Die Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Familienrecht I: §§ 1297–1563 [Reprint 2015 ed.] 9783110894332, 9783110110852


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Abkürzungsverzeichnis
Verzeichnis der Quellen zum Familienrecht
Herausgabeschema
Bürgerliches Gesetzbuch
VIERTES BUCH Familienrecht
Erster Abschnitt. Bürgerliche Ehe
Erster Titel. Verlöbniß (§§ 1297—§1302)
Zweiter Titel. Eingehung der Ehe
Dritter Titel. Nichtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe (§§ 1323—1347)
Vierter Titel. Wiederverheiratung im Falle der Todeserklärung (§§ 1348—1352)
Fünfter Titel. Wirkungen der Ehe im allgemeinen (§§ 1353—1362)
Sechster Titel. Eheliches Güterrecht
I. Gesetzliches Güterrecht
1. Allgemeine Vorschriften (§§ 1363—1372)
2. Verwaltung und Nutznießung (§§ 1373—1409)
3. Schuldenhaftung (§§ 1410—1477)
4. Beendigung der Verwaltung und Nutznießung (§§ 1418—1425)
5. Gütertrennung (§§ 1426—1431)
II. Vertragsmäßiges Güterrecht
1. Allgemeine Vorschriften (§§ 1432—1436)
2. Allgemeine Gütergemeinschaft
3. Errungenschaftsgemeinschaft (§§ 1518 —1548)
4. Fahrnißgemeinschaft (§§ 1459—1557)
III. Güterrechtsregister (§§ 1558 —1563)
Anhang. Zusammenhängend wiedergegebene Beratungsprotokolle der 1. Kommission
Register der Antragsteller
Nachweis der abgedruckten Protokolle der 1. Kommission
Nachweis der Paragraphen des Teilentwurfs zum Familienrecht und der Redaktionsvorlagen
I. Teilentwurf des Familienrechts
II. Redaktionsvorlagen von Pape zum gesetzlichen ehelichen Güterrecht und zur Gütergemeinschaft
III. Zusammenstellung der Beschlüsse zum Familienrecht (ZustFamR)
Quellenregister zu den §§ 1297—1563 BGB
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Die Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Familienrecht I: §§ 1297–1563 [Reprint 2015 ed.]
 9783110894332, 9783110110852

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Die Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuchs in systematischer Zusammenstellung der unveröffentlichten Quellen

Herausgegeben von Horst Heinrich Jakobs und Werner Schubert

w DE

G_ Walter de Gruyter · Berlin · New York

Familienrecht I §§ 1297-1563

w DE

_G 1987 Walter de Gruyter · Berlin · New York

Bearbeiter dieses Bandes: Werner Schubert

CIP-Kurztitelaufnahme

der Deutschen

Bibliothek

D i e B e r a t u n g des B ü r g e r l i c h e n G e s e t z b u c h s : in systemat. Zsstellung d. u n v e r ö f f . Q u e l l e n / h r s g . v o n H o r s t H e i n r i c h J a k o b s u. W e r n e r S c h u b e r t . — Berlin; N e w Y o r k : de G r u y t e r N E : Jakobs, Horst Heinrich [Hrsg.] Familienrecht. 1. S S 1 2 9 7 - 1 5 6 3 / B e a r b . d i e s e s B d . : W e r n e r S c h u b e r t . — 1987. ISBN 3-11-011085-7 N E : Schubert, W e r n e r [Mitverf.]

© Copyright 1987 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Printed in Germany Satz und D r u c k : H . Heenemann G m b H & Co, Berlin 42 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer Buchgewerbe G m b H , Berlin 61

Inhalt Abkürzungsverzeichnis

VII

Verzeichnis der Quellen zum Familienrecht

IX

Herausgabeschema

XI

Bürgerliches Gesetzbuch V I E R T E S BUCH Familienrecht Erster Abschnitt. Bürgerliche Ehe*

1

Erster Titel. Verlöbniß ( S S 1 2 9 7 - 1 3 0 2 )

1

Zweiter Titel. Eingehung der Ehe Quellen zu den §§ 1 3 0 3 - 1 3 1 5

22 22

Quellen zu den j j 1 3 1 6 - 1 3 2 2

91

Dritter Titel. Nichtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe ( S S 1323 — 1347) Vierter Titel. Wiederverheiratung im Falle der Todeserklärung ( S S 1348 —1352)

125 . . . .

131

Fünfter Titel. Wirkungen der Ehe im allgemeinen ( S S 1353—1362)

291

Sechster Titel. Eheliches Güterrecht I. Gesetzliches Güterrecht 1. Allgemeine Vorschriften (SS 1363 —1372) 2. Verwaltung und Nutznießung (SS 1373 —1409) 3. Schuldenhaftung (SS 1410—1477) 4. Beendigung der Verwaltung und Nutznießung (§S 1418 —1425) 5. Gütertrennung (SS 1426—1431)

358 358 358 409 418 420 612

Die SS 1303—1352 wurden aufgehoben durch das Ehegesetz vom 6 . 7 . 1938 (RGBl. I, 807). Aus dem 5. Titel (SS 1353 —1362) ist nur noch § 1359 BGB unverändert. Die SS 1361 — 1425 (Gesetzliches Güterrecht) sind durch die SS 1363—1390 (Zugewinngemeinschaft) ersetzt worden. Für die Gütertrennung gilt statt der SS 1426—1431 der neu gefaßte § 1414 BGB. Von den allgemeinen Bestimmungen über das vertragsmäßige Güterrecht ( S S 1432—1436 a. F.) ist nur noch § 1434 (heute S 1410) unverändert (vgl. im übrigen statt der S S 1432 ff. heute S S 1408 ff.). Ebenfalls neu gefaßt wurden 1958 die Bestimmungen über die Gütergemeinschaft ( S S 1437—1518), wobei die Vorschriften über die fortgesetzte Gütergemeinschaft, die Errungenschaftsgemeinschaft und die Fahrnisgemeinschaft ganz aufgehoben wurden. Von den Bestimmungen über das Güterrechtsregister ( S S 1558 — 1563) ist lediglich S 1561 geändert worden.

V

Inhalt II. Vertragsmäßiges Güterrecht 1. Allgemeine Vorschriften ( S S 1432—1436) 2. Allgemeine Gütergemeinschaft (Quellen zu den 1437—1467) (Quellen zu den Μ 1 4 6 8 - 1 5 1 8 ) 3. Errungenschaftsgemeinschaft ( S S 1518 —1548) 4. Fahrnißgemeinschaft (§§ 1459—1557) III. Güterrechtsregister ÖS 1558 —1563)

629 629 663 791 1049 1139 1165

Anhang. Zusammenhängend wiedergegebene Beratungsprotokolle der 1. Kommission 546. Sitzung vom 10. 5. 1886 Anlage zum Protokoll vom 10. 5. 1886 554. Sitzung vom 26. 5. 1886 555. Sitzung vom 28. 5. 1886 (Erster Teil) 727. Sitzung vom 30. 11. 1887

1197 1207 1214 1214 1215

Register der Antragsteller

1231

Nachweis der abgedruckten Protokolle der 1. Kommission

1233

Nachweis der Paragraphen des Teilentwurfs zum Familienrecht und der Redaktionsvorlagen I. Teilentwurf des Familienrechts II. Redaktionsvorlagen von Pape zum gesetzlichen ehelichen Güterrecht und z u r Gütergemeinschaft III. Zusammenstellung der Beschlüsse zum Familienrecht (ZustFamR)

1245 1246

Quellenregister zu den SS 1297—1563 BGB

1248

VI

1243

Abkürzungsverzeichnis ADHGB ALR Art. Bayr.HStA BGB BGBl. CPO Dresd.E.

EI Ε I-RJA

Ε I-ZustRedKom

Ε I-VorlZust

Ell

Ε II rev EIII

EGBGB (EG-BGB) Errung.G. Ges.GütR KE (K.E.)

K O (K.O.) Kom. Motive

Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794 Artikel Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Bürgerliches Gesetzbuch in der Fassung vom 18. 8. 1896 (RGBl. 1896, 195) Bundesgesetzblatt (1867—1871; 1949 ff.) Civilprozeßordnung vom 30. 1. 1877 (RGBl. 1877, 83) Entwurf eines Gesetzes für die deutschen Bundesstaaten gemeinsamen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1866 (sog. Dresdener Entwurf) Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich. Erste Lesung. 1888 (1. Entwurf) BGB-Entwurf in der Paragraphenzählung des Ε I nach den Beschlüssen der Vorkommission des Reichsjustizamtes (1891 — 1893) BGB-Entwurf in der Paragraphenzählung des Ε I nach der „Zusammenstellung der Beschlüsse der Redaktions-Kommission" der 2. Kommission (1891 —1895) BGB-Entwurf in der Paragraphenzählung des Ε I nach der „Vorläufigen Zusammenstellung der Beschlüsse der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs" von Planck (1891 — 1895) Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs für das Deutsche Reich. Nach den Beschlüssen der Reichskommission, Zweite Lesung, 1894, 1895; sog. 2. Entwurf Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs für das Deutsche Reich — Zweite Lesung (1895; sog. Bundesratsvorlage) Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs (1896, Reichstagsvorlage oder 3. Entwurf; Reichstagsdrucksache Nr. 87 der Session 1895/1897) Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch vom 18. 8. 1896 (RGBl. 1896, 6040) Neuer Entwurf von Planck zu den Bestimmungen über die Errungenschaftsgemeinschaft Neuer Entwurf von Planck zu den Bestimmungen über das gesetzliche Güterrecht Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs in der Fassung der ersten Beratung der 1. Kommission (1884—1887; sogn. Kommissionsentwurf); neu hrsg. von W. Schubert, in: Vorlagen, Anlagenband, 1986 Konkursordnung (vom 10. 2. 1877; RGBl. 1877, 351) Kommission Motive zu dem Entwürfe eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich (1888). — Sofern die Motive der Redaktoren zu den Teilentwürfen zitiert sind, ist dies besonders vermerkt bzw. ergibt es sich aus dem Zusammenhang

VII

Abkürzungsverzeichnis Mugdan Prot. I

Prot. II (Ρ II)

RedKom RedVorl

RGBl. RJA sächs.BGB TE-AllgT (TE-AT) TE-ErbR TE-FamR TE-OR TE-SachR Vorl.Zus.st (1. Kom.) V o r l Z u s t (2. Kom.) W O (W.O.) ZPO

ZustFamR

ZustRedKom

VIII

Die gesammten Materialien z u m BGB (1899; enthalten die M o tive v o m 1. Entwurf und die Protokolle d e r 2. Kommission) P r o t o k o l l e der [1.] Kommission z u r Ausarbeitung eines Bürgerlichen Gesetzbuchs (1881 — 1889); zitiert nach der metallographierten Abschrift P r o t o k o l l e der [2.] Kommission f ü r die zweite Lesung des Entw u r f s eines Bürgerlichen Gesetzbuchs f ü r das Deutsche Reich (1890 —1896); abgedruckt in der amtlichen Ausgabe von 1897— 1899 und bei M u g d a n . Redaktionskommission der 2. Kommission Redaktionsvorlage f ü r den Redaktionausschuß der 1. Kommission v o n Pape (1885 ff.) o d e r von Planck (1885 f.). In den P r o t o kollen der 1. Kommission ist mit R e d V o r l grundsätzlich die Redaktionsvorlage des Redaktionsausschusses f ü r die G e s a m t k o m mission gemeint, w ä h r e n d die RedVorl. von P a p e als Vorl.Zus.st. bezeichnet wird. Reichsgesetzblatt Reichsjustizamt Bürgerliches Gesetzbuch f ü r das Königreich Sachsen v o n 1863 Teilentwurf zum Allgemeinen Teil von G e b h a r d (1881); 1981 im N a c h d r u c k erschienen (hrsg. von W . Schubert) Teilentwurf zum Erbrecht von v. Schmitt (1879); 1984 im N a c h d r u c k erschienen (hrsg. von W . Schubert) Teilentwurf z u m Familienrecht von Planck (1880); 1983 im N a c h d r u c k erschienen (hrsg. von W . Schubert) Teilentwurf zum Obligationenrecht von v. Kübel (1882); 1980 im N a c h d r u c k erschienen (hrsg. von W . Schubert) Teilentwurf zum Sachenrecht von J o h o w (1880); 1982 im N a c h d r u c k erschienen (hrsg. von W . Schubert) Redaktionsvorlage von Pape siehe Ε I-VorlZust Wechsel-Ordnung Zivilprozeßordnung in der Fassung vom 20. 5. 1898 (RGBl. 1898, 410) Zusammenstellung der sachlich beschlossenen Bestimmungen des Familienrechts nach den Beschlüssen des Redaktionsausschusses der 1. Kommission (1885/86) siehe Ε I - Z u s t R e d K o m

Verzeichnis der Quellen zum Familienrecht Α. I. Kommission. 1. Die Vorschläge der Redaktoren von 1875 bis 1879 für die jeweiligen Herbstsitzungen der Gesamtkommission. Die Vorschläge von 1875 liegen nur in einer vervielfältigten Handschrift vor; die Vorschläge von 1876 an sind als Manuskript für den internen Gebrauch der Kommission gedruckt worden. Mitgeteilt werden folgende Vorlagen von 1875/76: Nr. 5 von Planck: Nichtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe (bei §§ 1323 ff. BGB; unten S. 132 ff.). Nr. 11 von Planck: Eheliches Güterrecht (bei §§ 1363 ff. BGB; S. 366 ff.). Von den Vorlagen der Jahre 1876—1879 werden nur die Vorschläge mitgeteilt, soweit die Begründungen in dem durch den Hrsg. Schubert betreuten Nachdruck der Vorlagen zum Familienrecht leicht zugänglich sind. Für das Familienrecht kommen folgende Vorlagen in Betracht: Nr. 2/1876 von Planck: Eheliches Güterrecht (Schuldenhaftung); unten S. 375 f. Nr. 4/1876 von Planck: Elterliche Gewalt. Nr. 12/1876 von Planck: Geschäftsfähigkeit der Frau; unten S. 376. Nr. 2/1877 von Planck: Vormundschaft. 2. Protokolle und sonstige Materialien der Redaktorenkonferenz (1874—1879). Es werden aus dem Exemplar des ZStA Potsdam, Reichsjustizamt, Nr. 3996, mitgeteilt: Unterlagen über Fragen des ehelichen Güterrechts (Auskunftsersuchen, Schuldenregelung, Erbrecht des überlebenden Ehegatten; unten S. 360 ff.; 804 ff.). 3. Protokolle der Kommissionsberatungen von 1875 bis 1879, soweit sie Materien des Familienrechts betreffen. 4. Der Teil- bzw. Vorentwurf des Familienrechts ist einschließlich einer Begründung zwischen 1881 und 1884 als Manuskript gedruckt worden. Ein Nachdruck ist 1983 unter dem Titel: „Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches", Familienrecht, hrsg. von W. Schubert, Teile 1—3, erschienen. 5. Protokolle der [1.] Kommission zur Ausarbeitung des [1.] Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs. Beratungen des Familienrechts: 4 2 7 . - 4 4 2 . Sitzung (1. Teil) vom 2 2 . 4 . - 3 0 . 5 . 1 8 8 5 (S. 5 8 2 9 - 6 1 3 4 ) , 4 5 3 . - 5 5 5 . Sitzung (1. Teil) vom 22. 6. 1 8 8 5 - 2 8 . 5. 1886 (S. 6277—8874). - Weitere Protokolle werden auszugsweise mitgeteilt, soweit sie Materien des Familienrechts betreffen. 6. Anträge von Kommissionsmitgliedern zur 1. Lesung der Vorentwürfe (metal lographierte Abschriften). Die Anträge sind chronologisch nach Ziffern geordnet und umfassen für das Familienrecht einschließlich der Revisionsanträge 402 N u m mern (ZStA Potsdam, Reichsjustizamt, Nr. 3907, 3908). — Hinzu kommt noch der unbezifferte als Manuskript gedruckte Antrag zur Revision des KommissionsentIX

Verzeichnis der Quellen zum Familienrecht

wurfs von Planck (Anträge und Bemerkungen des Referenten. Familienrecht, 35 Seiten; Nachlaß von v. Roth in der Universitätsbibliothek München). 7. Vorläufige Zusammenstellung der Beschlüsse (zum Familienrecht) von Pape (ca. 377 Seiten; Nachlaß Gebhard im Juristischen Seminar der Universität Heidelberg). Redaktionsvorlage von Planck (ca. 645 Seiten; Nachlaß von Gebhard im Juristischen Seminar der Universität Heidelberg). Zusammenstellung der sachlich beschlossenen Bestimmungen des Familienrechts (3, 383 Seiten; Nachlaß von Gebhard im Juristischen Seminar der Universität Heidelberg). 8. Kommissionsentwurf. Als Manuskript für den internen Gebrauch gedruckt unter dem Titel: „Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches f ü r das Deutsche Reich. Erste Berathung. Viertes Buch. Familienrecht." Berlin, 1886 (IV, 166 Seiten; neu hrsg. von W . Schubert, in: Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches, Anlagenband, 1986, S. 335 ff.). 9. Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich, ausgearbeitet von der in Folge des Beschlusses des Bundesrathes vom 11. Juni 1874 eingesetzten Kommission. Erste Lesung, Berlin 1887 (VIII, 646 Seiten), veröffentlicht u. a. als Drucksache des Bundesrathes Nr. 2 der Session von 1888 (neu hrsg. von W . Schubert, in: Die Vorlagen der Redaktoren f ü r die Kommission zur Ausarbeitung eines Bürgerlichen Gesetzbuchs, Anlagenband, 1986, S. 645 ff.). Diese Ausgabe des 1. Entwurfs enthält f ü r jeden Paragraphen genaue Hinweise darüber, wann die einzelnen Bestimmungen des Teilentwurfs und des Kommissionsentwurfs von der Kommission beraten worden sind. Diese Nachweise bilden die Grundlage der vorliegenden Edition. Sie sind nicht in der amtlichen Ausgabe des ersten Entwurfs von 1888 enthalten. B. Vorkommission des Reichsjustizamtes Unterlagen über eventuelle Beratungen der „Vorkommission des Reichs-Justizamtes f ü r die zweite Lesung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs f ü r das Deutsche Reich" konnten für das Familienrecht nicht aufgefunden werden. Die in die Kommissionsberatungen eingebrachten Anträge des Reichsjustizamtes stammen von Struckmann. C. II. Kommission. 1. Protokolle der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs. Die Beratungen des Familienrechts umfassen die Protokolle Nr. 264—332 (15. 11. 1893—30. 5. 1894). — Im Rahmen der Revision des 2. Entwurfs (Protokolle Nr. 410—428, 431; Sitzungen vom 6.5.—19.5. 1895; 21. 10. 1895) wurde das Familienrecht nochmals behandelt. 2. Anträge von Mitgliedern der 2. BGB-Kommission. Die Anträge sind chronologisch geordnet und umfassen für das Familienrecht 201 Nummern (ZStA Potsdam, Reichsjustizamt, Nr. 4107). Die Anträge zur Revision des Ε II sind enthalten in der Akte des ZStA Potsdam, Reichsjustizamt Nr. 3910.

X

Herausgabeschema* Α . 1. K o m m i s s i o n (1881 — 1889) 1. P r o t o k o l l e ü b e r die B e r a t u n g e n d e r B e s t i m m u n g e n d e r T e i l e n t w ü r f e . D i e P r o t o k o l l e b e g i n n e n g r u n d s ä t z l i c h mit d e r M i t t e i l u n g d e r j e w e i l i g e n B e s t i m m u n g des T E und der Anträge, deren Autorenschaft, soweit möglich, anhand der separaten A n t r ä g e e r m i t t e l t w i r d . F e r n e r w e r d e n m i t g e t e i l t die P r o t o k o l l e v o n B e r a t u n g e n ü b e r G r u n d s a t z f r a g e n in d e n J a h r e n 1875 bis 1879. Redaktionsvorlagen von Pape und von Planck. II. 1. „ V o r l ä u f i g e Z u s a m m e n s t e l l u n g d e r sachlich b e s c h l o s s e n e n B e s t i m m u n g e n " z u d e n e i n z e l n e n B ü c h e r n des E n t w u r f s . 2. B e r a t u n g ü b e r Ä n d e r u n g e n d e r „ Z u s a m m e n s t e l l u n g " . III. K o m m i s s i o n s e n t w u r f ; 1. u n d 2. B e r a t u n g des K o m m i s s i o n s e n t w u r f s . I V . 1. E n t w u r f (1887). Die Anträge zum Familienrecht werden nach ihrer ursprünglichen Numerierung und deren Untergliederung zitiert. Soweit die Anträge sich auf andere Bücher des BGB beziehen, ist dies besonders vermerkt. Die Autorenschaft und die Numerierung der Anträge sind nicht Bestandteil der Kommissionsprotokolle. U m die im Vergleich zu den Materialien zum Schuld- und Sachenrecht stärker aufeinander bezogenen Quellen zum Familienrecht nicht über Gebühr zu zerreißen, sind im Rahmen des für alle Quellenbände verbindlichen Herausgabeschemas f ü r innerlich zusammenhängende Bestimmungen die Protokolle der 1. BGB-Kommission und die sonstigen Texte zusammengefaßt worden. Die Quellen insbesondere zu den Verhandlungen in der 1. Kommission werden durch die Nachweise bei den einzelnen Bestimmungen des BGB in Anlehnung an den BGB-Kommentar von Planck erschlossen. Zusätzlich soll das „Quellenregister zu den Bestimmungen des Familienrechts" das Auffinden der disparaten Quellen erleichtern. Ferner war es notwendig, in einem weiteren Register die Fundstellen der Redaktionsvorlagen und der ZustFamR nachzuweisen, da auf diese Fassungen in den Protokollen der 1. Kommission sehr häufig Bezug genommen wird. Der in den Protokollen der 1. Kommission wiederholt zitierte Kommissionsentwurf ist jetzt allgemein zugänglich in dem von W. Schubert 1986 herausgegebenen Anlagenband der Reihe: „Die Vorlagen der Redaktoren zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs." Eine „Zusammenstellung der Paragraphen des 1. Entwurfs mit den Paragraphen der Teilentwürfe usw." erübrigt sich, da mit der Veröffentlichung des 1. BGB-Entwurfs in der Fassung der Bundesratsvorlage (vgl. den soeben genannten Anlagenband) sämtliche Rückverweise bis zum Teil- bzw. Vorentwurf nunmehr allgemein zugänglich sind. Die Verweise vom Ε I bis zum BGB sind enthalten in: „Protokolle der Kommission f ü r die zweite Lesung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs", Bd. VII, 1899, S. 32ff. — Die Prot. I, S. 5829—7272 sind vollständig wiedergegeben, abgesehen von den Beratungen zur Revision der ZustAllg. Τ usw. (S. 6135ff.) und den S. 5907f., 7097ff. (Bestimmungen der RedVorl. von Pape und der ZustFamR, die an anderer Stelle wiedergegeben sind). Weggelassen sind ferner die Fußnoten, soweit sie Bestimmungen der RedVorl. von Pape und der ZustFamR enthalten. Diese Bestimmungen sind jeweils im Anschluß an die Beratungen der 1. Kommission im Zusammenhang abgedruckt (vgl. dazu den Nachweis im Register). XI

Herausgabeschema

Β. Vorkommission des Reichsjustizamtes (1891 — 1893) Beratungen über das 4. Buch haben in der Vorkommission, soweit feststellbar, nicht stattgefunden. C. 2. Kommission (1890 —1896) I. Anträge der Kommissionsmitglieder und der Reichskommissare in der Reihenfolge der amtlichen Protokolle und Mitteilung des Ergebnisses der Beratung. II. Vorläufige Zusammenstellung der Beschlüsse (Redaktionsvorlage von Planck). III. Zusammenstellung der Beschlüsse der Redaktionskommission. IV. Ε. II. Revision des Ε II: Mitteilung der Anträge von Kommissionsmitgliedern und Kommissaren in der Reihenfolge der amtlichen Protokolle und des Ergebnisses der Beratung. V. Ε II rev. D. Bundesrat (Justizausschuß; 1895) I. Anträge und Anregungen der Bundesregierungen. II. Berichte von Ausschußmitgliedern über die Verhandlungen. III. Ε III. E. Reichstag (1896) I. Anträge, die in der XII. Kommission gestellt wurden, unter Mitteilung der Autorenschaft (bislang unbekannt). II. Bericht von Heller über die Ausschußberatungen. III. Anträge zum Ε III im Plenum des Reichstags (2. und 3. Lesung).

XII

VIERTES BUCH Familienrecht

ERSTER ABSCHNITT Bürgerliche Ehe

ERSTER T I T E L Verlöbniß § 1297 Aus einem Verlöbnisse kann nicht auf Eingehung der Ehe geklagt werden. Das Versprechen einer Strafe für den Fall, daß die Eingehung der Ehe unterbleibt, ist nichtig.

-

TE-FamR § 1; KE § 1200; Ε I § 1227; Ε II § 1203; Ε II rev. § 1282; Ε III § 1280. Prot. I, 5829 ff.; Prot. II 4, 1, 9. § 1298

Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er dem anderen Verlobten und dessen Eltern sowie dritten Personen, welche an Stelle der Eltern gehandelt haben, den Schaden zu ersetzen, der daraus entstanden ist, daß sie in Erwartung der Ehe Aufwendungen gemacht haben oder Verbindlichkeiten eingegangen sind. Dem anderen Verlobten hat er auch den Schaden zu ersetzen, den dieser dadurch erleidet, daß er in Erwartung der Ehe sonstige sein Vermögen oder seine Erwerbsstellung berührende Maßnahmen getroffen hat. Der Schaden ist nur insoweit zu ersetzen, als die Aufwendungen, die Eingehung der Verbindlichkeiten und die sonstigen Maßnahmen den Umständen nach angemessen waren. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn ein wichtiger Grund für den Rücktritt vorliegt.

TE-FamR § 1 ; K E § 1201 Abs. 1; E I § 1228 Abs. 1; Ε II § 1204; Ε II rev. § 1283; Ε III § 1281. - Prot. I, 5829 ff., 5835; Prot. II 4, 3 ff., 9. § 1299 Veranlaßt ein Verlobter den Rücktritt des anderen durch ein Verschulden, das einen wichtigen Grund für den Rücktritt bildet, so ist er nach Maßgabe des § 1298 Abs. 1, 2 zum Schadensersatze verpflichtet.

TE-FamR § 1; KE § 1201 Abs. 2; Ε I § 1228 Abs. 2; Ε II § 1205; Ε II rev. § 1284; Ε III § 1282. - Prot. I, S. 5829 ff., 5835 ff.; Prot. II 4, 3, 7. 1

§§ 1297—1302

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 1300 Hat eine unbescholtene Verlobte ihrem Verlobten die Beiwohnung gestattet, so kann sie, wenn die Voraussetzungen des § 1298 oder des § 1299 vorliegen, auch wegen des Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld verlangen. Der Anspruch ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben über, es sei denn, daß er durch Vertrag anerkannt oder daß er rechtshängig geworden ist. Ε II § 1206; Ε II rev. § 1285; Ε III § 1283. - Prot. II 4, 7, 695, 698.

§ 1301 Unterbleibt die Eheschließung, so kann jeder Verlobte von dem anderen die Herausgabe desjenigen, was er ihm geschenkt oder zum Zeichen des Verlöbnisses gegeben hat, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern. Im Zweifel ist anzunehmen, daß die Rückforderung ausgeschlossen sein soll, wenn das Verlöbniß durch den Tod eines der Verlobten aufgelöst wird. -

TE-FamR § 2; KE § 1202; Ε I § 1229; Ε II § 1207; Ε II rev. § 1286; Ε III § 1284. Prot. I, S. 5840 ff., Prot. II 4,10.

§ 1302 Die in den §§ 1298 bis 1301 bestimmten Ansprüche verjähren in zwei Jahren von der Auflösung des Verlöbnisses an. TE-FamR § 3; KE § 1203; Ε I § 1230; Ε II § 1208; Ε II rev. § 1287; Ε III § 1285. — Prot. I, 5842 ff.; Prot. II 4, 11.

Α. 1. Kommission 427. Sitzung vom 22. April 1885, Schriftführer: Struckmann | Prot I 5829

TE-FamR § 1

| Prot I 5830 Planck (Nr 1,1)

| Die Berathung wandte sich dem Entwürfe des Familienrechts zu. Der erste Abschnitt handelt von der „Ehe", der erste Titel desselben von der „Eingehung der Ehe" und zwar unter N° I in den §§ 1—3 von dem „Verlöbniß". Der § 1 des Entwurfs lautet: „Der auf die künftige Abschließung einer Ehe gerichtete Vertrag (Verlöbniß) begründet weder einen Anspruch auf Vollziehung der Ehe noch auf Entschädigung wegen Nichterfüllung oder einseitigen Rücktritts vom Verlöbnisse. Die Verabredung einer Leistung für den Fall, daß die Ehe nicht zu Stande komme, ist nichtig." In den gedruckten Abänderungsanträgen des Referenten ist beantragt: den Abs. 2 des § 1 zu streichen. Außerdem lagen folgende Anträge vor: I. von Seiten des Referenten: | 1. den § 1 dahin zu fassen: „Durch den auf künftige Abschließung einer Ehe gerichteten Vertrag (Verlöbw i r d eine wirksame Verbindlichkeit der Verlobten zur Abschließung der Ehe nicht begründet." 2

1. Titel: Verlöbniß

§§ 1297-1302

2. f ü r den Fall, daß eine Bestimmung über Verpflichtung zum Schadensersatze Planck wegen ungerechtfertigten Rücktritts vom Verlöbnisse f ü r erforderlich erachtet wer- (Nr 1, 2) den sollte, diese in einem zweiten Absätze des § 1 oder in einem besonderen § dahin zu t r e f f e n : „ W e n n der Rücktritt eines Verlobten von dem Verlöbnisse nach den Umständen des Falles einen Verstoß gegen die guten Sitten enthält, so ist der Zurücktretende verpflichtet, dem andern Verlobten sowie dessen Eltern denjenigen Schaden zu ersetzen, welcher denselben dadurch erwachsen ist, daß sie sich auf das Zustandekommen der Ehe verlassen haben. (Der Ersatzanspruch wird dadurch nicht ausgeschlossen, daß der Schaden bei dem Rücktritte nicht vorauszusehen war.) Vergl. § 717 Abs. 2 K.E. Dieselbe Verpflichtung trifft denjenigen Verlobten, welcher durch ein gegen die guten Sitten verstoßendes Verhalten den Rücktritt des anderen Theils von dem Verlöbnisse veranlaßt." oder in folgender Fassung: „Wenn der Rücktritt eines Verlobten von dem Verlöbnisse nach den Umständen des Falles einen Verstoß gegen die guten | Sitten ent- I Prot I 5831 hält, o d e r ein Verlobter durch ein gegen die guten Sitten verstoßendes Verhalten den Rücktritt des anderen Verlobten von dem Verlöbnisse veranlaßt, so finden die Bestimmungen wegen Schadensersatz aus unerlaubten H a n d l u n g e n mit der Maßgabe A n w e n d u n g , daß der Schaden, welchen der andere Verlobte oder dessen Eltern d a d u r c h erlitten, d a ß sie sich auf das Z u s t a n d e k o m m e n der Ehe verlassen haben, als eine vorauszusehende Folge jener gegen die guten Sitten verstoßenden H a n d l u n g gilt." II. d e m § 1 als zweiten Absatz beizufügen: „Enthält der einseitige Rücktritt vom v. Mandry Verlöbniß einen Verstoß gegen die guten Sitten, so findet der § 699 K.E. Anwen- (Nr 2, 1) dung. In Betracht k o m m t nur derjenige Schaden, welcher dem anderen Theile oder dessen Eltern dadurch entstanden ist, daß sie sich auf das Z u s t a n d e k o m m e n der Ehe verlassen haben." III. 1. den § 1 Absatz 2 des Entwurfs, welchen der Abänderungsantrag des Refe- v. Weber (Nr 4, 1 - 3 ) renten streichen will, aufzunehmen. Anmerkung. D e r § 421 des K.E. spricht nur von Sira/leistungen. 2. in der durch den Antrag I unter Ziffer 2 Absatz 1, und dem Antrage II vorgeschlagenen Bestimmungen den Schädenanspruch der Eltern, gem. dem 5 d des eventuellen Entwurfs des Referenten (S. 42 der Motive des Familienrechtsentwurfs) auf denjenigen Schaden zu beschränken, | welchen sie dadurch erlitten, daß sie in Er- | Prot I 5832 w a r t u n g des Zustandekommens der Ehe f ü r deren Zwecke Etwas aufgewendet haben. 3. falls, dem Antrage I unter Ziffer 2 Absatz 3 entsprechend, eine Verpflichtung zum Schadensersatze demjenigen Theile auferlegt werden soll, welcher den Rücktritt des anderen Theils durch sein Verhalten verschuldet, diese Bestimmung dahin zu richten: „Dieselbe Verpflichtung trifft denjenigen Verlobten, welcher durch ein von ihm verschuldetes Verhalten den anderen Theil z u m Rücktritte, von dem Verlöbnisse aus einem wichtigen, den Rücktritt nach den Umständen des Falles rechtfertigenden G r u n d e veranlaßt hat." Der Entwurf beruht auf dem Prinzipe, d a ß der Verlöbnißvertrag als solcher rechtlich unverbindlich ist, mithin weder einen Anspruch auf Abschließung der Ehe 3

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

noch auf das Erfüllungsinteresse begründet. Er geht weiter davon aus, daß ein Anspruch auf Ersatz des negativen Interesse nur insoweit anzuerkennen sei, als derselbe sich aus den allgemeinen Grundsätzen über den Schadensersatz aus unerlaubten Handlungen (§§ 698, 699 K.E.) rechtfertigt. Bei der Berathung wurde die Frage, ob der Verlöbnißvertrag als solcher f ü r unverbindlich erklärt werden solle, von der weiteren Frage, ob und inwieweit im Falle der Bejahung der ersten Frage aus dem Gesichtspunkte des Delikts oder kraft positiver Vorschrift ein Anspruch auf Ersatz des negativen Interesse anerkannt werden solle, getrennt erörtert. Anlangend I. die Frage, so wurde das Prinzip des Entwurfes im Wesentlichen aus den in den | Prot 15833 Motiven S. 30— | 32 dargelegten Gründen gebilligt. Man überzeugte sich, daß der den §§ 774 Abs. 2 und 779 Abs. 2 der C.P.O. zum Grunde liegende Gedanke in konsequenter Fortentwickelung auch zu dem Ausschlüsse des Anspruchs auf das Erfüllungsinteresse führen müsse. Ein solcher Anspruch vertrage sich nicht mit dem Wesen der Ehe, welche in erster Linie ein sittliches Verhältniß sei und nicht als eine Quelle für vermögensrechtliche Vortheile behandelt werden dürfe. Aus diesem Gesichtspunkte hätten auch die meisten neueren, diesen Gegenstand regelnden Gesetze einen Anspruch auf das Erfüllungsinteresse versagt und nur einen Anspruch auf Ersatz des positiven Schadens zugelassen. Der Ausschluß des Erfüllungsinteresse gewähre außerdem den großen Vortheil, daß dadurch die Aufstellung einer vollständigen Theorie des Verlöbnisses entbehrlich werde. Auf Grund des angenommenen Prinzips wurden sodann im Einzelnen folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Das Prinzip soll in dem Gesetze in folgender Fassung zum Ausdruck gebracht werden: „Durch das Verlöbniß wird eine Verbindlichkeit der Verlobten zur Schließung der Ehe nicht begründet." Man war der Ansicht, daß es jedenfalls vorzuziehen sei, die Unverbindlichkeit des Verlöbnißvertrages im Gesetzbuche ausdrücklich auszusprechen. Ob dieselbe, wenn das Gesetz schweige, daraus, daß für die Ehe eine bestimmte Form vorgeschrieben sei, würde abgeleitet werden können, sei in hohem Maße bestreitbar, da die Ehe nicht, wie der Verlöbnißvertrag, die Natur eines obligatorischen Vertrages habe. Nach allgemeinen Grundsätzen würde man vielmehr in Ermangelung einer entgegenstehenden Bestimmung recht wohl auch zu der Annahme gelangen kön| Prot I 5834 nen, daß der Verlöbnißvertrag ebenso ver- | bindlich sei, wie ein auf Abschluß eines an eine Form gebundenen dinglichen Vertrages gerichteter obligatorischer Vertrag. Anlangend die Fassung, so sei der Eingang: „Durch das Verlöbniß usw." dem Eingange in dem Antrage I, 1 vorzuziehen, da eine Definition des Verlöbnisses nicht erforderlich sei. Außerdem könne das W o r t : „wirksam" in dem gedachten Antrage entbehrt werden. Werde die Verbindlichkeit verneint, so werde damit die Unwirksamkeit des Verlöbnisses ausgesprochen. Insbesondere sei der Zusatz auch nicht im Hinblick auf die Anwendbarkeit des § 421 K.E. auf den Verlöbnißvertrag erforderlich. 2. Der zweite Absatz des § 1 des Entwurfs soll dem Abänderungsantrage des Referenten entsprechend gestrichen werden. Die Mehrheit der Kommission nahm an, daß die Bestimmung des zweiten Absatzes bereits durch die allgemeine Vorschrift im § 421 K.E. vollständig gedeckt sei. Wie die Prot. S. 619 und 620 ergäben, solle der § 421 nicht nur den Fall einer Konventionalstrafe im Sinne des § 417 K.E., sondern auch den Fall treffen, in welchem 4

1. Titel: Verlöbniß

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f ü r den Fall der Nichtleistung eine andere Leistung versprochen, das letztere Versprechen mithin nur an eine gewöhnliche Bedingung geknüpft sei. W ü r d e der zweite Absatz des § 1 aufgenommen, so könne dies zu einer Verdunkelung des Sinnes des § 4 2 1 führen. Was in den Fällen des § 421 Rechtens sei, müsse auch hier gelten und umgekehrt. Die ratio der Bestimmung sei hier, wie in den Fällen des § 421, dieselbe. O b es sich etwa empfehle, den §421, um jenen Sinn zum deutlicheren Ausdrucke zu bringen, in der Fassung zu ändern, sei gegenwärtig nicht zu prüfen. II. Die Berathung ging sodann zu der Erörterung der vorbehaltenen Frage über, ob und inwieweit aus | dem Gesichtspunkte des Delikts oder kraft positiver Vor- | Prot I 5835 schrift ein Anspruch auf Ersatz des negativen Interesse anerkannt werden solle, und zwar: 1. im Falle des Verlöbnißbruchs Der Standpunkt des Entwurfs, daß in dieser Beziehung lediglich die allgemeinen Grundsätze über den Schadensersatz aus unerlaubten Handlungen maßgebend sein sollen, fand nicht die Billigung der Mehrheit der Kommission. Abgelehnt wurden ferner die Anträge unter I, 2 Abs. 1 und unter II, welche den Anspruch auf Schadensersatz im Anschlüsse an den § 699 K.E. aus dem Gesichtspunkte des Delikts regeln und den Ersatz des vollen negativen Interesse einschließlich den ganzen lucrum cessans gewähren wollen. Dagegen wurde in Gemäßheit eines im Laufe der Verhandlung gestellten Antrages beschlossen: a) „Im Falle des Verlöbnißbruchs ist derjenige Schaden zu ersetzen, welcher dem anderen Theile daraus entstanden ist, daß derselbe in Erwartung der Eheschließung Aufwendungen gemacht hat, Verpflichtungen eingegangen ist, oder sonstige vermögensrechtliche Verfügungen getroffen hat." b) „Der Verlöbnißbruch verpflichtet zu dem Ersätze des unter a bezeichneten Schadens, es sei denn, daß ein wichtiger, nach den Umständen des Falls den Rücktritt rechtfertigender Grund vorliegt. Erwogen war: Die Zulassung eines Anspruchs auf Schadensersatz im Falle eines ungerechtfertigten Verlöbnißbruchs entspreche | dem Rechtsbewußtsein des Volkes und sei in | Prot 1 5836 vielen Fällen aus Rücksichten der Billigkeit geboten. D e r Anspruch auf Schadensersatz im Gesetze mit Stillschweigen zu übergehen und es lediglich bei den allgemeinen Grundsätzen über Schadensersatz aus unerlaubten Handlungen bewenden zu lassen, müsse auch im Hinblick auf das geltende Recht, welches im Falle des Verlöbnißbruchs überwiegend in größerem oder geringerem Umfange einen Anspruch auf Schadensersatz ausdrücklich anerkenne, als bedenklich erachtet werden, um so mehr, als sich bezweifeln lasse, ob in dem hier fraglichen Falle aus dem § 699 K.E. ein Anspruch auf Schadensersatz in der T h a t abgeleitet werden könne, da das Verlöbniß als solches für unverbindlich erklärt sei, der Rücktritt mithin freistehe. Es empfehle sich auch nicht, den Schadensersatzanspruch im Anschluß an den § 699 K.E. positiv näher zu regeln, da dies zu einer Verdunkelung des Sinnes des § 699 und zu einer Ausdehnung desselben auf andere Fälle führen könne, in denen von einem wegen Mangels der Form u. dergl. unverbindlichen Vertrage zurückgetreten werde. Den Vorzug verdiene es, den Anspruch auf Schadensersatz positiv zu bestimmen und insoweit zu gewähren, als das Bedürfniß, die Rücksicht auf das Rechtsgefühl des Volkes und die Billigkeit es erheischen. Diesem Bedürfnisse werde aber, wie auch die neuere Gesetzgebung bestätige, genügt, wenn ein Anspruch auf Schadensersatz in dem oben unter a bezeichneten Umfange zugelassen werde. Die beschlossene Vorschrift decke namentlich auch 5

§ § 1297— 1302

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

solche Fälle, in denen in Erwartung der Ehe ein vermögensrechtlicher Erwerb ausgeschlagen werde (vergl. Motive S. 45). | Prot I 5837 | Andererseits schließe sie das lucum cessans in solchen Fällen aus, in denen das Entgehen desselben nicht auf einer vermögensrechtlichen Verfügung beruhe. Den Ersatz des lucrum cessans auch in solchen Fällen zu gewähren, führe zu weit, bringe Verwickelungen, schwierige Schadensberechnungen mit sich und drohe eine Quelle langwieriger Prozesse zu eröffnen. Eine Beschränkung des Umfanges des Schadensersatzes in der beschlossenen Art biete auch den Vortheil, daß es um so weniger bedenklich erscheine, von einer näheren Feststellung der Voraussetzungen des Anspruchs auf Schadensersatz abzusehen und die Entscheidung der Frage, wann überhaupt ein Verlöbniß als eingegangen anzusehen und wann ein Rücktritt von dem Verlöbniß gerechtfertigt sei, dem freien Ermessen des Richters zu überlassen. Es könne darauf vertraut werden, daß der Richter unter Würdigung der Umstände des einzelnen Falls, insbesondere unter Berücksichtigung der Sitte, des Anstandes und der rechtlichen Voraussetzungen einer Eheschließung, die richtige Entscheidung, ob ein Verlöbnißbruch vorliege, finden werde. Auch bei dem Dienstvertrage habe die Kommission keinen Anstand genommen, von einer näheren Spezialisirung der Rücktrittsgründe abzusehen und ganz allgemein zu bestimmen, daß der Rücktritt zulässig sei, wenn ein wichtiger, nach den Umständen des Falls den Rücktritt rechtfertigender Grund vorliege (vgl. § 559 K.E.). Es empfehle sich, die Fassung dem § 559 K.E. thunlichst anzuschließen. Dementsprechend werde auch demjenigen Verlobten, welcher wegen seines einseitigen Rücktritts auf Schadensersatz in An| Prot 1 5838 spruch genommen werde, | der Beweis aufzuerlegen sein, daß ein wichtiger, nach den Umständen des Falls den Rücktritt rechtfertigender Grund vorliege, während vom Standpunkte des Delikts aus den Beschädigten die Beweislast treffen würde, daß der Rücktritt des anderen Theils einen Verstoß gegen die guten Sitten enthalte. Eine Regelung der Beweislast in der letztgedachten Art erschwere aber die Geltendmachung des Schadensersatzes zu sehr, stehe auch mit der Mehrzahl der bestehenden Rechte nicht im Einklänge. Sehe man von dem Deliktsstandpunkte ab, gründe man den Schadensersatzanspruch auf eine gesetzliche Obligation, so sei auch eine besondere Bestimmung, daß es nicht darauf ankomme, ob der Schaden habe vorausgesehen werden können, entbehrlich. 2. Dem Falle des einseitigen Rücktritts soll in Gemäßheit des Antrags unter III, 3 der andere Fall gleichgestellt werden, in welchem ein Verlobter durch ein von ihm verschuldetes Verhalten den anderen Verlobten zum Rücktritt veranlaßt hat. Demgemäß wurde sachlich beschlossen: „Liegt der Grund des Rücktritts in einem von dem anderen Theile verschuldeten Verhalten des letzteren, so ist dieser dem Rücktretenden zum Schadensersatze in dem oben unter II, 1 a bezeichneten Umfange verpflichtet." Die Mehrheit erachtete diese dem zweiten Satze des § 559 K.E. sich anschließende, dem preußischen A.L.R., dem sächsischen G.B. und anderen neuen Gesetzen entsprechende Bestimmung aus den in den Motiven des eventuellen Entwurfs dargelegten Gründen (vgl. die Motive S. 46, 47) als angemessen. | Prot 5839 | Unter einem „verschuldeten" Verhalten sei ein auf Vorsatz oder Fahrlässigkeit beruhendes Verhalten zu verstehen. Daß von einem „Verschulden" geredet werde, obwohl das Verlöbniß für unverbindlich erklärt sei, könne einen Anstoß nicht erregen. An verschiedenen Stellen des K.E. (vgl. §§210 Abs. 2, 365 Abs. 2) werde auch von einem Verschulden des Gläubigers oder von einem von dem Gläubiger zu vertretenden Umstände gesprochen, obwohl der Gläubiger als solcher ebenfalls nicht 6

1. Titel: Verlöbniß

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verpflichtet sei. Es könne zweifelhaft sein, ob es nicht genüge, lediglich auf das Verhalten ohne den Zusatz: „verschuldeten" abzustellen, da in dem Worte: „Verhalten" schon das kulpose Element gefunden werden könne. Richtiger sei es jedoch, den Zusatz zu machen, um das Mißverständniß auszuschließen, daß schon ein objektives, nicht kulposes Verhalten des anderen Theils ausreiche. 3. Unter den Voraussetzungen, unter denen nach den Beschlüssen unter II, 1 und 2 ein Verlobter, von dem anderen Theile Schadensersatz zu fordern berechtigt ist, sollen auch die Eltern des ersteren Schadensersatz beanspruchen können, und zwar nach Maßgabe des Beschlusses unter II, 1 a in demselben Umfange, wie der Verlobte selbst. Der Antrag III, 2, den Schädenanspruch der Eltern auf denjenigen Schaden zu beschränken, welcher ihnen daraus entstanden ist, daß sie in Erwartung des Zustandekommens der Ehe f ü r deren Zwecke etwas aufgewendet haben (vgl. § d des eventuellen Entwurfs des Referenten; Motive S. 42, 45, 46), wurde abgelehnt. Die G r ü n d e des Beschlusses waren: Die Bestimmung, daß auch die Eltern eines Verlobten unter denselben Voraussetzungen, unter welchen der Verlobte selbst Schadensersatz zu fordern berechtigt sei, | Schadensersatz verlangen könnten, sei allerdings zweifellos positiv; sie sei aber |Prot I 5840 aus den in Motiven S. 45, 46 angeführten praktischen Gründen zu billigen. Ein genügender Grund, den Schädenanspruch der Eltern auf das in dem Antrage III, 2 bezeichnete Maß zu beschränken, liege nicht vor, nachdem auch der Umfang des dem Verlobten selbst zu ersetzenden Schadens in Gemäßheit des Beschlusses unter II 1 a beschränkt worden sei. 4. Anlangend den Anspruch auf Ersatz desjenigen Schadens, welcher einem Verlobten oder dessen Eltern daraus entstanden ist, daß ersterer durch eine unerlaubte Handlung des anderen Theils, ζ. B. durch einen Betrug des letzteren, zur Eingehung des Verlöbnisses veranlaßt worden, so herrschte Einverständniß, daß in solchen Fällen der Beschädigte nach den allgemeinen Grundsätzen über den Schadensersatz aus unerlaubten Handlungen (§§ 698, 699 K.E.) den Ersatz des negativen Interesse zu fordern berechtigt sei, und daß ein Bedürfniß, für diese Fälle besondere Vorschriften zu geben, nicht vorliege. Man war ferner einverstanden, daß, soweit in den Fällen, in welchen nach den obigen Beschlüssen eine gesetzliche Verpflichtung zum Schadensersatz durch positive Vorschrift begründet worden sei, vermöge besonderer dabei konkurrirender Umstände die Voraussetzungen zuträfen, unter denen nach den allgemeinen Grundsätzen über den Schadensersatz aus unerlaubten Handlungen, insbesondere nach dem § 699 K.E. ein weitergreifender Schadensersatzanspruch Platz greife, den letzteren durch die beschlossenen besonderen, auf dem Gesichtspunkte einer gesetzlichen Obligation beruhenden Vorschriften über Schadensersatz nicht ausgeschlossen sein solle. Der § 2 des Entwurfs lautet: „Was ein Verlobter dem anderen ge- | schenkt oder zum Zeichen des eingegangenen Verlöbnisses gegeben hat, gilt bis zum Beweise des Gegentheils als unter der Voraussetzung gegeben, daß die Ehe zu Stande kommen oder das Verlöbniß bis zum Tode eines der Verlobten fortbestehen werde." Es waren dazu folgende Anträge gestellt: I. von Seiten des Referenten: 1. Den § 2 dahin zu fassen: „Was ein Verlobter dem anderen geschenkt oder zum Zeichen des eingegangenen Verlöbnisses gegeben hat, ist, sofern nicht ein entgegenstehender Wille des Ge7

TE-FamR §2 |Prot I 5841

Planck (Nr 1, 3)

§§ 1297-1302

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

bers erhellt, als unter der stillschweigend erklärten Voraussetzung gegeben anzusehen, daß . . . usw. wie im Entwürfe." Planck 2. Für den Fall, daß der zum § 1 gestellte Antrag I N° 2 angenommen wird, dem (Nr 1,4) ξ 2 noch folgenden Zuatz zu geben: „Die Erfüllung der Voraussetzung gilt als von dem Geber in einer dem Inhalte des Rechtsgeschäfts zuwiderlaufenden Weise vereitelt (§ 737 N° 2 K.E.), wenn der Geber von dem Verlöbnisse zurücktritt und dieser Rücktritt einen Verstoß gegen die guten Sitten enthält, oder wenn der Geber durch ein gegen die guten Sitten verstoßendes Verhalten den Rücktritt des anderen Verlobten von dem Verlöbnisse veranlaßt." v. Weber II. Entsprechend dem zu § 1 gestellten Antrage unter III, 3 den in dem vorste(Nr 4,4) henden Antrage I unter 4 vorgeschlagenen Zusatz zu § 2 des Entwurfs in den Schlußworten dahin zu fassen: | Prot I 5842 | „oder wenn der Geber durch ein von ihm verschuldetes Verhalten den anderen Theil zum Rücktritt (pp. wie oben) veranlaßt hat." Der § 2 wurde in der Fassung des Antrages unter I, 1 aus den Gründen der Motive S. 38 — 41 gebilligt, jedoch unter Streichung des entbehrlichen Worts „doch".in der dritten Zeile des § 2 des Entwurfs. Die in dem Antrage unter I, 1 vorgeschlagene neue Fassung bezweckt, die Vorschrift des § 2 mit dem § 736 des K.E. in Einklang zu bringen. Der Prüfung der Redaktion wurde überwiesen, ob nicht das W o r t : „stillschweigend" in dem Antrage I, 1 überflüssig sei und ob es nicht andererseits sich empfehlen werde, die W o r t e : „bei oder nach Eingehung des Verlöbnisses" einzuschalten, um den Zweifel abzuschneiden, ob der § 2 sich auch auf die „bei" Eingehung des Verlöbnisses gemachten Geschenke beziehe. Die Aufnahme des in dem Antrage I, 2 beantragten Zusatzes fand nicht die Zustimmung der Kommission. Man erachtete den Inhalt des Zusatzes zwar als sachlich richtig, aber als entbehrlich, da der Zusatz nur eine Konsequenz des § 737 N° 2 des K.E. ausspreche und deshalb selbstverständlich sei. Die ausdrückliche Hervorhebung dieser Konsequenz könne überdies zu einer Verdunkelung des Sinnes des § 737 N° 2 des K.E. Veranlassung geben. TE-FamR §3

| Prot I 5843

Zu dem § 3 des Entwurfes, welcher lautet: „Der Anspruch auf Zurückgabe der im § 2 gedachten Gegenstände verjährt binnen der Frist eines Jahres, von der Aufhebung des Verlöbnisses an gerechnet." hat der Referent in den gedruckten Abänderungsanträgen den Antrag gestellt: | An Stelle der W o r t e : „binnen der Frist eines Jahres" die Worte zu setzen: „binnen der Frist von zwei Jahren." Außerdem lagen folgende Anträge vor: 1. den § 3 zu streichen.

v. Mandry (Nr 2, 2)

v. Weber 2. Den § 3 dahin zu erstrecken, daß der Anspruch auf Schadensersatz und auf Zu(Nr. 4,5) rückgabe der in § 2 erwähnten Gegenstände binnen der Frist von einem. Jahre, von der Aufhebung des Verlöbnisses an gerechnet, verjährt. Der Antrag unter 1 wurde von dem Antragsteller mit Rücksicht auf die zu den §§ 1 und 2 gefaßten Beschlüsse zurückgezogen, da die Voraussetzung des Antrages, daß es bei dem Ansprüche auf Rückgabe der Geschenke auf eine Untersuchung der Frage, ob den Zurückfordernden ein Verschulden in Ansehung der Auflösung des Verlöbnisses treffe, nicht ankomme, weggefallen sei. 8

1. Titel: Verlöbniß

§§ 1297-1302

Die Kommission entschied sich durch Mehrheitsbeschluß f ü r die Annahme des Antrages unter 2. Man war der Ansicht, daß nach dem Vorgange der meisten neueren Gesetze eine kurze Verjährung sowohl des Anspruches auf Schadensersatz als des Anspruches auf Zurückgabe der im § 2 des Entwurfes bezeichneten Gegenstände nicht zu entbehren sei, theils wegen der Schwierigkeit, die hier in Betracht kommenden im Innern der Familie sich ereignenden Vorgänge noch nach längerer Zeit zu ermitteln, theils zum Schutz gegen chikanöse Ansprüche und die damit verbundene Störung der Ruhe und des Friedens der Familie zu gewähren. Eine Frist von zwei Jahren sei für die zu erreichenden Zwecke zu lang. Eine Frist von einem Jahre entspreche auch den neueren Gesetzen. Fassung der Regelung in der RedVorl. a) RedVorl. von Pape: Eheschließung. I. Das Verlöbniß. § 1 (§ 1). Durch das Verlöbniß wird eine Verbindlichkeit der Verlobten zur Schließung der Ehe nicht begründet. § 2. Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er dem andern Theile (Verlobten) und den Eltern des letztern den Schaden zu ersetzen, welcher denselben dadurch entstanden ist, daß von ihnen in Erwartung der Eheschließung Aufwendungen gemacht, Verbindlichkeiten eingegangen oder sonstige vermögensrechtliche Verfügungen getroffen sind, es sei denn, daß ein nach den Umständen des Falls den Rücktritt rechtfertigender Grund vorgelegen hat. Liegt der Grund in einem verschuldeten Verhalten des andern Theils, so ist dieser dem Zurücktretenden und dessen Ekern zu dem bezeichneten Schadensersatze verpflichtet. (N.B. 1. Im Eingange wird: „andern Theile" dem § 559 entsprochen. 2. Am Schluß ist: „verschuldetes Verhaken" so zu verstehen, daß ein von dem andern Theile verschuldetes gemeint ist. Sollte dies bezweifelt werden können, so würde es heißen müssen: „in einem von dem andern Theile verschuldeten Verhaken des letzteren.") 5 3 (§2). Was ein Verlobter dem andern (bei oder nach Eingehung des Verlöbnisses) geschenkt oder zum Zeichen des eingegangenen Verlöbnisses gegeben hat, ist, insofern nicht ein entgegenstehender Wille (des Gebers) erhellt, als unter der stillschweigend erklärten Voraussetzung geleistet (gegeben) anzusehen, daß die Eheschließung erfolgen oder das Verlöbniß bis zum Tode eines der Verlobten fortbestehen werde. (N.B. 1. Im Eingange werden die Worte „bei oder nach Eingehung des Verlöbnisses" entbehrlich sein. 2. Entbehrlich wird auch das etwas störende W o r t : „des Gebers" hinter „Wille" sein. 3. Ein wegen Anschluß an den § 736 Kom.Ent. hat doch eine nicht unerhebliche Bedeutung; deshalb werden die Worte „stillschweigend erklärten" nicht unterdrückt werden dürfen; aus gleichem Grunde scheint sich aber auch „geleistet" f ü r „gegeben" zu empfehlen.) § 4 (§3). Die aus den Bestimmungen der §§ 2 und 3 sich ergebenden Ansprüche verjähren mit dem Ablaufe Eines Jahres. Die Verjährung beginnt mit dem Zeitpunkte, in welchem das Verlöbniß aufgehoben ist. (N.B. Wegen der Fassung zu vergl. Kom.Ent. §§ 156, 157, 158, 713) b) RedVorl. von Planck: 9

§§ 1297—1302

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Erster Abschnitt Die Ehe. Erster Titel. Eingehung der Ehe. I. Das Verlöbniß § 1 (1). Durch das Verlöbniß wird eine Verbindlichkeit der Verlobten zur Schließung der Ehe nicht begründet. § 2 (1). Tritt ein Verlobter von dem Verlöbniß zurück, so hat er dem anderen Theile und den Eltern des letzteren den Schaden zu ersetzen, welcher denselben dadurch entstanden ist, daß von ihnen in Erwartung der Eheschließung Aufwendungen gemacht, Verbindlichkeiten eingegangen oder sonstige vermögensrechtliche Verfügungen getroffen sind, es sei denn, daß ein wichtiger, nach den Umständen des Falls den Rücktritt rechtfertigender Grund vorgelegen hat. Liegt der Grund des Rücktritts in einem verschuldeten Verhalten des anderen Theils, so ist dieser dem Zurücktretenden und dessen Eltern nach Maßgabe der Bestimmungen des 1. Absatzes zum Schadensersatz verpflichtet. §3 (2). Was ein Verlobter dem andern geschenkt oder zum Zeichen des eingegangenen Verlöbnisses gegeben hat, ist, insofern nicht ein entgegenstehender Wille des Gebers erhellt, als unter der stillschweigend erklärten Voraussetzung geleistet anzusehen, daß die Eheschließung erfolgen oder das Verlöbniß bis zum Tode eines der Verlobten fortbestehen werde. § 4 (3). Die aus den Bestimmungen der §5 2 und 3 sich ergebenden Ansprüche verjähren mit dem Ablauf Eines Jahres. Die Verjährung beginnt mit dem Zeitpunkte, in welchem das Verlöbniß aufgehoben ist. § 1200 KE/§ 1227 Ε I ZustFamR § 1200 Fassung der Regelung in der ZustFamR, im KE und ΕI: KE § 1200 ^ 1200. Durch das Verlöbniß wird eine Verbindlichkeit der Verlobten zur Ε I § 1227 Schließung der Ehe nicht begründet. § 1201 K E / § 1228 E I ZustFamR § 1201

II.l. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1201. Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er dem anderen Theile und den Eltern des letzteren den Schaden zu ersetzen, welcher denselben dadurch entstanden ist, daß von ihnen in Erwartung der Eheschließung Aufwendungen gemacht, Verbindlichkeiten eingegangen oder sonstige vermögensrechtliche Verfügungen getroffen sind, es sei denn, daß ein wichtiger, nach den Umständen des Falles den Rücktritt rechtfertigender Grund vorgelegen hat. Liegt der Grund des Rücktrittes in einem von dem anderen Theile verschuldeten Verhalten des letzteren, so ist dieser dem Zurücktretenden und dessen Eltern nach Maßgabe der Bestimmungen des ersten Absatzes zum Schadensersatze verpflichtet. 2. Antrag Nr. 329, 1 von Kurlbaum: II.4. Z u § 1201 Zusst. a) Abs. 1 Z. 3 statt „und den Eltern" zu setzen „sowie dem ehelichen Vater und der Mutter". b) Abs. 2 Z. 5 statt „dessen Eltern" zu setzen „dessen bezeichneten Eltern". (Prot I, 8628) 10

1. Titel: Verlöbniß

§§ 1297-1302

Der Antrag galt in Folge des zu § 41 KE unter 1, Prot. I, S. 8639 gefaßten Beschlusses, betreffend den Gebrauch der Ausdrücke „Eltern", „Voreltern", „Abkömmlinge" als erledigt (vgl. Jakobs/Schubert, Beratung, AT, 1985, S. 56 ff.). (Prot. I, S. 8643 f.) 3. Antrag N r . 337, 1 von v. Mandry: I. 1. Zu § 1201. a) in Abs. 1 zu setzen: „so hat er dem anderen Verlobten . . ." b) den Abs. 2 mit den Worten zu beginnen: „Liegt der Grund des Rücktritts in einem verschuldeten Verhalten des anderen Verlobten, so . . (Prot. I, 8793) Ferner lag vor der Antrag Nr. 339, 1 von Gebhard: II. 1 - § 1201 „. . . getroffen sind. Diese H a f t u n g tritt nicht ein, wenn ein wichtiger, den Rücktritt nach den Umständen des Falles rechtfertigender Grund vorlag. Lag der Grund des Rücktrittes in einem schuldhaften Verhalten des anderen Theiles, (oder: in einem dem anderen Theile zur Last fallenden Verschulden) so ist dieser pp." (vergl. §§ 559, 591 Abs. 3, 618, 631, 641 Abs. 2 und 3, 1210 Abs. 3). (Prot. I, 8806, 8807) Die Berathung führte zu folgenden Ergebnissen: 1. Zu § 1201 (Antrag unter I, 1 und II, 1). Im Absatz 1 des § 1201 sollen nach Maßgabe des Antrags unter I, 1 a in Zeile 2 die Worte „dem anderen Theile" durch die Worte „dem anderen Verlobten", ferner in Gemäßheit des Antrags unter II, 1 in der letzten Zeile die Worte „vorgelegen hat" durch das W o r t „vorlag" ersetzt werden. In Abs. 2 des § 1201 soll der Eingang folgende Fassung erhalten: „Lag der Grund des Rücktrittes in einem dem anderen Verlobten zur Last fallenden Verschulden, so u.s.w." (wie bisher). (Prot. I, 8808) III., IV. Fassung der Regelung im KE / E I : § 1201. Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er dem anderen KE § 1201 Verlobten und den Eltern des letzteren den Schaden zu ersetzen, welcher denselben Ε I § 1228 dadurch entstanden ist, daß von ihnen in Erwartung der Eheschließung Aufwendungen gemacht, Verbindlichkeiten eingegangen oder sonstige vermögensrechtliche Verfügungen getroffen sind, es sei denn, daß ein wichtiger, nach den Umständen des Falles den Rücktritt rechtfertigender Grund vorlag. Lag der Grund des Rücktrittes in einem dem anderen Verlobten zur Last fallenden Verschulden, so ist dieser dem Zurücktretenden und dessen Eltern nach Maßgabe des ersten Absatzes zum Schadensersatze verpflichtet. § 1202 KE / § 1229 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR, im KE und Ε1: $ 1202. Was ein Verlobter dem anderen geschenkt oder zum Zeichen des eingegangenen Verlöbnisses gegeben hat, ist, sofern nicht ein entgegenstehender Wille des Gebers erhellt, als unter der stillschweigend erklärten Voraussetzung geleistet anzusehen, daß die Eheschließung erfolgen oder das Verlöbniß bis zum Tode eines der Verlobten fortbestehen werde. 11

ZustFamR

§ 1202 KE § 1202 E I § 1229

§ § 1297— 1302

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe § 1203 K E / § 1230 E I

II., III.l. Fassung der Regelung in der ZustFamR und im KE: ZustFamR§ 1203 Die aus den Bestimmungen der §§ 1201 und 12021 sich ergebenden Ansprüche KE § 1203 verjähren mit dem Ablaufe eines Jahres. Die Verjährung beginnt mit dem Zeitpunkte, in welchem das Verlöbniß aufgehoben ist. 2. Antrag Nr. 378, 1 von Gebhard zu § 1203: statt „verjähren mit dem Ablaufe eines Jahres" „verjähren mit Ablauf eines Jah« res. {Bemerk. Verjähren mit Ablauf von: 156, 157, 176, 404, 408, 691, 713, 1542, 1902, 1951; verjähren mit Ablauf einer gleichen Frist: 394, 404, 564, verjährt mit Ablauf eines Monats: 726.) Der Antrag fand die Zustimmung der Kommission. Zugleich wurde beschlossen, überall im K.E. statt „mit dem Ablaufe" zu setzen „mit Ablauf". (Prot. I, 12025, 12026)

Ε I § 1230

IV. Fassung der Regelung im Ε I : § 1230. Die aus den §§ 1228, 1229 sich ergebenden Ansprüche verjähren mit Ablauf eines Jahres. Die Verjährung beginnt mit dem Zeitpunkte, in welchem das Verlöbniß aufgehoben ist.

C. 2. Kommission I. Prot. II 4, S. 1 ff. (Mugdan, Bd. 4, S. 676 ff.): 264. Sitzung2 | Ρ II 4, 1 Struckmann (Nr 1,1)

Spahn (Nr 5, 1)

| Ρ II 4, 2 I Ρ II 4 3

| III. Man trat in die Berathung des vom Verlöbnisse handelnden Abschnitts 1 ein. Zu § 1227lagen folgende Anträge vor: j y o r s c h r i f t zu fassen: y e r [öbnisse findet eine Klage auf Schließung der Ehe nicht statt. Der Antragsteller erklärte, daß eventuell der § 1227 in dieser Fassung mit dem § 1228 verbunden werden könne. 2. folgende Fassung zu beschließen: Durch das Verlöbniß werden die Verlobten zur Eheschließung verpflichtet. 3. z u s a g e n : Durch das Verlöbniß wird ein Anspruch auf Schließung der Ehe nicht begründet. | Der Antrag 1 wurde angenommen. § 1228, welcher die Voraussetzung und den Umfang des im Falle des Rücktritts von einem Verlöbnisse zu leistenden Schadenersatzes regelt, war beantragt:

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Im K.E. heißt es: „§§ 1201, 1202". V o r Eintritt in die Einzelberatung des 1. Titels wurde auf Antrag von v. Mandry (Nr. 2, 1; 8, 1) beschlossen, die Anm. zu der Uberschrift des 4. Buchs als durch die bisherigen Beschlüsse gedeckt zu streichen.

1. Titel: Verlöbniß

§§ 1297-1302

1. die Vorschrift zu fassen: Struckmann Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er, sofern nicht ein wich- (Nr 1, 2) tiger Grund für den Rücktritt vorliegt, dem anderen Verlobten und dessen Eltern für solche Vermögensaufwendungen Ersatz zu leisten, die sie in der Erwartung der Eheschließung gemacht haben. Die gleiche Verpflichtung trifft einen Verlobten, wenn er durch sein Verschulden dem anderen Verlobten gerechtfertigten Grund zu dem von diesem erklärten Rücktritte gegeben hat. Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist ausgeschlossen. 2. zusagen: Spahn Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so findet eine Verurtheilung (Nr 5, 2) zur Eheschließung nicht statt. Erfolgt der Rücktritt ohne wichtigen Grund, so steht dem anderen Verlobten ein Anspruch auf eine nach den Umständen des Falles billige Schadloshaltung, anderen Personen ein solcher auf den Ersatz derjenigen Vermögensaufwendungen zu, welche sie des Verlöbnisses wegen gemacht haben. Lag der Grund des Rücktritts in einem dem anderen Verlobten zur Last fallenden groben Verschulden, so ist dieser in gleicher Weise zum Schadensersatze verpflichtet. Der Antragsteller erklärte, seinen Antrag, soweit derselbe eine Aenderung der Beweislast gegenüber dem Entw. ausspreche, nicht aufrecht erhalten zu wollen. 3. an Stelle des § 1228 zu bestimmen: v. Mandry Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so ist er, wenn nicht ein wichti- (Nr 2, 2) ger, den Rücktritt rechtfertigender Grund vorliegt, gegenüber dem anderen Verlobten, dessen Eltern und dritten Personen, welche an deren Stelle im Interesse des Verlobten thätig geworden sind, ersatzpflichtig. Zu ersetzen ist der Schaden, welcher dem Verlobten, dessen Eltern oder den dritten Personen dadurch zugegangen ist, daß sie in Erwartung der Eheschließung Aufwendungen gemacht, Verbindlichkeiten eingegangen, Vertragsverhältnisse aufgehoben oder sonstige Verfügungen getroffen haben. Wird der gerechtfertigte Rücktritt eines Verlobten durch grobes Verschulden des anderen Verlobten herbeigeführt, so ist dieser zum Ersätze nach Maßgabe des Abs. 1 verpflichtet. 265. Sitzung | Ρ II 4, 4

| II. Es lagen noch folgende Anträge vor:

Jacubezky 4. im § 1228 (Nr 13, 1) a) den Abs. 1 zu fassen: Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er, sofern nicht ein wichtiger Grund für den Rücktritt vorliegt, dem anderen Verlobten den Schaden zu ersetzen, welcher dadurch entstanden ist, daß der andere Verlobte in Erwartung der Eheschließung Aufwendungen gemacht oder andere Verfügungen getroffen hat, die den Umständen nach für angemessen zu erachten waren. Haben an Stelle des anderen Verlobten dessen Eltern oder andere Personen für die beabsichtigte Ehe Aufwendungen gemacht, so können sie unter den gleichen Voraussetzungen Ersatz verlangen. Der Braut sind auch die Nachtheile zu ersetzen, welche das rückgängig gewordene Verlöbniß für ihr Fortkommen herbeigeführt hat. b) im Abs. 2 statt „einem dem anderen Verlobten zur Last fallenden Verschulden" zu setzen „einer schweren Verfehlung des anderen Verlobten";

5. als § 1228 a folgende Vorschrift aufzunehmen: Dittmar Tritt der Mann ohne ausreichenden Grund von dem Verlöbnisse zurück oder (Nr 7) giebt er der Braut durch sein Verschulden Grund zum Rücktritte, so kann die 13

§§ 1297—1302

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Braut, wenn sie durch die Auflösung des Verlöbnisses (durch das Unterbleiben der Eheschließung) besonders schwer gekränkt oder in ihrem Fortkommen erheblich benachtheiligt wird, eine billige Entschädigung in Geld, unbeschadet der besonderen Ansprüche aus § 1228, verlangen. v. Mandry (Nr 11)

| Ρ II 4, 5

hierzu der Unterantrag: 6. diese Vorschrift zu fassen: Tritt der Mann ohne ausreichenden Grund vom Verlöbnisse zurück oder giebt er der Braut durch grobes Verschulden Grund zum Rücktritte, so kann die Braut außer dem im § 1228 bezeichneten Schaden die Nachtheile ersetzt verlangen, welche der Rücktritt vom Verlöbnisse für den Erwerb oder das Fortkommen der Braut herbeiführt. Ist die Braut besonders schwer gekränkt, so kann sie auch wegen eines anderen Schadens als eines Vermögensschadens eine billige Entschädigung in Geld verlangen. Der Anspruch ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben über, es sei denn, daß er durch Vertrag anerkannt oder daß er rechtshängig geworden ist. | Der S. 3 unter IV mitgetheilte Antrag 2, der mit dem Antrage 2 unter III S. 1 zusammenhing, wurde fallen gelassen. A. In der hier fraglichen Beziehung 3 wurden der Antrag 1 und der Antrag 4 a, abgesehen von dem Zusatz, abgelehnt und die Fassung des Entw. angenommen; sodann wurde der im Antrage 4 a vorgeschlagenen Beschränkung auf die den Umständen nach angemessenen Verfügungen unter Verwerfung des eventuellen Unterantrags zugestimmt.

| Ρ II 4, 6

| B. Die Komm, lehnte einen Ersatzanspruch dritter Personen ab, nahm dagegen den Ersatzanspruch der Eltern des unschuldigen Verlobten an.

| Ρ II 4, 7

| C. Den in § 1228 Abs. 2 anerkannten Ersatzanspruch des von dem Verlöbnisse zurücktretenden Verlobten und seiner Eltern macht der Entw. davon abhängig, daß der Grund des Rücktritts in einem dem anderen Verlobten zur Last fallenden Verschulden gelegen hat, der Antrag 1 davon, daß der andere Verlobte durch sein Verschulden dem zurücktretenden Verlobten gerechtfertigten Grund zum Rücktritte gegeben hat, der Antrag 4 b, zu dessen Gunsten der Antrag 3 zurückgezogen wurde, im Anschluß an § 475 Abs. 1 des Entw. II davon, daß der Grund des Rücktritts in einer schweren Verfehlung des anderen Verlobten lag. Von anderer Seite wurde vorgeschlagen, im Antrag 1 statt „durch sein Verschulden" zu sagen „durch eine Verfehlung". Die Komm, lehnte den letzten Vorschlag ab, ebenso den Antrag 4 b und nahm den Antrag 1 an. D. Zur Berathung gelangten hierauf die Anträge 5 und 6 und der Satz 3 des Antrags 4 a. Bei der Abstimmung wurde der Antrag 6 abgelehnt; die übrigen Anträge wurden in Folge dessen als erledigt angesehen . . .

| Ρ II 4, 9

| IV. Es lag der Antrag vor, als § 1228 a einzuschalten:

Struckmann Das Versprechen einer Strafe zur Aufrechterhaltung eines Verlöbnisses ist un(Nr 1, 3) wirksam. Er wurde angenommen. 3

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Der Beschluß bezog sich auf die Frage, wie der im Falle des Abs. 1 dem unschuldigen Verlobten zu ersetzende Schaden abgegrenzt werden solle.

1. Titel: Verlöbniß

§§ 1297-1302

Es erschien mit Rücksicht auf die veränderte Fassung des § 1227 zweckmäßig, diesen sachlich mit dem Entw. übereinstimmenden Satz besonders auszusprechen. V. Der Antrag, als § 1228 b folgende Vorschrift aufzunehmen:

Küntzel

Der im § 1228 bestimmte Anspruch findet nur statt, wenn das Verlöbniß unter Zustimmung derjenigen Personen eingegangen ist, deren Einwilligung zur Eheschließung erforderlich ist, und wenn es öffentlich oder durch Anzeigen an Verwandte oder Bekannte kundgegeben oder in gerichtlicher oder notarieller Form erklärt ist wurde abgelehnt. | VI. In Bezug auf die Rückgabe der unter den Verlobten gemachten Geschenke |ΡΠ 4, 10 lagen die Anträge vor: 1. den § 1229 zu fassen: Struckmann Was ein Verlobter dem anderen Verlobten geschenkt oder zum Zeichen des (Nr 1,4) Verlöbnisses gegeben hat, kann, sofern sich nicht aus den Umständen ein Anderes ergiebt, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung zurückgefordert werden, wenn die Eheschließung nicht erfolgt. Im Zweifel ist anzunehmen, daß die Rückforderung ausgeschlossen sein soll, wenn das Verlöbniß durch den Tod eines der Verlobten aufgelöst wird. 2. den § 1229 zu fassen: v. Mandry Was ein Verlobter dem anderen geschenkt oder zum Zeichen des eingegangenen (Nr 2, 3) Verlöbnisses zugewendet hat, ist im Zweifel zurückzugeben, wenn das Verlöbniß in anderer Weise als durch den Tod eines der Verlobten aufgelöst wird. Der Verlobte, welcher nach Maßgabe des § 1228 ersatzpflichtig ist, kann die Rückgabe nicht verlangen. Auf die Verpflichtung zur Rückgabe finden die Vorschriften des § 742 des Entw. II Anwendung. 3. den § 1229 zu fassen: Was ein Verlobter dem anderen Verlobten geschenkt oder zum Zeichen des Verlöbnisses gegeben hat, kann von ihm, wenn die Eheschließung unterbleibt, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung zurückgefordert werden, sofern nicht anzunehmen ist, daß die Absicht, das Gegebene im Falle des Unterbleibens der Ehe zurückzufordern, ausgeschlossen war. Die Rückforderung findet im Zweifel nicht statt, wenn die Schließung der Ehe in Folge des Todes eines der Verlobten unterbleibt. Der Antrag 1 wurde unter Streichung der Worte „sofern sich nicht aus den Umständen ein Anderes ergiebt" angenommen, der Abs. 2 des Antrags 2 abgelehnt. | VII. Der § 1230 blieb unbeanstandet.

| Ρ II 4,11

II. Fassung der Regelung in der VorlZust: § 1 2 2 7 . * ) Aus dem Verlöbnisse findet eine Klage auf Schließung der Ehe nicht Ε I-VorlZust. Statt. $ 1227 Das Versprechen einer Vertragsstrafe für den Fall des Unterbleibens der Ehe ist unwirksam. *) Die N o t e zur Ueberschrift des vierten Buches wird gestrichen. § 1 2 2 8 . Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er, sofern nicht E I - V o r l Z u s t ein wichtiger Grund für den Rücktritt vorliegt, dem anderen Verlobten und dessen S 1228

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§§ 1297-1302

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Eltern deft Schaden zu ersetzen, welcher (denselben) dadurch entstanden ist, daß von ihnen in E r w a r t u n g der Eheschließung in einem den Umständen angemessenen U m f a n g e A u f w e n d u n g e n gemacht, Verbindlichkeiten eingegangen o d e r sonstige vermögensrechtliche V e r f ü g u n g e n getroffen sind. Die gleiche Verpflichtung trifft einen Verlobten, w e n n er durch sein Verschulden dem anderen Verlobten gerechtfertigten G r u n d zu dem von diesem erklärten Rücktritte gegeben hat. (Die Geltendmachung eines weiteren Schadens ist ausgeschlossen) Ε I-VorlZust § 1229. W a s ein Verlobter dem anderen Verlobten geschenkt oder z u m Zeichen % 1229 des Verlöbnisses gegeben hat, kann (von dem ersteren) nach den Vorschriften über

die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung zurückgefordert werden, wenn die Eheschließung nicht erfolgt. Im Zweifel ist anzunehmen, daß die R ü c k f o r derung ausgeschlossen sein soll, wenn das Verlöbniß durch den T o d eines der V e r lobten aufgelöst wird. Ε I-VorlZust § 1230. Die aus den §§ 1228, 1229 sich ergebenden Ansprüche verjähren mit Ab% 1230 lauf eines Jahres. Die V e r j ä h r u n g beginnt mit dem Zeitpunkte, in welchem das V e r -

löbniß aufgehoben ist. III. Fassung der Regelung in der Ε I-ZustRedKom § 1227

ZustRedKom:

§ 1227. Aus dem Verlöbnisse kann nicht auf Eingehung der Ehe geklagt werden. Das Versprechen einer Strafe für den Fall, daß die Eingehung der Ehe unterbleibt, ist unwirksam. § 1228 entspricht § 1204 Ε II.

Ε I-ZustRedKom § 1228 a. (1228 Abs. 2.) Giebt ein Verlobter durch sein Verschulden dem anderen % 1228 a Verlobten gerechtfertigten G r u n d zum Rücktritte, so hat er, wenn der Rücktritt er-

folgt, nach Maßgabe des § 1228 Schadensersatz zu leisten. § 1229 entspricht § 1207 Ε II. Ε I-ZustRedKom § 1230. Die in den §§ 1228, 1229 bestimmten Ansprüche verjähren in einem % 1230 Jahre von der Auflösung des Verlöbnisses an.

2. Prot. II, Bd. 4, S. 694 ff. (Mugdan, Bd. 4, S. 680 ff.): | Ρ II 4, 694

| VII. Man kam im Zusammenhange mit der Berathung der Ansprüche aus dem außerehelichen Beischlafe zur Berathung folgender Anträge:

Struckmann (Nr 130)

1. den § 770 Abs. 2 des Entw. II zu fassen: Ein gleicher Anspruch steht einer Frauensperson zu, gegen die . . . begangen oder die durch A n w e n d u n g hinterlistiger Kunstgriffe zur Gestattung des Beischlafs verleitet w o r d e n ist.

| Ρ II 4, 695

| 2. a) als § 1228 a einzuschalten: H a t eine Verlobte ihrem Verlobten den Beischlaf gestattet, so kann sie unter den im § 1228 bestimmten Voraussetzungen außer der Ersatzleistung eine billige E n t schädigung in Geld verlangen. Der Anspruch ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben über, es sei denn, daß er durch V e r t r a g anerkannt oder daß er rechtshängig geworden ist. b) im § 1230 auch den § 1228 a zu zitiren;

Jacubezky (Nr 149, 5)

3. f ü r den Fall der Annahme des Antrags 1 als § 748 a zu bestimmen: W e r e j n e Frauensperson durch Anwendung hinterlistiger Kunstgriffe zur Gestattung des außerehelichen Beischlafs verleitet, ist ihr z u m Ersätze des daraus entstehenden Schadens verpflichtet. 16

1. Titel: Verlöbniß

§§ 1297-1302

Der Antragsteller zu 1 erklärte sich mit dem Antrage 3 einverstanden. Die Komm, nahm beide Anträge an. B. Der Antrag 2 giebt im Anschluß an die Beschlußfassung zu § 1228 (S. 3 ff.) der Braut einen Anspruch auf eine billige Geldentschädigung, wenn eine Schwächung im Brautstande stattgefunden hat. Voraussetzung des Anspruchs ist Schwächung, nicht Schwängerung im Brautstand unter Hinzutritt der weiteren Voraussetzungen, von welchen der Entschädigungsanspruch der Braut, den der § 1228 ihr zuerkennt, abhängig ist; irgend eine Form des Verlöbnisses ist nicht gefordert. Im Laufe der Berathung wurde eine doppelte Modifikation beantragt: es soll der Anspruch nur der unbescholtenen Braut und dieser nur im Falle der Schwängerung zustehen . . . | Die Komm, nahm den Antrag 2 a und b an, jedoch mit der Modifikation, daß | Prot II 4, 697 nur die unbescholtene Verlobte den Anspruch haben soll.

IV. 1. Fassung der Regelung im Ε II: § 1203 Aus dem Verlöbnisse kann nicht auf Eingehung der Ehe geklagt werden. Ε II § 1203 Das Versprechen einer Strafe für den Fall, daß die Eingehung der Ehe unterbleibt, ist nichtig. § 1204 Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er dem anderen Ε II § 1204 Verlobten und dessen Eltern den Schaden zu ersetzen, welcher dadurch entstanden ist, daß sie in Erwartung der Eheschließung Aufwendungen gemacht haben oder Verbindlichkeiten eingegangen sind. Hat der andere Verlobte in Erwartung der Eheschließung sonstige vermögensrechtliche Verfügungen getroffen, so erstreckt sich die Ersatzpflicht auch auf den hierdurch entstandenen Schaden. Der Schaden ist nur insoweit zu ersetzen, als die Aufwendungen, Verbindlichkeiten und sonstigen Verfügungen den Umständen nach angemessen waren. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn ein wichtiger Grund für den Rücktritt vorliegt. § 1205 Giebt ein Verlobter durch sein Verschulden dem anderen Verlobten ge- Ell § 1205 rechtfertigten Grund zum Rücktritte, so ist er, wenn der Rücktritt erfolgt, nach Maßgabe des § 1204 Abs. 1 zum Schadensersatze verpflichtet. § 1206 Hat eine unbescholtene Verlobte ihrem Verlobten die Beiwohnung ge- Ε II § 1206 stattet, so kann sie, wenn die Voraussetzungen des $ 1204 oder des § 1205 vorliegen, unbeschadet der dort bestimmten Ersatzansprüche, eine billige Entschädigung in Geld verlangen, auch wenn sie einen Vermögensschaden nicht erleidet. Der Anspruch ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben über, es sei denn, daß er durch Vertrag anerkannt oder daß er rechtshängig geworden ist. § 1207 Unterbleibt die Eheschließung, so kann jeder Verlobte von dem anderen Ell § 1207 dasjenige, was er ihm geschenkt oder zum Zeichen des Verlöbnisses gegeben hat, nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung zurückfordern. Im Zweifel ist anzunehmen, daß die Rückforderung ausgeschlossen sein soll, wenn das Verlöbniß durch den Tod eines der Verlobten aufgelöst wird. § 1208 Die in den §§ 1204 bis 1207 bestimmten Ansprüche verjähren in einem Ε II § 1208 Jahre von der Auflösung des Verlöbnisses an. V. Fassung der Regelung im Ε II rev./E III: § 1282 Ε II rev. (§ 1280 Ε III) entspricht § 1297 BGB. 17

§§ 1297—1302

Ε II rev § 1283

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 1283 Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er dem anderen Verlobten und dessen Eltern den Schaden zu ersetzen, der daraus entstanden ist, daß sie in Erwartung der Ehe Aufwendungen gemacht haben oder Verbindlichkeiten eingegangen sind. Dem anderen Verlobten hat er auch den Schaden zu ersetzen, den dieser dadurch erleidet, daß er in Erwartung der Ehe sonstige sein Vermögen oder seine Erwerbsstellung berührende Maßnahmen getroffen hat. Der Schaden ist nur insoweit zu ersetzen, als die Aufwendungen, die Eingehung der Verbindlichkeiten und die sonstigen Maßnahmen den Umständen nach angemessen waren. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn ein wichtiger Grund f ü r den Rücktritt vorliegt. § 1284 Ε II rev. (§ 1282 Ε III) entspricht § 1299 BGB. § 1285 Ε II rev. (§ 1283 Ε III) entspricht § 1300 BGB. § 1826 Ε II rev. (§ 1284 Ε III) entspricht § 1301 BGB.

Ε II rev § 1287

§ 1287 Die in den §§ 1283 bis 1286 bestimmten Ansprüche verjähren in einem Jahre von der Auflösung des Verlöbnisses an.

D. Bundesrat (Justizausschuß) I. Anträge zur 1. Lesung (Zusst. S. 1): § 1283 Ε II rev. (§ 1204 Ε II): Bayern bemerkt, die Gründe, welche dazu geführt hätten, außer dem Verlobten auch dessen Eltern einen Anspruch auf Ersatz der in Erwartung der Eheschließung gemachten Aufwendungen zu gewähren, träfen in gleicher Weise für diejenigen Personen zu, welche an Stelle der Eltern und aus gleichen Gefühlen und sittlichen Rücksichten Aufwendungen im Hinblick auf die erwartete Eheschließung gemacht hätten. Der den Eltern gewährte Anspruch werde daher auch den sonstigen Verwandten und den Pflegeeltern einzuräumen sein. § 1285 Ε II rev. (§ 1206 Ε II) Reuß ä,'.L. bezeichnet die Vorschrift des § 1285 als anstößig, weil sie gewissermaßen eine Prämie auf die Vollziehung des Beischlafs vor der Eheschließung setze und der Braut eine Anregung geben könne, sich diesen Vortheil zu sichern. Es wird daher befürwortet, den § 1285 zu streichen. II. Bericht von Heller (Bayern) vom 28. 10. 1895 Den Antrag Bayerns zum § 1283 empfahl der Berichterstatter abzulehnen. Auch der Professor v. Mandry sprach sich gegen ihn aus. Zuzugeben sei, daß die beantragte Bestimmung für manche Fälle der Billigkeit entsprechen würde. Im allgemeinen aber gehe sie zu weit; sie entspreche nicht dem geltenden Rechte, ein besonderes Bedürfnis darnach sei bisher von keiner Seite geltend gemacht worden. Uebrigens seien auch recht wohl Fälle denkbar, in denen die Anerkennung des Ersatzanspruchs eines Verschwägerten gleichfalls der Billigkeit entsprechen würde. Eine nach allen Seiten befriedigende Grenze zu finden, sei nicht möglich. Baden und Hessen erklärten sich f ü r den Bayerischen Antrag, Baden mit dem Beifügen, daß die Bestimmung unter allen Umständen für die Pflegeeltern am Platze sei. Hiergegen wurde von Preußischer Seite bemerkt, daß der Begriff „Pflegeeltern" dem Bürgerlichen Gesetzbuche fremd sei. Ich hielt den Antrag zunächst in seinem ganzen Umfange aufrecht. — Um aber einerseits dem aus dem Gebrauche des Ausdrucks „Pflegeeltern" abgeleiteten Bedenken zu begegnen, andrerseits aber die allerdings 18

1. Titel: Verlöbniß

§§ 1297-1302

schwierige und in der Anwendung nicht immer zu einem der Billigkeit entsprechenden Ergebnisse führende Abgrenzung zu vermeiden, auch den insbesondere von dem Professor v. Mandry als auf keinen Fall berücksichtigungswert bezeichneten Fall auszuschließen, daß ein Aufwand gemacht oder eine Verbindlichkeit eingegangen wurde, um ein einzelnes Geschenk zu machen, stellte ich f ü r den Fall der Ablehnung des Antrags den weiteren Antrag, wenigstens zu bestimmen, daß „hinsichtlich der Ausstattung der zurückgetretene Verlobte die gleiche Verpflichtung gegen die Personen habe, die an Stelle der Eltern die Ausstattung übernommen haben". Der Antrag wurde auch in dieser Fassung nur von Baden und Hessen unterstützt. Da hienach Württemberg den Ausschlag geben wird, wurde die Abstimmung verschoben 4 . Der Antrag von Reuß ä.L. wurde von keiner Seite aufgenommen.

E. Reichstag (XII. Kommission) I. Anträge zur 1. Lesung a) I. § 1280 Absatz 1 dahin zu fassen: „Das Verlöbniß begründet die Verpflich- Gröber tung zur Eheschließung; diese Verpflichtung ist jedoch nicht klagbar." (Nr 89) II. in § 1281 1. den Absatz 1 folgendermaßen zu fassen: „Tritt ein Verlobter von dem Verlöbnisse zurück, so hat er dem anderen Verlobten allen Schaden zu ersetzen, auch für den Schaden, der nicht Vermögensschaden ist, eine billige Entschädigung in Geld zu gewähren. Den Eltern des anderen Verlobten hat er den Schaden zu ersetzen, der daraus entstanden ist, daß sie in Erwartung der Ehe Aufwendungen gemacht oder Verbindlichkeiten eingegangen haben." 2. Absatz 2 zu streichen und statt dessen zu setzen: „Der Anspruch des anderen Verlobten auf Ersatz des Schadens, welcher nicht Vermögensschaden ist, ist nicht übertragbar und geht nicht auf die Erben über, es sei denn, daß er durch Vertrag anerkannt oder daß er rechtshängig geworden ist." III. Im Falle der Annahme des vorstehenden Antrages den § 1283 zu streichen. Frohme, b) l . i n §1281 Stadthagen a) den Absatz 2 zu streichen, b) den Absatz 3 zu streichen, eventuell zu fassen wie folgt: „Die Ersatzpflicht tritt (Nr 87) nicht ein, wenn ein Grund für den Rücktritt vorliegt, der die Scheidung der Ehe zu Gunsten des Rücktretenden begründet hätte, falls die Ehe bereits geschlossen gewesen wäre." 2. in § 1282 statt „§ 1281 Absatz 1, 2" zu setzen: „§ 1282 Absatz 1". 3. in § 1283 a) statt „billige Entschädigung" zu setzen: „unter Berücksichtigung der Vermögensverhältnisse des Verlobten und der Erschwerung der Eingehung einer anderen Heirath festzusetzenden Entschädigung", b) Absatz 2 des § 1283 zu streichen. 4. in $ 1284 vorletzte Zeile statt „Im Zweifel ist anzunehmen, daß die Rückforderung ausgeschlossen sein soll," zu setzen: „Die Rückforderung ist ausgeschlosK sen, . 5. in § 1285 statt „in einem Jahre" zu setzen: „in 2 Jahren". In der nachgeholten Abstimmung wurde der Antrag mit Stimmengleichheit abgelehnt. 19

§§ 1297-1302

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Gröber c) 1. hinter dem § 1280 folgende Vorschrift als § 1280a. einzuschalten: (Nr 90) „Das Verlöbniß, welches ein Geschäftsunfähiger oder ein Eheunmündiger abschließt, begründet die in den §§ 1281 bis 1284 bestimmten Ansprüche nicht. Das von einem ehemündigen Minderjährigen abgeschlossene Verlöbniß bedarf, um diese Ansprüche zu begründen, der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters." 2. in §1281 nach den Worten „dessen Eltern" einzufügen die W o r t e : „sowie dritten Personen, welche an Stelle der Eltern im Interesse des Verlobten thätig geworden sind,". 2. Bericht von Heller vom 24. 4. 1896 Die XII. Kommission des Reichstags begann in der heute abgehaltenen 28. Sitzung die Beratung des Familienrechts. Zum Berichterstatter über dieses Buch ist nicht, wie ich vorgestern irrtümlich berichtete, der Abgeordnete Gröber, sondern der Abgeordnete Dr. Bachem gewählt. In die Kommission ist nunmehr der Abgeordnete Dr. Schädler eingetreten. Als Kommissar des Bundesrats ist auch der Professor Dr. Sohm zugegen. Zum S 1280 lag der Antrag Gröber (Nr. 89 der Drucksachen Ziff. I) vor. Der Antragsteller führte aus, daß er das dem § 1280 zugrundeliegende Prinzip nicht angreifen wolle, es aber doch f ü r notwendig erachte, in der Fassung der Bestimmung zum Ausdrucke zu bringen, daß das Verlöbnis ein Rechtsgeschäft sei. Eine diesen Satz voranstellende Fassung sei würdiger und f ü r das Verständnis des Volks zweckmäßiger als die Fassung des Entwurfs. Verneint brauche dann bloß zu werden, daß eine klagbare Verpflichtung durch das Rechtsgeschäft nicht erzeugt wird. Die Kommissarien v. Mandry und Planck empfahlen unter Hinweis auf die schon in der Kommission für die zweite Lesung gepflogene eingehende Besprechung der Frage, es bei der Fassung des Entwurfs zu belassen und die Frage nach der rechtlichen N a tur des Verlöbnisses der Wissenschaft zu überlassen. Als seine persönliche Ansicht bezeichnete Planck die Auffassung, daß das Verlöbnis eine rechtsgeschäftliche Verpflichtung nicht begründe. Nach dem Entwurf sei daher im Falle des Rücktritts vom Verlöbnis nur das sogenannte negative Interesse zu ersetzen, nicht das sogenannte Erfüllungsinteresse. Die Abgeordneten v. Cuny und v. Buchka sprachen sich gegen den Antrag aus, auch der Abgeordnete Kauffmann trat ihm entgegen; der beantragte Satz würde voraussetzen, daß der Begriff des Verlöbnisses festgestellt, wohl auch daß die Eingehung des Verlöbnisses an eine Form gebunden würde. Unschön sei es übrigens, daß der Abschnitt mit einer Verneinung beginnt; die Redaktionskommission sollte erwägen, ob nicht eine dies vermeidende Umstellung der Bestimmungen möglich sei. Diese Anregung fand allgemeine Zustimmung. Der Antrag Gröber aber wurde gegen sechs Stimmen abgelehnt. Den in der anliegenden Drucksache Nr. 90 unter Ziff. 1 enthaltenen Antrag auf Einschaltung eines neuen § 1280 a begründete der Antragsteller Gröber damit, daß diese Bestimmungen notwendig seien, um eine Reihe von Zweifeln auszuschließen, zu denen das Fehlen solcher Bestimmungen führen müßte. v. Mandry legte zunächst dar, daß sich hinsichtlich der Geschäftsunfähigen der Inhalt des Antrags schon aus den Bestimmungen des Allgemeinen Teils ergebe. Die Frage, ob es gerechtfertigt sei, dem von einem eheunmündigen oder von einem ehemündigen Minderjährigen eingegangenen Verlöbnisse eine indirekte Wirkung beizulegen, werde im einzelnen Falle nach §1281 Abs. 3 zu beurteilen sein. Der Umstand, daß das Verlöbnis im Alter der Eheunmündigkeit pp. eingegangen wurde, könne einen wichtigen Grund zum Rücktritte bilden. Faßt man das Verlöbnis nicht als Rechtsgeschäft auf, so sei es bedenklich, Bestimmungen zu treffen, die leicht dazu verleiten können, das Ver20

1. Titel: Verlöbniß

§§ 1297-1302

löbnis als Rechtsgeschäft zu betrachten. Der Antragsteller strich hierauf in dem Antrage die Worte „ein Geschäftsunfähiger oder", hielt im übrigen aber den Antrag aufrecht. Er fand auch in dieser Fassung keine Unterstützung und wurde, nachdem sich die Abgeordneten v. Cuny, v. Buchka und Bachem gegen ihn erklärt hatten, mit sehr großer Stimmenmehrheit abgelehnt. Bei dem § 1281 kam zunächst der Antrag Gröber zum Absätze 1 (Nr. 89 der Drucksachen Z i f f . II 1) in Verbindung mit dem weiteren Antrage desselben Abgeordneten (Nr. 90 der Drucksachen Z i f f . 2) zur Beratung. Der zuletzt bezeichnete Antrag entspricht im wesentlichen einem bei der Beratung des Entwurfs im Justizausschusse des Bundesrates von Bayern gestellten Abänderungsantrage. Zur Begründung des anderen Antrags führte der Antragsteller aus, die beantragte Fassung entspreche der Mehrzahl der geltenden Rechte; die einschränkende Bestimmung des Entwurfs werde die schwierigsten Feststellungen erforderlich machen. Der Antrag Nr. 90 Ziff. 2 wurde von den Wortführern fast aller Fraktionen befürwortet. Auch v. Mandry trat ihm nicht ernstlich entgegen. Er machte nur darauf aufmerksam, daß man durch das Hinausgehen über die Eltern den sicheren Boden verlasse; nur die Eltern seien ausstattungspflichtig. In den anderen Fällen werde regelmäßig dem Verlobten selbst der Ersatzanspruch zustehen. Mit Nachdruck aber sprach er sich gegen den Antrag Nr. 89 Ziff. II 1 aus. Die Hereinziehung des immateriellen Schadens entspreche der deutschen Rechtsanschauung nicht. Das Mißgeschick des Bruchs eines Verlöbnisses dürfe nicht zum Zwecke der Vermögensvermehrung ausgebeutet werden können. Der Rücktritt vom Verlöbnisse müsse im Interesse der Verhütung unglücklicher Ehen möglichst frei sein und dürfe auch nicht mittelbar erschwert werden. Der Antrag wurde von keiner Seite ausdrücklich unterstützt, v. Cuny und v. Buchka erklärten sich gegen ihn. Der Antrag Nr. 89 Ziff. II 1 wurde gegen wenige Stimmen abgelehnt; die Anträge Nr. 89 Ziff. II 2, III waren hiedurch erledigt. Der Antrag Nr. 90 Ziff. 2 wurde mit sehr großer Mehrheit angenommen, vorbehaltlich der Verbesserung seiner Fassung. 5 Zum § 1281 lagen ferner vor die Anträge Frohme, Stadthagen (Nr. 87 der Drucksachen Z i f f . la, b); außerdem beantragte Stadthagen, im Eingange des Abs. 1 statt „ein Verlobter" zu setzen „der Bräutigam". Keiner dieser Anträge fand Unterstützung; sie wurden, nachdem v. Mandry die gegen sie sprechenden Bedenken eingehend dargelegt hatte, gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Der § 1281 wurde sodann im ganzen ohne weiteren Widerspruch unverändert angenommen. Auch der § 1282 blieb unbeanstandet, da der Antrag Frohme, Stadthagen (Nr. 87 der Drucksachen Z i f f . 2) als durch die Beschlußfassung zum § 1281 erledigt galt. Zum § 1283 bemerkte Stadthagen zur Begründung der Anträge Frohme, Stadthagen (Nr. 87 der Drucksachen Z i f f . 3 a, b), der Ausdruck „billige Entschädigung" gebe dem richterlichen Ermessen einen zu weiten Spielraum. Um die Zuerkennung der in der Praxis so häufigen allzu mäßigen Entschädigungen auszuschließen, seien dem Richter Anhaltspunkte f ü r die Bemessung zu geben. Der Abs. 2 müsse gestrichen werden, weil dieser Anspruch ein Vermögensrecht sei wie alle anderen Entschädigungsansprüche. Auf die Erwiderung v. Mandrys, daß die beantragte Fassung des Absatzes 1 das Ermessen des Richters in ganz unzweckmäßiger Weise beschränke und daß nur die Freiheit des Ermessens dem Richter die Möglichkeit gebe, Entschädigungen zuzuerkennen, die er außerdem nur auf Grund einer förmlichen Beweiserhebung würde zuerkennen können, änderte Stadthagen den Antrag durch Vor5

Die geänderte Fassung des § 1281 Abs. 1 entspricht derjenigen des § 1298 Abs. 1 BGB.

21

§ § 1297 — 1302

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Setzung der Worte „billige, insbesondere", v. Mandry sprach sich auch gegen diese Fassung aus, weil eine Auslegung zu befürchten sei, die auf die Vermögensverhältnisse des Mädchens gar keine Rücksicht nimmt. Hinsichtlich des Abs. 2 sei durch den angenommenen § 831 schon präjudizirt. Die Frage könne hier nicht anders entschieden werden als dort. Diese Anträge fanden keine Unterstützung. Für eine gewisse Beschränkung des richterlichen Ermessens erklärte sich indessen auch der Abgeordnete Vielhaben; er beantragte, als Mindestbetrag festzusetzen „das Fünfzigfache des ortsüblichen Taglohns". Die Abstimmung ergab die Ablehnung aller Anträge teils gegen zwei, teils gegen drei Stimmen. Den Antrag Frohme, Stadthagen zum § 1284 (Nr. 87 der Drucksachen Z i f f . 4) begründete Stadthagen damit, daß der vom Entwurf vorausgesetzte Zweifel kaum denkbar sei; die Rückforderung könne nur dann platzgreifen, wenn sie bedungen war. v. Mandry erwiderte, eine ausdrückliche Verabredung werde nicht leicht vorkommen. Dagegen sei denkbar, daß die Intention dahin ging, Geschenke seien zurückzugeben, wenn es überhaupt, also etwa auch durch Tod nicht zur Ehe kommt. Die Auslegungsregel sei daher nicht zu entbehren. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Der Antrag Frohme, Stadthagen zum § 1285 (Nr. 87 der Drucksachen Z i f f . 5) wurde einstimmig angenommen. Ausschlaggebend war insbesondere der von Vielhaben geltend gemachte Grund, daß in der Regel zunächst viel Zeit hingehe mit den Versuchen der Angehörigen, die Sache außergerichtlich auszugleichen. v. Mandry hatte sich gegen den Antrag ausgesprochen, weil zu wünschen sei, daß dergleichen Angelegenheiten so rasch als möglich erledigt werden.

ZWEITER TITEL Eingehung der Ehe

§ 1303

Ein Mann darf nicht vor dem Eintritte der Volljährigkeit, eine Frau darf nicht vor der Vollendung des sechzehnten Lebensjahres eine Ehe eingehen. Einer Frau kann Befreiung von dieser Vorschrift bewilligt werden. -

TE-FamR § 4; KE § 1206; Ε I § 1233; Ε II § 1209; Ε II rev. § 1288; Ε III § 1286. Prot. I, S. 5852 ff.; Prot. II 4, 19 ff.

§ 1304

Wer in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, bedarf zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters. Ist der gesetzliche Vertreter ein Vormund, so kann die Einwilligung, wenn sie von ihm verweigert wird, auf Antrag des Mündels durch das Vormundschaftsgericht er22

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

setzt werden. Das Vormundschaftsgericht hat die Einwilligung zu ersetzen, wenn die Eingehung der Ehe im Interesse des Mündels liegt. TE-FamR §§ 5, 8; K E § 1205 Abs. 1, 2; Ε I § 1232 Abs. 1, 2; Ε II § 1210; Ε II rev. § 1289; Ε III § 1287. - Prot. I, S. 5858 ff., 5875 ff.; Prot. II 4, 17 ff.

§ 1305 Ein eheliches Kind bedarf bis zur Vollendung des einundzwanzigsten Lebensjahres zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung des Vaters, ein uneheliches Kind bedarf bis zum gleichen Lebensalter der Einwilligung der Mutter. An die Stelle des Vaters tritt die Mutter, wenn der Vater gestorben ist oder wenn ihm die sich aus der Vaterschaft ergebenden Rechte nach § 1701 nicht zustehen. Ein für ehelich erklärtes Kind bedarf der Einwilligung der Mutter auch dann nicht, wenn der Vater gestorben ist. Dem Tode des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn sie zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande sind oder wenn ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist. TE-FamR §§ 6, 8, 464; K E §1210; E I § 1238 Abs. 1; E l l §1211; E l l rev. § 1290; E I I I § 1288. - Prot. I, 5864 ff., 5872 ff., 8093 f.; Prot. II 4, 30 f.; 670, 715 f. § 1306 Einem an Kindesstatt angenommenen Kinde gegenüber steht die Einwilligung zur Eingehung einer Ehe an Stelle der leiblichen Eltern demjenigen zu, welcher das Kind angenommen hat. Hat ein Ehepaar das Kind gemeinschaftlich oder hat ein Ehegatte das Kind des anderen Ehegatten angenommen, so finden die Vorschriften des § 1305 Abs. 1 Satz 1, 2, Abs. 2 Anwendung. Die leiblichen Eltern erlangen das Recht zur Einwilligung auch dann nicht wieder, wenn das durch die Annahme an Kindesstatt begründete Rechtsverhältnis aufgehoben wird. TE-FamR §§ 431, 433, 437; K E § 1211; Ε I § 1239; Ε II § 1212; Ε II rev. § 1291; Ε III § 1289. - Prot. I, S. 5871 f.; Prot. II, 4, 24, 34, 740.

§ 1307 Die elterliche Einwilligung kann nicht durch einen Vertreter ertheilt werden. Ist der Vater oder die Mutter in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so ist die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters nicht erforderlich. TE-FamR §§ 6, 8, 464; K E § 1210 Abs. 2; Ε I § 1238 Abs. 2; Ε II § 1213; Ε II rev. § 1292; Ε III § 1290. - Prot. I, S. 5873 ff., 5909 ff.; Prot. II 4, 31.

§ 1308 Wird die elterliche Einwilligung einem volljährigen Kinde verweigert, so kann sie auf dessen Antrag durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden. Das Vormund23

§§ 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

schaftsgericht hat die Einwilligung zu ersetzen, wenn sie ohne wichtigen Grund verweigert wird. Vor der Entscheidung soll das Vormundschaftsgericht Verwandte oder Verschwägerte des Kindes hören, wenn es ohne erhebliche Verzögerung und ohne unverhältnißmäßige Kosten geschehen kann. Für den Ersatz der Auslagen gilt die Vorschrift des § 1847 Abs. 2. TE-FamR §§ 6, 8, 464; K E § 1210 Abs. 3; Ε I § 1238 Abs. 3; Ε II § 1214; Ε II rev. § 1293; Ε III § 1291. - Prot. I, S. 5875 ff.; Prot. II, 4, 30 ff.

§ 1309 Niemand darf eine Ehe eingehen, bevor seine frühere Ehe aufgelöst oder für nichtig erklärt worden ist. Wollen Ehegatten die Eheschließung wiederholen, so ist die vorgängige Nichtigkeitserklärung nicht erforderlich. Wird gegen ein Urtheil, durch das die frühere Ehe aufgelöst oder für nichtig erklärt worden ist, die Nichtigkeitsklage oder die Restitutionsklage erhoben, so dürfen die Ehegatten nicht vor der Erledigung des Rechtsstreits eine neue Ehe eingehen, es sei denn, daß die Klage erst nach dem Ablaufe der vorgeschriebenen fünfjährigen Frist erhoben worden ist. TE-FamR § 9 ; K E § 1207; E I § 1234; E l l § 1215 Abs. 1; E l l rev. § 1294; Ε III § 1292. - Prot. I, 5882; Prot. II 4, 22 f., 60 ff.; Bd. 6, 265, 268.

§ 1310 Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen Verwandten in gerader Linie, zwischen vollbürtigen oder halbbürtigen Geschwistern sowie zwischen Verschwägerten in gerader Linie. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen Personen, von denen die eine mit Eltern, Voreltern oder Abkömmlingen der anderen Geschlechtsgemeinschaft gepflogen hat. Verwandtschaft im Sinne dieser Vorschriften besteht auch zwischen einem unehelichen Kinde und dessen Abkömmlingen einerseits und dem Vater und dessen Verwandten andererseits. TE-FamR § 1 0 ; KE § 1208; E I § 1236; E l l §1216; E l l rev. § 1295; Ε III § 1293. - Prot. I, S. 5882 ff.; Prot. II 4, 23 ff.; Bd. 6, 34.

§ 1311 Wer einen anderen an Kindesstatt angenommen hat, darf mit ihm oder dessen Abkömmlingen eine Ehe nicht eingehen, solange das durch die Annahme begründete Rechtsverhältnis besteht. TE-FamR § 1 1 ; KE §1212; E I § 1240; E l l §1217; E l l rev. § 1296; Ε III § 1294. - Prot. I, S. 5884; Prot. II 4, 34. 24

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§ 1303—1315

§ 1312 Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen einem wegen Ehebruchs geschiedenen Ehegatten und demjenigen, mit welchem der geschiedene Ehegatte den Ehebruch begangen hat, wenn dieser Ehebruch in dem Scheidungsurtheil als Grund der Scheidung festgestellt ist. Von dieser Vorschrift kann Befreiung bewilligt werden. T E - F a m R ξ 12; K E § 1209; E I § 1237; E l l §1218; E l l rev. § 1297; Ε III § 1295. - Prot. I, 5885, 5955, 6062; Prot. II, 4, 27 ff.; Bd. 6, 265.

§ 1313 Eine Frau darf erst zehn Monate nach der Auflösung oder Nichtigkeitserklärung ihrer früheren Ehe eine neue Ehe eingehen, es sei denn, daß sie inzwischen geboren hat. Von dieser Vorschrift kann Befreiung bewilligt werden. -

TE-FamR § 13; K E § 1213; E I § 1241; E l l § 1219; E l l rev. 1298, E I I I § 1296. Prot. I, 5886; Prot. II 4, 34 f.

§ 1314 Wer ein eheliches Kind hat, das minderjährig ist oder unter seiner Vormundschaft steht, darf eine Ehe erst eingehen, nachdem ihm das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß er die im § 1669 bezeichneten Verpflichtungen erfüllt hat oder daß sie ihm nicht obliegen. Ist im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft ein antheilsberechtigter Abkömmling minderjährig oder bevormundet, so darf der überlebende Ehegatte eine Ehe erst eingehen, nachdem ihm das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß er die im § 1493 Abs. 2 bezeichneten Verpflichtungen erfüllt hat oder daß sie ihm nicht obliegen. TE-FamR § 1 5 ; K E §1214; E I § 1242; E l l § 1220; E l l rev. § 1299; E I I I § 1297. - Prot. I, S. 5897; Prot. II 4, 35.

§ 1315 Militärpersonen und solche Landesbeamte, für die nach den Lapdesgesetzen zur Eingehung einer Ehe eine besondere Erlaubnis erforderlich ist, dürfen nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubniß eine Ehe eingehen. Ausländer, für die nach den Landesgesetzen zur Eingehung einer Ehe eine Erlaubniß oder ein Zeugniß erforderlich ist, dürfen nicht ohne diese Erlaubniß oder ohne dieses Zeugniß eine Ehe eingehen. T E - F a m R §§ 14, 21; K E § 1215; E I § 1243; E l l § 1221; E l l rev. § 1300; E I I I § 1298. - Prot. I, S. 5887 ff., 8072; Prot. II 4, 35 ff.; Bd. 6, 268. 25

§§ 1303-1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Α. 1. Kommission 428. Sitzung vom 25. April 1885, Schriftführer: Struckmann * | Prot 1 5845

| Die Berathung des Entwurfs des Familienrechts wurde fortgesetzt. Die §§4—18 des Entwurfs handeln unter der Ueberschrift: „II. Materielle Erfordernisse der Eheschließung" von den s. g. Ehehindernissen. Durch verschiedene Anträge war die präjudizielle Frage angeregt, ob und inwieweit diese Materie überhaupt in dem bürgerlichen Gesetzbuche zu regeln oder in dieser Hinsicht der dritte Abschnitt des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung, welcher in den §§ 28—40 die Erfordernisse der Eheschließung behandelt, aufrechtzuerhalten sei.

Derscheid 1. Von einer Seite war im Anschluß an einen zu den §§ 19—33 des Entwurfs ge(Nr 5) stellten Antrag, die in dem Entwürfe unter den Ueberschriften: „III. Formelle Erfordernisse der Eheschließung" und „IV. Beurkundung der Eheschließung" enthaltenen Bestimmungen nicht in das bürgerliche Gesetzbuch aufzunehmen, sondern in dieser Hinsicht den vierten Abschnitt des gedachten Reichsgesetzes aufrechtzuerhalten, und die in dem letzteren Abschnitte sowie außerdem erforderlichen Abände| Prot I 5846 rungen dieses Reichsgesetzes | dem Einführungsgesetze vorzubehalten, beantragt, v. Roth das in jenem Antrage vorgeschlagene Verfahren auch auf die §§ 4—18 des Entwurfs (Nr 6, 1) auszudehnen, demnach auch den dritten Abschnitt des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875, vorbehaltlich der zu beschließenden Abänderungen einzelner Bestimmungen, aufrechtzuerhalten und auch die letzteren in das Einführungsgesetz einzustellen, die §§ 4—33 des Entwurfs aber durch folgende Bestimmung zu ersetzen: § 3 a. „Die Erfordernisse der Eheschließung sowie die Form und Beurkundung derselben richten sich nach den in dem Reichsgesetz über die Beurkundung des Personenstandes und der Eheschließung vom 6. Februar 1875 getroffenen Bestimmungen." v. Mandry 2. Von anderer Seite war zur Erwägung gestellt, ob nicht in Ansehung der auf (Nr 10) di e Eheschließung überhaupt bezüglichen Bestimmungen eine prinzipielle Ausscheidung zwischen dem Entwürfe und den anderen in Betracht kommenden Gesetzen, namentlich dem Personenstandsgesetz bezw. dem Einführungsgesetze, welches die Verweisungen auf diese anderen Gesetze und die Modifikationen derselben aufzunehmen haben würde, anzustreben sei. Der Ausscheidung würde der Gedanke zu Grunde zu legen sein, daß das Gesetzbuch nur diejenigen Bestimmungen zu umfassen hätte, welche eine unmittelbare privatrechtliche Bedeutung hätten, also namentlich die für die Gültigkeit der Ehe maßgebenden Bestimmungen, daß dagegen nicht in das Gesetzbuch aufgenommen würden diejenigen Bestimmungen, bei denen Er| Prot I 5847 steres nicht der Fall sei, also namentlich diejenigen, wel- | che unmittelbar nur die Thätigkeit des Standesbeamten oder das prozessuale Verfahren regelten. Von diesem Gesichtspunkte aus würden, soviel den jetzt zur Berathung stehenden Unterabschnitt (§§ 4—18 des Entw.) betreffe, aus dem Gesetzbuche diejenigen Bestimmungen auszuscheiden sein, welche nur s. g. aufschiebende Ehehindernisse begründeten (vergl. die §§11, 13—15 des Entw.), indem diese Bestimmungen, soweit an deren Nichtbeachtung nicht sonstige privatrechtliche Wirkungen geknüpft würden (vergl. § 63 des Entw.) nur die Bedeutung von Anweisungen an den Standesbeamten hätten. *

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Die im folgenden erwähnten Verhandlungen vom 11. 10. 1875 und vom 2. 10. 1876 sind unten S. 136 f. bzw. im Band Familienrecht II (bei §§ 1626 ff. BGB) wiedergegeben.

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

N a c h einer eingehenden D e b a t t e lehnte die Mehrheit der K o m m i s s i o n die Ant r ä g e unter 1 und 2, soweit dieselben den Unterabschnitt des E n t w u r f s unter II (§§ 4 — 1 8 ) betreffen, ab, indem beschlossen w u r d e , die M a t e r i e der s. g. Ehehindernisse in dem bürgerlichen G e s e t z b u c h e vollständig zu regeln. O b auch die Bestimm u n g e n über die formellen E r f o r d e r n i s s e der Eheschließung und über die Beurkund u n g d e r Eheschließung (§§ 19—33 des Entw.) in das bürgerliche G e s e t z b u c h aufg e n o m m e n werden sollen o d e r anstatt desselben es bei d e m Reichsgesetze v o m 6. F e b r u a r 1875 zu belassen beziehentlich auf dasselbe z u verweisen sei, blieb späterer Beschlußfassung vorbehalten. Erwogen war: D u r c h Vorbeschluß v o m 11. O k t o b e r 1875 habe die K o m m i s s i o n sich bereits dahin entschieden, daß es A u f g a b e des bürgerlichen G e s e t z b u c h s sei, die privatrechtliche Seite der Ehe, insbesondere die V o r a u s s e t z u n g e n der gültigen E h e und die N a tur der ungültigen E h e , z u regeln. Ein g e n ü g e n d e r G r u n d , v o n diesem Beschlüsse in A n s e h u n g der R e g e l u n g der s. g. Ehehindernisse um deswillen abzuweichen, weil | diese R e g e l u n g durch das R e i c h s g e s e t z vom 6. Februar 1875 bereits e r f o l g t sei, | Prot 1 5848 liege nicht vor. Wenngleich, soviel die Stellung des bürgerlichen G e s e t z b u c h s zu den bestehenden Reichsgesetzen betreffe, von dem G r u n d s a t z e a u s z u g e h e n sein werde, daß der privatrechtliche Inhalt der letzteren aufrechtzuerhalten und nur, soweit ein Bedürfniß vorliege, zu ändern, z u ergänzen o d e r zu deklariren sei, so stehe der Einschlagung dieses W e g e s hier d o c h der U m s t a n d entgegen, d a ß das Reichsgesetz vom 6. Februar 1875 das persönliche Eherecht und insbesondere auch das Eheschließungsrecht nur unvollständig geregelt habe. An sich gehörten die Vorschriften über die materiellen E r f o r d e r n i s s e der Eheschließung überhaupt nicht in d a s Personenstandsgesetz. Wenn das letztere dennoch jene Vorschriften a u f g e n o m m e n habe, so sei dies lediglich deshalb geschehen, weil m a n die S t a n d e s b e a m t e n in der hier fraglichen Beziehung auf das vor dem Reichsgesetze in G e l t u n g g e w e s e n e materielle Recht nicht habe verweisen können, da das letztere theils dunkel, theils in den einzelnen Bundesstaaten sehr verschieden gewesen sei. A u s dem auf die E r m ö g l i chung der D u r c h f ü h r u n g der Civilehe beschränkten Z w e c k e dieses Theiles des Reichsgesetzes erkläre es sich, wenn man im U e b r i g e n v o n einer einheitlichen R e g e lung des persönlichen Eherechts in dem P e r s o n e n s t a n d s g e s e t z e U m g a n g g e n o m m e n habe. D a es die A u f g a b e des bürgerlichen Gesetzbuchs sei, das persönliche Eherecht in seinem g a n z e n U m f a n g e zu regeln, so w ü r d e das G e s e t z b u c h eine wesentliche L ü c k e enthalten, wenn m a n , soviel die Erfordernisse der Eheschließung angehe, es einfach bei dem R e i c h s g e s e t z e belassen wollte. Ein solches, aus systematischen Rücksichten schon w e n i g wünschenswerthes Auseinander- | reißen der V o r s c h r i f t e n | Prot I 5849 über d a s persönliche Eherecht sei um so mißlicher, als die Vorschriften über die Erfordernisse der Eheschließung mit den in dem P e r s o n e n s t a n d s g e s e t z e nicht enthaltenen, daher erst in d e m G e s e t z b u c h e einheitlich zu regelnden Vorschriften über die an die N i c h t b e o b a c h t u n g jener V o r s c h r i f t e n sich k n ü p f e n d e n F o l g e n , insbesondere über die Nichtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe (§§ 40 ff. des Entw.), auf das E n g s t e in V e r b i n d u n g ständen, indem jene Vorschriften die G r u n d l a g e der letzteren bildeten. D a s G e s e t z b u c h w ü r d e an Uebersichtlichkeit und Einfachheit schwere Einbuße erleiden, wenn es genöthigt sein sollte, bei den B e s t i m m u n g e n über die Folgen einer gesetzwidrig e i n g e g a n g e n e n E h e statt auf die Bestimmungen des G e s e t z buchs über die E r f o r d e r n i s s e der E h e auf das Reichsgesetz v o m 6. Februar 1875 bezw. auf das die nöthig w e r d e n d e n E r g ä n z u n g e n und A b ä n d e r u n g e n des letzteren enthaltende E i n f ü h r u n g s g e s e t z z u m bürgerlichen G e s e t z b u c h e B e z u g z u nehmen. Diesen Nachtheilen g e g e n ü b e r könne der von dem U r h e b e r des A n t r a g s unter 1 für 27

§§ 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

die Aufrechterhaltung des dritten Abschnitts des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 geltend gemachte G r u n d , daß, falls die Ausscheidung der auf die Förmlichkeiten der Eheschließung sich beziehenden Vorschriften demnächst beschlossen werden sollte, es im Interesse der Erleichterung der Geschäftsführung der Standesbeamten wünschenswerth sei, wenn die für ihre Geschäftsführung in Betracht kommenden Vorschriften des Eheschließungsrechts in demselben Gesetze vereinigt seien, und daß eine solche Vereinigung der die Eheschließung betreffenden V o r | Prot I 5850 Schriften auch die Verbreitung der Kenntniß der- | selben in den betheiligten Kreisen des Publikums fördern, als durchschlagend nicht erachtet werden, zumal diesem formalen Bedenken gegen die Ausscheidung der Vorschriften über die materiellen Erfordernisse der Eheschließung aus dem Personenstandsgesetze, wenn nöthig, auch in anderer Weise, ζ. B. durch eine dem letzteren Gesetze anzuhängende Instruktion für die Standesbeamten, abgeholfen werden könne. Uebrigens werde das von dem Antrage unter 1 angestrebte Ziel auch auf dem dort vorgeschlagenen Wege jedenfalls nur unvollkommen erreicht werden, da in verschiedenen Richtungen einmal eine E r g ä n z u n g der Vorschriften des Personenstandsgesetzes, soweit dasselbe nämlich auf das Landesrecht verweise und in diesem die nöthige Vervollständigung finde, erforderlich sei, sodann aber auch eine sachliche Aenderung jener Vorschriften mit Rücksicht auf neue Prinzipien des Gesetzbuchs nicht zu vermeiden sein werde. Auch der Standpunkt des Antrages unter 2, welcher die Vorschriften über die s. g. aufschiebenden Ehehindernisse aus dem bürgerlichen Gesetzbuche ausscheiden und in dem Personenstandsgesetze belassen wolle, verdiene keine Billigung. Auch jene Vorschriften seien im Allgemeinen und vorbehaltlich der Prüfung der einzelnen Bestimmungen Bestandtheile des materiellen Eheschließungsrechts, indem sie sich in erster Linie nicht an den Standesbeamten, sondern an die Parteien wendeten. Die Nichtbeachtung jener Vorschriften begründe eine Widerrechtlichkeit der Eheschließenden, welche abgesehen von etwaigen sie treffenden Strafbestimmungen, unter Umständen eine Verpflichtung zum Schadensersatze nach sich ziehen könne. | Prot I 5851 Der Charakter jener Vorschriften als materiell-rechtlicher zeige sich | auch auf dem Gebiete des internationalen Privatrechts, indem die Frage, ob einer Ehe s. g. aufschiebende Ehehindernisse entgegenständen, nicht wie die Förmlichkeiten der Eheschließung nach dem Rechte des Eheschließungsortes sondern nach dem Rechte der Staatsangehörigkeit oder des Wohnsitzes der Eheschließenden zu beurtheilen sein werde. D e r Standpunkt des Antrages unter 2 stehe auch nicht mit dem geltenden Rechte im Einklänge, welches die s. g. aufschiebenden Ehehindernisse als materielle Eheverbote auffasse. Bevor in die Berathung der einzelnen Bestimmungen des Entwurfs über die materiellen Erfordernisse der Eheschließung eingetreten wurde, verständigte man sich dahin, daß die Beschlußfassung über die Oekonomie, über die Anordnung der einzelnen Bestimmungen dieses Unterabschnitts, sowie über die Ausdrucksweise bei den einzelnen Ehehindernissen bis nach erfolgter Berathung des Abschnitts über die Folgen einer gesetzwidrig eingegangenen Ehe auszusetzen sei, da die in letzterer Hinsicht zu fassenden Beschlüsse für jene Beschlußfassung präjudiziell seien. Ferner bestand Einverständniß, daß die Entscheidung der Frage, welche Ueberschrift dem jetzt zur Berathung stehenden Unterabschnitte gegeben werden solle, zweckmäßig ausgesetzt bleibe, bis die Kommission sich darüber schlüssig gemacht habe, ob die Vorschriften über die Förmlichkeiten der Eheschließung (§§ 19—33 des Entw.) aus dem bürgerlichen Gesetzbuche auszuscheiden seien, da der Ausfall dieser Entschei28

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§ 1303—1315

dung auch auf die Wahl der Ueberschrift zu den §§4—18 des Entw. von Einfluß sein könne. Die Berathung ging sodann zur Berathung der §§ 4—18 des Entw. im Einzelnen über. | Der § 4 des Entwurfs lautet: | Prot I 5852 „Eine Ehe kann nur schließen, wer ehemündig ist. TE-FamR Die Ehemündigkeit des männlichen Geschlechts tritt mit der Volljährigkeit oder § 4 Volljährigkeitserklärung, die des weiblichen Geschlechts mit dem vollendeten sechszehnten Lebensjahres ein. Beim weiblichen Geschlecht ist Dispensation zulässig." In den gedruckten Abänderungsanträgen des Referenten ist vorgeschlagen: Den Abs. 2 dahin zu fassen: „Die Ehemündigkeit des männlichen Geschlechts tritt mit der Volljährigkeit, die des weiblichen Geschlechts mit dem vollendeten sechszehnten Lebensjahre ein." Außerdem lagen folgende Anträge vor: 1. den ersten Absatz zu fassen: v. Mandry „Eine gültige Ehe kann nur schließen . . . (Der Antrag hängt mit der Gestaltung (Nr 2, 3) der Ungültigkeit bei der Ehe zusammen; werde er angenommen, so wäre auch in einer Anzahl späterer §§, nämlich in § § 9 , 10, ein entsprechender Zusatz zu machen.)" 2. die Abs. 2 und 3 des Entw. durch folgende Bestimmungen zu ersetzen: Derscheid „Die Ehemündigkeit des männlichen Geschlechts tritt mit dem vollendeten (Nr 3) 20. Lebensjahre, die des weiblichen Geschlechts mit dem vollendeten 16. Lebensjahre ein. Dispensation ist zulässig." | 3. den § 4 in folgender Weise zu fassen: | Prot I 5853 „ Z u r Eheschließung ist die Einwilligung und die Ehemündigkeit der Eheschlie- ν · ßenden erforderlich. ( N r 6> 2 ) Die Ehemündigkeit des männlichen Geschlechts pp. wie im Antrag N - 2." D e r Antrag unter 1 wurde, da derselbe nur die Terminologie betrifft und mit den Bestimmungen über die Folgen einer gesetzwidrig eingegangenen Ehe im Z u sammenhange steht, in Gemäßheit des obigen die Terminologie betreffenden allgemeinen Beschlusses bis nach der Berathung der §§ 40—65 des Entw. ausgesetzt. Ebenso w u r d e die Berathung des Antrages unter 3, soweit derselbe im Anschlüsse an den § 28 des Reichsgesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung vom 6. Februar 1875 auch des Erfordernisses der Einwilligung der Eheschließung erwähnt, bis zur Berathung des § 17 des Entw. bezw. der Frage ausgesetzt, ob die Bestimmungen über die Förmlichkeiten der Eheschließung in das bürgerliche Gesetzbuch a u f g e n o m m e n werden sollen. Anlangend die Bestimmungen des Entwurfes über das E r f o r d e r n i ß der E h e m ü n digkeit, so stehen dieselben, soviel die Ehemündigkeit des weiblichen Geschlechts betrifft, mit den Vorschriften des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 im Einklänge; dagegen weichen dieselben in Ansehung der Ehemündigkeit des männlichen Geschlechtes von dem Reichsgesetze in doppelter Richtung ab, einmal insofern, als die Ehemündigkeit des männlichen Geschlechts nicht mit dem vollendeten 120. Lebens- | Prot I 5854 jähre, sondern mit der Volljährigkeit, d. h. mit dem zurückgelegten 21. Lebensjahre oder der Volljährigkeitserklärung (§§ 26, 27 Κ. E.), eintreten soll. D e r Entwurf 29

§§ 1303—1315

l. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

schiebt also das Ehemündigkeitsalter des männlichen Geschlechts im Verhältniß zu dem Reichsgesetze in der Regel um ein Jahr hinaus. Da jedoch nach dem § 28 des Κ. E. die Volljährigkeitserklärung schon dann zulässig ist, wenn der Minderjährige das 18. Lebensjahr zurückgelegt hat, so kann nach dem Entwürfe im Gegensatze zum Reichsgesetze auf Grund erfolgter Volljährigkeitserklärung die Ehemündigkeit des männlichen Geschlechts auch ohne Dispensation schon vor dem vollendeten 20. Lebensjahre eintreten. Eine zweite Abweichung des Entwurfs von dem Reichsgesetze besteht darin, daß nach dem ersteren bei dem männlichen Geschlechte eine Dispensation ausgeschlossen sein soll. Nach dem Entwürfe fällt mithin bei dem männlichen Geschlechte die Ehemündigkeit stets mit dem Zeitpunkte der erlangten unbeschränkten Geschäftsfähigkeit zusammen. Dagegen schließt sich der Antrag unter 1 auch in Ansehung der Ehemündigkeit des männlichen Geschlechts dem § 28 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 an. In der Kommissionssitzung vom 2. Oktober 1876 war bereits der mit dem Entwürfe übereinstimmende Antrag gestellt: „Der Mann dürfe nicht heirathen, bevor er großjährig oder für großjährig erklärt sei." Die Entscheidung über diesen Antrag ist damals jedoch ausgesetzt. Anlangend die Ehemündigkeit des weiblichen Geschlechts, so fand insoweit der | Prot I 5855 Vorschlag des | Entwurfs in sachlicher Hinsicht von keiner Seite Widerspruch. Dagegen wurde in Ansehung der Ehemündigkeit des männlichen Geschlechts, abweichend von dem Entwürfe, in sachlicher Uebereinstimmung mit dem Antrage unter 2, durch Mehrheitsbeschlüsse entschieden: 1. Die Ehemündigkeit des männlichen Geschlechts tritt mit dem vollendeten 20. Lebensjahre ein. 2. Dispensation ist zulässig. 3. Die Volljährigkeitserklärung ersetzt nicht die Dispensation. Diese Bestimmung soll im Gesetze auch zum besonderen Ausdrucke gebracht werden. Die Gründe waren: Zu 1. Wenngleich das Gewicht der in den Motiven S. 72, 73 für den Vorschlag des Entwurfs angeführten Gründe sich nicht verkennen lasse (vergl. auch Mot. des allg. Theils Absch. II Tit. 1 S. 157, 158), so sei es doch in hohem Maße bedenklich, in dem hier fraglichen Punkte von dem erst vor Kurzem durch das Reichsgesetz vom 6 Februar 1875 geschaffenen Rechtszustande ohne die zwingendsten Gründe wieder abzugehen, zumal der Vorschlag des Entwurfs auch gegenüber dem vor dem Inkrafttreten des Reichsgesetzes in dem größten Theile Deutschlands in Geltung gewesenen Rechte eine Neuerung enthalte. Zwingende Gründe zu einer Aenderung des bestehenden Reichsrechtes seien aber nicht vorhanden. Das Bedürfniß nach einer Aenderung desselben sei, soweit erhelle, nirgends hervorgetreten, eine solche Aenderung durch neue Prinzipien des Gesetzbuchs auch nicht geboten. | Prot 1 5856

| Um so weniger sei es rathsam, eine Aenderung zu beschließen, als es sich um eine Frage sozialpolitischer Natur handele, und die Entscheidung derselben durch das Reichsgesetz vom 6. Februar 1875 auf einem Kompromiß verschiedener einander gegenüberstehender Ansichten im Reichstage beruhe. Gegen den Vorschlag des Entwurfs erhöben sich aber auch sachliche Bedenken. Indem durch denselben das Ehemündigkeitsalter regelmäßig hinausgeschoben werde, führe er zu einer Erschwerung der Eheschließung, welche mit wirthschaftlichen und sittlichen Nachtheilen verbunden sein könne. Zwar handele es sich nur um die Hinausschiebung des Ehemündigkeitsalters um ein Jahr, allein es sei ein Jahr gerade in dem hier in Be30

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§ 1303—1315

tracht k o m m e n d e n Alter, namentlich in sittlicher Hinsicht, o f t von großer Bedeutung. Zu berücksichtigen seien auch die nicht seltenen Fälle, in welchen im Interesse der Betheiligten und der Familie durch die H e i r a t h ein begangener Fehltritt geheilt werden solle. Die Betheiligten in solchen Fällen, in denen eine Verheirathung vor der Volljährigkeit wünschenswerth erscheine, auf dem W e g der Volljährigkeitserklärung zu verweisen, sei unthunlich. Die Fälle könnten so liegen, daß z w a r die Verheirathung eines Sohnes wünschenswerth sei, nicht aber zugleich dessen wirthschaftliche Selbständigkeit auf G r u n d einer Volljährigkeitserklärung. Andererseits dürfe die Volljährigkeitserklärung nicht unbedingt auch die Ehemündigkeit nach sich ziehen. Die Volljährigkeitserklärung hänge wesentlich davon ab, ob die V o r aussetzungen wirthschaftlicher Selbständigkeit vorhanden seien. Bei der E h e m ü n digkeit seien vorwiegend sozialpolitische Rücksichten maßgebend. Die Entscheidung darüber sei nicht Sache der Gerichte; die Dispensation von den Regeln der Ehemündigkeit | habe vielmehr den C h a r a k t e r einer Gnadensache. | Prot I 5857 Zu 2. Halte man, soviel die Ehemündigkeit des männlichen Geschlechts betreffe, im Uebrigen an dem Reichsgesetze fest, so empfehle es sich, auch wegen der Zulässigkeit der Dispensation sich dem bestehenden Reichsrechte anzuschließen, da unter Umständen eine Verheirathung vor dem vollendeten 20. Lebensjahre im Interesse der Betheiligten liegen könne, namentlich auch in solchen Fällen, in denen vor dem vollendeten 20. Lebensjahre eine Volljährigkeitserklärung erfolgt sei. Zu 3. Die G r ü n d e , aus denen die Volljährigkeitserklärung nicht unbedingt auch die Ehemündigkeit nach sich ziehen dürfe, sind bereits im Zusammenhange mit der Begründung des Beschlusses unter 1 dargelegt. Im Hinblick auf die V o r schrift des § 27 K.E. fand man es aber rathsam, jenen Satz im Gesetze ausdrücklich auszusprechen, da sonst aus der Vorschrift des § 27 K.E. in Verbindung mit der in dem Prot. S. 45 sich findenden Bemerkung, daß die Gleichstellung der f ü r volljährig Erklärten mit den Volljährigen eine „absolute" sei, auch auf die Ehemündigkeit bezogen werden könnte, zumal die letztere dadurch, daß dieselbe nicht schon mit der wirklichen Geschlechtsreife eintrete, z u m Theil einen anderen Charakter erhalten habe, und auf dem Gebiete des Privatfürstenrechtes sich die Streitfrage erhoben habe, ob erlauchte Personen, welche nach den Hausgesetzen mit dem vollendeten 18. oder 19. Lebensjahre die Volljährigkeit erreichten, mit diesem Lebensjahre trotz der Bestimmung im § 28 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 die Ehemündigkeit erlangten (vergl. von Sicherer, Reichsgesetz über | die Beurkundung des Perso- | Prot I 5858 nenstandes § 72 Anm. 9). Anlangend die Fassung, so einigte man sich dahin, in dem § 4 nicht mit dem Reichsgesetze vom 6. Februar 1875 von „männlichem Geschlechte" und „weiblichem Geschlechte", sondern im Anschluß an den Sprachgebrauch der deutschen C. P. O., welche jene Ausdrucksweise absichtlich vermieden habe (vergl. § 51, 858 das.), von „Männern" und „Frauen" zu sprechen. Der § 5 des Entwurfs lautet: TE-FamR „Geschäftsunfähige können eine Ehe nicht schließen. §5 Personen, welche in der Geschäftsfähigkeit beschränkt sind, bedürfen zur Schließung einer Ehe der Genehmigung ihrer gesetzlichen Vertreter. Bei der Eheschließung zwischen dem Mündel und einem Abkömmlinge des Vormundes ist der letztere die Genehmigung zu ertheilen behindert (§ 493). Dem Vormunde steht ein Pfleger gleich, welchem die allgemeine Sorge für die Person des Mündels obliegt." 31

§ § 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Dazu lagen folgende Anträge vor: 1. a) In Absatz 2 und 3 statt „Genehmigung" zu setzen: „Zustimmung". Anmerkung: Vergl. § 64 Abs. 3 K.E.

v. Weber (Nr 7,1)

b) Dem Absatz 2 hinzuzufügen: „Bei Personen, welche unter Vormundschaft oder unter einer die Sorge für die Person umfassenden Pflegschaft stehen, muß zu der Zustimmung des Vormundes oder Pflegers die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts hinzutreten." v. Roth 2. Den § 5 Absatz 3 in folgender Weise zu fassen: (Nr 6, 3) ^Bei der Eheschließung zwischen dem Mün- | del und einem Abkömmling des | Prot I 5859 Vormundes ist der letztere zur Vertretung des Mündels nicht befugt." und den Nachsatz: „dem Vormund steht ein Pfleger gleich pp." zu streichen. Der § 5 wurde absatzweise berathen. 1. Der Absatz 1 des § 5 schließt sich in sachlicher Hinsicht dem Reichsgesetze vom 6. Februar 1875 insofern an, als letzteres im §28 die Einwilligung der Eheschließenden verlangt, Einwilligung aber Willensfähigkeit voraussetzt. Die Kommission war der Ansicht, daß die Aufnahme der im Abs. 1 vorgeschlagenen Bestimmung, wenngleich dieselbe vielleicht als selbstverständlich bezeichnet werden könnte, sich doch zur Verdeutlichung des Gesetzes, im Anschlüsse an die Terminologie des letzteren (§ 63 K.E.) empfehle. II. Unter der Vorschrift des Abs. 2 fallen nach den Bestimmungen des allgemeinen Theils des Gesetzbuchs (§§ 64, 69, 70 K.E.): Minderjährige, welche das siebente Lebensjahr zurückgelegt haben, Volljährige, welche wegen Verschwendung entmündigt, und Volljährige, welche wegen ihres körperlichen und geistigen Zustandes von dem Vormundschaftsgerichte des vormundschaftlichen Schutzes für bedürftig erklärt sind (§ 559 des Entw. und § 70 K.E.). Anlangend 1. die Minderjährigen, welche das siebente Lebensjahr zurückgelegt haben, so wurde zunächst nur der Fall zur Erörterung gezogen, wenn Eltern des Minderjährigen nicht vorhanden sind. Die Erörterung des Falles, wenn Eltern vorhanden sind, wurde wegen des Zusammen| Prot I 5860 hangs mit dem § 6 bis zur Berathung des § 6 ausgesetzt. Die Bestimmung | des Entwurfs, daß in jenem Falle die Einwilligung des Vormundes zur Eheschließung erforderlich ist, entspricht den §§ 29 und 30 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 und fand die Billigung der Kommission. 2. Nach dem Reichsgesetze vom 6. Februar 1875 bedürfen Volljährige, welche wegen Verschwendung entmündigt sind, zur Eheschließung nicht der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters, während vor dem Reichsgesetze in einem großen Theile Deutschlands, insbesondere im Gebiet des Preuß. A. L. R. und des Sächs. G. B., eine solche Einwilligung erforderlich war. Die Mehrheit der Kommission billigte den Vorschlag des Entwurfs, auch die Eheschließung entmündigter Verschwender an die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters zu knüpfen, aus den in den Motiven S. 84 dargelegten Gründen, insbesondere in der Erwägung, daß nach dem Prinzipe des Gesetzbuchs (§ 69 K.E) die entmündigten Verschwender in Ansehung der Geschäftsfähigkeit dem Minderjährigen ganz gleichgestellt seien, auch in Ansehung nicht vermögensrechtlicher Rechtsgeschäfte, und daß es an einem zwingenden Grunde fehle, jenes Prinzip für die Eheschließung zu durchbrechen. 3. Aus ähnlichen Gründen (vergl. § 70 K.E.) trat die Mehrheit der Kommission auch dem Vorschlage des Entwurfs bei, die Eheschließung der s. g. preßhaften Personen von der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters abhängig zu machen. 32

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

Einverständniß bestand, daß, falls in Gemäßheit des in den gedruckten Abänderungsanträgen des Referenten zu § 567 des Entw. beantragten § 567 a auch solche Volljährige den Minderjährigen in Ansehung der Geschäftsfähigkeit gleichgestellt werden | sollten, über welche auf Grund des § 567 des Entw. eine vorläufige Vor- | Prot I 5861 mundschaft angeordnet ist, auch diese unter die Bestimmung des Abs. 2 des § 5 fallen würden. 4. Der Antrag unter 1 b, betreffend den Hinzutritt der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts zu der nach dem § 4 Abs. 2 erforderlichen Einwilligung des gesetzlichen Vertreters in den oben unter 1 — 3 erörterten Fällen, wurde von der Kommission durch Mehrheitsbeschluß abgelehnt.

Die Gründe waren: Nach dem gegenwärtig in einem großen Theile Deutschlands geltenden Rechte sei allerdings die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts oder des Familienraths zu der Eheschließung bevormundeter Personen neben oder statt der Einwilligung des Vormundes erforderlich, indem der § 29 Abs. 5 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 diese Vorschriften des Landesrechts habe bestehen lassen. Es könne auch nicht verkannt werden, daß wichtige Gründe sich dafür geltend machen ließen, bei dem f ü r den Bevormundeten besonders wichtigen Rechtsgeschäfte der Eheschließung die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts zu verlangen, zumal nach dem Entwürfe (§§ 514 ff.) in vielen Fällen, welche an sich nicht von so einschneidender Bedeutung für die Verhältnisse des Mündels seien, namentlich zu vermögensrechtlichen Rechtsgeschäften, die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts erfordert werde. Verlange man die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts, so sei dasselbe in der Lage, den Vormund kontroliren zu können, ob derselbe in der hier fraglichen Beziehung die Interessen des Mündels gewissenhaft wahrnehme. Eine solche Kontrole könne | namentlich in solchen Fällen wünschenswerth |ProtI 5862 erscheinen, in denen die Wahl der Person des Vormundes von dem Vormundschaftsgerichte nicht abhänge. Zuzugeben sei ferner, daß mit der Eheschließung oft auch wichtige vermögensrechtliche Folgen verbunden seien. Trotz dieser für das Erforderniß der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts geltend gemachten Gesichtspunkte sei es richtiger, davon abzusehen, weil einentheils dem Entwürfe überhaupt das Prinzip zum Grunde liege, daß die Sorge für die Person des Mündels dem Vormunde allein obliege und anderentheils, vom praktischen Gesichtspunkte aus betrachtet, nach den gemachten Erfahrungen von der Aufstellung jenes Erfordernisses die erhofften Vortheile nicht zu erwarten seien. Nach der Natur der hier in Betracht kommenden Verhältnisse sei das Vormundschaftsgericht nur in seltenen Fällen in der Lage, sich die nöthige Kenntniß der Verhältnisse als Grundlage seiner Entscheidung zu verschaffen. In Folge dessen werden die Genehmigung desselben oft eine reine Formsache, zumal das Vormundschaftsgericht meist vor vollendeten Thatsachen stehe, denen Rechnung zu tragen, es schließlich sich doch gezwungen sehe. Andererseits könne, wenn das vormundschaftliche Gericht ängstlich und peinlich verfahre, eine den Umständen nicht entsprechende Entscheidung erfolgen. Ueberhaupt sei der Vormund regelmäßig besser als das Vormundschaftsgericht im Stande, in solchen persönlichen Angelegenheiten beurtheilen zu können, was dem Mündel nützlich sei. Gegen den Antrag spreche ferner, daß die N o t w e n d i g k e i t der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts nachtheilige Verzögerungen mit sich bringen könne. 33

§§ 1303-1315 | Prot I 5863

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

| 5. In Betreff der Fassung des § 5 Abs. 2 (vergl. Antrag 1 a) verständigte man sich dahin, daß das W o r t : „Genehmigung" im Anschlüsse an den durch den § 128 K.E. festgestellten Sprachgebrauch durch das W o r t : „Einwilligung" zu ersetzen sei. III. Der dritte Absatz des § 5 in Verbindung mit dem § 493 des Entw., nach welchem der Vormund bei Rechtsgeschäften zwischen sich selbst und dem Mündel die Einwilligung als gesetzlicher Vertreter zu ertheilen behindert ist, soll den § 37 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 ersetzen. Der Entwurf weicht, abgesehen davon, daß die Ehe zwischen dem behinderten Vormunde oder dem Abkömmlinge des behinderten Vormundes und dem Mündel nach dem § 51 N - 6 des Entw. anfechtbar ist, darin von dem Reichsgesetze ab, daß er die Ehe zwischen den bezeichneten Personen während der Dauer der Vormundschaft nicht unbedingt verbietet, sondern zuläßt, wenn ein ad hoc bestellter Pfleger seine Einwilligung dazu ertheilt. Die Kommission genehmigte den Abs. 3 des Entwurfs aus den in den Motiven S. 96, 97 entwickelten Gründen. Insbesondere war erwogen, daß die Aenderungen des Reichsgesetzes, soviel die Voraussetzungen des Verbots betreffe, sich durch den Anschluß an die Prinzipien des Vormundschaftsrechts rechtfertige. Durch den Beschluß werde jedoch, wie bei allen anderen Beschlüssen über die Ehehindernisse der Frage, welche Wirkung die Nichtbeachtung der hier fraglichen Bestimmung habe, nicht präjudizirt, indem diese Frage erst bei der Berathung des Unterabschnitts über die Folgen einer gesetzwidrig eingegangenen Ehe zu entscheiden sein werde.

| P r o t I 5864

| Anlangend die Fassung des dritten Absatzes, so wurde beschlossen, wie im Absatz 2, so auch im Absatz 3 das Wort: „Genehmigung" durch das W o r t : „Einwilligung" zu ersetzen (vergl. den Antrag 1 a und den Beschluß zu Abs. 2 des § 5 oben unter II, 5). Der Antrag unter 2 wurde abgelehnt, da nach der Terminologie des Entwurfs (§ 491) unter „Vertretung" nur der Fall verstanden wird, in welchem der Vormund statt des Mündels handelt. Abgelehnt wurde ferner der Antrag unter 2 auch insoweit, als er sich gegen die Aufnahme des zweiten Satzes des Abs. 3 richtet, indem man sich überzeugte, daß nach den Bestimmungen des Entwurfs (vergl. § 363) Fälle vorkommen können, in welchen ein Pfleger nur zum Zwecke der Sorge für die Person bestellt werde. Der Ausdruck: „Sorge f ü r die Person" und der Ausdruck: „Abkömmlinge" wurde nicht beanstandet (vergl. §§ 28, 740 K.E.). Einverständniß bestand ferner, daß des Gegenvormundes aus den Gründen der Motive S. 97 nicht zu erwähnen sei.

Der § 6 des Entwurfs lautet: „Während der Minderjährigkeit bedürfen eheliche Kinder zur Eheschließung §6 der Genehmigung der Eltern, uneheliche Kinder der Genehmigung der Mutter. Die vorstehende Bestimmung findet auf denjenigen Elterntheil keine Anwendung, welcher das Recht der Sorge für die Person des Kindes verwirkt oder durch | Prot 1 5865 Entziehung von Seiten des | Vormundschaftsgerichts verloren hat, oder welcher zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande oder dessen Aufenthalt dauernd unbekannt ist, sofern in den beiden zuletzt gedachten Fällen das Vorhandensein der Behinderung durch einen Ausspruch des Vormundschaftsgerichts festgestellt ist." TE-FamR

Dazu lagen folgende Anträge vor: 1. von Seiten des Referenten: d e n Abs. 2 dahin zu fassen:

Planck (Nr 9, 1) 34

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

„Die vorstehende Bestimmung findet auf denjenigen Elterntheil keine Anwendung, welcher wegen eines Verbrechens oder Vergehens nach Maßgabe des § 381 rechtskräftig verurtheilt worden ist oder welcher u.s.w. (wie im Entwürfe)." 2. den ersten Absatz im Anschlüsse an § 29 des Reichsgesetzes vom 6. Februar v. Mandry 1875 folgendermaßen zu beschließen: (Nr 2,4) „Eheliche Kinder bedürfen zur Eheschließung der Einwilligung des Vaters, nach dem T o d e des Vaters der Einwilligung der Mutter und zwar die Söhne, solange sie das 25 te , die Töchter, solange sie das 24te Lebensjahr nicht vollendet haben. Uneheliche Kinder bedürfen unter derselben Voraussetzung der Einwilligung der Mutter." 3. den § 6 durch folgende Bestimmung zu ersetzen: „Eheliche Kinder bedürfen zur Eheschließung, solange der Sohn das 25 te , die Derscheid Tochter das 24 te Lebensjahr nicht vollendet hat, | der Einwilligung des Vaters, nach (Nr 3) dem T o d e des Vaters der Einwilligung der Mutter. | Prot I 5866 Uneheliche Kinder bedürfen bis zu der angegebenen Altersgrenze der Einwilligung der Mutter. Dem Tode des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn dieselben zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande sind oder ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist." 4. den § dem Antrage N° 3 § 6 entsprechend zu fassen, jedoch statt „Einwilli- v. Weber gung" zu setzen: „Zustimmung". (Nr 7, 2) 5. Nach § 6 in der Fassung des Antrags N° 3 folgenden § 6 a einzustellen:

v. Roth

a

§ 6 . „Bei angenommenen Kindern tritt an die Stelle des leiblichen Vaters derjenige, welcher an Kindesstatt angenommen hat. W a r die Annahme an Kindesstatt durch zwei Ehegatten gemeinsam erfolgt, so hat auch die Ehefrau des Annehmenden die nach § 6 der leiblichen Mutter zustehenden Rechte anzusprechen." Die Berathung des Antrages unter 5 wurde zurückgestellt. 1. Die Diskussion beschränkte sich zunächst auf den Abs. 1 des Entwurfs. Der Standpunkt des Entwurfs wurde von der Mehrheit abgelehnt und der Antrag unter 3 angenommen, jedoch mit der Modifikation, daß, wie bei den Söhnen, so auch bei den Töchtern die Einwilligung des Vaters bezw. der Mutter bis zum vollen- | deten | Prot I 5867 25. Lebensjahre erforderlich sein soll. Erwogen war: Zwingende Gründe, in der hier fraglichen Beziehung von dem bestehenden Reichsgesetze abzuweichen, lägen nicht vor. Die Gründe der Motive S. 84 ff. seien nicht überzeugend. Die Bestimmungen des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 §§ 29, 30 verdienten auch sachlich den Vorzug. Das Einwilligungsrecht der Eltern sei nicht oder doch nicht vorwiegend Ausfluß der Fürsorge für die Person der Kinder, sondern der den Eltern geschuldeten Ehrerbietung und der persönlichen Interessen der Eltern, indem bei der Eheschließung der Kinder auch Familieninteressen, insbesondere die Alimentationspflicht, in Frage kämen. Auch im Reichstage sei bei den Verhandlungen das Hauptgewicht nicht auf die Fürsorge für die Person der Kinder, sondern auf die Pietät und die Familieninteressen gelegt. Wenngleich zuzugeben sei, daß die Konsequenz dieses Standpunkts dahin führen würde, für die ganze Lebenszeit der Eltern deren Einwilligung zur Eheschließung zu fordern, so sei doch andererseits auch das Interesse des Kindes zu berücksichtigen. Auf dieser 35

§ § 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Ausgleichung der verschiedenen Interessen beruhe die Bestimmung des Reichsgesetzes. Die Altersgrenze, bis zu welcher die Einwilligung der Eltern erforderlich sei, bis auf das vollendete 21. Jahr herunterzusetzen, empfehle sich auch um deswillen nicht, weil verfrühte Ehen nicht zu fördern seien. Eine Aenderung des Reichsgesetzes erscheine jedoch in der Richtung angemessen, daß die Töchter den Söhnen gleichgestellt würden, mithin auch die ersteren bis zum vollendeten 25. Lebensjahre der Einwilligung der Eltern bedürften. | Prot I 5868

| Wenn das Reichsgesetz in Ansehung der Töchter mit Rücksicht auf eine besondere Bestimmung des Preuß. A.L.R. (vergl. Mot. S. 80 unten und S. 81 oben) das 24. Lebensjahr gewählt habe, so komme diese Rücksicht für das bürgerliche Gesetzbuch nicht mehr in Frage. Auch in der Hinsicht sei dem Reichsgesetze der Vorzug vor dem Entwürfe zu geben, als das erstere nicht neben der Einwilligung des Vaters auch die der Mutter verlange. Daß bei Meinungsverschiedenheiten der Wille des Vaters den Ausschlag zu geben habe, entspreche der Stellung des Vaters als des Hauptes der Familie und der Bestimmung im § 322 Abs. 2 des Entwurfs.

2. Auch der Abs. 2 des Entwurfs, soweit derselbe von dem dritten Absätze des Antrages 3 abweicht, fand nicht die Zustimmung der Kommission, vielmehr wurde in dieser Beziehung der dritte Absatz des Antrages 3 angenommen. Die Kommission war der Ansicht, daß, nachdem der Standpunkt des Entwurfs, welcher die Einwilligen der Eltern als Ausfluß der Fürsorge für die Person behandelt habe, abgelehnt sei, die Konsequenz des beschlossenen Standpunkts dahin führen müsse, den Eltern in Uebereinstimmung mit dem Reichsgesetze vom 6. Februar 1875 das Einwilligungsrecht ohne Rücksicht darauf beizulegen, ob sie Inhaber der elterlichen Gewalt seien oder nicht. Auch eine Verurtheilung nach Maßgabe des §381 des Entw. müsse von dem beschlossenen Standpunkte aus ohne Einfluß sein. Der Verlust des Einwilligungsrechts in Folge einer solchen Verurtheilung würde von diesem | Prot I 5869 | Standpunkte aus den Charakter einer Strafe haben. Die Bestimmung des Entwurfs, daß die Behinderung eines Elterntheils, die Einwilligung zu ertheilen, durch einen Ausspruch des Vormundschaftsgerichts festgestellt werden müsse, sei zwar nicht unvereinbar mit dem beschlossenen Standpunkte, wenngleich nach demselben auch großjährige Kinder bis zum vollendeten 25. Lebensjahre der Einwilligung der Eltern bedürften, indessen sei wenigstens dann, wenn man den Mangel der elterlichen Einwilligung mit dem Entwürfe nur als ein aufschiebendes Ehehinderniß behandele, ein Bedürfniß für die Aufnahme jener Bestimmung, die zudem eine Neuerung enthalte, nicht anzuerkennen. Vorbehalten bleibe es jedoch, auf die Frage für den Fall zurückzukommen, daß die Kommission den Eltern das Recht beilegen sollte, die Ehe der Kinder wegen des Mangels der erforderlichen Einwilligung anzufechten, indem alsdann in Frage kommen könne, ob die Aufnahme der fraglichen Bestimmung sich nicht im Interesse der Sicherheit der Ehe empfehle. Der Antrag 4 ist durch den Beschluß zu § 5 unter II, 5 erledigt. In Gemäßheit des Beschlusses zu § 5 unter II, 1 wurde nunmehr die ausgesetzte Frage zur Berathung verstellt, ob auch solche Minderjährige, deren Eltern noch leben, unter die Bestimmung des § 5 Abs. 2 fallen sollen, so daß neben der Einwilligung der Eltern als solcher auch die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters der Kinder, insbesondere des den Kindern in den vom Gesetze besonders bestimmten | Prot I 5870 Fällen bestellten | Vormundes erforderlich ist. Obwohl nach dem Reichsgesetze vom 6. Februar 1875 § 29 neben der Einwilligung des Vaters die Einwilligung des Vor36

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

mundes des Kindes niemals erfordert wird, so w a r man doch einverstanden, daß in dieser Hinsicht eine Abweichung von dem Reichsgesetze im Anschlüsse an die Prinzipien des Vormundschaftsrechts (§ 491 des Entw.) angemessen sei. Es w u r d e deshalb die ausgesetzte Frage in bejahendem Sinne entschieden, der P r ü f u n g bei der Redaktion aber überlassen, ob dies im Gesetzbuche besonders auszusprechen sei. 429. Sitzung vom 27. April 1885, Schriftführer:

Struckmann

| Die Berathung des Entwurfs des Familienrechts Abschn. I Tit. 1 Nr. II: „Mate- | Prot I 5871 rielle Erfordernisse der Eheschließung." wurde fortgesetzt. Im Anschlüsse an § 6 des Entwurfs w a r der z u m § 6 gestellte, bis nach der Erledigung des § 6 ausgesetzte Antrag unter 5 (Prot. S. 5866) noch zu erledigen. D e r selbe betrifft die elterliche Einwilligung zur Eheschließung angenommener Kinder und schließt sich im Wesentlichen dem ersten Satze des § 31 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 an, geht jedoch insoweit darüber hinaus, als er auch den Fall berücksichtigt, wenn die Annahme an Kindesstatt durch zwei Ehegatten gemeinsam erfolgt ist. D e r Entwurf hat das in Rede stehende Einwilligungsrecht im Z u s a m m e n hange mit den übrigen Bestimmungen über die Annahme an Kindesstatt und zwar in einer von dem Reichsgesetze und dem gestellten Antrage zum Theil abweichenden Weise geregelt, indem er die Adoptirenden, | und zwar ganz allgemein auch die | Prot I 5872 Adoptivmutter, vollständig an die Stelle der leiblichen Eltern des angenommenen Kindes treten läßt, in der Art, daß das Einwilligungsrecht der letzteren in Folge der Adoption dauernd erlischt (vgl. die §§ 431, 433, 437 d. E.). Die Mehrheit der Kommission w a r der Ansicht, daß es im Interesse der Erleichterung der praktischen H a n d h a b u n g des Gesetzbuchs, insbesondere im Interesse der Standesbeamten, sowie wegen des Zusammenhanges der Vorschriften über die Ehehindernisse mit den Vorschriften über die Folgen einer gesetzwidrig eingegangenen Ehe den V o r z u g verdiene, sämmtliche Bestimmungen über die Ehehindernisse in demselben Abschnitte zu vereinigen und deshalb die auf die elterliche Einwilligung zur Eheschließung seitens a n g e n o m m e n e r Kinder bezüglichen Bestimmungen in den gegenwärtig zur Berathung stehenden Abschnitt einzustellen. Man erachtete es auch als angemessen, über den Inhalt der hier einzustellenden Bestimm u n g schon jetzt Beschluß zu fassen. Mit Rücksicht auf den Zusammenhang derselben mit den übrigen Bestimmungen des Entwurfs über die Annahme an Kindesstatt und um dem Systeme des Entwurfs in dieser Beziehung nicht zu präjudiziren, verständigte man sich aber dahin, vorläufig eine den Vorschlägen des Entwurfs entsprechende Bestimmung aufzunehmen unter dem Vorbehalte, demnächst bei der Berathung des Abschnitts über die A n n a h m e an Kindesstatt (§§ 414 ff. d. E.) darauf z u r ü c k z u k o m m e n . Die Fassung der Bestimmung nach Maßgabe der Vorschläge des Entwurfs w u r d e der Redaktion überwiesen. In Veranlassung der Ausführungen der Motive S. 94, 95 kam noch n u r Sprache, ob in Anse- | hung der nach dem § 5 Abs. 2 und dem § 6 d. Ε erforderichen Einwilli- | Prot I 5873 gung der gesetzlichen Vertreter bezw. der Eltern als solcher eine V e r t r e t u n g im Willen unzulässig sei und ob Eltern, welche in der Geschäftsfähigkeit beschränkt sind, die nach § 6 erforderliche Einwilligung z u r Eheschließung ihrer Kinder ohne die Einwilligung ihrer gesetzlichen Vertreter wirksam ertheilen könnten. Die K o m mission war einverstanden, daß mit Rücksicht auf die persönliche N a t u r der Einwilligung zur Eheschließung beide Fragen zu bejahen seien; doch gingen die Ansichten darüber auseinander, ob es nöthig sei, dies im Gesetzbuche ausdrücklich anzuspre37

§§ 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

chen, indem einerseits geltend gemacht wurde, daß die Unzulässigkeit der Vertretung im Willen auf dem Gebiete des Familienrechts bei nichtvermögensrechtlichen Rechtsgeschäften wegen der besonderen Natur und des Gegenstandes der letzteren schon aus dem § 115 Κ. E. folge, andererseits darauf hingewiesen wurde, daß nach dem Prinzipe des Vormundschaftsrechts die Vertretungsbefugniß des Vormundes und dessen Recht, zu Rechtsgeschäften des Mündels die Einwilligung zu ertheilen, sich auch auf die persönlichen Angelegenheiten des Mündels erstrecke (§ 491 d. E.) und die Fälle, in denen ausnahmsweise eine Vertretung im Willen unzulässig und die Einwilligung des Vormundes zu Rechtsgeschäften des Mündels nicht erforderlich sein solle, ausdrücklich hervorgehoben seien (vgl. die §§ 297, 413, 422, 425, 448, 450 d. E.). Man verständigte sich dahin, die Beschlußfassung über die Frage, ob und in welcher Art in den Fällen des § 5 Abs. 2 und des § 6 die Unzulässigkeit der Vertretung im Willen bezw. das Nichterforderniß der Einwilligung der gesetzlichen | Prot I 5874 | Vertreter der Eltern ausdrücklich ausgesprochen werden solle, auszusetzen, bis ein vom Referenten einzubringender schriftlicher Antrag vorliege. Ob etwa an Stelle der hier in Rede stehenden Bestimmung, sowie anderer ähnlicher Spezialbestimmungen des Entwurfs demnächst ein allgemeines Prinzip aufzustellen sei, werde sich erst nach der Durchberatung des Entwurfs entscheiden lassen. Die Berathung wandte sich sodann dem § 7 d. E. zu. Derselbe lautet: TE-FamR „War die nach den §§ 5 und 6 erforderliche Genehmigung zur Eheschließung § 7 einmal ertheilt, so darf dieselbe auf Grund solcher Umstände, welche dem Genehmigenden zur Zeit der Genehmigung bekannt waren, später nicht versagt werden, es sei denn, daß die frühere Genehmigung durch Zwang veranlaßt worden war." Dazu lagen folgende Anträge vor: 1. Die Worte „es sei denn . . . veranlaßt worden war" zu streichen.

v. Mandry (Nr 2, 5) v.Weber (Nr 7, 3)

2. Den § 7 in folgender Weise zu fassen: „War die nach § 6 erforderliche Zustimmung zur Eheschließung einmal ertheilt, so darf dieselbe auf Grund solcher Umstände, welche dem Zustimmenden zur Zeit der Zustimmung bekannt waren, später nicht widerrufen werden, (es sei denn, daß die frühere Genehmigung durch Zwang veranlaßt war)."

v. Roth (Nr 6, 5) | Prot 1 5875

3. Den § 7 zu streichen. Di e Mehrheit der Kommission entschied für die Streichung des § 7. | Erwogen war: Die Vorschrift des § 7, obwohl dieselbe nicht die Wirkungslosigkeit des Widerrufs aussprechen, sondern, wie aus dem Zusammenhange mit dem § 8 hervorgehe, nur einen besonderen Fall bestimmen wolle, in welchem die Einwilligung zu ergänzen, sei auch bei dieser Bedeutung gegenüber dem allgemeinen Grundsatze des § 128 Abs. 3 des Κ. E. positiv. Auch aus dem Gesichtspunkte des Verzichts lasse sich dieselbe nicht rechtfertigen, da dem Rechte der Einwilligung zugleich die Pflicht zu gewissenhafter Prüfung der Verhältnisse vor Ertheilung der Einwilligung korrespondire, auf welche nicht verzichtet werden könne. Ein Bedürfniß, von den allgemeinen Grundsätzen abzugehen, sei nicht anzuerkennen. Der Widerruf der einmal ertheilten Einwilligung könne allerdings für die Betheiligten unter Umständen eine große Härte sein; indessen könne darauf vertraut werden, daß das Gericht, wenn auf Ergänzung der einmal ertheilt gewesenen, aber widerrufenen Einwilligung von den Betheiligten angetragen werde, schon von selbst auf solche besondere Verhält38

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§ § 1303—1315

nisse bei seiner Entscheidung Rücksicht nehmen werde. Der Vorschlag des Entwurfs habe außerdem keine große praktische Bedeutung, da in den meisten Fällen, in welchen ein Widerruf erfolge, zugleich neue Umstände mit den bekannt gewesenen Umständen konkurriren würden. Andererseits sei der Ausschluß des Widerrufs für solche Fälle in hohem Maße bedenklich, in denen bei Ertheilung der Einwilligung übereilt oder gewissenlos verfahren sei und aus diesem Grunde der Widerruf erfolge. Ferner komme in Betracht, daß die vorgeschlagene Bestimmung den meisten Partikularrechten unbekannt sei. Der § 8 des Entwurfs lautet: | „Im Falle der Versagung der nach den §§ 5 und 6 erforderlichen Genehmigung | Prot I 5876 zur Eheschließung kann auf Antrag desjenigen, welcher der Genehmigung bedarf, TE-FamR das Vormundschaftsgericht dieselbe ersetzen, wenn die Versagung sich als Miß- § ^ brauch des Rechts der Sorge für die Person darstellt oder entgegen der Vorschrift des § 7 erfolgt ist." Dazu lagen folgende Anträge vor: 1. Den § 8 dahin zu fassen: Derscheid „Im Falle der Versagung der nach § 6 erforderlichen Einwilligung zur Eheschlie- (Nr 3) ßung steht volljährigen Kindern die Klage auf richterliche Ergänzung zu." 2. Den § 8 durch folgende Bestimmung zu ersetzen: v. Weber „Im Falle der Verweigerung oder des Widerrufs der nach dem § 6 erforderlichen (Nr 7, 4) Zustimmung zur Eheschließung steht den Kindern (eventuell: „großjährigen Kindern") gegen ihren Vater oder ihre Mutter der Anspruch auf richterliche Ergänzung der Zustimmung zu. Die Ergänzung findet nicht statt, (oder: „ist zu versagen,") wenn ein wichtiger die Verweigerung oder den Widerruf der Zustimmung nach den Umständen des Falles rechtfertigender Grund vorliegt." 3. Dem Antrage unter 2 folgende Bestimmung vorauszuschicken: „Im Falle der Versagung der nach ξ 5 erforderlichen Einwilligung des Vormundes oder Pflegers kann auf Antrag desjenigen, welcher der Einwilligung bedarf, | das Vormundschaftsgericht dieselbe ersetzen. | Prot I 5877 4. In erster Linie v. Mandry den § 8 des Entwurfs anzunehmen; dabei aber die Worte „als Mißbrauch des (Nr 11) Rechtes der Sorge für die Person" zu ersetzen durch die Worte „als Mißbrauch der vormundschaftlichen oder elterlichen Rechte"; in zweiter Linie den § 8 folgender Maßen zu beschließen: „Hat der Vater oder die Mutter die Einwilligung zur Eheschließung versagt, so steht dem Kinde die Klage auf richterliche Ergänzung zu. Die Ergänzung kann nur erfolgen, wenn die Versagung als Mißbrauch der elterlichen Rechte erscheint. Hat ein gesetzlicher Vertreter, welcher nicht der Vater oder die Mutter desjenigen ist, der der Einwilligung bedarf, die Einwilligung versagt, so kann letzterer bei dem Vormundschaftsgerichte Ergänzung der Einwilligung beantragen. Die Ergänzung ist zu ertheilen, wenn sie im Interesse der bevormundeten Person liegt." Der Urheber des Antrags unter 2 bemerkte, daß nach Streichung des § 7 des Entwurfs sein Antrag insoweit, als derselbe den Fall des Widerrufs besonders berücksichtigte, nicht mehr in Betracht komme. 39

§ § 1303—1315

| Prot I 5878

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Bei der Berathung wurden folgende Fälle | getrennt erörtert: 1. Fall: Ein gesetzlicher Vertreter (Vormund oder Pfleger), welcher nicht der Vater oder die Mutter desjenigen ist, der der Einwilligung bedarf, hat die Einwilligung versagt. Der Antrag 1, welcher für diesen Fall eine besondere Vorschrift nicht geben, sondern die allgemeinen Grundsätze des Vormundschaftsrechts über das Recht des Vormundschaftsgerichts, gegen Pflichtwidrigkeiten des Vormundes einzuschreiten, maßgebend sein lassen will, wurde abgelehnt. Abgelehnt wurden ferner der Entwurf und der prinzipale Antrag unter 4, soweit dieselben den zur Erörterung stehenden Fall betreffen. Dagegen wurde der eventuelle Antrag unter 4 angenommen.

Die Gründe waren: Nach den allgemeinen Grundsätzen des Vormundschaftsrechts könne das Vormundschaftsgericht, wenn der Vormund oder Pfleger pflichtwidrig seine Einwilligung zur Eheschließung des Mündels versage, nicht an Stelle des Vormundes oder Pflegers die Einwilligung ertheilen, sondern nur die Entlassung verfügen und einen anderen Vormund oder Pfleger bestellen. Es sei jedoch unbedenklich und im Interesse der Vereinfachung und zur Vermeidung von Verzögerungen angemessen, von jenem Prinzipe hier eine Ausnahme zu machen. Auch sei es im Interesse des Mündels wünschenswerth, die Ergänzung der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters im Hinblick darauf, daß dem letzteren ein eigenes Recht nicht zustehe, zu erleichtern und nicht davon abhängig zu machen, daß die Verweigerung der Einwilligung sich als ein Mißbrauch der vormundschaftlichen Rechte darstelle. | Prot I 5879 | Zweckmäßig sei es, im Gesetze ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß die Ergänzung zu ertheilen sei, wenn sie im Interesse der bevormundeten Person liege. Man war einverstanden, daß dem in dem eventuellen Antrage unter 4 Abs. 2 vorgesehenen, hier zur Erörterung stehenden Fall gleichzustellen sei, in welchem ein volljähriges Kind, welches das 25. Lebensjahr zurückgelegt habe, unter der Vormundschaft oder der Pflegschaft eines Elterntheils stehe, da in diesem Falle die Einwilligung der Eltern als solche ebenfalls nicht in Frage komme. 2. Fall: Ein Elterntheil hat einem volljährigen, nicht unter Vormundschaft stehenden Kinde die Einwilligung zur Eheschließung versagt. Die Mehrheit der Kommission entschied sich unter Ablehnung des Antrags unter 1 für die Annahme des Antrages unter 2, soweit sich derselbe nicht auf den durch die Streichung des § 7 erledigten Fall des Widerrufs bezieht. Die Gründe waren: Die Zulassung einer richterlichen Ergänzung in diesem Falle entspreche dem § 32 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875. Mit der Natur des elterlichen Einwilligungsrechts als eines eigenen Rechtes der Eltern würde es nicht im Einklänge stehen, wenn man die Entscheidung nicht dem Prozeßrichter, sondern dem Vormundschaftsrichter übertragen wollte. Wenngleich das Verfahren vor dem Vormundschaftsgerichte einfacher sei und rascher zum Ziele führe, auch zugegeben werden müsse, daß Prozesse der hier fraglichen Art oft mit großer Erbitterung geführt würden und die Familienbeziehungen mehr, als das Verfahren vor dem Vormund| Prot I 5880 schaftsgerichte zu untergraben drohten, so | sei doch andererseits zu berücksichtigen, daß das Prozeßverfahren größere Garantien gewähre und mit Rücksicht darauf, daß in den hier fraglichen Fällen oft auch umfassende Beweisaufnahmen nöthig würden, als das angemessenere erscheine. Rathsam sei es, mit dem Antrage unter 2 die Beweislast ausdrücklich zu regeln, und zwar in Uebereinstimmung mit dem gel40

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

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1303—1315

tenden Rechte, zu Gunsten des Kindes. Auch empfehle es sich, die Voraussetzungen, unter denen die Ergänzung nicht stattfinde, in der in dem Antrage unter 2 vorgeschlagenen Art zu bestimmen und dadurch dem Richter eine allgemeine Direktive für seine Entscheidung zu geben. 3. Fall: Ein Elterntheil hat seinem unter seiner elterlichen Gewalt oder unter seiner Vormundschaft stehenden minderjährigen Kinde die Einwilligung zur Eheschließung verweigert. Die Mehrheit der Kommission nahm auch f ü r diesen Fall den Antrag unter 2 an, und zwar in dem Sinne, daß, wenn die Einwilligung des Elterntheils von dem Prozeßgerichte ergänzt ist, daneben nicht noch eine Ergänzung der Einwilligung des Elterntheils in seiner Eigenschaft als Inhaber der elterlichen Gewalt durch das Vormundschaftsgericht erforderlich sein solle. Man war der Ansicht, daß auch in diesem Falle im Hinblick auf solche Fälle, in denen gewissenlose Eltern aus Bosheit oder eigennützigen Motiven ihre Einwilligung versagten, im Interesse der Kinder ein Mittel zur Abhülfe gegeben werden müsse. Zwar lasse das Reichsgesetz vom 6. Februar 1875 in einem solchen Falle eine richterliche Ergänzung nicht zu; die Zulassung entspreche aber dem Rechtszustande, wie er vor dem Reichsgesetze in dem größten Theile Deutschlands bestanden habe. Ne-| ben der Ergänzung durch | Prot 1 5881 den Prozeßrichter wegen der Eigenschaft des Elterntheils als Inhabers der elterlichen Gewalt noch eine Ergänzung durch das Vormundschaftsgericht zu verlangen, erscheine überflüssig. Das Kind, welches die gerichtliche Ergänzung der elterlichen Einwilligung verlange, müsse zu diesem Zwecke die Bestellung eines Pflegers bei dem Vormundschaftsgerichte beantragen (§ 568 d. E.). Das Vormundschaftsgericht werde einen Pfleger nur dann zu bestellen haben, wenn es aus den Umständen des Falls mindestens die Ueberzeugung gewinne, daß die Frage, ob die Klage auf Ergänzung zu erheben sei, einer näheren P r ü f u n g bedürfe. Halte dasselbe hiernach die Bestellung eines Pflegers für erforderlich, so werde dieser die Frage, ob die Klage zu erheben sei, in ihrem ganzen Umfange zu prüfen haben, sowohl aus dem Gesichtspunkte, ob die Eingehung der Ehe überhaupt im Interesse des Kindes, als aus dem Gesichtspunkte, ob die Einwilligung des Elterntheils ohne genügenden Grund verweigert sei. Entscheide sich der Pfleger hiernach für die Erhebung der Klage, so werde auf diesem Wege sachlich dasselbe erreicht, als wenn ein von dem Vormundschaftsgerichte ad hoc bestellter Pfleger die Einwilligung zur Eheschließung des Kindes ertheilt habe. 4. Fall: Ein Elterntheil hat dem unter seiner Vormundschaft stehenden volljährigen Kinde, welches das 25. Lebensjahr noch nicht erreicht hat, die Einwilligung versagt. Die Mehrheit der Kommission ging davon aus, daß dieser Fall dem dritten Falle gleich behandelt werden müsse. 5. Fall: Ein Elterntheil hat dem unter der Vormundschaft oder Pflegschaft eines Anderen stehenden | Kinde die Einwilligung verweigert. | Prot I 5882 Die Mehrheit der Kommission entschied, daß in einem solchen Falle die Einwilligung des Elterntheils wie in den Fällen 2—4 gerichtlich ergänzt werden könne. H a b e zugleich der Vormund oder Pfleger seine Einwilligung versagt, so finde daneben eine Ergänzung dieser Einwilligung durch das Vormundschaftsgericht nach Maßgabe des zu dem ersten Fall gefaßten Beschlusses statt. Nach den vorstehend gefaßten Beschlüssen wird also in allen Fällen, in welchen ein Elterntheil, welcher gesetzlicher Vertreter, sei es Inhaber der elterlichen Gewalt, Vormund oder Pfleger des Kindes ist, welches das 25. Lebensjahr noch nicht zu41

§§ 1303-1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

rückgelegt hat, die Einwilligung zur Eheschließung versagt, durch die gerichtliche Ergänzung der Einwilligung zugleich die nach § 5 Abs. 2 erforderliche Einwilligung des gesetzlichen Vertreters ersetzt. TE-FamR §9

Der § 9 des Entwurfs, welcher lautet: »Wer eine Ehe geschlossen hat, kann eine neue Ehe nicht schließen, bevor die frühere Ehe aufgelöst oder für nichtig oder für ungültig erklärt ist." wurde mit der von Seiten des Referenten in den gedruckten Abänderungsanträgen beantragten Modifikation: in dem § 9 die Worte: „oder für nichtig" zu streichen, aus den in den Motiven S. 97, 98 und in den Bemerkungen zu den gedruckten Abänderungsanträgen S. 5 angeführten Gründen angenommen.

TE-FamR §

Der § 10 des Entwurfs, lautet: „Eine Ehe kann nicht geschlossen werden: 1. zwischen Verwandten in auf- und absteigender Linie, sowie zwischen voll| Prot I 5883 | und halbbürtigen Geschwistern, und zwar ohne Unterschied, ob das Verwandtschaftsverhältniß auf ehelicher oder unehelicher Geburt beruht, 2. zwischen Verschwägerten in auf- und absteigender Linie. Ein Schwägerschaftsverhältniß im Sinne dieses Paragraphen wird auch durch eine solche Ehe begründet, welche für nichtig oder ungültig erklärt ist. Das Schwägerschaftsverhältniß im Sinne dieses Paragraphen umfaßt nicht nur die ehelichen, sondern auch die unehelichen Vorfahren und Abkömmlinge des anderen Ehegatten." hat der Referent in seinen gedruckten Abänderungsanträgen dahin zu fassen beantragt: „Eine Ehe kann nicht geschlossen werden: 1. zwischen Verwandten in gerader Linie, sowie zwischen voll- und halbbürtigen Geschwistern; 2. zwischen Verschwägerten in gerader Linie. Ein Verwandtschaftsverhältniß im Sinne dieses Paragraphen besteht auch zwischen dem unehelichen Erzeuger und dessen Verwandten einerseits und dem unehelichen Kinde und dessen Verwandten andererseits. Ein Schwägerschaftsverhältniß im Sinne dieses Paragraphen wird auch durch eine solche Ehe begründet, welche für ungültig erklärt ist. Das Schwägerschaftsverhältniß im Sinne dieses Paragraphen umfaßt nicht nur die ehelichen, sondern auch die unehelichen Voreltern und Abkömmlinge des anderen Ehegatten." | Prot I 5884

| Der Abänderungsantrag fand die Zustimmung der Kommission, indem dieselbe die Ausführungen in den Motiven S. 99—104 und in den Bemerkungen zu den gedruckten Abänderungsanträgen S. 5 genehmigte. Die in dem § 33 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 sich findenden W o r t e : „ohne Unterschied, ob . . . die Ehe, durch welche die Stief- oder Schwiegerverbindung begründet wird, noch besteht oder nicht" erachtete man insbesondere wegen des § 34 K.E. als entbehrlich. Einverstanden war man ferner, daß aus den §§ 33, 34 K.E. sich ergebe, daß das Schwägerschaftsverhältniß sich nicht auch auf diejenigen Deszendenten des anderen Gatten erstrecke, welche erst nach Auflösung der das Schwägerschaftsverhältniß vermittelnden Ehe erzeugt seien (vergl. die Motive des Entw. S. 103 unter 5; Motive des allg. Theils zu Abschn. II Tit. 1 — natürliche Personen — S. 174). 42

1. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§ 1303—1315

D e r § 11 des Entwurfs, dessen W o r t l a u t dahin geht: TE-FamR „Zwischen Personen, deren eine die andere an Kindesstatt angenommen hat, so- S 1 1 wie zwischen der ersteren und den Abkömmlingen der letzteren ohne Unterschied, ob diese durch die Annahme an Kindesstatt mitbetroffen sind oder nicht, darf, so lange dieses Rechtsverhältniß besteht, eine Ehe nicht geschlossen werden." w u r d e aus den Gründen der Motive S. 104—106 ebenfalls gebilligt. Das Ehehinderniß auch auf die Voreltern des Annehmenden auszudehnen, hielt man wegen der Seltenheit der in Betracht kommenden Fälle f ü r entbehrlich, wenngleich nicht verkannt wurde, daß die Gründe, aus denen der Entwurf — abweichend von dem § 33 N r . 4 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 — das Ehehinderniß auch auf die durch die Annahme an Kindesstatt nicht mitbetroffenen Abkömmlinge des | Ange- |ProtI 5885 nommenen erstrecke, auch f ü r jene Ausdehnung geltend gemacht werden könnten. TE-FamR D e r § 12 des Entwurfs lautet: „Eine Ehe kann nicht geschlossen werden zwischen einem wegen Ehebruchs Ge- $12 schiedenen und demjenigen, dessen Ehebruch in der Urtheilsformel des Scheidungsurtheils als G r u n d der Scheidung festgestellt ist. Dispensation ist zulässig." v. Mandry D e r dazu gestellte Antrag, zu bestimmen: (Nr 2, 6) „Eine Ehe darf nicht geschlossen werden . . ." w u r d e wegen seines Zusammenhangs mit den Bestimmungen über die Folgen einer gesetzwidrig eingegangenen Ehe in Gemäßheit des in der Sitzung vom 25. April d. Js. gefaßten allgemeinen Beschlusses (Prot. S. 5851) ausgesetzt. Die Kommission billigte aus den Gründen der Motive S. 107, 108 den Vorschlag des Entwurfs, jedoch mit der Modifikation, daß die W o r t e : „in der Urtheilsformel des Scheidungsurtheils" durch die W o r t e : „in dem Scheidungsurtheile" ersetzt werden sollen. M a n hielt es nicht f ü r angemessen, in dieser Hinsicht zwischen der U r theilsformel und den Entscheidungsgründen zu unterscheiden, und die materielle W i r k u n g des Eheverbots von dem formalen und zufälligen Umstände abhängig zu machen, ob die fragliche Feststellung in der Urtheilsformel oder in den Entscheidungsgründen sich finde. Dagegen w a r man einverstanden, daß eine wirkliche Feststellung in dem Urtheile als Voraussetzung des Eheverbots erfolgt sein müsse, eine nachträgliche Feststellung auf G r u n d der Akten ausgeschlossen sei, und solche in den Entscheidungsgründen enthaltenen Aeußerungen, welche nicht den C h a r a k t e r einer beabsichtigten Feststellung an sich trügen, nicht genügten, um das Ehehinderniß zu begründen. | Prot I 5886 | Zu dem § 13 des Entwurfs, welcher lautet: „Frauen d ü r f e n erst nach Ablauf des dreihundertsten Tages seit der Beendigung, TE-FamR Nichtigkeits- oder Ungültigkeitserklärung einer früheren Ehe eine neue Ehe schlie- §13 ßen. Dispensation ist zulässig. Die vorstehenden Bestimmungen finden keine Anwendung, wenn vor Ablauf der im Absatz 1 gedachten Frist die N i e d e r k u n f t der zur weiteren Eheschließung schreitenden Frau erfolgt ist." hat der Referent in seinen gedruckten Abänderungsanträgen den A n t r a g gestellt: den Abs. 1 dahin zu fassen: „Frauen d ü r f e n erst nach Ablauf des dreihundertsten Tages seit der Beendigung der Ungültigkeitserklärung einer f r ü h e r e n Ehe eine neue Ehe schließen." D e r erste und der zweite Absatz des 5 13 w u r d e aus den in den Motiven S. 109, 110 und in den Bemerkungen zu den gedruckten Abänderungsanträgen S. 5 darge43

§§ 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

legten Gründen nach Maßgabe der Vorschläge des Referenten von der Kommission genehmigt, jedoch mit der Abweichung, daß im Anschluß an den § 35 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 an Stelle der Worte: „nach Ablauf des dreihundertsten Tages" die Worte treten sollen: „nach Ablauf des zehnten Monates." Man war der Ansicht, daß es an einem genügenden Grunde fehle, in diesem Punkte von dem Reichsgesetze abzuweichen, zumal der Vorschlag des Entwurfs zu einer, wenn auch nicht erheblichen Abkürzung der Frist führe. Auf eine genaue Uebereinstimmung mit der im § 274 d. E. festgesetzten Zeugungszeit sei kein Gewicht zu legen, | Prot I 5887 | da, wenngleich die Vorschrift des ξ 13 mit dem § 274 insofern in Zusammenhang stehe, als die Frist des § 13 nicht kürzer sein dürfe, als die des § 274, innere Gründe einer Verlängerung der ersten Frist in der dem Reichsgesetze entsprechenden Weise, welche zugleich zu einer Erleichterung der Berechnung der Frist führe, nicht entgegenständen. Der Absatz 3 des Entwurfs wurde abgelehnt, da ein Bedürfniß zur Aufnahme dieser dem Reichsgesetze vom 6. Februar 1875 gegenüber einer Neuerung enthaltenden Bestimmung nicht anzuerkennen sei; es genüge die Zulässigkeit der Dispensation. TE-FamR % 14

Der Wortlaut des § 14 des Entwurfs geht dahin: „Die Militärpersonen, sowie Alle, welche ein Civilstaatsamt oder ein Amt in der Kommunalverwaltung bekleiden oder Angestellte einer Religionsgesellschaft sind, dürfen, soweit ihnen durch die Reichs- oder Landesgesetze die Schließung einer Ehe ohne Genehmigung einer vorgesetzten Behörde untersagt ist, nur dann zur Eheschließung zugelassen werden, wenn diese Genehmigung ertheilt ist."

v. Schmitt (Nr 8, 2)

Dazu war der Antrag gestellt: den § 14, vorbehaltlich seiner Berücksichtigung in dem Einführungsgesetze, zu streichen. Der Streichungsantrag wurde abgelehnt und an Stelle des Entwurfs die Aufnahme folgender Bestimmung beschlossen: „Militärpersonen, ingleichen Landesbeamte, welchen nach den Landesgesetzen die Pflicht auferlegt ist, nicht ohne Erlaubniß eine Ehe zu schließen, bedürfen zur Eheschließung der vorgeschriebenen Erlaubniß."

| Prot 1 5888

| Die Gründe waren: Bei der in Rede stehenden Bestimmung handele es sich nicht lediglich um einen Vorbehalt für die Landesgesetzgebung, sondern um die reichsgesetzliche Aufstellung eines an den Mangel der nach den Landesgesetzen erforderlichen Erlaubniß zu knüpfenden Ehehindernisses. Die Vorschrift gehöre daher nicht in das Einführungsgesetz. Die Verweisung desselben in das Einführungsgesetz in der Art, daß die Vorschriften, welche die Ehe der Landesbeamten von einer Erlaubniß abhängig machten, unberührt bleiben sollten, würde gegenüber der Vorschrift im zweiten Satze des ersten Abs. des § 38 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 eine Aenderung des bestehenden Rechts enthalten. Ob die beschlossene Bestimmung insofern über den § 38 des Reichsgesetzes hinausgehe, als sie den Mangel der vorgeschriebenen Erlaubniß in allen Fällen als Ehehinderniß wirken lasse, auch wenn nach dem betreffenden Landesgesetze der Mangel der vorgeschriebenen Erlaubniß ein Ehehinderniß überhaupt nicht begründe, sondern nur disziplinarische Folgen nach sich ziehe, könne dahin gestellt bleiben; in jedem Falle sei es im Interesse der Rechtseinheit und der Erleichterung der Geschäftsführung der Standesbeamten wünschenswerth, wenn der Mangel der vorgeschriebenen Erlaubniß allgemein als aufschiebendes Ehehinderniß behandelt werde. 44

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

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1303—1315

Anlangend die Kategorien derjenigen Personen, bei denen der Mangel der vorgeschriebenen Erlaubniß als Ehehinderniß wirken solle, so fehle es an einem ausreichenden Grunde, in dieser Hinsicht mit dem Entwürfe von den Vorschriften im § 38 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 abzuweichen. Der Entwurf gehe insofern über das Reichsgesetz hinaus, als er das Eheverbot auch auf solche Personen ausdehne, welche zwar | n a c h den Landesgesetzen einer Erlaubniß zur Eheschlie- | Prot 1 5889 ßung bedürfen, aber nicht zu den „Landesbeamten" gehörten. Ein Bedürfniß zu einer solchen Ausdehnung sei nicht anzuerkennen. Entbehrlich sei es ferner, hier auch die Reichsbeamten zu berücksichtigen, da in dieser Hinsicht, soweit nöthig, die Spezialreichsgesetzgebung Vorsorge treffen könne. Einvernehmen bestand, daß der Bayerische Vorbehalt (vgl. Bündnißvertrag vom 23. November 1870 unter III § 1 Abs. 1 und Schlußprotokoll von demselben Tage unter I), wenn und soweit derselbe, was von verschiedenen Seiten bestritten wurde, hier überhaupt eingreifen sollte, selbstverständlich unberührt bleibe.

430. Sitzung vom 30. April 1885, Schriftführer:

Struckmann

| Die Berathung des Entwurfs des Familienrechts Abschnitt I Tit. 1 Nr. II, „Ma- |ProtI 5891 terielle Erfordernisse der Eheschließung" wurde fortgesetzt. Im Anschluß an den in der vorigen Sitzung berathenen § 14 des Entwurfs war der Antrag gestellt, an Stelle des in dem Abschnitte des Entwurfs: „III. Formelle Erfordernisse der Eheschließung. 1. Das Aufgebot." sich findenden § 21, welcher lautet: „Ausländer, welche im Inlande eine Ehe schließen wollen, sind verpflichtet, TE-FamR nachzuweisen, daß nach dem öffentlichen und dem bürgerlichen Rechte ihres Hei- §21 mathstaates zur Eheschließung ein bekanntes Hinderniß nicht entgegensteht. Der Standesbeamte kann die Vorlage eines Zeugnisses verlangen, worin dieses von der zuständigen Heimathbehörde beurkundet wird." in den jetzt zur Berathung stehenden, die materiellen Erfordernisse der Eheschließung betreffenden Abschnitt oder in das Einführungsgesetz eine dem § 38 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 in dem hierher gehörenden Theile entsprechende Bestimmung des Inhalts aufzunehmen: „Die Vorschriften der Landesgesetze, welche die | Eheschließung der Ausländer j Prot 1 5892 von einer Erlaubniß abhängig machen, bleiben unberührt. Auf die Rechtsgültigkeit der geschlossenen Ehe ist der Mangel dieser Erlaubniß ohne Einfluß." (Versetzung des zweiten Satzes in den Abschnitt VI §§ 62 ff. eventuell vorbehalten.) Mit Rücksicht auf diesen Antrag wurde schon jetzt in die Berathung des § 21 des Entwurfs eingetreten. Zu dem letzteren lagen außerdem folgende Anträge vor: 1. In erster Linie v. Mandry „die Beschlußfassung bis zur Feststellung des internationalen Privatrechts auszu- (Nr 13, 1) setzen;" eventuell an diesem Orte nur zu bestimmen: „Will ein Ausländer mit einer Inländerin oder Ausländerin im Inlande eine Ehe schließen, so hat er dem Standesbeamten nachzuweisen, daß nach dem Rechte des Staates, dem er angehört, der Eheschließung kein Hinderniß im Wege steht." 45

§ § 1303 — 1315

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

In zweiter Linie zu beschließen: „Wenn Ausländer eine Ehe im Inlande schließen wollen und reichsgesetzliche Vorschriften solche zur Beibringung von Erlaubniß- oder Nachweisurkunden verpflichten, darf die Eheschließung nur nach Beibringung dieser Urkunden erfolgen." [Eine Bestimmung dieses Inhaltes wäre wohl nach oder in § 14 einzureihen.] 2. Den § 21 durch folgende, prinzipaliter an dem gegenwärtigen Platze desselben aufzunehmende, eventuell dem ξ 14 des Entwurfs anzuschließende Bestimmung zu ersetzen: | Prot I 5893

„Ist ein Verlobter ein Ausländer, so darf | die Ehe erst dann geschlossen werden, wenn dem Standesbeamten ein Zeugniß der von den Landesgesetzen zu bezeichnenden inländischen Behörde vorgelegt wird, daß nach den Gesetzen des betreffenden Auslandes der Eheschließung ein Hinderniß nicht entgegensteht." eventuell unter Beibehaltung des § 21 folgenden Vorbehalt für die Landesgesetze zu beschließen: „Die Landesgesetze können vorschreiben, daß der Standesbeamte den ihm nach dem § 2 1 zu liefernden Nachweis nur dann als erbracht ansehen darf, wenn ihm u.s.w. (wie in dem prinzipalen Antrage)." Nach einer eingehenden Debatte entschied die Mehrheit der Kommission, vorbehaltlich der bei der Redaktion festzustellenden Fassung, für die Aufnahme folgender, dem § 14 anzuschließenden Bestimmung: „Dasselbe gelte von einer Erlaubniß oder der Beibringung von Zeugnissen, welche landesgesetzlich f ü r die Eheschließung der Ausländer vorgeschrieben sei."

Erwogen war: Der Entwurf beruhe in Uebereinstimmung mit dem § 16 des Entwurfs des allgemeinen Theils Abschnitt I. „Das objektive Recht" auf dem Grundsatze, daß die Erfordernisse der Eheschließung in Ansehung eines jeden der Eheschließenden nach dem Rechte des Staates zu beurtheilen seien, welchem er angehöre. Der erste Satz des 5 21 des Entwurfs enthalte nur eine Konsequenz dieses Grundsatzes in Verbindung mit der Vorschrift, daß dem Standesbeamten die zur Eheschließung gesetzlich nothwendigen Erfordernisse nachgewiesen werden müßten (vgl. § 20 Abs. 3 des I Prot I 5894 Entw.) Eine selbständige Bedeutung habe nur der zweite Satz des § 21, in- | dem er, wenn Ausländer im Inlande eine Ehe schließen wollten, dem Standesbeamten, um ihm die Prüfung des Vorhandenseins der Erfordernisse der Eheschließung in diesem Falle zu ermöglichen bezw. zu erleichtern, die Befugniß beilege, die Vorlegung des im § 21 bezeichneten Zeugnisses zu verlangen. Durch diese Vorschrift solle der § 38 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875, soweit derselbe sich auf die Eheschließung der Ausländer beziehe, ersetzt und in Ansehung der Eheschließung der Ausländer ein einheitlicher Rechtszustand hergestellt werden. Der Vorschlag des Entwurfs weiche von dem § 38 des gedachten Reichsgesetzes in doppelter Hinsicht ab, indem er einestheils die Landesrechte, welche die Eheschließung der Ausländer von einer Erlaubniß abhängig machten, aufhebe, andererseits an Stelle des nach jenem § 38 bestehenden aufschiebenden Ehehindernisse nur eine mit dem Aufgebotsverfahren in Zusammenhang stehende Verfahrensvorschrift aufstelle. Wenngleich im Interesse der Rechtseinheit eine einheitliche Regelung in der hier fraglichen Beziehung an sich wünschenswerth erscheinen möge, so sei es doch andererseits wegen des Zusammenhanges der betreffenden landesgesetzlichen Bestimmungen mit den öffentlichrechtlichen Vorschriften über das Niederlassungswesen und die öffentliche Ar46

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

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menpflege und im Hinblick auf die zahlreichen hier einschlagenden Staatsverträge des Reichs, und insbesondere der einzelnen Bundesstaaten, bedenklich, von dem bestehenden Reichsrechte abzuweichen, zumal die Reichsgesetzgebung sowohl in dem Gesetze vom 4. Mai 1868 über die Aufhebung der polizeilichen Beschränkungen der Eheschließung als in dem § 38 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 es bei dem Landesrechte habe bewenden lassen. Gegen die Regelung durch den Entwurf erhebe sich zudem das weitere Bedenken, daß derselbe die Prüfung des von der ausländischen Behörde auszustellenden | Zeugnisses in die H a n d des Standesbeamten | Prot I 5895 lege, während nach vielen Landesgesetzen diese Prüfung anderen Verwaltungsbehörden übertragen sei, indem sie die Eheschließung der Ausländer davon abhängig machten, daß dem Standesbeamten ein Zeugniß einer anderen Verwaltungsbehörde beigebracht werde, daß gegen die Zulassung der Eheschließung ein Bedenken nicht obwalte. Dem Standesbeamten werde oft nicht die genügende Fähigkeit beiwohnen, um die erforderliche Prüfung des in dem Entwürfe gedachten Zeugnisses der ausländischen Behörde vornehmen zu können. Eine sorgfältige und zuverlässige Prüfung des Zeugnisses sei aber von der größten Wichtigkeit, da sonst die Gefahr entstehe, daß der ausländische Staat demnächst die Ehe nicht anerkenne, die Ehefrau des Ausländers und die in der Ehe geborenen Kinder desselben daher nicht die Staatsangehörigkeit des letzteren erlangten und deshalb den Gemeinden des Inlandes zur Last fielen. Diesem aus der Prüfungspflicht des Standesbeamten zu entnehmenden Bedenken werde allerdings durch den Antrag unter 2 abgeholfen; allein auch gegenüber diesem Antrage blieben die übrigen oben hervorgehobenen Bedenken bestehen und komme weiter in Betracht, daß die Landesgesetze veranlaßt sein könnten, sich nicht mit einem Zeugnisse des dort bezeichneten Inhalts zu begnügen, sondern eine ausdrückliche Versicherung der zuständigen ausländischen Behörde zu verlangen, daß der Wiederaufnahme des Ausländers sammt seiner künftigen Familie unter Anerkennung deren Staatsangehörigkeit kein Hinderniß im Wege stehen werde, um der Gefahr zu entgehen, daß der ausländische Staat, wenngleich er die Ehe anerkenne, doch die Aufnahme der Ehefrau und der Kinder verweigere. Daß verschiedene Landesgesetze die Eheschließung der Ausländer nur von der Beibringung von Zeugnissen abhängig | machten, für diese Fälle aber der Ausdruck: | Prot I 5896 „Erlaubniß" nicht passe, so sei es korrekter, neben der „Erlaubniß" auch die „Beibringung von Zeugnissen" zu erwähnen. Einverständniß bestand, daß, wenn der von dem Entwürfe des allgemeinen Theils aufgestellte Grundsatz von der Kommission beschlossen werden sollte, daß die Erfordernisse der Eheschließung in Ansehung eines jeden Eheschließenden nach dem Rechte des Staates zu beurtheilen seien, welchem er angehöre, durch die beschlossene Bestimmung die aus den Vorschriften des Reichsrechts sich ergebende Pflicht des Standesbeamten, selbst das Vorhandensein der gesetzlichen Erfordernisse der Eheschließung nach Maßgabe des betreffenden ausländischen Rechts zu prüfen, bezw. das Recht desselben, den Nachweis dieser Erfordernisse zu verlangen, wenn er in dieser Beziehung die auf Grund des Landesrechts beigebrachte Erlaubniß oder Bescheinigung nicht als ausreichend erachten sollte, nicht berührt werde. Ob f ü r diese und solche Fälle, in denen die Landesgesetze die Eheschließung der Ausländer von einer Erlaubniß oder von der Beibringung von Zeugnissen überhaupt nicht abhängig machten, dem Standesbeamten die Befugniß beizulegen sei, die Vorlegung eines Zeugnisses nach Maßgabe des § 21 des Entw. zu verlangen, sei an dieser Stelle nicht zu entscheiden, da eine solche Vorschrift mit den das Aufgebot betreffenden Verfahrensvorschriften in Zusammenhang stehe. 47

§§

v. Schmitt (Nr 8, 1) | Prot I 5897

TE-FamR

S

15

| Prot I 5898 TE-FamR

§ 16

1303—1315

1. Abschnitt: B ü r g e r l i c h e E h e

Im Anschlüsse an den § 14 des Entwurfes wurde ferner der von einer Seite gestellte Antrag berathen, an passender Stelle in dem bürgerlichen Gesetzbuche oder in dem Einführungsgesetze die Bestimmung aufzunehmen 1 : „Die Vorschriften des bürgerlichen Gesetzbuchs über die Eheschließung komm e n ; n Bayern nur nach näherer Bestimmung des Bündnißvertrags vom 23. November 1870 unter III § 1 Absatz 1 und des | Schlußprotokolls von demselben Tage unter I zur Anwendung." Der sachliche Inhalt der vorgeschlagenen Bestimmung wurde von keiner Seite beanstandet. Anlangend die Frage, ob der Vorbehalt ausdrücklich auszusprechen sei, so verständigte man sich dahin, die Beschlußfassung darüber der Berathung des Einführungsgesetzes vorzubehalten, da jene Frage und die übrigen mit dem Bayr. Vorbehalte zusammenhängenden Fragen in den Motiven zu den Vorschlägen zu dem Entwürfe des Einführungsgesetzes, das Familienrecht betreffend, S. 14 unter Nr. 2, S. 15 — 21 erörtert worden seien. Die Berathung wandte sich sodann dem § 15 des Entwurfs zu. Derselbe lautet: „Ein Elterntheil, welchem die elterliche Gewalt oder die gesetzliche Vormundschaft über seine Kinder zusteht, darf nicht eher eine Ehe schließen, als das Vormundschaftsgericht anerkannt hat, daß er den ihm nach den §§ 197 und 366 obliegenden Verbindlichkeiten genügt hat." In den gedruckten Abänderungsanträgen hat der Referent beantragt, die W o r t e : „oder die gesetzliche Vormundschaft über seine Kinder" zu streichen. Der § 15 nebst dem Abänderungsantrage wurde sachlich gebilligt. Bei der Redaktion soll aber Rücksicht darauf genommen werden, der Vorschrift eine Fassung zu geben, welche zum Ausdruck bringt, daß der Standesbeamte nicht zu prüfen hat, ob die elterliche Gewalt besteht oder nicht. Ferner wurde vorbehalten, auf den § 15 zurückzukommen, wenn dem zum § 379 des Entw. gestellten Abänderungsantrage des Referenten entgegen demnächst eine gesetzliche Vormundschaft der Eltern anerkannt oder die Sicherung der Interessen der Kinder in dem im § 15 vorausgesetzten Falle in anderer Weise, als in | den §§ 197 und 366 des Entw. vorgeschlagen ist, geregelt werden sollte. Der § 16 lautet: „Die Befugniß zur Dispensation in den Fällen der §§4, 12 und 13 steht dem Staate zu. Ueber die Ausübung dieser Befugniß bestimmt die Landesgesetzgebung." Der erste Absatz des § 16 fand keinen Widerspruch. Das in dem § 40 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 vor den Worten: „dem Staate" sich findende W o r t : „nur" wurde als entbehrlich angesehen. Der Absatz 2 wurde mit der Modifikation angenommen, daß die Worte: „bestimmt die Landesgesetzgebung" entsprechend dem § 40 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 durch die Worte: „bestimmen die Landesregierungen" ersetzt werden sollen. Man war der Ansicht, daß ein genügender Grund, in dieser Beziehung von dem bestehenden Rechte abzuweichen, nicht vorliege. 1

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D e r nicht in d e n P r o t o k o l l e n enthaltene A n t r a g N r . 8, 2 u. 3 v o n v. Schmitt lautet: 2. d e n § 14, v o r b e h a l t l i c h seiner B e r ü c k s i c h t i g u n g in d e m E i n f ü h r u n g s g e s e t z e , z u streichen. — 3. A l s n e u e n § 2 7 a d e n z w e i t e n A b s a t z des § 7 4 des G e s e t z e s über die B e u r k u n d u n g des P e r s o n e n s t a n d e s u n d die E h e s c h l i e ß u n g v o m 6. Februar 1 8 7 5 in d e r Seite 21 der M o t i v e z u m E i n f ü h r u n g s g e s e t z e z u m Familienrecht f o r m u l i r t e n F a s s u n g e i n z u s t e l l e n ; eventuell diese B e s t i m m u n g als A b s a t z 2 d e s Antrags unter 1 dahin e i n z u s t e l l e n : „ I n s o w e i t die Z u l ä s s i g k e i t d e r E h e n a c h d e n b a y e r i s c h e n L a n d e s g e s e t z e n v o n e i n e m A u f g e b o t e u.s.w." ( w i e in d e m p r i m ä r e n A n t r a g e N o . 3).

