Dialogus de ludo globi. Über das Globusspiel: Zweisprachige Ausgabe (lateinisch-deutsche Parallelausgabe, Heft 22) 9783787327720, 9783787315543

Der Reiz dieses Werkes des Nikolaus von Kues besteht in der Tatsache, daß die hier vorgetragenen Gedanken auf wirkliche

156 107 9MB

German Pages 178 [196] Year 1975

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Recommend Papers

Dialogus de ludo globi. Über das Globusspiel: Zweisprachige Ausgabe (lateinisch-deutsche Parallelausgabe, Heft 22)
 9783787327720, 9783787315543

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Schriften des

NIKOLAUS VON KUES in deutscher Übersetzung Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausgegeben von ERNST HOFFMANNt · PAUL WILPERTt und KARL BORMANN Heft 22 Lateinisch-deutsche Parallelausgabe

NICOLAI DE CUSA

Dialogus de ludo globi Edidit

IOHANNESGERHARDUSSENGER

IN AEDIBUS FELlCIS MEINER HAMBURGI

NIKOLAUS VON KUES

Gespräch über das Globusspiel Auf der Grundlage des Textes der kritischen Ausgabe neu übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von GERDAVON BREDOW

Lateinisch-deutsch

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 467 Der lateinische Text ist der kritischen Edition der Heidelberger Ausgabe entnommen: Nicolai de Cusa opera omnia, vol. IX. Dialogus de ludo globi. Edidit commentariisque illustravit Johannes Gerhardus Senger, Hamburgi in aedibus Felicis Meiner MCMXCVIII.

Im Digitaldruck »on demand« hergestelltes, inhaltlich mit der ursprünglichen Ausgabe identisches Exemplar. Wir bitten um Verständnis für unvermeidliche Abweichungen in der Ausstattung, die der Einzelfertigung geschuldet sind. Weitere Informationen unter: www.meiner.de/bod.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliogra­phi­­ sche Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. isbn 978-3-7873-1554-3 ISBN eBook: 978-3-7873-2772-0 © Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 2000. Alle Rechte vor­ behalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Gesamtherstellung: BoD, Norderstedt. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruck­papier, hergestellt aus 100 % chlor­frei gebleich­tem Zellstoff. Printed in Germany.  www.meiner.de

INHALT

Vorbemerkung zur zweisprachigen Ausgabe . . . . . . . . . . .

VII

Einleitung. Von Gerda von Bredow . . . . . . . . . . . . . . . . .

IX

NIKOLAus voN KuEs Dialogus de ludo globi Gespräch über das Globusspiel (Liber primus)

I {Erstes Buch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2I 3

Liber secundus

I Zweites Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 I 69

Von Nikolaus zitierte Namen und Autoren

145 165 166

Register zu den Anmerkungen 1. Zitierte Handschriften ....................... . 2. Zitierte Bibelstellen ......................... . 3. Zitierte Autoren und andere Personen .......... .

167 167 167

Verzeichnis wichtiger lateinischer Begriffe ........... .

169

Verzeichnis wichtiger Begriffe, deutsch-lateinisch ...... .

176

Anmerkungen der Herausgeberin .................. . Verzeichnis der Siglen ........................... .

VORBEMERKUNG ZUR ZWEISPRACHIGEN AUSGABE Die zweisprachige Ausgabe einer Übersetzung hat sich schon bewährt. Sie ermöglicht dem Leser, dem Gehalt des Werkes näher zu kommen, obwohl er die lateinische Urfassung im einzelnen nicht ganz versteht. Die deutsche Übersetzung nützt dem Leser auf jeden Fall - wenn sie gut ist! Doch die sprachliche Distanz zum lateinischen Original ist eine unüberschreitbare Grenze; es wurde bestimmt durch den Verfasser und die individuelle Bedeutung seiner Worte. Der Herausgeber des lateinischen Originals erarbeitet den Zusammenhang der Sätze, u. a. durch die Herkunft der Gedanken der Zitate und der inhaltlich von anderen übernommenen Gedanken, die auf Umwegen fortwirken. Die deutsche Übersetzung kann deshalb die sprachliche Bedeutung des Originals nicht erreichen, aber in Anmerkungen läßt sich manches erklären. Die lateinische Wortwahl hat eine andere Sprachweise als die heutige >Schriftspracheneuere Iiteraturrichtig< macht, ist eigentlich kein Spiel, sondern eher eine mathematische Aufgabe. Deren Wert ist nicht gering, wenn sie lösbar ist; er hat aber keine Beziehungen zur Person dessen, der sie gelöst hat, sondern zu seiner Bildung. Es gibt eine innerliche Verbindung vom freien Spielen und der Erkenntnis geistigen Lebens als solchem: Weltschau und Aufblick zu Gott. Nikolaus sagt (n. 31), daß er ein Weisheitsspiel erfinden wollte. Wissenschaftliche Forschung unterscheidet sich notwendig von Weisheit, sowohl durch ihr Ziel wie durch die Arbeitsmethode. Natürlich kann der Forscher auch weise geworden sein; das betrifft aber nicht unmittelbar sein Forschen. Weisheit ist Eigenschaft der Person, sie leitet deren freie Entscheidungen und hilft, hinauszuschauen über das anvisierte Forschungsziel und seinen Wert für das Ganze zu beurteilen. Eine Erfmdung wie die des Globusspiels setzt gewisse Kenntnisse und handwerkliches Wissen voraus, gleich ob man selber das Spielzeug anfertigt oder einen Handwerker mit der Herstellung betraut. Entscheidend ist die Idee einer Holzkugel, die wegen ihrer halbkugeligen Höhlung in der Kugel niemals geradeaus rollen kann; der Unsicherheitsfaktor ist ihr eingebaut! Das Spiel ist eine angenehme Beschäftigung zusammen mit Freunden, man kann viel Spaß dabei haben. Man lacht und übt sich auch im Ausgelacht-Werden, d. h. dabei mitzulachen, wenn der Globus beim Wurf ganz anderswo landet als erwünscht oder plötzlich umkippt. Man kann auch lernen, sich den Unsicherheitsfaktor in der eigenen Person bewußt zu machen und ihn zu akzeptieren. So wie beim Spielläßt er sich auch bei der Person durch Geduld und Übung verringern. Wenn man über die Worte zur Bezeichnung von >Geistigem< nachsinnt, ist die Verbindung von Leib und Seele handgreiflich zu fassen. Die Worte kommen aus dem Bereich des Wahrnehmbaren und bezeichnen doch nicht-sinnlich-Wahrnehmbares: Begriff, hohe

Einleitung

XI

Verantwortung, tiefe Schuld, Hauch des Geistes ... Das ist selbstverständlich, wie ist das aber möglich? Es gibt Ähnlichkeiten zwischen Qualitäten von sinnlich Wahrnehmbaren und geistigen >Dingenvon Angesicht zu Angesicht< kann nur das Geschenk Gottes für die Erlösten sein. Die Grenze unseres Denkvermögens, an der wir die Seinsweise der Potentialität in uns erkennen, ermöglicht es dann, die Immanenz des Ewigen zu denken, ohne seine absolute Transzendenz zu verleugnen. Daraus ergibt sich die permanente Bewegung der vernünftigen Seele in Richtung auf das ersehnte Ziel. - Metaphysik will Wissenschaft vom Absoluten sein, ihr Ziel ist die Wahrheit des Ganzen. Sie scheut sich nicht vor dem unmöglichen Unterfangen, das Unendliche im Endlichen zu ergreifen. Vom rational Erfaßten steigt sie auf zu dem, was sich nicht mehr definieren läßt. Sie wagt,

XIV

Gerda von Bredow

wie Nikolaus es ausdrückt, im Nichtwissen zu wissen, unberührender Weise zu berühren; d. h. Aufstieg als Übersteigen von Affrrmation und Negation. Nikolaus gebraucht auch das Bild des sog. Dionysius Areopagita von der Dunkelheit des übergroßen Lichtes. Was über den Gegensätzen steht, kann nicht begriffen werden. Nikolaus geht weiter; er kann von der Immanenz des Unendlichen im Endlichen sprechen, weil er die Transzendenz als absolute Macht erkennt - nicht wie sie ist, sondern daß in ihr alles umfangen ist. Die Stufenordnung der Seinsweisen, vom bloßen Werdenkönnen an, läßt das einzelne Seiende als teilhabendes Glied einer Reihe sehen, die all seine Möglichkeiten enthält. Um zum Ursprung aufzusteigen, müßte man die Potentialität ganz ausmessen. Das führt zu immer anderen Bildern. Ein Beispiel dazu aus dem 1. Buch De docta ignorantia (belehrtes Nichtwissen) c.13 n.36,4f.: »Um das zu zeigen, müssen wir bei den endlichen Linien sehen, was in der Potenz der endlichen Linie ist.« Sie kann eine größere oder geringere Länge haben und gerader oder gekrümmter sein. Die unendliche Linie aber wird die größte und die kleinste Linie haben und gerade und krumm zugleich sein. Da überschreiten wir den Bereich der Mathematik: Die aktuell unendliche Linie ist die Identität von Punkt, Linie, Kreis und Kugel, die aus der Bewegung entfaltet werden in die Dimensionen des Raumes. Änigmatische Philosophie ist Aufstieg in Richtung auf die Wahrheit durch Bilder. Das Bild ist nicht selbst das, was wir schauen wollen, obwohl im Bilde etwas von dem geistig Schaubaren vermittelt wird; es ist wie der Stock, auf den man sich beim Sprung über den Graben stützt und ihn hinter sich fallen läßt (n.88,13). Die Bilder sind am Grenzrand, sie geben jeweils eine Perspektive. Die »unendliche Linie« ist Bild, ihre Unendlichkeit ist eine Fiktion. Von der Zeit aus sehen wir die Ewigkeit als ihren Ursprung im Bilde unendlicher Dauer; daß es aber in der Ewigkeit keine Aufeinanderfolge gibt, sondern das »ganz zugleich«, ist positiv überhaupt nicht denkbar. Trotzdem ist gerade diese Benennung der Ewigkeit ein Versuch, das if1 beschreiben, was ganz vollendetes Sein ist; der rationale Gehalt solcher Aussage bleibt negativ: Dies kann in unserer Welt nicht sein. Aber bei Gott? Dahin geht das Verlangen.Ist nun gesagt, was das »Globusspiel« zum Weisheitsspiel macht?

