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German Pages 150 [163] Year 1993
Schriften des
NIKOLAUS VON KUES in deutscher Übersetzung
Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausgegeben von ERNST HOFFMANN † · PAUL WILPERT † und KARL BORMANN Heft 20c Lateinisch-deutsche Parallelausgabe
NICOLAI DE CUSA
Cribratio Alkorani
Edidit LUDOVICUS HAGEMANN
IN AEDIBUS FELICIS MEINER HAMBURGI
NIKOLAUS VON KUES
Sichtung des Korans Drittes Buch
Auf der Grundlage des Textes der kritischen Ausgabe neu übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von LUDWIG HAGEMANN und REINHOLD GLEI
Lateinisch-deutsch
FE LI X M EI NE R VE R LAG H AMB U RG
P HILOS OP H IS C HE B IB LIO T HE K B AND 420 c Der lateinische Text ist der kritischen Edition der Heidelberger Ausgabe entnommen: Nicolai de Cusa opera omnia, vol. VIII. Cribratio Alkorani. Edidit Commentariisque illustravit Ludovicus Hagemann, Hamburgi in aedibus Felicis Meiner MCMLXXXVI, p. 129-190. - Eine deutsche Übersetzung des Zweiten und Dritten Buches von Gustav Hölscher mit Anmerkungen erschien 1946 als Band 222 der Philosophischen Bibliothek (»Sichtung des Alkorans, Zweites und Drittes Buch«).
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet abrufbar über ‹http://portal.dnb.de›. ISBN: 978-3-7873-0938-2 ISBN eBook: 978-3-7873-3267-0
© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1993. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§ 53 und 54 UrhG ausdrücklich gestatten. www.meiner.de
INHALT
Vorwort. Von Ludwig Hagemann und Reinhold Glei . . . VII
Nikolaus von Kues Cribratio Alkorani Sichtung des Korans Liber tertius - Drittes Buch Text und Übersetzung der »Cribratio Alkorani« Liber tertius /Drittes Buch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/3
1. Daß der Koran durch das Festhalten am Glauben an den einen Gott es allen recht machen will, wobei er dennoch Christus den Vorzug gibt . . . . . . . . . . II. Daß Mul:iammad nicht wußte, was zu tun und zu denken sei, und nichts Beständiges hinterließ . . . . III. Warum die, die an den Koran glauben, als gerettet gelten; und daß das Schwert ihr Lehrmeister ist . . . . . . . . IV. Daß Gott im Koran zum einen als der transzendente Gott erscheint und ein anderer Gott, von dem er spricht, den Dingen immanent ist . . . . . . . . . . . V. Daß Gott im Koran geringer erscheint als alle Dinge, als Sklave Mul:iammads und als dessen Erfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Daß Mul:iammad blindlings gegen die Gebote Gottes verstößt, wenn er Christus in den Christen verfolgt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII. Daß Mul:iammad glaubt, Gottes Vorherwissen bestimme alles Geschehen notwendig . . . . . . . . . VIII. Daß das Ziel des Korans Mul:iammads eigene Erhöhung darstellt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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VI
Inhalt
IX. Daß Mul).ammad Christus bald Gott und Mensch, bald nur Mensch, bald Gott in der Einzahl, bald in der Mehrzahl nennt . . . . . . . . . . . . . . . . . X. Daß Mul).ammad wankelmütig ist, wie aus Beispielen hervorgeht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI. Gegen die Behauptung, das Gesetz des Korans sei das Gesetz Abrahams . . . . . . . . . . . . . . . . XII. Daß der Koran Abraham als Heiden beschimpft; die wahre Geschichte wird dem entgegengehalten . . . . . . . . . . . . . . . . XIII. Über die dem gläubigen Abraham gegebene Verheißung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIV. Daß Gottes Bund mit Abraham die Ismaeliten ausschließt und in Christus, dem Mittler, zum Abschluß kommt . . . . . . . . . . . . . . . . . . XV. Daß nur ein Christ, der die Dreifaltigkeit in der Einheit anbetet, Abrahams Sohn sein kann . . . XVI. Daß die Araber das Gesetz Abrahams gar nicht kennen, ja es sogar verfolgen . . . . . . . . . . . . XVII. Versuch, den Sultan zu überreden, den Glauben an die Jungfrau Maria als Gottesgebärerin und die Anerkennung des Evangeliums anzuordnen . . . . XVIII. An den Khalifen von Bagdad, daß die Juden über Abraham im Koran Zusätze gemacht haben . . . . XIX. Aufweis, daß niemand ohne Christus selig werden kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XX. Aufweis, daß Christus den Christen die Unsterblichkeit verdient hat . . . . . . . . . . . . . . XXI. Darlegung der Ähnlichkeit von Adam und Christus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anmerkungen zur Übersetzung Literaturverzeichnis . . . . . . . Namenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis wichtiger Begriffe (Buch I-III)
