es erscheint fraglich, ob der deutsch-dänische Konflikt 1864 so günstig für Bismarck und zu Lasten Großbritanniens, der Schutzmacht der Dänen, ausgegangen wäre – was die US-Vertreter in Europa spöttisch kommentierten, wenn es nicht den Windschatten des verschärften amerikanisch-britischen Konfliktes gegeben hätte. Dieser Zusammenhang wäre näher zu untersuchen. Unbezweifelbar ist jedoch ein anderer Zusammenhang, dass nämlich Frankreich als Hauptgegner der Reichseinigung jahrelang seine Bewegungsfreiheit in Europa einschränkte durch sein Eindringen in Mexiko und seine Einmischung in den Sezessionskrieg. Frankreich von seinem Mexiko-Abenteuer abzubringen, gelang den gestärkten USA zwar schneller als die Bewältigung der Konflikte mit Großbritannien, aber der Ausgang war für Napoleon III. einschneidender als die britischen Einbußen. Während des Sezessionskrieges zeigte sich, dass die von Frankreich eingesetzten Truppen nicht ausreichten, um Mexiko zu befrieden. Je mehr sich das Thronprojekt kon216

Daily Morning Chronicle (Washington) Nr. 130 vom 4.4. 1865.

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kretisierte, desto eindringlicher warnte Gerolt vor dem gefährlichen Experiment. Der vor allem von Napoleon III., aber auch von König Leopold217 von Belgien 1864 zur Annahme der mexikanischen Kaiserkrone verleitete Habsburger Maximilian vermochte trotz der österreichisch-belgisch-mexikanischen Hilfstruppe und vor allem der 30 000 Soldaten des Marschalls Bazaine218 nicht dem mexikanischen Präsidenten Juarez219 Paroli zu bieten. Die preußischen diplomatischen und konsularischen Berichte aus Mexiko von 1862 bis 1867 drücken aus, wie ablehnend die Deutschen in Mexiko den ausländischen Streitkräften gegenüberstanden. Sie fürchteten mit Recht einen zunehmenden Fremdenhass und Schaden für den deutschen Handel. Dass die Verhältnisse weit entfernt von der von Frankreich erhofften Stabilität blieben, erfuhr die preußische Regierung regelmäßig von ihren Vertretungen in Mexiko und von ihren Gesandtschaften in Washington, Wien, Paris und London. Nach dem Ende des Sezessionskrieges im April 1865 und angesichts des Scheiterns der Intervention in Mexiko sahen sich die USA nicht länger veranlasst, die Anwesenheit der französischen Truppen noch weiter zu dulden. Mit dem Druck aus Washington sah Gerolt Napoleon III. „in die bedenkliche Alternative geraten (…), entweder die Französischen Truppen aus Mexiko zurückzuziehen oder einem unvermeidlichen Kriege mit den Vereinigten Staaten entgegen zu gehen (…)“.220 Außenminister Seward lehnte jedes Entgegenkommen ab. Zugleich drohte die Gefahr eines Zusammenstoßes von französischen und US-Truppen an der mexikanischnordamerikanischen Grenze. Daraufhin ersuchte der französische Gesandte Montholon indirekt Gerolt um Vermittlung, um das gute Verhältnis Gerolts zu Seward zu nutzen. Wegen der Dringlichkeit wartete Gerolt eine Instruktion Bismarcks nicht mehr ab. Er verhielt sich so, wie er die im Interesse des preußischen Handels auf die Vermeidung von Konflikten ausgerichtete friedliche preußische Politik in den fünfziger Jahren vertreten hatte. Auch befürchtete er von einem in Amerika gedemütigten Napoleon Gefahren für das Rheinland. Er suchte zu vermitteln zwischen Frankreich und den USA. Er bat Seward, mit Rücksicht „auf die traurigen Folgen für alle an einem solchen Kriege mittelbar und unmittelbar beteiligten Nationen“, mit Frankreich zu einer Übereinkunft zu kommen, in der Frankreich einerseits einen Termin für den Truppenabzug aus Mexiko angab und die US-Administration andererseits „allen feindseligen Demonstrationen gegen Frankreich“ vorbeugte221, so dass Frankreich sein Gesicht wahren konnte. Seward lehnte auch bei einem erneuten Vermittlungsversuch alle Verhandlungen mit Frankreich kategorisch ab und erklärte gegenüber Gerolt222 : „1. Daß der Kaiser Napoleon den Augenblick des hiesigen 217 König Leopold I. von Belgien (1790 – 1865), Vater von Charlotte, der Frau Kaiser Maximilians. 218 Bazaine, François-Achille (1811 – 88), 1863 – 66 Oberbefehlshaber der französischen Armee in Mexiko, im deutsch-französischen Krieg 1870 Befehlshaber der Rheinarmee. 219 Benito Pablo Juarez (1806 – 72), Präsident Mexikos 1858 – 72. 220 Gerolt an den König am 30.12. 1865. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7903. 221 Gerolt am 6.11. 1865 an Bismarck, GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7903. 222 Gerolt am 20.11. 1865 an Bismarck. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7903.

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Bürgerkrieges benutzt habe, um die Nachbar-Republik zu überfallen und durch Errichtung eines Kaiserreiches daselbst der Regierung der Vereinigten Staaten und den hiesigen Institutionen Trotz zu bieten; 2. daß die Stimmung aller Klassen der hiesigen Bevölkerung sich entschieden gegen das Kaiserreich in Mexiko ausgesprochen habe und die Vereinigten Staaten ihrer eigenen Sicherheit halber die Existenz desselben niemals dulden könnten; 3. daß der Kaiser Napoleon über 3 Jahre Zeit gehabt habe, um seine Truppen zurückzuziehen und daß nur er verantwortlich sei, daß dies nicht längst geschehen, da ihm die Stimmung in diesem Lande hinlänglich bekannt gewesen und die Regierung nichts unterlassen habe, um die Französische Regierung auf die bedenklichen Folgen ihres Schrittes aufmerksam zu machen“ usw. Über das Bedrohliche der Lage waren auch die preußischen Gesandtschaften bei den europäischen Großmächten informiert, da Bismarck ihnen die Depeschen Gerolts in dieser Zeit vermehrt abschriftlich mitteilte – ein Zeichen dafür, wie die preußische Außenpolitik der Politik der USA in den sechziger Jahren mehr Bedeutung für das Konzert der europäischen Mächte beimaß. Damit war zugleich das Gewicht des preußischen Gesandten in den USA gewachsen. Daraus ergab sich dann, dass Bismarck Gerolt an eine ebenso kurze Leine nahm wie die Gesandtschaften Preußens in Europa. Zu Gerolts Bericht über seine Intervention bei Seward zugunsten einer stärkeren Rücksichtnahme der USA auf die Würde Frankreichs vermerkte der Unterstaatssekretär im Preußischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Thile223 am Rande: „Diese Einmischung scheint mir ganz gegen unser Interesse.“ Bismarck ergänzte: „Gewiß“; und er verbat sich „künftig dergleichen politische Einwirkungen“ „auf das bestimmteste“.224 Als der preußische Gesandte in Paris von der Goltz entsprechend Gerolt bei dem US-Gesandten Bigelow intervenierte, wurde Bismarck deutlicher225. Es sei „nämlich wohl vom allgemeinen menschlichen Standpunkte als ein Unglück, vom politischen aber nicht notwendig als ein Nachteil für Preußen zu betrachten (…), wenn Frankreichs Beziehungen zu den Vereinigten Staaten sich verwickeln sollten.“ Er meinte also, dass sich Preußen „mit einem vom amerikanischen Kriege bedrohten Frankreich“ besser verständigen könnte und dass Preußen „die größere Freiheit von französischer Kontrolle (…) für die Bedürfnisse der preußischen Politik ausbeuten“ könnte. Der preußische Gesandte Goltz hatte die Einwirkung auf den US-Gesandten in Paris Bigelow „in solchen Grenzen zu halten, daß dem Baron Gerolt die analoge Pflege unseres Verhältnisses zu Amerika auf keine Weise erschwert werde.“ Preußen müsse „den höchsten Wert auf sehr gute Beziehungen zu Washington legen“. Aber ein dennoch ungetrübtes Verhältnis zu Frank223 Thile, Hermann von (1812 – 89), seit 1837 im auswärtigen Dienst Preußens, seit 1862 Unterstaatssekretär im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, 1871/72 Staatssekretär im Auswärtigen Amt. 224 Die auswärtige Politik Preußens 1858 – 1871, Bd. VI, S. 489. 225 Bismarck am 5.1. 1866 an von der Goltz. Otto von Bismarck: Die gesammelten Werke, Bd.5, Berlin 1928, S. 350 f.

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reich war Bismarck 1866 angesichts der sich verschlechternden Beziehungen zu Österreich wichtig. Gleichzeitig sprach für ihn nichts dagegen, den Konflikt Frankreichs mit den USA zugunsten der Durchsetzung preußischer Interessen in der Folgezeit bei der Reichseinigung „auszubeuten“, um es mit Bismarck zu sagen. Parallel zum preußisch-österreichischen Krieg und zur Gründung des Norddeutschen Bundes zog Napoleon III. seine Truppen aus Mexiko ab, ein Tiefpunkt seiner Popularität. Über den Abzug der letzten französischen Truppen aus Mexiko am 5.2. 1867 war Frankreich außenpolitisch in seiner Bewegungsfreiheit eingeengt, weil es sich finanziell überhoben hatte. Die Kompensation für die preußische Einflusssteigerung, die sich Napoleon III. 1866/67 nicht imstande zeigte durchzusetzen, suchte er dann allem Anschein nach später unter den verbesserten Bedingungen Frankreichs zu erhalten. Im Jahr 1866 war auch Österreich zeitweilig in den Konflikt um Mexiko verwickelt, obgleich dieser isolierte und noch weit weniger als Frankreich zahlungsfähige Staat nach allen Seiten friedliche Beziehungen zu erhalten suchte. Die Vermutung liegt nahe, dass Seward den Nachteil Österreichs ausnutzte, dass der sich stetig verschärfende Konflikt mit Preußen und Italien die Handlungsfähigkeit der K. K. Monarchie weiter einschränkte. Ganz zu Unrecht wurde Kaiser Franz in der US-Öffentlichkeit als mit verantwortlich für das Auftreten Maximilians in Mexiko als Kaiser gesehen, so in einer Rede des zukünftigen Gesandten in Berlin Bancroft vor dem Repräsentantenhaus zur Erinnerung an Lincoln. Hieran war Außenamtssekretär Seward nicht unschuldig. Während Gerolt noch Anfang der fünfziger Jahre zugunsten des österreichischen Gesandten bei Präsident Fillmore interveniert hatte, hielt er sich jetzt zurück. Er gab bei seinem Dinner vom selben Tag dem sich in Washington so wenig zurechtfindenden österreichischen Gesandten Wydenbrück nur Gelegenheit, sich mit Seward auszusprechen. Aber Seward reagierte hier genauso brüsk, wie er die Anwerbung österreichischer Freiwilliger für Mexiko verhinderte. Wie in der ersten Jahreshälfte 1866 der preußisch-österreichische Konflikt über den Atlantik ausstrahlte, so wirkte sich nach Kriegsende im Juni auch die Verbesserung der preußisch-österreichischen Beziehungen über den Atlantik aus. Schon vor der Gefangennahme Kaiser Maximilians am 15. Mai 1867 bemühten sich Wydenbrück und Gerolt gemeinsam, das Leben Maximilians zu retten. Eine Senatsresolution zugunsten seines Überlebens zustande zu bringen, gelang Gerolt zwar nicht; aber Seward verwandte sich nach mehreren Gesprächen über den neuen US-Gesandten Campbell in Mexiko bei Präsident Juarez für Maximilian. Als Gerolt und Wydenbrück dann am 24.6.67 von seiner wahrscheinlichen Rettung nach Haus berichteten, war er aber schon längst erschossen. Die Aktivitäten Gerolts zugunsten des Überlebens von Maximilian erfolgten mit nachträglicher Genehmigung Bismarcks226. Um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern, verwies Bismarck Gerolt auf die schnelle, wenn auch kostspielige Kom226

Bismarck am 2.5. 1867 an Gerolt. GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7905.

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munikation über das neue Atlantikkabel, um „in dringenden Fällen ohne Zeitverlust Instruktionen einzuholen“. Bismarck nutzte diesen Kommunikationsstrang sofort, indem er Gerolt per Kabel aufforderte, Wydenbrück bei seinen Bemühungen zu unterstützen; aber das war erst recht zu spät. Immerhin diente es der Pflege der preußisch-österreichischen Beziehungen nach dem Ende des Deutschen Krieges. Das Amt des preußischen Gesandten in Washington erhielt nach dem Sezessionskrieg, dem Ende der französischen Intervention in Mexiko und dem preußischösterreichischen Krieg wieder eine geringere Bedeutung. Zwar stieg Gerolt mit der Gründung des Norddeutschen Bundes zum Bundesgesandten auf; aber zugleich nahm sich Bismarck der entscheidenden Fragen des nun auch staatsrechtlich deutschen Verhältnisses zu den USA verstärkt direkt an. Bismarck suchte mit dem neuen US-Gesandten George Bancroft, einem erfahrenen Politiker und Historiker, die alte Kontroverse wegen der Militärdienstpflicht von Deutschamerikanern aus dem Weg zu räumen. Die Lösung des Problems verlangte, wie Bismarck sah, vor allem Entgegenkommen der unmittelbar betroffenen preußischen Staatsminister, so dass er auf preußischer Seite die Verhandlungen übernahm. Bismarck vermochte mit Hilfe des Königs die Opposition von Kriegsministerium und Innenministerium zu überwinden und mit Bancroft 1868 einen Vertrag abzuschließen. Er gestattete es den Deutschamerikanern, wenn sie nach fünf Jahren das Bürgerrecht erlangt hatten, ihre alte Heimat zu besuchen, ohne strafrechtliche Folgen und ohne Inanspruchnahme durch das Militär befürchten zu müssen. Der Naturalisationsvertrag, der erste Vertrag des Norddeutschen Bundes, galt also dem Verhältnis zu den USA. Mit den süddeutschen Staaten vermittelte Bancroft 1868 identische Verträge, und außerdeutsche europäische Staaten bewältigten die alte Streitfrage ähnlich. Angesichts der engen Partnerschaft des von Preußen geführten Norddeutschen Bundes und der genauso gegen Frankreich vereinigten USA schrieb Bancroft ein Jahr vor dem Deutsch-Französischen Krieg nach Washington, dass die feindselige Haltung Frankreichs gegen jede Vergrößerung der deutschen Einheit unmittelbar die Interessen der Vereinigten Staaten berühre. „Der Verkehr zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland ist unendlich viel wichtiger für diese (also die USA – der Verf.) als der mit irgendeiner anderen Macht des (europäischen) Festlandes.“227 Im Deutsch-Französischen Krieg waren die USA zwar gemäß ihrer traditionellen Distanz gegenüber europäischen Konflikten neutral; sie waren aber wohlwollend neutral. So wie Gerolt während des Sezessionskrieges das Wohlwollen der Preußischen Regierung für die Union zu sichern suchte, so Bancroft das der US-Administration für die deutsche Einigung unter Preußens Führung. Trotz aller Befolgung der Ratschläge Washingtons waren die USA schon in diesen Jahren eine keineswegs nur wirtschaftlich engagierte, sondern auch eine politisch interessierte Macht in Europa geworden. Über den Norddeutschen Bund von 1867 schrieb Bancroft: „Dieses wunderbare Ergebnis ist für Amerika von besonderem Interesse, denn es geht auf die Anwendung von Prinzipien zurück, von denen sich die Väter der Ver227

Bancroft am 20.11. 1868 an Seward. Polit. Archiv des AA, R 16320.

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fassung unserer Vereinigten Staaten leiten ließen. Die Verfassung Norddeutschlands entspricht in so vielem der unserigen, daß sie auf die sorgfältigste Betrachtung unseres Systems zurückgehen muss.“228 Seit 1867 und dem Norddeutschen Bund ging es außenpolitisch nicht mehr wie bisher um Preußen, da es dabei war, in Deutschland aufzugehen. In dieser Zeit mit Bancroft und Bismarck erreichten die Beziehungen zwischen den USA und PreußenDeutschland ihren Höhepunkt. Bismarck und Bancroft waren Vertreter zweier in jeder Hinsicht aufstrebenden Mächte, die trotz aller Unterschiede viele Ähnlichkeiten aufwiesen, vor allem in der wirtschaftlich-technischen Entwicklung. Es ist bedauerlich, dass die spätere deutsche und amerikanische Politik nicht an diese Ära des so großartigen Einvernehmens anzuknüpfen vermochte.

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Bancroft am 1.11. 1867 an Seward, NA Wash. Mf 44/14.

II. Berichte Friedrich von Rönnes 1834 bis 1843 1. Politische Berichte aus den USA 18341 I. Baltimore, den 19.6. 1834 an König Friedrich Wilhelm III. (Eingangsvermerk: 5.8. 1834) Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König, Allergnädigster König und Herr! Ew. Königlichen Majestät zeige ich alleruntertänigst an, daß ich, nachdem ich mich mit meiner Familie am 26.4. d. J. in Hamburg auf dem Schiffe „Baltimore“ eingeschifft hatte, gestern hier angekommen bin. Der Kongreß bleibt noch bis Ende dieses Monats in Washington versammelt, ich werde mich sogleich dahin begeben und nicht ermangeln, Ew. Königlichen Majestät über die Überreichung meines Beglaubigungsschreibens und meinen Empfang daselbst demnächst ferneren Bericht alleruntertänigst zu erstatten. In tiefster Ehrfurcht ersterbe ich Ew. Königlichen Majestät alleruntertänigster und treu gehorsamster Roenne. Am 19.6. 1834 aus Baltimore an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten Ancillon – Ankunft in Baltimore „Ew. Exzellenz beeile ich mich meine gestern erfolgte Ankunft hier in Baltimore nach einer sehr beschwerlichen, durch Stürme und beständig widrige Winde in die Länge gezogenen Reise, ganz gehorsamst anzuzeigen. Der Kongreß, dessen Sitzung diesmal sehr lange währt, wird noch bis Ende d. M. versammelt bleiben. Meine Ankunft habe ich sogleich schriftlich dem Secretary of State Mr. McLane angezeigt und werde eilen, mich selbst nach Washington zu begeben.“ – Privilegien der United States Bank – Stellung des Staatssekretärs McLane „Die Frage über Erneuerung der Privilegien der United States Bank beschäftigt hier alle Gemüter, sie ist von der höchsten Wichtigkeit, und der bisherige Zustand der Ungewißheit hat auf den Verkehr den nachteiligsten Einfluß gehabt. Der Se-

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GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7882.

1. Politische Berichte aus den USA 1834

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cretary of State Mr. McLane soll, weil er in dieser Beziehung mit dem Präsidenten Jackson2 nicht einerlei Meinung ist, im Begriff sein, zu resignieren.“3 – Französische Entschädigungsangelegenheit4 „Die Weigerung der französischen Kammern, die Entschädigung für die durch die Napoleonischen Dekrete bewirkten Verluste zu bewilligen, soll hier gar keinen Eindruck gemacht haben, indem man eine gütliche Ausgleichung der Sache nicht bezweifelt, der Präsident soll dem Kongreß noch keine Mitteilung darüber gemacht haben.“ – Zwischenfall von Toulon5 „Über den Vorfall in Toulon hat der Präsident gestern dem House of Representatives eine Mitteilung gemacht, worin er sein Bedauern über ein so unglückliches Ereignis zu erkennen gibt und darauf anträgt, daß für die Verwundeten und für die Familien der Getöteten dieselben Entschädigungen bewilligt werden möchten, wie für Amerikaner, die in einer Schlacht verwundet und getötet worden, geschehn würde. Die Botschaft ist der Committee of Foreign Affairs übergeben.“ – Streit unter den irischen Eisenbahnarbeitern an der Strecke von Baltimore nach Washington – Deutsche Einwanderer „Hier bei Baltimore hat sich in diesen Tagen unter den Irländischen Arbeitern an der Eisenbahn nach Washington, 3 – 400 an der Zahl, ein Streit erhoben, dessen Ursprung in einer Animosität beider Parteien gegen einander gesucht wird, wozu der Grund schon in ihrem Vaterlande gelegt sein soll. Einige der Streitenden sind getötet worden. Einer Abteilung von hier dorthin geschickter Miliz und den deutschen Arbeitern ist es gelungen, die Ordnung wieder herzustellen. Der Deutschen wird bei dieser Gelegenheit sehr rühmlich erwähnt; ein deutscher Auswanderer sagt mir, daß sich darunter Leute aus allen Ständen, selbst aus den gebildetsten befänden, die, weil sie sich in ihren Erwartungen getäuscht sähen, jetzt Steine schlagen müßten. Man hält den an sich unwichtigen Vorfall insofern für wichtig, als man der Meinung ist, daß er die Aufmerksamkeit der Regierung auf die überhand nehmende Einwanderung lenken wird.“ – Nummerierung der Berichte.

2 Jackson, Andrew (1767 – 1845), Democrat, Representative von Tennessee 1795/6, Senator von Tennessee 1797/8 und 1823 – 1825, US-Präsident 1829 – 1837. 3 McLane führte sein Amt noch bis zum 30. Juni 1834. 4 Die französische Regierung hatte sich 1831 verpflichtet, US-Bürgern für den ihren Schiffen unter Napoleon zugefügten Schaden zu entschädigen. 5 Die amerikanische Fregatte „United States“ hatte das französische Schiff „Suffren“ im Hafen von Toulon versehentlich beschossen, so dass es auf der „Suffren“ Tote und Verwundete gab.

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II. Berichte Friedrich von Rönnes 1834 bis 1843

Am 19.6. 1834 aus Baltimore an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten In diesem parallel abgesandten Bericht geht Rönne näher auf wirtschaftspolitische Sachverhalte ein: – Privilegien der United States Bank „Es herrscht hier eine allgemeine Stockung der Geschäfte, angeblich verursacht durch die Weigerung des Präsidenten Jackson, seine Beistimmung zur Erneuerung der Privilegien der United States Bank zu geben, und durch die Maßregel der Regierung, daß sie aus der Bank die bei derselben und ihren Nebenbanken deponierten öffentlichen Gelder herausgezogen und bei verschiedenen kleinen Privatbanken deponiert hat. Alle Geschäfte werden hier auf Kredit gemacht, die United States Bank discontierte bisher die Papiere und findet sich jetzt, teils wegen Mangel an Fonds, und teils weil sie wegen ihrer im Fall der verweigerten Erneuerung ihrer Privilegien in einigen Jahren bevorstehenden Auflösung sich auf Geschäfte nicht mehr einlassen kann, teils auch wohl, um ihre Unentbehrlichkeit fühlbar zu machen, und dadurch auf die neuen Wahlen zu wirken, dazu außer Stande, die kleinen Banken aber sind wegen Mangel an Fonds gar nicht im Stande, Geschäfte von dem Umfange, wie die United States Bank und wie es das Bedürfnis der Vereinigten Staaten erheischt, zu machen, und so ist die Folge, daß alles stockt. Dieser höchst wichtige Gegenstand ist das Tagesgespräch, ich werde ihn genau in’s Auge fassen und nicht verfehlen, darüber baldigst ausführlich zu berichten.“ – Import und Export nach Europa „Die Aussichten für den Absatz Europäischer Manufakturen sind sehr traurig, da gar nichts gekauft werden kann. Desto mehr wird an Amerikanischen rohen Produkten von Europäern hier gekauft, und obgleich man vermuten sollte, daß bei dem hiesigen Geldmangel dergleichen Produkte hier jetzt wohlfeil sein müßten, so ist doch das Gegenteil der Fall. Die meisten Europäer gehen in der Tat von jener Ansicht aus, dadurch entsteht aber eine solche Konkurrenz von Käufern, daß dies zu dem ganz sonderbaren entgegengesetzten Resultat einer großen Teurung hiesiger Produkte, bei bestehendem Geldmangel, führt, und daß eine Überschwemmung mit hiesigen Produkten in Europa zu befürchten steht. Dieser Zustand hat auch die Folge, daß der Wechselcours auf Europa hier jetzt so niedrig ist als nie zuvor (…) Wenn ich von Washington zurückkomme, werde ich nach Philadelphia gehen und mir von Konsul Halbach das Missionsarchiv übergeben lassen, auch nicht verfehlen, Einem Königlichen Hochlöblichen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten demnächst fernerweit ganz gehormsamst zu berichten. Meine Familie habe ich für noch in Baltimore gelassen und bitte gehormsamst, dahin vorläufig auch alle Verfügungen an mich zu adressieren.“ II. Am 3.7. 1834 aus Washington an den König – Überreichung meines Beglaubigungsschreibens an den Secretary of State

1. Politische Berichte aus den USA 1834

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„Ew. Königlichen Majestät verfehle ich nicht, alleruntertänigst anzuzeigen, daß ich am 24. v. M. mein Beglaubigungsschreiben als Ew. Königlichen Majestät Geschäftsträger bei den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika dem Secretary of State Mr. McLane hier in Washington übergeben habe, und von letzterem am 25. v. M. dem Präsidenten Jackson vorgestellt worden bin. Der Kongreß ist am 30. v. M. auseinander gegangen (adjourned), und ich habe bis dahin meinen alleruntertänigsten Bericht aufschieben zu müssen geglaubt, um Ew. Königlichen Majestät zu gleicher Zeit wenigstens in allgemeinen Umrissen die hiesige Lage der Dinge schildern zu können. Nachdem ich dem Secretary of State Mr. McLane schriftlich meine Ankunft in Washington angezeigt und ihn ersucht hatte, mir eine Stunde zur Überreichung meines Beglaubigungsschreibens zu bestimmen, bekam ich eine schriftliche Einladung, mich am folgenden Mittage um 1 Uhr auf das Department of State zu begeben. Herr McLane empfing mich hier zur bestimmten Stunde, und nachdem ich ihm mein Beglaubigungsschreiben mit der Bemerkung übergeben hatte, daß meiner Mission hauptsächlich der Wunsch zum Grund liege, den wechselseitigen Verkehr zwischen Ew. Königlichen Majestät Staaten und den Vereinigten Staaten NordAmerikas auf alle Weise zu befördern und zu erleichtern, erwiderte er mir: auch die Nord-Amerikanische Regierung sei von demselben Wunsche beseelt, man sehe mit besonderer Genugtuung auf jede nähere Verbindung mit Preußen, es sei der erste Staat, der mit den Vereinigten Staaten einen auf das wahre Prinzip des freien Handelssystems basierten Handelsvertrag (1785) geschlossen habe, der von da ab als das Muster eines solchen Vertrages betrachtet worden sei; es seien bereits im Zolltarif solche Abänderungen getroffen, die besonders auf den Verkehr mit Preußen wohltätig einwirken müßten, und die diesseitige Regierung werde auch ferner mit Vergnügen jede mit der Verfassung vereinbare Maßregel ergreifen, um alle etwa noch bestehende oder sich in Zukunft zeigende Hindernisse des Verkehrs aus dem Wege zu räumen; man habe nur auf die Ernennung eines diplomatischen Agenten von Seiten Ew. Königlichen Majestät bei den Vereinigten Staaten gewartet, um auch von hier einen solchen von gleichem Range nach Berlin schicken zu können, man habe dazu den jetzigen Geschäftsträger Wheaton6 in Kopenhagen ausersehn, und werde ihn unverzüglich dem Senat zu Bestätigung vorschlagen.“ – Vorstellung bei dem Präsidenten Jackson „Herr McLane forderte mich auf, am folgenden Tage um 12 Uhr im Hause des Präsidenten Jackson zu sein, wo er mich demselben vorstellen würde. Der Präsident stand bei meinem Eintritt vom Stuhl auf, Herr McLane, welcher schon dort war, stellte mich ihm vor, und nachdem ich ihn in einer kurzen englischen Anrede (französisch spricht und schreibt weder der Präsident, noch irgend ein Mitglied des Kabinetts) die in meinem Beglaubigungsschreiben ausgedrückten Wünsche Ew. Königlichen Majestät für die beständige Wohlfahrt der Vereinigten Staaten, so wie 6 Wheaton, Henry (1785 – 1848), 1827 – 35 US-Chargé d’Affaires in Kopenhagen, 1835 – 37 US-Geschäftsträger in Berlin und 1837 – 46 US-Gesandter dort.

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für das Fortbestehn der freundschaftlichen Verhältnisse zwischen beiden Staaten wiederholt hatte, erwiderte er mir in einer kurzen Gegenrede: Er höre mit Vergnügen die freundschaftlichen Gesinnungen welche Ew. Königliche Majestät für diese Republik hegten; Friede und Handel mit der ganzen Welt sei das große Ziel der Vereinigten Staaten (is our great object), aber ganz besonderen Wert lege er auf eine nähere Verbindung mit Preußen, zu welchem die Vereinigten Staaten von jeher in den freundschaftlichsten Verhältnissen gestanden hätten. Der Präsident gab mir hierauf die Hand, nötigte mich zum Sitzen und hörte mit großer Teilnahme auf seine Frage nach Ew. Königlichen Majestät Gesundheit, daß dieselbe von der Art sei, daß wir mit zuversichtlichem Vertrauen auf die Vorsehung hoffen dürften, noch eine lange Reihe von Jahren durch Ew. Königliche Majestät väterliche und segensreiche Regierung beglückt zu werden. Er schien für alles, was Ew. Königliche Majestät Allerhöchste Person und Staaten betrifft, das größte Interesse zu haben. Überhaupt darf ich nicht unerwähnt lassen, daß man sich hier ganz besonders für Preußen interessiert und die größte Achtung für seine weise Regierung und Verwaltung hat, so daß man auch hier stolz darauf sein kann, ein Preuße zu sein. In der Anrede des Präsidenten gebraucht man nicht das gewöhnliche Wort „Sir“, sondern „Mr. President“; auch gibt er bei den Audienzen nicht das Zeichen zum Zurückziehen, sondern man muß dazu selbst den passenden Augenblick wählen. Nachdem er mir noch gesagt hatte, daß er beabsichtige, einen Geschäftsträger nach Berlin zu schicken, indessen besorge, daß die überhäuften Geschäfte des Senats demselben nicht gestatten würden, noch in der laufenden Sitzung einen Vorschlag zu seiner Bestätigung zu erwägen, zog ich mich zurück.“ – Anstellung eines Nord-Amerikanischen Geschäftsträgers in Berlin „Unter den in den öffentlichen Blättern publizierten Ernennungen finde ich die eines Geschäftsträgers in Berlin nicht, es ist daher wahrscheinlich, daß die Sache erst in der nächsten Sitzung am 4. Decbr d. J. wieder aufgenommen werden wird. Herr Wheaton in Kopenhagen ist kürzlich hier gewesen, er soll ein sehr tüchtiger Mann von etwa 50 Jahren sein, man soll ihm die Mission nach Berlin versprochen haben, auch sagte mir Herr McLane, daß er dazu bezeichnet sei. Da er indessen nicht eigentlich zu des Präsidenten Jackson Partei gehören soll, und da Herr McLane inzwischen resigniert hat, so ist es wohl möglich, daß ein Anderer ernannt werden wird. Der Präsident nannte mir keinen Namen, und als ich einem Senator mein Bedenken äußerte, daß der Senat keine Zeit mehr haben werde, über die Konfirmation zu beraten, meinte er, die Sache sei so einfach, daß sie nicht fünf Minuten Zeit erfordern werde.“ – Schilderung der Nord-Amerikanischen Verfassung und Verwaltung – Übel, woran dieselbe leidet – Zwei Parteien, die Tories und Whigs, stehen einander gegenüber

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„Außer Stande, Ew. Königlichen Majestät schon jetzt nach einem so kurzen Aufenthalte ein vollständiges Bild der politischen Institutionen dieses Landes und seiner Verwaltung zu geben, habe ich es jedoch für meine Pflicht gehalten, Ew. Königlichen Majestät dasjenige, was ich bis jetzt erfahren habe, und was das Resultat aufmerksamen Lesens der öffentlichen Blätter, des Besuchs der Sitzungen des Kongresses, und der Unterhaltung mit achtbaren Staatsmännern und ältesten Mitgliedern des Diplomatischen Korps ist, getreulich und alleruntertänigst zu berichten: Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika leidet unter zwei Übeln: 1. dem steten Wechsel des Vollsteckens der exekutiven Gewalt in der Person des Präsidenten. 2. dem Rechte eines jeden im Volke, die Wähler des Präsidenten und die Mitglieder des Hauses der Repräsentanten zu wählen, ein Recht, welches jedem zusteht, der irgend eine Taxe, sei sie auch noch so unbedeutend, bezahlt. Daher der überwiegende Einfluß der niederen Volksklasse (des mob), daher das Schmeicheln desselben von den Kandidaten zur Präsidentur und zur Repräsentantenwürde, daher das Bestreben des Präsidenten, sich und seiner Partei für die kurze Zeit seiner Regierung so viele Vorteile als möglich zu verschaffen, und daher die traurige Erscheinung, daß die meisten Regierungsmaßregeln selten das wahre Wohl des Landes bezwecken, sondern nur im Privatinteresse irgend einer Partei unternommen werden. Diesen Übelständen entgegen zu wirken, ist die eigentliche Aufgabe des Senats, der nicht nur an der Gesetzgebung Teil nimmt, sondern auch den Präsidenten in Ausübung der exekutiven Gewalt kontrolliert. Seine Mitglieder werden (nicht wie die Repräsentanten auf 2, sondern) auf 6 Jahre, nicht direkt vom Volke, sondern von der Legislatur jedes einzelnen Staats (2 von jedem, daher 48 im Ganzen) gewählt, und dies hat nicht nur die Folge, daß bei der Wahl viel umsichtiger zu Werk gegangen wird und meistenteils nur Männer von Talent und Bildung aus den höheren und wohlhabenden Ständen zu Senatoren gewählt werden, sondern auch, daß im Senat mehr das Privatinteresse schweigt und, wenigstens von der Majorität desselben, vorzugsweise das Interesse des Ganzen in’s Auge gefaßt wird. So stehn sich hier zwei Parteien gegenüber, der Präsident und die niedere Volksklasse (hier die Tories genannt) und die höheren und wohlhabenden Stände (hier die Whigs genannt).“7 – Der Präsident ist das Werkzeug des sog. Küchenkabinetts und des Vizepräsidenten Van Buren – Über das sog. Küchenkabinett – Kurze Biographie Van Burens „Die Gefahren, welche eine solche Regierungsform notwendig mit sich bringt, waren weniger groß, so lange Männer von Geist und ohne Leidenschaft an der 7 Dem von Rönne im Laufe seines Aufenthaltes in den USA gezeichneten Bild vom zweiten Parteisystem entspricht am ehesten das alte Werk von Richard P. McCormick: The Second American Party System: Party Formation in the Jacksonian Era, Chapel Hill NC 1966.

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Spitze standen. Den jetzigen Präsidenten Jackson hält man allgemein für einen Mann ohne alles Talent, der sich nur durch Leidenschaft beherrschen läßt. Er wurde bekanntlich der Mann des Volk’s durch die gewonnene Schlacht bei New Orleans (die er, wie Sr Hoheit Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar in der Beschreibung seiner Reise durch die Vereinigten Staaten8 und andere Sachverständige sehr überzeugend dartun, nicht durch sein Feldherrntalent, sondern nur durch Zufall gewonnen hat). Er wird hauptsächlich durch das sogenannte Küchenkabinett (kitchencabinet) geleitet, und ist das Werkzeug in den Händen Van Burens, des jetzigen Vizepräsidenten, der nach der Präsidentschaftswürde strebt. Jenes Kitchen-Cabinet besteht aus mehreren ganz untergeordneten, aber äußerst schlauen Leuten, namentlich einem gewissen William B. Lewis9, zweitem Auditor im Treasury Department, Amos Kendall10, viertem Auditor im Treasury Department, Elijah Hayward, Commissioner in der General Land Office, Blair11, Herausgeber des Globe, eines Regierungsblattes (es druckt alle Regierungspapiere, Formulare etc., wofür er allein 40,000 $ jährlich einnimmt), und Wheatley, ehemals Mitdirektor der United States Bank (jetzt als besonderes Werkzeug gegen die Bank gebraucht). Diese Leute mißbrauchen ihren Einfluß auf den Präsidenten auf alle Weise, er tut ohne sie keinen Schritt. Amos Kendall besonders wird als derjenige bezeichnet, der alle Bekanntmachungen, Reden etc. des Präsidenten entwirft. Man nennt diese Personen als die Haupttriebfeder aller der übeln Verwaltungsmaßregeln, die in den letzten Jahren statt gefunden haben. Innig liiert mit dem Präsidenten und Kitchen-Cabinet ist Van Buren, ein äußerst schlauer und gewandter Mann. Anfangs Advokat (lawyer) in Albany im Staate New York, wurde er bald durch hervorragendes Talent Mitglied der Legislatur von New York, Gouverneur von New York, Senator. Gekränkt dadurch, daß der damalige Präsident John Quincy Adams12 ihn nicht zum Gesandten in Großbritannien ernannte, ging er zu Jacksons Partei über und wurde das Haupt derselben. Jackson 8 Es handelt sich um folgendes Werk: Heinrich Luden (Hg.): Reise Sr. Hoheit des Herzogs Bernhard zu Sachsen-Weimar-Eisenach durch Nord-Amerika in den Jahren 1825 und 1826. Erster Teil. Mit 16 Vignetten, 4 Kupfern, 3 Plänen und 2 Charten. Weimar 1828. – Herzog Carl Bernhard von Sachsen-Weimar-Eisenach (1792 – 1862) war der zweite Sohn des Großherzogs Carl August. 9 Lewis, William B. (1784 – 1866), im Krieg von 1812 Quartermaster unter General Andrew Jackson, 1829 von Präsident Jackson zum Second Auditor of the Treasury Department berufen. Die Auditoren im Schatzamt stellten als Rechnungsprüfer eine Art Bundesrechnungshof dar. 10 Kendall, Amos (1789 – 1869), vor allem Journalist, 1829 – 1834 Fourth Auditor in the Treasury Department, 1835 – 1840 Postmaster General und damit Teil des Parlor Cabinet. 1829 bis 1837 nach allgemeinem Urteil der wichtigste Berater Jacksons. 11 Blair, Francis Preston, Sr (1791 – 1876), Journalist und Politiker, 1830 – 49 Herausgeber des Globe. 12 Adams, John Quincy (1767 – 1848), US-Gesandter in den Niederlanden 1794 – 97, in Preußen 1797 – 1801, US-Senator für Massachusetts 1803 – 08 (Federalist), US-Gesandter in Russland 1809 – 14, in Großbritannien 1815 – 1817, US-Secretary of State 1817 – 25, Präsident 1825 – 29, im US-Repräsentantenhaus für Massachusetts 1831 – 48 (Whig).

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ernannte ihn zum Secretary of State und später zum Gesandten in London. Diese letzte Ernennung wurde aber im Senat verworfen, und er mußte aus England zurückkehren. Seit dem 4. März ist er Vizepräsident der Vereinigten Staaten und Präsident des Senats. Beide Ämter sind verfassungsmäßig mit einander vereinigt, der Vizepräsident wird auf dieselbe Weise erwählt wie der Präsident der Vereinigten Staaten; und dies erklärt zugleich den anscheinenden Widerspruch, daß Van Buren, das Haupt der Tories, an der Spitze des Senats, desjenigen Körpers steht, der die Hauptopposition gegen jene Partei bildet. Empfindlich gekränkt vom Senat durch die Verwerfung seiner Ernennung zum Gesandten in London, sucht er sich jetzt an diesem zu rächen. Dies und sein Streben nach der Präsidentenwürde sind die Motive zu den meisten Maßregeln Jacksons, als deren geheime Triebfeder Van Buren zu betrachten ist.“ – Die bedeutendsten Männer beider Parteien in beiden Häusern „(…) Der Senat zeichnet sich in diesem Augenblick durch Rechtlichkeit der Gesinnung und Leichtigkeit aus, die Mehrzahl seiner Mitglieder wird nicht vom Parteigeist geleitet, sondern hält das Wohl des Ganzen fest im Auge. Er ist ein Körper, dem beide Teile ihre Achtung nicht versagen können, während das Gegenteil von dem allen im gegenwärtigen Hause der Repräsentanten statt findet. Gleich der erste Besuch des Kongresses muß jeden vorurteilsfreien Beobachter in der Wahrheit dieser Ansicht bestätigen. Im Senat herrscht der größte Anstand, die Mitglieder sitzen mit entblößtem Haupt und entwickeln ihre Ansichten ruhig und zum Teil mit großem Rednertalent. Besonders ausgezeichnet sind Webster und Clay. Das Haus der Repräsentanten dagegen bietet das Bild der Rohheit und Gemeinheit dar, die Mitglieder haben die Hüte auf den Köpfen, liegen mit den Füßen auf den Stühlen und Tischen, einer sucht den anderen zu überschreien, man scheut sich oft nicht, die gemeinsten Beschimpfungen auszustoßen, und man findet darunter Leute, denen es an der allergewöhnlichsten Bildung fehlt.“ – Mittel der Jackson-Partei zur Erreichung ihrer Zwecke – Zeitungs- und Postwesen – Die Postmeister und mail-contractors sind die hauptsächlichsten Werkzeuge der Jackson-Partei – Missbräuche im General Postoffice Department, große Schuldenlast desselben, Beschlüsse des Kongresses darüber – Grundsätze des Präsidenten bei Anstellung der Beamten „Unter den Mitteln, welche die Jackson-Partei in den letzten Jahren zur Erreichung ihrer Zwecke gewählt hat, dürften folgende als die beachtungswertesten erscheinen: 1. Zeitungs- und 2. Post-Wesen. Beides innig mit einander verbunden. In einem Lande wie den Vereinigten Staaten, wo das Lesen öffentlicher Blätter mehr als in irgend einem anderen Lande verbreitet ist, liegt es sehr nahe, daß eine Partei sich dieses Mittels zur Verbreitung ihrer Ansichten bedient. Der Regierung wird aber der Vorwurf gemacht, dies auf Unkosten der Nation und eine wenig

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ehrenvolle Art getan zu haben. Sie unterhält ein Heer von Zeitungsschreibern, die alle indirekt in ihrem Solde stehn. Es ist erwiesen, daß selbst offizielle Dokumente oft verstümmelt abgedruckt sind, und es sind besonders die Postanstalten, die in Gemeinschaft mit den Zeitungen dazu gebraucht werden, das Volk (den mob) für die Jackson-Partei zu gewinnen. Es gibt ungefähr 15,000 Postmeister in den Vereinigten Staaten, die alle vom Präsidenten angestellt werden. Gleich nach seiner Ernennung setzte er gegen 1000 derselben ab und gab die Stellen an Leute seiner Partei. Sehr häufig werden dazu Schankwirte erwählt, die den Gästen vorzugsweise nur die Regierungsblätter in die Hände geben und auf ihre politischen Ansichten zu wirken suchen. Außerdem besitzt die Regierung in den Personen, welchen die Beförderung der Posten in Entreprise gegeben ist (den mail-contractors), und deren Anzahl sich auf etwa 2000 beläuft, ein zweites Heer von Leuten, die ihr nebst ihrem Anhange dienstbar sind. Diese mail-contractors können der Regierung besonders durch schnelle Verbreitung ihrer Blätter nützen, sie pflegen dieselben überall am Wege, meistens sogar unentgeltlich, auszugeben, während sie die Oppositionsblätter erst im Stationsorte an die Postoffices abgeben. (…) Als der gegenwärtige Postmaster General Barry13 im Jahre 1829 sein Amt antrat, war ein jährlicher Überschuß der Postrevenuen von 30,000 $ vorhanden. Gegenwärtig betragen die Schulden ungefähr 800,000 $, und man rechnet, daß während der 6 Jahre der Jacksonschen Administration wenigstens 1 12 Millionen $ vom General Postoffice Department als Belohnung politischer Anhänger ausgegeben worden sind. (…)“ – Verleihung von Stellen an Kongressmitglieder, um sich den Kongress dienstbar zu machen – Anstellung des Sprechers im Hause der Repräsentanten Stevenson14 als Gesandter in London. Dessen Verwerfung im Senat – Der Präsident hat sich mit einem vom Senat nicht bestätigten Kabinett umgeben – Verwerfung des Secretary of the Treasury Mr. Taney15 vom Senat – Resignation des Secretary of State Mr. McLane – Ernennung des Mr. Forsyth zum Secretary of State – Ernennung des Mr. Dickerson16 zum Secretary of the Navy – Ernennung des Mr. Wilkins17 zum Gesandten in Russland – Entfernung aller Beamten, die nicht zur Jackson-Partei gehören.

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Barry, William Taylor (1784 – 1835), Democratic Republican und Jacksonian, US-Senator von Kentucky 1814 – 16, Postmaster General 1829 – 35. 14 Stevenson, Andrew (1784 – 1857), Republican, Jacksonian, US-Representative von Virginia 1821 – 34, US-Gesandter in London 1836 – 41. 15 Taney, Roger Brooke (1777 – 1864), Federalist, Jacksonian, US-Attorney General 1831 – 33, Secretary of the Treasury 1833/34, Chief Justice of the United States 1836 – 64. 16 Dickerson, Mahlon (1770 – 1853), Democratic Republican, Crawford Republican, Jacksonian, Governor von New Jersey 1815 – 17, Senator von New Jersey 1817 – 33, Secretary of the Navy 1834 – 38. 17 Wilkins, William (1779 – 1865), Democrat, Jacksonian, Senator 1831 – 34 und Representative 1829 und 1843/44 von Pennsylvania, US-Gesandter in St. Petersburg 1834/35, Secretary of War 1844/45.

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„3. Obgleich der Präsident Jackson im Jahre 1825 bei Gelegenheit seiner Resignation als Senator in einem Schreiben v. 7. Octob. jenes Jahres an die Legislatur seines Staats (Tennessee) öffentlich erklärte, daß, wenn Mitglieder des Kongresses Staatsämter erhielten, Korruption zur Tagesordnung werden würde, daß daraus die größten Übel für die Freiheit und Wohlfahrt der Republik entstehen müßten, und daß das Volk erwarten müsse, durch dieses in seiner konstitutionellen Souveränität angegriffen zu werden etc, so hat er doch, im Widerspruch mit diesem Grundsatz, während seiner ganzen Verwaltung als ein Hauptmittel zur Förderung seiner Zwecke betrachtet, die wichtigsten Ämter nur an Kongreßmitglieder zu verleihen, und sich dadurch den Kongreß dienstbar zu machen, was ihm auch im Hause der Repräsentanten vollkommen gelungen ist. (…) Er soll die ausgezeichnetsten und rechtlichsten Beamten entfernt haben, die treu in Erfüllung ihrer Pflichten waren, und denen er keinen andern Vorwurf machen konnte, als daß sie nicht für seine Erhebung gewirkt hatten. Diese Entfernung soll sich selbst auf die Türsteher (doorkeepers) im Kapitol erstreckt haben. Die natürliche Folge solcher Maßregeln ist eine tiefe Herabwürdigung des Beamtenstandes und eine schlechte Verwaltung. 4. Die Jackson-Partei hat sich nicht auf jene Mittel beschränkt, sondern sogar den Kampf mit einem Institut aufgenommen, dessen Interesse innigst mit dem der ganzen Nation verwebt ist, mit der Bank der Vereinigten Staaten. (…)“ – Kampf der Jackson-Partei gegen die Bank der Vereinigten Staaten – Kurze Geschichte der Bank – Ihr großer Nutzen für das Land – Der Präsident verfolgt sie, weil sie sich nicht zum politischen Werkzeug von ihm gebrauchen lassen wollte – Mittel, den Pöbel gegen die Bank aufzubringen: Verbreitung falscher Vorstellungen über Papiergeld, Gesetz über die Goldmünzen – Veto des Präsidenten gegen den Beschluss des Kongresses, die Bank aufs Neue zu privilegieren – Die Bank ist zugleich fiskalischer Agent, die öffentlichen Gelder werden bei ihr deponiert – Der Präsident verfügt gegen den Beschluss des Kongresses die Herausnahme der Deposits und ihre Belegung bei den Lokalbanken – Der Präsident beschuldigt die Bank, nach politischer Macht gestrebt zu haben – Die Majorität des Hauses der Repräsentanten im letzten Kongress ist für Jackson und genehmigt seine Maßregeln. Der Senat verwirft sie. Die Sache ist noch unentschieden – Der Kampf der JacksonPartei gegen die Bank ist die Ursache der gegenwärtigen öffentlichen Not – Man hofft, dass der nächste Kongress das Bankprivilegium erneuern wird. „Dies ist das Bild des hiesigen Zustandes der Dinge. Selten ist Liebe zum Vaterlande leitend, die meisten Maßregeln werden von Egoismus und Parteigeist diktiert. Gewiß ist es nicht die Verfassung, sondern nur die reiche Natur, welche dies Land vorzugsweise beglückt, wenn materielle Wohlhabenheit ohne sittliche Stütze überall ein Glück zu nennen ist.“ – Maßregeln bei der Nachricht vom Tode Lafayettes – Entschädigung für die in Toulon verwundeten französischen Seeleute – Bewilligung einer township land an die von Österreich herübergekommenen Polen – Die gegenwärtigen Mitglieder des Kabinetts des Präsidenten – Das diplomatische Korps

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„Nicht bloß die Mitglieder des Kabinetts, sondern auch die fremden Gesandten etc. pflegen Washington, da es ein sehr unangenehmer, kostbarer, und im Sommer sehr ungesunder Ort ist, gleich nach beendigtem Kongreß zu verlassen, viele Diplomaten wohnen ganz in New York oder Philadelphia, namentlich diejenigen, welche zugleich Generalkonsuln sind, weil sie nur an großen Handelsörtern die nötigen Nachrichten über die bestehenden Handelsverhältnisse einziehen können. Es wird mein angelegentlichstes Bestreben sein, mich immer genauer mit dem Zustande des Landes, mit seinen innern und äußern Verhältnissen bekannt zu machen, um Ew. Königlichen Majestät darüber hiernächst so vollständige als getreue Berichte alleruntertänigst erstatten zu können.“ III. Am 8.8. 1834 aus New York an den König – Zur Geldpolitik der Jackson-Partei „Was ich Ew. Königlichen Majestät in meinem alleruntertänigsten Bericht v. 3. Juli d. J. über die politischen Institutionen dieses Landes und seine Verwaltung anzeigte, habe ich seitdem nur bestätigt gefunden. Alle Maßregeln des Präsidenten zielen dahin, seine persönlichen und politischen Freunde zu begünstigen, die ungescheut jedes Mittel benutzen, um zu ihren Zwecken zu gelangen. Der Besuch der größten Handelsstädte der Union, Baltimores, Philadelphias und New Yorks, hat mich überzeugt, daß das System der Korruption der gegenwärtigen Verwaltung weit verbreitet ist und sich sogar auf die Verwaltung der einzelnen Staaten ausdehnt. Insbesondere ist dies der Fall im Staat New York, wo die Jackson-Partei durch den Vizepräsidenten Van Buren, ehemaliger Gouverneur des Staats von New York, der gegenwärtig nach der Präsidentenwürde strebt, einen überwiegenden Einfluß übt. Es ist um so interessanter und wichtiger, einen Blick in die Verhältnisse dieses Staats zu werfen, als das gegenwärtig von der Generalverwaltung adoptierte System eigentlich seine Entstehung in demselben gefunden hat. Schon lange, bevor von Jackson die Rede war, bildete der schlaue Van Buren, der damals Advokat in Albany war, eine Partei, welche von dem Grundsatz ausging, in einem Handel treibenden Staate, wo alles von Eigennutz geleitet wird, seien es besonders die Geldinstitute, deren man sich bemächtigen müsse, um Macht und Einfluß zu erlangen. Diese Partei ist seitdem herrschend im Staat von New York unter dem Namen Regency18 und bildet besonders in der Legislatur des Staats die Mehrheit. Seitdem Van Buren Vizepräsident und das Haupt der Jackson-Partei ist, hat er das von der Regency befolgte System auch auf die Generalverwaltung übertragen (…) Die Partei sucht nur ihre eigennützigen Zwecke zu erreichen und ist nur darauf bedacht, für den Augenblick die Mittel in die Hände zu bekommen, sich politisches Übergewicht zu verschaffen, unbekümmert darum, ob diese Mittel erlaubt sind oder nicht, und ob sie dafür verantwortlich wird oder nicht, es ist ihr genug, daß sie einstweilen im Besitz der Mittel ist. (…)“ 18 Die Albany Regency war eine locker organisierte Gruppe von Politikern in Albany NY, die die Politik im Staat New York von 1821 bis 1838 wesentlich beeinflusste.

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– Der Streit um die Banken im beginnenden Kongress-Wahlkampf „Von der Zusammensetzung des Kongresses im Jahre 1835 wird auch das Schicksal der Bank der Vereinigten Staaten abhängen. Es ist nicht, wie man hin und wieder in Europa annimmt, das Banksystem, wogegen der Präsident Jackson eifert, sondern es ist nur die Bank der Vereinigten Staaten, welche er unterdrücken will. (…) Wäre es der Partei gelungen, die Bank der Vereinigten Staaten in eben dem Grade zu ihrem politischen Werkzeug zu machen, wie dies der Regency mit den Banken im Staat von New York gelungen war, so würde ihr Sieg für immer entschieden gewesen sein. (…)“ – Der Streit um die Schwarzamerikaner „Die tumultuarischen Szenen, welche in der Stadt New York im vorigen Monate statt fanden, hatten durchaus keinen politischen Charakter, sondern ihren Grund in dem Nationalvorurteil gegen die schwarze Bevölkerung. Bekanntlich existiert die Sklaverei hier mit allen sie begleitenden physischen und intellektuellen, politischen und moralischen Übeln, sie ist von der Konstitution der Vereinigten Staaten sanktioniert. Man sah sie längst als ein Übel an, und Benjamin Franklin gründete schon im Jahre 1785 die Pennsylvanische Manumissionsgesellschaft, welcher bald ähnliche Gesellschaften in mehreren anderen Staaten folgten, deren Zweck es war, die Abschaffung der Sklaverei auf friedlichem Wege und die Verbesserung des Zustandes der emanzipierten Schwarzen durch Errichtung von Schulen usw. zu befördern. Den Anstrengungen dieser Gesellschaften gelang es nach und nach, in allen Staaten nördlich des Delaware Flusses die Emanzipation der Sklaven zu bewirken. (…) Unter einigen Fanatikern fand dies System jedoch keinen Beifall, sie verlangten nicht nur die sofortige Abschaffung der Sklaverei in allen Staaten, sondern auch die gänzliche Amalgamation der Schwarzen mit den Weißen. Hauptsächlich war die Stadt New York seit einiger Zeit der Sitz dieser Personen, die sich im Jahre 1832 unter dem Vorsitz eines Kaufmanns Tappan19 zu einer eigenen Gesellschaft unter dem Namen der Abolitionists oder Anti-Slavery Society bildeten, und durch Schriften, Predigten und auf andere Weise die unfreien Schwarzen in den südlichen Staaten zum Aufruhr gegen ihre Herren reizten, und die Amalgamation der freien Schwarzen in den nördlichen Staaten mit der weißen Bevölkerung erzwingen wollten. Was auch die Motive dieser Gesellschaft sein mochten, (auch sie sollen, wie fast alles hier, eigennütziger Natur sein), so waren die von ihnen gewählten Mittel jedenfalls unpraktisch. Anstatt den Zustand der Schwarzen dadurch zu verbessern, verschlimmerten sie ihn. Sie trugen dadurch zur Vermehrung der üblen Stimmung der südlichen, auf ihre Rechte eifersüchtigen Staaten gegen die nördlichen bei, und in den letztern vermehrten sie nur den Widerwillen der weißen Bevölkerung gegen die Schwarzen, der so tief eingewurzelt ist, daß wenigstens für 19 Lewis Tappan (1788 – 1863) war ein wohlhabender New Yorker Kaufmann. Ein Höhepunkt seiner Karriere war sein erfolgreicher Einsatz für die Sklaven des spanischen Schiffes Amistad in den Prozessen 1840/1.

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jetzt jeder Versuch, ihn auszurotten, vergebens sein muß. Besonders in der neusten Zeit eiferten sie sehr gegen die Kolonisationsgesellschaft und nährten den Stolz der Schwarzen mit unpraktischen Hoffnungen. In einer Reihe von Schriften und Reden suchten sie die Schwarzen gegen die Weißen aufzureizen und alle Weißen, die ihren Amalgamations-Prinzipien zuwider waren, zu verketzern. Das Betragen der Gesellschaft erregte schon längerer Zeit vielen Unwillen, und besonders aufgebracht darüber war der Pöbel, bei dem sich zu dem Nationalvorurteil gegen die Schwarzen noch der Brotneid gesellte, da jene fast ausschließlich zur niedern Klasse des Gesindes und der Tagelöhner gehören und den weißen Arbeitern an den Schiffswerften usw. manchen Abbruch tun. Schon im Mai, als die Abolitionisten ihr Jahresfest in der Chatam-Capelle feierten, erregte es Unwillen, daß die Schwarzen von der Gesellschaft aufgefordert wurden, die ihnen bei solchen Gelegenheiten angewiesenen besonderen Sitze zu verlassen und sich zu den Weißen zu setzen. Dasselbe wurde bei verschiedenen späteren Versammlungen der Gesellschaft in der Chatam-Capelle beobachtet. Inzwischen hatten mehrere Abolitionisten Diners gegeben, wozu sie Weiße und Schwarze (ohne daß jene davon vorher wußten) durch einander eingeladen hatten, und in verschiedenen Kirchen waren Schwarze ohne Weiteres in die Stühle der Weißen eingelassen. Über dies alles war man im Publikum schon sehr laut, als der 4te Juli, der Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung herankam, der in der Chatams-Capelle zuerst mit Vorlesung der Unabhängigkeitserklärung gefeiert wurde, der man sogleich die Vorlesung der sogenannten Declaration of the Anti-Slavery-Convention folgen ließ, in welcher in den stärksten Ausdrücken gesagt wird: Nach den Gesetzen der Sklaven haltenden Staaten würden die Schwarzen wie Tiere behandelt (…) Dies erregte unter den Weißen großen Unwillen, man begnügte sich aber damit, den Geistlichen, der hierauf noch eine Rede halten wollte, daran zu verhindern und ihn aus der Kirche zu verweisen. Nichtsdestoweniger setzten die Abolitionisten ihre Aufruhr predigenden Reden und Schriften fort und forderten in Anschlägen an allen Straßenecken, die das Motto führten ,Widerstand gegen Tyrannen ist Gehorsam gegen Gott‘ zum offenen Widerstande gegen die Gesetze auf, und hofften dadurch den Aufstand der schwarzen Bevölkerung zur Befreiung einiger flüchtiger Sklaven aus dem Süden, die, auf den Antrag ihrer Herrn, in New York angehalten waren, zu bewirken. Jetzt war der Ausbruch des öffentlichen Unwillens nicht länger aufzuhalten. Er äußerte sich zuerst laut am 9. Juli bei Gelegenheit einer wiederholten Versammlung der Abolitionisten in der Chatam’s Capelle. Hier versammelte sich zuerst der Pöbel und ging nun an diesem und den folgenden Tagen zu den wildesten Exzessen über (…) Außer der Chatam’s Capelle wurden noch mehrere Kirchen und Häuser Schwarzer so wie die Häuser Tappan’s und des Dr. Cok, eines Abolitionisten und Predigers aus der Chatam’s Capelle angegriffen und teilweise zerstört. Die Stadt wurde wirklich vom Pöbel beherrscht, der sich nun nicht darauf beschränkte, die Abolitionisten und Schwarzen zu verfolgen, sondern einmal im Toben begriffen, auch andere Exzesse beging und z. B. ein Schauspielhaus stürmte, um sich an einem englischen Schauspieler, einem gewissen Farren, zu rächen, der sich nachteilig über

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die Amerikaner geäußert hatte. Auffallend war dagegen die Erscheinung, daß der Pöbel, als er beim Verbrennen der Möbel in Tappan’s Hause auf Washington’s Bildnis stieß, dasselbe vorher im Triumph davon trug und in einem benachbarten Hause in Sicherheit brachte. Obgleich die Mehrzahl der Einwohner New Yorks die Schritte der Abolitionisten mißbilligt, so herrscht doch eine allgemeine Unzufriedenheit über den vom Pöbel eingeschlagenen Weg der Rache, und man sieht jetzt mit Besorgnis, wie sehr man einen aufgebrachten Pöbel zu fürchten hat, der hier, wo es an ordentlichen Widerstandsmitteln gänzlich fehlt, da die Miliz sich bei solchen Gelegenheiten nur lächerlich zu machen pflegt, gefährlicher als anderwärts ist. Die auch in den beigefügten Zeitungsblättern abgedruckten Proklamationen des Mayor und ein öffentlicher Widerruf der Abolitonisten (der freilich den früheren Vorgängen widerspricht) trugen diesmal wohl mehr als die Aufstellung der bewaffneten Macht zur Herstellung der Ruhe bei. Auch in Newark im Staat New Jersey einige Meilen von New York haben ähnliche Auftritte statt gefunden.“ – Die 234 polnischen Flüchtlinge „Von den 234 Polnischen Flüchtlingen, welche von Österreich hierhergeschickt wurden, sind nur noch 47 in New York, die übrigen haben sich bereits zerstreut. Die noch hier befindlichen 47 werden wahrscheinlich nach dem ihnen durch die Kongreßakte eingeräumten Territorium gehn, wenn ihre Mittel dazu hinreichen. (…)“ – Eine Expedition gegen die Indianer – Die außerhalb der USA befindlichen amerikanischen Kriegsschiffe – Sympathiebekundung der Bürgerschaft von Georgetown für den nach Portugal zurückkehrenden Chargé d’Affaires Torlade d’Azambuja20. Am 8.8. 1834 aus New York an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten21 „Ew. Exzellenz werden aus meinem heutigen Bericht ersehn, daß ich fortwährend bemüht bin, mich mit den politischen Institutionen des Landes bekannt zu machen, wozu ich den Aufenthalt in New York, wohin ich mich wegen der fast erdrückenden Hitze Baltimore’s mit meiner Familie begeben habe, vorzugsweise geeignet finde. Besonders ist aber New York der Ort, der mir über die kommerziellen Verhältnisse des Landes die reichsten und interessantesten Aufschlüsse gibt, 20

Torlade Pereira de Azambuja, Portugiesischer Chargé d’Affaires in den USA 1829 – 34. Er war nicht nur sehr beliebt in Georgetown, wo er seit 1829 wohnte, sondern auch darüber hinaus bekannt geworden durch seinen 1833 der American Philosophical Society in Philadelphia vorgelegten Essay über das Geldsystem Portugals. Er hatte damit indirekt zu einem der meistdiskutierten Themen der Jackson-Zeit Stellung genommen. 21 GStA PK, III.HA MdA, II, Berichte und Nachrichten des preußischen Geschäftsträgers und Generalkonsuls in den Vereinigten Staaten von Nordamerika über Gewerbe und Handel Nr. 574 Bd 2. – Bei allen Dokumenten, die nicht aus der politischen Abteilung sind, ist der Fundort gesondert vermerkt.

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und ich werde nicht ermangeln, meinen hiesigen Aufenthalt zur Sammlung von Materialien für künftige Berichte zu benutzen. So sehr ich es mir auch habe angelegen sein lassen, Ew. Exzellenz Befehl, meine Aufmerksamkeit auch auf die politischen Verhältnisse der übrigen Amerikanischen Staaten zu richten, schuldige Folge zu leisten, so bin ich doch bis jetzt darin so wenig réussiert, daß ich es nicht angemessen gefunden habe, in meinem Bericht an des Königs Majestät etwas davon zu erwähnen. Ew. Exzellenz wollen jedoch gewogentlichst erlauben, daß ich diejenigen Zeitungsartikel, welche über die politischen Verhältnisse Mexiko’s, Peru’s, Chili’s usw. erschienen sind, ganz gehorsamst beifüge und mich jedes weiteren Kommentar’s darüber enthalte. Sehr richtig heißt es in dem einen aus dem National Intelligencer entnommenen Artikel über Mexiko, daß die Berichte so widersprechend und die Meinungen so verschieden wären je nach der Ansicht der verschiedenen Berichterstatter, daß es ganz unmöglich sei, sich eine richtige Meinung von dem existierenden Zustande der Dinge in jenem Lande oder von den Ursachen, welche ihn hervorriefen, zu bilden. Es ist hier fast niemand davon genau und gründlich unterrichtet, und ich bin überzeugt, daß selbst der Mexikanische Geschäftsträger, dessen Bekanntschaft ich neulich in Philadelphia machte, den wahren Zustand seines Landes nicht kennt. Handelsbriefe sind hier fast die einzige Quelle und die sind in der Regel ebenso unvollständig als unzuverlässig. In noch höherem Grade gilt dies alles von den noch entfernter gelegenen südlichen Staaten. Dennoch werde ich nicht verfehlen, meine Bemühungen fortzusetzen und sobald ich etwas Interessantes über die Lage der südamerikanischen Angelegenheiten erfahre, schuldige Anzeige davon zu machen. (…)“ Am 20.8. 1834 aus New York an Professor Dr. Eichhorn, Wirklicher Geheimer Legationsrat und Direktor im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten (Unnummerierter Bericht)22 „Ew. Hochwohlgeboren würde ich schon längst von hier aus die Versicherung meiner innigsten Verehrung und Ergebenheit erneuert haben, wenn ich nicht vorgezogen hätte, damit so lange zu warten bis ich einigermaßen im Stande sein würde, über die hiesigen Verhältnisse ein Urteil zu fällen. Die unerträgliche Hitze hat mich vor drei Wochen gezwungen, Baltimore mit meiner Familie zu verlassen und hier in New York, oder vielmehr gerade gegenüber in Hoboken am Hudson einen kühlen und gesunden Sommeraufenthalt zu suchen. Seitdem ist freilich die Cholera hier ausgebrochen, die über Montreal von Quebec ihren Weg hierher gefunden hat. Sie beunruhigt uns aber wenig, da seit dem 23. Juli (wo sie sich, wie nachher bekannt geworden, zuerst gezeigt hat) bis jetzt nur 120 Todesfälle vorgekommen sind, während in derselben Zeit im Jahre 1832 über 1400 Personen starben. Sie ist auch jetzt schon wieder im Abnehmen begriffen, heute sind nur 30 erkrankt und 17 gestorben, während die Zahl der Erkrankten in den früheren Tagen bis zu 50 und die 22 GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5271 Handelsverhältnisse mit den vereinigten Staaten von Nord-Amerika.

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der Gestorbenen bis zu 25 stieg. Ein gefährlicherer Feind für Ausländer ist der plötzliche Wechsel des Klimas. Seit 6 Wochen hatten wir eine Hitze, die im Schatten selten unter 958 war und wobei sich kein Lüftchen rührte, jetzt dagegen ist es bei starkem Nordwinde so kalt, daß man Winterkleider anziehen möchte. Im Ganzen ist uns indessen das Klima bis jetzt, einige Erkältungen abgerechnet, recht gut bekommen. Ew. Hochwohlgeboren werden aus meinen Berichten ersehen haben, daß ich die kurze Zeit meines hiesigen Aufenthalts dazu benutzt habe, mich so viel als möglich von den hiesigen Verhältnissen zu unterrichten. Ew. Hochwohlgeboren gütiges und freundliches Wohlwollen bürgt mir dafür, daß Hochdieselben diese Berichte nicht gleich anfangs der schärfsten Kritik unterwerfen werden, ich fühle das Mangelhafte derselben nur zu wohl, kann aber versichern, daß dasjenige, was ich angezeigt habe, eine wahre und vorurteilsfreie Schilderung der hiesigen Lage der Dinge enthält. Leider hat sich in die hiesige Verwaltung ein System der Korruption eingeschlichen, welches auch diesem von der Natur so sehr begünstigten Lande Verderben droht. Eigennutz und Parteigeist beherrscht das Ganze, von Patriotismus sieht man fast nie eine Spur, an dessen Stelle tritt überall der Krämergeist. Ein anderer Feind erwächst der Union in der mit Riesenschritten steigenden Bevölkerung der großen östlichen Städte. Die neusten Pöbelszenen hier in New York, in Philadelphia und Boston liefern dafür den sprechendsten Beweis. Nur die höchste Achtung vor dem Gesetz ist im Stande, ein Gebäude wie das der Vereinigten Staaten vor dem Umsturz zu sichern, statt dessen hat der Pöbel sich selbst durch Greuelszenen zu seinem vermeintlichen Recht verholfen und dadurch die Schwäche der executiven Gewalt in ihrem ganzen Lichte gezeigt, die es nicht wagte, tätig einzuschreiten und auch in der Tat nicht dazu im Stande war. Dennoch glaube ich, daß die Auflösung der Union und mit ihr der Ausbruch aller der Übel, die wir in Europa vor Augen sehn, erst in einer Reihe von Jahren bevorstehn wird, weil das eigene Interesse (der Eigennutz) die Staaten noch zusammenhält. Die Natur ist übrigens so reich und das Talent der Amerikaner, sie zu ihrem Vorteil zu benutzen, so groß, daß das Land eine Menge Schläge vertragen kann, ehe es wirklich darunter leidet. Deshalb ist man auch über die jetzige durch die Bankfrage verursachte Lage des Handels ziemlich ruhig und sieht das Übel nur als vorübergehend an – indessen ist es immer ein Übel, was namentlich auf den Absatz Preußischer Fabrikate sehr ungünstig einwirkt. Jeder schränkt sich ein, jeder will erst den endlichen Ausgang der Sache abwarten, und darunter kann der Absatz nur leiden. Es sind aber noch andere Gründe, die dem Absatz unserer deutschen Fabrikate immer entgegenstehn und den englischen insbesondere den Vorzug geben werden. Von allen Seiten höre ich Klagen darüber, daß der deutsche Fabrikant sich nicht entschließen will, den alten hergebrachten Weg zu verlassen, so z. B. hat man hier eine entschiedene Vorliebe für Irländisches Leinen, man hat daher die Preußischen Fabrikanten wiederholt aufgefordert, die Irländischen Fabrikate nachzumachen, man hat ihnen wiederholt zu dem Ende Irländische Leinen vor hier geschickt – die Fabrikanten machen aber immer Einwendungen, und entschließen sie sich einmal dazu, so fällt

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die Imitation so schlecht aus, daß jeder es auf den ersten Blick für eine Imitation erkennt. Das Irländische Leinen ist in der Tat viel weißer und von viel gleicherem Faden als das deutsche, und die Art der Zusammenlegung, Etikettierung etc. besticht das Auge. Das sind Nebensachen, aber man macht sie hier zur Hauptsache, und der Einwand, daß das deutsche Leinen viel haltbarer sei, ist teils wohl nicht im vollen Umfange gegründet, teils auch ganz unpassend. Der Amerikaner sieht gar nicht so sehr auf die Haltbarkeit als auf das schöne Äußere. Mit Wäsche und Kleidungsstücken verschwendet er förmlich, er will gar nicht, daß sein Zeug so lange hält, weil es ihm Vergnügen macht, es öfters zu wechseln. Man sagt wohl auch in Deutschland, der inländische Absatz, der doch vorzugsweise berücksichtigt werden müsse, würde darunter leiden, wenn man sich dem hiesigen Geschmack füge. Das bezweifle ich indessen, auch in Deutschland kommt man mehr und mehr davon zurück, das Leinen in solchen Quantitäten anzuschaffen, um es als Ausstattung auf Kinder und Kindeskinder vererben zu lassen; und der ästhetische Sinn ist so prävalierend, daß man gewiß lieber etwas Hübsches anschafft, wenn es auch vielleicht etwas weniger haltbar sein sollte. Man ist hier allgemein darüber einig, daß die Leinenkonsumtion in Folge des aufgehobenen Zolles bedeutend zunehmen wird. Man sieht es aber als ebenso ausgemacht an, daß nur die Irländer den Vorteil davon haben werden, wenn nicht unsere deutschen Fabrikanten streben, es ihnen gleich zu tun. Meiner unvorgreiflichen Ansicht nach sollte man den jetzigen Augenblick nicht vorübergehn lassen und entschieden auf die Verbesserung der Leinenfabrikation zu wirken suchen. Unser würdiger und vortrefflicher Präsident Rother23 hat sich schon so viele Verdienste um die schlesische Weberei erworben, indem er die armen Weber durch Ankäufe in den Zeiten der größten Not zu unterstützen sucht. Ich glaube, er könnte ihr Wohltäter noch in höherem Grade werden, wenn er, anstatt den Schlesischen Leinenhändlern die Aufträge zum Einkauf zu erteilen, in verschiedenen Plätzen Schlesiens selbst Faktoreien zum Ankauf von Leinen errichtete und dadurch zugleich günstig auf die Verbesserung der Fabrikation wirken ließe. Viele Weber in Schlesien haben mir gesagt, daß sie viel bessere Ware liefern würden, wenn sie von den Aufkäufern nur etwas besser bezahlt würden. Mir schien es schon damals, daß die Weber von diesen hauptsächlich gedrückt würden und daß der meiste Vorteil diesen zuflösse, und ich werde in meiner Meinung durch hiesige Importeure, die Schlesien bereist haben, bestärkt. Das vom Leinen Gesagte gilt mehr oder weniger auch von den übrigen deutschen Fabrikaten, namentlich Tuch, womit England die Vereinigten Staaten fast ausschließlich versorgt, und dazu deutsche Wolle verarbeitet. Eine andere Klage gegen deutsche Fabrikanten ist die, daß sie tausend Schwierigkeiten und Weitläufigkeiten machen und oft durch kleinlichen Eigennutz größere Vorteile verscherzen. Man hat mir mehrere Beispiele angeführt, daß Fabrikanten 23 Rother, Christian (1778 – 1849), seit 1820 Präsident der Seehandlung, Förderer der Industrialisierung Schlesiens, dessen Kreditinstitut er 1835 – 37 leitete.

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sich fortwährend um Absatz bemüht haben. Endlich hat man ihnen einen Auftrag gemacht, und dann sind der Ausführung so viele Schwierigkeiten entgegengestellt, und sie hat so lange gedauert, daß der passende Augenblick vorübergegangen ist, was von Englischen Fabrikanten niemals geschehn soll. Auch klagt man hier darüber, daß es sehr häufig vorkommen soll, daß ein deutscher Fabrikant, wenn er einen hiesigen Auftrag bekommt, kurz vorher Waren derselben Gattung hierher sendet, wodurch er freilich für diesmal den Vorteil zieht, den sein Machtgeber beabsichtigt hatte, aber gewiß nie wieder einen Auftrag erhält und dadurch zugleich sich und dem Ganzen schadet. Ew. Hochwohlgeboren sehen aus dieser kurzen Schilderung, daß hier – ich darf es kaum so nennen – ein Vorurteil gegen deutsche Manufakturen herrscht. So viel in meinen Kräften steht, werde ich redlich dagegen anzukämpfen suchen, aber man wird doch auch, wenn unsere Fabrikanten fortfahren zu klagen, ihnen erwidern müssen, daß sie sich selbst die Schuld zum Teil beizumessen haben. Über meinen hiesigen Wohnort habe ich immer noch keinen Entschluß fassen können, weil so manche Rücksichten vorhanden sind, die dabei leitend sein müssen. In Washington selbst kann ich schon aus dem Grunde nicht wohnen, weil ich dort ganz abgeschlossen bin und über Handelsverhältnisse gar nichts erfahre, als was die Zeitungen sehr einseitig und dürftig geben. Meine Stellung erfordert durchaus, daß ich mich größtenteils an einem großen Handelsorte aufhalte und nur während des Kongresses in Washington bin, was freilich das Unangenehme einer fortwährenden Unstetigkeit und öfteren Trennung von meiner Familie und die Kosten eines doppelten Wohnorts mit sich führt, die indessen doch noch geringer sind, als die Kosten einer unvermeidlichen fortwährenden Repräsentation, wenn ich mit meiner Familie in Washington wohnte. Unter den großen Handelsorten bleibt mir nur die Wahl zwischen Baltimore, Philadelphia und New York. Für ersteres spricht die Nähe von Washington, dagegen findet sich dort am wenigsten Gelegenheit, nützliche Erkundigungen einzuziehen. Die besten Aufschlüsse aller Art findet man unstreitig in New York, gegen dessen Handel der aller anderen Städte verschwindet, auch kann die weitere Entfernung bei den leichten Kommunikationsmitteln gar nicht in Betracht kommen, leider ist aber New York der teuerste Ort von allen. Ich mag indessen wohnen, wo ich will, so werde ich immer mit der Teurung zu kämpfen haben, die hier so enorm ist, daß ich es jetzt nicht mehr bezweifle, wenn Herr von Niederstetter24 nach dem Schreiben, welches ich Ew. Hochwohlgeboren vorzulegen die Ehre hatte, 8700 Thaler jährlich gebraucht haben will. Ein einigermaßen anständiges Haus ist unter $ 750 gar nicht zu haben, ein Bedienter bekommt $12 monatlich, ein Arzt bekommt für einen Besuch $ 2 – 3, in Gesellschaft zu fahren kostet in Washington $ 3 – 4, ein Rock25, der in Berlin 24 Preußisch Courant kostet, wird hier mit $ 40 (60 pr. cour.) bezahlt usw. Ich wohne hier jetzt halb auf dem Lande und halte mir nur ein einziges Dienstmädchen, ich mag an den heranna24 Ludwig von Niederstetter, 1825 – 1830 Chargé d’Affaires Preußens in den USA, erhielt ein Jahresgehalt von 6000 Thalern. 25 Gemeint ist eine lange Jacke.

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henden Winter noch gar nicht denken, da er mich notwendig zu größeren Ausgaben zwingen wird. In meinem heutigen Berichte habe ich auf die Ernennung des Kaufmanns Goßler in Boston zum Konsul daselbst angetragen. Ich erlaube mir, Ew. Hochwohlgeboren meinen Antrag um so mehr ganz gehorsamst zu empfehlen, als es sehr schwierig ist, jemand zu finden, der ohne Remuneration zur Übernahme eines Konsulats bereit ist. Herr Goßler ist ein sehr tüchtiger junger Mann, der mir gewiß künftig gern und willig über alles, was ich zu wissen wünsche, die nötige Auskunft geben wird. Von den übrigen Konsuln habe ich bisher in dieser Beziehung so gut wie gar keine Unterstützung gefunden und ein Mittel, sie dazu anzuhalten, habe ich, da sie keine Remuneration bekommen, nicht in Händen. Nur der Konsul Schmidt26 in New York macht ein rühmliche Ausnahme, und ich wünsche wohl, daß ihm zu seiner Aufmunterung einmal irgend eine Auszeichnung zu Teil würde, was er selbst auch zu wünschen scheint.“ IV. Am 16.9. 1834 aus New York an den König – Tumultuarische Szenen in Philadelphia und in Charlestown bei Boston „Die in meinem alleruntertänigsten Bericht an Ew. Königliche Majestät v. 8ten v. M. beschriebenen tumultuarischen Szenen in New York haben auch an anderen Orten Beifall und Nachahmung gefunden. Noch vor kurzem war man hier stolz darauf, daß es keinen amerikanischen Pöbel gebe, weil die Achtung vor dem Gesetz so zur Gewohnheit und zur andern Natur geworden sei, daß sie bei keiner öffentlichen Gelegenheit aus den Augen gesetzt werde. Die Szenen in New York und die späteren in Charlestown und Philadelphia haben die Existenz eines amerikanischen Pöbels außer Zweifel gesetzt, eines Pöbels, der an Roheit und Zügellosigkeit von keinem andern in der Welt übertroffen wird, ja der noch weit gefährlicher ist, weil er von Gehorsam gegen seine Obrigkeit gar keine Idee hat, im Gegenteil von Jugend auf durch unrichtige Ideen von Freiheit und Gleichheit zum Trotz erzogen wird. Der europäische Pöbel handelt in der Regel in der Leidenschaft und bereut nachher. Der amerikanische dagegen handelt kalt und überlegt und rühmt sich seiner Gewalttätigkeiten, die er als etwas Verdienstliches ansieht.“ – In Philadelphia werden die Neger verfolgt „In meinem alleruntertänigsten Bericht vom 8ten v. M. habe ich die Ursachen der Aufregung gegen die schwarzen Bewohner New Yorks zu schildern gesucht, die in New York selbst eigentlich mehr einen Ausbruch der Wut des Pöbels gegen die Urheber jener Aufregung als gegen Schwarze selbst zur Folge hatte. In den späteren 26 Schmidt, Johann Wilhelm, Kaufmann. Er diente zunächst als Konsul. Die preußische Regierung berief ihn 1846 zum Generalkonsul, ein Amt, das er bis zu seinem Tod 1865 ausübte. Bis 1850 fungierte er mehrfach während der Abwesenheit des Preußischen Ministerresidenten als Chargé d’Affaires ad interim. Zusätzlich war er als Konsul und Generalkonsul für Sachsen, Baden und Oldenburg tätig. Alle Regierungen zeichneten ihn durch Orden aus.

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Szenen von Philadelphia dagegen war die Wut gegen die unglücklichen Schwarzen gerichtet. Auch dort, wie in New York, war die Aufregung durch die Maßregeln der Abolitionisten herbeigeführt, das Beispiel New Yorks hatte den Pöbel noch dreister gemacht. Bei der einmal herrschenden Aufregung war die Gelegenheit leicht gefunden. Die nächste Veranlassung zum Streit mit den Negern wird verschieden erzählt, Tatsache aber ist es, daß die unglücklichen Neger mehrere Tage nacheinander auf das grausamste und empörendste vom Pöbel von Philadelphia verfolgt, viele ihrer Häuser und Kirchen zerstört und sie selbst gemißhandelt wurden. (…) Man gibt den Schwarzen das Zeugnis, daß sie sich sehr ruhig und gemäßigt dabei benommen haben. Viele haben Philadelphia verlassen, um an anderen kleineren Orten eine Freistätte zu suchen, wo man sie aber auch ungern sieht. Es ist eine bedauernswerte Klasse von Menschen, denen aber auf dem von den Abolitionisten eingeschlagenen Wege nicht geholfen wird und die solange unterdrückt bleiben werden, als ihre Trägheit und ihr Schmutz sie hindern werden, sich aus ihrer jetzigen Erniedrigung empor zu arbeiten.“ – In Charlestown steckt der Pöbel ein Kloster in Brand „Die ungefähr gleichzeitig mit diesen Szenen in Philadelphia stattgehabten empörenden Auftritte zu Charlestown bei Boston stehn mit denselben in keinem unmittelbaren Zusammenhange, liefern aber auch den Beweis, wozu ein amerikanischer Pöbel fähig ist und zugleich von der in diesem Lande herrschenden religiösen Intoleranz, wenngleich die europäischen Lobpreiser Nordamerikas es das Vaterland der religiösen Toleranz nennen. In der Nacht vom 11ten auf den 12ten v. M. versammelte sich eine Bande vermummter Bösewichter vor dem auf einem Hügel unweit Charlestown bei Boston gelegenen Ursulinerkloster. Ihr lautes Toben erweckte die Bewohner, die Priorin, fünf bis sechs Nonnen und einige fünfzig ihrer Sorge und Erziehung anvertraute Kinder aus dem Schlafe. Kaum ließ man diesen Unglücklichen Zeit, aus dem Hause zu entfliehen. Als sie fort waren, wurde das Kloster mit großem Bedacht an allen Ecken in Brand gesteckt. Ruhig und ungestört genossen die Brandstifter den Anblick ihres Werkes. Polizei und Militär erschienen nicht. Tausende von Zuschauern sahen das Schauspiel ruhig mit an, und die Löschanstalten machten auch nicht einmal einen Versuch zum Löschen, sondern die Spritzen wurden nur herbeigebracht, um das Gedränge zu vermehren. Dies ist die einfache Erzählung einer Gewalttat (…). Jedenfalls liefern auch diese Szenen einen Beweis, daß ein schlechter Geist im Volke anfängt, um sich zu greifen, und daß der Union im amerikanischen Pöbel ein neuer Feind droht, der einst sehr gefährlich werden kann. Obgleich alle diese Szenen keine eigentliche politische Bedeutung haben, so ist doch die Jackson-Partei geschäftig zu zeigen, daß auch hieran eigentlich ganz allein die Bank der Vereinigten Staaten, das Ungeheuer (monster), wie sie immer genannt wird, Schuld sei, indem sie den Geist der Unzufriedenheit und Opposition im Volke erweckt habe. Die Partei vergißt aber, daß gerade sie es ist, die beständig auf den großen Haufen zu wirken, denselben für sich zu gewinnen und seine Leidenschaften aufzuregen sucht.“

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– Wahlen in verschiedenen Staaten der Union „Seit einigen Monaten haben in den Staaten von Louisiana, Kentucky, Missouri, Illinois, Indiana, Alabama, Nord-Carolina, Rhode Island, Vermont und Maine die Wahlen entweder für Beamte der betreffenden Staaten und Mitglieder der Legislaturen oder für Kongreßmitglieder oder aber für beiderlei Zwecke stattgefunden und die Aufmerksamkeit des Publikums fast ausschließlich in Anspruch genommen. Die Parteien haben dabei aufs Neue mit allen ihnen zu Gebote stehenden Waffen für Erringung des Sieges gekämpft, und ich muß mir bei dieser Gelegenheit alleruntertänigst erlauben noch ein Wort über die gegenwärtigen politischen Parteien der Länder zu sagen (…).“ – Die früheren politischen Parteien des Landes waren die Federalisten und Demokraten, die jetzigen sind die Whigs, Tories und Anti-Masons „(…) Bei derPräsidentenwahl im Jahre 1824 erhob sich ein neuer heftiger Kampf, aber nicht sowohl für Prinzipien als für Personen. Nach der Wahl von John Quincy Adams zum Präsidenten vereinigten sich seine Gegner, so verschieden auch ihre Ansichten bis dahin gewesen waren. Ihr gemeinschaftliches Band gründete sich nicht auf Gleichheit der Prinzipien, aber auf den gleichen Zweck des Eigennutzes und der Erwerbung von Macht und Einfluß ohne Rücksicht auf die zum Ziele führenden Mittel. Dieser neue Weg führte zu der Wahl Jacksons zum Präsidenten, und dasselbe Ziel wurde, wie ich in meinen alleruntertänigsten Berichten vom 3ten Juli und 8ten August zu zeigen versucht habe, während seiner ganzen Verwaltung konsequent verfolgt. Die Majorität des Senats, beinahe die Hälfte des Hauses der Repräsentanten und eine große Majorität des Volks bestritt das Recht des Präsidenten zur Entziehung der öffentlichen Gelder aus der Bank der Vereinigten Staaten. Der Präsident dagegen behauptete die Legalität und Konstitutionalität dieser Maßregel (…). Es folgte nun ein verderbliches Stocken in Handel und Verkehr, worauf viele Tausende Petitionen an den Präsidenten richteten, zur Abhilfe der allgemeinen Not die öffentlichn Gelder wieder bei der Bank der Vereinigten Staaten niederzulegen, während andere, aber verhältnismäßig nur wenige, in Adressen an den Kongreß ihre Beistimmung zu den Maßregeln des Präsidenten zu erkennen gaben.“ – Entstehung der Parteinamen, kurze Geschichte der Anti-Maurerei27, Trennung der Tories in Jackson-Van Buren und Jackson-Anti-Van Buren-men – Konventionen und Nominationen vor den Wahlen – Einwirkung auf die Irländer durch Verteilung von Cobbets „Leben Jacksons“ – Reise des Präsidenten Jackson nach Hermitage, Festlichkeiten in Nashville, sein Toast bei einem Diner daselbst – Uneinigkeit unter den polnischen Flüchtlingen

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Gemeint sind die Freimaurer.

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– Wirkung der Sklavenemanzipation in den britisch-westindischen Kolonien. V. Am 15.10. 1834 aus New York an den König – Wahlen in den Staaten Connecticut, Maryland, Delaware und Pennsylvanien – Vorbereitungen zu den Wahlen im Staat New York – Tory- und Whig-Konventionen in Herkimer und Utica „In der Anlage erlaube ich mir, sowohl die Verhandlungen (proceedings) der älteren Whigs in der Whig-State-Convention zu Utica nebst der Adresse des Abgeordneten Starr als auch die Verhandlungen der jüngeren Tories in der StateConvention der Democratic Republican Young Men (Tories) zu Herkimer aller untertänigst beizufügen. Die ersteren enthalten alle die in meinen aller untertänigsten Berichten v. 3. Juli und 8. August d. J. berührten Beschwerden gegen das Generalgouvernement und gegen die Verwaltung des Staats von New York und zeigen namentlich, wie ich ebenfalls in meinem aller untertänigsten Bericht v. 8. August d. J. bereits andeutete, daß das gegenwärtige System der Korruption in der Generalverwaltung seine Entstehung im Staate von New York gefunden hat und hier wie dort dem Vizepräsidenten Van Buren zuzuschreiben ist. (…)“ – Die Whigs suchen die Handwerker durch Benutzung ihrer Stimmung gegen das gegenwärtige System der Verwaltung der Strafanstalten, in denen Handwerke aller Art getrieben werden, zu gewinnen – Konventionen der Handwerker in Utica und New York. – Des Vizepräsidenten Van Buren Reise durch den Staat New York, um sich populär zu machen – Er wohnt der Herkimer Convention bei – Unruhen bei den Wahlen in Philadelphia, Tötung Perrys – Befürchtung tumultuarischer Szenen in New York – Die Anti-Maurer und Whig-Maurer vereinigen sich – Convention der AntiMaurer in der Grafschaft Washington – Präsident Jacksons Rückkehr nach Washington – Lage der französischen Entschädigungsangelegenheit – Neue Reibungen zwischen dem Gouvernement und der Bank der Vereinigten Staaten wegen der von der letzten geforderten Entschädigung für den protestierten, vom Secretary of the Treasury auf den französischen Finanzminister gezogenen Wechsel – Folgen der Sklaven-Emanzipation in den britisch-westindischen Kolonien – Erfolge der Expedition gegen die Indianer und Rückkehr derselben nach Fort Gibson28.

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Fort Gibson, Arkansas, war ein Militärstützpunkt gegen die Cherokee von 1824 – 1890.

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Am 15.10. 1834 aus New York an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten – Erläuterungen zu weiteren beigelegten Zeitungsartikeln zu Mexiko und Südamerika – Bericht über den Wahlablauf in der Stadt Bergen im Staat New Jersey unweit New Yorks, den Rönne beobachtete „(…) Bei der diesjährigen Wahl hat nun die Grafschaft Bergen ein Mitglied des Councils, drei Mitglieder der Assembly, einen County-Sheriff, drei Coroners29 und sechs Kongreßmitglieder zu erwählen. Die Stadt Bergen, deren Wahlen ich beiwohnte, bildet nur einen der zwölf Townships der ganzen County Bergen. Vor den Wahlen hält jede Partei Meetings und Conventions, in denen die zu Erwählenden nominiert, auch sogenannte Challengers ernannt werden, d. h. solche Personen, welche vorzugsweise im Interesse jeder Partei darauf wachen müssen, daß die Inspektoren keinen Unberechtigten zur Wahl zulassen, obgleich auch jeder andere das Recht hat, Einwendungen gegen die Votierenden aufzustellen. Jede Partei läßt sodann eigene Tickets mit den Namen der nominierten Personen drucken (…) Die Wahl in Bergen geschah in einem Gasthofe, wo in einem ganz kleinen Zimmer der Judge mit den Inspektoren an einem Tische, auf dem sich die BallotBox und eine Bibel befand, hinter einer ordinären Bretter-Barriere saß. Im Zimmer waren außer sechs Challengers etwa zur Zeit immer 20 Menschen. Von Zeit zu Zeit ging ein Votierender an die Ballot-Box und warf sein Ticket hinein. Die Challengers machten öfters Einwendungen, die der Judge auf der Stelle entschied, entweder, wenn er mit den persönlichen Verhältnissen des Votierenden bekannt war, ohne Weiteres, oder wenn er ihn nicht kannte, auf vorgängiges Examen, nachdem er ihn vorher auf die Bibel hatte schwören lassen, daß er alle ihm vorzulegenden Fragen der Wahrheit gemäß beantworten wolle. Eine Liste der Wahlberechtigten wird gar nicht geführt, jeder kann zur Wahl schreiten, und über seine Befugnis dazu hat allein der Judge zu entscheiden, gegen dessen Entscheidung kein Rechtsmittel stattfindet. Ein sehr achtbarer Mann wurde auf diese Weise in meiner Gegenwart zurückgewiesen, weil er seit zehn Jahren auf einer kleinen Insel im Hudson gewohnt hat, deren Besitz von jeher zwischen den Staaten New York und New Jersey streitig gewesen, und die erst seit sechs Monaten dem Staat New Jersey zuerkannt ist. Er will nun versuchen, in New York zu votieren, und wenn er auch dort zurückgewiesen wird (was man vermutet), so verliert er diesmal sein Votum ganz. Sobald jemand votiert hatte, wurde sein Name von den Inspektoren niedergeschrieben (insofern sie wußten, zu welcher Partei der Votierende gehörte, gleich in die Liste der betreffenden Partei). Dies geschieht jedoch bloß zu ihrer Information und um den Zeitungsschreibern die Anzahl der Vota von jeder Partei sogleich mitteilen zu können; eingeschickt werden diese Listen nicht. In dem Bar-Zimmer (wo getrunken wird) und vor dem Hause standen etwa hundert Menschen, die alle 29

Leichenbeschauer.

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ziemlich laut und aufgeregt waren. Betrunken sah ich nur einige Irländer, die alle Jackson-Männer waren. Im Wahlzimmer selbst ging es ziemlich ruhig her, von Zeit zu Zeit gebot der Judge Ruhe. Diesen Abend gegen Ende der Wahlen erwartete man noch einige Schlägereien (a fighting), die gewöhnlich gegen Abend, wenn die Entscheidung herannaht und der Branntwein gehörig gewirkt hat, stattfinden sollen. Überall im Orte waren Zettel (hand-bills) angeschlagen, worin jede Partei ihre Kandidaten pries und die der Gegner herabwürdigte. Zwei dieser Zettel, einen von jeder Partei, erlaube ich mir, ehrerbietigst beizufügen. Jede Partei hat eine eigene Finanzcommittee, welche aus vermittelst Subskription zusammengebrachten Beiträgen die Druckkosten der Tickets und Anschlagszettel bestreitet. Diese Committee bezahlt auch armen Leuten, die sonst nicht votieren würden, das ihnen für den Tag entgehende Arbeitslohn, scheut es auch nicht, gelegentlich ein Votum zu erkaufen. Überhaupt gibt es der Mittel, die Votierenden zu gewinnen, sie zu den sogenannten Polls zu bringen oder davon zu entfernen, gar manche. Ein Arzt, dessen Bekanntschaft ich diesen Sommer gemacht habe, wunderte sich sehr, einen Mann der Gegenpartei in Bergen zu sehn, dem er gestern eine große spanische Fliege in den Rücken gelegt habe, in der gewissen Erwartung, daß sie ihn heute am Ausgehn verhindern würde. Die Leute betrunken zu machen und ihnen falsche Tickets in die Hände zu geben, gehört nicht zu den Seltenheiten. Jede Partei hat ihre eigenen Omnibusse, Stages und andere Fuhrwerke, mit Fahnen und Inschriften geziert, die beständig von blasenden Kutschern geführt, zwischen Bergen und den übrigen Plätzen der Township hin- und hergingen, und die auch zur freien Benutzung der zur Partei Gehörenden von ihrer Finanzcommittee bezahlt werden. Man glaubte, daß in der Township Bergen diesmal 1000 Vota, in der ganzen County 12000 und im ganzen Staat (von 320 779 Einwohnern) ungefähr 160000 abgegeben (polled) werden würden, und schien an einer Whig-Majorität nicht zu zweifeln.“ VI. Am 23.10. 1834 aus New York an den König – Beschreibung der bei den Wahlen in Philadelphia stattgefundenen tumultuarischen Szenen „Die Stadt Philadelphia ist zum Behuf der Abhaltung ihrer Wahlen in gewisse Distrikte geteilt. Am 14ten d. M., dem Tage der Wahl, hatten die Whigs des Distrikts Moyamensing sich in einem Gasthofe auf der Christian- und Neunten Straße gegenüber District Hall, wo die Wahlen gehalten wurden, versammelt. Nicht weit davon hatten die Tories desselben Distrikts in Ermangelung eines anderen Lokals eine Bretterbude auf der Straße aufgeschlagen und sich in derselben versammelt. In ganz Philadelphia zeigte sich an dem Tage ein Bestreben der Parteien, ihren Gegnern den Zugang zu den Wahlzimmern zu erschweren, wodurch viele alte, schwächliche und furchtsame Personen vom Votieren abgehalten wurden. In diesen Bemühungen zeichneten sich besonders die Tories oder Anhänger Jacksons aus, die, zum großen Teile aus der niedern Klasse bestehend, am geschicktesten dazu

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waren. Vorzüglich war es aber im Distrikt Moyamensing, wo gegen Abend von den Tories eine Menge Ausschweifungen begangen, den Whigs die Wahlbillets (tickets) weggerissen, die Laternen ausgeblasen und sie auf andere Weise beleidigt und gereizt wurden, bis sie sich am Ende zur Wehr setzten und den von den Tories vor der Bretterbude aufgepflanzten Hickory Baum umrissen. (Im Seminole Kriege wurde General Jackson wegen seiner Unbeugsamkeit mit dem zähen Hickory Baum verglichen und bekam von der Armee den Beinamen Old Hickory, weshalb ihm, seitdem er Präsident ist, seine Anhänger sogenannte Hickory poles zu errichten pflegen). Inzwischen hatten die Tories von den anderen Distrikten Sukkurs bekommen und erschienen in großer Anzahl wieder auf dem Kampfplatz. Sie zwangen die Whigs, sich in ihren Gasthof zurückzuziehn, steckten dann den vor demselben befindlichen Freiheitsbaum in Brand und vergrößerten das Feuer noch dadurch, daß sie aus dem Gasthofe und mehreren angrenzenden Häusern Meublen, Betten und sonstige Gegenstände holten und in die Glut warfen. Die Whigs hatten sich alle in die obersten Gemächer und auf das Dach des Gasthofes geflüchtet und sich Feuergewehre verschafft, womit sie nun anfingen auf die Tories zu schießen, bis diese das Haus stürmten, die Whigs hinaustrieben und das ganze Haus in Brand steckten. Gegen 18 Personen wurden dabei verwundet und mehrere getötet. Die Feuerkompanien eilten sogleich zum Löschen herbei, der Pöbel hielt sie jedoch mit Gewalt davon zurück und sah es ruhig mit an, daß fünf Häuser in Flammen aufgingen. Diese neuen Pöbelszenen haben den größten Unwillen aller Wohlgesinnten erregt, und man fühlt stärker als jemals das Bedürfnis, Maßregeln zu ergreifen, um den Pöbel im Zaum zu halten, die man aber, so wie die Sachen jetzt stehn, gar nicht ergreifen kann, weil der Pöbel schon viel zu mächtig ist und weil die jetzt herrschende Partei sich seiner zu ihren Zwecken bedient.“ – Die Wahlen in New Jersey und Pennsylvanien sind günstig für die Tories ausgefallen und wahrscheinlich auch in Ohio – Man sieht durch diese Wahlen das Schicksal der Bank der Vereinigten Staaten als entschieden an. VII. Am 15.11. 1834 aus New York an den König – Wahlen im Staat Ohio – Vorbereitungen zu den Wahlen in New York – Die Tories suchen die Deutschen und andere Ausländer für sich zu gewinnen. Versammlung und Beschlüsse der Deutschen in Tammany Hall. Versammlung der deutschen Whigs in Masonic Hall – Ausfall der Wahlen in New York – Desgleichen in den Staaten Süd-Carolina und Georgia „Nachdem die Wahlen im Staate Ohio ganz gegen alle Erwartung zu Gunsten der Whigs ausgefallen, (…) so waren die Whigs voller Hoffnung auf ein gleiches Resultat der am 3., 4. und 5. d. M. im Staat statt findenden Wahlen. Beide Parteien

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ließen nichts unversucht, sich den Sieg zu verschaffen. (…) Ziemlich lange war es den Tory-Blättern gelungen, das Publikum im Zweifel über das Resultat der Wahlen in Ohio zu erhalten und dadurch die Gemüter der Whigs zu verstimmen. Als sich endlich die Wahrheit nicht länger verhehlen ließ, brachen die Whigs in New York in lauten Jubel aus und expedierten unter anderm ein Dampfboot, welches unter beständigem Schießen und Freudengeschrei der am Bord Befindlichen den ganzen Hudson hinauf bis Albany fahren mußte, um den Sieg der Whigs zu verkünden. Inzwischen setzten die Tories in aller Stille ihre Manöver fort. Wohl wissend, daß es bei dem allgemeinen Stimmrecht der große Haufe ist, welcher den Ausschlag gibt, und daß es gerade dieser ist, auf den man durch falsche Vorstellungen und Bestechungen am meisten wirken kann, hatten sie schon die große Menge der Irländer im Staat und in der Stadt New York für sich gewonnen. Auf ähnliche Weise versuchen sie es nun mit den Deutschen, deren es in New York eine große Anzahl gibt. Außer vielen großen Kaufleuten, Ärzten usw., die fast alle zur Partei der Whigs gehören, leben in New York sehr viele deutsche Handwerker, Krämer, Arbeitsleute und andere zu den niedern Ständen Gehörige, die bei weitem die Mehrzahl ausmachen und sich gewöhnlich mit Politik eben nicht befassen. Diese waren, welche die Tories für sich zu gewinnen suchten, und ein Schneider Rohr, welchen von den Tory-Mitgliedern der städtischen Behörde das Versprechen gemacht worden sein soll, vor mehreren ihm gehörigen Bauplätzen einen Marktplatz anzulegen, übernahm es, eine Versammlung Deutscher am 27ten v. M. nach Tammany Hall, dem gewöhnlichen Versammlungsplatze der Tories, zu berufen. Dort versammelte sich eine große Menge von Leuten der vorher beschriebenen Klasse, die zum Teil bis dahin in völligem Dunkel gelebt hatten und die fast niemand aus den gebildeten Ständen kannte. Es war um so leichter, auf diese Menschen zu wirken, und sie gegen die Whigs einzunehmen, als sie in den Reihen dieser letztern nur die von ihnen beneidete und gehaßte gebildete und wohlhabende Klasse erblickten. Von dem Augenblicke, wo ein solcher deutscher Handwerksmann oder Tagelöhner den Amerikanischen Boden betritt, glaubt er, seine Ideen von Freiheit und Gleichheit dadurch verwirklichen zu müssen, daß er alle Andern brüskiert, besonders aber solche Deutsche, die eine höhere Stellung behaupten als er. Es war daher leicht, Leute dieser Art durch Schilderung der ihnen von Seiten der Geldaristokratie drohenden Gefahren für sich zu gewinnen, und man scheute sich nicht, wie gewöhnlich, hierzu die Bank der Vereinigten Staaten zu mißbrauchen, und auf dies Institut in dem alleruntertänigst beigefügten im Versammlungssaale angeschlagenen Aufruf die unwahrsten und unverdientesten Anschuldigungen und Schmähungen zu häufen. Leicht war es endlich, von einer Versammlung, wie der geschilderten die Genehmigung zu den gleichfalls aller untertänigst beigefügten Beschlüssen zu erlangen, die vorher schon verfertigt waren und deren Bedeutung vielleicht nicht die Hälfte der Anwesenden verstand. Sehr schlau haben sich die Tories darin durch eine Zentrale über alle Deutschen von dem Augenblicke, wo sie hier landen, von vorn herein einen Einfluß auch auf diejenigen gesichert, welche erst politische Rechte erwerben sollen.

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Die ganze Maßregel fand sehr viel Mißbilligung, besonders unter den übrigen Deutschen, die, wie bereits erwähnt, fast alle zur Partei der Whigs gehören. Diese hielten daher am 31. v. M. eine andere Versammlung in Masonic Hall, dem gewöhnlichen Versammlungsplatze der Whigs, worin sie die alleruntertänigst beigefügten Beschlüsse faßten, in welchen sie besonders die Maßregel der Deutschen, sich als solche zu politischen Zwecken zu versammeln, mißbilligen, und die in Tammany Hall beschlossene Kontrolle über alle Deutschen ein gehässiges System der Spionerie nennen. Die Versammlung bestand fast nur aus der gebildeten Klasse der hier lebenden Deutschen, und wenn sich als Vizepräsidenten größtenteils nur unbedeutende Leute in der Verhandlung genannt finden, so ist dies aus dem Grund geschehn, um in den Augen der Tories nicht als eine aristokratische Partei zu gelten. Auch mit den Franzosen, Italienern und Spaniern und andern hier lebenden Ausländern haben die Tories ähnliche Versuche gemacht, insbesondere sollen sie auch die holländischen Kolonisten, welche sich im Nordwesten des Staats New York auf den Ländereien der sogenannten holländischen Landkompanie angesiedelt haben, durch das Versprechen mancherlei Beschwerden derselben durch die nächste Legislatur abhelfen zu wollen, für sich gewonnen haben. Unter Vorbereitungen dieser und ähnlicher Art nahten die drei Wahltage heran, denen fast jeder in der Stadt New York mit banger Besorgnis entgegen sah. Zum Glück war die Furcht vor Unruhen unbegründet, die Wahlen wurden mit Ruhe und Ordnung vorgenommen, aber das Resultat täuschte selbst die Erwartung mancher Tories. Daß der Staat New York nach wie vor den Prinzipien Van Burens getreu bleiben würde, war eher vorauszusehen, aber fast allgemein glaubte man das Gegenteil von der Stadt New York, dennoch ist auch hier die Sache der Tories Partei siegreich gewesen. Unter 35,707 im Ganzen abgegebenen Stimmen sind 19,015 Tory- und nur 16,692 Whig-Vota. Da man fast in keinem Zirkel einen Tory trifft, da unter 20 täglich in New York erscheinenden Blättern zwei Tory-Blätter sind, so läßt dieser Umstand wohl schon allein darauf schließen, daß es die niedern Stände sind, welche den Ausschlag gegeben haben. Überzeugung von der Vortrefflichkeit der bisherigen Verwaltungsmaßregeln kann für sie nicht leitend gewesen sein, viel haben Bestechungen und Einflüsterungen aller Art gewirkt; aber gewiß nicht ohne Einfluß ist auch die Besorgnis des gemeinen Mannes, sich durch eine aristokratische Partei in seinen politischen Rechten beeinträchtigt zu sehn. Man fühlt nun zu spät die traurigen Folgen des allgemeinen Stimmrechts, man sieht sich mit Schrecken von einem Pöbel umgeben, der von der herrschenden Partei nach Willkür geleitet werden kann, und der bei Szenen in Philadelphia, New York und Charlestown seine ganze Gefährlichkeit bekundet hat. (…) – Konvention mit Spanien wegen der für Konfiskationen zu gewährenden Entschädigung – Vermutete Retorsionsmaßregeln gegen Frankreich wegen Verweigerung der Entschädigung – Zustand der Britisch-Westindischen Kolonien.

1. Politische Berichte aus den USA 1834

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Am 15.11. 1834 aus New York an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten Informationen zu Mexiko, Mittel- und Südamerika. VIII. Am 4.12. 1834 aus New York an den König – Botschaft des Präsidenten Jackson an den Kongress „Im Begriff nach Washington abzugehn, wo die zweite Sitzung des 23ten Kongresses in diesem und den beiden folgenden Monaten des nächsten Jahres statt finden wird, habe ich nicht unterlassen wollen, Ew. Königlichen Majestät vorher noch die hier soeben eingegangene Botschaft des Präsidenten Jackson in der Anlage alleruntertänigst zu überreichen. Sie zeichnet sich zuerst durch ihre Länge aus, sie ist mit echt amerikanischer Weitschweifigkeit abgefaßt, und man erinnert sich nicht, jemals eine so weitläufige Botschaft gesehn zu haben.“ – Differenzen mit England über die nordöstliche Grenze – Beziehungen zu Österreich, Russland, Preußen, Holland, Schweden und Dänemark „Nach dem üblichen Eingange wendet sich der Präsident zunächst zu den auswärtigen Verhältnissen und sagt: „(…) Mit den Gouvernements von Österreich, Russland, Preußen, Holland, Schweden und Dänemark besteht das beste Vernehmen. Mit allen wird Handel gepflegt und durch wechselseitiges Entgegenkommen (reciprocal good will) unter der Sanktion liberaler konventioneller oder gesetzlicher Bestimmungen geschützt.“ – Ratifizierung des amerikanisch-spanischen Entschädigungsvertrages durch Spanien – Haltung Spaniens zu den lateinamerikanischen Staaten – Zollgesetze in Cuba und Portorico – Auslieferung der Florida-Archive durch Spanien – Entschädigungsangelegenheit mit Portugal – Entschädigungsangelegenheit mit dem Königreich beider Sizilien – Handelsvertrag mit Belgien – Beziehungen zur Türkei und den Maghrebstaaten – Beziehungen zu den lateinamerikanischen Staaten – Grenzregulierung mit Mexiko – Beziehungen zu den Nachfolgestaaten Kolumbiens – Diplomatische Beziehungen zu Argentinien – Bürgerkrieg in Ecuador – Lage in Neugranada – Französische Entschädigungsangelegenheit – Eindruck der Ausführungen des Präsidenten über die französische Entschädigungsangelegenheit in der amerikanischen Öffentlichkeit – Zustand der Finanzen – Streit zwischen dem Präsidenten und der Bank der Vereinigten Staaten – Politik gegen die Indianer – Defizit beim Generalpostamt – Zustand von Armee und Marine

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II. Berichte Friedrich von Rönnes 1834 bis 1843

– Vorschlag zur Begrenzung der Amtsdauer des Präsidenten und des Vizepräsidenten – Verfassungsmäßigkeit von Kanal- und Hafenbauten durch die Bundesregierung Am 4.12. 1834 aus New York an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten – Botschaft des Präsidenten Jackson an den Kongress – Behandlung der französischen Entschädigungsangelegenheit durch den Präsidenten – Eindruck in der amerikanischen Öffentlichkeit „Der wichtigste Teil der Botschaft ist derjenige, welcher sich mit der französischen Entschädigungsangelegenheit beschäftigt. Die Art und Weise, wie der Präsident diesen Gegenstand behandelt hat, und sein dem Kongreß gemachter Vorschlag, ihm eine eventuelle Autorisation zur Wegnahme französischen Eigentums zu erteilen (a law authorizing reprisals upon French property), wobei es noch überdies zweifelhaft ist, ob er darunter bloß Kaperei oder auch Wegnahme im Lande befindlichen französischen Eigentums versteht, findet hier wenig Beifall. Man wirft ihm zuerst vor, daß es noch gar nicht an der Zeit sei, eine solche Sprache zu führen, und daß die Angelegenheit auf keine Weise dadurch in eine bessere Lage gebracht werde. Man fragt sich ferner, – eine Frage, die hier, wo bei öffentlichen Gelegenheiten zwar viel von Nationalehre gesprochen, aber doch alles nach Gelde berechnet wird, und die daher wohl den Ausschlag geben möchte – ob denn der Gegenstand von $ 5 Millionen (die noch dazu längst nicht mehr in den Händen der ursprünglich Beteiligten, sondern von Spekulanten sind) auch nur in einigem Verhältnisse zu den Kosten eines Krieges zu Frankreich stehn. Denn, aller künstlichen Deduktionen des Präsidenten ungeachtet, ist es doch wohl nicht füglich zu bezweifeln, daß seine vorgeschlagene Maßregel den förmlichen Ausbruch des Krieges zur Folge haben müßte, wobei es dann auch noch sehr dahin stehn würde, ob die gegenseitigen Kapereien den Vereinigten Staaten nicht weit mehr Schaden zufügen würden als Frankreich. Präsident Jackson hofft, durch einen Krieg die allgemeine Aufmerksamkeit von den innern Angelegenheiten, die durch ihn und seine Anhänger allerdings in eine sehr üble Lage gebracht sind, abzulenken (…)“ – Zolltarif. IX. Am 29.12. 1834 aus New York an den König – Zusammentritt des Kongresses – Einsetzung des Senatskomitees für die auswärtigen Angelegenheiten – Behandlung der französischen Entschädigungsangelegenheit durch Jackson und Van Buren – Behandlung der französischen Entschädigungsangelegenheit im Kongress – Veröffentlichung der Korrespondenz zwischen der amerikanischen und

1. Politische Berichte aus den USA 1834

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französischen Regierung über die Entschädigungsangelegenheit – Gespanntes Verhältnis zu Frankreich – Rüstungen in der amerikanischen Flotte – Stellung des französischen Gesandten Sérurier30 „Ein mehrwöchentlicher Aufenthalt hier in Washington hat es mir vollkommen klar gemacht, daß die Drohungen gegen Frankreich in der Botschaft des Präsidenten nicht sowohl aus Animosität gegen Frankreich, als aus dem Wunsche hervorgegangen sind, die allgemeine Aufmerksamkeit von den inneren Angelegenheiten abzulenken und die Administrationspartei zu vergrößern und zu verstärken. Es ist wahrscheinlich, daß man bei Abfassung der Botschaft zunächst nur dies im Auge gehabt, und daß man die Idee eines Krieges mit Frankreich nur hingeworfen hat, um den Eindruck kennen zu lernen, den dies auf die verschiedenen Parteien machen würde, um hiernächst nach Maßgabe der Umstände handeln zu können. Jedenfalls ist das ganze Manöver ein sehr schlaues zu nennen. Der erste Zweck ist bereits erreicht. Die Bankfrage, die Mißbräuche im Generalpostamt und in den übrigen Verwaltungszweigen usw. sind beinahe vergessen, die französische Frage beschäftigt die öffentliche Aufmerksamkeit fast ausschließlich. Sollten die französischen Kammern jetzt die Entschädigungssumme bewilligen, so würde die Masse des Volks dies als ein Resultat der kräftigen Maßregeln Jacksons ansehen und bewundern und in vergrößerter Anzahl zu seiner Fahne schwören. Sollten die Kammern dagegen die Entschädigung verweigern, so würde die Jackson-Partei das als eine willkommene Veranlassung zum Kriege betrachten. Die Partei der Whigs oder die Oppositionspartei ist in diesem Augenblick als überwältigt anzusehen, sie sieht die Unmöglichkeit ein, einen ihrer bedeutenden Männer, als Clay, Webster mit Erfolg dem Vizepräsidenten Van Buren entgegenzustellen, und nimmt daher zu dem Mittel ihre Zuflucht, einen Zwiespalt in der Jackson-Partei selbst hervorzubringen. Um sich unter jeder Bedingung des Van Buren zu entledigen, benutzt die Opposition den Widerwillen eines großen Teils der Jackson-Partei gegen Van Buren zu ihrem Vorteil und zieht es vor, dem Senator White (gewöhnlich Judge White genannt) von Tennessee, ebenfalls einem Anhänger Jacksons, aber einem einfachen, nicht bedeutenden Manne, auf den späterhin leicht einzuwirken ist, ihre Stimme zu geben. Um diesen ihm drohenden Sturm abzuwenden, wünscht Van Buren einen Krieg, in der Hoffnung dadurch Gelegenheit zur Verstärkung seiner Partei zu bekommen. Der dabei am meisten leidende Teil würden natürlich die großen Schiffsreeder Neu-Englands und ein Teil der großen Kaufleute sein. Bei dem allgemeinen Stimmrecht liegt aber weniger an ihnen als an dem Beifall des großen Haufens. Die im Falle eines Krieges brotlos werdende niedere Klasse würde bald wieder in den Zurüstungen zum Kriege eine Beschäftigung finden, und das System der Belohnung politischer Anhänger durch einträgliche Bestallungen, Lieferungskontrakte usw., welches sich bis jetzt so erfolgreich gezeigt hat, würde nur neue erwünschte weitere Ausdehnung bekommen.

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Sérurier, Louis (1775 – 1860), französischer Gesandter in den USA 1815 – 18, 1831 – 35.

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Nicht unlieb würde auch dem immer auf den Norden eifersüchtigen Süden die Verlegenheit der Schiffsreeder des Nordens sein, und diese selbst würden einigen Ersatz in der Ausrüstung von Kapern finden, die (wie ein Schiffsreeder Baltimores keine Hast hatte, mir selbst zu gestehen) sogar, wie früher unter der Flagge der SüdAmerikanischen Insurgenten, von Baltimore aus unter französischer Flagge gegen Amerikanische Schiffe ausgerüstet werden würden. Sollte Van Buren sich aber, ungeachtet der Regemachung aller dieser verschiedenen Interessen, dennoch getäuscht finden, so würde er, um Zeit zu gewinnen, den Präsident Jackson, unter dem Vorwande, daß das Vaterland dies Opfer von ihm erheische und zum zweiten Mal auf ihn als seinen Erretter blicke, leicht überreden, sich noch ein drittes Mal wählen zu lassen, wozu dieser bei seiner Herrschsucht und Eitelkeit leicht zu überreden sein würde; – und daß der große Haufe ihn im Falle eines Krieges mit Frankreich wählen würde, ist gar nicht zu bezweifeln. Der Amerikanische Pöbel ist eitel und hat übertriebene Vorstellungen von der Macht und Größe der Vereinigten Staaten. Das gegenwärtige Kriegsgeschrei ist ganz nach seinem Geschmack und trägt schon allein dazu bei, den großen Haufen noch mehr für Jackson zu gewinnen, der jetzt schon, in dem Glauben, daß er der Verteidiger der Freiheiten des Volkes sei, vom leidenschaftlichen Pöbel fast vergöttert wird.“ – Vereinigung der Unionisten und Nullifikatoren in South Carolina – Auslegung des Testeides in South Carolina – Äußerungen des Gouverneurs von South Carolina Mc Duffie31 zur Negersklaverei – Absicht des Präsidenten Jackson zur Akkreditierung eines Geschäftsträgers in Berlin.

2. Politische Berichte aus den USA 183532 I. Am 7.1. 1835 aus Washington an den König – Bericht des Senatsausschusses für die auswärtigen Angelegenheiten über die französische Entschädigungsfrage – Ungewissheit über den Bericht des Ausschusses des Repräsentantenhauses – Rede von John Quincy Adams über Lafayette – Neujahrsempfang bei Präsident Jackson „Der ehemalige Präsident, jetziges Mitglied des Hauses der Repräsentanten John Quincy Adams, hielt am 31. Dezbr v. J. in Folge eines in der letzten Sitzung des Kongresses gefaßten Beschlusses, eine Rede über das Leben und den Charakter 31 George McDuffie (1790 – 1851), Democrat, US-Representative 1821 – 34, Governor von South Carolina 1834 – 36, US-Senator 1841 – 46. 32 GStA PK III.HA MdA, I, Nr. 7882.