Einleitung

XV

Es ist wichtig, neben der Geduld und Gelassenheit und dem Mut zur Fröhlichkeit trotz äußerer Schwäche auch den Gewinn an Einsicht zu betonen. Einsicht erkennt, was in sich wertvoll ist und insofern immerwährende Dauer hat, wenn auch seine irdische Existenz begrenzt ist. Solcher Wert ist also unabhängig von den vergänglichen Trägern, er bleibt bestehen im geistigen Bereich als einzigartige Qualität im Universum. Für den Weisen ist seine Einsicht immer verbunden mit dem Ganzen, obwohl er nicht die Erkenntnis des Ganzen hat. Er weiß von sich, seinen Verwandten und Freunden, den Menschen überhaupt als Teilhabern an der lebendigen großen Welt: Es bestehen zwischen den Bewohnern der Erde Beziehungen, die wir nicht als solche erkennen und von denen wir kaum etwas ahnen. Die Erkenntnis einer Zusammengehörigkeit wird langsam ermöglicht durch die Einsicht in die Verflochtenheit von allem. Der Wunsch des Kennenlernens kann zu der Einsicht führen, daß wir Glieder eines Ganzen sind, die miteinander auskommen müssen. Einsicht allein ist aber nicht mächtig; darum ist gemeinsames Nachdenken die Vorstufe zu gemeinsamen Unternehmungen, die Frieden und Wohlstand verwirklichen sollen. Damals wie heute war der Erfolg durch menschliches Versagen gefährdet; das hat Nikolaus oft erfahren müssen. Ohne festen Glauben und Vertrauen auf Gott hätte er nicht durchhalten können.

NIKOLAUS VON KUES DIALOGUS OE LUDO GLOBI GESPRÄCH ÜBER DAS GLOBUSSPIEL

EJ.paris./

fol 152'

DIALOGUS DE LUDO GLOBI (LIBER PRIMUS)

1

lnterlocutores: Nicolaus Cardinalis tituli Sancti Petri ad vincula et Ioannes Dux Baiohariae

fol152'

loANNES: Cum te videarn ad seclern retractum, forte fatigatum ex Judo globi, tecum si gratum viderem de hoc Judo conferrem. CARDINALIS: Gratissimum. IOANNES: Admiramur omnes hunc novum iucundumque ludum, forte quia in ipso est alicuius altae speculationis figuratio, quam rogamus explanari. 10 CARDINALIS: Non male movemini, habent enim aliquae scientiae 2 instrumenta et Judos, arithmetrica rhythmimachiam, musica monochordum. Nec Iudus scacorum caret mysterio moralium. Nullum enim puto honestum ludum penitus disciplina vacuum. Hoc enim tarn iucundum globi exercitium nobis non parvarn puto repraesentare philosophiarn. loANNES: Aliquid igitur rogamus dicito! CARDINALIS: Timeo subintrare laborem, quem magnum video et prius longa meditatione depurandum. IOANNES: Non cuncta profundari petimus, sed paucis nobis sa- 10 tisfacies. I CARDINALIS: luventus quamvis avida et fervens cito tarnen satu- 3 ratur. Faciam igitur et seminabo in nobilibus mentibus vestris aliqua scientiarum semina, quae, si intra vos receperitis et custodieritis, magnae discretionis circa suiipsius desideratissimam notitiarn lucis fructum generabunt. Primum igitur attente considerabis 5 globum et eius motum, quoniam ex intelligentia procedunt. Nulla enim bestia globum et eius motum ad terminum producit. Haec

1

5

GESPRÄCH ÜBER DAS GLOBUSSPIEL (ERSTES BUCH) Dialogpartner: Nikolaus, Kardinal des Titels von Sankt Peter in Ketten und Johannes, Herzog von Bayern

JonANNES: Da ich sehe, daß du, wahrscheinlich müde vom Globusspiel, dich auf den Sessel zurückgezogen hast, möchte ich, wenn es dir angenehm ist, mit dir über das Spiel sprechen. KARDINAL: Sehr gern. 10 JonANNES: Wir alle bewundern dies neue und vergnügliche Spiel, vielleicht weil in ihm eine Spiegelung hoher Gedanken dargestellt ist; wir bitten dich sie auszulegen. KARDINAL: Eure Gedankenbewegung ist gar nicht schlecht, eini2 ge Wissenschaften haben ja ihre Instrumente und Spiele, die Arithmetik die Rhythmimachie, die Musik das Monochord. Auch das Schachspiel ist nicht ohne Geheimnis der Morallehre. Ich meine, 5 daß es kein anständiges Spiel gibt, das ganz ohne den Gehalt geistiger Übung ist. Diese so vergnügliche Übung mit dem Globus stellt uns, wie ich meine, eine nicht unbedeutende Philosophie dar. JonANNES: Sage uns also bitte etwas darüber! KARDINAL: Ich fürchte mich in eine Arbeit einzulassen, die mir 10 groß aussieht und vorher einer langen Meditation zur Läuterung bedarf. JonANNES: Wir bitten dich nicht bei allem in die Tiefe zu dringen, sondern daß du uns mit wenigem zufriedenstellst. KARDINAL: Die Jugend ist zwar begierig und feurig, jedoch wird 3 sie schnell satt. Ich werde es also machen und in eure edlen Seelen einige Samenkörner der Wissenschaften säen. Wenn ihr sie innerlich aufnehmt und bewahrt, werden sie als Frucht des Lichtes gro5 ße Aufklärung über die so sehr erwünschte Selbsterkenntnis hervorbringen. Zuerst wirst du aufmerksam den Globus und seine Bewegung betrachten, weil sie aus der Vernunft hervorgehen. Kein Tier bringt nämlich einen Globus und seine Bewegung zum Ziel zustande. Ihr seht also, daß die Werke des Menschen durch

4

Dialogus de Judo globi. (Liber primus)

igitur opera hominis ex virtute superante cetera mundi huius animalia fieri videtis. IOANNES: Utique sie esse scimus ut dicis. CARDINALIS: Sed cur globus arte tomatili cepit illam mediae sphaerae figuram aliquantulum concavam non vos ignorare puto. Non enim faceret motum, quem videtis elicum seu spiralem aut curvae involutum, nisi talem teneret figuram. Pars enim globi, quae est perfectus circulus, in rectum moveretur, nisi pars ponderosior et corpulenta motum illum retardaret et centraliter ad se retraheret. Ex qua diversitate figura motui est apta, qui nec est penitus rectus nec penitus curvus, uti est in circuli circumferentia ab eius centro aeque distante. Unde primo causam figurae globi attendite, in quo videtis superficiem convexam medietatis maioris sphaerae et superficiem concavam medietatis minoris sphaerae, et inter illas corpus globi contineri. Ac quod globus inftnitis modis secundum variam habitudinem dictarum superficierum potest variari, semper ad alium et alium motum adaptari. loANNES: Sane haec capimus. Seimus enim, si armilla possetesse circulus sine omni latitudine circumferentiae et volveretur super aequali plana superficie, puta super glaciem, ipsa non nisi rectam lineam scriberet. ldeo cum hic ad armillam globosam videmus additam corpulentiam, ideo recta linea non describitur, sed curva varia curvitate secundum varium globum. CARDINALIS: Recte. Sed oportet etiam considerare lineas descriptionis motus unius et eiusdem globi variari et numquam eandem describi, sive per eundem vel alium impellatur, quia semper varie impellitur, et in maiori impulsu descripta linea videtur rectior et secundum minorem curvior. Quare in principio motus, quando impulsus est recentior, lineae motus sunt rectiores quam quando mo-

