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German Pages 144 Year 1853
Die Behandlung; der
Fieber, fieberhaften Hautausschläge und
der
primären Syphilis mit
Wasser.
Dargestellt und durch Krankheitsfalle
erläutert
Vüll
D r . Ludwig; F r a n k e l , p r a c t i s c h c m A r z t e und A r z t e der W d s x e r h e i l - A u s t a l t z u B e r l i n , M i t ' gliede d e r G e s e l l s c h a f t fiir N a t u r - und H e i l k u n d e z u D r e s d e n .
P c r l t ii. V e r l a g
v o n
V e i t
1853.
&
C o m p .
Dem
WERGINE DER WASSERFREIIDE zu
in treuer
Anhänglichkeit
gewidmet
vom
Verfasser.
© i n i e i í u n 0. M a n erwarte
in den folgenden Blättern keine neuen
Theorieen über die Natur der Krankheiten, keine wiederholten Invectiven gegen die bisher üblichen Heilmethoden und deren Vertreter, gyrikus der Wasserkur.
keinen Ubermüthigen
Pane-
Die Litteratur der Wasserheil-
kunde ist nur zu reich an Schriften ähnlichen Inhaltes, und wenn das Wasser noch immer nicht eine allgemeinere Anerkennung bei Aerztcn und Kranken gefunden, so möchte die Art, wie es vertheidigt worden, fast eben so viel Schuld daran tragen, als die Verdächtigung, mit der man es verfolgt hat. — W a s
zunächst
die Theorieen betrifft, so darf man billig wohl fragen, für wen denn eigentlich jene langen Diskussionen
über
die Entstehung
unerquicklichen
und
die
inneren
Bedingungen der Krankheiten geschrieben sind?
Für
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Wassers mit der ganzen überwältigenden Macht des Erfolges der erstaunten Welt presentirte, wahrlich die Wasserkur wäre vielleicht bereits in den sich in. unseren Tagen so rasch folgenden Fluthen von Ansichten und Meinungen untergegangen und bereits vergessen. Die Angriffe gegen die sonst üblichen Heilmethoden und ihre Vertreter waren bisher stets ein n o t wendiger Bestandteil jeder die Wasserkur behandelnden Schrift, und es hat diese Polemik, wenn auch durch die Art, wie sie bisweilen getrieben worden, manches Betrübende, doch eben nichts Auffallendes. Nach einem allgültigen Gesetze muss Jeder zerstören, der da menschlich gründen will; und wo es gilt, einer Wahrheit zu ihrem Rechte zu verhelfen, da ist der Kampf mit der bisherigen Usurpation unvermeidlich. Er wird um so heftiger entbrennen, je länger jene Usurpation gedauert, je mehr sie sich bereits mit dem legalen Kleide der Rechtmässigkeit umgeben, je tiefer sich schon die Menge in das ewig Gestrige hineingelebt, „das heute gilt, weil's gestern
hat gegolten."
Dass aber dieser Kampf gegen die Medicin in ihrer Allgemeinheit ein vollständig berechtigter, wird wohl von Niemandem bezweifelt werden, der den anarchischen Zustand der sogenannten practischen Heilkünde, deren Nacht höchstens vom bleichen Schimmer trügerischer
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Hypothesen durchzogen ist, in's Auge gefasst, der die Materia medica kennt, jenes riesige Ungeheuer, das sich im Laufe der Zeiten lavinenartig um den eigentlichen Kern der Heilkunde zusammengeballt, der es endlich weiss, wie sich auf einem Grunde von Erfahrungstrümmern eine Menge von Kurmethoden aufgebaut, die zum grossen Theil in sich selbst haltungslos, gew a l t t ä t i g und deshalb verwerflich sind.
Zu bedauern
ist daher die geistige Harthörigkeit so mancher Aerzte, welche sich noch immer vornehm von dem neuen Verfahren abschliessen, und wenn ich auch bei der Ehrenhaftigkeit des Standes entfernt davon bin, den Grund der Nichtanerkennung des Wassers als eines grossen Heilmittels Seilens der Aerzte, mit den Worten des Dr. Floyer zu bezeichnen, der bereits im Jahre 1702 die Heilkraft des Wassers in den verschiedenartigsten Krankheiten erprobt hatte: „Manche Medici sind überzeugt von dem Nutzen des kalten Wassers, aber sie sind ganz still davon gegen ihre Patienten, wohl wissend, das kalt Baden der Beschluss von der Komödie und das letzte Gericht auf der Tafel sein könnte, denn nur immer rathen: Badet kalt etc., das wirft wenig ab.
Andere, wenn sie nicht weiter können, und se-
hen, dass es nothwendig kalt gebadet sein muss, so resolviren sie sich dazu, ob sie schon vorher darauf
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geschimpft haben, nur damit nicht ein Anderer komme, und den Ruhm der Kur davon tragen möge", so bleibt doch nichts destoweniger das Verhalten der Aerzte in dieser Angelegenheit ein höchst tadelnswerthes.
In-
dessen ist nach dieser Richtung hin in den sogenannten Wasserschriften bereits mehr als genug geschehen, und in der Mehrzahl derselben findet man mehr Geschrei gegen die Medicin als positive, überzeugende Beweise für die Wirksamkeit des Wassers.
Es kann
daher eine Schrift, welche sich namentlich diese letztere Aufgabe
in
Betreff
einer grossen Klasse von
Krankheiten zum Ziel gestellt, jenes Beiwerks wohl füglich entbehren, und wie es keiner Polemik Seitens der Sonne bedarf, um die Nacht zu verdrängen^ sondern, wie diese dem siegenden Erscheinen der erstem von selbst weicht, so wird auch die frühere Dunkelheit der Arzneikunde am besten gebannt werden, wenn man nur die Wasserkur in ihrem ganzem und wahren Lichte zu zeigen weiss. Endlich
habe ich oben
noch angedeutet,
dass
man in diesen Blättern keinen tibermüthigen Panegyrikus der Wasserkur zu erwarten habe, und darüber noch einige erläuternde Worte.
Es ist eine bekannte
Erfahrung, dass eine Uebertreibung immer die andere hervorruft, und
da
das vernünftige Maasshalten
die
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schwächste Seite der menschlichen Natur zu sein scheint, so hat eine Vermittelung der Extreme selten recht gelingen wollen. wenn
man
Es darf daher nicht Wunder nehmen,
sich
häufig
gezwungen
sieht,
bei
Be-
schützung einer Sache sich gegen die e i g e n e n Anhänger derselben zu erklären, und dieselbe gewissermassen vor ihnen sicher zu stellen und zu retten. diesem Sinne muss
In
denn auch die Hydropathie vor
den Hydropathen gerettet werden.
Wem fällt nicht
bei dem Lesen der meisten Wasserschriften und dem leidenschaftlichen Gebahren so mancher Laien
jene
politische Propaganda ein, deren Führer alles Mögliche, auch das Unerreichbarste versprechen, um nur für ihre momentanen oft gewiss gutgemeinten Zwecke sich Anhänger zu verschaffen, und die dann, wenn das Zugesicherte verlangt wird, aber nicht geleistet werden kann, beschämt abtreten
müssen, und
eine
Reaction hervorrufen, welche den Abfall ihrer bisherigen Anhänger und die Vermehrung der feindlichen Reihen unabweislich zur
Folge
hat?
Da
giebt
es
keine Krankheit, die nicht durch Wasser, keine, die durch etwas anderes als Wasser geheilt wird, da ist kein Alter, das nicht in Jugend, kein Schwächezustand, der nicht in Kraft verkehrt werden kann, da werden die heftigsten Entzündungen, die schwersten Nerven-
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fieber in 3—4 Tagen vollständig beseitigt, ja selbst Entbindungen, das Kind mag gerade oder quer liegen, durch Wasser bewerkstelligt, kurz, da wird Alles versprochen und nicht daran gedacht, dass auch die Zeit kommt, wo das Versprochene auch geleistet werden soll.
Gelingt dann die Sache nicht, oder lehnt der
um Rath gefragte, eines Bessern belehrte Arzt hier seine Mitwirkung ab, dann giebt es für jene Leute keinen andern Ausweg, als sie Übertragen die Schwäche (wenn man es so nennen kann) der Methode auf die Individualität des Arztes und schreien in dem einen Falle über Mangel an Energie, in dem andern Uber das fehlende Vertrauen zur Wasserkur Seitens des Arztes.
Die Thoren 1 Sie wissen
nicht, dass das
Publikum ganz anders urtheilt, und weit eher geneigt ist, wie dies bei allen in der Minorität befindlichen Sekten der Fall, die Fehler des Einzelnen zu einem Verbrechen des Ganzen zu stempeln, und so der Wasserkur im Allgemeinen zuzurechnen, was nur der Unkundige, der sie ausgeübt, dadurch, dass er sie in derartigen Fällen, mit dem Versprechen eines glücklichen Erfolges ausgeübt, allein verschuldet hat. man wird mich nicht missverstehen,
Ich hoffe,
und das eben
Gesagte nicht etwa so deuten, als halte auch ich, wie die übrigen dissentirenden Aerzte, die Wasserkur nur
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für ein Mittel, das gleich allen übrigen nur in dieser oder jener Krankheit passe, die Beibehaltung des ganzen übrigen Heilapparats aber keinesweges entbehrlich mache. Ich halte im Gegentheile die methodische Wasserkur für ein Kapital, das den Arzt befähigt, seine b e d e u t e n d e r e n Leistungen am Krankenbette zu bestreiten, ohne ihn in die Notwendigkeit zu versetzen, zu Darlehnen aus anderen Kassen seine Zuflucht zu nehmen, ich muss aber auch zugeben, dass, wie Uberhaupt Krankheiten durch die übergreifende Macht der Lebensthätigkeit auch ohne Wasserkur geheilt werden können und täglich auch geheilt werden, es auch Krankheiten giebt, die jeder Kunsthülfe unzugänglich, auch der Wasserkur spotten, ja sogar durch die letztere in ihrem tödtlichen Verlaufe beschleunigt werden können. In den Fällen daher, wo der Arzt die Ueberzeugung von dem Vorhandensein eines organischen Leidens oder auch nur einer vorwaltenden Anlage zu einem solchen gewonnen, da ist er auf eine indirekte, das Leben fristende, die Leiden mindernde Behandlung beschränkt, und es bedarf in solchen Fällen einer sehr diskreten und erfahrenen Hand, soll überhaupt die Rede von der Anwendung der Wasserkur sein. Es wird diese letztere, wird sie in ihrem ganzen Umfange ausgeführt, in so gearteten Fällen sogar den Tod des-
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halb schneller herbeizuführen vermögen, weil sie — einer ihrer grössten Vorzüge —
an den Organismus
in seiner Gesammtheit appellirt, in Folge dessen aber auch das einzeln hervorsiechend leidende Organ gleichsam mit zur Arbeit heranzieht,
und
seine frühere Erschöpfung veranlasst. in
dadurch eben Dass ausserdem
Fällen, wo Verhältnisse der gestörten
Mechanik
concurriren, wie bei fehlerhafter Lage der Kinder, bei Wunden etc., die alleinige Anwendung des Wassers eine Absurdität, bedarf wohl kaum einer weitern Erörterung. — Ich habe diese kurze Digression, zu der ich in Rücksicht auf meinen Wirkungskreis mich ganz besonders veranlasst gesehen, hier flir nothwendig erachtet, um, so viel in meinen Kräften steht, eine Heilmethode, der ich gern die
allseitigste Anerkennung
zuwenden möchte, vor Nachtheilen sicher zu stellen, welche ihre ganze Existenz gefährden und den stets lauernden
Gegnern
nur Material, um daraus neue
Waffen gegen sie zu schmieden, an die Hand geben. So weit Uber das, was man in diesen Blättern nicht
zu erwarten hat.
Ich komme nun zu dem
p o s i t i v e n Inhalte der vorliegenden Schrift und bezeichne den ersten Theil derselben als e i n e a u f e i gene
Erfahrung
selbst
beobachtete
sich Fälle
gründende,
durch
veranschaulichte
— Darstellung Fiebern
der
und den
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Heilkraft acuten,
des
Wassers
d. h. v o m
begleiteten Hautausschlägen.
in
Fieber
Niemals durfte
wohl ein Autor bei Abfassung einer Schrift mit grösserem Rechte darauf rechnen, alle Stimmen der hier Urteilsfähigen Uber das Bedürfniss einer solchen Arbeit für sich vereinigt zu sehen, als dies bei der vorliegenden der Fall ist, denn gerade dieser, durch die Häufigkeit und Gefährlichkeit der hier zur Sprache kommenden Krankheiten und durch die hohe Wirksamkeit der Wasseranwendung in ihnen so interessante Gegenstand ist bisher überaus stiefmütterlich, j a nebenbei berührt worden.
fast nur
Diese auffallende Vernach-
lässigung würde schwer zu erklären sein, wenn sie nicht gewissermassen durch den ganzen bisherigen Entwicklungsgang
der Wasserheilkunde
bedingt wäre.
Vergegenwärtigt man sich nämlich die Art und den Ort der Entstehung der Wasserheilkunde,
so findet
man, dass dem Begründer derselben die Objecte seiner heilkünstlerischen Thätigkeit nicht in seiner Umgebung gegeben waren, sondern ihm aus der Ferne zukamen,
und dass begreiflicherweise die Patienten,
welche bei ihm Hülfe suchten, nicht derjenigen Kategorie angehören konnten, welche uns hier beschäftigt. Mit fieberhaften Krankheiten behaftete Patienten reisen
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nicht, und da überdies jede neue Heilmethode gemeinhin das Contingent ihrer ersten Anhänger aus demjenigen Gebiete von Krankheiten bezieht, welche man wegen
ihrer langen Dauer und
Hartnäckigkeit
die
c h r o n i s c h e n zu nennen pflegt, so war es ganz natürlich, dass sich die Anwendung der Wasserkur fast ausschliesslich auf derartige Uebel beschränkte, und nur gelegentlich an Denen, welche während ihres Aufenthalts in Gräfenberg an fieberhaften Affectionen erkrank ten, die Heilkraft des Wassers von Priessnitz erprobt wurde.
Wie viele Wasserheilanstalten nun auch im
Laufe der Zeit nach dem Vorbilde Gräfenberg's entstanden, bei allen, vielleicht nur mit Ausnahme der unsrigen, hier in Berlin befindlichen, fand mehr oder minder das gleiche Verhältnis« statt, denn auch sie, die meist fern von bevölkerten Orten belegen, hatten es nur mit aus der Ferne gekommenen, also mit chronischen Kranken zu thun, und entbehrten somit der Gelegenheit, acute Uebel mit Wasser zu
behandeln.
So hat sich denn bei Aerzten und Publikum die Ansicht gebildet, es sei die Wasserkur nur für chronische Uebel geeignet, und rangire etwa in demselben Verhältnisse, wie die Mineralbäder und Brunnen, wohin man sich im Laufe des Sommers begiebt, um dort in einem, auf 4—6 Wochen begränzten Zeitraum eine so-
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genannte Kur zu machen. tere, für die Patienten, wickelung
und
Eine irrigere, unbegründeso wie
Anerkennung
für der
die
Weiterent-
Wasserheilkunde
gleich verderbliche Ansicht giebt es aber nicht,
und
es wird daher für Jeden, der in seinem Wirkungskreise Gelegenheit gehabt, wiederholt den hohen Nutzen des Wassers in acuten Krankheiten zu erproben,
zur
unabweisbaren Pflicht, jenen Irrthlimern mit dem ganzen Ernste der Ueberzeugung entgegen zu treten, und zu ihrer Berichtigung mitzuwirken.
Indem ich dieser
Pflicht hier nachzukommen suche, glaube ich bezüglich meiner Berechtigung zu einem vollgültigen Urtheile in dieser
Angelegenheil
noch
hervorheben
zu
müssen,
dass mein wasserärztliches Wirken in d e r Art von dem der meisten anderen, als Dirigenten von Wasserheilanstalten fungirenden. Aerzten verschieden war,
dass
ich seit Jahren nur in grossen Städten gelebt, und mir früher, wie jetzt in meiner Stellung bei einem nahe an 8 0 0 Mitglieder zählenden Vereine, als Hausarzt von der Hydropathie a u s s c h l i e s s l i c h
ergebenen Fami-
lien es natürlich niemals an Gelegenheit fehlen konnte, die Heilkraft des Wassers in den verschiedenartigsten Formen fieberhafter Krankheiten zu erproben.
Und auf
Grund dieser meiner langjährigen Erfahrung muss ich denn als meine wahrste, lebendigste Ueberzeugung aus2
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sprechen, dass die Wasseranwendung in acuten Krankheiten an Sicherheit und zuweilen auch an Schnelligkeit, die Wirkung aller übrigen Heilmittel übertrifft, dass nur Unkenntniss oder bciser Wille ihr ein Terrain streitig machen können, auf dem sie ihre schönsten Triumphe feiert, und dass die bisherige Abgränzung ihres Gebiets eine schreiende Ungerechtigkeit
gegen
die Methode, eine schreiende Ungerechtigkeit
gegen
die Kranken ist.
Ungerecht gegen die Methode ist sie,
weil bei der Beschränkung auf bloss chronische Krankheiten die Wasserheilkunde, ihren noch immer nicht ganz freundlich sehenden Schwestern gegenüber, n o t wendig zu kurz kommen und in eine Stellung gedrängt werden muss, welche eben keine achtunggebietende genannt werden darf.
Jene durch Dauer und voraus-
gegangene, sicher nicht immer zweckgemässe, arzneiliche Behandlung eingeätzten und eingebeizten Krankheiten, welche den Quell des Lebens oft so vergiftet haben, dass eine Wiederherstellung kaum mehr möglich, sie sind es wahrlich nicht, welche einer Methode Bedeutung und Anerkennung zu verleihen vermögen, die vor noch nicht gar zu geraumer Zeit aus ihrem Dunkel hervorgetreten, und gar vieler begünstigenden Umstände bedarf, um mit Aussicht auf Erfolg ihren, durch die Macht der Gewohnheit mindestens eben so
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sehr als durch ihre innere Bedeutung getragenen Nebenbuhlerinnen entgegentreten zu können.
Denn jene
chronischen Krankheiten stellen leider nur zu oft den bereits v o l l e n d e t e n Abfall des kranken Systems oder Organs von dem allgemeinen Verbände dar; das Leben hat gewissermassen den Kampf aufgegeben, und scheint sich in das Unvermeidliche finden zu wollen, und wenn es auch in vielen Fällen durch die Wasserkur gelingt, den Kampf wieder anzufachen, d. h. das chronische Uebel in ein acutes zu verwandeln, so wird der Ausgang
doch
zuweilen deshalb ein zweifelhafter
weil das abgefallene
Organ, unbekümmert
um
sein, den
Zweck des Ganzen, sich in sein krankes Leben schon zu lange hineingelebt, um noch ferner
in der Kette
der Organe ein nützliches und brauchbares Glied abgeben zu können. — Anders aber gestaltet sich die Sache in der acuten Krankheit.
In der acuten Krank-
heit arbeitet das Leben für den Kranken, und insofern die Wiederherstellung
dieses letztern gemeinhin
dem
gebrauchten Mittel zugeschrieben wird, auch für dies e s ; von ihr schöpfen alle Kurmethoden ihren eigentlichen Lebensathem, durch
sie allein können
sie zu
einer Anerkennung kommen, und gar manche, j a vielleicht alle Kunstleistung würde ihres Glanzes entkleidet werden,
wenn
die innere Naturheilkraft, 2*
welche
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nicht selten Krankheit u n d Mittel zu bekämpfen hat, auch
nach Aussen
machen verstände.
hin
ihre Leistungen geltend zu
Die acute Krankheit ist eine nur
momentane Verirrung eines oder mehrer Organe von der
ihrem
Wirken
vorgezeichneten
gesetzmässigen
Bahn, und gerade die Heftigkeit, mit der sie in der Regel auftritt, giebt Zeugniss von den Anstrengungen, welche das Leben macht, diese Störung wieder auszugleichen, und das gewissermassen rebellische Organ wieder mit dem Ganzen zu versöhnen.
Hier nun aber
ist das wahre Terrain für die Wasserheilmethode, ftir d i e Heilmethode, welche es vor Allen am klarsten erkannt hat, dass der unendlichen Mannichfaltigkeit der dem menschlichen Organismus eigenthlimlichen Krankheitsformen nichts so sehr entspricht, als die eben so unendliche innere Modiflcationsthätigkeit desselben Organismus, welche in den Bemühungen der Naturheilkraft den souveränsten Regulator aller ihrer Thätigkeit anerkennt, welche endlich auf ihrem Paniere die Devise trägt: Man dürfe die Natur wohl u n t e r s t ü t z e n , ja e r w e i t e r n , niemals aber über sie h i n a u s g e h e n . Hand in Hand mit der Diätetik, d. h. mit einer klugen Regelung aller wesentlichen Lebensbedingungen, wie der den Kranken umgebenden Luft, deren Temperatur, Helle und Reinheit, der Speisen und Getränke,
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des Maasses und der Art der geistigen und körperlichen Thätigkeit im Verhältniss zur Ruhe etc., vermag
sie
kühn die Krankheit in die Schranken zu fordern, und wenn
auch
sie
dem Schicksale
aller
menschlichen
Leistungen nicht entgehen wird, das angestrebte Ziel in manchen Fällen nicht zu erreichen, so w i r d es ihr doch gewiss nicht an zahlreichen Triumphen fehlen, welche ihr in der Reihe der Heilmethoden einen hervorragenden, ja den ersten Platz zu sichern im Stande sind. — Ungerecht aber gegen die Kranken ist jene Abgrenzung, weil durch sie eine Menge von Leidenden der grossen Vortheile verlustig gehen, welche eine besonnene, sachgemässe Anwendung des Wassers ihnen zu gewähren vermag, und sie so dem Tode oder einem langjährigen Siechthum in gar vielen Fällen zum Opfer werden, in denen ihnen Leben und Gesundheit hätte erhalten werden können. Es ist eine unabweisbare Pflicht jedes mit der W a s serheilmethode vertrauten Arztes, den hohen Werth der Wasseranwendung gerade in den
fieberhaften
Krank-
heiten mit den lebendigsten Farben zu schildern, und wie Cato dem römischen Senate bei jeder Gelegenheit sein auf Zerstörung
hinzielendes
„Ceterum
censeo"
zurief, so muss der Wasserarzt dem Publikum immer wieder die auf Genesung und Erhaltung
gerichtete
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Anwendung des Wassers in den gedachten Krankheiten m's
Gedächtniss rufen.
genden
Mittheilungen
Mögen daher die nachfolkräftig
dazu beitragen,
dem
Publikum die Ueberzeugung zu gewähren, dass es in der Wasseranwendung gerade in den schwersten, Tod und chronisches Siechthum in ihrem Gefolge führenden Leiden ein Mittel besitzt, welches jenen Gefahren sicherer und energischer entgegen zu treteil im Stande ist, als die anderen üblichen, von ihm so oft vergebens angerufenen Heilmethoden.
I. Von den Fiebern W enn ein Mensch über V e r s t i m m u n g d e s G e m e i n g e f ü h l s , also über Abgeschlagenheit, Mattigkeit, Schwere in den Gliedern, Kopfweh, Appetitmangel, u n r u higen Schlaf Jclagt, wenn dabei sich eine e r h ö h t e T e m p e r a t u r , meist nach vorausgegangenem Frösteln kund giebt, wenn der A r t e r i e n s c h l a g (Puls) rasch und häufig ist, wenn die A b - und A u s s o n d e r u n g e n des Körpers g e s t ö r t , meist vermindert oder gehemmt sind, so sagen wir, der Kranke leidet an einem F i e b e r . Die gewöhnlichste Ursache solcher Erscheinungen ist eine Verunreinigung des Blutes durch zurückgehaltene normale Auswurfsstoffe, wie i. B. der Hautausdünstung in Folge von Erkältung; das so beschaffene Blut reizt dann das H e » zu einer verstärkten Bewegung (der vermehrte Pulsschlag), wird aber dadurch wieder zu einem Moment der Heilung, indem eben durch jene vermehrte Bewegung die Möglichkeit gegeben ist, die Krankheilsprodukte schnell zu verarbeiten, sie reichlich nach den Ausscheidungsorten hinzuführen und dort auszuscheiden (Krisen). — Beschränkt
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sich die Krankheit auf die hier genannten Zeichen, und wird die nöthige Ruhe und Diät dabei beobachtet, so pflegt schon nach einem kurzen Zeiträume, etwa am siebenten oder neunten T a g e , die Krankheit sich durch Schweiss oder Urin zu entscheiden, worauf dann wieder Schlaf, ruhiger Puls, Appetit eintreten, und alle sonstigen krankhaften Erscheinungen sich verlieren. Tausendfältig wird ein solcher Zustand ohne alle und jede ärztliehe E i n wirkung beseitigt, wenn defr Patient sich nur in angemessener Weise dabei verhält, d. h. geistige und körperliche Ruhe, namentlich in liegender Stellung, beobachtet, keine Nahrung zu sich n i m m t , welche durch ihre scharfe, aufregende Beschaffenheit den schon beschleunigten Blulumlauf noph mehr steigert, und Behufs der Kühlung und rascheren Ausscheidung aus dem Blute recht viel frisches, kaltes Wasser trinkt. Schlägt der Patient dieses mehr n e gative Verfahren ein, ist er gebildet genug, es einzusehen, dass in der Regulirung der wesentlichen Lebensbedingungen der eigentliche Nerv der ganzen sogenannten „ B e handlung" liegt, dass die wahre Hülfe aus der im Innern schaftenden, von allen Hemmnissen entfesselten, hier in der Form eines massigen Fiebers sich kundgebende)} Heilkraft, und nicht aus der grossen Summe der von Aussen dargebotenen Mittel resultirt, bringt er nicht durch sofortiges Schwitzen, Abfuhren etc. in den gesetzmässigen, in geheimster Werkstätte des Lebens sich abspinnenden P r o zess eine gefahrliche Störung hervor, dann wird er bei der leider noch immer so grossen Zahl allzugeschäftiger Aerzte in hundert und aber hundert Fällen so besser b e rathen s e i n , als wenn er die Hülfe eines sogenannten
Sachverständigen
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in Anspruch
nimmt.
Wendet
er
sich
a b e r an einen solchen, so hüte er sich wohl, d a r i n , dass d e r Arzt sich in seinen Anordnungen auf psychisch-diätetis c h e Mittel b e s c h r ä n k t ,
eine Vernachlässigung o d e r einen
M a n g e l an Energie zu erblicken, denn ein solcher Schluss wäre
eben so ungerecht gegen
f ü r d e n Patienten selbst. fene Kuriren Schaden
und
gestiftet,
den A r z t ,
Das u n b e s o n n e n e
Hineinstürmen, wird
nur
das
als
gefährlich
und
schon
unberu-
so
vielen
zu häufig f ü r E n e r g i e u n d
Tüchtigkeit g e n o m m e n , und dadurch gewissermassen b e i m Arzte provocirt; u n d Abwarten
man bedenkt dabei n i c h t ,
den des K r a n k e n , Kenntnissen Geduld
dass Z u s e h e n
nicht etwa Theilnahmlosigkeit an d e n L e i nicht etwa Schwäche
bedeuten,
sondern
dass
u n d Besonnenheit Atlribuie
u n d Mangel
gerade
jene
an
Ruhe,
desjenigen Arztes
zu
sein p f l e g e n , welcher in d e m E r k e n n e n u n d d e r V o r h e r b e s t i m m u n g des Verlaufs d e r Krankheiten sich sicher fühlt, u n d welcher mit den möglichen W e n d u n g e n u n d A u s g ä n gen des Uebcls bekannt genug ist,
a m den rechten Zeit-
punkt f ü r ein tliätiges Einschreiten
zu treffen u n d
zunehmen.
—
Wenn
in
dem
oben
näher
wahr-
bezeichneten
Zustande die Haut sehr trocken u n d heiss i s t , so k ö n n e n täglich 1 bis 2 Abreibungen mit einem, in kaltes W a s s e r getauchten und gut ausgewundenen, T u c h e g e m a c h t ,
und
damit auch nach eingetretenem kritischen Schweisse
fort-
gefahren w e r d e n , weil im ersten Falle die H a u t zur s c h n e l leren u n d sicheren Ausscheidung befähigt, im zweiten a b e r das d u r c h den Schweiss etwas ermattete Organ von n e u e m wieder gekräftigt und gestärkt wird. Nicht immer gestaltet sich indessen die Sache so e i n -
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—
fach und gutartig, sondern es erhalten nur zu häufig die Fieber theils durch die heftigeren Reaktionen des Blutnnd Nervensystems, theils durch das vorzugsweise Ergriffensein bestimmter Systeme und Gebiete des Organismus eine erhöhte Bedeutung und eine eigcnthiimliche Färbung. Die wichtigsten Formen derartiger Fieber sind folgende: 1.
Entzündliches Fieber.
Symptome: Starker Frost mit anhaltender, brennender, glühender, gleichmässig verbreiteter Hitze, rotbe heisse, trockene Hawt, rothes, aufgetriebenes Gesicht, mit glänzenden, gegen das Licht empfindlichen Augen, Klopfen der Hals- und Schläfenarterien, heftiger Kopfschmerz, voller, harter, häufiger Pols, heisser und beschleunigter Athem, trockener Mund und Zunge, starker Durst, spärlicher Urin, verstopfter Leib. 2.
Katarrhalisches Fieber.
Zu den gewöhnlichen Fiebersvmtomen, unter denen namentlich der schnelle Wechsel von Frösteln und überlaufender Hitze hervortritt, gesellt sich hier noch eine entzündliche Reizung der Schleimhäute, welche sich durch Schwere und Druck am Kopfe in der Gegend der Stirnhöhlen, durch die thränenden, schwimmenden Augen, das häufige Niesen mit steter Aufforderung zur Aussonderung einer Anfangs dünnflüssigen, wässerigen und scharfen Feuchtigkeit, durch die weissbelegte Zunge, durch Halsschmerz, Heiserkeit, Husten und zuweilen auch, wenn die
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Schleimhaut des Nahrungskanals ergriffen, durch
Brech-
neigung und Diarrhoe kund giebt.
3.
Rheumatisches Fieber.
Es karakterisirt sich dasselbe, neben den bereite genannten Symptomen, vornehmlich durch die entweder fixirten oder schnell wandernden, brennenden, reissenden, stechenden oder bohrenden Schmerzen, welche bei der leisesten Berührung, oft schon durch einen Luftzug, b e deutend an Heftigkeit zunehmen, und namentlich an den Gelenken, die häufig angeschwollen und geröthet, heiss und gespannt sind, ihren Sitz h a b e n , durch den rosenfarbenen, ziegelmehlartigen Bodensatz im Harne und durch die reichlichen, den Zustand jedoch nicht erleichternden, einen säuerlichen Geruch verbreitenden Schweisse.
4.
Gastrisches Fieber.
Es giebt sich durch folgende Erscheinungen zu e r kennen: Mit zähem, galligem Schleime belegte Zunge, bitterer Geschmack, Brechneigung oder wirkliches erleichterndes Erbrechen, heftige Kopfschmerzen, namentlich in der Stirngegend, Gefühl von Druck und Spannung in der Herzgrube, aufgetriebener, gespannter, zuweilen gegen die Berührung empfindlicher Leib mit Stuhlverstopfung oder übelriechenden Darmausleerungen, trüber, milchiger Urin, Zunahme des. Fiebers am Abend und Nachlas« desselben in den Morgenstunden. W o sich zu den eben genannten Symptomen noch die des Nervenfiebers (s. u n t e n ) gesel-
— 38 — len, da entsteht jener gefährliche, unter dein Namen des gastrisch-nervösen Fiebers bekannte Krankheitszustand.
5.
Nervenfieber, Typhöses Fieber, Typhus.
Dieses eine so grosse Rolle in den Todtenlisten spielende Leiden tritt unter folgenden Erscheinungen auf: a) S t a d i u m d e r V o r b o t e n . Schwere Verletzung des tiemeingefühls, auffallende Verzagtheit, Vorgefühl einer herannahenden, schweren Krankheit, Neigung zum Seufzen, Weinen, Gefühl ausserordentlicher Mattigkeit, bleierne Schwere in den Gliedern, auffallende Trübung und Veränderung der geistigen Thätigkeit, dumpfe Eingenommenheit des Kopfes, Anfälle von Schwindel, auffallende Veränderung des Gesichtsausdruckes , von schweren Träumen unterbrochener Schlaf. Krankheit. b) S t a d i u m d e r a u s g e b r o c h e n e n Disharmonie und rasche Veränderlichkeit aller Sympt o m e , Widerspruch derselben unter e i n a n d e r , wie trockene Zunge und kein Durst, kleiner Puls und heftiges Delirium, äussere Exaltation bei innerer Kraftlosigkeit; ferner grosse Muskelschwäche, Unvermögen sich aufrecht zu erhalten oder die Lage im Bette zu verändern, zitternde Z u n g e , erschwertes Sprechen, sehr rascher ( 1 0 0 — 1 3 0 Schläge in der Minute) kleiner, zitternder Puls, Delirium, still oder geschwätzig, heftig oder murmelnd, einseitig gesteigerte, gesunkene oder der Art nach veränderte Thätigkeit der Sinnesorgane, wie Lichtscheu, sehr geschärftes Gehör oder
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Taubheit und dergl., trockene, r o t h e , wie lackirte, später braune, schmutzig belegte, rissige Zunge, aufgetriebener Leib und Schmerz in der rechten W e i chengegend bei stärkerem Drucke, Diarrhoe, grosse Geneigtheit zur Entstehung von Brand. Wie man aus der hier in kurzen Zügen entworfenen Karakteristik der wichtigsten Fieberformen ersieht, kommen alle darin überein, dass sie: 1) mit einer verstärkten Herzbewegung ( d e r fieberhafte P u l s ) ;
verbunden sind
2) dass sich bei allen mehr oder weniger eine E r h ö hung der Eigenwärme des Körpers zeigt (Fieberhitze) ; 3 ) endlich, dass sie einen gewissermassen gesetzlichen Verlauf h a b e n , sich gewöhnlich in dem Zeiträume vom 7ten bis zum 21slen Tage abwickeln, und meistens mit wahrnehmbaren Ausscheidungen (Krisen) erlöschen. Da nun eine durch Jahrhunderte fortgesetzte Beobachtung ergeben h a t , dass die zu einer glücklichen L ö sung und Entscheidung der Krankheit nolhwendigen Ausscheidungen vorzugsweise, und zwar an meistens im Voraus zu bestimmenden Tagen, dem 7ten, 14ten, 21sten, da eintreten, wo die unter 1) und 2 ) bezeichneten Momente gegeben sind, so hat man von jeher diese letzteren als das Bestreben der Natur, ein dem Leben drohendes Unheil abzuwehren, angesehen, und so dem Fieber eine Art von Heilkraft zugeschrieben. Und wirklich hat diese A n sicht auch so viel für sich, und scheint aus einer naturgemässen Beobachtung sich so ungezwungen zu ergeben, dass es nur
— ao — lebhaft zu b e d a u e r n d a s s
sie stets mehr theoretisch ge-
golten, als praktisch bethätigt worden ist.