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen) 431. Sitzung, Zweiter Theil, vom 2. Mai 1885, Schriftführer:

§ § 1303—1315

Struckmann

| Die Berathung des Entwurfs des Familienrechts, Abschnitt I Titel 1 „Eingehung | Prot I 5909 der Ehe" wurde fortgesetzt. Zu dem bereits berathenen § 6 des Entwurfs (Prot. S. 5864 ff.) war von Seiten des Referenten nachträglich folgender Antrag eingebracht: „Dem in der Sitzung vom 27. April er. gefaßten Beschlüsse, daß die Ertheilung Planck der Einwilligung der Eltern nicht durch Vertreter erfolgen könne und daß die El- (Nr 19) tern, wenn sie in der Geschäftsfähigkeit beschränkt seien, zu der Ertheilung der Einwilligung nicht der Einwilligung ihres gesetzlichen Vertreters bedürfen (Prot. S. 5873), dadurch, Ausdruck zu geben, daß dem § 6, welcher nach dem Beschlüsse der Kommission s. r. jetzt folgendermaßen laute: „Eheliche Kinder bedürfen zur Eheschließung solange sie das 25. Lebensjahr nicht vollendet haben, der Einwilligung des Vaters, nach dem Tode des Vaters der Einwilligung der Mutter. | Uneheliche Kinder bedürfen bis zu der angegebenen Altersgrenze der Einwilli- | Prot I 5910 gung der Mutter. Dem Tode des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn dieselben zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande sind oder ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist." — folgender Absatz hinzugefügt werde: „Die Ertheilung der Einwilligung kann nicht durch Vertreter erfolgen. Wenn der zur Einwilligung berechtigte Elterntheil in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, so bedarf er zu der Ertheilung der Einwilligung nicht der Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters." (Für die Ertheilung der Einwilligung von Seiten der gesetzlichen Vertreter (§ 5 des Entw.), werde eine entsprechende Bestimmung an dieser Stelle nicht zu geben sein, indem es sich bei diesem um ein allgemeines Prinzip handele, welches, soweit es nicht für selbstverständlich gehalten werde, einen allgemeinen Ausdruck in den Abschnitten über Vormundschaft und elterliche Gewalt finden müsse.) Der sachliche Inhalt der vorgeschlagenen Bestimmung hat bereits in der Sitzung vom 25. April 1885 die Zustimmung der Kommission gefunden. Doch ist damals die Beschlußfassung darüber, ob derselbe im Gesetzbuche zum besonderen Ausdrucke zu bringen sei, ausgesetzt worden (Prot. S. 5874). Man verständigte sich dahin, die vorgeschlagene Bestimmung vorläufig in das Gesetzbuch aufzunehmen, da der Entwurf auch | für andere ähnlich liegende Fälle entsprechende Bestimmungen aufge- | Prot 15911 nommen habe. Vorbehalten bleibe, nach der Durchberathung des Entwurfs zu prüfen, ob nicht die einzelnen hier in Frage kommenden Bestimmungen durch ein allgemeines Prinzip zu ersetzen seien, um dadurch namentlich der Gefahr eines aus den einzelnen Bestimmungen zu entnehmenden arg. e contr. für solche Fälle vorzubeugen, welche in dem Gesetzbuche etwa nicht besonders vorgesehen sein sollten. Anlangend die Fassung der vorgeschlagenen Bestimmung, so war man der Ansicht, daß nach dem bisher bei der Redaktion befolgten Sprachgebrauche (Prot. S. 221) das Mißverständniß, daß der erste Satz jener Bestimmung sich nicht blos auf die Vertretung im Willen, sondern auch auf die Vertretung in der Erklärung beziehe, nicht zu besorgen sei. Eine Vertretung in der Erklärung in dem Sinne, daß die Einwilligungserklärung durch die Vermittelung eines Anderen nach Maßgabe des § 128 Abs. 1 des K.E. dem Betheiligten gegenüber abgegeben werde, sei selbstverständlich nicht ausgeschlossen. 49

§§ 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Der Auffassung des Referenten, daß f ü r die Ertheilung der Einwilligung von Seiten der gesetzlichen Vertreter (§ 5 Abs. 2 des Entw.) eine der vorgeschlagenen Bestimmung entsprechende Bestimmung an dieser Stelle jedenfalls nicht zu geben sei (vergl. die Bemerkung am Schlüsse des oben mitgetheilten Antrages), wurde von keiner Seite widersprochen. Bei Gelegenheit der Berathung des obigen Antrages kam weiter zur Sprache, ob | Prot 15912 die nach dem § 6 des Entw. erforderliche Einwilligung | zur Eheschließung unter Hinzufügung von Bedingungen oder Zeitbestimmungen wirksam ertheilt werden könne. Ein im Laufe der Debatte gestellter Antrag, eine die Unzulässigkeit der Beifügung von Bedingungen und Zeitbestimmungen aussprechende Vorschrift in das Gesetzbuch aufzunehmen, wurde von der Kommission durch Mehrheitsbeschluß abgelehnt. Erwogen war: Bei der Berathung des allgemeinen Theils sei die Kommission von dem Grundsatze ausgegangen, daß es die Regel bilde, daß einem Rechtsgeschäfte eine Bedingung beigefügt werden könne, und daß die Ausnahmen in den einschlagenden Fällen besonders festzustellen seien (Prot. S. 278, 1412). Eine allgemeine, dem § 115 des K.E. entsprechende Vorschrift, daß die Beifügung einer Bedingung unzulässig sei, wenn die N a t u r des Rechtsgeschäfts entgegenstehe, sei nicht in den Abschnitt über die Bedingungen aufgenommen. Bei einzelnen Rechtsgeschäften, ζ. B. bei der Mahnung und bei der Kündigung, habe jedoch die Kommission mit Rücksicht darauf, daß nach der N a t u r und dem Begriffe des betreffenden Rechtsgeschäfts die Beifügung einer Bedingung im Allgemeinen für unzulässig zu erachten sei, davon Abstand genommen, dies im Gesetzbuche ausdrücklich auszusprechen, und es vorgezogen, die Entscheidung der Frage der Rechtswissenschaft zu überlassen (Prot. S. 1185, 2135, 2996). In dem jetzt zur Berathung stehenden Falle stehe, wenngleich es sich um ein familienrechtliches Rechtsgeschäft, nämlich um die Einwilligung zur Eheschließung, handele, die Natur des Rechtsgeschäfts der Beifügung einer Bedin| Prot I 5913 gung nicht entgegen. In Ermangelung einer | besonderen Bestimmung finde daher die Regel Anwendung, daß die Beifügung einer Bedingung zulässig sei. Was von den Bedingungen gelte, gelte in der hier fraglichen Hinsicht auch von den Zeitbestimmungen. Ein entscheidender Grund, in dem hier in Rede stehenden Falle eine Ausnahme von der Regel zu machen, liege nicht vor. Insbesondere sei eine solche Ausnahmebestimmung durch praktische Rücksichten zum Zwecke der Erleichterung der Geschäftsführung der Standesbeamten oder zum Schutze der Ehen gegen Anfechtung wegen Mangels der Einwilligung, wenn der Eintritt der Bedingung irrthümlich als vorhanden angenommen sei, nicht geboten, indem einestheils nach den Vorschriften über das Aufgebotsverfahren die Verlobten die zustimmende Erklärung derjenigen, deren Einwilligung zur Eheschließung nach dem Gesetze erforderlich sei, in beglaubigter Form beizubringen hätten (vergl. § 45 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875), anderenteils der Mangel der elterlichen Einwilligung, wenigstens nach dem Entwürfe, nur ein aufschiebendes Ehehinderniß begründe. Sollte demnächst dem Vorschlage des Entwurfs entgegen beschlossen werden, daß die Ehe wegen Mangels der elterlichen Einwilligung anfechtbar sei, so bleibe es vorbehalten, auf die Frage zurückzukommen, ob zum Zwecke der Sicherung der Ehe die beantragte Ausnahmebestimmung sich empfehle.

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2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§ § 1303—1315

Fassung der Regelung in der RedVorl. : a) RedVorl. von Pape: II.

Ehebindemisse.

(Ν. B. In welcher Ordnung die Ehehindernisse aufzuführen, ob ferner nicht für die imp. dirim., welche Nichtigkeit begründen, ein anderer Ausdruck zu wählen sei, als für diejenigen, welche nur Anfechtbarkeit zu Folge haben, kann erst nach Erledigung des Abschnitts über die Ungültigkeit der Ehe bestimmt werden. Für die vorauszustellenden imped, dirim. empfiehlt sich vielleicht nach der bisherigen Sprachweise des Entwurfs der Ausdruck: „kann nicht" und wenn der Konsens eines gesetzlichen Vertreters in Frage steht, nach § 64 K.E. der Ausdruck: „bedürfen", während bei dem imped, mit dem Entwurf der Ausdruck: „dürfen" gewählt werden könnte. § 5 (§ 5). Eine geschäftsunfähige Person kann eine Ehe nicht schließen. (Ν. B. die Fassung: „Eine Ehe kann nur von demjenigen geschlossen werden, welcher geschäftsfähig ist" könnte wegen der Fassung des $ 64 K.E. bedenklich erscheinen.) § 6 (§ 5). Derjenige, welcher in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, bedarf zur Schließung einer Ehe der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters. Der gesetzliche Vertreter ist die Einwilligung zu ertheilen behindert, wenn die Ehe zwischen seinem Mündel und einem seiner Abkömmlinge geschlossen werden soll. (Oder für Absatz 2. Soll die Ehe zwischen einem Mündel und einem Abkömmlinge des Vormundes des ersteren oder einem Abkömmlinge eines Pflegers, welchem die allgemeine Sorge für die Person des Mündels obliegt, geschlossen werden, so ist der Vormund oder Pfleger die Einwilligung zu ertheilen behindert.) Wird die Einwilligung von dem gesetzlichen Vertreter, welcher nicht der Vater oder die Mutter ist, oder wird sie von einem Ekerntheile als dem gesetzlichen Vertreter eines Kindes, welches das 25. Lebensjahr zurückgelegt hat, verweigert, so kann die Einwilligung durch einen die Schließung der Ehe gestattenden Beschluß des vormundschaftlichen Gerichts ersetzt werden. Die Entscheidung erfolgt auf den Antrag des Mündels oder Kindes. Das vormundschaftliche Gericht hat dem Antrage nur dann stattzugeben, wenn die Umstände die Annahme begründen, daß das Wohl des Mündels oder Kindes durch die Schließung der Ehe gefördert werde. (Ν. Β. 1. Sollte für Absatz 2 die erste Fassung nicht genügen? An dieser Stelle ist doch nicht zu entscheiden, wer der gesetzliche Vertreter sei. Freilich kann man geltend machen: später werde sich keine passende Gelegenheit finden, zu bestimmen, daß, wenn ein mit der allgemeinen Sorge für die Person betrauter Pfleger vorhanden sei, nur dieser und nicht auch der noch neben ihm stehende gesetzliche Vertreter zu konsentiren habe. 2. Im dritten Absatz darf man nicht von Ergänzen der Einwilligung reden; die letztere wird nicht ergänzt, sondern ersetzt (zu vergl. K.E. § 821). 3. O b der Ausdruck: „behindert" bleiben könne, hängt davon ab, welcher Ausdruck bei Berathung des § 493 F. R. E. beschlossen werden wird.) § 7 (§ 4). Eine Ehe kann nur von demjenigen geschlossen werden, welcher ehemündig ist. Die Ehemündigkeit des Mannes tritt, auch wenn er für großjährig erklärt ist, erst mit dem zurückgelegten zwanzigsten Lebensjahre, die Ehemündigkeit der Frau tritt mit dem zurückgelegten sechszehnten Lebensjahre ein. 51

§§ 1303 — 1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Es ist Dispensation zulässig. ( N . B . 1. W e g e n : „zurückgelegten" zu vergl. K.E. § § 2 6 , 28, 64, 69, 70. D e r § 703 w ü r d e gestatten: „nach V o l l e n d u n g " zu sagen. Aber wird nicht § 703 z u ändern sein? 2. W ä r e f ü r den zweiten Absatz, der dem A u s d r u c k e des Reichsgesetzes vom J a h r e 1875 folgt, der richtige Ausdruck: „von diesem Ehehindernisse ( E r f o r d e r nisse) k a n n e n t b u n d e n w e r d e n " ? ) § 8 (§ 9). D e r j e n i g e , welcher eine Ehe geschlossen hat, k a n n eine neue E h e n u r d a n n schließen, w e n n die f r ü h e r e Ehe aufgelöst o d e r f ü r ungültig erklärt ist. O d e r : N i e m a n d k a n n eine neue E h e schließen, bevor seine f r ü h e r e E h e aufgelöst o d e r f ü r ungültig erklärt ist. ( Ν . B. Die zweite, d e m § 34 des Reichsgesetzes v o n 1875 folgende Fassung bet o n t schärfer das V e r b o t d e r Bigamie.) § 9 (§ 10). Eine E h e k a n n nicht geschlossen w e r d e n : 1. zwischen V e r w a n d t e n in gerader Linie; 2. zwischen vollblütigen u n d halbblütigen Geschwistern; 3. zwischen V e r s c h w ä g e r t e n in g e r a d e r Linie. Es m a c h t keinen Unterschied, ob die u n t e r N ° 1 und 2 bezeichneten V e r w a n d t schaftsverhältnisse auf ehelicher oder auf nichtehelicher G e b u r t b e r u h e n ; in Anseh u n g des unter N ° 3 bezeichneten Schwägerschaftsverhältnisses m a c h t es keinen Unterschied, ob die V o r f a h r e n und A b k ö m m l i n g e des einen E h e g a t t e n ehelich o d e r unehelich sind. D a s u n t e r N r . 3 bezeichnete Schwägerschaftsverhältniß ist auch d a n n als vorh a n d e n a n z u s e h e n , w e n n die Ehe, durch welche es b e g r ü n d e t sein w ü r d e , f ü r ungültig erklärt ist. (Ν. B. Bei d e r Fassung sind die §§ 31 bis 34 K.E. zu berücksichtigen. Bei dem zweiten Satze ist zu beachten, daß nach Abs. 3 § 31 und § 33 die V e r w a n d t s c h a f t o d e r S c h w ä g e r s c h a f t als solche bestehen, d a ß es sich aber auch u m g e k e h r t verhalten kann. Dieser U m s t a n d wird f ü r die Fassung von Belang. A n l a n g e n d den dritten Absatz, so besteht in den darin bezeichneten Fällen ein Schwägerschaftsverhältniß eigentlich nicht; es wird fingirt. D e r A u s d r u c k des E n t w u r f s : „im Sinne dieses §." ist etwas bedenklich. W ü r d e n die fraglichen Zusätze nicht gemacht, so w ü r d e n die v o r a u s g e h e n d e n Bestimmungen wegen des § 31 K.E. zweifellos zu enge sein. D u r c h die Z u s ä t z e w e r d e n die vorausgehenden Bestimmungen einfach erweitert, den letzteren n e u e V o r s c h r i f t e n hinzugefügt. Dies mit: „im Sinne" a u s z u d r ü c k e n , ist k a u m k o r r e k t . D a s Mißliche liegt in der apodiktischen und kategorischen Fassung des § 31 Abs. 3 K.E.) § 10 f5 12). Eine E h e k a n n nicht geschlossen w e r d e n zwischen d e m j e n i g e n , dessen E h e w e g e n E h e b r u c h s geschieden ist, u n d demjenigen, mit welchem er des Ehebruchs sich schuldig g e m a c h t hat, sofern dieser E h e b r u c h in dem Scheidungsurtheil als G r u n d d e r S c h e i d u n g festgestellt ist. Es ist Dispensation zulässig. § 11 (§ 6). Ein eheliches Kind darf, so lange es das 25. Lebensjahr nicht z u r ü c k gelegt hat, n u r mit d e r Einwilligung des Vaters und nach dem T o d e des V a t e r s n u r mit d e r Einwilligung der M u t t e r , ein uneheliches Kind, so lange es jenes Lebensjahr nicht z u r ü c k g e l e g t hat, n u r mit der Einwilligung der M u t t e r eine E h e schließen. Die Ertheilung d e r Einwilligung kann nicht durch einen V e r t r e t e r erfolgen. Zu d e r Einwilligung eines in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Elterntheils ist die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters desselben nicht erforderlich. 52

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

Der Vater oder die Mutter sind als verstorben anzusehen, wenn sie zur Abgabe einer Willenserklärung dauernd außer Stande sind oder wenn ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist. Wird die Einwilligung von dem Vater oder der Mutter verweigert, so steht dem Kinde gegen dieselben der Anspruch auf Ertheilung der Einwilligung zu, es sei denn, daß ein wichtiger, die Verweigerung nach den Umständen des Falls rechtfertigender Grund vorliegt. Diese Bestimmung findet auch dann Anwendung, wenn der Vater oder die Mutter der gesetzliche Vertreter des Kindes ist und das letztere das 25. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt hat. (Ν. Β. 1. Der Konsens des gesetzlichen Vertreters, wenn ein solcher neben dem Vater oder der Mutter vorhanden ist, geht seinen eigenen W e g ; nur, wenn der Vater oder die Mutter zugleich der gesetzliche Vertreter ist, kommt er nicht weiter in Betracht, d. h. in einem solchen Falle besteht zwar das Ehehinderniß des § 6 und zugleich das voraussichtlich verschieden wirkende Ehehinderniß des §11, während für die Beseitigung beider Hindernisse nur § 11 Abs. 3 gilt, es sei denn, daß das Kind über 25 Jahre alt, in welchem Falle § 6 anwendbar ist. 2. Man darf im Absatz 3 nicht mit § 32 des Reichsgesetzes vom Jahre 1875 von richterlicher Ergänzung der Einwilligung reden. Wird auf Klage und Prozeß abgestellt, so ergiebt sich ein Anspruch auf Ertheilung der Einwilligung und die Anwendbarkeit des § 779 der Prozeßordnung. § 12 (§§431, 433, 437). In Ansehung eines an Kindesstatt angenommenen Kindes tritt an Stelle der nach den Bestimmungen des § 10 erforderlichen Einwilligung der leiblichen Eltern die Einwilligung desjenigen, welcher das Kind an Kindesstatt angenommen hat, und wenn das Kind von zwei Ehegatten an Kindesstatt angenommen oder als angenommen anzusehen ist, die Einwilligung des Ehemannes und nach dessen Tode die Einwilligung der Ehefrau. Die Einwilligung der leiblichen Eltern ist auch dann nicht erforderlich, wenn die Annahme an Kindesstatt aufgehoben ist. (Ν. B. Der § 12 ist nur vorläufig beschlossen unter Vorbehalt, auf ihn zurückzukommen, wenn der Abschnitt über die Adoption berathen ist.) §13 (§11). Zwischen Personen, von welchen die eine die andere an Kindesstatt angenommen hat, sowie zwischen der ersteren und den Abkömmlingen der letzteren, auch wenn auf diese Abkömmlinge die Annahme an Kindesstatt sich nicht erstreckt hat, darf, solange die Annahme an Kindesstatt besteht, eine Ehe nicht geschlossen werden. (Ν. B. zu vergl. F. R. E. § 431.) § 14 (§ 13). Eine Frau darf erst nach Ablauf von zehn Monaten von dem Zeitpunkt an, in welchem ihre frühere Ehe aufgelöst oder f ü r ungültig erklärt ist, eine neue Ehe schließen. Es ist Dispensation zulässig. (Ν. B. „aufgelöst" und nicht „beendet" wegen § 8.) §15 (§15). Ein Elterntheil, welcher minderjährige eheliche Kinder hat, darf eine Ehe erst schließen, nachdem das vormundschaftliche Gericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die in den (§§ 197, 366 No. 6) bezeichneten Verpflichtungen von ihm erfüllt sind oder ihm nicht obliegen. Den ehelichen Kindern stehen die als eheliche geltenden, die legitimirten und die an Kindesstatt angenommenen Kinder gleich. (Ν. B. Zu vergl. wegen des zweiten Satzes des Abs. 1 K.E. § 41). §16 (§14). Militärpersonen, ingleichen solche Landesbeamte, welche nach den Landesgesetzen eine besondere Erlaubniß zur Eheschließung nachzusuchen haben, 53

§ § 1303 — 1315

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

dürfen nicht o h n e die vorgeschriebene Erlaubniß eine Ehe schließen. Dasselbe gilt von der Erlaubniß oder d e m Zeugniß, welche nach den Landesgesetzen f ü r die Eheschließung eines Ausländers erforderlich sind. (Ν. B. Eine sachliche Abweichung von dem Entwürfe ist insofern nicht vorhanden, als die Landesgesetze den Kreis der Landesbeamten zu bestimmen haben.) § 17 (§ 16). Die Befugniß zur Ertheilung der nach den Vorschriften der §§ 7, 10, 14 zulässigen Dispensation steht dem Staate zu. U e b e r die Ausübung dieser Befugnisse haben die Landesregierungen zu bestimmen. b) RedVorl. von Planck: II.

Ehehindemisse

§ 1204. Eine geschäftsunfähige Person kann eine Ehe nicht schließen. 5 1205. Eine Person, welche in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, bedarf zu der Eheschließung der Einwilligung ihres gesetzlichen Vertreters. Zu der Eheschließung zwischen einer in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Person und einem Abkömmling ihres gesetzlichen Vertreters ist der letztere die Einwilligung zu ertheilen behindert. Die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters wird durch die Einwilligung des Vormundschaftsgerichts ersetzt. Das Vormundschaftsgericht hat die Einwilligung auf Antrag desjenigen, welcher derselben bedarf (oder: des Mündels oder Kindes) zu ertheilen, w e n n der gesetzliche Vertreter sie verweigert hatte, ihre Ertheilung aber durch das Interesse des Beantragenden (oder: des Kindes oder Mündels) erfordert wird. Die Bestimmung des vierten Absatzes findet keine Anwendung, wenn ein Elterntheil, welchem nach § 1 2 1 0 das Recht der Einwilligung zu der Eheschließung seines Kindes zusteht, der gesetzliche Vertreter desselben ist. Die von einem solchen Elterntheil f ü r seine Person ertheilte Einwilligung zu der Eheschließung seines Kindes ersetzt seine Einwilligung als gesetzlicher Vertreter desselben. § 1206 (Vorl.Zusst. § 7). Eine Person, welche nicht ehemündig ist, kann eine Ehe nicht schließen. Die Ehemündigkeit der Männer tritt mit dem zurückgelegten 20. Lebensjahre, die der Frauen mit dem zurückgelegten 16. Lebensjahre ein. Dispensation ist zulässig. Dieselbe wird durch Volljährigkeitserklärung nicht ersetzt. § 1207 (Vorl.Zusst. § 8). Niemand kann eine neue Ehe schließen, bevor seine frühere Ehe aufgelöst o d e r f ü r ungültig erklärt ist. § 1208 (Vorl.Zusst. § 9). Eine Ehe kann nicht geschlossen w e r d e n : 1. zwischen V e r w a n d t e n in gerader Linie; 2. zwischen vollbürtigen und halbbürtigen Geschwistern; 3. zwischen Verschwägerten in gerader Linie. Als Verwandschaftsverhältniß im Sinne der N r . 1, 2 dieses §. gilt auch das durch uneheliche Abstammung zwischen dem unehelichen Kinde und dessen Erzeuger begründete Verhältniß. Das Schwägerschaftsverhältniß im Sinne der N r . 3 dieses §. umfaßt nicht nur die ehelichen, sondern auch die unehelichen Voreltern und Abkömmlinge des anderen Ehegatten und ist auch dann als vorhanden anzusehen, wenn die Ehe, durch welche es begründet sein w ü r d e , f ü r ungültig erklärt ist. § 1209 (Vorl.Zusst. § 10). Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen demjenigen, dessen Ehe wegen Ehebruchs geschieden ist, und demjenigen, mit wel54

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

chem er des Ehebruchs sich schuldig gemacht hat, sofern dieser Ehebruch in dem Scheidungsurtheil als Grund der Scheidung festgestellt ist. — Dispensation ist zulässig. § 1210 (Vorl.Zusst. § 11). Ein eheliches Kind darf, so lange es das 25. Lebensjahr nicht zurückgelegt hat, nur mit der Einwilligung des Vaters und nach dem Tode des Vaters nur mit der Einwilligung der Mutter, ein uneheliches Kind, solange es jenes Lebensjahr nicht zurückgelegt hat, nur mit der Einwilligung der Mutter eine Ehe schließen. Dem Tode des Vaters oder Mutter steht es gleich, wenn dieselben zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande sind oder ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist. Die Ertheilung der Einwilligung kann nicht durch einen Vertreter erfolgen. Zu der Einwilligung eines in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Elterntheils ist die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters desselben nicht erforderlich. Dem Kinde steht ein Anspruch auf Ertheilung der Einwilligung gegen den Vater oder der Mutter zu, es sei denn, daß ein wichtiger, die Verweigerung nach den Umständen des Falls rechtfertigender Grund vorliegt. §1211 (Vorl.Zusst. §12). In Ansehung eines an Kindesstatt angenommenen Kindes tritt an Stelle der nach den Bestimmungen des § 1210 erforderlichen Einwilligung der leiblichen Eltern die Einwilligung desjenigen, welcher das Kind an Kindesstatt angenommen hat und, wenn das Kind von zwei Ehegatten an Kindesstatt angenommen oder als angenommen anzusehen ist, die Einwilligung des Ehemannes und nach dessen Tode die Einwilligung der Ehefrau. Die Einwilligung der leiblichen Eltern ist auch dann nicht erforderlich, wenn die Annahme an Kindesstatt wieder aufgehoben ist. § 1212 (Vorl.Zusst. § 13). Zwischen Personen, von welchen die eine die andere an Kindesstatt angenommen hat, sowie zwischen der ersteren und den Abkömmlingen der letzteren, auch wenn auf diese Abkömmlinge die Annahme an Kindesstatt sich nicht erstreckt hat, darf, solange die Annahme an Kindesstatt besteht, eine Ehe nicht geschlossen werden. § 1213 (Vorl.Zusst. § 14). Eine Frau darf erst nach Ablauf von 10 Monaten von dem Zeitpunkte an, in welchem ihre frühere Ehe aufgelöst oder f ü r ungültig erklärt ist, eine neue Ehe schließen. Dispensation ist zulässig. § 1214 (Vorl.Zusst. § 15) Ein Elterntheil, welcher minderjährige eheliche Kinder hat, darf eine Ehe erst schließen, nachdem das vormundschaftliche Gericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die in den §§ 197, 366 Abs. 1, 435 Ziff. 2 und 459, bezeichneten Verpflichtungen von ihm erfüllt sind oder ihm nicht obliegen. (Den ehelichen Kindern stehen die als eheliche geltenden, die legitimirten und die an Kindesstatt angenommenen Kinder gleich). § 1215 (Vorl.Zusst. § 16). Militärpersonen, ingleichen solche Landesbeamte, welche nach den Landesgesetzen eine besondere Erlaubniß zur Eheschließung nachzusuchen haben, dürfen nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubniß eine Ehe schließen. Dasselbe gilt von der Erlaubniß oder dem Zeugniß, welche nach den Landesgesetzen f ü r die Eheschließung eines Ausländers erforderlich sind. § 1216 (Vorl.Zusst. § 17). Die Befugniß zur Ertheilung der nach den Vorschriften der §§ 1206, 1209, 1213 zulässigen Dispensation steht dem Staate zu. Ueber die Ausübung dieser Befugnisse haben die Landesregierungen zu bestimmen. 55

§§ 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Bemerkungen. In Betreff der Anordnung der §§. folgt die Vorlage der vorl. Zusst. Diese Anordnung dürfte auch nach den bis jetzt über die Nichtigkeit und Anfechtbarkeit gefaßten Beschlüssen beizubehalten sein. Die §§ 1204—1206 handeln von denjenigen Erfordernissen der Eheschließung, welche den rechtsgeschäftlichen Thatbestand in subjektiver Beziehung betreffen, also Geschäftsfähigkeit und Ehemündigkeit. Nach dem Entwürfe mußte sich hieran die Vorschrift über das Erforderniß der Einwilligung der Eltern anschließen, weil der Entwurf davon ausging, daß das Einwilligungsrecht der Eltern ein Ausfluß ihres Rechts und ihrer Pflicht der Sorge für die Person und ihre Kinder sei. Durch die Beschlüsse der Kommission hat das Einwilligungsrecht der Eltern aber den Charakter eines ihnen persönlich zustehenden Rechts erhalten und gehört deshalb die darüber zu treffende Bestimmung jetzt an eine spätere Stelle. An die Bestimmungen über die persönliche Fähigkeit zur Eheschließung, schließen sich dann in den §§ 1207, 1208 die absoluten Eheverbote, in den §§ 1209—1215 die Vorschriften über aufschiebende Ehehindernisse an. Es könnte in Frage kommen, ob die Anordnung nicht besser nach dem Gesichtspunkte zu treffen sei, daß die Bestimmungen, deren Nichtbefolgung Nichtigkeit der Ehe zur Folge hat, vorangestellt würden, dann diejenigen Bestimmungen folgten, deren Verletzung nur Anfechtbarkeit begründet, und zuletzt die Vorschriften über aufschiebende Ehehindernisse. Dieser Gesichtspunkt würde dahin führen, die Vorschrift der §§ 1205 und 1206 hinter die §§ 1207 und 1208 zu stellen. Es dürfte indessen den Vorzug verdienen, die Bestimmungen über die Geschäftsfähigkeit nicht auseinander zu reißen und das entscheidende Gewicht nicht auf die Folge der Uebertretung der betreffenden Bestimmung, sondern auf deren innere Natur zu legen. Zu den einzelnen §§. wird Folgendes bemerkt: Zu $ 1205 Abs. 2. Der Ausdruck „gesetzlicher Vertreter" genügt, weil es sich von selbst versteht, daß hier wie in dem 1. Abs. nur derjenige gesetzliche Vertreter gemeint sein kann, welchem nach den betreffenden Bestimmungen über die elterliche Gewalt und die Vormundschaft die Sorge für die Person des Vertretenen und als Ausfluß derselben das Recht und die Pflicht der Ertheilung oder Versagung der Einwilligung zur Eheschließung zusteht. Wenn dem Vormunde oder Elterntheil die Sorge für die Person entzogen und dieselbe nach § 568 des Entw. einem Pfleger übertragen ist, so ist in allen die Person betreffenden Angelegenheiten nur dieser der gesetzliche Vertreter des Kindes oder Mündels. Der Ausdruck „gesetzlicher Vertreter" ist aber auch deshalb correcter, wie der Ausdruck „Vormund und Pfleger", weil die Bestimmung des 2. Abs. sich auch auf den Inhaber der elterlichen Gewalt beziehen muß. — Der Entwurf hatte diesen nicht mitberücksichtigt, weil er davon ausging, daß der Fall des Abs. 2 bei dem Inhaber der elterlichen Gewalt nicht vorkommen könne. Dies ist aber doch möglich, nämlich dann, wenn es sich um die Ehe zwischen 2 Adoptivgeschwistern handelt, deren eine noch unter elterlicher Gewalt des Adoptivvaters steht. Zu Absatz 3 und 4 Satz 1. — Das Gesetz dürfte klarer und die Fassung weniger schwerfällig werden, wenn der Fall, in welchem das Vormundschaftsgericht die Einwilligung zu ersetzen nicht befugt ist, in einem besonderen Absätze behandelt, also die Regel vorangestellt und die Ausnahme in einem besonderen Satze hinzugefügt wird. Wenn die Vorlage die Ausnahme durch die Bezugnahme auf den § 1210 auszudrücken vorschlägt, so ist dies nicht blos der Kürze halber, sondern auch aus einem sachlichen Grunde geschehen. Das Einwilligungsrecht des Vaters fällt nach 56

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

§1210 nur dann weg und tritt an dessen Stelle das der Mutter, wenn der Vater todt oder derselbe zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande oder sein Aufenthaltsort dauernd unbekannt ist. Nach § 375 F. R. ruht die elterliche Gewalt des Vaters aber nicht nur im Falle einer dauernden Behinderung, sondern bei jeder Behinderung, wenn dieselbe als thatsächlich vorhanden durch das Vormundschaftsgericht festgestellt wird. Es kann also der Fall eintreten, daß die Voraussetzungen, unter welchen nach § 1210 das Einwilligungsrecht des Vaters wegfällt, nicht vorliegen, gleichwohl aber die elterliche Gewalt des Vaters ruht und an deren Stelle nach ξ 378 F. R. die elterliche Gewalt der Mutter getreten ist. In einem Falle dieser Art ist also neben der im Falle des § 1210 erforderlichen Einwilligung des Vaters außerdem noch die Einwilligung der Mutter als gesetzlicher Vertreterin des Kindes erforderlich, indem hier die Einwilligung des Vaters, weil er nicht gesetzlicher Vertreter ist, die Einwilligung des letzteren nicht ersetzen kann. Wenn nun in einem solchen Falle der Vater die Einwilligung ertheilt, die Mutter aber in ihrer Eigenschaft als gesetzlicher Vertreterin dieselbe verweigert, so muß die Ersetzung der letzteren durch Beschluß des Vormundschaftsgerichts zulässig sein. Die Fassung der vorl. Zusst., nach welcher das Vormundschaftsgericht die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters niemals ersetzen kann, wenn derselbe Vater oder Mutter des Vertretenden ist und dieser das 25. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt hat, dürfte also zu weit sein. Das in dem Obigen dargelegte Verhältniß tritt nach der jetzigen Fassung der §§ 375 und 378 F. R. auch dann ein, wenn der Vater wegen Minderjährigkeit in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, indem nach § 378 die elterliche Gewalt der Mutter an die Stelle der ruhenden elterlichen Gewalt des Vaters nur dann nicht treten soll, wenn derselbe wegen Verschwendung entmündigt ist. Es wird indessen allerdings zu prüfen sein, ob der Fall der Minderjährigkeit des Vaters, welchen der Entwurf, weil nach ihm die Ehemündigkeit der Männer erst mit der Volljährigkeit eintrat, nicht zu berücksichtigen hatte, nicht dem der Entmündigung gleichzustellen ist. Zu Absatz 4 Satz 2. — Ein Elterntheil, welcher gesetzlicher Vertreter seines Kindes ist, welchem nach § 1210 zugleich aber f ü r seine Person das Einwilligungsrecht zusteht, müßte streng genommen zwei Einwilligungen ertheilen, einmal als gesetzlicher Vertreter und dann für seine Person. Nach dem Beschlüsse der Kommission soll dies nicht erforderlich sein, sondern genügen, wenn er die Einwilligung f ü r seine Person ertheilt. Diese soll die von ihm als gesetzlichem Vertreter ertheilte Einwilligung ersetzen. Daß der Beschluß der Kommission in diesem Sinne aufzufassen, tritt besonders scharf in dem Falle hervor, wenn der betreffende Elterntheil auf Ertheilung der Einwilligung verklagt und zu derselben verurtheilt wird. Er wird hier nicht als gesetzlicher Vertreter, sondern persönlich verklagt und verurtheilt. Das Urtheil ersetzt also an sich nur seine persönliche Einwilligung, nicht seine Einwilligung als gesetzlicher Vertreter. Da aber das in der Geschäftsfähigkeit beschränkte Kind nach § 1205 Abs. 1 immer der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters bedarf, so muß ausdrücklich ausgesprochen werden, daß in dem gedachten Falle die persönliche Einwilligung des Eltentheils, mag dieselbe freiwillig ertheilt oder durch Urtheil erzwungen sein, die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters ersetzt. In dem letzten Satze des § 11 der vorl. Zusst. hat dieser Gedanke m. E. einen genügenden Ausdruck nicht gefunden. Daß das Kind ein Recht hat, die Ertheilung der Einwilligung des betreffenden Elterntheils f ü r dessen Person auch dann zu fordern, wenn derselbe zugleich gesetzlicher Vertreter des Kindes ist, versteht sich von selbst. Daß aber die von einem Elterntheil für seine Person ertheilte Einwilligung, auch als Einwilligung des gesetzlichen Vertreters gilt, oder dieselbe ersetzt, geht m. E. aus je57

§ § 1303 — 1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

nem Satze nicht hervor. Die scharfe Hervorhebung dieses Gedankens scheint mir wegen der sich daran knüpfenden Konsequenzen von Wichtigkeit. — W ü r d e die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters durch die Einwilligung des betreffenden Elterntheils nicht ersetzt, so würde, auch wenn die letztere ertheilt wäre, die Ehe anfechtbar bleiben. Andererseits steht, wenn die Einwilligung des betreffenden Elterntheils nicht ertheilt ist, die Anfechtung der Ehe, diesem Elterntheil nicht für seine Person, sondern nur als gesetzlichem Vertreter des Kindes und, wenn er dies etwa nicht mehr sein sollte, überhaupt nicht ihm, sondern dem sonstigen gesetzlichen Vertreter des Kindes zu. Durch diese Erwägung dürfte sich nicht nur die Fassung des letzten Satzes des § 1205, sondern auch dessen Aufnahme an dieser Stelle rechtfertigen. Eventuell würde derselbe als besonderer Absatz dem § 1210 hinzuzufügen sein. Zu § 1208 Abs. 2. Es kömmt darauf an auszusprechen, daß und inwieweit der Begriff der „Verwandtschaft" hier in einem anderen Sinne genommen wird, als in dem § 31 Abs. 3 K.E. Nach diesem begründet die uneheliche Abstammung auch schon eine Verwandschaft, aber nur zwischen dem Kinde und der Mutter. Das neue in dem § 1208 besteht also nur darin, daß auch der uneheliche Vater als Verwandter des Kindes angesehen wird. — Deshalb schien es der Vorlage zweckmäßig, nur diesen Punkt in dem zweiten Absätze hervorzuheben. Der Ausdruck „des Verwandschaftsverhältnisses im Sinne diese §. gilt" dürfte doch wohl ganz zutreffend den Gedanken ausdrücken, daß der Begriff der Verwandschaft hier in einem anderen Sinne gebraucht wird, als in dem Sinne des § 31. Zu § 1209. „Darf" statt „kann", weil nach dem Beschlüsse der Kommission der Ehebruch nur aufschiebendes Ehehinderniß ist. Zu § 1210 Abs. 3. Die Eingangsworte der vorl. Zusst. „wird . . . verweigert" sind weggelassen. Sie dürften nur passen, wenn der Nachsatz das Klagerecht des Kindes bestimmte. — Wird aber die Vorschrift, die ich f ü r richtig halte, darauf gestellt, daß dem Kinde ein Anspruch zusteht, so sind jene Worte überflüssig, weil dieser Anspruch nicht von der Verweigerung abhängt. Wegen des letzten Satzes der vorl. Zusst. vergl. Bemerkung zu dem letzten Satz des § 1205.

§ 1204 K E / § 1231 E I ZustFamR § 1204 KE § 1204 Ε I § 1231

Fassung der Regelung in der ZustFamR, im KE und ΕI: S 1204. Eine 5geschäftsunfähige Person kann eine Ehe nicht schließen. 5 § 1205 KE / § 1232 E I II. 1. Fassung der Regelung in der

ZustFamR:

ZustFamR § 1205. Eine Person, welche in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, bedarf zu § 1205 d e r Eheschließung der Einwilligung ihres gesetzlichen Vertreters. Zu der Eheschließung zwischen einer in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Person und einem Abkömmlinge ihres gesetzlichen Vertreters ist der letztere die Einwilligung zu ertheilen behindert. Wird die Einwilligung von dem gesetzlichen Vertreter verweigert, so kann sie durch die Einwilligung des Vormundschaftsgerichtes ersetzt werden. Das Vormundschaftsgericht hat die Einwilligung auf Antrag der in der Geschäftsfähigkeit 58

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§ § 1303—1315

beschränkten Person zu ertheilen, wenn die Ertheilung im Interesse der letzteren liegt. Die Bestimmung des dritten Absatzes findet keine Anwendung, wenn ein Elterntheil, ohne dessen Einwilligung das Kind nach den Vorschriften der §§ 1210, 1211 eine Ehe nicht schließen darf, der gesetzliche Vertreter desselben ist. 2. Antrag N r . 329,5 und 334,1 von

Kurlbaum:

1, 5. a) Zu ξ 1205 Zusst. Abs. 2 Z. 4 statt „Abkömmlinge" zu setzen „ehelichen oder unehelichen Abkömmlinge." b) Zu § 1205 Abs. 4 Zusst. „Die Bestimmungen des zweiten und dritten Absatzes pp." (wie bisher). (Ν. B. Abs. 2 ist nur f ü r V o r m u n d und Pfleger beschlossen.) (Prot I, S. 8628) Ferner lag der Antrag Nr. 337,2 von v. Mandry vor: V. zu § 1205 der Zusst. 1. den Abs. 2 zu streichen (vergl. § 1613 Ziff. 1 der Zusst.) 2. in Abs. 4 zu setzen „Die Bestimmung des zweiten Absatzes . . ." (vergl. den Antrag unter 1). (Prot. I, 8635) Beschlüsse: zu § 1205 der Zusst. (Anträge unter I, 5 und V). Abs. 2 des § 1205 soll, weil durch die Bestimmung des § 1613 Ziff. I 2 der Zusst. gedeckt und deshalb entbehrlich geworden, gestrichen werden. Man w a r einverstanden, daß dadurch der Frage, inwieweit die Bestimmung des § 1613 Ziff. 1 in der jetzigen Fassung auf die elterliche Gewalt auszudehnen sei (vergl. § 1467 der Zusst.), nicht präjudizirt sein solle. — In Folge der Streichung des Abs. 2 des § 1205 wird in dem jetzigen Abs. 4 des § 1205 Ziff. 1 das W o r t „dritten" durch das W o r t „zweiten" ersetzt (Prot. I, 8644). III. 1. § 1205 K E stimmt mit dem unter II.2. mitgeteilten Beschluß überein. 2. Genehmigt w u r d e der Antrag N r . 378,2 von Gebhard: Zu § 1205 Abs. 1. statt: „ihres gesetzlichen Vertreters" „des gesetzlichen Vertrete ters {Bemerk: An den Stellen, in welchen ein Mißverständniß nicht entstehen kann, dürfte sich im Anschluß an §§ 64 Abs. 3, 66, 67, 68 K.E. empfehlen, statt „seines" oder „ihres" gesetzlichen Vertreters zu setzen: „des gesetzlichen Vertreters".) (Prot I, S. 12026) IV. Fassung der Regelung im Ε. I : § 1232. Eine Person, welche in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, bedarf zur Ε 11232 Eheschließung der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters. Wird die Einwilligung von dem gesetzlichen Vertreter verweigert, so kann sie durch die Einwilligung des Vormundschaftsgerichtes ersetzt werden. Das V o r mundschaftsgericht hat die Einwilligung auf Antrag der in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Person zu ertheilen, wenn die Ertheilung im Interesse der letzteren liegt. Die Vorschrift des zweiten Absatzes findet keine Anwendung, w e n n ein Elterntheil, ohne dessen Einwilligung das Kind nach den Vorschriften der §§ 1238, 1239 eine Ehe nicht schließen darf, der gesetzliche Vertreter desselben ist.

2

Vgl. §1651 E I . 59

§§ 1303-1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 1206 K E / § 1233 Ε I II. 1. Fassung der Regelung in der

ZustFamR:

ZustFamR § 1206. Zu der Eheschließung ist Ehemündigkeit der Eheschließenden erforder§ 1206 [ich. Die Ehemündigkeit der Männer tritt mit dem zurückgelegten zwanzigsten Lebensjahre, die der Frauen mit dem zurückgelegten sechszehnten Lebensjahre ein. Dispensation ist zulässig. Volljährigkeitserklärung begründet nicht die Ehemündigkeit. 2. Antrag Nr. 337,3 von v. Mandry. I. 3: in Abs. 4 zu setzen: „begründet Ehemündigkeit" (statt: die Ehemündigkeit . . . ) (Prot. I, S. 8794). Weiter lag der Antrag vor: III. In § 1206 Abs. 4 zu fassen: „Durch Volljährigkeitserklärung wird Ehemündigkeit nicht begründet." (Prot. I, S. 8808). Der Antrag III. wurde angenommen (Prot. I, S. 8808). 3 3. Angenommen wurde die zweite Alternative des Antrags Nr. 339,2 von Gebhard, zu sagen statt: „die der Frauen" „diejenige der Frauen" oder: „die Ehemündigkeit der Frauen" (Prot. I, 8821 f., 8838). III., IV. Fassung der Regelung im K E ! Ε I : KE § 1206 § 1206. Zu der (Zur; Ε I) Eheschließung ist Ehemündigkeit der Eheschließenden Ε I § 1233 erforderlich. Die Ehemündigkeit der Männer tritt mit dem zurückgelegten zwanzigsten Lebensjahre, die Ehemündigkeit der Frauen mit dem zurückgelegten sechszehnten Lebensjahre ein. Dispensation ist zulässig. Durch Volljährigkeitserklärung wird Ehemündigkeit nicht begründet. § 1207 KE / § 1234 Ε I II. —IV. 1. Die beschlossene Regelung ist in der ZustFamR und im KE/E / gleichlautend: ZustFamR § 1207. Niemand kann eine neue Ehe schließen, bevor seine frühere Ehe aufge§ 1207 igst oder f ü r ungültig erklärt ist. KE § 1207 Ε I § 1234 2. Antrag Nr. 334,1 von Kurlbaum: I 2. W e r eine in Ansehung der Form der Eheschließung gültige Ehe (eine Ehe in gehöriger Form) geschlossen hat, kann eine neue Ehe nicht schließen, bevor pp. (wie bisher). (Prot. I, S. 8671). Antrag Nr. 347,2 von Johow: II. den Eingang des § 1207 zu fassen: „Ein Ehegatte kann n i c h t . . ." (Prot. I, S. 8677). Zu § 1207 (Anträge unter I, 2 und II). Die Anträge unter I, 2 und II, welche lediglich redaktioneller N a t u r sind, wurden im Hinblick auf die schärfere Fassung des § 34 des Reichsgesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung vom 6. Februar 1875 und auf den § 1222 Ziffer 1, § 1224 der Zusst. in Verbindung mit § 108 K.E. abgelehnt. (Prot. I, S. 8679). Ein gleicher Antrag (Nr. 347,1) lag auch von Johow vor (Prot. I S. 8860).

60

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

3. Ferner lag der Antrag vor: § 1207 zu fassen: „Ein Ehegatte kann, bevor seine Ehe aufgelöst oder für ungültig erklärt ist, keine (oder: nicht eine) neue Ehe schließen." Die Kommission lehnte den Antrag aus denselben Gründen ab, aus welchen bereits früher ein ähnlicher Antrag abgelehnt worden ist (vergl. Prot. S. 8671, 8677, 8679). (Prot. I, S. 12026).

§ 1207 a / 1235 Ε I 1. Zur Beratung vgl. Prot. I, S. 7 4 2 7 - 7 4 2 9 bei § 1323 ff. BGB (unten S. 195 ff.). II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1207 a. Ist einer der Ehegatten für todt erklärt, so gilt die Vermuthung, daß ZustFamR a derselbe den Zeitpunkt der Erlassung der Todeserklärung nicht überlebt habe, auch § in Ansehung der Ehe. Wird das die Todeserklärung aussprechende Urtheil mit der Anfechtungsklage angefochten, so darf der andere Ehegatte vor Erledigung dieser Klage eine neue Ehe nicht schließen. 2. Antrag Nr. 339 I 3 von Gebhard § 1207 a. a) Statt „mit der Anfechtungsklage" „mittels der Anfechtungsklage" (C. P. O . § 834). b) Statt „vor Erledigung dieser Klage" „vor Erledigung des Rechtsstreites" (Prot. I, S. 8822). Beschluß: Im Abs. 2 des § 1207 a sollen die Worte „mit der Anfechtungsklage" gestrichen und die Worte „vor Erledigung dieser Klage" durch die Worte „vor Erledigung des Rechtsstreites" ersetzt werden. (Prot. I, S. 8839). III., IV. 1. Fassung der Regelung im K E / E I : § 1207 a. Ist einer der Ehegatten für todt erklärt, so gilt die Vermuthung, daß KE § 1207 a derselbe den Zeitpunkt der Erlassung der Todeserklärung nicht überlebt habe, auch Ε I § '235 in Ansehung der Ehe. Wird das die Todeserklärung aussprechende Urtheil angefochten, so darf der andere Ehegatte vor Erledigung des Rechtsstreites eine neue Ehe nicht schließen. 2. Es lag folgender Antrag vor: im Abs. 1 die Worte „in Ansehung der Ehe" durch die Worte zu ersetzen: „in Ansehung der Schließung einer Ehe durch den anderen Ehegatten." — Der Antrag wurde abgelehnt. Die Mehrheit war der Ansicht, daß, wenngleich die hier fragliche Vermuthung in diesem Zusammenhange nur in Ansehung der Schließung einer neuen Ehe durch den anderen Ehegatten in Betracht komme, doch die gegenwärtige Fassung des 5 1207 a Abs. 1 an sich nicht unrichtig sei und auch, hingesehen auf den Anschluß an den § 1207, als inkorrekt nicht angesehen werden könne. (Prot. I, S. 12026, 12027).

§ 1208 K E / § 1236 E I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: ZustFamR

§ 1208. Eine Ehe kann nicht geschlossen werden 1. zwischen Verwandten in gerader Linie;

§ 1208

61

§§ 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

2. zwischen vollbürtigen und halbbürtigen Geschwistern; 3. zwischen Verschwägerten in gerader Linie. Es macht keinen Unterschied, ob die unter Nr. 1 und 2 bezeichneten Verwandtschaftsverhältnisse auf ehelicher oder auf unehelicher Geburt beruhen; in Ansehung des unter Nr. 3 bezeichneten Schwägerschaftsverhältnisses macht es keinen Unterschied, ob die Eltern, Voreltern und Abkömmlinge des einen Ehegatten eheliche oder uneheliche sind. Das unter Nr. 3 bezeichnete Schwägerschaftsverhältniß ist auch dann als vorhanden anzusehen, wenn die Ehe, durch welche es begründet sein würde, für ungültig erklärt ist. 2. Wegen der Anträge Prot. I, S. 8628 f., 8633, 8644 vgl. unten S. 1197 ff. 3. Im Zusammenhang mit einem Beschluß zu § 1532 ZustFamR ist § 1208 Abs. 2 Satz 1 dahin gefaßt worden: Ein Verwandtschaftsverhältniß im Sinne des ersten Absatzes Nr. 1, 2 besteht auch zwischen dem unehelichen Kinde sowie dessen Abkömmlingen einerseits und dem Vater des Kindes sowie den Verwandten des Vaters andererseits. (Prot. I, S. 8816).

III. 1. Die beschlossene Regelung lautet im K E : KE § 1208

§ 1208. Eine Ehe kann nicht geschlossen werden: 1. zwischen Verwandten in gerader Linie; 2. zwischen vollbürtigen und halbbürtigen Geschwistern; 3. zwischen Verschwägerten in gerader Linie. Ein Verwandtschaftsverhältniß im Sinne des ersten Absatzes Nr. 1, 2 besteht auch zwischen dem unehelichen Kinde sowie dessen Abkömmlingen einerseits und dem Vater des Kindes sowie den Verwandten des Vaters andererseits. Ein Schwägerschaftsverhältniß im Sinne des ersten Absatzes Nr. 3 besteht auch zwischen dem einen Ehegatten und denjenigen Personen, welche nach Maßgabe der vorstehenden Bestimmung Verwandte des anderen Ehegatten sind. Ein Schwägerschaftsverhältniß im Sinne des ersten Absatzes ist auch dann als vorhanden anzusehen, wenn die Ehe, durch welche es begründet sein würde, für ungültig erklärt ist. 2. Es lagen folgende Anträge vor:

5. zu § 1208. v.Weber a) die Ziffer 2 im ersten Absätze zu fassen: „zwischen Geschwistern, ohne (Nr 375, 1) Unterschied der Vollbürtigkeit oder Halbbürtigkeit;" Kurlbaum b) § 1208 Nr. 2 zu fassen: „zwischen vollbürtigen oder halbbürtigen Geschwir r 380, 1) s t e r n ; < ' Planck

c) im § 1208 Nr. 2 die Worte „vollbürtigen und halbbürtigen" zu streichen. d) im Abs. 3 die Schlußworte „für ungültig erklärt ist" durch die Worte zu ersetzen „ungültig ist, die Ungültigkeit aber nicht auf einem Formmangel bei der Eheschließung beruht." (Bemerk. Die vorgeschlagene neue Fassung des Abs. 3 bezweckt, diejenigen ebenfalls zu berücksichtigenden Fälle zu decken, in welchen die formgültige, aber nichtige Ehe oder die anfechtbare und angefochtene Ehe vor Erledigung des Rechtsstreits aufgelöst oder die anfechtbare Ehe erst nach deren Auflösung angefochten ist; vergl. § 1224 Abs. 2, § 1232 Abs. 2). 62

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§ § 1303—1315

Die Anträge unter 5 a und d gelangten zu der Annahme. Die Worte „vollbürtigen und halbbürtigen" in Nr. 2 des § 1208 zu streichen, hielt man, obwohl der Ausdruck „Geschwister" in den §§ 1444, 1453 schlechthin gebraucht ist und auch dort sowohl die vollbürtigen als die halbbürtigen Geschwister umfaßt (vergl. auch § 21), mit Rücksicht auf die Geschäftsführung der Standesbeamten für bedenklich (Prot. I, S. 12027 ff.). IV. Fassung der Regelung im Ε I : § 1236. Eine Ehe kann nicht geschlossen werden: Ε I § 1236 1. zwischen Verwandten in gerader Linie; 2. zwischen Geschwistern, ohne Unterschied der Vollbürtigkeit oder Halbbürtigkeit; 3. zwischen Verschwägerten in gerader Linie. Ein Verwandtschaftsverhältniß im Sinne des ersten Absatzes Nr. 1, 2 besteht auch zwischen dem unehelichen Kinde sowie dessen Abkömmlingen einerseits und dem Vater des Kindes sowie den Verwandten des Vaters andererseits. Ein Schwägerschaftsverhältniß im Sinne des ersten Absatzes Nr. 3 besteht auch zwischen dem einen Ehegatten und denjenigen Personen, welche nach Maßgabe der vorstehenden Vorschrift Verwandte des anderen Ehegatten sind. Ein Schwägerschaftsverhältniß im Sinne des ersten Absatzes ist auch dann als vorhanden anzusehen, wenn die Ehe, durch welche es begründet sein würde, ungültig ist, die Ungültigkeit aber nicht auf einem Formmangel bei der Eheschließung beruht. § 1209 K E / § 1237 Ε I Fassung der Regelung in der ZustFamR und im KE

IΕI:

§ 1209. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen demjenigen, dessen Ehe wegen Ehebruchs geschieden ist, und demjenigen, mit welchem er des Ehebruchs sich schuldig gemacht hat, sofern dieser Ehebruch in dem Scheidungsurtheile als Grund der Scheidung festgestellt ist. Dispensation ist zulässig.

ZustFamR § KE§1209 ^ ' § 1237

§ 1210 K E / § 1237 E I II. 1. Fassung der beschlossenen Regelung in der

ZustFamR:

§ 1210. Ein eheliches Kind darf, solange es das fünfundzwanzigste Lebensjahr ZustFamR nicht zurückgelegt hat, nur mit der Einwilligung des Vaters und nach dem T o d e des § 12 10 Vaters nur mit der Einwilligung der Mutter, ein uneheliches Kind, solange es jenes Lebensjahr nicht zurückgelegt hat, nur mit der Einwilligung der Mutter eine Ehe schließen. Dem Tode des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn dieselben zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande sind, oder ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist. Die Ertheilung der Einwilligung kann nicht durch einen Vertreter erfolgen. Zu der Einwilligung eines in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Elterntheiles ist die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters desselben nicht erforderlich. Dem Kinde steht der Anspruch auf Ertheilung der Einwilligung gegen den Vater oder die Mutter zu, es sei denn, daß ein wichtiger, die Verweigerung nach den Umständen des Falles rechtfertigender Grund vorliegt. 63

§§ 1303 — 1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Das rechtskräftige Urtheil, durch welches ein Elterntheil zur Ertheilung der Einwilligung verurtheilt wird, ersetzt, wenn derselbe der gesetzliche Vertreter des Kindes ist, zugleich seine Einwilligung als gesetzlicher Vertreter. 2. Zu einer Änderung des § 1210 Abs. 1, 2 vgl. Prot. I, 8093 — 8095 (im Bd. Familienrecht II zu $ 464 TE-FamR). — Hierzu lag die vom Redaktionsausschluß gebilligte Neuredaktion von Planck vor: Als § 1210 Abs. 1 Satz 2: „Das durch Ehelichkeitserklärung legitimirte uneheliche Kind bedarf nicht der Einwilligung der Mutter." (Prot. I, 8093—8095). — Abs. 2 Satz 1: „Die Ertheilung der Einwilligung kann nicht durch einen Vertreter, insbesondere nicht durch den gesetzlichen Vertreter, erfolgen." (N.B. Die Vorlage schlägt vor, den beschlossenen Zusatz nicht dem § 1211, sondern dem ersten Satze des § 1210 anzuschließen. Der § 1211 handelt lediglich von der Wirkung, welchen die Annahme an Kindesstatt in Betreff des Erfordernisses der Einwilligung der Eltern zur Eheschließung hat, und würde also durch den fraglichen Zusatz eine mit dem übrigen Inhalt nicht zusammenhängende Bestimmung in demselben aufgenommen werden. Natürlicher und einfacher scheint es mir, der am Schlüsse des ersten Satzes des § 1210 enthaltenen Bestimmung, daß das uneheliche Kind der Einwilligung seiner Mutter bedarf, die in dem beschlossenen Zusätze bestimmte Ausnahme an jene Vorschrift unmittelbar anzuschließen.) 3. Antrag Nr. 334,3 von

Kurlbaum:

1.3. § 1210 Abs. 4: „Das rechtskräftige Urtheil — ersetzt, wenn der Elterntheil der gesetzliche Vertreter des Kindes ist, zugleich die Einwilligung des Ersteren als des gesetzlichen Vertreters." (Prot. I, S. 8671). III. 4 § 1210 Abs. 4 nach Antrag unter I, 3, jedoch zu setzen: die Einwilligung desselben als des . . . (statt: des Ersteren). (Prot. I, S. 8677). Beschluß zu § 1210 Abs. 4 (Antrag unter I, 3 und III). Der Antrag unter I, 3 fand die Zustimmung der Kommission; doch soll statt „Ersteren" gesetzt werden „ersteren". (Prot. I, S. 8679). 4. Wegen weiterer Anträge unten S. 242 bei § 1265 Ε I (Prot. I, S. 8677 ff., 8686). 5. Antrag Nr. 337,4 von v. Mandry: 1.4. a) in Abs. 1 den Satz 2 zu streichen und stau dessen in Satz 1 zu setzen: „ein uneheliches, nicht durch Ehelichkeitserklärung legitimirtes Kind darf . . b) in Absatz 4 nach Antrag I, 2 (Prot. S. 8761), zu setzen: „Die Einwilligung desselben als des . . ." (statt: des Ersteren). (Prot. I, S. 8794). Beschluß zu § 1210 (Antrag unter I, 4). Der Antrag unter I, 4 a fand nicht die Zustimmung der Mehrheit. Der Antrag unter I, 4 b galt in Folge des in der Sitzung vom 12. Mai 1886 gefaßten Beschlusses unter Nr. 3 (Prot. S. 8679) als erledigt. (Prot. I, S. 8808, 8809). III. 1. Fassung der Regelung im K E : KE§ 1210

§ 1210. Ein eheliches Kind darf, solange es das fünfundzwanzigste Lebensjahr nicht zurückgelegt hat, nur mit der Einwilligung des Vaters und nach dem Tode des Vaters nur mit der Einwilligung der Mutter, ein uneheliches Kind, solange es jenes Lebensjahr nicht zurückgelegt hat, nur mit der Einwilligung der Mutter eine Ehe schließen. Das durch Ehelichkeitserklärung legitimirte uneheliche Kind bedarf nicht der Einwilligung seiner Mutter. Dem Tode des Vaters oder der Mutter steht es 4

64

Dieser Antrag stammt nicht von Kurlbaum.

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

gleich, wenn dieselben zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande sind o d e r ihr Aufenthalt dauernd u n b e k a n n t ist. Die Ertheilung der Einwilligung kann nicht durch einen Vertreter, insbesondere auch nicht durch den gesetzlichen Vertreter, erfolgen. Z u der Einwilligung eines in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Elterntheiles ist die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters desselben nicht erforderlich. Dem Kinde steht der Anspruch auf Ertheilung der Einwilligung gegen den V a t e r oder die Mutter zu, es sein denn, daß ein wichtiger, die Verweigerung nach den Umständen des Falles rechtfertigender G r u n d vorliegt. Das rechtskräftige Urtheil, durch welches ein Elterntheil zur Ertheilung der Einwilligung verurteilt wird, ersetzt, wenn der Elterntheil der gesetzliche Vertreter des Kindes ist, zugleich die Einwilligung des ersteren als des gesetzlichen Vertreters. 2. Bei der Revision des Schuldrechts wurde beschlossen: § 1210 Abs. 3 Z.3: „ein wichtiger, nach den U m s t ä n d e n des Falles die Verweigerung rechtfertigender . . . " (Prot. I, S. 11827). 3. Zu § 1210 KE lagen folgende Anträge vor: | 6 a) dem Abs. 1 Satz 3 am Schlüsse beizufügen: IJProt I 12028 „Dem T o d e des Vaters steht es gleich, wenn dem letzteren nach den Vorschrif- Planck ten der §§ 1528, 1530, 1531 die aus der Vaterschaft sich ergebenden Rechte nicht zustehen." {Bemerk. In denjenigen Fällen, in welchen nach den Vorschriften der §§ 1528, 1530, 1531 dem Vater die aus der Vaterschaft sich ergebenden Rechte, mithin auch das Recht der Einwilligung zur Eheschließung des Kindes, nicht zustehen, muß das Recht der Einwilligung z u r Eheschließung schon vor dem T o d e des Vaters an dessen Stelle der Mutter eingeräumt werden. Die jetzige Fassung des 5 1210 bringt dies nicht z u m Ausdrucke.) b) dem Abs. 3 als zweiten Satz h i n z u z u f ü g e n : v. Mandry „Ist der Vater oder die Mutter gesetzlicher Vertreter des Kindes, so ist ein die (Nr 377, 1) Verweigerung rechtfertigender G r u n d vorhanden, wenn die Ertheilung der Einwilligung nicht im Interesse des Kindes liegt." {Bermerk. Vergl. § 1205. D e r Elterntheil, welcher zugleich gesetzlicher Vertreter ist, sollte m. E. trotz des verschiedenen Ausgangspunktes u.s.w. materiell die Einwilligung immer versagen können, wenn ein gesetzlicher Vertreter, der nicht Elterntheil ist, | die Einwilligung zu versagen in der Lage wäre. U m dieses Resultat sicher | Prot I 12029 zu stellen, wird der Zusatz beantragt.) D e r A n t r a g unter 6 a fand die Billigung der Kommission. Dagegen w u r d e der Antrag unter 6 b in der E r w ä g u n g abgelehnt, daß die A u f n a h m e der beantragten Vorschrift, wenngleich dieselbe als sachlich richtig a n z u e r k e n n e n sei, doch zu dem Mißverständnisse Veranlassung geben könne, einerseits, daß in den Fällen, in welchen der Vater oder die M u t t e r gesetzlicher Vertreter des Kindes sei, die Verweiger u n g der Einwilligung sich nur aus solchen G r ü n d e n , welche dem Interesse des Kindes, nicht auch aus solchen G r ü n d e n , welche d e m besonderen Interesse des betreffenden Elterntheils oder der Familie entnommen seien, rechtfertige, andererseits, daß in solchen Fällen, in welchen der Vater oder die Mutter nicht zugleich der gesetzliche Vertreter des Kindes, namentlich in solchen Fällen, in welchen das Kind volljährig sei, die elterliche Einwilligung niemals aus dem Gesichtspunkte des Interesses des Kindes verweigert werden könne. D a ß in dem in dem Antrage vorausgesetzten Falle ein die Verweigerung der Einwilligung rechtfertigender Grund auch 65

§ § 1303 — 1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

dann stets vorhanden sei, wenn die Ertheilung der Einwilligung nicht im Interesse des Kindes liege, könne im Hinblick darauf, daß der Vater oder die Mutter als gesetzlicher Vertreter des Kindes in erster Linie das Interesse des Kindes wahrzunehmen berufen sei und nach § 1210 Abs. 4 das rechtskräftige Urtheil, durch welches | Prot 1 12030 ein Elterntheil zur Ertheilung der Einwilligung verurtheilt werde, | zugleich die Einwilligung des ersteren als des gesetzlichen Vertreters ersetze, einem gegründeten Zweifel nicht unterliegen. 4. Zustimmung fand folgender Antrag Nr. 391,1 von Kurlbaum: § 1210 Abs. 1 Zeile 2,3,5 (dreimal) statt „mit der Einwilligung" zu setzen „mit Einwilligung" (zu vergl. §§ 307, 818 u. a.) (Prot. I, S. 12101, 12102). IV. Fassung der beschlossenen Regelung im Ε I : EI § 1238

§ 1238. Ein eheliches Kind darf, solange es das fünfundzwanzigste Lebensjahr nicht zurückgelegt hat, nur mit Einwilligung des Vaters und nach dem Tode des Vaters nur mit Einwilligung der Mutter, ein uneheliches Kind, solange es jenes Lebensjahr nicht zurückgelegt hat, nur mit Einwilligung der Mutter eine Ehe schließen. Das durch Ehelichkeitserklärung legitimirte uneheliche Kind bedarf nicht der Einwilligung seiner Mutter. Dem Tode des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn dieselben zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande sind oder ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist. Dem Tode des Vaters steht es gleich, wenn dem letzteren nach den Vorschriften der §§ 1564, 1566, 1567 die aus der Vaterschaft sich ergebenden Rechte nicht zustehen. Die Ertheilung der Einwilligung kann nicht durch einen Vertreter, insbesondere auch nicht durch den gesetzlichen Vertreter, erfolgen. Zu der Einwilligung eines in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Elterntheiles ist die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters desselben nicht erforderlich. Dem Kinde steht der Anspruch auf Ertheilung der Einwilligung gegen den Vater oder die Mutter zu, es sei denn, daß ein wichtiger, nach den Umständen des Falles die Verweigerung rechtfertigender Grund vorliegt. Das rechtskräftige Urtheil, durch welches ein Elterntheil zur Ertheilung der Einwilligung verurtheilt wird, ersetzt, wenn der Elterntheil der gesetzliche Vertreter des Kindes ist, zugleich die Einwilligung des ersteren als des gesetzlichen Vertreters. § 1211 KE / § 1329 E I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR:

ZustFamR § 1211.* In Ansehung eines an Kindesstatt angenommenen Kindes tritt an Stelle S 1211 der nach den Bestimmungen des $ 1210 erforderlichen Einwilligung der leiblichen Eltern die Einwilligung desjenigen, welcher das Kind an Kindesstatt angenommen hat und, wenn das Kind von zwei Ehegatten an Kindesstatt angenommen oder als angenommen anzusehen ist, die Einwilligung des Ehemannes und nach dessen Tode die Einwilligung der Ehefrau. Die Einwilligung der leiblichen Eltern ist auch dann nicht erforderlich, wenn die Annahme an Kindesstatt wieder aufgehoben ist. *

Der § 1211 ist mit dem Vorbehalte beschlossen, auf ihn zurückzukommen, wenn der Abschnitt über die Annahme an Kindesstatt berathen ist.

2. Folgender Antrag Nr. 334, 4 von Kurlbaum wurde genehmigt: § 1211 Abs. 1: „In Ansehung — angenommen hat, oder, wenn das Kind durch die Annahme an 66

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

Kindesstatt die rechtliche Stellung eines gemeinschaftlichen ehelichen Kindes zweier Ehegatten erlangt hat, die Einwilligung pp." (wie bisher), (zu vergl. § 1585) (Prot. I, S. 8671,8672, 8680). III. 1. § 1211 K E stimmt bis auf die unter II. 2. mitgeteilte Änderung mit § 1211 ZustFamR überein. 2. Der Beschluß, in § 1211 statt „an Stelle" zu setzen: „an die Stelle", findet sich in Prot. I, S. 11837. 3. Antrag Nr. 380, 2 von Kurlbaum: ξ 1211 Zeile 1 statt „eines . . . Kindes" zu setzen „einer . . . Person"; Zeile 4 und 5 zweimal statt „das Kind" „die Person" (zu vergl. § 41). — Der Antrag erfuhr keinen Widerspruch. (Prot. I, S. 12030). IV. Fassung der Regelung im Ε I : § 1239. In Ansehung einer an Kindesstatt angenommenen Person tritt an die E I S 1239 Stelle der nach den Vorschriften des § 1238 erforderlichen Einwilligung der leiblichen Eltern die Einwilligung desjenigen, welcher die Person an Kindesstatt angenommen hat, oder, wenn die Person durch die Annahme an Kindesstatt die rechtliche Stellung eines gemeinschaftlichen ehelichen Kindes zweier Ehegatten erlangt hat, die Einwilligung des Ehemannes und nach dessen Tode die Einwilligung der Ehefrau. Die Einwilligung der leiblichen Eltern ist auch dann nicht erforderlich, wenn die Annahme an Kindesstatt wieder aufgehoben ist.

§ 1212 K E / 1240 E I II., III. 1 Fassung der Regelung in der ZustFamR und im K E : § 1212. Zwischen Personen, von welchen die eine die andere an Kindesstatt an- ZustFamR genommen hat, sowie zwischen der ersteren und den Abkömmlingen der letzteren, § 1 2 1 2 auch wenn auf diese Abkömmlinge die Annahme von Kindesstatt sich nicht er- KE§1212 streckt hat, darf, solange die Annahme an Kindesstatt besteht, eine Ehe nicht geschlossen werden. 2. Zu abgelehnten Anträgen vgl. Prot. I, S. 8629, 8634, 8645 f. (unten S. 1197 ff.). 3. Antrag Nr. 381,59 von Planck: den Eingang des § 1212 dahin zu fassen: „Auf Personen, welche die rechtliche Stellung von Verwandten durch eine Annahme an Kindesstatt erlangt haben, findet die Vorschrift des § 1208 Abs. 1 Nr. 1 keine Anwendung. Es darf jedoch zwischen Personen . . ." wie im Entwürfe unter Streichung des Wortes „darf" in der vorletzten Zeile. {Bemerk. Ein ähnlicher Antrag ist zwar Prot. S. 8646 abgelehnt. Der für die Ablehnung geltend gemachte Grund, daß die besondere Bestimmung des § 1212 genügend klar ergebe, daß die Vorschrift des 5 1208 Abs. 1 Nr. 1 auf Personen, welche durch Annahme an Kindesstatt die rechtliche Stellung von Verwandten erlangt haben, keine Anwendung finde, dürfte aber deshalb nicht durchschlagend sein, weil es darauf ankommt, klarzustellen, daß die Vorschriften des § 1212 und des § 1208 nicht etwa als mit einander verträgliche neben einander bestehen, sondern daß die erstere eine Ausnahme von der letzteren enthält. 67

§§ 1303-1315

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

Alle Vorschriften des Gesetzbuchs, welche eine Bestimmung für Verwandte enthalten, sollen, so weit nicht etwas Anderes bestimmt ist, auch auf diejenigen Personen, welche durch Annahme an Kindesstatt pp. die rechtliche Stellung von Verwandten erlangt haben, Anwendung finden. Ausdrücklich ausgesprochen aber ist dies in dem Gesetzbuche nirgends und es dürfte sich bei der Wichtigkeit jenes Grundsatzes daher empfehlen, jede Fassung zu vermeiden, welche in dieser Beziehung einen Zweifel erwecken könnte.) Der Antrag wurde auf Grund der demselben beigefügten Bemerkungen genehmigt. (Prot. I, S. 12030 f.). IV. Fassung der Regelung im Ε I : Ε I § 1240

§ 1240. Auf Personen, welche die rechtliche Stellung von Verwandten durch die Annahme an Kindesstatt erlangt haben, findet die Vorschrift des $ 1236 Abs. 1 Nr. 1 keine Anwendung. Es darf jedoch zwischen Personen, von welchen die eine die andere an Kindesstatt angenommen hat, sowie zwischen der ersteren und den Abkömmlingen der letzteren, auch wenn auf diese Abkömmlinge die Annahme an Kindesstatt sich nicht erstreckt hat, solange die Annahme an Kindesstatt besteht, eine Ehe nicht geschlossen werden.

§ 1213 KE / § 1241 E I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: ZustFamR § 1213

§ 1213. Eine Frau darf erst nach Ablauf von zehn Monaten von dem Zeitpunkte i n welchem ihre frühere Ehe aufgelöst oder für ungültig erklärt ist, eine neue Ehe schließen. Dispensation ist zulässig.

arl)

2. Annahme fand der Antrag Nr. 348, 1 von v. Weber. Falls der Antrag unter I, 8 in Betreff der Anmerkung zu § 1222 Billigung findet [vgl. bei § 1250 Ε I], wird beantragt: § 1213 Absatz 1 zu fassen: „Eine Ehefrau darf vor Ablauf von zehn Monaten von dem Zeitpunkte an, in welchem ihre frühere Ehe aufgelöst oder für ungültig erklärt ist, eine neue Ehe nicht schließen." (Prot. I, S. 8677, 8678, 8680, 8681). III. 1. Zur Fassung der Regelung im KE vgl. unter II. 1. und 2. 2. Antrag Nr. 380 von Kurlbaum: 9. im § 1213 statt „Eine Ehefrau" zu setzen „Eine Frau, welche verheirathet war". — Die Kommission beschloß, das Wort „Ehefrau" durch das Wort „Frau" zu ersetzen. Im Uebrigen wurde der Antrag abgelehnt. (Prot. I, S. 12031). IV. Fassung der Regelung im Ε I : Ε I § 1241

§ 1241. Eine Frau darf vor Ablauf von zehn Monaten von dem Zeitpunkte an, in welchem ihre frühere Ehe aufgelöst oder für ungültig erklärt ist, eine neue Ehe nicht schließen. Dispensation ist zulässig. 68

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

§ 1214 K E / § 1242 EI II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1214. Ein Elterntheil, welcher minderjährige eheliche oder den ehelichen ZustFamR gleichstehende Kinder hat, darf eine Ehe erst schließen, nachdem das Vormund- §1214 schaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die in den §§ 197, 366 Abs. 1, 435 Ziff. 2 und 459 des Entwurfes des Familienrechtes bezeichneten Verpflichtungen von ihm erfüllt sind oder ihm nicht obliegen. 2. Zu Prot. I, S. 8629, 8646 vgl. unten S. 1197 ff. 3. a) Antrag Nr. 334 von Kurlbaum: I. 5. a) § 1214. „Wer ein minderjähriges oder von ihm selbst bevormundetes eheliches Kind hat, darf - §§ 1371, 1512, 1563, dem § 1587 Abs. 3 und dem $ (1695 a ) bezeichneten pp. (wie bisher)." b) § 1371. Gehört zu den antheilsberechtigten Abkömmlingen ein minderjähriges Kind des überlebenden Ehegatten, so hat der Letztere vor der Schließung pp. (wie bisher). c) § 1695a (d. h. hinter 1695 der R.V.): Ist der eheliche Vater oder die eheliche Mutter des Mündels zum Vormunde bestellt, so finden die §§ 1371, 1512, 1563 und der § 1587 Abs. 3 entsprechende Anwendung. (Prot. I, 8672). b) Antrag Nr. 345, 3 von v. Weber: IV. 1. Zu dem Antrage unter I, 5 wird vorgeschlagen: a) den Antrag unter a anzunehmen, b) den Antrag unter b abzulehnen, c) den Antrag unter c dahin anzunehmen: § 1695a. „Ist der (eheliche) Vater oder die eheliche Mutter des Mündels zum Vormunde bestellt, so finden, wenn der Vater oder die Mutter eine neue Ehe schließen wollen, die Vorschriften des § 1512 entsprechende Anwendung." (Prot. I, 8677). Beschluß zu §§ 1214, 1371 (Anträge unter I, 5 und IV, 1). Der den § 1214 betreffende Antrag unter I, 5" wurde mit der Maßgabe angenommen, daß in demselben auch der § 1695 a , unter Weglassung der Klammern, allegirt werden soll. Hinter § 1695 soll als § 1695a folgende Bestimmung eingeschaltet werden: „Ist der Vater oder die eheliche Mutter des Mündels zum Vormunde Destellt, so finden, wenn der Vater oder die Mutter eine Ehe schließen will, die Vorschriften des § 1512 entsprechende Anwendung." Man war einverstanden, daß die Konsequenz des dem § 1512 zum Grunde liegenden Gedankens zu der Bestimmung des $ 1695a und zu einer entsprechenden Aenderung des § 1214 führen müsse. Der eine sachliche Aenderung des § 1371 enthaltende Antrag unter I, 5 b wurde abgelehnt, da aus den Gründen der Motive S. 874 ff. kein Bedürfniß vorliege, den §1371 auch auf solche Fälle auszudehnen, in welchen der überlebende Ehegatte nicht der gesetzliche Vertreter eines antheilsberechtigten minderjährigen Abkömmlings sei. (Prot. I, S. 8680). III. 1. Fassung der Regelung im KE: § 1214. Wer ein minderjähriges oder von ihm selbst bevormundetes eheliches KE § 1214 Kind hat, darf eine Ehe erst schließen, nachdem das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die in den §§ 1371, 1512, 1563, dem § 1587 Abs. 3 69

§ § 1303 — 1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

und dem § 1695 a bezeichneten Verpflichtungen von ihm erfüllt sind oder ihm nicht obliegen. 2. Antrag von Planck: 10. a) den § 1214 dahin zu fassen: „Wer ein minderjähriges oder von ihm selbst bevormundetes eheliches Kind hat, darf eine Ehe erst schließen, nachdem das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt, daß die in den §§ 1512, 1695 a bezeichneten Verpflichtungen von ihm erfüllt sind oder ihm nicht obliegen. Wer ein minderjähriges oder von ihm selbst bevormundetes durch Ehelichkeitserklärung legitimirtes oder angenommenes Kind hat, darf eine Ehe erst schließen, nachdem das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die in dem § 1563, dem § 1587 Abs. 3 und dem § 1695 a bezeichneten Verpflichtungen von ihm erfüllt sind oder ihm nicht obliegen. Ist im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft ein antheilsberechtigter Abkömmling des überlebenden Ehegatten minderjährig oder bevormundet, so darf der letztere eine Ehe erst schließen, nachdem das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die im § 1371 bezeichneten Verpflichtungen von ihm erfüllt sind." Eventuell wird beantragt, den § 1214 unter Streichung des Allegats des § 1371 im Uebrigen in seiner jetzigen Fassung zu belassen, demselben aber als Abs. 2 den Abs. 3 des prinzipalen Antrags hinzuzufügen. (Bemerk. Der Eingang des § 1214 in seiner jetzigen Fassung ist im Hinblick auf den Fall des ξ 1371 jedenfalls zu eng, da der letztere auch dann Anwendung findet, wenn nicht ein Kind, sondern ein anderer Abkömmling des überlebenden Ehegatten antheilsberechtigt, aber minderjährig oder bevormundet ist. Auch setzt der § 1371 nicht voraus, daß der Abkömmling von dem überlebenden Ehegatten selbst bevormundet wird. Der Fall des § 1371 muß daher im § 1214 jedenfalls gesondert behandelt werden. Gründe praktischer Zweckmäßigkeit, nämlich die Rücksicht auf die Erleichterung der Geschäftsführung des Standesbeamten, sprechen aber auch weiter dafür, die im Abs. 2 des prinzipalen Antrags bezeichneten Fälle aus ihrer jetzigen Verbindung mit den im Abs. 1 jenes Antrages bezeichneten Fällen zu lösen, um für den Standesbeamten die thatsächlichen Voraussetzungen des hier fraglichen Eheverbots deutlicher hervortreten zu lassen. Dazu kommt, daß der in der Voraussetzung des § 1214 in seiner jetzigen Fassung sich findende Ausdruck „eheliches Kind" nach dem sonstigen Sprachgebrauche des Gesetzbuches, streng genommen, nicht auf diejenigen Kinder paßt, auf welche der § 1563 und der § 1587 Abs. 3 sich beziehen. Diese Kinder sind als solche nicht eheliche Kinder im Sinne des Gesetzbuchs, sondern solche Kinder, welche innerhalb der gesetzlich näher bestimmten Grenzen die rechtliche Stellung ehelicher Kinder haben.) v. Mandry b) den § 1214 nach dem eventuellen Antrage unter a zu beschließen, doch mit (Nr 337) folgender Fassungsänderung: „Wer ein eheliches Kind hat, welches minderjährig, oder zwar volljährig, aber von dem Elterntheile selbst bevormundet ist. . ." Der eventuelle Antrag unter 10 a wurde unter Ablehnung der in dem Antrage unter 10 b vorgeschlagenen Fassungsänderung gebilligt. (Prot. I, S. 12031 —12033). 70

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

3. Genehmigt wurde folgender Antrag Nr. 391,2 von Kurlbaum: § 1214 Abs. 2 (beschlossen auf den Antrag N r . 10, Prot, vom 21. Nov. 1887, S. 12033) zuzusetzen: „oder ihm nicht obliegen" (zu vergl. Schluß des ersten Absatzes und des § 1371). (Prot. I, S. 12101, 12102). IV. Fassung der Regelung im Ε I : § 1242. Wer ein minderjähriges oder von ihm selbst bevormundetes eheliches EI§ 1242 Kind hat, darf eine Ehe erst schließen, nachdem das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die in den S S 1548, 1599, dem § 1623 Abs. 3 und dem § 1734 bezeichneten Verpflichtungen von ihm erfüllt sind oder ihm nicht obliegen. Ist im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft ein antheilsberechtigter Abkömmling des überlebenden Ehegatten minderjährig oder bevormundet, so darf der letztere eine Ehe erst schließen, nachdem das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die im § 1404 bezeichneten Verpflichtungen von ihm erfüllt sind oder ihm nicht obliegen.

§ 1215 K E / § 1243 E I II. 1. Fassung der Regelung in der

ZustFamR:

§ 1215. Militärpersonen, ingleichen solche Landesbeamte, welche nach den Lan- ZustFamR desgesetzen eine besondere Erlaubniß zur Eheschließung nachzusuchen haben, dür- § 1215 fen nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubniß eine Ehe schließen. Dasselbe gilt von Ausländern in Ansehung der Erlaubniß oder des Zeugnisses, welche nach den Landesgesetzen für die Eheschließung eines Ausländers erforderlich sind. 2. Antrag Nr. 334,6 von Kurlbaum: § 1215 letzte Zeile statt „eines Ausländers" zu setzen „derselben." (Prot. I, S. 8672). Es wurde beschlossen, statt der Worte „eines Ausländers" zu setzen „der Ausländer." (Prot. I, S. 8680). 3. Abgelehnt wurde der Antrag Nr. 337,5 von v. Mandry. in § 1215 Satz 2 zu setzen: „in Ansehung der Beibringung der Erlaubniß oder des Zeugnisses . . ." (Prot. I, S. 8794, 8809). 4. Von Gebbutu lagen folgende Anträge Nr. 339,5 [Nr. 6 nicht im metallcgra phierten Antrag enthalten] vor: 1.5. § 1215 Satz 1 „Militärpersonen und Landesbeamte, welche nach dem Gesetze eine besondere Erlaubniß pp." 1.6. S§ 1215 Satz 2; 1287 Satz 2; 1325 Abs. 2; 1332 Abs. 2; 1360 Abs. 3; 1451 Abs. 2; 1454 Abs. 2; 1553 Abs. 2; 1577 Abs. 2; 1587 Abs. 2. Statt „Dasselbe", bezw. „Ein Gleiches" „Das Gleiche" (In dem K.E. findet sich „Dasselbe" - §§ 63, 90, 167. „Das Gleiche" - §S 77, 299, 302, 366, 708 pp. F.R. S S 1229; 1498 Abs. 1; 1589 Abs. 2. „Ein Gleiches" — SS 295, 777). (Prot. I, S. 8822). Beschlüsse: 5. Zu S 1215 Satz 1 (Antrag unter I, 5). Der Antrag unter I, 5 wurde abgelehnt. Die Mehrheit war der Ansicht, die gegenwärtige Fassung des $1215 ergebe im Hinblick auf die Worte „ohne die vorgeschriebene Erlaubniß" mit genügender Deutlichkeit, daß der $1215 nicht für die Militärpersonen eine besondere Erlaubniß zur Eheschließung vorzuschreiben, sondern nur zu bestimmen bezwecke, daß Militär71

§ § 1303 — 1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

personen, wenn und soweit durch besondere Gesetze eine solche Erlaubniß vorgeschrieben sei, ohne diese Erlaubniß eine Ehe nicht schließen dürften. 6. Zu § 1215 Satz 2, § 1287 Satz 2, $ 1325 Abs. 2, § 1332 Abs. 2, § 1360 Abs. 3, § 1451 Abs. 2, § 1454 Abs. 2, § 1553 Abs. 2, § 1577 Abs. 2, § 1587 Abs. 2 (Antrag unter I, 6). D e r Antrag unter I, 6 wurde von der Mehrheit in der Erwägung abgelehnt, daß der Ausdruck „Ein Gleiches" sich für solche Fälle empfehle, in welchen das Verhältniß nicht vollkommen das gleiche, sondern nur ein entsprechendes sei. Es soll jedoch nicht ausgeschlossen sein, bei einer späteren Gelegenheit auf die P r ü f u n g der einzelnen hier in Betracht kommenden Bestimmungen nach dieser Richtung hin zurückzukommen. (Prot. I, S. 8839, 8840). III., IV. Fassung der Regelung im K E / Ε I : Ε I § 1243

§ 1243. Militärpersonen, ingleichen solche Landesbeamte, welche nach den Landesgesetzen eine besondere Erlaubniß zur Eheschließung nachzusuchen haben, dürfen nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubniß eine Ehe schließen. Dasselbe gilt von Ausländern in Ansehung der Erlaubniß oder des Zeugnisses, welche nach den Landesgesetzen für die Eheschließung der Ausländer erforderlich sind.

§ 1216 K E / § 1244 E I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: ZustFamR § 1216. Die Befugniß zur Ertheilung der nach den Vorschriften der §§ 1206, § 1216 1209, 1213 zulässigen Dispensation steht dem Staate zu. Ueber die Ausübung dieser Befugnisse haben die Landesregierungen zu bestimmen. 2. Angenommen wurde der Antrag Nr. 337,6 von v. Mandry: in Satz 2 zu setzen: „dieser Befugniß" (statt: dieser Befugnisse) (Prot. I, S. 8794, 8809). III., IV. Fassung der Regelung im K E / Ε I : K E § 1216 § 1216. Die Befugniß zur Ertheilung der nach den Vorschriften der §§ 1206, Ε I 1244 1209, 1213 [§§ 1233, 1237, 1241 Ε I] zulässigen Dispensation steht dem Staate zu. Ueber die Ausübung dieser Befugniß haben die Landesregierungen zu bestimmen.

C. 2. Kommission I. Prot. II 4, 11 ff. (Mugdan, Bd. 4, 68 ff.). 265. Sitzung | Ρ II 4,11

| VIII. Man ging hierauf zur Berathung des Abschnitts II über die Ehehindernisse über und trat in Erörterung des Antrags ein, an die Spitze dieses Abschnitts folgenden Satz zu stellen: Spahn Ueber das Vorhandensein von Ehehindernissen und die Befreiung von solchen (Nr 5, 3) i s t f ü r die Angehörigen der staatlich anerkannten Religionsgesellschaften deren kirchliches Recht maßgebend. 72

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen) 266.

§ § 1303—1315

Sitzung

I. In die E r ö r t e r u n g über den vorstehend unter VIII mitgetheilten Antrag wurde v. Gagern der Antrag hineingezogen: f ü r den Fall der Ablehnung dieses und einiger hier nicht (Nr 6) in Betracht k o m m e n d e r , von derselben Seite h e r r ü h r e n d e r Anträge die §§ 1227 bis 1271 zu streichen. Z u r Abstimmung gelangte nur der oben unter V I I I mitgetheilte Antrag. Derselbe wurde mit 15 gegen 4 Stimmen abgelehnt. 5 | II. Man trat in die Berathung über die einzelnen Ehehindernisse ein. Es w a r be- | Ρ II 4-, 16 antragt: 1. den § 1231 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: Z u r Eheschließung ist die Struckmann (Nr 1 , 5 ) freie Einwilligung der Eheschließenden erforderlich. v. Mandry

2. den § 1231 zu streichen.

(Nr 2, 3) Spahn 3. an Stelle des § 1231 folgende Vorschrift a u f z u n e h m e n : Geistliche der katholischen Kirche, welche die höheren Weihen empfangen ha- (Nr 5, 4) ben, sowie die einem päpstlich approbirten O r d e n angehörigen Ordenspersonen, welche die feierlichen oder die nach dem Ordensstatute diesen gleichgestellten einfachen Gelübde abgelegt haben, können eine Ehe nicht schließen. eventuell im § 1243 den W o r t e n „nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubniß" einzuschalten: Geistliche und Ordenspersonen nicht ohne Erlaubniß ihrer kirchlichen Behörde. D e r Antrag 2 wurde angenommen. | Die Mehrheit beschloß zunächst mittelst Unterabstimmung das W o r t „freie" zu | Ρ II 4, 17 streichen. Füge man das W o r t „freie" in Abweichung von dem Reichsgesetze bei, so liege das Mißverständniß nahe, als ob der Irrthum schlechthin der Gültigkeit der Ehe entgegenstehe, während es nicht richtig sei, jeden bei dem Abschlüsse der Ehe untergelaufenen Irrthum als erheblich anzusehen. Bei der Schlußabstimmung w u r d e der Antrag 1 endgültig abgelehnt.

III. Zu § 1232 lagen die Anträge vor: 1. die Vorschrift zu fassen: Ein Minderjähriger sowie ein in der Geschäftsfähigkeit Struckmann beschränkter Volljähriger bedarf zur Eheschließung der Einwilligung seines gesetz- (Nr 1,6) liehen Vertreters. | Die verweigerte Einwilligung des V o r m u n d e s kann durch die Einwilligung des j Ρ II 4, 18 Vormundschaftsgerichts ersetzt werden. Das Vormundschaftsgericht hat auf Antrag des Mündels die Einwilligung zu ertheilen, wenn die Eheschließung im Interesse des Mündels liegt. Die verweigerte Einwilligung der Eltern kann nur auf dem im § 1238 a bezeichneten W e g e ersetzt werden.

5

Über die Beratungen schrieb Jacubezky am 23. 11. 1893 (Bayr.HStA, MJu 16114) nach München: „Zu den §§ 1231 ff. hatte Spahn den Antrag gestellt, für die Angehörigen der staatlich anerkannten Religionsgesellschaften die Vorschriften ihrer Religionsgesellschaft über die Ehehindernisse und die Form der Eheschließung für maßgebend zu erklären, die Zivilehe aber nur als Notzivilehe beizubehalten. Der Antrag wurde von Sohm, der bekanntlich früher Gegner der Zivilehe war, in einem nach Form und Inhalt ausgezeichneten Vortrage sowie von dem Referenten und dem Generalreferenten bekämpft und mit allen gegen die 4 Stimmen der Katholiken Danckelmann, Frhr. v. Gagern, Spahn und des Konservativen Frhr. v. Manteuffel abgelehnt...". 73

§§ 1303-1315 v. Mandry (Nr 2, 3)

Jacubezky (Nr 13, 2) v. Mandry (Nr 2, 8)

| Ρ II 4, 19

Struckmann (Nr 1, 7)

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

2. in § 1232 dem Abs. 2 als Satz 2 einzufügen: Das Vormundschaftsgericht soll vor der Entscheidung Verwandte und Verschwägerte des Eheschließenden nach Maßgabe des § 1678 hören, b) den Abs. 3 zu fassen: Steht die gesetzliche Vertretung dem Vater oder der Mutter zu, ohne deren Einwilligung das Kind nach Maßgabe der §§ 1238, 1239 die Ehe nicht schließen darf, so ist für die Einwilligung des Vormundschaftsgerichts die Vorschrift des § 1239 maßgebend. 3. den Abs. 3 zu streichen. Di e Anträge 2 und 3 standen im Zusammenhange mit einem von demselben Antragsteller gestellten Antrage, welcher lautet: 4. zu bestimmen: ξ 1238. Wer das fünfundzwanzigste Lebensjahr nicht zurückgelegt hat, darf die Ehe nicht ohne Einwilligung des Vaters, nach dessen Tode nicht ohne Einwilligung der Mutter schließen. Bei einem unehelichen Kinde ist nur die Einwilligung der Mutter, wenn es für ehelich erklärt ist, nur die Einwilligung des Vaters erforderlich; bei einem an Kindesstatt angenommenen Kinde treten, solange die Annahme nicht aufgehoben ist, die Annahme-Eltern an die Stelle der leiblichen Eltern. Dem Tode des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn etc. (wie § 1238 Abs. 1 Satz 3). Die Einwilligung kann nicht etc. (wie § 1238 Abs. 2). § 1239. Wird die Einwilligung verweigert, so kann sie auf Antrag des Kindes von dem Vormundschaftsgericht ersetzt werden; das Vormundschaftsgericht soll etc. (wie § 1232 Abs. 2 Satz 2 oben im Antrage 2). Die Einwilligung ist von dem Vormundschaftsgerichte zu ertheilen, wenn die Ertheilung im Interesse des Kindes ist, es sei denn, daß ein anderer wichtiger Grund die Verweigerung rechtfertigt. (Zur Red. wurde vorgeschlagen, die §§ 1232, 1238 in unmittelbare Verbindung zu bringen und den § 1239 so zu fassen, daß er sich auf beide Fälle bezieht, mithin: § a wie § 1232 Abs. 1. § b wie § 1238 unter Einschiebung der Worte: „auch wenn er in der Geschäftsfähigkeit nicht beschränkt ist". | § c wie § 1239: Wird die Einwilligung im Falle des § a oder des § b versagt, so kann sie auf Antrag des Eheschließenden, der derselben bedarf, etc. (wie im Entw.). Die Einwilligung ist von dem Vormundschaftsgerichte zu ersetzen, wenn sie im Interesse dessen ist, der sie nachsucht. Hat der Vater oder die Mutter die Einwilligung aus einem anderen wichtigen, die Versagung rechtfertigenden Grunde versagt, so ist sie auch von dem Vormundschaftsgerichte zu verweigern.) Die Abs. 1 und 2 des § 1232 sind von den Anträgen nur in redaktioneller Beziehung abgeändert; sie wurden ihrem sachlichen Inhalte nach angenommen. Die Berathung Uber den Abs. 3 des § 1232 wurde bis zur Berathung des § 1238 vertagt (vergl. S. 34). IV. Zu § 1233 lagen die Anträge vor: 1. die Vorschrift zu fassen: 2 u r Eheschließung ist erforderlich, daß der Mann volljährig oder für volljährig erklärt ist und daß die Frau das sechzehnte Lebensjahr vollendet hat (Ehemündigkeit). a)

74

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§ 1303—1315

H a t die Frau das vierzehnte Lebensjahr vollendet, so kann ihr Befreiung von dem Erfordernisse der Ehemündigkeit gewährt werden. | 2. die Vorschrift zu fassen: W e r nicht ehemündig ist, darf eine Ehe nicht schließen. Männer sind ehemündig, wenn sie volljährig sind, Frauen mit zurückgelegtem sechzehnten Lebensjahre. Frauen können durch Dispensation auch vor zurückgelegtem sechzehnten Lebensjahr ehemündig werden. 3. die Vorschrift zu fassen: Zur Eheschließung ist erforderlich, daß der Mann das achtzehnte, die Frau das fünzehnte Lebensjahr vollendet hat. Der § 1233 wurde in der Fassung des Antrags 1 angenommen. | V. Zu § 1234 lag der Antrag vor, die §§ 1234, 1235 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: Niemand darf eine neue Ehe schließen, bevor seine frühere Ehe aufgelöst oder für nichtig oder für ungültig erklärt ist. Ist einer der Ehegatten für todt erklärt, so gilt die Vermuthung, daß die Ehe durch seinen Tod aufgelöst ist. Wird das die Todes- | erklärung aussprechende Urtheil angefochten, so darf der andere Ehegatte nicht vor der Erledigung des Rechtstreits zu einer neuen Ehe schreiten. Die Mehrheit erklärte sich mit dem § 1234 in der Fassung des Entw. vorläufig einverstanden. Die Frage, ob die Fassung des Entw. durch die Fassung des Abs. 1 des Antrags zu ersetzen sei, wurde bis zur Berathung der Wirkungen der Ehehindernisse ausgesetzt. VI. Zu § 1235 lagen 1. der vorstehend unter V mitgetheilte Antrag sowie die Anträge vor: 2. an Stelle des § 1235 als § 1234 Abs. 2 zu bestimmen: Ist ein Ehegatte für todt erklärt, so darf der andere eine neue Ehe schließen, es sei denn, daß die Todeserklärung angefochten und der Rechtsstreit noch nicht erledigt ist. 3. unter Streichung des Abs. 1 den Abs. 2 des § 1235 in folgender Fassung dem § 1233 als Abs. 2 anzuschließen: Ist einer der Ehegatten für todt erklärt, so darf der andere Ehegatte, wenn gegen das die Todeserklärung aussprechende Urtheil binnen zehn Jahren nach der Erlassung desselben die Anfechtungsklage erhoben worden ist, nicht vor der Erledigung des Rechtsstreits über die Anfechtung eine neue ehe schließen. 6 Die Mehrheit erklärte sich mit der Streichung des Abs. 1 einverstanden. Der Abs. 2 wurde seinem sachlichen Inhalte nach nicht beanstandet. Der Antrag 3 enthält jedoch eine Einschränkung des Entw. . . Mit dieser Einschränkung erklärte sich die Mehrheit einverstanden.. . VII. Zu § 1236 lagen die Anträge vor: 1. die Vorschrift zu fassen: Eine Ehe darf nicht geschlossen werden: 1. zwischen Verwandten in gerader Linie; 2. zwischen vollbürtigen oder halbbürtigen Geschwistern; 3. zwischen Verschwägerten in gerader Linie; 6

IΡ II 4, 20 · Mandry (Nr 2, 6)

v

Spahn (Nr 5, 5)

| Ρ II 4, 22 Struckmann (Nr 1, 8)

| Ρ II 4, 23

v. Mandry (Nr 2, 7)

Jacubezky (Nr 13, 3)

Struckmann (Nr 1, 9)

Dem handschriftlichen Antrag war noch in Klammern hinzugefügt: Wegen der zehnjährigen Frist für die Erhebung der Anfechtungsklage vgl. § 835 Abs. 2 der C.P.O. 75

§§ 1303—1315

| Ρ II 4, 24

Spahn (Nr 5, 6)

Rüger (Nr 9)

| Ρ II 4, 25

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

| 4. zwischen Personen, von denen die eine mit Eltern, Voreltern oder Abkömmlingen der anderen Geschlechtsgemeinschaft gepflogen hat. Verwandtschaft im Sinne des Abs. 1 besteht auch zwischen einem unehelichen Kinde und dessen Vater. 2. folgende Fassung zu beschließen: Eine Ehe kann nicht geschlossen werden: 1. zwischen Verwandten in gerader Linie; 2. zwischen Geschwistern ohne Unterschied der Voll- und Halbbürtigkeit sowie zwischen Geschwisterkindern, zwischen Oheim und Nichte, Tante und Neffe, gleichviel ob die Verwandtschaft auf ehelicher oder unehelicher Geburt beruht; 3. zwischen Verschwägerten in gerader Linie und dem ersten Grade der Seitenlinie; 4. zwischen einem Verlobten und den Verwandten des anderen in gerader Linie; 5. zwischen demjenigen, der einen anderen an Kindesstatt angenommen hat, und dem an Kindesstatt Angenommenen oder dessen Abkömmlingen, sowie zwischen einer dieser Personen und der Wittwe der anderen; 6. zwischen Personen, deren eine mit einem Verwandten der anderen in gerader Linie außerehelich den Beischlaf vollzogen hat. Es besteht im Sinne des vorstehenden Absatzes Verwandtschaft auch zwischen einem unehelichen Kinde und dessen Vater, Schwägerschaft auch zwischen einem Ehegatten und den Abkömmlingen des anderen aus einer weiteren Ehe. hierzu die Unteranträge: 3. dem Eheverbote der illigitimen Schwägerschaft nur aufschiebende Wirkung beizulegen; 4. zusätzlich zum § 1253 zu bestimmen: Wenn die Ehe gegen das Verbot des § 1236 Abs. 1 Nr. 4 verstößt, so kann die Nichtigkeitsklage nicht von dem Staatsanwalte, sondern nur von demjenigen Ehegatten erhoben werden, welcher die Ehe in Unkenntniß der die Klage begründenden Thatsache geschlossen hat. Die Mehrheit entschied sich dafür, nach Antrag 1 die Ehe zwischen Personen, von denen die eine mit Verwandten gerader Linie der anderen Geschlechts-1 gemeinschaft gepflogen hat, zu untersagen, jedoch dem Ehehinderniß in Gemäßheit des Antrags 3 nur aufschiebende Wirkung beizulegen, womit der Antrag 4 erledigt war. Der Antrag 2 wurde abgelehnt. 267. Sitzung

| Ρ II 4, 27

11. Zu § 1236 wurde ferner 1. der Antrag angenommen, den Abs. 2 zu fassen: Verwandtschaft im Sinne des Abs. 1 besteht auch zwischen einem unehelichen Kinde und dessen Vater. Man erblickte in dem Vorschlag eine unbedenkliche, an den § 15 Abs. 2 des Entw. II sich anschließende Abkürzung des Abs. 2 Satz 1 des Entw. und hielt den Satz 2 des Entw. neben dem Satze 1 und dem § 16 des Entw. I I für entbehrlich. Es wurde 2. der Abs. 3 des § 1236 gestrichen.

| Ρ II 4, 28 Spahn (Nr 5, 7)

| I I . Zu § 1237war beantragt: 1. den Abs. 1 zu fassen: Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen einem wegen Ehebruchs geschiedenen Ehegatten und demjenigen, mit welchem der Ehebruch begangen ist, sofern etc. (wie im Entw.). 76

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§ § 1303—1315

2. den § 1237 zu fassen: a) Eine Ehe kann nicht geschlossen werden: 1. zwischen einem wegen Ehebruchs geschiedenen Ehegatten und demjenigen, mit welchem der Ehebruch begangen ist; 2. zwischen den Theilnehmern an einem Gattenmorde, sofern die That, wenn auch nur von einem der Thäter, in der Absicht begangen ist, dadurch die Eheschließung mit dem anderen Theile zu ermöglichen. b) und, falls Befreiung zugelassen werden sollte, zu bestimmen: Von dem Ehehindernisse des Ehebruchs ist Befreiung erst nach dem T o d e des schuldlosen Ehegatten zulässig. Dieselbe macht die vor ihrer Ertheilung geschlossene Ehe, sofern sie nicht bereits für ungültig erklärt ist, von Anfang an gültig. 3. in den Anträgen 1 und 2 statt „und demjenigen, mit welchem der Ehebruch begangen ist" zu setzen „und seinen Mitschuldigen". 4. den § 1237 zu streichen. A. Die Kommission lehnte in eventueller Abstimmung den Antrag 3 ab und nahm die in den Anträgen 1 und 2 gewählte Fassung „und demjenigen, mit welchem der Ehebruch begangen ist" an; sie entschied sich ferner für die Beibehaltung des Erfordernisses der Feststellung des Ehebruchs als Scheidungsgrundes im Scheidungsurtheile sowie für die Zulassung der Dispensation; beschloß jedoch abweichend vom Entw., den Ehebruch nicht nur als aufschiebendes, sondern als trennendes Ehehinderniß anzuerkennen. Die so gestaltete Vorschrift wurde darauf endgültig mit 11 gegen 9 Stimmen angenommen. Der Antrag 2 a Nr. 2 wurde nicht weiter verfolgt. | B. Die Regelung der Folgen einer gegen den § 1237 verstoßenden Eheschlie- | Ρ II 4, 29 ßung, soweit eine solche neben dem Beschlüsse, den Ehebruch als trennendes Ehehinderniß anzuerkennen, noch erforderlich sei, blieb späterer Entscheidung vorbehalten. | C. Einverständniß bestand darüber, daß zufolge des zu § 1237 gefaßten Be- | Ρ II 4, 30 Schlusses im Art. 16 des Entw. d. E.G. die Nr. 1 des 5 170 a d. St.G.B. zu streichen sei. III. Der Antrag, als § 1237a folgende Vorschrift aufzunehmen: Spahn Eine Ehe kann nicht geschlossen werden: (Nr 5> 8) 1. z.wisi,iicii einem Aiigenörigen der katholischen Kirche und einem Ungetauften; 2. zwischen zwei Personen, deren eine der katholischen Kirche angehört, wenn eine derselben in früherer Ehe gelebt hat, solange der frühere Ehegatte noch lebt; 3. zwischen dem Ausspender der Taufe und dem Täuflinge sowie dem T a u f p a then und dem Täuflinge, sofern diese Personen der katholischen Kirche angehören wurde mit Einverständnisse mit dem Antragsteller ohne vorherige Erörterung sofort zur Abstimmung gebracht; dieselbe ergab die Ablehnung. IV. Zu § 1238 lagen vor: 1. der Antrag, den Abs. 1 Satz 1, 2 und die Abs. 2, 3, 4 durch folgende Vor- Struckmann Schriften zu ersetzen: (Nr 1, 11) 5 1238. Vor Vollendung des fünfundzwanzigsten Lebensjahrs darf ein eheliches Kind nur mit Einwilligung des Vaters und nach dessen Tode nur mit Einwilligung der Mutter, ein uneheliches Kind nur mit Einwilligung der Mutter eine Ehe schließen. Ein durch Ehelichkeitserklärung legitimirtes uneheliches Kind bedarf jedoch nicht der Einwilligung der Mutter. 77

§§ 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Die Einwilligung des Vaters oder der Mutter kann nicht durch einen Vertreter erklärt werden. Sind die Eltern in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so bedürfen sie zur Ertheilung der Einwilligung nicht der Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters. § 1238 a. Die Eltern können ihre Einwilligung zur Eheschließung nur verweigern, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Im Falle ungerechtfertigter Weigerung kann die Einwilligung durch richterliches Urtheil ersetzt werden. Steht dem Vater oder der Mutter die gesetzliche Vertretung des Kindes zu, so wird durch das U r theil zugleich die nach § 1232 erforderliche Einwilligung des gesetzlichen Vertreters ersetzt. 2. die S. 18 mitgetheilten Anträge 3 und 4; Jacubezky 3. hierzu der Unterantrag: (Nr 13, 4) unter Streichung des Abs. 3 des § 1238 und Annahme des S. 18 mitgetheilten Antrags 4 den in diesem vorgeschlagenen Abs. 2 des § 1239 wie folgt zu fassen: Die Einwilligung ist von dem Vormundschaftsgerichte zu ertheilen, wenn die Verweigerung der Einwilligung des Vaters oder der Mutter wegen Mangels eines wichtigen Grundes ungerechtfertigt ist. | Ρ II 4, 31 | Die Abs. 1 und 2 wurden gebilligt. Zu Abs. 3 wurde im Laufe der Erörterung noch der weitere Antrag gestellt: „4. das Recht, auf gerichtliche Ergänzung der verweigerten elterlichen Zustimmung anzutragen, nur volljährigen (und für volljährig erklärten) Kindern beizulegen, im Uebrigen aber mit den Anträgen 2 und 3 die Ergänzung der Einwilligung dem V o r mundschaftsgerichte zu übertragen." Die Kommission entschied sich f ü r die Beschränkung der Vorschrift auf Volljährige und f ü r volljährig Erklärte, beschloß ferner mit 11 gegen 8 Stimmen, das Vormundschaftsgericht für zuständig zu erklären, und nahm in Betreff der dem Vormundschaftsgerichte zu ertheilenden Direktive den Antrag 3 an. Bezüglich des zweiten Halbsatzes des § 1239 im Antrage 4 S. 18 beschloß man, den aus Anlaß eines entsprechenden Vorschlags zu dem § 1232 beschlossenen Vorbehalt für die Berathung des § 1678 (vergl. S. 19 Abs. 2, 3) auch auf die hier fragliche Entscheidung des Vormundschaftsgerichts auszudehnen. | Ρ II 4, 34

| E. Der bei der Berathung des ξ 1232 zurückgestellte Abs. 3 dieses Paragraphen wurde gleichfalls gestrichen. 7

V. Auf den § 1239 bezogen sich 1. der S. 18 mitgetheilte Antrag 4; Struckmann 2. der Antrag, den § 1239 zu fassen: (Nr 1,12) An Stelle der leiblichen Eltern eines an Kindesstatt angenommenen Kindes hat derjenige, welcher das Kind angenommen hat, die nach § 1238 erforderliche Einwilligung zu ertheilen. Ist das Kind von einem Ehepaar angenommen, so steht das Recht der Einwilligung dem Ehemann und nach dessen Tode der Ehefrau zu. Das Gleiche gilt, wenn während bestehender Ehe das Kind des einen Ehegatten von dem anderen angenommen ist. Die leiblichen Eltern erlangen auch nach Aufhebung der Annahme an Kindesstatt das Recht der Einwilligung nicht wieder. Während der Antrag 2 sachlich mit dem Entw. übereinstimmt, ist im Antrag 1 der Abs. 2 des § 1239 gestrichen. Im Einverständnisse mit dem Antragsteller zu 1 7

78

Infolge des zu Abs. 3 gefaßten Beschlusses wurde der Abs. 4 gestrichen (Prot. II 4, S. 33 f.).

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

wurde jedoch beschlossen, den Abs. 2 zunächst beizubehalten unter dem Vorbehalte, bei der Berathung des § 1626 eventuell auf die Frage zurückzukommen, ob der § 1239 Abs. 2 gestrichen werden solle. (Die Entscheidung wurde dort der Red.Kom. überlassen). VI. Zu § 1240 lag der nur die Fassung betreffende Antrag vor, ihn wie folgt hinter § 1236 zu versetzen: W e r Jemand an Kindesstatt angenommen hat, darf mit ihm oder dessen Ab- Struckmann kömmlingen eine Ehe nicht schließen, solange die Annahme an Kindesstatt besteht. (Nr 1,13) Im Uebrigen begründet die Annahme an Kindesstatt kein die Eheschließung hinderndes Verwandtschaftsverhältniß. Der oben S. 24 mitgetheilte Antrag 2 enthält in Nr. 5 den Vorschlag, die Ehe auszuschließen zwischen dem, der einen Anderen an Kindesstatt angenommen hat, und dem an Kindesstatt Angenommenen oder dessen Abkömmlingen, sowie zwischen einer dieser Personen und der Wittwe der anderen. Der Antrag wurde fallen gelassen. VII. Zu § 1241 war beantragt 8 : Struckmann 1. statt „oder für ungültig erklärt ist" zu setzen „oder für nichtig oder für ungül- (Nr 1, 14) tig erklärt ist"; 2. den Schluß des Abs. 1 dahin zu ändern: eine neue Ehe mit einem Anderen als ihrem letzten Ehemanne nicht schließen. | Der Antrag 1 hat nur redaktionelle Bedeutung. Der Antrag 2 wurde abgelehnt. | Ρ II 4, 35 VIII. Zu $ 1242 lag der Antrag vor, ihn zu fassen: Der Vater oder die Mutter eines minderjährigen Kindes oder eines volljährigen, v. Mandry aber bevormundeten Kindes darf eine Ehe nicht schließen, solange das Vormund- (Nr 2, 9) schaftsgericht nicht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die im § 1548 bezeichneten Verpflichtungen dem Eheschließenden nicht obliegen oder von ihm erfüllt sind. Das Gleiche gilt in Ansehung der im § 1404 bezeichneten Verpflichtungen, wenn im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft der überlebende Ehegatte eine Ehe schließen will und antheilsberechtigte Nachkommen minderjährig oder bevormundet sind. Der Antrag wurde, soweit er in Abs. 1 vom Entwurf abweicht, abgelehnt bzw. fallen gelassen. IX. Zu § 1243 lagen folgende Anträge vor: 1. den Eingang dahin zu fassen: Militärpersonen, sowie solche Beamte, Geistliche und Lehrer an öffentlichen Unterrichtsanstalten, die nach den Landesgesetzen eine besondere staatliche Erlaubniß zur Eheschließung nachzusuchen haben, dürfen etc. (wie im Entw.) 2. im Satze 1 des § 1243 zwischen „Erlaubniß" und „eine Ehe schließen" einzuschalten: Geistliche und Ordenspersonen nicht ohne Erlaubniß ihrer kirchlichen Behörde. 3. den Satz 1 des § 1243 zu fassen: Militärpersonen, ingleichen solche Landesbeamte, einschließlich der Kirchenund Schuldiener, welche nach den Landesgesetzen eine besondere Erlaubniß zur Dieser Antrag dürfte von Struckmann stammen, der ursprünglich in Nr. 1, 14 beantragt hatte, den § 1241 zu fassen: „Eine Frau darf vor Ablauf von zehn Monaten von dem Zeitpunkt an, in welchem ihre frühere Ehe aufgelöst oder für nichtig oder für ungültig erklärt ist, eine neue Ehe nicht schließen. — Befreiung von diesem Verbote ist zulässig."

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§§ 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Eheschließung nachzusuchen haben, dürfen nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubniß die Ehe schließen. Das Gleiche gilt von den Beamten und Dienern der als öffentliche Körperschaften anerkannten Religionsgemeinschaften, einschließlich der katholischen Geistlichen und Ordenspersonen, wenn sie nach den Vorschriften der Religionsgesellschaft, der die angehören, einer solchen Erlaubniß bedürfen. Die Anträge wurden abgelehnt. | X. Zu § 1244 lagen die Anträge vor 9 : 1. den Satz 1 zu fassen: Die Befugniß zur Gewährung der nach den §§ 1233, 1237, 1241 zulässigen Befreiung steht dem Staate zu. Jacubezky 2. den § 1244 zu fassen: (Nr 13, 5) Ueber die Zuständigkeit zur Ertheilung der nach den §§ 1233, 1237, 1241 zulässigen Dispensation bestimmen die Landesregierungen. Antrag 2 wurde abgelehnt, d. h. Satz 1 beibehalten; der zweite Satz wurde nicht beanstandet.

| Ρ II 4, 37 Struckmann (Nr 1, 15)

II. Fassung der Regelung in der

Vorl.Zust:

j· 1231. gestrichen. Ε I-VorlZust § 1232}" Wer in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, bedarf zur Eheschließung § 1232 J e r Einwilligung des gesetzlichen Vertreters. Wird die Einwilligung von dem gesetzlichen Vertreter verweigert, so kann sie durch die Einwilligung des Vormundschaftsgerichts ersetzt werden. Das Vormundschaftsgericht hat die Einwilligung auf Antrag des in der Geschäftsfähigkeit Beschränkten zu ertheilen, wenn die Eingehung der Ehe im Interesse desselben liegt*. Abs. 3 des Entw. ausgesetzt. *

Vorbehalten bleibt, dem $ 1678 die Vorschrift hinzuzufügen, daß die Anhörung von Verwandten und Verschwägerten des Mündels insbesondere dann zu erfolgen habe, wenn es sich um die Ergänzung der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters zu der Eheschließung des Mündels handle.

Ε I-VorlZust § 1233. Zur Eheschließung ist Ehemündigkeit der Eheschließenden erforder§ 1233 lieh*. Männer sind ehemündig, wenn sie volljährig (oder für volljährig erklärt) sind, Frauen mit zurückgelegtem sechszehnten Lebensjahre. Frauen können durch Dispensation (oder: Befreiung) auch vor zurückgelegtem sechszehnten Lebensjahre f ü r ehemündig erklärt werden. (Oder statt des letzten Absatzes: Bei Frauen ist Dispensation (Befreiung) von dem Erfordernisse der Ehemündigkeit zulässig.) *

Die Feststellung der Fassung der Eingangs dieses wie der folgenden Paragraphen bleibt solange ausgesetzt, bis darüber Beschluß gefaßt wird, ob die Nichtbeachtung der betreffenden Vorschriften Ungültigkeit der Ehe zur Folge hat oder nicht.

9

N a c h dem Antrag Nr. 5, 9 von Spahn sollten in § 1244 die Citate der §§ 1233, 1237 gestrichen werden.

10

80

Vgl. unten hinter § 1238 a die Neufassung des ξ 1232.

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§ § 1303—1315

§ 1234 (1234, 1235.) Niemand kann eine neue Ehe schließen, bevor seine f r ü h e r e Ε I-VorlZust Ehe aufgelöst oder f ü r ungültig* erklärt ist. § 1234 Ist einer der Ehegatten f ü r todt erklärt, so darf der andere Ehegatte, wenn gegen das die T o d e s e r k l ä r u n g aussprechende Urtheil binnen zehn Jahren nach der Erlassung desselben die Anfechtungsklage erhoben w o r d e n ist, nicht vor Erledigung des Rechtsstreits über die Anfechtung eine neue Ehe schließen. *

Vorbehalten bleibt, ob das Wort „ungültig" durch „nichtig oder ungültig" zu ersetzen ist. § 7235 vergl. § 1234.

§ 1236. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden: Ε I-VorlZust 1. zwischen Verwandten in gerader Linie; § 1236 2. zwischen vollbürtigen oder halbbürtigen Geschwistern; 3. zwischen Verschwägerten in gerader Linie; 4. zwischen Personen, von denen die eine mit Eltern, Voreltern oder A b k ö m m lingen der anderen Geschlechtsgemeinschaft gepflogen hat*. Verwandtschaft im Sinne des Abs. 1 besteht auch zwischen einem unehelichen Kinde und dessen Vater. * Die Vorschrift unter Nr. 4 ist mit der Maßgabe beschlossen, daß die Nichtbeachtung derselben Ungültigkeit der Ehe nicht zur Folge haben soll. § 1237"' Eine Ehe darf nicht geschlossen werden, zwischen demjenigen, dessen Ε I-VorlZust Ehe wegen Ehebruchs geschieden ist, und demjenigen, mit welchem er sich des § 1237 Ehebruchs schuldig gemacht (oder: welcher sich des Ehebruchs mit ihm schuldig gemacht hat), sofern dieser Ehebruch in dem Scheidungsurtheile als G r u n d der Scheidung festgestellt ist. Dispensation (Befreiung) ist zulässig. Die Vorschrift des § 1237 ist mit der Maßgabe beschlossen, daß die Nichtbeachtung desselben die Nichtigkeit der Ehe zur Folge haben soll. § 1238*l[ V o r Vollendung des f ü n f u n d z w a n z i g s t e n Lebensjahres darf ein eheli- Ε I-VorlZust ches Kind nur mit Einwilligung des Vaters und nach dessen T o d e nur mit Einwilli- § 1238 gung der Mutter, ein uneheliches Kind nur mit Einwilligung der Mutter eine Ehe schließen. Ein durch Ehelichkeitserklärung legitimirtes uneheliches Kind bedarf jeJ„„u lll^HL J cJ_.lllWUllgUUg : :n: J— J.»i uutll ULI VXULI.C1. D e m T o d e des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn sie zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande sind oder wenn ihr Aufenthaltsort dauernd unbekannt ist. D e m T o d e des Vaters steht es gleich, wenn ihm nach den §§ 1564, 1566, 1567 die aus der Vaterschaft sich ergebenden Rechte nicht zustehen. Die Einwilligung des Vaters oder der Mutter kann nicht durch einen Vertreter erklärt werden. Sind die Eltern in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so bedürfen sie zur Ertheilung der Einwilligung nicht der Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters. * Es bleibt vorbehalten, den zweiten Satz des zweiten Absatzes zu streichen, wenn sich der Inhalt desselben der demnächst zu beschließenden Fassung der §§ 1564, 1566, 1567 als selbstverständlich ergeben sollte. 11

Zu § 1238 wurde beschlossen, den Satz 2 des Abs. 2 zu streichen (Prot. II 4, S. 670 unter IV). — Dagegen wurde folgender Antrag zu § 1238 abgelehnt: a) als Zusatz zum Abs. 1 Satz 2: „Es sei denn, daß der Vater gestorben ist oder die Mutter dem Kinde den Unterhalt zu gewähren hat." — b) im Abs. 2 den Satz 2 zu streichen. (Prot. II 4, S. 715 f.). 81

§ § 1303 — 1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Ε I-VorlZust § 1238&.'·' Wird die nach § 1238 erforderliche Einwilligung des Vaters oder der § 1238 a Mutter verweigert, so kann sie, wenn das Kind volljährig (oder f ü r volljährig erklärt) ist, auf dessen Antrag von dem Vormundschaftsgerichte ersetzt werden. Die Einwilligung ist von dem Vormundschaftsgerichte zu ertheilen, wenn die Verweigerung der Einwilligung des Vaters oder der Mutter wegen Mangels eines wichtigen Grundes ungerechtfertigt ist. * Der § 1232 erhält folgende Fassung: „Wer in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, bedarf zur Eheschließung der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters. Steht die gesetzliche Vertretung einem Vormunde zu, so kann die Einwilligung desselben, wenn sie von ihm verweigert wird, durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden. Das Vormundschaftsgericht hat die Einwilligung auf Antrag des Mündels zu ertheilen, wenn die Ertheilung im Interesse desselben liegt." Ε I-VorlZust § 1239. An Stelle der leiblichen Eltern eines an Kindesstatt angenommenen Kin§ 1239 (J es h a t derjenige, welcher das Kind angenommen hat, die nach § 1238 erforderliche Einwilligung er ertheilen. Ist das Kind von einem Ehepaare angenommen, so steht das Recht der Einwilligung dem Ehemann und nach dessen Tode der Ehefrau zu. Das Gleiche gilt, wenn während bestehender Ehe das Kind des einen Ehegatten von dem anderen angenommen ist. Die leiblichen Eltern erlangen auch nach Aufhebung der Annahme an Kindesstatt das Recht der Einwilligung nicht wieder. Ε I-VorlZust § 1240. W e r jemand an Kindesstatt angenommen hat, darf mit ihm oder dessen § 1240 Abkömmlingen eine Ehe nicht schließen, so lange die Annahme an Kindesstatt besteht. Im Uebrigen begründet die Annahme an Kindesstatt kein die Eheschließung hinderndes Verwandtschaftsverhältniß. Ε I-VorlZust § 1241. Eine Frau darf vor Ablauf von zehn Monaten von dem Zeitpunkte an, in § 1241 welchem ihre frühere Ehe aufgelöst oder f ü r ungültig erklärt ist, eine neue Ehe nicht schließen. Dispensation ist zulässig. Ε I-VorlZust § 1242. W e r ein minderjähriges oder von ihm selbst bevormundetes eheliches § 1242 Kind hat, darf eine Ehe erst schließen, nachdem das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die in den §§ 1548, 1599, dem § 1623 Abs. 3 und dem § 1734 bezeichneten Verpflichtungen von ihm erfüllt sind oder ihm nicht obliegen. Ist im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft ein antheilsberechtigter Abkömmling des überlebenden Ehegatten minderjährig oder bevormundet, so darf der letztere eine Ehe erst schließen, nachdem das Vormundschaftsgericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die im § 1404 bezeichneten Verpflichtungen von ihm erfüllt sind oder ihm nicht obliegen. Ε I-VorlZust §1243."' Militärpersonen, ingleichen solche Landesbeamte, welche nach den § 1243 Landesgesetzen eine besondere Erlaubniß zur Eheschließung nachzusuchen haben, dürfen nicht ohne die vorgeschriebene Erlaubniß eine Ehe schließen. Dasselbe gilt von Ausländern in Ansehung der Erlaubniß oder des Zeugnisses, welche nach den Landesgesetzen für die Eheschließung der Ausländer erforderlich sind. * Der Redaktionskommission bleibt die Prüfung der Frage überlassen, ob im Anschlüsse an frühere Beschlüsse, der Sinn des Paragraphen in der Richtung zu verdeutlichen ist, daß unter den Landesbeamten auch Geistliche und Lehrer mitverstanden werden, welche nach den Landesgesetzen als Beamte betrachtet werden und deshalb der Genehmigung der vorgesetzten Behörde zur Eheschließung bedürfen. 82

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

51244. Die Befugniß zur Ertheilung der nach den Vorschriften der §§ 1233, Ε I-VorlZust 1237, 1241 zulässigen Dispensation steht dem Staate zu. Ueber die Ausübung dieser § 1244 Befugniß haben die Landesregierungen zu bestimmen.

III. Fassung der Regelung in der

ZustRedKom:

§ 1231 gestrichen. § 1231 α entspricht § 1209 Ε II. § 1232.'' Ein Minderjähriger bedarf zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung Ε I-ZustRedKom seines gesetzlichen Vertreters. Das Gleiche gilt von einem Volljährigen, der in der ξ 1232 Geschäftsfähigkeit beschränkt ist. Steht die gesetzliche Vertretung einem Vormunde zu, so kann die von ihm verweigerte Einwilligung auf Antrag des Mündels durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden. Das Vormundschaftsgericht hat die Einwilligung zu ertheilen, wenn die Eingehung der Ehe im Interesse des Mündels liegt.** s

"

D e r § 1232 Abs. 3 des Entw. I ist gestrichen. Der Berathung des § 1678 bleibt die Entscheidung darüber vorbehalten, ob dem § 1678 die Vorschrift hinzuzufügen ist, daß die Anhörung v o n Verwandten und Verschwägerten des Mündels insbesondere dann zu erfolgen habe, w e n n es sich um die Ergänzung der Einwilligung des gesetzlichen Vertreters zu der Eheschließung des Mündels handelt.

§ 1233 vergl § 1231a. § 1233 a. (1238 Abs. 1, 2.)* Vor vollendetem fünfundzwanzigsten Lebensjahre Ε I-ZustRedKom darf ein eheliches Kind nur mit Einwilligung des Vaters und nach dessen Tode nur ζ 1233a mit Einwilligung der Mutter, ein uneheliches Kind nur mit Einwilligung der Mutter eine Ehe eingehen. Ein durch Ehelichkeitserklärung legitimirtes Kind bedarf der Einwilligung der Mutter auch dann nicht, wenn der Vater gestorben ist. Dem Tode des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn sie zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande sind oder wenn ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist. Dem Tode des Vaters steht es gleich, wenn die sich aus der Vaterschaft ergebenden Rechte nach den §§ 1564, 1566, 1567 ausgeschlossen sind. Die elterliche Einwilligung kann nicht durch einen Vertreter ertheilt werden. Sind die Eltern in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so ist die Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters nicht erforderlich. *

Es bleibt vorbehalten, bei der Berathung der Vorschriften über die Ehelichkeitserklärung und die Annahme an Kindesstatt auf die Vorschriften des § 1233 a Abs. 1 Satz 2 und des § 1233 b Abs. 2 und bei der Berathung über die Vorschriften über das Rechtsverhältniß der Kinder aus ungültigen Ehen auf die Vorschrift des ξ 1233 a Abs. 2 Satz 2 zurückzukommen.

§ 1233 b entspricht § 1212 Ε II. § 1233 centspricht § 1214 Ε II. § 1234. (1234, 1235.) Niemand darf eine Ehe eingehen, bevor seine frühere Ehe Ε I - Z u s t R e d K o m % 1234 aufgelöst, für nichtig oder für ungültig erklärt worden ist. Ehegatten können ohne vorgängige Nichtigkeits- oder Ungültigkeitserklärung die Eheschließung wiederholen. - Abs. 2 wie Abs. 2 des § 1215 Ε II. § 1235 verg\. § 1234 Abs. 2. § 1236 entspricht § 1216 Ε II. §1236 α entspricht § 1217 Ε II. 83

§§ 1303 — 1315

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

Ε I-ZustRedKom § 1237. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen demjenigen, dessen § 1237 E h e wegen Ehebruchs geschieden ist, und demjenigen, mit welchem er den Ehebruch begangen hat, sofern dieser Ehebruch in dem Scheidungsurtheil als Grund der Scheidung festgestellt ist. Befreiung von dieser Vorschrift kann bewilligt werden. § 1238 vergl. §§ 1233 a, 1233 c. § 72J9vergl. § 1233b. $ 1240 vergl. § 1236 a. § 1241 entspricht § 1219 Ε II. 5 1242 entspricht § 1220 Ε II. Ε I-ZustRedKom § 1243

§ 1243. Militärpersonen und solche Landesbeamte, die nach den Landesgesetzen besondere Erlaubniß zur Eingehung einer Ehe nachzusuchen haben, dürfen nicht ohne diese Erlaubniß, Ausländer, für die nach den Landesgesetzen eine Erlaubniß oder ein Zeugniß zur Eingehung einer Ehe erforderlich ist, dürfen nicht ohne diese Erlaubniß oder ohne dieses Zeugniß eine Ehe eingehen.

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1. § 1244 vgl. § 1249 a.

IV. Fassung der Regelung im Ε II.E l l ^ 1209

§ 1209. Ein Mann darf nicht vor erlangter Volljährigkeit, eine Frau darf nicht vor vollendetem sechszehnten Lebensjahr eine Ehe eingehen. Einer Frau kann Befreiung von dieser Vorschrift bewilligt werden.

Ε II § 1210

§ 1210. Wer in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, bedarf zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters. Steht die gesetzliche Vertretung einem Vormunde zu, so kann die von ihm verweigerte Einwilligung auf Antrag des Mündels durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden. Das Vormundschaftsgericht hat die Einwilligung zu ersetzen, wenn die Eingehung der Ehe im Interesse des Mündels liegt.

Ε II § 1211

§1211. Ein eheliches Kind bedarf bis zum vollendeten fünfundzwanzigsten Lebensjahre zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung des Vaters, ein uneheliches Kind bedarf bis zum gleichen Lebensalter der Einwilligung der Mutter. An die Stelle des Vaters tritt die Mutter, wenn der Vater gestorben ist oder wenn ihm die sich aus der Vaterschaft ergebenden Rechte nach den §§ 1589, 1592 nicht zustehen. Ein durch Ehelichkeitserklärung legitimirtes Kind bedarf der Einwilligung der Mutter auch dann nicht, wenn der Vater gestorben ist. Dem T o d e des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn sie zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande sind oder wenn ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist.

Ε II § 1212

§ 1212. An Stelle der leiblichen Eltern eines an Kindesstatt angenommenen Kindes steht den Eltern, welche das Kind angenommen haben, das Recht zu, die Einwilligung zur Eingehung einer Ehe zu ertheilen. Die leiblichen Eltern erlangen das Recht auch dann nicht wieder, wenn das durch die Annahme an Kindesstatt begründete Rechtsverhältniß aufgehoben wird.

Ε II §1213

§1213. Die elterliche Einwilligung kann nicht durch einen Vertreter ertheilt werden. Sind die Eltern in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so ist die Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters nicht erforderlich. 84

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

§ 1214. Wird die elterliche Einwilligung einem volljährigen K i n d e verweigert, s o Ε II 5 1214 kann sie auf dessen A n t r a g durch d a s V o r m u n d s c h a f t s g e r i c h t ersetzt werden. D a s V o r m u n d s c h a f t s g e r i c h t hat die Einwilligung z u ersetzen, wenn sie ohne wichtigen G r u n d verweigert w o r d e n ist. § 1215. N i e m a n d darf eine E h e eingehen, bevor seine frühere E h e a u f g e l ö s t , f ü r Ε II § 1215 nichtig o d e r f ü r ungültig erklärt w o r d e n ist. Wollen Ehegatten die Eheschließung wiederholen, so ist die v o r g ä n g i g e Nichtigkeits- oder Ungültigkeitserklärung nicht erforderlich. W i r d das Urtheil, durch welches einer der E h e g a t t e n f ü r todt erklärt w o r d e n ist, im W e g e der K l a g e angefochten, so darf der andere E h e g a t t e nicht v o r der Erledig u n g des Rechtsstreits eine neue E h e eingehen, es sei denn, daß die A n f e c h t u n g erst zehn J a h r e nach der V e r k ü n d u n g des Urtheils erfolgt. § 1216. Eine E h e darf nicht geschlossen werden zwischen V e r w a n d t e n in g e r a - Ε II § 1216 der Linie, zwischen vollbürtigen o d e r halbbürtigen Geschwistern sowie zwischen V e r s c h w ä g e r t e n in g e r a d e r Linie. E i n e E h e darf nicht geschlossen w e r d e n zwischen Personen, v o n denen die eine mit Eltern, Voreltern o d e r A b k ö m m l i n g e n d e r anderen Geschlechtsgemeinschaft g e p f l o g e n hat. V e r w a n d t s c h a f t im Sinne dieser V o r s c h r i f t e n besteht auch zwischen einem unehelichen K i n d e und dessen A b k ö m m l i n g e n einerseits und dem V a t e r und dessen V e r w a n d t e n andererseits. § 1217. W e r einen Anderen an Kindesstatt a n g e n o m m e n hat, darf mit ihm o d e r Ε II § 1217 dessen A b k ö m m l i n g e n eine Ehe nicht eingehen, solange das durch die A n n a h m e an Kindesstatt begründete Rechtsverhältniß 1 2 besteht. § 1218. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen einem w e g e n E h e - Ε II § 1218 bruchs geschiedenen Ehegatten und demjenigen, mit welchem der geschiedene E h e gatte d e n Ehebruch b e g a n g e n hat, sofern dieser Ehebruch in dem Scheidungsurtheil als G r u n d der S c h e i d u n g festgestellt ist. B e f r e i u n g v o n dieser V o r s c h r i f t kann bewilligt werden. § 1219. Eine Frau darf erst zehn M o n a t e nach der A u f l ö s u n g , Nichtigkeits- o d e r Ungültigkeitserklärung ihrer früheren E h e eine neue Ehe eingehen. B e f r e i u n g v o n dieser V o r s c h r i f t kann bewilligt werden.

Ε II § 1219

§ 1220. W e r ein eheliches Kind hat, das minderjährig ist o d e r unter seiner V o r - Ε II § 1220 m u n d s c h a f t steht, darf eine Ehe erst eingehen, nachdem ihm das V o r m u n d s c h a f t s gericht ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die im § 1560 bezeichneten Verpflichtungen v o n ihm erfüllt w o r d e n sind oder ihm nicht obliegen. Ist im Falle der fortgesetzten G ü t e r g e m e i n s c h a f t ein antheilsberechtigter A b k ö m m l i n g des überlebenden Ehegatten minderjährig oder b e v o r m u n d e t , so darf der E h e g a t t e eine E h e erst eingehen, n a c h d e m ihm 1 3 das V o r m u n d s c h a f t s g e r i c h t ein Zeugniß darüber ertheilt hat, daß die im § 1404 Abs. 2 bezeichneten Verpflichtungen v o n ihm erfüllt w o r d e n sind o d e r ihm nicht obliegen. § 1221. Militärpersonen und solche L a n d e s b e a m t e , f ü r die nach den L a n d e s g e - Ε II § 1221 setzen z u r E i n g e h u n g einer Ehe eine b e s o n d e r e Erlaubniß erforderlich ist, d ü r f e n nicht o h n e diese Erlaubniß eine E h e eingehen.

12 13

In der ZustRedKom heißt es: „Verhältniß". Das Wort „ihm" ist in der ZustRedKom noch nicht enthalten. 85

§§ 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Ausländer, f ü r die nach den Landesgesetzen zur Eingehung einer Ehe eine Erlaubniß oder ein Zeugniß erforderlich ist, dürfen nicht ohne diese Erlaubniß oder ohne dieses Zeugniß eine Ehe eingehen. 2. Revision des Ε II (Prot. II 6, 268 f.; Mugdan, 693 f.): . . . Es wurde der Anregung, bei dem § 1215 Abs. 2 analog mit der Erhebung einer der Wiederaufnahme des Verfahrens bezweckenden Klage ein aufschiebendes Ehehinderniß eintreten zu lassen, Folge gegeben, indem von einer Seite der Antrag gestellt wurde, dem § 1215 Abs. 2 den Zusatz zu geben: Wird gegen ein Urtheil, durch welches die frühere Ehe aufgelöst, f ü r nichtig oder f ü r ungültig erklärt worden ist, die Nichtigkeitsklage oder die Restitutionsklage erhoben, so dürfen die Ehegatten nicht vor der Erledigung des Rechtsstreits eine neue Ehe eingehen, es sei denn, daß die Klage erst nach dem Ablaufe der f ü r die Erhebung vorgeschriebenen fünfjährigen Frist erhoben ist. III. Zu § 1221 Abs. 1 wurde einer Anregung entsprochen, statt „ohne diese Erlaubniß" zu setzen, „ohne die vorgeschriebene Erlaubniß", weil die erstere Fassung sich lediglich auf die vorher erwähnte landesgesetzlich erforderte Einwilligung beziehen würde, während das Erforderniß des Ehekonsenses bei Militärpersonen auf einem Reichsgesetze beruht. V. Fassung der Regelung im Ε II rev. (Ε III): ί 1288 Ε II rev. (§ 1286 Ε III) entspricht § 1303 BGB. § 1289 Ε II rev. (§ 1287 Ε III) entspricht § 1304 BGB. E l l rev § 1290 § 1290. Ein eheliches Kind bedarf bis zur Vollendung des fünfundzwanzigsten Ε III § 1288 Lebensjahrs zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung des Vaters, ein uneheliches Kind bedarf bis zum gleichen Lebensalter der Einwilligung der Mutter. An die Stelle des Vaters tritt die Mutter, wenn der Vater gestorben ist oder wenn ihm die sich aus der Vaterschaft ergebenden Rechte nach § 1679 nicht zustehen. Ein für ehelich erklärtes Kind bedarf der Einwilligung der Mutter auch dann nicht, wenn der Vater gestorben ist. Dem T o d e des Vaters oder der Mutter steht es gleich, wenn sie zur Abgabe einer Erklärung dauernd außer Stande sind oder wenn ihr Aufenthalt dauernd unbekannt ist. § 1291 Ε II rev. ($ 1289 Ε III) entspricht § 1306 BGB. § 1292 Ε II rev. {% 1290 Ε III) entspricht § 1307 BGB. $ 1293 Ε II rev. (§ 1291 Ε III) entspricht § 1308 BGB. § 1294 Ε II rev. (§ 1292 Ε III) entspricht § 1309 BGB. Ε II rev ξ 1295 § 1295. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen Verwandten in geraE III $ 1293 d e r Linie, zwischen vollbürtigen oder halbbürtigen Geschwistern sowie zwischen Verschwägerten in gerader Linie. Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen Personen, von denen die eine mit Eltern, Voreltern oder Abkömmlingen der anderen Geschlechtsgemeinschaft gepflogen hat. Verwandtschaft im Sinne dieser Vorschriften besteht auch zwischen einem unehelichen Kinde und dessen Abkömmlingen einerseits und dem Vater und dessen Verwandten andererseits. 86

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

§1296 Ε II rev. (§ 1294 Ε III) entspricht § 1311 BGB. § 1297 Ε II rev. (§ 1295 Ε III) entspricht § 1312 BGB. § 1298. Eine Frau darf erst zehn Monate nach der Auflösung oder Nichtigkeits- Ε II rev § 1298 erklärung ihrer früheren Ehe eine neue Ehe eingehen. Ε III § 1296 Von dieser Vorschrift kann Befreiung bewilligt werden. § 1299 Ε II rev. (§ 1297 Ε III) entspricht § 1214 BGB. § 1300 Ε II rev. (§ 1298 Ε III) entspricht § 1315 BGB.

D. Bundesrat (Justizausschuß) I. Anträge zur 1. Lesung (Zusst. S. 1 f.): § 1298 Ε II rev. (ξ 1219 Ε II). Bayern beanstandet, daß eine Frau, die vor Ablaufe der im § 1298 bestimmten Frist eine Ehe eingehen wolle, auch dann, wenn sie inzwischen geboren habe, auf den Weg der Erwirkung einer Befreiung (§ 1298 Abs. 2) verwiesen werde, da in diesem Falle der Zweck der Vorschrift, bei ehelichen Kindern die Ungewißheit der Abstammung zu verhüten, nicht zutreffe. Es empfehle sich, die Bestimmung des Abs. 1 durch den Zusatz einzuschränken: „es sei denn, daß sie inzwischen geboren hat." II. Bericht von Heller (Bayern) vom 28. 10. 1895 Für den Antrag Bayerns zum § 1298, dessen Annahme der Berichterstatter befürwortete, erklärten sich auch Preußen und Baden; er galt hiernach als angenommen. III. Fassung des § 1298 nach den Beschlüssen des Bundesrates: Eine Frau darf erst zehn Monate nach der Auflösung oder Nichtigkeitserklärung Ε III § 1296 ihrer früheren Ehe eine neue Ehe eingehen, es sei denn, daß sie inzwischen geboren hat. Von dieser Vorschrift kann Befreiung bewilligt werden.

E. Reichstag (XII. Kommission und Plenum) I. Anträge zur 1. Lesung a) in § 1286 statt „sechszehnten" zu setzen: „achtzehnten".

Kauffmann (Nr 83) Frohme, b) §§ 1286 bis 1305 zu streichen, eventuell: 1. in § 1286 statt „vor dem Eintritte der Volljährigkeit" zu setzen: „vor dem voll- Stadthagen (Nr 88) endeten 20. Lebensjahre".

2. Absatz 2 des § 1286 zu fassen wie folgt: „Eine Befreiung von dieser Vorschrift kann bewilligt werden." 3. in 5 1288 statt „fünfundzwanzigsten" zu setzen: „einundzwanzigsten". 4. in § 1293 a) Absatz 2 zu streichen, b) in Absatz 3 die Worte „im Sinne dieser Vorschriften" zu streichen. 5. § 1298 zu streichen. 87

§ § 1303—1315

Gröber 90, 3—5)

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

c) 3. nach § 1293 folgende Bestimmungen als § 1293a folgen zu lassen: „Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen Oheim und Nichte, N e f f e und Tante, zwischen Geschwisterkindern, sowie zwischen einem Verlobten und den Verwandten des Anderen in gerader Linie, gleichviel ob die Verwandtschaft auf ehelicher oder unehelicher Geburt beruht. Von dieser Vorschrift kann Befreiung bewilligt werden." 4. in § 1295 a) den Absatz 2 zu streichen; b) im Falle der Ablehnung des zu a gestellten Antrages dem Absatz 2 folgenden Zusatz hinzuzufügen: „Die Befreiung ist ausgeschlossen, wenn der wegen Ehebruchs geschiedene Ehegatte dem schuldlosen Ehegatten nach dem Leben gestrebt oder während Bestehens seiner Ehe derjenigen Person, mit welcher er den Ehebruch beging, für den Fall der Auflösung seiner Ehe ein Eheversprechen gegeben hat." 5. in § 1305, im Falle der Annahme der Anträge unter 3. und 4., dem Absatz 1 Satz 1 folgende Fassung zu geben: „Die Bewilligung einer nach den §§ 1286, 1293a, 1296 zulässigen Befreiung steht dem Bundesstaat zu, dem die Frau angehört." II. Bericht von Heller vom 24. 4.1896 Die Beratung des Antrags Frohme, Stadthagen auf Streichung der §§ 1286 bis 1305 (Nr. 88 der Drucksachen) wurde zurückgestellt bis nach der Beendigung der Einzelberatung dieser Bestimmungen. 14 Von den zu § 1286 gestellten Anträgen zog der Abgeordnete Kauffmann den seinigen (Nr. 83 der Drucksachen), den er nur aus Anlaß einer Petition des Frauenvereins gestellt zu haben erklärte, um die Sache zur Sprache zu bringen, zurück, nachdem v. Mandry darauf verwiesen hatte, daß schon das Personenstandsgesetz die Altersgrenze für die Frau über die des damals geltenden Rechts hinaufgesetzt habe, und daß es nicht ratsam sei, jetzt darin noch weiterzugehen. Man würde dadurch nur die Zahl der Befreiungen vermehren. Zur Begründung der Anträge Frohme, Stadthagen (Nr. 88 der Drucksachen Z i f f . 1,2) führte Stadthagen aus, daß kein Grund bestehe, das geltende Recht zu ändern. Die Zahl der nur zwanzig Jahre alten Ehemänner sei äußerst klein. Bei der außerordentlichen Häufigkeit des außerehelichen Geschlechtsverkehrs sei es nicht ratsam, das Alter der Ehemündigkeit des Mannes hinaufzusetzen; man müsse die Möglichkeit der Reparation außerehelicher Verhältnisse erleichtern. Der zum Abs. 2 gestellte Antrag bezwecke gleichfalls die Aufrechterhaltung des bestehenden Rechts; es sei kein Grund zu finden, es zu ändern, v. Mandry sprach sich gegen die Anträge aus. Es sei sehr mißlich, wenn ein Ehemann und Familienhaupt nicht geschäftsfähig ist. Die Annahme des Antrags würde in zahlreiche familienrechtliche Bestimmungen des Entwurfs äußerst störend eingreifen. Die Bestimmung wurde ersetzt durch die Volljährigkeitserklärung. Die Anträge wurden — Ziff. 1 gegen 3, Ziff. 2 gegen zwei Stimmen — abgelehnt. Der § 1287 war nicht beanstandet. — Z u r Begründung des Antrags Frohme, Stadthagen zum § 1288 (Nr. 88 der Drucksachen Z i f f . 3) betonte Stadthagen insbesondere, daß bei der arbeitenden Klasse die ökonomische Selbständigkeit schon lange vor der Vollendung des fünfundzwanzigsten Lebensjahres beginne, v. Mandry sprach sich gegen den Antrag aus. Die beantragte Herabsetzung der Altersgrenze würde ein sehr erheblicher Sprung gegenüber dem vor 1875 in Geltung gewesenen 14

88

Der Antrag unter Ib, die §§ 1286—1305 zu streichen, wurde am 6. 5. 1896 abgelehnt (vgl. Bericht von Hellersom 6. 5. 1896).

2. Titel: Eingehung der Ehe (Voraussetzungen)

§§

1303—1315

Rechte sein, in das schon das Personenstandsgesetz sehr erleichternd eingegriffen habe. Gegen den Mißbrauch des väterlichen Rechts schütze der § 1291. Man dürfe auch nicht unberücksichtigt lassen, daß es sich nicht blos um die Wahrung der Pietät, sondern zugleich um die Berücksichtigung der Unterstützungspflicht des Vaters handle. Ein Zusammenhang mit der Volljährigkeit bestehe nicht. Der Antrag wurde gegen fünf Stimmen — die beiden Antragsteller, Vielhaben, Spahn und Schädler — abgelehnt. — Die §§ 1289 bis 1292 blieben unbeanstandet. . . . Bericht von Heller vom 25. 4. 1896 . . . Von den zum §1293 gestellten Anträgen Frohme, Stadthagen (Nr. 88 der Drucksachen Z i f f . 4 a, b) zog Stadthagen den auf den Abs. 3 bezüglichen zurück bis zur Beratung der die Verhältnisse der unehelichen Kinder überhaupt betreffenden Bestimmungen. Zur Begründung des auf den Abs. 2 bezüglichen Antrags machte er geltend, daß die Bestimmung des Entwurfs, weil sie zur Untersuchung der darin bezeichneten unsittlichen Beziehungen nötige, vielfachen Skandal hervorzurufen geeignet sei. Der Kommissar v. Mandry trat dem Antrage entgegen: Die Kommission hat die Bestimmung aufgenommen, weil sie in den meisten der bestehenden Rechte enthalten ist. Öffentlicher Skandal würde dann entstehen, wenn ein solches Verhältnis, obwohl es vielleicht sogar dauernd und notorisch war, nicht beachtet werden dürfte. Der durch die Untersuchung des einzelnen Falles etwa entstehende Skandal könne von der Aufnahme der Bestimmung nicht abhalten. Der Abgeordnete v. Buchka sprach sich deshalb für den Antrag aus, weil die Bestimmung dem Standesbeamten eine kaum lösbare Aufgabe stelle. Die bloße Behauptung sei noch kein Beweis; wie solle aber der Standesbeamte den Sachverhalt feststellen? Die Kommission entschied sich mit großer Mehrheit für die Beibehaltung des Absatzes. Zur Begründung des Antrags auf Einschaltung eines neuen § 1293 a (Nr. 90 der Drucksachen Z i f f . 3) bemerkte der Abgeordnete Gröber, die beantragte Bestimmung entspreche der natürlichen Empfindung und empfehle sich auch mit Rücksicht auf die Erfahrung, daß aus solchen Ehen sehr häufig anomal . . .(?) Kinder hervorgehen. Er nehme an, daß die Gesetzgebung in dieser Frage eine gewisse wohlwollende Haltung einnehmen müsse; daher sei in dem Antrage die Zulässigkeit der Befreiung vorgesehen. Aber im allgemeinen sollte man nach dem Vorgange einer Reihe fremder Gesetzgebungen solche Ehen nicht zulassen. Der Antrag wurde gegen sechs Summen abgelehnt, nachdem v. Mandry - dargelegt hatte, daß die Bestimmung geltendes Recht sei und daß kein Grund vorliege, davon abzugehen. Auch in der Zeit vor dem Personenstandsgesetze sei von dem Ehehindernisse dieser Verwandtschaftsgrade in der Regel dispensiert worden. Ein Ehehindernis, von dem immer dispensiert wird, solle man aber in das Gesetz nicht aufnehmen. Der § 1294 war nicht beanstandet. — Zum § 1295 lagen die Anträge Gröber (Nr. 90 der Drucksachen Z i f f . 4 a, b) vor. Der Antragsteller führte aus, die Zulassung der Befreiung vom Ehehindernisse des Ehebruchs sei überhaupt zu verwerfen; auch in anderen Gesetzgebungen bestehe sie nicht. Jedenfalls aber erfordere die Rücksicht auf den Schutz der Ehen, daß die Zulässigkeit im Sinne des Antrags eingeschränkt wird. v. Mandry bemerkte hiegegen, die Zulässigkeit der Befreiung sei nicht zu entbehren; sie diene dazu, Skandale zu beseitigen. Auch die Beschränkung der Zulässigkeit sei nicht wünschenswert. Man dürfe darauf vertrauen, daß in den im Antrage bezeichneten Fällen die Befreiung nicht erteilt werden wird. Wie mißlich wäre es, wenn sich nach der Erteilung der Dispensation herausstellt, daß der Fall ein solcher war, in dem Dispensation nicht eintreten konnte. Auch die Abgeordneten v. Cuny, v. Bennigsen und Stadthagen sprachen sich gegen den Antrag 89

§§ 1303—1315

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

aus. v. Cuny erklärte, daß er im Falle der Annahme des Antrags gegen den ganzen § 1295 stimmen würde. Stadthagen sprach sich f ü r die Streichung der ganzen Bestimmung in erster Reihe aus. Die Kommission nahm den Abs. 1 des Entwurfs gegen zwei Stimmen an, lehnte den Antrag Gröber unter b) gegen neun Stimmen ab und nahm sodann mit großer Mehrheit den Paragraphen im ganzen unverändert an. Gegen die §§ 1296, 1297 wurde eine Erinnerung nicht erhoben. — Zum § 1298 war von Frohme, Stadthagen der Antrag auf Streichung gestellt (Nr. 88 der Drucksachen Z i f f . 5). Stadthagen bemerkte, der Abs. 1 scheine ein neues Ehehindernis einzuführen, was schlechterdings nicht angehe. Sei die Bestimmung aber nur disziplinarer Natur, so gehöre sie überhaupt nicht in das Bürgerliche Gesetzbuch. Der Abs. 2 beziehe sich auf eine von dem Rechte der übrigen Teile des Reichs abweichende Besonderheit Bayerns, die nicht berechtigt sei. v. Mandry verwies zur Widerlegung der Auffassung Stadthagens von der Tragweite der Bestimmung darauf, daß weder im § 1306 noch im § 1313 der § 1298 angeführt sei. In das Gesetzbuch sei die Bestimmung deshalb aufgenommen, weil sie auch vom Standesbeamten beachtet werden muß. Auf die besonderen Verhältnisse Bayerns könne sich der Abs. 2 nicht beziehen, weil die Staatsangehörigen Bayerns den übrigen Bundesstaaten gegenüber auch in Ansehung der Heimatsverhältnisse nicht „Ausländer" sind. Da Stadthagen in seiner Ausführung auch darauf verwiesen hatte, daß die von einem Bayerischen Staatsangehörigen ohne Beibringung eines gewissen Zeugnisses geschlossene Ehe bürgerlich ungültig sei, erteilte ich die Aufklärung, daß nach der nunmehr geltenden Bestimmung im Art. 7 des Gesetzes vom 7. März 1892 der Mangel des diesseits polizeilichen Verehelichungszeugnisses auf die Rechtsgültigkeit der geschlossenen Ehe ohne Einfluß ist. Eine Bemerkung, die der Abgeordnete v. Bennigsen hieran knüpfte, veranlaßte mich ferner zu der Erklärung, daß das aus den Bestimmungen in Nr. III § 1 des Versailler Bündnisvertrags vom 23. November 1870 und N r . I des Schlußprotokolls sich ergebende Reservatrecht Bayerns durch das Bürgerliche Gesetzbuch in keiner Beziehung berührt werde. Diese Erklärung wurde allgemein als zutreffend anerkannt. Die Komission entschied sich mit großer Mehrheit für die Aufrechterhaltung des § 1298.

III. Anträge zur 2. Lesung Frohme, 1. in § 1286 statt „vor dem Eintritt der Volljährigkeit" zu setzen: „vor dem vollStadthagen endeten 20. Lebensjahr". (Nr 152) 2. Absatz 2 des § 1286 wie folgt zu fassen: „Eine Befreiung von dieser Vorschrift kann bewilligt werden." 3. in § 1288 statt „fünfundzwanzigsten" zu setzen: „einundzwanzigsten". 4. in § 1293: a) Absatz 2 zu streichen, b) in Absatz 3 die Worte „im Sinne dieser Vorschriften" zu streichen. 5. § 1298 zu streichen. IV. Bericht von Heller vom 9. 6. 1896 Die Anträge der Abgeordneten Frohme, Stadthagen zu den §§ 1286, 1288, 1293, 1298 (Nr. 152 der Drucksachen Z i f f . 1 bis 5) wurden ohne Diskussion abgelehnt, der Antrag Ziff. 1 gegen eine Stimme, die übrigen gegen zwei Stimmen. 15 5

90

Ferner wurde angenommen der Antrag Nr. 121,10 von Spahn, in § 1291 Abs. 2 letzter Satz statt: „Für den Ersatz der Kosten . . . " zu setzen: „Für den Ersatz der Auslagen . . .".

2. Titel: Eingehung der Ehe (Eheschließung)

§ § 1316—1322

Bericht von Heller vom 10. 6. 1896 Der Antrag Frohme, Stadthagen auf Ausscheidung der §§ 1286 bis 1305 (Eingehung der Ehe) und der §§1547 his 1557 (Scheidung der Ehe) aus dem Entwurf (Nr. 152 der Drucksachen Ziff. 9) wurde ohne Diskussion abgelehnt; für ihn stimmten die Antragsteller, ein Konservativer (die beiden anderen Konservativen waren wohl nicht anwesend) und ein Mitglied der Freisinnigen Volkspartei (die anderen waren noch nicht anwesend). . . . V. Anträge zur 2. Lesung im Plenum 1. Anträge von Auer und Gen. (Drucksache Nr. 471, Ziff. 45—49, in: Sten. Bericht R T 1895/97, Anlagenband 3, S. 2256): wie unter III. Ziff. 1 - 5 . 2. Antrag von Rintelen (Drucksache Nr. 480, 2, a. a. O., S. 2260): den § 1291 zu streichen, eventuell in § 1291 Absatz 1 statt der Worte „durch das Vormundschaftsgericht ersetzt. Das Vormundschaftsgericht" zw setzen: „durch Urtheil ersetzt werden. Das Gericht" sowie Absatz 2 zu streichen. 3. Bis auf den Antrag Auer zu § 1288 wurden die Anträge abgelehnt.

§ 1316 Der Eheschließung soll ein Aufgebot vorhergehen. Das Aufgebot verliert seine Kraft, wenn die Ehe nicht binnen sechs Monaten nach der Vollziehung des Aufgebots geschlossen wird. Das Aufgebot darf unterbleiben, wenn die lebensgefährliche Erkrankung eines der Verlobten den Aufschub der Eheschließung nicht gestattet. Von dem Aufgebote kann Befreiung bewilligt werden. Ε II § 1225; Ε II rev. § 1301; Ε III § 1299. -

Prot. II 4, 48 f.; Bd. 5, 133.

S 1317 Die Ehe wird dadurch geschlossen, daß die Verlobten vor einem Standesbeamten persönlich und bei gleichzeitiger Anwesenheit erklären, die Ehe mit einander eingehen zu wollen. Der Standesbeamte muß zur Entgegennahme der Erklärungen bereit sein. Die Erklärungen können nicht unter einer Bedingung oder einer Zeitbestimmung abgegeben werden. T E - F a m R §§ 17, 18, 31, 32; K E §§ 1220, 1221; E I §§ 1248, 1249; E l l §§ 1226, 1227; Ε II rev. §§ 1302, 1303; Ε III §§ 1300, 1301. - Prot. I, S. 5898 ff., 5917 ff., 5960; Prot. II 4, 37 ff., 49 ff.

S 1318 Der Standesbeamte soll bei der Eheschließung in Gegenwart von zwei Zeugen an die Verlobten einzeln und nach einander die Frage richten, ob sie die Ehe mit einander eingehen wollen, und, nachdem die Verlobten die Frage bejaht haben, aussprechen, daß sie kraft dieses Gesetzes nunmehr rechtmäßig verbundene Eheleute seien. 91

§§ 1316-1322

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Als Zeugen sollen Personen, die der bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig erklärt sind, während der Zeit, für welche die Aberkennung der Ehrenrechte erfolgt ist, sowie Minderjährige nicht zugezogen werden. Personen, die mit einem der Verlobten, mit dem Standesbeamten oder mit einander verwandt oder verschwägert sind, dürfen als Zeugen zugezogen werden. Der Standesbeamte soll die Eheschließung in das Heirathsregister eintragen. Vgl. die Nachweise bei § 1317 BGB. § 1319 Als Standesbeamter im Sinne des § 1317 gilt auch derjenige, welcher, ohne Standesbeamter zu sein, das Amt eines Standesbeamten öffentlich ausübt, es sei denn, daß die Verlobten den Mangel der amtlichen Befugniß bei der Eheschließung kennen. TE-FamR § 28; K E § 1217 Abs. 2; Ε I § 1245 Abs. 2; Ε II § 1222 Abs. 2; Ε II rev. § 1304; Ε III § 1302. - Prot. I, S. 5904 ff., 5956; Prot. II 4, 38, 43 ff., 56 f.

§ 1320 Die Ehe soll vor dem zuständigen Standesbeamten geschlossen werden. Zuständig ist der Standesbeamte, in dessen Bezirk einer der Verlobten seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Hat keiner der Verlobten seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Inland und ist auch nur einer von ihnen ein Deutscher, so wird der zuständige Standesbeamte von der obersten Aufsichtsbehörde des Bundesstaats, dem der Deutsche angehört, und, wenn dieser keinem Bundesstaat angehört, von dem Reichskanzler bestimmt. Unter mehreren zuständigen Standesbeamten haben die Verlobten die Wahl. TE-FamR § 2 9 ; K E §1218; E I § 1246; E l l § 1223; E l l rev. § 1305; Ε III § 1303. - Prot. I, 5913 ff.; Prot. II 4, 47; Bd. 5, 132; Bd. 6, 285.

§ 1321 Auf Grund einer schriftlichen Ermächtigung des zuständigen Standesbeamten darf die Ehe auch vor dem Standesbeamten eines anderen Bezirkes geschlossen werden. TE-FamR § 3 0 ; K E §1219; E I § 1247; E l l § 1224; E l l rev. § 1306; Ε III § 1304. — Prot. I 5916; Prot. II 4, 48. § 1322 Die Bewilligung einer nach den §§ 1303, 1313 zulässigen Befreiung steht dem Bundesstaate zu, dem die Frau, die Bewilligung einer nach § 1312 zulässigen Befreiung steht dem Bundesstaate zu, dem der geschiedene Ehegatte angehört. Für Deutsche, die keinem Bundesstaat angehören, steht die Bewilligung dem Reichskanzler zu. 92

2. Titel: Eingehung der Ehe (Eheschließung)

§§

1316—1322

Die Bewilligung einer nach § 1316 zulässigen Befreiung steht dem Bundesstaate zu, in dessen Gebiete die Ehe geschlossen werden soll. Ueber die Ertheilung der einem Bundesstaate zustehenden Bewilligung hat die Landesregierung zu bestimmen. TE-FamR § 1 6 ; KE §1216; E I § 1244; E l l § 1228; E l l rev. § 1307; Ε III § 1305. — Prot. I, S. 5898; Prot. II 4, 37, 48.

Α. 1. Kommission 1. 430. Sitzung vom 30. 4. 1883, Schriftführer:

Struckmann

| Die §§ 17 und 18 des Entwurfs wurden zusammen zur Berathung verstellt. Die- |Prot I 5898 selben lauten: § 17. „Zur Eheschließung ist die freie Einwilligung der Eheschließung TE-FamR § 17 erforderlich. Stellvertretung ist ausgeschlossen." § 18. „Eine Ehe kann nicht unter Hinzufügung von Bedingungen, Zeitbestim- TE-FamR § 18 mungen oder Voraussetzungen geschlossen werden." In den gedruckten Abänderungsanträgen hat der Referent beantragt: Zu § 17. 1. Im Abs. 1 anstatt: „Einwilligung der Eheschließung" zu lesen: „Einwilligung der Eheschließenden." 2. Den Abs. 2 dahin zu fassen: | „Eine Vertretung der Eheschließenden ist ausgeschlossen." | Prot I 5899 Zu § 18. Den § 18 dahin zu fassen: „Eine Ehe kann nicht unter Hinzufügung von Bedingungen oder Zeitbestimmungen geschlossen werden." Außerdem lagen folgende Anträge vor: 1. die §§17 und 18 zu streichen. 2. von Seiten des Referenten: a) Für den Fall, daß der Antrag 1 auf Streichung der §§ 17 und 18 angenommen werden sollte, den in den gedruckten Anträgen des Referenten beantragten Zusatz zu § 31 dahin zu fassen: „Die Erklärung der Verlobten kann nicht durch Vertreter und nicht unter Hinzufügung von Bedingungen oder Zeitbestimmungen abgegeben werden."

v. Mandry (Nr 2, 7) Planck (Nr 9, 2)

b) Für den Fall, daß der Antrag, die §§19 bis 33 in das bürgerliche Gesetzbuch Planck nicht aufzunehmen, angenommen werden sollte, die §§17 und 18 durch folgende (Nr 9, 3) Bestimmung zu ersetzen: „Die Eheschließung und die Beurkundung derselben erfolgt nach Maßgabe der §§41 bis 55 des Gesetzes vom 6. Februar 1875. Die im § 52 vorgeschriebene Erklärung der Verlobten kann nicht durch Vertreter und nicht durch Hinzufügung von Bedingungen oder Zeitbestimmungen abgegeben werden." (Im Falle der Annahme dieses Antrages würde die Ueberschrift von N° II des Entwurfes zu ändern sein.) 3. der zu dem § 4 des Entw. gestellte, bis zur Berathung des § 17 ausgesetzte Antrag, soweit derselbe die Einwilligung der Eheschließenden betrifft (Prot, vom 25. April 1885, S. 5853). Es bestand Einverständniß, die §§17 und 18 des Entw. zu | streichen, den zwei- |ProtI 5900 ten Absatz des § 17 und den § 18 jedoch mit dem Vorbehalt, bei der Berathung des 93

§§ 1316-1322

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 31 und, wenn der Antrag, die §§ 19—33 des Entw. nicht in das bürgerliche Gesetzbuch aufzunehmen, angenommen werden sollte, nach Erledigung dieses Antrages in Gemäßheit des Antrages unter 2 darauf zurückzukommen. Man war der Ansicht, daß der erste Absatz des $ 17, insbesondere auch insoweit, als er die Freiheit der Einwilligung als ein materielles Erforderniß des Eheschließungsvertrages betone, wegen der späteren Vorschriften über den Einfluß von Willensmängeln auf die Gültigkeit des Eheschließungsvertrages ( § § 4 1 , 5 1 des Entw.) entbehrlich sei, der in den Motiven S. 115 hervorgehobene Zweck aber, die Standesbeamten darauf hinzuweisen, daß ihre Prüfung sich auch auf die freie Einwilligung der Eheschließenden zu erstrecken habe, im Wege einer Instruktion erreicht werden könne. Anlangend die Vorschriften des zweiten Absatzes und des § 18, so werde es jedenfalls genügen, wenn dieselben durch die in dem Antrage unter 2 vorgeschlagenen, die Form der Eheschließung betreffenden Bestimmungen ersetzt würden, indem, soviel namentlich die Bestimmung im zweiten Absatz des § 17 betreffe, die Unzulässigkeit der Vertretung im Willen sich aus der Unzulässigkeit der Vertretung in der Erklärung ergebe. Die Entscheidung darüber, ob nicht auch diese letzteren Bestimmungen wegen der kategorischen Fassung der Vorschriften über die Form der Eheschließung als selbstverständlich zu entbehren seien, könne erst im Zusammenhang mit der Berathung über diese letzteren Vorschriften getroffen werden. Unter der Ueberschrift: „III. Formelle Erfordernisse der Eheschließung." handelt der Entwurf 1. in den §§ 19—27 von dem Aufgebote und 2. in den §§ 28 — 32 | Prot 1 5901 von der Form der Eheschließung selbst. Daran schließen sich unter | der Ueberschrift: „IV. Beurkundung der Eheschließung." im § 33 die auf die Eintragung in das Heirathsregister sich beziehenden Bestimmungen. Von verschiedenen Seiten waren Anträge dahin gestellt, die §§ 19—33 des Entw. sämmtlich bezw. insoweit aus dem bürgerlichen Gesetzbuche auszuscheiden, als dieselben lediglich Verfahrensvorschriften enthalten, und es in dieser Hinsicht bei den Bestimmungen des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 zu belassen. Die Berathung wandte sich zunächst der Erörterung dieser präjudiziellen Frage zu. Es lagen folgende darauf bezügliche Anträge vor: Derscheid (Nr 5)

1. Die in dem Entwürfe unter den Ueberschriften: ΠΙ. Formelle Erfordernisse der Eheschließung und IV. Beurkundung der Eheschließung. enthaltenen Bestimmungen (§§ 19 bis 33 des Entw.) nicht in das bürgerliche Gesetzbuch aufzunehmen, sondern in dieser Hinsicht den vierten Abschnitt des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 über die Beurkundung des Personenstandes und über die Eheschließung, aufrechtzuerhalten und die in letzterem Abschnitt sowie außerdem erforderlichen Abänderungen dieses Reichsgesetzes dem Einführungsgesetze vorzubehalten. Aufzuheben wäre demnach nur der dritte Abschnitt des Reichsgesetzes, betreffend die materiellen Erfordernisse der Eheschließung (§§ 28 — 40) als ersetzt durch die §§ 4—18 des Entwurfs. 2. Der dem Antrage unter 1 sich anschließende, in dem Prot. v. 25. April d. Js. S. 5845 unter 1 mitgeteilte Antrag.

3. Der Antrag, aus dem in dem Prot, vom 25. April d. Js. S. 5846 unter 2 hervorgehobenen Gesichtspunkte aus dem Gesetzbuche auszuscheiden: | Prot I 5902 | a) sämmtliche das Aufgebot betreffende Bestimmungen (§§ 19—27 des Entw.), b) von den die Form der Eheschließung selbst betreffenden Bestimmungen die §§ 29, 30, 32 des Entw.; 94

2. Titel: Eingehung der Ehe (Eheschließung)

§§

1316—1322

c) den Abschnitt über die Beurkundung der Eheschließung (§ 33 des Entw.). 4. Der oben zu den §§17 und 18 des Entw. (S. 5899) mitgetheilte eventuelle Antrag des Referenten unter 2 b. Die Mehrheit der Kommission lehnte den Antrag unter 1 ab, entschied sich aber f ü r die Ausscheidung der sämmtlichen das Aufgebot betreffenden Bestimmungen (§§ —27 des Entw.). Die Beschlußfassung darüber, ob von den die Form der Eheschließung selbst betreffenden Bestimmungen (§§ 28 — 32 des Entw.) nur die wesentlichen oder auch die für die Gültigkeit der Ehe nicht wesentlichen in das Gesetzbuch aufgenommen werden sollen, wurde bis zur Berathung der einzelnen Bestimmungen ausgesetzt. Einverständniß bestand, daß die nur vorläufig in dem Entwurf eingestellten Vorschriften über die Beurkundung der Eheschließung (§ 33 des Entw.) nicht aufzunehmen und in dem Reichsgesetze vom 6. Februar 1875 zu belassen seien. Die Gründe des Beschlusses waren: Die Vorschriften über die Form der Eheschließung selbst, soweit dieselben die Gültigkeit der Ehe bedingten, seien, wenngleich dieselben sich auch an den Standesbeamten wendeten, und von diesem Gesichtspunkte aus, zugleich den Charakter von Verfahrensvorschriften hätten, doch vorwiegend materiellrechtliche Vorschriften. Als solche gehörten dieselben systematisch und prinzipiell nicht minder in das bürgerliche Gesetzbuch, als die Vorschriften über die Form anderer Rechtsgeschäfte. Das Gesetzbuch, welches das persönliche Eherecht zu regeln habe, würde in einem | wichtigen Punkte eine wesentliche | Prot I 590: Lücke enthalten, wenn es über die Form der Eheschließung ganz schweige, oder in dieser Hinsicht nur eine Verweisung auf das Reichsgesetz vom 6. Februar 1875 enthalte. Die Ausscheidung der Vorschriften über die Form der Eheschließung aus dem Gesetzbuche sei aber auch um deswillen nicht zu empfehlen, weil sie mit den im Gesetzbuche jedenfalls zu treffenden Vorschriften über die an die Verletzung der Formvorschriften zu knüpfenden Folgen und der Art der mit wesentlichen Formmängeln verknüpften Nichtigkeit in engem Zusammenhange ständen. Das Bedenken, daß es nicht wünschenswerth sei, wenn die durch das Reichsgesetz vom 6. Februar 1875 entschiedene Frage der obligatorischen Civilehe von Neuem ex professo angeregt werde, könne als entscheidend nicht angesehen werden, da es sich doch nicht vermeiden lasse, diese Frage in dem Gesetzbuche indirekt zu berühren. Auch auf das weitere Bedenken, daß, wenn die Vorschriften über das Aufgebot ausgeschieden, die Vorschriften über die Form der Eheschließung aber in das Gesetzbuch aufgenommen würden, sich der die Geschäftsführung der Standesbeamten beeinträchtigende Uebelstand einer Zerreißung der die Förmlichkeiten der Eheschließung betreffenden Vorschriften ergebe, könne ein erhebliches Gewicht nicht gelegt werden, zumal diesem Uebelstande durch eine dem Personenstandsgesetze anzuhängende Instruktion für die Standesbeamten abgeholfen werden könne. Ob nur die wesentlichen Formvorschriften in das Gesetzbuch aufzunehmen, die nicht wesentlichen aber in das Personenstandsgesetz zu verweisen seien, werde sich erst bei Berathung der §§ 28 — 32 des Entw. entscheiden lassen. Anders, als in Ansehung der Formvorschriften, liege die Sache in Ansehung der das Aufgebot betreffenden | Bestimmungen. Die letzteren seien lediglich Verfah- | Prot I 5904 rensvorschriften und gehörten deshalb systematisch und nach der von der Kommission in ähnlichen Fällen befolgten Methode nicht in das bürgerliche Gesetzbuch. Ein genügender Grund, von dieser Methode hier abzuweichen, liege um so weniger vor, als das Reichsgesetz vom 6. Februar 1875 die Vorschriften über das Aufgebot vollständig enthalte und das Bedürfniß, dieselben zu ändern und zu ergänzen, sich 95

§§ 1316-1322

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

bestreiten lasse. D e r Z u s a m m e n h a n g dieser V o r s c h r i f t e n mit d e n V o r s c h r i f t e n über die F o r m der E h e s c h l i e ß u n g sei nicht v o n entscheidender B e d e u t u n g . A u s der T r e n n u n g derselben k ö n n e aus d e m o b e n bereits h e r v o r g e h o b e n e n G r u n d e u m s o w e n i g e r ein Uebelstand für die praktische H a n d h a b u n g erwachsen, als, w e n n die V o r s c h r i f t e n über die Form der E h e s c h l i e ß u n g in das bürgerliche G e s e t z b u c h a u f g e n o m m e n w ü r d e n , die V e r t h e i l u n g der P r o z e d u r n o r m e n in z w e i G e s e t z e o h n e h i n nicht z u v e r m e i d e n sei. In G e m ä ß h e i t des g e f a ß t e n Beschlusses trat die K o m m i s s i o n s o d a n n in die Berat h u n g der e i n z e l n e n die Form der Eheschließung selbst b e t r e f f e n d e n B e s t i m m u n g e n des E n t w u r f s (§§ 2 8 — 3 2 ) ein. 1 1

Antrag Nr. 12 von v. Weber: 1. In § 20 den ersten und zweiten Absatz zu streichen. 2. An Stelle von § 21 in den vorhergehenden Abschnitt oder in das Einführungsgesetz im Anschluß an § 14 eine dem § 38 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 in dem hieher gehörigen Theile entsprechende Bestimmung des Inhalts aufzunehmen: „Die Vorschriften der Landesgesetze, welche die Eheschließung der Ausländer von einer Erlaubniß abhängig machen, bleiben unberührt. Auf die Rechtsgültigkeit der geschlossenen Ehe ist der Mangel dieser Erlaubniß ohne Einfluß." (Versetzung des 2. Satzes in den Abschnitt VI §§ 62 ff. eventuell vorbehalten.). 3. In § 22 statt der Bestimmung unter 3. die Vorschrift des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 aufzunehmen: „3. wenn einer der Verlobten seinen Wohnsitz innerhalb der letzten sechs Monate gewechselt hat, auch in der Gemeinde seines früheren Wohnsitzes." 4. den Absatz 2 des § 24 zu streichen, eventuell diesen Absatz so zu fassen: „Wird die von Seiten einer (betheiligten) dritten Person oder von Seiten des Staatsanwalts wegen eines (behaupteten) Ehehindernisses erhobene Einsprache gegen die Eheschließung von dem Standesbeamten zurückgewiesen, so finden die Vorschriften Anwendung, welche f ü r den Fall maßgebend sind, wenn der Standesbeamte eine Amtshandlung ablehnt. — Anmerkung: Der prinzipale Streichungsantrag beruht auf der Annahme, daß dasjenige, was der eventuelle Antrag in theilweiser Uebereinstimmung mit dem Entwürfe zu bestimmen bezweckt, sich schon aus der Vorschrift in § 11 Absatz 3 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 herleiten lasse, indem eine Einsprache der bezeichneten Art den Antrag an den Standesbeamten in sich schließt, die Eheschließung abzulehnen, die Ablehnung aber auch eine Amtshandlung ist, also die Zurückweisung der Einsprache sich als Verweigerung einer Amtshandlung charakterisirt. Der eventuelle Antrag will aber, falls eine ausdrückliche Bestimmung f ü r nothwendig erachtet werden sollte, jedenfalls dem Standesbeamten die nächste Cognition über die formelle und materielle Begründung der Einsprache wahren. 5. In § 25 die Schlußworte „sowie daß eine Einsprache" pp. bis „verworfen ist" zu streichen, eventuell dafür zu setzen: „sowie daß eine Einsprache nach Maßgabe des § 24 Absatz 2 nicht erhoben oder die erhobene Einsprache zurückgewiesen worden ist." 6. Den § 27 zu fassen (Absatz 1 wie im Reichsgesetze vom 6. Februar 1875): „Das Aufgebot verliert seine Kraft, wenn seit dessen Vollziehung sechs Monate verstrichen sind, ohne daß die Ehe geschlossen worden ist. — Die im ersten Absatz enthaltene Bestimmung findet auf eine Dispensation vom Aufgebot entsprechende Anwendung." Antrag Nr. 16 von Gebhard 5 20: 1. Abs. 1. Der Antrag kann von den Verlobten bei dem Standesbeamten in öffentlich beglaubigter Urkunde eingereicht oder zum Protokoll des Standesbeamten erklärt werden. (Vgl. P.O. §457). — 2. Ziffer 2: Statt „Genehmigung": „Einwilligung". — 3. Abs. 5 Eingang: „Der Standesbeamte kann die Beibringung der im vierten Absätze erwähnten U r k u n d e n pp." — 4. Abs. 5 statt: „glaubhaft nachgewiesen sind": „nachgewiesen sind". — 5. Abs. 6: Der Standesbeamte ist pp. § 22 wie folgt zu fassen: Abs. 1. Das Aufgebot muß die Bezeichnung der Verlobten und deren Eltern nach Vor- und Familiennamen, Stand oder Gewerbe und W o h n o r t enthalten. (Vgl. P.O. § 121) — Abs. 2. Dasselbe ist öffentlich bekannt zu machen: Ziffer 1 — 3 wie im

96

2. Titel: Eingehung der Ehe (Eheschließung)

§§

1316—1322

Zu dem § 28 des Entwurfs, welcher lautet: TE-FamR § 28 „Eine Ehe kann rechtsgültig nur vor einem Standesbeamten geschlossen werden. Ein Standesbeamter, welcher außerhalb seines Amtsbezirks oder bei seiner eigenen Eheschließung das Amt eines Standesbeamten wahrnimmt, gilt nicht als Standesbeamter". lag der Antrag vor: den Abs. 1 dahin zu fassen: „Eine Ehe kann nur unter Mitwirkung des Standesbeamten geschlossen werden." | Der erste Absatz des § 28 wurde unter Streichung des Worts: „rechtsgültig" angenommen, im Uebrigen der zum ersten Absatz gestellte Antrag abgelehnt. Man überzeugte sich, daß das W o r t : „rechtgültig" überflüssig sei, zudem mit der Terminologie in Betreff solcher Ehen, welche in der vorgeschriebenen Form eingegangen, aber materiell ungültig seien, nicht recht im Einklang stehe, wenn man den Ausdruck „ungültige Ehe" demnächst auf solche Ehen beschränke. Anlangend den Antrag, die Worte: „vor dem Standesbeamten" durch die Worte: „unter Mitwirkung des Standesbeamten" zu ersetzen, um deutlicher zum Ausdruck zu bringen, daß der Standesbeamte bei der Eheschließung nicht bloß passiv, sondern auch aktiv betheiligt sei, so hielt die Mehrheit der Kommission eine solche Verdeutlichung um so weniger f ü r erforderlich, als die aktive Mitwirkung des Standesbeamten sich aus dem § 3 1 des Entw. zweifellos ergebe. Der P r ü f u n g bei der Redaktion wurde überwiesen, ob in Uebereinstimmung mit dem § 41 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 die Worte: „vor einem Standesbeamten" durch die Worte: „vor dem Standesbeamten" ersetzt werden sollen. Der zweite Absatz des §28 wurde aus den in den Motiven S. 139—141 angeführten Gründen genehmigt. Die Kommission billigte insbesondere auch die Ausführung der Motive S. 140 Abs. 2, daß solche Fälle nicht unter die Bestimmung des zweiten Absatzes fallen, in welchen eine als Stellvertreter des Standesbeamten für einen bestimmten Bezirk ernannte Person innerhalb seines Bezirks eine Eheschließung vornimmt, obgleich eine Veranlassung, als Stellvertreter einzutreten, nicht vorlag, ferner die Ausführung der Motive S. 141 Abs. 3, daß ein Standesbeamter bei der Eheschließung auch dann wirksam | mitwirken könne, wenn er als Vater oder gesetzlicher Vertreter eines der Eheschließenden nach dem § 5 Abs. 2 oder dem § 6

Entwürfe. — Abs. 3. Wie Abs. 2 des Entwurfes. — Abs. 4. Die Bekanntmachung erfolgt durch Anheftung an das Raths- oder Gemeindehaus oder an die sonstige zur Bekanntmachungen der Gemeindebehörde bestimmte Stelle während der Dauer der Aufgebotsfrist. Die Aufgebotsfrist beträgt zwei Wochen, gerechnet von der Anheftung (oder: von dem Tage der Anheftung). — Abs. 5. Wird das anzuheftende Schriftstück von dem Orte der Anheftung zu früh entfernt oder in anderer Weise der öffentlichen Kenntnißnahme entzogen, so ist eine neue Bekanntmachung nach Maßgabe der vorstehenden Bestimmungen zu bewirken; doch ist pp. (Vgl. P.O. § 826). § 23 Abs. 1. Ist der Ort, an welchem das Aufgebot bekannt zu machen ist, im Auslande gelegen, so erfolgt die Bekanntmachung in diesem Orte durch Einrückung in ein Blatt, welches in demselben erscheint oder verbreitet ist. Die Einrückung wird von dem Standesbeamten auf Kosten des Antragstellers besorgt. Die Aufgebotsfrist endigt in diesem Falle nicht vor Ablauf von zwei Wochen, gerechnet von dem Tage, welchen das die Einrückung enthaltene ausgegebene Blatt als Datum trägt. § 24 Abs. 2. Dasselbe gilt, wenn von einer Person, deren Einwilligung pp. § 27 Abs. 2. Das einzelne Aufgebot gilt als vollzogen, sobald seit der Anheftung die im § 22 oder seit der Einrückung die in nora § 23 festgesetzte Frist abgelaufen ist.

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v. Mandry (Nr 13, 2) | Prot I 5905

| Prot I 5906

§ § 1316 — 1322

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

seine Einwilligung zu der Eheschließung zu ertheilen habe, und daß die Einwillig u n g schon darin liege, daß er selbst bei der Eheschließung als Standesbeamter mitwirke.

431. Sitzung vom 2. 5. 1885, Schriftführer:

Struckmann

| Prot I 5913 | Die Berathung ging sodann zu dem § 29 des Entwurfs über. Derselbe lautet: TE-FamR § 29 „Zuständig ist der Standesbeamte, in dessen Bezirk einer der Verlobten sei- | nen | Prot I 5914 W o h n s i t z hat oder sich gewöhnlich aufhält. U n t e r mehreren zuständigen Standesbeamten haben die Verlobten die Wahl." v. Mandry (Nr 17, 1)

Zu demselben lagen folgende Anträge vor: 1. der in § 29 vorgeschlagenen Bestimmung h i n z u z u f ü g e n : „Wenn keiner der Verlobten seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthaltsort im Inlande hat o d e r wenigstens einer derselben Inländer ist, so ist der Standesbeamte desjenigen Bezirks zuständig, in welchem dieser Verlobte seinen letzten W o h n s i t z o d e r seinen letzten gewöhnlichen Aufenthalt im Inlande gehabt hat." 2. dem § 29 als Abs. 2 folgende Bestimmung anzuschließen: „In Ermangelung eines solchen Standesbeamten wird, wenn ein Verlobter ein Inländer ist, der zuständige Standesbeamte von der mit der Aufsicht über die Amtsf ü h r u n g der Standesbeamten betrauten obersten Aufsichtsbehörde des Heimathstaates bestimmt."

Außerdem w a r 3. von d e m Gesichtspunkte aus, nur die wesentlichen, die Gültigkeit der Eheschließung bedingenden Formvorschriften in das Gesetzbuch a u f z u n e h m e n , der Antrag gestellt, den § 29 sowie die §§ 30 und 32 des Entw. aus dem Gesetzbuche a b zuscheiden, und es insoweit bei den Bestimmungen des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 unter V o r n a h m e der etwa erforderlichen Aenderungen und E r g ä n z u n gen zu belassen. | Prot I 5915 | Es w u r d e zunächst die durch den Antrag unter 3 angeregte präjudizielle Frage z u r Diskussionn gestellt. Die Mehrheit der Kommission lehnte den A n t r a g ab. Sie w a r der Ansicht, daß, wenn auch systematische Rücksichten f ü r denselben sprechen möchten, doch die dagegen sprechenden G r ü n d e praktischer Zweckmäßigkeit als überwiegend anzusehen seien, indem die wesentlichen und die unwesentlichen Formvorschriften in einem engen Zusammenhange ständen und durch die T r e n nung derselben die praktische H a n d h a b u n g der gesetzlichen Bestimmungen nicht unerheblich erschwert werden würde. Die Kommission trat sodann in die sachliche Berathung des § 29 u n d der zu demselben gestellten Anträge unter 1 und 2 ein. D e r § 29, welcher dem ersten Absatz des § 42 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 vollständig entspricht, w u r d e von keiner Seite beanstandet. Man w a r einverstanden, daß der zweite Absatz des § 42 des Reichsgesetzes sich durch den § 41 im Eingange und Ziffer 5 des Entwurfs erledige. Beschlossen w u r d e ferner, die in dem Antrage unter 2 vorgeschlagene Bestimm u n g dem § 29 als zweiten Absatz anzuschließen. Die G r ü n d e dieses Beschlusses w a r e n : Die Anträge unter 1 und 2 verfolgten hauptsächlich den Zweck, solchen im Auslande w o h n h a f t e n deutschen Reichsangehörigen, welche im Inlande weder einen W o h n s i t z noch einen gewöhnlichen Aufenthaltsort hätten und sich im Inlande nur vorübergehend aufhielten, die Eheschlie98

2. Titel: Eingehung der Ehe (Eheschließung)

§ § 1316—1322

ßung im Inlande zu ermöglichen, wenn auch der andere Theil im Inlande einen Wohnsitz oder einen gewöhnlichen | Aufenthaltsort nicht habe. Es sei nicht zu ver- | Prot I 5916 kennen, daß ein Bedürfniß, für solche nicht gerade sehr seltenen Fälle Vorsorge zu treffen, vorliege, umsomehr als die im Auslande wohnhaften Deutschen nach dem an ihrem dortigen Wohnsitze zur Anwendung kommenden ausländischen Rechte nicht immer in der Lage seien, dort die Ehe zu schließen, oder doch bei einer Eheschließung im Auslande die dort vorgeschriebenen Formen beobachten müßten, deren Anwendung ihnen zum Gewissensdrucke gereichen könne. Eine ausreichende Abhülfe werde auch nicht durch das Gesetz, betreffend die Eheschließung und die Beurkundung des Personenstandes von Bundesangehörigen im Auslande, vom 4. Mai 1870 gewährt, da die Gewähr fehle, daß in allen Staaten des Auslandes die dort vor fremden diplomatischen oder konsularischen Vertretern abgeschlossenen Ehen als gültige Ehen anerkannt würden (vergl. Entsch. des R.G. in Civils. IX, 116 5. 398, 401, 402). Von den beiden gestellten Anträgen verdiene der dem § 10 des K.E. sich anschließende Antrag unter 2 den Vorzug, weil derselbe alle hier in Betracht kommenden Fälle, insbesondere auch die Fälle decke, in welchen der im Auslande geborene deutsche Reichsangehörige im Inlande niemals einen Wohnsitz oder einen gewöhnlichen Aufenthaltsort gehabt habe. Der § 30 des Entwurfs, dessen Wortlaut dahin geht: TE-FamR § 30 „Auf schriftliche Ermächtigung des zuständigen Standesbeamten darf die Eheschließung auch vor dem Standesbeamten eines anderen Orts stattfinden." | fand auf keiner Seite Widerspruch. | Prot I 5917 Die §§ 31 und 32 des Entwurfs wurden zusammen berathen. Dieselben lauten: § 31. „Die Eheschließung erfolgt in Gegenwart von zwei Zeugen durch die an TE-FamR § 31 die Verlobten gerichtete Frage des Standesbeamten: ob sie erklären, daß sie die Ehe mit einander eingehen wollen, durch die bejahende Antwort der Verlobten und den hierauf erfolgenden Ausspruch des Standesbeamten, daß er kraft Gesetzes sie nunmehr für rechtmäßig verbundene Eheleute erkläre. Unfähig, als Zeugen zugezogen zu werden, sind nur solche Personen, denen die körperliche und geistige Wahrnehmungsfähigkeit mangelt." § 32. „Die im § 31 Abs. 1 gedachte Frage des Standesbeamten soll an die Verlob- TE-FamR § 32 ten einzeln und nacheinander gerichtet werden. Als Zeugen sollen bei der Eheschließung (§ 31) Minderjährige, sowie solche Personen, denen die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt sind, während der im Urtheile bestimmten Zeit nicht zugezogen werden. Verwandtschaft und Schwägerschaft zwischen den Betheiligten und den Zeugen oder zwischen den Zeugen unter einander, steht deren Zuziehung nicht entgegen." In den gedruckten Abänderungsanträgen des Referenten ist beantragt: | hinter Abs. 1 folgende Bestimmung als Abs. 2 einzuschalten: | Prot I 5918 „Die vorstehende Erklärung der Verlobten kann durch Vertreter nicht abgegeben werden." (Folgt als Abs. 3 der Abs. 2 des Entw.). Außerdem lagen folgende Anträge vor: 1. von Seiten des Referenten der in dem Protokolle vom 30. April 1885 zu den §§ 17 und 18 des Entw. mitgetheilte Antrag unter 2 a (Prot. S. 5899). 2. in § 31 Abs. 1 die Worte „kraft Gesetzes" zu streichen und dafür in § 32 Abs. 1 v. Weber hinzuzufügen: (Nr 14) 99

§§ 1316-1322

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

„Der Standesbeamte soll dem Ausspruche, daß er die Verlobten nunmehr f ü r rechtmäßig verbundene Eheleute erkläre, hinzufügen, daß dies kraft Gesetzes geschehe". Kurlbaum (Nr 15,1)

0b

3. a) § 31 Abs. 1 — Frage des Standesbeamten: sie jetzt die Ehe mit einander eingehen wollen, — Ausspruch des Standesbeamten, daß er sie f ü r Ehegatten erkläre. Abs. 2 zu streichen. Kurlbaum b) § 32 einzuschalten: (Nr 15, 2) „und solche Personen, denen die Wahrnehmungsfähigkeit mangelt." v. Mandry

4. a) Z u § 3 1 .

(Nr 17, 2)

den § 31 dahin zu fassen: „Zur Eheschließung ist erforderlich, daß in Gegenwart von zwei Zeugen die Verlobten sich und dem Standesbeamten gegenüber den Willen der Eheschließung erklären und der Standesbeamte hierauf die Ehe für geschlossen erklärt. | Prot 15919 Die Erklärungen können weder stillschwei- | gend noch durch Vertreter noch unter H i n z u f ü g u n g von Bedingungen oder Zeitbestimmungen abgegeben werden." v. Mandry b) Zu § 32. (Nr 17, 3) d e n ersten Absatz des § 31 dahin zu fassen: „Der Standesbeamte soll bei der Eheschließung an die Verlobten einzeln und nach einander die Frage richten: ob sie erklären, daß sie die Ehe mit einander eingehen wollen und nach erfolgter bejahender Antwort Seitens jedes einzelnen Verlobten aussprechen: daß er kraft Gesetzes sie nunmehr f ü r rechtmäßig verbundene Eheleute erkläre". 2 5. den § 31 durch folgende Bestimmung zu ersetzen: „Die Ehe wird dadurch geschlossen (oder: Zur Eheschließung ist erforderlich), daß beide Verlobte zusammen in Gegenwart von zwei Zeugen vor dem Standesbeamten persönlich ihren Willen erklären, die Ehe mit einander einzugehen, und der Standesbeamte hierauf die Ehe für geschlossen erklärt. Die Erklärungen (der Verlobten) können nicht unter Hinzufügung von Bedingungen oder Zeitbestimmungen abgegeben werden." oder an Stelle des ersten Absatzes des Antrages: „Die Ehe wird dadurch geschlossen (oder: Zur Eheschließung ist erforderlich), daß die Verlobten in Gegenwart von zwei Zeugen vor dem Standesbeamten diesem und einander selbst gegenüber persönlich den Willen erklären, die Ehe mit einander einzugehen, und der Standesbeamte hierauf die Ehe für geschlossen erklärt." | Prot I 5920

| 6. den § 31 und den ersten Absatz des § 32 des Entw. durch eine dem § 52 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 entsprechende Bestimmung zu ersetzen. 7. Von Seiten des Urhebers des Antrages unter 3: Im § 31 Abs. 1 des Entw. die W o r t e : „in Gegenwart von zwei Zeugen" zu streichen. Es wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1. An Stelle des ersten Absatzes des § 31 und des gedruckten Abänderungsantrages des Referenten wurde der Antrag unter 4 a in folgender Fassung angenommen: 2

Den Anträgen zu den §§ 31, 32 war folgende Begründung hinzugefügt: Die Anträge unter Ziff. 2 und 3 setzen voraus, daß beschlossen werden sollte, in das Gesetzbuch eine die wesentlichen und nur die wesentlichen Förmlichkeiten der Eheschließung konstatirende Bestimmung aufzunehmen, die instruktionelle Bestimmung des § 32 aber dem Personenstands-Gesetze zuzuweisen.