10

4

5

10

15

20

5

5

Gespräch über das Globusspiel · n. 3-5

5

eine Kraft, die alle übrigen Lebewesen der Welt übersteigt, gemacht werden. joHANNES: Wir wissen, es ist ganz so wie du sagst. KARDINAL: Warum aber der Globus durch die Kunst des 4 Drechslers jene ungefähr konkave Halbkugelgestalt bekam, das ist euch nicht unbekannt, wie ich meine. Er würde nämlich nicht die Bewegung machen, die ihr seht, schneckenförmig oder spiralig oder 5 in einer Kurve eingerollt, wenn er nicht solche Gestalt hätte. Denn der Teil des Globus, der vollkommener Kreis ist, würde geradeaus bewegt werden, wenn nicht der schwerere korpulente Teil diese Bewegung verlangsamen und auf sich als Mitte zurückziehen würde. Auf Grund dieser Verschiedenartigkeit ist die Gestalt passend für 10 eine Bewegung, die weder ganz gerade, noch ganz gekrümmt ist wie die Kreislinie im Kreise, die gleichen Abstand von seinem Mittelpunkt hat. Beachtet daher zuerst die Ursache der Globusgestalt. An ihm seht ihr die konvexe Oberfläche der größeren Kugelhälfte und die konkave der kleineren Kugelhälfte und zwischen diesen enthal15 ten den Körper des Globus. Auch daß der Globus auf unendlich viele Weisen je nach dem verschiedenen Verhältnis der genannten Oberflächen verändert werden kann und immer wieder einer je anderen Bewegung angepasst werden kann. JoHANNES: Das verstehen wir gut. Wir wissen nämlich, daß eine 20 Armilla, wenn sie ein Kreis ohne alle Breite der Kreislinie sein könnte und auf einer gleichmäßig ebenen Oberfläche rollen würde, z. B. über Eis, daß dieselbe nichts anderes als eine gerade Linie beschreiben würde. Da wir nun diesen kugeligen Reifen mit hinzugefügter Korpulenz sehen, wird also nicht die gerade Linie be25 schrieben, sondern eine Kurve mit verschiedener Krümmung entsprechend dem je verschiedenen Globus. KARDINAL: Richtig. Aber man muß auch bedenken, wie die von 5 der Bewegung eines und desselben Globus beschriebenen Linien verschieden sind und niemals dieselbe wieder beschrieben wird, ob nun der Globus von demselben oder einem anderen angetrieben 5 wird, weil er immer in verschiedener Weise angetrieben wird. Bei größerem Antrieb erscheint die beschriebene Linie gerader und bei einem geringeren entsprechend mehr gekrümmt. Darum sind bei Beginn der Bewegung, wenn der Antrieb frischer ist, die Linien der 10

6

Dialogus de Judo globi. (Liber primus}

tus tepescit. Non enim impellitur globus nisi ad rectum motum. Unde in maiori impulsu globus a sua natura magis violentatur, ut contra naturam etiam quantum fieri potest recte moveatur. In minore vero impulsu violentatur ad motum, et naturalis minus vio- 10 lentatur. Sed aptitudinem naturalem formae suae motus sequitur. IOANNES: Haec clare sie esse experimur. Numquam enim globus movetur una vice sicut alia. Oportet igitur ex alia et alia impulsione aut vario medio hoc evenire. CARDINALIS: Dum quis globum proicit, nec una vice sicut alia 6 ipsum in manu tenet aut emittit aut in plano ponit aut aequali virtute pellit. Nihil enim bis aequaliter fieri possibile est. Implicat enim contradictionem esse duo et per omnia aequalia sine omni differentia. Quomodo enim plura possent esse plura sine differen- 5 tia? Unde, quamvis peritior semper nitatur eodem modo se habere, non est tamen hoc praecise possibile, licet differentia non semper videatur. IOANNES: Multa sunt, quae varietatem inducunt, etiam pavimenti diversitas, et lapillorum interceptio cursum impedientium et saepe 10 suffocantium, atque globi faeculentia, immo fissura superveniens et talia multa. CARDINALIS: Haec omnia considerare necesse est, ut deveniamus 7 ex istis ad speculationem philosophicam, quam venari proponimus. Deficit enim motio aliquando subito, cadente globo super planam suam superficiem. Impeditur ob medü globi atque circumstantis variationem, naturaliterque deficit, dum super polo seu medio cur- 5 vae superficiei successive in ipso motus minuitur. Haec et multa alia puto subtiliter adnotanda propter similitudinem artis et naturae.

Gespräch über das Globusspiel · n. 5-7 to

IS

20

6

5

10

15

7

10

7

Bewegung gerader als wenn die Bewegung nachläßt. Denn angetrieben wird der Globus nur zu gerader Bewegung. Bei stärkerem Antrieb wird daher dem Globus mehr Gewalt angetan, weg von seiner Natur, daß er auch, soviel das gemacht werden kann, sich geradlinig wider seine Natur bewegt. Bei geringerem Antrieb wird ihm aber Gewalt zur Bewegung angetan und die natürliche Bewegung ist weniger gewaltsam. Sondern diese Bewegung folgt der natürlichen Eignung seiner Form. joHANNES: Daß dies so ist, erfahren wir ganz klar. Denn der Globus bewegt sich niemals beim einen so wie beim andem. Das muß also aus je anderem Antrieb oder verschiedenem Mittel herkommen. KARDINAL: Wenn jemand den Globus wirft, hält er ihn das eine Mal nicht ebenso in der Hand wie das andere Mal, so wenig er ihn ebenso abschickt oder auf der Ebene placiert oder mit der gleichen Kraft treibt. Denn es ist nicht möglich, daß etwas zweimal in der gleichen Weise geschieht. Es schließt nämlich einen Widerspruch ein, daß zweie seien und in allen Stücken gleich ohne jeden Unterschied. Wie könnten mehrere denn mehrere sein ohne Unterschied? Obwohl der Erfahrenere immer bemüht ist, sich in derselben Weise zu verhalten, ist es daher doch nicht im genauen Sinne möglich, obzwar der Unterschied nicht immer zu sehen ist. JoHANNEs: Es gibt vieles, was Verschiedenartigkeit herbeiführt, auch die Ungleichheit des Bodens und das Dazwischengeraten von kleinen Steinchen, die den Lauf behindern und oft ersticken, und Schmutz am Globus oder eine kleine Spalte, die er bekommt, und vieles solcher Art. KARDINAL: Dies alles zu bedenken ist notwendig, damit wir von diesen (Erwägungen) aus zu der philosophischen Spekulation hinkommen, die wir uns vorgenommen haben zu erjagen. Bisweilen hött nämlich die Bewegung plötzlich auf, wenn der Globus auf seine ebene Oberfläche fällt. Sie wird behindert durch Verschiedenartigkeit im Stoff des Globus und in seiner Umgebung und hört natürlicherweise auf, wenn über dem Pol oder der Mitte der gekrümmten Oberfläche sich die Bewegung in ihm allmählich verringert. Dies und vieles andere ist meiner Meinung nach sorgfältig anzumerken wegen der Ähnlichkeit von Kunst und Natur. Weil näm-

8

.fol1SJ'

Dialogus de Judo globi. (Liber primus}

Ars enim naturam cum imitetur, ab üs quae in arte subtiliter reperimus ad naturae vires accedimus. I loANNES: Quid intendis dicere per circumstantis variationem? CARDINALIS: Caeli, stellarum et aeris atque temporis mutationem. Haec omnia immutata immutant illa quae circumstant et continent. IOANNES: Aiebas globum semisphaericam habere superficiem. Possetne habere minorem aut maiorem; sive integrae sphaerae rotunditatem? CARDINALIS: Globum posse habere superficiem maiorem aut minorem aut integrae sphaerae non nego, si de visibili figura seu rotunditate loquimur, quae nequaquam est vera aut perfecta. Nam rotunditas, quae rotundior esse non posset, nequaquam est visibilis. Cum enim superficies a centro sphaerae undique aeque distet, extremitas rotundi in indivisibili puncto terminata manet penitus nostris oculis invisibilis. Nihil enim nisi divisibile et quantum a nobis videtur. loANNES: Ultima igitur mundi sphaerica rotunditas, quam puto perfectissimam, nequaquam est visibilis. CARDINALIS: Nequaquam. Immo nec divisibilis mundi rotunditas, cum in puncto consistat indivisibili et immultiplicabili. Non enim rotunditas ex punctis potest esse composita. Punctus enim, cum sit indivisibilis et non habeat aut quantitatem aut partes sive ante et retro et alias differentias, cum nullo alio puncto est componibilis. Ex punctis igitur nihil componitur. Punctum enim puncto addere perinde resultat ac «Si nihil nihilo iungas». Non est igitur extremitas mundi ex punctis composita. Sed eius extremitas est rotunditas, quae in puncto consistit. Nam cum una sit altitudo rotunditatis, quae undique est aeque distans a centro, et non possint esse plures lineae praecise aequales, erit una tantum aeque distans rotunditatis altitudo, quae in puncto terminatur.