2. Politische Berichte aus den USA 1835

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Lafayettes, wozu das Diplomatische Korps von den betreffenden Komiteen beider Häuser besonders eingeladen war. Da die sämtlichen übrigen Minister, mit Ausnahme der Geschäftsträger von Mexiko und Chili, beschlossen, der Feierlichkeit nicht beizuwohnen, so hoffe ich um so weniger gefehlt zu haben, wenn ich dem Beispiele der ersteren folgte. Präsident Jackson ist zugegen gewesen, soll sich aber mit John Quincy Adams nicht einmal begrüßt haben. Am 1. Januar d. J. war im Hause des Präsidenten die übliche Gratulations-Feierlichkeit. Er empfing das diplomatische Korps um 11 12 Uhr, und um 12 Uhr wurden die Türen für das Publikum geöffnet. Über tausend Menschen aus allen Klassen strömten herbei, um dem Präsidenten die Hand zu geben (to shake hands with the President). Das diplomatische Korps und die hier anwesenden See- und Landoffiziere waren in Uniform zugegen. Die Damen, welche hier gern jede Gelegenheit benutzen, ihren Putz zur Schau zu tragen, hatten sich in großer Anzahl eingefunden. Unter ihnen zeichnete sich die junge Mrs. Jackson, Gemahlin des Adoptivsohnes des Präsidenten, aus, welche zugleich als die erste Dame Washingtons angesehen wird. Die ganze Feierlichkeit dauerte bis gegen drei Uhr. Der Präsident empfing fortwährend Gratulationen in dem sogenannten round room, während die Herren die Damen in den beiden anstoßenden Zimmern, einem kleineren und einem größeren, dem sogenannten eastroom, unter beständigem Spiel der auf dem Flur aufgestellten Band des Marine-Korps, der hier in allen Gesellschaften üblichen Sitte gemäß, auf und niederführten.“ II. Am 11.1. 1835 aus Washington an den König – Bericht des Vorsitzenden des Senatsausschusses für die auswärtigen Angelegenheiten Clay über die französische Entschädigungsfrage – Agitation der JacksonPartei für einen Krieg gegen Frankreich – Zustand der amerikanischen Land- und Seestreitkräfte „(…) Es wird mir immer klarer, daß ihr ganzes Bestreben dahin geht, das Land in einen Krieg zu verwickeln, und am unangenehmsten würden sie getäuscht werden, wenn die Nachricht eingehen sollte, daß die französischen Kammern die Entschädigung bewilligt hätten. Der Vizepräsident Van Buren sieht mit Schrecken, daß zu Gunsten des Senators White33 (Judge White) sogar schon ein eigenes Zeitungsblatt angekündigt ist. Er hofft, seine Partei durch das im Kriege noch weiter ausdehnbare System der Belohnung politischer Anhänger zu verstärken. Das in meinem alleruntertänigsten Bericht v. 3. Juli v. J. beschriebene sogenannte Küchenkabinett (kitchen-cabinet), welches den Präsidenten Jackson ganz beherrscht, fängt an zu besorgen, daß Van Buren, wenngleich bis jetzt im Bunde mit ihnen, sich nicht etwa so von ihnen leiten lassen und sie entfernen wird, weshalb sie die Wiedererwählung Jacksons zum Präsidenten wünschen, was sie nicht leichter als durch einen Krieg erreichen können; und Präsident Jackson endlich ist ganz von Leidenschaft und 33 White, Hugh Lawson (1773 – 1840), Jacksonian bis 1835, dann Anti-Jacksonian und Whig, US-Senator 1825 – 40.

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Dünkel verblendet, er spricht mit jedem ohne Rücksicht von dieser Angelegenheit, und soll neulich sogar geäußert haben, „er wolle die Franzosen nicht bloß die 25 Millionen Franken, sondern auch die Kosten des Krieges bezahlen machen“. Seine Schmeichler bestärken ihn täglich mehr in seinen übertriebenen Vorstellungen von der Macht und Stärke der Vereinigten Staaten. Es ist wahr, daß die Amerikaner kühne Seefahrer sind, und daß sie, Schiff gegen Schiff, im gleichen Kampfe zur See, jeder seefahrenden Nation mehr als gewachsen sind; aber ihre ganze Stärke besteht auch nur in ihrer Flotte, und diese ist nicht sehr groß. Ein großer Teil ihrer Schiffe ist noch im Bau begriffen, und die ganze Küste ist ohne alle Verteidigungsanstalten, namentlich fehlt es daran in New York und Norfolk, wo die bedeutendsten Navy Yards sind, deren Zerstörung mit geringer Macht zu bewirken sein würde. Die reguläre, aus 5 – 6000 Mann bestehende Armee, ist in den verschiedenen kleinen größtenteils tief im Innern an den Grenzen liegenden Forts zerstreut, und die Miliz ist so völlig undiszipliniert, daß sie ein Gegenstand des Spottes und Gelächters in Amerika selbst ist.“ – Ungewissheit über die Haltung des Repräsentantenhauses – Mögliche Folgen der Verweigerung der Entschädigung durch das französische Parlament. III. Am 19.1. 1835 aus Washington an den König – Die Administrationspartei hat die entschiedene Absicht, das Land in einen Krieg mit Frankreich zu verwickeln „Das so aufgeregte Nationalgefühl ist es auch, was die Opposition am meisten zu fürchten und zu scheuen hat. Die Administrationspartei hat schon sehr viel gewonnen, daß selbst die Opposition im Senat bei den Diskussionen über Clays Bericht hat zugeben müssen, daß die Nationalehre durch eine definitive Verweigerung der Entschädigung leiden würde. Sie wartet jetzt nur darauf, diese definitive Verwerfung aus Frankreich zu hören, um dann die Opposition mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Selbst in den Oppositionsmitgliedern fängt der Nationalstolz schon an an, sich zu regen, und mehrere derselben sagten mir noch gestern, die Schritte der Häuser würden lediglich davon abhängen, ob die französischen Kammern ihre Verwerfung mit einer beleidigenden Sprache begleiten würden oder nicht. Ersteres ist aber kaum zu bezweifeln, da Frankreich selbst (wie ich jetzt glaube, absichtlich) von der hiesigen Administration genug gereizt ist, nicht nur durch das ganze ungewöhnliche Verfahren, einen Wechsel auf den französischen Finanzminister zu ziehen, sondern auch durch ihre jetzt publizierte diplomatische Korrespondenz über diesen Gegenstand und durch die Botschaft des Präsidenten. Die Administrationspartei würde sich durch die Nachricht von Bewilligung der Entschädigung sehr getäuscht finden. (…)“

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– Desfallsige Andeutungen in den Toasts bei der Feier der Tilgung der Nationalschuld und der Schlacht bei New Orleans34 – Die letzten Nachrichten aus Frankreich sind vom 14ten Dezember v. J. – Besuch beim Präsidenten Jackson. Die Chefs der Cherokee-Indianer und ihre Töchter „Gestern Abend sah ich den Präsidenten, dessen Soirées noch nicht begonnen haben, der aber jeden Abend in seinem Familienzirkel Besuch annimmt. Er empfing mich mit großer Artigkeit, sprach aber, gegen seine Gewohnheit nicht von der französischen Angelegenheit, sondern erzählte auch, daß ihn soeben die Chefs der Cherokee-Indianer mit ihren Töchtern verlassen hätten, die in der Bildung den Amerikanern nicht nachständen. Er zeigte mir ein von ihnen erfundenes indianisches Alphabet und das in ihrem Staat in ihrer Sprache gedruckte Neue Testament, führte auch als einen Beweis ihres Kulturgrades an, daß die Töchter ihm auf eine kunstvolle Weise indianische Gesänge vorgesungen hätten. Dennoch unterließ er nicht, sein Verdienst um das Vaterland durch Vertreibung der Indianer jenseits des Mississippi zu rühmen, und sprach seine entschiedene Absicht aus, auch die Cherokee-Indianer zur Auswanderung zu bringen.“ IV. Am 11.2. 1835 aus Washington an den König – Erwählung des Herrn Cambreleng35 zum Präses der Committee des Hauses der Repräsentanten für die auswärtigen Angelegenheiten, welche zu einer interessanten Debatte über die französische Entschädigungsangelegenheit führt „Nach Ernennung des Präses des Committee (für die auswärtigen Angelegenheiten im Repräsentantenhaus) Herrn Wayne36 zum Richter im höchsten Gerichtshofe, würde dem Herkommen gemäß das nach ihm zunächst ernannte Mitglied, Herr Everett37, die Funktion als Präses zu erfüllen gehabt haben. Statt diesen erwählte die Committee, in welcher die Administrationspartei die Majorität hat, Herrn Cambreleng zu ihrem Präses. Herr Everett von Massachusetts ist ein Mitglied der Opposition, ein sehr gebildeter und unterrichteter Mann, der mehrere Jahre in Göttingen studiert hat, und, gemäßigt und ohne Leidenschaft, entschieden gegen einen Krieg mit Frankreich ist. Einen solchen Mann konnte die Administrationspartei nicht an der Spitze einer im gegenwärtigen Augenblicke so wichtigen Com34 Im 19. Jahrhundert war der 8. Januar, der an den Sieg über die britischen Truppen bei New Orleans am 8.1. 1814 erinnerte, in den USA ein wichtiger Gedenktag. 35 Cambreleng, Churchill Caldom (1786 – 1862), Republican, Jacksonian, Democrat, USRepresentative von New York 1821 – 1839, Gesandter in St. Petersburg 1840/41. 36 Wayne, James Moore (1790 – 1867). Jacksonian. US-Representative von Georgia 1829 – 35. Associate Justice of the Supreme Court of the United States 1835 – 67. 37 Everett, Edward (1794 – 1865). Whig. US-Representative 1825 – 34 und US-Senator 1853/4 von Massachusetts, Governor von Massachusetts 1836 – 40, US-Gesandter in London 1841 – 45 und Secretary of State 1852/53. Er war als Professor für griechische Literatur 1815 – 26 an der Harvard Universität (Cambridge) tätig und 1846 – 49 als ihr Präsident.

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mittee dulden, und sie ergriff eher den ungewöhnlichen Weg, Herrn Cambreleng, einen Intriganten, der in New York fallierte, und nachher kein Mittel scheute, sich die Gunst der Jackson-Partei in New York zu verschaffen und so zum KongreßMitgliede erwählt zu werden, zu ihrem Präses zu ernennen. John Quincy Adams brachte den Gegenstand im Hause der Repräsentanten zur Sprache, indem er den Sprecher fragte, wer gegenwärtig Präses des Committee sei. Herr Cambreleng gab sich sogleich als solcher kund (…). Meiner Meinung nach ist John Q. Adams ein durchaus ernstlicher Mann, aber sehr leidenschaftlich. Er besitzt eine Eitelkeit und sieht seinen Stolz darin, über jeder Partei zu stehen und seine eigenen Wege zu gehn. Dies bestimmte ihn, aus eignem Antriebe und im Gefühl des Everett zugefügten Unrechts, die unregelmäßige Ernennung Cambrelengs zum Präses des Committee für die auswärtigen Angelegenheiten zu rügen. Dies bestimmte ihn auch, in der Überzeugung, daß jetzt keine Aussicht auf Erfüllung des Traktats von Seiten Frankreichs mehr vorhanden sei, Frankreichs Verfahren zu verurteilen, und, ohne Rücksicht auf sonstige politische Meinungen, die Botschaft des Präsidenten zu verteidigen, wobei er sich zu manchen Äußerungen durch die Leidenschaft hinreißen ließ, und sogar dem Senat vorwarf, die Frage listig umgangen zu haben (to have dodged the question), so daß er vom Sprecher zur Ordnung gerufen wurde. Der Fall zeigt zugleich, wie ich in meinen früheren alleruntertänigsten Berichten andeutete, wie viel die Administration dadurch gewonnen hat, daß sie die Frage zu einer Sache der Nationalehre gemacht hat, und daß der Nationalstolz seine Wirkung auf die Opposition nicht verfehlen wird. Den Zweiflern, wozu besonders die großen Kaufleute in New York, Philadelphia und Baltimore und die ganze Klasse von Leuten gehören, die etwas zu verlieren haben und nicht glauben können, daß man das Land ohne Not in einen verderblichen Krieg verwickeln wird, werden jetzt die Augen geöffnet. Französische Werte sind bereits um einige Prozent gestiegen. Das Amerikanische Geschwader im Mittelländischen Meere hat Befehl erhalten, sich nach Gibraltar zu begeben, um gegen Sequestration in einem französischen oder Blockade in einem spanischen Hafen gesichert zu sein.“ – Pattons38 Motion, eine der Senatsresolution ähnliche Resolution im Hause zu adoptieren, fällt durch – John Quincy Adams trägt auf Mitteilung der ferneren Korrespondenz mit dem französischen Gouvernement an – Mitteilung derselben – Debatte darüber – John Q. Adams verteidigt zum allgemeinen Erstaunen die Botschaft des Präsidenten – Die Administration will erst Nachricht vom Empfang der Botschaft in Frankreich erwarten, und hofft, dass die Opposition dann ganz auf ihre Seite treten wird. Verstärkung des amerikanischen Geschwaders im Mittelländischen Meer und in den Ostindischen Gewässern 38 Patton, John Mercer (1797 – 1858). Jacksonian, Democrat. US-Representative von Virginia 1829 – 38.

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– Mordversuch gegen den Präsidenten Jackson – Calhouns Äußerungen über die Missbräuche im Generalpostamt und sein Bericht über den Missbrauch des amtlichen Einflusses des Präsidenten. Am 14.2. 1835 aus Washington an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten – John Quincy Adams widerspricht dem Eindruck seiner Rede, der Krieg mit Frankreich sei unvermeidlich. V. Am 21.2. 1835 aus Washington an den König – John Quincy Adams gibt seinen Äußerungen in der Debatte v. 7. d. M. eine unerwartete Auslegung seiner Motive „In Folge seiner ersten Äußerungen sind sogleich in Salem und Boston Adressen an den Kongreß entworfen, die den Wunsch ausdrücken, wenn es einmal unerläßlich sei, feindselige Maßregeln gegen Frankreich zu ergreifen, nicht zum Kriege zu schreiten, sondern sich auf eine Untersagung des Verkehrs (non-intercourse) zu beschränken. Dafür ist auch die allgemeine Stimmung in den übrigen großen Handelsstädten. Die Administrationspartei war dadurch in ziemliche Verlegenheit gesetzt, um so mehr, da selbst die ärgsten, vor einigen Tagen eingegangenen Nachrichten vom Empfang der Botschaft in Paris, und den Äußerungen darüber in französischen Blättern nicht hinreichten, eine andere Stimmung im Publikum hervorzubringen. Noch mehr in Verlegenheit scheint seine Partei über die gestern hier eingegangene Nachricht von Zurückberufung des Gesandten Sérurier39 und von der Rückkehr des Gesandten Livingston40 geraten. – Nachricht vom Empfang der Botschaft des Präsidenten in Paris – Nachricht von Zurückberufung des französischen Gesandten Sérurier und von der Rückkehr des amerikanischen Gesandten Livingston – Verlegenheit der Administrationspartei – Debatte im Senat über den Druck einer Petition der Einwohner Salems in Bezug auf die französische Entschädigungsangelegenheit – Wahrscheinliche Schritte des Kongresses.

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Ab 1835 nahmen die Gesandtschaftsarbeit in Washington nur der 1.Legationssekretär Pageot als Chargé d’Affaires ad interim und der 2.Legationssekretär Dubois wahr. Ab 1836 gab es dann wieder die alten diplomatischen Beziehungen nun mit Pontois als Gesandten und den bisherigen Legationssekretären. Genauso reduzierten die USA den Status ihrer Gesandtschaft in Paris zeitweilig. 40 Livingston, Edward (1764 – 1836), Democrat. US-Representative von New York 1795 – 1801; Mayor of New York City, N.Y. 1801 – 03; US-Representative von Louisiana 1823 – 29; US-Senator von Louisiana 1829 – 31; Secretary of State 1831 – 33; Gesandter in Paris 1833 – 35.

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VI. Am 28.2. 1835 aus Washington an den König – Nachricht über Ankunft der französischen Kriegsbrigg „d’Assas“ in New York – Rückkehr des französischen Gesandten Sérurier nach Frankreich – Botschaft des Präsidenten an beide Häuser und Mitteilung der neuesten Korrespondenz mit dem französischen Gouvernement. Inhalt derselben – Benehmen gegen den französischen Gesandten. Beleidigung der Offiziere der französischen Kriegsbrigg – Die Administrationspartei stimmt jetzt anscheinend einen friedlichen Ton an – Diskussionen im Repräsentantenhaus. Bericht der Committee für die auswärtigen Angelegenheiten – Fallen der Börsenkurse. Höhere Assekuranzprämie auf amerikanische Schiffe – Beschuldigung des Präsidenten Jackson gegen den Senator Poindexter41 wegen der Urheberschaft für das Attentat auf ihn. Am 4.3. 1835 aus New York an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten – Das Repräsentantenhaus betont einstimmig, dass Frankreich den Vertrag vom 4.7. 1831 zu erfüllen habe „Nur wenn man bedenkt, daß es wirklich hauptsächlich Worte sind, welche die Bewegungen der Parteien in diesem Lande dirigieren und daß die Leitung der öffentlichen Angelegenheit fast ganz in den Händen von Advokaten (lawyers) ist, welche sich auch dabei ihrer gewöhnlichen Advokatenkniffe (lawyer tricks) bedienen, ist es begreiflich, daß so unendlich viele Zeit in dieser Angelegenheit mit zum Teil nichts sagenden Worten verschwendet werden konnte, und daß man sich zu dem endlichen Resultat, welches am Ende nur in Worten besteht, als zu einem glücklichen Vergleich, wie man es nannte, gegenseitig Glück wünschen könnte. (…)“. – Weitere Resolutionen des Kongresses zum Streit mit Frankreich – Die Bedeutung des Ausgangs der Krise der amerikanisch-französischen Beziehungen „Wenn Frankreich unter der Drohung des Präsidenten die Entschädigung bewilligt haben sollte, so würde diese eingebildete Nation unerträglich werden. Sie würden in allen ferneren Negotiationen mit ihnen einen Ton annehmen, der nicht anzuhören sein würde, und es würde ein Triumph der Demokratie sein, dessen Folgen vielleicht nicht zu berechnen sind. Im Interesse des Europäischen monarchischen Prinzips kann man nur eine Züchtigung der gegenwärtig hier am Ruder befindlichen demokratischen Partei wünschen. Frankreich hat es jetzt in Händen, sie ihr zu erteilen – nicht durch einen offenen Angriff gegen die Vereinigten Staaten, der nur dazu dienen würde, alle Parteien zu vereinigen und die Demokratie zu verstärken, sondern durch Erhaltung des gegenwärtigen Zustandes der Ungewißheit 41 Poindexter, George (1779 – 1853), US-Representative von Mississippi 1817 – 19, Governor von Mississippi 1819 – 22, US-Senator von Mississippi 1829 – 35, Jacksonian.

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und Unsicherheit, der schon anfängt, seine nachteiligen Folgen auf den Handel und die Schifffahrt zu äußern, und der bald den fremden Schiffen einen entschiedenen Vorzug sichern wird. In kurzem wird man sich alsdann überzeugen, daß es die herrschende Partei ist, welche diesen Zustand herbeigeführt hat, ihre eigenen Anhänger werden sie zum Teil verlassen, und die aristokratische (alte federalistische) Partei wird wieder die Oberhand gewinnen, und zur Erhaltung des Weltfriedens beitragen, der jetzt durch einen herrsch- und gewinnsüchtigen Pöbel gefährdet wird.“ – Washington nach der Sitzungsperiode „Der Kongreß hat gestern Nacht um 12 Uhr seine Sitzung beendigt. In einigen Tagen wird Washington wieder einer Einöde gleichen. Sobald die durch den Frost unterbrochene Schifffahrt offen ist, werde ich wieder nach New York zurückkehren.“ VII. Am 15.3. 1835 aus New York an den König – Debatten über die französische Entschädigungsangelegenheit im Kongress – Beschluss des Repräsentantenhauses – Parlamentarische Behandlung der Fortifikations-Bill „Ew. Königliche Majestät wollen aus den Verhandlungen des Kongresses über die französische Frage, wovon ich die wichtigsten alleruntertänigst beifüge, allergnädigst den Gang und das Resultat derselben ersehen. Im Senat hat man auf Clays Bericht vom 3ten d. M. beschlossen, bei der Resolution vom 14ten Januar d. J. zu beharren und zuvörderst den definitiven Beschluß der französischen Kammern abzuwarten. Der Bericht wirft beiden Gouvernements Übereilung vor, ist aber unter Bezugnahme einer Bemerkung Livingston’s in seinem Bericht v. 11ten Januar der Meinung, daß das Nichteingehen des Kongresses auf die vom Präsidenten vorgeschlagene Maßregel der Repressalien zur Erfüllung des Traktats führen wird. Clay, welcher mit mir über den Gegenstand sprach, tadelte sehr Livingston’s zweideutige und sich widersprechende Benehmen, indem er einmal vorgebe, er wisse, daß die Maßregel des Präsidenten von günstigem Erfolge sein werde und dann wieder sage, die Botschaft habe große Aufregung verursacht, man betrachte sie als eine Drohung und viele Mitglieder der Kammern weigerten sich jetzt, für die Entschädigung zu votieren. Dies zweideutige Benehmen Livingston’s ist auch das hauptsächlichste Motiv des Berichterstatters die Rückberufung Livingston’s (es ist nur von Mr. Livingston, nicht vom Minister die Rede) unbedingt zu billigen. Richtig ist auch die Stelle in dem Bericht, welche von den möglichen, gar nicht vorherzusehenden Folgen eines Krieges spricht und die folgende Erwähnung der dann aufs Neue entstehenden Fragen über die Rechte der Neutralen. (…) John Q. Adams (welchen die Legislatur von Massachusetts nicht zum Senator erwählt hat) zeigte durch seine Rede aufs Neue, daß sein Bestreben dahin geht, über jeder Partei erhaben zu sein, und daß, bei allen seinen gründlichen Kenntnissen, Mangel an Urteilskraft und Takt ihn oft den richtigen Weg verfehlen läßt. Everett,

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ein Mann von sanftem Charakter, der es bei seinem bevorstehenden Ausscheiden aus dem Hause nicht gern mit einer oder der anderen Partei verderben wollte, bewunderte zum allgemeinen Erstaunen der Administrationspartei und vielleicht des Präsidenten den Geist der Botschaft des Präsidenten, schmeichelte seiner Eitelkeit dadurch, daß der erklärte, seine Macht sei größer als die irgend eines Kaisers oder Königs der Christenheit, und fing dann an, ihn flehentlich um Erhaltung des Friedens zu bitten. Archer42 suchte in seiner Rede die Gefahr eines Krieges und die großen kommerziellen Nachteile eines Bruches mit Frankreich zu beweisen. Er sagte, daß alle Seenationen darin übereinstimmten, daß ein Seekrieg mit Frankreich, dessen Flotte aus 300 vortrefflichen Kriegsschiffen bestehe, sehr zu fürchten sei. Von mehreren Seiten zog er sich durch seine Rede den Vorwurf der Furchtsamkeit zu, und Cambreleng machte ihm den viel Wahres enthaltenden Einwurf, daß nicht sowohl die Anzahl der Kriegsschiffe als die Bemannung die Stärke einer Seemacht ausmache und daß allein die 10000 Seeleute, welche gegenwärtig auf dem Walfischfang beschäftigt wären, hinreichen würden, der französischen Seemacht zu widerstehen, worin er Recht haben mag, wenn Frankreich diesen größtenteils im stillen Meere beschäftigten Seeleuten Zeit lässt, vor Ausbruch eines Krieges nach Haus zu kommen. Pickens43 zeigt in seiner lebendigen Rede, daß nur Parteirücksichten, Leidenschaft und Eitelkeit des Präsidenten und der Wunsch, die herrschende Partei zu verstärken, das Kriegsgeschrei hervorgerufen haben.“ – Abschluss der Sitzungsperiode des Kongresses „Die Verhandlungen im Hause der Repräsentanten während der letzten Sitzungsnacht sind in der Anlage 9 beschrieben. Man kann sie nicht ohne Widerwillen lesen. Die Unordnung soll noch weit größer gewesen sein, als aus der Beschreibung hervorgeht, viele Mitglieder sollen völlig betrunken gewesen, und einige nach vergeblichem Versuch, den Sprecher anzureden, unter Lallen unvernehmlicher Töne auf ihre Sitze zurückgefallen sein. Der Senat hat sich bis zum letzten Augenblicke mit Würde und Anstand benommen. Die wichtigsten Gesetze sind in demselben diskutiert, aber fast alle sind in dem Hause unberücksichtigt liegen geblieben. Die Militärakademie in Westpoint wird von der Demokratie als ein aristokratisches Institut angesehen und gehaßt. Im Hause war daher fast bis zum letzten Augenblicke noch keine Bewilligung für seine fernere Erhaltung gemacht, bis der Senat das noch zeitig auf außerordentlichem Wege durchsetzte und dadurch die Wahrheit der Bemerkung des zum Präsidenten pro tempore auserwählten Senators Tyler in seiner Adresse an den Senat bestätigte, daß der Senat der große erhaltende Bürge des Federalsystems sei. Die Administrationsblätter fahren jetzt gegen alle Wahrheit und Gerechtigkeit fort, den Senat mit Vorwürfen zu überhäufen und verfehlen ihren Zweck bei der großen verblendeten Menge nicht. 42

Archer, William Segar (1789 – 1855), Whig, Representative von Virginia 1820 – 35, Senator von Virginia 1841 – 47. 43 Pickens, Francis Wilkinson (1805 – 69), erst Nullifier, dann Democrat, US-Representative von South Carolina 1833 – 42.

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Der Kongreß ist am 4ten d. M. auseinandergegangen, und obgleich es zu keiner definitiven Entscheidung über die französische Frage gekommen ist, so hat doch die Administrationspartei offenbar gewonnen. Vor Eröffnung des Kongresses dachte niemand vernünftigerweise an die Möglichkeit eines Krieges mit Frankreich. Jetzt hat die Botschaft des Präsidenten und die beständige Deklamation von Nationalehre so viel gewirkt, daß selbst ruhige und besonnene Leute sich schon dadurch haben verblenden lassen, und wenn Präsident Jackson bei Eröffnung des nächsten Kongresses einen Krieg zu seinen Zwecken förderlich finden sollte, so möchte nichts leichter sein, als es dahin zu bringen, zumal da er wahrscheinlich auch im Senat die Majorität für sich haben wird. Einstweilen wird man sich mit dem Kriegsgeschrei begnügen, ob man aber, wenn die französischen Kammern die Entschädigung verweigern sollten, weiter gehn wird, läßt sich für jetzt noch gar nicht beurteilen, da alles darauf ankommt, wie sich alsdann die Aussichten der verschiedenen Parteien bei der nächsten Präsidentenwahl gestalten, dem einzigen Ziel, um welches sich alles Andere dreht und welchem alles Andere dienstbar und untergeordnet ist.“ – Notenwechsel zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich – Abreise des französischen Gesandten Sérurier und der französischen Kriegsbrigg „d’Assas“ aus den Vereinigten Staaten – Untersuchung der Beschuldigungen gegen den Senator Poindexter vor einem Senatsausschuss – Ernennung des amerikanischen Geschäftsträgers in Kopenhagen Wheaton zum Geschäftsträger in Berlin – Neubesetzungen im amerikanischen auswärtigen Dienst – Akkreditierung des portugiesischen Geschäftsträgers de Figanière in Washington „Endlich ist die Ernennung des gegenwärtigen Geschäftsträgers in Kopenhagen, Herrn Wheaton, zum Geschäftsträger in Berlin mit einem jährlichen Gehalt von 4500 Dollars erfolgt. Der Präsident hat aber ausnahmsweise nicht darauf angetragen, ihm die gewöhnlichen Einrichtungskosten von 4500 Dollars zu bewilligen. Herr Wheaton soll ein sehr gebildeter und unterrichteter Mann sein, der noch unter der Präsidentur Adams’, welcher dergleichen Männer aufsuchte, nach Kopenhagen geschickt wurde. Er hat mehrere juristische und geschichtliche Werke geschrieben44 und wünscht besonders wegen literarischer Zwecke Kopenhagen mit Berlin zu vertauschen. Präsident Jackson, welcher kein Freund der Wissenschaften ist, begünstigt dergleichen Versetzungen im Auslande nicht, sondern sieht es gern, wenn seine diplomatischen Agenten recht bald zurückkommen, um anderen für politische Dienste zu Belohnenden Platz zu machen und um zu Haus als Vergeltung für das genossene Amt nützlich zu sein, d. h. neue Anhänger der Partei anzuwerben. Dies soll der Grund sein, warum Herr Wheaton keine Einrichtungskosten vom Präsidenten bekommen hat, man sagt mir aber, daß er sie durch eine Petition an den Kongreß erhalten würde. Nach Kopenhagen wird ein Herr Woodside als Ge44 Seine Hauptwerke sind A Digest of the Decisions of the Supreme Court of the United States, 1789 – 1820 (1821), History of the Northmen (1831), Elements of International Law (1836) und A History of the Law of Nations (1845).

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schäftsträger gehen und nach Portugal ein Herr Kavanagh, bisheriges Mitglied des Hauses der Repräsentanten. Von Portugal ist jetzt Herr Joaquim de Figanière e Moras als Geschäftsträger bei den Vereinigten Staaten akkreditiert.“ Am 14.4. 1835 aus New York an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten Übersendung der Botschaft des Präsidenten bei der Eröffnung des letzten Kongresses mit sämtlichen Anlagen und der Rede des Expräsidenten John Quincy Adams über das Leben und den Charakter Lafayettes. VIII. Am 15.4. 1835 aus New York an den König – Gegenwärtige Gestaltung der französischen Entschädigungsfrage – Auslaufen der amerikanischen Fregatte „Constitution“ nach Le Havre – Stand der Wahlen zum 24. Kongress – Präsidentschaftswahlkampf zwischen dem Vizepräsidenten Van Buren und den Senatoren White und Webster – Grenzstreit zwischen dem Staat Ohio und dem Territorium Michigan – Prozess gegen den Jackson-Attentäter Lawrence – Befreiung amerikanischer Negersklaven in Hamilton auf den Bermudas – Aufstand der Garnison von San Juan de Ullos in Mexiko – Aufstand der Garnison von Callao in Peru – Bürgerkrieg in Ecuador – Lage in Venezuela – Vertrag zwischen Neugranada, Venezuela und Ecuador über die Bezahlung der Schulden des ehemaligen Staates Kolumbien IX. Am 15.5. 1835 aus New York an den König – Stand der französischen Entschädigungsangelegenheit – Ergebnis der Wahlen in den Staaten Connecticut und Virginia – Ernennung von Amos Kendall zum Generalpostmeister statt des zum Gesandten in Spanien ernannten Barry – Präsidentschaftswahlkampf zwischen Van Buren, White und Webster – Brief Präsident Jacksons an die Schlachter New Yorks – Grenzstreit zwischen Ohio und Michigan – Ankunft polnischer Flüchtlinge in New York „Vor einigen Tagen kam hier eine Österreichische Korvette mit 39 Polen von Triest an. Die hier von Zeit zu Zeit angekommenen polnischen Flüchtlinge sind im Lande umher zerstreut, man spricht nicht mehr von ihnen und sieht die Neuankömmlinge als unwillkommene Gäste an.“

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– Aufstand in Mexiko gegen Santa Anna45 – Bürgerkrieg in Ecuador – Wahl von General Morazan zum Präsidenten von Guatemala. X. Am 15.6. 1835 aus New York an den König – Stand der französischen Entschädigungsangelegenheit „Die Nachricht, daß die französische Deputiertenkammer die 25 Millionen votiert habe, ging hier jüngst am 26ten v. M. mit dem Liverpooler Paketboot „Napoleon“ ein. Der amerikanische Nationalstolz fühlte sich durch diese Wendung der Sache so geschmeichelt, daß überall die übermütigsten Äußerungen beider Parteien laut wurden, und selbst diejenigen, welche bis dahin entschiedene Gegner der Botschaft gewesen waren, schrieben das Resultat nun der Größe Amerika’s zu, welche die Franzosen mit Furcht und Schrecken erfüllt habe. Diese Großprahlereien machten besonders die Stellung der hier anwesenden Franzosen sehr unangenehm. Am beleidigendsten äußerten sich die Administrationsblätter.“ – Aussichten Van Burens im Präsidentschaftswahlkampf – Bewerbung von Rives46 und Johnson47 um die Vizepräsidentschaft – Grenzstreit zwischen Ohio und Michigan – Verhaftung von den portugiesischen Insurgenten von den Kapverdischen Inseln in Norfolk in Virginia – Ausbildung der Kadetten auf der Militärakademie in Westpoint „Vor einigen Tagen war ich zufällig in Westpoint, der bekannten Militärakademie der Vereinigten Staaten, als der Chef des Instituts, Oberst de Roussy, meine Anwesenheit erfuhr, machte er mir den ersten Besuch und lud mich ein, der gerade stattfindenden Prüfung der Kadetten beizuwohnen. Dies Institut ist so oft von Sachverständigen beschrieben und gerühmt worden, daß ich mir nur hier die alleruntertänigste Bemerkung erlaube, daß die jungen Leute, welche vom 18ten bis 20sten Jahre dort erzogen werden, allerdings eine vortreffliche Erziehung und Bildung zu bekommen scheinen. Der Gouverneur des Staats New York, Herr Marcy48, und es wurde ihm zu Ehren eine Revue veranstaltet, wobei die Kadetten (250 an der Zahl) unter dem Kommando von Unteroffizieren und Offizieren, die auch Kadetten waren, mit dem Gewehr paradierten und verschiedene militärische Übungen mit einer Präzision ausführten, und überhaupt eine solche militärische Haltung zeigten, 45 Antonio Lopez de Santa Anna (1794 – 1876), mexikanischer General und Präsident 1833 – 35, 1839, 1841 – 42, 1843, 1844, 1846/47, 1853 – 55. 46 Rives, William Cabell (1793 – 1868), Jacksonian und Democrat bis 1838, dann Whig, US-Representative 1823 – 29, US-Senator aus Virginia 1832 – 45, Gesandter in Paris 1829 – 32 und 1849 – 53. 47 Johnson, Richard Mentor (1780 – 1850), Democratic Republican, Jackson Republican, Jacksonian, US-Representative von Kentucky 1807 – 18, US-Senator von Kentucky 1819 – 29, 1829 – 36, Vize-Präsident 1837 – 41. 48 Marcy, William Learned (1786 – 1857), Jacksonian, Senator von New York 1831 – 33, Governor von New York 1833 – 39, Secretary of War 1845 – 49, Secretary of State 1853 – 57.

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die ihnen auch in Europa Ehre gemacht haben würde. Das Institut wird bekanntlich von der demokratischen Partei nicht geliebt, und es war wohl hauptsächlich aus dem Grunde, daß man den Gouverneur Marcy, der im Staat New York an der Spitze dieser Partei steht, auf diese Reise bekomplimentierte. Er schien sich dabei sehr verlegen zu fühlen. Als das Offizierskorps ihm die Aufwartung machte, ging er zur anderen Tür des Zimmers hinaus und fragte den Wirt des Hotels, was das alles zu bedeuten und wie er sich dabei zu verhalten habe. Auch nachher bei der Revue betrug er sich sehr linkisch. Er sagte mir, es sei das erste Mal, daß er Westpoint besuche. Bei seiner Anwesenheit in Westpoint war gerade das sogenannte board of visitors daselbst versammelt, Männer, welche vom Secretary of War aus allen Teilen der Union ausgewählt wurden, um den jährlichen Examen der Kadetten beizuwohnen und darüber zu berichten. Da sie bedeutende Reisekosten und Diäten bekommen, so ist ihnen diese Aufforderung in der Regel sehr willkommen. Diesmal hatte man dazu fast durchgehend Leute erwählt, die von den verschiedenen Fächern, worin die Kadetten examiniert wurden, wenig oder nichts verstanden, aber alle Männer von Bedeutung von der Van Buren-Partei waren und in Westpoint ohne Aufsehen unter des Gouverneurs Marcy Leitung ihre politischen Pläne vorbereiten konnten (ein sogenanntes caucus meeting).“ – Weigerung der Handwerker, in New York und Philadelphia zu arbeiten – Lohnforderungen der Matrosen in New York „Je mehr dem gemeinen Mann hier im Lande geschmeichelt wird, desto mehr fängt er an, sich zu fühlen. Besonders ist das der Fall hinsichtlich der Handwerker. Noch kürzlich verweigerten die Mauerleute, Zimmerleute, Steinhauer, Tischler und verschiedene andere Gewerbe in New York und in Philadelphia zu arbeiten; eine große Anzahl verließ die Werkstätten und zwang die übrigen, sich ihnen anzuschließen. In New York verlangten sie eine Erhöhung des schon $ (?) betragenden Tageslohns, und in Philadelphia wollten sie die übliche Arbeitszeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit zwei Stunden Ruhe in die Zeit von sechs Uhr Morgens bis sechs Uhr Abends umgeändert haben. Alle Arbeit lag mehrere Tage lang still, bis endlich die Meister genötigt waren, sich mit ihnen zu vergleichen und ihnen teilweise nachzugeben. Unterstützt wurden dergleichen Forderungen durch die unter den Handwerkern bestehenden Vereine zur Sicherung ihrer Rechte und Regulierung des Lohnes (trade unions), die eine Kasse besitzen, wozu jeder unbedeutende Beiträge leisten mag, aus welcher dann dasjenige Gewerbe, welches für gut findet, wegen vermeintlicher Beeinträchtigung seiner Rechte aus der Arbeit zu gehen, während dieser Zeit unterstützt wird. Auch die Matrosen ahmen gegenwärtig das Beispiel der Handwerker nach und ziehen in Prozession mit fliegenden Fahnen, auf welchen sich die drohende Inschrift befindet ,achtzehn Thaler monatlich oder Tod‘, durch die Straßen Philadelphias.“

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XI. Am 15.7. 1835 aus New York an den König – Ankunft des amerikanischen Gesandten in Paris Livingston – Erklärungen und Noten in der französischen Entschädigungsangelegenheit – Voraussichtliche Haltung der Jackson-Administration – Feier des Jahrestages der Unabhängigkeitserklärung – Tod des Oberrichters Marshall49 vom Obersten Gerichtshof – Aussichten Livingstons auf Ernennung zum Oberrichter „Das Land hat kürzlich einen großen Verlust durch den Tod des Oberrichters (Chief Justice) Marshall vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten erlitten. Die Administrationspartei hat lange auf seinen Tod gehofft. Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten ist ihr schon an sich zuwider, weil er gewissermaßen einen kontrollierenden Zweig des Gouvernements bildet; er war es aber noch mehr unter dem Vorsitz Marshall’s, der von jeher ein entschiedener Gegner der jetzt herrschenden Partei war. Man ist sehr besorgt, daß dies wichtige Amt unwürdigen Händen anvertraut werden wird, und selbst die Opposition würde es gern sehen, wenn Livingston es erhielte, um es nur nicht in die Hände eines der heftigsten Parteimänner, wie Benton50, übergehn zu sehn.“ – Präsidentschaftswahlkampf Van Burens: Verfahren bei der Baltimore Convention; Reiker gibt ohne Vollmacht 15 Stimmen für Tennessee – Einwirkung der Van Buren-Partei auf die Deutschen Pennsylvanias – Einwirkung der Van BurenPartei auf die Iren. „Es vergeht fast kein Tag ohne eine neue Entdeckung in Beziehung auf die Mittel, welche man angewendet hat, um der Nomination Van Burens durch die Convention von Baltimore den Anschein zu geben, als ob sie durch einstimmiges Resultat gehörig gewählter Delegierte von allen Staaten sei. Am stärksten ist der Fall eines gewissen Reiker aus Tennessee, der alle fünfzehn Stimmen für Tennessee gegeben hat und jetzt selbst in einem Schreiben an die Herausgeber einer NashvilleZeitung einräumt, daß er keineswegs zum Delegierten gewählt worden sei, sondern sich zufällig in Baltimore aufgehalten und, als er vernommen, daß keine Delegierte von Tennessee da wären, keinen Anstand genommen, den Wünschen mehrerer Mitglieder der Convention gemäß, als Delegat für Tennessee aufzutreten. (…) Die Ausländer werden fortwährend als willkommene Werkzeuge angesehn, beimVotieren zu Gunsten der herrschenden Partei gebraucht zu werden. Insbesondere wünscht Van Buren, sich die in Pennsylvanien wohnenden Deutschen zu sichern, die dort in großer Menge leben und denen um so leichter zu imponieren ist, da sie noch immer auf einer sehr niedrigen Stufe der Bildung stehn. Um diesen 49

Marshall, John (1755 – 1835), Chief Justice of the United States 1801 – 35. – Sein Nachfolger wurde Roger Brooke Taney, der das Amt bis 1864 bekleidete. 50 Benton, Thomas Hart (1782 – 1858), zunächst Democratic Republican, dann Jacksonian und ab 1833 Democrat, US-Senator von Missouri 1821 – 51, US-Representative 1853 – 54.

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Zweck vollständiger zu erzielen, ist ein gewisser Grund51, der vor acht Jahren aus Wien hierherkam, anfangs in Boston in der Mathematik unterrichtete und nachher eine reiche Frau heiratete, und welcher bisher immer zur Oppositionspartei gehörte, unter der einigermaßen tüchtigen Belohnung engagiert worden, in Philadelphia eine deutsche Zeitung zu schreiben, welche die Verdienste Van Burens den Deutschen Pennsylvaniens anschaulich zeichnen soll. Zu gleichem Zweck hat er auch die anliegende Broschüre „Martin Van Buren als Staatsmann und künftiger Präsident“, unter Benutzung einer kürzlich in englischer Sprache erschienenen Biographie Van Burens, die den Attorney General der Vereinigten Staaten Butler52 zum Verfasser haben soll, geschrieben, und dieselbe den Deutschen und Abkömmlingen von Deutschen in den Vereinigten Staaten zugeeignet. Um den Wert des ganzen Machwerks zu beurteilen, dürfte der einzige Umstand entscheidend sein, daß der Verfasser sich nicht geschämt hat, von einer hiesigen Sprachunrichtigkeit Gebrauch zu machen, um die wahrheitswidrige Behauptung aufzustellen, daß Van Buren, dessen Voreltern Holländer waren, von deutscher Abkunft sei. Bekanntlich heißt Dutch auf englisch holländisch, hier in Amerika nennen Ungebildete und selbst Personen aus der besten Klasse (denn die Geographie Europas gehört eben nicht zu ihrem Studium) alle Deutschen the Dutch und kennen das Wort the Germans gar nicht oder halten es doch mit jenem für gleichbedeutend. Der Verfasser hat sich daher nicht nur in der Biographie selbst die unrichtige Übersetzung erlaubt, daß Van Buren von deutscher Abkunft sei, sondern er sagt auch in der Zueignung, es sei besonders jene deutsche Abkunft und das deutsche Herz und der deutsche Sinn Van Burens, was ihn den Deutschen empfehlenswert mache. Als der Attorney General Butler mir vor einiger Zeit die Broschüre zeigte, um zu hören, ob sie richtig geschrieben sei, und ich ihm sagte, daß ich eben keine Fehler darin entdecke, meinte er ,dann sei sie wohl für die Deutschen in Pennsylvanien beinahe zu gut geschrieben‘. Auch auf die übrigen Ausländer, besonders auf die Irländer, sucht man fortwährend auf ähnliche Weise einzuwirken. Die Opposition wirft sogar der katholischen Geistlichkeit vor, ihren Einfluß auf die irländische Bevölkerung geltend zu machen, und daß dieser Vorwurf gegründet ist, scheint die Publikation einer Reihe nicht widersprochener oder doch ungenügend widerlegter Facta mehr als wahrscheinlich zu machen. Die Opposition fordert daher laut und dringend eine Abänderung der Naturalisationsgesetze.“ – Grenzstreit zwischen Ohio und Michigan – Bürgerkrieg in Mexiko – Lage in Neugranada und Ecuador – Abreise des Präsidenten und Vizepräsidenten aus Washington

51 Grund, Franz Joseph (1804 Prag – 1863 Philadelphia) war 1826/27 emigriert und wirkte in den USA als Journalist. 52 Butler, Benjamin Franklin (1795 – 1858), 1833 – 38 US Attorney General, 1838 – 41 U.S. District Attorney for the Southern District of New York 1838 – 41. Mitgründer der Universität New York.

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– Tod des spanischen Gesandten Tacon – Urlaubsreise des chilenischen Geschäftsträgers Carvallo. Erlass Ancillons vom 21.4. 1835 an Rönne „Eure politischen Berichte sind einschließlich Nr. VII. hier richtig eingegangen. Wir erkennen mit Vergnügen in diesen Berichten Beweise Ihres Diensteifers und entnehmen daraus mit Befriedigung, daß es Ihnen gelungen ist, sich auf dem neuen Felde Ihrer Tätigkeit soweit zu orientieren, als es Ihnen dies die bisherige Dauer Ihres Aufenthaltes in Nordamerika gestattet hat. In dem gegenwärtigen Augenblick bieten die Nordamerikanischen Freistaaten ein belebtes Bild eifriger politischer Kämpfe dar, welche mehr, wie das sonst der Fall gewesen, das Interesse der fremden Mächte in Anspruch nehmen, da diese Kämpfe und das Treiben der Parteien einen wesentlichen Einfluß auf die Verhältnisse der Union mit einer europäischen Hauptmacht auszuüben scheinen. Wir sind jedoch niemals geneigt gewesen zu glauben, daß aus derzeitigen Differenzen der Freistaaten mit Frankreich, und Letzteren durch die gegenseitigen, gemachten Äußerungen der beiden Gouvernements, eine kriegerische Verwicklung hervorgehen werde. Das Objekt der Diskussionen stand ganz außer Verhältnis mit dem Kraftaufwand, welchen der Krieg von beiden Seiten erforderte. Eben deshalb waren die durch einen Krieg bedrohten und gestörten Interessen in Amerika wie in Frankreich mächtig genug, um eine gütliche Beilegung der Streitfrage zu erlangen. Mögen in Amerika auch schon zahlreiche Spekulationen auf die Aussicht auf Krieg drohend sein, der Handelsstand im Allgemeinen konnte sowohl diesseits als jenseits des Ozeans nur mit Besorgnis und Bestürzung einem Zustand entgegensehen, welcher seinen regelmäßigen Verkehr unterband und gefährdete. Mehr und stärker und als in Amerika haben sich die Industrie und der Handel in Frankreich gegen jede Eingriffe demonstrativ aufgelehnt, und die Vorstellungen der beteiligten Parteien haben um so weniger ihren Grund, woselbst dem französischen Gouvernement selbst in richtiger Würdigung seiner ganzen Lage entscheidende Motive fehlten, nicht bei dem einmal abgeschlossenen Vertrage stehen zu bleiben, und einem möglichen Kriegszustand durch Aufopferungen einer verhältnismäßig nicht übergroßen Geldsumme vorzubeugen. Bei dem Überlegen aller wesentlichen materiellen und politischen Interessen war es von Anfang an überwiegend wahrscheinlich, daß der momentane Widerstand der Deputierten-Kammer durch Einflüsse jeder Art gebrochen würde. Wenngleich wir sonach die Differenz zwischen den Nordamerikanischen Freistaaten und Frankreich durch den nicht mehr als zweifelhaft zu betrachtenden Beitritt der französischen Kammern zu dem längst geschlossenen Vertrage als erledigt ansehen, so verkennen wir doch auf der anderen Seite nicht, daß die einmal stattgefundene Heilung schwerlich ganz ohne Folgen bleibt. Es mag dahingestellt sein, ob die vorgekommenen bitteren Auslassungen beider Kabinette eine Nachwirkung äußern und ob hierin nicht die Keime eines Zerwürfnisses liegen werden; ganz gemäß dem scheint uns, daß die Partei Amerikas, welche den Krieg als Mittel

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zur Sicherung ihrer Überlegenheit im Innern betrachtet, durch die in Folge ihres Systems errungenen Vorteile zu fernerem Fortschreiten auf der einmal betretenen Bahn ermutigt werden muß. Ohnehin ist die im Vertrage mit Frankreich stipulierte Entschädigungs-Summe nicht der erste pekuniäre Gewinn, den das Amerikanische Gouvernement durch sein dreistes Auftreten von europäischen Staaten erlangt; noch vor kurzer Zeit hat die Sizilianische Regierung sich zu einer ähnlichen Abfindung verstanden, obgleich der Grund des Anspruchs in die Zeit der Fremdherrschaft und der Abwesenheit der legitimen Herrscher von Neapel fiel. Nur zu leicht können Erfolge dieser Art der kriegslustigen Partei des Präsidenten Jackson einen solchen Vorschub leisten, daß mit der Zeit die materiellen Interessen in den Hintergrund gedrängt, dagegen alle Gelegenheiten genutzt werden, um die Masse der Nation an den Gedanken eines nahen Krieges zu gewöhnen. Hinfüro solche neue Richtung der Politik der Nordamerikanischen Freistaaten würde aber die Stellung der Union zum europäischen Staatensystem erheblich modifizieren, zugleich aber auch auf die innere Verfassung eine so erhebliche Rückwirkung üben, daß schwerlich die jetzige Basis jener Verfassung noch in einer weitern Zukunft bestehen möchte. Es wird uns zum Interesse gereichen, durch Ew. p. Berichte fernere Kenntnis von dem Verlauf der inneren Parteienkämpfe und von dem Einflusse zu erhalten, welchen der Ausgang der Differenz mit Frankreich ausüben wird. Wheaton, dessen Ernennung zum Nordamerikanischen Geschäftsträger am K. H. Hofe Ew. pp in einem Ihrer letzten Berichte melden, war uns schon früher von Kopenhagen aus sehr vorteilhaft geschildert worden; er wird hier einen seiner Stellung und seinen persönlichen Vorzügen angemessenen, zuvorkommenden Empfang finden.“ Rönne am 1.8. 1835 aus New York an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten als Antwort auf den Erlass – Die französisch-amerikanische Differenz „Es ist mir im höchsten Grade interessant gewesen, Ew. Exzellenz Urteil über die, wie es scheint, beide Weltteile in gleichem Grade interessierende französischamerikanische Differenz kennen zu lernen – ein Urteil auf die genauste Kenntnis der hiesigen und europäischen Verhältnisse gegründet, und daher um so wichtiger und interessanter für denjenigen, welcher nur von hier aus einen Blick in die Frage zu werfen Gelegenheit hat. Die Wahrheit der von Ew. Exzellenz ausgesprochenen Ansicht bestätigt sich täglich mehr. Das dreiste Auftreten des hiesigen Gouvernements gegen die europäischen Staaten gibt allerdings, wie Ew. Exzellenz dafür halten, zu der Besorgnis Raum, daß mit der Zeit die materiellen Interessen in den Hintergrund gedrängt werden und daß die nordamerikanische Politik eine Richtung nehmen dürfte, welche die Stellung der Union zum europäischen Staatensystem erheblich modifizieren würde. Das hiesige Gouvernement glaubt sich durch dergleichen Erfolge den europäischen Mächten gegenüber zu einem Ton und zu einer Sprache berechtigt, die im diplomatischen Verkehr mit demselben täglich unange-

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nehmer fühlbar werden. Die Partei des Präsidenten Jackson setzt das Kriegsgeschrei und die Deklamation von verletzter Nationalehre fort, es wird kein Mittel unversucht gelassen, dies als die herrschende öffentliche Meinung zu schildern und dazu zu machen. Der Pöbel stimmt freudig in dies Geschrei ein, und die Verständigen und solche, welche etwas zu verlieren haben, dürfen es nicht wagen, eine andere Meinung zu äußern. Auch ist es nicht zu leugnen, daß man durch die Appellation an die Nationalehre selbst die entschiedensten Gegner der Administration zu gewinnen gewußt hat.“ – Innenpolitische Rolle des bisherigen US-Gesandten in Paris Livingston und dessen Note vom 25.4. 1835 zur Entschädigungsfrage an die Französische Regierung. XII. Am 15.8. 1835 aus New York an den König – Tumultuarische Auftritte in Mississippi, Charleston, Baltimore, Albany, Washington, Buffalo und an der Grenze von Ohio und Michigan „Es haben sich im Lauf der letzten Wochen fast in allen Teilen der Union Szenen ereignet, die den Pöbelszenen des vorigen Jahres in New York, Boston und Philadelphia an die Seite zu setzen sind, und sich nur dadurch unterscheiden und auszeichnen, daß sie zum Teil nicht wie jene bloß von der allerniedrigsten Klasse ausgegangen sind und daß man ihnen sogar die Form und den Anstrich der Gesetzmäßigkeit gegeben hat. Am stärksten sind die Auftritte in Vicksburg und in einigen anderen Orten im Staat Mississippi. Seit längerer Zeit waren diese Plätze der Aufenthalt von Hasardspielern und liederlichem Gesindel, die allerdings gerechten Grund zur Beschwerde gaben. Anstatt aber die ordentliche Obrigkeit um Abhülfe anzugehn, zogen die Einwohner Vicksburg’s es vor, sich selbst Recht zu verschaffen. Nachdem einer der Hauptspieler mit Teer beschmiert, nachher mit Federn bestreut, an einem Baum ausgepeitscht und hierauf fortgejagt war, ernannte man ein Committee, welches ein förmliches Verdammungsdekret gegen alle Spieler und die mit ihnen in Verbindung stehenden Personen erließ, und diejenigen, welche diesem Dekret nicht Folge leisteten, zum Strang verurteilte, welches Urteil auch an einigen zwanzig Personen förmlich vollstreckt wurde. Die Einwohner von Natchez und einigen anderen Orten beschränkten sich darauf, eine große Menge ihnen verdächtig erscheinenden Familien zu verbannen, die sich seitdem nach New Orleans, Mobile usw. gewandt haben, wo auch erst die Ruhe Liebenden allen ihren Einfluß geltend machen mußten, um die Wiederholung ähnlicher Szenen zu verhüten. Ein Seitenstück dazu ist das Verfahren gegen eine Anzahl Weißer und Schwarzer, welche verdächtig waren, in Mississippi eine Insurrektion unter den Negersklaven beabsichtigt zu haben. Sie wurde ebenfalls von einer sogleich erwählten Committee verhört, zum Tode verurteilt und die Strafe an ihnen vollstreckt. Die Beschreibung dieser Szenen ist in dem alleruntertänigst beigefügten Zeitungsartikel enthalten.

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Die sogenannten Abolitionisten, welche im vorigen Jahre Veranlassung zu den tumultuarischen Auftritten in New York und Philadelphia gaben, sollen übrigens an jenem Auftritte unschuldig sein, das Ganze soll vielmehr nur der Plan einer Bande von Leuten gewesen sein, die bei dieser Gelegenheit zu stehlen und zu plündern hofften. Dagegen haben die Abolitionisten allerdings einen Auftritt veranlaßt, der sich am 30. v. M. in Charleston in Süd-Carolina zutrug. Sie hatten mit der Post eine große Menge Pamphlete, worin ihre bekannten Grundsätze, Aufhetzung der Sklaven usw. gepredigt wurden, von hier nach Charleston geschickt, um teils dort, teils im Innern weiter verbreitet zu werden. Als man in Charleston von der Ankunft dieser Schriften hörte, begaben sich sogleich eine große Menge Menschen nach dem Postamte, erbrachen dasselbe mit Gewalt, nahmen alle jene Schriften weg und verbrannten sie öffentlich. Hierauf wurde eine Committee erwählt, an deren Spitze der ehemalige Gouverneur Hayne53 steht, welche beschloß, sich der ferneren Verteilung aller von den Abolitionisten aus New York kommenden Schriften durch die Postämter zu widersetzen. So verwerflich die Schritte der Abolitionisten auch sein mögen und ohne Zweifel sind, so steht doch jenes Verfahren in zu grellem Widerspruch zu der täglich gerühmten und gepriesenen Freiheit der Rede und Presse. Der Postmeister in Charleston hat beim Generalpostmeister um Verhaltungsmaßregeln gebeten und darauf die anliegende schwankende Antwort erhalten. Am meisten Aufsehen haben die in diesen Tagen stattgefundenen Unruhen gemacht, die durch das Fallissement einer dortigen Bank verursacht worden sind, welche zugleich Sparbank war, so daß der Verlust der kleinen Gewinste vieler Personen aus der niederen Klasse eine Folge des Fallissements war. Das Institut soll in der Tat sehr schlecht verwaltet worden sein, und einige der Vorsteher, besonders ein gewisser Johnson und ein gewisser Glenn, sollen sich auf betrügerische Weise dabei bereichert haben. Hierdurch aufgebracht beschloß der Pöbel die Zerstörung der Häuser und des Eigentums jener Vorsteher und mehrerer anderer dabei beteiligter Personen, und führte sein Verfahren im Lauf mehrerer Nächte mit dem größten Bedacht aus, ohne daß die Polizei oder Miliz Einhalt zu tun vermochten. Selbst das Eigentum des Mayor wurde zerstört, weil man ihn beschuldigte, den Befehl zum Schließen gegeben zu haben. Der Pöbel war mehrere Tage Meister der Stadt und erst nachdem der Mayor resigniert hatte und ein kräftigerer Mann an die Spitze getreten war, wurde die Ruhe wieder hergestellt, die nach den ersten Nachrichten noch nicht wieder unterbrochen worden ist. Die näheren Details gehen aus den alleruntertänigst beigefügten Zeitungsartikeln hervor. Auch in Washington haben in diesen Tagen unruhige Auftritte statt gefunden. Schon vor einiger Zeit machte ein Negersklave, angeblich aufgereizt durch die Schriften der Abolitionisten, den Versuch, seine Herrin zu ermorden. Kürzlich zeigte sich daselbst ein Abgeordneter der Abolitionisten, ein Aufruhr bezweckendes Pamphlets zu verteilen, was mehrere Tage lang drohende Zusammenrottungen 53 Hayne, Robert Young (1791 – 1839), Jacksonian, US-Senator aus South Carolina 1822 – 32, Governor von South Carolina 1832 – 34, Bürgermeister von Charleston 1835 – 37.

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des Volks zur Folge hatte, so daß man zur Organisierung der Miliz schreiten und daß die Munizipalbehörde den Mayor mit außerordentlicher Gewalt bekleiden mußte. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich kürzlich ebenfalls in Albany. Auch in Buffalo hat vor einigen Tagen eine große Schlägerei statt gefunden, wobei die Behörden mäßige Zuschauer bildeten. Sehr willkommen ist es den Amerikanern, die Schuld dieses Auftrittes den Irländern beimessen zu können, und sehr unangenehm ist es ihnen, diesmal den Irländern das Zeugnis geben zu müssen, daß sie an den Szenen in Baltimore gar keinen Anteil genommen haben. Gewöhnlich wird jeder Auftritt dieser Art den Ausländern beigemessen und es heißt, die Amerikaner wären dessen nicht fähig. Tumultuarische Auftritte sind so sehr zur Tagesordnung geworden, daß dergleichen fast täglich in den Zeitungen berichtet werden. (…) Alle diese Szenen sind die natürliche und unausbleibliche Folge des von der jetzt herrschenden Partei befolgten Systems. Wenn beständig an das souveräne Volk appelliert wird, wenn dem großen Haufen beständig geschmeichelt und ihm täglich gesagt wird, daß sein Wille die einzige Quelle der rechtmäßigen Gewalt sei, so ist es kein Wunder, daß es nicht für unrechtmäßig gehalten wird, wenn das souveräne Volk sich mit Übergehung der Obrigkeit selbst Recht verschafft. Aus diesem Gesichtspunkte hört man wirklich die meisten Auftritte, besonders von Administrationsblättern, sie verteidigen, obgleich die Verständigen sie entschieden verdammen und darin ein nahes Ende der republikanischen Formen erblicken, wenn nicht54 die größte Achtung vor dem Gesetz herrscht. In der Tat ist auch eine Obrigkeit, die nur für kurze Zeit von demselben Volk erwählt wird, welche die Gesetze übertritt und die ängstlich alles vermeidet, was sie um ihre Popularität bringen könnte, wenig geeignet, Ruhe und Ordnung zu erhalten.“ – Französische Frage – Revolution in Venezuela. XIII. Am 1.9. 1835 aus New York an den König – Ankunft Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich der Niederlande in New York. XIV. Am 15.9. 1835 aus New York an den König – Die Reise seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich der Niederlande „Sr. Königlichen Hoheit der Prinz Heinrich der Niederlande sind vorgestern von der Reise nach den Fällen des Niagara zurückgekommen. Höchstdieselben haben auf der Reise auch den Vize-Präsidenten Van Buren kennen gelernt und sind zum Tage mit ihm gereist. Er hat dem Prinzen sehr gefallen, es ist auch nicht zu leugnen, daß Van Buren, wie auch seine politischen Ansichten sein mögen, einer der wenigen amerikanischen Staatsmänner ist, die sich durch feine Sitte und liebenswürdi54

„nicht“ ist ein Zusatz des Textherausgebers.

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ges Benehmen auszeichnen, so sehr, daß es ihm bei persönlicher Bekanntschaft sogar oft gelingt, seine Gegner für sich zu gewinnen. In Albany, welches bekanntlich im Jahre 1612 zuerst von holländischen Kolonisten gegründet wurde, und wo noch eine große Vorliebe für das ursprüngliche Mutterland herrscht, haben die Abkömmlinge jener Kolonisten, davon es daselbst noch eine große Menge gibt, Sr. Königlichen Hoheit ein Diner gegeben, wobei auch die höchsten Staats-Autoritäten des Staats New York, der Gouverneur etc., zugegen gewesen sind.“ XV. Am 24.9. 1835 aus New York an den König. – Umtriebe der Abolition- oder Anti-Slavery-Societies und deren Folgen „Die sogenannten Abolition- oder Anti-Slavery-Societies (…) fesseln in diesem Augenblick fast ausschließlich die öffentliche Aufmerksamkeit. Sie haben, wie die Anlage ergibt, reißende Fortschritte gemacht, und es gibt ihrer gegenwärtig in den nördlichen Staaten der Union zwei- bis dreihundert. Zu welchen Exzessen sie neuerlich in Charleston in Süd-Carolina Veranlassung gegeben haben, ist in meinem alleruntertänigsten Bericht vom 15. August d. J. (Nr. XII) angezeigt. Man ist dabei nicht stehn geblieben, sondern hat in Charleston die anliegende Resolution gefaßt, worin unter anderm verlangt wird, daß das Generalgouvernement die Versendung aller die Emanzipation der Sklaven empfehlenden Schriften verbieten solle (was die Einführung einer Zensur nötig machen würde) und worin insbesondere die einzelnen Staaten aufgefordert werden, die Mißbilligung der Schritte der Abolitionisten zu erklären und Maßregeln zu ihrer Unterdrückung zu ergreifen. Diese Aufforderung hat die Folge gehabt, daß in allen bedeutenderen Plätzen des Nordens Versammlungen statt gefunden haben, in welchen die Frage der Sklaverei für eine die Sklaven haltenden Staaten ausschließlich angehende Frage erklärt worden ist, in die kein anderer Staat das Recht habe, sich zu mischen, und in welchen die entschiedene Mißbilligung des Verfahrens der Abolitionisten ausgesprochen worden ist, (…) Dabei ist man aber auch stehn geblieben, und nur in Philadelphia ist man einen Schritt weiter gegangen, indem man der Legislatur des Staats Pennsylvanien empfohlen hat, die Publikation von Schriften der gedachten Art gänzlich zu verbieten. Im Süden ist man mit diesen im Norden getanen Schritten keineswegs zufrieden. Man droht mit Trennung und überhäuft den Norden mit Vorwürfen, während sich im Norden selbst den Abolitionisten gegenüber zwei Parteien gebildet haben, eine gemäßigte, welche zwar die Schritte der Abolitionisten mißbilligt, aber die Sklaverei ebenfalls für einen Makel erklärt, und namentlich die Freiheit, über diesen Gegenstand zu reden und zu schreiben, nicht aufgeben will, und zum anderen, welche fast ebenso weit wie der Süden geht, und dem bloßen Gedanken einer Sklaven-Emanzipation widerrät. Es ist durchaus nicht wahrscheinlich, daß die Abolitionisten eine Insurrektion unter den Sklaven bewirken werden, sehr wahrscheinlich dagegen ist es, daß diese Frage über kurz oder lang eine Auflösung der

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Union, eine Trennung des Südens vom Norden zur Folge haben wird. Wenn schon die bekannte Tariffrage eine solche Trennung befürchten ließ, um wie viel mehr muß die gegenwärtige Frage eine solche Besorgnis erregen, welche für den Süden eine Lebensfrage ist und für welche im Norden der mächtige Hebel der religiösen Schwärmerei in Bewegung gesetzt wird. Die Erbitterung des Südens gegen den Norden wird täglich größer, und täglich gewinnen die Abolitionisten, unter denen sich die hier so einflußreichen Geistlichen auszeichnen, im Norden an Anhängern. Einstweilen sucht jede der beiden großen politischen Parteien auch diese Frage zu Parteizwecken zu benutzen. Im Süden läuft Van Buren Gefahr, dadurch viele Anhänger zu verlieren, weil die Opposition dem bloßen Umstand, daß er vom Norden ist, für einen hinlänglichen Grund erklärt, ihn von der Präsidentur auszuschließen, und im Norden sieht er ungern eine neue Spaltung der Meinungen über einen so wichtigen Gegenstand entstehen, der ihn nötigen dürfte, gegen sein Prinzip seine eigene Meinung darüber auszusprechen.“ – Französische Entschädigungsfrage – Rückkehr des Präsidenten nach Washington – Abberufung des Königlich Großbritannischen Gesandten Sir Charles Vaughan55 – Akkreditierung von Domingo Acosta als Geschäftsträger von Neugranada – Herstellung der Ruhe in Venezuela – Präsidentenwahl in Guatemala – Beschreibung des Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich der Niederlande in Albany gegebenen Diners. Am 6.10. 1835 aus New York an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten – Zur Fortsetzung des Aufstandes in Venezuela. XVI. Am 29.10. 1835 aus Baltimore an den König – Jetzige Gestaltung der französischen Entschädigungsangelegenheit „Je näher die Zeit der Eröffnung des Kongresses heranrückt, desto mehr gewinnt die französische Entschädigungsfrage, die eine Zeitlang geruht hat, wieder an Interesse. Die Oppositionsblätter fingen seit einiger Zeit an, gewissermaßen herausfordernde Artikel zu enthalten, um die Administrationsblätter dadurch zu zwingen, mit ihrer Meinung hervorzutreten, worauf diese bis jetzt nur zögernd und unentschieden geantwortet haben. Beide Teile stimmen wie früher darin überein, die Schritte Frankreichs zu mißbilligen, und sie hadern nur darüber, was diese Wendung der Dinge herbeigeführt habe: der Präsident durch seine Botschaft, der Senat durch seine Annahme des Clayschen Berichts oder die Opposition durch die Ver55

35.

Sir Charles Richard Vaughan (1774 – 1849), Britischer Gesandter in Washington 1825 –

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werfung der drei Millionen Bill für die Fortifikationen, wobei besonders die Administrationsblätter Veranlassung nahmen, den Judge White, welcher bekanntlich dagegen votierte, als Kandidaten für die Präsidentur aus dem Felde zu schlagen. Die Sache hat inzwischen, was den Vizepräsidenten Van Buren betrifft, eine andere Wendung genommen, seitdem der Verlust des Staats Pennsylvanien für ihn als entschieden zu betrachten ist. Gerade dieser große Staat war bisher seine Hauptstütze, auf dessen Mitwirkung bei der nächsten Präsidentenwahl er hauptsächlich gerechnet hatte. Die Bank der Vereinigten Staaten hat aber gerade dort sehr geschickt zu manövrieren und eine Spaltung in der Administrationspartei herbei zu führen gewußt, die sich zuerst bei der kürzlich statt gefundenen Gouverneurswahl kund gegeben hat, indem weder Wolf56 noch Mühlenberg57 (die beiden sich feindlich gegenüber stehenden Administrationskandidaten), sondern Ritner58 zum Gouverneur gewählt worden ist. (Diese deutschen Namen zeigen das Übergewicht der Deutschen in Pennsylvanien; es ist so groß, daß künftig nur Abkömmlinge von Deutschen daselbst zu etwas gelangen werden.) Jene Wahl Ritners hat nicht nur den Erfolg gehabt, daß die Pennsylvanische Administrationspartei in sich zerfallen ist, sondern sie wird auch der Erneuerung der Privilegien der Bank der Vereinigten Staaten von Seiten der Legislatur des Staats Pennsylvanien als eine Staatsbank, und zwar, wie man sagt, mit dem ganzen ursprünglichen Kapital von $ 35 Millionen, zur Folge haben. (…) Diese Lage der Dinge in Pennsylvanien hat Van Burens Aussichten auf die Präsidentur auf einmal ungemein geschwächt. Es kommt dazu, daß er in Ohio und fast im ganzen Westen einen gefährlichen Gegner in General Harrison gefunden hat, so daß die vorherrschende Meinung ist, er wünsche jetzt mehr wie je, Verwickelungen mit Frankreich, um dadurch eine ihm günstige Wendung, allenfalls selbst eine dritte Wahl des Präsidenten Jackson herbei zu führen. Vor ungefähr acht Tagen aß ich mit dem Staatssekretär Herrn Forsyth bei dem hiesigen Kongreßmitglied Herrn McKim59 zu Mittag. Es waren viele Administrationsmänner anwesend, und es wurde ziemlich frei über die französische Frage gesprochen. So viel scheint man als ausgemacht anzunehmen, daß Frankreich die bis jetzt gegebenen Erklärungen, und namentlich Livingstons letzte Note, nicht als genügend ansieht, sondern noch eine ausdrückliche Erklärung verlangt, die man jedoch hiesigerseits nicht geben will, wenigstens wird sich der Präsident dazu nicht entschließen, und kann es auch jetzt nach so vielen Deklamationen über Nationalehre nicht füglich, ohne sich lächerlich zu machen. Sehr verlegen scheint man zu sein, was darüber in der nächsten Jahresbotschaft gesagt werden soll. Man meint aber, sie werde wieder die stärksten Ausdrücke gegen Frankreich enthalten, und der 56 Wolf, George (1777 – 1840), US-Representative von Pennsylvania 1824 – 29, Governor von Pennsylvania 1829 – 35. 57 Mühlenberg, Henry Augustus (1782 – 1844), Jacksonian, US-Representative von Pennsylvania 1829 – 38, erster US-Gesandter in Wien 1838 – 40. 58 Ritner, Joseph (1780 – 1869), Anti-Masonic, Governor von Pennsylvania 1835 – 39. 59 McKim, Isaac (1775 – 1838), Republican, Jacksonian, US-Representative von Maryland 1821 – 38.

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Präsident werde, um die Verantwortung von sich abzuwälzen, dem Kongreß die zu ergreifenden Maßregeln lediglich anheim stellen. Es ist wahr, daß die materiellen Interessen der großen Handelsstädte entschieden gegen einen Krieg, oder auch nur gegen Aufhebung oder Erschwerung des Verkehrs mit Frankreich sind. Dem ungeachtet läßt sich aber noch gar nicht vorhersehn, wie sich diese Angelegenheit definitiv gestalten wird. Denn die großen Handelsstädte haben hier keinen überwiegenden Einfluß; es ist die Bevölkerung im Innern, welche dominiert, und auch hier sind es nicht sowohl diejenigen, welche etwas zu verlieren haben, als die große Masse der niederen Klassen, welche zu roh und ungebildet, um ein eigenes Urteil zu haben, mit dem den Amerikaner charakterisierenden Spekulationsgeist durch jede Neuerung zu gewinnen hoffen, und bei dem allgemeinen Stimmrecht das Übergewicht haben.“ – Fortwährende Umtriebe der Abolitionisten. Convention der Abolitionisten in Utica im Staat New York. Tumultuarische Szenen in Boston – Bewegungen der amerikanischen Bevölkerung von Texas „Die Einwohner von Texas gehen, wie die alleruntertänigst beigefügte Anlage ergibt, darauf aus, sich unabhängig von Mexiko zu machen. Es ist aber sehr die Frage, ob sie ihren Zweck erreichen werden. Die amerikanische Bevölkerung von Texas besteht größtenteils aus dem Auswurf der westlichen Staaten, und es kann den Mexikanern, wenn sie nur einige Kraft zeigen, nicht schwer werden, sie im Zaum zu halten. Das mexikanische Gouvernement soll die verschiedenen Indianerstämme, geborene Feinde der Amerikaner, gegen sie aufgeboten haben, und man soll die Indianer dort so sehr fürchten, daß man sogar dem hiesigen Gouvernement den Wunsch zu erkennen gegeben haben soll, den Creek-Indianern den Übergang über den Mississippi nicht zu gestatten. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Vereinigten Staaten Teil an jenem Kampfe nehmen werden, nicht sowohl um Mexiko zu schonen, als aus Besorgnis, durch Hinzufügung eines neuen Staats im Süden den ohnehin schon mächtigen Süden und Westen noch mehr zu verstärken. Wie rücksichtslos übrigens das hiesige Gouvernement gegen das mexikanische verfährt, davon liefert unter anderm die kürzlich erfolgte Wegnahme eines mexikanischen Zollkutters durch ein bewaffnetes amerikanisches Kauffahrteischiff, welches Schmuggelhandel nach Texas trieb, einen Beweis. Anstatt Schiff und Kapitän auf den Antrag des mexikanischen Konsuls sogleich wieder frei zu geben, wurde letzterer in New Orleans unter nichtigen Vorwänden vor Gericht gestellt, und wird jetzt noch, auf den Antrag von Privatpersonen, Schulden halber, in gefänglicher Haft gehalten.“ – Ankunft Joseph Bonapartes in Philadelphia „Joseph Bonaparte ist vor einigen Tagen in Philadelphia angekommen, wie hiesige Blätter melden, um sein Leben in diesem vortrefflichen Lande der Freiheit zu beschließen; wie dagegen andere unterrichtete Personen, um sein hiesiges Eigentum zu veräußern und dann nach Europa zurückzukehren.“

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– Äußerungen des Staatssekretärs Herrn Forsyth über die preußischen kommerziellen Institutionen „Vor einigen Tagen hatte ich einen Besuch vom Staatssekretär Herrn Forsyth, der mir sagte, daß der diesseitige Geschäftsträger daselbst Herr Wheaton eine Reise nach den Rheinprovinzen gemacht habe und in seinen Berichten ganz voll von der Schönheit des Landes und der Vortrefflichkeit der dortigen kommerziellen Institutionen sei, insbesondere auch in dem großen Deutschen Zollverbande eine sehr weise Maßregel erblicke. Herr Wheaton scheint ihm angezeigt zu haben, daß von einem Anschluß Belgiens an den Zollverband die Rede sei, wenigstens wollte er von mir wissen, ob ich davon gehört hätte, und meinte, John Bull, wie er sich ausdrückte, würde wohl dagegen sein; John Bull habe auch die Ratifikation des in der letzten Jahresbotschaft erwähnten Handelstraktats zwischen Belgien und den Vereinigten Staaten hintertrieben.“ Am 21.11. 1835 aus Baltimore an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten60 – Plan der USA, zum Nachteil Frankreichs Seidenwaren aus China vom Zoll (10 %) zu befreien und damit den anderen Ländern gleichzustellen Vom Gespräch mit Woodbury61, Secretary of the Treasury, berichtet Rönne: „Ich suchte ihm begreiflich zu machen, daß eine Maßregel dieser Art nicht allein Frankreich, sondern alle diejenigen Länder treffen würde, von welchen Seidenwaren hier importiert werden, insbesondere aber Preußen, wo gerade eine Menge Artikel gemacht würden, die bei erleichterter Einfuhr der chinesischen Seidenfabrikate Gefahr liefen, durch dieselben von den hiesigen Märkten verdrängt zu werden. Dasselbe wiederholte ich nachher dem Staatssekretär, Herrn Forsyth, welcher mir ungefähr das Nämliche, wie Herr Woodbury, über den Gegenstand sagte. Auf beide schien meine Bemerkung nicht ohne Eindruck zu bleiben. Sollte das Gouvernement dennoch bei seiner Absicht verharren, so werde ich mir alle Mühe geben, die Mitglieder der betreffenden Komiteen des Kongresses über die nachteiligen Folgen einer solchen Maßregel für das preußische Industrie-Interesse zu belehren. Es ist übrigens nicht zu befürchten, daß die Folgen so gar gefährlich sein würden, als es auf den ersten Blick scheinen möchte (…) Wichtig ist indessen die Berührung dieses Gegenstandes in diesem Augenblick, weil sie die Ansichten des Washingtoner Kabinetts über die französische Entschädigungsfrage an den Tag legt, und zeigt, daß man sich auf einen Handelskrieg beschränken zu wollen scheint (…).“62 – Gespräch mit Präsident Jackson und Secretary of State Forsyth 60

GStA PK III.HA MdA, II, Nr. 5271. Woodbury, Levi (1789 – 1851), Jacksonian, Democrat, Governor von New Hampshire 1823/24, Senator 1825 – 31 und 1841 – 45 von New Hampshire, Secretary of the Navy 1831 – 34, Secretary of the Treasury 1834 – 41. 62 Es blieb bei dem zehnprozentigen Zoll auf den Seidenwaren aus den Ländern von jenseits des Kaps der guten Hoffnung. Es kam auch zu keinem Handelskrieg mit Frankreich. 61

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„Präsident Jackson, bei dem ich einen Abendbesuch abstattete, war übrigens diesmal ungewöhnlich guter Laune; er hielt eine lange Lobrede auf Preußen und dessen Institutionen und sagte, daß Herr Wheaton darüber fortwährend die vorteilhaftesten Berichte erstatte.“ – Anfrage Forsyths wegen eines Anschlusses Belgiens an den Deutschen Zollverein. Am 26.11. 1835 aus Baltimore an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten „Mit gespannter Erwartung sieht man der Jahresbotschaft des Präsidenten Jackson bei der bevorstehenden Eröffnung des nächsten Kongresses entgegen. Sie wird sich ohne Zweifel über Gegenstände von der höchsten Wichtigkeit, wie z. B. die französische Entschädigungsfrage, Abolitionisten-Angelegenheit usw. usw. aussprechen. Es liegt mir deshalb daran, Ew. Exzellenz sobald als möglich, in Besitz derselben zu setzen, und da dies auf dem gewöhnlichen Wege der Post nicht möglich ist, indem einige dabei besonders interessierte Personen in New York sie weit früher durch Express erhalten, so habe ich den Königlichen Konsul Herrn Schmidt ersucht, gleich nach Eingang der Botschaft daselbst dieselbe an Ew. Exzellenz abzusenden, und ich selbst werde hier nächst nicht verfehlen, mit der ersten Gelegenheit meine Bemerkungen dazu einzureichen.“ Wirtschaftsbericht Nr. 38 am 27.11. 1835 aus Baltimore an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten63 Der Aufforderung des Preußischen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten vom 13.9. 1835 an Rönne, sich um günstigere Ausführungsbestimmungen im Zusammenhang mit dem US-Zollgesetz von 1832 zu bemühen, will er nachkommen, sieht aber keine Chance. Grundlage für den Erlass waren die in den Jahresbericht der Handelskammer zu Elberfeld und Barmen aufgenommenen Beschwerden der dortigen Fabrikanten, daß die Zollbehörden der USA halbseidene Artikel willkürlich mit Zoll belegten und der Absatz in den USA zurückginge. „Fortwährende Erkundigungen in dieser Beziehung bei den größten amerikanischen Importeurs und Zwischenhändlern (jobbers) haben mir nur Veranlassung zu der Voraussetzung gegeben, daß die halbseiden Fabrikate sich eines sehr guten Absatzes zu erfreuen haben. Allerdings sind mir einzelne Fälle zu Ohren gekommen, wo die Qualität der importierten Ware von den Zollbehörden in Zweifel gezogen wurde, doch vernahm ich zugleich, daß diese Fälle fast immer mit großer Liberalität in der höhern Instanz entschieden wären. Auch die Königlichen Konsuln zu New York und Philadelphia sind in ihren abschriftlich anliegenden mir über den Gegenstand gemachten, und teils auf eigene Erfahrung, teils auf Erkundigung bei den Haupt-Importeurs gegründeten Mitteilungen v. 7ten und 13ten d. M. der Meinung, daß keine Ursache zur Beschwerde über die Anwendung des Zollgesetzes vorhan63

GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5271.

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den sei. Der Königliche Konsul Herr Halbach in Philadelphia sagt namentlich: ,Man gibt mir allgemein die Versicherung, daß man auf hiesigem Zollhause sehr liberal ist, und alle halbseiden Waren ohne Schwierigkeit frei passierten, wenn sie nur einigermaßen als halbseiden aussehen‘; und der Königliche Konsul Herr Schmidt in New York sagt ausdrücklich: ,Es ist augenscheinliche Tatsache, daß die Einfuhr von Halbseiden-Zeugen größer als je ist, die Magazine sind voll davon in den mannigfaltigsten Gegenständen, ob sie indessen von Elberfeld oder überhaupt von den preußischen Staaten kommen, kann ich nicht wohl bestimmen. Meine eigene Erfahrung hat mir jederzeit den Beweis gegeben, daß die hiesige Behörde nicht nur sehr reell, sondern auch liberal ist‘ usw.“ Inoffizielles Schreiben von Rönne an Eichhorn vom selben Tag „Den Gegenstand der Beschwerde habe ich seit meinem Hiersein niemals aus den Augen verloren, aber von allen Seiten nur vernommen, daß kein Grund zur Beschwerde vorhanden sei. Auffallend war mir daher in der Tat die erneute Klage der Elberfelder Fabrikanten, und obgleich es Politik der Deutschen Fabrikanten zu sein schein, immer zu schreien und immer zu klagen, so glaube ich doch diesmal den Grund noch in etwas Anderem finden zu müssen. Der wahre Grund ist nämlich, wie ich aus zuverlässiger Quelle erfahre, dieser: Es kommt fast niemals vor, daß eine halbseidene Ware, in welcher wirklich Seide das Material des Hauptwerts ist, von den Appraisers64 für zollpflichtig erklärt wird; dagegen ereignet es sich sehr häufig, daß der Versuch gemacht wird, halbseidene Waren, in denen Seide nicht das Material des Hauptwerts ist, gegen besseres Wissen als zollfreie Halbseiden-Waren einzubringen. Manchen gelingt dieser Versuch teils durch Bestechung der Zollbeamten und teils, weil diese wirklich nicht im Stande sind, die Ware zu erkennen, während er anderen, die weniger geschickt manövrieren, mißglückt. So trägt es sich allerdings bisweilen zu, daß ein und dieselbe Warengattung einmal frei eingeht und das andere Mal für zollpflichtig erklärt wird, was aber keinen Grund zur Beschwerde geben kann, da die Ware eigentlich in beiden Fällen Zoll bezahlen müßte. Natürlich ist der Profit desjenigen, welchem es nicht geglückt ist, seine Ware zollfrei einzubringen, weit geringer als der des Andern, und es entsteht dadurch ein gegenseitiger Neid, welcher sogar schon den Wunsch hat laut werden lassen, daß lieber alle Halbseiden-Waren wieder mit einem Zolle von 25 pct belegt werden möchten – eine Maßregel, die gewiß für das Ganze sehr verderblich sein würde. Es ist nur zu wünschen, daß die Fabrikanten bei den von jetzt an auszustellenden eidlichen Erklärungen recht gewissenhaft verfahren mögen.“ XVII. Am 3.12. 1835 aus Baltimore an den König – Vermutungen über den Inhalt der Botschaft des Präsidenten in Beziehung auf die französische Entschädigungsangelegenheit 64 Die Bezeichnung der Zollbeamten, die den Wert der Ware bestimmten, da die USamerikanischen Zölle primär Wertzölle waren.

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– Der den Insurgenten in Texas von hier aus geleistete Beistand – Ankunft des spanischen Gesandten Calderon de la Barca65 in New York. XVIII. Am 13.12. 1835 aus Baltimore an den König – Bemerkungen über die Jahresbotschaft Präsident Jacksons, besonders in Beziehung auf die französische Entschädigungsangelegenheit – Wirkung auf die Öffentlichkeit – Forderung des Präsidenten nach Verstärkung der Rüstung – Ausführungen über die Finanzlage – Angriffe des Präsidenten gegen die Bank der Vereinigten Staaten – Haltung des Präsidenten zu den Abolitionisten – Jackson-Mehrheit im Repräsentantenhaus „Die Jahresbotschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten bei Eröffnung der ersten Sitzung des 24ten Kongresses ist dem Kongresse am 8ten d. M. mitgeteilt worden. Der Präsident berührt zuerst die auswärtigen Verhältnisses im allgemeinen, bemerkt insbesondere, daß der Streit mit Großbritannien über die nordöstliche Grenze noch nicht beigelegt sei, und empfiehlt eine Revision der die Reziprozitätsverhältnisse mit den Niederlanden betreffenden Gesetze, worüber ich mir besonders zu berichten vorbehalte. Nachdem die Botschaft sodann alle die verschiedenen Entschädigungen für vermeintliche Kränkungen hergezählt hat, welche die Vereinigten Staaten von europäischen und außereuropäischen Staaten teils schon bekommen haben und teils noch geltend machen wollen, so daß man beinahe glauben sollte, die Nord-Amerikaner wären eine überall gekränkte, unschuldig leidende Nation, geht der Präsident zu der französischen Entschädigungsfrage über, welche die Botschaft diesmal vorzugsweise interessant macht. Da dieselbe bei Eingang dieses alleruntertänigsten Berichts ohne Zweifel schon in den europäischen Blättern erschienen sein wird, so werde ich mich darauf beschränken können, einige erläuternde Bemerkungen darüber zu machen und den Eindruck zu schildern, welche sie bis jetzt hier hervorgebracht hat. Der Präsident fängt sogleich damit an, sich und seine Verwaltung zu preisen, daß alle seine Vorgänger vergeblich mit Frankreich unterhandelt hätten bis es ihm gelungen sei, das Anerkenntnis der Schuld zu bewirken. Es wird sodann als ein besonderer Großmut gerühmt, daß die Vereinigten Staaten zu einer Zeit, wo alle anderen Staaten ihre Entschädigungsansprüche gegen Frankreich geltend gemacht, geschwiegen hätten – eine Großmut, die übrigens nicht viel bedeutet, da die Vereinigten Staaten wohl wußten, daß sie damals nicht viel bekommen haben würden, und da es auch zur hiesigen Politik gehört, alle dergleichen Fragen (wie z. B. jetzt wieder die Streitfrage mit England über die nordöstliche Grenze) bis zu einer passenden Gelegenheit zu Parteizwecken unentschieden zu lassen. Der Präsident geht hiernächst wieder in eine umständliche Erzählung aller der von Frankreich erlittenen Kränkungen ein; und von hier an ist das Dokument in einer Sprache abgesetzt, die deutlich seine verschiedenen Verfasser erkennen lässt. Die Leidenschaft des 65

39.

Angel Calderon de la Barca (1790 – 1861). Spanischer Gesandter in Washington 1835 –

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Präsidenten (als Repräsentant der großen Masse des Volks), sie wird wieder gezügelt durch Livingston, der eigens zu dem Zweck nach Washington beschieden war, und das Ganze hiernächst durch den schlauen Forsyth in eine Form gebracht, aus der sich alles machen läßt. Daß der aus der Schlußklausel des Traktats entnommene Einwand gegen den guten Willen des Königs, welcher in dem mittelst Berichts v. 21ten v. M. (…) überreichten Artikel aus dem Globe eine Rolle spielte, auch in der Botschaft vom Präsidenten der Vereinigten Staaten figuriert, ist allerdings etwas übertrieben. Der Artikel war aber so sehr im Sinne des Präsidenten geschrieben, daß er nicht füglich ganz in der Botschaft ausbleiben konnte, und daß des Präsidenten Ratgeber Mühe hatten ein noch weiteres Eingehen darauf zu verhindern. Es wird sodann ausdrücklich erklärt, daß der Präsident nicht die Absicht gehabt habe, Frankreich durch seine vorige Botschaft zu bedrohen. Es wird aber hinzugefügt, daß eine Erläuterung nicht gegeben werden könne, und es werden in dieser Beziehung die Livingstonschen Noten v. 29. Januar und v. 25. April ausdrücklich gebilligt, und zugleich wird eine Verwunderung zu erkennen gegeben, daß dieser Noten ungeachtet das französische Kabinett seine Zustimmung zu dem Amendement habe geben können66. (…) Merkwürdigerweise scheinen beide Parteien gleich zufrieden mit der Botschaft zu sein, und nur einige Oppositionsblätter machen die Bemerkung, daß wenn dem Präsidenten daran gelegen, die Sache beizulegen, es ganz unpassend war, die ganze längst bekannte Geschichte der Entstehung dieser Entschädigungsforderung zu wiederholen und damit neue Anspielungen beleidigender Natur zu verbinden, und daß, wenn auch die Botschaft an sich vielleicht Frankreich genügt und zur Zahlung vermocht haben würde, daß alle Aussicht durch den dem diesseitigen Geschäftsträger gegebenen Befehl zur Rückkehr abgeschnitten sei – eine Maßregel, die jedenfalls bis zur Eröffnung des Kongresses hätte ausgesetzt werden müssen. Die meisten Oppositionsblätter sind dagegen voll des Lobes der Botschaft und was noch mehr ist, ich sehe aus allen Blättern, und es wird mir von den ersten Handlungshäusern New Yorks gemeldet, daß man allgemein der Meinung ist, Frankreich werde in Folge dieser Botschaft bezahlen. Diese Meinung wird auch besonders von der französischen Bevölkerung New Yorks geteilt, welche dafür hält, daß der Präsident allen Protestationen ungeachtet, doch eigentlich die verlangte Ehrenerklärung und jenes in demselben Dokument aufgegeben habe, in welchem vor einem Jahre die Beleidigung enthalten gewesen sei. Tatsache ist es, daß die Botschaft auf den Handel und Verkehr nicht nur keinen ungünstigen, sondern sogar einen günstigen Eindruck hervorgebracht hat, indem die sogenannten Marine Stocks (…) um einige Punkte gestiegen sind. Dem Präsidenten, der augenscheinlich immer noch mit seiner Partei den Krieg wünscht, ist inzwischen das Ausbleiben der Depeschen vom diesseitigen Ge66 Gemeint ist der Zusatz zu der der franzöischen Deputiertenkammer im April 1835 gemachten Gesetzesvorlage zur Auszahlung der Entschädigungsleistungen, wonach die Voraussetzung für die Vertragserfüllung eine zufrieden stellende Erklärung zu der Botschaft des Präsidenten vom 1.12. 1834 sei.

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schäftsträger in Paris ganz erwünscht. Er kann unterdessen die Stimmung des neuen Kongresses sondieren und die vorbehaltene spezielle Botschaft demgemäß einrichten. Selbst wenn Barton67 zurückkommen sollte, so glaube ich, daß die Freunde des Friedens es wohl dahin bringen dürften, den definitiven Beschluß des Kongresses bis dahin auszusetzen, daß Nachricht von der Aufnahme der Botschaft in Paris hier sein kann. Auch im Falle die Bezahlung nicht erfolgen sollte, scheint es, daß es sehr schwer machen dürfte, alle Stimmen im Kongreß zu einer Kriegserklärung zu vereinigen; wahrscheinlich wird man zwischen Auflage erhöhter Zölle oder Aufhebung des Verkehrs (von intercourse) schwanken, was dann freilich später zum gänzlichen Bruch führen kann. Für den Fall eines Krieges empfiehlt der Präsident, in Übereinstimmung mit den hier alleruntertänigst beigefügten Berichten des Secretary of War und des Secretary of the Navy, eine Vermehrung der Flotte, eine Verbesserung und Ausdehnung der Befestigungswerke und eine Bewaffnung der bestehenden (wobei er, um den Senat gefügig zu machen, die unwahre Behauptung wiederholt, daß in demselben die Fortifikations Bill durchgefallen sei und eine neue Organisation der Miliz nach Art des Landwehrsystems, worüber sich besonders der Secretary of War sehr umständlich ausläßt. (…) Der Präsident ergießt sich wieder in Vorwürfen gegen die Bank der Vereinigten Staaten, und indem er die Notwendigkeit schildert, die Banken im Zaum zu halten und die Überschwemmung mit Papiergeld zu verhüten, wodurch die Fluktuationen im Maßstabe des Werts entständen, und welche den Lohn der Arbeit unsicher machten (hier soll seine Sorge für die arbeitende Klasse durchblicken), vergißt er nur, daß alle die hier aufgezählten Übel in noch mal höherem Grade mit den vielen kleinen Banken verbunden sind, die sein Krieg gegen die Bank der Vereinigten Staaten ins Leben gerufen hat und noch täglich hervorruft. – Verlust der Opposition durch den Tod des Senators Smith68 aus Connecticut – Vorbereitungen zur Aufnahme Michigans in die Union – Überreichung des Beglaubigungsschreibens durch den spanischen Gesandten Calderon de la Barca – Bevorstehende Ankunft des Großbritannischen Gesandten Fox69.

67 Nach Rückkehr des US-Gesandten Livingston in Paris nach Washington 1835 führte Barton als Chargé d’Affaires ad interim die Geschäfte der US-Gesandtschft weiter, so wie in Washington Pageot anstelle von Sérurier die Geschäfte der Franzöischen Gesandtschaft verwaltete. 68 Smith, Natan (1770 – 1835), Anti-Jacksonian, US-Senator von Connecticut 1833 – 35. 69 Fox, Henry Stephen (1791 – 1846), Britischer Gesandter in Washington 1835 – 43.

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3. Politische Berichte aus den USA 183670 I. Am 2.1. 1836 aus Washington an den König – Rückberufung des französischen Geschäftsträgers Pageot – Französische Entschädigungsangelegenheit „Es wird immer deutlicher, daß der Präsident und seine Partei nicht den Wunsch hegen, die Differenz auf gütlichem Wege beizulegen. Ein bisher ganz unbekannter Umstand läßt darüber kaum einen Zweifel übrig. Der Präsident sagt in seiner Botschaft, daß er keine offizielle Mitteilung von den Absichten des französischen Gouvernements erhalten und deshalb seinen Geschäftsträger in Paris angewiesen habe, auf eine endliche Entscheidung zu dringen. Dies ist jedoch unwahr und ohne Zweifel nur in der Absicht gesagt, um die Gemüter desto mehr gegen Frankreich zu erbittern. Herr Pageot hat mir diesen Morgen die Einsicht eines Schreibens des Herzogs von Broglie71 an ihn v. 17ten Juni c. gestattet, welches er auch dem Kaiserlich Russischen Gesandten, Baron v. Krüdener, gezeigt hat, und worin es im Wesentlichen heißt: Der Erfüllung des Traktats stehe jetzt nichts mehr im Wege, von Seiten des französischen Gouvernements sei in dieser Beziehung alles geschehn, und es komme gegenwärtig nur auf eine Erklärung Seitens des hiesigen Gouvernements über den Sinn und die wahre Absicht der Botschaft des Präsidenten (von 1834. E. E) an. (…) Durch diese Botschaft habe sich ganz Frankreich mit Recht beleidigt gefühlt, (…) Herr Pageot begab sich gleich nach Empfang desselben, am 11. September, zu dem Secretary of State, Herrn Forsyth, las ihm das Brogliesche Schreiben vor und bot ihm eine Abschrift desselben an. Herr Forsyth lehnte dies indessen unter dem Vorgeben ab, daß er die ganze Mitteilung überhaupt nicht als offiziell betrachten und daher von dem Schreiben keinen Gebrauch machen könne. (…) Alles, was er, als Repräsentant des französischen Gouvernements über den Gegenstand zu sagen habe, müsse seinem ganzen Inhalt nach in der von ihm geschriebenen Note enthalten sein, dies sei die hergebrachte diplomatische Form; aber die Bezugnahme auf ein Schreiben des Herzogs von Broglie sei unförmlich, und der Präsident sei der Meinung, daß nur die strengste Beobachtung aller hergebrachten Formen dazu beitragen könne, diese Differenz beizulegen (…) Die gänzliche Übergehung aller dieser Verhandlungen in der Botschaft des Präsidenten, ja die Behauptung, daß keine offizielle Mitteilung von Seiten Frankreichs gemacht worden sei, und endlich der Umstand, daß gleich nach der am 11ten September von Herrn Pageot an Herrn Forsyth gemachten Mitteilung der Befehl an den diesseitigen Geschäftsträger in Paris erlassen wird, die endliche Entscheidung des französischen Gouvernements zu verlangen, lassen es nicht zweifelhaft, daß dem Präsidenten nur daran liegt, die Schwierigkeiten zu häufen. Die Forsythschen Ansichten bedürfen keines Kommentars. Sie beweisen, daß eine junge Nation, die 70 71

GStA PK, III.HA MdA, I, 7883. de Broglie, Victor ( 1785 – 1870), Außenminister 1832 – 34, Premierminister 1835/36.

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von anderen zu lernen hat, sich anmaßen will, den alten europäischen Staaten Lehren über völkerrechtliche Prinzipien und über die im diplomatischen Verkehr zu beobachtenden Formen zu geben. (…)“ – Englische Bereitschaft zur Vermittlung zwischen den USA und Frankreich „Aus Äußerungen des Großbritannischen Geschäftsträgers, Herrn Bankhead, dürfte man schließen, daß Großbritannien, wie auch das Gerücht sagt, geneigt ist, die Rolle als Vermittler zu übernehmen. Herr Bankhead sagte mir: Es scheine sehr unweise von diesem Gouvernement durch einen Krieg mit Frankreich eine große Militärmacht daselbst hervorzurufen. England würde ohne Zweifel, als neutrale Macht, durch den Krieg zwischen Frankreich und den vereinigten Staaten viel gewinnen, es scheint aber besorgt zu sein, daß der Krieg in beiden Ländern eine große Seemacht erzeugen wird, die ihm selbst in Zukunft sehr gefährlich werden könnte. (…)“ – Neujahrsgratulation bei Präsident Jackson „Beim Präsidenten fand gestern die gewöhnliche Gratulationsfeierlichkeit statt. Mehrere zu seiner Partei gehörige Farmer im Staat New York hatten ihm kürzlich einen großen tausend Pfund wiegenden Käse zum Geschenk gemacht, welcher bei dieser Gelegenheit in der Vorhalle zur Schau gestellt war – zum großen Ergötzen des darum versammelten Pöbels. Der Geruch des Käses, verbunden mit dem unerträglichen Gedränge, machte das Fest diesmal zu einer Tortur für diejenigen, welche an dergleichen Volksfesten keinen Geschmack finden.“ II. Am 12.1. 1836 aus Washington an den König – Über die französische Entschädigungsangelegenheit „Der Vizepräsident Van Buren sieht jetzt, daß er zu weit gegangen ist; er fürchtet gegenwärtig nicht ohne Grund, daß Präsident Jackson im Falle eines Krieges zum dritten Mal erwählt werden würde. Sein Wunsch ist daher, daß die Differenz mit Frankreich einstweilen noch unentschieden bleibe, und, um Zeit zu gewinnen, wünscht er die in der Jahresbotschaft vorbehaltene besondere Botschaft noch ausgesetzt zu sehn. Präsident Jackson dagegen und das sogenannte Kitchen-Cabinet (wohl einsehend, daß dies das beste Mittel sei, sich des Van Buren zu entledigen, der sie als Präsident sogleich entfernen würde) wünschen nach wie vor den Krieg. (…) Van Buren ist ohne Zweifel der einzige Mann in den Vereinigten Staaten, dem es noch gelingen könnte, die Differenz mit Frankreich gütlich beizulegen, das fortwährende Kriegsgeschrei hat indessen schon so stark gewirkt, daß ein Krieg in diesem Augenblicke entschieden populär sein würde, und daß es selbst der Schlauheit Van Burens schwerlich gelingen dürfte, mit Erfolg dagegen zu wirken. (…)“ – Die Insurrektion in Texas „Auch die Verhältnisse mit Mexiko werden täglich verwickelter. Die Insurrektion in Texas ist lediglich das Werk der Landspekulanten in New York, New Orleans

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usw. Den verschiedenen an diesen Orten bestehenden Texas Land-Compagnien sind früher vom Mexikanischen Gouvernement große Land-Distrikte verliehen. Die Gültigkeit und Rechtmäßigkeit der Verleihungen wird jetzt in Zweifel gezogen, und um diese Zweifel auf einmal zu beendigen, und zugleich den Wert der Ländereien zu erhöhen, wünschen die Compagnien eine Trennung von Mexiko und eine Vereinigung mit den Vereinigten Staaten. Deshalb rüsten sie fortwährend Expeditionen nach Texas aus, und es geschieht nichts Ernsthaftes von Seiten des hiesigen Gouvernements, um dieselben zu verhindern. Die Behörden, deren Pflicht dies sein würde, fürchten sich dadurch unpopulär zu machen, und sind auch zum Teil selbst daran interessiert. So z. B. gehören der District-Attorney der Vereinigten Staaten in New York, der Zollhaus-Direktor daselbst, und der Judge Thompson vom Supreme Court (Schwiegervater des französischen Gesandten Herrn Bresson in Berlin) (…) selbst zu den Aktionären der Texas-Land-Compagnien. (…) Es ist sehr schwer, über den Stand der streitenden Parteien in Texas zu einem sicheren Resultat zu gelangen. Hier spricht man von der bereits erfolgten Vertreibung aller Mexikaner aus Texas, von der bevorstehenden Besitznahme der reichen Silberminen von S. Louis Potosi und von der nächstens erfolgenden Eroberung ganz Mexiko’s, da dem Amerikanischen geistigen und physischen Übergewicht mit der Zeit alles weichen müsse. Der Mexikanische Geschäftsträger dagegen sagt mir, daß sein Schwager, der in Texas kommandierende General Cos, ihm geschrieben habe, die Sache stehe für Mexiko sehr gut und S. Anna rücke mit 15000 Mann heran. Der Großbritannische Geschäftsträger sagt mir ebenfalls, der Großbritannische Konsul in New Orleans habe ihm angezeigt, daß die Insurrektion in Texas keine Fortschritte mache. In der Tat müßten auch die Mexikaner sehr schwach sein, wenn sie nicht einmal einem Haufen Gesindel widerstehn könnten – eine Expedition von 200 Mann, die neuerlich von New York nach Texas abging, hat schon unterwegs auf der kleinen englischen Insel Eleuthers angefangen zu plündern, sie sind von einem englischen Kriegsschiff genommen, und als Seeräuber nach Nassau gebracht worden.“ – Aufstand der Seminole-Indianer in Florida. III. Am 21.1. 1836 aus Washington an den König – Botschaft des Präsidenten über die französische Entschädigungsangelegenheit – Séruriers Note v. 23. Febr. v. J. – Reden der Senatoren Buchanan72 und Calhoun „Nach Buchanan hielt der Senator Calhoun aus Südcarolina eine merkwürdige Rede, worin er zeigte, daß die ganze Tendenz des Präsidenten vom Anbeginn der Negotiation über diese Entschädigungsangelegenheit nur dahin gegangen sei, das 72 Buchanan, James (1791 – 1868), Representative 1821 – 30 (Democratic Republican), Senator aus Pennsylvania 1833 – 45 (Democrat), Secretary of State 1845 – 49, Gesandter in London 1853 – 56, Präsident 1857 – 61.

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Land in einen Krieg zu verwickeln, wozu es an allem wirklichen Grunde fehle; daß er mit der Hoffnung nach Washington gekommen sei, daß es zu keinem Kriege mit Frankreich kommen werde, daß diese Hoffnung aber nunmehr verschwunden sei; ein Krieg mit Frankreich sei verderblicher als ein Krieg mit England, aller Handel und alle Schifffahrt der Vereinigten Staaten würden dadurch in die Hände Englands übergehn; durch die frivolen Schwierigkeiten, welche der Präsident der Beilegung des Streits in den Weg stelle, würden die wichtigsten Interessen gefährdet; ein Krieg, der zu einer Zeit begonnen würde, wo die Institutionen des Landes in Gefahr wären, könne mit ihrem Untergange enden.“ IV. Am 12.2. 1836 aus Washington an den König – Vermittlung Großbritanniens zur Beilegung der Differenz mit Frankreich – Botschaft des Präsidenten in Beziehung darauf – Dokument in Beziehung auf die Publikation des Schreibens des Herzogs v. Broglie an Herrn Pageot „Nachdem die am 26ten v. M. erfolgte Ankunft der englischen Kriegsbrigg Pantaloon in Norfolk mit Depeschen für den Großbritannischen Geschäftsträger hierselbst mehrere Tage Veranlassung zu dem Gerücht gegeben hat, daß Großbritannien seine Vermittelung zur Beilegung der Differenz mit Frankreich angeboten habe, machte der Präsident darüber am 8ten d. M. diejenige offizielle Mitteilung an den Kongreß, welche in der alleruntertänigst beigefügten Botschaft enthalten ist, und in welcher er ohne Beifügung der betreffenden Korrespondenz bloß im allgemeinen die Tatsache der angebotenen Vermittelung und die Annahme von seiner Seite angibt, auch unter diesen Umständen einstweilen die Suspension aller Zwangsmaßregeln gegen Frankreich empfiehlt, dagegen dringend anrät, inzwischen mit den Kriegsrüstungen fortzufahren. (…) Die Kriegspartei ist noch keineswegs zum Schweigen gebracht, sie wird noch alles daran setzen, ihren Zweck zu erreichen, der Globe fängt sogar seit zwei Tagen schon wieder seine alte Sprache an, aber man glaubt dennoch nicht, daß sie reüssieren wird, die vorherrschende Stimmung ist entschieden friedlich. (…)“ – Krieg gegen die Indianer in Florida „Sehr in Verlegenheit befindet sich das Gouvernement wegen der Fortschritte der Seminole-Indianer in Florida, an die sich neuerlich 1000 Creek-Indianer angeschlossen haben. Diese Indianer hatten beschlossen, den Kampf der Verzweiflung zu fechten und sich nicht aus ihrem Lande vertreiben zu lassen; sie kämpfen mit solcher Erbitterung, daß sie neuerlich ein ganzes Korps regulärer Truppen von etwa 100 Mann massakriert haben, wovon nur drei entkommen sind. Die in Florida befindliche Militärmacht ist völlig unzureichend zur Überwältigung der Indianer, die Miliz ist schon bei mehreren Gelegenheiten davon gelaufen, aus den Forts an der westlichen Grenze kann man die Garnisonen gar nicht herausziehn, weil ein allgemeiner Angriff von Seiten der jenseits des Mississippi versetzten Indianer in Verbindung mit den dortigen Urstämmen die Folge davon sein würde; und obgleich

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man aus den Forts an den Küsten bereits fast sämtliche Truppen herausgezogen und nach Florida geschickt hat, so werden doch am Ende keine 1500 Mann dort zusammenkommen, die während des Frühjahrs und Sommers wegen des ungesunden Klima’s ihre Operationen gänzlich einstellen müssen. Man betrachtet die Sache hier als sehr wichtig; außer der bereits früher vom Kongreß bewilligten Summe sind jetzt wieder $ 500 000 für die Bekämpfung der Indianer in Florida angewiesen, und der Präsident ist autorisiert, denjenigen Familien, welche durch Plünderung ihre Habe verloren haben, Rationen aus den öffentlichen Magazinen verabreichen zu lassen. General Scott73, einer der tüchtigsten Offiziere der regulären Armee, ist von hier nach Florida geschickt, um das Generalkommando daselbst zu übernehmen, und hat den Sohn des Vizepräsidenten Van Buren als seinen Adjutanten mitgenommen. Er ist autorisiert worden, die Gouverneurs aller benachbarten Staaten zur Stellung der nötigen Miliz aufzufordern, und überall bilden sich Voluntärkorps, um den bedrängten Einwohnern Floridas zu Hülfe zu eilen. Solche Anstrengungen erfordert es, um einem Haufen Indianer Widerstand zu leisten – und einen Krieg mit Frankreich schildert die Kriegspartei als etwas Leichtes!“ – Erneuerung der Privilegien der Bank der Vereinigten Staaten im Staat Pennsylvania „Die bereits in meinem alleruntänigsten Bericht v. 29. Oktober v. J. (Nr. XVI) für wahrscheinlich gehaltene Erneuerung der Privilegien der Bank der Vereinigten Staaten als Staatsbank von Pennsylvanien, mit dem ganzen ursprünglichen Kapital von 35 Millionen, ist jetzt wirklich erfolgt. (…) Es ist der Bank besonders mit Hülfe der Anti-Maurerischen Partei gelungen, ihren Zweck in Pennsylvanien zu erreichen. Diese Partei, deren Name nur noch an ihren Ursprung erinnert, ist gegenwärtig der Sammelpunkt aller derjenigen, welche zu keiner der beiden jetzigen Hauptparteien gehören, sondern, je nachdem es ihrem Interesse angemessen ist, bald sich für diese, bald für jene entscheiden, weshalb auch in manchen Staaten die Anti-Maurer für die Administration sind, während sie in andern zur Opposition gehören. In Pennsylvanien haben sie gegenwärtig einen großen Einfluß, und ihm hat die Bank ihren Sieg zu danken. Um ihnen aber den Rücktritt zur anderen Partei unmöglich zu machen und sie für immer an sich zu ketten, wurde auf geheimes Anstiften der Bank zu folgendem Manöver geschritten: Die Landleute in Pennsylvanien, welche die große Masse der Bevölkerung ausmachen und größtenteils aus Deutschen bestehn, sind sehr ungebildet und abergläubisch. Ihnen wurde die Maurerei mit ihren Geheimnissen als etwas Schreckliches geschildert, was man durchaus vertilgen müsse. Es kamen nun bei der Legislatur Tausende von Petitionen ein, worin gebeten wurde, die Übel der Freimaurerei näher zu untersuchen. Hierzu wurde von der Legislatur ein eigenes Committee niedergesetzt, welche gegen 200 der angesehensten Männer, unter andern den vorigen Gouverneur Wolf vorlud, um sich, als Freimaurer, eidlich über die Übel der Maurerei vernehmen zu lassen. Diese 73 Scott, Winfield (1786 – 1866) diente ab 1808 in der US-Armee, von 1814 bis 1861 als General.

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Männer hatten sich zum größten Teil seit langer Zeit gar nicht mehr mit der Maurerei beschäftigt, der Gouverneur Wolf z. B. hatte seit 18 Jahren keine Loge mehr besucht. (…) Als die Urheber aller dieser Umtriebe werden jetzt die Anti-Maurer geschildert, und es ist der Bankpartei vollständig gelungen, sie nicht nur bei der Gegenpartei verhaßt, sondern auch in hohem Grade lächerlich zu machen, so daß sie sich niemals wieder mit derselben vereinigen können.“ – Insurrektion in Texas – Soirée beim Präsidenten „Gestern Abend war große Soirée beim Präsidenten; früher fanden monatlich die sogenannten drawing-rooms statt, wo ein Jeder zugelassen wurde; zu der gestrigen Soirée waren Invitationen erlassen, es fanden sich aber so viele ungebetene Gäste ein, daß die früheren drawing-rooms wahrscheinlich wieder eingeführt werden dürften.“ Am 20.2. 1836 aus Baltimore an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten74 „Es erscheinen seit einiger Zeit in allen Blättern der Union Artikel, welche aus deutschen, französischen und englischen Zeitungen entnommen sind und einen bevorstehenden Handelstraktat zwischen den Vereinigten Staaten einerseits und Preußen und den den Zollverein bildenden deutschen Staaten andererseits ankündigen, zu dessen Abschluß Herr Wheaton mit Instruktionen versehen sei. Diese Artikel finden hier so viel Glauben, daß man mich von allen Seiten mit Fragen deshalb bestürmt, so daß ich mich kürzlich veranlaßt fand, den Staatssekretär Forsyth zu fragen, ob er jene Artikel gelesen habe, und ob es gegründet sei, daß er dergleichen Instruktionen an Herrn Wheaton erteilt habe. Er gab mir darauf eine ziemlich abversive Antwort und meinte, es bestehe ja ein Handelstraktat zwischen Preußen und den Vereinigten Staaten. Ich erwiderte ihm darauf, daß ich eben deshalb die Bedeutung jenes Gerüchts nicht verstehe, die Vereinigten Staaten hätten Reziprozitätsverträge mit Preußen, den Hansestädten etc. und überhaupt mit allen Küstenstaaten, ob denn dieselben noch ein ferneres Interesse an dem Schicksal ihrer Waren nähmen, wenn sie in irgend einen der Eingangshäfen importiert und dort auf gleichen Fuß mit den Gütern und Schiffen des Inlandes behandelt wären? Darauf erwiderte er: Das sei es eben, was man von Herrn Wheaton zu erfahren wünsche und weshalb man ihn instruiert habe, über die Rückwirkungen des Deutschen Zollvereins auf die Vereinigten Staaten zu berichten und seine Vorschläge in dieser Beziehung zu machen; bestimmte Instruktionen zum Abschluß eines Handelsvertrages habe man ihm nicht erteilt, wohl aber habe man ihn angewiesen, über Freiheit von Abzugs- und Abfahrtsgeldern etc. mit denjenigen deutschen Staaten zu unterhandeln, wo dergleichen noch zur Anwendung käme.“

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GStA PK, III.HA MdA, II. Nr. 5271.

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V. Am 27.2. 1836 aus Baltimore an den König – Botschaft des Präsidenten über die Beilegung der französischen Differenz „Ew. Königlichen Majestät überreiche ich in der Anlage alleruntertänigst die am 22ten d. M. an den Kongreß gesandte Botschaft des Präsidenten über die Beilegung der französischen Differenz nebst der dieselbe begleitenden Korrespondenz zwischen dem Großbritannischen Geschäftsträger und dem Staatssekretär Forsyth. Der Präsident hat zur Mitteilung der Botschaft den hier als ein Nationalfest betrachteten Geburtstag Washington’s gewählt. Er sagt in der Botschaft, man könne sich Glück wünschen, daß durch den Beschluß des französischen Gouvernements, die Zahlung ohne Verzug zu leisten, die Vermittelung Großbritanniens unnötig geworden sei, und am Schluß empfiehlt er wieder, unter Anführung einer Stelle aus Washington’s sogenannter Valedictory Address, das Land in Verteidigungszustand zu setzen, um in künftigen ähnlichen Fällen nicht, wie diesmal, unvorbereitet zum Kriege zu sein. (…) Es ist wahr, daß der Kriegspartei nicht allein die friedliche Beilegung der Differenz überhaupt, sondern auch insbesondere der schnelle Entschluß Frankreichs unwillkommen ist. Hätte Frankreich noch etwas gezögert, so würde ein großer Teil der Revenuenüberschüsse zu Befestigung etc. angewiesen und der Partei dadurch Gelegenheit gegeben worden sein, neue Anhänger zu erwerben, während gegenwärtig, der wiederholten Empfehlung des Präsidenten ungeachtet, das Schicksal der sogenannten Fortification Bill sehr zweifelhaft ist. Übrigens triumphiert die Administrationspartei über das glorreiche Resultat der Jacksonschen Negotiation. Wenn man alle die wiederholten beleidigenden Anspielungen in der letzten Jahresbotschaft liest, so ist es schwer, darin die offene und ehrenwerte Weise (frank and honourable manner), womit der Präsident sich darin über die Differenz ausgedrückt, und welche Frankreich zu seinem plötzlichen Entschluß bewogen haben soll, zu erkennen.“ VI. Am 4.4. 1836 aus Baltimore an den König – Veränderungen im Diplomatischen Korps „Es haben sich seit kurzem einige erhebliche Veränderungen im hiesigen diplomatischen Korps ereignet, und es stehen deren noch mehrere bevor. Der Kaiserlich Russische Gesandte, Baron Kruedener, ist im Begriff, seiner Gesundheit wegen, nach Europa zurückzukehren. Der von Rio de Janeiro hierher versetzte Königlich Großbritannische Gesandte, Herr Fox, ist kürzlich in Washington eingetroffen, und ungefähr gleichzeitig mit ihm der Mexikanische Gesandte, Herr Gorostiza75.“ – Stand der Dinge in Texas

75 Manuel Eduardo de Gorostiza (1789 – 1851), Mexikanischer Sondergesandter in den USA 1836, Inhaber verschiedener Ministerämter, Dramatiker und Leiter des Teatro Prinzipal de Mexiko.

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„Der Mexikanische Geschäftsträger setzt seine Funktionen fort, da Herr Gorostiza sich hier auf einer außerordentlichen Mission befindet, welche unstreitig die Angelegenheiten in Texas zum Gegenstande hat, über deren nähern Zweck jedoch verschiedene Gerüchte herrschen. Unter den Amerikanern ist die Meinung vorherrschend, daß er gekommen sei, um einen Handel über Texas mit den Vereinigten Staaten abzuschließen. Andere dagegen sind der Meinung, daß er bloß gekommen sei, um gegen die fortwährend von hier aus den Texanern geleisteten Unterstützungen zu protestieren. Wahrscheinlich will er im allgemeinen den Gang der Dinge beobachten, und sollten dieselben eine üble Wendung für Mexiko nehmen, so kann es wohl sein, daß er ein Arrangement über die Abtretung von Texas vorschlagen wird, was jedoch englischer Seits und auch im Lande selbst vielen Widerstand finden würde. Auch von Seiten der Texaner befinden sich in diesem Augenblicke Deputierte hier, um eine Anleihe zu negoziieren und das Generalgouvernement für ihre Sache geneigt zu machen. Inzwischen scheinen die Insurgenten keine Fortschritte zu machen, sie sind bereits unter sich uneinig, und die großen Landspekulanten, welche die ganze Insurrektion ins Leben gerufen haben, fürchten jetzt, daß das von ihnen nach Texas geschickte Gesindel sich in den Besitz ihrer Ländereien setzen wird. Die Mexikaner, welche mit einer bedeutenden Macht unter Santa Anna im Anmarsch sind, sollen bereits San Antonio wieder erobert haben. Herr Gorostiza ist ein sehr angenehmer und gewandter Mann, welcher gewiß die Sache der Mexikaner gut führen wird.“ – Krieg in Florida mit den Indianern „In Florida stehn die Sachen für die Amerikaner sehr ungünstig. Um dem Kriege mit den Indianern ein Ende zu machen, wurde der General Scott nach Florida geschickt, und um eine Kollision zwischen ihm und dem in den südlichen Staaten kommandierenden General Gaines76 zu vermeiden, welcher seit einer Reihe von Jahren einen Rangstreit mit Scott geführt hat, wurde Gaines an die südwestliche Grenze beordert, um den Gang der Dinge in Texas zu beobachten. (…) General Scott ließ es nach seiner Ankunft in St. Augustine in Florida sein erstes sein, den Truppen in einer Generalorder Gehorsam zu empfehlen; die Lehre hat auch nicht viel gefruchtet, denn es sind bereits viele Volontärkorps nach Haus gegangen, weil sie wohl geneigt sind, als Freikorps zu dienen, sich aber nicht förmlich unter die Befehle des General-Gouvernements stellen wollen. So fehlt die Seele aller militärischen Operationen, Disziplin, jeder will befehlen, niemand gehorchen, und dazu wird das Beispiel von oben gegeben. – Bentons sogenannte expunging resolution77 – Gegenwärtige Majorität der Administrationspartei im Senat – Die bestrittene Deputationswahl aus Nord Carolina 76

Gaines, Edmund P. (1777 – 1849), diente in der Armee von 1799 bis zu seinem Tod, seit 1814 al General. 77 Mit der Annahme der Expunging Resolution wurde die Senatsrüge von 1834 wegen Jacksons Verhalten gegenüber der United States Bank aus dem Senate Journal entfernt.