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2. Titel: Eingehung der Ehe (Eheschließung)

§§

1316—1322

„ Z u r E h e s c h l i e ß u n g ist e r f o r d e r l i c h , d a ß in G e g e n w a r t v o n z w e i Z e u g e n die V e r l o b t e n v o r d e m S t a n d e s b e a m t e n p e r s ö n l i c h bei gleichzeitiger A n w e s e n h e i t d e n Willen d e r E h e s c h l i e ß u n g e r k l ä r e n u n d d e r S t a n d e s b e a m t e h i e r a u f die E h e f ü r geschlossen erklärt. Die E r k l ä r u n g e n k ö n n e n nicht u n t e r H i n z u f ü g u n g v o n B e d i n g u n g e n o d e r Z e i t bestimmungen abgegeben werden." 2. D e r zweite A b s a t z des § 31 des E n t w . u n d d e r A n t r a g u n t e r 3 b w u r d e n a b g e lehnt. 3. A n Stelle des § 32 Abs. 1 des E n t w . w u r d e d e r A n t r a g u n t e r 4 b a n g e n o m m e n . 4. D e r zweite A b s a t z des § 32 des E n t w . w u r d e gebilligt. Erwogen war: W e n n g l e i c h im Interesse des A n s e h e n s d e r b ü r g e r l i c h e n E h e s c h l i e ß u n g u n d z u r G e w i n n u n g g r ö ß e r e r G a r a n t i e n f ü r die Ernstlichkeit des W i l l e n s d e r E h e s c h l i e ß u n g an d e r B e o b a c h t u n g gewisser feierlicher, d e r W i c h t i g k e i t u n d d e r | W ü r d e des A k t s | Prot I 5921 e n t s p r e c h e n d e r F o r m e n n a c h M a ß g a b e des § 52 des R e i c h s g e s e t z e s v o m 6. F e b r u a r 1875 f e s t g e h a l t e n w e r d e n müsse, sei es d o c h a n d e r e r s e i t s mit R ü c k s i c h t d a r a u f , d a ß es z w e i f e l h a f t u n d bestritten sei, inwieweit die in d e m § 52 des R e i c h s g e s e t z e s v o m 6. F e b r u a r 1875 v o r g e s c h r i e b e n e n F ö r m l i c h k e i t e n als w e s e n t l i c h , d. h. als die G ü l tigkeit d e r E h e b e d i n g e n d , a n z u s e h e n seien, u n d d a ß eine n i c h t u n t e r B e o b a c h t u n g d e r wesentlichen F o r m e n e i n g e g a n g e n e E h e e n t s p r e c h e n d d e m V o r s c h l a g e des E n t w u r f s (§§ 41 Z i f f e r 5, 43) als ipso j u r e nichtig zu b e h a n d e l n sein w e r d e , im Interesse d e r S i c h e r u n g d e r E h e n d r i n g e n d g e b o t e n , in d e m G e s e t z b u c h e die w e s e n t l i c h e n F o r m e n d e r E h e s c h l i e ß u n g v o n d e n u n w e s e n t l i c h e n scharf z u scheiden u n d die ers t e r e n auf ein m ö g l i c h s t geringes M a ß z u b e s c h r ä n k e n , n a m e n t l i c h klar z u stellen, d a ß die Gültigkeit d e r E h e nicht v o n d e m G e b r a u c h e b e s t i m m t e r , s o l e n n e r W o r t e a b h ä n g i g sei. Als u n b e d i n g t wesentlich sei zu e r a c h t e n die E r k l ä r u n g des Willens der Eheschließung vor dem Standesbeamten und der hierauf erfolgende Ausspruch des l e t z t e r e n , d a ß er die E h e f ü r geschlossen e r k l ä r e . D i e E r k l ä r u n g des W i l l e n s d e r E h e s c h l i e ß u n g v o n Seiten d e r V e r l o b t e n e n t h a l t e die E r k l ä r u n g d e r s e l b e n , jefzt mite i n a n d e r die E h e e i n g e h e n z u w o l l e n . D i e in dieser R i c h t u n g in d e m A n t r a g e u n t e r 3 a v o r g e s c h l a g e n e V e r d e u t l i c h u n g sei e n t b e h r l i c h , überdies b e d e n k l i c h , d a in a n d e r e n ähnlich l i e g e n d e n Fällen die E r k l ä r u n g des W i l l e n s d e r V e r t r a g s c h l i e ß u n g als g e n ü g e n d a n g e s e h e n sei (vergl. § 292 Abs. 2, § 3 1 1 K.E.) u n d deshalb e i n e A b w e i c h u n g v o n d e r sonst g e w ä h l t e n F a s s u n g z u d e r A u s l e g u n g V e r a n l a s s u n g g e b e n k ö n n t e , d a ß d e r | G e b r a u c h des W o r t e s : „ j e t z t " w e s e n t l i c h sei. Als eine w e i t e r e w e - | Prot I 5922 sentliche V o r a u s s e t z u n g sei es a n z u s e h e n , d a ß die V e r l o b t e n d e n W i l l e n d e r E h e s c h l i e ß u n g p e r s ö n l i c h u n d bei gleichzeitiger A n w e s e n h e i t e r k l ä r t e n . D e r A u s d r u c k : „ p e r s ö n l i c h " sei d e r B e s t i m m u n g , d a ß die E r k l ä r u n g d e r V e r l o b t e n n i c h t d u r c h V e r t r e t e r a b g e g e b e n w e r d e n k ö n n e , v o r z u z i e h e n , d a d e r A u s d r u c k : „ V e r t r e t e r " bisher n u r g e b r a u c h t sei, u m d e n V e r t r e t e r im Willen z u b e z e i c h n e n . D a ß die E r k l ä r u n g d e r V e r l o b t e n p e r s ö n l i c h u n d bei gleichzeitiger A n w e s e n h e i t d e r s e l b e n e r f o l g e n müsse, e n t s p r e c h e d e m § 52 des R e i c h s g e s e t z e s v o m 6. F e b r u a r 1875 u n d sei aus d e n in d e n M o t i v e n S. 116, 117, 145 a n g e f ü h r t e n G r ü n d e n g e b o t e n . In d e m § 5 2 des R e i c h s g e s e t z e s sei die p e r s ö n l i c h e E r k l ä r u n g d e r V e r l o b t e n z w a r n i c h t a u s d r ü c k l i c h v o r g e s c h r i e b e n ; sie e r g e b e sich a b e r aus d e n k a t e g o r i s c h a u f g e s t e l l t e n F o r m v o r s c h r i f t e n des § 52 (vergl. a u c h § 72 das.). S c h e i d e m a n die d e r S a c h e n a c h wesentlic h e n F o r m v o r s c h r i f t e n aus u n d e r k l ä r e m a n die ü b r i g e n F ö r m l i c h k e i t e n f ü r u n w e sentlich, so sei es n o t h w e n d i g , a u s d r ü c k l i c h a u s z u s p r e c h e n , d a ß die E r k l ä r u n g p e r sönlich u n d bei gleichzeitiger A n w e s e n h e i t a b g e g e b e n w e r d e n m ü s s e , z u m a l dies eine A u s n a h m e v o n d e n allgemeinen G r u n d s ä t z e n des G e s e t z b u c h s sei. Mit d e m

101

§ § 1316 — 1322

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Antrage unter 4 a die weitere Bestimmung hinzuzufügen, daß die Erklärung nicht stillschweigend abgegeben werden könne (§71 K.E.), fehle es dagegen an einem Bedürfniß, da stillschweigende Erklärungen als Grundlage für die Erklärung des Standesbeamten kaum vorkommen würden und es überdies bedenklich sei, zwischen ausdrücklichen und stillschweigenden Erklärungen, über deren Abgren| Prot I 5923 | zung die Ansichten auseinander gingen, zu unterscheiden. Anlangend die Mitwirkung des Standesbeamten, so genüge es, wenn als wesentlich vorgeschrieben werde, daß derselbe auf Grundlage des von den Verlobten erklärten Willens der Eheschließung die Ehe für geschlossen zu erklären habe. Die vorgängige Frage des Standesbeamten an die Verlobten, wie sie in dem § 52 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 vorgeschrieben sei, könne als eine wesentliche Förmlichkeit entbehrt werden, da das Erforderniß jener Erklärung des Standesbeamten eine ausreichende Garantie biete, daß ohne die aktive Mitwirkung desselben eine Ehe nicht zu Stande kommen könne. Daß die Erklärungen, sowohl die Erklärung der Verlobten als die des Standesbeamten, nicht unter Hinzufügung von Bedingungen oder Zeitbestimmungen abgegeben werden könnten, stehe mit dem § 52 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875, wie dessen Fassung ergebe, im Einklänge und verdiene aus den Gründen der Motive S. 117, 118, 145 Billigung, müsse aber aus denselben Gründen besonders ausgesprochen werden, welche es nach Obigem nothwendig erscheinen ließen, ausdrücklich zu bestimmen, daß die Erklärung der Verlobten persönlich abgegeben werden müsse. Zweifelhaft könne es sein, ob es nöthig sei, die Gegenwart von zwei Zeugen als wesentlich vorzuschreiben; indessen seien die in den Motiven S. 143, 144 dafür angeführten Gründe für überwiegend zu halten. Es empfehle sich aber nicht, mit dem zweiten Absatz des Entwurfs den Begriff des Zeugen näher zu bestimmen, da eine | Prot I 5924 solche Bestimmung neue Streitfragen darüber, wann Wahrneh- | mungsfähigkeit vorhanden sei, hervorrufen könne. Es verdiene vielmehr bei der Seltenheit der zu entscheidenden Frage, ob eine zugezogene Person begrifflich als Zeuge angesehen werden könne, nach dem Vorgange des § 52 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 den Vorzug, die Entscheidung darüber, ob und inwieweit die Wahrnehmungsfähigkeit für den Begriff des Zeugen wesentlich bezw. in welchen Fällen Wahrnehmungsfähigkeit als nicht vorhanden anzusehen sei, der Wissenschaft und Praxis zu überlassen. Aus diesen Gründen sei auch der Antrag unter 3 b abzulehnen, zumal ein gewisser Widerspruch darin gefunden werden könne, die Zuziehung von Zeugen als wesentlich vorzuschreiben, die Wahrnehmungsfähigkeit der als Zeugen zugezogenen Personen aber ausdrücklich als etwas Unwesentliches hinzustellen. Der zweite Absatz des § 32 des Entw. sei aus den in den Motiven S. 144, 145 dargelegten Gründen zu billigen. Der § 33 des Entw. hat durch den in der Sitzung vom 30. April 1885 gefaßten Beschluß (Prot. S. 5902) seine Erledigung gefunden. Fassung der Regelung in der RedVorl.: a) RedVorl. von Pape: III. Form der Eheschließung. §18 (§28). Die Ehe kann nur vor einem (dem) Standesbeamten geschlossen werden. Wenn ein Standesbeamter außerhalb seines Amtsbezirks oder bei seiner eigenen Ehe als Standesbeamter handelt (das Amt des Standesbeamten wahrnimmt), so gilt er nicht als Standesbeamter. 102

2. Titel: Eingehung der Ehe (Eheschließung)

§§ 1316 —1322

§19 (§29). Zuständig ist derjenige Standesbeamte, in dessen Bezirke einer der Verlobten seinen Wohnsitz hat oder sich gewöhnlich aufhält. In Ermangelung eines solchen Standesbeamten wird, wenn beide Verlobten oder auch nur einer derselben ein Inländer ist, der zuständige Standesbeamte von der obersten Aufsichtsbehörde des Bundesstaates bestimmt, welchem im ersten Falle einer der Verlobten und im letzten Falle der inländische Verlobte angehört. Unter mehreren zuständigen Standesbeamten haben die Verlobten die Wahl. (N.B. 1. zu vergl. K.E. § 10. — 2. „Aufsichtsbehörde" i. e. für das Standesbuchwesen.) §20 (§30). Auf Grund einer schriftlichen Ermächtigung des zuständigen Standesbeamten darf die Eheschließung auch vor dem Standesbeamten eines anderen Orts (Bezirks) erfolgen. §21 (§31). Zur Eheschließung ist erforderlich, daß die Verlobten vor dem Standesbeamten bei gleichzeitiger Anwesenheit persönlich und in Gegenwart von zwei Zeugen den Willen der Eheschließung erklären, und daß hierauf die Ehe von dem Standesbeamten für geschlossen erklärt wird. Die Erklärungen können nicht unter Beifügung einer Bedingung oder Zeitbestimmung (oder einer sonstigen Nebenbestimmung) erfolgen. (N.B. Im zweiten Absätze werden die Worte: „oder einer sonstigen Nebenbestimmung" doch wohl nicht zu entbehren sein. Sie decken das W o r t clausula, wenn es für den actus legitimus heißt: „non recipit clausulam vel conditionem". Jeder Zusatz ist unzulässig, namentlich ein modus, eine Voraussetzung, ζ. B. in Bezug auf Verhalten in der Ehe, Domizil- oder gar Vermögensverhältnisse, eheliche persönliche Rechte pp.) § 22 (§§31. 32). Der Standesbeamte soll bei der Eheschließung an die Verlobten einzeln und nach einander die Frage richten: ob sie erklären, daß sie die Ehe mit einander eingehen wollen, und nachdem diese Frage von den Verlobten bejaht ist, aussprechen, daß er dieselbe nunmehr kraft des Gesetzes für rechtmäßig verbundene Eheleute erkläre. Als Zeugen sollen bei der Eheschließung Personen, welchen die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt sind, während der für den Verlust dieser Rechte im Urtheile bestimmten Zeit, so wie Minderjährige nicht zugezogen werden. Personen, welche mit einem der Verlobten dem Standesbeamten oder mit einander verwandt oder verschwägert sind, dürfen als Zeugen zugezogen werden. b) RedVorl von Planck: III. Eheschließung §1217 (Vorl.Zus.St. § 18). Die Ehe kann nur vor einem Standesbeamten geschlossen werden. — Wenn ein Standesbeamter außerhalb seines Amtsbezirks oder bei der Schließung seiner eigenen das Amt des Standesbeamten wahrnimmt, so gilt er nicht als Standesbeamter. § 1218 (Vorl.Zus.St. § 19). Zuständig ist derjenige Standesbeamte, in dessen Bezirke einer der Verlobten seinen Wohnsitz hat oder sich gewöhnlich aufhält. — In Ermangelung eines solchen Standesbeamten wird, wenn beide Verlobte oder auch nur einer derselben Inländer sind, der zuständige Standesbeamte von der obersten Aufsichtsbehörde des Bundesstaats bestimmt, welchem im ersten Falle einer der Verlobten und im letzten Falle der inländische Verlobte angehört. Unter mehreren zuständigen Standesbeamten haben die Verlobten die Wahl. 103

§§ 1 3 1 6 - 1 3 2 2

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 1219 (Vorl.Zus.St. § 20). Auf Grund einer schriftlichen Ermächtigung des zuständigen Standesbeamten darf die Eheschließung auch vor dem Standesbeamten eines anderen Bezirks erfolgen. § 1220 (Vorl.Zus.St. § 21). Zur Eheschließung ist erforderlich, daß die Verlobten vor dem Standesbeamten bei gleichzeitiger Anwesenheit persönlich und in Gegenwart von zwei Zeugen den Willen der Eheschließung erklären, und daß hierauf die Ehe von dem Standesbeamten f ü r geschlossen erklärt wird. Die Erklärungen können nicht unter Beifügung einer Bedingung oder Zeitbestimmung erfolgen. § 1221 (Vorläuf.Zus.St. § 22). Der Standesbeamte soll bei der Eheschließung an die Verlobten einzeln und nach einander die Frage richten: ob sie erklären, daß sie die Ehe mit einander eingehen wollen, und nachdem diese Frage von den Verlobten bejaht ist, aussprechen, daß er kraft Gesetzes sie nunmehr für rechtmäßig verbundene Eheleute erkläre. Als Zeugen sollen bei der Eheschließung Personen, welchen die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt sind, während der f ü r den Verlust dieser Rechte im Urtheile bestimmten Zeit, so wie Minderjährige nicht zugezogen werden. — Personen, welche mit einem der Verlobten dem Standesbeamten oder mit einander verwandt oder verschwägert sind, dürfen als Zeugen zugezogen werden. Bemerkungen. Für die Ueberschrift „Eheschließung" statt „Form der Eheschließung" dürfte neben der größeren Kürze auch noch die Erwägung sprechen, daß, nachdem die §§17 und 18 d.E. gestrichen und der § 1220 seine jetzige Fassung erhalten, durch denselben wenigstens indirekt auch die materiellen Erfordernisse des Eheschließungsvertrages bestimmt werden. Zu $ 1220 Abs. 2. Die Hinzufügung der Worte „oder einer sonstigen Nebenbestimmung" scheint mir nicht erforderlich und nicht ganz unbedenklich zu sein. Als Nebenbestimmungen, welche die Wirksamkeit eines Rechtsgeschäfts unmittelbar berühren, kennt das Gesetzbuch nur Bedingungen und Zeitbestimmungen. Diese können eben, weil sie die Wirksamkeit des Vertrages, welchem sie hinzugefügt werden, von einem zukünftigen Ereignisse abhängig machen oder zeitlich begrenzen, eine derartige Beschränkung der Wirksamkeit aber mit der Natur der Ehe unvereinbar ist, dem Eheschließungsvertrage nicht hinzugefügt werden. Würden sie doch hinzugefügt, so läge eine gültige Eheschließung überall nicht vor und die Ehe wäre daher ipso jure nichtig. — Werden Nebenbestimmungen anderer Art dem Eheschließungsvertrage hinzugefügt, so können dieselben nur die Bedeutung haben, daß neben dem Eheschließungsvertrage noch ein zweiter Vertrag über die durch die Nebenbestimmung berührten Punkte geschlossen würde. Ginge dabei die Absicht dahin, daß der Eheschließungvertrag von der Gültigkeit oder von der Erfüllung des zweiten Vertrages abhängig sein sollte, so läge in Wirklichkeit eine dem Eheschließungsvertrage hinzugefügte Bedingung vor und wäre die Eheschließung daher nichtig. Liegt jene Absicht aber nicht vor, so ist die Verbindung des zweiten Vertrages mit dem Eheschließungsvertrage sachlich gleichgültig. Die besonderen Bestimmungen des Obligationenrechts über die Folgen der bei einer Leistung gemachten Voraussetzung können nicht in Frage kommen (§ 736 K.E.), weil wenn man die Eheschließung — was wohl kaum zulässig sein möchte — unter dem Gesichtspunkte einer Leistung betrachten wollte, doch die Zurückerstattung des Geleisteten, hier also die Wiederaufhebung der Ehe unmöglich ist, indem diese nach den Bestimmungen über Ehescheidung nur aus den dort bestimmten Gründen zulässig ist. Möglich 104

2. Titel: Eingehung der Ehe (Eheschließung)

§ § 1316 — 1322

wäre z w a r , daß die Parteien beabsichtigten, die Eheschließung und die vereinbarten Nebenbestimmungen als integrirende Bestandtheile eines und desselben Vertrages zu behandeln. Auf die Gültigkeit der Eheschließung selbst w ü r d e dies aber keinen Einfluß haben können. Die Bestimmung des § 1 1 4 K . E . nach welcher, wenn der G r u n d der Ungültigkeit nur einen Theil eines Rechtsgeschäftes trifft, das ganze Rechtsgeschäft nichtig ist, wenn nicht erhellt, d a ß dasselbe auch ohne die ungültige Bestimmung gewollt wäre, w ü r d e keine A n w e n d u n g finden, weil die Ehe nur aus den in den §§ 41 und 51 aufgeführten Gründen nichtig oder anfechtbar ist. Eine der Eheschließung hinzugefügte Nebenbestimmung, welche nicht den Charakter einer Bedingung oder Zeitbestimmung hat, kann also die Gültigkeit der Eheschließung nicht beeinflussen, sondern hat immer nur den C h a r a k t e r eines besonderen zweiten neben dem Eheschließungsvertrage abgeschlossenen Vertrages. D e r Standesbeamte soll z w a r die V e r b i n d u n g eines solchen Vertrages mit der Eheschließung nicht zulassen, weil er nur f ü r die V o r n a h m e von Eheschließungen zuständig ist. — H ä t t e er aber den Abschluß eines solchen anderen Vertrages neben und in Verbindung mit der Eheschließung geduldet, so w ü r d e dadurch die Eheschließung selbst nicht nichtig werden, der Bestand der Ehe von der Gültigkeit und der Erfüllung des hinzugefügten zweiten Vertrages gänzlich unabhängig sein.

§§ 1 2 1 7 - 1 2 2 1 K E / § § 1 2 4 5 - 1 2 4 9 E I II., III., IV. 1. Die beschlossenen Bestimmungen lauten in der ZustFamR, im KE und Ε I.III. Eheschließung*. * Rücksichtlich des Aufgebots und der Beurkundung der Eheschließung verbleibt es bei den Vorschriften des Gesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung vom 6. 2. 1875, dessen etwa erforderliche Ergänzung und Aenderung der Revision jenes Gesetzes oder d e m Einführungsgesetze vorbehalten ist. ZustFamR § 1217. Die Ehe kann nur vor einem Standesbeamten geschlossen werden. W e n n ein Standesbeamter außerhalb seines Amtsbezirkes oder bei der Schlie- KE § 1217 ßung seiner eigenen Ehe als Standesbeamter handelt, so gilt er nicht als Standesbe- E l l 1245 amter. ZustFamR $ 1218. Die Eheschließung soll vor dem zuständigen Standesbeamten erfolgen. Zuständig ist derjenige Standesbeamte, in dessen Bezirke einer der Verlobten KE ξ 1218 E I « 1246 seinen Wohnsitz hat o d e r sich gewöhnlich aufhält. In Ermangelung eines solchen Standesbeamten wird, wenn beide Verlobte oder auch nur einer derselben Inländer 3 sind, der zuständige Standesbeamte von der obersten Aufsichtsbehörde des Bundesstaates bestimmt, welchem im ersten Falle einer der Verlobten und im letzten Falle der inländische Verlobte 4 angehört. U n t e r mehreren zuständigen Standesbeamten haben die Verlobten die Wahl.

§ 1219. Auf G r u n d einer schriftlichen Ermächtigung des zuständigen Standesbe- ZustFamR amten darf die Eheschließung auch vor d e m Standesbeamten eines anderen Bezirkes KE § 1219 E I « 1247 erfolgen. 3 4

Im Ε I heißt es „Deutsche". Im Ε I heißt es: „der Deutsche Verlobte".

105

§§ 1 3 1 6 - 1 3 2 2

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

ZustFamR § 1220 § 1220. Zur Eheschließung ist erforderlich, daß die Verlobten vor dem StandesKE § 1220 beamten bei gleichzeitiger Anwesenheit persönlich und in Gegenwart von zwei ZeuE I § 1248 g e n 5 ) finden die Vorschriften der §§ 138 —140 des Entw.) Anwendung, es sei denn durch Ehevertrag oder die V e r f ü g u n g des Dritten, welcher den Gegenstand der E h e f r a u zugewendet hat, Anderes bestimmt." 2 D e r Berathung wurden die neuen Anträge des Referenten unter I zu G r u n d e gelegt. Die Berathung f ü h r t e zu folgenden Beschlüssen: 1. D e r § 143 des Antrags unter I wurde sachlich in dem Sinne angenommen, daß unter „Vorbehaltsgut" Vorbehaltsgut im Sinne des gesetzlichen ehelichen G ü t e r rechts zu verstehen sei. D e r Standpunkt der neuen Anträge, welche — abweichend von dem E n t w ü r f e (vgl. Motive S. 777) — Vorbehaltsgut in dem bezeichneten Sinne nicht nur auf Seiten der E h e f r a u , sondern auch auf Seiten des Ehemannes berücksichtigen, w u r d e von keiner Seite bekämpft. Man war der Ansicht, daß diese Art der Regelung im Hinblick auf die in der vorigen Sitzung gefaßten Beschlüsse über die juristische N a tur der Gütergemeinschaft und über die Behandelung der Sondergüter im weiteren Sinne bei der allg. Gütergemeinschaft nicht allein unbedenk- | lieh, sondern auch die | Prot I 6647 angemessenere sei. 2. D e r § 143 a des Antrags unter I fand keinen Widerspruch. 3. D e r § 143 b des Antrags unter I überträgt die f ü r das gesetzliche eheliche G ü terrecht gegebenen Vorschriften des § 1261 der Zus.st. auf die allg. Gütergemeinschaft. In dem Antrage unter II ist dagegen dieser Fall nicht berücksichtigt. N a c h der Absicht des Urhebers dieses Antrags sollen Gegenstände der hier fraglichen A r t bei der allg. Gütergemeinschaft nicht Vorbehaltsgut der E h e f r a u , sondern Bestandtheil des Gesammtguts werden. Z u r Rechtfertigung dieser von der Regelung des gesetzlichen ehelichen Güterrechts abweichenden Behandlung w u r d e geltend gemacht, daß in der hier fraglichen Beziehung die Verhältnisse bei dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte und bei der allg. Gütergemeinschaft namentlich deshalb w e sentlich anders lägen, weil bei dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte nach dem 5 1262 der Zus.st. diejenigen Gegenstände, welche die Ehefrau durch ihre Arbeit oder durch den selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschäfts erwerbe, Vorbehaltsgut w ü r d e n und in Folge dessen die E h e f r a u bei dem gesetzlichen ehelichen G ü t e r stande mehr, als bei der allg. Gütergemeinschaft, Veranlassung habe und in die Lage komme, ohne Zuziehung des Ehemannes mit dritten Personen Rechtsgeschäfte zu schließen. Ueberhaupt fehle es bei der allg. Gütergemeinschaft, bei welcher Vorbehaltsgut seltener vorkomme, an einem Bedürfnisse, in dem Interesse der Ehefrau oder Dritter die Abschließung von Rechtsgeschäften zwischen der E h e f r a u und Dritten zu begünstigen. Auch die Rücksicht auf den Ehemann erfordere die Bestimmung des § 143 b nicht. Wie | die Ehefrau sich den Erwerb des Ehemannes, so | Prot I 6648 müsse auch der letztere sich den Erwerb der ersteren bei der allg. Gütergemeinschaft gefallen lassen. Die Mehrheit vermochte jedoch diesen Ausführungen entscheidendes Gewicht nicht beizulegen und erklärte sich deshalb f ü r die A n n a h m e des § 143 b. Sie w a r der Ansicht, daß diejenigen G r ü n d e , welche zu der Bestimmung des § 1261 der Zus.st. g e f ü h r t hätten (Prot. S. 6291 ff.), insbesondere die Rücksicht 2

Zu §§ 143 f. lag noch der Antrag Nr. 102 von Kurlbaum vor: „Hat der Ehemann einen Gegenstand des Gesammtgutes für sein Vorbehaltsgut verwendet, so hat er dem Gesammtgute für das Verwendete Ersatz zu leisten." — Dieser Antrag war gegenstandslos geworden, nachdem Planck die beantragten §§ 143 f vorläufig zurückgezogen hatte. 687

§§ 1437— 1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

auf die Dritten, im Wesentlichen auch hier zuträfen. Die Billigkeit spreche für eine gleiche Behandlung hier um so mehr, als bei Ablehnung des § 143 b der hier fragliche Erwerb der Ehefrau nur zu einem Antheile zufallen, die Gegenleistung dagegen ihr allein obliegen würde. 4. D e r § 143 c des Antrags unter I, welcher dem für das gesetzliche eheliche G ü terrecht beschlossenen § 1263 der Zus.st. entspricht, wurde für das hier allein in Rede stehende Vorbehaltsgut im Sinne des gesetzlichen ehelichen Güterrechts nicht beanstandet. M a n war einverstanden, daß durch die Annahme des § 143 c die Entscheidung der Frage nicht präjudiziert werden solle, ob der Grundsatz des § 143 c mit dem Entwürfe (vergl. § 144 Ziff. 3, §§ 217, 227 d. Entw.; Motive S . 780 ff.) auch auf die Sondergüter im engeren Sinne, namentlich bei der partikulären Gütergemeinschaft, auszudehnen oder in Ansehung der letzteren das Verhältniß zu dem Gesammtgute anders zu regeln sei. 5. D e r § 143 d in Verbindung mit Abs. 2 des § 143 g des Antrags unter I stimmt sachlich mit dem $ 146 d Entw. überein. Derselbe beruht auf dem Gedanken, daß solche Gegenstände, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können, | Prot I 6649 als | Sondergut in dem engeren Sinne des Entwurfs und der partikulären Gütergemeinschaft, vorbehaltlich der aus dem zweiten Abs. des § 143 d sich ergebenden Modifikation, behandelt, dieselben also für Rechnung des Gesammtguts von dem Ehemanne verwaltet werden sollen. Man war mit den Ausführungen der Motive S. 793 ff. darüber einverstanden, daß die hier fraglichen Gegenstände der Substanz nach Bestandtheile des Gesammtguts nicht werden könnten und es auch nicht angemessen sein würde, dieselben in dem Verhältnisse unter den Ehegatten als solche zu behandeln. D a g e g e n gingen die Ansichten darüber auseinander, ob es nicht den V o r z u g verdiene, nach dem Vorschlage des Antrags unter II, 2 in Ansehung der hier fraglichen Gegenstände überhaupt zu schweigen. Schweige man, so ergebe sich an der H a n d der allgemeinen Grundsätze von selbst, daß die hier fraglichen Gegenstände der Substanz nach nicht Bestandtheil des Gesammtguts würden, daß dagegen die N u t z u n g e n und die Surrogate in das Gesammtgut fielen. Als selbstverständlich könne es auch betrachtet werden, daß, wenn dem Gesammtgute die N u t z u n g e n jener Gegenstände zu Gute kämen, demselben andererseits auch die Lasten und die Kosten der ordnungsmäßigen Erhaltung derselben zur Last fielen. Es ergebe sich daher, wenn man schweige, von dem Vorschlage des Antrags unter I sachlich nur der Unterschied, daß der Ehefrau die Verwaltung der hier fraglichen ihr gehörenden Gegenstände verbleibe. Man verständigte sich schließlich dahin, die hier fraglichen Gegenstände für den Fall, daß bei der Berathung des § 143 g des Antrags unter I die Zulässigkeit von Sondergut in dem engeren Sinne des Entwurfs auch für die | Prot 16650 a llg. | Gütergemeinschaft beschlossen werden sollte, für Sondergut im engeren Sinne zu erklären, für den entgegengesetzten Fall dagegen auf die Frage, ob und inwieweit in Ansehung der fraglichen Gegenstände im Gesetze etwas zu bestimmen sei, zurückzukommen. 6. D e r § 1 4 3 e des Antrags unter I wurde allseitig gebilligt. Einvernehmen herrschte, daß in Ansehung des Vorbehaltsguts des Ehemannes, vorbehaltlich der Beschlußfassung über den § 143 f des Antrags unter I und vorbehaltlich der bei der Berathung der Bestimmungen über das eherechtliche Register (§§ 233 ff. des Entw.) zu erörternden Frage, ob auch das Vorbehaltsgut des Ehemannes dem Publikationszwange (§§ 139, 140 des Entw.; Prot. S. 6602, 6603) zu unterwerfen sein werde, besondere Bestimmungen nicht erforderlich seien, der Ehemann in Anse688

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

hung seines Vorbehaltsgutes dieselbe rechtliche Stellung habe, wie wenn er nicht verheirathet wäre. 7. Die begonnene Berathung des § 143 f wurde nicht zu Ende geführt, sondern die Fortsetzung der Diskussion bis zur nächsten Sitzung vertagt. 473. Sitzung vom 5. Oktober 1885, Schriftführer:

Struckmann.

| Die Berathung des Entwurfs des Familienrechts Abschn. I Titel 3 Nr. III: „All- |Prot I 6651 gemeine Gütergemeinschaft" wurde fortgesetzt. Zu dem von Seiten des Referenten zu den §§ 143—148 des Entw. in dem Antrage unter I (mitgetheilt Prot. S. 6643 ff.) beantragten § 143 f, dessen Berathung in der vorigen Sitzung abgebrochen wurde, war inzwischen der Antrag eingegangen, den § 143 f durch folgende Bestimmung zu ersetzen: „Hat der Ehemann einen Gegenstand des Gesammtgutes für sein Vorbehaltsgut verwendet, so hat er dem Gesammtgute für das Verwendete Ersatz zu leisten." Nachdem der Referent erklärt hatte, daß er den von ihm beantragten § 143 f mit Rücksicht auf den engen Zusammenhang, in welchem derselbe mit den Bestimmungen über die Verantwortlichkeit des Ehemannes in Ansehung der Verwaltung des Gesammtguts gegenüber der Ehefrau stehe, vorläufig zurückziehe unter dem Vorbehalte eines zu § 159 des Entw. zu stellenden, auf die durch den § 143 f angeregten Frage bezüglichen Antrags und nachdem auch | der Urheber des inzwischen einge- | Prot I 6652 brachten neuen Antrags zu § 143 f in Ansehung seines Antrags die gleiche Erklärung abgegeben hatte, wurde der § 143 f hier als erledigt angesehen. Die Berathung wandte sich darauf dem zu den §§ 143—148 des Entw. von dem Referenten in dem Antrage unter I vorgeschlagenen 5 143 g und der damit in Verbindung stehenden Schlußbestimmung des Antrags unter II, 3 (mitgetheilt Prot. S. 6646) zu. Der § 143 g wurde absatzweise berathen. Es wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Absatz 1 des § 143 g, dessen Tendenz dahin geht, auch bei der allgemeinen Gütergemeinschaft auf Grund rechtsgeschäftlicher Bestimmung der Ehegatten Sondergut in dem engeren Sinne des Entwurfs und der partikulären Gütergemeinschaft für zulässig und auf Sondergut der Art im Anschlüsse an den in der Sitzung vom 30. September 1885 (Prot. S. 6619) f ü r den Fall der Zulassung solchen Sonderguts gefaßten prinzipiellen Beschlusses über die Behandlung der Sondergüter im engeren Sinne bei der allgemeinen Gütergemeinschaft die demnächst für die partikuläre Gütergemeinschaft zu beschließenden Vorschriften über die Sondergüter in engerem Sinne für entsprechend anwendbar zu erklären, fand die Zustimmung der Mehrheit. Erwogen war: Mit dem Begriffe der allgemeinen Gütergemeinschaft sei die Zulassung von Sondergut in engerem Sinne nicht unverträglich. Der Begriff der Allgemeinheit brauche nicht nothwendig dahin gefaßt zu werden, daß unbedingt alles Vermögen der Ehegatten gemeinschaftlich werde. Es genüge, daß die Gemeinschaftlichkeit des Vermögens die Regel bilde. Diese Regel rechtfertige die besonderen Wirkungen, welche mit der allgemeinen Gü- | tergemeinschaft — im Gegensatz zu der partikulären | Prot I 6653 Gütergemeinschaft, bei welcher die umgekehrte Regel gelte, — namentlich in Ansehung der H a f t u n g wegen der Schulden und der Nachwirkungen der Gütergemeinschaft nach der Auflösung derselben durch den Tod eines Ehegatten verbunden seien bezw. verbunden werden könnten. Der Zulassung von Sondergut im engeren Sinne bei der allgemeinen Gütergemeinschaft stehe ein prinzipielles Bedenken um so weniger entgegen, als die Zulassung von Vorbehaltsgut bereits beschlossen wor689

§§ 1437—1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

den sei, der Zulassung von Vorbehaltsgut gegenüber aber die Zulassung von Sondergut im engeren Sinne aus das minus erscheine, da das letztere f ü r R e c h n u n g des Gesammtguts verwaltet und genutzt würde. Z w a r nähere sich dadurch in dieser einen Beziehung die allgemeine Gütergemeinschaft, wenn Sondergüter im engeren Sinne bei derselben vorhanden seien, der partikulären Gütergemeinschaft. Allein im Uebrigen behalte dieselbe trozdes Vorhandenseins solcher Sondergüter den rechtlichen C h a r a k t e r der allgemeinen Gütergemeinschaft, sofern die Ehegatten — was Sache der Auslegung des einzelnen Falles sei — überhaupt allgemeine Gütergemeinschaft, nicht blos eine der Formen der partikulären Gütergemeinschaft, vielleicht in modifizirter Gestalt (vgl. S. 226 des Entw.), gewollt hätten. D e r Einwand, daß durch die Zulassung von Sondergut im engeren Sinne bei der allgemeinen G ü tergemeinschaft wegen der dadurch hervorgerufenen Verbindung der Sondergüter mit dem Gesammtgute die Verhältnisse bei der allgemeinen Gütergemeinschaft zu komplizirt w ü r d e n und im einzelnen Falle, namentlich wenn der U m f a n g der Sondergüter ein erheblicher sei, leicht Zweifel darüber entstehen könnten, ob eine all| Prot I 6654 gemeine G ü t e r - | gemeinschaft mit den besonderen Wirkungen derselben als von den Parteien überhaupt noch gewollt anzusehen sei, daß es zudem an einem praktischen Bedürfnisse fehle, bei der allgemeinen Gütergemeinschaft dieser Art von Sondergut zuzulassen, wie es sich schon daraus zur G e n ü g e ergebe, daß die bestehenden Kodifikationen derartiges Sondergut bei der allgemeinen Gütergemeinschaft nicht berücksichtigten, k ö n n e als durchschlagend nicht erachtet werden, um den Ehegatten die Möglichkeit, gewisse Gegenstände als Sondergut im engeren Sinne von dem Gesammtgute auszuschließen, gänzlich abzuschneiden. Die Zulassung von Sondergütern der Art sei namentlich f ü r solche Fälle von Wichtigkeit, in welchen es der Ehefrau wesentlich darauf ankomme, sich in Ansehung gewisser Vermögensgegenstände gegen das weitgreifende V e r f ü g u n g s r e c h t des Ehemannes zu sichern, oder in welcher der letztere sich die unbeschränkte V e r f ü g u n g in Ansehung gewisser Vermögensgegenstände vorzubehalten wünsche. E n d lich k o m m e in Betracht, daß es aus den bei der Berathung des § 143 d bereits geltend gemachten G r ü n d e n wünschenswert sei, diejenigen Gegenstände, welche durch Rechtsgeschäfte nicht übertragen werden könnten, ausdrücklich als Sondergut im engeren Sinne zu erklären (Prot. S. 6649). Lasse man aber f ü r diesen Fall Sondergut im engeren Sinne zu, so sei es um so weniger gerechtfertigt, die Zulassung auf G r u n d rechtsgeschäftlicher Bestimmung der Ehegatten gänzlich auszuschließen. 2. Absatz 2 des § 143 g fand nach Annahme des ersten Absatzes und, soviel diejenigen Gegenstände betrifft, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können, im Hinblick auf den bei der Berathung des § 143 d bereits gefaßten Be| Prot I 6655 schluß, daß jene Gegenstände f ü r den Fall, daß überhaupt Sondergut im en-1 geren Sinne bei der allgemeinen Gütergemeinschaft zugelassen werde, Sondergut im engeren Sinne sein sollten, keinen Widerspruch. Man w a r einverstanden, daß der § 143 d hiernach aus den Bestimmungen über Vorbehaltsgut auszuscheiden sei. Die Stellung der Bestimmung w u r d e der P r ü f u n g bei der Redaktion überlassen. 3. D e r § 145 des Entw. bestimmt, daß Sondergut der Ehefrau im engeren Sinne solche Gegenstände sein sollen, welche zu ihrer Kleidung, zu ihrem Schmucke oder sonst ausschließlich z u m Gebrauche f ü r ihre Person bestimmt sind. Die zu den §§ 143—148 des Entw. gestellten Anträge unter I und II (Prot. S. 6643 ff.) gehen dagegen davon aus, daß es in Ansehung dieser Gegenstände bei der Regel verbleiben soll, nach welcher alles Vermögen der Ehegatten gemeinschaftlich wird. Es kam 690

6. T i t e l : Allgemeine G ü t e r g e m e i n s c h a f t

§§ 1 4 3 7 - 1 4 6 7

zur Sprache, ob es nicht angemessener sei, jene Gegenstände mit dem § 145 des Entw. und nach dem Vorbilde der für das gesetzliche eheliche Güterrecht betroffenen Bestimmung im 5 1258 der Zus. st. für Sondergut im engeren Sinne zu erklären, da es der Natur jener Gegenstände zu widersprechen scheine, wenn der Ehemann über dieselben als Bestandtheile des Gesammtguts unter Ausschluß der Ehefrau nicht allein rechtlich, sondern auch thatsächlich verfügen könne (vgl. sächs. G. B. § 1699 verbunden mit § 1671). Man überzeugte sich jedoch, daß die Verhältnissse in der hier fraglichen Beziehung bei der allgemeinen Gütergemeinschaft wesentlich anders lägen, als bei dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte. Mit dem Wesen der allgemeinen Gütergemeinschaft sei es nicht vereinbar, die | in Rede stehenden Ge- | Prot I 6656 genstände der Ehefrau, welche unter Umständen einen hohen Werth haben könnten, von dem Gesammtgute auszuschließen. Eine solche Ausschließung enthalte nicht nur eine unbillige Begünstigung der Ehefrau gegenüber dem Ehemanne, sondern gefährde auch die Verkehrssicherheit, in dem dadurch jene Gegenstände, soweit deren Pfändung nach dem § 715 Ziff. 1 der C. P. O. zulässig sei, ζ. B. die Juwelen der Ehefrau, der Pfändung von Seiten der Gläubiger des Ehemanns entzogen werden würden. Auf das dem Ehemann in Ansehung des Gesammtguts zustehende Verfügungsrecht könne um so weniger Gewicht gelegt werden, als dasselbe auf weit wichtigere Gegenstände, als die hier fraglichen, sich erstrecken könne. Nach dem Vorbilde des preuß. A. L. R. II, 1 § 364 etwa die nothwendigen Kleidungsstücke der Ehefrau auszunehmen, habe im Hinblick auf die Unterhaltspflicht des Ehemannes und auf die Bestimmung im § 715 Ziff. 1 der C. P. O., nach welcher die Kleidungsstücke, soweit dieselben für den Schuldner und seine Familie unentbehrlich seien, nicht gepfändet werden könnten, keinen Werth. Es wurde darauf zur Berathung des § 149 des Entw. übergegangen. Derselbe lautet: „Alles vorhandene Vermögen gilt bis zum Beweise des Gegentheils als Sammt- TE-FamR gut. §149 Geld und verbrauchbare Sachen, welche zu dem Sondergute des Ehemannes gehörten und später nicht mehr vorhanden oder als Sondergut nicht mehr nachweisbar sind, gelten bis zum Beweise des Gegentheils als zum Besten des Sammtgutes verwandt." In den gedruckten Abänderungsanträgen des Referenten ist beantragt: Den Eingang des zweiten Absatzes dahin zu fassen: | Prot I 6657 | „Verbrauchbare Sachen, welche u.s.w. (wie im Entw.)." In Veranlassung des in der Sitzung vom 30. September 1885 gefaßten prinzipiel- Planck len Beschlusses, in den Abschnitt über die allgemeine Gütergemeinschaft Vorschrif- (Nr 99, 3) ten über das Rechtsverhältniß der Sondergüter und des Gesammtguts untereinander nicht aufzunehmen (Prot. S. 6619), hatte der Referent nunmehr den Antrag gestellt: Den Absatz 2 des § 149 zu streichen. Dieser Antrag fand keinen Widerspruch. Man verständigte sich weiter dahin, auch den ersten Absatz des § 149 zu streichen, weil derselbe aus den gleichen Gründen, wie diejenigen, welche zur Ablehnung der entsprechenden Bestimmung des § 78 Abs. 2 des Entw. geführt hätten (Prot. S. 6282 ff.), insbesondere wegen der Vorschrift im § 193 Abs. 1 K.E., entbehrlich sei. Der § 150 des Entw., welcher lautet: TE-FamR „Das der Ehefrau beim Eintritt der allgemeinen Gütergemeinschaft zustehende § I 5 0 und von ihr während derselben erworbene Vermögen geht, soweit es nicht Vorbe691

§§ 1437—1467

| Prot 16658

Planck (Nr 99, 4)

Planck (Nr 100, 2)

v. Mandry (Nr 101, 1) | Prot I 6659

v. Mandry (Nr 101, 2)

Kurlbaum (Nr 102)

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

halts- oder Sondergut bleibt, mit dem Eintritt der Gemeinschaft bezw. dem späteren Erwerbe kraft Rechtens auf den Ehemann über. Rechte, deren Übertragung nur durch das Grundbuch erfolgen kann, gehen erst mit dieser auf den Ehemann über. Die Ehefrau ist dieselbe vorzunehmen verpflichtet und wird das Verhältniß unter den Gatten so beurtheilt, als wenn die Übertragung mit Eintritt der Verpflichtung dazu erfolgt wäre." wurde in Gemäßheit des von dem Referenten gestellten Streichungsantrages gestrichen, da derselbe durch die zu den §§ 142 und 142 c der neuen Anträge des Referenten gefaßten Beschlüsse seiner Erledigung gefunden hat (Prot. S. 6630 ff., 6636 ff.) | In Veranlassung des in der Sitzung vom 30. September 1885 gefaßten prinzipiellen Beschlusses über die juristische Natur der allgemeinen Gütergemeinschaft (Prot. S. 6610) hatte der Referent im Anschlüsse an den § 150 des Entw. folgenden Antrag gestellt: I. hinter § 150 folgende Bestimmung als § 150 a einzuschalten: j5o a . D e r Ehemann ist das Gesammtgut zu verwalten und dasselbe gerichtlich zu vertreten befugt. Er ist berechtigt, über die zu dem Gesammtgute gehörigen Gegenstände in eigenem Namen zu verfügen und unterliegen dieselben der Pfändung seiner Gläubiger." Dazu lagen folgende weitere Anträge vor: II. Der Verbesserungsantrag des Referenten: d e m § 150 a statt der in dem Antrag unter I vorgeschlagenen Fassung folgende Fassung zu geben: „Der Ehemann ist thatsächlich und rechtlich über die zu dem Gesammtgute gehörigen Gegenstände zu verfügen und die dazu gehörigen Rechte auszuüben und gerichtlich geltend zu machen befugt. Er hat die das Gesammtgut betreffenden Rechtsgeschäfte in eigenem Namen abzuschließen und die darauf bezüglichen Rechtsstreitigkeiten in eigenem Namen zu führen. Im Namen der Ehefrau Rechtsgeschäfte vorzunehmen und Rechtsstreitigkeiten zu führen, ist er nicht berechtigt. Die zu dem Gesammtgute gehörigen Gegenstände unterliegen der Pfändung von Seiten der Gläubiger des Ehemannes." III. 1. In dem Antrage unter I statt der Schlußworte: „und unterliegen . . . Gläubiger" zu setzen: „und die Gesammtguts-Verbindlichkeiten aus dem Gesammtgute zu erfüllen. | (Das Gesammtgut unterliegt der Pfändung der Gesammtgutsgläubiger.) 2. Die §§ 151 — 154 zu streichen und statt derselben die Bestimmung aufzunehmen: „Die Ehefrau ist nicht berechtigt, durch Rechtsgeschäft unter Lebenden über Gesammtgut (Gesammtgutsgegenstände) zu verfügen oder Gesammtgutsrechte gerichtlich zu vertreten. Die §§ 7, 8, 9, 10 Ziff. 1 der vorläufigen Zusammenstellung finden entsprechende Anwendung." IV. Den § 150 a dahin zu fassen: „Der Ehemann ist mit Ausschluß der Ehefrau berechtigt, über die zu dem Gesammtgute gehörigen Gegenstände thatsächlich und rechtlich zu verfügen und Rechtsstreite, welche sich auf das Gesammtgut beziehen, zu führen. Die Vorschriften des § 1251 bleiben unberührt. (NB. Das Erforderniß der Einwilligung der Ehefrau zur Veräußerung oder Belastung von Grundstücken, sowie zur Eingehung einer Verpflichtung, Grundstücke zu veräußern oder zu belasten, bleibt vorbehalten.) 692

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

Die Gläubiger des Ehemannes haben wegen ihrer Forderungen das Recht der Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut." V. Dem § 150 a folgende Fassung zu geben: v. Roth „Der Ehemann ist das Gesammtgut zu verwalten und gerichtlich zu vertreten be- (Nr 103) fugt. Das unbewegliche gemeinschaftliche Vermögen kann er ohne Einwilligung der Ehefrau nicht veräußern, verpfänden oder mit Rechten an der Sache belasten. Im Uebrigen steht ihm die einseitige Verfügung über das Gesammtgut zu, und dasselbe unterliegt der Pfändung seiner Gläubiger." | VI. Folgende Bestimmung zu beschließen: | Prot I 6660 „Ohne Einwilligung oder Genehmigung der Ehefrau kann der Ehemann die zu dem Gesammtgut gehörenden Grundstücke oder Rechte an Grundstücken oder v- Schmitt Rechte an solchen Rechten weder veräußern oder belasten noch sich zu der Veräußerung oder Belastung derselben verpflichten." Die Beschlußfassung über die Anträge unter V und VI, soweit dieselben das Verfügungsrecht des Ehemannes zu beschränken bezwecken, wurde wegen ihres Zusammenhangs mit ähnlichen Bestimmungen des § 158 des Entw. bis zur Berathung des § 158 ausgesetzt. Anlangend den Antrag unter III, 2, so wurde bei der Diskussion über den § 150 a nur der erste Absatz jenes Antrags in Betracht gezogen, der zweite Absatz dagegen der Berathung der §§151 bis 154 des Entw. vorbehalten. Der § 150 a bezweckt, nachdem das Prinzip des Entwurfs, daß der Ehemann nach außen hin alleiniger Träger der rechtlichen Beziehungen des Gesammtguts sein solle, abgelehnt und beschlossen worden ist, bei der Gestaltung der allgemeinen Gütergemeinschaft das Prinzip des deutschrechtlichen Miteigenthums zum Grunde zu legen (Prot. S. 6610 ff.), an der Hand dieses Prinzips in anderer Form den Gedanken des Entwurfs zum Ausdruck zu bringen, daß der Ehemann mit Ausschluß der Ehefrau, Ausnahmen vorbehalten, wie ein Eigenthümer über das Gesammtgut thatsächlich und rechtlich unbeschränkt zu verfügen berechtigt sei. Zugleich soll durch den § 150 a klar gestellt werden, daß dem Ehemanne andererseits nicht das Recht zustehe, bei der Verwaltung des Gesammtguts im Namen der Ehefrau Rechtsgeschäfte vorzunehmen und Rechtsstreite, welche sich auf das Gesammtgut beziehen, zu führen, daß er auch nicht befugt ist — wie dies nach dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte bei der | Verwaltung des Eheguts der Fall (§ 42 Abs. 1 der gedr. Abän- | Prot I 6661 derungsantr.; Prot. S. 6480 ff.), — wie ein Beauftragter für Rechnung der Ehefrau zu handeln, überhaupt die Ehefrau für ihre Person durch Rechtsgeschäfte und Rechtsstreite, welche sich auf das Gesammtgut beziehen, nicht verpflichten kann, vorbehaltlich der demnächst zu entscheidenden allgemeinen Frage, ob und inwieweit die Ehefrau, sei es während des Bestehens der Gemeinschaft, sei es nach Auflösung derselben, überhaupt für die Schulden des Ehemannes, insbesondere auch die vorehelichen Schulden desselben, haften soll. Das dem § 150 a zum Grund liegende Prinzip wurde von keiner Seite bekämpft. Im Einzelnen wurden, so viel die Art und Weise betrifft, in welcher das Prinzip zum Ausdruck zu bringen sei, folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Zu Satz 1 des § 150 a in der Fassung des Antrags unter II. a, Es soll mit den Anträgen unter I, III, 1 und V ausgesprochen werden, daß der Ehemann das Gesammtgut zu verwalten, daneben aber nach Maßgabe des Antrags unter II bezw. des Antrags unter IV hervorgehoben werden, daß der Ehemann insbesondere über die zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände thatsächlich und rechtlich zu verfügen und Rechtsstreite, welche sich auf das Gesammtgut beziehen, zu führen berechtigt ist. Dagegen soll der in dem Antrage unter II vorgeschla693

§ § 1437 —1467

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

gene weitere Zusatz, daß dem Ehemann auch das Recht zustehe, die zu dem Gesammtgute gehörende Rechte auszuüben, wegbleiben. Die Mehrheit war der Ansicht, daß es den Vorzug verdiene, im Anschlüsse an die bestehenden Rechte auch den allgemeinen Satz auszusprechen, daß der Ehemann das Gesammtgut zu verwalten befugt sei, da sich nicht mit Sicherheit überse| Prot I 6662 hen lasse, ob die bloße Hervorhebung des Rechts der thatsächlichen und | rechtlichen Verfügung und der Prozeßführung alle hier in Betracht kommenden Befugnisse des Ehemannes umfasse. Daß der Ausdruck: „Verwaltung" den Sinn der hier fraglichen Vorschrift verdunkele, könne nicht anerkannt werden. Insbesondere sei nach dem ganzen Zusammenhange das Mißverständniß, daß das hier in Rede stehende Verwaltungsrecht des Ehemanns denselben rechtlichen Charakter habe, wie das Verwaltungsrecht des Ehemannes bei dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte, nicht zu besorgen. Da nach dem Sprachgebrauche des Gesetzbuchs unter „Verfügung" rechtliche Verfügungen verstanden werde (vergl. die §§ 427 Ziff. 1, 756, 831 K.E.; Prot. S. 3729), so müsse neben der rechtlichen Verfügungsgewalt des Ehemannes auch die thatsächliche Verfügungsgewalt desselben besonders erwähnt werden. Der Ausdruck: „thatsächliche Verfügung" sei hier um so unbedenklicher, als derselbe f ü r einen ähnlich liegenden Fall in dem § 1267 der Zus. st. bereits gebraucht worden sei. Neben der Befugniß des Ehemannes, über die zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände thatsächlich und rechtlich zu verfügen, mit dem Antrage unter II noch besonders die Befugniß desselben hervorzuheben, die zu dem Gesammtgute gehörenden Rechte auszuüben, sei entbehrlich, weil diese letztere Befugniß sich aus der ersteren von selbst ergebe. Anlangend das Recht des Ehemannes zur Prozeßführung, so gab man der weiteren, auch die das Gesammtgut betreffenden Passivprozesse umfassenden Fassung des Antrags unter IV vor der nur die Aktivprozesse berücksichtigenden Fassung des Antrags unter II den Vorzug. b, Es soll mit den Anträgen unter III, 2 und IV zum besonderen Ausdruck gebracht werden, daß der Ehefrau die oben unter a bezeichneten, dem Ehemanne | Prot I 6663 beige-1 legten Rechte nicht zustehen. Man verkannte zwar nicht, daß das Aussprechen dieses Satzes nicht unbedingt nothwendig sei, da aus dem Prinzipe des deutschrechtlichen Miteigenthums folge, daß den Ehegatten das Recht einseitiger Verfügung über die zum Gesammtgute gehörenden Gegenstände nur insoweit zustehe, als ihnen dasselbe ausdrücklich beigelegt sei. Man hielt es jedoch bei der Wichtigkeit der Sache, um jeden Zweifel in dieser Beziehung abzuschneiden, für rathsamer, jenen Satz ausdrücklich auszusprechen. Die Art und Weise, in welcher dies am angemessensten geschehe, ob in der von dem Antrage unter III, 2 oder in der von dem Antrage unter IV vorgeschlagenen oder in anderer Art ζ. B. dadurch, daß in dem ersten Satze des § 150 a hinter den Worten: „der Ehemann" das W o r t : „allein" oder „ausschließlich" beigefügt werden, wurde der Prüfung bei der Redaktion überlassen. c, Um Angesichts der abweichenden Bestimmungen verschiedener Rechte keine Zweifel darüber zu lassen, daß die Verfügungsgewalt des Ehemannes und die Ausschließung des Verfügungsrechts der Ehefrau sich nur auf Verfügungen unter Lebenden beziehe, wurde im Anschlüsse an die ähnlich liegenden Fällen gewählte Fassung (vergl. insb. § 26 der gedr. Abänderungsantr.; Prot. S. 6380) beschlossen, vorläufig auch hier einen jenen Zweifel ausschließenden Zusatz zu machen, vorbehaltlich späterer Prüfung bei der Redaktion, ob jener Zusatz nicht mit Rücksicht auf die Bestimmungen des Erbrechtes in allen Fällen, in denen derselbe bislang gemacht sei, entbehrt werden könne. 694

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§ § 1437—1467

d, Die Aufnahme des in dem Antrage unter IV vorgeschlagenen Vorbehalts, daß die Vorschriften des § 1251 | der Zus. st. unberührt blieben, wurde abgelehnt. — | Prot 1 6664 Man war der Ansicht, daß ein solcher Vorbehalt entbehrlich sei, da der § 1251 der Zus. st., wie aus der systematischen Stellung derselben sich ergebe, ohne Rücksicht auf einen bestimmten ehelichen Güterstand Anwendung finde. 2. Zu Satz 2 und 3 des Antrages unter II fand die Aufnahme folgender Bestimmung, Fassung vorbehalten, die Zustimmung der Mehrheit: Der Ehemann ist nicht berechtigt, im Namen der Ehefrau Rechtsgeschäfte vorzunehmen oder Rechtsstreitigkeiten zu führen und die Ehefrau für ihre Person durch Rechtsgeschäfte und Prozesse zu verpflichten. Die Mehrheit war der Ansicht, daß es hier nur darauf ankomme, den Grundsatz auszusprechen, daß der Ehemann bei der Verwaltung des Gesammtguts nicht im Namen der Ehefrau zu handeln berechtigt sei und die letztere durch die das Gesammtgut betreffenden Rechtsgeschäfte und Rechtsstreitigkeiten des Ehemannes, gleichviel ob er dabei in eigenem Namen oder im Namen des Gesammtguts oder im Namen der beiden Ehegatten äußerlich gehandelt habe, für ihre Person in keiner Weise weder gegenüber dem Dritten noch gegenüber dem Ehemanne verpflichtet werde. Mit dem Antrage unter II zu bestimmen, daß der Ehemann die das Gesammtgut betreffenden Rechtsgeschäfte äußerlich stets in eigenem Namen abzuschließen und die darauf bezüglichen Rechtsstreitigkeiten äußerlich stets in eigenem Namen zu führen habe, sei einerseits entbehrlich, andererseits nicht unbedenklich, da im Leben die Fälle nicht selten seien, in welchen der Ehemann bei der Verwaltung des Ge- | sammtguts, ζ. B. wenn es sich um die Uebertragung eines auf den | Prot 1 6665 Namen beider Ehegatten im Grundbuche eingetragenen, zum Gesammtgute gehörenden Rechts handele, den rechtsgeschäftlichen Akt äußerlich im Namen beider Ehegatten vornehme. Richtiger sei es, nur zu bestimmen, daß durch einen derartigen Akt die Ehefrau für ihre Person nicht verpflichtet werde. Einvernehmen bestand, daß durch den beschlossenen Grundsatz der allgemeinen Frage nicht präjudizirt werden soll, ob und inwieweit die Ehefrau überhaupt für die Schulden des Ehemannes, insbesondere für die vorehelichen Schulden desselben, sei es während des Bestehens der Gemeinschaft, sei es nach Auflösung derselben, persönlich hafte. Der Sinn der beschlossenen Bestimmung sei der, daß, wenn mit dem Entwürfe eine solche allgemeine persönliche Haftung verneint werde, von dieser Regel auch in Ansehung solcher Verbindlichkeiten des Ehemannes eine Ausnahme nicht Platz greifen solle, welche in Ausübung des ihm zustehenden Rechts der Verwaltung des Gesammtguts entstanden seien. 3. Der auf die Zulässigkeit der Pfändung der zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände von Seiten der Gläubiger des Ehemannes sich beziehende Schlußsatz des Antrags unter II und die darauf sich beziehenden Anträge unter I, III, 1, IV und V wurden abgelehnt. Man erachtete die Bestimmung insoweit, als dadurch ausgedrückt werden solle, daß das Gesammtgut den Gläubigern des Ehemannes hafte, im Hinblick auf die spätere Vorschrift des vom Referenten vorgeschlagenen neuen § 155, daß die Gläubiger der Ehegatten, soweit nicht das Gesetz ein An- | deres be- |Prot I 6666 stimme, wegen aller Verbindlichkeiten der Ehegatten die Befriedigung auch aus dem Gesammtgute verlangen können, als entbehrlich, andererseits als bedenklich, weil sie das Mißverständnis hervorrufen könne, als ob das Gesammtgut der Pfändung von Seiten der Gläubiger der Ehefrau überhaupt nicht unterliege. Soweit aber die hier in Rede stehende Bestimmung den Satz auszusprechen bezwecke, daß zur Zwangsvollstreckung in das Gesammtgut ein vollstreckbarer Titel gegen den Ehe695

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

mann erforderlich und genügend sei, gehöre die Bestimmung nicht hierher, sondern zum § 155. Es bleibe vorbehalten, bei der Berathung des § 155 auf die Frage zurückzukommen und dort zu erwägen, ob und inwieweit und unter welchen Modalitäten es sich empfehle, dort den zuletzt gedachten Satz aufzunehmen. Der Antrag unter III, 1, statt des Schlußsatzes in dem Antrage unter I zu setzen: „Und die Gesammtgutsverbindlichkeiten aus dem Gesammtgute zu erfüllen", wurde von dem Urheber des Antrags zurückgezogen. Die Berathung wandte sich darauf den §§ 151 — 154 des Entw. zu. Dieselben lauten: TE-FamR § 151. „Auf Erbschaften und Vermächtnisse, welche der Ehefrau anfallen, finden § 151 die Vorschriften in Buch V § 313 auch dann Anwendung, wenn der Anfall zum Sammtgute erfolgt. Wird in solchem Falle die Erbschaft bezw. das Vermächtniß von beiden Ehegatten übernommen, so wird das Verhältniß so beurtheilt, als wenn der Ehemann der | Prot I 6667 Erbe bezw. Ver- | mächtnißnehmer geworden wäre. Wenn die Ehefrau die Erbschaft bezw. das Vermächtniß übernimmt, der Ehemann aber die Übernahme ausdrücklich nur für das Sondergut der Ehefrau genehmigt, so erfolgt der Erwerb für dieses. Einer Genehmigung der Übernahme nur f ü r das Sondergut der Ehefrau steht es gleich, wenn der Ehemann die Übernahme nur unter dem Vorbehalte genehmigt, für die mit der Erbschaft bezw. dem Vermächtnisse verbundenen Schulden nicht sammtverbindlich haften zu wollen." TE-FamR § 152. „Ueber Annahme oder Ablehnung von Vertragsanträgen, insbesondere § 1 5 2 auch Schenkungen, welche der Ehefrau während bestehender Gemeinschaft gemacht werden, entscheidet allein die Ehefrau. Verweigert der Ehemann die Genehmigung oder ertheilt er dieselbe nur unter Ausschluß seiner sammtverbindlichen Haftung, so finden die Vorschriften der §§ 81 No. 2 und 144 Abs. 2 Anwendung." TE-FamR § 153. „Wenn die Ehefrau mit Genehmigung des Ehemannes selbständig ein Er§ 153 werbsgeschäft betreibt, so ist sie über das zu demselben gehörige Sammtgut durch Handlungen, welche zu dem Betriebe des Erwerbsgeschäfts gehören, zu verfügen berechtigt. | Prot I 6668 Die Bestimmung des § 98 Abs. 2 und 3 fin- | det entsprechende Anwendung." TE-FamR § 154. „Rechtsstreitigkeiten der Ehefrau, welche beim Beginn der Gemeinschaft § '54 anhängig sind, ist die Ehefrau, auch wenn sie das Sammtgut betreffen, fortzusetzen berechtigt, und sind die darin ergehenden Urtheile, soweit sie das Sammtgut betreffen, für und gegen den Ehemann wirksam." In den gedruckten Abänderungsanträgen des Referenten ist beantragt: Zu § 151. 1. Den dritten und vierten Absatz dahin zu fassen: „Wenn die Ehefrau die Erbschaft bezw. das Vermächtniß übernimmt, der Ehemann aber seine Einwilligung oder Genehmigung ausdrücklich nur für das Sondergut ertheilt, so erfolgt der Erwerb für dieses. Einer Einwilligung oder Genehmigung der Übernahme nur für das Sondergut der Ehefrau steht es gleich, wenn der Ehemann die Einwilligung oder Genehmigung zu der Übernahme nur unter dem Vorbehalte ertheilt, für die mit der Erbschaft bezw. dem Vermächtnisse verbundenen Schulden nicht sammtverbindlich haften zu wollen." 696

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

2. Als Abs. 5 folgende Bestimmung hinzuzufügen: | „Die Bestimmungen des ersten bis vierten Absatzes finden auf solche Vermächt- I P r o t I 6669 nisse keine Anwendung, durch welche die Ehefrau lediglich Rechte erwirbt. Uber die Entsagung oder Übernahme eines solchen Vermächtnisses entscheidet allein die Ehefrau. Dasselbe gilt von dem Verzicht auf einen der Ehefrau zustehenden Pflichttheilsanspruch." Zu § 152. Den Abs. 2 wie folgt zu fassen: „Verweigert der Ehemann seine Einwilligung oder Genehmigung oder ertheilt er dieselbe nur unter Ausschluß seiner sammtverbindlichen Haftung, so finden die Vorschriften des § 4 Abs. 1 No. 2, Abs. 2 und 4 des neuen Entw., betr. die eheliche Nutznießung und Verwaltung, und des § 144 Abs. 2 Anwendung." Außerdem lagen folgende Anträge vor: 1. Die §§151 und 152 durch folgende Bestimmung zu ersetzen: „Zu der Annahme oder Ausschlagung einer der Ehefrau angefallenen Erbschaft oder eines derselben angefallenen Vermächtnisses, zu dem Verzichte auf einen derselben zustehenden Pflichttheilsanspruch und zu der Annahme oder Ablehnung eines derselben gemachten Vertragsantrags, | insbesondere einer Schenkung, ist nur die Ehefrau berechtigt." 2. Den § 153 zu streichen. 3. Hinter § 154 folgende Bestimmung als § 154 a einzuschalten: § 154 a. „Die Ehefrau ist, ohne eines Auftrags oder einer Vollmacht zu bedürfen, berechtigt, Namens des Ehemannes Rechtsgeschäfte, welche sich auf das Gesammtgut beziehen, vorzunehmen und Rechtsstreitigkeiten, welche dasselbe betreffen, zu führen, wenn der Ehemann wegen Abwesenheit oder Krankheit die Rechtsgeschäfte vorzunehmen oder die Rechtsstreitigkeiten zu führen außer Stande und Gefahr im Verzuge ist." II. Die §§ 151 — 154 zu streichen und statt derselben die Bestimmung aufzunehmen: „Die Ehefrau ist nicht berechtigt, durch Rechtsgeschäft unter Lebenden über Gesammtgut (Gesammtgutsgegenstände) zu verfügen oder Gesammtgutsrechte gerichtlich zu vertreten. Die §§ 7, 8, 9, 10 Ziff. 1 der vorl. Zus. st. finden entsprechende Anwendung." | Der erste Absatz des Antrags unter II hat durch den zu § 150 a gefaßten Beschluß unter 1 b (oben S. 6662, 6663) seine Erledigung gefunden. Die Berathung erfolgte an der Hand der neuen Anträge des Referenten unter I. Dieselbe führte zu folgenden Beschlüssen:

Planck (Nr 100, 3)

| Prot I 6670 Planck (Nr 100, 4) Planck (Nr 100, 5)

| Prot 1 6671

1. Der Antrag unter I, 1 wurde angenommen, (jedoch unter Streichung der |Prot 16672 W o r t e : „Annahme oder" in der Zeile 5 und 6 v. o. Die vorgeschlagene durch den prinzipiellen Beschluß über die juristische Konstruktion der Gütergemeinschaft (Prot. S. 6610 ff.) veranlaßte Bestimmung entspricht, abgesehen von den beschlossenen Worten, dem für das gesetzliche eheliche Güterrecht gestrichenen § 9 Ziff. 1 und 2 der vorl. Zus. st. Man war einverstanden, daß die Bestimmung aus gleichen Gründen, wie diejenigen, welche zu dem § 9 Ziff. 1 und 2 der vorl. Zus. st. geführt hätten (Prot. S. 6420 ff.), gerechtfertigt sei. Anlangend den in dem Antrage unter I, 1 enthaltenen Zusatz, daß auch zu der Annahme eines der Ehefrau gemachten Vertragsantrags, insbesondere einer Schenkung, nur die Ehefrau berechtigt sei, so überzeugte man sich von der Entbehrlichkeit dieses Zusatzes, da aus allgemeinen Grundsätzen folge, daß eine nur der Ehefrau gemachte Offerte auch nur von dieser 697

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l. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

selbst oder von einer zur Vertretung derselben ermächtigten Person angenommen werden könne, und nach dem zu § 150 a gefaßten Beschlüsse unter 2 (oben S. 6664) der Ehemann im Namen der Ehefrau zu handeln nicht berechtigt sei. Der Zusatz gebe überdies zu dem Bedenken Anlaß, daß er zu dem Mißverständnisse führen könne, als ob das Gesammtgut bezw. der Ehemann, wie durch die einseitig von Seiten der Ehefrau erfolgte Annahme einer ihr angefallenen Erbschaft, so auch durch die einseitig von Seiten der Ehefrau erfolgte Annahme eines Vertragsantrags verpflichtet werde. Der Antrag unter II, soweit derselbe auch die Ziffer 3 des § 9 der vorl. Zus. st. für entsprechend anwendbar erklärt, wurde von dem Urheber des im Uebringen von dem Antrage unter I, 1 sachlich nicht abweichenden Antrags zurückgezogen. | Prot I 6673 Anlangend die Fassung, so hielt die Mehrheit es im | Interesse der Deutlichkeit des Gesetzes für rathsamer, sich nicht mit dem Antrage unter II darauf zu beschränken, den § 9 Ziff. 1 und 2 der vorl. Zus. st. f ü r entsprechend anwendbar zu erklären, sondern den Inhalt desselben nach Maßgabe des Antrags unter I, 1 zu übertragen. 2. Der Antrag unter I, 2, den § 153 zu streichen, beruht auf der Erwägung, daß auch bei dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte die Bestimmung, daß die Ehefrau, welche mit Einwilligung des Ehemannes mit Ehegut ein selbständiges Erwerbsgeschäft betreibt, soweit der gestattete Geschäftsbetrieb es mit sich bringt, über die Ehegutsgegenstände wirksam verfügen könne, als entbehrlich erachtet sei (Prot. S. 6417, 6299 ff.), die Aufnahme des § 153 daher zu einem unrichtigen argumentum e contrario Veranlassung geben könne. Dafür, daß im Uebrigen die Vorschriften des gesetzlichen ehelichen Güterrechts, betreffend den selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschäftes von Seiten der Ehefrau (§ 8 der vorl. Zus. St.), auf die allgemeine Gütergemeinschaft entsprechende Anwendung finden sollten, sei durch den zu § 155 des Entw. beantragten § 155 a Ziff. 1 (vergl. unter S. 6677) gesorgt, indem dieser auf den § 1279 der Redaktionsvorlage, welcher dem § 8 der vorl. Zus. st. korrespondire, verweise. Die Mehrheit hielt jedoch diese Verweisung nicht für ausreichend, da dieselbe in dem Zusammenhange, in welchem sie im § 155 a erfolge, nicht klar stelle, daß der § 8 der vorl. Zus. st. auch auf die Verfügungen der Ehefrau über die Substanz der zu dem Erwerbsgeschäfte gehörenden Gesammtgutsgegen| Prot I 6674 stände ent- | sprechende Anwendung finde. Es verdiene deshalb den Vorzug, mit dem Antrage unter II eine besondere Bestimmung des Inhalts aufzunehmen, daß in Ansehung eines Erwerbsgeschäfts, welches die Ehefrau selbständig betreibe, die Vorschriften des § 8 der vorl. Zus. st. entsprechende Anwendung finden (vergl. auch Art. 8 des H . G . B . ) . 3. Der § 154 des Entw., welcher dem für das gesetzliche eheliche Güterrecht beschlossenen § 10 Ziff. 1 der vorl. Zus. st. entspricht, wurde sachlich von keiner Seite beanstandet. Anlangend die Fassung, so wurde der Prüfung bei der Redaktion überlassen, ob nicht in dem § 154 die Worte: „auch wenn sie das Sammtgut betreffen" sowie die Worte: „soweit sie das Sammtgut betreffen" wegzulassen seien oder ob es genüge, mit dem Antrage unter II die in Betracht kommenden Bestimmungen des gesetzlichen ehelichen Güterrechts für entsprechend anwendbar zu erklären. 4. Auch der § 154 a des Antrags unter I fand sachlich keinen Widerspruch. Derselbe überträgt die für das gesetzliche eheliche Güterrecht beschlossenen Bestimmung im § 7 der vorl. Zus. st. auf die allg. Gütergemeinschaft, jedoch mit der Modifikation, daß, während in dem Falle des § 7 der vorl. Zus. st. die Ehefrau in eigenem Namen handelt, dieselbe nach dem § 154 a im Namen des Ehemannes zu handeln berechtigt sein soll. Man war einverstanden, daß diese Modifikation durch die ver698

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schiedene | Sachlage und im Interesse der Vereinfachung der Verhältnisse (vergl. | Prot I 6675 Motive S. 675 ff.) sich rechtfertigen. Mit Rücksicht namentlich auf diese Modifikation hielt man es f ü r angemessener, nicht nach Maßgabe des Antrags unter II den § 7 der vorl. Zus. st. f ü r entsprechend anwendbar zu erklären, sondern den zur entsprechenden A n w e n d u n g geeigneten Inhalt desselben mit dem § 154 a direkt auszusprechen. D e r § 155 des Entwurfes lautet: „ D e r Ehemann haftet den Gläubigern der Ehefrau sammtverbindlich f ü r die TE-FamR Ehegutsverbindlichkeiten derselben. Ausgenommen sind: § 155 1. diejenigen Verbindlichkeiten, welche die Eigenschaft einer Ehegutsverbindlichkeit dadurch haben, daß die Rechtshandlung der Ehefrau, durch welche sie entstanden, oder der Betrieb des Erwerbszweigs, aus welchem sie herrühren, von dem E h e m a n n e genehmigt ist, wenn derselbe bei Ertheilung der Genehmigung seine sammtverbindliche H a f t u n g ausgeschlossen hat, 2. die aus der gesetzlichen Unterhalts- und Ausstattungspflicht der Ehefrau während bestehender Gemeinschaft entstehenden Verbindlichkeiten, 3. Verbindlichkeiten, welche mit einer Erbschaft oder einem Vermächtnisse auf die Ehefrau übergegangen sind, welche Sondergut derselben geworden, 4. Verbindlichkeiten, welche die E h e f r a u in Folge des Besitzes oder Eigenthums an ihrem Sondergute treffen, sofern sie nicht zu den Lasten der ehelichen Nutznießung ge-1 hören, | Prot 1 6676 5. die Verbindlichkeit zur Erstattung der Kosten eines von der Ehefrau als Beklagter geführten Prozesses an den Prozeßgegner, wenn sie die Eigenschaft einer Ehegutsverbindlichkeit lediglich auf G r u n d des vorletzten Absatzes des § 106 hat. In dem unter N o . 1 bezeichneten Falle findet die Vorschrift des § 98 Abs. 2 und 3 entsprechende Anwendung." In den gedruckten Abänderungsanträgen des Referenten ist beantragt: Zu § 155. 1. Im Abs. 1 die No. 1 dahin zu fassen: „diejenigen Verbindlichkeiten, welche die Eigenschaft einer Ehegutsverbindlichkeit dadurch haben, daß der Ehemann zu der H a n d l u n g der E h e f r a u , durch welche die Verbindlichkeit entstanden ist, seine Einwilligung oder Genehmigung der zu dem Betriebe des Erwerbsgeschäfts, aus welchem sie herrühren, seine Einwilligung ertheilt hat, wenn derselbe bei Ertheilung der Einwilligung oder Genehmigung seine sammtverbindliche H a f t u n g ausgeschlossen hat;" 2. Im Abs. 1 N o . 5 ist das Allegat § 106 durch den z u m Abschnitt über die eheliche N u t z n i e ß u n g und Verwaltung beantragten neuen § 34 zu ersetzen. 3. Im Abs. 2 tritt an Stelle des allegirten | § 98 Abs. 2 und 3 der zum Abschnitte |Prot I 6677 über die eheliche N u t z n i e ß u n g und Verwaltung beantragte neue § 31 Abs. 2 und 3. Außerdem lagen folgende Anträge vor: I. von Seiten des Referenten: Planck Den § 155 durch folgende Bestimmung zu ersetzen: (N r 1. § 155. „Die Gläubiger der Ehegatten können, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, wegen aller Verbindlichkeiten der Ehegatten die Befriedigung auch aus dem Gesammtgute verlangen (Gesammtgutsverbindlichkeiten). Für Verbindlichkeiten der E h e f r a u , welche Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Ehemann, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, den Gläubigern auch persönlich." 699

6)

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| Prot I 6678

| Prot I 6679

v. Mandry (Nr 101,3)

| Prot I 6680

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

2. § 155 a. „Folgende Verbindlichkeiten der Ehefrau sind, wenn sie erst nach Eintritt der Gütergemeinschaft entstanden sind, nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten: 1. die Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften und Urtheilen, sowie die Verbindlichkeit der Ehefrau wegen der gerichtlichen Kosten des Rechtsstreits, in welchen ein solches Urtheil erlassen ist, es sei denn, daß der Ehemann zu der Vornahme des Rechtsge- | schäfts oder der Führung des Rechtsstreits, in welchem das Urtheil erlassen worden, seine Einwilligung ertheilt hatte oder der Rechtsstreit unter die Bestimmung des § 154 fällt oder die Einwilligung des Ehemannes nach Maßgabe der Vorschrift des § 1279 der Redaktionsvorlage nicht erforderlich war. Soweit jedoch das Gesammtgut bereichert ist, gilt die Verbindlichkeit als Gesammtgutsverbindlichkeit. 2. die in dem § 1284 der Redaktionsvorlage unter 2 und 3 be- | zeichneten Verbindlichkeiten der Ehefrau und die aus der gesetzlichen Unterhalts- und Ausstattungspflicht der Ehefrau entstehenden Verbindlichkeiten", II. 1. Den Eingang des § 155 dahin zu fassen: „Soweit nicht das Gesetz Anderes bestimmt, kann wegen aller Verbindlichkeiten beider Ehegatten die Befriedigung aus dem Gesammtgute von den Gläubigern verlangt werden (Gesammtguts-Verbindlichkeiten)." 2. Statt der Ziffern 1 — 5 zu bestimmen: „Nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten sind folgende Verbindlichkeiten der Ehefrau, wenn sie erst nach Eintritt der allgemeinen Gütergemeinschaft entstanden sind: 1. die Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften und Urtheilen, auf welche nicht die Bestimmungen der §§ 7, 8, 9, 10 Ziff. 1 der vorl. Zus. st. Anwendung finden. Soweit jedoch das Gesammtgut bereichert ist, gilt die Verbindlichkeit als eine Ge- | sammtgutsverbindlichkeit; die Bestimmungen des § 742 Abs. 3 K.E. finden hierbei entsprechend Anwendung; 2. die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche auf dieselbe mit einer Erbschaft oder mit einem Vermächtniß übergegangen sind, sofern die Erbschaft oder das Vermächtniß Vorbehaltsgut geworden ist, 3. die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche wegen eines zum Vorbehaltsgute gehörenden Gegenstandes entstanden sind; es sei denn, daß der Gegenstand zu einem Erwerbsgeschäft gehört, welches die Ehefrau mit Einwilligung des Ehemannes betreibt." 3. den zweiten Absatz zu streichen. Der Berathung wurde der Antrag unter I zu Grunde gelegt. Es wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Abs. 1 des §155 in der Fassung des Antrags unter II, 1 fand keinen Widerspruch. Derselbe ist eine Konsequenz des prinzipiellen Beschlusses, daß bei der Gestaltung der allgemeinen Gütergemeinschaft das Prinzip des deutschrechtlichen Miteigenthums maßgebend sein soll (Prot. S. 6610 ff.). Der Redaktion blieb die Prüfung vorbehalten, ob zu verdeutlichen sei, daß unter den Gläubigern der Ehegatten und den Verbindlichkeiten der Ehegatten nicht blos die gemeinschaftlichen, sondern auch die Gläubiger und die Verbindlichkeiten des einen oder anderen Ehegatten zu verstehen seien. 2. Anlangend den Abs. 2 des § 155 in der Fassung des Antrags unter I, 1, so entspricht derselbe sachlich dem ersten Satze des Abs. 1 des § 155 in der Fassung des 700

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

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Entwurfs. Der Antrag unter II steht in dieser Beziehung auf dem entgegengesetzten Standpunkte. Derselbe geht | davon aus, daß der Ehemann für die Verbindlichkeiten | Prot I 6681 der Ehefrau persönlich nicht haften soll. Wie die Uebersicht der Anlage V zu den Motiven des Entwurfs des Familienrechts (Anlagen S. 74 ff., 81) ergiebt, gehen die bestehenden Rechte in der hier fraglichen Beziehung ebenfalls auseinander. Die Mehrheit der Kommission entschied sich nach einer eingehenden Debatte für den Abs. 2 des § 155 in der Fassung des Antrags unter I, 1. Erwogen war: Wenngleich zugegeben werden müsse, daß das Prinzip des deutschrechtlichen Miteigenthums zunächst nur zur der Bestimmung führe, daß die Gläubiger der Ehefrau wegen Gesammtgutsverbindlichkeiten Befriedigung aus dem Gesammtgute verlangen könnten, die Bestimmung des Abs. 2 des neuen § 155 daher vom Standpunkte jenes Prinzips aus als eine Abweichung von der Rechtskonsequenz sich darstelle, wenngleich ferner nicht zu verkennen sei, daß die hier fragliche Bestimmung unter Umständen zu Härten für den Ehemann führen könne, namentlich wenn der Betrag der vorehelichen Schulden der Ehefrau ein erheblicher sei und der Ehemann von denselben keine Kenntniß gehabt, so seien doch die in den Motiven S. 660, 677 ff. f ü r die persönliche H a f t u n g des Ehemannes dargelegten praktischen Gründe als überwiegend anzusehen. Entscheidend falle namentlich ins Gewicht, daß dem Ehemanne unter Ausschluß der Ehefrau das unbeschränkte Verfügungsrecht über das Sammtgut zustehe und er dadurch, wenn er Vorbehaltsgut oder Sondergut habe, in der Lage sei, Verwendungen auf dasselbe aus dem Gesammtgute zu machen und den Gläubigern der Ehefrau auf diese Weise Bestandtheile des Gesammtgutes als Objekt ihrer Befriedigung zu entziehen oder doch ihre Befriedigung aus dem Gesammtgute zu erschweren. Nicht | minder sei die persönliche H a f t u n g des | Prot I 6682 Ehemannes für die Gesammtgutsverbindlichkeiten der Ehefrau um deswillen durch das Interesse der letzteren dringend geboten, weil ohne diese H a f t u n g der Ehemann sein Verfügungsrecht zum Nachtheil der Ehefrau dazu benutzen könnte, seine eigenen Schulden aus dem Gesammtgute zu tilgen, die Schulden der Ehefrau aber unbezahlt zu lassen. Dazu komme, daß die besonderen, vor der Ehe entstandenen Verbindlichkeiten der Ehefrau von den während der Ehe entstandenen Gesammtgutsverbindlichkeiten sich oft, zumal bei längerer Dauer der Ehe gar nicht unterscheiden ließen, indem sie durch Veränderungen in den Schuldverhältnissen in einander übergingen. Um so unbedenklicher sei es, die persönliche H a f t u n g des Ehemannes den Gläubigern der Ehefrau gegenüber dann anzuerkennen, wenn man mit dem Entwürfe davon ausgehe, daß auch in dem Verhältnisse unter den Ehegatten der Ehemann alle Gesammtgutsverbindlichkeiten, welche Gemeinschaftsverbindlichkeiten seien, zu tragen habe (vergl. Motive S. 677 ff., 687 ff.). Aber auch wenn die Vorschläge des Entwurfs in dieser Hinsicht demnächst nicht gebilligt werden sollten, so seien doch die übrigen für den Abs. 2 des neuen § 155 geltend gemachten Gründe schon f ü r sich allein als ausschlaggebend zu betrachten. Auf die möglicherweise mit der hier fraglichen Bestimmung für den Ehemann verbundenen Härten könne namentlich vom Standpunkte einer vertragsmäßigen Gütergemeinschaft aus entscheidendes Gewicht nicht gelegt werden. Die Entscheidung der bei der Berathung des § 150 a vorbehaltenen Frage, ob und inwieweit es sich empfehle, im Anschlüsse an den § 155 besondere Bestimmungen über die Art und Weise, wie die Zwangsvollstreckung in das Gesammtgut stattzufinden habe, zu | geben, wurde bis zur nächsten Sitzung ausgesetzt. | Prot I 6683 701

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l. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

474. Sitzung vom 7. Oktober 1885, Schriftführer: | Prot I 6685

Börner

| Die Berathung des Entwurfes des Familienrechtes Abschn. I Tit. 3 N r . III „Allgemeine Gütergemeinschaft" wurde fortgesetzt. Z u r Erledigung des hinsichtlich der Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut S. 6682 gemachten Vorbehaltes w a r beantragt:

v.Weber I. den zu § 155 beschlossenen Bestimmungen eventuell in einem besonderen Pa(Nr 106) ragraphen h i n z u z u f ü g e n : „Zu der Zwangsvollstreckung in das (und gegen das) Gesammtgut wegen einer Gesammtgutsverbindlichkeit ist ein gegen den Ehemann vollstreckbarer Schuldtitel erforderlich und genügend. Betrifft jedoch die Zwangsvollstreckung einen von der Ehefrau in eigenem N a | Prot I 6686 men erworbenen Gegenstand und ist, | wenn es sich um ein im G r u n d b u c h e eingetragenes Recht der Ehefrau handelt, das gütergemeinschaftliche Verhältniß nicht im G r u n d b u c h e verlautbart oder bei Briefhypotheken und Grundschulden auf dem H y p o t h e k e n - oder Grundschuldbriefe vermerkt, so findet die Zwangsvollstreckung nur statt, wenn der Schuldtitel auch gegenüber der E h e f r a u in Ansehung des Gesammtgutes oder des Gegenstandes der Zwangsvollstreckung f ü r vollstreckbar erklärt w o r d e n ist. In Ansehung der Ertheilung einer vollstreckbaren Ausfertigung des Schuldtitels gegen die E h e f r a u in dem Falle des zweiten Absatzes finden die Vorschriften der §§ 665 bis 668, 671, 703 bis 705 der Civilprozeßordnung entsprechende Anwendung. In dem Falle des § 154 finden in Ansehung der Ertheilung einer gegen den Ehemann vollstreckbaren Ausfertigung des in der Rechtsstreitigkeit der Ehefrau ergangenen Urtheils ebenfalls die Vorschriften der §§ 665 bis 668, 671 der Civilprozeßo r d n u n g entsprechende Anwendung." Kurlbaum (Nr 112, 1)

II. 1. H i n t e r dem beschlossenen § 155 einzuschalten: „Die Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut findet nur auf G r u n d eines gegen den E h e m a n n vollstreckbaren Titels statt. Die Vorschriften des § 1287 der Redaktionsvorlage finden entsprechende Anwendung."

Kurlbaum (Nr 112, 2)

2. Dem § 1287 der Redaktionsvorlage als zweiten Absatz zuzusetzen: | „Die Vorschrift des ersten Absatzes findet auf die im § 702 der Civilprozeßordnung bezeichneten Schuldtitel entsprechende Anwendung."

| Prot I 6687 v. Mandry Außerdem w a r der S. 6679 Ζ. II, 2 und 3 zu § 155 gestellte Antrag z u r ü c k g e z o (Nr 107, 1) gen und durch den Antrag ersetzt worden. III. in dem S. 6677, 6678 Ζ. I, 2 ersichtlichen Antrage (§ 155 a) a, unter Z i f f . 1 die W o r t e hinzuzusetzen: „Die Bestimmungen des § 742 Abs. 3 finden hierbei entsprechende Anwendung." b, unter Z i f f . 2 die W o r t e : „und die aus der gesetzlichen Unterhaltungs- und Ausstattungspflicht der Ehefrau entstehenden Verbindlichkeiten" zu streichen. Die auf den obigen Vorbehalt bezüglichen Anträge wurden zunächst und zwar in der Weise berathen, daß zuerst der Antrag I Abs. 1 und der Antrag II N r . 1 Satz 1, sodann der Antrag I Abs. 4 und der Antrag II Nr. 1 Satz 2, weiter der Antrag I Abs. 2 und 3 und schließlich der Antrag II N r . 2 zur E r ö r t e r u n g und Beschlußfassung gestellt wurden. 702

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

Das Ergebniß der Berathung war: 1. Der dem Antrage I Abs. 1 und dem Antrage II Nr. 1 Satz 1 zum Grunde liegende Gedanke, daß, da das Gesammtgut ausschließlich in der Hand und unter der Vertretung des Ehemannes stehe, zur Zwangsvollstreckung gegen dasselbe | ein ge- I Prot I 6688 gen den Ehemann vollstreckbarer Titel erforderlich, aber auch genügend sei, fand sachlich keinen Widerspruch. Anlangend die Einzelheiten, so hebt der Antrag I, namentlich mit Rücksicht auf etwaige Vorbehaltsgutsverbindlichkeiten der Ehefrau, hervor, daß es sich um eine Zwangsvollstreckung wegen einer Gesammtgutsverbindlichkeit handeln müsse. Die Mehrheit hielt einen solchen Zusatz f ü r selbstverständlich und entbehrlich, weil einerseits vorausgesetzt werde, daß ein vollstreckbarer Titel gegen den Ehemann vorliege, ein solcher aber einer bloßen Vorbehaltsgutsverbindlichkeit der Ehefrau nicht zur Seite stehen könne, andererseits weil, wenn ein vollstreckbarer Titel gegen den Ehemann vorliege, immer eine Gesammtgutsverbindlichkeit in Frage stehe, da alle Verbindlichkeiten des Ehemannes auch Gesammtgutsverbindlichkeiten seien. Dagegen trat man dem Antrage I darin bei, daß zu sagen sei: ein gegen den Ehemann vollstreckbarer Titel sei „erforderlich und genügend", da die in dem Antrage II Nr. 1 gewählte Ausdrucksweise Zweifel lasse, ob in dem „die Zwangsvollstreckung findet nur statt" zugleich enthalten sei, daß dieselbe stets schon dann stattfinde, wenn nur ein gegen den Ehemann vollstreckbarer Titel beigebracht werde. Des Weiteren einigte man sich, dem von dem Entwürfe bisher festgehaltenen Sprachgebrauche gemäß (vgl. K.E. § 1142 Abs. 2, §§ 1177, 1188, 1191 Abs. 1, Red. Vorl. § 1286 Abs. 2) nicht von vollstreckbarem Schuldtitel, sondern von vollstreckbaren Titel zu reden. Beschlossen wurde demgemäß, zu bestimmen: Zur Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut ist ein gegen den Ehemann voll-1 streckbarer Titel erforderlich und genügend. | Prot I 6689 2. Die Anträge I Abs. 4 und II Nr. 1 Satz 2 weichen in zweifacher Hinsicht voneinander ab. Der erstere Antrag ist insofern enger, als er nur den im § 154 des Entw. behandelten Fall ins Auge faßt, daß zur Zeit des Beginnes der Gütergemeinschaft ein Rechtsstreit der Ehefrau anhängig war, während der Antrag II auch die vor diesem Zeitpunkte bereits gegen die Ehefrau ergangenen Urtheile einbezieht. Der erstere Antrag geht dagegen über den Antrag II insofern hinaus, als die Vollstreckbarkeit dem Ehemanne gegenüber nicht blos in Ansehung des Gesammtgutes, sondern in dem Umfange Platz greifen soll, in welchem das Urtheil überhaupt wirkt, also auch hinsichtlich seiner persönlichen Verpflichtung. Die Prüfung der beiden Anträge führte zu dem Beschlüsse, entsprechend dem § 1287 der Red. Vorl. eine Bestimmung, Fassung vorbehalten, dahin aufzunehmen: Ist die Gütergemeinschaft erst während der Rechtshängigkeit oder nach der Beendigung des Rechtsstreites, in welchem die Ehefrau verurtheilt ist, eingetreten, so finden in Ansehung der Ertheilung einer gegen den Ehemann vollstreckbaren Ausfertigung des Unheiles die Vorschriften der §§665—668, 671 der Civilprozeßordnung entsprechende Anwendung. Die Gründe waren: Der Umstand, daß für die eheliche Nutznießung und Verwaltung die Bestimmung des § 1287 der Red. Vorl. getroffen worden sei, könne an sich nicht ohne Weiteres maßgebend sein. Die Fälle lägen nicht gleich. Bei der ehelichen Nutz| nießung und Verwaltung beschränke sich die Zwangsvollstreckung auf das der | Prot I 6690 Ehefrau nach wie vor gehörende Ehegut und außerdem sei die eheliche Nutznie703

§§ 1 4 3 7 - 1 4 6 7

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

ßung und Verwaltung der gesetzliche Güterstand, zu dessen Nachweis es genüge, wenn der Bestand der Ehe dargethan werde. Bei der Gütergemeinschaft handele es sich um die Zwangsvollstreckung in das Gesammtgut sowie um die persönliche Verbindlichkeit des Ehemannes, und ebenso könne man mit Rücksicht auf die Vertragsnatur der Gütergemeinschaft Bedenken haben, die Feststellung des Vorhandenseins derselben dem abgekürzten Verfahren in Gemäßheit der §§ 665 ff. der C. P. O. zu überlassen. Es sprächen indessen erhebliche Gründe für ein Eingreifen in der Richtung des § 1287 der Red. Vorl. Hingesehen zunächst auf die Fälle des § 154 des Entw., so erscheine es, wenn man der Ehefrau gestatte, einen bei Eintritt der Gütergemeinschaft schwebenden Prozeß selbständig fortzusetzen, und das Urtheil gegen den Ehemann wirken lasse, nur konsequent, dem obsiegenden Gegner auch die Möglichkeit zu eröffnen, die Zwangsvollstreckung ohne nochmalige Klageerhebung gegen den Ehemann zu erwirken. Komme man dem Gegner in dieser Hinsicht nicht zu Hülfe, so habe der in seinem Interesse beschlossene § 154 des Entw. f ü r ihn nur einen beschränkten Nutzen. Gerade der Zweck, ihm eine neue Klage gegen den Ehemann und die damit verbundenen Weiterungen und Kosten zu ersparen, werde nicht erreicht. Dazu komme, daß der den §§ 665 ff. der C. P. O. zum Grunde liegende Gedanke sich hier noch mehr als bei dem gesetzlichen Güter| Prot I 6691 stände geltend mache, da nach den gefaßten Beschlüssen | die Gütergemeinschaft einer Art von Universalsukzession insofern mit sich bringe, als ein Vermögensübergang im Ganzen und eine Vereinigung der Vermögen beider Ehegatten zu einem Ganzen kraft Gesetzes eintrete. Auch sei eine Beeinträchtigung der Rechtslage des Ehemannes nicht zu besorgen. Die gegen ihn vollstreckbare Ausfertigung könne von dem Gerichte, ohne vorgängige Klageerhebung (C. Ρ. Ο. ξ 667), selbstverständlich nur ertheilt werden, wenn das Bestehen der Gütergemeinschaft durch eine öffentliche Urkunde nachgewiesen sei (C. P. O. § 665). Außerdem bleibe ihm, abgesehen von dem Beschwerdewege, die klagweise Ausführung seiner Einwendungen offen, und wenn er in dieser Beziehung auf die Nichtigkeit oder Anfechtbarkeit des Ehevertrages sich berufen wolle und könne, so sei er nicht mißlicher daran, als der von der Zwangsvollstreckung wegen Schulden des Erblassers bedrohte Erbe, der die Ungültigkeit des Testaments behaupte. Gestatte man die Erlangung einer gegen den Ehemann vollstreckbaren Ausfertigung in Gemäßheit der §§ 665 ff. der C. P. O. für die Fälle des § 154, so liege kein Grund vor, diejenigen Fälle anders zu behandeln, in welchen bereits vor dem Eintritte der Gütergemeinschaft ein Urtheil gegen die Frau ergangen sei. Ebenso führe es ohne N o t h zur Verwickelung des Rechts, wenn man mit dem Antrage II die Wirksamkeit der vollstreckbaren Ausfertigung auf das Gesammtgut beschränken wollte. 3. Die Tragweite des Antrags I Abs. 2 und 3 wurde von dem Antragssteiler näher | Prot I 6692 dahin erläutert: Der Antrag solle dem Gesamtgut- | gläubiger, der einen vollstreckbaren Titel gegen den Ehemann erwirkt, den Weg ebenen, auch zu denjenigen Bes t a n d t e i l e n des Gesammtgutes zu gelangen, welche sich in den H ä n d e n der Frau befänden, sei es, daß dies in deren Inhabung befindliche bewegliche Sachen, auf deren N a m e n lautenden Werthpapiere, Forderungen oder auf ihren Namen im Grundbuche eingetragene Rechte seien. In Ermangelung einer diesbezüglichen besonderen Bestimmung befinde sich der Gesammtgutsgläubiger in einer schwierigen Lage. Die Gütergemeinschaft bilde nicht den gesetzlichen Güterstand. Mithin müsse der Gläubiger, da er aus der Gütergemeinschaft Rechte in Anspruch nehme, das Bestehen derselben beweisen. Die Frau könne in Folge dieser Gestaltung der Beweislast den Gläubiger fast immer zur Anstrengung eines neuen Prozesses nöthigen. Dem werde vorgebeugt, wenn dem Gläubiger mit dem Antrage das Recht einge704

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§ § 1437—1467

räumt werde, eine vollstreckbare Ausfertigung gegenüber der Ehefrau, sei es in Ansehung des Gesammtgutes im Allgemeinen, sei es in Ansehung einzelner Gegenstände, auf G r u n d der §§ 665 ff. der C. P. O . zu erreichen. H i e r f ü r sprächen im Wesentlichen dieselben Erwägungen, die zu dem vorigen Beschlüsse Anlaß gegeben hätten. D e r Antrag stieß auf Widerstand. Man führte aus: N a c h der gegebenen Erläuterung bezwecke der Antrag nichts Geringeres, als daß in Ansehung aller Gesammtgutsgegenstände, welche die Frau innehabe bezw. die auf ihren N a m e n ständen, der gegen den Mann vollstreckbare Titel nicht genüge, sondern ein weiterer vollstreckbarer Titel gegen die Frau hinzutreten müsse. | Dies harmonire wenig mit dem an die Spitze gestellten Grundsatze, daß zur | Prot I 6693 Zwangsvollstreckung in das Gesammtgut ein gegen den Ehemann vollstreckbarer Titel ausreichend sei. Der Antrag schneide ferner tief in die allgemeinen Grundsätze der Zwangsvollstreckung ein. Es handele sich um die allgemeine, in der C. P. O. erschöpfend geregelte Frage, welche Mittel einem Gläubiger zu Gebote ständen, um Vermögensstücke des Schuldners herbeizuschaffen, welche derselbe nicht in den Händen habe oder bezüglich deren sonst äußerlich nicht erkennbar sei, daß sie dem Schuldner gehören. Der Gesammtgutsgläubiger könne in dieser Beziehung nicht besser und nicht schlechter stehen, wie jeder andere Gläubiger. Des Weiteren sei nicht ersichtlich, daß der Antrag erhebliche praktische Vortheile gewähre. Derselbe veranlasse eher im Gegentheil Weiterungen und erhöhten Kostenaufwand. Werde dem Gesammtgutsgläubiger in der in Aussicht genommenen Weise ein gegen die Ehefrau vollstreckbarer Titel in Ansehung des Gesammtgutes im Allgemeinen ertheilt, so stehe zwar fest, daß die Ehefrau verpflichtet sei, die Zwangsvollstreckung in das Gesammtgut zu gestatten. Allein demgegenüber bleibe immer noch die Frage offen und bedürfe der Feststellung, ob der einzelne Gegenstand, an welchen der Gläubiger sich halten wolle, zu dem Gesammtgut wirklich gehöre, ob er nicht vielmehr Vorbehalts- oder Sondergut sei. Wolle aber der Gläubiger, um dem zu entgehen, einen gegen die Ehefrau vollstreckbaren Titel in Ansehung einzelner Gegenstände sich verschaffen, so werde ihm nur in den seltensten Fällen gelingen, die Voraussetzungen, insbesondere die Zugehörigkeit des Gegenstandes | zu dem Ge- | Prot I 6694 sammtgute durch öffentliche Urkunden (C. P. O . § 665) darzuthun, vielmehr derselbe fast immer zur Anstellung einer besonderen Klage (C. P. O . § 667) genöthigt sein. V o n anderer Seite w u r d e nicht in Abrede gestellt, daß die beantragte Bestimm u n g den Gesammtgutsgläubigern die Verfolgung ihrer Rechte in manchen Fällen erleichtern möge, diesem Umstände aber doch nicht solches Gewicht beigelegt, um die weitgehende Abweichung von den allgemeinen Grundsätzen f ü r gerechtfertigt erachten zu können. Die Mehrheit Schloß sich den erhobenen Bedenken an und lehnte den Antrag ab. 4. Der Antrag II N r . 2 fand, Fassung vorbehalten, dahin Annahme, daß dem § 1287 der Red. Vorl. als Absatz 2 h i n z u z u f ü g e n sei: Die Vorschrift des ersten Absatzes findet auf die im § 702 der Civilprozeßordnung bezeichneten vollstreckbaren Titel entsprechende Anwendung. Die Mehrheit überzeugte sich, daß den Urtheilen in der betreffenden Beziehung gerichtlich geschlossene Vergleiche, Entscheidungen, gegen welche das Rechtsmittel der Beschwerde stattfindet, sowie Vollstreckungsbefehle gleichgestellt werden müßten, und daß, wenn man so weit zu gehen habe, kein genügender G r u n d vorliege, die vollstreckbaren U r k u n d e n des § 702 N r . 5 anders zu behandeln. Ein im Laufe der Berathung gestellter Antrag: 705

§ § 1437 — 1467

l. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Der Bestimmung hinzuzufügen: „unter entsprechender Anwendung der §§ 703 bis 705 der Civilprozeßordnung." wurde abgelehnt. Der Antrag war namentlich durch die Besorgniß hervorgeru| Prot I 6695 fen, in Folge der | Bezugnahme auf den ersten Absatz des 5 1287, in welchem von den §§ 665 ff. der C. P. O. die Rede sei, könne das Mißverständnis entstehen, als sollten auf die Zwangsvollstreckung aus den vollstreckbaren Titeln des § 702 die §§ 665 ff, nicht die 703—705 der C. P. O. Anwendung finden. Die Mehrheit theilte diese Besorgniß nicht, erachtete es vielmehr als selbstverständlich, daß, wenn die im § 702 der C. P. O. bezeichneten Titel herangezogen würden, dies nur in dem Sinne geschehe, daß damit zugleich alle Vorschriften für anwendbar erklärt seien, welche f ü r die Zwangsvollstreckung aus diesen Titeln maßgebend seien. Der Antrag II Nr. 2 bezweckte durch die der Bestimmung von ihm zugewiesenen Stellung in Verbindung mit der Bezugnahme auf den gesammten Inhalt des § 1287 in dem Antrage II Nr. 1 Satz 2 zu bewirken, daß der soeben gebilligte Zusatz auch für die unter 2 beschlossene Bestimmung Geltung habe. Man war einverstanden, daß bezüglich der letzteren Bestimmung der gleiche Zusatz gerechtfetigt sei und derselben, da sie nach der beschlossenen Fassung auf § 1287 nicht Bezug nehme, besonders hinzuzusetzen sei. Die Berathung wandte sich zu dem S. 6677, 6678 Ζ. I, 2 als § 155 a mitgetheilten Antrage und dem dazu gehörigen, oben unter III (S. 6687) wiedergegebenen Antrage. Ausgeschieden und der Erörterung bei Prüfung des § 157 des Entw. vorbehalten blieb der auf die Unterhalts- und Ausstattungspflicht der Ehefrau bezügliche Schlußpassus des § 155 a unter Nr. 2. 1. Von dem bereits dem § 155 des Entw. zum Grunde liegenden Gedanken aus| Prot 1 6696 gehend, daß | das Gesammtgut nicht für diejenigen Verbindlichkeiten der Ehefrau zu haften habe, für welche nach dem gesetzlichen Güterrechte das Ehegut nicht hafte, schließt der § 155 a den für das gesetzliche Güterrecht in § 1284 der Red. Vorl. getroffenen Bestimmungen im Wesentlichen sich an. Dieser Ausgangspunkt wurde aus den in den Mot. S. 656, 657, 675 ersichtlichen Gründen gebilligt. 2. Anlangend den ersten Satz der Nr. 1 des § 155 a so war man einverstanden, daß in demselben zum Ausdruck zu bringen sei, daß die während des Bestehens der Gütergemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften und Rechtsstreitigkeiten einschließlich der Kostenpflicht keine Gesammtgutsverbindlichkeiten seien, es müßte denn die Ehefrau nach getroffenen besonderen Bestimmungen mit verpflichtender Wirkung für das Gesammtgut gehandelt oder der Ehemann seine Einwilligung oder Genehmigung zu der Vornahme des Rechtsgeschäftes oder der Führung des Rechtsstreites ertheilt haben. Wenn in letzterer Hinsicht der § 155 a nur von Einwilligung des Ehemannes spricht, so hat damit nach der Erläuterung des Antragstellers der Wirksamkeit der nachträglichen Genehmigung seitens des Ehemannes nicht entgegengetreten werden sollen. Zu einem längeren Meinungsaustausch gab die Frage Anlaß, wie die Bestimmung hinsichtlich der Fälle zu fassen sei, in welchen die Frau selbständig auftreten könne. Als solche Fälle kommen nach den in der vorigen Sitzung zu den §§ 151 —154 des Entwurfs gefaßten Beschlüssen (S. 6671 ff.) in Frage: Annahme oder Ausschlagung einer Erb| Prot I 6697 schaft oder eines Vermächtnisses, Verzicht auf einen Pflichttheils- | anspruch u.s.w., — Betrieb eines Erwerbsgeschäftes, — Fortführung eines zur Zeit des Eintrittes der Gütergemeinschaft bereits anhängigen Prozesses, — Rechtsgeschäfte und Rechtsstreitigkeiten bezüglich des Gesammtgutes während der Abwesenheit oder Krankheit des Mannes bei Gefahr im Verzuge. Die Mehrheit entschied für die Fassung: 706

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

„es sei denn, daß nach den Bestimmungen der vorhergehenden §§ . . . die H a f tung des Gesammtguts begründet ist." Erwogen war: Die beschlossene Fassung sei jedenfalls zutreffend bezüglich des Betriebes eines Erwerbsgeschäftes und der Fortführung eines anhängig gewesenen Prozesses seitens der Frau. Sie empfehle sich nicht minder für den ersterwähnten Fall der Annahme einer Erbschaft u.s.w. Es möge zwar richtig sein, daß die Erbschaftsschulden und sonstige Verbindlichkeiten, welche mit der Erbschaftsannahme auf den Erben übergehen bezw. für denselben erwachsen, nicht Verbindlichkeiten aus dem Rechtsgeschäfte der Annahme seien, sondern daß diese Schulden kraft Gesetzes übergehen bezw. erwachsen und mithin durch den § 155 a schon an sich nicht getroffen würden. Allein im Interesse der Durchsichtigkeit des Rechts und der Erleichterung seiner praktischen Handhabung liege es unverkennbar, des Falles, auch wenn derselbe selbstverständlich sei, im Gesetze Erwähnung zu thun. Hinsichtlich der Abwesenheit oder Krankheit des Ehemannes spreche allerdings die zu § 154 a beschlossene Bestimmung (S. 6674) zunächst nur davon, daß die Ehefrau berechtigt sei, im Namen des Ehemannes Rechtsgeschäfte vorzunehmen bezw. Rechtsstreite zu führen, und wenn die Ehefrau dementsprechend | vorgehe, so ergebe sich eine Ver- |Prot I 6698 pflichtung des Gesammtgutes von selbst, während eine Verpflichtung der Ehefrau nicht in Frage kommen könne. Es würde indessen zu weit gegangen sein, wenn man für den Fall, daß die Ehefrau nicht im Namen des Mannes, sondern in eigenem Namen in Bezug auf das Gesammtgut handelnd auftrete, der hieraus erwachsenden Verpflichtung der Ehefrau bei dem Vorhandensein der sonstigen Voraussetzungen des § 1 5 4 a die Eigenschaft einer Gesammtgutsverpflichtung nicht zuerkennen wollte. Die Frau würde solchenfalls als Beauftragte zu behandeln sein und demgemäß einen Anspruch auf Befreiung von der übernommenen Verpflichtung bezw. auf Ersatz des Geleisteten gegen den Ehemann als Vertreter des Gesammtgutes haben; die Verpflichtung der Frau würde mithin im Effekt doch das Gesammtgut treffen, und da sei es nicht nur einfacher, sondern auch der Billigkeit entsprechender, die Verbindlichkeit unmittelbar als Gesammtgutsverbindlichkeit zu behandeln. Dies werde aber dadurch zum genügenden Ausdruck gebracht, daß die dem § 154 a entsprechende Vorschrift hier mit aufgeführt werde, da diese Aufführung nur f ü r den Fall Sinn und Bedeutung haben könne, daß die Voraussetzungen des § 154 a vorliegen, die Frau aber nicht von dem Rechte, im Namen des Mannes thätig zu werden, Gebrauch gemacht, sondern in eigenem Namen gehandelt habe. 3. Gebilligt wurde der Satz 2 der Nr. 1 des 5 155 a und ebenso der beantragte, oben unter III a erwähnte, dem § 1284 der Red. Vorl. entsprechende Zusatz, wennschon nicht verkannt wurde, daß der Fall etwas anderes als bei dem | gesetzlichen | Prot I 6699 Güterrechte liege (vergl. Prot. S. 6437, 6438). 4. Die Nr. 2 des § 155 a fand, soweit sie die im § 1284 der Red. Vorl. unter 2 und 3 bezeichneten Verbindlichkeiten der Ehefrau einbezieht, ebenfalls keine Beanstandung. 5. Der Abs. 2 des § 155 des Entw. wurde, da er nur von dem nicht gebilligten Standpunkte des Entwurfes aus nöthig gewesen sein würde, gestrichen. Sachlich beschlossen ist demnach: Folgende Verbindlichkeiten der Ehefrau sind, wenn sie erst nach Eintritt der Gütergemeinschaft entstanden sind, nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten: 1. die Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften und Urtheilen, sowie die Verbindlichkeit der Ehefrau wegen der gerichtlichen Kosten des Rechtsstreites, in welchem ein solches Urtheil erlassen ist, es sei denn, daß nach den Bestimmungen 707

§§ 1437—1467

| Prot I 6700 TE-FamR § 156

TE-Fam-R § 157

| Prot I 6701

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

der vorhergehenden §§ . . . die H a f t u n g des Gesammtgutes begründet ist oder der Ehemann zu der V o r n a h m e des Rechtsgeschäftes oder der Führung des Rechtsstreites, in welchem das Urtheil erlassen w o r d e n , seine Einwilligung oder Genehmigung ertheilt hat. Soweit jedoch das Gesammtgut bereichert ist, gilt die Verbindlichkeit als Gesammtgutsverbindlichkeit; die Bestimmungen des § 742 Abs.3 (K.E.) finden hierbei entsprechende Anwendung. | 2. die in dem § 1284 der Redaktionsvorlage unter 2 und 3 bezeichneten Verbindlichkeiten der E h e f r a u . D e r § 156 des Entwurfes, welcher lautet: „Für die den Erben und Vermächtnißnehmern als solchen obliegenden Verbindlichkeiten haftet bei Erbschaften und Vermächtnissen, welche nach Maßgabe des § 151 dem Sammtgute erworben sind, nicht die E h e f r a u , sondern nur der Ehemann. H a t eine Ehefrau vor Beginn der Gemeinschaft eine Erbschaft erworben, beim Beginn der Gemeinschaft aber das Inventarrecht noch nicht verloren, so finden darauf die Vorschriften in Buch V § 365 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, d a ß bei rechtzeitiger Errichtung des Inventars das Inventarrecht auch in Ansehung des Vermögens des Ehemannes gewahrt ist." 3 galt hinsichtlich des ersten Absatzes in Folge der über die Gütergemeinschaft gefaßten prinzipiellen Beschlüsse als erledigt, während die P r ü f u n g der in Abs. 2 behandelten Frage der Berathung des § 365 des Erbrechtsentwurfes vorbehalten wurde (vgl. S. 6420). D e r § 157 des Entwurfes lautet: „Der Ehemann ist den Verwandten der Ehefrau in aufsteigender Linie, sowie den einseitigen Abkömmlingen der E h e f r a u , welche von dieser während bestehender Gemeinschaft unter den in den §§291 und 309 bestimmten Voraussetzungen Unterhalt bezw. Ausstattung zu verlangen berechtigt sein würden, die-1 sen U n t e r halt bezw. diese Ausstattung insoweit zu gewähren verpflichtet, als er dazu ohne G e f ä h r d u n g seines eigenen standesmäßigen Unterhalts und der ihm sonst obliegenden Verpflichtungen im Stande ist. Die Unterhalts- bezw. Ausstattungspflicht der Ehefrau bleibt daneben bestehen, steht aber der des Ehemannes nach." 4 D e m Vorbehalte S. 6695 gemäß ist zugleich die in dem § 155 a enthaltene Bestimmung zu erledigen: daß die aus der gesetzlichen Unterhalts- und Ausstattungspflicht der Ehefrau entstehende Verbindlichkeit keine Gesammtgutsverbindlichkeit sei. D e r Antragsteller, welcher oben S. 6687 unter III, b die Streichung der letzteren Bestimmung beantragt hat, brachte bei Beginn der Berathung den weiteren Antrag ein, an Stelle des 155 a des Entw. zu bestimmen: „Insofern die Verpflichtung eines Ehegatten, seinen Verwandten nach Maßgabe der Vorschriften der §§291 und 309 des Entwurfes des Familienrechts Unterhalt oder eine Ausstattung zu gewähren, davon abhängt, daß er zu einer solchen Gew ä h r u n g im Stande sei, wird bei der Entscheidung der Frage, ob diese Voraussetz u n g zutreffe, die H ä l f t e des Gesammtgutes dem V e r m ö g e n des Ehegatten zugerechnet." 3 4

Nach dem Antrag N r . 100,7 von Planck sollte 5 156 gestrichen werden. Von Kurlbaum lag der Antrag Nr. 118,2 vor, dem § 157 zuzusetzen: „Der Ehemann haftet der Ehefrau dafür, daß sie, soweit er nach der Vorschrift des ersten Absatzes selbst verpflichtet ist, wegen ihres Vorbehaltsguts nicht in Anspruch genommen wird."

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6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

Die Berathung erfolgte in der Weise, daß zunächst von dem Falle des Vorhandenseins von | Vorbehaltsgut abgesehen wurde. Ebenso blieb die Frage ganz ausge- | Prot I 6702 schieden, ob und inwieweit eine Ausgleichungs- bezw. Ersatzpflicht unter den Ehegatten bei Auflösung der Gütergemeinschaft einzutreten habe. Für den Fall, daß lediglich Gesammtgut vorliege, wurde, Fassung vorbehalten, beschlossen, zu bestimmen: Die gesetzlichen Unterhalts- und Ausstattungsansprüche der Verwandten beider Ehegatten werden so beurtheilt, als seien die Verwandten beider Ehegatten die Verwandten des Ehemannes und dem Ehemanne gehöre das Gesammtgut. Erwogen war: Die Unterhalts- und Ausstattungsansprüche der gemeinschaftlichen Abkömmlinge bereiteten keine Schwierigkeit. Ebenso könne der Unterhaltsanspruch der Frau gegenüber dem Ehemann mit Rücksicht auf die allgemeine Bestimmung des § 1253 der Zus.st. auf sich beruhen. Habe der Ehemann einseitige Abkömmlinge oder Verwandte in aufsteigender Linie, so müsse er dieselben aus dem Gesammtgute unterhalten bezw. ausstatten. In Frage könne nur kommen, wie die Leistungsfähigkeit des Mannes zu berechnen sei. Dem gestellten Antrage entsprechend, nur die Hälfte des Gesammtgutes dem Ehemanne als Vermögen zuzurechnen, empfehle sich nicht. Eine solche Zerlegung des Gesammtgutes in Quoten widerspreche dem Prinzipe, daß das Gesammtgut, so lange die Gütergemeinschaft bestehe, ein untheilbares Ganze sei und daß der Ehemann unbeschränkt über dasselbe zu verfügen berechtigt sei. Sie vertrage sich auch nicht mit dem Grundgedanken der Gütergemeinschaft, | daß das Gesammtgut die Funktion habe, als Vermögen des einen wie I Prot I 6703 des anderen Ehegatten zu dienen. Richtiger und zugleich unbedenklich sei, f ü r die Feststellung der Leistungsfähigkeit des Ehemannes das ganze Gesammtgut zum Grunde zu legen. Habe die Frau einseitige Abkömmlinge oder Verwandte in aufsteigender Linie, so entstehe zunächst die Frage, ob überhaupt ein Unterhaltsbezw. Ausstattungsanspruch gegenüber derselben bestehen könne. Zwar sei die Konstruktion des Entwurfes, nach welcher das Gesammtgut in dem Eigenthum des Ehemannes stehe, gefallen; aber auch nach den jetzt gefaßten Beschlüssen habe der Mann das ganze Gesammtgut in der H a n d und beziehe dessen Früchte; die Frau habe keinerlei Einkommen davon und so fehle es an deren Leistungsfähigkeit, welche, wenigstens nach der Auffassung des Entwurfes, eine Voraussetzung für die Entstehung des gesetzlichen Unterhalts- und Ausstattungsanspruches bilde. Es könne aber, wie die Motive S. 814, 815 mit Recht hervorheben, keinem Zweifel unterliegen, daß die Frau den betreffenden Verwandten gegenüber Unterhalts- bezw. ausstattungspflichtig sein müsse und daß diese Verbindlichkeit in gleicher Weise wie diejenige des Ehemannes gegenüber seinen Verwandten aus dem Gesammtgut erfüllt werden müsse. Dies werde am einfachsten dadurch erreicht, daß die Verwandten der Frau so behandelt würden, als seien sie Verwandte des Mannes. Damit werde zugleich erzielt, daß bei der Berechnung der Leistungsfähigkeit auch die Unterhalts- und Ausstattungsansprüche der Verwandten des Mannes, die gebührende Berücksichtigung fänden. Für den Fall, daß Vorbehaltsgut vorhanden, | wurde beschlossen, Fassung vorbe- I Prot I 6704 halten, zu bestimmen: „Hat die Ehefrau Vorbehaltsgut, so bleiben die ihren Verwandten auf Unterhalt und Ausstattung wegen dieses Vorbehaltsgutes gegen die Ehefrau zustehenden Ansprüche unberührt. Diese Verpflichtung der Ehefrau ist keine Gesammtgutsverbindlichkeit." womit der Abs. 2 des Entwurfes abgelehnt war. 709

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Man ging davon aus: H a b e der Ehemann Vorbehaltsgut, so sei dasselbe zweifellos bei Entscheidung der Frage, ob und inwieweit eine Unterhalts- bezw. Ausstattungspflicht f ü r den Ehemann gegenüber seinen Verwandten bestehe, in Betracht zu ziehen. Das Gleiche müsse aber auch f ü r den Fall bestimmt werden, daß Unterhaltsoder Ausstattungsansprüche von Verwandten der Frau in Frage ständen. Eine Scheidung zwischen Gesammtgut und Vorbehaltsgut auf Seiten des Mannes sei, so lange die Gütergemeinschaft bestehe, an sich mißlich und führe unter Umständen zu einer erheblichen Bevorzugung der Verwandten des Mannes. Auch müsse darauf Rücksicht genommen werden, daß die Alimentationsrechte durch eine Einschränkung der Gütergemeinschaft, wie eine solche in der Statuirung von Vorbehaltsgut liege, keine Einbuße erleiden dürften, im Gegentheil eine thunlichste Erweiterung dieser Rechte im sozialen Interesse liege. Für den Mann aber könne eine Unbilligkeit darin nicht gefunden werden, wenn man dessen herrschende Stellung bei der Gütergemeinschaft und die mit derselben f ü r ihn verbundenen Vortheile sich vergegenwärtige. H a b e die Ehefrau Vorbehaltsgut, so werde durch dasselbe ihren Ver| Prot I 6705 wandten gegenüber eine selbständige Un- | terhalts- und Ausstattungspflicht der Ehefrau begründet. Mit dem Entwürfe die Verwandten zu nöthigen, sich zunächst an das Gesammtgut zu halten, und ihnen das Vorbehaltsgut nur insoweit zugänglich zu machen, als sie aus dem Gesammtgute bezw. dem Vorbehaltsgute des Mannes das Erforderliche nicht erhalten hätten, falle bedenklich. Sei sowohl dem Ehemanne als der Ehefrau gegenüber ein Unterhalts- bezw. Ausstattungsanspruch begründet, so müsse der Berechtigte auch in der Ausübung dieser Ansprüche unbeschränkt sein. Bei dem Ausstattungsanspruche komme hinzu, daß eine Außerachtlassung des Vorbehaltsgutes bei der Berechnung der Leistungsfähigkeit unter U m ständen eine große Ungerechtigkeit gegen den Berechtigten zur Folge haben würde. Diese Gestaltung bringe aber zugleich mit sich, daß die Verbindlichkeit der Ehefrau auf Grund ihres Vorbehaltsgutes nur eine dieses Vorbehaltsgut treffende Verbindlichkeit, keine Gesammtgutsverbindlichkeit sein könne. Die getroffene Entscheidung bedürfe nur hinsichtlich des Falles, daß die Frau Vorbehaltsgut habe, einer besonderen Hervorhebung im Gesetze. Hinsichtlich des Falles, daß der Mann Vorbehaltsgut besitze, liege sie schon in der Fassung des zuvor gefaßten Beschlusses.

47.5. Sitzung vom 12. Oktober 1885, Schriftführer: | Prot 1 6707

Struckmann

| Die Berathung des Entwurfes des Familienrechts Abschnitt I Titel 3 No. III: „Allgemeine Gütergemeinschaft" wurde fortgesetzt. Diesselbe wandte sich dem § 158 des Entw. zu, welcher lautet: ΓΕ-FamR „Der Ehemann darf ohne Genehmigung der Ehefrau Sammtgut nicht verschen§ 1 5 8 ken oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht abtreten oder darüber behufs Erfüllung eines von ihm während bestehender Gemeinschaft ohne Genehmigung der Ehefrau abgeschlossene Schenkungs- oder Abtretungsvertrages verfügen. Ausgenommen sind solche Schenkungen, welche nach den Verhältnissen des Ehemannes durch sittliche Pflichten oder Anstandsrücksichten gerechtfertigt erscheinen. Soweit das Sammtgut durch Rechtshandlungen, welche der Ehemann ohne die erforderliche Genehmigung der Ehefrau vorgenommen hat, vermindert ist, hat der | Prot I 6708 Ehemann dafür bei Auflösung der Gemeinschaft Ersatz zu leisten. | Eine gleiche Ersatzpflicht liegt bei den von der Ehefrau genehmigten Schenkungen an einseitige Abkömmlinge eines Gatten, welche nicht durch sittliche Pflichten oder Anstands710

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

rücksichten desselben gerechtfertigt werden, diesem Gatten und bei Schenkungen und Vermögensabtretungen, bei welchen von einem Gatten ausbedungen ist, daß sie als von ihm allein erfolgt angesehen werden sollen, demjenigen Gatten ob, welcher diesen Vorbehalt gemacht hat." In den gedruckten Abänderungsanträgen des Referenten ist beantragt: 1. im Abs. 1 Ζ. 1 das W o r t : „Genehmigung" durch „Einwilligung" und in 2 . 3 durch die W o r t e : „Einwilligung oder Genehmigung" zu ersetzen. 2. Abs. 3 wie folgt zu fassen: „Soweit das Sammtgut durch Handlungen, welche der Ehemann ohne die erforderliche Einwilligung der Ehefrau und ohne die Genehmigung derselben vorgenommen hat, vermindert ist, hat der Ehemann dafür bei Auflösung der Gemeinschaft Ersatz zu leisten." 3. Den Eingang des Abs. 4 dahin zu fassen: „Eine gleiche Ersatzpflicht liegt bei den mit Einwilligung oder Genehmigung der Ehefrau vorgenommenen Schenkungen u.s.w. (wie im Entw.)." Außerdem lagen folgende Anträge vor: I. Der zu § 150 a der neuen Anträge des Referenten bereits gestellte, jedoch bis zur Berathung des § 158 des Entw. ausgesetzte Antrag unter V (mitgetheilt Prot. S. 6659). II. An Stelle des zu § 150 a der neuen Anträge des Referenten gestellten, bis zur Berathung | des § 158 des Entw. ausgesetzten Antrags unter VI (Prot. S. 6660) von | Prot I 6709 Seiten der Urhebers dieses Antrags der Verbesserungsantrag, folgende Bestimmun- v. Schmitt (Nr 108) gen zu beschließen: § 150 b. „Ein Vertrag des Ehemannes unter Lebenden oder ein gerichtlicher Vergleich desselben, durch welchen das Gesammtgut oder ein zu dem Gesammtgute gehörendes Grundstück oder Recht an einem Grundstücke oder ein Recht an einem solchen Rechte übertragen oder belastet wird, oder durch welchen sich der Ehemann zu der Übertragung oder Belastung verpflichtet, ist unwirksam, wenn zu demselben nicht die Einwilligung oder Genehmigung der Ehefrau ertheilt ist. Auf die Genehmigung finden die Vorschriften des § 64 Abs. 4, 5 entsprechende Anwendung. Die Ehefrau ist zu der Ertheilung der Einwilligung oder Genehmigung verpflichtet, wenn das Geschäft zum Zwecke der ordnungsmäßigen Verwaltung des Gesammtgutes erforderlich ist." (Vergl. § 107 K.E., §§ 1272, 1291 der Redaktionsvorlage.) IS 150c. „Rechtsgeschäfte des Ehemannes, durch welche Gesammtgut ver- |Prot 16710 schenkt wird, sind nichtig, sofern nicht die Ehefrau ihre Einwilligung zu dem Geschäfte ertheilt hat. Als Schenkung gilt auch die mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht erfolgte Abtretung. Zu gebräuchlichen Gelegenheitsgeschenken ist die Einwilligung der Ehefrau nicht erforderlich." III. 1. Zu § 158 zu bestimmen: Kurlbaum „Zur Veräußerung oder Belastung eines zum Gesammtgute gehörenden Grund- (Nr 105) stückes sind nur beide Ehegatten gemeinschaftlich berechtigt. Ein Rechtsgeschäft unter Lebenden, durch welches einer der Ehegatten zur Veräußerung oder Belastung eines zum Gesammtgute gehörenden Grundstückes verpflichtet werden soll, ist nur wirksam, wenn es von beiden Ehegatten gemeinschaftlich vorgenommen wird. 711

§§ 1437-1467

Kurlbaum (Nr 112, 3)

| Prot I 6711

Kurlbaum (Nr 114, 1)

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Ein Rechtsstreit, welcher ein zum Gesammtgute gehörendes Grundstück oder das Recht eines Dritten an einem solchen Grundstücke oder die Verpflichtung eines der Ehegatten, ein Grundstück zu veräußern oder zu belasten, zum Gegenstande hat, kann nur von beiden Ehegatten gemeinschaftlich geführt werden. 5 2. der Verbesserungsantrag: a ) j m Abs. 1 des Antrags unter III, 1 hinter „Belastung" einzuschalten: „des ganzen Gesammtgutes oder" und hinter „Grundstücks" einzuschalten: „sowie zu einer Schenkung aus dem Gesammtgute." b) im Abs. 2 des Antrags unter III, 1 hinter „Be- | lastung" einzuschalten: „des ganzen Gesammtgutes oder" und hinter „Grundstücks" einzuschalten: „oder zu einer Schenkung aus dem Gesammtgute." c) als neuen Absatz zuzusetzen: „Wird z u m Zweck der ordnungsmäßigen Verwaltung des Gesammtgutes die Veräußerung oder Belastung eines zu demselben gehörigen Grundstückes erforderlich, so kann der Ehemann von der Ehefrau verlangen, daß sie dieselbe mit ihm vornehme; die Ehefrau kann dagegen verlangen, daß der Ehemann als ihr Bevollmächtigter sie bei der Vornahme des Geschäftes vertrete." ( N B . Abs. 2 des Entwurfs soll zwischen Abs. 1 und Abs. 2 des Antrags treten oder dem Abs. 1 angehängt werden.) 3. Für den Fall, daß zu § 158 eine Beschränkung des Ehemannes in der Verfügung über Grundstücke beschlossen werden sollte, zu beschließen und an geeigneter Stelle einzuschalten: a) „ G e h ö r t zu dem Gesammtgut ein Grundstück, als dessen Eigenthümer der Ehemann oder dessen Rechtsvorgänger in das Grundbuch eingetragen ist, so ist die Ehefrau auch ohne Mitwirkung des Ehemannes berechtigt, die Eintragung der Ehegatten als in allgemeiner Gütergemeinschaft stehender Eigenthümer herbeizufüh-

Kurlbaum (Nr 114, 2)

b) Hinter § 158 einzuschalten: ξ 158 a. „Ist auf Grund eines nach § 158 unwirksamen Rechtsgeschäftes des Ehemannes eine Eintragung in das Grundbuch erfolgt, so ist die Ehefrau auch ohne Mitwirkung des Ehemannes berechtigt, den Anspruch auf Berichtigung des Grundbuches geltend zu machen." | Prot I 6712 | 4. Im Abs. 3 des Entwurfs (Abänderungsanträge des Referenten) die Worte „Bei Kurlbaum Auflösung der Gemeinschaft" zu streichen und an derselben Stelle einzuschalten (Nr 112) ; ) Z u m Gesammtgute." v. Mandry (Nr 107, 2)

5. Abs. 4 zu streichen. IV. In dem Antrage unter III, 1 als vierten Absatz beizufügen: „ D i e in Abs. 1 — 3 getroffenen Bestimmungen beziehen sich nicht auf die Belastung eines zum Gesammtgute gehörenden Grundstückes mit Grunddienstbarkeiten, Hypotheken und Grundschulden." V . V o n Seiten des Referenten: Für den Fall, daß der zu § 150 a gestellte Antrag unter V I (Prot. S. 6660) oder der Antrag unter III, 1 angenommen werden sollte, 5

H i e r z u lag der Antrag N r . 107,2 von v. Mandry vor ·. D e m in N r . 105 gestellten Antrag als vierten A b s a t z beizufügen: „ D i e in den Abs. 1 — 3 getroffenen Bestimmungen beziehen sich nicht auf die Belastung eines z u m G e s a m m t g u t e gehörenden Grundstückes mit Grunddienstbarkeiten, Hypotheken und Grundschulden."

712

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§

1437—1467

1. folgende Bestimmung hinzuzufügen: „Soweit die Veräußerung oder Belastung oder die Verpflichtung dazu zum Zwecke der ordnungsmäßigen Verwaltung des Gesammtguts erforderlich ist, kann der Ehemann die Ertheilung der Einwilligung der Ehefrau verlangen." (NB. Im Falle der Annahme des Antrags unter III, 1 ist statt: „Ertheilung der Einwilligung" zu setzen: „die erforderliche Mitwirkung" und wird außerdem die Prozeßführung mitzuberücksichtigen sein.) 2. den ersten Absatz des § 158 durch folgende Bestimmung zu ersetzen: „Der Ehemann kann ohne die Einwilligung der Ehefrau Gesammtgut weder verschenken, noch mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht abtreten. Ein Schenkungsversprechen des Ehemannes, sowie ein Vertrag, durch welchen sich derselbe zu der Abtretung von Gesammtgut mit Rück- | sieht auf ein künftiges Erbrecht verpflichtet, ist nur wirksam, wenn die Ehefrau ihre Einwilligung oder Genehmigung dazu ertheilt hat."

Planck (Nr 111)

Planck (Nr 111)

I Prot I 6713

VI. 1. Für den Fall der Annahme des zu § 150 a gestellten Antrags unter VI v.Weber (Prot. S. 6660) oder eines der Anträge unter I und III, 1 die Bestimmung hinzuzufü- (Nr 109) gen, daß der Ehemann die Einwilligung bezw. Mitwirkung der Ehefrau zu der Veräußerung oder Belastung des unbeweglichen Vermögens (der Grundstücke) bezw. der Rechte an Grundstücken oder Rechte an solchen Rechten (Antrag I) verlangen könne, wenn die Vornahme des Rechtsgeschäfts zu dem Zwecke der ordnungsmäßigen Verwaltung des Gesammtgutes erforderlich ist. (zu vergl. § 1291 der Red. Vorlage, die Verwaltung des Eheguts betreffend, § 18 und 20 der vorl. Zus.st. der Beschlüsse über die eheliche Verwaltung; p.A. L.R. II 1 § 388). 2. Falls, dem Antrage unter II § 150 b entsprechend, eine Beschränkung des Verfügungsrechtes des Ehemannes nicht bloß für Grundstücke, sondern auch f ü r Rechte an Grundstücken und Rechte an solchen Rechten angenommen wird, wird beantragt, diese Verfügungsbeschränkung auch auf die Aufhebung von solchen Rechten auszudehnen, und entsprechend den §§ 107 K.E. und 1272 der Redaktionsvorlage dahin zu fassen: „Ein Rechtsgeschäft des Ehemannes unter Lebenden, durch welches ein Recht an einem Grundstücke oder ein Recht an einem solchen Rechte übertragen oder aufgehoben, oder ein Grundstück oder ein Recht an einem Grundstücke | oder ein Recht |Prot I 6714 an einem solchen Rechte belastet wird, oder durch welches sich der Ehemann zu einer solchen Übertragung, Aufhebung oder Belastung verpflichtet, ist nur dann wirksam, wenn die Ehefrau in das Rechtsgeschäft eingewilligt hat oder dasselbe genehmigt." 3. Die in dem Antrage unter III, 2 a und b wegen der Veräußerung und Belastung des ganzen Gesammtgutes vorgeschlagene Bestimmung auf Veräußerung oder Belastung eines Bruchtheiles des Gesammtgutes auszudehnen, vorbehaltlich der Frage, ob von Einwilligung oder Mitwirkung der Ehefrau zu sprechen. (zu vergl. 311, 497 K.E.) 4. Die wegen der Führung von Rechtsstreiten in dem Antrage unter III, 1 Abs. 3 vorgeschlagene Vorschrift auf alle Rechtsstreite auszudehnen, welche eine an die Mitwirkung oder Einwilligung der Ehefrau gebundene Verfügung oder die Verpflichtung dazu zum Gegenstande haben, und die Vorschrift so zu fassen, daß sie auf Passivprozesse sich deutlich mitbezieht ζ. B. „Rechtsstreit pp. kann nur von beiden und gegen beide Ehegatten gemeinschaftlich geführt werden." 713

§ § 1437—1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

5. Die in den Anträgen II § 150 b Abs. 2, unter III, 3 c, V, 1 und VI, 1 vorgeschlagene Vorschrift über die Verpflichtung der Ehefrau zur Einwilligung (oder Mitwirkung) bei einem an ihre Einwilligung (oder Mitwirkung) gebundenen Rechtsgeschäfte auf Führung eines Rechtsstreites auszudehnen, welcher ein solches Rechtsgeschäft zum Gegenstande hat und zur ordnungsmäßigen Verwaltung des Gesamtgutes erforderlich ist. | Prot I 6715 6. Falls die Bestimmung des vierten Absatzes | des § 158 aufgenommen wird, den Schluß zu fassen: „bei Schenkungen und Vermögensabtretungen, bei welchen zwischen den Ehegatten vereinbart ist, daß sie als von einem derselben allein erfolgt angesehen werden sollen, diesem letzten Ehegatten ob." Anmerkung. Ein Vorbehalt der fraglichen Art wird in der Regel nicht von dem Ehegatten, welcher als Schenkgeber gelten soll, sondern von dem anderen Gatten, welchem nach der hier fraglichen Vorschrift Ersatz zu leisten ist, gestellt werden). Die Diskussion wurde zunächst auf die Erörterung der prinzipiellen Frage beschränkt, ob nach Maßgabe der Vorschläge des Entwurfs der Ehemann auch in Ansehung der zu dem Gesammtgute gehörenden Immobilien in seiner Verfügungsgewalt nicht beschränkt sein soll. Nach einer eingehenden Debatte entschied die Mehrheit sich gegen das Prinzip des Entwurfs. Erwogen war : Wenngleich das Gewicht der in den Motiven S. 660—665 für das Prinzip des Entwurfs dargelegten Gründe nicht zu verkennen sei, so müßten doch die Gegengründe als überwiegend erachtet werden. Darauf, daß in großen Rechtsgebieten, in welchen gegenwärtig die allgemeine Gütergemeinschaft der gesetzliche eheliche Güterstand sei, namentlich in den Gebieten des preußischen A.L.R. und in dem weitaus größten Theile von Bayern, der Ehemann bei der Verfügung über die zu dem Gesammtgute gehörenden Immobilien an die Mitwirkung der Ehefrau gebun| Prot 16716 den sei, könne (allerdings um deswillen entscheidendes Gewicht nicht gelegt werden, weil, wie die Ubersicht des geltenden Rechts in der Anlage V zu den Motiven des Familienrechts (vergl. die Anlagen 70 ff.) zeige, in vielen anderen Rechtsgebieten der gesetzlichen allgemeinen Gütergemeinschaft, insbesondere in dem Gebiete des wichtigen westfälischen Gesetzes vom 16. April 1860, das entgegengesetzte Prinzip Anerkennung gefunden habe. Indessen sei, soviel das zuletzt gedachte Gesetz betreffe, nicht zu übersehen, daß nach demselben Verträge, durch welche das gemeinschaftliche Vermögen ganz oder theilweise schon bei Lebzeiten der Eheleute in Rücksicht auf eine künftige Erbfolge abgetreten werde (Ubertragsverträge), nur von beiden Eheleuten gemeinschaftlich geschlossen werden könnten und daß diese Bestimmung des westfälischen Gesetzes von dem Reichsgerichte dahin ausgelegt sei, daß dieselbe ohne Rücksicht darauf Anwendung finde, ob die Übertragung an einen Erbberechtigten oder an einen Dritten erfolge, daß der Ehemann über den Inbegriff des Gesammtvermögens überhaupt allein nicht dergestalt verfügen könne, daß durch diese Verfügung die Gütergemeinschaft selbst — durch Beseitung ihres Substrats — gegenstandslos werde (Entscheidung des Reichsgerichtes in Civilsachen I, 140). Ebensowenig falle entscheidend ins Gewicht, daß das Prinzip des Entwurfs, daß der Ehemann nach außen hin der alleinige Träger der rechtlichen Beziehungen des Gesammtguts sein solle, abgelehnt und beschlossen worden sei, bei der Gestaltung der allgemeinen Gütergemeinschaft das Prinzip des deutschrechtlichen Mitei| Prot I 6717 genthums zum Grunde zu legen; denn wenn auch | die Konsequenz dieses Prinzips an sich dahin führe, daß die Ehegatten über das Gesammtgut und die zu demselben gehörenden einzelnen Gegenstände nur gemeinschaftlich verfügen könnten, so sei 714

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

doch die Kommission bei den Beschlüssen zu § 150 a (Prot. S. 6661) von der umgekehrten Regel ausgegangen, daß der Ehemann allein über die zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände thatsächlich und rechtlich zu verfügen berechtigt sein solle, und habe durch jenen prinzipiellen Beschluß der hier in Rede stehenden, nach praktischen Rücksichten zu entscheidenden Frage nicht präjudiziert werden sollen. Durchschlagend sei aber die Erwägung, daß das unbewegliche Vermögen, wenn auch nicht hingesehen auf das Werthverhältniß, so doch hingesehen auf seine w i r t schaftliche und soziale Bedeutung, gegenüber dem beweglichen Vermögen auch noch gegenwärtig eine hervorragende Stellung einnehme. Der bei weitem größere Theil des Grundbesitzes bilde die feste Grundlage des Bauern- und Guthsbesitzerstandes. Der Grundbesitz mache bei diesem Stande regelmäßig den Hauptbestandt e i l des Vermögens aus und sei bei demselben die Basis der ganzen w i r t s c h a f t l i chen Thätigkeit und des Standesverhältnisses. Die Veräußerung des Grundbesitzes habe daher in diesen Kreisen der Bevölkerung eine besonders tief eingreifende Wirkung auf die Lebensverhältnisse der ganzen Familie. Eine für die Ehefrau und die Kinder so wichtige Lebensveränderung dürfe dem Ehemann ohne die Einwilligung der Ehefrau zu der Veräußerung nicht gestattet werden. Es sei zu besorgen, daß in denjenigen Gebieten, in welchen gegenwärtig die allgemeine Gütergemeinschaft der gesetzliche eheliche Güterstand sei und Beschränkungen des Verfügungsrechtes des Ehemannes der hier fraglichen Art beständen, ohne die- | se Beschränkungen die | Prot 16718 vertragsmäßige Gütergemeinschaft des Gesetzbuches keinen Eingang finden werde. Der Einwand, daß der Zweck, die Ehefrau und die Kinder in den hervorgehobenen Beziehungen gegen einseitiges Handeln des Ehemannes zu schützen, durch das Erforderniß ihrer Mitwirkung bei der Veräußerung unbeweglicher Sachen doch nicht erreicht werde, wenn — was unvermeidlich — die H a f t u n g des Gesammtgutes für die Schulden des Ehemannes bestehen bleibe, mithin die Gläubiger im Wege der Zwangsvollstreckung die Veräußerung durchzusetzen vermöchten, könne als durchschlagend nicht erachtet werden. Praktisch sei immer noch ein erheblicher Unterschied vorhanden, wenn man dem Ehemanne die einseitige direkte Veräußerung der Immobilien untersage. Die Zwecke, welche der Ehemann bei einer direkten Veräußerung verfolge, werde derselbe auf dem indirekten Wege des Schuldenmachens nur selten erreichen und sei es um so weniger zu besorgen, daß der Ehemann diesen Umweg betreten werde, als dieses Mittel über den Zweck jedenfalls weit hinausgehe. Dazu komme, daß in vielen Fällen der Ehefrau bei der Persönlichkeit des Ehemannes aus der Befugniß desselben, das Gesammtgut mit Schulden zu belasten, überall keine Gefahr drohe, wohl aber ein Schutz derselben gegen leichtsinnige Veräußerungen der Immobilien von Seiten des Ehemannes angezeigt sei. Das der Ehefrau im § 174 des Entw. beigelegte Recht, unter den dort näher bezeichneten Voraussetzungen die Aufhebung der Gemeinschaft zu verlangen, vermöge der Ehefrau keinen Schutz gegen die hier fraglichen Gefahren zu gewähren. Ebensowenig dürfe man die Ehefrau auf die Möglichkeit verweisen, das unbewegliche Vermögen vertragsmä- | ßig bei Eingehung der allgemeinen Gütergemeinschaft |Prot I 6719 für Vorbehaltsgut oder für Sondergut zu erklären, da derartige Vorbehalte bei der allgemeinen Gütergemeinschaft im Hinblicke auf die Zwecke derselben selten vorkämen und keine Begünstigung verdienten. Auch dadurch könne die Ehefrau sich nicht sichern, daß in dem Ehevertrage die Verfügung des Ehemannes über Immobilien von ihrer Mitwirkung abhängig gemacht werde, da eine derartige Vereinbarung gegenüber Dritten ohne Wirkung sei (§ 785 a K.E.) und nach den Grundsätzen des Grundbuchrechts auch durch Eintragung in das Grundbuch Wirksamkeit gegen Dritte nicht erlangen könne (Prot. S. 3624 ff.). Besonderes Gewicht könne ferner 715

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

darauf nicht gelegt werden, daß, um den beabsichtigten Zweck zu erreichen, auch der obligatorische Vertrag, durch welchen der Ehemann sich ohne Mitwirkung der Ehefrau zu der Veräußerung der zu dem Gesammtgute gehörenden Immobilien verpflichte, für unwirksam werde erklärt werden müssen. Zwar enthalte eine solche Bestimmung eine Durchbrechung allgemeiner Grundsätze (vergl. § 346 K.E.); allein diese Rücksicht könne nicht maßgebend sein, wenn — wie dies hier der Fall — das praktische Bedürfniß eine solche Durchbrechung dringend erheische. Diesem praktischen Bedürfnisse, die Ehefrau und die Kinder in den oben hervorgehobenen Beziehungen zu schützen, müsse auch die Rücksicht auf die Verkehrssicherheit weichen, um so mehr, als der letzteren nöthigenfalls durch die späterer Beschlußfassung vorbehaltene Bestimmung, daß die allgemeine Gütergemeinschaft zum Schutze der Rechte Dritter veröffentlicht werden müsse (Prot. S. 6622, 6623), in | Prot I 6720 ausreichender Weise | Rechnung getragen werden könne. Zuzugeben sei, daß die Beschränkung des Verfügungsrechtes des Ehemannes von dem letzteren unter Umständen dazu mißbraucht werden könne, um unter Berufung auf jene Beschränkung sein Wort zu brechen und eine vielleicht in Wirklichkeit unter Zustimmung der Ehefrau vorgenommene Veräußerung, weil dieselbe ihn gereue, als unwirksam anzufechten; allein dieser Übelstand werde durch die wohlthätigen Wirkungen, welche andererseits im Interesse der Ehefrau und der Kinder mit der Beschränkung des Verfügungsrechts des Ehemannes verbunden seien, überwogen. Gegenüber den f ü r eine solche Beschränkung sprechenden Gründen sei auch die Erwägung als bedeutsam nicht anzusehen, daß bei Annahme des Prinzips des Entwurfs die allgemeine Gütergemeinschaft sich einfacher gestalte, daß die unbeschränkte Verfügungsgewalt des Ehemannes ein billiges Äquivalent dafür sei, daß derselbe für die Gesammtgutsverbindlichkeiten der Ehefrau persönlich hafte, daß ferner der Ehemann durch die hier fragliche Beschränkung unter Umständen an der Ausübung persönlicher Rechte, ζ. B. an der Verlegung des Domizils an einen anderen Ort, thatsächlich behindert werden könne. Eine Gefährdung der Interessen des Ehemannes durch die hier fragliche Beschränkung des Verfügungsrechts sei um so weniger zu befürchten, als dem Ehemanne mit den Anträgen unter II § 150 b, III, 2 c, V, 1 und VI, 1 das Recht beizulegen sein werde, die Ertheilung der Einwilligung der Ehefrau zu der Veräußerung zu verlangen, soweit letztere zum Zwecke der ordnungsmäßigen Verwaltung des Gesammtguts erforderlich sei. | Prot 1 6721 | Nach Erledigung der prinzipiellen Frage wurden im Einzelnen folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Die Verfügungsgewalt des Ehemannes soll nur in Ansehung der zu dem Gesammtgute gehörenden Grundstücke und der demselben nach § 771 K.E. gleichgestellten Berechtigungen, nicht auch in Ansehung der Rechte an Grundstücken überhaupt und der Rechte an solchen Rechten (vergl. Antrag unter II § 150 b) beschränkt werden. Die Mehrheit war der Ansicht, daß, wenngleich auch jene Rechte einen gewissen Immobiliarcharakter hätten und das geltende Recht zum Theil einer solchen Ausdehnung der Beschränkung des Verfügungsrechts des Ehemannes zur Seite stehe, dadurch auch der Vortheil erreicht werden möge, daß eine größere Ubereinstimmung des Grundbuchs mit der durch die Gütergemeinschaft herbeigeführten wirklichen Rechtslage erzielt werde, doch die für den obigen prinzipiellen Beschluß wesentlich maßgebend gewesenen Gründe nämlich die hervorragende wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Grundbesitzes, auf die Rechte an Grundstücken, soweit dieselben nicht nach dem 5 771 K.E. den Grundstücken gleichgestellt seien, wie ζ. B. das Erbbaurecht (§§ 938, 939 K.E.), und auf die Rechte an solchen Rechten nicht zuträfen. Insbesondere sei die Ausdehnung auf Hypotheken und 716

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437—1467

solche Forderungen, f ü r welche eine H y p o t h e k als Pfand hafte, nicht gerechtfertigt, um so weniger, wenn die Beschränkung der Verfügungsgewalt des Ehemannes nicht auf Werthpapiere überhaupt, insbesondere auf Inhaberpapiere, erstreckt werde. Eine so weitgehende Beschränkung des Verfügungsrechts sei mit den G r ü n den, auf welchen die zu § 150 a beschlossene Regel beruhe, daß der Ehe- | mann | Prot 1 6722 über die zum Gesammtgute gehörenden Gegenstände thatsächlich und rechtlich zu verfügen berechtigt sein solle (Prot. S. 6661 ff; Motive S. 661), nicht vereinbar und würde sich als eine U m s t o ß u n g jener Regel darstellen. 2. Die Verfügungsgewalt des Ehemannes soll sowohl in Ansehung der Veräußerung als auch in der Belastung des Grundbesitzes beschränkt werden. D e r Antrag unter IV, die Beschränkung der Verfügungsgewalt nicht auf die Belastung eines zum Gesammtgute gehörenden Grundstücks mit Grunddienstbarkeiten, H y p o t h e ken und Grundschulden auszudehnen, w u r d e abgelehnt. Die Mehrheit vermochte sich nicht davon zu überzeugen, daß es unangemessen sei, dem Ehemanne, wiewohl derselbe Personalschulden mit Wirksamkeit f ü r das Gesammtgut unbeschränkt machen k ö n n e und seine Personalgläubiger nach § 1103 K.E. in der Lage seien, die Eintragung einer Zwangshypothek zu erlangen, doch das Recht einseitiger Belastung des zu dem Gesammtgute gehörenden Grundbesitzes mit H y p o t h e k e n und Grundschulden und damit das Mittel zur Ausnutzung des Realkredits zu entziehen. Sie hielt vielmehr d a f ü r : Die Ausdehnung der Beschränkung der Verfügungsgewalt des Ehemannes auf die Belastung des Grundbesitzes mit H y p o t h e k e n und G r u n d schulden werde dazu beitragen, im Interesse der Erhaltung des Grundbesitzes in der Familie die Verschuldung des letzteren zu erschweren. Insbesondere werde dadurch der G e f a h r entgegengetreten, daß der Ehemann einseitig durch Eintragung von Grundschulden den zum Gesammtgute gehörenden Grundbesitz mobilisire. D a ß der Ehemann durch die Ausdehnung der Beschränkung | des Verfügungsrechtes auf | Prot I 6723 die Belastung mit Hypotheken und Grundschulden in der Verwaltung des Gesammtguts zu sehr beengt, insbesondere in der Ausnutzung des Realkredits gefährdet werde, könne nicht anerkannt werden, wenn man dem Ehemann das Recht beilege, die Einwilligung der Ehefrau zu verlangen, soweit die Belastung zur ordnungsmäßigen Verwaltung des Gesammtguts erforderlich sei. Mache man in Ansehung der Belastung mit Hypotheken und Grundschulden keine Ausnahme, so empfehle es sich schon im Interesse der Einfachheit des Gesetzbuchs, auch in Ansehung der Belastung mit Grunddienstbarkeiten eine Ausnahme nicht zu bestimmen, wenngleich anzuerkennen sei, daß durch eine solche Belastung die wirthschaftliche Grundlage der Familie nicht erschüttert werde und daraus der Familie regelmäßig eine Gefahr nicht erwachse. 3. Einverständniß bestand, daß, um den beabsichtigten Zweck zu erreichen, auch das obligatorische Rechtsgeschäft des Ehemannes, durch welches er z u r Veräußerung o d e r Belastung eines zum Gesammtgute gehörenden Grundstücks verpflichtet werden sollte, f ü r unwirksam zu erklären sei. D e r Antrag unter III, 1, dasselbe auch in Ansehung des obligatorischen Rechtsgeschäftes der Ehefrau zu bestimmen, wurde von der Mehrheit abgelehnt. Man w a r der Ansicht: D e r G r u n d , aus welchem das in Rede stehende obligatorische Rechtsgeschäft des Ehemannes f ü r unwirksam erklärt werden müsse, liege darin, daß alle Verbindlichkeiten des Ehemannes Gesammtgutsverbindlichkeien seien; dieser G r u n d treffe aber in Ansehung des einseitig von der Ehefrau geschlosse- | nen obligatorischen Rechtsgeschäfts nicht zu. D e r | Prot I 6724 formale Gesichtspunkte, in der hier fraglichen Beziehung eine äußere Gleichstellung beider Ehegatten herbeizuführen, k ö n n e nicht als durchschlagend erachtet 717

§§ 1 4 3 7 - 1 4 6 7

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

werden, um auch in Ansehung der hier fraglichen Rechtsgeschäfte der Ehefrau von den allgemeinen Grundsätzen abzuweichen. Auch der Ausweg, im Interesse der äußeren Gleichstellung beider Ehegatten das obligatorische Rechtsgeschäft des Ehemannes nicht für unwirksam, die dadurch begründete Verbindlichkeit desselben aber für eine Nichtgesammtgutsverbindlichkeit zu erklären, verdiene schon deshalb keine Billigung, weil dadurch ohne zwingende Gründe das Prinzip des Entwurfs, daß alle Verbindlichkeiten des Ehemanns Gesammtgutsverbindlichkeiten seien, durchbrochen und zu Komplikationen des Gesetzes Veranlassung gegeben werde. 4. In Ansehung des Rechts des Ehemanns, Rechtsstreite, welche sich auf das Gesammtgut beziehen, zu führen, soll eine Beschränkung nicht stattfinden. Der darauf bezügliche Antrag unter III, 1 Abs. 3 (vgl. auch Antrag unter VI, 4) wurde abgelehnt. Man überzeugte sich, daß es an einem genügenden Grunde fehle, hier von dem durch die Kommission anerkannten Grundsatze abzuweichen, daß die Prozeßführung als ein Verwaltungsakt zum Zwecke der Erhaltung des Vermögens anzusehen und deshalb der Veräußerung nicht gleichzustellen sei (Prot. S. 291, 432, 3926), zumal bei Annahme des Antrags unter III, 1 weitere Bestimmungen darüber erforderlich werden würden, welche Wirkung das in einem von dem Ehemann einseitig geführten Rechtsstreite gegen denselben ergangene Urtheil habe. Einvernehmen herrschte übrigens, daß das Recht des Ehemanns, einen Rechtsstreit, welcher ein | Prot I 6725 zum | Gesammtgute gehörendes Grundstück oder das Recht eines Dritten an einem solchen Grundstücke oder die Verpflichtung des Ehemanns, ein Grundstück zu veräußern oder zu belasten, zum Gegenstande hat, allein zu führen, nicht auch das Recht desselben umfasse, den Rechtsstreit einseitig durch prozessualische Rechtsgeschäfte (Vergleich, Verzicht, Anerkenntnis des geltend gemachten Anspruchs; vgl. §§ 277, 278 C.P.O.) zu erledigen und daß die Gültigkeit dieser Akte dem Prozeßgegner gegenüber insbesondere auch aus dem § 52 C.P.O. nicht hergeleitet werden könne. 5. Die Beschränkung des Verfügungsrechts des Ehemannes soll sich nicht nur auf Verträge und gerichtliche Vergleiche desselben (vgl. Antrag unter II § 150 b), sondern auf alle Rechtsgeschäfte des Ehemannes unter Lebenden erstrecken, durch welche ein zu dem Gesammtgute gehörendes Grundstück veräußert oder belastet wird oder durch welche der Ehemann zur Veräußerung oder Belastung eines solchen Grundstücks verpflichtet werden soll (vgl. Antrag unter III, 1). Man war der Ansicht, daß kein genügender Grund vorliege, von der in ähnlich liegenden Fällen gewählte Fassung abzuweichen (vgl. die §§ 1272, 1273 der Redaktionsvorlage) und das einseitige Rechtsgeschäft (vgl. § 855 K.E.) von der Beschränkung ganz auszuschließen. Andererseits hielt man es für entbehrlich, die in den Rahmen des Prozesses fallenden prozessualischen Rechtsgeschäfte (vgl. oben S. 6724 unter 4), insbe| Prot I 6726 sondere den gerichtlichen Vergleich, besonders hervorzuheben, da | diese Rechtsgeschäfte durch die allgemeine auf Rechtsgeschäfte unter Lebenden sich beziehende Bestimmung in ausreichender Weise gedeckt werden würden. 6. Es soll nicht mit dem Antrage unter III, 1 bestimmt werden, daß die hier fraglichen Rechtsgeschäfte von beiden Ehegatten gemeinschaftlich vorgenommen werden müssen (vgl. § 756 K.E.), sondern nach dem Vorbilde der §§ 1272, 1273 der Redaktionsvorlage, daß die hier fraglichen Rechtsgeschäfte des Ehemanns nur dann wirksam sind, wenn die Ehefrau in die Vornahme derselben eingewilligt hat oder dieselbe genehmigt (vgl. § 128 K.E.). Man besorgte, daß die Fassung des Antrags unter III, 1 zu der Auslegung führen könne, daß beide Ehegatten gemeinschaftlich als Kontrahenten auftreten müßten und die formlose Einwilligung oder Genehmi718

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§

1437—1467

g u n g der E h e f r a u , namentlich bei den hier fraglichen obligatorischen R e c h t s g e s c h ä f t e n der E h e f r a u , auf welche der § 8 1 8 K . E . keine A n w e n d u n g finde, z u r W i r k s a m k e i t des R e c h t s g e s c h ä f t s nicht g e n ü g e (vgl. E n t s c h . des R . G . in Civils. I , 140 S. 3 9 7 ) . S a c h l i c h w a r man einverstanden, daß die f o r m l o s e Einwilligung o d e r G e n e h m i g u n g der E h e f r a u zur E r r e i c h u n g des beabsichtigten Z w e c k e s ausreiche, diese A r t der R e g e l u n g auch deshalb den V o r z u g verdiene, weil dadurch die B e d e n k e n gegen die B e s c h r ä n k u n g des V e r f ü g u n g s r e c h t s des E h e m a n n s e i n i g e r m a ß e n a b g e schwächt würden. D e r A n t r a g unter II § 150 b Abs. 1, auf die G e n e h m i g u n g der E h e f r a u die V o r schriften des § 6 4 Abs. 4 , 5 K . E . für entsprechend a n w e n d b a r zu e r k l ä r e n , w u r d e von dem U r h e b e r desselben z u r ü c k g e z o g e n . 7. E i n v e r n e h m e n herrschte, daß durch die B e s c h r ä n k u n g des V e r f ü g u n g s r e c h t s des E h e m a n n s in A n s e h u n g | der z u m G e s a m m t g u t e g e h ö r e n d e n G r u n d s t ü c k e die I Prot I letzteren der P f ä n d u n g durch die G l ä u b i g e r des E h e m a n n s nicht e n t z o g e n seien, s o n d e r n daß es in dieser B e z i e h u n g bei den zu den §§ 150 a und 155 g e f a ß t e n B e schlüssen ( P r o t . S. 6 6 6 1 ff., 6 6 8 7 ff.) verbleibe.

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8. D i e A u f n a h m e der B e s t i m m u n g , d a ß , soweit die V e r ä u ß e r u n g o d e r Belastung o d e r die V e r p f l i c h t u n g dazu z u m Z w e c k e der o r d n u n g s m ä ß i g e n V e r w a l t u n g des G e s a m m t g u t s erforderlich sei, der E h e m a n n die Ertheilung der Einwilligung der E h e f r a u verlangen kann (vgl. die A n t r ä g e unter I I , § 150 b Abs. 2, unter V , 1 und V I 1), w u r d e v o n keiner Seite b e k ä m p f t . D e r A n t r a g unter I I I , 2 c galt durch den B e schluß unter 6 , der A n t r a g unter V I , 5 durch den Beschluß unter 4. als erledigt. D i e von einer Seite a n g e r e g t e F r a g e , o b auch der E h e f r a u g e g e n ü b e r dem E h e m a n n ein A n s p r u c h auf M i t w i r k u n g zu geben sei, w u r d e im H i n b l i c k auf das bei der allgemeinen G ü t e r g e m e i n s c h a f t allein dem E h e m a n n zustehende V e r w a l t u n g s r e c h t nicht w e i t e r verfolgt. 9. D e r A n t r a g unter I I I , 3 a wurde durch den zu § 142 c der neuen A n t r ä g e des R e f e r e n t e n g e f a ß t e n Beschluß ( P r o t . S. 6 6 3 6 ) als erledigt angesehen. M a n ging davon aus, daß das R e c h t der E h e f r a u , nach M a ß g a b e des § 8 2 7 K . E . von dem E h e mann die B e r i c h t i g u n g des G r u n d b u c h s zu v e r l a n g e n , v o n der M i t w i r k u n g des E h e manns um deswillen nicht abhängig sei, weil es sich hierbei nicht um die G e l t e n d m a c h u n g eines z u m G e s a m m t g u t e g e h ö r e n d e n , sondern um die G e l t e n d m a c h u n g eines der E h e f r a u auf G r u n d der G e m e i n s c h a f t zustehenden R e c h t s gegen den E h e m a n n handele. 10. N a c h M a ß g a b e der A n t r ä g e unter I I I , 2 a und b und unter V I , 3 soll in A n s e hung der B e - | s c h r ä n k u n g des V e r f ü g u n g s r e c h t s des E h e m a n n s das g a n z e G e s a m m t g u t , sowie eine Q u o t e desselben in derselben W e i s e , wie die zu dem G e s a m m t g u t e g e h ö r e n d e n G r u n d s t ü c k e behandelt w e r d e n , so z w a r , d a ß nicht n u r das o b l i g a t o r i s c h e R e c h t s g e s c h ä f t unter L e b e n d e n , durch welches der E h e m a n n sich z u r V e r ä u ß e r u n g o d e r Belastung des G e s a m m t g u t s oder einer Q u o t e desselben verpflichtet, sondern auch der z u m Z w e c k e der A u s f ü h r u n g des o b l i g a t o r i s c h e n R e c h t s g e s c h ä f t s v o r g e n o m m e n e dingliche V e r t r a g , selbst wenn derselbe auf einzelne G e g e n s t ä n d e sich richtet, o h n e die Einwilligung o d e r G e n e h m i g u n g der E h e frau u n w i r k s a m ist. M a n w a r der A n s i c h t , daß a u c h R e c h t s g e s c h ä f t e der hier fraglichen A r t , weil sie dem W e s e n der G ü t e r g e m e i n s c h a f t nicht entsprächen, und w e g e n ihrer tief einschneidenden W i r k u n g o h n e R ü c k s i c h t d a r a u f , ob G r u n d s t ü c k e zu dem G e s a m m t g u t e g e h ö r t e n o d e r nicht, an die Einwilligung o d e r G e n e h m i g u n g der E h e f r a u gebunden w e r d e n müßten (vgl. § 3 Abs. 3 des W e s t f ä l i s c h e n G e s e t z e s v o m 16. April 1 8 6 0 und dazu E n t s c h . des R . G . in Civils. I , 140). U m den Z w e c k , die

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| Prot I 6728

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

E h e f r a u g e g e n derartige Rechtsgeschäfte z u sichern, zu erreichen, könne es als ausreichend nicht erachtet w e r d e n , nur das obligatorische R e c h t s g e s c h ä f t des E h e manns, durch welches er sich z u r V e r ä u ß e r u n g oder Belastung des G e s a m m t g u t s o d e r einer Q u o t e desselben verpflichte, f ü r unwirksam zu erklären, so daß im Falle der A u s f ü h r u n g des obligatorischen R e c h t s g e s c h ä f t s , sei es durch eine G e n e r a l e r klärung nach M a ß g a b e des § 311 K.E., sei es durch Ü b e r t r a g u n g der einzelnen zu dem G e s a m m t g u t e g e h ö r e n d e n G e g e n s t ä n d e , nur eine condictio b e g r ü n d e t sein w ü r d e , vielmehr müsse nach Analogie der f ü r G r u n d s t ü c k e oben beschlossenen Be| Prot I 6729 Stimmungen auch der Ausführungsvertrag | ohne Einwilligung o d e r G e n e h m i g u n g der E h e f r a u f ü r unwirksam erklärt werden, damit die E h e f r a u dinglich gesichert sei. 11. Im Hinblick auf die in Ansehung der z u dem G e s a m m t g u t e g e h ö r e n d e n G r u n d s t ü c k e und in A n s e h u n g des ganzen G e s a m m t g u t s und einer Q u o t e desselben beschlossenen Bestimmungen hielt die Mehrheit die besondere Berücksichtigung der s. g. Ü b e r t r a g s v e r t r ä g e (§ 3 Abs. 3 des westf. G e s e t z e s v o m 16. April 1860; vgl. § 158 Abs. 1 des E n t w . ; A n t r a g unter II § 150 c A b s . 1 und unter V , 2) f ü r entbehrlich, da es sich bei diesen V e r t r ä g e n regelmäßig um H o f e s a b t r e t u n g e n , also um die V e r ä u ßerung v o n G r u n d s t ü c k e n , handele, soweit dies aber nicht der Fall, regelmäßig das g a n z e V e r m ö g e n den G e g e n s t a n d des V e r t r a g e s bilde, w o z u k o m m e , d a ß der s. g. Ü b e r t r a g s v e r t r a g in dem Gesetzbuche überhaupt nicht besonders geregelt w e r d e . 12. A n l a n g e n d S c h e n k u n g e n des E h e m a n n e s einschließlich der S c h e n k u n g s v e r sprechen, so w u r d e der A n t r a g unter V , 2, soweit sich derselbe auf S c h e n k u n g e n und S c h e n k u n g s v e r s p r e c h e n bezieht, mit d e r M a ß g a b e a n g e n o m m e n , daß in Ü b e r einstimmung mit den bisher zu § 158 des Entw. gefaßten Beschlüssen die S c h e n k u n g auch durch die G e n e h m i g u n g der Ehefrau w i r k s a m werden soll. M a n w a r mit dem Antragsteller der Ansicht, daß da jede Verbindlichkeit des Ehemannes G e s a m m t gutsverbindlichkeit sei, es im Interesse der S i c h e r u n g der E h e f r a u und im Interesse der Einfachheit des G e s e t z b u c h s sich empfehle, jedes Schenkungsversprechen des E h e m a n n e s , gleichviel ob dasselbe G e s a m m t g u t s g e g e n s t ä n d e oder fungibele Sachen oder solche G e g e n s t ä n d e , welche z u m V o r b e h a l t s g u t e des E h e m a n n s gehörten, | Prot I 6730 z u m G e g e n s t a n d e habe, | f ü r unwirksam zu erklären, sofern nicht die E h e f r a u ihre Einwilligung o d e r G e n e h m i g u n g dazu ertheilt habe. Andererseits w a r m a n einverstanden, daß der E h e m a n n nicht gehindert sei, ohne Einwilligung der E h e f r a u aus seinem V o r b e h a l t s g u t e unmittelbar durch dinglichen V e r t r a g zu verschenken. 13. A b s a t z 2 des § 158 des Entw., welcher die Ausnahmefälle bezeichnet, in welchen der E h e m a n n ohne Einwilligung der E h e f r a u S c h e n k u n g e n zu m a c h e n berechtigt sein soll, w u r d e unter Ablehnung des A n t r a g s unter II § 150 c Abs. 2 von der Mehrheit gebilligt, j e d o c h mit der M o d i f i k a t i o n , daß die W o r t e : „ n a c h den V e r hältnissen des E h e m a n n e s " wegbleiben sollen. D i e Mehrheit hielt die g e g e n die Bestimmung des Abs. 2 des § 158 geltend g e m a c h t e n Bedenken, daß dieselbe zu unbestimmt sei, auch zu weit g e h e und eine Q u e l l e v o n Zwistigkeiten unter den E h e g a t ten zu w e r d e n drohe, wenn der Ehemann ohne Einwilligung der E h e f r a u seinen V e r w a n d t e n größere S c h e n k u n g e n z u z u w e n d e n berechtigt sein soll, g e g e n ü b e r den in den Motiven S. 666 ff. f ü r den Abs. 2 des § 158 und g e g e n eine B e s c h r ä n k u n g der A u s n a h m e im Sinne des Antrags unter II dargelegten G e g e n g r ü n d e n nicht für durchschlagend. A n l a n g e n d die gestrichenen W o r t e : „nach den Verhältnissen des E h e m a n n s " im Abs. 2 des § 158, so war man der Ansicht, daß dieselben insoweit, als dadurch a n g e d e u t e t werden solle, daß bei Beurtheilung der F r a g e , ob die S c h e n kung durch sittliche Pflichten und Anstandsrücksichten gerechtfertigt sei, auf die Verhältnisse des E h e m a n n s Rücksicht g e n o m m e n werden müsse, als selbstverständ720

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

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1437—1467

lieh, insoweit aber, als dadurch zum Ausdruck gebracht werden solle, daß der Ehemann solche Schenkungen, welche durch sittliche Pflichten oder | Anstandsrück- | Prot 1 6731 sichten der Ehefrau geboten seien, ohne Einwilligung der Ehefrau nicht machen könne (vgl. Motive S. 666 letzt. Abs. und S. 667), als nicht richtig zu erachten seien, das, wenn die Schenkung durch sittliche Pflichten oder Anstandsrücksichten der Ehefrau geboten sei, auch vom Standpunkte des Ehemanns aus die Schenkung durch sittliche Pflichten und Anstandsrücksichten gerechtferigt erscheine. 14. Absatz 3 des 5 158 des Entw. wurde unter Ablehnung des Antrags unter III, 4 von der Mehrheit sachlich gebilligt. Die letztere ging davon aus, daß die Bestimmung des Entwurfs, daß der Ehemann, welcher rechtswidrig über Gesammtgut verfügt habe, dem Gesammtgute den dadurch dem letzteren erwachsenen Schaden erst bei Auflösung der Gemeinschaft zu ersetzen habe, nicht allein mit dem geltenden Rechte im Einklänge stehe, sondern auch im Hinblick auf das freie Verwaltungsrecht des Ehemannes und die Vereinigung seines Vorbehaltsguts und des Gesammtguts in seiner H a n d gerechtfertigt sei, zudem auch in dem Interesse der Ehefrau selbst läge, da der Ehemann, wenn er sofort dem Gesammtgute Ersatz leisten müßte, in der L a g e sein würde, über das Geleistete, ohne der Ehefrau deshalb verantwortlich zu sein, frei zu verfügen. 15. Absatz 4 des § 158 des Entw. wurde nach Maßgabe des Antrags unter III, 5 gestrichen. Die Mehrheit glaubte, daß die eine Spezialität enthaltene Bestimmung durch ein Bedürfniß nicht geboten sei und es den V o r z u g verdiene, die Entscheidung der Frage, ob in den betreffenden Fällen eine Ersatzpflicht begründet sei, der Beurtheilung des einzelnen Falles zu überlassen. 16. D e r Antrag unter III, 3 b fand die Zustim- | mung der Mehrheit. Man ver- | Prot 1 6732 kannte nicht, daß die vorgeschlagene Bestimmung eine Abweichung von dem zu § 150 a beschlossene Prinzipe enthalte, daß der Ehemann allein das Gesammtgut zu verwalten habe (Prot. S. 6661), da der nach § 827 K . E . gegen den Dritten begründete Berichtigungsanspruch Bestandtheil des Gesammtguts sei. Man war jedoch der Ansicht, daß diese Durchbrechung des Prinzips sich wegen der aus der publica fides des Grundbuchs für die Ehefrau sich ergebenden Gefahren rechtfertige und ohne die vorgeschlagene Bestimmung der Zweck, welcher durch die Beschränkung des Verfügungsrechts des Ehemanns in Ansehung der zum Gesammtgute gehörenden Grundstücke erreicht werden solle, leicht vereiteilt werden könne. Die Bestimmung nöthige auch nicht dazu, noch weiter zu gehen und der Ehefrau auch in Ansehung rechtswidrig veräußerter Mobilien das Recht der Vindikation zu geben. In dem Falle des Antrag handele es sich um die Abwendung einer drohenden Gefahr, in dem Falle, in welchem der Ehemann Mobilien rechtswidrig veräußert habe, handele es sich dagegen um die Ausgleichung eines bereits eingetretenen Verlustes. D a z u komme, daß es dem Ehemann kraft des ihm zustehenden Verwaltungsrechts überlassen bleiben müsse, ob er die zu dem Gesammtgute gehörenden Mobilien in den Händen Dritter lassen wolle oder nicht. Durch die vorstehenden Beschlüsse unter 1 —16 galten der § 158 des Entw. und sämmtliche dazu gestellten Anträge als erledigt. D e r P r ü f u n g bei der Redaktion wurde vorbehalten, ob es nicht angemessen sei, die zu § 158 beschlossenen Bestimmungen dem § 150 a einzureihen.

721

§ § 1437 — 1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

476. Sitzung vom 14. Oktober 1885, Schriftführer: | Prot I 6735 TE-FamR ξ 159

Planck (Nr 110, 1)

| Prot I 6736

v. Mandry (Nr 119, 1)

| Prot I 6737

Struckmann

| Die Berathung des Entwurfs des Familienrechts Abschnitt I Tit. 3 Nr. III: „Allgemeine Gütergemeinschaft" wurde fortgesetzt. Dieselbe wandte sich dem § 159 des Entwurfs zu, welcher lautet: „Der Ehemann ist bei Auflösung der Gemeinschaft dem Sammtgute jede Verminderung desselben zu ersetzen verpflichtet, welche er in der Absicht, die Ehefrau zu benachtheiligen, vorgenommen hat." Dazu lagen außer dem zu § 143 f der neuen Anträge des Referenten bereits gestellten, jedoch bis zur Berathung des § 159 des Entwurf vorläufig zurückgezogenen Antrage (mitgetheilt Prot. S. 6651) noch folgende Anträge vor: I. von Seiten des Referenten : Dem § 159 folgenden Zusatz zu geben: „Eine gleiche Ersatzpflicht liegt dem Ehemanne, wenn derselbe Gesammtgut für sein Vorbehaltsgut verwandt hat, rücksichtlich des Werths des verwandten Gesammtguts ob. Für Verwendungen, welche der Ehemann aus seinem Vorbehaltsgute auf das Gesammtgut gemacht hat, ist derselbe bei Auflö- | sung der Gemeinschaft insoweit Ersatz zu verlangen berechtigt, als das Gesammtgut dadurch zu dieser Zeit noch bereichert ist. Die Ehefrau ist den Schaden, welchen sie dem Gesammtgute durch eine unerlaubte H a n d l u n g zugefügt hat, zu ersetzen verpflichtet; der Ersatz kann jedoch während bestehender Gemeinschaft von ihr nur insoweit verlangt werden, als ihr Vorbehaltsgut hierzu ausreicht." II. 1. Im ersten Absatz des in dem Antrage unter I proponirten Zusatzes zu streic h e n die Worte des ersten Satzes „rücksichtlich des Werths des verwendeten Gesammtguts." und die W o r t e des zweiten Satzes „ i n s o w e i t . . . . als das Gesammtgut dadurch zu dieser Zeit noch bereichert ist." 2. den zweiten Absatz des Zusatzes dahin zu beschließen: „Die Ansprüche und Verbindlichkeiten der Ehefrau bestimmen sich nach den allgemeinen Grundsätzen; der von der Ehefrau zu leistende Ersatz kann jedoch während bestehender Gemeinschaft nur insoweit gefordert werden, als das Vorbehaltsgut derselben hierzu ausreicht." Die Berathung führte zu folgenden Beschlüssen: 1. Der § 159 des Entw. wurde, Fassung vorbehalten, aus den Gründen der Motive S. 684 ff. sachlich gebilligt: | 2. Der erste Satz im Absatz 1 des Antrags unter I fand die Zustimmung der Mehrheit. Zum Zwecke der Verdeutlichung soll jedoch zum Ausdruck gebracht werden, daß der Werth zur Zeit der Verwendung maßgebend sei. Erwogen war: In Ermangelung einer besonderen Bestimmung würde der Ehemann, wenn er Gesammtgut f ü r sein Vorbehaltsgut verwendet habe, sofern nicht die Voraussetzungen des § 159 des Entw. vorlägen, dem Gesammtgute nach Maßgabe der allgemeinen Grundsätze über Schuldverhältnisse aus ungerechtfertigter Bereicherung, sofern dieselben wegen des freien Verwaltungsrechts des Ehemanns überhaupt Anwendung finden könnten, nur zur Herausgabe der bei Eintritt der Rechtshängigkeit des Bereicherungsanspruchs noch vorhandenen Bereicherung verpflichtet sein (vergl. §§ 742, 733 K.E.). Dieses Resultat könne aber Angesichts des freien V e r f ü gungsrechts des Ehemanns über das Gesammtgut und im Hinblick darauf, daß das letztere und das Vorbehaltsgut des Ehemanns in der Hand des Ehemanns vereinigt 722

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

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1437—1467

seien, dieser daher jederzeit in der Lage sei, Gesammtgut für sein Vorbehaltsgut zu verwenden, als ein befriedigendes nicht erachtet werden. Vielmehr sei es bei dieser besonderen Sachlage geboten, z u m Schutze der Ehefrau positiv einzugreifen und dem freien Verfügungsrechte des Ehemannes durch die Bestimmung eine Schranke zu setzen, daß derselbe, wenn er Gesammtgut für sein Vorbehaltsgut verwendet habe, den Wert, welchen das so verwendete Gesammtgut zur Zeit der V e r w e n d u n g gehabt habe, o h n e Rücksicht darauf, o b ihm ein Verschulden zur Last falle, bei A u f l ö s u n g der G e - | meinschaft dem Gesammtgute zu ersetzen verpflichtet sein | Prot 1 6738 solle, unbeschadet seiner Verpflichtung z u m vollen Schadensersatze, sofern die V o r a u s s e t z u n g e n des § 159 des Entw. vorlägen. Das den Rechten der partikulären Gütergemeinschaft z u m Grunde liegende Prinzip, daß bei V e r w e n d u n g e n aus dem Gesammtgute auf das Sondergut des Ehemanns nur bis z u m Belaufe der Bereicherung Ersatz zu leisten sei (vgl. Motive S. 800 ff.; § 148 Abs. 3 des Entw. verb, mit den §§ 218, 227 das.) könne für den hier in Rede stehenden Fall um deswillen nicht maßgebend sein, weil das Vorbehaltsgut des Ehemannes — im G e g e n s a t z e zu dem Sondergute desselben — mit dem Gesammtgute in keiner Verbindung, sondern demselben als eine völlig selbständige V e r m ö g e n s m a s s e gegenüber stehe. 3. A n Stelle des zweiten Satzes im Abs. 1 des Antrags unter I wurde die Bestimmung beschlossen, daß, wenn der Ehemann aus seinem Vorbehaltsgute V e r w e n dungen auf das Gesammtgut gemacht habe, ebenfalls der Werth des V e r w e n d e t e n zur Zeit der V e r w e n d u n g bei A u f l ö s u n g der Gemeinschaft ersetzt werden solle. D i e Mehrheit war der Ansicht, daß, wie in dem oben zu 2 erörterten Falle, auch in dem hier fraglichen Falle die in Ansehung der Ersatzpflicht bei V e r w e n d u n g e n aus dem Sondergute auf das Gesammtgut meistens auf dem Boden des Bereicherungsprinzips stehenden Rechte der partikulären Gütergemeinschaft w e g e n des verschiedenen Charakters des Sonderguts und des Vorbehaltsguts nicht z u m Vorbilde dienen könnte. Ebensowenig passe die dem V o r s c h l a g e des Antrags unter I z u m Grunde liegende Analogie der Bestimmungen über den Anspruch des Nießbrauchers auf Ersatz seiner V e r w e n d u n g e n | (vergl. § 987 K.E.), da der Nießbraucher die N u t z u n g e n | Prot I 6739 für sich allein erwerbe, während die N u t z u n g e n des Gesammtgutes Bestandtheil des letzteren würden und beiden Ehegatten zu Gute kämen. A m einfachsten und z u gleich am angemessensten sei es, wie in dem Falle unter 2, s o auch hier z u bestimmen, daß der Werth des V e r w e n d e t e n zur Zeit der V e r w e n d u n g bei A u f l ö s u n g der Gemeinschaft zu ersetzen sei. Es k ö n n e zweifelhaft sein, ob es einer solchen ausdrücklichen Bestimmung überhaupt bedürfe. Erwäge man, daß das Vorbehaltsgut des Ehemannes und das Gesammtgut als rechtlich getrennte V e r m ö g e n s m a s s e n sich gegenüber ständen und daß der Ehemann, welcher aus seinem Vorbehaltsgute die V e r w e n d u n g e n auf das Gesammtgut mache, zugleich der unbeschränkte Verwalter des letzteren sei, so lasse sich die Ansicht vertreten, daß der Ehemann, sofern nicht nach den Umständen des Falles der animus obligandi als ausgeschlossen anzusehen sei, schon nach den Grundsätzen über die Geschäftsführung o h n e Auftrag dem Ersatz seiner A u f w e n d u n g e n , ohne Rücksicht darauf, o b der durch dieselben beabsichtigte Erfolg eingetreten sei oder nicht, verlangen könne (vergl. §§ 747, 748 Abs. 1 K.E.). Rathsam sei es jedoch, um Z w e i f e l abzuschneiden, eine ausdrückliche Bestimmung a u f z u n e h m e n , zumal durch den zu 2 gefaßten Beschluß auch der umgekehrte Fall, w e n n der Ehemann G e s a m m t g u t auf sein Vorbehaltsgut verwendet habe, besonders geregelt worden sei. Ein genügender Grund, den Ersatzanspruch des Ehemannes — abweichend von den allgemeinen Grundsätzen — auf die Bereicherung des Gesammtguts zur Zeit der A u f l ö s u n g der Gemeinschaft oder, — w i e im Laufe der Verhandlung von einer Seite | angeregt w o r d e n war — auf die Berei- I Prot I 6 7 4 0 723

§§ 1437—1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

cherung zur Zeit der Verwendung zu beschränken, liege nicht vor. Insbesondere sei die Besorgniß, daß durch die beschlossene Bestimmung das Interesse der Ehefrau gefährdet werden könne, nicht als gerechtfertigt anzuerkennen, um so weniger, wenn man berücksichtige, daß der Ehemann kraft seines Verwaltungsrechtes nicht gehindert sei, wenn Aufwendungen auf das Gesammtgut gemacht werden sollten, sich dieserhalb an einen Dritten zu wenden und diesen zur Vornahme der Aufwendungen oder zur Darleihung der dazu erforderlichen Geldsumme zu veranlassen, wodurch dann eine Gesammtgutsverbindlichkeit begründet würde. Auf die Bereicherung zur Zeit der Verwendung abzustellen, sei, abgesehen davon, daß dieselbe regelmäßig mit dem Werthe des Verwendeten zur Zeit der Verwendung zusammenfallen werden, auch um deswillen nicht zu empfehlen, weil der Umfang der Bereicherung zur Zeit der Verwendung häufig weit schwerer nachzuweisen sei, als der Werth des Verwendeten zur Zeit der Verwendung. Anlangend die Frage, ob der Ehemann den Wert des Verwendeten dann nicht verlangen könne, wenn er ohne den Willen gehandelt habe, den Anspruch zu erlangen (§ 748 Abs. 1 K.E.), so sei eine gesetzliche Entscheidung derselben nicht erforderlich. 4. Der zweite Absatz des Antrages unter I und der dazu gestellte Antrag unter II, 2 wurden von der Mehrheit abgelehnt. Die Gründe waren: Sehe man von der Vorschrift des § 159 des Entw. ab, so könne es nicht zweifel| Prot 16741 haft sein, daß die H a f t - | pflicht der Ehefrau für einen Schaden, welchen sie dem Gesammtgute durch eine unerlaubte Handlung zugefügt habe, sich nach den allgemeinen Grundsätzen bestimme (vergl. §§ 698, 145 K.E.; § 1252 der Zus. st., u. Prot. S. 995). Berücksichtige man aber die besondere Bestimmung des § 159 des Entw., so könne sich fragen, ob diese, die Haftpflicht des Ehemannes in Abweichung von den allgemeinen Grundsätzen auf den Fall eines qualifizierten dolus beschränkende Vorschrift nicht auch auf die Haftung der Ehefrau auszudehnen sei. D a f ü r lasse sich anführen, daß es etwas Anstößiges habe und mit dem Wesen der Gütergemeinschaft, mit der Billigkeit und Gerechtigkeit nicht im Einklänge zu stehen scheine, wenn in der hier fraglichen Beziehung die Ehefrau ungünstiger behandelt werde, als der Ehemann. Auf der anderen Seite komme jedoch in Betracht, daß die besonderen Gründe, auf denen der § 159 des Entw. beruhe, nämlich die Erwägung, daß der Ehemann durch eine weitergehende Verantwortlichkeit bei Ausübung seines Verwaltungsrechts in der Verwaltung des Gesammtguts zu sehr beengt werden würde, bei der Ehefrau nicht zuträfen, da dieser ein Recht, in die Verwaltung des Gesammtguts einzugreifen, nicht zustehe. Zweifelhaft könne es allerdings sein, ob nicht die Sachlage dann dieselbe sei, wenn die Ehefrau bei Ausübung der Schlüsselgewalt (§ 1251 der Zus. st.) oder bei Ausübung des Rechts, den Ehemann im Fall der Abwesenheit oder Krankheit desselben bei Gefahr im Verzuge zu vertreten | Prot I 6742 (§ 17 der vorl. Zus. st.), | dem Gesammtgute einen Schaden zugefügt habe. Eine gesetzliche Entscheidung der hier in Rede stehenden Fragen sei indessen überhaupt nicht erforderlich, zumal auch die bestehenden Rechte sich jeder besonderen Bestimmung in der fraglichen Beziehung enthalten hätten. Um so mehr verdiene es den Vorzug, im Gesetze zu schweigen und die Entscheidung der Frage, inwieweit die Haftpflicht der Ehefrau nach Maßgabe der allgemeinen Grundsätze begründet und ob und inwieweit etwa der § 159 des Entw. zu einer analogen Anwendung auf die Ehefrau geeignet sei, der Wissenschaft und Praxis zu überlassen, als es auf diese Weise jedenfalls vermieden werde, den Gegensatz zwischen der Hafpflicht des Ehemannes und der Ehefrau in so scharfer Weise, wie dies nach dem Antrage unter I der Fall sei, im Gesetze hervortreten zu lassen. Die Aufnahme einer besonderen Vorschrift werde auch nicht etwa durch die in den Anträgen unter I Abs. 2 und un724

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ter II, 2 vorgesehene Schlußbestimmung erfordert, daß der von der Ehefrau zu leistende Ersatz während bestehender Gemeinschaft nur insoweit solle gefordert werden können, als das Vorbehaltsgut derselben hierzu ausreiche, da dieser Satz sich aus der zum § 164 des Entw. vorgeschlagenen allgemeinen Bestimmung, daß, wenn eine Sonderverbindlichkeit der Ehefrau aus dem Gesammtgute getilgt sei, der von der Ehefrau zu leistende Ersatz während bestehender Gemeinschaft nur insoweit gefordert werden könne, als das Vorbehaltsgut der Ehefrau hierzu ausreicht, in Verbindung mit der weiteren Bestimmung, daß | die Verbindlichkeit eines Ehegatten | Prot I 6743 aus einer von demselben begangenen unerlaubten Handlung Sonderverbindlichkeit sei (vergl. die neuen Anträge des Referenten zu den §§ 161 — 163 Abs. 2 Ziff. 1 und zu § 164 Abs. 2 unten S. 6747, 6756), mit genügender Deutlichkeit ergeben werde, falls jene allgemeine Bestimmung demnächst Annahme finden sollte. Werde die letztere dagegen abgelehnt, so fehle es an einem Bedürfniß für den hier in Rede stehenden Fall eine besondere Abweichende Vorschrift zu geben. 5. Anlangend die Fälle, in welchen Verwendungen aus dem Gesammtgute auf das Vorbehaltsgut der Ehefrau oder aus dem letzteren auf das Gesammtgut gemacht worden sind, so hielt man mit Rücksicht darauf, daß das Vorbehaltsgut der Ehefrau und das Gesammtgut — wenn mann von dem Falle absehe, in welchem die Ehefrau die Verwaltung des Vorbehaltsguts dem Ehemanne überlassen habe — nicht in einer Hand vereinigt seien, eine besondere Bestimmung darüber, ob und inwieweit in jenen Fällen Ersatz der Verwendungen gefordert werden könne, nicht für erforderlich, glaubte vielmehr, daß es richtiger sei, es in dieser Hinsicht bei den allgemeinen Grundsätzen, insbesondere den Grundsätzen über die Geschäftsführung ohne Auftrag und über die Bereicherung, bewenden zu lassen, Insbesondere würde es Angesichts des dem Ehemanne in Ansehung des Gesammtguts zustehenden Verwaltungsrechts nicht unbedenklich sein, der Ehefrau, wenn sie aus ihrem Vorbehaltsgute Verwendungen auf das Gesammtgut gemacht habe, unbedingt einen Anspruch auf Ersatz des Werths des Verwendeten zur Zeit der Verwendung beizulegen. | Der § 160 des Entwurfs lautet: „Der Ehemann ist auf Verlangen der Ehefrau verpflichtet, derselben die Mittel zu gewähren, welche zu der ordnungsmäßigen Besorgung ihrer persönlichen Angelegenheiten, insbesondere zu der Führung gerechtfertigter Prozesse, welche ihre persönlichen Verhältnisse betreffen, erforderlich sind. Auf die Kosten der Vertheidigung in einem gegen die Ehefrau gerichteten Strafverfahren finden die Vorschriften des § 119 No. 3 entsprechende Anwendung." In den gedruckten Abänderungsanträgen des Referenten ist beantragt: „Den im Absatz 2 allegirten ξ 119 No. 3 durch den zum Abschnitte über die eheliche Nutznießung und Verwaltung beantragten neuen § 24 No. 6 zu ersetzen." Außerdem lag der Antrag vor: § 160 Abs. 2 zu streichen und in Abs. 1 hinter „Verhältnisse betreffen" einzuschalten „sowie zu ihrer Vertheidigung in einem gegen sie geführten strafrechtlichen Verfahren." Der § 160 des Entw., welcher den f ü r das gesetzliche eheliche Güterrecht beschlossenen Bestimmungen der §§ 1293, 1294, 1270 Ziff. 5 der Zus. st. entspricht, wurde | sachlich von keiner Seite bekämpft. Um jedoch den Sinn des zweiten Absatzes des $ 160, daß der Ehemann der Ehefrau die Mittel zur Vertheidung in einem gegen sie gerichteten Strafverfahren nur insoweit zu gewähren habe, als dies zu der 725

| Prot I 6744 TE-FamR §160

| Prot I 6745

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

o r d n u n g s m ä ß i g e n B e s o r g u n g ihrer persönlichen Angelegenheiten erforderlich sei, klarer hervortreten z u lassen, verständigte man sich dahin, den Abs. 2 des § 160 zu streichen, dem Abs. 1 aber folgende Fassung zu g e b e n : D e r E h e m a n n ist auf V e r l a n g e n der E h e f r a u verpflichtet, derselben die Mittel zu gewähren, welche z u der ordnungsmäßigen B e s o r g u n g ihrer persönlichen Angelegenheiten erforderlich sind, insbesondere bei der F ü h r u n g eines Rechtsstreits und bei einem g e g e n sie gerichteten strafrechtlichen V e r f a h r e n . D i e E n t s c h e i d u n g der F r a g e , ob es nöthig sein werde, besonders auszusprechen, daß die E h e f r a u , wenn sie in einem S t r a f v e r f a h r e n verurtheilt werde, verpflichtet sei, dem G e s a m m t g u t e die K o s t e n der V e r t h e i d i g u n g z u ersetzen, wie dies im § 1270 Z i f f . 5 d e r Z u s . st. bestimmt ist, w u r d e bis z u r Berathung der §§ 161 — 163 ausgesetzt. D i e §§ 161 — 1 6 3 des E n t w u r f e s lauten: TE-FamR § 161. „In d e m Verhältnisse unter den E h e g a t t e n fallen alle Verbindlichkeiten S 161 derselben, welche nicht nach M a ß g a b e der V o r s c h r i f t e n der §§ 162, 163 S o n d e r v e r bindlichkeiten sind, d e m S a m m t g u t e z u r L a s t (Gemeinschaftsverbindlichkeiten)." TE-FamR S 162 I Prot I 6746

§ 162. „Sonderverbindlichkeiten der E h e f r a u sind: | 1. diejenigen Verbindlichkeiten derselben, f ü r welche der E h e m a n n nach § 155 den Gläubigern nicht sammtverbindlich haftet; 2. die aus d e r gesetzlichen Unterhaltspflicht der E h e f r a u g e g e n den E h e m a n n während bestehender G e m e i n s c h a f t entstehende Verbindlichkeit; 3. Verbindlichkeiten, welche aus einer von der E h e f r a u während bestehender G e m e i n s c h a f t b e g a n g e n e n unerlaubten H a n d l u n g o d e r dem dadurch veranlaßten Strafverfahren herrühren; 4. Verbindlichkeiten, welche unter die B e s t i m m u n g des § 113 N o . 2 fallen; 5. Verbindlichkeiten, welche aus Rechtsverhältnissen herrühren, welche das vorbehaltene V e r m ö g e n o d e r S o n d e r g u t der E h e f r a u betreffen, sofern sie nicht zu den Lasten der ehelichen N u t z n i e ß u n g gehören; 6. Verbindlichkeiten, welche durch Ehevertrag f ü r Sonderverbindlichkeiten erklärt sind."

TE-FamR ξ 163

§ 163. „Sonderverbindlichkeiten des E h e m a n n e s sind diejenigen, welche 1. aus einer von d e m E h e m a n n e während bestehender G e m e i n s c h a f t b e g a n g e n e n unerlaubten H a n d l u n g o d e r den dadurch veranlaßten Strafverfahren herrühren oder 2. nach § 158 ohne G e n e h m i g u n g der E h e f r a u aus dem S a m m t g u t e nicht erfüllt werden dürfen oder von dem E h e m a n n e in der Absicht, die E h e f r a u zu benach| Prot I 6747 | theiligen, e i n g e g a n g e n sind, o d e r 3. aus Rechtsverhältnissen herrühren, welche das S o n d e r g u t des E h e m a n n e s betreffen, sofern sie nicht zu den im § 148 Abs. 1 bezeichneten Lasten g e h ö r e n , oder 4. durch E h e v e r t r a g f ü r Sonderverbindlichkeiten erklärt sind." In den gedruckten A b ä n d e r u n g s a n t r ä g e n des R e f e r e n t e n ist beantragt: Z u § 162. „ I n der N o . 3 tritt an Stelle des allegirten § 113 N o . 2 der z u m A b schnitte über die eheliche Nutznießung und V e r w a l t u n g beantragte neue § 41 N o . 2." Z u § 163. „ I n der N o . 2 das W o r t : „ G e n e h m i g u n g " d u r c h : „Einwilligung" zu ersetzen." 726

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§

1437—1467

Außerdem lagen folgende Anträge vor: I. von Seiten des Referenten 1. Die §§161 bis 163 durch folgende Bestimmung zu ersetzen: „Die Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen auch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last (Gemeinschaftsverbindlichkeiten). Folgende Verbindlichkeiten der Ehegatten fallen jedoch im Verhältnisse derselben zu einander dem Gesammtgute nicht zur Last (Sonderderverbindlichkeiten). 1. Die Verbindlichkeiten eines Ehe- | gatten, welche aus einer von demselben während bestehender Gemeinschaft begangenen unerlaubten Handlung oder dem durch eine solche herbeigeführten Strafverfahren entstanden sind: 2. die Verbindlichkeiten eines Ehegatten, welche aus einem auf das Vorbehaltsgut desselben sich beziehenden Rechtsverhältnisse entstanden sind; 3. die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche nach § 158 ohne Einwilligung der Ehefrau aus dem Gesammtgute nicht erfüllt werden dürfen oder von dem Ehemanne in der Absicht, die Ehefrau zu benachtheiligen, eingegangen sind; 4. die aus der gesetzlichen Unterhaltspflicht der Ehefrau gegen den Ehemann während bestehender Gemeinschaft entstehende Verbindlichkeit." 2. In dem Antrage unter I, 1 folgende Nummer hinzuzufügen: „5. die Verbindlichkeit des Ehemannes zur Gewährung des Unterhalts oder einer Ausstattung an Verwandte (§ 157 des Entw.), soweit diese Verbindlichkeit dadurch, daß der Ehemann Vorbehaltsgut hatte, begründet oder vergrößert worden." | II. 1. im ersten Absätze des Antrags unter I, 1 zu streichen: das W o r t „(Gemeinschaftsverbindlichkeiten)". 2. Im zweiten Absätze den Eingang so zu fassen: „Dies gilt nicht 1. von denjenigen Verbindlichkeiten. . ." 3. Die Z i f f . 4 zu streichen. 4. Dem Paragraphen folgenden Absatz 3 beizufügen: „Sind solche Verbindlichkeiten aus dem Gesammtgute getilgt, so hat der Ehegatte, in dessen Person sie entstanden sind, dem Gesammtgute Ersatz zu leisten, der Ehemann bei Auflösung der Gemeinschaft, die Ehefrau, wenn und soweit sie ein Vorbehaltsgut hat, auch schon während der Dauer der Gemeinschaft." III. 1. Zu dem Antrage unter I, 1 zuzusetzen: 5. Die Verbindlichkeiten (eines Ehegatten), welche aus einem Rechtsstreite über eine der unter No. 1 bis 4 bezeichneten Verbindlichkeiten entstanden sind. (§ 1288 der Zusst. wird in entsprechender Weise zu ergänzen sein. Vergl. § 1270 No. 5 der Zusst. a. E.) | 2. Dem § 157 des Entw. zuzusetzen: „Der Ehemann haftet der Ehefrau dafür, daß sie, soweit er nach der Vorschrift des ersten Absatzes selbst verpflichtet ist, wegen ihres Vorbehaltsgutes nicht in Anspruch genommen wird." Die Berathung, welche an der Hand der neuen Anträge des Referenten unter I erfolgte, führte zu folgenden Beschlüssen: 1. Absatz 1 des Antrags unter I, 1, welcher sich, soviel die Fassung betrifft, dem „1288 der Zus. st. anschließt, fand sachlich keinen Widerspruch. Dagegen wurde der Vorschlag, diejenigen Gesammtgutsverbindlichkeiten, welche in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgut zur Last fallen, technisch als „Gemeinschaftsverbindlichkeiten", diejenigen Gesammtgutsverbindlichkeiten dagegen, welche in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammt727

Planck (Nr 110, 2)

| Prot 1 6748

Planck (Nr 117)

| Prot 16749 - Mandry (N r 119> 2 )

v

Kurlbaum (Nr 118, 1)

I Prot I 6750 Kurlbaum (Nr 118, 2)

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

gute, sondern demjenigen Ehegatten, in dessen Person sie entstanden seien, zur Last fallen, als „Sonderverbindlichkeiten" zu bezeichnen, von der Mehrheit abgelehnt. Sie war der Meinung, daß eine technische Bezeichnung der hier fraglichen verschiedenen Verbindlichkeiten ohne Beeinträchtigung der Kürze der Fassung späterer Bestimmung entbehrt werden könne, jedenfalls die vorgeschlagene Terminologie sich nicht empfehle, weil der Ausdruck: „Gemeinschaftsverbindlichkeiten" an sich dasselbe besage, wie der Ausdruck: „Gesammtgutsverbindlichkeiten", insbesondere aber der Ausdruck „Sonderverbindlichkeiten" im Hinblick darauf nicht passend sei, daß die letzteren zugleich Gesammtgutsverbindlichkeiten, insofern also, als wegen | Prot 16751 derselben Befriedigung aus dem Gesammtgute, d.i. dem | gemeinschaftlichen Vermögen, verlangt werden könne, auch Gemeinschaftsverbindlichkeiten seien. Es sei daher zu besorgen, daß die vorgeschlagene Terminologie das Verständniß des Gesetzes erschwere. Sollte sich im Laufe der weiteren Berathung herausstellen, daß aus technischen Gründen eine kurze Bezeichnung der hier fraglichen Verbindlichkeiten nicht zu entbehren sei, so bleibe es vorbehalten, auf die Frage zurückzukommen oder diese bei der Redaktion zu erledigen und dabei insbesondere zu erwägen, ob nicht zum Zwecke der Unterscheidung der verschiedenen Verbindlichkeiten die Bezeichnung: „volle Gesammtgutsverbindlichkeiten" bezw. „nicht volle Gesammtgutsverbindlichkeiten" sich empfehle. 2. Der in Ansehung der Fassung dem für das gesetzliche eheliche Güterrecht beschlossenen § 1228 der Zus. st. sich anschließende Eingang des Antrags unter I, 1 wurde in folgender Fassung angenommen: Folgende Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen jedoch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute, sondern dem Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstanden sind. Man war der Ansicht, daß diese Fassung deshalb den Vorzug verdiene, weil sie sich nicht darauf beschränke, zu bestimmen, daß die betreffenden Gesammtgutsverbindlichkeiten in dem Verhältnisse unter den Ehegatten nicht dem Gesammtgute zur Last fielen, sondern nach dem Vorbilde des § 1288 der Zus. st. zugleich ausspreche, welchem der Ehegatten sie zur Last fielen. | Prot I 6752

3. Die dem § 1288 No. 1 der Zus. st. entsprechende | Ziff. 1 im Abs. 2 des Antrags unter I, 1 wurde sachlich von keiner Seite beanstandet. Besonders hervorzuheben, daß die in Gemäßheit des § 160 des Entw. aus dem Gesammtgute aufgewendeten Kosten der Vertheidigung der Ehefrau in einem gegen sie gerichteten strafrechtlichen Verfahren, wenn sie veurtheilt werde, nicht dem Gesammtgute zur Last fielen, sondern dem letzteren von der Ehefrau zu erstatten seien (vergl. oben S. 6745), hielt man nicht für erforderlich, da die hier fragliche Verbindlichkeit der Ehefrau sich als eine solche darstelle, welche aus dem durch eine unerlaubte H a n d lung der Ehefrau herbeigeführten Strafverfahren entstanden und deshalb schon durch die Ziff. 1 gedeckt sei. Um so weniger empfehle es sich, die hier fragliche Verbindlichkeit der Ehefrau besonders zu erwähnen, da derselben auch in dem § 1288 No. 1 der Zus. st. nicht besonders gedacht sei. Im Uebrigen wurde die Fassung der Ziff. 1 der P r ü f u n g bei der Redaktion überlassen, bei welcher insbesondere zu erwägen sein werde, ob nicht mit Rücksicht auf die zu 2 beschlossene veränderte Fassung des Eingangs des Abs. 2 des Antrags unter I, 1 der Eingang der Ziff. 1 dahin zu fassen sei: 1. die Verbindlichkeiten, welche aus einer während bestehender Gemeinschaft von einem Ehegatten begangenen unerlaubten Handlung u.s.w. 728

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

4. D i e dem § 1288 N o . 2 der Zus. st. k o r r e s p o n d i r e n d e Ziff. 2 des A n t r a g s unter I, 1 f a n d , F a s s u n g vorbehalten (vergl. den Beschluß unter 3 a. E.), keinen Widerspruch. 5. D i e Ziff. 3 des Antrags unter I, 1 w u r d e gestrichen. | M a n ü b e r z e u g t e sich, daß | Prot I 6753 die V o r s c h r i f t , soweit sie solche Verbindlichkeiten des E h e m a n n e s betreffe, welche nach § 158 des Entw. ohne Einwilligung der E h e f r a u nicht erfüllt werden dürften, durch die inzwischen zu dem § 158 gefaßten, von dem Prinzipe des Entwurfs abweichenden Beschlüsse (Prot. S . 6715 ff.) ihre Erledigung g e f u n d e n habe und in Folge dieser Beschlüsse auch nicht etwa durch eine andere B e s t i m m u n g zu ersetzen sei. H a b e der E h e m a n n in Überschreitung seines Verwaltungsrechts über G e s a m m t gut verfügt, so sei die d a r a u s ihm erwachsene Ersatzverbindlichkeit g e g e n ü b e r der E h e f r a u (§ 158 Abs. 3 des Entw.) überhaupt keine Gesammtgutsverbindlichkeit und k o m m e dieselbe daher aus diesem G r u n d e nicht in Betracht. Sei in einem solchen Falle etwa auf G r u n d eines dolus des E h e m a n n e s eine Schadensersatzverbindlichkeit desselben g e g e n ü b e r dem Dritten b e g r ü n d e t w o r d e n , so finde die Ziff. 1 des Antrags unter I, 1 A n w e n d u n g . Soweit aber dem Dritten, welcher aus dem unwirksamen R e c h t s g e s c h ä f t des E h e m a n n e s an den letzteren geleistet habe, ein Bereicherungsanspruch zustehe, müsse die entsprechende Verbindlichkeit auch in dem V e r hältnisse unter den Ehegatten eine Gesammtgutsverbindlichkeit sein. Anlangend sodann diejenigen in der Ziff. 3 gedachten Verbindlichkeiten, welche von dem E h e m a n n e in der Absicht, die E h e f r a u zu benachtheiligen, e i n g e g a n g e n sind, so erachtete die Mehrheit die B e s t i m m u n g der Ziff. 3 als entbehrlich, da die Belastung des G e s a m m t g u t s mit einer Verbindlichkeit schon eine V e r m i n d e r u n g desselben enthalte, der E h e m a n n mithin, wenn er eine Verbindlichkeit in der Absicht, die E h e f r a u z u benachtheiligen, eingehe, nach § 159 des Entw. der E h e f r a u g e g e n ü b e r bei A u f - 1 lösung der G e m e i n s c h a f t dieserhalb E r s a t z zu leisten verpflich- I Prot I 6754 tet sei, w o r a u s von selbst f o l g e , daß jene Verbindlichkeit in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht d e m G e s a m m t g u t e , sondern dem E h e m a n n e zur L a s t falle. 6. A u c h die Ziff. 4 des A n t r a g s unter I, 1 w u r d e von der Mehrheit abgelehnt. Sie w a r der Ansicht, daß der in der Ziff. 4 v o r a u s g e s e t z t e Fall, da derselbe nur von sehr geringer praktischer Bedeutung sei, eine besondere Berücksichtigung im G e s e t z e nicht verdiene, sondern die Beurtheilung desselben unbedenklich der Wissenschaft und Praxis überlassen werden k ö n n e (vergl. die Motive S. 819 ff.). 7. Abgelehnt w u r d e ferner der Antrag unter I, 2. D i e Angemessenheit und Richtigkeit der vorgeschlagenen B e s t i m m u n g w u r d e von keiner Seite b e k ä m p f t . D i e Mehrheit erachtete sie j e d o c h als entbehrlich, d a sie schon aus der Ziff. 2 des Antrags unter I, 1 hergeleitet werden könne. 8. D e r A n t r a g unter III, 1 w u r d e in der durch die vorstehend z u 5, 6 und 7 gefaßten Beschlüsse veranlaßten B e s c h r ä n k u n g auf die in dem A n t r a g e I, 1 unter Ziff. 1 und 2 bezeichneten Verbindlichkeiten allseitig gebilligt, z u m a l der § 1288 der Zus. st. inzwischen durch den R e d a k t i o n s a u s s c h u ß in entsprechender Weise e r g ä n z t w o r d e n ist. 9. E b e n s o f a n d der A n t r a g unter III 2, welcher die z u § 157 des Entw. gefaßten Beschlüsse über die Unterhaltspflicht der E h e g a t t e n g e g e n ü b e r ihren beiderseiti| g e n V e r w a n d t e n zu e r g ä n z e n b e z w e c k t (vergl. Prot. S. 6702, 6 7 0 4 ; § 2 1 der vorl. | Prot 1 6755 Z u s . st.), die Billigung der K o m m i s s i o n . D i e Mehrheit hielt d a f ü r , d a ß die allgemeinen G r u n d s ä t z e über den E r s a t z a n s p r u c h der E h e f r a u , wenn dieselbe V e r w e n d u n 729

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

gen aus ihrem Vorbehaltsgute auf das Gesammtgut gemacht habe, nicht ausreichten, um der Ehefrau, wenn sie nach Maßgabe des Abs. 2 des § 21 der vorl. Zus. st. ihren Verwandten den Unterhalt aus ihrem Vorbehaltsgute gewährt habe, einen Ersatzanspruch gegen den Ehemann zu sichern, da nach dem § 21 der vorl. Zus. st. den Verwandten der Ehefrau, wenn und soweit dieselbe Vorbehaltsgut besitze, neben dem Ansprüche gegen den Ehemann ein selbständiger Anspruch gegen die Ehefrau zustehe, die Ehefrau mithin durch die Gewährung des Unterhalts an ihre Verwandten eine eigene Verbindlichkeit erfülle. Auch die Anwendung der Grundsätze über Gesammtschuldverhältnisse (vergl. § 335 K.E.) vermöge nicht zu einem befriedigenden Resultat zu führen. In der Sache selbst bestand Einverständniß, daß nach dem Zwecke der Gütergemeinschaft die Unterhaltspflicht der Ehefrau gegenüber ihren Verwandten jedenfalls in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute bezw. dem Ehemanne zur Last fallen müsse. | Prot I 6756

| 10. Die Beschlußfassung über den Antrag unter II, 4 wurde wegen seines Zusammenhanges mit dem § 164 des Entw. bis zur Berathung des § 164 ausgesetzt.