10 8

10 9

5

10

Gespräch über das Globusspiel · n. 7-9

15

8

s

10

9

s

10

15

9

lieh die Kunst die Natur nachahmt, kommen wir von dem aus, was wir in der Kunst scharfsinniger Weise herausgefunden haben, an die Kräfte der Natur heran. joHANNES: Was willst du sagen mit Verschiedenartigkeit der Umgebung? KARDINAL: Die Veränderung des Himmels, der Sterne, der Luft und der Jahreszeit. Wenn diese alle verändert sind, dann verändern sie alles, was in der Umgebung ist und was darin zusammengehalten ist. JoHANNES: Du sagtest, daß der Globus eine Halbkugel-Oberfläche habe. Könnte er nicht auch eine kleinere oder größere haben oder die Rundheit einer unversehrten Kugel? KARDINAL: Ich leugne nicht, daß der Globus eine größere Oberfläche oder eine kleinere oder die einer unversehrten Kugel haben kann, wenn wir von der sichtbaren Gestalt oder Rundheit sprechen, die keineswegs wahr oder vollkommen ist. Denn die Rundheit, die nicht noch runder sein könnte, ist gar nicht sichtbar. Weil nämlich die Oberfläche vom Mittelpunkt der Kugel überall den gleichen Abstand hat, ist das Äußerste des Runden im unteilbaren Punkt eingegrenzt und bleibt ganz unsichtbar für unsre Augen. Denn von uns wird nur gesehen, was teilbar ist und Quantum. JoHANNES: Also ist die äußerste kugelige Rundheit der Welt, die ich für ganz vollkommen halte, keinesfalls sichtbar. KARDINAL: Keinesfalls. So ist auch die Rundheit der Welt nicht teilbar, da sie im unteilbaren und nicht zu vervielfältigenden Punkt besteht. Denn die Rundheit kann nicht aus Punkten zusammengesetzt werden. Der Punkt ist nämlich, weil er unteilbar ist und weder Quantität oder Teile oder ein Vorne und Hinten und andere Verschiedenheiten hat, mit keinem andem Punkt zusammensetzbar. Aus Punkten ist also nichts zusammengesetzt. Einen Punkt zu einem Punkte hinzuzufügen hat ein Ergebnis wie wenn du »nichts mit nichts« verbindest. Das Äußerste der Welt ist nicht aus Punkten zusammengesetzt. Sondern ihr Äußerstes ist Rundheit, die im Punkte besteht. Denn weil die eine Höhe der Rundheit überall in gleicher Distanz vom Zentrum ist, und nicht viele Linien genau gleich sein können, wird es nur eine Höhe der Rundheit in gleicher Distanz geben, die im Punkt eingeschlossen ist.

10

Dialogus de Judo globi. (Liber primus}

loANNES: Mira dicis. Nam intelligo has omnes varias visibiles formas in mundo inclusas esse; et tarnen, si possibile foret quem extra mundum constitui, mundus foret illi invisibilis ad instar indivisibilis puncti. CARDINALIS: Optime cepisti. Et sie concipis mundum, quo nulla quantitas maior, in puncto, quo nihil minus, contineri et centrum atque circumferentiam eius non posse videri nec esse plura diversa puncta, cum punctus non sit plurificabilis. In pluribus enim atomis non est nisi «unus et idem punctus», sicut in pluribus albis una albedo. Unde linea est puncti evolutio. Evolvere vero est punctum ipsum explicare, quod nihil aliud est «quam punctum in atomis pluribus ita quod in singulis coniunctis et continuatis esse». loANNES: Nonne sie extremitas anguli, cum sit punctus, est invisibilis? CARDINALIS: Immo. Sed si angulus non esset nisi extremitas, sicut est rotunditas rotundi extremitas, certurn est totum angulum non esse visibilem. loANNES: Intelliga et ita est, ut ais. ldeo nec summum nec imum rotundi videri potest, cum sit idem atomus. Quidquid autem in sphaera vel rotundo est, est summum et imum. ldeo nec rotunditas nec allqua pars eius videri potest. Non tarnen dico quod res rotunda videri nequeat. Sed ipsa rotunditas rei est invisibilis. Nec secundum veram rotunditatem quidquam est visibile. Quare, cum visus iudicat aliquid esse rotundum, in eo non est vera rotunditas. Hoc quidem mihi videtur te dicere velle, scilicet iudicium visus de rotundo verum non esse. CARDINALIS: Haec dicere intendo. Nihil enim videtur nisi in materia. Vera autem rotunditas non potest esse in materia, sed veritatis tantum imago. IOANNES: Sie nulla forma est vera in materia, sed veritatis tantum

10

5

10

11

5

10

15

12

Gespräch über das Globusspiel · n. 10--12

11

)OHANNES: Wunderbares sagst du. Denn ich verstehe: Alle diese verschiedenen sichtbaren Formen sind beschlossen in der Welt; und dennoch würde, wenn es möglich wäre, daß jemand außerhalb der Welt hingestellt werde, die Welt unsichtbar für ihn sein, ganz so wie 5 der unteilbare Punkt. KARDINAL: Sehr gut hast du das erfaßt. Und du begreifst so, daß die Welt, neben der es keine größere Quantität gibt, im Punkt, neben dem es nichts Kleineres gibt, enthalten ist, und daß ihr Zentrum und Umfang nicht gesehen werden können, auch daß es nicht 10 mehrere verschiedene Punkte gibt, weil ein Punkt nicht vervielfältigt werden kann. In vielen Atomen ist nämlich mit. ein und derselbe Punkt, so wie in vielen weißen Dingen nur eine W~eit. Daher ist die Linie die Entwicklung des Punktes. Entwickeln aber ist das Entfalten des Punktes selbst; was nichts anderes ist als daß der Punkt in 15 vielen Atomen so ist wie in einzelnen mit einander in stetiger Ordnung verbundenen. 11 JoHANNES: Ist nicht ebenso auch das Äußerste des Winkels, weil es ein Punkt ist, unsichtbar? KARDINAL: Jawohl. Wenn der Winkel außer dem Äußersten nichts wäre so wie die Rundheit das Äußerste von Rundsein ist, 5 dann ist sicher, daß der ganze Winkel unsichtbar ist. JoHANNES: Ich sehe ein, es ist so wie du sagst. Es kann also weder das Höchste noch das Niedrigste eines Runden gesehen werden, weil es dasselbe Atom ist. Denn was immer in der Kugel oder im Runden ist, das ist Höchstes und Niedrigstes. Also kann weder die 10 Rundheit noch irgendein Teil von ihr gesehen werden. Trotzdem behaupte ich nicht, daß ein rundes Ding nicht gesehen werden kann. Aber die Rundheit selbst von dem Ding ist unsichtbar. An wahrer Rundheit ist überhaupt nichts sichtbar. Wenn der Gesichtssinn urteilt, daß etwas rund ist, dann ist darum wahre Rund15 heit doch nicht darin. Dies scheint mir, willst du mir wohl sagen, daß nämlich das Urteil des Gesichtssinnes über das Runde nicht wahr ist. KARDINAL: Dies zu sagen ist meine Absicht. Gesehen wird nur, was in der Materie ist. Die wahre Rundheit kann aber nicht in der 20 Materie sein, sondern nur ein Abbild der Wahrheit. 12 )OHANNES: So ist also in der Materie keine Form wahr, sondern 10

12

fol

Dialogus de Judo globi. (Liber primus}

irnago verae forrnae, curn veritas formae sit ab ornni rnateria separata. CARDINALIS: Quarnvis Platonice verurn dicas, tarnen refert inter rotunditatern et aliarn formarn. Quoniarn si etiarn possibile foret 5 rotunditatern esse in rnateria, tarnen adhuc non foret visibilis. Secus de ceteris forrnis, si in rnateria essent, quoniarn videri possent. Non tarnen rotunditas nec rotundurn secundurn earn videretur. Solurn m• enim longurn et laturn videri potest. Sed in rotunditate nihil llongurn aut laturn seu directurn, sed circurnductio quaedarn et cir- 10 curnducta quaedarn de puncto ad puncturn convexitas, cuius surnrnurn est ubique. Et est atornus sua parvitate invisibilis. loANNES: Nonne plures atorni sunt plura rotunditatis surnrna et 13 facere possunt linearn quandarn convexarn, quae videri potest, et sie quaedarn pars rotunditatis videtur? CARDINALIS: Hoc esse non potest, curn quidquid est in rotunditate sit surnrnurn. Atornus autern surnrnitatern rotunditatis curn te- 5 neat, unde initiurn videndi rotunditatern surneret oculus? Non ab atorno, curn sit invisibilis. Nec ab alio quarn a surnrno rotunditatis oculus recipere posset initiurn videndi rotunditatern. Surnrnurn enirn est quidquid in rotunditate est. Surnrnurn autern atornus est. Nonne, si poneretur quod a surnrno rotunditatis inciperet visus, 10 oporteret ipsurn duci a surnrno ad surnrnurn? IOANNES: Certurn est hoc fieri oportere, curn nihil in ea sit nisi surnrnurn. CARDINALIS: Surnrnurn autern atornus est, qui non est visibilis. Patet igitur Mercuriurn recte dixisse rnundurn ex se non esse visi- 15 bilern, quia rotundus est et nihil de eo vel in eo videtur nisi rerurn formae in eo contentae. loANNES: Mundi rotunditas curn sit in rnateria et propter adiunc- 14 tionern ad rnateriarn sit irnago rotunditatis, quare illa rotunditatis irnago in rnateria videri non potest?