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– Krieg gegen die Bank der Vereinigten Staaten – Stand der Abolitionistenfrage. Wirtschaftsbericht Nr. 16 am 6.4. 1836 aus Baltimore an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten78 „Das Wichtigste, was sich in den letzten Monaten in Beziehung auf Handel etc. ereignet hat, ist die Erlöschung der Inkorporationsakte (Charter) der Bank der Vereinigten Staaten und ihre Inkorporation als Lokalbank Pennsylvaniens mit dem ursprünglichen Kapital von $ 35 Millionen und unter dem alten Namen. (…) Die hohen Getreidepreise79 (…) dauern fort und werden sich auch bis zur nächsten Ernte halten. Es sind bereits von Europa, und zwar größtenteils von England, Hamburg und Bremen 100,000 bushel80 Weizen in den Vereinigten Staaten (größtenteils in New York und Baltimore) angekommen, und es werden noch 200,000 bushel erwartet. Eine kürzlich von Bremen hier angekommene Ladung Danziger Weizen wurde zu $ 1.50 p. bushel verkauft. Er war mit 75 cents p. bushel in Bremen bezahlt, der Zoll beträgt ungefähr 23 cts p. bushel, Unkosten bis hierher ca 10 cts p. bushel, Summa $ 1,08; es sind also 42 cts p. bushel profitiert worden. Der Weizen läßt, wie mir die hiesigen Müller sagen, nichts zu wünschen übrig. Sie versichern, ihn niemals schöner gesehn zu haben und behaupten, daß das daraus verfertigte Mehl dem besten amerikanischen Mehl nicht nachstehe; es sei deshalb eine ganz irrige Meinung, daß sich aus dem in den nördlichen Gegenden gewachsenen Weizen nicht ebenso gutes Mehl als das amerikanische bereiten lasse. Nur wenn der Weizen alt ist, wird das Mehl, nach Behauptung der Müller nicht so gut, weil sich die Kleie zu schwer von den Körnern trennen läßt. Deshalb die Herrn Heinecken und Schumacher81, welche eine Ladung Magdeburger und Brandenburger Weizen hier importiert haben, der schon alt war, denselben auch um einige cents p. bushel billiger verkaufen müssen.“ VII. Am 5.5. 1836 aus Baltimore an den König – Die durch die Revenuen-Überschüsse von $ 33 Millionen entstehende Verlegenheit „Die Revenuen-Überschüsse, welche in diesem Augenblick gegen $ 33 Millionen betragen, setzen das Generalgouvernement fortwährend in große Verlegenheit. 78

GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5271. Zur Getreidepreisentwicklung allgemein und speziell zur Getreidepreissteigerung seit 1834 s. Finzsch, Norbert: Konsolidierung und Dissens, Nordamerika von 1800 bis 1865 (Geschichte Nordamerikas in atlantischer Perspektive von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bd. 5), Münster 2005, S.776 f. 80 Ein bushel = 35238 dm3. 81 C. A. Heinecken und Albert Schumacher, beide aus Bremen waren die Geschäftspartner des größten deutschen Handelshauses in Baltimore. Ab 1839 war Schumacher Alleininhaber der Großhandelsfirma, 1841 – 71 Präsident der Deutschen Gesellschaft in Baltimore; und Bremen und Hamburg beriefen ihn zu ihrem Generalkonsul. 79

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Die Opposition hat verschiedene Vorschläge gemacht, um sich der Überschüsse zu entledigen und ihre Wiederkehr zu vermeiden; unter andern hat Clay seine bekannte Land-Bill wieder eingebracht, welche die Verteilung der Kaufgelder der öffentlichen Ländereien unter die einzelnen Staaten vorschlägt. Die Administration, welche, um dadurch zum Kriege gegen Frankreich aufzumuntern und große Geldbewilligungen vom Kongreß zu erlangen, ursprünglich den meisten Lärm über jene Überschüsse gemacht hatte, leugnet jetzt merkwürdigerweise das Dasein derselben, und gibt vor, daß die gewöhnlichen Anweisungen die Fonds mehr als absorbieren würden. Ihre Absicht ist, einen Geldmangel hervorzubringen, und dann auf einmal durch die Deposit-Banken, wo jene Überschüsse deponiert sind, Hülfe zu schaffen, um sich dadurch bei der bevorstehenden Präsidentenwahl Anhänger zu erwerben. Diese großen unbenutzt liegenden Überschüsse, die Aufhebung der Bank der Vereinigten Staaten, und die Bedrückungen, welche sich die jetzigen Deposit-Banken (sogenannte pet-banks) erlauben, haben auch wirklich bereits auf den Geldmarkt den nachteiligsten Einfluß gehabt, und zu diesem Geldmangel auf der einen Seite gesellt sich sonderbarerweise auf der anderen Seite eine früher nie gekannte Teuerung, die wahrscheinlich in der schlechten Getreideernte des vorigen Jahres ihren Grund hat. Die Aufhebung der Bank der Vereinigten Staaten äußert auf den Geldverkehr im Innern die nachteiligsten Wirkungen; während man früher umsonst oder doch gegen eine sehr unbedeutende Prämie Fonds von einem Ende des Landes zum anderen transferieren konnte, muß man jetzt kostbare Barsendungen machen, oder inländische Wechsel zu einem enormen Kurse kaufen. Einen besonders nachteiligen Einfluß äußern die Deposit-Banken auch auf den Verkauf der öffentlichen Ländereien. Diese werden nach und nach alle in die Hände von Spekulanten und Schwindlern gelangen. (…)“ – Bevorstehende Aufnahme von Michigan und Arkansas in den Staatenbund „Den Anstrengungen der Van Buren-Partei ist es auch gelungen, das Durchgehn der Bill wegen Aufnahme Michigan’s in den Staatenbund im Senat durchzusetzen, die desfallsige Bill liegt jetzt dem Hause vor. Man hat, um dies durchzusetzen und dadurch zwei der Administration geneigte Senatoren zu erwerben, so wie das Votum eines Staats mehr zu erlangen, wenn die Präsidentenwahl vor das Haus kommen sollte, das Opfer nicht gescheut, den ganzen streitigen Landstrich mit der schönen Maumee Bay dem Staat Ohio beizulegen. In der Constitution von Michigan sind alle die ultra-demokratischen Grundsätze der jetzt herrschenden Partei niedergelegt, und am meisten angefochten wird die Bestimmung, daß jeder, der sich am Tage der Unterzeichnung der Konstitution sechs Monate in Michigan aufgehalten hat stimmfähig sein soll. Dadurch ist der Administrationspartei die Stimme aller der Ausländer gesichert, die sich seit einiger Zeit in großer Anzahl in Michigan eingefunden haben.“ – Unruhen unter den westlichen Indianern – Lage der Dinge in Texas

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„Santa Anna scheint einen Vertilgungskrieg zu führen, er macht alles ohne Schonung nieder. Die Leute, welche noch vor ganz kurzem wegen des intellektuellen Übergewichts der Anglo-Sächsischen Race über die Spanisch-Mexikanische ganz Mexiko erobern wollten, ziehen jetzt andere Seiten auf; sie sagen jetzt, die Mexikaner wären lauter Brigands, die ihr ganzes Leben mit Plündereien zugebracht hätten, es sei daher gar nicht zu verwundern, daß dergleichen Leute über ordentliche Bürger den Sieg davon tragen müßten. Das Generalgouvernement gibt sich fortwährend das Ansehn, als wolle es die strengste Neutralität beobachten. Deshalb ist ganz neuerlich wieder eine Bestimmung des Grenztraktats v. 12. Januar 1828 erneuert und publiziert, wonach Bevollmächtigte zur Feststellung der Grenzlinien von Red-Rives nach der Mündung des Sabine-Flusses ernannt werden sollten; und deswegen hat auch der General Gaines, welcher das Oberkommando an der Texanischen Grenze hat, Befehl erhalten, die größte Neutralität zu beobachten. In der Tat scheinen aber beide Teile eine Kollision zu wünschen. Die Mexikaner hassen die Nord-Amerikaner, von denen sie wiederholt und bei jeder Gelegenheit gekränkt worden sind, und wünschen nichts mehr, als sich zu rächen. In den Vereinigten Staaten aber geschieht alles Mögliche von den Landspekulanten und von den Sklavenbesitzern, die gern, wenn die Sklaverei hier über kurz oder lang eine Ende nehmen sollte, einen Markt für ihre Sklaven in Texas finden möchten (was unter mexikanischer Herrschaft nicht angeht), um Sympathie für die Texaner zu erregen. (…) Der Mexikanische Gesandte Gorostiza soll geäußert haben, was ihm die Neutralität des Generalgouvernements helfen könne, wenn die Nation gegen Mexiko zu Felde ziehe. In Washington scheint über alles dies sehr in Verlegenheit zu sein, man verhehlt sich nicht, daß ein Krieg mit Mexiko die Schifffahrt im Mexikanischen Meerbusen gänzlich zerstören würde, und darf man sich auch keine großen Erfolge von den Anstrengungen der Amerikaner zur Eroberung von Texas versprechen, da der Krieg in Florida, wo noch alles beim Alten ist, nur zu sehr gezeigt hat, wie wenig die Amerikaner zu leisten vermögen, und das noch dazu gegen geübte Truppen, wie die Santa Anna’s, die hauptsächlich aus Kavallerie bestehn, welche die Amerikaner fast gar nicht besitzen; ihre Hauptwaffe ist die Büchse, damit aber können sie gegen Kavallerie, und in einem Lande, welches aus großen Ebenen besteht, wenig ausrichten. Hin und wieder wird auch die Vermutung geäußert, daß die glänzenden Erfolge Santa Anna’s wohl mit den geheimen Unterstützungen Englands zuzuschreiben sein dürften. (…)“ Am 14.5. 1836 aus Baltimore an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten „Die (…) publizierten Dokumente und besonders der Befehl an den General Gaines, allenfalls bis Nacodoches vorzudringen, lassen kaum einen Zweifel übrig, daß das Interesse der Landspekulanten und der Sklaven haltenden Staaten beim Präsidenten und seinem Kabinett Gehör gefunden hat. Cambreleng kann als das Organ der Landspekulanten im Kongreß betrachtet werden und läßt sich auch

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diesmal als geschmeidiges Werkzeug von der Administration gebrauchen. Preston82 im Senat repräsentiert die Sklavenbesitzer, er und Williams83 im Hause der Repräsentanten haben sich nicht gescheut, Santa Anna mit den niedrigsten Schimpfworten zu belegen. Der Ex-Präsident Adams wird wegen seiner Bemerkungen als der Repräsentant der Abolitionisten verschrien. Sehr wahr, sagt Garland von Louisiana, er wisse aus eigener Erfahrung, daß nicht konstitutionelle Freiheit, sondern LandSpekulation diesem Kriege zu Grunde liege. Es kann nach diesem Allen an einem Bruch zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten kaum gezweifelt werden. (…) Aus dem gleichfalls anliegenden Zeitungsartikel wollen Ew. Exzellenz gewogentlichst ersehn, daß man hier in Baltimore dem Großbritannischen Gesandten Fox ein Diner gegeben hat, um dadurch seinen Dank für die Großbritannische Vermittelung zur Beilegung des Streits mit Frankreich auszusprechen. Man hatte mich dazu ebenfalls eingeladen, ich hielt es aber für angemessen, die Einladung abzulehnen, und darf um so eher auf Ew. Exzellenz hochgeneigte Billigung hoffen, als auch der Russische und Spanische Gesandte und der Belgische Minister-Resident, die mich am Tage vorher besuchten, mir sagten, daß sie einen gleichen Entschluß gefaßt hätten. Es ist auch in der Tat kein einziges Mitglied des diplomatischen Korps zugegen gewesen, und die Mitglieder des Kabinetts in Washington sind ebenso wenig gekommen, weil sie gar nicht anerkennen, daß Frankreich sich in Folge englischer Vermittelung zur Erfüllung des Traktats verstanden hat. (…)“ Wirtschaftsbericht Nr. 21 am 9.5. 1836 aus Baltimore an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten84 „Im weiteren Verfolg meines gehorsamsten Berichts vom 27ten November v. J. (…) habe ich die Ehre, gehorsamst zu bemerken, daß, was 1. die Beschwerde über die Abgabenerhebung von Halbseiden-Waren betrifft, dieselbe nach meinem unvorgreiflichen Dafürhalten (…) als erledigt zu betrachten sein dürfte. Was 2. die Leinen-Bänder betrifft, so glaubte ich auch dem schriftlichen Versprechen des Sekretärs der Schatzkammer v. 17ten November v. J., welches ich mittelst Berichts v. 27ten desselben Monats überreicht habe, hoffen zu dürfen, daß er die Aufhebung des Zolles von Leinen-Bändern dem Kongreß in seinem Bericht an den Senat vorschlagen würde, den er (…) im Anfange der gegenwärtigen Sitzung des Kongresses erstatten sollte, welche Abgaben ohne Benachteiligung des inländischen Manufaktur-Interesses herabgesetzt oder aufgehoben werden könnten. Ich war daher betroffen, (…) den Gegenstand nicht berührt zu finden, um so mehr, da der Sekretär der Schatzkammer, Herr Woodbury, nicht bei den Abgaben unter 20 82

Preston, William Campbell (1794 – 1860), Nullifier, US-Senator von South Carolina 1833 – 42. 83 Williams, Jared Warner (1796 – 1864), Democrat, war 1835/36 nur im Statehouse of Representatives von North Hampshire und war erst 1837 – 41 US-Representative. 84 GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5272.

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pct stehn bleibt, worüber er ursprünglich allein berichten sollte, sondern auch andere höher besteuerte Artikel in seinen Bericht aufnimmt. Als ich ihn darüber befragte, gab er mir eine aversive Antwort (…) Das Wahre ist, daß jeder immer fürchtet, irgend ein Interesse zu verletzen, und daß der eine daher immer sucht, dergleichen auf den andern zu schieben. Dies wollte Herr Forsyth auch wieder versuchen, als ich mit ihm davon sprach. Er meinte, da es sich um eine Abgabenangelegenheit handle, so sei es ja am passendsten, wenn Herr Woodbury sich der Sache annähme. Endlich kam ich mit ihm überein, daß er mit Herrn Woodbury darüber sprechen wolle, und nach einigen Tagen sagte er mir, sie wollten beide gern zur Erfüllung meines Wunsches mitwirken (…) Endlich kamen wir überein, daß ich ihm ein unformelles Memorandum über den Gegenstand aufsetzen solle, welches er den Präsidenten der betreffenden Comittees br. m. einhändigen wolle, die dann tun und lassen könnten, was sie wollten. (…) Mein erstes war nun, zu dem Senator Davis85, dem Präses der Handelscommittee des Senats, zu gehen, welchem mein Memorandum mitgeteilt war. Herr Davis verwies mich an den Präses der Manufaktur-Committee, Herrn Knight86, welchem der Woodburysche Bericht vorliege, und an den er deshalb mein Memorandum gegeben habe. Herr Knight, zu dem ich mich hierauf begab, schien ziemlich willig zu sein, ohne jedoch ein ausdrückliches Versprechen zu geben. Als ich indessen fand, daß er in seinem anliegenden Bericht v. 27. Januar und der damit berichteten, gleichfalls anliegenden Bill, die Leinenbänder nicht aufgenommen hatte, ging ich sogleich wieder zu ihm und bewog ihn endlich, daß er dieselben durch Amendement in der Bill einschalten wolle, wenn Herr Lawrence (Mitglied des Hauses der Repräsentanten und einer der größten Manufaktur-Interessenten in Boston, auf dessen Stimme daher in dergleichen Fällen ein vorzügliches Gewicht gelegt wird) dafür sei und ihm die Versicherung geben sollte, daß das Interesse der BaumwollenFabrikanten durch die Maßregel nicht leiden würde. Herrn Lawrence kannte ich bereits, er ist ein Mann von den freundlichsten Gesinnungen und liberalsten Ansichten, und versprach mir nicht nur, daß er, wenn wirklich, wie er glaubte, keine baumwollenen tapes hier im Lande gemacht würden, mein Gesuch bei Herrn Knight und auch später im Hause der Repräsentanten unterstützen wolle, sondern er erbot sich auch unaufgefordert, daß er gern seine Hand dazu bieten wolle, zur Aufhebung der Abgaben von andern Preußischen Artikeln mitzuwirken, wenn das diesseitige Manufakturinteresse dadurch nicht leide. (…) Das Resultat seiner Erkundigungen ist gewesen, daß keine baumwollenen tapes hier im Lande fabriziert werden, und der Senator Knight hat daher seiner Bill die leinenen tapes durch ein Amendement hinzugefügt, und die Bill ist bereits im Senat passiert. Gegenwärtig 85

Davis, John (1787 – 1854), Anti-Jacksonian und Whig, US-Senator aus Massachusetts 1835 – 41, 1845 – 53. 86 Knight, Nehemia Rice (1780 – 1854), Republican, Anti-Jacksonian, Whig, Governor von Rhode Island 1817 – 21, US-Senator aus Rhode Island 1821 – 41.

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liegt sie dem Hause der Repräsentanten vor, und Herr Lawrence meldet mir noch vor einigen Tagen, er zweifle nicht, daß sie dort ebenfalls passieren würde. Der Wunsch, Einem Königlichen Hohen Ministerium ein getreues Bild des eigentümlichen Ganges zu geben, welchen Verhandlungen dieser Art hier im Lande unterworfen sind, hat mich zu der vorstehenden, etwas weitläufigen Auseinandersetzung veranlaßt, wofür ich die gewogentliche Nachsicht Eines Königlichen Hohen Ministeriums in Anspruch nehmen muß.“ Wirtschaftsbericht Nr. 31 vom 29.5. 1836 aus Baltimore an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten87 Seit Erstattung meines gehorsamsten Berichts v. 10ten d. M., die diesseitige Besteuerung der preußischen Weine betreffend, hatte ich Gelegenheit, den Staatssekretär Forsyth in Washington zu sprechen88. Er fing von selbst an, den Gegenstand zur Sprache zu bringen, und sagte: Wenn er als Herr John Forsyth mit Herrn von Roenne zu sprechen hätte, so würde er sagen, daß ich Recht habe; das sei auch der Grund, warum er meine letzte Note v. 10ten d. M. gar nicht beantwortet habe. (…) Ich erwiderte Herrn Forsyth darauf, es sei mir zwar sehr angenehm, ihn von der Rechtlichkeit der Ansprüche meines Gouvernements überzeugt zu haben, ich hätte indessen gewünscht, daß diese Überzeugung auch die Gewährung dessen, was ich fordere, zur Folge gehabt hätte; ich deutete zugleich an, daß eine gänzliche Aufhebung des Zolles auf allen Wein (wie der Secretary of the Treasury vorgeschlagen habe) wohl ein Mittel sein dürfte, alle Schwierigkeiten zu beseitigen; er meinte aber, dies würde ebenfalls dem Geist des Traktats mit Frankreich zuwider sein. (…) Herr Forsyth (in dem der Yankee sich so gut wie in Herrn Rives regt) wünscht das Preußische Gouvernement offenbar mit dieser Privaterklärung zu beschwichtigen. Einem Königlichen Hohen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten muß ich zwar die weitere Entscheidung ganz gehorsamst anheim stellen, erlaube mir dabei aber die unvorgreifliche, am Schluß meines gehorsamsten Berichts v. 10. d. M. bereits gemachte Bemerkung, daß eine ausdrückliche und schriftliche Protestation selbst im Falle einer Beruhigung wohl angemessen sein dürfte.“ VIII. Am 5.6. 1836 aus Baltimore an den König – Niederlage und Gefangennehmung Santa Annas – Debatten über Texas im Kongress – Korrespondenz zwischen dem Staatssekretär Forsyth und dem mexikanischen Gesandten Gorostiza „Das Wichtigste, was sich seit Erstattung meines letzten alleruntertänigsten Berichts vom 5ten v. M. ereignet hat, ist die Niederlage und Gefangennehmung Santa 87

GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5272. Das Gespräch stand in Zusammenhang mit einem umfangreichen Notenwechsel zwischen Rönne und Forsyth und Gesprächen der Preußischen Regierung mit dem neuen USGesandten in Berlin Wheaton über die Verzollung von preußischen Weinen. – NA Wash Mf 44/13, Mf 58/1. 88

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Anna’s. Obgleich die ersten Berichte davon sehr Unwahrscheinliches hatten, so trat doch sogleich der Senator Walker von Mississippi im Senat mit einer Petition seiner Konstituenten hervor, die Unabhängigkeit von Texas anzuerkennen. Dieser Antrag wurde lebhaft von der Calhounschen Partei (den ehemaligen Nullifikatoren) unterstützt, die sogar auf eine Einverleibung von Texas in die Union drang, und darin mit Freuden den Keim zur künftigen Auflösung der Union erblickt. (…)“ – Lage des Krieges gegen die Indianer in Florida – Aufstand der Creek-Indianer „In Florida sind die Volontärs entlassen und die wenigen regulären Truppen unter General Scott haben in den weit voneinander entlegenen festen Punkten Sommerquartiere bezogen. Die Florida-Indianer haben seitdem ihre Verheerungen wieder angefangen, und auch die Creek-Indianer, welche an der Grenze von Georgien und Alabama, in der Gegend vom Fort Mitchell wohnen, sind im Aufstande begriffen, und wollen mit den Florida-Indianern im Einverständnis sein. Die Erbitterung der Einwohner Florida’s gegen den General Scott ist so groß, daß man in Tallahassee sein Bildnis öffentlich verbrannt hat. Von Washington ist General Jesup89 mit den wenigen noch disponiblen Truppen gegen die Creeks geschickt worden. Alle diese Offiziere können sich unter einander nicht vertragen, bald reicht dieser, bald jener seine Resignation ein, und beständig befehden sie sich einander in den Zeitungen. (…)“ – Gerücht von Unterhandlungen der Vereinigten Staaten wegen Erwerbung eines Hafens an der Küste von Marokko – Tod Livingstons – Abgang des Gesandten Stevenson nach London. – Desgleichen des Gesandten Eston nach Madrid – Rückkehr des Gesandten Wilkins von Petersburg. IX. Am 8.7. 1836 aus Baltimore an den König – Vertagung des Kongresses – Verteilung der Revenuen-Überschüsse unter die einzelnen Staaten. Einfluss dieser Maßregel auf die Aussichten Van Burens zur Präsidentur und auf den auswärtigen Handel „Sehr viele wichtige Bills sind liegen geblieben und von den passierten ist diejenige die merkwürdigste, welche die Deposita der Vereinigten Staaten bei den verschiedenen Staatsbanken reguliert und zugleich verordnet, daß die RevenuenÜberschüsse, welche sich am 1ten Januar k. J. über $ 5 Millionen in der Schatzkammer befinden werden, nach Verhältnis der Anzahl der Repräsentanten im Kongreß unter die einzelnen Staaten verteilt und nur im Falle eines Bedürfnisses zurückgegeben werden sollen. Dies ist der Administrationspartei ein ganz unerwarteter Schlag; Van Buren hatte auf diese großen Überschüsse hauptsächlich seine Hoffnung zur Präsidentur gegründet. Es ist deshalb von seiner Partei kein Mittel 89

Jesup, Thomas Sidney (1788 – 1860), Quartermaster General 1818 – 60.

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unversucht gelassen, den Schlag abzuwenden; aber viele Kongreßmitglieder von seiner eigenen Partei haben dafür votiert, weil sie sich vor ihren Konstituenten fürchteten. Es ist nämlich den einzelnen Staaten nichts willkommener, als jene Maßregel, und man glaubt, daß, obgleich die Administrationspartei $ 40 Millionen zu allen möglichen Zwecken angewiesen hat, doch noch $ 20 Millionen zur Verteilung übrig bleiben werden. Diese Verteilung bietet zugleich den besten Ausweg zur Umgehung der Streitfrage, ob das General-Gouvernement befugt ist, Gelder zur Beförderung innerer Verbesserungen (internal improvements) in den einzelnen Staaten herzugeben. Letztere werden ohne Zweifel die auf sie verteilten Gelder zu Eisenbahnen, Kanälen und dergleichen verwenden, und man wird so viel Beifall an dem neuen System finden, daß es gewiß fortgesetzt werden wird, obgleich die jetzige Akte nur von Verteilung dessen spricht, was am 1ten Januar k. J. in der Schatzkammer sein wird. Empfindlich dürfte dadurch der auswärtige Handel leiden; die täglich anschwellenden Revenuen-Überschüsse scheinen gebieterisch eine fernere Herabsetzung der Zölle zu verlangen, und es war dazu alle Aussicht vorhanden. Jetzt ist die Anti-Tarif-Partei beschwichtigt, sie bezahlt gern, was sie in anderer Gestalt wieder erhält. In der Tat ist auch der Versuch eines Kongreßmitgliedes von Nord-Carolina, McKay90, eine Herabsetzung des Tarifs zu bewirken, bereits mißlungen. Er brachte am Ende der Sitzung eine Resolution ein, den Sekretär des Schatzamts zu Vorschlägen wegen Herabsetzung der Zölle aufzufordern, fand jedoch von keiner Seite Unterstützung.“ – Aufnahme von Arkansas und Michigan in die Union – Debatte über die Anerkennung von Texas im Kongress – Ankunft des Generalkonsuls von Gerolt91 „Der Generalkonsul von Gerolt in Mexiko, welcher sich auf einer Urlaubsreise nach Europa befindet, hat sich einige Tage hier aufgehalten; ich habe ihn in Washington dem Präsidenten, Vize-Präsidenten und den übrigen Autoritäten vorgestellt. Er ist der Meinung, daß der Krieg gegen Texas in Mexiko dergestalt populär sei, daß vielleicht die ganze Nation mit Einfluß der besseren und wohlhabenderen Klasse, die jetzt, der Herrschaft Santa Anna’s müde, in völliger Zurückgezogenheit lebe, einen letzten Versuch machen würde, Texas wieder zu erobern; und er meinte, daß wenn Mexiko eine solche außerordentliche Anstrengung jetzt nicht mache, allerdings der Nord-Amerikanische Einfluß sich immer weiter verbreiten, und eine Provinz nach der andern von den Nord-Amerikanern faktisch

90 McKay, James Iver (1793 – 1853), Jacksonian, US-Representative von North Carolina 1831 – 49. 91 Friedrich von Gerolt fungierte 1829 – 34 als preußischer Generalkonsulatssekretär in Mexiko, 1834 – 44 als preußischer Generalkonsul in Mexiko und 1844 – 48 und 1849 – 71 als preußischer Diplomat in Washington. Siehe dazu Enno Eimers: Preußen und die USA 1850 bis 1867. Transatlantische Wechselwirkungen. (Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Bd. 28). Berlin 2004.

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eingenommen werden dürfte, wie dies in der Tat in Texas lange vor dem förmlichen Ausbruch der Insurrektion der Fall gewesen. ( … )“ – Betrügerische Spekulationen mit den Ländereien der Indianer „Dieselben Landspekulationen und Schwindeleien, welche ursprünglich die Insurrektion in Texas hervorgerufen haben, liegen auch dem Kriege mit den Creekund Florida-Indianern zum Grunde. Die Indianer sind, wie der anliegende Artikel aus dem Courrier des Etats-Unis92 näher ergibt, von Beamten des Gouvernements, worunter sich welche ersten Ranges befinden wollen, auf das schamloseste um ihre Ländereien betrogen worden. Die Sache ist im Kongreß zur Sprache gekommen; es wurde darauf angetragen, daß der Kongreß selbst ein Untersuchungscommittee ernennen solle. Man hat es aber zu nichts weiter bringen können, als daß der Präsident das Committee ernennen soll – eine leere Form, die natürlich ohne Resultat bleiben wird. Übrigens ist der Krieg mit den Creek-Indianern so ziemlich beendigt, in Florida dagegen wird es noch viele Anstrengungen kosten, die Seminoles zu überwältigen. General Scott ist zurückberufen, weil sich die öffentliche Meinung zu sehr gegen ihn ausgesprochen habe, statt seiner hat General Jesup das Kommando übernommen, der früher unter ihm diente, und von dem die öffentlichen Blätter sogleich rühmten, daß er einer Ordre Scott’s nicht Folge geleistet, weil sie die öffentliche Meinung nicht für sich gehabt habe.“ – Missbräuchliche Darlehen von Seiten der Kongressmitglieder und Beamten von den Deposit-Banken „Es ist auch eine Kommission ernannt, um die Beschuldigungen zu untersuchen, daß Kongreßmitglieder, Departements-Chefs und andere Beamte des GeneralGouvernements mißbräuchlich Darlehen bei Depositbanken gemacht haben, um in Ländereien zu spekulieren oder sich sonst zu bereichern. Da die ersten Beamten des Staats in der Tat fast nur von solchen Darlehen leben, so ist eben kein Resultat von der Untersuchung zu erwarten.“ – Ernennung des Kriegsministers Cass93 zum Gesandten in Frankreich – Ausgaben der Vereinigten Staaten für ihren diplomatischen Verkehr „Die anliegende Kongreßakte weist die Summen für die diesjährigen diplomatischen Ausgaben an. Darunter ist auch das Gehalt für den dortigen Geschäftsträger Wheaton und $ 4500 Einrichtungskosten (outfit), die ihm der Präsident anfangs verweigert hatte.“

92 Der Courrier des Etats-Unis, eine 1828 in New York gegründete Zeitung, wurde zunächst finanziert von Joseph Bonaparte und später von der französischen Regierung. 93 Cass, Lewis (1782 – 1866), Democrat. Military and Civil Governor von Michigan Territory 1813 – 31, Secretary of War 1831 – 36, Gesandter in Frankreich 1836 – 42, Senator 1842 – 48 und 1849 – 57, Secretary of State 1857 – 60.

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– Abreise des Grafen Survilliers (Joseph Bonaparte)94 nach London – Tod des Präsidenten Madison95. Wirtschaftsbericht Nr. 36 vom 20.7. 1836 aus Baltimore an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten96 „Der Kongreß hat am 4ten d. M. seine Sitzung beendigt. Unter den von demselben ergriffenen Maßregeln befindet sich eine, welche, wie sehr zu befürchten, mit der Zeit einen äußerst nachteiligen Einfluß auf den auswärtigen Handel haben dürfte. Die täglich anschwellenden Revenuen-Überschüsse schienen dringend zu einer Verminderung der Revenuen aufzufordern (…) Verschiedene zu dem Ende gemachte Vorschläge wurden verworfen, bis auf einmal gegen das Ende der Sitzung von der Opposition vorgeschlagen wurde, die sämtlichen Revenuen–Überschüsse nach Verhältnis der Anzahl der Repräsentanten im Kongreß unter die verschiedenen Staaten der Union zu verteilen. Dieser Plan war um so schlauer angelegt, indem dadurch das Interesse der einzelnen Staaten und das Privat-Interesse der einzelnen in ihren Staaten natürlich einflußreichen Repräsentanten rege gemacht wurde. Dies Interesse war bei den meisten stärker als das Interesse für Jackson und Van Buren, und so ging die anliegende Akte durch, welche im Senat nur 6 und im Hause der Repräsentanten nur 40 Opponenten fand. (…) Die Staaten werden daran so viel Gefallen finden, daß man künftig keine andern Repräsentanten erwählen wird als solche, die sich im voraus verpflichtet haben, für eine Verteilung der RevenuenÜberschüsse zu votieren. An eine fernere Reduktion des Tarifs ist unter diesen Umständen kaum zu denken, (…) Zu meinem großen Bedauern hat jene Akte auch die Folge gehabt, daß die mit meinem gehorsamsten Bericht v. 9ten Mai c. überreichte Senats-Bill in Betreff der Reduktion des Tarifs, worin auch die leinenen Bänder (linen tapes) für zollfrei erklärt wurden, im Hause der Repräsentanten nicht passiert ist, obgleich alle Aussicht vorhanden war, daß das Haus sie ebenfalls annehmen würde. (…) So lag die Sache, als auf einmal die Bill wegen Verteilung der Revenuen-Überschüsse vor das Haus kam, durchging und die Wiederaufnahme der Bill wegen Reduktion des Tarifs verhinderte. Dies Resultat ist mir um so empfindlicher, da ich wahrlich glaube, es nicht an Bemühungen habe fehlen zu lassen. Auch jetzt gebe ich indessen die Hoffnung noch nicht auf, in der nächsten Sitzung den Zweck zu erreichen, besonders da mir Herr Lawrence und mehrere andere Kongreßmitglieder bestimmt ihren Beistand zugesagt haben.

94 Joseph Bonaparte (1768 – 1844), Bruder Napoleons I., König von Neapel 1806 – 08, König von Spanien 1808 – 13, als Graf Survilliers in den USA 1815 – 36, dann wieder dauernd in Europa. 95 Madison, James (1751 – 1836), „Father of the Constitution“, Democratic-Republican, Secretary of State 1801 – 09, Präsident 1809 – 17. 96 GStA PK, III. HA MdA, II, Nr. 5272.

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Die einzige im letzten Kongreß passierte Bill, welche eine Herabsetzung von Zöllen verordnet, ist die anliegende Akte, wodurch der Zoll auf allen Wein ohne Unterschied um die Hälfte herabgesetzt wird. Auch diese Bill würde nicht passiert sein, wenn sie nicht in Verbindung mit der Aufhebung der Unterschiedsabgabe von portugiesischen Schiffen gestanden hätte. Die Abgabe von Wein ist dadurch in der Tat so niedrig geworden, daß sie kaum mehr in Betracht kommen kann. Der Traktat mit Preußen bleibt aber im Prinzip nach wie vor verletzt97; und dies ist um so mehr zu bedauern, da der Staatssekretär Forsyth in seiner Note v. 20. April c. geradezu anerkannt hatte, daß wenigstens eine Gleichstellung der preußischen Weine mit denen Österreichs und Spaniens erfolgen müsse. (…) Bevor ich diesen Bericht schließe, muß ich mir erlauben, die gewogentliche Aufmerksamkeit Eines Königlichen Hohen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten noch einmal auf einen schon früher berührten Gegenstand zu lenken, der für das preußische Handels- und Schifffahrtsinteresse höchst wichtig werden dürfte – es ist dies das tägliche Steigen der Getreidepreise und das wahrscheinliche Mißraten der neuen Ernte. (…)“ X. Am 5.8. 1836 aus Baltimore an den König – Lage der Insurrektion in Texas „Täglich gehen neue Expeditionen von Volontärs dahin ab; man ist aber liberal und baut um dieselbe Zeit, wo mehrere Kriegsschiffe für die Texaner und ein Sklavenschiff für den Sklavenhandel von Afrika nach Texas im Bau begriffen sind, zwei Briggs für das Mexikanische Gouvernement. Das hiesige Gouvernement läßt dies alles ruhig geschehn, und nach dem anliegenden Artikel des Globe ist der General Gaines sogar im Begriff, der früheren ausdrücklichen Protestation des mexikanischen Gesandten ungeachtet und unter dem nichts sagenden Vorwande, daß die Indianer zwei Personen in Texas (!) ermordet hätten, nach Nacodoches zu marschieren, was der gleichfalls anliegende Artikel des Globe vom 1ten d. M., wie früher, durch die aus dem Traktat mit Mexiko entspringenden Verpflichtungen zu rechtfertigen sucht. Nach Zeitungsnachrichten soll Gaines auch wirklich bereits die Grenze überschritten haben. (…) So ist eigentlich faktisch der Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko bereits ausgebrochen, und die Insurrektion in Texas nimmt täglich mehr die Gestalt eines National-Kampfes zwischen den NordAmerikanern und Mexikanern an, der in seinen Folgen sehr wichtig werden kann. 97

Rönne sah den Artikel 5 des Handelsvertrages zwischen Preußen und den USA von 1828 verletzt, da dort die Meistbegünstigung vorgesehen war, ebenso wie in den Meistbegünstigungsklauseln von 1785 und 1799 in den dortigen Artikeln 2. Forsyth berief sich auf die Einschränkung der Meistbegünstigung in Artikel 9 des Vertrages von 1828, die den Artikeln 26 in den Verträgen von 1785 und 1799 entsprach. Danach konnte eine Vergünstigung im Handel für eine dritte Macht mit einer Vergeltung (compensation) verknüpft sein. Die Vergünstigung wäre dem Vertragspartner auch zu gewähren bei entsprechender Gegenleistung. Frankreich war der Zoll auf Wein erlassen im Zusammenhang mit der Abtretung Louisianas. Österreich erhielt 1832 bei seinen Weinen eine Zollreduktion zugestanden, weil es seinerseits eine Zollminderung bei US-Waren zugestand.

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Übrigens sind die Texaner, d. h. die neuerlich scharenweise dahin geströmten Abenteurer, die sich, sobald sie dort angekommen sind, Texaner nennen, fortwährend unter sich uneinig, wie dies von Leuten, unter denen sich fast kein einziger anständiger Mensch (gentleman) findet, nicht anders zu erwarten ist. (…)“ – Krieg gegen die Indianer – Merkwürdige Art der Zurückberufung des Generals Scott „Merkwürdig ist die Art und Weise der Zurückberufung des Generals Scott. Um dies zu bewirken, schrieb der unter ihm dienende General Jesup einen Brief an den Herausgeber des Globe in Washington (Blair, ein Hauptmitglied des sogenannten Kitchen-Cabinet); dieser ging damit zum Präsidenten und der Präsident dekretierte eigenhändig auf dem Briefe Jesup’s die Zurückberufung Scott’s. alles dies gesteht der Globe selbst ein und publiziert auch in den anliegenden rechtfertigenden Artikel das Schreiben Jesup’s und die Verfügung des Präsidenten.“ – Reise des Präsidenten Jackson – Ankunft einer französischen Fregatte in New York. XI. Am 5.9. 1836 aus Baltimore an den König – Lage der Dinge in Texas und Mexiko – Ausfall der Wahlen in einigen Staaten der Union – Gerücht von der Ankunft eines neuen französischen Gesandten – Abreise des russischen Gesandten Baron Kruedener. Wirtschaftsbericht Nr. 48 vom 5.9. 1836 aus Baltimore an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten98 „Dem Befehle Eines Königlichen Hohen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten zufolge habe ich nicht unterlassen, den Gegenstand der Hohen Verfügung v. 10ten Juni c., die Abschließung eines Handelsvertrags zwischen den deutschen Zollvereinsstaaten und den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika betreffend, in reifliche Erwägung zu ziehn. Nach meinem gehorsamsten Dafürhalten wird es, bei dem beiderseits feststehenden Grundsatze, keine ausschließlichen Begünstigungen erteilen zu wollen, allerdings schwierig sein, Punkte aufzufinden, welche möglicherweise zum Gegenstande eines solchen Vertrags gemacht werden könnten. In der Tat weiß ich kaum irgend etwas, worauf Preußischer Seits angetragen werden könnte. Dagegen dürfte die Frage entstehn, ob es nicht für die übrigen deutschen Vereinsstaaten wünschenswert wäre, dem bereits bestehenden Preußischen Vertrage beizutreten. Die wichtigsten darin stipulierten Vorteile betreffen freilich die Schifffahrt, wobei die übrigen deutschen Zollvereinsstaaten, da sie keine Uferstaaten sind, kein unmittelbares Interesse haben; und sollten späterhin dergleichen 98

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Uferstaaten noch dem Zollverein beitreten, so würden sie auch ohne Vertrag die Gleichstellung der Schiffe und Ladungen mit den hiesigen Schiffen auf dem Grund der bekannten Kongreßakte v. 24. Mai 182899 in Anspruch nehmen können. Es bleiben aber noch die Bestimmungen der Artikel 5, 6, 8 und 9 der Preußischen Verträge100 übrig, die es den übrigen Vereinsstaaten wohl wünschenswert machen könnten, jenem Vertrage beizutreten, da z. B. Sachsen in diesem Augenblicke kein Recht zur Beschwerde haben würde, wenn man hiesiger Seits seine BaumwollenFabrikate höher als z. B. die englischen besteuern wollte. Es läßt sich indessen kaum erwarten, daß man eine solche Unterschiedsabgabe hier einführen wird, da man sogar wiederholt zu erkennen gegeben hat, daß man die bereits bestehenden Unterschiedsabgaben der Art wieder aufheben will. (Anmerkung von Roennes: In Folge der mit Frankreich geschlossenen Konvention genießt nur der französische Wein eine solche Begünstigung; französische Seidenwaren sind, gleich denen aller übrigen Länder, dadurch begünstigt, daß sie zollfrei sind, während die von jenseits des Vorgebirges der guten Hoffnung kommenden Seidenwaren 10 pct Zoll bezahlen müssen.) Auch dürfte es sich fragen, ob es nach der mir in der Hohen Verfügung v. 5. Juli gemachten Mitteilung überhaupt wünschenswert sein möchte, den Gegenstand der Art. 5 und 9 des Preußischen Vertrages jetzt wieder zur Sprache zu bringen. Falls es zum Abschluß eines Vertrags kommen sollte, möchte es sich ferner fragen, ob es nicht geraten sein würde, diese Gelegenheit zu benutzen, den bestehenden Vertrag gleich auf eine Reihe von Jahren zu verlängern, um sich den Vorteil der gleichen Behandlung der Schiffe noch recht lange zu sichern; denn es ist nicht zu verkennen, daß das bestehende Reziprozitätssystem viele Widersacher hat. Zwar hat der Pflanzer ein Interesse dabei, daß es niemals an Schiffen fehlt, um seine Produkte so billig als möglich nach dem Auslande zu verführen; die sehr mächtige Klasse der hiesigen Reeder aber ist entschieden dagegen und es ist keineswegs unmöglich, daß es ihr einmal gelingen wird, den Grundsatz wieder umzustoßen. Noch ein Punkt fällt mir bei, der möglicherweise zum Gegenstande eines Vertrags gemacht werden könnte; es ist dies die nähere Bestimmung der Rechte der Konsuln. Da die in den Vereinigten Staaten angestellten Königlichen Konsuln keine Besoldung erhalten, auch in den unbedeutenden Gebühren keine hinreichende Belohnung für ihre Bemühungen finden können, so wird es immer schwierig sein, tüchtige und ordentliche Männer zu den Stellen zu finden, und es ist daher wünschenswert, ihnen wo möglich andere Vorteile anzubieten. In einigen Staaten sind die Konsuln jetzt schon vom Dienst in der Miliz und von der Verpflichtung, das Amt eines Geschworenen zu übernehmen (jury), befreit, ein allgemeines Gesetz existiert darüber aber nicht, und eine vertragsmäßige Bestimmung würde nach der Consti99

Das Gesetz vom 24. Mai 1828 besagte, daß so lange US-Bürgern in einem anderen Staat keine diskriminierenden Zölle oder Abgaben auferlegt würden, auch den Angehörigen dieses Staates gegenüber auf solche Zölle und Abgaben durch die USA verzichtet würde. 100 Die Artikel regeln die Meistbegünstigung.

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tution der Vereinigten Staaten Art. VI Nr. 2 nicht bloß das General-Gouvernement, sondern auch die einzelnen Staaten und Kommunen binden. In dem mittelst Berichts v. 1sten d. M. überreichten Vertrage mit Venezuela ist im Art. 31 die Befreiung der Konsuln vom öffentlichen Dienst und von allen Abgaben stipuliert, insofern die Konsuln nicht Bürger (…) sind (…) Dagegen fragt es sich aber allerdings, ob nicht schon der Preußische Vertrag unsern Konsuln die Befugnis gibt, die den Venezuelischen Konsuln eingeräumten Privilegien in Anspruch zu nehmen, da er im Art. 10 die Bestimmung enthält, daß beide Teile das Recht haben sollen, Konsuln anzustellen, qui jouiront des mêmes privilèges et pouvoirs dont jouissant ceux des nations les plus favorisées101. Im allgemeinen scheinen mir, wie die Sachen jetzt liegen, Handelsvorteile von den Vereinigten Staaten weniger im Wege des Vertrags, als im Wege der Gesetzgebung erreichbar zu sein, dadurch, daß man dahin strebt, daß der Zoll auf Waren ermäßigt oder abgeschafft wird, die hauptsächlich Preußisches Erzeugnis sind. Solche Gesetze werden zwar immer eine allgemeine Anwendung finden, sie werden aber faktisch besonders Preußen zu Gute kommen. Nicht minder wichtig ist es gewiß, möglichst dahin zu streben, daß die bereits bestehenden Vorteile nicht durch abändernde Gesetze verloren gehen.“ XII. Am 2.10. 1836 aus Baltimore an den König – Versuch der Jackson-Van Buren-Partei zum Umsturz der Verfassung des Staates Maryland – Umtriebe derselben Partei in Pennsylvanien gegen die Bank der Vereinigten Staaten – Merkwürdige Rede des Richters Lawless in St. Louis102 an die Grand Jury bei Gelegenheit der Verbrennung eines Mulatten durch den Pöbel „Es herrscht hier in diesem Augenblick eine große Aufregung, die zwar zunächst nur den Staat Maryland betrifft, aber doch mit der allgemeinen Politik innigst zusammenhängt und eigentlich durch dieselbe hervorgerufen ist. Seit längerer Zeit nämlich ist im Staate Maryland die Anti-Administrationspartei (Whigs) am Ruder und die Jackson-Van Buren-Partei hat bis jetzt vergebens gestrebt, die Oberhand zu bekommen. Ganz kürzlich indessen hat sich ihr in der Senatorenwahl eine Gelegenheit dargeboten, vielleicht den Umsturz der ganzen Verfassung und der bestehenden Ordnung der Dinge in Maryland zu bewirken. Die Legislatur des Staats Maryland besteht aus einem sogenannten House of Assembly, dessen Mitglieder unmittelbar vom Volke gewählt werden, und aus einem Senat, dessen Mitglieder von 40 Wählern erwählt werden, von denen die Stimmberechtigten in jeder Grafschaft zwei wählen. Diese Wähler müssen, der Constitution des Staats Maryland zufolge, am dritten Montage des September in Annapolis im State House zusam101

Daß es zu keinem Vertrage kam, in dessen Rahmen speziell die preußischen Konsuln vom öffentlichen Dienst freigestellt wurden, war eine Voraussetzung für Schwierigkeiten dieser Konsuln während des Sezessionskrieges. 102 Lawless, Luke, Richter des St. Louis Circuit Court.

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menkommen und fünfzehn Senatoren erwählen. Es trifft sich gerade diesmal so, daß von den Wählern 19 zur Jackson-Van Buren-Partei gehören und 21 Whigs sind. Als nun diese 21 auf dem State House versammelt waren, verweigerten die übrigen 19, sich ihnen anzuschließen, es sei denn, daß die 21 sich im voraus verpflichten wollten, acht Senatoren von der Jackson-Van Buren-Partei zu erwählen; und da dies abgeschlagen wurde, so verließen die 19 Annapolis und machten es dadurch den 21 unmöglich, zur Senatorenwahl zu schreiten, indem die Constitution ein sogenanntes Quorum von 24 zur Wahl erfordert. Als Vorwand gaben die 19 widerspenstigen Wähler nur zwar an, daß sie eigentlich die Mehrheit repräsentierten, weil ihre Grafschaften bei weitem die bevölkertsten wären, daß man schon seit Jahren eine Abänderung der Constitution durch zweckmäßigere Einteilung der Wahldistrikte, durch Aufhebung vieler aristokratischer Züge, als: Ernennung des Gouverneurs durch die Legislatur, Wahl des Senats durch Wähler usw., gewünscht habe, daß aber eine solche Reform von keiner Legislatur zu erlangen gewesen sei, und daß man daher die gegenwärtig günstige Gelegenheit nicht vorübergehen lassen könne, die Reform zu erzwingen. Dies ist aber in der Tat nur ein Vorwand, da viele der Grafschaften, aus denen die 19 Wähler sind, notorisch gar keine Reform wünschen, die nicht einmal in ihrem Interesse liegen würde, und da auch die Konstituenten bei der Wahl der Wähler gar nicht daran gedacht haben, letztere mit der angemaßten Befugnis zu bekleiden. Das Ganze ist vielmehr nichts als der tief angelegte Plan der Van Buren-Partei, ans Ruder zu kommen, was sie dadurch zu erreichen hofft, daß sie eine Aufregung (excitement) bewirkt und dann die bei der großen Masse allerdings populäre Reformfrage vorschiebt, um dadurch ihre Parteizwecke zu erreichen. (…) Übrigens benimmt sich die Partei der Whigs bei dieser Gelegenheit ebenso leidenschaftlich als ihre Gegner. In ihren Zusammenkünften und Adressen wird immer nur an die Partei appelliert, und der vorliegende Fall liefert nur einen neuen Beweis, daß wahrer Patriotismus hier nicht zu finden ist. Ein Seitenstück zu diesen Ränken der Van Buren-Partei in Maryland bilden ihre Umtriebe im Staat Pennsylvanien. Die Erneuerung der Privilegien der Bank der Vereinigten Staaten durch die Legislatur des Staats Pennsylvanien als Staatsbank Pennsylvaniens wird von der Jackson-Van Buren-Partei nur als ein halber Sieg über die Bank angesehn und es wird dahin gestrebt, die Bank auch ihrer neu erworbenen Rechte zu berauben. Zu dem Ende wird ebenfalls an den großen Haufen appelliert, und der vormalige Senator der Vereinigten Staaten Dallas103 sagt in dem anliegenden an eine demokratische Committee gerichteten Briefe, der wegen der darin enthaltenen jakobinischen Grundsätze merkwürdig ist, die Inkorporation der Bank sei ein mit dem Staat geschlossener Kontrakt, deshalb könne eine folgende Legislatur denselben nicht aufheben, aber das souveräne Volk stehe über dem Gesetz. Er rate deshalb, daß man in dem im November bevorstehenden, schon früher zur Reform der Konstitution berufenen, Konvent die Inkorporationsakte der Bank für null 103 Dallas, George Mifflin (1792 – 1864), Jacksonian, Senator von Pennsylvania 1831/2, Attorney General in Pennsylvania 1833 – 35, Gesandter in St. Petersburg 1837 – 39, VizePräsident 1845 – 49, Gesandter in London 1856 – 61.

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und nichtig erklären möge. Dallas scheut sich auch nicht, unter Anspielung auf die kürzlich erfolgte Ernennung Taney’s zum Präsidenten des höchsten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten, ausdrücklich zu bemerken, daß ein Einspruch von Seiten des höchsten Gerichtshofes nicht zu erwarten sei, indem der Präsident Jackson darauf Bedacht genommen habe, in neuerer Zeit nur demokratisch gesinnte Richter bei jenem Gerichtshofe anzustellen. Einige Tage darauf wurde Dallas im Washingtoner Globe zum Nachfolger des zum Gesandten in Paris ernannten Kriegsministers Cass empfohlen104. Eine andere Anwendung des Grundsatzes, daß das Volk über dem Gesetz stehe, findet sich auch in der anliegenden in mehr als einer Hinsicht merkwürdigen Rede, welche der Richter Lawless in St. Louis (derselbe, welche sich vor mehreren Jahren mit der verwitweten Geheimen Legationsrätin Greuhm verheiratete) an die Grand Jury hielt, als ein Mulatte, der bei seiner Verhaftung den Sheriff und Konstabel erstochen hatte, auf Anstiftung der Freunde und Verwandten der Ermordeten in Gegenwart von mehreren tausend Menschen sofort lebendig verbrannt wurde. Er rät der Jury, in der Sache gar nichts zu tun, da das Verbrennen des Mulatten die Tat der Masse, der Volksmenge gewesen sei, da das Volk gleichsam unter dem Einflusse einer edlen Aufregung gehandelt habe, der Fall mithin die Grenzen der Rechtsverwaltung der Jury überschreitet und außerhalb des Bereichs menschlicher Gesetze liege.“ – Bevorstehende Präsidentenwahl – Versuchter Umsturz der Regierung in Mexiko – Lage der Dinge in Texas. Wirtschaftsbericht Nr. 52 vom 7.10. 1836 aus New York an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten105 Auf einer Reise nach Boston begriffen, wohin ich auf die besondere Einladung des Kongreßmitgliedes Herrn Abbot Lawrence gehe, um mich unter seiner Leitung von dem dort so wichtigen Manufakturwesen näher zu unterrichten, und auch um neue Versuche zu machen, im nächsten Kongreß durch Herrn p Lawrence und andere die Befreiung der Leinen-Bänder vom Zoll durchzusetzen, habe ich nicht unterlassen, mich auch hier in New York bei den ersten Handelshäusern nach dem in diesem Augenblicke für Preußen so höchst wichtigen Getreidehandel näher zu erkundigen. (…) Es wird fortwährend Getreide von den Hansestädten und selbst von Mecklenburg hier eingeführt und mit mehr als 100 pct Profit verkauft; man bedauert, daß von den Preußischen Ostseehäfen noch keine einzige Ladung angekommen ist106. Es kann dem dortigen Handelsstande nicht dringend genug emp104

Cass wurde zwar Gesandter in Paris, aber der Präsident berief Joel Roberts Poinsetts zum Secretary of War, als welcher er 1837 – 41 amtierte. 105 GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5272. 106 In der Anlage zum Bericht Nr. 3 vom 14.2. 1837 an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten teilt der Preußische Konsul F. W. Schmidt in New York am 2.2. 1837 Rönne

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II. Berichte Friedrich von Rönnes 1834 bis 1843

fohlen werden, diese so überaus günstige Konjunktur nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen. Man kann zuversichtlich erwarten, daß die Einfuhr bis zur nächsten Ernte ein höchst vorteilhaftes Geschäft bleiben wird; und der dortige Handelsstand hat nichts zu riskieren, wenn er (…) so viele Ladungen Getreide hierher schickt, als die Anzahl der dazu tauglichen Schiffe gestattet. Es muß nur dafür gesorgt werden, daß das Getreide unterwegs nicht verdirbt, was nicht zu befürchten ist, wenn das Getreide in Säcken verpackt wird, die hier keinen Zoll bezahlen und noch mit Vorteil verkauft werden können. In Baltimore ist das Getreide wegen der vielen dort befindlichen Mühlen immer noch 20 bis 25 pct teurer als hier.“ XIII. Am 5.11. 1836 aus Baltimore an den König – Rückkehr des mexikanischen Gesandten Gorostiza nach Mexiko – Fortdauernde Umtriebe im Staate Maryland „Im Staat Maryland ist es noch immer nicht zu einer Senatorenwahl gekommen (…) Man weiß noch nicht, welchen Ausgang diese Angelegenheit nehmen wird, wahrscheinlich wird er aber friedlich sein, denn die Leute schlagen sich hier, so lange es nicht an den Geldbeutel geht, wegen politischer Meinungen die Köpfe nicht blutig, sondern begnügen sich damit zu schreiben, zu schwatzen und sich mit Schimpfworten zu überhäufen.“ – Über die bevorstehende Präsidentenwahl „Es ist nun, aller Versicherungen der Administrationspartei ungeachtet, noch gar nicht so ganz ausgemacht, daß Van Buren zum Präsidenten erwählt werden wird. Michigan, worauf die Partei stark gerechnet hatte, hat die Bedingungen wegen der Grenze gegen Ohio, unter denen es vom Kongreß in den Staatenbund aufgenommen war, nicht angenommen, es ist also noch kein Staat und fällt mithin bei der Wahl aus; es bleiben daher nur 25 Staaten übrig, welche 291 Wähler zu erwählen haben. Von diesen geht Massachusetts mit 14 Wählern für Webster, und die übrigen gestalten sich wahrscheinlich so: Nord-Carolina (15), Georgia (11), Tennessee (15), mit: „(…) daß in Danzig allein Labiensky&Co, Albrecht&Co und G. Baum bereits mehrere Schiffe hierher abgeladen haben, größtenteils für englische Rechnung, indessen alle an verschiedene hiesige Häuser adressiert“. Daß die Lieferungen durch die Vermittlung englischer Handelshäuser erfolgen, liege daran, „Amerikaner, die Getreide beziehen wollen und dafür in Europa zu zahlen haben ehe sie die Ware sehen, würden sich nicht von hier aus durch Briefe nach Danzig wenden, sondern es durch Liverpooler oder Londoner Freunde tun, weil diese in der Nähe und au fait von allem sind. Noch weniger würden sich Amerikanische Schiffseigner dazu verstehen, ihre Schiffe leer nach der Ostsee zu senden, um Getreide zu holen; und Ladungen“ auf eigene Rechnung „nach Danzig oder nach der Ostsee überhaupt zu senden, wird niemanden, der sein Geld lieb hat, einfallen, denn man hat Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht, die nicht so bald vergessen werden.“ In dem als Anlage ebenfalls beigefügten Bericht des Großhändlers Schumacher, Baltimore, vom 2.2. 1837 kritisiert dieser: „Es fehlt an Unternehmungsgeist in den Ostseehäfen, sie werden aus der Getreide Konjunktur hier direkt wenig Nutzen ziehen, desto mehr aber indirekt durch den erhöhten Wert der Läger p.“ – Im Laufe des Jahres 1837 kommen mehrere preußische Schiffe mit Getreide in die US-Häfen, aber eben auf englische Rechnung.

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Mississippi (4), Alabama (7), Louisiana (5), Süd-Carolina (11) = im Ganzen 68 für White; (…) im Ganzen 65 für Harrison; endlich (…) 121 für Van Buren. Virginien mit 23 Stimmen ist doch sehr zweifelhaft, wollte es sich aber auch für Van Buren erklären, so würde er immer erst 144 Stimmen haben, während er eine absolute Majorität von 146 Stimmen haben muss. (…)“ – Ernennung des bisherigen Geschäftsträgers in Rio de Janeiro Pontois zum neuen französischen Gesandten in Washington. XIV. Am 12.12. 1836 aus Washington an den König – Eröffnung des Kongresses – Wahl Van Burens zum Präsidenten „Es ist am Ende für das Land gleichgültig, ob Van Buren oder ein Oppositionsmann Präsident ist, denn, aller Beteurungen der Opposition ungeachtet, glaube ich doch nicht, daß die Administration unter einem ihrer Kandidaten besser geworden wäre. Das Übel liegt nicht darin daß diese oder jene Partei am Ruder ist, es liegt tiefer, es liegt in dem gänzlichen Untergang des Prinzips der Ehre, so oft auch das Wort im Munde geführt wird, es liegt in dem alles Edle erstickenden Krämergeist der Nation, wovon Korruption in allen Zweigen der Verwaltung die unausbleibliche Folge sein muß. Dies Übel kann ein Präsident, selbst mit den redlichsten Absichten, nicht ausrotten, und will er den Versuch machen, sich über alle Parteien zu erheben, wie John Quincy Adams tat, so kann er sicher sein, wie jener, von beiden Parteien verlacht und verhöhnt, und nicht länger als vier Jahre im Amte geduldet zu werden. Die wenigen Besseren und die meisten derjenigen, welche etwas zu verlieren haben, sehen mit Schrecken auf diesen Zustand der Dinge, und man erblickt jetzt das sonderbare Schauspiel, daß die reichen Amerikaner nach Europa auswandern, während die niedere Klasse der Europäer hier einwandert. Für das Ausland dürfte die Wahl Van Burens nur erfreulich sein; zwar wird die Politik der Vereinigten Staaten, dem Auslande gegenüber, immer nur von Egoismus und von der Gewinnsucht geleitet werden, aber Van Buren wird wenigstens in seinen diplomatischen Negotiationen das jetzt so oft aus den Augen gesetzte Dekorum beobachten, und am Ende ist es doch auch für die fremden Gouvernements wünschenswerter mit einem klugen und verständigen Manne zu verhandeln als mit einem unwissenden und ungebildeten alten Manne, dessen Welt die Vereinigten Staaten sind, und dessen Kenntnis der Politik sich auf die Parteien hier im Lande beschränkt.“ – Wahl des Vizepräsidenten – Präsident Jacksons Übelbefinden – Über die Jahresbotschaft – Inhalt der Botschaft in Beziehung auf Texas – Ankunft des französischen Geschäftsträgers Pageot – Abgang des spanischen Gesandten – Unruhen in Cuba

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II. Berichte Friedrich von Rönnes 1834 bis 1843

– Herstellung der Ruhe im Staat Maryland „Im Staat Maryland ist die Ruhe hergestellt und endlich ein Senat gewählt worden, nachdem die sich weigernden Wähler gesehn hatten, daß in der dort gegen Van Buren ausgefallenen Präsidentenwahl die öffentliche Meinung sich entschieden gegen sie ausgesprochen hatte. Erst als dies entschieden war, erließ der schwache Gouverneur eine energische Proklamation.“ XV. Am 26.12. 1836 aus Washington an den König – Botschaft des Präsidenten über die Lage von Texas. Bemerkungen über dieselbe „Es gebe keine Frage, die mehr geeignet sei, den Verdacht und die Eifersucht anderer Mächte rege zu machen. Die Anerkennung der spanisch-amerikanischen Staaten sei erst erfolgt, nachdem die Fähigkeit derselben, ihre Unabhängigkeit zu behaupten, keinem Zweifel mehr unterlegen habe; aus Texas wären zwar die Mexikanischen Autoritäten vertrieben, aber Mexiko mache gerade jetzt Zurüstungen, es wieder unter seine Botschaft zu bringen, und die Anerkennung von Texas in einer solchen Krisis sei mit der klugen von den Vereinigten Staaten immer beobachteten Zurückhaltung nicht vereinbar. Der gegenwärtige Fall müsse aber mit um so größerer Vorsicht behandelt werden, weil Texas einst als Teil der Vereinigten Staaten in Anspruch genommen sei, weil ein großer Teil seiner Einwohner Einwanderer aus den Vereinigten Staaten wären, und weil das Volk beschlossen hätte, auf eine Vereinigung mit den Vereinigten Staaten anzutragen. Die Klugheit erforderte es daher, daß die Vereinigten Staaten mit der Anerkennung von Texas noch warteten, wenn auch nicht bis dahin, daß Mexiko selbst oder eine der großen fremden Mächte die Unabhängigkeit anerkannt hätte, doch wenigstens bis dahin, daß die Fähigkeit der Texaner, ihre Souveränität zu behaupten, nicht länger bestritten werden könne.“ – Über den gemäßigten Ton dieser Botschaft und die darin ausgesprochenen mit der früheren Handlungsweise im Widerspruch stehenden Grundsätze sind die Ansichten verschieden „Die Insurrektion in Texas wurde ursprünglich von den großen Landspekulanten betrieben, die ihren Sitz in New York haben. Diese wußten das Interesse des Südens und des Südwestens auf verschiedene Weise für sich rege zu machen, das der großen Pflanzer durch die Aussicht auf einen vorteilhaften Markt für ihren Überfluß an Sklaven, das des großen Haufens durch die Aussicht auf vorteilhafte Ansiedelungen p. Das Interesse für Texas wurde im ganzen Lande auf das höchste gesteigert, als im vorigen Sommer die Nachricht von der Gefangennehmung Santa Anna’s und der Niederlage der Mexikaner einging. Damals hofften die Fürsprecher der Texanischen Sache sofort eine Anerkennung von Seiten dieses Gouvernements zu erlangen, und es würde ihnen auch geglückt sein, wenn sie nicht eine starke und entschiedene Opposition in den Abolitionisten gefunden hätten. So stand die Sache, als sich Anfangs Juli d. J. der vorige Kongreß auflöste. Seitdem arbeiteten die Abolitionisten den Texanern fortwährend entgegen, und auch im Süden und Südwesten

4. Berichte zu den diplomatischen Beziehungen

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ließ der Enthusiasmus nach; die Pflanzer wurden besorgt, daß sie dereinst in Texas einen mächtigen Nebenbuhler für den Absatz ihrer Produkte finden möchten, und unter dem großen Haufen zeigte sich hin und wieder Unzufriedenheit, da der Andrang nach Texas zu groß gewesen war und viele mit getäuschten Erwartungen zurückkommen. Inzwischen kam die Präsidentenwahl heran; Van Burens Politik ist es immer gewesen, wo möglich alles zu vermeiden, was ihn zwingen könnte, eine entschiedene Partei zu ergreifen; er sah wohl ein, daß die Abolitionistenfrage in Verbindung mit der Texasfrage einen Zustand der Aufregung hervorbringen würde, der seine Präsidentenwahl hätte gefährden können, ihm lag daher alles daran, die Gemüter einstweilen zu beschwichtigen und beide Fragen bei seiner Wahl ganz aus dem Spiel zu lassen, in diesem Sinne ließ er daher durch seine Agenten in den verschiedenen Teilen der Union wirken. (…) So viel ist jedenfalls gewiß, daß die südlichen und südwestlichen Staaten entschlossen sind, sich vom Norden zu trennen, sobald die Abolitionisten stark genug sind, die Abschaffung der Sklaverei im Kongreß durchzusetzen. Außerdem sehen jene Staaten mit Eifersucht auf den sich immer stärker bevölkernden Nordwesten und auf die nicht mehr sehr fern liegende Zeit, wo sich westlich von Michigan eine ganze Reihe neuer Staaten bilden wird, die dem Norden im Kongreß und besonders im Senat (wo die einzelnen Staaten repräsentiert werden) ein entschiedenes Übergewicht über den Süden geben würden; und sie glauben sich gegen die daraus besorgten Nachteile nur durch die Aufnahme von Texas in die Union schützen zu können.“ – Santa Anna ist von den Texanern in Freiheit gesetzt und auf dem Wege nach Washington.

4. Berichte im Zusammenhang mit dem Charakter der diplomatischen Beziehungen zwischen Preußen und den USA 1836 – 1838 Am 14.6. 1836 aus Washington an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten107 – Der König hatte Rönne am 27.3. 1836 zum „Minister-Residenten“ ernannt. Die Überreichung des Beglaubigungsschreibens vom 5.4. 1836108 verzögerte sich, weil das Schreiben fälschlich an den Kongress gerichtet war statt an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, dem seit der Verfassung von 1787 der Empfang ausländischer Vertreter zusteht.

107

GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869. Das Beglaubigungsschreiben des Königs für den Kongress vom 5.4. 1836 a. a. O. – Die korrigierte Ausfertigung des Beglaubigungsschreibens vom 25.7. 1836 (Konzept) findet sich in derselben Akte. 108

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II. Berichte Friedrich von Rönnes 1834 bis 1843

„Dieselben Schwierigkeiten traten auch, nach des verstorbenen Herrn Greuhms Bericht an den Fürsten Staatskanzler v. 12. Nov. 1817 ein, als derselbe im Jahre 1817 sein an den Kongreß gerichtetes Beglaubigungsschreiben überreichte. Damals ging der gewandte Staatssekretär Adams darüber hinweg; der gegenwärtige Präsident Jackson aber ist viel zu eitel und viel zu eifersüchtig auf seine Rechte, als daß von ihm ein Nachgeben in dergleichen Dingen zu erwarten sein sollte.“ Am 29.10. 1836 aus Baltimore an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten109 „Ew. Exzellenz hoher Erlaß vom 29ten Juli c., womit mir das Allerhöchst für mich ausgefertigte Beglaubigungsschreiben als Minister-Resident ausgefertigt wird, ist mir durch eine Nachlässigkeit des Postamts zu Washington, wo es beinahe sechs Wochen gelegen hat, erst am 23ten d. M. zugekommen. Nach Empfang desselben begab ich mich sogleich nach Washington und suchte eine Audienz beim Präsidenten nach, die auf den 27ten d. M. festgesetzt wurde. Am gedachten Tage begab ich mich Mittags um 12 Uhr mit dem in Abwesenheit des Herrn Forsyth als Staatssekretär fungierenden Chief Clerk, Herrn Dickins,110 zum Präsidenten und überreichte ihm mit einer kurzen Anrede das Allerhöchste Beglaubigungsschreiben. Er erwiderte darauf, daß er sich sehr freue, schon so bald nach dem Abgange des Barons v. Krüdener seinen Nachfolger hier zu sehn usw., und Herr Dickins hatte alles Mögliche zu tun, ihm begreiflich zu machen, daß ich nicht der Russische, sondern der Preußische Minister sei. Man sagt, daß er in der Geographie nicht stark bewandert ist, und ich bin geneigt, das Mißverständnis mehr diesem Umstande als der Schwäche seines Gedächtnisses zuzuschreiben, da er mich lange kennt und da ihm Herr Dickins noch am Tage vorher die Abschrift des Allerhöchsten Beglaubigungsschreibens vorgelegt hatte. Seine Zerstreuung liegt auch wohl zum Teil mit darin, daß er, so wie fast jedermann hier in Amerika, in diesem Augenblicke fast an nichts als die bevorstehende Präsidentenwahl denkt. Er hatte daher auch nichts Eiligeres zu tun (so sonderbar auch ein solches Gespräch zwischen dem Präsidenten und einem soeben präsentierten fremden Minister erscheinen mag), als zu diesem Gegenstande überzugehn und mir zu demonstrieren, daß an der Wahl Van Burens zum Präsidenten kein Zweifel mehr sein könne.“ Am 23.3. 1835 ernannte Präsident Jackson Henry Wheaton zum Geschäftsträger und Präsident Van Buren beförderte ihn am 25.3. 1837 zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister. Nach der Überreichung des Beglaubigungsschreibens beim König reagierte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Werther mit einem Erlass an Rönne:

109 110

GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869. Dickins, Asbury (1773 – 1861), Secretary of the Senate 1836 – 61.

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Erlass des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten Werther vom 22.11. 1837 an Rönne111 „Es scheint, daß von Seiten der Zentral-Regierung der vereinigten Staaten von Nord-Amerika mit einiger Zuversicht darauf gerechnet worden ist, daß, nachdem der früher schon hier als Geschäftsträger beglaubigt gewesene diplomatische Agent jener Staaten, Herr Wheaton, zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am hiesigen Hofe ernannt worden, die diesseitige Regierung diesem Beispiele folgen und einen diplomatischen Agenten mit gleichem Range nunmehr auch dort bestellen und akkreditieren werde. Abgesehen jedoch davon, daß einer dergleichen Schlußfolge an sich schon in der Hinsicht nicht würde zugestimmt werden können, als mit ihr die freie Entschließung der angelegenen Regierungen in der hier in Rede stehenden Beziehung sich auf das Wesentlichste beeinträchtigt sehen würde, indem vielmehr alsdann die hier unter vorangehende Regierung die Andere nach Belieben würde bestimmen können; tritt in dem vorliegenden Spezialfalle noch insbesondere der Umstand ein: daß Seine Majestät der König unser Herr bei Annahme des Kreditivs von dem Herrn Wheaton als außerordentlicher Gesandter der vereinigten Staaten, von der Voraussetzung ganz ausdrücklich ausgegangen, daß Allerhöchst Ihnen dadurch keine unabweisliche Veranlassung an die Hand gegeben sei, auch Allerhöchst Ihrer Seits dem jenseitigen Beispiele zu folgen und statt Ihres bisherigen Agenten einen solchen mit dem dem p. Wheaton von seiner Regierung beigelegten diplomatischen Charakter jenseits zu bestallen. Ich habe meiner Seits um so weniger Bedenken getragen, die diesfällige Allerhöchste Voraussetzung ausdrücklich zu bestätigen, als es mir, nachdem eine solche Reihe von Jahren über die Wiederbeglaubigung eines Nordamerikanischen Gesandten am hiesigen Hofe hingegangen ist, nicht hat entgehen dürfen, wie leicht aus einer sofortigen diesfälligen Verminderung von Seiten unserer Regierung, und besonders bei den großen Seemächten, die Vermutung entstehen könnte, daß Preußen dermalen von ganz besonderen, näherer Aufmerksamkeit in der einen oder der anderen Hinsicht erheischenden Absichten geleitet werde. Indem ich mich zu vorstehenden Bemerkungen gegen Ew. pp in der fraglichen Beziehung verpflichtet gehalten habe, stelle ich es Ihrem Ermessen anheim, da wo Sie es den obwaltenden Verhältnissen entsprechend erachten, jedoch stets nur im Wege der vertraulichen Unterredung den geeigneten Gebrauch zu machen. Ich kann dem Vorstehenden übrigens noch das faktische Moment hinzufügen, daß ich, nachdem Herr Wheaton die Ehre gehabt hatte, Sr Majestät dem König persönlich vorgestellt zu werden und sein Beglaubigungsschreiben zu übergeben, es mir zur ganz besonderen Pflicht habe dienen lassen, ihn von der, ausdrücklich von unserm Allergnädigsten Herrn ausgesprochene Voraussetzung, und zwar mit dem angelegentlichsten Ersuchen zu unterrichten: solche jedenfalls bald zur Kenntnis 111

GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869, Konzept.

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seiner Regierung zu bringen; wozu ich übrigens noch hinzufügte, daß Seine Majestät der König es niemals auch nur entfernt übel deuten würde, wenn die dortige Regierung späterhin, bei dermaleinstiger Abberufung des p. Wheaton, es alsdann vorziehen möchte, statt seiner einem einfachen Geschäftsträger die hiesigen diplomatischen Lektionen zu übertragen.“ Rönne am 25.1. 1838 aus Northampton (Massachusetts) an Werther112 „Ew Exzellenz hochverehrlichem die Beglaubigung des Herrn Wheaton als außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister daselbst betreffenden Erlaß vom 22ten November v. J. habe ich am 10ten d. M. zu erhalten die Ehre gehabt und erlaube mir in Beziehung auf den darin näher berührten Gegenstand die nachfolgenden ehrerbietigsten Bemerkungen: Gewohnt, alles zunächst nur nach ihrem Geschäftszwecke des unmittelbaren praktischen Nutzens zu betrachten, kannten die Amerikaner das Königreich Preußen lange nur dem Namen nach; der direkte Verkehr mit den preußischen Ostseeprovinzen war so unbedeutend, daß er fast gar nicht in Betracht kam, und der unverhältnismäßig viel wichtigere Verkehr mit den westlichen Provinzen entging der Aufmerksamkeit des Publikums, weil er seinen Weg über fremde Häfen nahm. Die Königlich Preußischen Staaten zogen zuerst die Aufmerksamkeit des hiesigen Publikums in hohem Grade auf sich, als das Königliche Gouvernement sich mit einem großen Teile der übrigen deutschen Staaten zu einem gemeinschaftlichen Zollsysteme vereinigte. Die Artikel, welche damals in allen englischen und französischen Blättern über die gewerblichen und kommerziellen Verhältnisse Deutschlands und über die wichtigen Folgen des neuen Zoll- und HandelsvereinsSystems erschienen, gingen in die hiesigen Blätter über, und das hiesige größere Publikum wurde dadurch zum ersten Male auf den Umfang und die Wichtigkeit des deutschen Handels und der deutschen Industrie aufmerksam. Die hiesigen öffentlichen Blätter beschäftigten sich von jetzt an viel mit Erörterungen der Frage welchen Einfluß das neue System möglicherweise auf den Verkehr mit den Vereinigten Staaten haben könne; und die hiesigen Produzenten und Handeltreibenden, immer darauf bedacht, für ihre Produkte neue Absatzwege selbst in den entferntesten Weltteilen zu finden und dagegen ihre Bedürfnisse auf den vorteilhaftesten Märkten einzutauschen, legten unverkennbar den Wunsch an den Tag, mit den deutschen Staaten nähere Verbindung anzuknüpfen. Dem hiesigen Bundesgouvernement, welches gern jede Gelegenheit ergreift, sich populär zu machen, entging diese Tendenz nicht, und die Beglaubigung des Herrn Wheaton als Geschäftsträger in Berlin erfolgte zum Teil mit in der Absicht, über die deutschen Handels- und gewerblichen Verhältnisse, worüber man bis dahin nur sehr unvollkommene Nachrichten besaß, vollständigere Erkundigungen einzuziehen.

112

GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869.

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Herrn Wheatons Berichte waren, wir mir der Präsident und der Staatssekretär mehrmals selbst sagten, voll des Lobes über alles, was er in Preußen gesehen und gehört hatte113 ; in gleichem Sinne schrieb er auch an seine hiesigen Freunde, und da man von ungefähr um die nämliche Zeit durch den Cousinschen Bericht114 Kenntnis von dem vortrefflichen preußischen Schulwesen bekam, welches man bei dem die Reform so sehr bedürfenden hiesigen Schulwesen wahrzunehmen hatte, so fing man an, von Preußen eine hohe Idee zu hegen. In allen Jahresbotschaften der Gouverneurs der verschiedenen Staaten wurde Preußens Schulwesen als Muster vorgestellt, in den verschiedenen Legislaturen der einzelnen Staaten der Union wurden preußische Institutionen zur Sprache gebracht, und Preußens Name wurde bei jeder Gelegenheit mit Hochachtung genannt. Mittlerweile hatten des Königs Majestät die Gnade gehabt, mich zum MinisterResidenten zu ernennen. Als ich dem Staatssekretär davon Mitteilung machte, drückte er, wie ich unterm 21ten Mai 1836 anzuzeigen die Ehre hatte, sein Bedauern darüber aus, daß das hiesige Gouvernement dies nicht erwidern könne, weil man den Titel des Minister-Residenten hier nicht kenne und weil es bisher nicht üblich gewesen sei, einen wirklichen Gesandten bei einem Gouvernement zu beglaubigen, von welchem hier nur ein Minister-Resident beglaubigt sei. Während der letzten ordentlichen Sitzung des Kongresses machte man einen Versuch, eine neue Klasse von diplomatischen Agenten mit dem Titel MinisterResidenten zu gewinnen, die Sache fand aber keinen Beifall und die desfallsige Bill blieb unberücksichtigt. Inzwischen hatte man angefangen, den preußisch-deutschen Verhältnissen, die erst in neuerer Zeit hier näher bekannt geworden waren, eine solche Wichtigkeit beizulegen, daß von mehreren Seiten Herrn Wheatons Beförderung zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Anregung gebracht wurde. Selbst der früher unbedeutende Verkehr mit den Ostseeprovinzen hatte durch die Getreidekonjunktur eine ungewöhnliche Lebendigkeit gewonnen, und dazu kam, daß die Tabakpflanzer, die einen vermehrten Absatz ihres Erzeugnisses wünschten, beim Kongreß darauf antrugen, Unterhandlungen wegen Verminderung der der Konsumtion des hiesigen Tabaks entgegenstehenden Hindernisse mit allen fremden 113 Dass Wheaton Preußen kritisch differenziert beschrieb, hat Rüdiger Schütz in dem oben erwähnten Aufsatz über „Die preußisch-amerikanischen Beziehungen in der Ära Rönne“ in dem speziell Wheaton gewidmeten Abschnitt S. 56 – 69 gezeigt. 114 Cousin, Victor (1792 – 1867), französischer Philosoph und Pädagoge. Im Auftrag der französischen Regierung hielt er sich 1831 in Deutschland auf und verfasste den „Rapport sur l’état de l’instruction dans quelques pays de l’Allemagne et particulièrement en Prusse“. Er sah das preußische Schulwesen als vorbildlich an, und dementsprechend beeinflusste er das Loi sur l’instruction primaire vom 28.6. 1833. Der Pädagoge Horace Mann 1796 – 1859), der sich in den Schulen Europas umgesehen hatte, ließ den Cousinschen Bericht von 1831 1834 ins Englische übersetzen. Der Bericht wurde dann in den USA mehrfach nachgedruckt. Die Parlamente von Massachusetts und New Jersey ließen ihn in ihren staatlichen Schulen verteilen. Horace Mann setzte in Massachusetts als Vorsitzender des dortigen Board of Education eine Schulreform nach preußischen Prinzipien durch.

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Mächten anzuknüpfen. Der Kongreß hielt auch wirklich, wegen der bedeutenden Konsumtion hiesigen Tabaks in Deutschland den Gegenstand in Beziehung auf Deutschland für so wichtig, daß derselbe nicht nur die Fonds zur Remuneration von jenen vorläufig wegen dieser Angelegenheit nach Berlin und Wien zu sendenden Agenten115, sondern auch das Gehalt für Gesandte und bevollmächtigte Minister in Berlin und in Wien anwies. Der Präsident der Vereinigten Staaten ernannte nunmehr Herrn Wheaton zum Gesandten in Berlin. Man hat mir mehrmals offiziell den Wunsch zu erkennen gegeben, daß auch hier ein Königlich Preußischer außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister beglaubigt werden möchte; der Staatssekretär hat niemals mit mir über den Gegenstand gesprochen; der Präsident, den ich sehr häufig des Abends zu sprechen pflegte, hat mir wohl öfters, jedoch bloß in ganz vertraulicher Unterredung, gesagt, er hoffe gewiß, daß ich nun auch zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister hier ernannt werden würde. Dies sehe ich aber, da er schon als Vize-Präsident ungemein freundlich gegen mich gewesen war, für einen in Beziehung auf meine Person ausgesprochenen freundlichen Wunsch, und ich erwiderte ihm darauf jedes Mal auf das bestimmteste, daß ich es ihm nicht sagen könne, ob des Königs Majestät überhaupt einen Gesandten hier zu beglaubigen wünsche, und noch viel weniger, ob in einem solchen Falle die Wahl auf mich fallen würde. Ich habe auch nicht geglaubt, von diesen gelegentlichen Unterredungen mit dem Präsidenten weitere Mitteilung machen zu müssen, da ich, wie gesagt, seine Äußerungen nach der Art, wo sie gemacht wurden, nur für eine meiner Person geltende Artigkeit ansehen konnte, und da dem Präsidenten andere Wege offen gestanden hätten, wenn er in der Tat gesinnt gewesen wäre, dem Königlichen Gouvernement einen solchen Wunsch zu erkennen zu geben. Ew. Exzellenz werden überaus gnädigst ermessen, daß mir jede Erwähnung meines Namens in Verbindung mit diesem Gegenstande, wozu ich auch nur in dem hohen Erlaß vom 22ten November v. J. eine Veranlassung erblicken konnte, nicht anders als peinlich und unangenehm sehen kann, da sie nur zu leicht die Vermutung erregen könnte, als wenn ich für meine Person nach einer Beförderung strebte, auf die ich, so freundlich und wohlwollend auch meine geringen Dienstleistungen stets aufgenommen worden sind, doch niemals gewagt habe, mir Hoffnung zu machen, wie es denn auch bekannt ist, daß ich niemals nur etwas anderes als um eine Gehaltszulage gebeten habe, und daß selbst meine Ernennung zum Minister-Residenten gänzlich ohne mein Wissen und Zutun erfolgt ist, und daß ich damit durch Ew. Exzellenz Herrn Amtsvorgängers überaus freundliches Reskript vom 31. März 1836 völlig überrascht wurde. Der Zustand meiner Gesundheit hat es mir bis jetzt nicht erlaubt, Washington zu besuchen. Durch die große Hitze im vorigen Sommer, die oft an einem und dem115 Als tobacco agents of the United States to the German States fungierten 1837/38 Joshua Dodge, zugleich US-Konsul in Bremen 1833 – 39, und 1846 – 1852 Dudley Mann, der 1846 einen Handelsvertrag mit Hannover schloss.

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selben Tage mit der größten Kälte abwechselte, zog ich mir eine heftige Unterleibsentzündung zu. Ich bin seitdem fortwährend leidend gewesen, und auch meine Brust scheint davon affiziert zu sein. Inzwischen hoffe ich, wenn die größte Kälte vorüber ist, nach Washington gehen zu können, und ich werde alsdann nicht ermangeln, (…) wie es den obwaltenden Verhältnissen entsprechend ist, im Wege der vertraulichen Unterredung von den in Ew. Exzellenz hohen Erlaß vom 22. November v. J. enthaltenen Bemerkungen den geeigneten Gebrauch zu machen. Wenn die Central-Regierung wirklich, seitdem ich Washington verlassen habe, die in dem hohen Erlaß vom 22. November v. J. vermutete Ansicht gefaßt haben sollte, so kann derselben wohl nun einmal eine gewisse Nationaleitelkeit zum Grunde liegen, die sich durch die Beglaubigung eines wirklichen Gesandten hierselbst geschmeichelt fühlen würde, und dann die Besorgnis, dass der Kongreß die Gehaltsanweisung für einen Gesandten in Berlin verweigern möchte, so lange hier Königlich Preußischer Seits nur ein Minister-Resident beglaubigt ist. Indessen sind die Bemerkungen, welche Ew. Exzellenz in dieser Beziehung zu machen geruht haben, von der Art, dass sie diejenigen, welche etwa die Erwartung der Beglaubigung eines Königlich Preußischen Gesandten hierselbst hegen sollten, überzeugen müßten, dass sie ohne Grund darauf spekuliert haben, dass ihre Erwartung in Erfüllung gehen würde. Es ist mir angenehm, Ew. Exzellenz schließlich noch versichern zu können, dass ich, wenn ein Mitglied des diplomatischen Korps mich fragte, ob Königlich Preußischer Seits nun auch ein Gesandter hier beglaubigt werden würde, jedes Mal auf das bestimmteste erwiderte, dass ich das durchaus bezweifeln müßte und gar keinen Grund hätte, eine solche Vermutung zu hegen.“

5. Fortsetzung der regulären politischen Berichterstattung: Politische Berichte aus den USA 1837116 I. Am 10.2. 1837 aus Washington an den König – Ankunft Santa Annas in Washington und seine Abreise – Über den Zweck seiner Reise – Über die Relationen zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten „Am 26ten v. M. war das ganze diplomatische Korps vom Präsidenten zum Diner eingeladen; es war bekannt, daß dies Diner eigentlich Santa Anna zu Ehren sein sollte; unter diesen Umständen erschien es notwendig, daß das diplomatische Korps ihm vorher den Besuch abstattete, (…) man kam (…) zuletzt zu dem Beschluß, daß jeder von uns allein hingehen sollte, dem ich mich ohne Bedenken fügen zu können glaubte, da Santa Anna noch immer als Präsident von Mexiko anzusehen ist, und da er, wenn er in Mexiko, wo so Vieles von der Persönlichkeit der Machthaber abhängt, wieder ans Ruder kommen sollte, manche Gelegenheit haben wird, eine ihm 116

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erwiesene Artigkeit zu erwidern. Jenem Beschlusse zufolge statteten ihm also die hier anwesenden diplomatischen Agenten aller derjenigen Gouvernements, die mit Mexiko in Verbindung stehen (der Großbritannische Gesandte, der Französische, Niederländische und Brasilianische Geschäftsträger, und ich selbst), am 25ten v. M. einzeln einen Besuch ab; wir wurden aber alle nicht angenommen, weil er wirklich krank war und zu Bett lag, so daß wir unsere Karten dort ließen. Er hat die Absicht gehabt, uns persönlich den Besuch zu erwidern, wie uns der Vizepräsident Van Buren am folgenden Tage sagte, ist aber durch seine plötzliche Abreise daran verhindert worden. Er erschien nämlich am folgenden Tage nicht auf dem Diner, sondern war plötzlich abgereist, wie einige sagen, weil die gerade an jenem Tage eingegangene Nachricht von den Fortschritten seiner Gegenpartei in Mexiko ihm nicht länger Ruhe gelassen, oder, wie andere meinen, weil er sich hier nicht länger für sicher gehalten. (…) Dies war auch wohl der Grund, daß er hier fast gar nicht ausging, und er war überdies beständig von seinen Texanischen Begleitern umgeben, als deren Gefangener er eigentlich noch betrachtet werden konnte, da es ihm, wenn dies überhaupt in seinem Interesse gelegen hätte, in diesem gepriesenen Lande der Freiheit wohl schwerlich gelungen sein dürfte, sich seinen Wächtern zu entziehen. (…) Über seinen eigentlichen Reisezweck und den Gegenstand seiner Unterhandlung mit dem hiesigen Gouvernement herrschen durchaus nur Vermutungen. (…) Tatsache ist es (…), daß dies Gouvernement und alle, die mit demselben in Verbindung stehen, Santa Anna in ihrer Art, und so gut sie dies überhaupt können, mit großer Artigkeit behandelt haben, und daß sie ihn jetzt für einen großen, klugen und ausgezeichneten Mann erklären und ebenso sehr preisen und erheben, als sie ihn früher herabsetzten. Tatsache endlich ist es, daß sie es sich angelegen sein lassen, zu demonstrieren, daß Santa Anna wieder an die Spitze der Angelegenheiten in Mexiko kommen würde, und daß seine Partei, die besonders aus dem großen Haufen bestehe, noch immer die stärkste in Mexiko sei. (…) Daß hiesiger Seits feindselige Maßregeln gegen Mexiko ergriffen werden sollten, ist um so weniger zu besorgen, da des künftigen Präsidenten Van Buren Politik ohne Zweifel friedlich sein wird. (…)“ – Wahl des Präsidenten und Vizepräsidenten „Von den Kandidaten zur Vizepräsidentur hatte keiner eine Majorität der Stimmen der Wähler für sich, der Senat hatte daher zwischen Johnson und Granger117, als den beiden Kandidaten, welche die meisten Stimmen erhalten hatten, zu wählen. (…) Durch die Wahl Johnson’s wird das ganze Land und insbesondere der Senat herabgewürdigt, der bisher noch die einzige anständige Versammlung war; gewiß bedauert dies niemand mehr als Van Buren, der selbst die Hände dazu bieten mußte, um seine eigene Wahl zu sichern. Van Buren verdankt seine Wahl dem Präsidenten Jackson, der bei dem großen Haufen so beliebt ist, daß dieser mit Freuden den von 117 Granger, Francis (1792 – 1868), Whig, US-Representative von New York 1835/36, 1839 – 41, Postmaster General 1841, US-Representative 1841 – 43.

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ihm empfohlenen Nachfolger erwählte; Johnson wußte sich selbst durch sein gemeines Wesen beim Volke beliebt zu machen.“ – Aufnahme Michigans in die Union „Michigan ist jetzt endlich als ein besonderer Staat anerkannt und zwar wiederum nach der Theorie, daß das souveräne Volk über dem Gesetz stehe. Eine von der Territoriallegislatur förmlich zusammenberufene Convention hatte die Bedingungen, unter denen der Kongreß Michigan als Staat anerkennen wollte, verworfen. Gleich darauf aber liefen diejenigen, welche die Anerkennung als Staat wünschten, um Michigans Anteil bei Verteilung der Revenuenüberschüsse nicht zu verlieren, zusammen und erklärten ihre Zustimmung zu den Bedingungen. In diesen Versammlungen soll sich angeblich die Majorität ausgesprochen haben, und der Kongreß hat sich damit zufrieden erklärt, weil das souveräne Volk selbst die höchste Autorität sei und daher auch selbst in Urversammlungen, ohne daß dieselben von einer höheren Autorität organisiert oder kontrolliert zu werden brauchten, zusammenkommen und bindende Beschlüsse fassen, und früher verfassungsmäßig gefaßte Beschlüsse umstoßen könne. Bei solchen Grundsätzen wird es in der Tat schwer, eine Volksversammlung von einem Pöbelauflauf zu unterscheiden.“ – Proponierte Reduktion des Tarifs und Einschränkung des Verkaufs der öffentlichen Ländereien – Komitee zur Untersuchung der Missbräuche in der Administration – Bentons sogenannte expunging resolution – John Quincy Adams Petition in Beziehung auf die Abolitionisten „Die Abolitionisten fahren noch immer fort, Petitionen um die Aufhebung der Sklaverei zu überreichen118, die aber alle ohne weiteres auf den Tisch gelegt werden. Vor einigen Tagen fragte John Quincy Adams, ob er eine von neun Sklaven unterzeichnete Petition überreichen dürfe? Der Sprecher erwiderte, der Fall sei neu und das Haus müsse darüber entscheiden. Sofort erhoben sich nun eine Menge Mitglieder aus den Sklaven haltenden Staaten und verlangten, daß John Quincy Adams für die bloße Frage einen Verweis erhalten solle. Hierauf erklärte John Qu. Adams, die Petition enthalte, soviel er wisse, gar keinen Antrag auf Aufhebung der Sklaverei, sondern neun Sklaven gäben vor, daß die Abolitionisten ihrer Lage bei den Herrn eher schadeten, und sie verlangten daher, daß alle Mitglieder des Hauses, die Abolitionisten wären, aus dem Hause gewiesen werden sollten. Nun wurde der Aufruhr noch größer und man verlangte die Bestrafung des John Qu. Adams, weil er mit dem Hause seinen Scherz getrieben (trifled) habe. Man hat nun schon zwei Tage über die Sache geredet und ist noch zu keinem Beschluß gekommen; die Heftigkeit, welche dabei von beiden Seiten gezeigt wird, überzeugt mich immer mehr, daß diese Sklavenfrage in nicht gar ferner Zeit den Grund zur Auflösung der Union geben wird. Übrigens soll die Petition erdichtet und nur aus dem Grunde an John 118 Seit 1835 war die Taktik der Anti-Slavery Society, den Kongress mit Petitionen zu überhäufen.

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Qu. Adams (bekanntlich einem großen Abolitionisten) geschickt worden sein, um ihn zu ärgern und lächerlich zu machen. Aus gleichem Grunde wurde ihm auch vor einiger Zeit eine Petition um Aufhebung der Sklaverei zugeschickt, die von mehreren notorisch in schlechtem Ruf stehenden Frauenzimmern119 unterzeichnet war.“ II. Am 11.3. 1837 aus Washington an den König – Inauguration des Präsidenten – Empfang des diplomatischen Korps „Am 4ten d. M. fand die Inauguration des neu gewählten Präsidenten Van Buren statt. Die desfallsigen Arrangements gingen von einem Committee des Senats aus und sind in der Anlage beschrieben; (…) Inzwischen hatte der große Haufen alle Arrangements zu nichte gemacht, denn, als man sich aus dem Senat nach dem Portico des Kapitols begab, waren alle Sitze bereits eingenommen, und es war kaum den beiden Präsidenten möglich, sich einen Weg durch das Gedränge zu bahnen, alle übrigen mußten zurückbleiben. (…) Die Adresse Jacksons zeichnet sich durch nichts aus, als daß er noch diese letzte Gelegenheit benutzt, noch einmal seine ganze Galle gegen die Bank der Vereinigten Staaten auszulassen. (…) Die Adresse Van Burens ist, wie fast alle seine seine Mitteilungen an das Publikum, nichtssagend (non-committal), und nur gegen das Treiben der Abolitionisten erklärt er sich auf das bestimmteste. Das diplomatische Korps war eingeladen, sich um 4 Uhr Nachmittags in der Wohnung des Präsidenten einzufinden; der älteste der hiesigen Minister, der Spanische Gesandte Calderon (welcher noch immer ohne Nachricht ist, ob sein Gouvernement sich bei seiner Weigerung, die Konstitution zu beschwören, beruhigen will, und welcher daher glaubte, bei dieser Gelegenheit auf seinem Platze sein zu müssen) las die beiden anliegenden Anreden an den abgehenden und an den neu erwählten Präsidenten ab. Er, der englische Gesandte und einige andere Mitglieder des diplomatischen Korps wünschten, daß die Anreden in englischer Sprache gehalten werden möchten, weil sie glaubten, den beiden Präsidenten dadurch eine größere Artigkeit zu erweisen; die Sache fand jedoch mehrfachen Widerstand, und so kam man zuletzt überein, die französische Sprache zu wählen. Die Antworten Jacksons und Van Burens sind in der Anlage gleichfalls abgedruckt; Van Buren sagte unter andern, es würde einen hauptsächlichen Zug seiner Verwaltung ausmachen, dahin zu streben, daß die freundschaftlichen Verhältnisse mit den fremden Gouvernements nicht gestört würden; beim Ablesen seiner Antwort beging er zweimal das Versehen, anstatt „the diplomatic body“ „the democratic body“ zu sagen. Van Buren ist beim diplomatischen Korps sehr beliebt, er ist bei jeder Gelegenheit zuvorkommend und artig, und es scheint ihm viel daran zu liegen, sich mit allen hiesigen Diplomaten gut zu stehn.“ – Jacksons Abreise 119 Rönne erwähnt in seinen Berichten zweimal das Engagement von Frauen in der Antisklavereibewegung, aber er geht nicht darauf ein, dass die dort beteiligten Frauen zugleich für ihre Rechte stritten.

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– Beendigung des Kongresses – Über die Land Bill – Van Burens Politik – Der Tarif „Van Buren hat in seinem Kabinett noch keine Veränderungen vorgenommen, nur die Ernennung eines neuen Kriegsministers statt des jetzigen Gesandten Cass in Paris ist erfolgt in der Person des ehemaligen Gesandten Poinsett120 in Mexiko. Es scheint, daß Van Burens Politik besonders dahin streben wird, die südlichen Staaten für sich zu gewinnen, denn die nördlichen Staaten, welche ihm einmal günstig sind, werden es auch ferner schon aus dem Grunde bleiben, weil er selbst vom Norden ist, und zur Gewinnung derjenigen unter ihnen, welche ihm jetzt entgegen sind, wie z. B. Massachusetts, ist wenig Aussicht vorhanden. Es ist gar nicht zu verkennen, daß Calhoun und seine Anhänger eine Trennung des Südens vom Norden wünschen, sie sehen ein, daß sie niemals wieder an die Spitze des Generalgouvernements kommen und bei der jetzigen Lage der Dinge niemals wieder eine Rolle spielen werden, während sie im Süden die ersten Männer sein würden. Es ist wahrscheinlich, daß sie ihren Zweck bald erreichen würden, wenn nicht ein Mann von so vieler Klugheit und so vielem Takt als Van Buren zum Präsidenten erwählt wäre. Den ersten Beweis seines Takts hat er durch die Ernennung Poinsetts aus Südcarolina zum Kriegsminister gegeben, eines dort hochgeachteten Mannes, der an der Spitze der dortigen Unions-Partei steht. Er hat sich ferner in seiner InauguralAdresse entschieden gegen die Abolitionisten erklärt, wodurch er im Norden (wenigstens in den ihm günstigen Staaten) aber nicht sehr angestoßen hat, da die Besonneren doch einsehn, daß die Abolitionisten der Sache der Sklaverei mehr schaden als nützen. Der einzige Stein des Anstoßes bleibt also nur noch der Tarif. Um sich auch in dieser Beziehung dem Süden günstig zu zeigen, ließ Van Buren in der eben geschlossenen Sitzung des Kongresses durch seine Partei verschiedene Bewegungen machen. Hier aber galt es die größte Vorsicht, um nicht die nördlichen Staaten mit ihren großen Fabrikinteressenten gegen sich aufzubringen. Dieses würde der Fall gewesen sein, wenn man vorgeschlagen hätte, den ganzen Tarif ohne Unterschied einer Reduktion nach Prozenten zu unterwerfen, weil dies alle Fabrikanten gleichmäßig getroffen haben würde. Mit einer derartigen von Cambreleng im Hause der Repräsentanten eingebrachten Bill war es daher niemals ernstlich gemeint. Dagegen brachte der Senator Wright im Senat eine Bill ein, wodurch Van Buren den Süden für sich gewann, ohne die ganze Klasse der nördlichen Fabrikanten gegen sich aufzubringen. Anstatt einer allgemeinen Reduktion der Abgaben werden nämlich in jener Bill eine Menge einzelner Artikel aufgezählt, von denen die Abgaben entweder ganz aufgehoben oder doch herabgesetzt werden sollten (es ist mir gelungen, darin die Aufnahme mehrerer für die Preußische Industrie nicht unwichtiger Artikel zu bewirken). Es war dabei als Prinzip angenommen, wo möglich 120 Poinsett, Joel Roberts (1779 – 1851), Republican, Jackson Republican, Jacksonian von South Carolina, US-Representative 1821 – 25, Gesandter in Mexiko 1825 – 29, Secretary of War 1837 – 41.

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nur solche Artikel aufzunehmen, die hier nicht fabriziert werden, wovon man indessen im Einzelnen oft abgewichen war. Hierdurch litten zwar einzelne Fabrikanten, andere aber gewannen, weil manche Artikel, die sie in ihren Fabriken gebrauchen, für zollfrei erklärt waren. Die Bill fand im Senat nur von der Calhounschen Partei heftigen Widerstand, Calhoun erklärte sich bereit, für die Cambrelengsche Bill zu votieren, widersetzte sich aber der Wrightschen, offenbar weil er den Plan Van Burens sofort durchschaute. Mit der Bill war es ohne Zweifel ernstlich gemeint, sie passierte auch im Senat und würde im Hause ebenfalls passiert sein, wenn man Zeit gehabt hätte, sich damit zu beschäftigen; es leidet kaum einen Zweifel, daß eine ähnliche Bill im nächsten Kongreß durchgehen wird.“ – Die Fortification Bill – Krieg in Florida – Die Mexikanische Angelegenheit – Über Texas „Die von Texas hierher geschickten Agenten ließen in Gemeinschaft mit den Kongreßmitgliedern der südlichen Staaten, die fast alle die Aufnahme von Texas in die Union wünschten, gegen das Ende der Session nichts unversucht, noch vorher die Anerkennung von Texas zu erlangen, für welche Jackson immer günstig gestimmt gewesen ist, da er selbst dem Süden angehört. Alles, was bisher geschehn ist, um Jackson von einem solchen Schritt abzuhalten, und alle sich darauf beziehenden Unterhandlungen mit Santa Anna sind als das Werk Van Burens zu betrachten. (…)“ – Ernennung außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in Berlin, Wien und Petersburg – Tod des schwedischen Geschäftsträgers Lorich „Bei der neuen Etatsregulierung (Appropriation Bill) hat man $ 9000 und $ 9000 Einrichtungskosten für einen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Berlin und ebenso viel für einen Agenten gleichen Ranges in Wien angewiesen. Die Sache ist von der Administrationspartei ausgegangen und in den betreffenden Committeen mit der täglich wachsenden Bedeutung Preußens den Vereinigten Staaten gegenüber, besonders seit Errichtung des großen Deutschen Zollvereins, und mit dem immer mehr zunehmenden Verkehr zwischen Triest und den Vereinigten Staaten gerechtfertigt worden; im Kongreß hat die Sache gar keinen Widerstand gefunden, und es wurde dort auch noch geltend gemacht, daß der von den Tabakpflanzern ausgedrückte Wunsch, Negotiationen mit allen fremden Mächten wegen Herabsetzung des Tabakzolles anzuknüpfen, eine solche Maßnahme erheische. Es fanden sich ungemein viele Bewerber um beide Stellen, und es war eine Zeit lang sehr zweifelhaft, ob Herr Wheaton die neue Stelle erhalten würde; seine Er-

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nennung ist indessen gegenwärtig erfolgt, und zum Legationssekretär ist ein gewisser Ingersoll121 aus Connnecticut ernannt worden. Die Stelle in Wien ist dem Senator King122 von Alabama angeboten, der sie jedoch abgelehnt hat, angeblich aus dem Grunde, um den Schein zu vermeiden, als habe er eine Belohnung für die dem Präsidenten in Alabama geleisteten Dienste gesucht, in der Tat aber wohl, weil er auf eine der Gesandtenstellen in London, Paris oder Petersburg spekuliert, die er vorziehn würde, weil es im Werk ist, wegen der großen Teuerung daselbst, das damit verbundene Gehalt auf $ 15000 zu erhöhen. Es haben sich seitdem so viele um die Stelle beworben, daß Van Buren noch zu keinem Entschluß hat kommen können. Zum Gesandten in Petersburg ist der ehemalige Senator Dallas in Philadelphia ernannt worden. Der Schwedische Geschäftsträger Lorich123 ist hier diesen Morgen in Folge einer starken Erkältung, die er sich bei der Inaugurationsfeierlichkeit zugezogen hatte, gestorben.“ Wirtschaftsbericht Nr. 5 Am 20.2. 1837 aus Washington an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten124 „Am 17ten d. M. bekam ich die anliegende schriftliche Einladung vom Staatssekretär Forsyth, ihn auf dem Staatsdepartement zu besuchen. Als ich mich in Folge derselben dort einfand, fragte er mich, ob ich über den Gegenstand des Zolles von Preußischen Weinen, worüber wir im vorigen Jahr korrespondiert hätten, vom Gouvernement Sr Majestät des Königs bereits mit Resolution versehen sei. Aus den mir von Einem Königlichen Hohen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in der Hohen Verfügung vom 5ten Juli v. J. eröffneten Gründen hielt ich es für das angemessenste, diese Frage zu verneinen. Herr Forsyth eröffnete mir darauf: Dem Präsidenten sei es unangenehm, daß diese Angelegenheit noch nicht auf eine oder die andere Art beigelegt sei; er würde suchen, dies selbst zu tun, wenn er im Amte bliebe, da er aber im Begriffe sei abzutreten, so wünsche er wenigstens die Frage seinem Nachfolger in einer Lage zu überliefern, die es ihm möglich mache, die Negotiationen über den Gegenstand fortzusetzen; der Präsident wünsche daher, daß ich dem Gouvernement Sr Majestät des Königs anheim stelle, seine Zustimmung zu der Erhebung der Unterschiedsabgaben von Preußischen Weinen zu geben, mit dem 121

Ingersoll, Charles Jared (1782 – 1862), nicht aus Connecticut, sondern aus Pennsylvania, Republican, Democrat, US-Representative 1813/14 (Republican), 1841 – 48 (Democrat). District Attorney von Pennsylvania 1815 – 29. Er nahm das Amt des Legationssekretärs in Berlin nicht an. 122 King, William Rufus de Vane (1786 – 1853), Democratic Republican, Jacksonian Republican, Jacksonian und schließlich Democrat, US-Senator von Alabama 1819 – 52. 123 Lorich, Severin, schwedischer Konsul in Philadelphia 1818 – 34, schwedischer Geschäftsträger 1834 – 37. 124 GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5272.

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Verständnis, daß dafür, wenn es gewünscht werde, auf eine oder die andere Weise eine Vergütung (equivalent) gegeben werden solle. (…) Den Tag vorher war der Kaiserlich Österreichische Generalkonsul Baron Lederer von New York hierher gekommen, der in sechs Jahren nicht hier gewesen ist. Dies fiel mir auf und noch mehr, daß er bei seinem mir am 18ten d. J. erstatteten Besuche sagte, er werde sich nur zwei Tage aufhalten, und er habe Niemand vom Diplomatischen Korps als mich besucht. Ich vermutete sogleich, daß er wegen der Weinfrage hier sei und erfuhr von ihm nach einigen Umschweifen folgendes: Das Kaiserlich Österreichische Gouvernement hat bekanntlich vor längerer Zeit ebenfalls gegen die Erhebung der Unterschiedsabgabe von Österreichischen Weinen remonstriert, und es ist demselben darauf die in meiner Korrespondenz mit Herrn Forsyth in Bezug genommene Antwort erteilt; dasselbe hat sich dabei nicht beruhigt, und Herr von Lederer ist angewiesen, den Gegenstand von Zeit zu Zeit beim hiesigen Gouvernement wieder zur Sprache zu bringen, was er auch, jedoch ohne Erfolg getan hat. (…) Bei der hiernächst gehabten Unterredung hat ihm Herr Forsyth unter Anspielung auf seine letzte Note und unter der ausdrücklichen Bemerkung, daß Preußen eine ähnliche Beschwerde wie Österreich erhoben habe, ungefähr das Nämliche wie mir gesagt, und ihn ersucht, einen ähnlichen Antrag bei seinem Gouvernement zu machen. (…) Auffallend ist es, daß das hiesige Gouvernement den Gegenstand wieder zur Sprache gebracht hat und daß dies gerade jetzt geschehn ist. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die oben erwähnte Note des Baron Lederer die Veranlassung dazu gegeben hat, da man sich, wie er sagt, über frühere ähnliche Noten stets hinweggesetzt hat. Herr von Lederer ist der Meinung, daß dabei etwas Anderes zum Grund liegt. Er sagt, es sei der Wunsch des hiesigen Gouvernements, seine diplomatischen Relationen auszudehnen und besonders neue Gesandtenstellen für die gewesenen Kabinettsmitglieder, Senatoren usw. zu kreieren; namentlich habe man ihm wiederholt zu verstehn gegeben, daß man wünsche, mit Österreich einen diplomatischen Verkehr anzuknüpfen; er glaube nun, daß die ganze Sache jetzt aufgenommen sei, um darin eine Veranlassung zur Ernennung eines Gesandten nach Wien zu finden, und überdies habe man hier ja jetzt einen solchen Überfluß an Geld, daß man die zum Gegenstand der Unterhandlung zu machende Entschädigung gar nicht scheue. Es mag in dieser Ansicht manches Wahre liegen. Ich selbst entsinne mich jetzt, daß der verstorbne Livingston mir sagte, er wünsche nichts mehr, wie als Gesandter nach Berlin oder Wien gehn zu können, und ich glaube, daß er seinen Wunsch erreicht haben würde. Der wahre Grund aber, glaube ich, liegt in etwas Anderem und ist dieser: Man hat die Vereinigten Staaten in neueren Zeiten vielfach getadelt, daß sie beständig Entschädigungsansprüche gegen andere Nationen geltend machen und doch ihrerseits eben nicht skrupulös in der Zufügung von Kränkungen sind und niemals daran denken, dieselben wieder gut zu machen. Präsident Jacksons Eitelkeit fühlt sich dadurch gekränkt; er ist in diesem Augenblicke im

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Begriff abzutreten und will der Welt vorher noch einen Beweis seiner Gerechtigkeitsliebe geben; denn ohne Zweifel wird es mit Amerikanischem Selbstlob in einer Abschiedsadresse oder bei einer Gelegenheit ausposaunt werden. Um diesen Zweck aber sogleich auf die wohlfeilste Art zu erreichen, wird dazu ein Fall gewählt, von dem man voraus sieht, daß das zu bringende Opfer nicht groß sein kann, und zwar ein durch den französischen Entschädigungstraktat veranlaßter Fall, da man sich in dieser Angelegenheit am wenigsten dem obigen Vorwurf ausgesetzt sehn möchte. (…) Sollte inzwischen Ein Königliches Hohes Ministerium geneigt sein, seine Zustimmung zu der Erhebung der Unterschiedsabgaben von Preußischen Weinen gegen eine Entschädigung zu geben, so würde es sich fragen, worin diese Entschädigung bestehn könnte. (…) Allein wie läßt sich dieser Schaden ermitteln und in Geld bestimmen? Herr von Lederer hat in der Tat die Absicht, beim Österreichischen Gouvernement darauf anzutragen, daß jener Weg eingeschlagen werde, und er macht sich Hoffnung eine große Summe zu erhalten (…) Es dürfte vielleicht nicht uninteressant sein zu erforschen, was das Wiener Kabinett in dieser Angelegenheit beschließen wird, und wenn dasselbe einen ähnlichen Beschluß wie Ein Königliches Hohes Ministerium fassen sollte, so dürfte es vielleicht von Nutzen sein, wenn Herr von Lederer und ich in Übereinstimmung handelten.“ Wirtschaftsbericht Nr. 11 vom 26.3. 1837 aus Washington an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten125 „Es ist die Politik des neu erwählten Präsidenten Van Buren, die südlichen Staaten für sich zu gewinnen, und als ein Mittel dazu betrachtet er es unter andern, sich ihnen als einen Gegner hoher Zölle zu zeigen. In diesem Sinne ließ er daher durch seine Partei im Kongreß wirken, und aus diesem Grunde mußte Cambreleng im Hause der Repräsentanten als Präses des Committee on Ways and Means den anliegenden Bericht erstatten (…) Um dem großen Haufen recht zu gefallen, wurde das ganze Tarifsystem zugleich als ein himmelschreiendes Unrecht gegen die arbeitende Klasse geschildert, und es wurde in dem Bericht gesagt, daß die Fabrikherrn durch ihre fürstlichen Etablissements ein drückendes Monopol ausübten. Die Debatten, wozu der Bericht Veranlassung gab, füge ich in den Anlagen ganz gehorsamst bei (…) Seitdem ruhte die Sache (…) Bald nachdem die Van Buren-Partei diesen Schritt im Hause der Repräsentanten getan hatte, brachte dieselbe im Senat durch den Senator und Präses des FinanzCommittees Wright die anliegende Bill ein, welche ebenfalls eine Verminderung der Zolleinnahmen bezweckt, dabei aber einen andern Weg verfolgt und anstatt einer allgemeinen Reduktion die Aufhebung oder Reduktion des Zolles von einer Menge angeblich solcher Artikel, die hier nicht fabriziert werden, also keines Schutzes bedürfen, vorschlägt. Hierdurch würde Van Buren die südlichen Staaten ebenfalls gewonnen haben, ohne die ganze Klasse der Fabrikanten als solche zu 125

GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5272.

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beleidigen (…) Entschiedenen Widerspruch aber fand sie von Seiten Calhoun’s und der übrigen Nullifikatoren, weil diese noch immer auf eine Trennung des Südens vom Norden hoffen, um eine Rolle zu spielen, und weil ihnen daher nichts unwillkommener ist, als die Ursachen des Zweifels zwischen den beiden Teilen der Union aus dem Wege geräumt zu sehn. Die Bill passierte mit einer entschiedenen Majorität im Senat, es war damit ernstlich gemeint, und sie würde auch im Hause aufgenommen worden sein, wenn die Zeit nicht zu kurz gewesen wäre. Es leidet kaum einen Zweifel, daß diese oder eine ähnliche Bill im nächsten Kongreß in beiden Häusern durchgehen wird. Ein Königliches Hohes Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten wird aus der Bill gewogentlich ersehn, daß es mir auch gelungen ist, die Aufnahme der Leinen-Bänder in dieselbe zu bewirken; Herr Lawrence hat den Präses des Manufaktur-Committees, John Q. Adams, und die übrigen Mitglieder desselben überzeugt, daß einheimische Fabriken durch die zollfreie Einfuhr jener Bänder nicht leiden werden, und ich habe von allen das Versprechen, daß dieselben bei der ersten Gelegenheit unter die zollfreien Artikel aufgenommen werden sollen. Auf die von dem Sekretär des Schatzamts wiederholt vorgeschlagene Aufhebung des Zolles von chinesischen Seidenwaren ist der Kongreß nicht eingegangen; ich habe es nebst dem französischen Geschäftsträger Herrn Pageot nicht an Gegenvorstellungen, wo diese tunlich waren, fehlen lassen (…) Unter den Personen, die sich hier während der Sitzung des Kongresse bemerkbar gemacht haben, ist auch Herr Dodge, Konsul der Vereinigten Staaten in Bremen. Er ging vor ungefähr vier Jahren nach Bremen in der Erwartung, daß das dortige Konsulat eine Einnahme von mindestens $ 2000 abwerfen sollte, fand sich aber darin getäuscht, indem er nicht mehr als $ 600 – 700 jährlich eingenommen haben soll. Der Hauptgrund seines Hierseins war, seine Konsulargebühren zu vermehren; und in dieser Absicht suchte er mehrere Verordnungen zu veranlassen, die die Anhäufung jener Gebühren zum Zweck hatten. Außerdem suchte er auch allgemein die Meinung zu verbreiten, daß der Handelstraktat mit den Hansestädten höchst nachteilig für die Vereinigten Staaten sei und daher nicht wieder erneuert werden dürfe. Der Präses des Committees des Hauses der Repräsentanten für die auswärtigen Angelegenheiten Herr Howard126, sagt mir aber, daß Herr Dodge nicht einmal die Existenz des Gesetzes v. 24. Mai 1828 gekannt habe, welches fremden Nationen auch ohne Handelsvertrag bedingungsweise dieselben Vorteile zusichert. Zu seinen Gunsten ist das anliegende Circular des Sekretärs des Schatzamts v. 20. Decbr v. J. erlassen, demzufolge der Wert des Bremer Thalers gegen Amerika-

126 Howard, Benjamin Chew (1791 – 1872), Jacksonian, Democrat, Representative von Maryland 1829 – 38.

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nisches Geld jedes Mal durch ein die Faktura127 begleitendes Konsular-Zertifikat festgestellt werden soll. (…) Herr Dodge ging aber weiter und suchte eine Maßregel im Kongreß durchzusetzen, die in ihren Folgen für das ganze europäische handeltreibende Publikum drückend sein würde. Bis jetzt ist die Akte v. 1. März 1823 immer so verstanden worden, daß die Faktura einer eidlichen Bestärkung vor einem Amerikanischen Konsul nur dann bedürfe, wenn die darin aufgeführten Waren einer Abgabe von Wert unterliegen, nicht aber, wenn es sich um Waren handelt, die entweder gar keinem Zoll unterliegen, oder die einen Zoll nach Maß, Gewicht etc. (specific duty) bezahlen. Auch sagt die Akte ausdrücklich, daß es, wenn ein Miteigentümer in den Vereinigten Staaten wohne, hinreichend sei, den Eid von diesem, hier in Amerika schwören zu lassen. Auf die Vorstellung von Herrn Dodge, daß Bremer und andere deutsche Kaufleute die Bestimmungen jener Akte auf allerlei unerlaubte Weise zu umgehen suchten, wurde nun im Hause der Repräsentanten von dem HandelsCommittee der anliegende Bericht erstattet und darin die gleichfalls anliegende Bill in Vorschlag gebracht, wodurch der in Europa zu leistende Eid auf alle bis jetzt ausgenommen gewesenen Fälle ausgedehnt wird. Ich unterließ nicht, versteht sich mit der gehörigen Vorsicht, mehrere einflußreiche Kongreßmitglieder auf das Nachteilige einer solchen Maßregel und auf das Übel einer Vervielfältigung der Eide aufmerksam zu machen, und es ist auch im Hause der Repräsentanten nicht weiter davon die Rede gewesen, im Senat aber hat der Senator Davis den anliegenden Bericht erstattet, worin er sagt, der Konsul Dodge habe über die Mißbräuche, welche sich die Bremer Kaufleute angeblich zu Schulden kommen ließen, keinen Beweis geführt; fänden solche Mißstände statt, so treffe die hiesigen Behörden, die eine ungesetzliche Eingangs-Deklaration von Waren zuließen, eine gleiche Schuld, und eine Abhülfe sei daher hier ebenso nötig als im Auslande; es werde daher darauf angetragen, den Sekretär des Schatzamtes anzuweisen, die von Herrn Dodge behaupteten Mißbräuche näher zu untersuchen und darüber in der nächsten Sitzung des Kongresses zu berichten. Der Senat hat den Sekretär des Schatzamtes demzufolge wirklich mit Anweisung versehn. Auch bei den Verhandlungen über die wegen Herabsetzung des im Auslande von Tabak erhobenen Zolles zu ergreifenden Maßregeln hat sich Herr Dodge besonders tätig gezeigt. Die Ausfuhr von Tabak aus den Vereinigten Staaten hat seit dem Jahre 1790 nicht zugenommen und sie beträgt jetzt wie damals im Durchschnitt nur 90000 Oxhoft128 jährlich. Die Tabakpflanzer behaupten, daß dies nur in den hohen 127 Die Faktura bedeutet im europäischen Handel mit den USA zunächst die Auflistung einer Warenlieferung. – Von den Lieferanten wird im Laufe der Zeit amerikanischerseits verlangt, diese Auflistung mit Angaben zum Warenwert im Herkunftsland zu verbinden, da im amerikanischen Zollsystem immer mehr ein Wertzoll an die Stelle des Gewichtszolles tritt. Die Form der Fakturierung wird ein häufiger Gegenstand von Auseinandersetzungen. Das Schatzamt ist immer auf der Suche nach neuen Verfahren zur Unterbindung einer Unterbewertung von Waren. 128 Ein Oxhoft, vornehmlich ein Flüssigkeitsmaß, umfasst in den USA 238 Liter.

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Zöllen und anderen Beschränkungen seinen Grund habe, denen der fremde Tabak in den meisten Ländern Europas unterworfen sei; (…) Demzufolge ist vom Kongreß ein besonderes Committee ernannt, welche den anliegenden von einem Schreiben des Konsuls Dodge begleiteten Bericht erstattet hat, in Folge dessen beide Häuser des Kongresses den Präsidenten der Vereinigten Staaten ersucht haben, daß er die diplomatischen Agenten in Frankreich, England, Rußland, Preußen, Holland und Deutschland instruieren möge, mit den resp. Gouvernements, bei denen sie akkreditiert sind, wegen Modifizierung der Abgaben und Beschränkungen zu verhandeln, denen der von den Vereinigten Staaten dort eingeführte Tabak unterliege. Herr Dodge sagt in seinem Schreiben unter andern: Auf seinen Reisen durch Deutschland wäre er mit vielen einflußreichen Männern bekannt geworden, die vermöge ihrer Stellung den größten Einfluß bei den verschiedenen Höfen hätten; bei seinen Unterredungen mit ihnen hätte er gefunden, daß sie gänzlich unbekannt mit der liberalen Politik wären, die die Vereinigten Staaten gegen Deutschland beobachtet hätten, indem sie die Zölle von mehreren der wichtigsten deutschen Fabrikate aufgehoben oder doch bedeutend reduziert hätten; alle jene Männer hätten ihm darauf erwidert, unter diesen Umständen erfordere es die gemeine Gerechtigkeit, daß auch Deutschland diese ihm von den Vereinigten Staaten gewordenen Wohltaten durch Herabsetzung des Tabakzolles anerkenne. Sollten sich aber die Deutschen Gouvernements dennoch weigern, so hätten die Vereinigten Staaten ja die mächtige Maschine des Tarifs in ihren Händen, um Deutschland zu zwingen, und es würde ja z. B. nur nötig sein, deutsches Leinen wieder mit einem Zoll zu belegen. Man erstaunt beim Lesen dieser Äußerungen – in der Tat, es gehört Amerikanische Frechheit dazu, so etwas zu schreiben; aber auch die Unwissenheit und Aufgeblasenheit Amerikanischer Gesetzgeber, solchen Dingen Gehör zu schenken. Man kann dahin gestellt sein lassen, wer die hohen einflußreichen Staatsmänner sind, mit denen Herr Dodge in Deutschland bekannt geworden sein will; zu entschuldigen sind sie aber wahrlich, wenn sie mit der von den Vereinigten Staaten gegen Deutschland beobachteten liberalen Politik unbekannt geblieben sind. Es sieht den Vereinigten Staaten eben nicht ähnlich, fremde Gouvernements mit Wohltaten zu überhäufen, und wer die Geschichte der hiesigen Zollgesetzgebung, insbesondere den compromise act vom 3. März 1833129 kennt, die unter andern vollständig in dem mittelst gehorsamsten Bericht v. 10. Mai 1836 Nr. 23 eingereichten Annual Register enthalten ist, der weiß, daß die Aufhebung der Zölle von solchen Artikeln, die hier im Lande nicht verfertigt werden, keineswegs geschehn ist, um das Ausland zu begünstigen, sondern um einem inneren Zwist ein Ende zu machen. Es können sich daher auch nur solche Personen, die erst durch Herrn Dodge’s Weisheit über Amerika erleuchtet werden mußten, durch seine mächtige 129

Um den Nullifikatoren in den Südstaaten den Wind aus den Segeln zu nehmen, war 1833 der Compromise Tariff vom Kongress verabschiedet. Er legte fest, daß vom 1. Januar 1834 an, alle Zölle des Zoll-Gesetzes von 1832 über 20 % in Abständen von zwei Jahren schrittweise reduziert werden sollten, so daß es am 1. Juli 1842 keine Zölle über 20 % geben würde.