Der 5 164 des Entwurfes lautet: TE-FamR „Soweit der eheliche Aufwand oder Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche § '64 Gemeinschaftsverbindlichkeiten sind, aus dessen Sondergute oder Sonderverbindlichkeiten desselben aus dem Sammtgute bestritten sind, ist dafür dem Sondergute bezw. dem Sammtgute bei Auflösung der Gemeinschaft Ersatz zu leisten. Soweit Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche Gemeinschaftsverbindlichkeiten sind, von der Ehefrau erfüllt sind, kann sie von dem Ehemanne und, soweit der Ehemann Sonderverbindlichkeiten der Ehefrau, f ü r welche er sammtverbindlich haftet, erfüllt hat, kann er von der Ehefrau schon während bestehender Gemeinschaft Ersatz verlangen, jedoch findet dabei die Vorschrift des letzten Absatzes des § 165 Anwendung." Dazu lagen folgende Anträge vor: I. von Seiten des Referenten: Den § 164 folgendermaßen zu fassen: ) ; i s t e ; n e Sonderverbindlichkeit des Ehemannes aus dem Gesammtgute oder einer Gemeinschaftsverbindlichkeit des Ehemannes aus dessen Vorbehaltsgute getilgt, so ist dafür bei Auflösung der Gemeinschaft in dem ersteren Falle dem Gesammtgute von dem Ehemanne, in dem zweiten Falle dem Ehemanne aus dem Gesammt| Prot I 6757 gute Ersatz | zu leisten. Das letztere gilt auch rücksichtlich des Werths desjenigen, was der Ehemann aus seinem Vorbehaltsgute zu seinem eigenen standesmäßigen Unterhalte verwandt hat. Ist eine Sonderverbindlichkeit der Ehefrau aus dem Gesammtgute oder eine Gemeinschaftsverbindlichkeit der Ehefrau aus deren Vorbehaltsgute getilgt, so ist in dem ersteren Falle die Ehefrau zum sofortigen Ersätze an das Gesammtgut, in dem zweiten Falle der Ehemann zum sofortigen Ersätze an das Vorbehaltsgut der Ehefrau verpflichtet. Der von der Ehefrau zu leistende Ersatz kann jedoch während bestehender Gemeinschaft nur insoweit gefordert werden, als das Vorbehaltsgut der Ehefrau hierzu ausreicht." v. Mandry II. von Seiten des Urhebers des zu den §§ 161 — 163 des Entw. gestellten bis zur (Nr 119, 3) Berathung des § 164 ausgesetzten Antrags unter II, 4 (Prot. S. 6749) der Antrag, mit Rücksicht auf jenen Antrag den § 164 zu streichen. Planck (Nr 110, 3)

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6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

Es wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Eine Bestimmung, daß, wenn eine in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute zur Last fallende Gesammtgutsverbindlichkeit eines Ehegatten aus dem Gesammtgute oder eine in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last fallende Gesammtgutsverbindlichkeit eines Ehegatten aus dessen Vorbehaltsgute getilgt ist, dem Gesammtgute bezw. | dem | Prot 1 6758 Ehegatten, welcher aus seinem Vorbehaltsgute geleistet hat, Ersatz geleistet werden muß (vergl. Antrag unter I), soll nicht a u f g e n o m m e n werden. Die Mehrheit war der Ansicht, daß die Bestimmung entbehrlich sei, weil die Ersatzpflicht sich schon aus den zu den §§ 161 — 163 des Entw. angenommenen Bestimmungen des zu diesem Paragraphen gestellten Antrags unter I, 1 Abs. 1 und Abs. 2 im Eingange (Prot. S. 6747) ergebe. 2. Es soll ganz allgemein, nicht blos in der Beschränkung auf die in dem Antrage unter I bezeichneten Fälle (vergl. außerdem den § 158 Abs. 3 und § 159 des Entw.; Prot. S. 6707, 6735) bestimmt werden, daß jeder Ehegatte, was er dem Gesammtgute schuldet, erst bei Auflösung der Gemeinschaft zu leisten hat, diese Vorschrift jedoch der Ehefrau insoweit nicht zu Statten kommt, als sie Vorbehaltsgut hat. Die Mehrheit glaubte, daß das Ruhen der hier fraglichen Ansprüche der Ehegatten unter einander dem Wesen der Gütergemeinschaft entspreche, nach welchem das Gesammtgut die Funktionen des Vermögens des einen und des anderen Ehegatten habe und während des Bestehens der Gemeinschaft der Gegensatz in den vermögensrechtlichen Interessen der Ehegatten thunlichst z u r ü c k z u d r ä n g e n sei, f ü r den Fall aber, daß die Ehefrau Vorbehaltsgut habe, wegen der selbständigen N a t u r des letzteren eine Ausnahme gerechtfertigt sei (vergl. Motive S. 632 ff., 828). D a ß eine solche Ausnahme nicht auch f ü r den Fall gemacht werde, wenn der Ehemann V o r behaltsgut habe, stehe mit dem Gründen im Einklänge, auf welchen der Beschluß beruhe, daß in dem Falle des § 158 Abs. 3 des Entw. der Ehemann dem Gesammtgute erst bei Auflösung der Gemein-1 schaft Ersatz zu leisten habe (Prot. S. 6731). | Prot I 6759 3. Die Bestimmung im zweiten Satze des Abs. 1 des Antrags unter I w u r d e wegen ihres kasuistischen Charakters und wegen Mangels eines Bedürfnisses, die Frage im Gesetze durch eine besondere Bestimmung zu entscheiden, von der Mehrheit abgelehnt. D e r 5 165 des Entwurfs, dessen W o r t l a u t dahin geht: „Ansprüche der Gatten gegeneinander gehen unter, wenn sie zum Sammtgute gehören und die Verbindlichkeit Gemeinschaftsverbindlichkeit ist." Dasselbe findet auch statt, wenn die Verbindlichkeit des Ehemannes zwar Sonderverbindlichkeit, der Anspruch der Ehefrau aber Sammtgut geworden, oder wenn der Anspruch des Ehemannes zwar zu dessen Sondergut gehört, die Verbindlichkeit der Ehefrau aber Gemeinschaftsverbindlichkeit ist, jedoch ist in diesen Fällen dem Sammtgute bezw. dem Sondergute des Ehemannes f ü r den untergegangenen Anspruch bei Auflösung der Gemeinschaft Ersatz zu leisten. Soweit Ansprüche des Ehemannes gegen die Ehefrau nach den vorstehenden Bestimmungen nicht untergehen, kann der Ehemann die Erfüllung doch während bestehender Gemeinschaft nur insoweit fordern, als die E h e f r a u dazu hinreichendes Sonder- oder Vorbehaltsgut besitzt." w u r d e in Gemäßheit des Antrags des Referenten gestrichen. Man überzeugte sich, daß die Be- | Stimmungen des § 165 des Entw., welche mit der dem Entwürfe zum G r u n d e liegenden Konstruktion der Gütergemeinschaft im Zusammenhange ständen, durch die Ablehnung dieser Konstruktion ihre Erledigung gefunden hätten 731

TE-FamR § 165

Planck (N r 113> ') I Prot * 6 7 6 0

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

und vom Standpunkte der von der Kommission beschlossenen Konstruktion aus theils selbstverständlich (Abs. 1 des § 165), theils, soweit dies nicht der Fall, durch ein Bedürfniß nicht geboten seien, namentlich nachdem man zu § 164 des Entw. unter 2 die allgemeine Bestimmung beschlossen habe, daß jeder Ehegatte, was er dem Gesammtgute schulde, erst bei Auflösung der Gemeinschaft zu leisten habe, es sei denn, daß die Ehefrau Vorbehaltsgut besitze. Fassung der Regelung in der VorlZust a) VorlZust von Pape § 1 (§ 141). D e r Ehevertrag, durch welchen vereinbart ist, daß unter den Ehegatten allgemeine Gütergemeinschaft bestehen soll, bedarf, wenn einer der Ehegatten in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, der Genehmigung des vormundschaftlichen Gerichts. Die G e n e h m i g u n g darf erst ertheilt werden, nachdem der in der Geschäftsfähigkeit beschränkte Ehegatte gehört ist und mit dem Ehevertrage sich einverstanden erklärt hat. (Die G e n e h m i g u n g soll nur dann ertheilt werden, wenn der in der Geschäftsfähigkeit beschränkte Ehegatte vorher gehört ist und mit dem Ehevertrage sich einverstanden erklärt hat.) (Ν. Β. 1. Die im § 1 enthaltene Bestimmung wird an die Spitze zu stellen sein; denn auf sie paßt die Vorschrift des § 2 nicht, während an die letztere alle nachfolgenden §§ sich unmittelbar anzuschließen haben. — 2. D e r § 1 wird später wohl besser in das Vormundschaftsrecht versetzt; zu vergl. Entw. des Fam. Rts. §§ 518, 529. — 3. Die zweite Fassung des zweiten Satzes wird gewählt werden müssen, wenn schon jetzt die Entscheidung erfolgen soll, daß die Vorschrift nur eine O r d n u n g s vorschrift sei.) § 2 (§ 141). Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten allgemeine Gütergemeinschaft bestehen soll, so gelten f ü r den unter den Eheleuten eintretenden Güterstand (allgemeine eheliche Gütergemeinschaft) die §§ 3 bis. . . . (Ν. Β. 1. Z u vgl. § 36 der vorhergehenden vorläufigen Zusammenstellung. Die W o r t e : „durch Ehevertrag" haben für den vorliegenden § 2 eine gewisse Bedeutung; sie verdeutlichen, daß nach dem Gesetzbuch die allgemeine Gütergemeinschaft nur durch Ehevertrag entstehen, dieser aber auch w ä h r e n d der Ehe geschlossen werden kann. D e r H a r m o n i e halber wird dann aber auch im § 36 a. a. O . „durch Ehevertrag" einzuschalten sein. — 2. Bleibt der § 1 hoc loco, so wird der § 2 lauten müssen: „Für den im Falle der Vereinbarung der allgemeinen Gütergemeinschaft unter den Eheleuten eintretenden Güterstand (allgemeine eheliche Gütergemeinschaft) gelten die §§ 3 bis . . . ."). § 3 (§ 142). Durch die allgemeine Gütergemeinschaft wird das V e r m ö g e n , welches die beiden Ehegatten zur Zeit des Eintritts der ersteren haben oder während dieser erwerben, zu einem, [der] 6 beiden Ehegatten gemeinschaftlich gehörenden V e r m ö g e n (Gesammtgut) vereinigt. (Ν. B. Zu vergl. § 1256.) §4 (§150). Die Vereinigung des Vermögens der beiden Ehegatten z u m Gesammtgut tritt kraft des Gesetzes ein (,ohne daß es einer Uebertragung bedarf). Dies gilt auch von den Rechten, zu deren Uebertragung durch Rechtsgeschäft Eintragung in das G r u n d b u c h erforderlich ist; der 5 827 findet hierbei Anwendung. 6

Das in eckige Klammern gesetzte Wort „der" ist zu Unrecht im Original enthalten.

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6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

( Ν . Β. 1. „ K r a f t des G e s e t z e s " , zu vergl. W o r t r e g i s t e r s. h. v. — 2. Z u vergl. K . E . §816.) § i (§ 142). D i e z u m G e s a m m t g u t e g e h ö r e n d e n G e g e n s t ä n d e stehen d e n E h e g a t ten nicht n a c h B r u c h t h e i l e n z u ; a u c h f i n d e n auf die z u m G e s a m m t g u t g e h ö r e n d e n F o r d e r u n g e n die V o r s c h r i f t e n d e r § § 3 1 8 bis 321, 323 bis 335, 337 u n d 339, soweit diese auf das V e r h ä l t n i ß m e h r e r e r G l ä u b i g e r z u d e m S c h u l d n e r sich b e z i e h e n , k e i n e Anwendung. ( Ν . B. „ V e r h ä l t n i ß " u n d nicht „ R e c h t s v e r h ä l t n i ß " z u vergl. § 335 K . E . ; a b e r a u c h W o r t r e g i s t e r sub voce „ V e r h ä l t n i ß " u n d „ R e c h t s v e r h ä l t n i ß " . § 6 (§ 142). D e r Antheil eines E h e g a t t e n an d e m G e s a m m t g u t e u n d an d e n einz e l n e n zu diesem g e h ö r e n d e n G e g e n s t ä n d e n k a n n nicht v e r ä u ß e r t o d e r belastet w e r d e n ; er ist a u c h d e r P f ä n d u n g nicht u n t e r w o r f e n . K e i n e r d e r E h e g a t t e n ist die T h e i l u n g des G e s a m m t g u t s o d e r eines zu diesem gehörenden Gegenstandes zu verlangen berechtigt. ( Ν . B. Z u vergl. § 1271.) §7 (§§143, 144). V o n d e m G e s a m m t g u t e vollständig ausgeschlossen, so d a ß a u c h die N u t z u n g e n nicht z u d e m s e l b e n g e h ö r e n ( V o r b e h a l t s g u t ) sind die einem der Ehegatten gehörenden Gegenstände, welche durch Ehevertrag für Vorbehaltsg u t dieses E h e g a t t e n e r k l ä r t sind. ( Ν . Β. 1. Z u vergl. § 1259. — 2. D e r Z w i s c h e n s a t z : „so d a ß " giebt ü b e r das W e sen des V o r b e h a l t s g u t s , im G e g e n s a t z e z u m S o n d e r g u t A u s k u n f t . — 3. D a s W o r t : „ V o r b e h a l t s g u t " w i r d als t e r m i n o l o g i s c h e s e i n g e f ü h r t . — 4. „ D u r c h E h e v e r t r a g " ergiebt, d a ß die F o r m des E h e v e r t r a g s n ö t h i g ist, a u c h w e n n n a c h B e g r ü n d u n g d e r G ü t e r g e m e i n s c h a f t n a c h t r ä g l i c h V o r b e h a l t s g u t g e s c h a f f e n w e r d e n soll.) S 8 (§5 143, 144). einem d e r E h e g a t t e n dieses E h e g a t t e n sein ( Ν . B. Z u vergl. §

V o r b e h a l t s g u t sind die G e g e n s t ä n d e , w e l c h e v o n e i n e m D r i t t e n mit d e r B e s t i m m u n g z u g e w e n d e t sind, d a ß sie V o r b e h a l t s g u t sollen. 1260.)

5 9 (55 143, 144). V o r b e h a l t s g u t d e r E h e f r a u sind die G e g e n s t ä n d e , w e l c h e dieselbe o h n e E i n w i l l i g u n g des E h e m a n n e s d u r c h ein R e c h t s g e s c h ä f t u n t e r L e b e n d e n e r w i r b t , s o f e r n d e r E h e m a n n das R e c h t s g e s c h ä f t z u g e n e h m i g e n v e r w e i g e r t . D i e V o r s c h r i f t e n § 1261 Abs. 1 S a t z 2 u n d Abs. 2 f i n d e n e n t s p r e c h e n d e A n w e n d u n g . ( Ν . B. Z u vergl. § 1261.) 5 (§§ 143, 144). V o r b e h a l t s g u t eines E h e g a t t e n sind die G e g e n s t ä n d e , w e l c h e derselbe auf G r u n d eines z u seinem V o r b e h a l t s g u t g e h ö r e n d e n R e c h t s o d e r als E r satz f ü r die Z e r s t ö r u n g , B e s c h ä d i g u n g o d e r E n t z i e h u n g eines zu seinem V o r b e h a l t s g u t e g e h ö r e n d e n G e g e n s t a n d e s o d e r d u r c h solche R e c h t s g e s c h ä f t e e r w i r b t , w e l c h e auf sein V o r b e h a l t s g u t sich b e z i e h e n . ( Ν . B. z u V e r g l . § 1263.) §11 (§143). Auf das V o r b e h a l t s g u t d e r E h e f r a u f i n d e n die V o r s c h r i f t e n d e r §§ 34, 35, 38 ( d e r v o r h e r g . vorl. Z u s . st.) A n w e n d u n g . § 12 (§ 143, 144, 146). Ist d u r c h E h e v e r t r a g v e r e i n b a r t , d a ß die v o n d e m G e s a m m t g u t a u s g e s c h l o s s e n e n G e g e n s t ä n d e f ü r R e c h n u n g des G e s a m m t g u t s v e r w a l t e t u n d ihre N u t z u n g e n z u d e m l e t z t e r e n g e h ö r e n sollen, so f i n d e n auf solche G e g e n s t ä n d e ( S o n d e r g u t ) die V o r s c h r i f t e n d e r §§ . . . ( ü b e r die E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n schaft) entsprechende Anwendung. Ein Gleiches gilt v o n d e n j e n i g e n , e i n e m d e r E h e g a t t e n g e h ö r e n d e n G e g e n s t ä n d e n , w e l c h e d u r c h R e c h t s g e s c h ä f t n i c h t ü b e r t r a g e n w e r d e n k ö n n e n , sowie v o n d e n 733

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Gegenständen, welche von einem Dritten einem der Ehegatten mit der Bestimmung zugewendet sind, daß dieselben Sondergut sein sollen. (Ν. Β. 1. Der § 12 wird sich dem § 1, aber auch dem § 7 anschließen müssen. Er muß ferner ergeben, daß auch in den Fällen der §§ 9 und 10 das fragliche Gut Sondergut werden kann. Die W o r t e : „durch Ehevertrag" im Eingang drücken aus, daß in allen Fällen der „Sondergut schaffende" Vertrag als Ehevertrag anzusehen ist und den Formen des letzteren unterliegt. Es ist dies nicht f ü r alle Fälle selbstverständlich. 2. Es wird angemessen sein, das Wort „Sondergut" als terminologisches einzuführen; geschieht es, so wird der Schluß „daß es Sondergut sein soll" bezeichnend und genügend sein.) §13 (§150). Das Gesammtgut unterliegt der Verwaltung des Ehemannes; der Ehemann ist auch berechtigt, über die zum Gesammtgute gehörenden Gegenstände thatsächlich so wie durch Rechtsgeschäfte unter Lebenden zu verfügen und die auf diese Gegenstände sich beziehenden Rechtsstreitigkeiten zu führen. Solche (gleiche) Befugnisse stehen der Ehefrau nicht zu. Im Namen der Ehefrau ein Rechtsgeschäft vorzunehmen oder einen Rechtsstreit zu führen und durch Rechtsgeschäft oder Prozeßführung (durch Vornahme eines Rechtsgeschäfts oder Führung eines Rechtsstreits) die Ehefrau persönlich zu verpflichten, ist der Ehemann nicht berechtigt. (Ν. Β. 1. Wegen des Eingangs zu vergl. § 1256. 2. „Thatsächlich verfügen" zu vergl. §§ 427, 756, 831, 1267; der Entwurf versteht unter: „verfügen" ohne Zusatz: „rechtlich verfügen". Dies wird nicht der Verdeutlichung bedürfen; wird diese für nöthig erachtet, so wäre in den §§ 136, 427 N° 1, 756, 831 bei: „verfügen" einzuschalten: „rechtlich". 3. Bei „Rechtsgeschäfte" darf „unter Lebenden" nicht fehlen; zu vergl. § 1272 u.s.w. D a ß nach dem Sprachgebrauche des Entwurfs: „verfügen" s. c. „rechtlich verfügen" bedeute verfügen inter vivos, erscheint nicht richtig; zu vergl. Wortverzeichniß sub voce: „verfügen". 4. Wegen des Ausdrucks: „persönlich" verpflichten vergl. Bemerkungen zu § 18. 5. Dem § 13 wird unmittelbar der Paragraph anzuschließen sein, welcher die Dispositionsgewalt des Ehemannes nach Maßgabe der zu § 158 des Entw. zu fassenden Beschlüsse beschränkt.) § 14 (§§ 151, 152). Zu der Annahme oder Ausschlagung einer Erbschaft oder eines Vermächtnisses, welche der Ehefrau angefallen sind, zu dem Verzichte auf einen Pflichttheilsanspruch der Ehefrau (auf einen der Ehefrau zustehenden Pflichttheilsanspruch) und zu der Ablehnung eines der Ehefrau gemachten Vertragsantrags, insbesondere eine Schenkung, ist nur die Ehefrau berechtigt. (Ν. Β. 1. Der § 14 enthält die erste Ausnahme von dem Prinzipe des § 13. Der Ehemann wird durch dieselbe nicht schwer getroffen; nur Erwerb wird durch das Handeln der Frau gehindert; persönlich wird der Ehemann nicht verpflichtet; es gilt dies auch von der Erbschaftsannahme, da der Ehemann nach den erbrechtlichen Vorschriften durch das Inventarrecht sich zu schützen vermag. 2. Den § 1280 für entsprechend anwendbar zu erklären, erscheint nicht angemessen; denn in § 14 muß hervorgehoben werden, daß ein Recht der Ehefrau oder ein ihr reservirtes Recht in Frage steht und daß die Ehefrau zur vollen Disposition berechtigt ist. 3. Wegen: „gemachten Vertragsantrag" zu vergl. §§ 79 und 82 K.E.) 734

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§

1437—1467

§15 (§153). In Ansehung eines Erwerbsgeschäfts, welches die Ehefrau selbständig betreibt, finden die Bestimmungen des § 1279 entsprechende Anwendung. (Ν. Β. 1. D e r § 15 enthält die zweite Ausnahme von dem Prinzipe des § 13; sie greift in die Rechtsstellung des Ehemannes weit empfindlicher ein, wie die des § 14; der Mann wird durch die obligatorischen Geschäfte der Ehefrau auch persönlich verpflichtet; zu vergl. H . G . B. Anl. 8 sub fine. 2. D i e Hinweisung auf § 1279 als zur entsprechenden Anwendung geeignet, hat hier kein Bedenken; sie macht vollständig klar, daß die Ehefrau an Stelle des Ehemannes, der nach dem Prinzipe des § 13 zu handeln hätte, mit voller Wirkung zu handeln befugt ist und durch ihr Handeln die Wirkung des Handelns des Ehemannes eintreten. Die Uebersetzung des § 1279 wäre auch zu umständlich.) §16 (§154). Einen bei Eintritt der Gütergemeinschaft bereits anhängigen Rechtsstreit der Ehefrau ist die letztere (ohne Zuziehung des Ehemannes) fortzusetzen berechtigt. (Ν. B. zum § 16. 1. Zu vergl. § 1281. 2. Bei: „Rechtsstreit" sind die Worte: „der E h e f r a u " unerläßlich; es wirkt die Nothwendigkeit des Zusatzes auf die Fassung ein. 3. D i e im § 16 enthaltene Ausnahme von dem Prinzipe des § 13 trifft wieder empfindlich den Ehemann, indem er, wenn der Prozeß mit der Verurtheilung zu einer Leistung endet, persönlich haftbar wird. D ü r f t e dies nicht genügend klar werden?) § 1 7 . Die Ehefrau ist, ohne eines Auftrags oder einer Vollmacht des Ehemannes zu bedürfen, berechtigt, (im N a m e n des Ehemannes) Rechtsgeschäfte, (welche sich auf das Gesammtgut beziehen) vorzunehmen und Rechtsstreitigkeiten (welche das Gesammtgut betreffen) zu führen, wenn der Ehemann wegen Abwesenheit oder Krankheit zu der Vornahme oder Führung außer Stande oder Gefahr im V e r z u g e ist. (Ν. B. zum § 17. 1. Zu vergl. § 1278. 2. Es handelt sich wieder um eine eingreifende Ausnahme von dem Prinzipe des §13. 3. Die in Parenthese stehenden Worte: „im N a m e n des Ehemannes" finden sich in dem angenommenen Antrage; sie werden in Rücksicht auf den § 20 und nachdem zum § 13 abgelehnt ist, hervorzuheben, daß der Ehemann in eigenem N a m e n zu handeln habe, wegfallen können; aus den anderen eingeklammerten Worten könnte das Mißverständniß entstehen, nur das Gesammtgut, nicht auch die Person des Ehemannes werde haftbar; ihre Beibehaltung ist auch der Redaktion überlassen.) § 18 (§ 155). Die Gläubiger sowohl des Ehemannes als der Ehefrau können, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, wegen aller Verbindlichkeiten der Ehegatten die Befriedigung (auch) aus dem Gesammtgute verlangen (Gesammtgutsverbindlichkeiten). Für Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Ehemann, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, auch persönlich. (Ν. Β. 1. Zu vergl. § 1283. — 2. D a s eingeklammerte Wort: „auch" möchte etwas störend sein. — 3. Wegen des Ausdrucks: „persönlich haften" zu vergl. §§ 126, 316, 896, 1029.) § 19 (§ 155). Zur Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut ist ein gegen den Ehemann vollstreckbarer Titel erforderlich, aber auch genügend. 735

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Ist die Gütergemeinschaft erst während der Rechtshängigkeit oder nach Beendigung des Rechtsstreites, in welchem die Ehefrau verurtheilt ist, eingetreten, so finden in Ansehung der Ertheilung einer gegen den Ehemann vollstreckbaren Ausfertigung des Unheils die Vorschriften der §§ 665 bis 668 und des § 671 der Civilprozeßordnung entsprechende Anwendung. Die Vorschriften des zweiten Absatzes finden entsprechende Anwendung, wenn ein nach den Vorschriften des § 702 der Civilprozeßordnung gegen die Ehefrau vollstreckbarer Titel zur Zeit des Eintritts der Gütergemeinschaft vorhanden war (vorgelegen hat). (Ν. Β. 1. Abs. 1. Wegen: „erforderlich aber auch genügend" zu vergl. § 1052 K.E. 2. Zum letzten Absatz. Die beschlossene Fassung lautet: „Die Vorschriften des zweiten Absatzes finden entsprechende Anwendung auf die im § 702 der Civilprozeßordnung bezeichneten vollstreckbaren Titel." Allein ist diese Fassung nicht etwas dunkel? Das bei der Berathung zur Sprache gekommene Bedenken: daß der § 665 der Pr. O. nach § 703 für die Titel des § 702 nur mit Modifikationen gelte, ließe sich, wenn es ungeachtet seiner Erledigung durch einen besonderen Beschluß weiter verfolgt werden soll, durch den Zusatz am Schluß heben: „jedoch unbeschadet der Anwendbarkeit des § 703 daselbst." 3. Im Uebrigen wird die Fassung des § 19 von der noch nicht feststehenden Fassung der SS 1286, 12 8 77.) § 19* (170). Wird über das Vermögen des Ehemannes der Konkurs eröffnet, so gehört das Gesammtgut zur Konkursmasse; der Ehefrau steht in Ansehung des Gesammtguts nicht das Recht auf Auseinandersetzung oder Absonderung zu. Durch den Konkurs über das Vermögen der Ehefrau wird das Gesammtgut nicht berührt. §20 (§155). Folgende Verbindlichkeiten der Ehefrau sind, wenn sie erst nach Eintritt der Gütergemeinschaft entstanden sind, nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten: 1. die Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften und Urtheilen so wie die Verbindlichkeiten der Ehefrau wegen der gerichtlichen Kosten des Rechtsstreites, in welchem ein solches Urtheil erlassen ist; es sei denn, daß der Ehemann in die Vornahme des Rechtsgeschäfts oder in die Führung des Rechtsstreits eingewilligt oder dieselbe genehmigt hat (oder dazu seine Genehmigung ertheilt hat); oder daß die H a f t u n g des Gesammtguts nach den Vorschriften der §§ 14 bis 17 begründet ist; soweit jedoch in den Fällen, in welchen hiernach eine Gesammtgutsverbindlichkeit nicht vorliegt, das Gesammtgut bereichert ist, wird die Verbindlichkeit als Gesammtgutsverbindlichkeit angesehen; die Bestimmungen des § 742 Abs. 3 finden hierbei entsprechende Anwendung. 2. die in dem § 1284 unter N° 2 und 3 bezeichneten Verbindlichkeiten der Ehefrau. (Ν. B. zu vergl. § 1284.) §21 (§§157, 162). Die auf Gesetz beruhenden (gesetzlichen) Ansprüche der Verwandten des Ehemannes und der Ehefrau auf Gewährung des Unterhalts oder einer Ausstattung sind so zu beurtheilen, wie wenn das Gesammtgut (nur) dem Ehemanne gehörte und, sofern die Ansprüche den Verwandten der Ehefrau zustehen, 7

Dieser Satz ist auch im Original unvollständig.

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6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

wie wenn dieselben zu dem Ehemanne in demjenigen Verwandtschaftsverhältniß sich befänden, in welchem sie zu der Ehefrau sich befinden. Durch die Bestimmungen des ersten Absatzes werden die Ansprüche nicht berührt, welche den Verwandten der Ehefrau, wenn der letzteren ein Vorbehaltsgut gehört, gegen dieselbe wegen des Vorbehaltsgutes zustehen. Diese der Ehefrau wegen des Vorbehaltsguts obliegende Verbindlichkeit ist nicht eine Gesammtgutsverbindlichkeit. (Ν. B. Zu vergl. §§ 1285, 1288. Wegen des Ausdruckes „wie wenn" und „beurtheilen" zu vergl. Wortregister s. h. v.). Hinter § 13 werden folgende neue §§ eingestellt: 5 13a (§ 158). Die von dem Ehemanne vorgenommene Veräußerung oder Belastung des ganzen Gesammtguts oder eines Bruchtheils des letzteren oder eines zu dem Gesammtgute gehörenden Grundstücks, ein Rechtsgeschäft des Ehemanns unter Lebenden, durch welches derselbe zu einer solchen Veräußerung oder Belastung verpflichtet wird und das die auch nur theilweise Erfüllung dieser Verpflichtung bezweckende Rechtsgeschäft des Ehemanns, sowie die Verschenkung eines zu dem Gesammtgut gehörenden Gegenstandes und ein Schenkungsversprechen des Ehemanns sind nur dann wirksam, wenn die Ehefrau in dieselben einwilligt oder die letzteren genehmigt hat. Die Ehefrau ist jedoch verpflichtet, diese Einwilligung oder Genehmigung zu ertheilen, sofern das Geschäft zum Zwecke der ordnungsmäßigen Verwaltung des Eheguts erforderlich ist. Die auf Verschenkung und Schenkungsversprechen sich beziehenden Bestimmungen des ersten Absatzes finden keine Anwendung, wenn die Schenkung durch eine sittliche Pflicht oder die auf den Anstand zu nehmende Rücksicht gerechtfertigt wird. (Ν. Β. 1. Der § 13 enthält zwei Grundsätze: a, den Grundsatz: der Ehemann kann einseitig über das Gesammtgut verfügen; — b, den Grundsatz: die Ehefrau ist von jeder Verfügung über das Ehegut ausgeschlossen. Die §§ 13a und 13b modifizieren den ersten Grundsatz, die §§ 14 ff. den zweiten Grundsatz. 2. Jedes Schenkungsversprechen des Ehemanns, auch wenn es auf dessen Vorbehaltsgut sich bezieht, soll, weil es eine das Gesammtgut berührende Schuldverpflichtung erzeugt, nichtig sein. 3. Wird der obligatorische Vertrag, welcher die Uebertragung des ganzen Gesammtguts zum Gegenstande hat, auch nur theilweise erfüllt, so soll dieser spezielle dingliche Vertrag ebenfalls nichtig sein. 4. Das W o r t : „nur dann wirksam" bezeichnet wohl genügend, daß anderenfalls Nichtigkeit insbesondere des obligatorischen Vertrags eintritt. 5. Wegen: „einwilligt oder genehmigt hat" zu vergl. § 1273.) § 13b (§158). Soweit das Gesammtgut durch ein nach den Bestimmungen des § 13a unwirksames Geschäft (Rechtsgeschäft) des Ehemannes vermindert ist, hat der letztere dafür nach (bei) der Auflösung der Gemeinschaft Ersatz zu leisten. Ist auf Grund eines nach den Bestimmungen des § 13a unwirksamen Geschäfts eine Eintragung in das Grundbuch erfolgt, so kann die Ehefrau den Anspruch auf Berichtigung des Grundbuchs ohne Mitwirkung des Ehemannes geltend machen. Ν. Β. 1. D e r i 13 erhält a) im ersten Absätze hinter „berechtigt" b) im zweiten Absätze hinter „stehen" den Zusatz „soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt", 737

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

2. dem § 21 wird als neuer Absatz hinzugefügt: „Der Ehemann haftet der Ehefrau dafür, daß dieselbe, so weit er selbst nach der Vorschrift des ersten Absatzes verpflichtet ist, nicht in Anspruch genommen wird." 3. Im § 13h Abs. 2 ist f ü r : „der Gemeinschaft" zu setzen: „Dem Gesammtgute". (Ν. B. zu N° 1. Wegen der weit greifenden Ausnahmen und in Rücksicht auf die §§ 1265, 1283 der Zus. st. wird der doppelte Zusatz nöthig sein.) §22 (§ 159). Der Ehemann ist verpflichtet, wegen einer Verminderung des Gesammtguts, welche von ihm in der Absicht der Benachtheiligung der Ehefrau (die Ehefrau zu benachtheiligen) bewirkt ist, dem Gesammtgute Ersatz zu leisten. (Ν. B. Die Konkursordn. und das Anfechtungsgesetz reden von „Absicht, zu benachtheiligen".) § 23. H a t der Ehemann aus dem Gesammtgute eine Verwendung in sein Vorbehaltsgut gemacht, so ist er verpflichtet, den Werth, welchen das Verwendete zur Zeit der Verwendung hatte, dem Gesammtgute zu ersezten. H a t der Ehemann aus seinem Vorbehaltsgute eine Verwendung in das Gesammtgut gemacht, so ist ihm der Werth, welchen das Verwendete zur Zeit der Verwendung hatte, aus dem Gesammtgute zu ersetzen. (Ν. B. Die Verbindung der beiden Absätze stößt insofern auf Schwierigkeiten, als im Falle des ersten Absatzes der Ehemann persönlich haftet, während im Falle des zweiten Absatzes die H a f t u n g nur das Gesammtgut betrifft. Im Uebrigen zu vergl. SS 219, 488, 709, 914, 995.) § 24. Der Ersatz, welchen einer der Ehegatten an das Gesammtgut zu leisten hat, ist erst bei Auflösung der Gemeinschaft zu bewirken. Diese Bestimmung findet jedoch im Falle einer Ersatzverpflichtung der Ehefrau, sofern dieser ein Vorbehaltsgut gehört, insoweit keine Anwendung, als der Ersatz aus dem Vorbehaltsgute erfolgen kann. (Ν. B. Der § 24 bezieht sich nicht blos auf die Fälle des § 23; er gilt allgemein, also auch in den Fällen, wenn die Frau das Gesammtgut in vertretbarer Weise beschädigt oder aus demselben eine Verwendung in ihr Vorbehaltsgut gemacht hat oder wenn der Ehemann eine Geidmmigxiiverbindlichkeit, die aber im inneren Verhältnisse der Ehegatten, ihm zur Last fällt, eine Sonderverbindlichkeit nach der Sprachweise des Entwurfs des Familienrechts ist, aus dem Gesammtgute erfüllt hat. Berichtigt der Ehemann aus dem Gesammtgute eine Schuld, die keine Gesammtgutsschuld war und ihn nur persönlich belastete, so liegt der Fall der Verwendung des § 23 vor. D a ß die Frau, welche Vorbehaltsgut hat, nach § 24 schlechter steht, als im entsprechenden Falle der Ehemann, beruht auf einem durchgreifenden Prinzipe, zu vergl. § 13b.) § 25 (§ 160). Der Ehemann ist verpflichtet auf Verlangen der Ehefrau derselben die Mittel zu gewähren, welche zur ordnungsmäßigen Betreibung ihrer persönlichen Angelegenheiten, insbesondere bei der Führung eines Rechtsstreites oder bei einem gegen die Ehefrau gerichteten strafrechtlichen Verfahren, erforderlich sind. (Ν. B. Zu vergl. §§ 1292 und 1270 Nr. 6.) §26 (§§161 bis 164). Die Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen auch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last. Folgende Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen jedoch im Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute, sondern demjenigen Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstanden sind (besondere Gesammtgutsverbindlichkeiten) : 738

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

1. Die Verbindlichkeiten, welche aus einer während des Bestehens der Gemeinschaft von einem der Ehegatten begangenen unerlaubten Handlung oder dem durch eine solche herbeigeführten Strafverfahren entstanden sind; 2. die Verbindlichkeiten, welche aus einem auf das Vorbehaltsgut eines der Ehegatten sich beziehenden Rechtsverhältnisses entstanden sind; 3. die Verbindlichkeiten, welche aus einem Rechtsstreite über eine der unter Nr. 1 und 2 bezeichneten Verbindlichkeiten entstanden sind. ( N . B . l . Z u v e r g l . § 1288. 2. Es wird nicht angehen, ein terminologisches W o r t für diejenigen Gesammtgutsverbindlichkeiten einzuführen, welche solche auch nach dem inneren Verhältnisse unter den Ehegatten sind. Denn diese Eigenschaft der Gesammtgutsverbindlichkeiten bildet die ein Grundprinzip ergebende Regel. Ueberall, wo das Gesetz von einer Gesammtgutsverbindlichkeit spricht, kann nur und muß nothwendig eine dem Prinzip entsprechende Verbindlichkeit gemeint sein. Ein terminologisches Wort kann sich nur für die regelwidrige Gesammtgutsverbindlichkeit empfehlen, d. h. diejenige, die nach Jenen eine solche nicht ist. Das terminologische W o r t wird in einem Zusatz zu dem W o r t e : „Gesammtgutsverbindlichkeit" zu bestehen haben; der passende Zusatz scheint zu sein: „besondere". Das Wort „Sondergutsverbindlichkeit" führt irre; es deutet auf eine Verbindlichkeit, von der das Gesammtgut gar nicht berührt wird. Für die Abkürzung der nachfolgenden Vorschriften wird es genügen, wenn nur für die regelwidrige Gesammtgutsverbindlichkeit ein terminologisches W o r t eingeführt wird. b) RedVorl. von Planck: III. Allgemeine Gütergemeinschaft. 5 1313 (Vorl. Zusst. §§ 1 und 2). Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten allgemeine eheliche Gütergemeinschaft bestehen soll, so finden die Vorschriften der 1314 bis . . . Anwendung. Steht einer der Vertragschließenden unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft, so bedarf der auf Einführung der allgemeinen Gütergemeinschaft gerichtete Vertrag der Genehmigung des Vormundschaftsgerichtes. — Die Genehmigung darf erst ertheilt werden, wenn der unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft stehende Vertragschließende gehört ist und mit dem Ehevertrage sich einverstanden erklart hat. (Es ist vorbehalten, den zweiten Absatz des § 1312 in den Abschnitt über die elterliche Gewalt bezw. die Vormundschaft zu versetzen, und ist diesem Abschnitte auch die Bestimmung darüber vorbehalten, welche Folgen der Mangel der Genehmigung des Vormundschaftgerichts hat.) 1. Verhältniß während bestehender

Gemeinschaft.

§ 1314 (Vorl. Zusst. §3). Durch die allgemeine Gütergemeinschaft wird das Vermögen, welches die beiden Ehegatten zur Zeit des Eintritts der allgemeinen Gütergemeinschaft haben oder während derselben erwerben, zu einem beiden Ehegatten gemeinschaftlich gehörenden Vermögen (Gesammtgut) vereinigt. 5 1315 (Vorl. Zusst. § 4). Die Vereinigung des Vermögens der beiden Ehegatten zu dem Gesammtgute tritt kraft des Gesetzes ein. Dies gilt auch von den Rechten, zu deren Uebertragung durch Rechtsgeschäft Eintragung in das Grundbuch erforderlich ist; der § 821 (K.E.) findet hierbei Anwendung. §1316 (Vorl. Zusst. §5). Die zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände stehen den Ehegatten nicht nach Bruchtheilen zu. 739

§§ 1437— 1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Auf die zu dem Gesammtgute gehörenden Forderungen finden die Vorschriften der §§ 318, 337, 339 (K.E.) keine Anwendung. Auch tritt durch die Zugehörigkeit einer Forderung zu dem Gesammtgute in Ansehung derselben ein Gesammtschuldverhältniß unter den Ehegatten nicht ein. § 1317 (Vorl. Zusst. § 6). Der Antheil eines Ehegatten an dem Gesammtgute und an den einzelnen zu diesem gehörenden Gegenständen kann nicht veräußert oder belastet werden; er ist auch der Pfändung nicht unterworfen. Keiner der Ehegatten ist die Theilung des Gesammtgutes oder eines zu diesem gehörenden Gegenstandes zu verlangen berechtigt. § 1318 (Vorl. Zusst. § 7). Von dem Gesammtgute vollständig ausgeschlossen (Vorbehaltsgut) sind die Gegenstände, welche durch Ehevertrag für Vorbehaltsgut erklärt sind. § 1319 (Vorl. Zusst. § 8). Vorbehaltsgut sind die Gegenstände, welche von einem Dritten einem der Ehegatten mit der Bestimmung zugewendet sind, daß sie Vorbehaltsgut dieses Ehegatten sein sollen. § 1320 (Vorl. Zusst. § 9). Vorbehaltsgut der Ehefrau sind die Gegenstände, welche dieselbe ohne Einwilligung des Ehemannes durch ein Rechtsgeschäft unter Lebenden erwirbt, sofern der Ehemann das Rechtsgeschäft zu genehmigen verweigert. Die Vorschriften des § 1261 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 finden entsprechende Anwendung. § 1321 (Vorl. Zusst. § 10). Vorbehaltsgut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche derselbe auf Grund eines zu seinem Vorbehaltsgute gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu seinem Vorbehaltsgute gehörenden Gegenstandes oder durch solche Rechtsgeschäft erwirbt, welche auf sein Vorbehaltsgut sich beziehen. §1322 (Vorl. Zusst. §11). Auf das Vorbehaltsgut der Ehefrau finden die Vorschriften der §§ 1308, 1309, 1312 Anwendung. § 1323. Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß die von dem Gesammtgute ausgeschlossenen Gegenstände für Rechnung des Gesammtgutes verwaltet und ihre Nutzungen zu den letzteren gehören sollen, so finden auf solche Gegenstände (Sondergut) die §§ . . . (über die Errungenschaftgemeinschaft) entsprechende Anwendung. Ein Gleiches gilt von denjenigen, einem der Ehegatten gehörenden Gegenständen, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können, sowie von den Gegenständen, welche von einem Dritten einem der Ehegatten mit der Bestimmung zugewendet sind, daß dieselben Sondergut sein sollen. § 1324 (Vorl. Zusst. § 13). Die Verwaltung des Gesammtgutes steht, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, allein dem Ehemanne zu; er ist berechtigt, über die zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände thatsächlich so wie durch Rechtsgeschäfte unter Lebenden zu verfügen und die auf diese Gegenstände sich beziehenden Rechtsstreitigkeiten zu führen. Im Namen der Ehefrau ein Rechtsgeschäft vorzunehmen oder einen Rechtsstreit zu führen, ist der Ehemann nicht berechtigt und wird die Ehefrau durch die von dem Ehemann in Ausübung seines Verwaltungsrechtes vorgenommenen Rechtsgeschäfte und geführten Rechtsstreitigkeiten persönlich nicht verpflichtet. § 1325 (Vorl. Zusst. 5 13"). Ein Rechtsgeschäft des Ehemannes unter Lebenden, durch welches das Gesammtrecht oder ein Bruchtheil desselben oder ein zu dem Gesammtgute gehörendes Grundstück veräußert oder belastet oder die Verpflich740

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

tung zu einer solchen Veräußerung oder Belastung begründet wird, ist nur wirksam, wenn die Ehefrau in die V o r n a h m e des Rechtsgeschäftes eigewilligt hat o d e r dasselbe genehmigt. Dasselbe gilt von einem Rechtsgeschäfte des Ehemannes, welches ein Schenkungsversprechen enthält, oder durch welches Gesammtgut verschenkt oder über Gesammtgut z u m Zwecke der Erfüllung eines nach den vorstehenden Bestimmungen unwirksamen Rechtsgeschäftes verfügt wird. Die Bestimmungen des zweiten Absatzes finden keine Anwendung auf Schenkungen, welche durch eine sittliche Pflicht o d e r die auf den Anstand zu nehmende Rücksicht gerechtfertigt werden. Wird ein Rechtsgeschäft der im ersten Absatz bezeichneten Art zum Zwecke der ordnungsmäßigen Verwaltung des Gesammtgutes erforderlich, so kann der Ehemann von der E h e f r a u verlangen, daß dieselbe ihre Einwilligung oder Genehmigung dazu ertheile. § 1326 (Vorl. Zusst. § 13h). Ist auf G r u n d eines nach den Bestimmungen des § 1325 unwirksamen Geschäftes eine Eintragung in das Grundbuch erfolgt, so kann die E h e f r a u den Anspruch auf Berichtigung des Grundbuches ohne Mitwirkung des Ehemannes geltend machen. § 1327 (Vorl. Zusst. § 14). Zu der Annahme oder Ausschlagung einer Erbschaft oder eines Vermächtnisses, welche der Ehefrau angefallen sind, zu dem Verzichte auf einen Pflichttheilsanspruch der E h e f r a u und zu der Ablehnung eines der Ehefrau gemachten Vertragsantrages, insbesondere einer Schenkung, ist nur die Ehefrau berechtigt. § 1328 (Vorl. Zusst. §15). In Ansehung eines Erwerbsgeschäftes, welches die Ehefrau selbständig betreibt, finden die Bestimmungen des § 1279 entsprechende Anwendung. § 1329 (Vorl. Zusst. § 16). Einen bei Eintritt der Gütergemeinschaft bereits anhängigen Rechtsstreit der Ehefrau ist die letztere ohne Zuziehung des Ehemannes fortzusetzen berechtigt. Das in dem Rechtsstreite erlassene Urtheil ist f ü r und gegen den Ehemann wirksam. § 1330 (Vorl. Zusst. § 17). Die Ehefrau ist, ohne eines Auftrages oder einer Vollmacht des Ehemannes zu bedürfen, berechtigt, im N a m e n des Ehemannes Rechtsgeschäfte, welche auf das Gesammtgut sich beziehen, vorzunehmen und Rechtsstreitigkeiten, welche das Gesammtgut betreffen, zu f ü h r e n , wenn der E h e m a n n wegen Abwesenheit oder Krankheit zu der V o r n a h m e oder Führung außer Stande und G e f a h r in V e r z u g e ist. § 1331 (Vorl. Zusst. § 18). Die Gläubiger sowohl des Ehemannes als der E h e f r a u können, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, wegen aller Verbindlichkeiten der Ehegatten die Befriedigung aus dem Gesammtgute verlangen (Gesammtgutsverbindlichkeiten). Für Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Ehemann auch persönlich. §1332 (Vorl. Zusst. §19). Z u r Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut ist ein gegen den E h e m a n n vollstreckbarer Titel erforderlich, aber auch genügend. Ist die Gütergemeinschaft erst w ä h r e n d der Rechtshängigkeit oder nach Beendigung des Rechtsstreites, in welchem die E h e f r a u verurtheilt ist, eingetreten, so finden in Ansehung der Ertheilung einer gegen den Ehemann vollstreckbaren Ausferti741

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

gung des Unheiles die Vorschriften der §§ 665 bis 668 und des § 671 der Civilprozeßordnung entsprechende Anwendung. Die Vorschriften des zweiten Absatzes finden entsprechende Anwendung, wenn ein nach den Vorschriften des § 702 der Civilprozeßordnung gegen die Ehefrau vollstreckbarer Titel zur Zeit des Eintrittes der Gütergemeinschaft vorhanden war. § 1333 (Vorl. Zusst. § 19'). Wird über das Vermögen des Ehemannes der Konkurs eröffnet, so gehört das Gesammtgut zur Konkursmasse; der Ehefrau steht in Ansehung des Gesammtguts nicht das Recht auf Auseinandersetzung oder Absonderung zu. Durch den Konkurs über das Vermögen der Ehefrau wird das Gesammtgut nicht berührt. § 1334 (Vorl. Zusst. § 20. Folgende Verbindlichkeiten der Ehefrau sind, wenn sie erst nach Eintritt der Gütergemeinschaft entstanden sind, nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten: 1. die Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften und Urtheilen, sowie die Verbindlichkeiten der Ehefrau wegen der gerichtlichen Kosten des Rechtsstreites, in welchem ein solches Urtheil erlassen ist, es sei denn, daß der Ehemann in die Vornahme des Rechtsgeschäftes oder in die Führung des Rechtsstreites eingewilligt oder dazu seine Genehmigung ertheilt hat, oder daß die Haftung des Gesammtgutes nach den Vorschriften der §§ 1327 bis 1330 begründet ist. Soweit jedoch in den Fällen, in welchen hiernach eine Gesammtgutsverbindlichkeit nicht vorliegt, das Gesammtgut bereichert ist, wird die Verbindlichkeit als Gesammtgutsverbindlichkeit angesehen; die Bestimmungen des § 742 Abs. 3 K.E. finden hierbei entsprechende Anwendung. 2. die im § 1284 unter N° 2, 3 bezeichneten Verbindlichkeiten der Ehefrau. § 1335 (Vorl. Zus.st. § 21). Die auf Gesetz beruhenden Ansprüche der Verwandten des Ehemannes und der Ehefrau auf Gewährung des Unterhaltes oder einer Ausstattung sind so zu beurtheilen, wie wenn das Gesammtgut dem Ehemanne gehörte und, sofern die Ansprüche den Verwandten der Ehefrau zustehen, wie wenn dieselben zu dem Ehemanne in demjenigen Verwandtschaftsverhältniß sich befänden, in welchem sie zu der Ehefrau sich befinden. Durch die Bestimmungen des ersten Absatzes werden die Ansprüche nicht berührt, welche den Verwandten der Ehefrau, wenn der letzteren ein Vorbehaltsgut gehört, gegen dieselbe wegen des Vorbehaltsgutes zustehen. Diese der Ehefrau wegen des Vorbehaltsgutes obliegende Verbindlichkeit ist nicht Gesammtgutsverbindlichkeit. Der Ehemann haftet der Ehefrau dafür, daß dieselbe, soweit er selbst nach der Vorschrift des ersten Absatzes verpflichtet ist, nicht in Anspruch genommen wird. § 1336 (Vorl. Zus.st. §§ 13h, 22). Der Ehemann ist verpflichtet, wegen einer Verminderung des Gesammtgutes, welche von ihm in der Absicht, die Ehefrau zu benachtheiligen, bewirkt ist, oder welche das Gesammtgut durch ein nach den Bestimmungen des § 1325 unwirksames Rechtsgeschäft des Ehemannes erlitten hat, dem Gesammtgute Ersatz zu leisten. § 1337 (Vorl. Zus.st. §23). H a t der Ehemann aus dem Gesammtgute eine Verwendung in sein Vorbehaltsgut gemacht, so ist er verpflichtet, den Werth, welchen das Verwendete zur Zeit der Verwendung hatte, dem Gesammtgute zu ersetzen. H a t der Ehemann aus seinem Vorbehaltsgute eine Verwendung in das Gesammtgut gemacht, so ist ihn der Werth, welchen das Verwendete zur Zeit der Verwendung hatte, aus dem Gesammtgute zu ersetzen. 742

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§

1437—1467

§ 1338 (Vorl. Zus.st. § 25). Der Ehemann ist verpflichtet, auf Verlangen der Ehefrau derselben die Mittel zu gewähren, welche zur ordnungsmäßigen Besorgung ihrer persönlichen Angelegenheiten, insbesondere bei der Führung eines Rechtsstreites oder bei einem gegen die Ehefrau gerichteten strafrechtlichen Verfahren, erforderlich sind. § 1339 (Vorl. Zus.st. § 26). Die Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen auch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last. Folgende Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen jedoch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute, sondern demjenigen Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstanden sind: 1. die Verbindlichkeiten, welche aus einer während des Bestehens der Gemeinschaft von einem der Ehegatten begangenen unerlaubten Handlung oder dem durch eine solche herbeigeführten Strafverfahren entstanden sind; 2. die Verbindlichkeiten, welche aus einem auf das Vorbehaltsgut eines der Ehegatten sich beziehenden Rechtsverhältnisse entstanden sind; 3. die Verbindlichkeiten, welche aus einem Rechtsstreite über eine der unter N° 1 und 2 bezeichneten Verbindlichkeiten entstanden sind. § 1340 (Vorl. Zus.st. § 24). Der Ersatz, welchen einer der Ehegatten an das Gesammtgut zu leisten oder der Ehemann aus dem Gesammtgute zu fordern hat, ist erst bei Auflösung der Gemeinschaft zu bewirken. Diese Bestimmung findet jedoch im Falle einer Ersatzverbindlichkeit der Ehefrau, sofern diese Vorbehaltsgut hat, insoweit keine Anwendung, als der Ersatz aus dem Vorbehaltsgute erfolgen kann. § 1341 (Vorl. Zus.st. § 17 α hinter § 35). Wenn der Ehemann unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft steht oder wegen Abwesenheit eine Pflegschaft über sein Vermögen angeordnet ist, so finden die Vorschriften des § 1298 entsprechende Anwendung. Bemerkungen: 1. Da vorbehalten ist, die Bestimmung über das Erforderniß der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts in den Abschnitt über elterliche Gewalt bezw. Vormundschaft zu setzen und überwiegende Gründe für eine solche Versetzung sprechen dürften, so empfiehlt es sich m. E., aus der fraglichen Bestimmung nicht einen besonderen Paragraphen zu bilden, damit im Falle der Versetzung nicht eine Paragraphenzahl ganz ausfällt. Werden die Bestimmungen der §§ 1 und 2 der vorl. Zusst. aber in einen Paragraphen zusammengefaßt, so scheint es mir natürlicher, die Vorschrift des § 2, welche den Inhalt des hier in Frage stehenden Vertrages bestimmt, voranzustellen. 2. Die Fassung des ersten Absatzes schließt sich der des § 1310 an. Im Anschluß an die vorläufige Zusammenstellung wird aber vorgeschlagen, statt: „ist unter den Ehegatten vereinbart" zu setzen: „ist durch Ehevertrag vereinbart". Es ist dies korrekter, weil der fragliche Vertrag auch schon vor der Schließung der Ehe geschlossen werden kann, sogar regelmäßig vor diesem Zeitpunkte also nicht unter den Ehegatteni, sondern unter den Verlobten geschlossen wird. Der § 1310 wird dann aber eine entsprechende Aenderung erfahren müssen. 3. Bei der von der Vorlage vorgeschlagenen Fassung bedarf es wohl der in der vorläufigen Zusammenstellung hinzugefügten W o r t e : „für den . . . Güterstand (allgemeine eheliche Gütergemeinschaft)" nicht. 4. Aus den unter Nr. 2 angeführten Gründen spricht die Vorlage im zweiten Absätze nicht „von Ehegatten", sondern „von Vertragschließenden." 743

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

5. „Unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft stehende" statt: „in der Geschäftsfähigkeit Beschränkte" wird vorgeschlagen, weil bei der letzteren Fassung der Fall nicht gedeckt sein würde, wenn f ü r einen Geschäftsunfähigen, dessen gesetzlicher Vertreter den Vertrag schließt. Der zu 5 1306 gestellte Antrag, den Abschluß eines Ehevertrages durch gesetzliche Vertreter auszuschließen, ist abgelehnt. Mittelbar wird nun zwar die Vorschrift des zweiten Absatzes des § 1313 dahin führen, daß der auf Einführung der allgemeinen Gütergemeinschaft gerichtete Ehevertrag von dem gesetzlichen Vertreter eines Geschäftsunfähigen nicht geschlossen wird, weil die für die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts bestimmte Voraussetzung, daß der Vertragschließende sich einverstanden erklärt habe, nicht eintreten kann. W e n n diese Vorschrift aber nur als eine Instruktionsvorschrift gegeben wird, von deren Beobachtung die Gültigkeit der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts nicht abhängt, so bleibt doch der gültige Abschluß eines Ehevertrags der fraglichen Art f ü r einen Geschäftsunfähigen in denjenigen Fällen möglich, in welchen das Vormundschaftsgericht die fragliche Vorschrift nicht beobachtet hat, indem es vielleicht irrthümlich sich des Einverständnisses des Geschäftsunfähigen, dessen Geisteskrankheit es nicht kannte, vergewissert hielt. Nach dem Wortlaute der vorläufigen Zusammenstellung würde der von dem gesetzlichen Vertreter eines Geschäftsunfähigen geschlossene Vertrag der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts nicht bedürfen, sondern ohne diese gültig sein, was doch unzweifelhaft nicht beabsichtigt wird. Zw §1316. Die vorgeschlagene Fassung entspricht zwar dem Wortlaute des Beschlusses nicht, scheint mir aber den Sinn desselben, wie solcher bei der Berathung allseitig anerkannt wurde, besser klar zu stellen, wie jener Wortlaut oder der von der vorläufigen Zusammenstellung vorgeschlagene Zusatz. Z« § 1318. Die Vorlage läßt die W o r t e : „so daß auch die Nutzungen nicht zu demselben gehören" weg, weil das Wesen des Vorbehaltsguts im Gegensatze zu dem Sondergute einerseits durch das W o r t : „vollständig" ausgeschlossen in dem § 1318, andererseits durch die Definition des Sonderguts in dem § 1323 genügend bezeichnet werden dürfte. Eventuell müßte der Zusatz im Anschlüsse an die Bestimmungen des § 1323 wohl dahin vervollständigt werden, daß er lautete: „so daß auch die Verwaltung nicht auf Rechnung desselben erfolgt und die Nutzungen nicht zu demselben gehören." Die W o r t e : „einem der Ehegatten gehörenden" in der vorläufigen Zusammenstellung dürften entbehrlich sein. Ein entsprechender Zusatz findet sich auch in dem § 1259 nicht. Die Vereinbarung kann auch dahin gehen, daß ein gewisser künftiger Erwerb Vorbehaltsgut sein soll; dann hat diese Vereinbarung gerade erst die Folge, daß die betreffenden Gegenstände Eigenthum des einzelnen Gatten und nicht Gesammtgut werden. Zu §1324. 1. Den Ausschluß der Ehefrau von der Verwaltung des Eheguts glaubt die Vorlage durch die Fassung des ersten Absatzes genügend auszudrücken und wird dadurch der zweite Absatz der vorläufigen Zusammenstellung überflüssig. Auf die Ausnahmen, welche die Regel erleidet, wird wohl genügend durch die dem ersten Satze hinzugefügten Worte: „soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt" hingewiesen. Vielleich ist auch diese Einschaltung überflüssig, da die Ausnahmen sofort in den folgenden §§ folgen. 2. Die Vorlage läßt das Wort „auch" in dem zweiten Satze des ersten Absatzes weg, weil die Berechtigung des Ehemannes, über die zu dem Gesammtgute gehörigen Gegenstände zu verfügen und Prozesse zu führen, nicht neben dem Verwal744

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tungsrechte besteht, sondern der Inhalt und die Ausdehnung des Verwaltungsrechts dadurch nur näher bestimmt wird. 3. In dem zweiten Absätze sollen die beiden Gedanken zum Ausdruck gebracht werden, daß der Ehemann nicht berechtigt ist, im Namen der Ehefrau zu handeln, und daß die Ehefrau auch nicht etwa dem Ehemann gegenüber persönlich verpflichtet wird, die Verpflichtungen mit zu tragen, welche er durch die in Ausübung seines Verwaltungsrechts vorgenommenen Rechtsgeschäfte und geführten Prozesse eingegangen. Den letzteren Gedanken zum Ausdruck zu bringen, wurde für nothwendig gehalten, weil aus dem Begriffe des Verwaltungsrechts das Gegentheil gefolgert werden könnte und das Verwaltungsrecht des Ehemannes bei dem gesetzlichen Güterrechte in der That in dieser Art gedacht ist. Dieser Gedanke dürfte aber durch die von der Vorlage vorgeschlagene Fassung klarer zum Ausdruck gelangen wie durch die Fassung der vorläufigen Zusammenstellung. Zu §§ 1323 und 1326. 1. Die Vorlage schlägt die Bildung von zwei Absätzen aus dem ersten Satze der vorläufigen Zusammenstellung vor, theils um eine zu große Länge zu vermeiden, und um das Wort „Rechtsgeschäft" für alle in Betracht kommenden Fälle brauchen zu können, theils weil die besondere Bestimmung des dritten Absatzes sich nur auf die in dem zweiten Absätze bezeichneten Rechtsgeschäfte und die Bestimmung des vierten Absatzes (Satz 2 der vorl. Zusst.) sich nur auf die im ersten Absätze bezeichneten Rechtsgeschäfte bezieht. 2. Schwierigkeit bietet die richtige Fassung des Beschlusses, nach welchem auch die zum Zwecke der Erfüllung obligatorischer Rechtsgeschäfte vorgenommenen Rechtsgeschäfte der Einwilligung der Ehefrau bedürfen sollen. Gedacht ist bei diesem Beschlüsse nur an den Fall, wenn das obligatorische Rechtsgeschäft, welches erfüllt werden soll, wegen mangelnder Einwilligung der Ehefrau unwirksam ist. Ist dasselbe, weil die Ehefrau ihre Einwilligung ertheilt hat, wirksam, so kann der Ehemann die zur Erfüllung erforderlichen Rechtsgeschäfte über einzelne Gesammtgutsgegenstände, soweit es sich nicht um Veräußerung oder Belastung von Grundstücken handelt, ohne Einwilligung der Ehefrau vornehmen. Andererseits bezieht sich die fragliche Bestimmung auf alle wegen mangelnder Einwilligung der Ehefrau unwirksamen obligatorischen Rechtsgeschäfte, insbesondere auch auf Schenkungsversprechen. Um diesen beiden Gesichtspunkten gerecht zu werden, wird die fragliche Bestimmung erst hinter den Vorschriften, welche die Unwirksamkeit der fraglichen obligatorischen Rechtsgeschäfte bestimmen, gegeben werden können und dabei zugleich ausgedrückt werden müssen, daß nur die Erfüllung eines nach den vorhergehenden Bestimmungen unwirksamen Rechtsgeschäfts getroffen werden soll. 3. Die in dem ersten Absätze des § 13b der vorläufigen Zusammenstellung enthaltene Bestimmung über die Ersatzpflicht des Ehemannes hat die Vorlage hier weggelassen und mit der Bestimmung des § 1336 (§ 159 des Entw.) verbunden. An dieser Stelle handelt es sich nur darum, die Grenzen des Verfügungsrechts des Ehemannes und die rechtliche Unwirksamkeit einer über diese Grenzen hinausgehenden Verfügung festzustellen. Die obligatorischen Verpflichtungen, welche der Ehemann in Folge seiner Verwaltung des Gesammtguts gegenüber der Ehefrau treffen, werden erst in den späteren Paragraphen behandelt, und dürfte es systematisch richtiger sein und die Uebersicht erleichtern, wenn dort alle das obligatorische Verhältniß unter den Ehegatten betreffenden Bestimmungen zusammengestellt werden. Strenggenommen müßte von diesem Gesichtspunkte aus auch die Vorschrift, daß die Ehefrau die Einwilligung zu Rechtsgeschäften, welche zur ordnungsmäßigen Verwaltung des Gesammtguts erforderlich sind, zu ertheilen verpflichtet sei, an jene spä745

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

tere Stelle gehören. Der sachliche Zusammenhang dieser Bestimmung mit den Vorschriften über die Fälle, in welchen die Einwilligung der Ehefrau erforderlich ist, ist aber ein so inniger und unmittelbarer, daß die Vorlage in dieser Beziehung der vorläufigen Zusammenstellung folgen zu sollen glaubt. Zu § 1329. Der hinzugefügte zweite Satz scheint mir erforderlich oder doch zweckmäßig, um den Sinn des Paragraphen klar zu stellen. Zu §1330. Die Weglassung der beschlossenen Worte: „im Namen des Ehemanns" scheint mir durch die Beschlüsse zu § 20 der vorl. Zusst. nicht gerechtfertigt zu werden. Wenn nach den letzteren auch anzunehmen sein wird, daß die Ehefrau in dem Falle des § 1330 auch in eigenem Namen mit Wirksamkeit für das Gesammtgut handeln kann, so soll sie doch jedenfalls auch befugt sein, im Namen des Ehemannes zu handeln und dadurch zu bewirken, daß sie persönlich nicht verpflichtet wird. Die in der vorl. Zusst. eingeklammerten W o r t e : „welche sich auf das Gesammtgut beziehen" dürfen m. E. nicht weggelassen werden, weil durch sie die Grenzen des Rechts der Ehefrau gegenüber den Rechtsgeschäften, welche sich auf ihr Vorbehaltsgut beziehen, festgestellt wird. Zu § 1331. Die Weglassung der Worte: „soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt" in dem zweiten Absätze rechtfertigt sich dadurch, daß, nachdem der § 172 des Entw. gestrichen worden, eine Ausnahme von der Regel des zweiten Absatzes nicht mehr stattfindet. Zu § 1336. Vgl. Bemerkungen zu § 1325 und § 1326 Nr. 3. Zu § 1339. Der Ausdruck: „besondere Gesammtgutsverbindlichkeiten" scheint mir das Wesen derjenigen Gesammtgutsverbindlichkeiten, welche in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute nicht zur Last fallen, nicht genügend anschaulich zu bezeichnen. Ich würde den Ausdruck „Sonderverbindlichkeiten" vorziehen; doch scheint es mir überhaupt bedenklich, nur für diese Art der Gesammtgutsverbindlichkeiten einen technischen Ausdruck einzuführen. Hält man die von dem Entwürfe vorgeschlagene Bezeichnung der beiden Klassen als Gemeinschafts- und Sonderverbindlichkeiten nicht f ü r passend, so scheint mir das Beste, auf jeden technischen Ausdruck zu verzichten. Zu § 1340. Die Vorlage stellt den § 24 der vorläufigen Zusammenstellung hinter den § 1339 (§ 26 der vorläufigen Zusammenstellung), weil sich die Bestimmung des ersteren auch auf diejenigen Ersatzverbindlichkeiten bezieht, welche sich aus den Vorschriften des § 1339 ergeben. Des Zusammenhanges wegen ist dann in diesem Paragraphen auch die in der vorläufigen Zusammenstellung nicht berücksichtigte aber zu dem § 1337 beschlossene Vorschrift mit aufgenommen, daß auch der Ersatz, welchen der Ehemann nach § 1337 Abs. 2 aus dem Gesammtgute zu fordern hat, erst bei Auflösung der Gemeinschaft zu leisten ist. § 1313 K E / § 1341 E I II. 1. Fassung der Regelung in der

ZustFamR:

ZustFamR § 1313. Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten allgemeine § 1313 eheliche Gütergemeinschaft bestehen soll, so finden die Vorschriften der §§ 1314 bis 1376 Anwendung. Steht einer der Vertragsschließenden unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft, so bedarf der auf Einführung der allgemeinen Gütergemeinschaft gerichtete 746

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Vertrag der Genehmigung des Vormundschaftsgerichtes. Die Genehmigung darf nur ertheilt werden, wenn der unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft stehende Vertragschließende gehört ist und mit dem Ehevertrage sich einverstanden erklärt hat.8 2. Es lag folgender Antrag Nr. 304, 2 von v. Webern or: IV. Die bei § 1313 der Zusst. der Beschl. z. Familienrechte nach Prot. S. 6627 (vergl. Note zu § 1313) vorbehaltene Entscheidung der Frage, welche Folgen der Mangel der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts bezw. der Mangel des Einverständnisses der unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft stehenden Person hat, dahin zu treffen, daß a) der Mangel der Genehmigung des Vormundschaftsgerichtes unter die Vorschrift des § 523 fällt, es mithin einer besonderen Bestimmung nicht bedarf, b) der Mangel des Gehörs oder Einverständnisses der unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft stehenden Person nur als Verletzung einer Ordnungsvorschrift anzusehen ist, und daher in § 1313 Abs. 2 Satz 2 zur Verdeutlichung statt „darf" zu setzen „soll". (Prot. I, S. 8361, 8362). Die Berathung wandte sich darauf dem zu § 523 des Entw. gestellten, in der vorigen Sitzung noch unerledigten Antrage unter IV zu (vgl. Prot. 8361, 8362). Derselbe fand, insbesondere auch insoweit, als er vorschlägt, im § 1313 Abs. 2 Satz 2 der Zusst. statt „darf" zu setzen „soll", die Zustimmung der Kommission. Die von einer Seite angeregte Frage, ob nicht, in Uebereinstimmung mit der Fassung im Eingange des § 1475 der Zusst., im Abs. 2 des § 1313 die Worte „so bedarf der auf Einführung der allgemeinen Gütergemeinschaft gerichtete Vertrag der Genehmigung des Vormundschaftsgerichtes" durch die Worte zu ersetzen seien „so ist zu dem auf Einführung der allgemeinen Gütergemeinschaft gerichteten Vertrage die Genehmigung des Vormundschaftsgerichtes erforderlich" wurde zur Prüfung bei der Redaktion verwiesen. Man war einverstanden, daß die Note zu § 1313 der Zusst. nunmehr zu streichen sei. (Prot. I, S. 8372, 8373). 3. Ferner lag vor der Antrag Nr. 335, 46 von Kurlbaum: § 1313 Abs. 2. „Ist einer der Vertragschließenden in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so pp. (mit der bereits beschlossenen Aenderung) ertheilt werden, wenn der in der Geschäftsfähigkeit beschränkte Vertragschließende mit dem Ehevertrage sich einverstanden erklärt hat." (Prot. I, S. 8714). III. 2. Für den Fall der Annahme des Antrages 9 unter I, 46 dem zweiten Absätze folgenden Satz voranzustellen: „Von dem gesetzlichen Vertreter eines Geschäftsunfähigen kann ein Vertrag über Einführung der allgemeinen Gütergemeinschaft nicht geschlossen werden." (Prot. I, S. 8718). 8

Im Original ist hier noch angemerkt: „Es ist vorbehalten, den zweiten Absatz des § 1313 in den Abschnitt über die elterliche Gewalt bezw. die Vormundschaft zu versetzen und in diesem Abschnitte zugleich zu entscheiden, welche Folgen der Mangel der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts beziehungsweise der Mangel des Einverständnisses der unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft stehenden Person hat." — Vgl. dazu Prot. I, S. 8361, 8362, 8372, 8373 (Familienrecht II). - Neufassung des § 1313 Abs. 2 durch den Redaktionsausschuß: In Satz 1 werden die Worte: „so bedarf . . . Vormundschaftsgerichtes" durch die Worte ersetzt: „so ist zu dem auf Einführung der allgemeinen Gütergemeinschaft gerichteten Vertrage die Genehmigung des Vormundschaftsgerichtes erforderlich." In Satz 2 wird für „darf" gesetzt: „soll". (Prot. I, 8361 f., 8373).

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Dieser Antrag dürfte, ohne daß dies genau nachweisbar ist, von Pltrnck stammen.

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§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

46. Zu § 1313 Abs. 2, § 1396 Abs. 2 (Anträge unter I, 46 und 111,2). Die Anträge unter I, 46 und III, 2 wurden von der Mehrheit abgelehnt, der erstere Antrag in der Erwägung, daß derselbe zu dem Mißverständnisse führen könne, daß der hier fragliche Ehevertrag, wenn ein Vertragschließender geschäftsunfähig sei, durch den gesetzlichen Vertreter desselben geschlossen werden könne und es in diesem Falle auch der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts nicht bedürfe, während nach dem gefaßten Beschlüsse (Prot. S. 6627) durch die gegenwärtige Fassung des § 1313 Abs. 2 zugleich ausgedrückt werden solle, daß die Genehmigung von Seiten des Vormundschaftsgerichts bei Geschäftsunfähigkeit eines Vertragschließenden überhaupt nicht ertheilt, für eine geschäftsunfähige Person der hier fragliche Ehevertrag mithin überhaupt nicht geschlossen werden solle. Außerdem würde die Fassung des Antrags unter I, 46 das Erforderniß der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts, entgegen dem Prinzipe des § 1704, in solchen Fällen ausschließen, in welchen ein Pfleger für einen Vertragschließenden bestellt, der letztere aber in der Geschäftsfähigkeit nicht beschränkt sei (vergl. § 1700). Andererseits erhebe sich gegen den Antrag unter III, 2 das Bedenken, daß nach demselben der von dem gesetzlichen Vertreter eines geschäftsunfähigen Ehegatten geschlossene Ehevertrag nichtig sein würde, trotzdem das Vormundschaftsgericht denselben in der irrigen Meinung, daß der Ehegatte geschäftsfähig sei, genehmigt habe. Die Beibehaltung der Bestimmung, daß der unter ehelicher Gewalt oder unter Vormundschaft stehende Vertragschließende vor der Ertheilung der Genehmigung von Seiten des Vormundschaftsgerichts gehört werden solle, neben der Bestimmung, daß die Genehmigung nur dann ertheilt werden solle, wenn der Vertragschließende selbst mit dem Ehevertrage sich einverstanden erklärt habe, erachtete man — entgegen dem Antrage unter I, 46 — als angemessen, um das Vormundschaftsgericht darauf hinzuweisen, daß es sich nicht einfach mit der Entgegennahme der zustimmenden Erklärung des ersteren begnügen solle. Einverständniß herrschte, daß mit Rücksicht auf die sonst befolgte Redaktionsweise im Abs. 2 des § 1313 und entsprechend auch im Abs. 2 des § 1396, im Eingange sowie im zweiten Satze des Abs. 2 des § 1313 statt „oder Vormundschaft" zu setzen sei „oder unter Vormundschaft". (Prot. I, S. 8721 —8723). 10 III., IV. Fassung der Regelung im K E / Ε I : KE§1313 §1313. Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten allgemeine Ε I § 1341 eheliche Gütergemeinschaft bestehen soll, so finden die Vorschriften der §§ 1314 bis 1376 Anwendung." Steht einer der Vertragschließenden unter elterlicher Gewalt oder unter V o r mundschaft, so ist zu dem auf Einführung der allgemeinen Gütergemeinschaft gerichteten Vertrage die Genehmigung des Vormundschaftsgerichtes erforderlich. Die Genehmigung soll nur ertheilt werden, wenn der unter elterlicher Gewalt oder unter Vormundschaft stehende Vertragschließende gehört ist und mit dem Ehevertrage sich einverstanden erklärt hat. 10

11

Ferner lag noch folgender Antrag Nr. 362, 163 von Kurlbaum zu $ 1313 vor, diesen mit der Uberschrift „1. Vereinbarung der Gütergemeinschaft" zu versehen und demgemäß die weiteren Nummern der Überschriften 1., 2., 3. in 2., 3., 4. zu wandeln (Prot. I, S. 8778, 8789). — Der Antrag Nr. 337,18 von v. Mandry, in § 1313 Abs. 2 Satz 1 zu setzen: „. . . so ist zu dem auf Einführung der allgemeinen Gütergemeinschaft gerichteten Vertrage die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts erforderlich. Die Genehmigung soll nur . . . (vergl. Prot. S. 8373)", bereits erledigt worden. Im Ε I ist auf die §§ 1342—1409 verwiesen.

748

6. Titel: Allgemeine G ü t e r g e m e i n s c h a f t

§§

1437—1467

§ 1314 K E / § 1342 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR/ im KE und Ε I: ZustFamR $ 1314. Durch die allgemeine Gütergemeinschaft wird das Vermögen, welches §1314 der Ehemann, und das Vermögen, welches die Ehefrau zur Zeit des Eintrittes der § allgemeinen Gütergemeinschaft hat oder während derselben erwirbt, zu einem bei- E I S '342 den Ehegatten gemeinschaftlich gehörenden Vermögen (Gesammtgut) vereinigt.

§ 1315 K E / § 1343 E I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1315. Die Vereinigung des Vermögens der beiden Ehegatten zu dem Ge- ZustFamR sammtgute tritt kraft des Gesetzes ein, ohne daß es einer Uebertragung bedarf. Dies § 1 3 1 5 gilt auch von den Rechten, zu deren Uebertragung durch Rechtsgeschäft Eintragung in das Grundbuch erforderlich ist; der § 827 (K.E.) findet hierbei Anwendung. 2. Abgelehnt wurde der Antrag Nr. 339, 26 von Gebhard, das W o r t „beiden" vor „Ehegatten" zu streichen (Prot. I, S. 8825, 8843). III.,IV. Fassung der Regelung im K E / E l : §1315. Die Vereinigung des Vermögens der beiden Ehegatten zu dem Ge- KE§1315 sammtgute tritt kraft des Gesetzes ein, ohne daß es einer Uebertragung bedarf. Dies Ε I § 1343 gilt auch von den Rechten, zu deren Uebertragung durch Rechtsgeschäft Eintragung in das Grundbuch erforderlich ist; der § 827 findet hierbei Anwendung. 12

§ 1316 K E / § 1344 Ε I Fassung der Regelung in der ZustFamR/im X £ u n d E I : § 1316. Die zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände stehen den Ehegat- ZustFamR ten nicht nach Bruchtheilen zu. Auf die durch die Gütergemeinschaft in der Person § 1 3 1 6 der Ehegatten eintretende Mehrheit von Gläubigern einer zu dem Gesammtgute ge§ 1316 1 44 hörenden Forderung finden die Vorschriften der §§318 bis 321, 323 bis 335, 337, 339 (K.E) keine Anwendung. 1 3

§ 1317 K E / § 1345 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR/ im KE und Ε I : § 1317. Der Antheil eines Ehegatten an dem Gesammtgute und an den einzelnen ZustFamR zu diesem gehörenden Gegenständen kann nicht veräußert oder belastet werden; er S 1317 ist auch der Zwangsvollstreckung nicht unterworfen. ^ § 1317 1345 Keiner der Ehegatten ist die Theilung des Gesammtgutes oder eines zu diesem gehörenden Gegenstandes zu verlangen berechtigt.

§ 1318 K E / § 1346 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR/ im KE und ΕI: ZustFamR § 1318. Von dem Gesammtgute vollständig ausgeschlossen (Vorbehaltsgut) sind § 1318 12 13

Im Ε I ist auf § 843 verwiesen. Im Ε I ist auf die §§ 3 2 0 - 3 2 3 , 3 2 5 - 3 2 7 , 339, 341 verwiesen.

749

§§ 1437—1467

l . Abschnitt: Bürgerliche Ehe

KE § 1318 dig Gegenstände, welche durch Ehevertrag für Vorbehaltsgut eines der Ehegatten E I § 1346 erklärt sind. § 1319 K E / § 1347 E I ZustFamR § 1319

II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1319. Vorbehaltsgut sind die Gegenstände, welche von einem Dritten einem der Ehegatten mit der Bestimmung zugewendet sind, daß sie Vorbehaltsgut dieses Ehegatten sein sollen. 2. Prot. I, S. 8676, 8677, 8679, 8689 vgl. bei § 1287 Ε I.

KE § 1319

III. 1. Fassung der Regelung im K E : ξ 1319. Vorbehaltsgut sind die Gegenstände, welche einer der Ehegatten durch Erbfolge oder durch Vermächtniß oder als Pflichttheil oder durch Zuwendung eines Dritten unter Lebenden erwirbt, sofern in den ersteren Fällen der Erblasser durch letztwillige Verfügung, in dem letzten Falle der Dritte bei der Zuwendung bestimmt hat, daß die Gegenstände Vorbehaltsgut sein sollen. 2. Auf Antrag Nr. 377, 6 von v. Mandry wurde beschlossen zu sagen: „oder durch Zuwendung unter Lebenden von Seiten eines Dritten. . ." (Prot. I, S. 12039).

Ε I § 1347

IV. Fassung der Regelung im Ε I : § 1347. Vorbehaltsgut sind die Gegenstände, welche einer der Ehegatten durch Erbfolge oder durch Vermächtniß oder als Pflichttheil oder durch Zuwendung unter Lebenden von Seiten eines Dritten erwirbt, sofern in den ersteren Fällen der Erblasser durch letztwillige Verfügung, in dem letzten Falle der Dritte bei der Zuwendung bestimmt hat, daß die Gegenstände Vorbehaltsgut sein sollen. § 1320 KE / § 1348 E I

Fassung der Regelung in der ZustFamR/ im KE und ΕI: ZustFamR § 1320. Vorbehaltsgut der Ehefrau sind Gegenstände, welche dieselbe ohne Ein5 1320 willigung des Ehemannes durch ein Rechtsgeschäft unter Lebenden erwirbt, sofern KE § 1320 jgj. Ehemann das Rechtsgeschäft zu genehmigen verweigert. Die Vorschriften des Ε I 1348 ^ 1 2 6 1 A b s j S a t z 2 u n c i Abs. 2 finden entsprechende Anwendung. 14 § 1321 K E / § 1349 Ε I Fassung der Regelung in der ZustFamR/ im /CEund EI: ZustFamR ξ 1321. Vorbehaltsgut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche derselbe § 1321 a u f Grund eines zu seinem Vorbehaltsgute gehörenden Rechtes oder als Ersatz für KE $1321 jjg 2erstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu seinem Vorbehaltsgute geE I 1349 hörenden Gegenstandes oder durch solche Rechtsgeschäfte erwirbt, welche auf sein Vorbehaltsgut sich beziehen. § 1322 K E / §1350 E I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: ZustFamR § 1322. Auf das Vorbehaltsgut der Ehefrau finden die Vorschriften des § 1264 § 1322 entsprechende Anwendung. 14

Im Ε I ist auf § 1288 verwiesen.

750

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§ 1437-1467

2. A u f g r u n d des Antrags N r . 337, 19 von v. Manäry w u r d e f o l g e n d e Ä n d e r u n g beschlossen: „Auf das V o r b e h a l t s g u t der E h e f r a u finden die V o r s c h r i f t e n d e r §§ 1308, 1309, 1312 auch dann entsprechende A n w e n d u n g , w e n n dasselbe nicht d u r c h Ehevertrag f ü r V o r b e h a l t s g u t erklärt ist." (Prot. I, S. 8797, 8810). III. 1. Fassung der Regelung im K E : § 1322. Auf das V o r b e h a l t s g u t der E h e f r a u finden die V o r s c h r i f t e n d e r §§ 1308, KE $ 1322 1309, 1312 auch dann entsprechende A n w e n d u n g , w e n n dasselbe nicht durch Ehevertrag f ü r V o r b e h a l t s g u t erklärt ist. 2. Folgender A n t r a g von Planck w u r d e a n g e n o m m e n : den § 1322 dahin zu fassen: „Auf das V o r b e h a l t s g u t eines E h e g a t t e n finden die V o r s c h r i f t e n d e r §§ 1308, 1309, auf das V o r b e h a l t s g u t der E h e f r a u die V o r s c h r i f t e n des § 1312 auch d a n n entsprechende A n w e n d u n g , w e n n das V o r b e h a l t s g u t nicht durch Ehevertrag f ü r Vorbehaltsgut erklärt ist." — (Bemerk. Laut Prot. S. 6650 w u r d e die Frage, ob auch das V o r b e h a l t s g u t des E h e m a n n e s dem Publikationsz w a n g e zu u n t e r w e r f e n sei, bis z u r B e r a t h u n g d e r V o r s c h r i f t e n ü b e r das eherechtliche Register vorbehalten. Die Kommission ist j e d o c h später auf die Frage nicht speziell z u r ü c k g e k o m m e n . Soweit das V o r b e h a l t s g u t des E h e m a n n s auf Ehevertrag beruht, finden die V o r s c h r i f t e n der §§ 1308, 1309 direkt A n w e n d u n g . Die Ausdehn u n g der A n w e n d b a r k e i t jener V o r s c h r i f t e n auf die sonstigen Fälle des V o r b e h a l t s guts des E h e m a n n s z u m Schutze des guten Glaubens Dritter ist allerdings n u r von geringer praktischer B e d e u t u n g ; sie k o m m t n u r f ü r die seltenen Fälle in Betracht, in welchen die E h e f r a u ausnahmsweise über G e s a m m t g u t wirksam v e r f ü g e n kann (§§ 1328, 1330), sie aber in Wirklichkeit über solche G e g e n s t ä n d e , welche zum V o r b e h a l t s g u t e des E h e m a n n e s g e h ö r e n , als z u m G e s a m m t g u t e g e h ö r e n d v e r f ü g t hat und der Dritte in dieser Hinsicht im guten Glauben war. D a j e d o c h im § 1323 Abs. 2 die V o r s c h r i f t e n der §§ 1308, 1309 g a n z allgemeine auf das S o n d e r g u t , mithin auch auf das S o n d e r g u t des E h e m a n n e s , f ü r entsprechend a n w e n d b a r erklärt sind — obwohl letzteres bei den Berathungen ausdrücklich nicht z u r S p r a c h e gek o m m e n ist (Prot. S. 7219) —, so fehlt es an einem ausreichenden G r u n d e , das V o r b e h a l t s g u t des E h e m a n n s in dieser Hinsicht anders zu behandeln.) (Prot. I, S. 12059, 12060). IV. Fassung d e r Regelung im Ε I : § 1350. Auf das Vorbehaltsgut eines Ehegatten finden die V o r s c h r i f t e n der E I §1350 §§ 1336, 1337, auf das V o r b e h a l t s g u t der E h e f r a u die V o r s c h r i f t e n des § 1340 auch dann entsprechende A n w e n d u n g , w e n n das V o r b e h a l t s g u t nicht d u r c h Ehevertrag f ü r V o r b e h a l t s g u t erklärt ist.

§ 1323 K E / § 1351 E I II. 1. Fassung der Regelung in der

ZustFamR:

§ 1323. V o n dem G e s a m m t g u t e ausgeschlossen, j e d o c h d e r V e r w a l t u n g f ü r ZustFamR R e c h n u n g desselben nach M a ß g a b e des § 1378 Abs. 2 u n t e r w o r f e n ( S o n d e r g u t ) §1323 sind: 1. die G e g e n s t ä n d e , welche d u r c h E h e v e r t r a g f ü r S o n d e r g u t eines d e r Ehegatten erklärt sind; 751

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

2. die einem der Ehegatten gehörenden Gegenstände, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können; 3. die Gegenstände, welche von einem Dritten einem der Ehegatten mit der Bestimmung zugewendet sind, daß dieselben Sondergut sein sollen; 4. die im ξ 1381 bezeichneten Gegenstände. Auf das Sondergut finden die Vorschriften der §§ 1308, 1309, 1384, 1385, 1387 bis 1389 und des § 1395 Abs. 4 entsprechende Anwendung, die Vorschriften der §§ 1308, 1309 auch dann, wenn das Sondergut nicht durch Ehevertrag f ü r Sondergut erklärt ist. 2. Prot. I, S. 7 2 1 9 - 2 1 vgl. unten S. 1153 f. 3. Prot. I, S. 8677, 8688, 8689 vgl. bei § 1287 Ε I. III., IV. 1. Fassung der Regelung im K E / E I : KE§ 1323 § 1323. Von dem Gesammtgute ausgeschlossen, jedoch der Verwaltung für E I S 1351 Rechnung desselben nach Maßgabe des § 1378 Abs. 2 unterworfen (Sondergut) sind: 1. die Gegenstände, welche durch Ehevertrag für Sondergut eines der Ehegatten erklärt sind; 2. die einem der Ehegatten gehörenden Gegenstände, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können; 3. die Gegenstände, welche einer der Ehegatten in der im § 1319 bezeichneten Weise erwirbt, sofern die Bestimmung dahin getroffen ist, daß die Gegenstände Sondergut sein sollen; 4. die im § 1381 bezeichneten Gegenstände. Auf das Sondergut finden die Vorschriften der §§ 1308, 1309, 1384, 1385, 1387 bis 1389 und des § 1395 Abs. 4 entsprechende Anwendung, die Vorschriften der §§ 1308, 1309 auch dann, wenn das Sondergut nicht durch Ehevertrag für Sondergut erklärt ist. | Prot I 12059 2. | Zu § 1323 waren von Seiten des Referenten folgende „Bemerkungen" eingePlanck reicht: „Nach § 147 des Entw. des F.R. sollten die Gründe der Beendigung der ehe| Prot I 12060 lichen Nutznießung und | Verwaltung auch auf das Sondergut der Ehefrau bei der

allgemeinen Gütergemeinschaft entsprechende Anwendung finden (vergl. Mot. des Entw. des F.R. S. 798, 799). Dasselbe war mit einer gewissen Modifikation auch für die Errungenschaftsgemeinschaft beantragt (Prot. S. 7067). Die Berathung über diesen Antrag wurde zunächst ausgesetzt (Prot. S. 7125); nach der Berathung des § 1395 wurde der Antrag f ü r erledigt erklärt (Prot. S. 7188). Bei der Uebertragung der für die Errungenschaftsgemeinschaft beschlossenen Bestimmungen auf das Sondergut bei der allgemeinen Gütergemeinschaft ist die Frage, ob die Gründe der Beendigung der ehelichen Nutznießung und Verwaltung auf das Sondergut der Ehefrau bei der allgemeinen Gütergemeinschaft Anwendung finden sollen, nicht weiter zur Sprache gekommen. In Ermangelung einer entgegengesetzten Bestimmung ist anzunehmen, daß die Nutznießung und Verwaltung des Ehemanns an dem Sondergut der Ehefrau bei einer allgemeinen Gütergemeinschaft nur mit der Auflösung der letzteren beendigt wird. Von Bedeutung ist dies insbesondere f ü r den Fall des Konkurses über das Vermögen des Ehemanns im Hinblick auf die der Ehefrau nach § 1323 Abs. 2 verbunden mit den §§ 1384, 1267, 1268, 1387 zustehenden, zum Sondergute gehörenden Ersatzansprüche, da dieselben erst mit Auflösung der Gütergemeinschaft geltend gemacht werden können, die allgemeine Gütergemein752

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§

1437—1467

Schaft aber durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Ehemanns nicht beendigt wird (vergl. Prot. S. 7160, 7161). | Wenngleich nicht zu verkennen ist, daß es aus den in den Mot. des Entw. des |ProtI 12061 F.R. S. 798, 799 angeführten Gründen und insbesondere hingesehen auf den Konkursfall im Interesse der Sicherung der Ehefrau liegen würde, ihr die Möglichkeit zu gewähren, auch schon vor Auflösung der allgemeinen Gütergemeinschaft in denjenigen Fällen, in welchen die eheliche Nutznießung und Verwaltung beendigt wird, die Beendigung der Nutznießung und Verwaltung des Ehemanns an ihrem Sondergute herbeiführen, so ist doch davon Abstand genommen, einem dahin gehenden, dem § 147 des Entw. des F.R. entsprechenden Antrag zu stellen, da das Bestehen von Sondergut bei der allgemeinen Gütergemeinschaft selten ist und deshalb ein Bedürfniß, in der bezeichneten Richtung durch besondere gesetzliche Bestimmungen Vorsorge zu treffen, nicht vorliegen dürfte. Dasselbe gilt auch für die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft. Zwar wird auch dieser Güterstand nicht durch den Konkurs über das Vermögen des Ehemanns beendigt. Allein bei diesem Güterstand werden zum Sondergute der Ehefrau gehörende Ersatzansprüche der oben bezeichneten Art regelmäßig nicht in Frage kommen, da bei diesem Güterstande kraft des Gesetzes nur die Immobilien Sondergut sind, die §§ 1267, 1268 sich aber nur auf verbrauchbare Sachen beziehen und eine Bereicherung des Gesammtgutes auf Kosten der zum Sondergute der Ehefrau gehörenden Immobilien nach Maßgabe des § 1387 nicht leicht vorkommen wird. | Mit |Prot I 12062 Rücksicht darauf, daß die bezeichneten Fragen bei den früheren Berathungen nicht besonders zur Sprache gekommen sind, schien es wünschenswerth zu sein, bei Gelegenheit der Revision des F.R. wenigstens darauf hinzuweisen, wie die Sache nach dem Entw. in den bezeichneten Richtungen liegt." Die vorstehenden Ausführungen gaben zu Anträgen keinen Anlaß. § 1324 K E / § 1352 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR/ im KE und ΕI: § 1324. Das Gesammtgut unterliegt der Verwaltung des Ehemannes; der Ehemann ist berechtigt, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, über die zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände thatsächlich sowie durch Rechtsgeschäfte' 5 unter Lebenden zu verfügen und die auf diese Gegenstände sich beziehenden Rechtsstreitigkeiten zu führen. Gleiche Befugnisse stehen, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, der Ehefrau nicht zu. Im Namen der Ehefrau ein Rechtsgeschäft vorzunehmen oder einen Rechtsstreit zu führen, ist der Ehemann nicht berechtigt; die Ehefrau wird in Folge der von dem Ehemanne vorgenommenen Rechtsgeschäfte und geführten Rechtsstreitigkeiten weder gegenüber einem Dritten noch gegenüber dem Ehemanne persönlich verpflichtet.

ZustFamR § 1324 KE § 1324 E I 1352

§ 1325 KE / § 1353 E I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1325. Ein Rechtsgeschäft des Ehemannes unter Lebenden, durch welches das ZustFamR Gesammtgut im Ganzen oder ein Bruchtheil desselben oder ein zu dem Gesammt- 51325 15

Im Ε I heißt es „Rechtsgeschäft"; ein dahingehender Antrag Nr. 380,11 von Kurlbaum war zunächst von der 1. BGB-Kommission abgelehnt worden (vgl. Prot. I, S. 12063). 753

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

g u t e g e h ö r e n d e s G r u n d s t ü c k v e r ä u ß e r t o d e r b e l a s t e t o d e r d i e V e r p f l i c h t u n g z u ein e r s o l c h e n V e r ä u ß e r u n g o d e r B e l a s t u n g b e g r ü n d e t w i r d , ist n u r w i r k s a m , w e n n d i e E h e f r a u in d i e V o r n a h m e d e s R e c h t s g e s c h ä f t e s e i n g e w i l l i g t h a t o d e r d a s s e l b e g e nehmigt. D a s s e l b e gilt v o n e i n e m R e c h t s g e s c h ä f t e d e s E h e m a n n e s , w e l c h e s e i n k u n g s v e r s p r e c h e n e n t h ä l t , o d e r d u r c h w e l c h e s ein z u d e m G e s a m m t g u t e

Schen-

gehören-

d e r G e g e n s t a n d verschenkt oder über einen solchen G e g e n s t a n d z u m Z w e c k e der E r f ü l l u n g eines nach den Bestimmungen dieses P a r a g r a p h e n unwirksamen Rechtsgeschäftes verfügt wird. Die B e s t i m m u n g e n des zweiten Absatzes finden keine A n w e n d u n g auf

Schen-

k u n g e n , w e l c h e d u r c h e i n e sittliche P f l i c h t o d e r d i e a u f d e n A n s t a n d z u n e h m e n d e Rücksicht gerechtfertigt werden. W i r d ein R e c h t s g e s c h ä f t d e r im e r s t e n A b s ä t z e b e z e i c h n e t e n A r t z u m der ordnungsmäßigen

Verwaltung des Gesammtgutes

Zwecke

erforderlich, so k a n n

der

E h e m a n n v o n der E h e f r a u verlangen, daß dieselbe ihre E i n w i l l i g u n g o d e r G e n e h m i g u n g d a z u ertheile. 2. V o n Gebhard

l a g d e r A n t r a g N r . 3 3 9 , 2 7 v o r : § 1 3 2 5 A b s . 4. „ — v e r l a n g e n ,

d a ß dieselben ihre E i n w i l l i g u n g zur V o r n a h m e des R e c h t s g e s c h ä f t e s ertheile o d e r d a s s e l b e g e n e h m i g e . " ( P r o t . I, S . 8 8 2 5 ) . 2 7 . Z u 5 1 3 2 5 A b s . 4 ( A n t r a g u n t e r I, 2 7 ) . D e r A n t r a g u n t e r I, 2 7 w u r d e m i t d e r M o d i f i k a t i o n g e b i l l i g t , d a ß im A n t r a g e d a s W o r t „ d a s s e l b e " d u r c h die W o r t e „ d a s l e t z t e r e " e r s e t z t w e r d e n s o l l . ( P r o t . I, S . 8 8 4 3 ) . III., I V . F a s s u n g d e r R e g e l u n g im K E / E I : K E § 1325 Ε I § 1353

ξ 1325. E i n R e c h t s g e s c h ä f t des E h e m a n n e s unter L e b e n d e n , durch welches das G e s a m m t g u t i m G a n z e n o d e r ein B r u c h t h e i l d e s s e l b e n o d e r ein z u d e m G e s a m m t g u t e g e h ö r e n d e s G r u n d s t ü c k v e r ä u ß e r t o d e r b e l a s t e t o d e r d i e V e r p f l i c h t u n g z u ein e r s o l c h e n V e r ä u ß e r u n g o d e r B e l a s t u n g b e g r ü n d e t w i r d , ist n u r w i r k s a m , w e n n d i e E h e f r a u in d i e V o r n a h m e d e s R e c h t s g e s c h ä f t e s e i n g e w i l l i g t h a t o d e r d a s s e l b e g e nehmigt. D a s s e l b e gilt v o n e i n e m R e c h t s g e s c h ä f t e des E h e m a n n e s , welches ein k u n g s v e r s p r e c h e n enthält, o d e r durch w e l c h e s ein z u d e m G e s a m m t g u t e

Schen-

gehören-

der G e g e n s t a n d v e r s c h e n k t o d e r über einen solchen G e g e n s t a n d z u m Z w e c k e der E r f ü l l u n g eines nach den Bestimmungen dieses P a r a g r a p h e n u n w i r k s a m e n Rechtsgeschäftes verfügt wird. Die B e s t i m m u n g e n des zweiten Absatzes finden keine A n w e n d u n g auf

Schen-

k u n g e n , w e l c h e d u r c h e i n e sittliche P f l i c h t o d e r d i e a u f d e n A n s t a n d z u n e h m e n d e Rücksicht gerechtfertigt werden. W i r d ein R e c h t s g e s c h ä f t d e r im e r s t e n A b s ä t z e b e z e i c h n e t e n A r t z u m der ordnungsmäßigen

Verwaltung des G e s a m m t g u t e s

Zwecke

erforderlich, so kann

der

E h e m a n n v o n d e r E h e f r a u v e r l a n g e n , d a ß d i e s e l b e ihre E i n w i l l i g u n g z u r V o r n a h m e des R e c h t s g e s c h ä f t e s ertheile o d e r das letztere g e n e h m i g e . § 1326 K E / § 1354 Ε I F a s s u n g d e r R e g e l u n g in d e r ZustFamR/

im K E u n d E I :

ZustFamR

§ 1 3 2 6 . Ist a u f G r u n d e i n e s n a c h d e n B e s t i m m u n g e n 1 6 d e s § 1 3 2 5 u n w i r k s a m e n

§ 1326

R e c h t s g c n h ä f t e s e i n e E i n t r a g u n g in d a s G r u n d b u c h e r f o l g t , s o k a n n d i e E h e f r a u 16

Im Ε 1

754

heilst

es „Vorschriften". Im folgenden ist im Ε I auf § 1353 verwiesen.

6. T i t e l : Allgemeine G ü t e r g e m e i n s c h a f t

§§ 1 4 3 7 - 1 4 6 7

den Anspruch auf Berichtigung des G r u n d b u c h e s ohne Mitwirkung des E h e m a n n e s ^ E § geltend machen. § 1327 K E / 1355 Ε I Fassung d e r Regelung in der ZustFamR/ im KE und Ε I: § 1327. Z u d e r Annahme 1 7 o d e r Ausschlagung einer E r b s c h a f t o d e r eines V e r mächtnisses, welche der E h e f r a u angefallen sind, zu dem V e r z i c h t e auf einen Pflichttheilsanspruch d e r E h e f r a u und zu der A b l e h n u n g eines d e r E h e f r a u g e m a c h ten Vertragsantrages, insbesondere einer S c h e n k u n g , ist n u r die E h e f r a u berechtigt; die Einwilligung des E h e m a n n e s ist nicht erforderlich.

ZustFamR 5 1327 KE § 1327 Ε I 1355

§ 1328 K E / § 1356 Ε I Fassung d e r Regelung in der ZustFamR/ im Ä i s u n d E I : § 1328. In A n s e h u n g eines Erwerbsgeschäftes, welches die E h e f r a u selbständig ZustFamR betreibt, finden die Bestimmungen des § 1279 entsprechende Anwendung. 1 8 § 1328 E I 1356

§ 1329 K E / § 1357 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR/ im K E und Ε I : § 1329. Einen bei Eintritt der G ü t e r g e m e i n s c h a f t bereits anhängigen Rechtsstreit Z u s t F a m R der E h e f r a u ist die letztere o h n e Z u z i e h u n g des E h e m a n n e s f o r t z u s e t z e n berechtigt. § 1329 KE § 1329 Das in dem Rechtsstreite erlassene Urtheil ist g e g e n ü b e r dem E h e m a n n e wirksam. Ε I 1357

§ 1330 K E / § 1358 Ε I II., III. 1. Fassung d e r Regelung in d e r ZustFamR/ im K E : § 1330. Die E h e f r a u ist, o h n e eines A u f t r a g e s o d e r einer Vollmacht des E h e m a n - ZustFamR nes zu b e d ü r f e n , berechtigt, im N a m e n des E h e m a n n e s solche Rechtsgeschäfte v o r - § 1 z u n e h m e n und solche Rechtsstreitigkeiten zu f ü h r e n , welche auf das G e s a m m t g u t KE § 1330 sich beziehen, w e n n der E h e m a n n w e g e n Abwesenheit o d e r K r a n k h e i t zu d e r V o r n a h m e o d e r F ü h r u n g außer S t a n d e und G e f a h r im V e r z u g e ist. 2. A n t r a g N r . 380, 11 und 12 von v. Mandry: 7. zu § 1330. in Zeile 1 zu streichen „eines A u f t r a g e s o d e r " (vergl. auch § 1291 '), 8. zu § 1331, in Zeile 3 zu setzen: „des E h e m a n n s o d e r der E h e f r a u " (statt „der Ehegatten"). Die A n t r ä g e unter 7 und 8 w u r d e n abgelehnt, der Antrag unter 7 in der E r w ä gung, daß d u r c h die b e t r e f f e n d e n W o r t e z u m A u s d r u c k e gebracht w e r d e n solle theils, daß in den hier fraglichen Fällen die E h e f r a u g e g e n ü b e r dem E h e m a n n im Verhältnisse eines Beauftragten stehe, theils, d a ß die E h e f r a u geeignetenfalls auch in eigenen N a m e n , aber f ü r R e c h n u n g des E h e m a n n e s handeln k ö n n e (vergl. P r o t . S. 6697, 6698). (Prot. I, S. 12062). 2. Zu Prot. I, S. 12112 vgl. unten bei § 1423 Ε I.

17 18

Im Ε I heißt es: „ Z u r A n n a h m e . . ." und „ z u r A b l e h n u n g . . .". Im Ε I ist auf $ 1307 verwiesen.

755

§§ 1437—1467

Ε I § 1358

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

IV. Fassung der Regelung im Ε I : § 1358. Die Ehefrau ist, ohne eines Auftrages oder einer Vollmacht des Ehemannes zu bedürfen, berechtigt, in eigenem Namen oder im Namen des Ehemannes solche Rechtsgeschäfte vorzunehmen und solche Rechtsstreitigkeiten zu führen, welche auf das Gesammtgut sich beziehen, wenn der Ehemann wegen Abwesenheit oder Krankheit zu der Vornahme oder Führung außer Stande und Gefahr im Verzuge ist.

§ 1331 K E / § 1359 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR/ im KE und

ΕI:

ZustFamR § 1331. Die Gläubiger des Ehemannes und die Gläubiger der Ehefrau können, § 1331 soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, wegen aller Verbindlichkeiten der

KE § 1331 Ehegatten die Befriedigung auch aus dem Gesammtgute verlangen (GesammtgutsΕ I 1 3 5 9 verbindlichkeiten). Für Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Ehemann auch persönlich.

§ 1332 KE / § 1360 Ε I II., III. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR/

im K E :

§ 1332. Zur Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut ist ein gegen den EheZustFamR § 1332 mann vollstreckbarer Titel erforderlich, aber auch genügend. KE § 1332 Ist die Gütergemeinschaft erst während der Rechtshängigkeit oder nach Beendigung 19 eines Rechtsstreites der Ehefrau eingetreten, so finden in Ansehung der Ertheilung einer gegen den Ehemann vollstreckbaren Ausfertigung der gegen die Ehefrau erlassenen Entscheidung die Vorschriften der §§ 665 bis 668, 671, 703 der Civilprozeßordnung entsprechend Anwendung. 20 Ein Gleiches gilt, wenn ein nach den Vorschriften des § 702 No. 1, 2, 5 der Civilprozeßordnung gegen die Ehefrau vollstreckbarer Titel zur Zeit des Eintrittes der Gütergemeinschaft vorhanden war. 2. Antrag Nr. 384, 2 von Gebhard: zu § 1332 Abs. 1, § 1052, § 1855 Abs. 1. statt „erforderlich, aber auch genügend" zu setzen: „erforderlich und genügend". {Bemerk.: die vorgeschlagene Fassung findet sich in §§ 1501, 1622 Abs. 2, 1637, 1657 Abs. 4, 1706 Abs. 2. Im Prot. S. 11427 ist dieser Verschiedenheit mit dem Bemerken gedacht, es sei späterer Zeit vorbehalten, die Gleichmäßigkeit der Ausdrucksweise herbeizuführen.) Dem Antrage wurde zugestimmt. (Prot. I, 12062, 12063).

Ε I § 1360

IV. Fassung der Regelung im Ε I : § 1360. Zur Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut ist ein gegen den Ehemann vollstreckbarer Titel erforderlich und genügend. 19

20

Im KE heißt es auf Grund des Antrags Nr. 339,28 von Gebhard (Prot. I, S. 8825, 8840): „nach der Beendigung". Hierzu ist angemerkt: „Der § 703 ist angezogen, obschon die Allegation nicht beschlossen ist, wegen der bei der Redaktion erkannten Nothwendigkeit im zweiten Absätze auch die vollstreckbaren Entscheidungen, welche keine Urtheile sind, zu berücksichtigen."

756

6. Titel: Allgemeine Gütergemeinschaft

§§

1437—1467

Ist die Gütergemeinschaft erst während der Rechtshängigkeit oder nach der Beendigung eines Rechtsstreites der Ehefrau eingetreten, so finden in Ansehung der Ertheilung einer gegen den Ehemann vollstreckbaren Ausfertigung der gegen die Ehefrau erlassenen Entscheidung die Vorschriften der §§ 665 bis 668, 671, 703 der Civilprozeßordnung entsprechende Anwendung. Ein Gleiches gilt, wenn ein nach den Vorschriften des § 702 Nr. 1, 2, 5 der Civilprozeßordnung gegen die Ehefrau vollstreckbarer Titel zur Zeit des Eintrittes der Gütergemeinschaft vorhanden war.

§ 1333 K E / § 1361 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR/ im KE und ΕI: § 1333. Wird über das Vermögen des Ehemannes der Konkurs eröffnet, so ge- ZustFamR hört das Gesammtgut zur Konkursmasse; der Ehefrau steht in Ansehung des Ge- S '333 sammtgutes nicht das Recht auf Auseinandersetzung oder Absonderung zu. ^-Ε § ^ 3 Durch den Konkurs über das Vermögen der Ehefrau wird das Gesammtgut nicht berührt. § 1334 K E / § 1362 Ε I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1334. Folgende Verbindlichkeiten der Ehefrau sind, wenn sie erst nach Eintritt ZustFamR der Gütergemeinschaft entstanden sind, nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten: § '334 1. die Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften und Urtheilen, sowie die Verbindlichkeiten der Ehefrau wegen der gerichtlichen Kosten des Rechtsstreites, in welchem ein solches Urtheil erlassen ist, es sei denn, daß der Ehemann in die Vornahme des Rechtsgeschäftes oder in die Führung des Rechtsstreites eingewilligt oder dazu seine Genehmigung ertheilt hat, oder daß es der Einwilligung des Ehemannes nach den Vorschriften der §§ 1327 bis 1330 nicht bedurft hat; soweit jedoch in den Fällen, in welchen hiernach eine Gesammtgutsverbindlichkeit nicht vorliegt, das Gesammtgut bereichert ist, gilt die Verbindlichkeit als Gesammtgutsverbindlichkeit; die Bestimmungen des $ 742 Abs. 3 (K.E.) finden hierbei entsprechende Anwendung; 2. die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche dieselbe in Folge einer Erbschaft oder eines Vermächtnisses treffen, sofern die Erbschaft oder das Vermächtniß Vorbehaltsgut oder Sondergut geworden ist; 3. die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche in Folge eines zu dem Vorbehaltsgute oder Sondergute gehörenden Rechtes oder des Besitzes einer zu dem Vorbehaltsgute oder Sondergute gehörenden Sache entstanden sind, es sei denn, daß das Recht oder die Sache zu einem Erwerbsgeschäfte gehört, welches die Ehefrau mit Einwilligung des Ehemannes selbständig betreibt, oder daß die Verbindlichkeit zu den nach den Vorschriften des § 1385 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sondergutes gehört. 2. Prot. I, S. 8692, 8693, 8707, 8708 bei § 1311 Ε I. 3. Antrag Nr. 335, 47 von Gebhard: in Nr. 1 statt 1327 bis 1330" zu setzen „§§ 1328 bis 1330" (zu vergl. Nr. 2). 47. Zu § 1334 Nr. 1 (Antrag unter I, 47). Der Antrag unter I, 47, in der Nr. 1 des § 1334 das Allegat des § 1327 zu streichen, wurde von der Mehrheit abgelehnt, da die Verbindlichkeiten der Ehefrau, 757

§§ 1437-1467

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

welche dieselbe in Folge einer Erbschaft oder eines Vermächtnisses träfen, auch wenn der Ehemann seine Einwilligung zu der Annahme der Erbschaft oder des Vermächtnisses nicht ertheilt habe, Ehegutsverbindlichkeiten seien, sofern die Ehefrau die Erbschaft oder das Vermächtniß nicht als Vorbehaltsgut oder als Sondergut erworben habe (vergl. §§ 1319, 1320). Wenngleich sich die Auffassung vertreten lasse, daß die hier fraglichen Verbindlichkeiten nicht Verbindlichkeiten aus Rechtsgeschäften seien, weil dieselben f ü r die Ehefrau nicht durch das Rechtsgeschäft der Annahme der Erbschaft oder des Vermächtnisses begründet würden, so unterliege diese Auffassung doch, wenigstens soviel die Verbindlichkeit aus einer Auflage betreffe, mit welcher das Vermächtniß beschwert sei, erheblichen Bedenken und sei es deshalb zur Vermeidung von Zweifeln rathsam, das Allegat des § 1327 in der Nr. 1 des § 1334 beizubehalten. (Prot. I, S. 8714, 8723). III., IV. Fassung der Regelung im K E / Ε I : KE § 1334 § 1334. Folgende Verbindlichkeiten der Ehefrau sind, wenn sie erst nach Eintritt Ε I § 1362 , j e r Gütergemeinschaft entstanden sind, nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten: 1. die Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften und Urtheilen, sowie die Verbindlichkeiten der Ehefrau wegen der gerichtlichen Kosten des Rechtsstreites, in welchem ein solches Urtheil erlassen ist, es sei denn, daß der Ehemann in die Vornahme des Rechtsgeschäftes oder in die Führung des Rechtsstreites eingewilligt oder dazu seine Genehmigung ertheilt hat, oder daß es der Einwilligung des Ehemannes nach den Vorschriften der 1327 bis 1330 nicht bedurft hat; soweit jedoch in den Fällen, in welchen hiernach eine Gesammtgutsverbindlichkeit nicht vorliegt, das Gesammtgut bereichert ist, gilt die Verbindlichkeit als Gesammtgutsverbindlichkeit; die Bestimmungen des § 742 Abs. 3 finden hierbei entsprechende Anwendung; 2. die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche dieselbe in Folge einer Erbschaft oder eines Vermächtnisses treffen, sofern die Ehefrau die Erbschaft oder das Vermächtniß als Vorbehaltsgut oder Sondergut erworben hat; 3. die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche in Folge eines zu dem Vorbehaltsgute oder Sondergute gehörenden Rechtes oder des Besitzes einer zu dem Vorbehaltsgute oder Sondergute gehörenden Sache entstanden sind, es sei denn, daß das Recht oder die Sache zu einem Erwerbsgeschäfte gehört, welches die Ehefrau mit Einwilligung des Ehemannes selbständig betreibt, oder daß die Verbindlichkeit zu den nach den Vorschriften des § 1385 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sondergutes gehört. Prot. I, S. 12045, 12046 bei § 1310 Ε I.

§ 1335 KE / § 1363 Ε I ZustFamR § 1335

II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1335. Die auf Gesetz beruhenden Ansprüche der Verwandten des Ehemannes u n c ] 1)

| Prot I 6804 Kurlbaum (Nr 124, 2)

§§ 1468—1518

Kuribaum (Nr 124, 3)

Kurlbaum (Nr 125, 1) | Prot I 6805

| Prot I 6806 v.Weber (Nr 122)

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

c) § i zu streichen, eventuell zu fassen: jg,- (jje Berichtigung einer Gesammtgutsverbindlichkeit, welche im Verhältnisse zwischen den Ehegatten dem Gesammtgut zur Last fällt, unterblieben, so haftet der Ehemann der Ehefrau dafür, daß sie von dem Gläubiger nicht in Anspruch genommen wird. Die gleiche H a f t u n g liegt der Ehefrau gegenüber dem Ehemanne in Ansehung einer solchen Gesammtgutsverbindlichkeit ob, welche im Verhältnisse zwischen den Ehegatten der E h e f r a u zur Last fällt." oder eventuell im ersten Absätze den Nachsatz zu fassen: „so ist der Ehemann, sofern die E h e f r a u f ü r die Verbindlichkeit persönlich haftet, verpflichtet, dieselbe von der H a f t u n g zu befreien oder ihr wegen des Ersatzanspruchs, welcher sich f ü r sie aus der Erfüllung einer solchen Verbindlichkeit ergeben würde, Sicherheit zu leisten." und den Eingang des zweiten Absatzes zu fassen: „Die gleiche Verpflichtung pp." (NB. wegen der Fassung vergl. § 588 Abs. 3). 2. a) H i n t e r § 19 der vorl. Zusst. einzuschalten: „Wird über das V e r m ö g e n des Ehemannes der | K o n k u r s eröffnet, so g e h ö r t das Gesammtgut zur Konkursmasse." b) § f des Antrags unter II, 3 (cfr. Antrag unter I, 1) zu fassen: „Die Vorschriften des § 5 und des § 6 Abs. 1 der vorl. Zusst. finden auch nach Beendigung der Gütergemeinschaft Anwendung. D e r Antheil eines Ehegatten an dem G e s a m m t g u t e ist jedoch als Ganzes der Zwangsvollstreckung u n t e r w o r f e n . " c) § g des Antrages unter I, 3 (cfr. Antrag unter I, 1) eventuell zu fassen: „Ist über das V e r m ö g e n des Ehemannes vor der Beendigung der Gütergemeinschaft der K o n k u r s eröffnet, so kann die Ehefrau die Aussonderung des Gesammtgutes verlangen." (NB. auch die §§ e, f, g und eventuell h werden den Vorschriften über die Auseinandersetzung voranzustellen sein.) | V. D e m § e des Antrags unter I, 1 als Absatz 4 h i n z u z u f ü g e n : „In den Fällen des § 16 und des § 19 Abs. 3 der vorl. Zusst. der Beschlüsse über ,j; e Gütergemeinschaft finden die Vorschriften des § 19 (der Zusst.) A n w e n d u n g , auch wenn die Auflösung der Gütergemeinschaft vor der Zwangsvollstreckung erfolgt ist." Die Berathung wandte sich 1. dem § e des Antrags unter I, 1 (mitgetheilt Prot. S. 6770, 6771), den dazu gestellten Anträgen unter II, 2 d (mitgetheilt Prot. S. 6779) und unter V zu. Dieselbe führte zu folgenden Beschlüssen: a) an Stelle des § e Absatz 1 und 2 des Antrags des Referenten unter I, 1 w u r d e Absatz 1 des § e des Antrags unter II, 2 d angenommen. D e r letztere unterscheidet sich in der hier fraglichen Beziehung von dem ersteren sachlich nur dadurch, d a ß er die Zwangsvollstreckung in das Gesammtgut auch dann f ü r statthaft erklärt, wenn beide Ehegatten z u r Leistung verurtheilt sind oder gegen beide Ehegatten ein anderer auf Leistung gerichteter vollstreckbarer Titel vorliegt.

Erwogen w a r : Es k ö n n e dahin gestellt bleiben, ob die von einer Seite vertretene Ansicht richtig sei, daß nach Beendigung der Gütergemeinschaft wegen des alsdann eintretenden Prinzips der gesammten H a n d in Ermangelung einer besonderen Bestimmung eine | Prot I 6807 direkte Zwangsvollstreckung in die zum Gesammt-| gute gehörenden einzelnen Gegenstände auch zum Zwecke der Befriedigung einer Gesammtgutsverbindlichkeit 824

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

überhaupt ausgeschlossen und nur die Pfändung des jedem der Ehegatten an dem Gesammtgute zustehenden Antheilsrechts, d. h. des Rechts auf Vornahme der Auseinandersetzung und auf den ihm in Folge derselben zukommenden Theil des Gesammtguts, zulässig sein würde, weil der vollstreckbare Titel nicht gegen das Gesammtgut als solches, sondern gegen den einen und den anderen Ehegatten sich richte und daher auch die Zwangsvollstreckung nicht gegen das Gesammtgut als solches, sondern nur gegen die zum Vermögen des einzelnen Ehegatten gehörenden Gegenstände stattfinden könne. Auch wenn man jene Ansicht nicht theile und die Aufnahme besonderer Bestimmungen über die Voraussetzungen, unter welchen nach Beendigung der Gütergemeinschaft die Zwangsvollstreckung in das Gesammtgut stattfinde, nicht schon deshalb f ü r erforderlich erachte, um das auf Grund jener Ansicht sich ergebende, mit dem Interesse der Gesammtgutsgläubiger nicht vereinbare Resultat auszuschließen, so sei die Aufnahme solcher Bestimmungen doch aus anderen Gründen als erforderlich oder doch als rathsam zu erachten. Anlangend zunächst den Fall, wenn bereits zur Zeit der Beendigung der Gütergemeinschaft ein vollstreckbarer Titel gegen den Ehemann vorliege, so könnte die Auffassung sich geltend machen, daß, da trotz der Beendigung der Gütergemeinschaft die Gemeinschaft der Ehegatten in Ansehung des Gesammtguts fortdauere, das Recht der Gläubiger auf Zwangsvollstreckung in das Gesammtgut, wie dasselbe vor Beendigung | der Gütergemeinschaft bestanden habe, eine Änderung überall nicht erleide I P r o t I 6 8 0 8 und deshalb zum Zwecke der Zwangsvollstreckung in das Gesammtgut ein vollstreckbarer Titel auch gegen die Ehefrau nicht erwirkt zu werden brauche, unbeschadet des aus dem Prinzipe der gesammten H a n d sich ergebenden Rechts derselben, geeignetenfalls nach Maßgabe des § 690 C.P.O. gegen die Zwangsvollstrekkung Widerspruch zu erheben, wenn die letztere gegen das Gesammtgut überhaupt unzulässig sein sollte. Jene Auffassung könne jedoch als richtig nicht anerkannt werden. Da nach Beendigung der Gütergemeinschaft der Ehemann über das Gesammtgut einseitig nicht mehr verfügen könne, sondern das Prinzip der gesammten Hand wirksam werde, so sei aus denselben Gründen, welche dahin geführt hätten, zu bestimmen, daß die Zwangsvollstreckung gegen das Ehegut auch auf Grund eines bereits vor dem Eintritt der ehelichen Nutznießung und Verwaltung gegen die Ehefrau erwirkten vollstreckbaren Titels nur dann zulässig sei, wenn auch gegen den Ehemann ein vollstreckbarer Titel vorliege (§§ 1286, 1287 der Zusst.; vergl. Prot. S. 6450 ff.), auch in dem hier in Rede stehenden Falle die Zwangsvollstrekkung gegen das Gesammtgut nur dann als statthaft zu erachten, wenn ein vollstreckbarer Titel sowohl gegen den Ehemann als gegen die Ehefrau vorhanden sei. Gegen den Ehemann, der für alle Gesammtgutsverbindlichkeiten persönlich hafte, müsse in gleicher Weise, wie in dem Falle des § 1286 der Zusst. gegen die Ehefrau, ein auf Leistung, gegen die Ehefrau, soweit dieselbe für die Gesammtgutsver-| bind- |Prot I 6809 lichkeiten nicht persönlich hafte, ein auf die Gestattung der Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut gerichteter vollstreckbarer Titel vorliegen. H a f t e dagegen auch die Ehefrau wegen der betreffenden Gesammtgutsverbindlichkeit persönlich, so müsse es mit dem Antrage unter II, 2 d als genügend angesehen werden, wenn gegen dieselbe ein auf Leistung gerichteter vollstreckbarer Titel vorliege, um so mehr, als die Verurtheilung zur Leistung auch die Verurtheilung zur Gestattung der Zwangsvollstreckung in das Gesammtgut mitumfasse. Anlangend sodann den zweiten, von dem Absatz 1 des § e in der Fassung des Antrags unter II, 2 d ebenfalls betroffenen Fall, wenn zur Zeit der Beendigung der Gütergemeinschaft ein vollstreckbarer Titel noch nicht vorliege, so könne es nach dem Prinzipe der gesammten Hand nicht zweifelhaft sein, daß die Zwangsvollstrek825

§§ 1468-1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

kung in das Gesammtgut einen vollstreckbaren Titel gegen beide Ehegatten voraussetze. Die weitere Bestimmung des Absatzes 1 des § e des Antrags unter II, 2 d (vergl. Abs. 2 des § e des Antrags unter I, 1), daß die Vorschriften des § 1286 Absatz 2, 3 der Zusst., entsprechende Anwendung finden sollten, rechtfertige sich durch die Analogie der Verhältnisse. b) Auch Absatz 2 des § e des Antrags unter II, 2 d, welcher sich von dem Absatz 3 des § e des Antrags unter I, 1 dadurch unterscheidet, daß er der vor Beendigung der Gütergemeinschaft erfolgten Verurtheilung des Ehemanns den Eintritt der | Prot 16810 Rechtshängigkeit des Rechtsstreits vor Beendigung der Güter-1 gemeinschaft nur für den Fall gleichstellt, wenn ein zum Gesammtgute gehörender Gegenstand in dem Streit befangen war, fand mit Ausnahme des jenen Fall betreffenden zweiten Satzes die Zustimmung der Mehrheit. Dieselbe war der Ansicht, daß die Bestimmung des zweiten Satzes im Hinblick auf die Analogie des § 236 der C.P.O., verbunden mit § 665 daselbst, als selbstverständlich, die in dem Antrage unter I, 1 vorgeschlagene Ausdehnung derselben aber auf den Fall, wenn der zur Zeit der Beendigung der Gütergemeinschaft bereits rechtshängige Rechtsstreit einen persönlichen Anspruch zum Gegenstande habe, vom Standpunkte des Interesses der Ehefrau aus als bedenklich zu erachten sei, wenn man erwäge, daß alsdann der Ehemann bzw. dessen Erben in der Lage sein würden, im Widerspruch mit dem Prinzipe der gesammten Hand auf dem Wege der Prozeßführung einseitig zum Nachtheile der Ehefrau zu verfügen. Die Analogie des § 12 Absatz 2 der vorl. Zusst. treffe hier nicht zu, da die Interessen der Ehegatten in den hier in Rede stehenden Fällen, namentlich wenn die Gütergemeinschaft in Folge Ehescheidung oder auf Antrag der Ehefrau durch richterliches Urtheil (5 174 d.E.) beendigt sei, nicht, wie in dem Falle des § 19 der vorl. Zusst. Hand in Hand, sondern auseinander gingen. Anlangend die Bestimmungen des ersten und dritten Satzes des Absatzes 2 des § e in der Fassung des Antrags unter II, 2 d, so sei insoweit die Analogie des § 1287 der Zusst. und des § 19 Absatz 2 und 3 der vorl. Zusst. nicht zu beanstanden. | Prot 16811

| c) Der Antrag unter V, welcher zum Ausdruck zu bringen bezweckt, daß die Vorschriften des § 19 Abs. 2 und 3 der vorl. Zusst. auch dann Anwendung fänden, wenn die Zwangsvollstreckung in das Gesammtgut auf Grund des vollstreckbaren Titels gegen die Ehefrau erst nach Beendigung der Gütergemeinschaft erfolgen solle, gleichviel ob das Urtheil im Falle des § 16 der vorl. Zusst. vor oder erst nach der Beendigung der Gütergemeinschaft ergangen sei, wurde abgelehnt. Man erachtete die vorgeschlagene Bestimmung, soweit dieselbe sich auf den Fall bezieht, in welchem der vollstreckbare Titel zur Zeit der Beendigung der Gütergemeinschaft bereits vorlag, als selbstverständlich, da, wenn das abgekürzte Verfahren des § 19 Absatz 2 und 3 der vorl. Zusst. gegen den Ehemann trotz seines einseitigen Verwaltungsrechts während bestehender Gütergemeinschaft statthaft sei, die Zulässigkeit desselben um so weniger in Zweifel gezogen werden könne, wenn mit der Beendigung der Gütergemeinschaft das Recht des Ehemanns durch das Prinzip der gesammten Hand beschränkt sei. Für den Fall dagegen, daß der Rechtsstreit zur Zeit der Beendigung der Gütergemeinschaft noch anhängig gewesen sei, könne auf Grund des gegen die Ehefrau nach diesem Zeitpunkt ergangenen Unheils das abgekürzte Verfahren gegen den Ehemann nicht in weiterem Umfange zulässig sein, als nach dem obigen Beschlüsse unter 1 b gegen die Ehefrau auf Grund eines nach Beendigung der Gütergemeinschaft gegen den Ehemann ergangenen Unheils.

2. Bevor in die Berathung des § e 1 des Antrags unter I, 3 (mitgetheilt Prot. | Prot 16812 S. 6775), welcher die | Frage betrifft, ob nach Beendigung der Gütergemeinschaft 826

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § § 1 4 6 8 — 1 5 1 8

im Falle der Zahlungsunfähigkeit des Gesammtguts über dasselbe ein selbständiges Konkursverfahren nach Maßgabe der §§ 198 — 201 der Konk.O. zugelassen werden soll, eingetreten wurde, verständigte man sich dahin, zunächst die präjudizielle, im § g des Antrags unter I, 1 (mitgetheilt Prot. S. 6771, 6772) zwar nicht direkt, aber indirekt entschiedene Frage zu erledigen, wie das Verhältniß zu gestalten sei, wenn während bestehender Gütergemeinschaft die Zahlungsunfähigkeit des Gesammtguts sich ergebe bezw. über das Vermögen des einen oder des anderen Ehegatten Konkurs eröffnet werde. In Uebereinstimmung mit dem ursprünglichen Entwürfe (vergl. die §§ 170, 173, 174 d.E.; Motive S. 708 ff.) gehen auch die neuen Anträge des Referenten unter I, 1 und 3 davon aus, daß der Konkurs über das Vermögen des Ehemanns oder der Ehefrau auf den Fortbestand der Gütergemeinschaft ohne Einfluß ist, daß während bestehender Gütergemeinschaft ein selbständiges Konkursverfahren über das Gesammtgut nicht stattfindet, daß, wenn über das Vermögen des Ehemannes Konkurs eröffnet wird, das Gesammtgut zur Konkursmasse gehört und der Ehefrau ein Recht auf Auseinandersetzung und Absonderung (vergl. die §§ 14, 44 der Konk.O.) nicht zusteht, daß andererseits durch den Konkurs über das Vermögen der Ehefrau das Gesammtgut überhaupt nicht berührt wird. Auf demselben Boden stehen auch die Anträge unter IV (vergl. insbes. den Antrag unter IV 2 a, S. 6804). Dagegen wurde im Laufe der Berathung von anderer Seite der Antrag gestellt, zu beschließen, daß im Falle der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Ehemanns die Ehefrau | die Auflösung der Gütergemeinschaft verlangen | Prot 16813 könne, und zwar nicht nur für die Zukunft in dem Sinne, daß das zur Zeit der Konkurseröffnung vorhandene Gesammtgut Bestandtheil der Konkursmasse verbleibe, der Ehefrau aber in Ansehung des nach der Beendigung des Konkursverfahrens etwa noch verbliebenen Ueberrestes des Gesammtguts und des etwaigen späteren Erwerbes das Recht auf Beendigung der Gütergemeinschaft und auf Auseinandersetzung nach Maßgabe des Zeitpunkts, in welchem sie dies Verlangen stelle, beigelegt werde, sondern in der Art, daß, wenn die Ehefrau auf Grund der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes die Auflösung der Gütergemeinschaft verlange, das Verhältniß auch gegenüber den Konkursgläubigern in derselben Weise, als ob die Gütergemeinschaft zur Zeit der Eröffnung des Konkurses bereits aus einem anderen Grunde aufgelöst worden wäre, behandelt werden d. h., der Ehefrau auch in Ansehung des zur Zeit der Konkurseröffnung vorhandenen Gesammtguts ein Recht auf Auseinandersetzung und auf Absonderung nach Maßgabe der §§ 14, 44 der K.O. zustehen solle. Die Mehrheit entschied sich vorbehaltlich der Frage, ob der Ehefrau im Falle der Eröffnung des Konkurses das Recht beizulegen sei, die Auflösung der Gütergemeinschaft für die Zukunft in dem oben bezeichneten Sinne zu verlangen und vorbehaltlich der bei der Berathung des 5 g der Anträge unter I, 1 zu entscheidenden Frage, ob der Fall, wenn die Gütergemeinschaft vor der Eröffnung des Konkursverfahrens zwar noch nicht aufgelöst sei, die Ehefrau aber bereits vor jenem Zeitpunkte nach Maßgabe des | § 174 d. Entw. das Recht auf | Prot I 6814 Beendigung der Gütergemeinschaft erlangt habe, dem Falle gleich behandelt werden solle, wenn die Auflösung der Gütergemeinschaft vor jenem Zeitpunkte bereits erfolgt sei, für die Prinzipien des Entwurfs und der neuen Anträge des Referenten und für die Aufnahme folgender Bestimmungen in das Gesetzbuch: Wird während des Bestehens der Gütergemeinschaft über das Vermögen des Ehemannes der Konkurs eröffnet, so gehört das Gesammtgut zur Konkursmasse; die Ehefrau hat nicht das Recht auf Auseinandersetzung und Absonderung. Durch die während des Bestehens der Gütergemeinschaft erfolgte Eröffnung des Konkurses über das Vermögen der Ehefrau wird das Gesammtgut nicht berührt. 827

§§ 1468-1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Erwogen war: Es handele sich gegenwärtig nur um die Entscheidung der Frage, ob der Ehefrau im Falle der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Ehemanns in Ansehung des zur Zeit der Konkurseröffnung vorhandenen Gesammtguts auch den Konkursgläubigern gegenüber ein Recht auf Auseinandersetzung und Absonderung gegeben werden solle. Diese Frage sei zu vereinen. Auch wenn entgegen dem Standpunkte des Entwurfs und der neuen Anträge des Referenten bei Gelegenheit der Berathung der §§ 173, 174 d. Entw. beschlossen werden sollte, daß die Ehefrau im Falle der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes die Auflösung der Gütergemeinschaft für die Zukunft in dem oben bezeichneten Sinne ver| Prot 16815 langen könne, so fehle es doch | an einem genügenden Grunde, der Ehefrau auch das weitere Recht einzuräumen, auch in Ansehung des zur Zeit der Konkurseröffnung vorhandenen Gesammtguts den Konkursgläubigern gegenüber das Recht der Auseinandersetzung und der Absonderung nach Maßgabe der §§ 14, 44 der Konk.O. beizulegen. Zuzugeben sei, daß ein Theil des geltenden Rechts, insbesondere das preuß. A.L.R. und das französische Recht, auf dem entgegengesetzten Standpunkte stehe und daß die Ehefrau unter Umständen trotz der Uberschuldung des Ehemannes auch in Ansehung des zur Zeit der Konkurseröffnung vorhandenen Gesammtguts ein Interesse an der Auseinandersetzung und Absonderung haben könne, nämlich dann, wenn die Ueberschuldung des Ehemannes in solchen Gesammtgutsverbindlichkeiten desselben ihren Grund habe, welche in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute, sondern dem Ehemanne zur Last fielen, da nach den zu § b Absatz 1 des Antrags unter I, 3 und zu dem Antrage unter II, 2 a gefaßten Beschlüssen (Prot. S. 6790; 6791) der Ehemann bezw. der an dessen Stelle tretende Konkursverwalter bei der Auseinandersetzung die Berichtigung jener Gesammtgutsverbindlichkeiten aus dem Gesammtgute gegenüber der Ehefrau nicht verlangen und auf diese Weise auf Grund der Auseinandersetzung sich zu Gunsten der Ehefrau ein Ueberschuß des Gesammtguts ergeben könne. Indessen sei andererseits zu beachten, daß, wenn Konkurs über das Vermögen des Ehemannes nicht eröffnet sei, die Ehefrau sich gefallen lassen müsse, daß auch wegen jener Gesammtgutsverbindlichkeiten die Gläubiger des Ehemannes im Wege der Zwangsvollstreckung ihre Befriedigung aus dem Gesammtgute suchten. | Prot I 6816 | Dem zufälligen Umstände aber, ob der Konkurs bereits eröffnet sei oder nicht, könne ein so weitgreifender Einfluß auf die rechtliche Lage der Gesammtgutsgläubiger nicht eingeräumt werden. Zudem komme in Betracht, daß, wenn man der Ehefrau das Recht der Auseinandersetzung und Absonderung beilege, dies das nicht befriedigende Resultat zur Folge haben würde, daß sie es in der Hand habe, auf Grund des § b Absatz 1 des Antrags unter I, 3 auch die Befriedigung solcher Gesammtgutsgläubiger aus dem Gesammtgute verlangen zu können, welche in dem Konkursverfahren sich nicht gemeldet hätten. Aus diesen Gründen verdiene es den Vorzug, der Ehefrau im Falle der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes in Ansehung des Gesammtguts den Konkursgläubigern gegenüber das Recht der Auseinandersetzung und Absonderung nicht zu geben, zumal die Fälle, in denen ein solches Recht in dem Interesse der Ehefrau liege, selten sein würden. Es könne zweifelhaft sein, ob der Grundsatz, daß, wenn während des Bestehens der Gütergemeinschaft über das Vermögen des Ehemannes der Konkurs eröffnet werde, das Gesammtgut zur Konkursmasse gehöre und die Ehefrau nicht das Recht der Auseinandersetzung und Absonderung habe, in Ermangelung einer entgegenstehenden Bestimmung nicht als selbstverständlich zu betrachten sei und deshalb eines besonderen Ausdrucks im Gesetze nicht bedürfe. Für die Selbstverständlichkeit 828

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

lasse sich anführen, daß, wenngleich das Gesammtgut gemeinschaftliches Vermögen beider Ehegatten sei, dasselbe doch der Zwangsvollstreckung von Seiten der | Gläubiger des Ehemannes unbeschränkt unterliege (vergl. § 1 9 Abs. 1 der vorl. |Prot 16817 Zusst.) und insoweit wie Vermögen des Ehemannes behandelt werde nach dem § 1 Abs. 1 der Konk.O. aber das Konkursverfahren das gesammte einer Zwangsvollstreckung unterliegende Vermögen des Gemeinschuldners umfasse, welches ihm zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens gehöre. Um jedoch die Zweifel abzuschneiden, welche andererseits aus der Natur des Gesammtguts als eines beiden Ehegatten gehörenden gemeinschaftlichen Vermögens in Verbindung mit den §§ 1, 14, 44 der Konk.O. hergeleitet werden könnten (vergl. Entsch. d 2)

Jacubezky (Nr 60)

| Prot II 4, 278 | Prot II 4, 279 Jacubezky (Nr 61)

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

1. die Vorschrift zu fassen: wenn der Mann durch Verschwendung sich oder seine Familie der Gefahr des Nothstandes aussetzt. 2. die Vorschrift zu fassen: wenn der Mann durch Verschwendung die Besorgniß einer Verschleuderung des Gesammtguts hervorruft, 3. die Vorschrift zu fassen: wenn der Mann wegen Verschwendung entmündigt ist oder durch Verschwendung das Gesammtgut in erheblichem Maße gefährdet. Antrag 3 wurde angenommen. | C. Weiter lagen die auf S. 273 mitgetheilten Anträge vor: 1. als Nr. 5 dem ξ 1372 hinzuzufügen: wenn der Konkurs über das Vermögen des Mannes eröffnet ist. u n ( j a ] s Abs. 2 dem § 1372 beizufügen: Im Falle der Nr. 5 des Abs. 1 muß die Klage innerhalb sechs Monaten nach Aufhebung oder Einstellung des Konkursverfahrens erhoben werden. Die für den Lauf der Verjährung geltenden Vorschriften der §§ 169, 171 finden entsprechende Anwendung. 2. dem § 1372 als N r . 5 hinzuzufügen: wenn das Gesammtgut in Folge von Verbindlichkeiten, die in der Person des Mannes entstanden sind, in solchem Maße überschuldet ist, daß das künftige Vermögen der Frau erheblich gefährdet wird. | Der Antrag 2 wurde mit 7 gegen 7 Stimmen unter Stichentscheid des Vorsitzenden angenommen. | D. Endlich lag der S. 273 mitgetheilte Antrag vor: dem § 1372 folgenden Abs. 2 anzufügen: £) a s R e c h t ) auf Aufhebung der Gütergemeinschaft zu klagen, steht dem Manne w e n n d a s Gesammtgut in Folge von Verbindlichkeiten der Frau, die im Verhältnisse der Ehegatten unter einander nicht dem Gesammtgute zur Last fallen, in solchem Maße überschuldet ist, daß das künftige Vermögen des Mannes erheblich gefährdet ist. Der Antrag wurde angenommen.

II. Die Komm, trat in die Berathung der auf das Rechtsverhältniß unter den Ehegatten nach Auflösung der Gütergemeinschaft bezüglichen §§ 13 73 bis 1380 ein. Struckmann Zu § 1373 lag der S. 244 mitgetheilte Antrag d 1 mit dem Zusatzantrage vor: im (Nr 43 Art. 11 des Entw. d. E. G. zum Ersätze des Halbsatzes 2 des Abs. 1 den S. 239 in der Anm. mitgetheilten Abs. 2 des § 754 b in die C. P. O. einzustellen. Der Antrag, welcher im Wesentlichen mit dem Entw. übereinstimmt und bezüglich der Verweisung in die C. P. O. den Beschlüssen zu den §§ 1345, 1360 entspricht, wurde angenommen. | Prot II 4, 280

| III. Zu § 1374, welcher die Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut nach Beendigung der Gütergemeinschaft regelt, lag der Antrag vor, im Art. 11 des Entw. d. E. G. zum theilweisen Ersätze des § 1374, des § 1406 Abs. 1, 3, des § 1429 Abs. 1 und des § 1431 Abs. 1 die auf S. 241 in der Anm. mitgetheilten §§ 668 i, 668 k und § 668 1, unter Einfügung der W o r t e „während der Rechtshängigkeit oder" nach dem Worte Fahrnißgemeinschaft, im § 668 k in die C. P. O. einzustellen. Der Antrag will den § 668 k auch dann Anwendung finden lassen, wenn die Auflösung der Gütergemeinschaft während der Rechtshängigkeit eines Rechtstreits des Mannes eingetreten ist. 1000

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

Die Abweichung w u r d e abgelehnt, im Uebrigen der Antrag angenommen. | IV. Zu § 1375 w a r beantragt: I Prot II 4, 281 die Vorschrift zu streichen und im Art. 14 des Entw. d. E. G. zum theilweisen Ersätze des § 1375, des § 1399 Abs. 2, des § 1406 Abs. 1, des § 1424 Abs. 2, des § 1429 Abs. 1 und des § 1431 Abs. 1 die auf S. 242 in der Anm. mitgetheilten Z u sätze zu § 1 a d. K. O . in diese einzustellen und der Anregung auf S. 263 stattzugeben. In Konsequenz des Beschlusses zu § 1361 w u r d e der vom Entw. nur redaktionell abweichende Antrag angenommen und der Red. Komm, die Entscheidung darüber überlassen, ob der Halbsatz 2 des Abs. 1 als Zusatz zu den §§ 14 und 44 d. K. O . zu setzen sei. V. Es lag der Antrag vor: Jacubezky entweder als § 1375 a folgende Vorschrift a u f z u n e h m e n : (Nr 61) Mit der Auflösung der Gütergemeinschaft erlischt die persönliche H a f t u n g des Mannes f ü r die Gesammtgutsverbindlichkeiten der Frau, welche im Verhältnisse der Ehegatten unter einander nicht dem Gesammtgute zur Last fallen, o d e r dem § 1359 folgenden Zusatz zu geben: Die gilt jedoch nicht f ü r solche Gesammtgutsverbindlichkeiten der Frau, welche im Verhältnisse der Ehegatten unter einander nicht dem Gesammtgute z u r Last fallen. D e r ξ 1375 a w u r d e angenommen. | VI. Der zu §1376 gestellte lediglich redaktionelle Antrag e1 (S. 244) wurde ohne Debatte angenommen. | VII. Die Komm, trat in die Berathung der die Auseinandersetzung unter den Ehegatten regelnden §§ 1377 bis 1380 ein. Zu § 1377 lagen vor: 1. der Antrag f z u bestimmen: Aus dem Gesammtgute sind zunächst die Gesammtgutsverbindlichkeiten zu berichtigen oder, soweit sie streitig oder noch nicht fällig sind, sicherzustellen; die Berichtigung oder Sicherstellung solcher Gesammtgutsverbindlichkeiten jedoch, die im Verhältnisse der Ehegatten zu einander einem Ehegatten allein zur Last fallen, kann von diesem nicht verlangt werden. D e r nach der Berichtigung oder Sicherstellung der Verbindlichkeiten verbleibende Rest wird unter die Ehegatten zu gleichen Theilen vertheilt. W a s einer der Ehegatten dem Gesammtgute zu ersetzen verpflichtet ist, muß er sich auf den ihm gebührenden Theil des Gesamttguts anrechnen lassen. Soweit die Ersatzleistung nicht durch A n r e c h n u n g erfolgt, bleibt er dem anderen Ehegatten persönlich verpflichtet. 2. hierzu der Unterantrag, den H a l b s a t z 2 des Abs. 1 dahin zu beschließen: Die Berichtigung kann auch der Ehegatte verlangen, dem gegenüber die Verbindlichkeit besteht oder dem im Verhältnisse der Ehegatten unter einander die Verbindlichkeit allein zur Last fällt. D e r Antrag 1 enthält zwei Abweichungen vom Entw.: a) die streitigen oder nicht fälligen Verbindlichkeiten sollen sichergestellt werden; b) die Berichtigung oder Sicherstellung von Gesammtgutsverbindlichkeiten, welche im Verhältnisse der Ehegatten zu einander einem Ehegatten allein zur Last fallen, soll nicht gefordert werden können. Hinsichtlich der zweiten Abweichung stimmen Entw. und A n t r a g 1 sachlich überein, der Entw. hält die Bestimmungen jedoch f ü r selbstverständlich. D e r Antrag 1001

| Prot II 4, 282 | Prot II 4, 283 Struckmann (Nr 43)

§ § 1468— 1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

2 will rücksichtlich der zweiten Abweichung des Gegentheil des Antrags 1 bestimmen. A. Die Verhandlung beschränkte sich zunächst auf die erste Abweichung. Der Antrag 1 wurde in dieser Richtung abgelehnt. | Prot II 4, 284 | B. Hierauf ging man zur Berathung des Antrags 2 und der zweiten Abweichung des Antrags 1 über, welche den Anspruch der Ehegatten gegen einander auf Berichtigung von Schulden aus dem Gesammtgute betreffen, die im Verhältniß unter den Gatten nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten sind. Der Antragsteller zu 2 zog hierauf seinen Antrag zurück. Der Antrag 1 wurde dann mit der erwähnten zweiten Abweichung angenommen, da man der Ansicht war, daß sich zur Abschneidung aller Zweifel die Aufnahme der vorgeschlagenen Vorschrift empfehle. | Prot II 4, 285 Struckmann (Nr 43)

| VIII. Zu § 1378 lagen vor: 1 Jgjf § g' ')

Jacubezky (Nr 74, 1)

II. Es folgte die Berathung über den S. 311 unter 3 b mitgetheilten Antrag, die Ausschließung eines Abkömmlinges von der fortgesetzten Gütergemeinschaft in guter Absicht zuzulassen. D e r A n t r a g w u r d e angenommen. | III. Zu § 1390 lagen vor: |Prot II 4, 313 1. der auf S. 247 mitgetheilte § s1 des allgemeinen Antrags; 2. hierzu der U n t e r a n t r a g : a) im § s1 a u ß e r den §§ 1388 (q 1 ) und 1389 (r 1 ) auch den § 1389 a a n z u f ü h r e n . b) als Abs. 2 folgende Vorschrift a n z u f ü g e n : Wolffson Ist die T h a t s a c h e , um derenwillen einem Abkömmlinge der Pflichttheil entzogen (Nr 69, 3) oder der A b k ö m m l i n g nach § 1389 a in der V e r f ü g u n g über seinen Antheil beschränkt werden 4 6 kann, erst nach dem T o d e eines der Ehegatten eingetreten oder dem verstorbenen Ehegatten nicht bekannt geworden, so findet der erste Absatz keine A n w e n d u n g . 3. der S. 309 unter V mitgetheilte Antrag, an Stelle des § 1390 hinter § 1393 einen § 1393 a einzufügen. Die K o m m , nahm den § 1390 bezw. den sachlich übereinstimmenden Antrag 1 mit dem Z u s ä t z e des Antrags 2 a an. D e r Antrag 2 b w u r d e von dem Antragsteller z u r ü c k g e z o g e n . D u r c h Annahme des Antrags 1 erschien der Antrag 3 als erledigt. 46

Die Worte: „oder der Abkömmling nach § 1389 a in der Verfügung über seinen Antheil beschränkt werden" sind im metallographierten Antrag nicht enthalten. 1011

§§ 1468-1518 | Prot II 4 , 3 1 4 Struckmann (Nr 43) Jacubezky ( N r 67,4)

v. Mandry ( N r 45, 23)

Jacubezky ( N r 67, 5)

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

| IV. Zu den §§ 1391, 1392, welche den außerordentlichen Pflichttheil und die Erbunwürdigkeit eines Abkömmlinges betreffen, lagen vor: 1. die §§ t1, u1 des allgemeinen Antrags; 2. hierzu der Unterantrag: im § t' das Wort „entsprechende" zu streichen. Der Antrag 1 stimmt mit dem Entw. überein. Die Mehrheit erklärte sich deswegen mit der Aufnahme der unbeanstandeten §§ 1391, 1392 einverstanden und überwies den Antrag 2 der Red. Komm. V. Zu $ 1393, welcher die Wirkungen eines von dem Abkömmlinge während des Bestehens der Gütergemeinschaft erklärten Verzichts auf seinen Antheil an der fortgesetzten Gütergemeinschaft regelt, lagen vor: 1. der § v1 des allgemeinen Antrags sowie die Anträge: 2. den § 1393 zu fassen: Ein Abkömmling kann durch einen mit beiden Ehegatten abgeschlossenen Vertrag auf den Eintritt in die fortgesetzte Gütergemeinschaft verzichten. Auf den Vertrag finden die Vorschriften über den Erbverzichtsvertrag entsprechende Anwendung. 3. den § 1393 zu fassen: Ein während des Bestehens der ehelichen Gütergemeinschaft zwischen einem der Ehegatten und einem gemeinschaftlichen Abkömmlinge geschlossene Erbverzichtsvertrag ist in Ansehung des Antheils des Abkömmlinges an dem Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft nur wirksam, wenn der andere Ehegatte dem einen oder dem anderen Vertragschließenden seine Zustimmung erklärt hat. Die Zustimmung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form; sie ist unwiderruflich. Der Antrag 1 weicht nur redaktionell vom Entw. ab. Die Antragsteller zu 2 und 3 erklärten, daß ihre Anträge durch die früher gefaßten Beschlüsse erledigt seien. Der § 1393 war mithin von keiner Seite beanstandet und wurde als solcher von der Mehrheit gebilligt.

VI. Zu § 1394, welcher die Ausgleichung des Vorempfangenen unter den Abkömmlingen und mit dem überlebenden Ehegatten anordnet, lag der Antrag vor: die Vorschrift zu streichen. | Prot II 4, 315 | Die Mehrheit beschloß, den § 1394, gegen dessen materiellen Inhalt sich ein Widerspruch nicht erhoben hat, anzunehmen, die Red. Komm, jedoch mit der Prüfung der Frage zu beauftragen, ob der § 1394 mit Rücksicht auf den § 1383 Abs. 1 Satz 3 entbehrlich sei oder durch eine entsprechende Fassung desselben entbehrlich gemacht werden könne. v. Mandry ( N r 45, 25)

VII. Zu § 1395, welcher die Erbfolge in das Vorbehaltsgut des Erblassers regelt, lagen vor: v. Mandry 1. Antrag: die Absätze 1 und 2 zu streichen; ( N r 45, 26) Struckmann (Nr 43)

2. der § n1 des allgemeinen Antrags, 3. der Satz 2 des Abs. 2 des zu § 1384 (S. 301) mitgetheilten Antrag n1, welcher bestimmt: Ein von dem verstorbenen Ehegatten hinterlassenes Vorbehaltsguts gehört zum Nachlasse dieses Ehegatten. Der Antragsteller zu 3 zog seinen Antrag zurück. Die Mehrheit beschloß, den § 1395 in Konsequenz der vom Entw. abweichenden Konstruktion des gütergemeinschaftlichen Erbrechts, welcher die Komm, gefolgt sei, als entbehrlich und theilweise irreführend zu streichen. 1012

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

| VIII. Zu § 1396 lagen die §§ w', x1 des allgemeinen Antrags vor. | Prot II 4, 316 Die Mehrheit nahm den § 1396 bezw. die sachlich übereinstimmenden §§w', x1 des Antrags unter Ueberweisung des letzteren an die Red. Komm. an. IX. Der § 1397 wurde seinem sachlichen Inhalte nach von keiner Seite beanstandet. Der nur in redaktioneller Beziehung vom Entw. abweichende § y1 des allgemeinen Antrags wurde von der Red. Komm, überwiesen. X. Zu §1398 lagen vor: 1. der § z 1 des allgemeinen Antrags auf S. 248 sowie die Anträge: 2. a) im Abs. 1 den Eingang zu fassen: Ein antheilsberechtigter Abkömmling kann durch eine vor dem Nachlaßgerichte des verstorbenen Ehegatten in öffentlich beglaubigter Form abzugebende Erklärung b) d e m Abs. 2 und 4 b e i z u f ü g e n :

v. Mandry

Der Vertrag bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form. (Nr 45, 27) 3. dem § 1398 Abs. 4 hinzuzufügen: Bei der Auseinandersetzung wird, sofern nichts Anderes vereinbart ist, die Abfindung in das Gesammtgut eingerechnet und auf die den Abkömmlingen gebührende Hälfte angerechnet. 46 a Die Mehrheit nahm den § 1398 mit den Zusätzen der Anträge 2, 3 an und überwies den Antrag 1 der Red. Komm. 287. Sitzung 11. D i e K o m m , erörterte zunächst

I Prot II 4, 323

1. den S. 312 mitgetheilten Antrag 1, welcher einem Ehegatten Vermächtnisse Jacubezky aus dem Gesammtgute gestatten will; (Nr 74, 1) 2. die von anderer Seite gegebene Anregung, zu ξ 1388 als Abs. 2 zu beschließen: Ueber den Betrag, der durch eine solche Verfügung frei wird, kann auch zu Gunsten von Dritten von Todeswegen verfügt werden. | Der Antrag 2 wurde, nachdem derselbe von mehreren Seiten bekämpft war, vor | Prot II 4, 324 der Abstimmung wieder zurückgezogen, der Antrag 1 wurde abgelehnt. | II. Weiter gelangte folgender, die Ehegatten zur Verfügung über ihr Vorbe- | Prot II 4, 325 haltsgut ohne Rücksicht auf den Pflichttheil der Abkömmlinge ermächtigender Antrag zur Berathung: an geeigneter Stelle, etwa als Zusatz zu dem § n 1 Abs. 2 des all- J acu bezky (Nr 74, 2) gemeinen Antrags auf S. 246 folgende Vorschrift aufzunehmen: In Ansehung des Vorbehaltsguts des verstorbenen Ehegatten steht den gemeinschaftlichen Abkömmlingen das Pflichttheilsrecht insoweit nicht zu, als, wenn der in die fortgesetzte Gütergemeinschaft fallende Antheil des verstorbenen Ehegatten an Von v. Mandry Nr. 45, 22 lag der Antrag vor, den § 1392 (Struckmann § u 1 ) zu streichen. Ferner lagen noch folgende Anträge vor: Nr. 67, 6 von Jacubezky: „Für den Fall, daß es für erforderlich erachtet wird, den überlebenden Ehegatten gegen die Wirkungen der nach dem Antrage Nr. 43 zulässigen Ausschlagung des Erbtheils seitens eines antheilsberechtigten Abkömmlings zu schützen, werden folgende Vorschriften vorgeschlagen: Schlägt ein gemeinschaftlicher Abkömmling seinen Antheil aus, so gilt er als nach dem Eintritte der fortgesetzten Gütergemeinschaft gestorben. Gehört zum Nachlasse ein Vorbehaltsgut, so stehen in Ansehung desselben denjenigen, welchen der ausgeschlagene Erbtheil nach § 2042 Abs. 2 anfallen würde, die im ξ [?] Satz 2 und in dem § 1835 bis 1838 bestimmten Rechte eines Nacherben zu.'" Nr. 70 von v. Mandry: Zu § 1398 Abs. 1: „In öffentlich beglaubigter Form (abzugebende Erklärung)"; vgl. § 2032 Entw.

1013

§§ 1468-1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

dem ehelichen G e s a m m t g u t e zum Nachlasse gehörte, der Antheil, welchen sie im Falle sofortiger A u f l ö s u n g der fortgesetzten Gütergemeinschaft von dem Gesammtgute derselben erhielten, den Pflichttheil decken würde. 4 7 Die Komm, lehnte den Antrag ab. 288. Sitzung | Prot II 4, 329

v. Mandry (Nr 45, 28)

| Prot II 4, 329

Struckmann (Nr 55)

11. Die Komm, f ü h r t e die Berathung der Anträge zu Ende, welche die Abfindung volljähriger Kinder bei der fortgesetzten Gütergemeinschaft betreffen. Es lagen folgende Anträge vor: 1. a) als § 1399 a folgende Bestimmungen einzustellen: D e r überlebende Ehegatte hat einem antheilsberechtigten Abkömmlinge, der sich mit seiner Einwilligung verheirathet oder sonst einen selbständigen Haushalt gründet, einen Beitrag aus Mitteln des Gesammtguts zu gewähren. In Ansehung der Einwilligung zur Eheschließung kommen die §§ 1232, 1238 zur A n w e n d u n g ; die verweigerte Einwilligung z u r Gründung eines selbständigen Haushalts kann durch das Vormundschaftsgericht ersetzt werden, wenn das Kind volljährig ist und der überlebende Ehegatte nicht einen wichtigen G r u n d zur Verweigerung hat. | Auf die Verpflichtung finden die Vorschriften über die Ausstattung der T ö c h t e r durch die Eltern mit der Maßgabe entsprechende A n w e n d u n g , daß der Ehegatte nicht verpflichtet ist, m e h r als den hälftigen W e r t h des dem Abkömmlinge zustehenden Antheils am G e s a m m t g u t e zu leisten. b) hierzu der U n t e r a n t r a g , im Abs. 1 Satz 1 zu sagen: als Beitrag zu der Einrichtung und Erhaltung der selbständigen Wirthschaft die H ä l f t e desjenigen zu gewähren, was der Abkömmling bei der Auseinandersetzung erhalten würde, w e n n die fortgesetzte Gütergemeinschaft zu der Zeit, zu welcher der Beitrag verlangt wird, aufgelöst worden wäre. 2. folgende Bestimmungen zu treffen: § 1399 a. Scheidet ein antheilsberechtigtes Kind des überlebenden Ehegatten durch Verheirathung o d e r nach eingetretener Volljährigkeit durch Begründung eines selbständigen Haushalts aus dem elterlichen Hausstande, so ist der überlebende Ehegatte verpflichtet, dem Kinde zur Einrichtung des Haushalts eine angemessene Ausstattung aus d e m Gesammtgute zu gewähren, soweit er ohne Beeinträchtigung seines standesmäßigen Unterhalts dazu im Stande ist und das Kind ein f ü r seine Ausstattung ausreichendes Vermögen (außer seinem Antheil an dem Gesammtgute) nicht besitzt. § 1399 b. Die im § 1399 a bestimmte Verpflichtung tritt nicht ein, wenn das Kind ohne die Zustimmung des überlebenden Ehegatten sich verheirathet oder einen selbständigen H a u s h a l t begründet und ein wichtiger G r u n d z u r Verweigerung der Zustimmung vorliegt, oder wenn sich das Kind gegen den überlebenden Ehegatten in einer Weise betragen hat, die ihn zur Entziehung des Pflichttheils berechtigen würde. Die Verpflichtung tritt auch dann nicht ein, wenn das Kind schon f r ü h e r eine Ausstattung erhalten hatte. D e r Anspruch verjährt in einem Jahre nach Eingehung der Ehe oder nach Beg r ü n d u n g des selbständigen Haushalts. Dem Antrag ist als Begründung hinzugefügt: Wenn der Antheil des zuerst verstorbenen Ehegatten an dem Gesammtgute 50 000, das Vorbehaltsgut 2 000 beträgt, so soll der Erblasser nicht durch die Pflichttheilsansprüche der Kinder, welche durch den Eintritt in die fortgesetzte Gütergemeinschaft die 50 000 erhalten, in der Verfügung über die 2 000 gehindert sein.

1014

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § § 1 4 6 8 — 1 5 1 8 Der Anspruch ist nicht übertragbar. 3. den § 1398 durch folgende Vorschriften zu ersetzen: § a. Jeder antheilsberechtigte Abkömmling kann, wenn er volljährig ist oder sich verehelicht hat, unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von sechs Monaten aus der fortgesetzten Gütergemeinschaft austreten. Der Austritt ist dem überlebenden Ehegatten gegenüber zu erklären. Ein minderjähriger Abkömmling ist zum Austritte nicht berechtigt, wenn er die Ehe ohne die nach den §§ 1232, 1238, 1239 erforderliche Zustimmung des überlebenden Ehegatten geschlossen hat. § b. Dem aus der fortgesetzten Gütergemeinschaft ausgetretenen Abkömmling ist dasjenige in Geld zu zahlen, was er bei der Auseinandersetzung erhalten würde, wenn die fortgesetzte Gütergemeinschaft zur Zeit des Austritts aufgelöst worden wäre. Der | Werth des Gesammtguts ist, soweit erforderlich, im Wege der Schätzung zu ermitteln. Der ausgetretene Abkömmling nimmt an dem Ergebnisse der zur Zeit des Austritts schwebenden Geschäfte Theil. Der überlebende Ehegatte ist berechtigt, diese Geschäfte so zu beendigen, wie es ihm am Vortheilhaftesten erscheint. Die Vorschrift des § 674 Abs. 2 des Entw. II findet entsprechende Anwendung. § c. Der Austritt hat für die fortgesetzte Gütergemeinschaft während ihres Bestehens dieselbe Wirkung, wie wenn der Ausgetretene zur Zeit des Austritts ohne Hinterlassung von Abkömmlingen gestorben wäre. Im Falle der Auflösung derselben wird bei der Auseinandersetzung dasjenige, was der Ausgetretene erhalten hat, in das Gesammtgut eingerechnet und auf die den Abkömmlingen gebührende Hälfte angerechnet. § d. Der Antheil eines zum Austritt aus der fortgesetzten Gütergemeinschaft berechtigten Abkömmlinges an dem Gesammtgute derselben ist unübertragbar, aber vererblich und der Zwangsvollstreckung unterworfen. 48 hierzu die Unteranträge: a) für den Fall, daß der dem Antrage 3 zu Grunde liegende Gedanke gebilligt werden sollte, folgende Aenderungen zu beschließen: im § a. . . wenn er sich mit Einwilligung des überlebenden Ehegatten verehelicht oder einen selbständigen Haushalt gründet, . . . . In Ansehung der Einwilligung zur Verehelichung findet die Vorschrift des § d Abs. 1 (des Antrags S. 317) Anwendung; wird die Einwilligung zur Gründung eines selbständigen Haushalts verweigert, so kann dieselbe. . . . (wie oben im Antrag 1 a Abs. 1 Satz 2 Halbsatz 2.) im § b. . . ist die Hälfte desselben in Geld auszuzahlen, was er. . b) im Antrage 3 hinter den Worten „wenn er volljährig ist" einzuschalten „und eine selbständige Wirthschaft gründet". Sämmtliche Anträge wurden abgelehnt.

Jacubezky (Nr 67, 7)

| Prot II 4, 330

v. Mandry (Nr 70)

| II. Zu § 1399, welcher die Rechtsstellung der Theilhaber an der fortgesetzten | Prot II 4, 334 Gütergemeinschaft unter sich und den Gläubigern gegenüber regelt, lagen vor, die §§ a 2 . (1399 Abs. 1.) Auf die dem überlebenden Ehegatten und den antheils- Struckmann berechtigten Abkömmlingen in Ansehung des Gesammtguts der fortgesetzten Gü- (Nr 43) tergemeinschaft zustehenden Rechte und obliegenden Verbindlichkeiten finden die Vorschriften der §§ d bis h, des § y und des § ζ Abs. 1 Satz 1 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß der überlebende Ehegatte die Rechte und Verbindlichkeiten des Mannes, die antheilsberechtigten Abkömmlinge die Rechte und Verbindlichkeiten der Frau haben. 48

Hingewiesen wurde von Jacubezky auf Gutachten IV, S. 229 (Gierke), Bähr ξ 1220 Abs. 1, Nr. 1, § 1281 Abs. 1; Mot. S. 473 (lübisches Recht und andere Rechte). 1015

§§ 1468-1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ b 2 . ( 1 3 9 9 Abs. 2, 1384 Abs. 1 S a t z 2 u. f.) G e s a m m t g u t s v e r b i n d l i c h k e i t e n d e r f o r t g e s e t z t e n G ü t e r g e m e i n s c h a f t sind alle V e r b i n d l i c h k e i t e n des ü b e r l e b e n d e n u n d des v e r s t o r b e n e n E h e g a t t e n , die V e r b i n d l i c h k e i t e n des L e t z t e r e n j e d o c h n u r d a n n , w e n n sie G e s a m m t g u t s v e r b i n d l i c h k e i t e n d e r e h e l i c h e n G ü t e r g e m e i n s c h a f t w a r e n . F ü r diese V e r b i n d l i c h k e i t e n des v e r s t o r b e n e n E h e g a t t e n h a f t e t d e r ü b e r l e b e n d e E h e g a t t e a u c h i n s o w e i t persönlich, als w ä h r e n d d e r D a u e r d e r ehelichen G ü t e r g e m e i n s c h a f t seine p e r s ö n l i c h e H a f t u n g nicht b e g r ü n d e t w a r . R e i c h t das G e s a m m t g u t z u r B e r i c h t i g u n g aller G e s a m m t g u t s v e r b i n d l i c h k e i t e n n i c h t aus, so k a n n sich d e r ü b e r l e b e n d e E h e g a t t e v o n d e r p e r s ö n l i c h e n H a f t u n g , soweit diese d u r c h die f o r t g e s e t z t e G ü t e r g e m e i n s c h a f t b e g r ü n d e t ist, n a c h M a ß g a b e d e r V o r s c h r i f t e n ü b e r das I n v e n t a r r e c h t des E r b e n b e f r e i e n . E i n e p e r s ö n l i c h e H a f t u n g d e r a n t h e i l s b e r e c h t i g t e n A b k ö m m l i n g e f ü r die V e r b i n d l i c h k e i t e n des v e r s t o r b e n e n E h e g a t t e n o d e r des ü b e r l e b e n d e n E h e g a t t e n w i r d nicht durch die fortgesetzte Gütergemeinschaft begründet. F e r n e r k o m m e n die §§ 668 f, 668 h Abs. 2, 7 0 2 a d. C . P. O . un 1 a d. K . O . ( A n m . S. 135 u n d 242) in B e t r a c h t . A. D e r Abs. 1 des § 1399, betreffs dessen d e r A n t r a g § a 2 keine sachliche A e n d e rung bezweckt, wurde ohne Widerspruch angenommen. | Prot II 4, 336

| B. D e r Abs. 2 des § 1399 regelt die H a f t u n g f ü r die S c h u l d e n des ü b e r l e b e n d e n E h e g a t t e n . Es lagen v o r : Jacubezky j ^ des a l l g e m e i n e n A n t r a g s , w e l c h e r d e m Abs. 2 entspricht, (Nr 74, 3) 2 h i e r z u d e r U n t e r a n t r a g , die Abs. 1, 2 z u f a s s e n : G e s a m m t g u t s v e r b i n d l i c h k e i t e n d e r f o r t g e s e t z t e n G ü t e r g e m e i n s c h a f t sind alle V e r b i n d l i c h k e i t e n des ü b e r l e b e n d e n u n d des v e r s t o r b e n e n E h e g a t t e n . D e r ü b e r l e b e n d e E h e g a t t e k a n n die H a f t u n g des G e s a m m t g u t s f ü r die V e r b i n d l i c h k e i t e n des v e r s t o r b e n e n E h e g a t t e n , w e l c h e w ä h r e n d d e r D a u e r d e r ehelichen G ü t e r g e m e i n s c h a f t n i c h t G e s a m m t g u t s v e r b i n d l i c h k e i t e n w a r e n , n a c h d e n f ü r das I n v e n t a r r e c h t des E r b e n g e l t e n d e n V o r s c h r i f t e n auf d e n in die f o r t g e s e t z t e G ü t e r g e m e i n s c h a f t g e f a l l e n e n A n t h e i l des v e r s t o r b e n e n E h e g a t t e n an d e m G e s a m m t g u t e d e r ehelichen Gütergemeinschaft beschränken. Für die Gesammtgutsverbindlichkeiten der fortgesetzten Gütergemeinschaft haftet d e r ü b e r l e b e n d e E h e g a t t e persönlich. E r ist j e d o c h b e r e c h t i g t , die H a f t u n g f ü r die G e s a m m t g u t s v e r b i n d l i c h k e i t e n , f ü r w e l c h e er n u r in F o l g e des Eintritts d e r f o r t g e s e t z t e n G ü t e r g e m e i n s c h a f t persönlich h a f t e t , n a c h d e n f ü r das I n v e n t a r r e c h t des E r b e n g e l t e n d e n V o r s c h r i f t e n auf den Bestand des G e s a m m t g u t s z u r Z e i t des E i n tritts d e r f o r t g e s e t z t e n G ü t e r g e m e i n s c h a f t z u b e s c h r ä n k e n . D e r A n t r a g 2 w u r d e a b g e l e h n t , und Abs. 1 des § b 2 des A n t r a g s 1 gebilligt. | C . D e r Abs. 2 des § b 2 w u r d e nicht b e a n s t a n d e t . D . I m Z u s a m m e n h a n g e mit der u n t e r Α b e r ü h r t e n F r a g e s t a n d e n f o l g e n d e A n träge : Jacubezky 1. d e m § b 2 h i n z u z u f ü g e n : (Nr 72, 1) E i n e v o n d e r F r a u w ä h r e n d der D a u e r d e r e h e l i c h e n G ü t e r g e m e i n s c h a f t o h n e Z u s t i m m u n g des M a n n e s e i n g e g a n g e n e V e r b i n d l i c h k e i t aus einem S c h e n k u n g s v e r s p r e c h e n w i r d n i c h t G e s a m m t g u t s v e r b i n d l i c h k e i t . Ein R e c h t s g e s c h ä f t , d u r c h w e l ches die F r a u als ü b e r l e b e n d e r E h e g a t t e ü b e r e i n e n z u m G e s a m m t g u t e d e r f o r t g e setzten G ü t e r g e m e i n s c h a f t g e h ö r e n d e n G e g e n s t a n d z u m Z w e c k e d e r E r f ü l l u n g eines s o l c h e n S c h e n k u n g s v e r s p r e c h e n s v e r f ü g t , ist n u r mit Z u s t i m m u n g d e r antheilsb e r e c h t i g t e n A b k ö m m l i n g e wirksam. 2. f o l g e n d e a l l g e m e i n e V o r s c h r i f t z u t r e f f e n :

| Prot II 4, 338

1016

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

Eine Verbindlichkeit des Mannes aus einem Rechtsgeschäfte, durch welches er sich zu einer Verfügung der im § 1353 Abs. 1 bezeichneten Art verpflichtet, oder aus einem Schenkungsversprechen wird nicht Gesammtgutsverbindlichkeit. Ein Rechtsgeschäft, durch | welches der Mann über einen zum Gesammtgute gehören- | Prot II 4, 339 den Gegenstand zum Zwecke der Erfüllung einer solchen Verbindlichkeit verfügt, ist nur mit Zustimmung der Frau wirksam. Die Komm, lehnte beide Anträge ab. E. Der Abs. 3 des § b2 wurde sachlich nicht beanstandet. Die Prüfung der Frage, ob eine Bestimmung der vorgeschlagenen Art nothwendig sei, wurde der Red. Komm, überwiesen. F. Gegen die theilweise Uebertragung des § 1399 in die C. P. O. und die K. O. erhob sich kein Widerspruch. III. Zu den § 1400 bis 1405 lagen vor: die §§ c2 bis g2 des allgemeinen Antrags, zu bestimmen: Struckmann § c2. (1400 Abs. 1, 2 Nr. 1, 2, 1401.) Im Verhältnisse des überlebenden Ehegatten ( N r 4 3 ) zu den antheilsberechtigten Abkömmlingen fallen folgende Gesammtgutsverbindlichkeiten dem überlebenden Ehegatten zur Last: 1. die ihm bei dem Eintritte der fortgesetzten Gütergemeinschaft obliegenden Verbindlichkeiten, für die während der Dauer der ehelichen Gütergemeinschaft das Gesammtgut nicht haftete oder die im Verhältnisse der Ehegatten zu einander ihm zur Last fielen; | 2. die während der Dauer der fortgesetzten Gütergemeinschaft entstandenen, | Prot II 4, 340 ihm obliegenden Verbindlichkeiten, die, wenn sie während der Dauer der ehelichen Gütergemeinschaft in seiner Person entstanden wären, im Verhältnisse der Ehegatten zu einander ihm zur Last gefallen sein würden. Das gleiche gilt von einer nach $ χ von dem überlebenden Ehegatten einem Kinde zugesicherten oder gewährten Ausstattung. §d 2 . (1400 Abs. 2 Nr. 3, 4, 1402 Abs. 2.) Verbindlichkeiten des verstorbenen Ehegatten, welche während der Dauer der ehelichen Gütergemeinschaft im Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem verstorbenen Ehegatten zur Last fielen, müssen sich die antheilsberechtigten Abkömmlinge bei der nach der Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft vorzunehmenden Auseinandersetzung insoweit auf ihren Antheil anrechnen lassen, als der überlebende Ehegatte für diese Verbindlichkeiten von den Erben des verstorbenen Ehegatten Befriedigung nicht hat erlangen können. Das Gleiche gilt von den Ersatzverbindlichkeiten des verstorbenen Ehegatten gegenüber dem ehelichen Gesammtgute. § e 2 . (1403 Nr. 5.) Der überlebende Ehegatte kann jederzeit die fortgesetzte Gütergemeinschaft durch eine von ihm vor dem Nachlaßgcrichte des verstorbenen Ehegatten abzugebende Erklärung auflösen. Das Nachlaßgericht soll die erfolgte Auflösung jedem antheilsberechtigten Abkömmling und, wenn der überlebende Ehegatte gesetzlicher Vertreter eines solchen ist, dem Vormundschaftsgericht unverzüglich mittheilen. § f 2 . (1403 Nr. 1, 2, 1404.) Die fortgesetzte Gütergemeinschaft wird durch den T o d sowie durch die Wiederverheirathung des überlebenden Ehegatten aufgelöst. Will der überlebende Ehegatte zu einer neuen Ehe schreiten, so hat er, wenn ein antheilsberechtigter Abkömmling minderjährig oder bevormundet ist, dem Vormundschaftsgerichte von der beabsichtigten Eheschließung Anzeige zu erstatten, ein Verzeichniß des Gesammtguts der fortgesetzten Gütergemeinschaft einzurei1017

§§ 1468-1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

chen und unter Auflösung der Gütergemeinschaft die Auseinandersetzung herbeizuführen. Das Vormundschaftsgericht kann jedoch gestatten, daß die Auflösung der Gütergemeinschaft vor der Eheschließung unterbleibt und die Auseinandersetzung erst zu einer späteren Zeit erfolgt. 5 g 2 . (1405, 1403 Nr. 3.) Jeder antheilsberechtigte Abkömmling kann gegen den überlebenden Ehegatten auf Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft klagen: 1. wenn der überlebende Ehegatte ein Rechtsgeschäft der im § e bezeichneten Art ohne die Zustimmung des Abkömmlinges vorgenommen hat und eine erhebliche Gefährdung der Rechte desselben für die Zukunft zu besorgen ist; 2. wenn der überlebende Ehegatte das Gesammtgut, in der Absicht, den Abkömmling zu benachtheiligen, vermindert hat; | Prot II 4, 341 | 3. wenn der überlebende Ehegatte seine Verpflichtung, dem Abkömmlinge den Unterhalt zu gewähren, verletzt hat und eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts für die Zukunft zu besorgen ist; 4. wenn der überlebende Ehegatte durch Verschwendung sich oder seine Familie der Gefahr des Nothstandes aussetzt; 5. wenn der überlebende Ehegatte die elterliche Gewalt über den Abkömmling verwirkt hat. Die Auflösung der Gütergemeinschaft tritt in diesen Fällen mit der Rechtskraft des die Auflösung bestimmenden Urtheils in Ansehung aller Abkömmlinge ein, auch wenn das Urtheil auf die Klage nur eines Abkömmlinges erlassen ist. Gegen den die Schuldenhaftung des überlebenden Ehegatten regelnden § 1400, hinsichtlich dessen in dem obigen Antrage keine sachliche Aenderung vorgeschlagen ist, erhob sich kein Widerspruch. IV. Auf den die Tragung der Ausstattung regelnden § 1401 bezog sich außer dem § c2 des allgemeinen Antrags der Antrag: Jacubezky den § 1401 zu fassen: (Nr 74, 4) | - j a t d e r überlebende Ehegatte einem antheilsberechtigten Abkömmling eine Ausstattung gewährt oder zugesichert, so ist sie, sofern er nicht bei der Gewährung oder der Zusicherung eine andere Bestimmung getroffen hat, nach der Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft bei der Auseinandersetzung auf den Antheil des Abkömmlinges anzurechnen. Die Vorschrift des § 1398 Abs. 4 Satz 2 findet entsprechende Anwendung. Soweit die Ausstattung dasjenige übersteigt, was der Abkömmling aus dem Gesammtgut erhalten haben würde, wenn zur Zeit der Gewährung oder der Zusicherung der Ausstattung die fortgesetzte Gütergemeinschaft aufgelöst worden wäre, und sie auch bei der Auseinandersetzung nicht auf seinen Antheil oder den Antheil seiner nach § 1397 Abs. 2 an seine Stelle getretenen Abkömmlinge angerechnet werden kann, fällt sie im Verhältnisse zwischen dem überlebenden Ehegatten und den antheilsberechtigten Abkömmlingen dem überlebenden Ehegatten zur Last. Das Gleiche gilt, wenn der überlebende Ehegatte die Ausstattung mit der Bestimmung gewährt oder zugesichert hat, daß sie nicht auf den Antheil des Abkömmlinges angerechnet werden soll. Dieser Antrag wurde abgelehnt. | Prot II 4, 342

| V . Den Abs. 1 des § 1402 beschloß man mit Rücksicht auf die angenommene andere Konstruktion der fortgesetzten Gütergemeinschaft zu streichen. Der § d 2 Abs. 2 des allgemeinen Antrags wurde gebilligt. 1018

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § § 1 4 6 8 — 1 5 1 8 VI. Die Komm, wandte sich der Berathung der 1403 bis 1405 zu, welche die Aufhebungsgründe der fortgesetzten Gütergemeinschaft enthalten. Die Nr. 1 bis 3 des § 1403, hinsichtlich welcher der allgemeine Antrag keine sachlichen Aenderungen vorschlägt, wurden nicht beanstandet. Zur N r . 5 des § 1403 wurde ein Antrag gebilligt, den Eingang zu fassen: Jacubezky 5. durch eine von dem überlebenden Ehegatten gegenüber dem Nachlaßgerichte (Nr 78, 1) des verstorbenen Ehegatten in öffentlich beglaubigter Form abzugebende u.s.w. Es liegt darin insoweit eine Erleichterung f ü r den überlebenden Ehegatten, als er die in Nr. 5 vorgesehene Erklärung nicht selbst vor dem Nachlaßgericht abzugeben braucht. Endlich stimmte man einem Vorschlage zu, den § 1403 dahin zu ergänzen: Die fortgesetzte Gütergemeinschaft endigt mit der Todeserklärung des überlebenden Ehegatten. VII. Der § 1404, welcher in dem § f 2 des allgemeinen Antrags sachlich unverändert wiedergegeben ist, wurde ohne Widerspruch angenommen. Die Red.Komm, soll prüfen, ob nicht der Abs. 2 durch eine erweiterte Fassung des § 1548 überflüssig gemacht werden kann. VIII. Der § 1405 ist dem § g2 des allgemeinen Antrags unverändert wiedergegeben. Ferner lag der Antrag vor, die Nr. 4 zu fassen: 4. wenn der überlebende Ehegatte durch Verschwendung das Gesammtgut in er- Jacubezky hebliche Weise gefährdet oder wegen Verschwendung entmündigt ist. (Nr 78, 2) und im Falle der Ablehnung des Anspruchs auf Abschichtung (vergl. unter 1): a) der Nr. 5 des Abs. 1 folgenden Zusatz zu geben: oder wenn er sich gegen den Abkömmling so betragen hat, daß dieser berechtigt sein würde, ihm den Pflichttheil zu entziehen. | b) in den Abs. 1 folgende Vorschrift aufzunehmen; | Prot II 4 343 Ein antheilsberechtigter Abkömmling, der volljährig ist oder sich verheirathet hat, kann auf die Auflösung auch klagen, wenn der überlebende Ehegatte wegen Geisteskrankheit oder wegen Trunksucht entmündigt oder nach § 1727 des vormundschaftlichen Schutzes für bedürftig erklärt oder wenn für ihn ein Abwesenheitspfleger bestellt ist und eine baldige Aufhebung der Entmündigung, der Vormundschaft oder der Pflegschaft nicht in Aussicht steht. 48 a Der Abänderung der Nr. 4, welche der neuen Fassung des § 1372 entspricht stimmte man ohne Weiteres zu. Die übrigen Abänderungsvorschlage wurden abgelehnt. 289. Sitzung 11. Es kam zunächst der Antrag zur Verhandlung, die Berathung über den | Prot II 4, 344 § 1405 wieder aufzunehmen und die Nr. 5 zu fassen: wenn der überlebende Ehegatte die elterliche Gewalt über den Abkömmling ver- Sohm wirkt hat oder, stände letzterer noch unter elterlicher Gewalt, verwirkt haben würde. Die Komm, erklärte sich mit der vorgeschlagenen veränderten Fassung einverstanden. II. Zu § 1406 lagen die auf S. 250 mitgetheilten §§ h 2 , i2 des allgemeinen Antrags vor. 48a

Hier ist im metallographierten Antrag auf Gutachten IV, S. 230, 231 verwiesen. 1019

§§ 1468-1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Dieser A n t r a g w u r d e im wesentlichen angenommen. 4 9 | Prot II 4, 346 | III. Es folgte die Berathung Struckmann 1. des § k 2 des allgemeinen Antrags, nach § 1406 folgende Vorschrift einzuschal(Nr 43) ten:

Soweit die antheilsberechtigten Abkömmlinge nach § i' den Gesammtgutsgläubigern h a f t e n , sind sie im Verhältnisse zu einander nach der Größe ihres Antheils am Gesammtgute verpflichtet. H a t ein Abkömmling mehr als seinen Antheil geleistet, so kann er von den übrigen Abkömmlingen bis z u m W e r t h e der ihnen zugetheilten Gegenstände Ersatz verlangen. Dieser Anspruch fällt weg, soweit die übrigen Abkömmlinge in dem Zeitpunkt, in welchem der Anspruch gegen sie zuerst gerichtlich oder außergerichtlich geltend gemacht wird, durch den W e r t h der Gegenstände nicht mehr bereichert sind. hierzu die U n t e r a n t r ä g e : Jacubezky 2. a) die Sätze 2 und 3 zu streichen; (Nr 74, 5) b) den in der Anm. zu § 362 des Entw. II gemachten Vorbehalt auch f ü r die V o r schrift des Antrags 1 auszusprechen; 3. die Sätze 2 und 3 durch die Vorschrift zu ersetzen: Die H a f t u n g beschränkt sich auf die ihnen zugetheilten Gegenstände. Die M e h r h e i t nahm den Antrag 1 mit der von dem Antragsteller zu 3 vorgeschlagenen Modifikation und den Antrag 2 b an. | Prot II 4, 347

Jacubezky (Nr 78, 4)

| IV. Z u § 1407, welcher den für die Auseinandersetzung maßgebenden Zeitpunkt bestimmt und den Abkömmlingen das Recht zur Uebernahme gewisser Gegenstände einräumt, lagen vor: 1. der § l2 des allgemeinen Antrags aus S. 251 sowie die Anträge: 2. a) den Abs. 1 des § 1407 zu fassen: In den Fällen des § 1405 bestimmt sich die Verpflichtung des überlebenden Ehegatten z u r H e r a u s g a b e des Gesammtguts in gleicher Weise, wie wenn der Anspruch auf die Auseinandersetzung mit der E r h e b u n g der Klage auf Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft rechtshängig geworden wäre. b) den Eingang des Abs. 3 zu fassen: Das im Abs. 2 bezeichnete Recht kann etc. (wie im Entw.). Die Mehrheit Schloß sich dieser Auffassung an und nahm den 5 1407 mit der von dem Antragsteller zu 2 vorgeschlagenen Modifikation an. Z u r Redaktion w u r d e empfohlen, im Abs. 2 des § 1407 das W o r t „auch" wegzulassen, um klarzustellen, daß es sich hier um ein Recht handelt, welches nur den Abkömmlingen, nicht aber dem überlebenden Ehegatten zusteht.

V. Zu f 1408 lagen vor: 1. der § m 2 des allgemeinen Antrags sowie die Zusatzanträge: Jacubezky 2. dem § 1408 beizufügen: (Nr 74, 6) Eine nach § 1368 Abs. 2 oder nach § 1401 Abs. 3 dem überlebenden Ehegatten zur Last fallende Ausstattung ist nur soweit z u r Ausgleichung zu bringen, als sie nicht dem überlebenden Ehegatten bei der Auseinandersetzung angerechnet werden konnte und Ersatz von ihm nicht zu erlangen ist. 3. dem § 1408 h i n z u z u f ü g e n : Soweit die Ausstattung auf den Antheil des überlebenden Ehegatten trifft, ist nur der Betrag z u r Ausgleichung zu bringen, welcher nicht dem überlebenden Ehegat49

Von Jacubezky lag der Antrag Nr. 78, 3 vor, im j 1406 Abs. 5 Satz 1 am Ende: „gegen Ersatz des Werthes zu übernehmen."

1020

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

ten bei der Auseinandersetzung angerechnet werden konnte und dessen Ersatz von ihm nicht zu erlangen ist. Der Antrag 2 wurde zu Gunsten des Antrags 3 zurückgezogen. | Der § m 2 stimmt mit dem § 1408 sachlich überein. Da eine Ausstellung gegen | Prot II 4, 348 diese Vorschrift nicht erhoben wurde, so erklärte sich die Komm, sachlich mit dem § 1408 einverstanden. VI. Zu § 1409, der letztwillige Anordnungen des überlebenden Ehegatten über den Antheil der Abkömmlinge verbietet, lagen die Anträge vor: Struckmann 1. den § 1409 durch den ξ η2 des allgemeinen Antrags auf S. 251 zu ersetzen. (Nr 42) Jacubezky (Nr 74, 7)

2. die Vorschrift zu streichen. Die Komm, beschloß den § 1409 zu streichen. VII. Es wurde hierauf definitiv über die Aufnahme der zu dem Abschnitt über die allgemeine Gütergemeinschaft beschlossenen Vorschriften abgestimmt. Die Mehrheit erklärte sich mit der Aufnahme dieses Abschnitts einverstanden. II. Fassung der Regelung in der

VorlZust:

§ 1371 gestrichen. Ε I-VorlZust 5 1372. Die Frau kann auf Auflösung der Gütergemeinschaft klagen: 1. wenn der Mann ein Rechtsgeschäft der in § 1353 bezeichneten Art ohne Zu- §1372 stimmung der Frau vorgenommen hat und eine erhebliche Gefährdung der Rechte der Frau für die Zukunft zu besorgen ist; 2. wenn der Mann das Gesammtgut in der Absicht, die Frau zu benachtheiligen, vermindert hat; 3. wenn der Mann seine Verpflichtung, der Frau und den gemeinschafltichen Abkömmlingen den Unterhalt zu gewähren, verletzt hat und eine erhebliche Gefährdung dieses Unterhalts für die Z u k u n f t zu besorgen ist; 4. wenn der Mann wegen Verschwendung entmündigt wird oder durch Verschwendung das Gesammtgut in erheblicher Weise gefährdet; 5. wenn das Gesammtgut in Folge von Verbindlichkeiten, die in der Person des Mannes entstanden sind, in solchem Maße überschuldet ist, daß das künftige Vermögen der Frau erheblich gefährdet wird. § 1372 a. Der Mann kann auf Auflösung der Gütergemeinschaft klagen, wenn Ε I-VorlZust das Gesammtgut in Folge von Verbindlichkeiten der Frau, die im Verhältnisse der § 1372a Ehegatten unter einander nicht dem Gesammtgute zur Last fallen, in solchem Maße überschuldet ist, daß das künftige Vermögen des Mannes erheblich gefährdet wird. § 13 73.'' Nach Auflösung der Gütergemeinschaft finden bis zur erfolgten Aus- Ε I-VorlZust einandersetzung noch die Vorschriften des § 1344 Anwendung. Die Verwaltung des §1373 Gesammtguts steht bis dahin beiden Ehegatten gemeinschaftlich zu. Jeder der Ehegatten ist dem anderen gegenüber verpflichtet, zu solchen Maßregeln mitzuwirken, welche zum Zwecke ordnungsmäßiger Verwaltung des Gesammtguts erforderlich sind. Was bis zur erfolgten Auseinandersetzung auf Grund eines zu dem Gesammtgute gehörenden Rechts oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstandes oder durch Rechtsgeschäfte erworden wird, die sich auf das Gesammtgut beziehen, wird Gesammtgut. 1021

§ § 1468—1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

* Zum Ersatz des § 1373 Satz 1, Halbsatz 2, erhält der nach der Anm. zu § 1344 in die Civilprozeßordnung aufzunehmende § 754 a folgenden Zusatz: „Nach Auflösung der Gütergemeinschaft ist der Antheil an dem Gesammtgute zu Gunsten der Gläubiger des Antheilsberechtigten der Zwangsvollstreckung unterworfen." § 13 74 "'gestrichen. * Zum Ersätze des § 1374 werden in dem Art. 11 des Entwurfs des Einf. Ges. folgende Vorschriften in die C. P. O. eingestellt: § 706 d. „Nach Auflösung der allgemeinen Gütergemeinschaft ist vor der Auseinandersetzung die Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut nur zulässig, wenn beide Ehegatten zu der Leistung oder der Ehemann zu der Leistung und die Ehefrau zur Gestattung der Zwangsvollstreckung verurtheilt sind. Die Vorschriften des § 706 a Abs. 2, 3 finden entsprechende Anwendung." § 706 e. „Ist die A u f l ö s u n g der allgemeinen Gütergemeinschaft nach B e e n d i g u n g eines Rechtsstreits des Ehemannes eingetreten oder war zur Zeit der A u f l ö s u n g der G e m e i n s c h a f t ein nach § 702 gegen den E h e m a n n vollstreckbarer Titel vorhanden, so finden auf die Ertheilung einer in A n s e h u n g des Gesammtguts g e g e n die Ehefrau vollstreckbaren Ausfertigung des gegen den Ehemann erlassenen Urtheils oder des Titel die §§ 665 bis 668, 671, 703 entsprechende Anwendung." § 13 75 "gestrichen. * Vergl. die Anmerkung zu § 1361. Ε I-VorlZust § 1375 α. Mit der Auflösung der Gütergemeinschaft erlischt die persönliche H a f § 1375a tung des Mannes für die Gesammtgutsverbindlichkeiten der Frau, w e l c h e im V e r hältnisse der Ehegatten unter einander nicht d e m Gesammtgute zur Last fallen. Ε I-VorlZust § 1376. Jeder Ehegatte kann nach A u f l ö s u n g der Gütergemeinschaft verlangen, S 1376 daß z w i s c h e n ihm und dem anderen Ehegatten die Auseinandersetzung w e g e n des G e s a m m t g u t e s nach Maßgabe der §§ 1377 bis 1380 v o r g e n o m m e n werde. Ε I-VorlZust § 1377. Aus dem Gesammtgute sind zunächst die Gesammtgutsverbindlichkeiten % 1377 zu berichtigen; die Berichtigung solcher Gesammtgutsverbindlichkeiten jedoch, die im Verhältnisse der Ehegatten zu einander einem Ehegatten allein zur Last fallen, kann v o n diesem nicht verlangt werden. D e r nach der Berichtigung der Verbindlichkeiten verbleibende Rest wird unter die Ehegatten zu gleichen Theilen vertheilt. W a s einer der Ehegatten dem Gesammtgute zu ersetzen verpflichtet ist, m u ß er sich auf d e n ihm gebührenden Theil des Gesammtguts anrechnen lassen. S o w e i t die Ersatzleistung nicht durch Anrechnung erfolgt, bleibt er dem anderen Ehegatten persönlich verpflichtet. Ε I-VorlZust §1378. Z u m Z w e c k e der Berichtigung der Gesammtgutsverbindlichkeiten sind $ 1378 die z u m G e s a m m t g u t e gehörenden Gegenstände in Geld umzusetzen. D i e T h e i l u n g der nach der Berichtigung oder Sicherstellung dieser Verbindlichkeiten übrigbleibenden Gegenstände erfolgt nach den Vorschriften über die G e meinschaft. Jeder Ehegatte ist jedoch berechtigt, Gegenstände, die er in die Güterg e m e i n s c h a f t gebracht oder während der D a u e r der Gütergemeinschaft durch Erbf o l g e , V e r m ä c h t n i ß oder Uebertragung mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht oder durch Schenkung erworben hat, sowie Sachen, die ausschließlich z u seinem persönlichen Gebrauch, insbesondere zur Kleidung oder z u m Schmucke, bestimmt sind, g e g e n Ersatz des gegenwärtigen W e r t h e s zu übernehmen. Ε I-VorlZust § 1379. In den Fällen der §§ 1372 und 1372 a gilt der Anspruch des Ehegatten, S 1379 welcher auf A u f l ö s u n g der Gütergemeinschaft geklagt hat, auf Auseinandersetzung als mit d e m Eintritte der Rechtshängigkeit des Anspruchs auf A u f h e b u n g der Güterg e m e i n s c h a f t rechthängig geworden. 1022

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

§ 1379 a. Wird das Gesammtgut getheilt, ohne daß vor der Theilung die Ge- Ε I-VorlZust sammtgutsverbindlichkeiten berichtigt sind, so haftet jeder Ehegatte für die unbe- § 1379 a richtigt gebliebenen Gesammtgutsverbindlichkeiten, die nicht in seiner Person entstanden sind, den Gesammtgutsgläubigern persönlich; die Haftung beschränkt sich auf die ihn zugetheilten Gegenstände."" * Der in der Anmerkung zu 5 362 II. Les. gemachte Vorbehalt gilt auch für die Vorschrift des § 1379 a.

§ 1380. Ist die Berichtigung einer Gesammtgutsverbindlichkeit unterblieben, die Ε I-VorlZust im Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zu Last fällt und für § 1380 welche die Frau persönlich verpflichtet ist, so haftet der Mann der Frau dafür, daß sie von dem Gläubiger nicht in Anspruch genommen wird. § 1381. Wird die Gütergemeinschaft auf Grund der §§ 1372, 1372 a durch recht- Ε I-VorlZust kräftiges Urtheil aufgelöst, so tritt Trennung der Güter unter den Ehegatten ein. § 1381 Das Gleiche gilt, wenn die Auflösung durch Ehevertrag erfolgt, ohne daß in dem Vertrage ein anderer Güterstand vereinbart ist. Die Auflösung hat Dritten gegenüber, auch in dem Falle des ersten Absatzes, nur nach Maßgabe des § 1336 Wirksamkeit."' : ·' Vorausgesetzt wird, daß das in Aussicht genommene Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit eine Vorschrift enthalten wird, nach welcher das zuständige Amtsgericht auf Antrag eines Ehegatten durch Verhandlung mit den Ehegatten die Auseinandersetzung des Gesammtguts im Falle der Auflösung der Gütergemeinschaft zu vermitteln hat.

§ 1382. (1382, 1383 Abs. 1) Wird die Ehe durch den T o d eines Ehegatten aufge- Ε I-VorlZust löst und ist ein gemeinschaftlicher Abkömmling nicht vorhanden, so gehört der An- § 1^82 theil des verstorbenen Ehegatten am Gesammtgute zum Nachlasse dieses Ehegatten. Die Erbfolge bestimmt sich nach den allgemeinen erbrechtlichen Vorschriften. Auf die Gemeinschaft zwischen dem überlebenden Ehegatten und den Erben des verstorbenen Ehegatten finden die Vorschriften der §§ 1373 bis 1378, 1379 a, 1380 Anwendung. § 1383. (1383 Abs. 2 Satz 1, 1384.) H a t der verstorbene Ehegatte gemeinschaftli- Ε I-VorlZust che Abkömmlinge hinterlassen, so wird zwischen ihnen, soweit sie als gesetzliche §1383 Erben desselben berufen sind, und dem überlebenden Ehegatten die Gütergemeinschaft nach den §§ 1385 bis 1409 fortgesetzt. Der Antheil des verstorbenen Ehegatten an dem Gesammtgute gehört in diesem Falle nicht zum Nachlasse dieses Ehegatten. Sind jedoch neben den gemeinschaftlichen Abkömmlingen einseitige Abkömmlinge des verstorbenen Ehegatten vorhanden, so bestimmt sich das Erbrecht und der Erbtheil desselben nach dem § 1382. Für die Erbfolge gelten im Uebrigen auch bei dem Eintritte der der fortgestzten Gütergemeinschaft die allgemeinen erbrechtlichen Vorschriften. Ein von dem verstorbenen Ehegatten hinterlassenes Vorbehaltsguts gehört zum Nachlasse dieses Ehegatten. s 1383 a. (1383 Abs. 2 Satz 2.) Anordnungen, welche mit den Vorschriften der Ε I-VorlZust §§ 1383 bis 1409 im Widerspruche stehen, können von den Ehegatten, unbeschadet § 1383a deren Rechts, die fortgesetzte Gütergemeinschaft durch Ehevertrag auszuschließen, weder durch Ehevertrag noch Verfügungen von Todeswegen getroffen werden, soweit es nicht nach jenen Vorschriften zulässig ist. 1023

§ § 1468—1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ i.384 vergl. § 1383. § 1385 "gestrichen* * Der zweite Satz des ersten Absatzes des § 1385 ist seinem sachlichen Inhalte nach von der Kommission gebilligt und wird die Redaktionskommission mit der Prüfung der Frage beauftragt, ob derselbe in einer der veränderten Konstruktion entsprechenden Fassung aufzunehmen oder mit Rücksicht auf die Fassung des § 1383 Abs. 1 Satz 3 als selbstverständlich zu betrachten ist.

Ε I-VorlZust § 1386. Der überlebende Ehegatte kann die fortgesetzte Gütergemeinschaft abS 1386 lehnen. Auf die Ablehnung finden die Vorschriften des § 2028 Abs. 2, 3 und der §§ 2029 bis 2033, 2035, 2036, 2039, 2041, 2043 über die Ausschlagung einer Erbschaft entsprechende Anwendung. Im Falle der Ablehnung bestimmt sich die Beerbung des verstorbenen Ehegatten nach § 1382. Ε I-VorlZust § 1387. Jeder Ehegatte kann unter denselben Voraussetzungen unter welchen er § 1387 berechtigt ist, dem anderen Ehegatten den Pflichttheil zu entziehen oder nach § 1372 a auf Auflösung der Gemeinschaft zu klagen, die fortgesetzte Gütergemeinschaft ausschließen. Auf die Ausschließung der fortgesetzten Gütergemeinschaft finden die Vorschriften über die Entziehung des Pflichttheils entsprechende Anwendung. Im Falle der Ausschließung der fortgesetzten Gütergemeinschaft bestimmt sich die Beerbung des verstorbenen Ehegatten nach § 1382. Ε I-VorlZust § 1388. Jeder Ehegatte kann durch Verfügung von Todeswegen für den Fall, daß § 1388 durch seinen T o d die Ehe aufgelöst wird, einen gemeinschaftlichen Abkömmling von der fortgesetzten Gütergemeinschaft ausschließen. Der ausgeschlossene Abkömmling ist in Ansehung der fortgesetzten Gütergemeinschaft als vor dem Erbfalle gestorben anzusehen. Sein Pflichttheil wird nach § 1382 bestimmt. Ε I-VorlZust § 1389. Jeder Ehegatte kann durch Verfügung von Todeswegen für den Fall, daß § 1389 mit seinem T o d e die fortgesetzte Gütergemeinschaft eintritt, bestimmen, daß bei der nach der Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft stattfindenden Auseinandersetzung des Gesammtguts einem antheilsberechtigten Abkömmling ein geringerer Antheil als der gesetzliche Antheil, jedoch nicht weniger als die Hälfte desselben, zufallen oder ihm gestattet sein soll, das Gesammtgut oder einzelne Theile desselben gegen Ersatz des Werthes zu übernehmen. Liegt ein Grund vor, aus welchem einem Abkömmlinge nach § 2001 der Pflichttheil entzogen werden kann, so kann diesem Abkömmling ein größerer Theil als die Hälfte seines gesetzlichen Antheils entzogen oder ihm andere Beschränkungen, als die im Absatz 1 bezeichneten, auferlegt werden. Liegt ein Grund vor, aus welchem ein Abkömmling nach § 2002 in der dort bezeichneten Weise in Beziehung auf seinen Pflichttheil beschränkt werden kann, so kann diesem Abkömmling eine entsprechende Beschränkung in Beziehung auf seinen gesetzlichen Antheil auferlegt werden. In dem ersteren Falle finden die Vorschriften des § 2004, im zweiten Falle die Vorschriften des § 2002, in beiden Fällen die Vorschriften der §§ 2006 bis 2008 entsprechende Anwendung. Ε I-VorlZust §1390. Zur Wirksamkeit der in den §§ 1388, 1389 bezeichneten letztwilligen § 1390 Verfügungen eines Ehegatten ist die Zustimmung des anderen Ehegatten erforderlich. Die Zustimmung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form; sie ist unwiderruflich. 1024

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

§ 1391. Die erbrechtlichen Vorschriften über den außerordentlichen Pflichttheil Ε I-VorlZust finden zu Gunsten eines antheilsberechtigten Abkömmlings mit der Maßgabe ent- § '^91 sprechende Anwendung, daß die Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft als Erbfall, der dem Abkömmlinge zur Zeit der Auflösung gesetzlich zustehende Antheil an dem Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft als der gesetzliche Erbtheil und die Hälfte des Werthes dieses Antheils als Pflichttheil gelten. §1392. Die erbrechtlichen Vorschriften über die Erbunwürdigkeitserklärung Ε I-VorlZust finden auf die einem gemeinschaftlichen Abkömmlinge an dem Gesammtgute der S 1 3 9 2 fortgesetzten Gütergemeinschaft zustehenden Rechte entsprechende Anwendung. Ist ein gemeinschaftlicher Abkömmling für erbunwürdig erklärt, so ist er in Ansehung der fortgesetzten Gütergemeinschaft als vor dem Erbfalle gestorben anzusehen. § 1393. Verzichtet während der Dauer der ehelichen Gütergemeinschaft ein ge- Ε I-VorlZust meinschaftlicher Abkömmling durch Vertrag mit einem der Ehegatten für den Fall, § ^ 9 3 daß durch dessen T o d die Ehe aufgelöst wird, auf seine Rechte an dem Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft, so finden auf einen solchen Vertrag die Vorschriften über den Erbverzichtsvertrag entsprechende Anwendung. Zur Wirksamkeit des Vertrages ist die Zustimmung des anderen Ehegatten erforderlich. Die Zustimmung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form; sie ist unwiderruflich. § 1394. Fällt ein Theil des Gesammtguts nach §1383 Abs. 1 Satz 3 einem einseiti- Ε I-VorlZust gen Abkömmlinge zu, so haben die gemeinschaftlichen Abkömmlinge ihm gegen- S 1 3 9 4 über in Betreff der Ausgleichung des Vorempfangenen dieselben Rechte und Verpflichtungen, wie wenn sie Erben des verstorbenen Ehegatten in Betreff dessen Antheils am Gesammtgute geworden wären."' * Die Redaktionskommission wird mit der P r ü f u n g der Frage beauftragt, ob die Vorschrift des § 1394 mit Rücksicht auf den § 1383 Abs. 1 Satz 3 entbehrlich ist oder durch eine entsprechende Fassung desselben entbehrlich gemacht werden kann.

§ 1395 gestrichen. §1396. (1396 Abs. 1, 5) Das Gesammtgut der fortgesetzten Gütergemeinschaft Ε I-VorlZust besteht aus dem ehelichen Gesammtgute, soweit dieses nicht nach § 1383 Abs. 1 $ 1 3 9 6 Satz 3 oder § 1388 einem einseitigen oder einem von der fortgesetzten Gütergemeinschaft ausgeschlossenen gemeinschaftlichen Abkömmlinge zufällt, und aus dem Vermögen, welches der überlebende Ehegatte aus dem Nachlasse des verstorbenen Ehegatten oder sonst während der Dauer der fortgesetzten Gütergemeinschaft erwirbt. Das Vermögen, welches ein gemeinschaftlicher Abkömmling zur Zeit des Eintritts der fortgesetzten Gütergemeinschaft hat oder später erwirbt, gehört nicht zu dem Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft. § 1396 a. (1396 Abs. 2—4) Das bisherige Vorbehaltsgut des überlebenden Ehegatten behält dieselbe Eigenschaft auch für die fortgesetzte Gütergemeinschaft. Vorbehaltsgut des überlebenden Ehegatten werden auch die Gegenstände, welche er nach § 1346 Abs. 2 Nr. 2, 3 erwirbt. H a t oder erwirbt der überlebende Ehegatte solche Gegenstände, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können, so finden die Vorschriften des §1351 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die Frau, wenn sie die Ueberlebende ist, die dem Manne nach § 1351 in Ansehung solcher Gegenstände zukommende Stellung hat. 1025

§ § 1468—1518

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

Ε I-VorIZust § 1397. Die Vorschriften des § 1342 Abs. 2 und des § 1344 finden auf das Ge§ 1397 sammtgut der fortgesetzten Gütergemeinschaft entsprechende Anwendung. Stirbt während der Dauer der forgesetzten Gütergemeinschaft ein antheilsberechtigter Abkömmling, so gehört sein Antheil an dem Gesammtgute nicht zu seinem Nachlasse. H a t er Abkömmlinge hinterlassen, so treten diese an seine Stelle, soweit sie Theilhaber der fortgesetzten Gütergemeinschaft sein würden, wenn der verstorbene Ehegatte erst zur Zeit des T o d e s des Abkömmlings gestorben wäre. H a t der verstorbene Abkömmling solche Abkömmlinge nicht hinterlassen, so wächst sein Antheil an dem Gesammtgute den übrige antheilsberechtigten Abkömmlingen des verstorbenen Ehegatten und, wenn solche nicht vorhanden sind, dem überlebenden Ehegatten an. Ε I-VorlZust ξ 1398. Ein antheilsberechtigter Abkömmling kann durch eine gegenüber dem § 1398 Nachlaßgerichte des verstorbenen Ehegatten in öffentlich beglaubigter Form abzugebende Erklärung auf seinen Antheil an dem Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft verzichten. D a s Nachlaßgericht soll die Erklärung dem überlebenden Ehegatten und den übrigen antheilsberechtigten Abkömmlingen mittheilen. Der Verzicht kann auch durch Vertrag des Verzichtenden mit dem überlebenden Ehegatten und den übrigen antheilsberechtigten Abkömmlingen erfolgen. D e r Vertrag bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form. Der Verzicht hat die gleichen Wirkungen, wie wenn der Verzichtende zur Zeit des Verzichts ohne Hinterlassung von Abkömmlingen gestorben wäre. Ist gegen den Verzicht eine Abfindung gewährt, so kann zwischen dem überlebenden Ehegatten und den übrigen antheilsberechtigen Abkömmlingen mit Wirksamkeit für die nach Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft vorzunehmende Auseinandersetzung vereinbart werden, in welcher Weise die Abfindung bei der Auseinandersetzung berücksichtigt werden soll. Ist eine solche Vereinbarung nicht getroffen, so wird die Abfindung bei der Auseinandersetzung in das Gesammtgut eingerechnet und auf die den Abkömmlingen gebührende H ä l f t e angerechnet. Ε I-VorlZust § 1399. (1399 Abs. 1) Auf die dem überlebenden Ehegatten und den antheilsbe§ 1399 rechtigten Abkömmlingen in Ansehung des Gesammtguts der fortgesetzten Gütergemeinshaft zustehenden Rechte und obliegenden Verbindlichkeiten finden die Vorschriften der §§ 1352 bis 1354, 1364, 1365 und des § 1369 Abs. 1 S a t z 1 (der vor). Zusst.)* mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß der überlebende Ehegatte die Rechte und Verbindlichkeiten des Mannes, die antheilsberechtigten Abkömmlinge die Rechte und Verbindlichkeiten der Frau haben. * D i e Anwendbarkeit des § 1369 Abs. 1 S a t z 1 bezieht sich nur auf die während der fortgesetzten Gütergemeinschaft entstehenden Ansprüche der dort bezeichneten Art, w o g e g e n dasjenige, w a s der verstorbene Ehegatte an das eheliche G e s a m m t g u t zu leisten oder aus demselben zu fordern hat, von seinen Erben sofort an das G e s a m m t g u t der fortgesetzten Gütergemeinschaft zu leisten ist bezw. aus demselben gefordert werden kann. Die Redaktionskommission wird mit der P r ü f u n g der F r a g e beauftragt, ob dies aus den beschlossenen Vorschriften genügend hervorgeht, eventuell in welcher Weise es klar zu stellen ist.

Ε I-VorlZust § 1399 a. Gesammtgutsverbindlichkeiten der fortgesetzten Gütergemeinschaft § 1399 a sind alle Verbindlichkeiten des überlebenden und des verstorbenen Ehegatten, die Verbindlichkeiten des letzteren jedoch nur dann, wenn sie Gesammtgutsverbindlichkeiten der ehelichen Gütergemeinschaft waren. Für die Gesammtgutsverbindlichkeiten der fortgesetzten Gütergemeinschaft haftet der überlebende Ehegatte persönlich. Die Frau ist jedoch, wenn sie der überle1026

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

bende Theil ist, berechtigt, die H a f t u n g für die Gesammtgutsverbindlichkeiten, für welche sie nur in Folge des Eintritts der fortgesetzten Gütergemeinschaft persönlich haftet, nach den für das Inventarrecht des Erben geltenden Vorschriften auf den Bestand des Gesammtguts zur Zeit des Eintritts der fortgesetzten Gütergemeinschaft zu beschränken; das Gleiche gilt, wenn der Mann der überlebende Theil ist, für diejenigen Gesammtgutsverbindlichkeiten der Frau, welche in dem Verhältnisse unter den Gatten nicht dem Gesammtgut zur Last fallen. Eine persönliche Haftung der antheilsberechtigten Abkömmlinge f ü r die Verbindlichkeiten des verstorbenen Ehegatten oder des überlebenden Ehegatten wird nicht durch die fortgesetzte Gütergemeinschaft begründet.* Zum theilweisen Ersatz des § 1399 Abs. 2 werden die in den Anmerkungen zu § 1360 und §1361 aufgeführten Paragraphen der Civilprozeßordnung und der §§ 1 a, 14, 44 der Konkursordnung auf die fortgesetzte Gütergemeinschaft ausgedehnt.