Man hat zwar
dagegen geltend zu machen gesucht, dass gerade die F i e ber es seien, an welchen so viele Menseben ihr Leben einbüssen, und dass man bei dieser Lebensgefahilichkeit eben so gut von einer Unheilkraft ab von einer Heilkraft der Fieber zu sprechen
berechtigt sei.
Dieser Einwand
indessen scheint mir jenen oben angedeuteten Thatsachen gegenüber
der
Begründung
zu ermangeln.
Allerdings
sterben sehr viele Menschen am Fieber, aHein sie sterben meiner Meinung
nach nicht,
weil
sie F i e b e r ,
sondern
ungeachtet
sie Fieber haben; wie Jemand
Kampfe fällt,
nicht w e i l er sich gewehrt, sondern
schon
er sich gewehrt hat,
weder nicht ausgereicht
hat,
in einem ob-
sein Widerstand aber entden Gegner unschädlich zu
machen, oder so unzweckmässig gewesen,
dass er seinen
Zweck verfehlen gemusst, oder endlich der ihm geleistete Beistand demselben mehr geschadet als genützt hat.
Das
Fieber wird unter allen Umstanden, der durch den krankmachenden Einfluss in den organischen Verrichtungen hervorgerufenen Störung gegenüber, Organismus, Harmonie
als eine
gerichtete
als eine Gegenwehr des
auf Wiederherstellung d«r frühern Reaction
aufzufassen
sein,
und
es
ändert in dieser Auffassung nichts, ob der Kranke gesund wird oder stirbt.
In beiden Fällen hat es an einer G e -
genwehr des Organismus nicht gefehlt, nur war im erstern Falle
die V e r t e i d i g u n g , sei es nun durch
eigene K r a ß
eder von Aussen her geleistete Hülfe, dem Angriffe adäquat, d. h. es war die verstärkte Herzbewegung gerade in dem Maasse vorhanden, welches erforderlich, die Krank-
heitsprodukte s c h n e i zu verarbeiten, sie reichlich nach den Ausscheidungsorganen hinzuführen und dort auszuscheiden, während im zweiten jene das Fieber wesentlich darstellende Bewegung entweder zu stürmisch oder zu schwach gewesen, um ihren Zweck zu erreichen, oder wohl gar durch die zur Unterstützung herbeigeeilte ärztliche Hülfe in einer Weise gedämpft worden ist, die jede weitere heilsame Wirksamkeit ausschloss. Und hieran knüpft sich denn von selbst die praktische Bemerkung, dass das Fieber, wo die Intervention des Arztes nothweodig geworden, von diesem letztem nicht gehoben, sondern geleitet sein will, dass es hier gemässigt, dort passend erhöht, niemals aber in seiner eigentlichen Bedeutung als im Innern schaffendes Heilmittel verkannt und durch äusserlich dargereichte sogenannte Heilmittel neutralisirt werden darf. Die Verkennung dieser einfachen Wahrheit, so wie die Wahl der bisher in der Medicin bei fieberhaften Krankheilsformen gebräuchlichen Mittel hat sicher nicht wenig dazu beigetragen, den Fiebern eine für das Leben der Menschen so traurige Bedeutung zu verleihen, und die wohlthätige Absicht der Natur in so vielen Fällen zu vereiteln. Welchen Nachtheil die starken Blutentziehungen schon in uazähligen Fällen gebracht und noch immer bringen, welch langes Siechthum der Vampyrismus mancher Aerzte entweder, weil der Körper den Verlust des edlen Lebenssaftes nicht zu überwinden vermocht, oder weil durch gewaltsame Schwächung des Organismus die zu einer wirklichen Entscheidung der fieberhaften Krankheit nothwendige Lebenskraft gebrochen worden, und nun das Leben durch die Residuen der nicht entschiede-
— 33
-
rien Krankheit bedrängt wird, zur Folge g e h a b t , ist zu bekannt, um es hier weitläufiger auseinander setzen zu müssen. Hervorheben will ieh nur, dass, wie namentlich von dem erfahrenen, englischen Arzte Marshall Hall dargethan worden, auf die Blutentziehung gewöhnlich eine Reaction erfolgt, welche mit den Erscheinungen der VollblQtigkeit, der Bliitaufregung und Uberhaupt mit zu neuen filutentziehungen auffordernden Symptomen die grösste Aehnlichkeit h a t , und zu höchst gefährlichen Misgriffen verleiten kann, und nur zu oft verleitet hat. Denn wird von Neuem Blut entzogen, so mindern sich zwar momentan jene Zufälle, kehren aber bald mit erneuerter Heftigkeit wieder, so lange der Körper noch bei einigen Kräften ist, bis endlich durch eine nochmals wiederholte Blutentziehung der Tod erfolgt. — Welchen unsäglichen Schaden haben nicht schon bei Fiebern B r e c h - , A b f ü h r - , erhitzende, schweisstreibende, kurz alle jene Mittel hervorger u f e n , welche Ausleerungen gewaltsam erzwingen wollen, die nur dann bei schon entstandenem Fiebersturme einen heilsamen Karakter an sich tragen, wenn sie als Resultat der eigensten Thätigkeit des Organismus auttreten? Sind die Fälle etwa so selten, wo voreilig dargereichte B r e c h mittel in gastrisehen Fiebern jenen tödtlichen Abdominaltyphus herbeigeführt oder entzündliche Zustände in dem für das Leben so nothwendigen Nahrungskanalc heraufbeschworen h a b e n ? — Was die Abführmittel betrifft, die man so häufig als ableitende Mittel bei Fiebern in d e r Medicin anwendet, so haben sie, wie nothwendig es auch im Allgemeinen sein m a g , bei allen fieberhaften Krankheiten die Leibesöffnung ungestört zu erhalten, nicht n u r
— 33 die grosse I n c o n v e n i e n z ,
-
dass sie nicht selten zu gewalt-
sam u n d stürmisch w i r k e n ,
u n d d u r c h den d a d u r c h
her-
b e i g e f ü h r t e n Säfleverlust eine leicht gefährliche Schwächc h e r v o r r u f e n , s o n d e r n sie theil,
dass
durch
gewissermassen
h a b e n auch den grossen N a c h -
solche künstliche Operation
gezwungen
sie zu
gehen
wird,
die Natur
einen W e g
vielleicht
gen,
den
hat,
u n d so d e r naturgemässen E n t s c h e i d u n g nicht selten
eine Diversion bereitet w i r d ,
gar
welche
nicht
einzuschlabeabsichtigt
den T o d
oder eine
unvollständige K r i s e , u n d damit den ersten G r u n d zu einem nachfolgenden
chronischen S i e c h t h u m zur Folge hat.
Die W a s s e r h e i l k u n d e
verwirft
alle diese Mittel,
als
ihren Fundamentalprinzipien w i d e r s p r e c h e n d e , u n d erkennt lediglich folgende Heilanzeigen bei F i e b e r n , weicher Natur sie auch seien,
an:
1) J e d e s F i e b e r wird mus a n g e s e h e n , Art
geleitet,
als H e i l b e s l r c b u n g
und
demgemäss
dass es so lange
des
Organis-
vom Arzle
in d e r
einen mittlem
Grad
d e r Stärke behauptet, bis die d u r c h dasselbe zu v e r mittelnden Ausscheidungen
(die K o c h u n g d e r A l l e n )
zu Stande g e k o m m e n . 2) Jede
gewaltsame
streng zur
Erregung
vermieden,
Befreiung
und
und
nur
einer
Ausleerung
indirekt
Entlastung
dahin
innerer
wird
gewirkt,
bedrängter
O r g a n e d e m Zuge d e r Säfte die R i c h t u n g von I n n e n n a c h Aussen u n d vorzugsweise nach d e m j e n i g e n O r gane zu g e b e n , welches erfahrungsgemäss a m meisten geeignet
ist,
durch
Ausscheidungen
eine
die in
i h m vor sich g e h e n d e n
Ausgleichung
und
glückliche
L ö s u n g des Krankheitsprozesses h e r b e i z u f ü h r e n . 3
-
34 —
Zur Erfüllung dieser Heilanzeigen Wasserkur folgender Mittel:
bedient sich die
a ) Neben der zweckentsprechenden Anordnung der Diät und des geistigen Verhallens der Kranken nimmt der reichliche G e n u s s von f r i s c h e m k a l t e n Wasser den ersten Platz ein. In dem Wasser besitzen wir das natürlichste und einfachste Getränk, welches dem Organismus unter allen übrigen offenbar das homogenste ist, da Wasser den bei weitem grössten Theil der flüssigen und festen Körpersubstanz bildet, so dass z. B. die Leichen der in den afrikanischen Sandwüsten vor Durst umgekommenen und von der Sonnengluth ganz ausgedörrten Menschen und Thiere so viel von ihrem Gewichte eingebUsst, dass sie mit der grössten Leichtigkeit aufgehoben werden können. Es stillt den Durst am besten, stimmt die Empfindlichkeit der Nerven h e r a b , und wirkt durch seinen Gehalt an Kohlensäure und atmosphärischer Luft erregend auf die Muskelhaut des Darmkanals. Es wird schnell eingesogen, dem Blute zugeführt, dessen Umlauf es befördert, und durch die Harnwerkzeuge und die Haut wieder ausgeschieden. Da nun ausserdem Wasser bei jedem Mischungsprozesse das Vehikel des chemischen Processes im Körper abgiebt, und bei der Ausdünstung durch Lungen und H a u t , so wie bei der Absonderung aller anderen Flüssigkeiten stets eine grosse Menge davon verbraucht w i r d , so ergiebt sich von selbst, eine wie nothwendige Lehensbedingung der hinreichende Ersatz seines unaufhörlichen Verlustes ist. Wahrlich, man darf sich nur die Eigenschaften, die eben hier aufgeführt worden, in der ganzen Grösse ihrer Bedeulung recapituliren,
— 35 u n d man schon in
wird
nicht
anstehen k ö n n e n ,
als blosser Flüssigkeit
welcher
der
— in d e m
eine Substanz
diätetische Nutzen
mit
zu
Wasser erblicken,
der H e i l k r a f t
so
innig verschmolzen erscheint, dass k a u m ein Mittel so g e eignet sein dürfte, das Yermittelungsglied zwischen tik und Heilkunde abzugeben. neren TheiJe,
f o r t w ä h r e n d e r Ersatz
f ü r die Lebensökonomie Herabstimmen
der
für
den
so unentbehrlichen
zu hoch
Diäte-
Stete A n f e u c h t u n g d e r i n -
gesteigerten
Verlust
der
Flüssigkeiten,
Nervenempfind-
Iichkeit, Begünstigung eines stets u n g e h i n d e r t e n ,
flüssigen
Kreislaufs, A n r e g u n g d e r Thätigkeit des D a r m k a n a l s ,
vor
Allem über Offenhalten aller
wo-
durch
der K ö r p e r
sich
natürlichen
seiner
unbrauchbar
B e s t a n d t e i l e zu entledigen sucht — ten, welche und
dem Wasser
in
gewordenen
das sind E i g e n s c h a f -
den Stempel
des Nutzens namentlich
Schleusen,
der B r a u c h b a r k e i t
fieberhaften
Krankheiten
in nicht zu v e r k e n n e n d e r Weise a u f d r ü c k e n . b) Z u r Mässigung zum Z w c c k e ,
dei
Fieberhitze,
namentlich
aber
d e m Zuge der Säfte die Richtung von I n -
n e n nach Aussen zu geben, und so die kritische E n t s c h e i d u n g allmälig vorzubereiten, wird die H a u t in einer, dem jedesmaligen
Bedürfnisse
mit
dem
und
Einschlagungen
gebracht. bern
so
entsprechenden
kalten W a s s e r in Form in
nasse
Wiederholung Abreibungen
T ü c h e r in B e r ü h r u n g
Z u m näheren Versländniss dieser bei allen F i e höchst
wirksamen Operation ist es n ö t h i g ,
die W i r k u n g zu vergegenwärtigen, nisch
von
lebenden
Körper
bei
der
welche in dem Berührung
mit
sich orga-
kaltem
W a s s e r hervorgerufen wird. Das kalte Wasser wirkt zunächst als ein starkes ö r t 3*
— 36 — liebes Reizmittel auf die äussere Haut des K ö r p e r s . Hauterregung entsteht,
indem
nach
Diese
dem bekannten
phy-
sikalischen Gesetze die W ä r m e des K ö r p e r s nach den mit kaltem W a s s e r berührten Stellen der Haut hineilt das W a s s e r wie
strömt,
des K ö r p e r s
das Medium
ab,
um
die T e m p e r a t u r e n
und in
des Wassers
auszugleichen.
D i e Haut
durch
die Auswechselung
welches
Temperaturen geschieht.
giebt hierbei der
Gerade deshalb wird sie in h ö -
h e r e Thätigkeit versetzt, gereizt, durch die rascher zu ihr von Innen strömende und von ihr nach Aussen Wärme,
welche
hinter sich ren
nachträglich
h e r von
Blutgefässen
den
den innern
zieht.
fliehende
Blutumlauf
nach den
I n d e m nun die
äusseOberhaut
bei der W a s s e r k u r täglich in i h r e m ganzen Umfange und in partiellen Bädern b e d e c k t ,
gereizt und durch die d a r -
auf folgende Reibung und K ö r p e r b e w e g u n g wieder erhitzt wird, zieht sich allmälig der Zudrang des Blutes und der Säfte
aus
Gefässen und
den Gefässen dieser
diese
so
des
innern
Körpers
gereizten O b e r f l ä c h e
specielle
Wirkung,
welche
nach
den
vorwiegend
hin,
sich
dass selbst Stockungen und Ablagerungen die Gegend Peripherie
der K n o c h e n hin nachgeben
heilende Operation die H a u t ,
müssen,
durch
in der W a s s e r k u r .
Es
zweierlei Functionen.
die rasch
zu
ihr
nach Aussen strömende W ä r m e , Blutumlauf
der Säfte nach
der
das ist die eigentlich übt
demnach
wird sie wiederholt mit dem kalten W a s s e r in
Berührung g e b r a c h t , lich,
dem Zuge
so verstärkt,
ganz nahe u m
hinter
sich
her
von
von Innen
Einmal
welche nachträglich den
näm-
und v o n
inneren
nach
ihr den den
äusseren Blutgefässen zieht, die Anziehung der Säftecirku-
iation
aus
den
37 —
inneren
Gefässen
nach
den
möglichst
ä u s s e r e n , dann die nachträgliche F o r l s c h a f f u n g k r a n k h a f t e r Stoffe aus dem Bereiche des O r g a n i s m u s o d e r , wo dies nicht hinreicht,
durch
Schweiss
durch Geschwüre.
Durch
diese Wirkungsweise wird aber das so a n g e w a n d t e W a s s e r zu einem mächtig ableitenden und d e m n a c h aus d e n o b e n a n g e f ü h r t e n Gründen fieberhaften
zu einem s o u v e r ä n e n Mittel
Krankheiten.
Wer
schlagungen bei Fiebern
einmal
bat kennen
in d e n
die nassen
lernen,
Ein-
w e r es e r -
f a h r e n , wie rasch und sicher die g e f a h r d r o h e n d e H e f t i g keit des Fiebers dadurch gebrochen wird, wie b e r u h i g e n d , die N e r v e n a u f r e g u n g besänftigend, d i e s e l b e n auf d e n K r a n ken wirken, der kommt sichcr nicht in die L a g e , zu a n d e r e n Mitteln greifen zu m ü s s e n ; d e r wird keinen A u g e n blick
anstehen,
jenes Einschlagen
Heilmittellehre zu zählen.
Wenn
zu
dieses Mittel mit richtigem Takte u n d zung
des
vorhandenen
so wird m a n
sich
den
man
es
Heroen nur
umsichtiger
Kraftverhältnisses zu
der
versteht, Schät-
handhaben,
für die Mehrzahl d e r f i e b e r h a f t e n ,
so
oft lödtlichcn Krankheiten die Garantie eines Erfolges v e r schafft h a b e n , wie sie kein anderes H e i l v e r f a h r e n zu sten v e r m a g . T ü c h e r als so geschieht
Wenn
ich
hier das Einschlagen
ein vorzugsweise dies eigentlich
ableitendes nicht
Mittel
den Erklärungswcisc.
leinasse
hinstelle,
im E i n k l ä n g e
ü b e r die W i r k u n g s a r t der nassen U m h ü l l u n g e n selben ausschliesslich
in
mit d e r
herrschen-
Man hat nämlich den Effekt d e r als einen w ä r m e e n t z i e h e n d e n
aufge-
fasst, und daraus allein die wohlthätige W i r k u n g herzuleiten versucht.
Da
nämlich
der
fieberhafte u n d
Entzün-
dungsprozess stets mit W ä r m c c r h ö h u n g v e r b u n d e n ist,
so
-
88
w i r d es wahrscheinlich,
—
dass derselbe zu seiner E n l w i c k e -
l u n g eine gewisse H ö h e der Körpertemperatur nöthig habe, und
bei
einen man
der
Erniedrigung
gewissen nun
der
Eigenwärme
bis
Grad
nicht
fortbestehen
könne.
die
kalte
Umhüllung
die
durch
W ä r m e in d e m M a a s s e ,
w i e sie
unter Indem
überflüssige
entwickelt w i r d ,
wieder
entzieht, so glaubt man dadurch, die Fortdauer des K r a n k heitsprozesses sicher zu v e r h i n d e r n , und ihn so gewissermassen durch W ä r m e e n t z i e h u n g zu ersticke W e r t h ich a b e r
nun
hüllung erfolgende
auch
auf
die
bei
So
grossen
der nassen
plötzliche A b k ü h l u n g
der
in den
UmGe-
fässen der Haut cirkulirendcn grossen Menge Blutes, eine A b k ü h l u n g , die sich auch gewiss dem übrigen Blute mittheilt, lege, so will es mir doch s c h e i n e n , der
ableitenden,
den
Wirkung
innere
die
bedrängte
eigentlich
indem man wiederholt
heilende
den Reiz
als besiehe in
Organe
frei
muchen-
Operation.
der Kälte
auf
Denn
die H a u t
wirken lässt, muss sich, dem obenerwähnten physikalischen, auf A u s g l e i c h u n g beider T e m p e r a t u r e n beruhenden Gesetze gemäss,
der Zug
der Säfte vorwaltend
aus
den
innern
n a c h den äusseren Gefässen ziehen, und so die bei j e n e n Krankheiten m e h r centripetale Richtung des Blutes in die entgegengesetzte
centrifugale
umwandeln.
In
demselben
Maasse aber, als die inneren Theile frei werden, wird die Thätigkeit in der H a u t
und
den
übrigen
der O b e r f l ä c h e
nahe gelegenen O r g a n e n durch den Z u d r a n g der Säfte g e steigert,
und
hervorgerufen,
so in
zuletzt
eine A b s o n d e r u n g in
w e l c h e r die Krankheit
denselben
endlich
erlischt.
—
E s ist hier auch d e r schickliche Ort, bezüglich j e n e r ,
in
der
Hydriatrik
eine
so
grosse Rolle
spielenden
Ein-
schlagungen
einer
39 —
irrigen
Auffassung zu
m a n bei Aerzten u n d L a i e n ,
welche
begegnen,
das eigentlich
die We-
senhafte der "Wasserkur nicht e r k a n n t , u n d n u r so o b e n hin Kennlniss von ihr genommen h a b e n , häufig anzutreffen pflegt.
Es ist dies nämlich die A n n a h m e , als hätten
die Einwickelungen Schweiss
nur
und
hervorzurufen
zu heilen.
und
ausschliesslich durch
diesen
Von dieser Voraussetzung
n u n die Aerzte anscheinend nicht
den
Zweck,
die Krankheit
ausgehend,
ohne Grund:
fragen
mit
wel-
chem R e c h t e wollt Ihr H y d r o p a t h e n , die I h r E u r e r H e i l m e t h o d e vor allen übrigen gemässen Natur
vindicirt,
die B e n e n n u n g einer
mit welchem R e c h t e
z w i n g e n , j e d e Krankheit
scheiden,
d u r c h Schweiss
da ja die E r f a h r u n g l e h r t ,
natur-
wollt I h r die zu
ent-
dass die Natur zur
E r r e i c h u n g dieses Zweckes noch a n d e r e W e g e beiritt, und auch a n d e r e Ausscheidungen mit grossem Erfolge h e r v o r r u f t ? Die Aerzte hätten Recht, wenn die den H y d r o p a t h e n impulirte Absicht wirklich vorhanden w ä r e , sie haben a b e r Unrecht,
weil j e n e Beschuldigung eine
n e m fflil W a s s e r
behandelnden Arzte,
falsche ist.
Kei-
d e r ü b e r das von
i h m befolgte V e r f a h r e n nachgedacht, k a n n es einfallen, die Natur
immer
und
W e g e s zwingen die
durch
den
der
allen Fällen
Schweiss
E r verfiele j a bei
in
u n d ihr eine und dann
Würdigung
Fehler n ä m l i c h ,
in
z u r Betretung dieselbe
nämlich,
a u f d r i n g e n zu wollen.
den F e h l e r ,
d e n ich erst v o r h e r
d e r Abführmittel
d e r Naturthätigkeit
eines
Entscheidung,
erwähnt,
dadurch
in
den
häufig
eine
gefährliche Diversion zu b e r e i t e n , dass e r sie zu A e u s s e rungen ihrer
gewaltsam Absicht
veranlasst,
gelegen.
die vielleicht g a r
So wenig
d e r Allopath
nicht in deshalb,
— 40
-
weil er seine Arzeneien dem Magen einverleibt, alle Krankheiten durch diesen entschieden haben will, eben so wenig will der Hydropath, -weil er seine Mittel auf die Haut anwendet, in allen Krankheiten die Krisis durch die verstärkte Absonderung dieser letzteren herbeiführen. Ihm ist die Haut zunächst nur Einverleibungsorgan für das Mittel, mit dem er operirt; seine Absicht geht nur dahin, neben der Herabstimmung der in allen, acuten Krankheiten mehr oder minder erhöhten Eigenwärme, durch den auf die Haut angebrachten Reiz der Kälte den Zug der Säfte aus den inneren Gefässen nach den möglichst äusseren zu leiten, es dann der Natur überlassend, in welcher Absonderung sie nun die Krankheit gleichsam e r löschen lassen will. Dass er dabei die Hoffnung hat, es werde die so gesteigerte Thätigkeit in- den äusseren Gefässen einen Schweiss zur Folge haben, kann nur gerechtfertigt werden, da die Natur bei Entscheidung von Krankheiten diesen Weg häufiger als jeden andern betritt, und es für den Arzt bei seinen Kunstbemühungen ja Regel sein muss, sich nach derselben Scala eiuzurichten. Allein ein directer Zwang findet dabei durchaus nicht statt, und es ist wahrlich ein Unterschied, ob ich durch wiederholtes Einschlagen innere Organe frei zu machen und die peripherische Thätigkeit anzuregen suche, oder ob ich solche Mittel gebe, durch welche ich d a d u r c h , dass sie gewisse Funktionen in ganz bestimmter Weise ansprechen, wie z. B. die Brech-, Abführmittel etc., in die Gefahr gcrathe, bei der bisherigen, noch so mangelhaften Kenntniss des n a t ü r l i c h e n Verlaufs und Ausgangs der einzelnen Krankheitsformen grossen Schaden durch die direkte Bethätigung
— 41 einer F u n c t i o n ,
die hier gar nicht hätte bethätigt w e r d e n
d ü r f e n , anzurichten. heiten
auf
die
-
J e d e r Arzt,
der
hat, wird es mit mir beobachtet Blutungen
aus
fieberhafte
angedeutete Weise mit W a s s e r der Nase
und
Durchfälle und E r b r e c h e n des K r a n k e n eingetreten
haben,
wie nieht selten
den H ä m o r r h o i d a l g e f ä s s e n ,
etc. zur grossen und
Krankbehandelt
Erleichterung
sich als w a h r h a f t kritische
E r s c h e i n u n g e n bewährt haben. Die nassen Einschlagungen lasse ich auf die b e k a n n t e Weise
bei
heftiger Fieberhitze
in der A r t m a c h e n ,
dass
d e r Patient 3 — 6 Mal hintereinander, n a c h d e m er in j e d e r E i n p a c k u n g etwa 2 0 Minuten gelegen, eingeschlagen u n d in der letzten etwa
a
/4 Stunden
verharrt,
wird
worauf
er
dann gebadet oder kalt abgerieben, und mit einem H e m d e bekleidet wieder iii's Bell gebracht wird, worin er so lange ruhig bei reichlichem Wassertrinken verweilt, bis eine n e u e Steigerung des Fiebers, je nach ihrer Heftigkeit, eine n e u e A b r e i b u n g oder Einschlagung nölhig m a c h t . — schon oben e r w ä h n t , Takte
und
kraft
diese
dass j e d e r Arzt,
richtiger ¡Schätzung
der
feuchten Einhüllungen
ü b e r ein Mittel gebietet,
der
Ich h a b e
mit richtigem
vorhandenen
Lebens-
zu g e b r a u c h e n
dem kein a n d e r e s an
d e r W i r k u n g an die Seite zu setzen
ist.
Man
weiss,
Sicherheit vergegen-
wärtige sich bei seiner A n w e n d u n g n u r i m m e r genau d e n Zweck, d e r hier erreicht werden soll; nicht ein plötzliches Aufhören,
Coupiren und Ersticken
nicht e i n e
gewaltsame
der
es, die angestrebt werden d ü r f e n , n e i n , m u n g d e r zu hoch gesteigerten, henden,
sich durch die
Fieberbewegung,
Anregung d e r Hautthätigkeit über
sind
eine H e r a b s t i m -
ihr Ziel
flammende H i t z e ,
den
hinausgeschnellen
—
42
—
Pulsschlag, die raschen Athemzüge kund gebenden Lebensthätigkcil bis zu d e r mittleren Stärke, "welche zur "kritischen Entscheidung unbedingt erforderlich, so wie ein stetes Hinleiten des, Säftezuges von den innern nach den äusseren Theilen das sind die Aufgaben, die hier gelöst werden sollen, und die auch sicher auf die angegebene Weise gelöst werden. In wie hohem Grade daher auch dieses Mittel das Vertrauen jedes Arztes verdient, so bitte ich doch ausdrücklich, dieses Vertrauen nicht etwa so weit extendiren zu wollen, dass man die schwersten Fieberformen durch ein Paar Einwickelungen besiegen zu können vermeint, und, wie ich dies von manchen es mit dem Wasser gutmeinenden, in seiner Handhabung aber nicht erfahrenen Aerzten gesehen , den Muth verliert und sich nach anderen Hülfsmitteln umsieht, wenn, wie natürlich, jene Erwartung getäuscht wird. Den innern gesetzmässigen Verlauf, der den Fiebern von der Natur vorgezeichnet zu sein scheint, ändert auch die Wasserkur nicht, und darf es sich auch nicht zur Aufgabe machen, ihn zu ä n d e r n ; nur in allmäliger Stufenfolge reihen sich die inneren Vorgänge, als deren Spitze die kritische Lösung erscheint, an einander, und es bedarf daher einer fortwährenden Leitung und Ueberwachung, einer steten und wiederholten Anregung des Organismus, jenen durch die Einschlagungen und Abreibungen vorgezeichneten W e g nach Aussen zu betreten, um keine Störung aufkommen zu lass e n , und das ersehnte Ziel endlich herbeizuführen. Bei diesem Verfahren wird dann, wenn auch oft nicht rascher als bei anderen Methoden, doch jedenfalls stets s i c h e r e r geheilt, und es ist nebenher der Vortheil gewiss
—
43
nicht gering anzuschlagen,
—
dass
hier sich n i c h t ,
h ä u f i g in der Allopathie, auch wo sie glücklich der
widerliche
wie so gewesen,
Misston einmischt, dass d e r K ö r p e r
naeh
d e r Beseitigung der Krankheit einem Gebäude gleicht, b e i dessen Rettung aus einer F e u e r s b r u n s t die H a n d des R e t t e n d e n m e h r Schaden Elements. —
gestiftet, als
Bäder vermeide
ich
die W u t h des wilden gewöhnlich,
w e n n sie
nicht durch besondere Umstände geboten sind ( s .
unten),
in d e n erslen Stadien des Fiebers ganz und g a r ; sie s c h e i nen zu aufregend zu wirken, und werden d u r c h die A b reibungen
passend
ihre Anwendung
in
ersetzt, ganz
abgesehen d a v o n ,
der Privatpraxis häufig auf
dass
unüber-
windliche Schwierigkeiten stÖsst. c) K a l t e
Umschläge,
von denen es zwei, in i h r e r
W i r k u n g wesentlich verschiedene Varietäten
giebt:
a j Kalte, entzündungswidrige Umschläge, welche in ein e m mehrfach zusammengelegten Stüek L e i n w a n d
be-
stehen, d a s , in kaltes W a s s e r getaucht u n d nicht zu stark a u s g e w u n d e n ,
auf d e n
u n d so wie es sich e r w ä r m t ,
leidenden Theil gelegt, also oft schon nach
2
Minuten, erneuert wird. Diese dung,
Umschläge kommen
wo
edle Organe
namentlich
oder Höhlen
da zur
des
Anwen-
Körpers,
wie
K o p f , Brust etc. von Blutüberfüllungen und A b l a g e r u n g e n b e d r o h t w e r d e n , und es räthlich erscheint, n e b e n d e r allg e m e i n e n , ableitenden Behandlung, auch dem g e f ä h r d e t e n O r g a n e einen örtlichen Schutz zu gewähren. f a h r in solchen
Fällen
von
Da die Ge-
der Blutanhäufuug u n d Blut-
s t o c k u n g in sich erweiternden Haargefässchen
des b e t r e f -
f e n d e n Theiles herrührt, so giebt es kein p a s s e n d e r e s Mit-
—
44
—
tel, derselben zu begegnen, als die A n w e n d u n g der Kälte in der eben erwähnten Weise.
Bringt
man
nämlich die
Kälte so oft u n d rasch wiederholt an eine Stelle des Körpers, dass d e r Austausch der K ö r p e r w ä r m e mit der W a s serkälte nicht rasch Kälte
genug
die ü b e r w u n d e n e
erfolgen k a n n ,
Haut
zusammen,
so zieht
die
dringt in
die
Körpertheile d a r u n t e r , zieht auch dort Gefässe u n d
Mus-
keln z u s a m m e n , wodurch die befallenen Haargefässe sich wieder v e r e n g e n , in den dem erkrankten Gefassnetze b e nachbarten Haargefässen lebhaftere Strömungen welche die stockenden Blutkügelchen
entstehen,
mit fortreissen,
bis
nach u n d nach das kranke Netz wieder entleert u n d d u r c h gängig geworden
ist.
Gleichzeitig
wird auch die gestei-
gerte Nerventhätigkeit in dem befallenen Organe herabgestimmt, u n d so d e r an dieser Stelle entstandene Schmerz vermindert u n d beseitigt.
A m meisten m a c h t sich in Fie-
b e r n die Nothwendigkeit dieser Umschläge am Kopfe geltend,
und
wo
immer
heftige Schmerzen
dieses Theils,
I r r e r e d e n , starker B l u t a n d r a n g nach dem Gehirne sich b e merklich m a c h e n , da wird man mit Nutzen zu jenen k ü h lenden u n d beruhigenden Umschlägen greifen können, b) Erwärmend ein
mehrfach
erregende
Umschläge.
zusammengelegtes
Auch hier wird
Stück Leinwand
in
kaltes Wasser g e t a u c h t , und s t a r k ausgerungen auf den
betreffenden Theil
fest auf d e r H a u t anliegt.
in d e r A r t gelegt,
dass es
Mit einem trocknen T u c h e
oder einem Stück Wachstuch
wird es wohl bedeckt,
dass kein Luftzutritt stattfinden k a n n ,
u n d erst dann
erneuert, wenn es heiss und trocken geworden, was
— je
45
—
nach dem F i e b e r z u s t a n d e in
1—3
Stunden
der
Fall sein kann. I h r e W i r k u n g besteht namentlich d a r i n , dass sie d u r c h die v e r m e h r t e Hautthätigkeit
und
die h e r v o r g e r u f e n e R e -
action an d e r bedeckten Stelle ein U e b e r m a a s s von W ä r m e erzeugen,
durch
unter der
Haut
diese
feuchte W ä r m e
belegenen
Organen
a b e r die in den
befindlichen
Krank-
heitsstoffe auflösen, und ihre allmäiige A u s s c h e i d u n g v o r bereiten.
Diese
Umschläge
werden
am
häufigsten
Magen und Unterleib angewendet, u n d dienen bei gastrischen gegen
eine
und nervösen Fiebern theils zum
entzündliche
Affection d e r
theils zur allmäligen V e r a r b e i t u n g vorhandenen werden
Unreinigkeiten.
die
Umschlägen
hervorstechend
auf
namentlich Schutze
Darmschleimhaut,
der im Nahrungskanale
Bei rheumatischen leidenden Theile
Fiebern
mit solchen
belegt.
d) K a i l t e
Klystire.