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Maschine des Tarifs schrecken lassen, denn wie wäre es wohl zu erwarten, daß man zu einer Zeit, wo schon die bestehenden Zölle Verlegenheit erzeugen, daran denken sollte, Leinen und andere Artikel, die in Folge der compromise act zollfrei sind, wieder einem Zolle zu unterwerfen! Unser Tabakzoll ist nicht bloß eine Finanzquelle, er dient auch zugleich zum Schutz des inländischen Tabakbaus, wofür der Pflanzer sogar noch eine Steuer bezahlen muß. Wenn Preußen daher nicht andere Gründe hat, den Zoll von Tabak zu reduzieren, so sehe ich in der Tat nicht ein, warum dies zum Vorteil der Vereinigten Staaten geschehen sollte, es sei denn, daß diese uns dafür gleich wichtige Vorteile anbieten sollten. (…)“ Wirtschaftsbericht Nr. 40 vom 15.8. 1837 aus Newport (Rhode Island) an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten130 „Auch für Preußen und für ganz Deutschland ist das Jahr 1836 dadurch wichtig geworden, daß mehr deutsche Produkte und Fabrikate hier eingeführt worden sind als in irgend einem früheren Jahre131. Da nur wenige deutsch-amerikanische Häuser von der hiesigen Krisis berührt worden sind, so wird auch Deutschland verhältnismäßig nur wenig dabei verlieren, fühlbar wird aber die Krisis durch den von jetzt an auf eine Zeitlang verminderten Absatz deutscher Produkte und Fabrikate nach den Vereinigten Staaten werden. Wie aus jenem Spekulationsgeist eine Vernachlässigung des Getreidebaus hervorgegangen, die zu der sonderbaren Erscheinung der Importation einer bedeutenden Menge Getreide aus Europa und namentlich aus Deutschland geführt hat, darüber habe ich (…) umständlich berichtet. (…) Wäre die Krisis nicht eingetreten, so würden sich die hohen Preise noch bis zur diesjährigen Ernte gehalten haben; sie haben sich sogar, der Krisis ungeachtet, noch so ziemlich gehalten. Es wurden noch im Juni mehrere Ladungen Ostsee-Weizen in Baltimore und New York für $1.70 p. bushel verkauft. Jedenfalls sind die etwaigen, in den letzten Monaten erlittenen Verluste durch den früher gemachten großen Gewinn reichlich gedeckt worden, und unter allen Umständen ist die Konjunktur dem preußischen Landmann und Reeder überaus günstig gewesen, da sie ein Steigen der Getreidepreise in Preußen zur Folge gehabt und viele dortige Schiffe beschäftigt, auch das Schifffahrt- und Handeltreibende Publikum daselbst mit diesem Lande näher bekannt gemacht hat, was auch für die Folge von Nutzen sein wird. Es fragt sich daher auch, ob Weizen nicht (versteht sich in nicht zu großer Menge) zu 130

GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5272. Nach den Historical Statistics of the United States stieg der Import der USA aus Deutschland von 1834 bis 1836 von $ 3 Mill. auf $ 5 Mill. 1836 und 1837 auf $ 6 Mill. (S. 907). Den Zahlen für die Einfuhr aus Deutschland ist allerdings schon deshalb wenig zu vertrauen, da damit während Rönnes Amtszeit nicht der Deutsche Bund gemeint war, sondern nur der Deutsche Zollverein und die Produkte des Zollvereins noch dazu in die USA mehr als die westeuropäischen durch ausländische Schiffe transportiert und häufig dann nicht als deutsche eingeführt wurden. 131

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einem fortwährenden Einfuhrartikel hier zu machen sein dürfte. Der Durchschnittspreis ist seit einer Reihe von Jahren $ 1.25 p. bushel gewesen, es würde also bei den früheren gewöhnlichen Preisen des Getreides und der Fracht in Deutschland schon immer lohnend gewesen sein, Weizen hier einzuführen. Dem stand aber damals entgegen, daß fremder Weizen hier nicht gekannt war und nicht gern gekauft sein würde. Diese Schwierigkeit ist jetzt beseitigt, da sich die Müller von der vorzüglichen Qualität des deutschen, besonders aber des Ostsee-Weizens überzeugt haben; wenigstens verdient diese Angelegenheit alle Aufmerksamkeit der dortigen Getreidehändler. Was den Verkehr zwischen den Vereinigten Staaten und den Preußischen Ostseehäfen betrifft, so ergibt sich darüber aus den offiziellen Tabellen folgendes: Nach denselben ist von Preußen importiert für $ 81301 und zwar für $ 58067 in Amerikanischen und für $ 23234 in fremden Schiffen. Im Jahre 1834 wurde für $ 14045 und im Jahre 1835 für $ 38543 von daher importiert. Exportiert wurden nach Preußen für $ 70572 einheimische Artikel in fremden Schiffen. Im Jahre 1834 betrug der Wert der Exportationen nach Preußen $ 18810 und im Jahre 1835 $ 55531.“ Als Importartikel aus Preußen führt Rönne für 1836 vor allem Zink, Leinen, Segeltuch, Messingwaren, Holzwaren, Porzellan, rohe Wolle, Wachstuch, Baumwollwaren, Leinöl und Schweinsborsten an. Als Exportartikel der USA erwähnt er vor allem Tran, Pelze, Pott- und Pearlasche, Reis, Tabak und Fabrikate aus Eisen und Stahl. Aus den konsularischen Berichten von New York, Baltimore, Philadelphia ergab sich, dass 1836 22 preußische Schiffe in diesen Häfen Waren umschlugen, davon 15 in New York, eines in New Orleans. Ein preußisches Schiff kam aus einem preußischen Ostseehafen, nämlich aus Königsberg. „Das Vorstehende ergibt das erfreuliche Resultat, daß die preußische Reederei immer mehr Beschäftigung findet, und daß preußische Schiffe auch im Verkehr zwischen den Vereinigten Staaten und fremden europäischen und anderen Häfen gesucht sind. Auch die Reederei der Vereinigten Staaten ist, ungeachtet die Schiffe der meisten anderen Nationen auf gleichem Fuße mit den Amerikanischen zugelassen sind, fortwährend im Steigen begriffen (…) Durch die Proklamation des Präsidenten v. 14. Juni d. J. (…) ist auch die Erhebung des Tonnengeldes von Griechischen Schiffen abgeschafft worden. Es erheben sich übrigens viele Stimmen gegen dies Reziprozitätssystem und besonders sieht man mit Eifersucht auf die wachsende Handelsflotte der Hansestädte, indem man namentlich die bedeutende Zunahme der Bremer Reederei dem bestehenden Reziprozitätssystem zuschreibt; es werden daher große Anstrengungen von Seiten des dabei beteiligten hiesigen Publikums gemacht werden, jenes System einer Restriktion zu unterwerfen.“ III. Am 23.4. 1837 aus Washington an den König – Kommerzielle Krisis

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„Das Kreditsystem der Vereinigten Staaten, worauf Handel und Verkehr hier fast ausschließlich gegründet sind, hat seit Kurzem einen Stoß erlitten, der in allen Zweigen des öffentlichen Privatverkehrs auf das Empfindlichste gefühlt wird. Die Fallissements in New York und New Orleans in den letzten drei Wochen betragen allein gegen 200 Millionen Dollars und verhältnismäßig ebenso viel in allen anderen Teilen der Union. Dies ist zwar zunächst die Folge der unsinnigen Spekulationswut und des Krämergeistes der Nation, wodurch ein künstlicher Reichtum und ein künstliches Steigen der Preise aller Dinge hervorgebracht war, denen es an solidem Fundament fehlte; es ist aber nicht zu leugnen, daß eben diese Spekulationswut und die daraus hervorgegangenen Übel ganz besonders den Maßregeln der Administration während der letzten Jahre zugeschrieben werden müssen. Die Herausnahme der Deposita aus der Bank der Vereinigten Staaten brachte zuerst eine bedeutende Summe Geldes in eine falsche Zirkulation, dann folgte die Aufhebung der Bank der Vereinigten Staaten, wovon die unmittelbare Folge die Kreierung einer Unzahl kleiner Banken in den einzelnen Staaten war, die nun, nicht länger von einer großen Bank kontrolliert, Papiergeld ohne Ende emittierten, so daß jetzt $ 185 762 506 Banknoten in Zirkulation sind, während deren im Jahre 1830 nur $ 61 383 898 zirkulierten. Dies beförderte und erleichterte Spekulationen aller Art ungemein; Schwindler, die nicht einen Heller besaßen, benutzten ihren politischen Einfluß, um Banken zu errichten oder um von Banken Darlehen in Banknoten zu bekommen, womit sie ungeheure Strecken unkultivierten Landes kauften, deren Preis sich vermeintlich mit jedem Jahr verdoppeln sollte. Die hohen Preise der Baumwolle reizten insbesondere zum Ankauf und zur Kultur von Baumwollenländereien; Personen kauften dergleichen Ländereien und verkauften die darauf zu gewinnende Baumwolle, ehe sie noch gepflanzt war, an Spekulanten, und um diesen dazu die Mittel zu verschaffen wurden wiederum von einflußreichen Spekulanten Banken ins Leben gerufen und solchergestalt künstliche Zahlungsmittel und ein künstliches Gebäude erschaffen, welches ausschließlich auf der Voraussetzung beruhte, daß die hohen Preise der Baumwolle stets fortdauern und daß die von den Vereinigten Staaten ausgeführte Baumwolle jährlich, wie bisher, einen Wert von ca 100 Millionen Dollar haben würde. Diese übertriebenen Spekulationen in Ländereien hatten wiederum die Folge, daß auf Verbesserungen aller Art spekuliert wurde, um den Wert der Ländereien zu erhöhen; es wurden Wasserleitungen, Kanäle, Eisenbahnen usw. usw. projektiert; dies erforderte neue Anleihen, die zum großen Teile in Europa durch Verkauf der Gesellschaftsaktien unter mannigfachen Vorspiegelungen gemacht wurden, und eine andere Folge war, daß zu den gewöhnlichen Arbeiten keine Arbeiter mehr zu haben waren, auch der Tagelöhner fing an zu spekulieren und wollte fortan nur gegen den erhöhten Tagelohn an Eisenbahnen und Kanälen arbeiten, und dieser Mangel an Arbeitern mußte wieder die Preise aller Dinge zu einer unnatürlichen Höhe steigern. (…)“ – Zustand von Mexiko und Texas

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„Der Zustand in Mexiko scheint an Anarchie zu grenzen und von der Art zu sein, daß man jede fernere Expedition gegen Texas vor der Hand aufgegeben hat (…) Das französische Gouvernement hat Erstattung des von den französischen Kaufleuten erzwungenen Darlehns verlangt und zur Unterstützung seiner Forderung vier Kriegsschiffe nach Veracruz geschickt. Auch Großbritannien hat ein gleiches Verlangen ausgesprochen. Mexiko wird so, von allen Seiten gedrängt, am Ende den Amerikanern in die Hände fallen.“ – Beendigung des Krieges in Florida – Gerücht von der beabsichtigten Resignation des Staatssekretärs Forsyth – Diner beim Präsidenten zu Ehren des Französischen Gesandten Pontois „(…) man glaubt, daß Van Buren den Staatssekretär Forsyth, ohne ihn geradezu zu beleidigen, aus dem Grunde aus dem Kabinett zu entfernen wünscht, um einen Mann zu ernennen, der angenehmere Formen besitzt und vom diplomatischen Korps lieber gesehn wird, denn es ist Van Burens offenbarer Wunsch, die Repräsentanten der fremden Gouvernements mit Artigkeit und Auszeichnung zu behandeln. Dies zeigte sich wieder recht deutlich bei dem von ihm dem neuen französischen Gesandten Pontois132 zu Ehren gegebenen Diner, wo er uns auf eine, von der Jacksonschen Manier ganz verschiedene, überaus freundliche und zuvorkommende Weise bewirtete. Er führte meine Frau zu Tisch und bat uns beim Abschiede, ihn recht oft des Abends zu besuchen; er liebte Gesellschaften früher sehr, darf aber, seitdem er Präsident ist, der hiesigen Etikette gemäß, nicht mehr ausgehn, und sieht daher um so lieber Gesellschaft bei sich.“ – Ankunft Louis Bonapartes in Norfolk – Aufstand in Kalifornien. IV. Am 30.5. 1837 aus Washington an den König – Die Banken haben ihre Barzahlungen eingestellt – Finanzielle Lage des hiesigen Gouvernements – Zusammenberufung des Kongresses zum 4. September „Der in meinem alleruntertänigsten Bericht v. 23ten v. M. befürchtete Einsturz des ganzen hiesigen künstlichen Kreditgebäudes ist seitdem erfolgt, indem alle Banken ihre baren Geldzahlungen eingestellt haben. Durch diese Maßregel werden sie zwar für den Augenblick in den Stand gesetzt, ihr Discontogeschäft fortzusetzen, und es wird dem Handelsstande für den Augenblick geholfen, das Land wird aber inzwischen mit Papiergeld überschwemmt werden und Tausende werden ihr Vermögen verlieren; die Revenuen-Überschüsse des General-Gouvernements sind nun in eine Papierforderung an eine Menge kleiner insolventer Depositbanken verwandelt, und da von jetzt an weder auf eine große Einnahme für den Verkauf von Ländereien, noch an Zöllen zu rechnen ist, so ist die finanzielle Lage des Gouvernements auf einmal eine sehr bedenkliche geworden. Der Präsident hat den Kongreß zum 4ten 132

Charles Edouard de Pontois.

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September zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenberufen, die unterrichtetsten Personen versichern aber, dass die Administration selbst noch nicht weiß, welche Vorschläge sie dem Kongreß machen soll. Man hält die Wiedererrichtung einer Nationalbank für das einzige Rettungsmittel; der Präsident ist aber noch immer in den Händen der Jacksonpartei und der Mitglieder des ehemaligen Kitchen-Cabinet, Amos Kendall (Generalpostmeister), Blair (Herausgeber des Globe) etc., die ihn ganz zu beherrschen scheinen und von denen kein Nachgeben zu erwarten ist. Es kann daher sehr wohl sein, dass die gegenwärtige Krisis zu einer gänzlichen Niederlage der jetzigen Administrationspartei führen wird.“ – Mexikanisch-texanische Angelegenheiten – Schreiben des jungen Pierre-Napoleon Bonaparte133 über seine Verhaftung im Kirchenstaat – Mission des Konsuls Dodge134 nach Berlin und des Herrn Niles135 nach Wien „Der Konsul der Vereinigten Staaten in Bremen, Herr Dodge, ist als Agent des hiesigen Gouvernements nach Berlin abgegangen, um – unter Herrn Wheatons Direktion – auf eine Herabsetzung der Zölle von hiesigem Tabak in den deutschen Zollvereinsstaaten zu wirken. In gleicher Eigenschaft und zu gleichem Zwecke geht ein Herr Niles nach Wien.“ V. Am 6.7. 1837 aus Bristol bei Philadelphia an den König – Bank- und Kreditkrise, Maßnahmen des Staates – Lage der Bank der Vereinigten Staaten (Pennsylvanische Staatsbank) „Die hiesige Geld- und Handelskrisis beschäftigt das Publikum fortwährend so ausschließlich, daß es fast gar keine politischen Neuigkeiten zu berichten gibt. Die Lage des General-Gouvernements ist sehr kritisch geworden; durch die Weigerung der kleinen Banken, die bei denselben deponierten öffentlichen Gelder anders als in Papiergeld zu bezahlen, ist nicht bloß der ganze (…) Plan der Administrationspartei, sich der Geldinstitute des Landes zu bemächtigen und dadurch Macht und Einfluß zu erlangen, gänzlich vereitelt worden, sondern es sind jetzt sogar jene Institute selbst, welche das Gouvernement als seine Werkzeuge ansah, in Opposition zu demselben getreten. Der Präsident und sein Kabinett scheinen noch immer nicht zu wissen, was sie dem nächsten außerordentlichen Kongreß vorschlagen sollen, und bei dieser anscheinenden Untätigkeit des General-Gouvernements sind bereits von mehreren Seiten, namentlich von dem ehemaligen Gouverneur von Süd-Carolina Hamilton (der sich als Nullifikator auszeichnete und jetzt Präsident einer Bank in Charleston 133

Pierre-Napoleon Bonaparte (1815 – 81), Neffe von Napoleon I., 1835/6 in Rom inhaftiert durch Papst Gregor XVI. 134 Dodge, Joshua, US-Konsul in Marseille 1819 – 29, in Bremen 1833 – 39. 135 Niles, John Milton (1787 – 1856), Democrat, US-Senator aus Connecticut 1835 – 39, 1843 – 49; Postmaster General 1840 – 41.

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ist) Vorschläge gemacht worden, dass die sämtlichen Banken Deputierte zu einer Generalversammlung abschicken möchten, um über die zur Abhülfe des Übels nötigen Maßregeln zu beraten und um ihre Ansichten und Wünsche dem neuen Kongreß vorlegen zu können. Einige der Staatslegislaturen habe außerordentliche Sitzungen gehalten und die Sistierung der Barzahlungen von Seiten der Banken sanktioniert, auch gewisse Restriktionen für dieselben vorgeschrieben. Andere dagegen haben gar nichts getan und einige der Gouverneurs habe die wohl nicht unrichtige Meinung ausgesprochen, daß die Banken am besten dadurch im Zaum gehalten werden könnten, daß die Staatslegislaturen für jetzt nichts täten, sondern die Frage, ob ihnen ihr Privilegium (charter) gelassen, oder, als Folge der Zahlungssistierung, genommen werden solle, von ihrem Betragen, und namentlich davon abhängig machten, ob sie den gegenwärtigen Zustand zu einer übermäßigen Kreierung von Papiergeld mißbrauchen würden oder nicht. Inzwischen scheinen sich die Aussichten der Bank der Vereinigten Staaten, die noch immer, aber jetzt als Pennsylvanische Staatsbank fortexistiert, besser als je zu gestalten, und es scheint die vorherrschende Meinung zu sein, daß dieselbe wieder zur National-Bank erhoben werden müsse. Ihre Aktien, die bereits auf 95 gefallen waren, stehn jetzt wieder 112 – 113. Es sind aber auch gleichzeitig die meisten Aktien (stocks) aller Art gestiegen, was man wohl eher für einen Beweis des wieder größer werdenden Vertrauens der Kapitalisten als des Überhandnehmens des Papiergeldes nehmen muß, da Silber, welches schon 12 – 13pct besser als Papier war, jetzt wieder auf 9pct gefallen ist.“ – Feindseligkeiten gegen die Indianer in Florida – Lage in Mexiko. Verhältnis Mexikos zu Texas – Abreise des Prinzen Louis Bonaparte aus den USA – Ernennung des amerikanischen Legationssekretärs in London Fay136 zum Legationssekretär in Berlin „Anstatt des Herrn Ingersoll, der die Stelle ausgeschlagen hat, ist der bisherige Legationssekretär Fay in London zum Legationssekretär der Vereinigten Staaten in Berlin ernannt worden.“ VI. Am 7.8. 1837 aus Newport an den König – Über den bevorstehenden außerordentlichen Kongress und die von demselben zu ergreifenden Maßregeln in Beziehung auf das Geld-, Bank- und Kreditwesen

136 Fay, Theodore Sedgwick (1807 – 98), Attaché an der US-Gesandtschaft in London 1836/37, Legationssekretär in Berlin 1837 – 53, Gesandter in Bern 1853 – 61. Die folgenden Jahre verbrachten er und seine deutsche Frau in Blasewitz (Dresden) und Berlin.

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– Die Ansichten und Wünsche beider Parteien in dieser Beziehung – Die Regency – Die Locofocos137 „Mit gespannter Erwartung sieht man in diesem Augenblicke der Eröffnung des außerordentlichen Kongresses entgegen, der zum 4ten September zusammenberufen worden ist; aber obgleich man allgemein einsieht, daß der jetzige derangierte Zustand des Geldwesens nicht fortdauern kann, so scheint man doch ebenso allgemein der Meinung zu sein, daß der nächste Kongreß keine entscheidende Maßregeln ergreifen wird. Die Amerikaner lieben viel zu sprechen und zu schreiben, ehe sie handeln; jede Maßregel muß erst in den Zeitungen und in Zusammenkünften des Volks (meetings) wieder und wieder abgehandelt und besprochen werden; jeder Dorfzeitungsschreiber und jeder, der als sogenannter politician in seinem Orte eine Rolle spielen will, läßt bei solchen Gelegenheiten gern sein Licht leuchten, und jede Dorfgemeinde, welche auf diese Weise harangiert wird, glaubt sich alsdann in Ausübung ihrer Souveränitätsrechte begriffen und faßt mit einer Wichtigkeit Resolutionen, als wenn die Entscheidung des Schicksals der ganzen Union davon abhinge. So wird auch jetzt die wichtige Frage über das hiesige Geld-, Bank- und Kredit-Wesen be- und mißhandelt, jeder glaubt sich berufen, darüber zu schreiben und rai- und déraisonnieren. Inzwischen ist die Zeit bis zur Zusammenkunft des Kongresses zu kurz, um die Masse des Volkes vorher über die zur Beratung kommenden Gegenstände gehörig zu bearbeiten oder, wie man hier sagt, die Stimme des Volks und die öffentliche Meinung zu hören. Es sind auch die Folgen der Handelskrisis bis jetzt zu sehr auf die Küstenländer beschränkt gewesen, und der gemeine Mann im Innern, der bis jetzt mit der Ernte beschäftigt gewesen ist, hat noch nicht genug gelitten, um überhaupt darüber mitsprechen zu können. Die arbeitende Klasse im Innern wird die Not erst im Winter fühlen, und erst dann ist sie reif, um von beiden politischen Parteien für ihre Zwecke bearbeitet zu werden. Deswegen wird man sich auch wahrscheinlich im außerordentlichen Kongreß damit begnügen, lange Reden zu halten und sich, wie man hier sagt, gegenseitig den Puls zu fühlen, und zugleich den Konstituenten Gelegenheit zu geben, die Reden ihrer Deputierten, die mit Verbesserungen abgedruckt und in unzähligen Exemplaren zu Haus verteilt werden, zu bewundern und zum neuen Gegenstande von Beratungen in den meetings zu machen. Keine der politischen Parteien ist bis jetzt über den zu verfolgenden Weg einig. Die Administrationspartei ist zwar entschieden gegen eine Nationalbank, aber ihre Anhänger sind unter sich uneinig, indem die einen allem Bank- und Kreditwesen den Krieg erklären und nur Gold und Silber zum Zirkulationsmittel haben wollen, während die andern sich für ein modifiziertes Staatsbanksystem erklären. Jenes sind die sogenannten Loco-Focos. (Diesen Namen bekamen sie von einigen Jahren in 137 „Locofocos“ war eine Bezeichnung, die einer radikalen Gruppe zum Spott erteilt wurde, die sich 1835 in New York von den Demokraten abspaltete. Aber unter Präsident Van Buren näherten sich die beiden Parteiflügel der Demokraten wieder an.

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New York, wo die Administrationspartei in Tammany Hall ihre meetings zu halten pflegt; von jeher zeichnete sich darunter eine Anzahl Radikaler aus, die alles egalisieren, kein Monopol und kein Privilegium irgend einer Art, folglich auch keine Banken gestatten und keinem Individuum ein $ 10 000 übersteigendes Vermögen erlauben wollen etc. etc. Es kam darüber zu solchen Auftritten in Tammany Hall, daß die Gemäßigten, um denselben ein Ende zu machen, die Lichter ausbliesen und den Saal verließen; die Radikalen ließen sich aber dadurch nicht irre machen, sondern zündeten die Lichter auf der Stelle mit sogenannten loco-foco-Zündhölzchen wieder an; seitdem heißen sie die Loco-Focos). Ihre Grundsätze sind die des gemeinen Mannes und des großen Haufens und wurden bisher von Jackson und seinem Anhange eifrig genährt, und dies ist es, was Jackson bei den Wahlen durch die Majorität den Sieg gewinnen ließ. Nicht ohne Zittern sahen diejenigen, welche etwas zu verlieren hatten, dem Unwesen der Loco-Focos zu, und gewöhnlich waren ihre eifrigsten Anhänger, sobald sie sich etwas erworben hatten, die ersten, die ihnen abtrünnig wurden. Insbesondere wurden ihre Grundsätze niemals von der mächtigen Partei geteilt, welche in New York unter dem Namen der Regency bekannt ist (…) und welche die Geldinstitute des Landes als eins der hauptsächlichsten Mittel zur Ausübung politischen Einflusses ansieht. Der jetzige Präsident Van Buren gehörte früher zu der Regency, seitdem er aber Kandidat für die Präsidentur war, trug er alle Farben, und noch jetzt scheint er diese sogenannte non-committal-Politik verfolgen zu wollen. Während daher sein gemäßigter und sehr verständiger Kriegsminister Poinsett auf einem Besuche in Charleston in Südcarolina bei einem Mittagessen eine Rede hielt, die nur dazu geeignet war, Vertrauen in die Weisheit und Mäßigung der Administration einzuflößen, fuhr Blair, der Herausgeber des offiziellen Blattes, des Globe, in Washington fort, im Geiste der Loco-Focos die heftigsten Artikel zu schreiben und allem Bestehenden, namentlich allem Bank- und Kreditwesen, den Krieg zu erklären. In gleichem Sinne wirkte der berüchtigte Generalpostmeister Amos Kendall fort, ja er ging sogar so weit, in einem Schreiben an ein Committee in Philadelphia, welches ihn zu einem Mittagessen zur Feier des 4ten Juli eingeladen hatte, unter Wiederanregung der alten feindlichen Stimmung gegen England es für ein Verbrechen zu erklären, daß Gold und Silber zur Abtragung der Schuld an England exportiert werde. ,Eine erbärmliche Tee-Taxe‘, sagt er darin, ,brach das politische Band zwischen diesem Lande und England, aber jetzt muß sich jeder Mann, jede Frau und jedes Kind in dieser großen Republik eine Taxe auf ihre Ländereien, auf ihr Brot und auf ihre Arbeit gefallen lassen, um die Schulden von Banken, Mäklern und Kaufleuten an jene stolze Insel abzutragen. Unser Geld ist zu Lumpen reduziert, die jeden Tag weniger Wert werden, damit einige Wenige ihren auswärtigen Kredit durch Verschiffung unseres Silbers und Goldes aufrecht erhalten.‘ Daß solche Grundsätze von einem Mitgliede des Kabinetts zu Washington gepredigt wurden, mußte alle Freunde der Ordnung erschrecken. (…)“ – Plan des Kabinetts, die Finanzverwaltung von den Banken zu trennen

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„Es scheint gegenwärtig der Plan in Washington zu sein, die Finanzen des Gouvernements gänzlich von den Banken zu trennen. Bekanntlich war es das Eigentümliche der Bank der Vereinigten Staaten, daß sie nicht, wie die Staatsbanken, von den Legislaturen der einzelnen Staaten, sondern vom Kongreß inkorporiert (chartered) war; daß sie neben ihren Bank-Disconto-Geschäften auch die Verwaltung der Revenuen des Generalgouvernements hatte, die bei ihr deponiert werden mußten, und daß ihre Noten gesetzliche Zahlungsmittel (legal tender) bei Bezahlung der Abgaben an das Generalgouvernement waren. Jackson nahm ihr die Verwaltung der öffentlichen Gelder und gab sie einigen begünstigten Staatsbanken, um dieselben als politische Werkzeuge zu gebrauchen; seitdem die Administration aber die jetzige Erfahrung gemacht und gesehn hat, daß sie mit dem Gelde gewissermaßen die Macht aus den Händen und an Institute gibt, die sie nicht die Macht hat zu kontrollieren, hält sie es für besser, die Finanzverwaltung ganz von den Banken zu trennen und die Finanzen durch Sub-Treasuries (Kassen) verwalten zu lassen, um so zugleich in der Vermehrung des Beamtenpersonals eine willkommene Vermehrung ihres politischen Einflusses zu finden. Der Plan wird aber eben aus diesem Grund nicht durchgehn und würde auch jedenfalls in der Ausübung sehr bald daran scheitern, daß es bei der hiesigen Korruption gar nicht möglich sein würde, rechtliche Kassenbeamte zu finden. Gleichwohl scheint es, daß man im Kabinett diesen Plan verfolgen und mithin die Banken ihrem Schicksal überlassen und zur Herstellung des derangierten Geldwesens keine Schritte zu tun, aber entschieden bei der Opposition gegen Errichtung einer Nationalbank verharren wird. Die Oppositionspartei dagegen ist unter sich auch keineswegs einig. Was sich auch gegen das Banksystem und die damit verbundenen Mißbräuche einwenden läßt, so sehe man doch ein, daß es hier, wo es mit allen Verhältnissen des Lebens einmal einig verwebt ist, aufrecht erhalten werden muß. Man sieht aber ebenfalls ein, daß, wo Banknoten einer Anzahl privilegierter Corporationen, bei fast gänzlicher Verdrängung des Metallgeldes, beinahe das alleinige Zirkulationsmittel geworden sind, der Kreierung des Papiergeldes Schranken gesetzt werden müssen, wenn nicht Krisen, wie die gegenwärtige, sich beständig erneuern sollen. Man sieht ein, daß dies nur vermittelst einer Bank mit einem sehr großen Kapital geschehen kann, die im Stande ist, die kleineren Banken, deren Noten sich bei ihr anhäufen müssen, im Zaume zu halten. Man ist auch darüber einig, daß diese große Bank, um ihr die gehörigen Mittel zu jener notwendigen Kontrolle zu geben, die Finanzverwaltung des Generalgouvernements haben muß. (…) Daß ein so mächtiges Geldinstitut, besonders wenn es einig mit der vollziehenden Gewalt ist, der republikanischen Regierungsform sehr gefährlich werden kann, dies wird von den einsichtsvollen Oppositionsmännern selbst sehr wohl gefühlt. Manche schützen gegen die Errichtung einer Nationalbank den alten bekannten konstitutionellen Skrupel vor, daß die Konstitution dem Kongreß nicht die Befugnis gäbe, eine Bank zu inkorporieren, und dies ist für diejenigen ein willkommener Vorwand, welche gern die alte Bank der Vereinigten Staaten als Pennsylvanische Staatsbank zum fiskalischen Agenten gewählt haben möchten; auch ist es nicht zu leugnen, daß der Prä-

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sident Biddle138 ein sehr geschickter Finanzier und in diesem Augenblicke wohl der einzige ist, dem es gelingen würde, Ordnung wieder in das Geldwesen zu bringen; allein sein Name ist durch Jackson beim großen Haufen zu verhaßt gemacht worden, als daß ein mit ihm in Verbindung stehendes Institut jemals wieder Popularität erlangen könnte, und mehr als das steht ihm entgegen, daß ein großer Teil der Oppositionsmitglieder selbst der Meinung ist, daß die große Bank in New York, als der ersten Handelsstadt des Landes, ihren Sitz haben müsse – ein Umstand, ohne den es vielleicht Jackson nicht gelungen sein würde, die alte Bank zu stürzen. (…)“ – Zollverschreibungen der Kaufleute – Ausfall in den Einnahmen – Texanisch-mexikanische Angelegenheiten – Diesseitiger Geschäftsträger bei der Peru-Bolivianischen Konföderation. Am 21.8. 1837 aus Newport an Eichhorn139 „Seit vier Wochen bin ich mit meiner Familie hier im Seebade; mit meiner Gesundheit will es noch immer nicht gehen und das Seebad scheint mir eben nicht zu bekommen, was denn freilich bei dem rauen und unbeständigen Wetter kein Wunder ist. In meinem letzten Schreiben vergaß ich ganz zu erwähnen, daß Herr Forsyth mich vor meinem Abgange aus Washington bat, ihm doch mitzuteilen, was mir über den Tabakhandel Deutschlands bekannt sei, und da ich hörte, daß besonders durch Herrn Dodge140 viele Ungereimtheiten darüber ins Publikum gekommen waren, so stand ich nicht an, ihm privatim den abschriftlichen anliegenden Aufsatz einzuhändigen, der solche statistischen Nachrichten enthält, die ich aus Farber’s Beiträgen und aus sonstigen guten Quellen entnommen habe. Herr Forsyth war ganz erstaunt, daraus zu ersehn, daß in Deutschland selbst so viel Tabak gewonnen wird, und daß der Tabakpflanzer in Preußen sogar einer Steuer unterworfen ist, und er gestand mir, daß er unter diesen Umständen eben nicht hoffe, daß der Zollverein den Tabakzoll herabsetzen würde. Auch im Staat Maryland, wo man am meisten dabei interessiert ist, erwartet man dies gar nicht. Ich war im Mai einen Tag in Frederickstown, dem Zentrum Marylands, und die bedeutendsten Männer daselbst 138 Biddle, Nicholas (1786 – 1844) war der Präsident der Bank of the United States 1823 bis 1836. 1832 hatte Präsident Jackson ihr die Bundeskonzession entzogen. Nach dem Auslaufen der Charter 1836 führte Biddle sie noch bis 1839 als Staatsbank (United States Bank of Philadelphia). 1839 trat Biddle zurück. Die Bank ging 1841 Konkurs. 139 GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5272. 140 Der US-Konsul in Bremen und Tabak-Agent, der als Konsul für die Kündigung der Meistbegünstigungs-Verträge mit den deutschen Staaten und als Tabak-Agent für die Herabsetzung des Zolles auf Tabak eintrat, machte Rönne, dem Zollverein und den Hansestädten bis 1843 zu schaffen, aber erreichte nichts. Er war dem US-Gesandten Wheaton in Berlin, unter dessen Leitung er eigentlich agieren sollte, genauso unsympathisch wie Rönne. Wheaton schrieb Rönne am 30.12. 1841 aus Paris entsprechend der von beiden Seiten im Briefverkehr geübten Offenheit: „Let me know what Dodge is about. He is a mole who nosles in the dark. You must countermine him.“ – GStA PK, VI. HA, Nachlass Rönne Nr. 7.

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sagten mir, daß sie nicht einsehen, wie die deutschen Staaten sich zu einer solchen Herabsetzung veranlaßt sehn sollten, wenn man denselben nicht Vorteile dagegen einräumen könnte. Das ganze Geschrei rührt hauptsächlich von Herrn Dodge und einigen her, die gern als Agenten nach Europa geschickt werden wollten. Niemand spricht jetzt weiter davon oder erwartet ein Resultat davon, und ich sehe nicht ein, warum man sich dort durch das hiesige Geschrei bestimmen lassen sollte, den Zoll von einem Artikel herabzusetzen, dessen Konsumtion wahrlich keine Aufmunterung verdient. Herrn Dodge’s Geschrei ist es auch hauptsächlich zuzuschreiben, daß sich hier neuerlich so viele Stimmen gegen den Handelstraktat mit den Hansestädten, besonders mit Bremen, erhoben haben; er versuchte nun, mir zu demonstrieren, daß Preußen ebenfalls gewinnen würde, wenn jene Reziprozität nicht existierte. Mir scheint es, daß Preußen und die Vereinigten Staaten gar keine Ursache haben, eine feindliche Stellung gegen Bremen anzunehmen. Bremen tut so viel und mehr für die Ausfuhr deutscher Fabrikate, als irgend eine Seestadt Deutschlands, und ist nicht minder tätig, um den Amerikanern Absatz ihrer Stapel-Produkte zu verschaffen. Werden nun der Bremer Reederei von hieraus Hindernisse in den Weg gelegt, so ist es zwar sehr wahrscheinlich, daß jene Reederei dadurch einen empfindlichen Stoß erleiden wird, sehr ungewiß aber, ob Amerikanische Schiffe alsdann die Stelle der Bremer Schiffe einnehmen werden, und ebenso zweifelhaft, ob die Preußische Reederei dabei gewinnen würde; wahrscheinlich ist es, daß der blühende Verkehr zwischen Bremen und den Vereinigten Staaten gänzlich dadurch gestört werden und sich der Tabakhandel wieder ganz nach Holland ziehn würde, auch daß die Auswanderer wieder ihren Weg vorzugsweise über holländische, französische etc. Häfen nehmen würden. Die Amerikaner prahlen beständig mit ihrer liberalen Politik, die sie namentlich bestimmt hätte, allen andern Nationen das Reziprozitätssystem anzubieten; diese Liberalität versteht sich aber immer unter der Bedingung, daß sie allein davon den Vorteil genießen, und hört auf, sobald sie in einem einzelnen Fall das Gegenteil zu entdecken glauben. Sehr dankbar würde ich es anerkennen, wenn das Ministerium mir darüber gelegentlich einmal seine Ansicht eröffnen wollte, da meine Stimme vielleicht in Beziehung auf die gegen Bremen zu ergreifenden Maßregeln nicht ganz ohne Einfluß sein dürfte.“ VII. Am 12.9. 1837 aus Northampton an den König – Eröffnung der Sitzung des außerordentlichen Kongresses – Botschaft des Präsidenten und Bericht des Secretary ot the Treasury über die finanzielle Lage des Landes – Vorschlag des Präsidenten, die öffentlichen Gelder durch öffentliche Kassen anstatt, wie bisher, durch Banken verwalten zu lassen „Der Präsident gibt dann als die Ursachen der gegenwärtigen Geld- und Handelskrisis die in meinem alleruntertänigsten Bericht vom 23ten April c. geschilderte

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Spekulationswut an; (…) Die Wiedererrichtung einer Nationalbank hält er hauptsächlich aus dem Grunde für untunlich, weil sich die Majorität des Volks wiederholt dagegen ausgesprochen habe; die Verwaltung der öffentlichen Gelder durch die Lokalbanken, sagt er, hätte sich als unzweckmäßig erwiesen und und er schlägt deshalb, wie ich in meinem alleruntertänigsten Bericht vom 7ten v. M. erwartete, die Errichtung öffentlicher Kassen vor – ein Plan, der in dem Bericht des Sekretärs der Schatzkammer näher ausgeführt wird. (…) Beide Dokumente sind in einer ruhigen und gemäßigten Sprache abgefaßt und enthalten manche nützliche Wahrheiten; es ist nur auffallend dieselben aus dem Munde von Männern zu hören, die früher taub dagegen waren, und die durch ihre Partei-Maßregeln wesentlich zur Herbeiführung des gegenwärtigen Zustandes der Dinge beigetragen haben. (…) Was inzwischen auch die Motive der Administrationspartei gewesen sein, und welche Parteizwecke sie sich noch jetzt vorgesetzt haben mag, so hat der Krieg gegen das Bank- und Kreditwesen jedenfalls das Gute gehabt, daß der dadurch begünstigten wilden Spekulationswut, die auch ansteckend und gefahrbringend für Europa wurde, Schranken dadurch gesetzt werden.“ – Briefe und Ansichten Amos Kendalls und Jacksons – Die neue Partei der Konservativen – Wahl des Sprechers und Druckers des Hauses – Vermutliches Resultat des Kongresses – Ankunft der französischen Brigg „Le Laurier“ in New York mit Boireau141 an Bord VIII. Am 12.10. 1837 aus Northampton an den König – Über die verschiedenen vom Kongress beratenen Bills zur Abhilfe der finanziellen Verlegenheit des Gouvernements „Die Finanzen des Bundesgouvernements sind in diesem Augenblicke so derangiert, daß selbst, wenn der vierte, $ 10 Millionen betragende Termin der früheren Revenuen-Überschüsse den einzelnen Staaten vorenthalten wird, doch noch $ 10 Millionen zur Deckung der Ausgaben dieses Jahres fehlen. Beide Häuser haben daher zunächst eine Bill wegen Innebehaltung jenes vierten Termins votiert; (…) Um das dann noch verbleibende Defizit zu decken, wurde die Bill wegen Emission 6 procentiger und nach einem Jahre einzulösender Tresorscheine (treasury notes) vorgeschlagen, die ebenfalls von beiden Häusern bereits angenommen ist. (…) Eine sogenannte subtreasury bill organisiert ein vollständiges System öffentlicher Kassen, die öffentlichen Gelder sollen künftig nicht mehr von Banken, sondern von Kassenbeamten verwaltet und nur vorläufig noch teilweise mit Noten solcher 141 Victor Boireau stand in Verbindung mit dem Attentat auf König Louis-Philippe am 28.7. 1835.

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Banken erhoben werden, die Metallgeld dafür zahlen; nach einer gewissen Frist sollen alle Abgaben nur in Metallgeld entrichtet werden. Diese Bill ist im Senat bereits passiert, wird aber im Hause noch vielen Widerstand finden.142 (…)“ – Übergang des Senators Calhoun zur Administrationspartei „Die Administration hat, wenn ihr die Konservativen teilweise abtrünnig geworden sind, einen neuen großen Gewinn an dem Senator Calhoun und einem Teil der ehemaligen Nullifikatoren gemacht, worüber jedermann erstaunt ist, und was sich auch nur dadurch erklären läßt, daß Calhoun noch immer auf eine Trennung des Südens vom Norden hofft, um dann dort die erste Rolle zu spielen. Deswegen wünscht er den Anschluß von Texas an die Union, worin er (bei der entschiedenen Opposition von Seiten des Nordens und Ostens) mit Recht den Keim zur baldigen Trennung sieht. Die Aufrechterhaltung des Bank- und Kreditsystems wird besonders von den Oppositionsmännern des Nordens und Ostens gewünscht, die alle entschiedene Gegner jenes Anschlusses sind; wahrscheinlich deshalb trennt sich Calhoun schon jetzt von ihnen, um so den ganzen Süden zu vereinigen und zugleich die Administrationspartei für den Anschluß zu gewinnen, der im nächsten ordentlichen Kongreß beraten werden und zu den heftigsten Auftritten Veranlassung geben wird. Von allen Staaten, die nicht Sklaven halten, kommen Petitionen gegen jenen Anschluß, die von Tausenden unterschrieben sind, beim Kongreß ein. Die nördlichen und östlichen Staaten fürchten das Übergewicht, welches der Süden dadurch erlangen würde, und die Demokraten sehen mit Neid, daß die reichen Pflanzer im Süden das Land durch Sklaven bebauen lassen, während sie selbst die nötigen Arbeiten verrichten müssen; es ist daher nicht sowohl Fanatismus, der die Bewohner dieser Yankee-Staaten zu Abolitionisten macht, sondern sie regen nur den Fanatismus auf und benutzen ihn zu ihren Zwecken; am glücklichsten sind sie damit bei den Frauen, die zu Tausenden Unterschriften zu dergleichen Petitionen sammeln, so daß Wise143 von Virginien sie neulich lächerlich zu machen suchte und, wie die Anlage ergibt, eine Petition überreichte, worin der Kongreß gebeten wird, allen Frauenzimmern, die dem Kongreß Petitionen wegen der Sklaverei überreichen, auf öffentliche Kosten Männer zu verschaffen, um ihrem Geist eine solche Richtung zu geben, daß sie gute Matronen würden, und um die Übel abzuwenden, womit die Pfaffenränke und der Fanatismus der östlichen Staaten das Volk des Südens bedrohn.“ – Die Frage wegen Vereinigung von Texas mit der Union

142 Über die Form der Verwaltung der Regierungsgelder unabhängig vom Banksystem gab es im Kongress lange Auseinandersetzungen, die in zehn Jahren zu verschiedenen Gesetzesvorlagen führten. Erst 1846 brachte die demokratische Mehrheit im Independent Treasury Act eine Jahrzehnte gültige Regelung zustande. Danach waren die öffentlichen Gelder im Treasury und in Subtreasuries zu deponieren. 143 Wise, Henry Alexander (1806 – 76), Whig, US-Representative von Virginia 1833 – 44, US-Gesandter in Brasilien 1844 – 47; Governor von Virginia 1856 – 59.

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„Auf John Quincy Adams’ Antrag hat der Präsident dem Kongreß die zwischen diesem Gouvernement und den Gesandten von Texas statt gefundene Korrespondenz mitgeteilt, worin der Gesandte den Anschluß von Texas in Antrag bringt und zu verstehen gibt, daß dasselbe sonst mit England und Frankreich Handelsverträge abschließen würde. Der Staatssekretär nimmt darin wieder die Miene der größten Unparteilichkeit an und lehnt den Antrag, als mit den Mexiko schuldigen Verpflichtungen streitend, ab. Dieses Wortgepränge kann nur Ekel bei denen erregen, welche die schändliche, bisher von diesem Gouvernement in der Texas-Angelegenheit beobachtete Politik kennt; es verfehlt aber seine Wirkung im Auslande bei derjenigen Partei nicht, die alles Amerikanische bewundert, und hier werden dergleichen Redensarten so oft wiederholt, daß die Leute nach und nach anfangen, ihnen Glauben zu schenken. (…)“ – Bevorstehendes Ajournement des Kongresses – Betrachtungen über die finanzielle Lage des Landes – Über die Tendenz des Parteikampfes „Dies ganze Treiben und der ganze Kampf zwischen der demokratischen und der sogenannten aristokratischen Partei ist nicht sowohl ein Kampf um Macht und Ehre, als ein Streit um Mein und Dein, und es spricht sich auch darin der Charakter der Nation aus, Macht wird nur geschätzt, um als Mittel zum Gelderwerb zu dienen. Es ist ein Kampf zwischen den Armen und Reichen oder denjenigen, die auf dem Wege sind, es zu werden; jene beneiden diese um ihren Reichtum, und die Loco-Focos möchten gern das Eigentum gleich verteilen. Diese fürchten das Ihrige zu verlieren und sind nur aus dem Grunde für Ruhe und Ordnung. Von diesen Motiven werden beide Parteien geleitet, wenn sie sich einander gegenüberstehen; dem monarchischen Europa gegenüber sind sie beide Loco-Focos (Destruktives); denn beide haben im Grunde eine gleich gemeine Gesinnung, beide bewundern das Amerikanische System und freuen sich, wenn sich irgendwo ein revolutionäres Treiben zeigt, und bewundern diejenigen, welche sich gegen die bestehende monarchische Regierungsform auflehnen. Doch zeigt sich auch dabei wieder der Krämergeist; denn sie lassen es eben beim Bewundern, kommen dergleichen Revolutionärs, wie z. B. die Polen und die Italiener hierher, so geben sie ihnen höchstens ein Diner, um dabei ihr Rednertalent glänzen zu lassen und derb auf das monarchische Europa zu schmähen, übrigens aber überlassen sie ihre Helden ihrem Schicksal und sind zu geizig, etwas für sie zu tun. Dieser Kampf zwischen den Armen und den Reichen ist auch der Schlüssel zu allen Maßregeln der Administration; der Krieg gegen das Bank- und Kreditwesen hat keinen anderen Zweck, als die Erwerbung von Vermögen zu erschweren, es ist der Neid des großen Haufens und die Besorgnis vor einer Geldaristokratie; und diese Tendenz wird zugleich von den an der Spitze des Bundesgouvernements stehenden Demagogen benutzt, um ihre Gewalt immer fester zu begründen und ihren Einfluß (executive patronage) immer weiter auszudehnen, wozu unter anderm das neue subtreasury System nicht wenig beitragen wird.“

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– Über die Schulen „Die Reichen und Wohlhabenden, die sich in der Minorität befinden, sehen ein, daß sie mit Gewalt gegen die Ärmeren nichts ausrichten können, ihr ganzes Streben geht daher dahin, auf ihre Intelligenz zu wirken und sie sich dadurch unschädlich zu machen. Aus diesem Grunde sind sie eifrigst bemüht, überall Freischulen zu errichten und das Schulwesen zu verbessern. Am meisten ist es in dieser Beziehung in den Neu-England-Staaten, und besonders in Massachusetts, geschehn, aber doch auch noch so wenig, daß es in denjenigen Staaten, die notorisch weiter hinter diesen zurückstehn, um die Schulen schlecht genug bestellt sein mag. Auch der Organisation des Schulwesens steht die demokratisch-republikanische Regierungsform hindernd entgegen; es verordnet zwar in einigen Staaten, z. B. hier in Massachusetts, das Gesetz, daß jede Ortschaft (township) öffentliche Schulen haben soll, die von einer Committee beaufsichtigt werden sollen; weiter aber geht das Gesetz nicht und von einer oberen Leitung und höheren Kontrolle ist nicht die Rede, weil dies unpopulär sein würde. Als einleitende Maßregel dazu hat die Legislatur des Staats Massachusetts kürzlich ein sogenanntes board of education errichtet, dessen Tätigkeit sich zunächst darauf beschränken soll, Nachrichten über die verschiedenen im Staate bestehenden Schulen zu sammeln, freiwillige Assoziationen in den einzelnen Grafschaften zu bilden, sich mit denselben in Korrespondenz zu setzen, und so allmählich einen Einfluß auf das Schulwesen zu erlangen, der dann mit der Zeit in eine förmliche Kontrolle übergehen dürfte. Der Präsident des Senats, ein Herr Mann144, hat aus Philanthropie seine Stelle niedergelegt und sich zum Sekretär jenes board ernennen lassen; als solcher reist er jetzt umher, um die nötigen Erkundigungen einzuziehen und die vom Gesetz beabsichtigten Assoziationen zu bilden. Bei seiner hiesigen Anwesenheit habe ich seine Bekanntschaft gemacht und in ihm einen sehr unterrichteten Mann gefunden, der sehr erfreut war, mit mir über das vortreffliche preußische Schulwesen sprechen zu können, welches hier durch den Cousinschen Bericht bekannt geworden ist und allgemeine Anerkennung findet. Er besuchte mit mir mehrere Schulen, und ich war auch bei einer Convention gegenwärtig, die von Deputierten aller Ortschaften der township besucht war. Die Schulen sind fast alle sehr mittelmäßig, und dies liegt hauptsächlich an dem Mangel an guten Lehrern; wollte man Schullehrerseminare einführen, so würden die daselbst erzogenen Lehrer sich durch ihre höhere Bildung bald so sehr vor ihren Mitbürgern auszeichnen, daß sie die öffentliche Karriere einschlagen würden, wie denn in der Tat sehr viele Männer, die jetzt hohe Stellen bekleiden, früher Schulmeister gewesen sind, z. B. der jetzige Gesandte Cass in Paris, der Secretary of the Treasury Woodbury145, der Generalpostmeister Kendall, der Senator Webster, der Gouverneur Everett146 etc. 144 Mann, Horace (1796 – 1859), Präsident des State Senate von Massachusetts 1835 – 37, Secretary des Board of Education 1837 – 48 und reorganisierte das öffentliche Schulsystem in Massachusetts. 145 Bekannt ist eher, daß Woodbury von Anbeginn seiner beruflichen Karriere Jurist war und hierbei die verschiedensten Funktionen wahrnahm in New Hampshire und schließlich von

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Zu diesem Mangel an guten Lehrern kommt noch die Schwierigkeit, sich vor der Anstellung von ihren Fähigkeiten zu überzeugen. Die Prüfung liegt den Ortskomiteen ob, diese bestehen aber meistens aus aus ganz ungebildeten Menschen: Niemand will Mitglied der Schulkomiteen werden, und es zeigt sich auch bei den Wahlen in dieser Beziehung eine solche Gleichgültigkeit, daß die Wähler, während sie mit größten Gewissenhaftigkeit bei der Wahl zu Ämtern verfahren, durch deren Verwaltung ihr Vermögen gefährdet werden könnte, einen jeden zum Mitgliede des Schulkomitees für gut genug halten. Das neu errichtete board of education hat daher unter anderm auch vorschlagen lassen, jene Mitglieder künftig zu besolden. Ein anderes Hindernis ist die schlechte Besoldung der Schullehrer; während drei bis vier Religionsparteien in einem kleinen Orte von 3000 Einwohnern jedem ihrer Geistlichen ein Gehalt von $ 1200 bis $ 1600 geben, erhält der gemeinschaftliche Schullehrer wöchentlich nur $ 9. Der religiöse und moralische Unterricht ist aus den Schulen ganz verbannt, weil die religiöse Intoleranz unter den verschiedenen Sekten viel zu groß, ja so groß ist, daß Familienmitglieder darüber mit einander zerfallen und daß alle Verhältnisse des geselligen Lebens davon affiziert werden. Die Unterrichtsmethode ist dabei durchaus falsch; für die Ausbildung des Verstandes geschieht nichts, alles reduziert sich auf ein gedankenloses Auswendiglernen, um bei den sich beständig wiederholenden öffentlichen Prüfungen glänzen zu können: Die Schulbücher bestehn, wie in England, aus Fragen und Antworten; durch eine nicht im Buche stehende Frage setzt man Lehrer und Schüler in die größte Verlegenheit. In der Convention wurden die meisten dieser Gegenstände öffentlich verhandelt, und es fand unter andern auch eine interessante Debatte darüber statt, ob die Privatschulen den öffentlichen im Wege ständen; es wurde behauptet, daß die meisten Eltern, welche es nur irgend erschwingen können (und gerade solche, welche sich bei öffentlichen Gelegenheiten als Ultra-Demokraten auszeichnen), ihre Kinder vorzugsweise in Privatschulen schicken, und daß nicht selten die Kinder auf der Straße mit den Fingern auf solche zeigen, die in die öffentlichen Schulen gehn, so daß manche arme Eltern es als eine Schande betrachten, ihre Kinder dahin zu schicken und sie lieber zu Haus behalten – ein neuer Beweis, wie unpraktisch und wie wenig in der Natur der Dinge gegründet die demokratische Theorie der allgemeinen Gleichheit ist. Es kam darüber zu lebhaften Auftritten. Einige wollten die Sache dadurch vermitteln, daß sie vorschlugen, Jedermann solle seine Kinder zuerst in die öffentlichen Schulen schicken, und wenn er ihnen eine höhere Bildung geben 1845 – 51 in Washington als Associate Justice of the Supreme Court. Im Übrigen amtierte er als Governor von New Hampshire 1823/4, als US-Senator von New Hampshire 1825 – 31 (Jacksonian und 1841 – 45 Democrat), als Secretary of the Navy 1831 – 34, als Secretary of the Treasury 1834 – 41. Unterrichtet hat er wohl nur, wie viele andere, an die Rönne denkt, um sich die finanzielle Grundlage für die juristische Ausbildung zu schaffen. 146 Edward Everett war insofern Schulmeister, als er von 1812 – 14 in der Harvard University als Tutor wirkte, später als Hochschullehrer und schließlich 1846 – 49 als Präsident von Harvard.

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wolle, so könne er sie später in eine Privatschule gehn lassen. Davon wollten aber die Gegner der Privatschulen nichts wissen, sie meinten, es würde schon in den öffentlichen Schulen zu viel gelehrt – sie wollten selbst keine Aristokratie des Geistes aufkommen lassen.“ – Anstellung eines Konsuls der Vereinigten Staaten in Berlin „Der bisherige Konsul Halbach in Philadelphia ist zum Konsul der Vereinigten Staaten in Berlin ernannt worden.“ Rönne am 16.10. 1837 aus Northampton an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten147 Information über die Note des Texanischen Gesandten Hunt vom 4.8. 1837 zur Unterstützung des Antrages der Texanischen Regierung, Texas in die USA aufzunehmen, und über die ablehnende Antwort des Secretary of State Forsyth vom 25.8. 1837. Rönne am 16.10. 1837 aus Northampton an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten148 „Dem Konsul Schmidt (…) kann ich in jeder Beziehung nur das beste Zeugnis geben, er ist von allen hiesigen Königlichen Konsuln der tätigste und diensteifrigste, und ich habe es immer nur rühmen hören, daß er alle Deutschen mit der größten Uneigennützigkeit jederzeit mit Rat und Tat unterstützt, und bei allen den vielen Gelegenheiten, wo ich seiner Mitwirkung bedarf, zeigt er sich, seiner überhäuften Geschäfte ungeachtet, immer im höchsten Grade bereitwillig und diensteifrig; (…) Daß der p. Schmidt auch Hamburgischer Vize-Konsul ist, dürfte meines gehorsamsten Dafürhaltens keine Kollision seiner Amtspflichten herbeiführen. Der Fall, daß jemand Konsul mehrerer Nationen ist, kommt hier häufig vor, der Konsul Halbach in Philadelphia war auch Konsul der Stadt Frankfurt, und die Konsuln Trapmann in Charleston und Schmidt in New Orleans sind zugleich Hamburgische Konsuln, der Schwedische Konsul Vaughan in Philadelphia ist auch Brasilianischer Konsul etc etc. Daß es Fälle geben kann, wo das Hamburgische Handels- und Schifffahrts-Interesse mit dem Preußischen kollidiert, läßt sich wohl nicht in Abrede stellen; es kann z. B. die Frage entstehn, ob man ein Preußisches oder ein Hamburgisches Schiff befrachten will, es können Waren derselben Art zu gleicher Zeit für Preußische und für Hamburgische Rechnung importiert werden etc. etc. Aber ich glaube nicht, daß die Konsuln der beiderseitigen Staaten als solche darauf einen Einfluß ausüben können; es wird in gewissen Fällen das Privatinteresse von Individuen aus den beiderseitigen Staaten, aber nicht so weit dasselbe von den

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GStA PK, Preußisches Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten , Handelsabteilung, III.HA MdA,II. Nr. 574 Bd. 2. 148 GStA PK, Preußisches Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Handelsabteilung, III.HA MdA,II. Nr. 5272.

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Konsuln vertreten wird, collidiren; überdies ist New York ein so großer Handelsplatz, daß Fälle der Art wohl nur höchst selten vorkommen dürften.“ Rönne am 16.10. 1837 aus Northampton an Werther149 „Ohne Zweifel wird die Frage über die Aufnahme von Texas in die Union einen der wichtigsten Gegenstände der Verhandlungen des nächsten Kongresses ausmachen. Die Gründe, welche vom Norden und besonders von den Neu-EnglandStaaten dagegen geltend gemacht werden, wollen Ew. Exzellenz unter andern aus dem anliegenden in Form eines Briefes an den Senator Clay abgefaßten, sehr gut geschriebenen Pamphlet des als Kanzelredner ausgezeichneten unitarischen Predigers Channing geneigentlichst ersehen.“ IX. Am 12.11. 1837 aus Northampton an den König – Beendigung des außerordentlichen Kongresses – Die Subtreasury Bill „Der außerordentliche Kongreß hat am 16ten v. M. seine Sitzung beendigt, ohne jedoch die wichtigste derselben vom Präsidenten vorgeschlagene Maßregel, die Trennung der Finanzverwaltung des Gouvernements von den Banken, genehmigt zu haben – die Subtreasury Bill ist auf den Tisch gelegt worden. Es ist ohne Zweifel den Anstrengungen der neuen Partei der Konservativen zuzuschreiben, und die Opposition erblickt darin einen um so größeren Triumph, da das Durchgehn der Bill das ganze Bank- und Kreditwesen zerstört haben würde, nicht sowohl wegen der dem Bankverkehr dadurch entzogenen Deposita, als wegen des entschieden nachteiligen Einflusses, den die Maßregel auf den Kredit der Banken gehabt haben würde, da sie natürlich ihren Kredit beim Publikum verloren haben würden, wenn ihnen das Vertrauen des Gouvernements entzogen worden wäre.“ – Ausfall der Wahlen gegen Van Buren „(…) Unter diesen Umständen ist es kaum zu erwarten, daß die Administration in der nächsten Kongreßsitzung ihren Krieg gegen das Bank- und Kreditwesen wieder beginnen wird, und sollte sie es dennoch tun, so ist kaum zu bezweifeln, daß es ihr mißlingen dürfte, ja die Opposition geht jetzt in ihrer Freude so weit, in dem Resultat der gegenwärtigen Wahlen einen gänzlichen Umsturz der Van Buren-Partei zu erblicken und die entschiedene Hoffnung auszusprechen, daß Van Buren nicht wieder zum Präsidenten erwählt werden würde. Es ist nicht zu leugnen, daß es von ihm ein äußerst gewagtes Spiel war, ein System anzugreifen, dessen Umsturz ihn und seine Partei zwar mächtiger als je gemacht, aber auch den Ruin von Tausenden zur Folge gehabt haben würde, von denen der große Haufe (die demokratische Partei) wieder mehr oder wenige abhängig ist. Deshalb ist es wohl erklärbar, daß ihn ein großer Teil seiner Anhänger, ihrer Selbsterhaltung wegen, in dieser einen Maßregel nicht unterstützt hat, allein es ist noch ein großer Schritt von da bis zum gänzlichen Abfall von der großen demokratischen Partei, wenn man die jetzt vor149 GStA PK, Preußisches Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Handelsabteilung, III.HA MdA,II. Nr. 574 Bd. 2.

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herrschende demokratische Tendenz und die tausend den Demagogen zu Gebot stehenden Mittel erwägt, auf die Leidenschaften und Vorurteile des großen Haufens zu wirken und denselben zu ihren Zwecken zu bearbeiten.“ – Handel und Verkehr und Bankwesen „Diese der Opposition günstige Wendung der Dinge hat auch dazu beigetragen, den Handel und Verkehr ein wenig wieder zu beleben, obgleich es bei dem ungeregelten Zustande des Bankwesens immer noch am nötigen Vertrauen fehlt. Man darf dabei keineswegs vergessen, daß es keineswegs die Opposition ist, welche die vielen kleinen Banken hervorgerufen hat (wie jetzt von der Administration behauptet wird), sondern daß dieselbe immer die Notwendigkeit eines großen kontrollierenden Instituts ausgesprochen und verteidigt hat. Bevor es indessen dazu kommt, muß notwendig wieder eine neue Krisis eintreten. Die Suspension der Metallgeldzahlungen von Seiten der Banken war nichts als ein Aufschub der großen Katastrophe; die Schuldner der Banken, die schon zahlungsunfähig waren, gaben den Banken neue Schuldscheine, und die Banken waren nun im Stande, nicht nur ihr künstliches Dasein noch eine Zeitlang fortzusetzen, sondern sogar neue PapierDarlehen zu geben. Der Wiederanfang der Metallgeldzahlungen muß daher notwendig für Tausende von Individuen und für unzählige Banken den Ruin und Umsturz zur Folge haben, und dies ist der Hauptgrund, daß man sich so sehr sträubt, die Metallgeldzahlungen wieder anzufangen. (…)“ – Krieg gegen die Florida-Indianer „Der Krieg gegen die Florida-Indianer ist noch immer nicht zu Ende, diese ganze Angelegenheit macht den Amerikanern wenig Ehre; die Habsucht und Gierigkeit der weißen Bevölkerung, sich der Ländereien dieser unglücklichen Ureinwohner zu bemächtigen und sie jenseits des Mississippi zu versetzen, wo sie nur neuen Verfolgungen ausgesetzt sein werden, fand in Florida bei einem alten kräftigen Stamme, der sich von jeher durch Mut und Tapferkeit ausgezeichnet hat, standhaften Widerstand. Durch List und Bestechung gelang es den schlauen Agenten des Gouvernements einen Teil der Florida-Indianer zur Zeichnung eines RäumungsTraktats zu bewegen, dessen Vollziehung von dem betrogenen und überlisteten Stamme verweigert wurde. Es begann nun ein Krieg, der ein merkwürdiges Beispiel von Mangel an militärischem Talent und Disziplin ist. Das Terrain war den höchsten Militärbehörden in Washington damals so wenig bekannt, daß man sich unter der Hand Auskunft darüber von dem Belgischen Minister-Residenten, Baron Behr, zu verschaffen suchte, der viel im Lande umhergereist ist, namentlich Florida ziemlich genau untersucht und mehrere Lokalitäten aufgenommen hat. Unlust und Insubordination bei den Truppen, und besonders beim Offizierskorps, waren zunächst an der Tagesordnung; die Milizkorps gingen ohne weiteres nach Haus, und nach einem mir vorliegenden offiziellen Bericht des Kriegsministers resignierten im Jahre 1836 von den Offizieren der nur aus 6000 Mann bestehenden regulären Armee allein 103 Captains und Subalternoffiziere. Dazu wurde das Beispiel von oben gegeben; ich führe hier

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nur das in meinem alleruntänigsten Bericht v. 4. April v. J. erwähnte eigenmächtige Verfahren des Generals Gaines und die in meinem alleruntertänigsten Bericht v. 5. August v. J. erwähnte Art der Zurückberufung des Generals Scott an, dem das Kommando auf das bloße Schreiben des ihm untergebenen Generals Jesup an den Zeitungsschreiber Blair in Washington genommen wurde. So wurde der Krieg, anstatt mit Sachkenntnis und Energie geführt zu werden, durch die Anwendung unzulänglicher Mittel in die Länge gezogen; es ist sogar Grund vorhanden, daß die eigenen Agenten des Gouvernements es ihrem Vorteile angemessen fanden, die Sache absichtlich in die Länge zu ziehen. Und es ist vollständig erwiesen, daß ein großer Teil der $ 15 Millionen, welche der Krieg bereits gekostet hat, in die Tasche ungetreuer Lieferanten und Agenten gewandert ist. Beim Anbeginn dieses Jahres berichtete General Jesup, daß er mit den Indianern eine Konvention geschlossen hätte, in Folge davon sie sich nunmehr einschiffen und das Land räumen würden. Bald ergab sich indessen das Gegenteil (…) Inzwischen hat General Jesup angezeigt, daß der Indianer-Chef Osceola150, die Seele des ganzen Unternehmens, mit mehreren anderen Chefs in seine Hände geraten sei; Osceola hatte durch einen Parlamentär auf eine Unterredung antragen lassen, die ihm auch gestattet wurde, mitten in der Unterredung aber wurden die Indianer umzingelt und gefangen genommen, und das macht der Globe mit der Überschrift ,glorious news‘ bekannt! Einige Oppositionsblätter meinen zwar, es sei darin eben nicht viel ,glory‘ zu finden, aber es würde wahrscheinlich gar keine Mißbilligung gefunden haben, wenn es nicht bei den gegenwärtigen Wahlen eine willkommene Gelegenheit darböte, die Gemüter gegen die Administration zu erbittern.“ – Die Indianer in Washington „In sonderbarem Kontrast mit diesen Szenen in Florida und der dabei vom Gouvernement verratenen Schwäche steht das Gepränge, mit dem die Indianerchefs, welche um Traktaten wegen der Räumung ihrer Ländereien zu schließen, nach Washington gekommen sind, im Lande herumgeführt werden, um ihnen, wie es heißt, die Größe und Macht der Vereinigten Staaten vor Augen zu führen. Sie sind in Washington, Philadelphia, New York und Boston gewesen, und besonders an letzterem Orte hat man viel Aufhebens von ihnen gemacht. Der Gouverneur und die Autoritäten haben sie bewillkommnet und man hat hochtrabende Reden gehalten. In Washington haben sie im Freien, zur Ergötzlichkeit des Pöbels, Nationaltänze aufführen lassen.“ – Streit mit Großbritannien über die nordöstliche Grenze „Die Gier nach Landbesitz liegt auch dem Streit mit Großbritannien über die nordöstliche Grenze mehr zum Grunde als die beleidigte Nationalehre, die man dabei beständig im Munde führt. Das streitige Terrain ist ein großer Holzdistrikt, 150 Osceola war Anführer der Seminolen in dem seit 1835 andauernden Krieg der USA in Florida gegen die dortigen Indianer und verstarb nach seiner Gefangennahme in Fort Moultrie (bei Charleston) 1838.

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der wegen des täglich steigenden Preises des Brenn- und Bauholzes auch täglich wertvoller wird und auf den man deshalb in Maine stark spekuliert. Das Generalgouvernement würde die Sache gern ruhen lassen, und die Vernünftigeren in den nördlichen Staaten raten dazu selbst, weil sich die Sache bei dem über kurz oder lang bevorstehenden Abfall der englischen Kolonien vom Mutterlande von selbst regulieren würde und es daher unweise sei, durch eine Anregung des Grenzstreits in diesem Augenblicke eine feindselige Stimmung in den Nachbarkolonien zu erregen.“ – Zustand in Kanada – Grenzstreit an der westlichen Küste von Nordamerika – Russische Niederlassungen in Kalifornien „Die westliche Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und den Russischen Kolonien ist zwar reguliert, aber erstere sehen mit Eifersucht auf die Russischen Niederlassungen an der Küste von Neu-Kalifornien, über welche Rußland faktisch die Souveränitätsrechte auszuüben scheint; von Zeit zu Zeit enthalten die hiesigen Zeitungen Artikel, die aus mexikanischen Zeitungen entlehnt worden sind, und worin man sich auch mexikanischer Seits über jene Russischen Niederlassungen beschwert. – Insurrektion in New Mexiko – Südsee-Expedition „Die lange besprochene Südsee-Expedition kommt nun endlich zur Ausführung, die dazu bestimmten Schiffe liegen in New York segelfertig. Die Wissenschaft wird davon wenig Gewinn haben, während die ganze Expedition, da man nicht hoffen kann, neue Länder zu entdecken, gerade hauptsächlich eine wissenschaftliche Tendenz haben sollte. Die gleichzeitig in Frankreich ausgerüstete Expedition wird von wissenschaftlich gebildeten Männern aus allen Fächern begleitet, denen die umfassendsten und gründlichsten Instruktionen erteilt worden sind; hier ist von allem dem nichts geschehn. Und in der Tat, wenn man nicht zu Ausländern seine Zuflucht hätte nehmen wollen, wodurch man sich unpopulär gemacht haben würde, so würde es auch schwierig, ja unmöglich gewesen sein, tüchtige Männer dazu zu finden; am vergeblichsten aber würde man sich nach solchen in der herrschenden demokratischen Partei umgesehn haben, und Männer von der entgegengesetzten Partei dazu auszuersehn würden die Machthaber nicht gewagt haben.“ – Neues demokratisches Journal in Washington „In Washington ist man jetzt darüber aus, die Demokraten auch zu Gelehrten heranzubilden. Unter den Auspizien des Kabinetts selbst wird dort eine monatlich erscheinende Zeitschrift unter dem Titel ,The United States Magazine and De-

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mocratic Review‘151 herausgegeben, für welche alle Talente in der demokratischen Partei in Anspruch genommen werden sollen. In dem Prospektus heißt es: ,In dem mächtigen Kampfe entgegengesetzter Prinzipien, welcher gegenwärtig in der Gesellschaft geführt wird, ist die demokratische Partei der Vereinigten Staaten der Welt als die Verwahrerin und das Muster jener Kardinal-Doktrinen politischen Glaubens verantwortlich, mit welcher die Sache des Volks in jedem Zeitalter und in jedem Lande identifiziert ist. Hauptsächlich wegen Mangel eines Mittels, die intellektuelle Tätigkeit ihrer Anhänger zu konzentrieren, ist diese Partei in der gelehrten Welt bis jetzt fast ganz unrepräsentiert gewesen, während die Ansichten und die Politik ihrer Gegner täglich durch die fähigsten und gewaltigsten Anstrengungen des Genies und der Gelehrsamkeit verteidigt werden. In diesem Magazin soll der Versuch gemacht werden, diesen Vorwurf zu entfernen.‘ In der Einleitung der kürzlich erschienenen ersten Nummer werden die Grundsätze der demokratischen Partei, die einen gewaltigen Anstrich des neuerlich so berüchtigt gewordenen ,locofocoism‘ haben, umständlich entwickelt, und es wird darin unter anderm die Frage aufgeworfen, woher es komme, daß neun Zwanzigstel aller jungen Leute, welche die Gymnasien (colleges) besucht hätten, zur antidemokratischen Partei gehörten? Hauptsächlich wird dies dem anti-demokratischen Charakter der hiesigen Literatur zugeschrieben, die eigentlich ganz englisch sei, und es heißt darin: ,Das Lebensprinzip einer amerikanischen Nationalliteratur muß Demokratie sein. Unser Geist ist der älteren und neueren Literatur Englands sklavisch ergeben, während ein glänzender Pfad uns nach einer andern Richtung hin einladet. (…) Alle Geschichte muß noch einmal geschrieben werden; die politischen Wissenschaften und das ganze Feld aller moralischen Wahrheiten müssen in dem Licht der demokratischen Grundsätze betrachtet und erläutert werden. (…) Wir sollten einen mächtigen moralischen Einfluß auf Europa ausüben, und doch werden wir dort gar nicht gefühlt; und da eine Nation sich nur durch ihre Literatur äußern und der übrigen Welt bekannt werden kann, so sind wir in der Tat gar nicht gekannt. (…)‘ Zur Entwickelung der Wahrheit würde es allerdings beitragen, wenn das amerikanische demokratische Unwesen in Europa mehr bekannt und besser verstanden würde. Mit dem ,noch einmal Schreiben‘ der Geschichte ist ein gewisser Bancroft, der früher hier wohnte und jetzt einige Meilen von hier, in Springfield, lebt, bereits beschäftigt. Die Universität zu Cambridge ließ ihn auf ihre Kosten in den Jahren 1818 bis 1821 in Göttingen und Berlin studieren; nach seiner Rückkehr wurde er 151 The United States Magazine and Democratic Review wurde von 1837 bis 1859 von John L. Sullivan herausgegeben und beschäftigte sich nicht nur mit der Jacksonian Democracy, sondern gab auch Raum für die moderne amerikanische Literatur (Ralph Waldo Emerson, Walt Whitman und Nathaniel Hawthorne).

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Lehrer an einem damals hier existierenden Gymnasium, heiratete eine reiche Frau, lebte mit Eleganz und Luxus und gehörte beständig zur Opposition152. Seit einiger Zeit aber wünscht er eine Anstellung und besonders eine Mission nach Europa, er hat sich deshalb der Administration angeschlossen und schreibt eine Geschichte der Vereinigten Staaten aus dem demokratischen Gesichtspunkte, von der deutsche Blätter schon mehrfach Notiz genommen haben. Auch mit der Erleuchtung Europas und besonders Deutschlands ist bereits der Anfang gemacht worden. Derselbe Grund153, dessen ich in meinem alleruntertänigsten Bericht vom 15ten Juli 1835 bereits erwähnt habe, und der längere Zeit zugleich mit Bancroft Lehrer an dem hiesigen Gymnasium war und damals für einen Trunkenbold galt, hat kürzlich in englischer und deutscher Sprache ein Werk über Amerika geschrieben, worin er die Demokratie und besonders die Maßregeln des Gouvernements herausstreicht, aber dabei nicht stehn bleibt, sondern, um den Amerikanern zu gefallen und Balsam in die ihnen von Hale154, Mrs Trollope155, Hamilton und so vielen anderen europäischen Schriftstellern geschlagenen Wunden zu gießen, alles Amerikanische lobt und vortrefflich findet und dabei dort auf sein eigenes Vaterland loszieht, um dadurch seinem Buche noch einen Reiz mehr für die Amerikaner zu geben; er ist jetzt im Begriff seine Zeitung für Deutsche in Philadelphia erscheinen zu lassen.“ X. Rönne am 12.12. 1837 aus Northampton an den König – Inhalt der Jahresbotschaft des Präsidenten – Differenz mit Mexiko – Staatsbanken – Werbung eines deutschen Korps zum Kriege in Florida – Texas und die Abolitionisten „Über die beiden wichtigsten Fragen, welche den gegenwärtigen Kongreß beschäftigen werden – über Texas und die Sklavenfrage – sagt der Präsident nichts, obgleich er in der kürzlich in Alton in Illinois an der Grenze des sklavenhaltenden Staats Missouri stattgefundenen Ermordung des Herausgebers eines Abolitionistenblattes durch den Pöbel wohl eine Veranlassung gehabt hätte, gegen den Fana152 Bancroft besuchte 1813 – 17 das Harvard College, Cambridge. Nach seinem Studium in Göttingen, Berlin und Heidelberg war er 1822/23 Griechischlehrer in Harvard und dann an der von ihm mit gegründeten Round Hill School in Northampton/MA tätig, der ersten entsprechend dem preußischen Gymnasium organisierten Schule in den USA. Er heiratete in die einflussreiche Dwight-Familie in Springfield ein. Rönnes kritischer Unterton spiegelt auch wieder, daß Bancroft mit seinen demokratischen Vorstellungen wenig Anklang bei der tonangebenden Schicht in Northampton fand, aber umso mehr bei den führenden Democrats. 153 Grund, Franz, publizierte 1837 in Philadelphia „Americans in their Moral, Religious and Social Relations“ und dann seine Übersetzung „Die Americaner in ihren moralischen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen“ bei Cotta in Stuttgart. 154 Sarah Hale, Traits of American Life, Philadelphia 1835, u. a. kritisch den Parteien gegenüber. 155 Die Engländerin Frances Milton Trollope (1779 – 1863) veröffentlichte 1832 „Domestic Manners of the Americans“, einen gut beobachteten und zugleich kritischen Reisebericht über die USA, der viel gelesen ist und bis heute nachgedruckt wird.

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tismus der Abolitionisten sowohl, als gegen die sich stets erneuerten Pöbel-Szenen zu warnen. In der Tat sind es gerade diese beiden Fragen, welche den innern Frieden der Union am meisten bedrohen, und der Präsident hat es daher für das weiseste gehalten, sie ganz mit Stillschweigen zu übergehen.“ – Calhouns und Kings Ansichten „Calhouns Plan ist es offenbar, diese Sklavenfrage zu einer Lebensfrage für den ganzen Süden zu machen und dadurch alle südlichen Parteien zu vereinigen, überhaupt aber, so viel als möglich, Lokal-Interessen rege zu machen und dadurch die Trennung des Südens vom Norden zu befördern. In dieser Absicht hat auch neuerlich zu Augusta in Georgien eine Convention zur Beratung der Frage stattgefunden, wie man den europäischen Handel vom Norden nach dem Süden lenken könne, und aus dieser Eifersucht auf den Norden läßt sich auch zum Teil mit Calhouns plötzlicher Krieg gegen die Banken erklären, weil er glaubt, daß die nördlichen, handeltreibenden Staaten allein von dem Bankwesen Vorteil ziehen. (…)“ – Bankkonvention in New York – Inusurrektion in Unter- und Oberkanada „Aller Augen sind in diesem Augenblicke auf Kanada gerichtet. (…) Der Kriegsschauplatz ist bis jetzt der von dem St. Lawrence, dem Richelieu- und dem Chambly-Flusse und den Vereinigten Staaten begrenzten Strich Landes gewesen. England hat so unendlich viel für das materielle Wohl des Landes getan, daß nur eine Stimme unter allen Unparteiischen darüber herrscht, daß es den Insurgenten an allem Grund zur Beschwerde fehlt, sondern offenbar ist die ganze Insurrektion nur das Werk einiger Demagogen, die eine Rolle zu spielen wünschen. Die Bevölkerung Unter-Kanadas ist größtenteils französischer Abkunft und sehr unwissend und indolent, so daß fast alle bedeutenderen Geschäfte und Unternehmungen in den Händen einiger weniger Engländer und Amerikaner sind, die es mit dem Gouvernement halten, weil die nächste Folge der Trennung von Großbritannien die sein würde, daß die unternehmenden Yankees zu Tausenden nach Kanada strömen, sich aller Zweige der Industrie bemächtigen und das Monopol der jetzt dort lebenden geringen Anzahl von unternehmenden Engländern und Amerikanern zerstören würden. Schon aus diesem Grunde ist die große Masse der Einwohner der an die britischen Provinzen grenzenden Staaten der Union für die Insurrektion; es ist aber auch außerdem ein jedes Auflehnen gegen die bestehenden Autoritäten ganz im Geschmacke der demokratischen Partei und dies im vorliegenden Falle um so mehr, da es sich um die Befreiung von der britischen Herrschaft handelt, wodurch hier alte Erinnerungen geweckt werden. Deshalb sieht man denn auch bereits alle Blätter der demokratischen Partei auf das eifrigste die Partei der Insurgenten ergreifen. Aber auch die Opposition spricht sich ziemlich allgemein für dieselben aus, weil man gar zu gern Herr des ganzen Kontinents von Nord-Amerika sein und allen englischen Einfluß ausschließen möchte; ganz besonders aber sieht man in den nördlichen und nordöstlichen Staaten der Union in der Aussicht auf einen Anschluß Kanadas ein

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willkommenes Gegengewicht gegen das Übergewicht, welches der Süden sonst durch den bevorstehenden Anschluß von Texas über den Norden bekommen würde. Diese Ansicht übt unstreitig den meisten Einfluß auf den Gesichtspunkt aus, von dem die Insurrektion in Kanada hier betrachtet wird, und ich bin nicht abgeneigt zu glauben, daß dies auf den Ausbruch der Insurrektion selbst nicht ganz ohne Einfluß gewesen ist. Es ist unter diesen Umständen zu erwarten, daß wir hier die Szenen an den Grenzen von Texas erneuert sehn werden, daß das Gouvernement beständig seine Versicherungen der größten Neutralität wiederholen, aber ruhig zusehn wird, daß die Insurgenten von hier aus auf alle Weise unterstützt werden. (…) Ungleich wichtiger als die Nachrichten von Unter-Kanada ist die soeben hier eingegangene Nachricht, daß auch in Ober-Kanada die Insurrektion ausgebrochen (…) Diese Nachricht ist umso unerwarteter, da das Gouvernement auf die Treue der Einwohner von Ober-Cauada unbedingt zu bauen schien und sogar alle Truppen von dort nach Unter-Kanada gezogen hat. Es sind dort gar keine Einwohner französischer Abkunft, sondern es ist bekanntlich die Politik Englands gewesen, durch die Begünstigung der Emigration von Großbritannien nach Ober-Kanada eine neue Klasse von Einwohnern daselbst anzusiedeln, die ein Gegengewicht gegen die französische Bevölkerung Unter-Kanadas bilden sollte. Es sind aber von jeher auch viele Einwohner von amerikanischer Abkunft in Ober-Kanada gewesen; ursprünglich gingen viele der sogenannten Loyalisten dahin, welche nach der Trennung der Vereinigten Staaten vom Mutterlande nicht in ersterm bleiben wollten. Es sind aber auch nachher beständig viele Personen von den Vereinigten Staaten dahin ausgewandert, und es hat sich so ein amerikanischer Einfluß gebildet, der ohne Zweifel auch dazu beigetragen hat, die gegenwärtige Insurrektion daselbst hervorzurufen. Diese Klasse hat mit eifersüchtigen Augen auf die Begünstigungen der europäischen Einwanderer gesehn, die umsonst Ländereien und selbst die Mittel zur Bearbeitung derselben bekommen {wobei allerdings auch manche Mißbräuche vorgekommen sein sollen). Es hatte sich daher schon seit längerer Zeit auch dort eine Partei von Reformern gebildet, die im Unterhause die Majorität hatte, bis es vor einem Jahre dem Gouverneur gelang, ihre Wiedererwählung zu verhindern. An ihrer Spitze steht ein Amerikaner Namens Bidwell, der früher Sprecher des Hauses war. Sein Vater war Attorney General des Staats Massachusetts, und der Sohn ging vor 20 Jahren. nach Kanada. Er soll ein Mann von Talent sein. Er und ein Buchhändler McKenzie, der ehemals Mitglied des Unterhauses war, und der ebenfalls von amerikanischer Abkunft sein soll, sind die Hauptleiter der Insurgenten. Man glaubt, daß die Insurrektion in Oberkanada weit planmäßiger und erfolgreicher geleitet werden wird, als in Unter-Kanada, wie in der Tat der Anfang bereits gezeigt hat, wenn sich die eingegangenen Nachrichten in ihrem ganzen Umfange bestätigen sollten.“

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6. Politische Berichte aus den USA 1838156 I. Am 5.1. 1838 aus Northampton an den König – Insurrektion in Kanada „Es ist den britischen Autoritäten gelungen, die in meinem letzten alleruntertänigsten Bericht vom 12ten v. M. (Nr. X) erwähnte Insurrektion in Unter-Kanada für den Augenblick zu dämpfen, die Anführer halten sich teils verborgen, teils sind sie in den benachbarten Staaten New York, Vermont, Maine beschäftigt, neue Zurüstungen zu machen, und man glaubt, daß sie noch diesen Winter wieder in Kanada erscheinen und, von den Amerikanern mit Waffen und allem Nötigem versehn, auch durch Mannschaften aus den Grenzdistrikten unterstützt, einen neuen Aufstand unter der französischen Bevölkerung zu erregen suchen werden. Eine ganz unerwartete Wendung haben die Angelegenheiten in Ober-Kanada genommen. Die Insurgenten, deren Anzahl nur sehr klein gewesen zu sein scheint, und die sich niemals, wie es anfangs hieß, der Hauptstadt Toronto und des Gouverneurs Head bemächtigt hatten, sondern nur in einem Hause unweit der Stadt postiert waren, wurden sehr bald von den britischen Autoritäten, bloß mit Hülfe der Miliz, überwältigt, und ihre amerikanischen Anführer McKenzie157, Ralph etc flüchteten sich nach dem Staat New York. Den Amerikanern war diese Wendung der Sache sehr unangenehm, in allen Städten und Dörfern hatte man Versammlungen zu Gunsten der sogenannten Patrioten gehalten (…); es wurde beschlossen, daß es nicht nur erlaubt, sondern sogar Pflicht sei, den Patrioten zu Hülfe zu eilen und ihnen zu dem unschätzbaren Gut eines freien demokratischen Gouvernements zu verhelfen. Der Übelstand war nur, daß es keine Patrioten mehr gab, die beglückt sein wollten. Die Beglückungstheorie war aber einmal adoptiert und so mußten denn auf irgend eine Weise Kanadische Patrioten geschaffen werden. Ein amerikanischer Milizgeneral von Rensselaer aus Albany (Sohn des dortigen Postmeisters und Verwandter des dortigen reichen patroon van Rensselaer), der eine Rolle zu spielen wünscht und durch dies Abenteuer seine Vermögensumstände zu verbessern hofft, begab sich mit McKenzie nach der unweit gelegenen, zu Kanada gehörigen, Insel Navy Island (…), wohin ihnen aus allen Teilen des Staats New York Abenteurer und Gesindel, woran dieser Staat besonders reich ist, nachströmten. Rensselaer übernahm die Rolle eines kommandierenden Generals und McKenzie nannte sich Präsident einer Committee zur interimistischen Verwaltung von OberKanada, erließ als solcher eine Proklamation, 156

GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7884. Mackenzie, William Lyon (1795 – 1861). Kanadischer Journalist und Politiker (Reformer), erster Bürgermeister von Toronto 1834/35, ein Anführer der Oberkanada-Rebellion 1837/38, und in dem Zusammenhang gewann er Rensselaer für das Navy Island Unternehmen. 1839 in den USA wegen Verstoßes gegen die Neutralitätsgesetze zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt, aber nach nicht einmal einem Jahr von Präsident Van Buren begnadigt. Nach den Reformen in Kanada wurde er amnestiert und ging 1850 zurück nach Kanada. 157

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versprach jedem, der sich der Bande anschließen wollte, 300 acres Land und andere Vorteile, und setzte eine Belohnung von $ 500 für die Ergreifung des Gouverneurs Head aus. Täglich vermehrte sich nun, fast ausschließlich von den Vereinigten Staaten aus, die Zahl der sogenannten Patrioten, die an sich sehr feste Insel wurde befestigt und von amerikanischer Seite mit allem nötigen Bedarf versehen, ja die Milizcompagnien schickten sogar ihre Kanonen dahin, und es sind in diesem Augenblick gegen 1000 Mann mit Waffen aller Art und mit 16 bis 20 Kanonen dort versammelt. Alles dies geschah, obgleich das Generalgouvernement (…) die Kongreßakte wegen Verbots der Teilnahme an fremden kriegerischen Unternehmungen publiziert und es den Gouverneurs und den District Attorneys und Marschällen der Vereinigten Staaten zur Pflicht gemacht hatte, keine Verletzung jenes Gesetzes zu dulden. Zuletzt wurde sogar von Buffalo ein Dampfboot nach Navy Island geschickt, welches bei Tage als Fährboot diente und bei Nacht in Schlosser, an der amerikanischen Seite, liegen blieb. Um dem ein Ende zu machen, schickte man eines Nachts von kanadischer Seite mehrere Böte mit Bewaffneten nach Schlosser und ließ das Dampfboot in Brand stecken, es wird auch behauptet (…) , daß dabei Exzesse begangen, unschuldige Personen umgebracht, und das brennende Dampfboot mit den noch darin befindlichen Personen über die Fälle des Niagara spediert worden wäre. Es kann wohl keinen Zweifel leiden, daß die britischen Autoritäten vollkommen berechtigt waren, jenes Dampfboot, selbst am amerikanischen Ufer, zu zerstören, wenn die hiesigen Autoritäten entweder nicht den Willen oder die Macht hatten, dem täglich fortgesetzten Neutralitätsbruche von Seiten hiesiger Untertanen ein Ende zu machen, wenngleich sich die Exzesse (falls solche wirklich begangen) nicht rechtfertigen lassen würden. Jedenfalls ist es der unbesonnenste und unvorsichtigste Schritt, den man britischer Seits hätte tun können. Er hat hier ein allgemeines Gefühl der Erbitterung, selbst unter den Besseren und Verständigeren, erregt, der Nationalstolz fühlt sich gekränkt, man macht die (wie es mir scheint bei einem demokratischen Gouvernement ganz unpraktische) Unterscheidung, daß ja das hiesige Gouvernement die Neutralität nicht verletzt hätte und für die Handlungen von Individuen nicht verantwortlich sein könnte; kurz die ganze Sache gewinnt dadurch ein sehr ernstes Ansehen, und wenn sie schon vom Anfange an weit mehr einem von Amerikanern beabsichtigten Angriffe auf Ober-Kanada, als einer Insurrektion daselbst glich, so dürfte sie nach diesem Vorfalle sehr leicht gänzlich den Charakter eines Kampfes zwischen Amerika und Großbritannien annehmen (…). Das Generalgouvernement hat alles getan, was sich auf papiernem Wege tun läßt. Daß diese Maßregeln ungenügend sein mußten, und daß nur die Ziehung eines Militärkordons an der Grenze Abhülfe hätte schaffen können, konnte demselben nicht unbekannt sein, zweifelhaft ist es auch, ob dasselbe jemals beabsichtigte, ernsthaft einzuschreiten, und ob Van Buren, dessen Partei bei den letzten Wahlen in seinem eigenen Staat New York bereits den Kürzeren zog, nicht eher geneigt ist,

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seine Popularität im Staat New York dadurch wiederzugewinnen, daß er dem populären Treiben daselbst seinen Lauf läßt. Augenscheinlich ist es, daß der dem Präsidenten Van Buren treu ergebene Gouverneur Marcy in Albany nicht Willens ist, seine Popularität durch Ergreifung energischer Maßregeln aufs Spiel zu setzen. Die anliegende Proklamation, zu deren Erlassung er in Folge der ihm vom Generalgouvernement zugegangenen Aufforderungen genötigt war, ist lau und nichtssagend, und anstatt sich kräftig gegen die New Yorker Umtriebe zu erklären, warnt er ,das gute Volk des Staats‘ bloß, sich nicht durch seine Gefühle der Sympathie zu Gunsten der politischen Flüchtlinge hinreißen zu lassen (…). Welcher neuer Beweis von der Untunlichkeit einer Volksregierung liegt nicht in allen diesen Ereignissen! Demagogen schmeicheln der Menge, um den Besitz von Ämtern zu erlangen; sind sie dazu erwählt worden, so sagen sie, um sich darin zu erhalten, bei jeder Gelegenheit zu dem großen Haufen: ,Ihr seid die souveränen Herrn, wir sind eure Diener!‘ Wie kann von solchen Autoritäten eine Vollziehung der Gesetze erwartet werden, wenn die souveränen Herrn für gut finden, sie zu übertreten! Der Wille des Volks, heißt es dann, ist das höchste Gesetz des Landes, aber welche Mittel hat man denn, den Willen des Volks zu ermitteln? So oft ich noch dergleichen öffentlichen Volksversammlungen beigewohnt habe, habe ich stets gefunden, daß es nur einige wenige waren, und zwar meistens solche, die sich durch nichts als Dreistigkeit auszeichneten, die sich zu Tonangebern aufwarfen, die Reden und Beschlüsse im Voraus entworfen hatten, die dann als das einstimmige Resultat der Beratungen der Versammlung publiziert wurden. Die Menge wird nur von Leidenschaften regiert, und wenn dann, wie hier, die Hauptleidenschaft schmutziger Geiz ist, so tragen auch alle Handlungen denselben schmutzigen Charakter an sich. Den Spekulanten lüstete nach den schönen Ländereien in Texas, darum wurde Texas erobert; den Yankees lüstet nach den reichen Landstrichen der britischen Provinzen, und darum soll Kanada erobert werden, beides unter dem Vorwande, das bedrückte Volk von einem fremden verhaßten Joche zu befreien, und die Autoritäten, die ihre Autorität von eben denjenigen herleiten, welche die Gesetze übertreten, können und wollen nichts tun, um sie aufrecht zu erhalten. Welche Sicherheit für Personen und Eigentum kann ein solcher Zustand der Dinge gewähren, wo es von den Launen der großen Menge abhängt, ein heute errichtetes Gebäude morgen wieder umzustoßen! Die Besseren und Vernünftigeren hier sehen dies auch recht gut ein, und es hat mir mancher achtbare Mann, besonders unter den älteren Leuten, das Geständnis gemacht, daß sie diese ultra-demokratische Tendenz mit Schrecken erfülle.“ II. Am 13.1. 1838 aus Northampton an den König – Über die Vorfälle an der Grenze von Kanada

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„(…) die beiden Schreiben Poinsett’s an die Gouverneurs von New York und Vermont geben als Grund der Berufung der Miliz nur die Verteidigung der Grenze gegen einen feindlichen Einfall an, und in der Ordre an General Scott wird die Anzahl der auszuhebenden Miliz von dem jetzt in Kanada vor sich gehenden Kampfe (es ist aber gar keine Insurrektion mehr in Kanada) und von der von dem Volk und den öffentlichen Autoritäten jener Provinz gezeigten Stimmung abhängig gemacht – genug, die Unterdrückung der Aufregung und der Umtriebe in den Grenzdistrikten der Vereinigten Staaten, worauf es doch eigentlich zunächst und hauptsächlich ankommt, wird ganz in den Hintergrund gestellt, die Verfasser aller jener Dokumente haben sich wieder ganz in ihrem Element gefühlt und mit echtamerikanischer Unverschämtheit die ganze Sache umgekehrt und eine von niemand geträumte Invasion der Vereinigten Staaten als drohend geschildert, während es sich eigentlich ganz allein um eine Invasion des britischen Territoriums von Seiten der Amerikaner handelt, und so dürften denn diese Dokumente und Schritte, anstatt den Umtrieben ein Ziel zu setzen, vielmehr die Tendenz haben, die Aufregung zu vermehren und die Anzahl der Kriegslustigen zu vergrößern; daß diese Partei aber sehr groß ist, daß dazu namentlich die meisten Anhänger der demokratischen Partei gehören, und daß die nördlichen Staaten den Besitz Kanadas als Gegengewicht gegen den im Süden bevorstehenden Anschluß von Texas nur gar zu sehr wünschen; daß endlich das Generalgouvernement jeder Aufregung und jeder Maßregel geneigt ist, die dazu dienen muß, seine Macht und seine durch die Geldkrisis sehr geschwächte Partei wieder zu stärken und zu konzentrieren, dies kann dem aufmerksamen Beobachter nicht entgehn. (…) An Vorwänden zu einem Kriege mit Großbritannien fehlt es nicht; auch der Besitz von Astoria am Columbiaflusse, in dem sich die Engländer befinden, und dessen die in der obigen Anlage mit abgedruckte Botschaft des Präsidenten vom 26. v. M. erwähnt, wird unter den Beschwerdepunkten über England mit aufgeführt. Die Sache ist übrigens noch keineswegs dazu reif, um ein Urteil darüber zu fällen, ob und wie sich diese Differenzen mit Großbritannien ausgleichen werden; die großen Handelsinteressen der Union würden offenbar durch einen Krieg mit England noch viel mehr leiden, als sie durch die Geldkrisis bereits gelitten haben; der ganze bisherige Krieg der demokratischen Partei gegen das Bank- und Kreditwesen ist aber eigentlich nichts anders gewesen, als ein Krieg gegen eben diese Handelsinteressen, um das Aufkommen einer Geldaristokratie zu verhüten; und auch insofern dürfte der demokratischen Partei ein Krieg nur erwünscht erscheinen. Am meisten wird davon abhängen, wie sich die Verhältnisse in Kanada gestalten werden, und sehr viel, wie Wise sagt, von der Diskretion der Autoritäten in den Grenzdistrikten. Für den Augenblick scheint es übrigens die vorherrschende Meinung zu sein, daß alles eine friedliche Ausgleichung finden dürfte. (…)“. – Die mexikanisch-texanischen Angelegenheiten – Die Abolitionistenfrage und die mögliche Auflösung der Union

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„Die Abolitionistenfrage hat wieder zu den heftigsten Szenen Veranlassung gegeben, Hunderte von Petitionen wegen Aufhebung der Sklaverei im District Columbia und in den Territorien (worüber bekanntlich dem Generalgouvernement die Jurisdiktion zusteht), wegen Verbots des Sklavenhandels zwischen den einzelnen Staaten (weil der Kongreß das Recht habe, Handel und Schifffahrt mit dem Auslande sowohl als zwischen den einzelnen Staaten zu regulieren), und gegen Anschluß von Texas (weil dadurch das Institut der Sklaverei verewigt werden würde), werden täglich dem Kongreß, besonders durch John Q. Adams und andere Mitglieder aus den nördlichen Staaten, übergeben. Kürzlich übergab auch Slade158 eine Resolution der Legislatur des Staats Vermont, worin er förmlich instruiert wird, jene Anträge zu machen. Dies gab zuerst im Hause zu lebhaften Debatten Veranlassung, die zuletzt so stürmisch wurden, daß alle südlichen Mitglieder das Haus in Masse verließen und sich mit den meisten Senatoren vom Süden (Clay und einige andere ausgenommen) an einem dritten Orte versammelten, um Beschlüsse zu fassen. Der Senator Calhoun soll sich dabei besonders tätig bewiesen haben und es scheint jetzt keinen Zweifel mehr zu leiden, daß er eine Trennung des Südens vom Norden wünscht, um im Süden die erste Rolle spielen zu können. Die Sache wurde übrigens für diesmal noch friedlich beigelegt, indem das Haus mit einer Mehrheit von 135 gegen 60 die von Patton159 von Virginien vorgeschlagene Resolution annahm, daß alle Petitionen wegen Abschaffung der Sklaverei ohne weiteres auf den Tisch gelegt werden sollten (bekanntlich wurde schon vor zwei Jahren dieselbe Resolution angenommen); im Senat hat man denselben Weg eingeschlagen. Die Abolitionisten behaupten, das von der Verfassung garantierte Recht der Petition sei dadurch verletzt worden, und sie suchen, hierauf gegründet, neue Anhänger zu erwerben. Calhoun, der sich in seiner Hoffnung einer Auflösung der Union für jetzt getäuscht sieht, will doch den Augenblick der Aufregung nicht vorübergehen lassen, und hat teils darum, und teils auch, um sich in dieser ganzen Sache an die Spitze der Bewegung zu stellen, die anliegenden Resolutionen vorgelegt, die jetzt nebst den gleichfalls anliegenden, dagegen von Morris160 vorgelegten Resolutionen debattiert werden. Diese Diskussion abstrakter Fragen über die Konstitutionalität der Sklaverei usw. kann unmöglich auf die Sache selbst irgend einen Einfluß haben, sie dient nur dazu, die Aufregung und die gegenseitige Erbitterung zu vermehren, und darauf ist es von Calhoun auch allein abgesehn. Es ist nicht zu verkennen, daß diese Abolitionistenfrage täglich einen ernsthafteren Charakter annimmt; als ich vor beinahe vier Jahren hierher kam, sah man auf die Abolitionisten nur als auf eine geringe Anzahl von Fanatikern, ihre Zahl hat sich 158

Slade, William (1786 – 1856), am Anfang Anti-Masonic, dann Whig, Representative von 1831 – 42, Governor von Vermont 1844 – 46. 159 Die von Patton beantragte Resolution wurde am 21.12. 1837 vom Repräsentantenhaus angenommen. 160 Morris, Thomas (1776 – 1844), Jacksonian, Senator von Ohio 1833 – 1839.

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seitdem reißend vermehrt, hier in Neu-England ist jetzt fast jedermann Abolitionist, fast ebenso ist es in den mittleren Staaten, und selbst in dem sklavenhaltenden Staat Maryland, wo ich längere Zeit gewohnt habe, und wo man von den Sklaven keinen rechten Gebrauch mehr zu machen weiß, wünscht man die Aufhebung der Sklaverei. Die südlichen Staaten dagegen, die ohne die Sklavenarbeit ihre Baumwollen-, Reis- und Zuckerfelder nicht bebauen können, sind fest entschlossen, sich lieber vom Norden zu trennen, als das Institut der Sklaverei aufzuheben, und während sich hier im Norden die öffentliche Meinung täglich mehr gegen jenes Institut ausspricht, wird eben dadurch die Erbitterung des Südens gegen den Norden auch alle Tage größer, und dies Gefühl wird sorgfältig von denjenigen genährt, die eine Trennung der Union wünschen. Auch hier im Norden fehlt es an solchen keineswegs, die eine solche Trennung nicht ungern sehn würden, die Neu-England-Staaten namentlich würden es gern sehn, in ihrem Tarif nicht länger durch den Süden beschränkt zu sein, und ihr erster Mann, Webster, den sie durchaus ans Ruder bringen wollen, wozu aber unter den jetzigen Umständen gar keine Aussicht vorhanden ist, würde dadurch am besten seine ehrgeizigen Zwecke erreichen. In der Tat kann man nichts mehr als eine baldige Trennung der Union wünschen; ich kann nur darin ein Mittel gegen die täglich überhand nehmende ultra-demokratische Tendenz finden; wie die Sachen jetzt stehn, findet der große Haufe nur einen schwachen Widerstand an den wenigen, die Opposition bildenden, besseren und wohlhabenden Klassen, und Anarchie muß das unausbleibliche Ende eines solchen ungleichen Kampfes zwischen solchen Parteien sein, wo es an einer dritten vermittelnden Partei fehlt. Die nächste Folge der Trennung dagegen würde die Errichtung stehender Heere und die Einführung guter polizeilicher Anstalten sein, und es würden sich nach und nach alle diejenigen Institutionen bilden, welche zur Stabilität und Aufrechterhaltung des in der Natur der Dinge gegründeten Unterschiedes der Stände unerläßlich sind. Man kann daher nur im Interesse der nordamerikanischen Staaten selbst eine solche Trennung wünschen, die materiellen Interessen würden nur temporär darunter leiden, Handel und Verkehr würden sehr bald wieder die natürlichen und dem Privatinteresse am vorteilhaftesten Wege einschlagen, und alle Freunde der Ruhe und Ordnung würden in dem neuen Zustande eine sichere Garantie für die Sicherheit ihrer Personen und ihres Eigentums finden; auf Europa aber würde das gänzliche Mißlingen der so viel gepriesenen amerikanischen Selbstregierung nicht ohne die wohltätigste Rückwirkung bleiben.“ III. Am 6.2. 1838 aus Northampton an den König – Über die Umtriebe an der kanadischen Grenze – Navy Island – Detroit „Den Umtrieben an der kanadischen Grenze scheint für den Augenblick ein Ende gemacht zu sein. Bald nach der Ankunft des Generals Scott an der Grenze verließen die sogenannten Patrioten Navy Island, doch steht es dahin, ob sie zu diesem Entschluß nicht mehr durch die energischen Maßregeln der britisch-kanadischen Autoritäten, die sie an dem Gelingen eines Angriffs auf Ober-Kanada verzweifeln ließen, als durch das Zureden Scott’s und des ihn begleitenden Gouver-

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neurs Marcy bestimmt worden sind. Dem Gouverneur Marcy wenigstens wird vorgeworfen, daß er es so ernstlich mit den Maßregeln gegen die Patrioten – oder, wie die Kanadier sie nennen, Piraten – nicht gemeint habe, und es ist wahrscheinlich, daß er den General Scott bloß begleitet hat, um ihn von zu energischen Maßregeln abzuhalten, und um die aufgeregten Gemüter zu beschwichtigen. (…) Inzwischen scheinen doch jetzt überall von den Autoritäten viel strengere Maßregeln ergriffen zu werden. General Scott hat mehrere mit Waffen beladene Schiffe und mehrere Waffenmagazine wegnehmen lassen, und Sutherland ist wegen neuer Umtriebe verhaftet worden, und doch nur gegen eine Kaution von $ 5000 freigelassen.“ – Krieg in Florida – Cherokee-Indianer „In Florida haben die Truppen in einem Gefecht mit den Indianern wieder einen empfindlichen Verlust erlitten, es sind mehrere Offiziere und 148 Mann verwundet und geblieben. Der Kongreß hat schon wieder $1 Million zur Fortsetzung des Feldzugs votieren müssen, wobei Veranlassung genommen wurde, dem General Jesup viele Bitterkeiten zu sagen und dagegen die Verdienste Scott’s herauszustreichen. Auch die unglücklichen Cherokee-Indianer in Georgien, die in Folge des, ihrer Angabe nach, betrügerischen Traktats im Mai dieses Jahres ihr Land räumen müssen, haben, durch den Erfolg der Florida-Indianer ermutigt, noch letzten aber vergeblichen Versuch beim Kongreß gemacht, den Traktat zu annullieren.“ – Gorostizas Pamphlet – Entschädigungsforderung an Dänemark – Calhouns Resolutionen – Bestrittene Wahl der Deputierten von Mississippi – Die Subtreasury Bill – Das Fallissement mehrerer Lokalbanken – Das Bevorstehen einer neuen Handelskrisis „Es muß zu eine zweiten Krisis kommen, ehe man wieder zu den Metallgeldzahlungen schreiten kann, und es zeigt sich jetzt recht deutlich, bei einem ausländischen Wechselkurs unter pari, daß es der Mangel an Vertrauen in das hiesige Bank- und Kreditsystem und keineswegs allein die auswärtige Schuld ist, was eine Nachfrage nach Metallgeld erzeugt, und dies Vertrauen kann auch nicht wiederhergestellt werden, so lange 700 Banken im Lande sind, die nach Willkür Papiergeld kreieren können; in Boston z. B. sind allein 33 Banken, und die Banken von Massachusetts haben seit dem Aufhören der Metallgeldzahlungen, anstatt ihre Papiergeld-Emissionen einzuschränken, dieselben um $ 3 Millionen vermehrt. Das einzige Rettungsmittel ist in der Errichtung einer großen kontrollierenden Nationalbank zu finden.“ – Die Bill wegen des Vorkaufsrechtes der Squatters

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„Im Senat beschäftigt man sich mit einem Gesetz, wodurch das Privilegium des Vorkaufsrechts, welches solche, die sich auf öffentlichen Ländereien wirklich niederlassen (actual settlers squatters) genießen, ausgedehnt und verlängert werden soll. Es ist von der Administration eingebracht, um sich die westlichen Staaten geneigt zu machen. Es soll diese sogenannten squatters gegen 50 000 geben, die sich teils auf ihre eigene Hand, teils von Landspekulanten dazu gedungen, auf die öffentlichen Ländereien begeben, irgendwo zum Schein ein paar Hütten bauen und dasselbe Manöver dann zum Schein auf einem andern Fleck wiederholen und sich so das Recht erwerben, das wertvollste Land, welches in manchen Fällen wohl zu $ 40 – 50 p. acre verkauft werden könnte, für $ 1 14 p. acre an sich bringen. Das Gesetz fand lebhaften Widerstand von Seiten der Opposition, und man rechnet es besonders Clay hoch an, daß er sich so entschieden dagegen erklärt hat, obgleich er sich Feinde dadurch zuziehn wird, was er, da er selbst einem westlichen Staat angehört und Kandidat für die Präsidentur ist, in diesem Augenblicke zu vermeiden suchen müßte. Um so größeres Erstaunen und Mißvergnügen aber hat es erregt, in Webster einen Fürsprecher der Maßregel zu erblicken; aber Webster ist ein Yankee und ein lawyer und will durchaus Präsident werden; er verschmäht daher dies Mittel nicht, sich den Westen geneigt zu machen, und er vergißt auch nicht, daß unter den Squatters viele Yankees sind. (…)“ – Bancrofts und Throops Ernennungen „Der in meinem alleruntertänigsten Bericht vom 12ten November v. J. erwähnte Historiker Bancroft ist zum Lohn für seine Dienste zum Zollhausdirektor (customhouse collector) in Boston mit einer Einnahme von $ 6000 ernannt. Der frühere Gouverneur des Staats New York, Throop, der zuletzt erster Aufsichtsbeamter des Zollhauses zu New York war (naval officer of the customhouse), geht als Geschäftsträger nach Neapel161. Bancroft ist ein Stubengelehrter, der von Handels- und Zollsachen nichts versteht, der aber gewiß gern nach Neapel gegangen wäre162 ; und der ehemalige Gouverneur von New York, ursprünglich ein Advokat, wird sich als Geschäftsträger in Neapel wahrscheinlich ebenso unheimisch, wie als naval officer in New York fühlen. Man macht hier sonderbare Karrieren.“ IV. Am 3.3. 1838 aus Northampton an den König – Erneuerung der Szenen an der Grenze zu Kanada „Die sogenannten Patrioten sind aufs Neue tätig an der Grenze von Kanada. Man hielt die ganze Sache für beendigt, da General Scott an die Behörden zu Washington 161 Throop, Enos Thompson (1784 – 1874), Democrat, US-Representative von New York 1815 – 16; Lieutenant Governor von New York 1829; Governor von New York 1829 – 33; USChargé d’Affaires beim Königreich beider Sizilien 1838 – 41. 162 So ganz fern kann Bancroft der Schifffahrt nicht gestanden haben, da er 1845/46 im Kabinett Polk das Amt eines Secretary of the Navy bekleidete. Anschließend war er USGesandter in London, 1846 – 49. Von 1867 bis 1874 amtierte er als US-Gesandter in Berlin und entwickelte die amerikanischen-deutschen Beziehungen sehr zufrieden stellend. Insgesamt bewies er, daß er nicht nur ein erfolgreicher „Stubengelehrter“ war.

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berichtet hatte, daß es ihm gelungen sei, die Ruhe auf allen Punkten herzustellen, und da er selbst bereits in der Stadt New York wieder eingetroffen war. Ganz unerwartet kam daher die Nachricht, daß sich aufs Neue eine zum Teil aus den von Navy Island abgezogenen Individuen bestehende Bande gebildet und im Begriff sei, von Detroit aus in Ober-Kanada einzudringen, General Scott trat sogleich seinen Rückweg an (…). Es sind seitdem Nachrichten von ähnlichen Bewegungen auf allen Punkten der Grenze von Michigan bis Maine eingegangen (…) Als die Anführer aller dieser Unternehmungen werden noch immer von Rensselaer, Sutherland und McKenzie p. genannt. Es ist nicht gegründet, daß nur eine Anzahl heimatlosen Gesindels an diesen Bewegungen teilnimmt, die Krankheit scheint sich der ganzen Grenzbevölkerung mitgeteilt zu haben, und selbst aus dem Innern, sogar von Kentucky aus, gehen Individuen nach der nördlichen Grenze; es ist eine Wiederholung der Szenen an der Grenze von Texas, die damals vom Gouvernement nicht bloß geduldet, sondern sogar befördert wurden. Nirgends hört man von Aufständen in Kanada, im Gegenteil es scheint dort eine allgemeine Indignation über das Betragen der Amerikaner zu herrschen; die hiesigen ,Patrioten‘, welche den Kanadiern das Geschenk der Freiheit und Unabhängigkeit bringen wollen, werden überall als Feinde betrachtet, und die kanadischen Behörden werden in ihren Verteidigungsanstalten allenthalben von der Miliz unterstützt. Hier dagegen sind die Behörden nicht Willens etwas Energisches zu tun, und sie haben auch nicht die Mittel dazu; denn es sind nur ungefähr 300 Mann regulärer Truppen an der Grenze. Und auf die Miliz ist so wenig Verlaß, daß der General Brady163 von der Armee sie bei Detroit entlassen mußte, ehe er ihnen die Waffen in die Hände gegeben hatte, weil er noch zeitig in Erfahrung gebracht, daß sie nur diesen Augenblick erwarteten, um mit den ,Patrioten‘ gemeinschaftliche Sache zu machen. (…)“ – Debatte im Kongress über die Neutralitäts-Bill „Aber so nichtssagend und unbedeutend die Bill an sich auch ist, so hat man sich doch über dieselbe nicht vereinigen können, und sie ist ohne weiteres wieder an das Committee der auswärtigen Angelegenheiten verwiesen worden, so daß es sehr zweifelhaft ist, ob die Bill überhaupt in irgend einer Gestalt durchgehen wird. (…) Gegen dieselbe wurde geltend gemacht, daß es sich nicht zieme jetzt, dem mächtigen Großbritannien gegenüber, einen Schritt zu tun, den man bei der Invasion von Texas dem ohnmächtigen Mexiko gegenüber unterlassen habe. (…) Es wurde ferner eingewandt, daß darin eine unkonstitutionelle Beschränkung der Freiheit und des Verkehrs liegen, daß das Gesetz dem Präsidenten zu große Befugnisse einräumen würde, und dergleichen mehr; die Hauptursache des Widerstandes aber ist, daß niemand Willens ist, seine Popularität aufs Spiel zu setzen, daß im Gegenteil der Pöbel durch kriechende Schmeicheleien von allen Seiten in seinem gesetzlosen Vorhaben bestärkt wird. (…) Freilich lautet das anders, was z. B. Pickens von Süd163 Brady, Hugh (1768 – 1851), 1792 bis 1851 in der US-Army, seit 1837 kommandierender General des Northwestern Department No. 7 mit dem Hauptquartier in Detroit.

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Carolina sagte: ,Sollen wir es ertragen, daß diese Nation in einen Krieg hineingezogen wird, weil eine Bande Elender an unserer Grenze durch die Hoffnung auf Plünderung und Raub angelockt wird, sich auf ein feindliches Unternehmen gegen eine befreundete Macht einzulassen, in der Idee, daß jede Maßregel, die wir dagegen ergreifen, nichts als ein Akt ist, die Königliche Autorität in Kanada aufrecht zu erhalten? (…)‘ Und ebenso wahr sagt Shepperd164 von Nord-Carolina: ,Einige Personen scheinen zu glauben, daß die Freiheit in demselben Augenblicke erlösche, wo das Volk verhindert wird, die Gesetze mit Füßen zu treten, und wo der Pöbel verhindert wird zu tun, was er Lust hat. Einige fürchten, daß der Präsident die ihm durch diese Bill eingeräumten Befugnisse mißbrauchen wird. Meine Besorgnis dagegen ist, daß der Präsident von seiner Befugnis gar keinen Gebrauch machen wird. Ein Teil unseres Volks ist so voll von der neuen Idee, demokratische Gouvernements über die ganze Welt zu verbreiten, daß zu befürchten steht, daß der Präsident sich dem herrschenden Fieber beugen wird, wie er schon oft getan hat, und daß er zu furchtsam sein wird, der populären Aufregung zu widerstehn. Unsere große Gefahr ist, daß die Freiheit des Bürgers oft zum Nachteil des Bürgers selbst gebraucht werden wird, und daß der wahren Freiheit und den bürgerlichen Rechten unter dem Namen von Freiheit, Ruhm, Sympathie und Patriotismus ein Todesstoß versetzt werden wird.‘ Nichts kann das hiesige demokratische Unwesen und den politischen Fanatismus der Amerikaner besser bezeichnen als diese Sprache, obgleich es wohl mehr Parteigeist war, welche sie Pickens und Shepperd eingab, und obgleich beide dem Auslande gegenüber eine ganz andere Sprache annehmen würden. Die Szenen an der kanadischen Grenze sind nichts als eine Folge dieser unseligen ultra-demokratischen Tendenz. Niemand will eine höhere Autorität anerkennen, jeder folgt nur der Stimme der Leidenschaft, und Leute, die keinen andern Zweck haben als sich zu bereichern, scheuen sich nicht, den Namen ,Patrioten‘ anzunehmen. Es ist dies aber auch zugleich eine Folge der Spekulationswut, die sich aller Klassen des Volks bemächtigt hat, niemand will arbeiten, der Ackerbau wird vernachlässigt, alles will durch Schacher und Spekulation auf einmal reich werden; daher die vielen Tausende, die an dem Unternehmen gegen Texas teil nahmen und die jetzt wieder Kanada bedrohen; denn es ist nicht Armut und Verzweiflung, was hier zu solchen Schritten treibt, jeder, der arbeiten will, findet hier sein vortreffliches Auskommen. Es werden gewiß von Seiten des ganzen Handel und Schifffahrt treibenden Publikums die größten Anstrengungen gemacht werden, einen Bruch mit Großbritannien zu verhüten (…)“ – Über die Geld- und Handelskrisis

164 Shepperd, Augustus Henry (1792 – 1864), Whig, US-Representative von North Carolina 1827 – 50.

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„Die hiesige Geld- und Handelskrisis dauert noch immer fort, die sogenannte subtreasury bill scheint zwar nicht einmal im Senat durchgehn zu wollen, da selbst mehrere der demokratischen Legislaturen, z. B. die in Pennsylvanien und Tennessee, ihre Senatoren instruiert haben, dagegen zu votieren; aber dennoch ist das Vertrauen – die Seele alles Kredits – nicht wiederhergestellt, und wie ist daran zu denken, so lange sich die Administration und die Kreditinstitute des Landes feindlich einander gegenüberstehen! Auch das ist eine Folge des demokratischen Unwesens, der Sucht der Gleichmachung, des Krieges gegen alles Bestehende und des Neides über alles, was der eine mehr besitzt als der andere.“ – Der Senator Ruggles165 ist der Bestechung beschuldigt – Duell zwischen den Kongressmitgliedern Cilley166 und Graves167 – Krieg in Florida. Tod des Osceola. Die Missouri-Volunteers – Das Gorostizasche Pamphlet – Die Abolitionisten – Ernennung des Herrn Mühlenberg zum Gesandten in Wien „Zum Gesandten in Wien ist jetzt endlich Herr Mühlenberg, Kongreßmitglied von Pennsylvanien, ernannt, der kein ausgezeichneter, aber ein rechtlicher Mann sein soll; er war früher Prediger und ist sehr populär bei der deutschen Bevölkerung Pennsylvaniens; sein Großvater wurde von den Franckeschen Stiftungen in Halle als Prediger nach Pennsylvanien geschickt. Zum Legationssekretär ist ein gewisser Clay168 ernannt, der lange als solcher und auch interimistischer Geschäftsträger in Petersburg gestanden hat.“ V. Am 28.3. 1838 aus Northampton an den König – Kanada, die Annahme der Neutralitätsbill, die Besuche Lord Gosfords169 und Durhams170 in Kanada 165 Ruggles, John (1789 – 1874), erst Jacksonian, dann Democrat, US-Senator von Maine 1833 – 40. 166 Cilley, Jonatan (1802 – 38), Democrat, US-Representative von Maine 1837/38, getötet im Duell mit Graves. 167 Graves, William Jordan (1805 – 48), erst Anti-Jacksonian, dann Whig, US-Representative von Kentucky 1835 – 40. 168 Clay, John Randolph (1808 – 1885), US-Chargé d’Affaires in Russland 1836/37 und in Peru 1847 – 53, US-Gesandter in Peru 1853 – 60. 169 Archibald Acheson, 2nd Earl of Gosford (1776 – 1849), 1835 – 38 Governor General of British North America. 170 John George Lambton, 1st Earl of Durham (1792 – 1840), Whig, ab 1813 Mitglied des Unterhauses, ab 1828 des Oberhauses. 1838 Generalgouverneur von Britisch Nordamerika und mit der Untersuchung der Aufstände von 1837 beauftragt. Die in seinem Bericht von 1839 für Kanada vertretene Form der kolonialen Selbstverwaltung setzte Großbritannien bis 1848 um.