Gespräch über das Globusspiel · n. 12-14

13

nur das Abbild der wahren Form, weil die Wahrheit der Form von aller Materie getrennt ist. KARDINAL: Obwohl du platonisch gesprochen Wahres sagst, ist 5 doch der Bezug auf die Rundheit oder auf eine andere Form (zu beachten). Denn auch wenn es möglich sein würde, daß die Rundheit in der Materie wäre, würde sie immer noch nicht sichtbar sein. Anders bei den übrigen Formen, wenn sie in der Materie wären, weil sie gesehen werden könnten. Aber die Rundheit und das ihr 10 gemäße Runde würde nicht gesehen. Allein das Lange und Breite nämlich kann gesehen werden. Aber in der Rundheit ist nichts Langes und Breites oder Gerades, sondern eine gewisse Ringsumführung, eine gewisse Wölbung, die von Punkt zu Punkt herumgeführt ist, deren Höchstes überall ist. Und das ist Atom, was seiner Klein15 heit wegen unsichtbar ist. 13 JoHANNES: Sind denn mehrere Atome nicht mehrere höchste an Rundheit und können sie nicht eine gewisse konvexe Linie bilden, die gesehen werden kann, und so doch ein gewisser Teil der Rundheit gesehen wird? 5 KARDINAL: Dies kann nicht sein, weil was auch immer in der Rundheit ist, höchstes ist. Da aber das Atom die Höchstheit der Rundheit innehat, von wo aus sollte das Auge da den Anfang nehmen für das Sehen der Rundheit? Nicht vom Atom, weil es unsichtbar ist. Von keinem andern als dem höchsten der Rundheit aus 10 könnte das Auge den Anfang des Sehens der Rundheit empfangen; denn, was immer in der Rundheit ist, ist Höchstes. Das Höchste ist aber Atom. Würde der Blick nicht, gesetzt er beginne am höchsten der Rundheit, vom Höchsten zum Höchsten geführt werden müssen? joHANNES: Sicherlich muß dies geschehen, da in ihr ja nichts au15 ßer dem Höchsten ist. KARDINAL: Das Höchste aber ist Atom, das nicht sichtbar ist. Es ist also klar, daß Mercurius richtig gesagt hat, daß die Welt von sich aus nicht sichtbar ist, weil sie rund ist und nichts von ihr oder in ihr gesehen wird als die Formen der in ihr enthaltenen Dinge. 14 JoHANNES: Da die Rundheit der Welt in der Materie ist und wegen ihrer Verbundenheit mit der Materie ein Abbild der Rundheit ist, warum kann da dieses Abbild der Rundheit in der Materie nicht gesehen werden?

14

Dialogus de ludo globi. (Liber primus}

CARDINALIS: In tantum illa rotunditatis imago ad veram rotunditatem accedit quod visum et omnem sensum subterfugit. 5 IOANNES: ldeo mundum non videmus, nisi in quantum per partes rerum formas videmus; quibus subtractis nec mundum nec eius formam videremus. CARDINALIS: Bene dicis. Nam mundi forma rotunditas est invisibilis. Visibilibus igitur formis subtractis Nerlust der Werte(( spricht, geht es nicht um das vielfaltige Gute, sondern um das anthropologische Defizit, das die Menschen selbst verursachen; sie sind zwar fähig, die Vernunft zu gebrauchen, geben aber anderen Interessen den Vorzug. 116,20-22: SO SAGTE NÄMLICH CHRISTUS . • . DES KAISERS) Mt 22,20-21. 117,1-2: DAS ANTLITZ •.• SIND DASSELBE) Zur Gleichsetzung des Namens Gottes mit dem Sohne vgl. Sermo XXIV Nr. 11, die Auslegung der ersten Bitte in der deutschen >Naterunser-Predigt(( von Nikolaus; vgl. die Anm. in der kritischen Edition der Heidelberger Ausgabe Band XVI Faszikel4 S. 395-397. 117,3: BILD] // Cor 4,4. 117,3-4: GESTALT .•. DURCH DEN) Hbr 1,2-3. 118,13: UNENDLICHE MÖGLICHKEIT] Die unendliche Möglichkeit ist Voraussetzung für die Bestimmung durch das Zeichen; sie wird durch das Zeichen determiniert. 118,15-17: DAS ERSTE .•. NICHTS WIDERSTEHEN KANN) Das erste Gezeichnete ist in Gott so wie in der Wahrheit, weil Gott ja alles ist, was sein kann. 119,30-31: UND WER ..• ENTHÜLLEN] Hier klingt an, was Nikolaus für einen jüngeren erwünschten Nachfolger in der »Jagd nach Weisheit(( aufschrieb: das ihm Wichtige, das weiterer Wahrheitssuche bedarf. Auch das »Globusspiel(( bietet Felder an, auf denen weitere Schätze verborgen liegen.

VERZEICHNIS DER SIGLEN

CCSL h

Corpus Christianorum. Series Latina Nicolai de Cusa opera omnia iussu et auctoritate Academiae Litteramm Heidelbergensis ad codicum fidem edita LW Meister Eckhart, Die lateinischen Werke MFCG Mitteilungen und Forschungsbeiträge der CusanusGesellschaft NvKdÜ Schriften des Nikolaus von Kues in deutscher Übersetzung. Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften hg. von Ernst Hoffmannt, Paul Wilpertt und Karl Bormann Verfasserlexikon Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begründet von Wolfgang Stammler, fortgeführt von Karl Langosch, zweite völlig neu bearbeitete Auflage, hg. von Kurt Ruh

VON NIKOLAUS ZITIERTE NAMEN UND AUTOREN* Aristoteles 38,5; 98,2; 104,4. Augustinus 95,19. Boethius 109,10. Dionysius 37,17. Mercurius 13,15. Orpheus 94,2. Paulus 18,8; 107,2. Pius II, Papa (Enea Silvio Piccolomini) 61,6-7. Plato 12,4; 57,14; 109,28. Platonici 22,13; 57,6. Ptolomaeus 94,2. Pythagoras 109,25. Restitutus 95,19-20; 96,1-2. Socrates 57,14.

• Die Stellennachweise mit Paragraphen- und Zeilenangaben beziehen sich auf den lateinischen Text.

REGISTER ZU DEN ANMERKUNGEN*

1. Zitierte Handschriften Krakau, Jagellonische Bibliothek Cod. 682: 50,5-7; 58,17; 78,6; 82,13-14 Bernkastel-Kues, Bibliothek des St. Nikolaus Hospitals Cod.Cus. 21: 84,1-3 Cod.Cus. 219: 50,5-7; 54,1-24; 58,17; 59,7-9; 78,6; 82,13-14

2. Zitierte Bibelstellen IVRg Ps Ps Ps Is Is Bar Mt Mt Lc lo

19,15: 89,17 87,7: 72,6-7 113,11: 19,1-2 134,6: 19,1-2 9,6: 77,6-7 45,15: 104,1 3,32: 18,15-16 11,25: 104,1 22,20--21: 116,20--22 10,21: 104,1 10,7: 71,8-9

lo lo

11,25: 14,6:

Rm Ga! II Cor II Cor Eph I Tim Hbr I lo

13,1: 2,20: 4,4: 4,18: 3,15: 2,5: 1,2-3: 3,2:

30,7; 68,6 30,7; 68,6; 71,8-9 107,2-3 53,6 117,3 18,9-10 71,5 51,26 117,3-4 103,2-3

3. Zitierte Autoren und andere Personen Ambrogio Traversari 37,19-20 Ambrosius (Hymnus Ambrosianus) 59,11-13 Anawati, George C. 12,4-15 Aristoteles 18,20--26; 38,6; 55,

14-15; 93,10--11; 93,11-12; 98,2-3; 99,8; 104,4-5; 109,5-8 Augustinus 45,1-26; 52,14-15; 96,1-10 Beierwaltes, Werner 13,17

• Stellennachweise beziehen sich auf die mit gleichlautenden Paragraphen- und Zeilenangaben aufgeführten Anmerkungen zur deutschen Übersetzung.