Ich
habe
schon
oben
bei
E r w ä h n u n g d e r Abführmittel b e m e r k t ,
dass es bei allen
fieberhaften
auf
Krankheiten
d e r t e Vonstallengehen
rätblicli
ist,
d e r täglichen
das
ungehin-
LeibesöfFnung hinzu-
w i r k e n , weil die E r f a h r u n g es tausendfältig g e l e h r t , nicht
leichter
das
das H e r z k l o p f e n ,
vorhandene Fieber,
dass
der Kopfschmerz,
die Unruhe etc. gesteigert w e r d e n ,
als
wenn d e r L e i b verstopft ist, a n d e r e n t e i l s a b e r fast i m m e r eine sofortige wesentliche Erleichterung der genannten Z u fälle eintritt, wenn LeibesöfTnung erfolgt ist. öffnung soll aber aus den ebenfalls andergesetzten Gründen
nur
Die L e i b e s -
bereits oben
unterhalten,
nicht
auseinvermehrt
u n d gewaltsam erzwungen w e r d e n , es soll n u r d e r schon v o r h a n d e n e und geformte K o ( h ,
welcher
bei seinem Zu--
—
46
—
rückbleiben im D a r m k a n a l e einen höchst feindlichen E i n Duss auf
den O r g a n i s m u s ,
namentlich
auf
das
Nerven-
system, auszuüben pflegt, aus dem linken u n d absteigend e n Dickdarm auf eine den natürlichen Stuhlgängen ä h n liche W e i s e
entleert
^Verden,
und
dazu
dienen
in
der
Mehrzahl d e r Fälle ganz treftlich die kalten Klyslire, deren entleerende W i r k u p g noch durch die gleichzeitig kühlende und
ableitende
nicht
an
beim Kranken abgeht, darin,
ergänzt
Fällen, es
wird.
zurückbleibt
b.al
Allerdings
wo das eingespritzte oder
dies j e d o c h
Richtung,
z. B.
nach
der
Grund
sich
nach
auch
entweder
ohne W i r k u n g
seinen
dass die Naturlhätigkeit
fehlt es
Wasser
wieder
nicht einer
selten andern
mit dem Darmkanale in einer
A r t von Gegensatz (Antagonismus) stehenden H a u t ,
vor-
waltend g e w e n d e t h a t , und so die w u r m f ö r m i g e , austreib e n d e Bewegung
des e r s t e m
den im Organismus gelten-
den Gesetzen gemäss momentan suspendirt ist. k e n n u n g dieses Gesetzes kann
Eine Ver-
für den Kranken
die un-
glücklichsten Folgen h a b e n , u n d hat sie bei der beliebten D a r r e i c h u n g stark wirkender Abführmittel in F i e b e r n nur zu oft, wie ich
denn
unten an einem Falle eines schwe-
ren typhösen Fiebers nachweisen w e r d e , wie gerathen es sei, sich es z u m unumstösslichen Gesetze zu m a c h e n , nicht durch
einseitige gewaltsame Anregung
bei Fiebern
d e n gesetzlichen
von
Ausleerungen
Gang derselben
zu
stören
u n d gegen das schon von älteren Aerzlen aufgestellte, leider
so oft missachtete Gebot:
•moveto —
In
magnis
motibus
nihil
( b e i grossen Bewegungen im K ö r p e r darf der
Arzt nicht noch künstlich s e n ) — zu Verstössen,
eine neue Bewegung veranlas-
— e) B ä d e r . ich mich n u r
Ich
47 —
habe
bereits
oben
erwähnt,
selten in die Nöthwendigkeit
dass
versetzt g e s e -
h e n , bei fieberhaften K r a n k h e i t e n B ä d e r a n z u w e n d e n , u n d d a s s in
d e r Mehrzahl
d e r Fälle
f o l g e n d e A b r e i b u n g den hier schung
die
den
Einschlagungen
vorliegenden Z w e c k ,
u n d Bethätigung des H a u t o r g a n s ,
füllt h a b e n .
Die G r ü n d e ,
Erfri-
hinreichend
welche mich b e s t i m m e n ,
erdem
B a d e in derartigen K r a n k h e i t e n eine n u r beschränkte A n w e n d u n g z u z u g e s t e h e n , b e r u h e n v o r n e h m l i c h auf d e r E r f a h r u n g , dass einestheils die d e m B a d e folgende Reaction leicht eine zu starke wird, u n d • den eben durch die E i n schlagungen
beruhigten
heraufbeschwört,
Fieberslurm
ariderentheils
angegriffene K r a n k e
den
Druck
m e e g e n u r schwer erträgt.
einer
auch zugleich
c h e n Fällen u n d
auf weiche W e i s e
werden
selten
wieder
grössern
Wasser-
Beide hier angeführten Gründe
g e b e n uns d e n n angewendet
nicht
der gewöhnlich doch s e h r
müsse.
einen F i n g e r z e i g , das Bad
Gerade,
in wel-
hei F i e b e r n
weil die
Reaction
n a c h d e m , in einem e n t s p r e c h e n d e n T e m p e r a t u r g r a d e
und
einer a n g e m e s s e n e n D a u e r a n g e w e n d e t e m B a d e eine kräftigere ist, u n d grössere Thäligkeitsäusserung zur Folge hat, als die A b r e i b u n g , die F ä l l e ,
passt
dasselbe auch
vorzugsweise f ü r
wo die K r ä f t e des L e b e n s u n d namentlich
die
des Nervensystems d u r c h nicht i m m e r zu ermittelnde E i n flüsse, a m häufigsten wohl d u r c h die E i n w i r k u n g eines in seinem Bestandtheile s e h r v e r ä n d e r t e n , gleichsam vergifteten Blutes, wie in B a n d e n liegen, u n d einer stärkeren A u f rüttelung b e d ü r f e n , u m i h r e zur glücklichen E n t s c h e i d u n g des Fiebers
nicht zu
e n t b e h r e n d e Thätigkeit
entfalten zu
können.
Namentlich
sind
wieder
es die
frei
schweren
-
48
-
F o r m e n des Nervenfiebers, wo die Haut m e h r
kühl,
der
Puls klein, der K r a n k e sehr in sich versunken ist, in d e nen j e n e
Bäder
am
zweckmässigsten
und so lange fortgesetzt w e r d e n ,
die K u r
einleiten,
bis j e n e r mittlere
Grad
der Fieberstärke erreicht ist, den wir oben als zur glücklichen E n t s c h e i d u n g erforderlich das W i e
bezeichnet
B ä d e r in fieberhaften Krankheiten n i e m a l s , sie
haben.
stets
bis
auf 1 4 — 1 8 ° R.
erwärmen
sondern
und
der
Kranke
etwa
5
-8
mit W a s s e r
Minuten
lang
mehreren W ä r t e r n kräftig mit den in das Wasser ten Händen gerieben Diese
hier
dungsformen Apparat,
a)
bis
kalten
r ü s t e t , wenn
er berufen ist,
tigkeit
die Macht
grossen
e)
aufgeführten
Wassers
bilden
Anwen-
den
ganzen
mit welchem der hydropathische Arzt sich
gegen
zu legen.
von
getauch-
wird.
von
des
lasse
und in der Art
anwenden, dass die B a d e w a n n e nur m a s s i g gefüllt,
Was
der Anwendung betrifft, so gebe ich ganz kalte
seine heilkünstlerische
des Fiebers
in
die
ausThä-
Waagschale
W i e unscheinbar sich auch dieser Apparat den
Rüstkammern
der
Allopathie
und Homöopathie,
in denen neben dem ungeschlachten Schwerdte der Vorzeit die zierliche m o d e r n e W a f f e , neben dem tödtlichsten
Ge-
schosse die nichtssagendsten, unwirksamsten Dinge in b u n ter Unordnung aufgestapelt liegen, ausnehmen mag, er wird nichtsdestoweniger in seiner sinnigen Einfachheit, die hier wie ü b e r a l l , an sich trägt,
das sich
unauslöschbare
Gepräge
auch ferner wie bisher
der
Wahrheit
zu
bewähren
wissen, wenn er von kundiger Hand angewendet und handhabt wird, und es kann seinen Werth wahrlich
genicht
beeinträchtigen, wenn auch in einzelnen Fällen die m e n s c h -
— 49 liehe
Hülfe
der
weichen muss. kann
Uebermacht
des
andringenden
Todes
Denn nur gemindert, nicht ganz beseitigt
die Tödtlichkeit j e n e r Krankheitsformen
durch
die
W a s s e r a n w e n d u n g werden, und wer aus dem unglücklichen Ausgange einzelner mit Wasser behandelter Fälle u n s e r e m Mittel den Vorwurf
der Unzulänglichkeit u n d
Unwirksam-
keit m a c h e n wollte, der würde an die Macht der m e n s c h lichen
Kunsthülfe,
sie f ü h r e einen N a m e n ,
welchen
sie
wolle, einen Maassslab anlegen, den dieselbe, weil u n p a s send u n d
i h r e m W e s e n nicht entsprechend, zurückweisen
muss, der b e d ä c h t e ausserdem n i c h t , aber
Tausende
schon
bei
dass Tausende u n d
dem hergebrachten
Verfahren
gestorben sind u n d noch sterben, u n d dass man
dennoch
i m m e r w i e d e r zu demselben seine Zuflucht nimmt.
Des-
halb darf auch jenes Geschrei, welches der grosse H a u f e e r h e b t , w e n n ein K r a n k e r einmal bei der Behandlung mit W a s s e r g e s t o r b e n , den so behandelnden Arzt nicht s c h r e k ken,
d e s h a l b darf
dadurch
seine Ueberzeugung von d e r
W a h r h e i t des von ihm geübten Verfahrens nicht erschüttert w e r d e n , d e n n nicht der
einzelne,
unglücklich e n d e n d e
Fall entscheidet, sondern die Summe der glücklich erzielten H e i l u n g e n .
Mögen sich jene
Tadler
überdies
erin-
n e r n , dass ihre Resignation bei dem Tode
eines
auf die
herkömmliche
sich
eben so
leicht
aus
Weise
der
behandelten Kranken
traurigen Gewohnheit
eines solchen Aus-
ganges, als aus dem Bewusstsein, d a s s , wie die beliebte P h r a s e heisst, A l l e s geschehen s e i , dass ihre V e r w u n d e r u n g , o h n e Medicin w i d e r , leicht als
dass
herleiten l ä s s t , u n d
ein Kranker
hat sterben k ö n n e n , eine Beschuldigung
auch
einmal
ihren Absichten zuder
altern M e t h o d e
4
— 50 — und eine indirekte Anerkennung der von uns geübten gellen könnt«. Noch rauss ich gewisserraassen als Anhang zu dem Kapitel von den Fiebern einer Fieberform Erwähnung tfaun, welche gleichsam in der Mitte zwischen den acuten und chronischen Krankheiten steht. Ich meine die k a l tfen oder W e c h s e l f i e b e r . Das Hauptzeichen derselben ist die Feriodicität', indem nämlich nach beendigtem Fiebcranfalle alle Krankheits-Symptome cessiren und der Patient sich gewöhnlich von allen Beschwerden frei fühlt. Man unterscheidet bei diesen Fiebern drei gesonderte Stadien: a) Das F r o s t s t a d i u m . Es karakterisirt sich durch Frost, von den Lenden beginnend und den Rücken entlang aufsteigend '/4 Stunden und länger anhaltend, dureh blasses Gesicht, blaue Lippen und Nägel, eingeschrumpfte H a u t , Zittern,t,Zähneklappern, Eingenommenheit des Kopfes, schnelles und ängstliches Athmen, Durst, häufigen Puls, farblosen und wässerigen Urin. b ) Das H i t z s t a d i u m . Es währt 2 — 8 Stunden und bekundet sich durch die trockene und brennende heisse Haut, das geröthete Gesicht, die heftigen Kopfschmerzen, den trockenen Mund, anhaltenden Durst, vollen und harten Puls, den feurigen Urin. c) Das S c h w e i s s s t a d i u m . Die Dauer desselben ist gewöhnlich eine 1 — 3 stündige, und es wird bezeichnet durch allgemeine, reichliche, säuerlich riechendc Schweisse, durch einen ziegelmehlarligen Bodensatz
-
51 —
im Urine, und durch die zuweilen am Munde und Lippen sich bildenden Wasserbläschen. In Bezug auf die einzelnen Varietäten des Wechselfiebers genügt es, hier daran zu erinnern, dass das Fieber entweder alle 24 Stunden, gewöhnlich des Morgens, einen Anfall macht, worauf vom Mittag bis zu den Frühstunden des folgenden Tages fieberfreie Zeit ist — tägliche Fieber — oder dass alle 4 8 Stunden ein Anfall eintritt, und der mittlere Tag frei ist — dreitägige Fieber — oder cndlich, dass alle 72 Stunden ein Anfall erscheint, und die zwei mittleren Tage frei bleiben — viertägiges Fieber. — Es dürfte wohl allgemein|bekannt sein, dass die Medicin ein sehr rasch wirkendes Specificum, uas Chinin in seinen verschiedenen Verbindungen nämlich, gegen diese Fieberformen besitzt, und dass, wenn ein momentanes Coupiren der Anfälle gleichbedeutend mit einer radicalen Heilung wäre, es kaum die Mühe lohnte, sich nach einem andern Mittel umzusehen. Allein in dieser Verschiedenheit zwischen der gehinderten A e u s s e r u n g des Fiebers und dem Beseitigen der i n n e r l i c h e n Bedingungendesselben liegt gerade die Schwierigkeit, und so wirksam das Chinin sich in ersterer Beziehung erweist, so machtlos ist es in der Mehrzahl der Fälle in der letzteren, und es ist eben keine seltene Erscheinung, dass schon nach kurzer Unterbrechung seines Gebrauchs das Fieber von Neuem wiederkehrt, und dem Kranken durch diese Wiederholungen zu einer unerträglichen, seine Kräfte wahrhaft unterwühlenden Quaal wird. So wechseln denn Fieberanfälle mit immer erneuten Darreichungen von Chinin oder auch wohl 4*
— 52 — von Arsenik, bis der Körper des Patienten endlich dermassen mit Medicamenten dieser Art gesättigt ist, dass zu den Störungen, welche das Fieber hervorgerufen, sich n u n auch die nachtheiligen Wirkungen der Arzneien hinzugesellen, und der Patient zuletzt die Beute Beider wird. Denn das Chinin, längere Zeit hindurch gebraucht, wirkt höchst feindlich auf die Verdauung und die gesammte Reproduclion, macht leicht Anschoppungen d e r Leber u n d Milz, und führt endlich wohl gar wassersüchtige Anschwellungen herbei, was Alles in noch viel höherem Grade vom Arsenik, diesem tödtlichsten aller Gifte, gilt. Dazu kommt noch der sehr wichtige Umstand, dass das kalte Fieber so häufig nur als ein Heilbestreben der Natur zur Beseitigung schon vorhandener Krankheitsziistände auftritt, dass es lediglich als solches vom Arzte aufgefasst sein will, und dass daher für solche Fälle eine schnelle Unterdrückung, ein gewaltsames Verstummenmachen dieser Aeusserungen nirgends weniger am Platze ist, als hier. Frägt man nun, was das Wasserheilverfahren in dieser Fieberform bis jetzt geleistet, so lehrt die Erfahrung, dass die bisher übliche Behandlungsweise mit Wasser allerdings an Schnelligkeit der Wirkung der allopathischen mit Chinin weit nachsteht, und dass so behandelte Fieber oft Monate lang gedauert, ehe sie durch das Wasser zu einem gedeihlichen Ende geführt worden sind. Unter diesen Umständen durfte es daher auch nicht überraschen, dass die Kranken, deren Wünsche ja immer auf möglichst r a s c h e Heilung gerichtet sind, es vorzogen, statt einer anhaltenden Wasserkur sich zu unterziehen, zu dem auf die Dauer freilich unsicheren, momentan aber doch in der
— 53
—
Mehrzahl der Fälle rasch wirkenden Chinin zu greifen, und an dessen fiebervertreibende Kraft bei der jedesmaligen Wiederkehr der Anfalle immer von Neuem zu appelliren. Es war mir daher sehr willkommen, durch eine Mittheilung des Dr. Fleury zu Meudon Kenntniss von einem Verfahren zu erhallen, das an Schneiligkeil der Wirkung dem Chinin fast gleich kommt, es an Sicherheit und Nachhaltigkeit aber noch weit zu übertreffen scheint. Es b e steht dies Verfahren darin, dass der Patient jedesmal eine Stunde vor dem Anfalle des Fiebers, und ebenso am fieberfreien Tage, die Douche 5 Minuten lang auf die Milzgegend einwirken lässt, während gleichzeitig die Brause die übrigen Theile des Körpers fortwährend nass erhält. Die Versuche, welehe ich mit dieser Verfahrungsart in hiesiger Anstalt angestellt, gewährten ein überraschend günstiges Resultat, und ich werde später mehrere Fälle näher a n f u h r e n , in denen die Patienten unter dem Einfluss jener Gebrauchsweise des Wassers rasch und dauernd von ihrem Fieber befreit worden sind. Unter diesen Fällen befinden sich zwei, in denen die Kranken ausser der Douche und Brause nichts weiter gebraucht, bei den übrigen wurde allerdings gleichzeitig ein weiteres, gleich näher zu bezeichnendes Verfahren damit combinirt. Die specielle Behandlung der kalten Fieber würde sich meinen Erfahrungen zu Folge nun so stellen. Leicht e r e , durch den epidemischen EinQuss hervorgerufene Wechselfieber, welche bei bis dahin gesunden Individuen auftreten und mit keinen anderweitigen, besonders hervorstechenden, namentlich gastrischen Erscheinungen verbunden sind, bedürfen zu ihrer Beseitigung keiner weiteren
— 54 — Behandlung, als der eben näher bezeichneten durch Douche und Brause. Der jedesmalige Anfall selbst verlangt im Froststadium nur passende Bedeckung, im Hitzstadium reichlichen Wassergenuss, und nach Beendigung des darauf folgenden Schweisses eine nasse Abreibung. Bei solchen Fiebern aber, wclche durch die Heftigkeit der Anfälle selbst, den sehr starken Frost, die übermässig trockene Hitze und sonstige begleitende Erscheinungen eine grössere Bedeutung beanspruchen, wird es n o t w e n dig, namentlich in den ersten Anfallen, ein modificirtes Verfahren einzuschlagen. Ist der Frost sehr heftig und glaubt man aus der damit fast immer verbundenen ü b e r wiegend centripetalen Richtung des Blutes Befürchtungen schöpfen zu müssen, so passen 1 oder 2 Abreibungen, um eben jene Richtung in eine centrifugale zu verwandeln, und so die peripherische Thätigkeit mehr anzuregen. Tritt dann die Hitze ein, ist der Kopf sehr eingenommen, so wird der Patient in ein nasses Leintuch eingeschlagen, und dieses nach 20 Minuten mit einem zweiten, nöthigenfalls auch mit einem dritten vertauscht, worin der Patient dann den Schweiss abwartet; eine Abreibung beschliesst das ganze Verfahren. Gleichzeitig muss auch an den fieberfreien Tagen die Behandlung in der Art fortgesetzt werden, dass der Kranke jeden Morgen etwa 3 /4 Stunden im nassen Leintuche dünstet, darauf Abreibung oder Bad von 14° R. nimmt, einen alle 3 Stunden zu wechselnden Umschlag um den Leib trägt, und im Laufe des Tages ein Sitzbad von der Dauer einer Viertelstunde und der Temperatur von 12° R. gebraucht. Erst dann, wenn diese vorbereitende Behandlung einige Zeit hindurch fort-
-
55
-
gesetzt w o r d e n , kann man zum Gebrauche der Douche übergehen und durch den Einfluss derselben das Fieber coupiren. — Die N o t w e n d i g k e i t einer gründlichen B e handlung macht sich aber vor Allem in den Fällen geltend, wo das Fieber bei schon mit chronischen Krankheiten behafteten Individuen auftritt, und die Hoffnung vorhanden ist, dass es heilsam auf jene zurückwirken könnte. Hier kann ein rasches Unterdrücken grossen Schaden b r i n g e n , nnd es muss dem praktischen Takte und der Umsicht des behandelnden Arztes überlassen bleiben, das Fieber so zu leiten, dass es im möglichst grossen Umfange den etwaigen Karakter seiner Heilsamkeit entfalten kann, worüber sich natürlich nicht specielle Vorschriften geben lassen, da die Individualität der Krankheit und des T r ä gers derselben, des Patienten, hier allein massgebend sind. Ich werde jetzt aus der ziemlich reichhaltigen Sammlung der von mir beobachteten und ausschliesslich mit Wasser behandelten Fieber einige Fälle mittheilen, welche, obwohl sie gerade nicht alle eine besondere Bedeutung zu beanspruchen vermögen, doch als Beispiele und als praktische Erläuterung des bis hierher Vorgetragenen gelten können. Für Diejenigen, denen es auffallen sollte, dass ich nur solche Fälle mittheile, bei denen der Ausgang ein glücklicher gewesen, diene die Bemerkung, dass die von mir behandelten F i e b e r , bei denen die Wasseranwendung in entschiedener und consequenter Weise gleich vom A n fange an durchgeführt w o r d e n , allerdings sämmtlieh mit Genesung geendigt h a b e n , dass es aber auch an solchen
— 56
-
nicht gefehlt, wo der Tod eingetreten, nachdem im entscheidenden Momente und bei anscheinend grosser Gefahr die bis dahin gebrauchte Wasserkur mit einer medicinischen vertauscht worden war. Ob hier bei fortgesetzter hydriatrischer Behandlung das Leben erhalten worden, oder trotz derselben der Tod gleichfalls eingetreten wäre, ist eine Frage, die natürlich nicht zu entscheiden ist und deshalb in suspenso gelassen werden muss. Entzündliches Fieber. Herr S., ein kräf1. Fall. tiger Mann in den dreissiger J a h r e n , bekam am 25. F e bruar v. J., nachdem ein leichtes Unwohlsein einige Tage hindurch vorausgegangen, einen heftigen Fieberanfall mit bedeutender Brustbeklemmung, weshalb er mich noch am Abend zu sich hin bescheiden liess. Die Erscheinungen, welche sich mir darboten, waren folgende: Der Kranke hatte einen harten, raschen Puls von etwa 9 5 Schlägen in der Minute, die Haut fühlte sich heiss und trocken an, der Kopf war im hohen Grade eingenommen und schmerzh a f t , und wenn auch keine Delirien vorhanden und der Patient sich seiner vollkommen bewusst w a r , so tauchten doch, so wie er die Augen zu schliessen versuchte, allerhand wirre Traumgebilde vor ihm auf. Dabei war der Athem kurz und schnell, bei tiefer Inspiration von etwas Husten begleitet und durch ein Gefühl der Oppression, das sich namentlich an der linken Seite am stärkesten äusserte, nicht wenig beeinträchtigt. Der Urin war spars a m , der Leib seit 2 4 Stunden verstopft. — Wiewohl aus den hier aufgeführten Erscheinungen sich nicht sofort eine feste Diagnose entnehmen liess, namentlich nicht die Bedeutung, welche bei weiterer E n t w i c k l u n g die E r -
— 57
-
scheinungen am Kopfe und in der Brust gewinnen konnt e n , nach ihrem ganzen Umfange zu ermessen w a r , so stand doch so viel fest, dass hier eine bedeutende, wichtige Centralorgane bedrohende Aufregung im Gefassystem vorhanden, der schnell die gebührenden Schranken gesetzt werden mussten. Ich verordnete daher sofortige nasse Einschlagungen und zwar in der A r t , dass der Patient die ersten beiden Laken alle 2 0 Minuten bekommen, in dem dritten aber etwa 3 /4 Stunden verharren u n d dann mit einem feuchten Tuche abgerieben werden sollte. Bei einer näheren "Würdigung, welche Berücksichtigung den örtlichen Beschwerden am Kopfe und in der Brust zuzuwenden sei, entschied ich mich, vorzugsweise auf die letzteren meine Aufmerksamkeit zu richten, da die Kopfsvmptome füglicher aus dem allgemeinen Fieberzustande zu erklären waren, und verordnete demgemäss einen, alle Stunde zu wechselnden nassen Umschlag auf die schmerzhafte Stelle zu appliciren. Für den offenen Leib wurde durch ein Lavement von kaltem Wasser gesorgt. Bei meinem Besuche am 2 6 . Februar erfuhr i c h , dass nach pünktlicher Befolgung der so eben mitgetheilten Vorschriften die Nacht erträglich gewesen; die brennende Hitze der H a u t hatte sich gemindert, der Patient hatte, wenn auch fast ganz ohne Schlaf, doch ruhiger liegen können, der Athem war freier geworden, jedoch noch immer mit Oppressionsgefühl und etwas Husten bei tiefer Inspiration verbunden; der Puls ergab 8 0 Schläge. Ich verordnete nun zwei nasse Einschlagungen, in deren ersterer der Patient 2 0 Minuten, in deren zweiter er 3 k Stunden verharrte und dann kalt abgerieben wurde; mit den Umschlä-
-
58
-
gen auf der Brust wurde fortgefahren, die Diät des Kranken in entsprechender Weise geregelt und für Leibesöffnung durch Klystire gesorgt. Am Abend desselben Tages fand ieb die Brustbesehwerden wesentlich gemindert, da indessen, wie dies um diese Zeit gewöhnlich, das Fieber und die Hitze wieder etwas gesteigert waren, so Hess ich das Verfahren vom Morgen ganz in derselben Weise wiederholen. Die Nacht verlief hierauf sehr r u h i g , es trat, wenn auch mit Unterbrechungen, Schlaf ein, und der Zustand des Patienten war am nächsten Morgen so befriedigend, dass die Umschläge von der Brust ganz entfernt werden konnten, und die Anwendung nur eines nassen Lakens hinreichend erschien, um die weicher gewordene, etwas duftende Haut zu einer weitem Bethätigung anzuregen. N a c h d e m i n dieser Weise noch einige Tage hindurch fortgefahren war, und die täglich gegen Morgen sieh einstellenden Sehweisse eine glückliche Lösung der Krankheit bekundet hatten, konnte der Patient als voHständig geheilt am 3. März aus der Kur entlassen werden. Ich bin weil davon entfernt, den hier vorgetragenen Krankheitsfall etwa für einen besonders gefährlichen h i n zustellen, oder zu behaupten, dass derselbe nicht auch durch eine anderweitige ärztliche Behandlung hätte beseitigt werden k ö n n e n ; ich habe ihn nur mitgetheilt, um an einem concreten Falle das oben allgemein angedeutete V e r fahren zu veranschaulichen, und zu zeigen, wie entschieden gfinstig die hydropathische Behandlung in derartigen Krankheiten zu wirken pflegt. Denn hierauf scheint es mir zunächst anzukommen, und es dürfte sich für jetzt weniger darum handeln, dem hülfsbedürftigen Publikum die
-
59 —
Superiorität des wasserärztlichen V e r f a h r e n s vor d e m h e r üblichen
nachzuweisen,
bis-
als vielmehr d a r u m , i h m die
U e b e r z e u g u n g zu verschaffen, dass das W a s s e r a n s i c h e r e r u n d verhültnissmässig schneller W i r k u n g den Arzneimitteln wahrlich nicht nachsteht. holt glücklich den
Ist erst d u r c h H ä u f u n g w i e d e r -
erzielter Resultate diese U e b e r z e u g u n g bei
Kranken
eine
lebendige
und
dann erscheint mir der T r i u m p h
gesicherte
geworden,
der Wasserkur,
gegen-
ü b e r ihrer Nebenbuhlerin, gar keinem Zweifel zu unterliegen, da kein Mensch bei der W a h l , ob er d u r c h
verschieden-
artige, so häutig eine schädliche N e b e n w i r k u n g entwickelnde M e d i c a m c n t e o d e r durch einfaches kaltes W a s s e r ,
diesen
wesentlichsten B e s t a n d t e i l unserer Diät auch in g e s u n d e n Tagen, geheilt w e r d e n will, sich f ü r die ersteren entscheiden m ö c h t e . dass
Auch
ist dabei keinesweges
ich bei m e i n e r A n n a h m e ,
b e i anderweitiger ohne besonders
zu ü b e r s e h e n ,
es hätte j e n e r Fall a u c h
ärztlicher B e h a n d l u n g eben
so gut u n d
üble Nachwirkung f ü r den K r a n k e n
heilt w e r d e n k ö n n e n , von der Voraussetzung w ä r e j e n e B e h a n d l u n g eine m i l d e ,
ge-
ausgehe,
es
b e s o n n e n e , sich n i c h t
ü b e r s t ü r z e n d e gewesen — einer V o r a u s s e t z u n g ,
die
eben
nicht
wie
nahe
immer
gerechtfertigt sein
dürfte.
lag nicht hier bei dem heftigen F i e b e r ,
Denn
d e m sehr e i n g e -
n o m m e n e n Kopfe, der starken mit Husten b e i m E i n a t h m e n verbundenen Oppression, wohl, ich e r i n h e r e
hier
die Indication zu e i n e m , an
der Blutentziehung Gesagte, wie leicht hätte nicht
dieser
das o b e n
auch
ü b e r die W i r k u n g
wiederholten A d e r l a s s e ,
und
der ganzen Krankheit einen
a n d e r e n K a r a k l e r a u f d r ü c k e n , oder doch die Rekonvalescenz weit
hinaus
über
das
natürliche Maass
schleppen
—
60
-
können? Es sind dies Fragen, weiphe bei Würdigung des Werthes unseres Heilverfahrens nicht müssig sind, sondern die sorgfältigste Beachtung verdienen.
2. Fall.
Rheumatisches Fieber.
Herr B. in Mag-
deburg, 4 0 Jahr alt, von schwächlicher Constitution, wurde in Folge einer Erkältung, die er sich wahrscheinlich beim Auspacken von Waaren in einem zugigen Hausflure zugezogen, am 3. Oktober 1 8 4 7 von einem ziemlich heftigen Frost befallen, dem bald starke Hitze folgte. Bei meinem Besuche an dem nämlichen Tage fand ich den Kranken heftig fiebernd, mit einem Pulse von 9 5 — 1 0 0 Schlägen, die Haut war zwar heiss, doch mehr feucht als trocken anzufühlen, der Kopf eingenommen, die Zunge weisslich belegt, das Gesicht roth und etwas aufgedunsen. Gleichzeitig klagte der Patient Uber heftige, ziehende und reissende Schmerzen in der rechten Hand und dem rechten Fusse, so dass er den genannten Theilen fortwährend eine andere Lage zu geben versuchte, um sich dadurch einige Erleichterung zu verschaffen. Ich konnte wohl kaum darüber im Zweifel sein, dass ich es hier mit einem rheumatischen Fieber zu thun hatte, welchcs sich Patient bei der eben erwähnten Veranlassung zugezogen, und das ausserdem in der gerade herrschenden, derartige Affectionen begünstigenden Krankheitsconslitution seine weitere Erklärung fand. Bei der Feststellung des Heilplans, welcher Mässigung des Fiebers und demnächstige Wiederherstellung der gestörten Hautthätigkeit zum Ziel haben musste, hatte ich vor Allem die Individualität des Patienten und eben jene Krankheitsconslitution scharf in's Auge zu fassen, da zu befürchten stand, dass durch beide die Krankheit leicht
—
61
—
in die nervöse Fieberform hinübergespielt Ich
zog es demnach
in seiner
mehr
vor,
das Wasser
flüchtigen,
werden hier
etwas anregenden
weise anzuwenden, und empfahl demgemäss welche
alle 4
auch
Anfange
Gebrauchs-
Abreibungen,
Stunden wiederholt werden sollten.
4 . October. lich
konnte.
im
lebhaften
D e r Kranke hatte die Nacht unter ziemSchmerzen
war j e n e r
wässrige,
und
fast schlaflos
säuerlich
zugebracht,
riechende
Schweiss
eingetreten, welcher den rheumatischen Fiebern e i g e n t ü m lich,
bloss symptomatisch und ohne alle kritische
tung ist.
Der
Zunge war noch etwas stärker belegt, der L e i b d e r H a r n blas«, die Sehmerzen hatten mindert,
Bedeu-
Puls ergab beim Befühlen 9 0 Schläge, sich am A r m
dagegen am Fuss m e h r verstärkt, Ich verordnete n u n ,
ge-
und schienen
sich am K n ö c h e l , der etwas angeschwollen w a r , triren zu wollen.
die
verstopft,
concen-
dass der K r a n k e ,
da die Haut sehr feucht w a r , zunächst a b g e r i e b e n , dann in dasselbe T u c h , mit dem dies g e s c h e h e n ,
und einge-
schlagen werden, und darin eine Stunde verharren, dann ausgewickelt
und
wieder
kalt
abgerieben
werden
sollte.
Gleichzeitig wurden erregende Umschläge um den K n ö c h e l , welche,
je
nachdem
sie warm
geworden,
zu
erneuern
w a r e n , und für den übrigen Theil des Tages eine A b r e i bung
am
Mittag,
gegen Abend
auch für die Nacht angeordnet.
und j e
nach Bedürfniss
Für Leibesöffnung
wurde
durch Klvstire gesorgt, j e d o c h dadurch nur eine sehr g e ringe
8
Tagen
blieb, da der Krankheitszustand keine wesentliche
Ausleerung
Verän-
derung zeigte,
Modifi-
cationen
erzielt.
—
In
den
nächsten
die Behandlung mit unerheblichen
dieselbe,
wie sie hier
geschildert w o r d e n ,
und
—
6S
—
erst vom 13. ab stellte sich unter Abnahme von Fieber und Verminderung der abmattenden Schweisse eine sichtbare Besserung ein, indem die Schmerzen am Knöchel, an welchem ein rother, pustulöser Ausschlag sich gebildet hatte, in hohem Grade nachliessen, die Zunge sich reinigte, Appetit und Schlaf sich wieder einzustellen begannen , und auch der Harn etwas Bodensatz zeigte. Zur Begünstigung der nunmehr begonnenen kritischen Entscheidung, welche sich auch durch den sich über den immer reichlicheren Bodensatz klärenden Urin bekundete, iiess ich von nun an den Kranken mehrere Tage hindurch 2 Mal des Tages, jedesmal etwa 3 /t Stunden lang, nass einwickeln und beschränkte die Abreibung auf die beiden, welche der jedesmaligen Auswickelung folgen mussten. Die Reconvalescenz ging nun ungestört vor sich, und am 23. konnte Patient, nachdem er bereits am 18. das Bett verlassen hatte, aus der Kur entlassen werden. Auch dieser Fall gehört nicht unter die hervorragend bedeutenden, ist jedoch immer geeignet genug, um die Wirksamkeit des Wassers in ähnlichen Fieberformen au veranschaulichen. Wie schwer es auch ist, aus dem blossen Erfolge die Richtigkeit eines Heilplans mit überzeugender Klarkeit darzuthun, da es dazu — gewiss ein nie zu erfüllendes Desiderat — eines in allen Stücken gleichen, auf entgegengesetzte Weise aber behandelten Falles bedürfte, so glaube ich doch im Rechte gewesen zu sein, als ich es vorzog, das Fieber in dem vorliegenden Falle durch wiederholte kalte Einschlagungen nicht gleich im Anfange so entschieden niederzuhalten, wie dies im vorigen geschehen war, da Individualität des Kranken wie
Witterungsconstitution
63
-
hier eine V o r s i c h t g e b o t e n ,
dort nicht erforderlich schien. leidenden
Theile örtlich
Dass
mit
hatte darin seinen Grund,
Umschlägen
weil
welche
ich nicht gleich die bedecken
Jiess,
die S c h m e r z e n mir ü b e r
einen zu grossen Kaum verbreitet s c h i e n e n , und ich deshalb
mehr
eine
Concentration
derselben
schränkteren Raum abwarten wollte, und
neben
der
allgemeinen
auch
auf einen
um sie eine
dort
lokale
befixiren
Entschei-
dung hervorrufen zu können. 3.