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„An der Grenze von Kanada ist die Ruhe hergestellt und die dort versammelten Banden scheinen nun wirklich zerstreut zu sein, nachdem sie an mehreren Punkten den Übergang versucht, aber von den Kanadiern mit Leichtigkeit zurückgetrieben waren. Die von ihnen bei dieser Gelegenheit bewiesene Feigheit hat auch ihr Unternehmen hier unpopulär gemacht, und dieselben jungen Leute, welche noch vor kurzem in ihren Klubs (debating societies) hochtrabende Reden hielten und von Rensselaer, Sutherland etc. als Freiheitshelden bewunderten, führen jetzt Komödien auf, worin sie ihre Helden als Karikaturen erscheinen lassen. (…) Lord Durham wird in Kanada auf manche Schwierigkeiten stoßen, die Erbitterung der französischen gegen die britische Bevölkerung ist sehr groß, und die ganze Insurrektion in Unter-Kanada ist eigentlich weit mehr daraus als aus dem Wunsche, sich von Großbritannien zu trennen, hervorgegangen. (…)“ – Die nordöstliche Grenze – Krieg in Florida – Texas und Arkansas – Die Subtreasury Bill – Das Duell in Washington – Entscheidung des obersten Gerichtshofes gegen den Generalpostmeister. VI. Am 5.5. 1838 aus Washington an den König Der Bericht ist nicht vorhanden in der Akte mit den politischen Berichten. VII. Am 12.6. 1838 aus Northampton an den König – Aufhebung des specie circular – Bankwesen und Finanzen „Die Opposition hat einen neuen Triumph durch das Durchgehen der Resolution wegen Aufhebung des bekannten ,specie circular‘ gehabt, welches gebot, als Zahlung für öffentliche Ländereien irgend etwas anderes als Gold und Silber zu nehmen. Die Resolution passierte im Hause mit 154 gegen 29 und im Senat mit 34 gegen 9 Stimmen. Die Sache ist nicht bloß wichtig, weil nun die Nachfrage nach Gold und Silber zum Ankauf von Ländereien aufhört, wodurch den Banken der Wiederanfang der Metallgeldzahlungen erleichtert wird, sondern sie zeigt auch, daß die Bankpartei überhaupt wieder stärker wird. Die Handelswelt fing schon an zu frohlocken (…)“ – Aussichten der Administrationspartei „Der jetzige Präsident hat auch allerdings nichts, was ihn bei der großen Masse des Volks populär machen könnte, sein schweigsames, zurückhaltendes, sich nie aussprechendes (non committed) Wesen wird von der Partei nicht geliebt, die noch an die derbe Sprache Jacksons gewöhnt ist, der mit seiner Meinung eben nicht zurückhielt. Sein höfliches Wesen, der Anstand, den er in seinem Hause einzuführen sucht, die Artigkeit, die er dem unter Jackson nur zu oft zurückgesetzten di-

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plomatischen Korps erzeigt – alles dies wird von denjenigen nicht geliebt, deren Element Rohheit ist. Von vielen Anhängern der Administrationspartei habe ich Äußerungen gehört, die auf eine Unzufriedenheit der Art mit Van Buren nur zu deutlich schließen lassen. Es sollte mich daher gar nicht wundern, wenn Van Buren von selbst auf seine Wiedererwählung Verzicht leistete (in der Tat hört man schon Anspielungen darauf) und einem anderen, Jackson mehr ähnlichen Manne der Partei, Platz machte, der dann, wie mir das auch angesehene Männer von der Administrationspartei selbst gesagt haben, in einem Kriege oder wenigstens in einem Kriegsgeschrei das beste Mittel finden würde, die jetzt wankelmütig gewordene große Masse wieder um sich zu vereinigen.“ – Szenen an der Grenze von Kanada „Es scheint mir aus dem Grunde nicht ganz unwahrscheinllich, daß die Administrationspartei die neusten Szenen an der Grenze von Kanada, das Verbrennen des britischen Dampfboots Sir Robert Peel in French Creek, das Feuern auf das amerikanischen Dampfboot Telegraph von Brockville aus, und die Beleidigungen der britischen Offiziere in Detroit etc etc nicht ungern sieht, ja daß manche zu der Partei gehörige Individuen die Hände dabei im Spiel haben. Auch in den britischen Provinzen ist offenbar eine Partei, die beide Länder gern in einen Krieg verwickeln möchte, und vielleicht möchte es auch dort wenigstens dazu dienen, die Aufmerksamkeit von den innern Angelegenheiten abzulenken; der Attorney General von Nova Scotia, Herr Archibald171, dessen Bekanntschaft ich neulich machte, sagte mir, es herrsche überall in den Provinzen ein hoher Grad von Erbitterung gegen die Vereinigten Staaten (…)“ – Lord Durhams Ankunft – Lage des nordöstlichen Grenzstreits – Cherokee-Indianer, Texas – Abolitionisten in Philadelphia – Französische Blockade der Mexikanischen Häfen – Szenen im Kongress „Ungeachtet man sich im Kongreß Wochen lang mit Berichten und Diskussionen über das Duell zwischen den Kongreßmitgliedern Cilley und Graves beschäftigt hat, so ist doch zuletzt der Bericht des Untersuchungskomitees auf den Tisch gelegt worden und weiter nichts in der Sache geschehen. Man hat sich damit begnügt, die Sache zu Parteizwecken zu benutzen. Dies scheint zu ferneren Ausbrüchen der Rohheit ermutigt zu haben; kürzlich schalt ein Kongreßmitglied von Tennessee den früheren Sprecher Bell172 einen Lügner, worauf zwischen ihm und Bell eine Schlägerei entstand, der nur mit Mühe von den Anwesenden eine Ende gemacht 171

Archibald, Samuel G. W. (1777 – 1846), Attorney General von Nova Scotia 1830 – 41. Bell, John (1797 – 1869), Jacksonian, Anti-Jacksonian, Whig, Know-Noting, Representative von Tennessee 1827 – 40, Secretary of War 1841, Senator von Tennessee 1847 – 58. 172

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werden konnte; beide entschuldigten sich darauf mit ein Paar Worten und damit war die Sache abgetan. Dieselbe Szene wiederholte sich vor einigen Tagen, der Delegat von Florida schalt Biddle173 von Pennsylvanien einen Lügner, worauf Biddle mit dem Dintefaß auf jenen losging, aber von den Umstehenden verhindert wurde, sich ihm zu nähern. Der Sprecher von Arkansas, der vor einiger Zeit von seinem Stuhl sprang und ein Mitglied der Legislatur mit einem Jagdmesser erstach, ist von der Jury nicht des Mordes, aber des, zu entschuldigenden Totschlages schuldig befunden worden. Es bedarf hierzu keines Kommentars!“ – Ankunft des Prinzen von Joinville Königliche Hoheit174. VIII. Am 14.7. 1838 aus Northampton an den König – Vertagung des Kongresses – Verwerfung der Subtreasury Bill „Der Kongreß hat sich endlich am 9ten d. M. vertagt, ohne aber für das Beste des Landes und für die Wiederbelebung des Handels und Verkehrs irgend etwas Erhebliches getan zu haben; verhindert dagegen ist allerdings manches Übel durch das definitive Verwerfen der sogenannten Subtreasury Bill. Sie wurde im Hause mit 125 gegen 111 Stimmen verworfen, was hauptsächlich den Anstrengungen der Konservativen – des seit vorigem Herbst abtrünnig gewordenen Teils der Administrationspartei, so wie nicht minder der sich fast überall so laut dagegen erhobenen öffentlichen Stimme zuzuschreiben ist, welches die Ursache war, daß selbst manche Administrationsmänner der von ihren Konstituenten empfangenen Instruktion Folge leisteten und dagegen votierten. Auf der andern Seite ließ die Administrationspartei kein Mittel unversucht, ihren Zweck zu erreichen: Es wurden Stellen an Kongreßmitglieder und andere einflußreiche Männer verliehen und versprochen, und die neuerlich von der Administration gewonnene südliche Partei Calhoun’s zeigte sich besonders tätig in den Reihen ihrer neuen Freunde. Dennoch erreichten sie ihren Zweck nicht, und das Ausland kann sich nur Glück dazu wünschen, da die Zerstörung des hiesigen Bank- und Kreditwesens auch, für lange Zeit wenigstens, nicht ohne die nachteiligsten Folgen für den auswärtigen Handel hätte bleiben können. Aber auch das Land selbst dürfte sich nur Glück dazu wünschen, denn so groß die Mißbräuche des Bankwesens hin und wieder auch sind, so würde doch die Verwaltung der öffentlichen Gelder durch förmliche Kassenbeamte – ganz abgesehen von dem dadurch unendlich vermehrten politischen Einfluß der vollziehenden Gewalt des Generalgouvernements – zu einem noch viel größeren System der Korruption geführt haben. Selbst in der kurzen Zeit, wo diese Kassenverwaltung faktisch bestanden, haben der Veruntreuungen schon so viele statt gefunden, daß man sich wenig von dem neuen System versprechen dürfte; Geld auch nur einen 173

40.

Biddle, Richard (1796 – 1847), Anti-Masonic, Representative von Pennsylvania 1837 –

174 François d’Orléans, Prince de Joinville (1818 – 1900), Sohn des Königs Louis-Philippe. Auf der Rückreise von Südamerika nach Frankreich besuchte er für einige Tage die USA.

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Tag unbenutzt liegen zu lassen, ist dem Amerikaner unbegreiflich, und er kann dem Reiz der Verwendung fremder Gelder in seinem Nutzen nicht widerstehn. Seit Jahren schon sammelt man in den ganzen Vereinigten Staaten Beiträge zur Errichtung eines Monuments Washington’s, und dennoch sollen bis jetzt nicht mehr als $ 30000 eingekommen sein; Washington ist allerdings keineswegs der Mann des großen Haufens, und wäre von einem Monument zu Ehren Jefferson’s oder Jacksons die Rede, so würde längst das Zehnfache und mehr eingekommen sein, aber dennoch ist wohl anzunehmen, daß die kollektierte Summe mehr als $ 30000 beträgt; und in der Tat behaupteten die beiden Senatoren Allen und Morris von Ohio im Senat, daß allein in ihrem Staat mehr als jene Summe erhoben worden sei. Die Direktion der Gesellschaft hat zwar seitdem eine Art Rechnung abgelegt, aber doch später selbst eingestehn müssen, daß manche ihrer Agenten das erhobene Geld unterschlagen hätten. Wenn dies mit Geldern geschieht, die zu einem so patriotischen Zwecke erhoben werden, was würde dann das Schicksal der öffentlichen Gelder in den Händen gewöhnlicher Kassenbeamten sein!“ – Bankwesen – Zustand der Finanzen „Übrigens hat die Administrationspartei den Krieg gegen die Banken noch keineswegs aufgegeben, und sie setzt jetzt ihre letzte Hoffnung auf die bevorstehenden Wahlen neuer Kongreßmitglieder (…) So ließ die Administrationspartei kein Mittel unversucht, ihren Gegnern so viel als möglich zu schaden, und man kann daher mit Recht sagen, daß der Kongreß auseinandergegangen ist, ohne irgend eine definitive heilsame Maßregel ergriffen, oder auch nur das Vertrauen wiederhergestellt zu haben. Als etwas Wohltätiges wird dagegen von der Handelswelt die Auflösung des Kongresses selbst betrachtet, weil man nun wenigstens eine Zeitlang vor ferneren Experimenten sicher ist, und ebenso wird von dem entschiedenen Aussprechen der öffentlichen Stimme gegen die letzten Maßregeln der Administration ein günstiger Einfluß auf den Verkehr erhofft. (…) Der Zustand der Finanzen des Generalgouvernements erfüllt die Administrationspartei ebenfalls mit Schrecken. Die Opposition sieht diese Verlegenheit nicht ungern und hat daher keinen Anstand genommen, Geld zu allen möglichen Zwekken zu votieren. – Schlägerei im Hause der Repräsentanten „Der großen Hitze wegen hatten viele Kongreßmitglieder Washington schon am 8ten Juli verlassen; andere, die am 9ten Juli vermißt wurden, ließ man durch den Sergeant at arms aufsuchen; es kam darüber zu gegenseitigen Anschuldigungen und Entschuldigungen, alles natürlich bloß auf den Effekt zu Haus berechnet, und die Sitzung des Hauses endigte endlich mit einer würdigen Szene, mit einer förmlichen Schlägerei zwischen den Kongreßmitgliedern Maury175 und Campbell176 von Ten175 Maury, Abram Poindexter (1801 – 48), erst Anti-Jacksonian, dann Whig, Representative of Tennessee 1835 – 38.

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nessee, wobei der eine beinahe seinen Weg aus dem Fenster gefunden haben würde, wenn ihn nicht sein Gegner selbst noch zeitig bei den Haaren ergriffen hätte.“ – Vermehrung der Armee der Vereinigten Staaten „Der Kongreß hat sich nun auch endlich entschlossen, die bis jetzt nur 6000 Mann starke Armee um 4500 Mann zu vermehren; die Anlagen enthalten die desfallsige Akte und einen Teil der Debatten über dieselbe. Die Maßregel war zur Sicherung der Grenze gegen die Indianer und bei den noch immer fortdauernden Ruhestörungen an der nördlichen Grenze ganz unerläßlich, da die Miliz wegen ihrer schlechten Organisation und besonders wegen des Mangels an Disziplin und des darin herrschenden Geistes der Insubordination sich bei fast jeder Gelegenheit als unbrauchbar gezeigt hat. Offiziere der Armee haben sich oft bitter gegen mich darüber beklagt; bei aller Schwäche und Feigheit, die sie bei wiederholten Gelegenheiten bewiesen, sind diese Milizmänner doch voller Ansprüche, drücken sich viel besser als die Soldaten von der Armee und wollen sich von diesen bedauern lassen. Überdies hat sich auch die Aufstellung eines Milizkorps jederzeit als sehr kostbar und viel kostbarer als die Unterhaltung regelmäßiger Truppen erwiesen. Gegen die Vergrößerung der stehenden Armee wird hauptsächlich der alte Einwand geltend gemacht, daß die Freiheit dadurch bedroht würde, was Cushing177 im Hause durch die Bemerkung lächerlich zu machen suchte, daß die alten Weiber der Vereinigten Staaten beinahe hinreichen würden, die jetzige stehende Armee aus dem Felde zu schlagen; die Gefahr bestehe nicht sowohl darin, daß diese kleine Armee das Land kriegerisch machen, sondern daß der kriegerische Geist der Armee von dem bürgerlichen Einflusse überwältigt und zerstört werden würde; die wahre Gefahr bestehe in dem Einflusse populärer Anführer auf die Miliz und die Volontärs, und nicht auf eine stehende Armee. Wie, fragte er, erwarb General Jackson einen solchen beispiellos prädominierenden Einfluß und eine solche despotische Macht in dieser freien Republik? Durch seine Popularität bei der Miliz und bei den Volontärs, die er zur Schlacht führte; dies war der Ursprung seiner Macht, er würde sie niemals durch eine reguläre Armee erlangt haben. Gewiß liegt in diesen Bemerkungen sehr viel Wahres, Jackson wurde der Mann des Volks durch seinen an der Spitze der Miliz erfochtenen Sieg bei New Orleans; die aus dem Volk hervorgegangenen Landwehrmänner (sic!) kehrten in den Schoß ihrer Familien zurück und verkündeten überall ihre eigenen und Jacksons Heldentaten und Verdienste um das Vaterland; kein Wunder, daß ein solcher Mann, wenn er später bei den Volkswahlen als Kandidat auftrat, seinen Zweck erreichen mußte. Es ist aber auch im Grunde nicht diese Furcht vor einer der Freiheit drohenden Gefahr, es ist vielmehr die ängstliche Besorgnis vor jeder Vermehrung des Ein176 Campbell, William Bowen (1807 – 67), Whig, zum Schluss Unionist, Representative of Tennessee 1837 – 66. 177 Cushing, Caleb (1800 – 79), Anti-Jacksonian und Whig, US-Representative von Massachusetts 1835 – 42, US-Gesandter in China 1843 – 45, Attorney General of the USA im Kabinett von Präsident Pierce 1853 – 57, US-Gesandter in Spanien 1874 – 77.

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flusses der vollziehenden Gewalt des Generalgouvernements (executive patronage), die der Vergrößerung des stehenden Heeres im Wege steht. Gegen die Anstellung von Predigern auf den verschiedenen Militärstationen wurde unter andern von Rencher178 auch eingewandt, daß darin eine Vereinigung des Gouvernements und der Kirche liege.“ – Kanadische Angelegenheiten „An der Grenze von Kanada, besonders von OberKanada, dauern die Ruhestörungen noch immer fort (…) So viel ist gewiß, daß ein großer Teil der Grenzbevölkerung fortfährt, in demselben Geist und Sinn zu handeln wie im vorigen Winter; und da die dabei entwickelten Kräfte in gar keinem Verhältnis zu den ihnen gegenüberstehenden britisch-kanadischen Streitkräften stehen, so kann dabei wohl keine andere Absicht zum Grunde liegen, als am Ende beide Länder in einen Krieg zu verwickeln, weshalb denn auch diese Ruhestörer von den Leitern der mißglückten kanadischen Insurrektion fortwährend zu ihrem gesetzlosen Treiben ermuntert werden. (…) Über den Zustand von Kanada selbst ist es sehr schwierig ein Urteil zu fällen; Kanada scheint für die hiesigen Papiere kaum zu existieren. Selbst in der jetzigen bewegten Zeit berichten sie beinahe mehr über China als über den innern Zustand des nahe gelegenen Kanadas; nur hin und wieder geht ein magerer Artikel aus einer kanadischen Zeitung in eine hiesige über, und auf die kanadische Presse selbst kann man sich in ihrer gegenwärtigen Lage auch eben nicht verlassen. So viel scheint indessen gewiß, daß Lord Durham sehr tätig und bemüht ist, die materiellen Interessen des Landes durch zweckmäßige Maßregeln zu fördern, wohin besonders die bessere Regulierung des Verkaufs der öffentlichen Ländereien und dadurch beförderte Einwanderung, die Verbesserung des Gerichtswesens, der Bankerottgesetze, die Regulierung des Grundbesitzes (feudal tenure), der Volksunterricht etc. etc. gehören. Anerkenntnis aber scheinen seine Bemühungen nur bei den Gemäßigteren, und weder bei denjenigen zu finden, die früher ihrer Privatzwecke wegen die Insurrektion beförderten, noch bei derjenigen britischen Partei, die gern gleich zu den Extremen schreiten möchte; besonders letzterer ist dann auch die von ihm verkündete Amnestie nicht angenehm (…)“ – Nordöstlicher Grenzstreit – Texas – Differenz mit Mexiko wegen der Entschädigung von US-Bürgern „Die Frage wegen Beilegung der Differenzen mit Mexiko kam kürzlich, wie die Anlage ergibt, im Hause der Repräsentanten zur Sprache (…) Im Ganzen scheint es mir, daß (…) Mexiko allerdings wünscht, die Sache in die Länge zu ziehen, daß die hiesige Administration dem ganzen Vorschlage der Beilegung des Streits durch eine 178 Rencher, Abraham (1798 – 1883), Representative von North Carolina 1829 – 42, je zwei Kongresse Jacksonian, Anti-Jacksonian und Whig.

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schiedsrichterliche Entscheidung abgeneigt ist, und daß beide Teile jedenfalls wünschen, erst das Resultat des Streits mit Frankreich abzuwarten. Bei dem innigen Zusammenhange, worin diese ganze Frage mit der Texas-Angelegenheit steht, sehen die Gegner des Anschlusses von Texas diese Stimmung der Administration in Beziehung auf die Differenz mit Mexiko höchst ungern. Und deshalb hat sich Cushing veranlaßt gefunden, den anliegenden besonderen Bericht (minority report) zu erstatten, worin er das mexikanische Gouvernement wegen seines Verzugs zu entschuldigen sucht und die Meinung ausspricht, daß der Vorschlag Mexikos aufrichtig sei und im Geiste der Versöhnung empfangen werde, und daß nichts geschehn müsse, um das Gefühl der Erbitterung auf beiden Seiten zu vermehren. Er billige daher von ganzem Herzen den Vorschlag, die Entscheidung dieses Streits einer das mehrste Zutrauen verdienenden europäischen Macht zu übertragen. (…)“. – Veränderungen im Kabinett zu Washington „Im Kabinett zu Washington sind kürzlich mehrere Veränderungen vorgegangen. Der sehr unfähige Marine-Minister Dickerson ist durch einen gewissen Paulding179 aus New York ersetzt worden, der bisher Navy-Commissioner gewesen ist, auch daneben einige unbedeutende Romane und Gedichte verfasst hat. Der sehr fähige General Attorney Butler ist abgegangen, um die erste Professur bei der neuen Rechtsschule in New York zu übernehmen, womit es aber nicht recht glücken will, da man ihm vorwirft, daß seine Vorlesungen über konstitutionelles Recht zu sehr nach Locofocoism schmecken. Sein Nachfolger ist, auf Jacksons Empfehlung, der Senator Grundy180 von Tennessee geworden, dessen Fähigkeiten als Jurist sehr in Zweifel gezogen werden.“ – Abreise des Prinzen von Joinville Königliche Hoheit „Das von des Prinzen von Joinville Königliche Hoheit den New Yorkern an Bord der französischen Kriegsschiffe zu Newport vor seiner Abreise gegebene brillante Fest hat hier einen guten Eindruck zurückgelassen; es ist dies das wahre Mittel, sich die Amerikaner zu Freunden zu machen.“ IX. Am 21.8. 1838 aus Northampton an den König – Reise des Präsidenten der Vereinigten Staaten nach den White Sulphur Springs in Virginia – Die politischen Caucus in den Bade- und Brunnenorten – Bevorstehende Wahlen neuer Kongressmitglieder „In der Politik ist seit einiger Zeit ein Zustand der Ruhe eingetreten, der mit der Aufregung während der Sitzung des Kongresses lebhaft kontrastiert. Alles scheint von den Strapazen des politischen Feldzugs während der langen Sitzung ausruhen zu wollen. Die Kongreßmitglieder sind nach Haus gereist, um ihren Privatangele179

Paulding, James K. (1778 – 1860), Secretary of the Navy 1838 – 41. Grundy, Felix (1777 – 1840), Jacksonian, Democrat, US-Senator von New Jersey 1829 – 38 und 1839 – 40. 1838/39 Attorney General. 180

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genheiten obzuliegen oder sich auf eine neue Campagne vorzubereiten; den angesehensten oder beliebtesten unter ihnen werden unterwegs oder zu Haus politische Diners gegeben, und sie ergreifen diese Gelegenheit, in Entschuldigungsschreiben oder in Tafelreden noch einmal ihr politisches Glaubensbekenntnis abzulegen. Auch der Präsident und die meisten Mitglieder des Kabinetts sind verreist, der Präsident ist nach den White Sulphur Springs in Virginien gegangen und der Staatssekretär Forsyth hat sich eine Zeitlang in der Stadt New York aufgehalten und ist jetzt in den Saratoga Springs im Staat New York. Hier und in anderen Brunnenund Badeorten werden die sogenannten politischen caucus gehalten, jede Partei sucht sich hier aufs neue zu rekrutieren und sich auf die bevorstehenden Wahlen der neuen Kongreßmitglieder vorzubereiten, von deren Resultat diesmal alles abzuhängen scheint; es werden besonders im Staat New York von der Administrationspartei die größten Anstrengungen gemacht, den früheren Einfluß daselbst wiederzuerlangen. Die der Opposition günstigen Wahlen von Gouverneurs und Mitgliedern der Staats-Legislaturen, welche in einigen Staaten, als Louisiana, Alabama, Kentucky und Nordcarolina soeben statt gefunden haben, werden von der Administrationspartei als ein böses Omen betrachtet. Auch die Zeitungsschreiber benutzen den jetzigen Zustand der Ruhe, reisen in die Bäder und überlassen ihren Gehilfen die Sorge für ihre Blätter, die niemals so arm an politischen Artikeln gewesen sind als in diesem Augenblicke; Märchen und Anekdoten vertreten ihre Stelle und werden, um sie anziehender zu machen, mit Vignetten und Grausen erregenden Überschriften, als: Shocking accident! Horrid murder! Etc etc versehen.“ – Der Wiederanfang der Metallgeldzahlungen von Seiten der Banken. Krieg gegen die Banken. Subtreasury bleibt das Losungswort der Administrationspartei „Die im Laufe dieses Monats von den Banken der meisten Staaten, mit Ausnahme derjenigen des Südens und des Südwestens, wieder angefangenen Metallgeldzahlungen haben für die Banken keine nachteiligen Folgen gehabt, und das geringe Verlangen nach Metallgeld hat den Beweis geliefert, daß das Vertrauen in die soliden Banken hergestellt ist. Die nächste Folge dieses Schrittes der Banken ist natürlich eine Gleichstellung ihrer Noten und des Metallgeldes, und folgeweise eine Herstellung des innern Wechselkurses gewesen; viel mehr ist aber dadurch auch für den Handel und Verkehr für jetzt nicht gewonnen, da erst die neuen Ernten realisiert werden müssen, um die Mittel zu neuen Aufkäufen zu gewähren. (…)“ – Französische Blockade der mexikanischen Häfen – Gerücht der bevorstehenden Reise des mexikanischen Gesandten Martinez von New Orleans nach Washington „Die Zeitungen von New Orleans melden, daß der Mexikanische Gesandte Martinez jetzt im Begriff sei, sich zum Abschluß der Konvention wegen schiedsrichterlicher Entscheidung der Differenzen mit Mexiko nach Washington zu begeben.“

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– Verurteilung der Insurgenten in Oberkanada – Insurrektion in Havanna. X. Am 7.10. 1838 aus New York an den König – Wahlen in Illinois, Missouri, Maine und Maryland – Aussichten der Administrationspartei – Webster – Clay „Die Aussichten der Administrationspartei haben sich seit einiger Zeit bedeutend verbessert; nicht bloß die kürzlich statt gehabten Wahlen in Illinois und Missouri – beides Staaten, die bisher der Administrationspartei angehört haben – sind wiederum zu Gunsten der Administration ausgefallen (…) Beide Teile lassen bei diesen Gelegenheiten nichts unversucht, ihre Zwecke zu erreichen; es gibt nichts, was nicht zu Parteizwecken benutzt würde, alle Verhältnisse des Lebens werden davon berührt. In diesem Augenblicke z. B. wird im Staat Massachusetts das sogenannte „license law“ von beiden Parteien dazu benutzt, ihre Anhänger zu vermehren. Durch dies kürzlich erlassene Gesetz ist der Detailverkauf von Branntwein gänzlich verboten worden, und es versprechen nun die Kandidaten der demokratischen (Administrations-) Partei, für die Abschaffung jenes Gesetzes sorgen zu wollen, und ziehen dadurch aus den Reihen der Opposition alle Gastwirte und alle Individuen zu sich herüber, die sich durch jenes Gesetz verletzt fühlen, während die Opposition dadurch manche der besseren und geachteteren unter den Administrationsmännern für sich gewinnt. Überall werden sogenannte temperance conventions gehalten, um den Gegenstand zu beraten; ich war selbst bei einer solchen gegenwärtig (…) Was der Opposition besonders schadet, ist die Uneinigkeit unter sich; keiner ihrer Kandidaten besitzt Patriotismus genug, seine Ansprüche zu Gunsten des anderen aufzugeben, und namentlich wird Webster, der die allerwenigste Aussicht auf die Präsidentur hat, vorgeworfen, daß er aus Eifersucht auf Clay lieber das Schicksal seiner Partei aufs Spiel setzen, als sich zu Gunsten desselben zurückziehen würde. (…)“ – Nordöstlicher Grenzstreit – Kanadische Angelegenheit – Ankunft des mexikanischen Gesandten in Washington – Rückkehr des Präsidenten – Französische Blockade Mexikos – Ankunft Joseph Bonapartes181 – Verhaftung zweier Franzosen in New York – Leben in New York – hoher Arbeitslohn – Ansprüche der arbeitenden Klasse „Es herrscht hier in New York in diesem Augenblick ein solches Leben, daß man glauben sollte, das Land sei niemals so blühend und wohlhabend gewesen. Man scheint durch die Krisis durchaus nicht klüger geworden zu sein, Spekulationen 181

Bonaparte, Joseph (1768 – 1844), der ältere Bruder von Napoleon I.

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aller Art sind schon wieder an der Tagesordnung. Und die Anzahl der Fremden ist so groß, daß es fast unmöglich ist, ein Unterkommen zu finden. Die Teurung ist jetzt so groß wie sie zu keiner früheren Zeit gewesen ist; das Leben hier in New York ist jetzt wenigstens um 50 pct teurer als wie ich zuerst vor vier Jahren hierherkam. Auf dem Lande ist es jetzt ebenso teuer, wie es früher in den größten Städten war; dabei ist das Geld keineswegs im Überfluß, und man hat Mühe, sich diese täglich steigenden Preise aller Dinge zu erklären. Indessen scheint es mir, daß auch dies in der demokratischen Tendenz seinen Grund hat; jedermann will es dem andern gleich und zuvor tun; die arbeitenden Klassen spannen ihre Ansprüche immer höher, der Arbeitslohn steigt daher täglich und ich sehe nicht ein, wo dies seine Grenze finden soll, da es hier noch vielleicht ein Jahrhundert an Händen fehlen wird182. Vor einigen Tagen reiste ich mit meiner Familie auf einem sogenannten CanalPacket-Boot von Northampton nach Newhaven. Dies kleine Boot würde in Deutschland von einem bescheidenen Bootsmann geführt worden sein, der selbst Hand angelegt haben würde; hier hatte es einen Führer, der „Captain“ hieß und wie ein „gentleman“ gekleidet war. Unterwegs nahm er seine Frau und Kinder auf, die in seidenen und gestickten Anzügen gekleidet waren. Gegen Abend legte er sich zu Bett, und seinem Beispiel folgten bald die meisten Knechte und der Führer der Pferde; die Folge war, daß diese, sich selbst überlassen, die Zugleine zerrissen, in den Kanal fielen und dem Ertrinken nahe waren, und daß das ganze Boot dadurch in Gefahr gesetzt wurde. Als der Eigentümer des Boots bei unserer Ankunft in Newhaven Kenntnis von dem Vorfall bekam, fiel es diesem gar nicht ein, dem sogenannten „Captain“ oder den Schiffsleuten Vorwürfe darüber zu machen. Man läßt sich hier alles von der arbeitenden Klasse gefallen, und ihre täglich steigenden Ansprüche machen das Leben nicht bloß immer teurer, sondern zerstören auch alle Annehmlichkeiten des Lebens.“ – Gelbes Fieber in Charleston – Ankunft des österreichischen Gesandten und des belgischen Geschäftsträgers. XI. Am 15.11. 1838 aus New York an den König – Die Herbstwahlen „In der Politik nehmen die Herbstwahlen die öffentliche Aufmerksamkeit gegenwärtig fast ausschließlich in Anspruch. Die Opposition hat soeben im Staat New York einen großen Triumph gefeiert, der um so unerwarteter war, da der neue

182 s. auch den Bericht vom 15.6.35. Angesichts der hohen Löhne fürchten die Zollvereinsstaaten nicht die amerikanische Konkurrenz; den US-Produkten würde auch eine Zollsenkung nicht helfen. Die US-Industrie vermöchte auch fernerhin nicht konkurrenzfähig zu produzieren, und die US-Bürger würden unter den bisherigen Bedingungen weiter zu den Produkten aus dem Zollverein greifen. s. dazu das Separatprotokoll der Zollvereinsgeneralversammlung vom 28.7. 1838 in Dresden die „Handelsverhältnisse mit den vereinigten Staaten von Nordamerika betreffend.“ GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5273.

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Sukzeß der Administration in verschiedenen anderen Staaten der Union das Gegenteil erwarten ließ und bedeutend dazu beitrug, die Whigs zu entmutigen. (…) Beide Teile werfen sich bei Gelegenheit dieser Wahlen die größten Unregelmäßigkeiten und Betrügereien vor, und niemals sollen so viele Vorwürfe der Art laut geworden sein. In der ganzen Zeit wenigstens, wo ich hier gewesen bin, habe ich nie etwas Ähnliches gehört, und wenn von allen diesen Anschuldigungen auch nur der kleinste Teil wahr ist, so folgt doch daraus zur Genüge, daß das viel gepriesene und gerühmte Recht des Votierens (der ballot box), worin jeder die Ausübung eines Souveränitätsrechts erblickt, immer mehr zur Komödie (zum humbug) wird. Behauptet wird unter andern, daß viele Fremde, die noch gar nicht das Bürgerrecht gewonnen gehabt hätten, und andere, die wenigstens da, wo sie votierten, nicht zum Votieren berechtigt gewesen wären, mit votiert, und daß manche durch Votieren an verschiedenen Orten mehrere Vota abgegeben hätten. In großen Orten ist es auch in der Tat ganz unmöglich, ohne vorgängige Anfertigung eines Verzeichnisses der Wähler eine Kontrolle darüber zu führen. In Baltimore hat man deshalb neuerlich auch ein sogenanntes Registry Law erlassen. (…) Behauptet wird auch an einigen Orten, daß die Wahlinspektoren, die gewöhnlich einer oder der anderen Partei ausschließlich angehören, die Wahlkasten (ballot boxes) geöffnet und eine Anzahl der Vota ihrer politischen Gegner weggeworfen hätten; es hat nämlich angeblich an verschiedenen Orten die Anzahl der im Kasten gefundenen Vota für gewisse Kandidaten nicht mit der Anzahl der Wähler übereingestimmt, die ihrer eigenen späteren Angabe zufolge für jene Kandidaten gestimmt haben. Man kann aber auf solche nachträglichen eidlichen Angaben nicht viel Wert legen, da mit dem Eide hier arges Spiel getrieben wird und, zumal in großen Orten, Eide sehr leicht für Geld zu haben sind. (…) Überall haben beide politischen Parteien sich diesmal um die Gunst der Abolitionisten beworben, und diese sind diesmal zuerst als vollständig organisierte politische Partei aufgetreten (…) Dergleichen Gesellschaften wie die Abolitionistengesellschaften nehmen hier im Lande gewöhnlich eine ganz eigene Wendung. Ganz ähnlich verhielt es sich vor einigen Jahren mit Anti-Maurer-Gesellschaften. Der erste Anstoß dazu wird gewöhnlich von einigen Fanatikern gegeben, denen sich dann bald der große Haufe anschließt. Allmählich bemächtigen sich dann einige Schlauköpfe der Leitung der Angelegenheiten, ihnen ist der Zweck der Gesellschaft völlig gleichgültig, sie betrachten ihre Stellung aber als ein vortreffliches Mittel, eine gewisse Wichtigkeit, und besonders politischen Einfluß zu erlangen, und es liegt ihnen deshalb nichts mehr am Herzen, als ihrer Gesellschaft eine politische Bedeutung zu geben, wobei dann der Hauptzweck nur noch gelegentlich verfolgt wird, um die große Masse der Mitglieder zufrieden zu stellen. Von diesen Ansichten sind ohne Zweifel auch diesmal die Häupter der Abolitionistengesellschaften im Staat New York geleitet worden.“ – Die Mormonen und Shakers

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„Sonderbar ist es, welche bedeutende Rolle der Fanatismus in diesem gepriesenen Lande der Aufklärung spielt. Unter den fanatischen religiösen Sekten zeichnet sich seit einigen Jahren die der Mormonen aus, die von einem gewissen Smith183 unter dem Vorgeben einer ihm gewordenen göttlichen Offenbarung gestiftet wurde (…). Eine ähnliche Sekte von Fanatikern sind die Shakers, die ich vor einigen Monaten Gelegenheit hatte, in Lebanon im Staat New York zu sehen. Sie leben in einer Art Gütergemeinschaft, d. h. sie müssen ihr Vermögen der Gesellschaft abtreten und derselben ihre Kräfte widmen, wofür sie auf gemeinschaftliche Kosten unterhalten werden. Sie leben in großen sogenannten Familienhäusern zusammen, dürfen sich nicht verheiraten, es findet aber ein ganz freier Umgang zwischen beiden Geschlechtern statt. Ihr Gottesdienst besteht in Tanzen oder vielmehr in Sprüngen, wie die eines Kängurus, wobei sie ihre Gesichter auf das widrigste verzerren und dabei die Weiber oft Krämpfe bekommen oder affektieren (…) Unbegreiflich ist es, wie sich die menschliche Natur so weit verirren kann. Die ganze Zeremonie ist so bizarr, daß sie jeden, der sie nicht mit eigenen Augen gesehen, unglaublich erscheinen muß (…)“ – Kanadische Angelegenheiten – Nordöstlicher Grenzstreit – Mexiko „Die noch immer fortdauernde französische Blockade der mexicanischen Häfen gab kürzlich Veranlassung zu einer Korrespondenz zwischen der hiesigen Handelskammer und dem Staatsdepartement zu Wahington, worin jene darauf antrug, den Handel zu schützen, und worin sie anfragte, wie lange die Blockade noch dauern würde, worauf der Staatssekretär erwiderte, daß ihm dies zwar nicht bekannt sei, daß aber, allem Anschein nach, die Sache sehr bald friedlich beigelegt werden würde. (…) Das hiesige Gouvernement scheint noch keine Kenntnis davon zu haben, daß Ew. Königliche Majestät die schiedsrichterliche Entscheidung des Streits mit Mexiko abgelehnt haben. Es soll eine Konvention darüber projektiert worden sein, worin die Entscheidung Kommissarien überlassen und nur da, wo diese sich nicht einigen könne, auf Ew. Königlichen Majestät schiedsrichterlichen Ausspruch provoziert worden ist.“ – Texas. XII. Am 4.12. 1838 aus New York an den König – Kanadische Angelegenheiten „Das Wichtigste, was sich hier seit Erstattung meines allerunterthänigsten Berichts vom 14ten v. M. ereignet hat, ist das Unternehmen der amerikanischen ,Patrioten‘ gegen Kanada und ihre gänzliche Aufreibung bei Prescott. Ich enthalte mich darüber aller Details, da dieselben dort inzwischen durch die Zeitungen be183 Joseph Smith, Jr (1805 – 44), Begründer der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, auch als Mormonen-Bewegung bekannt.

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kannt geworden sind. Es haben an diesem Unternehmen, welches ganz in den Vereinigten Staaten ausgerüstet worden ist, fast gar keine Kanadier teilgenommen, und es ist schwer zu glauben, daß die hiesigen Behörden darum gar nicht gewußt haben sollten, da die Ausrüstung mehrerer Schiffe mit einer so starken bewaffneten Mannschaft an Bord ihnen bei einiger Aufmerksamkeit schwerlich hätte entgehen können. Auch sagt man, daß die Aussagen der jetzt in Montreal vor ein Kriegsgericht gestellten Gefangenen eine Menge angesehener Individuen in den Vereinigten Staaten kompromittieren würden. Es scheint, als wenn auch hierbei wieder dieselbe Clique von Landspekulanten im Staat New York tätig gewesen ist, durch deren Umtriebe die Insurrektion in Texas hauptsächlich bewirkt wurde; sie scheinen sich, in der Hoffnung auf einen möglichen Erfolg und Gewinn, der Stimmung der Grenzbewohner zu bedienen und die Unternehmungen derselben zu leiten und zu bezahlen. Die anliegende Proklamation des Präsidenten ist ziemlich spät gekommen. Es wird durch das ganze Benehmen des Generalgouvernements aufs Neue bestätigt, was ich darüber schon früher gesagt habe. Dasselbe tut auf papierenem Wege alles, um die britischen Autoritäten zufrieden zu stellen, und sucht sich, ganz seinem Charakter getreu, da, wo man die Umtriebe der ,Patrioten‘ ungern sieht, das Ansehn zu geben, als geschähe alles mögliche, denselben ein Ende zu machen, während an der Grenze selbst und da, wo es auf energisches Handeln ankommt, in der Tat wenig oder nichts zu ihrer Unterdrückung geschieht, ja sie werden sogar von öffentlichen Beamten unterstützt. Die Lokalblätter der Administrationspartei scheuen sich auch nicht, laut die Partei der ,Patrioten‘ zu nehmen und sie als eine Schar von Helden zu schildern, die sich für das Wohl der Kanadier aufgeopfert hätten, welche ein solches Opfer nicht zu verdienen schienen. Den Präsidenten entschuldigen sie wegen der Proklamation mit der unangenehmen Notwendigkeit, in der er sich Großbritannien gegenüber befunden hätte, und den Ausdruck ,these criminal enterprises‘ sind sie geneigt, einem Schreibfehler zuzuschreiben. Inzwischen scheint die Sympathie für Kanada, wie man es jetzt nennt, sich doch nach dem Vorfall bei Prescott bedeutend gelegt zu haben, wenigstens haben die Versammlungen, die McKenzie, die von Bermuda zurückgekehrten Insurgenten und die aus Quebec entsprungenen Patrioten Theller184 und Dodge185 in New York, Philadelphia, Baltimore und Washington veranstaltet haben, keinen rechten Anklang gefunden, und in Washington hat der Präsident sogar für gut gefunden, den dortigen Beamten den Besuch jener Versammlungen zu untersagen, während sich in New York mehrere Beamte des Zollhauses dabei ausgezeichnet haben. Es will auch mit der Sympathie so recht nicht mehr gehen, da McKenzie sich mit bloßen Worten nicht mehr begnügt, sondern auch Geldbeiträge verlangt – ein Verlangen, welches hinreicht, aller amerikanischen Sympathie auf einmal ein Ende zu machen. (…)“ 184

Theller, Edward Alexander (1804 – 59). Wie in seiner irischen Heimat gegen Großbritannien so auch in Kanada. 1838 aus kanadischem Gefängnis in die USA entflohen. 185 Dodge, William Wallin, mit Theller Teilnehmer an dem Aufstand in Kanada und mit Theller aus dem Gefängnis in Quebec entflohen in die USA.

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– Unterschlagungen öffentlicher Gelder – Eröffnung des Kongresses „Der Kongreß ist gestern eröffnet worden, heute wird die Jahresbotschaft demselben mitgeteilt, sie wird morgen hier erwartet und das bis dahin hier aufgehaltene Dampfschiff Liverpool wird sie sogleich nach Europa bringen. (…)“ XIII. Am 14.12. 1838 aus New York an den König – Inhalt der Jahresbotschaft des Präsidenten186 : System der Souveränität des Volkes „Die Jahresbotschaft des Präsidenten, wovon ich ein Exemplar in der Anlage untertänigst beifüge, hat diesmal ungemein wenig Sensation erregt. Man hält sie für unbedeutend und nichts sagend, offenbar in der Absicht geschrieben, wo möglich allen Parteien zu gefallen und alle kitzligen und delikaten Gegenstände zu vermeiden oder doch leicht darüber hinwegzugehen; aus dieser Rücksicht ist denn auch die Erwähnung der Abolitionisten-Umtriebe unterblieben, obgleich die heftigen Artikel in den Administrationsblättern darauf schließen ließen, daß die Botschaft dies zu einem Hauptangriffspunkt auf die Opposition machen würde. Der Präsident mag auch immer mehr einsehen, daß die Abolitionistenfrage täglich weniger eine Parteifrage wird, daß bald im Norden nur eine Stimme darüber herrschen wird, und daß es daher weit mehr eine Frage ist, die den Süden schroff vom Norden trennt als eine bloße Parteifrage innerhalb der verschiedenen Sektionen des Landes. Er mag auch besorgen, daß auf Calhoun’s Freundschaft kein rechter Verlaß ist und daß er einst die Hülfe der Abolitionisten selbst wird anrufen müssen. Der Eingang der Botschaft, worin der Präsident dem Kongreß Glück wünscht zu den günstigen Umständen in der Lage des Landes, unter welchen derselbe sich versammele, ist so sehr eine stehende Phrase in den Jahresbotschaften der Präsidenten der Vereinigten Staaten geworden, daß man wohl annehmen kann, der Präsident selbst habe es damit eben nicht ernstlich gemeint. Einen ähnlichen Glückwunsch enthielt die Abschiedsadresse des Präsidenten Jackson, und an demselben Tage brachen die großen Bankerotte in New Orleans aus, die bald darauf die große Handelskkrisis zur Folge hatten, aus deren Wunden das Land noch immer blutet. Die Botschaft enthält wieder die gewöhnlichen Prahlereien von Nationalgröße und Wohlstand, von der Vortrefflichkeit des republikanisch-demokratischen Systems der Souveränität des Volks etc. etc, wodurch sich die Mehrheit der Amerikaner geschmeichelt fühlt, während die Verständigeren im Stillen darüber lachen, und was in Europa, und besonders in Deutschland, wo man über die Politik der Vereinigten Staaten selten viel mehr als die Jahresbotschaft des Präsidenten liest, von den zum Teil sehr unpraktischen Verehrern der republikanische Verfassung für bare Münze genommen und bewundert wird, während die Demagogen sie dazu benutzen, Unzufriedenheit zu erregen. 186

Van Buren, Martin.

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In der Tat es gehört amerikanische Dreistigkeit dazu zu behaupten, daß das nun seit 50 Jahren erprobte System der Souveränität des Volks sich bei jeder Gelegenheit als vortrefflich und ausreichend bewährt habe, und daß die glückliche Beendigung eines auswärtigen Krieges, die Beilegung von Kollisionen mit einzelnen Staaten der Union und von Unruhen im Innern, die Unterdrückung der Versuche, sich in die innern Angelegenheiten benachbarter Staaten zu mischen, und die Überwindung ähnlicher Schwierigkeiten diesem System zu danken sei. Vergißt denn der Präsident, daß die Beendigung des Krieges mit England und die Beilegung des den Umsturz der Union drohenden Streits mit Südcarolina wegen des Tarifs wahrlich nicht dem System des Herrschens der großen Masse, sondern den Anstrengungen einiger weniger Verständiger zu danken war? Und was soll man dazu sagen, wenn er für das System der Volkssouveränität das Verdienst der Unterdrückung der Versuche, sich in die innern Angelegenheiten benachbarter Staaten zu mischen, in Anspruch nimmt, während jene unbefugte Einmischung (wenn die unberufenen Angriffe auf ein befreundetes Land einmal diesen Namen verdienen) wenigstens in dem Maße unter keinem anderen Gouvernement hätten statt finden können und eben ausschließlich und allein in dieser Theorie der Souveränität des Volks ihren Grund hat? Und was soll man überhaupt zu dieser ganzen Tirade sagen, da es bekannt genug ist, daß dies Gouvernement die Insurrektion in Texas auf alle Weise begünstigt hat, und wenn der Präsident in Beziehung auf die Störungen an der Grenze von Kanada in einer Botschaft an den Kongreß seine eigene Ohnmacht erklären mußte, die Umtriebe der Amerikaner zu verhindern, und wenn endlich die neusten Szenen bei Ogdensburg und Prescott187 die ganze Unzulänglichkeit einer Regierung wie die hiesige zur Unterdrückung solcher Versuche an den Tag legen? Was der Präsident eigentlich mit dem gefährlichen Einfluß, der in Zeiten großer Prosperität entstehe, und mit der anti-republikanischen Tendenz von ,associated wealth‘, wie er es nennt, sagen will, sieht man nicht recht. Vielleicht soll es ein gegen die Banken und andere Korporationen gerichteter Hieb sein, da dergleichen Institute leicht zu Monopolen werden können. Es kann darin aber auch, im Geist der echten Locofoco-Doktrin, ein Angriff auf allen Besitz, auf die reichen und wohlhabenden Klassen im allgemeinen gefunden werden. Wahr ist es aber auch nicht einmal, daß das hiesige System sich als ein Mittel gegen das Anhäufen von Reichtümern bewährt habe; im Gegenteil, die Spekulationswut und das Jagen nach Glücksgütern ist dadurch in jeder Beziehung gefördert worden. Der öffentliche Schatz und das Eigentum des Staats heißt das Geld und Eigentum des Volks (the people’s money and property). Man hält es nicht für Sünde, sich damit zu bereichern, und Stellen werden hauptsächlich gesucht, um mit den öffentlichen Geldern und in öffentlichen Ländereien zu spekulieren, wodurch in neuerer Zeit der Grund zu den vielen schnell erworbenen Reichtümern gelegt worden ist.

187 Mit den Kämpfen bei Ogdensburg (New York) und Prescott (Ontario) am St. Lawrence River gingen im November 1838 die Unruhen in Unter-Kanada zu Ende.

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,Es war der amerikanischen Union vorbehalten‘, sagt der Präsident, ,die Vorzüge eines gänzlich von der beständigen Ausübung des Volkswillens abhängigen Gouvernements zu erproben, und unsere Erfahrung hat gezeigt, daß es ebenso wohltätig in der Praxis als gerecht in der Theorie ist. Jede Veränderung in unsern lokalen Institutionen hat dazu beigetragen, das Stimmrecht zu erweitern, hat den direkten Einfluß der Masse des Volks vergrößert, hat der individuellen Anstrengung größere Freiheit verliehen, und hat die Gewalt des Gouvernements mehr und mehr eingeschränkt. Und doch haben die Einsicht, die Klugheit und der Patriotismus des Volkes mit dieser vermehrten Verantwortlichkeit Schritt gehalten. In keinem Lande ist Erziehung so weit verbreitet. Innerer Friede hat nirgends so allgemein geherrscht. Die engen Bande des sozialen Verkehrs haben sich niemals mit solcher Harmonie über einen so ausgedehnten Raum erstreckt.‘ Was der Präsident von der weit verbreiteten Erziehung sagt, ist nur wahr, wenn man den großen Raum betrachtet, den die Vereinigten Staaten einnehmen. Es kann leicht durch statistische Tabellen nachgewiesen werden, daß hier in Amerika viel weniger Kinder Unterricht genießen als in anderen zivilisierten Ländern, weil eben auch hier das gerühmte System der Souveränität des Volks im Wege steht und weil ein Schulzwang nicht durchzusetzen ist; und wie unvollkommen endlich die Schulen selbst sind, wie sehr man dies überall fühlt, und wie es auch hier gerade die Regierungsform ist, die jeden Versuch der Herbeiführung eines besseren Zustandes im Wege steht, darüber habe ich mich schon bei früheren Gelegenheiten ausgesprochen. Aber auch die Erhaltung des innern Friedens soll dem System der Volkssouveränität zu verdanken sein. Welchen Kommentar dazu liefern dazu die an die Zeiten der französischen Revolution erinnernden Szenen in Harrisburg188, die dem Präsidenten noch nicht bekannt waren, als er diese Botschaft schrieb, und gegen die alle die früheren Pöbelszenen verschwinden, die der Präsident ganz vergessen zu haben scheint, und die doch wahrlich auch keinen Beweis von der Vortrefflichkeit des hiesigen Systems liefern. ,Alle Formen von Religion‘ sagt der Präsident, ,haben sich zum ersten Male vereinigt, um Liebe und Frömmigkeit zu verbreiten, weil sie alle zum ersten Male in der Geschichte der Nationen von allem Zwange befreit und wirklich frei geworden sind.‘ Mit dieser gerühmten Religionsfreiheit sieht es aber auch in der Wirklichkeit ganz anders aus als auf dem Papiere. Von dem Sektenwesen, welches hier größer ist als irgendwo, von der Erbitterung, womit sich diese Sekten gegenseitig anfeinden und verfolgen, sagt der Präsident nichts. Die Zerstörung des Non-

188 Nach den Wahlen zum Repräsentantenhaus in Pennsylvania war es zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien gekommen, die im Dezember 1838 in Ausschreitungen in Harrisburg mündeten, dem Buckshot War. Die Miliz beendete die Unruhen, wobei sie Schrotmunition (=buckshot) fand.

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nenklosters in Charlestown von einem fanatischen Pöbel189, wofür die armen unschuldig Leidenden weder bei der Legislatur noch bei den Gerichtshöfen von Massachusetts Schadenersatz erlangen konnten, wird mit Stillschweigen übergangen. Und dann fragt es sich auch noch, welchen Gewinn denn das Gemeinwesen davon hat, wenn jeder Betrüger oder Fanatiker eine neue Religionsgesellschaft stiften darf; in welchem anderen wohl geordneten Gemeinwesen würde das alle Sittlichkeit untergrabende Unwesen des Propheten Mathias (?) wie im Staat New York ungestraft geduldet werden. Und was für Ursache hat man, dem System der völligen Religionsfreiheit das Wort zu reden, wenn dasselbe Sekten von unsinnigen Fanatikern, wie die Shakers und Mormons, erzeugt. Wenn so die Regierung allem religiösen Unwesen freien Lauf läßt, so ist es beinah zu entschuldigen, wenn das Volk selbst sich gegen dergleichen Fanatiker zu schützen sucht. Die blutigen Kämpfe mit den Mormonen im Staat Missouri und ihre Vertreibung aus jenem Staate, die in dem anliegenden Artikel des Courrier des Etats Unis erzählt ist, sollen nächst dem Neide, womit man die von ihnen angekauften Ländereien betrachtete, hauptsächlich in dem Wunsche ihren Grund haben, sich von dieser fanatischen Sekte zu befreien. Aber alles dies gibt doch wahrlich keine Veranlassung, das hiesige System auch wegen der völlig freien Religionsübung zu preisen. Die Kultur der unangebauten Ländereien im Westen mag allerdings durch das hiesige System beschleunigt worden sein, da Landspekulation und unbefugte Ansiedler mit einander gewetteifert haben, sich in den Besitz der öffentlichen Ländereien zu setzen. Sehr zu bezweifeln ist aber der gerühmte Zustand der Zivilisation, der in jenen neuen Ansiedlungen herrschen soll, wenigstens weiß ich aus sicherer Quelle, daß die großen Landspekulanten und die kleinen Ansiedler (squatters) ein förmliches Monopol ausüben und ein wahres Schreckenssystem eingeführt haben. Bei den öffentlichen Verkäufen der öffentlichen Ländereien ist es für jeden, der nicht zur Clique der Spekulanten gehört, beinahe unmöglich mitzubieten. Er wird durch Drohungen zurückgeschreckt, oder man bringt lieber das Opfer, ihn zu überbieten als ihn als Käufer zuzulassen. Und die unbefugten Ansiedler, die sich ohne Bezahlung auf den unbebauten Ländereien niedergelassen haben, liefern oft Schlachten mit denen, die sich in Besitz setzen wollen. Es fragt sich daher, welches andere Land der Präsident im Auge gehabt hat, wenn er die größere Zivilisation in den hiesigen Niederlassungen vor ähnlichen Unternehmungen in anderen Ländern rühmt. Auch die vielen innern Verbesserungen, als Kanäle, Eisenbahnen etc., schreibt der Präsident dem hiesigen System und dem dadurch geförderten individuellen Unternehmungsgeist zu – eine Ansicht, die auch in Europa ziemlich allgemein geteilt wird. Daß hier mehr dergleichen Unternehmen zu Stande kommen als anderwärts, hat aber mit der hiesigen Regierungsform gar nichts gemein; es hat in dem 189 Der Ursulinenkonvent mit seiner Schule in Charlestown in der Nähe Bostons wurde am 11.8. 1834 verbrannt (16.9. 1834 von Rönne beschrieben), ein Höhepunkt der antikatholischen Umtriebe der dreißiger Jahre. Das Gericht sprach die Brandstifter frei, und die Diskussion über Entschädigungszahlungen zog sich mehr als 20 Jahre hin, ohne dass es ein Ergebnis gab.

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dringenden Bedürfnis seinen Grund, die weit entlegenen Teile dieses von der Natur reich begabten Landes mit einander zu verbinden und sie dadurch für den gegenseitigen Handelsverkehr zugänglich zu machen. Gesellschaften, die zu solchen Zwecken errichtet werden, bedürfen hier so gut der Genehmigung des Gouvernements (der Staatslegislatur) als in Europa, und in der desfallsigen Konzession (charter) werden die oft sehr lästigen Bedingungen ebenso genau festgesetzt wie in Europa. Daß aber Unternehmungen dieser Art hier häufiger auf Kosten von Individuen und Gesellschaften ausgeführt werden als auf Kosten des Gouvernements hat keineswegs darin seinen Grund, daß man glaubt, dies könne besser und wohlfeiler von Gesellschaften als vom Gouvernement geschehn, sondern vielmehr in der großen Eifersucht womit hier auf die vollziehende Gewalt gesehen wird. Man erblickt darin eine Vermehrung ihres Einflusses (der sogenannten execution patronage), wenn ihr die Ausführung von dergleichen Werken übertragen wird; man besorgt, daß sie die ihr dazu anvertrauten Geldsummen zu Parteizwecken verwenden würde oder daß wenigstens eine ganze Klasse von Menschen – alle dabei angestellten Agenten, Lieferanten etc. und alle sonst dabei interessierten Personen – dadurch von ihr abhängig werden würden und daß der jedesmalige Inhaber der vollziehenden Gewalt darin ein Mittel zur Vergrößerung seiner politischen Partei erblicken würde. Ist es das Bundesgouvernement, welches dergleichen Unternehmungen auf Kosten der ganzen Union ausführt, so kommt dazu noch die Eifersucht der einzelnen Staaten, die, um ihre Staatssouveränität möglichst aufrecht zu erhalten, gern jeden Einfluß des Bundesgouvernements innerhalb ihres Gebiets ausschließen. Übrigens sieht man ein, daß an und für sich Unternehmungen der Art in der Regel viel besser und zweckmäßiger vom Gouvernement als von Gesellschaften ausgeführt werden können, weil die Gouvernements dazu in jeder Beziehung weit besser die Mittel besitzen, und alle wirklich großartigen Unternehmungen in den Vereinigten Staaten sind auch wirklich auf Kosten der einzelnen Staaten der Union ausgeführt worden, wie z. B. der große Erie-Kanal im Staat New York; fast alle Eisenbahnen und Kanäle im Staat Pennsylvanien etc, und wo die Ausführung nicht geradezu von den Gouvernements geschehn ist, da hat man doch in der Regel nur durch Unterstützungen von Seiten derselben, durch vom Staat garantierte Anleihen und dergleichen die wirklich großartigen Werke ausführen können. Das Publikum findet auch, daß es sich bei den dem Staat gehörigen Werken viel besser steht, weil die Gesellschaften nur ihren eigenen pekuniären Vorteil im Auge haben und oft zur großen Bedrückung des Publikums ein förmliches Monopol ausüben. So gibt es z. B. zwischen New York und Philadelphia seit einiger Zeit zwei Eisenbahnen, beide Gesellschaften haben sich aber jetzt vereinigt und den Preis für die Fahrt um $ 1 erhöht, so daß das Publikum von der Vervielfältigung der Kommunikationen nur Nachteil gehabt hat. Bei dem allen machen doch die Gesellschaften-Halter selten ein vorteilhaftes Geschäft bei diesen Unternehmungen; 6 pct (der hiesige gewöhnliche Zinsfuß) ist in der Regel die höchste Dividende, die sie verteilen, und es gibt unzählige Fälle, wo die Dividende viel geringer ist. Gut stehen sich dabei in der Regel nur die dabei angestellten Agenten und Beamten etc., und

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die Gesamtheit genießt den Vorteil des vermehrten und beschleunigten Verkehrs. Man ist daher sehr im Irrtum, wenn man glaubt, daß es das hiesige System sei, welches den individuellen Unternehmungsgeist ermutige und daher vorzugsweise die Eisenbahnen, Kanäle und sonstigen Hebel der Industrie ins Leben rufe; die hiesige Regierungsform steht vielmehr den neuen Verbesserungen in mancher Beziehung hindernd im Wege, und es würden gewiß noch viel mehr dergleichen Unternehmungen, und gewiß fast alle auf Kosten des Gouvernements, zu Stande kommen, wenn die oben erwähnten politischen Rücksichten nicht obwalteten. Daß die öffentliche Schuld und die Abgaben verhältnismäßig weniger auf dem Volke lasten als in anderen Ländern, ist auch noch keineswegs erwiesen. Es ist wahr, daß die Schulden des Bundesgouvernements abgetragen sind; aber die Schuldenlast der einzelnen Staaten der Union und der Kommunen ist sehr groß und täglich im Wachsen begriffen. Es sind oft Versuche gemacht worden, unter anderem von dem jetzt verstorbenen Livingston, den Betrag aller hier zu entrichtenden Abgaben zu ermitteln, man hat aber niemals zu einem sicheren und befriedigenden Resultat kommen können, und die deshalb an die verschiedenen Ortsbehörden gerichteten Anfragen sind meistens unbeantwortet geblieben. Vergleiche zwischen dem Betrage der Abgaben hier und in Europa können natürlich nur mit solchen Staaten der Union angestellt werden, die nicht mehr im ganz rohen Zustande begriffen sind. Aber ich glaube, daß in solchen Staaten der Gesamtbetrag von Abgaben aller Art, Staats- und Kommunalabgaben, Beiträge an die Kirche, wozu man sich hält etc. etc., ebenso groß, wo nicht größer ist als in Europa, besonders wenn man so manche Ausgabe mit in Anschlag bringt, die in Europa von den Gouvernements, hier aber von den Individuen oder Gesellschaften bestritten wird, wofür sich aber doch am Ende auch diese durch die vom Publikum in der einen oder anderen Form erhobenen Beiträge wieder bezahlt machen, und wenn man die vielen Ausgaben berücksichtigt, die hier für gemeinnützige Anstalten von Individuen bezahlt, in Europa aber aus den öffentlichen Fonds bestritten werden, und endlich alles dasjenige, was bei Gelegenheit der Wahlen (for electioneering purposes) ausgegeben wird. Das hiesige Gouvernement ist keineswegs ein ökonomisches, nicht zu gedenken der Verluste durch Unterschlagungen und mißbräuchliche Verwendungen der öffentlichen Gelder, das Heer von Beamten ist auch hier sehr groß, und es wird schlecht regiert und mit vielen Kosten, weil die Beamten und die Gesetzgeber jeden Augenblick wechseln, weil eine Vorbereitung zum Amt nicht nötig ist und weil es daher an tüchtigen Männern und an Männern von Ehre notwendig fehlen muß. Die Stellen werden selten wegen des unbedeutenden damit verbundenen Gehalts gesucht, sondern wegen der Gelegenheit, die sie verschaffen, sich durch Mißbrauch des Amts zu bereichern. Die Anzahl der Beamten würde noch weit größer sein, wenn nicht die Legislaturen eigentlich zugleich Verwaltungs-, ja in gewissem Sinn sogar richterliche Behörden wären. In ihren Komiteen werden die wichtigsten Zweige der Verwaltung bearbeitet, und eine kostbarere190, 190

Hier in der Bedeutung von „kostspielig“ verwendet.

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schwerfälligere und schlechtere Verwaltungsart als durch dergleichen Komiteen gibt es gewiß nicht. Es ist daher wahrlich nicht die hiesige Regierungsform, nicht das System der Souveränität des Volks, was dies Land zu dem gemacht hat, was es ist. Dies System hat sich im Gegenteil nur zu oft störend gezeigt. Es ist vielmehr das große und reiche, von der Natur gesegnete Gebiet der Union, welchem dieselbe ihren Flor zu danken hat. Auch unter jeder anderen Regierung, die das Beste des Landes gewollt, würde es dasselbe geworden sein, und unter einer weisen und väterlichen Regierung vielleicht noch weit mehr. In einem Lande von so großem Umfange, wo die Kultur des Bodens so viele Hände erfordert, wo jeder Einzelne so leicht seinen Unterhalt findet, wo so wenig Reibungen und Kollisionen zwischen Individuen und Klassen von Individuen vorkommen, kann man einer Zeit lang aller Regierung entbehren, der bloße Kommunalverband genügt in den meisten Fällen. Wo es aber wirklich etwas zu regieren gibt, wo es auf ein wirklich energisches Einschreiten ankommt, da hat sich die hiesige Regierung überall als schwach und unzulänglich erwiesen. Gewiß sind es daher nicht, wie der Präsident sagt, die politischen Institutionen dieses Landes, die die beste Garantie gegen Angriffe von außen und von innen gewähren; aber darin hat er Recht, wenn er im Eingange der Botschaft sagt, daß die Stärke der brüderlichen und innern Bande die einzige Garantie für die Fortdauer der Union sind. Man nennt dies Gouvernement oft auch mit Recht ein government of compromise, es ist eine politische Vereinigung, die nur auf gegenseitigem guten Willen beruht, deren Fortdauer von keiner Seite erzwungen werden kann und wird, und die gerade nur so lange dauern wird, als die bloß von ihren materiellen Interessen geleiteten Mitglieder es ihrem Vorteil angemessen finden werden. Eine solche, die materiellen Interessen berührende Frage ist die Sklavenfrage; und sie wird über kurz oder lang die Ursache der Trennung des Südens vom Norden sein. Höchst wahrscheinlich wird dann in den einzelnen Teilen der bis dahin bestehenden Union das System der Volkssouveränität zur Aufrechterhaltung der republikanischen Regierungsform wesentlichen Modifikationen unterworfen werden, und anstatt das Stimmrecht noch mehr auszudehnen wird es bedeutenden Beschränkungen unterliegen müssen, wenn man von einem sonst bei zunehmender Bevölkerung unausbleiblichem Zustande der Anarchie entgehen will.“ – Auswärtige Relationen – Mexiko – Großbritannien – Kanada „Die auswärtigen Verhältnisse werden als sehr günstig geschildert. Mit Mexiko ist eine noch nicht ratifizierte Konvention geschlossen, wodurch die Entscheidung der Streitigkeiten mit dieser Republik einer dritten, nicht genannten Macht übertragen wird191. (…) Die auf hiesigem Territorium organisierten Unternehmungen gegen Kanada werden zwar mißbilligt, aber es wird hier wieder eine Unterscheidung zwischen 191

s. dazu den Abschnitt über Rönne als Schiedsrichter im I. Teil.

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dem Volk und dem Gouvernement der Vereinigten Staaten gemacht. Daß das Volk die Verbreitung freier politischer Institutionen wünsche, wird natürlich gefunden, aber dem Gouvernement allein, heißt es, stehe es zu, darüber zu entscheiden, ob das Interesse und die Ehre der Vereinigten Staaten es erheischten, an einem solchen Freiheitskampfe Teil zu nehmen – eine Entscheidung, die in sonderbarem Widerspruch mit der im Eingange der Botschaft ausgesprochenen Theorie der gänzlichen Abhängigkeit des Gouvernements von dem Willen des Volkes und der beständigen Aufsicht des Volkes über jede politische Maßregel steht. Sonderbar klingt auch die Versicherung des Präsidenten, daß militärische Inkursionen in benachbarte Länder und Einmischung in ihre Angelegenheiten von dem Volke der Vereinigten Staaten immer mit dem größten Abscheu betrachtet wären; das Benehmen der Amerikaner in Texas und in Kanada beweist dies wahrlich nicht.“ – Russland – Texas – Österreich – Neapel – Innere Angelegenheiten – Militärwesen – Marine „(…) Die gegen die Indianer beobachtete Politik wird als im höchsten Grade human und zu ihrem Besten gereichend geschildert, obgleich die gegen dieselben begangenen Grausamkeiten, Nichtswürdigkeiten und Betrügereien weltbekannt sind, und lächerlich ist es, wenn von einer Garantie ihres neuen Gebiets durch Traktate gesprochen wird. Durch förmliche Verträge war den Cherokesen auch ihr altes Gebiet garantiert, und dennoch wurden sie gezwungen, es zu verlassen. Die Indianer werden auch aus ihren neuen Besitzungen bald verdrängt werden und immer weiter dem stillen Meere zuwandern müssen. Der Kriegsminister schlägt die Errichtung einer Art von Militärkolonien an der westlichen Grenze vor und glaubt, daß den Angriffen der Indianer in Florida nur begegnet werden könne, wenn jeder Ansiedler seine Besitzung förmlich befestigt. (…) – Postwesen Des in der Botschaft gedachten Prozesses mit den Posthaltern Stokes & Stockton habe ich schon bei einer früheren Gelegenheit erwähnt. Es war und ist dabei hauptsächlich auf Widerstand gegen den obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten abgesehn, der den Locofocos ein Dorn im Auge ist. Entstehen könnten dergleichen Kollisionen gar nicht, wenn man hier wie bei uns den Fiskus vor den ordentlichen Gerichtsbehörden förmlich belangen könnte und nicht nötig hätte, sich mit einer Petition an den Kongreß oder an die Legislatur zu wenden, wo die Sache jahrelang von den sogenannten committees on claims hingeschleppt und zuletzt durch eine sogenannte private bill entschieden wird, deren Befolgung dann, wie im vorliegenden Falle, oft neue Schwierigkeiten findet. Es sind zwar öfters Versuche gemacht worden, diese sogenannten private claims ganz den Legislaturen und namentlich dem Kongreß zu entziehen und eigenen Behörden zu überweisen; die Sache scheitert aber immer daran, daß die Mitglieder der Legislaturen gerade in der Entscheidung dieser private claims eine wünschenswerte Gelegenheit erblicken, von den dabei interessierten Parteien Vorteile für sich zu erpressen.“

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– Verhandlungen im Kongress – Wahl eines clerk des Hauses – John Qu. Adams Resolutionen wegen Texas und wegen Stevenson und O’Connell192 – Revolutionäre und aufrührerische Szenen in Harrisburg in Pennsylvanien – Unterschlagungen öffentlicher Gelder – District Attorney Price in New York – General Gratiot193 in Washington – Gerücht neuer Einfälle in Kanada – Festhaltung des russischen Konsuls in Boston in Montreal – Entweichung Bill Johnsons und Birges194 aus Auburn.

7. Politische Berichte aus den USA 1839195 I. Am 13.1. 1839 aus Washington an den König – Gratulationscour und Diner beim Präsidenten „Am 1. Januar fand beim Präsidenten die gewöhnliche Gratulationsfeierlichkeit statt; das diplomatische Korps erschien um 11 12 Uhr, und 12 Uhr wurden Türen für jedermann geöffnet; die Menge war, wie gewöhnlich, sehr groß, doch bei weitem nicht so groß, wie zur Zeit Jacksons, aber es ging viel anständiger und ruhiger zu, als ich es jemals gesehen habe, es erschienen nur zwei Personen mit den Hüten auf dem Kopf. Alles bewies, daß Van Buren bei der niedern Klasse die große Popularität nicht genießt, die Jackson besaß. Freilich aber fand auch keine Ausstellung eines Käses statt, wie die des großen dem Präsidenten Jackson von den Farmern des Staates New York zum Geschenk gemachten Käses, der bei dieser Gelegenheit zweimal zur Schau gestellt wurde, das erste Mal in seiner ganzen Gestalt zum Ergötzen der Augen und Nasen, und das zweite Mal in Stücken, um den Gaumen des Volks zu kitzeln. Gestern war das ganze diplomatische Korps beim Präsidenten eingeladen und der Präsident zeigte sich, wie gewöhnlich, sehr aufmerksam und liebenswürdig. Der Präsident ist Witwer, sein Haus hat aber neues Leben durch die kürzliche Verheiratung eines seiner Söhne (seines Privatsekretärs) mit der Tochter eines reichen Pflanzers aus Südcarolina bekommen, deren Familie von jeher zur aristokratischen Partei gehört haben soll. Man glaubt in dieser Heirat einen Beweis mehr von dem

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O’Connell, Daniel (1775 – 1847), irischer Politiker. Gratiot, Charles (1786 – 1855). Seit 1828 General und Chief Engineer (Festungsbaumeister). Präsident Van Buren entließ ihn 1838 wegen Unregelmäßigkeiten bei der Verwaltung von Geldern, die für den Festungsbau bestimmt waren. 194 Bill Johnson und Birge waren Anführer des US-amerikanischen Übergriffs auf Kanada bei Prescott und Ogdensburg (Battle of the Windmill) im November 1838. 195 GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7885. 193

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Wunsch des Präsidenten zu finden, sich den Süden geneigt zu machen; der Präsident hört sich gern ,the northern man with southern feelings‘ nennen. Das Diplomatische Korps ist gegenwärtig ungemein zahlreich, und es haben in demselben kürzlich viele Veränderungen statt gefunden. Der Doyen ist der spanische Gesandte Calderon de la Barca, der sich kürzlich mit einer recht liebenswürdigen Engländerin aus einer guten Familie, die aber genötigt war, in New York eine Schule zu halten, verheiratet hat. Er ist ein guter, liebenswürdiger, aber zu sentimentaler und völlig unpraktischer Mann. Nach ihm kommt der Großbritannische Gesandte, der ungeachtet seines Gehalts von $ 25,000 niemals jemand bei sich sieht, sich dagegen überall bewirten läßt, und dann ganz interessant und angenehm ist; er scheint sich dem Studium der Naturwissenschaften gewidmet zu haben und ist offenbar ein Mann von Talent und Kenntnissen. In seinem Hause schließt er sich förmlich ein und man wird bei ihm niemals angenommen; er ist aber dennoch beliebt, weil er zur Partei der Liberalen gehört und weil man vor England hier viel Respekt hat. Der französische Gesandte Pontois hat sich durch sein Wesen hier sehr populär zu machen gewusst, er ist ein Allerweltsfreund und gibt den Leuten viel zu essen und zu trinken. Er ist ein freundlicher, artiger Mann, aber ich glaube nicht, daß er viel Talent besitzt. Der russische Gesandte von Bodisco196 spielt hier noch den Hofmann; er hat ein schönes Haus in Georgetown gemietet und es aufs prachtvollste möbliert, auch vor einiger Zeit einen Ball gegeben, der alles an Pracht und Glanz übertroffen haben soll, was hier jemals gesehn worden ist. Morgen hat er zu einem bal d’enfants eingeladen; alles dies macht ihn, besonders bei den Damen, obgleich er wohl gegen 50 ist, sehr beliebt; er scheint sich in allen diesen Dingen sehr zu gefallen und denselben den größten Teil seiner Zeit zu widmen. Sein erster Legationssekretär Krehmer ist ein Mann von vielem Talent, der schon zehn Jahre hier gewesen ist, er und der französische Legationssekretär Pageot kennen die hiesigen Verhältnisse besser wie irgend ein anderer Diplomat. Der mexikanische Gesandte Martinez, der jetzt auch mit seiner Familie hier ist, ist ein kränklicher Mann, der fast immer zu Haus ist. Von Buenos Ayres ist der General Alvear als Gesandter hier, er scheint ein ganz unterrichteter, lebendiger Mann zu sein. Auch Texas hat hier wieder einen Gesandten in der Person eines Dr. Jones aus Pennsylvanien.

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Von Bodisco fällt auf wegen des zeitlebens von ihm betriebenen Repräsentationsaufwandes in Washington, wegen der Dauer seiner Amtszeit in Washington, wegen seiner außerordentlich guten Beziehungen zur amerikanischen Umgebung und wegen des Ausbleibens von Anfeindungen 1848 bis 1850 durch die amerikanische Öffentlichkeit trotz des andauernd absoluten Regimes in Russland. Er amtierte in Washington bis zu seinem Tode 1854.

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Eine ganz neue Erscheinung ist der Österreichische Gesandte General von Mareschall197, der früher in Brasilien war; er ist etwas sarkastisch, hat aber dabei etwas Ansprechendes in seinem Wesen und setzt sich über manche der hiesigen Formen hinweg, was als neu und ungewöhnlich gefällt, so daß er sich hier sehr beliebt gemacht hat. Er hat 30,000 österreichische Gulden Gehalt (ungefähr $ 14,000)198 und hat ein schönes Haus gemietet, worin er den Leuten häufig zu essen gibt. Die Damen, die er bis jetzt nicht bei sich gesehn hat, machen jetzt einen Versuch, ihn zu bestimmen, daß er auch Bälle gibt. Der anliegende im New York Herald publizierte Brief aus Washington gibt eine ganz amüsante Beschreibung von der Gratulationsfeierlichkeit beim Präsidenten und von der bei der großen Masse hier vorherrschenden Ansicht, daß die Gesandten hier geschickt würden, um Gesellschaften (parties) zu geben.“ – Miss America Vespucci199 – Ende der Szenen in Harrisburg „In Harrisburg ist die Ruhe wieder hergestellt, leider aber ist das Ende der Sache wieder ein vollständiger Triumph der Pöbelpartei gewesen, (…) So sehr dies Resultat als der Triumph der rohen Gewalt über das Gesetz zu bedauern ist, so sehr ist es aber auch zu beklagen, daß man jetzt allgemein überzeugt ist, daß die Whigs in der Hauptsache Unrecht gehabt, daß sie ebenso wie ihre Gegner, zu Bestechungen und Betrügereien ihre Zuflucht genommen und nur dadurch den Staatssekretär vermocht haben, ihre Kandidaten der Legislatur zu präsentieren. Eine Verwaltung kann keine Achtung vor dem Gesetz von dem großen Haufen erwarten, wenn sie selbst das Gesetz nicht beobachtet, und das Ganze ist ein neuer Beweis, daß der Fehler im System liegt und nicht dieser oder jener Partei zuzuschreiben ist.“ – Die Swartwoutschen200 etc. Unterschlagungen „(…) Auch diese Unterschlagungen und Mißbräuche sind eine natürliche Folge des demokratischen Systems; jeder beneidet den andern, jeder ist mit seiner Lage unzufrieden, jeder will es dem andern gleich und zuvor tun, die Grundsätze der wahren Ehre sind dem System völlig fremd, die Moralität aber wird durch den Krämergeist zerstört, und so trägt keiner Bedenken, sich auf unerlaubte Weise zu

197 Mareschall (Marschall) von Bieberstein, Wenzel Philipp Leopold Frh. (1785 – 1851), Diplomat und Feldmarschalleutnant. 198 Der preußische Ministerresident verfügte immer über einen Bruchteil des Gehaltes der übrigen hier erwähnten Diplomaten, konnte sich kein Haus leisten und wohnte in Washington höchstens in einem Mehrfamilienhaus oder im Hotel. 199 Elena Vespucci (1804 – ?), eine schillernde Figur mit dem angenommenen Zusatz „America“, tauchte aus Italien kommend 1837/38 zum ersten Mal in den USA auf und erregte viel Aufsehen. Sie verbrachte noch einmal die Jahre 1841 – 59 in den USA. 200 Es geht um die Unterschlagungen von Samuel Swartwout, der dank Präsident Jackson 1829 – 37 Zolleinnehmer im Hafen von New York war und dann 1838 nach Europa floh.

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bereichern, wenn er auf erlaubter seinen Zweck nicht erreichen kann; hier in Amerika kann man nicht sagen: ,quilibet praesumitur bonus‘201.“ – Rives und die Bank der Vereinigten Staaten – Resolutionen wegen der Abolitionistenpetitionen – Mexiko und Frankreich – Mexikos Streitigkeiten mit den Vereinigten Staaten „Der Präsident sagte mir auf dem gestrigen Diner, Herr Wheaton habe ihm angezeigt, daß Ew. Königlichen Majestät das Schiedsrichteramt in den Streitigkeiten der Vereinigten Staaten mit Mexiko abgelehnt hätten; er bedauere, daß damals die seitdem abgeschlossene Konvention noch nicht bekannt gewesen sei, indem er vermute, daß Ew. Königlichen Majestät alsdann vielleicht einen andern Beschluß gefaßt haben würden; die (übrigens von Mexiko noch nicht ratifizierte) Konvention bestimme, daß von jeder Seite zwei Bevollmächtigte ernannt werden sollten, um die einzelnen Streitpunkte zu untersuchen und zu entscheiden, und nur wo dieselben sich nicht einigen könnten, solle die definitive Entscheidung einem Obmann (umpire) übertragen werden, um dessen Ernennung man Ew. Königliche Majestät bitten wolle; auch solle sich das Amt des Obmanns lediglich auf die Entscheidung der Ansprüche von Individuen (private claims) beschränken, die Fragen wegen Ehrenkränkungen (national insults) wären davon gänzlich ausgeschlossen. Der Staatssekretär Forsyth, welcher dazu trat, bemerkte, die Konvention sei noch nicht von Mexiko ratifiziert worden, und er besorge, Mexiko, welches seiner Meinung nach niemals die ernstliche Absicht gehabt habe, die Sache beizulegen, werde jetzt die Ratifikation verweigern; erst nach der Ratifikation werde er Herrn Wheaton mit weiterer Instruktion versehen. Der Mexikanische Gesandte Martinez sprach auch später mit mir über den Gegenstand, tat, als wenn er noch nicht wisse, daß Ew. Königliche Majestät das Schiedsrichteramt abgelehnt hätten, und sagte mir, daß er mir in einigen Tagen eine Abschrift der Konvention geben wolle, deren Ratifikation er täglich erwarte. Im Grunde sehe ich nicht ein, daß die Frage durch diese Konvention eine andere Gestalt annimmt, und ich kann nur meine früher geäußerten Bedenken alleruntertänigst wiederholen.“ – Texanische Angelegenheiten – Kanada – Nachschrift die Mexikanischen Angelegenheiten betreffend „Soeben händigt mir der mexikanische Gesandte Martinez das anliegende Exemplar der Konvention wegen Übertragung des Schiedsrichteramts in den Streitigkeiten zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten an Ew. Königliche Majestät ein. Es geht daraus hervor, daß nur die Privatreklamationen zum Gegenstande der Entscheidung gemacht werden sollen, der Obmann soll aber im Namen Ew. 201

Jeder Beliebige wird von vornherein als Guter angesehen.

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Königlichen Majestät entscheiden (in his behalf), eine große Zeitersparnis würde also durch seine Ernennung nicht entstehen, da er immer genötigt sein würde, unter Überreichung der betreffenden Papiere nach Berlin zu berichten.“ II. Am 14.2. 1839 aus New Brunswick (New Jersey) an den König – Über die zur Untersuchung der Unterschlagung öffentlicher Gelder ernannte Kommission – Wises merkwürdige Rede über das hiesige System der Korruption – Bemerkungen darüber „(…) Bei den Debatten über die Ernennung der Untersuchungskommission hielt Wise die anliegende Rede. Sie ist sehr lang, und es ist deshalb ein großes Unternehmen, sie zu lesen; aber man darf in der Tat nicht davor zurückschrecken, alle Behauptungen sind auf Tatsachen gegründet, und diese Tatsachen sind durch solche Beweismittel unterstützt, die dem Kongreß offiziell (zum Teil von den Departments selbst) mitgeteilt worden sind. Die Rede wirft mehr Licht auf die hiesige Verwaltung und gibt eine getreues Bild von dem hiesigen System, als alle bloße Deklamation jemals zu geben im Stande ist. In der Tat, man hat Mühe an alle diese Dinge zu glauben; ich selbst, obgleich kein Verehrer des demokratischen Systems, habe mir doch das hiesige Wesen, ob ich es gleich nun beinahe fünf Jahr beobachtet habe, so schlimm nicht gedacht. Aus dem Zusammenhange gerissen, erscheinen die in der Rede zusammengestellten Tatsachen weniger grell, aber es sind doch einige darunter, die auch isoliert für sich sprechen: Der Einnehmer Line zu Vandalia, Illinois, wurde schon am 23. Juni 1834 vom Sekretär der Schatzkammer aufgefordert, den damals in Händen habenden Betrag von etwa $ 11000 bei der Deposit-Bank zu deponieren und nachher fortwährend daran erinnert. Obgleich er dieser Aufforderung keineswegs genügt hatte, so wurde er doch im Jahre 1835 vom Präsidenten in seiner Stelle bestätigt (was bei Kassenbeamten alle vier Jahre geschehen muß), und zwar, wie es in der desfallsigen Verfügung heißt, ,aus Achtung (regard) des Präsidenten für ihn‘. Inzwischen aber setzte er seine Unterschlagungen immer fort, und anstatt kräftig gegen ihn einzuschreiten erhielt er bloß von Zeit zu Zeit Mahnbriefe, worin ihm freilich auch bisweilen mit der Amtsentsetzung gedroht wurde, aber es blieb auch bei der Drohung. (…) Der Einnehmer Spencer202 zu Fort Wayne hatte vom Jahre 1836 an fortwährend vernachlässigt, die von ihm erhobenen Gelder, die sich oft auf mehr als $ 200 000 beliefen, an die Depositbank abzuliefern, er war beständig erinnert worden, und zuletzt schickte man einen gewissen West hin, um seine Amtsführung einer Revision zu unterwerfen (…) So stand die Sache, als am 31ten August 1836 ein gewisser Hendricks, ein einflußreicher Mann von der Administrationspartei, an den Sekretär der Schatzkammer, Woodbury, schrieb: ,Spencer gilt für einen rechtlichen und ehrenwerten Mann, und ich glaub nicht, daß er absichtlich gegen seine Instruktionen 202 Der Zolleinnehmer John Spencer ist nicht zu verwechseln mit dem Politiker John Canfield Spencer.

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gehandelt hat; es würde einigermaßen eine Aufregung (excitement) zur Folge haben, wenn er vom Amt entfernt würde, denn er hat hier viele warme und einflußreiche Freunde; lassen Sie die Sache also lieber auf sich beruhen (better let it be!)‘. Dies machte den gewünschten Eindruck auf den Sekretär der Schatzkammer (…) Seine Dankbarkeit glaubte Spencer nun nicht besser bezeigen zu können, als durch einen der Partei zu leistenden Dienst. Denn in einem Schreiben v. 27. October1836 benachrichtigt er den Sekretär der Schatzkammer, daß er $104000 an die Bank abgesandt hätte, daß er aber das Gold und Papiergeld später selbst hinbringen würde. ,Meine demokratischen Freunde, sagt er, sind der Meinung, daß ich hier nicht eher weggehen darf, als bis die Präsidentenwahl vorüber ist, am 7ten November, so lange werde ich also warten, und denselben Abend oder den folgenden Tag alles in Händen habende Geld deponieren.‘ Welchen Begriff muss man beim Lesen solcher Tatsachen von einem Gouvernement und von einer Verwaltung bekommen, wo die vorgesetzten Behörden es aus Parteirücksichten nicht wagen dürfen, ihre Untergebenen zur Erfüllung ihrer Pflicht anzuhalten, ja wo von einem Subordinationsverhältnis eigentlich gar nicht die Rede sein kann, da nicht Talent und Tüchtigkeit, sondern bloßes Verdienst um die Partei zum Amt führt, und da der ganze Parteikampf eigentlich nichts als ein Schlagen um Stellen ist, welche die Sieger unter einander verteilen. Ein Amerikaner selbst (Underwood203, in seiner anliegenden im Haus der Repräsentanten gehaltenen Rede) äußert sich darüber auf folgende Weise: ,In den letzten zehn Jahren hat der Präsident nur lärmende Politiker (politicians) zum Amt befördert; Fähigkeit und Glück im Geschäft sind keine Empfehlung gewesen, im Gegenteil, Ämter sind an solche Personen verliehen worden, die im eigenen Geschäft falliert und dadurch ihre Unfähigkeit an den Tag gelegt hatten. Der Mann, dem jedes andere Geschäft mißglückt ist, versucht als letztes Auskunftsmittel das Handwerk der Politik. Er fabriziert und zirkuliert Unwahrheiten, er greift den guten Ruf aller derjenigen an, die ihm im Wege stehn; er preist alle die und schmeichelt allen denen, von welchen er Beistand erwartet, und er verbindet sich mit andern, denen es ebenso an Grundsätzen fehlt, einen Mann zur Präsidentenwürde zu erheben, der unter seine Anhänger Belohnungen verteilen und den mit seiner hohen Stellung verbundenen Einfluß zum Vorteil der Partei benutzen wird. (…)‘ Es läßt sich in der Tat kein getreueres Bild des hiesigen Zustandes geben als das hier von Underwood entworfene. Auch daran muß man ihm beistimmen, wenn er im weitern Verfolg seiner Rede sagt, daß nicht Schloß und Riegel und keine Kontrolle irgend einer Art hinreichenden Schutz gegen eine ungetreue Amtsführung gewähren, sondern daß nur in der Anstellung von Männern von guten und rechtlichen Grundsätzen radikale Abhülfe gefunden werden kann; aber wo solche Männer finden? Herr Underwood meint: nicht unter denen, die ein Gewerbe aus der Politik machen, sondern unter den tüchtigen und fähigen Farmern, Handwerkern, Kauf203 Underwood, Joseph Rogers (1791 – 1876), Whig, US-Representative von Kentucky 1835 – 43, US-Senator von Kentucky 1847 – 53.

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leuten und andern Geschäftsmännern, und er versichert, daß es in seinem Distrikt an rechtlichen Männern der Art nicht fehle. Einen ,politician‘ beschrieb Herr Underwood im Eingange seiner Rede als ,einen Menschen, der denen schmeichelt, von welchen er Beistand erwartet‘. – Ich gestehe, daß ich, nach meinen bisherigen Erfahrungen, zu seinen Konstituenten nicht mehr Vertrauen habe, als zu allen andern. Schwerlich würde es die eine Partei viel besser machen als die andere. Es ist das demokratische System, was zu den von Underwood sehr gut beschriebenen Umtrieben führt und notwendig führen muß, und was die Moralität des Volks untergräbt.“ – Vorbereitungen zur Präsidentschaftswahl – Tarif – Sklavenfrage – Clays Rede über die Umtriebe der Abolitionisten – John Quincy Adams Glaubensbekenntnis in Beziehung auf diesen Gegenstand – Die öffentlichen Ländereien – Das den Polen überwiesene Land – Petition der America Vespucci – Das Neueste aus Mexiko – Der nordöstliche Grenzstreit – Kanada – Ankunft des sardinischen Geschäftsträgers Graf von Colobian. III. Am 6.3. 1839 aus New Brunswick an den König – Der Grenzstreit zwischen Maine und New Brunswick „(…) Die durchaus vorherrschende Meinung ist überhaupt, daß es dieser Frage wegen nicht zum Bruch zwischen England und den Vereinigten Staaten kommen wird, selbst dann nicht, wenn es auch an der Grenze zu wirklichen Tätlichkeiten kommen sollte; denn wie groß auch die Erbitterung in Maine und New Brunswick sei, und wie kriegslustig man auch auf beiden Seiten der Grenze sein mag, dies Gefühl wird weder von den übrigen Staaten der Union, noch, aller Wahrscheinlichkeit nach, von Großbritannien geteilt. Ein Krieg mit England würde wichtigere Interessen aufs Spiel setzen als den zwischen Maine und New Brunswick streitigen Landstrich. Der Handel und die Schifffahrt der Vereinigten Staaten würden dadurch ruiniert werden, und beide Teile würden Opfer bringen müssen, die mit dem Gegenstand des Streits in gar keinem Verhältnis stehen würden. (…) In der Tat haben die neusten Szenen an der Grenze von Kanada bereits zur Genüge gezeigt, daß England sich aus Liebe zum Frieden gern manches von den Vereinigten Staaten gefallen läßt. Und das ganze Benehmen des Gesandten Fox bei jenen Gelegenheiten sowohl als bei der jetzigen beweist, wie sehr ihm die Erhaltung eines guten Einvernehmens am Herzen liegt. Was die Vereinigten Staaten betrifft, so würde ein Krieg der Administrationspartei aus manchen Gründen allerdings wünschenswert sein, besonders um die öffentliche Aufmerksamkeit von den neuerlich ans Tageslicht gekommenen ungeheuren Mißbräuchen in der Verwaltung abzulenken, und ein

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Kriegsgeschrei ist daher auch dem Präsidenten Van Buren ganz willkommen. Aber es widerstrebt ein wirklicher Krieg seiner ganzen Natur, seine Persönlichkeit ist die beste Garantie für den Frieden. Ein Krieg mag seine Partei befestigen, ihm für seine Person kann er nur verderblich werden, er besitzt nichts Entschlossenes und Durchgreifendes, wodurch er sich im Falle eines Krieges allein die Gunst des Volks erhalten könnte. Er würde sehr bald von irgend einem kühneren und unternehmenderen Manne verdrängt werden, der sich durch irgend eine Waffentat ausgezeichnet hätte. Van Buren ist entschieden der Mann des Friedens und wird suchen, ihn zu erhalten. Dies ergibt auch deutlich seine Botschaft. (…)“ – Beendigung des 25. Kongresses. IV. Am 22.3. 1839 aus New Brunswick an den König – Grenzstreit zwischen Maine und New Brunswick „Die in meinem allerunterthänigsten Bericht vom 6ten d. M. ausgesprochene Erwartung, daß die Differenz zwischen dem Staat Maine und der britischen Provinz New Brunswick einen friedlichen Ausgang nehmen würde, scheint vollkommen in Erfüllung zu gehen. Die in Maine am Ruder befindliche Locofoco-Partei stimmt jetzt, da sie beim Bundesgouvernement den gehofften Beistand nicht gefunden hat, einen andern Ton an. Zwar dauern die Großprahlereien noch fort, und selbst in der im Auszuge anliegenden Botschaft des Gouverneurs Fairfield an die Legislatur von Maine stimmt der Gouverneur zuerst einen hohen Ton an, schlägt aber doch am Ende der Legislatur im Wesentlichen vor, dem Abkommen zwischen dem Staatssekretär Forsyth und dem britischen Gesandten Fox nachzukommen, falls auch der Gouverneur Harvey von New Brunswick dazu bereit sei, und mit einer Nachschrift teilt er der Legislatur ein Schreiben des Gouverneurs Harvey mit, worin dieser seine desfallsige Bereitwilligkeit ausspricht. Dies Schreiben publiziert das Organ der Administrationspartei in Washington, der Globe, in seinem anliegenden Artikel und spricht darin ebenfalls die Hoffnung aus, daß Maine den freundlichen Gesinnungen des Gouverneurs Harvey entgegenkommen würde – ein Wink, welchen die Locofocos in Maine nicht unbeachtet lassen werden, da diese Partei immer in großer Übereinstimmung zu handeln pflegt und da man in derselben nur selten einen Widerstand gegen die von den höchsten Leitern kommenden Weisungen zu finden pflegt. Obgleich nun aber auch eigentlich wohl niemand recht ernstlich an einen Krieg mit England geglaubt hat, so hat doch die ganze Sache einen höchst nachteiligen Einfluß auf den Handel und Verkehr gehabt und fährt noch fort, ihn zu haben. Hieran ist zum Teil das abgeschmackte Benehmen einiger bedeutender Männer von der Opposition und verschiedener Oppositionsblätter Schuld, welche glaubten, sich durch recht kriegerische Sprache populär machen zu müssen; am meisten zeichneten sich dabei diejenigen aus, welche sich im letzten Kriege204 mit England durch 204 Gemeint ist der Krieg von 1812 – 1814, der mit dem Frieden von Gent 1814 zu Ende ging, der den status quo ante wieder herstellte.

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ihren Einspruch dagegen und besonders durch die bekannte Hartford-Convention205 so unpopulär gemacht hatten. Von Webster behauptete man sogar, er habe im Senat gesagt, ,wenn England nicht nachgäbe, so müßten die Vereinigten Staaten am 4ten Juli (dem Tage der Unabhängigkeitserklärung) Besitz von dem streitigen Terrain nehmen‘ – eine Prahlerei, die ein Mann wie Webster unter seiner Würde hätte halten sollen, die aber so recht nach dem Geschmack des großen Haufens war, während sie beim Handelsstande Bestürzung erregte. Ogden, einer der ersten Advokaten New Yorks, sah sich deshalb veranlaßt, den anliegenden Brief an Webster zu richten, und in seiner gleichfalls anliegenden Antwort darauf, die den YankeeLawyer nicht verkennen läßt, sucht Webster seinen im Senat gebrauchten Worten jetzt eine andere mehr friedliche Deutung zu geben. Spekulanten taten auch das ihrige, um einen Alarm (panic) zu erregen, auch Stocks aller Art, selbst die besten und solidesten, sind 10 pct und mehr gefallen und fallen noch immer. Dies hat indessen, wie gesagt, nicht darin seinen Grund, daß man einen Krieg besorgt, man fürchtet vielmehr die Folgen des Eindrucks, den die Nachricht von den hiesigen Vorfällen in England hervorbringen wird. Das ganze hiesige Gebäude ist ja eigentlich mehr oder weniger ein künstliches, die Geschäfte werden größtenteils mit fremdem in Europa erborgtem Kapital betrieben, neue Staaten werden kreiert – und schicken Agenten nach Europa, um Anleihen zu kontrahieren; dasselbe tun die Banken, die Eisenbahn-, Kanal- und unzählige andere Compagnien, und es sollen im englischen Markt mehr als $ 100 Millionen dieser sogenannten American Securities sein, auf deren gehoffte Realisierung hier mehr oder weniger alle Pläne basiert sind. Man fürchtet nicht mit Unrecht, daß die Nachricht von hiesigen Vorfällen dort, wo man die hiesigen Verhältnisse nicht so genau kennt, auf diese Papiere den nachteiligsten Einfluß äußern wird und daß man eine große Anzahl derselben sofort hierher zurückschicken wird, was den Ruin unzähliger hiesiger Individuen, Banken und Compagnien zur Folge haben würde; es kommt dazu, daß, wie Biddle vorhergesagt hatte, die Finanzen der südlichen und südwestlichen Staaten noch gar nicht in Ordnung sind, daß die Bank in Mobile und andere Banken falliert haben, und daß sich deshalb schon ehe die Ereignisse in Maine statt gefunden, eine gewisse Unbehaglichkeit im Verkehr gezeigt hatte, die beim Eintritt dieser Ereignisse den höchsten Grad erreichte. Die Banken, durch frühere Erfahrung klug gemacht, schränken ihre Geschäfte ein, und es entsteht dadurch ein Geldmangel und Stockung im Verkehr, die auch so lange dauern werden bis man beruhigende Nachrichten aus England erhält. Das Komitee der Legislatur von Maine, welcher die Botschaft des Gouverneurs überwiesen war, hat bereits eine Resolution berichtet, daß, sobald der Gouverneur von Maine sich vollständig überzeugt habe, daß der Gouverneur von New Bruns205

Der von den gemäßigten Federalists von New England organisierten Hartford Convention vom Dezember 1814 bis Januar 1815 ging es in den vorgeschlagenen Verfassungszusätzen vor allem um die einzelstaatlichen Rechte und die Schwächung der Zentralgewalt. Abgesehen davon, daß die Vorschläge nicht umgesetzt wurden, trugen sie zum Niedergang der Federalists bei.

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wick jede Idee einer militärischen Besitznahme des streitigen Terrains oder der Vertreibung der unter dem Landagenten dahin gesandten Zivilmacht (civil force) aufgegeben habe, er autorisiert werden solle, die amerikanische Militärmacht zurückzuziehen und bloß den Landagenten mit einem hinreichenden ,posse‘206 zur Vertreibung der Holzdefraudanten zurückzulassen. Man zweifelt nicht, daß die Legislatur von Maine diese oder ähnliche friedliche Beschlüsse fassen wird, und die Anwesenheit des Generals Scott und das ruhige Benehmen des Gouverneurs Harvey207 bürgen dafür, daß es zu keinen weiteren Reibungen kommen wird, – es heißt sogar, daß Maine seine Truppen bereits aus dem streitigen Terrain zurückgezogen habe. Die Legislaturen von New Brunswick und Nova Scotia haben geglaubt durch liberale Geldanweisungen und durch eine Aufforderung der Sprecher ihrer Häuser an die Galerien zu einem allgemeinen Freudenruf (three cheers) die Legislatur von Maine überbieten zu müssen. Der außerordentliche (special) Gesandte ist noch nicht ernannt, und es heißt auch, daß die Ernennung bis zum Eingang von Nachrichten aus England ausgesetzt werden würde. Dem Präsidenten, der von Personen, die diese Mission wünschen, umlagert wird, ist dieser Aufschub willkommen. Maine scheint durchaus darauf zu bestehen, daß jemand von Neuengland hingeschickt wird, und es heißt, der Präsident sei förmlich ersucht worden, Webster die Mission anzuvertrauen. Webster ist der erste Advokat des Landes und eine bessere Wahl könnte nicht getroffen werden, wenn der Fall vor einem Gerichtshofe zu verhandeln wäre. Er hat aber etwas Abstoßendes in seinem Wesen, was ihn zu einer diplomatischen Mission eben nicht geeignet macht.“ – Swartwoutsche Untersuchungskommission „Die Kommission zur Untersuchung der Swartwoutschen Defekte hat einen voluminösen Bericht erstattet, der aber wegen Kürze der Zeit nicht einmal verlesen worden ist. Der Administrationspartei sind in dieser Hinsicht die Vorfälle in Maine sehr gelegen gekommen. Sie haben die öffentliche Aufmerksamkeit von allen andern Gegenständen abgelenkt, indessen wird der Kommissionsbericht zu seiner Zeit von der Opposition benutzt werden, um auf die Wahlen zu wirken.“ – Antiduellgesetz „Im Kongreß ist auch die Bill wegen Verbots der Duelle im District Columbia durchgegangen; wenn dies auf der einen Seite der fast zur Gewohnheit gewordenen Sitte der Zweikämpfe ein Ende machen wird, so ist doch auf der andern Seite nicht zu leugnen, daß manche Mitglieder des Kongresses, welche die Furcht vor einem Duell noch einigermaßen im Zaume hält, sich von nun an ganz den Ausbrüchen der Rohheit und Gemeinheit überlassen werden. Einen Beweis davon gab kurz vor der 206 207

Vollstreckungsrecht. Sir John Harvey (1778 – 1852), Lieutenant Gouverneur von New Brunswick 1837 – 41.

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Vertagung des Kongresses der Dr. Duncan von Ohio208, der sich die unanständigsten Schimpfreden gegen verschiedene andere Mitglieder erlaubt hatte, ohne daß der Kongreß von dem einzigen in solchen Fällen anwendbaren Mittel der Ausstoßung Gebrauch machte.“ – Brief des Generalpostmeisters Kendall „Rohheiten und Ungezogenheiten scheinen überhaupt das Mittel zu sein, sich hier populär zu machen; auch der Generalpostmeister Amos Kendall zeichnete sich kürzlich durch einen insolenten Brief an den Senat aus. Er war nämlich aufgefordert worden, die Gründe anzugeben, weshalb er eine von ihm verlangte und sehr verzögerte Mitteilung noch nicht gemacht habe, und, anstatt sich zu entschuldigen, sagte er bloß, der Grund sei ganz einfach der, daß er die Mitteilung nicht eher fertig gehabt habe. Der Senat veranlaßte ihn zwar, sich wegen dieser unpassenden Schreibart zu verantworten, allein sein Entschuldigungsschreiben war beinahe noch insolenter, und von den Locofocos wird dies Betragen des großen Demagogen um so mehr gebilligt, da der Senat selbst als eine aristokratische Institution angesehen wird.“ – Senatorenwahl im Staat New York „Im Staat New York, wo die Opposition jetzt am Ruder ist, wo aber im Senat wegen der längeren Dienstzeit der Senatoren die alte Administration noch die Majorität hat, sucht jetzt diese Senatsmajorität alle Schritte der neuen Administration zu lähmen; die vom Gouverneur erfolgten Ernennungen werden vom Senat nicht bestätigt, und aus Haß gegen den abtrünnig gewordenen Senator der Vereinigten Staaten Talmadge209 hat der Senat des Staats New York verweigert, zu dessen Wiedererwählung seine Zustimmung zu geben. Das Gesetz sagt nämlich, daß die Senatoren der Vereinigten Staaten von beiden Häusern der Legislatur durch sogenanntes joint ballot ernannt werden sollen, das Haus der Repräsentanten hatte die Wiedererwählung von Talmadge in Vorschlag gebracht, der Senat weigerte sich aber, mit dem Hause zur Senatorenwahl zusammenzutreten, so daß nun der Staat New York das nächste Mal nur durch einen Senator im Kongreß vertreten werden wird. Dasselbe hat in Delaware und Michigan statt gefunden.“ – Mexiko „Nach den neusten Nachrichten aus Mexiko wurde der englische Gesandte Paskenham wieder in Veracruz erwartet, um mit dem französischen Admiral Bandin eine Konferenz zu haben. Santa Anna war noch Präsident ad interim und Bustamante210 war gegen Urrea211 gezogen, man sprach von einer Vereinigung der 208

Alexander Duncan, Democrat, im Repräsentantenhaus von 1837 – 44; dann praktizierte er wieder als Arzt. 209 Er meint wahrscheinlich Frederick Augustus Tallmadge of New York (1792 – 1869). 210 Bustamante, Anastasio, Präsident von Mexiko 1830 – 32, 1837 – 39, 1839 – 41. 211 Urrea, José, war einer der fähigsten Generäle von Präsident Santa Anna und hatte sich mit den texanischen Aufständischen auseinanderzusetzen.

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Federalisten mit den Texanern. Die New Orleans Zeitungen publizieren ein von Admiral Bandin an die Konsuln in Veracruz erlassenes Zirkular, worin er ihnen anzeigt, daß die Blockade aller Häfen zwischen dem Flusse Tecolate und Barre (bar) von Santiago, nördlich vom Flusse Bravo, aufgehoben sei, woraus man schließt, daß diese Häfen im Besitz der Federalisten sein müssen.“ V. Am 6.4. 1839 aus New Brunswick an den König – Beilegung des Streites zwischen Maine und New Brunswick „Inzwischen ist es (…) den Bemühungen des Generals Scott gelungen, die Gouverneurs von Maine und von New Brunswick zur Annahme des in dem Fox und Forsythschen Memorandum vorgeschlagenen Vergleichs zu bewegen, und Maine hat demzufolge seine Truppen bereits vom streitigen Terrain zurückgezogen und nur eine unbedeutende Polizeiwache (civil posse) dort gelassen Das Einverständnis ist nämlich, daß New Brunswick faktisch den Besitz des Madawasca-Districts behalten und dadurch die Kommunikation zwischen den britischen Provinzen sichern soll, während Maine faktisch im Besitz des Aroostook-Districts bleibt.“ – General Scott künftiger Präsident? „Der General Scott hat sich durch sein umsichtiges und kluges Benehmen bei dieser Gelegenheit neue Verdienste um sein Vaterland erworben. Auch haben bereits einige Oppositionsblätter, namentlich der New York American, ihn zum künftigen Präsidenten vorgeschlagen, ein Vorschlag, der aber wohl keinen weiteren Anklang finden wird.“ – Biddles Resignation als Präsident der Bank der Vereinigten Staaten – Florida – General Macomb212 – Brandstiftungen in Kanada – Mexiko und Frankreich. VI. Am 6.5. 1839 aus New Brunswick an den König – Nordöstlicher Grenzstreit – Kanada „Die neusten Nachrichten aus England haben hier in jeder Beziehung den günstigsten Eindruck hervorgebracht. Alle Besorgnisse wegen eines Krieges mit England sind jetzt verschwunden, und da auch, was man hier fürchtete und was die Ursache des Stockens aller Geschäfte und des Fallens der Stocks war, der amerikanische Kredit in England durch die Ereignisse in Maine nicht gelitten hat und die Preise der Baumwolle – die Basis des ganzen auswärtigen Verkehrs – sich gehalten haben, so ist zwar den Amerikanern eine Stein vom Herzen gefallen und in der Handelswelt zeigt sich neues Leben, aber – und hierin spricht sich das sonderbare Gemisch des Krämergeistes und der Eitelkeit im amerikanischen Charakter aus – 212 Macomb, Alexander jr (1782 – 1841), Chief General der US-Army 1828 – 41. An seine Stelle trat General Scott, der der führende Militär bis 1861 blieb.

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man hätte es doch gern gesehen, wenn diese Frage wegen des nordöstlichen Grenzstreits in England etwas weniger leicht genommen wäre, wenn die prahlerische Sprache, die hier bei jener Gelegenheit geführt wurde, dort Anklang gefunden hätte und auf ähnliche Weise erwidert worden wäre; sich dagegen so ganz kurz abgefertigt und die Idee eines Krieges mit Amerika beinahe als lächerlich behandelt zu sehen, ist etwas, worauf man gar nicht vorbereitet war, und man ist gewaltig kleinlaut geworden. Man ist übrigens jetzt der Meinung – und der jetzige DistrictAttorney, frühere General Attorney Butler, der noch immer sehr intim mit dem Präsidenten ist, sagte mir neulich dasselbe –, daß jetzt gar kein Gesandter (special minister) nach England geschickt werden wird, sondern daß die Negotiationen wegen dieses nordöstlichen Grenzstreits in Washington statt finden werden und daß die ganze Sache sehr bald durch einen Gebietsaustausch oder auf irgendeine andere Weise definitiv beigelegt werden wird. Dafür spricht auch der Umstand, daß der Präsident, der eine große Tour durch den ganzen Süden und Südwesten der Union beabsichtigte, diesen Plan, und zwar, wie er in einem Antwortschreiben auf eine Einladung zum Diner von einer Committee in Warrenton in Virginien sagt, aus dem Grunde aufgegeben hat, weil die Lage der öffentlichen Angelegenheiten gegenwärtig seine Abwesenheit von Washington nicht gestatte. Übrigens soll man in Maine mit den Hin- und Hermärschen der Miliz und mit Kriegszurüstungen aller Art beinahe $1 Million auf die lächerlichste Weise verschwendet haben, die der Staat Maine – aber wohl vergebens – versuchen wird, vom Kongreß erstattet zu bekommen. An der Grenze von Kanada finden noch von Zeit zu Zeit gegenseitige Neckereien statt, doch geschieht von den britischen Behörden und auch vom hiesigen Generalgouvernement, soweit dasselbe dazu im Stande ist, alles Mögliche, um die Ruhe zu erhalten; britischer Seits hofft man, daß die Begnadigung und Zurücksendung einer bedeutenden Anzahl Amerikaner, die in dortige Gefangenschaft geraten waren, hier einen guten Eindruck hervorbringen wird, und mit Rücksicht darauf hat man vielen anderen, die sich dort noch in Gefänglicher Haft befinden und die hier ihre Verwandten und sonstigen Verbindungen haben, die Aussicht auf künftige Begnadigung eröffnet und sie einstweilen, gewissermaßen als Geisel, zurückbehalten.“ – Aussichten Van Burens und der Oppositionskandidaten Auf die Aussichten des Präsidenten haben alle diese neusten Ereignisse nur den günstigsten Einfluß gehabt; beide Parteien lassen seinem bei Gelegenheit des nordöstlichen Grenzstreits bewiesenen Takt volle Gerechtigkeit widerfahren, und als einen der größten Beweise des allgemein in ihn gesetzten Vertrauens betrachtet seine Partei die mit Zustimmung der Opposition passierte Bill wegen Anweisung von $ 10 Millionen zur Verteidigung des Landes etc etc, welche seiner Diskretion gewissermaßen die ganze Entscheidung über Krieg oder Frieden überläßt, und wodurch sich in ihm die hier so sehr gefürchtete Gewalt der Börse und des Schwertes (the purse and the sword) vereinigt. In eben dem Maße, wie seine Aus-

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sichten sich verbessern, verschlechtern sich die der Opposition; Webster hat durch sein unbesonnenes Benehmen bei Gelegenheit der Verhandlungen über den nordöstlichen Grenzstreit alle Aussicht auf die Präsidentenwahl verloren, er wird auch gänzlich das Feld räumen und, wie es heißt, am 18ten d. M. in dem Dampfschiff Liverpool nach England gehen. Dies Ausscheiden Websters wird aber die Aussichten der beiden andern Oppositionskandidaten, Clay und Harrison, nicht verbessern, da keiner von ihnen Willens ist, seine Ansprüche zum Besten des anderen aufzugeben, während die Administrationspartei stark und einig beiden gegenübertritt. Auch die Resignation Biddle’s als Präsident der Bank der Vereinigten Staaten kann die Opposition gegen Van Buren nur schwächen. In der Tat zweifelt kaum jemand an seiner Wiedererwählung zum Präsidenten. Bei den kürzlich statt gehabten städtischen Wahlen in der Stadt New York hat auch seine Partei bereits den Sieg davon getragen – bei welcher Gelegenheit wieder von beiden Seiten die gröbsten Exzesse und Betrügereien begangen worden sind – und später wird Van Buren den Staat New York bereisen, um zu versuchen, ob er nicht auch den Staat selbst wieder für sich gewinnen kann. Dazu ist allerdings Aussicht vorhanden, da der Opposition die Einigkeit und der Takt der „Regency“ fehlt, die so lange an der Spitze der Verwaltung im Staat New York gestanden hat. In einer üblen Verlegenheit findet man sich jetzt schon, man beabsichtigt die Vergrößerung des Erie-Kanals, nun findet sich aber, daß der ursprüngliche Kostenanschlag von $ 12 Millionen viel zu gering ist, indem die Kosten der Vergrößerung nach einem neuen Anschlage mindestens $ 24 Millionen und vielleicht noch mehr betragen werden – es ist hier nämlich beinahe zur Regel geworden, wenn man irgend ein öffentliches Werk ausführen will, den Kostenanschlag bedeutend geringer zu machen, weil man nur so die Zustimmung des Volks zu der Maßregel erlangen kann; ist das Werk dann einmal angefangen, so muß das Mehr nachher schon bewilligt werden – so beruht das ganze demokratische System des „self-government“ auf Täuschung des Volks. Führt nun die jetzt am Ruder befindliche Whig-Partei das bereits angefangene Werk der Vergrößerung des Erie-Kanals und verschiedene andere beabsichtigte kostbare Werke aus, so werden die Schulden des Staats bis auf $ 47 Millionen vermehrt und die Partei macht sich unpopulär; führt sie dieselben aber nicht aus, so macht sie sich ebenfalls unpopulär, und dazu kommt, daß die Whigs unter sich über das in Bezug auf die öffentlichen Werke einzuschlagende Verfahren nicht einig sind, indem eine Clique, die den Bau einer großen Eisenbahn von New York nach Buffalo (Erie-RailRoad) auf Spekulation begonnen hat und der es dazu an Mitteln fehlt, jetzt wünscht, daß der Bau auf Kosten des Staats fortgesetzt werde, was wiederum denjenigen nicht recht ist, die den Bau des Erie-Kanals wünschen, und was die Verlegenheit der Whig-Administration in Albany213 vermehrt; Van Buren hat daher gute Aussichten seinen eigenen Empire State wieder für sich zu gewinnen.“ – Wahlen in New York, Connecticut und Virginia

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Gemeint ist die Regierung des Bundesstaates New York.

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„Ungünstig für Van Buren sind die Wahlen im Staat Connecticut ausgefallen, und aller Augen sind auf die jetzt bevorstehenden Wahlen im Staat Virginien gerichtet, wo der Präsident in dem ihm abtrünnig gewordenen Senator Rives einen mächtigen Widersacher hat.“ – Fünfzigjährige Jahresfeier der Inauguration Washingtons „Am 30ten v. M. wurde in New York der fünfzigjährige Jahrestag der Inauguration des Präsidenten Washington von der historischen Gesellschaft durch eine von John Q. Adams in einer Kirche (Middle Dutch Church) gehaltenen Rede und nachher durch ein Diner von gegen 300 Personen gefeiert, wobei General Scott gegenwärtig war.“ – Räumung des Forts San Jean de Ulloa durch die Franzosen „Auf die Wiederbelebung des Verkehrs hat auch die Nachricht von der Räumung des Forts San Jean de Ulloa214 durch die Franzosen einen günstigen Einfluß gehabt, obgleich die gleichzeitig eingegangene Nachricht vom Abbrennen des Zollhauses in Veracruz mit den darin befindlichen Waren zum Wert von $ 1 Million Bestürzung erregt hat. Der wieder frei gewordene Verkehr mit Mexiko wird den Zufluß des Metallgeldes vermehren und dadurch den südlichen Banken zu Hülfe kommen.“ * 18. Mai – 7. November 1839 Urlaub Rönnes in Deutschland * VII. Am 12.12. 1839 aus Philadelphia an den König – Aussichten Van Burens – Nationalkonvention in Harrisburg – Eröffnung des Kongresses – keine Organisation des Hauses – keine Jahresbotschaft – Aufstand der van Rensselaerschen Pächter bei Albany „Bei Albany im Staat New York zeigen sich in diesem Augenblick die Früchte des demokratischen Systems. Die Familie von Rensselaer in Albany, der unter der Kolonialregierung große Striche Landes verliehen waren, verlieh diese Ländereien wiederum in kleineren Quantitäten von 160 acre an Pächter, unter der Bedingung der Leistung gewisser Dienste und Abgaben oder Zahlung eine Äquivalents, wodurch sich eine Art – freilich dem Geiste der hiesigen Institutionen nicht entsprechendes Lehnsverhältnis bildete. Der letzte Besitzer bewies sich gegen die Pächter sehr nachsichtig, und es blieben während seiner Lebzeit bedeutende Rückstände uneingefordert. Gegenwärtig nach seinem Tode, wo die Testamentsexekutoren die Rückstände beitreiben wollen, erklären indessen die Pächter, daß sie nicht nur keine Rückstände, sondern überhaupt gar nichts mehr bezahlen wollen und sich als freie 214

Im Osten Mexikos.

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und uneingeschränkte Eigentümer betrachten215. Der Sheriff, der mit einem posse die Exekution vollstrecken wollte, wurde von den Pächtern, 2000 an der Zahl, empfangen und mußte der Übermacht weichen, so daß gegenwärtig der Gouverneur die Miliz hat zu Hülfe rufen müssen. In ihren in dem anliegenden Zeitungsartikel abgedruckten Resolutionen erklären die Pächter unter andern, ,daß sie, die Einwohner des Landes der Freiheit, das Verlangen des van Rensselaer, des angeblichen Eigentümers ihres Grund und Bodens, für eine Schmähung der Gesetze der Menschheit hielten; daß Ehre, Gerechtigkeit und Menschlichkeit ihnen verböten, noch länger feige die von ihren Vorfahren ererbte Freiheit aufzuopfern, und daß sie nicht länger die Schande ertragen könnten; feige auf die künftigen Generationen solch ruchlose Knechtschaft übergehen zu sehen etc. etc.‘ Diese Leute haben zum Teil in eigener Person erst die Pachtkontrakte geschlossen, auf deren Grund sie die Ländereien inne haben; wenn sie mit ihren Ansprüchen durchdringen sollten – und es ist dazu alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, denn die Miliz wird sich mit ihnen nicht schlagen –, so verliert die Familie von Rensselaer die Hälfte ihres Einkommens. Das ist die Sicherheit des Eigentums, die die demokratischen Institutionen gewähren!“

8. Politische Berichte aus den USA 1840216 I. Rönne am 4.1. 1840 aus Washington an den König – Organisation des Hauses der Repräsentanten – Wahl des Sprechers – Ausschließung der Mitglieder von New Jersey – Calhoun und seine Partei – Jahresbotschaft des Präsidenten – Auswärtige Verhältnisse – Mexiko „Am 24sten v. M. wurde endlich die Jahresbotschaft des Präsidenten dem Kongreß mitgeteilt, weil sich das Haus der Repräsentanten nicht früher organisiert hatte. Da sich beide Parteien so ziemlich gleich sind, so machte die Wahl des Sprechers in Verbindung mit der in meinem alleruntertänigsten Bericht vom 12ten v. M. erwähnten bestrittenen Wahl der Kongreßmitglieder von New Jersey viele Schwierigkeiten. Keine Partei wollte nachgeben, und so kam es, daß diesmal die an sich nur kleine Faktion der Calhounschen Nullifikatoren den Ausschlag gab. Calhoun ist dadurch auf einmal ein großer Mann geworden, und die Administrationspartei, mit der er zwar seit der Extrasitzung votiert hat, weil die wie er gegen den Tarif und gegen die Abolitionisten und für das subtreasury-System ist, mit der er aber doch noch keineswegs innig liiert war, hat sich die größte Mühe gegeben, ihn ganz für sich zu gewinnen, was ihr auch vollkommen gelungen ist (…) 215

Charles W. McCurdy: The Anti-Rent Era in New York Law and Politics, 1839 – 1865. Chapel Hill: 2001, S. 13 ff. berücksichtigt auch die wirtschaftlich schwierige Lage der Pächter. Der Rechtsbeistand von Stephen Rensselaer, der einen Teil des Besitzes des 1839 verstorbenen Stephen Rensselaer dem Älteren geerbt hatte, war Daniel Dewey Barnard aus Albany, der USGesandte in Berlin 1850 – 53. 216 GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7885.