168

Register zu den Anmerkungen

Boethius 93,11-12; 109,12-13 Borst, Amo 2,3 Breidert, Wolfgang 2,3 Brockhaus 4,20 Busse, Adolf 93,11-12 Cathala, M. R. 109,5--8 Collier, Peter Fenelon 4,20 Dionysius (-Pseudo) Areopagita 37,19-20 Eckhart, Meister 84,1-3 Elders, Uon 12,4-15 Fantini (Nuntius) 43,14-16 Festugiere, Andre-] ean 13,17 Fischer, Bonifatius 18,9-10 Friedlein, Gottfried 109,12-13 Georg Podiebrad 43,14-16 Haring, Nicholas M. 24,4-6; 108, 10--11 Häring, Nikolaus M. s. Haring, Nicholas M. Hermes Trismegistos 13,17; 84, 1-3 Johannes Scotus Eriugena 37,1920

Krchnak, Alois 94,3 Lefevre d'Etaples, J acques 2,3 Leibniz, Gottfried Wilhelm 6,4-7 Liber XXN philosophorum 13,17 Mahnke, Dietrich 84,1-3 Maimonides 12,4-15 Mercurius 13,17; s. auch Hermes Trismegistos Meuthen, Erich 1,5; 61,4-9 Nock, Arthur Darby 13,17 Ovid 14,13 Platon 17,14-24; 22,15-16; 28,5; 28,21-25; 57,16--22; 108,16--19 Podiebrad s. Georg Podiebrad Porphyrius 93,10--11; 93,11-12 Sokrates 57,16--22 Spiazzi, Raimondo Maria 109,5--8 Thierry von Chartres 24,4-6; 108,10--11 Thomas von Aquino 33,19-21; 109,5-8 Vergil 40,5; 57,7 Weber, Robert 18,9-10 Wilhelm von Moerbeke 109,5-8

VERZEICHNIS WICHTIGER LATEINISCHER BEGRIFFE Es wird hier kein vollständiger Wortindex geboten. Ein solcher findet sich in der Editio maior. Als Abkürzungen fanden Verwendung: dg. = durchgehend, hg. = häufig, b. h. = besonders häufig. absconditus verborgen 65,19; 104,1 (vgl. occultari verborgen sein). aetemitas Ewigkeit 16,15-19; 17 dg.; 18,10,15-17; 19,1; 33,3; 46,7-10; 48,12,18-19; 69,22; 87,9-17; 88,1--6. albedo Weiß-heit 10,9-10; 17,12; 66,19-20; 85,1; 102,16--21. alteritas Andersheit 79,16--21; 80,16; 81; 82,19; 108,9; 109,6,13-22. anima Seele dg. s. dazu auch motus anima mundi Weltseele (vgl. natura movetur intelligentia 35,1); 43,17-18; 58,1; 98,7-8. anima rationalis Verstandesseele b.h. 22,13-14; 28; 31,13; 32,1-3; 67,25; 90,1-2,10--11; 91,5,11; 92,1,10.11; 93,8,15; 94,1-17; 95,1,718; 96,9,12,18; 98,4; 99,5,7,10--11; 101,1,4,10; 102,1; 103,3,14. archerypus Urbild 45.5--6,15. ars Kunst 4,1; 7,7-8; 28,13; 44,5-13; 45,11; 102,7-15; n.115,9. ars creativa Schöpfungskunst 45,11-12; 102,11-14; 115,20--21. assimilatio vgl. similitudo atomus Atom 10,8-11; 11,7; 12,12; 13,1-14; 15,22-25; 21,7-11; 51,10; 85,2. carentia Mangel 72,6--8; 81,8-10; 113,13. causa Ursache 4,9; 16,15; 29,2,11; 48,6--10; 70,12,14; 78,10; 79,3; 81,8; 82,5,26--27; 97,13; 99,4,12; 101,13-23; 102,2,6; 110,15; 112,10; 117,7; 120,10--11. cogitatio Nachdenken 31,1-9; 32,2-3,5,7,12; 34,1; 54,9; 73,8; 103, 11,15. complicatio Einfaltung (Zusammenfaltung) 37,5; 40,8-9; 49,2--6; 69~3; 76,13-16; 79,1; 83,5; 85,4-8; 86,4-12; 87,1-2,7; 91,5-10; 92,1-2);----93,2,7,9-10; 103,14-15; 110,14; 117,12; 118,18; 119,7.

• Stellennachweise mit Paragraphen- und Zeilenangabe beziehen sich auf den lateinischen Text.

170

Verzeichnis wichtiger Begriffe

conceptus Entwurf 15,1; 44,6-16; 45,2,14-15; 47,7-9; 48,13--14; 80,13; 94,4-5; 99,1; 119,2. coniectura Mutmaßung 45,12; 58,19. conexio Verknüpfung s. nexus 40,5; 82; 83,9. considerare überlegen 5,1; 7,1; 31 hg.; 32,2,5,12-13; 34,2,4,7,8; n-36,2; 76,2; 85,4; 105,2; 114,1. continere enthalten 4,2; 7,12;; 10,6: 37,5; 56,11-12; 63,3,5; 65,3--10; 67, 6,11-12,15-19; 69,14; 71,5; 78,6; 106,1; 115,13--14. contingere zufällig zustande kommen, sich ergeben 50,6; 79,15; 81,78,10,15,19. conlractum zusammengezogen 31,14; 66,20-21; 118,15,18. disciplina Wissenschaft 2,4; 90,7-16 (Methode); 93,1-6; 95,3,9; 101,11. discretio Unterscheidung 3,4; 29,2,5; 42,6; 76,6,13--16; 77,3,12; 78, 2,9,11; 80,1; 89,8,13--15; 90,13,17-18; 92,4,12-22; 93,12; 94,15-16; 95,1-2; 102,2-3; 106,1-4; 107,21-25; 109,20-22,25-26; 113,1213; 114,3-4; 115,8,18. duratio Dauer 18,18; 88,2-7. elementativa Element 40,13; 104,10,16. embryo Embryo 43,6,16. ens rationis Gedankending 80,14-15; vgl. 112,8. ens reale wirklich Seiendes 80,14-15; 112,7. entitas Seiendheit 79,17,19; 80,3-4,11; 81,6,12-13; 82,1,11,13,15,20, 23--25,27,30-31; 87,3-6; 91,4-16; 111,8; 117,7,9. esse ipsum Sein selbst 66,6-13; 67,10; 111,6. essentia Wesenheit 25,12; 33,17; 37,16; 69,6; 81,12-14; 83,10; 89,17; 93,18; 102,15-17; 107,15-18; 112,6,8,10,12. evolutio Entwicklung 10,10; 49,2-5. exemplarVorbild 16,15; 48,7,15-16; 62,4,10,12-13,17; 63; 64,2-12; 65, 1,16-17; 66,14; 68,6-7; 77,9; 80,7-8; 99,2; 107,7; 117,5. exemplatum Abbild 62,10-16; 63; 64,2-12; 65,16; 68,7. explicare entfalten 10,11; 40,10; 49,5; 57,11; 85,7; 90,19; 92,15-22; 93, 3-4,7; 94,4; 103,16. exsistere existieren 22,8; 31,18; 44,21; 45,1; 66,3--14; 67,19-20; 69,7; 87,1; 93,8; 110,13; 111,8; 114,6-7. extremitas das Äußerste 8,8--9; 9,9-10; 11,1-4. figura Gestalt 1,9; 4,2,4,7,9; 8,5; 20,9; 40,8; 69,1,3,11; 70,2-4; 74, 5,7,13; 75,17; 76,17; 78,6,9-12; 92,18; 103,19; 104,14-22; 117,12,11-13; 118,4-7.

Verzeichnis wichtiger Begriffe

171

ftgura substantiae Wesensgestalt 117,1-2,11-13. ftnis Ende, Ziel 16,16--17; 17,14; 44,11; 48,7,10; 75,18; 83,3; 94,17; 99,5; 103,18; 104,7; 106,9-10; 107,3,13,18. forma essendi Seinsform 91,12. forma exemplaris Vorbildform 48,15--16; 68,6--7; 117,6. genus Gattung 76,9,15; 78,9. globus 1,1--6; 2,5; 3,6--7; 4,1-20; 5,2-12; 6,1,11; 7,3-4; 8,1-4; 20,1-9; 21,6; 22,2-4; 23,1-5; 25,1-8,17; 44,4; 45,1-5,10; 46,2; 48,1-5; 50, 7-9; 51,4-21; 53,8,12,18; 54,5--18; 55,1-3,8,14; 56,7-10; 58, 16,20,22; 59,8-9; 60,6; 61,1,10,22; 121,6. gradus Stufe 72,1; 73,3; 75,8; 77,3. I!Jpostasis Person (theol.) 75,20; 82,18; 108,7. idem (identitas) dasselbe 16,19; 17,3; 19,10; 28,17; 39,2; 51,7; 69,2,9,21; 73,10; 74,8; 75,9,11,15--16; 79,15; 81,20; 91,10--12; 93,4; 107,17; 109,21; 117,2; 120,7,10,21. imagoBild 11,17; 12,2; 14,2-4; 15,3; 16,2-3,9,12,16,18; 42,19; 44,5,19; 48,15--18; 87,17; 88,1,7; 116,7-16; 118,7; 120,4-7. imaginari (imaginatio) vorstellen, Vorstellung 24,14; 26,12-16; 38,3,8; 39, 4--6; 67,1-19; 67,11; 88,1-16; 101,4; 104,12,19. imitari nachahmen 7,8; 78,2; 96,2; 109,28. immutabilis unveränderlich 15,11; 28,7-10; 95,3; 98,7,10; 99,11. impetusAnstoß 22,6; 23,3; 25,2; 55,2,16. impulsus Antrieb 5,3-13; 35,8-13; 54,5-8; 58,24. indivisibilis unteilbar 8,9-9,6; 10.3-4; 15,12; 21,7; 25,3; 83,4-8; 109,1416; 111,7; 119,8-9. illjinitus unendlich 4,12; 16,6; 33,2; 51,8; 64,2; 69,19-20; 73,3; 75,5; 99, 2-3; 111,11-12; 115,17,20; 118,9-14; 119,15-16. initium Anfang 13,6,8; 18,9,14; 83,6--8. inteUectibilis geistig-schauend 77,8,21; 78,3; 89,9 (nach der HS K); 101,13; 104,13,23. inteUectivus vernünftig 25,12; 26,2; 32,11,15; 37,6--8; 38,4,14; 39,3-4; 43,10; 119,7. inteUectus Vernunft 24,2-8; 25,12; 26,16--17; 37,15; 38,10; 39,6--8; 43, 7-8; 70,10; 72,5,9-11; 77,5; 89,9 (nach der HS q; 103,4; 112,9-11; 113,11-12; 114,1,3-5,10; 115,2; 119 dg. intelligentia Einsicht 3,6; 26,12-15; 35,1; 65,19; 73,2; 77 dg.; 104,13,22. intentio Absicht 7,10; 11,15; 55,8,9,11,17; 59,4; 98,5--6,9-10; 99,1,5,813; 100,1,5,9-10; 101,1-17.