Fall.
Gastrisches
erkrankte am 6 . F e b r u a r
unter folgenden Erscheinungen. Tage
Das K i n d des Herrn
Fieber.
L . , ein 3 j ä h r i g e r K n a b e ,
vorher etwas blass ausgesehen,
und eine auffallende
Trägheit in
verminderte
Esslast
seinen B e w e g u n g e n
zeigt, aueh mehrere dünne Stühle g e h a b t h a l t e , am genannten Tage
1850
Nachdem das K i n d einige
gegen Abend
von einer
ge-
ward es
brennenden
Hitze u n d grosser Unruhe befallen, w o b e i es auf Befragen ü b e r S c h m e i z c n im Kopfe
und zuweilen
liche Empfindungen im Leibe klagte. am
nächsten
Morgen
fand
aueh ü b e r ähn-
B e i meinem B e s u c h e
ich das
Gesicht
des
Knaben
roth und aufgedunsen, die Zunge weissgelblich belegt, den A t h e m krankhaft
riechend,
den
Unterleib
voll
und g e -
spannt, auch in der Magengegend gegen den Druck etwas empfindlich;
der Puls hatte gegen 9 0 S c h l ä g e , die R e s p i -
ration war beschleunigt, zufühlen.
die Haut
Das Kind trank viel,
a u f s Entschiedenste zurück. m e h r m a l nach dem Stuhl nur eine
geringe,
bestehende
aus
Entleerung
trocken und heiss
wies
an-
a b e r j e d e Nahrung
In der Nacht hatte der K n a b e verlangt,
einer
braun
gehabt. —
dabei
aber jedesmal
gefärbten Die
eben
Flüssigkeit genannten
— Erscheinungen
ergaben
64 — wohl unzweifelhaft,
dass man es
h i e r mit j e n e r Fieberform zu thun hatte, welche, von m a teriellen Störungen in den ersten W e g e n , gen
und
Namen
Darmkanale
ausgehend,
gastrisches F i e b e r
belegt
d. h. dem
gewöhnlich
wird;
die
mit
Madem
Heilanzeigen
waren demnach auch hier keine anderen, als das auf die Reinigung des Blutes
von
den
in
dasselbe
schädlichen Stoffen hinzielende F i e b e r
gedrungenen
so zu l e i t e n ,
dass
dieser Zweck möglichst sicher erreicht werde, und a u s s e r dem
den
örtlichen Erscheinungen
Rücksicht
zuzuwenden.
Ich
die ihnen
verordnete
gebührende
demgemäss
eine
zweimalige nasse Einschlagung, die erste von 2 0 Minuten, die zweite
von
3
/i
Stunden
mit
darauf folgender kalter
A b r e i b u n g , ordnete das Umlegen eines n a s s e n ,
alle zwei
Stunden
Leib
an,
wieder
ein-
zu
wechselnden
und empfahl
der
Umschlages
im Laufe
des
um
Tages
den
etwa
tretenden Fieberhitze sofort mit einer kalten A b r e i b u n g zu begegnen. genuss, 4
Ausserdem wurde, neben reichlichem W a s s e r -
die Application
von kalten Ivlystiren, welche
Stunden wiederholt werden
Stuhlzwanges
vorgeschrieben.
K n a b e n lebhaft
fiebernd,
sollten, Am
alle
zur Milderung des
Abend
fand
die Haut sehr h e i s s ,
ich
den
der
Kopf
war zwar eingenommen, doch war volles Bewusstsein
vor-
handen, das K i n d verstand die an dasselbe gestellten F r a gen, zeigte auf E r l o r d e r n die Zunge u. dergl.
A u c h war
im
Erbrechen
Laufe
des
Tages
einigemal W ü r g e n
und
einer geringen z ä h e n , schleimigen Masse e i n g e t r e t e n , durch den Stuhl bezeichnete
die
erfolgten Ausleerungen zeigten die oben
Beschaffenheit.
Zur Minderung
der F i e b e r -
hitze wurde der K r a n k e kalt abgerieben, dasselbe für die
—
65 —
Nacht bei wieder aufflammender Hitze vorgeschrieben, mit den Umschlägen fortzufahren.
und
D i e Nacht verlief sehr
unruhig, das Kind musste noch 2 Mal abgerieben werden, dagegen zeigte das F i e b e r am Morgen des 8 t e n , wie dies um
diese
Fall,
Tageszeit
eine
frcquent
und
alle übrigen dauerten.
bei
allen
gastrischen
kleine E r m ä s s i g u n g , die Hitze
nicht
indem
so fühlbar
Krankheitserscheinungen Ich
ordnete
welcher das Kind
Zuständen war,
während
unvermindert
eine nasse Einschlagung
etwa
3
der
der Puls weniger
/ t Stunden
fort-
an,
in
meist schlafend ver-
harrte, und dann kalt abgerieben wurde, die übrigen V o r schriften
blieben
dieselben wie
am vorigen Tage.
Auch
die nächste Nacht verlief sehr unruhig uud machte r e r e kalte A b r e i b u n g e n nöthig, 9ten derselbe Nachlass die K u r
consequent
wogegen am Morgen
sich bemerklich machte.
in
der
meh-
eben
des
Obwohl
bezeichneten W e i s e in
den nächsten T a g e n fortgesetzt wurde, so zeigten sich doch erst am 1 6 t c n
die ersten Spuren
serung d a d u r c h , reinigen,
die
der
eingetretenen
dass die Zunge anfing
Fieber-Exacerbation
am
sich
Bes-
allmälig
Abend
zu
geringer
wurde, das Kind zwar blass, aber nicht m e h r so gedunsen und graugelblich um die Nasenflügel aussah, auch ab und zu
etwas Milch
zu
sich
nahm.
auch die Stuhlentleerungen
Von
da
an
gewannen
mehr an Consistenz,
und als
am 2 0 s t e n noch um den rechten Mundwinkel ein aus k l e i nen Bläschen bestehender Ausschlag hervorgekommen war, änderten
sich
alle Krankheitserscheinungen
so wesentlich,
dass man das Kind als in die Rekonvalescenz betrachten konnte. den
Diät
und
Unter Anordnung dem
täglich
einer
eingetreten entsprechen-
Morgens
wiederholten 5
-
66
—
Dünsten im nassen Lcintuche halte dann die Genesung ihren ungestörten Fortgang, und so konnte das Kind noch vur Ausgang des Monats als vollkommen geheilt aus der Kur entlassen werden. Der hier imtgethcilte Fall, an und für sich nicht ohne Bedeutung, gewinnt durch das noch so zarte Alter des Kranken selbst ein erhöhtes Interesse und erscheint ganz geeignet, daran einige allgemeine Betrachtungen über die Anwendung der Wasserkur bei Krankheiten des kindlichen Alters zu knüpfen. Als Thatsache und als E r g e b n i s eigener vieljährigen Erfahrung, sei hier zunächst bemerkt, dass gerade bei Krankheiten der Kinder die Anwendung des Wassers in seinen verschiedenen Formen sich in zahllosen Fällen mit einer Sicherheit des Erfolges bewährt h a t , welche die Wirksamkeit aller andern hier zur Anwendung kommenden Heilmittel weit hinter sich lässt. Dies hat die Praxis am Krankenbette auf unwiderlegbare Weise gelehrt, und wird es jedem Arzte l e h r e n , der mit Sachkunde und praktischem Takte von dem genannten Mittel bei Kinderkrankheiten Gebrauch m a c h t , allein auch die Theorie tritt hier ergänzend h i n z u , und giebt uus den erklärenden Schlüssel für diese Erscheinung. Fasst man nämlich die Individualität des kindlichen Organismus scharf in's A u g e , so findet m a n , dass in den ersten Perioden nach der Geburt Verdauung und Blutbereitung, d. h. die Vegetation, den höchsten Zweck des Lebens abgiebt, dass dieselbe aber häufig über ihr eigentliches Ziel hinausgeht, und daher die meisten Kinderkrankheiten das Gepräge einer vorwaltenden plastischen Thätigkeit an sich tragen. Die Natur tritt hier oft ver-
— 67
-
mitlelnd ein, und bedient sich namentlich dcir H a u t ,
um
die Produkte einer solchen zu starken Vegietatiion aus d e m K ö r p e r zu schaffen, wie ausschlägen , welche s i n d , u n d wodurch zungen
und
dies aus den zahlreichen
dem
Haut-
kindlichen Alter cigenthümlich
so oft j e n e n gefiihrlic:hcm Ausschwitr
Ergiessungen
in
inneren
Oirgamen
auf
die
sicherste Weise vorgebeugt wird, unzweifelhaft hervorgeht. E i n e Ableitung nach der Haut und eine dladmrch bewirkte grössere
Thätigkeit
in derselben
wird
daher
als irgendwo an ihrem Platze s e i n , wozu
hier
mehr
n a c h der s e h r
wichtige Umstand kommt, dass bei einem derartigen V e r fahren
das
bei Kindern
so
reizbare
Vcndaiuungssystem,
Magen und Darmkanal, ganz unberührt bleibt, dafür a b e r ein
Organ
vermöge
zum T r ä g e r
der Kur
gemacht wiird,
welches
seiner regen Wechselwirkung mit adlen übrigen
Systemen des Körpers die in diesem entstandenen S t ö r u n gen a m
sichersten
auszugleichen im Standle ¡ist. —
weitere Eigenthümliehkeit eben
Eine
des kindlichen Altfcrs, mif d e r
erwähnten lebhaften Bildungsthätigkciit amfs innigste
zusammenhiinggfiil, ist die in diesem Lehcns.absichrntte noch so rege Naturheilkraft und Neigung zu kritischen N a l u r .bemühungen,
so
dass
es hier oft nur
darauif ankommt,
Alles, was diesen Heilbestrebungen hindernd i n den W e g tritt, zu entfernen, und dieselben de» Kräften des Patienten
gemäss
zu
leiten.
Dass
hierzu
Arzneimittel nicht passen, ist b e k a n n t ; bei
der
hohen
Beweglichkeit
und
stark leicht
ieingreifende äussern sie
Empfäingllichkeil
des
kindlichen O r g a n i s m u s , statt der beabsichtigtem heilenden, eine
zerstörende Wirkung.
dagegen,
bei
Viel
angemessener
erscheint
so bewandten Umständen, dlie innere
wie
—
68
-
äussere Anwendung einer so indifferenten,
der Kälte als
Träger dienenden Flüssigkeit, wie sie das Wasser i s t ;
es
greift diese nicht eigentlich heilend ein, sondern appellirt mehr in der oben
näher angedeuteten Art an den Ge-
sammt-Organismus, stellungskraft
frei
seine ihm innewohnende zu
entfalten,
es
ihm
Wiederher-
in letzter
In-
stanz Uberlassend, ob er durch Schweiss, Ausschlag oder Darmausleerung die Heilung bewirken will.
Endlich ist
noch zu erwägen, dass eine grosse Klasse von Krankheitsursachen bei Kindern aus den Entwickelungsvorgängen des Organismus
selbst
resultirt.
In
keinem Alter gehen so
häufig umfassende, tief eingreifende organische Entwickelungen, — ich erinnere nur an das Zahnen, die Ausbildung der Sinnen- und Gehirnthätigkeit, — ersten Jahren der Kindheit.
vor sich, als in
wickelungsvorgänge von Statten gehen können, muss wendig das bildende Leben
den
Damit nun aber diese E n t not-
in den bis dahin gleichsam
ruhenden und unthätigen Organen unter vermehrter m a terieller und dynamischer Ausbildung und Steigerung e r wachen.
"Vermehrte
Gefässthätigkeit,
plastische Wirksamkeit,
reichlichere
Zuführung
von
verstärkte Säften
etc.
sind daher nothwendige Bedingungen bei jedem Entwickelungsgeschäfte.
Daher aber aueh fieberhafte Bewegungen,
Blutwallungen,
Rothe,
gängen n u n ,
Hitze etc.
die, obschon sie
Karakter annehmen können, gemäss
angesehen
Schwierigkeit
werden
Bei allen diesen V o r -
leicht einen
krankhaften
doch immer nur als naturmüssen,
der Behandlung,
(woher
auch
die
da sie nur zu mässigen,
nicht zu unterdrücken sind) ist es weniger die zu grosse Menge Blutes,
als das ungestüme
Andrängen
desselben
— nach einzelnen T h e i l e n , scheinungen, die als
69
welches zu den krankhaften
Gefässreizung
ten, Veranlassung giebt. m a s s e , wodurch des
— oder
Nicht also Minderung d e r B l u t -
leicht der Organismus zur D u r c h f ü h r u n g
Entwickelungsvorganges
unfähig
gemacht
werden
könnte, sondern Ableitung von einzelnen bedrohten len
Er-
Krampf a u f t r e -
u n d Wiederherstellung
der
Thei-
centrifugalen Richtung
in
dem Blutumlaufe ist hier Heilobjekt, und gerade die B e seitigung nicht
solcher
entzündlichen
die M a s s e ,
sondern
Aufregungen,
in
denen
das gestörte Gleichgewicht zu
b e k ä m p f e n , ist ein Glanzpunkt der Wasserheilmethode. Von dieser
kurzen
Abschweifung wende
ich
mich
— nun
noch einmal zu d e m vorher mitgetheilten Krankheitsfalle, u n d glaube
nicht
mit Unrecht
hervorheben
zu
müssen,
dass d e r glücklich«; Ausgang desselben sehr in Frage gestellt worden w ä r e , das Kind
wenn
ein B r e c h m i t t e l ,
bei
hier s e h r n a h e zu liegen schien, die Voraussetzung
einer
allopathischer B e h a n d l u n g
dessen Anwendung
allerdings
bekommen hätte.
solchen Verordnung
Dass
keine
ganz
u n b e g r ü n d e t e und ungerechtfertigte, dürfte wohl von D e n e n begriffen w e r d e n , wo
welche es wissen,
gastrische Unreinigkeiten
wie oft in F i e b e r n ,
mit im Spiele,
Brechmittel
angewendet w e r d e n , und wenn es noch nöthig wäre, ärztliche Autoritäten
f ü r die Häufigkeit dieses Gebrauchs zu
citiren, so darf ich n u r an eine gewiss unbezweifelte, Hufeland,
erinnern,
an
d e r in seinen Schriften ü b e r K i n d e r -
krankheiten geradezu s a g t , eines jeden Fiebers p a s s e n ,
dass Brechmittel im
Anfange
wenn sich, wie fast allemal,
verlorene Esslust oder öfteres Aufstossen, W ü r g e n , wohl wirkliches E r b r e c h e n dabei äussert.
auch
Mein verewig-
-
Ii)
-
ter Lehrer mag es mir verzeihen, wenn ich diesen Rath als einen gefährlichen bezeichne, und in ihm den Gfund für zahllose unglückliche Ausgänge bei fieberhaften Leiden der Kinder 'finde, was Jeder Icicht einsehen w i r d , wenn er sich die Vorgänge beim Brechakte vergegenwärtigt. Während des Brechens nämlich ist d e r Athem immer mehr oder weniger gehemmt, der Umlauf des Blutes in den Lungen stockt, die rechte Herzhälfte überfüllt sich mit Blut, die Hohladern können nicht mehr frei ihr Blut in dasselbe ergiessen. Besonders stark aber tritt diese Hinderung des freien Blutabflusses i n der absteigenden H'ohlader, derjenigen nämlich, welche das Blut vom Kopfe zum Herzen zurückführt, hervor, so dass man beim E r brechen immer das Gesicht sich röthen und bläulich Werden und die Drosselader stark aufschwellen sieht, während bei der aufsteigenden Hohlader, derjenigen nämlich, welche das gesammte Blut des übrigen Körpers dem H e r zen wieder zuführt, wahrscheinlich dasselbe stattfindet, nur dass man es nicht so deutlich wahrnehmen kann. Bei allen hitzigen Krankheiten ist daher die Vorsicht mit Brechmitteln mehr als gerechtfertigt, und ihrem unzeitigen Gebrauche sind gewiss die häufigen Gchirnleiden , die so oft den Tod herbeiführen, zuzuschreiben. Möglich ist es, was ich nicht leugnen will, dass mit der Auswerfung der im Magen befindlichen angesammelten Stoffe zuweilen dem durch sie im Körper erregten Fiebersturm auf einmal ein Ende gemacht werden k a n n , indessen es bleibt diese Procedur doch immer aus den angeführten Gründen eine sehr zweideutige, und die Wasserkur thut wohl daran, die Entfernung jener Stoffe lieber auf dem aller-
—
71
d i n g s etwas l a n g s a m e m Stande kommen
—
Wege
zu lassen.
d a n n einen W e r t h , wenn
der
kritischen
Lösung
Das schnelle K u r i r e n es
n i c h t auf K o s t e n
zu
hat n u r
der
erfor-
derlichen Sicherheit geschieht; wo dies nicht d e r Fall, d a w i r d es zu e i n e m g e f ä h r l i c h e n E x p e r i m e n t i r e n , Wichtigkeit
des
s t a t t h a f t ist.
hier
vorliegenden
Objects
d a s bei
der
durchaus
un-
M a n h a t es a u c h v e r s u c h t , d e m m e d i c i n i s c h e n
B r e c h m i t t e l d a s in k u r z e n Z w i s c l i c n r ä n m e n zu h a l b e n G l ä s e r n g e t r u n k e n e W a s s e r als ein s o l c h e s zu s u b s t i t u i r e n , dessen
scheint,
Principien
mir,
abgesehen
Wasserkur
davon,
den
gewaltsam
Ausdenn
Qualität
des
widerspricht,
in-
d a s s es
l e e r u n g e n zu erzw ingen, d a m i t g a r n i c h t s g e w o n u e n , nicht die
der
ganz
Mittels,
sondern der Vorgang
s e i n e r W i r k u n g ist das eigentlich
Schädliche,
und
iiier wie bei d e r Arznei w o h l ein u n d d e r s e l b e . mich
deshalb
auch
regen, bei F i e b e r n 4.
Fall.
niemals dieser Art,
von
starkem
Mitte d e s N o v e m b e r s wo
sie sich
als
Erbrechen
lieber.
Körperbau,
1 8 4 9 , auf e i n e m
Hauslehrerin
F o l g e von G e m i i t h s b e w e g u n g , Dies
folg, v i e l m e h r
zu
aufhielt,
halte
steigerte
aber sich
W.,
in
wahrscheinlich
lichen
Obhut
jetzt
wo
ein
nicht den
Brechmittel
gewünschten
die K r a n k h e i t
danach
V e r e i n s , sich
Er-
durch dass
entschloss,
Transport noch möglich,
h i e r h e r b r i n g e n zu l a s s e n u n d anzuvertrauen.
in
an a l l e r h a n d g a s t r i s c h e n E r -
d e r B r u d e r , ein Mitglied u n s e r e s der Eisenbahn
der
Gute bei Neustadt,
d e n H i n z u t r i t t eines n i c h t u n b e d e u t e n d e n F i e b e r s , s o die Patientin,
er-
Friiulcin erkrankte
s c h e i n u n g e n , w o g e g e n i h r d e r d o r t i g e A r z t ein verordnete.
ist
Ich h a b e
bedient.
(iastrisch-ncrvüses
2 0 J a h r e alt,
bei
der
meiner
Die K r a n k e traf u n t e r
auf ärztBe-
-
72 —
gleitung ihrer Mutter am 17. November gegen Abend hier ein und ich sah sie bald nach ihrer Ankunft. Die E r scheinungen, welche sich mir bei der Untersuchung darb o t e n , waren folgende: Grosse Hitze der Haut und zwar von jener beissenden Beschaffenheit (calor mordax), die auch auf die Hand des Befühlenden einen unangenehmen Eindruck macht, sehr starker Kopfschmerz, Gefühl von grosser Schwäche, kleiner, frequenter Puls, Druck in der Magengegend, klebriger Geschmack im Munde, trockene^ ziemlich harte, weissgelblich belegte Zunge, wiederholte Ausleerungen von flüssigen, dünnen, übelriechenden Stühlen. Diese hier aufgeführten Symptome bekundeten nur zu deutlich, dass hier jener Zustand vorlag, welcher, aus einer Mischung von gastrischen und nervösen Zufällen zusammengesetzt, gemeinhin mit dem Namen eines gastrischnervösen Fiebers bezeichnet wird. Bei der vorgerückten Abendzeit beschränkte ich mich auf die Anordnung einer Abreibung, eines Umschlags um den Leib und des reichlichen Trinkens von Wasser, empfahl auch gleich am nächsten Morgen für eine Badewanne zu sorgen, da voraussichtlich sich die Nothwendigkeit der Bäder hier wohl gellend machen würde. Bei meinem Besuche am folgenden Tage fand ich den Krankheitszustand in einem nicht unbedenklichen Grade gesteigert, es hatten sich während der Nacht Delirien eingestellt, und auch jetzt noch war eine gewisse Schwerbesinnlichkeit nicht zu verkennen; so dass die Kranke die ihr vorgelegten Fragen nur schwer verstand, und sie nur theilweise mit zitternder Zunge b e antwortete. Ich verordnete jetzt eine nasse Einschlagung, in welcher die Kranke 3 / i Stunden lang verharren, und
— 73 — dann in einem H a l b b a d e von 1 6 ° R. 5 Miniuten lang von d e r Mutter u n d d e r angestellten Krankenwärterin
gerieben
w e r d e n sollte; w ä h r e n d der Einschlagung w u r d e d e r Kopf mit, alle 3 Minuten frisch gewechselten kalten Umschlägen bedeckt, fahren.
u n d ausserdem mit den Leibumsc:hlägen f o r t g e Am A b e n d
ändertem Zustande;
fand ich die Kranke
in fast u n v e r -
sie hatte ab und zu wieder irre g e -
s p r o c h e n , m e h r e r e dünne Ausleerungen g e h a b t , bot
dieselbe Beschaffenheit dar.
auf
den
Kopf
auf
Abreibung,
die Dauer von
d e r Puls Umschläge
2 Stunden,
fleissige
W e c h s e l u n g d e r Leibumschläge. 19. November.
Zustand unverändert, die Zunge hart
wie L e d e r , b r a u n u n d rissig, Leib aufgetrieben und etwas empfindlich gegen den Druck, Puls 100, ab u n d zu I r r e reden.
V e r o r d n u n g wie gestern, eben so a m
Bis zum 2 8 . dauerte
Abend.
der eben geschilderte Zustand
mit kleinen Schwankungen, welche bald eine Tendenz zum B e s s e r n , bald a b e r das Gegentheil anzukündigen schienen, fort, u n d auch die Behandlung blieb im Ganzen d i e s e l b e ; a m gedachten T a g e aber stellten Sich pliiUlich wiederholte Abgänge
von
geronnenem
Blute aus dem After e i n ,
in
welchen ich A n f a n g s eine sehr bedenkliche W e n d u n g
der
K r a n k h e i t e r k e n n e n zu müssen glaubte.
der
D a indessen
Zustand sich d a r n a c h nicht verschlimmerte, S c h w ä c h e u n d F i e b e r nicht z u n a h m e n , so berücksichtigte ich diesen Z u fall n u r in so f e r n , dass ich kalte Klyslire, m e h r m a l s des Tages w i e d e r h o l t , a n o r d n e t e , Blutung v o r z u b e u g e n ,
um theils einer zu p r o f u s e n
theils auch das etwa
zurückgeblie-
b e n e Blutgerinnsel durch das Wasser herauszuspülen. zum 2 . D e c e m b e r zeigte sich keine erhebliche
Bis
Verände-
—
74
—
r u n g in dem Zustande der K r a n k e n ; am M o r g e n des genannten Tages,
namentlich
in
langsamer
dem
etwas
a b e r am A b e n d e glaubte ich gewordenen
Pulse,
der
mehr
weichen H a u t , der grösseren Feuchtigkeit d e r Z u n g e u n d dem
freieren,
bewussteren
Aussehen
der
Kranken
auf
eine beginnende günstige W e n d u n g der K r a n k h e i t schliessen zu d ü r f e n , u n d diese H o f f n u n g täuschte mich
nicht.
D e n n nicht n u r , dass die Nacht viel ruhiger als die v o r h e r g e h e n d e u n d nicht ganz ohne Schlaf verlief,
es stellte
sich auch gegen Morgen ein ziemlich reichlicher Schweiss ein, und ich fand die Patientin Vormittage freundlich in
einem
sehr
auf
bei m e i n e m B e s u c h e
meine Fragen
erleichterten
Zustande.
antwortend Bei
fortgesetztem
Baden und Dünsten im nassen Lcintuche u n d einer Schwächezustande
entsprechenden Lät
r u n g unter reichlichcn Schweissen
in
am und
schritt
dem
die Besse-
erfreulicher
Weise
i m m e r m e h r v o r , u n d wenn auch die Reconvalescenz sich etwas länger h i n z o g , auch die H a a r e späterhin zum
gro-
ssen Theile
zum
ausgingen,
so war
doch
die Patientin
Weihnachtsfeste als vollkommen hergestellt >.u b e t r a c h t e n . Es
darf wohl
nicht
erst
besonders
hervorgehoben
w e r d e n , dass d e r hier eben mitgctheilte Fall zu den deutenderen seiner Art gehört solcher Zustände k e n n t ,
hat,
u n d wer
wird mit m i r
die
be-
Gefahr
in d e m s e l b e n
ge-
wiss einen neuen Beleg f ü r die Wirksamkeit d e r W a s s e r k u r in
derartigen
Fieberformen
anerkennen.
Wie
weit
das
dargereichte Brechmittel dazu beigetragen, die im A n f a n g e v o r h a n d e n e n gastrischen Beschwerden
zu d e m gefährlichen
Processe eines gastrisch-nervösen Fiebers
hinaufzuschrau-
b e n , will ich dahin gestellt sein l a s s e n , glaube a b e r w i e -
—
75
—
derholt darauf aufmerksam machen zu müssen, dass B r e c h miticl
uuter solchen
Umständen
stets grossen
Bedenken
unterliegen, und in der Mehrzahl der Fälle n u r dazu d i e nen, den durch die äussere Schädlichkeit g e g e b e n e n F u n ken zu einer hellen verzehrenden Flamme a n z u f a c h e n . 5.
Fall.
fragte der
Typhöses
Fieber.
an einer hiesigen
Am
1.
März
girende Dr. N. bei mir an, ob sein V e t t e r , Baufach
studirende
d.
J.
grossen Krankenanstalt f u n -
2 4 jährige N . ,
d e r hier das
welcher
in
seiner
W o h n u n g seit einigen Tagen an einem, alle Zeichen eines beginnenden sei,
in
er den
Typhus
an sich tragenden
u n s e r e Anstalt Kranken
Fieber
am liebsten
einer
wasserärztlichen
h a n d l u n g unterworfen zu sehen wünschte. j a h e n d e Antwort w u r d e
der K r a n k e
Tage hierher g e s c h a f f t ,
und
gende Erscheinungen d a r : kelschwäche
in
die
Auf meine b e -
noch
an
demselben
Zunächst fiel die grosse M u s -
Augen,
indem
sich auch nicht
der
(loch
Patient,
obwohl
erst seit wenigen
einen Augenblick a u f r e c h t
zu erhalten vermochte, sondern sofort wieder nach überfiel.
Dabei erschien
der Kranke s e h r
gen o d e r vielmehr apathisch, nehmen ,
ohne
da Be-
bot bei seiner Ankunft fol-
j u n g , ziemlich kräftig gebaut und Tagen krank,
erkrankt
aufgenommen w e r d e n k ö n n t e ,
er licss Alles
eine besondere T h e i l n a h m e
hinten
niedergeschlamit sich v o r d a f ü r zu b e -
k u n d e n ; an ihn gerichtete Fragen beantwortete e r e n t w e der g a r nicht, oder mit unverständlicher, zitternder Stimme. Das Gesicht sah leidend, eingefallen aus, die Zunge ken, b r a u n , mit weissen Streifen an den S e i t e n , spiration war
schnell,
der Puls k l e i n ,
weich
trok-
die R e -
und
leicht
w e g z u d r ü c k e n , etwa 1 0 0 in der M i n u t e , der Leib a u f g e -
—
76
—
(rieben, doch nicht besonders empfindlich, Stuhlentleerung fehlte seit den
letzten 1 2 Stunden.
Unter
diesen
Um-
ständen, welche ein tiefes Ergriffensein des Nervensystems unverkennbar bekundeten, entschloss ich mich, obwohl es bereits spät am A b e n d w a r , bad
von
den Kranken
1 6 ° R . bringen und ihn dort
in ein H a l b -
8 Minuten
lang
von drei Wärtern reiben zu lassen, worauf er in sein Bett zurück g e b r a c h t , gelegt
und
ihm ein nasser Umschlag
der bei ihm
angestellte
auf den Leib
Wärter
angewiesen
wurde, denselben alle 2 Stunden zu wechseln, dem K r a n ken auch alle 5 — 1 0 Minuten einige Esslöffel W a s s e r reichen.
Ein
gegebenes
kung. —
Am
nächsten
wenig verändert; hig z u g e b r a c h t ,
Wasserklystir Morgen
zu
hatte keine W i r -
fand
ich
den
Zustand
der Kranke hatte die Nacht sehr unruzuweilen
unverständliches Zeug vor sich
hingemurmelt, erkannte mich aber bei meinem Besuche am Morgen,
und
beantwortete,
wenn
auch
Stimme, meine an ihn gerichteten F r a g e n .
mit
unsicherer
Der Puls zeigte
dieselbe Beschaffenheit und Zahl der Schläge, Zunge und L e i b waren wie gestern,
2 5 Athemzüge
in
der Minute.
D a die Haut mehr kühl, das Gesicht eingefallen w a r , liess ich das B a d derholen,
mit den Leibumschlägen fortfahren und alle 4
Stunden ein
Klystir
geben.
Der K r a n k e
fror sehr stark
in und nach dem B a d e , erwärmte sich indessen, gut gedeckt, Obwohl
so
in der eben angedeuteteu Weise wie-
wieder ich
nach
Verlaufe
den Patienten
von
etwa
alle 2 Stunden
20
zu-
Minuten.
s a h , so fand
ich doch erst Abends zwischen 6 und 7 Uhr einen Grund, wieder thätig einzuschreiten. ich die Haut brennend heiss,
Um diese Zeit nämlich fand den Puls
härtlich und von
—
77
—
1 2 0 Schlägen, die Respiration sehr beschleunigt, 3 0 Athemzüge in der Minute, den Kranken sehr unbesinnlich und still vor sich hinmurmelnd. Ich ordnete daher zwei nasse Einschlagungen, eine von 2 0 Minuten, die andere von 9 / t Stunden Dauer a n , liess den Kopf mit kalten Umschlägen bedecken, und den Kranken zuletzt nach e r folgter Auswickelung kalt abreiben. Darnach mässigte sieb die Hitze der H a u t , und auch die Frequenz des Pulses und des Athems minderte sich etwas, da aber der Kopf vorwaltend afficirt schien, so liess ich mit den kalten Umschlägen bis um Mitternacht fortfahren, sie dann aber entfernen. 3. März. Die Nacht war wie die vorige gewesen, und der Zustand im Ganzen derselbe. Da indessen die grössere W ä r m e der Haut und der etwas härtliche Puls eine grössere Reaction des Gefässsystems bekundeten, so ordnete ich die Kur in der Art an, dass der Kranke am Morgen einmal eingeschlagen und dann in der angedeuteten Art gebadet, am Abend zur Zeit der Fieberexacerbation aber zweimal eingewickelt, und dann kalt abgerieben werden sollte. Mit den Leibumschlägen wurde natürlich unausgesetzt fortgefahren, die kalten durch Eis verstärkten Umschläge auf den Kopf aber nur zeitweise und dann angewendet, wenn die grössere Hitze und das zunehmende Delirium einen besonderen Schutz des Gehirns nöthig machten. — Trotz dieses Verfahrens schien die Krankheit doch in den nächsten 8 Tagen noch immer im Zunehmen begriffen; die Zahl der Pulsschläge stieg zu Zeiten auf 135, die der Athemzüge einmal sogar auf 4 0 ; es stellte sich auch, eine gewöhnliche, aber auch sehr leicht ge-
—
w —
fährliche Erscheinung im Typhus, eine leichte R e u u n g der Bronchialschleimhaut, welche sich durfih Husten und, wenn der Kranke daran erinnert wurde, durch Ausspucken einer röthlich gefärbten Flüssigkeit bekundete. Dabei wechselte Irrereden mit Besinnlichkeit, bisweilen liess der Kranke Urin und das Wasser der Klystire unter sich, ohne es zu wissen, Stuhlgang aber erfolgte, trotz der wiederholten Einspritzungen, gar nicht. Der Leib war aufgetrieben und etwas empfindlich, und die Gefahr, in welcher der Kranke schwebte, ward durch das Erscheinen eines rothen schmerzhaften Flecks in der Gegend der Beckenwirbel nicht wenig gesteigert. Durch die Erfahrung indessen b e lehrt, dass trotz aller solcher gefahrdrohender Zeichen ein günstiger Ausgang doch noch möglich sei, wenn man nur mit Muth und Ausdauer bei der Anwendung des Wassers verharrt, setzte ich die K u r in der angegebenen Weise und nur mit kleinen, durch die Umstände gebotenen Modificationen ruhig fort, stand aber jetzt gänzlich von den bisherigen, ohne Erfolg gebliebenen Bemühungen, Stuhlentleerung hervorzurufen, ab, mich mit der Hoffnung tröstend, dass vielleicht der Organismus eine baldige E n t scheidung durch die Haut beabsichtige, und deshalb der damit in einem gewissen Antagonismus stehenden Funktion des Darmkanals ein temporärer Stillstand geboten sei. Die Stellen, an denen der Patient sich durchgelegen, wurden mit kalten Umschlägen bedeckt. — In den Tagen zwischen dem 11. und 14. März glaubte ich aus der zwar nicht grossen, aber doeh immer merklichen Minderung 4 e r Pulsschläge und AthemzUge, so wie aus dem Feuchterwerden der Zunge wieder Hoffnung schöpfen zu dürfen,
-
79 —
und wirklich w u r d e ich a m 1 5 . Morgens mit d e r f r e u d U gen N a c h r i c h t ü b c r r a s c h t , dass nach einen ziemlich u n r u higen Nacht gegen Morgen ein reichlicher w a r m e r Schweiss ausgebrochen antraf.
war,
in w e l c h e m
sem Schweisse gelegen h a l l e , sicht u n d
durch
liess ich ihn und
ich
den Patienten noch
Da derselbe nun schon gegen 5 Stunden in d i e ü b e r d i e s sehr roth im G e -
das Zudecken
leicht
in
dann wieder
einem
in's Bett
s e h r belastigt s c h i e n , Bade
von
16°
zurückbringen.
so
abwaschen Von dieser
Zeil a b gestaltete sich Alles zum B e s s e r n ; der schmulzige dicke Belag an Zunge u n d L i p p e n löste sich allmälig, der K r a n k e schlief ganze Stunden hinter einander, n a h m w i e d e r etwas Milch und S u p p e zu sich, namentlich a b e r w a r es auffüllend, 15
Tage
wie
von ua a b , n a c h d e m die Verstopfung
angedauert
hatte,
die
Stuhlentleerung
auf
das
regelmässigste erfolgte und a u c h nicht einen T a g w ä h r e n d der Reconvalescenz aussetzte.