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Was die auswärtigen Verhältnisse betrifft, so bemerkt der Präsident, daß ein Projekt zur Beilegung des nordöstlichen Grenzstreits dem britischen Gouvernement vorliege, und er hält es für wünschenswert, daß auch die nordwestliche Grenze reguliert werde, um künftigen Kollisionen vorzubeugen (…) Der Präsident benachrichtigte den Kongreß, daß die Konvention wegen schiedsrichterlicher Entscheidung der Streitigkeiten mit Mexiko dem mexikanischen Kongreß zur Ratifikation vorgelegt sei (…) Die Finanzen Mexikos scheinen in der traurigsten Lage zu sein, der hiesige Gesandte Martinez hat seit seiner Anstellung noch niemals Gehalt bekommen und soll sich in den drückendsten Vermögensumständen befinden, er hat gebeten, ihm seinen alten Posten als Consul in New Orleans wiederzugeben, wo er doch wenigstens vor dem Verhungern gesichert ist.“ – Innere Verhältnisse – Banken – Subtreasury-System – Auswärtige Schuld – Tarif „Was die innern Verhältnisse betrifft, so verbreitet sich der Präsident wieder weitläufig über das Bank- und über das sogenannte Subtreasury-System und empfiehlt das letztere. Man glaubt auch jetzt, daß es durchgehen wird. Sehr zu statten kommt dabei der Administration die üble Stimmung des Publikums über die allerdings in vielen Banken statt findenden Betrügereien und Mißbräuche, wovon täglich neue ans Tageslicht kommen. Neuerlich erst nahm sich der Kassierer einer Bank in Philadelphia wegen Unterschlagung einer bedeutenden Summe das Leben, und der Kassierer der Schuylkill-Bank zu Philadelphia lief davon, weil er die Summe von 1 1/2 Millionen veruntreut hatte und zwar hauptsächlich durch Anfertigung und Verkauf falscher Aktien einer Bank in Kentucky, deren Agent die Schuylkill-Bank war. Man vermutet, daß die ganz Direktion der Bank darum gewußt und daran teilgenommen hat. Die Bank hat jetzt falliert und nicht bloß die Kentucky-Bank ist betrogen, sondern auch die Aktionärs der Schuylkill-Bank und die Inhaber der Noten derselben verlieren das Ihrige. Wird aber den öffentlichen Kassenbeamten (subtreasurers) mehr zu trauen sein als den Bankbeamten? Der Kollektor (subtreasurer) Swartout unterschlug auch vor 1 1/2 Jahren 1 1/2 Millionen. Der Grund des Übels liegt im Nationalcharakter und im politischen System, in der Sucht, es jedem anderen in der äußeren Erscheinung gleich zu tun und ihn wo möglich zu übertreffen, und in der dadurch genährten Vergnügungssucht und Spekulationswut. In diesem Augenblick, wo Handel und Verkehr in Folge der tollen Spekulationswut danieder liegen, sammelt man in Philadelphia Subskriptionen zum Bau eines Opernhauses, das $ 1 12 Millionen kosten soll, und der Luxus steigt mit jedem Tage. Der Präsident empfiehlt daher mit Recht Sparsamkeit und weise Ökonomie als das einzige Mittel, die Nation gegen Vergrößerung der Schuld an Europa zu schützen, die jetzt gegen $200 Millionen beträgt, die er aber doch ehrlich zu bezahlen rät. Nach der ersten Suspension im Jahre 1837 riet der Generalpostmeister, Amos Kendall, als echter Locofoco, gerade das Gegenteil, und auch jetzt hat der Senator Benton im Senat Resolutionen gegen den im Publikum von mehreren Sei-

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ten gemachten Vorschlag, daß das Bundesgouvernement die Schulden der einzelnen Staaten übernehmen solle, eingebracht und als Argument dagegen unter andern angeführt, daß man diese Summe größtenteils dem Auslande schuldig sei. Der Präsident deutet auch an, daß die Revenuen des Bundesgouvernements schwerlich hinreichen werden, die Ausgaben zu bestreiten. Man scheint daher allgemein der Meinung zu sein, daß auf manche der jetzt eingangsfreien Artikel, z. B. Seidenwaren, wieder ein Zoll gelegt werden wird; selbst Calhoun, der bisherige große Antitarif-Mann und Nullifikator, scheint, um die östlichen Fabrikstaaten für sich zu gewinnen, nicht abgeneigt, seine Zustimmung dazu zu geben; (…)“ – Die van Rensselaerschen Pächter bei Albany „Mit den van Rensselaerschen Pächtern bei Albany ist ein vorläufiger Waffenstillstand geschlossen; dergleichen endigt hier gewöhnlich friedlich, weil der große Haufen fast immer Recht bekommt; die Erben werden sich mit den Pächtern vergleichen, weil die öffentliche Stimme dieselben in ihrem unrechtmäßigen Widerstande in Schutz nimmt.“ – Grenzstreit zwischen Missouri und Iowa „Der Geist der Desorganisation zeigt sich in diesem Augenblick auch in einem zwischen dem Staat Missouri und dem Territorium Iowa ausgebrochenen Grenzstreit; anstatt auf die Entscheidung der Bundesgerichte zu provozieren, hat man eine Grenzfrage angefangen. Derselbe Geist zeigt sich auch im Staat Georgien (…)“ – Streit zwischen Georgia und Maine – Französischer Geschäftsträger nach Texas – Gratulationsfeierlichkeiten beim Präsidenten am 1. Januar. II. Am 14.2. 1840 aus Philadelphia an den König – Die Subtreasury Bill im Senat „Die Sitzung des Kongresses hat bis jetzt ebenso wenig als die Sitzungen der Legislaturen der verschiedenen Staaten dazu beigetragen, dem danieder liegenden Handel und Verkehr wieder aufzuhelfen: Diese Sitzungen haben im Gegenteil das Übel nur verschlimmert; denn anstatt Patriotismus genug zu besitzen, um sich über gemeinsame helfende Maßregeln zu vereinigen, wird der jetzige Zustand der Not von den verschiedenen Parteien nur dazu benutzt, sich gegenseitig anzuklagen und den Parteihaß zu vergrößern. Der Senat hat jetzt die sogenannte subtreasury bill passiert, indessen hat sich das Haus der Repräsentanten noch nicht damit beschäftigt. (…)“ – Die Übernahme der Staatsschulden von Seiten des Bundesgouvernements – Der Tarif „Vermutlich wird der Kongreß während dieser Sitzung gar keine Änderung im Tarif vornehmen, da die Präsidentenwahl bevorsteht. Die verschiedenen Bewerber

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und Parteien machen jetzt nur ihre Ansichten kund, um dadurch auf die Wahlen zu wirken. Was daher am Ende geschehen wird, läßt sich noch gar nicht bestimmen, und nur das ist gewiß, daß mit Rücksicht auf den Tarif nur diejenige Politik befolgt werden wird, wodurch die nach der nächsten Präsidentenwahl ans Ruder kommende Partei sich am besten behaupten zu können glauben wird.“ – Die Verhandlungen der Legislatur von Pennsylvanien wegen Resumption der Metallgeldzahlungen von Seiten der Banken – Verlust des Dampfschiffes „Lexington“ – Feuersbrünste in New York – Locofoco-Gouverneur in Massachusetts – Die bestrittene Wahl der Kongressmitglieder von New Jersey – Wahl eines Druckers des Hauses – Der Grenzstreit mit Maine – Kanada – Florida – Bluthunde – Militärkolonien „In Florida dauert der Krieg mit den Indianern fort. Man hat jetzt einige dreißig Bluthunde von Kuba importiert, um damit die Indianer zu hetzen, was bei vielen große Indignation erregt hat. Der Globe stellt deshalb in Abrede, daß das Generalgouvernement darum gewußt habe und behauptet, daß die Maßregel von den Behörden in Florida ausgegangen sei. Bentons Bill wegen Errichtung von Militärkolonien in Florida ist im Senat durchgegangen, wird aber wohl im Hause schwerlich passieren.“ – Mexiko – Konvention wegen schiedsrichterlicher Entscheidung der Streitigkeiten mit den Vereinigten Staaten – Tod des mexikanischen Gesandten Martinez „Aus Mexiko hatte der Staatssekretär Forsyth vor 14 Tagen die Nachricht, daß die Konvention wegen schiedsrichterlicher Entscheidung der Streitigkeiten mit den Vereinigten Staaten vom Hause der Repräsentanten ratifiziert worden sei und jetzt nur noch der Ratifikation des Senats bedürfe. Vor einigen Tagen starb zu Georgetown bei Washington der mexikanische Gesandte Martinez. Er war seit längerer Zeit krank. Seine Krankheit hatte zum Teil mit ihren Grund in Nahrungssorgen und in den Verdrießlichkeiten seiner Stellung. Er war ein braver, rechtlicher und allgemein geachteter Mann.“ – General Jackson in New Orleans. III. Am 29.3. 1840 aus Philadelphia an den König – Harrisons Aussichten – Grunds deutsche Zeitung in Philadelphia „Es ist seit Erstattung meines allerunterthänigsten Berichts vom 14ten v. M. sehr wenig Bemerkenswertes vorgefallen. Der Kongreß hat bis jetzt wenig oder nichts

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getan und wird auch vermutlich während der gegenwärtigen Sitzung nichts von Erheblichkeit tun. Beide Parteien vermeiden es, wegen der bevorstehenden Präsidentenwahl, Gegenstände von einiger Wichtigkeit zur Sprache zu bringen, weil sie besorgen, dadurch hier oder da Anstoß zu erregen. Inzwischen werden die Aussichten Harrisons allerdings täglich besser, namentlich dürfte es der Administrationspartei schwer fallen, die Staaten Pennsylvanien und Ohio zu behaupten. Diese Wendung der Dinge ist dem bekannten Grund217 (Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung), der kürzlich aus Europa zurückgekehrt ist, und der bisher ein eifriger Locofoco war und von der Administrationspartei zur Bearbeitung der Deutschen benutzt wurde, nicht entgangen; da er bei seiner Rückkehr gefunden hat, daß man in Washington nicht geneigt ist, etwas für ihn zu tun, wozu vielleicht aber die veränderte Stimmung in Pennsylvanien beigetragen haben mag. So ist er der Administrationspartei abtrünnig geworden und hat nun seit kurzem hier in Philadelphia die Redaktion eines deutschen Oppositionsblattes übernommen, welches bisher von dem deutschen Buchhändler Stollmeyer218 herausgegeben wurde; die Opposition sieht dies als ein Zeichen an, daß Pennsylvanien für die Administration verloren gehen wird. Letztere wird aber jetzt durch den Associé des Stollmeyer, einen gewissen Kiderlen, ein deutsches Locofocoblatt schreiben lassen, wozu alle Beamten subskribieren müssen.“ – Die Wahl der Kongress-Mitglieder von New Jersey – Die Subtreasury Bill „Diese ist denn auch sogleich im Hause wieder vorgenommen worden, sie ist jetzt vor dem allgemeinen Ausschuß des Hauses, welches sich neulich in einer Sitzung von 29 Stunden damit beschäftigt hat; die Absicht der Administration ging dahin, die Bill aus dem Ausschuß heraus und wieder vor das Haus zu bringen, um durch die „vorläufige Frage“ aller Diskussion darüber ein Ende zu machen.“ – Der Tarif „Auf den danieder liegenden Handel und Verkehr dürfte das Durchgehen jener Bill wenig Einfluß haben, da sie eigentlich nur dasjenige gesetzlich sanktioniert, was faktisch schon lange besteht. Auch die Finanzen der meisten einzelnen Staaten sowohl als des Bundesgouvernements befinden sich in einer schlechten Lage, und der Präsident hat dringend darauf angetragen, das Gouvernement aufs Neue zur Emission von Schatzkammerscheinen (treasury notes) zu autorisieren. An eine Herabsetzung des Tarifs ist daher auch in diesem Augenblick gar nicht zu denken, es ist weit eher, wie ich bereits in meinem allerunterthänigsten Bericht vom 14ten v.

217 Grunds Einfluss in den USA lag nicht zuletzt darin begründet, dass er nicht nur deutsch-, sondern auch englischsprachige Artikel publizierte. 218 C. F. Stollmeyer profilierte sich in den dreißiger und vierziger Jahren als Herausgeber von deutschen Zeitungen und vor allem von Werken von Etzler, Fourier, Brisbane, wie überhaupt von Utopien verschiedenster Richtungen.

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M. angezeigt, zu erwarten, daß dem Tarif eine Erhöhung bevorsteht, wenngleich dies noch nicht in der gegenwärtigen Sitzung geschehen dürfte.“ – Das Bankrottgesetz – Die Legislatur von Harrisburg – Der nordöstliche Grenzstreit – Die Neger-Sklaven auf den amerikanischen, in britischen Häfen eingelaufenen Schiffen und auf dem spanischen Schiff „Amistad“219 – China – Mexiko und Kalifornien „Die Konvention wegen schiedsrichterlicher Entscheidung der Differenzen zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten liegt jetzt, nachdem sie vom mexikanischen Kongreß bestätigt worden, dem Senat zur Genehmigung vor. Die Sache dürfte durch den kürzlich erfolgten Tod des mexikanischen Gesandten Martinez einen neuen Aufenthalt erleiden, da die Konvention bestimmt, daß die Auswechselung der Ratifikationen zu Washington erfolgen soll, wo sich in diesem Augenblick nicht einmal ein mexikanischer Legationssekretär befindet.“ – Plan des Kriegsministers Poinsett zur Reform der Miliz „Der Kriegssekretär Poinsett hat dem Kongreß einen dem preußischen Landwehrsystem nachgebildeten Plan zur Reform der Miliz vorgelegt, der aber schwerlich angenommen werden dürfte.“ – Die Bluthunde. IV. Am 28.4. 1840 aus Philadelphia an den König – Kongressverhandlungen – Bevorstehende Präsidentenwahl – Banken – Legislatur von Pennsylvania „Der Kongreß fährt fort in seiner Untätigkeit, und obgleich die Sitzung bis zum Juli hingezogen werden wird, um die Diäten möglichst lang zu ziehen (denn die Kongreß-Mitglieder berechnen ihre Einnahmen nicht mehr nach Tagen, sondern rechnen darauf, daß die Sitzung jedes Mal bis zum Juli dauere, und sprechen von ihrer jährlichen Einnahme), so ist man doch jetzt allgemein der Meinung, daß während der gegenwärtigen Sitzung nichts von Erheblichkeit mehr geschehen wird, ja es scheint sogar, daß die Administrationspartei selbst die früher so eifrig betriebene subtreasury bill für jetzt liegen lassen wird, um nur alles zu vermeiden, was bei der bevorstehenden Präsidentenwahl Anstoß erregen könnte.

219 Entscheidend war, daß selbst spanische Sklaven durch den Supreme Court dank ihrer Vertretung durch John Quincy Adams und der Unterstützung durch Lewis Tappan 1841 das Recht erhielten, als freie Menschen in ihre Heimat zurückzukehren.

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Und allerdings sind die Aussichten für die Administration etwas trübe, obgleich man noch gar nicht über das Resultat urteilen kann. Benutzt wird von der Opposition alles, um die Administration unpopulär zu machen. Ihr wird die Schuld des schlechten Zustandes der Finanzen, des Daniederliegens des Handels und Verkehrs, der niedrigen Getreidepreise etc. etc. zur Last gelegt; und leugnen läßt es sich nicht, daß die schlechte Verwaltung des Bundesgouvernements sowohl, als der einzelnen Staaten, ihren großen Anteil am Zustande der Dinge haben. Aber es ist dies ein Vorwurf, der keine Partei ausschließlich trifft. Es ist eine notwendige Folge des demokratischen Systems, des ewigen Wechselns der Stellen, die jeder nur als seine Pfründe betrachtet, um daraus während der kurzen Zeit seiner Verwaltung so viel Vorteil als möglich zu ziehen. Die Whigs würden es, wenn sie am Ruder wären, nicht besser machen. Die Banken werden von ihnen aber so schlecht verwaltet, wie das Bundesgouvernement von den Locofocos, es finden dabei fortwährend die größten Mißbräuche statt. Kürzlich erst wieder hat sich in einer der ersten Banken Virginiens ein Defizit von $ 400,000 gefunden, wovon ein davon gegangener Subalternbeamter die Schuld hat auf sich nehmen müssen. Die Pennsylvanischen Banken haben endlich gegen das Versprechen, dem Staat zur Bezahlung der Zinsen von seiner $ 34 Millionen betragenden Staatsschuld und zur Fortsetzung seiner Kanäle, Eisenbahnen etc eine Anleihe von $ 3 Millionen machen zu wollen, von der Legislatur einen Aufschub zum Wiederanfang der Barzahlungen bis zum 15ten Januar k. J. bekommen. Kaum aber hatten sie diese Erlaubnis erlangt, als sie es durch Intrigen und höchst wahrscheinlich auch durch Bestechungen durchzusetzen wussten, daß die Legislatur auseinanderging, ohne eine einzige Bill passiert zu haben, worin das von den Banken zu borgende Geld zu verschiedenen Zwecken angewiesen wurde, so daß sie ihren Zweck umsonst erreicht hatten. Und daß man sich aufs neue ohne Mittel befand, die Zinsen von der Staatsschuld zu bezahlen und die öffentlichen Arbeiten fortzusetzen. Unter diesen Umständen rief der Gouverneur die Legislatur noch an demselben Tage zu einer außerordentlichen Sitzung wieder zusammen. Die Legislatur passierte aber bloß eine Bill wegen Anweisung von $ 200,000 zur Deckung der Diäten und Reisekosten ihrer Mitglieder und ajournierte dann bis Mitte Mai. Das einzige radikale Mittel würde die Auflegung direkter Taxen sein; denn – wenn man fortfährt Schulden zu machen, um die Zinsen alter Schulden zu bezahlen, so ist kein Ende abzusehen. Auch herrscht im Staat Wohlhabenheit genug, um eine solche direkte Taxation zu gestatten, aber die Maßregel ist so unpopulär, daß diejenigen Mitglieder der Legislatur, welche dafür stimmen, gewiß sein können, ihre Plätze zu verlieren, und darum zieht sich jeder davor zurück.“ – Szenen in den Legislaturen und im Kongress „Bei allen diesen Gelegenheiten zeigt sich ein solcher Parteihaß, daß es jeden Augenblick zu Szenen zwischen den Mitgliedern des Kongresses sowohl, als der Legislaturen, kommt, wobei sie ihren Ursprung nicht verleugnen. In der Legislatur zu Harrisburg wurde Higginson von McElwee ins Gesicht gespieen, und im Hause

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der Repräsentanten zu Washington nannte kürzlich Bynum220 aus Nordcarolina von der Administrationspartei Rice Garland221 aus Louisiana von der Opposition einen Lügner, worauf dieser ihn bei der Gurgel packte und mit einem Messer getötet haben würde, wenn die Nebenstehenden es nicht verhindert hätten. Selbst im Senat belegte neulich der Senator Buchanan von der Administration den Senator Davis von der Opposition mit niedrigen Schimpfworten. In Harrisburg hat man doch wenigstens so viel Gefühl für Schicklichkeit gehabt, daß man McElwee ausgestoßen hat; ob man im Kongreß dasselbe tun wird, ist noch sehr zu bezweifeln.“ – Nordöstlicher Grenzstreit „Über den nordöstlichen Grenzstreit hat der Senator Buchanan, wie die Anlage ergibt, kürzlich im Senat einen Bericht erstattet, worin er sagt, es würde täglich Antwort von England auf das dem englischen Gouvernement vorgelegte Projekt – wegen Beilegung des Streits erwartet (der Inhalt dieses Projekts ist nicht bekannt). Inzwischen sei keine Veranlassung, weitere Schritte zu tun, und an der friedlichen Beilegung der Sache sei nicht zu zweifeln. Dieselbe Ansicht sprach der Senator Clay aus und fügte hinzu, daß auch wenn England den Vorschlag nicht annehmen wollte, die im Genter Traktat222 stipulierte Berufung auf schiedsrichterliche Entscheidung übrig bliebe, die selbst dann das beste Ausgleichungsmittel sein würde, wenn auch der Genter Traktat eine solche Stipulation nicht enthielte. Auf ähnliche Weise äußerte sich John Q. Adams im Hause der Repräsentanten. Er sagte, ,die schiedsrichterliche Entscheidung würde der friedlichste und vermittelndste Weg sein, den man einschlagen könne – ein Weg, der die Billigung der ganzen zivilisierten Welt finden und ein Anerkenntnis des von so vielen Seiten in an den Kongreß gerichteten Petitionen ausgesprochenen allgemeinen Prinzips sein würde, daß alle Gouvernements der Welt durch die Macht der öffentlichen Meinung gezwungen werden müßten, dies friedliche Mittel der Beilegung ihrer Streitigkeiten dem Kriege vorzuziehen.‘ Von mehreren Seiten habe ich sogar die Vermutung aussprechen hören, daß man, wenn es dazu kommen sollte, Ew. Königlichen Majestät einen solchen Antrag auf schiedsrichterliche Entscheidung machen würde.“ V. Am 29.5. 1840 aus New York an den König – Vorbereitungen zur Präsidentenwahl – Harrison „Die Vorbereitungen zur Präsidentenwahl fahren fort, die öffentliche Aufmerksamkeit ausschließlich in Anspruch zu nehmen. Beide Parteien bemühen sich in den 220 Bynum, Jesse Atherton (1797 – 1868), Democrat, US-Representative von North Carolina 1833 – 40. 221 Garland, Rice (1795 – 1861), Anti-Jacksonian und Whig, US-Representative aus Louisiana 1833 – 40. 222 Der Friede von Gent vom 24.12. 1814 zwischen den USA und Großbritannien beendete den britisch-amerikanischen Krieg (1812 – 14), legte einen Teil der Nordgrenzen der USA fest und enthielt einen Mechanismus zur Behandlung von Streitfällen, der für die Zukunft besonders wichtig wurde.

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öffentlichen Blättern, in öffentlichen Versammlungen und auch sonst bei jeder Gelegenheit, die Verdienste ihrer Kandidaten hervorzuheben und die Kandidaten der Gegenpartei herabzuwürdigen. An Übertreibungen und Verleumdungen fehlt es dabei nicht. Der Kandidat der Oppositionspartei, Harrison, der ein bornierter alter Mann sein soll, gegen dessen Integrität sich aber anscheinend mit Grunde nichts sagen läßt, hatte im letzten Kriege ein Kommando gegen die Engländer und lebt jetzt in einem recht hübschen Landhaus bei Cincinnati. Er ist zugleich Clerk bei dem Gericht der Grafschaft und hat sein gutes Auskommen. Um den General Jackson bei seiner Wahl populär zu machen, hob seine Partei besonders seine Unwissenheit heraus und rechnete es ihm zum besonderen Verdienst an, daß er nicht besser schreiben könne wie ein gewöhnlicher Farmer. Ganz vorzüglich aber wurden seine militärischen Verdienste dazu benutzt, ihn dem Volke zu empfehlen. Darüber machte sich damals die Opposition sehr lustig, jetzt macht sie es aber nicht besser und liefert dadurch einen neuen Beweis, daß jede Partei hier im Lande, um sich zu halten oder um zu reüssieren, an die Vorurteile und Leidenschaften des gemeinen Mannes appellieren muß. Harrison wird jetzt als ein armer, in einem Blockhause (log cabin) wohnender Farmer geschildert, der den ganzen Tag hinter dem Pfluge hergehe, nichts esse wie grobe Speisen und nichts trinke wie ,hard cider‘, das Lieblingsgetränk des gemeinen Mannes. Daneben werden seine früheren militärischen Taten herausgestrichen. Überall bilden sich sogenannte log cabin und hard cider Clubs zur Verteidigung seiner Sache, und alle möglichen Gefechte und Heldentaten, von denen früher niemals die Rede gewesen, aber an denen er Anteil genommen haben soll, werden gefeiert. Die Administration dagegen tut alles Mögliche, um Harrison in den Augen des Publikums herabzusetzen (…)“ – Konventionen zu Baltimore – Resignation des Generalpostmeisters Amos Kendall „Im Anfange dieses Monats fanden zu Baltimore zwei Konventionen statt, die von Delegaten aller Teile der Union beschickt waren und wobei sich auch die ausgezeichnetsten Kongreßmitglieder einfanden. Das eine war die sogenannte ,Whig-Young-Men-Convention‘, deren Zweck es war, Harrison zum Präsidenten und den ehemaligen Senator Tyler von Virginien zum Vizepräsidenten zu nominieren, d. h. der Partei vorzuschlagen. Es schien dabei hauptsächlich auf Eklat und Lärmmacherei abgesehen zu sein. Unter einem ungeheuren Zulauf von Volk fand eine brillante Prozession durch die Straßen statt, wobei wie gewöhnlich Fahnen mit Mottos, Freiheitsbäume etc etc umhergetragen wurden. Eine Hauptrolle aber spielten dabei kleine auf Wagen mit acht Pferden gefahrene ,log-cabins‘ und Tonnen mit ,hard cider‘. Einige hatten aber die log-cabins und die hard-cider-Tonnen zum großen Ergötzen der Locofocos vergoldet. Als die Prozession bei einer Nebenstraße vorbeikam, suchte sich ein Zug Locofocos ihnen anzuschließen, die auf einer Stange Harrison im Weiberrock trugen. Dabei kam es zu einem Gefecht, wobei mehrere Personen verwundet und einer der Whig-Marshalls, McLanghlin, getötet wurde. Nachher wurden im Freien viele Reden gehalten, wobei es hauptsächlich darauf abgesehen war, dem großen Haufen zu gefallen. Der Senator

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Webster sagte unter andern, diesen ,harten Zeiten‘ müsse abgeholfen werden, und das könne am besten durch ,hard cider‘ geschehen. Das andere war die Van Buren-Convention. Sie verhielt sich viel ruhiger und hielt keine Prozession. Da die ganze Partei über die Wiedererwählung Van Burens einig ist, so hätte es zu dessen Nomination gar keiner Convention bedurft. Der eigentliche Zweck ging daher wohl hauptsächlich dahin, einen Vizepräsidenten zu nominieren, indem die Partei über die Wiedererwählung des Vizepräsidenten Johnson nicht ungeteilter Meinung ist; denn Tennessee hat den von Jackson protegierten ehemaligen Sprecher des Hauses, jetzigen Gouverneurs von Tennessee Polk nominiert, und von der Union-Partei in Georgia ist der Staatssekretär Forsyth nominiert worden. Auch werden der Senator King von Alabama und verschiedene andere als Kandidaten genannt. Die Convention konnte sich indessen über das zu nominierende Individuum nicht einigen, und so unterblieb die Nomination ganz. Die Opposition sieht darin ein Zeichen der bevorstehenden Auflösung der Administrationspartei. Das kann man wohl nicht gerade daraus schließen, indessen geschwächt wird die Partei durch diese Uneinigkeit allerdings. Forsyth, der immer leicht gereizt ist, publizierte ein sehr empfindliches Schreiben im Globe, worin er den Wunsch ausdrückte, nicht mehr als Kandidat genannt zu werden, da jetzt keine Aussicht vorhanden sei, daß ein Vizepräsident vom Volke erwählt werde, sondern daß die Wahl vor den Senat gelangen würde. Die Opposition schloß daraus auf einen Zwiespalt im Kabinett und eine nahe Auflösung desselben. In der Tat hat auch der berüchtigte Generalpostmeister Amos Kendall seitdem resigniert. Und die Opposition schloß daraus sofort, daß sein Gönner Jackson sich von Van Buren losgesagt habe. Indessen wird dem geradezu im Globe widersprochen, und Amos Kendall selbst publiziert eine Adresse ans Publikum, worin er seine fortdauernde Anhänglichkeit an Van Buren erklärt, ,indem der keine Ursache gehabt habe, mit Van Buren unzufrieden zu sein‘ (welche Sprache!), (…) Zum Nachfolger des Amos Kendall ist der ehemalige Postmeister in Hartford und Senator Niles in Connecticut ernannt worden, an Geist und Talenten dem p. Kendall weit nachstehend und ein Mann, der das Gepräge der Gemeinheit an sich trägt. Aber das mag eben das größte Motiv bei seiner Anstellung gewesen sein, wodurch überdies Connecticut und ein Teil von Neu-England wiedergewonnen werden soll.“ – Ernennung Cambrelengs zum Gesandten in Russland „Zum Gesandten in Rußland ist Cambreleng ernannt worden, das nicht wiedererwählte Kongreßmitglied von New York, lange Zeit das geschmeidige Werkzeug der Administration, einer der Helden von Tammany-Hall, dem Versammlungshause der Locofocos zu New York, früher reisender Clerk für den reichen Astor, nachher bankerotter Kaufmann, zuletzt ,Locofoco-politician‘. Das ist ein den Locofocos gebrachtes Opfer.“

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– Rückkehr des früheren District Attorney Price223 – Wahlen in Virginia – Rives – Kongress – Bankrottgesetz – Gesetz zur Sicherung der Zölle gegen Defraudationen – Zur Ausführung der Konvention mit Mexiko – Subtreasury Bill – Nordöstliche Grenze – Ankunft eines Schiffes des Sultans von Muskat in New York – Begnadigung des van Rensselaer und McKenzie. VI. Am 12.7. 1840 aus Washington an König Friedrich Wilhelm IV. – Präsidentenwahl – Die Kommission zur Entscheidung der Streitigkeiten mit Mexiko „Beide Parteien fahren fort, sich auf das eifrigste zu der bevorstehenden Präsidentenwahl zu rüsten, beide behaupten des Erfolgs gleich gewiß zu sein, obgleich sie beide einräumen, sich einander an Stärke ziemlich gleich zu sein, so daß es, wie man hier sagt, eine ,close election‘ geben wird, d. h. daß es nur einer kleinen Majorität bedarf, um den Sieg davon zu tragen; aber eben deshalb wird dann auch von beiden Parteien nichts unversucht gelassen, um diese Majorität zu erlangen. Die Aufregung soll niemals so groß gewesen sein als bei der gegenwärtig bevorstehenden Wahl. Obgleich der Kongreß nichts von Erheblichkeit mehr tun wird, so hat derselbe doch beschlossen, erst am 21ten d. M. zu ajournieren, um bis dahin noch die Wahlmanöver besser kontrollieren und leiten zu können. Alle Reden, die man im Kongreß hält, haben nur die Absicht, Einfluß auf die Wahlen zu üben; sie sind für die Anhänger der beiden Parteien in den verschiedenen Staaten die von den Parteihäuptern ausgegangenen Befehle. Nach denselben richten sich die entfernteren untergeordneteren Agenten, ihr Inhalt wird in tausend Gestalten wiederholt. Es wird alles hervorgesucht, um sich gegenseitig zu schaden. Jeder, auch der unbedeutendste Gegenstand wird zu politischen Zwecken benutzt, und insbesondere wird das ganze Privat- und politische Leben der beiden Kandidaten der schärfsten Kritik unterworfen. Der alte Harrison, von dem man früher kaum gehört hatte, bekommt so auf einmal eine Art Berühmtheit, und da man von ihm aber nichts zu rühmen weiß als seine militärischen Verdienste, so werden nun alle Gefechte, Märsche und sonstigen militärischen Manöver, an denen er jemals Teil genommen hat, beleuchtet und kritisiert. Man sollte es kaum glauben, daß ein Volk, welches eine solche Verachtung vor allem Militär affektiert, jetzt auf einmal nur Wert auf militärisches Talent zu legen scheint, und es ist zu gleicher Zeit ein sonderbarer Widerspruch, daß bei allem anscheinenden Wert, der so auf militärisches Talent gelegt wird, ein vom Kriegsminister Poinsett vorgeschlagenes sehr zweckmäßiges, dem preußischen einigermaßen nachgebildetes Landwehrsystem als etwas dem Geiste der hiesigen 223 Price war in die Swartwoutsche Korruptionsaffäre verstrickt und hatte sich nach Europa abgesetzt.

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Institutionen durchaus Widersprechendes geschildert wird, und, besonders in Virginien, mit Erfolg dazu benutzt worden ist, der Administration zu schaden. Alle großen Fragen des Tages – Abolitionismus, Bank- und Kreditwesen, Tarif etc etc – werden benutzt, um die gegenseitigen Kandidaten zu empfehlen oder ihnen entgegenzuwirken. In einer langen Rede wirft ein gewisser Ogle224 dem Präsidenten den königlichen Pomp, der in seinem Hause herrsche, vor. Eine Liste der exotischen, im Garten der Präsidentenwohnung (wo ich niemals etwas anderes, als eine dürre Steppe wahrgenommen habe) wachsenden Pflanzen; ein Verzeichnis des Ameublements etc etc füllen einen ganzen Bogen der Rede. Die aus Tanger gekommenen beiden Löwen haben nun schon seit drei Monaten täglichen Stoff zu langen Reden im Kongreß gegeben. Dem amerikanischen Konsul in Tanger wurden nämlich vom Sultan zwei Löwen zum Geschenk für den Präsidenten geschickt; der Chef des dieselben überbringenden Militärkommandos ließ sich mit der Entgegnung des Konsuls, daß der Präsident nach der Konstitution ohne Erlaubnis des Kongresses keine Geschenke annehmen dürfe, nicht abweisen, behauptete vielmehr für den Fall Befehl vom Sultan zu haben, die Löwen dem Kongreß zu schenken. Als der Konsul darauf erwiderte, daß auch der Kongreß nach der Konstitution nicht zur Annahme der Löwen befugt sei, fragte der Überbringer, wer denn die Konstitution gemacht habe, und auf die Antwort ,das souveräne Volk der Vereinigten Staaten‘, sagte er zum Konsul: ,Gut, so schickt mein Sultan die Löwen euren Sultans‘. Als der Konsul auch jetzt noch Einwendungen machte – sagte ihm der Überbringer, es würde ihn seinen Kopf kosten, wenn er die Löwen zurückbrächte. Er würde sich daher genötigt sehen, sie loszulassen und die Zugänge zu der Straße, in welcher der Konsul wohnte, zu besetzen, wenn derselbe die Annahme noch ferner verweigere. In seinem Bericht sagt der Konsul, unter diesen Umständen sei er genötigt gewesen, nachzugeben (to surrender), und der Präsident autorisierte ihn, die Löwen auf Kosten des Gouvernements hierher zu schicken. Diese Löwengeschichte hat, wie gesagt, seit drei Monaten täglichen Stoff zum Reden dargeboten, und besonders ist es John Q. Adams der die Administration deshalb angreift, weil er den Gegenstand für vorzüglich geeignet hält, den gemeinen Mann zu unterhalten; daß ein amerikanischer Konsul jemals das Geständnis machen solle, daß er zum Nachgeben (to surrender) gezwungen sei, und von ihm als ein der ganzen Administration anklebender Schandfleck geschildert. Alle diese und ähnliche Gegenstände füllen die Zeitungen jetzt ausschließlich und machen sie für den dabei nicht unmittelbar Interessierten über die Maßen langweilig und uninteressant, um so mehr, da es sich in der Tat nicht sowohl um einen Streit um Prinzipien – obgleich dieselben immer im Munde geführt werden –, als nur darum handelt, ob die jetzt am Ruder befindlichen Individuen am Ruder bleiben, oder durch andere Individuen verdrängt werden sollen. Denn es ist doch im Grund nichts als ein Kampf um Ämter und nicht um Prinzipien. Wer auch am Ruder 224 Ogle, Charles (1798 – 1841), Anti-Masonic und dann Whig, US-Representative von Pennsylvania 1837 – 41.

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ist, wird stets ohne Rücksicht auf die Mittel nur das eine Ziel verfolgen, sich durch Einschmeicheln bei dem großen Haufen am Ruder zu erhalten; aber eben weil der Kampf im Grunde nur ein wie persönlicher ist, wird er um so heftiger und erbitterter geführt. Die jetzigen Inhaber der Ämter kämpfen für ihre Existenz. Übrigens läßt sich das endliche Resultat noch gar nicht vorhersagen, eben weil es von einer kleinen Majorität abhängt, und dies macht die ganze gegenwärtige Politik zu einem bloßen Rechenexempel. Erwägt man aber die vielen der Administration zu Gebote stehenden Mittel, so muß man geneigt sein, zu glauben, daß es ihr leichter gelingen dürfte, diese kleine Majorität zu erlangen, als der Opposition.“ – Subtreasury Bill – Tarif – Bankrott Bill – Gesetz des Staates Pennsylvania wegen Auflegung einer direkten Taxe zur Bezahlung der Staatsschuld „Die viel besprochene Subtreasury Bill ist nun endlich passiert, und der Präsident hat sie, des Eklats wegen, am 4ten d. M., dem Jahrestage der Unabhängigkeitserklärung, unterzeichnet. Die Administrationsblätter nennen die Bill in einer pomphaften und triumphierenden Ankündigung eine zweite Unabhängigkeitserklärung (des Gouvernements von den Banken). Ebenfalls des Eklats wegen und um dadurch den Staaten ein Beispiel zu geben, auch um die Hostilität der Administrationspartei gegen die Banken zu markieren, sind vor einigen Tagen ganz unerwartet und zum großen Nachteil dieses Distrikts, alle Banken des Distrikts Columbien auf einmal aufgehoben worden. Inzwischen trägt alles dies und namentlich dieser ganze Zustand der Ungewißheit und Suspension nur dazu bei, dem danieder liegenden Handel und Verkehr immer mehr zu schaden. Das Bundesgouvernement befindet sich in der größten Finanznot; in den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat die Einnahme aus allen Zweigen nicht mehr als $ 7 Millionen betragen. Der Kongreß wird daher vor dem Ajournement eine neue Emission von Tresorscheinen (treasury notes) bewilligen müssen. Die Administration sucht auch außerdem alle möglichen Mittel hervor, den Schatz zu füllen. So ist namentlich vor einigen Tagen die schon im Februar vom Präsidenten dem Kongreß vorgeschlagene Bill zur Deklaration des Tarifs, wodurch eine Menge bisher zollfreier Leinen-, Seiden-, Halbseiden- und Wollen-Artikel einem Zolle unterworfen werden, im Senat einer anderen im Hause bereits passierten und damit in gar keinem notwendigen Zusammenhange stehenden Bill – wegen besserer Kontrollierung des Eingangs der Zölle – ganz im Stillen angehängt worden und passiert, was um so unbilliger ist, da jedermann Grund hatte, zu glauben, daß der Gegenstand während dieser Sitzung nicht aufgenommen werden würde, und da dem beteiligten Publikum auf diese Weise gar nicht mehr Zeit gelassen wird, sich über die Maßregel auszusprechen, die überdies als eine angeblich bloß deklaratorische, gegen allen Gebrauch, sofort in Kraft treten soll. Die Bill liegt jetzt dem Hause vor und ich hoffe noch, daß sie dort nicht passieren wird; ich bekam sogleich Wind von der Sache und habe bereits verschiedene Schritte getan, um sie zu verhindern. Ich habe auch den französischen Gesandten davon in Kenntnis gesetzt, und wir werden uns gemeinschaftlich dagegen in Bewegung set-

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zen. Der Senator Calhoun, der mich eben besuchte, verspricht mich in meinen Schritten zu unterstützen und hofft ebenfalls, daß die Bill nicht durchgehen wird. Ich behalte mir vor, über diesen Gegenstand besonderen allerunterthänigsten Bericht zu erstatten. Die von der Opposition vorgeschlagene Bankerottbill, die, zum großen Nachteil des Auslandes alle Schuldner ihrer Verbindlichkeiten ledig erklärt, ist im Hause durchgefallen. Während dieser auf den Handel und Verkehr nachteilig wirkenden Vorgänge im Kongreß hat der Staat Pennsylvanien sich, wider alles Erwarten, zu einer überaus heilsamen Maßregel entschlossen. Die Legislatur hat zur Bezahlung der Zinsen, von der $ 34 Millionen betragenden Staatsschuld eine direkte Abgabe aufgelegt. Keine Maßregel hätte dem Kredit des Staates Pennsylvanien und durch moralischen Effekt, durch das den anderen Staaten gesetzte Beispiel dem ganzen amerikanischen Kredit heilsamer sein können als diese.“ – Nordöstlicher Grenzstreit „In Beziehung auf den nordöstlichen Grenzstreit hat der Präsident dem Kongreß unterm 27. v. M. die anliegende Mitteilung gemacht; es geht daraus hervor, daß beide Teile nunmehr darüber einig sind, eine gemischte Kommission zur Regulierung der Grenze zu ernennen und in die desfallsige Konvention zugleich eine Bestimmung wegen schiedsrichterlicher Entscheidung aller etwa streitig bleibenden Punkte aufzunehmen. Zu gleicher Zeit sollen durch eine zweite Konvention interimistische Bestimmungen wegen Verhütung von Kollisionen im streitigen Gebiet, bis zur ausgemachten Sache, getroffen werden. Der Präsident schlägt auch vor, nach dem Beispiel Englands, als vorbereitende Maßregel eine einseitige Besichtigung und Vermessung der Grenze vorzunehmen, und der Kongreß hat dazu bereits die nötigen Geldmittel angewiesen. Man fängt an, diese Frage als beseitigt zu betrachten.“ – Traktat mit Belgien und Hannover „Mit Belgien und Hannover sind Handels- und Schifffahrts-Traktaten geschlossen, der Traktat mit Belgien hier in Washington, der mit Hannover durch Herrn Wheaton. Der Inhalt ist noch nicht bekannt, doch sagt mir der belgische Geschäftsträger, Herr Serruys, daß der belgische Traktat die Beschränkung auf den direkten Handel enthalte, und daß man, wegen der bei einer früheren Gelegenheit belgischer Seits verweigerten Ratifikation, hier die Ratifikation nicht eher erteilen wolle, als bis dieselbe belgischer Seits erfolgt sei. Der mit Hannover geschlossene Traktat liegt gegenwärtig dem Senat zur Bestätigung vor, und der Präses des Komitees der auswärtigen Angelegenheiten, Senator Buchanan, sagt mir, daß derselbe mit den meisten anderen amerikanischen Reciprocitätsverträgen gleichlautend sei.“ – Ankunft des französischen Gesandten von Bacourt – Ernennung des Herrn Dodge zum Tabaks-Agenten „Der neue französische Gesandte, Herr von Bacourt, ist vor kurzem hier eingetroffen. Er scheint ein sehr angenehmer und liebenswürdiger Mann zu sein, klagt

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jedoch sehr über seine Gesundheit und findet, daß ihm das hiesige Klima und der ewige Wechsel der Temperatur so wenig zusagen, daß er seinen Aufenthalt für jetzt nur als einen versuchsweisen betrachtet und entschlossen zu sein scheint, zurückzukehren, wenn ihm der Aufenthalt in der Folge nicht besser zusagen sollte. Er will deshalb auch zum Winter noch kein Haus hier in Washington nehmen, sondern zurückgezogen in gemieteten Zimmern leben. Seit seinem Hiersein sind ihm zu Ehren Diners beim Präsidenten, beim Staatssekretär Forsyth etc etc gewesen, zu welchen das diplomatische Korps, das Kabinett etc eingeladen waren, was wirklich bei einer Hitze von mehr als 90 Grad eine Arbeit ist, besonders da man hier über drei Stunden zu Tische sitzt. Herr Dodge wird wieder in Berlin als Tabaks-Agent seine Erscheinung machen und sich in einigen Wochen einschiffen.“ – Die Kommission zur Entscheidung der Differenzen USA – Mexiko Die Kommission zur Entscheidung der Differenzen mit Mexiko hat sich noch nicht eingefunden. Der Staatssekretär Forsyth benachrichtigte mich unterm 18ten Juni offiziell von der hiesiger Seits erfolgten Ernennung der Herrn Marcy aus New York und Rowan aus Kentucky (ersterer früher Gouverneur des Staats New York, letzterer ehemals Senator der Vereinigten Staaten) zu Bevollmächtigten, so wie von der Ernennung des Herrn Dimitry aus Louisiana (Sohn eines Griechen und bis dahin Clerk im Generalpostamt) zum Sekretär der Kommission. Obgleich sich die Kommission, der Convention zufolge, spätestens am 7ten d. M. hier versammeln sollte, so fanden sich doch von keiner Seite die Bevollmächtigten ein. Erst vorgestern kam Herr Rowan aus Kentucky, und die Ankunft des Herrn Marcy wird binnen kurzem erwartet. Auch sagt mir Herr Forsyth, der amerikanische Gesandte in Mexiko habe ihm in einer vorgestern erhaltenen Depesche angezeigt, daß die mexikanischen Gesandten beabsichtigt hätten, sich Anfangs d. M. einzuschiffen; von der Ernennung eines neuen mexikanischen Gesandten, an der Stelle des verstorbenen Martinez, wußte Forsyth noch nichts. Die Ursache des Ausbleibens der mexikanischen Bevollmächtigten soll darin liegen, daß sie sich geweigert haben, ohne Vorausbezahlung abzureisen, weil die Erfahrung gelehrt hat, daß, wenn dies nicht geschieht, später niemals Zahlung zu erlangen ist, wie denn der verstorbene Martinez niemals Zahlung von seinem Gouvernement erhalten hat. Es soll die Absicht des Herrn Rowan sein, dem Herrn Marcy nach seiner Ankunft vorzuschlagen, die Sitzung zu eröffnen und bis zum 1ten Oktober c. zu ajournieren. Herrn Forsyth war es sehr unangenehm, daß die diesseitigen Kommissarien nicht vor dem 7ten d. M. hier waren (ohne Zweifel weil er sich nun nicht füglich über die verspätete Ankunft der mexikanischen Bevollmächtigten beschweren kann), und er schlug mir vor, die Kommission am 7ten d. M. mit dem hier anwesenden Sekretär Dimitry zu eröffnen, was ich aber aus dem Grunde ablehnte, daß ich kein Mitglied der Kommission sei und daß meine Tätigkeit und Mitwirkung in der Konvention ausdrücklich dahin bestimmt sei, daß ich mit dem Grund schriftlicher Berichte schriftlich zu entscheiden habe, worauf ich mich mithin beschränken müsse. Hiermit erklärte er sich dann

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auch einverstanden. Die von dem Kongreß passierte Bill wegen Vollziehung (to carry into effect) der Konvention mit Mexiko, und die darüber im Hause der Repräsentanten geflogenen Verhandlungen füge ich in der Anlage alleruntertänigst bei.“ VII. Am 26.8. 1840 aus New York an den König – Vertagung des Kongresses – Tarifbill – Finanzen „Der Kongreß hat sich am 21sten v. M. vertagt. Die in meinem alleruntertänigsten Bericht vom 12ten v. M. erwähnte Tarifbill ist nicht passiert, und zur Abhülfe der Finanznot ist, aus Besorgnis, sich durch entschiedenere Maßregeln unpopulär zu machen, weiter nichts geschehn, als daß der Präsident autorisiert worden ist, gewisse Arbeiten an den Befestigungswerken etc, wozu die Kosten im Betrage von ungefähr $ 1 1/2 Millionen angewiesen waren, einstweilen auszusetzen.“ – Wahlen – Aussichten Harrisons „Das Tagesgespräch sind die Vorbereitungen zu der Präsidentenwahl. Das Publikum scheint sich mit nichts weiter zu beschäftigen, die Zeitungen sind voll davon. Als ein Indicium für die Präsidentenwahl werden immer die derselben vorhergehenden Wahlen zu Kongreßmitgliedern und zu Mitgliedern der Legislaturen, die Gouverneurswahlen etc in den einzelnen Staaten betrachtet, obgleich es nicht ganz untrüglich ist, da hier oft Lokalursachen mitwirken, die bei der Präsidentenwahl ohne Einfluß sind. Deshalb erregen diese seit einiger Zeit in verschiedenen Staaten vor sich gegangenen und noch vor sich gehenden Wahlen ein besonderes Interesse. Die Administrationspartei hat sich in ihren Erwartungen sehr getäuscht gefunden, indem die Wahlen in Louisiana, Indiana, Kentucky und North-Carolina entschieden zu ihrem Nachteil ausgefallen sind, während die Wahlen in Illinois, Missouri und Alabama eine Majorität für die Administration ergeben haben. Überhaupt gewinnt es immer mehr den Anschein, als wenn die Opposition bei der nächsten Präsidentenwahl den Sieg davon tragen und als wenn Harrison Präsident werden wird. In diesem Augenblick wenigstens ist dazu alle Aussicht vorhanden, man kann freilich nicht wissen, was noch dazwischen kommen wird. (…) Diese Wendung der Dinge ist allerdings zum großen Teile dem Kriege der Administration gegen das nun einmal mit dem hiesigen Leben innig verflochtene Bankund Kreditsystem, und den Anstrengungen der Banken und der Geldaristokratie zuzuschreiben, ganz vorzüglich aber den schlechten Zeiten, die der große Haufen allenthalben geneigt ist, den Maßregeln des bestehenden Gouvernements zur Last zu legen. Allenthalben läßt sich daher ein Geschrei nach Veränderung hören. Der Landmann, dessen Produkte nicht mehr die sonstigen übertriebenen Preise bringen, der Arbeiter, dessen Arbeitslohn reduziert ist, und alle die vielen Klassen, die wegen des Stillstandes der Geschäfte ohne Verdienst sind, hoffen von einer Veränderung der Administration eine Verbesserung ihrer Lage. ,We want a change‘, rufen sie, und diese Stimmung wird eifrig von den Häuptern der Opposition genährt, die gar nicht wünschen, auf eine gründliche Untersuchung der Ursachen jener Übel

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einzugehen, die oft ebenso leicht zu ihrem Nachteil ausfallen könnte. Ob nun die gehoffte Besserung von einem Wechsel der Parteien wirklich zu erwarten sei, steht sehr dahin. Beide Parteien haben das ihrige getan, den jetzigen Zustand herbeizuführen. In einem Lande freilich und unter einer Regierungsform, wo es nun einmal nicht zu erreichen ist, daß die Regierung bei ihren Maßregeln nur das Wohl des Ganzen im Auge habe, sondern wo hauptsächlich das Wohl der herrschenden Partei berücksichtigt wird, da scheint allerdings ein öfterer Parteiwechsel, mit wie vielen Übeln derselbe auch sonst verbunden ist, wünschenswert und nötig zu sein, um dadurch auch der andern Partei Gelegenheit zu geben, ihre Interessen wahrzunehmen, und so ein Gegengewicht zu bilden und dadurch wo möglich das Wohl des Ganzen zu retten. Die Harrisonsche Verwaltung würde übrigens voraussichtlich schwach sein. Harrison würde sich ganz leicht leiten lassen von den Parteihäuptern, die ihn auf den Präsidentenstuhl gesetzt haben würden. Es würden Versuche gemacht werden, das Bank- und Kreditsystem in seiner ganzen früheren Ausdehnung wiederherzustellen, es würde dadurch ein Zustand der Prosperität hervorgerufen werden, der aber nur ein künstlicher sein und auf den daher bald wieder ein Zustand größerer Not folgen würde. Hier helfen keine künstlichen Mittel mehr. Die Amerikaner müssen weniger sprechen und mehr tun. Sie müssen den demokratischen Hochmut bekämpfen. Der Ärmere muß den Reicheren nicht mehr beneiden, wenigstens nicht durch unsinnige Spekulationen und Lotterien, sondern durch Fleiß und Arbeitsamkeit reich zu werden suchen – und der Kredit wird sich von selbst wieder finden, ohne daß es dazu künstlicher Mittel bedarf. Was würde aus den Vereinigten Staaten ohne die Negersklaven und ohne die vielen irländischen und deutschen Einwanderer werden, die hier eigentlich die arbeitende Klasse ausmachen!“ – Ankunft der mexikanischen Bevollmächtigten „Die mexikanischen Bevollmächtigten sind nun endlich hier angekommen und haben mir von Washington aus in einem spanischen Schreiben ihre Ankunft gemeldet. Es sind die Herrn Castillo und Leon; letzterer hat mir auch mit einem Privatschreiben Empfehlungsbriefe von Herrn von Gerolt und von dem ehemals hier, jetzt in Mexiko akkreditierten spanischen Gesandten, Calderon de la Barca, geschickt; nach dem Urteil beider sind die Kommissarien gute Geschäftsmänner, aber keine Juristen. Die Kommission hat am 17ten d. M. die erste Sitzung gehabt, soll aber zu nichts kommen können, weil sie sich über die Art und Weise der Ableistung des im 1ten Artikel der Konvention vorgeschriebenen Eides nicht vereinigen kann. Die amerikanischen Kommissarien haben den Eid nach hiesiger Weise vor einem Friedensrichter abgeleistet; das sollen aber die Mexikaner unter ihrer Würde halten und sich erboten haben, den Eid vor mir abzuleisten; mir ist darüber offiziell bis jetzt nichts zugegangen, und es ist mir auch lieb, daß ich nicht in Washington bin, da ich mich noch ohne Antwort auf meinen Bericht vom 14ten April c. befinde, die ich nun frühestens gegen die 18ten k. M. mit dem Dampfschiffe British Queen erwarten kann.“

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– Revolution in Mexiko. VIII. Am 7.10. 1840 aus Washington an den König – Vorbereitungen zur Präsidentenwahl „Die Vorbereitungen zur Präsidentenwahl fahren fort, die öffentliche Aufmerksamkeit ausschließlich in Anspruch zu nehmen225. Die Aufregung ist ungemein groß, und beide Parteien machen die ungewöhnlichsten Anstrengungen. Die Parteien sind auf das künstlichste in jedem Ort organisiert. In jedem Ort habe sie ihre Komitees, die wieder mit anderen größeren Komitees in Verbindung stehen; und jedes Lokalkomitee hat seinen Bezirk in Abteilungen geteilt und besonderen Bevollmächtigten überwiesen, die jedes Haus in ihrer Abteilung und jeden stimmfähigen Bewohner desselben kennen und ihn für die bevorstehende Wahl bearbeiten, so daß ungeachtet des allgemeinen Wahlrechts und obgleich man die Anzahl der Wähler wohl auf 3 Millionen veranschlagen kann226, doch die abzugebenden Stimmen jetzt schon ziemlich genau gekannt sind. In den ganzen Vereinigten Staaten werden öffentliche, oft von 40 bis 50 000 Menschen besuchte Versammlungen gehalten. Die bedeutendsten haben zu Nashville in Tennessee, zu Boston, Auburn, Utica, Syracuse, New York, Richmond etc statt gefunden. Auf denselben sieht man die ersten Männer des Landes figurieren, Webster, Clay, Rives, den ehemaligen Sprecher des Hauses, jetziger Gouverneur von Tennessee, Polk (der sogar wegen Verlassens seines Postens von einer grand jury in den Anklagezustand versetzt – presented – worden ist), den Vizepräsidenten Johnson, den General Harrison etc etc. Selbst der alte Jackson macht, krank und schwach wie er ist, eine Tour durch den Staat Tennessee. Diese Männer durchziehen das Land von einem Ende zum andern, wobei ihnen die Eisenbahnen und Dampfboote wesentlich zu Nutzen kommen. Es würde kaum möglich sein, eine genau Beschreibung dieser Versammlungen und der dabei gehaltenen Reden etc zu geben, die im Wesentlichen immer ein und dasselbe enthalten, weniger Argumente als gegenseitige Verleumdungen, Anekdoten, schlechte Späße etc, die vom großen Haufen mit schallendem Gelächter aufgenommen werden und wozu sich selbst Männer wie Webster und Clay herablassen. Die Hauptsache dabei für das Volk sind die Prozessionen; wobei jede Partei diejenigen, welche sie nicht durch Räsonnement für sich gewinnen kann, durch zur Schau Tragen ihrer Symbole, ihrer hickory poles, log cabins, hard cider barrels etc, ihrer pomphaften Inschriften und andern ähnlichen Farcen an sich zu ziehen sucht. Der kalte Charakter der Amerikaner läßt es dabei nur selten zu Unordnungen kommen. (…)“ – Juden in Damaskus

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Während beim Original Teile dieser Depesche inzwischen abgerissen sind, lassen sich mit Hilfe der im Geheimen Staatsarchiv vorhandenen Mikrofilmaufnahmen von 1929 die betroffenen ersten Zeilen des Textes vollständig rekonstruieren. 226 Bei den Wahlen vom 30.10. bis 2.12. 1840 wurden 2.411.808 Stimmen abgegeben.

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„Der Präsident hat auf Veranlassung der Juden in New York und Charleston den hiesigen Geschäftsträger in Konstantinopel angewiesen, sich zu Gunsten der Juden in Damaskus zu verwenden.“ – Nordöstlicher Grenzstreit – Kriegerische Nachrichten aus Europa „In Folge der kriegerischen Nachrichten aus Europa haben die Versicherungskompanien die Prämie auf französische Schiffe um 1/2 pct erhöht, und mehrere hiesige Häuser haben Ordre bekommen, keine Verschiffungen in fremden Schiffen zu machen.“ IX. Am 9.11. 1840 aus New York an den König – Präsidentenwahl – Harrisons Wahl ist außer Zweifel „Die Präsidentenwahl ist noch immer, was die öffentliche Aufmerksamkeit ausschließlich in Anspruch nimmt. Die Wahlen haben nun endlich wirklich ihren Anfang genommen und in den meisten Staaten bereits statt gefunden, d. h. die Wahl der Wähler, die später als Wahlkollegien in jedem einzelnen Staat zusammentreten und zur Präsidentenwahl selbst schreiten – eine bloße Form, da jede Partei ihre Wähler vorher nominiert und instruiert hat und es kaum denkbar ist, daß ein Wahlkollegium von dieser Instruktion abweichen sollte. (…) Auffallend ist es, daß die großen Städte New York, Philadelphia und Baltimore, wo man das Handelsinteresse für überwiegend halten sollte, für Van Buren gestimmt haben. Allein man darf dabei nicht vergessen, daß gerade in diesen großen Städten der Einfluß der Administration durch ihre Zoll- und Postbeamten etc etc am größten ist und daß es gerade dort eine Klasse von Leuten gibt, die am leichtesten zu korrumpieren ist. Die Whigs haben sich, um zu reüssieren, derselben Mittel bedient, die sie der Administration früher so oft vorgeworfen haben, und sie sind darin noch viel weiter gegangen. Sie haben ebenfalls an die Leidenschaften und Vorurteile des großen Haufens appelliert. Ihre allenthalben errichteten Blockhäuser (log-cabins) ohne Fenster und ohne Schornstein, die, wie man dem Volk erzählt, der Wohnung gleichen, die Harrison bewohnt; ihre hard cider Tonnen; die dem General Harrison gegebenen Beinamen von Old Tippecanoe etc, um ihn populär zu machen, usw. usw. alles dies ist weiter nichts, als der der Administration so oft vorgeworfene „Locofocoism“ und beweist, daß, wer auch ans Ruder kommen mag, das System immer dasselbe bleibt, und daß die ganze Theorie des ,self-government‘ eines ,intelligenten‘ Volks ein Traum ist, von dessen Verwirklichung man hier noch weit entfernt ist. Daß die jetzige Administrationspartei zu regieren aufhört, kann man nicht bedauern; denn das gegenwärtige System der Korruption ist zu groß, aber es steht sehr dahin, ob es die andere Partei auf die Dauer besser machen wird. Man kann es sogar als ein schlechtes Zeichen der Zeit ansehen, daß bei allen Vorbereitungen zu den Wahlen, in den vielen Reden, Schriften etc der vielen früher von der Opposition gerügten Mißbräuche und Korruptionen der Administration gar nicht oder doch nur oberflächlich und gelegentlich gedacht wird, sondern daß der

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Hauptgrund des nötigen Wechsels nur in den angeblich durch die Administration herbeigeführten Hindernissen des schnellen Gelderwerbs gefunden wird. Es spricht sich aber eben darin recht klar der Charakter und die vorherrschende Leidenschaft der Amerikaner aus. Von beiden Seiten wirft man sich diesmal wieder die gröbsten Betrügereien bei den Wahlen vor. (…) Gewiß ist es, daß wenn auch die große Masse beider Parteien an dergleichen Umtrieben keinen Anteil haben mag, es doch in beiden Parteien, besonders unter denen, die Stellen suchen oder die ihrigen behalten wollen, eine Menge Individuen gibt, die kein Mittel scheuen, ihren Zweck zu erreichen. Die Wahlen werden auf diese Weise, und bei dem allgemeinen Stimmrecht, täglich mehr zu einem bloßen Possenspiel. Die neue Administration wird mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben: Derjenige Teil des Publikums, welcher sie berufen hat, erwartet von ihr ,bessere Zeiten‘, d. h. die Möglichkeit, durch Spekulationen schnell reich zu werden; und die große Masse derjenigen, welche in ihren früheren Spekulationen unglücklich gewesen sind, schreien um Lossprechung von ihrer Schuld,.was sie ,ein allgemeines Bankerottgesetz‘ nennen. Die Ursache dessen, was sie ,schlechte Zeiten‘ nennen, finden sie in dem ,Subtreasury System‘ und verlangen die Herstellung des Bankund Kreditsystems in seinem früheren Umfange (…)“ – Nordöstlicher Grenzstreit „Was den nordöstlichen Grenzstreit betrifft, so sagte mir der Staatssekretär Forsyth kürzlich, er habe gehört, daß die Gesandten Stevenson in London und Wheaton in Berlin sich darüber dort in der Art geäußert hätten, als wenn Ew. Königlichen Majestät das Schiedsrichteramt angetragen werden solle; ihnen sei aber der wahre Stand der Sache nicht bekannt. Die mit Großbritannien abzuschließende Konvention werde die Ernennung einer gemischten Kommission stipulieren und nur wenn dieselbe sich nicht vereinigen könne, solle auf schiedsrichterliche Entscheidung provoziert werden, d. h. es sollten drei befreundete Mächte gebeten werden, jede einen ,scientific man‘ (worunter Forsyth einen Mann verstand, der die zur Entscheidung dieses Grenzstreits nötigen technischen Kenntnisse besitze) zu ernennen, und diese drei Männer sollten alsdann ein Kollegium bilden, auf dessen Entscheidung die gemischte Kommission provozieren solle. Forsyth fügte auch hinzu, daß Ew. Königlichen Majestät vermutlich gebeten werden würden, einen dieser Männer zu ernennen.“ X. Am 14.12. 1840 aus New York an den König – Präsidentenwahl – Eröffnung des Kongresses – Jahresbotschaft des Präsidenten „Die zweite Sitzung des 26sten Kongresses hat am 7ten d. M. ihren Anfang genommen und der Präsident hat dem Kongreß am 9ten d. M. die anliegende Jahresbotschaft kommuniziert. Dies ist die siebente Botschaft, die ich hier in den

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Vereinigten Staaten lese, aber niemals habe ich gefunden, daß das Publikum einer Botschaft so wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat als der gegenwärtigen. Als der Ausdruck der Ansichten und Meinungen eines abtretenden Präsidenten und einer überwundenen Partei muß der Botschaft das Interesse abgehen, was unter anderen Umständen mit einer Jahresbotschaft verbunden zu sein pflegt, die als die Verkünderin der von der herrschenden Partei für das kommende Jahr zu befolgenden Verwaltungsgrundsätze zu betrachten ist. Es macht Van Buren Ehre, sich in der Botschaft aller Anspielungen auf die eben statt gefundene Präsidentenwahl enthalten zu haben, der leidenschaftliche Jackson würde in den Ton der Tagesblätter seiner Partei eingestimmt und die Gegenpartei mit Schmähungen und Vorwürfen überhäuft haben. Van Buren hat auch bei dieser Gelegenheit einen Beweis von seiner Ruhe und Besonnenheit, von seinem richtigen Takt und seinem Gefühl für Anstand abgelegt. Man sagt sogar, daß er Harrison im Februar vor dem Antritt seines Amts in der Präsidentenwohnung in Washington empfangen würde.“ – Gegenwärtiger Kongress – Tariffrage – Abolitionisten – Neue Administration – Clay und Webster – Resumption der Metallgeldzahlungen – Jahresbotschaft des Präsidenten von Texas.

9. Politische Berichte aus den USA 1841227 I. Rönne am 22.1. 1841 aus Washington an den König – Feier des ersten Januar „Am 1sten d. M. empfing der Präsident wieder das Glück wünschende Publikum bei sich; aber es war diesmal die Anzahl der Glück wünschenden weit geringer als gewöhnlich. Seine Freunde verlassen ihn früh, ja als ich vor einigen Abenden zum Besuch bei ihm war, fand ich ihn ganz allein, während man ihn sonst, besonders zur Zeit des Kongresses, immer von Menschen umringt zu finden pflegte. Dem ungeachtet erschien er heiter und zufrieden. Als ich aber einige Tage vor 1sten d. M. zum Besuch bei ihm war, sprach er sich, gegen seine Gewohnheit , leidenschaftlich über die andere Partei aus und schrieb das Resultat der Wahlen lediglich den dabei begangenen Betrügereien zu, worin er freilich nicht ganz Unrecht hat; nur daß beide Teile sich dergleichen haben zu Schulden kommen lassen. Über Harrison äußerte er sich sehr verächtlich und nannte ihn einen unwissenden alten Schwätzer, der ganz von Clay und Webster regiert werden würde, und Webster sagte er (nicht mit Unrecht) sei das Werkzeug der reichen Kapitalisten Boston’s, New York’s etc, auf deren Kosten er lebe. (…)“ 227

GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7885.

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– Van Burens Aussichten – Harrisons neues Kabinett – Die Politik der neuen Administration – Widerruf der Subtreasury Bill – Nationalbank – Alte Bank der Vereinigten Staaten – Finanzen – Tarif – Öffentliche Ländereien – Reziprozitätssystem „Auch die Schiffsreeder haben sich bereits gerührt und darauf angetragen, das Reziprozitätssystem aufzugeben und bei Abschließung von Schifffahrtstraktaten den amerikanischen Schiffen den Vorzug zu sichern. Namentlich wurde dabei der Verkehr mit den Hansestädten angegriffen; die Sache fand Beifall im Senat und besonders bei Webster (von Boston). Man ist übrigens der Meinung, daß man sich damit begnügen wird, im gegenwärtigen Kongreß alle diese großen Fragen bloß zu besprechen, und daß der Kongreß nicht Entscheidendes beschließen wird.“ – Bankrottgesetz – England und die Vereinigten Staaten – Texas – Buenos Aires und Frankreich – Mexikanische Kommission „Die mexikanische Kommission hat erst Ende vorigen Monats ihre Sitzungen wieder begonnen.“ II. Am 26.2. 1841 aus Washington an den König – Suspension der Banken „Die abermalige Suspension der alten Bank der Vereinigten Staaten in Philadelphia hat das ganze Land in die größte Bestürzung versetzt. Um dem von der Legislatur von Pennsylvanien passierten Gesetze nachzukommen, hatten die sämtlichen Banken Pennsylvaniens am 15ten v. M. resümiert, und ihnen waren bald die Banken Marylands und Virginiens gefolgt. Der Andrang der Gläubiger war aber so groß, daß die Banken Philadelphias in 20 Tagen den größten Teil ihres Metallgeldes, ungefähr § 12 Millionen, ausgezahlt haben. Dies bestimmte zuerst die Bank der Vereinigten Staaten zu suspendieren, und ihr folgten bald die übrigen Banken Philadelphias und später auch Baltimores. Die Bank der Vereinigten Staaten schreibt den Andrang der Gläubiger den Umtrieben und der Eifersucht der New Yorker Financiers zu, was man dahin gestellt sein lassen kann. Gewiß ist es, daß die Bank bankerott ist. Die Aktien sind von 50 auf 25 gefallen, und selbst die Noten sind 10 bis 12 pct schlechter als die der übrigen Banken Philadelphias und diese wieder 4 – 6 pct schlechter als Metallgeld. Dennoch hält es niemand für unmoralisch, seine Schulden in diesem entwerteten Papiergeld zu bezahlen, obgleich das Gesetz ausdrücklich Gold und Silber für das gesetzliche Zahlungsmittel erklärt. (…)“ – Harrison Besuch in Washington – Das neue Kabinett

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„(…) Die jetzige Administration macht sich über Harrison’s Reden sehr lustig und erklärt sie für albernes Geschwätz. Die Whigs selbst beklagen sich, daß Harrison so viel und so gern spricht und dadurch jeden Augenblick eine Indiskretion begeht. In der Bildung des neuen Kabinetts haben, um sich den verschiedenen Staaten gefällig zu zeigen, noch einige Modifikationen statt gefunden. Webster von Massachusetts wird Staatssekretär, Bell von Tennessee Kriegsminister, Badger228 – ausgezeichneter Advokat Nordcarolinas – Marineminister, Ewing229 von Ohio Finanzminister, Granger von New York Generalpostmeister und Crittenden230 von Kentucky General Attorney. Man sieht auf den ersten Blick, daß die westlichen Staaten der Union, die schon anfangen, eine so bedeutende Rolle zu spielen, dabei am besten bedacht sind, besonders wenn man erwägt, welche große Rolle Clay von Kentucky künftig spielen wird. Wohlunterrichtete Personen wollen übrigens in der Zusammensetzung dieses Kabinetts schon den Keim der Auflösung der ganzen neuen Administrationspartei erblicken, da sich Webster und Clay, allen Anscheins vom Gegenteil ungeachtet, als Rivalen immer noch feindlich gegenüberstehen. Die Partei der sogenannten Konservativen mit Rives an der Spitze macht sich große Hoffnung, künftig ans Ruder zu kommen. Auf der ganzen Reise folgte Harrison ein Schwarm von Leuten aller Art, die Stellen, Lieferungskontrakte und Ähnliches suchen; hier in Washington wimmelt es von dergleichen Leuten. Nach einem Aufenthalt von wenigen Tagen ging Harrison von hier nach Virginien, wo er geboren ist, und auch dort hält er Reden und wohnt den ihm zu Ehren veranstalteten Festlichkeiten bei; zwei bis drei Tage vor der Inauguration, die am 4ten k. M. statt haben wird, erwartet man ihn hier zurück. Es ist auffallend, daß der alte 78 jährige Mann alle diese Beschwerden so gut erträgt. Seine Gesundheit scheint noch sehr gut zu sein. Nur das Handschütteln (shake hands) ist ihm zu viel geworden. Er hat seinen Arm und seine ganze rechte Seite gelähmt, und er hat es sich deshalb verbitten müssen.“ – Eröffnung der Wahlzettel. – Außerordentlicher Kongress – Maßregeln des jetzigen Kongresses – Großbritannien und die Vereinigten Staaten – Fall des McLeod231 228 Badger, George Edmund (1795 – 1866), Whig, Secretary of the Navy 5.3.1841 – 11.9.41, US-Senator von North Carolina von 1846 – 55. 229 Ewing, Thomas (1789 – 1871), Anti-Jacksonian, US-Senator von Ohio 1831 – 37 und 1850/51, Secretary of the Treasury vom 5.3. bis 13.9. 1841, Secretary of the Interior 1849/50. 230 Crittenden, John Jordan (1786 – 1863), Democratic Republican, Anti-Jacksonian, Whig, Know-Nothing, Unionist. US-Senator von Kentucky 1817 – 19, 35 – 48, 55 – 61, USRepresentative 1861 – 63, Governor von Kentucky 1848 – 50. Attorney General 1841, 1850 – 53. 231 Der Brite Alexander McLeod, ehemaliger Deputy Sheriff des Distriktes Niagara von Oberkanada, war 1840 im Staat New York gefangen genommen im Zusammenhang mit den

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– Neger des Schiffes „Amistad“. III. Am 11.3. 1841 aus Washington an den König – Abschiedsaudienz des Diplomatischen Korps beim Präsidenten Van Buren „Am 1sten d. M. hatte das diplomatische Korps eine Abschiedsaudienz bei dem abgehenden Präsidenten Van Buren, bei welcher Gelegenheit der Doyen des diplomatischen Korps, der Großbritannische Gesandte Fox, im Namen des Korps die anliegende kurze Anrede hielt (…) Van Buren schien bei dieser Gelegenheit sehr ergriffen zu sein. Am Abend vor der Inauguration verließ er die Präsidentenwohnung und begab sich zu seinem Freunde, dem abgegangenen General Attorney Gilpin232. Am 13ten d. M. wird er sich auf seinen Landsitz in Kinderhook am Hudsonflusse begeben. Er scheint hier schon jetzt ganz vergessen zu sein.“ – Inauguration des Präsidenten Harrison – Inauguraladresse „Am 4ten d. M. fand die Inauguration des Präsidenten Harrison statt. Sie ist in der Anlage umständlich beschrieben. Die ungeheure Menschenmenge, die auf 50000 geschätzt wird, und die bei Ankunft des Präsidenten alle mit entblößtem Haupte dastanden, gewährte von der Plattform des Kapitols, auf der auch das diplomatische Korps Platz genommen hatte, einen imposanten Anblick. Die vom Präsidenten bei dieser Gelegenheit gehaltene Rede (Inaugural Address) füge ich alleruntertänigst bei. Sie ist, wie alle diese amerikanischen Papiere, viel zu lang. Sie soll Harrison selbst, Clay und Webster und verschiedene andere zu Verfassern haben. Man soll sich Mühe gegeben haben, den Präsidenten zur Weglassung der vielen geschichtlichen Anspielungen (Rom, Griechenland, die Schweiz, Cromwell, Bolivar etc etc) zu bestimmen. Allein der alte Mann, der sich darin gefällt, wie man hier sagt ,ein Scholar‘ zu sein, hat sich nicht dazu verstehen wollen. Im Ganzen ist man der Meinung, daß gerade diese Schreibart dem hiesigen Volke ungemein gefällt. Nachdem dem souveränen Volk der gehörige Tribut gezollt worden ist, spricht der Präsident die Meinung aus, daß die dem Lande drohende Gefahr nicht in einer Aristokratie, sondern in einer Monarchie liege, und er macht sich zu dem Ende anheischig, die Befugnisse der vollziehenden Gewalt nach Möglichkeit einzuschränken (…)“ – Vorstellung des Diplomatischen Korps bei Präsident Harrison – Die mexikanischen Bevollmächtigten „Vorgestern wurde das diplomatische Korps dem neuen Präsidenten präsentiert, bei welcher Gelegenheit wieder, wie die Anlage ergibt, eine Anrede vom britischen Gesandten gehalten wurde, worauf der Präsident die Antwort ablas. Aus der FoxStreitigkeiten wegen der Grenze zwischen Kanada und den USA. US-Behörden zogen ihn wegen seiner Beteiligung an der Zerstörung des amerikanischen Dampfers „Caroline“ im Dezember 1837 zur Rechenschaft. Da er auf Weisung gehandelt hatte, wurde er 1841 wieder freigelassen. Webster akzeptierte die Erklärungen Ashburtons 1842 zum Vorgehen gegen die Grenzstörung als Entschuldigung der britischen Regierung. 232 Gilpin, Henry D. (1801 – 60), Attorney General 1840/41.

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schen Anrede, die uns Fox vorher vorlas, blieben auf meine Veranlassung die Worte ,a vast majority‘ weg, und es heißt nun bloß: ,der hohe Posten als Präsident dieser Republik, welchen das Vertrauen ihrer Mitbürger übertragen hat‘, und nicht wie Fox zuerst gesagt hatte: ,das Vertrauen einer großen Majorität ihrer Mitbürger‘. Denn der Präsident ist jetzt Präsident der ganzen Nation und nicht einer Majorität, was leicht Anstoß hätte erregen können. (…)“ – Das neue Kabinett – Die außerordentliche Session – Sitzung des Senats – Szenen zwischen Clay und King um die Wahl Blairs233 zum Drucker des Senats „Der alte Congreß löste sich am 4ten d. M. auf, der neue Senat sitzt aber in diesem Augenblick als Zweig der vollziehenden Gewalt, um die Ernennungen zu bestätigen etc. Seit mehreren Tagen schon verhandelt man die Frage über die Aufhebung der Wahl Blairs zum Drucker des Senats. Es hat dies zu einer sehr unangenehmen Szene zwischen den Senatoren Clay und King von Alabama Veranlassung gegeben. Clay sagte, Blair habe sich bei jeder Gelegenheit ein infames Betragen zu Schulden kommen lassen und sei nicht bloß im Inlande, sondern auch im Auslande verachtet. Noch neuerlich habe ihm ein fremder Minister auf einen nichtswürdigen Artikel im Globe gegen Harrison aufmerksam gemacht. King erwiderte, die Opposition gegen Blair habe ihren Grund bloß im Parteihaß; Blair sei ein ebenso ehrenwerter Mann wie irgendeiner der Senatoren. Darauf erwiderte Clay, der Parteihaß habe mit dieser Frage nichts zu tun; Kings Betragen sei falsch, unwahr und feig (false, untrue and cowardly). Hierauf forderte King Clay, und beide wurden bald darauf von der Gerichtsbehörde des Distrikts verhaftet und später gegen Kaution freigelassen. Die Freunde beider Teile hoffen, die Sache inzwischen in Güte beizulegen. Es ist zu bedauern, daß solche Szenen sogar im Senat vorfallen, der sich bisher im Ganzen durch größeres Dekorum ausgezeichnet hat. Die Sache wird Clay bei der nächsten Präsidentenwahl ungemein schaden. Der fremde Minister, von dessen Bemerkungen er so unpassenden Gebrauch macht, ist der Kaiserlich Russische Gesandte von Bodisco.“ – Fall des McLeod – Nordöstlicher Grenzstreit – Die Neger des Schiffes „Amistad“. Wirtschaftsbericht Nr. 14 vom 20.3. 1841 aus Washington an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten234 „Der 26ste Kongreß hat sich am 3ten d. M. verfassungsmäßig aufgelöst, und ich habe einem königlichen hohen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten kein von demselben passiertes Gesetz von irgend einiger Erheblichkeit zu berichten. Es 233 234

Blair, Bernard (1801 – 80), Whig, US-Representative von New York 1841 – 43. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5275.

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sind Maßregeln aller Art besprochen worden, zu einem Resultat ist man aber in keinem Falle gekommen, und es bleibt dem soeben von dem neuen Präsidenten Harrison zum 31ten Mai d. J. zusammenberufenen außerordentlichen Kongreß, in dem die neue Administration die Majorität haben wird, vorbehalten, die von dem letzteren beabsichtigten Maßregeln zur Ausführung zu bringen. Als Grund der Zusammenberufung dieses außerordentlichen Kongresses gibt der Präsident in seiner desfallsigen Proklamation die finanzielle Lage des Landes an, und allerdings dürfte es der Administration schwer werden, ohne außerordentliche Hilfe bis zum regelmäßigen Zusammentritt des Kongresses im Dezember d. J. die Staatsmaschine im Gange zu erhalten. Da die vom vorigen Kongreß bewilligten $ 5 Millionen Tresorscheine dazu umso weniger hinreichen möchten, als die neue Suspension der meisten Banken südlich von New York und des (wenngleich noch nicht förmlichen) Fallissement der alten Bank der Vereinigten Staaten das Land aufs neue in eine Lage versetzt hat, daß weder von den Zöllen noch von dem Verkauf der öffentlichen Ländereien auf hinreichende Einnahme zu rechnen sein wird. Die erste Maßregel der neuen Administration wird daher sein, den Kongreß zur Bewilligung neuer Mittel zu bestimmen. Vermutlich wird eine förmliche Nationalschuld kontrahiert werden, und es wird ein Versuch gemacht werden, den Tarif zu erhöhen, um den Ausfall zu decken. Der abgegangene Sekretär der Schatzkammer schlägt dazu in seinem anliegenden Bericht Luxusartikel als Tee, Kaffee, Wein, Seidenwaren, Leinen, Wollenwaren (worsted) etc. vor, die, wenn sie mit 20 pct. versteuert würden, seiner Meinung nach das von ihm auf $ 5 Millionen veranschlagte Defizit decken würden. Was in dieser Beziehung geschehen wird, läßt sich mit Gewißheit noch nicht bestimmen. Die Ansicht, daß Luxusartikel besteuert werden müßten, scheint den meisten Beifall zu finden. Doch wird man dabei nicht sowohl von dem Gesichtspunkt des Schutzes der inländischen Industrie als des finanziellen Bedürfnisses ausgehen, und auf jeden Fall wird der Zoll nur mäßig sein; man scheint in dieser Hinsicht von einem Geiste gegenseitigen Nachgebens beseelt zu sein, wie unter anderm aus den anliegenden Bemerkungen Cushings von Newburyport in Massachusetts, der als die rechte Hand Websters (des gegenwärtigen Staatssekretärs) betrachtet werden kann, hervorgeht, imgleichen aus den anliegenden Bemerkungen des Senators Rives von Virginien, eines der Häupter der zwischen beiden Parteien gewissermaßen in der Mitte stehenden konservativen Partei. Daß die Drohungen der Tabakpflanzer in Erfüllung gehen werden, ist durchaus nicht mehr zu befürchten, die Sache hat in dieser Beziehung eine sehr günstige Wendung genommen; großen Eindruck haben die Bemerkungen des Senators Calhoun in den anliegenden beiden Reden gemacht, worin er die Ansicht ausspricht, daß durch sogenannte Retorsionsmaßregeln mehr geschadet als genutzt werden würde und daß, wenn Luxusartikel höher oder überhaupt besteuert würden, so viel weniger davon hier verkauft, mithin auch so viel weniger Tabak, Reis und Baumwolle gekauft werden würde, weil Einfuhren und Ausfuhren durch einander bedingt würden. In Virginien besonders hat diese Ansicht vielen Anklang gefunden. Die

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dortigen Tabakpflanzer fangen an, sich zu überzeugen, daß jede Störung des jetzigen Ganges des Tabakhandels ihnen möglicherweise nur nachteilig werden könnte, und nur die Pflanzer von Maryland bestehen noch auf sogenannten Retorsionsmaßregeln. Der Richmond Whig soll darüber einen interessanten Artikel enthalten, den ich aber durchaus nicht bekommen kann. Ich kann einem hohen Ministerium nur den anliegenden darauf Bezug nehmenden Artikel aus dem zu New York erscheinenden Courrier des Etats Unis vorlegen. Ganz besonders interessant in dieser sowohl wie in anderer Hinsicht ist die anliegende Rede Wises von Virginien, die auch die Gründe enthält, welche das französische Gouvernement dem hiesigen Verlangen einer Abänderung der französischen Gesetzgebung über den Tabakhandel entgegengesetzt hat. (…) Von den übrigen im außerordentlichen Kongreß zu verhandelnden Maßregeln werden die wichtigsten der Widerruf der Sub Treasury Bill, die Errichtung einer Nationalbank, das allgemeine Bankrottgesetz und die Verteilung der Revenuen vom Verkauf der öffentlichen Ländereien unter die einzelnen Staaten der Union sein. Ob die Freunde dieser Maßregeln im Stande sein werden, sie alle oder auch nur teilweise durchzusetzen, steht noch sehr dahin, indessen ist es sehr wahrscheinlich, daß die zuletzt gedachte Maßregel durchgehen wird, so absurd es auch ist, in einem Augenblicke, wo man auf der einen Seite das Dasein eines Defizits anerkennt und deshalb die Kreierung einer Nationalschuld und die Erhöhung des Tarifs in Antrag bringt, auf der anderen Seite eine bedeutende Revenue zu verschenken. Die einzelnen Staaten der Union sind alle in zu hohem Grade bei dieser Maßregel beteiligt, als daß ein großer Widerspruch zu erwarten wäre. Bei dem großen Widerwillen des hiesigen Volks gegen alle direkte Besteuerung erblickt man darin das einzige Mittel, den Finanzen des Staates zu Hilfe zu kommen und sie in den Stand zu setzen, ihren eingegangenen Verpflichtungen zu genügen. Ein Gegenstand, der vermutlich im nächsten Kongreß ebenfalls zur Sprache kommen wird, ist das bisher von den Vereinigten Staaten beobachtete Reziprozitätssystem. Schon in dem soeben beendigten Kongreß gab die Petition der Reeder zu Newburyport in Massachusetts eine Modifikation dieses Systems den britischen Kolonien gegenüber, wie die Anlage ergibt, im Senat Veranlassung zu einigen Bemerkungen über diesen Gegenstand. Webster (der jetzige Staatssekretär) sprach den Wunsch aus, daß die ganze Politik dieses Reziprozitätssystems und der Reziprozitätsverträge, von denen einige von allen wesentlichen Prinzipien der Reziprozität entblößt wären, einer gründlichen Prüfung unterworfen werden möchte, und die Senatoren Davis und Buchanan bezeichneten namentlich den mit den Hansestädten geschlossenen Reziprozitätsvertrag als einen für die vereinigten Staaten nachteiligen. Der Gegenstand wurde dem Handelskomitee zum Bericht überwiesen.

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Es ist einem hohen Ministerium bekannt, daß selbst Herr Jenifer235 unbegreiflicherweise im Interesse der Tabakpflanzer sich gegen den Reziprozitätsvertrag mit den Hansestädten erklären zu müssen glaubte. Als ich ihm mein Erstaunen darüber wiederholt zu erkennen gab, sagte er mir, Herr Dodge habe ihn zu dieser Ansicht veranlaßt und Herr Cushing (Kongressmitglied von Newburyport) habe ihm gesagt, wenn er wolle, daß der Kongreß sich für die Tabakpflanzer interessiere, so müsse er eine großartige Ansicht von der Sache fassen (take a grand view of the question) und das Interesse der Pflanzer mit dem der Reeder Hand in Hand gehen lassen. Und wirklich war er in diese ihm von den schlauen Yankees gelegte Falle gegangen. Bei meiner Unterredung mit Jenifer sowohl, mit Cushing und mehreren anderen fand ich, daß unter allen Kongressmitgliedern ohne Ausnahme die größte Unwissenheit über die deutschen Zustände herrschte und daß es daher vor allem darauf ankommen würde, ihnen das eigentliche Sachverhältnis klar zu machen und ihre Ansichten zu berichtigen. Ich erfüllte daher gern den von Herrn Jenifer in seinem anliegenden Schreiben vom 12ten Januar c. ausgesprochenen Wunsch, ihn nicht nur über das abschriftlich anliegende am 24ten Januar 1838 an ihn gerichtete Schreiben des damals hier anwesenden Kaufmanns H. H. Meier jn. aus Bremen, sondern auch überhaupt über das zwischen den Vereinigten Staaten und den Hansestädten bestehende Reziprozitätssystem meine Ansichten mitzuteilen236. Es ist dies von mir in dem in englischer Sprache und in einer Übersetzung anliegenden Aufsatz vom 4ten Februar c. geschehen, und ich habe darin wegen der hiesigen gänzlichen Unbekanntschaft mit den deutschen Verhältnissen umständlicher sein müssen als dies unter anderen Umständen nötig gewesen sein würde. Der Gegenstand ist von großer Wichtigkeit für Preußen und die deutschen Zollvereinsstaaten und ich darf mir schmeicheln, die Sache im Sinne eines hohen Ministeriums aufgefaßt zu haben, da die von mir in dem gedachten Aufsatz entwickelten Ansichten im wesentlichen dieselben sind wie die in dem hohen Erlaß vom 13ten Dezember 1837 ausgesprochenen. Ein hohes Ministerium wird mir erlauben, mich der Kürze wegen hier lediglich auf den Aufsatz selbst beziehen zu dürfen, und es ist mir angenehm hinzufügen zu können, daß derselbe seinen Zweck nicht verfehlt, sondern überall einen günstigen Eindruck hervorgebracht hat. Herr Jenifer hat denselben verschiedenen anderen Kongreßmitgliedern mitgeteilt, und ich selbst habe Abschriften davon an Herrn Cushing und an die Senatoren Rives, Calhoun und King (bisheriger Präses des Handelskomitees) gegeben. Der Senator King sagte mir, daß er sich vollständig von der Unzweckmäßigkeit des Aufgebens des Reziprozitätssystems mit den Hansestädten überzeugt und daß er es für das beste gehalten hätte, diesmal gar keinen 235 Jenifer, Daniel (1791 – 1853) kam aus Maryland und war 1831/32 und 1835 – 1841 Mitglied des Repräsentantenhauses (erst Anti-Jacksonian und ab 1837 Whig) und 1841 – 45 US-Gesandter in Wien. 236 Preußen vertrat de facto auch die Hansestädte diplomatisch in den USA bis 1853, da es bis dahin keinen Diplomaten aus den Hansestädten in Washington gab und diese nur konsularische Vertretungen in den USA unterhielten. Das änderte sich teilweise 1853, als Bremen Dr. Rudolf Schleiden als Ministerresidenten nach Washington entsandte. Er war bis 1862 allein für Bremen tätig und anschließend bis 1865 auch für Hamburg und Lübeck.

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Bericht über den Gegenstand zu erstatten. Von vielen anderen Seiten ist mir dasselbe gesagt worden und selbst Cushing sagt mir in einer Note, worin er mir für die Mitteilung des Aufsatzes dankt: ,Der Aufsatz ist für mich von größtem Interesse gewesen und wird mir bei der ferneren Prüfung dieses so wichtigen Gegenstandes von großem Nutzen sein.‘ Um den Kongreßmitgliedern den Vorteil, der den Vereinigten Staaten aus den Handelsverbindungen mit Deutschland vorzugsweise vor anderen Ländern erwächst, klarzumachen, habe ich sie auch auf den interessanten Bericht des Komitees des britischen Hauses der Gemeinen über die Einfuhrzölle aufmerksam gemacht, worin namentlich hervorgehoben wird, welche Vorzüge die deutschen Märkte wegen größerer Wohlfeilheit der Ware vor den englischen und anderen gewähren, so daß es in der Tat die größte Torheit sein würde, den Handel mit Deutschland zu benachteiligen. Der Senator Calhoun hat diese Ansicht sogleich aufgefaßt und wird von dem in dem gedachten Bericht und in meinem Aufsatz enthaltenen Bemerkungen im nächsten Kongreß Gebrauch machen. Es ist zu hoffen, daß die Vereinigten Staaten das seit dem Jahre 1815 von ihnen befolgte Reziprozitätssystem nicht aufgeben werden. Es würde dadurch ein neuer künstlicher, der Freiheit des Verkehrs schädlicher Zustand entstehen, unter dem der Produzent und der Konsument notwendig leiden müßten, und der vermutlich nicht einmal dem Reeder von Nutzen sein würde. Es würde auch eine Inkonsequenz von den Vereinigten Staaten sein, den Warendurchgang durch die deutschen Häfen nach und von dem Innern von Deutschland zu erschweren, während sie sich in dem Traktat mit Sardinien den freien Durchgang stipuliert haben. Es entsteht aber bei dieser Gelegenheit eine andere sehr wichtige Frage, nämlich die: Ob wir uns nicht bei Erneuerung unseres Traktats mit den Vereinigten Staaten (der dann zugleich im Namen der übrigen Zollvereinsstaaten abzuschließen sein dürfte) stipulieren müßten, daß die mit deutschen Waren befrachteten, von deutschen Häfen abgehenden deutschen Schiffe, und namentlich die der Hansestädte, als die natürlichen Verführer (carriers) deutscher Waren bei der Ankunft in den Vereinigten Staaten in Beziehung auf Schifffahrtsabgaben sowohl als auf Warenzölle den Schiffen der Vereinigten Staaten gleich behandelt werden sollten. Wie die Sache jetzt steht, sind wir offenbar im Nachteil. Der Art. 5 unseres Traktats mit den Vereinigten Staaten verbietet zwar die Erhebung von Unterschiedswarenzöllen, allein die Vereinigten Staaten, die nur zur See zugänglich sind, können, ohne preußische Waren einem Unterschiedszolle zu unterwerfen, indirekt denselben Zweck erreichen, indem sie das Reziprozitätssystem mit den deutschen Hafenstädten, namentlich den Hansestädten, den natürlichen Verführern deutscher Waren, aufgeben und so das in der Akte vom 20ten 1790 Unterschiedstonnengeld und den im 10ten Abschnitt der Akte vom 14ten Juli 1832 Unterschiedswarenzoll erheben – Abgaben, die sie auch nach Willkür erheben können, während wir, bei unserer gehinderten Lage, von den deutschen Nordseehäfen abgeschnitten, durch den Art. 5 unseres Traktats gebunden sind, von amerikanischen Produkten bei ihrem Eingange über

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die Landesgrenze keine Unterschiedsabgaben237 zu erheben und es der Diskretion der deutschen Hafenstädter überlassen müssen, ob sie zu Retorsionsmaßregeln gegen die Vereinigten Staaten schreiten wollen oder nicht.“ Der Preußische Minister der auswärtigen Angelegenheiten Freiherr von Werther238 am 30.6. 1841 zu den augenblicklichen Wirtschaftsbeziehungen zu den USA in einem Erlass an die preußischen Gesandten und Geschäftsträger in München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe, Kassel, Darmstadt und dem Großherzoglich Sächsischen Geheimen Staatsministerium in Weimar mitgeteilt239. „Bereits im Jahre 1836 hatte der hiesige jetzige Gesandte, damals Geschäftsträger der Vereinigten Staaten von Nordamerika Herr Wheaton dem u. M. den Wunsch seines Gouvernements zu erkennen gegeben, mit Preußen und den übrigen Staaten des Zollvereins einen Handelsvertrag abzuschließen. In Erwartung bestimmterer Eröffnungen über die Tendenz der jenseitigen Vorschläge konnte sich das u. M. damals vorerst nur darauf beschränken, denjenigen Vereinsregierungen vorläufig Mitteilung hiervon zu machen, deren hier anwesenden Gesandten Herr Wheaton früher schon mit dem gedachten Wunsche seines Gouvernements bekannt gemacht hatte. Ein Weiteres vermochte jener Zeit in dieser Angelegenheit nicht veranlaßt zu werden, indem solche fast zwei Jahre hindurch von Seiten des genannten Gesandten nicht weiter verfolgt wurde. Erst im März des Jahres 1838 nahm derselbe die Verhandlungen wieder auf. Bei näherer Darlegung der dortseitigen Anträge wurde unter den wichtigsten Mitteln zur Vermehrung des Handelsverkehrs zwischen beiden Teilen insbesondere die Ermäßigung oder Modifikation der Eingangsabgabe des Zollvereins auf Tabak aufgestellt und zugleich die Hoffnung ausgesprochen, daß Preußen die nächste geeignete Gelegenheit benutzen möge, um sich mit seinen Zollverbündeten hierüber zu beraten. Diesem Wunsche wurde entsprochen. Bei Gelegenheit der damaligen Generalkonferenz des Zollvereins in Dresden fand eine gemeinsame Beratung insbesondere auch über die von der Regierung der Vereinigten Staaten befürwortete Zollermäßigung mit Tabak statt, deren von sämtlichen Vereinsmitgliedern im Wege der Korrespondenz mit dem u. M. bestätigten Resultat dahin ging, daß die beantragte Ermäßigung des Eingangszolls auf nordamerikanischen Tabak abgelehnt werden möge. Das u. M. hat nicht ermangelt, dem genannten Gesandten solches zu eröffnen.

237

Unterschiedsabgaben sind Zölle, die entsprechend dem Herkunftsland variieren. Zum Beispiel verzollen die USA Wein aus Preußen anders als den Wein aus Frankreich. 238 Heinrich Freiherr von Werther (1772 – 1859) war Preußischer Minister der auswärtigen Angelegenheiten von 1837 bis 41. 239 GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5275, Bl. 104 – 111, Konzept.

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Inzwischen wurde von jener Zeit ab die in Rede stehende Frage von dem Herrn Wheaton wiederholt hierselbst in Anregung gebracht. Besondere Veranlassung hierzu gab die bekannte Sendung des Agenten Dodge, welcher in einer Denkschrift den Beweis zu führen bemüht war, daß die gewünschte Herabsetzung weder auf den Ertrag des Zolles nachteilig einwirken noch das Interesse des vereinsländischen Tabakbaues beeinträchtigen werde. In Rücksicht auf die bereits vorliegenden übereinstimmenden Ansichten sämtlicher Vereinsglieder hat man diesseits keinen Anstand nehmen können, dem nordamerikanischen Gesandten unter ausführlicher Widerlegung der Dodgeschen Denkschrift ablehnende Antworten mitzuteilen. Nachdem jedoch neuerdings nach längerem Zwischenraum wiederum eine Note des genannten Gesandten eingegangen ist, in welcher derselbe Gegenstand abermals und zwar auf eine dringendere Weise zur Sprache gebracht wird, glauben wir, über die gegenwärtige Lage der Sache mit den Vereinsgliedern in Korrespondenz treten zu müssen. In dieser eben erwähnten, in der französischen Originalübersetzung abschriftlich anliegenden Note wird unter Hinweisung auf die Tariferhöhungen, mit welchen das Gouvernement der Vereinigten Staaten der Angabe nach umgeht, die bestimmte Frage vorgelegt: Ob und inwieweit Preußen und seine Zollverbündeten geneigt seien, ihre gegenwärtige Eingangsabgabe vom Blättertabak in Erwiderung entsprechender Ermäßigung der Eingangsabgabe von Erzeugnissen der Zollvereinsstaaten zu vermindern, welche in den Vereinigten Staaten bestehen oder vor Beendigung der Unterhandlungen auferlegt werden könnten? Wenn es hiernach einesteils für wahrscheinlicher als bisher angenommen werden dürfte, daß eine erhebliche Zollbelegung mancher Artikel der diesseitigen Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten bevorstehe, welche zum Teil durch Zugeständnisse von Seiten des Zollvereins abgewendet werden könnte, so erschien es doch andererseits nach dem ferneren Inhalt der Note nicht zweifelhaft, daß den in Aussicht gestellten Ermäßigungen der Eingangsabgaben von diesseitigen Erzeugnissen nicht etwa besondere, lediglich auf vereinsländischem Ursprunge beruhende Einfuhrbegünstigungen zu verstehen seien. Hinzu kam, daß der Zeitpunkt überhaupt zu einer Negotiation mit den Freistaaten in mehr als einer Hinsicht nicht als günstig betrachtet werden konnte. Zuvörderst hat nach den von Seiten des k. Finanzministeriums eingezogenen Nachrichten die Einstellung der Barzahlungen der meisten nordamerikanischen Banken den vereinsländischen Handelsstand so entmutigt, daß die Unternehmungen dorthin fast gänzlich ruhen; es läßt sich unter diesen Umständen von der Abwendung einzelner Zollerhöhungen oder selbst von einzelnen Zollerleichterungen wenig Erfolg erwarten. Vielmehr wird nur eine dauernde Besserung des Kredits die Geschäfte wieder zu beleben um so mehr geeignet sein, besonders da der dortige Markt noch mit alten Vorräten überführt ist. Hinzu kommt, daß der vormalige Überfluß in dem Schatze der Vereinigten Staaten sich in Mangel umgewandelt hat,

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so daß die dortige Verwaltung schon aus finanziellen Rücksichten vor allem auf eine Erhöhung der Zollintraden Bedacht nehmen zu müssen schien und es sich mit Gewißheit voraussehen lassen dürfte, dieselbe werde sich genötigt finden, nicht nur den sogenannten Kompromißakt vom 2ten März 1833, welcher erst am 30ten Juni 1842 seine völlige Entwicklung erlangen, damit aber das Einkommen um 5 Millionen Dollars nach Angabe des nordamerikanischen Gesandten verringern wird, zu suspendieren, sondern auch Gegenstände, die bisher zollfrei gewesen, wie Seidenund leinene Stoffe einer Abgabe zu unterwerfen. Nur darauf, daß die neuen Abgaben nicht mehr betragen würden als für das finanzielle Bedürfnis unentbehrlich ist, konnte man bei dem Konflikte der Interessen zwischen den südlichen und nördlichen Staaten der Union, den produzierenden und fabrizierenden, mit einiger Beruhigung rechnen. In dieser Lage befand sich die vorliegende Angelegenheit und das u. M. stand im Begriffe, mit den Vereinsgliedern darüber in Kommunikation zu treten, als demselben auf zuverlässigem Wege neuere Nachrichten aus den Vereinigten Staaten zugingen, demzufolge die Sache eine andere und allem Anscheine nach günstigere Wendung genommen hat. Nach den letzten Mitteilungen des k. Ministerresidenten in Washington ist durchaus nicht mehr zu befürchten, daß die partikularen Interessen der Tabakpflanzer die Oberhand behalten werden. Schon haben sich einzelne Stimmen dahin ausgesprochen, daß durch Retorsionsmaßregeln mehr geschadet als genutzt werden würde und daß, wenn Luxusartikel, namentlich Wein und Seidenwaren höher oder überhaupt besteuert würden, so viel weniger davon dort verkauft, mithin auch so viel weniger Tabak, Reis und Baumwolle gekauft werden würde, indem Einfuhren und Ausfuhren durch einander bedingt wären. Besonders in Virginien soll diese Ansicht vielen Anklang gefunden haben, selbst die dortigen Tabakpflanzer sollen anfangen, sich zu überzeugen, daß jede Störung des jetzigen Ganges des Tabakhandels ihnen möglicherweise nachteilig werden könnte, nur die Pflanzer von Maryland sollen noch auf den sogenannten Retorsionsmaßregeln bestehen. Man glaubt zwar immer noch, daß aus finanziellen Rücksichten gewisse Artikel einem Zolle oder, insofern sie schon besteuert sind, einem erhöhten Zolle unterworfen werden müssten, allein der k. Ministerresident bemerkt ausdrücklich, daß sich unter den durch den Tod des Präsidenten Harrison herbeigeführten gänzlich veränderten Kombinationen die Beschlußnahmen auch nur mit Wahrscheinlichkeit noch gar nicht vorhersehen lassen. Auf die in der Anlage befindliche Note des Herrn Wheaton, welche das u. M. dem genannten Ministerresidenten mitzuteilen nicht ermangelt hat, glaubt derselbe unter diesen Umständen kein Gewicht legen und sogar der Meinung Raum geben zu dürfen, daß letzterer dieselbe aus eigenem Antriebe und ohne bestimmte Anweisung des ehemaligen Staatssekretärs erlassen habe, weil der letztere anerkannter Maßen dieser ganzen Negotiation nicht die geringste Bedeutung beigelegt habe und schwerlich einen so unpassenden Zeitpunkt gewählt haben würde, dem hiesigen Gesandten neue Instruktionen zu erteilen.

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Was insbesondere die Frage angeht, ob der am 31ten Mai d. J. zusammengetretene Kongreß bei der bevorstehenden Revision des Tarifs sich geneigt zeigen werde, Artikel, die für den Zollverein von Interesse sind zu verschonen, wenn dagegen der Eingangszoll auf Tabak herabgesetzt würde, so glaubt der k. Ministerresident nicht, daß dergleichen Rücksichten Eingang finden würden. Keinesfalls, bemerkt derselbe ferner, würden die Tabakpflanzer, deren Aufregung übrigens auch sehr nachgelassen habe, stark genug sein, um im Kongreß irgendetwas durchzusetzen, auch glaubt derselbe vorhersehen zu können, daß die etwa aufzulegenden Zölle mit der Drohung der Tabakpflanzer gar nicht in Zusammenhang gebracht werden dürften, indem, wenn man sich zu einer Erhöhung des Tarifs entschließen sollte, dies aus keinem anderen Grund als zur Deckung finanzieller Bedürfnisse geschehen werde. Bei dieser in der Lage der Sache eingetretenen Wendung möchte es scheinen, als ob nunmehr die in Rede stehende Frage wegen Ermäßigung des Eingangszolls auf Tabak vorläufig auf sich dürfte beruhen können. Gleichwohl glaubt das k. Finanzministerium, daß es weiterhin für möglicherweise eintretende Fälle angemessen sei, eine Herabsetzung des vereinsländischen Zolles von Tabakblättern auf 4 % (?), die schon in dem Schlußprotokolle zu dem Vertrage vom 8ten d. J. wegen der Fortdauer des Zollvereins aus einem anderen Gesichtspunkte für nicht unzulässig erachtet worden ist, in Rücksicht auf die nordamerikanischerseits zu erkennen gegebene Bereitwilligkeit, entsprechende Zollermäßigungen dafür eintreten zu lassen, in neue Erwägung zu nehmen. Indem das königliche Finanzministerium die Entscheidung, für welche speziellen Gegenstände in welchem Maße dagegen eine Verminderung des jenseitigen Eingangszolls etwa noch besonders in Anspruch zu nehmen sein werde, weiterer Erörterung vorzubehalten wünscht, glaubt dasselbe sich vorerst auf die Bemerkung beschränken zu können, daß es für den Handel der Zollvereinsstaaten nicht allein auf Beibehaltung der günstigen Bestimmungen des bisherigen Tarifs, sondern namentlich auf Verminderung der zu hohen Sätze: für baumwollene Gewebe und Strumpfwaren 23 3/20 p. Ct. für Quincailleriewaren 26 3/10 p. Ct. für Wollenwaren aus Streichgarn und halbwollene Waren 38 9/10 p. Ct. ankommen würde. Ew. Pp. ersucht das u. M. vorstehende Bemerkungen unter Beifügung der anliegenden Note mit dem Bemerken, daß die mit derselben von p. Dodge entworfene Beantwortung der diesseitigen oben erwähnten Gegendenkschrift in so hohem Grade oberflächliche und einflußlose Bemerkungen enthält, daß es ebenso wenig der Mühe einer Erwiderung wie einer Mitteilung an die Vereinsglieder hat wert erscheinen können, dem Herrn (Name) unter dem Ersuchen mitzuteilen, Ihnen die Ansicht der dortigen Regierung über eine etwaige Ermäßigung der Eingangsabgaben vom Blättertabak bis auf 4 rHs(?) zu eröffnen.“

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IV. Am 8.4. 1841 aus Washington an den König240 – Tod des Präsidenten Harrison – Sein Leichenbegängnis „Das Regiment des Präsidenten ist nur von kurzer Dauer gewesen. Er starb am 4ten d. M. nach einem kurzen Krankenlager von kaum acht Tagen. Es war vorauszusehen, daß die ungewohnte Anstrengung und Aufregung der letzten Zeit die Kräfte des alten Mannes übersteigen würden. Doch vermutete niemand seinen Tod so bald; aber die unregelmäßige Lebensart, beständiges Überlaufen von Leuten, die sich um Stellen bewarben, zu vieles Essen und Trinken, alles dies zog ihm eine Erkältung und eine Unterleibsentzündung zu, der er erlag. (…)“ – Ankunft des Vizepräsidenten Tyler – Seine Politik „Alles ist jetzt in gespannter Erwartung, welche Politik Tyler befolgen wird; die Mitglieder des Kabinetts hat er einstweilen beibehalten, allein man kann daraus noch wenig schließen; jedenfalls werden alle Kombinationen der Whig-Partei durch den Tod Harrisons völlig zerstört werden. Der alte Harrison war gänzlich unfähig, das Amt des Präsidenten zu verwalten, eine völlige Null. Webster war der eigentliche Präsident der Vereinigten Staaten, ihm überließ Harrison alles. Das anliegende Circular, worin Webster als Premier-Minister spricht und im Namen des Präsidenten Befehle an die übrigen Minister erteilt (etwas bisher hier völlig Unbekanntes), beweist zur Genüge, welche Stellung er sich anmaßte.“ – Die Extrasession „Der zum 31. Mai c. zusammenberufene außerordentliche Kongreß war dazu bestimmt, alle die Websterschen Ultra-Whig-Maßregeln, Nationalbank, Nationalschuld, Erhöhung des Tarifs, Distribution der Landrevenüen241, Bankerottgesetz etc etc zur Ausführung zu bringen. Jetzt fragt es sich: Wird Tyler damit einverstanden sein oder eine andere Politik befolgen? (…) So viel ist jedenfalls gewiß, daß er ein Geschäftsmann ist, daß er Harrison bei weitem übersieht und daß er selbst verwalten und seinem Kabinett nicht alles überlassen wird. (…) Van Buren soll der Meinung sein, daß wenn das Harrison-Webster-Regiment fortgedauert hätte, sich der alte Harrison so lächerlich gemacht haben würde (womit er in der Tat schon einen starken Anfang gemacht hatte), und daß Webster mit seinem anmaßenden Wesen sich so unpopulär gemacht haben würde, daß an seiner (Van Burens) Wiedererwählung kein Zweifel hätte sein können. In der Tat war Grund genug für die Van Burensche Vermutung vorhanden. Das oben angezogene Circular allein hat schon sehr dazu beigetragen, Webster und die Partei verhaßt zu machen. Er verbietet darin den Beamten, sich in die Wahlen zu mischen (…)“ – Bank der Vereinigten Staaten

240 Rönne hat den Bericht versehentlich auf den 8. März datiert. Im Bericht wird richtig gesagt, dass Harrison „am 4. d. M.“ starb. Harrison starb am 4. April. 241 Es ging um die Verteilung der Einkünfte aus dem Verkauf von Staatsland.

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„Es hat kürzlich eine Prüfung der Angelegenheiten der alten Bank der Vereinigten Staaten durch ein von den Aktionärs dazu ernanntes Committee statt gefunden, welche die außerordentlichsten und unerwartetsten Aufschlüsse gegeben haben soll. Der Bericht wird in einigen Tagen erwartet; der ehemalige Präsident der Bank, Biddle, und die übrigen Beamten haben sich beständig, ohne einmal eine Quittung darüber zu geben, Geld nach Gefallen aus der Bank genommen; der Kassierer Jandon hat für 1 12 jährige Dienste eine Remuneration von $ 318,000 bekommen, Biddle hat bei seinem Abgange eine Schuld von $ 300,000 mit TexasStaatspapieren bezahlt, die nicht 5 pct Wert waren und die man gleichwohl zum Pari von ihm angenommen hat, (…) das Ganze ist ein Gewebe von Mißbräuchen und Betrügereien, die niemand in dem Grade erwartet hat und die dem Publikum die Augen öffnen werden; es ist Zeit, dem ein Ziel zu setzen, wenn das Land nicht zu Grunde gehen soll, (…)“ – Fall des McLeod – Beilegung des Streites zwischen den Senatoren Clay und King. V. Am 25.4. 1841 aus Washington an den König – Präsident Tylers Proklamation – Auswärtige Verhältnisse – Einmischung der Beamten in die Politik – Subtreasury-System – Nationalbank – Nationalschuld „Seit Erstattung meines alleruntertänigsten Berichts vom 8ten d. M. hat der neue Präsident Tyler die anliegende Proklamation v. 9ten d. M. erlassen, worin er die Grundsätze ausspricht, die bei seiner Verwaltung für ihn leitend sein sollen. Die Whigs sind keineswegs damit zufrieden, daß der Präsident sich nicht entschiedener für die von ihnen gewünschten Maßregeln ausspricht, geben sich aber doch den Anschein, als wenn die Proklamation darüber keinen Zweifel lasse. Die Locofocos dagegen wollen darin geradezu einen Abfall des Präsidenten von den Whigs erblicken, während die Konservativen, vielleicht mit dem meisten Recht, behaupten, der Präsident habe darin die richtige Mitte gehalten. (…)“ – Das Kabinett – Die Extrasession – Harrisons Leichenbegängnis – Präsentation des Diplomatischen Korps „Gestern wurde das Diplomatische Korps dem neuen Präsidenten vorgestellt, bei welcher Gelegenheit der Russische Gesandte Bodisco, da der britische Gesandte Fox krank war, eine kurze Anrede hielt, die der Präsident kurz beantwortete; beide waren von keiner Bedeutung; darauf wurden wir dem Präsidenten einzeln vorgestellt und er sagte einem jeden von uns etwas Passendes, Artiges und Freundliches; er besitzt in hohem Grade das Talent, aus dem Stegreif zu sprechen und hat bei einem einnehmenden Wesen viel Würde und Anstand, sein Benehmen fand allgemeine Anerkennung und übertraf bei weitem alles was ich hier in der Art gesehen habe.“

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– Fall des McLeod – Die mexikanische Kommission. VI. Am 9.6. 1841 aus Washington an den König – Außerordentlicher Kongress – Stand der Parteien „Der von dem verstorbenen Präsidenten Harrison berufene außerordentliche Kongreß hat sich am 31sten v. M. versammelt. Schon vorher gaben sich Zeichen von Uneinigkeit in den verschieden Parteien kund (…) Auch in den Reihen der demokratischen Partei haben sich Uneinigkeiten gezeigt. Der Commodore Steward von der Navy ist von einem Teil der Demokraten Pennsylvaniens zum nächsten Präsidenten vorgeschlagen. Dies ist aber eine bloße Demonstration gegen Van Buren, jedenfalls sind die Demokraten als Partei immer noch stärker und besser organisiert als die Whigs; aber im Grund sind die alten Parteien ganz verschwunden. Auch spricht man gar nicht mehr von Whigs, Locofocos etc, sondern nur von Tyler-men, Clay-men, Webster-men, Calhoun-men etc etc. Von Grundsätzen ist nicht mehr die Rede, nur von Personen. Jeder geht seinem persönlichen Vorteil nach, jeder strebt nur nach Macht, um sich zu bereichern, von wahrem Patriotismus findet man selten, fast nie, eine Spur. Unter diesen Umständen fehlt es der jetzigen Administrationspartei – wenn man überhaupt von einer solchen reden kann – noch an aller Organisation und Einheit, und es ist komisch im Hause der Repräsentanten zu sehen, wie jeder sich Mühe gibt, die Rolle eines Stimmführers (leaders) zu spielen. Erst im ferneren Verlauf der gegenwärtigen Sitzung werden sich die neuen Parteien gestalten.“ – Titel Tylers – Botschaft des Präsidenten – Inhalt derselben „Die Botschaft ergibt auf den ersten Blick, daß Tyler seinen eigenen Weg zu gehen gesonnen ist. Selbst der National Intelligencer, das Organ der Administration – eigentlich Clays Organ – gesteht, daß die Botschaft manche eigentümliche, von denen des Intelligencer abweichende Ansichten enthalte. Auch ergibt sich keineswegs eine durchgehende Übereinstimmung mit den die Botschaft begleitenden, gleichfalls anliegenden Berichten der Mitglieder des Kabinetts. (…) Bei Berührung der auswärtigen Angelegenheiten vermeidet er es, über den Fall des McLeod eine eigene Ansicht auszusprechen, sondern bezieht sich bloß auf die der Botschaft beigefügte Korrespondenz zwischen Fox und Webster. (…) Die Note Websters ist gut geschrieben und auch insofern interessant, als sie die zweite von der ersten ganz unabhängige Frage erörtert, ob die britisch-kanadischen Autoritäten im Wege der Selbsthülfe das Recht hatten, das Dampfschiff Caroline242 zu ver-

242 Am 29.12. 1837 hatte die britische Marine die „Caroline“, die die aufständischen Kanadier und ihre US-Unterstützer mit Waffen und Nahrung versorgte, geentert und die Niagarafälle hinabstürzen lassen. Auf britischer Seite war McLeod beteiligt.

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nichten. Webster erkennt das Prinzip an, bestreitet aber, daß der Fall der Notwehr vorhanden gewesen sei. Die beiden anderen von Tyler in Bezug genommenen Papiere Websters betreffen den Sundzoll und den deutschen Zollverein. Es wird nicht recht passend gefunden, dergleichen oberflächlich und mit wenig Geist abgefaßte – eigentlich bloß statistische Angaben enthaltende – Papiere dem Kongreß mit der Eröffnungsbotschaft vorzulegen. Es scheint dabei hauptsächlich darauf abgesehen zu sein, beim Kongreß den Eindruck der Wichtigkeit der in Bezug genommenen Negotiationen und das desfallsigen Fortbestehens der betreffenden Missionen hervorzubringen, und es ist nur zu wünschen, daß man hier nicht ein System von Schwierigkeiten und Hindernissen des Verkehrs mit den Zollvereinsstaaten erfindet, um demnächst ein wirkliches Bedürfnis von Negotiationen zur Wiederherstellung des jetzt bestehenden freien Verkehrs hervorzurufen. Ich werde über den Gegenstand besonders berichten. Nachdem der Präsident bemerkt hat, daß die letzte Volkszählung eine Bevölkerung von 17 Millionen ergeben habe, die sich vermutlich in 23 Jahren verdoppeln würde, und daß die Vereinigten Staaten noch 770 Millionen acres unbebautes Land hätten, fordert er die Ausländer zur Einwanderung auf, und auch darin unterscheidet er sich von den Whigs, die bekanntlich aus politischen Rücksichten immer der Einwanderung abhold waren und zur Verhütung derselben sogenannte Native American Societies gebildet haben. Der Präsident geht dann unter Bezugnahme auf den Bericht des Sekretärs der Schatzkammer auf die Finanzen über und sagt, daß am Ende dieses Jahres ein Defizit von $ 11,406,000 Vorhanden sein würde, und daß sich dasselbe am 1sten September d. J. schon auf $ 14,845,000243 belaufen dürfte. Der Sekretär der Schatzkammer schlägt deshalb eine Auflage von 20 pct vom Wert auf alle jetzt zollfreien Artikel vor; der Präsident selbst spricht sich nicht so entscheidend aus, empfiehlt aber ein Festhalten an der Compromise Act und zugleich ein System der Unterschiedsabgaben; (…)“ – Maßregeln des Kongresses – Rückkehr der Fregatte „Brandynine“ – Diner beim Präsidenten Nachträge vom 10. Juni: – Fall des McLeod – Tarif „Im Senat gab (es) heute morgen (…) Veranlassung zu einer Debatte in Betreff der Korrespondenz zwischen Fox und Webster über den Fall des McLeod. Der 243 Rönne schreibt in seinem Bericht $ 4,845,000, was aber ein Versehen darstellt, wie der Zusammenhang ergibt.

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Senator Buchanan bestritt die Richtigkeit der Websterschen Ansichten und Argumente, während Rives die Administration verteidigte. Webster, bei dem ich diesen Mittag aß, sagte mir, daß morgen der Senator Choate244 von Massachusetts, den er seinen Repräsentanten nannte, über denselben Gegenstand sprechen würde, und er bat mich, der Debatte beizuwohnen. Es herrscht zwischen Webster und Rives viel Eifersucht, und Webster fürchtet, daß Rives ihm nicht volle Gerechtigkeit widerfahren lassen wird, weshalb er sich lieber durch Choate rechtfertigen läßt. Im (Repräsentanten-) Hause scheint man gar nicht geneigt zu sein, etwas zu tun. Man organisiert noch immer und hat bis jetzt fast nur über die Abolitionsfrage gesprochen. Die Antitarifpartei gründet darauf die Hoffnung, daß der Tarif gar nicht berührt werden und daß man sich vielleicht bloß darauf beschränken wird, $ 5 bis 6 MillionenTresorscheine zu emittieren. Der Präsident, den ich diesen Abend besuchte, beklagte sich auch darüber, daß das Haus gar nicht zur Sache selbst komme. Er wünscht sehr hier wegzukommen und nach den Bädern Virginiens zu gehen, die er jeden Sommer zu besuchen pflegt.“ VII. Am 12.7. 1841 aus Washington an den König – Uneinigkeit unter der Administrationspartei – Die Bank Bill im Senat – Die Distribution der Landesrevenuen „Die wichtigste, aber auch leider für unsere vaterländischen Interessen nachteiligste Maßregel des Hauses der Repräsentanten, ist das Passieren der Bill wegen Verteilung der Kaufgelder der öffentlichen Ländereien unter die einzelnen Staaten; denn wenn man eine jährliche Revenue von $ 3 bis 4 Millionen weggibt, so ist man freilich genötigt, das Defizit durch eine Erhöhung des Tarifs zu decken. Die Bill passierte übrigens nur mit einer kleinen Majorität – 116 gegen 108, und die Gegner hoffen noch, daß sie im Senat nicht passieren wird. Die meisten Einwendungen hat man gegen die Bestimmung, daß nur ein ausbrechender Krieg die Verteilung suspendieren soll. Man sagt – mit Anspielung auf die Zerstörung des Dampfschiffes Caroline, die Staaten würden sich in Zukunft jede Beleidigung von fremden Nationen gefallen lassen, um nur einen Krieg zu vermeiden und die Einnahme von den öffentlichen Ländereien nicht zu verlieren.“ – Die Anleihe von $ 12 Millionen – Der Tarif „Das Committee des Hauses für die Mittel und Wege (ways and means) ist gegenwärtig damit beschäftigt, die vom Sekretär der Schatzkammer vorgeschlagene Bill wegen Erhebung eines Zolles von 20 pct von allen jetzt zollfreien Artikeln zu entwerfen. Um die etwaige Opposition von Seiten der östlichen Fabrikanten zu 244 Choate, Rufus (1799 – 1859) Whig, Representative von Massachusetts 1831 – 34, USSenator 1839 – 45.