172

Verzeichnis wichtiger Begriffe

intuitus Schau 63,6; 64,12; 77,8,13 78,2,5; 85,10; 102,7. invenire erfinden 28,13-14; 30,6; 31,1; 34,7; 50,4; 90,15-17; 93,1,3; 94, 1,3. Iex Gesetz 35,1--6; 51,15. Iex Iudi Spielregel 50,9. liber frei 19,12; 31,12-13; 34,6-11; 43,21; 44,6-7; 56,10; 58,3,11-13; 73,3. Iudus Spiel 1,1,6-8; 2,2-4; 20,1; 30,8; 31,1,4-5; 34,1; 49,11; 50,3-9; 51,1; 54,1; 55,5-7,12; 61,1,10,22; 89,2. Iudus sapientiae Weisheitsspiel 31,1-5 (vgl. 34,1-7; 54,1,17; 60,1). maius et minus mehr und minder 8,2; 15,8-15; 49,2; 62,3,7-9; 65,12-15; 69,13; 110,9-14; 112,11-12; 113,4; vgl. 96,20-24. maximum actu das wirklich Größte 16,10-13; 18,3--6. maximum simpliciter das schlechthin Größte 15,8-9; 96,24; 111,6-7. malum böse, schlecht 36,8; 56,1-7; 58,6; 81,11-12; 89,5; 113,7. materia Materie 11,15-12,7; 14,1-3,11; 26,6; 44,12-18; 45,3,6; 46,1,4, 6,9,11-13; 47,9; 48,1,6,9,10; 49,6; 81,8; 94,4; 116,2; 118,3-4; 119,16; 120,13,15,16,18. medium Mitte dg. medium Stoff 5,14; 7,4. mens Geist (Seele) 3,2; 15,1; 24,13; 44,5-20; 45,1--6,14-15; 46,14-15; 48,5,7,12-15; 61,26; 62,6,16; 67,9,24; 73,7--8,10,18; 80,5-16; 84,5; 85,1; 86,1; 88,5-13; 93,11-12; 94,4; 109,19-23; 112,2-7; 114,8; 119,3. mens divina Gottes Geist 45,14; 46,14. microcosmus Mikrokosmos 40,2; 105,8. modus essendi Seinsweise 46,3-4; 48,5; 116,1-5; 118,5,15-18; 119,17. monetarius Münzherr 11 5, 1-13; 116,2-1 5; 117 dg. motus Bewegung dg. motus se ipsum movens sich selbst bewegende Bewegung 22,13-16; 24, 3-13; 25,11-18; 32,4-9. motus- quies Bewegung- Ruhe 92,5-7; 95,2. motus substantialis substantielle Bewegung 24,3-4,8-9,12-13; 25,4,8, 17-18. nrysterium (nrysticum) Geheimnis 2,3; 54,1,17; 60,1; 61,13-14; 62,1; 89,2; 104,14. necessitas Notwendigkeit 32,15; 35,4; 36,5,7; 40,9; 47,5; 57,8-9,13; 107,1; 118,12-19.

Verzeichnis wichtiger Begriffe

173

nexus Verknüpfung 82,1-33 b.h.; 83,1. nihil nichts 9,8--9; 46,5; 47,2-5; 110,16. notitia Kenntnis, Kennzeichen 3,4-5; 69,5; 76,10; 80,13-14; 116,10,14. notionalis begrifflich 80,7-12; 91,8; 92,1-2,10--11,14,16; 93,9,16--17; 99,6; 112,8; 114,3. numerus Zahl 50,11; 65,1-5,16; 72,13; 76,6,8,12-13; 78,11; 79,6,7, 10,11,21; 80,2,15,16;; 81,2-3; 89,13-15; 90,14,16; 92,14-15 93,16;; 109,4-5,16--26; 115,8,10,19; 119,21. nummularius Wechsler 115,2-9,17-21; 119,19,26. nunc jetzt 69,18; 92,8,20. obiectum Gegenstand 80,13; 101,9. occultari verborgen sein 103,13,18,20; 104,2,8--11; 110,15. omnia et singula alle und jedes 27,14; 75,6--7; 82,23-24; 112,3. omnia simul alles zugleich 77,1 0--16; 81, 19; vgl. Iota simul ganz zugleich 87,17. opportunitas Gelegenheit 81,11-12. ordo Ordnung 35,2; 40,10; 50,6; 57,7,12,15; 58,20; 75,9; 77,3-22; 78, 1-7; 89,4,6; 107,1-108,15 bh. par/impar gerade, ungerade 109,4-15. participare teilhaben 15,17; 16,7-8; 17,8; 21,20; 25,9-11; 102,16. perpetuus immerwährend 17,14; 21,16--18; 24,16; 28,3,7; 32,8; 33,3; 37, 17-18; 39,6--7; 40,7; 69,4-8; 77,21; 94,17; 97,16; 101,20. persona Person 33,15; 51,4; 53,12; 75,16. phantasmaPhantasiebild 88,10--11. posse facere Machenkönnen 19,3-11. posse.fteriWerdenkönnen 19,4-10; 45,17-20; 46 dg.; 47,1-2; 49,6; 99,3; 109,25-26. possibilitas Möglichkeit 14,11; 44,12-17; 45,6,8--9,17-19; 46 dg.; 48, 3-5; 49,7; 81,9; 118,5-21; 119,16. potentia Potenz, Vermögen 45,7; 96,12; 104,5; 115,6,12,13. praecise genau 6,7; 9,13; 21,2-4; 54,13; 107,13,18; 108,5; 119,25; 121, 2-3. praedicamenlllm Kategorie 93,9. principium Anfang, Ursprung 5,5; 16,16--17; 56,1; 64,11-12; 90,18; 104,3; 107,17-18. principium, medium et .ftnis Ursprung, Mitte und Ziel 83,3; 107,3,12. privatio Beraubung 81,8. progressio Fortschreiten 79,2,9; 105,2-9; 106,2-8; 107,11,14-15; 108, 11-17; 110,17.