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49 57
61 65 69
75 79 85 89 93 99 121 127 131
VORWORT
Der hier vorliegende dritte und abschließende Band der »Sichtung des Korans« enthält das dritte Buch dieser Schrift, in dem Nikolaus von Kues seine große theologische Auseinandersetzung mit dem Islam zu Ende führt. Der erste Teil (Kapitel I-X) befaßt sich ausführlich mit (vermeintlichen) Widersprüchen im strikt monotheistischen Gottesbekenntnis des Korans, wobei polemische Töne, insbesondere bezüglich Mul,iammads Prophetentum, nicht fehlen. Nikolaus sieht im Koran bekanntlich eine heterogene Ansammlung von Äußerungen Mul,iammads und späteren Zusätzen, die einer konsequenten theologischen Durchdringung, eben einer »Sichtung« bzw. »Siebung«, erst noch bedürfen; diese hatte Nikolaus ja im ersten Buch bereits im wesentlichen geleistet. In einem zweiten Teil (Kapitel XI-XVI) wird der koranische Anspruch, das wahre Gesetz Abrahams zu sein, aus christlicher Sicht entkräftet: In einer weit ausholenden Auslegung der Genesiserzählung über Abraham und seine Söhne Isaak und Ismael wird die cusanische Auffassung deutlich, wonach die authentische Abrahamskindschaft nur den Nachkommen Isaaks, nicht aber denen Ismaels, zukommt. Gegen Ende seiner Schrift kommt Nikolaus noch einmal auf den historischen Anlaß der »Sichtung des Korans«, den Fall Konstantinopels, zurück: In beschwörenden Worten wendet er sich an den »Sultan von Babylon« (Kap. XVII) und den »Khalifen von Bagdad (Kap. XVIII) mit dem Versuch, sie zur Anerkennung des Evangeliums und zur Verwerfung des Korans zu bewegen. Er knüpft dabei vor allem an die traditionelle Auffassung des Islams als einer nestorianischen Häresie an und versucht dementsprechend, die beiden Adressaten zu einer Rückkehr zur Orthodoxie zu überreden. Den Schluß bilden dann konsequenterweise drei christologische Kapitel, in denen die soteriologische Rolle Christi noch einmal breit dargelegt wird. Ist daher das dritte Buch der »Sichtung des Korans«, beson-
VIII
Vorwort
ders gegen Ende, keineswegs frei von Wiederholungen und für unser Empfinden vielleicht ermüdenden Darlegungen, so muß man dabei berücksichtigen, daß sich dies aus dem pädagogischpastoralen Charakter des Werkes ergibt: Nikolaus wollte ja durch seine »Sichtung des Korans« nicht nur seine christlichen Zeitgenossen über den Islam informieren, sondern vor allem den Muslimen eine theologische Brücke bauen, um sie für das Christentum zu gewinnen. Darin liegt die bleibende Bedeutung und der bleibende Anspruch dieser cusanischen Schrift für den christlich-islamischen Dialog. Der zeitliche Abstand zwischen dem Erscheinen des zweiten und dritten Bandes gibt Gelegenheit, kurz auf die inzwischen zahlreich erfolgten Reaktionen einzugehen. Unser in der Einleitung des ersten Bandes (S. XIX) formulierter Anspruch, die Übersetzung von Naumann/Hölscher nach über vierzig Jahren durch eine neue, zeitgemäße deutsche Übertragung zu ersetzen, ist von der Kritik nahezu einhellig bestätigt, bisweilen sogar enthusiastisch begrüßt worden. Eine Auswahl der Stimmen: »lesbare, dem aktuellen Sprachgebrauch angepaßte Übersetzung, ohne in Künsteleien zu verfallen oder saloppen Redewendungen Raum zu geben (H. Busse, ZMR 2/1990, 152); »flüssig und, wie Stichproben ergeben, zuverlässig« (K.-H. Kandler, ThLZ 116, 1991, 920); »eine Übersetzung, die das Prädikat >exzellent< verdient« (B. Mojsisch, ZPhF 45, 1991, 309). Lediglich einem Rezensenten schien manches zu »modern«: H. Bobzin, Der Islam 67, 2/1990, 362-366, führt als angebliche Modernismen z.B. an: n. 41,11-12 immunditia carnis »unreine sexuelle Freuden« (Naumann/Hölscher: »Unreinigkeit des Fleisches«); n. 44,11 vir muliebris »ein Frauenheld« (über Mub.ammad) (Naumann/Hölscher: »ein weibischer ... Mann«); n. 23,18 laudes »Lobhudeleien« (Naumann/Hölscher: »Lobsprüche«). Bobzin meint, dies sei »von der Stilebene nicht angemessen« und werde »dem eher sachlichen Ton von Nikolaus nicht gerecht« (365). Dabei scheint dem Rezensenten der polemische Charakter gerade der Passagen, die die Person Mu!Jammads betreffen, entgangen zu sein.