5 1400. (1400 Abs. 1, 2 Nr. 1, 2, Abs. 3, 1401) Im Verhältnisse des überlebenden Ε I-VorlZust Ehegatten zu den antheilsberechtigten Abkömmlingen fallen folgende Gesammt- § 1 4 0 0 gutsverbindlichkeiten dem überlebenden Ehegatten zur Last: 1. die ihm bei dem Eintritte der fortgesetzten Gütergemeinschaft obliegenden Verbindlichkeiten, f ü r die während der Dauer der ehelichen Gütergemeinschaft das Gesammtgut nicht haftete oder die im Verhältnisse der Ehegatten zu einander ihm zur Last fielen; 2. die während der Dauer der fortgesetzten Gütergemeinschaft entstandenen, ihm obliegenden Verbindlichkeiten, die, wenn sie während der Dauer der ehelichen Gütergemeinschaft in seiner Person entstanden wären, im Verhältnisse der Ehegatten zu einander ihm zur Last gefallen sein würden. Das Gleiche gilt von einer Ausstattung, welche der überlebende Ehegatte einem nicht antheilsberechtigten Abkömmling oder welche einem antheilsberechtigten Abkömmling in einem das Gesammtgut übersteigenden Maße gewährt oder zugesichert hat. § 1400 a. (1400 Abs. 2 Nr. 3, Abs. 3, 4, 1402 Abs. 2) Verbindlichkeiten des ver- EI-VorlZust storbenen Ehegatten, welche während der Dauer der ehelichen Gütergemeinschaft § 1400 a im Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem verstorbenen Ehegatten zur Last fielen, müssen sich die antheilsberechtigten Abkömmlinge bei der nach Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft vorzunehmenden Auseinandersetzung insoweit auf ihren Antheil anrechnen lassen, als der überlebende Ehegatte für diese Verbindlichkeiten von den Erben des verstorbenen Ehegatten Befriedigung nicht hat erlangen können. Das Gleiche gilt von den Ersatzverbindlichkeiten des verstorbenen Ehegatten gegenüber dem ehelichen Gesammtgute. §1401 vergl. § 1400 Abs. 2. § 1402vtrg\.

§ 1400 a Abs. 2.

§ 1403. (1403 Nr. 4, 5) Der überlebende Ehegatte kann jederzeit die fortgesetzte Ε I-VorlZust Gütergemeinschaft durch eine von ihm gegenüber dem Nachlaßgerichte des ver- § 1403 storbenen Ehegatten in öffentlich beglaubigter Form abzugebende Erklärung auflösen. Das Nachlaßgericht soll die erfolgte Auflösung jedem antheilsberechtigten Abkömmling und, wenn der überlebende Ehegatte gesetzlicher Vertreter eines solchen ist, dem Vormundschaftsgericht unverzüglich mittheilen. 1027

§§ 1468— 1518

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

(Die Zulässigkeit der Aufhebung der fortgesetzten Gütergemeinschaft durch Vertrag zwischen dem überlebenden Ehegatten und den antheilsberechtigten Abkömmlingen bleibt unberührt.) Ε I-VorlZust §1404. (1403 Nr. 1, 2, 1404.)'' Die fortgesetzte Gütergemeinschaft wird durch § 1404 den T o d sowie durch die Wiederverheirathung des überlebenden Ehegatten aufgelöst. Will der überlebende Ehegatte zu einer neuen Ehe schreiten, so hat er, wenn ein antheilsberechtigter Abkömmling minderjährig oder bevormundet ist, dem Vormundschaftsgerichte von der beabsichtigten Eheschließung Anzeige zu erstatten, ein Verzeichniß des Gesammtguts der fortgesetzten Gütergemeinschaft einzureichen und unter Auflösung der Gütergemeinschaft die Auseinandersetzung herbeizuführen. Das Vormundschaftsgericht kann jedoch gestatten, daß die Auflösung der Gütergemeinschaft vor der Eheschließung unterbleibt und die Auseinandersetzung erst zu einer späteren Zeit erfolgt. * D i e R e d a k t i o n s k o m m i s s i o n wird mit der P r ü f u n g der Frage b e a u f t r a g t , o b der § 1404 Abs. 2 d u r c h eine erweiterte Fassung des 5 1548 überflüssig g e m a c h t w e r d e n k a n n .

Ε I-VorlZust § 1404 a. Die fortgesetzte Gütergemeinschaft wird, wenn der überlebende Ehe§ 1404 a gatte für todt erklärt wird, mit dem Zeitpunkte aufgelöst, welcher in dem die T o deserklärung aussprechenden Urtheil als Todestag festgestellt ist. Ε I-VorlZust § 1405. Jeder antheilsberechtigte Abkömmling kann gegen den überlebenden § 1405 Ehegatten auf Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft klagen: 1. wenn der überlebende Ehegatte ein Rechtsgeschäft der im § 1353 bezeichneten Art ohne die Zustimmung des Abkömmlings vorgenommen hat und eine erhebliche Gefährdung der Rechte desselben für die Zukunft zu besorgen ist; 2. wenn der überlebende Ehegatte das Gesammtgut, in der Absicht, den Abkömmling zu benachtheiligen, vermindert hat; 3. wenn der überlebende Ehegatte seine Verpflichtung, dem Abkömmling den Unterhalt zu gewähren, verletzt hat und eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts f ü r die Z u k u n f t zu besorgen ist; 4. wenn der überlebende Ehegatte durch Verschwendung das Gesammtgut in erheblicher Weise gefährdet oder wegen Verschwendung entmündigt ist. 5. wenn der überlebende Ehegatte die elterliche Gewalt über den Abkömmling verwirkt hat oder sofern ihm dieselbe nicht zustand, die Voraussetzungen eingetreten sind, unter welchen er sie verwirkt haben würde. Ε I-VorlZust § 1406. (1406 Abs. 1.)'' Ist die fortgesetzte Gütergemeinschaft aufgelöst, so be§ 1406 stimmt sich bis zur Auseinandersetzung das Rechtsverhältniß der Theilhaber an dem Gesammtgute nach § 1373. * Z u m theilweisen E r s a t z des § 1406 w e r d e n in d e n Art. 11 des E n t w u r f s eines E i n f ü h r u n g s g e s e t z e s f o l g e n d e V o r s c h r i f t e n als § 706 f der C i v i l p r o z e ß o r d n u n g eingestellt: § 706 f . Die V o r s c h r i f t e n d e r 706 d, 706 e finden n a c h A u f l ö s u n g der f o r t g e s e t z t e n G ü t e r g e m e i n schaft mit d e r M a ß g a b e entsprechende A n w e n d u n g , d a ß an die Stelle des E h e m a n n e s die ü b e r l e b e n d e E h e f r a u und an die Stelle der E h e f r a u die A b k ö m m l i n g e treten. (Vergl. A n m e r k u n g z u § 1374.) (1. V o r a u s g e s e t z t wird, daß die in der A n m e r k u n g z u § 1381 bezeichnete V o r s c h r i f t , sich auch auf die A u s e i n a n d e r s e t z u n g der fortgesetzten G ü t e r g e m e i n s c h a f t erstrecken wird. 2. D i e R e d a k t i o n s k o m m i s s i o n wird mit der P r ü f u n g der F r a g e b e a u f t r a g t , ob nicht d e r im 5 1380 [vorl. Zusst.] weggelassene zweite Satz des § 1380 des E n t w u r f s mit Rücksicht auf die V o r s c h r i f t des 5 1379 a beizubehalten und ob mit R ü c k s i c h t d a r a u f , daß d e r ξ 1379 a a u c h bei d e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g der fortgesetzten G ü t e r g e m e i n s c h a f t A n w e n d u n g findet, nun auch

1028

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § § der § 1380 f ü r anwendbar zu erklären ist, oder ob die Vorschriften der [II. Les.] anwendbar sind und genügen.)

1468—1518 693 und 376

§ 1406 a. (1406 Abs. 1, 2, 4—6.) Nach Auflösung der fortgesetzten Gütergemein- Ε I-VorlZust Schaft kann jeder Theilhaber an dem Gesammtgute verlangen, daß die Auseinander- § 1406 a setzung desselben erfolge. Auf die Auseinandersetzung finden die Vorschriften des § 1377, des § 1378 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1, des § 1379 a unter folgenden näheren Bestimmungen entsprechende Anwendung. Was von dem Gesammtgute nach der Berichtigung oder der Sicherstellung der Gesammtgutsverbindlichkeiten übrig bleibt, wird unter den überlebenden Ehegatten und die antheilsberechtigten Abkömmlinge in der Weise vertheilt, daß an die Stelle des Mannes der überlebende Ehegatte und an die Stelle der Frau die Abkömmlinge treten. Die im § 1377 Abs. 2 Satz 2 bezeichnete Verpflichtung besteht nur f ü r den überlebenden Ehegatten, nicht auch für die Abkömmlinge. Der überlebende Ehegatte ist berechtigt, das Gesammtgut oder Theile desselben gegen Ersatz des Werthes zu übernehmen. Dieses Recht steht ihm jedoch nicht zu, wenn die Auflösung der Gütergemeinschaft aus einem der im § 1405 bezeichneten Grunde erfolgt ist. Das Recht geht nicht auf die Erben über. § 1406 b. Soweit die antheilsberechtigten Abkömmlinge nach § 1379 a den Ge- Ε I-VorlZust sammtgutsgläubigern haften, sind sie im Verhältnisse zu einander nach der Größe § 1406 b ihres Antheils am Gesammtgute verpflichtet. Die H a f t u n g beschränkt sich auf die ihnen zugetheilten Gegenstände* * Der in der Anmerkung zu § 1379 a gemachte Vorbehalt bezieht sich auch auf die Vorschrift des § 1406 b.

§ 1407. In den Fällen des § 1405 bestimmt sich die Verpflichtung des überleben- Ε I-VorlZust den Ehegatten zur Herausgabe des Gesammtgutes in gleicher Weise, wie wenn der § 1407 Anspruch auf die Auseinandersetzung mit der Erhebung der Klage auf Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft rechtshängig geworden wäre. Die Abkömmlinge sind in den Fällen des § 1405 berechtigt, einen Gegenstand, welchen der verstorbene Ehegatte nach der Vorschrift des § 1378 Abs. 2 gegen Ersatz des Werthes zu übernehmen berechtigt gewesen wäre, in gleicher Weise zu übernehmen. Sie können dies Recht indessen nur gemeinschaftlich ausüben. § 1408. Mehrere antheilsberechtigte Abkömmlinge theilen die ihnen zufallende Ε I-VorlZust Hälfte des Gesammtguts der fortgesetzten Gütergemeinschaft unter sich nach dem § 1408 Verhältnisse der Antheile, zu welchen sie, wenn der verstorbene Ehegatte erst zur Zeit der Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft gestorben wäre, als dessen gesetzliche Erben berufen sein würden. Das Vorempfangene kommt nach Maßgabe der über die Ausgleichung unter Abkömmlingen des Erblassers geltenden Vorschriften insoweit zur Ausgleichung, als eine solche Ausgleichung nicht bereits bei der Auseinandersetzung eines Vorbehaltsguts des verstorbenen Ehegatten erfolgt ist. § 1409 gestrichen. III. Fassung der Regelung in der

ZustRedKom:i0

§ 1371 gestrichen. 50

Die Anmerkungen, soweit sie sich auf das Einführungsgesetz und die Justizgesetze beziehen, werden beim Ε II mitgeteilt.

1029

§§ 1468—1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 1372— 1372 /»entsprechen §§ 1366—1368 Ε II. Ε I-ZustRedKom § 1372 c (1381 Abs. 1.) Wird die Gütergemeinschaft durch Ehevertrag aufgelöst, § 1372 c so gilt f ü r die Z u k u n f t Gütertrennung, sofern nicht im Vertrage eine Anderes bestimmt ist. Ε I-ZustRedKom §1373. (1376.) Ist die Gütergemeinschaft aufgelöst, so findet in Ansehung des § 1373 Gesammtguts die Auseinandersetzung in Ermangelung einer anderen Vereinbarung nach den §§ 1377 bis 1380 statt. Ε I-ZustRedKom § 1373 a. (1373 Abs.l,)5' Bis zur Auseinandersetzung können die Ehegatten nicht S 1373 a über ihre Antheile am Gesammtgut und den dazu gehörenden einzelnen Gegenständen verfügen, auch nicht Theilung einzelner Gegenstände verlangen; f ü r die Aufrechnung gegen eine zum Gesammtgute gehörende Forderung gilt die Vorschrift des § 1344 Abs. 2. Die Verwaltung des Gesammtguts steht bis zur Auseinandersetzung beiden Ehegatten gemeinschaftlich zu; jeder von ihnen ist dem anderen verpflichtet, zu Maßregeln mitzuwirken, die zur ordnungsmäßigen Verwaltung erforderlich sind. § 1373 b entspricht § 1372 Ε II. § 1374 gestrichen. § 1375'') gestrichen * Vergl. die Anmerkung zu § 1361.

§1376vergl.

§ 1373.

§§ 1377, 1377 u entsprechen den §§ 1373, 1374 Ε II. Ε I-ZustRedKom §1378. (1378 Abs. 2.) Die Theilung des Ueberschusses erfolgt nach den Vor§ 1378 schriften über die Gemeinschaft. Jeder Ehegatte kann jedoch die ausschließlich zu seinem persönlichen Gebrauche bestimmten Sachen, insbesondere Kleider und Schmucksachen, sowie diejenigen Gegenstände, gegen Ersatz des Werthes übernehmen, welche er in die Gütergemeinschaft gebracht oder während derselben durch Erbfolge oder Vermächtniß oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht durch Schenkung oder als Ausstattung* erworben hat. * Die Redaktionskommission hat mit Rücksicht auf den zu § 1500 d beschlossenen weiteren Begriff der Ausstattung es für erforderlich erachtet, auch im § 1378 die Ausstattung zu erwähnen. 5 2

Ε I-ZustRedKom § 1378 a. Sind die Ehegatten geschieden und ist nur einer von ihnen für schuldig § 1378 a erklärt, so kann der andere Ehegatte verlangen, daß ihm der Werth desjenigen, was er mehr als der schuldige Ehegatte in die Gütergemeinschaft eingebracht hat, als Voraus zugetheilt wird, sofern der Werth des Gesammtguts den Werth des von den beiden Ehegatten Eingebrachten erreicht. Ist der Werth des Gesammtguts geringer, so kann der nicht f ü r schuldig erklärte Ehegatte Theilung in der Art verlangen, daß jedem Ehegatten der Werth des von ihm Eingebrachtes nach Abzug der Hälfte des Fehlbetrages zurückerstattet wird. Der Werth des Eingebrachten bestimmt sich nach der Zeit des Einbringens. Als eingebracht ist anzusehen, was eingebrachtet Gut gewesen sein würde, wenn Errungenschaftsgemeinschaft bestanden hätte. Die gleichen Rechte hat ein Ehegatte, wenn die Ehe wegen seiner Geisteskrankheit geschieden worden ist. 5' Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 135. 52 Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 135 f.

1030

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § § 1 4 6 8 — 1 5 1 8 §1379. Wird die Gütergemeinschaft auf Grund des § 1372 oder des § 1372 a Ε I-ZustRedKom aufgelöst, so kann der Ehegatte, welcher das Unheil erwirkt hat, verlangen, daß die § 1 3 7 9 Auseinandersetzung so erfolgt, wie wenn der Anspruch auf Auseinandersetzung mit der Erhebung der Klage auf Auflösung der Gütergemeinschaft rechtshängig geworden wäre. § 1379 a. Wird das Gesammtgut getheilt, bevor die Gesammtgutsverbindlichkeiten berichtigt worden sind, so haftet jeder Ehegatte für eine nicht in seiner Person entstandene Gesammtgutsverbindlichkeit dem Gläubiger persönlich. Die H a f t u n g beschränkt sich jedoch auf die ihm zugetheilten Gegenstände."' * Der in der Anmerkung zu § 362 gemachte Vorbehalt gilt auch für die Vorschrift des § 1379 a. § 1380 entspricht § 1379. § 1381(vergl.

§§ 1372 b und 1372 c.)

* Es wird vorausgesetzt, daß in das für erforderlich erachtete Reichsgesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit eine Vorschrift aufgenommen wird, nach welcher das zuständige Amtsgericht auf Antrag eines Ehegatten durch Verhandlung mit den Ehegatten die Auseinandersetzung des Gesammtguts im Falle der Auflösung der Gütergemeinschaft zu vermitteln hat. 5 1382. (1382, 1383 Abs. 1.) Wird die Ehe durch den T o d eines Ehegatten aufgelöst und ist ein gemeinschaftlicher Abkömmling nicht vorhanden, so gehört der Antheil des verstorbenen Ehegatten am Gesammtgute zum Nachlasse. Die Beerbung des Ehegatten erfolgt nach den allgemeinen Vorschriften. §1383 entspricht § 1381 E I L §1384 vergl. § 1383. § 1385 gestrichen. 5 1386 entspricht § 1382 Ε II. §1387. Jeder Ehegatte kann die Fortsetzung der Gütergemeinschaft unter den Ε I-ZustRedKom Voraussetzungen ausschließen, unter welchen er berechtigt sein würde, dem ande- § 1387 ren Ehegatten den Pflichttheil zu entziehen oder auf Auflösung der Gütergemeinschaft zu klagen. Auf die Ausschließung finden die Vorschriften über die Entziehung des Pflichttheils entsprechende Anwendung. Schließt ein Ehegatte die Fortsetzung der Gütergemeinschaft aus, so gilt das Gleiche wie im Falle des § 1382. 5 1388. Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß die Ehe durch seinen T o d aufge- Ε I-ZustRedKom löst wird, einen gemeinschaftlichen Abkömmling von der fortgesetzten Güterge- § '388 meinschaft durch Verfügung von Todeswegen ausschließen. Der Pflichttheil des ausgeschlossenen Abkömmlings ist der gleiche wie im Falle des § 1382. §1389. (1389 Abs. 1.) Jeder Ehegatte kann f ü r den Fall, daß mit seinem Tode Ε I-ZustRedKom fortgesetzte Gütergemeinschaft eintritt, den einem antheilsberechtigten Abkömm- § 1389 linge bei der Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft gebührenden Antheil am Gesammtgute durch Verfügung von Todeswegen bis auf die Hälfte herabsetzen. Er kann einem antheilsberechtigten Abkömmlinge durch Verfügung von Todeswegen auch das Recht einräumen, das Gesammtgut oder einzelne dazu gehörende Gegenstände gegen Ersatz des Werthes zu übernehmen. § 1389 a. (1389 Abs. 2.) Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß mit seinem Tode Ε I-ZustRedKom die fortgesetzte Gütergemeinschaft eintritt, einem antheilsberechtigten Abkömm- 5 1389 a 1031

§ § 1468 — 1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

linge den ihm bei der Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft gebührenden Antheil am Gesammtgute durch Verfügung von Todeswegen entziehen, wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter welchen er berechtigt sein würde, dem Abkömmlinge den Pflichttheil zu entziehen. Liegen die Voraussetzungen vor, unter welchen der Ehegatte berechtigt sein würde, den Abkömmling nach § 2002 zu beschränken, so kann er eine entsprechende Beschränkung in Ansehung des Antheils anordnen. Die Vorschriften der §§ 2006 bis 2008 finden auf die Entziehung oder die Beschränkung entsprechende Anwendung. Ε I-ZustRedKom § 1389 b. (1389 Abs. 2.) Ueber den einem Abkömmlinge in Gemäßheit des § 1389 § 1389 b Satz 1 oder des § 1389 a Abs. 1 entzogenen Betrag kann der Ehegatte auch zu Gunsten eines Dritten von Todeswegen verfügen. §§ 1390—1393 entsprechen §§ 1 3 8 8 - 1 3 9 1 . Ε I-ZustRedKom § 1393 a. (1392 Abs. 2.) Ist ein gemeinschaftlicher Abkömmling durch Verfügung § 1393 a von Todeswegen von der fortgesetzten Gütergemeinschaft ausgeschlossen oder ist er der ihm am Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft zustehenden Rechte für unwürdig erklärt oder hat er nach § 1393 auf seine Rechte verzichtet, so gilt er in Ansehung der fortgesetzten Gütergemeinschaft als vor dem Erbfalle gestorben. §§ 1394, 1395 gestrichen. §§ 1396, 1396 a, 1397entsprechen

den §§ 1393, 1394, 1395 Ε II.

Ε I-ZustRedKom § 1398. (1398 Abs. 1 bis 3.) Ein antheilsberechtigter Abkömmling kann auf seinen § 1398 Antheil am Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft verzichten. Der Verzicht ist dem für den Nachlaß des verstorbenen Ehegatten zuständigen Gerichte gegenüber in öffentlich beglaubigter Form zu erklären. Das Nachlaßgericht soll die Erklärung dem überlebenden Ehegatten und den übrigen antheilsberechtigten Abkömmlingen mittheilen. Der Verzicht kann auch durch Vertrag mit dem überlebenden Ehegatten und den übrigen antheilsberechtigten Abkömmlingen erfolgen. Der Vertrag bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form. Der Verzicht hat die gleichen Wirkungen, wie wenn der Verzichtende zur Zeit des Verzichts ohne Hinterlassung von Abkömmlingen gestorben wäre. Ε I-ZustRedKom § 1398 a. (1398 Abs. 4.) Ist dem antheilsberechtigten Abkömmlinge für den Ver§ 1398 a zieht eine Abfindung gewährt worden, so können der überlebende Ehegatte und die übrigen antheilsberechtigten Abkömmlinge vereinbaren, in welcher Weise die Abfindung bei der Auseinandersetzung berücksichtigt werden soll. Die Vereinbarung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form. Die Vereinbarung ist auch denjenigen Abkömmlingen gegenüber wirksam, welche erst später in die fortgesetzte Gütergemeinschaft eintreten. Ist eine solche Vereinbarung nicht getroffen, so wird die Abfindung bei der Auseinandersetzung in das Gesammtgut eingerechnet und auf die den Abkömmlingen gebührende Hälfte angerechnet. §§ 1399—1399

b entsprechen §§ 1 3 9 8 - 1 4 0 0 Ε II.

§ 1400 entspricht § 1401 Ε II. Ε I-ZustRedKom § 1400 a. (1400 Abs. 2 Nr. 3, Abs. 3, 4, 1402 Abs. 2.) Verbindlichkeiten des ver§ 1400 a storbenen Ehegatten, die ihm im Verhältnisse der Ehegatten zu einander zur Last 1032

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

fielen, müssen sich die antheilsberechtigten Abkömmlinge bei der Auseinandersetzung auf ihren Antheil insoweit anrechnen lassen, als nicht der überlebende Ehegatte von den Erben des verstorbenen Ehegatten Deckung hat erlangen können. In gleicher Weise haben sich die antheilsberechtigten Abkömmlinge anrechnen zu lassen, was der verstorbene Ehegatte zu dem Gesammtgute zu ersetzen hatte. § 1401 vergl. § 1400 Abs. 2. § 1402 Abs. 1 gestrichen. Abs. 2 vergl. § 1400 a Abs. 2. § 1403, 1404 entsprechen §§ 1403, 1404 Ε II. § 1404 a. Die Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft tritt, wenn der Ε I-ZustRedKom überlebende Ehegatte f ü r todt erklärt wird, mit dem Zeitpunkt ein, welcher als Zeit- § 1404 a punkt des Todes gilt. § 1405, 1405 α entsprechen §§ 1406, 1407 Ε II. § 1406. (1406 Abs. l.f Ist die fortgesetzte Gütergemeinschaft aufgelöst, so findet Ε I-ZustRedKom in Ansehung des Gesammtguts die Auseinandersetzung in Ermangelung einer ande- § 1406 ren Vereinbarung nach den §§ 1406 a, 1406 b statt. Bis zu Auseinandersetzung bestimmt sich das Rechtsverhältniß der Theilhaber am Gesammtgute nach den §§ 1373 a, 1373 b. * Hinsichtlich der im § 1406 Abs. 1, 3 angezogenen Vorschriften des § 1313 Abs. 1 Satz 1 und der §§ 1374, 1375 vergl. die Anmerkungen zu § w' und zu § 1344 unter Nr. 3, sowie zu § 1361.

§ 1406 a. (1406 Abs. 1, 2, 4, 6, 1407 Abs. 1.) Auf die Auseinandersetzung finden Ε I-ZustRedKom die Vorschriften der §§ 1377, 1377 a, des § 1378 Satz 1 und der §§ 1379 bis 1380 mit § 1406 a der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß an die Stelle des Mannes der überlebende Ehegatte, an die Stelle der Frau die antheilsberechtigten Abkömmlinge treten. Die im § 1377 a Abs. 2 Satz 2 bezeichnete Verpflichtung besteht nur für den überlebenden Ehegatten, nicht für die Abkömmlinge. § 1406 b entspricht § 1410 Ε II. § 1407 Abs. 1 vergl. § 1406 a. Abs. 2 vergl. § 1406 b Abs. 2. §§ 1408, 1408a, / ^ e n t s p r e c h e n d e n §§ 1411 — 1413 Ε II. 5 1410 gestrichen. IV. 1. Fassung der Regelung im E l l : § 1366. D i e F r a u k a n n auf A u f l ö s u n g d e r G ü t e r g e m e i n s c h a f t k l a g e n :

Ε II § 1366

1. wenn der Mann ein Rechtsgeschäft der in den §§ 1343 bis 1345 bezeichneten Art ohne Zustimmung der Frau vorgenommen hat und eine erhebliche Gefährdung der Frau zu besorgen ist; 2. wenn der Mann das Gesammtgut in der Absicht, die Frau zu benachtheiligen, vermindert hat; 3. wenn der Mann seine Verpflichtung, der Frau und den gemeinschaftlichen Abkömmlingen den Unterhalt zu gewähren, verletzt hat und f ü r die Zukunft eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen ist; 4. wenn der Mann wegen Verschwendung entmündigt ist oder wenn er das Gesammtgut durch Verschwendung erheblich gefährdet: 5. wenn das Gesammtgut in Folge von Verbindlichkeiten, die in der Person des Mannes entstanden sind, in solchem Maße überschuldet ist, daß ein späterer Erwerb der Frau erheblich gefährdet wird. 1033

§§ 1468—1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§11 §1367

§ 1367. Der Mann kann auf Auflösung der Gütergemeinschaft klagen, wenn das Gesammtgut in Folge von Verbindlichkeiten der Frau, die im Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute zur Last fallen, in solchem Maße überschuldet ist, daß ein späterer Erwerb des Mannes erheblich gefährdet wird.

Ε II § 1368

§ 1368. Die Auflösung der Gütergemeinschaft tritt in den Fällen der §§ 1366, 1367 mit der Rechtskraft des Unheils ein. Für die Zukunft gilt Gütertrennung. Dritten gegenüber ist die Auflösung der Gütergemeinschaft nur nach Maßgabe des § 1334 wirksam.

Ε II § 1369

§ 1369. Nach der Beendigung der Gütergemeinschaft findet in Ansehung des Gesammtguts die Auseinandersetzung statt. Die Auseinandersetzung erfolgt in Ermangelung einer anderen Vereinbarung nach den §§ 1378 bis 1379.53

Ε II § 1370

$ 1370. Bis zur Auseinandersetzung kann keiner der Ehegatten über seinen Antheil an dem Gesammtgut und an den dazu gehörenden einzelnen Gegenständen verfügen oder Theilung einzelner Gegenstände verlangen. Gegen eine zu dem Gesammtgute gehörende Forderung kann der Schuldner nur eine solche Forderung aufrechnen, deren Berichtigung aus dem Gesammtgute verlangt werden kann.

Ε II § 1371

§ 1371. Die Verwaltung des Gesammtguts steht bis zur Auseinandersetzung beiden Ehegatten gemeinschaftlich zu. Jeder Ehegatte ist dem anderen verpflichtet, zu Maßregeln mitzuwirken, die zur ordnungsmäßigen Verwaltung erforderlich sind; die zur Erhaltung nothwendigen Maßregeln kann jeder Ehegatte ohne Mitwirkung des anderen treffen.

Ε II § 1372

§ 1372. Was von der Auseinandersetzung auf Grund eines zu dem Gesammtgute gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstandes oder durch ein Rechtsgeschäft erworben wird, das sich auf das Gesammtgut bezieht, wird Gesammtgut. 54

53

54

Anm. im Original: Es wird vorausgesetzt, daß in das für erforderlich erachtete Reichsgesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit eine Vorschrift aufgenommen wird, nach welcher das zuständige Amtsgericht auf Antrag eines Ehegatten die Auseinandersetzung in Ansehung des Gesammtguts durch Verhandlung mit den Ehegatten zu vermitteln hat. Im Ε II ist hier angemerkt: Im Artikel 11 des Entwurfes des Einführungsgesetzes sollen zum theilweisen Ersätze des S 1374, des § 1406 Abs. 1, 3, des § 1429 Abs. 1 und des § 1431 Abs. 1 des Entw. I folgende Vorschriften in die Civilprozeßordnung eingestellt werden: § 671 d. Nach Auflösung der allgemeinen Gütergemeinschaft, der Errungenschaftsgemeinschaft oder der Fahrnißgemeinschaft ist vor der Auseinandersetzung die Zwangsvollstrekkung in das Gesammtgut nur zulässig, wenn beide Ehegatten zu der Leistung oder der Ehemann zu der Leistung und die Ehefrau zur Gestattung der Zwangsvollstreckung verurtheilt sind. §671 e. Ist die Auflösung der allgemeinen Gütergemeinschaft, der Errungenschaftsgemeinschaft oder der Fahrnißgemeinschaft nach der Beendigung eines Rechtsstreits eingetreten, so finden auf die Ertheilung einer in Ansehung des Gesammtguts gegen die Ehefrau vollstreckbaren Ausfertigung des gegen den Ehemann erlassenen Unheils die Vorschriften der §§ 665 bis 668, 671 entsprechende Anwendung. §671 f. Die Vorschriften der §§ 671 d, 671 e finden nach Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft mit der Maßgabe Anwendung, daß an die Stelle des Ehemanns die überlebende Ehefrau, an die Stelle der Ehefrau die Abkömmlinge treten.

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6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

§ 1373. Aus dem Gesammtgute sind zunächst die Gesammtgutsverbindlichkeiten Ell $ 1373 zu berichtigen. Fällt eine Gesammtgutsverbindlichkeit im Verhältnisse der Ehegatten zu einander einem der Ehegatten allein zur Last, so kann dieser die Berichtigung aus dem Gesammtgute nicht verlangen. Zur Berichtigung der Gesammtgutsverbindlichkeiten ist das Gesammtgut, soweit erforderlich, in Geld umzusetzen. § 1374. Der nach der Berichtigung der Gesammtgutsverbindlichkeiten verblei- Ε II § 1374 bende Ueberschuß gebührt den Ehegatten zu gleichen Theilen. Was einer der Ehegatten zu dem Gesammtgute zu ersetzen verpflichtet ist, muß er sich auf seinen Theil anrechnen lassen. Soweit die Ersatzleistung nicht durch Anrechnung erfolgt, bleibt er 55 dem anderen Ehegatten verpflichtet. § 1375. Die Theilung des Ueberschusses erfolgt nach den Vorschriften über die Ε II $ 1375 Gemeinschaft. Jeder Ehegatte kann gegen Ersatz des Werthes die ausschließlich zu seinem persönlichen Gebrauche bestimmten Sachen, insbesondere Kleider und Schmucksachen, sowie diejenigen Gegenstände übernehmen, welche er in die Gütergemeinschaft eingebracht oder während derselben durch Erbfolge, durch Vermächtniß oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung erworben hat. § 1376. Sind die Ehegatten geschieden und ist nur einer von ihnen f ü r schuldig Ε II § 1376 erklärt, so kann der andere verlangen, daß ihm als Voraus der Betrag zugetheilt wird, um welchen der Werth des von ihm in die Gütergemeinschaft Eingebrachten den Werth des von dem schuldigen Ehegatten Eingebrachten übersteigt. Dies gilt jedoch nur, wenn der Werth des Gesammtguts den Werth des von den beiden Ehegatten Eingebrachten erreicht. Ist der Werth des Gesammtguts geringer, so kann der nicht für schuldig erklärte Ehegatte Theilung in der Art verlangen, daß jedem Ehegatten der Werth des von ihm Eingebrachten nach Abzug der Hälfte des Fehlbetrags zurückerstattet wird. Als eingebracht ist anzusehen, was eingebrachtes Gut gewesen sein würde, wenn Errungenschaftsgemeinschaft bestanden hätte. Der Werth des Eingebrachten bestimmt sich nach der Zeit der Einbringung. Die Rechte eines nicht für schuldig erklärten Ehegatten hat auch der Ehegatte, dessen Ehe wegen seiner Geisteskrankheit geschieden worden ist. § 1377. Wird die Gütergemeinschaft auf Grund des § 1366 oder des § 1367 Ε II §1377 durch Urtheil aufgelöst, so kann der Ehegatte, welcher das Urtheil erwirkt hat, verlangen, daß die Auseinandersetzung so erfolgt, wie wenn der Anspruch auf Auseinandersetzung mit der Erhebung der Klage auf Auflösung der Gütergemeinschaft rechtshängig geworden wäre. § 1378. Für eine Gesammtgutsverbindlichkeit, die nicht vor der Theilung des Ge- Ε II § 1378 sammtguts berichtigt wird, haftet dem Gläubiger auch der Ehegatte persönlich, f ü r welchen zur Zeit der Theilung eine solche H a f t u n g nicht bestanden hat. Seine H a f tung beschränkt sich jedoch auf die ihm zugetheilten Gegenstände. 56 § 1379. Ist die Berichtigung einer Gesammtgutsverbindlichkeit unterblieben, die Ε II § 1379 im Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute oder dem Manne zur Last fällt, so hat der Mann dafür einzustehen, daß die Frau von dem Gläubiger 55 56

In der ZustRedKom. heißt es statt „er" „der Ehegatten". Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 136.

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§§ 1468-1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

nicht in Anspruch genommen wird. Die gleiche Verpflichtung hat die Frau dem Manne gegenüber, wenn die Berichtigung einer Gesammtgutsverbindlichkeit unterblieben ist, die im Verhältnisse der Ehegatten zu einander der Frau zur Last fällt. 57 Ε II § 1380

§ 1380. Wird die Ehe durch den T o d eines Ehegatten aufgelöst und ist ein gemeinschaftlicher Abkömmling nicht vorhanden, so gehört der Antheil des verstorbenen Ehegatten am Gesammtgute zum Nachlasse. Die Beerbung des Ehegatten erfolgt nach den allgemeinen Vorschriften.

E l l §1381

§1381. Sind bei dem T o d e eines Ehegatten gemeinschaftliche Abkömmlinge vorhanden, die zur gesetzlichen Erbfolge berufen sind, so wird zwischen ihnen und dem überlebenden Ehegatten die Gütergemeinschaft fortgesetzt. Der Antheil des verstorbenen Ehegatten am Gesammtgute gehört in diesem Falle nicht zum Nachlasse; im Uebrigen erfolgt die Beerbung des Ehegatten nach den allgemeinen Vorschriften. Sind neben den gemeinschaftlichen Abkömmlingen sonstige Abkömmlinge 58 vorhanden, so bestimmen sich ihr Erbrecht und ihr Erbtheil, auch im Verhältnisse zu den gemeinschaftlichen Abkömmlingen, in gleicher Weise, wie wenn fortgesetzte Gütergemeinschaft nicht eingetreten wäre.

Ε II § 1382

§ 1382. Der überlebende Ehegatte kann die Fortsetzung der Gütergemeinschaft ablehnen. Auf die Ablehnung finden die f ü r die Ausschlagung einer Erbschaft geltenden Vorschriften des § 2028 Abs. 2, 3 und der §§ 2029 bis 2033, 2035, 2036, 2039, 2041, 2043 (Entw. I) entsprechende Anwendung. Lehnt der Ehegatte die Fortsetzung der Gütergemeinschaft ab, so gilt das Gleiche wie im Falle des 5 1380.

Ε II § 1383

§ 1383. Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß die Ehe durch seinen T o d aufgelöst wird, die Fortsetzung der Gütergemeinschaft durch Verfügung von Todeswegen ausschließen, wenn er berechtigt sein würde, dem anderen Ehegatten den Pflichttheil zu entziehen oder auf Auflösung der Gütergemeinschaft zu klagen. Auf die Ausschließung finden die Vorschriften über die Entziehung des Pflichttheils entsprechende Anwendung. Schließt ein Ehegatte die Fortsetzung der Gütergemeinschaft aus, so gilt das Gleiche wie im Falle des § 1380.

Ε II § 1384

§ 1384. Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß die Ehe durch seinen T o d aufgelöst wird, einen gemeinschaftlichen Abkömmling von der fortgesetzten Gütergemeinschaft durch Verfügung von Todeswegen ausschließen. Der ausgeschlossene Abkömmling kann, unbeschadet seines Erbrechts, aus dem Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft die Zahlung des Betrags verlangen, welcher ihm von dem Gesammtgute der ehelichen Gütergemeinschaft als Pflichttheil gebühren würde, wenn die fortgesetzte Gütergemeinschaft nicht eingetreten wäre. Die für den Pflichttheilsanspruch geltenden Vorschriften finden entsprechende Anwendung. 59

Ε II § 1385

§ 1385. Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß mit seinem T o d e die fortgesetzte Gütergemeinschaft eintritt, den einem antheilsberechtigten Abkömmlinge nach der Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft gebührenden Antheil am Gesammtgute durch Verfügung von Todeswegen bis auf die Hälfte herabsetzen. Er kann ei57 58

59

Vgl. Prot II, Bd. 5, S. 828. In der ZusstRedKom. heißt es: „nicht gemeinschaftliche Abkömmlinge . ..". Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 137 f.

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6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

nem antheilsberechtigten Abkömmlinge durch Verfügung von Todeswegen auch das Recht einräumen, bei der Auseinandersetzung das Gesammtgut oder einzelne dazu gehörende Gegenstände gegen Ersatz des Werthes zu übernehmen. § 1386. Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß mit seinem Tode die fortgesetzte Ell § 1386 Gütergemeinschaft eintritt, einem antheilsberechtigten Abkömmlinge den diesem nach der Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft gebührenden Antheil am Gesammtgute durch Verfügung von Todeswegen entziehen, wenn er berechtigt sein würde, dem Abkömmlinge den Pflichttheil zu entziehen. Der Ehegatte kann auch, wenn er nach § 2002 (Entw. I) berechtigt sein würde, den Abkömmling in Ansehung des Erbtheils zu beschränken, eine entsprechende Beschränkung des Abkömmlings in Ansehung des Antheils am Gesammtgut anordnen. Die Vorschriften der §§ 2006 bis 2008 (Entw. I) finden auf die Entziehung und Beschränkung entsprechende Anwendung. § 1387. Ein Ehegatte kann den Betrag, welchen er nach § 1385 Satz 1 oder nach Ε II § 1387 5 1386 Abs. 1 einem Abkömmling entzogen hat, auch einem Dritten durch Verfügung von Todeswegen zuwenden. § 1388. Zur Wirksamkeit der in den §§ 1384 bis 1387 bezeichneten Verfügungen Ε II § 1388 eines Ehegatten ist die Zustimmung des anderen Ehegatten erforderlich. Die Zustimmung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form; sie ist unwiderruflich. 60 § 1389. Die Vorschriften über den außerordentlichen Pflichttheil finden zu Gun- Ε II § 1389 sten eines antheilsberechtigten Abkömmlings entsprechende Anwendung; die Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft gilt als Erbfall, der dem Abkömmlinge zur Zeit der Auflösung gebührende Antheil am Gesammtgute als der gesetzliche Erbtheil und die Hälfte des Werthes dieses Antheils als Pflichttheil. § 1390. Liegen die Voraussetzungen vor, unter welchen ein gemeinschaftlicher Ε II § 1390 Abkömmling erbunwürdig ist, so ist er auch der ihm am Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft zustehenden Rechte unwürdig. Die Vorschriften über die Erbunwürdigkeit finden entsprechende Anwendung. § 1391. Zur Wirksamkeit eines Vertrags, durch den ein gemeinschaftlicher Ab- Ε II § 1391 kömmling einem der Ehegatten gegenüber für den Fall, daß die Ehe durch dessen Tod aufgelöst wird, auf seine Rechte am Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft verzichtet, ist die Zustimmung des anderen Ehegatten erforderlich. Die Zustimmung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form; sie ist unwiderruflich. Die für den Erbverzicht geltenden Vorschriften finden entsprechende Anwendung. 61 § 1392. Ist ein gemeinschaftlicher Abkömmling von der fortgesetzten Güterge- Ε II § 1392 meinschaft ausgeschlossen oder ist er der ihm am Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft zustehenden Rechte für unwürdig erklärt oder hat er nach §1391 auf seine Rechte verzichtet, so gilt er in Ansehung der fortgesetzten Gütergemeinschaft als vor dem Erbfalle gestorben. 62 § 1393. Das Gesammtgut der fortgesetzten Gütergemeinschaft besteht aus dem Ell § 1393 ehelichen Gesammtgute, soweit dieses nicht nach § 1381 Abs. 2 oder nach § 1384 an 60

" 62

Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 445. Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 445. Zu einem Beschluß zu § 1392 Ε II rev. vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 729 f.

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§ § 1468—1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

einen nicht antheilsberechtigten Abkömmling fällt, und aus dem Vermögen, welches der überlebende Ehegatte aus dem Nachlasse des verstorbenen Ehegatten oder nach dem Eintritte der fortgesetzten Gütergemeinschaft erwirbt. Das Vermögen, welches ein gemeinschaftlicher Abkömmling zur Zeit des Eintritts der fortgesetzten Gütergemeinschaft hat oder später erwirbt, gehört nicht zu dem Gesammtgute. Auf das Gesammtgut finden die f ü r die eheliche Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften des § 1337 Abs. 2 und des § 1338 entsprechende Anwendung. Ε II § 1394

§ 1394. Vorbehaltsgut des überlebenden Ehegatten ist, was er bisher als Vorbehaltsgut gehabt hat oder was er nach Maßgabe der §§ 1268, 1269 erwirbt. Gehören zu dem Vermögen des überlebenden Ehegatten Gegenstände, die nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können, so finden auf sie die bei der Errungenschaftsgemeinschaft für das eingebrachte Gut des Mannes geltenden Vorschriften, mit Ausnahme des § 1419, entsprechende Anwendung.

Ε II § 1395

§ 1395. Stirbt ein antheilsberechtigter Abkömmling, so gehört sein Antheil am Gesammtgute nicht zu seinem Nachlasse. Hinterläßt er Abkömmlinge, die63 antheilsberechtigt sein würden, wenn der verstorbene Ehegatte gleichzeitig mit ihm gestorben wäre, so treten sie an seine Stelle. Hinterläßt er solche Abkömmlinge nicht, so wächst sein Antheil den übrigen antheilsberechtigten Abkömmlingen des verstorbenen Ehegatten und, wenn solche nicht vorhanden sind, dem überlebenden Ehegatten an.

Ε II § 1396

§ 1396. Ein antheilsberechtigter Abkömmling kann auf seinen Antheil am Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft verzichten. Der Verzicht ist dem f ü r den Nachlaß des verstorbenen Ehegatten zuständigen Gerichte gegenüber in öffentlich beglaubigter Form zu erklären. Das Nachlaßgericht soll die Erklärung dem überlebenden Ehegatten und den übrigen antheilsberechtigten Abkömmlingen mittheilen. Der Verzicht kann auch durch Vertrag mit dem überlebenden Ehegatten und den übrigen antheilsberechtigten Abkömmlingen erfolgen. Der Vertrag bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form. Der Verzicht hat die gleichen Wirkungen, wie wenn der Verzichtende zur Zeit des Verzichts ohne Hinterlassung von Abkömmlingen gestorben wäre. 64

Ε II § 1397

§ 1397. Ist dem antheilsberechtigten Abkömmlinge für den Verzicht eine Abfindung gewährt worden, so können der überlebende Ehegatte und die übrigen antheilsberechtigten Abkömmlinge vereinbaren, in welcher Weise die Abfindung bei der Auseinandersetzung berücksichtigt werden soll. Die Vereinbarung bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form; sie ist auch denjenigen Abkömmlingen gegenüber wirksam, welche erst später in die fortgesetzte Gütergemeinschaft eintreten. Ist eine Vereinbarung nicht getroffen worden, so wird die Abfindung bei der Auseinandersetzung in das Gesammtgut eingerechnet und auf die den Abkömmlingen gebührende Hälfte angerechnet. 65

Ε II § 1398

§ 1398. Die Rechte und Verbindlichkeiten des überlebenden Ehegatten sowie der antheilsberechtigten Abkömmlinge in Ansehung des Gesammtguts der fortgesetzten Gütergemeinschaft bestimmen sich nach den für die eheliche Gütergemeinschaft 63 64 65

In der ZustRedKom. heißt es „welche". Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 445. Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 445.

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6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

geltenden Vorschriften der W 1342 bis 1349, 1355, 1364; der überlebende Ehegatte hat die rechtliche Stellung des Mannes, die antheilsberechtigten Abkömmlinge haben die rechtliche Stellung der Frau. Was der überlebende Ehegatte zu dem Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft schuldet oder aus dem Gesammtgute zu fordern hat, ist erst nach der Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft zu leisten. 66 § 1399. Gesammtgutsverbindlichkeiten der fortgesetzten Gütergemeinschaft sind Ell § 1399 alle Verbindlichkeiten des überlebenden Ehegatten sowie solche Verbindlichkeiten des verstorbenen Ehegatten, die Gesammtgutsverbindlichkeiten der ehelichen Gütergemeinschaft waren. 67 § 1400. Für die Gesammtgutsverbindlichkeiten der fortgesetzten Gütergemein- Ε II § 1400 Schaft haftet der überlebende Ehegatte persönlich. Er kann jedoch diese Haftung, soweit sie ihn nur in Folge des Eintritts der fortgesetzten Gütergemeinschaft trifft, nach den für das Inventarrecht des Erben geltenden Vorschriften auf den Bestand des Gesammtguts zur Zeit des Eintritts der fortgesetzten Gütergemeinschaft beschränken. Eine persönliche H a f t u n g der antheilsberechtigen Abkömmlinge für die Verbindlichkeiten des verstorbenen oder des überlebenden Ehegatten wird durch die fortgesetzte Gütergemeinschaft nicht begründet. § 1401. Im Verhältnisse des überlebenden Ehegatten zu den antheilsberechtigten Ε II § 1401 Abkömmlingen fallen dem überlebenden Ehegatten zur Last: 1. die ihm bei dem Eintritte der fortgesetzten Gütergemeinschaft obliegenden Gesammtgutsverbindlichkeiten, für welche das eheliche Gesammtgut nicht haftete oder welche im Verhältnisse der Ehegatten zu einander ihm zur Last fielen; 2. die nach dem Eintritte der fortgesetzten Gütergemeinschaft entstandenen Gesammtgutsverbindlichkeiten, welche, wenn sie während der ehelichen Gütergemeinschaft in seiner Person entstanden wären, im Verhältnisse der Ehegatten zu einander ihm zur Last gefallen sein würden; 3. eine Ausstattung, die er einem antheilsberechtigten Abkömmling über das dem Gesammtgut entsprechende Maß hinaus oder die er einem nicht antheilsberechtigten Abkömmlinge versprochen oder gewährt hat. 67 a § 1402. Die antheilsberechtigten Abkömmlinge müssen sich Verbindlichkeiten Ε II §1402 des verstorbenen Ehegatten, die diesem im Verhältnisse der Ehegatten zu einander zur Last fielen, bei der Auseinandersetzung auf ihren Antheil insoweit anrechnen lassen, als nicht der überlebende Ehegatte von den Erben des verstorbenen Ehegatten Deckung hat erlangen können. In gleicher Weise haben sich die antheilsberechtigten Abkömmlinge anrechnen zu lassen, was der verstorbene Ehegatte zu dem Gesammtgute zu ersetzen hatte. § 1403. Der überlebende Ehegatte kann die fortgesetzte Gütergemeinschaft je- Ε II § 1403 derzeit durch seine einseitige Erklärung auflösen. Die Erklärung ist dem für den Nachlaß des verstorbenen Ehegatten zuständigen Gerichte gegenüber in öffentlich beglaubigter Form abzugeben. Das Nachlaßgericht soll die Erklärung den antheils66

67 67a

Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 140. — Im Abs. 2 heißt es in der ZustRedKom.: . . . ist erst bei der Auflösung... In der ZustRedKom. heißt es statt „die" „welche". Ziff. 3 lautet in der ZustRedKom.: „eine Ausstattung, die er einem antheilsberechtigten Abkömmling in einem dem Gesammtgute nicht entsprechenden Maße oder die er einem nicht antheilsberechtigten Abkömmlinge gewährt oder zugesichert hat."

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§§ 1468-1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

berechtigten Abkömmlingen und, wenn der überlebende Ehegatte gesetzlicher Vertreter eines Abkömmlings ist, dem Vormundschaftsgerichte mittheilen. Die Auflösung kann auch durch Vertrag zwischen dem überlebenden Ehegatten und den antheilsberechtigten Abkömmlingen erfolgen. Ε II § 1404

§ 1404. Die fortgesetzte Gütergemeinschaft wird durch den T o d sowie durch die Wiederverheirathung des überlebenden Ehegatten aufgelöst. Will der überlebende Ehegatte zu einer neuen Ehe schreiten, so hat er, wenn ein antheilsberechtigter Abkömmling minderjährig ist oder bevormundet wird, seine Absicht dem Vormundschaftsgericht anzuzeigen, ein Verzeichniß des Gesammtguts einzureichen und unter Auflösung der Gütergemeinschaft die Auseinandersetzung herbeizuführen. Das Vormundschaftsgericht kann 68 gestatten, daß die Auflösung der Gütergemeinschaft bis zur Eheschließung unterbleibt und daß die Auseinandersetzung erst später erfolgt.

Ε II § 1405

§ 1405. Die Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft tritt, wenn der überlebende Ehegatte für todt erklärt wird, mit dem Zeitpunkt ein, welcher als Zeitpunkt des Todes gilt.

Ε II 5 1406

§ 1406. Ein antheilsberechtigter Abkömmling kann gegen den überlebenden Ehegatten auf Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft klagen: 1. wenn der überlebende Ehegatte ein Rechtsgeschäft der in den §§ 1343 bis 1345 bezeichneten Art ohne Zustimmung des Abkömmlings vorgenommen hat und eine erhebliche Gefährdung desselben zu besorgen ist; 2. wenn der überlebende Ehegatte das Gesammtgut in der Absicht, den Abkömmling zu benachtheiligen, vermindert hat; 3. wenn der überlebende Ehegatte seine Verpflichtung, dem Abkömmlinge den Unterhalt zu gewähren, verletzt hat und f ü r die Z u k u n f t eine erhebliche Gefährdung des Unterhalts zu besorgen ist; 4. wenn der überlebende Ehegatte wegen Verschwendung entmündigt ist oder wenn er das Gesammtgut durch Verschwendung erheblich gefährdet; 5. wenn der überlebende Ehegatte die elterliche Gewalt über den Abkömmling verwirkt hat oder, sofern sie ihm zugestanden hätte, verwirkt haben würde.

Ε II § 1407

§ 1407. Die Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft tritt in den Fällen des § 1406 mit der Rechtskraft des Urtheils ein. Sie tritt für alle Abkömmlinge ein, auch wenn das Urtheil nur auf die Klage eines Abkömmlings ergangen ist.

Ε II § 1408

§ 1408. Nach der Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft findet in Ansehung des Gesammtguts die Auseinandersetzung statt. Die Auseinandersetzung erfolgt in Ermangelung einer anderen Vereinbarung nach den §§ 1409, 1410. Bis zur Auseinandersetzung bestimmt sich das Rechtsverhältniß der Theilhaber am Gesammtgute nach den §§ 1370 bis 1372.

Ε II § 1409

§ 1409. Auf die Auseinandersetzung finden die Vorschriften der §§ 1373, 1374, des § 1375 Satz 1 und der §§ 1377 bis 1379 mit der Maßgabe Anwendung, daß an die Stelle des Mannes der überlebende Ehegatte, an die Stelle der Frau die antheilsberechtigten Abkömmlinge treten. Die im § 1374 Abs. 2 Satz 2 bezeichnete Verpflichtung besteht nur für den überlebenden Ehegatten, nicht f ü r die Abkömmlinge.

Ε II § 1410

§ 1410. Der überlebende Ehegatte ist berechtigt, das Gesammtgut oder einzelne dazu gehörende Gegenstände gegen Ersatz des Werthes zu übernehmen. Das Recht geht nicht auf die Erben über. 68

In der ZustRedKom. folgte hier noch ein „jedoch".

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6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

Wird die fortgesetzte Gütergemeinschaft auf Grund des § 1406 durch Urtheil aufgelöst, so steht dem überlebenden Ehegatten das im Abs. 1 bestimmte Recht nicht zu. Die antheilsberechtigten Abkömmlinge können in diesem Falle diejenigen Gegenstände gegen Ersatz des Werthes übernehmen, welche der verstorbene Ehegatte nach § 1375 zu übernehmen berechtigt gewesen wäre. Das Recht kann von ihnen nur gemeinschaftlich ausgeübt werden. § 1411. Mehrere antheilsberechtigte Abkömmlinge theilen die ihnen zufallende Ε II § 1411 Hälfte des Gesammtguts 69 nach dem Verhältnisse der Antheile, zu welchen sie als gesetzliche Erben des verstorbenen Ehegatten berufen sein würden, wenn dieser erst zur Zeit der Auflösung der fortgesetzten Gütergemeinschaft gestorben wäre. Das Vorempfangene kommt nach den f ü r die Ausgleichung unter Abkömmlingen geltenden Vorschriften insoweit zur Ausgleichung, als eine solche nicht bereits bei der Theilung des Nachlasses des verstorbenen Ehegatten erfolgt ist. §1412. Soweit die antheilsberechtigten Abkömmlinge nach § 1378 den Ge- Ε II §1412 sammtgutsgläubigern haften, sind sie im Verhältnisse zu einander nach der Größe ihres Antheils am Gesammtgute verpflichtet. Die Verpflichtung beschränkt sich auf die ihnen zugetheilten Gegenstände. 70 5 1413. Die Ehegatte können die fortgesetzte Gütergemeinschaft durch Ehever- Η11$ 1413 trag ausschließen; sie sind jedoch nicht berechtigt, durch Ehevertrag oder durch Verfügung von Todeswegen sonstige Anordnungen zu treffen, die mit den Vorschriften der §§ 1381 bis 1412 im Widerspruche stehen. 2. Revision des £ / / ( P r o t II, Bd. 6, S. 281 ff.; Mugdan, Bd. 4, S. 821 ff.): v. Mandry XXVII. Zu § 1368 lag der Antrag vor: (Nr 6, 13) in den §§ 1368, 1440 den Abs. 2 zu streichen. Man überwies den Vorschlag, gegen dessen Zweckmäßigkeit vom Standpunkte der Durchsichtigkeit des Gesetzes aus Bedenken geäußert wurden, der RedKom. Jacubezky XXVIII. Zu § 1372 war beantragt, den Schluß zu fassen: oder durch Rechtsgeschäft f ü r das Gesammtgut erworben wird, wird Gesammt- (Nr 80, 10) gut. Der Antrag wurde der RedKom überwiesen. 71 Struckmann XXIX. Zu § 1373 Abs. 1 wurde der Antrag, nach Satz 1 einzufügen: Ist eine Gesammtgutsverbindlichkeit noch nicht fällig oder ist sie streitig, so ist (Nr 68,2) das zur Berichtigung Erforderliche zurückzubehalten. mit Rücksicht auf die entsprechenden Bestimmungen des § 1920 Abs. 2 und des in V auf S. 668 zu § 669 Abs. 1 beschlossenen ähnlich lautenden Zusatzes gebilligt.

69 70 71

In der ZustRedKom. folgte hier noch: „unter sich." Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 828. Ferner lag noch der Antrag Nr. 94, 5 von Jacubezky vor: In den § 1372 soll als Abs. 2 folgende Vorschrift aufgenommen werden: „Die Zugehörigkeit einer in solcher Weise erworbenen Forderung zum Gesammtgute hat der Schuldner erst dann gegen sich gelten zu lassen, wenn er von der Zugehörigkeit Kenntniß erlangt hat; die Vorschriften der §§ 349— 351 finden entsprechende Anwendung." (Vgl. § 658 Abs. 2, § 1893 Abs. 2, § 1915 Satz 2, § 1984 Abs. 1 Satz 2. Während des Bestehens der Gütergemeinschaft genügt der § 1334.) — Der § 1419 soll den Zusatz erhalten: „Auf eine durch Rechtsgeschäft erworbene Forderung findet die Vorschrift des § 1372 Abs. 2 entsprechende Anwendung." Nach dem § 1414 Abs. 1 in Verbindung mit dem § 1334 muß der Schuldner annehmen, daß die Forderung Gesammtgut wird.)

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§§ 1468-1518

Jacubezky (Nr 82, 2)

Jacubezky (Nr 82, 4)

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

XXX. Z u § 1381 lag der Antrag vor: dem Abs. 1 den Zusatz zu geben: Der Pflichttheil, welcher einem gemeinschaftlichen Abkömmling aus dem Nachlasse gebührt, wird so berechnet, wie wenn fortgesetzte Gütergemeinschaft nicht einträte; auf den Pflichttheil wird der Werth dessen angerechnet, was der Abkömmling in diesem Falle aus dem Gesammtgute erhalten würde. Hiermit wurde die Berathung des zu § 1384 gestellten Antrags verbunden: im Abs. 2 Satz 1 die Worte „unbeschadet seines Erbrechts" zu streichen und am Schlüsse den Zusatz aufzunehmen: Ist dem ausgeschlossenen Abkömmling aus dem Nachlasse des verstorbenen Ehegatten mehr als die Hälfte des gesetzlichen Erbtheils hinterlassen, so wird ihm der Ueberschuß auf den ihm aus dem Gesammtgute gebührenden Betrag angerechnet. Beide Anträge wuden abgelehnt.

III. Zu § 1382 lag der Antrag vor: den Satz 2 des Abs. 1 nach dem Vorschlage der Red. Komm, zu fassen: Auf die Ablehnung finden die für die Ausschlagung einer Erbschaft geltenden Vorschriften der §§ 1820 bis 1824, 1827, 1829, 1831 bis 1834, 1836 entsprechende Anwendung. Steht der überlebende Ehegatte unter elterlicher Gewalt oder unter Vormundschaft, so ist zur Ablehnung die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts erforderlich. Die Komm, nahm den Antrag an. Jacubezky V. Zu § 1383 lag der Antrag vor: (Nr 82, 3) als Abs. 3 zu bestimmen: Dritten gegenüber ist die Ausschließung nur nach Maßgabe des 5 1334 wirksam. Der Antrag wurde abgelehnt. Jacubezky (Nr 82, 5)

VI: Zu § 1388 lag der Antrag vor: Abs. 2 folgende Vorschrift aufzunehmen: Die in den §§ 1384 bis 1387 bezeichneten Verfügungen können auch in einem gemeinschaftlichen Testamente der Ehegatten getroffen werden. Der Antrag wurde angenommen.

Jacubezky (Nr 82, 6 - 7 )

VII. Zu den §§ 1392, 1393 wurden folgende Anträge gestellt: l . d e n § 1392 mit dem ξ 1384 Abs. 1 dahin zu verbinden: Der ausgeschlossene Abkömmling gilt in Ansehung der fortgesetzten Gütergemeinschaft als vor dem Eintritte derselben gestorben. 2. in § 1393 Abs. 1 die Worte „oder nach § 1384" zu streichen. Der Antrag 1 wurde der Red. Komm, überwiesen, der Antrag 2 von der Mehrheit angenommen.

Jacubezky (Nr 82, 9)

VIII. Zu § 1402 lag der Antrag vor: Jem 2 folgenden Zusatz zu geben: und was ein von der fortgesetzten Gütergemeinschaft ausgeschlossener Abkömmling nach 5 1384 Abs. 2 erhalten hat. Die Komm, war mit dem Zusatz einverstanden.

v. Mandry (Nr 6,14)

a]s

IX. Zu § 1403 lagen die Anträge vor: 1. dem Abs. 2 folgenden Satz 2 beizufügen: Der Vertrag bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. 1042

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

2. den Abs. 2 zu streichen oder ihm folgenden Zusatz zu geben: Jacubezky Solange der überlebende Ehegatte die Auflösung nicht dem für den Nachlaß des (Nr 94, 10) verstorbenen Ehegatten zuständigen Gericht in öffentlich beglaubigter Form angezeigt hat, finden zu Gunsten Dritter die Vorschriften des § 1334 entsprechende Anwendung. Der Antrag 1 wurde angenommen. 72 X. Zu den §§ 1409, 1410 lag der Antrag vor: a) in § 1409 Satz stat „§ 1375 Satz 1" zu setzen „§ 1375 Abs. 1"; b) in § 1410 Abs. 2 nach „§ 1375" einzuschalten „Abs. 2". Gegen den Antrag erhob sich kein Widerspruch.

Struckmann (Nr 68, 3)

XI. Zu § 1411 lag der Antrag vor: Jacubezky als Abs. 3 folgende Vorschrift hinzuzufügen: (Nr 94, 12) Der nach § 1384 Abs. 2 einem von der fortgesetzten Gütergemeinschaft ausgeschlossenen Abkömmlinge gezahlte Betrag fällt bei der Auseinandersetzung den Abkömmlingen zur Last, welchen die Ausschließung zu Statten kommt. Diese V o r schrift findet in Ermangelung einer anderweitigen Vereinbarung auf die einem antheilsberechtigten Abkömmlinge gewährte Abfindung entsprechende Anwendung. Die Komm, war mit Rücksicht auf die analoge im Erbrechte getroffene V o r schrift (§ 2185) mit der Aufnahme des Zusatzes einverstanden. V. Zu den §§ 1372, 1419 war beantragt: 7 3 in § 1372 als Abs. 2 folgende Vorschrift aufzunehmen: Die Zugehörigkeit einer in solcher Weise erworbenen Forderung zum Gesammtgute hat der Schuldner erst dann gegen sich gelten zu lassen, wenn er von der Zugehörigkeit Kenntniß erlangt hat; die Vorschriften der §§ 339 bis 351 finden entsprechende Anwendung, dem § 1419 hinzuzusetzen: Auf eine durch Rechtsgeschäft erworbene Forderung findet die Vorschrift des § 1372 Abs. 2 entsprechende Anwendung. Die Mehrheit war der Ansicht, daß die Konsequenz dahin führe, die §§ 1372 und 1419 in der vorgeschlagenen Weise zu ergänzen, und nahm den Antrag an. XXI. Zu den §§ 1382, 1386, 1400 (Aenderungen und Berichtigungen zu Buch V Jacubezky und VI des Entw. II Nr. 66, 67, 74; vgl. die Buchausgabe des Ε II, S. 712 ff) war be- (Nr 83, 1) antragt, folgende in eine Anm. aufzunehmende Ergänzungen der C. P. O. und der K. O. zu beschließen: a) als Abs. 2 des § 293 b1 d. C. P. O. (Anm. zu § 1891): Das Gleiche gilt f ü r den überlebenden Ehegatten im Falle der fortgesetzten Gütergemeinschaft. b) als § 696 f d. C. P . O . : Die Bestimmungen des § 695 Abs. 1 und der §§ 696 bis 696 d finden auf die H a f tung des überlebenden Ehegatten bei der fortgesetzten Gütergemeinschaft nach § 1400 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. c) als Abs. 3 des § 749 e d. C. P. O. (Anm. zu § 2203): Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn der Antheil eines Abkömmlinges an dem Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft nach

72

73

In Nr. 82, 11 war von Jacubezky für § 1407 als Abs. 2 vorgesehen: „Dritten gegenüber ist die Auflösung nur nach Maßgabe des § 1334 wirksam." (Vgl. § 1368). Das folgende ist in Prot. II, Bd. 6, S. 326 f. enthalten.

1043

§§ 1468-1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 1386 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs einer Beschränkung der im Abs. 1 bezeichneten Art unterworfen ist. d) als § 836 q q d. C. P. O.: Die Vorschriften der §§ 836 ff bis 836 pp finden auf das Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Ausschließung von Gesammtgutsgläubigern der fortgesetzten Gütergemeinschaft nach § 1400 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs entsprechende Anwendung. e) als § 206 f d. R. O.: Auf das Konkursverfahren über das Gesammtgut einer fortgesetzten Gütergemeinschaft nach § 1400 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs finden die Vorschriften der §§ 202 bis 206 e entsprechende Anwendung; Konkursgläubiger sind nur die Gesammtgutsgläubiger, deren Forderungen schon zur Zeit des Eintritts der fortgesetzten Gütergemeinschaft bestanden. Zu dem Antrag auf Eröffnung des Verfahrens ist ein Gläubiger nicht berechtigt, dem gegenüber der überlebende Ehegatte zu dieser Zeit persönlich haftete. Die antheilsberechtigten Abkömmlinge sind zu dem Antrage nicht berechtigt, das Gericht hat sie soweit thunlich zu hören. Gegen diese Aenderung bezw. Ergänzungen der C. P. O. und der K. O. erhob sich kein Widerspruch. (Prot. II, Bd. 6, S. 294 f.) Jacubezky (Nr 82, 8)

X X I I . Zu § 1400 lag der Antrag vor: d e m Abs. 2 Satz 2 (Aenderungen und Berichtigungen zu Buch V und VI des Entw. II Nr. 74) folgenden Halbsatz anzufügen: eine Pflegschaft zum Zwecke der Befriedigung der Gesammtgutsgläubiger wird nicht angeordnet. Der Antrag wurde von dem Antragsteller zurückgezogen. (Prot, II, Bd. 6, S. 295) V. Fassung der Regelung im Ε II rev./E III: Die §§1453-1461 §§ 1 4 6 8 - 1 4 7 6 BGB.

Ell

rev.

(§§1451-1459

Ε III)

entsprechen

den

rev § 1462 § 1462. Die Theilung des Ueberschusses erfolgt nach den Vorschriften über die III § 1460 Gemeinschaft. Jeder Ehegatte kann gegen Ersatz des Werthes die ausschließlich zu seinem persönlichen Gebrauche bestimmten Sachen, insbesondere Kleider und Schmucksachen, sowie diejenigen Gegenstände übernehmen, welche er in die Gütergemeinschaft eingebracht oder während der Gütergemeinschaft durch Erbfolge, durch Vermächtniß oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung erworben hat. rev $ 1463 § 1463. Sind die Ehegatten geschieden und ist einer von ihnen allein f ü r schuldig III § 1461 erklärt, so kann der andere verlangen, daß jedem von ihnen der Werth desjenigen zurückerstattet wird, was er in die Gütergemeinschaft eingebracht hat; reicht der Werth des Gesammtguts zur Rückerstattung nicht aus, so hat jeder Ehegatte die Hälfte des Fehlbetrags zu tragen. Als eingebracht ist anzusehen, was eingebrachtes Gut gewesen sein würde, wenn Errungenschaftsgemeinschaft bestanden hätte. Der Werth des Eingebrachten bestimmt sich nach der Zeit der Einbringung. Das im Abs. 1 bestimmte Recht steht auch dem Ehegatten zu, dessen Ehe wegen seiner Geisteskrankheit geschieden worden ist. §§1464—1476 BGB. 1044

Ell

rev. (§§ 1462—1474

Ε III) entsprechen den §§ 1 4 7 9 - 1 4 9 1

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

§ 1477. Der überlebende Ehegatte kann die fortgesetzte Gütergemeinschaft je- Ε II rev § 1477 derzeit aufheben. Die Aufhebung erfolgt durch Erklärung gegenüber dem f ü r den Ε HI § '475 Nachlaß des verstorbenen Ehegatten zusändigen Gerichte; die Erklärung ist in öffentlich beglaubigter Form abzugeben. Das Nachlaßgericht soll die Erklärung den antheilsberechtigten Abkömmlingen und, wenn der überlebende Ehegatte gesetzlicher Vertreter eines der Abkömmlinge ist, dem Vormundschaftsgerichte mittheilen. Die Aufhebung kann auch durch Vertrag zwischen dem überlebenden Ehegatten und den antheilsberechtigten Abkömmlingen erfolgen. Der Vertrag bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. §§1478—1492 BGB.

Ell

rev. (§§1476—1490

Ε III) entsprechen den §§ 1493—1507

§ 1493. Die Ehegatten können die Fortsetzung der Gütergemeinschaft durch Ε II rev §1493 Ehevertrag ausschließen. §§ 1494—1499 BGB.

Ell

rev. (§§ 1492—1497

Ε III) entsprechen den §§ 1509—1513

§ 1500. Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß mit seinem Tode die fortgesetzte Ε II rev § 1500 Gütergemeinschaft eintritt, durch letztwillige Verfügung anordnen, daß ein an- Ε III §1498 theilsberechtigter Abkömmling das Recht haben soll, bei der Theilung das Gesammtgut oder einzelne dazu gehörende Gegenstände gegen Ersatz des Werthes zu übernehmen. Gehört zu dem Gesammtgut ein Landgut, so kann angeordnet werden, daß das Landgut mit dem Ertragswerth angesetzt werden soll. Die f ü r die Erbfolge geltenden Vorschriften des § 2026 finden Anwendung. Das Recht, das Landgut zu dem Ertragswerthe zu übernehmen, kann auch dem überlebenden Ehegatten eingeräumt werden. Die §§1501 — 1503 ^ 1 5 1 6 - 1 5 1 8 BGB.

Ell

rev.

(§§1499—1501

Ε III)

entsprechen

den

D. Bundesrat (Justizausschuß) I. Anträge zur 1. Lesung (Zusst., S. 9 — 11) 5 1453 Ε II rev. (§§ 1366 Ε II). Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz führen unter Bezugnahme auf ihre Bemerkungen zum Entwurf erster Lesung (Meckl. Bemerk. II S. 40 ff.) aus: Nach $ 1403 Abs. 1 Nr. 3 bis 5 könne die Frau auf Aufhebung der Verwaltung und Nutznießung klagen, wenn ein Abwesenheitspfleger für den Mann bestellt sei und eine baldige Aufhebung der Pflegschaft nicht in Aussicht stehe, wenn der Mann entmündigt sei oder wenn er nach § 1772 [Ε II] einen Vormund oder nach § 1888 zur Besorgung seiner Gesammten Vermögensangelegenheiten einen Pfleger erhalten habe. Die Erwägungen, welche für eine solche Regelung bei dem gesetzlichen Güterstande maßgebend gewesen seien, machten sich in verstärkter Weise bei der allgemeinen Gütergemeinschaft geltend, da hier das in dem Gesammtgut enthaltene Vermögen der Frau in noch ausgedehnterem Maße der freien Verfügung des Mannes unterliege. Die Uebertragung der ausgedehnten Rechte des Mannes auf einen Dritten werde auch dem vermuthlichen Willen der Frau nicht entsprechen, der doch bei dem durch Vereinbarung begründeten Güterstande der allgemeinen Gütergemeinschaft besonders zu berücksichtigen sei. Es sei ungerecht, wenn, abgesehen von dem Falle der Entmündigung des Mannes 1045

§§ 1468-1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

wegen Verschwendung (§ 1453 Nr. 4), der Entwurf der Frau zumuthe, sich die Ausübung der vertragsmäßig nur dem Manne eingeräumten Rechte durch dessen gesetzlichen Vertreter gefallen zu lassen. Im Hinblick auf den Nachtheil, welcher der Frau bei der Einmischung eines Dritten in die ehelichen Vermögensverhältnisse drohe, verdiene ihr Interesse überwiegend Schutz. Auf der anderen Seite sei es übrigens nicht erforderlich, die Verschwendung des Mannes auch unabhängig von der Entmündigung (§ 1453 Nr. 4 Halbs. 2) als Auflösungsgrund anzuerkennen. Was die Vorschrift des § 1453 Nr. 5 betreffe, so sei dieselbe insofern zu eng, als sie das Recht der Frau zur Auflösung der Gütergemeinschaft wegen Ueberschuldung des Gesammtguts davon abhängig mache, daß die Ueberschuldung durch Verbindlichkeiten in der Person des Mannes herbeigeführt sei. Hiernach bilde die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Mannes als solche keinen Auflösungsgrund. Es sei aber möglich, daß der Konkurs, wenn für denselben auch Verbindlichkeiten der Frau von Einfluß gewesen seien, in der Hauptsache auf eine verkehrte Geschäftsführung oder ein Verschulden des Mannes zurückgeführt werden müsse. Es werde daher neben der Vorschrift der Nr. 5 eine Bestimmung aufzunehmen sein, welche, den §§ 1407, 1528 entsprechend, der Frau das Recht gewähre, auf Grund der Thatsache der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Mannes auf Auflösung der Gütergemeinschaft zu klagen. Aus diesen Gründen wird beantragt, a) die Nr. 4, 5 des § 1453 durch folgende Vorschriften zu ersetzen: „4. wenn ein Abwesenheitspfleger für den Mann bestellt ist, und eine baldige Aufhebung der Pflegschaft nicht in Aussicht steht; 5. wenn der Mann entmündigt ist oder wenn er nach § 1772 [Ε II] einen Vormund oder nach § 1888 zur Besorgung seiner gesammten Vermögensangelegenheiten einen Pfleger erhalten hat; 6. wenn das Gesammtgut in Folge von Verbindlichkeiten, die in der Person des Mannes entstanden sind, in solchem Maße überschuldet ist, daß ein späterer Erwerb der Frau erheblich gefährdet wird; 7. wenn der Konkurs über das Vermögen des Mannes eröffnet ist. Im Falle der Nr. 7 des Abs. 1 muß die Klage innerhalb sechs Monaten nach Aufhebung oder Einstellung des Konkursverfahrens erhoben werden. Die für den Lauf der Verjährung geltenden Vorschriften der §§ 198, 201 finden entsprechende Anwendung." b) hinter § 1466 folgende Vorschrift als § 1466 a einzuschalten: „Ist die Gütergemeinschaft auf Grund des § 1453 Abs. 1 N r . 4, 5 aufgelöst worden, so kann der Mann unter den Voraussetzungen des § 1410 auf Wiederherstellung der Gemeinschaft klagen. — Die Wiederherstellung der Gütergemeinschaft tritt mit der Rechtskraft des Unheils ein. Die Vorschrift des § 1407 findet entsprechende Anwendung. Dritten gegenüber ist die Wiederherstellung nur nach Maßgabe des § 1420 wirksam. Im Falle der Wiederherstellung wird Vorbehaltsgut, was ohne die Auflösung der Gütergemeinschaft Vorbehaltsgut geblieben oder geworden sein würde." § 1463 E l l rev. (§1376 Ε II). Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz weisen darauf hin, daß bei Annahme ihres Vorschlags (unten S. 17), die Ehescheidung wegen Geisteskrankheit nicht zuzulassen, der Abs. 3 des § 1463 zu streichen sein werde. § 1480 E l l rev. (§1406 Ε II). Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz bemerken, daß die Auflösungsgründe für die fortgesetzte Gütergemeinschaft im 1046

6. Titel: Auflösung/Fortgesetzte Gütergemeinschaft § §

1468—1518

W e s e n t l i c h e n e b e n s o z u bestimmen sein w e r d e n w i e für die allgemeine G ü t e r g e meinschaft, und beantragen d e m g e m ä ß für den Fall der A n n a h m e der v o n ihnen z u § 1453 g e m a c h t e n V o r s c h l ä g e : a) im § 1480 die V o r s c h r i f t e n unter N r . 4 und 5 durch f o l g e n d e B e s t i m m u n g e n z u ersetzen: „4. w e n n ein A b w e s e n h e i t s p f l e g e r für den ü b e r l e b e n d e a E h e g a t t e n bestellt ist und eine baldige A u f h e b u n g der P f l e g s c h a f t nicht in Aussicht steht; 5. w e n n der überlebende Ehegatte e n t m ü n d i g t ist o d e r w e n n er nach § 1772 [Ε II] einen V o r m u n d o d e r nach § 1888 zur B e s o r g u n g seiner g e s a m m t e n V e r m ö g e n s a n g e l e g e n h e i t e n einen P f l e g e r erhalten hat; 6. w e n n der K o n k u r s über das V e r m ö g e n des überlebenden E h e g a t t e n e r ö f f n e t ist; 7. w e n n der überlebende Ehegatte die elterliche G e w a l t über den A b k ö m m l i n g verwirkt hat oder, s o f e r n sie ihm z u g e s t a n d e n hätte, verwirkt haben würde. Im Falle der N r . 6 des Abs. 1 findet die V o r s c h r i f t des § 1453 Abs. 2 entsprechende Anwendung." b) hinter § 1489 als § 1489 a einzuschalten: „Ist die f o r t g e s e t z t e G ü t e r g e m e i n s c h a f t auf Grund des § 1480 Abs. 1 N r . 4, 5 a u f g e l ö s t w o r d e n , s o kann der überlebende E h e g a t t e unter den V o r a u s s e t z u n g e n des ξ 1410 auf Wiederherstellung der G e m e i n s c h a f t klagen. D i e V o r s c h r i f t des § 1466 a Abs. 2 findet entsprechende A n w e n d u n g . " Anträge von Bremen vom 19. 10. 1895 3. § 1457 (II 1371): Es empfiehlt sich eine B e s t i m m u n g , w o n a c h auf A n t r a g die grundlos verweigerte Erklärung eines Gatten v o n der z u s t ä n d i g e n B e h ö r d e (s. d. A n m . 2 S. 313) e r g ä n z t w e r d e n kann. 4. § 1477 (II 1403): A u f n a h m e einer B e s t i m m u n g , w o n a c h die A b s c h i c h t u n g eines e i n z e l n e n o d e r mehrerer einzelner Kinder durch einseitige Erklärung des überlebenden E h e g a t t e n o d e r durch Vertrag z u g e l a s s e n wird. — Es entspricht o f t d e m praktischen Bedürfnisse, die A b s c h i c h t u n g der Kinder nicht gleichzeitig, s o n d e r n je nach Bedürfnis namentlich bei Eintritt selbständiger L e b e n s f ü h r u n g der e i n z e l n e n K i n d e r eintreten zu lassen. 2. Bericht von Heller (Bayern)

vom 1. 11.

1895

V o n den M e c k l e n b u r g i s c h e n Anträgen z u m § 1453 w u r d e der unter a) z u r ü c k g e z o g e n , s o w e i t er den Fall betrifft, daß für den M a n n ein A b w e s e n h e i t s p f l e g e r bestellt ist. S o w e i t er sich auf den Fall des § 1772 des Entwurfs II bezieht, ist er durch die bei der R e v i s i o n erfolgte Streichung dieses Paragraphen erledigt. Im übrigen w u r d e n die A n t r ä g e aufrechterhalten. Sie w u r d e n , d e m A n t r a g e des Berichterstatters entsprechend, abgelehnt; nur Lübeck stimmte für sie. . . . D e r n u n m e h r zur Beratung k o m m e n d e metallographierte Antrag Bremens z u m § 1457 w u r d e v o m Berichterstatter nicht b e f ü r w o r t e t ; er sei überflüssig, übrig e n s a u c h u n g e n ü g e n d , weil es sich nicht bloß u m „Erklärungen" eines E h e g a t t e n , s o n d e r n um d e s s e n Mitwirkung zur V e r w a l t u n g handle. A u c h der P r o f e s s o r v. M a n d r y sprach sich g e g e n den Antrag aus. A n sich sei eine solche B e s t i m m u n g — in entsprechender Fassung — w o h l m ö g l i c h . Allein es handle sich d o c h nur u m Fälle einer v o r ü b e r g e h e n d e n G e m e i n s c h a f t ; die K o m m i s s i o n habe geglaubt, es für diese Fälle bei der B e s t i m m u n g des § 732 belassen z u sollen. D i e E i n m i s c h u n g der V o r m u n d s c h a f t s b e h ö r d e habe sie nicht für z w e c k m ä ß i g b e f u n d e n , weil es sich stets um Fälle handeln wird, in d e n e n die L ö s u n g der E h e in V o r b e r e i t u n g ist. D e r A n t r a g w u r d e g e g e n die S t i m m e n Bayerns und Lübecks abgelehnt. 1047

§§ 1468—1518

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Auf die Bemerkung der beiden Mecklenburg zum § 1463 zurückzukommen, wurde für den Fall vorbehalten, daß sie sich nicht durch die Beschlußfassung über den § 1554 erledigen würde. Den (metallographierten) Antrag Bremens zum 5 1477 beantragte der Berichterstatter abzulehnen. Die Zulässigkeit der Abschichtung durch einseitige Erklärung würde mißbraucht werden können. So weit der Antrag die Abschichtung durch Vertrag zulassen will, sei er im Hinblick auf die §§ 1476, 1485 gegenstandslos. Der Antrag wurde hierauf zurückgezogen. Der Mecklenburgische Antrag zum § 1480 wurde mit Rücksicht auf die zum § 1453 erfolgte Beschlußfassung zurückgezogen. III. Fassung des § 1500 nach den Beschlüssen des Bundesrats: Jeder Ehegatte kann für den Fall, daß mit seinem Tode die fortgesetzte Gütergemeinschaft eintritt, durch letztwillige Verfügung anordnen, daß ein antheilsberechtigter Abkömmling das Recht haben soll, bei der Theilung das Gesammtgut oder einzelne dazu gehörende Gegenstände gegen Ersatz des Werthes zu übernehmen. Gehört zu dem Gesammtgut ein Landgut, so kann angeordnet werden, daß das Landgut mit dem Ertragswerth oder mit einem Preise, der den Ertragswerth mindestens erreicht, angesetzt werden soll. Die für die Erbfolge geltenden Vorschriften des § 2026 finden Anwendung. Das Recht, das Landgut zu dem im Abs. 2 bezeichneten Werthe oder Preise /u übernehmen, kann auch dem überlebenden Ehegatten eingeräumt werden.

E. Reichstag (XII. Kommission) I. Anträge zur 1. Lesung: Gröber ( N r 101,1)

in § 1465 [§ 1482 BGB] den zweiten Satz zu ersetzen durch folgende Bestimm u n g :

„Der überlebende Ehegatte behält an dem Antheil des verstorbenen Ehegatten am Gesammtgut die Nutznießung, soweit derselbe ihm nicht nach den allgemeinen Vorschriften über Beerbung zufällt." II. Bericht vom 12. 5. 1896 Den Antrag zum $ 1465 (Nr. 101 der Drucksachen Z i f f . 1 )7* begründete der Antragsteller Gröber damit, daß die vom Entwurf vorgeschlagene Regelung nicht dem Verhältnisse entspreche, das bei der allgemeinen Gütergemeinschaft eintreten sollte. Er wolle nicht soweit gehen, die völlige Konsolidierung des Vermögens in der Hand des überlebenden Ehegatten zu verlangen, aber der Nießbrauch müsse diesem wenigstens zustehen, v. Mandry sprach sich gegen den Antrag aus. Was dieser will, werde in vielen Fällen der Intention der Beteiligten nicht entsprechen. Die Bestimmung würde die äußerst mißliche Folge herbeiführen, daß die vorhandenen einseitigen Kinder lang über ihre jungen Jahre hinaus nichts von ihrem Vermögen haben. Das Selbständigwerden der Kinder würde dadurch weit über die Gebühr und das 74

Von v. Cuny war als Eventualantrag gestellt, in Satz 1 des § 1465 das Wort „gemeinschaftlicher" zu streichen oder hinzuzufügen: „sofern der verstorbene Ehegatte keine Abkömmlinge aus einer ersten Ehe hatte." — Ferner lag der Antrag von Lemo vor, den Eingang des Antrags Gröber wie folgt zu fassen: „Der überlebende Ehegatte behält bis zum Falle einer etwaigen Wiederverheirathung etc." (vgl. Prot, der XII. Kommission vom 12. 5. 1896).

1048

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

praktische Bedürfniß hinaus verschoben werden. Die Kommission habe sich daher darauf beschränkt, im Falle des § 1466 die Fortsetzung der Gütergemeinschaft eintreten zu lassen, v. Cuny erklärte seine Zustimmung zu dem Antrage, falls er beschränkt würde auf den Fall, daß auch keine einseitigen Kinder vorhanden sind. Lerno beantragte, die Nutznießung des überlebenden Ehegatten erlöschen zu lassen mit seiner Wiederverheiratung, v. Stumm sprach sich gegen den Antrag aus. Der Unterantrag Lerno wurde einstimmig angenommen, der hierauf geänderte Antrag Gröber aber wurde gegen neun Stimmen abgelehnt. Der Abgeordnete Gröber legte hierauf ein W o r t ein zu Gunsten des Instituts der Einkindschaftung, stand aber von Stellung eines Antrags ab, nachdem v. Mandry die Gründe dargelegt hatte, aus denen die Kommission die Aufnahme des Instituts in den Entwurf abgelehnt hat, und die Anregung auch sonst keine Unterstützung fand. 75 III. Anträge zur 2. Lesung a) 1. a\s§ 1453 α einzuschalten: „Auf einen Ehevertrag, durch welchen die Gü- Bachem tergemeinschaft aufgehoben wird, finden die Vorschriften des § 1420 Anwendung." (Nr 138) 2. als 5 1491 Absatz 2 einzuschalten: „Auf einen Ehevertrag, durch welchen die Fortsetzung der Gütergemeinschaft ausgeschlossen oder die Ausschließung aufgehoben wird, finden die Vorschriften des § 1420 Anwendung." 3. den Absatz 1 des $ 1509 zu streichen. b) dem § 1475 als Absatz 3 hinzuzufügen: „Steht der überlebende Ehegatte unter Bachem elterlicher Gewalt oder unter Vormundschaft, so ist zu der Aufhebung die Geneh- (Nr 140) migung des Vormundschaftsgericht erforderlich." IV. Bericht von Hellervom

6. 6. 1896

Der Antrag Bachem auf Einschaltung eines neuen § 1453 a (Nr. 138 der Drucksachen Z i f f . 1), ferner die Anträge Bachem zum § 1475 (Nr. 140 der Drucksachen) und die Anträge Bachem zu den §§ 1491, 1509 (Nr. 138 der Drucksachen Z i f f . 2, 3), mit denen sich v. Mandry einverstanden erklärte, wurden ohne Widerspruch angenommen. 3. Errungenschaftsgemeinschaft § 1519 Was der Mann oder die Frau während der Errungenschaftsgemeinschaft erwirbt, wird ein gemeinschaftliches Vermögen beider Ehegatten (Gesammtgut). Auf das Gesammtgut finden die für die allgemeine Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften des § 1438 Abs. 2, 3 und der §§ 1442 bis 1453, 1455 bis 1457 Anwendung. TE-FamR § § 2 1 2 , 2 1 3 ( § § 2 - 5 , 11, 14 zu §§212 ff.); KE §§ 1378, 1384; E I §§ 1411 Abs. 1, 1417; E l l § 1414; E l l rev. § 1504; E I I I § 1502. - Prot I, 7062 ff., 7080 ff., 7144 ff., 7172 ff.; Prot. II 4, 349 ff.; Bd. 6, 289. 75

Auf Beschluß der Redaktionskommission wurden in § 1460 Ε III die Worte: „insbesondere Kleider und Schmucksachen" verändert in: „insbesondere Kleider, Schmucksachen und Arbeitsgeräthe" (vgl. Beschlüsse zu den §§ 1345 und 1354 Ε III). — In § 1461 wurde Abs. 3 weggelassen, weil dieser Absatz sich erübrigte, nachdem § 1552 von der Kommission beseitigt worden war.

1049

§ § 1 5 1 9 — 1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 1520 Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was ihm bei dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft gehört. TE-FamR § 216 (b); KE § 1379; Ε I § 1412; Ε II § 1415; Ε II rev. § 1505; Ε III § 1503. - Prot. I, 7065; Prot II 4, 349. § 1521 Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was er von Todeswegen oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung erwirbt. Ausgenommen ist ein Erwerb, der den Umständen nach zu den Einkünften zu rechnen ist. TE-FamR § 216 (6); KE § 1379; Ε I § 1412; Ε II § 1418; Ε II rev. § 1506; Ε III § 1504. - Prot I, 7083; Prot II 4, 349, 365. § 1522 Eingebrachtes Gut eines Ehegatten sind Gegenstände, die nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können, sowie Rechte, die mit seinem Tode erlöschen oder deren Erwerb durch den Tod eines der Ehegatten bedingt ist. TE-FamR § 217 (10); KE § 1382; Ε I § 1415; Ε II § 1416; Ε II rev. § 1507; Ε III § 1505. - Prot. I, 7115; Prot. II 4,350. § 1523 Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was durch Ehevertrag für eingebrachtes Gut erklärt ist. TE-FamR §§ 144, 217 (7); KE § 1380; Ε I § 1413; Ε II § 1417; Ε II rev. § 1508; Ε III § 1506. — Prot. I 7090; Prot. II 4, 349. § 1524 Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was er auf Grund eines zu seinem eingebrachten Gute gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zum eingebrachten Gute gehörenden Gegenstandes oder durch ein Rechtsgeschäft erwirbt, das sich auf das eingebrachte Gut bezieht. Ausgenommen ist der Erwerb aus dem Betrieb eines Erwerbsgeschäfts. Die Zugehörigkeit einer durch Rechtsgeschäft erworbenen Forderung zum eingebrachten Gute hat der Schuldner erst dann gegen sich gelten zu lassen, wenn er von der Zugehörigkeit Kenntnis erlangt; die Vorschriften der §§ 406 bis 408 finden entsprechende Anwendung. TE-FamR § 144, 217 (9); KE § 1381; Ε I $ 1414; Ε II § 1419; Ε II rev. § 1509; Ε III § 1507. — Prot I, 7092, 7154; Prot II 4, 350; Bd. 6, 326.

§ 1525 Das Eingebrachte Gut wird für Rechnung des Gesammtguts in der Weise verwaltet, daß die Nutzungen, welche nach den für den Güterstand der Verwaltung und 1050

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

Nutznießung geltenden Vorschriften dem Manne zufallen, zu dem Gesammtgute gehören. Auf das eingebrachte Gut der Frau finden im Uebrigen die Vorschriften der §§ 1373 bis 1383, 1390 bis 1417 entsprechende Anwendung. TE-FamR §§213 ff. ( § § 2 - 5 , 11, 14 zu §§212 ff.); K E §§ 1378, 1384; E I §§ 1411 Abs. 2, 1417; E l l § 1420; Ε II rev. § 1510; E I I I § 1508. - Prot. I, 7065 ff., 7118, 7144, 7171; Prot. II 4, 349, 351. § 1526 Vorbehaltsgut der Frau ist, was durch Ehevertrag für Vorbehaltsgut erklärt ist oder von der Frau nach § 1369 oder § 1370 erworben wird. Vorbehaltsgut des Mannes ist ausgeschlossen. Für das Vorbehaltsgut der Frau gilt das Gleiche wie für das Vorbehaltsgut bei der allgemeinen Gütergemeinschaft. TE-FamR §§ 143, 147, 214 ff. (3, 4, 11, 14 zu §§212 ff.); K E §§ 1383, 1384; E I §§ 1416, 1417; Ε II § 1421; E l l rev. § 1511; E I I I § 1509. - Prot I, 7063, 7086; Prot II 4, 351, 353. § 1527 Es wird vermuthet, daß das vorhandene Vermögen Gesammtgut sei. TE-FamR §§ 149, 218 (13); K E § 1388; E I § 1421 Abs. 1; E l l § 1422; E l l rev. § 1512; Ε III § 1510. - Prot. I, 7132; Prot II 4, 354.

§ 1528 Jeder Ehegatte kann verlangen, daß der Bestand seines eigenen und des dem anderen Ehegatten gehörenden eingebrachten Gutes durch Aufnahme eines Verzeichnisses unter Mitwirkung des anderen Ehegatten festgestellt wird. Auf die Aufnahme des Verzeichnisses finden die für den Nießbrauch geltenden Vorschriften des § 1035 Anwendung. Jeder Ehegatte kann den Zustand der zum eingebrachten Gute gehörenden Sachen auf seine Kosten durch Sachverständige feststellen lassen. TE-FamR §§115, 147,218 (11, 13); K E § 1389; Ε I § 1422; Ε II § 1423; Ε II rev. § 1513; Ε III § 1511. - Prot I, 7132, 7144; Prot II 4, 355.

§ 1529 Der eheliche Aufwand fällt dem Gesammtgute zur Last. Das Gesammtgut trägt auch die Lasten des eingebrachten Gutes beider Ehegatten; der Umfang der Lasten bestimmt sich nach den bei dem Güterstande der Verwaltung und Nutznießung für das eingebrachte Gut der Frau geltenden Vorschriften der §§ 1384 bis 1387. TE-FamR §§ 148, 214, 218 (11, 12); K E §§ 1385, 1386; E I § 1418, 1419; E l l § 1424; Ε II rev. § 1514; Ε III § 1512. - Prot. I, 7067, 7125; Prot. II 4, 354. 1051

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 1530 Das Gesammtgut haftet für die Verbindlichkeiten des Mannes und für die in den §§ 1531 bis 1534 bezeichneten Verbindlichkeiten der Frau (Gesammtgutsverbindlichkeiten). Für Verbindlichkeiten der Frau, die Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Mann auch persönlich als Gesammtschuldner. Die Haftung erlischt mit der Beendigung der Errungenschaftsgemeinschaft, wenn die Verbindlichkeiten im Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute zu Last fallen. TE-FamR § 220 (16); KE § 1390; Ε I § 1423 Abs. 1, 2, 4; Ε II § 1425; Ε II rev. § 1515; Ε I I I § 1513. - Prot. I, 7070, 7093, 7147, 7221; Prot. II 4, 365.

§ 1531 Das Gesammtgut haftet für Verbindlichkeiten der Frau, die zu den im § 1529 Abs. 2 bezeichneten Lasten des eingebrachten Gutes gehören. Nachweise für §§ 1 3 3 1 - 1 3 3 4 : TE-FamR §§ 220, 221 (16, 18); KE §§ 1390, 1392; E I §§ 1423 Abs. 2, 3, 1425; E l l §§ 1 4 2 6 - 1 4 2 9 ; E l l rev. §§ 1 5 1 6 - 1 5 1 8 ; Ε III §§ 1 5 1 4 - 1 5 1 6 . - Prot I, 7070, 7093, 7147; Prot. II 4, 365, 368; Bd. 6, 289.

§ 1532 Das Gesammtgut haftet für eine Verbindlichkeit der Frau, die aus einem nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft vorgenommenen Rechtsgeschäft entsteht, sowie für die Kosten eines Rechtsstreits, den die Frau nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft führt, wenn die Vornahme des Rechtsgeschäfts oder die Führung des Rechtsstreits mit Zustimmung des Mannes erfolgt oder ohne seine Zustimmung für das Gesammtgut wirksam ist. Nachweise bei § 1531 BGB.

§ 1533 Das Gesammtgut haftet für eine Verbindlichkeit der Frau, die nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft in Folge eines ihr zustehenden Rechtes oder des Besitzes einer ihr gehörenden Sache entsteht, wenn das Recht oder die Sache zu einem Erwerbsgeschäfte gehört, das die Frau mit Einwilligung des Mannes selbständig betreibt. Nachweise bei § 1531 BGB. § 1534 Das Gesammtgut haftet für Verbindlichkeiten der Frau, die ihr auf Grund der gesetzlichen Unterhaltspflicht obliegen. Nachweise bei § 1531 BGB. § 1535 Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fallen folgende Gesammtgutsverbindlichkeiten dem Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstehen: 1052

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

1. die Verbindlichkeiten aus einem sich auf sein eingehrachtes Gut oder sein Vorbehaltsgut beziehenden Rechtsverhältniß, auch wenn sie vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft oder vor der Zeit entstanden sind, zu der das Gut eingebrachtes Gut oder Vorbehaltsgut geworden ist; 2. die Kosten eines Rechtsstreits, den der Ehegatte über eine der in Nr. 1 bezeichneten Verbindlichkeit führt. TE-FamR §§ 223, 224 (19); KE § 1393; E I § 1426 Abs. 2 Nr. 1 - 5 ; E l l § 1 4 3 0 - 1 4 3 2 ; E l l rev. § 1 5 2 0 - 1 5 2 2 ; Ε III § 1 5 1 8 - 1 5 2 0 . - Prot. I, 7172 f f , 7205; Prot. II 4, 368; Bd. 6, 289. § 1536 Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fallen dem Manne zur Last: 1. die vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten des Mannes; 2. die Verbindlichkeiten des Mannes, die der Frau gegenüber aus der Verwaltung ihres eingebrachten Gutes entstehen, soweit nicht das Gesammtgut zur Zeit der Beendigung der Errungenschaftsgemeinschaft bereichert ist; 3. die Verbindlichkeiten des Mannes aus einer unerlaubten Handlung, die er nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft begeht, oder aus einem Strafverfahren, das wegen einer unerlaubten Handlung gegen ihn gerichtet wird; 4. die Kosten eines Rechtsstreits, den der Mann über eine der in Nr. 1 bis 3 bezeichneten Verbindlichkeiten führt. Nachweise bei § 1535 BGB. § 1537 Die Vorschriften des § 1535 und des § 1536 Nr. 1, 4 finden insoweit keine Anwendung, als die Verbindlichkeiten nach § 1529 Abs. 2 von dem Gesammtgute zu tragen sind. Das Gleiche gilt von den Vorschriften des § 1535 insoweit, als die Verbindlichkeiten durch den Betrieb eines Erwerbsgeschäfts, der für Rechnung des Gesammtguts geführt wird, oder in Folge eines zu einem solchen Erwerbsgeschäfte gehörenden Rechtes oder des Besitzes einer dazu gehörenden Sache entstehen. Nachweise bei § 1535 BGB. § 1538 Verspricht oder gewährt der Mann einem Kinde eine Ausstattung, so finden die Vorschriften des § 1465 Anwendung. T E - F a m R §§ 223, 224 (19); E I § 1427; E l l § 1433; E l l rev. § 1523; Ε III § 1521. — Prot. I, 7167; Prot. II 4, 368.

§ 1539 Soweit das eingebrachte Gut eines Ehegatten auf Kosten des Gesammtguts oder das Gesammtgut auf Kosten des eingebrachten Gutes eines Ehegatten zur Zeit der Beendigung der Errungenschaftsgemeinschaft bereichert ist, muß aus dem bereicherten Gute zu dem anderen Gute Ersatz geleistet werden. Weitergehende, auf besonderen Gründen beruhende Ansprüche bleiben unberührt. 1053

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

TE FamR §§ 148, 218 (12); KE § 1376; Ε I § 1420; Ε II 1434; Ε II rev. § 1524; Ε III § 1522. - Prot. I, 7067, 7125; Prot. II 4, 354.

§ 1540 Sind verbrauchbare Sachen, die zum eingebrachten Gute eines Ehegatten gehört haben, nicht mehr vorhanden, so wird zu Gunsten des Ehegatten vermuthet, daß die Sachen in das Gesammtgut verwendet worden seien und dieses um den Werth der Sachen bereichert ist. TE-FamR §§ 149, 218 (13); KE § 1388; E I $ 1421 Abs. 2; E l l § 1435; E l l rev. § 1525; Ε III § 1523. - Prot. I, 7132; Prot. II 4, 354.

§ 1541 Was ein Ehegatte zu dem Gesammtgute oder die Frau zu dem eingebrachten Gute des Mannes schuldet, ist erst nach der Beendigung der Errungenschaftsgemeinschaft zu leisten; soweit jedoch zur Berichtigung einer Schuld der Frau ihr eingebrachtes Gut und ihr Vorbehaltsgut ausreichen, hat sie die Schuld schon vorher zu berichtigen. Was der Mann aus dem Gesammtgute zu fordern hat, kann er erst nach der Beendigung der Errungenschaftsgemeinschaft fordern. TE-FamR 1387; §§ 212 ff. (20); KE § 1394; Ε I § 1248; Ε II § 1436; Ε II rev. § 1526; Ε III § 1524. - Prot. I, 7180; Prot. II 4, 368.

§ 1542 Die Frau kann unter den Voraussetzungen des § 1418 Nr. 1, 3 bis 5 und des § 1468, der Mann kann unter den Voraussetzungen des § 1469 auf Aufhebung der Errungenschaftsgemeinschaft klagen. Die Aufhebung tritt mit der Rechtskraft des Urtheils ein. TE-FamR § 225 (21); KE § 1395 Abs. 1 - 4 ; E I § 1429 Abs. 1, 3; Ε II § 1439; E l l rev. § 1527; Ε III § 1525. - Prot. I, 7159, 7183; Prot. II 4, 370.

§ 1543 Die Errungenschaftsgemeinschaft endigt mit der Rechtskraft des Beschlusses, durch den der Konkurs über das Vermögen des Mannes eröffnet wird. TE-FamR § 225 (21); KE § 1395 Abs. 1 - 4 ; E I § 1429 Abs. 2 Satz 1; E l l § 1437; Ε II rev. § 1528; Ε III § 1526. - Prot. I, 7074, 7183; Prot. II 4, 372.

§ 1544 Die Errungenschaftsgemeinschaft endigt, wenn ein Ehegatte für todt erklärt wird, mit dem Zeitpunkt, der als Zeitpunkt des Todes gilt. TE-FamR § 225 (21); KE § 1395 Abs. 1 - 4 ; E I § 1429 Abs. 2 Satz 1; E l l § 1438; Ε II rev. § 1529; Ε III § 1527. - Prot. I, 7074, 7183; Prot. II 4, 372. 1054

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

§ 1545 Endigt die Errungenschaftsgemeinschaft nach den §§ 1542 bis 1544, so gilt für die Zukunft Gütertrennung. Dritten gegenüber ist die Beendigung der Gemeinschaft nur nach Maßgabe des § 1435 wirksam. T E - F a m R § 225 (21); K E § 1395 Abs. 1 - 4 ; Ε I § 1429 Abs. 1, 2 Satz 2; Ε II 5 1440; E l l rev. § 1530; Ε III § 1528. - Prot. I, 7159, 7183; Prot. II 4 , 3 7 0 ; Bd. 6, 281.

§ 1546 Nach der Beendigung der Errungenschaftsgemeinschaft findet in Ansehung des Gesammtguts die Auseinandersetzung statt. Bis zur Auseinandersetzung bestimmt sich das Rechtsverhältniß der Ehegatten nach den §§ 1442, 1472, 1473. Die Auseinandersetzung erfolgt, soweit nicht eine andere Vereinbarung getroffen wird, nach den für die allgemeine Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften der §§ 1475 bis 1477, 1479 bis 1481. Auf das eingebrachte Gut der Frau finden die für den GUterstand der Verwaltung und Nutznießung geltenden Vorschriften der §§ 1421 bis 1424 Anwendung. T E - F a m R §§ 143, 147, 213 ff.; 225 (3, 4, 11, 14, 21 zu §§212 ff.); K E §§ 1384, 1395 Abs. 1 - 4 ; E I §§ 1417, 1429 Abs. 1, 4; E l l § 1441; E l l rev. § 1531; Ε III § 1529. - Prot. I, 7159, 7183; Prot. II 4, 352, 371.

§ 1547 Endigt die Errungenschaftsgemeinschaft durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Mannes, so kann die Frau auf Wiederherstellung der Gemeinschaft klagen. Das gleiche Recht steht, wenn die Gemeinschaft in Folge einer Todeserklärung endigt, dem für todt erklärten Ehegatten zu, falls er noch lebt. Wird die Gemeinschaft auf Grund des § 1418 Nr. 3 bis 5 aufgehoben, so kann der Mann unter den Voraussetzungen des § 1425 Abs. 1 auf Wiederherstellung der Gemeinschaft klagen. T E - F a m R § 225 (21); K E § 1395 Abs. 5 - 7 ; Ε I § 1430 Abs. 1, 2 Satz 1; Ε II § 1442; Ε II rev. § 1532; Ε III § 1530. - Prot. I, 7159, 7183; Prot. II 4, 372.

§ 1548 Die Wiederherstellung der Errungenschaftsgemeinschaft tritt in den Fällen des § 1547 mit der Rechtskraft des Urtheils ein. Die Vorschrift des § 1422 findet entsprechende Anwendung. Dritten gegenüber ist die Wiederherstellung, wenn die Beendigung in das Güterrechtsregister eingetragen worden ist, nur nach Maßgabe des § 1435 wirksam. Im Falle der Wiederherstellung wird Vorbehaltsgut der Frau, was ohne die Beendigung der Gemeinschaft Vorbehaltsgut geblieben oder geworden sein würde. T E - F a m R § 225 (21); K E § 1395 Abs. 5 - 7 ; Ε I § 1430 Abs. 3; Ε II § 1443, Ε II rev. § 1533; Ε III § 1531. - Prot. I, 7159, 7183; Prot. II 4, 372; Bd. 6, 290. 1055

§ § 1519— 1 5 4 8

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Α. 1. Kommission I. 487. Sitzung vom 9. 11. 1885, Schriftführer:

Struckmann

| Prot 17061

| Die Berathung des Entwurfs des Familienrechts wurde fortgesetzt. Dieselbe wandte sich den §§212 bis 226 des Entw. zu, welche von der vertragsmäßigen Errungenschaftsgemeinschaft handeln. Wie die allgemeine Gütergemeinschaft des Entwurfs, so ist auch die Errungenschaftsgemeinschaft desselben auf der Grundlage des Prinzips gestaltet, daß nach außen hin der Ehemann der alleinige Träger aller rechtlichen Beziehungen des Gesammtguts (des Errungenschaftsvermögens) ist und der Ehefrau nach Auflösung der Gemeinschaft nur ein persönlicher Anspruch gegen den Ehemann auf die Hälfte des einen, in dem Verhältnisse unter den Ehegatten gemeinschaftlichen Gesammtguts zusteht (vergl. §§ 213, 225 Abs. 1, 166 des Entw.). Die Gestaltung, welche der Abschnitt über die Errungenschaftsgemeinschaft in dem Entwürfe gefunden hat, beruht ferner auf der Voraussetzung, daß nach Maßgabe der Vorschläge des Entwurfs (vgl. insbesondere die §§ 148, 149, 164, 165 des Entw.) in dem Abschnitte über die allgemeine Gütergemeinschaft nicht allein die Zulässigkeit von Sondergütern im Sinne der partikulären Gütergemeinschaft anerkannt, | Prot I 7062 S on- | dern auch das Rechtsverhältniß solcher Sondergüter und des Gesammtguts unter einander vollständig geregelt werden würde, so daß in letzterer Beziehung in dem Abschnitte über die Errungenschaftsgemeinschaft auf die betreffenden Bestimmungen der allgemeinen Gütergemeinschaft verwiesen werden konnte. In beiden hervorgehobenen Beziehungen hat sich in Folge der bei Regelung der allgemeinen Gütergemeinschaft von der Kommission gefaßten prinzipiellen Beschlüsse, daß bei der Konstruktion der allgemeinen Gütergemeinschaft das Prinzip des deutschrechtlichen Miteigenthums zum Ausgangspunkte genommen und daß die Regelung des Rechtsverhältnisses der Sondergüter im engeren Sinne und des Gesammtguts unter einander nicht in dem Abschnitte über die allgemeine Gütergemeinschaft erfolgen, sondern den Abschnitten über die partikuläre Gütergemeinschaft vorbehalten werden solle (Prot. S. 6608—6615, 6617—6620), inzwischen die Sachlage wesentlich geändert. In Veranlassung dieser Beschlüsse war von dem Referenten der Antrag eingebracht worden, den Abschnitt des Entwurfs über die Errungenschaftsgemeinschaft (§§ 212—226 des Entw.) durch folgende, den gedachten Beschlüssen Rechnung tragende im Uebrigen aber an den Prinzipien jenes Abschnitts des Entwurfs festhaltende Bestimmungen zu ersetzen: Planck § 1 (§212 des Entw.). „Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten (Nr 147) d j e eheliche Errungenschaftsgemeinschaft bestehen soll, so finden die Vorschriften der §§ 2 bis 22 Anwendung." | Prot I 7063

§ 2 (§213 des Entw.). „Durch die Errungenschaftsgemeinschaft | wird das Vermögen, welches die beiden Ehegatten während bestehender Gemeinschaft erwerben, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, zu einem beiden Ehegatten gemeinschaftlich gehörenden Vermögen (Gesammtgut) vereinigt." § 3 (§§ 213, 219 des Entw.). „Auf das Gesammtgut finden die §§ 1315 bis 1317 der Redaktionsvorlage Anwendung."

§ 4 (§§ 214, 143 des Entw.). „Von dem Gesammtgute vollständig ausgeschlossen | Prot I 7064 (Vorbehaltsgut) sind die in den §§ 1318 bis 1321 der Redaktionsvor- | läge bezeichneten Gegenstände. Auf das Vorbehaltsgut der Ehefrau finden die §§ 1308, 1309, 1312 der Zusst. entsprechende Anwendung." 1056

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

| § 5 (§215 des Entw.). „Von dem Gesammtgute ausgeschlossen, so jedoch, daß | Prot I 7065 die Verwaltung für Rechnung des Gesammtguts stattfindet und die Nutzungen in demselben Umfange zu dem Gesammtgute gehören, in welchem die Nutzungen des Eheguts bei dem gesetzlichen ehelichen Güterstande dem Ehemanne zufallen (Sondergut), ist, vorbehaltliche der Bestimmung des § 4, das Vermögen, welches einer der Ehegatten zur Zeit des Eintritts der Errungenschaftsgemeinschaft hat." § 6 (§216 des Entw.). „Sondergut sind, vorbehaltlich der Bestimmung des § 4, die Gegenstände, welche einer der Ehegatten durch Erbschaft, Vermächtniß, auf Grund eines Pflichttheilsanspruchs oder durch Schenkung erwirbt oder welche ihm als Ausstattung gegeben oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht abgetreten werden. Die Bestimmung des ersten Absatzes findet keine Anwendung auf solche Schenkungen oder | auf solche letztwillige Zuwendungen eines Dritten, welche zur Ver- | Prot I 7066 gütung von Diensten erfolgen, die ein Ehegatte während bestehender Gemeinschaft geleistet hat, oder welche dem letzteren behufs Bestreitung seines Unterhaltes oder des Unterhalts seiner Familie oder zum Zwecke der Beihülfe zu solchem Unterhalte gemacht werden, es sei denn, daß der Dritte das Gegentheil bestimmt." § 7 (§§217, 144 des Entw.). „Sondergut sind die Gegenstände, welche durch Ehevertrag für Sondergut erklärt sind." § 8 (§§ 217, 144 des. Entw.). „Sondergut sind die Gegenstände, welche von einem Dritten einem der Ehegatten mit der Bestimmung zugewendet sind, daß sie Sondergut dieses Ehegatten sein sollen." § 9 (§§217, 144 des Entw.). „Sondergut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche derselbe auf Grund eines zu seinem Sondergute gehörenden Rechts oder als Ersatz f ü r die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu seinem Sondergute gehörenden Gegenstandes oder durch solche Rechtsgeschäfte erwirbt, welche auf sein Sondergut sich beziehen. Die Gegenstände jedoch, welche ein Ehegatte durch den Betrieb eines zu seinem Sondergute gehörenden Erwerbsgeschäfts erwirbt, werden Sondergut." | § 10 (§217 des Entw.). „Sondergut eines Ehegatten sind die demselben gehö- | Prot I 7067 renden Gegenstände, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können, sowie die Rechte, welche mit dem Leben des Berechtigten erlöschen oder durch seinen T o d bedingt sind." § 11 (§§218, 147 des Entw.). „Auf das Sondergut der Ehefrau und dessen Verhältniß zu dem Gesammtgute finden die Vorschriften der §§ 1256, 1258, 1 2 6 5 - 1 2 6 9 , 1270 Abs. 1, des § 1271 Abs. 1 und der §§ 1272 bis 1304 der Zusst., soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, entsprechende Anwendung. Die Ehefrau ist die Aufhebung der ehelichen Nutznießung und Verwaltung auf Grund des § 1300 der Zusst. nur in Verbindung mit dem Antrage auf Auflösung der Gemeinschaft zu verlangen berechtigt." § 12 (§§218, 149 des Entw.). „Die Lasten des Sonderguts des Ehemanns, sowie die Kosten der ordnungsmäßigen Erhaltung desselben fallen dem Gesammtgute zur Last. Die Bestimmungen des § 1270 Abs. 1 der Zusst. finden dabei entsprechende Anwendung. Soweit das Sondergut des Ehemannes auf Kosten des Gesammtguts oder dieses auf | Kosten jenes zur Zeit der Auflösung der Gemeinschaft bereichert ist, muß da- | Prot I 7068 für bei Auflösung der Gemeinschaft Ersatz geleistet werden." 1057

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 13 (§§218, 149 des Entw.). „Alles vorhandene Vermögen der Ehegatten gilt bis zum Beweise des Gegentheils als Gesammtgut. Verbrauchbare Sachen, welche zu dem Sondergute des Ehemannes gehörten und nicht mehr vorhanden oder als Sondergut nicht mehr nachweisbar sind, gelten bis zum Beweise des Gegentheils als zum Besten des Gesammtguts verwendet." § 14 (SS 213, 219 Abs. 2, 222 des Entw.). „Auf das Verwaltungsrecht der Ehegatten in Ansehung des Gesammtgutes, auf die Verantwortlichkeit des Ehemannes und auf die Verpflichtung zum Ersätze von Verwendungen aus dem Gesammtgute auf das Vorbehaltsgut des Ehemanns oder aus dem letzteren auf das erstere finden die Bestimmungen der SS 1324—1326, 1328, 1330, 1336, 1337 der Redaktionsvorlage | Prot I 7069/70 Anwendung, die | die Bestimmung des § 1325 Abs. 3 jedoch nur | dann, wenn die Schenkung oder das Schenkungsversprechen durch eine solche sittliche Pflicht oder durch eine solche auf den Anstand zu nehmende Rücksicht gerechtfertigt wird, welche während bestehender Gemeinschaft entstanden ist und ihrer Veranlassung und ihrem Umfange nach von solcher Art ist, daß ein ordentlicher Hausvater die Leistung aus den Einkünften seines Vermögens zu bestreiten pflegt." S 15 (§ 219 Abs. 2 des Entw.). „Zu der Ablehnung eines der Ehefrau gemachten Vertragsantrags ist nur die Ehefrau berechtigt." S 16 (S 220 des Entw.). „Die Gläubiger des Ehemannes können wegen aller Verbindlichkeiten desselben die Befriedigung aus dem Gesammtgute verlangen (Gesammtsgutsverbindlichkeiten). Dasselbe gilt von den im S 1270 Abs. 1 der Zusst. bezeichneten Verbindlichkeiten der Ehefrau und von den während bestehender Gemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten derselben aus Rechtsgeschäften und Urtheilen, sowie wegen der gerichtlichen Kosten des Rechtsstreits, in welchem ein solches Urtheil ergangen ist, wenn der Ehemann in die Vornahme des Rechtsgeschäfts oder in die Führung des Rechtsstreits eingewilligt oder dazu seine Genehmigung ertheilt hat, oder wenn die Verbindlichkeiten nach Maßgabe des S 1279 der | Prot I 7071 Zusst. aus einem von | der Ehefrau mit Einwilligung des Ehemannes selbständig betriebenen Erwerbsgeschäfte entstanden sind, es sei denn, daß der Ehemann bei Ertheilung der Einwilligung oder Genehmigung die Haftung des Gesammtguts ausgeschlossen hat. Auf den Ausschluß dieser H a f t u n g findet in Ansehung der aus dem Betriebe eines Erwerbsgeschäfts entstandenen Verbindlichkeiten die Bestimmung des S 1279 Abs. 3 der Zusst. entsprechende Anwendung. Soweit in den Fällen, in welchen eine Gesammtgutsverbindlichkeit der Ehefrau nicht vorliegt, das Gesammtgut bereichert ist, wird die Verbindlichkeit der Ehefrau als Gesammtgutsverbindlichkeit angesehen; die Bestimmungen des § 742 Abs. 3 (K.E.) finden hierbei entsprechende Anwendung. Für die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Ehemann persönlich." S 17. „Auf die Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut und auf den Konkurs über das Vermögen der Ehefrau finden der § 1332 Abs. 1 und der § 1333 Abs. 2 der Redaktionsvorlage Anwendung." 1 | Prot I 7072

§ 18 (§221 des Entw.). „Die auf Gesetz beruhenden Ansprüche der Verwandten des Ehemannes und der Ehefrau auf Gewährung des Unterhalts sind so zu beurthei1

Fn. zu §§ 1519 ff. Fn. im Original: Für den Fall, daß der eventuelle Vorschlag zu § 21 angenommen werden sollte, ist der § 17 dahin zu ändern: „Auf die Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut und auf den Konkurs über das Vermögen des Ehemannes oder der Ehefrau finden der $ 1332 Abs. 1 und der $ 1333 der Redaktionsvorlage Anwendung."

1058

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

len, wie wenn das Gesammtgut dem Ehemann gehörte und, sofern die Ansprüche der Verwandten der Ehefrau zustehen, wie wenn dieselben zu dem Ehemanne in demselben Verwandtschaftsverhältnisse sich befänden, in welchem sie zu der Ehefrau sich befinden. D u r c h die Bestimmungen des ersten Absatzes werden die Ansprüche nicht berührt, welche den Verwandten der Ehefrau wegen eines derselben gehörenden Sonderguts oder Vorbehaltsguts zustehen. D e r Ehemann haftet der Ehefrau d a f ü r , daß dieselbe, soweit er selbst nach der Vorschrift des ersten Absatzes verpflichtet ist, nicht in Anspruch genommen wird." § 19 (§§ 223, 224 des Entw.). „Die Gesammtgutsverbindlichkeiten (insbesondere auch diejenigen Verbindlichkeiten des Ehemannes gegenüber der Ehefrau, welche auf G r u n d der demselben an dem Sondergut der Ehefrau zustehenden ehelichen N u t z n i e ß u n g und Verwaltung entstanden sind,) fallen auch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last. | Folgende Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen jedoch in dem Verhältnisse der | Prot I 7073 Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute, sondern demjenigen Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstanden sind: 1. die Verbindlichkeiten eines Ehegatten, welche aus einem auf das Vorbehaltsoder Sondergut desselben sich beziehenden Rechtsverhältnisse entstanden sind, jedoch mit Ausnahme der im § 1270 Abs. 1 der Zusst. und im § 12 Abs. 1 bezeichneten Lasten des Sonderguts; 2. die vor dem Eintritte der Gemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten des Ehemannes mit Ausnahme der im § 12 Abs. 1 bezeichneten Lasten des Sonderguts; 3. die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche aus einer während des Bestehens der Gemeinschaft von demselben begangenen unerlaubten H a n d l u n g oder dem durch eine solche herbeigeführten Strafverfahren entstanden sind; 4. die gesetzliche Verbindlichkeit des Ehemannes zur G e w ä h r u n g einer Ausstattung. Soweit jedoch der Ehemann mit Einwilligung der Ehefrau eine Ausstattung an gemeinschaftliche T ö c h t e r aus dem Gesammtgute gegeben hat, ist er demselben daf ü r Ersatz zu leisten nicht verpflichtet. 5. die Verbindlichkeiten, welche aus einem Rechtsstreite über eine der unter 1 bis 4 bezeichneten Verbindlichkeiten entstanden sind, soweit sie nicht zu den im § 1270 Abs. 1 der Zusst. und in § 12 Abs. 1 bezeichne- | ten Lasten des Sonderguts | P r o t I 7074 gehören." § 20. (§ 223 Abs. 2 d. Entw.). „Auf den Ersatz, welchen einer der Ehegatten an das Gesammtgut zu leisten hat, finden die Bestimmungen des §1340 der Redaktionsvorlage mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die Bestimmung im zweiten Satze auch insoweit maßgebend ist, als die Ehefrau Sondergut hat." § 21. (§ 225 d. Entw.). „Auf die Auflösung der Gemeinschaft und deren Folgen finden die Vorschriften der §§ 27 bis 35 der vorläufigen Zusst. mit folgenden Abweichungen entsprechende Anwendung. Die Gemeinschaft wird auch durch die Rechtskraft des Beschlusses, durch welchen der K o n k u r s über das V e r m ö g e n des Ehemannes e r ö f f n e t ist, sowie mit Erlassung des Urtheils aufgelöst, durch welches der Ehemann f ü r todt erklärt ist. Die E h e f r a u ist die Auflösung der Gemeinschaft auch in den im § 1300 der Zusst. bezeichneten Fällen zu verlangen berechtigt. Wird die Gemeinschaft durch die E r ö f f n u n g des Konkurses über das V e r m ö g e n des Eheman- | nes oder durch das Urtheil, durch welches der Ehemann f ü r todt er- I P r o t I 7075 1059

§ § 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

klärt ist oder auf Grund des § 1300 N r . 3 oder 4 aufgelöst, so finden die Vorschriften des § 1303 der Zusst. mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß im Falle der Auflösung der Gemeinschaft durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes die Wiederherstellung der Gemeinschaft nur von der Ehefrau und nur vor Beendigung des Konkursverfahrens verlangt werden kann." (Eventuell wird beantragt, Abs. 2 und 3 des § 21 durch folgende Bestimmungen zu ersetzen: „Die Gemeinschaft wird auch mit Erlassung des Urtheils aufgelöst, durch welches der Ehemann f ü r todt erklärt ist. Die Ehefrau ist die Auflösung der Gemeinschaft auch in den im § 1300 der Zusst. bezeichneten Fällen, sowie im Falle der Erö f f n u n g des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes, in dem letzteren Falle jedoch nur vor Beendigung des Konkursverfahrens und unbeschadet der Bestimmung des § 17, zu verlangen berechtigt. Wird die Gemeinschaft durch das Urtheil, durch welches der Ehemann für todt erklärt ist oder auf Grund des § 1300 Nr. 3 und 4 der Zusst. aufgelöst, so finden die Vorschriften des § 1303 der Zusst. entsprechende Anwendung.") § 22 (§ 226 des Entw.). „Wenn durch Ehevertrag vereinbart ist, daß sich die Gemeinschaft auf Gegenstände erstrecken soll, welche nach den §§4—11 Sonder| Prot I 7076 | oder Vorbehaltsgut sind, so finden auf diese Gegenstände die Vorschriften des § 1315 der Redaktionsvorlage entsprechende Anwendung. Die vor dem Eintritte der Gemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten der Ehefrau sind in diesem Falle bis zu dem Werthe der auf die Gemeinschaft übergegangenen Gegenstände der Ehefrau Gesammtgutsverbindlichkeiten; doch fallen dieselben in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute zur Last. Durch Vorbeschluß der Kommission vom 20. Oktober 1875 ist bereits bestimmt worden, daß die Errungenschaftsgemeinschaft als vertragsmäßiger Güterstand in dem Gesetzbuche vollständig geregelt werden soll. Dieser Vorbeschluß wurde von keiner Seite bekämpft. Einvernehmen herrschte auch, daß, obwohl die auf dem Boden der Errungenschaftsgemeinschaft stehenden Rechte nicht minder, wie die Rechte der allgemeinen Gütergemeinschaft, nicht nur in untergeordneten Punkten, sondern auch in grundlegenden Fragen auseinander gingen, doch der Verschiedenheit des geltenden Rechts in den einzelnen Rechtsgebieten nicht durch Aufstellung verschiedener Systeme der Errungenschaftsgemeinschaft Rechnung getragen werden könne, sondern aus denselben Gründen, welche die Kommission bestimmt hätten, nicht verschiedene Systeme der allgemeinen Gütergemeinschaft in dem Gesetzbuche neben einander zu regeln, auch nur ein System der Errungenschaftsgemeinschaft unter Berücksichtigung der wichtigeren Rechte und nach Maßgabe prakti| Prot I 7077 scher Zweckmäßigkeit zu regeln sein werde (vergl. Prot. S. 6607, 6608). Man | war ferner aus den Gründen der Motive S. 965 verb, mit S. 316 ff. mit dem Standpunkte des Entwurfs und der neuen Vorlage des Referenten einverstanden, daß bei der Regelung der Errungenschaftsgemeinschaft das System der reinen Errungenschaftsgemeinschaft, nicht aber ein zwischen dieser und der Mobiliar- und Errungenschaftsgemeinschaft des französischen Rechts in der Mitte stehendes System, wie solches einzelnen Partikularrechten in kleineren Rechtsgebieten und dem für die Kommission im Jahre 1875 erstatteten Gutachten des Professors Schröder (vgl. Motive S. 285, 316 ff.) zum Grunde liege, zum Ausgangspunkte genommen werden solle. Im Uebrigen verständigte man sich dahin, von der Berathung der einzelnen Prinzipien, auf welchen der Entwurf und die neue Vorlage des Referenten beruhe, Abstand zu nehmen, demgemäß an der H a n d der letzteren sofort in die Berathung der 1060

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

einzelnen Bestimmungen einzutreten und über die einzelnen Prinzipien im Zusammenhange mit jenen Bestimmungen zu beschließen. Uebergegangen wurde darauf zur Berathung des § 1 der neuen Vorlage (mitgetheilt Prot. S. 7062). Derselbe fand sachlich keinen Widerspruch. Anlangend die Fassung, so soll dieselbe mit der noch festzustellenden Fassung des § 1313 Abs. 1 der Redaktionsvorlage in Einklang gebracht werden. Bei Gelegenheit der Berathung des § 1 wurde noch von einer Seite die Frage angeregt, ob es nicht angemessen sei, auch auf den hier fraglichen Ehevertrag den Absatz 2 des § 1313 der Redaktionsvorlage | für anwendbar zu erklären. Wenngleich | Prot I 7078 der Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft nicht weitgreifende Wirkungen äußere, wie der Güterstand der allgemeinen Gütergemeinschaft, so seien doch auch mit dem ersteren einflußreiche Abweichungen von dem gesetzlichen Güterstande verbunden, namentlich zum Nachtheile des Ehemanns, welcher sich durch die Vereinbarung der Errungenschaftsgemeinschaft der Hälfte des nach dem gesetzlichen Güterstande ihm zufallenden Ertrages von dem Vermögen der Ehefrau und seines eigenen Erwerbes begebe und in gewissem Umfange für die Schulden der Ehefrau persönlich verpflichtet werde. Auch die Ehefrau könne unter Umständen durch die Errungenschaftsgemeinschaft in eine ungünstigere Lage kommen, als bei dem gesetzlichen Güterstande der Fall sei, da bei der ersteren dasjenige, was sie durch ihre Arbeit oder in einem von ihr selbständig betriebenen Erwerbsgeschäfte erwerbe, regelmäßig dem Gesammtgute zufalle, während solcher Erwerb nach dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte (§ 1262 der Zusst.) Vorbehaltsgut der Ehefrau werde und da ferner die Zwangsvollstreckung für die Gläubiger des Ehemannes in die Nutzungen ihres Sonderguts bei der Errungenschaftsgemeinschaft nicht, wie bei dem gesetzlichen Güterstande, beschränkt sein solle (zu vergl. § 1271 Abs. 2 bis 4, im Verhältniß zu § 11 Abs. 1 der neuen Vorlage). In Ansehung des Ehemannes habe sich zudem gegenüber dem Standpunkte des Entwurfs die Sachlage insofern geändert, als nach dem § 1206 der Zusst. auch ein Minderjähriger | eine Ehe schließen | Prot I 7079 könne. Ferner komme in Betracht, daß, wenn der Absatz 2 des § 1313 der Redaktionsvorlage auf den Güterstand der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft für anwendbar erklärt werden sollte (vergl. § 227 verb, mit §141 des Entw.), es sich schon im Interesse der Vereinfachung des Gesetzes empfehle, dasselbe auch für die Errungenschaftsgemeinschaft vorzuschreiben, zumal die letztere in dem Fall des $ 22 der neuen Vorlage (§ 226 des Entw.) jenem Güterstande sehr nahe verwandt sei. Die Mehrheit war jedoch der Ansicht, daß kein Bedürfniß vorliege, in Abweichung von dem Prinzipe des Vormundschaftsrechts, daß in der Regel der gesetzliche Vertreter ohne Mitwirkung des Vormundschaftsgerichts zu handeln befugt sei, und von dem beschlossenen Grundsatze, daß auch in Ansehung von Eheverträgen die Vertretung eines Ehegatten durch dessen gesetzlichen Vertreter zulässig sein solle (Prot. S. 6578 ff.), speziell für den Ehevertrag, durch welchen der Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft unter den Ehegatten vereinbart werde, eine dem § 1313 Abs. 2 der Redaktionsvorlage entsprechende Vorschrift zu geben. Die Errungenschaftsgemeinschaft könne in der hier fraglichen Beziehung der allgemeinden Gütergemeinschaft nicht an die Seite gestellt werden, da mit der letzteren weit eingreifendere Wirkungen verbunden seien. Die Errungenschaftsgemeinschaft stelle sich gewissermaßen nur als eine Modifikation des gesetzlichen ehelichen Güterrechts dar. Diese Modifikation sei nicht so erheblich, um dieselbe anders wie sonstige das gesetzliche eheliche Güterrecht modifizirende Eheverträge zu behandeln. Für die Ehefrau sei der Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft sogar regelmäßig vortheilhafter, als der gesetzliche Güterstand und auch 1061

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

| Prot I 7080 für den Ehemann könne bei dem ersteren die Lage eine günstigere sein, | als bei dem letzteren. Ein Ehevertrag, durch welchen vollständige Trennung der Güter vereinbart werde, könne unter Umständen für den Ehemann mit weit größeren Nachtheilen verbunden sein und doch sei nach den bisher gefaßten Beschlüssen zu einem solchen Vertrage die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts nicht erforderlich. Uebrigens bleibe es vorbehalten, auf die Frage zurückzukommen, wenn demnächst bei dem Güterstande der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft die Anwendbarkeit des § 1313 Abs. 2 der Redaktionsvorlage beschlossen werden sollte. Auch solle der Beschlußfassung darüber nicht präjudizirt werden, ob nicht bei der Berathung der §§ 356, 518 des Entw. die Vorschrift des § 1313 Abs. 2 der Redaktionsvorlage allgemein auf Eheverträge auszudehnen sei. Zu den §§ 2 und 5 der neuen Vorlage (mitgetheilt Prot. S. 7062, 7063, 7065), welche mit Rücksicht auf die zu denselben gestellten Anträgen zusammen zur Diskussion gestellt wurden, lagen folgende Anträge vor: v. Mandry (Nr 152, 1)

I. Unter Streichung des § 5 J d e n § 2 durch folgende Bestimmung zu ersetzen: „Tritt zwischen den Ehegatten (der Güterstand der) Errungenschaftsgemeinschaft ein, so bleibt das Vermögen, welches der einzelne Ehegatte in diesem Zeitpunkte hat, Vermögen dieses Ehegatten (Sondergut). Das Vermögen, welches die Ehegatten während des Güterstandes erwerben, wird, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, gemeinschaftliches Vermögen beider Ehegatten (Errungenschafts-Vermögen)." 2. dem § 2 in einem besonderen Paragraphen folgende Bestimmung anzuschließen: | Prot I 7081 | „Die Nutzungen des Sondergutes des einzelnen Ehegatten fallen in demselben Umfange in das Errungenschafts-Vermögen, in welchem die Nutzungen des Ehegutes bei dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte dem Ehemanne zufallen. Die Verwaltung findet für Rechnung des Errungenschafts-Vermögens statt. Auf das Sondergut der Ehefrau finden die Vorschriften. . . . (wie im § 11 Abs.l)." II. Dem § 2 der neuen Vorlage als Abs. 2 unter Streichung des § 5 hinzuzufügen. „Das nicht zum Gesammtgute gehörende Vermögen des einen oder anderen Ehegatten unterliegt, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, der Verwaltung für Rechnung des Gesammtguts in der Art, daß die Nutzungen in demselben Umfange zu dem Gesammtgute gehören, in welchem die Nutzungen des Eheguts bei dem gesetzlichen ehelichen Güterstande dem Ehemanne zufallen (Sondergut)." Die Berathung der §§ 2 und 5 führte zu folgenden Ergebnissen: 1. Das von dem Entwürfe und der neuen Vorlage zum Zwecke der Abgrenzung der Errungenschaft von den Sondergütern eingeschlagene Verfahren, nämlich die Aufstellung der Regel, daß das Vermögen, welches der eine oder andere Ehegatte während bestehender Gemeinschaft erwirbt, zur Errungenschaft gehört, das Vermögen dagegen, welches einer der Ehegatten zur Zeit des Eintritts der Errungenschaftsgemeinschaft hat, Sondergut ist, und die spätere Einschränkung dieser Regel durch die Bestimmung der aus dem materiellen Begriffe der Errungenschaft sich ergebenden Ausnahmen (§ 6 der neuen Vorlage) bezw. durch das im § 9 für das Son| Prot I 7082 | dergut anerkannte Surrogationsprinzip wurde aus den Gründen der Motive S. 964, 965 allseitig gebilligt. 2. Zustimmung fand ferner aus den Gründen der Motive S. 933 ff. das dem Entwürfe, wie der neuen Vorlage zum Grunde liegende Prinzip, daß die Errungenschaft — im Gegensatze zu derjenigen in einem Theile des geltenden Rechts zur 1062

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

Ausbildung gelangten Form der Errungenschaftsgemeinschaft, welche als Gemeinschaft des Zugewinnes bezeichnet zu werden pflegt (vergl. Motive S. 933) — schon während bestehender Ehe einen besonderen Vermögensinbegriff bildet, sowie die in der neuen Vorlage — abweichend von dem Entwürfe (vergl. § 213 des Entw.; Motive S. 934) — vorgeschlagen, der von der Kommission für die allgemeine Gütergemeinschaft beschlossenen Konstruktion sich anschließende Konstruktion jenes besonderen Vermögensinbegriffs auf der Grundlage nicht des Alleineigenthums des Ehemannes, sondern des deutschrechtlichen Miteigenthums beider Ehegatten. Darin liegt zugleich die Ablehnung des Sozietätsprinzips ausgesprochen, welches in größeren Rechtsgebieten der Errungenschaftsgemeinschaft Anerkennung gefunden hat. Man überzeugte sich, daß dieses Prinzip zu Konsequenzen führe, welche dem Wesen und dem Zwecke der Errungenschaftsgemeinschaft nicht genügend Rechnung trügen, und die Zugrundelegung desselben schon im Interesse der Einfachheit des Gesetzbuchs sich nicht empfehle, nach dem für die allgemeine Gütergemeinschaft das Prinzip des deutschrechtlichen Miteigenthums zum Ausgangspunkte genommen sei. 3. Auch die in dem § 5 der neuen Vorlage enthaltene Begriffsbestimmung des Sonderguts und die Charakterisirung des Verhältnisses desselben zu dem Gesammtgute fand keinen Widerspruch. Insbesondere wurde die zum Zwecke einer scharfen Abgrenzung | des Umfangs, in welchen die Nutzungen des Sonderguts sowohl des | Prot 1 7083 Ehemannes als der Ehefrau zu dem Gesammtgute gehören, vorgeschlagenen Bezugnahme auf die Vorschriften des gesetzlichen ehelichen Güterrechts über die eheliche Nutznießung des Ehemannes an dem Ehegute (vergl. auch § 144 Abs. 3 des Entw.) im Prinzipe nicht bekämpft. Uebersehen wurde dabei nicht, daß die Bestimmung, daß in dem bezeichneten Umfange die Nutzungen der Sondergüter zu dem Gesammtgute gehören sollen, eine Einschränkung des im § 9 der neuen Vorlage (§ 144 Ziff. 3 des Entw.) anerkannten Surrogationsprinzips enthalte. Der Beschlußfassung bei der Berathung dieses § 9 wurde vorbehalten, ob es nicht angemessen sein werde, in dem § 9 auf diese Einschränkung hinzuweisen. 4. Anlangend die Fassung, so wurde von der Mehrheit die dem § 1314 der Redaktionsvorlage sich anschließende Fassung des § 2 der Vorlage des Referenten gebilligt, jedoch zugleich beschlossen, nach Maßgabe des Antrags unter II unter Streichung des § 5 dem § 2 als Abs. 2 die in dem Antrage unter II vorgeschlagen, sachlich dem § 5 entsprechende Bestimmung hinzuzufügen, der Prüfung bei der Redaktion aber zu überlassen, ob es zum Zwecke der Verdeutlichung des Gesetzes sich empfehle, der als Abs. 2 des § 2 beschlossenen Bestimmung noch die, an sich schon aus der Fassung des § 2 sich ergebende weitere Bestimmung anzuschließen. „Sondergut ist insbesondere das Vermögen, welches einem der Ehegatten zur Zeit des | Eintritts der Errungenschaftsgemeinschaft gehört." I Prot I 7084 Der Prüfung bei der Redaktion wurde ferner vorbehalten, ob nicht zur Vermeidung des Mißverständnisses, als werde nur der gemeinschaftliche Erwerb beider Ehegatten Bestandtheil der Errungenschaft, in dem § 2 die W o r t e : „die beiden Ehegatten erwerben" durch die Worte: „der eine oder der andere Ehegatte erwirbt" zu ersetzen seien. Auch soll der Redaktion überlassen bleiben, zu erwägen, ob nach Maßgabe des Antrags unter I, 2 die demnächst zu § 11 Abs. 1 der Vorlage zu beschließende Bestimmung zweckmäßiger dem Abs. 2 des § 2 anzuschließen sein werde. Die Mehrheit ging, so viel die Fassung betrifft, davon aus, daß, da es auch bei der Errungenschaftsgemeinschaft sich um eine Vermögensgemeinschaft handele, es 1063

§ § 1519— 1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

den Vorzug verdiene, im Anschlüsse an den § 2 der Vorlage zunächst zum Ausdrucke zu bringen, was gemeinschaftlich werde, und zur Charakterisirung der juristischen N a t u r des gemeinschaftlichen Vermögens sich der für die allgemeine Gütergemeinschaft beschlossenen Ausdrucksweise des § 1314 der Redaktionsvorlage (Prot. S 6630 ff) zu bedienen. Insbesondere sei es, um die juristische N a t u r des gemeinschaftlichen Vermögens als eines im deutschrechtlichen Miteigenthum beider Ehegatten stehenden Vermögens klarer hervortreten zu lassen, angemessener, nicht die in dem Antrage unter I, 1 vorgeschlagene Bezeichnung: „Errungenschafts-Vermögen" einzuführen, sondern auch hier den Ausdruck: „Gesammtgut" zu verwenden, um so mehr, als dadurch die Ausdrucksweise in anderen Theilen des Gesetzbuchs, namentlich im Erbrechte, wenn es sich um Bestimmungen handele, welche | Prot I 7085 | gleichmäßig f ü r das gemeinschaftliche Vermögen bei der allgemeinen, wie bei der partikulären Gütergemeinschaft zu treffen seien, vereinfacht werde. Das von dem Urheber des Antrags unter I, 1 ferner geltend gemachte Bedenken, daß das W o r t : „vereinigt" im § 2 der Vorlage darauf hinzudeuten scheine, als ob sofort mit dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft gemeinschaftliches Vermögen der Ehegatten zur Entstehung gelange, könne um so weniger als begründet anerkannt werden, als auch in der beschlossenen Fassung des § 1314 der Redaktionsvorlage der Ausdruck: „vereinigte" sich gleichfalls auf das Vermögen, welches die Ehegatten erst während bestehender Gemeinschaft erwürben, mitbeziehe. Dagegen müsse der dem Antrage unter I, 1 zum Grunde liegende Gedanke, durch die Fassung des § 2 von vornherein darauf hinzuweisen, daß bei dem Güterstande der Errungenschaftsgemeinschaft — abweichend von dem der allgemeinen Gütergemeinschaft — das Vorhandensein von Sondergütern neben dem Gesammtgute nicht eine Ausnahme, sondern die durch das Wesen der Errungenschaftsgemeinschaft bedingte Regel sei und mit zur Grundlage des ganzen Instituts gehöre, als ein berechtigter anerkannt werden. Diesem Gedanken werde aber am angemessensten durch die in dem Antrage unter II vorgeschlagene, als Abs. 2 mit dem § 2 zu verbindende Bestimmung Rechnung getragen, welche einerseits zum Ausdrucke bringe, daß das nicht zum Gesammtgute gehörende Vermögen des einen oder anderen Ehegatten Sondergut werde, andererseits zugleich den juristischen Charakter des Sonderguts und dessen Verhältniß zu dem Gesammtgute erkennen lasse. | Prot I 7086

| Der § 3 der neuen Vorlage (mitgetheilt Prot. S. 7063), welcher in Anlehnung an die in dieser Hinsicht für die allgemeine Gütergemeinschaft beschlossenen Bestimmungen die juristische Natur des Gesammtguts der Errungenschaftsgemeinschaft näher zu bestimmen bezweckt, wurde sachlich nicht bekämpft. Der Antrag, den Eingang des § 3 dahin zu fassen: v. Mandry „Auf das Errungenschafts-Vermögen finden u.s.w." (Nr 152,2) h a t d u r c h den zu § 2 gefassten Beschluß, das gemeinschaftliche Vermögen als Gesammtgut zu bezeichnen, seine Erledigung gefunden. Die von einer Seite angeregte Frage, ob nicht der § 3 hinter die Vorschriften, welche bestimmen, was zu den Sondergütern gehöre, zu versetzen sei, wurde der Prüfung bei der Redaktion überlassen. Zu dem § 4 der Vorlage des Referenten (mitgetheilt Prot. S. 7063, 7064) lagen folgende Anträge vor:

v. Mandry (Nr 152,3)

1. dem § 4 folgende Fassung zu geben: „Nicht Sondergut eines Ehegatten und nicht Errungenschafts-Vermögen sind die in den §§ 1318 bis 1321 der Red. Vorl. bezeichneten Gegenstände (Vorbehaltsgut). 1064

6. T i t e l : E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t

§§ 1519-1548

Auf das V o r b e h a l t s g u t . . . . (wie in § 4 Abs. 2)." Kurlbaum 2. § 4 Abs. 1 zu fassen: „Von dem Sondergute und dem Gesammtgute ausgeschlossen (Vorbehaltsgut) (Nr 155) sind die in den §§ 1259 bis 1261, 1263 der Zus. st. bezeichneten Gegenstände. Die Vorschriften des § 1261 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 der Zus. st. finden Anwendung." und den § 4 erst hinter § 10 einzuschalten. | Abs. 1 des § 4 wurde mit der Maßgabe angenommen, daß nach dem Vorschlage des Antrags unter 2 der Eingang lauten soll: „Von dem Sondergute und dem Gesammtgute ausgeschlossen (Vorbehaltsgut)" u.s.w. (wie im § 4 Abs. 1). Die Hinzufügung des zweiten Satzes in dem Antrage unter 2 wurde von der Mehrheit als entbehrlich erachtet, da die Fassung des Abs. 1 des § 4 auch ohne jenen Zusatz keinen Zweifel darüber aufkommen lassen werde, daß durch die Verweisung auf die im § 1320 allegirten Vorschriften auch die Vorschriften des § 1261 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 der Zus. st. für entsprechend anwendbar erklärt seien. Der mit dem § 1322 der Redaktionsvorlage, betreffend die allgemeine Gütergemeinschaft wörtlich übereinstimmende Abs. 2 des § 4 fand ebenfalls die Zustimmung der Kommission. Der Antrag unter 2, den § 4 erst hinter § 10 einzuschalten, wurde zur Redaktion verwiesen. Die Berathung wandte sich darauf, da der § 5 bereits bei Gelegenheit der Berathung des § 2 seine Erledigung gefunden hat, dem § 6 der neuen Vorlage des Referenten (mitgetheilt Prot. S. 7065) zu. Dazu lagen folgende Anträge vor: 1, 1. den ersten Absatz zu beginnen: „Sondergut sind, auch wenn der Erwerb erst nach Eintritt (des Güterstandes) der Errungenschaftsgemeinschaft erfolgt, die Gegenstände. . . .;" 2. In dem zweiten Absätze statt der Worte „behufs Bestreitung . . . Unterhalte" zu setzen: „behufs Bestreitung des dem Errungenschafts-Vermögen zu Lasten fallenden Aufwandes. . . ." | II. § 6 Abs. 2 zu streichen.

I Prot I 7087

v. M a n d r y (Nr 152, 5)

| Prot 1 7088 Kurlbaum

Abs. 1 des § 6 der Vorlage wurde aus den Gründen der Motive S. 966 ff. sachlich (Nr 155) genehmigt, die in dem Antrage unter I, 1 vorgeschlagene Fassung des Eingangs des Abs. 1 der Prüfung bei der Redaktion überwiesen, welche letztere auch darüber befinden soll, ob, wie von einer Seite angeregt wurde, in der in dem Antrage unter I, 1 vorgeschlagenen Fassung eventuell das W o r t : „auch" wegzuschaffen sein werde. Die Ausführung in den Motiven S. 966, 967, das dasjenige, was den beiden Ehegatten in der im Abs. 1 des § 6 bezeichneten Art gemeinschaftlich zugewendet werde, sofern nicht eine entgegenstehende Absicht des Gebers erhelle, nicht Gesammtgut, sondern gemeinschaftliches Sondergut beider Ehegatten werde, fand keinen Widerspruch. Man hielt mit den Motiven dafür, daß es einer ausdrücklichen Bestimmung in dieser Beziehung nicht bedürfe. Dagegen wurde die in den Motiven S. 968, 969 vertretene Ansicht, daß eine Schenkung des Ehemannes an die Ehefrau aus dem Gesamtgute nicht als ein den Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft ändernder Vertrag im Sinne des § 1305 der Zusst. anzusehen und deshalb nicht an die Form des Ehevertrags gebunden sei, nicht allgemein als richtig anerkannt, sondern dagegen ausgeführt, daß eine solche Schenkung, zumal von dem Standpunkte aus, daß das Gesammtgut nicht — wie der Entwurf angenommen habe — als Alleineigenthum des Ehemannes, sonders als deutschrechtliches Miteigenthum beider Ehegatten |aufgefaßt werde, sich als eine Umwandlung von Gesammtgut in Son- | Prot 1 7089 1065

§ § 1519— 1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

dergut darstelle und deshalb unter den Begriff des Ehevertrags falle. Man war jedoch der Ansicht, daß die Frage einer gesetzlichen Entscheidung nicht bedürfe, sondern unbedenklich die Lösung derselben der Jurisprudenz überlassen werden könne. Abs. 2 des § 6 sowie der Antrag unter I, 2 wurde in Gemäßheit des Antrags unter II gestrichen. Die Mehrheit hielt, soviel zunächst die Schenkungen oder letztwilligen Zuwendungen eines Dritten betrifft, welche zur Vergütung von Diensten erfolgen, die ein Ehegatte während bestehender Gemeinschaft geleistet hat, die in den Motiven S. 967 für die vorgeschlagene Bestimmung dargelegten Gründe und insbesondere die Erwägung, daß es mit dem materiellen Begriffe der Errungenschaft nicht im Einklänge stehe und der Auffassung des Lebens und der vermuthlichen Absicht der Ehegatten nicht entspreche, wenn der hier fragliche Erwerb von der Errungenschaft ausgeschlossen werde, nicht f ü r durchschlagend, erachtete vielmehr — abgesehen von den mit dem Vorschlage des Abs. 2 des § 6 wegen der Unbestimmtheit der Voraussetzungen verbundenen, auch in den Motiven a. a. O. nicht anerkannten praktischen Schwierigkeiten — den Gesichtspunkt als entscheidend, daß einestheils bei der Regelung der Schenkung Bestimmungen über sogenannte remuneratorische Schenkungen, namentlich über die Begriffsbestimmung derselben, in das Gesetzbuch überhaupt nicht aufgenommen seien, andererseits ein Bedürfniß, in der hier fraglichen Richtung eine besondere Bestimmung aufzunehmen, um so weniger anerkannt werden könne, als in vielen Fällen der hier fraglichen Art im | Prot I 7090 Hinblick auf die Vorschrif- | ten des § 552 Abs. 2, des § 560 Abs. 2 und des § 579 Satz 2 des K.E. überhaupt keine Schenkung, sondern die Leistung einer als stillschweigend versprochen anzusehenden Vergütung für geleistete Dienste vorliegen werde. Es könne darauf vertraut werden, daß die Praxis im einzelnen Falle die richtige Entscheidung finden werde. Ebensowenig liege ein Bedürfniß vor, für den anderen Fall, wenn einem Ehegatten behufs Bestreitung seines Unterhalts oder des Unterhalts seiner Familie oder zum Zwecke der Beihülfe zu solchem Unterhalte oder, wie der Antrag unter I, 2 in Verallgemeinerung der Bestimmung des § 6 Abs. 2 der Vorlage des Referenten vorschlage, behufs Bestreitung des dem Gesammtgute zur Last fallenden Aufwandes eine Schenkung oder letztwillige Zuwendung von Seiten eines Dritten gemacht sei, durch eine besondere Bestimmung Vorsorge zu treffen. O b und inwieweit dem betreffenden Ehegatten oder dem Gesammtgute die Schenkung oder letztwillige Zuwendung habe gemacht werden sollen, sei Sache der Auslegung des einzelnen Falles, bei welcher selbstverständlich der Zweck der Zuwendung und die Frage, inwieweit sonst dem Gesammtgute der Aufwand zur Last gefallen sein würde, mit zu berücksichtigen sein werde. Zu den §§ 7 und 8 der Vorlage des Referenten (mitgetheilt Prot. S. 7066) lagen folgende Anträge vor: v. Mandry (Nr 152,6)

1. Statt der beiden §§en die nach § 10 zu stellende Bestimmung zu treffen: „Durch Ehevertrag kann bewirkt werden, daß ein Gegenstand, welcher nach den vorstehenden Bestimmungen in das Errungenschafts-Vermögen fallen würde, | Prot I 7091 dem Sondergute eines | Ehegatten und daß ein Gegenstand, welcher in das Sondergut eines Ehegatten fallen würde, dem Errungenschafts-Vermögen zufällt. Dasselbe bewirkt die Bestimmung, welche ein Dritter bezüglich des Gegenstandes trifft, der von ihm einem Ehegatten zugewendet wird." Kurlbaum (Nr 155)

2. § ohne Ersatz zu streichen (zu vergl. § 6 Abs. 1). E s wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1066

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

1. Der § 7 der Vorlage wurde sachlich nicht beanstandet. Die Fassung des Antrags unter 1, soweit derselbe den Fall des ξ 7 betrifft, sowie die Stellung des § 7 (vergl. den Eingang des Antrags unter 1) wurde der Prüfung bei der Redaktion überlassen. Anlangend den in dem Antrage unter 1 Abs. 1 berücksichtigten anderen Fall, wenn vereinbart wird, daß ein Gegenstand, welcher in das Sondergut eines Ehegatten fallen würde, dem Gesammtgute zufallen solle, so zog der Urheber jenes Antrags denselben insoweit zurück. Man war nicht zweifelhaft, daß eine solche Vereinbarung in der Form des Ehevertrages wirksam geschlossen werden könne. Eine andere Frage sei, ob auf Grund eines solchen Vertrages solle bewirkt werden können, daß die Gegenstände kraft Rechtens Bestandtheil des Gesammtguts würden und ob in einem solchen Falle noch weitere besondere Vorschriften erforderlich seien. In dieser Hinsicht bleibe die Beschlußfassung der Berathung des § 22 der Vorlage des Referenten vorbehalten. 2. der § 8 der Vorlage wurde gestrichen. Die Mehrheit war der Ansicht, daß der § 8, welcher Angesichts des § 6 Abs. 1 der Vorlage nur noch für entgeltliche Geschäfte Bedeutung habe, für diese | Fälle keine Billigung verdiene. In solchen Fällen | Prot I 7092 handele es sich in Wirklichkeit nicht um eine „Zuwendung" von Seiten eines Dritten; vielmehr stelle die Bestimmung des Dritten sich hier als eine von dem betreffenden Ehegatten ausbedungene Gegenleistung dar. Die Vorschrift des § 8 in der Anwendung auf entgeltliche Geschäfte sei zudem in hohem Grade bedenklich, weil sie jedem Ehegatten, namentlich auch dem Ehemanne, die Möglichkeit gewähren würde, den Ertrag seiner Thätigkeit und Arbeit einseitig dem Gesammtgute zu entziehen. Ein solcher Eingriff in die gesetzlichen Bestimmungen über die Frage, welcher Erwerb dem Gesammtgute zufalle, könne ohne Gefahr für das ganze Institut der Errungenschaftsgemeinschaft einem Ehegatten nicht gestattet werden. Die Gefahr sei um so größer, als der Dritte regelmäßig kein Interesse daran habe, ob seine Leistung Bestandtheil des Gesammtguts werde oder nicht (vergl. auch Prot. S. 6288, 6289). Der Urheber des Antrags unter 1 hatte im Laufe der Berathung erklärt, daß er seinen Antrag im Abs. 2 auch insoweit, als der letztere den Fall betrifft, wenn ein Dritter bei der Zuwendung die Bestimmung treffe, daß das Zugewendete dem Gesammtgute zufallen solle, zurückziehe. Man war übrigens einverstanden, daß eine solche Bestimmung in den Fällen des § 6 Abs. 1 der Vorlage, soweit dadurch nicht etwa ein Pflichttheilsrecht verletzt werde, zulässig sei. Zu dem § 9 der Vorlage (mitgetheilt Prot. S. 7066) waren folgende Anträge gestellt: Planck I. von Seiten des Referenten: Den letzten Satz des § 9 der Vorlage wie folgt zu fassen. | „Die Gegenstände jedoch, welcher der Ehemann durch den Betrieb eines zu sei- | Prot I 70V3 nem Sondergute gehörenden Erwerbsgeschäfts oder die Ehefrau, welche ein zu ihrem Sondergute gehöriges Erwerbsgeschäft mit Einwilligung des Ehemannes selbständig betreibt, durch diesen Betrieb erwirbt, werden Gesammtgut, es sei denn, daß der Ehemann in dem letzteren Falle die Einwilligung zu dem Betriebe des Erwerbsgeschäfts nur unter dem Ausschlüsse seiner sammtverbindlichen H a f t u n g für die aus dem Betriebe entstehenden Verbindlichkeiten ertheilt hätte." II. Den Eingang des § 9 dahin zu fassen: v. Mandry „Vorbehaltlich der Bestimmungen des § 5 sind Sondergut eines Ehegatten die (Nr 152,7) Gegenstände (wie in § 9 der Vorlage)." 1067

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Satz 1 des § 9 wurde, wenngleich man nicht verkannte, daß die vorgeschlagene Bestimmung, namentlich soviel den Erwerb auf Grund solcher Rechtsgeschäfte betrifft, welche auf Sondergut sich beziehen, von dem geltenden Rechte mehr oder weniger abweiche, doch aus den Gründen der Motive S. 780 ff. allseitig gebilligt. Man überzeugte sich, daß die Gefahr, es könne unter dem Schutze des § 9 ein materiell der Errungenschaft angehörender Erwerb dem Gesammtgute entzogen werden, nicht so groß sei, da ein auf Sondergut sich beziehendes Rechtsgeschäft, wie die Kommission früher schon für einen ähnlichen Fall anerkannt habe (Prot. S. 6302), nur dann vorliege, wenn dasselbe subjektiv mit Beziehung auf das Sondergut geschlossen sei und objektiv mit dem letzteren in Zusammenhang gebracht wer| Prot I 7094 den könne. Zudem könne oft nach'langer Zeit der Ursprung und | der Zusammenhang eines Erwerbs nicht mehr nachgewiesen werden und komme in solchen Fällen dem Gesammtgute die im § 13 der Vorlage (Prot. S. 7068) aufgestellte Vermuthung zu Hülfe, daß alles vorhandene Vermögen der Ehegatten bis zum Beweise des Gegentheils als Gesammtgut gelte. Ob nach Maßgabe des Antrags unter 2 es zum Zwecke der Verdeutlichung des Gesetzes angemessen sei, im § 9 darauf hinzuweisen, daß die in dem zum § 2 beschlossenen zweiten Abs. (oben S. 7082, 7083; § 5 der Vorlage) bezeichneten Nutzungen der Sondergüter nicht nach der Regel des § 9 dem betreffenden Sondergute, sondern dem Gesammtgute zufielen, wurde der Prüfung bei der Redaktion anheimgegeben. Anlangend Satz 2 des § 9 in der Fassung des Antrags unter I, so wurde die Beschlußfassung darüber, soweit derselbe den Erwerb aus einem von der Ehefrau selbständig betriebenen Erwerbsgeschäfte betrifft, wegen des engen Zusammenhangs dieses Theiles des Antrags mit den Bestimmungen über die H a f t u n g des Ehemannes f ü r die Schulden der Ehefrau bis zur Berathung des § 16 der Vorlage des Referenten (Prot. S. 7070, 7071) ausgesetzt, dagegen wurde der Antrag, soweit derselbe bestimmt, daß die Gegenstände, welche der Ehemann durch den Betrieb eines zu seinem Sondergute gehörenden Erwerbsgeschäfts erwirbt, Gesammtgut werden, von der Mehrheit angenommen. Man erwog, daß diese Ausnahme von dem Surrogationsprinzipe des § 9 nicht allein dem geltenden Rechte entspreche, soweit dasselbe nicht auf dem Boden der Gemeinschaft des sogenannten Zugewinnstes stehe, sondern auch durch die in den Motiven S. 788, 789 angeführten prinzipiellen und prak| Prot I 7095 tischen Gründe gerecht- | fertigt sei, wenngleich nicht verkannt werde, daß diese Art der Regelung, wenn zu dem Erwerbsgeschäfte ein Waarenlager gehöre, die Folge habe, daß dasselbe im Laufe der Zeit theils Sondergut theils Gesammtgut sein werde. Ein ähnliches Resultat ergebe sich indessen nach den gefaßten Beschlüssen auch bei dem gesetzlichen Güterstande auf Grund des § 1262 der Zusst., wenn die Ehefrau mit Ehegut ein Erwerbsgeschäft betreibe, indem in einem solchen Falle das zu dem Erwerbsgeschäfte der Ehefrau gehörende Waarenlager theils Ehegut theils Vorbehaltsgut sein könne (Prot. S. 6299 ff.). Zudem falle jenes Bedenken in allen den zahlreichen Fällen weg, in denen ein Waarenlager zu dem Erwerbsgeschäfte überall nicht gehöre oder ein rascher Umsatz erfolge. An sich würde es vielleicht das Angemessenste sein, wenn der schließliche Gewinn dem Gesammtgute zufalle; allein dieser W e g scheitere an den damit verbundenen praktischen Schwierigkeiten. Die gegen die Regelung in dem Antrage unter I sich erhebenden Bedenken verlören auch dadurch an Gewicht, daß dem Ehemanne bei Auflösung der Gemeinschaft wegen der Verwendungen aus seinem Sondergute auf das Gesammtgut Ersatz geleistet werden müsse. 1068

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

Man war übrigens einverstanden, daß es vorbehalten bleibe, nach der Beschlußfassung über die Frage, wie der Erwerb aus einem von der Ehefrau selbständig betriebenen Erwerbsgeschäfte zu behandeln sei, zum Zwecke einer etwaigen Ausgleichung der Bestimmungen auf den Gegenstand auch in Ansehung eines von dem Ehemann betriebenen Erwerbsgeschäfts zurückzukommen. 488. Sitzung

vom

11. 11. 1885,

Schriftführer:

Struckmann

| Die Berathung der neuen Vorlage des Referenten zu Abschn. I Tit. 3 No. IV | Prot 17115 „Errungenschaftsgemeinschaft (§5 213 — 226 des Entw. des Familienrechts) wurde fortgesetzt. Dieselbe wandte sich dem § 10 der neuen Vorlage (mitgetheilt Prot. S. 7067) zu. Der § 10 fand insoweit, als er bestimmt, daß Sondergut eines Ehegatten die demselben gehörenden Gegenstände sind, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können, aus den Gründen der Motive S. 967—969 sachlich keinen Widerspruch. Dagegen wurde, soviel den übrigen Inhalt des § 10 betrifft, das Bedenken geäußert, ob ausreichende Gründe vorlägen, in Ansehung solcher während bestehender Gemeinschaft von einem der Ehegatten erworbenen Rechte, welche mit dem Leben des Berechtigten erlöschen oder durch seinen T o d bedingt seien, namentlich in Ansehung des durch den § 988 K.E. für veräußerlich erklärten Nießbrauchsrechts, von der Regel des § 2 der Vorlage (Prot. S. 7062, 7063), daß das Vermögen, welches der eine oder andere Ehegatte während bestehender Gütergemeinschaft er- | wirbt, Gesammtgut werde, eine Ausnahme zu machen, zumal bei | Prot 17116 der allgemeinen Gütergemeinschaft eine solche Ausnahme nicht bestimmt worden sei. Die Mehrheit hielt jedoch dieses Bedenken nicht für begründet und entschied sich deshalb auch in der hier fraglichen Beziehung für die Annahme des § 10 der Vorlage. Sie war der Ansicht, daß die Sachlage bei der allgemeinen Gütergemeinschaft und bei der Errungenschaftsgemeinschaft eine wesentlich verschiedene sei. Bei der ersteren bilde Sondergut eines Ehegatten eine Ausnahme. Dem Wesen der allgemeinen Gütergemeinschaft entspreche es, daß alles Vermögen der Ehegatten, soweit dasselbe nicht aus juristischen Gründen unübertragbar sei, gemeinschaftlich werde. Dagegen sei das Vorhandensein von Sondergütern bei der Errungenschaftsgemeinschaft ein wesentliches Element der letzteren. Bringe die Natur derselben es mit sich, daß bei derselben ohnehin mit Sondergütern gerechnet werden müsse, so sei es weit weniger bedenklich, von der allerdings auch für die Errungenschaftsgemeinschaft geltenden Regel, daß der künftige Erwerb des einen oder anderen Ehegatten Gesammtgut werde, eine Ausnahme zuzulassen, sofern eine solche im Uebrigen im Hinblick auf die wirtschaftliche N a t u r gewisser Rechte und aus Gründen praktischer Zweckmäßigkeit sich rechtfertige. Dies sei aber in Ansehung der hier fraglichen Rechte aus den in den Motiven S. 971, 972 dargelegten Gründen, welche im Wesentlichen Billigung verdienten, der Fall. Eine ausdrückliche Entscheidung der Frage, ob und inwieweit die hier fraglichen Rechte Sondergut oder Gesammtgut würden, sei um so angemessener, als dieselbe | namentlich soviel die Behandlung | Profi 7117 der Lebensversicherung betreffe, von großer praktischer Wichtigkeit, auf dem Gebiete der Errungenschaftsgemeinschaft aber sehr bestritten sei. Die im Laufe der Berathung angeregte Frage, ob es sich nicht empfehle, die Bestimmung des § 10 auch in Ansehung solcher Rechte, welche mit dem Leben des Berechtigten erlöschen oder durch seinen Tod bedingt sind, auf die allgemeine Gütergemeinschaft zu übertragen, wurde nicht weiter verfolgt. Anlangend die Fassung des § 10, so wurde gegen dieselbe von einer Seite erinnert, daß der Ausdruck: „mit dem Leben des Berechtigten erlöschen" zwar nicht in1069

§ § 1 5 1 9 — 1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

korrekt sei, aber mit dem bisher befolgten Sprachgebrauche des Gesetzbuchs (vgl. § 991 K.E.) nicht im Einklänge stehe und es deshalb vorzuziehen sei, in Uebereinstimmung mit demselben sich des Ausdrucks: „Mit dem Tode des Berechtigten erlöschen" zu bedienen, ferner, daß es zweckmäßig sein werde, nach Maßgabe des zu § 6 der Vorlage gestellten Antrags unter I, 1 (Prot. S. 7087) auch im § 10 hervorzuheben, daß es sich hier nur um einen solchen Erwerb handele, welcher erst nach Eintritt der Errungenschaftsgemeinschaft erfolge. Von anderer Seite wurde das Bedenken geäußert, ob der Ausdruck: „durch seinen T o d (d. h. durch den T o d des Berechtigten) bedingt sind," auch den hierher gehörenden Fall decke, in welchem der Ehemann zu Gunsten seiner Ehefrau eine Wittwenpension ausbedungen habe, da in einem solchen Falle die Ehefrau nach dem T o d e des Ehemannes als die berechtigte erscheine. Diese Fassungsfragen wurden der Prüfung bei der Redaktion überlassen. | Prot I 711f Den Ausdruck: „bedingt" statt: „abhängig" hielt man für | unbedenklich, da dieser Ausdruck in dem Gesetzbuche auch sonst in Fällen gebraucht sei, in welchen eine rechtsgeschäftliche Bedingung nicht in Frage stehe (vgl. § 916 Abs. 1, § 917 Abs. 2 K.E.; Prot. S. 278), behielt aber auch in dieser Beziehung das Weitere der Redaktion vor. Uebergegangen wurde sodann zur Berathung des § 11 der Vorlage des Referenten (mitgetheilt Prot. S. 7067). Dazu lagen folgende Anträge vor: v. Mandry 1. 1 .In Absatz 1 die Worte „des § 1270 Abs. 1" zu streichen und statt „und der ( N r 154, 1) §§ 1 2 7 2 - 1 3 0 4 " zu setzen „und der §§ 1272—1298." Kurlbaum 2. Den Absatz 2 zu streichen (vgl. auch den Antrag unter I § a zu § 12 der Vor(Nr 155) lage, unten S. 7125).

II. 1. § 11 Abs. 1. den § 1271 Abs. 1 und die §§ 1299 bis 1304 nicht mitzuallegiren, 2. Abs. 2 zu streichen. Kurlbaum 3. der Verbesserungsantrag: (Nr 157) $ 11 Abs. 1 zu fassen: „Die Verwaltung des Sondergutes der Ehefrau steht dem Ehemanne zu. Die Vorschriften der §§ 1272 bis 1282, 1289 bis 1298 finden entsprechende Anwendung. Auf das Verhältniß des Sondergutes der Ehefrau zu dem Gesammtgute finden die Vorschriften der §§ 1265 bis 1270, 1271 Abs. 1, 1283 bis 1288 entsprechende Anwendung." (NB. der Antrag, den § 1271 Abs. 1 nicht zu allegiren, wird zurückgezogen). Die Diskussion wurde, vorbehaltlich der Beschlußfassung über die Einzelheiten I Prot 17119 des § 11 und der dazu | gestellten Anträge, zunächst auf die Erörterung der Frage beschränkt, ob das Prinzip des § 11 Annahme finden solle, daß dem Ehemanne ein der ehelichen Nutznießung und Verwaltung nach Maßgabe der Bestimmungen des gesetzlichen ehelichen Güterrechts entsprechendes Recht an dem Sondergute der Ehefrau für Rechnung des Gesammtguts in der Art zusteht, daß einerseits in Gemäßheit des zu den §§ 2 und 5 der Vorlage beschlossenen Grundsatzes (Prot. S. 7082) der von dem Ehemanne in Folge der ehelichen Nutznießung gemachte Erwerb und die ihm aus der ehelichen Nutznießung und Verwaltung erwachsenen Ansprüche zu dem Gesammtgute gehören, andererseits die von ihm behufs Ausübung der ehelichen Nutznießung eingegangenen Verbindlichkeiten gegenüber Dritten, sowie die f ü r ihn aus der ehelichen Nutznießung und Verwaltung entstandenen Verbindlichkeiten der Ehefrau gegenüber in dem Verhältnisse der Ehegatten unter einander dem Gesammtgute zur Last fallen (vgl. Motive S. 796, 797). Die Mehrheit entschied sich für das Prinzip des Entwurfs (§218) und des § 11 der Vorlage, vorbe1070

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

haltlich jedoch der erst später zu entscheidenden Frage, ob und inwieweit der Ehemann die auf Grund der ehelichen Nutznießung und Verwaltung für ihn entstandenen Verbindlichkeiten, soweit das Gesammtgut zu deren Berichtigung nicht ausreicht, gegenüber der Ehefrau allein zu tragen hat, einer Frage, die mit der allgemeinen Frage im Zusammenhange steht, ob und inwieweit die Ehefrau auch über ihren Antheil an dem Gesammtgute hinaus gegenüber dem Ehemann die Einbuße mitzutragen verpflichtet ist. Erwogen war: D e r Grundsatz, daß das Sondergut der Ehefrau der | Verwaltung für Rechnung | Prot I 7120 des Gesammtguts in der Art unterliege, daß die Nutzungen des Sonderguts in demselben U m f a n g e zu dem Gesammtgute gehörten, in welchem die N u t z u n g e n des Eheguts bei dem gesetzlichen ehelichen Güterstande dem Ehemann zufielen, sei zwar schon zu den §§ 2 und 5 der V o r l a g e beschlossen (Prot. S. 7081 ff.). Hier handele es sich indessen darum, den weiteren, im wesentlichen dem geltenden Rechte entsprechenden Grundsatz auszusprechen, daß die Verwaltung des Sonderguts der Ehefrau dem Ehemann zustehe, und die dem Ehemann zum Zwecke der Verwaltung und der Nutzung des Sonderguts der Ehefrau für Rechnung des Gesammtguts zustehenden Rechte und die daraus für die Ehefrau gegenüber dem Ehemann bezw. dem Gesammtgute entstehenden Ansprüche, sowie die daraus der Ehefrau gegenüber dem Gesammtgute erwachsenden Verbindlichkeiten im Einzelnen näher zu bestimmen. Wenn der § 11 der Vorlage sich in dieser Hinsicht an die Vorschriften des gesetzlichen ehelichen Güterrechts durch die Allegation der einzelnen zur entsprechenden Anwendung geeigneten Bestimmungen anlehne, so verdiene dieser Weg um so mehr Billigung, als der Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft sich in der T h a t gewissermaßen nur als eine Modifikation des gesetzlichen ehelichen Güterstandes darstelle. Wenngleich der Antrag unter II, 3 sachlich denselben Zweck verfolge, wie der § 11, so sei doch das Prinzip des letzteren vorzuziehen, weil dasselbe, namentlich soviel die aus der ehelichen Nutznießung und Verwaltung sich ergebenden Verbindlichkeiten des Ehemannes gegenüber der Ehefrau betreffe, klarer und bestimmter sei und die Zweifel und Mißverständnisse vermei- | de, welche sich |Prot 17121 ergeben könnten, wenn man mit dem Antrage unter II, 3 die Verwaltung und die Nutznießung, obwohl beide nach dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte als ein einheitliches G a n z e gedacht seien, trenne. D i e Besorgniß, das Prinzip des § 11 könne zu der Auffassung führen, als gehöre die eheliche Nutznießung und Verwaltung an dem Sondergute der Ehefrau zu dem Sondergute des Ehemannes, namentlich wenn man berücksichtige, daß nach dem § 10 der Vorlage (Prot. S. 7067) solche Rechte, welche mit dem Leben des Berechtigten endigten, also insbesondere Nießbrauchsrechte, Sondergut seien, liege um so ferner, als zu den §§ 2 und 5 der Vorlage beschlossen worden sei, daß das Sondergut des einen und des anderen Ehegatten in der Art der Verwaltung für Rechnung des Gesammtguts unterliege, daß die Nutzungen desselben in demselben U m f a n g e zu dem Gesammtgute gehörten, in welchem die Nutzungen des Eheguts bei dem gesetzlichen ehelichen Güterstande dem Ehemanne zufielen. Mit den dem Ehemanne für Rechnung des Gesammtguts zustehenden Rechten der ehelichen Nutznießung und Verwaltung an dem Sondergute der Ehefrau verhalte es sich, soviel die Stellung des Ehemannes betreffe, nicht anders, wie mit dem Verfügungsrechte des Ehemannes in Ansehung des Gesammtguts. In beiden Fällen über der Ehemann ein eigenes Recht, aber für Rechnung des Gesammtguts aus. Anlangend sodann das Mißverständniß, als ob nach dem Prinzipe des § 11 die Nutzungen des Sonderguts der Ehefrau, wie nach dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte die Nutzungen des Eheguts, dem Ehemanne zufielen, so 1071

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

werde diesem Mißverständnisse durch die erwähnte, zu den §§ 2 und 5 der Vor| Prot 17122 | läge beschlossene Bestimmung in Verbindung mit dem im § 11 enthaltenen Zusätze: „soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt" entgegengetreten. O b dieser letztere Zusatz etwa noch durch eine besondere Hinweisung auf die zu den §§ 2 und 5 beschlossene Bestimmung zu verdeutlichen sei, blieb der Prüfung bei der Redaktion vorbehalten. Nach Erledigung der prinzipiellen Frage und nachdem noch beschlossen war, in dem § 11 die W o r t e „und dessen Verhältniß zu dem Gesammtgute" zu streichen weil dieselben einerseits wegen der zu den §§ 2 und 5 der Vorlage als Abs. 2 beschlossenen Bestimmung entbehrlich seien, andererseits die Anwendung der im § 11 f ü r entsprechend anwendbar erklärten Vorschriften beengen könnten, wandte sich die Berathung den Einzelheiten des § 11 und der dazu gestellten Anträge zu. Dieselbe führte zu folgenden weiteren Beschlüssen: 1. Die Allegation des § 1256 der Zusst. fand nach der Annahme des dem § 11 zum Grunde liegenden Prinzips keinen Widerspruch. 2. Anlangend den § 1258 der Zusst., so hielt man es für korrekter, denselben mitzuallegiren, wenngleich schon aus der zu den §§ 2 und 5 der Vorlage beschlossenen Bestimmung (Prot. S. 7081 ff.) hergeleitet werden könne, daß die im § 1258 bezeichneten, zum Sondergute der Ehefrau gehörenden Gegenstände der Nutznießung f ü r Rechnung des Gesammtguts nicht unterliegen. 3. Einverständniß bestand ferner, daß die §§ 1265—1269, der § 1271 Abs. 1 und | Prot I 7123 die §§ 1272—1298 | der Zusst. sich zur entsprechenden Anwendung eigneten. Dagegen gingen 4. die Ansichten darüber auseinander, ob der ganze § 1270 der Zusst. oder nur der Abs. 1 desselben allegirt oder von der Allegation des § 1270 an dieser Stelle überhaupt abgesehen werden solle. Die Mehrheit entschied sich dahin, hier nur zu bestimmen, daß die in dem ξ 1270 Abs. 1 bezeichneten Lasten von dem Gesammtgute ohne die im Absatz 2 des § 1270 gedachte Beschränkung zu tragen seien, vorbehaltlich der Entscheidung der Frage, ob der Ehemann in dieser Beziehung gegenüber Dritten oder gegenüber der Ehefrau persönlich verpflichtet sein solle, sowie unter dem Vorbehalte, ob nicht die Bestimmung nach Maßgabe des Antrags unter I, 1 in Verbindung mit dem zu § 12 der Vorlage gestellten Antrage unter I § a (vgl. unten S. 7125) demnächst an eine andere Stelle zu versetzen sein werde. Man hatte erwogen: Nachdem zu den §5 2 und 5 der Vorlage beschlossen worden sei, daß die Sondergüter der Verwaltung für Rechnung des Gesammtguts in der Art unterliegen sollten, daß die Nutzungen derselben in demselben Umfange zu dem Gesammtgute gehörten, in welchem die Nutzungen des Eheguts nach den Vorschriften des gesetzlichen ehelichen Güterrechts dem Ehemanne zufielen, sei hier, und zwar an der Hand des § 11 zunächst in der Beschränkung auf das Sondergut der Ehefrau, näher | Prot 17124 zu bestimmen, inwieweit das Gesammtgut die Lasten des Sonderguts zu | tragen habe, während die andere Frage, ob in dieser Beziehung der Ehemann, insbesondere auch gegenüber der Ehefrau, persönlich verpflichtet sein solle, wegen ihres Zusammenhangs mit der allgemeinen Frage, ob und inwieweit der Ehemann wegen der Gesammtgutsverbindlichkeiten persönlich verhaftet sei und die Einbuße allein zu tragen habe, späterer Entscheidung vorbehalten bleiben müsse. Anlangend die erstere Frage, so bringe das Wesen und der Zweck der Errungenschaftsgemeinschaft es mit sich, daß das Gesammtgut die im § 1270 Abs. 1 der Zusst. näher bezeichneten Lasten des Sonderguts der Ehefrau ohne die im Abs. 2 des § 1270 ge1072

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

dachte Beschränkung tragen müsse, da demselben nicht nur die Nutzungen des Sonderguts, sondern auch der Ertrag der Arbeit der Ehefrau, mithin alle laufenden Einkünfte, welche zur Bestreitung der hier fraglichen Lasten bestimmt seien, zuflössen. Mit dem Geiste der Errungenschaftsgemeinschaft würde es nicht im Einklänge stehen, wenn bei Beantwortung der Frage, inwieweit aus dem Gesammtgute jene Lasten zu berichtigen seien, im einzelnen Falle untersucht werden müsse, wie hoch sich der Betrag der dem Gesammtgute zugefallenen Nutzungen des betreffenden Sonderguts belaufe. Um so unbedenklicher sei es, bei der Errungenschaftsgemeinschaft von der Beschränkung des § 1270 Abs. 2 der Zusst. abzusehen, als dieser Güterstand auf Vertrag beruhe und deshalb die bei der Bestimmung des § 1270 Abs. 2 vorzugsweise maßgebend gewesene Rücksicht, daß eine weitergehende H a f t u n g des Ehemannes gegenüber der Ehefrau eine unbillige Härte gegen den Ehemann sein würde, hier als [durchschlagend nicht angesehen werden könne (vgl. Prot. |Prot 17125 S. 6364 ff.). Ob die beschlossene Bestimmung an dieser Stelle zu belassen oder mit dem § 12 Abs. 1 der Vorlage besser zu verbinden sein werde, hänge von den zum § 12 zu fassenden Beschlüssen ab. 5. Anlangend die §§ 1299—1304 der Zusst., so verständigte man sich dahin, dieselben hier nicht zu allegiren, sondern die Beschlußfassung darüber, aus welchen Gründen die Errungenschaftsgemeinschaft beendigt werde und inwieweit in dieser Hinsicht die §§ 1299—1304 der Zusst. für entsprechend anwendbar zu erklären seien, der Berathung des § 21 der Vorlage vorzubehalten. Demgemäß wurde auch der Abs. 2 des § 11 der Vorlage gestrichen. Zu dem § 12 der Vorlage (mitgetheilt Prot. S. 7067, 7068) lagen folgende Anträge vor: 1. den 5 12 durch folgende Bestimmungen zu ersetzen: v. Mandry § a. „Die Bestreitung der Lasten des Sondergutes des Ehemannes und der Ehe- (Nr 154, 2) frau sowie der Kosten der ordnungsmäßigen Verwaltung und Erhaltung beider Sondergüter fällt dem Errungenschaftsvermögen zur Last. Die Bestimmungen des § 1270 Abs. 1 der Zusst. finden hierbei entsprechende Anwendung." § b. „Dem Errungenschaftsvermögen fällt zur Last die Bestreitung des ehelichen Auf- | wandes und allen Aufwandes, der zur Erhaltung und Vermehrung des Er- | Prot 17126 rungenschaftsvermögens gemacht wird." § c. „Soweit das Sondergut eines Ehegatten auf Kosten des Errungenschaftsvermögens oder das Errungenschaftsvermögen auf Kosten eines Sondergutes zur Zeit (wie in § 12 Abs. 2)." 2. § 12 Abs. 2 zu fassen: Kurlbaum „In Ansehung der Verwendungen, welche der Ehemann aus dem Gesammtgute (Nr 155) auf sein Sondergut oder Vorbehaltsgut oder aus seinem Sondergute oder Vorbehaltsgute auf das Gesammtgut gemacht hat, finden die Vorschriften der §§ 1337 (1340) der R. V., entsprechende Anwendung." (NB. Aus der Verbindung mit § 12 zu lösen und in § 14 die auf die Verwendungen bezügliche Worte zu streichen.) Es wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Der 5 a des Antrags unter 1, welcher von der Vorlage des Referenten (§ 11 Abs. 1 verb, mit § 12 Abs. 1) sachlich nicht abzuweichen bezweckt, wurde in folgender Fassung angenommen: „Die im § 1270 Abs. 1 der Zusst. bezeichneten Kosten und Lasten des Sonderguts des einen und des anderen Ehegatten fallen dem Gesammtgute zur Last." Man war der Ansicht, daß es den Vorzug verdiene, die Bestimmungen darüber, in welchem Umfange die Erhaltungskosten und Lasten des Sonderguts des | einen | Prot 17127 1073

§ § 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

und des anderen Ehegatten dem Gesammtgute zur Last fielen, zusammenzufassen, um die Gleichstellung des Sonderguts des Ehemanns mit dem der Ehefrau in dieser Hinsicht äußerlich klarer im Gesetzbuch hervortreten zu lassen und dem bei einer Trennung jener Bestimmungen nicht ausgeschlossenen Mißverständnisse zu begegnen, als ob in der hier fraglichen Beziehung f ü r das Sondergut des Ehemannes etwas anderes gelte, als für das Sondergut der Ehefrau. Anlangend die im § a des Antrags unter 1 besonders hervorgehobenen Kosten der ordnungsmäßigen Verwaltung beider Sondergüter, so hielt man die Erwähnung derselben für bedenklich, weil dieselbe zu der unrichtigen Auffassung Veranlassung geben könne, daß die nach Maßgabe der Bestimmungen des gesetzlichen ehelichen Güterrechts zur Bestreitung der für die ordnungsmäßige Verwaltung des Eheguts nicht dem Ehemann, sondern der Ehefrau zur Last fallenden Ausgaben (vgl. §§ 1269, 1292, 1293, 1295 der Zusst.) hier auch dem Gesammgute zur Last fallen sollten. Soweit aber der § a des Antrags unter 1 nur dem Gedanken Ausdruck zu geben bezwecke, daß die bei einem Nießbrauche von dem Nießbraucher allein zu tragenden Kosten der ordnungsmäßigen Verwaltung des Nießbrauchs bei der Verwaltung und Nutzung der Sondergüter dem Gesammtgute zur Last fallen müßten, weil der dem Gesammtgute zufließende Ertrag des Sonderguts eines Ehegatten dem Gesammtgute mit zu Gute kommen, sei eine besondere Bestimmung entbehrlich, da sich schon aus der zu den §§ 2 und 5 | Prot I 7128 der Vorlage be- | schlossenen Bestimmung, daß die Sondergüter der Verwaltung f ü r Rechnung des Gesammtguts unterlägen (Prot. S. 7081 ff.), ergebe, daß die Verwaltungskosten in jenem beschränkten Sinne, ζ. B. die Kosten der Anstellung eines Hausverwalters, dem Gesammtgut zur Last fielen. Auch die in dem § 12 Abs. 1 der Vorlage und in dem § a des Antrags unter 1 sich findende besondere .Erwähnung der Kosten der ordnungsmäßigen Erhaltung der Sondergüter müsse zur Vermeidung von Mißverständnissen unterbleiben. Inwieweit das Gesammtgut die Kosten der Erhaltung der Sondergüter zu tragen habe, werde in dem Eingange des in Bezug genommenen § 1270 der Zusst. bestimmt. 2. Das im § b des Antrags unter 1 zum Ausdruck gelangte Prinzip, daß die Kosten des ehelichen Aufwandes — selbstverständlich nur insoweit, als dieselben auf der Verfügung desjenigen Ehegatten beruhen, welcher den ehelichen Aufwand zu bestimmen berechtigt sei — dem Gesammtgute zur Last fallen (vgl. auch § 213 des Entw.; Motive S. 938), wurde sachlich von keiner Seite beanstandet. Eine Meinungsverschiedenheit ergab sich nur darüber, ob es erforderlich oder doch angemessen sei, jenes Prinzip neben dem Grundsatze des § 19 Abs. 1 der Vorlage, daß die Gesammtgutsverbindlichkeiten in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last fielen (Prot. S. 7072—7074), besonders zum Ausdruck zu bringen. Die Mehrheit entschied sich für die Bejahung der Frage. Da nach dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte der Ehemann die ehelichen Lasten allein zu tragen habe, die Errungenschaftsgemeinschaft sich aber gewissermaßen als eine Modi| Prot 17129 fikation des gesetzlichen ehelichen Güterrechts auffassen lasse, so | könne in Ermangelung einer entgegenstehenden Bestimmung die Auffassung Raum gewinnen, daß in dieser Hinsicht auch bei der Errungenschaftsgemeinschaft dasselbe gelte. Zudem handele es sich um ein wichtiges, die N a t u r der Errungenschaftsgemeinschaft charakterisirendes Prinzip, dessen Aussprechung um so rathsamer sei, als dasselbe für die Ersatzfrage wegen Verwendungen eine große praktische Bedeutung habe. Der Einwand, daß die Kommission bei der Regelung der allgemeinen Gütergemeinschaft die Aufnahme einer entsprechenden Bestimmung als selbstverständlich und deshalb entbehrlich abgelehnt habe (Prot. S. 6756—6758), könne als erheblich nicht erachtet werden. Da die allgemeine Gütergemeinschaft regelmäßig und ihrer N a t u r 1074

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

nach alles Vermögen beider Ehegatten umfasse, so könne bei dieser ein Zweifel darüber, daß der eheliche Aufwand, und insbesondere auch der eigene Unterhalt des Ehemannes, dem Gesammtgute zur Last falle, allerdings nicht wohl aufkommen. Die Aufnahme der in dem § b des Antrags unter 1 vorgeschlagenen weiteren Bestimmung, daß auch aller Aufwand, welcher zur Erhaltung und Vermehrung des Gesammtgutes gemacht werde, dem Gesammtgute zur Last falle, wurde von der Mehrheit abgelehnt, weil diese Bestimmung, soweit richtig, selbstverständlich, andererseits, soweit dieselbe als Grundlage für die Bestimmungen über den Ersatz von Verwendungen dienen solle, doch nicht erschöpfend sei, indem die Frage wegen Ersatzes von Verwendungen sich auch dann erhebe, wenn andere in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last fallende Verbindlichkeiten aus dem Sondergute des einen oder des anderen Ehegatten berichtigt | w o r - |ProtI 7130 den seien. 3. Der § c des Antrags unter 1 wurde, nachdem der Urheber des Antrags erläuternd bemerkt hatte, daß die von ihm vorgeschlagene Bestimmung nur einen subsidiären Charakter haben solle, von der Mehrheit mit dem Zusätze angenommen: „unbeschadet der weitergehenden Ansprüche des Ehemannes oder der Ehefrau." Erwogen war: Bei der großen praktischen Wichtigkeit der Frage, inwieweit wegen Verwendungen von Sondergut eines Ehegatten auf das Gesammtgut oder wegen Verwendungen von Gesammtgut auf das Sondergut eines Ehegatten Ersatz geleistet werden müsse, und im Hinblick auf die vielen in dieser Hinsicht in den Gebieten der partikulären Gütergemeinschaft bestehenden Streitfragen (vgl. Motive S. 800—802) sei es aus praktischen Rücksichten unbedingt erforderlich, jene Frage, und zwar ohne zwischen dem Sondergute der Ehefrau und dem Sondergute des Ehemannes zu unterscheiden, durch eine einfache und klare Bestimmung zu entscheiden. Von diesem Gesichtspunkte aus empfehle es sich, an die bloße Thatsache der Bereicherung des Sonderguts eines Ehegatten auf Kosten des Gesammtguts oder des letzteren auf Kosten des ersteren zur Zeit der Auflösung der Gemeinschaft einen Anspruch auf den Ersatz der Bereicherung zu knüpfen, zumal in manchen Fällen die allgemeinen Grundsätze, insbesondere die Bestimmungen des Gesetzbuchs über die condictio sine causa (vgl. § 742 K.E.), nicht ausreichten, um einen solchen, der Billigkeit und der besonderen Sachlage bei der Errungenschaftsgemeinschaft entsprechenden, im Wesentlichen auch mit dem | geltenden Rechte im Einklänge stehenden Ersatzan- | Prot 17131 spruch zu begründen, oder doch die Voraussetzungen eines nach den allgemeinen Grundsätzen begründeten Ersatzanspruchs zur Zeit der Auflösung der Gemeinschaft sich nicht mehr nachweisen ließen. Auf der anderen Seite fehle es aber an einem genügenden Grunde, vorzuschreiben, daß nur ein solcher Bereicherungsanspruch stattfinden solle, mithin weitergehende Ansprüche des einen oder anderen Ehegatten, welche auf einem speziellen Thatbestande beruhten und aus anderen Bestimmungen des Gesetzbuchs, insbesondere den im § 11 Abs. 1 der Vorlage für entsprechend anwendbar erklärten Vorschriften des gesetzlichen ehelichen Güterrechts (vgl. §§ 1265, 1289, 1296 der Zusst., verb, mit §§ 981, 987 K.E.) oder den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag (§§ 747, 752 K.E.) oder aus der Analogie des § 1337 der Redaktionsvorlage (vgl. dazu Prot. S. 6737 ff.) hergeleitet werden könnten, ganz abzuschneiden. Durch eine solche Beschränkung würde namentlich das Interesse der Ehefrau, wenn der Ehemann Sondergut derselben unberechtigter Weise auf Gesammtgut verwendet habe, in schwerer Weise gefährdet werden. Andererseits könne auch das Interesse des Gesammtguts darunter leiden, insbeson1075

§§ 1519-1548

| Prot I 7132

Kurlbaum (Nr 157)

v. Mandry (Nr 156, 1)

| Prot I 7133

| Prot I 7134

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

dere in solchen Fällen, in welchen der Ehemann behufs ordnungsmäßiger Verwaltung des Sonderguts der Ehefrau f ü r Rechnung der letzteren A u f w e n d u n g e n aus dem Gesammtgute gemacht habe. N a c h Annahme der im § c vorgeschlagenen Be-1 Stimmung im Sinne einer subsidiären Vorschrift w u r d e der Antrag unter 2 von dem Urheber desselben mit dem Bemerken zurückgezogen, daß in Folge des gefaßten Beschlusses die Entscheidung der Frage, ob nicht schon nach den allgemeinen Grundsätzen ein Ersatzanspruch in dem U m f a n g e des Antrags als begründet anzunehmen sei, besser der Jurisprudenz zu überlassen sein werde, daß aber, soweit der Antrag das Vorbehaltsgut betreffe, derselbe von dem § 14 der Vorlage (Prot. S. 7068, 7069) sachlich nicht abweiche. Es w u r d e darauf in die Berathung des § 13 der Vorlage (mitgetheilt Prot. S. 7068) eingetreten. Zu demselben lagen folgende Anträge vor: I. § 13 Abs. 2 zu fassen: „Sind verbrauchbare Sachen, welche zu dem Sondergute des Ehemannes gehörten, bei der Beendigung der Errungenschaftsgemeinschaft nicht mehr vorhanden, so wird vermuthet, daß sie von dem Ehemanne auf das Gesammtgut verwendet sind." (NB. Mit § 2 Abs. 2 zu verbinden.) II. 1. den zweiten Absatz dahin zu fassen: n 2 u dem Sondergute eines der Ehegatten gehörende Gegenstände, welche in solchem nicht mehr vorhanden sind, oder einen geringeren W e r t h haben, als sie in dem Zeitpunkte hatten, in welchem sie Sondergutsgegenstände wurden, gelten bis z u m Beweise des Gegentheiles als zum Besten des Gesammtgutes verwendet oder in ihrem W e r t h e gemindert." 2. hinter § 13 einen neuen Paragraphen einzu-1 schieben, folgenden Inhaltes: „Jeder Ehegatte ist dem anderen gegenüber verpflichtet, zur Herstellung eines Vermögensverzeichnisses mitzuwirken, welches die einzelnen zu dem Sondergute des anderen Ehegatten gehörenden Gegenstände umfaßt. D e r § 970 des K.E. findet entsprechende Anwendung. Jeder Ehegatte ist berechtigt, den Zustand und den W e r t h der zu dem einen oder anderen Sondergute gehörenden Gegenstände feststellen zu lassen. D e r § 969 des K.E. findet entsprechende Anwendung." Abs. 1 des § 13 w u r d e aus den Gründen der Motive S. 973, 974 allseitig gebilligt. Man w a r auch einverstanden, daß, soviel das Verhältniß der hier fraglichen Vermuthung zu der unter den allgemeinen Bestimmungen über die Wirkungen der Ehe sich findenden praesumtio Muciana betrifft (5 1255 der Zusst.), die V e r m u t h u n g des § 13 als spezielle Bestimmung der allgemeinen Bestimmung der praesumtio Muciana vorgehe, daß aber, wenn die V e r m u t h u n g des § 13 durch den Beweis des Gegentheils entkräftet sei, wieder die letztere V e r m u t h u n g eintrete. O b das Verhältniß der beiden V e r m u t h u n g e n durch den Zusatz im § 13 „Diese V e r m u t h u n g geht der des § 1255 der Zusst. vor" zu verdeutlichen sei, wurde der P r ü f u n g bei der Redaktion anheimgestellt. Einvernehmen bestand ferner, daß die V e r m u t h u n g des § 13, wie | Jjg , j e s § 1255 der Zusst. auch in dem Verhältnisse zu den Gläubigern der Ehegatten Platz greife. Die Berathung des Abs. 2 des § 13 und der dazu gestellten Anträge w u r d e bis zur nächsten Sitzung vertagt. 489. Sitzung vom 13. 11. 188ß, Schriftführer:

| Prot I 7135

Struckmann

| Die in der vorigen Sitzung abgebrochene Berathung des § 13 Abs. 2 der neuen Vorlage des Referenten zu Abschnitt I Titel 3 N o . IV: „Errungenschaftsgemeinschaft" und der dazu gestellten Anträge unter I und II (mitgetheilt Prot. S. 7132, 7133) w u r d e fortgesetzt. Dieselbe führte zu folgenden Ergebnissen: 1076

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

1. Der Antrag unter II, 1 (Prot. S. 7132), welcher einerseits den materiellen Grundsatz enthält, daß für eine Verringerung des Werths der zu dem Sondergute eines der Ehegatten gehörenden Gegenstände, welche durch die Benutzung derselben zu Zwecken der Gemeinschaft herbeigeführt worden ist, bei Auflösung der Gemeinschaft dem betreffenden Ehegatten aus dem Gesammtgute Ersatz geleistet werden muß, andererseits die Vermuthung aufstellt, daß alle zu dem Sondergute eines der Ehegatten gehörenden Gegenstände, welche zur Zeit der Auflösung der Gemeinschaft nicht mehr vorhanden sind oder einen geringeren Werth haben, als sie in dem Zeitpunkte | hatten, in welchem sie Sondergutsgegenstände wurden, zum Be- |Prot 17136 sten des Gesammtguts verwendet sind, wurde von der Mehrheit abgelehnt. Man verkannte zwar nicht, daß, soviel zunächst den gedachten materiellen Grundsatz betrifft, derselbe mit einem Theile des geltenden Rechts, insbesondere mit dem württembergischen und dem frankfurter Rechte, im Einklänge stehe und sich von dem Gesichtspunkte aus rechtfertigen lasse, daß bei der Errungenschaftsgemeinschaft die Absicht der Ehegatten nur dahin gehe, zu den Gemeinschaftszwecken lediglich mit den Nutzungen, nicht auch mit der Substanz des Sonderguts beizutragen, und daß ohne die Anerkennung jenes Grundsatzes sich namentlich für die Ehefrau eine Härte ergeben könne, wenn im Laufe der Ehe die von ihr als Aussteuer eingebrachten Gegenstände zu Zwecken des ehelichen Lebens abgenutzt worden seien. Es sei ferner zuzugeben, daß der hier fragliche Grundsatz in Verbindung mit der aufgestellten Vermuthung unter der Voraussetzung, daß über die beiderseitigen Sondergüter bei Eintritt der Gemeinschaft ein Inventar aufgenommen beziehungsweise während bestehender Gemeinschaft dasselbe in Ansehung des späteren dem Sondergute zufallenden Erwerbes vervollständigt werde, die Auseinandersetzung bei Auflösung der Gemeinschaft erleichtern möge. Diesen Erwägungen gegenüber komme jedoch entscheidend in Betracht, daß bei dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte der Grundsatz, daß der Ehemann der Ehefrau für die mit der ehelichen Nutznießung verbundene Abnutzung der Ehegutsgegenstände Ersatz zu leisten habe, aus den Gründen der Motive S. 432 ff. keine Anerkennung gefunden habe, obwohl auch das gesetzliche eheliche Güterrecht auf dem Prinzipe beruhe, daß die Ehefrau | nur mit den Nutzungen, nicht mit der Substanz des Ehegutes zu den ehelichen La- | Prot I 7137 sten beizutragen habe (vgl. § 1265 der Zusst. verbunden mit § 984 K.E.; Prot. S. 6314). Daß in der hier fraglichen Beziehung die Sachlage bei der Errungenschaftsgemeinschaft eine wesentlich andere sei, als bei dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte, sei nicht anzuerkennen (vergl. die Mot. S. 802, 803). Insbesondere vermöge auch der verschiedenen Rechten der Errungenschaftsgemeinschaft, namentlich auch dem württembergischen Rechte, zum Grunde liegende Gesichtspunkt einer Erwerbsgesellschaft — abgesehen von den sonstigen gegen die Anwendung dieses Gesichtspunktes auf die Errungenschaftsgemeinschaft sich erhebenden Bedenken (vergl. Mot. S. 434) — vom Standpunkte des Gesetzbuchs aus nicht zu dem hier fraglichen Grundsatze zu führen, da der § 649 des K.E. für das Gesellschaftsrecht den umgekehrten Grundsatz anerkannt habe, daß bei der Auseinandersetzung der Gesellschaft für Einlagen, welche in der Gewährung des Gebrauchs oder der Benutzung eines Gegenstandes bestanden hätten, ein Ersatz nicht zu leisten sei (vergl. Prot. S. 3010 ff.) Zu beachten sei ferner, daß der in dem Antrage unter II, 1 vorgeschlagene Grundsatz der Mehrzahl der bestehenden Rechte, insbesondere auch dem französischen Rechte, unbekannt sei (vergl. Mot. S. 433, 803) und daß derselbe praktisch sich nur in solchen Gebieten durchführen lasse, in welchen die Aufnahme eines mit Schätzung des Werths der Sondergüter verbundenen Inventars, wie in Württemberg, gesetzlich geboten oder doch üblich sei. Die Ablehnung jenes 10 77

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Grundsatzes sei auch vom Standpunkte derjenigen Rechtsgebiete aus, in welchen derselbe gegenwärtig zu Recht bestehe, um so unbedenklicher, als der Güterstand | Prot I 7138 | der Errungenschaftsgemeinschaft nach dem Gesetzbuche auf Vertrag beruhe, die Ehegatten daher in der Lage seien, wo die konkreten Verhältnisse es im Interesse des einen oder anderen Ehegatten erforderlich machten, jenen Grundsatz in dem Ehevertrage zu vereinbaren und damit auch die zu dessen Durchführung nöthigen Maßregeln zu verbinden. Die Härte, welche unter Umständen darin liegen könne, daß für die Abnutzung der zu dem Sondergute eines der Ehegatten, insbesondere der Ehefrau, gehörenden Gegenstände Ersatz nicht zu leisten sei, werde übrigens für den Fall der Auflösung der Gemeinschaft durch den T o d eines Ehegatten auch durch die auf einem Vorbeschlusse der Kommission beruhende Bestimmung im § 242 des Erbrechtsentwurfs über den Voraus des überlebenden Ehegatten einigermaßen gemildert. Anlangend sodann die in dem Antrage unter II, 1 vorgeschlagene Ausdehnung der im § 13 Abs. 2 der Vorlage aufgestellten Vermuthung auf alle Sondergutsgegenstände, so seien die gegen eine solche Ausdehnung in den Motiven S. 806 dargelegten Gründe als überwiegend zu erachten. 2. Dagegen fand der § 13 Abs. 2 der Vorlage und der Antrag unter I in der Ausdehnung auf die zu dem Sondergute der Ehefrau gehörenden verbrauchbaren Sachen (vergl. Antrag unter II, 1; Prot. S. 7132) in folgender Fassung die Billigung der Kommission: Sind verbrauchbare Sachen, welche zu dem Sondergute eines Ehegatten gehörten, bei der Beendigung der Errungenschaftsgemeinschaft nicht mehr vorhanden, so | Prot I 7139 wird zu Gunsten dieses Ehegatten vermuthet, daß die Sachen in das Ge- | sammtgut verwendet sind und das letztere um den Werth des Verwendeten bereichert worden ist. Erwogen war: Die Aufstellung der im § 13 Abs. 2 der Vorlage und in dem Antrage unter II, 1 vorgeschlagenen Vermuthung rechtfertige sich aus den in den Motiven S. 804 ff. angeführten Gründen; doch müsse dieselbe, um Angesichts der zu § 12 der Vorlage beschlossenen Bestimmung über den Ersatzanspruch wegen Verwendungen von Sondergut auf das Gesammtgut (Prot. S. 7130) den beabsichtigten praktischen Zweck zu erfüllen, dahin erweitert werden, daß das Gesammtgut um den Werth des Verwendeten bereichert worden sei. Außerdem empfehle es sich, in Gemäßheit des Antrags unter I die Vermuthung auch auf die zum Sondergute der Ehefrau gehörenden verbrauchbaren Sachen auszudehnen. Die Ausführung in den Motiven S. 805, daß es zu Gunsten der Ehefrau einer solchen Vermuthung nicht bedürfe, weil, wenn die Ehefrau nach Auflösung der Gemeinschaft von dem Ehemanne ihr Sondergut zurückfordern, nach den im Gesetzbuche zwar nicht ausdrücklich ausgesprochenen, aber von der Kommission als richtig anerkannten allgemeinen Beweisgrundsätzen dem Ehemann, um sich von der Restitutions-, beziehungsweise Ersatzpflicht zu befreien, der Beweis obliege, daß der Verlust ohne ein von ihm zu vertretendes Verschulden eingetreten sei (vgl. Mot. S. 438 ff.; Prot. S. 6505, 6506), sei nicht für zutreffend zu halten. Auch neben jenen allgemeinen Beweisgrundsätzen könne die Vermuthung unter Umständen f ü r die Ehefrau von praktischer Bedeutung sein, namentlich in solchen Fällen, in welchen es feststehe, daß die betref| Prot I 7140 fenden Gegenstände zur Zeit des Eintritts der Errungenschaftsgemein-1 schaft vorhanden gewesen seien, der Ehemann aber die an ihn erfolgte Uebergabe bestreite und eine schuldvolle Verletzung seiner Verwaltungspflicht darin, daß er sich die In1078

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

habung der Sachen nicht verschafft habe, nach den Umständen des Falles nicht gefunden werden könne (vgl. Mot. S. 445 ff.; Prot. S. 6505, 6506). Aber auch abgesehen davon, könne die Beschränkung der Vermuthung auf die zu dem Sondergute des Ehemannes gehörenden verbrauchbaren Sachen zu dem Mißverständnisse Anlaß geben, daß für die Ehefrau sachlich etwas Anderes gelten solle. Die Besorgniß, daß durch die Ausdehnung der Vermuthung auf die zu dem Sondergute der Ehefrau gehörenden verbrauchbaren Sachen die allgemeinen Beweisgrundsätze verdunkelt zu werden drohten und daraus ein argumentum e contrario in Ansehung der bei dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte in der hier fraglichen Richtung maßgebenden Beweisgrundsätze hergeleitet werden könne, sei als begründet nicht anzuerkennen. Durch die in der beschlossenen Bestimmung hinzugefügten Worte: „zu Gunsten dieses Ehegatten" sei auch die Gefahr beseitigt, daß der Ehemann sich zum Nachtheile der Ehefrau auf die Vermuthung berufen könne, eine Gefahr, welche ohne jenen Zusatz aus der Ausdehnung der Vermuthung auf das Sondergut der Ehefrau namentlich dann entstehen würde, wenn etwa — abweichend von dem Standpunkte des § 19 der Vorlage (Prot. S. 7072—7074) — nach Maßgabe eines in dieser Richtung bereits gestellten Antrags beschlossen werden sollte, daß die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche auf Grund der Nutznießung und Verwaltung des Sonderguts der Ehefrau dieser gegenüber entstanden seien, in dem Verhältnisse der Ehegatten unter einander nicht dem | Gesammtgute zur Last fielen, soweit nicht | Prot 17141 das Gesammtgut bereichert worden sei. Anlangend die Stellung der beschlossenen Bestimmung (vergl. Antrag unter I), so wurde dieselbe der Prüfung bei der Redaktion überlassen. 3. Der Antrag unter II, 2 Abs. 1 (mitgetheilt Prot. S. 7133) wurde in folgender Fassung angenommen: Jeder der Ehegatten kann von dem anderen verlangen, daß der Bestand des einem jeden von ihnen zustehenden Sonderguts durch Aufnahme eines von beiden Theilen anzuerkennenden Verzeichnisses festgestellt werde. Der § 970 K.E. findet entsprechende Anwendung. Der Prüfung bei der Redaktion wurde vorbehalten, zu erwägen, ob es nicht vorzuziehen sei, unter Streichung des zweiten Satzes der beschlossenen Bestimmung die neben dem ersten Satze desselben noch in Betracht kommenden Vorschriften des § 970 K.E. speziell hervorzuheben, also an Stelle des zweiten Satzes zu bestimmen, daß das Verzeichniß mit dem Datum zu versehen, von beiden Theilen zu unterschreiben und auf Verlangen des einen oder anderen Theils auf dessen Kosten öffentlich zu beglaubigen sei. Die Gründe des Beschlusses waren: Um die praktische Brauchbarkeit des Instituts der Errungenschaftsgemeinschaft zu erhöhen und den sonst bei der demnächstigen Auseinandersetzung sich ergebenden großen Schwierigkeiten möglichst zu begegnen, sei es wünschenswerth, wenn der Bestand der beiderseitigen Sondergüter durch die Aufnahme eines von beiden Ehegatten anzuerkennenden Verzeichnisses festgestellt werde. Zu dem | Ende emp- |Prot I 7142 fehle es sich, jedem der Ehegatten das Recht beizulegen, eine solche Feststellung des Bestandes des einem jeden von ihnen zustehenden Sonderguts zu verlangen, und auf diese Weise ein Mittel zu gewähren, sich gegen die Vermuthung, daß alles vorhandene Vermögen Gesammtgut sei, zu sichern. Durch die im § 11 der Vorlage (Prot. S. 7067, 7122) in Verbindung mit dem § 1265 der Zusst. auf das Sondergut der Ehefrau für entsprechend anwendbar erklärte Bestimmung des § 970 K.E., nach welcher der Ehemann ein von ihm aufgenommenes, mit seiner Unterschrift und dem Datum versehenes Verzeichniß der einzelnen zu dem Sondergute der Ehefrau 1079

§ § 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

gehörenden Gegenstände der Ehefrau mitzutheilen habe, werde dem praktischen Bedürfnisse nicht genügt, da, wenn der Zweck erreicht werden solle, einestheils auch dem Ehemanne die Möglichkeit, sich gegenüber der Ehefrau den Beweis des Bestandes seines Sonderguts zu sichern, gewährt, anderentheils jedem Ehegatten das Recht eingeräumt werden müsse, zu verlangen, nicht nur, daß das über den Bestand seines Sonderguts aufgenommene Verzeichniß von dem anderen Ehegatten als richtig, sondern auch, daß das über den Bestand des Sonderguts des anderen Ehegatten aufgenommene Verzeichniß von diesem als vollständig anerkannt werde. Die hier fragliche Vorschrift könne auch nicht von dem Gesichtspunkte aus als entbehrlich erachtet werden, daß der § 231 der Civilprozeßordnung jedem der Ehegatten die Möglichkeit gewähre, gegen den anderen Ehegauen auf Feststellung des Bestandes der Sondergüter sowohl nach der positiven wie nach der negativen Seite hin | Prot 17143 zu | klagen, da einerseits die Ehegatten nach diesem Sicherungsmittel nicht leicht, wenigstens nicht sofort nach Eintritt der Errungenschaftsgemeinschaft, greifen würden, andererseits es wünschenswerth sei, das hier in Rede stehende Recht und die hier in Rede stehende Pflicht eines jeden der Ehegatten in dem Gesetzbuche selbst näher zu bestimmen und dadurch die Ehegatten darauf hinzuweisen, daß sie mit Rücksicht auf die künftige Auseinandersetzung von vornherein für den Beweis des Bestandes der Sondergüter Sorge zu tragen hätten. Durch die beschlossene Bestimmung werde übrigens das Recht der Ehegatten, den Bestand der Sondergüter durch andere Beweismittel nachzuweisen, in keiner Weise beschränkt. Ebenso werde dadurch dem von dem Ehegatten anerkannten Verzeichnisse gegenüber dritten Personen eine besondere Beweiskraft nicht beigelegt. Ob und inwieweit ein solches Verzeichniß auch für oder gegen dritte Personen beweise, sei nach den allgemeinen Grundsätzen zu beurtheilen und der freien richterlichen Beweiswürdigung zu überlassen. Daß die beschlossene Bestimmung nicht nur in Ansehung der bei dem Eintritt der Errungenschaftsgemeinschaft vorhandenen Sondergutsgegenstände, sondern auch in Ansehung des während bestehender Gemeinschaft dem einen oder anderen Sondergute zufallenden Erwerbes Anwendung finde, werde durch die allgemeine Fassung der Bestimmung mit genügender Deutlichkeit ausgedrückt. 4. Die im Abs. 2 des Antrags unter II, 2 (mitgetheilt Prot. S. 7133) vorgeschlagene Bestimmung wurde von dem Urheber des Antrags zurückgezogen, da sie mit | Prot I 7144 der Ablehnung des Antrags | unter II, 1 ihren hauptsächlichen Zweck verloren habe, übrigens die Vorschrift des § 969 K.E. vorzugsweise für die Ehefrau Bedeutung habe, für diese aber die Anwendbarkeit jener Vorschrift sich schon aus dem § 11 Abs. 1 der Vorlage (Prot. S. 7067, 7122 ff.) in Verbindung mit dem § 1265 der Zusst. ergebe. Uebergegangen wurde darauf zur Berathung der §§ 14 und 15 der Vorlage (mitgetheilt Prot. S. 7068 — 7070). Dazu lagen folgende Anträge vor: v. Mandry I. 1. Im § 14 auch auf den § 1327 der Red.Vorl. zu verweisen, (Nr 156, 2) 2. den § 15 dagegen zu streichen. Kurlbaum

(Nr 157)

II. 1. § 14 zu fassen:

„Auf das Gesammtgut finden die Vorschriften der §§ 1324 bis 1328, 1330, 1336, 1337 (R.V.) entsprechende Anwendung." 2. § 15 zu streichen ( zu vergl. Allegat in ξ 14). Es wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Der § 14 der Vorlage wurde insoweit, als derselbe die für die allgemeine Gütergemeinschaft beschlossenen Bestimmungen der §§ 1324—1326, 1328, 1330, 1336, 1337 der Redaktionsvorlage auf das Gesammtgut bei der Errungenschaftsge1080

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

meinschaft für anwendbar erklärt, sachlich von keiner Seite beanstandet (vergl. Mot. S. 935 — 937, 939—942). Insbesondere fand der Grundsatz, daß der Ehemann, wie | bei der allgemeinen Gütergemeinschaft, so auch bei der Errungenschaftsge- | Prot 17145 meinschaft nach Maßgabe des § 1336 der Redaktionsvorlage der Ehefrau bei Verwaltung der das Gesammtgut betreffenden Angelegenheiten nur wegen Arglist hafte, und die Ausführung der Motive S. 942, 798, daß dieser Grundsatz auch auf die für Rechnung des Gesammtguts erfolgende Ausübung der dem Ehemanne an dem Sondergute der Ehefrau zustehenden Nutznießung Anwendung finde, so jedoch, daß, wenn der Ehemann in Ausübung der Nutznießung und Verwaltung des Sonderguts der Ehefrau in die Substanz des Sonderguts eingreife, derselbe der Ehefrau nach Maßgabe des § 1252 der Zusst. wegen Vernachlässigung derjenigen Sorgfalt verantwortlich sei, welche er in seinen eigenen Angelegenheiten anzuwenden pflege, keinen Widerspruch. Man verkannte zwar nicht, daß jener Grundsatz vielen auf dem Boden der Errungenschaftsgemeinschaft stehenden Rechten gegenüber eine Neuerung enthalte und die Anerkennung desselben die wichtige Frage, ob der Ehemann die Einbuße allein zu tragen habe, indirekt zugleich in bejahendem Sinne entscheide, da, wenn die Ehefrau die Einbuße mittragen solle, eine H a f t u n g des Ehemannes f ü r Verschulden bei Verwaltung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten nothwendig würde anerkannt werden müssen. Man hielt aber die in den Motiven S. 939 ff. für den Standpunkt des Entwurfs und der Vorlage dargelegten Gründe für durchschlagend, zumal nachdem der gleiche Grundsatz für die allgemeine Gütergemeinschaft beschlossen worden sei. Anlangend die im § 14 der Vorlage nicht angezogene Bestimmung des § 1327 der Redaktionsvor- | läge (mitgetheilt Prot. S. 7144 Anm.), so verständigte man sich I Prot I 7146 dahin, dieselbe nach Maßgabe der Anträge unter I und II mitzuallegiren und demgemäß den § 15 der Vorlage zu streichen. Man überzeugte sich, daß, wenngleich der $ 1327 — abgesehen von dem in dem § 15 der Vorlage besonders berücksichtigten Falle eines der Ehefrau gemachten Vertragsantrags — regelmäßig schon durch die zu § 6 Abs. 1 und zu § 11 Abs. 1 der Vorlage gefaßten Beschlüsse (Prot. S. 7088, 7118 ff.) in Verbindung mit dem § 1280 der Zusst. gedeckt sei, die Allegation des § 1327 doch für solche Fälle eine praktische Bedeutung habe, in welchen der Ehefrau eine Erbschaft oder ein Vermächtniß mit der Bestimmung zugewendet werde, daß das Zugewendete Gesammtgut sein solle. Jedenfalls führe die Allegation des § 1327 zu keinem unrichtigen Resultate und mache sie die spezielle Bestimmung des § 15 der Vorlage entbehrlich. 2. Die Schlußbestimmung im § 14 der Vorlage, welche die Anwendbarkeit des § 1325 Abs. 3 der Redaktionsvorlage zu beschränken bezweckt (vergl. Mot. S. 979 ff.), wurde von der Mehrheit abgelehnt. Man hielt dafür, daß kein Bedürfniß vorliege, eine derartige, dem geltenden Rechte unbekannte, einen kasuistischen Charakter an sich tragende Bestimmung in das Gesetzbuch aufzunehmen, und daß insbesondere die Frage, ob die Erfüllung einer vor dem Eintritt der Gemeinschaft bereits begründeten sittlichen oder Anstandspflicht des Ehemannes durch eine Schenkung aus dem G e s a m m t - | gute in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einan- | Prot 17147 der wie die Erfüllung einer vorehelichen Verbindlichkeit des Ehemannes zu beurtheilen sei (§ 19 Abs. 2 Ziff. 2 der Vorlage; Prot. S. 7073) unbedenklich der Jurisprudenz überlassen werden könne. 3. Die in dem Antrage unter II, 1 vorgeschlagene Fassung des § 14 der Vorlage wurde zur Redaktion verwiesen. Zu dem § 16 der Vorlage (mitgetheilt Prot. S. 7070, 7071) lagen außer dem zu § 9 der Vorlage von Seiten des Referenten ge1081

§§ 1519-1548

Kurlbaum (Nr 157)

v. Mandry (Nr 156, 3)

| Prot 17148

| Prot 17149

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

stellten, in Ansehung der Behandlung des Erwerbs aus einem von der Ehefrau selbständig betriebenen Erwerbsgeschäfte bis zur Berathung des § 16 ausgesetzten Antrage unter I noch folgende Anträge vor: 1. § 16 Abs. 1 Satz 2 zu fassen: „Das Gleiche gilt für die Gläubiger der Ehefrau wegen der nach Eintritt der Gemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten aus Rechtsgeschäften pp. — ertheilt hat oder die Einwilligung des Ehemannes nach den Vorschriften der §§ 1278 bis 1281 der Zusst. nicht erforderlich gewesen ist." II. 1. In erster Linie statt der vorgeschlagenen folgende Bestimmung zu beschließen: „Auf die Haftung des Gesammtgutes, gegenüber den Gläubigern des Ehemannes u n d gegenüber den Gläubigern | der Ehefrau finden § 1331 Abs. 1 und § 1334 (der Redakt. Vorl.) Anwendung." 2. eventuell in Abs. 1 des § 16 die Worte zu streichen: „es sei denn, daß . . . Anwendung." Der § 16 der Vorlage, welcher die Rechtsstellung der Gläubiger des einen und des anderen Ehegatten gegenüber dem Gesammtgute und der Gläubiger der Ehefrau gegenüber dem Ehemanne zu regeln bezweckt, schließt sich in dieser Beziehung, namentlich auch soviel die persönliche Haftung des Ehemannes f ü r die Verbindlichkeiten der Ehefrau betrifft, dem f ü r die allgemeine Gütergemeinschaft beschlossenen Systeme an (vergl. §§ 1331 und 1334 der Redakt. Vorl.), jedoch mit der Modifikation, daß nur gewisse Kategorien von Verbindlichkeiten der Ehefrau als Gesammtgutsverbindlichkeiten anerkannt werden. Insbesondere sollen — abweic hend von der allgemeinen Gütergemeinschaft | — die vor Eintritt der Errungenschaftsgemeinschaft bereits entstandenen Verbindlichkeiten der Ehefrau und die nach Eintritt der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten derselben aus einer von derselben begangenen unerlaubten Handlung nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten sein. Auf demselben Boden, wie der § 16 der Vorlage, steht auch der Antrag unter I, dagegen weicht der Antrag unter II, 1 von dem § 16 insofern ab, als er einerseits die Verbindlichkeiten der Ehefrau in demselben Umfange, wie bei der allgemeinen Gütergemeinschaft, also insbesondere auch die vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten derselben und die nach jenem Zeitpunkte aus einer von ihr begangenen unerlaubten Handlung entstandenen Verbindlichkeiten, für Gesammtgutsverbindlichkeiten erklärt, andererseits aber — abweichend von der allgemeinen Gütergemeinschaft — die persönliche H a f t u n g des Ehemannes f ü r die Gesammtgutsverbindlichkeiten der Ehefrau überhaupt ausschließt. Nach einer eingehenden Debatte entschied sich die Mehrheit unter Ablehnung des Antrags unter II, 1 für das Prinzip des § 16.