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vermeiden, soll das Committee beabsichtigen, einige zum Gebrauch hiesiger Fabriken dienende Gegenstände, als Lumpen, wohlfeile Wolle etc auszumachen, und es heißt, daß das Committee die Bill noch in dieser Woche einbringen wird. Vorgeschlagen soll darin auch werden, die Bill schon am 1sten September in Wirksamkeit treten zu lassen, was nicht einmal erlauben würde, dem Auslande zeitige Notiz zu geben. Da die Maßregel ebenfalls als von Clay ausgehend zu betrachten ist, so hoffe ich, daß sie nicht durchgehen wird. Der Präsident ist keineswegs dafür und die Webster-Partei – die im Hause durch Cushing vertreten wird und die anfangs das lauteste Geschrei für den Tarif erhob – scheint jetzt auch dagegen zu sein. Cushing sagte mir noch gestern, die östlichen Fabrikanten wünschten Stabilität und wären keine Freunde von temporären Maßregeln. Sie schienen daher dafür zu sein, in dieser Sitzung die Tariffrage unberührt zu lassen, wünschten aber die Ernennung eines Komitees zur Untersuchung und Ermittlung der allseitigen Wünsche und Bedürfnisse – nach Art des vom englischen Parlament ernannten, damit auf Grund dieser Ermittlungen alle etwaigen Abänderungen des Tarifs auf einmal definitiv vorgenommen werden könnten, und hiermit sei auch der Präsident einverstanden. Ich glaube nun zwar, daß diese plötzliche Änderung der Meinung Cushings wohl mehr in dem oben bemerkten Wunsche der Webster-Partei, sich dem Präsidenten anzuschließen, als in dem Interesse der östlichen Fabrikanten ihren Grund hat. Wie dem aber auch sei, jedenfalls darf man sich unter diesen Umständen der Hoffnung überlassen, daß für jetzt kein voreiliger Schritt geschehen wird. Die Anleihe von $ 12 Millionen wird das Gouvernement auch ohne die beabsichtigte Erhebung von 20 pct in den Stand setzen, einstweilen die nötigen Ausgaben zu bestreiten.“ – Tod des Generals Macomb245 – General Scott – Leiche Harrisons – Bewilligung von $ 25 000 an seine Familie – Bewerbungen um fremde Missionen – Dauer des außerordentlichen Kongresses. VIII. Am 4.8. 1841 aus Washington an den König – Fortschritte des Kongresses – Loan Bill – Home Squadron – Bank Bill „Am meisten zu schaffen macht die Bank Bill. Sie ist im Senat nicht mit dem in meinem letzten alleruntertänigsten Bericht erwähnten Amendement von Rives, sondern mit einem anderen von Caly vorgeschlagenen Amendement passiert, welches zwar auch die Zustimmung der einzelnen Staaten zur Errichtung von Zweigbanken erfordert, dem Kongreß aber das Recht vorbehält, der Weigerung eines Staats ungeachtet, dennoch Zweigbanken in demselben zu errichten, wenn die Notwendigkeit dies erheischen sollte. (…) Im Hause, wo Clay eine große Majorität hat, ist man in diesem Augenblicke mit der Bill beschäftigt und sie wird vermutlich 245 Macomb, Alexander jr, Chief General der US-Army 1828 – 41. An seine Stelle trat 1841 General Scott, der der führende Militär bis 1861 war.

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noch in dieser Woche passieren. Dann entsteht aber die Frage: Wird der Präsident die Bill zeichnen? (…) Bei Entscheidung dieser Bankfrage spielt die Hautsache nur eine untergeordnete Rolle, man hört davon gar nicht reden. Niemand fragt: Was wird das Land, sondern nur, was wird diese oder jene Partei, dies oder jenes Individuum dabei gewinnen oder verlieren? Diese Rücksicht wird auch für den Präsidenten leitend sein (…)“ – Tarif Bill – Stand der Parteien – Auswärtige Missionen – Abgang des österreichischen Gesandten Baron Mareschall – Mission in Brasilien „Die Ernennungen zu den auswärtigen Missionen sind schon vor 14 Tagen vom Präsidenten an den Senat gesandt: Wheaton bleibt in Berlin und Cass in Paris, nach England ist der ehemalige Gouverneur Everett von Massachusetts ernannt, nach Petersburg der Oberst Todd246 (ein unbedeutender Mensch und noch ein Vermächtnis des Präsidenten Harrison, dessen aide de camp er früher war und der ihm eigentlich die Stelle in Wien versprochen hatte), nach Wien geht Jenifer, die Stelle in Madrid ist noch unbesetzt. Es sind auch eine Menge Geschäftsträger ernannt, unter andern nach Kopenhagen ein gewisser Jackson247 aus Philadelphia, Schwager des Senators Bayard248. Jackson ist der einzige, der vom Senat bereits konfirmiert ist. Die übrigen Ernennungen liegen noch dem Senat vor, und einige davon, namentlich die Ernennung Everetts, sollen vielen Widerstand finden, angeblich weil Everett (der früher Professor in Cambridge und unitarischer Prediger) zwar ein gelehrter Mann, aber kein Geschäftsmann sei, eigentlich aber, weil er sich bei der letzten Gouverneurswahl in Massachusetts öffentlich zu Gunsten der Abolitionisten ausgesprochen hat. Webster sagte mir vor einigen Tagen, daß alle diese Ernennungen auf unbedeutende und zum Teil ganz unbrauchbare Personen gefallen wären. Jedermann will hier eine auswärtige Mission haben, ohne die geringsten Fähigkeiten dazu zu besitzen, ja ohne irgend eine fremde Sprache zu verstehen. Besonders stark sei die Bewerbung um die Geschäftsträgerstellen, die die bedeutenderen Männer nicht wollten, die aber jeder kleine ,country-lawyer‘ als ein Mittel betrachte, seine Schulden zu bezahlen. Er habe die Absicht, dem ganzen Geschäftsträgerwesen ein Ende zu machen und gar keinen, die verschiedenen Staaten ohnehin nur kränkenden Unterschied zu machen, sondern allenthalben Gesandte hinzuschicken. Auch sei es seine Absicht, dem System der ,outfits‘ ($ 9000 für einen Gesandten und $ 4500 für 246

Todd, Charles S. (1791 – 1871), US-Gesandter in St. Petersburg 1841 – 46. Jackson, Isaac Rand, Chargé d’Affaires in Kopenhagen 1841/42. 248 Bayard, Richard Henry (1796 – 1868), Anti-Jacksonian, Whig, US-Senator von Delaware 1835 – 39, 1841 – 44, Chargé d’Affaires in Belgien 1850 – 53. 247

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einen Geschäftsträger) ein Ende zu machen, da dies Geld doch niemals zu dem beabsichtigten Zweck verwandt würde. Er meinte, die beiden einzigen zweckmäßigen Ernennungen wären die Everetts und Jacksons, die anderen Männer wären die Freunde Harrisons oder Tylers, und er (Webster) habe damit nichts zu tun gehabt. Im Grunde hat er Recht, Jenifer und Todd werden allerdings eine klägliche Rolle in Wien und Petersburg spielen. Übrigens sagt man, daß Everett seine Ernennung dem Umstande zu verdanken habe, daß Webster seinem reichen Schwiegervater, Brooks in Boston, bedeutend verschuldet sei, und Jackson dem Umstande, daß der sowohl als sein Schwager, der Senator Bayard (der an der Spitze des Bank-UntersuchungsKomitees in Philadelphia steht), dadurch vermocht worden sei, die Liste der nicht realisierbaren $ 29 Millionen (worunter Webster mit über $ 100 000 figuriert) nicht zu publizieren. Über den hiesigen britischen Gesandten Fox äußerte Webster, er hoffe, das ToryMinisterium werde ihn zurückberufen. Er sei nicht der Mann für dies Land. Wahr ist es, daß man Fox nirgends sieht. Er schließt sich gänzlich in seinem Hause ein, schläft bei Tage und lebt bei Nacht. Wer ihn sehen will, muß ihn schriftlich um eine Audienz bitten. Gegenbesuch macht er bei niemand, selbst nicht bei den ersten seiner Landsleute, die ihm Empfehlungsbriefe von Lord Palmerston bringen. Übrigens ist er ein kenntnisreicher und talentvoller Mann. Der hiesige Kaiserlich Österreichische Gesandte, General Baron von Mareschall, ist zum Gesandten in Portugal ernannt, wohin er ehestens abgehen wird Man verliert ihn hier ungern. Der bisherige Geschäftsträger Hunter in Brasilien ist zum Gesandten daselbst ernannt und der Commodore Morris wird ihm die Ernennung in einem Linienschiffe überbringen, sobald die Konfirmation vom Senat erfolgt sein wird. Man scheint hier vielen Wert auf die Handelsverbindungen mit Brasilien zu legen und eine Erneuerung des Traktats sehr zu wünschen. Das Linienschiff (Delaware), welches jetzt bei Annapolis liegt, wird vor dem Abgange noch von dem Präsidenten und dem Kabinett in Augenschein genommen werden. Der Commodore Morris hat auch mich und die übrigen Mitglieder des diplomatischen Korps dazu eingeladen. Weder der Präsident, noch der Marineminister (Advokat Badger aus Nordcarolina) haben jemals ein Kriegsschiff gesehen.“ – Fall des McLeod – Dauer des Kongresses. IX. Am 26.8. 1841 aus Washington an den König – Der Präsident verwirft die Bank Bill – Umtriebe der Parteien

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– Sergeant249 bringt eine neue Bank Bill im Hause ein – Passieren der Bankrott Bill – Die Landesrevenuen-Distributionsbill250 und Tarif Bill. Die Landrevenüen-Distributionsbill, die das Haus schon vor vier Wochen passiert hat, ist heute auch im Senat passiert, aber mit einem, auch für unseren Handel ungemein wichtigen Amendement. Es wurde nämlich gegen die Bill hauptsächlich eingewandt, daß selbst die in der jetzt vorliegenden Tarifbill vorgeschlagenen 20 pct Zoll keine hinreichende Einnahme gewähren würden und daß man daher genötigt sein würde, diese 20 pct zu überschreiten, wenn man jetzt die Landrevenuen aufgäbe. Da Clay sich überzeugte, daß er die Bill nicht anders durchbringen könne, so ließ er durch den Senator Berrien251 von Georgia das Amendement vorschlagen, ,daß wenn der Zoll von den eingeführten Artikeln 20 pct übersteige, während dieser Zeit die Distribution der Landrevenuen aufhören sollte‘. Dagegen bemerkte aber der Senator Rives sogleich, man könne das Amendement auch so verstehen, als solle die Distribution nur dann aufhören, wenn der Zoll von allen eingeführten Artikeln zusammengenommen 20 pct übersteige (…). Er schlug deshalb vor, das Amendement so zu amendieren, ,daß die Distribution aufhören solle, sobald ein Zoll von mehr als 20 pct von irgend einem Artikel (any article) erhoben würde‘. In der Tat ergab die nun folgende Debatte, daß die Tarifpartei wirklich der Antitarifpartei durch das Berriensche Amendement nur eine Falle hatte legen wollen und daß sie das Amendement so wie Rives verstanden hatte. Insbesondere eiferte der Senator Merrick von Maryland gegen das Rivesche Amendement, weil dasselbe einen Zoll von mehr als 20 pct als Wiedervergeltungsmaßregel (retaliatory duty) ausschlösse. Gleichwohl ging zuletzt das Rivessche Amendement des Berrienschen Amendements durch, weil diejenigen, welche das Passieren der LandrevenuenDistributionsbill wünschten, sich überzeugten, daß dies das einzige Mittel sei, die Bill durchzusetzen. Dieses Amendements wegen muß jetzt die Bill erst wieder an das Haus zurückgehen, und es ist noch sehr zweifelhaft, ob sie unter diesen Umständen passieren wird. Von dem endlichen Schicksal dieser Bill dürfte dann auch das der Tarifbill abhängen.“ – Umtriebe an den nördlichen Grenzen. 249 Sergeant, John (1779 – 1852), Federalist und Whig, US-Representative von Pennsylvania 1815 – 42. 250 Der Distribution and Pre-emption Act vom 4.9. 1841, kurz Land Act genannt, regelte die Verteilung von Staatsland an Siedler und die Verteilung des Ertrages an die Einzelstaaten. 10 % der Erträge gingen an die Staaten, in denen die Siedlerparzellen lagen und 90 % an alle Einzelstaaten entsprechend ihrer Vertretung im Kongress. Dass die 90 % des Ertrages nicht weiter an die Einzelstaaten verteilt werden sollten, wenn die Einfuhrzölle 20 % des Warenwertes überschritten, wurde in einem Zusatz festgelegt, dessen Zustandekommen Rönne schildert. Dieser Zusatz wurde 1842 schon wieder aufgehoben (s. Rönnes Bericht vom 25.6.42). 251 Berrien, John Macpherson (1781 – 1856), Jacksonian, Whig, Senator von Georgia 1825 – 30, 1841 – 52.

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X. Am 21.9. 1841 aus Washington an den König – Vertagung des Kongresses – Veto des Präsidenten gegen die zweite Bank Bill – Resignation des Kabinetts – Neues Kabinett „Der Kongreß hat sich am 13ten d. M. vertagt, nachdem der Präsident, wie zu erwarten war, auch der zweiten Bank-Bill seine Zustimmung verweigert hatte. Man kann sich im Interesse des Landes nur darüber freuen, daß der Präsident sich den Plänen der Ultra-Whigs opponiert hat, die nur zu einem Schwindelsystem geführt haben würden; allein es wäre zu wünschen gewesen, daß er bei dieser Gelegenheit mehr Energie gezeigt und sich geradezu und offen gegen eine Nationalbank erklärt hätte; statt dessen bittet er die Whigs in der anliegenden Veto-Botschaft gewissermaßen um Verzeihung, bittet um Aufschub, sagt, er hätte keine Zeit gehabt, den Plan zu einem derartigen Institut anzufertigen, behalte sich dies aber vor, und legt nebenbei auch eine gänzliche Unkenntnis des Gegenstandes an den Tag, indem er unter andern gegen die Bill einwendet, daß die Höhe des Wechselkurses darin gesetzlich nicht bestimmt worden sei. Die unmittelbare Folge dieser Veto-Botschaft war der gänzliche Bruch zwischen Tyler und Clay und davon wieder die Auflösung des Kabinetts. Der Sekretär der Schatzkammer, Ewing, wirft dem Präsidenten in dem anliegenden Resignationsschreiben geradezu Falschheit und Wortbrüchigkeit vor; er behauptet, daß der Präsident in den Kabinettssitzungen die zweite Bank-Bill nicht bloß gebilligt, sondern sein Kabinett sogar ersucht habe, ihren Einfluß im Kongreß geltend zu machen, um das Passieren der Bill durchzusetzen, und daß er gleichwohl nachher, ohne seinem Kabinett ein Wort zu sagen, die Veto-Botschaft erlassen hätte. Was Ewing in seinem Schreiben sagt, soll im Wesentlichen wahr sein, und obgleich manche die Veröffentlichung dieser Kabinettsgeheimnisse im hohen Grade unpassend finden, so meinen doch andere, hier in diesem Lande müsse man einen ganz anderen Maßstab für das Passende und Schickliche anlegen als bei uns. Gewiß ist es, daß diese Veröffentlichung dem Präsidenten sehr geschadet hat. In dem Wunsche, sich die Whigs nicht zu entfremden und wo möglich zugleich die andere Partei zu gewinnen, hat er sich offenbar der Duplizität schuldig gemacht, ohne dazu das Talent Van Burens zu haben. Er hat überhaupt den Fehler begangen, viel zu viel zu sprechen, und namentlich wirft man dies auch, nicht mit Unrecht, seinem Sohn vor, den er als Privatsekretär gebraucht und der dem New York Herald – einem nichts schonenden, oft vulgären, aber sehr oft wahren Blatte – die Mitteilungen gemacht haben soll, worauf Ewing in seinem Schreiben anspielt. Ein ähnliches Schreiben hat auch der Marinesekretär Badger an den Präsidenten gerichtet, und der Kriegssekretär Bell hat in einem im National Intelligencer publizierten Artikel die Richtigkeit der in jenen Schreiben enthaltenen Angaben bestätigt. Der Staatssekretär Webster ist der einzige Minister, der geblieben ist. Er hat seinen Schritt in den beiden anliegenden veröffentlichten damit zu rechtfertigen gesucht, daß er nicht einsehe, was die Whig-Partei durch eine Resignation des Kabinetts gewinnen könne und daß er überdies an der Spitze eines Departements

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stehe, das mit der Bankfrage nichts gemein habe, und daß er nicht gewünscht habe, den Präsidenten in dem gegenwärtigen kritischen Augenblicke, wo so wichtige auswärtige Fragen schwebten, durch seine Resignation in Verlegenheit zu setzen. Endlich macht er es auch noch den resignierenden Ministern geradezu zum Vorwurf, daß sie den Präsidenten nicht in Zeiten von ihrer Absicht in Kenntnis gesetzt hätten. Die Freunde Websters gaben sich viele Mühe, ihn zum Resignieren zu bewegen; Niemand begreift, wie er mit Ehren bleiben kann, da er, wie Ewings Schreiben ergibt, vom Präsidenten nicht besser behandelt worden ist als die übrigen Minister. Man ist allgemein der Meinung, daß er sich dadurch sehr schaden wird, ja sein eigenes Organ – der Boston Atlas – mißbilligt seinen Schritt. Webster ist indessen ein echter Yankee – a true Yankee. Man kann auch von ihm sagen, der für das Passende und Schickliche einen anderen Maßstab anlegt, als man bei uns zu tun pflegt. Er ist tief verschuldet, viel zu träge, um von seiner Praxis zu leben, und wird seine Stelle nicht eher aufgeben (was auch für seinen Sohn, den Chief Clerk, den Verlust seiner Stelle nach sich ziehen würde), als bis man ihm die Tür zeigen wird. Wahr ist es, daß der Präsident, der sich nur mit mittelmäßigen Leuten umgeben zu wollen scheint – selbst mit Rives ist er seit einiger Zeit gespannt –, durch Websters Abgang in Verlegenheit geraten würde. Die neuen Minister sind Forward252 (bisheriger erster Kontrolleur im Schatzamt) Sekretär der Schatzkammer, Upshur253 (ein gelehrter Jurist und Advokat aus Virginien) Marine-Minister, McLean254 (bisher Richter im obersten Gerichtshofe der Vereinigten Staaten) Kriegsminister, Wickliffe255 Generalpostmeister, Legaré256 von Südcarolina (früher Geschäftsträger in Belgien, dann Kongreßmitglied, ein gelehrter, aber nicht praktischer Mann) General-Attorney. Dies Kabinett zeichnet sich nur durch seine Opposition gegen Clay aus, und gewiß ist es auch diese Opposition zum Teil mit gewesen, die Webster bestimmt hat, zu bleiben; es wird ihm leicht werden, sich darin durch seine höhere Intelligenz auszuzeichnen. Clays Aussichten sind in diesem Augenblicke nicht schlecht. Er hat recht geschickt manövriert. Nach der ersten Veto-Botschaft ließ er es noch nicht zum offenen Bruch kommen; er wollte erst alle seine Maßregeln, soweit dies möglich, 252 Forward, Walter (1786 – 1852), US-Representative von Pennsylvania 1821 – 24, Secretary of the Treasury 1841 – 43. 253 Upshur, Abel Parker (1790 – 1844), US Secretary of the Navy 1841 – 43, US Secretary of State 1843 – 44. 254 McLean, John (1785 – 1861), U.S. Representative von Ohio 1813 – 16, U.S. Postmaster General, 1823 – 29, Richter am U.S. Supreme Court 1830 – 61. Das Amt als Kriegsminister lehnte er ab, und an seiner statt übernahm es Spencer, wie in Rönnes nächstem Bericht zu lesen ist. 255 Wickliffe, Charles Anderson (1788 – 1869), Jacksonian und zuletzt Unionist, US-Representative von Kentucky 1823 – 32, 1861/62; Postmaster General 1841 – 45. 256 Legaré. Hugh Swinton (1797 – 1843), Democrat, Chargé d’Affaires in Brüssel 1832 – 36, US-Representative von South Carolina 1837/38, Attorney General 1841 – 43, zugleich 1843 noch zwei Monate Secretary of State ad interim.

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durchsetzen. Mit alleiniger Ausnahme der Bank Bill gelang ihm dies; die Landrevenuen-Distributions Bill, die Tarif Bill, das Bankerottgesetz passierten, er nimmt dafür den Ruhm in Anspruch. Nur die Bank Bill bleibt unerledigt. Das zweite Veto erscheint, und nun bricht er offen mit Tyler und appelliert wegen der Bankfrage an das Volk. Auch steht es bei dem zweideutigen, unkräftigen Benehmen Tylers – was doch die große Masse des Volks nicht liebt – und wenn man den amerikanischen durch das Bankwesen genährten Spekulationsgeist erwägt, noch sehr dahin, wer in diesem Kampfe obsiegen wird. Sonderbar ist es dabei, daß niemand Clay, dem großen Schutzredner der Nationalbank, Korruption vorwirft. Selbst die Locofocos nennen ihn in dieser Beziehung ,an honest abstractionist‘.“ – Adresse der Clay-Whigs – Liquidation der alten Bank der Vereinigten Staaten – Prozess McLeods „Mit einiger Spannung sieht man dem Ausgange des Prozesses gegen McLeod, der am 27ten d. M. zu Utica im Staat New York eröffnet werden wird, entgegen. Man sieht indessen ziemlich allgemein einer friedlichen Ausgleichung dieser Angelegenheit entgegen, um so mehr, da auch das neue britische Tory-Ministerium die Sache in diesem Geiste aufzufassen scheint. Auch der neue Gesandte Everett, dessen Bestätigung vom Senat noch am Schlusse der Sitzung erfolgte, wird durch sein kluges und besonnenes Benehmen zu diesem Resultat beitragen.“ – Streit in Cincinnati zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung – Erwartete Ankunft des Prinzen von Joinville Königliche Hoheit in New York. XI. Am 28.10. 1841 aus Washington an den König – Freisprechung McLeods – Grogaus257 Entführung „Die Freisprechung McLeod’s und seine Rückkehr nach Kanada hat den Besorgnissen eines Bruches mit Großbritannien für den Augenblick ein Ende gemacht, obgleich im Grund im Prinzip dadurch nichts geändert worden ist; denn, da die Freisprechung nur auf das bewiesene Alibi gegründet, die Rechtsfrage über die individuelle Verwantwortlichkeit der Teilnehmer an der Expedition aber durch die frühere Entscheidung des obersten Gerichtshofes des Staates New York als rechtskräftig entschieden betrachtet ist, so läuft nach wie vor jeder, der an jener Expedition Teil genommen hat oder dessen beschuldigt wird, Gefahr, zur Untersuchung gezogen zu werden, wenn er sich hier blicken läßt. England hat sich bei dieser Gelegenheit viel gemäßigter gezeigt als die Vereinigten Staaten. Man erblickt darin hier eine Demütigung Englands, über die man triumphiert. Ob Englands Politik die richtige gewesen, steht sehr dahin. Man setzt sich bei den Amerikanern nur in Respekt, wenn man ihnen kräftig entgegentritt. Sie zeigen viel Mut, wenn sie sehen, 257 Grogau hatte in Kanada an den Unruhen teilgenommen, hielt sich 1841 in Vermont auf und wurde von dort nach Kanada entführt, aber anschließend wieder frei gelassen.

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daß es nicht zum Schlagen kommt, sind aber sehr kleinlaut, wenn sie es mit einem Gegner zu tun haben, der sich von ihnen nichts gefallen läßt. Hätte England vom Anfange an energisch auf der sofortigen Auslieferung McLeods bestanden, so bin ich überzeugt, daß sie erfolgt und daß es ebenso wenig wie jetzt zum Kriege gekommen wäre, und England würde hier mehr geachtet sein, als es jetzt ist. Verwickelt drohte die Sache noch dadurch zu werden, daß kurz vor Eröffnung des McLeodschen Prozesses ein gewisser Grogau, einer der sogenannten kanadischen Patrioten, der an den Brandstiftungen in Kanada teilgenommen hatte und sich in Vermont an der Grenze von Kanada aufhielt, von einer Anzahl Personen (man weiß nicht, ob mit oder ohne Autorisation der kanadischen Behörden), die von Kanada über die Grenze kamen, gefangen genommen und nach Kanada abgeführt wurde. Der Gouverneur von Kanada ließ ihn indessen sofort wieder zurückbringen.“ – Ernennung von John C. Spencer zum Kriegsminister „Glücklicherweise wird die von der Masse des Volkes gehegte Stimmung gegen England von dem vernünftigeren Teile der Nation, von denen, die mit Recht in einem Kriege mit England den gänzlichen Ruin des Handels und Verkehrs erblicken, nicht geteilt, und in diesem Sinne handelt auch das Bundesgouvernement. Hauptsächlich aus diesem Grunde lag dem Präsidenten daran, die herrschende Partei im Staat New York, dem Hauptsitz der Unruhestifter, für sich zu gewinnen, und er hat dies durch die kürzlich erfolgte Ernennung des Staatssekretärs des Staats New York, John C. Spencer, zum Kriegssekretär erreicht. (…) Eine bessere Wahl hätte nicht leicht getroffen werden können; Spencer ist unstreitig einer der ausgezeichnetsten Männer in den Vereinigten Staaten. Vor ungefähr 20 Jahren war er Mitglied des Kongresses und gehörte damals zur demokratischen Partei; bald darauf praktizierte er als Advokat in Canandaigua im Staat New York und zeichnete sich bei der Revision der Statuten des Staats New York sowohl, als während seiner vieljährigen Praxis als scharfsinniger Jurist aus. Ich machte seine Bekanntschaft zuerst vor 6 Jahren und habe niemals einen Amerikaner gefunden, der mir mit solcher Klarheit und Präzision die mir damals noch ziemlich neuen Institutionen dieses Landes deutlich machen konnte. Seit zwei Jahren, wo die Whigs im Staat New York wieder am Ruder sind, ist Spencer Staatssekretär des Staats New York. Er gehört zu derjenigen Fraktion der Whigs, die nicht für eine Nationalbank sind. Es herrscht zwischen ihm und dem Präsidenten das beste Einverständnis, und da er mit allen Verhältnissen des Staats New York auf das innigste vertraut ist, so wird er in seiner jetzigen Stellung als Kriegsminister wesentlich zur Erhaltung der Ruhe an der Grenze beitragen. Gewarnt werden die Unruhestifter auch in der anliegenden Proklamation des Präsidenten.“ – Relationen mit Großbritannien – Stand der Parteien – Wahlen – Cushings Adresse – Amerikanischer Kredit – Neuer Kongress – Bank- und Tariffrage

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„(…) Überhaupt scheint sich des Volks eine gewisse Apathie bemächtigt zu haben – auch eine der Ursachen, daß Viele von den Wahlen weggeblieben sind. Die Masse des Volks scheint nach und nach einzusehen, daß ihnen das Heil von den Politikern (politicians) nicht kommen kann. Diese Gesetzgeber und Staatsmänner sind es, die dem Lande eine Schuld von 260 Millionen aufgebürdet, die das Land mit Banken überschwemmt, und die von beidem allein den Vorteil gezogen haben. Der amerikanische Kredit ist in Europa ganz zerstört, so sehr, daß selbst die besten und solidesten Fonds darunter leiden. Ja selbst das Bundesgouvernement kann für die neue Anleihe von $ 12 Millionen in Europa keine Abnehmer finden, obgleich dieselbe sicher genug sein würde, wenn es sich auch um die ganzen $ 200 Millionen, die die einzelnen Staaten schuldig sind, handelte. Man sieht immer mehr ein, daß Banken, neue Anleihen und andere künstliche Mittel keine Abhülfe mehr gewähren können, daß Schachern und Spekulieren hier nicht länger helfen kann, sondern daß gearbeitet werden muß, und daß man, um die Schulden abzutragen, Taxen auflegen muß, wozu sich das Volk vielleicht weniger ungern verstehen würde, wenn es nicht um den Betrag eines großen Teils der kontrahierten Schulden von seinen Repräsentanten auf so schändliche Weise betrogen wäre. Wenig Abhülfe verspricht man sich von dem nächsten Kongreß, der nun in sechs Wochen wieder seine Sitzungen eröffnen wird. Nicht bloß die Bank-, auch die Tariffrage dürfte darin aufs Neue diskutiert werden (…)“ – Reise des Präsidenten und Websters – Ankunft des Prinzen von Joinville – Versetzung des österreichischen Gesandten in Washington Baron von Mareschall nach Portugal – Bau einer Dampffregatte für Russland – Tod des früheren Staatssekretärs Forsyth. XII. Am 8.12. 1841 aus Washington an den König – Die Jahresbotschaft des Präsidenten „Die zweite Sitzung des 27ten Kongresse hat vorgestern ihren Anfang genommen und gestern hat der Präsident dem Kongreß die anliegende Jahresbotschaft mitgeteilt. Es klingt fast wie eine Satire, wenn der Präsident in der Einleitung seiner Botschaft seine Freude über die allgemeine Prosperität des Landes ausdrückt, in einem Augenblicke, wo durch das Fallissement der alten Bank der Vereinigten Staaten und vieler anderer Banken und durch das Sinken der Preise aller Fonds Tausende ihr Vermögen verloren haben, in einem Augenblicke, wo der Kredit des Landes gänzlich untergraben ist. Nach dieser Tirade geht der Präsident sogleich zu den auswärtigen Relationen über. (…) Für Texas spricht er seine Sympathie aus und findet darin einen neuen Beweis von der Fähigkeit populärer Institutionen, die Prosperität, die Glückseligkeit und den bleibenden Ruhm der menschlichen Race zu befördern. Die neusten Nachrichten von dort verkünden von dieser Glückseligkeit nichts, sondern erzählen uns, daß das Raubgesindel jetzt förmlich den Charakter einer politischen Partei

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angenommen habe und daß überall das sogenannte Lynch-Gesetz zur Anwendung käme. In der Tat, die Idee, die man hier allgemein von Texas hat, entspricht keineswegs dem vom Präsidenten entworfenen Bilde. Texas wird hier als das Asyl aller flüchtig gewordenen Schwindler, Diebe und Betrüger betrachtet. Eine neulich von einer Zeitung gegebene Anekdote, daß ein Advokat in Texas einen jungen Mann daselbst, der ein Verbrechen begangen, geraten habe, die Flucht zu ergreifen, worauf dieser erwidert: ,Aber wo soll ich denn hin, ich bin ja schon in Texas‘, ist charakteristisch. In einigem Widerspruch mit den eben gerühmten Resultaten populärer Institutionen steht die Schilderung der Lage der südamerikanischen Staaten, in denen sich dieselben republikanischen Institutionen finden; nur auf die Relationen mit dem Brasilianischen Kaiserreich scheint einiger Wert gelegt zu werden. Die übrigen Nationen gehen diesmal ganz leer aus, gewöhnlich werden sie in Bausch und Bogen genannt, wenn sich über sie nichts besonderes sagen läßt, und es wird des mit allen bestehenden guten Vernehmens gedacht. Der Krieg mit den Florida-Indianern wird als seinem Ende nahe geschildert. Als das Resultat des sechsten Zensus gibt der Präsident eine Population von 17,069,453 an, eine Zunahme von 32 12 pct seit 1830. Der Zustand der Finanzen ist besser, als man glaubte, die Einnahmen des Jahres 1840 betragen mit dem Bestande des vorigen Jahres $ 31,397,512, die Ausgaben $ 32,025,070, so daß sich nur eine Defizit von $ 627,557 ergibt. Von der Anleihe von $ 12 Millionen hat man nicht mehr als $ 5,432,726 absetzen können, und auch dies nur im Inlande. Der Präsident schreibt dies dem Umstande zu, daß die Schuld schon nach drei Jahren abbezahlt werden soll und empfiehlt, für den Rest einen längeren Zahlungstermin festzusetzen. Einigermaßen mag dies wahr sein, die Hauptursache liegt aber darin, daß der amerikanische Kredit in Europa überhaupt zerstört ist. Über den Tarif spricht sich der Präsident sehr befriedigend aus, er empfiehlt ein Festhalten an der Compromise Bill und erklärt es für wünschenswert, die 20 pct jener Bill nicht zu überschreiten, um die Landrevenuen-Distributionsbill nicht unwirksam zu machen. Er empfiehlt sogar eine Herabsetzung des Zolles von solchen Artikeln, welche den Zoll von 20 pct nicht tragen können, und er schildert endlich die Unausführbarkeit der sogenannten ,home valuation‘258. Die Lage, in der sich das Geldwesen befindet, schreibt er mit Recht den Mißbräuchen der Banken zu, und er kündigt einen Finanzplan an, der nicht bloß in dieser Beziehung Abhülfe schaffen, sondern auch die Verwaltung der öffentlichen Gelder regeln soll. Der Plan hat das mit dem früheren Subtreasury System gemein, daß die Verwaltung eigenen Kassenbeamten, und nicht einer mit den Rechten einer 258 Die home valuation ginge statt vom Faktura-Preis des Herkunftslandes einer Ware, der Grundlage der Verzollung durch die USA, von einem vorgestellten Preis in den USA aus.

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moralischen Person versehenen unwiderruflichen Bank, anvertraut werden soll. Den Einwand gegen das Subtreasury System, daß dadurch der vollziehenden Gewalt zu große Macht verliehen würde (durch die Vereinigung des Schwerts und der Börse in einer Hand) sucht der Plan dadurch zu begegnen, daß diese Beamten ganz unabhängig vom Präsidenten sein und nur vom Kongreß kontrolliert werden sollen. Mit den Banken hat der Plan das gemein, daß die Kassenbehörden auch das Recht haben sollen, Papiergeld (treasury notes – freilich immer nur auf eine wirkliche Metallgeld-Basis gegründet) zu emittieren, Deposite anzunehmen und dafür Depositenscheine zu erteilen und inländische Wechsel zu kaufen und zu verkaufen, aber keine Noten zu diskontieren (bank of discount). Endlich wird die Einwilligung der Staaten zur Errichtung von Agenturen in denselben erfordert. Es leidet keinen Zweifel, daß die Ausführung eines solchen Plans wesentlich dazu beitragen würde, allen Teilen der Union neben dem Metallgelde ein gleich wertvolles Papiergeld zu liefern. Allein der Plan wird schwerlich viel Beifall finden, und man ist schon heute ziemlich allgemein überzeugt, daß der Kongreß gar nicht darauf eingehen wird. Die Bankpartei nicht, weil es keine ,bank of discount> ist, worauf allein ihr Streben gerichtet ist, denn die Klage über den Mangel eines allgemeinen Zirkulationsmittels ist zum Teil ein leeres Geschrei. Die wirklich zahlungsfähigen Banken brauchen nur ihre Metallgeldzahlungen zu resümieren und ihre Noten werden sogleich wieder pari stehen; die Leute wollen Geld borgen und das können sie nur von einer ,bank of discount‘, niemand hat Geld zu deponieren, und wer einen Wechsel kaufen oder verkaufen will, dem fehlt es dazu nicht an Gelegenheit. Die Locofocos aber werden den Plan nicht billigen, weil er ihnen wieder zu viel Ähnlichkeit mit einer Bank hat. Ein anderer sehr wichtiger vom Präsidenten berührter Gegenstand sind die von einzelnen Staaten der Union kontrahierten Schulden, die einen Betrag von mehr als $ 200 Millionen ausmachen. Waren diese Fonds schon gedrückt in Folge des allgemeinen Unbehagens, so erlitten sie erst vollends einen Fall von 10 bis 20 pct in Folge der kürzlich im Staat Illinois statt gehabten Wahlen. Schon im Juli d. J. verweigerte der Gouverneur des Staats Mississippi, wie die anliegende Korrespondenz ergibt, die Zahlung der Zinsen und die Anerkennung einer von jenem Staat kontrahierten Schuld von $ 5 Millionen, worüber der Stock sich pfandweise in den Händen der Bankiers Hope & Co in Amsterdam befindet. Die Einwendungen bestanden hauptsächlich darin, daß die Legislatur nach der Konstitution von Mississippi kein Recht gehabt, die Anleihe zu autorisieren und daß die mit Negoziierung der Anleihe beauftragten Agenten ihre Vollmacht überschritten hätten, beides Einwendungen, für die wohl die Mitglieder der Legislatur und die Agenten den Staat verantwortlich machen können, die aber doch unmöglich dem dritten Besitzer eines auf den Inhaber lautenden Stock entgegengesetzt werden können. Die Sache machte damals viel Aufsehen, man glaubte aber doch, das Volk von Mississippi werde bei den bevorstehenden Wahlen solche Gesetzgeber und Beamte wählen, die sich zu einer so abscheulichen Doktrin nicht bekennen würden. Die Frage wurde nun bei den Wahlen von den Kandidaten beider Parteien benutzt, um ins Amt zu kommen, und die sogenannte Anti-Bond-Partei trug den Sieg davon, wie

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bei dem demokratischen System des allgemeinen Stimmrechts (universal suffrage) nicht anders zu erwarten war – die Masse des Volks, der gemeine Mann, wird immer für diejenigen stimmen, die ihm Befreiung von Abgaben versprechen. Nicht mit Unrecht befürchtet man, daß dies Beispiel auch von anderen westlichen hoch verschuldeten Staaten, wie Illinois, Indiana etc etc nachgeahmt werden wird und alle Fonds sind deshalb um 10 und 20 pct gefallen, selbst die besten, bei denen gar keine Gefahr vorhanden ist. Der Präsident hätte die Mississippi-Doktrin auf das entschiedenste verdammen sollen. Dazu aber hatte er viel zu wenig Energie, er würde ja alle Stimmen im Staat Mississippi verlieren. Er begnügt sich damit, die Hoffnung auszusprechen, daß die Staaten, die jetzt nicht bezahlen könnten, doch später einmal bezahlen würden. Er autorisiert also gewissermaßen eine augenblickliche Nichtzahlung. Sollte wirklich das Beispiel Mississippis nachgeahmt werden, so ist es mir nicht unwahrscheinlich, daß England sich seiner betrogenen Untertanen (in deren Händen sich dieser Stock größtenteils befindet) annehmen wird, und dann wird es eine Frage, nicht zwischen England und Mississippi, sondern zwischen England und der ganzen amerikanischen Nation, die von England nicht so leicht genommen werden dürfte, wie der Fall des McLeod. Die Sache ist um so unverantwortlicher, da das Land reich und voll von Ressourcen ist, und es nur einiger Anstrengungen bedarf, um die Zinsen aufzubringen, aber das System der direkten Taxation scheint mit dem demokratischen System ganz unvereinbar zu sein. Dieser Reichtum des Landes und diese ungeheure Zunahme der Bevölkerung ist es denn aber auch, was die Sache für die Gläubiger weniger bedenklich macht; die Zinsen werden vielleicht einige Male nicht bezahlt werden, am Ende wird man aber Kapital und Zinsen richtig abtragen, besonders wenn amerikanische Kapitalisten den Stock zu Spottpreisen an sich gekauft haben werden. Die Anti-Bond-Partei wird sich alsdann bald in der Minorität befinden. Übrigens betrifft das hier Gesagte nur die allerwestlichsten Staaten, Illinois, Indiana, Mississippi etc. Alle übrigen Staaten werden ohne Zweifel ihre Verbindlichkeiten erfüllen; denn die inneren Verbesserungen, für welche die Schulden größtenteils kontrahiert sind, werfen in den meisten Fällen allein genug ab, um die Schulden zu decken, während in den ganz westlichen Staaten jene inneren Verbesserungen noch unvollendet sind. Auch ist das dazu erborgte Geld allerdings zum Teil von den Agenten unterschlagen worden. Bei dieser Staatsschuldenfrage ist auch unser Handelsstand interessiert, da in den letzten Jahren viel von diesem Stock als Rimesse nach Deutschland gegangen ist. Die übrigen Teile der Botschaft bedürfen keines Kommentars. Des Präsidenten Bedauern, daß die Macht der Amtsentsetzung von der vollziehenden Gewalt zu Parteizwecken mißbraucht werden könnte, wird wohl so ernstlich nicht gemeint sein. Am Schluß hat er allerdings Recht, eine bessere Polizei hier in Washington zu wünschen, sonst möchte er ,die unschuldigen Ausbrüche des öffentlichen Gefühls‘,

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wie er in den anliegenden Begnadigungsschreiben die ihm vom Pöbel gebrachte Katzenmusik und das Verbrennen seines Bildnisses nennt, sich erneuern sehen.“ – Die Katholiken in New York „Viel Aufsehen hat bei den letzten Wahlen in New York die förmliche Bildung eines katholischen Partei gemacht. Es existiert nämlich im Staat New York ein sogenannter Schulfonds, aus dem die öffentlichen Schulen unterstützt werden, in denen, da sie alle Konfessionen umfassen, der Religionsunterricht grundsätzlich ausgeschlossen ist. Nun aber behaupten die Katholiken, daß in diesen Schulen dem ungeachtet die Bibel gelesen würde, und daß alle Schulbücher voll von Angriffen auf die Katholiken wären, und daß überhaupt der ganze Unterricht den Geist der Feindseligkeit gegen den Katholizismus atme. Sie haben daher eigene Schulen für die Kinder ihrer Konfession errichtet und verlangen dafür einen Beitrag aus dem Schulfonds, der ihnen aus dem Grunde verweigert wird, weil bei der konstitutionell anerkannten Trennung der Kirche vom Staat bei Verteilung der Beiträge aus dem Schulfonds keine Rücksicht auf die Schulen besonderer Konfessionen genommen werden könne. Nachdem die Legislatur von New York mehrere Jahre nach der Reihe vergebens von den Katholiken petitioniert worden ist, haben sie sich bei den letzten Wahlen unter Leitung ihres Bischofs Hughes förmlich zur politischen Partei konstituiert und die, freilich dennoch unterlegene Whig-Partei hatte ihnen, wenn sie für sie votieren wollten, ihren Beistand versprochen. Zu dem Ende hatte auch der bisherige Staatssekretär des Staats New York (jetziger Kriegsminister der Vereinigten Staaten) Spencer, einen ihnen günstigen Bericht erstattet. Man sieht diese politischen Bewegungen der Katholiken, die durch die deutsche und irländische Einwanderung täglich an Zahl zunehmen, als eine den politischen Institutionen des Landes drohende Gefahr an.“ – Stand der Parteien „Über den Kongreß läßt sich noch nichts sagen, keiner der Stimmführer weiß noch recht, welche Partei er ergreifen soll. Der Präsident hofft jetzt mehr auf die Locofocos als auf die Whigs, aber auch jene sind noch sehr zurückhaltend gegen ihn, ungeachtet er ihnen in einem veröffentlichten Briefe des Generals Jackson förmlich empfohlen wird. Der Präsident ist offenbar ein schwacher, eitler Mann, ohne alles Talent und der großen Aufgabe einer Vereinigung der Parteien keineswegs gewachsen. Da es ihm selbst an Fähigkeiten fehlt, so mag er sich aus Eitelkeit Männern, die ihn übersehen, nicht anvertrauen und macht eine Menge kleiner Geister zu seinen Vertrauten, die sogar die Indiskretion begehen, sich dessen zu rühmen und die ihnen anvertrauten Geheimnisse auszuplaudern. Selbst zwischen ihm und den Mitgliedern des Kabinetts herrscht kein offenes Entgegenkommen, und wenn auch einige tüchtige Männer darunter sind, so sind dies doch zum Teil unbekannte Leute, die bisher nicht zu den Stimmführern gehört haben, und er entfremdet sich auf diese Weise beide Parteien. Webster aber ist ein Mann, der durch sein arrogantes und abstoßendes Wesen und durch seine Verwickelung in die Nichtswürdigkeiten der alten Bank der Vereinigten Staaten jedermanns Vertrauen

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verscherzt hat. Unter diesen Umständen ist es gar nicht unmöglich, daß Van Buren wieder der nächste Präsident sein wird, wenigstens weiß ich, daß Tyler niemand mehr fürchtet als ihn.“ – General Scott „Daß der kommandierende General der Armee, Scott, in dem anliegenden Schreiben förmlich als Whig-Kandidat für die Präsidentur ins Feld rückt, könnte von jemand, der mit den hiesigen Verhältnissen nicht vertraut ist, als ein besorgliches Zeichen der Zeit betrachtet werden; aber der hiesige kommandierende General hat nichts zu kommandieren, da die kleine Armee an den Grenzen zerstreut ist. Freilich würde dies im Falle eines Krieges anders sein. Der General würde dann, da militärischer Ruhm selbst hier über alles geht, ungemein populär werden und die Stimmen aller der Milizmänner erwerben, die unter seinen Fahnen gedient haben würden. So wurde General Jackson zum Präsidenten gewählt, und selbst Harrison’s militärischer Ruhm, so klein er war, trug doch nicht wenig zu seiner Wahl bei. Übrigens ist der General Scott ein rechtlicher Mann, den ich genau kenne, da ich mit ihm in demselben Hause wohne. Er hat mehr wie irgend jemand zur Erhaltung des Friedens beigetragen, es hing mehr als einmal nur von ihm ab, England und die Vereinigten Staaten wenigstens in einen Grenzkrieg zu verwickeln.“ – Abreise des Prinzen von Joinville Königliche Hoheit „Des Prinzen von Joinville Königliche Hoheit ist wieder abgereist. Der Prinz ist hier sehr fetiert worden, doch gilt dies mehr von den höheren Ständen, die Masse des Volks hat daran keinen Teil genommen. Der Präsident, der ihm ein Diner gegeben hatte, wurde besorgt, daß ihn dies unpopulär machen könnte, und der Madisonian (das jetzige offizielle Organ) enthielt einige Tage darauf einen Artikel, daß dies alles nicht dem Prinzen, sondern dem französischen Volk zu Ehren gewesen sei.“

10. Politische Berichte aus den USA 1842259 I. Am 4.1. 1842 aus Washington an den König – Kongressverhandlungen – Zustand der Finanzen – Tariffragen – Fiskalische Agentur260 „Der Kongreß scheint endlich ernstlich an die Arbeit zu gehen, die beiden anliegenden Berichte des Sekretärs der Schatzkammer über den Zustand der Finanzen und über den vom Präsidenten vorgeschlagenen Plan einer fiskalischen Agentur haben die kongressionelle Tätigkeit angeregt. Der Zustand der Finanzen ist, wie 259

GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7886. Es geht hier um ein Exchequer of the United States. Während der Subtreasury-Plan eine Art Zentralbank in enger Anlehnung an die Präsidialgewalt vorsah, zielte der ExchequerPlan auf eine stärker unabhängige „Fiskalische Agentur“. 260

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sich aus dem Bericht näher ergibt, von der Art, daß sich beim Anfange dieses Jahres ein Defizit von 627,557 ergibt, und das Defizit am Ende des gegenwärtigen Jahres wird vom Sekretär der Schatzkammer auf $ 14,218,570 geschätzt. Die Schatzkammer ist so gänzlich vom Gelde entblößt, daß fast gar keine Zahlungen mehr geleistet werden. Die im letzten Kongreß autorisierte Anleihe von $ 12 Millionen findet fast gar keine Abnehmer, und dem Hause liegt gegenwärtig eine Bill wegen Verlängerung des Rückzahlungs-Termins vor, weil man glaubt, daß die Frist von drei Jahren zu kurz ist, um europäische Kapitalisten zu veranlassen, ihre Kapitalien in dieser Anleihe anzulegen. Der Sekretär der Schatzkammer empfiehlt in seinem Berichte, außer der Verlängerung des Rückzahlungstermins des zu $ 6,500,000 geschätzten noch nicht abgesetzten Teils der Anleihe von $ 12 Millionen, und außer der Re-Emission von $ 5 Millionen Tresorscheinen, eine Erhöhung des Tarifs, um dadurch die dann noch fehlenden $ 2,718,570 zu decken und um noch $ 2 Millionen mehr für Notfälle bereit zu haben. Es ist diesem Gegenstand der dritte Abschnitt des Berichts unter der Überschrift ,Readjustment of the Tariff‘ besonders gewidmet. Der Sekretär der Schatzkammer weicht darin sehr wesentlich von den vom Präsidenten in der Jahresbotschaft ausgesprochenen Ansichten ab und geht viel weiter als der Präsident. Letzterer vermeidet es auf diese Weise, mit seinen früher ausgesprochenen Ansichten in Widerspruch zu geraten, und es ist auch hierbei darauf abgesehen, wo möglich nirgends Anstoß zu erregen. Der Sekretär der Schatzkammer empfiehlt geradezu, die in der Compromise Bill festgesetzten 20 pct zu überschreiten. Er ist für das ,Prinzip der Diskrimination. Er will zwar eine Zollerhebung hauptsächlich nur als Einnahmequelle, er will aber damit, so weit es tunlich ist, einen Schutz der inländischen Industrie verbinden, was sich freilich schwer genug ausführen lassen wird; denn sobald der von irgend einem Artikel erhobene Zoll die Höhe erreicht, die es dem inländischen Fabrikanten möglich macht, den ausländischen auszuschließen oder auch nur mit ihm zu konkurrieren, so muß dies notwendig auf die Importation dieses Artikels und folglich auch auf die Zollrevenuen einen Einfluß äußern. Gemeint kann daher mit diesem Prinzip der Diskrimation wohl nur sein, daß 20 pct nicht durchweg von allen Artikeln erhoben werden sollen, daß vielmehr der bestehende Zustand der inländischen Industrie zu seiner Erhaltung einen fortwährenden Schutz gewisser Artikel erheischt, und in der Tat würden manche inländische Industriezweige, wie z. B. die Zuckerraffinerien, die Eisenwerke u.s.w. bei einem Zolle von nicht mehr als 20 pct sofort zu Grunde gehen. Dem Hause der Repräsentanten liegt in diesem Augenblicke die bloß formelle Frage vor, ob dieser Teil des Berichts des Sekretärs der Schatzkammer dem Manufaktur- oder dem Finanz-Committee überwiesen werden soll; aber bei der Diskussion dieser bloß formellen Frage hat man die Grenzen bei weitem überschritten und ist auf eine Erörterung der Tariffrage selbst eingegangen. Man betrachtet nämlich das Überweisen dieser Frage an die eine oder die andere der oben genannten Komitees als eine sogenannte ,test question‘. Man glaubt aus der Überweisung an das Finanzkomitee schließen zu können, daß die Anti-Tarif-Partei das

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Übergewicht hat, und aus dem Überweisen an das Manufaktur-Komitee, daß die Tarif-Partei in der Majorität ist. Die Diskussionen darüber haben schon 14 Tage gedauert, und gestern ist endlich die Überweisung an das Manufaktur-Komitee mit 104 gegen 95 Stimmen beschlossen worden. Einige glauben, daß sich aus dieser sehr kleinen Majorität noch kein Schluß auf die definitive Entscheidung der Tariffrage ziehen lassen dürfte, weil die demokratischen Delegaten von Pennsylvanien, um sich bei einem Teile ihrer Konstituenten nicht unpopulär zu machen, gegenwärtig zwar für diese Überweisung an das Manufaktur-Komitee gestimmt hätten, späterhin aber doch nicht für eine Erhöhung des Tarifs stimmen würden. Heute ist von einem derjenigen Mitglieder, die für die Überweisung an das ManufakturKomitee gestimmt haben, die Rekonsideration des Votums in Antrag gebracht worden, und das Haus hat ajourniert ohne zu einem Beschluß zu kommen. Die Absicht jenes Mitgliedes ist bloß, eine Gelegenheit zu haben, sich gegen persönliche Angriffe von Seiten eines anderen Mitgliedes zu verteidigen. Vermutlich wird es daher bei dem alten Beschlusse bleiben. Die beste Garantie gegen ein Überschreiten der in der Compromise Bill festgesetzten 20 pct ist nicht sowohl, daß dadurch die in der letzten Session passierte Land-Revenuen-Distributions-Bill suspendiert worden, als daß in der Tat, bei einer Erhebung von mehr als 20 pct, der Tarif ein Schutz-Tarif und kein Revenuen-Tarif sein würde, worauf es doch bei dem gegenwärtigen zerrütteten Zustande der Finanzen zunächst und ganz hauptsächlich ankommt. Im Senat hat die Diskussion des vom Sekretär der Schatzkammer in seinem oben angezogenen Bericht vorgeschlagenen Planes einer fiskalischen Agentur begonnen. Dieser Plan beabsichtigt die Errichtung eines aus dem Sekretär der Schatzkammer, dem Schatzmeister und drei Bevollmächtigten bestehenden Kollegium (board) unter dem Namen ,Exchequer of the United States‘ hier in Washington, mit Agenturen in den verschiedenen Staaten, mit Vorbehalt der Genehmigung der Staaten für gewisse Fälle. Diese Behörde soll die Gelder des Bundesgouvernements erheben, in Verwahrung nehmen und auszahlen, sie soll das Recht haben, Privatdeposite von Metallgeld (jedoch nicht mehr als $ 15 Millionen), gegen eine Gebühr von nicht mehr als 12 pct anzunehmen und dafür Depositenscheine auszugeben, die stets einlösbar sein sollen. Ebenso soll sie das Recht haben, stets einlösbare unverzinsliche Tresorscheine (die vom Bundesgouvernement in allen Zahlungen angenommen werden sollen) zu emittieren, jedoch nicht mehr als $ 15 Millionen, auch soll zur Einlösung des emittierten Papiergeldes stets 1/3 des Betrages bar in Bereitschaft liegen; ferner sollen § 5 Millionen 5 prozentiger Stock kreiert werden, um der Behörde die Mittel zu verschaffen, allen Ansprüchen im Notfalle sogleich durch Verkauf des Stock genügen zu können. Die Behörde soll endlich das Recht haben, Wechsel zu kaufen und zu verkaufen. Am meisten Widerstand findet dieser Plan von Seiten der Ultra-Locofocos – mit dem Senator Benton an der Spitze – und von Seiten der Ultra-Whigs – mit dem Senator Clay an der Spitze (obgleich letzterer sich anscheinend passiv verhält und bis jetzt nur durch andere gehandelt hat). Die Haupteinwendungen sind, daß viel zu

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viel der Willkür der zu errichtenden Behörde überlassen sei und daß die Befugnis, Wechsel zu kaufen, zu denselben Mißbräuchen wie bei den Banken führen, daß man statt des weggegebenen Kaufgeldes, wie die Banken auch nur ein Zahlungsversprechen haben würde, auf dessen Erfüllung um so weniger stets mit Sicherheit zu rechnen sein würde, als das Geschäft des Wechselkaufs praktische, wirklich noch im Geschäft befindliche und mit allen Verhältnissen und Persönlichkeiten genau vertraute Personen voraussetze, während die neu zu errichtende Behörde aus Beamten bestehen solle, die, wenn sie auch früher im Geschäft gewesen sein möchten, doch von dem Augenblicke des Ausscheidens aus demselben aufhörten, praktische Geschäftsmänner zu sein. Bei Gelegenheit der gegenwärtigen Diskussion habe ich Veranlassung genommen, mit mehreren Senatoren über unser preußisches Tresorschein- oder KassenAnweisungs-System zu sprechen, und besonders lebhaft hat sich dafür der Senator Rives interessiert, der ein großer Verehrer unserer Institutionen ist. Ich glaube in der Tat, daß das Bundesgouvernement bei seiner unzweifelhaften Zahlungsfähigkeit allen finanziellen Verlegenheiten am einfachsten durch Annahme eines ähnlichen Systems entgehen würde. Anstatt der Kontrahierung einer verzinslichen Anleihe von über $ 20 Millionen in verschiedenen Gestalten, die nur schwer Abnehmer findet, würde durch sofortige Emission eines gleichen Betrages unverzinslicher Tresorscheine zugleich ein vortreffliches allgemeines Zirkulationsmittel geschaffen und demselben durch die erzwungene Zahlung eines Teils aller Abgaben in diesem Papiergelde eine allgemeine Zirkulation gesichert und dadurch die Präsentation zur Zahlung und der sonst so sehr zu fürchtende Ankauf von Seiten der Banken verhütet werden, der um so gefährlicher sein würde, als dieselben aus Eifersucht und um ihre eigenen Noten zu substituieren, nicht so gern bares Geld als Tresorscheine im Besitz haben würden, die sie dann auf einmal in großen Mengen zur Zahlung präsentieren würden. Es ist keineswegs unwahrscheinlich, daß etwas Ähnliches am Ende angenommen werden wird, der Plan in seiner jetzigen Gestalt wird nie zum Gesetz werden. Der Präsident, den ich gestern Abend sprach, war sehr aufgeregt über die Opposition, die sein Plan im Senat findet. Er sagte, die Opposition rühre nur von den Parteihäuptern her, die seine Wiedererwählung fürchteten, eine Furcht, die ganz unnötig sei; denn er wolle ihnen Brief und Siegel (bond) geben, daß es ihm darum gar nicht zu tun sei, worauf einer der Anwesenden – mit Anspielung auf die Anti-Bond-Partei in Mississippi – bemerkte, dann würde das Volk den ,bond‘ vernichten (repudiate the bond), was dem Präsidenten sehr zu gefallen schien. Die Wahrheit ist, daß Tyler eigentlich jetzt gar keine Partei hat, aber bereit ist, sich jeder Partei in die Arme zu werfen, die ihn aufnehmen will.“ – Relationen mit England – Die in Nassau gelandeten Neger – Visitation amerikanischer des Sklavenhandels verdächtiger Schiffe „Die Relationen mit Großbritannien erregen bei den Kleinmütigen noch immer einige Besorgnisse; namentlich ist es die Sklavenfrage, die zu diesen Besorgnissen aufs neue Veranlassung gegeben hat. Neulich ist zum zweiten Mal ein amerikani-

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sches mit Negern, die von einem Hafen der Union nach dem anderen bestimmt waren, beladenes Schiff durch Ungefähr nach Nassau verschlagen (es hatte sich diesmal ein Teil der Neger empört und das Schiff war dann zufällig, auf dem Wege von Richmond nach New Orleans, nach Nassau geraten, wo die Negersklaven sodann, angeblich durch positives Einschreiten der britischen Behörden, in Freiheit gesetzt waren)261. Schon bei einer früheren Gelegenheit war dasselbe geschehen. Damals zahlte indessen Großbritannien eine Entschädigung, weil damals die Sklaven-Emanzipation in den britischen Kolonien noch nicht erfolgt war; es wurde aber damals ausdrücklich erklärt, daß in Zukunft von einer solchen Entschädigung nicht mehr die Rede sein könne. Hätten die britischen Autoritäten im vorliegenden Falle bloß ihre Mitwirkung zur Habhaftwerdung der entlaufenen Neger verweigert, so glaube ich nicht, daß Ursache zur Beschwerde vorhanden sein würde, da die Vereinigten Staaten kein Recht haben dürften, auf Anerkennung ihres Eigentumsrechts an Negern durch die britischen Landesgesetze zu bestehen; anders dürfte sich freilich die Sache verhalten, wenn, wie behauptet wird, die britischen Behörden Truppen an Bord des Schiffes geschickt und die Neger gezwungen hätten, dasselbe zu verlassen und ihre Freiheit zu suchen. Noch größere Schwierigkeiten bietet die Frage wegen des von Großbritannien in Anspruch genommenen Rechts der Visitation der des Sklavenhandels verdächtigen amerikanischen Schiffe dar, eine Frage, die zu der anliegenden Korrespondenz zwischen dem amerikanischen Gesandten Stevenson in London und dem auswärtigen Departement daselbst Veranlassung gegeben hat. Bekanntlich haben die Vereinigten Staaten sich bisher geweigert, Traktaten mit anderen Nationen wegen Unterdrückung des afrikanischen Sklavenhandels abzuschließen, obgleich dieser Sklavenhandel schon längst durch ein Bundesgesetz für strafbar erklärt worden ist. Dieser Weigerung liegt teils Eifersucht der Vereinigten Staaten auf das britische Übergewicht auf dem Meere, noch mehr aber der große Widerwille der südlichen sklavenhaltenden Staaten gegen alles, was eine Einmischung in ihre Institutionen nur einigermaßen befürchten läßt, zum Grunde. Die Vereinigten Staaten selbst haben keine hinlängliche Seemacht, um den Sklavenhandel steuern zu können, und die Folge davon ist, daß nicht nur sehr viele amerikanische Schiffe diesen Handel ungestraft treiben, sondern daß auch andere Nationen, namentlich Spanier und Portugiesen, denselben unter amerikanischer Flagge treiben. Großbritannischer Seits wird nun freilich nicht das Recht in Anspruch genommen, ein des Sklavenhandels verdächtiges amerikanisches Schiff anzuhalten, selbst dann nicht, wenn es wirklich Neger an Bord haben sollte; aber es wird behauptet, daß das bloße Faktum des Aufziehens einer amerikanischen Flagge kein genügender Beweis des amerikanischen Charakters des Schiffes sei, daß dieser sich vielmehr nur aus den Schiffspapieren beurteilen lasse, und daß zu dem Ende die britischen Kriegsschiffe das Recht haben müßten, die Einsicht der Papiere jedes verdächtigen Schiffes, der von dem geführten amerikanischen Flagge ungeachtet, zu verlangen, um sich dar261

Es handelte sich um die Brigg „Creole“.

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aus zu überzeugen, daß dasselbe auch wirklich amerikanisches Eigentum sei, weil sonst die britischen Gesetze gegen den afrikanischen Sklavenhandel und die mit anderen Nationen zur Unterdrückung desselben geschlossenen Traktaten durch bloßes Aufziehen einer amerikanischen Flagge ungestraft umgangen werden könnten. Amerikanischer Seits wird dagegen eingewandt, so lange der afrikanische Sklavenhandel noch nicht völkerrechtswidrig sei, sondern so lange es zu dessen Unterdrückung noch besonderer Gesetze und Traktate bedürfe, könne britischen Kriegsschiffen nicht das Recht eingeräumt werden, amerikanische Schiffe in Friedenszeiten unter irgend einem Vorwande anzuhalten; und wenngleich nicht in Abrede gestellt werde, dadurch der Zweck, den sich Großbritannien vorgesetzt habe, zum Teil vereitelt werden dürfte, so sei dies doch etwas, was die Vereinigten Staaten nicht angehe. Sie könnten nicht ihren Handel und ihre Schifffahrt einer Unbequemlichkeit unterwerfen, weil England eine Maßregel für zweckmäßig halte, die nicht zugleich rechtmäßig sei. Es wird sich hier schwer ein anderer Ausweg finden lassen, als der Beitritt der Vereinigten Staaten zu den zwischen den meisten übrigen christlichen Nationen geschlossenen Traktaten zur Unterdrückung des Sklavenhandels, eine Maßregel, die auch in den nichtsklavenhaltenden Staaten und bei allen Besonnenen Beifall finden würde, worauf selbst der Präsident in seiner Jahresbotschaft anspielt, die aber im Süden sehr vielen Widerstand finden würde262.“ – Anklage der Grand Jury gegen Biddle – Rückkehr Swartouts und Prices „Viel Aufsehen hat es erregt, daß die Grand Jury in Philadelphia den ehemaligen Präsidenten der Bank der Vereinigten Staaten, Biddle, mehrere Beamte der Bank und viele andere mit der Bank in Verbindung stehende, hochstehende Männer durch die anliegende Anklageakte wegen grober Betrügereien förmlich in den Anklagezustand versetzt hat. So groß ist aber noch der Einfluß dieser Männer, und die hiesige Justiz ist, namentlich in Pennsylvanien, so schlecht, daß das Gericht die Anklage wegen eines unbedeutenden formellen Mangels annulliert hat, und vermutlich wird der Sache auch keine weitere Folge gegeben werden. Von der ungeheuren hier herrschenden Korruption kann sich niemand einen Begriff machen. Ich selbst habe sie mir, obgleich ich nun beinahe acht Jahre hier bin, in dem Grade doch nie vorgestellt. Der bekannte Collector des Zollhauses von New York, Swartout, und der District-Attorney Price, die bekanntlich vor mehreren Jahren wegen Unterschlagung mehrerer Millionen flüchtig wurden, sind beide zurückgekehrt und 262 Das im Zusammenhang mit dem Verbot des Sklavenhandels stehende Visitationsrecht und Durchsuchungsrecht akzeptierten die USA erst im Sezessionskrieg in dem am 7.4. 1862 in Washington mit Großbritannien abgeschlossenen Vertrag zur Unterdrückung des afrikanischen Sklavenhandels. Danach konnten Kriegsschiffe die des Sklavenhandels verdächtigen Handelsschiffe durchsuchen und die Verantwortlichen vor Gericht bringen. Der WebsterAshburton Vertrag von 1842 fixierte nur den Einsatz amerikanischer und britischer Kriegsschiffe, die getrennt gegen den Sklavenhandel vor der afrikanischen Küste vorgehen sollten. Dem 1841 gegen den Sklavenhandel zwischen Frankreich, Großbritannien, Österreich, Preußen und Russland abgeschlossenen Quintuple Vertrag, der den Partnern das right of visitation und das right of search zusprach, traten bis 1842 noch zusätzlich 21 Staaten bei, aber die USA lehnten damals ab.

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gehen nicht nur ungestraft umher, sondern sind auch wieder in der Gesellschaft zugelassen!“ II. Am 27.1. 1842 aus Washington an den König – Bill wegen Emission von Tresorscheinen – Widerruf des Bankrottgesetzes – Clays Antrag auf Abänderung der Konstitution – Exchequer-Plan – Tariffragen „Im Kongress ist seit Erstattung meines letzten alleruntertänigsten Berichts nichts Erhebliches geschehen. Das Gouvernement befindet sich in der größten Geldnot, und die öffentlichen Beamten und Gläubiger können nicht mehr bezahlt werden. (…)“ – Petition wegen Auflösung der Union „Viel Aufsehen erregen in diesem Augenblicke die im Hause statt findenden Diskussionen über die anliegende von John Q. Adams überreichte und von mehreren Einwohnern von Massachusetts unterzeichnete Petition, worin sie darauf antragen, die Union aufzulösen, weil dadurch das wechselseitige Wohl nicht gefördert werde, weil dadurch ein großer Teil der Ressourcen einer Sektion der Union zum Vorteil einer anderen Sektion in Anspruch genommen werde, und weil eine Fortdauer der Union den Ruin der ganzen Nation zur Folge haben würde. Freilich überreichte Adams die Petition mit dem gleichzeitigen Antrage, dieselbe einem Committee zu überweisen mit der Instruktion, eine Antwort an die Bittsteller zu berichten, worin die Gründe anzugeben, warum ihr Antrag nicht statt finden könne. Allein es wurde sogleich eingewandt, daß die bloße Überreichung einer solchen Petition eine Beleidigung des Hauses sei; und Gilmer263 trug darauf an, dem John Q. Adams deshalb eine Zurechtweisung zu erteilen. Marshall264 ging noch weiter und sprach in den anliegenden Resolutionen die Meinung aus, daß die Frage wegen Auflösung der Union gar kein Gegenstand der Diskussion des Hauses sein könne, daß das Haus nur in Folge der Constitution, die sein organisches Gesetz sei, existiere und daß folglich ein Antrag auf Auflösung der Union Hochverrat sei, und daß deshalb John Q. Adams verdient habe, aus dem Hause ausgestoßen zu werden, daß man sich aber aus Gnade darauf beschränken wolle, ihm einen Verweis zu erteilen. Erwidert wurde dagegen, das Petitionsrecht sei unbeschränkt und Hochverrat begehe nach der Constitution nur derjenige, der mit den Waffen in der Hand gegen sein Vaterland kämpfe. Der Gegenstand ist vom höchsten Interesse und zeigt, auf wie lockerem Boden die demokratisch-republikanische Regierungsform gebaut ist. Es denkt in der Tat für den Augenblick niemand daran, die Union aufzulösen, und die Sache ist vielleicht nichts als einer der vielen Scherze, die man sich mit dem alten John Q. Adams erlaubt. Allein es ist allerdings ein bedenkliches Zeichen, daß eine solche Idee überhaupt auch nur für einen Augenblick gefaßt und im Kongreß zum Gegenstand einer Diskussion gemacht werden kann, die nun schon mehrere 263 Gilmer, Thomas Walker (1802 – 44), Governor von Virginia 1840 – 41; US-Representative von Virginia 1841 – 44 (erst Whig, ab 1843 Democrat); US-Secretary of the Navy 1844. 264 Marshall, Alfred (c. 1797 – 1868), Democrat, US-Representative von Maine 1841 – 43.

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Tage gedauert hat. Es ist dabei bereits zu argen gegenseitigen Schimpfreden gekommen, und zwei Kongreßmitglieder haben sich deshalb gestern auf der Straße attackiert und eine Schlägerei mit einander gehabt.“ – Mission Lord Ashburtons265 – Aufregung gegen Mexiko – Texanische Expedition gegen Santa Fé – Beschlagnahme mexikanischer Kriegsschiffe – Aufregung gegen das Bankwesen – Pöbelszenen in Cincinnati – Untersuchung gegen Biddle. III. Am 12.3. 1842 aus Washington an den König – Petitionen wegen Auflösung der Union „Die in meinem letzten alleruntertänigsten Bericht vom 27ten Januar erwähnte Diskussion, zu welcher die von John Q. Adams überreichte Petition mehrerer Einwohner von Massachusetts wegen Auflösung der Union Veranlassung gab, beschäftigte das Haus bis zum 7ten v. M. An jenem Tage wurde die Frage wegen eines dem John Q. Adams zu erteilenden Verweises mit 106 gegen 93 Stimmen auf den Tisch gelegt, und die zweite Frage wegen Annahme der Petition wurde mit 166 gegen 40 Stimmen verneinend entschieden.– Da John Q. Adams gegenwärtig Präses des Komitees für die auswärtigen Angelegenheiten ist, – ein in diesem Augenblicke, wo gerade die meisten Verwickelungen mit Großbritannien aus der Sklavenfrage entstehen, sehr wichtiger Posten – so reichten die sämtlichen südlichen Mitglieder dieses Komitees gleich nachdem jene Diskussion beendigt war, ihre Resignationen ein, und auch die neu ernannten südlichen Mitglieder verweigerten die Annahme ihrer Ernennungen, und der Sprecher fand Schwierigkeit, endlich drei andere Mitglieder vom Süden zu der Annahme zu bewegen. – Es ist seitdem schon wieder von Giddings266 von Ohio eine von 80 Einwohnern jenes Staats unterschriebene Petition wegen Auflösung der Union durch Ziehung einer Linie zwischen den freien und Sklaven haltenden Staaten überreicht, aber die Annahme mit 116 gegen 24 Stimmen verweigert worden. Die Abolitionisten scheinen jetzt entschlossen diesen Weg einzuschlagen und zu verfolgen.“ – Websters Instruktionen an Everett wegen der Brigg „Creole“

265 Alexander Baring 1st Baron Ashburton (1774 – 1848), Bankier, im House of Commons 1806 – 35, in Sir Robert Peels Kabinett 1834/5, als Sondergesandter in Washington 1842 unter Sir Robert Peel, erneut seit 1841 Premierminister. Sir Robert Peel, sein Außenminister Lord Aberdeen und Lord Ashburton waren genauso an einer Vermittlung in den Streitfragen interessiert wie Präsident Tyler und Secretary of State Webster. 266 Giddings, Joshua Reed (1795 – 1864), bis 1848 Whig, dann Free Soil, Opposition Party und Republican, US-Representative von Ohio 1838 – 59, US-Konsul General in Toronto 1861 – 64.

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– Verhaftung Hogans267 – Verhältnisse mit Großbritannien „Obgleich so die Verhältnisse mit Großbritannien alle Tage verwickelter werden und obgleich es nicht an einer kriegslustigen Partei fehlt, so ist doch der bloße Gedanke an einen Krieg in einem Augenblick lächerlich, wo es dem Lande an allen Mitteln fehlt, einen Krieg zu führen.“ – Finanzielle Lage des Landes „Ungeachtet die in meinem letzten alleruntertänigsten Bericht erwähnte Bill wegen neuer Emission von $ 5 Millionen Tresornoten endlich im Hause mit 100 gegen 100 Stimmen (wobei die des Sprechers den Ausschlag gab) durchging, so hat doch dies Palliativmittel nicht lange vorgehalten. Nach der anliegenden Botschaft des Präsidenten wird im Laufe des Quartals wieder ein Defizit von mehr als $ 3 Millionen erwartet. Dies mit den bereits emittierten und autorisierten Tresornoten ergibt eine Schuld des Bundesgouvernements von mehr als §19 Millionen. Die fälligen Tresornoten können nicht mehr eingelöst werden, da das Gouvernement in Zahlung nichts mehr als diese Tresornoten empfängt. Sie stehen deshalb ungeachtet sie 6 pct Zinsen tragen, 1 12 bis 2 pct unter pari und werden noch mehr fallen. Der Sekretär der Schatzkammer empfiehlt deshalb in seinem der Botschaft beigefügten Bericht eine neue Anleihe und eine Erweiterung des Termins der alten erst zum Teil abgesetzten Anleihe, und der Präsident empfiehlt eine Erhöhung des Tarifs. – In einer ähnlichen Lage befinden sich auch die Finanzen der meisten Staaten der Union. Das einzige Mittel, das wirkliche Hülfe gewähren könnte, ist die Auflegung direkter Taxen; aber die Gesetzgeber haben vor diesem Mittel die größte Furcht, weil jeder, der es vorschlagen wollte, zum voraus weiß, daß er seine politische Existenz aufs Spiel setzen würde. Es scheint, daß direkte Auflagen mit dieser demokratischen Regierungsform ganz unvereinbar sind, und doch muß sich das Volk dazu entschließen, wenn nicht die ganze Maschine in Stillstand geraten soll; denn die Zeit der Anleihen ist vorüber, europäische Kapitalisten werden so leicht nichts mehr herleihen. Selbst das Bundesgouvernement möchte es schwer genug finden, eine Anleihe in Europa zu machen; denn seitdem man die Unklugheit begangen hat, die öffentlichen Domänen zu verschenken, fehlt es dem ausländischen Kapitalisten an aller Garantie. Die Zolleinnahmen bilden jetzt fast die einzige Einnahmequelle des Bundesgouvernements und bei der Geringfügigkeit der Einnahme vom Verkauf der öffentlichen Ländereien ist auch den einzelnen Staaten nicht damit geholfen. Größtenteils ist dieser Zustand noch die Folge der Spekulationsjahre 1835/37. Die Suspension der Barzahlungen von Seiten der Banken im Jahre 1837 suspendierte eben nur jene Folgen. Besser wäre es für die Banken, für die verschuldeten Individuen und ohne Zweifel für das Ganze gewesen, hätte jene Suspension niemals 267 Der britische Staatsbürger Hogan wurde wie McLeod wegen einer Beteiligung an der Versenkung des amerikanischen Schiffes „Caroline“ in den USA verhaftet, aber gleich wieder frei gelassen.

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statt gefunden. Einzelne Banken und einzelne Individuen hofften sich dadurch zu retten, und jetzt werden Tausende von Individuen mit in den allgemeinen Fall verwickelt. Hauptsächlich erst seit der Suspension haben sich die Banken die vielen Schwindeleien und Unredlichkeiten erlaubt, wodurch sie sich so gehässig gemacht haben. In Philadelphia war vor 4 bis 5 Jahren noch ein realisierbares Bankkapital von $ 53 Millionen; jetzt ist es durch Fallissement der alten Bank der Vereinigten Staaten, der Girard-Bank und der Bank von Pennsylvanien auf weniger als $ 10 Millionen reduziert, und sollte es realisirt werden, so würde es schwerlich mehr als $ 1 oder 1 1/2 Millionen bringen. Bei der Bank von Pennsylvanien hatte der Staat erst eben $ 800000 deponiert, um damit die am 1sten fälligen Zinsen der Staatsschuld zu bezahlen, als er auf einmal fand, daß die Bank das Geld zum Teil dazu verwendet hatte, ihre eigenen Schulden zu bezahlen, so daß die Zinsen der Staatsschuld unbezahlt blieben. Die Erbitterung gegen die Banken ist aber auch überall so groß, daß die öffentliche Meinung die Legislaturen zwingt, die Wiederaufnahme der Barzahlungen gesetzlich anzuordnen. – In den meisten Staaten ist dies bereits geschehen, und obgleich dies den sofortigen Fall unzähliger nicht zahlungsfähiger Banken und unendlich vieler mit denselben in Verbindung stehenden Individuen zur Folge haben und dadurch für den Augenblick den gegenwärtigen Zustand noch verschlimmern wird, so ist es doch das einzige Mittel, dem gegenwärtigen krankhaften Zustande ein Ende zu machen. Dazu wird auch das Bankerottgesetz mitwirken, das nicht widerrufen, sondern am 1sten v. M. in Wirksamkeit getreten ist. Könnte das Land sich zugleich mit den bankerotten Banken und Spekulanten auch einer Anzahl seiner Gesetzgeber (politicians), die nur ihr eigenes und das Interesse ihrer Partei im Auge haben, entledigen, so würde eine Hauptquelle des gegenwärtigen Übels beseitigt sein. Und in der Tat sieht die Masse des Volkes alle Tage mehr ein, daß ihnen das Heil von diesen Gesetzgebern nicht kommen kann. In einigen Staaten sind die Legislaturen förmlich petitioniert worden, sobald als möglich aus einander zu gehen, und auch der Kongreß, von dessen Einschreiten das Land sich große Dinge versprochen hatte, macht sich durch seine Untätigkeit täglich unpopulärer.“ – Resignation Clays „Der Senator Clay hat vermutlich mit aus dem Grund resigniert, er wird sich Ende dieses Monats zurückziehen, er sieht ein, daß bei längerem Bleiben im Kongreß für ihn nichts zu gewinnen, möglicherweise aber zu verlieren ist. Nebenbei hofft er auch noch immer, daß das Volk ihn am Ende wieder aus der Zurückgezogenheit rufen wird, um dem jetzigen Chaos ein Ende zu machen, wozu er immer noch die Errichtung einer Nationalbank als das einzige Mittel betrachtet. – In beidem möchte er sich getäuscht fühlen. – Es heißt zwar, daß er nächstens in verschiedenen Staaten von der Whig-Partei zum Präsidenten nominiert werden wird, er hat aber wenig Aussicht, gewählt zu werden. Er ist ein viel zu ausgezeichneter Mann – in der Tat der einzige wahre Staatsmann der V. Staaten –, um bei der Masse des Volkes – die auch keine Geistesaristokratie anerkennt, sondern ihres Gleichen

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vorzieht, populär zu sein. Auch ist er im Irrtum, in einer Nationalbank das einzige Heil zu erblicken; jedenfalls hat er Unrecht, darauf die ganze Hoffnung seines politischen Sukzesses zu bauen.“ – Clays Resolutionen – Tarif – Exchequer Plan „(…) Das Bestreben des Bundesgouvernements sollte dahin gehen, seine Fonds möglichst vor Veruntreuung zu sichern und die Verwaltung derselben vor allen Dingen ehrlichen Leuten anzuvertrauen – eine schwierige Aufgabe in diesem Lande – und demnächst dahin zu wirken, daß die Gelder nicht – oder doch nicht zu lange – dem öffentlichen Verkehr entzogen werden. alles weitere positive Einschreiten, alle weitere dem Publikum von Seiten des Gouvernements geleistete Unterstützung führt in diesem Lande nur zu Mißbräuchen.“ – Van Burens Reise – Washington Irving. IV. Am 7.4. 1842 aus Washington an den König – Die finanziellen Verlegenheiten des Bundesgouvernements – Botschaft des Präsidenten – Neue Anleihe „Die finanziellen Verlegenheiten des Bundesgouvernements nehmen täglich zu, und es ist in der Tat nicht abzusehen, wie hier Abhülfe zu schaffen ist. Man hatte sich im Anfange viel vom Kongreß versprochen, allein das Publikum sieht sich getäuscht. Die alten Parteien sind so gut wie aufgelöst, ohne daß sich neue gebildet hätten, und an ein gemeinsames Handeln für patriotische Zwecke ist nicht zu denken. Auch ist hier durch bloße Gesetzgebung nicht zu helfen. Nur jahrelanger Fleiß und Sparsamkeit können die Folgen der früheren Spekulationswut und Verschwendung wieder aufheben. Man interessiert sich jetzt wenig mehr für die Frage, ob die öffentlichen Gelder von Banken oder von Kassenbeamten aufbewahrt und verwaltet werden. Man sieht diese Frage in diesem praktischen Lande in einem Augenblicke als ziemlich müßig an, wo es nichts aufzubewahren und zu verwalten gibt. Das einzige sichere Mittel, Geld zu bekommen, würde in der Auflage direkter Taxen liegen; aber der Widerwille dagegen ist unüberwindlich, und in der Tat sind die Zeiten auch so schlecht, daß die Beitreibung von Taxen ihre Schwierigkeiten haben möchte. – Anleihen kann man nicht bekommen; denn der öffentliche Kredit ist zerstört; – die Revenuen der öffentlichen Ländereien hat das Bundesgouvernement den einzelnen Staaten überwiesen. Und wollte man diese Maßregel auch widerrufen, so würde das Volk doch nichts dadurch gewinnen, denn die Staaten würden das Defizit durch neue Auflagen decken müssen. Es bleibt also dem Bundesgouvernement nur die Zolleinnahme, und darauf ist wenig zu bauen in einem Augenblicke des allgemeinen Bankerotts, wo aller auswärtiger Handel gänzlich danieder liegt, wo die Warenmagazine dergestalt mit unverkauften und unverkäuflichen Vorräten überhäuft sind,

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daß die Importeurs nur mit dem größten Verlust verkaufen können, und wo bedeutende Reexportationen statt finden. Dennoch ist der Kongreß wieder im Begriff, zu Anleihen und Zöllen seine Zuflucht zu nehmen – ein Auskunftsmittel, das indessen schwerlich ausreichen dürfte. Das Haus der Repräsentanten hat eine neue Bill (loan bill) passiert, wodurch der Sekretär der Schatzkammer autorisiert wird, $ 17 Millionen gegen 6 pct auf 20 Jahre anzuleihen. Der Präsident empfiehlt in seiner anliegenden Botschaft, die Akte wegen Verteilung der Revenuen von den öffentlichen Ländereien zu widerrufen und diese Revenuen den Staatsgläubigern zu verpfänden. Der Kongreß ist aber darauf nicht eingegangen. Das Haus hat die ,loan bill‘ passiert, ohne die ,distribution bill‘ zu widerrufen, und der Senat hat, sich schon im voraus – bei Gelegenheit der Abstimmung über die Clayschen Resolutionen – mit 22 gegen 21 Stimmen gegen jenen Widerruf erklärt. Man debattierte lange, ob man den Verkauf des Stock unter pari gestatten solle, entschloß sich aber endlich, dem Sekretär der Schatzkammer in dieser Beziehung freie Hand zu lassen, weil sonst die ganze Bill ein toter Buchstabe gewesen sein würde; denn es wird schwierig genug sein, Käufer zum Preise bedeutend unter pari zu finden. Man hat zwar die Zolleinnahme für verpfändet erklärt, allein das ist ohne alle Bedeutung, weil keiner Behörde die Verwaltung diese Einnahme zum besonderen Zweck der Verzinsung und Tilgung der Staatsschuld überwiesen ist. Man hat den Termin der Abzahlung auf 20 Jahre festgesetzt, in der Hoffnung, durch den langen Genuß hoher Zinsen Kapitalisten anzulocken. Allein europäische Kapitalisten haben überhaupt kein Zutrauen mehr zu amerikanischem Stock, und hiesige Kapitalisten können ihr Geld weit besser benutzen. Es leidet ja keinen Zweifel, daß dies Land an sich reich genug ist, eine hundertmal größere Schuld zu verzinsen und am Ende abzutragen; aber die Verwaltung und die demokratisch-republikanische Regierungsform, wobei es nur auf Gewinnung von Popularität abgesehen ist, flößen zu wenig Vertrauen ein. Auch haben die neuerlichen Diskussionen im Kongreß bei Gelegenheit der Petitionen wegen Auflösung der Union dem Kredit des Bundesgouvernements geschadet, und manche halten auch einen Bruch mit England nicht für unmöglich. Der Senat wird vermutlich die ,loan bill‘ des Hauses annehmen, die Maßregel wird sich aber als unzureichend erweisen.“ – Die Tarif Bill „Das Manufaktur-Komitee des Hauses hat endlich eine Tarif-Bill berichtet, die noch nicht gedruckt worden ist, die aber einen allgemeinen Zoll von 30 pct vom Wert verordnen soll, ingleichen eine Hinzurechnung aller Unkosten (Versicherung ausgenommen) zu dem Fakturapreise der Ware (anstatt der home valuation) – worin auch noch eine Erhöhung um mehrere Prozente liegt. Und einige speziell benannte Artikel sollen noch höher besteuert sein. Auf Wollen-, Baumwollen-, Seiden- und Lederwaren soll ein Zuschlag von 10 pct gelegt werden bis nachgewiesen wird, daß in dem Lande, wo jene Artikel fabriziert werden, keine höhere Abgabe von Tabak, Getreide und Mehl als in den Vereinigten Staaten erhoben wird. Man wird dadurch

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den Zweck einer Vermehrung der Zolleinnahmen nicht erreichen. Es ist wenig Aussicht zu bedeutenden Importationen vorhanden. Die Preise der Manufakturwaren sind im steten Fallen begriffen, weil das Land nicht mehr in dem Grade wie früher mit Papiergeld überschwemmt ist; und ein Zoll von 30pct ist für viele Gegenstände schon viel zu hoch und wird jedenfalls die Importationen vermindern. (…)“ – Lord Ashburtons Ankunft – Giddings Resolutionen wegen der Neger vom Schiff „Creole“ „Lord Ashburton ist endlich nach einer Reise von 54 Tagen hier angekommen. Als der schwierigste Teil seiner Negotiationen wird derjenige betrachtet, der sich auf die Sklavenfrage bezieht, und es ist nicht unmöglich, daß die ganze Negotiation daran scheitern dürfte. Handelte es sich dabei bloß um Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels, so würde die Schwierigkeit vielleicht weniger groß sein; denn die allgemeine Meinung spricht sich hier in allen nichtsklavenhaltenden Staaten täglich stärker gegen die Negersklaverei und alles, was damit in Verbindung steht, aus. In einem gewissen Sinne ist eigentlich jedermann in den nördlichen Staaten jetzt Abolitionist (…) Der Staatssekretär Webster hat den aufrichtigen Wunsch einer friedlichen Beilegung aller Streitigkeiten mit England: Schwierigkeiten wird ihm aber der schwache, eitle und im hohe Grade von sich eingenommene Präsident machen, und Widerstand wird er im Kongreß finden; denn der Präsident ist, wie Clay bei Gelegenheit seines soeben erfolgten Ausscheidens aus dem Senat sagte, in diesem Augenblicke ohne Partei, und die Parteien sind ohne einen Präsidenten – ein Zustand, der gewissermaßen allem Gouvernement ein Ende macht und der als eine der Hauptursachen der gegenwärtigen Verwickelungen betrachtet werden kann.“ – Hogans abermalige Verhaftung in Rochester – Invasion von Texas durch die Mexikaner „Eine große Aufregung herrschte hier vor kurzem wegen der in den Zeitungen angekündigten Invasion von Texas durch eine mexikanische Armee von 14000 Mann unter dem General Arista. (…) Seitdem sind aber Nachrichten eingegangen, die es wieder zweifelhaft machen, ob überhaupt eine Invasion von Texas durch die Mexikaner statt gefunden hat. Man fängt an zu glauben, daß das Ganze bloß ein falscher Alarm gewesen ist, um hier eine Aufregung zu Gunsten der Texaner zu bewirken. Es scheint nämlich jetzt wirklich die Absicht der letzteren zu sein, einen Raubzug nach Mexiko zu unternehmen, und in der Tat ist dazu kein Augenblick günstiger als der gegenwärtige. Tausende von Herumstreichern, die hier in den Vereinigten Staaten jetzt nichts verdienen können, werden nach Texas strömen, und bei dem unleugbaren physischen und intellektuellen Übergewicht der hiesigen Race über die mexikanische, und bei der Aussicht auf reiche Beute möchte ein solcher Zug nicht in das bloße Reich der Träume gehören. (…)“ – Revolutionäre Bewegungen im Staate Rhode Island

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„In dem kleinen Staat Rhode Island finden seit einiger Zeit revolutionäre Bewegungen statt. Dieser Staat ist der einzige, der noch keine geschriebene Konstitution hat, sondern noch nach der alten Charter Karls II. vom Jahre 1663 regiert wird. Da das Stimmrecht nach dieser Charter sehr beschränkt ist, so entwarf vor nicht langer Zeit eine selbst konstituierte Versammlung eine Konstitution, welche das allgemeine Stimmrecht und alle sonstigen ultra-demokratischen Doktrinen sanktionierte (…) Die Bewegung hat bereits einen so drohenden Charakter angenommen, daß der Gouverneur sich veranlaßt gesehen hat, die anliegende Proklamation zu erlassen, worin der zur Ruhe ermahnt. Die Sache wird, nachdem noch viel gesprochen und geschrieben sein wird, vermutlich mit einem Vergleich enden. Dergleichen Bewegungen nehmen hier im Lande selten einen blutigen Charakter an. Die Leute wollen nur sprechen und sich gedruckt sehen. Läßt man ihnen darin freien Willen, so erschöpfen sie sich und sind bald zum Frieden geneigt.“ – Untersuchung wegen Bestechung der Legislatur von Pennsylvania. V. Am 28.5. 1842 aus Washington an den König – Lord Ashburtons Mission „Lord Ashburtons Mission nach den Vereinigten Staaten verspricht ein sehr günstiges Resultat. Die vorherrschende Meinung ist, daß es ihm gelingen wird, alle Streitpunkte zwischen den beiden Ländern auf friedliche Weise beizulegen. Viel trägt dazu allerdings seine Persönlichkeit bei. Er hat gewußt, sich hier sehr populär zu machen. Er ist ganz das Gegenteil des Gesandten Fox. Während dieser sich einschließt und niemand sieht, zeigt sich jener allenthalben und beweist sich – was den Amerikanern besonders gefällt – in hohem Grade gastfrei. Noch mehr aber trägt dazu gewiß die gegenseitige Überzeugung bei, daß keins der beiden Länder durch einen Krieg etwas gewinnen kann. Die finanzielle Not der Vereinigten Staaten und ihre gänzliche Wehrlosigkeit können denselben die Fortdauer des Friedens nur wünschenswert machen, und Großbritannien wird nicht wünschen, einen Krieg mit den Vereinigten Staaten zu führen in einem Augenblicke, wo ihm die chinesischen und ostindischen Angelegenheiten schon genug zu schaffen machen. (…) Jedenfalls herrscht die friedlichste Stimmung, und es ist merkwürdig zu sehen, wie die Presse gänzlich zum Schweigen gebracht ist, selbst die Oppositionsblätter, die früher am heftigsten schrieen, verhalten sich jetzt ganz ruhig. (…)“ – Die Unruhen in Rhode Island „Die in meinem letzten alleruntänigsten Bericht erwähnten Unruhen in Rhode Island scheinen eine Zeit lang wirklich einen drohenden Charakter annehmen zu wollen. Die revolutionäre Partei – die sogenannte suffrage-party – hatte sich förmlich organisiert und einen Gouverneur, eine Legislatur etc etc erwählt, und diese Legislatur hielt in Providence eine förmliche Sitzung, während die ordentliche Legislatur in Newport versammelt war. (…) Inzwischen wurden mehrere Verhaftungen der Mitglieder der revolutionären Legislatur vorgenommen, da die ordentliche Legislatur vorher – in Voraussicht der kommenden Ereignisse – jede

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Teilnahme an einer solchen Versammlung für Hochverrat erklärt hatte. Auch verfehlte die Haltung des Bundesgouvernements ihren Eindruck nicht, und der inzwischen selbst hier eingetroffene sogenannte Gouverneur Dorr268 von der revolutionären Partei – der die Seele derselben war – machte sogar dem Präsidenten die besten Versprechungen. Auf seinem Rückwege nach Rhode Island bemächtigten sich aber seiner die Locofocos (…), dem Dorr wurde aber der Kopf dadurch verdreht, und er erschien wieder in Providence. Seine Partei wußte sich in den Besitz einiger Kanonen zu setzen und wollte sich mit Gewalt des Staatsarsenals bemächtigen. Als es aber zum Feuern kommen sollte, fand es sich, daß die Kanonen nicht geladen waren, daß auch niemand sie zu laden verstand. Dorrs törichtes Unternehmen fand allgemeinen Widerstand, da die Mehrzahl seiner eigenen Partei niemals so weit hatten gehen wollen. Er selbst nahm die Flucht, die Mitglieder der revolutionären Legislatur resignierten, und die ganze Farce ist nun vorbei, und jedermann lacht darüber. Das Resultat ist übrigens ein Erfreuliches. Es ist fast das erste Mal, daß eine Bewegung der Art durch die Autoritäten unterdrückt und daß es nicht zu einem sogenannten ,compromise‘ gekommen ist, wobei die sogenannte Volkspartei im Grunde immer ihren Zweck erreicht. (…)“ – Zwei Common Councils in New York – Kongressverhandlungen – Loan Bill – Tarif – Poindexters Bericht – Apportionment Bill – Schlägerei zwischen Wise und Stanly269 – Biddles Freisprechung – Giddings Wiedererwählung in Ohio – Texas – Mexikanische Reklamationen „Auch von der mexikanischen Reklamationsangelegenheit ist gar nicht weiter die Rede. Die amerikanischen und mexikanischen Bevollmächtigten sind abgereist, nachdem die ersteren die vom Senat verlangte Liste der Reklamationen angefertigt und dem Staatsdepartement übergeben hatten. Dort ruht die Sache und wird, wie mir Senator Rives sagt, vermutlich auch gänzlich auf sich beruhen, da niemand weiter bei der Sache interessiert ist. Die Reklamanten machen vergebliche Versuche, den Kongreß zur Übernahme der mexikanischen Schuld und zur Bezahlung der ihnen zuerkannten Beträge zu vermögen, indem sie den mexikanischen Stock270 unverkäuflich finden.“

268 Dorr, Thomas Wilson (1805 – 54). Dorr war Rechtsanwalt in Providence. Nach der sogenannten Dorr’s Rebellion zugunsten des allgemeinen Wahlrechts wurde er 1843 zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt, aber schon 1845 begnadigt. Die Legislatur von Rhode Island glich 1843 das Wahlrecht dem der Nachbarstaaten an. 269 Stanly, Edward (1810 – 72), Whig, US-Representative von North Carolina 1837 – 43, 1849 – 53. 270 Die mexikanische Entschädigung erfolgte durch mexikanische Staatsanleihen.

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VI. Am 25.6. 1842 aus Washington an den König – Kongress – Stand der Parteien „Der Kongreß ist noch immer versammelt und das Ende der Sitzung ist noch gar nicht abzusehen. Nie hat es eine Zeit in den Vereinigten Staaten gegeben, wo die Parteien mit so gänzlicher Hintansetzung der wahren Interessen des Landes nur ihre eigennützigen Zwecke verfolgt haben. Abgesehen ist es dabei bloß auf die Präsidentenwahl – das Geschäft des President making, wie man es hier nennt -, und es ist nicht eigentlich ein Kampf um Grundsätze, es ist ein bloßer persönlicher Kampf zwischen den verschiedenen hervorragenden Individuen. Wie auch die Parteien sich nennen, Whigs, Demokraten oder wie sonst, Schmeichelei des großen Haufens, der bei dem allgemeinen Stimmrecht den Ausschlag gibt, ist die vorherrschende Politik aller Parteien. Obgleich die nächste Präsidentenwahl erst in 2 12 Jahren statt finden wird, so werden doch jetzt schon alle Vorbereitungen dazu getroffen. Clay ist der erklärte Kandidat des größeren Teils der Whig-Partei und findet sich in offener Fehde mit der Tyler-Fraktion. In seinem Wohnort Lexington in Kentucky hat ihn eine Versammlung von 25,000 Menschen mit Enthusiasmus empfangen, das Fest war ein sogenanntes barbecue, ein Volksfest, wobei im Freien ganze Ochsen, Schweine, Schafe etc vom Spieß gebraten werden. Van Buren ist noch auf seiner sogenannten electioneering-tour begriffen und hat sogar Clay in Kentucky einen Besuch abgestattet. Diese beiden politischen Gegner haben immer persönlich auf einem guten Fuß miteinander gestanden. Auch liegt beiden zunächst daran, Tyler und die übrigen kleinen Gegner unschädlich zu machen. Tyler ist eigentlich noch immer ohne alle Partei, und das ist die Hauptursache der gegenwärtigen Verlegenheiten. Ganz richtig schildert er in dem anliegenden an den Herausgeber einer Zeitung in Cincinnati gerichteten Briefe den gegenwärtigen Zustand. Sonderbar nur findet man es, eine solche Sprache von ihm zu hören, der es nicht besser macht als die übrigen. Jedenfalls ist es wenig würdevoll für einen Präsidenten, sich auf diese Weise über die gesetzgebende Gewalt des Landes auszusprechen. Der Präsident der Vereinigten Staaten ist eigentlich nur der erste Minister, seine Minister sind bloß seine Sekretäre, er allein ist verantwortlich – daher die große Schwierigkeit, wenn er sich, wie im gegenwärtigen Augenblicke, ohne Partei befindet und doch weder resignieren, noch sich der einen oder der anderen Partei anschließen will, oder vielmehr, wenn – was jetzt der Fall ist – keine Partei ihn haben will.“ – Tarif „Die Diskussion der Tariffrage, deren Beseitigung man zuverlässig vor dem 1sten Juli erwartet hatte, hat noch kaum begonnen. Das Finanzcommittee des Hauses hat eine Bill berichtet, die jetzt diskutiert wird. Da es aber ganz unmöglich ist, die Diskussion vor dem 1sten Juli zu beendigen. So hat der Kongreß bereits eine temporäre Bill passiert, wodurch der am 1sten Juni d. J. existierende Zustand bis zum 1sten August c. verlängert wird. Am 1sten Juni betrugen die Zölle noch über 20 pct. Es würde mithin in Gemäßheit der in der letzten Sitzung passierten Akte die Distribution der Kaufgelder der öffentlichen Ländereien unter die einzelnen Staaten

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aufhören. Um dies zu vermeiden, widerrief das Haus gleichzeitig jene Klausel der land distribution bill. Was nun das Schicksal der definitiven Bill sein wird, ob man eine solche überhaupt passieren, ob man sie vor oder nach dem 1sten August passieren und ob der Präsident sie zeichnen wird, läßt sich noch gar nicht absehen (…) Was inzwischen aus dem Handel, aus den Finanzen und aus dem Kredit des Landes werden wird, ist für die Demagogen eine untergeordnete Rücksicht. Im Auslande begreift man es nicht, daß die Handelsinteressen in diesem Lande oft so gänzlich unberücksichtigt bleiben. Gleichwohl ist dies der Fall, und eine der Hauptursachen liegt darin, daß kein einziger Kaufmann im Kongreß ist. Die Kaufleute können ihr Geschäft nicht verlassen, auch stehen sie im allgemeinen an Intelligenz den Advokaten nach, die sich gänzlich der Regierung bemächtigt haben und die vom Handel wenig oder nichts verstehen. Auch ist die Lage Washingtons ungünstig. Würde der Kongreß in einer großen Handelsstadt wie New York gehalten, so würden sich die Kongreßmitglieder jeden Augenblick bei praktischen Kaufleuten Rats erholen können. Jetzt muß dies auf schriftlichem Wege geschehen oder bei solchen Individuen, die zufällig hier anwesend und in der Regel nicht unparteiisch sind.“ – Apportionment Bill – Negotiationen mit Lord Ashburton – Sammlung für die verunglückten Hamburger „Das große die Stadt Hamburg betroffene Unglück271 hat auch hier viele Teilnahme erregt. Der Königliche Konsul Schmidt in New York, der zugleich Hamburger Konsul ist, hatte schon, ehe er meine Aufforderung dazu erhalten, eine Sammlung veranlaßt, und es sind bereits über $ 8000 nach Hamburg remittiert worden.“ – Unruhen in Rhode Island. VII. Am 28.7. 1842 aus Washington an den König – Ende der Negotiationen mit Lord Ashburton „Die Negotiationen mit Lord Ashburton sind beendigt und der Traktat, an dessen Redaktion man jetzt arbeitet, wird in wenigen Tagen dem Senat zur Bestätigung vorgelegt werden. Über den Inhalt herrschen bis jetzt bloße Vermutungen; doch stimmen die aus den besten Quellen geschöpften Nachrichten darin überein, daß der nördliche Grenzstreit dadurch beigelegt worden, daß man im wesentlichen die vom Könige der Niederlande gefundene Grenzlinie angenommen hat. (…) Populär wird der Traktat in keinem Falle sein. Populär ist hier nichts, was nicht von der demokratischen Partei ausgeht, und der bloße Umstand, daß Webster – zu dem das Volk so wenig Vertrauen hat – den Traktat noziiert hat, ist hinreichend, um ihn gehässig zu machen (…)“ 271 Der Große Brand vom 5. bis 8. Mai 1842 verwüstete mehr als ein Viertel der damaligen Stadt Hamburg, kostete 51 Menschen das Leben und machte Zehntausende obdachlos.

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– Tarif Bill – Vorschlag eines Impeachment des Präsidenten „Daß der Präsident zu der in meinem letzten alleruntertänigsten Bericht erwähnten provisorischen Tarifbill seine Zustimmung nicht erteilt hat, habe ich bereits bei einer anderen Gelegenheit erwähnt (…). Es hat dies den gänzlichen Bruch zwischen ihm und der Whig-Partei zur Folge gehabt, und die Whigs sind in ihrer Erbitterung so weit gegangen, daß im sogenannten ,caucus‘ davon die Rede gewesen ist, ihn in den Anklagezustand zu versetzen (…) Der Präsident wünscht dann, sich mit einem ganz aus der demokratischen Partei zusammengesetzten Kabinett zu umgeben, und die Whigs wünschen ungemein, Webster wieder ganz für sich zu gewinnen und ihn wieder im Senat zu haben, wohin er sich auch in jeder Hinsicht am besten passt. Denn er ist schwerfällig, ohne alle Manieren, haßt die Geschäfte, die im Staatsdepartement auf eine beispiellose Weise vernachlässigt werden. Er ist ein bloßer Advokat, der mit vielem Talent jede Sache zu verteidigen versteht. So betrachtet und behandelt er auch die Politik, und er war eigentlich im Senat nichts als der in den Diensten der reichen Fabrikanten p. p. NeuEnglands stehende und ganz in ihrem jedesmaligen Interesse handelnde Anwalt. Diesen Leuten ist er tief verschuldet und kann, bei seiner verschwenderischen Lebensweise, nur durch sie existieren. Er wird daher vermutlich ihren Wünschen nachgeben müssen, um so mehr, da es den Whigs eigentlich an einem Manne von Talent im Senat fehlt. Jemand, der mit den Verhältnissen genau bekannt ist, sagte mir freilich heute, daß Webster noch immer schwanke und die ,power‘ nicht gern aufgeben möge, und fortschicken wird ihn Tyler nicht. (…)“ – Übernahme der Staatsschulden seitens des Zentralgouvernements – Die alte Bank der Vereinigten Staaten – Relationen mit Mexiko „(…) Die hiesigen Reklamanten – besonders diejenigen, welche schlechte, noch unentschiedene Reklamationen haben, oder deren Reklamationen verworfen oder reduziert sind, hoffen auf einen Krieg mit Mexiko in der Hoffnung dabei noch etwas zu fischen. Vermutet wird auch von einigen, daß Santa Anna die feindliche Stellung annehme, um sich der Bezahlung der schuldigen Entschädigungssummen zu entziehen; und es sollte gestern eine Dampffregatte nach Veracruz abgehen, um Zahlung oder wenigstens Emission der Tresornoten – die noch immer nicht erfolgt ist – zu fordern. Die Reklamanten bearbeiten jetzt den Senat und wissen verschiedene Senatoren in ihr Interesse zu ziehen, um im Senat ein Geschrei über das ihnen widerfahrene Unrecht zu erheben und ein Publikum glauben zu machen, daß das hiesige Gouvernement die Bezahlung der zugesprochenen Summen übernehmen würde. Die Folge davon, hoffen sie, wird ein Steigen der jetzt unverkäuflichen Tresornoten im Markt sein. Diesen Augenblick werden sie benutzen, um ihre Papiere zu verkaufen, und sobald dies geschehen wird man den Gegenstand wieder fallen lassen.“ – Abgang des französischen Gesandten von Bacourt

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– Dampfschifffahrtslinie zwischen Havre und New York. VIII. Am 12.8. 1842 aus Washington an den König – Der Webster-Ashburton-Vertrag272. IX. Am 27. 8.1842 aus Washington an den König – Der Traktat mit Großbritannien – Nordöstlicher und westlicher Grenzstreit – Sklavenhandel – Auslieferung von Verbrechern – Fall des McLeod – Dampfschiff „Caroline“ – Neger an Bord der „Creole“ – Schulden der Staaten – Explosion der American Life & and Trust Co. – Gesetz wegen der Jurisdiktion der Bundesgerichte „Der anliegende zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien geschlossene Traktat ist gestern den sämtlichen Mitgliedern des Diplomatischen Korps vertraulich vom Staatssekretär Webster mitgeteilt worden, nachdem derselbe schon 48 Stunden vorher in sämtlichen Blättern New York’s gestanden hatte (!). (…) Der Traktat beschränkt sich auf die Erledigung des nordöstlichen Grenzstreits, er reguliert die westliche Grenze bis an die Rocky Mountains. Er enthält eine Bestimmung wegen Unterdrückung des Sklavenhandels, und er stipuliert die gegenseitige Auslieferung von Personen, die gewisser nahmhaft gemachter gemeiner Verbrechen verdächtig sind. Der Traktat läßt die wichtigsten Punkte, die in neuerer Zeit zu den meisten Reibungen Veranlassung gegeben haben, völlig unerledigt. Es ist darin nichts verabredet, was eine Wiederkehr der bei Gelegenheit der Verhaftung des McLeod an der kanadischen Grenze statt gefundenen Szenen verhindern könnte. Für die Zerstörung des Dampfschiffes Caroline bei den Fällen des Niagara ist keine Entschädigung bewilligt, ebenso wenig für die nach Nassau verschlagenen und dort in Freiheit gesetzten Neger an Bord des Schiffes Creole, und auch für die Zukunft sind für Fälle der Art – die wegen des eigentümlichen Fahrwassers notwendig wiederkehren müssen – keine Verabredungen getroffen. Das ,right of search‘ ist nicht eingeräumt, und die Frage wegen des bestrittenen Besitzes des wegen des Pelzhandels und wegen des Handels im stillen Meer so wichtigen Oregon Territory am Columbiaflusse ist in statu quo geblieben. Endlich scheint auch wegen Entschädigung der englischen Kapitalisten, die durch die völlig ungerechtfertigte Repudiation der von verschiedenen Staaten der Union kontrahierten Schulden um das Ihrige gekommen sind, nicht einmal ein Versuch gemacht worden zu sein; und gerade diese Frage ist es, die bei dem dabei ins Spiel kommenden Privatinteresse so vieler 272 Der Webster-Ashburton Vertrag wurde am 9. August 1842 in Washington D.C. unterzeichnet. Siehe dazu „The Papers of Daniel Webster. Diplomatic Papers“, Bd. 1, Hrsg. Kenneth E. Shewmaker u. a., Hanover N. H. 1983. – In dem Vertrag ist die bis heute gültige Grenze zwischen den USA und Kanada festgelegt. Die im Vertrag enthaltenen Auslieferungsbestimmungen boten für Rönne den Ansatz, mit den Verhandlungen über einen Auslieferungsvertrag zwischen Preußen und den USA zu beginnen.

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Individuen den bedrohlichsten Charakter an sich trägt; die, wenn sie nicht auf irgend eine Weise beseitigt wird, allerdings als der Keim künftiger ernstlicher Reibungen zu betrachten ist, und die notwendig früher oder später einmal zur Sprache gebracht werden muß. Großbritannien hat seine Kapitalisten in denjenigen Staaten in Schutz genommen, die wegen wirklichen Unvermögens nicht im Stande waren, ihren Verbindlichkeiten nachzukommen, und darf sie solchen Staaten gegenüber nicht im Stich lassen, wo es an Mitteln nicht fehlt, sondern wo nur Unredlichkeit und böser Wille die Ursache der Nichterfüllung des Kontrakts sind. Die gereizte Stimmung der englischen Kapitalisten gewinnt täglich neue Nahrung durch die großen Verluste, die sie nicht bloß durch das unverantwortliche Benehmen der Staaten, sondern auch durch die Betrügereien der Banken und anderer Privatcompagnien erlitten haben und noch täglich erleiden. Die in den beiden anliegenden Artikeln des New York Herald, wie ich höre, völlig der Wahrheit gemäß berichtete Explosion der American Life & Trust Co. hat eine große Aufregung verursacht und liefert ein Seitenstück zu der Explosion der Bank der Vereinigten Staaten. Männer, die vor wenigen Jahren noch hoch standen und die zum Teil noch heute die ersten Posten bekleiden, erscheinen dabei als Schwindler und Betrüger – und das alles geht hier ungestraft hin. Die Leute bleiben im Amt, und auf ihre geselligen Verhältnisse scheint es ohne allen Einfluß zu sein! Um der Wiederkehr ähnlicher Fälle wie der des Mc Leod vorzubeugen, hat der Kongreß zwar soeben ein Gesetz passiert, zu dessen besserem Verständnis die anliegende Rede Barnards gereicht und welches für dergleichen Fälle die ausschließliche Jurisdiktion der Bundesgerichte ausspricht. Das Gesetz ist aber nur mit geringer Majorität passiert und kann jeden Tag widerrufen werden.“ – Entschuldigung wegen der Zerstörung des Dampfschiffes „Caroline“ – Verabredung wegen der nach englischem Gebiet verschlagenen Neger – Auslieferung der Verbrecher – Lord Ashburtons Abreise – Tarif Bill „Man prophezeit dem Gesetz keine lange Dauer, es atmet durchgehends den Geist der Protektion und Prohibition, die Zollsätze sind übermäßig hoch, und die demokratische Partei wird es, wenn sie wieder am Ruder ist, ihr erstes sein lassen, das Gebäude umzustoßen. Die Yankees vom Osten feiern zwar einen augenblicklichen Triumph, ihre Monopol-Politik ist aber bei der Masse des Volks so gehässig, daß dasselbe sich dabei nicht lange beruhigen wird. Das Zugeständnis der Zollfreiheit des Tees und Kaffees wird keinen großen Eindruck machen. Die Yankees haben es dabei auch weniger darauf abgesehen, die Lage der Armen zu erleichtern, wie sie sagen, als eine Erhöhung des Tagelohns zu verhindern, um andere ihnen näher am Herzen liegende Artikel desto höher besteuern zu können. Der Handelsstand hat sich bei dieser Gelegenheit völlig von den Yankees düpieren lassen. Die Kaufleute, deren wesentlichste Interessen durch diesen Tarif verletzt werden, haben sich, anstatt entschieden dagegen aufzutreten, ganz ruhig verhalten, weil sie sich Whigs nennen und weil man ihnen wiederholt erzählt hat, das Land bedürfe nur

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eines Tarifs, um die alte Prosperität herzustellen, und sie sollten dann auch bald wieder eine Bank haben, die ihnen Geld leihen würde. Vielleicht mögen auch manche von der Rücksicht geleitet worden sein, daß ihre Magazine mit Waren gefüllt sind, die sie jetzt zu höheren Preisen abzusetzen hoffen. (…) Calhoun (mit dem ich ganz vertraut bin) sagt mir, ihm sei persönlich das Passieren der Bill sehr lieb – er hat zwar dagegen votiert, im Geheimen aber dafür gewirkt; denn die Maßregel sei so gehässig und so antidemokratisch und widerstrebe so sehr dem Geist der hiesigen Institutionen, daß man nun um so weniger an den Suckzess der demokratischen Partei zweifeln könne, und das unkluge Benehmen der Van Buren-Fraktion sichere ihm (Calhoun) bei der nächsten Prsäsidentenwahl persönlich den Sieg, indem er nun nicht bloß die ganze demokratische Anti-Tarif-Partei, sondern auch alle Anti-Tarif-Whigs für sich haben würde. So hat auch hier wieder die unglückliche Rücksicht auf die nächste Präsidentur wesentlich zum Passieren eines odiösen und nachteiligen Gesetzes mitgewirkt, das nur mit einer geringen Majorität passiert ist und gewiß nicht passiert sein würde, wenn Calhoun seinen ganzen Einfluß dagegen geltend gemacht hätte.“ – Pöbelszenen in Philadelphia „Die Achtung vor dem Gesetz, die man hier immer als einen charakteristischen Zug der republikanischen Institutionen geschildert hat, schwindet auch täglich mehr; die Masse des Volks folgt dem Beispiel ihrer Leiter, deren Gesetzwidrigkeiten ungeahndet bleiben. In Philadelphia wurden neulich wieder die armen Schwarzen auf eine empörende Weise vom Pöbel verfolgt. Die Szene ist in dem anliegenden aus einer deutschen Zeitung entnommenen Artikel beschrieben. Ein anderes Beispiel von Nichtachtung des Gesetzes haben die Whig-Mitglieder der Legislatur von Ohio gegeben ( … )“ – Resignation der Whig-Mitglieder der Legislatur von Ohio – Konsul Grund in Bremen vom Senat verworfen. X. Am 6.10. 1842 aus New York an den König – Abwesenheit des Präsidenten und der Mitglieder des Kabinetts von Washington „Seit dem am letzten August erfolgten Ajournement des Kongresses ist, wie dies gewöhnlich nach einem hartnäckigen politischen Kampfe der Fall ist, ein verhältnismäßiger Zustand der Ruhe eingetreten. Der Präsident, der bald nach beendigte Kongreßsitzung seine seit Jahren leidende Frau verlor, ging gleich darauf nach Virginien und wird in einigen Tagen in Washington zurück erwartet. Die meisten Mitglieder des Kabinetts sind gleichfalls auf Reisen, und der Staatssekretär Webster ist schon seit Anfang des vorigen Monats im Staat Massachusetts, dem Staat, welchem er angehört. (…)“ – Der Staatssekretär Webster und seine in Boston gehaltene Rede

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„Webster scheint ganz dem Beispiel Tyler’s folgen zu wollen, auch ist diese sogenannte non-committal policy ganz im Sinne und Geiste der Yankees. Obgleich Webster sich nicht bestimmt darüber ausspricht, so ist es doch klar, daß er nicht gesonnen ist, seine Stelle aufzugeben. Er liebt die Arbeit nicht und würde ungern zur Praxis zurückkehren. Auch gibt ihm seine Stelle, so ungenügend das Gehalt ist, Macht und Einfluß und die nötigen Subsistenzmittel; aber die Hauptrücksicht, die für ihn leitend ist, ist seine alte Eifersucht auf Clay, die zum großen Teil schon das letzte Mal Clays Wahl zum Präsidenten verhindert hat und sie vermutlich auch das nächste Mal verhindern wird. Seine Rede läßt darüber keinen Zweifel; (…) Um die Schiffsreeder und die Monopolpartei noch mehr für sich zu gewinnen, eröffnet er ihnen die Aussicht, daß sein ferneres Bleiben im Kabinett ihren Interessen förderlich sein dürfte und daß der Präsident sich veranlaßt sehen könnte, eine Revision der ganzen Handelspolitik der Vereinigten Staaten, und namentlich des Reziprozitätssystems anzuordnen, wobei er sich die unrichtige Angabe erlaubt, daß in Folge dieses Reziprozitätssystems mehr als die Hälfte des Transports, namentlich zwischen den Vereinigten Staaten und Brasilien, von den Schiffen des nördlichen Europas besorgt werde. Es ist möglich, daß Webster durch diese und ähnliche Verheißungen einen großen Teil der Whig-Partei und reichen Kapitalisten versöhnen wird, die ihn bisher mit Geldmitteln unterstützt und als ihren Anwalt betrachtet haben. Sehr zweifelhaft aber ist es, ob der Präsident es ohne Genehmigung des Kongresses wagen wird, die Reziprozitätstraktate273 zu kündigen, zumal da ohne Zweifel die Locofocos schon in dem neu zu erwählenden Kongreß wieder die Majorität haben werden. In der letzten Kongreßsitzung machte der Präses des Handelskomitees (!), Kennedy274 von Baltimore (der ganz in den Händen der Schiffsreeder ist), den Vorschlag, den Präsidenten zu autorisieren, alle Traktate mit den nordischen Mächten Europas zu kündigen. Der Vorschlag blieb indessen unbeachtet; auch würde es, um dem Reziprozitätssystem ein Ende zu machen, das von den Vereinigten Staaten seit 1817 der Welt proklamiert worden ist, nicht genügen, die Traktate zu kündigen, sondern man würde die ganze Gesetzgebung ändern müssen. (…)“

273 Das Prinzip der Gegenseitigkeit spielt in den Handelsverträgen zwischen Preußen und den USA eine entscheidende Rolle und auch bei den späteren Verträgen zwischen den anderen deutschen Staaten und den USA. Die Handelsbeziehungen zwischen Preußen und den USA bestimmten die Freundschafts- und Handelsverträge vom 10.9. 1785 und vom 11.7. 1799, die preußische Erklärung wegen der gegen Nordamerika zu beobachtenden Reziprozität vom 11.4. 1822, die Erklärung des Kongresses vom 17.1. 1824, die preußischen Schiffe bei direkter Fahrt so lange wie die einheimischen zu behandeln wie die nordamerikanischen wie inländische behandelt würden, die Erklärung des Kongresses vom 26.1. 1826, die preußischen Schiffe auch bei indirekter Fahrt unter der Bedingung der Reziprozität wie die inländischen behandeln zu wollen, und der Handels- und Schifffahrtsvertrag vom 1.5. 1828 (Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten 1829, S.25 ff.). 274 Kennedy, John Pendleton (1795 – 1870), Whig, US-Representative von Maryland 1838 – 39, 1841 – 45; US-Secretary of the Navy 1852 – 53.

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– Protest des Präsidenten gegen das Verfahren betreffend die Tarif Bill wegen Distribution der Kaufgelder der öffentlichen Ländereien – Contested Election Bill – Bill wegen Emission von Tresorscheinen – Korrespondenz wegen des mit Großbritannien geschlossenen Traktats – Festlichkeiten Lord Ashburtons zu Ehren – Kanadische Angelegenheiten „Das britische Gouvernement geht damit um, Kanada zum großen SchmuggelDepot für die Vereinigten Staaten zu machen (was es zum Teil bisher schon gewesen ist), die natürliche Folge des hohen Tarifs in einem Lande mit so ausgedehnten Grenzen wie die Vereinigten Staaten und ohne ein wohl organisiertes Korps von Zollbeamten. Auf dem See Ontario ist nicht einmal ein amerikanisches Zollschiff. (…) Um den Transit zu erleichtern, wird ein schon beinahe vollendeter Kanal für Seeschiffe, die 9 Fuß Wasser ziehen, längs des St. Lawrence-Stroms zur Umgehung der sogenannten rapids gebaut, auch der Welland-Kanal soll erweitert werden, um ebenfalls Schiffe von gleicher Größe zuzulassen, so daß Seeschiffe bis Chicago im Staat Illinois gehen können (…) Ein Mitglied der Legislatur von Kanada, dessen Bekanntschaft ich neulich auf einem flüchtigen Besuch in Kanada zu machen Gelegenheit hatte, hat mir schon mehrere auf das Projekt Bezug habende Dokumente geschickt und mir versprochen, mich von dem weiteren Verfolg in Kenntnis zu erhalten.“ – Ernennung eines neuen mexikanischen Gesandten – Einfall der Mexikaner in Texas. XI. Am 30.10. 1842 aus New York an den König – Die Wahlen in den verschiedenen Staaten der Union – Der Tarif und der Handel „Bei diesen Wahlen unterlässt die demokratische Partei es auch nicht, den Tarif und das Monopolsystem im gehässigsten Lichte zu schildern. Es ist wahr, daß der Tarif dem Handel die letzte Stunde geschlagen hat; aber das Übel liegt tiefer und schreibt sich noch von früher her. Das Daniederliegen des Handels und Verkehrs ist noch immer die Folge der früher begangenen Sünden und insbesondere des gänzlich zerstörten Kredits. Der Handel würde daniederliegen, auch wenn gar kein Tarif existierte. Und daß für den Augenblick wenig oder nichts importiert wird, ist vielleicht recht gut für das Land, dessen Schuldenlast auf diese Weise nicht vermehrt wird, und kaum zu bedauern für den Handelsstand, da starke Importationen unfehlbar starke Verluste zur Folge haben würden. Das Land wird sich allmählich erholen. Die Ernten aller Art sind enorm, und so niedrig die Preise aller Produkte auch sind, so müssen dieselben doch verwertet werden. Die Exportationen werden sehr bedeutend sein und die Schuldenlast des Landes vermindern. Da sie mit Importationen nicht bezahlt werden können, teils wegen des hohen Tarifs, noch mehr aber wegen der großen Ökonomie, deren jedermann sich hier jetzt befleißigt. So

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muß man von Europa bares Geld hierherschicken, namentlich gehen bedeutende Geldsummen für Baumwolle – die man nicht entbehren kann – nach New Orleans. Auch von hier sind bereits gegen $ 2 Millionen dahin gesandt, um die gegen Baumwollenverschiffungen gezogenen Tratten zu kaufen, die bedeutend unter Pari stehen, weil sich wegen der geringen Importationen keine Käufer dafür finden und insbesondere auch, weil das Papier der Banken von New Orleans – die noch immer suspendiert haben – beinahe ganz Wertlos geworden ist, so daß es in New Orleans an einem Zirkulationsmittel gänzlich fehlt.“ – Der neue mexikanische Gesandte Almonte – Mexiko und Texas – Herr Pageot französischer Ministerresident – Anstellung des Konsuls Schmidt in New York als Großherzoglich Badischer Generalkonsul „Der Konsul Schmidt hierselbst, der schon früher Großherzoglich Badischer Konsul war, ist zum Badischen Generalkonsul ernannt worden, und in seiner Bestallung wird das hiesige Gouvernement auch ersucht, in vorkommenden Fällen mit ihm zu kommunizieren275. Zur Vereinfachung der Geschäfte hat man ihm die Anstellung von Vize-Konsuln überlassen, für die er allein verantwortlich ist. Noch zweckmäßiger würde es sein, wenn statt des Heeres von Konsuln aller verschiedenen deutschen Staaten, selbst der kleinsten, die hier jetzt überall angestellt sind und diese Stellung meistens bloß wegen der damit verbundenen Immunitäten und wegen der Gebühren suchen, wenigstens von Seiten der den Zollverein bildenden Staaten ein gemeinschaftlicher Konsul oder Generalkonsul (letzterer mit der Befugnis, Vize-Konsuln zu ernennen, für die er verantwortlich) an denjenigen Orten, wo es für nötig erachtet, angestellt würde.“276 XII. Am 28.11. 1842 aus Philadelphia an den König – Wahlen in New York und Massachusetts – Präsidentenwahl – Websters Rede in New York – nächster Kongress – Tarif – John Quincy Adams Adresse – Texas – Mexiko „Viel Interesse hat hier die anliegende Adresse von John Q. Adams an seine Konstituenten erregt, worin er denselben Rechenschaft von seinem Wirken seit seiner Wahl zum Kongreßmitglied gibt und bei der Gelegenheit die ganze Politik des Gouvernements beleuchtet. Was er darin von den großen politischen Parteien 275

Eine solche Funktion als Mittler zwischen US-Administration und badischer Regierung hat Schmidt nie erreicht. Dafür dass Schmidt auch als preußischer Generalkonsul (seit 1846) keine diplomatischen Funktionen übernehmen konnte, sorgte der preußische Ministerresident von Gerolt, der Nachfolger Rönnes ab 1844. 276 Den Vorschlag Rönnes griff die preußische Regierung nicht unmittelbar auf. Aber in der Folgezeit setzte sie sich im Zollverein verschiedentlich für Zollvereinskonsulate ein. Sie blieb erfolglos, aber es war immerhin üblich, dass bedeutende preußische Konsuln wie Schmidt mehrere vereinsländische Konsulate übernahmen. Übergreifende kleindeutsche Konsulate gab es erst mit der seit 1867 entstehenden Einheit.