Vorwort
IX
Die fast auschließlich positive Reaktion hat uns bestärkt und ermuntert, auf dem begonnenen Weg weiterzugehen und die Übersetzung der »Cribratio Alkorani« in der gewohnten Weise zu Ende zu führen; sie ist, wie auch die der beiden ersten Bücher, in Gemeinschaftsarbeit entstanden - »le bonheur des circonstances, ou une espece de fatalite d'intfret scientifique«, wie ein Rezensent nicht ganz unzutreffend bemerkte (R. G. Khoury, BCAI 8, 1991, 28). Ebenfalls in der Zwischenzeit ist eine weitere Handschrift der »Cribratio Alkorani« bekanntgeworden, deren wichtigste Charakteristika hier mitzuteilen nicht versäumt werden soll. Es handelt sich um einen in der Thurgauischen Kantonsbibliothek zu Frauenfeld (Schweiz) unter der Signatur Y 39 befindlichen Codex, der fol. 1r_7ov die »Cribratio Alkorani« und fol. 7ov_9or die Schrift »Contra Bohemos« des Nikolaus von Kues enthält. Die Handschrift ist in die Zeit des Pontifikats Pauls II. (14641471 ), also in die ersten Jahre nach dem Tod des Cusanus, zu datieren: »In der Illuminierung der Titelseite das mit den päpstlichen Insignien versehene Wappen Pauls II. (Pietro Barbo, 1464-1471 ), in dessen Auftrag die Handschrift möglicherweise, sicher aber unter seinem Pontifikat, geschrieben worden ist.« (Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz in lateinischer Schrift vom Anfang des Mittelalters bis 1550, Bd. II: Die Handschriften der Bibliotheken Bern- Porrentruy in alphabetischer Reihenfolge. Text bearbeitet von B. M. von Scarpatetti. Dietikon-Zürich 1983, s. v. Frauenfeld Y 39). Die Bibliothek von Frauenfeld, der an dieser Stelle herzlich gedankt sei, stellte uns freundlicherweise eine Mikrofilmkopie der Handschrift zur Verfügung, so daß sie inzwischen kollationiert und stemmatisch eingeordnet werden konnte. Aufgrund zahlreicher Binde- bzw. Trennfehler steht zweifelsfrei fest, daß der neue Codex (vorgeschlagene Sigle: Fr) ein Apographon von Cu (Cod. Cus. 219) darstellt und als solches für die Textgestaltung nicht von eigenständigem Wert ist. Bindefehler FrCuMa gegen CsRgBxV11 : n. 4,8: om. vero; n. 5,5: om. bonum; n. 8,9: numquam; n. 9,6: ut; n. 9,11: ipsius;
X
Vorwort
n. 13,5: tribuat; n. 19,24: prom1ss10ne; n. 31,2-3: scribendo; n. 32,2: incommutabili; n. 34,5: nunc nunc negans; n. 34,8: c.XXX;usw. Bindefehler FrCu (zugleich Trennfehler FrMa): n. 10,2: om. etiam; n. 21,1: autem; n. 23,14: testimonia videatur; n. 25,14: cmque; usw. Die Sonderfehler von Fr (z.B. n. 4,1: concitatum;n. 5,3: vidimus; n.5,10: om. in ipso si enim; n.8,8: esse; n.9,10: rerum; n. 10,1: om. est; n. 20,12: illud; n. 22,13: collatio; n. 24,3: acceptandum; usw.) sind sehr zahlreich, jedoch durchweg als Schreibfehler oder eigenmächtige Änderungen des Schreibers zu erklären, stellen also keine Trennfehler zu Cu dar. Nachlässigkeit des Schreibers zeigt sich auch darin, daß nicht alle von Nikolaus in Cu nachträglich vorgenommenen Korrekturen von Fr übernommen wurden (z.B. n. 10,2: etiamadd. sup. lin. Cu, om. Fr). Die Textkonstitution wird also durch den Fund von Fr nicht tangiert; das auf p. XXV der kritischen Ausgabe gegebene Stemma ist wie folgt zu ergänzen: Autographum sive liber dictatus 1
exemplum
a~ß
Cs---;""' Rg
""'
\"'
r--Ma
/et~~ Bx
Cu
v;,
1Fr1
Der Übersetzung ist der lateinische Text der kritischen Edition von L. Hagemann (h VIII, Hamburgi 1986) beigegeben; an einigen Stellen wurde die Interpunktion stillschweigend verbessert.