Erwogen war: Es müsse zugegeben werden, daß die Auffassung des Gesammtguts als eines im deutschrechtlichen Miteigenthum beider Ehegatten stehenden Vermögens, welches die Funktion des Vermögens des einen und des anderen Ehegatten habe, konsequent dahin führe, wenn man den Gläubigern des Ehemannes das Recht beilege, Befriedigung aus dem Gesammtgute zu verlangen, dasselbe Recht auch den Gläubigern der Ehefrau, soweit dieselben nach den Bestimmungen des gesetzlichen eheli| Prot I 7150 chen Güterrechts Ehegutsgläubiger seien, | einzuräumen, und daß die ungleiche Behandlung der Gläubiger des Ehemannes und der Gläubiger der Ehefrau nach dem 1082

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

Vorschlage des § 16 dem ersten Anscheine nach etwas Auffallendes habe. Bei näherer Prüfung müßten indessen die gegen das System des Antrags unter II, 1 sich erhebenden Bedenken und die mit dem Prinzipe des § 16 verbundenen Vortheile als überwiegend erachtet werden. Das geltende Recht, welches, wie die Ubersicht in den Motiven S. 946 ff. zeige, in der zu entscheidenden Frage weit auseinandergehe, könne nicht von ausschlaggebender Bedeutung sein. Als entscheidend seien allein Rücksichten praktischer Zweckmäßigkeit, insbesondere einerseits die Rücksicht auf das Interesse der Gläubiger der Ehefrau, andererseits auf das Interesse des Ehemannes zu betrachten. Ein Hauptbedenken gegen das System des Antrags unter II, 1 bestehe darin, daß mit demselben eine persönliche H a f t u n g des Ehemannes für die Gesammtgutsverbindlichkeiten der Ehefrau, wenigstens f ü r die vor dem Eintritt der Errungenschaftsgemeinschaft bereits entstandenen Verbindlichkeiten derselben, unvereinbar sei, die Nichtanerkennung der persönlichen H a f t u n g des Ehemannes für die Gesammtgutsverbindlichkeiten der Ehefrau aber zu einer Absonderung des Gesammtguts von dem Sondergute des Ehemannes schon während bestehender Gemeinschaft führen müsse. Eine solche Absonderung sei, wie in den Motiven S. 954, 955 näher ausgeführt sei, mit den größten praktischen Unzuträglichkeiten verbunden, namentlich dann, wenn das Gesammtgut zur Befriedigung aller Gesammtgutsgläubiger nicht ausreicht. Sie gefährde insbesondere auch die Lage des Ehemannes | wegen seiner Ersatzansprüche an das Gesammtgut, welche erst bei Auflösung der | Prot 17151 Gemeinschaft geltend gemacht werden könnten. Zu beachten sei ferner, daß das Prinzip des Antrags unter II, 1 den Ehemann der Gefahr aussetze, wegen aller Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche nach dem System der allgemeinen Gütergemeinschaft Gesammtgutsverbindlichkeiten seien, indirekt persönlich haften zu müssen, da einestheils auch den Gläubigern der Ehefrau die Vermuthung zu statten komme, daß alles vorhandene Vermögen der Ehegatten Gesammtgut sei, andererseits der Fall eintreten könne, daß das von den Gläubigern der Ehefrau im Wege der Zwangsvollstreckung in Anspruch genommene Gesammtgut nach deren Befriedigung zur Berichtigung der in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last fallenden Verbindlichkeiten des Ehemannes nicht mehr ausreiche. Auf der anderen Seite trete das Prinzip des 5 16 der Vorlage den Gläubigern der Ehefrau nicht zu nahe. Soweit dieselben Ehegutsgläubiger seien, könnten dieselben nach Maßgabe der Bestimmungen des gesetzlichen ehelichen Güterrechts aus dem Sondergute der Ehefrau Befriedigung verlangen. Die Gefahr, daß im Laufe der Zeit das Sondergut sich in Gesammtgut umwandele und dadurch den Gläubigern der Ehefrau das Objekt ihrer Befriedigung entzogen werden könne, zumal bei Verwendungen von Sondergut auf das Gesammtgut nach den zum § 12 beschlossenen Bestimmungen (Prot. S. 7130) regelmäßig erst bei Auflösung der Gemeinschaft Ersatz gefordert werden könne, sei im Hinblick auf das zu § 9 anerkannte Surrogationsprinzip nicht hoch anzuschlagen. | Zudem könne die Ehefrau, wenn der Ehemann Sondergut derselben rechtswid- |Prot I 7152 rig auf Gesammtgut verwende, nach dem § 1 1 Abs. 1 der Vorlage in Verbindung mit den §§ 1265 und 1296 Abs. 2 der Zusst. und dem § 981 K.E. sofort Ersatz verlangen und seien die Gläubiger der Ehefrau in der Lage, sich diese Ansprüche derselben im Wege der Zwangsvollstreckung überweisen zu lassen. Gegen die Gefahr der Umwandelung von Sondergut der Ehefrau in Gesammtgut könnten die Gläubiger der Ehefrau aus der Zeit vor Eintritt der Errungenschaftsgemeinschaft sich ferner dadurch schützen, daß sie ihre Ansprüche als bald nach der Eheschließung geltend machten. Forderungen aber, deren Fälligkeit weit hinausgeschoben sei, pflegten regelmäßig durch Pfand gesichert zu sein. Im Vergleiche mit dem gesetzlichen 1083

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

ehelichen Güterrechte sei die Lage der Gläubiger nur insofern eine ungünstigere, als der Ertrag der Arbeit der Ehefrau, soweit derselbe nach dem gesetzlichen ehelichen Güterrechte Vorbehaltsgut der Ehefrau werde, dem Zugriffe derjenigen Gläubiger der Ehefrau entzogen sei, welche nach dem § 16 der Vorlage nicht Gesammtgutsgläubiger seien. Auf diesen Erwerb hätten aber die Gläubiger der Ehefrau keinen rechtlichen Anspruch. Insbesondere gelte dies von den erst während bestehender Gemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten der Ehefrau aus einer von derselben begangenen unerlaubten Handlung, da bereits vor Entstehung der Verbindlichkeit das Recht des Gesammtguts auf den künftigen Erwerb der Ehefrau begründet sei. | Prot 17153 | Dem Interesse der Gläubiger der Ehefrau werde in genügender Weise Rechnung getragen, wenn diejenigen Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last fielen, auch nach außen hin als Gesammtgutsverbindlichkeiten anerkannt würden. Darüber hinauszugehen, werde — abweichend von der Natur der allgemeinen Gütergemeinschaft, welche auf dem Gedanken beruhe, daß alles Vermögen der Ehegatten mit den Aktiven und Passiven gemeinschaftlich werde, — durch die Natur und den beschränkten Zweck der Errungenschaftsgemeinschaft nicht gefordert. W e n n auf Seiten des Ehemannes alle Schulden desselben, auch soweit dieselben in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute zur Last fielen, für Gesammtgutsverbindlichkeiten erklärt würden, so beruhe dies auf besonderen, in der Person der Ehefrau nicht zutreffenden Gründen, insbesondere auf dem freien Verfügungsrechte des Ehemannes in Ansehung des Gesammtguts, wonach der Ehemann in der Lage sei, das Gesammtgut zur Befriedigung seiner Gläubiger zu verwenden. Nach Erledigung der prinzipiellen Frage wandte die Berathung sich den Einzelnheiten des § 16 der Vorlage zu. Dieselbe führte zu folgenden Beschlüssen: 1. Abs. 1 Satz 1 des § 16 wurde sachlich nicht beanstandet. Dagegen wurde gegen die Fassung die Erinnerung erhoben, daß nach derselben das eingeklammerte W o r t : „Gesammtgutsverbindlichkeiten" eine zu enge Bedeutung habe, weil die Ein| Prot 17154 klammerung sich nur auf Verbindlich-| keiten des Ehemannes beziehe. Es wurde deshalb der Redaktion anheimgegeben, zu prüfen, ob nicht der Eingang des § 16 dahin zu fassen sein werde: Verbindlichkeiten, wegen deren die Gläubiger des Ehemannes oder der Ehefrau die Befriedigung aus dem Gesammtgute verlangen können (Gesammtgutsverbindlichkeiten), sind: usw. 2. Abs. 1 Satz 2 des § 16 wurde unter Ablehnung des Antrags unter I, die im § 1270 Abs. 1 der Zusst. bezeichneten Verbindlichkeiten der Ehefrau nicht als Gesammtgutsverbindlichkeiten anzuerkennen, von der Mehrheit mit der Modifikation angenommen, daß der Ehemann nur bei der Ertheilung der Einwilligung oder Genehmigung zu einzelnen Rechtsgeschäften oder Rechtsstreitigkeiten der Ehefrau, nicht aber auch bei der Ertheilung der Einwilligung oder Genehmigung zu dem selbständigen Betriebe eines Erwerbsgeschäftes von Seiten der Ehefrau die Haftung des Gesammtguts soll ausschließen können. In Folge dieser Modifikation hat der dritte Satz des Abs. 1 des § 16 seine Erledigung gefunden. Der Antrag unter I, die nach Eintritt der Gemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften und Urtheilen auch dann für Gesammtgutsverbindlichkeiten zu erklären, wenn die Einwilligung des Ehemannes nach den Vorschriften der §§ 1278, | Prot I 7155 1280, 1281 der Zusst. nicht erforderlich gewesen sei, war im | Laufe der Verhandlung von dem Urheber des Antrags zurückgezogen worden. 1084

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

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Anlangend die im § 1270 Abs. 1 der Zusst. bezeichneten Verbindlichkeiten der Ehefrau, so war die Mehrheit der Ansicht, daß nachdem zu § 11 Abs. 1 und zu § 12 der Vorlage beschlossen worden sei, daß jene Verbindlichkeiten dem Gesammtgute zur Last fallen sollten (Prot. S. 7123—7125, 7126 ff.) es dem Prinzipe des § 16 entspreche, dieselben auch nach außen hin für Gesammtgutsverbindlichkeiten zu erklären. U m so unbedenklicher sei es, den Gläubigern der Ehefrau das Recht beizulegen, wegen der hier in Frage stehenden Verbindlichkeiten den Ehemann unmittelbar in Anspruch zu nehmen, als die Gläubiger sich die hier fraglichen Ansprüche der Ehefrau gegenüber dem Ehemanne im Wege der Zwangsvollstreckung überweisen lassen könnten. Eine andere, erst bei der Berathun^ des § 19 der V o r l a g e zu entscheidende Frage sei, ob die im § 1270 Abs. 1 der Zusst. bezeichneten Verbindlichkeiten der Ehefrau in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Ehemanne auch insoweit zur Last fallen sollten, als dieselben nicht aus dem Gesammtgute berichtigt werden könnten. Die Ablehnung der im § 16 vorgeschlagenen Bestimmung, daß der Ehemann berechtigt sein solle, bei der Ertheilung der Einwilligung oder Genehmigung zu dem selbständigen Betriebe eines Erwerbsgeschäfts von Seiten der Ehefrau die H a f t u n g des Gesammtgutes auszuschließen, beruhte auf der Erwägung, daß eine solche Bestimmung mit dem Art. 8 Abs. 2 des Handelgesetzbuchs nicht im Einklang stehe und durch ein Bedürfniß nicht geboten sei, vielmehr das Verhältniß un-1 nöthig kompli- I Prot I 7156 zire. Man ging davon aus, daß die Beifügung einer solchen Beschränkung gegenüber der gesetzlichen Bestimmung, daß die H a f t u n g des Gesammtguts und die persönliche H a f t u n g des Ehemanns eintrete, wenn die Ehefrau mit Wissen und ohne Einspruch desselben selbständig ein Erwerbsgeschäft betreibe, rechtlich nicht in Betracht komme. Dagegen überzeugte sich die Mehrheit, daß, wenngleich der Ehemann bei der Ertheilung seiner Einwilligung oder Genehmigung zu einem einzelnen Rechtsgeschäfte oder Rechtsstreite der Ehefrau durch Vertrag mit dem Dritten zweifellos die H a f t u n g des Gesammtguts und seine persönliche H a f t u n g ausschließen könne, eine solche H a f t u n g schon nach allgemeinen Grundsätzen auch dann nicht eintrete, wenn er seine Einwilligung oder Genehmigung nur unter der Bedingung ertheilt habe, daß jene H a f t u n g ausgeschlossen werde, die im § 16 vorgeschlagene Bestimmung, daß der Ehemann berechtigt sei, bei Ertheilung der Einwilligung oder Genehmigung zu einem einzelnen Rechtsgeschäfte oder Rechtsstreite der Ehefrau die H a f t u n g des Gesammtguts auszuschließen, doch jedenfalls im Hinblick auf solche Fälle nicht zu entbehren sei, in welchen das Rechtsgeschäft der Ehefrau oder die Führung des Rechtsstreites derselben behufs der ordnungsmäßigen Verwaltung des Sonderguts der Ehefrau erforderlich und demgemäß der Ehemann nach dem durch den § 11 Abs. 1 der Vorlage auf das Sondergut der Ehefrau für entsprechend anwendbar erklärten §§ 1292 und 1294 der Zusst. seine Einwilligung zu dem Rechtsgcschäftc oder zu der Führung des Rechtsstreits zu ertheilen v e r - | pflichtet | Prot I 7157 sei. In solchen Fällen an die Einwilligung des Ehemannes unbedingt die H a f t u n g des Gesammtguts und die persönliche H a f t u n g des Ehemannes zu knüpfen, auch wenn der letztere diese H a f t u n g bei Ertheilung der Einwilligung abgelehnt habe, werde durch den Zweck, die ordnungsmäßige Verwaltung des Sonderguts zu ermöglichen, nicht geboten und würde eine unbillige H ä r t e gegen den Ehemann sein. Im Uebrigen wurden die dem § 1334 Ziff. 1 der Redaktionsvorlage sich anschließenden Bestimmungen im § 16 Abs. 1 S a t z 2 sachlich nicht beanstandet. Anlangend die Fassung, so blieb der Prüfung bei der Redaktion vorbehalten, ob nicht der Ausdruck: „gilt" durch den Ausdruck: „Als Gesammtgutsverbindlichkeiten sind anzusehen usw." zu ersetzen sein werde. 1085

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

3. Abs. 2 des § 16, welcher sich an den § 1334 Ziff. 1 der Redaktionsvorlage anlehnt, fand keinen Widerspruch. 4. Auch Abs. 3 des § 16 wurde nach Ablehnung des dem Antrage unter II, 1 zum Grunde liegenden Systems (vergl. den obigen Beschluß S. 7149 ff.) nicht weiter bekämpft. 5. Zu erledigen war noch der zu § 9 der Vorlage bereits gestellte, aber bis zur Berathung des § 16 ausgesetzte Antrag des Referenten unter I, soweit derselbe den Fall betrifft, wenn die Ehefrau ein zu ihrem Sondergute gehörendes Erwerbsge| Prot I 7158 schäft mit Ein- | willigung des Ehemannes selbständig betreibt (Prot. S. 7093, 7094). Man war einverstanden, daß, nachdem zum § 16 beschlossen worden sei, daß der Ehemann in einem solchen Falle die Einwilligung zu dem Betriebe des Erwerbsgeschäfts unter dem Ausschlüsse der H a f t u n g des Gesammtguts und seiner persönlichen H a f t u n g für die aus dem Betriebe des Erwerbsgeschäfts entstehenden Verbindlichkeiten der Ehefrau nicht ertheilen könne, die Schlußworte des Antrags: „es sei denn, daß — ertheilt hätte" zu streichen seien, im Uebrigen aber der Antrag, auch insoweit derselbe sich auf den Fall beziehe, wenn die Ehefrau ein zu ihrem Sondergute gehörendes Erwerbsgeschäft mit Einwilligung des Ehemannes selbständig betreibe, vorbehaltlich der mit dem § 1279 der Zusst. in Einklang zu bringenden Fassung, aus denselben Gründen Billigung verdiene, welche zu der Annahme des Antrags in Ansehung des Falles geführt hätten, wenn der Ehemann ein zu seinem Sondergute gehörendes Erwerbsgeschäft betreibe (Prot. S. 7093), und daß demgemäß der § 9 der Vorlage zu ergänzen sei. Anlangend den Fall, wenn die Ehefrau ohne Einwilligung des Ehemannes ein zu ihrem Sondergute gehörendes Erwerbsgeschäft selbständig betreibe, so finde in einem solchen Falle auf den Erwerb der Ehefrau aus den einzelnen Rechtsgeschäften der § 4 der Vorlage in Verbindung mit dem § 1320 der Redaktionsvorlage Anwendung. 490. Sitzung vom 16. 11. 1885, Schriftführer: Ege. | Prot 17159

| Die Berathung der von dem Referenten zu Abschnitt I Titel 3. IV: „Errungenschaftsgemeinschaft" gemachten Vorschläge (mitgetheilt Prot. S. 7062 ff.) wurde fortgesetzt. § 17 dieser Vorschläge lautet: „Auf die Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut und auf den Konkurs über das Vermögen der Ehefrau finden der § 1332 Abs. 1 und der § 1333 Abs. 2 der Redaktionsvorlage Anwendung." Dieser Vorschlag beruht auf dem Vorschlag zu § 21 (Prot. S. 7074, 7075), wonach die Gemeinschaft durch die Rechtskraft des Beschlusses, durch welchen der Konkurs über das Vermögen des Ehemannes eröffnet ist, aufgelöst werden und für diesen Fall die Bestimmung des § 2 7 b der vorl. Zusst. (§ 1347 Abs. 2 der Redaktionsvorlage) Anwendung finden, also nur der Antheil des Ehemannes am Gesammtgute zur Konkursmasse gehören, und die §§ 14, 44 der Konkursordnung zur Anwendung kommen sollen. | Prot 17160 | Für den Fall, daß die hiernach vorgeschlagene ipso jure eintretende Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes abgelehnt würde, schlägt der Referent vor, den § 17 dahin zu ändern: „Auf die Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut und auf den Konkurs über das Vermögen des Ehemannes oder der Ehefrau finden der § 1332 Abs. 1 und der $ 1333 der Redaktionsvorlage Anwendung." 1086

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

H i e r z u waren folgende Anträge gestellt: 1. Seitens des Referenten: Für den Fall, daß in Gemäßheit des eventuellen Antrages zu § 17 beschlossen werden sollte, daß die Gemeinschaft durch die E r ö f f n u n g des Konkurses über das V e r m ö g e n des Ehemannes nicht aufgelöst werde, an geeigneter Stelle folgende Bestimmung a u f z u n e h m e n : „Im Falle des Konkurses über das V e r m ö g e n des Ehemannes kann die Ehefrau die ihr f ü r den Fall der Auflösung der Gemeinschaft nach Maßgabe der §§ 1267 und 1268 der Zusst. sowie des § 1 2 a (über die Errungenschaftsgemeinschaft, Prot. S. 7125) zustehenden Ersatzansprüche der Konkursmasse gegenüber in derselben Art geltend machen, wie wenn die Gemeinschaft durch die E r ö f f n u n g des K o n k u r ses aufgelöst wäre und ist in derselben Art zur Erfüllung der ihr nach Maßgabe des § 12 a obliegenden Ersatzverbindlichkeiten insoweit verpflichtet, als ihr Sondergut oder Vorbehaltsgut dazu ausreicht." | 2 . Die eventuell beantragte Fassung ohne Rücksicht auf den zu § 21 zu fassenden Beschluß anzunehmen. 3. Für den Fall, daß der in erster Linie gestellte Antrag abgelehnt und auch bezüglich des Konkurses über das V e r m ö g e n des Ehemannes der § 1333 der Redaktionsvorlage a u f g e n o m m e n werden wollte, wird folgende Fassung der Bestimmung beantragt: „Wird über das V e r m ö g e n des Ehemannes der Konkurs eröffnet, so hört der Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft mit der M a ß n a h m e auf, daß das Gesammtgut zur Konkursmasse gehört und der Ehefrau in Ansehung des Gesammtgutes nicht das Recht auf Auseinandersetzung und Absonderung zusteht." eventuell den ersten Absatz des § 1333 wörtlich zu wiederholen und beizufügen: „Auf das Sondergut der Ehefrau finden in dem Konkursverfahren dieselben Bestimmungen Anwendung, welche A n w e n d u n g finden würden, wenn die Konkurserö f f n u n g den Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft aufgehoben haben würde." (Würde der in erster Linie beantragte Inhalt des § 21 beschlossen, so w ü r d e der Paragraph seine Stellung wohl besser bei oder in § 21 erhalten.) Bei der Berathung wurde über die drei in dem § 17 enthaltenen Bestimmungen gesondert entschieden.

Planck (Nr 163)

| Prot 17161 Kurlbaum (Nr 157) v. Mandry (Nr 164, 1)

1. Die Bestimmung, daß, wie bei der allgemeinen Gütergemeinschaft (§ 1332 Abs. 1) zur Zwangs- | Vollstreckung gegen das Gesammtgut ein gegen den Ehemann | Prot I 7162 vollstreckbarer Titel erforderlich, aber auch genügend sein solle, wurde wegen der par ratio von der Kommission gebilligt. Einverständniß bestand, daß die in § 1332 der Red.Vorl. Abs. 2, 3 gegebenen speziellen Vorschriften hier ausfallen müßten, weil die Voraussetzungen derselben bei der Errungenschaftsgemeinschaft wegen der Verschiedenheit der Verhältnisse fehlten. 2. Die Bestimmung, daß durch den K o n k u r s über das Vermögen der E h e f r a u das Gesammtgut nicht berührt werde, w u r d e gleichfalls allerseits gebilligt. Es sind in dieser Beziehung dieselben Gründe, wie f ü r die entsprechende Bestimmung bei der allgemeinen Gütergemeinschaft (§ 1333 Abs. 2), maßgebend (vergl. Prot. S. 6877). 3. E r ö f f n u n g des Konkurses über das V e r m ö g e n des Ehemannes. Die Berathung erstreckte sich auch auf die Frage, welcher Einfluß der K o n k u r s e r ö f f n u n g über das V e r m ö g e n des Ehemannes auf den Bestand der Errungenschaftsgemeinschaft beizulegen sei (§ 21 der Vorschläge des Referenten; mitgetheilt Prot. S. 7074, 7075). 1087

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Die Kommission beschloß: D u r c h die E r ö f f n u n g des K o n k u r s e s ü b e r das V e r m ö g e n des E h e m a n n e s w i r d die E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t v o n R e c h t s w e g e n a u f g e h o b e n . D i e E h e f r a u k a n n im K o n k u r s e i h r S o n d e r g u t n a c h den a l l g e m e i n e n G r u n d s ä t z e n , w e l c h e sich d a r a u s e r g e b e n , daß die E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t a u f g e l ö s t ist, r e k l a m i r e n . D a s G e s a m m t g u t fällt d a g e g e n g a n z in die K o n k u r s m a s s e d e s M a n n e s , | Prot 17163 o h n e d a ß d e r E h e f r a u das R e c h t | a u f A u s e i n a n d e r s e t z u n g u n d A b s o n d e r u n g z u steht. D i e F a s s u n g blieb d e r R e d a k t i o n v o r b e h a l t e n . D e r B e s c h l u ß b e r u h t e auf f o l g e n d e n E r w ä g u n g e n : W e n n m a n mit d e m prinzipalen A n t r a g N o . 1 im Falle d e r K o n k u r s e r ö f f n u n g ü b e r d a s V e r m ö g e n des E h e m a n n e s die B e e n d i g u n g d e r E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t k r a f t R e c h t e n s e i n t r e t e n lasse, so s t i m m e d a s überein mit d e r e n t s p r e c h e n d e n V o r s c h r i f t bei d e r V e r w a l t u n g s g e m e i n s c h a f t (§ 1299 Z i f f . 3 d e r Zusst.). Es lasse sich d a f ü r bei d e r auf Vertrag b e r u h e n d e n E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t i n s b e s o n d e r e mit R e c h t g e l t e n d m a c h e n , d a ß d u r c h die K o n k u r s e r ö f f n u n g ü b e r das V e r m ö g e n des E h e m a n n e s eine so s c h w e r w i e g e n d e V e r ä n d e r u n g d e r S a c h l a g e e i n g e t r e t e n sei, d a ß d e r E h e f r a u jedenfalls das Recht e i n g e r ä u m t w e r d e n müsse, die A u f h e b u n g d e r G e m e i n s c h a f t f ü r die Z u k u n f t zu v e r l a n g e n . Viel e i n f a c h e r gestalte sich a b e r das V e r h ä l t n i ß , w e n n m a n an die E r ö f f n u n g des K o n k u r s e s ü b e r d a s V e r m ö g e n des E h e m a n n e s v o n R e c h t s w e g e n die W i r k u n g d e r B e e n d i g u n g d e r G e m e i n s c h a f t k n ü p f e . In A n s e h u n g d e r s o d a n n sich a u f w e r f e n d e n F r a g e , w e l c h e n E i n f l u ß die K o n k u r s e r ö f f n u n g auf das G e s a m m t g u t u n d die R e c h t e d e r E h e f r a u a n d e m s e l b e n ä u ß e r e , so s t ä n d e n sich die Interessen d e r l e t z t e r e n u n d d e r G l ä u b i g e r bei d e r E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t viel s c h ä r f e r g e g e n ü b e r als bei d e r a l l g e m e i n e n G ü t e r g e m e i n s c h a f t . G e b e m a n d e r E h e f r a u d a s R e c h t auf A u s e i n a n d e r s e t z u n g u n d A b s o n d e r u n g , so k ö n n e die E h e f r a u bei d e r A u s e i n a n d e r s e t z u n g v e r l a n g e n , d a ß diejenig e n G e s a m m t g u t s v e r b i n d l i c h k e i t e n , w e l c h e im V e r h ä l t n i ß u n t e r d e n E h e g a t t e n n i c h t d e m G e s a m m t g u t , s o n d e r n d e m E h e m a n n e z u r Last fallen, v o n d e r B e f r i e d i | Prot 17164 g u n g aus d e m G e s a m m t g u t e ausgeschlossen | w e r d e n (vergl. P r o t . S. 6 8 1 5 f f . , 6 8 2 0 ff.). S o l c h e G e s a m m t g u t s g l ä u b i g e r seien a b e r bei d e r E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t viel z a h l r e i c h e r , als bei der a l l g e m e i n e n G ü t e r g e m e i n s c h a f t , w i e sich s c h o n d a r a u s e r g e b e , d a ß z w a r bei ersterer (§§ 16, 19 Abs. 2 Z i f f . 2 ; S. 7070 f f . ) , nicht a b e r bei d e r a l l g e m e i n e n G ü t e r g e m e i n s c h a f t (§§ 1331, 1339 d e r R e d a k t i o n s v o r l a g e ) die aus d e r Z e i t v o r d e m E i n t r i t t d e r G e m e i n s c h a f t h e r r ü h r e n d e n V e r b i n d l i c h k e i t e n des E h e m a n n e s in d e r Regel solche seien, w e l c h e im V e r h ä l t n i ß d e r E h e g a t t e n zu e i n a n d e r n i c h t d e m G e s a m m t g u t e , s o n d e r n d e m E h e m a n n e z u r Last fallen. W ä h r e n d also d u r c h eine solche R e g e l u n g hier n o c h m e h r als bei d e r allgemeinen G ü t e r g e m e i n s c h a f t das Interesse d e r E h e f r a u g e w a h r t w e r d e , i n s o f e r n sie n a c h W e g w e i s u n g d e r b e z e i c h n e t e n G l ä u b i g e r v o n d e r B e f r i e d i g u n g aus d e m G e s a m m t g u t e ö f t e r u n d e h e r n o c h e i n e n T h e i l ihrer H ä l f t e des G e s a m m t g u t e s r e t t e n w ü r d e , sei a n d e r e r s e i t s klar, d a ß in F o l g e dieses U m s t a n d e s das I n t e r e s s e z a h l r e i c h e r G l ä u b i g e r g e f ä h r d e t w e r d e , i n d e m sie n i c h t z u r B e f r i e d i g u n g g e l a n g e n w ü r d e n . D a s I n t e r e s s e d e r G l ä u b i g e r m ü s s e a b e r hier als das ü b e r w i e g e n d e v o r d e m j e n i g e n d e r E h e f r a u b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n . D i e s e r R ü c k s i c h t w e r d e in U e b e r e i n s t i m m u n g mit d e r T e n d e n z d e r n e u e n G e s e t z g e b u n g , i n s b e s o n d e r e d e r K o n k u r s o r d n u n g , die F r a u n i c h t v o r d e n G l ä u b i g e r n z u b e v o r z u g e n , die g e b ü h r e n d e R e c h n u n g g e t r a g e n , w e n n m a n t r o t z d e r ipso j u r e e i n t r e t e n d e n B e e n d i g u n g der E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t das g a n z e G e s a m m t g u t in die K o n k u r s m a s s e fallen lasse, d e r F r a u also d a s R e c h t auf A u s e i n a n d e r s e t z u n g u n d A b s o n d e r u n g in A n s e h u n g des G e s a m m t g u t e s d e r K o n k u r s m a s s e | Prot I 7165 g e g e n ü b e r n i c h t gebe. H i e r - 1 f ü r lasse sich a u c h , a b g e s e h e n v o n d e r B e r e c h t i g u n g 1088

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

des mehr formalen Gesichtspunktes, daß die Beendigung der Gemeinschaft erst durch die Rechtskraft des Beschlusses über die Eröffnung des Konkurses eintrete, zur Zeit der Eröffnung des Konkurses die Gemeinschaft in der That noch bestehe und deshalb das Gesammtgut nach Maßgabe des § 1333 der Redaktionsvorlage in die Konkursmasse fallen müsse, mit gutem Grund geltend machen, daß bei der Errungenschaftsgemeinschaft in der Regel der Erwerb, also das Gesammtgut, von der Thätigkeit des Ehemannes, zumal in den häufigen Fällen, wo derselbe irgend ein Erwerbsgeschäft betreibe, herrühre und daß sein Sondergut in Folge seiner Verwaltung und Thätigkeit viel häufiger und umfassender in das Gesammtgut aufgehen werde, als dies mit dem Sondergut der Ehefrau der Fall sei, daß also der Ehefrau mit dem Rechte auf Auseinandersetzung und Absonderung in der That in zahlreichen Fällen zum Nachtheile der Gläubiger des Ehemannes ein diesen vorgehendes Recht auf einen Antheil an dem vom Ehemanne herrührenden Vermögen gegeben würde. Gegen den Beschluß lasse sich auch nicht anführen, daß die Ehefrau hiernach dulden müsse, daß die alten Gläubiger des Ehemannes, obwohl sie im Verhältniß der Ehegatten unter einander regelmäßig als Gläubiger des Ehemannes anzusehen seien, doch aus dem Gesammtgute befriedigt würden. Denn die Ehefrau müsse auch außerhalb des Konkurses den Angriff des Gesammtgutes durch diese Gläubiger im Wege der Zwangsvollstreckung dulden, und die Eröffnung des Konkurses sei doch in dieser Beziehung nur der an die Stelle der Zwangsvollstreckung bei Zahlungs-| Unfähigkeit des Schuldners tretende gesetzlich vorgeschriebene Weg, um | Prot 17166 die gleichmäßige Befriedigung aller Gläubiger zu sichern, solle aber nicht zu einer Bevorzugung der Ansprüche der Ehefrau führen. Während nach dem gefaßten Beschlüsse die Ehefrau ihren Antheil am Gesammtgute verliere, soweit nicht etwa nach Befriedigung der Gläubiger ein Ueberschuß verbleibe, entstehe für sie natürlich zufolge der Beendigung der Gemeinschaft der Anspruch auf Herausgabe ihres Sondergutes nach Maßgabe der Bestimmungen der Konkursordnung über die Aussonderung. In Folge der Beendigung der Gemeinschaft würden aber auch diejenigen aus der Nutznießung und Verwaltung des Ehemannes am Sondergut der Ehefrau entstandenen Ansprüche der letzteren gegen den Ehemann fällig, deren Befriedigung nach den gefaßten Beschlüssen erst nach Beendigung der Nutznießung und Verwaltung, bezw. der Gemeinschaft verlangt werden könnte, ohne daß es nöthig wäre, diese Konsequenz im Gesetze selbst auszusprechen. Es verstehe sich von selbst, daß sie diese Ansprüche als Konkursgläubigerin geltend zu machen habe. Eine nebensächliche, erst bei der Berathung des § 21 der Vorlage zu entscheidende Frage sei hierneben die, ob der Frau das Recht, die Wiederherstellung der durch den Konkurs über das Vermögen des Ehemannes beendigten Gemeinschaft zu verlangen, eingeräumt werden müsse. Durch den gefaßten Beschluß, welcher allerdings eine durch das überwiegende Interesse der Gläubiger gebotene positive Bestimmung gebe, werde das aus der Eröffnung des Konkurses über das | Vermögen des Ehemannes sich ergebende Ver- |Prot 17167 hältniß endlich einfacher gestaltet und gelöst, als wenn man nach dem eventuellen Antrage No. 3 nicht die Beendigung der Gemeinschaft an die Konkurseröffnung knüpfe, sondern der Frau nur das Recht, die Beendigung der Gemeinschaft zu verlangen, einräume, daneben ihr aber, ohne Rücksicht darauf, ob sie die Beendigung wirklich verlangt habe oder nicht, das Recht der Reklamation ihres Sondergutes gerade so geben würde, wie wenn die Gemeinschaft durch die Konkurseröffnung aufgelöst worden wäre. 1089

§§ 1519-1548

v. Mandry (Nr 159, 1)

Kurlbaum (Nr 160)

| Prot 17168

Kurlbaum (Nr 161)

| Prot I 7169

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Die Berathung wandte sich hierauf dem § 18 der Vorlage zu. Derselbe ist mitgetheilt Prot. S. 7072. Folgende Anträge lagen vor: 1. im ersten Absätze zu bestimmen: )v _ . w i e wenn das Gesammtgut und das Sondergut der Ehefrau dem Ehemanne gehörte . . . " im zweiten Absätze die W o r t e zu streichen: „. . . Sonderguts oder . . . " 2. § 18 „Die auf Gesetz beruhenden Ansprüche der Verwandten des Ehemannes u n c j d e r Ehefrau auf Gewährung des Unterhaltes und einer Ausstattung sind, soweit das Gesammtgut zur Gewährung des Unterhaltes und der Ausstattung ausreicht, so zu beurtheilen, wie wenn dem Ehemanne dessen Sondergut und Vorbehaltsgut nicht, das Gesammtgut aber ganz gehörte und die Verwandten der Ehefrau zu dem Ehemanne in demselben Verwandtschaftsverhältnisse | sich befänden, in welchem sie zu der Ehefrau sich befinden. Durch die Bestimmungen des ersten Absatzes werden die Ansprüche nicht berührt, welche die Verwandten des Ehemannes oder der Ehefrau wegen eines dem Ehemanne oder der Ehefrau gehörenden Sonderguts oder Vorbehaltsguts zustehen." Als Abs. 3 zuzusetzen: „Dem Ehemanne ist, soweit die im ersten Absätze bestimmte Verbindlichkeit reicht, für das, was er aus seinem Sondergute oder Vorbehaltsgute geleistet hat, aus dem Gesammtgute Ersatz zu leisten." Die mit dem Antrag No. 2 vorgeschlagene Fassung des ersten Absatzes wurde v o n J e m Urheber folgendermaßen berichtigt: „Die auf Gesetz beruhenden Ansprüche der Verwandten des Ehemannes und der Ehefrau auf Gewährung des Unterhaltes und einer Ausstattung sind, soweit das Gesammtgut in Betracht kommt, so zu beurtheilen, wie wenn das Gesammtgut dem Ehemanne gehörte und die Verwandten der Ehefrau zu dem Ehemanne in demselben Verwandtschaftsverhältnisse sich befänden, in welchem sie zu der Ehefrau sich befinden." Der Antrag No. 1 wurde im Laufe der Debatte von seinem Urheber zu Gunsten des Antrages No. 2 zurückgezogen. Das Ergebniß der Berathung war folgendes: 1. Man erwog: Im § 18 werde der Inhalt des § 1335 der Redaktionsvorlage, | unter Absehen von der Ausstattungspflicht (vergl. § 19 Ziff. 4 der Vorlage, S. 7073), auf die Errungenschaftsgemeinschaft übertragen, davon ausgehend, daß nur die Unterhaltspflicht eine Gemeinschaftsverbindlichkeit sei, weil sie, nicht aber die Ausstattungspflicht, regelmäßig aus den Einkünften bestritten werde, und daß dieselben Gründe, welche nach § 1335 bei der allgemeinen Gütergemeinschaft dazu geführt hätten, hinsichtlich der Frage, ob der Ehemann zur Gewährung des Unterhaltes fähig sei (Entw. § 291), nicht zwischen seinem Vorbehaltsgut und dem Gesammtgut zu unterscheiden, auch dazu führen müßten, bei der Errungenschaftsgemeinchaft keine Trennung des Sondergutes des Ehemannes und des Gesammtgutes eintreten zu lassen, indem während bestehender Ehe eine solche Trennung und somit eine Auseinandersetzung zwischen dem Sondergut und Gesammtgut vermieden werden müsse. Dieser Standpunkt führe aber zu einer Gefährdung des Ehemannes für den Fall, daß solche Verwandte der Ehefrau mit dem Unterhaltsanspruch gegen den Ehemann aufträten, welche nach dem Entwürfe (§ 291 Abs. 2) auch Anspruch auf Unterhalt 1090

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

aus der Substanz des Vermögens des Unterhaltspflichtigen hätten, insbesondere dann, wenn kein Sondergut der Ehefrau, | auch kein Gesammtgut, wohl aber ein | Prot 17170 Sondergut des Ehemannes vorhanden sei, indem solchenfalls der Mann genöthigt werden könnte, den bezeichneten Verwandten seiner Frau den Unterhalt aus der Substanz seines Sonderguts zu gewähren. Dieser keineswegs annehmbaren Konsequenz begegne der Antrag No. 2 in seiner berichtigten Fassung. Derselbe regele überhaupt das Verhältniß in einer allen Anforderungen gerechten und billigen Weise. Bei Prüfung der Fähigkeit des Ehemannes zur Gewährung des Unterhaltes dürfe zu Grunde gelegt werden, nur das Gesammtgut, dessen Ertrag, die Nutzungen der beiderseitigen Sondergüter und der beiderseitige Erwerb. Daneben könnten Verwandte des Ehemannes, sofern ihnen ein Anspruch auch auf Gewährung des Unterhalts aus der Substanz des Vermögens zustehe, solchen gegen die Substanz des Sondergutes des Ehemannes verfolgen, wie andererseits Verwandte der Ehefrau in gleicher Lage sich an die Substanz des Sondergutes der Ehefrau halten könnten. Was hiernach von der Substanz des Sondergutes gelte, müsse selbstverständlich auch von dem Vorbehaltsgut, einschließlich der Nutzungen aus demselben, gelten. Aus diesen Erwägungen beschloß die Kommission, indem sie zunächst die Ausstattungspflicht außer Betracht ließ, in Ansehung der Unterhaltspflicht, sachlich den Antrag No. 2 Absatz 1 anzunehmen. Die Fassung desselben erachtete man aber nicht f ü r ganz klar, war vielmehr der Ansicht, es müsse der Gedanke zum klaren Ausdruck kommen, daß den Verwandten der Ehefrau gegenüber die Substanz des Sondergutes des Ehemannes und sein Vorbehaltsgut nicht in Betracht kämen. Die Fassung blieb der Redaktion vorbehalten, welcher insbesondere anheimgegeben wurde, anstatt „Substanz" des Sonder- | gutes einen anderen passenden Ausdruck, | Prot 17171 etwa nach Anleitung des § 980 Ziff. 1 K.E. (vergl. § 1270 Ziff. 1 der Zusst.) die Bezeichnung „Stamm des Sondergutes" zu wählen. 2. In dem Antrag N o . 2 wird ferner die Weglassung der in der Vorlage stehenden Worte „Sofern die Ansprüche den Verwandten der Ehefrau zustehen" vorgeschlagen, weil die Fiktion, daß die Verwandten der Ehefrau Verwandte des Ehemannes seien, nicht bloß, wie mißverständlich angenommen werden könnte, dem letzteren gegenüber, sondern auch gegenüber den Verwandten desselben gelte. Der Vorschlag wurde der Prüfung bei der Redaktion überwiesen, bei welcher befunden werden soll, ob die beantragte Streichung hier und in Konsequenz dessen auch in 5 1335 der Red.Vorl. erforderlich sei. 3. Der Antrag No. 2, soweit er auf Einschaltung der Worte „des Ehemannes oder" im zweiten Absätze gerichtet ist, wurde sachlich gebilligt. Es herrschte jedoch Einverständniß, daß die Aufnahme des Zusatzes von der Redaktion des ersten Absatzes abhänge. 4. Der Antrag No. 2 Abs. 3 wurde abgelehnt. Man erachtete den Inhalt, soweit er richtig sei, als selbstverständlich, weil die in dem ersten Absätze bestimmte Verbindlichkeit zur Gewährung des Unterhaltes eine Gesammtgutsverbindlichkeit sei, welche auch im Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last falle. 5. Durch den Beschluß zu § 11 der Vorlage ist unter Anderem der § 1285 der Zusst. (mitgetheilt S. 7103) auf das Sondergut der Ehefrau für anwendbar erklärt worden (vergl. S. 7122 ff.). Die Mehrheit war der Ansicht, daß dieser Beschluß sich nicht mehr halten lasse, weil nach dem Beschlüsse zu Abs. 1 die Nutzungen aus dem Sondergut der Ehefrau schon bei dem Ansprüche auf Unterhalt gegen den Ehe1091

§ § 1519— 1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

| Prot I 7172 mann | aus dem Gesammtgut in Berechnung kämen. Es wurde demgemäß die Streichung des § 1285 in dem § 11 beschlossen. 6. Wie bemerkt, läßt die Vorlage die Ausstattungspflicht hier ganz außer Betracht. Die Kommission war der Ansicht, daß die hierfür aus den Motiven S. 977 ff. zu entnehmenden Gründe nicht ausschlaggebend seien, daß vielmehr nach der Gestaltung, welche der § 18 durch die Beschlüsse zu demselben erhalten habe, und nach dem Vorgange des § 1335 der Red.-Vorl. hier die Ausstattungspflicht neben der Unterhaltspflicht zu erwähnen und den vorausgegangenen Beschlüssen zu § 18 zu unterwerfen sei. Demgemäß wurde der Antrag No. 2, soweit er auf Einschaltung der Worte „und einer Ausstattung" in Absatz 1 gerichtet ist, angenommen. 7. Der dritte Absatz der Vorlage § 18 blieb unbeanstandet. Hierauf wurde § 19 der Vorlage zur Berathung gestellt. Derselbe lautet: „Die Gesammtgutsverbindlichkeiten (insbesondere auch diejenigen Verbindlichkeiten des Ehemannes gegenüber der Ehefrau, welche auf Grund der demselben an dem Sondergut der Ehefrau zustehenden ehelichen Nutznießung und Verwaltung entstanden sind), fallen auch in dem Verhältniß der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last. Folgende Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen jedoch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute, sondern demjenigen Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstanden sind: | Prot I 7173

| 1. Die Verbindlichkeiten eines Ehegatten, welche aus einem auf das Vorbehaltsoder Sondergut desselben sich beziehenden Rechtsverhältnisse entstanden sind, jedoch mit Ausnahme der im § 1270 Abs. 1 der Zusst. und im § 12 Abs. 1 (vergl. S. 7067) bezeichneten Lasten des Sondergutes; 2. Die vor dem Eintritte der Gemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten des Ehemannes mit Ausnahme der in $ 12 Abs. 1 bezeichneten Lasten des Sondergutes; 3. Die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche aus einer während des Bestehens der Gemeinschaft von demselben begangenen unerlaubten Handlung oder dem durch eine solche herbeigeführten Strafverfahren entstanden sind; 4. Die gesetzliche Verbindlichkeit des Ehemannes zur Gewährung einer Ausstattung. Soweit jedoch der Ehemann mit Einwilligung der Ehefrau eine Ausstattung an gemeinschaftliche Töchter aus dem Gesammtgute gegeben hat, ist er demselben dafür Ersatz zu leisten nicht verpflichtet.

5. Die Verbindlichkeiten, welche aus einem Rechtsstreite über eine der unter 1 bis 4 bezeichneten Verbindlichkeiten entstanden sind, soweit sie nicht zu den in § 1270 Abs. 1 der Zusst. und in § 12 Abs. 1 bezeichneten Lasten des Sondergutes gehören." Hierzu waren folgende Anträge gestellt: v. Mandry 1. in Ziff. 2, Ziff. 3, Ziff. 4 Abs. 1 zu setzen statt: „des Ehemannes": „eines Ehe(Nr 159, 2)

Kurlbaum (Nr 160) | Prot I 7174

gatten

«.

2. Absatz 1. Die eingeklammerten Worte weg- | zulassen. Abs. 2 No. 1: Die W o r t e „jedoch pp." wegzulassen. ^ s . 2 Nc>. 2: Die W o r t e „mit Ausnahme pp." wegzulassen. Abs. 2 No. 4 zu streichen. Abs. 2 No. 5 zu streichen. Abs. 2 No. 6 neu: 1092

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§ § 1519—1548

„Die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche auf Grund der Nutznießung und Verwaltung des Sondergutes der Ehefrau dieser gegenüber entstanden sind, soweit nicht das Gesamtgut bereichert worden ist." Abs. 2 zuzusetzen: „Zu 1 bis 4, 6 mit Einschluß der Verbindlichkeiten, welche aus einem Rechtsstreite über die bezeichneten Verbindlichkeiten entstanden sind." Abs. 3 neu: „Die nach dem § 12 dem Gesammtgute zur Last fallenden Lasten und Kosten des Sondergutes eines der Ehegatten, fallen, soweit sie nicht aus dem Gesammtgute berichtigt werden können, dem Ehegatten zur Last, welchem das Sondergut gehört." 3. Zu Ziffer 1, Fassung vorbehalten, hinzuzufügen, daß die Verbindlichkeiten v.Weber der Ehefrau aus einem von ihr mit (unbeschränkter) Einwilligung oder Genehmi- (Nr 162, 1) gung des Ehemannes selbständig betriebenen Erwerbsgeschäfte, nur soweit das Gesammtgut zur Deckung derselben nicht ausreicht, der Ehefrau zur Last fallen. Der Antrag No. 1 wurde in Folge der in der letzten Sitzung zu $ 16 gefaßten Be- | Prot I 7175 schlüsse (Prot. S. 7149 ff.) zurückgezogen. Der § 19 wurde absatzweise bezw. nach den einzelnen Nummern des zweiten Absatzes berathen. Zu Absatz 1 (vergl. § 1339 Abs. 1 der Zusst.) wurde beschlossen, die eingeklammerten Worte „(insbesondere auch — entstanden sind)" zu streichen. Man erwog, daß die fraglichen Worte an sich lediglich eine Konsequenz aus dem Charakter der betreffenden Verbindlichkeiten als Gesammtgutsverbindlichkeiten aussprechen. Diese Konsequenz zu ziehen, könne man füglich der Rechtswissenschaft überlassen, wenn die Kommission nicht mit dem Antrag N o . 2 diese Verbindlichkeiten für solche erklären sollte, welche in dem Verhältnisse unter den Ehegatten dem Ehemann zur Last fallen. Die Beschlußfassung über diesen Antrag müsse vorbehalten bleiben. Im Uebrigen wurde Abs. 1 genehmigt. Absatz 2. Der Eingang, welcher sich der Fassung des § 1339 Abs. 2 der Red.Vorl. im Eingang anschließt, wurde angenommen. Zu Z i f f . 1 (vergl. § 1339 Ziff. 2 der Red.-Vorl.) wurde zunächst der auf Weglassung der Worte „jedoch mit Ausnahme pp." und auf Aufnahme eines neuen dritten Absatzes, betreffend die Tragung der Lasten und Kosten des Sondergutes eines der Ehegatten, gerichtete Antrag No. 2 abgelehnt. Es wurde erwogen: Die in Ziff. 1 von der Regel, daß Gesammtgutsverbindlichkeiten auch im Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last fallen, vorgeschlagene Ausnahme sei im Anschluß an die entsprechende Bestimmung des § 1339 der Red.-Vorl. zu billigen. Die mit den Worten „jedoch pp." vorgeschlagene Ausnah- | me von dieser Regel entspreche durchaus den Beschlüssen zu | Prot I 7176 §§ 16, 12 der Vorlage. Die Annahme des Antrages würde aber eine Durchbrechung des bisher ausnahmslos festgehaltenen Grundsatzes, daß die Ehefrau an der ehelichen Einbuße nicht Theil nehmen dürfe, zur Folge haben. Ein Grund, hiervon in Ansehung der in Frage stehenden Verbindlichkeiten und Lasten abzuweichen, liege nicht vor. Vielmehr müßten dieselben von der Gemeinschaft getragen werden, da die Verwaltung der Sondergüter für die Gemeinschaft und für deren Rechnung erfolge, und es nach dem Wesen der Errungenschaftsgemeinschaft überdies rücksichtlich der Frage, wer jene Lasten zu tragen habe, auch nicht darauf ankommen könne, wieviel in die Gemeinschaft aus den Erträgnissen der beiderseitigen Sondergüter fließe. Zudem würde nach dem beantragten und abgelehnten dritten Absatz 1093

§ § 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

unter den Eheleuten rückwärts untersucht werden müssen, wieweit der Ehemann die Lasten und Kosten des Sondergutes aus dem Gesammtgute hätte zahlen können, womit eine Aufgabe gestellt würde, welche kaum löslich wäre und zu den größten Streitigkeiten führen müßte. Der Antrag No. 3 bezweckt zweierlei: einmal will er, weil dem Wortlaut der Ziff. 1 gemäß mißverständlich angenommen werden könnte, daß hierunter auch Verbindlichkeiten der Ehefrau aus einem von ihr mit Einwilligung oder Genehmigung des Ehemannes selbständig betriebenen, zu ihrem Sondergute gehörenden Erwerbsgeschäfte fielen, klarstellen, daß solche Verbindlichkeiten an sich volle Gesammtgutsverbindlichkeiten sind; andererseits aber will er dies doch nur insoweit | Prot I 7177 anerkannt wissen, als solche Verbindlichkeiten das Gesammtgut nicht | übersteigen; soweit dieselben das Gesammtgut übersteigen, sollen sie der Ehefrau zur Last fallen. In der erstgenannten Richtung bestand Einverständniß, daß dem erwähnten, allerdings zu befürchtenden Mißverständniß durch einen der Ziff. 1 beizufügenden Zusatz, dessen Fassung der Redaktion überlassen blieb, begegnet werden müsse, indem solche Schulden der Ehefrau volle Gesammtgutsverbindlichkeiten seien, weil auch der Erwerb aus einem von der Ehefrau mit Einwilligung des Ehemannes betriebenen Erwerbsgeschäft nach den Beschlüssen zu den § 16, 9 der Vorlage in das Gesammtgut falle (Prot. S. 7149 ff.; 7093 ff.). Dasselbe gelte nach den Beschlüssen zu §§9, 12 aber auch von den Verbindlichkeiten des Ehemannes aus dem Betrieb eines zu seinem Sondergut gehörenden Erwerbsgeschäftes. Das erwähnte Mißverständniß sei auch in Ansehung dieser Verbindlichkeiten möglich, weshalb der beschlossene Zusatz auch auf solche sich mit zu beziehen habe. In der zweitgenannten Richtung wurde der Antrag von der Kommission abgelehnt. Die Mehrheit war der Ansicht: Wenn auch daraus, daß die in Rede stehenden Verbindlichkeiten volle Gesammtgutsverbindlichkeiten seien, nach dem Beschlüsse zu § 16 der Vorlage folge, daß der Ehemann f ü r dieselben ohne Regreß gegen die Ehefrau neben derselben persönlich hafte, so dürfe das Temperament dagegen doch nicht mit dem Antrag darin gesucht werden, daß, insoweit jene Verbindlichkeiten das Gesammtgut übersteigen, die Ehefrau solche zu tragen habe, womit der Ehefrau die Einbuße zur Last gelegt würde. Vielmehr liege der nöthige Schutz für den | Prot 17178 Ehemann in seinem Rechte, | gegen den Betrieb des Erwerbsgeschäftes durch die Ehefrau Einspruch zu erheben oder die ertheilte Einwilligung zurückzunehmen (§ 1279). W e n n und solange aber der Ehemann in den Betrieb des Geschäftes durch die Ehefrau einwillige, müsse er auch die Konsequenz, daß die hieraus entstehenden Verbindlichkeiten der Ehefrau Gesammtgutsverbindlichkeiten werden, voll auf sich nehmen. Das Erwerbsgeschäft werde solchenfalls von der Ehefrau f ü r Rechnung der Gemeinschaft betrieben, der Erwerb aus demselben falle unbeschränkt in die Gemeinschaft und der Ehemann könne über diesen Erwerb verfügen. Also müsse auch in Ansehung der aus dem Geschäfte entstehenden Verbindlichkeiten das Erwerbsgeschäft der Ehefrau gerade so wie ein Erwerbsgeschäft des Ehemannes angesehen werden. Hiernach ist die Ziff. 1 mit Beifügung des oben erwähnten Zusatzes genehmigt. Z i f f . 2 wurde, nachdem der auf Streichung der Worte „mit Ausnahme der — Sondergutes" gerichtete Antrag zufolge der Ablehnung des ähnlichen Streichungsantrags zu Ziff. 1 zurückgezogen worden, nicht beanstandet. Z i f f . 3 wurde gleichfalls von der Kommission gebilligt. Z i f f . 4 kommt in Folge der zu § 18 gefaßten Beschlüsse (S. 7171) in Wegfall. Z i f f . 5 wurde, unter Ablehnung des Antrags N o . 2 auf Streichung und Beifügung eines dieser Ziffer entsprechenden Zusatzes zu Absatz 2, angenommen. Man erach1094

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

tete die durch den Antrag bezweckte Verdeutlichung f ü r entbehrlich, dieselbe aber auch durch die Annahme des Antrages nicht für erreicht. | Schließlich wurde der Antrag No. 2 angenommen, soweit er auf Beifügung einer weiteren Ziffer unter Absatz 2 des Inhaltes gerichtet ist: Die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche auf Grund der Nutznießung und Verwaltung des Sondergutes der Ehefrau dieser gegenüber entstanden sind, soweit nicht das Gesammtgut bereichert worden ist. Durch diesen Beschluß gewinnt die Streichung der eingeklammerten Worte im Abs. 1 die Bedeutung, daß die daselbst bezeichneten Verbindlichkeiten im Verhältniß der Ehegatten unter einander dem Ehemanne zur Last fallen, soweit nicht das Gesammtgut bereichert worden ist. Der Beschluß beruht auf der Erwägung: Verbindlichkeiten des Ehemannes gegen die Ehefrau entständen auf Grund der Nutznießung und Verwaltung des Sondergutes derselben nach den Kommissionsbeschlüssen einmal, wenn der Ehemann bei der Verwaltung der Einkünfte des Sondergutes sich eine fraus im Sinne des § 1336 der Redaktionsvorlage zu Schulden kommen lasse, sowie, wenn er, soweit es sich um die Substanz des Sondergutes handele, die diligentia in concreto vernachlässige. Es entspreche der Gerechtigkeit und dem Grunde und Wesen dieser Verbindlichkeiten, daß nicht nur die ersteren, sondern auch die letztgenannten Verbindlichkeiten im Verhältnisse der Ehegatten unter einander nicht dem Gesammtgute, sondern dem Ehemanne zur Last gelegt würden. Nur auf diese Weise werde die Verantwortlichkeit des Ehemannes, wo sie bestehe, zur Wahrheit gemacht, während, falls diese Verbindlichkeiten nach dem Vorschlage im § 19 volle Gesammtgutsverbindlichkeiten blieben (Motive S. 797 f.), dieselben | ganz dem Gesammtgute, also zur Hälfte der Ehefrau zur Last fallen würden. Materiell handele es sich hier um Verbindlichkeiten, welche zwischen Ehemann und Ehefrau direkt entstehen und bestehen; für welche deshalb auch der Ehemann der Ehefrau zum ganzen Betrag aufkommen müsse, wenn dieselben auch zunächst nach den beschlossenen Prinzipien als Gesammtgutsverbindlichkeiten aufzufassen seien. Habe der Ehemann sie aus dem Gesammtgut getilgt, so müsse er demnach demselben voll Ersatz leisten. Zur Berathung gelangte noch § 20 der Vorlage (mitgetheilt Prot. S. 7074). Hierzu waren die Anträge gestellt: 1. Den § 20 zu streichen und statt dessen in § 14 (der Vorlage, mitgetheilt Prot. S. 7068 — 7070) auf den § 1340 der Red.-Vorl. zu verweisen. 2. Den § 20 zu fassen: „Die Vorschriften des § 1340 der Red.-Vorl. finden entsprechende Anwendung." und im § 1340 der Red.-Vorl. hinter dem Worte „Vorbehaltsgut" jedesmal einzuschalten „oder Sondergut". Es wurden folgende Beschlüsse gefaßt: Der § 20 der Vorlage überträgt den § 1340 der Redaktionsvorlage über die allgemeine Gütergemeinschaft auf die Errungenschaftsgemeinschaft mit Ausdehnung der Vorschrift im zweiten Absatz auf das Sondergut der Ehefrau. Es beruht nicht auf sachlichen, sondern nur auf zufälligen Gründen, daß in § 20 der Ersatzansprüche des Ehemannes aus dem Gesammtgut keine Erwähnung geschieht. Die Vorlage bezweckt in der That wie der Antrag No. 2, die ganze Anwendung des § 1340 der Red.-Vorl. auf die Errungenschaftsgemeinschaft mit der bezeichneten Ausdehnung des zweiten | Absatzes. Der Antrag No. 1 verfolgt dagegen die Intention, daß auf das Sondergut der Ehefrau die Bestimmung des zweiten Absatzes des § 1340 der Red.-Vorl. nicht 1095

I Prot 17179

I Prot I 71 £

v. Mandry (Nr 159, 3) Kurlbaum (Nr 160)

fProt I 7 1 8 1

§ § 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Ubertragen werden solle, wofür geltend gemacht wurde: Durch Anwendung des § 1340 Abs. 2 auf das Sondergut der Ehefrau ergebe sich eine dem Wesen der Errungenschaftsgemeinschaft widersprechende Differenz in der Behandlung der beiderseitigen Sondergüter. Der Grund, welcher zu der besonderen Behandlung einer Ersatzverbindlichkeit der Ehefrau aus ihrem Vorbehaltsgut an das Gesammtgut bei der allgemeinen Gütergemeinschaft geführt habe, daß nämlich hierbei im Vorbehaltsgut der Ehefrau ein völlig selbständiges Vermögen der Ehefrau vorhanden sei, treffe auf das Sondergut der Ehefrau bei der Errungenschaftsgemeinschaft nicht zu. Hierzu komme, daß die Nutzungen aus dem Sondergut der letzteren, gleichwie diejenigen aus dem Sondergut des Ehemannes in das Gesammtgut fielen, woraus die Nothwendigkeit der gleichen Behandlung beider Sondergüter in der vorliegenden Frage folge. Die Kommission lehnte den Antrag N o . 1 ab und nahm den § 20 der Vorlage mit (der) durch den Antrag No. 2 bezweckten, oben bezeichneten Ergänzung nach Maßgabe des § 1340 der Red.-Vorl. an. Die Kommission vermochte sich von der Richtigkeit der für den abgelehnten Antrag angeführten Gründe nicht zu überzeugen. Sie erwog insbesondere: Derjenige Grund, welcher für die Aufnahme der Vorschrift des § 1340 Abs. 2 in erster Linie maßgebend gewesen sei, daß nämlich der Ehemann sein Vorbehaltsgut und das Gesammtgut in seiner Hand vereinigt habe (Prot. S. 6756 ff.), wonach er unmöglich | Prot I 7182 gegen sich selbst einen Anspruch erheben könne, | treffe zwar auch für sein Sondergut, nicht aber für das Sondergut der Ehefrau zu. Soweit es sich um letzteres handele, stehe die Ehefrau als dritte Person dem Gesammtgut in der vorliegenden Frage gegenüber. Hierzu komme, daß der Ehemann sehr wohl in der Lage sein könne, den sofortigen Ersatz aus dem Sondergut zu Verwaltungszwecken zu bedürfen. Auf die von einer Seite gegebene Anregung wurde konstatirt, daß durch die Vorschrift des § 20, indem sie den § 1340 Abs. 2 der Red.-Vorl. anziehe, nur bestimmt werden solle, die in § 1340 Abs. 1 gegebene Stundungsvorschrift greife zu Gunsten des Sondergutes der Ehefrau nicht Platz, während selbstverständlich die Ehefrau auf eine aus anderen gesetzlichen Bestimmungen sich ergebende Hinausschiebung der Erfüllung des Ersatzanspruches gegen ihr Sondergut (zu vergl. § 987 K.E.) sich berufen könne. Soweit in dem Antrage No. 2 die Ergänzung des § 1340 der Red.-Vorl. angeregt ist, wurde die Beschlußfassung vorbehalten bis zur Berathung darüber, welche Bestimmungen über das bei der Errungenschaftsgemeinschaft vorhandene Sondergut auf die allgemeine Gütergemeinschaft, falls bei derselben ein Sondergut vorkomme, Anwendung finden sollen.

491. Sitzung vom 18. 11. 1885, Schriftführer: Ege | Prot 17183

| Die Berathung des Entwurfes des Familienrechtes, zunächst der von dem Redaktor zu Abschnitt I, Titel 3 IV „Errungenschaftsgemeinschaft" gemachten Vorschläge wurde fortgesetzt. Die Berathung war in letzter Sitzung bei § 21 dieser Vorschläge stehen geblieben. Derselbe ist Prot. S. 7074, 7075 mitgetheilt. Es lagen hierzu die Anträge vor: v. Weber 1. a) im zweiten Absätze zu dem Zitate des § 1300 hinzuzufügen „No. 1, 3 und (Nr 162, 2) 4"; b) im dritten Absätze statt des Zitats bloß des § 1303 zur Zusst. die Anwendung der„§§ 1301 bis 1304" vorzuschreiben; 1096

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

c) dem dritten Absätze hinzuzufügen: daß § 1303 mit der Maßgabe Anwendung finde, daß die Bestimmung des zweiten Satzes des ersten Absatzes auch für das Vorbehaltsgut des Ehemannes Platz greife. | 2. den Absatz 3 zu fassen: |Prot I 7184 „Die Vorschriften der §§ 1301, 1303, 1304 der Zusst. finden entsprechende An- Kurlbaum Wendung." 2 (Nr 161, 2) (im Anschluß an den letzten Satz des 2. Abs., welcher als besonderer Abs. zu gestalten.) Es wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Nach dem Standpunkte der Vorlage Abs. 1, 2 soll bezüglich der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft Alles Dasjenige gelten, was bei der allgemeinen Gütergemeinschaft sowohl hinsichtlich der Auflösungsgründe als in Ansehung der Wirkung der Auflösung (§§ 27 bis 35 der vorl. Zusst. 3 beschlossen worden ist. Zu den Auflösungsgründen sollen aber weiter hinzutreten, wie bei der gesetzlichen Verwaltungsgemeinschaft nach Maßgabe des § 1299 No. 3, 4 der Zusst. die Konkurseröffnung über das Vermögen des Ehemannes und das Urtheil, durch welches der Ehemann für todt erklärt ist. Die Ehefrau soll ferner außer aus denjenigen Gründen, welche sie berechtigen, die Auflösung der allgemeinen Gütergemeinschaft nach § 33 der vorl. Zusst. (§ 1343 der Red.-Vorl.) zu verlangen, auch aus denjenigen Gründen die Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft zu verlangen berechtigt sein, aus welchen sie nach Maßgabe des § 1300 der Zusst. die Aufhebung der Verwaltungsgemeinschaft verlangen kann. Die Vorlage stellt also die Errungenschaftsgemeinschaft in Ansehung der Auflösungsgründe, hauptsächlich im Hinblick darauf, daß bei derselben die Nutznießung und Verwaltung des Ehemannes am Sondergut der Ehefrau ein wesentliches Element bildet (Motive S. 988 f.), auch der Verwaltungsge-| meinschaft gleich. Diese Auffassung wurde von der Kommission | Prot 17185 gebilligt. Die von Rechtswegen eintretende Auflösung der Gemeinschaft durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes wurde schon in der letzten Sitzung beschlossen (Prot. S. 7162). Gemäß dem Antrage Nr. la wurde aber beschlossen, aus dem § 1300 der Zusst. nur die Nummern 1, 3 und 4 hier aufzunehmen, weil die Nummer 2 durch die entsprechende Nummer 3 des im Eingange des § 21 der Vorlage allegirten § 33 der vorl. Zusst. (§ 1343 No. 3 der Red.Vorl.) gedeckt ist. 2. Die Prüfung der Frage, ob aus dem zweiten Satze des zweiten Absatzes der Vorlage ein besonderer Absatz zu bilden sei (Antrag Nr. 2), wurde der Redaktion anheimgegeben. 3. Zu Absatz 3 der Vorlage: a) In allen Fällen, in welchen nach dem zu Ziffer 1 Bemerkten gemäß dem § 21 der Vorlage die Ehefrau berechtigt ist, die Aufhebung der Errungenschaftsgemeinschaft zu verlangen, soll die Vorschrift des § 1301 der Zusst. entsprechende Anwendung finden. Man hielt dafür, daß die im § 1301 geregelte Frage der Rückwirkung des U n h e i les durch die in Abs. 1 der Vorlage erfolgte Verweisung auf die Vorschrift über die allgemeine Gütergemeinschaft, welche in dem entsprechenden § 1350 der Red.Vorl. 2

3

In Nr. 161, 4 war von Kurlbaum beantragt: „in dem § 2 1 der vorl. Zusst. Abs. 2 hinter „Vorbehaltsgut" resp. „Vorbehaltsgutes" (zweimal) einzuschalten „oder Sondergut" resp. „oder Sondergutes" (zweimal). Oben S. ff. wiedergegeben.

1097

§§ 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

nur vom Gesammtgut handele, wegen des Sondergutes der Ehefrau nicht gedeckt, deshalb jene Vorschrift besonders zu allegiren sei. b) Einverständniß bestand, daß, wenn die Errungenschaftsgemeinschaft auf V e r langen der Ehefrau in Folge der Bestellung einer V o r m u n d s c h a f t oder Pflegschaft | Prot I 7186 über den Ehemann nach Maßgabe der V o r - | Schriften des § 1300 N r . 3, 4 aufgehoben worden, von dem Ehemann nach Maßgabe des § 1303 die Wiederherstellung der Gemeinschaft verlangt werden könne, sowie daß dasselbe gelte nach Maßgabe des § 1304 f ü r den Fall, wenn der f ü r todt erklärte Ehemann noch lebe (Vorlage § 2 1 Abs. 3, Anträge N r . 1,2). D e r Antrag N r . 1 b, auch den § 1302 f ü r anwendbar zu erklären, w u r d e f ü r die Fälle der A u f h e b u n g der Gemeinschaft durch K o n k u r s e r ö f f n u n g und Todeserklär u n g angenommen, f ü r den Fall der A u f h e b u n g durch Urtheil abgelehnt. Man hielt die Annahme des Antrages f ü r die beiden ersten Fälle durch die N a t u r der Dinge geboten und dies auszusprechen, auch nicht f ü r überflüssig, erachtete dagegen f ü r die übrigen Fälle den § 1302 nicht f ü r anwendbar, sondern den im Eingang des Paragraphen schon f ü r anwendbar erklärten § 1352 f ü r maßgebend. c) D e r E h e f r a u , und nur dieser, nicht auch dem Ehemanne, soll im Falle der Auflösung der Gemeinschaft durch die E r ö f f n u n g des Konkurses über das V e r m ö gen des Ehemannes der Anspruch auf die Wiederherstellung der Gemeinschaft (§ 1303) zustehen, und zwar mit der Maßgabe, daß die Wiederherstellung erfolge durch Ehevertrag oder Urtheil, daß letzterenfalls zur W a h r u n g des Anspruches die Klage von der Ehefrau vor der Beendigung des Konkurses erhoben w o r d e n sein müsse, sowie daß in Ansehung der W i r k u n g des dem Antrage entsprechenden U r theiles die Vorschrift des § 1303 Abs. 2 A n w e n d u n g finde. Hiermit ist der Antrag N o . 2, welcher f ü r diesen Fall den Wiederherstellungsanspruch versagt, abgelehnt. Man erwog: | Prot I 7187 | Allerdings entstehe ein gewisser Widerspruch oder wenigstens eine D i s h a r m o nie, wenn einerseits das Gesetz ausspreche, daß im Falle der E r ö f f n u n g des K o n kurses über das V e r m ö g e n des Ehemannes die Gemeinschaft von Rechtswegen aufgelöst werde und daneben der Ehefrau das Recht eingeräumt werde, sofort die Wiederherstellung der Gemeinschaft zu verlangen. Dieser Widerspruch trete um so stärker hervor, als die Errungenschaftsgemeinschaft auf Vertrag beruhe. Andererseits habe man bei Fassung des Beschlusses, daß durch die K o n k u r s e r ö f f n u n g über das V e r m ö g e n des Ehemannes die Gemeinschaft aufgelöst werde und das ganze Gesammtgut in die Konkursmasse falle, sich nicht verhehlt, daß hierdurch die Ehef r a u unter U m s t ä n d e n erheblich beeinträchtigt werden und daß sie insbesondere wegen eines dem Manne in sicherer Aussicht stehenden erheblichen Erwerbes ein dringendes, zu berücksichtigendes Interesse daran haben könne, daß die Gemeinschaft wiederhergestellt werde. Der bezeichnete Beschluß sei auch lediglich mit Rücksicht auf das Interesse der Gläubiger gefaßt worden und habe man hierbei keineswegs verkannt, daß die Lösung der Gemeinschaft durch den K o n k u r s über das V e r m ö g e n des Ehemannes aus dem Wesen der Errungenschaftsgemeinschaft nicht folge, daß vielmehr der N a t u r der letzteren mehr entsprochen würde, w e n n man der Ehefrau nur den Lösungsanspruch gäbe. Aus formalen G r ü n d e n habe man aber der Lösung der Gemeinschaft kraft Rechtens den V o r z u g geben zu müssen geglaubt. D e m entspreche es, wenn man, um materiell dem Wesen der Errungenschaftsgemeinschaft und den Interessen der Ehefrau gerecht zu werden, letzterer das Recht, die Wiederherstellung der Gemeinschaft zu verlangen, beilege. | Prot I 7188

(Allerdings entstehe, wenn dem Verlangen der Ehefrau gemäß die W i e d e r h e r stellung erfolge, in der T h a t nicht die Wiederherstellung der alten, aufgelösten Ge1098

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

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1519—1548

meinschaft, sondern eine neue Gemeinschaft. Um den Ehemann vor der Willkür der Ehefrau sicherzustellen und möglichst zu verhüten, daß die Ehefrau das ihr beigelegte Recht nicht zu Spekulationen mißbrauche, müsse die Ausübung desselben an eine möglichst kurze Frist geknüpft werden; am einfachsten gestalte sich in dieser Beziehung das Verhältniß, wenn die Ehefrau, wie beschlossen, die Klage auf Wiederherstellung während des Laufes des Konkursverfahrens, anhängig machen müsse. Hiernach genüge also die bloße Erklärung der Ehefrau, welche sie während des Konkurses dem Ehemann gegenüber dahin abgebe, daß sie die Wiederherstellung verlange, zur Wahrung ihres Rechtes keineswegs. d) Der Antrag No. 1 c wurde sachlich angenommen, die Fassung der Redaktion überwiesen. Die Kommission war der Ansicht, daß wegen par ratio auch das Vorbehaltsgut des Ehemannes nach Maßgabe des § 1303 Abs. 1 Satz 2 der Zusst. berücksichtigt werden müsse. Hiermit war § 21 der Vorlage erledigt. Durch die Beschlüsse zu § 21 (Ziff. 1) galt zugleich auch der bei der Berathung des § 11 Abs. 2 gemachte Vorbehalt (Prot. S. 7125) als erledigt. Schließlich bestand Einverständniß, daß auch der § 1341 der Red.Vorl. auf die | Prot 17189 Errungenschaftsgemeinschaft Anwendung finde und an passender Stelle zitiert werden müsse. Die Berathung wandte sich dem §22 der Vor-\lage (mitgetheilt Prot. S. 7075, | Kurlbaum 7076) zu. Hierzu lag der Antrag vor, den § zu streichen. Der Antrag wurde ange- (Nr 161, 3) nommen, in der Erwägung, daß ein nachweisbares Bedürfniß für die gesetzliche Regelung einer solchen Irregularität, wie sie der § 22 im Anschluß an die Errungenschaftsgemeinschaft vorschlage, nicht existire, und daß insbesondere das schwerwiegende Bedenken entgegenstehe, daß nach der Vorlage rücksichtlich einzelner Vermögensgegenstände ein von den Grundsätzen des Immobilien- und Hypothekenrechtes abweichender Uebergang, nämlich durch den Abschluß des Vertrages Uebergang kraft des Gesetzes (gemäß § 1315 der Red. Vorl.), eintreten solle. Ein Bedürfniß zur gesetzlichen Regelung des in § 22 vorgesehenen Falles, womit in der That neben den anderen im Entwürfe geregelten Güterrechtssystemen ein weiteres fünftes Gütersystem eingeführt würde, sei um so weniger anzuerkennen, als in den vereinzelten kleinen Gebieten, wo ein solches gemischtes Güterrechtssystem gesetzlich noch gelte, am Rhein und in Bayern (Motive S. 316, 997, 1000) auf die Erhaltung dieses Systemes, soviel man wisse, kein Gewicht gelegt werde. Fassung der Regelung in der RedVorl: a) RedVorl von Pape: Errungenschaftsgemeinschaft. § 1 (§212 bezw. § 1 der Vorlage) Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten die eheliche Errungenschaftsgemeinschaft bestehen soll, so finden die Vorschriften der §§ 2 bis . . . Anwendung. (N.B. Die Fassung des § wird von derjenigen abhängen, welche für den § 1313 beschlossen werden wird, eventuell also nach Anleitung der vorl.Zusst. dahin zu ändern sein: „Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Eheleuten Gemeinschaft durch Errungenschaft bestehen soll, so gelten f ü r den unter den Ehegatten eintretenden Güterstand (eheliche Errungenschaftsgemeinschaft) die §§ 2 bis . . .".) §2 (§§213, 215 bezw. §§2 u. 5). Durch die eheliche Errungenschaftsgemeinschaft wird das Vermögen, welches der eine Ehegatte und das Vermögen, welches der andere Ehegatte während des Bestehens der Gemeinschaft erwirbt, soweit nicht 1099

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

das Gesetz ein Anderes bestimmt, zu einem beiden Ehegatten gemeinschaftlich gehörenden Vermögen (Gesammtgut) vereinigt. Das nicht zu dem Gesammtgute gehörende Vermögen, sowohl des einen als des andern Ehegatten wird, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, für Rechnung des Gesammtguts in der Weise verwaltet, daß die Nutzungen zu dem Gesammtgute in demselben Umfange gehören, in welchem bei dem gesetzlichen ehelichen Güterstande die Nutzungen des Eheguts dem Ehemann gehören (an den Ehemann fallen) (Sondergut). (N.B. Die Fassung des ersten Absatzes hängt von der noch zu beschließenden Fassung des 5 1314 ab; für die Fassung des zweiten Absatzes kommt die Fassung des § 1323 in Betracht. Daß das Vermögen, welches ein Ehegatte bei Eintritt der Gemeinschaft schon hat, Sondergut ist, ergiebt der 2. Absatz zur Genüge und wird noch zweifelloser durch den § 3.) §3 (§§213, 219, 222 bezw. §§3 u. 14). Auf das Gesammtgut finden die Vorschriften der §§ 1315 bis 1317, 1324 bis 1328, 1330, 1336, 1337 entsprechende Anwendung. 4 §4 (§216 bez. §6). Sondergut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche, wenn auch erst nach Eintritt der Errungenschaftsgemeinschaft, von dem Ehegatten durch Erbschaft oder Vermächtniß, auf Grund eines Pflichttheilsanspruchs oder durch Schenkung erworben oder welche demselben zur Ausstattung oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht übertragen werden (als Ausstattung gewährt oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht abgetreten werden). (N.B. 1. Zu vergl. § 1349. — 2. Da der § 2 auf das Präsens gestellt ist, wird im 5 4 ein Gleiches geschehen müssen. — 3. Daß die im § 8 bezeichneten Gegenstände ausgenommen sind, braucht bei der jetzigen Stellung des § 6 nicht hervorgehoben zu werden.) §5 (§§217. 144 bezw. §7). Sondergut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche für Sondergut desselben durch Ehevertrag erklärt sind. (N.B. Zu vergl. § 1318.) § 6 (§ 217, 144 bzw. § 9). Sondergut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche derselbe auf Grund eines zu seinem Sondergute gehörenden Rechts oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu seinem Sondergute gehörenden Gegenstandes oder durch solche Rechtsgeschäfte erwirbt, welche auf sein Sondergut sich beziehen. Zum Gesammtgute gehören jedoch die Gegenstände, welche der Ehemann durch den Betrieb eines zu seinem Sondergute gehörenden Erwerbsgeschäfts erwirbt; das Gleiche gilt von den Gegenständen, welche die Ehefrau durch den selbständigen Betrieb eines zu ihrem Sondergut gehörenden Erwerbsgeschäfts erwirbt, sofern der Ehemann in den Geschäftsbetrieb eingewilligt hat. (N.B. Zu vergl. § 1321 u. Note 3 zum § 4.) §7 (§217 bezw. § 10). Sondergut eines Ehegatten sind die demselben gehörenden Gegenstände, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können, sowie die einem Ehegatten zustehenden Rechte, welche mit dem Tode des Berechtigten erlöschen oder durch dessen Tod bedingt sind. (N.B. Zu vergl. § 1323, 991.)

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Nachtrag: Im § 3 der zitierten Zusst. wird hinter: „1337" eingeschaltet: „1341".

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6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§ § 1519—1548

§ 8 (§§ 214, 143 bezw. §4). Von dem Gesammtgute und von dem Sondergute eines Ehegatten ausgeschlossen (Vorbehaltsgut) sind die in den §§ 1318 bis 1321 bezeichneten Gegenstände. (N.B. Zu vergl. §§ 1318, 1322.) § 9 (§§214, 218, 143, 147 bezw. § 4 u. 11). Auf das Vorbehaltsgut der Ehefrau finden die Vorschriften der §§ 1308, 1309, 1312, auf das Sondergut der Ehefrau, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, die Vorschriften der §§ 1256, 1258, 1265 bis 1269, 1271 Abs. 1 und die §§ 1272 bis 1298 entsprechende Anwendung. (N.B. 1. Der §9 soll insbesondere der Rechtsnorm Ausdruck geben: Das Sondergut der Ehefrau untersteht der Macht des Ehemanns, insbesondere dem Verwaltungsrechte desselben in gleicher Weise wie bei dem gesetzlichen Güterstande das Ehegut, indem zugleich die Verfügungsgewalt der Ehefrau in gleicher Weise beschränkt ist. 2. Der Vorbehalt: „soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt", macht zugleich den speziellen Vorbehalt entbehrlich: „und daraus sich ein Anderes ergiebt, daß nach § 2 Abs. 2 die Nutzungen zum Gesammtgut gehören", erledigt also die Erinnerung: da nach den allegirten Bestimmungen die Nutzungen des Eheguts dem Ehemanne gehörten, so sei die Allegation nicht fehlerfrei. Damit erledigt sich auch wohl die fernere Erinnerung, nach § 6 bleibe der Nießbrauch des Ehemanns dessen Sondergut.) §10 (§§218, 148 bezw. §12). Dem Gesammtgute fallen zur Last die auf das Sondergut des Ehemannes und das Sondergut der Ehefrau sich beziehenden, nach den Bestimmungen des ersten Absatzes des § 1270 in Ansehung des Eheguts von dem Ehemann zu tragenden Erhaltungskosten und unter No 1 bis 6 bezeichneten Lasten. (zu tragenden Erhaltungskosten, Lasten, Abgaben, Prämien, Zinsen und andere wiederkehrende Leistungen, Prozeßkosten und Vertheidigungskosten.) (N.B. Daß das Gesammtgut auch die Verwaltungskosten trägt, ist wegen § 2 Abs. 2 („für Rechnung — verwaltet") für selbstverständlich erachtet.) §11 (§213 bezw. §12). Dem Gesammtgute fällt zur Last der zur Bestreitung des standesmäßigen Unterhalts beider Ehegatten sowie der gemeinschaftlichen Abkömmlinge erforderliche Aufwand. oder: Dem Gesammtgute fallen zur Last die zur Bestreitung des ehelichen Aufwandes erforderlichen Ausgaben. (N.B. Die zweite Fassung entspricht dem gefaßten Beschlüsse und auch dem §213 des Entw. Aber kommt durch den Ausdruck „ehelichen Aufwand" nicht eine große Unbestimmtheit in das Gesetz? Sollten erhebliche Bedenken obwalten, den §1311 zum Vorbild zu nehmen?) § 12 (§§ 218, 148 bezw. § 12). Soweit das Sondergut eines der Ehegatten auf Kosten des Gesammtguts oder das Gesammtgut auf Kosten eines Sonderguts zur Zeit der Auflösung der Gemeinschaft bereichert ist, muß aus dem bereicherten Gute dem andern Gute Ersatz geleistet werden, unbeschadet der aus besonderen Gründen sich ergebenden Ansprüche auf eine sonstige Ersatzleistung. § Μ (§§ 218, 149 bezw. § 13). Es wird vermuthet, daß das vorhandene Vermögen Gesammtgut ist. Die Vorschrift § 1255 Abs. 1 findet keine Anwendung. Sind verbrauchbare Sachen, welche zu dem Sondergute eines der Ehegatten gehörten, nicht mehr vorhanden, so wird zu Gunsten dieses Ehegatten vermuthet, daß die Sachen in das Gesammtgut verwendet sind und das letztere um den Werth der Sachen bereichert worden ist. 1101

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Jeder der Ehegatten kann von dem andern Ehegatten verlangen, daß der Bestand eines jedem der Ehegatten gehörenden Sonderguts durch Aufnahme eines von beiden Ehegatten anzuerkennenden Verzeichnisses festgestellt werde; das Verzeichniß ist mit dem Datum und mit der Unterschrift (beider Ehegatten) zu versehen, auch auf Verlangen eines der Ehegatten auf dessen Kosten öffentlich zu beglaubigen. (N.B. Letzter Abs. zu vergl. § 970). $ 14 (§ 220 bezw. § 16). Verbindlichkeiten, wegen welcher die Gläubiger die Befriedigung aus dem Gesammtgute verlangen können (Gesammtgutsverbindlichkeiten), sind alle Verbindlichkeiten des Ehemanns. Gesammtgutsverbindlichkeiten sind auch folgende Verbindlichkeiten der Ehefrau: 1. die nach den Bestimmungen des 5 10 dem Gesammtgute zur Last fallenden Verbindlichkeiten (die in § 1270 Abs. 1 bezeichneten Verbindlichkeiten); 2. die während des Bestehens der Gemeinschaft aus Rechtsgeschäften und U r theilen sowie wegen der gerichtlichen Kosten des Rechtsstreits, in welchem ein solches Urtheil ergangen ist, entstandenen Verbindlichkeiten, sofern der Ehemann in die Vornahme des Rechtsgeschäfts eingewilligt oder dazu seine Genehmigung ertheilt hat, es sei denn, daß die Ertheilung der Einwilligung oder Genehmigung nur unter dem Vorbehalte der nicht eintretenden H a f t u n g des Gesammtguts erfolgt ist 5 ; 3. die Verbindlichkeiten aus der Vornahme derjenigen Rechtsgeschäfte, und aus der Führung derjenigen Rechtsstreitigkeiten, welche der von dem Ehemanne der Ehefrau gestattete selbständige Betrieb eines Erwerbsgeschäfts mit sich bringt. Soweit in den Fällen, in welchen eine Verbindlichkeit der Ehefrau nicht eine Gesammtgutsverbindlichkeit ist, das Gesammtgut bereichert ist, wird (gilt) die Verbindlichkeit als Gesammtgutsverbindlichkeit angesehen; die Bestimmung § 742 Absatz 3 findet hierbei entsprechende Anwendung. Für die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Ehemann persönlich. (N.B. 1. Zu vergl. zum Abs. 1 § 1331, zum Abs. 2 Nr. 3 §§ 1279, 1328, zum Abs. 3 § 1334, zum Abs. 4 § 1331 Abs. 2. 2. Zum Abs. 2 N o 1. Die eingeklammerte Fassung folgt dem Beschlüsse, aber die andere möchte vorzuziehen sein; der Schwerpunkt der Bestimmung liegt in dem letzten Absätze, der die persönliche H a f t u n g des Ehemanns ergiebt; aus der prinzipialen Fassung wird klar, daß nur das Sondergut der Ehefrau in Frage kommt; beide Fassungen stellen außer Zweifel, daß eine persönliche H a f t u n g der Ehefrau vorausgesetzt wird. 3. Zum Abs. 2 N o 2. Die Ehefrau ist geschäftsfähig; allein die Verpflichtungen, die sie eingeht, berühren nicht das Gesammtgut; nur die Einwilligung oder Genehmigung des Mannes begründet die Haftung des Gesammtguts, wobei es unerheblich ist, ob die Frau nur wegen ihres Sonderguts sich verpflichtet hat. Diese Ausdehnung rechtfertigt sich daraus, daß die Gläubiger der Ehefrau im Gegensatze zu den Gläubigern des Ehemannes weder an das Gesammtgut im Ganzen noch an den Antheil der Ehefrau sich halten können.) §15 (§17). Auf die Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut finden die Vorschriften § 1332 Absatz 1, im Falle des Konkurses über das Vermögen des Ehemanns die Vorschriften 5 1333 Absatz 1 und im Falle des Konkurses über das Vermögen der Ehefrau die Vorschrift ξ 1333 Absatz 2 entsprechende Anwendung. 5

Nachtrag: Im § 14 Ziff. 2 wird der Nachsatz: „es sei denn . . . erfolgt ist" gestrichen.

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6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

(N.B. zum § 15. Die Vorschrift, daß mit der Rechtskraft des Beschlusses, durch welchen der Konkurs über das Vermögen des Ehemanns eröffnet wird, die Errungenschaftsgemeinschaft ipso jure aufgelöst wird und folgerecht die Ehefrau ihr Sondergut reklamiren kann, so daß es zur Auseinandersetzung zwischen ihr und der Konkursmasse kommt, wird erst im § 19 nachgeholt. Aus dem vorliegenden § 15 ergiebt sich, daß Alles, was bei der Auseinandersetzung sich als Gesammtgut herausstellt, zur Konkursmasse gehört und in Ansehung des Gesammtguts von der Ehefrau Auseinandersetzung oder Separation nicht begehrt werden kann.) § 16 (§221 bez. §18). Die auf Gesetz beruhenden Ansprüche der Verwandten des Ehemanns und der Ehefrau auf Gewährung des Unterhalts oder einer Ausstattung sind so zu beurtheilen, wie wenn das Gesammtgut dem Ehemanne gehörte und (sofern die Ansprüche den Verwandten der Ehefrau zustehen,) wie wenn dieselben zu dem Ehemanne in demselben Verwandtschaftsverhältnisse sich befänden, in welchem sie zu der Ehefrau sich befinden. Gegenüber den Verwandten der Ehefrau kommt jedoch der Stamm des Sonderguts und ein Vorbehaltsgut des Ehemanns nicht in Betracht. Durch die Bestimmungen des ersten Absatzes werden die Ansprüche nicht berührt, welche den Verwandten der Ehefrau wegen des Sonderguts oder eines Vorbehaltsguts der letzteren zustehen. Der Ehemann haftet der Ehefrau dafür, daß derselbe, soweit er selbst nach der Vorschrift des ersten Absatzes Satz 1 verpflichtet ist, nicht in Anspruch genommen wird. 6 N.B. Im § 9 ist das Schlußallegat dahin zu berichtigen, „§§ 1272 bis 1284 und §§ 1286 bis 1298", so daß die Hinweisung auf § 1285 ausfällt. (N.B. 1. Ob die im ersten Absätze in Klammern stehenden Worte zu unterdrükken seien, hängt von der Fassung des 5 1335 ab, in welchem sie eventuell ebenfalls zu streichen wären; der Zusatz soll nur verdeutlichend ausdrücken, daß die Fiktion des Verwandtschaftsverhältnisses nur den Verwandten der Ehefrau gegenüber Platz greifen kann; es läßt sich dies als selbstredend betrachten; andererseits möchte der Zusatz das dawider erhobene Bedenken nicht hervorrufen, dieses auch durch die Unterdrückung des Zusatzes nicht beseitigt werden. 2. „Stamm" für „Substanz" zu vergl. § 980 Ζ. 1 „Substanz" s.c. des Vermögens ist noch nicht gebraucht. 3. „Stamm des Sonderguts und ein Vorbehaltsgut", weil bei dem Sondergut die Nutzungen in Betracht kommen. 4. „Des Sonderguts" oder „das Sondergut" und „ein Vorbehaltsgut" (Absatz 1 u. 2), weil Sondergut regelmäßig, Vorbehaltsgut nur ausnahmsweise vorhanden ist.) §17 (§§223, 224 bez. §19). Die Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen auch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last. Folgende Verbindlichkeiten fallen jedoch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute, sondern demjenigen Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstanden sind: 1. die Verbindlichkeiten eines Ehegatten, welche aus einem auf das Sondergut oder ein Vorbehaltsgut desselben sich beziehenden Rechtsverhältnisse entstanden sind, es sei denn, daß die Verbindlichkeit nach der Bestimmung des § 10 dem Ge-

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Nachtrag: Der § 16 wird durch die Bestimmung ersetzt: „In Ansehung der auf Gesetz beruhenden Ansprüche der Verwandten des Ehemannes und der Ehefrau auf Gewährung des Unterhalts oder einer Ausstattung finden die Vorschriften des § 1335 Anwendung."

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§ § 1519 — 1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

sammtgute zur Last fällt, oder daß sie durch den Betrieb eines zu dem Sondergute des Ehegatten gehörenden Erwerbsgeschäfts entstanden ist 7 ; 2. die vor dem Eintritt der Gemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten des Ehemannes, es sei denn, daß die Verbindlichkeit (auf das Sondergut des Ehemannes sich bezieht und) nach der Bestimmung des § 10 dem Gesammtgute zur Last fällt; 3. die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche aus einer während des Bestehens der Gemeinschaft von dem Ehemanne begangenen unerlaubten Handlung oder dem durch eine solche herbeigeführten Strafverfahren entstanden sind; 4. die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche aus der Nutznießung und Verwaltung des Sonderguts der Ehefrau dieser gegenüber entstanden sind, soweit nicht das Gesammtgut bereichert ist; 5. die Verbindlichkeiten, welche aus einem Rechtsstreite über die unter N° 1 bis 4 bezeichneten Verbindlichkeiten entstanden sind, es sei denn, daß der Rechtsstreit eine Verbindlichkeit betrifft, welche nach der Bestimmung des § 10 dem Gesammtgute zur Last fällt. (N.B. 1. Zu vergl. § 1339. 2. Der § 10 wird zu allegiren sein und nicht der § 1270. 3. Ziffer 1. Es wird nicht ausgedrückt zu werden brauchen, daß die Ehefrau das Erwerbsgeschäft mit Einwilligung des Ehemannes betrieben hat; denn, wenn die Einwilligung fehlt, so liegt keine Gesammtgutsverbindlichkeit vor. Daß die Verbindlichkeit aus dem Betriebe eines zum Sondergute eines Ehegatten gehörenden Erwerbsgeschäfts Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, erhellt aus Abs. 1 und Abs. 2 Ziffer 3 § 14.) $ 18. Auf den Ersatz, welchen einer der Ehegatten an das Gesammtgut zu leisten oder der Ehemann aus dem Gesammtgute zu fordern hat, finden die Bestimmungen des § 1340 entsprechende Anwendung. $ 19 (§ 225 bezw. § 21). In Ansehung der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft (und in Ansehung der Folgen der Auflösung) finden die Vorschriften der §§ 1342 bis 1352 mit nachstehenden näheren Bestimmungen und Maßgaben entsprechende Anwendung. Die Aufhebung der Gemeinschaft erfolgt auch mit der Rechtskraft des Beschlusses, durch welchen der Konkurs über das Vermögen des Ehemannes eröffnet ist, und mit der Erlassung des Urtheils, durch welches der Ehemann für todt erklärt ist8. Die Ehefrau kann die Auflösung der Gemeinschaft auch in den im § 1300 unter N° 1, 3, 4 bezeichneten Fällen verlangen. Erfolgt die Auflösung auf Verlangen der Ehefrau, so findet in Ansehung des Sonderguts der Ehefrau die Vorschrift § 1301 entsprechende Anwendung. Ist die Auflösung der Gemeinschaft in den im § 1300 unter N° 3 und 4 bezeichneten Fällen oder wegen Todeserklärung des Ehemannes erfolgt, so kann der Ehemann unter den im § 1303 Absatz 1 und in § 1304 bezeichneten Voraussetzungen, ist die Auflösung wegen des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes erfolgt, so kann die Ehefrau ohne weitere Voraussetzung (sofort) die Wiederherstellung der Errungenschaftsgemeinschaft verlangen. Die Bestimmungen § 1303 Abs. 1 Satz 2 7

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Nachtrag: Änderung der Ziff. 1: „die Verbindlichkeiten eines Ehegatten, welche aus einem auf das Vorbehaltsgut oder das Sondergut desselben sich beziehenden Rechtsverhältnisse, wenn auch vor dem Eintritt in der Gemeinschaft oder früher, als das Gut Vorbehaltsgut oder Sondergut wurde, entstanden sind, es sei denn, daß usw. entstanden ist." Nachtrag: Dem § 19 wird am Schluß des zweiten Absatzes hinzugefügt: „; im Falle einer solchen Auflösung finden die Vorschriften des § 1302 entsprechende Anwendung."

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6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

und Absatz 2 finden hierbei mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die Bestimmung Abs. 1 Satz 2 auch f ü r das Vorbehaltsgut des Ehemannes gilt und daß im Falle der Auflösung wegen des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes der Anspruch der Ehefrau auf Wiederherstellung der Gemeinschaft vor Aufhebung oder Einstellung des Konkursverfahrens rechtshängig zu machen ist. (N.B. 1. Die in Klammern stehenden Worte im Eingange werden entbehrlich sein. 2. Zur Schlußbestimmung „Aufhebung oder Einstellung des Konkursverfahrens" zu vergl. Konkursord. §§ 151, 175, 188 u.f. 3. Absatz 4. N u r wegen des Sonderguts der Ehefrau ist die Hinweisung auf den §1301 nöthig, im Uebrigen genügt der im Eingang angerufene § 1350. 4. Abs. 5. Die §§ 1303 und 1304 reden nur von dem Rechte des Ehemannes, Wiederherstellung zu verlangen; sie knüpfen dieses Recht ferner an bestimmte thatsächliche Voraussetzungen, die der Zeit nach der Auflösung angehören. — Im Falle der Auflösung wegen des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes, steht das Recht, die Wiederherstellung zu fordern, umgekehrt der Ehefrau zu; das Recht ist an keine weitere Voraussetzung, aber an eine Präklusivfrist gebunden.) b) RedVorl von Planck: IV. Errungenschaftsgemeinscbaft. § 1376 (Vorl.Zusst. § 1). Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten die eheliche Errungenschaftsgemeinschaft bestehen soll, so finden die Vorschriften der §§ 1377 bis . . . Anwendung. § 1377 (Vorl.Zusst. §2). Durch die Errungenschaftsgemeinschaft wird das Vermögen, welches die Ehegatten während des Bestehens der Gemeinschaft erwerben, soweit nicht das Gesetz in Anderes bestimmt, zu einem beiden Ehegatten gemeinschaftlich gehörenden Vermögen (Gesammtgut) vereinigt. Das nicht zu dem Gesammtgute gehörende Vermögen sowohl des einen als des anderen Ehegatten wird, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, f ü r Rechnung des Gesammtgutes in der Weise verwaltet, daß die Nutzungen zu dem Gesammtgute in demselben Umfange gehören, in welchem bei dem gesetzlichen ehelichen Güterstande die Nutzungen des Ehegutes dem Ehemanne gehören (Sondergut). § 1378 (Vorl.Zusst. §4). Sondergut eines Ehegatten sind, außer dem demselben bei dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft zustehenden Vermögen die Gegenstände, welche von ihm durch Erbschaft oder Vermächtniß, auf Grund eines Pflichttheilsanspruches oder durch Schenkung erworben oder welche ihm zur Ausstattung oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht übertragen werden. § 1379 (Vorl.Zusst. § 5). Sondergut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche für Sondergut desselben durch Ehevertrag erklärt sind. § 1380 (Vorl.Zusst. §6). Sondergut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche derselbe auf Grund eines zu seinem Sondergute gehörenden Rechtes oder als Ersatz f ü r die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zu seinem Sondergute gehörenden Gegenstandes oder durch solche Rechtsgeschäfte erwirbt, welche auf sein Sondergut sich beziehen. Zu dem Gesammtgute gehören jedoch die Gegenstände, welche der Ehemann durch den Betrieb eines zu seinem Sondergute gehörenden Erwerbsgeschäftes erwirbt; das Gleiche gilt von den Gegenständen, welche die Ehefrau durch den selbständigen Betrieb einnes zu ihrem Sondergute gehörenden Erwerbsgeschäftes erwirbt, sofern der Ehemann in den Geschäftsbetrieb eingewilligt hat. 1105

§ § 1519— 1548

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

§ 1381 (Vorl.Zusst. § 7). Sondergut eines Ehegatten sind die demselben gehörenden Gegenstände, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können, sowie die einem Ehegatten zustehenden Rechte, welche mit dem T o d e des Berechtigten erlöschen oder durch dessen T o d bedingt sind. § 1382 (Vorl.Zusst. § 8). V o n dem Gesammtgute und von dem Sondergute eines Ehegatten ausgeschlossen (Vorbehaltsgut) sind die in den §§ 1318 bis 1321 bezeichneten Gegenstände. $ 1383 (Vorl.Zusst. ff 3 und 9, Nachträge N> 12). Auf das Vorbehaltsgut der Ehefrau finden die Vorschriften der §§ 1308, 1309, 1312, auf das Sondergut der Ehefrau (unbeschadet der Vorschrift des § 1377 Abs. 2) die Vorschriften der §§ 1256, 1258, 1265 bis 1269, des § 1271 Abs. 1 und der §§ 1272 bis 1284, 1286 bis 1298, auf das Gesammtgut die Vorschriften der §§ 1315 bis 1317, 1324 bis 1328, 1330, 1336, 1337, 1341 entsprechende Anwendung. § 1384 (Vorl.Zusst. § 10). Dem Gesammtgute fallen zur Last die auf das Sondergut des Ehemannes und das Sondergut der Ehefrau sich beziehenden, nach den Bestimmungen des § 1270 Abs. 1 in Ansehung des Ehegutes von dem Ehemanne zu tragenden Erhaltungskosten und unter N° 1 bis 6 bezeichneten Lasten. § 1385 (Vorl.Zusst. § 11). Dem Gesammtgute fallen die zur Bestreitung des ehelichen Aufwandes von dem Ehemanne gemachten Ausgaben zur Last. § 1386 (Vorl.Zusst. § 12). Soweit das Sondergut eines der Ehegatten auf Kosten des Gesammtgutes oder das Gesammtgut auf Kosten eines Sondergutes zu der Zeit der Auflösung der Gemeinschaft bereichert ist, muß dafür, unbeschadet der aus besonderen Gründen sich ergebenden weitergehenden Ersatzansprüche des einen oder anderen Ehegatten, dem bereicherten Gute aus dem anderen Gute Ersatz geleistet werden. § 1387 (Vorl.Zusst. § 13 Abs. 1 u. 2). Es wird vermuthet, daß das vorhandene Vermögen Gesammtgut ist. Die Vorschrift des § 1255 Abs. 1 findet keine Anwendung. Sind verbrauchbare Sachen, welche zu dem Sondergute eines der Ehegatten gehörten, nicht mehr vorhanden, so wird zu Gunsten dieses Ehegatten vermuthet, daß die Sachen in das Gesammtgut verwendet sind und das letztere um den Werth der Sachen bereichert worden ist. § 1388 (Vorl.Zusst. § 13 Abs. 2). Jeder der Ehegatten kann von dem anderen Ehegatten verlangen, daß der Bestand eines jedem der Ehegatten gehörenden Sondergutes durch Aufnahme eines von beiden Ehegatten anzuerkennenden Verzeichnisses festgestellt werde; das Verzeichniß ist mit dem Datum und mit der Unterschrift beider Ehegatten zu versehen, auch auf Verlangen eines der Ehegatten auf dessen Kosten öffentlich zu beglaubigen. § 1389 (Vorl.Zusst. § 14 und Nachtrag N' 5). Verbindlichkeiten, wegen welcher die Gläubiger die Befriedigung aus dem Gesammtgute verlangen können (Gesammtgutsverbindlichkeiten) sind: 1. alle Verbindlichkeiten des Ehemannes; 2. die nach den Bestimmungen des § 1384 dem Gesammtgut zur Last fallenden Verbindlichkeiten der Ehefrau; 3. die während des Bestehens der Gemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften und Urtheilen, sowie wegen der gerichtlichen Kosten des Rechtsstreites, in welchem ein solches Urtheil ergangen ist, sofern der Ehemann in die Vornahme des Rechtsgeschäftes oder in die Führung des Rechtsstreites eingewilligt oder dazu seine Genehmigung ertheilt hat; 1106

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

4. die während des Bestehens der Gemeinschaft durch den selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschäftes von Seiten der Ehefrau entstandenen Verbindlichkeiten derselben, sofern der Ehemann in den Geschäftsbetrieb eingewilligt hat. Soweit in den Fällen, in welchen eine Verbindlichkeit der Ehefrau nicht eine Gesammtgutsverbindlichkeit ist, das Gesammtgut bereichert ist, gilt die Verbindlichkeit als Gesammtgutsverbindlichkeit; die Bestimmung des § 742 Abs. 3 (K.E.) findet hierbei entsprechende Anwendung. Für die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Ehemann persönlich. §1390 (Vorl.Zusst. §15). Auf die Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut findet die Vorschrift des § 1332 Abs. 1, in dem Falle des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes die Vorschriften des § 1333 Abs. 1 und in dem Falle des Konkurses über das Vermögen der Ehefrau die Vorschrift des § 1333 Abs. 2 entsprechende Anwendung. § 1391 (Vorl.Zusst. §16 und Nachträge Ν 8). In Ansehung der auf Gesetz beruhenden Ansprüche der Verwandten des Ehemannes und der Ehefrau auf Gewährung des Unterhaltes oder einer Ausstattung finden die Vorschriften des § 1335 Anwendung. § 1392 (Vorl.Zusst. §17 und Nachträge Ν 3). Die Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen auch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last. Folgende Verbindlichkeiten fallen jedoch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute, sondern demjenigen Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstanden sind: 1. die Verbindlichkeiten eines der Ehegatten, welche aus einem auf das Vorbehaltsgut oder auf das Sondergut desselben sich beziehenden Rechtsverhältnisse, wenn auch vor dem Eintritte der Gemeinschaft oder früher, als das Gut Vorbehaltsgut oder Sondergut wurde, entstanden sind, es sei denn, daß die Verbindlichkeit nach der Bestimmung des § 1384 dem Gesammtgute zur Last fällt, oder das sie durch den Betrieb eines zu dem Sondergute des Ehegatten gehörenden Erwerbsgeschäftes entstanden ist; 2. die vor dem Eintritte der Gemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten des Ehemannes, es sei denn, daß die Verbindlichkeit auf das Sondergut des Ehemannes sich bezieht und nach der Bestimmung des § 1384 dem Gesammtgute zur Last fällt; 3. die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche aus einer während des Bestehens der Gemeinschaft von dem Ehemanne begangenen unerlaubten Handlung oder dem durch eine solche herbeigeführten Strafverfahren entstanden sind; 4. die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche aus der Nutznießung und Verwaltung des Sondergutes der Ehefrau dieser gegenüber entstanden sind, soweit nicht das Gesammtgut bereichert ist; 5. die Verbindlichkeiten, welche aus einem Rechtsstreite über die unter N° 1 bis 4 bezeichneten Verbindlichkeiten entstanden sind, es sei denn, daß dieselben zu den im § 1384 bezeichneten Lasten des Sonderguts gehören. § 1393 (Vorl.Zusst. § 18). Auf den Ersatz, welchen einer der Ehegatten an das Gesammtgut zu leisten oder der Ehemann aus dem Gesammtgute zu fordern hat, finden die Bestimmungen des § 1340 entsprechende Anwendung. 5 1394 (Vorl.Zusst. §19 und Nachträge Ν 11). In Ansehung der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft finden die Vorschriften der §§ 1342 bis 1352 mit 1107

§§ 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

nachstehenden näheren Bestimmungen und Abweichungen entsprechende Anwendung. Die Auflösung der Gemeinschaft erfolgt auch mit der Rechtskraft des Beschlusses, durch welchen der Konkurs über das Vermögen des Ehemannes eröffnet ist, und mit der Erlassung des Unheiles, durch welches der Ehemann für todt erklärt ist; in dem Falle einer solchen Auflösung finden die Vorschriften des § 1302 entsprechende Anwendung. Die Ehefrau kann die Auflösung der Gemeinschaft auch in den im § 1300 N° 1, 3, 4 bezeichneten Fällen verlangen. Erfolgt die Auflösung auf Verlangen der Ehefrau, so findet in Ansehung des Sondergutes der Ehefrau die Vorschrift des § 1301 entsprechende Anwendung. Ist die Auflösung der Gemeinschaft aus einem der im § 1300 N° 3, 4 bezeichneten Grunde oder wegen Todeserklärung erfolgt, so kann der Ehemann unter den im § 1303 Abs. 1 und im § 1304 bezeichneten Voraussetzungen, ist die Auflösung wegen des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes erfolgt, so kann die Ehefrau ohne weitere Voraussetzung die Wiederherstellung der Errungenschaftsgemeinschaft verlangen. Die Bestimmung des § 1303 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 finden hierbei mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die Bestimmung des § 1303 Abs. 1 Satz 2 auch für das Vorbehaltsgut des Ehemannes gilt. Das Recht der Ehefrau, in dem Falle der Auflösung der Gemeinschaft wegen des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes die Wiederherstellung zu verlangen, erlischt, wenn der Anspruch darauf nicht vor Aufhebung oder Einstellung des Konkursverfahrens rechtshängig gemacht ist. Bemerkungen zur Redaktionsvortage. Zu § 1377. Die vorgeschlagene kürzere Fassung des ersten Absatzes scheint mir unbedenklich. Kann nicht in beiden Absätzen der Zwischensatz: „soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt" wegbleiben? Zu § 1378. 1. Die Vorlage verbindet den § 3 der vorl.Zusst. mit dem § 9 derselben und läßt hinter § 1377 unmittelbar die Paragraphen folgen, in welchen bestimmt wird, welche Gegenstände Sondergut oder Vorbehaltsgut werden. Es scheint mir dies systematisch den Vorzug zu verdienen, und zwar umsomehr, als zu den in dem ξ 3 allegirten Paragraphen auch schon Bestimmungen über das Gesammtgut zu dem Vorbehaltsgute enthalten sind, von der Zulässigkeit eines Vorbehaltsguts aber erst in dem § 8 gesprochen wird. 2. Die Fassung des Eingangs bezweckt, schärfer darauf hinzuweisen, daß alles Vermögen, welches einem Ehegatten beim Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft zusteht, Sondergut ist. Zu § 1383. 1. Die Vorlage hat die Worte: „soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt" weggelassen. Soweit ich sehe, erleiden die allegirten Paragraphen keine weitere Modifikation als diejenigen, welche aus dem Grundsatze des § 1377 Absatz 2 folgt. Hält man es f ü r nöthig, auf diese Modifikation besonders hinzuweisen, so scheint es mir den Vorzug zu verdienen, dieselbe speciell, so wie in den eingeklammerten Worten geschehen, zu bezeichnen. Für nothwendig halte ich auch dies nicht. 2. In Gemäßheit des in der Sitzung vom 16. November er. gefaßten Beschlusses ist der § 1285 nicht mitallegirt. 3. Wegen der Verbindung des $ 3 der vorl.Zusst. mit diesem Paragraphen, vergl. die Bemerkung zu § 1378 N° 1. Unter die für das Gesammtgut für anwendbar er1108

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

klärten Paragraphen ist in Gemäßheit des später gefaßten Beschlusses auch der §1341 mit aufgenommen. Zu § 1385. Die Vorlage hat sich für die zweite dem Beschlüsse entsprechende kürzere Fassung der vorl.Zusst. entschieden. Ob freilich die vorgeschlagene erste Fassung nicht sachlich richtiger, ist mir recht zweifelhaft. Der Begriff des ehelichen Aufwandes geht weiter wie der des standesmäßigen Unterhalts der Ehegatten und der gemeinschaftlichen Abkömmlinge. Er umfaßt auch die über den standesmäßigen Unterhalt hinaus zur reicheren Ausstattung des Lebens und für Luxus aller Art gemachten Verwendungen. Diese Ausdehnung ist bei dem Beschlüsse aber doch wohl beabsichtigt und trage ich daher Bedenken, ihn in solcher Art, wie durch die erste Fassung geschieht, einzuschränken. Zu demselben Resultat wie die hier fragliche Bestimmung führen übrigens auch schon die Bestimmungen über die dem Gesammtgute zur Last fallenden Verbindlichkeiten, indem hiernach nicht nur die Verbindlichkeit des Ehemannes zu der Gewährung des Unterhaltes an die Frau und an Verwandte, sondern alle von dem Ehemanne eingegangenen Verbindlichkeiten, soweit sie nicht unter die Ausnahme des § 1392 fallen, insbesondere also auch alle von dem Ehemanne für seine eigenen Bedürfnisse wie für sein Vergnügen eingegangenen Verbindlichkeiten dem Gesammtgute zur Last fallen. Die fragliche Bestimmung bedarf indessen m. E. nach einer anderen Seite hin eine Einschränkung. Die Bestimmung über das Maß des ehelichen Aufwandes steht allein dem Ehemanne zu. Nur soweit dieser Ausgaben für den ehelichen Aufwand gemacht, können dieselben daher dem Gesammtgute zur Last fallen, wogegen die von der Ehefrau zu solchem Zwecke gemachten Ausgaben nur bei dem Vorliegen besonderer Gründe, etwa aus dem Gesichtspunkte eines Auftrags oder eine negotiorum gestio dem Gesammtgute zur Last fallen. Die Vorlage hat daher das Wort „erforderlichen" durch die Worte: „von dem Ehemanne gemachten" ersetzt. Statt dessen könnte man, wenn die Fassung „gemachten Ausgaben" Anstoß erregt, auch sagen: „dem Gesammtgut fällt die Bestreitung des ehelichen Aufwandes in dem von dem Ehemanne bestimmten Umfange zur Last." Zu § 1386. „Unbeschadet der weitergehenden Ersatzansprüche des einen oder anderen Ehegatten" statt: „unbeschadet der Ansprüche auf eine sonstige Ersatzleistung" wird vorgeschlagen, weil die Fälle, an welche hierbei zu denken ist, bei der ersten Fassung, wie mir scheint, deutlicher hervortreten. Zu § 1388. Die Vorlage hat aus dem letzten Absatz des § 13 der vorl.Zusst. einen besonderen Paragraphen gebildet, weil die Bestimmung desselben, wenn sie auch hauptsächlich mit Rücksicht auf die in den vorhergehenden Sätzen aufgestellten Vermuthungen getroffen ist, doch einen selbständigen Charakter hat. Zu §1389. 1. Die Aufzählung der Gesammtgutsverbindlichkeiten unter fortlaufenden Nummern scheint mir der Fassung anderer ähnlicher Bestimmungen mehr zu entsprechen und ist kürzer. 2. In der N° 3 der Vorlage ist der Schlußsatz der N° 2 der vorl.Zusst. „es sei denn . . . erfolgt ist" in Gemäßheit des später gefaßten Beschlusses weggelassen. 3. Die N° 4 hat eine allgemeinere Fassung wie die N° 3 der vorläufigen Zusammenstellung erhalten, weil bei dem Betriebe eines Erwerbsgeschäftes nicht blos Verbindlichkeiten aus Rechtsgeschäften und Rechtsstreitigkeiten, sondern auch Verbindlichkeiten anderer Art in Frage kommen können. Insbesondere kommen in Betracht die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche in Folge eines zu ihrem Sondergute oder Vorbehaltsgute gehörenden Rechtes oder des Besitzes einer dazu gehörigen Sache entstanden sind, wenn das Recht oder die Sache zu einem Erwerbsge1109

§§ 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Schäfte gehörte, welches die Ehefrau mit Einwilligung des Ehemannes selbständig betreibt. (Vergl. ξ 1289 N° 3). Durch die vorgeschlagene Fassung wird zugleich die Uebereinstimmung mit der Fassung der entsprechenden Bestimmungen des letzten Satzes des § 1380 und des § 1392 unter N° 1 (§ 17 N° 1 der vorl.Zusst.) erreicht. Zu § 1392. 1. Es scheint mir nicht nothwendig, in der N° 1 „ein" Vorbehaltsgut statt „das" Vorbehaltsgut zu sagen. Es würde dadurch zwar hervorgehoben werden, daß das Vorhandensein des Vorbehaltsguts nur eine zufällige Ausnahme ist, während das Vorhandensein von Sondergut die Regel bildet. Ein Bedürfniß aber, dies durch die Fassung jedesmal hervorzuheben und dieselbe dadurch zu kompliciren, scheint mir nicht vorzuliegen. Es würde dann nothwendig werden, diese Ausdrucksweise in allen betreffenden Paragraphen durchzuführen und in der allgemeinen Gütergemeinschaft auch in Betreff des Sondergutes immer „ein" statt „das" zu sagen. 2. Die der N° 5 hinzuzufügende Beschränkung bezieht sich m. E. nicht auf den Fall, daß der Rechtsstreit eine Verbindlichkeit betrifft, welche zu den Lasten des Sondergutes gehört. Verbindlichkeiten dieser Art gehören schon auf Grund der N° 1 und 2 hinzugefügten Beschränkung nicht zu den Verbindlichkeiten, auf welche sich die N° 5 bezieht. Es handelt sich vielmehr um die Prozeßkosten eines Rechtsstreits, welcher die Substanz des Sondergutes oder sonstige auf das Sondergut sich beziehende Rechtsverhältnisse betrifft, welche aber nach Maßgabe der Bestimmung des § 1270 N° 5 bezw. des § 1384 zu den Lasten des Sondergutes gehören. Mit Rücksicht hierauf ist die Fassung der vorläufigen Zusammenstellung in der N° 5 geändert. Zu § 1394. 1. „Abweichungen" statt: „Maßgaben" wird vorgeschlagen, weil die folgenden Bestimmungen erhebliche Abweichungen enthalten. 2. „Aus einem der in dem § 1300 N° 3 und 5 bezeichneten Gründe" in dem Absatz 5 scheint mir korrekter zu sein, als „in den Fällen des § 1300 N° 3, 4." 3. Aus der Bestimmung, daß in dem Falle der Auflösung wegen des Konkurses des Ehemannes der Anspruch der Ehefrau auf Wiederherstellung der Gemeinschaft vor Beendigung des Konkursverfahrens rechtshängig gemacht werden muß, hat die Vorlage einen besonderen Absatz gebildet, um die Tragweite und Bedeutung derselben schärfer hervorzuheben.

§ 1377 K E / § 1410 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR/im K £ u n d EI: ZustFamR § 1377 § 1377. Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten die eheliche KE § 1377 Errungenschaftsgemeinschaft bestehen soll, so finden die Vorschriften der §§ 1378 Ε I % 1410 bis 1395 Anwendung. 9 § 1378 K E / § 1411 Ε I II., III., IV. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR/im KE und ΕI: § 1378. Durch die Errungenschaftsgemeinschaft wird das Vermögen, welches K E § 1378 der Ehemann, und das Vermögen, welches die Ehefrau während des Bestehens der E I S 1411 Errungenschaftsgemeinschaft erwirbt, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, zu einem beiden Ehegatten gemeinschaftlich gehörenden Vermögen (Gesammtgut) vereinigt.

ZustFamR ξ 1378

Im Ε I ist auf die %% 1411 —1430 verwiesen. 1110

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

Das nicht zu dem Gesammtgute gehörende Vermögen sowohl des einen als des anderen Ehegatten wird, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, für Rechnung des Gesammtgutes in der Weise verwaltet, daß die Nutzungen zu dem Gesammtgute in demselben Umfange gehören, in welchem bei dem gesetzlichen ehelichen Güterstande die Nutzungen des Ehegutes dem Ehemanne gehören (Sondergut). 2. Folgender Antrag Nr. 342, 24 von v. Mandry lag vor: 24. Zu § 1378. in Abs. 1 zu setzen: „Durch die Errungenschaftsgemeinschaft werden die Gegenstände, welche der Ehemann, und die Gegenstände, welche die Ehefrau . . . " (Prot I, S. 8798) 24. Zu § 1378 (Antrag unter I, 24). Der Antrag unter I, 24 wurde im Hinblick auf die entsprechende Fassung des $ 1314 abgelehnt. (Prot I, S. 8811)

§ 1379 KE/§ 1412 Ε I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1379. Sondergut eines Ehegatten sind, außer dem demselben bei dem Eintritte ZustFamR § 1379 der Errungenschaftsgemeinschaft zustehenden Vermögen, die Gegenstände, welche während des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft von dem Ehegatten durch Erbschaft oder Vermächtniß, auf Grund eines Pflichttheilsanspruches oder durch Schenkung erworben oder demselben zur Ausstattung gewährt oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht übertragen werden. 2. Antrag Nr. 336, 58 von Kurlbaum: 58. a) § 1379 stau der Worte „durch Erbschaft oder pp." zu setzen „durch Erbschaft, Pflichttheil oder Vermächtniß oder durch Zuwendung eines Dritten unter Lebenden erworben oder dem Ehegatten zur pp. (wie bisher)." b) $ 1397 Abs. 1 und § 1398: statt der Worte „durch Erbschaft — Schenkung" zu setzen „durch Erbschaft oder Vermächtniß oder durch eine Zuwendung eines Dritten unter Lebenden oder durch mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht erfolgende Uebertragung." 58. Zu § 1379, § 1397 Abs. 1, § 1398 (Anträge unter I, 58). Die Anträge unter I, 58a und b fanden nicht die Billigung der Kommission. — In Konsequenz früher gefaßter Beschlüsse sollen aber in dem § 1379 die Worte „durch Erbschaft. . . Pflichttheilsanspruchs" durch die Worte „durch Erbfolge oder durch Vermächtniß oder als Pflichttheil", ferner im § 1397 Abs. 1 und im § 1398 die Worte „durch Erbschaft, Vermächtniß", durch die Worte „durch Erbfolge oder durch Vermächtniß oder durch" ersetzt werden. (Prot. I, S. 8717, 8718, 8725, 8726)

III., IV. Fassung der Regelung im K E und Ε I : § 1379. Sondergut eines Ehegatten sind, außer dem demselben bei dem Eintritte KE § 1379 der Errungenschaftsgemeinschaft zustehenden Vermögen, die Gegenstände, welche Ε I § 1412 während des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft von dem Ehegatten durch Erbfolge oder durch Vermächtniß oder als Pflichttheil oder durch Schenkung erworben oder demselben zur Ausstattung gewährt oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht übertragen werden. 1111

§§ 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 1380 KE/§ 1413 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR/im KE und ΕI: ZustFamR § 1380 § 1380. Sondergut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche f ü r Sondergut KE § 1380 desselben durch Ehevertrag erklärt sind. E I § 1413

§ 1381 KE/§ 1414 E I II., III., IV. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR/im KE und ΕI: ZustFamR § 1381 § 1381. Sondergut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche derselbe auf KE § 1381 G r u n d eines zu seinem Sondergute gehörenden Rechtes oder als Ersatz f ü r die ZerE I § 1414 s t ö r u n g ; Beschädigung oder Entziehung eines zu seinem Sondergute gehörenden Gegenstandes oder durch solche Rechtsgeschäfte erwirbt, welche auf sein Sondergut sich beziehen, es sei denn, daß die Gegenstände durch den Betrieb eines Erwerbsgeschäftes erworben werden oder nach der Vorschrift des § 1378 Abs. 2 zu dem Gesammtgute gehören. 2. Folgender Antrag N r . 342, 25 von v. Mandry wurde abgelehnt: Zu § 1381. den letzten Halbsatz zu fassen: „. . . oder N u t z u n g e n sind, welche nach der Vorschrift des § 1378 Abs. 2 zu dem Gesammtgute gehören." (Prot. I, S. 8798, 8811) 10 § 1382 KE/§ 1415 Ε I Fassung der Regelung in der ZustFamR/im KE und Ε1: ZustFamR § 1382 § 1382. Sondergut eines Ehegatten sind die von demselben erworbenen GegenKE § 1382 stände, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können, sowie die Ε I § 1415 v o n Jgjjj Ehegatten erworbenen Rechte, welche mit dem T o d e des Berechtigten erlöschen oder durch den T o d eines der Ehegatten bedingt sind, auch wenn sie von dem Ehegatten während des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft erworben werden.

§ 1383 KE/§ 1416 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR!im K E u n d El: ZustFamR S 1383 § 1383. V o n dem Gesammtgute und von dem Sondergute eines Ehegatten ausgeKE § 1383 schlossen (Vorbehaltsgut) sind die in den §§ 1318 bis 1321" bezeichneten GegenE IS 1416

stände

.

§ 1384 KE/§ 1417 E I II., III. Fassung der Regelung in der ZustFamR/im K E : ZustFamR § 1384 § 1384. Auf das Gesammtgut finden die Vorschriften der §§ 1315 bis 1317, 1324 KE § 1384 bis 1328, 1330, 1336, 1337, 1341, auf das Sondergut der E h e f r a u , soweit nicht aus 10

11

Ferner fand nicht die Zustimmung der Kommission der Antrag Nr. 379, 17 von v. Mandry, in § 381 Zeilen 8, 9 zu setzen: „oder zu den im § 1378 Abs. 2 bezeichneten Nutzungen gehören" (statt: „oder nach der Vorschrift. . . gehören"). (Prot. I, S. 12109, 12110). — Im Ε I ist dann auf §1411 Abs. 2 verwiesen. Im Ε I ist auf die SS 1346— 1349 verwiesen.

1112

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§

1519—1548

d e m G e s e t z e ein A n d e r e s sich ergiebt, die V o r s c h r i f t e n d e r §§ 1256, 1258, 1265 bis 1269, d e s § 1271 N r . 3 u n d d e r §§ 1272 bis 1284, 1286 bis 1298 u n d auf das V o r b e h a l t s g u t d e r E h e f r a u die V o r s c h r i f t e n des § 1264 e n t s p r e c h e n d e A n w e n d u n g . IV. F a s s u n g d e r R e g e l u n g im Ε I : § 1417. Auf das G e s a m m t g u t f i n d e n die V o r s c h r i f t e n d e r §§ 1343 bis 1345, 1352 E I §1417 bis 1356, 1358, 1364, 1365, 1370, auf das S o n d e r g u t d e r E h e f r a u , s o w e i t nicht aus d e m G e s e t z e ein A n d e r e s sich ergiebt, die V o r s c h r i f t e n d e r §§ 1283, 1285, 1292 bis 1296, 1298, 1300 bis 1312, 1314 bis 1326 u n d auf das V o r b e h a l t s g u t d e r E h e f r a u die V o r s c h r i f t e n des § 1291 e n t s p r e c h e n d e A n w e n d u n g .

§ 1385 K E / § 1418 Ε I II., III., IV. 1. F a s s u n g d e r R e g e l u n g in d e r ZustFamR/im K E u n d EI: 5 1385. D e m G e s a m m t g u t e fallen z u r Last die E r h a l t u n g s k o s t e n u n d Lasten des ZustFamR § 1385 S o n d e r g u t e s des E h e m a n n e s u n d des S o n d e r g u t e s d e r E h e f r a u . D i e V o r s c h r i f t e n KE § 1385 des $ 1270 Abs. 1 f i n d e n hierbei e n t s p r e c h e n d e A n w e n d u n g . ^ ' S 1 4 18 2. A b g e l e h n t w u r d e d e r A n t r a g N r . 342, 26 v o n v. Mandry L a s t e n " (statt: u n d L a s t e n ) ( P r o t . I, S. 8798, 8 8 I I ) . ' 2

zu s e t z e n : „ u n d die

§ 1386 K E / § 1419 E I F a s s u n g d e r R e g e l u n g in d e r ZustFamR/im K E und Ε I : § 1386. D e m G e s a m m t g u t e fällt d e r eheliche A u f w a n d z u r Last.

ZustFamR § 1386 KE § 1386 EIS 1419

§ 1387 K E / § 1420 Ε I II. 1. F a s s u n g d e r R e g e l u n g in d e r ZustFamR: § 1387. S o w e i t das S o n d e r g u t eines d e r E h e g a t t e n auf K o s t e n des G e s a m m t g u t e s ZustFamR § 1387 o d e r d a s G e s a m m t g u t auf K o s t e n eines S o n d e r g u t e s z u d e r Z e i t d e r A u f l ö s u n g d e r E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t b e r e i c h e r t ist, m u ß d a f ü r , u n b e s c h a d e t d e r aus b e s o n d e r e n G r ü n d e n sich e r g e b e n d e n w e i t e r g e h e n d e n A n s p r ü c h e des einen o d e r a n d e r e n E h e g a t t e n , aus d e m b e r e i c h e r t e n G u t e d e m a n d e r e n G u t e E r s a t z geleistet w e r d e n . 2. P r o t . I, S. 8779, 8 7 8 0 , 8791 bei § 1316 Ε I. III., IV. F a s s u n g d e r R e g e l u n g im K E / E I : § 1387. S o w e i t das S o n d e r g u t eines d e r E h e g a t t e n auf K o s t e n des G e s a m m t g u t e s KE § 1387 o d e r das G e s a m m t g u t auf K o s t e n eines S o n d e r g u t e s z u r Z e i t d e r A u f l ö s u n g d e r E r - Ε I § 12

Ferner war folgender Antrag Nr. 336, 59 zu § 1385 von Kurlbaum abgelehnt worden: „Dem Gesammtgute fallen zur Last die dem Nießbraucher zur Last fallenden Erhaltungskosten sowie die Lasten des Sondergutes des Ehemannes und des Sondergutes der Ehefrau nach Maßgabe des § 1270 Abs. 1." — Dieser Antrag wurde, „da der § 1270 Abs. 1 im Falle des § 1385 nur zur entsprechenden Anwendung geeignet sei", von der Mehrheit abgelehnt (Prot. I, S. 8727, 8736). Im übrigen wiederholte v. Mandry den bereits unter Ziff. 2 mitgeteilten Antrag während der Revision des KE, zog diesen aber vor Beginn der Beratungen zurück (vgl. Antrag Nr. 379, 18; Prot. I, S. 12110). Im Ε I ist auf § 1297 Abs. 1 verwiesen. 1113

§ § 1519— 1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

rungenschaftsgemeinschaft bereichert ist, muß dafür, unbeschadet der aus besonderen Gründen sich ergebenden weiter gehenden Ansprüche des einen oder anderen Ehegatten, aus dem bereicherten Gute zu dem anderen Gute Ersatz geleistet werden.

§ 1388 K E / § 1421 E I ZustFamR § 1388

II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1388. Es wird vermuthet, daß das vorhandene Vermögen Gesammtgut ist. Diese Vermuthung geht der im § 1255 bestimmten Vermuthung vor. Sind verbrauchbare Sachen, welche zu dem Sondergute eines der Ehegatten gehört haben, nicht mehr vorhanden, so wird zu Gunsten dieses Ehegatten vermuthet, daß die Sachen in das Gesammtgut verwendet sind und das letztere um den Werth der Sachen bereichert worden ist. 2. Es lag vor der Antrag Nr. 342, 27 von v. Mandry: den zweiten Satz des ersten Absatzes zu streichen (Prot. I, S. 8798). 27. Zu § 1388 (Antrag unter I, 27). Die Mehrheit entschied sich für die Annahme des Antrags unter I, 27, da die hier fragliche Bestimmung (vgl. Prot. S. 7133) als selbstverständlich zu erachten, die Aufnahme derselben an dieser Stelle überdies bedenklich sei, da dieselben Fragen sich auch bei der allgemeinen Gütergemeinschaft erheben könnten, bei dieser aber eine entsprechende besondere Bestimmung nicht aufgenommen sei. (Prot. I, S. 8811)

KE § 1388

III. 1. Fassung der Regelung im K E : § 1388. Es wird vermuthet, daß das vorhandene Vermögen Gesammtgut ist. Sind verbrauchbare Sachen, welche zu dem Sondergute eines der Ehegatten gehört haben, nicht mehr vorhanden, so wird zu Gunsten dieses Ehegatten vermuthet, daß die Sachen in das Gesammtgut verwendet sind und das letztere um den Werth der Sachen bereichert worden ist. 2. Revision des KE: Antrag Nr. 13 zu § 1388: im § 1388 Abs. 1 und 2 am Schlüsse das Wort „ist" durch das Wort „sei" und im Abs. 2 Zeile 4 das W o r t „sind" durch das Wort „seien" zu ersetzen. — Der Antrag erfuhr keinen Widerspruch. (Prot. I, S. 12110)

Ε I § 1421

IV. Fassung der Regelung im Ε I: § 1421. Es wird vermuthet, daß das vorhandene Vermögen Gesammtgut sei. Sind verbrauchbare Sachen, welche zu dem Sondergute eines der Ehegatten gehört haben, nicht mehr vorhanden, so wird zu Gunsten dieses Ehegatten vermuthet, daß die Sachen in das Gesammtgut verwendet seien und das letztere um den Werth der Sachen bereichert worden sei.

§ 1389 KE/§ 1422 Ε I Fassung der Regelung im ZustFamR/im Ä £ u n d E I : ZustFamR § 1389 § 1389. Jeder der Ehegatten kann von dem anderen Ehegatten verlangen, daß KE § 1389 d e r Bestand des einem jeden von ihnen gehörenden Sondergutes durch Aufnahme Ε I § 1422 e j n e s v o n beiden Ehegatten anzuerkennenden Verzeichnisses festgestellt werde; das 1114

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

Verzeichnis ist mit dem Datum und mit der Unterschrift beider Ehegatten zu versehen, auch auf Verlangen eines der Ehegatten auf dessen Kosten öffentlich zu beglaubigen. Abgelehnt wurde der Antrag Nr. 339, 34 von Gebhard, in § 1389 am Anfang zu sagen, „Jeder" oder: „Der Ehegatte" (Prot. I, S. 8826, 8844).

§ 1390 K E / § 1423 Ε I II., III. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR/im KE: § 1390. Verbindlichkeiten, wegen welcher die Gläubiger die Befriedigung aus ZustFamR § 1390 dem Gesammtgute verlangen können, (Gesammtgutsverbindlichkeiten), sind alle KE§1390 Verbindlichkeiten des Ehemannes. ^ ' § 1423 Gesammtgutsverbindlichkeiten sind auch folgende Verbindlichkeiten der Ehefrau: 1. die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche auf das Sondergut derselben sich beziehen und zu den nach den Vorschriften des § 1385 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sondergutes gehören; 2. die während des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften und Urtheilen, sowie wegen der gerichtlichen Kosten des Rechtsstreites, in welchem ein solches Urtheil ergangen ist, sofern der Ehemann in die Vornahme des Rechtsgeschäftes oder in die Führung des Rechtsstreites eingewilligt oder dazu seine Genehmigung ertheilt hat; 3. die während des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften oder Rechtsstreitigkeiten, welche der von dem Ehemanne der Ehefrau gestattete selbständige Betrieb eines Erwerbsgeschäftes mit sich bringt; 4. die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche während des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft in Folge eines ihr zustehenden Rechtes oder des Besitzes einer ihr gehörenden Sache entstanden sind, sofern das Recht oder die Sache zu einem Erwerbsgeschäfte gehört, welches die Ehefrau mit Einwilligung des Ehemannes selbständig betreibt. Soweit in den Fällen, in welchen eine Verbindlichkeit der Ehefrau nicht eine Gesammtgutsverbindlichkeit ist, das Gesammtgut bereichert ist, gilt die Verbindlichkeit als Gesammtgutsverbindlichkeit; die Bestimmung des § 742 Abs. 3 (K.E.) findet hierbei entsprechende Anwendung. Für die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Ehemann persönlich. 2. Folgende Anträge lagen zur Revision des KEvor": 14. zu § 1390. a) Der Nr. 2 Abs. 2 des § 1390 am Schlüsse hinzuzufügen: „oder es der Einwilligung des Ehemannes nach der Vorschrift des § 1330 nicht bedurft hat;" (Bemerk. Durch § 1384 ist auch die Vorschrift des § 1330 auf die Errungenschaftsgemeinschaft f ü r entsprechend anwendbar erklärt. In den Fällen des § 1330 liegt regelmäßig nicht eine Verbindlichkeit der Ehefrau vor, sondern des Eheman13

Die Anträge unter Ziff. a und b stammen von Planck, derjenige unter Ziffer b ist in Nr. 392, 1 enthalten. Ferner lag noch der Antrag Nr. 380, 14 von Kurlbaum vor, in Abs. 3 Z. 4 statt „die Bestimmung . . . findet" zu setzen: „die Vorschriften . . . finden."

1115

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

nes. Nur dann liegt die Sache anders, wenn die Ehefrau nicht im Namen des Ehemannes, sondern — was von der Kommission als zulässig, aber auch als selbstverständlich erachtet ist — in eigenem Namen für Rechnung des Ehemannes gehandelt hat. Lediglich mit Rücksicht auf diese Fälle ist der § 1330 in der Nr. 1 des § 1334 allegirt; nur für diese Fälle hat das Allegat des § 1330 im § 1334 Nr. 1, welcher Verbindlichkeiten der Ehefrau voraussetzt, Sinn und Bedeutung (Prot. S. 6697, 6698). Dieselben Gründe, aus welchen § 1330 im § 1334 Nr. 1 allegirt ist, müssen aber dahin führen, auch im § 1390 Abs. 2 Nr. 2 den Fall des § 1330 zu berücksichtigen. Im § 1334 Nr. 1 sind außerdem noch die §§ 1327 bis 1329 allegirt: Die Allegation des § 1329 kann für die Errungenschaftsgemeinschaft schon deshalb nicht in Frage kommen, weil der § 1329 auf die Errungenschaftsgemeinschaft überhaupt nicht übertragen ist (vergl. ξ 1384). Dagegen sind die §§ 1327, 1328 durch § 1384 auf die Errungenschaftsgemeinschaft übertragen. Indessen bedarf es im § 1390 Abs. 2 Nr. 2 der Berücksichtigung des § 1328 wegen der besonderen Vorschrift in Nr. 3 des § 1390 Abs. 2 nicht. Dagegen kommt der § 1327 für § 1390 überhaupt nicht in Frage. Der § 1327 ist im § 1384 auf die Errungenschaftsgemeinschaft wesentlich nur mit Rücksicht auf solche Fälle für entsprechend anwendbar erklärt, in welchen der Ehefrau ein Vertragsantrag wegen eines solchen Erwerbes gemacht ist, welcher in das Gesammtgut fallen würde. Allerdings ist außerdem noch auf solche Fälle hingewiesen, in welchen der Ehefrau eine Erbschaft oder ein Vermächtniß mit der Bestimmung zugewendet wird, daß das Zugewendete Gesammtgut werden solle; allein in Fällen der letzteren Art wird nicht die Erbschaft oder das Vermächtniß direkt kraft des Gesetzes aktiv und passiv Gesammtgut, sondern nach § 1379 Sondergut und kann es sich nur um die obligatorische Verpflichtung der Ehefrau handeln, die Erbschaft oder das Vermächtniß gegen Anerkennung der Verbindlichkeiten als Gesammtgutsverbindlichkeiten durch den Ehemann zum Bestandtheile des Gesammtguts zu machen (vergl. Prot. S. 7145, 7146, 7091, 7092, 7188, 7189). Bei dieser Sachlage kann der § 1327 für die Errungenschaftsgemeinschaft aus dem Gesichtspunkte, aus welchem derselbe im § 1334 Nr. 1 allegirt ist, nämlich um den die Ehefrau auf Grund einer Erbschaft oder eines Vermächtnisses treffenden Verbindlichkeiten den Charakter von Gesammtgutsverbindlichkeiten beizulegen, nicht in Betracht kommen.) b) für den Fall der Annahme des Antrages unter a im § 1330 zu setzen: „. . . berechtigt in eigenem Namen oder im Namen des Ehemannes .. ."'4. Die Anträge unter a und b fanden die Billigung der Kommission. Anlangend den Antrag unter b, so war die Mehrheit insbesondere der Ansicht, daß in den Fällen des § 1330 die Ehefrau auch in eigenem Namen über Gegenstände des Gesammtguts dinglich verfügen könne in gleicher Weise, wie sonst der Ehemann. (Prot I, S. 12110-12112) IV. 5 1423 EI lautet bis auf die unter II., III.2. mitgeteilte Änderung wie § 1390 KE. Im Ε I ist auf die §§ 1418, 1358 und 748 Abs. 3 verwiesen.

14

Ferner war noch folgender Antrag Nr. 381, 62 von Planck von der Kommission behandelt worden: a) im § 1284 Nr. 1 Z. 9, im § 1334 N r . 1 letzte Zeile und im $ 1390 Abs. 3 letzte Zeile das W o r t „entsprechende" zu streichen (vergl. §§ 825 a, 878), b) Abs. 3 des § 1390 am Schlüsse zu fassen: „die Vorschriften des § 742 Abs. 3 finden . . ." (vergl. § 1284 N r . 1, § 1334 N r . 1). Der Antrag unter a wurde zurückgezogen, der Antrag unter b erfuhr keinen Widerspruch. (Prot. I, S. 12046).

1116

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1 5 1 9 - 1 5 4 8

§ 1391 KE/§ 1424 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR/im KE und ΕI: § 1391. Auf die Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut findet die Vor- ZustFamR 5 1391 schrift des § 1332 Abs. 1 entsprechende Anwendung. KE $ 1391 In dem Falle des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes finden die Vor- ^ * § 1 4 2 4 Schriften des § 1333 Abs. 1 und in dem Falle des Konkurses über das Vermögen der Ehefrau die Vorschrift des § 1333 Abs. 2 entsprechende Anwendung. 15

§ 1392 KE/§ 1425 Ε I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1392. In Ansehung der auf Gesetz beruhenden Ansprüche der Verwandten des ZustFamR § 1392 Ehemannes und der Ehefrau auf Gewährung des Unterhaltes oder einer Ausstattung finden die Vorschriften des § 1335 Anwendung. 2. Antrag Nr. 336 von Kurlbaum: 60. ξ 1392: statt „der Verwandten — Ehefrau" zu setzen „eines Dritten." (Prot. I, S. 8727) 60. Zu § 1392 (Antrag unter I, 60). Der § 1392 soll im Anschlüsse an die Fassung des § 1335 dahin gefaßt werden: „In Ansehung der auf der gesetzlichen Unterhaltspflicht beruhenden Ansprüche eines Dritten gegen den Ehemann oder die Ehefrau finden die Vorschriften des § 1335 Anwendung." (Prot. I, S. 8736) 3. Folgender weiterer Antrag Nr. 367, 3 von Kurlbaum zu § 1392 wurde genehmigt: statt „eines Dritten gegen den Ehemann oder die Ehefrau" wiederherzustellen „der Verwandten des Ehemannes und der Ehefrau" (Da § 1419 Abs. 2 nicht hat entbehrllich gemacht werden können, soll den vorbezeichneten Paragraphen die konkrete Beziehung auf Verwandte zurückgegeben werden. Die §§ 1270, 1493, 1495 bleiben unverändert wegen der Beziehung auf Alimente aus Delikten pp.) III., IV. Fassung der Regelung im K E / E I : § 1393. In Ansehung der auf der gesetzlichen Unterhaltspflicht beruhenden An- KE § 1392 Sprüche der Verwandten des Ehemannes und der Verwandten der Ehefrau finden Ε I § 1425 die Vorschriften des § 1335 Anwendung. 16

§ 1393 KE/§ 1426 Ε I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1393. Die Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen auch in dem Verhältnisse der ZustFamR § 1393 Ehegatten zu einander dem Gesammtgute zur Last. Folgende Verbindlichkeiten fallen jedoch in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute, sondern demjenigen Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstanden sind: 1. die Verbindlichkeiten eines der Ehegatten, welche aus einem auf das Vorbehaltsgut oder auf das Sondergut desselben sich beziehenden Rechtsverhältnisse, wenn auch vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft oder früher, als das 15 16

Im Ε I ist auf die 1360, 1361 verwiesen. Im Ε I ist auf § 1363 verwiesen. 1117

§ § 1519 — 1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

G u t V o r b e h a l t s g u t o d e r S o n d e r g u t w u r d e , e n t s t a n d e n sind, es sei d e n n , d a ß die V e r b i n d l i c h k e i t n a c h Eintritt d e r E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t d u r c h d e n Betrieb eines f ü r R e c h n u n g des G e s a m m t g u t e s v o n e i n e m d e r E h e g a t t e n b e t r i e b e n e n E r w e r b s g e s c h ä f t e s o d e r in Folge eines R e c h t e s o d e r des Besitzes einer S a c h e , w e l c h e z u e i n e m s o l c h e n E r w e r b s g e s c h ä f t e g e h ö r e n , e n t s t a n d e n ist, o d e r d a ß die V e r b i n d lichkeit z u d e n n a c h d e n V o r s c h r i f t e n des § 1385 v o n d e m G e s a m m t g u t e z u t r a g e n d e n L a s t e n des S o n d e r g u t e s g e h ö r t ; 2. die v o r d e m Eintritte d e r E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t e n t s t a n d e n e n V e r b i n d lichkeiten des E h e m a n n e s , es sei d e n n , d a ß die V e r b i n d l i c h k e i t auf das S o n d e r g u t des E h e m a n n e s sich b e z i e h t u n d zu d e n n a c h d e n V o r s c h r i f t e n des § 1385 v o n d e m G e s a m m t g u t e z u t r a g e n d e n Lasten des S o n d e r g u t e s g e h ö r t ; 3. die V e r b i n d l i c h k e i t e n des E h e m a n n e s , w e l c h e aus einer w ä h r e n d des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft von dem E h e m a n n e begangenen unerlaubten H a n d l u n g o d e r d e m d u r c h eine solche h e r b e i g e f ü h r t e n S t r a f v e r f a h r e n e n t s t a n d e n sind; 4. die V e r b i n d l i c h k e i t e n des E h e m a n n e s , w e l c h e aus d e r N u t z n i e ß u n g u n d V e r w a l t u n g des S o n d e r g u t e s d e r E h e f r a u dieser g e g e n ü b e r e n t s t a n d e n sind, soweit n i c h t das G e s a m m t g u t b e r e i c h e r t ist; 5. die V e r b i n d l i c h k e i t e n , welche aus einem R e c h t s s t r e i t e ü b e r eine d e r u n t e r N o . 1 bis 4 b e z e i c h n e t e n V e r b i n d l i c h k e i t e n e n t s t a n d e n sind, es sei d e n n , d a ß die V e r b i n d l i c h k e i t z u d e n n a c h den V o r s c h r i f t e n des § 1385 v o n d e m G e s a m m t g u t e z u t r a g e n d e n Lasten des S o n d e r g u t e s g e h ö r t . 2. P r o t . I, S. 8693, 8708 bei § 1316 Ε I. 3. P r o t . I, S. 8715, 8723 f. bei § 1367 Ε I. 4. A n t r a g N r . 342 v o n v. Mandry: 28. Zu §1393: in Z i f f . 1 zu s e t z e n : „ e n t s t a n d e n sind, d o c h gilt dies n i c h t v o n V e r b i n d l i c h k e i t e n , w e l c h e n a c h E i n t r i t t . . . e n t s t a n d e n sind, u n d v o n V e r b i n d l i c h k e i t e n , w e l c h e z u d e n n a c h d e n V o r s c h r i f t e n des § 1385 v o n d e m G e s a m m t g u t e z u t r a g e n d e n L a s t e n des S o n d e r g u t e s g e h ö r e n ; " ( P r o t . I, 8798) 28. Z u § 1393 ( A n t r a g u n t e r I, 28). D e r A n t r a g u n t e r I, 28 galt in Folge des o b e n u n t e r N r . 21 g e f a ß t e n Beschlusses [ o b e n S. 762 u n t e r II, 5] als erledigt. ( P r o t . I, S. 8811) 5. P r o t . I, S. 8824, 8830, 8842 bei § 1316 Ε I.

KE § 1393

III. 1. F a s s u n g d e r R e g e l u n g im K E : § 1393. D i e G e s a m m t g u t s v e r b i n d l i c h k e i t e n fallen a u c h im V e r h ä l t n i s s e d e r E h e g a t t e n z u e i n a n d e r d e m G e s a m m t g u t e z u r Last. F o l g e n d e V e r b i n d l i c h k e i t e n fallen j e d o c h im V e r h ä l t n i s s e d e r E h e g a t t e n z u eina n d e r n i c h t d e m G e s a m m t g u t e , s o n d e r n d e m j e n i g e n E h e g a t t e n z u r Last, in dessen P e r s o n sie e n t s t a n d e n sind: 1. die V e r b i n d l i c h k e i t e n eines d e r E h e g a t t e n , w e l c h e aus einem auf das V o r b e h a l t s g u t o d e r auf das S o n d e r g u t desselben sich b e z i e h e n d e n R e c h t s v e r h ä l t n i s s e , w e n n auch vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft oder vor d e m Zeitp u n k t e , in w e l c h e m d a s G u t V o r b e h a l t s g u t o d e r S o n d e r g u t w u r d e , e n t s t a n d e n sind, es sei d e n n , d a ß die V e r b i n d l i c h k e i t n a c h E i n t r i t t d e r E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t d u r c h d e n Betrieb eines f ü r R e c h n u n g des G e s a m m t g u t e s v o n e i n e m d e r E h e g a t t e n b e t r i e b e n e n E r w e r b s g e s c h ä f t e s o d e r in F o l g e eines R e c h t e s o d e r des Besitzes einer S a c h e , w e l c h e z u e i n e m solchen E r w e r b s g e s c h ä f t e g e h ö r e n , e n t s t a n d e n ist, o d e r 1118

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

daß die Verbindlichkeit zu den nach den Vorschriften des § 1385 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sondergutes gehört; 2. die vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten des Ehemannes, es sei denn, daß die Verbindlichkeit auf das Sondergut des Ehemannes sich bezieht und zu den nach den Vorschriften des § 1385 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sondergutes gehört; 3. die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche aus einer während des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft von dem Ehemanne begangenen unerlaubten H a n d l u n g oder aus dem durch eine solche Handlung herbeigeführten Strafverfahren entstanden sind; 4. die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche aus der Nutznießung und Verwaltung des Sondergutes der Ehefrau dieser gegenüber entstanden sind, soweit nicht das Gesammtgut bereichert ist; 5. die Verbindlichkeiten, welche aus einem Rechtsstreite über eine der unter N r . 1 bis 4 bezeichneten Verbindlichkeiten entstanden sind, es sei denn, daß die Verbindlichkeit zu den nach den Vorschriften des § 1385 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sondergutes gehört. 2. Vgl. Prot. I, S. 1 2 0 6 5 - 1 2 0 6 7 bei § 1367 E I . IV. Fassung der Regelung im Ε I : § 1426. Die Gesammtgutsverbindlichkeiten fallen auch im Verhältnisse der Ehe- Ε I $ 1426 gatten zu einander dem Gesammtgute zur Last. Folgende Verbindlichkeiten fallen jedoch im Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute, sondern demjenigen Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstanden sind: 1. die Verbindlichkeiten eines der Ehegatten, welche aus einem auf das Vorbehaltsgut oder auf das Sondergut desselben sich beziehenden Rechtsverhältnisse, wenn auch vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft oder vor dem Zeitpunkte, in welchem das Gut Vorbehaltsgut oder Sondergut wurde, entstanden sind, es sei denn, daß die Verbindlichkeit zu den nach den Vorschriften des § 1418 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sondergutes gehört, oder daß die Verbindlichkeit nach Eintritt der Errungenschaftsgemeinschaft durch den Betrieb eines für Rechnung des Gesammtgutes von einem der Ehegatten betriebenen Erwerbsgeschäftes oder in Folge eines Rechtes oder des Besitzes einer Sache, welche zu einem solchen Erwerbsgeschäfte gehören, entstanden ist; 2. die vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten des Ehemannes, es sei denn, daß die Verbindlichkeit auf das Sondergut des Ehemannes sich bezieht und zu den nach den Vorschriften des § 1418 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sondergutes gehört; 3. die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche aus einer während des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft von dem Ehemanne begangenen unerlaubten H a n d l u n g oder aus dem durch eine solche Handlung herbeigeführten Strafverfahren entstanden sind; 4. die Verbindlichkeiten des Ehemannes, welche aus der Nutznießung und Verwaltung des Sondergutes der Ehefrau dieser gegenüber entstanden sind, soweit nicht das Gesammtgut zur Zeit der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft bereichert ist; 5. die Verbindlichkeiten, welche aus einem Rechtstreite über eine der unter N r . 1 bis 4 bezeichneten Verbindlichkeiten entstanden sind, es sei denn, daß die Verbind1119

§§ 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Iichkeit zu den nach den V o r s c h r i f t e n des § 1418 von dem G e s a m m t g u t e zu t r a g e n den Lasten des S o n d e r g u t e s gehört.

§ 1427 Ε I Ε I § 1427

§ 1427. In A n s e h u n g einer von dem E h e m a n n e einem Kinde zugesicherten o d e r g e w ä h r t e n Ausstattung f i n d e n die V o r s c h r i f t e n des § 1368 entsprechende A n w e n dung. Z u r E n t s t e h u n g des § 1427 E I vgl. P r o t . I, S. 7073, 7173, 7174, 7178. P r o t . I, S. 12063—12065 bei § 1368 Ε I.

§ 1394 K E / § 1428 Ε I ZustFamR § 1394

II. 1. Fassung der R e g e l u n g in der ZustFamR: § 1394. Auf den E r s a t z , welchen einer d e r Ehegatten an das G e s a m m t g u t zu leisten o d e r der E h e m a n n aus d e m G e s a m m t g u t e zu f o r d e r n hat, finden die Bestimm u n g e n des § 1340 entsprechende A n w e n d u n g . 2. P r o t . I, S. 8779, 8780, 8791 bei § 1316 Ε I.

KE § 1394

III. 1. Fassung d e r R e g e l u n g im K E : § 1394. Auf den E r s a t z , welchen einer der Ehegatten zu dem G e s a m m t g u t e zu leisten o d e r der E h e m a n n aus dem G e s a m m t g u t e zu f o r d e r n hat, finden die Bestimm u n g e n des § 1340 entsprechende A n w e n d u n g . 2. In V e r a n l a s s u n g d e r D r u c k l e g u n g des Kommissionsentwurfs w a r e n z u r Revision des K E noch f o l g e n d e Anträge g e s t e l l t : . . . 2. den § 1428 (1394) dahin zu fassen: „Auf Leistung desjenigen, was einer der Ehegatten zu d e m G e s a m m t g u t e zu leisten o d e r d e r E h e m a n n aus dem G e s a m m t g u t e zu f o r d e r n hat, sowie auf a n d e r e Verbindlichkeiten der E h e f r a u gegenüber dem E h e m a n n e finden die V o r s c h r i f t e n des § 1369 entsprechende A n w e n d u n g . " (Die b e a n t r a g t e A e n d e r u n g ist eine K o n s e q u e n z d e r zu dem § 1340 K E beschlossenen Aenderungen.). — D e r A n t r a g f a n d die Z u s t i m m u n g der Kommission (Prot. I, S. 12311). IV. Die Fassung des § 1428 Ε I entspricht dem unter III., 2 mitgeteilten Beschluß.

§ 1395 K E / §§ 1429 u n d 1430 Ε I ZustFamR § 1395

II. 1. Fassung d e r Regelung in der ZustFamR: § 1395. In A n s e h u n g d e r Auflösung d e r E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t f i n d e n die V o r s c h r i f t e n der §§ 1342 bis 1352 mit n a c h s t e h e n d e n Abweichungen u n d n ä h e r e n Bestimmungen entsprechende A n w e n d u n g . Die A u f l ö s u n g der E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t erfolgt auch mit der Rechtsk r a f t des Beschlusses, d u r c h welchen der K o n k u r s ü b e r das V e r m ö g e n des E h e m a n nes e r ö f f n e t ist, und mit der Erlassung des U n h e i l e s , d u r c h welches d e r E h e m a n n f ü r todt erklärt ist; in d e m Falle einer solchen A u f l ö s u n g finden die V o r s c h r i f t e n des $ 1302 e n t s p r e c h e n d e A n w e n d u n g . Die E h e f r a u k a n n die Auflösung der E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t auch in den im § 1300 N o . 1, 3, 4 bezeichneten Fällen verlangen. 1120

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§ § 1519—1548

Erfolgt die Auflösung auf Verlangen der Ehefrau, so findet in Ansehung des Sondergutes der Ehefrau die Vorschrift des § 1301 entsprechende Anwendung. Ist die Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft aus einem der im § 1300 No. 3, 4 bezeichneten Gründe oder in Folge der Todeserklärung eingetreten, so kann der Ehemann unter den im § 1303 Abs. 1 und im § 1304 bezeichneten Voraussetzungen die Wiederherstellung der Errungenschaftsgemeinschaft verlangen. Ist die Auflösung in Folge des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes eingetreten, so kann die Ehefrau die Wiederherstellung der Errungenschaftsgemeinschaft verlangen. Der Anspruch erlischt jedoch, wenn er nicht vor Aufhebung oder Einstellung des Konkursverfahrens rechtshängig gemacht ist. In den Fällen des fünften und sechsten Absatzes finden die Bestimmungen des § 1303 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die Bestimmung des § 1303 Abs. 1 Satz 2 auch für das Vorbehaltsgut des Ehemannes gilt. 2. Prot. I, S. 8693-8695 bei § 1327 Ε I. 3. Prot. I, S. 8710 bei § 1328 E I . 4. Antrag Nr. 336 von Kurlbaum: 61. § 1395. a) Abs. 3 hinter „Errungenschaftsgemeinschaft" einzuschalten „und Trennung der Güter" und zuzusetzen „Die Vorschrift des § 1300 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung" (zu vergl. § 1343). b) aus Abs. 5 bis 7 einen besonderen § 1395a zu bilden, und demgemäß im letzten Absätze zu allegiren „des ersten und zweiten Absatzes" und folgende Allegate zu berichtigen: im § 1377 statt 1395 zu setzen 1395a, im § 1402 hinter 1395 einzuschalten 1395a (das Allegat im § 1323 bleibt unverändert). 61. Zu § 1395 (Anträge unter I, 61): In Gemäßheit des Antrags unter I, 61a soll in Uebereinstimmung mit dem Eingange des § 1343 im Abs. 3 des § 1395 hinter dem Worte „Errungenschaftsgemeinschaft" eingeschaltet werden „und Trennung der Güter". Der in dem Antrage unter I, 61a vorgeschlagene weitere Zusatz hat durch den in der Sitzung vom 14. Mai d. Js. zu 5 1300 N° 4 gefaßten Beschluß unter N° 40, Prot. S. 8710, seine Erledigung gefunden [vgl. oben S. 572]. Der Antrag unter I, 61b wurde abgelehnt. (Prot. I, S. 8727, 8728, 8736) 5. Antrag Nr. 358, 25 von Gebhard: 98. § 1395 Abs. 6; § 1517 Abs. 2. Statt „Aufhebung oder Einstellung des Konkursverfahrens" „Beendigung des Konkurses". 98. Zu § 1395 Abs. 6, § 1517 Abs. 2 (Antrag unter I, 98): Der Antrag unter I, 98 wurde in dem Sinne angenommen, daß der Ausdruck „Beendigung des Konkurses" sowohl die Aufhebung als die Einstellung des Konkursverfahrens umfassen soll. (Prot. I;S. 8836, 8852) III. 1. Fassung der Regelung im KE: § 1395. In Ansehung der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft finden die KE § 1395 Vorschriften der §§ 1342 bis 1352 mit nachstehenden Abweichungen und näheren Bestimmungen entsprechende Anwendung. Die Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft erfolgt auch mit der Rechtskraft des Beschlusses, durch welchen der Konkurs über das Vermögen des Ehemannes eröffnet wird, und mit der Erlassung des Unheiles, durch welches der Ehemann 1121

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

f ü r todt erklärt wird; in dem Falle einer solchen Auflösung finden die Vorschriften des § 1302 entsprechende Anwendung. Die Ehefrau kann die Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft und Trennung der Güter auch in den im § 1300 Nr. 1, 3, 4 bezeichneten Fällen verlangen. Erfolgt die Auflösung auf Verlangen der Ehefrau, so findet in Ansehung des Sondergutes der Ehefrau die Vorschrift des § 1301 entsprechende Anwendung. Ist die Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft aus einem der im § 1300 Nr. 3, 4 bezeichneten Gründe oder in Folge der Todeserklärung eingetreten, so kann der Ehemann unter den im § 1303 Abs. 1 und im § 1304 bezeichneten Voraussetzungen die Wiederherstellung der Errungenschaftsgemeinschaft verlangen. Ist die Auflösung in Folge des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes eingetreten, so kann die Ehefrau die Wiederherstellung der Errungenschaftsgemeinschaft verlangen. Der Anspruch erlischt jedoch, wenn er nicht vor Beendigung des Konkurses rechtshängig gemacht ist. In den Fällen des fünften und sechsten Absatzes finden die Bestimmungen des § 1303 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die Bestimmung des § 1303 Abs. 1 Satz 2 auch f ü r das Vorbehaltsgut des Ehemannes gilt. 2. Es lagen folgende Anträge vor 17 : 15. zu § 1395. a) im Abs. 1 des § 1395 auch den § 1353 zu allegiren. {Bemerk. Der § 1353 kommt auch für die Errungenschaftsgemeinschaft in Betracht, da er die Verhältnisse im Falle der Auflösung der Gütergemeinschaft durch den T o d eines Ehegatten ohne Rücksicht auf die fortgesetzte Gütergemeinschaft regelt.) b) im Abs. 2 am Schlüsse zu bestimmen: „. . . wird. Im Falle einer solchen Auflösung tritt f ü r die Zukunft unter den Ehegatten Trennung der Güter nach Maßgabe der §§1311, 1312 ein; auch finden die Vorschriften der §§ 1308, 1309 entsprechende Anwendung." c) aus Abs. 5 bis 7 einen § 1395a zu bilden, wobei der letzte Absatz zu fassen: „Die Vorschriften des u.s.w. finden mit der Maßgabe u.s.w." {Bemerk. Abs. 5 bis 7 behandeln nicht noch die Auflösung, sondern die Wiederherstellung der Gemeinschaft.) Die Anträge unter a bis c gelangten zur Annahme. Zugleich wurde beschlossen, den neuen § 1395 a im § 1377 Zeile 3 und im § 1402 Abs. 1 Zeile 5 mit zu allegiren. (Prot. I, S. 12112, 12113)

Ε I § 1429

IV. Fassung der Regelung im Ε I : § 1429. In Ansehung der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft finden die Vorschriften der §§ 1371 bis 1382 mit nachstehenden Abweichungen und näheren Bestimmungen entsprechende Anwendung. Die Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft erfolgt auch mit der Rechtskraft des Beschlusses, durch welchen der Konkurs über das Vermögen des Ehemannes eröffnet wird, und mit der Erlassung des Urtheiles, durch welches der Ehemann für todt erklärt wird. Im Falle einer solchen Auflösung tritt für die Zukunft unter den Ehegatten Trennung der Güter nach Maßgabe der §§ 1339, 1340 ein; auch finden die Vorschriften der §§ 1336, 1337 entsprechende Anwendung. 17

Der Antrag unter a stammt von Planck, derjenige unter b von v. Mandry (Nr. 379, 19), derjenige unter c von Kurlbaum (Nr. 380, 15).

1122

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§ § 1519 —1548

Die Ehefrau kann die Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft und T r e n nung der Güter auch in den im § 1328 Nr. 1, 3, 4 bezeichneten Fällen verlangen. Erfolgt die Auflösung auf Verlangen der Ehefrau, so findet in Ansehung des Sondergutes der Ehefrau die Vorschrift des § 1329 entsprechende Anwendung. § 1430. Ist die Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft aus einem der im E I § 1430 § 1328 Nr. 3, 4 bezeichneten Gründe oder in Folge der Todeserklärung eingetreten, so kann der Ehemann unter den im § 1331 Abs. 1 und im § 1332 bezeichneten V o r aussetzungen die Wiederherstellung der Errungenschaftsgemeinschaft verlangen. Ist die Auflösung in Folge des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes eingetreten, so kann die Ehefrau die Wiederherstellung der Errungenschaftsgemeinschaft verlangen. D e r Anspruch erlischt jedoch, wenn er nicht vor Beendigung des Konkurses rechtshängig gemacht ist. Die Vorschriften des § 1331 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 finden in den Fällen des ersten und zweiten Absatzes mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die V o r schrift des § 1331 Abs. 1 Satz 2 auch für das Vorbehaltsgut des Ehemannes gilt.

C. 2. Kommission I. Prot. II, Bd. 4, S. 349 ff. (Mugdan, Bd. 4, S. 868 ff.) 289.

Sitzung

| V I I I . Die Komm, trat nunmehr in die Bedrohung des von der Errungenschafts- | Prot II 4, 349 gemeinschaft handelnden Abschnitts I V ein. D e r § 1410, welcher lediglich zur Einleitung des Abschnitts dient, wurde nicht beanstandet; die Red.Komm, soll darüber entscheiden, ob sich die Beibehaltung dieser Vorschrift empfiehlt. Zu § 1411 lag der Antrag vor: Im Abs. 2 den Ausdruck „Sondergut" durch den Ausdruck „eingebrachtes G u t " Jacubezky zu ersetzen. (Nr 71,1) Die Komm, erklärte sich mit der Aufnahme des § 1411 in der Fassung des Entw. einverstanden, jedoch unter Abänderung des Ausdrucks „Sondergut" in „eingebrachtes Gut". IX. Es folgte die Berathung der auf die Bestandtheile des Sonderguts bezügli- Jacubezky chen §§ 1412 bis 1415. D e r § 1412 wurde nicht beanstandet. Zu § 1413 lag ein An- (Nr 77, 2) trag auf Streichung vor. |X. Zu § 1414 lag ein Antrag nicht vor. Zu § 1415 wurde beantragt: | Prot II 4, 350 hinter dem 1. Halbsatz einzuschalten: „solange die Unübertragbarkeit dauert". Die Mehrheit sprach sich für die Aufnahme der §§ 1414, 1415 aus. D e r Zusatzantrag wurde abgelehnt. XI. Zu § 1416 lagen folgende Anträge vor: 1. die Vorschrift zu fassen: Struckmann V o n dem Gesammtgut und von dem Sondergut eines Ehegatten ausgeschlossen (Nr 64, 1) ist das Vorbehaltsgut. Vorbehaltsgut sind die in den d bis g der Zus. d. Red.Komm, bezeichneten Gegenstände. Auf das Vorbehaltsgut der Frau finden die Vorschriften des § h der Zus. d. Red.Komm. Anwendung. 1123

§§ 1519-1548

1. Abschnitt: B ü r g e r l i c h e E h e

Jacubezky ( N r 77, 3)

2. f o l g e n d e Fassung zu beschließen: V o r b e h a l t s g u t der Frau sind die in den §§ d bis g der Zus. d. R e d . K o m m , bezeichneten Gegenstände. Auf das V o r b e h a l t s g u t finden die V o r s c h r i f t e n des § 1411 keine A n w e n d u n g . Die M e h r h e i t n a h m § 1416 seinem sachlichen Inhalt nach mit der M o d i f i k a t i o n in A n t r a g 2 Satz 1 an. Die Berathung des Satzes 2 des Antrags 2 w u r d e bis z u r Ber a t h u n g des § 1417 vertagt.

| P r o t II 4 , 3 5 1

| X I I . Z u § 1417, welcher die Rechtsverhälttnisse des Gesammtguts sowie die des S o n d e r g u t s und des Vorbehaltsguts d e r Frau regelt, lagen die A n t r ä g e v o r : 1. die V o r s c h r i f t zu fassen: Auf das G e s a m m t g u t finden die bei d e r allgemeinen G ü t e r g e m e i n s c h a f t geltenden V o r s c h r i f t e n des § 1342 Abs. 2 und d e r §§ 1344, 1352 bis 1356, 1358, 1364, 1365 der Vorl.Zus., auf das Sondergut d e r Frau die bei dem gesetzlichen G ü t e r stande f ü r das eingebrachte G u t geltenden V o r s c h r i f t e n der §5 k bis u, b 1 bis c 2 der Zus. d. R e d . K o m m , entsprechende A n w e n d u n g . 2. a) die Verweisung auf den § 1364 zu streichen; b) in den § 754 c d. C . P . O dem daselbst g e m a c h t e n Vorschlage g e m ä ß einzuschieben: sowie bei dem G ü t e r s t a n d e der E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t . c) als § 1417a zu bestimmen: D e r E h e m a n n k a n n auch ohne Z u s t i m m u n g der Frau über bewegliche Sachen, welche z u m eingebrachten G u t e der Frau g e h ö r e n , verfügen. Z u m Ergebnis der Beratungen vgl. P r o t . II, Bd. 4, S. 351 ff.

Struckmann ( N r 64, 2)

v. M a n d r y ( N r 79, 1)

| XIII. Z u den §§ 1418, 1419, welche d e m G e s a m m t g u t e den ehelichen A u f w a n d und die Lasten der S o n d e r g ü t e r auferlegen, lag n u r der A n t r a g v o r : Struckmann die §§ 1418, 1419 dahin z u s a m m e n z u f a s s e n : ( N r 6 4 , 3) D e m G e s a m m t g u t e fällt d e r eheliche A u f w a n d z u r Last. D a s G e s a m m t g u t hat auch die Lasten des S o n d e r g u t s zu t r a g e n ; die bei dem gesetzlichen G ü t e r s t a n d e f ü r das eingebrachte G u t geltenden V o r s c h r i f t e n d e r §§ ν bis y d e r Zus. d. R e d . K o m m . (S. 357, 358) finden entsprechende A n w e n d u n g . Die K o m m , erklärte sich mit der A u f n a h m e der in sachlicher Beziehung nicht b e a n s t a n d e t e n §§ 1418, 1419 einverstanden.

| P r o t II 4, 3 5 4

v. M a n d r y ( N r 79, 2)

| Prot 1 1 4 , 3 5 5 Struckmann ( N r 64, 4)

XIV. Z u § 1420 lag ein A n t r a g nicht vor. Z u § 1421 lag der A n t r a g v o r : den E i n g a n g des Abs. 2 zu fassen: „Sind bewegliche Sachen, welche . . ." D e r A n t r a g w u r d e von dem Antragsteller mit Rücksicht auf die A b l e h n u n g des von ihm vorgeschlagenen § 1417 a z u r ü c k g e z o g e n . | XV. Z u § 1422 lag f o l g e n d e r Fassungsvorschlag v o r : J e d e r E h e g a t t e k a n n verlangen, d a ß der Bestand seines eigenen und des dem anderen E h e g a t t e n g e h ö r e n d e n Sonderguts d u r c h A u f n a h m e eines Verzeichnisses und der Z u s t a n d der zu demselben g e h ö r e n d e n Sachen durch Sachverständige festgestellt wird. Auf die A u f n a h m e des Verzeichnisses u n d die Feststellung des Zustandes d e r zu dem S o n d e r g u t e g e h ö r e n d e n Sachen f i n d e n die f ü r den N i e ß b r a u c h geltenden V o r schriften d e r §§ 944, 945 des Entw. II e n t s p r e c h e n d e A n w e n d u n g . D e r A n t r a g schließt sich in sachlicher Beziehung an die entsprechende, f ü r das gesetzliche G ü t e r r e c h t g e t r o f f e n e Bestimmung des § i auf S. 356 an. Die d o r t beschlossene Fassung weicht in verschiedenen P u n k t e n vom Entw. ab. Es bestand Ei1124

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§

1519—1548

nigkeit darüber, daß man sich auch im § 1422 an die früher beschlossene Fassung anlehnen und demzufolge den Antrag annehmen müsse, sowie darüber, daß die Anm. zu § 944 auf diesen Fall zu erstrecken sei. 290. Sitzung 11. Zu § 1423, welcher die Verbindlichkeiten aufführt, für welche bei der Errungenschaftsgemeinschaft das Gesammtgut haftet, war beantragt: 1. die Nr. 2 Abs. 2 und den Abs. 3 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: 2. die nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten der Frau aus Rechtsgeschäften und aus gerichtlichen Entscheidungen, sofern die Vornahme des Rechtsgeschäfts oder die Führung des Rechtsstreits, in welchem die Entscheidung ergangen ist, mit Zustimmung des Mannes erfolgt oder auch ohne seine Zustimmung ihm gegenüber wirksam oder soweit das Gesammtgut dadurch bereichert ist; 2. im Abs. 2 Nr. 3 die Worte „oder Rechtsstreitigkeiten" durch die Worte: „oder aus gerichtlichen Entscheidungen" zu ersetzen. Die Komm, billigte die Anträge.

| Prot II 4, 365 Struckmann (Nr 64, 5)

Struckmann (Nr 64, 6)

II. Man ging zur Erörterung folgender in Bezug auf das eingebrachte Gut nachträglich gestellter Anträge über. 1. dem § 1412 folgenden Zusatz zu geben: Jacubezky Dies gilt jedoch nicht von solchen Schenkungen und zum Zwecke der Ausstat- (Nr 83, 1) tung gemachten Leistungen, welche (als Einkünfte) zur | Bestreitung von Aufwen- | Prot II 4, 366 düngen bestimmt sind, die zu dem ehelichen Aufwande gehören. 2. diesen Zusatz zu fassen: Dies gilt jedoch nicht von solchen Schenkungen, welche mit Rücksicht auf Arbeitsleistungen oder Dienstleistungen einem Ehegatten gemacht wurden. 3. die Vorschrift zu fassen: Dies gilt jedoch nicht von freigebigen Zuwendungen, die gewöhnlich zur Bestreitung der Lasten des ehelichen Aufwandes verwendet werden oder dazu bestimmt sind, Erkenntlichkeit für geleistete Dienste zu erweisen (verwendet werden oder durch welche sich der Zuwendende für geleistete Dienste erkenntlich zeigen will). 4. die Vorschrift zu fassen: Dies gilt jedoch nicht von solchen Zuwendungen, welche als Einkünfte anzusehen sind. Im Laufe der Berathung wurden die Anträge 1 und 3 zu Gunsten des Antrags 4 zurückgezogen. Der Antrag 4 wurde sodann angenommen, der Antrag 2 abgelehnt. | III. Zu § 1424, welcher die Zwangsvollstreckung gegen das Gesammtgut der | Prot II 4, 368 Errungenschaftsgemeinschaft regelt, wurde beantragt, die Vorschrift zu streichen und durch die zu § 1360 beschlossenen §§ 668 f, 668 h d. C.P.O. bezw. durch den Struckmann 64 nach der Anm. zu § 1361 in die K.O. aufzunehmenden § 1 a zu ersetzen (Vergl. die ' Anm. S. 135, 242.) In Konsequenz der zu den §§ 1360, 1361 gefaßten Beschlüsse wurde der Antrag angenommen. IV. Zu $ 1425, welcher die Unterhaltspflicht der Ehegatten ihren Verwandten Struckmann gegenüber regelt, lag der Antrag vor, folgende Fassung zu beschließen: (Nr 64, 8) Für die Entstehung und den Umfang der auf Gesetz beruhenden Verpflichtungen des Mannes oder der Frau zur Gewährung des Unterhalts an Verwandte gelten 1125

§ § 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

die Vorschriften des § 1363 mit der Maßgabe, daß dem Vorbehaltsgut eines Ehegatten der Stamm seines Sonderguts gleichgestellt wird. Der Antrag fand Billigung. Die P r ü f u n g der Frage, ob die Vorschrift des § 1425 in den Titel über die Unterhaltspflicht (§ 1480 ff.) zu verweisen ist, w u r d e der Red.Komm, überlassen. Struckmann V. Zu § 1426, welcher die Gesammtgutsverbindlichkeiten im Verhältnisse der (Nr 64, 9) Ehegatten zueinander dem Gesammtgute z u r Last legt und diejenigen Verbindlichkeiten a u f f ü h r t , welche nicht von dem Gesammtgute, sondern von den einzelnen Ehegatten zu tragen sind, w u r d e beantragt, die N r . 5 des Abs. 2 zu fassen: 5. die Verbindlichkeiten aus einer gerichtlichen Entscheidung über eine der unter N r 1 bis 4 bezeichneten Verbindlichkeiten, einschließlich der Verpflichtung zur T r a g u n g der Kosten, es sei denn, daß u.s.w. D e r sachlich vom Entw. nicht abweichende und sich in der Fassung dem Beschlüsse zu § 1362 anschließende Antrag w u r d e gebilligt. VI. D e r §1427, welcher die Ausstattung an ein Kind als Gesammtgutslast behandelt, w u r d e ohne weitere Erörterung angenommen. VII. Auch der § 1428, welcher den Zeitpunkt der Geltendmachung der Ausgleichungsansprüche unter den Ehegatten bis zur Beendigung der Gemeinschaft hinausschiebt, w u r d e von der Komm, ohne weitere Berathung gebilligt. Die K o m m , w a n d t e sich nunmehr der Berathung der Vorschriften über die A u f hebung der Errungenschaftsgemeinschaft zu und trat in die E r ö r t e r u n g der einzelnen in dem § 1429 a u f g e f ü h r t e n Aufhebungsgründe ein. | Prot II 4, 369 Struckmann (Nr 64, 10)

| VIII. Z u § 1429 lagen die Anträge vor: j. Jig §§ 1429, 1430 durch folgende Vorschriften zu ersetzen: § a (1429 Abs. 2.) Die Errungenschaftsgemeinschaft wird aufgelöst, wenn über das Vermögen des Mannes das Konkursverfahren e r ö f f n e t wird; die Auflösung tritt mit der Rechtskraft des Eröffnungsbeschlusses ein. § b. (1429 Abs 2.) Die Errungenschaftsgemeinschaft wird aufgelöst, wenn der Mann f ü r todt erklärt ist; die Auflösung tritt mit dem Zeitpunkt ein, der als Zeitpunkt des T o d e s gilt. § c. (1429 Abs. 1, 3, 4.) Die Frau kann in den Fällen des § d 2 N r . 1, 3, 4 der Zus. d. Red.Komm, und des § 1372 (der Vorl.Zus.) auf Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft klagen. Die Auflösung erfolgt in diesen Fällen mit der Rechtskraft des sie bestimmenden Urtheils. D e r Anspruch der Frau auf H e r a u s g a b e ihres Sonderguts gilt jedoch in Ansehung des U m f a n g e s der Herausgabepflicht mit dem Zeitpunkt als rechtshängig geworden, in welchem die Klage auf Auflösung erhoben worden ist. § d. (1429 Abs. 1, 2.) Wird die Errungenschaftsgemeinschaft nach den §§ a bis c aufgelöst, so tritt f ü r die Z u k u n f t Gütertrennung ein; Dritten gegenüber ist sie nur nach dem § 1336 (der Vorl.Zus.) wirksam. § e. (1429 Abs. 1.) Wird die Errungenschaftsgemeinschaft durch Ehevertrag aufgelöst, so tritt f ü r die Z u k u n f t Gütertrennung ein, sofern nicht der V e r t r a g ein Anderes bestimmt. $ f. (1429 Abs. 1.) Ist die Errungenschaftsgemeinschaft aufgelöst, so bestimmt sich bis zur Auseinandersetzung das in Ansehung des Gesammtguts zwischen den Ehegatten eintretende Rechtsverhältniß nach den Vorschriften des § 1373 (der Vorl.Zus.). 1126

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

§ g. (1429 Abs. 1.) Jeder Ehegatte kann nach der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft verlangen, daß zwischen ihm und dem anderen Ehegatten die Auseinandersetzung des Gesammtguts vorgenommen werde. Auf die Auseinandersetzung finden die Vorschriften der §§ 1377 bis 1380 (der Vorl. Zus.) Anwendung. § h. (1430.) Ist die Errungenschaftsgemeinschaft durch Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen des Mannes | aufgelöst, so kann nach der Beendigung oder der Einstellung des Konkursverfahrens die Frau auf die Wiederherstellung der Gemeinschaft klagen. Ist die Gemeinschaft in Folge der Todeserklärung des Mannes oder auf Grund des § d2 Nr. 3, 4 aufgelöst, so ist der Mann unter den im $ k2 Abs. 1 der Zus. d. Red.Komm, bezeichneten Voraussetzungen berechtigt, auf die Wiederherstellung der Gemeinschaft zu klagen. Auf die Wiederherstellung finden die Vorschriften des § k2 Abs. 2 entsprechende Anwendung; Dritten gegenüber ist sie nur nach Maßgabe des § 1336 wirksam. Im Falle der Wiederherstellung wird der Theil des Vermögens des Mannes oder der Frau Vorbehaltsgut, der ohne die Auflösung der Gemeinschaft Vorbehaltsgut des einen oder des anderen Ehegatten geblieben oder geworden sein würde. § i. (1429 Abs. 1.) Wird die Ehe durch den Tod eines Ehegatten aufgelöst, so gehört der Antheil des verstorbenen Ehegatten am Gesammtgute zum Nachlasse dieses Ehegatten. Die Erbfolge bestimmt sich nach den allgemeinen erbrechtlichen Vorschriften, und zum Ersätze für die im Abs. 1 des § 1429 zitirten § 1373 Abs. 1, $ 1374 und § 1375 die nach den Beschlüssen zu diesen Paragraphen in die C.P.O. und bezw. K.O. aufzunehmenden Vorschriften auch auf die Errungenschaftsgemeinschaft auszudehnen. 2. hierzu die Unteranträge, dem § f folgenden Zusatz zu geben: Auf die persönliche Haftung des Mannes für die Gesammtgutsverbindlichkeiten der Frau findet die Vorschrift des § 1375 a (oben S. 1022) entsprechende Anwendung. 3. im § b statt „der Mann" zu setzen „einer der Ehegatten"; 4. nach § g im besonderen Paragraphen zu bestimmen: In Ansehung des von der Frau eingebrachten Gutes finden die §§ g2 bis i2 der Zus. d. Red.Komm, entsprechende Anwendung. Zum Ergebnis der Beratungen Prot. II, Bd. 4, S. 370 ff.

| Prot II 4, 370

Jacubezky (Nr 77, 5) Jacubezky (Nr 77, 4)

| IX. Zu § 1430 lagen vor: | Prot II 4, 372 1. der § h des Antrags 1 auf S. 369; 2. hierzu der Unterantrag; Jacubezky dem § h folgenden Zusatz zu geben: (Nr 77, 6) Das gleiche Recht steht der Frau zu, wenn die Gemeinschaft in Folge der Todeserklärung der Frau aufgelöst ist. Der Antrag 2 wurde angenommen, der Antrag 1 mit Streichung der Worte: „nach der . . . Konkursverfahrens" sachlich gebilligt und der Satz 2 Abs. 2 des Entw. gestrichen. 291. Sitzung 11. Die Komm, eröffnete die Berathung über den S. 373 unter X angekündigten | Prot II 4, 378 Antrag auf Einführung der fortgesetzten Gütergemeinschaft auch bei der Errungenschaftsgemeinschaft. Der Antrag lautete: als § 1430 a zu bestimmen: 1127

§ § 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Ist durch Ehevertrag f ü r den Fall des Vorhandenseins gemeinschaftlicher Abkömmlinge Fortsetzung des Güterstandes vereinbart, so finden die Vorschriften der §§ 1383 bis 1409 entsprechende Anwendung. Das eingebrachte G u t des verstorbenen und des überlebenden Ehegatten behält dieselbe Eigenschaft auch f ü r die fortgesetzte Gütergemeinschaft. | Prot II 4, 379 | Erwerb, welcher durch den überlebenden Ehegatten während der Fortsetzung der Gemeinschaft gemacht wird, fällt nach Maßgabe der §$1411 bis 1415 in das eingebrachte G u t dieses Ehegatten. Die A u f h e b u n g der fortgesetzten Gemeinschaft erfolgt auch in den Fällen, in welchen die Errungenschaftsgemeinschaft aufgehoben wird. D e r Antrag w u r d e abgelehnt. II. Fassung der Regelung in der

VorlZust:

Ε I-VorlZust § 1410. Ist d u r c h Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten die eheliche § 1410 Errungenschaftsgemeinschaft bestehen soll, so finden die Vorschriften der §§ 1411 bis 1430 A n w e n d u n g . Ε I-VorlZust § 1411. D u r c h die Errungenschaftsgemeinschaft wird das Vermögen welches der § 14 11 Ehemann, und das V e r m ö g e n , welches die Ehefrau w ä h r e n d des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft erwirbt, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, zu einem beiden Ehegatten gemeinschaftlich gehörenden Vermögen (Gesammtgut) vereinigt. Das nicht zu dem Gesammtgute gehörende V e r m ö g e n sowohl des einen als des anderen Ehegatten wird, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt, f ü r Rechnung des Gesammtgutes in der Weise verwaltet, daß die N u t z u n g e n zu dem Gesammtgute in demselben Umfange gehören, in welchem bei dem gesetzlichen ehelichen Güterstande die Nutzungen des Ehegutes dem E h e m a n n e gehören (eingebrachtes Gut). Ε I VorlZust § 1412. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten sind, außer dem demselben bei dem $1412 Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft zustehenden Vermögen, die G e g e n stände, welche w ä h r e n d des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft von dem Ehegatten durch Erbfolge oder durch Vermächtniß oder als Pflichttheil oder durch Schenkung e r w o r b e n oder demselben zur Ausstattung gewährt oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht übertragen werden. Ε I-VorlZust § 1413. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche f ü r § eingebrachtes G u t desselben durch Ehevertrag erklärt sind. Ε I-VorlZust § 1414. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten sind die Gegenstände, welche der§ 1414 selbe auf G r u n d eines zu seinem eingebrachten Gute gehörenden Rechtes oder als Ersatz f ü r die Z e r s t ö r u n g , Beschädigung oder Entziehung eines zu seinem eingebrachten Gute g e h ö r e n d e n Gegenstandes oder durch solche Rechtsgeschäfte erwirbt, welche auf sein eingebrachtes Gut sich beziehen, es sei denn, daß die G e g e n stände durch den Betrieb eines Erwerbsgeschäfts erworben werden o d e r nach der Vorschrift des § 1411 Abs. 2 zu dem Gesammtgute gehören. Ε I-VorlZust §1415. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten sind die von demselben erworbenen § 1415 Gegenstände, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden k ö n n e n , sowie die von dem Ehegatten erworbenen Rechte, welche mit dem T o d e des Berechtigten erlöschen oder d u r c h den T o d eines der Ehegatten bedingt sind, auch w e n n sie von dem Ehegatten w ä h r e n d des Bestehens der Errungenschaftsgemeinschaft erworben werden. 1128

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

§ 1416. Vorbehaltsgut der Frau sind die im § c Abs. 2 Nr. 1, 2, 4 der Vorl.Zusst. bezeichneten Gegenstände. Auf das Vorbehaltsgut finden die Vorschriften des §1411 keine Anwendung. ξ 1417. Auf das Gesammtgut finden die bei der allgemeinen Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften des § 1342 Abs. 2 und der §§ 1344, 1352 bis 1356, 1358, 1364 (der Vorl.Zusst.), auf das eingebrachte Gut der Frau die bei dem gesetzlichen Güterstande geltenden Vorschriften der §§ e bis m, ο, ν—q 1 (der Vorl.Zusst.), auf das Vorbehaltsgut der Frau die für das Vorbehaltsgut derselben bei der allgemeinen Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften des § 1350 entsprechende Anwendung.

Ε I-VorlZust § 1416 Ε I-VorlZust § 1417

§ 1418. (1418, 1419.) Dem Gesammtgute fällt der eheliche Aufwand zur Last. Ε I-VorlZust Das Gesammtgut hat auch die Lasten des eingebrachten Gutes zu tragen; die bei § H l 8 dem gesetzlichen Güterstande für das eingebrachte Gut geltenden Vorschriften der §§ ρ bis s (der Vorl.Zusst.) finden entsprechende Anwendung. §1419

vergl. § 1418 Abs. 1.

§ 1420. Soweit das eingebrachte Gut eines der Ehegatten auf Kosten des Ge- Ε I-VorlZust sammtgutes oder das Gesammtgut auf Kosten eines eingebrachten Gutes zur Zeit §1420 der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft bereichert ist, muß dafür, unbeschadet der aus besonderen Gründen sich ergebenden weiter gehenden Ansprüche des einen oder anderen Ehegatten, aus dem bereicherten Gute zu dem anderen Gute Ersatz geleistet werden. § 1421. Es wird vermuthet, daß das vorhandene Vermögen Gesammtgut sei. Ε I-VorlZust Sind verbrauchbare Sachen, welche zu dem eingebrachten Gute eines der Ehe- § 1421 gatten gehört haben, nicht mehr vorhanden, so wird zu Gunsten dieses Ehegatten vermuthet, daß die Sachen in das Gesammtgut verwendet seien und das letztere um den Werth der Sachen bereichert worden sei. § 1422. Jeder Ehegatte kann verlangen, daß der Bestand seines eigenen und des Ε I-VorlZust dem anderen Ehegatten gehörenden eingebrachten Gutes durch Aufnahme eines §1422 Verzeichnisses und der Zustand der zu demselben gehörenden Sachen durch Sachverständige festgestellt wird. Auf die Aufnahme des Verzeichnisses und die Feststellung des Zustandes der zu dem eingebrachten Gute gehörenden Sachen finden die für den Nießbrauch geltenden Vorschriften der §§ 983b, 983 c (der Red.Vorl.) entsprechende Anwendung. Berichtigung. Der § 1412 erhält folgenden Zusatz: Dies gilt jedoch nicht von solchen Zuwendungen, welche als Einkünfte anzusehen sind. § 1423. Die Gläubiger des Mannes können f ü r alle Verbindlichkeiten, die Glau- Ε I-VorlZust biger der Frau nur für die im § 1423 a bezeichneten Verbindlichkeiten auch aus dem § '423 Gesammtgute Befriedigung verlangen (Gesammtgutsverbindlichkeiten). Für die Verbindlichkeiten der Frau, welche Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Mann auch persönlich. § 1423 a. (1423 Abs. 2.) Die Gläubiger der Frau können aus dem Gesammtgute Ε I-VorlZust Befriedigung verlangen: § 1423 a 1. f ü r die Verbindlichkeiten, welche sich auf ihr Sondergut beziehen und zu den nach § 1418 Abs. 2 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sonderguts gehören, 2. für die nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten der Frau aus Rechtsgeschäften oder aus gerichtlichen Entscheidungen, sofern die Vornahme des Rechtsgeschäfts oder die Führung des Rechts1129

§ § 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

streits, in welchem die Entscheidung ergangen ist, mit Zustimmung des Mannes erfolgt oder auch ohne seine Zustimmung ihm gegenüber wirksam oder soweit das Gesammtgut dadurch bereichert ist; 3. f ü r die nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten der Frau aus Rechtsgeschäften oder aus gerichtlichen Entscheidungen, welche der von dem Manne gestattete selbständige Betrieb eines Erwerbsgeschäfts mit sich bringt; 4. f ü r die Verbindlichkeiten der Frau, welche nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft in Folge eines ihr zustehenden Rechtes oder des Besitzes einer ihr gehörenden Sache entstanden sind, sofern das Recht oder die Sache zu einem mit Einwilligung des Mannes von ihr selbständig betriebenen Erwerbsgeschäfte gehört. § 1424''' gestrichen. * Zum Ersätze des § 1424 wird 1. der nach der Anmerkung zu § 1360 aufzunehmende § 706 c der Civilprozeßordnung dahin ergänzt, daß der Abs. 1 auch für die Errungenschaftsgemeinschaft Anwendung findet und folgender dritter Absatz hinzugefügt wird: Die Zwangsvollstreckung in das eingebrachte Gut der Ehefrau bestimmt sich nach den Vorschriften der §§ 706 a, 706 b. — 2. der nach der Anmerkung zu § 1361 aufzunehmende § 1 a der Konkursordnung sowie der Zusatz zu den §§ 14, 44 derselben auf die Errungenschaftsgemeinschaft ausgedehnt.