Noch muss ich
dass
Gegend
gleichzeitig
grosse
auch
Furunkeln
in d e r
sich
bildeten,
bemerken,
des Nackens zwei
welche eine Menge von
a b g e s t o r b e n e m Zellgewebe entleerten, dann a b e r , wie auch die w u n d e Stelle a m K r e u z e ,
unter
e r w ä r m e n d e n Umschläge
u n d nach
Reconvalescenz mit
dauerte
abgeschreckter
Diät fast so lange
naah
Einflüsse verheilen.
b e i täglichem einmaligen
Wanne als
dem
und
einer
der Die
Dunsten
entsprechenden
die K r a n k h e i t s e l b s t ,
u n d erst im
A n f a n g e des April w a r d e r K r a n k e im Stande, zu W a g e n die Anstalt zu verlassen.
Bei e i n e m späteren Besuche in
seiner W o h n u n g traf ich ihn indessen vollkommen und wohl aussehend An den
so
munter
an.
eben
hier mitgetheilten Fall lassen
sich
—
80
—
einige nicht uninteressante Bemerkungen anknüpfen. Zuvörderst ist es nicht ohne Bedeutung für die Anerkennung der Heilkraft d e r Wasserkur, dass ein Arzt seinen schwer erkrankten nahen Verwandten, für den er während der ganzen Krankheit die lebhafteste Theilnahme gezeigt, unserer Anstalt übergeben h a t , dann aber konnte es für mich, den behandelnden Arzt, nur erwünscht sein, unter der fortgesetzten Kontrolle eines Fachgenossen die K u r des so gefährlich Erkranklen zu leiten, indem dadurch der wohl hin und wieder in ähnliehen Fällen geäusserte Zweifel, ob nicht zur Verherrlichung des neuen Heilverfahrens die Bedeutung der Krankheit übertrieben worden, am sichersten zu beseitigen war. Was nun den Fall selbst betrifft, so darf ich wohl nieht erst auf die hohe tiefahr, in welcher der Kranke geschwebt, ausdrücklich hindeuten, denn nicht gar zu häufig möchte sich ein aus so vielen gefahrdrohenden Erscheinungen zusammengesetztes K r a n k heitsbild dem Arzte darstellen. Trotz dieser, die schlimmsten Befürchtungen erweckenden Symptome ist der Patient genesen, und wenn auch gerade nicht mit mathematischer Schärfe bewiesen werden k a n n , dass n u r das angewendete Kurverfahren und kein anderes im Stande gewesen, die tienesung zu vermitteln, so wird doch für jeden voru r t e i l s f r e i e n , sich nicht zu gehässigen Zweifeln gewaltsam aufstachelnden Beurtheiler aus der mitgetheilten Krankheitsgeschichle die Ueberzeugung resultiren müssen, dass selbst unter dem ärgsten Tumulte wild aufgeregter, auf Zerstörung des Körpers abzielender Lebenskräfte die Genesung durch die Anwendung des Wassers erfolgen k a n n , wenn man nur mit Ausdauer und Ruhe den einmal als richtig
anerkannten W e g
81
—
verfolgt, urul
nicht v e r l o c k e n d e ,
sicher vom rechten Ziele i m m e r m e h r a b l e n k e n d e pfade einschlägt. d.
h.
dem
aber
Sciten-
Bedenkt m a n , dass pünktlich am 2 1 s t e n ,
Tage,
welchen
der
durch
sein
grossartiges
Talent d e r Beobachtungsgabe bis jetzt noch u n ü b e r t r o f f e n e Hippocrates bei dem natürlichen, d u r c h künstliche a r z n e i liche Behandlung nicht gestörten Verlaufe ähnlicher F i e b e r als eigentlichen Entscheidungstag b e o b a c h t e t h a t , die k r i tische E r s c h e i n u n g
aufgetreten,
dass bei der B e h a n d l u n g
des
stens nichts
Natur
gegen
die
so
muss
man
zugeben,
vorliegenden Falles geschehen
ist,
wenigwas
alle
Kunstleistung, namentlich wie sie bisher beschaffen g e w e sen,
sich
gewiss
zu
grossem
ltuhme
anrechnen
kann.
Von praktischem Interesse ist auch die fünfzehn T a g e a n haltende V e r s t o p f u n g ; in ihrer Bedeutungslosigkeit f ü r d e n endlichen A u s g a n g liegt
gerade
ihre B e d e u t u n g ,
da d e r
in allen L e h r b ü c h e r n aufgestellte Satz, es sei die V e r s t o p fung niemals zu t o l e r i r e n ,
weil sie einen günstigen
Aus-
gang verhindere, hier schlagend widerlegt, u n d trotz d e r selben eine glückliche Entscheidung ist.
zu Stande g e k o m m e »
W i e eine künstliche A n r e g u n g der D a r m f u n c t i o n g e -
wirkt h a b e n w ü r d e ,
lässt sich freilich n u r
es stehen
uns
um
Vermulhung
diese
indessen
sicher schlecht und
muthmassen;
analoge Fälle g e n u g zu zu
störend
— Die D a u e r d e r Krankheit
der
Behauptung,
gewirkt h a b e n , und
die
Gebote,
sie zu
würde
erheben,
sich in die L ä n g e
ziehende Reconvalcscenz giebt einen Beweis f ü r die Richtigkeit
meiner
angeblich
so
f r ü h e r aufgestellten B e h a u p t u n g , rasche Bcseitiguug
das W a s s e r illusorisch
und
eine
schwerer sich
dass
Fieber
am
die
durch
Krankenbette
6
—
82
-
nicht bestätigende Angabe unerfahrener Schriftsteller ist, was ich besonders hervorhebe, damit man nicht in einem gegebenen Falle in der V e r z ö g e r u n g der Heilung einen Beweis für die Unwirksamkeit des Wassers erblicken zu können vermeine, und sich dadurch bestimmen lasse, zu anderen Mitteln seine Zuflucht zu nehmen. Hier hat man einen der Fälle, wo unbegründete, scheinbar der Wasserkur zum Ruhme gereichende Behauptungen leichtfertiger Schriftsteller derselben gerade zum grössten Nachtheile gereichen, und anstatt den Arzt und Kranken zu Muth und Ausdauer zu stärken, dieselben den schlimmsten und gefährlichsten Zweifeln Preis geben. Endlich noch ein W o r t über die Uebergiessungen, die ich n i c h t gemacht habe. Es ist ein, auch in der Allopathie sehr übliches Verfahren, typhöse Kranke, wenn das Gehirn sehr eingenommen ist, täglich mit einigen, oft vielen Eimern Wasser übergiessen zu lassen, um so den Patienten aus seinem in sich versunkenen Zustande aufzuschrecken. Ich gestehe, dass dies Verfahren mir einiges Misstrauen einflössl und dass ich es namentlich mit den Principien, welchc bei der Wasseranwendung leitend sind, nicht recht vereinbar finde. Bei der Wasserkur ist Ableitung von inneren gefährdeten Organen immer die erste und wichtigste A u f g a b e , und diese wird nicht dadurch gelöst, dass man auf ein vielleicht mit Blut überladenes, edles Organ, wie es das Gehirn ist, einen so mächtigen, stürmischen Reiz anbringt, denn dieser hat nur vermehrten Zufluss zur Folge, ubi irritatio, ibi affluxus, sondern indem man entferntere, mit dem leidenden Theile in einer Art von Gegensatz stehende Parthieen in Thätigkeit
versetzt,
83 —
um dem Triebe
t u n g zu g e b e n .
des Blutes dorthin s e i n e
Ich halte d a h e r
lung die Uebergiessungen
bei d e r
in F i e b e r n
Rich-
Wasserbehand-
für
ein
mindestens
ü b e r f l ü s s i g e s , oft a b e r s e h r zweideutiges M i t t e l , u n d d e s h a l b niemals davon G e b r a u c h 6.
Fall.
Fräulein K . ,
habe
gemacht.
3 0 Jahr alt,
w a r d am
6ten
Mai, n a c h d e m einige T a g e v o r h e r K o p f s c h m e r z u n d S c h w e r e in d e n Gliedern v o r a u s g e g a n g e n w a r e n , plötzlich von e i n e m h e f t i g e n Froste befallen, d e m b a l d s t a r k e H i t z e u n d lich S c h w e i s s folgten.
end-
Die K r a n k e , welche ein J a h r v o r -
h e r ü b e r 6 M o n a t e an e i n e m kalten F i e b e r g e l i t t e n ,
und
m i t C h i n i n übersättigt w o r d e n w a r , b e f a n d sich in g r o s s e r Besorgniss,
dass
schleppenden
auch jetzt w i e d e r
Verlauf
d a h e r an m i c h ,
das F i e b e r
würde,
und
denselben
wandte
sich
u m mit d e r W a s s e r k u r i h r Heil zu v e r -
suchen.
Das Fieber
war
Ganzen
im
nehmen
artete sich
von
als
ein
wesentlichen
dreitägiges
und
Nebenerscheinungen
n i c h t b e g l e i t e t ; es w u r d e n d e s h a l b die e r s t e n vier Anfälle welche
jedesmal
um
fast
eine
Stunde
früher
eintraten,
r u h i g a b g e w a r t e t , u n d nichts dagegen v e r o r d n e t , kalte A b r e i b u n g
nach
d e m Schweissc.
als eine
E i n e S t u n d e vor
d e m f ü n f t e n Anfalle liess ich n u n hier in d e r Anstalt das o b e n n ä h e r a n g e g e b e n e V e r f a h r e n a n w e n d e n , u n d dasselbe a u c h in d e n n ä c h s t e n T a g e n w i e d e r h o l e n . sechste
Anfall
markirte
in d e n G l i e d e r n Kopfes, Bette
indessen
halten.
und nachdem Tage
und
hindurch
Von ich an
sich
eine
konnte da
Der
schwach
erwartete
durch
Ziehen
gewisse E i n g e n o m m e n h e i t die
ab
n o c h zur dem
nur
Kranke
erschien
sich
kein
ausser
Anfall
grösseren Sicherheit
jedesmaligen
des dem
wieder, etwa
8
(früheren) Fieber6*
— tage
die
Brause
und
84
—
Douclie
hatte
k o n n t e d i e K r a n k e als
vollkommen
entlassen werden.
ist
Es
kein
anwenden
lassen,
genesen aus der
die D a m e , n o c h heute unter meiner B e o b a c h t u n g , sich des besten
Kur
Recidiv eingetreten,
und
erfreut
Wohlseins.
Dieser Fall, bei d e m ich zum
ersten Male d a s
ange-
g e b e n e V e r f a h r e n zur A n w e n d u n g b r a c h t e , w a r d u r c h
den
schnellen
mir
und
nachhaltigen
Erfolg
gewiss
geeignet,
d a s vollste Z u t r a u e n z u e b e n j e n e m V e r f a h r e n
einzullössen,
u n d i c h halte d a h e r k e i n e n l e b h a f t e r e n W u n s c h , bald wieder Gebrauch
eine
Gelegenheit
machen
zu k ö n n e n .
l a n g e auf s i c h 7.
zu
bekommen,
Dieselbe
als um
liess
recht davon
auch
nicht
warten.
Fall.
Frau
Prediger
S.
aus
G.,
34
Jahr
alt,
v o n n e r v ö s e r C o n s t i t u t i o n , litl b e r e i t s g e g e n 6 W o c h e n einem
dreitägigen
Wechselfieber,
das
der
Darreichung
d e s C h i n i n nicht w e i c h e n w o l l t e ,
sich deshalb
in die h i e s i g e W a s s e r h e i l a n s t a l t , u m
Wasserkur
gegen
ihr U e b e l
zu
Mai h i e r a n , u n d b e g a n n
Tage.
Da
bei
d i e s e r Patientin
und
gebrauchen.
am 24.
langte
folgenden
das W e c h s e l f i e b e r
an s i c h trug, dass das F i e b e r h i e r e i n e m e h r
begab
hier die
Sie
d i e K u r am
fern e i n e n v o n d e m v o r i g e n Falle v e r s c h i e d e n e n
in
obige
dürfen,
mehr
sondern
specifischc
die Behandlung
W e i s e a n o r d n e n zu m ü s s e n . liches
3
Verfahren in
abdominelle
beschränken
etwas
schlages
um
auf zu
umfassenderer
I c h e m p f a h l deshalb ein t ä g -
/4Stündiges Dünsten im nassen Leintuchc mit
auf f o l g e n d e m
so
Karakter
G r u n d l a g e z u h a b e n s c h i e n , so g l a u b t e i c h m i c h n i c h t das
an
wiederholten
dar-
abgeschreckten B a d e , das Tragen eines U m den Leib
und
an j e d e m
fieberfreien
Tage
-
85
-
den Gebrauch eines Sitzbades von 1 4 ° R. u n d 2 0 M i n u ten D a u e r , Diät.
und
Nachdcm
regulii'te in entsprechender
Weise
die
dies Verfahren 3 Wochen hindurch fort-
gesetzt war, zeigte sich bezüglich
des Fiebers zwar keine
Veränderung, indem dasselbe regelmässig,
n u r mit etwas
verändertem
andern
Typus,
einen Tag um
den
eintrat,
dagegen war aber in dem Allgemeinbefinden eine unverkennbere bessere
Besserung eingetreten, welche sich Gesichtsfarbe, den
durch
lebhafteren Appetit,
die
die Zu-
nahme der Kräfte und grössere Regelmässigkeit der Stuhlausleerungen kund gab.
Unter diesen Umständen glaubte
ich jetzt nun den Zeitpunkt gekommen, von der Douche u n d Brause in der vorher näher bezeichneten Weise Gebrauch machen zu können,
was denn
auch mit so gün-
stigem Erfolge g e s c h a h , dass bereits nach 6maliger
An-
wendung unter immer schwächer werdenden Anfällen das Fieber ganz
ausblieb, und die Kranke nach einem wei-
tern 1 4 lägigen Aufenthalte in der Anstalt, den ich Behufs einer fortgesetzten Beobachtung, ob sich nicht ein Recidiv zeigen würde, als nolliwendig erachtet halle, geheilt nach Hause zurückkehrte. menes Schreiben
Ein erst vor Kurzem mir zugekom-
der Dame
meldete
mir
ihr
bis
dahin
durchaus ungetrübtes Wohlsein. S.
Fall.
Das zweijährige Kind der Patientin,
von
welcher so eben die Rede w a r , ein schwächlicher K n a b e mit ausgeprägter scrophulöser Anlage, war gleichzeitig mit der Mutter an einem dreitägigen Fieber erkrankt, und da auch
bei
ihm die arzneiliche Behandlung sich bis dahin
unwirksam erwiesen hatte, ben
mit
hierher
gebracht,
so hatte die Mutter den K n a um
ihn
gleichfalls
die
Kur
— b r a u c h e n zu lassen.
86
Ich begann
gen , welche einige Tage macht wurden,
— dieselbe
hindurch
legte auch
mit A b r e i b u n -
täglich
zwei Mal ge-
hier die nasse L e i b b i n d e u m ,
u n d ging d a n n zu den nassen Einschlagungen mit darauf folgender A b r e i b u n g
über.
Dieses n e b e n
c h e n d e n Diät 4 W o c h e n h i n d u r c h Verfahren
reichte
hin,
dem
einer
entspre-
consequent fortgesetzte
Fieber
Gränzen
zu
setzen,
wobei nicht u n e r w ä h n t bleiben d a r f , dass w ä h r e n d
dieser
Zeit das K i n d , das bis dahin unfähig gewesen, zu laufen, so
an K r ä f t e n
gewonnen
lang im Garten herumlief. ein.
hatte, Auch
dass es hier
halbe
Stunden
trat kein Rückfall
— I';h h a b e
seit dieser Zeit m e h r f a c h Gelegenheit
ge-
habt, j ü n g e r e Kinder am kalten Fieber zu b e h a n d e l n , u n d hatte stets U r s a c h e , mit dem Erfolge des eben n e n V e r f a h r e n s zufrieden zu s e i n ,
angegebe-
da in allen Fällen die
H e i l u n g , wenn auch nicht i m m e r s e h r rasch, doch sicher d a d u r c h bewerkstelligt wurde. 9. Fall.
Herr
B.,
Kaufmann,
35
Jahr
alt,
ein
Mitglied u n s e r e s Vereins, den ich bereits f r ü h e r an V e r dauungsbeschwerden
und
oberflächlicher
Lcberanschwel-
lung b e h a n d e l t hatte, fiel mir bei einem zufälligen B e g e g nen
d u r c h sein bleiches abgezehrtes Gesicht u n d die b e -
d e u t e n d e A b m a g e r u n g seines K ö r p e r s auf, u n d theilte mir auf m e i n e Frage nach d e r Ursache einer solchen
ungün-
stigen V e r ä n d e r u n g seines Aussehens mit, dass er bereits längere Zeit an einem kalten F i e b e r litte,
das trotz
aller
dagegen g e b r a u c h t e n arzneilichen Mittel, zu denen er w e gen seiner, eine W a s s e r k u r
ausschliessenden,
ten Zeit gegriffen, nicht weichen wollte und
beschränkihn
im h o -
—
87
hen Grade hcruntcrbrächte.
—
I c h e r z ä h l t e i h m n u n von
den
d u r c h das mehrfach erwähnte Verfahren erzielten Erfolgen, und
r i e t h i h m , d o c h a u c h e i n e n V e r s u c h d a m i t zu m a c h e n ,
da dasselbe eben keine
g r o s s e Zeit
in
Anspruch
nehme
u n d d a h e r mit s e i n e n B e s c h ä f t i g u n g e n w o h l v e r t r ä g l i c h s e i n würde.
Eies bestimmte ihn,
gust d . J . zu u n t e r z i e h e n . gen trat das F i e b e r
sich
der K u r
Nach den
w o l l e n , d a s s es s e i n e n
Typus
Au-
auf,
schien
schadlos halten
änderte, und
d r i t t e n T a g , n u n alle T a g e
10.
Anwendun-
mit geringerer Intensität
sich a b e r b a l d d a r a u f w i e d e r d a d u r c h jeden
am
ersten
eintrat.
sonst
Nachdem
dies
m e h r e r e Tage g e d a u e r t , w u r d e n bei fortgesetzter K u r Anfälle i mm e r
schwächer, und blieben
lauf von e t w a 3 W o c h e n zukehren. — theillcn und
in
Douche
keine
worden, und Zeil
reiht
als
sich
dem
zuerst
mitge-
ihm
ausser
Brause
weitere
Wasseranwendung
gemacht
vollkommen
glück-
E r w ä h n t muss noch w e r d e n , dass schon auch
bei
n o c h f o r t d a u e r n d e m F i e b e r n i c h t n u r in d e m A u s s c h n
des
Patienten
nach
die
nach Ver-
auch bei
d e r E r f o l g d e n n o c h ein
l i c h e r g e w e s e n ist. kurze
an,
endlich
g a n z a u s , o h n e bis j e t z t w i e d e r -
D i e s e r Fall
sofern
zu
anstatt
eine
dem sehr
(¡ebrauche günstige
der Douchc
Veränderung
vorgegangen
w a r , s o n d e r n sich a u c h d a s s u b j e c t i v c K r a f t g e f ü h l in n i c h t geringem 10.
Grade gehoben Fall.
Zum
les E r w ä h n u n g alle ü b r i g e n Es
betrifft
Griechen Vaterlande
halte.
Schluss m a g hier
geschehen,
die Heilkraft dieser
aus
Fall
noch eines
welcher noch entschiedener des W a s s e r s
einen
jungen,
J a n i n a , w e l c h e r , vor
documentirt etwa
5 Jahren
vom k a l t e n F i e b e r b e f a l l e n ,
bis
Falals hat.
20jährigen in
zum
seinem Sommer
—
88
—
y. J . nicht davon hatte befreit w e r d e n
können.
Allopa-
thie wie H o m ö o p a t h i e erschöpften vergeblich alle ihre Mittel gegen die Krankheit, u n d selbst d e r sonst bei W e c h selfiebern so wohlthätige Einfluss einer V e r ä n d e r u n g
des
W o h n o r t s oder gar des Klima's erwies sich hier ganz u n in Berlin
sein Fieber,
•wie e r es in Janina und Athen gehabt hatte.
wirksam,
denn
der Patient
hatte
E s versteht
sich ü b r i g e n s wohl von selbst, dass das F i e b e r nicht etwa 5 J a h r e h i n d u r c h j e d e n dritten T a g
ohne
Unterbrechung
eingetreten, sondern es handelt sich hier von d e n w i e d e r holten, d u r c h kein Mittel zu v e r h ü t e n d e n Recidiven, welche sich in d e r letzten Zeil der Art gestaltet hatten, dass alle 3 0 T a g e ein sehr heftiger Anfall eintrat, d a n n i m m e r mit wurde.
Unter
fiebervertreibenden diesen
Umständen
gegen
Mitteln wurde
welchen
eingeschritten mir
denn
Patient d u r c h den H e r r n Professor F., ein Mitglied
der unse-
res Vereins, zugeführt, um n u n den Versuch zu m a c h e n , ob nicht d u r c h einen Angriff zu W a s s e r dem h a r t n ä c k i g e n F e i n d e b e s s e r beizukommen sei, als d u r c h die b i s h e r i g e n gewissermassen continentalen.
Die U n t e r s u c h u n g des j u n -
gen M a n n e s ergab, wie dies wohl nicht a n d e r s zu e r w a r ten
stand,
einen
ziemlich
hohen
Grad
von
Schwäche,
welche sich durch Schlailhcit aller B e w e g u n g e n , sehr leichte E r m ü d u n g u n d ein blasses, cachcctisches A u s s e h n dete, namentlich wozu wohl
aber
die sehr
war die H a u t warme
sehr
wollene Bekleidung,
d e m P a t i e n t e n zur V e r h ü t u n g von Erkältungen von bisherigen
Aerztcn vorgeschrieben
haben mochte.
w ar,
bekun-
verweichlicht,
viel
welche seinen
beigetragen
Die Milz war offenbar aufgetrieben,
a u c h die L e b e r liess eine leichte Iiitiimesce;iz
und
nicht v e r -
missen.
Verdauung
—
89
—
und
der,
wenn
auch
Stuhlgang zeigten nichts hervorstechend Bei
einer
solchcn Hartnäckigkeit
etwas
frage
Krankhaftes. und
langen
Dauer
d e s U c b e l s k o n n t e n u r von e i n e m e i n g r e i f e n d e n ,
in
sender,
Stufen-
folge
den
Kräften
des K r a n k e n
anzuordnenden
angemessener günstiger
Erfolg
e r w a r t e t w e r d e n , u n d ich r i c h t e t e d e s h a l b d i e K u r ,
welche
der
letzten
Patient
Heilverfahren
am 20.
April
kurze
ein
pas-
Zeit
nach
dem
A n f a l l e b e g a n n , n a c h f o l g e n d e r Scala ein. Z u n ä c h s t w u r d e n , um
den verweichlichten Kranken
m e n t zu
gewöhnen,
Abreibungen
gemacht,
denen
W a n n e folgte.
Nachdem
hen,
wollene Kleidung
und
die
an das i h m f r e m d e E l e -
mehrere Tage
hindurch
bald
die
zwei
dies etwa 8 Tage lang von
kalte
abgeschreckte
der
gesche-
Haut
w a r , o r d n e t e ich d i e t ä g l i c h e n E i n s c h l a g u n g e n
entfernt
in d e r
Art
an, dass d e r Patient 3 T a g e hintereinander j e d e n M o r g e n im n a s s e n
Tuche dünsten, jeden
wollenen D e c k e schwitzen, 12°
nehmen
Tragen
sollte.
Wochen
bades
von
noch 23
der von
Ausserdem
e i n e r alle 3 S t u n d e n
binde anempfohlen, 3
vierten T a g a b e r in
u n d nachher eine W a n n e
und
wurde das
unausgesetzte
zu w e c h s e l n d e n
nassen Leib-
diesen A n o r d n u n g e n
die des Gebrauchs Minuten
K u r z e Zeit v o r d e m
Dauer
eines
und
12°
nach
etwa
täglichen
Sitz-
R. hinzugefügt.
zu e r w a r t e n d e n Anfalle g i n g ich n u n ,
da die Kräfte des Patienten
sich u n t e r
dem
angegebenen
K u r v c r f a h r e n g e b e s s e r t h a t t e n , zur A n w e n d u n g
der Brause
und
in d e r
Art
andern
die
über,
D o u c h e in d e r o b e n dass
an
einem
Douche genommen altcrnirtcn.
angedeuteten
Weise
l ä g e das Sitzbad,
wurden,
und
D e r Anfall blieb aus.
beide
am so
mit
einander
Da indessen auch
schon
— f r ü h e r einmal
90
das F i e b e r
—
einen 6 0 t ä g i g e n T y p u s
gezeigt
h a t l e , so konnte das Ausbleiben nicht als B ü r g s c h a f t einer zu Stande g e k o m m e n e n Heilung dienen, u n d es w u r d e h e r die K u r
in
u n v e r ä n d e r t e r Weise
forlgesetzt.
da-
Nach-
d e m nun innerhalb eines Zeitraums von 3 Monaten,
wäh-
r e n d welcher d e r Patient das angegebene Heilverfahren in d e r Anstalt g e b r a u c h t h a t t e , kein Anfall m e h r w a r , so glaubte ich
mit Sicherheit
eingetreten
die K u r schliessen zu
k ö n n e n , u n d entlicss den Kranken aus derselben. den Monat
October,
in
welchem
Bis in
d e r j u n g e Mann
Reise nach W i e n antrat, blieb derselbe unter m e i n e r obachtung , und gezeigt h a t t e , berechtigt
so
halten,
da
bis dahin sich
darf ich dass
nachhaltige gewesen ist.
nichts
mich wohl
die Heilung
zu
eine
eine Be-
Regelwidriges der
Annahme
dauerhde
und
II. Fieberhafte Hautausschläge. Ich
wende
heilen,
mich nun
zu e i n e r grossen K l a s s e von K r a n k -
wciche weniger
durch
ihr Auftreten
als
vielmehr
dadurch eine besondere Bedeutung beanspruchen, so häufig,
o b w o h l alle B e d i n g u n g e n
ben sind,
nicht zum Ausbruche
auf d e r H a u t
erschienen,
sondern wieder zurücktreten Ich
sind.
fieberhaften ginn
der
Die
Krankheit
Hautausschläge, die P o c k e n
D i e meisten
formen gehören durch
(Ausschlagsfieber)
die
der
die
Masern,
der
eben
Varietäten,
g e n a n n t e n
in d e r A t m o s p h ä r e
im
Be-
hitzigen Scharlach, der
der Friesel
za den k o n t a g i ö s - f i e b e r h a f t e n ,
ein s p e c i f i s c h e s ,
Kinder
verbundenen gleich
Begriff
Blasenausschlag, dieser
gefährlich-
sie a u c h n i c h t
den
verschiedenen
und
namentlich
den H a u t a u s s c h l ä g e n
geben
bereits können,
m e i n e die a c u t e n o d e r h i t -
und deren Opfer
zu w e l c h e n
in i h r e n
lauf, d e r N e s s e l werden.
mit
Rcactionen
die
sie
gege-
oder,
und dadurch
von w e l c h e n
so häutig b e f a l l e n w e r d e n , selten
kommen,
dort n i c h t f r n r t w e r d e n
sten Zufälle h e r v o r r u f e n . zigen H a u t a u s s c h l ä g e ,
dass
dafür i m B l u t e
Rothgezählt
Krankheitsindem
erzeugtes
sie
Con-
—
92
—
tagium hervorgerufen, in's Blut abgesetzt, u n d dem organe
zur
kritischen A u s s c h e i d u n g
Man r e c h n e t
dahin
die M a s e r n ,
Haut-
übertragen
werden.
den S c h a r l a c h
u n d die
P o c k e n , welche m e h r e r e M e n s c h e n zugleich in d e m s e l b e n Orte, wo die E p i d e m i e h e r r s c h t , befallen, u n d d a h e r auch den Namen
epidemische Hautausschläge
tragen.
Die a n -
d e r e n , wie d e r Rothlauf, der Nessel- und Blasenausschlag, d e r Friesel, verdanken j e d o c h meist im I n n e r n nismus selbst liegenden gesellen sich blosse
des O r g a -
ihre E n t s t e h u n g ,
und
auch wohl a n d e r e n Krankheitszuständen
Symptome
Obschon
Ursachen
nun
zu,
was
namentlich
diese Ausschläge
stets
vom
ein
als
Friesel
gilt.
Allgemeinleiden
des Organismus h e r v o r r u f e n , so stehen doch die meisten derselben
zu
einzelnen Systemen
einer speciellen B e z i e h u n g ,
und
oder
Organgeweben
lassen
in
sich daher s c h o n
aus d e r u r s p r ü n g l i c h e n AfTeclion dieser letztem, n o c h vor i h r e m sichtbaren E r s c h e i n e n auf d e r H a u t , mit ziemlicher Gewissheit vorhersagen. vorzugsweise
die
So ergreift d e r
Schleimhaulgewebe,
Masernausschlag namentlich
die
Schleimflächen der A t h m u n g s o r g a n e , u n d kündigt sich daher
durch
Katarrhalerscheinungen
an,
wie
denn
auch
ü b e r h a u p t acute u n d chronische L u f t r ö h r e n - und L u n g e n entzündung u n d
selbst
später
sich entwickelnde
Lungen-
schwindsucht nicht seltene Folgen dieser Krankheit sind. Dagegen
afficirt
der
Scharlachausschlag
wiederum
vorzugsweise die serösen O r g a n e u n d vornämlich die kleidenden H ä u t e H ä u t e des H e r z e n s
und Bedeckungen und
der
grossen
des H i r n o r g a n s , arteriellen
ausdie
Geiässe,
woher die oftmals sehr rasch eintretenden wässrigen A u s schwitzungen
als P r o d u k t e
u n d Niederschläge
eines
ent-
— 93 ziindlichen
Leidens
-
der Spinnwebenhaut
w i e d e s U e b e r z n g s der L u n g e n klären sind.
und
des
Gehirns,
des H e r z e n s
A u s s e r d e m ist d e r S c h a r l a c h
stets
er-
mit
be-
d e u t e n d e n S c h l i n g b e s c h w e r d e n im I l a l s c v e r b u n d e n . so
steht
die
Rose
zu
den
Centralorganen
des
so
zu
EbenVenen-
s y s t e m s , d e r L e b e r u n d P f o r t a d e r , in e i n e r i n n i g e n V e r b i n d u n g , w o h e r die galligen, oft gelbsiiehtigen E r s c h e i n u n g e n , welche
dieses
sind. — ist
als
Leiden
Das
die
Reflex
würdigen.
zu
begleiten
der
Reaclion
des
des
auf
Grundleidens,
dem
der
epidemischen
Constitution.
notwendiges,
treten
hier
in m i l d e r e m
alle
regelmässig,
massig
über
und
macht
einen
entwickeltes
Ficberleidcn Richtungen grosser steigern,
in
den
Ausschlags
ganzen
Körper
verbreitet,
und
normalen
Ausdruck
Verlauf.
ganz
oder
in
auftretenden
Von
diesem
kann
diametral
zeugenden
sich
der
mit sich
entgegengesetzter Weise
Nervenfiebers
F ä l l e n , d i e d u r c h Heftigkeit
das
auseinandergehende
Entzündungsfiebers
z u r Tiefe d e s stets von e i n e m M a n g e l tion
örtlichc,
des
organischen Reaclion zwei
Karakter.
wie
a b s c h w e i f e n , n ä m l i c h bis zur H ö h e e i n e s
Heftigkeit
es
Entzündungs-
allgemeine
regelmässigen
jedoch
verhalt
oder gastrischen
gutartigen
Standpunkte der
herrschenden
Grade
Grade hervor, der Ausbruch
einen durchaus
beruhenden
der
Im m i t t l e m
Symptome,
trägt
mittlem
selbst
und
zu der
Durchbildung des Ausschlages
fieber mit d e m katarrhalischen
erfolgt
Fieber
Gesammtorganismus
Ausschlage
individuellen
sich als e i n , zur A u s - u n d
Es
abzuleiten
begleitende
E s richtet sich d e s h a l b a u c h g e n a u n a c h
Heftigkeit
absolut
pflegen,
Ausschlagskrankheit
bis
Gesammtreac-
senken.
In
beiden
der Ausschlagskrankheit
und
—
94 —
die individuelle Constitution des Ausschlagsliranken, endlich auch durch den eigentümlichen Karakter der herrschenden Epidemie bedingt werden, treten Unregelmässigkeiten in den allgemeinen und örtlichen Erscheinungen auf. Es kann nämlich der Ausschlag, wegen zu heftiger oder ungenügender Allgemcin-Reaction, nicht gänzlich zum Durch- und Ausbruch kommen, wird im Innern des Organismus zurückgehalten, und erregt dann entweder Entzündungen innerer edler Organe in allen drei Körperhöhlen, vorzugsweise aber des Gehirns und der Athmungswerkzeuge, oder führt bei gänzlich verhindertem Reinigungsprozesse des davon angesteckten Blutes, typhöse Zufälle herbei, indem die durch das angesteckte Blut angegriffenen Centraltheile des Nervensystems die sogenannten Nervenzufälle, wie Krämpfe, Delirium, Betäubung, Darniederliegen der geistigen und körperlichen Kräfte etc. hervorrufen. Aus dem bis hierher Vorgetragenen geht nun hervor: 1 ) dass allen hier genannten Aüsschlagskrankheiten eine gemeinschaftliche Ursache zum Grunde liegt, die A n steckung nämlich des Blutes mit einem aus der Atmosphäre oder durch Uebertragung aufgenommenen Krankheitsstoffe, 2 ) dass dem Organismus die Aufgabe obliegt, diesen KrankheitsstofT in einer, der eigentümlichen Natur dieses letztern entsprechenden Ausdrucksweise an die Haut abzusetzen, 3.) dass dieser Prozess, gleich allen des Lebens, unter fieberhaften sich geht, die, sollen sie ihrem einen mitttlern Grad der Stärke
anderen Reaclionen Erscheinungen vor Zwecke entsprechen, haben müssen,
— 4)
95
-
endlich, dass alle Gefahr bei den hitzigen Ausschlagskrankheiten
daher
rührt,
Ausscheidungsprozess
aus
dass
jener
dem
Blute
von Statten geht, was eben hoch
gesteigerten
so gut
Fieberzustand
naturgemässc nicht
durch
wie
gehörig einen
durch
zu
Mangel
einer fieberhaften Reaction herbeigeführt werden kann. Für die Thäligkeit des Arztes ergeben sich nun aus diesen Sätzen folgende 1)
Normen:
E r muss das F i e b e r als Heilbestrebung des Organismus,
sich
von
einem
ihn
belastenden
Krankheits-
stoffe zu befreien, ansehen, und demgemäss so leiten, dass es so lange Stärke
behauptet,
bis
einen
die durch dasselbe
mittelnden Ausscheidungen — zu Stande 2)
dasselbe
mittlem Grad der zu
ver-
hier der Ausschlag
—
gekommen.