174

Verzeichnis wichtiger Begriffe

proportio Proportion, Verhältnis 42,8; 90,8,12,16; 109,9-11; 114,6. punctus Punkt 8,9; 9,4-14; 10,4-11; 11,1; 12,11; 16,17; 20,4,6; 21,8; 49, 3-5; 51,9; 58,17,21; 69,20; 83,8-11; 84,3-8; 85,2-3,8; 86,3-7; 87,5; 92,3,15,17; 119,14. quant11m Quantum 8,10; 67,5--7; 84,3-9; 92,23. quatemarius Vierer 79,2-10; 106,2,9-10; 108,12,15; 109,3-15. quiditas Washeit 76,10; 117,14-15. quies Ruhe 51,2,8; 54,7; 58,20; 60,3; 74,3; 92,6-7,20; 95,2. ratio Verstand, Denken 26,12-16; 28,6-7,9-12; 29,7; 31,6-13; 32,1-3; 34,5,14; 47,7; 70,5,11; 77,22; 78,4; 80,14,15; 88,13; 90,2-16; 91,5; 92,1,10,11; 93,8,16; 94,7-12; 95,1-18; 96,9-19; 97,2; 98,4; 99,5,78,11; 100,2,4,10; 101,17,19-20,23-24; 102,2,9,12; 103,3,7,14; 109, 19,27; 114,6; 116,6; 119,17. ratio Grund 35,2-5; 79,3,13; 90,15; 93,16; 95,8; 99,1; 101,13,19,22; 102,7; 105,8; 106,11; 108,20; 109,1. regula doctae ignorantiae Regel des belehrten Nichtwissens 96,22; vgl. auch 15,7-9. relucere widerstrahlen 33,2,4; 42,7-13; 44,2. sapientia Weisheit 31,1; 70,9-12. scientia Wissenschaft 2,1; 3,3; 28,13; 67,24; 70,9,11; 89,7; 95,9-10; 99, 5-6; 102,4,6-7,9; 103,7,10; 109,26; 115,8. sensus Sinn 14,5; 26,7-14; 28,16-17; 37,2-10; 67,14,18; 72,10; 90,4-22; 94,4; 95,13-17; 101,3,9; 104,11-12,18. signum Zeichen 20,4; 33,12; 50,6; 116,7; 117,4-17; 118,1-13; 120,4-18; 121,3. similitudo Ähnlichkeit, Vergleich, Gleichnis 7,7; 22,2; 25,1,6-7; 28,15-16; 29,5,12; 30,3; 42,3-4; 44,19; 45,11; 115,12; 116,8,13; 118,3; vgl. assimilatio Vergleich 45,3; 115,3. simplicitas Einfachheit 30,3; 33,13; 77,12,14; 83,4,8-9; 86,3,7-9; 92,1012; 103,13. Iota simul ganz zugleich 87,17; siehe auch oben omnia simul spiritusGeist 22,3-5; 24,19; 33,8-10; 34,11; 35,7; 36,3-7; 40,4-5; 53, 7-12; 77,13; 82,32; 89,4-5; 104,4; 105,7. spiritus rationalis vernünftiger Geist 31,8; 32,2-3; 101,20-21. subieclllm Träger 48,18; 67,20-22. substantia Substanz 24,4-13; 25,4,7-9; 26,10,14; 37,3-15; 39,2,8,13; 40,10; 41,3,5; 67,15--26; 76,3-14; 117,1-2,11,13. substantia Wesenheit 37,16; 76,10; 109,7.

Verzeichnis wichtiger Begriffe

175

temperamenlllm (temperatio) Zusammenstimmung 31,16-19. tempus Zeit 7,11; 15,13; 18,12-22; 21,13; 33,4; 43,24; 77,9,18; 87,11516; 88,1-4; 92,7-8,20--23; 93,14; 94,5-17; 95,2-12; 97,15. trigonusjtetragonus Dreieck/Viereck 38,4-11; 39,1-2; 95,17. trinus dreifaltig 82,26-29; dreifach 89,10; 106,8. unilas Einheit 33,13--16; 42,19; 62,14; 64,3--5,11-12; 65,1-17; 76,13; 82,8--33; 85,7; 90,18; 91,2-14; 92,13,17; 107,11; 109,6,14; 117,610. unitrinus dreieinig 32,15; 33,9-14; 110,17. univers11m All 40,5; 42,3--19; 43,1,5-6,10,11; 44,2; 56,11; 58,9; 82,19. valor Wert 110--114 bh.; 115,10,11,16,20. varius verschiedenartig 4,12,13,19-20; 5,2-3,14; 6,9; 7,5,10; 10,1; 21, 12-13; 39,8--9; 42,19; 46,10; 48,18; 50,5; 54,3--6; 55,3,5; 59,2; 62,14; 73,8--11; 77,2; 81,18; 82,3,6; 115,18--19; 120,16-21; 121,3-4. veritas Wahrheit 11,11-16; 12,1-3; 15,1-7; 29,13; 30,1,4; 44,19-20; 48, 14,16,17; 52,2; 53,1,11; 62,6; 63,5; 66,2; 71,6-10; 72,10--11; 80, 10,12; 88,8--14; 103,8; 111,8--13; 117,8; 118,6-7; 120,15-18. virllls Tugend 54,3,17-18; 56,3; 58,3,13; 59,3. virllls (vis) Kraft 3,8; 6,3; 7,9; 24,15,17; 26,1,8--11; 27,3-4; 28,6,12,13; 29,1; 31,3,6,13; 32,3,11,15; 33,2; 34,6; 37,2-15; 38,3,8; 39,1-3,11; 40,6; 41,5-7; 43,16; 44,6; 50,2; 51,14,16,20; 54,14,17; 56,7; 67, 4,26-27; 80,7-12; 86,4-11; 89,17; 90,1-11; 92,1,11; 93,2,7,9; 95,17; 96,11; 97,4; 101,11,14,24; 102,3,19-20; 103,7-8,13,15,19; 104,416; 109,19-21; 112,2; 114,2,6; 115,5,7-8; 119,7,17,21;. visio Schau 66,2; 72,1,10.11; 77,3. vita viventium Leben der Lebenden 38,15; 69,1,15-16,22; 70,3; 72,4. vivi.ftcare lebendig machen 22,15; 23,6-7; 24,1,14; 27,4-12; 40,14.

VERZEICHNIS WICHTIGER BEGRIFFE DEUTSCH-LATEINISCH Abbild exemplatum Absicht intentio Ähnlichkeit similitudo das Äußerste extremitas All universum alle undjedes omnia et singula alles ~gleich omnia simul vgi. auch tota simul Andersheil alteritas Anfang initium Anfang principium Antrieb impulsus Anstoß Impetus Atom atomus

Einfachheit simplicitas Einfaltung complicatio Einheit unitas Einsicht intelligentia Element elementativa Embryo embryo en~alten explicare enthalten continere Entwicklung evolutio Entwurf conceptus erfinden invenire sich ergeben contingere Ewigkeit aeternitas existimn exsistere

begrifflich notionalis Beraubung privatio Bewegung motus sich selbst bewegende Bewegung motus se ipsum movens Bewegung - l?Jihe motus - quies substantielle Bewegung motus substantialis Bild imago böse malum

Fortschreiten progressio .frei liber

dasselbe idem (identitas) Dauer duratio Denken siehe ratio Dreieck/Vimck trigonus/tetragonus dreieinig unitrinus dreifach trinus dreifaltig trinus Ende finis

ganz ~gleich tota simul, s. auch omnia simul Gattung genus Gedankending ens rationis Gegenstand obiectum Geheimnis mysterium, mysticum Geist mens Geist spiritus vernünftiger Geist spiritus rationalis geistig-schauend intellectibilis Gelegenheit opportunitas genau praecise geradefungerade par/impar Gesetz lex Gleichnis similitudo vgl auch assimilatio Vergleich Globus globus

Verzeichnis wichtiger Begriffe

Gottes Geist mens divina das schlechthin Größte maximum simpliciter das wirklich Größte maximum actu Grund ratio immen~~ähnnd je~

perpetuus

nunc

Kategorie praedicamentum Kenntnis notitia Kennifichen notitia Kraft virtus, vis /vmst ars Leben der Lebenden vita viventium lebendig machen vivificare Machenkönnen posse facere Mangel carentia Materie materia mehr und minder maius et minus Methode disciplina Mikrokosmos microcosmus Mitte medium Möglichkeit possibilitas Münzherr monetarius Mutmaßung coniectura nachahmen imitari nachdenken cogitatio nichts nihil Notwendigkeit necessitas Ordnung ordo Person persona Person (theol.) hypostasis

177

Phantasiebild phantasma Potenz potentia Proportion proportio Punkt punctus Quantum quantum Regel des belehrten Nichtwissens regula doctae ignorantiae Ruhe quies Schöpfungskunst ars creativa Seele mens, anima Sein selbst esse ipsum wirklich Seiendes ens reale Seiendheil entitas Seinsform forma essendi Seinsweise modus essendi Sinn sensus Spiel Iudus Spielngel Iex Iudi Stoff medium Stufe gradus Substanz substantia Schau visio, intuitus schlecht malum teilhaben participare Träger subiectum Tugend virtus überlegen considerare unendlich infinitus unteilbar indivisibilis Unterscheidung discretio unveränderlich immutabilis Urbild archetypus Ursache causa Ursprung principium Ursprung_ Mitte und Ziel principium, medium et finis

178

Verzeichnis wichtiger Begriffe

veriJOrgen absconditus veriJOrgen sein occultari Vergleich similitudo, assimilatio Verhältnis proportio Verkniipfong conexio, s. auch nexus Vmnögen potentia vemiinftig intellectivus Vernunft intellectus verschiedenartig varius Verstand ratio Verstandesseele anima rationalis Vtenr quaternarius Vorbild exemplar Vorbildform forma exemplaris Vorstellung imaginari, imaginatio Wahrheit veritas Washeil quiditas wechsler nummularius weisheil sapientia weisheitsspiel Iudus sapientiae

weiß-heil albedo wettseele anima mundi, vgl auch natura movetur intelligentia werdenköimen posse fieri wesenheil essentia wesensgestalt figura substantiae wesenheil substantia wert valor widerstrahlen relucere Wissenschaft disciplina Wissenschaft scientia Zahl numerus Zeichen signum Zeit tempus Ziel finis !(!lfdllig !(!~Stande kommen, sich ergeben contingere Zusammenfaltung complicatio !(!ISammenge~gen contractum Zusammenstimmung temperamentum, temperario