Ε I-VorlZust § 1425. Für die Entstehung und den Umfang der auf Gesetz beruhenden VerS pflichtungen des Mannes oder der Frau zur Gewährung des Unterhalts an Verwandte gelten die Vorschriften des § 1363 (der vorl. Zusst.) mit der Maßgabe, daß dem Vorbehaltsgut eines Ehegatten der Stamm seines Sonderguts gleichgestellt wird. Ε I-VorlZust §1426. (1426 Nr. 1, 5.) Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fallen fol§ 1426 gende Gesammtgutsverbindlichkeiten demjenigen Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstanden sind: 1. die Verbindlichkeiten aus einem auf das Sondergut oder das Vorbehaltsgut sich beziehenden Rechtsverhältnisse, auch wenn sie vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft oder vor dem Zeitpunkte entstanden sind, in welchem das Gut Sondergut oder Vorbehaltsgut wurde, es sei denn, daß sie zu den nach § 1418 Abs. 2 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sonderguts gehören oder nach dem Eintritte der Gemeinschaft durch den Betrieb eines für Rechnung des Gesammtgutes betriebenen Erwerbsgeschäfts oder in Folge eines zu dem Erwerbsgeschäfte gehörenden Rechts oder des Besitzes einer dazu gehörenden Sache entstanden sind; 2. die Verbindlichkeiten aus einer gerichtlichen Entscheidung über eine der unter Nr. 1 bezeichneten Verbindlichkeiten, einschließlich der Verpflichtung zur T r a gung der Kosten, es sei denn, daß sie zu den nach § 1418 Abs. 2 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sonderguts gehören. Ε I-VorlZust § 1426a. (1426 Nr. 2 bis 5.) Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fallen fol§ 1426 a gende Gesammtgutsverbindlichkeiten dem Manne zur Last: 1. die vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten des Mannes, sofern sie sich nicht auf dessen Sondergut beziehen und zu den nach § 1418 Abs. 2 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sonderguts gehören; 1130

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

2. die Verbindlichkeiten des Mannes aus einer nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft von ihm begangenen unerlaubten Handlung oder aus einem gegen ihn gerichteten Strafverfahren; 3. die Verbindlichkeiten des Mannes, welche aus der Verwaltung und Nutznießung des Sonderguts der Frau ihr gegenüber entstanden sind, soweit nicht das Gesammtgut zur Zeit der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft bereichert ist; 4. die Verbindlichkeiten des Mannes aus einer gerichtlichen Entscheidung um eine der unter den Nrn. 1 bis 3 bezeichneten Verbindlichkeiten, einschließlich der Verpflichtung zur Tragung der Kosten, es sei denn, daß sie zu den nach § 1418 Abs. 2 von dem Gesammtgute zu tragenden Lasten des Sonderguts gehören. § 1427. In Ansehung einer von dem Ehemanne einem Kinde zugesicherten oder Ε I-VorlZust gewährten Ausstattung finden die Vorschriften des § 1368 entsprechende Anwen- § 1 4 2 7 dung. § 1428. Auf Leistungen desjenigen, was einer der Ehegatten zu dem Gesammt- Ε I-VorlZust gute zu leisten oder der Ehemann aus dem Gesammtgute zu fordern hat, sowie auf § 1428 andere Verbindlichkeiten der Ehefrau gegenüber dem Ehemanne finden die Vorschriften des § 1369 entsprechende Anwendung. § 1429. Die Errungenschaftsgemeinschaft wird aufgelöst, wenn über das Vermö- Ε I-VorlZust gen des Mannes das Konkursverfahren eröffnet wird; die Auflösung tritt mit der ζ 1429 Rechtskraft des Eröffnungsbeschlusses ein. § 1429a (1429). Die Errungenschaftsgemeinschaft wird aufgelöst, wenn einer Ε I-VorlZust der Ehegatten für todt erklärt ist; die Auflösung tritt mit dem Zeitpunkt ein, der als S 1429a Zeitpunkt des Todes gilt. § 1429b. (1429) Die Frau kann in den im § r1 Nr. 1, 3, 4 und im § 1372 (der vorl. Ε I-VorlZust Zusst.) bezeichneten Fällen, der Mann in dem Falle des § 1372 a auf Auflösung der ξ 1429b Errungenschaftsgemeinschaft klagen. Die Auflösung erfolgt mit der Rechtskraft des sie bestimmenden Unheils. § 1429c. (1429f Ist die Errungenschaftsgemeinschaft aufgelöst, so bestimmt sich Ε I-VorlZust bis zur Auseinandersetzung das in Ansehung des Geammtguts zwischen den Ehe- « 1429c gatten eintretende Rechtsverhältniß nach den Vorschriften des § 1373 (der vorl. Zusst.). Auf die persönliche H a f t u n g des Mannes für die Gesammtgutsverbindlichkeiten der Frau findet die Vorschrift des § 1375 a entsprechende Anwendung. * D i e nach den Anmerkungen zu den §§ 1373, 1374 in die Civilprozeßordnung aufzunehmenden Vorschriften sollen auch für die Errungenschaftsgemeinschaft gelten.

§ 1429d. (1429J' Jeder Ehegatte kann nach Auflösung der Errungenschaftsge- Ε I-VorlZust meinschaft verlangen, daß zwischen ihm und dem anderen Ehegatten die Auseinan- ζ 1429d dersetzung des Gesammtguts vorgenommen werde. Auf die Auseinandersetzung finden die Vorschriften der §§ 1377 bis 1380 (der vorl. Zusst.) Anwendung. In Ansehung des eingebrachten Gutes der Frau finden die Vorschriften der §§ t' bis v1 (der vorl. Zusst.) entsprechende Anwendung. * D i e nach der Anmerkung zu § 1381 in Aussicht g e n o m m e n e Vorschrift soll auch für die Errungenschaftsgemeinschaft gelten.

§ 1429e. (1429) Wird die Errungenschaftsgemeinschaft nach Maßgabe der Ε I-VorlZust 5 1429e §§ 1429 bis 1429 b aufgelöst, so tritt für die Z u k u n f t Gütertrennung ein. Das Gleiche gilt, wenn die Gemeinschaft durch Ehevertrag aufgelöst wird, sofern nicht in dem Vertrage etwas Anderes bestimmt ist. 1131

§ § 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Dritten gegenüber ist die Auflösung auch in den Fällen des ersten Absatzes nur nach Maßgabe des § 1336 wirksam. Wird die Ehe durch den Tod eines Ehegatten aufgelöst, so gehört der Antheil des verstorbenen Ehegatten am Gesammtgute zum Nachlasse dieses Ehegatten. Die Erbfolge bestimmt sich nach den allgemeinen erbrechtlichen Vorschriften. Ε I-VorIZust § 1430. Ist die Errungenschaftsgemeinschaft durch Eröffnung des Konkursver§ 1430 fahrens über das Vermögen des Mannes aufgelöst, so kann die Frau auf die Wiederherstellung der Gemeinschaft klagen. Ist die Gemeinschaft in Folge der Todeserklärung des Mannes oder auf Grund des § r1 Nr. 3, 4 (der vorl. Zusst.) aufgelöst, so ist der Mann unter den im § w' Abs. 1 (der vorl. Zusst.) bezeichneten Voraussetzungen berechtigt, auf die Wiederherstellung der Gemeinschaft zu klagen. Das gleiche Recht steht der Frau zu, wenn die Gemeinschaft in Folge der Todeserklärung der Frau aufgelöst ist. Auf die Wiederherstellung finden die Vorschriften des § w1 Abs. 2 (der vorl. Zusst.) entsprechende Anwendung; Dritten gegenüber ist sie nur nach Maßgabe des § 1336 (der vorl. Zusst.) wirksam. Im Falle der Wiederherstellung wird der Theil des Vermögens des Mannes oder der Frau Vorbehaltsgut, der ohne die Auflösung der Gemeinschaft Vorbehaltsgut des einen oder anderen Ehegatten geblieben oder geworden sein würde.

III. Fassung der Regelung in der ZustRedKom: §1411 entspricht § 1414 Ε II. §1412 entspricht § 1415 Ε II. § 1412a entspricht § 1416 Ε II. § 1413 entspricht § 1417 Ε II. § 1413 a entspricht § 1418 E I L § 1414 entspricht § 1419 Ε II. §1415\er%\.% 1412a. § 1415 a entspricht § 1420 Ε II. F. I-ZustRedKom §1416. (1416, 1417 Abs. 1.) Vorbehaltsgut der Frau ist, was durch Ehevertrag §1416 für Vorbehaltsgut erklärt ist oder was von der Frau nach Maßgabe der §§ f, g erworben wird. Für das Vorbehaltsgut gilt das Gleiche, wie nach § 1350 für das Vorbehaltsgut bei der allgemeinen Gütergemeinschaft. Vorbehaltsgut des Mannes ist ausgeschlossen. § 1416a entspricht § 1422 Ε II. Ε I-ZustRedKom § 1416 b

§ 1416b. (1422.) Jeder Ehegatte kann verlangen, daß der Bestand seines eigenen d e s dem anderen Ehegatten gehörenden eingebrachten Gutes durch Aufnahme eines Verzeichnisses unter Mitwirkung des anderen Ehegatten festgestellt wird. Auf die Aufnahme des Verzeichnisses finden die für den Nießbrauch geltenden Vorschriften des § 945 Anwendung. Jeder Ehegatte kann den Zustand der zu dem eingebrachten Gute gehörenden Sachen auf seine Kosten durch Sachverständige feststellen lassen."' Es wird vorausgesetzt, daß die in der Anmerkung zu § 944 in das Reichsgesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit verwiesenen Vorschriften auf diesen Fall erstreckt werden. uncj

1132

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft §1417xtr%\.

§§ 1519-1548

§ 1411 Abs. 2, 1415 a Abs. 2, 1416 Abs. 1 Satz 2.

§ 1418. (1418, 1419.) Der eheliche Aufwand fällt dem Gesammtgute zur Last. Ε I-ZustRedKom Das Gesammtgut trägt auch die Lasten des eingebrachten Gutes beider Ehegat- § '418 ten; der Umfang der Lasten bestimmt sich nach dem Güterstande der Verwaltung und Nutznießung für das eingebrachte Gut der Frau geltenden Vorschriften der §§ ν bis y. §1419vergl.

§ 1418 Abs. 1.

§ 1420 vergl § 1427 a. § 1421 vergl. § 1416a und 1427b. § 1422 vergl. § 1416b. §§1423, 1423 a, 1423 b entsprechen §§ 1 4 2 5 - 1 4 2 7 Ε II. §§ 1423c, 1423d. entsprechen §§ 1428, 1429 Ε II. § 1424* gestrichen. * Vergl. die Anmerkungen zu § w 1 und zu § 1361. § 142V' gestrichen. — * Der $ 1425 des Entw. I soll, soweit er nicht durch den § 1423d erledigt ist, in den Titel über die Unterhaltspflicht eingestellt werden. §§ 1426, 1426a, 1426bentsprechen

den §§ 1 4 3 0 - 1 4 3 2 Ε II.

$$ 1427, 1427a, 1427b entsprechen den §§ 1 4 3 3 - 1 4 3 5 Ε II. § 1428. Was ein Ehegatte zu dem Gesammtgut oder was die Frau zu dem einge- Ε I-ZustRedKom brachten Gute des Mannes schuldet, ist erst bei der Auflösung der Errungenschafts- S '428 gemeinschaft zu leisten; soweit jedoch zur Berichtigung einer Schuld der Frau ihr eingebrachtes Gut oder ihr Vorbehaltsgut ausreicht, hat sie die Schuld schon vorher zu berichtigen. Was der Mann aus dem Gesammtgute zu fordern hat, kann er gleichfalls erst bei der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft fordern. §§ 1429, 1429a entsprechen den §§ 1437, 1438 Ε II. § 1429b. (1429 Abs. 1, 3.) Die Frau kann in den Fällen des § d 2 Nr. 1, 3, 4 und des § 1372, der Mann kann in dem Falle des § 1372 a auf Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft klagen. Die Auflösung tritt mit der Rechtskraft des Urtheils ein. § 1429c. (1429 Abs. 1, 2.) Wird die Errungenschaftsgemeinschaft nach den §§ 1429 bis 1429b aufgelöst, so gilt für die Zukunft Gütertrennung. Wird die Errungenschaftsgemeinschaft durch Ehevertrag aufgelöst, so tritt für die Zukunft gleichfalls Gütertrennung ein, sofern nicht im Vertrag ein Anderes bestimmt ist. Dritten gegenüber ist die Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft auch in den Fällen des Abs. 1 nur nach Maßgabe des § 1336 wirksam.

Ε I-ZustRedKom S 1429 b

Ε I-ZustRedKom § 1429c

§ 1429d. (1417, 1429 Abs. 1, 4.f) Ist die Errungenschaftsgemeinschaft aufgelöst, Ε I-ZustRedKom so findet in Ansehung des Gesammtguts die Auseinandersetzung in Ermangelung § 1429d einer anderen Vereinbarung nach den §§ 1377 bis 1378, 1379 bis 1380 statt. Bis zur Auseinandersetzung bestimmt sich das Rechtsverhältniß der Ehegatten nach den §§ 1373a, 1373b. Für das eingebrachte Gut der Frau gelten die Vorschriften der §§ g2 bis i2. *) Zu % 1429 Abs. 1 verbunden mit § 1373 Abs. 1 Satz 1 und den §§ 1374, 1375 vgl. die Anmerkungen zu § w 1 , zu § 1344 unter Nr. 3 sowie zu § 1373 a. 1133

§ § 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Die nach der Anmerkung zu § 1381 in Aussicht genommene Vorschrift soll auch für die Errungenschaftsgemeinschaft gelten. Ε I-ZustRedKom §1430. (1430 Abs. 1, 2.) Ist die Errungenschaftsgemeinschaft durch die Eröff§ 1430 nung des Konkurses über das Vermögen des Mannes aufgelöst worden, so kann die Frau auf Wiederherstellung der Gemeinschaft klagen. Das gleiche Recht steht, wenn die Gemeinschaft durch die Todeserklärung aufgelöst ist, dem für todt erklärten Ehegatten zu, falls er noch lebt. Ist die Gemeinschaft auf Grund des § d 2 Nr. 3, 4 aufgelöst worden, so kann der Mann unter den im § k 2 Abs. 1 bezeichneten Voraussetzungen auf Wiederherstellung der Gemeinschaft klagen. Ε I-ZustRedKom § 1430a (1430 Abs. 3.) Die Wiederherstellung der Errungenschaftsgemeinschaft § 1430 a tritt mit der Rechtskraft des Urtheils ein. Die Vorschriften des § g 2 finden entsprechende Anwendung. Dritten gegenüber ist die Wiederherstellung nur nach Maßgabe des § 1336 wirksam. Im Falle der Wiederherstellung wird dasjenige Vermögen der Frau Vorbehaltsgut, welches ohne die Auflösung der Gemeinschaft Vorbehaltsgut geblieben oder geworden sein würde. IV. 1. Fassung der Regelung im Ε II: Ε II § 1414

§ 1414. Was der Mann oder die Frau während der Errungenschaftsgemeinschaft erwirbt, wird gemeinschaftliches Vermögen beider Ehegatten (Gesammtgut). Auf das Gesammtgut finden die für die allgemeine Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften des § 1337 Abs. 2 und der §§ 1338, 1342 bis 1351, 1353, 1355 Anwendung.

Ε II § 1415

§ 1415. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was ihm bei dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft gehört.

Ε II §1416

§1416. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten sind solche Gegenstände, welche nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können, sowie solche Rechte, welche mit seinem Tode erlöschen oder deren Erwerb durch den T o d eines der Ehegatten bedingt ist.

Ε II § 1417

ξ 1417. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was durch Ehevertrag für eingebrachtes Gut erklärt ist.

Ε II § 1418

§ 1418. Eingebrachtes G u t eines Ehegatten ist, was er von Todeswegen oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung erwirbt. Ausgenommen ist ein Erwerb, der den Umständen nach zu den Einkünften zu rechnen ist.

Ε II § 1419

§ 1419. Eingebrachtes G u t eines Ehegatten ist, was er auf Grund eines zu seinem eingebrachten Gute gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zum eingebrachten Gute gehörenden Gegenstandes oder durch ein Rechtsgeschäft erwirbt, das sich auf das eingebrachte Gut bezieht. Ausgenommen ist der Erwerb aus dem Betrieb eines Erwerbsgeschäfts.

Ε II § 1420

§ 1420. Das eingebrachte Gut wird für Rechnung des Gesammtguts in der Weise verwaltet, daß die Nutzungen, welche nach den für den Güterstand der Verwaltung und Nutznießung geltenden Vorschriften dem Manne zufallen, zu dem Gesammtgute gehören. Auf das eingebrachte Gut der Frau finden im Uebrigen die Vorschriften der §§ 1272 bis 1282, 1289 bis 1316 entsprechende Anwendung. 1134

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

§ 1421. Vorbehaltsgut der Frau ist, was durch Ehevertrag für Vorbehaltsgut er- Ell § 1421 klärt ist oder was von der Frau nach Maßgabe der §§ 1268, 1269 erworben wird. Vorbehaltsgut des Mannes ist ausgeschlossen. Für das Vorbehaltsgut der Frau gilt das Gleiche wie für das Vorbehaltsgut bei der allgemeinen Gütergemeinschaft. § 1422. Es wird vermuthet, daß das vorhandene Vermögen Gesammtgut sei.

Ε II § 1422

§ 1423. Jeder Ehegatte kann verlangen, daß der Bestand seines eigenen und des Ell § 1423 dem anderen Ehegatten gehörenden eingebrachten Gutes durch Aufnahme eines Verzeichnisses unter Mitwirkung des anderen Ehegatten festgestellt wird. Auf die Aufnahme des Verzeichnisses finden die für den Nießbrauch geltenden Vorschriften des § 945 Anwendung. Jeder Ehegatte kann den Zustand der zum eingebrachten Gute gehörenden Sachen auf seine Kosten durch Sachverständige feststellen lassen.18 § 1424. Der eheliche Aufwand fällt dem Gesammtgute zur Last. Ε II § 1424 Das Gesammtgut trägt auch die Lasten des eingebrachten Gutes beider Ehegatten; der Umfang der Lasten bestimmt sich nach den bei dem Güterstande der Verwaltung und Nutznießung für das eingebrachte Gut der Frau geltenden Vorschriften der §S 1283 bis 1286. § 1425. Das Gesammtgut haftet f ü r alle Verbindlichkeiten des Mannes, f ü r die Ε II § 1425 Verbindlichkeiten der Frau nur in den Fällen der §§ 1426 bis 1429 (Gesammtgutsverbindlichkeiten.) Für Verbindlichkeiten der Frau, die Gesammtgutsverbindlichkeiten sind, haftet der Mann auch persönlich. Die H a f t u n g erlischt mit der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft, wenn die Verbindlichkeiten im Verhältnisse der Ehegatten zu einander nicht dem Gesammtgute zur Last fallen. § 1426. Das Gesammtgut haftet f ü r Verbindlichkeiten der Frau, die zu den im Ε II 5 1426 § 1424 Abs. 2 bezeichneten Lasten des eingebrachten Gutes gehören. § 1427. Das Gesammtgut haftet f ü r Verbindlichkeiten der Frau, die nach dem Ε II § 1427 Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft aus Rechtsgeschäften oder aus gerichtlichen Entscheidungen entstanden sind: 1. wenn die Vornahme des Rechtsgeschäfts oder die Führung des Rechtsstreits mit Zustimmung des Mannes erfolgt oder ohne seine Zustimmung ihm gegenüber wirksam ist oder soweit das Gesammtgut bereichert ist; 2. wenn ein von der Frau mit Einwilligung des Mannes selbständig betriebenes Erwerbsgeschäft die Vornahme des Rechtsgeschäfts oder die Führung des Rechtsstreits mit sich bringt. § 1428. Das Gesammtgut haftet f ü r Verbindlichkeiten der Frau, die nach dem Ε II § 1428 Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft in Folge eines ihr zustehenden Rechtes oder des Besitzes einer ihr gehörenden Sache entstanden sind, wenn das Recht oder die Sache zu einem Erwerbsgeschäfte gehört, das von der Frau mit Einwilligung des Mannes selbständig betrieben wird. § 1429. Das Gesammtgut haftet f ü r Verbindlichkeiten der Frau, die ihr auf Ε II §1429 Grund der gesetzlichen Unterhaltspflicht ihren Verwandten gegenüber obliegen. 18

Fn. im Ε II: Es wird vorausgesetzt, daß die in der Anmerkung zu § 944 in das für erforderlich erachtete Reichsgesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit verwiesenen Vorschriften auf diesen Fall erstreckt werden. 1135

§§ 1519—1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Ε II § 1430

§ 1430. Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fallen folgende Gesammtgutsverbindlichkeiten dem 19 Ehegatten zur Last, in dessen Person sie entstanden sind: 1. die Verbindlichkeiten aus einem auf sein eingebrachtes Gut oder sein Vorbehaltsgut sich beziehenden Rechtsverhältniß, auch wenn sie vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft oder vor der Zeit entstanden sind, zu welcher das Gut eingebrachtes G u t oder Vorbehaltsgut geworden ist; 2. die Verbindlichkeiten aus einer gerichtlichen Entscheidung über eine der unter Nr. 1 bezeichneten Verbindlichkeiten, einschließlich der Verbindlichkeit zur Tragung der Kosten.

Ε II § 1431

§ 1431. Im Verhältnisse der Ehegatten zu einander fallen dem Manne zur Last: 1. die vor dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten des Mannes; 2. die Verbindlichkeiten des Mannes, welche der Frau gegenüber aus der Verwaltung ihres eingebrachten Gutes entstanden sind, soweit nicht das Gesammtgut zur Zeit der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft bereichert ist; 3. die Verbindlichkeiten des Mannes aus einer von ihm nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft begangenen unerlaubten Handlung oder aus einem wegen einer solchen Handlung gegen ihn gerichteten Strafverfahren; 4. die Verbindlichkeiten des Mannes aus einer gerichtlichen Entscheidung über eine der unter N r . 1 bis 3 bezeichneten Verbindlichkeiten, einschließlich der Verbindlichkeit zur T r a g u n g der Kosten.

Ε II § 1432

ξ 1432. Die Vorschriften des § 1430 und des § 1431 Nr. 1, 4 finden insoweit keine Anwendung, als die Verbindlichkeiten nach § 1424 Abs. 2 von dem Gesammtgute zu tragen sind. Das Gleiche gilt von den Vorschriften des § 1430 insoweit, als die Verbindlichkeiten durch ein für Rechnung des Gesammtguts betriebenes Erwerbsgeschäft oder in Folge eines zu einem solchen Erwerbsgeschäfte gehörenden Rechtes oder des Besitzes einer dazu gehörenden Sache entstanden sind.

Ε II § 1433

§ 1433. H a t der Mann einem Kinde eine Ausstattung versprochen oder gewährt, so finden die Vorschriften des § 1363 Anwendung.

Ε II § 1434

§ 1434. Soweit das eingebrachte Gut eines Ehegatten auf Kosten des Gesammtguts oder das Gesammtgut auf Kosten des eingebrachten Gutes eines Ehegatten zur Zeit der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft bereichert ist, muß aus dem bereicherten Gute zu dem anderen Gute Ersatz geleistet werden. Weitergehende, auf besonderen Gründen beruhende Ansprüche bleiben unberührt.

Ε II § 1435

§ 1435. Sind verbrauchbare Sachen, die zum eingebrachten Gute eines Ehegatten gehört haben, nicht mehr vorhanden, so wird zu Gunsten des Ehegatten vermuthet, daß die Sachen in das Gesammtgut verwendet worden seien und dieses um den Werth der Sachen bereichert sei.

Ε II § 1436

§ 1436. Was ein Ehegatte zu dem Gesammtgut oder was die Frau zu dem eingebrachte Gute des Mannes schuldet, ist erst nach der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft zu leisten; soweit jedoch zur Berichtigung einer Schuld der Frau deren eingebrachtes Gut oder Vorbehaltsgut ausreicht, hat sie die Schuld schon vorher zu berichtigen.

19

In der Zusst.Red.Kom. heißt es: „demjenigen."

1136

6. Titel: Errungenschaftsgemeinschaft

§§ 1519-1548

Was der Mann aus dem Gesammtgute zu fordern hat, kann er gleichfalls erst nach der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft fordern. § 1437. Die Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft tritt mit der Rechtskraft Ε II § 1437 des Beschlusses ein, durch welchen der Konkurs über das Vermögen des Mannes eröffnet wird. § 1438. Die Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft tritt, wenn ein Ehegatte Ε II § 1438 für todt erklärt wird, mit dem Zeitpunkt ein, welcher als Zeitpunkt des Todes gilt. § 1439. Die Frau kann unter den Voraussetzungen des § 1317 Nr. 1 , 3 , 4 und des Ε II § 1439 § 1366, der Mann kann unter den Voraussetzungen des § 1367 auf Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft klagen. Die Auflösung tritt mit der Rechtskraft des Urtheils ein. § 1440. Wird die Errungenschaftsgemeinschaft nach den §§ 1437 bis 1439 aufge- Ε II § 1440 löst, so gilt f ü r die Zukunft Gütertrennung. Dritten gegenüber ist die Auflösung der Gemeinschaft nur nach Maßgabe des § 1334 wirksam. § 1441. Nach der Auflösung der Errungenschaftsgemeinschaft findet in Anse- Ε II § 1441 hung des Gesammtguts die Auseinandersetzung statt. Die Auseinandersetzung erfolgt in Ermangelung einer anderen Vereinbarung nach den f ü r die allgemeine Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften der 1373 bis 1375, 1377 bis 1379. Bis zur Auseinandersetzung bestimmt sich das Rechtsverhältniß der Ehegatten nach den §§ 1370 bis 1372. Auf das eingebrachte Gut der Frau finden die für den Güterstand der Verwaltung und Nutznießung geltenden Vorschriften der §§ 1320 bis 1323 Anwendung. § 1442. Ist die Errungenschaftsgemeinschaft durch die Eröffnung des Konkurses Ε II $ 1442 über das Vermögen des Mannes aufgelöst worden, so kann die Frau auf Wiederherstellung der Gemeinschaft klagen. Das gleiche Recht steht, wenn die Gemeinschaft durch Todeserklärung aufgelöst worden ist, dem für todt erklärten Ehegatten zu, falls er noch lebt. Ist die Gemeinschaft auf Grund des § 1317 Nr. 3, 4 aufgelöst worden, so kann der Mann unter den Voraussetzungen des § 1324 Abs. 1 auf Wiederherstellung der Gemeinschaft klagen. § 1443. Die Wiederherstellung der Errungenschaftsgemeinschaft tritt mit der Ell §1443 Rechtskraft des Urtheils ein. Die Vorschrift des § 1321 findet entsprechende Anwendung. Dritten gegenüber ist die Wiederherstellung nur nach Maßgabe des § 1334 wirksam. Im Falle der Wiederherstellung wird Vorbehaltsgut der Frau, was ohne die Auflösung der Gemeinschaft Vorbehaltsgut geblieben oder geworden sein würde. 2. Revision des Ell (Prot. II, Bd. 6, S. 289 ff., Mugdan, Bd. 4, S. 871 ff.): XII. Zu § 1414 lag der Antrag vor: statt „§§ 1353, 1355" zu setzen, „§§ 1353 bis 1355". Die Komm, nahm den Antrag an.

v. Mandry (Nr 6, 15)

XIII. Zu § 1427 lagen die Anträge vor: 1. den Eingang der Vorschrift zu fassen: Struckmann Das Gesammtgut haftet f ü r die Verbindlichkeiten der Frau, welche nach dem ( N r 68> 1 c ) Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft aus einem Rechtsgeschäft entstanden 1137

§ § 1519— 1548

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

sind, sowie f ü r die Verbindlichkeiten der Frau zur Tragung der Kosten eines von ihr nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft geführten Rechtsstreits: 1. wie im Entw. II. Jacubezky 2. die Vorschrift zu fassen: (Nr 82, 13) £) a s Gesammtgut haftet für die Verbindlichkeiten der Frau, welche nach dem Eintritte der Errungenschaftsgemeinschaft aus einem Rechtsgeschäfte der Frau entstanden sind: 1. wenn die Vornahme des Rechtsgeschäfts mit Zustimmung des Mannes erfolgt oder ohne seine Zustimmung ihm gegenüber wirksam ist oder soweit das Gesammtgut bereichert ist; 2. wenn ein von der Frau mit Einwilligung des Mannes selbständig betriebenes Erwerbsgeschäft die Vornahme des Rechtsgeschäfts mit sich bringt. Für die Kosten eines Rechtsstreits der Frau haftet das Gesammtgut auch dann, wenn das Urtheil dem Manne gegenüber unwirksam ist. Der Antrag 2 wurde von dem Antragsteller zurückgezogen, der Antrag 1 der Red.Komm, überwiesen, welche demnächst die Ablehnung vorschlug. Jacubezky (Nr 94, 14)

XIV. Zu § 1443 lag der Antrag vor: den Satz 3 des Abs. 1 zu fassen: Dritten gegenüber ist die Wiederherstellung, wenn die Auflösung in das Güterrechtsregister eingetragen worden ist, nur nach Maßgabe des § 1334 wirksam. Die Komm, erklärte sich im Hinblick auf die entsprechende Fassung des § 1330 Satz 2 mit dem Antrag einverstanden. V. Fassung der Regelung im Ε II rev./E III: Die §§ 1304-1509 1524 BGB.

Ell

rev. (§§ 1502—1507

Ε III) entsprechen den §§ 1519—

Ε II rev § 1510 § 1510. Das eingebrachte Gut wird für Rechnung des Gesammtguts in der Weise Ε HI S verwaltet, daß die Nutzungen, welche nach den f ü r den Güterstand der Verwaltung und Nutznießung geltenden Vorschriften dem Manne zufallen, zu dem Gesammtgute gehören. Auf das eingebrachte Gut der Frau finden im Uebrigen die Vorschriften der §§ 1356, 1358 bis 1368, 1375 bis 1402 entsprechende Anwendung. §1511 — 1518 Ell BGB.

rev. (§§ 1509—1516

Ε III) entsprechen den §§ 1526—1533

Ε II rev $1519 §1519. Das Gesammtgut haftet für Verbindlichkeiten der Frau, die ihr auf Ε III § Grund der gesetzlichen Unterhaltspflicht ihren Verwandten gegenüber obliegen. §§1520-1533 1548 BGB.

Ell

rev. ( § § 1 5 1 8 - 1 5 3 1 Ε III) entsprechen den §§

D. Bundesrat (Justizausschuß) I. Anträge zur 1. Lesung (Zusst. S. 11) § 1536 Ε II rev. (§ 1446 Ε II) 1138

1535-

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§§

1549—1557

Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz weisen darauf hin, daß bei Annahme ihrer Vorschläge zum Hypothekenrechte (vergl. H e f t II S. 34 bis 39) im § 1536 Abs. 2 die Worte: „Grundschulden und Rentenschulden" zu streichen sein würden. 20

4. Fahrnißgemeinschaft § 1549 Auf die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft (Fahrnißgemeinschaft) finden die für die allgemeine Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften Anwendung, soweit sich nicht aus den §§ 1550 bis 1557 ein Anderes ergiebt. TE-FamR § 227; KE § 1396; E I §1431; E l l § 1444; E l l rev. § 1534; Ε III § 1532. — Prot. I, 7189; Prot. II 4, 373. § 1550 Von dem Gesammtgut ausgeschlossen ist das eingebrachte Gut des Ehegatten. Auf das eingebrachte Gut finden die bei der Errungenschaftsgemeinschaft für das eingebrachte Gut geltenden Vorschriften Anwendung. TE-FamR §§ 227, 228; KE §§ 1396, 1397; Ε I §§ 1431 Abs. 1, 1432 Abs. 1; Ε II § 1445; Ε II rev. § 1535; Ε III § 1533. - Prot. I. 7189; Prot. II 4, 373.

§ 1551 Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist das unbewegliche Vermögen, das er bei dem Eintritte der Fahrnißgemeinschaft hat oder während der Gemeinschaft durch Erbfolge, durch Vermächtniß oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung erwirbt. Zum unbeweglichen Vermögen im Sinne dieser Vorschrift gehören Grundstücke nebst Zubehör, Rechte an Grundstücken, mit Ausnahme der Hypotheken, Grund20

Zu den Änderungen im Abschnitt über die Errungenschaftsgemeinschaft heißt es im Bericht der XII. Kommission (Aktenstück Nr. 440b, a. a. O., S. 2069): In § 1508. Absatz 2 wurde durch die Redaktions-Kommission das Citat „1354" gestrichen, nachdem der § 1354 in Folge der zu den §§ 1345 und 1348 gefaßten Beschlüsse gestrichen worden war. — Eine weitere Konsequenz dieser Beschlüsse ist, daß in 5 1509 Absatz 1 eingeschoben wurde: „ Vorbehaltsgut der Frau sind die ausschließlich zum persönlichen Gebrauche der Frau bestimmten Sachen, insbesondere Kleider, Schmucksachen und Arbeitsgeräthe. Dies gilt auch dann, wenn die Frau solche Sachen während der Errungenschaftsgemeinschaft erwirbt." Ebenso hielt es die Redaktions-Kommission f ü r geboten, den mittleren Absatz des § 1509 „Vorbehaltsgut des Mannes ist ausgeschlossen" an das Ende des Paragraphen zu setzen, damit die Bestimmungen über das Vorbehaltsgut der Frau im ersten Theile des Paragraphen gesammelt würden. In der zweiten Lesung wurde beantragt, den ersten Absatz, der von der Redaktions-Kommission eingefügt worden sei, wieder zu streichen. Dieser von Gröber stammende Antrag (Nr. 138, 3) wurde angenommen. — In § 1517 strich die Redaktionskommission die Worte: „ihren Verwandten gegenüber."

1139

§ § 1549—1557

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

schulden und Rentenschulden, sowie Forderungen, die auf die Uebertragung des Eigenthums an Grundstücken oder auf die Begründung oder Uebertragung eines der bezeichneten Rechte oder auf die Befreiung eines Grundstücks von einem solchen Rechte gerichtet sind. TE-FamR § 228; KE § 1397; E I § 1432; E l l § 1446; E l l rev § 1536; Ε III § 1534. - Prot. I, 7194; Prot. II 4, 375; Bd. 5, 135.

§ 1552 Eingebrachtes Gut eines Ehegatten sind Gegenstände, die nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können. TE-FamR § 228; KE § 1397; E I § 1432 Abs. 1; E l l § 1447; E l l rev. § 1537; Ε III § 1535. - Prot. I, 7194; Prot. II 4, 375.

§ 1553 Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist. 1. was durch Ehevertrag für eingebrachtes Gut erklärt ist; 2. was er nach § 1369 erwirbt, sofern die Bestimmung dahin getroffen ist, daß der Erwerb eingebrachtes Gut sein soll. TE-FamR § 228; KE § 1397; E I § 1432 Abs. 1; E l l § 1448; E l l rev § 1538; Ε III § 1536. - Prot. I, 7189; Prot. II 4, 376.

§ 1554 Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was er in der im § 1524 bezeichneten Weise erwirbt. Ausgenommen ist, was an Stelle von Gegenständen erworben wird, die nur deshalb eingebrachtes Gut sind, weil sie nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können. TE-FamR § 228; KE § 1397; E I § 1432 Abs. 1; E l l § 1449; E l l rev. § 1539; Ε III § 1537. - Prot. I 7189; Prot. II 4, 376. § 1555 Vorbehaltsgut des Mannes ist ausgeschlossen. TE-FamR § 228; KE § 1397; E I §§ 1432 Abs. 1, 1346; Ε II § 1450; E l l rev. § 1540; Ε III § 1538. - Prot. I, 7189; Prot. II 4, 376. § 1556 Erwirbt ein Ehegatte während der Fahrnißgemeinschaft durch Erbfolge, durch Vermächtnis oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung Gegenstände, die theils Gesammtgut, theils eingebrachtes Gut werden, so fallen die in Folge des Erwerbes entstehenden Verbindlichkeiten im Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgut und dem Ehegatten, der den Erwerb macht, verhältnißmäßig zur Last. TE-FamR §231; KE § 1398; E I § 1433; E l l § 1451; E l l rev. § 1541; Ε III § 1539. - Prot. I, 7209 ff.; Prot. II 4, 377; Bd. 5, 135. 1140

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§ § 1549—1557

§ 1557 Fortgesetzte Gütergemeinschaft tritt nur ein, wenn sie durch Ehevertrag vereinbart ist. T E - F a m R § 232; K E § 1399; Ε I § 1434; Ε II § 1452; Ε II rev. § 1542; Ε III § 1540. — Prot. I, 7191, 7214 ff.; Prot. II 4, 378.

Α. 1. Kommission I. 491. Sitzung vom 18. 11. 1885, Schriftführer: Ege | Die Berathung wandte sich hierauf den §§ 227—232 zu, welche von der ver- |Prot 17189 tragsmäßigen Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft handeln. N a c h den Vorbeschlüssen der Kommission ist die Frage offen, ob auch dieser Güterstand im E n t w ü r f e der Regelung zu unterziehen sei. Im Hinblick auf das weite Geltungsgebiet dieses Güterstandes im Deutschen Reiche, welcher | abgesehen | Prot I 7190 von dem Fürstenthum Birkenfeld, in der Rheinprovinz, in Rheinhessen, Rheinbayern, im G r o ß h e r z o g t h u m Baden sowie in den Reichslanden als gesetzlicher Güterstand besteht, und auf den bedeutsamen V o r g a n g , daß die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft auch dem f ü r den Bezirk des ehemaligen Justizsenates Ehrenbreitstein ausgearbeiteten E n t w ü r f e eines Gesetzes, betreffend das Güterrecht der Ehegatten, zu G r u n d e gelegt w o r d e n sei (Motive S. 310, 1000) erkannte die Kommission es als unabweisliches Bedürfniß, d a ß die gesetzliche Regelung dieses Güterstandes vorgenommen werde. Die Kommission erklärte sich ferner mit der den einzelnen Bestimmungen des Entwurfes z u m G r u n d e liegenden, in den Motiven S. 999 f. näher dargelegten Auffassung vom Wesen der Gemeinschaft des beweglichen V e r m ö g e n s und der Errungenschaft einverstanden, wonach dieselbe eine allgemeine Gütergemeinschaft mit Vorbehalt des beim Beginne der Gemeinschaft einem der Gatten zustehenden, sowie des w ä h r e n d derselben einem der Gatten durch Erbschaft, Vermächtniß oder Schenkung zufallenden unbeweglichen Vermögens ist, woraus also folgt, daß, wenn Ehegatten durch Ehevertrag ohne nähere Bestimmung vereinbaren, daß unter ihnen dieser Güterstand bestehen solle, anzunehmen ist, daß die Ehegatten vereinbart haben, allgemeine Gütergemeinschaft mit stillschweigender U e b e r e i n k u n f t des bezeichneten Sondergutes. Man erkannte, daß man mit dieser Auffassung im Wesentlichen auf dem Standpunkte des französischen und badischen Rechtes, sowie des ehrenbreitsteiner Entwurfes stehe, und daß dieselbe insbesondere den großen Vortheil gewähre, daß hiernach, weil die Regelung im | engsten Anschluß an die allgemeine Gütergemeinschaft, namentlich an die- | Prot 17191 jenigen Bestimmungen, welche die allgemeine Gütergemeinschaft mit Sondergut betreffen, erfolgen könne, wenige einzelne Vorschriften, nämlich in der Hauptsache nur darüber, was bei diesem Güterstand Sondergut sei, und über die Schulden, erforderlich würden. Die Kommission erklärte sich auch einverstanden mit der Terminologie „Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft". Sodann w u r d e in die Berathung der einzelnen Vorschläge des Entwurfes eingetreten. D e r § 227 lautet: TE-FamR „Wenn die Ehegatten durch Ehevertrag bestimmt haben, daß unter ihnen eine § Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft stattfinden 1141

§§ 1549-1557

Derscheid (Nr 166)

| Prot I 7192

| Prot I 7193

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

solle, so kommen die Bestimmungen dieses Titels unter Nr. III mit den in den §§ 228—232 enthaltenen Aenderungen zur Anwendung." Hierzu war der Antrag gestellt: Den Nachsatz zu fassen: . . s o kommen die Bestimmungen dieses Titels unter N o . III mit Ausnahme des ξ 1313 Absatz 2 der Redaktionsvorlage und der §§ 37—56 der vorl. Zusst. der Beschlüsse über die allgemeine Gütergemeinschaft zur Anwendung; jedoch treten die in den §§ 228—231 enthaltenen Aenderungen ein." Mit diesem Antrage ist, soweit er sich auf die von der fortgesetzten allgemeinen Gütergemeinschaft handelnden §§37 — 56 der vorl. Zusst. der Beschlüsse über die allgemeine Gütergemeinschaft bezieht, der Antrag auf Streichung des § 232 verbunden. Mit Zustimmung des Urhebers des Antrages wurde die Entscheidung über den letzteren in der erwähnten | Beziehung bis zur Berathung des § 232 ausgesetzt. Soweit der Antrag darauf abzielt, die Bestimmung des § 1313 Absatz 2 der Redaktionsvorlage über die allgemeine Gütergemeinschaft bei der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft von der Anwendung auszuschließen, wurde er von der Kommission abgelehnt. Sie erwog: Wenn auch nicht verkannt werden könne, daß die Vorschrift des § 1313 Absatz 2, angewandt auf die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft, in denjenigen Rechtsgebieten, wo dieser Güterstand als der gesetzliche bestehe, eine gewisse Erschwerung gegenüber dem bisherigen Rechtszustand mit sich führe, indem die Ehegatten nunmehr genöthigt würden, sich, falls sie durch Ehevertrag den seither gesetzlich bestandenen und gewohnten Güterstand einführen wollten, in den von § 1313 Abs. 2 betroffenen Fällen an das Vormundschaftsgericht zu wenden, so habe dasselbe Bedenken auch gegen die Vorschrift bei der allgemeinen Gütergemeinschaft bestanden. Insbesondere habe man bei der Berathung des § 1313 Absatz 2 auch erwogen, daß eine Erschwerung des Abschlusses eines auf allgemeine Gütergemeinschaft gerichteten Ehevertrages von dem Umstand drohe, daß das Vormundschaftsgericht die Beurtheilung der Zweckmäßigkeit des Ehevertrages für den unter elterlicher Gewalt oder Vormundschaft stehenden Ehegatten häufig ohne Einblick in die Vermögensverhältnisse der Gatten und der Eltern derselben kaum werde vornehmen können. Wie man aber bei der allgemeinen Gütergemeinschaft diese Bedenken nicht als ausschlaggebend gegen die Aufnahme der Vorschrift betrachtet habe, so könne man ihnen auch kein durchschlagendes Gewicht gegen die Uebertragung der Vorschrift auf den hier in Frage stehenden Ehevertrag beilegen. Dieselben sachlichen Gründe, welche für die Vorschrift der allgemeinen Gütergemeinschaft| bestimmend gewesen, träfen, wenigstens zum größten Theile, auch hier zu. Selbst, wenn die fortgesetzte Gütergemeinschaft bei der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft ausgeschlossen werden sollte, so stehe die letztere doch immer noch der allgemeinen Gütergemeinschaft in Ansehung des großen Einflusses, welchen der Ehevertrag auf die Rechts- und Vermögensverhältnisse der Ehegatten ausübe, sehr nahe. In der T h a t handele es sich auch bei ihr um die allgemeine Gütergemeinschaft, nur mit einem gewissen Sondergut, und in den sehr häufigen Fällen, wo gar kein Immobiliar-Vermögen vorhanden sei, und der Erwerb eines solchen durch Erbschaft, Vermächtniß oder Schenkung nicht in Aussicht stehe, liege überhaupt nichts Anderes, als wirkliche allgemeine Gütergemeinschaft vor. Schon die Rücksicht auf den letztgenannten Umstand nöthige, die Vorschrift des § 1313 Absatz 2, nachdem man sie einmal f ü r die allgemeine Gütergemeinschaft beschlossen habe, auch hier f ü r anwendbar zu erklären. In den Gebieten, wo die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft bis1142

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§§ 1549-1557

her gesetzlich bestanden habe, werde der Vormundschaftsrichter auch künftighin kein Bedenken tragen, einen auf Eingehung dieser Gemeinschaft gerichteten Ehevertrag zu genehmigen, und nur in Fällen, wo sie zum wirklichen Nachtheil des betreffenden Ehegatten ausschlagen würde, die Genehmigung versagen. Auch biete die Vorschrift des § 1313 Absatz 2, insbesondere des zweiten Satzes gegen die bei der Zulässigkeit des Vertragsabschlusses durch den gesetzlichen Vertreter f ü r den Ehegatten immer vorhandene Möglichkeit, daß Jener das Interesse des letzteren nicht genügend wahre, ein Korrektiv zum Vortheil des Ehegatten. Im Uebrigen war | § 227 nicht beanstandet. Die Fassung desselben wurde der Redaktion überwiesen. | Prot I 7194 Der § 228 des Entw. lautet: „Sondergut bleibt außer dem in den §§ 144—146 bezeichneten Vermögens das TE-FamR unbewegliche Vermögen, welches einem Gatten beim Beginne der Gemeinschaft § zusteht, oder welches er während derselben durch Erbschaft, Vermächtniß, Schenkung oder Abtretung mit Rücksicht auf sein künftiges Erbrecht erwirbt. Zu dem unbeweglichen Vermögen im Sinne dieses Unterabschnitts gehören die unbeweglichen Sachen, die demselben nach dem Sachenrechte in Betreff der Uebertragung, Belastung und Zwangsvollstreckung gleichgestellten Berechtigungen, die dinglichen Rechte an unbeweglichen Sachen und die ihnen gleichgestellten Berechtigungen, mit Ausnahme der Hypotheken, und die Ansprüche auf Gegenstände der gedachten Art." In den gedruckten Abänderungsanträgen hat der Referent vorgeschlagen, den Abs. 2 dahin zu fassen: „Zu dem unbeweglichen Vermögen im Sinne dieses Unterabschnitts gehören die Grundstücke, die Rechte an solchen mit Ausnahme der Hypotheken, der Grundschulden und der zu Gunsten einer bestimmten Person bestehenden Reallasten, sowie die Ansprüche auf Gegenstände der gedachten Art." Außerdem lagen folgende Anträge vor: 1. Seitens des Referenten: Planck a) In dem ersten Absätze statt der Worte: (Nr 158, 1) „in den §§ 144—146" | zu setzen: |Prot I 7195 „in dem § 1323 der Redaktionsvorlage" b) den zweiten Absatz dahin zu fassen: „Unbewegliches Vermögen im Sinne dieses Paragraphen sind die Grundstücke nebst deren Zubehör, die Rechte an Grundstücken mit Ausnahme der Hypotheken und Grundschulden (und Reallasten) und die Forderungen auf Uebertragung des Eigenthums von Grundstücken oder Rechten der gedachten Art oder auf Begründung der letzteren." 2. den § 228 Abs. 2 wie folgt zu fassen: Gebhard „Zu dem unbeweglichen Vermögen im Sinne dieses Paragraphen gehören: (Nr 167) 1. das Eigenthum an Grundstücken sammt deren Zubehör, Berechtigungen, welche ein Blatt im Grundbuche erhalten können und sonstige Rechte an Grundstükken. Ausgenommen sind Hypotheken, Grundschulden und Reallasten, die letzteren sofern und soweit sie selbständig übertragbar sind (§§ 1030, 1032 K.E.). 2. der Nießbrauch an Rechten, welche nach No. 1 Bestandtheile des unbeweglichen Vermögens bilden. | 3 . Forderungen, welche die Begründung oder die Übertragung von Rechten |Prot 17196 zum Gegenstande haben, die nach No. 1 und 2 Bestandtheile des unbeweglichen Vermögens bilden." 1143

§§ 1549-1557 Kurlbaum (Nr 165)

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

3. In § 228 zu bestimmen: „Sondergut sind außer den im § 1323 (R.V.) bezeichneten Gegenständen die Grundstücke mit den zur Benutzung derselben dienenden Inventarien, der Nießbrauch an einem Grundstücke und das Recht auf Erwerbung eines Grundstücks oder des Nießbrauches an einem Grundstücke, sofern diese Gegenstände einem der Ehegatten bei dem Eintritte der Gemeinschaft gehören oder während der Gemeinschaft durch Vermächtniß oder Schenkung erworben oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht übertragen werden, unbeschadet jedoch der Vorschriften über Vorbehaltsgut. Gehört einer der im ersten Absätze bezeichneten Gegenstände zu einer dem Ehegatten anfallenden Erbschaft oder zu einem der Ehegatten anfallenden mit einer Verpflichtung belasteten Vermächtniß, so wird derselbe Gesammtgut; der Ehegatte kann aber von dem anderen Ehegatten dessen Aussonderung aus dem Gesammtgute unter entsprechender Anwendung der Vorschriften über die Erfüllung eines Vermächtnisses verlangen." Folgende Beschlüsse wurden gefaßt:

1. Die Vorschrift des Abs. 1 des § 228 wurde im Wesentlichen aus den Gründen der Motive S. 1001 f. sachlich in dem Sinne angenommen, daß die Gegenstände des | Prot I 7197 unbeweglichen Vermögens unter den daselbst bezeichneten | Voraussetzungen Sondergut werden, daß hierzu insbesondere auch der von einem Ehegatten durante communione gemachte Erwerb durch Erbschaft, Vermächtniß, Schenkung oder Abtretung mit Rücksicht auf sein künftiges Erbrecht (vgl. § 1323 der Red. Vorl., § 4 der vorl. Zusst. über die Errungenschaftsgemeinschaft, d. h. die Beschlüsse zu § 6 der neuen Vorlage, S. 7088 ff.) gehöre, vorbehaltlich der Entscheidung über die durch den Antrag N o . 3 Abs. 2 angeregten Frage, wie solches durch Erbschaft angefallenes Vermögen in das Sondergut komme (vgl. unten Ziff. 10). 2. Es soll mit dem Antrag No. 1 statt auf die §§ 144—146 des Entw. auf den $ 1323 der Red.-Vorl. über die allgemeine Gütergemeinschaft verwiesen werden. 3. Es soll mit dem Entwurf und den Anträgen 1 und 2 (gegen den Antrag Nr. 3) vorausgeschickt werden der Satz, Sondergut sei das in Abs. 1 näher bezeichnete „unbewegliche Vermögen"und sodann aufgeführt werden, was unter das unbewegliche Vermögen im Sinne der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft falle. Die Kommission erwog, daß das von einer Seite geäußerte und dem Antrage Nr. 3 zum Grunde liegende Bedenken, daß der Ausdruck „unbewegliches Vermögen" deshalb nicht passe, weil es sich hier nur um einzelne Gegenstände, nicht um ein Vermögensganzes, handele, gegen den Gebrauch des Ausdruckes nicht ausschlaggebend sei, da dieser Ausdruck im Verkehr und in der Gesetzessprache auch in dem Sinne rezipirt sei, daß hierunter einzelne Vermögensgegenstände zusammengefaßt werden können (Prot. S. 3305—3307). Was unter den Begriff des unbeweglichen Vermögens falle, müsse aber, soweit nöthig, je für einzelne Rechtsinsti| Prot 17198 t u t e besonders bestimmt werden (Prot. a . a . O . ) . Das | Bedürfniß solcher Bestimmung liege hier vor. 4. Es soll mit den Anträgen Nr. 1 und 3 gesagt werden: „Unbewegliches Vermögen im Sinne dieses Paragraphen sind die Grundstücke," nicht, wie der Antrag Nr. 2 vorschlägt „Zu den unbeweglichen Vermögen — gehören — das Eigenthum an Grundstücken —, Berechtigungen, welche ein Blatt im Grundbuch erhalten können." 1144

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§§ 1549-1557

D i e K o m m i s s i o n w a r der Ansicht, daß m a n an der alten, wenn auch neuerdings angefochtenen Sprachweise, w o n a c h das Eigenthum mit dem G e g e n s t a n d desselben identifizirt werde, der K ü r z e halber, ohne S c h a d e n f ü r die Deutlichkeit, festhalten könne, zumal die vom A n t r a g 2 v o r g e s c h l a g e n e genauere A u s d r u c k s w e i s e im Entwürfe bisher keineswegs d u r c h w e g g e b r a u c h t w o r d e n sei. D i e Bezeichnung „ E i g e n thum a n " schließe überdies das Mißverständniß nicht aus, als o b hiermit nur das wirkliche Eigenthum, nicht auch die b o n a e fidei possessio gemeint sei. D i e F a s s u n g „unbewegliches V e r m ö g e n sind" sei aber der anderen deshalb vorzuziehen, weil hierdurch schärfer zum A u s d r u c k k o m m e , daß die im Folgenden a u f g e f ü h r t e n G e genstände die einzigen zum unbeweglichen V e r m ö g e n im Sinne des in F r a g e stehenden Güterstandes g e h ö r e n d e n G e g e n s t ä n d e seien. N e b e n den G r u n d s t ü c k e n noch die Berechtigungen, welche ein Blatt im G r u n d b u c h erhalten können, z u erwähnen, sei im Hinblick auf die V o r s c h r i f t des K . E . § 771 Abs. 2 überflüssig. 5. N e b e n den G r u n d s t ü c k e n soll mit den A n t r ä g e n N r . 1 und 2 das Z u b e h ö r derselben, und z w a r mit dieser das g e s a m m t e wirkliche Z u b e h ö r u m f a s s e n d e n Bezeichnung ( K . E . 779, 781), nicht bloß wie der A n t r a g N r . 3 vorschlägt, das zur Benutz u n g eines G r u n d s t ü c k e s dienende Inventar ( K . E . § 9 7 7 ) a u f g e f ü h r t werden. M a n war | mit den Motiven S. 1002 darin einverstanden, daß die Einbeziehung des Z u b e - | Prot I 7199 hörs überhaupt prinzipiell richtig sei. 6. Einverstanden w a r man im Allgemeinen, daß die Rechte an G r u n d s t ü c k e n prinzipiell z u dem unbeweglichen V e r m ö g e n g e h ö r e n , ebenso, d a ß hiervon a u s z u nehmen seien die H y p o t h e k e n und Grundschulden. D a n e b e n hielt man für selbstverständlich, daß unter die H y p o t h e k e n auch die Eigenthümerhypothek (§§ 1070 ff. K . E . ) falle. Eine Verschiedenheit der Ansichten trat bezüglich der Reallasten hervor, ob sie nämlich vom S o n d e r g u t a u s z u n e h m e n seien, soweit sie selbständig übertragen werden können (Antrag N r . 2), o d e r ob sie unter das S o n d e r g u t nur dann fallen, wenn sie subjektiv dinglich (§§ 1025, 1030) seien, welchenfalls sie im Hinblick auf die Vorschrift des K . E . § 778 so wenig als die Grunddienstbarkeiten neben den G r u n d s t ü c k e n besonders genannt zu werden brauchten (Antrag N r . 3), o d e r ob sie ausnahmslos zu den unbeweglichen V e r m ö g e n zu zählen seien. D i e K o m m i s s i o n entschied d a f ü r , daß sämmtliche Reallasten unbedingt unter das unbewegliche V e r m ö g e n fallen sollen, also hier nicht a u s z u n e h m e n seien. D i e Mehrheit war der Ansicht, daß diese A u f f a s s u n g nicht nur dem alten deutschen Recht, sondern auch der überwiegenden heutigen Rechts- und V e r k e h r s a n s c h a u u n g entspreche und in Ansehung des hier in R e d e stehenden Güterstandes jedenfalls deshalb die allein richtige sei, weil auch heutzutage noch ein V e r m ö g e n ausschließlich o d e r wenigstens g r o ßentheils aus keineswegs immer an ein G u t g e k n ü p f t e n Reallastberechtigungen bestehen könne. 7. D i e K o m m i s s i o n war ferner einverstanden, daß entsprechend dem A n t r a g e N r . 2 Ziff. 2, der Nießbrauch an Rechten, welche Bestandtheile des unbeweglichen V e r m ö g e s bilden, der Vollständigkeit halber (vgl. K . E . § 815) | als z u dem unbeweg- |Prot I 7200 liehen V e r m ö g e n gehörend a u f z u f ü h r e n sei. 8. Einverständniß bestand endlich (vgl. den Entwurf Abs. 2, die Anträge, sowie die Motive S . 1002) darüber, daß die obligatorischen A n s p r ü c h e auf Immobiliargut gleichfalls z u dem unbeweglichen V e r m ö g e n g e h ö r e n , und als hierzu g e h ö r i g in § 228 a u f z u f ü h r e n seien. D i e F a s s u n g (vergl. A n t r ä g e N o . 1, 2) blieb der R e d a k t i o n vorbehalten. H i e r n a c h ist sachlich beschlossen: 1145

§§ 1549-1557

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Unbewegliches V e r m ö g e n im Sinne dieses Paragraphen sind die Grundstücke nebst deren Zubehör, die Rechte an Grundstücken, mit Ausnahme der H y p o t h e k e n und Grundschulden, der Nießbrauch an solchen Rechten und die obligatorischen Ansprüche auf Immobiliargut. 9. O b entsprechend dem Antrag N r . 3 der Vollständigkeit und Deutlichkeit halber hier auch die Möglichkeit eines Vorbehaltsgutes vorzusehen sei, blieb der Prüf u n g bei der Redaktion vorbehalten. 10. Die Berathung über den Antrag N r . 3 Abs. 2, w u r d e im allseitigen Einverständniß, weil er mit der in ξ 231 geregelten Frage über die Vertheilung der Verbindlichkeiten, welche f ü r einen Ehegatten durch eine Erbschaft pp. entstanden sind, unter den Ehegatten im Zusammenhange steht, bis zur Berathung des § 2 3 1 ausgesetzt. Man ging hierauf zu § 229 des Entw. über, welcher lautet: TE-FamR „Auf Erbschaften und Vermächtnisse, welche der Ehefrau anfallen, finden die § 229 Vorschriften der §§151 Absatz 2 und 156 Absatz 1 keine Anwendung. Wird die von der Ehefrau erfolgte Ü b e r n a h m e von dem E h e m a n n e ohne den in | Prot 17201 J e m | § 151 Absatz 3 und 4 bezeichneten Vorbehalt genehmigt, so haftet derselbe den Erbschafts- bezw. Vermächtnißgläubigern insoweit sammtverbindlich, als es sich nicht um Ansprüche handelt, welche die Ehefrau in Folge des Besitzes oder Eigenthums an dem ihr aus der Erbschaft bezw. dem Vermächtniß zufallenden unbeweglichen V e r m ö g e n treffen." Planck D e r Paragraph wurde, dem Antrage des Referenten gemäß, in der E r w ä g u n g ge(Nr 158, 2) strichen, daß derselbe, nachdem die ihm z u m Grunde liegenden Bestimmungen des Entwurfes durch die Beschlüsse der Kommisson zu §§ 151, 156 in Wegfall g e k o m men seien, bezw. einen ganz anderen Inhalt erhalten hätten. (vgl. § 1327 der Red.-Vorl. über die allgemeine Gütergemeinschaft, Prot. S. 6666 ff., 6671), nicht mehr zu halten sei, daß insbesondere die P r ü f u n g der durch § 156 Abs. 2 behandelten Frage der Berathung des Erbrechtsentwurfes (§ 365) vorbehalten werden müsse (Prot. S. 6700).

492. Sitzung vom 20. 11. 1885, Schriftführer:

Ege

| Prot I 7203

| Die Berathung des Entwurfes des Familienrechtes Abschnitt I, Titel 3, V „Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft" w u r d e fortgesetzt. D e r § 230 lautet: TE-FamR „In dem Verhältnisse unter den Gatten fallen die beim Beginn der Gemeinschaft § 230 bereits bestehenden Verbindlichkeiten eines Gatten dem Sondergute desselben zur Last, wenn sie aus Rechtsverhältnissen herrühren, welche das nach § 228 Sondergut verbleibende unbewegliche Vermögen betreffen.

Dasselbe gilt von solchen beim Beginn der Gemeinschaft bestehenden Verbindlichkeiten eines Gatten, f ü r welche ein zu dem gedachten unbeweglichen V e r m ö g e n gehöriger Gegenstand verpfändet worden, jedoch nicht über den Betrag des W e r t h s | Prot I 7204 des verpfändeten Gegenstandes | hinaus." H i e r z u lagen die Anträge vor: Planck 1. Seitens des Referenten: (Nr 158,3) i n dem ersten Absätze die W o r t e : „wenn sie aus Rechtsverhältnissen herrühren, welche . . . betreffen" durch folgende W o r t e zu ersetzen: 1146

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§§ 1549-1557

„wenn sie aus einem Rechtsverhältnisse entstanden sind, welches sich auf das nach § 228 dem Sondergut verbleibende unbewegliche Vermögen bezieht." 2. Abs. 1 streichen. Abs. 2: „Ist oder wird einer der im § 228 bezeichneten Gegenstände des Sondergutes bei dem Erwerbe desselben oder bei dem Eintritte der Gemeinschaft für eine Verbindlichkeit des Ehegatten, welchem der Gegenstand gehört, verpfändet, so fällt dem letzteren die Verbindlichkeit im Verhältnisse der Ehegatten zu einander zur Last, soweit das Pfand zur Befriedigung des Gläubigers hinreicht." 3. Den zweiten Absatz zu streichen. Das Ergebniß der Berathung war folgendes:

Kurlbaum (Nr 165)

Gebhard (Nr 173, 1)

1. Mit dem Prinzip des Entwurfes, daß auch in Ansehung der Schulden der Gatten, abgesehen von den in §§ 230, 231 vorgeschlagenen besonderen Bestimmungen, die für die allgemeine Gütergemeinschaft beschlossenen Vorschriften (§§ 1331, 1334, 1339 R.V., auf die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft Anwendung finden sollen, erklärte sich die Kommission aus den Gründen der Motive einverstanden. | 2. In Abs. 1 des § 230 ist zunächst die besondere Bestimmung vorgeschlagen, | Prot 1 7205 daß in dem Verhältnisse unter den Gatten die bei dem Beginn der Gemeinschaft bereits bestehenden Verbindlichkeiten eines Ehegatten dem Sondergut desselben dann zur Last fallen sollen, wenn sie aus Rechtsverhältnissen herrühren, welche das nach § 228 Sondergut verbleibende unbewegliche Vermögen betreffen. Hiermit ist in Uebereinstimmung mit dem französischen Rechte und dem ehrenbreitsteiner Entwürfe f ü r die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft die Regel ausgesprochen, daß die vorehelichen Immobiliarschulden (Motive S. 1004, 1006, 1007) im Verhältnisse unter den Gatten nicht der Gemeinschaft, sondern dem Sondergut zur Last fallen. Die Kommission beschloß, den Abs. 1 zu streichen, dagegen im § 1339 No. 2 der Red.-V. (welche Vorschrift demnächst auf das Sondergut auszudehnen ist; vergl. Prot, unten S. 7224, 7225) den Zusatz aufzunehmen: „auch wenn sie vor Eintritt der Gemeinschaft oder früher entstanden sind, als das Gut Vorbehaltsgut oder Sondergut geworden ist." und demgemäß die entsprechenden gleichen Zusätze im § 1288 No. 2 der Zusst., sowie im § 17 No. 1 der vorl. Zusst. der Beschlüsse über die Errungenschaftsgemeinschaft (d. h. der Beschlüsse zu § 19 der neueren Vorlage, S. 7175 ff.) aufzunehmen. Man erwog: Die Bestimmung des § 1339 No. 2 der Red.V. beziehe sich, wenn gleich ihr Wortlaut, ebenso wie derjenige des § 1288 Ziff. 2 und des § 17 N o . 1, diese Beschränkung vielleicht nicht deutlich genug ausdrücken möge, nur auf die während bestehender Gemeinschaft aus einem auf das dermalige Vorbehalts-1 gut | Prot 1 7206 sich beziehenden Rechtsverhältnisse entstandenen Verbindlichkeiten. Man sei bei der Berathung des § 1339 No. 2 der R.V. in Uebereinstimmung mit den Motiven S. 395, 563 f., 825 f.) davon ausgegangen, daß es in Ansehung solcher Verbindlichkeiten, welche aus der Zeit herrühren, bevor die Gemeinschaft entstanden oder bevor der betreffende Gegenstand Vorbehaltsgut geworden sei, Sache der Auslegung des Vertrages, durch welchen die Gegenstände f ü r Vorbehaltsgut erklärt worden, sei, ob hiermit zugleich die auf solches Vorbehaltsgut eines Ehegatten sich beziehenden Verbindlichkeiten desselben dem letzteren im Verhältnisse der Ehegatten zu einander zur Last gelegt werden sollten, daß diese Annahme zwar in den meisten Fällen zutreffend sein werde, daß man aber wegen der großen Verschiedenheit der 1147

§§ 1549-1557

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Fälle doch von der Aufstellung einer dieser Annahme entsprechenden Regel absehen müsse (Prot. S. 6471 f., 6752). In dem ersten Absatz des § 230 werde nun aus dem Grunde, weil es sich hier um die Normirung der Folgen eines eigenthümlich gearteten Güterstandes handele, nach dem Vorgange des französischen Rechtes und des ehrenbreitsteiner Entwurfes die Dispositivregel vorgeschlagen, daß die vorehelichen Immobiliarschulden im Verhältnisse unter den Gatten demjenigen derselben zur Last fallen sollen, welchem das betreffende Sondergut gehöre. Eine Hinweisung auf den aus den Umständen zu ziehenden Schluß auf den Willen der Ehegatten werde hier, im Gegensatz zur allgemeinen Gütergemeinschaft, nicht f ü r genügend angesehen (Motive S. 1007). Gegen die vorgeschlagene Bestimmung an sich sei Nichts zu erinnern. Aus der Aufnahme derselben an diesem Orte entstehe | Prot I 7207 aber die Gefahr, daß aus ihr der unbegründete | Schluß gezogen werden könnte, man habe bei der allgemeinen Gütergemeinschaft auch der Auslegung eines Vertrages der Ehegatten, wodurch Vermögen des einen oder anderen für Vorbehaltsgut erklärt worden, in dem Sinne, daß die vorehelichen auf dasselbe sich beziehenden Schulden der betreffenden Gatten diesem zur Last fallen sollten, entgegentreten wollen. Hiernach sei, zumal die Auslegung doch in den weitaus meisten Fällen zu einer Entscheidung nach Maßgabe der nunmehr vorgeschlagenen Bestimmung führen werde, vorzuziehen, die letztere schon bei § 1339 der R.V. zu treffen. Dies werde durch Aufnahme des beschlossenen Zusatzes zu § 1339 No. 2 erreicht, wenn demnächst diese Nummer durch Einbeziehung des auch bei allgemeiner Gütergemeinschaft vorkommenden Sondergutes ergänzt werde. Zufolge der allgemeinen Verweisung auf die Vorschriften über die allgemeine Gütergemeinschaft im § 227 finde dann § 1339 No. 2 (mit dem Zusatz) auch auf die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft Anwendung. In Konsequenz des Prinzips, welches dem zum § 1339 No. 2 beschlossenen Zusätze zum Grunde liege, müßten auch in dem § 1288 No. 2 und in dem § 17 No. 1 (der vorl. Zusst. über die Errungenschaftsgemeinschaft) entsprechende Zusätze gemacht werden. 3. 7.u Abs. 2: Derselbe wurde unter Ablehnung des Streichungsantrages angenommen, wobei die Kommission bezüglich der Fassung dem Antrage No. 2 den Vorzug gab, nachdem der Urheber des Antrages die darin durch die Worte „oder | Prot I 7208 wird" — „bei dem Erwerbe desselben oder" bezweck- | te Abweichung von dem Entwürfe zurückgezogen hatte. Die Kommission erwog: Die Bestimmung des § 230 Abs. 2 beruhe auf dem Gedanken, daß die Belastung eines Grundstückes mit Hypotheken nach den heutigen wirthschaftlichen Anschauungen und Verhältnissen die Bedeutung einer dem Betrage der Hypotheken entsprechenden Verminderung des Werthes des Grundstückes f ü r den Eigenthümer habe, daß eine· bchuld, tür welche ein Grundstücke verpfändet worden, eine Art Rentenschuld oder Realschuld sei (Motive S. 1008). Es könne allerdings bezweifelt werden, ob diese Auffassung dem bei der Gestaltung des Hypothekenrechtes durch den Entwurf in den Vordergrund gestellten akzessorischen Charakter der H y p o thek entspreche. Durch dieselbe werde auch in denjenigen Fällen, in welchen die persönliche Verbindlichkeit des Ehegatten, für welche die Hypothek an dem zu seinem Sondergut gehörigen Gegenstand bestellt sei, mit dem letzteren in gar keiner Beziehung stehe, ζ. B. wenn die Hypothek für einen Mobiliarkaufpreis bestellt worden, während die vielleicht sehr bedeutenden Mobilien dieses Ehegatten in die Gemeinschaft gefallen seien, die Gemeinschaft zum Nachtheil des Ehegatten bevor1148

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§§ 1549-1557

zugt. In solchen Fällen aber, in welchen die Schuld sich auf ein Immobile des betreffenden Ehegatten beziehe, sei durch die zum vorigen Absatz beschlossene Vorschrift zum § 1339 N o . 2 der R.V. Fürsorge getroffen. Zudem habe z w a r der ehrenbreitsteiner Entwurf (§ 15) dieselbe Bestimmung aufgenommen und auch die ältere französische Jurisprudenz sich der in derselben enthaltenen Anschauung zugeneigt, dagegegen habe sich | die neuere französische Jurisprudenz entschieden | Prot I 7209 von ihr abgewendet. Diesen Bedenken stehe aber die Erwägung gegenüber, daß im Verkehr vielfach die Schulden, f ü r welche H y p o t h e k e n bestellt w o r d e n , materiell wie Grundschulden angesehen werden, sowie daß diese Anschauung in den äußerst zahlreichen Fällen, w o der Entstehungsgrund der Schuld, f ü r welche die H y p o t h e k bestellt w o r d e n , oder irgend ein Z u s a m m e n h a n g der Schuld mit den Immobilien des betreffenden Ehegatten nicht mehr nachweisbar sei, ihre vollkommene Berechtigung habe. In diesen die Mehrzahl bildenden Fällen müßten die Ehegatten erst durch eine Vereinbarung das Ergebniß herbeiführen, welches der Entwurf durch die vorgeschlagene Dispositivregel bezwecke. Es erscheine gerechtfertigt, auf diese Fälle Rücksicht zu nehmen und umgekehrt f ü r die Fälle, in welchen zweifellos keine Beziehung der Schuld zu den Immobilien des betreffenden Ehegatten bestehe, den Ehegatten zu überlassen, die A n w e n d u n g der Bestimmung in § 230 Abs. 2 durch Vertrag auszuschließen. Anlangend die Fassung, so verdiene diejenige des Antrages N o . 2 vor der Fassung des Entwurfes den V o r z u g , indem sie insbesondere deutlicher zum Ausdruck bringe, (was auch im Sinne des Entwurfes liege,) daß es bei der Frage, inwieweit die Schuld dem Ehegatten in dem Verhältnisse zu dem anderen Gatten z u r Last zu legen sei, nicht auf eine Taxation des Werthes des verpfändeten Gegenstandes ankomme. Hierauf w u r d e der § 231 des Entwurfes zur Berathung gestellt. Derselbe lautet: „In dem Verhältnisse unter den Gatten fallen Verbindlichkeiten, welche f ü r ei- TE-FamR nen | Gatten durch Erbschaft, Vermächtniß, Schenkung oder Vermögensabtretung §231 mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht entstehen, in demselben Verhältnisse dem I Prot I 7210 Sammtgute und dem Sondergute des betreffenden Gatten zur Last, in welchem der durch die gedachten Rechtsverhältnisse gemachte Erwerb der einen oder der anderen dieser Massen zufällt." H i e r z u war der Antrag auf Streichung gestellt. Derselbe steht im Z u s a m m e n h a n g Kurlbaum mit dem Protokolle S. 7196 mitgetheilten Antrage N o . 3 Abs. 2 (zu ξ 228), dessen (Nr 165) Erledigung bis zur Berathung des vorliegenden Paragraphen ausgesetzt blieb (Prot. S. 7200, N o . 10). Der § 231 w u r d e von der Kommission, nach Ablehnung des letzterwähnten Antrages und demzufolge auch des Streichungsantrages, angenommen. Man e r w o g : Der Entwurf stelle, im Anschluß an das französische Recht und an den ehrenbreitsteiner Entwurf (Motive S. 1010), die Regel auf, daß, falls dem einen oder anderen Ehegatten während bestehender Gemeinschaft in einer Erbschaft Immobiliarvermögen und Mobiliarvermögen anfalle, die Immobilien Sondergut des Ehegatten werden, die Mobilien aber in das Gesammtgut fallen, sowie daß die Verbindlichkeiten, welche für den betreffenden Ehegatten durch die Erbschaft entstanden seien, im Verhältnisse der Ehegatten zu einander in demjenigen Verhältnisse, welches sich aus der Vergleichung des Werths der in das Sondergut und der in das Gesammtgut gefallenen Aktiven ergebe, dem Sondergute und beziehungsweise dem Gesammtgute zur Last fallen. Das Verhältniß zu den Gläubigern werde durch | diese Bestim- | Ptot I 7211 mung nicht berührt. Dagegen bringe der abgelehnte Antrag eine ganz andere Regelung in Vorschlag: Hiernach solle die ganze Erbschaft mit den Immobilien Ge1149

§§ 1549-1557

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

sammtgut w e r d e n , aber der Gatte, welchem die Erbschaft angefallen, die Aussonderung der Immobilien nach den Vorschriften über die Erfüllung eines Vermächtnisses verlangen k ö n n e n . Es sei nun nicht zu verkennen, daß die V o r s c h r i f t des Entwurfes insofern ein komplizirtes Verhältniß schaffe, als dasselbe in Ansehung der betreffenden Verbindlichkeiten nicht nur ein verschiedenes nach außen und nach innen sei, sondern nach innen, im Verhältniß der Gatten zu einander, selbst wieder eine Vertheilung der Schulden nach einer schwierigen und zu Weiterungen Anlaß gebenden Werthsberechnung stattfinden müsse. D e r durch den Antrag vorgeschlagene Ausweg sei aber ein überaus künstlicher, sofern er an die Fiktion anknüpfe, daß der Ehegatte, welchem die Erbschaft angefallen, nicht Erbe, sondern Legator sei. Auch k ö n n t e bei Annahme desselben die E h e f r a u , wenn sie Erbin geworden, ernstlich g e f ä h r d e t werden, wie sich schon daraus ergebe, daß die sämmtlichen Gläubiger des Ehemannes sich an die zunächst in das Gesammtgut gefallenen, zu der Erbschaft gehörenden Immobilien halten könnten. Hierzu komme, daß die vom Entwürfe vorgeschlagene Bestimmung eine Eigenthümlichkeit der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft darstelle, wie letztere sich im fraglichen Rechte ausgebildet habe, und daß man daher ohne zwingende G r ü n d e Anstand nehmen müsse, diese Bestimmung zu beseitigen, nachdem m a n die Ge| Prot I 7212 meinschaft des | beweglichen Vermögens und der Errungenschaft im Hinblick auf das französische Recht und mit Rücksicht auf die Rechtsgebiete, w o sie gesetzlich gelte, im E n t w ü r f e zu normiren beschlossen habe. In den betreffenden Gebieten sei man mit der fraglichen Bestimmung seither ausgekommen und werde auch ferner damit auskommen. Bei der Redaktion werde übrigens zu prüfen sein, ob im § 231 mit genügender Deutlichkeit zum Ausdruck gelangt sei, daß die Bestimmung sich nur auf neue, d. h. während der Gemeinschaft eintretende Anfälle von Vermögen beziehe, daß insoweit aber die Bestimmung auch eine ausschließliche N o r m aufstelle, welcher gegenüber insbesondere die Vorschrift des § 1339 N o . 2 der Red. Vorl. nicht z u r Anwendung k o m m e , und daß aus der Vergleichung des Werthes der verschiedenen in der Erbschaft v o r h a n d e n e n Güter, der Mobilien und der Immobilien, der Maßstab zu entnehmen sei, inwieweit die Verbindlichkeiten dem betreffenden Ehegatten zur Last fallen. Endlich rechtfertige es sich von selbst, den Grundsatz der f ü r den Erwerb der Erbschaften beschlossen sei, auch f ü r die Fälle des Vermögensanfalls durch Vermächtniß a n z u n e h m e n . Auch empfehle es sich, denselben Grundsatz festzuhalten f ü r Schenkung o d e r Vermögensabtretung mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, beziehungsweise f ü r die durch solchen Erwerb f ü r den Ehegatten, welchem dieser Erwerb angefallen, entstehenden Verbindlichkeiten. Im Laufe der Debatte über § 231 w a r folgender Antrag eingebracht w o r d e n : Schmitt D e m § 228, w e n n er in der Fassung des H e r r n Referenten a n g e n o m m e n werden (Nr 174) sollte, als weiteren Absatz beizufügen: | Prot I 7213

| „Die Rechte der Erbschaftsgläubiger bleiben ungerührt." Bemerkung. D e r § 365 des Erbrechtsentwurfs ist mit Rücksicht auf die bisherigen Beschlüsse der Kommission dahin formulirt: „Abs. 1. G e h ö r t eine von einer Ehefrau erworbene Erbschaft zu dem ehelichen Sondergute derselben oder zu dem Ehegute o d e r zu dem ehelichen Gesammtgute, so steht das Inventarrecht auch dem E h e m a n n e zu. Das Inventarrecht kann nur durch gemeinschaftliche Erklärung beider Ehegatten aufgegeben werden. 1150

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§§ 1549—1557

Abs. 2. W i r d das Inventar auch n u r von einem der Ehegatten rechtzeitig errichtet, so ist das Inventarrecht f ü r beide E h e g a t t e n g e w a h r t . Dasselbe gilt in A n s e h u n g des Antrages auf E r ö f f n u n g des N a c h l a ß k o n k u r s e s o d e r des Gläubigeraufgebotes, sowie einer sonstigen B e r u f u n g auf das Inventarrecht. Abs. 3. W i e im Entw.; n u r ist statt „Lauf d e r Frist" zu setzen „die Frist". Abs. 4. H a t jeder der Ehegatten ein besonderes Inventar errichtet, so ist den Gläubigern g e g e n ü b e r dasjenige Inventar m a ß g e b e n d , welches im G a n z e n die geringeren A n s ä t z e enthält. Abs. 5. Die V o r s c h r i f t e n der Absätze 1 bis 4 finden auch dann A n w e n d u n g , w e n n die E r b s c h a f t vor Beginn des gesetzlichen Güterstandes o d e r der G ü t e r g e meinschaft e r w o r b e n , beim Beginn aber das I n - | ventarrecht noch nicht verloren | Prot 17214 κ

war. (Zu Abs. 5 zu vergleichen § 156 Abs. 2 Familienrechtsentw.). D e r A n t r a g w u r d e von seinem U r h e b e r in der Folge dahin e r g ä n z t : D e m § 228 als letzten Absatz h i n z u z u f ü g e n : „Die Rechte der Erbschaftsgläubiger und Erbengläubiger bleiben unberührt. G e sammtgutsgläubiger gelten in dem Verhältnisse zu den Erbschaftsgläubigern als Gläubiger des E r b e n . " Die Entscheidung darüber, ob die A u f n a h m e einer derartigen V o r s c h r i f t o d e r auch eine E r g ä n z u n g der über den N a c h l a ß k o n k u r s gegebenen V o r s c h r i f t e n erforderlich sei, w u r d e mit Z u s t i m m u n g des U r h e b e r s des Antrages d e r Berathung des Erbrechtsentwurfes vorbehalten. Die B e r a t h u n g ging zu § 232 über, welcher lautet: „Die Bestimmungen d e r §§ 179—211 f i n d e n n u r d a n n A n w e n d u n g , w e n n dies TE-FamR durch den Ehevertrag ausdrücklich verabredet ist." § 232 H i e r a u f bezieht sich d e r zu § 227 a n g e f ü h r t e und insoweit hierher verwiesene Antrag, als derselbe bezweckt, die V o r s c h r i f t e n über die fortgesetzte allgemeine G ü t e r g e m e i n s c h a f t — §§ 36—56 der vorl. Zusst. — von der A n w e n d u n g bei d e r Gemeinschaft des beweglichen V e r m ö g e n s und d e r E r r u n g e n s c h a f t auszuschließen und d e m g e m ä ß den § 232 zu streichen (Prot. S. 7191). Die Streichung des P a r a g r a p h e n w a r auch von a n d e r e r Seite beantragt.' D e r e r s t e r w ä h n t e A n t r a g w u r d e a n g e n o m m e n und | dementsprechend § 232 ge- | Prot I 7215 strichen. Die Kommission e r w o g : D e r E n t w u r f wolle mit Rücksicht auf einige g a n z kleine Gebiete, in welchen G e meinschaft des beweglichen V e r m ö g e n s u n d d e r E r r u n g e n s c h a f t o d e r wenigstens ein ähnliches Güterrechtssystem mit einer gewissen N a c h w i r k u n g über den T o d eines der E h e g a t t e n hinaus gelte (Motive S. 1011), bei der G e m e i n s c h a f t des beweglichen V e r m ö g e n s und der E r r u n g e n s c h a f t die E i n f ü h r u n g der V o r s c h r i f t e n über die fortgesetzte G ü t e r g e m e i n s c h a f t durch entsprechende V e r a b r e d u n g im E h e v e r t r a g zulassen. D a s f r a n z ö s i s c h e Recht, welchem man sich bei Regelung des in Frage stehenden G ü t e r s t a n d e s doch thunlichst anschließen müsse, k e n n e aber keine f o r t g e setzte G ü t e r g e m e i n s c h a f t , ü b e r h a u p t keine N a c h w i r k u n g des ehelichen G ü t e r r e c h tes über den T o d des einen G a t t e n hinaus. Im G r o ß h e r z o g t h u m Baden verhalte es sich ähnlich: d e m überlebenden Ehegatten stehe z w a r die N u t z n i e ß u n g an einer Q u o t e des Erbtheiles der K i n d e r zu, allein o h n e Rücksicht auf die A r t der G ü t e r g e meinschaft, welche in der Ehe gegolten habe, und dieses N u t z n i e ß u n g s r e c h t w e r d e nach d e m E n t w ü r f e künftig ersetzt d u r c h das Intestaterbrecht des überlebenden 1

Streichungsanträge lagen vor von Kurlbaum (Nr. 165) und von Derscheid (Nr. 166). 1151

§§ 1549-1557

| Prot 17216

Gebhard (Nr 173, 2)

| Prot I 7217

| Prot I 7218

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Ehegauen. Habe man das immerhin singulare Institut der fortgesetzten Gütergemeinschaft bei der allgemeinen Gütergemeinschaft in Rücksicht darauf aufgenommen, daß dasselbe in großen Rechtsgebieten, wo die allgemeine Gütergemeinschaft herrsche, geltendes Recht oder in Uebung sei, so falle diese Rücksicht in Ansehung der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft vollständig weg. Demgegenüber falle es auch nicht ins Gewicht, daß die Parteien neben allgemeiner Gütergemeinschaft im | Ehevertrag zugleich verabreden könnten, daß die vorhandenen, den Ehegatten gehörenden oder vielleicht sogar auch die noch zu erwerbenden Immobilien Sondergut werden sollten, wodurch thatsächlich also die Vorschrift, daß fortgesetzte Gütergemeinschaft bei der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft ausgeschlossen sei, umgangen würde. In den Gebieten, in welchen die eigentliche Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft bisher gelte, werde man sicher auch künftig keine derartigen Verabredungen treffen. Uebrigens spreche die Zulässigkeit eines solchen Vertrages gerade für die Streichung der Bestimmung, da der Zweck der letzteren durch solchen Vertrag erreicht werden könnte. Ausschlaggebend sei, daß man das Institut der fortgesetzten Gütergemeinschaft in Gebiete, wo dasselbe bisher nicht bestanden, einzuführen Bedenken tragen müsse. N o c h war folgender Antrag zu erledigen: Zu beschließen, daß die Vorschriften, welche hinsichtlich der Einwirkung der E r ö f f n u n g des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes, der Einwirkung des Unheils, durch welches der Ehemann f ü r todt erklärt ist, und des Rechtes der Ehefrau beziehungsweise des Ehemannes, in diesen Fällen Wiederherstellung der aufgelösten Gemeinschaft zu verlangen, in Ansehung der Errungenschaftsgemeinschaft gelten, auch bei der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungen- | schaft Anwendung finden. Der Antrag wurde abgelehnt, indem man erwog: Für den Antrag, soweit er die für die Errungenschaftsgemeinschaft beschlossenen Vorschriften, betreffend die Folgen der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes auf die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft ausgedehnt wissen wolle, spreche, daß man sich hiermit dem französischen Rechte in Hinblick darauf, daß die Ehefrau nach demselben im Konkursfalle Absonderung verlangen könne, wenigstens nähern würde; auch könne geltend gemacht werden, daß, nachdem die Vorschriften über die fortgesetzte Gütergemeinschaft aus dem Kreise der hier anwendbaren Bestimmungen ausgeschlossen worden, ein Theil der Gründe, welche gegen eine Einwirkung des Konkurses über das Vermögen des Ehemannes auf die allgemeine Gütergemeinschaft maßgebend gewesen, in Wegfall gekommen sei. Indessen stehe doch die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft in Ansehung des Umfanges und der Intensität ihrer Einwirkung auf die Vermögensverhältnisse der Ehegatten der allgemeinen Gütergemeinschaft sehr nahe, und in vielen Fällen, nämlich beim Mangel jedes Immobiliarvermögens, sei sie überhaupt nichts anderes als allgemeine Gütergemeinschaft. Habe man im Uebrigen von der Grundauffassung aus die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft normirt, daß sie allgemein Gütergemeinschaft mit einem gewissen Sondergut sei, so könne man nicht, ohne daß eine | auffallende Disharmonie entstehe, bezüglich der einen Frage der Einwirkung des Konkurses auf die Gemeinschaft hiervon abweichen und den Grundsätzen der Errungenschaftsgemeinschaft folgen. Ein Bedürfniß hierzu liege nicht vor, die Ehefrau habe, wo den Ehemann der Vorwurf der Verschwendung treffe, den Lösungsanspruch, wodurch sie genügend geschützt sei. Die besonderen Gründe, wel1152

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§§

1549—1557

che zu den in Frage stehenden Vorschriften über die Einwirkung des Konkurses auf die Errungenschaftsgemeinschaft geführt hätten, träfen auch hier nicht in dem Maße zu, daß sie zur Annahme derselben nöthigten. Dieselben Erwägungen sprächen im Wesentlichen auch gegen die Übertragung der Vorschriften, welche hinsichtlich der Einwirkung des Unheiles, durch welches der Ehemann f ü r todt erklärt worden, auf die Errungenschaftsgemeinschaft beschlossen worden. Dazu komme aber noch, daß in dieser Beziehung dem Antrage auch nicht das französische Recht zur Seite stehe, indem dieses keine besonderen Vorschriften über die Einwirkung der Todeserklärung auf die in Rede stehende Gemeinschaft enthalte. Die Berathung wandte sich hierauf den Anträgen zu, welche die Übertragung verschiedener f ü r die Errungenschaftsgemeinschaft beschlossener Vorschriften auf die allgemeine Gütergemeinschaft, insofern bei derselben ein Sondergut vorhanden ist (§ 1323 der Red.Vorl., Prot. S. 6617 ff., 6652 ff.), und in Folge dessen auf die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft (Entw. § 227), betreffen. In dieser Beziehung lag zunächst der Antrag vor: | In dem ersten Absätze des § 1323 der Red. Vorl. „den § 2 Abs. 2 die §§ 6, 9, 10, 12, 13 der vorl. Zusst. über die Errungenschaftsgemeinschaft (d. h. der Beschlüsse zu den §§ 5, 9, 11 und 4, 12 und 13 der Vorl.; S. 7082 ff. der Prot.) zu allegiren" Der Antrag wurde angenommen. | Im Einzelnen wurde hierbei erwogen: Aus dem allegirten § 2 Abs. 2 komme nur in Frage der Satz, daß die Nutzungen zu dem Gesammtgute in demselben Umfange gehören, in welchem bei dem gesetzlichen ehelichen Güterstande die Nutzungen des Ehegutes dem Ehemanne gehören. Zu § 6, welcher das Surrogationsprinzip ausspricht, wurde das allseitige Einverständniß konstatirt, daß die in dem Entwürfe § 146 (Motive S. 749 ff.) niedergelegte, auch bei den früheren Berathungen zur Sprache und in den Protokollen S. 6644, 6645, 6648—6650, 6654) zum Ausdruck gekommene, jedoch nicht zum Beschluß erhobene Ansicht, daß das Surrogationsprinzip auf solche Gegenstände, welchen die Sondergutsqualität nur aus dem Grunde zukomme, weil sie durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können, keine Anwendung finde, als nicht haltbar fallen zu lassen sei, daß somit das Surrogationsprinzip auch auf die bezeichneten Sondergutsgegenstände zur Anwendung komme; ferner, daß das im § 6 ausgesprochene Surrogationsprinzip, zum Theil abweichend vom französischen Rechte und dem ehrenbreitsteiner Entwürfe, auch | auf die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft Anwendung finde. Die weiteren Allegate gaben zu keiner Bemerkung Anlaß. Ferner lag der Antrag

| Prot 17219 Planck (Nr 169, 1) | Prot I 7220

| Prot 1 7221

In dem § 1334 No. 1 der Red. Vorl. hinter den Worten: „es sei denn, daß der Planck (Nr 168, 2) Ehemann" einzuschalten: „ohne die H a f t u n g des Gesammtguts auszuschließen". Der Antrag wurde abgelehnt und zugleich beschlossen, die zum § 16 der Vorlage über die Errungenschaftsgemeinschaft angenommene Bestimmung, daß der Ehemann die Einwilligung oder Genehmigung zu den während des Bestehens der Gemeinschaft von der Ehefrau vorgenommenen Rechtsgeschäften oder geführten Rechtsstreiten unter dem Vorbehalt der nicht eintretenden Haftung des Gesammtgutes mit der Wirkung ertheilen könne, daß die aus solchen Rechtsgeschäften und aus den in solchen Prozessen ergehenden Urtheilen entspringenden Verbindlichkeiten keine Gesammtgutsverbindlichkeiten werden und der Ehemann auch hierfür 1153

§§ 1549-1557

| Prot I 7222

| Prot I 7223 Planck (Nr 169, 3)

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

nicht persönlich hafte (vergl. Prot. S. 7154 ff. und vorl. Zusst. über die Errungenschaftsgemeinschaft § 14 N o . 2) wieder zu streichen. Man überzeugte sich, daß es bedenklich sei, die zu | § 16 der Vorlage über die Errungenschaftsgemeinschaft beschlossene Bestimmung auf die allgemeine Gütergemeinschaft (§ 1334 No. 1 der Red.-Vorl.) in dieser Allgemeinheit zu übertragen. Für die Errungenschaftsgemeinschaft sei die Bestimmung hauptsächlich mit Rücksicht auf solche Fälle beschlossen worden, in welchen das Rechtsgeschäft der Ehefrau oder die Führung des Rechtsstreites derselben behufs der ordnungsmäßigen Verwaltung des Sondergutes der Ehefrau erforderlich und demgemäß der Ehemann nach Maßgabe der auch auf das Sondergut der Ehefrau anwendbaren §§ 1292, 1294 der Zusst. seine Einwilligung zu dem Rechtsgeschäfte oder zu der Führung des Rechtsstreites zu ertheilen verpflichtet sei (Prot. S. 7154 ff.). Insoweit könne auch die Bestimmung als eine selbstverständliche, auch für die allgemeine Gütergemeinschaft, bei welcher ein Sondergut der Ehefrau vorhanden sei, angesehen werden. In weiterem Umfange die Bestimmung für die allgemeine Gütergemeinschaft auszusprechen, erscheine aber, wie bemerkt, sehr bedenklich. Nehme man die Bestimmung in § 1334 No. 1 der Red.Vorl. nicht auf, so müsse sie auch aus den Vorschriften über die Errungenschaftsgemeinschaft wieder entfernt werden, indem sonst die größten Zweifel und Dunkelheiten über die Bedeutung derselben und ihr Verhältniß zu der allgemeinen Gütergemeinschaft entständen. Schweige man, so werde die Frage, soweit sie nicht oben in der Beschränkung auf die für das Sondergut der Ehefrau erforderlichen Verwaltungshandlungen als selbstverständlich angenommen worden, der Rechtswissenschaft zur Lösung überlassen. Als selbstverständlich müsse aber noch bezeichnet werden, daß, wovon die Kommission | bei der Beschlußfassung über den § 16 der Vorlage, betreffend die Errungenschaftsgemeinschaft, ausgegangen sei, der Einspruch des Ehemannes gegen den Betrieb eines Erwerbsgeschäftes durch die Ehefrau, welchen er nur in der Weise erhebe, daß er die H a f t u n g des Gesammtgutes ablehne, als ein rechtlich in Betracht kommender Einspruch nicht anzusehen sei (Prot. S. 7156). Der weitere Antrag: „an Stelle der No. 2 des § 1334 der Red.-Vorl. die Vorschriften des § 1284 No. 2 und 3 der Zusst. wörtlich mit dem Zusätze aufzunehmen, daß hinter „Vorbehaltsgut" jedesmal eingeschaltet wird „oder Sondergut" fand die Billigung der Kommission.

Ebenso wurde der Antrag: Planck „den § 1335 der Red.-Vorl. den zu § 18 der Vorlage über die Errungenschaftsge(Nr 169, 4) meinschaft gefaßten Beschlüssen (Prot. S. 7168 ff.) entsprechend zu ändern," angenommen und zwar in dem Sinne, daß der dem § 16 der vorl. Zusst. über die Errungenschaftsgemeinschaft an die Stelle des § 1335 gesetzt und der so umgestal| Prot I 7224 tete | § 1335 auf die Errungenschaftsgemeinschaft durch Verweisung auf ihn in den Vorschriften über dieselbe f ü r anwendbar erklärt werden solle. Der Redaktion wurde die Entscheidung über die Art bezw. den O r t dieser Verweisung anheimgestellt. Die Kommission billigte die der jetzigen Sachlage entsprechende, aus der Ersetzung des § 1335 durch den erwähnten 5 18 sich ergebende sachliche Änderung des § 1335. Weiter wurden die Anträge: Planck a) in dem § 1339 No. 2 der Red.-Vorl. hinter „Vorbehaltsgut" einzuschalten (Nr 169, 5) „oder Sondergut", b) ebendaselbst beizufügen: 1154

6. Titel: Fahmißgemeinschaft

§ § 1549 —1557

„Es sei denn, daß die auf ein Sondergut eines der Ehegatten sich beziehender Verbindlichkeiten nach Maßgabe der Vorschriften des § 10 der vorl. Zusst. über die Errungenschaftsgemeinschaft dem Gesammtgute zur Last fallen oder daß sie durch den Betrieb eines zu dem Sondergute des Ehegatten gehörenden Erwerbsgeschäftes entstanden sind." c) die No. 4 des § 17 der vorl. Zusst. über die Errungenschaftsgemeinschaft in den § 1339, etwa als No. 3, gleichfalls aufzunehmen, angenommen, der Antrag zu b in Konsequenz des § 17 N o . 1 der vorl. Zusst. über die Errungenschaftsge- | meinschaft gefaßten Beschlusses, der Antrag zu c we- | Prot I 7225 gen vorliegender par ratio. Die Fassung blieb der Redaktion vorbehalten. Einverständniß bestand, daß, weil § 17 No. 4 der vorl. Zusst. über die Errungenschaftsgemeinschaft in den § 1339 der Red.-Vorl. hinübergenommen werde, die jetzige No. 3 des § 1339 eine Stellung bezw. eine Fassung erhalten müsse, aus welcher erhelle, daß die Vorschrift dieser No. 3 auch auf die herübergenommene Vorschrift des § 17 No. 4 sich beziehe. Endlich fand der Antrag: Planck in dem § 1340 Abs. 2 der Red.-Vorl. hinter „Vorbehaltsgut" jedesmal einzuschal- ( N r 1 6 9 . 6 ) ten „oder Sondergut" die Zustimmung der Kommission. 493. Sitzung vom 23. 11. 1885, Schriftführer:

Struckmann

| Die Berathung des Entwurfs des Familienrechts wurde fortgesetzt. Zu dem Abschnitte, betreffend die allgemeine Gütergemeinschaft, waren noch folgende inzwischen von Seiten des Referenten eingebrachte Anträge zu erledigen: I. Dem § 1334 der Red.-Vorl. folgenden zweiten Absatz hinzuzufügen: „Die unter No. 3 bezeichneten Verbindlichkeiten sind, auch wenn sie vor Eintritt der Gemeinschaft entstanden sind, dann nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten, wenn die Fortdauer derselben von der Fortdauer des Rechts oder des Besitzes, in Folge dessen sie entstanden sind, abhängig ist." (NB. Der Zweck dieses Antrages würde sich auch dadurch erreichen lassen, daß in dem ersten Satze des 5 1334 die Worte: „wenn sie erst nach Eintritt der Gemeinschaft entstanden sind" | gestrichen und dagegen in der No. 1 ein entsprechender Zusatz gemacht wird. Im Falle der Annahme des obigen Antrags wird auch der § 1284 der Zusst. eine entsprechende Änderung erfahren müssen.) II. An Stelle des Antrags unter I wird prinzipaliter beantragt, den § 1334 der Red.-Vorl. folgendermaßen zu fassen: „Folgende Verbindlichkeiten der Ehefrau sind nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten : 1. die nach Eintritt der Gütergemeinschaft entstandenen Verbindlichkeiten der Ehefrau aus Rechtsgeschäften u.s.w. wie in No. 1 des § 1334; 2. die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche dieselbe in Folge einer Erbschaft oder eines Vermächtnisses treffen, sofern die Erbschaft oder das Vermächtniß der Ehefrau erst nach dem Eintritt der Gütergemeinschaft angefallen und Vorbehaltsgut oder Sondergut geworden ist; 3. die Verbindlichkeiten der Ehefrau, welche in Folge eines zu dem Vorbehaltsgute oder Sondergut gehörenden Rechts oder des Besitzes einer zu dem Vorbehalts· oder Sondergute gehörenden Sache entstanden sind, sofern dieselben entwe1155

| Prot I 7227

Planck (Nr '72)

| Prot 17228

Planck (Nr 175)

§ § 1549—1557

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

der erst nach dem Eintritte der Gütergemeinschaft entstanden sind oder ihre Fortdauer von der Fortdauer des Rechts oder Besitzes, in Folge dessen sie entstanden sind, abhängt, es sei denn, daß das Recht oder die Sache zu einem Erwerbsgeschäfte | Prot I 7229 gehört, welches die Ehefrau | mit Einwilligung des Ehemannes selbständig betreibt." (Im Falle der Annahme dieses Antrags wird auch der § 1284 der Zusst. entsprechend zu ändern sein.) Der sachliche Inhalt der Anträge wurde von keiner Seite bekämpft, dagegen lehnte die Mehrheit die beantragte Aenderung der Fassung des § 1334 der Red.Vorl., unbeschadet des in der vorigen Sitzung zu § 1334 N o . 2 gefaßten Beschlusses (Prot. S. 7223), ab. Sie war der Ansicht, daß es einer Verdeutlichung des § 1334 in der Richtung, daß die in dem Antrage II Ziff. 3 bezeichneten Verbindlichkeiten der Ehefrau, auch wenn dieselben vor Eintritt der Gemeinschaft entstanden seien, dann nicht Gesammtgutsverbindlichkeiten seien, wenn die Fortdauer derselben von der Fortdauer des Rechts oder des Besitzes, in Folge dessen sie entstanden, abhängig sei, nicht bedürfe, da es nicht zweifelhaft sein könne, daß hier die fraglichen Ansprüche ihrer N a t u r nach gegen das Vorbehalts- oder Sondergut der Ehefrau, zu welchem das betreffende Recht oder der Besitz der betreffenden Sache gehöre, sich richteten, und eben deshalb die entsprechenden Verbindlichkeiten, soweit sie nicht unter die Kategorie der Lasten des Sonderguts fielen, Gesammtgutsverbindlichkeiten d. h. Verbindlichkeiten, wegen deren Befriedigung aus dem Gesammtgute verlangt werden könne, um so weniger sein könnten, als die Passivlegitimation in der Person des Ehemannes überall nicht begründet sei. Zu dem Abschnitte, betreffend die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens | Prot I 7230 und der Errungenschaft, | war ferner folgender Antrag nachträglich gestellt: Gebhard „Die Berathung, betreffend den $ 230 Abs. 2 des Entwurfes, wiederaufzunehmen (Nr 178) u n d den erwähnten Absatz bezw. die dazu beschlossene Vorschrift (Prot. S. 7207) ausfallen zu lassen." Die Mehrheit entschied sich für die Wiederaufnahme der Berathung, jedoch wurde die letztere mit Rücksicht darauf, daß der Antrag vor der Sitzung nicht zur Vertheilung gelangt war, bis zur nächsten Sitzung vertagt. 494. Sitzung vom 25. 11. 1885, Schriftführer: | Prot I 7270

Struckmann

| Die Berathung wandte sich darauf dem in der vorigen Sitzung ausgesetzten Antrage zu, den § 230 Abs. 2 des Entw., betreffend die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft, bezw. die dazu Prot S. 7207 beschlossene Vorschrift ausfallen zu lassen (Prot. S. 7230). In Veranlassung jenes Antrags war inzwischen noch folgender Antrag eingebracht: Die zu § 230 Abs. 2 des Entw. beschlossene Vorschrift durch nachstehende V o r schrift zu ersetzen: „Ist ein zum Sondergute eines der Ehegatten gehörendes Grundstück zu der Zeit des Eintritts der Gemeinschaft (oder zu der Zeit, in welcher es Sondergut des Ehegatten wurde,) wegen einer Verbindlichkeit des letzteren (dieses Ehegatten) mit einer Hypothek belastet, so fällt in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander die Verbindlichkeit dem Ehegatten, zu dessen Sondergute das Grundstück gehört, insoweit zur Last, als das Grundstück zu der Befriedigung des Gläubigers ausreicht. Diese Vorschrift findet auf Sicherungshypotheken keine Anwendung." Nach einer eingehenden Debatte entschied die Mehrheit sich für die Ablehnung des zuletzt gedachten Antrags und f ü r die Annahme des ersteren. Man überzeugte 1156

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§§

1549—1557

sich, daß der § 230 Abs. 2 des Entw. | bezw. die dazu beschlossene Vorschrift (Prot. | Prot I 7271 S. 7207) jedenfalls in der Allgemeinheit, wie dieselbe beschlossen worden, nicht zu halten, sondern eventuell in der in dem neuen Antrage vorgeschlagenen Art zu beschränken sei, da die Gründe, auf denen die beschlossene Vorschrift beruhe (vergl. Prot. S. 7208 ff.), bei hypothekarischen Belastungen von Rechten und bei Sicherungshypotheken (§§ 1098 bis 1107 K.E.), hingesehen auf die wirtschaftliche Bestimmung solcher H y p o t h e k e n , jedenfalls nicht zuträfen. Die Mehrheit hielt aber weiter d a f ü r , daß die beschlossene Bestimmung auch in der in dem neuen Antrage vorgeschlagenen Beschränkung durch jene G r ü n d e in ausreichender Weise nicht gerechtfertigt werde. Es könne nicht zugegeben werden, daß die Anschauung, die Belastung eines Grundstücks mit der s.g. modernen H y p o t h e k , auch wenn die persönliche Verbindlichkeit noch vorhanden sei, stelle wirtschaftlich sich als eine theilweise V e r w e r t h u n g des Grundstücks selbst, als eine dauernde, eventuell aus dem W e r t h e desselben zu tilgende Last dar, f ü r die Mehrzahl der Fälle berechtigt und im Verkehrsleben eine so allgemein verbreitete sei, daß darauf eine von der Regel abweichende dispositive Ausnahmebestimmung gegründet werden könne. Eine solche Bestimmung sei um so bedenklicher, als dieselbe mit dem geltenden Rechte in denjenigen Gebieten, f ü r welche der im Gesetzbuche geordnete vertragsmäßige Güterstand der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft vorzugsweise berechnet sei, nicht im Einklänge stehe und dort das Bedürfniß einer solchen Bestimmung sich nicht geltend gemacht habe. Zu beachten sei ferner, daß seit dem früheren Beschlüsse die Sachlage auch inso- | fern sich geändert habe, als | Prot I 7272 zu § 231 des Entw. beschlossen worden sei, daß in den dort bezeichneten Fällen alle durch den Erwerb der Erbschaft u.s.w. entstandenen Verbindlichkeiten, ohne Rücksicht darauf, ob wegen derselben ein dem Sondegute zufallendes Grundstück mit einer modernen H y p o t h e k belastet sei o d e r nicht, auf das Sondergut und das Gesammtgut verhältnißmäßig vertheilt werden sollten. W ä r e es richtig, daß die Belastung eines Grundstücks mit einer modernen H y p o t h e k wirtschaftlich einer theilweisen V e r ä u ß e r u n g des Grundstücks gleichstehe, so müßten konsequent auch in den Fällen des § 231 des Entwurfs diejenigen Verbindlichkeiten, f ü r welche ein zu dem Sondergut gehörendes Grundstück auf G r u n d einer modernen H y p o t h e k hafte, ausschließlich dem Sondergute z u r Last fallen. Fassung der Regelung in der

RedVorl:

a) RedVorl von Pape: § 1 (§227). Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten (die — eine —) Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft bestehen soll, so finden auf den unter den Eheleuten eintretenden Güterstand die in dem Abschnitt III dieses Titels über die allgemeine Gütergemeinschaft enthaltenen V o r schriften Anwendung, so weit nicht aus den Vorschriften der nachfolgenden §§ 2 bis 5 ein Anderes sich ergibt. (N.B. 1. Die Fassung wird von der des § 1313 u. vorl.Zus.st. über Err.Gem. § 1 noch abhängen. 2. Die im § 1 enthaltene Verweisung dient zur Erklärung der Kürze des vorliegenden Abschnitts. V o n besonderer Wichtigkeit ist dabei, daß der Abschnitt über die allgemeine Gütergemeinschaft auf das Bestehen am Sondergut Rücksicht nimmt und d a ß insbesondere der § 1323 in Beziehung auf Sondergut verschiedene V o r schriften über die Errungenschaftsgemeinschaft f ü r anwendbar erklärt.) §2 (§228). Sondergut eines jeden der Ehegatten ist außer den im § 1323 bezeichneten Gegenständen das unbewegliche V e r m ö g e n , welches derselbe bei Ein1157

§ § 1549—1557

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

tritt der Gemeinschaft hat oder während des Bestehens der letzteren durch Erbschaft oder Vermächtniß, oder Schenkung oder durch eine mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht erfolgte Abtretung erwirbt. Unbewegliches Vermögen im Sinne der Vorschrift des ersten Absatzes sind: 1. die Grundstücke nebst deren Zubehör; 2. die Rechte an Grundstücken mit Ausnahme der Hypotheken und Grundschulden; 3. der Nießbrauch an einem nach der Vorschrift unter Ziff. 2 zum unbeweglichen Vermögen gehörenden Rechte; 4. Forderungen, welche die Uebertragung des Eigenthums von Grundstücken oder die Begründung oder Uebertragung eines nach den Vorschriften unter N° 2 und 3 zum unbeweglichen Vermögen gehörenden Rechts zum Gegenstande haben. (N.B. 1. Es wird nicht nöthig sein, hervorzuheben, daß ein Ehegatte auch V o r behaltsgut haben könne, also hinzuzufügen: „Die Zulässigkeit eines dem Ehemanne oder der Ehefrau gehörenden Vorbehaltsguts bleibt unberührt. 2. Wegen des Erwerbs nach Eintritt der Gemeinschaft zu vergl. § 1349 u. vorl.Zus.st. über Errungenschafts-Gem. § 1.) § 3 (§ 230). Ist ein Gegenstand, welcher in Gemäßheit der Bestimmungen des § 2 zu dem Sondergute eines der Ehegatten gehört, zu der Zeit des Eintritts der Gemeinschaft oder zu der Zeit, wo er Sondergut des Ehegatten wurde, wegen einer Verbindlichkeit des letzteren mit einem Pfandrechte (oder einer Hypothek) belastet, so fällt in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander die Verbindlichkeit dem für diese haftenden Ehegatten in so weit zur Last, als der Gegenstand zu Befriedigung des Gläubigers hinreicht. (N.B. Der Ausdruck: „verpfändet" wird zu vermeiden sein. Das W o r t „Pfandrecht" bezeichnet nach dem Sprachgebrauche des Entwurfs regelmäßig das Pfandrecht im engeren Sinne. Anders freilich in den Ueberschriften von § 1035 des Komm.Entw.) §4 (§231). Erwirbt einer der Ehegatten während des Bestehens der Gemeinschaft durch Erbschaft, Vermächtniß, Schenkung oder durch eine mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht erfolgte Abtretung solche Gegenstände, welche in Gemäßheit der Bestimmungen des § 2 zum Theil zu seinem Sondergute, zum Theile zu dem Gesammtgute gehören, so fallen die durch den Erwerb entstandenen Verbindlichkeiten diesem Ehegatten und dem Gesammtgute nach demjenigen Verhältnisse zur Last, in welchem der Werth der zu dem Sondergute gehörenden Gegenstände steht. (N.B. zum § 4. 1. Es wird zum Ausdruck gelangen müssen, daß es sich um einen Erwerb während des Bestehens der Gemeinschaft handelt, daß ferner der Erwerb zum Theil aus Immobiliargut, zum Theil aus Mobiliargut besteht, daß es auch bei dem Grundsatze des § 2 verbleibt, wonach das Immobiliargut Sondergut wird, das Uebrige in das Gesammtgut fällt. 2. Wegen der Anwendbarkeit oder Nichtanwendbarkeit des § 3 wird nichts vorzusehen sein. Der § 4 regelt einen besonderen Fall; so weit sein Bereich sich erstreckt, kommen die allgemeinen Rechtsnormen nicht zur Anwendung; man würde sonst noch weiter gehen müssen und nicht blos den § 3 zu beachten haben.) § 5 (§ 232). Die Vorschriften der §§ . . . (über die fortgesetzte Gütergemeinschaft) finden keine Anwendung. 1158

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§ § 1549—1557

b) VorlZust von Planck [Bemerkungen auf S. 1185] V. Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft. § 1395 (Vorl.Zusst. § 1). Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaften bestehen soll, so finden die in dem Abschnitt III dieses Titels über die allgemeine Gütergemeinschaft enthaltenen Vorschriften Anwendung, soweit nicht aus den Vorschriften der §§ 1396 bis 1398 ein Anderes sich ergiebt. §1396 (Vorl.Zusst. §2). Sondergut eines jeden der Ehegatten ist außer den im $ 1323 bezeichneten Gegenständen das unbewegliche Vermögen, welches derselbe bei Eintritt der Gemeinschaft hat oder während des Bestehens der letzteren durch Erbschaft, Vermächtniß, Abtretung mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht oder durch Schenkung erwirbt. Unbewegliches Vermögen im Sinne der Vorschrift des ersten Absatzes sind: 1. die Grundstücke nebst deren Zubehör; 2. die Rechte an Grundstücken mit Ausnahme der Hypotheken und Grundschulden; 3. der Nießbrauch an einem nach der Vorschrift unter Nr. 2 zu dem unbeweglichen Vermögen gehörenden Rechte; 4. Forderungen, welche die Uebertragung des Eigenthums von Grundstücken oder die Begründung oder Uebertragung eines nach den Vorschriften unter Nr. 2, 3 zu dem unbeweglichen Vermögen gehörenden Rechtes zum Gegenstande haben. § 1397 (Vorl.Zusst. § 4). Erwirbt einer der Ehegatten während des Bestehens der Gemeinschaft durch Erbschaft, Vermächtniß, Abtretung mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht oder durch Schenkung solcher Gegenstände, welche in Gemäßheit der Bestimmungen des § 1396 zum Theil zu seinem Sondergute, zum Theil zu dem Gesammtgute gehören, so fallen in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander die durch den Erwerb entstandenen Verbindlichkeiten dem Ehegatten, welcher den Erwerb gemacht hat, und dem Gesammtgute nach demjenigen Verhältnisse zur Last, in welchem der Werth der zu dem Sondergute gehörenden Gegenstände zu dem Werthe der zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände steht. § 1398 (Vorl.Zusst. § 5). Die Vorschriften der §§ 1354 bis 1375 finden keine Anwendung. § 1396 K E / § 1431 E I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1396. Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten Gemeinschaft ZustFamR $ 1396 des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft bestehen soll, so finden die für die allgemeine eheliche Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften Anwendung, soweit nicht aus den Vorschriften der §§ 1397 bis 1399 ein Anderes sich ergiebt. 2. Prot. I, S. 8723 bei § 1341 E I . III., IV. Fassung der Regelung im K E und Ε I : § 1396. Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten Gemeinschaft KE § 1396 des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft bestehen soll, so finden die f ü r E I S 1431 die allgemeine eheliche Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften Anwendung, soweit nicht aus den §§ 1397 bis 1399 ein Anderes sich ergiebt. 1159

§§ 1549-1557

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Steht einer der Vertragschließenden unter elterlicher Gewalt oder unter Vormundschaft, so finden die Vorschriften des § 1313 Abs. 2 entsprechende Anwendung. 2 § 1397 KE/§ 1432 Ε I ZustFamR § 1397

II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1397. Sondergut eines Ehegatten ist, außer den im § 1323 bezeichneten Gegenständen das unbewegliche Vermögen, welches derselbe bei Eintritt der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft hat oder während des Bestehens dieser Gemeinschaft durch Erbschaft, Vermächtniß, Uebertragung mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht oder durch Schenkung erwirbt. Unbewegliches Vermögen im Sinne der Vorschrift des ersten Absatzes sind: 1. die Grundstücke nebst deren Zubehör; 2. die Rechte an Grundstücken mit Ausnahme der Hypotheken und Grundschulden; 3. der Nießbrauch an einem nach der Vorschrift unter Nr. 2 zu dem unbeweglichen Vermögen gehörenden Rechte; 4. Forderungen, welche die Uebertragung des Eigenthumes an Grundstücken oder die Begründung oder Uebertragung eines nach den Vorschriften unter Nr. 2, 3 zu dem unbeweglichen Vermögen gehörenden Rechtes zum Gegenstande haben. 2. Prot. I, S. 8718, 8725, 8726 bei § 1412 Ε I.

III., IV. Fassung der Regelung im K E / E I : KE § 1397 § 1397. Sondergut eines Ehegatten ist, außer den im § 13233 bezeichneten GeE I § 1432 genständen, das unbewegliche Vermögen, welches derselbe bei Eintritt der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft hat oder während des Bestehens dieser Gemeinschaft durch Erbfolge oder durch Vermächtniß oder durch Uebertragung mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht oder durch Schenkung erwirbt. Unbewegliches Vermögen im Sinne dees ersten Absatzes sind: 1. die Grundstücke nebst deren Zubehör; 2. die Rechte an Grundstücken mit Ausnahme der Hypotheken und Grundschulden; 3. der Nießbrauch an einem nach der Vorschrift unter Nr. 2 zu dem unbeweglichen Vermögen gehörenden Rechte; 4. Forderungen, welche die Uebertragung des Eigenthumes an Grundstücken oder die Begründung oder Uebertragung eines nach den Vorschriften unter Nr. 2, 3 zu dem unbeweglichen Vermögen gehörenden Rechtes zum Gegenstande haben.

§ 1398 KE/§ 1433 Ε I ZustFamR § 1398

II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1398. Erwirbt einer der Ehegatten während des Bestehens der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft durch Erbschaft, Vermächtniß, Uebertragung mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht oder durch Schenkung solcher Gegenstände, welche in Gemäßheit der Bestimmungen des § 1397 zum 2 3

Im Ε I ist auf die §§ 1432 — 1434 und auf § 1341 Abs. 2 verwiesen. Im Ε I ist auf 5 1351 verwiesen.

1160

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§§

1549—1557

Theil Sondergut, zum Theil Gesammtgut werden, so fallen in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander die durch den Erwerb entstandenen Verbindlichkeiten dem Ehegatten, welcher den Erwerb gemacht hat, und dem Gesammtgute nach demjenigen Verhältnisse zur Last, in welchem der Werth der zu dem Sondergute gehörenden Gegenstände zu dem Werthe der zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände steht. 2. Prot. I, S. 8718, 8725, 8726 bei § 1412 Ε I. 3. Prot. I, S. 8830 bei § 1316 E I . III., IV. Fassung der Regelung im K E / E I : § 1398. Erwirbt einer der Ehegatten während des Bestehens der Gemeinschaft KE § 1398 des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft durch Erbfolge oder durch EI §1433 Vermächtniß oder durch Uebertragung mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht oder durch Schenkung solche Gegenstände, welche in Gemäßheit des § 13974 zum Theil Sondergut, zum Theil Gesammtgut werden, so fallen im Verhältnisse der Ehegatten zu einander die durch den Erwerb entstandenen Verbindlichkeiten dem Ehegatten, welcher den Erwerb gemacht hat, und dem Gesammtgute nach demjenigen Verhältnisse zur Last, in welchem der Werth der zu dem Sondergute gehörenden Gegenstände zum Werthe der zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände steht. § 1399 KE/§ 1434 E I Fassung der Regelung in der ZustFamR/im

KE und

ΕI:

§ 1399. Die Vorschriften der §§ 1354 bis 13765 finden auf die Gemeinschaft des ZustFamR § 1399 beweglichen Vermögens und der Errungenschaft keine Anwendung. KE § 1399 E I § 1434

C. 2. Kommission I. Prot. II, Bd. 4, S. 373 ff. (Mugdan, Bd. 4, S. 877 ff.) 290. Sitzung | XI. Man trat in die Berathung des Abschnitts V des dritten Titels über die Ge- |Prot II 4, 373 meinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft ein. Die Frage, ob die Ueberschrift des Entw. beizubehalten oder zu ändern sei und eventuell wie, wurde der Red.Komm, überwiesen. XII. Zu § 1431 war kein Abänderungsantrag gestellt. Der Paragraph wurde sachlich gebilligt. Man war einig, daß die zu § 1341 Abs. 2 beschlossene Aenderung auch hier zu gelten habe, und überließ der Red.Komm, die entsprechende Fassung des Abs. 2 des § 1431. XIII. Zu 5 1432, der bestimmt, welche Vermögensgegenstände bei der Fahrnißgemeinschaft eingebrachtes Gut sind, war beantragt: 1. folgende Fassung zu beschließen: § a. (1432.) Von dem Gesammtgut ausgeschlossen, aber der Verwaltung f ü r Struckmann Rechnung desselben unterworfen (Sondergut) ist außer solchen zu dem Vermögen (Nr 64, 11) eines Ehegatten gehörenden Gegenständen, welche durch Rechtsgeschäft nicht 4 5

Im Ε I ist auf § 1432 verwiesen. Im Ε I ist auf die §§ 1383 — 1409 verwiesen.

1161

§§ 1549-1557

1. Abschnitt: Bürgerliche E h e

übertragen w e r d e n k ö n n e n , das unbewegliche V e r m ö g e n eines E h e g a t t e n , welches er bei dem Eintritte der G e m e i n s c h a f t hat o d e r w ä h r e n d derselben durch E r b f o l g e o d e r als V e r m ä c h t n i ß o d e r durch U e b e r t r a g u n g mit R ü c k s i c h t auf ein künftiges E r b r e c h t o d e r durch S c h e n k u n g erwirbt. Z u dem u n b e w e g l i c h e n V e r m ö g e n g e h ö | Prot II 4, 374 r e n die G r u n d s t ü c k e nebst ihrem Z u - | b e h ö r e , die R e c h t e an G r u n d s t ü c k e n mit A u s n a h m e der H y p o t h e k e n und G r u n d s c h u l d e n , der N i e ß b r a u c h an solchen R e c h ten und solche F o r d e r u n g e n , welche auf die U e b e r t r a g u n g des E i g e n t h u m s an G r u n d s t ü c k e n o d e r a u f die B e g r ü n d u n g o d e r U e b e r t r a g u n g eines der b e z e i c h n e t e n R e c h t e g e r i c h t e t sind.

Jacubezky (Nr 8 1 , 1 )

ξ b. ( 1 4 3 2 . ) S o n d e r g u t eines Ehegatten ist: 1. was d u r c h E h e v e r t r a g für S o n d e r g u t des E h e g a t t e n e r k l ä r t worden ist; 2. was er in der im § f der Zus. d. R e d . K o m m , b e z e i c h n e t e n W e i s e erwirbt, sofern die B e s t i m m u n g dahin getroffen ist, d a ß der E r w e r b S o n d e r g u t sein soll; 3. was er in der im § 1 4 1 4 bezeichneten W e i s e erwirbt, j e d o c h mit A u s n a h m e des E r w e r b e s f ü r solche G e g e n s t ä n d e , die lediglich deshalb S o n d e r g u t sind, weil sie durch R e c h t s g e s c h ä f t nicht übertragen w e r d e n k ö n n e n . § c. ( 1 4 3 1 , 1351 Abs. 2.) D a s V e r h ä l t n i ß des S o n d e r g u t s bestimmt sich nach den bei der E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t für das S o n d e r g u t geltenden V o r s c h r i f t e n . E r wirbt ein E h e g a t t e auf G r u n d des $ b N r . 2 , 3 solche G e g e n s t ä n d e als S o n d e r g u t , die nicht zu dem u n b e w e g l i c h e n V e r m ö g e n g e h ö r e n , so finden die V o r s c h r i f t e n des § 1 3 3 6 (der V o r l . Zus.) entsprechende A n w e n d u n g . 2. den § 1 4 3 2 zu f a s s e n : D i e G e m e i n s c h a f t e r s t r e c k t sich nicht auf das unbewegliche V e r m ö g e n , welches ein E h e g a t t e bei dem Eintritte der G e m e i n s c h a f t hat oder w ä h r e n d ihres B e s t e h e n s durch E r b f o l g e , durch V e r m ä c h t n i ß o d e r U e b e r t r a g u n g mit R ü c k s i c h t auf ein k ü n f tiges E r b r e c h t o d e r durch S c h e n k u n g erwirbt. U n b e w e g l i c h e s V e r m ö g e n im Sinne dieser V o r s c h r i f t sind die G r u n d s t ü c k e mit Z u b e h ö r , die R e c h t e an G r u n d s t ü c k e n , w e l c h e dem jeweiligen E i g e n t h ü m e r eines anderen G r u n d s t ü c k s z u s t e h e n , das V o r k a u f s r e c h t an G r u n d s t ü c k e n sowie F o r d e rungen, w e l c h e auf die U e b e r t r a g u n g des E i g e n t h u m s an einem G r u n d s t ü c k , auf die B e f r e i u n g eines G r u n d s t ü c k s von einem dieser R e c h t e gerichtet sind.

A u f das nach Abs. 1 nicht z u m G e s a m m t g u t e g e h ö r e n d e unbewegliche V e r m ö gen finden die für das eingebrachte G u t bei der E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t geltenden V o r s c h r i f t e n A n w e n d u n g . G e g e n s t ä n d e , die in der im § 1 4 1 4 b e z e i c h n e t e n W e i s e e r w o r b e n sind, gelten Dritten g e g e n ü b e r nur unter den im § 1 3 3 6 (der V o r l . Zus.) bestimmten V o r a u s s e t z u n g e n als nicht z u m G e s a m m t g u t e g e h ö r e n d . 3. I m § 1 3 5 0 der V o r l . Zus., welcher b e g i n n t : A u f das V o r b e h a l t s g u t der F r a u finden etc., den E i n g a n g zu fassen: A u f das V o r b e h a l t s g u t des M a n n e s finden die für das e i n g e b r a c h t e G u t des Mannes bei der E r r u n g e n s c h a f t s g e m e i n s c h a f t , auf das V o r b e h a l t s g u t der F r a u finden etc. | Prot II 4, 375 | 4. als Z u s a t z zu § 1 4 3 2 zu bestimmen: V o r b e h a l t s g u t des M a n n e s ist nicht zulässig. 5. dem Abs. 1 des A n t r a g s 2 h i n z u z u f ü g e n : S i e e r s t r e c k t sich auch nicht auf das in a n d e r e r W e i s e e r w o r b e n e unbewegliche V e r m ö g e n , w e n n es d u r c h Ehevertrag der G e m e i n s c h a f t e n t z o g e n ist. D i e A b ä n d e r u n g s a n t r ä g e beziehen sich auf drei F r a g e n : den U m f a n g des S o n derguts ( e i n g e b r a c h t e s G u t ) , soweit unbewegliches V e r m ö g e n in F r a g e steht, die Zahl und das R e c h t s v e r h ä l t n i ß der G ü t e r m a s s e n und die A n w e n d b a r k e i t des § 1 3 3 6 (der V o r l . Z u s . ) . Z u m E r g e b n i s der B e r a t u n g e n vgl. P r o t . I I , Bd. 4, S. 3 7 5 ff. 1162

6. Titel: Fahrnißgemeinschaft

§§ 1549-1557 | Prot II 4, 377

| XIV. Der $ 1433 wurde ohne weitere Erörterung gebilligt.

XV. Zu § 1434 lag der Antrag vor, zu bestimmen: Jacubezky Die Vorschriften des § 1383 Abs. 2 und der §§ 1384 bis 1409 finden nur Anwen- (Nr 81, 2) dung, wenn der Eintritt der fortgesetzten Gütergemeinschaft durch Ehevertrag vereinbart ist. Der Antrag wurde angenommen. II. Fassung der Regelung in der VorlZust: § 1431. Ist durch Ehevertrag vereinbart, daß unter den Ehegatten Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft bestehen soll, so finden die für die allgemeine eheliche Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften Anwendung, soweit nicht aus den §§ 1432 bis 1434 ein Anderes sich ergiebt. Ist einer der Vertragschließenden in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so finden die Vorschriften des § 1341 Abs. 2 Anwendung. § 1432. Von dem Gesammtgut ausgeschlossen, aber der Verwaltung für Rechnung desselben unterworfen (eingebrachtes Gut) ist außer solchen Gegenständen, welche durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können, das unbewegliche Vermögen eines Ehegatten, welches er bei dem Eintritte der Gemeinschaft hat oder während derselben durch Erbfolge oder als Vermächtniß oder durch Uebertragung mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht oder durch Schenkung erwirbt. Zu dem unbeweglichen Vermögen gehören die Grundstücke nebst ihrem Zubehör, die Rechte an Grundstücken mit Ausnahme der Hypotheken und Grundschulden und Forderungen, welche auf die Uebertragung des Eigenthums an Grundstükken oder auf die Begründung oder Uebertragung eines der bezeichneten Rechte oder auf die Befreiung eines Grundstücks von einem derselben gerichtet sind. § 1432a. (1432 Abs. 1) Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist ferner: 1. was durch Ehevertrag für eingebrachtes Gut erklärt worden ist; 2. was ein Ehegatte in der im § c Abs. 2 Nr. 2 (der vorl. Zusst.) bezeichneten Weise erwirbt, sofern die Bestimmung dahin getroffen ist, daß der Erwerb eingebrachtes Gut sein soll; 3. was ein Ehegatte in der im § 1414 bezeichneten Weise erwirbt, jedoch mit Ausnahme des Erwerbs für solche Gegenstände, die lediglich deshalb eingebrachtes Gut sind, weil sie durch Rechtsgeschäft nicht übertragen werden können. $ 1432 b. Das Verhältniß des eingebrachten Gutes bestimmt sich nach den bei der Errungenschaftsgemeinschaft für das eingebrachte Gut geltenden Vorschriften. § 1432 c. Ein Vorbehaltsgut des Mannes findet nicht statt. § 1433. Erwirbt einer der Ehegatten während des Bestehens der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft durch Erbfolge oder durch Vermächtniß oder durch Uebertragung mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht oder durch Schenkung solche Gegenstände, welche in Gemäßheit der §§ 1432, 1432 a zum Theil eingebrachtes Gut, zum Theil Gesammtgut werden, so fallen im Verhältnisse der Ehegatten zu einander die durch den Erwerb entstandenen Verbindlichkeiten dem Ehegatten, welcher den Erwerb gemacht hat, und dem Gesammtgute nach demjenigen Verhältnisse zur Last, in welchem der Werth der zu dem eingebrachten Gute gehörenden Gegenstände zum Werthe der zu dem Gesammtgute gehörenden Gegenstände steht. § 1434. Die Vorschriften des § 1383 Abs. 2 und der §§ 1384 bis 1409 finden nur Anwendung, wenn der Eintritt der fortgesetzten Gütergemeinschaft durch Ehevertrag vereinbart ist. 1163

Ε I-VorlZust S 1431

Ε I-VorlZust §1432

Ε I-VorlZust § 1432a

Ε I-VorlZust § 1432 b Ε I-VorlZust § 1432c Ε I-VorlZust «1433

Ε I-VorlZust § 1434

§§ 1549-1557

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

III. Fassung der Regelung in der

ZustRedKom:

§ 1431 entspricht § 1444 Ε II. § 1431 α entspricht § 1445 Ε II. § 1432 entspricht § 1446 Ε II. § 1432a entspricht § 1447 Ε II. § 1432b entspricht § 1448 Ε II. Ε I-VorIZust § 1432c. (1432 Abs. 1.) Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was er in der im § 1432 c § 1414 bezeichneten Weise erwirbt. Diese Vorschrift findet keine Anwendung auf Gegenstände, die nur deshalb eingebrachtes Gut sind, weil sie nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können. § 1432d entspricht § 1450 Ε II. § 1433 entspricht § 1451 Ε II. § 1434 entspricht § 1452 Ε II. IV. Fassung der Regelung im Ε II: Ε II § 1444

§ 1444. Auf die Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft (Fahrnißgemeinschaft) finden die für die allgemeine Gütergemeinschaft geltenden Vorschriften Anwendung, soweit sich nicht aus den §§ 1445 bis 1452 ein Anderes ergiebt.

Ε II § 1445

§ 1445. Von dem Gesammtgut ausgeschlossen ist das eingebrachte Gut eines Ehegatten. Auf das eingebrachte Gut finden die bei der Errungenschaftsgemeinschaft für das eingebrachte Gut geltenden Vorschriften Anwendung.

Ε II § 1446

§ 1446. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist das unbewegliche Vermögen, welches er bei dem Eintritte der Fahrnißgemeinschaft hat oder während der Gemeinschaft durch Erbfolge, durch Vermächtniß oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung erwirbt. 6 Zum unbeweglichen Vermögen im Sinne dieser Vorschrift gehören die Grundstücke nebst Zubehör, die Rechte an Grundstücken, mit Ausnahme der Hypotheken, Grundschulen und Rentenschulden, sowie Forderungen, welche auf die Uebertragung des Eigenthums an Grundstücken oder auf die Begründung oder Uebertragung eines der bezeichneten Rechte oder auf die Befreiung eines Grundstücks von einem solchen Rechte gerichtet sind.

Ε II § 1447

§ 1447. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten sind solche Gegenstände, welche nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können.

Ε II § 1448

§ 1448. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist: 1. was durch Ehevertrag für eingebrachtes Gut erklärt ist; 2. was er nach Maßgabe des § 1268 erwirbt, sofern die Bestimmung dahin getroffen ist, daß der Erwerb eingebrachtes Gut sein soll.

Ε II § 1449

§ 1449. Eingebrachtes Gut eines Ehegatten ist, was er in der im § 1419 bezeichneten Weise erwirbt. Ausgenommen ist, was an Stelle solcher Gegenstände erworben wird, die nur deshalb eingebrachtes Gut sind, weil sie nicht durch Rechtsgeschäft übertragen werden können. 6

Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 135.

1164

6. Titel: Güterrechtsregister

§§

1558—1563

§ 1450. Vorbehaltsgut des Mannes ist ausgeschlossen.

Ε II ξ 1450

§ 1451. Erwirbt ein Ehegatte während der Fahrnißgemeinschaft durch Erbfolge, Ε II § 1451 durch Vermächtniß oder mit Rücksicht auf ein künftiges Erbrecht, durch Schenkung oder als Ausstattung Gegenstände, die theils Gesammtgut, theils eingebrachtes Gut werden, so fallen die in Folge des Erwerbes entstandenen Verbindlichkeiten im Verhältnisse der Ehegatten zu einander dem Gesammtgut und dem Ehegatten, welcher den Erwerb macht, verhältnißmäßig zur Last. 7 § 1452. Fortgesetzte Gütergemeinschaft tritt bei der Fahrnißgemeinschaft nur Ε II 5 1452 ein, wenn sie durch Ehevertrag vereinbart ist. V. Die 1 5 3 4 - 1 5 4 2 E l l rev. (§§ 1 5 3 2 - 1 5 4 0 Ε III) entsprechen den §§ 1549— 1557 BGB. [Vgl. zu §1551 oben S. 1138 unter D.]

III. Güterrechtsregister § 1558 Die Eintragungen in das Güterrechtsregister haben bei dem Amtsgerichte zu geschehen, in dessen Bezirke der Mann seinen Wohnsitz hat. Durch Anordnung der Landesjustizverwaltung kann die Führung des Registers für mehrere Amtsgerichtsbezirke einem Amtsgericht übertragen werden. TE-FamR §$ 234, 235; KE § 1401; E I § 1436 Satz 1; Ε II § 1453 Abs. 1, 1454; Ε II rev. § 1543; Ε III § 1541. - Prot. I, 7230 ff., 7259; Prot. II 4, 381 ff.

§ 1559 Verlegt der Mann nach der Eintragung seinen Wohnsitz in einen anderen Bezirk, so muß die Eintragung im Register dieses Bezirkes wiederholt werden. Die frühere Eintragung gilt als von neuem erfolgt, wenn der Mann den Wohnsitz in den früheren Bezirk zurückverlegt. TE-FamR §§ 234, 235; KE § 1401; Ε I § 1436 Satz 2; Ε II § 1453 Abs. 2 Satz 1 u. 3; Ε II rev. § 1544; Ε III § 1542. - Prot. I, 7236 ff., 7267; Prot. II 4, 386; Bd. 5, 141.

§ 1560 Eine Eintragung in das Register soll nur auf Antrag und nur insoweit erfolgen, als sie beantragt ist. Der Antrag ist in öffentlich beglaubigter Form zu stellen. T E - F a m R § 234; KE § 1402; Ε I § 1437 Abs. 1 Satz 1, 2, Abs. 2 Satz 1, 3, Ε II § 1455; Ε II rev. § 1545; Ε III § 1543. - Prot. I, 7230 ff., 7265 ff.; Prot. II 4, 389; Bd. 5, 164. 7

Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 135 f.

1165

§§ 1 5 5 8 - 1 5 6 3

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe § 1561.

Die Eintragung erfolgt in den Fällen des § 1357 Abs. 2 und des § 1405 Abs. 3 auf Antrag des Mannes. In den anderen Fällen ist der Antrag beider Ehegatten erforderlich; jeder Ehegatte ist dem anderen gegenüber zur Mitwirkung verpflichtet. Der Antrag eines der Ehegatten genügt: 1. zur Eintragung eines Ehevertrags oder einer auf gerichtlicher Entscheidung beruhenden Aenderung der güterrechtlichen Verhältnisse der Ehegatten, wenn mit dem Antrage der Ehevertrag oder die mit dem Zeugnisse der Rechtskraft versehene Entscheidung vorgelegt wird; 2. zur Wiederholung einer Eintragung in dem Register eines anderen Bezirkes, wenn mit dem Antrag eine nach der Aufhebung des bisherigen Wohnsitzes ertheilte, öffentlich beglaubigte Abschrift der früheren Eintragung vorgelegt wird. T E - F a m R § 2 3 4 ; K E §§ 1402, 1403; Ε I §§ 1437 Abs. 1 Satz 1, 3, Abs. 2 Satz 2, 1438; Ε II § 1456; Ε II rev. § 1546; Ε III § 1544. - Prot. I, 7259 ff.; Prot. II 4, 3 8 7 ; Bd. 5, 140; Bd. 6, 290. § 1562. Das Amtsgericht hat die Eintragung durch das für seine Bekanntmachungen bestimmte Blatt zu veröffentlichen. Wird eine Aenderung des Güterstandes eingetragen, so hat sich die Bekanntmachung auf die Bezeichnung des Güterstandes und, wenn dieser abweichend von dem Gesetze geregelt ist, auf eine allgemeine Bezeichnung der Abweichung zu beschränken. T E - F a m R §§ 2 3 3 , 2 3 4 ; K E § 1404; Ε I § 1439; Ε II § 1457; Ε II rev. § 1547; Ε III § 1545. - Prot. I, 7 2 3 0 ff., 7261 ff.; Prot. II 4, 390.

§ 1563. Die Einsicht des Registers ist Jedem gestattet. Von den Eintragungen kann eine Abschrift gefordert werden; die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. T E - F a m R § 2 3 3 ; K E § 1400; Ε I § 1435 Abs. 2; Ε II § 1458; Ε II rev. § 1548; Ε III § 1546. - Prot. I, 7 2 3 2 , 7259; Prot. II 4, 384. Α. 1. Kommission I. 493. Sitzung vom 23. 11. 1885, Schriftführer: | Prot 1 7230

Struckmann

| Die Berathung wandte sich darauf den §§ 2 3 3 — 2 3 6 des Entw. zu, welche die Ueberschrift tragen: „VI. Eherechtliches Register." Die §§ 233 — 236 des Entw. lauten:

TE-FamR § 233. „Soweit die rechtliche Wirksamkeit einer Thatsache gegenüber Dritten § 233 nach den Bestimmungen der §§ 72, 73, 98, 86 und 139 von der ordnungsmäßigen Bekanntmachung derselben abhängt, muß diese Bekanntmachung durch Eintragung in die von den Amtsgerichten zu führenden eherechtlichen Register und deren V e r öffentlichung nach Maßgabe der in den §§ 2 3 4 — 2 3 6 enthaltenen Bestimmungen erfolgen."

1166

6. Titel: Güterrechtsregister

§§

1558—1563

§ 234. „Die Eintragung muß bei dem Amtsgerichte, in dessen Bezirk der Ehe- TE-FamR mann seinen Wohnsitz hat, erfolgen. Sie erfolgt in den Fällen des § 72 auf Antrag S 2 3 4 des behinderten Gatten, in den Fällen | der §§ 73 und 98 auf Antrag des Ehemannes, I ^ r o t * 7 2 3 1 in den Fällen der §§ 86 und 139 auf Antrag der Ehefrau mit Genehmigung des Ehemannes. Der Ehemann ist diese Genehmigung zu ertheilen verpflichtet, wenn die einzutragende Ausschließung oder Beschränkung der ehelichen Nutznießung und Verwaltung begründet ist. Die Eintragung ist von dem Amtsgerichte in dem für solche Bekanntmachungen bestimmten öffentlichen Blatte zu veröffentlichen. Mit dem Ablaufe des dritten T a g e s nach demjenigen T a g e , dessen D a t u m das Blatt trägt, in welchem die Veröffentlichung erfolgt ist, gilt die Bekanntmachung als ordnungsmäßig erfolgt." § 235. „Wenn der Ehemann seinen Wohnsitz in den Bezirk eines anderen Amts- TE-FamR gerichts verlegt, so muß die Bekanntmachung binnen einer Frist von sechs Wochen § 2 3 5 nach der Verlegung des Wohnsitzes wiederholt werden. Die Frist läuft, wenn es sich um eine auf Antrag der Ehefrau erfolgte Bekanntmachung handelt und die Ehegatten getrennt leben, erst von der Zeit ihrer Wiedervereinigung an dem neuen Wohnsitze. Ist die Bekanntmachung innerhalb der vorgeschriebenen Frist nicht erneuert, so verliert sie mit deren Ablauf ihre Wirksamkeit." | § 236. „Eine nach Maßgabe des § 234 erfolgte Bekanntmachung verliert ihre Wirksamkeit, wenn der Wegfall der bekanntgemachten Thatsache ordnungsmäßig bekanntgemacht wird. Die Eintragung des Wegfalls der betreffenden Thatsache muß bei demselben Amtsgerichte erfolgen, bei welchem diese selbst eingetragen worden. Sie erfolgt auf Antrag desjenigen Gatten, auf dessen Antrag die betreffende Thatsache selbst eingetragen worden, in dem Falle des § 73 auch auf Antrag der Ehefrau, wenn die eingetragene Entziehung oder Beschränkung ihres Vertretungsrechts rechtskräftig aufgehoben worden, und in dem Falle der §§ 86 und 139 auch auf Antrag des Ehemannes, wenn die Ehefrau ihre Genehmigung dazu ertheilt. Die Ehefrau ist diese Genehmigung zu ertheilen verpflichtet, wenn die eingetragene Ausschließung oder Beschränkung der ehelichen Nutznießung und Verwaltung wieder aufgehoben worden. Im Uebrigen finden auf die ordnungsmäßige Bekanntmachung des Wegfalls die Vorschriften des § 234 Absatz 3 und 4 Anwendung." In den gedruckten Abänderungsanträgen des Referenten ist beantragt: Zu § 233. Die dort allegirten §§ 98 und 86 durch die zum Abschnitt über die eheliche Nutznießung | und Verwaltung beantragten neuen §§ 31 und 9 zu ersetzen. Zu § 234. 1. Im Abs. 2 die dort allegirten §§ 98, 86 durch die zum Abschnitt über die eheliche Nutznießung und Verwaltung beantragten neuen §§ 31 und 9 zu ersetzen. 2. Im Abs. 2 die Ausdrücke: „ G e n e h m i g u n g " durch: „Einwilligung" zu ersetzen.

| Prot I 7232 TE-FamR § 236

| Prot I 7233

Zu § 236. 1. Im Abs. 3 den dort allegirten § 86 durch den z u m Abschnitt über die eheliche Nutznießung und Verwaltung beantragten neuen § 9, 2. im Abs. 3 die Ausdrücke: „ G e n e h m i g u n g " durch: „Einwilligung" zu ersetzen. Außerdem lagen folgende Anträge vor: I.A.l. Die §§ 233 bis 236 des Entwurfs durch die nachstehend als § 1308, 1 3 0 8 a Kurlbaum vorgeschlagenen Bestimmungen zu ersetzen und dabei die §§ 1308, 1309 (Zusst.) (Nr 168) folgendermaßen zu ändern: 1167

§§ 1558-1563

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 1308. „Die Ausschließung oder Aenderung des gesetzlichen Güterstandes ist durch Eintragung in die von den Amtsgerichten zu führenden eherechtlichen Register und durch öffentliche Bekanntmachung der Eintragung nach Maßgabe des § 1308 a zu veröffentlichen. Das Gleiche gilt, wenn nach der Veröffentlichung der Ausschließung oder Aenderung des gesetzlichen Güterstandes eine Aenderung des in Abweichung von dem gesetzlichen Güterstande hergestellten Güterstandes vereinbart wird." | Prot I 7234

| ξ 1308a. „Für die im § 1308 vorgeschriebene Veröffentlichung ist das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirk der Ehemann seinen Wohnsitz hat. Die Eintragung erfolgt auf den mit Einwilligung des einen Ehegatten gestellten Antrag des anderen Ehegatten. Jeder der Ehegatten ist verpflichtet, zu der Eintragung des unter ihnen bestehenden Güterstandes seine Einwilligung zu ertheilen. Die öffentliche Bekanntmachung der Eintragung erfolgt von Amtswegen durch Einrückung in dasjenige Blatt, welches für den Sitz des Amtsgerichtes zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen bestimmt ist. Die Bekanntmachung gilt als bewirkt mit dem Ablaufe des zweiten Tages nach der Ausgabe des die Einrückung enthaltenen Blattes. Die Veröffentlichung verliert ihre Wirkung, wenn die Aufhebung der veröffentlichten Thatsache nach Maßgabe der Vorschriften des ersten bis dritten Absatzes veröffentlicht ist."

§ 1309. „Ist nach dem Abschlüsse eines nach § 1308 zu veröffentlichenden Ehevertrages ein Rechtsgeschäft von einem Dritten mit einem der Ehegatten oder gegenüber einem der Ehegatten oder von einem der Ehegatten gegenüber einem Dritten vorgenommen, so ist der Ehevertrag gegenüber dem Dritten in Ansehung des Rechtsgeschäftes unwirksam, es sei denn, daß der Ehevertrag zur Zeit der Vornahme des Rechtsgeschäftes veröffentlicht war oder dem Dritten bekannt war oder bekannt sein mußte. | Prot I 7235 | Das Gleiche gilt, wenn nach dem Abschlüsse des Ehevertrages in einem Rechtsstreite zwischen einem der Ehegatten und einem Dritten ein nachher rechtskräftig gewordenes Urtheil ergangen ist, in Ansehung dieses Urtheils, es sei denn, daß der Ehevertrag zu der Zeit, in welcher derselbe hätte geltend gemacht werden können, veröffentlicht war oder dem Dritten bekannt war oder bekannt sein mußte." 2. Im Anschluß an die vorgeschlagenen §§ 1308, 1308 a, 1309 zu beschließen: a) § 1251 (Zusst.) Abs. 4 am Ende und § 1279 (Zusst.) Abs. 3 am Ende statt „§ 233 bis 236 des Entw. des Familienrechts" zu setzen „des § 1308 a" und zuzusetzen: „Die Eintragung in das eherechtliche Register erfolgt auf den Antrag des Ehemannes." b) §§ 1257, 1264, 1302, 1303 (Zusst.), 1322 (Red.-Vorl.) das Allegat „1308, 1309" resp. „1309" zu ändern in „1308 bis 1309." | Prot I 7236 | c) § 1352 (Red.-Vorl.), hinter „Trennung der Güter" einzuschalten „nach Maßgabe der Vorschriften der §§ 1311, 1312" und zuzusetzen: „Die Bestimmungen der §§ 1308 bis 1309 finden entsprechende Anwendung." d) §§ 1302, 1303 (Zusst.) 1352 (Red.-Vorl.) zuzusetzen: „Durch das rechtskräftige in der Hauptsache erlassene Urtheil wird die Einwilligung des verurtheilten Ehegatten zur Eintragung in das eherechtliche Register ersetzt." 3. § 1343a „Ist die Vereinbarung der allgemeinen Gütergemeinschaft nach Maßgabe der §§ 1308, 1308 a veröffentlicht, so ist die Aufhebung oder Aenderung des Güterstandes auch gegenüber einem Gläubiger eines der Ehegatten in Ansehung des Rechtes, wegen einer nachher durch Rechtsgeschäft eines der Ehegatten begründeten Forde1168

6. Titel: Güterrechtsregister

§§ 1558-1563

rung Befriedigung aus dem Gesammtgute zu verlangen, nur so wirksam, wie wenn die A u f h e b u n g oder Aenderung erst nach der V o r n a h m e des Rechtsgeschäftes erfolgt wäre, es sei denn, daß die A u f h e b u n g oder Aenderung zur Zeit der V o r n a h m e des Rechtsgeschäftes veröffentlicht war oder dem Gläubiger bekannt w a r o d e r bekannt sein mußte." (N.B. Eine Verweisung auf diese Bestimmung soll bei der Errungenschaftsgemeinschaft wie bei der Gemeinschaft der Mobilien und des Erwerbes eingeschaltet werden.) 4. Für den § 235 (dessen Streichung principaliter beantragt wird), eventuell folgende Fassung vorgeschlagen: „Wenn der Ehemann einen neuen Wohnsitz be-1 gründet, so ist die Veröffentli- | Prot I 7237 chung binnen sechs W o c h e n nach der Begründung des neuen Wohnsitzes zu wiederholen, widrigenfalls die f r ü h e r e Veröffentlichung ihre W i r k u n g verliert. Leben die Ehegatten getrennt, so bleibt die f r ü h e r e Veröffentlichung zu Gunsten der Ehefrau wirksam, es sei denn, daß nach der Wiedervereinigung der Ehegatten eine Frist von sechs W o c h e n ohne Wiederholung der Veröffentlichung verstrichen ist." Kurlbaum B. Folgender Verbesserungsantrag zu dem Antrage I, A 1 und 3: 1. In § 1308 Abs. 2 sollen die W o r t e „nach der Veröffentlichung der Ausschlie- (Nr 170) ßung oder Abänderung des gesetzlichen Güterstandes" wegfallen. Es ergiebt sich dann die einfachere Fassung des Paragraphen „Eheverträge sind — zu veröffentlichen." 2. Im § 1343 a soll der Eingang lauten: „Wird die allgemeine Gütergemeinschaft w ä h r e n d bestehender Ehe aufgehoben oder geändert, so pp." 3. H i n t e r § 21 der neuen Vorlage, betreffend die Errungenschaftsgemeinschaft, einzuschalten:

5 21 a „Wird die Errungenschaftsgemeinschaft während bestehender Ehe aufgehoben oder geändert, so findet die Vorschrift des § 1343 a entsprechende Anwendung." (Es genügt die Mitallegirung des § 1343 a im ersten Absatz des § 21, wenn dessen Eingang weiter gefaßt wird: „In Ansehung der Beendigung oder Aenderung der Gemeinschaft finden pp.") II. Von Seiten des Referenten:

Planck (Nr 171)

| 1. Die §§ 233 — 236 des Entw. durch folgende Bestimmungen zu ersetzen:

| Prot I 7238

§ 233. „Die im § 1251 Abs. 4 im § 1279 Abs. 3 und im § 1308 (vergl. den Antrag zu §§ 1308, 1309 unter 2 — S. 7239 —) der Zusst. bestimmte Veröffentlichung erfolgt durch Eintragung in die von den Amtsgerichten zu führenden eherechtlichen Register und durch öffentliche Bekanntmachung der Eintragung nach Maßgabe der §§ 234—236." § 234. „Für die im § 233 gedachte Veröffentlichung ist das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirk der Ehemann seinen Wohnsitz hat. Die Eintragung erfolgt in den Fällen des § 1251 Abs. 4, des § 1279 Abs. 3 der Zusst. auf Antrag des Ehemannes, in dem Falle des § 1308 auf den mit Einwilligung des einen Ehegatten gestellten Antrag des anderen Ehegatten. Jeder Ehegatte ist in den Fällen des § 1308 verpflichtet, zu der Eintragung seine Einwilligung in der zu der Eintragung erforderlichen Form zu ertheilen. 1169

§ § 1558— 1563

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Die zu der Eintragung nach den Bestimmungen des zweiten Absatzes erforderlichen Erklärungen sind in gerichtlich oder notariell beglaubigten Urkunden beizubringen (zu vergl. §1175 K.E.). Die öffentliche Bekanntmachung der Eintragung erfolgt von Amtswegen durch Einrückung in dasjenige Blatt, welches für den Sitz des Amtsgerichts zur Veröffent| Prot I 7239 lichung der | amtlichen Bekanntmachungen bestimmt ist. Die Bekanntmachung gilt als bewirkt mit dem Ablaufe des dritten Tages nach demjenigen Tage, dessen Datum das die Einrückung enthaltene Blatt trägt." § 235. „Wenn der Ehemann seinen Wohnsitz in den Bezirk eines anderen Amtsgerichts verlegt, so u.s.w. (wie der eventuelle Antrag unter I A, 4)."

| Prot I 7240

v. Mandry (Nr 176)

Gebhard (Nr 177)

| Prot I 7241

§ 236. „Die Veröffentlichung verliert ihre Wirkung, wenn die Aufhebung der veröffentlichten Thatsache veröffentlicht ist. Die Veröffentlichung der Aufhebung erfolgt bei demselben Amtsgerichte, bei welchem die aufgehobene Thatsache veröffentlicht ist. Im Uebrigen finden auf die Veröffentlichung die Vorschriften des § 234 Abs. 2—4 Anwendung." 2. Die §§ 1308 und 1309 (Zusst.) durch folgende Bestimmung zu ersetzen: „Ein Ehevertrag, durch welchen der gesetzliche oder ein nach Maßgabe der §§ 233 bis 236 veröffentlichter vertragsmäßiger Güterstand eine Aenderung erleidet, ist zu Gunsten eines Dritten, welcher ein Rechtsgeschäft mit einem der Ehegatten geschlossen oder ihm gegenüber vorgenommen hat oder welchem gegenüber einer der Ehegatten ein Rechtsgeschäft vorgenommen hat, in Ansehung eines solchen Rechtsgeschäfts unwirksam, es sei denn, daß der Ehever- | trag zur Zeit der V o r nahme des Rechtsgeschäfts nach Maßgabe der Vorschriften der §§ 233 bis 236 des Entwurfs des Familienrechts veröffentlicht oder dem Dritten bekannt war oder bekannt sein mußte. Das Gleiche gilt in Ansehung eines rechtskräftigen Urtheils, welches in einem zwischen einem Dritten und einem der Ehegatten anhängig gewordenen Rechtsstreite ergangen ist, es sei denn, daß der Ehevertrag zu der Zeit, zu welcher derselbe von dem Dritten hätte geltend gemacht werden können, nach Maßgabe der Vorschriften der §§ 233 bis 236 des Entwurfs des Familienrechts veröffentlicht oder dem Dritten bekannt war oder bekannt sein mußte." III. Den 5 1308 der Zusst., wenn in Folge der gestellten Anträge die Berathung jjb e r denselben wieder aufgenommen werden sollte, mit den Worten zu beginnen: „Die Ausschließung oder Beschränkung der Rechte des Ehemannes ist " ebenso in Abs. 2 des § 1308 und in § 1309 der Zusst. die Worte: „der ehelichen Nutznießung und Verwaltung" zu ersetzen durch die Worte: „der Rechte des Ehemannes." IV. Den § 234 Abs. 4 des Antrags unter II, 1 bezw. den § 1308 a Abs. 3 des Antrags unter I A, 1 wie folgt zu fassen: „Die öffentliche Bekanntmachung der Eintragung erfolgt von Amtswegen durch Einrückung in das Blatt, welches zur Veröffentlichung amtlicher Bekanntmachungen des Amtsgerichtes bestimmt ist. Sie gilt als bewirkt mit dem | Ablaufe des zweiten Tages nach der Einrückung oder der ersten Einrückung." (vergl. K.E. § 52; Prot. S. 6152 No. 11; S. 6163 zu No. 11.) Bei der bisherigen Berathung des Entwurfes des Familienrechtes sind zum Schutze des guten Glaubens dritter Personen verschiedene Bestimmungen beschlossen, nach welchen die rechtliche Wirksamkeit einer Thatsache gegenüber einem Dritten davon abhängig gemacht ist, daß die Thatsache nach Maßgabe der V o r 1170

6. Titel: Güterrechtsregister

§§ 1558-1563

Schriften der §§ 233—236 des Entw. veröffentlicht oder dem Dritten bekannt war oder bekannt sein mußte (vergl. die §§ 1251, 1279, 1308, 1309, ferner die §§ 1257, 1264, 1302, 1303 der Zusst. und § 1322 der Red.Vorl.). Die §§ 233—236 des Entw. bezwecken die formellen Vorschriften über die Veröffentlichung insoweit zu geben, als dieselben für die Wirksamkeit der Veröffentlichung wesentlich sind. Der Entwurf und der Antrag des Referenten unter II, 1 gehen davon aus, daß es zweckmäßig sei, diese formellen Vorschriften in einem besonderen Abschnitt über das eherechtliche Register zusammenzufassen, die materiellen Vorschriften aber, welche bestimmen, in welchen Fällen eine Veröffentlichung stattfindet und welche Wirkungen sich an letztere knüpfen, an den verschiedenen Stellen, an welchen dieselben nach Maßgabe der bisher gefaßten Beschlüsse sich jetzt befinden, zu belassen. In letzterer Hinsicht stimmt der Antrag unter I A, 1 mit dem Entwürfe und dem Antrage unter II, 1 überein; doch schlägt derselbe insofern einen anderen Weg ein, als er, davon ausgehend, daß die formellen | Vorschriften über das eherechtliche Regi- | Prot I 7242 ster vorzugsweise für die Veröffentlichung von Eheverträgen (vergl. §§ 1308, 1309 der Zusst.) von praktischer Bedeutung seien, vorschlägt, jene formellen Vorschriften in den Abschnitt über die Eheverträge einzustellen und an den anderen in Betracht kommenden Stellen des Gesetzbuchs, insbesondere in den §§ 1251, 1279 der Zusst., auf jene Vorschriften zu verweisen bezw. dieselben dort, soweit nöthig, zu ergänzen oder zu ändern. Man verständigte sich zunächst dahin, nach Maßgabe der früher gefaßten Beschlüsse daran festzuhalten, daß in den beschlossenen Fällen — vorbehaltlich der Frage, ob die Bestimmungen der §§ 1308, 1309 der Zusst. nach Maßgabe der Anträge unter I A, 1 und Β, 1 und unter II, 2 auf andere Eheverträge, als die in den §§ 1308, 1309 bezeichneten, ausgedehnt werden sollen, — an die Veröffentlichung der betreffenden Thatsache dieselbe Wirkung geknüpft werden soll, wie wenn der Dritte die Thatsache gekannt hätte oder hätte kennen müssen, und demgemäß formelle Vorschriften über die Art der Veröffentlichung, insbesondere über die Führung eines eherechtlichen Registers, in das Gesetzbuch überhaupt aufzunehmen (vergl. Motive S. 1013). Anlangend sodann die Art der Anordnung, so entschied die Mehrheit sich für den von dem Entwürfe und dem Antrage des Referenten unter II, 1 eingeschlagenen Weg. Die Mehrheit hielt dafür, daß dieser den Bestimmungen des Handelsgesetzbuchs über das Handelsregister (Art. 12—14) sich anschließende Weg den Vorzug verdiene, weil er die Uebersichtlichkeit und die praktische H a n d habung des Gesetzbuchs erleichtere, namentlich wenn man berücksichtige, daß die hier fraglichen formellen Vorschriften außer in den Fällen der | Eheverträge auch in | Prot I 7243 anderen, nicht minder wichtigen Fällen, insbesondere in dem praktisch sehr wichtigen Falle des § 1279 der Zusst., in Betracht kämen. Zweifelhaft könne es allerdings sein, ob es nicht vielleicht am angemessensten sei, sowohl die materiellen als die formellen Vorschriften über die Veröffentlichung in einem besonderen Abschnitte zu vereinigen. Rathsamer sei es indessen, die materiellen Vorschriften über die Veröffentlichung an ihrem bisherigen Orte zu belassen, da dieselben mit der anderen materiellen Vorschrift, daß die betreffende Thatsache gegenüber dem Dritten wirke, wenn letzterer die Thatsache gekannt habe oder habe kennen müssen, in einem engen Zusammenhange ständen und die Lostrennung derselben aus ihrem jetzigen Zusammenhange die Uebersichtlichkeit und das Verständniß des Gesetzes zu beeinträchtigen drohe. Bevor in die Berathung der einzelnen Bestimmungen des Entwurfs und der Anträge unter II, 1 und I A, 1 eingetreten wurde, wandte die Berathung sich der Erörterung der Frage zu, ob die Bestimmungen der §§ 1308, 1309 der Zusst. nach Maß1171

§§ 1558-1563

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

gäbe der Anträge unter I A, 1 § 1309 und Β, 1 und unter II, 2 auch auf andere Eheverträge, als die in den §§ 1308, 1309 bezeichneten, ausgedehnt werden sollen. D i e §§ 1308, 1309 beziehen sich nur auf solche Fälle, in welchen durch Ehevertrag T r e n n u n g der Güter vereinbart oder der gesetzliche Güterstand modifizirt bezw. an Stelle der veröffentlichten Trennung der Güter später wieder der gesetzliche Güterstand eingeführt oder die veröffentlichte Beschränkung des gesetzlichen Güterstandes später wieder aufgehoben ist (Prot. S. 6602). Indessen ist die Beschlußfassung | Prot I 7244 darüber, ob auch solche Eheverträge dem Publikations- | zwange unterworfen werden sollen, durch welche die Ehegauen vereinbart haben, daß unter ihnen Gütergemeinschaft bestehen solle, oder durch welche der Güterstand der Gemeinschaft wieder aufgehoben wird, bis zur Berathung der §§ 233—236 des Entw. vorbehalten worden (Prot. S. 6622 ff., 6650). Der Urheber des Antrags unter III will es lediglich bei den Bestimmungen der §§ 1308, 1309 in dem oben bezeichneten Sinne bewenden lassen, diesen Sinn aber durch die vorgeschlagene veränderte Fassung verdeutlichen. D a g e g e n bezweckt der Antrag unter I A, 1 und Β, 1, die Bestimmungen der §§ 1308, 1309 auf solche Eheverträge auszudehnen, durch welche an Stelle des gesetzlichen Güterstandes der Güterstand der Gütergemeinschaft, sei es der allgemeinen Gütergemeinschaft, der Errungenschaftsgemeinschaft oder der Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und der Errungenschaft, vereinbart oder ein solcher vertragsmäßiger Güterstand später wieder aufgehoben oder geändert ist. Im Uebrigen schließt der Antrag sachlich sich den Bestimmungen der §§ 1308, 1309 an, jedoch mit der weiteren Modifikation, daß es — abweichend von dem § 1309 — keinen Unterschied machen soll, ob der vertragsmäßige, später wieder aufgehobene oder geänderte Güterstand nach Maßgabe der 233—236 des Entw. veröffentlicht w a r oder nicht, und daß die im § 1308 Abs. 2 und im § 1309 sich findende Differenz über den Zeitpunkt, bis zu welchem bei einem Rechtsstreite zwischen einem der Ehegatten und einem Dritten der gute Glaube des letzteren vorhanden gewesen sein muß, dahin ausgeglichen wird, daß in allen Fällen im Anschlüsse an die Bestimmung des § 1308 Abs. 2 der Zeitpunkt maßgebend sein soll, in welchem der Ehevertrag in | Prot I 7245 dem Rechtsstreite noch hätte gel- | tend gemacht werden können. Im L a u f e der Berathung substituierte der Antragsteller diesem Zeitpunkte den Schluß der mündlichen Verhandlung, auf welche das Urtheil ergeht (vergl. § 251 Abs. 1 C.P.O.). Auf demselben Boden, wie der Antrag unter I A, 1 und Β, 1 steht der Antrag unter II, 2; doch weicht der letztere von dem ersteren sachlich darin ab, daß er im Falle der Aenderung eines vertragsmäßigen Güterstandes in Anlehnung an den § 1309 den guten Glauben Dritter durch eine besondere Bestimmung nur dann schützen will, wenn der später geänderte vertragsmäßige Güterstand nach Maßgabe der §§ 233 — 236 des Entw. veröffentlicht war. N a c h einer eingehenden Debatte entschied die Mehrheit sich für die Annahme des Antrags unter II, 2 mit der Modifikation, daß der Eingang des zweiten Absatzes des Antrags lauten soll: D a s Gleiche gilt in Ansehung eines rechtskräftigen Urtheils, welches in einem von einem der Ehegatten gegen einen Dritten anhängig gemachten Rechtsstreite ergangen ist, es sei denn u.s.w. (wie Abs. 2 des Antrags unter II, 2). Der Prüfung bei der Redaktion wurde jedoch vorbehalten, ob es nicht vorzuziehen sein werde, aus dem zweiten Absätze des Antrags einen besonderen Paragraphen zu bilden. Erwogen war: D e m § 1308 der Zusst. liege der Gedanke zum Grunde, daß ein gutgläubiger Dritter, welcher sich mit dem Ehemanne in Rechtsgeschäfte oder einen Rechtsstreit 1172

6. Titel: Güterrechtsregister

§§ 1558-1563

einlasse, sich, soviel die Wirksamkeit des Rechtsgeschäftes oder des in dem Rechtsstreite ergehenden Urtheils betreffe, darauf müsse verlassen können, daß | der Ehe- | Prot I 7246 mann die ihm nach dem gesetzlichen Güterrechte an dem Vermögen der Ehefrau zustehenden Rechte auch wirklich habe. Dieser Gedanke vermöge allerdings nicht zu der Ausdehnung des § 1308 auf solche Eheverträge zu führen, durch welche an Stelle des gesetzlichen Güterstandes der Güterstand der Gütergemeinschaft der einen o d e r anderen Form vereinbart sei, da durch die verschiedenen Güterstände der Gütergemeinschaft die Rechte des Ehemannes an dem Vermögen der Ehefrau im Vergleiche mit dem gesetzlichen Güterstande nicht gemindert, sondern mehr oder weniger erweitert würden. Auf diesem Gedanken beruhe auch der ursprüngliche Entwurf. D a nach dem System des letzteren der Ehemann bei der Gütergemeinschaft der alleinige T r ä g e r der rechtlichen Beziehungen des Gesammtgutes nach außen hin sein und in der V e r f ü g u n g über das Gesammtgut weder in dinglicher noch in obligatorischer Beziehung beschränkt sein sollte, so sei von diesem Standpunkte aus eine Ausdehnung des § 1308 auf solche Eheverträge, durch welche einer der verschiedenen Güterstände der Gütergemeinschaft vereinbart worden sei, zum Schutze gutgläubiger Dritter nicht erforderlich gewesen. Durch die von der K o m mission inzwischen gefaßten Beschlüsse über die juristische Konstruktion der G ü tergemeinschaft und über das dem Ehemanne in Ansehung des Gesammtgutes zustehende Verfügungsrecht (vergl. die §§ 1314, 1325 der Red.-Vorl.) habe sich jedoch die Sachlage wesentlich geändert. N a c h jenen Beschlüssen stehe das G e sammtgut im deutschrechtlichen Miteigenthum beider Ehegatten und sei ein Rechtsgeschäft des Ehemannes unter Lebenden, durch welches das Gesammt- | gut | Prot I 7247 oder ein Bruchtheil desselben oder ein zu dem Gesammtgute gehörendes Grundstück veräußert oder belastet oder die Verpflichtung zu einer solchen Veräußerung oder Belastung begründet werde, nur wirksam, wenn die Ehefrau in die V o r n a h m e des Rechtsgeschäfts eingewilligt habe oder dasselbe genehmige. Dasselbe gelte, vorbehaltlich der im § 1325 Abs. 3 für gewisse Schenkungen gemachten Ausnahme, von einem Rechtsgeschäfte des Ehemannes, welches ein Schenkungsversprechen enthalte oder durch welches Gesammtgut verschenkt oder über Gesammtgut zum Zwecke der Erfüllung eines nach den vorstehenden Bestimmungen unwirksamen Rechtsgeschäftes verfügt werde. Durch diese Vorschriften werde im Vergleiche zu dem gesetzlichen Güterrechte der Ehemann in seinem Verfügungsrechte über solche Gegenstände, welche nach dem gesetzlichen Güterrechte zu seinem V e r m ö g e n gehören würden, nicht nur in dinglicher, sondern auch in obligatorischer Beziehung nicht unerheblich beschränkt. Zum Schutze der Verkehrssicherheit gegen diese Verfügungsbeschränkungen des Ehemannes reichten die allgemeinen Grundsätze über den Schutz des guten Glaubens (vergl. §§ 824, 860—861, 1056, 1087 K . E . ) nicht aus, da dieselben einerseits sich nicht auf die Abtretung hypothekarisch nicht, gesicherter Forderungen erstreckten, andererseits nur das dingliche, nicht auch das obligatorische Rechtsgeschäft schützten. Auch die allgemeinen Grundsätze über Schadensersatz aus unerlaubten Handlungen (§ 699 K.E.) vermöchten in der hier fraglichen Beziehung besondere Bestimmungen zum Schutze gutgläubiger Dritter nicht entbehrlich zu machen. Die Verkehrssicherheit erheische, daß gutgläubige Dritte, welche sich mit ei- | nem der Ehegatten im Vertrauen darauf, daß der gesetz- I Prot I 7248 liehe Güterstand unter den Ehegatten bestehe, auf Rechtsgeschäfte oder Rechtsstreitigkeiten einließen, in Ansehung der Wirksamkeit des Rechtsgeschäfts oder des in dem Rechtsstreite ergehenden Urtheils nach allen Seiten hin so geschützt würden, wie wenn der gesetzliche Güterstand bestehe. Die Besorgniß, daß eine solche Ausdehnung des § 1308 die vertragsmäßige Eingehung der Gütergemeinschaft in 1173

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

denjenigen Gebieten, in welchen die Gütergemeinschaft in der einen oder anderen Form gegenwärtig der gesetzliche Güterstand sei, zu sehr erschweren werde, weil sie die Ehegatten zu der mit Kosten und Weitläufigkeiten verbundenen und dem für das Publikum nicht immer berechneten Inhalte der Eheverträge nicht entsprechenden Veröffentlichung der Eheverträge dränge, könne als begründet nicht anerkannt werden, da die Veröffentlichung nicht von Amtswegen, sondern nur auf Antrag erfolge, die Ehegatten aber bei normalen Verhältnissen wegen des gegenseitigen Vertrauens, auf welchem die eheliche Gemeinschaft beruhe, von einer Veröffentlichung der Eheverträge überhaupt Abstand nehmen würden. Werde der § 1308 auf solche Eheverträge, durch welche einer der verschiedenen Güterstände der Gütergemeinschaft vereinbart werde, ausgedehnt, so müsse man auch den § 1309 auf solche Eheverträge ausdehnen, durch welche der veröffentlichte vertragsmäßige Güterstand später wieder geändert werde, da ein gutgläubiger Dritter sich darauf müsse verlassen können, daß ein veröffentlichter Ehevertrag, solange die Änderung desselben nicht veröffentlicht sei, noch fortbestehe (vgl. Motive S. 612). | Prot I 7249 | Ein solcher Schutz des guten Glaubens sei insbesondere für den Fall der Auflösung der Gütergemeinschaft mit Rücksicht darauf geboten, daß mit der Auflösung der Gütergemeinschaft an die Stelle des einseitigen Verfügungsrechts des Ehemannes das Prinzip der gesammten Hand trete (vgl. § 1345 der R.V.), und auch die Ehefrau das Recht verliere, in den Fällen des § 1328 der R.V. verbunden mit § 1279 der Zusst. und des § 1330 der R.V. einseitig über Gesammtgut zu verfügen. Dagegen verdiene der Antrag unter I A, 1 und Β, 1 den guten Glauben Dritter auch dann nach Maßgabe des § 1309 zu schützen, wenn ein nicht veröffentlichter vertragsmäßiger Güterstand später geändert werde, aus denselben Gründen keine Billigung, aus welchen der Schutz, welchen der § 1309 gutgläubigen Dritten zu gewähren bezwecke, auf den Fall beschränkt worden sei, in welchem die Ausschließung oder Beschränkung des gesetzlichen Güterstandes vor dem Wegfall dieser Ausschließung oder Beschränkung veröffentlicht sei (vgl. Motive S. 611, 612, 700, 701; Prot. S. 6604). Der zufällige Umstand, daß der Dritte den Abschluß des nicht veröffentlichten Ehevertrages auf andere Weise erfahren habe, könne demselben kein Anrecht darauf geben, daß ihm gegenüber der Ehevertrag nach Maßgabe des § 1309 als noch bestehend angesehen werde. Vielmehr sei es seine Sache, sich danach zu erkundigen, ob der Ehevertrag noch bestehe. Auch in anderen ähnlich liegenden Fällen, insbesondere bei den Bestimmungen über die Vollmacht (§§ 120—122 K.E.), | Prot I 7250 | sei die Kommission in dem Schutze des guten Glaubens nicht so weit gegangen, wie der Antrag unter I A 1 und Β, 1, für die hier in Rede stehenden Fälle vorschlage. Ein Bedürfniß, so weit zu gehen, könne insbesondere auch mit Rücksicht auf diejenigen Gebiete, in welchen die Gütergemeinschaft in der einen oder anderen Form gegenwärtig der gesetzliche Güterstand sei und künftig vielleicht die vertragsmäßige entsprechende Gütergemeinschaft des Gesetzbuchs die Regel bilden werde, nicht anerkannt werden, um so weniger, als in manchen Fällen der gutgläubige Dritte durch die allgemeinen Grundsätze des Gesetzbuchs, insbesondere durch die Bestimmungen über Schadensersatz aus unerlaubten Handlungen (§ 699 K.E.), geschützt werde. Ob — wie von einer Seite noch geltend gemacht worden war — unter Umständen auch die Vorschriften über die Vollmacht (§§ 120—122 K.E.) zur analogen Anwendung geeignet sein würden, könne dahin gestellt bleiben. Anlangend sodann die von den Anträgen unter I A, 1 und II, 2 erstrebte Ausgleichung des § 1308 Abs. 2 und des § 1309, soweit die Bestimmungen sich auf den Fall eines Rechtsstreits zwischen einem der Ehegatten und einem Dritten bezögen, so sei 1174

6. Titel: Güterrechtsregister

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eine solche Ausgleichung zur Vermeidung kasuistischer Vorschriften im Interesse der Einfachheit des Gesetzbuchs als angemessen zu erachten. Es entspreche der Analogie des § 302 Abs. 2 K.E., welcher nach dem § 999 a K.E. und dem § 1265 der Zusst. auch auf den Nießbrauch und die eheliche Nutznießung für anwendbar erklärt sei, wenn im Falle eines Rechtsstreits zwischen einem der Ehegatten und ei| nem Dritten für den guten Glauben des letzteren derjenige Zeitpunkt als maßge- | Prot 1 7251 bend hingestellt werde, in welchem der Ehevertrag von dem Dritten noch hätte geltend gemacht werden können (§ 1308 Abs. 2 der Zusst.). Eine solche Bestimmung passe jedoch nur für den Fall, wenn der Rechtsstreit von einem der Ehegatten gegen einen Dritten anhängig gemacht werde. Auch der § 302 Abs. 2 K.E. habe nur den Fall vor Augen, wenn der bisherige Gläubiger gegen den Schuldner klage, und habe den zwar möglichen, aber seltenen Fall, in welchem der Schuldner gegen den bisherigen Gläubiger eine Feststellungsklage erhoben habe, nicht besonders berücksichtigt. Solle auch in dem umgekehrten Falle, in welchem ein Dritter gegen einen der Ehegatten geklagt habe, der gute Glaube des Dritten geschützt werden, so könne nach Analogie des § 1281 Ziff. 1 der Zusst. (vergl. auch § 1279 Abs. 3) und des § 236 der C.P.O. (mit dem § 1309) nur der Zeitpunkt der Anhängigkeit des Rechtsstreits in Frage kommen. Indessen fehle es an einem genügenden Bedürfnisse, auch für diesen Fall den guten Glauben des Dritten nach Maßgabe des § 1309 durch eine besondere, das Gesetz komplizirende Bestimmung zu schützen, da in Ermangelung einer solchen für den gutgläubigen Dritten nur der Nachtheil entstehen könne, daß das in dem Rechtsstreite ergehende Urtheil gegen den einen Ehegatten, nicht auch gegen den anderen Ehegatten wirke, er mithin genöthigt sei, zwei Prozesse zu führen, während er bei Kenntniß des bestehenden Güterstandes beide Ehegatten gemeinschaftlich hätte verklagen können (vgl. §§ 1275, 1286 der Zusst.) | Uebergegangen wurde darauf zur Berathung des Antrags unter I A, 3. Der Ur- | Prot I 7252 heber des Antrags erklärte, daß er denselben in Folge der zu den §§ 1308, 1309 gefaßten Beschlüsse in der ursprünglichen Fassung aufrechterhalte, dagegen die in dem Antrag unter I B, 2 vorgeschlagene Fassung nicht mehr in Betracht komme. Der Antrag bezweckt, nach Aufhebung oder Aenderung des veröffentlichten Güterstandes der Gütergemeinschaft einem Gläubiger, welcher vor Veröffentlichung der Aufhebung oder Aenderung des Güterstandes in dem guten Glauben, daß die Gütergemeinschaft nach Maßgabe der Veröffentlichung noch unverändert fortbestehe, dieselbe rechtliche Stellung gegenüber den Ehegatten und dem Gesammtgute einzuräumen, wie wenn die Gütergemeinschaft erst unmittelbar nach der Vornahme des Rechtsgeschäfts aufgehoben wäre, so daß, wenn die Verbindlichkeit nach den Vorschriften der betreffenden Gütergemeinschaft Gesammtgutsverbindlichkeit sein würde, der Gläubiger nicht nur den Ehemann persönlich in Anspruch nehmen, sondern auch verlangen kann, daß ihm gegenüber das Verhältniß so beurtheilt werde, als ob aller Erwerb, des einen oder anderen Ehegatten, welcher beim Fortbestehen der Gütergemeinschaft in der Zeit von der Aufhebung derselben bis zur Vornahme des Rechtsgeschäfts dem Gesammtgute zugefallen sein würde, wirklich Gesammtgut geworden und deshalb Objekt seiner Befriedigung sei. Die Mehrheit lehnte den Antrag ab. Sie ging davon aus, daß aus dem zu den §§ 1308, 1309 der Zusst. beschlossenen Bestimmungen, nach welchen die Aufhebung oder Änderung der Gütergemeinschaft zu | Gunsten des Gläubigers in Anse- | Prot 1 7253 hung des mit einem der Ehegatten geschlossenen Rechtsgeschäftes unwirksam sei, sich von selbst ergebe, daß, sofern die Verbindlichkeit aus jenem Rechtsgeschäfte nach den Vorschriften der betreffenden Gütergemeinschaft Gesammtgutsverbindlichkeit sein würde, der Gläubiger den Ehemann persönlich in Anspruch nehmen 1175

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

und, soweit die Auseinandersetzung über das Gesammtgut noch nicht erfolgt sei, Befriedigung aus dem noch vorhandenen Gesammtgute verlangen könne. Sei das Gesammtgut bereits getheilt, so könne nur in Frage kommen, ob der Gläubiger des einen Ehegatten aus der Person des letzteren gegen den anderen Ehegatten etwa einen Anspruch auf Rückgabe geltend machen könne, wenn und soweit unter Berücksichtigung der hier fraglichen, in dem Verhältnisse zwischen dem Gläubiger und den Ehegatten als Gesammtgutsverbindlichkeit zu behandelnden Verbindlichkeit der andere Ehegatte bei der Auseinandersetzung über das Gesammtgut zu viel erhalten habe. Ein Bedürfniß über diese aus den Bestimmungen der §§ 1308, 1309 in der oben beschlossenen Fassung (S. 7245) sich ergebenden Konsequenzen zum Schutze der Gläubiger hinauszugehen, sei aus den in den Motiven S. 700, 701 dargelegten Gründen nicht anzuerkennen. Dazu komme, daß die weitergehende Bestimmung des Antrags unter I A, 3 zu praktischen Schwierigkeiten und Verwickelungen führe, namentlich dann, wenn die nach Aufhebung der Gütergemeinschaft von dem einen oder anderen Ehegatten erworbenen, im Verhältniß zu dem GläubiI P r o t I 7254 g e r zum Gesammtgute gehörenden | Gegenstände von dem Ehegatten einseitig an Dritte veräußert seien oder sonst eine Surrogation stattgefunden habe. Es wurde darauf in die Berathung der einzelnen Bestimmungen des Abschnitts über das eherechtliche Register eingetreten (§§ 233—236 des Entw.). Man war einverstanden, daß das Gesetzbuch nach dem Vorgange des Handelsgesetzbuchs (Art. 12—14) sich auf die Aufnahme wesentlicher Verfahrensvorschriften zu beschränken habe und es der Beschlußfassung bei der Berathung des Entwurfs eines Gesetzes über das Verfahren in Vormundschaftssachen und sonstigen das Familienrecht betreffenden Angelegenheiten vorbehalten bleibe, ob jenes Gesetz durch die Aufnahme gewisser die Führung des eherechtlichen Registers betreffenden O r d nungsvorschriften zu ergänzen oder nach dem Vorgange des Handelsgesetzbuchs in dieser Hinsicht den Landesgesetzgebungen bezw. den Landesjustizverwaltungen Raum zu lassen sei. Der § 233 fand in der Fassung des Antrags unter II, 1 die Zustimmung der Kommission. Eine Meinungsverschiedenheit ergab sich in sachlicher Hinsicht nur darüber, ob die öffentliche Bekanntmachung der Eintragung mit dem Entwürfe und dem Antrage unter II, 1 als eine wesentliche oder nur als eine Ordnungsvorschrift aufgestellt werden solle. Die Mehrheit entschied sich nach dem Vorgange des Handelsgesetzbuchs (vgl. ζ. B. Art. 25) dafür, daß der Zeitpunkt der öffentlichen Bekanntmachung der Eintragung entscheidend sein, also Eintragung und Publikation erforderlich sein soll, damit die betreffende Thatsache als dem Dritten bekannt | Prot I 7255 gelte. Man verkannte zwar nicht, daß im bürgerlichen Verkehre die | Betheiligten nicht in gleichem Maße, wie dies im Handelsverkehre der Fall sei, darauf zu achten pflegten, ob die erforderliche öffentliche Bekanntmachung auch wirklich erfolge, und daß, wenn die Bekanntmachung irrthümlich unterbleibe, der daraus entstehende Nachtheil die Ehegatten treffe, daß ferner durch die Vorschrift, der Zeitpunkt der Publikation sei entscheidend, f ü r Dritte, welche sich vergewissern wollten, ob eine Thatsache ordnungsmäßig veröffentlicht sei, diese Ermittelung erschwert werde. Man war jedoch der Ansicht, daß die Rücksicht auf den Schutz der gutgläubigen Dritten überwiege und die Eintragung in das eherechtliche Register allein dem Wissen oder Wissenmüssen von Seiten Dritter nicht gleichgestellt werden könne. Der P r ü f u n g bei der Redaktion wurde es überlassen, ob es nicht zweckmäßiger sei, in dem § 233 entweder alle Bestimmungen zu allegiren, in welchen die Eintragung in das eherechtliche Register und die öffentliche Bekanntmachung der Eintra1176

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gung in Frage k o m m e (vgl. außer den im § 233 allegirten §§ 1251, 1279, 1308 die §§ 1257, 1264, 1302, 1303 der Zusst. und § 1322 der R.V. oder überhaupt von jeder Allegation abzusehen. D e r § 234 des Entw., zu welchem im Laufe der Berathung noch folgender Antrag gestellt w a r : D e m § 234 Abs. 1 beizufügen: „In Ermangelung eines solchen Gerichtes wird das zuständige Gericht von der obersten Justizverwaltungsbehörde des Heimathstaates bestimmt." I (Vgl. § 10 K.E.; Zusammenst. des Fam.R. § 1218). wurde absatzweise berathen. | Prot I 7256 Es w u r d e n folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Abs. 1 des § 234 in der Fassung des Antrags unter II, 1 fand keinen Widerspruch. Einvernehmen herrschte, daß, wenn der Ehemann an mehreren O r t e n den W o h n s i t z habe (§ 35 K.E.), die Veröffentlichung bei dem Amtsgerichte des einen oder anderen Wohnsitzes genüge. D e r zu ξ 234 Abs. 1 beantragte Zusatz wurde von der Mehrheit abgelehnt. Sie glaubte, daß der Zusatz durch ein Bedürfniß nicht geboten sei. Für Inländer, welche im Auslande ihren Wohnsitz hätten, habe die Zusatzbestimmung, auch wenn demnächst nach dem Vorschlage des Entw. des allg. Theils Abschn. I, § 19 beschlossen werden sollte, daß das Güterrecht der Ehegatten sich nach d e m Rechte des Staats bestimme, welchem der Ehemann z u r Zeit der Eheschließung angehöre, nur ein geringes praktisches Interesse, da dieselben ihre Verkehrsbeziehungen vorzugsweise im Auslande hätten. Ebensowenig brauche in der hier fraglichen Beziehung f ü r Inländer, welche im Inlande sich aufhielten, aber keinen Wohnsitz hätten, durch eine Spezialbestimmung V o r s o r g e getroffen zu werden. Auch im Hinblick darauf, daß nach dem § 1302 der Zusst. die Bestimmungen der §§ 1308, 1309 der Zusst. entsprechende A n w e n d u n g | finden sollten, wenn die | Prot 1 7257 eheliche N u t z n i e ß u n g und Verwaltung in Folge des Urtheils, durch welches der E h e m a n n f ü r todt erklärt sei, beendigt werde, k ö n n e der beantragte Zusatz nicht als erforderlich erachtet werden, um der Ehefrau die Möglichkeit zu gewähren, die Beendigung der ehelichen N u t z n i e ß u n g und Verwaltung zu veröffentlichen. V o n seltenen und deshalb nicht besonders zu berücksichtigenden Fällen abgesehen, habe die E h e f r a u eines f ü r todt erklärten Ehemannes, um sich zu sichern, kein Interesse an einer solchen Veröffentlichung. W e n n die §§ 1308, 1309 auf den gedachten Fall f ü r entsprechend anwendbar erklärt seien, so habe dies wegen der übrigen in denselben enthaltenen Bestimmungen immer noch eine praktische Bedeutung. Die Annahme des beantragten Zusatzes sei um so mißlicher, als dadurch die Lage Dritter, welche ermitteln wollten, ob eine Veröffentlichung erfolgt sei und noch bestehe, erschwert werde. Die weitere Berathung des § 234 w u r d e bis z u r nächsten Sitzung vertagt. 494. Sitzung vom 25. 11. 1885, Schriftführer:

Struckmann

| Bevor die in voriger Sitzung abgebrochene Berathung des § 234 des Entw. fort- | Prot I 7259 gesetzt w u r d e , kam auf die von einer Seite gegebene Anregung zur Sprache, ob nicht die in der vorigen Sitzung zu den §§ 1308, 1309 der Zusst. und zu § 233 des E n t w u r f s gefaßten Beschlüsse (Prot. S. 7245 ff., 7254 ff.) in einzelnen Beziehungen zu verdeutlichen bezw. zu ergänzen oder zu ändern seien. Insbesondere w u r d e geltend gemacht, daß der W o r t l a u t des § 1308 in der in der vorigen Sitzung beschlossenen Fassung (Prot. S. 7245) zu der Auslegung f ü h r e n könne, daß, um die Anwendbarkeit der in dem § 1308 zum Schutze gutgläubiger Dritter gegebenen V o r 1177

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Schriften auszuschließen, immer die Veröffentlichung, d. h. nach den zu § 233 des | Prot I 7260 Entw. beschlossenen Bestimmungen die Eintragung und die öffentliche Be- | kanntmachung des ganzen Ehevertrages, erforderlich sei. So verstanden, gäben aber die gefaßten Beschlüsse zu ernsten Bedenken Anlaß. Die Eheverträge enthielten häufig zugleich Bestimmungen, welche für den rechtsgeschäftlichen Verkehr mit Dritten ohne alles Interesse seien, deren Veröffentlichung aber den Ehegatten sehr unerwünscht sein und das Interesse der letzteren empfindlich verletzen könne. Dazu komme, daß die Veröffentlichung des ganzen Ehevertrages in vielen Fällen mit großen Weiterungen und sehr beträchtlichen Kosten verbunden sei. Berücksichtige man, daß die Veröffentlichung nicht von Amtswegen, sondern nur auf Antrag der Ehegatten erfolgen solle, um denselben ein Mittel zu gewähren, sich gegen die nach dem § 1308 an den guten Glauben Dritter f ü r die Ehegatten geknüpften Nachtheile zu sichern, und daß es, um die Anwendbarkeit der im § 1308 zum Schutze des guten Glaubens eines Dritten gegebenen besonderen Vorschriften auszuschließen, nur darauf ankommen könne, daß der Dritte zur Zeit der Vornahme des Rechtsgeschäfts diejenigen Bestimmungen des Ehevertrages gekannt habe oder habe kennen müssen, welche für die Wirksamkeit des konkreten Rechtsgeschäfts von Bedeutung seien, so erscheine es konsequent, einerseits den Ehegatten zu überlassen, inwieweit dieselben von dem ihnen zu Gebote gestellten Sicherungsmittel Gebrauch machen wollten, inwieweit daher der Inhalt des Ehevertrags veröffentlicht werden solle, andererseits die Anwendbarkeit der im § 1308 zum Schutze des guten Glaubens eines Dritten getroffenen Bestimmungen dann auszuschließen, wenn die durch den Ehevertrag hervorgerufene Aenderung des gesetzlichen oder eines nach Maßgabe der | Prot 17261 §§ 233 bis 236 des Entw. veröffentlichten Vertrags- | mäßigen Güterstandes, d . h . diejenigen Bestimmungen des Ehevertrages, welche f ü r die Wirksamkeit des konkreten Rechtsgeschäfts von Bedeutung seien, zur Zeit der Vornahme des Rechtsgeschäfts nach Maßgabe der §§ 233 bis 236 des Entw. veröffentlicht oder dem Dritten bekannt gewesen seien oder hätten bekannt sein müssen. Die vorstehenden Ausführungen wurden allseitig gebilligt. Man war einverstanden, daß die in der vorigen Sitzung zu den §§ 1308, 1309 der Zusst. und zu § 233 des Entw. gefaßten Beschlüsse in dem zuletzt bezeichneten Sinne zu verstehen seien, nach dieser Richtung hin aber, um der aus dem Wortlaute der Beschlüsse sich ergebenden unrichtigen Auffassung entgegenzutreten einer Verdeutlichung bedürfen. Es wurde deshalb beschlossen, in dem ersten Abs. des angenommenen, zu §§ 233 — 236 des Entw. gestellten Antrags unter II, 1 (Prot. S. 7254 mit S. 7238) die Schlußworte: „es sei denn, daß der Ehevertrag . . . bekannt sein mußte" dahin zu ändern: „es sei denn, daß die Aenderung bekannt sein mußte" und in dem zweiten Absätze jenes Antrages die Schlußworte: „es sei denn, daß der Ehevertrag zu der Zeit, zu welcher derselbe . . . bekannt sein mußte" dahin zu fassen: „es sei denn, daß die Aenderung zu der Zeit, zu welcher dieselbe . . . bekannt sein mußte", ferner in dem § 233 des Entw. in der Fassung des Antrags unter II, 1 (Prot. S. 7238) zum besonderen Ausdrucke zu bringen, daß nur dasjenige einzutragen sei, dessen Eintragung die Ehegatten beantragt hätten. In Veranlassung dieses Beschlusses wurde weiter die Berathung der in der vori| Prot I 7262 gen Sitzung zu | § 233 des Entw. beschlossenen Bestimmung wiederaufgenommen, daß zur Wirksamkeit der Veröffentlichung die Eintragung in das eherechtliche Register und die öffentliche Bekanntmachung der Eintragung nach Maßgabe der §§ 233 bis 236 des Entw. erforderlich sein solle (Prot. S. 7254, 7255). Nach einer nochmaligen Erörterung der für und gegen jene Bestimmung sprechenden Gründe entschied die Mehrheit sich für die Aufhebung des in dieser Beziehung in der vori1178

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gen Sitzung gefaßten Beschlusses und f ü r die A u f n a h m e der Ordnungsvorschrift, daß eine öffentliche Bekanntmachung erfolgen solle. Zugleich w u r d e beschlossen, daß in der öffentlichen Bekanntmachung die Bezeichnung des Güterstandes, welcher unter den Ehegatten bestehe, und, wenn dieser Güterstand gegenüber den gesetzlichen Vorschriften geändert sei, die weitere Mittheilung genüge, daß eine solche A e n d e r u n g stattgefunden habe, ohne daß es einer Bezeichnung der Art der Aenderung bedürfe. Die Mehrheit überzeugte sich, daß die gegen die in der vorigen Sitzung beschlossene Bestimmung bei Gelegenheit der f r ü h e r e n Berathung geltend gemachten G r ü n d e (vergl. Prot. S. 7255), namentlich, nachdem beschlossen worden sei, daß nicht immer der ganze Ehevertrag veröffentlicht zu werden brauche, überwiegend seien. Insbesondere w a r erwogen, daß nach langen Jahren der Nachweis, daß die öffentliche Bekanntmachung und daß dieselbe namentlich nach Maßgabe der Eintragung in das eherechtliche Register vollständig erfolgt sei, o f t schwer zu führen sein werde, und daß andererseits — ähnlich wie beim Grundbuche — die Betheiligten in der Lage seien, sich durch Einsicht des eherechtlichen Registers die nöthige Kenntniß zu | verschaffen. Weiter k o m m e in Betracht, daß, wenn man die | Prot I 7263 öffentliche Bekanntmachung nicht als wesentlich behandele, man den Inhalt derselben in der beschlossenen Art beschränken könne und dadurch die Kosten der öffentlichen Bekanntmachung im Interesse der Ehegatten vermindert würden. Einvernehmen herrschte, daß das eherechtliche Register im Hinblick auf den Zweck desselben öffentlich und die Einsicht desselben während der gewöhnlichen Dienststunden einem Jeden gestattet sein müsse, und daß es in E r g ä n z u n g der zu dem § 233 des Entw. gefaßten Beschlüsse, namentlich, nachdem beschlossen worden sei, d a ß die öffentliche Bekanntmachung der Eintragungen nicht wesentlich sein solle, die A u f n a h m e einer dem Art. 12 Abs. 2 Satz 1 und 2 des H.G.B, entsprechenden Bestimmung in das Gesetzbuch sich empfehle, um dadurch die Oeffentlichkeit des eherechtlichen Registers, auf welcher das ganze Institut beruhe, sicher zu stellen. Eine Meinungsverschiedenheit ergab sich nur darüber, ob auch die Bestimmung des dritten Satzes im Art. 12 Abs. 2 des H.G.B., daß von den Eintragungen in das Handelsregister gegen Erledigung der Kosten eine Abschrift gefordert werden könne, die auf Verlangen zu beglaubigen sei, auf das eherechtliche Register übertragen werden solle. Die Mehrheit hielt jedoch das Bedenken, daß diese Bestimmung gemißbraucht werden könne, nicht f ü r begründet, glaubte vielmehr, daß G r ü n d e praktischer Zweckmäßigkeit der A u f n a h m e einer derartigen Bestimmung das W o r t redeten, namentlich wenn man solche Fälle berücksichtige, in welchen die Abschrift zum Zwecke der Vorlegung im Prozesse (§ 400 C.P.O.) benutzt werden solle. V o n einer Seite w u r d e noch die Frage ange-1 regt, wie sich die allgemeinen V o r - | Prot I 7264 Schriften über den Schutz des guten Glaubens, insbesondere die desfallsigen V o r schriften des Grundbuchrechts, nach welchen der gute Glaube nur dann ausgeschlossen sei, wenn der Dritte z u r Zeit des sich vollziehenden Erwerbes des Rechts die Nichtübereinstimmung des Grundbuchs mit der wirklichen Rechtslage gekannt habe (vergl. die §§ 824, 825, 1056, 1087, 860 bis 861 K.E.), zu der zu den §§ 1308, 1309 der Zusst. beschlossenen Bestimmung verhielten, nach welcher der gute Glaube des Dritten schon dann als nicht vorhanden angesehen werde, wenn die Aenderung des Ehevertrags zur Zeit der V o r n a h m e des Rechtsgeschäfts nach Maßgabe der §§ 233 bis 236 des Entw. veröffentlicht gewesen sei oder dem Dritten hätte bekannt sein müssen, und ob es nicht zur Vermeidung von Zweifeln, zu welchen die Fassung der zu den §§ 1308, 1309 beschlossenen Bestimmungen Veranlassung geben könnte, rathsam sei, ausdrücklich h i n z u z u f ü g e n , daß durch dieselben die allge1179

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

meinen Vorschriften über den Schutz des guten Glaubens nicht berührt würden. Man erachtete jedoch einen derartigen Vorbehalt als entbehrlich, weil es selbstverständlich sei, daß beim Vorhandensein der in den Schlußworten der hier fraglichen Bestimmung: „es sei denn, d a ß . . . bekannt sein mußte" bezeichneten Voraussetzungen nur die in jener Bestimmung zum Schutze des guten Glaubens Dritter gegebenen besonderen Vorschriften keine Anwendung fänden, die Wirksamkeit des Rechtsgeschäfts nach Maßgabe der allgemeinen Vorschriften über den Schutz des guten Glaubens dadurch aber nicht ausgeschlossen werde. Gegen die Fassung der zu §§ 1308, 1309 in der vorigen Sitzung nach Maßgabe des Antrags unter II, 2 (Prot. S. 7245 mit S. 7239) beschlossenen Bestimmungen | Prot I 7265 | wurde erinnert, daß der Ausdruck: „zu Gunsten eines Dritten . . . unwirksam" der Ausdrucksweise des § 107 K.E. nicht entspreche und es den Vorzug verdiene, im Anschluß an die letztere (vgl. auch § 6 der Konk.O.) zu sagen: „gegenüber einem Dritten . . . unwirksam." V o n anderer Seite wurde vorgeschlagen, die Bestimmung dahin zu fassen: „ist zu Gunsten eines Dritten . . . als unwirksam anzusehen." Diese Erinnerungen wurden zur Redaktion verwiesen, bei welcher auch zu erwägen sein werde, ob nicht eventuell die Fassung des § 107 K.E. mit der Fassung der hier fraglichen Bestimmung in Einklang zu bringen sein werde. Die Berathung wandte sich darauf dem § 234 des Entw. in der Fassung des Antrags des Referenten unter II, 1 (Prot. S. 7238, 7239) zu. Der Abs. 1 des § 234 ist bereits in der vorigen Sitzung durch den S. 7256 unter 1 mitgetheilten Beschluß erledigt. Es wurden außerdem zu dem § 234 folgende Beschlüsse gefaßt: 2. Abs. 2 Satz 1 des § 234 wurde mit der Modifikation, daß im Falle des § 1308 der Antrag beider Ehegatten erforderlich sein solle, und in dem Sinne angenommen, daß der Antrag auf Eintragung zur Wirksamkeit der letzteren wesentlich, eine ohne den Antrag des Ehemannes bezw. beider Ehegatten erfolgte Eintragung also nichtig sei. Die Mehrheit ging davon aus, daß, da die Veröffentlichung den Ehegatten nur die Möglichkeit, sich zu sichern, gewähren solle, die Wirksamkeit der Veröffentlichung und die damit zum Nachtheile Dritter verbundene Fiktion von dem Willen der vertragsberechtigten Ehegatten abhängig gemacht werden müsse. Dazu | Prot I 7266 komme, daß die Wirksamkeit einer ohne den An- | trag der Ehegatten erfolgten Veröffentlichung denselben auch keineswegs in allen Fällen zum Vortheile, sondern dann zum Nachtheile gereichen würde, wenn die Aufhebung einer früher auf ihren Antrag veröffentlichten Thatsache veröffentlicht sei. Der Einwand, daß, wenn der Antrag wesentlich sei, demjenigen, welcher sich auf die Veröffentlichung berufe, der schwierige Beweis aufgebürdet werde, daß der erforderliche Antrag erfolgt sei, könne als erheblich nicht angesehen werden, da die Legalität des amtlichen Akts bis zum Beweise des Gegentheils vorausgesetzt werden müsse. Der Prüfung bei der Redaktion wurde überlassen, ob der Sinn der beschlossenen Bestimmung der Verdeutlichung dahin bedürfe, daß der Antrag erforderlich sei. Der Beschluß, daß im Falle des § 1308 der Antrag beider Ehegatten nöthig sein solle, beruhte auf der Erwägung, daß es dem praktischen Leben nicht entspreche, den Antrag des einen Ehegatten und die Einwilligung des anderen zu erfordern. Der Praxis sei eine solche Art des Verfahrens unbekannt. 3. Abs. 2 Satz 2 des ξ 234 fand mit der in Folge des unter 2 gefaßten Beschlusses erforderlich gewordenen Abweichung, daß jeder Ehegatte in den Fällen des § 1308 verpflichtet sein soll, mit dem anderen Ehegatten die Eintragung in der dazu erforderlichen Form zu beantragen, vorbehaltlich der Redaktion, die Zustimmung der Kommission. 1180

6. Titel: Güterrechtsregister

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4. Abs. 3 des § 234 wurde von der Mehrheit im Sinne einer wesentlichen Vorschrift gebilligt. Die Mehrheit war der Ansicht, daß, nachdem beschlossen worden sei, der Antrag solle zur Wirksamkeit der Eintragung erforderlich sein, der Antrag gewissermaßen einen Bestandtheil der Eintragung bilde und deshalb, wie die Eintragung selbst, an eine öf- | fentliche Form gebunden werden müsse, um dadurch im I Prot I 7267 Interesse der Betheiligten die wesentlichen Voraussetzungen einer wirksamen Veröffentlichung außer Zweifel zu stellen. Der Prüfung bei der Redaktion blieb vorbehalten, ob es nöthig sein werde, durch eine andere Fassung zum Ausdruck zu bringen, daß die im Abs. 3 bestimmte Form erforderlich sei. Einvernehmen bestand, daß durch die Bestimmung des Abs. 3 auch der Fall gedeckt werde, in welchem der Antrag bei dem Amtsgerichte mündlich gestellt und darüber ein Protokoll aufgenommen sei. 5. Abs. 4 des § 234 wurde in Folge des nachträglich zu § 233 gefaßten Beschlusses, daß die öffentliche Bekanntmachung der Eintragung nicht wesentlich sein solle (Prot. S. 7262), im Anschlüsse an die nach dem Vorbilde des § 52 K.E. vorgeschlagenen Fassung des Antrags unter IV Satz 1 (Prot. S. 7240), durch folgende Bestimmung ersetzt: „Das Amtsgericht soll jede Eintragung unverzüglich durch Einrückung in das Blatt, welches zur Veröffentlichung amtlicher Bekanntmachungen des Amtsgerichts bestimmt ist, bekannt machen." Der Prüfung bei der Redaktion wurde anheimgestellt, ob nicht die oben S. 7262 zu § 233 beschlossenen Bestimmungen über den Inhalt der öffentlichen Bekanntmachungen hierher zu übernehmen und mit der vorstehend als Abs. 4 des § 234 beschlossenen Vorschrift zu verbinden seien. Uebergegangen wurde darauf zur Berathung des 5 235 des Entw. (mitgetheilt Prot. S. 7239). Der Abs. 1 des Antrags unter II, 1 fand, Redaktion vorbehalten, in folgender Fassung die Zustimmung der Mehrheit: | „Wenn der Ehemann seinen Wohnsitz in den Bezirk eines anderen Amtsge- | Prot I 7268 richts verlegt, so ist die Eintragung auch in das eherechtliche Register des Amtsgerichts des neuen Wohnsitzes erforderlich. Die Eintragung ist binnen sechs Wochen nach der Begründung des neuen Wohnsitzes zu beantragen, widrigenfalls die frühere Eintragung ihre Wirkung verliert." Abs. 2 des Antrags unter II, 1 wurde von der Mehrheit abgelehnt. Man verkannte nicht, daß die zu Abs. 1 beschlossene Bestimmung mit praktischen Unzuträglichkeiten verbunden sei und insbesondere die Unsicherheit mit sich bringe, ob eine bei dem Amtsgerichte des früheren Wohnsitzes erfolgte, aber noch nicht in dem eherechtlichen Register gelöschte Eintragung noch wirksam sei oder nicht. Man war jedoch der Ansicht, daß die Rücksicht auf den guten Glauben derjenigen, welche an dem neuen Wohnsitze mit den Ehegatten in rechtsgeschäftlichen Verkehr träten, jene Nachtheile überwiege (vgl. Motive S. 1015). Dagegen vermochte die Mehrheit sich nicht davon zu überzeugen, daß die in Abs. 2 des § 235 in der Fassung des Antrags unter II, 1 vorgeschlagene Spezialbestimmung aus den in den Motiven S. 1015 angeführten Rücksichten der Billigkeit gegen die Ehefrau durch ein Bedürfniß geboten sei. Der § 236 des Entw. und die dazu gestellten Anträge unter I A, 1 § 1308 a Abs. 3 und unter II, 1 (mitgetheilt Prot. S. 7234, 7239) wurden von der Mehrheit abgelehnt. Sie ging davon aus, daß die in dem Antrage unter II, 1 vorgeschlagenen Bestimmungen, soweit dieselben richtig seien, insbesonde- | re soweit dieselben zum | Prot I 7269 Ausdrucke zu bringen bezweckten, daß die spätere Eintragung einer dem Inhalt der 1181

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

f r ü h e r e n Eintragung zurücknehmenden oder mit dem Inhalte der letzteren in Widerspruch tretenden Thatsache die W i r k u n g der früheren Eintragung aufhebe, auch wenn die neu eingetragene Thatsache in Wirklichkeit nicht bestehe, als selbstverständlich anzusehen, überdies bedenklich seien, weil sie den von dem G r u n d b u c h e verschiedenen rechtlichen Charakter der Eintragungen in das eherechtliche Register, welche regelmäßig nur dann rechtliche Bedeutung hätten, wenn dieselben der wirklichen Sachlage entsprächen (Prot. S. 6604), zu verdunkeln drohten. Zu erledigen waren noch die in Zusammenhange mit den §§ 233 bis 236 des Entw. gestellten Anträge unter I A, 2 a bis d (mitgetheilt Prot. S. 7235, 7236). Die Anträge unter I A , 2 a bis c wurden, soweit dieselben nicht durch die zu den §§ 1308, 1309 der Zusst. und zu den §§ 233 bis 236 des Entw. gefaßten Beschlüsse ihre Erledigung gefunden haben (vgl. insbesondere den in dem Antrage unter I, A, 2 a beantragten Zusatz zu den §§ 1251 und 1279 der Zusst. mit der zu § 234 Abs. 2 oben S. 7269 beschlossenen Bestimmung), als lediglich redaktioneller N a t u r zur Redaktion verwiesen. D e r Antrag unter I A, 2 d w u r d e aus dem Gesichtspunkte, daß d a d u r c h ein zweiter P r o z e ß gegen den verurtheilten Ehegatten behufs E r z w i n g u n g des zur Eintragung in das eherechtliche Register erforderlichen Antrags desselben vermieden werde, vorbehaltlich der mit dem zu § 234 Abs. 2 Satz 1 gefaßten Beschlüsse, daß in den Fällen des § 1308 der Antrag beider Ehegatten erforderlich sei | Prot I 7270 (Prot. S. 7265, 7266), in Einklang zu bringenden Fassung und vorbehält- | lieh der bei der Redaktion zu prüfenden Frage, ob die Bestimmung nicht zweckmäßiger mit dem Abs. 2 des § 234 in der oben beschlossenen Fassung zu verbinden sein werde, sachlich gebilligt. Fassung der Regelung in der RedVorl: a) RedVorl von Pape: II. Eherechtliches Register. § 1 (§233). Die durch das Gesetz vorgeschriebene Veröffentlichung einer auf die vermögensrechtlichen Verhältnisse der Ehegatten sich beziehenden Thatsache (eines den Güterstand der Eheleute betreffenden vermögensrechtlichen Verhältnisses) erfolgt durch Eintragung in ein f ü r solche Eintragungen bestimmtes von den Amtsgerichten zu führendes Register (eherechtliches Register). Das eherechtliche Register ist öffentlich; seine Einsicht ist während d e r gewöhnlichen Dienststunden einem Jeden gestattet; auch kann von den Eintragungen gegen Erlegung der Kosten eine Abschrift gefordert w e r d e n ; die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. (N.B. 1. In der Ueberschrift wird der Singular am Platze sein; zu vergl. Hand.Ges.Buch Ueberschrift Titel 2 Buch 1 (Art. 14) und Art. 432, aber auch Einführ.-Ges. zur Zivilproz.-Ord. § 23 und Einf. Ges. zur K o n k . O r d . § 17. 2. Z u r Erleichterung der Anwendung des Gesetzes könnte es dienen, im § 1 die §§ zu allegiren, in welchen eine Eintragung vorgeschrieben wird. Aber eine solche Allegation müßte, um ihren Zweck zu erfüllen, vollständig sein, mithin auch diejenigen §§ enthalten, in welchen auf die §§ 1308 und 1309 verwiesen wird. Ein klares Bild möchte aber auch bei einer solchen Vollständigkeit kaum g e w o n n e n werden, da die Fälle, auf welche die betreffenden Vorschriften passen, nicht deutlicher hervortreten. Die fragliche Allegation ist auch vom legislativen Standpunkt schwer zu rechtfertigen, wie schon daraus erhellt, daß durch eine etwaige Omission das Gesetz fehlerhaft würde. Auch das H.G.B, hat in Art. 12 Abs. 1 und gewiß nicht o h n e G r u n d 1182

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sich jeder Allegation enthalten. Zu vergl. übrigens wegen der Allegation der §§ 1308 und 1309 insbes. die §§ 1257, 1264, 1302, 1303, 1322, indessen kommen noch andere §§ in Betracht, ζ. B. § 1352 und verschiedene §§ über die Errungenschaftsgem. und die Mobiliargütergemeinschaft. 3. Wegen der Oeffentlichkeit des Registers H.G.B. Art. 12.) § 2 (§§ 234, 235). Die in dem § 1 bestimmte Eintragung muß in das eherechtliche Register des Amtsgerichts bewirkt werden, in dessen Bezirke der Ehemann seinen Wohnsitz hat. Wird von dem Ehemann der Wohnsitz in den Bezirk eines andern Amtsgerichts verlegt, so muß die Eintragung auch in das eherechtliche Register dieses Amtsgerichts erfolgen; die neue Eintragung ist binnen sechs Wochen seit der Begründung des andern Wohnsitzes zu beantragen, widrigenfalls die frühere Eintragung ihre Wirkung verliert. § 3 (§234). Zu der Eintragung in das eherechtliche Register ist in den Fällen §1251 Abs. 4 u. § 1279 Abs. 3 der Antrag des Ehemanns, in den übrigen Fällen der Antrag beider Ehegatten in gerichtlich oder notariell beglaubigter Form erforderlich. Für den Inhalt der Eintragung ist nur der Inhalt des Antrags maßgebend; insbesondere ist bei der Eintragung auf Grund eines Ehevertrags weder die Eintragung des ganzen Inhalts des Vertrags noch dessen Vorlegung nöthig. (N.B. zum § 3. 1. „gerichtlich oder notariell beglaubigter Form" zu vergl. K.E. §§ 58, 91, 348, 1185, auch 269, 299, 306. Der § 1175 wird nicht zum Vorbild dienen können; er nimmt noch auf andere Verhältnisse Rücksicht. Im vorliegenden Falle ist nur die Form des Antrags zu bestimmen. 2. Die Verdeutlichung, daß bei der Eintragung auf Grund eines Ehevertrags weder die Vertragsurkunde — und eine solche muß existiren, da der Ehevertrag an die ger. oder not. Form gebunden ist — noch ein Auszug vorzulegen sei, daß vielmehr auch in solchen Fällen für die Eintragung nur der Inhalt des Antrags maßgebend ist, wird nicht überflüssig sein.) § 4 (§ 234). Ist zu einer Eintragung der Antrag beider Ehegatten erforderlich, so ist jeder Ehegatte gegenüber dem andern Ehegatten verpflichtet, mit diesem die Eintragung in der zu dieser nöthigen Form zu beantragen. In den Fällen der 1302, 1303, 1352 wird durch das rechtskräftige, in der Hauptsache erlassene Urtheil der Antrag des verurtheilten Ehegatten ersetzt. § 5 (§ 233). Das Amtsgericht soll jede Eintragung unverzüglich von Amtswegen durch Einrückung in das Blatt, welches zur Veröffentlichung amtlicher Bekanntmachungen des Amtsgerichts bestimmt ist, öffentlich bekanntmachen. Ist zu der Eintragung der Antrag beider Ehegatten erforderlich, so hat sich die Einrückung darauf zu beschränken, daß der unter den Ehegatten bestehende Güterstand und wenn dieser anders geregelt ist, als das Gesetz mit sich bringt, die von dem Gesetze abweichende Regelung nur im Allgemeinen ohne Erwähnung der Einzelnheiten bezeichnet wird. (N.B. 1. Die Allegate der §§ 1251, 1279 sind durch Allegirung der §§ des vorliegenden Abschnitts zu korrigiren. . . . ) I. Die §§ 1308 und 1309 der Zusammenstellung werden dahin geändert: § 1308. Ein Ehevertrag, durch welchen der gesetzliche oder ein nach Maßgabe der Vorschriften der §§ . . . (die Vorschriften über die Führung des eherechtlichen Registers) veröffentlichter vertragsmäßiger Güterstand eine Aenderung erfährt, ist zu Gunsten eines Dritten, welcher ein Rechtsgeschäft mit einem der Ehegatten ge1183

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schlossen o d e r diesem gegenüber vorgenommen oder welchem gegenüber einer der Ehegatten ein Rechtsgeschäft vorgenommen hat, in Ansehung eines solchen Rechtsgeschäfts unwirksam (als unwirksam anzusehen) es sei denn, daß die Aenderung nach Maßgabe der Vorschriften der §§ . . . (die Vorschriften über die Führung des eherechtlichen Registers) veröffentlicht oder dem Dritten bekannt w a r oder bekannt sein mußte. (N.B. 1. D u r c h den § 1308 wird die Veröffentlichung aller Verträge vorgeschrieben, durch welche Gütertrennung bestimmt, d. h. die eheliche N u t z n i e ß u n g und Verwaltung ausgeschlossen wird (§ 1310), oder die eheliche N u t z n i e ß u n g und Verwaltung nur beschränkt wird, in gleichen aller Verträge, durch welche die allgemeine Gütergemeinschaft oder die Errungenschaftsgemeinschaft oder die sog. Mobiliargütergemeinschaft eingeführt wird, sodann aber auch derjenigen Verträge, durch welche ein hiernach zu veröffentlichender und wirklich veröffentlichter Vertrag aufgehoben bezw. geändert wird. O h n e Zweifel greift der Grundsatz weit; allein in einer großen Zahl von Fällen werden die Eheleute kein Interesse haben, die Veröffentlichung eines Ehevertrags zu veranlassen, weil sie von dem Präjudiz der NichtVeröffentlichung keinen Nachtheil zu besorgen haben. 2. Die eingeklammerten W o r t e : „als unwirksam anzusehen" werden sich empfehlen, weil zu ihnen das W o r t : „gilt" im § 1309 besser paßt. 3. O b der § 107 K.E. wegen des W o r t s „gegenüber" zu ändern sei, wird vorläufig auf sich beruhen k ö n n e n ; desgl. ob in beiden §§ zu sagen sei: „gegenüber einem Dritten und zu dessen Gunsten". Die Nothwendigkeit einer Aenderung läßt sich bestreiten.) § 1309. Die in dem § 1308 bestimmte Unwirksamkeit gilt zu Gunsten eines Dritten auch in Ansehung eines rechtskräftigen U n h e i l s , welches in einem von einem der Ehegatten gegen den Dritten anhängig gemachten Rechtsstreite ergangen ist, es sei denn, daß die A e n d e r u n g zu der Zeit, zu welcher sie von dem Dritten hätte geltend gemacht werden können, nach Maßgabe der Vorschriften der §§ . . . veröffentlicht oder dem Dritten bekannt war oder bekannt sein mußte.

b) RedVorl

von

Planck:

Vierter Titel. Eherechtliches Register. § 1399 (Vorl.Zusst. § 1). Die durch das Gesetz vorgeschriebene Veröffentlichung einer auf die vermögensrechtlichen Verhältnisse der Ehegatten sich beziehenden Thatsache erfolgt durch Eintragung in ein f ü r solche Eintragungen bestimmtes, von den Amtsgerichten zu führendes Register (eherechtliches Register). Das eherechtliche Register ist öffentlich; seine Einsicht ist während der gewöhnlichen Dienststunden einem Jeden gestattet; auch kann von den Eintragungen gegen Erlegung der Kosten eine Abschrift gefordert w e r d e n ; die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. §1400 (Vorl.Zusst. §2). Die im 5 1399 bestimmte Eintragung muß in das eherechtliche Register des Amtsgerichtes bewirkt werden, in dessen Bezirke der Ehemann seinen Wohnsitz hat. Wird von dem Ehemann der Wohnsitz in den Bezirk eines anderen Amtsgerichts verlegt, so muß die Eintragung auch in das eherechtliche Register dieses Amtsgerichtes erfolgen; die neue Eintragung ist binnen sechs W o chen seit der Begründung des anderen Wohnsitzes zu beantragen, widrigenfalls die f r ü h e r e Eintragung ihre W i r k u n g verliert. 1184

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§ 1401 (Vorl.Zwst. §§3, 4). Zu der Eintragung in das eherechtliche Register ist in den Fällen des § 1251 Abs. 4 und des § 1279 Abs. 3 der Antrag des Ehemannes, in den übrigen Fällen der Antrag beider Ehegatten in gerichtlich oder notariell beglaubigter Form erforderlich. In den Fällen der §§ 1302, 1303, 1352 wird durch das rechtskräftige, in der Hauptsache erlassene Urtheil der Antrag des verurtheilten Ehegatten ersetzt. Für den Inhalt der Eintragung ist nur der Inhalt des Antrages maßgebend; insbesondere ist bei der Eintragung auf Grund eines Ehevertrages weder die Eintragung des ganzen Inhaltes des Vertrages noch dessen Vorlegung nöthig. § 1402 (Vorl.Zusst. §4). Jeder Ehegatte ist in den Fällen, in welchen zu der Eintragung der Antrag beider Ehegatten erforderlich ist, gegenüber dem anderen Ehegatten verpflichtet, mit diesem die Eintragung in der zu dieser nöthigen Form zu beantragen. § 1403 (Vorl.Zusst. § 5). Das Amtsgericht soll jede Eintragung unverzüglich von Amtswegen durch Einrückung in das Blatt, welches zu der Veröffentlichung amtlicher Bekanntmachungen des Amtsgerichtes bestimmt ist, öffentlich bekannt machen. In den Fällen, in welchen zu der Eintragung der Antrag beider Ehegatten erforderlich ist, hat sich die Einrückung darauf zu beschränken, daß der unter den Ehegatten bestehende Güterstand und, wenn dieser anders geregelt ist, als das Gesetz mit sich bringt, die von dem Gesetze abweichende Regelung nur im Allgemeinen ohne Erwähnung der Einzelheiten bezeichnet wird. Bemerkungen. Zu § 1395. Die Fassung schließt sich der des § 1314 an. Auch der zweite Absatz des § 1313, welcher die obervormundschaftliche Genehmigung pp. für den auf Eingehung der Gütergemeinschaft gerichteten Vertrag vorschreibt, soll Anwendung finden. Zu § 1396. Die Fassung des § 1396 Abs. 1: „durch E r b s c h a f t . . . erwirbt" ist geändert, um dieselbe mit der Fassung des § 1349 der Red.-Vorl. in Einklang zu bringen. Zu $ 1397. 1. Der § 3 der vorl.Zusst. ist in Gemäßheit des in der Sitzung vom 25. November er. gefaßten Beschlusses weggelassen worden. 2. Hinter dem Worte „fallen" sind die W o r t e : „in dem Verhältnisse der Ehegatten zu einander" eingeschoben, um im Anschlüsse an die Bestimmungen der §§ 1339 pp. klarzustellen, daß es sich hier nur um dieses Verhältniß handelt. Diese Aenderung macht es dann weiter nöthig, statt: „diesem Ehegatten" zu setzen: „dem Ehegatten, welcher den Erwerb gemacht hat." 3. Wegen der Aenderung der Fassung im Eingange: „durch Erbschaft. . . Schenkung" vergl. die Bemerkungen zu § 1396. Die Vorschriften über das eherechtliche Register werden, da sie sich nicht blos auf Eheverträge beziehen, nicht einen Unterabschnitt des Titels von den Eheverträgen, sondern einen besonderen Titel bilden müssen. Zu § 1399. Da das Gesetz die Veröffentlichung nicht vorschreibt, sondern nur die Wirksamkeit gewisser Thatsachen gegenüber Dritten von der Veröffentlichung abhängig macht, so müßte der Eingang streng genommen dahin lauten: „Soweit das Gesetz die Wirksamkeit einer . . . Thatsache von deren Veröffentlichung abhängig macht, erfolgt diese Veröffentlichung pp." Die kürzere Fassung der vorläufigen Zusammenstellung, welcher die Vorlage sich anschließt, ist indessen wohl zulässig, indem man immerhin sagen kann, daß das Gesetz die Veröffentlichung zwar nicht di1185

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rekt, aber doch als Bedingung der fraglichen Wirksamkeit bestimmt oder vorschreibt. Zu 5 1401. 1. Die Vorlage schließt den zweiten Satz des § 4 der vorl.Zusst. dem ersten Absätze dieses Paragraphen an, weil derselbe eine Modifikation der in diesem Absätze enthaltenen Bestimmung, daß der Antrag beider Ehegatten erforderlich sei, f ü r diejenigen Fälle enthält, in welchen das in den §§ 1302, 1303—1352 bezeichnete Urtheil erlassen ist. 2. Zweifelhaft ist mir, ob statt „in den übrigen Fällen" nicht besser zu setzen wäre: „in den Fällen der §§ 1308, 1309". Dagegen spricht nur, daß man dann unter den Fällen der §§ 1308, 1309 alle diejenigen Fälle als mitverstanden betrachten muß, in welchen auf diese Fälle verwiesen ist und dies möglicherweise verkannt werden könnte. Zu § 1402. Die Aenderung des Einganges wird vorgeschlagen, weil die Voraussetzung der Verpflichtung der Ehegatten zu der Mitwirkung bei dem Antrage auf Eintragung doch nicht sowohl darin besteht, daß der Antrag beider Ehegatten erforderlich ist, sondern darin, daß ein gültiger Ehevertrag der in dem § 1308 bezeichneten Art oder ein diesem gleichgestellter Fall vorliegt. In Fällen dieser Art stehen koordinirt neben einander die beiden Regel, daß der Antrag von beiden Ehegatten gestellt werden muß, daß aber zugleich jeder Ehegatte die Mitwirkung des anderen verlangen kann. Würde in dem § 1401 Abs. 1 statt: „in den übrigen Fällen" gesetzt: „in den Fällen der §5 1308, 1309", so würde auch der Eingang des § 1402 zu lauten haben: „In den Fällen der §§ 1308, 1309 ist jeder Ehegatte u.s.w." Zu § 1403. Die Aenderung der Fassung des Einganges des zweiten Satzes beruht auf denselben Gründen, wie der Vorschlag zu § 1402. Eventuell würde auch hier der Eingang zu lauten haben: „In den Fällen der §§ 1308, 1309 hat sich — u.s.w.". Berichtigungen. 1. Die §§ 1308, 1309 erhalten folgende Fassung: § 1308. Ein Ehevertrag, durch welchen der gesetzliche oder ein nach Maßgabe der Vorschriften der §§ 1399 bis 1403 veröffentlichter vertragsmäßigen Güterstand eine Aenderung erfährt, ist zu Gunsten eines Dritten, welcher ein Rechtsgechäft mit einem der Ehegatten geschlossen, oder diesem gegenüber vorgenommen oder welchem gegenüber einer der Ehegatten ein Rechtsgeschäft vorgenommen hat, in Ansehung eines solchen Rechtsgeschäfts als unwirksam anzusehen, es sei denn, daß die Aenderung nach Maßgabe der Vorschriften der §§ 1399 bis 1403 veröffentlicht oder dem Dritten gekannt was oder bekannt sein mußte. § 1309. Die in den § 1308 bestimmte Unwirksamkeit gilt zu Gunsten eines Dritten auch in Ansehung eines rechtskräftigen Unheiles, welches in einem von einem der Ehegatten gegen den Dritten anhängig gemachten Rechtsstreite ergangen ist, es sei denn, daß die Aenderung zu der Zeit, zu welcher sie von dem Dritten hätte geltend gemacht werden können, nach Maßgabe der Vorschriften der §§ 1399 bis 1401 veröffentlicht oder dem Dritten bekannt war oder bekannt sein mußte. 2. In dem § 1251 Abs. 4 und in dem § 1279 Abs. 3 ist statt: „§§ 233 bis 236 des Entwurfes des Familienrechtes" zu setzen: „§§ 1399 bis 1401." 3. In dem letzten Absätze des § 1303 ist der § 1308 mit zu allegiren. Bemerkung. Nach den obigen Vorschlägen unter N° 1 und 2 werden nur die §§ 1399 bis 1401, nicht auch die §§ 1402 und 1403 allegirt, obwohl auch diese sich auf die Ver1186

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öffentlichung durch die eherechtlichen Register beziehen. Der § 1402 bestimmt aber nur die obligatorische Verpflichtung der Ehegatten gegeneinander, den Antrag auf Eintragung zu stellen und der § 1403 enthält nur eine Ordnungsvorschrift für das Amtsgericht, durch deren Nichtbeachtung die Wirksamkeit der durch die Eintragung bewirkten Veröffentlichung nicht berührt wird. Deshalb schien es mir richtiger, die §§ 1402, 1403 nicht mit zu allegiren.