E r muss in passender Weise dafür sorgen, dass der Ausschlag in der seiner
e i g e n t ü m l i c h e n Natur ent-
sprechenden Dauer auf der Haut fixirt wird. 3)
E r muss endlich, Einwirkungen in
Folge
wenn
durch
äussere
oder
dessen
andere
krankhafte
rufen, und so das Blut gewissermassen Ich würde mich dem,
nur wiederholen
was ich bereits
und
Erscheinungen
auftreten, darauf bedacht sein, ihn wieder
ich nach
innere
der Ausschlag zurückgetreten ist,
hervorzu-
zu entgiften.
müssen,
früher bei
den
wollte Fiebern
gesagt, hier des W e i t e r n auseinandersetzen, wie die erste der eben aufgestellten Heilindicationen zu erfüllen sei, da j a das dem Ausschlage vorangehende F i e b e r hier wie dort das Hauptobject
der
dabei natürlich auch
ärztlichen
Thätigkeit a b g i e b t ,
und
dieselben Hcilvorschriften massgebend
_
—
sind. Stellt sieb daher bei einem Rinde ein durch die bekannten Symptome steh äussernder Fieberzusland ein, und glaubt man aus den begleitenden Erscheinungen, so wie aus der herrschenden Krankheitsconslilution auf einen im Hintergrunde befindlichen Ausschlag schliesscn zu dürfen, so sucht man durch die verschiedenen, bereits näher erörterten "Wasseranwendungen den Organismus so zu stimmen, dass er zur Durchführung der ihm nun obliegenden Aufgabe wohl befähigt sei, d. h. man stimmt die Fieberbewegungen, wo sie zu heftig sind, bis zu dem mittleren Grade herab, oder steigert sie bis zu demselben Grade hinauf, welcher zur Absetzung des Ausschlags aus dem Blute auf die Haut erfahrungsgemäss als der geeignetste sich bewährt hat. Bei sehr heftigem Fieber werden daher die wiederholten nassen Einschlagungen, die A b reibungen, so wie die feuchten Umsehläge auf die vorzugsweise afficirten Parthieen zur Anwendung kommen müssen, bei mangelnder Reaction aber die Reibebäder und Abreibungen an ihrem Platze sein, um den Ausschlag hervorzurufen. Dass der sich noch aus früheren Zeiten, wo man über die in Frage siehenden Krankheiten so irrige Begrifie hatte, herschreibcnde Irrlhum, dass Källc und Nässe den Ausschlag unterdrücken und somit gefährliche Folgen haben können, soweit dies die methodische "Wasserkur betrifft, aller Begründung entbehrt, dürfle wohl kaum eines weitern Beweises bedürfen, da Theorie wie Praxis der Wasserheilmethode es unwiderlegbar gelehrt haben, dass es kein kräftigeres Mittel zur Hervorbringung des Ausschlags gebe, als gerade die energische Bearbeitung des Hautorgans durch eine zweckge-
_
97 —
mässe Anwendung des w e h r oder minder kalten W a s sers, — Zur Erfüllung der zweiten fatilication, den Ausschlag in der ihm e i g e n t ü m l i c h e n Dauer auf der Haut zu fixiren, und sein Zurückweichen vian derselben zu verhüten, dient neben Vermeidung aller diätetischen Regelwidrigkeiten ganz besonders das forlgesetzte tägliche E i n schlagen in nasse Tücher, weil hierdurch fortwährend ein reges peripherisches Leben unterhalten und so die Haut befähigt wird, die ihr gewordene Aufgabe genügend d u r c h zuführen. Bei nicht zu starkem Fieber wird ein tägliches einmaliges Dünsten, wobei der Patient etwa eine Stunde hindurch im nassen Leintuehe verharrt, genügen. — Was endlich die dritte Indieation betrifft, die nämlich, den Ausschlag wieder auf der Haut hervorzurufen, wo er durch innere oder äussere Einflüsse von derselben verschwunden, so werden hier zunächst diejenigen Anwendungen des kalten Wassers Pfalz greifen müssen, welche durch die plötzliche, mit einer gelinden mechanischen Erschütterung verbundene Einwirkung der Kälte das besondere Leben des ganzen äussern Hautorgans schnell und durchdringend verändern, erschüttern und erregen. Diese Erschütterung und Erregung pflanzt sich dann auf den ganzen Organismus fort, nicht bloss in allen nervösen Gebilden und im Gehirn sich kund gebend, sondern auch im Säfteumtrieb und allen Absonderungen sich offenbarend. Unter den hierher gehörigen Applicationsweisen stehen die kalten üebergiessungen oben an, welche mit darauf folgenden Reibungen verbunden, in passender Zeitfolge zu wiederholen sind. Ist dadurch erst wieder die Thätigkeit in der Haut hervorgerufen, so dienen dann die wiederholten nas-
7
sen Einschlagungen, um dem Triebe der Säfte die Richtung nach Aussen zu geben, und so den unterbrochenen Reinigungsprozess des Blutes wieder a u f s Neue anzufachen. Ich werde nun aus meiner Praxis einige Fälle hitziger Hautausschläge, in denen sich das Wasser bewährt hat, mittheilen, und beginne gleich mit demjenigen fieberhaften Ausschlag, bei welchem noch heute die Anwendung des Wassers unter Aerzten und Laien als höchst gefährlich und verderblich am meisten verschrieen ist. 1. Fall. H e r r L., ein robuster Mann von 5 0 J a h ren, erkrankte am 12. Juni v. J. an einem von den b e kannten gastrischen Zeichen (verdorbenem Geschmack, Appetitlosigkeit, Uebelkeit, gelblicher Färbung der Augenbindehaut, gelblich belegter Zunge) begleiteten Fieber, das mit Frost begann, dem bald heftige Glühhitze und starker Kopfschmerz folgten. Mit der Wasserkur vertraut, glaubte er dem Fieber durch passende Diät, ruhige Lage im Bett und wiederholte Abreibungen genügend begegnen zu können. Als jedoch am 2. Tage sich ein äusserst heftiges Brennen und Jucken in der Haut der linken Gesichtshältte einstellte, und sich bald darauf an der b e zeichneten Stelle eine rosenartige, an der Peripherie in's Blassgelbliche spielende, glänzende, dem Fingerdrucke weichende, gleichmässig verbreitete Rothe und Geschwulst mit starken, von der Empfindung einer zuckenden und brennenden Hitze begleiteten Schmerzen entwickelte, licss er mich noch am Abend des 3ten zu sich citiren. Die eben bezeichneten Erscheinungen, verbunden mit dem gastrischen Karakter des Fiebers, liessen wohl keinen Zweifel übrig, dass hier diejenige Krankheit vorlag, welche
—
99
—
man mit dem Namen der Gesichtsrose zu bezeichnen pflegt. Die Heilindicationen, welche sich mir hier für die Behandlung darboten, konnten keine anderen sein, als zunächst Mässigung des nicht unbedeutenden Fiebers, dann aber in Berücksichtigung der eigenthümlichen Geneigtheit der Gesichtsrose, leicht von der äussern Haut zurückzutreten und sich auf das Gehirn selbst, namentlich die Häute desselben zu werfen, Sorge für zweckmässige Fixirung des Exanthems auf der Haut. Zu dem Ende liess ich den Kranken mehrmals hintereinander in nasse Leintücher einschlagen, in deren letztem er bis zum vollständigen Feuchtwerden der Haut verharren und dann kalt abgerieben werden sollte, gleichzeitig aber eine dicke angefeuchtete Compresse ü b e r die befallene Gesichtshälfte legen und mit einem trocknen Tuche bedecken. Nebenbei wurde reichlicher Wassergenuss und die Application eines oder nach Bedürfniss mehrerer kalter Klvstire zur Erzielung von Leibesöffnung angeordnet. — Bei meinem Besuche am andern Morgen erfuhr ich, dass Patient in dem letzten Leintuche gut geschwitzt und die Nacht zwar unter Schmerzen, jedoch ruhiger als die vorige zugebracht hatte, die örtlichen Erscheinungen im Gesichte waren dieselben, wie am vergangenen Tage. Verordnung: zweimaliges Einschlagen in nasse Leintücher, fortgesetzter kalter, alle 2 — 3 Stunden zu wechselnder Umschlag auf die entzündete Stelle und gleichzeitige Application eines solchen auf den Unterleib, Klystire. Unter diesem Verfahren verloren sich schon nach einigen Tagen die Fieberbewegungen, während gleichzeitig Rothe und Geschwulst des Gesichts allmälig a b n a h men, so dass bereits am 16ten der Kranke das Bett v e r 7*
—
10©
—
lassen und sich am l ö t e n wieder Beschäftigungen hingeben konnte.
seinen gewähnlichen
Dieser Fall, der nicht etwa vereinzelt in meiner Praxis dasteht, sondern dem sich mehrere ähnliche, mit gleichem Erfolge behandelte Krankheitsfälle ansehliessen, bekundet wohl ganz unwiderlegbar, dass die Annahme, die Rose vertrage keine Kälte und Nässe, auf die von der Wasserheilmethode für diese Krankheit aufgestellten Behandlungsnormen keine Anwendung findet, dass vielmehr diese Therapeutik zu sicherern und bessern Resultaten führt, als die Anwendung der bisher üblichen Breoh- und Abführmittel in dem genannten Leiden. Im Frühjahre 1 8 4 8 wurde ich in einer 2. Fall. Familie, deren Hausarzt ich war, des Nachts zu einem einjährigen Kinde gerufen, d a s , den ganzen Tag schon unruhig, gegen Abend starke Hitze bekommen hatte, und etwa eine Stunde vor meiner Ankunft in Krämpfe verfallen war. Ich fand das Kind mit allen Symptomen einer Gehirnaffection, starrer Pupille, nach hinten überliegendem, in das Kissen bohrenden Kopfe und den übrigen bekannten Erscheinungen eines Hirnleidens. Unter diesen Umständen konnte, zumal bei dem so zarten Alter des Kindes, die Vorhersage eben nicht günstig sein; ich liess indessen das Kind in nasse Tücher einschlagen, und in einem Zeitraum von einer Stunde dies 4 mal wiederholen. Auf den Kopf wurden fortwährend kalte Umschläge gemacht. Nachdem das Kind in der letzten Umhüllung etwa eine Stunde gelegen hatte, liess ich nach erfolgter kalter Abreibung mit den Einschlagungen aussetzen, um den Erfolg nun einige Stunden abzuwarten. Derselbe liess
—
im
—
sich denn auch nicht lange erwarten, denn schon am Morgen brachen auf der ganzen Haut die Windpocken hervor, und mit ihnen war jedes beunruhigende Symptom verschwunden; das Kind genass sehr bald vollständig. Dieser Fall giebt einen neuen Beleg für die Richtigkeit meiner bei der Darstellung der Wirkungsweise der wiederholten kalten Einschlagungen bereits früher gegebenen Erklärung, dass nämlich diese Einschlagungen nicht etwa allein durch die dabei stattfindende Wärmeentziehung wirken, sondern dass ihr Effect vorzugsweise in der d a durch angeregten centrifugalen Strömung des Blutes gesucht werden müsse. Wäre das erste der Fall, so liesse sich nicht wohl absehen, wie der Ausschlag, dessen speciflscher Stoff die Blulmasse gewissermassen vergiftet und durch Rückwirkung auf die Nerven die genannten Erscheinungen hervorgerufen hatte, so schnell in die Haut hätte abgesetzt werden können. Erklärlicher wird aber der ganze Vorgang, wenn man die Anregung der centrifugalen Strömung des Blutes und die dadurch erhöhte abscheidende Thätigkeit des Haulorgans als die eigentliche Heilwirkung der nassen Leintücher acceptirt. Es ist hier auch wohl die Frage aufzuwerfen gestattet, was ein allopathischer Arzt unter den oben angedeuteten Umständen gelhan hätte. Die Antwort erscheint nicht zweifelhaft, er würde sicher antiphlogistisch verfahren sein, d. h. Blutegel gesetzt und durch Calomel oder ein anderes Abführmittel auf den Darmkanal abgeleitet, dadurch aber wahrscheinlich den Ausbruch des Ausschlags auf der Haut erschwert, ja vielleicht zum Verderben des Kindes ganz unmöglich gemacht haben.
— 103 — 3. Fall. Einige Wochen nach dem eben mitgetheilten Krankheitsfalle wurde ich eines Morgens zu der zehnjährigen Tochter einer Familie, in welcher ich gleichfalls Hausarzt war, mit dem Bemerken gerufen, dass sich auf der Haut des Kindes ein rother Ausschlag gezeigt habe. Bei einer nähern Untersuchung desselben, stellte es sich unzweifelhaft heraus, dass Scharlach zugegen war. Gleichzeitig befand sich das Kind aber so wohl, zeigte ein so geringes Fieber, einen so regen Appetit, dass ich mich lediglich auf die Empfehlung einer entsprechenden Diät und die Anordnung, das Kind in einem wohl verwahrten, vor jeder Zugluft geschützten Zimmer im Bette zu erhalten, beschränken zu können vermeinte. Obwohl diesen Vorschriften mit der mir bei der Mutter der K r a n ken wohl bekannten Pünktlichkeit und Sorgfalt nachgekommen wurde, ward ich dennoch schon um 1 2 Uhr Mittags, also etwa 4 — 5 Stunden nach der Eruption, wie der eilig hin citirt, und fand bereits das Kind in einem höchst gefahrdrohenden Zustande. Der Scharlach war von der Haut verschwunden, das Kind lag in den heftigsten Konvulsionen, liess alle Ausleerungen unter sich gehen und hatte einen kaum mehr fühlbaren, übermässig schnellen Puls. Unter diesen Umständen erklärte ich denn den Eltern, dass hier nur von der energischsten Anwendung des Wassers noch vielleicht Hülfe zu erwarten stände, und dass namentlich sofort zu kalten Uebergiessungen geschritten werden müsste. Dies wurde indessen verweigert, und die Hülfe mehrerer der renommirtesten allopathischen Aerzte in Anspruch genommen. Allein die von diesen gereichten Mittel erwiesen sich zur Wiederhervor-
— r u f u n g des Ausschlags
103 — d u r c h a u s unwirksam,
selbst
das
B r e n n e n in der Gegend der Rückenwirbel blieb nicht u n versucht, und d e r T o d des Kindes 48
erfolgte bereits
nach
Stunden. Dieser Fall, obgleich
sein Ausgang
g e w e s e n , ist d e n n o c h nicht er die schon
so
ein
so trauriger
ohne I n t e r e s s e , e i n m a l ,
oft beobachtete Perfidie des
weil
Scharlach-
exanthems wiederholt in das hellste Licht stellt, dann a b e r , weil es nach
den
von mir
und Andern
f a h r u n g e n m e h r als zweifelhaft bleibt,
gemachten
ob d e r
Er-
Ausschlag
ü b e r h a u p t zurückgetreten wäre, wenn ich sogleich das K i n d hätte einschlagen lassen, und d a d u r c h
der Scharlach
d e r H a u t fixirt worden wäre.
das so sehr
Durch
auf gün-
stige Be/inden d e r Patientin hatte ich, der ich gern j e d e n unnützen
ärztlichen
Eingriff am Krankenbette
vermeide,
mich berechtigt geglaubt, auf die blosse A n o r d n u n g einer passenden
Diät
mich zu
b e s c h r ä n k e n ; ich glaube a b e r ,
d a r a n Unrecht getban zu h a b e n , und habe es mir seitdem zur Pflicht gemacht, in allen ähnlichen Fällen, trügen sie
auch noch so bcstcchcndc Aussenseileit,
durch
holte Einwickelungen
des Ausschlags
einem Zurücktreten
vorzubeugen. — Dass übrigens
namentlich im
die ältere Methode gegen diese unglücklichen keine
Gewähr
leistet,
d a f ü r spricht
wohl
-wiederScharlach
Richtungen
unwiderlegbar
die grosse Zahl der Todesfälle in dieser K r a n k h e i t , es wird genügen,
um
nur
einen Beleg d a f ü r zu
und
geben,
an die vor Kurzem veröffentlichte Notiz zu e r i n n e r n , dass in Breslau allein in d e m J a h r e 1 8 5 0 d e m Scharlach als O p f e r gefallen
gegen 6 0 0 K i n d e r
sind.
Ebenso bringen
a u c h die Zeitungen nicht selten Todesanzeigen,
nach
de-
— 104 — nen in einer Familie zwei und drei Kinder rasch hintereinander von diesem gefahrlichen Uebel hinweggerafft worden sind. -— Ob in dem vorliegenden Falle die von mir proponirte Behandlung vermögend gewesen wäre, das Exanthem auf die Haut zurückzurufen, und so dem u n glücklichen Ausgange vorzubeugen, lässt sich allerdings nicht mit Sicherheit bestimmen, ich glaube mich indessen berechtigt halten zu dürfen, diese Frage bejahend zu entscheiden, da Theorie wie Praxis jenes Verfahren als ein überaus wirksames hinstellen, wo es sich darum handelt, die erlahmende Thätigkeit der Haut wieder aufzurichten, und eine durch sie zu bewirkende Abscheidung aus dem Blute durchzuführen. Der folgende Fall kann dafür als ein neuer Beleg gelten. Ein Knabe von 4 J a h r e n , welcher schon 4. Fall. mehrere Tage an einem Scharlachausschlage durch den allopathischen Arzt der Familie behandelt worden, verfiel plötzlich in Zuckungen, und mit ihnen verschwand der Scharlach von der Haut. Blutegel an den K o p f , kalte Umschläge auf denselben, mannichfache innerlich dargereichte Mittel erwiesen sich in so fern unwirksam, als zwar die Krämpfe momentan cessirten, der Ausschlag aber nicht wieder erschien , die Haut kühl und unthätig blieb, u n d alle Symptome eine weitere gefahrdrohende EntWickelung des Ciehirnleidens andeuteten. Unter diesen Umständen wurde die Anwendung des Wassers beschlossen. Der Knabe ward in eine mit Wasser von 18° R. massig gefüllte kleine Badewanne gesetzt und hier 5 Minuten lang von mehreren Menschen kräftig gerieben, während gleichzeitig ab und zu Wasser ans einer Erhöhung über
— 105 — ihn ausgegossen wurde. Unmittelbar nach dem Bade ward das Kind in ein gut ausgewundenes Leintuch gewickelt, das, nach erfolgter Erwärmung, immer wieder von Neuem mit einem andern vertauscht w u r d e , so dass der Knabe etwa 8 Stunden hindurch nicht aus den nassen Tüchern herauskam. Gleich nach der Application des letzten T u ches stellte sich ein ruhiger, von einem gleichmässigen Athem begleiteter Schlaf e i n , der etwa 2 Stunden lang anhielt; als hierauf das sehr heisse Kind ausgewickelt w u r d e , zeigte sich zu meiner grossen Befriedigung der Scharlach über die ganze Haut verbreitet, und mit ihm waren alle gefahrdrohenden Symptome dauernd beseitigt. Fortgesetzte Einschlagungen in grösseren Intervallen vollendeten die Kur, aus welcher der Knabe als vollkommen genesen hervorging.
III. Syphilis. I c h wende mich jetzt zu einer nähern, den Gränzen dieser Schrift entsprechenden Würdigung der Heilwirkungen des methodisch angewandten Wassers in denjenigen Krankheitsformen, welche unter dem generischen Namen der Syphilis bekannt s i n d , auch wohl, freilich sehr euphemistisch, die g a l a n t e n Krankheiten genannt werden, obschon sie nur zu oft sich gegen J e d e n , der ihre Bekanntschaft zu machen verurtheilt i s t , sich nichts weniger als galant zu benehmen pflegen. Wenn ich bei der in den vorhergehenden Blättern enthaltenen Abhandlung ü b e r die Heilkraft des kalten Wassers in fieberhaften Krankheiten, die Erscheinungen dieser letztern, ihren Verlauf und ihr Wesen wenigstens cursorisch andeuten zu müssen geglaubt, so bin ich wohl, was namentlich die Symptome betrifft, hier dieser Verpflichtung ü b e r h o b e n , da bei der grossen Häufigkeit der syphilitischen Krankheiten es leider nicht alzu viele Leser geben dürfte, denen durch eigene, oft wiederholte Erfahrung nicht Gelegenheit genug geboten worden wäre, sich mit den karakteristischen Erscheinun-
_
107
_
gen der hierher gehörigen Krankheitsformen vertraut zu machen. Ich begnüge mich daher hier zu bemerken, dass man die Syphilis gewöhnlich in eine primäre, welche die mehr oder weniger rasch nach der Infection an dem Orte der Ansteckung auftretenden Erscheinungen umfasst, und in eine secundare oder conseculive, welche mittelst einer Vergiftung der Blutmasse mit dem specifischen Stoffe in Folge der primären Syphilis an einem vom Orte der Ansteckung entfernten Organe krankhafte Erscheinungen hervorruft, e i n z u t e i l e n pflegt, und wende mich gleich zu einer nähern Besprechung der einzelnen, der erstem Kategorie angehörigen oder doch mit ihr verbundenen Formen. / . Die Gonorrhoe, der Tripper. Es ist dies diejenige Krankheit, welche in einem mehr oder minder kurzen Zeiträume, gewöhnlich zwischen dem 3ten bis 8ten Tage, nach dem die Ansteckung vermittelnden Coitus aufzutreten pflegt, und sich durch die bekannten Erscheinungen, Rothe der H a r n r ö h r e n m ü n d u n g , Schmerz beim Urinlassen und den Erectionen, so wie durch den Ausfluss eines in Consistenz und Farbe verschieden gearteten Schleime« karakterisirt. Man hat sich vielfach darüber gestritten, ob die hier genannte Gruppe von Erscheinungen ihren Grund in einem eigenthümlichen Contagium h a t , das specifisch und mit N o t w e n d i g k e i t diese K r a n k heitsform und ihre Folgen erzeugen müsse, d. h. mit a n deren W o r t e n , ob es denn überhaupt einen s y p h i l i t i s c h e n Tripper g e b e , oder ob dieser letztere nicht bloss eine Entzündung sei, wie sie auch bei allen übrigen Schleimhäuten mittelst verschiedenartiger, durch P r ä d i s -
—
108
—
Position verstärkter Einflüsse hervorgerufen werden kann. Bass dieser Streit über die eigentliche Natur des genannten Uebels eine nicht unerhebliche practische Bedeutung h a b e , ist wohl Jedem einleuchtend. Denn resultirt der Tripper aus einem specifischen, auch den übrigen syphilitischen Erscheinungen zum Grunde liegenden Gifte, so liegt die Idee nahe, auch gegen ihn speciflsch, d. h. mit Quecksilber zu operiren, wie dies auch im vorigen J a h r hunderte fast allgemein von den Aerzten geschehen ist. Entbehrt dagegen der Tripper der speeifisch-syphilitischen Grundlage und unterscheidet er sich nur durch seinen Sitz von anderen Entzündungen der Schleimhäute, so wird es auch keines specifischen Heilmittels bedürfen und es werden bei ihm keine anderen, als die für jene Entzündungen geltenden Heilprinzipien zur Anwendung kommen. Eine vorurteilsfreie Kritik der hier concurrirenden Thatsachen hat nun aber ergeben, dass das dem Tripper zum Grunde liegende Contagium allerdings verschieden von dem des Schankers sei, und dass es daher streng genommen einen s y p h i l i t i s c h e n Tripper nicht g e b e , dass aber die Meinung Derer, welche in dem Tripper nur eine gewöhnliche, hier durch den örtlichen Contact mit dem scharfen, ätzenden Schleime der weiblichen Scheide veranlasste Entzündung der Schleimhaut ohne alle specifische Bedeutung sehe», irrig und mit den dureh die Erfahrung constatirten Thalsachen nicht zu vereinen sei. Denn man bringe nur einmal den aus der Harnröhre abgesonderten Schleim in die Augenschleimhaut, in die Nase, in's Ohr und man wird sich dvirch die oft furchtbaren Wirkungen sehr bald überzeugen, dass es mit der Sache doch eine
—
109
—
eigene ß e w a n d t n i s s h a b e , u n d dass d e m T r i p p e r allerdings ein giftiges, oft s e h r giftiges ( k m l a g t u m gen müsse. der T r i p p e r ,
tirunde
Contagium
eine
von
beruhenden
fncubaüons-
Krankheiten
oder
der
u n d d e n ersten
m e n derselben
weniger
eine m e h r
oder
was k a u m zu erklären
Fall,
Ilebrütungsstadium
indem m i s c h e n der Ansteckung fliesst,
lie-
wie dies b e i allen ü b r i g e n , auf einem a n i -
malischen Art
zum
D a f ü r s p r i c h t a u c h noch die T h a t s a c h e , dass
wäre,
hat,
Sympto-
lange Zeit
ver-
w e n n die K r a n k h e i t
mir von d e m s c h a r f e n , ätzenden, in d e r weiblichen Scheide abgesonderten
Schleime
herrührte,
da
dessen
Wirkung
sich d a n n unmittelbar geltend m a c h e n , u n d die H a r n r ö h r e schon nach wenigen Minuten z ü n d u n g versetzen inüsstc. gen w e r d e n , tikern fehlt,
oder doch Stunden in E n t -
Endlich darf nicht v e r s c h w i e -
dass es auch nicht an g l a u b w ü r d i g e n welche nach d e m T r i p p e r allgemein
tische E r s c h e i n u n g e n b e o b a c h t e t h a b e n
wollen,
Praksyphili-
ganz
be-
sonders a b e r , dass so häufig mit u n d vorzüglich nach zu früh gestopften T r i p p c r n rheumatische Zufälle in den lenken a u f t r e t e n , Schluss und
auf
nur
welche
mit ziemlicher Sicherheit
die speciüsche Natur
dadurch
zu
erklären
des T r i p p e r s
sind,
dass
gestatten,
hier
ein Gift,
das sich d u r c h örtliche E n t l e e r u n g hätte erschöpfen sen, gewaltsam auf a n d e r e Theile z u r ü c k g e t r i e b e n ist.
Wie
wichtig dies
letztere M o m e n t f ü r die
Geeinen
müs-
worden Behand-
lung d e r h i e r in Hede s t e h e n d e n Krankheit ist, darf wohl nicht erst b e s o n d e r s h e r v o r g e h o b e n Werfen Heilmethode
wir
nun
werden.
einen Blick auf die bisher übliche
des T r i p p e r s ,
so
bemerken
wir,
dass
sich
namentlich zwei Behandlungsweisen geltend gcmacht h a b e n .
—
110
Die eine besteht darin,
dass man durch scharfe zusam-
menziehende Einspritzungen den ersten Tagen
—
in die Harnröhre
nach der Ansteckung
gleich
in
den Ausfluss zu
stopfen, und so der ganzen Krankheit gleichsam mit einem Schlage ein Ende zu machen sucht. genannte Abortivmethode,
Es ist dies die so-
welche ihren hervorragendsten
Vertreter in dem französichen Arzte Ricord stützt auf seine Ansicht,
findet.
Ge-
dass dem Tripper keine speci-
fische Ursache zum Grunde liege, hält er jenes plötzliche Coupiren des Ausflusses für durchaus gefahrlos, ja für die einzige sichere etwa
vorbeugende Behandlung
entwickelnden
Trippers
Erscheinungen.
ist bekannt",
sagt e r ,
Folgen sind unbekannt. heischt es
also,
ihn
aller später sich
„Der
„sein
Der A^ortheil
Ende
Anfang und
des seine
des Patienten e r -
so schnell als möglich von seinem
Ausflusse zu heilen."
Es kann wohl nicht auflallen, dass
die eben entwickelte,
durch die Autorität eines in dieser
Specialität
(ob
mit R e c h t ? ! ) hochgefeierten Namens
tragene Ansicht bei vielen Aerzten,
fast allen Patienten, denen eine so expedite W e i s e , eines lästigen, schmerzhaften,
ge-
namentlich aber bei sich
nur zu oft chronisch wer-
denden Uebels zu entledigen, gewiss sehr willkommen sein musste, dass diese Ansicht, klang gefunden hat.
sage i c h ,
bedeutenden
An-
Und dennoch ist die darauf basirte
Heilmethode nichts weniger als e m p f e h l e n s w e r t ,
da sie
einmal keinesweges stets anwendbar, d a n n , wo sie angewendet werden kann,
nicht immer das versprochene R e -
sultat ergiebt, endlich in den Fällen, wo der Zweck, Stopfung des Trippers, wirklich erreicht worden, dem Patienten sehr erhebliche Gefahren bereiten kann.
Angewendet
—
III —
kann die Methode deshalb in vielen, ja den meisten Fällen nicht
werden,
weil
schoti
entwickelte
in der Harnröhre und dadurch nach
dem Urtheile BicoriTs
Entzündung
erzeugter Schmerz
den Gebrauch
selbst
der Einsprit-
zungen verbieten, und eine anderweitige Behandlung n ö thig
machen.
Mehrzahl
Nun
der Fälle
wissen
aber
erst dadurch
die Kranken von
der
in
der
geschehenen'
Infection, dass sie Schmerz h a b e n , und es ist also g e meinhin in dem Augenblicke, wo sie die Hülfe des A r z tes in Anspruch nehmen, passende
Anwendung
könnte daher
diese
Fälle in Gebrauch
bereits
des
der Zeitpunkt Mir die
Abortivmittels
letztere
vorüber.
nur für die Minderzahl
kommen,
wo
der Tripper
Es der
anfangs in
indolenter, schmerzloser Weise (wie dies nach wiederholt überstandener Gonorrhoe wohl der Fall ist) auftritt, wobei wieder noch sehr fraglich,
ob
len die ganze Procedur darauf der schmerzlose Tripper delt
wird.
—
Dass
die
nicht in so gearteten Fälhinauslaufen würde,
in einen
dass
schmerzhaften verwan-
frühen Einspritzungen
sehr oft
nicht vermögend sind, das von Rieord, so sicher versprochene Resultat herbeizuführen, wird wohl jeder Praktiker, der sie angewendet oder ihre Anwendung überwacht hat, zugeben müssen, ja es fehlt nicht an Beobachtungen, wo, wie bereits vorher bemerkt w o r d e n ,
die
Einspritzungen
nur ein heftiges Außrelen und einen langwierigen Verlauf des Uebels herbeigeführt haben. -— Endlich, und das ist die
gefährlichste Seite dieser Behandlungsweise,
Abortivmethode w i r k l i c h oft geleistet,
hat die
was von ihr ge-
rühmt worden, sie hat den Ausfluss wirklich unterdrückt, dafür aber zu einer Reihe v o n ,
oft erst später auftreten-
— lia — den Zufällen V e r a n l a s s u n g g e g e b e n , d e n e n g e g e n ü b e r Tripper
in
einem
sehr
Lichte erscheint. berichtet w i r d ,
milden,
Wenn
von
wahrhaft
glaubwürdigen
vorhanden,
Beobachtern
dass sie n a c h d e r A b o r t i v m e t h o d e
dare Syphilis h a b e n entstehen s e h e n , die
Wahrheit
dieser
secun-
so ist kein
Angabe
der
vorteilhaften
in
Grund
Zweifel
zu
ziehen, obwohl ich gestehen muss, dass ich in einer m e h r als zwanzigjährigen Praxis
in
Syphilis
am
füglichstcn
aus
allen Fallen
Schanker
habe
herleiten
können.
einem
die
secundare
vorhergegangenen
Wohl
aber
habe
ich
n a c h voreilig in u n k l u g e r Sicherheit gestopften T r i p p e r n die schlimmsten
Formen
selten auch
von L ä h m u n g e n b e o b a c h t e t ,
von
Gelenkrheumatismus
aus d e m z u r ü c k g e t r i e b e n e n ,
und
deren
das R ü c k e n m a r k
nicht
Ursprung nun
belas-
t e n d e n eigenthümlichen T r i p p e r g i f t e m e h r als w a h r s c h e i n lich war. — Die
So weit andere
die
wird
eine der üblichen
durch
diejenigen
Heilmethoden.