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des Landes sagt, von den Umtrieben der sklavenhaltenden Staaten und von dem Bestreben der Jackson-, Van Buren- und Tyler-Administrationen, Texas und wo möglich noch andere Teile von Mexiko zu erwerben, hauptsächlich in der Absicht, das Institut der Negersklaverei zu verewigen, verdient alle Beherzigung. ,Jackson‘, sagt er unter anderen, ,suchte von Mexiko nicht bloß die Zession von Texas zu erlangen, sondern noch ein viel größeres Territorium bis an das stille Meer, mit Einschluß des Hafens von San Francisco‘, und ferner: ,Daß die Santa Fé Expedition277 in den Vereinigten Staaten ihren Ursprung nahm, daß sie im Hause des Präsidenten gekannt war und von dort ermutigt und unterstützt wurde, ist mehr als wahrscheinlich; denn während sie ausgerüstet wurde und ehe sie bekannt war, spielten die Zeitungen, die den Impuls dazu vom Präsidenten bekommen hatten oft darauf an, daß in der Wintersession der Anschluß von Texas im Kongreß zur Sprache gebracht werden sollte, die Expedition war bloß in der Absicht organisiert, einen Krieg mit Mexiko zu provozieren etc etc. Sie war unter Tyler’s Augen offen in New Orleans etc ausgerüstet, und verschiedene Legislaturen der sklavenhaltenden Staaten hatten schon Resolutionen passiert, daß der Anschluß von Texas in Antrag gebracht werden sollte (…) Jackson träumte nur von der Zerstückelung Mexiko’s und von dem Anschluß von Texas an die Union, um das Institut der Sklaverei zu verewigen, die Mexiko abgeschafft hatte etc etc.‘ Daß dies eine der Hauptrücksichten der Vereinigten Staaten ist, daß man in Texas und den angrenzenden Ländern einen fortwährenden Markt für die hiesigen Negersklaven zu finden und sich derselben so nach und nach zu entledigen hofft, leidet nicht den mindesten Zweifel. Und auffallend ist es nur, daß Großbritannien und Frankreich unter diesen Umständen Texas unter ihre Protektion nehmen und, wie gewiß versichert wird, ihre Minister in Mexiko instruiert haben, dem mexikanischen Gouvernement zu erklären, daß sie eine Wiedereroberung der mexikanischen Republik nicht gestatten würden. Sollte man in der Tat an die Fortdauer eines unabhängigen texanischen Gouvernements glauben, um als neutrales Gebiet zwischen Mexiko und die Vereinigten Staaten zu treten und das Weiterumsichgreifen der letzteren zu verhüten? So etwas ist nie denkbar, so lange Texas nur hiesige Elemente in sich schließt. Texas ist nichts als eine Kolonie der Vereinigten Staaten.“ – Belgische Unterschiedsabgaben – Neuer französischer Minister ad interim. XIII. Am 12.12. 1842 aus Washington an den König – Jahresbotschaft – Auswärtige Angelegenheiten – Relationen mit England – Der Traktat – Karte des streitigen Gebiets – Unterdrückung des Sklavenhandels

277 Die Santa Fé Expedition war ein militärisch gesicherter Zug von Warenkarren von Juni bis September 1841 von Austin bis Santa Fé, der Texas den Santa Fé Trail sichern sollte. Initiiert war er von Präsident Lamar und endete mit der Gefangennahme durch mexikanische Truppen. Bei der späteren Freilassung halfen die USA diplomatisch.

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– Remonstration des Generals Cass – Cass’ Nomination zum Präsidenten – Sein Protest gegen den Traktat – Das ihm in Paris gegebene Abschiedsdiner „Der Präsident spricht sodann von der mit Großbritannien getroffenen Verabredung wegen Unterdrückung des Sklavenhandels. Auffallend ist hier die Stelle: ,Ich hielt es für meine Pflicht, in meiner letzten Jahresbotschaft ausdrücklich zu erklären, daß ein solches Zugeständnis (das der Visitation der Schiffe – im Gegensatz zu dem sogenannten right of search) nicht gemacht werden könne, und daß die Vereinigten Staaten sowohl den Willen als die Macht hätten, ihre eigenen Gesetze zur Ausführung zu bringen und ihre Flagge gegen jeden Mißbrauch zu schützen, der von derselben gemacht werden könnte. Unser damaliger Minister in Paris betrachtete diese Botschaft als seine Instruktion und fand sich dadurch veranlaßt, dieselben Grundsätze in einer Remonstration gegen den sogenannten Quintuple Traktat278 niederzulegen (…)‘ Auffallend ist hierbei zuerst das Unpassende, von einer Remonstration gegen einen Traktat zu sprechen, an dem die Vereinigten Staaten gar keinen Anteil haben. Wäre Webster mehr als279 ein Advokat, wäre er ein Staatsmann, so würde er ein besseres Staatspapier zu redigieren verstehen. Der neue französische Minister, Herr Pageot, sagt mir, daß er die Absicht habe, Webster auf das Unpassende einer solchen Sprache aufmerksam zu machen. Abgesehn aber davon fragt es sich, weshalb überhaupt der Präsident die von General Cass in Paris geschehenen Schritte in der Botschaft zur Sprache bringt? Mir ist zufällig alles, was auf diesen Gegenstand Bezug hat, sehr genau bekannt, da ich sehr liiert mit dem Auditor of the Treasury, Major Lewis, bin, dem Schwiegervater des Herrn Pageot, dem Busenfreund des Generals Jackson und dem bedeutendsten Mitglied des ehemaligen sogenannten kitchen cabinet. Herr Lewis, der früher eine große Rolle spielte, liebt es noch jetzt überall die Hände im Spiel zu haben. Er ist sehr befreundet mit Cass (der durch ihn in Jacksons Kabinett berufen wurde), und durch ihn ist bei Cass die erste Idee angeregt worden, bei der nächsten Präsidentenwahl als Kandidat aufzutreten, durch ihn ist Cass auch hauptsächlich zu seinen Schritten in Paris veranlaßt worden. Der Major Lewis ist der Agent des Generals Cass hier in Amerika, und Cass tut keinen Schritt ohne Lewis’ Mitwissen. Cass hat auch wesentlich zu der Ernennung des Herrn Pageot zum hiesigen französischen Minister mitgewirkt. Bloß in der Absicht, sich dadurch populär zu machen, sich dadurch eine Partei hier in den Vereinigten Staaten zu gründen und davon bei der Präsidentenwahl Vorteil zu ziehen, fand sich nun Cass veranlaßt, die bekannten Schritte dem französischen Gouvernement gegenüber zu tun. Es ist bekannt, wie unangenehm dies damals Webster war, wie störend dies damals seinem ganzen Plane in den Weg trat. In meinen früheren alleruntertänigsten Berichten habe ich erwähnt, daß Webster 278 Der Quintuple Vertrag von 1841 zwischen Großbritannien, Frankreich, Russland, Österreich und Preußen war der erste völkerrechtliche Kollektivvertrag gegen den Sklavenhandel mit einem wechselseitig zugestandenen Anhalte- und Durchsuchungsrecht. Frankreich ratifizierte den Vertrag allerdings nicht. 279 Das ,als‘ ist von mir hinzugesetzt, weil es von Rönne offensichtlich vergessen wurde.

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selbst mir sagte, er wünsche, Cass und Wheaton hätten ihre Pamphlets ungeschrieben gelassen. Es ist ferner bekannt, daß der Präsident in seiner vorjährigen Botschaft zwar, wie er jetzt sagt, sich gegen das von Großbritannien ausgeübte Visitationsrecht ausspricht, aber – und davon sagt er in seiner jetzigen Botschaft nichts – er stellt es zugleich der Erwägung des Kongresses anheim, ob nicht, zur Beseitigung aller Schwierigkeiten, ein Traktat über diesen Gegenstand abzuschließen sein dürfte. Es leidet keinen Zweifel – Webster sagte es mir, als er die erste Nachricht von Lord Ashburtons Mission bekam, in Gegenwart des Russischen Gesandten selbst – daß das hiesige Gouvernement damals Willens war, mit Großbritannien einen Traktat über das gegenseitige ,right of search‘ abzuschließen; und Webster stand erst davon ab, als die von Frankreich geschehenen Schritte die ganze Gestalt der Dinge verändert hatten und als dadurch die öffentliche Meinung hier eine solche Richtung genommen hatte, daß er die Unmöglichkeit einsah, die Ratifikation des Senats zu einem solchen Traktat zu erlangen. Wie konnte also Cass die vorjährige Botschaft als seine Instruktion betrachte, um darauf seine Remonstration gegen den Quintuple-Traktat zu gründen, und wie kann der Präsident sagen, das in dieser Beziehung von General Cass beobachtete Verfahren habe die Billigung dieses Gouvernements gefunden? Daß die französischen Kammern und das französische Kabinett sich nicht durch Cass allein haben bestimmen lassen, sondern daß der Grund dazu viel tiefer lag und daß diese unfreundliche Stimmung gegen England nur höchstens durch die von Cass geschehenen Schritte neue Nahrung bekam, alles dies ist dort besser bekannt, als es mir selbst ist. In welchem Sinne sich der sehr tüchtige Korrespondent des National Intelligencer, Herr Walsh in Paris, darüber ausspricht, geht aus der Anlage hervor. Gleichwohl suchen Cass und seine Freunde hier die Meinung zu verbreiten, als ob er allein es sei, der Frankreich durch seine Schritte bestimmt habe, den Traktat nicht zu ratifizieren. Es wird dies als ein Verdienst geschildert, welches ihm allein gebühre, und welches allein hinreiche, ihn dem Volk als künftigen Präsidenten zu empfehlen. Auch ist es nicht zu leugnen, daß diese Meinung allgemein verbreitet ist und daß Cass dadurch an Popularität gewinnt. Man sagt, nur seinem energischen Betragen habe das Land es zu verdanken, daß Webster nicht einen, wie man es nennt, entehrenden Traktat über das ,right of search‘ mit Großbritannien geschlossen habe. Aus diesem Grunde – und das ist auch die Meinung des Majors Lewis – sagt der Präsident in seiner Botschaft, ,daß Cass die vorjährige Jahresbotschaft als seine Instruktion betrachtet und – darauf gestützt, gegen den Quintuple-Vertrag protestiert habe.‘ Tyler und Webster nehmen auf diese Weise das Verdienst für sich allein in Anspruch: ,Cass‘, sagen sie,,handelte nur im Einverständnis mit unseren Instruktionen, es ist daher unwahr, daß ihm selbst irgend ein Verdienst in der Sache gebührt.‘ Gleichwohl wird es ihnen schwer werden, der öffentlichen Meinung, die sich in dieser Beziehung allgemein für Cass ausspricht, eine andere Richtung zu geben. Cass hat neuerlich, wie mir Herr Cushing sagt, einen förmlichen Protest gegen den von Webster unterhandelten Traktat an das hiesige Staatsdepartement gesandt,

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den er darauf gründen soll, daß der Traktat, obgleich derselbe das ,right of search‘ nicht einräume, dasselbe doch auch nicht ausschließe (…) Webster soll ihm dies allerdings kaum zu begreifende, das in jedem anderen Lande zur sofortigen Abberufung und vermutlich ins Irrenhaus führen würde, in starken Ausdrücken verwiesen haben. (…)“ – Vorschlag zur Erweiterung des Handelsverkehrs – Reziprozitätssystem – Traktate zur Regulierung des Tarifs „Die Freunde des Generals Cass fangen schon an, sich zu rühren, und die übrigen Kandidaten für die Präsidentur fürchten ihn so sehr, daß sich nur aus dem Grunde die Presse bis jetzt so ruhig in Beziehung auf ihn verhalten hat. In Harrisburg hat ihn eine Versammlung förmlich zum demokratischen Kandidaten für die Präsidentur nominiert. Die anliegende bei dieser Gelegenheit verlesene Adresse ist höchst beachtenswert. Die demokratische Partei, die offenbar in diesem Augenblicke wieder in der Majorität ist, läuft gleichwohl Gefahr, von den Whigs besiegt zu werden, weil sie zu viele Kandidaten hat. Kein einziger derselben kann Stimmen genug für sich gewinnen, um der Partei die Präsidentenwahl zu sichern. Jeder hat sich in den Parteikämpfen der letzten Jahre zu viele Feinde gemacht. Cass dagegen hat an allen diesen Kämpfen keinen Anteil genommen. Es sprechen für ihn außerdem die meisten der Gründe, die Harrisons Wahl bewirkten. Cass ist wie Harrison General und hat sich im letzten Kriege ausgezeichnet, und militärischer Ruhm überstrahlt sonderbarerweise in diesem demokratischen Lande jedes andere Verdienst. Cass hat auch damals seine Vorgesetzten brüskiert – in den Augen der Demokratie ein ganz besonderes Verdienst. Cass ist ebenso wie Harrison kein Mann von hervorragendem Talent und eben deswegen der Demokratie genehm, die auch die Geistesaristokratie nicht liebt. Cass ist in New Hampshire geboren – und deshalb den Yankees willkommen. Cass hat den größeren Teil seines Lebens im Westen zugebracht – und der Westen ist es hauptsächlich, der ein so großes Wort bei der Präsidentenwahl mitzusprechen hat; und Cass hat sich endlich, bei dem Süden besonders, aber auch bei der Masse des Volkes im Ganzen, durch seine in Frankreich getanen Schritte und durch seine dadurch an den Tag gelegte anti-englische Gesinnung beliebt gemacht. Denn von Haß gegen England ist noch jetzt immer die Masse des hiesigen Volkes beseelt, und der neue Traktat, weit entfernt, dieser feindseligen Stimmung ein Ende gemacht zu haben, hat sie nur aufs neue angefacht, weil Webster, in dem man nur den Repräsentanten der englischen Interessen erblickt, denselben unterhandelt hat280. (…) Der Präsident empfiehlt sodann in seiner Botschaft, den gegenwärtigen Augenblick zu benutzen, um die noch übrigen Streitpunkte mit England, namentlich wegen des Oregon-Territoriums, ingleichen die Handelsverhältnisse zu regulieren, und er empfiehlt zugleich, in Beziehung auf alle übrigen europäischen Mächte jede 280 Trotz aller Kritik an dem Webster-Ashburton Vertrag von 1842, der die Verständigung mit Großbritannien suchte, billigte ihn der Senat mit 39 zu 9 Stimmen. Zu den Kritikern zählte neben Cass der US-Vertreter in Berlin Wheaton.

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mit den Interessen der Vereinigten Staaten vereinbare Gelegenheit zu benutzen, um die Basis des Handelsverkehrs zu erweitern. Es sind dies leere Worte. Nach dem seit Jahren bestehenden, von den Vereinigten Staaten selbst der Welt proklamierten Reziprozitätssystem ruht der hiesige Handelsverkehr mit fremden Nationen bereits auf der weitesten Basis, die demselben im Wege der Gesetzgebung gegeben werden kann. Die Gesetze der Ver. Staaten heben alle Unterschiedsabgaben auf Schiff und Ladung, im direkten und indirekten Verkehr auf, sobald in dem Lande, welchem das fremde Schiff angehört, im gleichen Falle auf amerikanische Schiffe und Ladungen keine Unterschiedsabgaben erhoben werden, und alles, was eine Nation, bei welcher dies der Fall, durch Abschließung eines Traktats gewinnen kann, ist, daß sie sich die Anwendung dieser Grundsätze auf eine gewisse Reihe von Jahren sichert, indem die Gesetzgebung natürlich einer Abänderung unterworfen ist. Weit entfernt nun, die Basis des Handelsverkehrs zu erweitern, wie die Botschaft sich ausdrückt, möchte die Klasse der Monopolisten, und namentlich der Schiffsreeder, die Webster vertritt, gern die bestehende Gesetzgebung abschaffen und ein Monopol zugunsten der hiesigen Schifffahrt gründen. Versuche wurden deshalb schon in der vorigen Kongreßsitzung gemacht. Der Präses des Handelskomitees im Kongreß, Kennedy von Baltimore, der ganz im Interesse der Schiffsreeder von Baltimore ist, schlug schon damals vor, den Präsidenten zur Kündigung aller bestehenden Reziprozitätstraktate zu autorisieren – was ohne gleichzeitige Abänderung der Gesetzgebung nicht einmal zu etwas führen würde – und die Schiffsreeder in Boston halten in diesem Augenblicke eine Versammlung um desfallsige Petitionen an den Kongreß zu beraten, die von der zum großen Teil aus Schiffsreedern bestehenden Handelskammer in New York wirklich bereits eingegangen sind. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, daß der Kongreß darauf eingehen wird; denn wenn die Whig-Partei gleich noch die Majorität in demselben hat, so haben doch die letzten Wahlen der Monopolpartei so entschieden ein Ende gemacht, daß selbst der jetzige Kongreß es schwerlich wagen dürfte, eine solche Maßregel zu ergreifen, und endlich fehlte es auch dem jetzigen Kongreß, der nur drei Monate dauert, an Zeit. Sollten gleichwohl die Traktate gekündigt werden, so wird es jedenfalls am besten sein, solange nicht zugleich die Gesetzgebung geändert wird, jeden Vorschlag zur Abschließung eines neuen Traktats für jetzt gänzlich von der Hand zu weisen und sich nicht in Unterhandlungen mit einer Partei und mit einem – wenigstens was Webster und den Sekretär der Schatzkammer Forward betrifft – aus Anhängern des Monopolsystems bestehenden Kabinetts einzulassen, deren Existenz nur noch von kurzer Dauer sein und denen aller Wahrscheinlichkeit nach eine Administration folgen wird, die jedem Prohibitiv- und Monopol-System abhold ist. Es liegt aber den Worten der Botschaft auch noch eine andere Idee zum Grunde. Es ist schon bei mehreren Gelegenheiten in Anregung gebracht worden, das Reziprozitätssystem in Beziehung auf die Warenzölle abzuschaffen und durch Traktate mit den fremden Gouvernements die Zollsätze gegenseitig zu regulieren; Webster selbst sagt man, möchte gern eine solche Mission nach England haben, auch Rives sagte mir, daß auch Wheaton ihm in diesem Sinne geschrieben und ihm gesagt

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habe, jetzt sei der Augenblick, mit Deutschland einen dergleichen Traktat zu schließen. Ein solches System würde eine Fundgrube für die amerikanische Diplomatie sein. Die Negotiationen würden nie ein Ende haben. Es würde einen vortrefflichen Vorwand abgeben, immer neue Missionen zu kreieren und die diplomatischen Agenten recht lange auf ihren Posten zu lassen; und wenn eine Nation eben glaubte, im Besitz wertvoller Privilegien zu sein, so würde sie sich derselben im anderen Augenblicke beraubt sehen, indem einer anderen Nation dieselben Vorteile eingeräumt werden würden. Aber auch abgesehen davon möchte der gegenwärtige Augenblick wohl gerade der unpassendste zu dergleichen Unterhandlungen sein, da der jetzige hohe Tarif ohne Zweifel von der künftigen Partei wieder abgeändert werden wird. (…)“ – Nichtintervention der europäischen Gouvernements in die Angelegenheiten des amerikanischen Kontinents „Was der Präsident über die gehoffte Nichtintervention von Seiten europäischer Gouvernements in die Politik des amerikanischen Kontinents sagt, ist eine Wiederholung einer ähnlichen Bemerkung des Präsidenten Monroe zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung der südamerikanischen Staaten und ist vermutlich nur eine allgemeine Phrase, vielleicht auch gegen England gerichtet, dem man hin und wieder eine Intervention in die mexikanisch-texanischen Angelegenheiten vorgeworfen hat.“ – Amerikanische Reklamationen gegen Mexiko „In Beziehung auf die amerikanischen Reklamationen gegen Mexiko wiederholt der Präsident die bekannten Fakten. Am 6ten d. M. habe ich die beiden anliegenden Privatbriefe rsp. vom 7ten und 8ten Novbr c. von dem Geschäftsträger in Mexiko, Herrn von Gerolt, und von dem amerikanischen Gesandten daselbst, Herrn Thompson, erhalten. Herr von Gerolt meldet mir darin, daß eine neue Konvention zu Stande gekommen, worin man mexikanischer Seits versprochen, den Betrag der Reklamationen in dreimonatlichen Terminzahlungen binnen fünf Jahren bar abzubezahlen und über die noch unentschiedenen Fälle, ingleichen über die angeblichen Reklamationen Mexikos gegen die Vereinigten Staaten eine neue Konvention zu schließen, über deren Natur indessen in der Konvention nichts gesagt ist, worin jedoch jedenfalls ein Anerkenntnis der Fortdauer der noch unentschiedenen Reklamationen liegt (…) Herr von Gerolt sagt mir, daß er auf den Wunsch des mexikanischen Staatssekretärs und des amerikanischen Gesandten als Vermittler bei dieser Gelegenheit tätig gewesen sei, und dasselbe bestätigt mir Herr Thompson in seinem Schreiben vom 8ten v. M. (…)“ – Gewünschte Zession von Kalifornien „Nach dem, was John Q. Adams darüber in seiner mit meinem alleruntertänigsten Bericht vom 28ten v. M. überreichten Adresse (…) sagt, leidet es keinen Zweifel, daß die hiesige Administration schon längst ein Auge auf die jenseits der Rocky Mountains am stillen Meere südlich vom Oregon Territory gelegenen Länder

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gehabt hat. Die Vereinigten Staaten haben weniger dagegen, daß Mexiko oder eine andere Macht, die sie nicht zu fürchten haben, im Besitz jener Länder sei, als daß England davon Besitz ergreife (von einem solchen Gerücht spricht sogar der anliegende Artikel im Globe). Sie fürchten alsdann von der schönen und wichtigen Bay von San Francisco ausgeschlossen zu werden, wo ihre zum Walfischfang ausgerüsteten Schiffe einlaufen, um Wasser und Provisionen einzunehmen. Der Süden ist aber besonders dabei interessiert, wie John Q. Adams sagt, diese ganze Länderstrecke von Texas bis zum stillen Meere mit sich zu vereinigen, um die Sklaverei dahin zu verpflanzen und um dem Süden ein Übergewicht über den Norden zu verschaffen. Geleitet wird der Süden dabei auch von der Aussicht einer Trennung des Südens vom Norden der Union, die nicht so gar fern mehr sein dürfte, da die Bewegungen der Abolitionisten täglich einen drohenderen Charakter annehmen. Herr Almonte281 sagt mir, daß Mexiko sich zu einer solchen Zession Kaliforniens an die Vereinigten Staaten oder an Großbritannien niemals verstehen würde, daß vielmehr das Bestreben Mexikos dahin ginge, dem Umsichgreifen der angloamerikanischen Bevölkerung vorzubeugen und daß man jetzt zu spät bedaure, in Texas nicht durch Errichtung deutscher Kolonien dem Eindringen der Amerikaner einen Damm entgegengesetzt zu haben.“ – Finanzen des Gouvernements – Tarif – Niederlagesystem – Exchequer-Plan – Erlass der dem General Jackson auferlegten Geldstrafe – Kongress-Petitionen wegen Aufhebung der Sklaverei – Diplomatisches Diner beim Präsidenten.

11. Politische Berichte aus den USA 1843282 I. Am 5.1. 1843 aus Washington an den König – Gratulation beim Präsidenten am Neujahrstag „Am Neujahrstag fand beim Präsidenten die gewöhnliche Gratulationsfeierlichkeit statt, die sich diesmal durch Ruhe und Ordnung auszeichnete und wobei es nur auffiel, daß die meisten politischen Gegner Tylers fehlten, die es auch an einem solchen Tage nicht einmal über sich gewinnen konnten, ihren Parteigeist zu unterdrücken und dem Präsidenten der Union ihre persönlichen Glückwünsche darzubringen. Aber es ist der unselige Parteigeist, der sich hier in alles mischt und der ein edleres Gefühl nicht aufkommen läßt. Es ist das sich alle vier Jahre erneuernde oder vielmehr nie endende Streben nach der Präsidentenwürde, das als der Unsegen dieses Gouvernements zu betrachten und ohne Zweifel die Ursache der meisten 281

Almonte, Juan (1804 – 69), mexikanischer Gesandter in Washington 1841 – 45, 1853 –

282

GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7886.

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Übel ist, an denen diese Republik leidet. Auch in diesem Augenblicke ist man in und außer dem Kongresse nur mit Intrigen für die künftige Präsidentenwahl beschäftigt.“ – Präsidentenwahl – General Cass – Calhoun – Van Buren – Tyler – Arnold283 und Cushings Reden über die Tyler-Administration „Der General Cass, der gegenwärtig auf einer sogenannten Wahltour (electioneering tour) durch die Vereinigten Staaten begriffen ist (obgleich er dies bestreitet und sich das Ansehen der Gleichgültigkeit gibt), ist in Boston, New York, Philadelphia, Baltimore und hier mit Auszeichnung aufgenommen worden; selbst der Präsident und der Staatssekretär Webster haben ihn mit Artigkeit behandelt, ungeachtet Cass fortwährend laut seinen Tadel über den mit Lord Ashburton geschlossenen Traktat ausspricht und denselben als die Ursache seiner Resignation bezeichnet. Cass’ Freunde sind ungemein tätig für ihn und glauben schon der Stimme des großen Staats Pennsylvanien gewiß zu sein. Der General setzt binnen kurzem seine Reise nach dem Westen fort, und viel wird von dem Eindruck abhängen, den es ihm dort gelingen wird zu machen. Ebenso tätig sind die übrigen Kandidaten der demokratischen Partei: Calhoun, Van Buren, Tyler etc. Calhoun hat, um ganz freie Hand zu haben, bereits als Senator resigniert und wird am 4ten März ausscheiden. Die Legislatur von Südcarolina hat ihn bereits förmlich zum Präsidenten nominiert, und er und seine Freunde behaupten, daß er auf acht Staaten mit Gewißheit rechnen könne. Calhoun ist unstreitig von allen Kandidaten der demokratischen Partei der ausgezeichnetste. Calhoun ist einer der wenigen wahren Staatsmänner, die Nordamerika aufzuweisen hat. Er ist ein Mann von Geist und Talent, ein Mann, der die Demokratie aus dem richtigen Gesichtspunkte betrachtet, und dessen Administration Epoche in der Geschichte der Vereinigten Staaten machen würde. Seine Verwaltung würde sich durch Würde und Anstand nach Innen und nach Außen auszeichnen, und nichts könnte dem Auslande erwünschter kommen, als Calhoun zum Präsidenten erwählt zu sehen, da er, von der Anti-Tarif- und Anti-Monopol-Partei getragen, dem freien Verkehr mit den Vereinigten Staaten das weiteste Feld eröffnen würde. Auch ist Calhoun fast der einzige amerikanische Staatsmann, der sich nicht bloß durch Schweigen (die sogenannte non-committal policy Van Burens) auszeichnet, sondern frei und offen bei jeder Gelegenheit seine Meinung ausspricht. Er gleicht darin dem General Jackson und würde sich dadurch bei der Masse des Volks empfehlen, wenn ihm nicht seine Nullifikationsdoktrin entgegenstände und wenn er nicht als Kandidat eines sklavenhaltenden Staats den Abolitionisten des Nordens anstößig wäre. Auf der anderen Seite aber wird es für ihn sprechen, daß er in dieser Beziehung gemäßigte Ansichten hat, und das Zusammenhalten der Union wird weit mehr durch einen gemäßigten Mann vom Süden gesichert, als durch einen beständig von den Abolitionisten zu Extremen getriebenen Mann des Nordens. Calhoun hat am meisten Aussicht, wenn 283 Arnold, Thomas Dickens (1798 – 1870), Anti-Jacksonian und Whig, US-Representative von Tennessee 1831/33, 1841/43.

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die Wahl vor das Haus gelangen sollte, was der Fall sein wird, wenn keiner der Kandidaten in den Wahlkollegien eine absolute Majorität der Stimmen haben sollte, indem alsdann das Haus unter den drei Kandidaten wählt, die die meisten Stimmen haben. Bei einer solchen Wahl hat jeder Staat nur eine Stimme, und der kleinste bedeutet dabei ebenso viel wie der größte. Calhoun hat aber gerade unter den kleineren Staaten die meisten Anhänger. Auch ist es nicht unmöglich, daß sie nur einen Kandidaten haben (Clay – der General Scott hat sich für jetzt zurückgezogen). Die Partei als solche ist aber in der Minorität, und die demokratische Majorität wird durch die Menge der Kandidaten gefährdet; denn zu einem Verständnis zwischen Calhoun und Van Buren wird es schwerlich jemals kommen, wenn auch unter den übrigen Kandidaten eine Einigung stattfinden sollte. Zwischen Tyler und Calhoun herrscht schon jetzt das beste Einverständnis. Tyler und sein Kabinett werden ihre Stimmen jedem Kandidaten geben, der sich den Ansprüchen Clays mit Erfolg entgegenstellen kann. (…) Calhoun sagte mir aber auch, daß er niemand mehr fürchte als Van Buren. Das große Talent des letzteren besteht im Intrigieren. ,He ist the greatest manager‘, wie man hier zu sagen pflegt (…)“ – Reden über den Ashburton Traktat „Mehr oder weniger mit Rücksicht auf Parteizwecke und auf die künftige Präsidentenwahl geschieht auch die Publikation der Reden, die im vorigen Sommer im Senat bei Gelegenheit der Diskussion des Ashburton-Traktats gehalten worden sind. Ohne auf den von mir schon oft berührten Gegenstand jetzt weiter zurückzukommen, erlaube ich mir nur, die Rede des Chairman der Committee on Foreign Affairs, Senator Rives, alleruntertänigst zu überreichen. Rives gehörte damals und gehört auch jetzt eigentlich zu keiner Partei, ist aber freundlich für Tyler gestimmt, ohne gerade zu seiner Partei zu gehören. Diese eigentümliche Stellung Rives’ und ein gewisser Stolz, den er als Mann von Bildung und Erziehung – deren es hier so wenige gibt – darin suchte, sich bei Erörterung dieser großen Frage über alle Parteirücksichten wegzusetzen, trugen nicht wenig dazu bei, die Ratifikation des Traktats im Senat durchzusetzen. Ein gleiches Verdienst gebührt auch Calhoun, ohne dessen Einfluß der Traktat wohl schwerlich ratifiziert sein würde und der mit Freuden diese Gelegenheit ergriff, gänzlich mit der Van Buren-Benton-Partei zu brechen. Rives hat mir großer Klarheit die Gründe entwickelt, die es dem Lande wünschenswert machen mußten, den Traktat ratifiziert zu sehen. So sehr sich aber auch in seiner Rede die Stimme der Vernunft und die Meinung aller Ruhigen und Besonnenen ausspricht, so wenig läßt sich doch behaupten, daß dies die Meinung und Stimmung des großen Haufens sei. Weit mehr im Geiste des Pöbels und für denselben ist die in meinem letzten alleruntertänigsten Bericht erwähnte Rede Bentons verfaßt. Der Eindruck, den dieselbe auf die Massen macht, ist schon jetzt sehr groß, und wenn es bisher der nordöstliche Grenzstreit war, der im Staat Maine für Wahlzwecke benutzt wurde, so ist es von jetzt an der Traktat, der zu denselben Zwecken dienen muß (…)“

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– Oregon-Territorium – Kalifornien – Almontes Brief über die Auswanderung dahin „Einen anderen Angriffspunkt bildet schon jetzt die unterbliebene Regulierung des Streits über das Oregon-Territorium. Der Senator Linn von Missouri284, der sich als Mann des Westens schon seit Jahren berufen gefühlt hat, die Rechte der Vereinigten Staaten in Beziehung auf diese Frage bei jeder Gelegenheit wahrzunehmen, (…) hat nun eine Bill wegen sofortiger Besitznahme und Kolonisierung des Territoriums und wegen Errichtung militärischer Posten auf dem dahin führenden Wege eingebracht, die jetzt im Senat diskutiert wird. Dies ewige Vorwärtsdrängen ist ein charakteristischer Zug der Amerikaner. Selbst in den östlichen Staaten liegen noch große Strecken des schönsten Landes unbebaut, die westlichen Staaten sind noch großenteils eine Wildnis, und doch zieht es den Amerikaner unaufhaltsam immer weiter und weiter vorwärts nach dem Westen. Es gibt in den westlichen Staaten nur Mühe und Arbeit, die den Einwanderern überlassen wird. Noch weiter westlich öffnet sich für den spekulierenden Amerikaner ein neues Feld der Spekulation, neue Aussicht auf schnellen und großen Gewinn durch Land-Kauf und Verkauf. Daher auch der Wunsch der Amerikaner, nicht bloß das Oregon-Territorium zu kolonisieren, sondern auch das daran stoßende Ober-Kalifornien zu erwerben, ehe ihnen die Engländer in beiden zuvorkommen. Der jetzige Chairman des Senatskomitees für die auswärtigen Angelegenheiten, Senator Archer, sagt mir, daß der Gesandte Thompson in Mexiko in diesen Tagen mit neuen Instruktionen versehen werden wird, um wegen Abtretung Kaliforniens an Zahlungs statt für die entschiedenen und für die noch schwebenden Reklamationen mit Mexiko zu negoziieren. Der mexikanische Gesandte Almonte will davon jedoch nichts wissen und hat in Folge einer unter andern auch in dem hiesigen Tyler-Organ, dem Madisonian, erschienenen Anzeige von Bildung einer Compagnie zum Zweck der Auswanderung nach Kalifornien sofort das anliegende Schreiben publiziert, worin er ein solches Unternehmen für völlig untauglich und unvereinbar mit den Gesetzen Mexikos erklärt. Mit Bedauern sehen die Amerikaner ihrem Vorwärtsstreben durch das stille Meer ein Ziel gesetzt. Gern möchten sie dasselbe überschreiten und die Sandwich-Inseln in Besitz nehmen. Unfähig, dies selbst zu tun, möchten sie wenigstens die Engländer daran verhindern (…)“ – Botschaft des Präsidenten wegen Anerkennung der Unabhängigkeit der Sandwich-Inseln und wegen Entsendung eines Kommissars nach China – Kongress – Appropriation Bill – C. J. Ingersolls Vorschlag wegen Entsendung eines Handelsagenten nach Europa – Abolitionismus, John Qu. Adams Resolution – Resolutionen der Legislatur von Vermont – Szene zwischen Giddings und Snyder285 284

Linn, Louis Fields (1796 – 1843), Jacksonian, Democrat, Senator von Missouri 1833 –

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Snyder, John (1793 – 1850), Democrat, US-Representative von Pennsylvania 1841/3.

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„Die von John Q. Adams vorgeschlagene Resolution wegen Aufhebung des früheren Beschlusses, daß Petitionen wegen Aufhebung der Sklaverei nicht angenommen werden sollten, ist mit 106 gegen 102 Stimmen verworfen. Gleichwohl machen die Abolitionisten immer weitere Fortschritte. Die Legislatur von Vermont hat sogar neulich förmlich beschlossen, dem Kongreß durch seine Repräsentanten erklären zu lassen, daß der Staat niemals seine Zustimmung zur Aufnahme eines neuen sklavenhaltenden Staats in die Union oder zu dem Anschluß von Texas geben würde, und daß der Kongreß das Recht und die Pflicht habe, die Sklaverei im District Columbia aufzuheben und den Sklavenhandel zwischen den einzelnen Staaten zu verbieten, und daß endlich die Konstitution so amendiert werden müsse, daß der Negersklaverei ein Ende gemacht werden könne. Einen mehr komischen als ernsten Eindruck hat die in dem anliegenden Artikel aus dem Courrier des EtatsUnis beschriebene Szene im Hause der Repräsentanten zwischen Giddings und Snyder (jener Abolitionist, dieser demokratischer Anti-Abolitionist) gemacht, die im Hause Nachbarn sind und eine hölzerne Scheidewand zwischen sich gezogen haben.“ – Übernahme der Staatsschulden – Bankrottgesetz – Exchequer-Plan – Tarif – Meuterei auf dem Kriegsschiff „Somers“ unter Kapitän Mackenzie286. II. Am 17.1. 1843 aus Washington an den König – Besitznahme der Stadt Monterey in Oberkalifornien durch eine von Kommodore Jones287 kommandierte Eskadre der Vereinigten Staaten „Viel Sensation hat hier die mit dem letzten mexikanischen Paketschiff von Veracruz gebrachte Nachricht von der temporären Besitznahme der Stadt Monterey in Ober-Kalifornien durch die von Commodore Jones befehligte amerikanische Eskadre im stillen Meere erregt. (…) Almonte sagt mir, ihm sei die Sache sehr erwünscht, weil sie Santa Anna einen Vorwand biete, die Armee zu verstärken und weil Mexiko darauf eine große Reklamation gründen werde, die man als Gegenforderung gegen die diesseitigen Reklamationen geltend machen könne. (…) Die Wendung, die die Sache genommen hat, ist für die Vereinigten Staaten nur ungünstig. Die durch die neue Konvention stipulierte Barzahlung der Reklamationen wird dadurch wieder in Frage gestellt, und der ganzen Welt, und namentlich England, sind dadurch die Augen über den Wunsch der Vereinigten Staaten, Kalifornien zu besitzen, geöffnet worden – ein Wunsch, dessen Erreichung eben dadurch völlig unmöglich geworden sein dürfte.“ 286 Kapitän Alexander Slidell Mackenzie hatte Philip Spencer, den Sohn des Secretary of War John Spencer, zusammen mit zwei anderen Seeleuten 1842 wegen Meuterei hinrichten lassen; das war der erste Vorfall dieser Art in der US-Marine. Herman Melville verarbeitete ihn in seinem Roman „Billy Bud“. Das Kriegsgerichtsverfahren, das Mackenzie als nicht schuldig sprach, wurde nicht nur zu einem Streitfall im Kabinett, sondern die Schuldfrage erregte vor allem die Öffentlichkeit Monate lang. 287 Thomas ap Catesby Jones /1790 – 1858), Kommandant der US-Pazifikflotte 1841 – 44, 1848 – 50. Er besetzte Monterey den 19./20,10.1842.

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– Kongressverhandlungen – Tarif – Exchequer Bill „Im Kongreß geschieht noch immer nichts, und man ist allgemein der Meinung, daß nichts geschehen und daß namentlich der Tarif nicht berührt werden wird. Die dem Kongreß vorliegenden Maßregeln – der Widerruf des Bankerottgesetzes, der Exchequer-Plan, die Oregon-Bill etc etc – werden nur zum Schein diskutiert und leihen bloß den Vorwand zu gegenseitigen Beschuldigungen und Angriffen, um dadurch auf die Präsidentenwahl einzuwirken. Webster und Tyler wünschen das Passieren der Exchequer-Bill, die nichts weniger als die Errichtung einer großen Gouvernements-Bank sein und ihnen die bekannten Mittel geben würde, auf die Wahlen zu wirken. Webster hofft davon Verbesserung seiner zerrütteten Finanzen und ist bereit, demjenigen Kandidaten der demokratischen Partei seinen Beistand zu leihen, der dafür stimmen will (…)“ – Geldstrafe des Generals Jackson – Impeachment des Präsidenten Tyler „Mit Rücksicht auf die Wahlen wird auch die bekannte Frage wegen Erstattung der Geldstrafe an den General Jackson erörtert, die die Freunde des letzteren darauf gründen wollen, daß der Richterspruch ein ungerechter gewesen sei. Auch Botts288 hat seine in der vorigen Sitzung angekündigte Motion wegen Ernennung eines Komitees zur Untersuchung der Frage, ob Präsident Tyler in den Anklagezustand zu versetzen sei, gemacht. Die Anklage-Artikel (articles of impeachment) sind in der Anlage enthalten und hauptsächlich auf das bekannte Veto gegründet. Der Antrag wurde mit 127 gegen 83 Stimmen verworfen. Abgeschmackt, wie die Sache an sich ist, und wie das Passieren der Resolution gewesen sein würde, so hätte doch nichts dem Präsidenten Tyler erwünschter sein können, der dadurch aus seiner Unbedeutendheit gezogen und, wie man hier sagt, zum ,lion‘ gemacht sein würde.“ – Oregon Bill – Botschaft wegen des Ashburton-Traktats „Die von Linn proponierte und von Benton unterstützte Oregon-Bill findet von Seiten Websters, Calhouns und aller derjenigen Widerstand, die für Abschluß des Ashburton-Traktats gestimmt haben. Benton wird dabei von denselben Motiven geleitet wie bei seinem Widerstande gegen den Ashburton-Traktat. Er glaubt sich bei seinem Gelichter schon durch das bloße Kriegsgeschrei gegen England populär zu machen. Er ist aber Demagog genug, um einen Krieg selbst nicht zu scheuen, dessen Nachteile man im fernen Westen kaum empfinden würde, wogegen die Kriegsrüstungen, die Besetzung des Oregon-Gebiets und alles, was damit zusammenhängt, dem Westen den Vorteil einer bedeutenden Geldzirkulation bietet. (…) Die anliegende Botschaft in Antwort auf die auf Bentons Veranlassung passierten Resolutionen wegen Erläuterung gewisser in der Jahresbotschaft enthaltenen Bemerkungen über den Ashburton-Traktat ist so lakonisch und weist den Senat in so gemessenen Ausdrücken in seine Schranken zurück, daß sie Webster Ehre macht. (…)“ – Kennedys Resolutionen wegen Kündigung der Reziprozitätstraktate 288

Botts, John Minor (1802 – 69), Whig, Representative von Virginia 1839 – 42, 1847 – 49.

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II. Berichte Friedrich von Rönnes 1834 bis 1843

„Der Präses des Handelskomitees im Hause der Repräsentanten, Kennedy, hat, wie die Anlage ergibt, wieder seine schon in der vorigen Sitzung vorgeschlagene Resolution erneuert, den Präsidenten zur Kündigung der mit Dänemark, Schweden, den Hansestädten, Preußen, Österreich und Russland bestehenden ReziprozitätsTraktate zu autorisieren und zugleich zu erklären, daß es die Politik der Vereinigten Staaten sei, Reziprozitäts-Traktate in Zukunft auf den direkten Verkehr zu beschränken. Das Haus verweigerte mit 70 gegen 52 Stimmen den Gegenstand, der nicht an der Tagesordnung war, ausnahmsweise aufzunehmen, und wahrscheinlich wird man auf die Resolutionen auch nicht wieder zurückkommen; geschieht dies aber im jetzigen Kongreß nicht, so dürfte es schwerlich im künftigen geschehen, in welchem die Monopol-Partei in der Minorität sein wird, und Webster wird sich, obgleich der Präsident dazu an und für sich keiner Autorisation bedarf, doch ohne eine solche nicht leicht entschließen, die bestehenden Traktate zu kündigen, was, wie schon früher erwähnt, ohne gleichzeitige Abänderung der Gesetzgebung auch zwecklos sein würde.“ – Van Burens Nomination zum Kandidaten für die Präsidentur auf einem Meeting in Philadelphia „Der Expräsident Van Buren ist nun förmlich von einem kürzlich in Philadelphia gehaltenen meeting als nächster Kandidat für die Präsidentur proklamiert. Den alten schwachen Jackson hatte man veranlaßt, bei dieser Gelegenheit einen Brief zu schreiben, worin er Van Buren der Demokratie auf das Angelegentlichste empfiehlt. Man spricht auch davon, daß Jackson eingeladen worden sei, bei der von Van Buren gewünschten Nationalconvention wegen Nominierung eines demokratischen Kandidaten für die Präsidentur zu präsidieren. Van Buren, der selbst eigentlich keine Popularität genießt und schon das erste Mal nur durch Jacksons Einfluß zum Präsidenten gewählt wurde, hofft auf dieselbe Weise zum zweiten Male zu reüssieren, und es ist ihm nicht schwer geworden, den eitlen alten Jackson für sich zu gewinnen, da er ihm zu schmeicheln versteht und da Jackson bekanntlich Calhoun haßt, auch Van Buren schon aus dem Grunde den Vorzug gibt, weil dieser den Whigs am unangenehmsten ist. Manche glauben, Van Buren schade sich dadurch im Grunde nur, weil darin ein Zeichen seiner eigenen Schwäche liege. Andere dagegen sind der Meinung – und gewiß nicht mit Unrecht –, daß die Stimme des alten populären Jackson bei den Massen, die hier den Ausschlag geben, noch immer sehr viel vermag. Bei jenem meeting wurden auch Schreiben an und von dem bekannten sogenannten Gouverneur Dorr von Rhode Island verlesen, der ebenfalls von dem Committee eingeladen war und sich entschuldigte. Das Committee sagte in dem Einladungsschreiben unter andern, daß es ihn als den einzigen rechtmäßigen Gouverneur von Rhode Island betrachte; die Korrespondenz atmet ganz den Geist der bei Gelegenheit der Rhode Island Insurrektion auf dem bekannten meeting in New York gehaltenen Reden und sollte allein bei jedem Wohlgesinnten hinreichen, die Van Buren-Clique zu verdammen; aber der Pöbel fühlt sich dadurch geschmeichelt. Sollte Van Buren gewählt werden, so würde er dies Bentons Einfluß hauptsächlich zu verdanken haben. Benton würde alsdann das nächste Mal Präsident werden, und

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die Administration Van Burens würde ganz unter Bentons Kontrolle stehen; und was ist von einem solchen Demagogen, mit solchen Grundsätzen und besonders mit solchen Gesinnungen gegen das Ausland nicht alles zu erwarten?“ – Unterschlagungen in New York „Der anliegende Artikel aus dem Courrier des Etats-Unis gibt eine Liste der ganz kürzlich wieder in New York statt gefundenen und von verschiedenen Kassen- und Bankbeamten begangenen Unterschlagungen im Betrage von $ 689,000.00 (!), wozu noch $ 50.000.00 kommen, die soeben ein Bankkassierer in New Orleans unterschlagen hat, und heute geht wieder die Nachricht von einer bedeutenden Veruntreuung bei einer Bank in Philadelphia ein – wahrlich die Nation geht ihrem Falle mit raschen Schritten entgegen!“ – Korrespondenz wegen der Sandwich-Inseln – Prozess des Kapitäns Mackenzie. III. Am 27.1. 1843 aus Washington an den König – Bill wegen Widerrufs des Bankrottgesetzes – Bank- und Kreditwesen – Exchequer-Plan – Oregon Bill – Finanzen des Bundesgouvernements – Tarif. „Seit Erstattung meines alleruntertänigsten Berichts vom 17ten d. M. hat man im Hause der Repräsentanten die Bill wegen Widerrufs des Bankerottgesetzes passiert. Ob der Senat sie passieren wird, ist noch zweifelhaft; ein allgemeines Bankerottgesetz ist hier von jeher unpopulär gewesen, das gegenwärtige war es insbesondere, weil es von der Whig-Partei zum Besten der bankerotten Spekulanten hervorgerufen war. Bei den Whigs selbst fand der Widerruf keine sehr heftige Opposition, da das Gesetz seinen Zweck erfüllt und den Schwindlern und Spekulanten die gewünschte Erleichterung verschafft hat. Das Bankerottgesetz, der Bankerott der Bank der Vereinigten Staaten und vieler anderer Banken, die Repudiation der Schulden der zahlungsunfähigen Staaten hat eine Masse Passiva, von denen das Land erdrückt war, gelöscht. Dennoch bleiben noch eine Menge Schulden hängen, und es sind diese alten Schulden, kontrahiert in einem Zeitpunkte, wo die Papiergeldzirkulation den Wert aller Dinge auf unnatürliche Weise erhöht hatte, die als der eigentliche Krebsschaden, als der Grund alles gegenwärtigen Übels zu betrachten sind. Dabei geht man hier beständig von einem Extrem zum andern, ebenso verderblich wie früher die Bank-Manie war, ebenso nachteilig wirkt jetzt der allen Banken erklärte Krieg. Im Staat Ohio hat man deren soeben 13 mit einem Kapital von $ 4 Millionen aufgehoben, deren Charter abgelaufen waren; in den Staaten Illinois, Indiana, Kentucky und Ohio allein ist auf diese Weise im letzten Jahre das Zirkulationsmittel von $ 15 auf $ 5 Millionen reduziert worden, was natürlich auf die Preise der Produkte den nachteiligsten

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Einfluß gehabt hat, den Verkehr ungemein erschwert und die Basen aller bestehenden Verhältnisse tief erschüttert. Der Exchequer-Plan wird fortwährend im Hause diskutiert, aber gewiß nicht angenommen werden. Im Senat diskutiert man noch immer die Oregon-Bill, die vielleicht mit Weglassung der an Kolonisten zu verleihenden Landtitel passieren wird. Die Finanzen des Bundesgouvernements sind in der traurigsten Lage, und es scheint, daß die Whig-Majorität im Kongreß die Absicht hat, die Administration in Verlegenheit zu setzen und derselben die nötigen Geldmittel vorzuenthalten. (…)“ – Kalifornien – Texas – Mission nach China und den Sandwich-Inseln – Eskadre wegen Handel an der afrikanischen Küste – Nationalkonvention – Van Buren – Calhoun – Cass – Kriegsgericht in der Untersuchung gegen den Kapitän Mackenzie. IV. Am 10.2. 1843 aus Washington an den König – Kongress – Exchequer – Subtreasury – Tarif – McDuffies und Evans289 Resolutionen „Obgleich der Kongreß nur noch drei Wochen sitzen wird, so ist doch bis jetzt nichts von Erheblichkeit geschehen. Der vom Präsidenten vorgeschlagene Exchequer-Plan ist im Hause mit 193 gegen 18 Stimmen durchgefallen; und diese 18 Mitglieder, die die ganze Stärke der sogenannten Tyler-Partei ausmachen, sind größtenteils solche, die er durch Aussicht auf Anstellung oder durch ähnliche Rücksichten gewonnen hat. Es zeigte sich sogar bei dieser Gelegenheit eine große Hinneigung zu dem alten Subtreasury-Plan der demokratischen Partei, indem eine zu dem Ende vorgeschlagene Resolution nur mit 115 gegen 105 Stimmen verworfen wurde. Gleichwohl scheint Webster entschlossen, den Exchequer-Plan auf eine oder die andere Weise durchzusetzen, und er wird kein Mittel scheuen, seinen Zweck im nächsten Kongreß zu erreichen. Es scheint, daß Tyler jetzt ganz von Webster beherrscht wird, der es versteht, dem eitlen Manne zu schmeicheln und ihn durch eminenten Verstand zu imponieren. Es ist jetzt augenscheinlich, daß die Administration mit ihren Mitteln bis zur Versammlung des nächsten Kongresses im Dezember nicht ausreichen kann. Zwar hat man in New York, vermutlich in Folge der großen Menge baren Geldes, das die Kapitalisten nicht zu plazieren wissen, den noch nicht abgesetzten Rest der vom Kongreß autorisierten Anleihe – gegen $ 5 Millionen – zu Pari genommen, wodurch die Schuld des Bundesgouvernements auf ca $ 25 Millionen angewachsen ist; allein dem ungeachtet bleiben die Einnahmen ungenügend, da bei dem gedrückten Zustande des Handels und bei dem hohen Tarif auf eine bedeutende Vermehrung derselben im Laufe des Jahres nicht zu rechnen ist, und man ist der Meinung, daß die Administration höchstens noch bis zum 1sten 289 Evans, George (1797 – 1867), Whig, US-Representative von Maine 1829 – 40, US-Senator von Maine 1841 – 46.

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August mit ihren Mitteln ausreichen wird. Es schein auch, daß man von keiner Seite ernstlich beabsichtigt, Hülfe zu leisten; möglich ist es, daß man sich noch zu einer neuen Emission von $ 10 bis $ 12 Millionen Tresorscheinen verstehen wird. Man scheint es ganz außer Acht zu lassen, daß das Land vor allen Dingen erst wieder im Besitz von Zahlungsmitteln sein muß, daß nur Fleiß und Sparsamkeit dieses Mittel verschaffen können, und daß die positive Gesetzgebung auf die Wiederkehr der Prosperität des Landes nur einen sehr indirekten Einfluß üben, wohl aber durch verkehrte Maßregeln derselben in den Weg treten kann. Jede Partei scheint von ihrer Maßregel allein das Heil zu erwarten: die einen von einem Kredit-Institut mit der Befugnis, ein allgemeines Papier-Zirkulationsmittel zu emittieren (der ExchequerPlan); die anderen von einem möglichst hohen Tarif, und andere wieder von der möglichsten Reduktion desselben. In diesem letztern Sinne sind die anliegenden von Senator McDuffie von Südcarolina (von Calhouns Partei) vorgeschlagenen Resolutionen abgefaßt. Die Tarifpartei dagegen beharrt noch immer bei ihrer Monopol- und Protektiv-Theorie.“ – Kennedys und Merricks290 Resolutionen wegen des Reziprozitätssystems „Die Resolutionen Kennedy’s von Baltimore wegen Aufhebung des Reziprozitätssystems werden in einigen Tagen zur Diskussion kommen, und von Webster unterstützt hat Kennedy allerdings einige Hoffnung zu reüssieren; wenigstens hat man alle Ursache auf seiner Hut zu sein, und ich versäume keine Gelegenheit, die Aufmerksamkeit derjenigen Mitglieder des Kongresses auf diesen Gegenstand zu lenken, die ein Interesse bei Aufrechterhaltung des Reziprozitätssystems haben. Auch der Senator Merrick von Maryland hat die anliegende Resolution eingebracht, worin er – im Einklang mit dem, was ich darüber in meinem alleruntertänigsten Bericht vom 13ten Dezember v. J. gesagt – den Vorschlag macht, die gegenseitigen Zölle durch Traktaten zu regulieren und denjenigen Nationen Vorteile einzuräumen, die sich ihrerseits zur Einräumung von Vorteilen verstehen wollten.“ – Assumtion der Schulden der Staaten der Union von Seiten des Bundesgouvernements291 „Zu den Vorschlägen zur Herstellung des amerikanischen Kredits gehört auch der der Übernahme der Schulden der verschiedenen Staaten der Union von Seiten des Bundesgouvernements. Der Plan ward bekanntlich zuerst vor einigen Jahren auf Veranlassung englischer Kapitalisten in Anregung gebracht, fand damals im Kongreß kein Gehör und hat längere Zeit geruht, bis er vor kurzem von Cost Johnson292 von Maryland wieder aufgenommen worden ist. Maryland ist ein sehr verschuldeter Staat in dem die Maßregel sehr populär ist (…) 290

Merrick, William Duhurst (1793 – 1857), Whig, US-Senator von Maryland 1837 – 44. Während die Repudiationstheorie auf die Erklärung der Zahlungsunfähigkeit der Einzelstaaten zielte, bezweckte der Assumtionsplan die Übernahme der einzelstaatlichen Schulden durch die Union. 292 Johnson, William Cost (1806 – 60), Anti-Jacksonian und Whig, US-Representative von Maryland 1833 – 42. 291

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Im Senat hat nun Evans die anliegenden Resolutionen als ein Amendement zu den Resolutionen McDuffies eingebracht, worin er den Mangel eines allgemeinen Zirkulationsmittels und den durch die Repudiationstheorie zerstörten amerikanischen Kredit als Mitursachen des danieder liegenden Handels aufzählt, und worin er zwar erklärt, daß dieser Kongreß nicht die Absicht habe, die Schulden der Staaten zu übernehmen, daß aber diese Schulden nicht repudiiert werden könnten und daß es die Pflicht des Kongresses sei, den Staaten durch Verleihung eines allgemeinen Zirkulationsmittels etc zu Hülfe zu kommen. (…) Es ist zu bedauern, daß diese Frage zu einer Parteifrage gemacht worden ist, man kann fast mit Gewißheit annehmen, daß das Bundesgouvernement die Schulden der Staaten niemals übernehmen wird; die konstitutionellen und anderen Bedenken würden sich vielleicht beseitigen lassen; allein woher soll das Bundesgouvernement, das selbst in der größten Verlegenheit ist, die Mittel zur Verzinsung von $ 200 Millionen nehmen? Viele sagen auch: Es sind ja Ausländer, denen wir das Geld schuldig sind, wozu sollen wir uns zum Besten fremder Kapitalisten und Spekulanten in Verlegenheit setzen? Gewiß denken nur wenige an die Ausführung des Assumtionsplans. Gleichwohl werden Männer von allen Parteien sich dieser Frage vielleicht noch Jahre lang für Parteizwecke bedienen. Inzwischen werden die verschuldeten Staaten in der Illusion, daß das Bundesgouvernement ihre Schulden bezahlen würde, nichts tun, ihren Verpflichtungen durch eigene Anstrengung nachzukommen, und die auswärtigen Gläubiger, die jetzt die Maßregel der Assumtion begünstigen, werden zu spät ihren Irrtum gewahr werden.“ – Bankrottgesetz – Oregon-Bill – Besitznahme Montereys – Kalifornien – Differenz mit Marokko – General Cass – Fall des Mackenzie. V. Am 25.2. 1843 aus Washington an den König – Rede Sir Robert Peels über das Visitationsrecht – Desfallsige Debatte im Senat – Assumtion der Staatsschulden – Gerücht vom Austritt Webster – Tylers Aussichten – Finanzen des Gouvernements – Ersparungen – Tarif – Niederlagen – Reziprozitätssystem „Zur Erleichterung der Finanzen des Bundesgouvernements ist vom Kongreß nichts geschehen, als daß das Haus eine Bill passiert hat, die die Wiederausgabe der Schatzkammerscheine (ca $ 11 Millionen) gestattet, sobald dieselben eingekommen sind. Der Sekretär der Schatzkammer hält dies in seinem anliegenden Bericht für genügend und glaubt, daß am 1sten Januar 1844 ein Überschuß von $ 390,627.08

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vorhanden sein wird. Der Präsident bestreitet dies in seiner anliegenden Botschaft geradezu. Der Sekretär der Schatzkammer, Herr Forward, ist, wie man jetzt zu spät einsieht, seiner Stelle nicht gewachsen293. Tyler hat seinen Austritt schon lange gewünscht, und er soll gestern resigniert haben, was auch schon deshalb wünschenswert ist, weil er ein eifriger Verteidiger des Schutz- und Prohibitiv-Systems ist. Jedermann muß sich überzeugen, daß auf eine Zolleinnahme nur zu rechnen ist, wenn man auf die jetzt zollfreien beiden wichtigen Konsumtionsartikel, Kaffee und Tee, einen mäßigen Zoll legt und gleichzeitig die Zölle auf die Manufakturwaren reduziert. Bei dem jetzigen Stande der Parteien ist aber an beides nicht zu denken. Der Präses des Finanzkomitees im Hause, Herr Fillmore, setzt sogar in seinem anliegenden gestern erstatteten Bericht auseinander, daß das vom Kongreß bei Aufstellung der Etats (Appropriation Bills) beobachtete Ersparungssystem (retrenchment) die Administration in den Stand setzen werde, mit den Mitteln auszukommen, die die jetzigen Zölle, welche im Durchschnitt etwas über 35 pct vom Wert betrügen, gewährten, ja daß sogar am 1. Januar 1844 ein Überschuß von $ 5,148,110.71 in der Schatzkammer sein würde! Unter den Ersparungsmitteln ist unter andern eine vom Hause bereits passierte Bill (deren Schicksal im Senat aber zweifelhaft ist), wodurch die Besoldungen der ohnehin schon schlecht bezahlten Beamten um resp. 20 und 12 pct reduziert werden – eine Maßregel, die nur zu noch größerer Korruption führen kann. Dabei hat aber das Haus zu Gunsten seiner eigenen Mitglieder eine Ausnahme gemacht; die Diäten von $ 8 p. Tag sollen erst, wenn der Kongreß länger als fünf Monate dauert, auf $ 6 reduziert werden, nur die Reisegelder sind von $ 8 für jede 20 englische Meilen auf $ 4 herabgesetzt. Es spricht sich in dem Fillmoreschen Bericht nur der Parteigeist aus. Fillmore ist ebenso überzeugt wie der Präsident, daß man sich auf die Angaben und Annahmen des Sekretärs der Schatzkammer nicht verlassen kann. Die Absicht der abtretenden Whig-Majorität geht aber dahin, die ganze Schuld und Verantwortung auf die Administration zu werfen. Die Interessen des auswärtigen Handels bleiben bei allen diesen Gelegenheiten unberücksichtigt und die zur Vertretung desselben berufenen Organe sind seine ärgsten Feinde. Auch die Bill wegen Annahme eines Warehousing Systems294 wird nicht passieren. Der Präses des Handelskomitees im Senat, Huntington295, hat sich dagegen erklärt, weil die Finanzen darunter leiden könnten. In demselben Geiste hat der Präses des Handelskomitees des (Repräsentanten-) Hauses, Kennedy, gestrebt, durch Aufhebung des Reziprozitätssystems ein Monopol zu Gunsten der hiesigen Reederei zu gründen. Ich habe nach Kräften dagegen zu 293

Forward hatte sein Amt im Kabinett Tyler bis zum 1.3. 1843 inne. Beim Warehousing System bleiben die Importgüter unverzollt in einem Zoll-Lager, bis sie in den Handel kommen. 295 Huntington, Jabez Williams (1788 – 1848), Whig, US-Senator von Connecticut 1839 – 48. 294

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II. Berichte Friedrich von Rönnes 1834 bis 1843

wirken gesucht, und die Sache ist, nach einer lebhaften Debatte, im Hause auf den Tisch gelegt, im Senat aber dem Staatssekretär zum Bericht an den nächsten Kongreß überwiesen worden. Ich werde darüber besonders berichten.“ – Besitznahme Montereys in Kalifornien. VI. Am 14.3. 1843 aus Washington an den König – Ajournement des Kongresses – Verwerfung der Ernennungen Wises und Cushing im Senat – Spencer – Forward –Webster – Everett – Porter296 „Der Kongreß hat seine Sitzung am 3ten d. M. beendigt, und das Regiment der Whigs hat damit sein Ende erreicht. Der Präsident erlitt in der letzten Nacht noch eine schwere Niederlage. Zur Belohnung der ihm von seinen beiden Getreusten, Cushing und Wise, geleisteten Dienste hatte er jenen zum Sekretär der Schatzkammer statt des abgetretenen Forward, und diesen zum Gesandten nach Paris nominiert. Der Senat verwarf aber beide Nominationen, die der Präsident, wie die Anlage ergibt, dreimal nach einander wiederholte. Die ganze Schwäche der sogenannten Tyler-Partei trat dadurch deutlich ans Licht. Wises Verwerfung hatten wohl einige erwartet, da er in keiner Hinsicht die Eigenschaften besitzt, die der Repräsentant der Vereinigten Staaten an einem so wichtigen Hofe haben muß. Aber bisher hat man dem Präsidenten immer erlaubt, seine eigenen Kabinettsminister zu wählen. Die Verwerfung Cushings ist nur das zweite Beispiel der Art. Viel soll ihm seine Rede geschadet haben, worin er dem Kongreß mit dem Präsidenten drohte, der ein ,constitutional fact‘ sei, das sich nicht wegräsonnieren lasse und sich durch die ,executive patronage‘ und die ,veto-power‘ fühlbar machen werden. Man hat im Senat gemeint, es müsse Herrn Cushing fühlbar gemacht werden, daß der Senat auch ein ,constitutionäl fact‘ sei, das sich nicht wegäsonnieren lasse. Gegenwärtig ist der bisherige Kriegsminister, Herr Spencer, zum Sekretär des Schatzamts ernannt worden, wozu man sich nur Glück wünschen kann, da er ein sehr tüchtiger Mann ist und in Beziehung auf den Tarif gemäßigte Ansichten hat. Man sieht den Austritt des Staatssekretärs Webster297 jetzt als ausgemacht an und nennt den Marinesekretär Upshur oder Herrn Cushing als seinen Nachfolger. Herr Upshur ist ein kenntnisreicher, gemäßigter Mann von vieler Würde, die Cushing abgeht. Die Ernennung des Herrn Upshur könnte dem Auslande in jeder Beziehung nur wünschenswert sein. Der Gesandte Everett in London ist zum Kommissär nach China ernannt worden, und man sagt, daß wenn Everett die Stelle annehmen sollte298, Webster nach London gehen würde; viele meinen sogar, daß die Ernennung Everett’s bloß deswegen erfolgt sei. Zum Kriegsminister ist ein Herr Porter aus 296

Porter, James Madison (1793 – 1862), US-Secretary of War 1843/44. Webster gehörte dem Kabinett noch bis zum 8.5. 1843 an. 298 Everett nahm die Stelle nicht an, sondern blieb in London bis zum Ende der Amtszeit Präsident Tylers 1845. Cushing trat nicht in das Kabinett Tylers ein und ging stattdessen als US-Vertreter nach China. Webster zog sich für zwei Jahre auf seine Farm in Massachusetts zurück. 297

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Pennsylvanien, Bruder des Gouverneurs, ernannt worden, wodurch Tyler jenen Staat für sich zu gewinnen hofft. Der Krieg zwischen dem Präsidenten und dem Senat macht dem ersteren jede Ernennung außerordentlich schwierig. Viel ist daran allerdings der Parteigeist Schuld, allein leugnen läßt es sich auch nicht, daß der Präsident bei vielen seiner Ernennungen, mindestens gesagt, häufig die gröbsten Mißgriffe macht. Gewisse Stellen, sagt man, werden förmlich verkauft, (…)“ – Botschaft des Präsidenten in Beziehung auf das Visitationsrecht – Retrenchment Bill – Tresornoten „Man glaubt jetzt, daß die Administration hinlängliche Mittel haben wird, bis zum Zusammentritt des neuen Kongresses im Dezember auszukommen. Der Kongreß hat zwar die sogenannte Retrenchment Bill wegen Reduzierung der Gehälter etc nicht passiert, er hat aber so viele andere Einschränkungen gemacht, daß die Wiederausgabe und Fundierung der einkommenden Tresornoten, wozu eine Kongreßakte die Autorisation erteilt, als genügende Austauschmittel betrachtet werden.“ – Besitznahme Montereys in Kalifornien – Konvention wegen der mexikanischen Reklamationen – Vorbereitungen zur Präsidentenwahl – Konvention in Virginia – Nomination Van Burens in Massachusetts – Judge McLean, ein neuer Whig-Kandidat – Tyler – Calhoun – Meeting in New York. Rönne am 16.3. 1843 aus Washington an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Bülow299 „Ew. Exzellenz hochverehrlichen Erlaß vom 22ten Januar, wodurch hochdieselben mich benachrichtigen, dass Se Majestät der König Allergnädigst geruht haben, mir auf Ew. Exzellenz Antrag den roten Adlerorden dritter Klasse mit Schleife zu verleihen, habe ich gestern zu erhalten die Ehre gehabt. Wenn ich in der Art und Weise, womit Sich Ew. Exzellenz auch bei dieser Gelegenheit über meine geringen Dienstleistungen gegen die Königliche Majestät auszusprechen geruht haben, nur eine neue Bestätigung Ew. Exzellenz mir so unschätzbaren freundlichen Wohlwollens erblicken kann, so muß ich in der huldvollen Gewährung Ew. Exzellenz Antrages von Seiten Sr Majestät eine neue Aufforderung finden, meine ungeteilten Kräfte dem Dienste Sr Majestät unseres Allergnädigsten Herrn auch ferner mit ganzer Hingebung zu widmen. Die soeben geendigte Sitzung des Kongresses macht es mir möglich, nunmehr von dem mir Allerhöchst erteilten Urlaub Gebrauch zu machen, und mit Ew Exzellenz gewogentlicher Erlaubnis werde ich am 1sten April c. via dem von Boston abgehenden englischen Dampfschiffe meine Reise antreten. Das hiesige Gouver299

GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869.

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II. Berichte Friedrich von Rönnes 1834 bis 1843

nement habe ich heute in der abschriftlich anliegenden Note von meiner beabsichtigten Urlaubsreise in Kenntnis gesetzt und dasselbe zugleich ersucht, von dem Königlichen Konsul Herrn Schmidt in New York solche Mitteilungen entgegen zu nehmen, die das Interesse des Handels erheischen dürfte. Herr Schmidt ist, wie ich Ew. Exzellenz schon früher anzuzeigen die Ehre hatte, in jeder Beziehung qualifiziert, etwa vorkommende Anträge auszurichten. Er hat als Kaufmann und als Bewohner der ersten Handelsstadt der Vereinigten Staaten die beste Gelegenheit, sich persönlich von den Bedürfnissen des Handels zu unterrichten. Er wird mit Freuden diese Gelegenheit ergreifen, von seinem stets bewiesenen Diensteifer einen neuen Beweis abzulegen, und es wird ihm selbst zum Vergnügen und zur Ehre gereichen, wenn es zur besseren Ausrichtung der ihm erteilten Anträge nötig sein sollte, eine Reise hierher nach Washington zu machen.“

III. Der Übergang des Washingtoner Amtes von Rönne auf Gerolt Der Immediatbericht vom 14.3.43 und der Bericht an den Außenminister vom 16.3.43 waren Rönnes letzte politische Berichte nach Berlin aus den USA. Ursprünglich hatte er geplant, im Sommer 1842 mit seiner Familie nach Europa zu einem mehrmonatigen Urlaub aufzubrechen. Aber als die Tariffrage im Kongress erneut auf die Tagesordnung geriet, entschied er sich, vorläufig in den USA zu bleiben und seine Familie allein nach Europa zu schicken. In der Kongress-Diskussion über den Zoll suchte er erneut, die „der vaterländischen Industrie drohenden Nachteile“ des Black Tariff abzumildern; aber er musste am Ende der Sitzungsperiode im März 1843 feststellen, „daß der Tarif ganz unberührt geblieben ist“, vor allem aus „Parteirücksichten“1. Nach dem Schluss der Kongress-Sitzungen reiste er im April auch nach Europa zurück. Nach einjährigem Urlaub bei vollem Gehalt und der Zulage von 3000 Thalern bestellte ihn der König im Juni 1844 zum Präsidenten des gerade neu errichteten Handelsamtes. Bei der Entbindung Rönnes von seinem Washingtoner Amt betonte Bülow2 : „(…) mit wie unendlichem Bedauern ich Sie aus einem Dienstverhältnisse scheiden sehe, in welchem Sie sich nur Ansprüche auf das huldvolle Wohlwollen Sr Majestät des Königs und die unausgesetzte Zufriedenheit des Ministeriums zu erwerben gewußt haben. Mit Dank desselben bitte ich Ew. pp zugleich die Versicherung anzunehmen, daß dasselbe der treuen eifrigen und einsichtsvollen Dienstleistungen Ew. pp stets mit vollster Anerkennung eingedenk sein wird.“ Nach der Aufgabe der Ministerresidentur durch Rönne gab es nicht einen Augenblick irgendeinen Zweifel daran, dass sofort ein neuer Vertreter in den USA zu bestellen war. Der von Anfang an als Nachfolger in Erwägung gezogene Friedrich Freiherr von Gerolt zur Leyen, Geschäftsträger und Generalkonsul in Mexiko, sagte sofort zu. Schon 1842 soll sich der US-Gesandte Thompson in Mexiko bei Präsident Tyler dafür eingesetzt haben, dass Gerolt Nachfolger von Rönne würde, wie Gerolt nach Berlin berichtete3. Am 1.8. 1844 fertigte der König das Abberufungsschreiben für Rönne aus, am 18.8.44 das Kreditiv für Gerolt. Es war auch bedeutungslos für die Übernahme der Ministerresidentur in Washington, dass sich die Überfahrt von Mexiko nach den USA noch als langwieriger erwies als die von Europa in die USA; 1

Rönne im Handelsbericht vom 12.3. 1843 aus Washington an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III.HA MdA, II, Nr. 5276. 2 Bülow am 12.6. 1844 an Rönne (Konzept). GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7869. 3 Gerolt am 20.9. 1842 aus Mexiko an das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. GStA PK, III. HA MdA, I, Nr. 7932 Bd. 3.

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III. Der Übergang des Washingtoner Amtes von Rönne auf Gerolt

über Havanna und Charleston traf Gerolt schließlich am 11. Dezember in Washington4 ein. Am 12.12.44 stellte der britische Botschafter Gerolt dem Secretary of State Calhoun vor, und schon am nächsten Tag präsentierte Calhoun Gerolt Präsident Tyler. So begann Gerolt seine Arbeit als Vertreter Preußens und damit verbunden des Zollvereins, eine Arbeit für Preußen-Deutschland, die er erst 1871 abschloss.

4 Zum Beginn der Tätigkeit Gerolts in den USA s. GStA PK, III.HA MdA, I,. Nr. 7870. Der übrige Schriftwechsel mit den politischen Berichten aus Washington 1845 – 49 findet sich ebenfalls im GStA PK, III.HA MdA, I, Nr. 7887.

Quellen- und Literaturverzeichnis 1. Quellen a) Archivalische Quellen Geheimes Staatsarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (GStA PK) VI.HA, Nachlass Rönne III.HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten (MdA)

Politische Abteilung I Nr. 36 Form der Berichterstattung, Teil 1. 1815 – 1850. I Preuß. diplomatische Vertretung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika Nr. 7868, 1817 – 1824; Nr. 7869, 1827 – 1844; Nr. 7870, 1844 – 1850; Nr. 7871, 1851 – 1864. I Schriftwechsel mit der preußischen diplomatischen Vertretung in Washington Nr. 7877, 1817 – 1819; Nr. 7878, 1819; Nr. 7879, 1820; Nr. 7880, 1825 – 1826; Nr. 7881, 1827 – 1830; Nr. 7882, 1834 – 1835; Nr. 7883, 1836 – 1837; Nr. 7884, 1838; 7885, 1839 – 1841; Nr. 7886, 1842 – 1844; Nr. 7898, 1861; Nr. 7902, 1864; Nr. 7903, 1865; Nr. 7904,1866; Nr. 7905 1867. I Nr. 7907 Angelegenheiten von Texas 1844 – 1845. I Nr. 7932 Das von Preußen übernommene Schiedsrichteramt zur Beilegung der Differenzen zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Bd. 1 (1838 – 1840), Bd. 2 (1840), Bd. 3 (1841 – 1872). Nr. 7933/2 Gemischte Differenzen, Rönnes Schiedsamt.

Handelsabteilung II Schifffahrts- und Handelsverhältnisse mit Nordamerika Nr. 5267, 1818 – 1819; Nr. 5268, 1820 – 1824; Nr. 5269, 1825 – 1828; Nr. 5270, 1828 – 1833; Nr. 5271, 1833 – 1836; Nr. 5272, 1836 – 1837; Nr. 5273, 1837 – 1838; Nr. 5274, 1839 – 1840; Nr. 5275, 1840 – 1841; Nr. 5276, 1842 – 1844; Nr. 5281, 1847 – 1851. II. Nr. 574 Geschäftsträger und Generalkonsuln bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika über Gewerbe und Handel, Bd. 2 (1817 – 1840). II Nr. 5298 Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen Preußen und den Vereinigten Staaten (1828).

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Mikrofilm-Kopien des Geheimen Staatsarchivs Mf 55 AA CB IC Nr. 38 Vol. I, Mf 81 AA CB IC Nr. 36, Mf 111 AA III.HA Rep.10 Nr. 3 Vol. III.

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin Schriftwechsel mit der Königlichen Gesandtschaft in Washington, R 16320, 1869. Aus der Bildersammlung das Foto von Rönne.

Library of Kongress, Manuscript Division, Washington DC. George Washington Papers 1741 – 1799, Series 2, Letterbooks.

National Archives of the United States, Washington DC. Mikrofilm-Kopien der folgenden Akten im GStA PK: Mf 44 Despatches from United States Ministers to the German States and Germany 1799 – 1906, Prussia Roll 11, 13, 14. Mf 58 Notes from the Prussian Legation in the United States to the Department of State, Roll 1 1817 – 1848.

b) Gedruckte Quellen Adams, John Quincy: Letters on Silesia, London 1904. Online-Ausgabe (Books.Google.com). Bismarck, Otto von: Die gesammelten Werke, Berlin 1924 ff. Briefe von Alexander von Humboldt an Carl Josias Freiherr von Bunsen 1816 – 1856, Leipzig 1861. Calhoun’s Correspondence, Annual Report of the American Historical Society for the year 1899, Vol. II., Washington 1900. McCormack, Thomas J. (Ed:): Memoirs of Gustave Koerner 1809 – 1896, Cedar Rapids, Iowa 1909. Rönne, Julius von: Friedrich von Rönne, Preußischer Minister-Resident und im Jahre 1849 deutscher Reichsgesandter bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Berlin 1867. Gerhard von Scharnhorst. Private und dienstliche Schriften. Bd.2, hg. v. J. Kloosterhuis und D. Heckmann, Köln etc. 2003. Shewmaker, Kenneth E. ed.: The Papers of Daniel Webster, Diplomatic Papers, Vol. 1, Hanover N. H. and London 1983. Alexis de Tocqueville: De la Démocratie en Amérique, 1835, Teil 2, S. 35. (http://www.uqac. uquebec.calzone30/Classiques_des_sciences_sociale/index.html), zugegriffen 23.8. 2009.

2. Literatur

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c) Quellensammlungen Die auswärtige Politik Politik Preußens 1858 – 1871. Diplomatische Aktenstücke. Hrsg. Historische Reichskommission. 10 Bde. Oldenburg/Berlin 1932 – 1941. Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten 1817 – 1844. Historical Statistics of the United States, Bicentennial Edition, Colonial Times to 1970; hg. v. United States, Department of Commerce, Bureau of the Census, 2 Bde, White Plains, NY 1989. Moore, John Bassett: History and Digest of the International Arbitrations to which the United States has been a Party, Vol. II, Washington D. C. 1898. Quellen zu den Deutsch-Amerikanischen Beziehungen 1776 – 1917, hg. v. Reiner Pommerin und Michael Fröhlich, Darmstadt 1996. Treaties and other International Acts of the United States of America. Ed. Hunter Miller, Vol. 4 (1836 – 46).Washington D. C. 1934. Treaties, Conventions, International Acts, Protocols and Agreements Between the United States of America and Other Powers. 1776 – 1909. Compiled by William M. Malloy under Resolution of the Senate of January 18, 1909. Volume II. Washington D. C. 1910.

Einzelne Nummern folgender Zeitungen Kreuzzeitung, Morning Chronicle (Washington).

2. Literatur Adams, Henry M.: Die Beziehungen zwischen Preußen und den Vereinigten Staaten 1775 – 1870, Würzburg 1960. Bemis, Samuel Flagg (Hg.): The American Secretaries of State and their Diplomacy, Vol. IV, New York 1928. Eickhoff, Anton (Hg.): In der Neuen Heimat. Geschichtliche Mitteilungen über die deutschen Einwanderer in allen Teilen der Union. New York 1884. Eimers, Enno: Preußen und die USA 1850 bis 1867. Transatlantische Wechselwirkungen. Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte. Berlin 2004. Finzsch, Norbert: Konsolidierung und Dissens, Nordamerika von 1800 bis 1865 (Geschichte Nordamerikas in atlantischer Perspektive von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bd. 5), Münster 2005. Fisk, George M.: Die handelspolitischen und sonstigen völkerrechtlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika, Stuttgart 1897. Freidel, Frank: Francis Lieber, Nineteenth Century Liberal, Baton Rouge/Louis. 1947. Giesebrecht, Werner: Friedrich Wilhelm von Steuben; Leben, Zeit und Zeitgenossen. Katalog zur Ausstellung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, Stuttgart, Bonn und

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Würzburg anläßlich der 250. Wiederkehr von Steubens Geburtstag am 17. September 1980, Teil II. Aufsätze zur Ausstellung. Berlin 1980. Giesebrecht, Werner: Friedrich der Große und die Vereinigten Staaten von Amerika, S. 172 ff. – Neue Forschungen zur brandenburgisch-preußischen Geschichte, Bd. 8, 1987. Grypa, Dietmar: Der diplomatische Dienst des Königreichs Preußen (1815 – 1866), Berlin 2008. Hawgood, John A.: Ein vergessener deutscher Diplomat aus der 48er Zeit, Friedrich von Rönne, in: Männer und Ideen der Achtundvierziger Bewegung, Frankfurt a. Main 1950. Jonas, Manfred: The United States and Germany, A Diplomatic History, Ithaca/ London 1984. Krakau, Knud: „… important luminaries for the political telescope to observe“ – Preußen gesehen durch das amerikanische politische Teleskop des ausgehenden 18. Jahrhunderts. S. 39 – 60 in: Gesellschaft und Diplomatie im transatlantischen Kontext. Hrsg. Michael Wala, Stuttgart 1999. Learned, Marion Dexter: Guide to the Manuscript Materials Relating to American History in the German State Archives, Washington 1912. McCurdy, Charles W.: The Anti-Rent Era in New York Law and Politics, 1839 – 1865. Chapel Hill 2001. Moltmann, Günter: Atlantische Blockpolitik im 19. Jahrhundert. Die Vereinigten Staaten und der deutsche Liberalismus während der Revolution von 1848/49, Düsseldorf 1973. Prüser, Ludwig: Die Handelsverträge der Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg mit überseeischen Staaten im 19. Jahrhundert, Bremen 1962. Schütz, Rüdiger: Die Preußisch-Amerikanischen Beziehungen in der Ära Rönne von 1834 bis 1843/50, S. 31 – 73 in: Forschungen zur Brandenburgischen und preußischen Geschichte, 1994, Heft 1. Stolberg-Wernigerode, Otto Graf zu: Die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten, Berlin 1933. Struckmann, Johann Caspar: Preußische Diplomaten im 19. Jahrhundert, Biographien und Stellenbesetzungen der Auslandsposten 1815 bis 1870, Berlin 2003. Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts, Leipzig 1882.

Personenregister Das Personenregister bezieht sich im Unterschied zu dem Sachregister auf das Gesamtwerk. Acheson, Archibald, 2nd Earl of Gosford (1776 – 1849) 228 Adams, John (1735 – 1826) 14 Adams, John Quincy (1767 – 1848) 14, 16 f, 24, 94, 108, 118 f., 122 f., 125, 127 f., 159, 173, 176, 183 f., 190, 206, 222, 250, 256, 264, 270, 272, 276, 322 f., 339, 345 f., 349 f. Almonte, Juan (1804 – 69) 339, 346, 349 Ancillon, Johann Peter Friedrich (1767 – 1837) 30 – 34, 39, 41, 88, 133 Archer, William Segar (1789 – 1855) 126, 349 Archibald Acheson, 2nd Earl of Gosford (1776 – 1849) 228 Archibald, Samuel G. W. (1777 – 1846) 230 Arnim-Suckow, Heinrich Alexander Freiherr von (1798 – 1861) 67 Arnold, Thomas Dickens ( 1798 – 1870) 347 Azambuja, Torlade Pereira de 101 Badger, George Edmund (1795 – 1866) 287, 305, 307 Bancroft, George (1800 – 91) 73, 85 ff., 214 f., 225 Baring, Alexander 1st Baron Ashburton (1774 – 1848) 323 Barnard, Daniel Dewey (1797 – 1861) 58, 75, 265, 335 Barry, William Taylor (1784 – 1835) 96, 128 Bassewitz, Friedrich Magnus von (1773 – 1858) 31 Bayard, Richard Henry (1796 – 1868) 304 f. Bazaine, François Achille (1841 – 88) 83 Bell, John (1797 – 1869) 230, 287, 307 Benton, Thomas Hart (1782 – 1858) 131,155, 183, 266, 268, 318, 348, 351 ff. Bernstorff, Christian Günther Graf (1769 – 1835) 19 f., 24 ff., 27 ff., 76

Berrien, John Macpherson (1781 – 1856) 306 Beuth, Peter Christian Wilhelm (1781 – 1853) 29 f. Biddle, Nicholas (1786 – 1844) 202, 258, 261, 299, 321, 323, 330 Biddle, Richard (1796 – 1847) 231 Birge 250 Bismarck, Otto von (1815 – 98) 30, 78 – 87 Blair, Bernard (1801 – 80) 289 Blair, Francis Preston, Sr (1791 – 1876) 94, 167, 197, 200, 212 Boireau, Victor 204 Bonaparte, Joseph (1768 – 1844) 141, 164 ff., 237 Bonaparte, Louis Napoleon (1778 – 1846) 198 Bonaparte, Pierre-Napoleon (1815 – 81) 197 Botts, John Minor (1802 – 69) 351 Brady, Hugh (1768 – 1851) 226 Brandenburg, Friedrich Wilhelm Graf von (1792 – 1850) 67 Brenkenhoff, Franz Balthasar Schönberg von (1723 – 80) 15 Broglie, Victor de (1785 – 1870) 148, 151 Buchanan, James (1791 – 1868) 53, 68, 150, 272, 278, 302 Bülow, Ludw. Friedr. Viktor Hans Graf (1774 – 1825) 19, 24, 27 f., 34 Bülow, Ulrich Heinrich Wilhelm Freiherr von (1791 – 1847) 41, 43, 57 f., 65 Bunsen, Christian Karl Josias (1791 – 1860) 7, 64 ff., 73 Bustamante, Anastasio 49 Butler, Benjamin Franklin (1795 – 1858) 132, 235, 262 Bynum, Jesse Atherton (1797 – 1868) 272 Calhoun, John Caldwell (1782 – 1850) 46, 58 f., 64, 66, 70, 123, 150, 162, 185 f., 190,

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Personenregister

205, 216, 222, 224, 231, 242, 265, 267, 278, 290, 292 f., 300, 336, 347 f., 351 f., 354 f., 359, 362 Cambreleng, Churchill Caldom (1786 – 1862) 121 f., 158, 185 f., 189, 274 Campbell, William Bowen (1807 – 67) 85, 232 f. Camphausen, Gottfried Ludolf von (1803 – 90) 65, 67 Cass, Lewis (1782 – 1866) 164, 171, 185, 207, 304, 341 ff., 347, 356 Cilley, Jonatan (1802 – 1838) 228, 230 Clay, Henry (1777 – 1852) 28, 53, 95, 117, 119, 120, 125, 139, 157, 210, 222, 225, 228, 237, 256, 263, 272, 282, 285, 287 ff., 299 ff., 303, 306 – 309, 318, 322, 325 – 328, 331, 337, 348 Clay, John Randolph (1808 – 1885) 228 Cousin, Victor (1792 – 1867) 179, 207 Crittenden, John Jordan (1786 – 1863) 287 Cushing, Caleb (1800 – 1879) 233, 235, 290, 292 f., 303, 310, 342, 347, 358 Dallas, George Mifflin (1792 – 1864) 170 f. Davis, John (1787 – 1854) 160, 191, 272, 291 Dickerson, Mahlon (1770 – 1853) 96, 235 Dickins, Asbury (1773 – 1861) 176 Dodge, Joshua 180, 190 ff., 197, 202 f., 278 f., 292, 295, 297 Dodge, William Wallin 241 Dorr, Thomas Wilson (1805 – 54) 330, 352 Duesberg, Franz von (1793 – 1872) 66 Duncan, Alexander 260 Eichhorn, Dr. Johann Albrecht Friedrich von (1779 – 1856) 9 f, 31, 33 ff., 39 f., 60, 65, 102, 144, 202 Everett, Edward (1794 – 1865) 74, 121 f., 125, 207 f., 304 f., 309, 323, 358 Ewing, Thomas (1789 – 1871) 287, 307 f. Fay, Theodore Sedgwick (1807 – 98) 198 Fillmore, Millard (1800 – 74) 72, 74, 85, 357 Flottwell, Eduard von (1786 – 1865) 66 Forsyth, John (1780 – 1841) 19, 48, 73, 96, 140, 142 f., 146, 148, 153 f., 160 f., 166, 176, 187 f., 196, 202, 209, 236, 253, 257, 261, 268, 274, 279, 284, 311

Forward, Walter (1786 – 1852) 308, 344, 357 f. Fox, Henry Stephen (1791 – 1846) 147, 154, 159, 256 f., 261, 288 f., 299 ff., 305, 329 François d’Orléans, Prince de Joinville (1818 – 1900), 231 Franklin, Benjamin (1706 – 90) 14, 99 Friedrich der Große (1712 – 86) 7 f., 11, 13, 14 f. Friedrich Wilhelm III. (1770 – 1840) 17, 25, 48, 70, 72, 88 Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 1861) 65, 69, 72, 275 Gaines, Edmund P. (1777 – 1849) 155, 158, 166, 212 Garland, Rice (1795 – 1861) 159, 272 Gerolt, Friedrich Freiherr von (1797 – 1879) 11, 17, 24, 35, 38, 40 f., 43, 46 ff., 56 ff., 60 f., 63, 67, 70 – 87 Giddings, Joshua Reed (1795 – 1864) 323, 328, 330, 349 f. Gilmer, Thomas Walker (1802 – 44) 322 Gilpin, Henry D. (1801 – 60) 288 Gneisenau, August Neidhardt von (1760 – 1831) 15 Gorostiza, Manuel Eduardo de (1789 – 1851) 154 f., 158, 161, 172, 224, 228 Goßler, Gustav 106 Granger, Francis (1792 – 1868) 182, 287 Gratiot, Charles (1786 – 1855) 250 Graves, William Jordan (1805 – 1848) 228, 230 Greuhm, Friedrich von (1780 – 1823) 17 – 20, 23 – 26, 28, 39, 42, 171, 176 Grogau 309 f. Grund, Franz Joseph (1804 – 1863) 62, 70, 132, 215, 269, 336 Grundy, Felix (1777 – 1840) 235 Halbach, Arnold (1787 – 1869) 34, 90, 144, 209 Hansemann, David (1790 – 1864) 65 Hardenberg, Carl August Fürst von (1750 – 1822) 10, 17, 19, 25 Harrison, William Henry (1773 – 1841) 42, 140, 173, 263, 268 f., 272 f., 275, 280 – 290, 296, 298 ff., 303 ff., 316, 343

Personenregister

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Harvey, Sir John (1778 – 1852) 257, 259 Hatzfeld, Graf Franz Ludwig (1756 – 1827) 26 Hayne, Robert Young (1791 – 1839) 136 Heinecken, C. A. 156 Heydt, August Freiherr von der (1801 – 74) 72, 74, 79 f. Howard, Benjamin Chew (1791 – 1872) 190 Humboldt, Alexander von (1769 – 1859) 72 f. Huntington, Jabez Williams (1788 – 1848) 357

Lafayette, Marie-Joseph Marquis de (1757 – 1834) 14, 97, 119, 128 Lambton. John George, 1st Earl of Durham (1792 – 1840) 228 ff., 234 Lawless, Luke 169, 171 Lawrence, Abbott (1792 – 1855) 38 Legaré. Hugh Swinton (1797 – 1843) 308 Lewis, William B. (1784 – 1866) 94, 341 f. Linn, Louis Fields (1796 – 1843) 349, 351 Livingston, Edward (1764 – 1836) 39, 123, 125, 131, 135, 140, 146 f., 162, 188, 247 Lorich, Severin (1789 – 1837) 186 f.

Ingersoll, Charles Jared (1782 – 1862) 187, 198, 349

Mackenzie, Alexander Slidell 350, 353 f., 356 Mackenzie, William Lyon (1795 – 1861) 217 f. Macomb, Alexander (1782 – 1841) 261, 303 Madison, James (1751 – 1836) 16, 22, 165 Mann, Dudley (1801 – 89) 180 Mann, Horace (1796 – 1859) 179, 207 Manteuffel, Otto Theodor Freiherr von (1805 – 82) 70, 73 f. Marcy, William Learned (1786 – 1857) 49 f., 129 f., 220, 224, 279 Mareschall (Marschall) von Bieberstein Wenzel Philipp Leopold Frh. (1785 – 1851), 252, 304 f., 311 Marshall, Alfred (1797 – 1868) 322 Marshall, John (1755 – 1835) 131 Mason, James Murray (1798 – 1871) 77 Maury, Abram Poindexter (1801 – 48) 232 McDuffie, George (1790 – 1851) 118, 354 ff. McKay, James Iver (1793 – 1853) 163 McKim, Isaac (1775 – 1838) 140 McLane, Louis (1786 – 1857) 35, 43, 88 f., 91 f., 96 McLean, John (1785 – 1861) 308, 359 McLeod, Alexander 287, 289, 299 ff., 305, 309 f., 314, 324, 334 Mercier, Henri 78 f. Merrick, William Duhurst (1793 – 1857) 306, 355 Milde, Karl August (1805 – 61) 66 Monroe, James (1758 – 1831) 17, 21, 24 ff., 76, 345 Morris, Charles (1784 – 1856) 305 Morris, Thomas (1776 – 1844) 222, 232

Jackson, Andrew (1767 – 1845) 41 f., 59, 61, 63 f., 89 – 92, 94 – 101, 107 ff., 111 f., 115 – 119, 121 – 124, 127 f., 134 f., 140, 142 f., 145, 149, 154 f., 165, 167, 168 – 171, 173, 176, 182, 184, 186, 188, 196 f., 200 ff., 204, 229 f., 232 f., 235, 242, 250, 252, 268, 273 f., 282, 285, 315 f., 340 f., 346 f., 351 f. Jackson, Isaac Rand 304 f. Jefferson, Thomas (1743 – 1826) 13, 16, 21 f., 46, 232 Jenifer, Daniel (1791 – 1853) 292, 304 f. Jesup, Thomas Sidney (1788 – 1860) 162, 164, 167, 212, 224 Johnson, Bill 250 Johnson, Richard Mentor (1780 – 1850) 129, 182 f., 274, 282 Johnson, William Cost (1806 – 1860) 355 Jones, Anson (1798 – 1858) 251 Jones, Thomas ap Catesby (1790 – 1858) 350 Juarez, Benito Pablo (1806 – 72) 83, 85 Judd, Norman Buel (1815 – 78) 81

Kendall, Amos (1789 – 1869) 94, 128, 197, 200, 204, 207, 260, 266, 273 f. Kennedy, John Pendleton (1795 – 1870) 37, 337, 344, 351 f., 355, 357 King, William Rufus de Vane (1786 – 1853) 187, 216, 274, 289, 292, 299 Knight, Nehemia Rice (1780 – 1854) 160

370

Personenregister

Mühlenberg, Henry Augustus (1782 – 1844) 32, 140, 228 Napoleon III. (1808 – 73) 75 – 78, 82 – 85 Niederstetter, Ludwig (1788 – 1846) 23, 27 – 30, 33 Niles, John Milton (1787 – 1856) 197, 274 O’Connell, Daniel (1775 – 1847) 250 Ogle, Charles (1798 – 1841) 276 Osceola (1804 – 34) 212, 228 Patton, John Mercer (1797 – 1858) 122, 222 Paulding, James K. (1778 – 1860) 235 Pickens, Francis Wilkinson (1805 – 69) 126, 226 f. Poindexter, George (1779 – 1853) 124, 127, 330 Poinsett, Joel Roberts (1779 – 1851) 171, 185, 200, 221, 270, 275 Polk, James Nox (1795 – 1849) 68, 71, 74, 225, 274, 282 Pontois, Charles Edouard de 123, 173, 196, 251 Porter, James Madison (1793 – 1862) 358 Preston, William Campbell (1794 – 1860) 159 Price 250, 275, 321 Ranke, Leopold von (1795 – 1886) 59 Rencher, Abraham (1798 – 1883) 234 Ritner, Joseph (1780 – 1869) 140 Rives, William Cabell (1793 – 1868) 129, 161, 253, 264, 275, 282, 287, 290, 292, 302 f., 306, 308, 319, 330, 344, 348 Rother, Christian (1778 – 1849) 28, 59, 104 Ruggles, John (1789 – 1874) 228 Sack, Johann August (1764 – 1831) 27 Santa Anna, Antonio Lopez de (1794 – 1876) 129, 150, 155, 158 f., 161 ff., 174 f., 181 f., 186, 260, 333, 350 Scharnhorst, Gerhard von (1755 – 1813) 15 Schleinitz, Alexander von (1807 – 85) 76, 80 Schmerling, Anton Ritter von (1805 – 93) 67 Schmidt, Johann W. (1781 – 1865) 18 f., 36, 72, 106, 143 f., 171, 209, 332, 339, 360 Schumacher, Albert 156, 172

Scott, Winfield (1786 – 1866) 152, 155, 162, 164, 167, 212, 221, 223 – 226, 240, 259, 261, 264, 303, 316, 348 Sergeant, John (1779 – 1852) 232, 306 Sérurier, Louis (1775 – 1860) 117, 123 f., 127, 147, 150 Shepperd, Augustus Henry (1792 – 1864) 227 Slade, William (1786 – 1856) 222 Slidell, John (1793 – 1871) 77 Smith, Joseph, Jr (1805 – 44) 240 Smith, Natan (1770 – 1835) 147 Snyder, John (1793 – 1850) 349 f. Spencer, John 254 f. Spencer, John Canfield (1788 – 1855) 62, 308, 310, 315, 350, 358 Stanly, Edward (1810 – 72) 330 Steuben, Friedrich Wilhelm von (1730 – 94) 7, 15 Stevenson, Andrew (1784 – 1857) 96, 162, 250, 284, 320 Stollmeyer, C. F. 269 Tallmadge of New York, Frederick Augustus (1792 – 1869) 260 Taney, Roger Brooke (1777 – 1864) 52, 54, 96, 131, 171 Tappan, Lewis (1788 – 1863) 99 ff., 270 Taylor, Zachary (1784 – 1850) 33, 68 Theller, Edward Alexander (1804 – 59) 241 Thile, Hermann von (1812 – 89) 84 Thompson, Waddy (1798 – 1865) 57, 345, 349, 361 Tocqueville, Alexis de (1805 – 59) 9, 62 ff. Todd, Charles S. (1791 – 1871) 304 f. Trollope, Frances Milton (1779 – 1863) 215 Tyler, John (1790 – 1862) 41 f., 55 f., 58, 62, 71, 126, 273, 298 – 301, 305, 307, 309, 316, 319, 323, 331, 333, 337, 340, 342, 346 – 349, 351, 354, 357 ff., 361 f. Underwood, Joseph Rogers (1791 – 1876) 255 f. Upshur, Abel Parker (1790 – 1844) 308, 358 Urrea, José (1797 – 1849) 260 Van Buren, Martin (1782 – 1862) 42, 49, 54, 59, 63, 93 ff., 95, 108 f., 114, 116 – 119, 128 – 132, 137, 139 f., 149, 152, 162, 165,

Personenregister 172 – 176, 182, 184 – 187, 189, 196, 199 f., 210, 218 ff., 230, 242, 250, 257, 262 ff., 274, 283, 285 f., 288, 298, 300, 307, 316, 326, 331, 347 f., 352 ff., 359 Vaughan, Sir Charles Richard (1774 – 1849) 139 Washington, George (1742 – 99) 13 f., 21 f. Wayne, James Moore (1790 – 1867) 121 Webster, Daniel (1782 – 1852) 43 – 47, 52 – 60, 73 f., 95, 117, 128, 172, 207, 223, 225, 237, 258 f., 263, 274, 282, 285 – 291, 298, 300 – 305, 307 f., 311, 315, 323, 328, 332 ff., 336 f., 339, 341 – 344, 347, 351 f., 354 ff., 358 Werther, Heinrich Wilhelm von (1772 – 1859) 36, 40, 48 f., 52, 176 ff., 210, 294

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Wheaton, Henry (1785 – 1848) 39 ff., 46, 48, 57 f., 73, 75, 91 f., 127, 134, 142 f., 153, 161, 164, 176 – 180, 186, 197, 202, 253, 278, 284, 294 ff., 304, 342 ff. White, Hugh Lawson (1773 – 1840) 117, 119, 128, 140, 173 Wickliffe, Charles Anderson (1788 – 1869) 308 Wilkins, William (1779 – 1865), 96, 126, 162 Williams, Jared Warner (1796 – 1864) 159 Wise, Henry Alexander (1806 – 76) 205, 221, 254, 291, 330, 358 Wolf, George (1777 – 1840) 140, 152 f. Woodbury, Levi (1789 – 1851) 142, 159 f., 207, 254 Wright, Joseph Albert (1810 – 67) 81 Wright, Silas Jr (1795 – 1847) 38, 53, 185 f., 189

Sachregister Zu jedem Stichwort ist der Bericht vermerkt, bei dem ein Bezug vorkommt, allerdings werden die Regesten in der Regel ausgespart. Wenn es zu einem Datum mehrere Berichte gibt, dann ist der Adressat außer dem König besonders vermerkt, etwa das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten als MdaA oder Eichhorn. Abolitionisten 3.7.34, 8.8. 34, 15.8.35, 24.9.35, 29.10.35, 13.12.35, 4.4.36, 14.5.36, 26.12.36, 10.2.37, 12.10.37,12.12.37, 13.1.38, 3.3.38, 12.6.38, 15.11.38, 14.12.38, 13.1.39, 14.2.39, 4.8.41, 12.3.42, 12.12.42, 5.1.43. Administration – Department of War 11.3.37, 7.8.37, 13.1.38, 29.3.40, 12.7.40, 26.2.41, 21.9.41, 28.10.41, 8.12.41. – Postwesen 3.7.34, 29.12.34, 15.8.35, 26.11.35, 29.10.36, 7.8.37, 5.1.38, 14.12.38, 22.3.39, 4.1.40, 12.7.40, 7.10.40, 26.2.41, 21.9.41. – Präsident 3.7.34, 8.8.34, 20.8.34 (Eichhorn), 4.12.34, 4.12.34 (MdaA), 29.12.34, 7.1.35, 11.1.35, 19.1.35, 11.2.35, 4.3.35, 15.3.35, 15.7.35, 21.4.35 (Erlass Ancillons), 1.8.35, 24.9.35, 29.10.35, 21.11.35, 26.11.35, 13.12.35, 2.1.36, 12.1.36, 21.1.36, 12.2.36, 27.2.36, 5.5.36, 8.7.36, 5.8.36, 2.10.36, 5.11.36, 12.12.36, 26.12.36, 10.2.37, 20.2.37, 11.3.37, 26.3.37, 23.4.37, 6.7.37, 15.8.37, 12.9.37, 12.10.37, 12.11.37, 12.12.37, 5.1.38, 13.1.38, 6.2.38, 3.3.38, 12.6.38, 21.8.38, 7.10.38, 4.12.38, 14.12.38, 13.1.39, 14.2.39, 22.3.39, 6.4.39, 6.5.39, 4.1.40, 14.2.40, 29.3.40, 28.4.40, 29.5.40, 12.7.40, 26.8.40, 14.12.40, 22.1.41, 11.3.41, 26.2.41, 20.3.41, 30.6.41 (Erlass Werthers), 8.4.41, 25.4.41, 9.6.41, 12.7.41, 4.8.41, 21.9.41, 28.10.41, 8.12.41, 4.1.42, 12.3.42, 7.4.42, 28.5.42,25.6.42, 28.7.42, 6.10.42, 28.11.42, 12.12.42, 5.1.43, 17.1.43, 10.2.43, 25.2.43, 14.3.43; die

Berichte zu den diplomatischen Beziehungen vom 14.6.36, 29.10.36 und 25.1.38. – State Department und Secretary of State: 19.6.34, 3.7.34, 9.5.36, 29.5.36, 29.10.35, 21.11.35, 13.12.35, 2.1.36, 20.2.36, 27.2.36, 20.7.36, 20.2.37, 23.4.37, 21.8.37, 13.1.39, 22.3.39, 6.4.39, 12.7.40, 9.11.40, 26.2.41, 11.3.41, 20.3.41, 8.4.41, 9.6.41, 12.7.41, 4.8.41, 21.9.41, 28.10.41, 8.12.41, 7.4.42, 28.7.42, 27.8.42, 6.10.42, 28.11.42, 12.12.42, 5.1.43, 17.1.43, 10.2.43, 14.3.43. – Treasury 21.11.35, 29.5.36, 14.3 1843 (Alle die Wirtschaft betreffenden Anfragen Rönnes liefen über das State Department.) Armee und Miliz 19.6.34, 8.8.34, 11.1.35, 15.8.35, 13.12.35, 12.2.36, 5.9.36 (Wirtschaftsbericht), 12.11.37, 5.1.38, 13.1.38, 3.3.38, 14.7.38, 6.5.39, 12.12.39, 29.3.40, 8.12.41. – West Point 15.3,35, 15.6.35. Auflösung der Union 20.8.34, 24.9.35, 5.6.36, 10.2.37, 13.1.38, 27.1.42, 12.3.42, 7.4.42. Beamte 3.7.34, 27.11.35 (Eichhorn), 8.7.36, 7.8.37, 12.10.37, 6.2.38, 14.7.38, 4.12.38, 14.12.38, 14.2.39, 29.3.40, 28.4.40, 25.2.43. Diplomatische Beziehungen – Beglaubigungsschreiben und diplomatischer Status Rönnes 19.6.34, 3.7.34, 14.6.36, 29.10.36, 22.11.37, 25.1.38 (Rönne an Werther).

Sachregister – Diplomatisches Korps in Washington/ Diplomaten 3.7.34, 8.8.34, 7.1.35, 15.3.35, 15.7.35, 24.9.35, 13.12.35, 2.1.36, 4.4.36, 5.6.36, 5.9.36, 10.2.37, 11.3.37, 25.1.38, 13.1.39, 12.7.40, 11.3.41, 25.4.41, 4.8.41. – zu Preußen 3.7.34, 4.12.34, 21.4.35 (Erlass Ancillons), 15.3.35, 9.10.35, 21.11.35, 27.11.35, 27.11.35 (Eichhorn), 20.2.36, 5.9.36, 20.7.36, 7.10.36, 20.2.37, 11.3.37, 26.3.37, 30.5.37, 6.7.37, 20.3.41, 9.6.41, 30.6.41 (Erlass Werthers). Entschädigungsangelegenheiten – Mexiko – Frankreich 15.11.38. – Preußen und Mexiko – USA 15.11.38, 14.12.38, 13.1.38, 13.1.39, 29.3.40, 12.7.40, 28.5.42, 12.12.42. – USA – Frankreich, 19.6.34 (Ancillon), 4.12.34, 29.12.34, 11.1.35, 19.1.35, 11.2.35, 4.3.35, 15.3.35, 21.4.35, 15.6.35, 29.10.35, 13.12.35, 2.1.36, 12.1.36, 27.1.36, 12.2.36, 27.2.36. Europäische Einwanderer 12.12.37, 26.8.40, 5.1.43. – Deutsche 19.6.34 (Ancillon), 15.7.35. – Iren 19.6.34 (Ancillon), 16.9.34. – Polen 8.8.34, 15.8.35, 15.5.35. Gesellschaft, soziale Bewegungen – Arbeiter, Handwerker 15.10.34, 15.11.34, 15.6.35, 15.8.35, 14.2.39. – Farmer 12.12.39, 4.1.40. – „Der große Haufe“ und „die besseren Klassen“ 15.11.34, 29.12.34, 11.3.37, 12.11.37, 13.1.38, 15.11.38, 4.1.40, 26.8.40. – „Pöbel“ 3.7.34, 8.8.34, 20.8.34 (Eichhorn), 16.9.34, 23.10.34, 15.11.34, 29.12.34, 4.3.35 (MdaA), 1.8.35 (MdaA), 15.8.35, 2.1.36, 2.10.36, 10.2.37, 12.11.37, 12.12.37, 3.3.38, 14.12.38, 13.1.39, 8.12.41, 27.1.42, 27.8.42, 5.1.43, 17.1.43. Gesetze 3.7.34, 20.8.34, 15.3.35, 15.7.35, 15.8.35, 29.10.35, 27.11.35, 13.12.35, 27.2.36, 5.5.36, 9.5.36, 8.7.36, 20.7.36, 5.9.36, 2.10.36, 10.2.37, 11.3.37, 26.3.37, 12.10.37, 12.11.37, 5.1.38, 25.1.38, 6.2.38, 3.3.38, 28.3.38, 14.7.38, 7.10.38, 13.1.39,

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22.3.39, 6.5.39, 2.12.39, 14.2. 1840, 29.3.40, 28.4.40, 12.7.40, 26.8.40, 9.11.40, 22.1.41, 20.3.41, 21.9.41, 4.1.42, 27.1.42, 27.8.42, 12.12.42, 17.1.43, 27.1.43. Indianer 8.8.34, 15.10.34 , 4.12.34 , 19.1.35, 29.10.35, 12.1.36, 12.2 36, 4.4.36, 5.5.36, 5.6.36, 8.7.36, 5.8.36, 6.7.37, 12.11.37, 6.2.38, 12.6.38, 4.7.38, 14.7.38, 14.12.38, 8.12.41. Justiz 11.2.35, 15.7.35, 15.8.35, 29.10.35, 2.10.36, 28.3.38, 14.7.38, 14.12.38, 22.3.39, 4.1.40, 29.5.40, 26.8.40, 21.9.41 28.10.41, 8.12.41, 4.1.42, 27.8.42, 10.2.43. Konflikte, außenpolitische – Frankreich, s. o. Entschädigungsangelegenheit, – USA – Kanada/Großbritannien 12.12.37, 5.1.38, 13.1.38, 6.2.38, 3.3 38, 28.3.38, 12.6.38, 14.7.38, 4.12.38, 14.12.38, 6.3.39, 22.3.39, 6.4.39, 6.5.39, 28.4.40, 12.7.40, 9.11.40, 21.9.41, 28.10.41, 8.12.41. – USA – Mexiko s. auch Entschädigungsfrage 12.1.36, 6.10.42, 28.11.42, 17.1.43, 16.3.43. – Zwischenfall von Toulon 19.6.34 (Ancillon) Kongress 19.6.34 (Ancillon), 3.7.34, 15.10.34, 4.12.34, 11.2.35, 14.2.35 (MdaA), 21.2 35, 28.2.35, 4.3.35, 29.10.35, 26.11.35, 13.12.35, 21.1.36, 12.2.36, 27.2.36, 14.5.36, 9.5.36, 5.6.36, 8.7.36, 20.7.36, 7.10.36, 6.12.36, 10.2.37, 11.3.37, 26.3.37, 6.7.37, 7.8.37, 12.10.37, 12.11.37, 12.12.37, 13.1.38, 6.2.38, 3.3.38, 12.6.38, 14.7.38, 21.8.38, 14.2.39, 22.3.39, 14.2.40, 29.3.40, 28.4.40, 12.7.40, 22.1.41, 20.3.41, 30.6.41 (Werthers Erlass), 9.6.41, 12.7.41, 4.8.41, 21.9.41, 28.10.41, 4.1.42, 27.1.42, 12.3.42, 7.4.42, 25.6.42, 28.11.42, 12.12.42, 5.1.43, 17.1.43, 27.1.43, 10.2.43, 25.2.43. 14.3.43. Konsuln 3.7.34, 20.8.34, 26.11.35, 27.11.35, 12.1.36, 8.7.36, 5.9.36, 20.2.37, 26.3.37, 30.5.37, 12.10.37, 16.10.37, 22.3.39, 12.7.40, 25.6.42, 0.10.42, 16.3.43.

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Sachregister

Korruption 3.7.34, 20.8.34 (König), 15.10.34, 12.12.36, 7.8.37, 14.2.39, 22.3.39, Anm.213, 9.11.40, 21.9.41, 4.1.42, 25.2.43. Lateinamerika (einschließlich Mexiko, Texas) 8.8.34 (Ancillon), 7.1.35, 29.10.35, 12.1.36, 4.4.36, 5.5.36, 14.5.36, 8.7.36, 5.8.36, 26.12.36, 10.2.37, 11.3.37, 23.4.37, 28.4.37, 12.10.37, 3.3.38, 14.7.38, 21.8.38, 15.11.38, 14.12.38, 13.1.39, 22.3.39, 6.5.39, 29.3.40, 12.7.40, 26.8.40, 7.4.42, 28.11.42, 12.12.42, 5.1.43. 17.1.43, 25.2.43. Parteien 3,7,34, 8.8.34 , 16.9.34, 8.8.34, 20.8.34, 16.9.34, 15.10.34, 15.11.34, 11.1.35, 19.1.35, 21.2.35, 4.3.35, 15.3.35, 15.7.35, 15.8.35, 24.9.35, 27.2.36, 5.5.36, 5.6.36, 8.7.36, 2.10.36, 5.11.36, 12.12.36, 11.3.37, 26.3.37, 6.7.37, 7.8.37, 12.10.37, 12.11.37, 12.12.37, 5.1.38, 13.1.38, 12.6.38, 14.7.38, 21.8.38, 7.10.38, 15.11.38, 4.12.38, 14.12.38, 13.1.39, 14.2.39, 6.3.39, 22.3.39, 6.5.39, 14.2.40, 29.3.40, 28.4.40, 29.5.40, 12.7.40, 26.8.40, 7.10.40, 9.11.40, 14.12.40, 22.1.41, 26.2.41, 11.3.41, 25.4.41, 9.6.41, 12.7.41, 4.8.41, 21.9.41, 28.10.41, 8.12.41, 4.1.42, 2.3.42, 7.4.42, 28.5.42, 25.6.42, 28.7.42, 27.8.42, 6.10.42, 30.10.42, 28.11.42, 12.12.42, 5.1.43, 17.1.43, 27.1.43, 10.2.43, 25.2.43, 14.5.43. Religion, Kirche 8.8.34, 16.9.34, 24.9.35, 12.10.37, 14.7.38, 15.11.38, 14.12.38, 6.5.39, 8.12.41. Schwarze 8.8.34, 16.9.34, 15.4.35, 15.8.35, 26.8.40. – Sklavenhandel (einschließlich des Visitations- und Durchsuchungsrechtes) 8.12.41, 4.1.42, 27.8.42, 28.11.42, 12.12.42. – Sklaverei 15.4.35, 4.1.42, 28.11.42. Stimmrecht 15.11.34 , 29.12.34, 29.10.35, 14.12.38, 9.11.40, 8.12.41, 7.4.42. US-Verfassung 3.7.34, 14.12.38.

Verträge – Ashburton-Vertrag 27.8.42, 5.1.43, 17.1.43. – Hannover – USA 12.7.40. – Preußen/Hansestädte – USA 3.7.34, 3.12.35, 20.2.36, 5.9.36 (Wirtschaftsbericht), 15.8.37 (Wirtschaftsbericht), 21.8.37 (an Eichhorn), 22.1.41, 20.3.41, 6.10.42, 12.12.42, 17.1.43, 10.2.43. Wahlen 16.9.34, 15.10.34 (Ancillon), 23.10.34, 15.11.34, 15.4.35, 15.5.35, 15.7.35, 12.10.37, 12.11.37, 5.1.38, 14.7.38, 21.8.38, 7.10.38, 15.11.38, 14.12.38, 22.3.39, 6.5.39, 14.2.40, 29.5.40, 12.7.40, 26.8.40, 7.10.40, 9.11.40, 14.12.40, 22.1.41, 28.10.41, 8.12.41, 30.10.42, 28.11.42, 12.12.42, 17.1.43. Wirtschaft, Handel und Finanzen 19.6.34, 3.7.34, 8.8.34, 20.8.34, 4.12.34, 21.2.35, 4.3.35, 21.4.35 (Ancillon an Rönne), 29.10.35, 21.11.35, 27.11.35, 13.12.35, 21.1.36, 20.2.36, 4.4.36, 6.4.36, 19.6.36 (MdaA), 26.12.36, 8.7.36, 20.7.36, 5.8.36, (MdaA), 5.9.36, 7.10.36, 26.3.37, 23.4.37, 30.5.37, 6.7.37, 7.8.37, 15.8.37, 12.9.37, 12.10.37, 16.10.37, 12.11.37, 13.1.38, 25.1.38, 6.2.38, 3.3.38, 14.7.38, 7.10.38, 14.12.38, 22.3.39, 29.3.40, 28.4.40, 12.7.40, 20.3.41, 30.6.41 (Erlass Werthers), 8.12.41, 4.1.42, 12.3.42, 7.4.42, 25.6.42, 30.10.42, 17.1.43, 27.1.43, 10.2.43, 25.2.43. – Bankwesen 19.6.34 (Ancillon, MdaA), 3.7.34, 8.8.34, 29.12.34, 11.1.35, 15.8.35, 29.10.35, 13.12.35, 12.2.36, 6.4.36, 5.5.36, 8.7.36, 2.10.36, 11.3.37, 23.4.37, 30.5.37, 6.7.37, 7.8.37, 21.8.37, 12.10.37, 12.11.37, 12.12.37, 13.1.38, 6.2.38, 12.6.38, 14.7.38, 21.8.38, 14.12.38, 14.2.39, 22.3.39, 6.5.39, 4.1.40, 28.4.40, 12.7.40, 16.8.40, 26.2.41, 20.3.41, 30.6.41 (Erlass Werthers), 8.4.41, 12.7.41, 4.8.41, 21.9.41, 28.10.41, 8.12.41, 4.1.42, 12.3.42, 7.4.42, 27.8.42, 30.10.42, 17.1.43, 27.1.43. – Deutscher Zollverein 29.10.35, 20.2.36, 25.1.38 (Rönne an Werther), 20.3.41, 30.6.41 (Erlass Werthers).

Sachregister – Preußische Fabrikate 20.8.34, 21.1.35, 27.11.35, 20.2.36, 9.5.36, 29.5.36, 20.7.36, 5.9.36, 7.10.36, 20.2.37, 11.3.37, 26.3.37, 15.8.37, 21.8.37, 20.3.41, 30.6.41 (Erlass Werthers). – Zoll 27.11.35, 26.8.40, 20.3.41, 30.6.41 (Erlass Werthers), 12.7.41, 21.9.41, 8.12.41, 4.1.42, 12.3.42, 7.4.42, 25.6.42,

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28.7.42, 27.8.42, 6.10.42, 30.10.42, 12.12.42, 17.1.43, 20.2.43, 14.3.43. Zeitungen 3.7.34, 15.11.34, 21.2.35, 15.3.35, 15.6.35, 15. 8 35, 29.10.35, 13.12.35, 20.2.36, 8.7.36, 7.8.37, 12.11.37, 12.12.37, 25.1.38, 21.8.38, 4.12.38, 14.12.38, 22.3.39, 6.4.39, 29.3.40, 29.5.40, 12.7.40, 14.12.40, 28.5.42, 27.8.42.