§ 1400 KE/§ 1435 Ε I II., III., IV. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR/\m K E u n d EI: § 1400. Die Veröffentlichung einer auf die vermögensrechtlichen Verhältnisse ZustFamR § 1400 der Ehegatten sich beziehenden Thatsache erfolgt in den Fällen, in welchen das Ge- K E § 1400 setz die Veröffentlichung zu der Wirksamkeit der Thatsache gegen Dritte erfor- E I § 1435 dert, durch Eintragung in ein für solche Eintragungen bestimmtes, von den Amtsgerichten' zu führendes Register (eherechtliches Register). Das eherechtliche Register ist öffentlich; seine Einsicht ist während der gewöhnlichen Dienststunden einem Jeden gestattet; auch kann von den Eintragungen gegen Erlegung der Kosten eine Abschrift gefordert werden; die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. 2. Abgelehnt wurde der Antrag Nr. 336, 62 von Kurlbaum: 1400 Abs. 1: statt der Worte „in welchen das Gesetz die Veröffentlichung zu der Wirksamkeit der Thatsache gegen Dritte erfordert" zu setzen „in welchen das Gesetz der Veröffentlichung eine Wirkung gegen Dritte beilegt." (Prot. I, S. 8728, 8736) 3. Dagegen wurde angenommen der Antrag Nr. 380, 16 von Kurlbaum, § 1400 Abs. 1 Zeile 5 statt „von den Amtsgerichten" zu setzen „von jedem Amtsgerichte". Der Antrag erfuhr keinen Widerspruch. (Prot. I, S. 12113)

§ 1401 KE/§ 1436 Ε I II., III. IV. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR/im KE und ΕI: § 1401. Die im § 14002 bestimmte Eintragung muß in das eherechtliche Register ZustFamR § 1401 desjenigen Amtsgerichtes bewirkt werden, in dessen Bezirke der Ehemann seinen KE § 1401 Wohnsitz hat. Wird von dem Ehemanne der Wohnsitz in den Bezirk eines anderen ^ ' § Amtsgerichtes verlegt, so hat die Eintragung auch in das eherechtliche Register dieses Amtsgerichtes zu erfolgen. Die neue Eintragung muß binnen sechs Wochen seit der Begründung des anderen Wohnsitzes beantragt werden, widrigenfalls die frühere Eintragung ihre Wirkung verliert. 2. Antrag Nr. 336, 63 von Kurlbaum: 63. § 1401: Satz 2 statt „so hat — zu erfolgen" zu setzen „so soll — erfolgen." (Prot. I S. 8728). 63. Zu § 1401 (Antrag unter I, 63). Der Antrag unter I, 63, sowie der im Laufe der Berathung dazu gestellte Verbesserungsantrag, den zweiten und dritten Satz des § 1401 durch folgende Bestimmungen zu ersetzen: „Wird . . . verlegt, so muß die Eintragung in das eherechtliche Register dieses Amtsgerichtes binnen . . . beanVgl. hierzu die unter Ziff. 3 erwähnte Änderung. Im Ε I ist auf $ 1436 verwiesen.

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tragt werden, widrigenfalls die frühere Eintragung ihre Wirkung verliert. (Auf den Antrag soll die Eintragung unverzüglich erfolgen.)" wurde von der Mehrheit abgelehnt. Dieselbe ging zwar mit dem Antragsteller davon aus, daß, wenn die neue Eintragung binnen sechs Wochen seit der Begründung des anderen Wohnsitzes beantragt worden sei, die frühere Eintragung ihre Wirkung behalte, auch wenn auf Grund des Antrags die neue Eintragung, nicht erfolgt sein sollte, und daß andererseits, wenn die neue Eintragung binnen jener Frist nicht beantragt worden sei, die frühere Eintragung ihre Wirkung verliere, die Mehrheit war aber der Ansicht, daß dieser Sinn des zweiten und dritten Satzes des § 1401 aus der gegenwärtigen Fassung des § 1401, namentlich aus dem dritten Satze, mit genügender Deutlichkeit erhelle. (Prot. I, S. 8736, 8737) 3

§ 1402 KE/§ 1437 Ε I Fassung der Regelung in der ZustFamR/im

KEund

EI:

ZustFamR § 1402 § 1402. Zu der [Zur; Ε I) Eintragung in das eherechtliche Register ist in den FälKE § 1402 l e n d e s § 1251 Abs. 4 und des § 1279 Abs. 3 der Antrag des Ehemannes, in den übriE I § 1437 g e n pellen der Antrag beider Ehegatten erforderlich. Der Antrag bedarf der gerichtlichen oder notariellen Form. In den Fällen der §§ 13 02, 13 0 3, 13 044, 13 5 2, 1395 wird durch das rechtskräftige, in der Hauptsache erlassene Urtheil der Antrag des verurtheilten Ehegatten ersetzt. Für den Inhalt der Eintragung ist nur der Inhalt des Antrages maßgebend. Bei dem Antrage auf eine Eintragung, welche auf Grund eines Ehevertrages erfolgen soll, bedarf es nicht der Vorlegung des Ehevertrages. Der Antrag kann auf Eintragung eines Theiles des Inhaltes des Ehevertrages beschränkt werden.

§ 1403 KE/§ 1438 Ε I ZustFamR 5 1403 KE § 1403 E I § 1438

II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR/im KE und EI: § 1403. Jeder Ehegatte ist in den Fällen, in welchen zu der Eintragung der Ant r a g beider Ehegatten erforderlich ist, gegenüber dem anderen Ehegatten verpflichEintragung in der zu dieser nöthigen Form zu beantragen. t e t ) m | t diesem 2. Antrag Nr. 339 von Gebhard: 35. § 1403. Strich von „in der zu dieser nöthigen Form". (Prot. I, S. 8826) 35. Zu § 1403 (Antrag 1,35). Der Antrag unter I, 35, welcher davon ausgeht, daß der Zusatz „in der zu dieser nöthigen Form" wegen Selbstverständlichkeit entbehrlich, überdies bedenklich sei, weil er den allgemeinen Grundsatz zu verdunkeln drohe, daß derjenige, welcher zu einer Leistung verpflichtet sei, die letztere in der nöthigen Form zu bewirken habe, wurde von der Mehrheit im Interesse der Deutlichkeit des Gesetzes abgelehnt (vergl. auch § 827 K.E.). (Prot. I, S. 8844)

3 4

Vgl. ferner Prot. I, S. 12053 ff. bei § 1334 Ε I (§ 1306 KE). Auf Antrag Nr. 336, 64 von Kurlbaum wurde beschlossen, statt „1302, 1303, 1304" zu sagen: „1302 bis 1304". — Im übrigen ist im Ε I auf die §§ 1278 Abs. 4, 1307 Abs. 3 sowie auf die Μ 1 3 3 0 - 1 3 3 2 , 1381, 1429, 1430 verwiesen.

1188

6. Titel: Güterrechtsregister

§§ 1558-1563

§ 1404 K E / § 1439 Ε I II. 1. Fassung der Regelung in der ZustFamR: § 1404. Das Amtsgericht soll jede Eintragung unverzüglich von Amtswegen ZustFamR § 1404 durch Einrückung in das Blatt, welches zu der Veröffentlichung amtlicher Bekanntmachungen des Amtsgerichtes bestimmt ist, öffentlich bekannt machen. In den Fällen, in welchen zu der Eintragung der Antrag beider Ehegatten erforderlich ist, hat die Bekanntmachung nur den unter den Ehegatten bestehenden Güterstand und, wenn dieser anders geregelt ist, als das Gesetz mit sich bringt, die von dem Gesetze abweichende Regelung nur im Allgemeinen ohne Erwähnung der Einzelheiten zu bezeichnen. 2. Antrag Nr. 342 von ν. Mandry"·. 29. Zw § 1404: den zweiten Sat/, zu beginnen: „In den Fällen, welche nicht in den §§ 1201 Abs. 4 und 1270 Abs. 3 bezeichnet sind, hat die Bekanntmachung . . ." (Prot. I, S. 8798) IV. Den zweiten Satz des § 1404 dahin zu fassen: „Die Bekanntmachung hat, sofern sie nicht einen der im § 1251 Abs. 4 und im § 1279 Abs. 3 bezeichneten Fälle betrifft, nur den unter den Ehegatten bestehenden Güterstand u.s.w." (wie bisher). (Prot. I, S. 8808) 29. Zu § 1404 (Anträge unter I, 29 und IV). Die Anträge unter I, 29 und IV fanden nicht die Zustimmung der Mehrheit. (Prot. I, S. 8812) III., IV. 1. Fassung der Regelung im K E / E I : § 1404. Das Amtsgericht soll jede Eintragung unverzüglich von Amtswegen KE§1404 durch Einrückung in das Blatt, welches zu der Veröffentlichung amtlicher Bekannt- ΕI § 1 4 3 8 machungen des Amtsgerichtes bestimmt ist, öffentlich bekannt machen. In den Fällen, in welchen zu der Eintragung der Antrag beider Ehegatten erforderlich ist, hat die Bekanntmachung nur den unter den Ehegatten bestehenden Güterstand und, wenn dieser anders geregelt ist, als das Gesetz mit sich bringt, die von dem Gesetze abweichende Regelung nur im Allgemeinen ohne Erwähnung der Einzelheiten zu bezeichnen. 2. Folgende weitere Anträge lagen vor: 17. zu § 1404 6 : a) den Satz 2 zu fassen: „Die Bekanntmachung hat nur den . . . zu bezeichnen; die Vorschrift findet in den Fällen des § 1251 Abs. 4 und des § 1279 Abs. 3 keine Anwendung." b) den Eingang des zweiten Satzes zu fassen: „Die Bekanntmachung hat, abgesehen von den Fällen des § 1251 Abs. 4 und des § 1279 Abs. 3 nur den pp." Beide Anträge wurden abgelehnt. (Prot. I, S. 12113) C. 2. Kommission I. Prot. II, Bd. 4, S. 381 ff. (Mugdan, Bd. 4, S. 880 ff.) 291. Sitzung | II. Man schritt zur Berathung der Bestimmungen über das eherechtliche Regi- | Ρ II 4, 381 ster im vierten Titel. 5 6

Lediglich der Antrag unter Ziff. 29 ist von v. Mandry. Der Antrag unter a ist von v. Mandry (Nr. 379, 20), derjenige unter b von v. (Nr. 390, 1).

Weber

1189

§§ 1558—1563

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

III. Die Prüfung, ob die vom Entw. gewählte Benennung beizubehalten oder durch andere Ausdrücke, wie etwa „Heirathsregister", „Güterstandsverzeichniß", „Eheregister" zu ersetzen sei, wurde der R e d . K o m m . überwiesen. IV. In bezug auf die Stellung der Vorschriften im Systeme war beantragt: Struckmann 1. die §§ 1435 bis 1439 in folgender Fassung in das in Aussicht genommene (Nr 75) Reichs-Ges. über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit zu verweisen: § a (1435 Abs. 1, 1436 S a t z 1.) Die Veröffentlichung einer in den vermögensrechtlichen Verhältnissen der Ehegatten eingetretenen Aenderung, zu deren Wirksamkeit gegen Dritte die Veröffentlichung gesetzlich vorgeschrieben ist, erfolgt durch Eintragung in das von jedem Amtsgerichte zu führende eherechtliche Register. Die Eintragung muß in das Register desjenigen Amtsgerichts erfolgen, in dessen Bezirke der Ehemann seinen Wohnsitz hat. § b (1437.) Zum Zwecke der Eintragung in das Register ist die eingetretene Aenderung bei dem zuständigen Amtsgerichte von den Ehegatten persönlich oder in gerichtlicher oder notarieller Form anzumelden. Beruht die Aenderung lediglich auf der Erklärung des einen Ehegatten, s o genügt dessen Anmeldung; beruht die Aenderung auf einem Ehevertrag oder einem Urtheile, so genügt die Anmeldung des einen oder des anderen Ehegatten, wenn mit der Anmeldung die V o r l e g u n g des Ehevertrags oder des mit dem Zeugnisse der Rechtskraft versehenen Urtheils verbunden wird. Eine ohne die erforderliche Anmeldung bewirkte Eintragung ist unwirksam. Die Eintragung erfolgt nach Maßgabe des Inhalts der Anmeldung. Dies gilt auch dann, wenn die Aenderung auf einem Ehevertrage beruht. | Ρ II 4, 382

| ξ c. (1436 S a t z 2.) Verlegt nach erfolgter Eintragung der Ehemann seinen Wohnsitz in den Bezirk eines anderen Amtsgerichts, so bedarf es zum Zwecke der Eintragung in das eherechtliche Register dieses Gerichts einer neuen Anmeldung; die Anmeldung ist innerhalb sechs Wochen zu bewirken, widrigenfalls die frühere Eintragung unwirksam wird. § d. (1438.) Ist zum Zwecke der Eintragung die Anmeldung eines der Ehegatten nicht genügend, so sind die Ehegatten einander verpflichtet, die Anmeldung herbeizuführen. § e. (1435 Abs. 2, 1439.) D a s eherechtliche Register ist öffentlich; seine Einsicht ist während der gewöhnlichen Dienststunden einem Jeden gestattet; auch kann von den Eintragungen gegen Erlegung der Kosten eine Abschrift gefordert werden; die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. Das Amtsgericht soll jede Eintragung unverzüglich in dem für amtliche Bekanntmachungen bestimmten Blatte veröffentlichen. Ist eine Aenderung des Güterstandes eingetreten, so hat sich die Bekanntmachung auf den unter den Ehegatten bestehenden Güterstand und, wenn dieser in einer von dem Gesetz abweichenden Art von den Ehegatten geregelt ist, auf die Bezeichnung der Abweichungen im Allgemeinen ohne Erwähnung der Einzelheiten zu beschränken.

v. Mandry 2. a) den § 1435 Abs. 1 und den § 1436 durch folgende Vorschriften zu ersetzen: (Nr 43 III u. Ein Ehevertrag kann nur durch Eintragung in das Güterstandsverzeichniß des Nr 73, 1 - 2 ) Bezirkes veröffentlicht werden, in welchem der Ehemann seinen Wohnsitz hat. Wird . . . verliert. . . (wie im § 1436 S a t z 2 und 3 mit den aus dem ersten Satze sich ergebenden Fassungsänderungen). 1190

6. Titel: Güterrechtsregister

§§ 1558-1563

Ein Gleiches gilt von anderweiten Thatsachen, welche sich auf die vermögensrechtlichen Verhältnisse der Ehegatten beziehen, wenn das Gesetz an deren Veröffentlichung rechtliche Wirkungen knüpft. und der Red.Komm, anheimzustellen, diesen Paragraphen sowie den § 1438 in den Titel über die Eheverträge aufzunehmen, auch zu erwägen, ob nicht im Verhältnisse zur Redaktion der in Betracht kommenden Paragraphen der Abs. 2 entbehrt werden kann. b) die §§ 1435 Abs. 2, 1437, 1439 zu streichen und in einer Anm. auszusprechen: Es wird vorausgesetzt, daß die Einrichtung des Güterstandsverzeichnisses, die Zuständigkeit zu dessen Führung, die Antragstellung und die Gestaltung des Verfahrens in dem Reichs-Ges. über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit geregelt wird. c) den 5 1438 zu fassen: Die Ehegatten sind unter einander verpflichtet, die Eintragung herbeizuführen. | 3. a) die §§ 1435 bis 1439 zu streichen; b) im § 1336 (der Vorl.Zus.) dem Abs. 2 folgende Fassung zu geben: Der Dritte muß jedoch den Ehevertrag gegen sich gelten lassen, wenn dieser zur Zeit der Vornahme des Rechtsgeschäfts oder des Eintritts der Rechtshängigkeit in dem eherechtlichen Register des Bezirkes, in welchem der Mann seinen Wohnsitz hatte, eingetragen oder dem Dritten bekannt war. Die Eintragung in dem Register des Bezirkes eines früheren Wohnsitzes bleibt wirksam, wenn die Eintragung in das Register des neuen Wohnsitzes binnen sechs Wochen nach der Begründung des neuen Wohnsitzes beantragt wird. c) als § 1337a folgende Vorschrift einzustellen: Soweit nach den für die Führung des eherechtlichen Registers geltenden Vorschriften zu der Eintragung in das Register der Antrag beider Ehegatten erforderlich ist, sind die Ehegatten einander verpflichtet, zur Stellung des Antrags mitzuwirken. d) für das Reichs-Ges. über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit folgende Vorschrift in Aussicht zu nehmen: Das eherechtliche Register wird von den Amtsgerichten geführt. Durch Anordnung der Landesjustizverwaltung kann die Führung des Registers f ü r mehrere Amtsgerichtsbezirke einem Amtsgericht übertragen werden. Die Eintragung erfolgt auf den Antrag der beiden Ehegatten. Der Antrag ist von den Ehegatten persönlich oder mittelst öffentlich beglaubigter Erklärung zu stellen. Bei der Eintragung eines Ehevertrags oder eines eine Zuwendung an einen der Ehegatten enthaltenden Rechtsgeschäfts können die Ehegatten den Antrag auf einen Theil des Inhalts des Ehevertrags oder des Rechtsgeschäfts beschränken. In den Fällen des § 1278 Abs. 3 und des § q 1 Abs. 3 (S. 361) genügt der Antrag des Mannes. Ist die Aufhebung oder Wiederherstellung eines Güterstandes durch Urtheil erfolgt, so genügt der Antrag eines der Ehegatten; mit dem Antrag ist eine mit dem Zeugnisse der Rechtskraft versehene Ausfertigung des Unheils (der Urtheilsformel) vorzulegen. Das Gleiche gilt, wenn die Aufhebung des bisherigen Güterstandes in Folge der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Mannes eingetreten ist. Ist die Aufhebung in Folge der Todeserklärung des einen Ehegatten eingetreten, so kann der andere Ehegatte unter Vorlegung einer Ausfertigung (der Formel) des Ausschlußurtheils die Eintragung beantragen. Der Antragsteller zu 3 bemerkte, wenn die auf das Verfahren bezüglichen Vorschriften der 1435, 1437, 1439 aus dem Entw. ausgeschieden würden, so werde späterer Prüfung vorzubehalten sein, ob und welche Bestimmungen der §§ 49 bis 69 1191

| Ρ II 4, 383 Jacubezky ^

Jacubezky (Nr 83, 3)

§ § 1558— 1563

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

des E n t w . II gleichfalls d e m Reichs-Ges. ü b e r die A n g e l e g e n h e i t e n d e r freiwilligen G e r i c h t s b a r k e i t z u ü b e r w e i s e n seien. | Ρ II 4, 384 | Es w u r d e a n g e r e g t , z u n ä c h s t die e i n z e l n e n P a r a g r a p h e n d u r c h z u b e r a t h e n u n d bei j e d e m d e r s e l b e n festzustellen, ob u n d i n w i e w e i t er eine d a s V e r f a h r e n b e t r e f f e n d e V o r s c h r i f t o d e r e i n e n materiellen R e c h t s s a t z e n t h a l t e , u n d ü b e r die F r a g e d e r Stellung d e r V o r s c h r i f t e n erst a m Schlüsse sich schlüssig z u m a c h e n . D i e s e r A n r e g u n g w u r d e v o n der K o m m , s t a t t g e g e b e n . V. Z u m E r g e b n i s d e r B e r a t h u n g e n vgl. P r o t . II, Bd. 4, S. 384 f. | Ρ II 4, 385

| VI. Z u § 1436, w e l c h e r das f ü r die E i n t r a g u n g z u s t ä n d i g e A m t s g e r i c h t b e z e i c h net, lag a u ß e r d e n u n t e r I V w i e d e r g e g e b e n e n A n t r ä g e n 1 bis 3, w e l c h e v o m E n t w . sachlich nicht a b w e i c h e n , n o c h f o l g e n d e r A n t r a g v o r : 4. die V o r s c h r i f t z u f a s s e n : Die im § 1435 b e z e i c h n e t e E i n t r a g u n g m u ß in das e h e r e c h t l i c h e R e g i s t e r desjenig e n A m t s g e r i c h t s b e w i r k t w e r d e n , in dessen B e z i r k e die E h e l e u t e i h r e n ersten Wohnsitz nehmen. | Ρ II 4, 386 | Der Antrag w u r d e von der Mehrheit der K o m m , abgelehnt. | Ρ II 4, 387

| VII. Z u § 1437, w e l c h e r v o n der L e g i t i m a t i o n z u r A n t r a g s t e l l u n g , v o n d e r F o r m u n d d e m I n h a l t e des A n t r a g s h a n d e l t , lagen die o b e n u n t e r I V w i e d e r g e g e b e n e n drei A n t r ä g e v o r . A u ß e r d e m w a r b e a n t r a g t : 4. im Abs. 1 n a c h S a t z 1 e i n z u s c h a l t e n : Im Falle d e r V e r l e g u n g des W o h n s i t z e s g e n ü g t z u r E i n t r a g u n g in d a s Register des n e u e n W o h n s i t z e s d e r A n t r a g eines E h e g a t t e n , w e n n mit d e r A n m e l d u n g eine n a c h A u f h e b u n g des f r ü h e r e n W o h n s i t z e s ertheilte A b s c h r i f t aus d e m Register des f r ü h e r e n W o h n s i t z e s v o r g e l e g t wird. 5. im A n t r a g e 3 d e n S a t z 3 des Abs. 3 z u f a s s e n : D i e E i n t r a g u n g d a r f n u r insoweit e r f o l g e n , als sie b e a n t r a g t ist. Z u m E r g e b n i s d e r B e r a t u n g e n vgl. P r o t . II, Bd. 4, S. 388 ff.

| Ρ II 4, 390

| VIII. Z u § 1438, w e l c h e r die V e r p f l i c h t u n g d e r E h e g a t t e n z u r A n t r a g s t e l l u n g ausspricht, lagen w e i t e r e als die oben u n t e r I V b e z e i c h n e t e n A n t r ä g e nicht vor. D i e A n t r ä g e e n t h a l t e n sachliche A b w e i c h u n g e n nicht. D i e K o m m , billigte sachlich d e n E n t w . E i n v e r s t ä n d n i ß b e s t a n d d a r ü b e r , d a ß die N o r m des § 1438 materiellrechtlic h e r N a t u r sei. IX. A u c h z u § 1439, w e l c h e r die V e r ö f f e n t l i c h u n g d e r E i n t r a g u n g e n a n o r d n e t , lagen a n d e r e als die o b e n u n t e r I V b e z e i c h n e t e n A n t r ä g e n i c h t v o r . E i n e sachliche A b w e i c h u n g w a r n i c h t b e a n t r a g t . Die K o m m , billigte d e n E n t w . u n d w a r d a r ü b e r einig, d a ß d e r § 1439 eine das V e r f a h r e n b e t r e f f e n d e V o r s c h r i f t e n t h a l t e . X. H i e r a u f w u r d e z u r G e s a m m t a b s t i m m u n g ü b e r die §§ 1435 — 1 4 3 9 g e s c h r i t t e n . D i e K o m m , n a h m dieselben aus den in d e n M o t . I V S. 553 e n t h a l t e n e n G r ü n d e n d e finitiv a n . XI. B e z ü g l i c h d e r S t e l l u n g d e r V o r s c h r i f t e n ü b e r das e h e r e c h t l i c h e Register b e schloß d i e K o m m , s o d a n n , dieselben z u n ä c h s t an d e r Stelle zu belassen, w e l c h e ihn e n d e r E n t w . z u g e w i e s e n hat.

II. F a s s u n g d e r R e g e l u n g in d e r

VoriZust.:

Ε I-VorlZust § 1435. D i e V e r ö f f e n t l i c h u n g eines E h e v e r t r a g e s o d e r einer sonstigen sich auf § 1 4 3 5 die v e r m ö g e n s r e c h t l i c h e n V e r h ä l t n i s s e d e r E h e g a t t e n b e z i e h e n d e n T h a t s a c h e , w e l 1192

6. Titel: Güterrechtsregister

§§ 1558-1563

che Dritten gegenüber nur nach Maßgabe des § 1336 wirksam ist, erfolgt durch Eintragung in das eherechtliche Register. Das eherechtliche Register wird von den Amtsgerichten geführt. Durch Anordnung der Landesjustizverwaltung kann die Führung des Registers für mehrere Amtsgerichtsbezirke einem Amtsgerichte übertragen werden. 5 1436. Die Eintragung muß in dem eherechtlichen Register desjenigen Bezirks Ε I-VorlZust erfolgen, in welchem der Mann seinen Wohnsitz hat. Verlegt der Mann seinen § 1436 Wohnsitz in einen anderen Bezirk, so muß die Eintragung auch im eherechtlichen Register dieses Bezirks erfolgen. Die neue Eintragung muß binnen sechs Wochen seit der Begründung des anderen Wohnsitzes beantragt werden, widrigenfalls die frühere Eintragung ihre Wirkung verliert. $ 1437. Die Eintragung soll nur auf Antrag der Ehegatten erfolgen. In den Fällen Ε I-VorlZust des § 1278 Abs. 2 und des § 1307 Abs. 2 genügt der Antrag des Mannes. Zu der Ein- § 1437 tragung einer Rechtsänderung, welche auf einem Ehevertrage oder einer gerichtlichen Entscheidung beruht, genügt der Antrag eines Ehegatten, wenn mit dem Antrage der Ehevertrag oder die mit dem Zeugnisse der Rechtskraft versehene gerichtliche Entscheidung vorgelegt wird. Im Falle der Verlegung des Wohnsitzes genügt zur Eintragung in das Register des neuen Wohnsitzes der Antrag eines Ehegatten, wenn mit der Anmeldung eine, nach Aufhebung des früheren Wohnsitzes ertheilte Abschrift aus dem Register des früheren Wohnsitzes vorgelegt wird. Der Antrag ist persönlich oder in öffentlich beglaubigter Form zu stellen. Die Eintragung darf nur soweit erfolgen, als sie beantragt ist. § 1438. Jeder Ehegatte ist in den Fällen, in welchen zu der Eintragung der An- Ε I-VorlZust trag beider Ehegatten erforderlich ist, gegenüber dem anderen Ehegatten verpflich- § 1438 tet, mit diesem die Eintragung in der zu dieser nöthigen Form zu beantragen. § 1439. Das Amtsgericht soll jede Eintragung unverzüglich von Amtswegen Ε I-VorlZust durch Einrückung in das Blatt, welches zur Veröffentlichung amtlicher Bekanntma- § 1 4 3 9 chungen des Amtsgerichts bestimmt ist, öffentlich bekannt machen. In den Fällen, in welchen zu der Eintragung der Antrag beider Ehegatten erforderlich ist, hat die Bekanntmachung nur den unter den Ehegatten bestehenden Güterstand und, wenn dieser anders geregelt ist, als das Gesetz mit sich bringt, die von dem Gesetze abweichende Regelung nur im Allgemeinen ohne Erwähnung der Einzelheiten zu bezeichnen. § 1439a. (1435 Abs. 2) Das eherechtliche Register ist öffentlich; seine Einsicht ist Ε I-VorlZust während der gewöhnlichen Dienststunden einem Jeden gestattet; auch kann von § 1439 a den Eintragungen gegen Erlegung der Kosten eine Abschrift gefordert werden; die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. III. Fassung der Regelung in der

ZustRedKom:

§ 1435. (1435, 1436 Abs. 2.) Ist zur Wirksamkeit eines Ehevertrags oder einer an- Ε I-ZustRedKom deren Thatsache Dritten gegenüber die Eintragung in das Güterrechtsregister er- S 1 4 3 5 forderlich, so hat die Eintragung in das Register des Bezirks zu erfolgen, in welchem der Mann seinen Wohnsitz hat*. "Das Register wird von den Amtsgerichten geführt. Durch Anordnung der Landesjustizverwaltung kann die Führung des Registers f ü r mehrere Amtsgerichtsbezirke einem Amtsgericht übertragen werden. Späterer P r ü f u n g bleibt vorbehalten, ob der Schlußsatz und die in der Anmerkung zu § 9 des Entw. II als § 836" der Civilprozeßordnung beschlossene Vorschrift in Einklang zu bringen sind.

1193

§§ 1558—1563

§1436\ergl. Ε I-ZustRedKom § 1437

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

§ 1435 Abs. 1, § 1437 a.

§ 1437. (1437, 1438.) Die Eintragung soll nur auf Antrag und nur insoweit erfolbeantragt ist. Der Antrag ist vor dem Amtsgerichte zu Protokoll zu erklären oder dem Gericht in öffentlich beglaubigter Form einzureichen. Die Eintragung erfolgt in den Fällen des § 1275 a Abs. 2 und des § q1 auf Antrag des Mannes. In den anderen Fällen ist der Antrag beider Ehegatten erforderlich; jeder Ehegatte ist dem anderen zur Mitwirkung verpflichtet. Es genügt jedoch zur Eintragung eines Ehevertrags oder einer auf einer gerichtlichen Entscheidung beruhenden Aenderung in den vermögensrechtlichen Verhältnissen der Ehegatten der Antrag eines Ehegatten, wenn mit dem Antrage der Ehevertrag oder die mit dem Zeugnisse der Rechtskraft versehene gerichtliche Entscheidung vorgelegt wird.

gen> a j s s | e

Ε I-ZustRedKom § 1437a. (1436 Satz 2*). Verlegt nach der Eintragung der Mann seinen Wohnsitz § 1437 a i n einen anderen Bezirk, so muß die Eintragung im Register dieses Bezirkes wiederholt werden. Der Antrag eines der Ehegatten genügt, wenn mit dem Antrag eine nach der Aufhebung des bisherigen Wohnsitzes ertheilte Abschrift der früheren Eintragung vorgelegt wird. Die Abschrift muß öffentlich beglaubigt sein. Ist die Eintragung nicht binnen sechs Wochen nach der Begründung des neuen Wohnsitzes beantragt worden, so verliert die frühere Eintragung ihre Kraft, sie wird wieder wirksam, wenn der Mann den Wohnsitz in den früheren Bezirk zurückverlegt. * D i e Redaktionskommission hält die Hervorhebung, daß die Abschrift öffentlich beglaubigt sein muß, sowie den 2. Halbsatz des Abs. 2 für erforderlich.

§ 1438 vergl. § 1437 Abs. 2 Satz 2. Ε I-ZustRedKom $ 1439. Das Amtsgericht soll jede Eintragung durch Einrückung in das für seine § 1439 Bekanntmachungen bestimmte Blatt unverzüglich veröffentlichen. Ist eine Aenderung des Güterstandes eingetreten, so hat sich die Bekanntmachung auf die Bezeichnung des Güterstandes und, wenn dieser abweichend vom Gesetze geregelt ist, auf eine allgemeine Bezeichnung der Abweichung zu beschränken. Ε I-ZustRedKom $ 1439a. (1435 Abs. 2.) Das Register ist öffentlich. Die Einsicht des Registers ist § 1439 a während der gewöhnlichen Dienststunden Jedem gestattet. Von den Eintragungen kann gegen Erlegung der Kosten eine Abschrift gefordert werden; die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. IV. 1. Fassung der Regelung im Ε II: Ε II § 1453

§ 1453. Die an eine Eintragung in das Güterrechtsregister vom Gesetze geknüpften Wirkungen treten nur ein, wenn die Eintragung in das Register des Bezirkes erfolgt ist, in welchem der Mann seinen Wohnsitz hat. Verlegt der Mann nach der Eintragung seinen Wohnsitz in einen anderen Bezirk, so muß die Eintragung im Register dieses Bezirkes wiederholt werden. Ist die Wiederholung nicht binnen sechs Wochen nach der Begründung des neuen W o h n sitzes beantragt worden, so verliert die frühere Eintragung ihre Kraft. Die frühere Eintragung gilt als von Neuem erfolgt, wenn der Mann den Wohnsitz in den früheren Bezirk zurückverlegt. 7

Ε II § 1454

§ 1454. Das Güterrechtsregister wird von den Amtsgerichten geführt. Durch Anordnung der Landesjustizverwaltung kann die Führung des Registers für mehrere Amtsgerichtsbezirke einem Amtsgericht übertragen werden. 7

Vgl. Prot. II, Bd. 5, S. 140 ff.

1194

6. Titel: Güterrechtsregister

§§

1558—1563

§ 1455. Eine Eintragung in das Güterrechtsregister soll nur auf Antrag und nur E l l § 1455 insoweit erfolgen, als sie beantragt ist. Der Antrag ist in öffentlich beglaubigter Form zu stellen. § 1456. Die Eintragung erfolgt in den Fällen des § 1257 Abs. 2 und des § 1304 Ε II § 1456 Abs. 3 auf Antrag des Mannes. In den anderen Fällen ist der Antrag beider Ehegatten erforderlich; jeder Ehegatte ist dem anderen zur Mitwirkung verpflichtet. Es genügt jedoch der Antrag eines der Ehegatten 1. zur Eintragung eines Ehevertrags oder einer auf gerichtlicher Entscheidung beruhenden Aenderung der vermögensrechtlichen Verhältnisse der Ehegatten, wenn mit dem Antrage der Ehevertrag oder die mit dem Zeugnisse der Rechtskraft versehene gerichtliche Entscheidung vorgelegt wird; 2. zur Wiederholung einer Eintragung im Güterrechtsregister eines anderen Bezirkes, wenn mit dem Antrag eine nach der Aufhebung des bisherigen Wohnsitzes ertheilte, öffentlich beglaubigte Abschrift der früheren Eintragung vorgelegt wird. § 1457. Das Amtsgericht soll jede Eintragung durch Einrückung in das für seine Ε II § 1457 Bekanntmachungen bestimmte Blatt veröffentlichen. Ist eine Aenderung des Güterstandes eingetragen, so hat sich die Bekanntmachung auf die Bezeichnung des Güterstandes und, wenn dieser abweichend vom Gesetze geregelt ist, auf eine allgemeine Bezeichnung der Abweichung zu beschränken. § 1458. Das Register ist öffentlich. Die Einsicht des Registers ist während der ge- Ε II § 1458 wohnlichen Dienststunden Jedem gestattet. Von den Eintragungen kann gegen Erlegung der Kosten eine Abschrift gefordert werden; die Abschrift ist auf Verlangen zu beglaubigen. 2. Prot. II, Bd. 6, S. 290 (Mugdan, Bd. 4, S. 885 ff.): XV. Zu den 1453, 1456 lagen die Anträge vor: 1. in § 1453 den Satz 2 des Abs. 2 zu streichen; 2. dem § 1456 als Abs. 3 hinzuzufügen: Ist die Fortsetzung der Gütergemeinschaft nach § 1383 durch Verfügung von Todeswegen ausgeschlossen, so ist zur Eintragung der Ausschließung der Antrag des überlebenden Ehegatten und der gemeinschaftlichen Abkömmlinge erforderlich; die Betheiligten sind einander zur Mitwirkung verpflichtet. Der Antrag eines Betheiligten genügt, wenn eine beglaubigte Abschrift der Verfügung von Todeswegen oder ein Erbschein vorgelegt wird; ist die Verfügung nicht in einer öffentlichen Urkunde enthalten, so ist die Vorlegung des Erbscheins erforderlich. Der Antrag 1 wurde angenommen, der Antrag 2 war durch die Ablehnung des Antrags zu § 1313 — vergl. oben unter V — erledigt. V. Die §§1534-1542 SS 1 5 4 9 - 1 5 5 7 BGB.

EU

rev.

(§§ 1532-1540

Ε III)

entsprechen

Jacubezky

(Nr 82, 15) Jacubezky

(Nr 82, 16)

den

V. Fassung der Regelung im Ε II rev JE III: s 1543 Ε II rev. (§ 1541 Ε III) entspricht § 1558 BGB. §1544 Ε II rev. (§ 1542 Ε III) entspricht § 1559 BGB. § 1545 Ε II rev. (§1543 Ε III) entspricht § 1560 BGB. § 1546. Die Eintragung erfolgt in den Fällen des § 1342 Abs. 2 und des Abs. 3 auf Antrag des Mannes.

1390 Ε II rev §1546 E I I H 1544 1195

§ § 1558— 1563

1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

In den anderen Fällen ist der Antrag beider Ehegatten erforderlich; jeder Ehegatte ist dem anderen gegenüber zur Mitwirkung verpflichtet. Der Antrag eines der Ehegatten genügt: 1. zur Eintragung eines Ehevertrags oder einer auf gerichtlicher Entscheidung beruhenden Aenderung der vermögensrechtlichen 8 Verhältnisse der Ehegatten, wenn mit dem Antrage der Ehevertrag oder die mit dem Zeugnisse der Rechtskraft versehene Entscheidung vorgelegt wird; 2. zur Wiederholung einer Eintragung in dem Register eines anderen Bezirkes, wenn mit dem Antrag eine nach der Aufhebung des bisherigen Wohnsitzes ertheilte, öffentlich beglaubigte Abschrift der früheren Eintragung vorgelgt wird. §1547 Ε II rev. (§1545 Ε III) entspricht § 1562 BGB. §1548 Ε II rev. (§ 1546 Ε III) entspricht § 1563 BGB.

In § 1544 Abs. 3 Ziff. 1 Ε III wurde von der Redaktionskommission der XII.Kom. des Reichstags das W o r t „vermögensrechtlichen" in: „güterrechtlichen" geändert.

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Zusammenhängend wiedergegebene Anträge

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Anhang Zusammenhängend wiedergegebene Beratungsprotokolle der 1. Kommission1 546. Sitzung vom 10. 5. 1886, Schriftführer

Struckmann.

| In Veranlassung der Revision der sachlich beschlossenen Bestimmungen des Fa- | Prot I 8627 milienrechts waren folgende die Redaktion des Familienrechts und solcher Paragraphen der übrigen Theile des Gesetzbuchs, welche mit den Bestimmungen des Familienrechts im Zusammenhange stehen, betreffende Anträge gestellt: I. 1. Zu § 41 K.E. Kurlbaum „Eheliche Kinder theilen den Wohnsitz des Vaters, an Kindesstatt angenom- (Nr 329, 1) mene Personen, sofern nicht die Ehefrau des ehelichen Vaters die Annehmende ist, den Wohnsitz des Annehmenden. Uneheliche Kinder pp. (wie bisher)". | P r o t I 8628 | 2. Zu § 167 K.E. „Für Ansprüche zwischen einem unter elterlicher Gewalt stehenden Kinde oder K u r l b a u m einem Pflegebefohlenen und dem gesetzlichen Vertreter desselben ist die Verjäh- ( N r 329, 2) rung während der Dauer der gesetzlichen Vertretung gehemmt. Das Gleiche gilt von Ansprüchen zwischen Ehegatten und von Ansprüchen zwischen einem durch den Inhaber der elterlichen Gewalt vertretenen Kinde und dem anderen Elterntheile während der Dauer der Ehe." Kurlbaum 3. Zu § 748 K.E. Abs. 2. „Haben Verwandte in gerader Linie einander Unterhalt gewährt, so pp. (wie bis- (Nr 329, 3) her)."

4. Zu § 1201 Zusst. Kurlbaum a) Abs. 1 Z. 3 statt „und den Eltern" zu setzen „sowie dem ehelichen Vater und ( N r 329, 4) der Mutter" b) Abs. 2 Z. 5 statt „dessen Eltern" zu setzen „dessen bezeichneten Eltern," Kurlbaum 5. a) Zu § 1205 Zusst. Abs. 2 Z. 2 statt „Abkömmlinge" zu setzen „ehelichen oder unehelichen Ab- ( N r 329, 5) kömmlinge." Kurlbaum b) Zu § 1205 Abs. 4 Zusst. ( N r 334, 1) „Die Bestimmungen des zweiten und dritten Absatzes pp (wie bisher)." (NB. Abs. 2 ist nur für Vormund und Pfleger beschlossen.) Kurlbaum 6. Zu § 1288 Zusst. Abs. 2 zu fassen: „Im Sinne der Vorschriften des ersten Absatzes wird eine Verwandtschaft oder ( N r 332, 2 a) | P r o t I 8629 | Schwägerschaft auch durch uneheliche Abstammung begründet."

7. a) Im § 1212 Zusst. statt „den Abkömmlingen" zu setzen: „den ehelichen oder K u r l b a u m ( N r 329, 6) unehelichen Abkömmlingen."

Soweit einschlägig ist auf die im folgenden w i e d e r g e g e b e n e n P r o t o k o l l e oben jeweils im Quellenteil u n t e r a, II. und III. verwiesen.

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Kurlbaum (Nr 3 3 2 , 2 b)

b) Im § 1212 Zusst. als Abs. 1 voranzustellen: „Auf Personen, deren Verwandtschaft durch eine Annahme an Kindesstatt begründet ist, finden die Vorschriften des § 1208 keine Anwendung." oder dem § 1208 Abs. 2 noch zuzusetzen mit vorangehendem Semikolon: „eine durch Annahme an Kindesstatt begründete Verwandtschaft kommt nicht in Betracht." (N.B. Entsprechend der Stellung der §§ 1210, 1211 würde § 1212 hinter § 1208 gehören)

Kurlbaum (Nr 329, 7)

8. Zu §1214 Zusst. „Ein Elterntheil, welcher ein minderjähriges eheliches Kind hat, darf pp." (wie bisher) (N.B. ob mit Rücksicht auf § 1371 eine weitere Aenderung erforderlich ist, bleibt vorbehalten.)

Kurlbaum (Nr 329, 8) Kurlbaum (Nr 331, 1)

| Prot I 8630 Kurlbaum (Nr 329, 9)

9. Zu § 1464 Zusst. „Wird einem ehelichen Kinde pp." (wie bisher). 10. Als § 1544a einzuschalten: „Die Legitimation durch nachfolgende Ehe tritt auch dann ein, wenn das Kind vor der Eheschließung zwischen seinen Eltern f ü r ein ehelihes Kind seines Vaters erklärt oder von dem Vater oder der Mutter an Kindesstatt angenommen ist." 111. Zu § 1566 Zusst. „Wer einen ehelichen Abkömmling hat, kann pp." (wie bisher).

Kurlbaum (Nr 333, 2)

12. § 1574 Abs. 1 zuzusetzen: „Die Einwilligung der unehelichen Mutter ist auch dann erforderlich, wenn das Kind durch Ehelichkeitserklärung legitimirt ist."

Kurlbaum (Nr 329, 10)

13. Zu § 1593 Zusst. „Wenn zwei durch Annahme an Kindesstatt in gerader Linie verwandte Personen mit einander pp." (wie bisher).

Kurlbaum (Nr 333, 3)

14. a) § 1529 Satz 2 zu fassen: Mutter hat auch nicht die sonstigen aus der ehelichen Mutterschaft sich ergebenden Rechte (; sie hat jedoch die Pflicht und das Recht, f ü r die Person des Kindes zu sorgen, nach Maßgabe des § 1522 Satz 2)". b) § 1530 Satz 2, 3 zu fassen: „Der Vater und die Mutter haben auch nicht die sonstigen aus der ehelichen Elternschaft sich ergebenden Rechte (; die Mutter hat jedoch die Pflicht und das Recht, für die Person des Kindes zu sorgen, nach Maßgabe des § 1522 Satz 2)". oder eventuell: im § 1691 als vorletzten Absatz einzuschalten: „Ist der Mündel ein Kind aus ungültiger Ehe, so hat die Mutter desselben in den Fällen der §§ 1529, 1530 in Ansehung der Vormundschaft nur die rechtliche Stel| Prot I 8631 | [ u n g einer unehelichen Mutter." Den Anträgen unter I, 1 — 12 waren die in der Anlage zu diesem Protokoll enthaltenen Bemerkungen beigefügt. Planck (Nr 344, 1—5)

; ) Dj e

II. 1. Zu § 41 K.E. Jem Antrage unter I, 1 Z. 3 das W o r t „ehelichen" vor „Vater" zu streichen oder die Worte „sofern . . . ist", durch die Worte „unbeschadet der Bestimmungen des ξ 1585" zu ersetzen. );ln

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Zusammenhängend wiedergegebene Anträge

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(Die Streichung wird beantragt, weil davon ausgegangen wird, daß das Gesetz, soweit nicht ein Anderes bestimmt wird, unter „Vater" immer nur den ehelichen Vater versteht und daß ebenso in allen anderen Fällen, in welchen eine bestimmte Art des Verwandtschaftsverhältnisses durch einen besonderen Ausdruck wie „Großvater", „Eltern", „Abkömmlinge", „Kinder", „Geschwister" u.s.w. bezeichnet wird, immer, soweit das Gesetz nicht ein Anderes bestimmt, vorausgesetzt wird, daß überhaupt ein Verwandtschaftsverhältniß nach Maßgabe des § 31 Abs. 3 K.E. vorliegt und somit ζ. B. das Verhältniß eines Abkömmlings durch uneheliche Abstammung nur zwischen dem unehelichen Kinde und dessen Mutter sowie den Verwandten derselben in aufsteigender Linie begründet wird. Sollte angenommen werden, daß diese Auffassung, durch welche sich ζ. Β. | auch | Prot I 8632 der Antrag unter I, 4 erledigen würde, nicht schon durch den § 31 Abs. 3 K.E. in Verbindung mit der Gesammtheit der übrigen auf Verwandte sich beziehenden Bestimmungen des Gesetzes genügenden Ausdruck gefunden hat, so wird beantragt, den § 31 K.E. noch folgenden Absatz hinzuzufügen: „Vater im Sinne des Gesetzes ist, soweit dasselbe nicht ein Anderes bestimmt, nur der eheliche Vater." Eine entsprechende Bestimmung für die übrigen oben bezeichneten Ausdrücke dürfte wohl nicht erforderlich sein.) 2. Den zweiten Absatz des § 41 K.E. dahin zu fassen: „Die Bestimmungen des ersten Satzes des ersten Absatzes finden auf Personen, welche durch Legitimation oder Annahme an Kindesstatt die rechtliche Stellung ehelicher Kinder erlangt haben, keine Anwendung, wenn sie erst nach erreichter Volljährigkeit legitimirt oder an Kindesstatt angenommen sind." (Der Hauptzweck der vorgeschlagenen Fassungsänderung besteht darin, den Gedanken zum Ausdruck zu bringen, daß das Gesetz unter „ehelichen Kindern" an sich die legitimirten und adoptirten nicht mitversteht, daß aber andererseits die in Ansehung der ehelichen Kinder gegebenen Bestimmungen insoweit auch auf legitimirte und adoptirte Anwendung finden, als sie durch die | Legitimation und Adop- |ProtI 8633 tion die rechtliche Stellung ehelicher Kinder erlangt haben. Aus dieser Auffassung ergiebt sich, daß in einzelnen Fällen auch die f ü r uneheliche Kinder gegebenen Bestimmungen auf legitimirte und adoptirte Anwendung finden. Dies ist dann der Fall, wenn die durch die Legitimation oder Adoption erlangte Stellung eines ehelichen Kindes nicht soweit reicht, daß die betreffende für uneheliche Kinder gegebene Vorschrift damit unvereinbar wäre. Ist diese Auffassung richtig, so erledigt sich dadurch ζ. B. der Antrag I, unter 10 und 12). 3. Den zweiten Absatz des ξ 1208 der Zusst. dahin zu fassen: „Ein Verwandtschaftsverhältniß im Sinne des ersten Absatzes unter Nr. 1, 2 besteht auch zwischen dem unehelichen Kinde und dessen Vater sowie den Verwandten desselben, ein Schwägerschaftsverhältniß im Sinne des ersten Absatzes Nr. 3 auch zwischen dem einen Ehegatten und denjenigen Personen, welche im Sinne des ersten Absatzes Nr. 1 Verwandte des anderen Ehegatten sind." 4. In den §§ 1598 Abs. 1 Nr. 2, § 1603 Nr. 5 Zeile 2, im Eingange der §§ 1652, 1653, 1654, 1674, im § 1675 Abs. 2, § 1677 Abs. 1, § 1678 Nr. 3, § 1680 vor dem Worte „Mutter" einzuschalten, „ehelichen" bzw. „eheliche". 5. In dem § 1691 Abs. 1 und § 1695 Abs. 1 das Wort „ehelichen" vor „Vater" zu streichen. 1199

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

| Prot I 8634 | III- 1. Zu § 41 K.E. v. Weber „Den ersten Absatz dem Antrage unter I, 1 2 . 1 entsprechend, aber unter Strei(Nr 345, 1) chung der Worte „sofern nicht die Ehefrau des ehelichen Vaters die Annehmende

ist" zu fassen und den zweiten Absatz zu fassen: „Die Bestimmungen des ersten Absatzes finden auf legitimirte Kinder und an Kindesstatt angenommene Personen dann keine Anwendung, wenn die Legitimation oder Annahme an Kindesstatt erst nach erreichter Volljährigkeit derselben erfolgt ist." v. Weber 2. Zu § 1212 der Zusst.: Wenn der in dem Antrage unter I, 7 lit. b Zeile 2 als (Nr 345, 2) Abs. 1 vorgeschlagene Zusatz angenommen wird,

in dem nunmehrigen zweiten Absätze hinter „darf" einzuschalten „jedoch" oder diesen Absatz zu fassen: „Es darf jedoch zwischen Personen — nicht erstreckt hat, so lange — nicht geschlossen werden." IV. 1. Den § 167 K.E. wie folgt zu fassen: „Die Verjährung ist gehemmmt: 1. für Ansprüche zwischen einem unter elterlicher Gewalt stehenden Kinde und dem Inhaber der elterlichen Gewalt während der Dauer der letzteren. Dies gilt | Prot I 8635 auch, wenn die elterliche Gewalt auf das Recht | zur elterlichen Nutznießung beschränkt ist; 2. für Ansprüche zwischen einem unter elterlicher Gewalt stehenden Kinde und dem anderen Elterntheile während der Dauer der Ehe; 3. für Ansprüche zwischen einer unter Vormundschaft stehenden Person und dem Vormunde während der Dauer der Vormundschaft; 4. für Ansprüche zwischen Ehegatten während der Dauer der Ehe. Im Falle rechtskräftiger Ungültigkeitserklärung der Ehe wird die H e m m u n g der Verjährung für die Vergangenheit nicht ausgeschlossen. Das Gleiche gilt, wenn die ungültige Ehe vor rechtskräftiger Ungültigkeitserklärung durch T o d oder Scheidung aufgelöst worden ist." 2. eventuell im § 167 Satz 1 K.E. statt „Pflegebefohlenen" zu setzen „Mündel" oder „Bevormundeten". V. Zu § 1205 der Zusst. 1. den Abs. 2 zu streichen (vergl. § 1613 Ziff. 1 der Zusst.) 2. in Abs. 4 zu setzen: „Die Bestimmung des zweiten Absatzes . . ." (vergl. den Antrag unter 1). Es wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Zu § 41 K.E. (vergl. Anträge unter I, 1, II, 1, 2, III, 1). Der § 41 K.E. soll dahin gefaßt werden: | Prot I 8636 | Eheliche Kinder theilen den Wohnsitz des Vaters, an Kindesstatt angenommene Personen den Wohnsitz des Annehmenden. Uneheliche Kinder theilen den W o h n sitz der Mutter. Alle diese Kinder behalten den bezeichneten Wohnsitz, bis sie denselben in rechtsgültiger Weise aufgeben. Die Bestimmungen des ersten Satzes des ersten Absatzes finden auf legitimirte Kinder und an Kindesstatt angenommene Personen keine Anwendung, wenn die Legitimation oder Annahme an Kindesstatt erst nach erreichter Volljährigkeit derselben erfolgt ist. 1200

Zusammenhängend wiedergegebene Anträge

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Die Gründe des Beschlusses waren: Nach dem § 1431 der Zusst. seien eheliche Kinder diejenigen, welche die Ehefrau während der Ehe von dem Ehemanne empfangen habe, sowie diejenigen, welche die Ehefrau vor der Schließung der Ehe von dem Ehemanne empfangen und nach Schließung der letzteren geboren habe. Die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes werde außerdem, zum Theil allerdings nur im beschränkten Umfange, begründet: Durch Abstammung aus einer in gehöriger Form geschlossenen, aber ungültigen Ehe (ξ 1526 der Zusst.) durch Legitimation durch nachfolgende Ehe (§ 1543 der Zusst.), durch Ehelichkeitserklärung (§ 1547 der Zusst.) und durch Annahme an Kindesstatt (§ 1565 der Zusst.). Diesen Bestimmungen entspreche es, den Ausdruck „eheliche Kinder" in dem Gesetzbuche in dem Sinne zu gebrauchen, daß darunter an sich nur die im § 1431 bezeichneten Kinder zu verstehen seien. Andererseits seien besondere Bestimmungen, um die Anwendung der zunächst nur für die im § 1431 bezeichneten K i n - | der, d . h . f ü r die ehelichen Kinder, gegebenen | Prot 1 8637 Vorschriften auch auf die Kinder aus einer in gehöriger Form geschlossenen, aber ungültigen Ehe, sowie auf die legitimirten und an Kindesstatt angenommenen Kinder herbeizuführen, nicht erforderlich, da aus dem Grundsatze, daß diese Kinder die rechtliche Stellung ehelicher Kinder hätten, die Anwendung jener Vorschriften auf dieselben indirekt von selbst folge, soweit nicht, wie in den §§ 1526, 1547, 1565 vorbehalten sei, aus dem Gesetze ein Anderes sich ergebe. Nur insoweit bedürfe es besonderer Bestimmungen, als die Anwendung der zunächst für die ehelichen Kinder gegebenen Vorschriften auf diejenigen Kinder, welche nur die rechtliche Stellung ehelicher Kinder hätten, im einzelnen Falle ausgeschlossen werden sollten. Auf ähnlichen Gesichtspunkten beruhe es, daß das Gesetz bei solchen Bestimmungen, welche volljährige Personen beträfen, neben den Volljährigen nicht noch die für volljährig Erklärten besonders erwähne, weil Minderjährige nach dem 5 27 K.E. durch die Volljährigkeitserklärung die rechtliche Stellung der Volljährigen erlangten. Auf Grund vorstehender Erwägungen seien im 5 41 Abs. 1 Satz 1 des K.E. die Worte „und solche Kinder, welche nach den Bestimmungen des Familienrechts als eheliche gelten, sowie legitimirte Kinder, zu streichen. In Ermangelung einer entgegenstehenden Bestimmung ergebe sich die Anwendung der im § 41 Abs. 1 für eheliche Kinder gegebenen Vorschriften auf die Kinder aus einer in gehöriger Form geschlossenen, | aber ungültigen Ehe, sowie auf legitimirte Kinder und an Kindesstatt I Prot I 8638 angenommene Personen aus dem Grundsatze der §§ 1526, 1543, 1547, 1565, daß diese Kinder die rechtliche Stellung ehelicher Kinder hätten. Indessen dürften die an Kindesstatt angenommenen Personen doch nicht unerwähnt bleiben, theils weil zur Vermeidung eines Konflikts in der hier fraglichen Beziehung das Verhältniß des Angenommenen zu den leiblichen Eltern desselben geregelt werden müsse, theils deshalb, weil der Annehmende auch eine Frau sein könne. Dagegen brauche im § 41 Abs. 1 K.E., soviel die an Kindesstatt angenommenen Personen betreffe, der Fall, in welchem die Ehefrau das eheliche Kind des Ehemannes an Kindesstatt angenommen habe, als Ausnahme von der Regel, daß der Angenommene den Wohnsitz des Annehmenden theile, nicht besonders hervorgehoben zu werden, da diese Ausnahme durch die den allgemeinen Bestimmungen über die Annahme an Kindesstatt gegenüber den Charakter einer Spezialbestimmung an sich tragende Vorschrift des § 1585, daß in diesem Falle der Angenommene die rechtliche Stellung eines gemeinschaftlichen ehelichen Kindes beider Ehegatten erlange, gedeckt und auch eine Hinweisung auf diese Ausnahme entbehrlich sei. 1201

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

Bei der Berathung des § 41 wurde nicht übersehen, daß, wenn eine Frau der Annehmende sei, nach dem § 41, vorbehaltlich der Bestimmung des § 1585, der Ange| Prot I 8639 nommene den Wohnsitz der Adoptivmutter theile, während, wenn die eheli-1 che Mutter die elterliche Gewalt über ihr Kind erlange, das letztere nicht den Wohnsitz der Mutter theile, sondern den Wohnsitz des Vaters behalte. Man war jedoch der Ansicht, daß darin eine Disharmonie nicht zu finden sei, da die Grundlage der Bestimmungen des § 41 nicht die elterliche Gewalt sei. Selbstverständlich könne aber die Mutter vermöge der mit der elterlichen Gewalt derselben verbundenen Vertretungsmacht den bisherigen Wohnsitz des Kindes aufgeben und für dasselbe einen neuen Wohnsitz begründen (vergl. S. 37, § 41 Abs. 1). Bei Gelegenheit der Berathung der Anträge unter I, 1 und II, 1 zu §41 K.E. wurde weiter die durch jene Anträge angeregte Frage erörtert, ob das Gesetz die Ausdrücke „Vater", „Mutter", „Kind", „Großvater", „Großmutter", „Eltern", „Elterntheil", „Voreltern", „Geschwister" oder ähnliche, eine bestimmte Art des Verwandtschaftsverhältnisses bezeichnende Ausdrücke schlechthin in dem Sinne gebrauchen solle, daß, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimme, immer vorausgesetzt werde, daß ein Verwandtschaftsverhältniß nach Maßgabe des § 31 Abs. 3 K.E. vorliege, daß die durch den betreffenden Ausdruck bezeichneten Personen zugleich Verwandte im Sinne des § 31 Abs. 3 seien. Man verständigte sich dahin, bei der Redaktion des Gesetzbuchs von dieser Auffassung auszugehen. Eine Meinungsverschiedenheit ergab sich nur darüber, ob es im Interesse der Deutlichkeit des Gesetzbuchs als rathsam zu erachten sei, jene Auffassung neben der Bestimmung des | Prot I 8540 § 31 Abs. 3 noch besonders zum Ausdruck zu bringen. Die | Mehrheit war jedoch der Ansicht, daß, da durch die fraglichen Ausdrücke nur eine bestimmte Art des Verwandtschaftsverhältnisses bezeichnet werde, jene Auffassung bereits durch den § 31 Abs. 3 K.E. genügenden Ausdruck gefunden habe. Insbesondere sei auch eine Verdeutlichung, daß unter dem Ausdruck „Vater" im Sinne des Gesetzes, soweit dasselbe nicht ein Anderes bestimme, der eheliche Vater zu verstehen sei, nicht erforderlich. Zwar rede das Gesetz in verschiedenen Bestimmungen auch von dem Vater eines unehelichen Kindes (vergl. die §§ 1535 bis 1541, 1543, 1544, §§ 1547 bis 1564 der Zusst.). Allein bei diesen Bestimmungen handele es sich eben um solche Fälle, in welchen als Ausnahme von der Regel des § 31 Abs. 3 K.E. in bestimmten Richtungen ein Verwandtschaftsverhältniß zwischen dem unehelichen Vater und dem unehelichen Kinde rechtlich anerkannt werden solle und deshalb der Ausdruck „Vater" mit Recht in dem obigen Sinne gebraucht werde. 2. Zu § 167 K.E. (vergl. die Anträge unter I, 2 und IV). Man einigte sich dahin, im § 167 Satz 1 das W o r t „Pflegebefohlenen" durch das W o r t „Mündel" und in Satz 2 die Worte „während der Dauer der elterlichen Gewalt" durch die Worte „während der Minderjährigkeit der letzteren" zu ersetzen. Der in dem Antrage unter IV, 1 unter Ziff. 4 Satz 2 bezeichnete Zusatz wurde von der Mehrheit abgelehnt. Im Uebrigen galten die Anträge unter I, 2 und IV, 1 durch | Prot I 8641 | z u j e r « Jm^-h £j as ^ o r t „zur" in folgenden Stellen zu ersetzen: 1205 Abs. 1 und 2; 1206 Abs. 1; 1210 Abs. 2; 1231 Nr. 1 und 4 (zweimal); 1235 | Prot 1 8832 Abs. 1; 1237; 1240 Abs. 1; 1250 Abs. 2, |Abs. 5 (zweimal); 1257; 1270 Nr. 4 und 6; 1274; 1275; 1280 Nr. 1 und 2; 1285; 1286 Abs. 1 (zweimal); 1327 (zweimal); 1330; 1344, 1345 Abs. 1 (dreimal); 1359 Abs. 3; 1361; 1375; 1387; 1400 Abs. 1; 1402 Abs. 1; 1403; 1404 (zweimal); 1408 Abs. 2, Abs. 3 (zweimal); 1410 Abs. 2, 1412 Abs. 2, Abs. 5 in Zeile 2 und 3; 1413; 1423; 1424 (zweimal); 1425 Abs. 3; 1427 Abs. 1 (viermal) und Abs. 2; 1439 (zweimal); 1450; 1451 Abs. 2; 1452 Abs. 4 (zweimal), 1454 Abs. 2 und 3; 1457; 1458; 1459 Abs. 2; 1460; 1475 Nr. 5, 6, 7, 8, Abs. 2; 1487 Abs. 2; 1492; 1496 Abs. 1 (zweimal); 1497 Abs. 1; 1501; 1509; 1510; 1514; 1537; 1548; 1550; 1551; 1554, 1569; 1578; 1581; 1584 Abs. 1; 1587 Abs. 2; 1591 Abs. 4; 1604; 1605 Nr. 7; 1628 Abs. 2; 1630; 1631 Abs. 1 und 2; 1632 Abs. 1 (dreimal); 1633 Abs. 1, Abs. 2 (zweimal); 1636 Nr. 9, 10, 11, 12, 14; 1637 Abs. 1 (zweimal), 1638; 1639; 1651 Abs. 4; 1652; 1667 N r . 3 (zweimal) Abs. 2; 1668 Abs. 2; 1674 Abs. 3; 1677 Abs. 2; 1686 Nr. 1; 1693; 1698 Abs. 2; 1701 Abs. 1; 1705; 1709 Abs. 2 (zweimal). Dagegen: §§ 1229 Abs. 2, 1279 Abs. 3; 1309; 1412 Abs. 5 „zu der Zeit, in welcher". 5 55. Sitzung vom 28. 5. 1886 (Erster Teil), Schriftführer: | Prot I 8868

Struckmann

| 6. statt „in dem" zu setzen „im" 3 a) im Scheidungsurtheile, Urtheile § 1209 Z. 4., § 1425 Abs. l,Z.2,§ 1426Z. 3 b) im Falle § 1359 Abs. 1 Z . 6 J 1391 Abs. 2 Ζ. 1 und 2, § 1418 drittletzte Z., § 1470 Abs. 2 Ζ. 1, § 1494 Abs. 3 Z. 6, 7, § 1531 Z. 4, § 1602 Z. 5, § 1649 Abs. 5 Ζ. 1, § 1665 Abs. 2 Ζ. 1, § 1678 Abs. 2 Nr. 3 Z. 5. c) im Interesse § 1421 Abs. 1 vorl. Z. 4 d) im (vierten) Absätze § 1455 Abs. 5 Ζ. 1., §1511 Abs. 2, § 1632 Abs. 3 Z. 3, Die Anträge unter Ziff. 6 — 8 stammen von Kurlbaum (Nr. 370, 2—4). Im metallographierten Antrag Nr. 370, 2 ist unter c) beantragt: im Verhältnisse § 363 Abs. 3 Z. 2 (zu vergl. $ 1288 Abs. 2 Ζ. 1 und Anträge 340 No. 5, 6). 1214

Zusammenhängend wiedergegebene Anträge

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S 1633 Abs. 2 Z. 5 (§§ 1319, 1329 bleibt „in dem"). e) im Rechtswege § 1650 Abs. 2 Z. 2.5 7. statt „zu dem" zu setzen „zum" a) zum Verzicht und zur Annahme, Ablehnung § 1280 Nr. 1 2 . 2, § 1327Z. 2 b) zum Vorbehaltsgute (Gesammtgute, Sondergute, Vermögen, Nachlasse) gehören, Ersatz leisten § 1284 Nr. 3 2. 2, 3, § 1316 Z. 4, § 1324 2 . 3, $ 1325 Abs. 1 2 . 3, Abs. 2 2 . 3, ί 7334 Nr. 3 Z. 3, § 1336 letzte Zeile, £ 1337 Abs. 1 Z. 3, § 1348 Abs. 3 Ζ. 1, § 1353 Abs. 1 Z. 3, § 1378 Abs. 2Z.I, § 1381 1. Z., § 1394 Ζ. 1, § 1398 letzte und vorletzte Zeile, § 1485 Z. 2, § 1498 2 . 2 (zu vergl. § 1263, 1270, 1356). c) Ladung zum Sühnetermine § 1412 Abs. 4 Ζ. 1 d) zum Unterhalte § 1425 Abs. 2 Ζ. 1 e) zum Zwecke des Gebrauches § 1425 Abs. 3 Z. 2 f) zum Empfange ermächtigen § 1632 Abs. 1 Z. 3 g) zum Widerruf Anlaß geben §1701 Abs. 1 | vorletzte Zeile. | Prot I 8869 (§ 1397 Nr. 4, §§ 1471, 1475, 1494 Abs. 3, § 1619 bleibt „zu dem", § 1398 „zu dem Werthe".) 8. Den Artikel auszustoßen a) mit Einwilligung § 1210 Abs. 1 Z. 2, 3, 5 (vergl. §§ 1261, 1320). b) vor, bei, seit Eintritt § 1288 Nr. 2 Z. 3, § 1339 Nr. 2 Z. 3, 5 1368 Nr. 1, § 1379 Z. 2, § 1393 Nr. 1 Z. 4, Nr. 2 Ζ. 1, § 1408 Abs. 2 Z. 7, § 1494 Nr. 2 Z. 3 (zu vergl. § 1296 Abs. 2 ; § 1139 Nr. 2, § 1393 Nr. 2, §§ 1397, 1329). c) durch Verletzung § 1296 Abs. 2 Z. 5 (zu vergl. § 1409). d) nach Beendigung § 1345 Abs. 2 Ζ. 1 (zu vergl. §§ 1345, 1287). e) vor, nach, mit Schließung der Ehe §1371 Z. 2, § 1526 Z. 3, 5 (zweimal), § 1593 Abs. 1 Z. 3, Abs. 2 Z. 3, außerdem in 5 1526 „der Ehe" statt „der letzteren". f) mit Ablauf § 1418 S. 2 (zu vergl. §§ 156, 1542). g) durch letztwillige Verfügung § 1603 Nr. 5 Ζ. 1 prinzipaliter wird jedoch beantragt zu fassen „Wer von dem Vater oder der ehelichen Mutter nach Maßgabe pp." (zu vergl. §§ 1652, 1655). h) für Berufung 5 1609 Abs. 4 Z. 2, § 1705 Ζ. 1, (zu vergl. § 1507). i) über Abgang und Zugang § 1649 Abs. 4 Z. 2. | Auf die Anträge unter 6 bis 8 zur Zeit einzugehen, lehnte die Mehrheit in Kon- | Prot I 8873 Sequenz des in der vorigen Sitzung gefaßten Beschlusses unter Nr. 72 ab, jedoch mit dem Vorbehalte, bei der Schlußrevision des ganzen Entwurfs im Zusammenhange mit der Revision der übrigen Theile des Entwurfs auf die angeregten Fassungsänderungen zurückzukommen. 727. Sitzung vom 30. 11. 1887, Schriftführer

Struckmann.

| Die zweite Berathung des Kommissionsentwurfs (IV. Buch, Familienrecht) | Prot 112171 wurde fortgesetzt. Es lagen folgende Anträge vor: I. zu §§ 1226, 1228, 1239, 1240, 1243, 1244, 1249, 1416, 1441, 1442a, 1594, Planck 1595.6 A. zu § 1226. a) den § 1226 unter Streichung der demselben beigefügten Note auf folgende, dem § 1226 Nr. 1 entsprechende Bestimmung zu beschränken: Die Ziffer 6 e) ist im metallographierten Antrag nicht enthalten. Der gesamte Antrag unter I stammt von Planck. 1215

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

„Der in der Geschäftsfähigkeit beschränkte Ehegatte ist in Ansehung des Rechtsstreites, welcher die Nichtigkeit der Ehe zum Gegenstande hat, prozeßfähig; f ü r den geschäftsunfähigen Ehegatten wird der Rechtsstreit durch den gesetzlichen Vertreter geführt." b) als § 1226a an Stelle des § 1226 Nr. 6 folgende Bestimmung einzuschalten: „Auf den Rechtsstreit, welcher die Nichtigkeit der Ehe zum Gegenstande hat, | Prot I 12172 finden | die Vorschriften der §§ 1427, 1428 entsprechende Anwendung." c) die Bestimmungen des § 1226 Nr. 2 bis 5, 7 (vergl. auch § 1243 Abs. 1 Satz 2) durch folgende in das Einführungsgesetz aufzunehmende Vorschriften zu ersetzen: α) hinter § 573 der C.P.O. wird als § 573 a folgende Bestimmung eingestellt: „Zur Führung des Rechtsstreites bedarf der Bevollmächtigte des klagenden Ehegatten einer besonderen, auf diesen Rechtsstreit gerichteten Vollmacht. Das Gericht hat den Mangel einer solchen Vollmacht von Amtswegen zu berücksichtigen." ß) die Vorschriften des § 577 der C.P.O. werden durch folgende Vorschriften ersetzt: „Die Vorschriften über die Folgen der unterbliebenen oder verweigerten Erklärung über Thatsachen oder über die Echtheit von Urkunden, die Vorschriften über den Verzicht der Parteien auf die Beeidigung von Zeugen und Sachverständigen, die Vorschriften über die Wirkungen eines Anerkenntnisses, eines gerichtlichen Geständnisses und die Erlassung eines Eides, sowie die Vorschriften über die Eideszuschiebung und den Antrag, den Gegner die Vorlegung einer Urkunde aufzugeben, finden in Ansehung solcher Thatsachen, welche die Trennung, Ungültigkeit oder Nichtigkeit der Ehe oder das Recht, die Herstellung des ehelichen Lebens zu verweigern, sowie im Falle der Nichtigkeitsklage auch in Ansehung solcher Thatsachen, welche die Gültigkeit der Ehe begründen sollen, keine Anwendung. | Prot I 12173 | Die für die Nichtigkeitsklage geltenden Vorschriften des ersten Absatzes finden auf einen Rechtsstreit, welcher die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens einer Ehe zwischen den Parteien zum Gegenstande hat, entsprechende Anwendung." γ) dem § 581 der C.P.O. wird als Abs. 2 folgende Bestimmung hinzugefügt: „Die Vorschriften des ersten Absatzes finden im Falle der Nichtigkeitsklage, sowie im Falle eines Rechtsstreites, welcher die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens einer Ehe zwischen den Parteien zum Gegenstande hat, auch zum Zwecke der Ermittelung, ob die Ehe nichtig sei oder nicht bestehe, Anwendung." δ) hinter § 584 der C.P.O. wird als § 584 a folgende Bestimmung eingestellt: „Stirbt einer der Ehegatten vor der Rechtskraft des Endurtheiles, so ist der Rechtsstreit in Ansehung der Hauptsache als erledigt anzusehen." ε) hinter § 589 der C.P.O. wird als § 589 a folgende Bestimmung eingestellt: „Das Versäumnißurtheil gegen den im Termine zur mündlichen Verhandlung nicht erschienenen Kläger ist dahin zu erlassen, daß die Klage als zurückgenommen gelte." B. zu §§ 1228, 1244. Die §§ 1228, 1244, zu streichen dagegen zu beschließen, in das Einführungsgesetz eine Bestimmung aufzunehmen, durch welche der Inhalt der Vorschriften der SS 1228, 1244 dem § 139 der C.P.O. als Abs. 2 bezw. als Abs. 3 hinzugefügt wird. | Prot 112174

| C. zu § 1239. a) den § 1239 durch folgende Bestimmung zu ersetzen: „Auf den Rechtsstreit, welcher die Anfechtung einer Ehe zum Gegenstande hat, finden die Vorschriften der §§ 1226, 1226 a mit der Maßgabe entsprechende An1216

Zusammenhängend wiedergegebene Anträge

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wendung, daß die Anfechtungsklage von dem gesetzlichen Vertreter eines geschäftsunfähigen Ehegatten nicht erhoben werden kann." b) in das Einführungsgesetz folgende Bestimmung aufzunehmen: Der § 592 der C.P.O. erhält folgende Fassung: „Im Sinne dieses Abschnittes ist unter Ehescheidungsklage zu verstehen die Klage auf Scheidung der Ehe oder auf Trennung von Tisch und Bett, unter Ungültigkeitsklage die Klage, durch welche die Anfechtung einer Ehe erfolgt, unter Nichtigkeitsklage die Klage, durch welche beantragt wird, eine Ehe für nichtig zu erklä-

D. zu § 1240. a) den § 1240 auf folgende Bestimmung zu beschränken: „Die Zurücknahme der Anfechtungsklage bewirkt, daß die Anfechtung als nicht erfolgt anzusehen ist. Dasselbe gilt, wenn die angefochtene Ehe, bevor dieselbe aufgelöst oder für ungültig erklärt ist, nach Maßgabe des § 1235 Abs. 1, 3 genehmigt wird." b) in das Einführungsgesetz folgende Bestimmungen aufzunehmen: α) hinter § 575 der C.P.O. wird als § 575 a folgende Vorschrift eingestellt: | „Die Ungültigkeitsklage kann von dem Kläger zu jeder Zeit auch ohne Einwilligung des Beklagten zurückgenommen werden. Der Prozeßbevollmächtigte bedarf zu der Zurücknahme einer besonderen, hierauf gerichteten Vollmacht. Das Gericht hat den Mangel einer solchen Vollmacht von Amtswegen zu berücksichtigen." ß) der § 576 der C.P.O. wird durch folgende Bestimmungen ersetzt: „Der Kläger, welcher mit einer Ehescheidungsklage oder einer Ungültigkeitsklage abgewiesen ist oder eine Ungültigkeitsklage zurückgenommen hat, kann Thatsachen, welche er in dem früheren Rechtsstreite geltend gemacht hat oder welche er in dem früheren Rechtsstreite, oder welche er durch Verbindung der Klagen hätte geltend machen können, als selbständigen Klagegrund nicht mehr geltend machen. Ein Gleiches gilt für den Beklagten in Ansehung der Thatsachen, auf welche er eine Widerklage zu gründen im Stande war. Die Vorschriften des ersten Absatzes finden jedoch auf solche Thatsachen, welche nach den Vorschriften des § 1231 Nr. 3, 4 des bürgerlichen Gesetzbuches die Anfechtbarkeit einer Ehe begründen, nur insoweit Anwendung, als die auf jene Thatsachen sich gründende Ungültigkeitsklage abgewiesen ist oder der Anfechtungsberechtigte zu der Zeit, in welcher eine solche Ungültigkeitsklage zurückgenommen ist oder in welcher jene Thatsachen in dem früheren | Rechtsstreite hätten geltend gemacht werden können, im Falle des § 1231 N° 3 ehemündig geworden war oder im Falle des § 1231 N° 4 die unbeschränkte Geschäftsfähigkeit erlangt hatte." E. z u § 1243. a) den § 1243 auf folgende Bestimmung zu beschränken: „Auf den Rechtsstreit, welcher die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens einer Ehe zwischen den Parteien zum Gegenstande hat, finden die Vorschriften der §§ 1226, 1227 entsprechende Anwendung." b) in das Einführungsgesetz folgende Bestimmungen aufzunehmen: α) der § 568 Abs. 1 der C.P.O. erhält folgende Fassung: „Für die Rechtsstreitigkeiten, welche die Trennung, Ungültigkeit oder Nichtigkeit einer Ehe oder die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens einer Ehe zwischen den Parteien oder die Herstellung des ehelichen Lebens zum Gegenstande haben (Ehesachen) ist u.s.w." (wie bisher). 1217

| Prot I 12175

Planck (Nr 383, 1)

I Prot I 12176

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

β) der § 587 der C.P.O. wird durch folgende Vorschrift ersetzt: „Mit der Nichtigkeitsklage kann eine andere Klage, als diejenige, welche die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens einer Ehe zwischen den Parteien zum Gegenstande hat, nicht verbunden werden. Eine Widerklage ist nur statthaft, wenn sie eine Nichtigkeitsklage oder eine | Prot I 12177 Fest- | stellungsklage der im ersten Absätze bezeichneten Art ist." γ) hinter § 591 der C.P.O. wird als § 591 a folgende Vorschrift eingestellt: „Die Vorschriften der §§ 587, 589 a finden auf die Klage, welche die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens einer Ehe zwischen den Parteien zum Gegenstande hat, entsprechende Anwendung." F. zu § 1249. a) den § 1249 durch folgende Bestimmung zu ersetzen: „Auf den Rechtsstreit, welcher . . . hat, finden die Vorschriften des § 1226 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß . . . kann." b) in das Einführungsgesetz folgende Bestimmung aufzunehmen: „Der §774 Abs. 2 der C.P.O. wird durch folgende Bestimmung ersetzt: „Die Erzwingung der Herstellung des ehelichen Lebens, zu welcher ein Ehegatte verurtheilt ist, findet nicht statt." G. z u § 1416. den § 1416 dahin zu fassen: „Auf den Rechtsstreit, w e l c h e r . . . hat, finden die Vorschriften des § 1226 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß . . . kann." H . zu §§ 1441, 1594, 1595. a) den § 1441 durch folgende Bestimmung zu | ersetzen: „Auf den Rechtsstreit, welcher die Anfechtung der Ehelichkeit des Kindes zum Gegenstande hat, finden in Ansehung des Ehemannes die Vorschriften des § 1226 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß die Anfechtungsklage von dem gesetzlichen Vertreter des geschäftsunfähigen Ehemannes nicht erhoben werden kann. Die Zurücknahme der Anfechtungsklage bewirkt, daß die Anfechtung als nicht erfolgt anzusehen ist und das Anfechtungsrecht des Ehemannes erlischt. Dasselbe gilt, wenn der Ehemann nach erfolgter Anfechtung, aber vor Erledigung des Rechtsstreites über die Anfechtungsklage das Kind nach Maßgabe des 5 1437 als das seinige anerkennt." b) den § 1594 zu streichen. c) den § 1595 dahin zu fassen: „Wird die Klage auf Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens eines Elternverhältnisses und Kindesverhältnisses zwischen den Parteien oder auf Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens der elterlichen Gewalt der einen Partei über die andere erhoben, so wirkt das Urtheil, welches auf eine solche Feststellungsklage erlassen und noch während der Lebenszeit der Parteien rechtskräftig geworden ist, für und gegen Alle. Ein das Elternverhältniß und Kindesverhältniß . . . hatte. Die Vorschriften des ersten Absatzes finden keine Anwendung auf den Rechts| Prot I 12179 streit, welcher die Feststellung des Bestehens oder | des Nichtbestehens der unehelichen Vaterschaft zum Gegenstande hat." d) in das Einführungsgesetz folgende Bestimmungen aufzunehmen: α) Die Ueberschrift des sechsten Buches der C.P.O. wird dahin geändert: „Ehesachen, Entmündigungssachen und Feststellung familienrechtlicher Verhältnisse." | Prot I 12178

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Zusammenhängend wiedergegebene Anträge

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ß) hinter § 627 der C.P.O. wird als dritter Abschnitt des sechsten Buches ein neuer Abschnitt mit der Ueberschrift „Verfahren in Rechtsstreitigkeiten, betreffend die Feststellung familienrechtlicher Verhältnisse." und mit folgenden Bestimmungen eingeschaltet: § 6 2 7 a . „Ist die Anfechtung der Ehelichkeit des Kindes durch den Ehemann nach Maßgabe des § 1440 Abs. 1 des bürgerlichen Gesetzbuches durch Erhebung der Anfechtungsklage gegen das Kind erfolgt, so finden auf den Rechtsstreit die Vorschriften der §§ 569, 573 a, 575 a, 577 bis 579, des § 581 Abs. 1 und des § 584 a entsprechende Anwendung, die Vorschriften des $ 573 a jedoch nur in Ansehung des Ehemannes und die Vorschriften des § 577 nur in Ansehung der Feststellung solcher Thatsachen, welche die Unehelichkeit des Kindes begründen sollen. Mit der Anfechtungsklage kann eine andere Klage als diejenige, mit welcher die Anerkennung der Ehelichkeit des Kindes angefochten wird, nicht verbunden, gegen dieselbe eine Widerklage nicht erhoben werden." 627b. „Hat der Ehemann, welcher das Kind als das seinige anerkannt hat, die | Prot 112180 Anerkennung nach Maßgabe des § 1442 a des bürgerlichen Gesetzbuches durch Erhebung der Anfechtungsklage gegen das Kind angefochten, so finden auf den Rechtsstreit die Vorschriften des § 627 a entsprechende Anwendung." ξ 627 c. „Wird die Klage auf Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens eines Elternverhältnisses und Kindesverhältnisses zwischen den Parteien oder auf Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens der elterlichen Gewalt der einen Partei über die andere erhoben, so finden auf den Rechtsstreit, unbeschadet der Vorschriften des § 627a, die Vorschriften der §§ 569, 573a, 578, 579, 581, 584a, 589 a sowie die auf die Nichtigkeitsklage sich beziehenden Vorschriften des § 577 entsprechende Anwendung. Mit der Feststellungsklage kann eine andere Klage nicht verbunden, gegen dieselbe eine Widerklage anderer Art nicht erhoben werden. Die Vorschriften des ersten und zweiten Absatzes finden keine Anwendung auf den Rechtsstreit, welcher die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens der unehelichen Vaterschaft zum Gegenstande hat." I. a) in der Note zu dem Unterabschnitt „IV. Ungültigkeit der Ehe" hinzuzufügen: | „ D a s Einführungsgesetz wird ferner folgende Ergänzungen und Aenderungen |ProtI 12181 der Vorschriften der Civilprozeßordnung über das Verfahren in Ehesachen bestimmen: 1. Der § 568 Abs. 1 erhält folgende Fasung: (wie oben unter E, b, α). 2. hinter § 573 wird als § 573 a folgende Vorschrift eingestellt: (wie oben unter A, c, α). 3. hinter § 575 wird als § 575 a folgende Vorschrift eingestellt: (wie oben unter D,b,a). 4. der ξ 576 wird durch folgende Vorschriften ersetzt: (wie oben unter D, b, ß). 5. der § 577 wird durch folgende Vorschriften ersetzt: (wie oben unter A, c, ß). 6. dem §581 wird als Abs. 2 folgende Vorschrift hinzugefügt: (wie unter A,

c, γ)· 7. hinter § 584 wird als § 584 a folgende Vorschrift eingestellt: (wie oben unter A, c, δ). 8. der § 587 wird durch folgende Vorschrift ersetzt: (wie oben unter E, b, ß). 9. hinter § 589 wird als § 589 a folgende Vorschrift eingestellt: (wie oben unter A, c, ε). 1219

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

10. hinter § 591 wird als § 591 a folgende Vorschrift eingestellt: (wie oben unter E,b,Y). 11. der § 592 erhält folgende Fassung: (wie oben unter C, b). Durch das Einführungsgesetz werden außerdem dem § 139 der Civilprozeßordnung als Abs. 2, 3 folgende Vorschriften hinzugefügt werden: (wie die §§ 1228, 1244 des K.E.)." b) dem § 1249 folgende Note beizufügen: Das Einführungsgesetz wird außer den in der Anm. zu dem Unterabschnitte „IV. | Prot I 12182 Ungültigkeit der Ehe" mitgetheilten Ergänzungen und A e n - | derungen der V o r schriften der Civilprozeßordnung über das Verfahren in Ehesachen (vergl. insbes. die Nr. 2, 5, 7) noch folgende Vorschrift enthalten: „Der § 774 Abs. 2 der Civilprozeßordnung wird dahin geändert: (wie oben unter F, b).« c) dem § 1416 folgende Note beizufügen: „Vergl. die in der Anm. zu dem Unterabschnitte „IV. Ungültigkeit der Ehe" mitgetheilten Ergänzungen und Aenderungen der Vorschriften der Civilprozeßordnung über das Verfahren in Ehesachen unter Nr. 2, 4, 5, 7, 11." d) dem § 1441 folgende Note beizufügen: „Das Einführungsgesetz wird folgende Aenderungen und Ergänzungen der Civilprozeßordnung bestimmen: 1. Die Ueberschrift des sechsten Buches der Civilprozeßordnung wird dahin geändert: (wie oben unter H , d, α). 2. Hinter § 627 der Civilprozeßordnung wird als dritter Abschnitt des sechsten Buches ein neuer Abschnitt mit der Ueberschrift „Verfahren in Rechtsstreitigkeiten, betreffend die Feststellung familienrechtlicher Verhältnisse." und mit folgenden Vorschriften eingeschaltet: (§§ 627a, 627b, 627c wie oben unter H , d, ß). Wegen der in den §§ 627 a, 627b, 627 c für entsprechend anwendbar erklärten Vorschriften der Civilprozeßordnung sind die in der Anm. zu dem Unterabschnitt „IV. Ungültigkeit der Ehe" mitgetheilten Ergänzungen und Aenderungen der Civilprozeßordnung zu vergleichen." e) dem § 1442 a folgende Note beizufügen: | Prot I 12183 „Vergl. den in der Anm. zu § 1441 unter Nr. 2 | mitgetheilten neuen § 627 der Civilprozeßordnung." f) dem § 1595 folgende Note beizufügen: „Vergl. den in der Anm. zu § 1441 unter Nr. 2 mitgetheilten neuen § 627 c der Civilprozeßordnung." Den Anträgen unter I waren folgende Bemerkungen beigefügt: „Die sämmtlichen Anträge unter I enthalten, abgesehen von den Anträgen zu den §§ 1240, 1241 des K.E. und den §§ 576, 577 der C.P.O., keine sachlichen Aenderungen der bisher beschlossenen Vorschriften, sondern bezwecken nur, die auf die Ehesachen, die Anfechtung der Ehelichkeit des Kindes und die Feststellung familienrechtlicher Verhältnisse sich beziehenden, in dem K.E. sich befindenden rein prozessualen Vorschriften aus dem bürgerlichen Gesetzbuche auszuscheiden und als Aenderungen und Ergänzungen der C.P.O. dem Einführungsgesetze zu überweisen. Diese Art der Behandlung ist einerseits systematisch richtiger, andererseits f ü r das Verständniß des bürgerlichen Gesetzbuchs unbedenklich (vergl. auch den Vorbehalt in der N o t e zu § 1226 und, soviel den § 1249 betrifft, Prot. S. 7350). In dem K.E. finden sich, soviel das Familienrecht betrifft, außer denjenigen V o r schriften, deren Ausscheidung beantragt ist, allerdings noch verschiedene andere Vorschriften, welche einen prozessualen Charakter haben (vergl. §§ 1286, 1287, 1220

Zusammenhängend wiedergegebene Anträge

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1332, 1345; § 1367 Abs. 2 verb, mit § 1332 Abs. 2; § 1373 Abs. 3 verb, mit § 1345; § 1391 Abs. 1; § 1395 Abs. 1 verb, mit ξ 1345; § 1492 Satz 2). Diese Vorschriften hängen aber mit anderen Vorschriften des K.E. so eng zusammen und würde eine Ausscheidung derselben aus dem bürgerlichen Gesetzbuche und die Einreihung derselben in | die C.P.O. mit solchen Weiterungen verbunden sein, daß es angemessen | Prot I 12184 erscheint, dieselben im bürgerlichen Gesetzbuche zu belassen. Im Einzelnen ist noch Folgendes zu bemerken: 1. zu § 1226. Die Nr. 1 des § 1226 gehört in das bürgerliche Gesetzbuch (vergl. § 50 der C.P.O.), ebenso die Nr. 6 des § 1226 in Verbindung mit den §§ 1427, 1428 (vergl. § 16 Nr. 4 des Einf.Ges. zur C.P.O.). An die Stelle der Nr. 2 des § 1226 tritt der neue § 573 a der C.P.O. Die Nr. 3 findet durch die neue Fassung des § 577 der C.P.O., die Nr. 4 durch den neuen Abs. 2 des § 581, die Nr. 5 durch den neuen § 589 a und die Nr. 7 durch den neuen § 584 a ihre Erledigung. Wegen der über die Nr. 3 des § 1226 hinausgehenden Aenderung des $ 577 der C.P.O. vergl. unten die Bemerkungen zu § 1239. 2. zu §5 1228, 1244. Diese Vorschriften werden durch die beiden neuen Absätze des § 139 der C.P.O. ersetzt, dem sie sich am passendsten anschließen. 3. zu § 1239. Abs. 1 des § 1239 wird ersetzt durch die neue Fassung des § 592 der C.P.O., Abs. 2, soweit derselbe die Nr. 2, 7 des § 1226 des K.E. für entsprechend anwendbar erklärt, durch die neuen §§ 573 a, 584 a der C.P.O. Auf den Rechtsstreit, welcher die Anfechtung der Ehe zum Gegenstande hat, sind von Einfluß die Aenderungen des 5 577 der C.P.O. Die Gründe, aus welchen im § 1441 Abs. 1 des K.E. die Vorschriften des § 577 der C.P.O. nur in Ansehung der Feststellung solcher Tatsachen für entsprechend anwendbar erklärt sind, welche die Unehelichkeit des Kindes begründen sollen, müssen konsequent dahin führen, den § 577 Abs. 1 der C.P.O. in Ansehung solcher Rechtsstreitigkeiten, welche die Trennung oder Ungültigkeit der | Ehe oder die Herstellung des ehelichen Lebens |ProtI 12185 betreffen (vergl. § 577 Abs. 1 mit § 568 Abs. 1 der C.P.O.); auf solche Thatsachen beschränken, welche die Trennung oder Ungültigkeit der Ehe oder das Recht, die Herstellung des ehelichen Lebens zu verweigern, begründen sollen (vergl. auch Prot. S. 7493). Andererseits entspricht es der ratio des § 577 Abs. 2, diese letztere Vorschrift auch auf solche Thatsachen auszudehnen, welche das Recht, die H e r stellung des ehelichen Lebens zu verweigern, begründen sollen, zumal auch Abs. 1 des § 577 bei seinem allgemeinen Wortlaute auf die Klage auf Herstellung des ehelichen Lebens zu beziehen ist. Die Ausdehnung des § 577 Abs. 2 der C.P.O. im Falle der Nichtigkeitsklage auf solche Thatsachen, welche die Gültigkeit der Ehe begründen sollen, entspricht dem § 1226 Nr. 3, der Abs. 2 des § 577 in der neuen Fassung dem § 1243 Abs. 1 Satz 2 des K.E. 4. zu § 1240. Abs. 1 des § 1240 ist durch den neuen § 575 a der C.P.O. gedeckt, Abs. 2 — abgesehen von der Bestimmung, daß die Zurücknahme der Anfechtungsklage bewirkt, daß die Anfechtung als nicht erfolgt anzusehen ist (vergl. Satz 1 des § 1240 in der neuen Fassung) — durch die neue Fassung des § 576 der C.P.O. Die Bestimmung des § 1240 Abs. 2 Satz 1, daß in Folge der Zurücknahme der Anfechtungsklage das Anfechtungsrecht des Klägers insoweit erlischt, als es auf Gründen beruht, welche in dem bisherigen Rechtsstreite hätten geltend gemacht werden können, schließt sich dem Gedanken des § 576 der C.P.O. an. Die Zurücknahme der Anfechtungsklage steht nach 5 1240 Abs. 2 Satz 1 dem Falle ganz gleich, in welchem der Kläger auf sein Klagerecht verzichtet und auf Grund des Verzichts die 1221

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

| Prot I 12186 Abweisung der Klage erfolgt (§ 277 der C.P.O.)· Dem entspricht es, daß im | Falle der Zurücknahme der Anfechtungsklage die Vorschriften des § 576 der C.P.O. auch insoweit anwendbar werden, als nach denselben im Falle der Abweisung der Ungültigkeitsklage auch solche Thatsachen präkludirt werden, auf welche der Kläger durch Verbindung der Klage eine Scheidungsklage hätte gründen können. Es muß also im Falle der Zurücknahme der Anfechtungsklage für den Kläger wie für den Beklagten auch das Recht, die Scheidung zu verlangen, insoweit ausgeschlossen werden, als das letztere auf Gründen beruht, welche in dem Rechtsstreite über die Ungültigkeitsklage hätten geltend gemacht werden können. Für den Beklagten kann dies jedoch nur dann in Frage kommen, wenn die Zurücknahme der Anfechtungsklage erst nach dem Beginn der mündlichen Verhandlung des Beklagten zur Hauptsache erfolgte, da andernfalls der Beklagte seinerseits eine Widerklage zu erheben nicht im Stande war und deshalb § 576 Satz 2 der C.P.O. nicht zutrifft (vergl. §§ 33, 251, 253, 254, 243 Abs. 3 das.; Entsch. des R.G. in Zivils. V Nr. 106 S. 377). Die Gründe, auf welchen die Vorschrift des ξ 1240 Abs. 2 Satz 2 beruhen, müssen ferner konsequent dahin führen, auch die Anwendbarkeit des § 576 der C.P.O. insoweit auszuschließen, als die Anfechtung aus einem der im § 1231 Nr. 3, 4 bezeichneten Grunde erfolgen konnte, es sei denn, daß der Kläger zu der Zeit, in welcher jene Gründe in dem früheren Rechtsstreite hätten geltend gemacht werden können, im Falle des § 1231 Nr. 3 ehemündig geworden war oder im Falle des § 1231 Nr. 4 die unbeschränkte Geschäftsfähigkeit erlangt hatte. Von praktischer Bedeutung ist dies nicht nur in dem Falle, wenn der Anfechtungsberechtigte mit einer in anderer Art begründeten Ungültigkeitsklage, sondern insbesondere auch in dem Falle, wenn er mit einer Ehescheidungsklage abgewiesen war. | Prot I 12187

| Eine sachliche Aenderung des K.E. enthält der zweite Satz des § 1240 in der neuen Fassung. Dieser Zusatz stellt sich nur als eine Fortentwickelung des Gedankens dar, welcher der allerdings positiven Bestimmung zu Grunde liegt, daß die Wirkung der bereits erfolgten Anfechtung durch die Zurücknahme der Anfechtungsklage wieder beseitigt werden kann, und steht im Einklänge mit der Beschränkung des § 577 der C.P.O. auf solche Thatsachen, welche die Ungültigkeit der Ehe begründen sollen. Kann der Kläger die Folgen der Anfechtung durch Zurücknahme der Klage oder dadurch beseitigen, daß er die unwahre Behauptung des Beklagten zugesteht, die Ehe sei bereits vor der erfolgten Anfechtung genehmigt, so fehlt es an einem ausreichenden Grunde, dem Kläger die Befugniß zu versagen, im Laufe des Rechtsstreits die Ehe direkt zu genehmigen, so lange dieselbe nicht aufgelöst oder für ungültig erklärt ist, zumal nach § 1232 bis zu diesem Zeitpunkte die Ehe als eine gültige behandelt wird. 5. zu § 1243. Abs. 1 Satz 1 des § 1243 erledigt sich durch die neue Fassung des § 568 Abs. 1 der C.P.O., welche den Begriff der Ehesache auf den Fall des § 1243 des K.E. ausdehnt. Durch diese Ausdehnung in Verbindung mit den neuen §§ 573 a, 577, 581, 584a, 587, 589a, 591 der C.P.O. erledigen sich ferner — abgesehen von der entsprechenden Anwendung des § 1226 Nr. 1 und des § 1227 — die übrigen Vorschriften des § 1243. Die Bestimmung des § 1243 Abs. 2, welche im Hinblick auf das Prinzip des § 1243 Abs. 1 Satz 2 zur Vermeidung von Mißverständnissen aufgenommen worden, ist bei der jetzt vorgeschlagenen Vertheilung des Inhalts des § 1243 entbehrlich.

6. zu § 1249. Die Vorschriften des § 1249 Abs. 1 sind — abgesehen von der ent| Prot I 12188 sprechenden Anwendung des § | 1226 Nr. 1 — durch die neuen §§ 573a, 584 a der 1222

Zusammenhängend wiedergegebene Anträge

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C.P.O., die Vorschrift des § 1249 Abs 2 durch den neuen Abs. 2 des §774 der C.P.O. gedeckt (vergl. außerdem den neuen § 577 das.). 7. zu § 1416. In Ansehung des § 1416 verhält es sich ebenso, wie in Ansehung des § 1249 Abs. 1 (vergl. außerdem die neuen §§ 576, 577 der C.P.O.). 8. zu § 1441. Die entsprechende Anwendung des § 1240 Abs. 1 des K.E., des § 1226 Nr. 2 das. und der §§ 569, 577, 578, 579, 581 der C.P.O., sowie die Vorschriften des § 1441 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 des K.E. erledigen sich durch den neuen § 6 2 7 a der C.P.O. Anlangend die entsprechende Anwendung des § 1240 Abs. 2 Satz 1 und des § 1226 Nr. 1, so tritt an deren Stelle der erste Absatz bezw. der erste Satz des zweiten Absatzes des § 1441 in der neuen Fassung. Der zweite Satz des § 1441 Abs. 2 in der neuen Fassung entspricht dem neuen § 1240 Satz 2 und den Gründen, auf welchen der letztere beruht (vergl. oben unter Nr. 4). 9. zu § 1442 a. An die Stelle der entsprechenden Anwendung des § 1441 tritt in Ansehung der aus dem letzteren ausgeschiedenen Vorschriften der neue § 627 b der C.P.O. 10. zu § 1594. Der § 1594 wird durch den neuen § 627 c der C.P.O. vollständig ersetzt. 11. zu § 1595. Die vorgeschlagenen Fassungsänderungen schließen sich der im Eingange des § 1595 enthaltenen Bezugnahme auf § 1594 Abs. 1 an." II. von Seiten des Urhebers des Antrags unter I: Planck 1. Abs. 1 Satz 1 des § 576 der C.P.O. dahin zu fassen: „Der Kläger . . kann auf Thatsachen, welche . . . können, das Recht, die Scheidung oder die Trennung von Tisch und Bett zu verlangen oder die Ehe anzufechten, nicht mehr gründen." | 2. den Eingang des § 1413 des K.E. dahin zu fassen: | Prot I 12189 „Durch die Vorschriften der §§1411, 1412 sowie durch die Vorschriften des § 576 der Zivilprozeßordnung wird nicht ausgeschlossen, daß eine Thatsache, auf welche der Antrag auf Scheidung oder auf Trennung von Tisch und Bett nach Maßgabe jener Vorschriften nicht mehr gegründet werden kann, . . ." (wie bisher)." (Bemerk. Die jetzige Fassung des § 576 der C.P.O. dürfte mit Rücksicht darauf zu eng sein, daß die Anfechtung der Ehe unter Umständen auch in anderer Weise als im Wege der Klage erfolgt (§ 1238 Abs. 2). Dem Gedanken, welcher den W o r ten „als selbständigen Klaggrund" zu Grunde liegt, wird durch die veränderte Fassung des § 1413 Rechnung getragen. Bei der Anfechtung kann dies nicht in Betracht kommen.) v. Weber III. 1. zu § 1235. (Nr 376, 1 - 3 ) den Eingang des Abs. 3 zu fassen: „Die nach der Vorschrift des § 1231 Nr. 4 anfechtbare Ehe wird unanfechtbar, wenn sie von dem gesetzlichen Vertreter des anfechtungsberechtigten Ehegatten, bevor die Anfechtung erfolgt ist, oder wenn sie, nachdem pp." und im zweiten Satze des Abs. 3 statt „letzteren" zu setzen „anfechtungsberechtigten Ehegatten". I Prot I 12190 | 2 . zu § 1240. falls der § 1240 in der in dem Antrage unter I, D a vorgeschlagenen Maße gefaßt wird, im zweiten Satze vor den Worten „nach Maßgabe" einzuschalten „von dem anfechtungsberechtigten Ehegatten".

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

3. zu § 576 iler C.P.O. in der in dem Antrage unter I D, b, β vorgeschlagenen Fassung des § 576 C.P.O. im ersten Absätze Satz 2 hinter den Worten „Ein Gleiches gilt" einzuschalten „im Falle der Abweisung des Klägers mit einer Ehescheidungsklage oder Ungültigkeitsklage." {Bemerk. Auf den Fall der Zurücknahme einer Ungültigkeitsklage soll die Vorschrift f ü r den Beklagten nicht erstreckt werden, da diese Zurücknahme nicht, wie die Zurücknahme der Ehescheidungsklage, an seine Einwilligung gebunden ist, er also durch einseitig erklärte Zurücknahme in seinen Rechten zu sehr verkürzt werden würde und genöthigt wäre, sofort bei der ersten mündlichen Verhandlung Widerklage zu erheben, um nicht durch eine plötzliche Zurücknahme der Anfechtungsklage um seine Rechte zu kommen.) Kurlbaum IV. zu folgenden Paragraphen der Civilprozeßordnung (Nr 387) 1. § 568 Abs. 1 (E, b, α des Antrages unter I) zu fassen. „Für die Rechtsstreitigkeiten, welche die Scheidung, Nichtigkeit oder Anfech| Prot I 12191 tung einer Ehe oder die Feststellung pp. (wie in | dem Antrage unter I)." 2. § 568 Abs. 2 neu einzufügen: „Ist das Gericht, bei welchem der Ehemann seinen allgemeinen Gerichtsstand hat, in ausländisches, und bei diesem nach den Gesetzen des Auslandes der Gerichtsstand f ü r die Ehesachen nicht begründet, so ist, sofern der Ehemann ein Deutscher ist, das Landgericht des letzten Wohnsitzes, welchen der Ehemann im Inlande gehabt hat, zuständig. Die Vorschriften des § 16 Abs. 1 Satz 2, 3 finden Anwendung." 3. § 575 Abs. 1 zu fassen: „Die Klage auf Herstellung des ehelichen Lebens, die Scheidungsklage und die Anfechtungsklage können verbunden werden." 4. § 575a (D, b, α des Antrages unter I) zu beginnen: „Die Anfechtungsklage a

pp.

5. § 576 (D, b, β des Antrages unter I) zu fassen: Abs. 1. „Der Kläger, welcher mit der Scheidungsklage oder der Anfechtungsklage abgewiesen ist oder die Anfechtungsklage zurückgenommen hat, kann . . . geltend machen. Ein Gleiches gilt im Falle der Abweisung der Scheidungsklage oder der Anfechtungsklage für den Beklagten pp." Abs. 2. „Die Vorschriften . . . sich gründende Anfechtungsklage abgewiesen ist oder der Anfechtungsberechtigte zu der Zeit, in welcher die Anfechtungsklage zurückgenommen ist oder in welcher pp." 6. § 577 (A, c, β des Antrages unter I) zu fassen: | Prot 112192 „Die V o r s c h r i f t e n . . . finden in An-1 sehung solcher Thatsachen, welche die Scheidung oder Anfechtung der Ehe oder das Recht, die Herstellung des ehelichen Lebens zu verweigern begründen sollen, keine Anwendung. Auf den Rechtsstreit, welcher die Nichtigkeit der Ehe oder die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens einer Ehe zwischen den Parteien zum Gegenstande hat, finden die im ersten Absätze bezeichneten Vorschriften in keinem Falle Anwendung. 7. § 582 zu fassen: „Urtheile, durch welche auf Scheidung oder auf Ungültigkeit der Ehe erkannt ist, sind den Parteien von Amtswegen zuzustellen." 8. § 592 (C, b des Antrages unter I) zu bestimmen: „Im Sinne dieses Abschnittes ist unter Scheidung auch die Trennung der Ehegatten von Tisch und Bett zu verstehen." 1224

Zusammenhängend wiedergegebene Anträge

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9. § 627 a (Η, d, β des Antrages unter I) a) die Ueberschrift zu fassen: „Verfahren in Rechtsstreitigkeiten, welche die Feststellung des Rechtsverhältnisses zwischen Eltern und Kindern zum Gegenstande haben." b) im Text des § 627 a Abs. 1 statt des § 577 nur den § 577 Abs. 1 zu zitiren, den § 584 a nicht zu zitieren und am Schluß die Worte „die Vorschriften des § 577 pp." zu streichen, dagegen zuzusetzen „Stirbt eine der Parteien vor der Rechtskraft des Unheiles, so ist der Rechtsstreit in Ansehung der Hauptsache als erledigt anzusehen." | c) Abs. 2 statt der Worte „eine Widerklage" zu setzen, als „Widerklage nur die | Prot I 12193 Klage auf Feststellung des Bestehens eines Eltern- und Kindesverhältnisses zwischen den Parteien erhoben werden." 10. § 627 c (H, d, β des Antrages unter I). a) Abs. 1 die Worte „unbeschadet der Vorschriften des § 627 a" zu streichen, statt des ξ 581 nur den § 581 Abs. 2 und statt des § 584 a den § 627 a Abs. 1 Satz 2 zu zitiren, und unter Streichung der Worte „sowie die auf die Nichtigkeitsklage sich beziehenden Vorschriften des § 577" den § 577 Abs. 2 mit zu zitiren. b) Abs. 2 statt der Worte „eine Widerklage anderer Art" zu setzen „als Widerklage nur die im § 627 a bezeichnete Klage." 11. § 774 Abs. 2 (F. b des Antrages unter I) zu fassen: „Zur Eheschließung und zur Herstellung des ehelichen Lebens findet Zwangsvollstreckung nicht statt." Der in dem Antrage unter I gemachte Vorschlag, die dort bezeichneten prozessualen Vorschriften aus dem bürgerlichen Gesetzbuche auszuscheiden und als Aenderungen und Ergänzungen der C.P.O. dem Einführungsgesetze zu überweisen, fand im Prinzipe keinen Widerspruch. Man überzeugte sich, daß diese Methode nicht allein systematisch richtiger sei, sondern auch die Durchsichtigkeit des Gesetzbuchs fördere. Zudem erleichtere es die praktische Handhabung des Gesetzes, wenn alle Aenderungen und Ergänzungen der C.P.O., soweit thunlich, an einer Stelle im E i n - | führungsgesetz vereinigt würden. Auch werde durch diese Art des |ProtI 12194 Verfahrens der Vortheil erreicht, daß etwaige spätere Aenderungen der C.P.O. in den hier fraglichen Beziehungen das bürgerliche Gesetzbuch unberührt ließen. Selbstverständlich werde durch den Beschluß, daß die betreffenden prozessualen Vorschriften in das Einführungsgesetz eingestellt werden sollten, der Frage, ob es angemessen sein werde, demnächst die C.P.O. im Ganzen durch ein besonderes Gesetz zu revidiren, nicht präjudizirt. Die Entscheidung dieser Frage liege indessen außerhalb der Aufgabe der Kommission. Im Einzelnen wurden sodann zu den Anträgen unter I bis IV folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Die Anträge unter I, A, a und b, sowie der Antrag unter I, A, c, α fanden die Zustimmung der Kommission. 2. Zu den Anträgen unter I, A, c, β und IV, 6. Der § 577 der C.P.O. soll nach Maßgabe des Antrags unter IV, 6 und eines im Laufe der Berathung zum Abs. 2 jenes Antrags eventuell gestellten Verbesserungsantrags dahin gefaßt werden: Die Vorschriften über die Folgen der unterbliebenen oder verweigerten Erklärung über Thatsachen oder über die Echtheit von Urkunden, die Vorschriften über den Verzicht der Parteien auf die Beendigung von Zeugen und Sachverständigen, die Vorschriften über die Wirkungen eines Anerkenntnisses, eines gerichtlichen Geständnisses und die Erlassung eines Eides, | sowie die Vorschriften über die Eideszu- I Prot 112195 Schiebung und den Antrag, dem Gegner die Vorlegung einer Urkunde aufzugeben, 1225

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

finden in Ansehung solcher Thatsachen, welche die Scheidung oder Anfechtung der Ehe oder das Recht, die Herstellung des ehelichen Lebens zu verweigern, begründen sollen, keine Anwendung. Auf den Rechtsstreit, welcher die Nichtigkeit der Ehe oder die Feststellung des Bestehens oder des Nichtbestehens einer Ehe zwischen den Parteien zum Gegenstande hat, finden die im ersten Absätze bezeichneten Vorschriften sowohl in Ansehung solcher Thatsachen, welche die Nichtigkeit oder das Nichtbestehen der Ehe, als auch in Ansehung solcher Thatsachen, welche die Gültigkeit oder das Bestehen der Ehe begründen sollen, keine Anwendung. Die beschlossene Fassung des 5 577 der C.P.O. weicht von dem Vorschlage des Antrags unter I, A, c, β sachlich nicht ab. Der Zweck der Anträge unter IV, den § 577 der C.P.O. sowie die übrigen das Verfahren in Ehesachen betreffenden Vorschriften derselben auch in Ansehung des Sprachgebrauchs (Trennung, Ungültigkeit der Ehe, Ehescheidungsklage, Ungültigkeitsklage) mit dem entsprechenden Sprachgebrauch des bürgerlichen Gesetzbuchs (Scheidung, Trennung von Tisch und Bett, Anfechtung der Ehe, Scheidungsklage, Anfechtungsklage) in Einklang zu bringen, fand allseitige Billigung. Die sachlichen Abweichungen der beschlossenen Vorschrift von dem jetzigen § 577 der C.P.O. wurden auf Grund der Ausführungen | Prot I 12196 | in den Bemerkungen zu dem Antrage unter I Nr. 3 nicht beanstandet. 3. Der § 582 der C.P.O. soll nach Maßgabe des Antrags unter IV, 7 gefaßt und in der in dem Antrage unter I G, a vorgeschlagenen Note hinter der Nr. 6 eingeschoben werden. 4. Die Anträge unter I, A, c γ—ε gelangten zur Annahme, ebenso 5. der Antrag unter I, Β und die Anträge unter I, C, a und IV, 8. 6. der Antrag unter I, D, a wurde mit dem in dem Antrage unter III, 2 vorgeschlagenen Zusätze angenommen. Man war, soviel diesen Zusatz betrifft, der Ansicht, daß, wenn der anfechtungsberechtigte Ehegatte in den Fällen des § 1231 N r . 4 seinerseits durch Erhebung der Anfechtungsklage zu erkennen gegeben habe, daß er die Ehe nicht fortsetzen wolle, es nicht gerechtfertigt sei, dem gesetzlichen Vertreter die Befugniß beizulegen, die bereits angefochtene Ehe noch im Laufe des Prozesses nach Maßgabe des § 1235 Abs. 3 zu genehmigen und dadurch die Abweisung der Anfechtungsklage gegen den Willen des anfechtungsberechtigten Ehegatten herbeizuführen. Dagegen wurde der zu § 1235 gestellte Antrag unter III, 1, welcher mit dem zu § 1240 gestellten Antrage unter III, 2 im Zusammenhange steht, in der Erwägung abgelehnt, daß der zu § 1235 Abs. 3 beantragte Zusatz „bevor die Anfechtung er| Prot I 12197 folgt ist" einerseits entbehrlich sei, da | die Vorschriften des § 1235 sich überhaupt nur auf die Genehmigung einer anfechtbaren, aber noch nicht angefochtenen Ehe bezögen, andererseits zu dem Mißverständnisse zu führen drohe, daß in anderen Fällen auch eine bereits angefochtene Ehe noch genehmigt werden könne. Aus dem Begriffe der Anfechtung ergebe sich, daß eine erst nach erfolgter Anfechtung erfolgende Genehmigung an sich unwirksam sei. Dies trete namentlich in solchen Fällen scharf hervor, in welchen die Anfechtung nicht durch Erhebung der Anfechtungsklage, sondern durch eine gegenüber dem Nachlaßgerichte abzugebende Willenserklärung erfolge (vergl. § 1238 Abs. 2, § 1232 Abs. 2). N u r dann, wenn die Anfechtung der Ehe durch Erhebung der Anfechtungsklage erfolgt sei, könne die Ehe nach dem neuen § 1240 Satz 2 trotz der erfolgten Anfechtung, bis die Ehe aufgelöst oder f ü r ungültig erklärt sei, von dem anfechtungsberechtigten Ehegatten 1226

Zusammenhängend wiedergegebene Anträge

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nach Maßgabe des § 1235 Abs. 1, 3 noch wirksam genehmigt werden. Der Zweck, welchen der Antrag unter III, 1 verfolge, sei durch die Annahme des Antrages unter III, 2 erreicht. 7. Der Antrag unter I, D, b, α wurde mit der in dem Antrage unter IV, 4 vorgeschlagenen Modifikation zum Beschlüsse erhoben. 8. Der Antrag unter I D, b, β fand unter Berücksichtigung der Anträge unter II, 1, III, 3 und IV, 5 in folgender Fassung die Zustimmung der Kommission: Der Kläger, welcher mit der Scheidungsklage oder der Anfechtungsklage abge| wiesen ist oder die Anfechtungsklage zurückgenommen hat, kann auf Thatsachen, | Prot I 12198 welche er in dem früheren Rechtsstreite geltend gemacht hat oder welche er in dem früheren Rechtsstreite oder welche er durch Verbindung der Klagen hätte geltend machen können, das Recht, die Scheidung zu verlangen oder die Ehe anzufechten, nicht mehr gründen. Ein Gleiches gilt im Falle der Abweisung der Scheidungsklage oder der Anfechtungsklage für den Beklagten in Ansehung der Thatsachen, auf welche er eine Widerklage zu gründen im Stände war. Die Vorschriften des ersten Absatzes finden jedoch auf solche Thatsachen, welche nach den Vorschriften des § 1231 Nr. 3, 4 des bürgerlichen Gesetzbuchs die Anfechtbarkeit einer Ehe begründen, nur insoweit Anwendung, als die auf jene Thatsachen sich gründende Anfechtungsklage abgewiesen ist oder der Anfechtungsberechtigte zu der Zeit, in welcher die Anfechtungsklage zurückgenommen ist oder in welcher jene Thatsachen in dem früheren Rechtsstreite hätten geltend gemacht werden können, im Falle des § 1231 Nr. 3 ehemündig geworden war oder im Falle des § 1231 Nr. 4 die unbeschränkte Geschäftsfähigkeit erlangt hatte. Zugleich wurde mit Rücksicht auf den Antrag unter II, 2 beschlossen, den §1413 des K.E. dahin zu fassen: Eine Thatsache, auf welche der Antrag auf Scheidung oder auf Trennung von Tisch und Bett nicht mehr gegründet werden kann, darf in Verbindung mit einer anderen noch nicht ausgeschlossenen Thatsache zur Begründung des A n - | träges |ProtI 12199 auf Scheidung oder auf Trennung von Tisch und Bett geltend gemacht werden. Die beschlossenen Vorschriften weichen von den Anträgen unter I, D, b, β und II sachlich nur darin ab, daß in Abs. 1 Satz 2 des neuen § 576 der C.P.O. nach Maßgabe der Anträge unter III, 3 und IV, 5 hinter den Worten „Ein Gleiches gilt" die Worte „im Falle der Abweisung der Scheidungsklage oder der Anfechtungsklage" eingeschoben sind. Die Mehrheit billigte die f ü r diese Abweichung in der Anmerkung zu dem Antrage unter III, 3 geltend gemachten Gründe. Im Uebrigen erfolgte die Annahme der zu § 576 der C.P.O. und zu § 1413 des K.E. gefaßten Beschlüsse in sachlicher Hinsicht auf Grund der Bemerkungen zu dem Antrage unter I Nr. 4 und zu dem Antrage unter II. 9. Die Anträge unter I, E, a und b, β, γ erfuhren keinen Widerspruch. Der Antrag unter I, E, b, α wurde mit der in dem Antrag unter IV, 1 vorgeschlagenen Fassungsänderung angenommen. 10. Der Antrag unter IV, 2 wurde mit Rücksicht auf die von dem Referenten des allgemeinen Theils in den Vorschlägen zum Einf. Gesetze S. 9 (Begründung S. 167 ff.) beantragte Aenderung des § 568 Abs. 2 der C.P.O. zurückgezogen. 11. Der Antrag unter IV, 3 fand allseitige Zustimmung. Die Einstellung des § 575 Abs. 1 der C.P.O. in die im Antrage I, I, a vorgeschlagene Note erfolgt zwischen den Nrn. 2, 3. 1227

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1. Abschnitt: Bürgerliche Ehe

12. Auch der Antrag unter I, F, a blieb unbeanstandet. Zu den Anträgen unter I, F, b und IV, 11 beschloß die Kommission, den § 774 | Prot I 12200 Abs. 2 der C.P.O. im Anschlüsse an die gegenwärtige Fassung desselben durch | folgende Vorschrift zu ersetzen: Diese Bestimmung kommt im Falle der Verurtheilung zur Eingehung einer Ehe sowie im Falle der Verurtheilung zur Herstellung des ehelichen Lebens nicht zur Anwendung. , Die Mehrheit war der Ansicht, daß wenngleich nach § 1200 des Gesetzbuchs künftig durch das Verlöbniß eine Verbindlichkeit der Verlobten zur Eingehung der Ehe nicht begründet werde und demgemäß auch eine Verurtheilung zur Eingehung einer Ehe auf Grund der Vorschriften des bürgerlichen Gesetzbuchs nicht mehr erfolgen könne, dennoch die Berücksichtigung des Falles der Verurtheilung zur Eingehung einer Ehe im § 774 Abs. 2 der C.P.O. noch für solche Fälle von praktischer Bedeutung sei, in welchen es sich um die Vollstreckung ausländischer Urtheile (§ 661 Abs. 2 Nr. 2 der C.P.O.) handele oder in welchen entgegen der Vorschrift des § 1200 des Gesetzbuchs eine Verurtheilung zur Eingehung einer Ehe erfolgt sei. 13. der Antrag I, G erfuhr keine Anfechtung. 14. Auch die Anträge unter I, H, a bis c und d, α gelangten zur Annahme; jedoch sollen in dem neuen § 1595 die Worte „eines Elternverhältnisses und Kindesverhältnisses" und die Worte „das Elternverhältniß und Kindesverhältniß" (Abs. 1, Z. 2, 8) durch die Worte „eines Eltern- und Kindesverhältnisses" bezw. durch die Worte „ein Eltern- und Kindesverhältniß" ersetzt werden. 15. Zu dem Antrage unter I, H , d, α wurde, soviel die vorgeschlagene Ueberschrift betrifft, der Verbesserungsantrag unter IV, 9, a genehmigt. 16. Der in dem Antrage unter I, H, d, β vorgeschlagene § 627 a wurde mit den in dem Antrage unter IV, 9 b beantragten Aenderungen gebilligt. | Prot I 12201 | Anlangend den Antrag unter IV, 9, c, so entschied die Kommission sich gegen die Annahme desselben, da kein genügender Grund vorliege, in dieser Hinsicht von den früheren Beschlüssen abzuweichen (vergl. Prot. S. 7482, 7494, 8108, 8112, 8115, 8119). 17. Gegen den Antrag unter I H, d, ß, § 627 b wurde von keiner Seite Widerspruch erhoben. 18. Der § 627 c des Antrags unter I, H , d, β wurde mit der Modifikation angenommen, daß in Gemäßheit des Antrags unter IV, 10, a im Abs. 1 des § 627 c die Worte „unbeschadet der Vorschriften des § 627 a" gestrichen, statt des § 584 a der § 627 a Abs. 1 Satz 2 zitirt und unter Streichung der Worte „sowie die auf die Nichtigkeitsklage sich beziehenden Vorschriften des § 577" der § 577 Abs. 2 mit zitirt werden sollen. Ferner sollen im Abs. 1 des 5 627 c Z. 2 die Worte „eines Elternverhältnisses und Kindesverhältnisses" durch die Worte „eines Eltern- und Kindesverhältnisses" ersetzt werden. Die Streichung der Worte „unbeschadet der Vorschriften des § 627 a" hielt die Mehrheit für unbedenklich, da kein Zweifel darüber aufkommen könne, daß die im ξ 627 a besonders geregelte Anfechtungsklage des Ehemannes nicht unter die Vorschriften des § 627 b falle (vergl. Prot. S. 8107, 8108). Der Antrag unter IV, 10, a statt des § 581 nur den § 581 Abs. 2 zu zitiren, wurde abgelehnt, da bei der hier fraglichen Feststellungsklage auch Abs. 1 des § 581 entsprechende Anwendung finden müsse. Der Antrag unter IV, 10, b galt als in Folge des Beschlusses zu dem Antrage unter IV, 9, c erledigt. 1228

Zusammenhängend wiedergegebene Anträge

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19. Die in dem Antrage unter I, J, a bis f vorgeschlagenen Noten stießen auf keinen Widerspruch. Die einzelnen Vorschriften sind nach Maßgabe | der vorstehend |ProtI 12202 gefaßten Beschlüsse zu inferiren. Ferner ist in der Note unter I, J, a zwischen den Nrn. 2 und 3 eine neue Nummer des Inhalts einzuschalten: Der § 575 Abs. 1 erhält folgende Fassung: (wie Antrag IV, 3), sowie zwischen den Nrn. 6 und 7 folgende neue Nr.: Der § 582 wird dahin geändert: (wie Antrag IV, 7). In Folge der Einschaltung der beiden neuen Nrn. sind die Nrn. 3 bis 11 der Note a entsprechend mit anderen Zahlen zu versehen, desgleichen die in den Noten unter b, c allegirten Nrn. der Note a.

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Register der Antragsteller Bachem 116, 122, 286, 349, 1049 Börner 577 v. Buchka 166, 286, 290, 357 v. Cuny 110, 339, 357, 657, 769, 1005, 1048 Danckelmann 273, 337 Derscheid 26, 29, 35, 39, 94, 168, 174, 177, 306, 316, 630, 1142 Dittmar 13 f., 657 Frohme 19, 87, 90, 349 v. Gagern 73 Gebhard 11, 12, 59, 60, 61, 71, 96 f , 106, 160 f., 168, 225, 226, 232, 233, 235, 238, 240, 243 f., 245, 246, 300, 330, 332, 399, 447, 464, 465, 543, 561, 563, 567, 569, 574, 652, 749, 754, 756, 757, 766, 957, 997, 998, 1006, 1115, 1121, 1143, 1147, 1152, 1156, 1170, 1188, 1214 Gröber 19, 20, 88, 116, 122, 286, 349 f., 406, 610, 628, 790, 1048, 1139 Himburg 115,116,286 H o f f m a n n 657 Jacubezky 13, 16, 74, 75, 78, 80, 107, 250, 260, 261, 262 f., 273, 274 f., 279, 280, 338, 339, 341, 342, 346, 574 f., 576, 577, 578, 579, 580, 581, 601 f., 603, 624 f., 628, 658, 660, 769, 770, 772, 773, 775, 776, 788, 789, 999, 1000, 1001, 1002, 1003, 1004, 1008, 1009, 1010, 1011, 1012, 1013, 1015, 1016, 1018, 1019, 1020, 1021, 1041, 1042, 1043, 1044, 1123, 1124, 1125, 1127, 1138, 1162, 1163, 1191, 1195 Johow 60, 233, 456 Kauffmann 87, 286, 349, 610 Küntzel 15 Kurlbaum 10, 59, 60, 62, 64, 66 f., 68, 69, 71, 100, 139, 141, 142, 143, 145, 147, 152, 154, 160, 167 f., 174, 178, 182, 183, 184, 186, 187, 195, 196, 197, 198, 219, 223, 224, 225, 226, 227, 229, 233, 235, 237, 238, 239,

240, 242, 243, 244, 247, 248, 298, 300, 308, 316, 329, 331, 332 f., 396, 397, 437, 440, 447, 459, 468, 471, 477, 481 f., 485, 487, 491, 495, 497 ff., 502, 505, 510, 512, 513, 516, 545, 546, 550, 553, 556 f., 558, 561, 563, 567, 568, 569, 570, 571 f., 617, 622, 630, 637, 639, 641, 644, 653, 655, 692, 702, 708, 711 f., 727, 747, 748, 753, 759, 760, 762, 763, 766, 767, 768, 813 f., 823 f., 833, 837, 838, 840, 853, 864, 872, 877 f., 881, 884 f., 887, 888, 890 f., 897, 898, 900, 902, 907 f., 912, 955 f., 958, 962 f., 964, 969, 976, 983, 989, 994, 1065 f., 1070, 1073, 1076, 1080, 1082, 1087, 1090, 1092, 1095, 1097, 1099, 1111, 1113, 1117, 1121 f., 1144, 1147, 1149, 1167 ff., 1188, 1197 f., 1207 ff., 1213 f., 1215 f., 1124 Lerno 122 Letocha 116,286 Lieber 122, 286 Maltzan 115,116,286 v. Mandry 3 , 8 , 1 1 , 13, 14, 15, 2 6 , 2 9 , 35, 38, 39, 43, 45 f , 59, 60, 64, 65, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 79, 93, 97, 98, 106, 109, 110, 145, 147, 152, 154, 155, 161, 168, 178, 183, 191, 225, 233, 234, 236, 237, 249, 251 f., 254, 259 f., 274, 279, 280, 293 f., 300, 308, 312, 316, 333 f., 337, 338, 339, 340, 341, 347, 379, 383, 384, 385, 386, 389, 391, 398, 427 f., 429, 430 f., 433, 437, 440, 447, 454, 471, 475, 482, 505, 510, 512, 513, 543, 544, 548, 561, 565, 566, 578, 601, 602, 604, 614, 617, 625, 626, 654, 657, 659, 660, 676, 686 f., 692, 700, 702, 712, 722, 727, 730, 748, 750, 751, 755, 761, 762, 764, 768, 769, 770, 771, 772, 774, 775, 788, 789, 853 f., 862, 892, 898, 956, 958, 988, 999, 1000, 1231

Register der Antragsteller 1002, 1006, 1007 f., 1009 f., 1012, 1013, 1014, 1015, 1041, 1042, 1062, 1064, 1065, 1066, 1067, 1070, 1073, 1076, 1080, 1082, 1087, 1090, 1092, 1095, 1111, 1112, 1113, 1114, 1118, 1122, 1124, 1137, 1170, 1189, 1190 f. Marbe 116, 122 Pauli 348 f., 357, 403 ff., 408 Planck 2 f., 7 f., 34 f., 49, 62, 64, 65, 67 f., 70, 93, 132 ff., 139, 160, 229 f., 239, 241, 257, 258, 310 f., 342, 360, 375 f., 379, 398, 422 f., 443, 454, 461, 463 f., 465, 468, 474, 477, 482, 485, 513, 516, 518, 543, 549, 551, 555 f., 557, 560, 564, 568, 574, 575, 576 f., 578, 579, 614, 622, 643, 651, 678 f., 685 f., 691, 692, 697, 699, 708, 713, 722, 727, 730, 731, 747, 751, 752, 763, 765, 766 f., 768, 769, 775, 809 ff., 811 ff., 832 f., 838, 850, 862, 876, 877, 881, 884, 887, 890, 891, 897 f., 899 f., 906 f., 921 f , 953, 956, 959, 965 f., 972 ff., 985, 992, 993, 1005, 1056 f f , 1067, 1087, 1115, 1116, 1122, 1143, 1146 f , 1153 f , 1155, 1169, 1198 f , 1215 f f , 1223 v. R o o n 122, 125 v. R o t h 26, 29, 32, 35, 38, 308, 313, 315, 693, 852 f. R ü g e r 76, 253 Salisch 122

1232

Schaedler 286 v . S c h m i t t 44, 4 8 , 6 7 1 , 680, 693, 711, 863, 872, 875, 878, 881, 908, 969, 970, 1150 f. Sohm 113, 279, 602, 999, 1019 Spahn 12, 13, 72, 73, 75, 76, 77, 107, 108, 109, 110, 250 f , 255, 260, 262, 290 S t a d t h a g e n siehe bei F r o h m e Struckmann 12, 13, 14, 15, 73, 74 f , 76, 77 f , 79, 80, 106, 109, 110, 249 f , 254, 255 f , 257, 258, 259, 261, 262, 263, 264 f , 274, 337, 338, 339 f , 341, 342, 575, 603, 658, 768, 769, 770, 774, 775, 789, 999, 1000, 1001, 1002, 1003, 1006, 1007, 1009, 1012, 1014, 1015, 1017, 1020, 1021, 1041, 1043, 1123, 1124, 1125, 1126, 1137 f , 1161, 1190 v. S t u m m - H a l b e r g 350, 357, 408 v. W e b e r 3, 8, 32, 35, 38, 39, 62, 68, 69, 96, 99 f , 147, 155, 157, 161, 168, 174, 175, 178, 184, 187, 191, 194, 219, 234, 237, 242, 423 f , 442, 445 f , 447, 457, 461, 466, 468, 471, 481, 491 f , 496, 502, 505, 546, 570, 614, 617, 641, 653, 702, 713, 747, 824, 908, 984, 1093, 1096 f , 1189, 1200, 1223 f. Wilke 1003 Wolffson

771, 1004, 1010, 1011

Nachweis der abgedruckten Protokolle der 1. Kommission* Prot I 5829 5830 5831 5832 5833 5834 5835 5836 5837 5838 5839 5840 5841 5842 5843 5844 5845 5846 5847 5848 5849 5850 5851 5852 5853 5854 5855 5856 5857 5858 5859 5860 5861 5862 5863 5864 5865

Seite 2 2 3 3 4 4 5 5 6 6 6 7 7 8 8 —

26 26 26 27 27 28 28 29 29 29 30 30 31 31 32 32 33 33 34 34 34

Prot I 5866 5867 5868 5869 5870 5871 5872 5873 5874 5875 5876 5877 5878 5879 5880 5881 5882 5883 5884 5885 5886 5887 5888 5889 5890 5891 5892 5893 5894 5895 5896 5897 5898 5899 5900 5901 5902

Seite 35 35 36 36 36 37 37 37 38 38 39 39 40 40 40 41 41 42 42 43 43 44 44 45 —

45 45 46 46 47 47 48 48, 93 93 93 94 94

Prot I 5903 5904 5905 5906 5907 5908 5909 5910 5911 5912 5913 5914 5915 5916 5917 5918 5919 5920 5921 5922 5923 5924 5925 5926 5927 5928 5929 5930 5931 5932 5933 5934 5935 5936 5937 5938 5939

Seite 95 95 97 97 — —

49 49 49 50 50 98 98 99 99 99 100 100 101 101 102 102 138 138 138 139 139 139 140 140 141 141 142 142 143 143 144

Die Prot. S. 5907 und 5908 betreffen das Sachenrecht, die S. 6135 ff. die Revision der ZustAllgT etc. Auf den Seiten 6023 f. und 7097 ff. sind Bestimmungen der RedVorl. von Pape und der ZustFamR wiedergegeben. Diese Protokollseiten sind hier weggelassen worden, da die RedVorl. von Pape und die ZustFamR an anderer Stelle vollständig mitgeteilt werden (vgl. den Nachweis in dem sogleich folgenden Register). Die anderen nicht nachgewiesenen Seiten sind in den Protokollen Leerseiten.

1233

Nachweis der abgedruckten Protokolle der 1. Kommission Prot I

Seite

Prot I

5940 5941 5942 5943 5944 5945 5946 5947 5948 5949 5950 5951 5952 5953 5954 5955 5956 5957 5958 5959 5960 5961 5962 5963 5964 5965 5966 5967 5968 5969 5970 5971 5972 5973 5974 5975 5976 5977 5978 5979 5980 5981 5982 5983 5984 5985 5986 5987 5988 5989 5990 5991 5992

144 144

5993 5994 5995 5996 5997 5998 5999 6000 6001 6002 6003 6004 6005 6006 6007 6008 6009 6010 6011 6012 6013 6014 6015 6016 6017 6018 6019 6020 6021 6022 6023 6024 6025 6026 6027 6028 6029 6030 6031 6032 6033 6034 6035 6036 6037 6038 6039 6040 6041 6042 6043 6044 6045

1234



145 145 146 146 147 147 147 148 148 149 149 150 150 151 151 151 152 152 153 153 153 154 155 155 156 156 157 157 158 158 159 —

159 159 159 160 160 161 161 161 162 162 163 163 164 164 164 165 165 166

Seite 166 167 167 168 168 169 169 170 170 170 171 171 172 172 172 173 173 174 174 175 175 176 176 176 177 177 178 178 179 179 — —

179 180 180 180 181 181 182 182 182 183 183 184 184 185 185 185 186 186 187 —

187

Prot I 6046 6047 6048 6049 6050 6051 6052 6053 6054 6055 6056 6057 6058 6059 6060 6061 6062 6063 6064 6065 6066 6067 6068 6069 6070 6071 6072 6073 6074 6075 6076 6077 6078 6079 6080 6081 6082 6083 6084 6085 6086 6087 6088 6089 6090 6091 6092 6093 6094 6095 6096 6097 6098

Seite 187 188 188 188 189 189 190 190 191 191 191 192 192 193 193 194 194 195,293 294 294 —

294 294 295 295 296 296 297 297 298 298 299 299 299 300 300 300 301 301 302 302 303 303 303 304 304 305 305 306 306 306 307 307

Ν;

Seite 307 308 308 309 309 309 310 310 310 311 311 312 312 312 313 313 314 314 314 315 315 316 316 316 316 317 317 317 318 318 319 319 319 320 320 378 379 379 380 380 381 381 382 382 383 383 383 384 384 385 385 386

abgedruckten Protokolle der 1. Kommission

Prot I 6294 6295 6296 6297 6298 6299 6300 6301 6302 6303 6304 6305 6306 6307 6308 6309 6310 6311 6312 6313 6314 6315 6316 6317 6318 6319 6320 6321 6322 6323 6324 6325 6326 6327 6328 6329 6330 6331 6332 6333 6334 6335 6336 6337 6338 6339 6340 6341 6342 6343 6344 6345 6346

Seite 386 386 387 387 388 388 389 389 390 390 391 391 391 392 —

422 422 423 423 424 424 424 425 425 426 426 427 427 —

427 428 428 429 429 429 430 430 431 431 431 432 432 —

433 433 434 434 434 435 435 436 436 436

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Nachweis der abgedruckten Protokolle der 1. Kommission Prot I

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abgedruckten Protokolle der 1. Kommission Prot I 6612 6613 6614 6615 6616 6617 6618 6619 6620 6621 6622 6623 6624 6625 6626 6627 6628 6629 6630 6631 6632 6633 6634 6635 6636 6637 6638 6639 6640 6641 6642 6643 6644 6645 6646 6647 6648 6649 6650 6651 6652 6653 6654 6655 6656 6657 6658 6659 6660 6661 6662 6663 6664

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Nachweis der abgedruckten Protokolle der 1. Kommission Prot I

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abgedruckten Protokolle der 1. Kommission

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Nachweis der abgedruckten Protokolle der 1. Kommission Prot I

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abgedruckten Protokolle der 1. Kommission

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1151 1151 1152 1152 1152 1153 1153 1153 1154 1154 1154 1155

7267 7268 7269 7270 7271 7272 7426 7427 7428 7429 7430 7431 7432 7433 7434 8627 8628 8629 8630 8631 8632 8633 8634 8635 8636 8637 8638 8639 8640 8641 8642 8643 8644 8645 8646 8647 8648 8649 8650 8651 8652 8653 8654 8655 8656 8657 8658 8659 8660 8661 8662 8663 8664

1181 1181 1181 1182,1156 1157 1157 195 195 196 196 197 197 198 198 198 1197 1197 1197 1198 1198 1199 1199 1200 1200 1200 1201 1201 1202 1202 1202 1203 1203 1204 1204 1204 1205 1205 1205 1206 1206 1207 1207 1207 1207 1208 1208 1209 1209 1210 1210 1210 1211 1211

8665 8666 8667 8668 8669 8670 8682 8683 8684 8695 8696 8697 8698 8699 8700 8701 8702 8703 8704 8705 8706 8707 8831 8832 8868 8869 8870 8871 8872 8873 12028 12029 12030 12040 12041 12042 12043 12044 12045 12071 12072 12073 12074 12075 12076 12077 12078 12079 12080 12081 12082 12083 12084

1212 1212 1212 1213 1213 1213 228 228 228 229 229 229 230 230 546 547 547 547 231 321 232 232 1214 1214 1214 1214 994 994 995 995,1215 65 65 66 551 551 552,555 556 556 556 959 959 959 960 960 960 961 961 962,965 965 965 966 966 966

1155 1155 1156 1156; 1167 1167 1167 1168 1168 1168 1169 1169 1170 1170 1170 1171 1171 1172 1172 1173 1173 1173 1174 1174 1175 1175 1175 1176 1176 1177 1177 1177 1178 1178 1178 1179 1179 1180 1180

1241

Nachweis der abgedruckten Protokolle der 1. Kommission

Prot I

Seite

Prot I

Seite

Prot I

Seite

12085 12086 12087 12088 12089 12090 12091 12092 12093 12094 12095 12096 12097 12098 12102 12103 12104 12105 12171 12172 12173 12174 12175

967 967 967 968 968 968 969 969 970 970 970 971 971 972 985 985 986 986 1215 1216 1216 1216 1217

12176 12177 12178 12179 12180 12181 12182 12183 12184 12185 12186 12187 12188 12189 12190 12191 12192 12193 12194 12195 12196 12197 12198

1217 1218 1218 1218 1219 1219 1220 1220 1221 1221 1222 1222 1222 1223 1223 1224 1224 1225 1225 1225 1226 1226 1227

12199 12200 12201 12202 12211 12212 12213 12214 12215 12216 12217 12218 12219 12220 12221 12222 12223 12224 12225 12226 12227 12228 12229

1227 1228 1228 1229 972 972 973 973 973 974 974 974 975 975 976 976 976 977 977 978 978 979 979

1242

Nachweis der Paragraphen des Teilentwurfs zum Familienrecht und der Redaktionsvorlagen* I. Teilentwurf des Familienrechts TE-FamR $ ι § 2 $ 3

$ * $ 5 § 6 $ 7 $ 8 § 9 § 10 §11 § 12 § 13 § 14 $15 $ 16 $17 § 18 $19 §20 $21 $22 $23 $24 $25 $26 $27 $28 $29 S 30 $31 $32 $33 $34 $35

*

Seite 2 7 8 29 31 34 38 39 42 42 43 43 43 44 48 48 93 93 — —

45 — — — — — —

97 98 99 99 — —

138 138

TE-FamR $36 § 37 § 38 $39 $40 $41 $42 S 43 $44 § 45 § 46 §47 $48 $49 $50 $51 $52 § 53 § 54 $55 $56 $57 $58 $59 $60 $61 §62 §63 §64 §65 $66 $67 §68 §69 §70

Seite 141 142 143 145 145 146 146 152 154 155 156 156 156 157 159 167 174 175 177 182 182 182 183 184 186 186 187 190 194 195 293 294 297 297 298

TE-FamR $71 $72 §73 §74 $75 $76 $77 Ges.GütR § 1 $ 2 $ 3 $ 4 $ 5 $ 6 $ 7 $ 8 $ 9 §10 $n $12 $ 13 § 14 §15 §16 $17 §18 $ 19 $20 $21 $22 $23 §24 $25

Seite 299 305 307 312 315 315 316 Seite 379 383 383 385 387 388 389 390 390 422 427 427 427 428 429 430 430 430 437 439 440 440 441 442 445

Im folgenden werden außer den Bestimmungen des Teilentwurfs auch, soweit zum Verständnis der Protokolle erforderlich, die Bestimmungen der RedVorl. von Pape — in den Protokollen „Vorl. Zus.st." genannt — und der ZustFamR — in den Protokollen „Redaktionsvorlage" genannt — nachgewiesen. 1243

Nachweis der Paragraphen des Teilentwurfs und der Redaktionsvorlagen

Ges.GütR §26 §27 §28 §29 §30 §31 §32 §33 §34 §35 §36 §37 §38 §39 §40 §41 §42 §43 §44 §45 §46 §47 §48 §49 §50 §51 §52 §53 §54 §55 §56 §57 TE-FamR § § § § § § § § § § § § § § § § § §

133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150

1244

Seite 447 447 453 456 461 463 465 467 470 474 476 477 477 477 480 484 487 487 491 495 495 497 498 501 502 504 509 509 510 510 512 515 Seite 630 637 639 613 613 617 642 642 676 670 684 684 684 684 684 684 691 691

TE-FamR §151 §152 S 153 § 154 § 155 § 156 § 157 § 158 §159 §160 §161 §162 §163 §164 S 165 § 166 § 167 §168 § 169 § 170 § 171 § 172 §173 ' § 174 §175 § 176 § 177 §178 § 179 § 180 §181 § 182 S 183 § 184 § 185 § 186 §187 § 188 § 189 §190 § 191 §192 §193 § 194 § 195 §196 § 197 §198 § 199 §200 §201 §202 §203

Seite 696 696 696 696 699 708 709 710 722 725 726 726 726 730 731 807 807 807 807 808 808 808 837 837 840 840 841 842 843 843 844 844 844 844 845 845 845 845 846 846 846 846 847 847 847 847 848 848 848 848 848 849 919

TE-FamR §204 §205 §206 §207 §208 §209 §210 §211

Seite 920 920 920 920 920 920 920 921

Errung.G

Seite

§ 1 § 2 § 3 § 4 § 5 § 6 § 7 § 8 § 9 §10 §11 §12 §13 §14 §15 §16 §17 §18 §19 §20 §21 §22

1056 1056 1056 1056 1057 1057 1057 1057 1057 1057 1057 1057 1058 1058 1058 1058 1058 1058 1059 1059 1059 1060

TE-FamR

Seite

§227 §228 §229 §230 §231 §232 §233 §234 §235 §236 §267 §268 §270 § 271

1141 1143 1146 1146 1149 1151 1166 1167 1167 1167 195 195 198 198

Nachweis der Paragraphen des Teilentwurfs und der Redaktionsvorlagen

II. Redaktionsvorlagen von Pape zum gesetzlichen ehelichen Güterrecht und zur Gütergemeinschaft (in den Protokollen als Yorl.Zus.st. bezeichnet) Ges.GütR § § § § $ § § § $ §

S § § § S

1 2 3 4 5 6 7 8 9 1264 1265 1266 1267 1268 1269

§1 § 2 § 3 § 4

§5 §6

§ 7

S 8 S9 § 10 §11

$12 § 13 § 14 §15 § 16 §17 § 18 § 19 §20 §21 §22 §23 §24

Seite 392 392 392 393 393 393 393 393 394 518 518 518 519 519 519 519 520 520 520 521 521 521 521 522 522 522 522 523 524 524 524 525 525 525 525 525 526 526 526

Ges.GütR § 25 §26 §27 § 28 §29 § 30 § 30 a §31 §32 §33 §34 §35 §36 § 37 §38 Güt.Gem.

ι

§ § 2 § 3 § 4 § § § 7 § § § 10

5 6

8 9

§ § § §§ § § §

11 12 13 13 a, b 14 15 16

§ 17 § 18 § § 19a

19

Seite 526 526 527 528 528 528 528 646 646 646 647 648 619 619 620 Seite 732 732 732 732 733 733 733 733 733 733 733 733 734 737 734 735 735 735 735 735 736

Güt.Gem. § 20 § § § §

21 22 23 24

§ § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § § §

25 26 27 27a 27b 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56

Seite 736 736 738 738 738 738 738 923 924 924 924 925 925 926 926 926 926 926 927 928 929 929 930 930 930 931 931 932 932 933 933 933 933 934 934 934 935 935 936

1245

Nachweis der Paragraphen des Teilentwurfs und der Redaktionsvorlagen

III. Zusammenstellung der Beschlüsse zum Familienrecht (Redaktionsvorläge des Redaktionsausschusses) ZustFamR Seite

; 1200 ί 1201 , 1202 ι

1203

ZustFamR Seite

10 10 11 12

ZustFamR Seite

1248

329

S

1297

567

1249

330

§

1298

568

1250

331

§

1299

570

1251

332

S

1300

571

, 1204

58

1252

333

S

1301

573

, 1205

58

1253

334

§

1302

573

1254

334

S

1303

573

1255

355

§

1304

574

1256

396

S

1 3 0 5

650

1257

396

S

1306

651

i 1208

60 60 61 61

, 1209

63

1258

397

§

1307

653

63

1259

397

S

1308

654

1260

397

S

1309

656

1261

398

S

1310 1311

622 622

; 1206 , 1207 ,

1207a

; i2io I 1211

66

ί 1212

67

, 1213

68

1262

399

S

, 1214

69

I 1263

399

S

1312

624

, 1215

71

1264

399

5

1313

746

ι 1216

72

I 1265

543

1314

749

, 1217

105

ι 1266

§

543

§

1315

749

i 1218

105

, 1267

543

§

1316

749

ι 1219

105

, 1268

543

S

1317

749

1220

, 1269

544

§

1318

749

, 1221

106 106

, 1270

545

S

1319

750

; 1222

223

! 1271

549

§

1320

750

, 1223

224

i 1272

552

§

1321

750

ι 1224

224

i 1273

553

§

1322

750

; 1225

225

i 1274

553

§

1323

751

i 1226

217

| 1275

553

§

1324

753

, 1227

; 1276

554

§

1325

753

, 1228

226 222

| 1277

554

§

1326

754

, 1229

227

| 1278

554

S

1327

755

1230

232

| 1279

554

S

1328

755

i 1231

234

i 1280

555

236

; 1281

1329

755

i 1232

S

555

, 1233

i 1282

1330

755

238

S

557

§

1331

756

558

S

1332

756

558

§

1333

757

559

§

1334

757

561

S

1335

758

562

§

1336

760

562

S

1337

761

565

§

1338

761

565

S

1339

761

565

§

1340

766

566

S

1341

768

567

§

1342

952

ι

ί 1234 , 1235 i 1236 I 1237 i 1238 , 1239 , 1240 ; 1241 i 1242 , 1243 Ι 1244 , 1245 I 1246 , 1247

1246

238 239 241 242 243 245 245 246 246 247 248 329 329 329

i 1283 1 1284 i 1285 ί

1286

i 1287 i 1288 i 1289 i 1290 i 1291 i 1292 i 1293 ) 1294 S 1295 i

1296

567

§

1343

952

567

§

1344

953

567

5

1345

954

Nachweis der Paragraphen des Teilentwurfs und der Redaktionsvorlagen

ZustFamR Seite § 1346 §1347 S 1348 § 1349 § 1350 S 1351 § 1352 § 1353 § 1354 § 1355 § 1356 § 1357 § 1358 S 1359 S 1360 § 1361 § 1362 § 1363 § 1364 S 1365

954 954 954 955 956 957 957 957 957 958 962 963 964 964 980 981 981 982 983 987

ZustFamR Seite

ZustFamR Seite

§ 1366

§ 1386 § 1387 S 1388 § 1389 § 1390 §1391 §1392 S 1393 § 1394 § 1395 S 1396 § 1397 § 1398 § 1399 § 1400 § 1401 S 1402 § 1403 § 1404

S 1367 S 1368 §1369 § 1370 § 1371 § 13 72 § 1373 § 1374 § 1375 § 1376 § 1 3 77 § 1378 § 1379 S 1380 § 1381 S 1382 § 1383 § 1384 S 1385

987 987 988 991 992 993 996 996 997 997 998 1110 1110 1111 1112 1112 1112 1112 1112 1113

1113 1113 1114 1114 1115 1117 1117 1117 1120 1120 1159 1160 1160 1161 1187 1187 1188 1188 1189

Quellenregister zu den §§ 1297 bis 1563 BGB* i 1297 i 1298 i ; ; i i

1299 1300 1301 1302 1303

I 1304 I 1305 11306 ,1307 ; 1308 11309 i 1310 ; 1311 ; 1312 ; 1313 ; 1314 I 1315 1 1316 1 1317 ! 1318 ί 1319 ; 1320 ; 1321 ; 1322 i 1323 i

1324

1, 2 ff., 9 f., fO, 12, 14, 19 ff. 1, 2 ff., 9 f., 10 f., 12 ff., 18 f., 19 ff. 1 , 2 ff., 9 f., 10 f., 12 ff., 19 ff. 2, 16 f., 18, 19 ff. 2, 7 ff., 9 f., 11, 15, 19 ff. 2, 8, 9 f., 11, 15, 19 ff. 22, 26 ff., 29 ff., 31, 54, 56 ff., 60, 74 f., 87 ff., 90 f. 22 f., 31 ff., 39 ff., 51, 54, 56 ff., 58 ff., 73 23, 34 ff., 39 ff., 51 f., 55, 63 ff., 78 f., 81, 87, 88 f., 90 f. 23, 37, 53, 55, 66 f., 76, 78 f. 23, 34 ff., 49 f., 55, 63 ff., 78 24 f., 34 ff., 52 f., 55, 63 ff., 77 f., 90 f. 24, 42, 52, 54, 60 f., 75, 86 24, 42, 52, 54, 61 ff., 75, 87 f., 89 24, 43, 53, 55, 67 f., 78 25, 43, 52, 54 f., 63, 76 f., 88, 89 f. 25,43,53,55, 68,79,87 25, 48, 53, 55, 69 f., 79 25, 44 ff., 53, 55, 71 f., 79 f., 86, 87, 90 91, 108 f., 115 ff., 120 f., 122 ff. 91, 93 ff., 99 ff., 102, 104, 106 f., 109 f., 114 f., 119 f., 121 91 f., 93 ff., 99 ff., 103, 104 f., 105, 107, 114 f., 121 92, 97 ff., 151, 103, 104, 105, 106, 108 92, 98 f., 103, 104, 105, 108 92, 99 f., 103, 104, 105, 108 f. 92 f., 48, 103, 104, 106, 109 125, 132 ff., 136 ff., 146 ff., 199, 223, 252 126, 146 ff., 199, 249 ff., 253, 286 f.

206,

223,

ί 1325 i 1326 i 1327 ,1328 ι 1329 i

1330

; 1331

i 1332 I 1333

,1334

126, 146 ff., 199, 206, 210 f., 223, 224, 249 ff., 279, 286 f. 126, 146 ff., 199, 206, 223, 249 ff. 126, 146 ff., 199, 206, 223, 249 ff., 287 126, 77, 254, 281 f., 284 127, 152 ff., 156, 199 f., 206, 211, 224 f., 249 ff., 254, 279 127, 167 ff., 199 f., 202, 208, 234 ff., 259 ff., 282 ff., 284 f. 127, 167 ff., 202 f., 208, 213, 234 ff., 238, 258 ff., 282 ff., 284 f., 286 ff. 127, 167 ff., 202 f., 208, 213, 234 ff., 238, 258 ff. 127, 167 ff., 202 f., 208, 213, 234 ff., 238, 258 ff., 280, 283 f., 285, 286, 288 f. 128, 167 ff., 202 f., 208, 213, 234 ff., 238, 258 ff., 286, 288 f., 290

,1335

128, 167 ff., 202 f., 208, 213, 234 ff., 238, 258 ff. ; 1336 128, 175 ff., 204, 209, 214, 242 ff., 263 f. ,1337 128, 177 ff., 203 f., 208 f., 214, 239 f., 262, 280 i 1338 129, 174 ff., 177 ff., 203 f., 208, 238 f., 261 f. 1 1339 129, 177 ff., 203 f., 209, 214, 241, 262, 264, 280 ί 1340 129, 263 f. i 1341 129, 182, 186, 204, 209, 214, 243 ff., 264 i 1342 11343

129 f., 182 f., 204, 209, 214, 243 ff., 264 130, 183 ff., 204, 208, 213 f., 236 ff., 261

A n erster Stelle wird die Fundstelle d e r jeweiligen Bestimmung des BGB nachgewiesen. D a n n f o l g e n in c h r o n o l o g i s c h e r R e i h e n f o l g e , die nicht i m m e r mit der R e i h e n f o l g e d e r Seit e n z a h l ü b e r e i n s t i m m t , die N a c h w e i s e der Materialien. N i c h t nachgewiesen w e r d e n die Ε I — V o r l Z u s t , die έ I — Z u s t R e d K o m , d e r Ε II, Ε II rev. u n d der Ε III. Die N a c h w e i s e f ü r die B e s t i m m u n g e n z u m ehelichen G ü t e r r e c h t k ö n n e n grundsätzlich n u r einen u n g e f ä h r e n A n h a l t s p u n k t vermitteln, da Systematik u n d innere Ausgestaltung der g ü t e r r e c h t l i c h e n Bes t i m m u n g e n im L a u f e ihrer E n t s t e h u n g m e h r f a c h gewechselt h a b e n .

1248

Q u e l l e n r e g i s t e r z u d e n §§ 1 2 9 7 bis 1 5 6 3 B G B 1344 1345 1346 1347 1348 1349 1350 1351 1352 1353 1354 1355 1356 1357 1358 1359 1360 1361 1362 1363 1364 1365 1366 1367 1368 1369 1370 1371 1372 1373 1374 1375 1376

1 3 0 , 157 f f . , 184 f., 2 0 4 , 2 0 7 , 2 2 7 f f . , 2 4 6 f., 2 5 6 f f . , 2 8 2 , 2 8 4 1 3 0 , 1 5 9 f f . , 184 f., 2 0 4 , 2 1 0 , 2 1 2 , 2 3 2 f f . , 2 4 6 f., 2 5 7 f f . 1 3 1 , 184 f f . , 2 0 4 , 2 1 0 , 2 4 6 f., 2 6 4 f. 1 3 1 , 159 f f . , 184 f., 2 0 4 , 2 0 7 , 2 1 0 , 2 1 2 f., 2 3 2 f f . , 2 4 6 f., 2 5 7 f f .

§ 1377

1 3 1 , 1 9 6 ff., 2 0 5 , 2 1 6 , 2 7 3 f., 2 8 5 f., 2 8 9 f. 1 3 2 , 195 f f . , 6 1 , 7 5 , 8 5

S 1381 S 1382 § 1383

2 4 8 f.,

1 3 2 , 2 7 3 f. 1 3 2 , 2 7 3 f. 1 3 2 , 2 7 3 f. 2 9 1 , 2 9 3 f., 3 2 1 , 3 2 4 , 3 2 6 , 3 2 9 , 3 3 6 f., 3 4 8 , 3 4 9 , 3 5 1 , 3 5 6 2 9 1 , 2 9 4 ff., 3 2 1 , 3 2 4 , 3 2 6 , 3 2 9 , 3 3 7 , 3 3 9 , 3 5 1 f., 3 5 7 291, 297, 321, 324, 329, 338, 349, 3 5 2 f. 2 9 1 , 2 9 7 f., 3 2 1 f., 3 2 4 , 326, 3 2 9 f., 3 3 8 , 3 5 3 2 9 1 f., 3 0 7 f f . , 3 2 2 f., 3 2 5 , 3 2 7 , 3 3 2 f., 3 3 9 f., 3 4 8 , 3 5 3 2 9 2 , 2 9 9 f f . , 3 2 2 , 3 2 4 , 3 2 6 f.,

§ 1378 S 1379 § 1380

§ 1384 § 1385 § 1386

4 1 0 , 4 2 2 , 4 3 0 ff., 4 3 7 f f . , 4 9 7 f., 5 1 7 , 5 2 6 , 5 2 8 f., 5 3 9 , 5 4 3 f., 5 6 7 , 575, 6 0 1 , 6 0 6 , 6 0 8 , 6 1 1 4 1 0 , 4 2 2 ff., 5 1 8 , 5 2 8 f., 5 4 3 , 5 7 5 4 1 1 , 4 8 7 f f . , 4 9 5 , 5 2 5 f., 5 3 8 f., 3 4 1 , 5 6 5 f., 5 7 5 4 1 1 , 4 8 7 f f . , 4 9 0 , 4 9 5 , 5 2 5 f., 5 3 8 f., 3 4 1 , 5 6 7 , 5 7 5 411, 575 4 1 1 , 5 7 5 f., 6 0 1 4 1 1 , 4 2 2 f f . , 4 2 7 , 5 1 8 , 5 2 8 f., 5 4 3 , 5 7 5 f. 4 1 2 , 4 4 2 f f . , 5 2 5 , 5 2 8 f., 5 4 5 ff., 576 4 1 2 , 4 4 2 ff., 5 2 5 , 5 2 8 f., 5 4 5 ff., 576, 602 4 1 2 , 4 4 2 f f . , 4 7 6 , 5 2 5 , 528 f., 5 4 5 f f . , 5 7 6 , 6 0 2 , 6 0 6 , 6 0 8 f.

5 1387

412, 442 ff., 476, 525, 545 ff., 579, 606, 609

§ 1388 § 1389

4 1 3 , 5 7 6 , 6 0 2 , 6 0 6 , 6 0 8 f. 4 1 3 , 5 0 4 f f . , 5 2 7 , 5 3 9 f., 5 4 2 , 5 7 1 f f . , 5 7 6 f., 6 0 2 4 1 3 , 4 9 8 ff., 5 2 6 , 5 3 9 , 5 4 1 f., 5 6 7 , 573, 577

§ 1390

5 2 8 f.,

3 3 1 f., 3 3 8 f., 3 4 8 f., 3 5 3 ff., 3 5 7 2 9 2 , 3 1 5 f., 3 2 3 , 3 2 5 , 3 3 3 f., 3 4 0 2 9 2 f., 3 1 2 f f . , 3 2 3 , 3 2 5 , · 3 2 8 , 3 3 4 f., 3 4 0 f., 3 5 0 , 3 5 5 2 9 3 , 3 4 4 , 3 4 6 , 3 5 0 , 3 5 5 f. 2 9 3 , 3 1 6 f f . , 3 2 3 f., 3 2 5 , 3 2 8 , 3 3 5 f., 3 4 1 , 3 5 0 , 3 5 6 , 357. 358, 366 ff., 376 ff., 379 ff., 392, 396, 574, 403 ff., 407, 408, 409

§ 1391

4 1 3 , 4 2 5 ff., 5 1 9 , 528 f., 5 4 3 , 5 7 7 , 6 0 7 , 6 0 9 , 6 1 0 f.

§ 1392

4 1 3 f., 4 2 2 ff., 5 1 9 , 5 2 8 f., 577, 607, 609 414, 577, 602 4 1 4 , 4 9 8 f f . , 5 0 5 f., 5 1 9 , 5 2 8 f., 5 4 3 , 578

S 1395

4 1 4 , 4 4 7 f., 552,577

3 5 8 , 3 7 9 f f . , 3 9 2 , 3 9 6 f., 5 7 4 f. 3 5 8 , 3 8 3 f., 3 9 3 , 3 9 7 , 5 7 5 3 5 9 , 3 8 3 , 3 9 2 f., 3 9 7 , 5 7 5 , 4 0 6 ,

§ 1396

4 1 4 f., 4 4 7 f., 5 1 9 f., 5 3 1 , 5 3 3 f., 552, 577, 602 4 1 5 , 4 4 7 f., 5 1 9 f., 5 3 1 , 5 3 3 f., 552,577

408 3 5 9 , 3 8 7 f., 3 9 3 , 3 9 9 , 5 7 5 , 4 0 2 f., 407, 408 359, 383 ff., 393, 397, 575 3 5 9 , 3 8 3 f f . , 3 9 3 , 3 9 7 f., 5 7 5 , 4 0 2 f., 4 0 6 , 4 0 7 3 5 9 , 3 9 0 , 3 9 3 f., 3 9 9 , 5 7 5 359, 390 ff., 394, 399, 575 3 6 0 , 4 2 7 f., 5 4 3 , 5 7 5 4 0 9 , 4 2 2 f f . , 5 1 8 , 5 2 8 f., 5 4 3 , 605, 6 0 8 , 6 1 0 4 0 9 , 4 8 7 , 4 9 9 , 5 2 5 f., 5 2 8 f., 567, 576 4 1 0 , 4 8 7 f f . , 5 2 5 , 5 3 8 f., 5 6 5 f., 5 7 5 4 1 0 , 4 9 1 f f . , 5 2 5 , 5 3 8 f., 5 4 1 , 575, 606, 6 0 8 , 6 1 0 , 6 1 1

§ 1393 § 1394

§ 1397

5 1 9 f.,

5 3 3 f.,

4 1 5 , 4 4 7 f., 552, 577

§ 1399

4 1 5 , 4 4 7 f f . , 4 5 2 f f . , 5 2 0 , 5 3 1 f., 5 3 4 , 5 3 7 f., 5 5 3 , 5 5 8 f., 5 7 7

§ 1400

4 1 5 f., 4 5 3 f f . , 5 2 0 , 5 3 1 , 5 3 4 , 5 5 3 f., 5 7 7 , 6 0 3 4 1 6 , 4 6 1 f f . , 4 6 9 , 5 2 1 , 5 3 1 , 5 3 5 f., 5 5 4 , 5 7 7 , 6 1 0 f.

575,

§ 1402

565,

§ 1403

541,

§ 1404 § 1405

565, § 1406

531,

526,

§ 1398

§ 1401

5 1 9 f.,

531,

543,

5 3 3 f.,

4 1 6 , 4 8 7 f f . , 4 9 0 f., 4 9 5 , 5 2 5 f., 5 3 8 f., 5 6 7 f., 5 7 8 416, 498 ff., 521, 531, 535, 554, 578 416, 495 ff., 5 2 1 , 5 3 1 , 5 5 4 , 578 4 1 6 f., 4 6 3 f f . , 4 6 8 f., 4 7 2 , 5 2 1 , 5 3 1 f., 5 3 6 f., 5 5 4 f., 5 7 8 f. 4 1 7 , 4 6 5 f f . , 5 2 2 , 5 3 2 , 5 3 7 f., 5 5 5 , 5 7 8 f., 6 1 0 f.

1249

Q u e l l e n r e g i s t e r z u d e n §§ 1 2 9 7 bis 1 5 6 3 B G B ; 1407 ; 1408 i 1409 i 1410

4 1 7 , 4 6 7 f f . , 4 7 4 , 5 2 2 , 5 3 2 , 555 f., 578 4 1 7 , 4 4 5 f., 4 4 9 , 5 1 8 , 528 f., 5 4 9 f f . , 5 7 8 f. 4 1 7 f., 4 6 1 f f . , 5 0 1 f f . , 8 4 3 , 5 2 6 , 5 3 9 , 5 4 2 , 568 f f . , 5 7 8 f. 4 1 8 , 4 7 8 f.

i 1411

4 1 8 , 4 7 0 f f . , 5 2 2 f., 5 3 2 , 558, 579

537 f.,

i 1412

4 1 8 , 4 7 0 f f . , 5 2 2 f., 5 3 2 , 5 5 8 f., 5 7 9 , 6 0 3 4 1 8 , 4 7 0 f f . , 5 2 2 f., 5 3 2 , 5 5 8 f., 5 7 9

537 f.,

I 1413

, 1419 i

1420

,1421 ,1422 , 1423 , 1424 i

1425

1436 1437

1250

1445

664, 710 ff., 737, 7 5 3 f., 7 7 1

7 4 0 f., 7 4 5 f.,

1446

6 6 5 , 7 1 0 f f . , 7 3 7 f., 7 4 0 f., 7 4 5 f., 7 5 3 f., 7 7 1 , 7 8 8 , 7 9 0 6 6 5 , 7 1 0 ff., 7 3 7 f., 7 4 0 f., 7 4 5 f., 7 5 3 f., 7 7 1

1448

6 6 5 , 6 9 1 f f . , 7 3 7 f., 7 4 0 f., 7 4 5 f., 7 5 3 f., 7 7 1 , 7 8 8 f.

570 ff., 580 4 2 0 , 5 0 2 f f . , 5 2 6 f f . , 5 3 9 f f . , 5 7 0 f., 581

1449

6 6 5 , 7 1 0 f f . , 7 2 1 , 7 3 7 f., 7 4 1 , 7 4 5 f., 7 5 4 f., 7 7 1 f. 6 6 6 , 6 9 7 f f . , 7 3 5 , 7 4 1 , 7 4 6 , 7 5 5 f., 7 7 1 f., 7 8 9 6 6 6 , 6 8 6 f., 7 3 7 , 7 4 3 , 7 6 1 , 7 7 4 f. 6 6 6 , 6 9 7 ff., 7 3 5 , 7 4 1 , 7 5 5 , 7 7 1 f. 6 6 6 , 6 9 6 f., 7 3 4 , 7 4 1 , 7 5 5 , 7 7 1 f.

4 2 0 , 5 0 2 f f . , 5 2 6 f f . , 5 3 9 f f . , 5 7 0 f., 581 4 2 1 , 4 9 8 f., 5 1 8 f., 5 2 8 f., 5 4 3 , 5 8 1 , 6 0 4 , 6 1 0 f. 421, 509 ff., 528, 540, 573, 581 4 2 1 , 5 0 6 f., 518 f., 5 2 8 f., 5 4 3 , 581 4 2 1 , 4 9 8 f f . , 5 2 6 f., 5 3 9 f., 5 7 0 f., 581,608,609 4 2 1 f., 5 1 0 f f . , 5 2 8 , 5 7 3 f., 5 8 1

540,

1450 1451 1452 1453 1454 1455 , 1456

5 4 3 f.,

6 1 2 , 6 1 3 f f . , 6 1 9 f., 6 2 1 , . 6 2 2 f f . , 6 2 4 f., 6 2 8 6 1 2 , 6 1 3 f f . , 6 2 0 f., 6 2 2 f f . , 6 2 4 f. 6 1 2 , 6 2 4 f., 6 2 8 f. 6 1 2 f., 6 1 7 ff., 6 2 0 f., 6 2 4 , 6 2 5 6 1 3 , 6 4 2 ff., 6 2 0 f., 3 9 6 , 5 7 3 f., 624

1435

6 6 4 , 6 7 8 f f . , 7 3 3 f., 7 3 9 f., 7 4 9 , 769 6 6 4 , 6 9 1 f f . , 7 3 4 , 7 4 0 , 7 4 4 f., 7 5 3 , 7 7 0 f., 7 8 8 6 6 4 , 7 1 0 f f . , 7 3 7 , 7 4 0 f., 7 4 5 f., 7 5 3 f., 7 7 1 , 7 8 8

1447

,1427

; 1433 I 1434

! 1441

5 6 2 f f . , 5 7 9 f., 6 0 6 f., 6 0 9 4 1 9 f., 4 7 7 , 4 8 6 f., 5 2 4 , 5 3 3 , 5 3 8 , 5 6 2 f f . , 5 7 9 , 6 0 6 f., 6 0 9 420, 504 ff., 526 ff., 539 ff.,

612, 613, 619, 620, 396, 573, 622, 6 2 4 f.

; 1432

1440

5 3 7 f.,

, 1426

, 1428 ,1429 ! 1430 i 1431

i

; 1444

419, 484 ff., 1147, 524, 533, 538, 5 6 2 f f . , 5 7 9 , 6 0 3 , 6 0 6 f., 6 0 9 419, 4 8 4 ff., 524, 533, 538,

; 1418

663, 670 ff., 684 ff., 1153, 733, 740, 75 I f f . , 770 663, 670 ff., 685 ff., 733, 740, 7 4 4 , 7 4 9 f., 7 7 0 6 6 4 , 6 8 4 f f . , 7 3 3 f., 7 4 0 , 7 5 0 f., 770

; 1443

! 1415

I 1417

, 1439

5 3 7 f.,

4 1 9 , 4 7 0 f f . , 5 2 2 f., 5 3 2 , 5 5 8 f., 5 7 9

1416

6 6 3 , 6 7 0 f f . , 6 7 8 f f . , 6 9 1 , 7 3 2 f., 7 3 9 , 7 4 3 f., 7 4 9 , 7 6 9

| 1442

; 1414

i

, 1438

6 2 9 , 6 3 0 f f . , 6 4 6 , 6 4 8 f f . , 6 5 0 f., 657, 662 629, 637 ff., 646, 649, 651 ff., 657 6 2 9 , 6 3 3 f f . , 6 3 8 f., 6 4 6 , 6 4 8 , 6 5 3 f., 6 5 7 6 2 9 f., 6 4 2 f f . , 1 1 6 7 f f . , 6 4 6 f., 6 4 8 f., 6 5 4 f f . , 6 5 8 , 6 6 2 6 3 0 , 6 1 3 f f . , 8 4 0 , 6 2 2 , 9 5 7 , 1120, 1 1 5 9 , 6 5 9 f. 663, 670 ff., 6 7 6 ff., 732, 739, 7 4 3 f., 7 4 6 f f . , 7 6 8 , 7 7 0 , 7 8 8

1457 1458 I 1459 1460 , 1461 , 1462

666, 696 ff., 735, 741, 746, 755, 7 7 1 f. 6 6 7 , 6 9 9 f f . , 7 3 8 , 7 4 2 , 7 5 7 f., 7 7 3 6 6 7 , 7 1 2 f f . , 7 3 7 f., 7 4 2 , 7 6 0 , 7 7 4 , 790 6 6 7 , 8 4 3 , 7 4 3 , 7 6 8 , 7 7 1 f., 7 7 6 667, 775 6 6 7 , 6 9 9 f f . , 7 3 6 f., 7 4 1 , 7 4 6 , 7 5 6 , 772 668, 699 ff., 706 ff., 1153 ff., 7 3 6 f., 7 4 2 , 7 5 7 f., 7 7 3 668, 7 3 6 f., 668, 7 3 6 f.,

699 ff., 742, 757 699 ff., 742, 757

706 ff., f., 7 7 3 706 ff., f., 7 7 3

1153 ff., 1153 ff.,

, 1463

668, 726 ff., 1095, 1147, 1154, 7 3 8 f., 7 4 3 , 7 4 6 , 7 6 1 f f . , 7 7 5 , 7 8 9 f.

I 1464

669, 726 ff., 1095, 1147, 1154, 7 3 8 f., 7 4 3 , 7 4 6 , 7 6 1 f f . , 7 7 5 , 7 8 9 f.

1465 1466

6 6 9 , 7 2 6 f f . , 7 3 8 f., 7 6 5 f., 7 7 5 f. 669, 722 ff., 738, 742, 761, 774, 789

1467

669, 722 ff., 730 ff., 743, 746, 766 ff., 775

1155,

738,

Q u e l l e n r e g i s t e r z u d e n §§ 1 2 9 7 bis 1 5 6 3 B G B 1468

7 9 1 , 8 3 7 f f . , 9 2 6 , 9 3 7 f f . , 9 5 2 f., 9 9 9 , 1045 f f .

§1496

7 9 8 , 8 4 8 , 8 9 9 f f . , 9 3 3 f., 9 4 5 f., 9 5 2 , 9 9 2 f., 9 9 6 , 1018 f., 1 0 4 3

1469 1470

791,1000 7 9 1 , 8 3 7 f f . , 9 2 6 , 9 3 7 , 9 3 8 , 9 5 2 f., 957, 999, 1004, 1041, 1049

§ 1497

7 9 8 , 8 5 2 , 9 3 4 , 9 4 5 , 9 5 2 , 9 9 6 f., 1019

§ 1498

7 9 8 f., 8 5 2 , 8 9 1 , 9 3 4 , 9 4 5 f., 9 5 2 , 9 9 6 f., 1 0 1 9 , 1 0 4 3 7 9 9 , 8 5 1 , 8 8 8 ff., 9 3 2 , 9 4 3 f., 9 4 9 , 988 ff., 1017

1 1471 | 1472 11473 ; 1474 i 1475

7 9 1 , 8 0 7 f f . , 9 2 4 , 9 3 7 , 9 3 9 , 9 5 3 f., 1000 f. 7 9 2 , 8 1 0 f f . , 8 1 4 f., 8 2 2 f., 8 3 3 f.,

§ 1500

1001 7 9 2 , 8 1 3 f., 1001 f., 1 0 4 1

§1502

8 0 0 , 8 9 2 f f . , 9 3 4 , 9 4 5 , 9 5 2 , 9 9 6 f., 1 0 1 9 f., 1 0 4 3

§1503

8 0 0 , 8 5 2 , 8 9 7 , 9 3 4 , 9 4 5 , 9 9 7 f., 1020, 1 0 4 3

§1504

8 0 0 , 1020 8 0 0 f., 9 0 6 f f . , 9 1 9 , 9 3 5 , 9 4 1 , 9 4 7 , 964 ff., 1012

925,

938,

i 1477

7 9 3 , 8 0 9 f f . , 821 f f . , 9 2 5 , 9 3 8 , 9 5 5 f., 1 0 0 2 793,1046,1048 7 9 3 , 8 4 0 , 9 2 6 , 9 3 8 , 9 5 6 , 1 0 0 2 f., 1 0 4 7 f. 7 9 4 , 1002 f. 794, 811 ff., 835 ff., 926, 938,

925,

9 5 7 , 1004, 1046 f f . ί 1482

I 1483

| 1484 ; 1485 11486 I 1487 I 1488

7 9 4 , 8 0 4 f f . , 8 5 2 f f . , 8 6 4 f f . , 9 2 7 f., 940, 9 5 7 f., 1 0 0 4 f., 1046 f., 1048 f. 794, 844 ff., 852 ff., 862 ff., 868 f f . , 8 8 1 , 9 2 7 f., 9 5 7 f., 9 4 0 , 1006,1042 7 9 5 , 8 4 3 f f . , 8 5 0 , 8 6 2 , 8 7 0 f., 9 2 9 f., 9 4 1 , 9 6 2 f., 1008 f., 1 0 4 3 7 9 5 , 8 5 0 f . , 881 f f . , 9 3 1 , 9 4 2 f., 9 4 8 f., 9 8 3 f f . , 1 0 1 3 , 1 0 4 2 7 9 5 , 881 f f . , 9 3 1 , 9 4 2 f., 9 8 3 f f . , 1013 7 9 5 f., 8 8 6 f f . , 9 3 2 , 9 4 3 , 9 8 7 f., 1 0 1 5 f.

; 1489

7 9 6 , 8 8 6 f f . , 9 3 1 f., 9 4 0 f., 9 4 3 f., 9 5 8 f f . , 9 8 7 f., 1 0 1 6 7 9 6 , 8 8 6 f f . , 9 3 1 f., 9 4 0 f., 9 4 3 f.,

; 1490

9 5 8 f f . , 9 8 7 f., 1 0 1 6 , 1 0 4 3 , 1044 7 9 6 , 8 5 1 , 8 5 6 f f . , 9 3 1 f., 9 4 3 ,

i 14-91 i 1492 ; 1493 ;i494 i 1495

§1501

9 5 4 ff.,

7 9 3 , 8 0 7 f f . , 8 1 3 , 821 f f . , 9 3 8 , 9 5 4 f., 1 0 0 1 , 1 0 4 2

l 1480 i 1481

7 9 9 , 8 5 1 , 888 f f . , 9 3 2 f., 9 3 4 , 9 4 3 f., 9 4 9 f f . , 1 0 1 7 f. 7 9 9 , 8 5 2 f., 8 9 7 f f . , 9 3 5 , 9 4 3 , 9 4 9 , 987,1013

9 2 3 , 9 3 7 , 9 3 9 , 9 5 3 f., 1 0 0 0 , 1 0 4 7 7 9 2 , 8 1 0 f f . , 8 2 4 f., 9 3 7 , 9 3 9 , 9 5 3 f., 1 0 0 0 , 1 0 4 1 , 1 0 4 3 792, 810 ff., 924, 937, 939, 954,

i 1476

i 1478 i 1479

§ 1499

9 4 8 f., 1 0 1 3 7 9 6 f., 8 5 2 , 9 0 5 f f . , 9 3 4 f., 9 4 3 , 949,987,1013 7 9 7 , 8 9 7 f f . , 9 0 0 f., 9 3 3 , 9 4 4 f., 9 5 2 , 9 9 2 f., 1018 f., 1 0 4 2 f., 1 0 4 9 7 9 7 , 8 5 1 , 8 9 9 , 9 3 3 , 9 4 4 f., 9 5 2 , 9 9 2 f f . , 1018 f. 7 9 7 f., 8 9 7 f f . , 9 3 3 , 9 4 4 f., 9 5 2 , 9 9 2 f., 1018 f. 7 9 8 , 8 4 8 , 8 9 9 f f . , 9 3 3 f., 9 4 5 , 9 5 2 , 9 9 6 , 1 0 1 6 , 1018 f.

§1505 §1506

8 0 1 , 848 f., 9 0 6 f f . , 9 3 5 f., 9 4 1 f., 9 4 7 , 9 8 0 f., 1012, 1 0 4 2

§1507 §1508

801 8 0 1 , 855 f f . , 1 0 0 7 f., 1 0 4 9

§1509

801, 964, 801, 1009

§1510 §1511 §1512 § 1513

940,

946,

9 5 4 f.,

843, 864, 872 ff., 941, 947, 1 0 0 9 f., 1042 877 f f . , 9 3 0 , 9 4 1 , 9 4 7 , 9 6 4 , f., 1 0 4 2

8 0 1 , 8 6 4 , 9 0 6 f f . , 9 1 9 f., 9 3 5 f., 9 4 1 , 9 4 7 , 9 6 4 f f . , 1 0 0 9 f. 8 0 2 , 9 0 6 f f . , 9 1 9 f., 9 3 5 f., 9 4 1 , 9 4 7 , 9 6 4 f f . , 1010 8 0 2 , 9 0 6 f., 9 1 9 , 9 3 5 f., 9 4 1 , 9 4 7 , 964 ff., 1010, 1043

§1514 §1515

8 0 2 , 1 0 1 1 , 1 0 1 3 f. 8 0 3 , 9 0 6 f f . , 9 1 9 f., 9 3 5 , 9 4 1 , 9 4 7 , 9 6 4 f f . , 1 0 1 0 , 1048

§1516

8 0 3 , 9 0 6 f f . , 9 1 9 f., 9 3 5 , 9 4 1 , 9 4 7 , 9 6 4 f f . , 1011 f., 1 0 4 2 8 0 3 , 9 0 7 , 9 1 2 , 9 1 5 f f . , 9 3 4 f., 9 4 2 , 9 4 8 , 9 8 2 f., 1012 8 0 3 , 8 9 6 f f . , 9 3 5 , 9 4 0 , 9 4 6 , 9 5 7 f., 1 0 0 7 f.

§ 1517 § 1518 §1519

§1520 § 1521 §1522 §1523

1 0 4 9 , 1 0 5 6 f f . , 1 0 6 2 f f . , 1080 f f . , 1 0 9 2 f f . , 1 0 9 9 f f . , 1 1 0 5 f., 1108, 1 1 1 0 , 1 1 1 2 f., 1 1 2 3 f., 1050, 1057 ff., 1100, 1 1 1 1 , 1 1 2 3 f. 1 0 5 0 , 1 0 6 3 f., 1 1 0 0 , 1 1 1 1 , 1 1 2 3 f., 1125 1 0 5 0 , 1 0 6 9 f., 1 1 0 0 , 1124 1 0 5 0 , 1 0 6 6 f., 1 1 0 0 , 1 1 2 3 f.

1137 1 1 0 5 , 1108, 1105,

1108,

1106,

1112,

1105,

1112,

1251

Q u e l l e n r e g i s t e r z u d e n §§ 1 2 9 7 bis 1 5 6 3 B G B 1524

1525

1526 1527 1528 1529 1530 1531

1532 1533 1534 1535 1536 1537 1538 1539 1540 1541 1542 1543 1544

1252

1050, 1067 ff., 1 0 8 4 f., 1070, 1 1 0 0 , 1105, 1 1 1 2 , 1 1 2 3 f., 1041, 1043 1 0 5 0 , 1 0 5 7 f f . , 1080 f., 1091 f., 1101, 1105 f., 1108 f., 1110 f., 1 1 1 2 f., 1 1 2 3 f., 1 1 3 9 1 0 5 1 , 1057, 1 0 6 4 f f . , 1 1 0 1 , 1106, 1 1 0 8 f., 1112 f., 1 1 2 4 , 1 1 3 9 1051, 1124 1051, 1109, 1051, 1109, 1052, 1102,

1076,

1101,

1106,

§ 1546 § 1547 § 1548

1 0 5 2 , 1058 f f . , 1 0 6 7 f f . , 1081 f f . , 1 1 0 2 f., 1106 f., 1 1 0 9 , 1115 f f . , 1 1 2 5 , 1 1 3 7 f. 1052, w i e bei § 1531 1 0 5 2 , w i e b e i § 1531 1052, w i e bei § 1531 1052, 1092 ff., 1147, 1103 f., 1 1 0 7 , 1110, 1 1 1 7 f f . , 1 1 2 5 f., 6 0 3 1053, w i e bei § 1535 1053, w i e bei § 1535 1 0 5 3 , 1 0 9 0 , 1 1 0 3 f., 1 1 2 0 , 1125 f. 1 0 5 3 , 1057, 1 0 7 3 , 1 1 0 1 , 1106, 1 1 0 9 , 1 1 1 3 f. 1 0 5 4 , 1 0 7 6 , 1 1 0 1 , 1 1 5 4 , 1114, 1124 1 0 5 4 , 1 0 9 5 , 1 1 0 2 f f . , 1 1 0 7 , 1120, 1125 1 0 5 4 , 1086 f f . , 1 0 9 6 f., 1102 f f . , 1 1 0 7 f., 1 1 1 0 , 1 1 2 0 f f . , 1 1 2 7 f. 1059, 1096 f., 1102 f f . , 1 1 1 0 , 1 1 2 0 f f . , 1 1 2 7 f. 1059, 1096 f., 1104 f., 1 1 1 0 , 1 1 2 0 f f . , 1 1 2 7 f.

1055, 1086 f., 1 0 9 6 f f . , 1 1 0 4 f., 1 1 0 7 f., 1 1 1 0 , 1120 f f . , 1 1 2 7 f. 1055, 1086, 1096 ff., 1100 ff., 1 1 0 7 f., 1 1 1 0 , 1120 f f . , 1 1 2 7 f. 1055, 1086, 1096 ff., 1 1 0 4 f., 1 1 0 7 f., 1 1 1 0 , 1 1 2 0 f f . , 1 1 2 7 f. 1055, 1086, 1096 ff., 1 1 0 4 f., 1 1 0 7 f., 1 1 1 0 , 1 1 2 0 f f . , 1 1 2 7 f.,

§ 1549

1138 1139,

§ 1550

1161 f. 1 1 3 9 , 1141 f f . ,

§ 1551

1161 f. 1139, 1143 ff.,

1114,

1 0 7 6 , 1 0 8 0 f., 1 1 0 1 , 1106, 1 1 1 4 f., 1 1 2 4 f. 1 0 5 7 , 1 0 7 3 f., 1 1 0 1 , 1106, 1113, 1125 1 0 5 8 , 1 0 6 7 f., 1 0 8 1 f., 1153, 1 1 0 6 , 1 1 0 9 , 1115 f., 1125

1054, 1 1 0 7 f., 1054, 1 1 0 7 f.,

§ 1545

§ 1552 § 1553 §1554 § 1555 §1556 §1557 § 1558 §1559 § 1560 § 1561 § 1562 § 1563

1141 f f . ,

1157,

1 1 5 9 f.,

1 1 5 7 f.,

1 1 5 9 f.,

1 1 5 7 f., 1159, 1160,1162 1140, 1143 ff., 1 1 5 7 f., 1159, 1160, 1 1 6 2 f. 1140, 1141 ff., 1 1 5 7 f., 1159, 1160, 1 1 6 2 f. 1140, 1141 f f . , 1 1 5 7 f., 1159, 1 1 6 0 , 1 1 6 2 f. 1140, 1141 f f . , 1 1 5 7 f., 1159, 1160, 1 1 6 2 1140, 1 1 4 9 f., 1 1 5 8 , 1 1 5 9 , 1 1 6 0 f., 1163 1141, 1141 f f . , 1 1 5 1 f f . , 1158, 1159, 1160 f., 1 1 6 3 1165, 1166 f f . , 1 1 7 7 f f . , 1 1 8 3 f f . , 1 1 8 7 f f . , 1190 f., 1 1 9 5 1 1 6 5 , 1168 f f . , 1 1 8 1 f . , 1 1 8 3 f., 1185 f., 1 1 8 7 f., 1190 f f . 1165, 1166 ff., 1180 f., 1183, 1185 f., 1 1 8 8 , 1190 f f . 1 1 6 6 , 1 1 7 7 f f . , 1 1 8 3 f . , 1 1 8 5 f., 1188, 1192, 1195 1166, 1166 f f . , 1 1 7 8 f f . , 1 1 8 2 f f . , 1 1 8 5 f., 1 1 8 9 , 1 1 9 2 1166, 1 1 6 7 f., 1 1 7 7 f., 1182, 1184 f., 1187, 1 1 9 2