Aerzte
welche
den T r i p p e r
für
eine
durch
ein
giftiges
Contagium,
das
aber
wesentlich
vertreten,
eigentümliches dem
des
S c h a n k e r s verschieden ist, h e r v o r g e r u f e n e E n t z ü n d u n g
von
der
H a r n r ö h r e halten, deren specilischer K a r a k t e r eine schnelle Unterdrückung Veranlassung darauf
als
gefährlich
gebend
bedacht,
wenigstens Auslluss des Erst
in
daher
der Entzündung
durch
ersten
einzuschreiten,
Trippergiftes keine wenn
alle
zu
Sie
Zufällen
Symptome
und
den
anderen
sind
die
mildern
zu lässt.
e n t s p r e c h e n d e diätetische u n d Mittel zu
und
erscheinen
auch wohl
pharmaceutische
beseitigen,
hüten
sich
Wochen,
direkt
gegen
damit die örtliche
den
Ausscheidung
zu f r ü h e U n t e r b r e c h u n g
entzündlichen
aber,
Erscheinungen
erfahre. gewichen,
— 113 — und
die
nicht
mehr
virulente
Beschaffenheit
flusses angenommen werden k a n n , gung desselben
die b e k a n n t e n ,
des
Aus-
g e b e n sie zur B e s e i t i -
darauf hinwirkenden
Mit-
tel, Balsamus Copaivae, C u b e b e n , Einspritzungen etc. etc. Die
Kritik
der
ersten M e t h o d e ,
giebt den Massstab
für
die
ich
oben
gegeben,
die Beurtheilung der zweiten, so
eben mitgetheilten; b e i einer Vergleichung b e i d e r und b e i einer genauen Berücksichtigung der hier zur Geltung k o m menden M o m e n t e
wird
es
jedem
vorurtheilsfreien
Beur-
theiler bald klar werden, auf w e l c h e r Seite sich Vorsicht, Besonnenheit und das der schuldigen S i c h e r u n g des K r a n ken in
die
gebührende
grösserem
Worten,
Aufmerksamkeit
Masse
vorfindet.
der K r a n k e
wird
zollende
Das heisst,
weit besser f a h r e n ,
hat er einmal allopathische Hülfe g e s u c h t , zweiten Methode
Verfahren
mit arideren
behandeln
lässt,
und
wen«
sich nach
lieber
er, der
eine etwas
längere D a u e r des Uebels erträgt, als dass er e i n e , ü b r i gens oft auch noch problematische rasche Beseitigung d e s selben auf Kosten
der
überall
so nöthigen
vor möglichen späteren Nachtheilen Es welche
könnte s c h e i n e n , die
W a s s e r s in
Würdigung
als der
Sicherstellung
erzwingt.
hätte
ich
in
einer
Schrift,
des
kalten
Heilwirkungen
einzelnen Krankheiten
zum Vorwurfe h a t ,
vorstehenden Zeilen der B e t r a c h t u n g der üblichen thischen
Methoden
einen
zu
grossen
Raum
in
allopa-
eingeräumt)
und es mag mir daher gestattet sein, einem etwaigen derartigen Tadel durch einige W o r t e zu begegnen. wo etwas Neues ist, hat
dem
man zunächst
schon Bestehenden mit Umsicht und
zu
Ueberall, substituiren
richtiger W ü r d i -
gung aller dabei zu berücksichtigenden Verhältnisse
8
abzu-
— 114 — wägen, in wie weit denn das Bestehende den an dasselbe zu machenden Anforderungen
entspricht,
in wie weit nicht,
und erst aus dem Resultate dieser Prüfung wird sich das Bediirfniss einer Abänderung mit Sicherheit ergeben können,
Denn nicht um Neues,
delt es s i c h :
das Bessere
weniger als eine Steigerung gensatz
des
Schlechten
sondern um Besseres han-
wird aber
in solchen
Fällen
des Guten denn als ein Ge-
aufzufassen sein,
und wo man
daher etwas Gutes besitzt, da wird häufig nach dem b e währten französischen Sprichworte: „le du bien"
—
mieux
est
l'ennemi
das Bessere ist der Feind des Guten —
das
Haschen nach Besserem ein ganz entgegengesetztes Resultat herbeiführen.
Von diesem hier aufgestellten allgemei-
nen Gesichtspunkte wird man auch bei Einführung neuer Heilmethoden ausgehen müssen, und es kann daher in der Kette
der
hierher
gehörigen Untersuchung
die
genaue
Würdigung des bisher üblichen Verfahrens durchaus nicht als ein überflüssiges Glied betrachtet werden. Man wird aus der sehen haben,
oben gegebenen Kritik wohl er-
dass ich kein Anhänger der
sogenannten
Abortivmethode bin, sondern vielmehr die Ansicht, welche die zur zweiten Methode Heilverfahren
zum
sich bekennenden Aerzte ihrem
Grunde
gelegt,
als
der Natur
des
Uebels' entsprechend
und für die Sicherung des Kranken
vor
Zufällen
späteren
üblen
besorgt,
adoptire.
Neue
Ansichtspunktc für die Behandlung der Gonorrhoe wüssle ich also nicht aufzustellen;
wohl aber glaube ich bezüg-
lich der Art und Weise, wie diese Gesichtspunkte nun in concreten Fällen zu verwirklichen sind, berechtigt zu sein, an die Stelle des bereits Existirenden etwas Anderes, wie
— 115 — mir scheint, Besseres setzen zu können. — Die G o n o r r h o e lässt sich füglich in zwei Stadien entzündlichen,
durch
Schmerz,
eintheilen, Rothe etc.
in das der bezeichneten
Reizung u n d in das des schmerzlosen A u s f l u s s e s ; d i e B e h a n d l u n g wird demgemäss erkennen
1) Behandlung zung.
eine gleiche Eintheilung
anzu-
haben. des Stadiums
der entzündlichen
Rei-
H i e r steht oben an das diätetische, geistige w i e k ö r -
perliche, Verhalten
des Kranken.
Entspricht
hier zu stellenden A n f o r d e r u n g e n , so macht grossen
Zahl von
Fällen jedes
flüssig;
ist dasselbe
aber
dieses d e n es
in
einer
weitere Eingreifen
unzweckmässig,
über-
so m a c h t
j e d e Behandlung, sie heisse wie sie wolle, unnütz.
es
Strenge
R u h e und E n t z i e h u n g j e d e r substantiellen N a h r u n g s i n d die beiden H a u p t f a c t o r e n der Behandlung f ü r diesen Z e i t r a u m der K r a n k h e i t ; d e r Kranke muss wo möglich f o r t w ä h r e n d eine horizontale Lage beobachten, sich aber jedenfalls vor j e d e r anstrengenden Bewegung, vor dem F a h r e n u n d Reiten, w o d u r c h namentlich die schon leidenden O r g a n e arg compromillirt w e r d e n , in Acht fache,
kühlende,
Diät f ü h r e n ,
aus
er muss
nehmen,
Milch und
er muss e i n e e i n -
Wcissbrod
bestehende
ganz besonders viel frisches kaltes
W a s s e r trinken, weil dieses neben der a l l g e m e i n e n , lenden,
enlzündungswidrigcn Wirkung
noch
küh-
den grossen
Vortheil gewährt, dass es dem Urine eine milde B e s c h a f fenheit giebt und so dessen Durchgang durch die gereizte innere Fläche der H a r n r ö h r e schmerzloser macht. T r i n k e n von Wasser kannte von
der
macht
weisse Medicin) und Allopathie
nocli so
Dieses
alle die Emulsionen ( d i e anderen
Arzcneien,
häufig in
diesem
be-
welche Stadium
— der Krankheit verordnet
116
—
werden,
vollständig
entbehrlich,
und ist b e i weitem dem G e b r a u c h e des L e i n s a a m e n - und Altheethees verzuziehen, weil es nicht wie diese den
Ma-
gan b e t ä t i g t , und keine so erschlaffende, sehr häufig di« spätere Hartnäckigkeit des sich als Nachtripper
darstellen-
den Ausflusses vorbereitende W i r k u n g ausübt.
Neben d i e -
sem
hier
angegebenen
allgemeinen
Verhalten
tritt
nun
zweckmässig auch eine örtliche Behandlung der
leidenden
Parthieen hinzu.
Reinlich-
Die
nie zu vernachlässigende
keit erfordert schon an und für sich ein häufiges W a s c h e n des
Gliedes;
am
sichersten
durch den G e b r a u c h
wird
dieser
Zweck
eines 2 — 3 mal täglich
den Sitzbades von 1 8 — 2 0 ° R .
und
erreicht
zu
nehmen-
einer D a u e r von
S t u n d e , wodurch nicht alleifi die Theile mit ihren bungen gründlich g e r e i n i g t , chen
Schmerzen
durch
Einfluss des lauen W a s s e r s sänftigt werden. nes B a d besten
Morgens
nimmt
zu so
achten; oft
es
und
hat.
Temperatur
Ich
der
sind
die entzündlimildernden
in nicht geringem Grade
E b e n so nützlich
zu verweilen
angegebene Acrzten
auch
beruhigenden,
das
in bitte die
empfohlenen B ä d e r
der Patient
welchem hier
örtlichen nicht
von
allgemeinen allopathischen
von 2 6 — 2 8 °
scheinbar so entsprechenden von 1 0 — 1 2 ° R .
R.,
Erschlaffung
Ausflusses
im
und
es
Behandlung Die
erste-
ren sind unpassend, weil sie die Haut verweichlichen grosse
am
er einige
wohl auf die
wie
sind a b e r auch nicht die der hydropathischen
zu Erkältungeil d i s p o n i r e n ,
be-
ist auch ein aligemei-
von derselben T e m p e r a t u r , des
Minuten Bäder
sondern
den
'/4
Umge-
und
überdiess auch leicht eine zu
damit
eine
längere
Dauer
des
zweiten Stadium v o r b e r e i t e n , die letzteren
— 117 — aber,
die kalten
örtlichen und allgemeinen Bäder,
sind
im entzündlichen Stadium des Trippers geradezu verwerflich, und können zu den gefährlichsten Zufällen Veranlassung geben.
Ich habe mehrfach Gelegenheit gehabt, der-
artige unglückliche Richtungen wo entweder
Laien
nach
in Fällen
eigenem
brauche der kalten Bäder griffen selbst von sogenannten ihrem
Terrain
eine
zu
beobachten,
Gutdünken
zum
Ge-
oder wo diese letzteren
Wasserärzten,
Abortivmethode
welche
auch
cultiviren
auf
wollten,
verordnet worden waren, und ich kann daher nicht ernst genug vor solchen unüberlegten, sich sehr oft hart bestrafenden Heilversuchen warnen. — Für ungehinderte Stuhlausleerung muss durch Diät und nöthigenfalls auch durch Lavemenis mit Wasser Bei Kranken,
von
Anstalt besuchen können , jedesmaligen
1 4 — 1 6 ° R.
gesorgt werden.
die eine auf derartige Zwecke eingerichtete Bade
ist
es
oft zweckmässig,
eine Einwickelung
in dem
dem
gut aus-
gewundenen nassen Tuche vorausgehen zu lassen,
indem
die dadurch erzielte reichlichere Haulausscheidung günstig auf das örtliche Uebel zurückzuwirken pflegt. —
Bei dem
hier angegebenen Verfahren pflegt nun innerhalb 1 4 T a gen, spätestens 3 Wochen
die Entzündung
und mit ihr
der Schmerz beim Harnlassen und den nächtlichen E r c c tionen nachzulassen, und man hat es dann nur noch mit dem Ausflussc allein zu thun; es beginnt dann also 2) norrhoe.
die
Behandlung
den
zweiten
Stadiums
der
Go-
Stopfung des Ausflusses ist die Aufgabe dieses Thei-
les der Behandlung,
deren schnelle Lösung von den un-
geduldigen Kranken gemeinhin mit grossem Ungestüm gefordert wird.
Die Arzneikunde besitzt mannichfache Mit-
—
118
tel, von d e n e n eine s o l c h e , k u n g gerUhmt w i r d ; Gebrauch
—
d e n Ausfluss s l o p f e n d c W i r -
die b e k a n n t e s t e n ,
kommenden
sind
am
häufigsten in
d e r Balsamus C o p a i v a e ,
die
C u b e b e n , einzelne E i s e n p r ä p a r a t e , die Einspritzungen von schwefelsaurem Eisen, Catechu, Rothwein, T a n n i n u. dgl. m. E s kann wohl nicht in A b r e d e gestellt w e r d e n , dass j e d e s d e r eben g e n a n n t e n Mittel zur H e r b e i f ü h r u n g des hier e r sehnten
Resultats
bewährt hat;
in
weit
einzelnen
Fällen
sich
als
wirksam
g e r i n g e r e m Zweifel a b e r unterliegt es,
dass alle e r w ä h n t e n P r ä p a r a t e
in
sehr vielen Fällen
sich
vollkommen unzulänglich gezeigt u n d selbst bei a n h a l t e n d e m G e b r a u c h e nicht v e r m ö g e n d gewesen s i n d , den Ausfluss zu stopfen.
E s kann N i e m a n d c o m p e t e n t e r sein, ein
solches Urlheil a b z u g e b e n , anstalt
als ein
ist, in den
einer
von den übrigen H e i l m e t h o d e n
lassenen P a t i e n t e n
Wasserheil-
chronique
scandaleuse
sehr v e r t r a u t
ungeheilt g e -
die zahlreichsten O b j e k t e seiner ärztli-
chen Thätigkeit zu f i n d e n , u n d lich
an
f u n g i r e n d e r Arzt, dessen Schicksal es j a ü b e r h a u p t
der
ist.
demgemäss
mit d e r
traditionellen Medicin
der
gewöhn-
Ich kann
ich sehr viel« K r a n k e g e s e h e n ,
daher welche
versichern,
dass
eine w a h r e
Apo-
theke a u s g e b r a u c h t , um ihren T r i p p e r los zu w e r d e n , bei
a b e r nichts
weiter
davon
getragen
da-
als
dass
zum örtlichen Uebel noch Zerrüttung d e r V e r d a u u n g
und
allgemeines S i e c h t h u m hinzugetreten keit j e n e r wiesen,
i n n e r e n Mittel ist also
und
da
nachtheilig auf
ihr
war.
und
( d a s s der B a l s a m u s Copaivae
Die W i r k s a m -
nichts weniger als e r -
längerer Gebrauch
Magen
hatten,
gewöhnlich
D a r m k a n a l zu wirken nicht
so
ganz
sehr pflegt
gleichgültig,
zeigt schon d e r nach d e m G e b r a u c h e desselben so h ä u f i g
— 119 — auftretende
eigenthümliche
Einspritzungen
nur
den später sich sind,
so
ist
Hautausschlag),
zu häufig die
während
kund g e b e n d e n Stricturen der
wohl
die
erste V e r a n l a s s u n g
Grund genug,
sich
zu
Harnröhre
bei d e r üblichen
H e i l m e t h o d e nicht zu beruhigen und sich
einem
Heilver-
fahren anzuschliessen, dessen Wirksamkeit in vielen Fällen eine grössere, dessen A n w e n d u n g a b e r in allen Fällen von den
üblen
Nebenwirkungen
und
Folgen frei i s t ,
das ältere zu begleiten pflegen.
welche
Dies V e r f a h r e n nun
be-
steht in der A n w e n d u n g der Kälte in Form von B ä d e r n , Sitzbädern, B r a u s e n , Douchen und auch wohl E i n s p r i t z u n gen in die H a r n r ö h r e , u n d beginnt mit den gleich zu
erwähnenden
Cautelen,
wenn
die
näher
Abwesenheit
von
S c h m e r z beim H a r n l a s s e n und den nächtlichen Erectionen die B e e n d i g u n g d e r E n t z ü n d u n g in der H a r n r ö h r e
bekun-
det.
Ich will indessen an diesem Orte zunächst die d u r c h
eine
vielfältige
Erfahrung
gerechtfertigte
s p r e c h e n , dass m a n sich wohl zu hüten dem
Aufhören
der
Schmerzen
gleich
d u n g d e r Kälte eintreten zu lassen, eben
im E r l ö s c h e n
Warnung habe,
die volle
Anwen-
weil d a d u r c h die so
begriflene E n t z ü n d u n g
nur
zu
wieder aufflammen u n d so dem ersten Stadium n o r r h o e eine kann.
aus-
sofort mit
u n g e b ü h r l i c h lange Dauer verliehen
E s gebietet die Vorsicht v i e l m e h r ,
leicht
der
Go-
werden
mit d e r T e m -
p e r a t u r der B ä d e r u n d Silzbäder nur ganz allmälig, etwa alle 2 Tage um 1 — 2
Grad zu fallen, und erst dann
natürliche T e m p e r a t u r
von
sen , w e n n
durch
man
sich
9—7
Grad
eintreten
die
zu l a s -
solch vorsichtiges V o r g e h e n
die Ueberzeugung verschafft hat, es w e r d e die Kälte auch wirklich
vertragen.
Den Gebrauch
und
die
Reihenfolge
— der
einzelnen Bäder
am
Morgen
Dauer und
ein
120
—
bestimme
allgemeines
im Laufe
ich
Bad
des T a g e s
Minuten Dauer genommen
gewöhnlich von
etwa
2 Sitzbäder
werden;
so,
2
das»
Minuten
von
8—10
die A n w e n d u n g
der
B r a u s e , u n m i t t e l b a r n a c h d e m B a d e a m M o r g e n , tritt e r s t dann ergänzend hinzu, wenn man bereits
bis
m i t d e r T e m p e r a t u r h e r u n t e r g e g a n g e n ist. h a b e ich
auch
die
zu 1 4 °
Sehr
aufsteigende D o u c h e ,
R.
wirksam
einige Minuten
h i n d u r c h an d a s Mittelfleisch geleitet, g e f u n d e n , u n d k a n n d e r e n A n w e n d u n g zweckmässig bades
unmittelbar
folgen.
d e m G e b r a u c h e des Sitz-
Was
die E i n s p r i t z u n g e n
von
k a l t e m W a s s e r in die H a r i r ö h r e b e t r i f f t , so k a n n ich i h r e W i r k s a m k e i t e b e n nicht b e s o n d e r s r ü h m e n ,
indessen
ver-
d i e n e n sie d o c h als ein ganz u n s c h u l d i g e s , von allen, pharmaceutischen Einspritzungen anklebenden, freies
Mittel in
hartnäckigen
Fällen
den
Nachtheilen
nicht u n v e r s u c h t
zu
bleiben. *) Recapituliren Zeilen,
die b e s o n n e n e n selben Arzt
wir
nun
so e r g i e b t s i c h , sind,
seinem
den Inhalt
dass
der
vorstehenden
die P r ä m i s s e n ,
von
denen
allopathischen Aerzte a u s g e h e n , ganz welche
auch
Heilverfahren
d e r mit W a s s e r zum G r u n d e
die-
behandelnde
legt,
und
dass
s o m i t b e i d e auf e i n e r u n d d e r n ä m l i c h e n Basis g e g e n
die
Krankheit operiren.
der
Wahl
ihrer
Mittel,
Auseinander indem
der
gehen
sie
nur
allopathische A r z t
in
solche
") Neucrc Erfahrungen haben mich belehrt, dass diese E i n spritzungen , wenn man das dazu verwendete W a s s e r durch Eisstücke bis zu einer Temperatur von etwa 3—4° R. h e r a b stimmt, allerdings von sehr grosser W i r k s a m k e i t cum Zwecke der Stopfung des Schleimausflusses sind.
-
121
-
Substanzen anwendet, welche, in m a n c h e n Fällen von nicht abzuleugnender
Wirksamkeit,
sich
doch
Fällen als unzureichend documentirt,
in sehr
in
vielen
allen a b e r ü b l e ,
in i h r e r differenten Natur b e g r ü n d e t e N e b e n w i r k u n g e n sorgen lassen,
während
fahrenen Händen
das W a s s e r
sich
in b e s o n n e n e n ,
er-
stets als ein unschädliches,
oft a b e r als ein überaus
nützliches,
dem
hier
besehr
zu
erzie-
lenden Resultate entsprechendes Mittel b e w ä h r e n w i r d .
Ei-
nen Glanzpunkt f ü r eine Behandlung, sie f ü h r e einen N a m e n , welchen sie wolle, mals a b g e b e n ,
da
es
wird übrigens
nicht
der Tripper
nie-
leicht eine Krankheit g e b e n
dürfte, welche so oft die Geduld
der Kranken
wie
der
Aerztc auf die P r o b e stellt, als g e r a d e dies lästige Uebel. F ü r die Patienten selbst a b e r m a g hier noch
der
beher-
z i g e n s w e r t e W i n k stehen, nicht gar zu s e h r auf die S c h n e l ligkeit der K u r bedacht zu sein, u n d d a r ü b e r die S i c h e r heit
derselben
ausser
Augen zu s e t z e n ,
Krankheit gefunden wird, bei der sich
da k a u m
ein
eine
unbesonnener
EingriiI so h a r t , wie bei d e r Gonorrhoe bestraft. 2.
Die
Leistenbeule,
versteht man eine
d e r Bubo.
Unter B u b o
entzündliche Anschwellung
einer
oder
b e i d e r Leistendrüsen, welche j e nach i h r e r innern
Bedeu-
tung und
Verlauf
zu n e h m e n
ihrem
Ursprünge
pflegt.
einen
Ist ein Tripper
verschiedenen zugegen,
es nicht selten vor, dass auf der H ö h e desselben
so
kommt
der Entzündung
die b e n a c h b a r t e n Leistendrüsen an d e r in
der
H a r n r ü h r e stattfindenden Reizung partieipiren, s c h m e r z h a f t w e i d e n u n d anschwellen.
Man bezeichnet
einen
gen Bubo mit dem Namen des sympathischen
derarti-
oder
con-
sensuellen, weil, wie schon b e m e r k t , sein U r s p r u n g ledig-
— 132
-
lieh in der Mitleidenschaft mit d e r entzündlichen Reizung des Nachbargebildes,
der Harnröhre,
zu
suchen,
d e n n j a eine b e k a n n t e E i g e n t ü m l i c h k e i t anzuschwellen u n d schmerzhaft zu werden, nen
in
anatomischer
Verbindung
m i n d e r entfernte O r g a n e
wie es
d e r D r ü s e n ist, w e n n mit i h -
stehende,
mehr
krankhaft afficirt sind.
oder
So
die
Anschwellung d e r Achseldrüsen, bei E n t z ü n d u n g u n d A b scessen
d e r F j n g e r u. s. w. —
e r nicht unzweckmässig deutung beanspruchen
Dass
behandelt,
steht
und
u n d Alles,
was
darauf b e r e c h n e t ist, diese zu beseitigen,
wird
auf
schwulst
günstig
und
Allem
körperlichen
Zertheilung
zurückwirken.
oben beim Trippef vor
leuchtet
wird
besondere Be-
fällt mit d e r E n t z ü n d u n g d e r H a r n r ö h r e , die Z u r ü c k b i l d u n g
kann,
dieser B u b o ,
keine
Bewegung,
jeder,
er
auch
der Leistendrüsenge-
Strenge
aufgestellten
Vermeidung
ein,
Befolgung
der
diätetischen
Grundsätze,
die Reizung
steigernden
werden daher
in
der
Mehrzahl
d e r Fälle gegen das genannte Uebel ausreichen u n d eine gesonderte
specielle
den seltenen Fällen
Behandlung indessen,
unnöthig
wo
machen.
man G r u n d
zu
In
haben
glaubt, noch örtlich einschreiten zu müssen, da wird das Auflegen d e r gleich unten n ä h e r zu b e s c h r e i b e n d e n W a s s e r u m s c h l ä g e stets schwulst
zu erzielen
enügen,
um die Zertheilung
E s kann
nicht
d e r Ge-
in A b r e d e
gestellt
w e r d e n , dass e r f a h r e n e u n d besonnene allopathische Aerzle, bei dieser Art des B u b o gleichfalls nach den
oben
ange-
g e b e n e n Grundsätzen verfahren und d e m s e l b e n , u n t e r
Ver-
m e i d u n g aller directen Heilmittel, nur die e r w ä h n t e n
diä-
tetischen Massregeln
entgegen
stellen.
Indessen
fehlt es
d o c h auch nicht an Fällen, wo eingreifende Zertheilungs-
— 123 versuche
gemacht
werden,
-
und
mir
sind n i c h t
wenige
K r a n k e zu Gesichte g e k o m m e n , welche nach e i n a n d e r mit Merkurialsalbe, mit Pflasiern aller Art, E i n r e i b u n g e n Jodtinctur etc. gemartert worden Anderes dadurch schwulst und
von
w a r e n , ohne dass etwas
bewirkt worden w ä r e , als g r ö s s e r e
grösserer Schmerz.
Die
Ge-
Wasserbehandlung
zeichnet sich also d a d u r c h vortheilhaft aus, dass
sie von
allen solchen eingreifenden P r o c e d u r e n vollständig a b s t r a hirt, u n d in den Fällen, wo ü b e r h a u p t örtlich eingeschritten wird, sich auf die Application j e n e r milden Umschläge b e s c h r ä n k t , welche allen hier zu erfüllenden Zwecken vollkommen
entsprechen.
E i n e zweite Art des B u b o ist diejenige, welche sich zum Schankergeschwür hinzu zu gesellen diesem Falle hat d e r Bubo dann einen r a k t e r u n d eine andere Bedeutung. artet
sich
nämlich
hier
pflegt,
ganz
und
in
andern Ka-
Die Drüsengeschwulst
als eine
solche, welche
durch
einen specifisch reizenden oder giftigen Stoff, d u r c h
eine
auf die D r ü s e n abgelagerte, mit Intensität w i r k e n d e Schärfe hervorgerufen
ist,
d.
Ii. es bleibt d e r B u b o
hier
auf d e r Stufe blos consensueller Reizung stehen, wächst i m m e r m e h r u n d m e h r und
geht trotz aller theils
u n n ü t z e r , theils zweckwidriger Zerlheilungsmittel rung
über.
Die Bedeutung
von B u b o wird
und
aber dadurch
nicht
sondern
das W e s e n
besonders klar,
in E i t e -
dieser
Art
dass
eine
wiederholte E r f a h r u n g ergeben hat, dass, wo die V e r e i t e r u n g d e r Geschwulst zu Stande
gekommen,
allgemein syphilitische Symptome auftreten.
fast
d e r Bubonenabscess offenbar kritischer N a t u r , syphilitische
Gift
durch
ihn
ausgeschieden
niemals
E s ist d a h e r indem zu
das
werden
— 124
-
scheint, und wo daher ein beträchtlicher Bubo zurückgeht oder künstlich zertheilt wird, da werden die Erscheinungen der allgemeinen Syphilis auch nicht lange auf sich warten lassen. Welch beachtungswerther Wink hierin für die Behandlung so gearteter Bubonen liegt, bedarf wohl keiner weitem Auseinandersetzung. — Was nun die B e handlung dieser Art von Bubonen betrifft, so wird schon wegen des gleichzeitig damit verbundenen Schankergeschwürs ein allgemeines Verfahren eintreten m ü s s e n ; ich verweise daher, um Wiederholungen zu vermeiden, auf das weiter unten bei Würdigung des Schankers darüber Beizubringende, und beschränke mich hier nur auf die Angabe der örtlichen Anwendung des Wassers. Die E r fahrung, dass der den Schanker begleitende Bubo gewöhnlich zur Eiterung neigt, so wie die oben schon erwähnte Rücksicht auf die günstige Wirkung einer solchen Eiterung zur Verhütung der allgemeinen syphilitischen Erscheinungen hat die Aerzte veranlasst, solche örtliche Mittel anzuwenden, welche erfahrungsgemäss einen derartigen Ausgang herbeizuführen vermögen. Sie bedienen sich dazn der warmen, aus Kräutermischungen oder auch aus H a fergrütze bestehenden Breiumschläge, und es soll, so wie auch nur oberflächliche Erweichung eingetreten, der Bubo durch einen kleinen Einstich mit der Lanzette, der aber so tief gehen muss, dass die lymphatischen Gefässknäule der Drüse dadurch zerschnitten werden, geöffnet werden. W e r jemals sich Bubonen auf diese Weise hat behandeln lassen oder deren Behandlung milangeseben hat, der wird erkannt haben, wie beschwerlich, wie langwierig und wie zweifelhaft in seinem Erfolge ein solches Verfahren ist.
— 135 — Denn nicht nur, dass der Patient
dabei
beständig liegen
muss, nicht nur, dass er sich fortwährend
mit den lästi-
gen, unreinlichen, die W ä r m e selten laDge conservirenden und deshalb so oft zu wechselnden Breiumschlägen plagen muss, es werden auch durch die frühe, b e i allen drüsigen Gebilden
Uberhaupt
so missliche Eröffnung
mittelst
der
Lanzelte gerade am häufigsten die unglückliche» R i c h t u n gen, wie Eitersenkungen, fistulöse Gänge, selbst
brandige
Entartung herbeigeführt, welche bei Kranken und Aerzten den B u b o zu einer so gefürchteten Krankheit W i e vortheilhaft behandlung,
durch
zeichnet sich ihre
dagegen
Einfachheit,
machen. die W a s s e r -
Reinlichkeit
und
leichtere Handhabung aus! Anstatt der Kranke dort liegen muss, kann er hier frei umhergehen, anstatt sich mit warmen Umschlägen, die alle Viertelstunden wieder kalt g e worden,
abzumühen,
hat
er es hier
mit
den
einfachen
rcinlichcn kalten Wasserumschlägen zu thun, die j e länger sie liegen, desto wärmer werden, anstatt dort durch voreilige, b e i noch
bestehender Härte
in
eine
der Umgebung
zu den schlimmsten Zufallen Veranlassung g e b e n d e künstliche sicher,
Eröffnung da
zweckmässig unterstützt,
gefährdet
alles
zu s e i n ,
der Natur
durch schon
allgemeines den
geht
überlassen und
er
hier
bleibt,
örtliches
ganz
welche, Verfahren
rechten Zeitpunkt für die E n t l e e -
rung des Eiters zu treffen
versieht.
Die Vorzüge
dieser
kalten, bei festem Anschliessen an die betreffende K ö r p e r stelle nach und nach eine intensive W ä r m e Umschläge vor gen sind würde,
den gebräuchlichen
so gross,
diese
dass es
letzteren
wirklich
nicht schon
entwickelnden
warmen
Breiumschlä-
unbegreiflich
ganz
sein
aus der Praxis
— 136 — verbannt zu sehen, wenn nicht die zähen Vorurtheile und die Abgeneigtheit der meisten Aerzte, sich mit den W i r kungen der verschiedenen Applikationsweisen des Wassers vertraut zu machen, eine Erklärung dafür abgäben. Die Aerzte kennen
nur e i n e
Wasserumschläge, nämlich
die
Wirkung
der
kalten
entzündungswidrige,
zer-
theilende; wo es sich aber um einen erweichenden, eiterungsbefördernden Effect handelt, da perhorresciren sie dieselben, und stellen sich eben so erstaunt, wie jener Wilde, dasselbe Hauchen
des Mundes
sich die Suppe kalt und die Hände warm
als er seinen Gast durch
machen sah.
Würden
sie aber
aus der bescheidenen
richtiger hochmüthigen Entfernung,
in der
oder
vielleicht
sie sich
bis-
her der Wasserkur gegenüber gehalten, etwas näher herantreten, so müssten sie bald die Ueberzeugung gewinnen, dass die verschiedene Wirkung lediglich von der verschiedenen Weise Umschläge nicht
der Anwendung
abhängig ist.
werden entzündungswidrig
stark
ausgewunden,
aufgelegt
Die kalten
wirken, wenn und
schnell
sie
hinter
einander, alle 1 — 2 Minuten gewechselt werden, sie werden aber die Reife zur Eiterung und unter Umständen auch die Zertheilung einer Geschwulst bewirken, wenn sie gut ausgewunden, fest
und in
die betreffende Körperstelle und
nur
selten,
hinreichender Grösse auf
gelegt, zweckmässig
alle 3 — 4
Stunden,
erneuert
bedeckt werden.
Ich kann versichern, dass ich mit dieser letzteren Varietät der
kalten Umschläge
die
bedeutendsten Blutschwäre
und Bubonen in unzähligen Fällen
zu einer
Eiterung gebracht habe, und was die Kranken
gründlichen dabei ge-
wonnen haben, dass sie durch dieses einfache, stets wirk-
— 127 same
Verfahren
der Plage
-
mit den lästigen B r e i u m s c h l ä -
gen ü b e r h o b e n w u r d e n , bedarf wohl einandersetzung.
keiner langen
Aus-
Ich lasse daher bei K r a n k e n mit B u b o -
n e n , b e i denen in Fällen, von denen hier die R e d e , stets die T e n d e n z zur E i t e r u n g vorauszusetzen ist, die Geschwulst mit
einer
grossen,
aus recht grober, p o r ö s e r
Leinwand
b e s t e h e n d e n , in kaltes Wasser getauchten Compresse
be-
d e c k e n , ü b e r welche dann ein Stück W a c h s t u c h u n d
dar-
über
wohl auch noch ein trockenes T u c h in der A r t
festigt w e r d e n , dass
der Patient sich nöthigenfalls
frei b e w e g e n kann.
Das Ganze muss
be-
damit
fest auf d e r
Haut
anliegen, u n d j e nach der sich entwickelnden W ä r m e
und
d e m Austrocknen des Umschlages alle 3 — 4 S t u n d e n
er-
neuert werden. Allgemeinen
Die Wirkung dieser Umschläge steht im
an Schnelligkeit der
der
warmen
Breium-
schläge nicht nach, und wenn dies auch in einzelnen seltenen Fällen
so scheinen
sollte, so sind
doch
anderweitigen Vortheile dieser Behandlung
so
stets
die
gross
und
die d a d u r c h herbeigeführte Reife der Geschwulst so g r ü n d lich, dass dem K r a n k e n
reichlich die etwaige
z ö g e r u n g aufgewogen wird. — Hat die
kleine V e r -
freiwillige E r ö f f -
n u n g d e r Geschwulst stattgefunden, so müssen n e b e n fortgesetzten
allgemeinen
Behandlung
lange fortgebraucht werden, geschwunden
und
die
Iiis alle H ä r t e
die Schliessung der
der
Umschläge
so
im Umkreise
Wunde
vor
sich
g e g a n g e n ist, was durch den gleichzeitigen G e b r a u c h abgeschreckten Sitzbäder in nicht geringem Grade
der
unter-
stützt zu werden pflegt. Von mit vielen
einigen
Schriftstellern
wird
anderen noch behauptet,
im
dass
Widerspruche es auch
einen
—
128
—
p r i m ä r e n Bubo gebe, d. h. einen solchen, wo das syphilitische Gift aufgenommen worden ist, ohne Erscheinungen an der Infectionsstelle selbst hervorgerufen zu h a ben, dasselbe vielmehr gleich auf die LeistendrUse ü b e r tragen worden und so Veranlassung zur Erzeugung des B u b o geworden ist. Ich habe derartige Bubonen zu beobachten keine Gelegenheit gehabt; für die Behandlung e r giebt sich begreiflicherweise dabei kein Unterschied u n d sie wird auch in diesem Falle ganz die eben angegebene sein müssen. 3. Die Hodenentzündung. Die Entzündung der Hoden tritt, gleich der ersten oben erwähnten Art des Bubu, am häufigsten als sympathische Erscheinung eines gleichzeitig vorhandenen Trippers auf, und entsteht namentlich dann, wenn Tripperkranke nicht das richtige Verhalten beobachten, kein Suspensorium tragen, während der entzündlichen Periode reiten, tanzen, trinken oder gar den Beischlaf vollziehen, oder erhitzende Mittel, Copaiva-Balsam, Cubeben, drastische Abführmittel u. s. w. gebrauchen. Sie äussert sich dadurch, dass der erkrankte Hoden vergrössert, geschwollen und die Haut des Hodensackes der kranken Seite gcröthet, oft gespannt und glänzend ist. Dabei ist der erkrankte Hoden heisser als der andere, schwerer, massig hart und sehr empfindlich nicht nur bei der Berührung, sondern auch dann, wenn der Kranke steht, und so der Hoden seiner eigenen Schwere überlasssn wird. Nach Massgabe der Heftigkeit der Entzündung ist damit mehr oder weniger Gefässfieber mit Hitze, Trockenheit, Durst, Kopfschmerz und Appetitlosigkeit verbunden. — Auch diese begleitende Erscheinung
— 129 — des Trippers verlangt «ir Erziektng ihres naturgemässeslen Ausganges, der Zertheilung, keinen compiicirten Heilapparat, und es bedarf dazu weder der Blutegel, der Brechmittel, der Einwickelungen mit Heftpflasterstreifen und -wie di« sogenannten Heilmittel alle heissen mögen, mit denen die Patienten so oft arg gequält werden. Ich habe erst in neuester Zeit mehrere Fälle von Hodenentzündungen, in denen die Anschwellung zu colossalen Dimensionen gestiegen war, und wo andere Aerzte ein sehr energisches Einschreiten für unbedingt erforderlich erklärt hatten, in verhältnismässig kurzer Zeit auf die gleich näher anzugebende Weise vollständig geheilt, und glaube daher auch hier die Wasserbehandlung jeder bisher üblichen vorziehen zu dürfen. Vor allem ist das Verhalten des Patienten streng zu reguliren; er muss fortwährend die horizontale Lage beobachten und dabei durch untergeschobene Polster dem Hodensack eine erhöhte Lage und feste Unterstützung geben; die Diät muss eine durchaus kühlende sein, nur aus Wasser, Milch und gekochtem Obste bestehen, und für ungehinderten offenen Leib durch wiederholte Wasserklystire gesorgt werden. Oertlich wird die Geschwulst mit dem oben näher beschriebenen Umschlage, der auch den Penis mitumfassen muss, bedeckt, und für gehörige E r neuerung des erstem, sobald er nämlich sehr heiss und trocken geworden, Sorge getragen. Wie der syphilitische Bubo die Tendenz zur Eiterung, so hat die sympathische Hodenentzündung die zur Zertheilung, und wie dort der erwärmende Umschlag maturirend wirkt, so wirkt er hier zertheilend. Denn das ist gerade der eigentümliche grosse Vorzug der, hier durch die kalten Umschräge er-
9
— 130
-
sielten feuchten Wärme, dass sie der Natur keine Gewalt anthut, sondern nur den dem Wesen d e r Krankheit > e n t sprechenden Ausgang begünstigt, dort eiterungsbefördernd wirkt.
daher
hier
zertheilend,
E i n e allgemeine B e h a n d -
lung durch nasse Einschlagungen etc. ist n u r bei stärkerem ausgeprägten
Fieber nothwendig,
holt versichern, dass das
u n d ich kann
angegebene
einfache
wieder-
Verfahren
in diesen Fällen mich noch niemals im Stiche gelassen hat. 4. Das ker.
syphilitische
Ges chwür,
Unter allen Formen
scheinungen
nimmt
der
Schan-
der primär-syphilitischen
bezüglich
seiner B e d e u t u n g das
philitische Geschwür gewiss den ersten Platz ein,
Ersy-
weil in
d e r Mehrzahl der Fälle, in denen allgemeine syphilitische Symptome beobachtet worden sind, sets ein S c h a n k e r die erste Quelle
derselben
nachzuweisen
ist.
als
Diese E r -
fahrung war es denn auch allein, welche auf die A n n a h m e eines specifischen syphilitischen Giftes f ü h r t e , d e n n
erst
daraus, dass so häufig die allgemeine Vergiftung d e r örtlichen folgte, konnte man mit vollem Rechte
abstrahiren,
dass mit d e r Entstehung des primären Schankers ein ganz eigenthümliches Gift in die Oekonomie des Lebens eingeführt worden war, welches früher oder später seine zerstörenden Wirkungen in den verschiedenen Gebilden des Organismus zu äussern
vermag.
Dieser Ansicht
entsprechend,
hatte
man d e n n auch früher jeden Schanker als den ersten R e flex
einer
allgemeinen
syphilitischen
Vergiftung b e -
trachtet u n d denselben demgemäss mit Mitteln welchen m a n eine neutralisirende Kraft lichen Giftes beimessen
dieses
zu können glaubte,
behandelt, eigentüm-
und
erst in
n e u e r e r Zeit hat man den Grundsatz aufgestellt, der S c h a n -
— 131 — k e r sei lediglich ein örtliches Uebel u n d von j e d e r allgem e i n e n Vergiftung unabhängig.
Der hervorragendste V e r -
treter dieser Ansicht ist wiederum Ricord; k a n n , wenn
man
nicht
nicht m e h r a n n e h m e n ,
geradezu
er s a g t : „ M a n
blind sein
dass das
will,
heute
syphilitische Gift
durch
einen Einriss uder auf andere W e i s e eindringe, zuerst d e n ganzen Organismus
vergifte, sich
in der E n t f e r n u n g b e -
b r ü t e n lasse, seinen W e g zurückgehe und endlich in d e m Neste, wo es zuerst abgelagert war, zu Tage k o m m e . E i n S a m e n k o r n eigener Art,
keimt
an der Stelle, wo es gesäet worden ist; ein liches F e r m e n t ,
—
das syphilitische Gift eigenthüm-
zieht es die Theile, welche
es unmittel-
b a r b e r ü h r t , zunächst in den Gährungsprozess mit h i n ü b e r . Alles das geht m e h r oder weniger sehne!!,
nach
der
Anlage, d e r Oertlichkeil und der Gunst d e r übrigen
Be-
d i n g u n g e n , a b e r es geht von Statten nothwendig u n d
ab-
solut, u n d zwar an
je
einer sehr umschriebenen Stelle, die
g e n a u e r zu begränzen uns vielleicht später gelingen w i r d . Die Nichtexistenz eines Bebrütungssladiums, dente,
so w a h r e ,
i m m e r noch
so logische
nicht geglaubt.
Thatsache, Das
eine wird
so e r i indessen
Vorurtheil ist
zu
alt,
als dass es nicht Gesetzeskraft erlangt hätte, und dass es so leicht wäre,
es umzustossen." —
doch nicht räthlich
erscheinen,
Es
dürfte
diese Ansicht,
indessen trotz
der
Bestimmtheit, mit d e r sie ausgesprochen w o r d e n , so o h n e W e i t e r e s zu adoptiren, weil sie bezüglich d e r B e h a n d l u n g n e b e n m a n c h e m Guten — der Beschränkung des M e r c u rialgebrauchs
nämlich —
muss, u n d auch wirklich
doch zu Consequenzen
führen
n u r zu oft geführt hat,
welche
die unglücklichsten Folgen für den K r a n k e n 9*
haben
kön-
— taa — nen.
Denn wo sind die Überzeugenden Beweise, dass das
syphilitische Gift wirklieb so- ein Samenkorn ist, das nur an d e r Stelle keimt, wo es gesäet ist, und lässt der ganze Vorgang denn in der That gar keine andere Erklärung zu? Allerdings wird, wenn eine nur durch eine dünne Oberhaut
geschützte Schleimhaut
philitischen
mit dem ansteckenden
Eiter, der ein Product des Schankers
Berührung kommt, zuerst das Organ
den
und deshalb
nachtheiligen auch
sy-
ist, in
in Berührung
kommende
Einfluss des Giftes
empfinden,
die ersten Reactionserschcinungen
an
den Genitalien, da wo der Organismus den stärksten E i n fluss des syphilitischen Giftes empfunden hat, schein
kommen;
es spricht
aber
zum
Vor-
nichts dagegen,
dass
gleichzeitig auch der ganze Organismus
durch
saugung des Giftes ihficirt werden kann,
die allgemeinen
Wirkungen sich aber aus dem
die Auf"
angeführten Grunde
später als die örtlichen kundgeben werden.
Und
erst
verhält
sich die Sache wirklich so, wie hier angegeben worden, und die Möglichkeit, dass sie sich
so verhält,
wird Nie-
mand überzeugend bestreiten können, so sieht man leicht ein, dass damit wenig genützt sein kann, wenn man sich darauf beschränkt, die ersten, örtlich sichtbaren Symptome zu beseitigen, während man nichts thut, die Bhitmisebung von dem sie belastenden fremden Stoffe zu reinigen, und so
den
Folgen
der
allgemeinen
Infection
vorz-ubeugen.
Dieselben und eigentlich noch gewichtigere Gründe daher, welche oben beim Tripper die Aborlivmethode als unräthlich und zweideutig erscheinen liessen,
dieselben Gründe
sprechen auch hier beim Schanker gegen die von aufgestellte Abortivmethode
Rieord
durch das blosse Aetzen
des
— 133 — örtlichen Geschwürs; in beiden Fällen ist keine Sicherheit f ü r den Kranken vor möglichen bösen, sehr bösen Folgen gegeben. Dazu kommt, dass Ricord selbst eine Form voti Schanker annimmt, welche stets Reflex einer allgemeinen Vergiftung sein soll, den verhärteten (indurirlen) Schanker nämlich, dabei aber zugesteht, dass die Unterscheidung desselben von anderen gutartigen Geschwüren oft den grössten Schwierigkeiten unterliegt, dass er ferner die Schutzkraft der Aetzung auf die ersten 4 — 5 Tage nach Entstehung des Geschwürs, also auf einen Zeitpunkt beschränkt, in dem sehr oft die Kranken den Arzt noch gar nicht consultiien, und dass er endlich eine oberflächliche Aetzung mittelst Höllensteins, womit sie doch in der Privatpraxis gewöhnlich ausgeführt wird, für unzulänglich erklärt, und n u r ein liefeingreifendes, höchst schmerzhaftes Aetzmittcl, die Wiener Aetzpaste, für dem Zwecke entsprechend hält, ein Mittel, dem sich nur wenige Kranke unterwerfen dürften. Unter diesen Verhältnissen darf es nicht Wunder nehmen, wenn die Mehrzahl der Aerzte sich beim primären syphilitischen Geschwüre nicht auf eine bloss örtliche Behandlung beschränken zu dürfen glaubt, sondern es vorzieht, zur Verhütung möglicher allgemeiner Folgen auch ein Allgemeinverfahren eintreten zu lassen. Und worin besteht nun dies allgemeine V e r f a h r e n ? Hier begegnen wir nun zwei grossen streitenden Partheien, welche sich bereits seit langer Zeit gegenüberstehen, ohne dass bis jetzt die Akten des Prozesses hätten geschlossen werden können. Es sind dies die Mercurialisten und Antimercuriälisten. Die Mercurialisten stützen sich auf die specifische Natur der Syphilis, welche auch nur durch ein spe-
— 134
-
cifisches Heilmittel, den Mercur, geheilt werden - könne. Sie müssen zwar zugeben, dass syphilitische Geschwüre und auch secundare Symptome ganz von selbst heilen können, allein sie behaupten, dass da, wo der Mercur nicht gegeben wird, die Krankheit sich sicher verlängere, und secundare Symptome viel häufiger seien. W e n n die Gegner des Mercurs behauptet hätten, dass da, wo bei primären Formen Mercur gebraucht worden wäre, die secundaren Symptome in viel übleren Formen aufgetreten, so läügnen die Anhänger des Mercurs die Richtigkeit dieser Behauptung, und sind vielmehr der Meinung, dass die Syphilis eben als specifische Krankheit, sobald ihr Gift nicht neutralisirt worden, desto schlimmer hervortreten müsse, so wie es ja auch Thatsache sei, dass einst, bevor der Mercur als Heilmiltel gegen die Syphilis eingeführt worden sei, die secundären Formen der Syphilis die gewöhnlichsten und schrecklichsten gewesen seien. W e n n allerdings nicht geläugnet werden könne, dass viele schreckliche secundare Erscheinungen die Wirkung des gemissbrauchlen Mercurs seien, su möge man doch auch nicht die tausend und wieder tausend Fälle vergessen, wo der Merkur die beste, schnellste und dauerhafteste Heilung gebracht h a b e . — Die Antimercurialisten wollen dagegen den Mercur gänzlich aus der Therapie der Syphilis verbannt wissen, und unterstützen ihre Ansichten von der Verwerflichkeit des Mercurs mit furchtbaren Waflen, Thatsachen und statistischen Berechnungen. Sie sind der Meinung, dass nicht allein das Quecksilber, sondern auch jedes andere Heilmittel in manchen Fällen zur Heilung syphilitischer Affectionen unnöthig sei, und dass in allen
— 135 — Fällen, wo man gegen die Syphilis fahren lediglich
ein entziehendes,
d e r n d e s sein müsse.
Sic
beschuldigen
dass es n u r zu leicht einen Syphilis hervorbringe, dem es
einschreite, das ausleerendes, das
Quecksilber,
unregelmässigen Verlauf d e r
und diese slets verschlimmere, i n -
d e r Syphilis ähnliche Erscheinungen
u n d so d e m v o r h a n d e n e n U e b e l e i n zu f ü g e .
hervorrufe,
neues
W e n n das Quecksilber wirklich ein
gegen die Syphilis sei, fragen die Gegner Recht, wie kommt
Ver-
reizmin-
es
denn, dass man
hin-
Speciñcum
desselben
mit
dessenungeachtet
noch so zerstörende Formen derselben, und zwar in K r a n kenhäusern sieht, wo doch der Kranke
sich allen A n f o r -
derungen
nicht,
fügen
Satz richtig wäre, mären
musste?
Hätte
dass man durch B e h a n d l u n g
Zufälle mit Quecksilber
könnte, gar keine
man die
secundären
Quecksilber behandelte?
pri-
verhüten
die Syphilis mit
Auch statistisch unterstützen die
Gegner des Mercurs ihre Behauptung, Gebrauch«
der
der
secundärcn Symptome m e h r entstehen
sehen müssen, da man ja fast allgemein
dem
wenn
desselben
die
dass g e r a d e nach
secundärcn
häufiger und in viel bösartigeren Formen
Zufälle
weit
auftreten.
Aus
einem von Sir James M. Gregor unterzeichneten officiellen Circulare an die Militairärzte Englands geht hervor,
dass
bei der Behandlung mit Quecksilber das Verhältniss
der
p r i m ä r e n Symptome zu den secundaren! u n g e f ä h r wie
1:
2 0 , bei der Behandlung ohne Quecksilber wie 1 : 5 5 w a r . E b e n so wurden im Militairkrankcnhause zu W ü r z b u r g in einem J a h r e 8 2 primäre syphilitische Symptome von ninghausen
ohne Quecksilber geheilt, und
Falle zeigten sich secundare Zufälle.
nur
in
Brüneinem
— 136 — Auf welcher Seite ist nun das Recht? Ich stehe keinen Augenblick an, gestützt auf meine Erfahrungen, dasselbe auf Seiten Derer zu suchen, welche den Mercur, der sich in der Arzneikunde so häufig weniger als der geflügelte Bote der Götter, denn als ein Abgesandter des Teur fels gezeigt, bei dem primär-syphilitischen Geschwür verbannt, und diesem letzlern nur ein entziehendes, ausleerendes, reizminderndes Verfahren entgegengestellt wissen wollen. Auch hier also, wi« oben beim Tripper, begegnen wir einer Parthei unter den allopathischen Aerzten, mit deren Principien sich der mit Wasser behandelnde Arzt vollkommen einverstanden erklären muss, aber auch hier, wie beim Tripper, sind zwischen Allopathie und Hydriatrik die Wege verschieden, welche von demselben Principe aus zu dem zu erstrebenden Ziele, der sichern Genesung des Patienten, führen. — Die Aerzte, welche die primäre Syphilis ohne Quecksilber heilen, befolgen mehr oder weniger genau das von englischen Aerzten zuerst unter dem Namen des simple treatment aufgestellte Heilverfahren, dessen Normen im Wesentlichen die folgenden sind. Was zunächst die diätetischen Bestimmungen betrifft, so sind es namentlich die Temperatur, in welcher sich der Kranke aufzuhalten hat, die Ernährung desselben und endlich sein ganzes übriges Verhalten, welche vor Allem einer sorgfältigen Regulirung bedürfen. Der an Syphilis Leidende soll sich beständig in einer Temperatur von mindestens 18° R., um die Hautausdünstung zu b e fördern, aufhalten, eine Bestimmung, welche sich auf die Erfahrung zu basiren scheint, d'ass die Syphilis in den tropischen Klimalen, im südlichen Europa und im nördr
— 137 — liehen
während
die H e i l u n g
des
weit
Sommers
rascher
weit milder v e r l ä u f t ,
und
leichter gelingt.
und
Die Diät
soll eine m e h r vegetabilische als animalische sein, u n d es darf
der
Kranke
Nahrung
hat den Z w e c k , cesse
dadurch dass
den
vierten Theil
dass die
Syphilis.
gewohnten
der
Nahrung
dem krankhaften Reproduktionsprozur
weitern A u s b i l d u n g
A u f s a u g u n g in
dem Grade
das k r a n k h a f t E n t a r t e t e
malen Zustand zurückkehrt. Reinlichkeit
der
Diese V e r m i n d e r u n g
das Material
nommen , und werde,
nur
geniessen.
nothwendige Der Kranke
ge-
gesteigert
wieder in d e n
nor-
E n d l i c h sind noch R u h e u n d
Bedingungen
zur
soll fortwährend
Heilung
im Bette
der
liegen,
theils d e r gleichmässigen W ä r m e w e g e n , theils weil d u r c h das beständige
Liegen
der
N a h r u n g besser verträgt. mungen,
welche
besteht d a r i n , einer
die E n t z i e h u n g
der
von j e n e n Aerzten als unerlässlich
gestellt w e r d e n . — löffel von
Kranke
So weit die diätetischen B e s t i m -
Die eigentlich
dass d e m K r a n k e n Auflösung d e r
hin-
arztieiliche B e h a n d l u n g täglich
3 m a l ein E s s -
schwefelsauren
Magnesia
in W a s s e r g e g e b e n wird, worauf gewöhnlich einige S t u h l ausleerungen im Laufe des Tages zu erfolgen pflegen. Die hier näher bezeichnete B e h a n d l u n g des syphilitischen Geschwürs vor d e r
mercuriellen B e h a n d l u n g ,
wieder gewichtigen B e d e n k e n , w e n d e t e n Mittel selbst,
primären
hat unzweifelhaft grosse Vorzüge
theils
unterliegt
die theils
aus
aus d e r grossen
aber
selbst
dem
ange-
Schwierig-
keit, dies V e r f a h r e n in d e r Privatpraxis mit den j e d e s m a ligen Lebensverhältnissen des k r a n k e n I n d i v i d u u m s in E i n klang b r i n g e n zu k ö n n e n ,
resultiren.
Was
zunächst die
Neutralsalze selbst b e t r i f f t , so sind sie keinesweges ein so
— 138 — unschädliches Mittel, s o n d e r n ü b e n s e h r häufig einen sehr nachteiligen
Einfluss
auf
die U n t e r l e i b s o r g a n e ,
nament-
lich die Schleimhaut des D a r m k a n a l s aus, als d e r e n b a r e n Reflex die in vielen Fällen w ä h r e n d des
sicht-
Gebrauchs
dieser A b f ü h r m i t t e l a u f t r e t e n d e n Geschwüre an der i n n e r n Fläche
der
Unterlippe
und
betrachtet werden können.
der
Schleimhaut
der
W i e heftig diese
Backen
Kurmethode
auf die Unterleibseingeweide u n d die in d e r Nähe l i e g e n den
Organe
dass
sie in fast sicherer W e i s e A b o r t u s
aus
diesem
wirkt,
geht ü b e r d i e s
Grunde
bei
schon
Schwangeren
A n w e n d u n g k o m m e n darf.
Eben
selbst
bei
vor i h r e m G e b r a u c h Tripper,
dessen
hartnäckiger w e r d e n soll. — f ü r die Mehrzahl d e r Fälle
hervor,
auch
so w a r n e n und
Verlauf
und
niemals zur die
Aerzte
schwächlichen,
S u b j e k t e n , bei s c o r b u t i s c h e r A n l a g e bestehendem
daraus
hervorruft,
bei
schlaffen gleichzeitig
dadurch
ein
sehr
Ganz u n b r a u c h b a r a b e r wird in der Privatpraxis
dies V e r -
f a h r e n , wegen d e r fast u n b e s i e g b a r e n Schwierigkeit,
hier
alle die diätetischen Requisite zu erfüllen, welche sie v o r aussetzt u n d zeigt.
ohne
welche
gegebenen T e m p e r a t u r , enthalt
sie sich
d u r c h a u s wirkungslos
O h n e den beständigen Aufenthalt in d e r eben im Bette
ja
an-
ohne den f o r t w ä h r e n d e n A u f -
erfüllt die M e t h o d e
Geständnisse i h r e r E m p f e h l e r
den
nach
dem
beabsichtigten
eigenen Zweck
n i c h t ; wie oft a b e r , frage i c h , wird es möglich sein, bei Syphilitischen
j e n e r A n f o r d e r u n g Genüge
so den Erfolg der K u r zu
sichern.
tischen K r a n k e n sind
junge,
gige M ä n n e r , welche
sich auf W o c h e n
kreise nicht zu e n t f r e m d e n
m e h r oder
vermögen,
zu leisten,
Die meisten weniger ihrem
und
syphiliabhän-
Wirkungs-
u n d welche
über-
-
139 —
dies k e i n e n s e h n l i c h e r e n W u n s c h h a b e n , heit
der Kenntniss
Anderer
zu
als i h r e
entziehen.
Es
Krankist
aber
•wahrlich nicht d e r p a s s e n d e W e g , d a s G e h e i m n i s s zu wahren,
wenn
ein
sonst g e s u n d e r ,
in
seinem
be-
Aeussern
nichts k r a n k h a f t e s d a r b i e t e n d e r j u n g e r M a n n sich W o c h e n l a n g i n ' s Bett legt u n d e i n e , bei d e r ziemlich a l l g e m e i n e n Kenntniss
von
W ä r m e bei
der
Notwendigkeit
d e r S y p h i l i s fast i m m e r
p e r a t u r von 1 8 — 2 0 ° R . diesen Verhältnissen erregen,
dass
in
kann
einer
gesteigerten
verräterische
seinem Zimmer es
daher
diese Methode
in
den seltensten F ä l l e n E i n g a n g
Tem-
hat.
Unter
nicht V e r w u n d e r u n g
der Privatpraxis
gefunden,
nur
und dass
in
daher
d e r M e r c u r u n d die A e t z u n g e n noch i m m e r e i n e so g r o s s e , fast a u s s c h l i e s s l i c h e
Rolle in d e r B e h a n d l u n g des
syphilitischen Geschwürs spielen. l a s s e n sich h e i m l i c h
nehmen,
primär-
Denn P i l l e n u n d P u l v e r
u n d d a die
k e n in d e m u n g l ü c k l i c h e n W a h n e
stehen,
meisten dass
Kran-
eine
Be-
s c h r ä n k u n g b e z ü g l i c h d e r Diät, T e m p e r a t u r etc. d a b e i n i c h t e r f o r d e r l i c h , so m u s s i h n e n d i e s e B e h a n d l u n g d i n g s als die e i n f a c h s t e , lichung am sie a b e r ,
meisten dass
gerade
k e i n a n d e r e s Mittel, der Temperatur,
ihrem Wunsche
entsprechende
Wüssten
des M e r c u r s ,
wie
die sorgfältigste R e g u l i r u n g d e r Diät,
kurz
unglücklichsten
Verheim-
erscheinen.
die A n w e n d u n g
des g a n z e n V e r h a l t e n s
u n d dass d e r V e r n a c h l ä s s i g u n g die
nach
gar
aller-
Wirkungen
zugeschrieben werden müssen, s e h e n , d a s s die F r e u d e
über
voraussetzt,
dieser Rücksichten des
gerade
Mercurialgebrauchs
so w ü r d e n
sie b a l d
die V e r h e i m l i c h u n g
in
einder
M e h r z a h l d e r F ä l l e e i n e n u r k u r z e , u n d g a r b a l d in S c h m e r z
— 140 — ä b e r die nicht lange kundigen
auf sieh
warten lassenden o f f e n -
Folgen verwandelt sein werde»
Ich habe oben gesagt, dass ich mich ganz der A ansieht der Aerzte anschlösse, weiche den Mercur bei dem primär-syphilitischen
Geschwür verbannt,
nur ein entziehendes, ausleerendes, verfahren entgegengestellt auch gezeigt,
und demselben
rcizmindefndes Heil-
wissen wollen.
dass die Methode,
Ich habe
aber
mittelst deren sie jene
Heilabsicht zu realisiren gedenken, wegen der Schwierigkeit
einer strengen
Erfüllung
diätetischen Beschränkungen, ausführbar
und
überdies
der
dabei
in den
auch
vorausgesetzten
meisten Fällen
nicht
von
un-
nachtheiligen
£inOUssen auf den übrigen Gesundheitsstand des Patienten frei ist.
Auf welche Weise sollen
nun j e n e
Principien
im concreten Falle verwirklicht werden ? Hierauf erwiedere ich, dass es die methodische Wasserkur ist, durch welche jene Aufgabe, am sichersten, gründlichsten u n d , ich darf wohl hinzufügen, am angenehmsten für .den Kranken gelöst wird.
Für meine Berechtigung, diese wichtige Frage
in so peremtoriseber Weise zu beantworten, gestattet, Folgendes anzuführen. die methodische Anwendung könne,
wird,
Heere
des Wassers
geheilt werden
seitdem zuerst in Gräfenberg und dann in
anderen Anstalten Contingente,
sei es mir
Dass die Syphilis durch
dieser Art unter
welche
der dort
sich
namentlich
dem so
zahlreichen
jene Krankheit zu dem
sammelnden
Kranken
mannichfache Heilungen bewirkt worden
gestellt,
sind,
Niemandem mehr bezweifott werden dürfen.
so
wohl von
Indessen ist
dabei nicht zu übersehen, dass es namentlich die Formen der s e c u n d a r e n ,
durch
falschen
oder
übermässigen
— 141 — Gebrauch
des
welche
jenen
in
Mercurs
misshandelten
Anstalten
Syphilis
Gegenstand
der
waren,
Behandlung
wurden., w ä h r e n d primäre F o r m e n dort aus leicht b e g r e i f lichen G r ü n d e n
zu
den Seltenheiten
gehörten.
Dies hat
n u n die unter K r a n k e n und namentlich u n t e r Aerzten viel verbreitete Meinung erzeugt, dass die W a s s e r k u r wohl f ü r die s e c u n d a r e n F o r m e n
der
märe
Geschwüre aber
nicht
sei.
Die Wichtigkeit
der
Syphilis
passe,
gegen
mit Sicherheit
pri-
anzuwenden
Streitfrage leuchtet
ein;
ihre
L ö s u n g konnte sie n u r von der practischen E r f a h r u n g am K r a n k e n b e t t e selbst erwarten. nicht leicht
eine
Nun
d ü r f t e es
Wasserheilanstalt
geben,
a b e r wohl
die
bezüglich
solcher E r f a h r u n g e n gUnstiger situirt wäre, als die unsrige in B e r l i n ,
an dei> ich
seibsi beschäftigt
einer grossen H a u p t s t a d t
belegen,
bin.
Inmitten
in welcher
g e r a d e in
j ü n g s t e r Zeit j e n e Krankheit eine so b e u n r u h i g e n d e breitung gefunden, Kranken
kann
zur Feststellung
mär-syphilitische werden könne,
es
ihr
niemals
der Frage
Geschwür durch oder nicht.
Ver-
an geeigneten
f e h l e n , ob das p r i -
die
Wasserkur
geheilt
Und die E r f a h r u n g hat e n t -
schieden , u n d zwar entschieden zu Gunsten d e r W a s s e r kur;
das
und
radical
Wassers
p r i m ä r - s y p h i l i t i s c h c Geschwür wird durch
geheilt.
die Ich
entsprechende habe
in
den
letzten J a h r e n
als 5 0 primär-syphilitische Geschwüre Falle S y m p t o m e einer
nach beobachte!. ren
genauen
Controlle
unterworfen
in keinem
allgemeinen Syphilis d a r -
Die grosse Mehrzahl
B e r l i n e r ; sie alle konnten
des mehr
lediglich mit W a s -
ser b e h a n d e l t , ich h a b e sie Alle geheilt, u n d einzigen
vollständig
Anwendung
noch
der Kranken nach
werden,
Jahren
und
auch
waeiner nicht
— 142 — bei einem h a b e n sich E r s c h e i n u n g e n gezeigt, welche ü b e r die Gründlichkeit und Sicherheit d e r H e i l u n g hätten einen Zweifel a u f k o m m e n lassen.
Diese T h a t s a c h e
kann ich auf
das Feierlichste und mit aller der W a h r h a f t i g k e i t , einer
so
ernsten
und
wichtigen
Angelegenheit
welche gebührt,
versichern, u n d sie wird hoffentlich h i n r e i c h e n , j e d e n etwaigen Zweifel ü b e r
die Zulässigkeit u n d Heilsamkeit d e r
methodischen W a s s e r k u r
bei d e m
primären
syphilitischen
Geschwüre zu beseitigen. Der
grosse
Werth
der
methodischen W a s s e r k u r
in
derartigen Krankheitserscheinungen b e r u h t a b e r nicht allein auf i h r e r W i r k s a m k e i t ,
sondern
dieselbe
d u r c h zu einem unschätzbaren Mittel, den übrigen üblichen
Methoden
wird
auch
da-
dass sie von allen,
anklebenden
Nachtheilen
und sonstigen, die A n w e n d u n g selbst e r s c h w e r e n d e n I n c o n venienzen durchaus frei ist. Nicht bloss, dass sie, wie dies b e i m Mercurialgebrauch d e r Fall, d e r bereits b e s t e h e n d e n giftung keine
neue,
in ihren Folgen
viel
Ver-
verderblichere
u n d zerstörendere hinzufügt, nicht bloss, dass sie nicht, wie dies die Neutralsalze thun, die Integrität des mit so wichtigen
Functionen
betrauten
Nahrungskanals
in
hohem
G r a d e gefährdet, die W a s s e r k u r besitzt a u c h d a d u r c h noch einen
ganz
eigentümlichen Vorzug,
dass
sie zu
ihrem
Gelingen nicht j e n e r ängstlichen, minutiösen B e s t i m m u n g e n bezüglich
des Verhaltens
d e r K r a n k e n b e d a r f , von
c h e n die Wirksamkeit der
beiden
wesentlich
Beim G e b r a u c h e
abhängig
hat d e r Kranke
ist.
nicht n ö t h i g ,
sich
anderen
wel-
Methoden des
so
Wassers
w o c h e n l a n g in e i n e m
Z i m m e r von Übermässig hoher T e m p e r a t u r , oder wohl gar in seinem Bette von
der Aussenwelt abzuschliessen,
und
-
143 —
e b e n so lange sich der oft so n o t w e n d i g e n E r f ü l l u n g s e i n e r B e r u f s t ä t i g k e i t zu entziehen, sondern b e i m schlechtesten,
kältesten Wetter
mosphärischen Luft aussetzen, d a d u r c h das Gelingen
ohne
er kann selbst
sich getrost der atfürchten zu müssen,
der Kur zu stören,
oder
das zur
H e i l u n g bestimmte Mittel, wie dort beim M e r c u r , dessen vermeintliche Unschädlichkeit vorzugsweise auf j e n e r
Vor-
aussetzung bei seiner A n w e n d u n g beruht, zu einer n e u e n , krankmachenden nicht
der
Ursache umzuwandeln.
geringste Vorzug
der K u r ,
E s ist wahrlich dass so behaftete
K r a n k e auch nicht einen Tag auf ihre gewohnte Thätigkeit zu verzichten h a b e n , wie denn auch alle meine, den v e r schiedenartigsten Unterbrechung
Ständen
angehörenden
ihren Geschäften
ohne den Erfolg d e r Kur zu verzögern. Wasserkur
haben
Patienten obliegen
zu g e f ä h r d e n ,
ohne
können,
oder auch n u r
Damit hängt innig ein a n d e r e r Vorzug d e r
zusammen,
der nämlich,
dass
es
auf
diese
W e i s e den Patienten Icicht w i r d , ihre in so ü b l e m Rufe stehende Krankheit der Die W a s s e r k u r
Kenntniss Anderer die
zu
entziehen.
manniclifachsten Uebel
im
G e b r a u c h , und es wird deshalb um so leichter s e i n ,
ein
anderes
ist gegen
chronisches Leiden vorzuschützen,
hemmte Berufstätigkeit
und
namentlich
als die u n g e -
die E n t b e h r l i c h -
keit d e r so verrätherischen hohen Temperatur nicht wenig dazu beitragen w e r d e n , jeden Verdacht eines syphilitischen Uebels
fern zu
hallen. —
methodischen W a s s e r k u r der Unschädlichkeit,
So vereint sich
d e n n in d e r
die Wirksamkeit des Mittels mit
Leichtigkeit, ja fast Annehmlichkeit
der A n w e n d u n g d e s s e l b e n ,
und
ich darf mich
wohl d e r
Hoffnung hingeben, dass meine Stimme von K r a n k e n
und
— 144 — Aerzten w e r d e v e r n o m m e n , u n d die Vorzüge einer solchen B e h a n d l u n g in
einer so h ä u f i g e n ,
nicht
selten
in i h r e n
N a c h w i r k u n g e n alle L e b e n s b l ü t h e n abstreifenden giftenden
Krankheit
ihre
gebührende
und
Würdigung
ver-
finden
werden. Die Details
der Behandlung
d ü r f t e wohl überflüssig s e i n , einem,
in
kundigen
hier
da
näher
die K u r
d e r therapeutischen H a n d h a b u n g Arzte
geleitet w e r d e n k a n n .
anzugeben,
doch
n u r von
des W a s s e r s
Es
genüge
die
B e m e r k u n g , dass w ä h r e n d die W a s s e r a n w e n d u n g , den o b e n entwickelten entziehenden,
Grundsätzen
gemäss,
ausleerenden
an sich tragen m u s s ,
und
im
Allgemeinen
reizmindernden
den
Karakter
sie doch andererseits auch d e r I n -
dividualität des Patienten anzupassen, u n d d e m n a c h in den ist.
Kräftige,
j u g e n d l i c h e P e r s o n e n müssen m e h r u n d stärker
einzelnen Fällen
schicklich
zu modificiren
schwitzen,
als schwächlichere, b e j a h r t e r e Individuen, u n d eben so ist bei den ersteren eine kältere T e m p e r a t u r des
angewende-
ten W a s s e r s zulässiger, als bei den letzleren. ziehungskur ist nicht dig;
bei
in
Eine
allen Fällen u n b e d i n g t
den Meisten wird
d u r c h eine
m i n d e r u n g d e r Nahrungsmittel
Ent-
notwen-
quantitative V e r -
die H e i l u n g
allerdings
be-
schleunigt, bei schwächlichen Individuen erfolgt a b e r auch wohl
das Gegentheil. -— Die D a u e r
Bestimmtes.
Unter
den
von
mir
der
Kur
hat
behandelten
k o n n t e n einige schon nach 4 — 5 , a n d e r e nach 6 — 7 , endlich erst nach 9 W o c h e n geheilt entlassen
nichts
Kranken einer
werden.
D r u c k v o n C. A . S c h i e m e n t z & C o . in B e r l i n , S p a n d a u c r s t r . i 8 .