Vorwort
XI
Ferner sind an Druckversehen berichtigt: n. 184,14: »quidam« statt »quidem«; n. 193,4: Einfügung von »perceptionem« hinter »praeceptorum«; n.217,7: Einfügung von »in« vor »iniustis«; n. 225,1: »obiectionibus« statt »abiectionibus«; n. 230,19: Einfügung von »in« vor »assumpta«; n.232,12: Einfügung von »omnes« vor »Creduli«. - Corrigendum zu Bd. 1: S. 23 unten ist statt »durch den Glauben« zu schreiben: »durch das Festhalten am Glauben«. Die auf die >Anmerkungen< folgenden Teile >Literaturverzeichnis< und >Namenverzeichnis< beziehen sich ausschließlich auf diesen Band, hingegen das >Verzeichnis wichtiger Begriffe< eine Auswahl aus dem Abschnitt Index verborum in »Cribratio Alkorani« (h VIII)- auf die drei Teilbände (Buch 1-III).
Ludwig Hagemann
Mannheim/Bochum, im April 1993
Reinhold Glei
NIKOLAUS VON KUES CRIBRATIO ALKORANI SICHTUNG DES KORANS Liber tertius - Drittes Buch
LIBER TERTIUS
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I. Quod Alkoranus fide unius dei salva omnibus blanditur Christum tarnen praeferendo.
Oportet, ut, qui Alkoranum legit, advertat, quomodo salva fide, quae est non deus nisi deus, nulli intendit contradicere. Ideo ita variat s ea, ubi dissensiones esse scivit, ut quisque aliquid grati reperiat, cuiuscumque haeresis aut sectae fuerit; puta saepe dicit, quod inter mortem et resurrectionem cuiuscumque vix hora intersit, ne de statu animarum ante iudicium opus sit dubitare, tarnen etiam interserit aliquas in amoeno loco fontibus referto medio tempore locari, ut de 10 Christo et virgine Maria capitulo XXXII scribit et iustis ob deum interemptis, quos vivere in deo asserit. Sie etiam dicit aliquas usque in diem iudicii igne cruciari eodem capitulo XXXII, licet nullas dicat in paradiso vel inferno ante sententiam iudicis in die finali reperiri. Haec ita ambigue scribit, quod contrarias opiniones haereticorum et 1s recte sentientium de animabus defunctorum ante iudicium fovere videatur. Sie nititur in omnibus facere opinionibus. Nam de regno caelorum 160 non dicit quicquam, sed de paradiso saepissime loquitur, acsi de paradiso terrestri intenderet et quod ad locum, unde eiectus fuit Adam, homo post diem iudicii fidelis et meritus restituetur ibi perpetuo mansurus. Tarnen, ne Christianorum paradisum, scilicet reg- s
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DRITTES BUCH
1. Daß der Koran durch das Festhalten am Glauben an den einen Gott es allen recht machen will, wobei er dennoch Christus den Vorzug gibt 1
Der Leser des Korans sollte darauf achten, daß im Festhalten an dem Glauben »Es gibt keinen Gott außer Gott« 2 die Absicht liegt, niemandem zu widersprechen. Deshalb variiert er dort, wo er weiß, daß Meinungsverschiedenheiten auftauchen, in der Weise, daß jeder - welcher Irrlehre oder Sekte er auch angehören mag - irgendetwas findet, was ihm zusagt: Er spricht z.B. des öfteren davon, daß zwischen Tod und Auferstehung eines jeden kaum eine Stunde verstreiche, und daß man sich über den Zustand der Seelen vor dem Gericht keine Gedanken zu machen brauche; dennoch fügt er auch Stellen ein, an denen es heißt, einige Seelen befänden sich in der Zwischenzeit an einem lieblichen, quellenreichen Ort, so etwa im 32. Kapitel 3 in bezug auf Christus und die Jungfrau Maria sowie auf die Gerechten, die um Gottes willen getötet wurden, die nach seiner Überzeugung in Gott leben. 4 Ebenfalls im 32. Kapitel 5 behauptet er, einige Seelen würden bis zum Tag des Gerichts im Feuer gepeinigt, obgleich er doch sagt, vor dem Urteilsspruch des Richters am Jüngsten Tag fänden sich weder im Paradies noch in der Hölle irgendwelche Seelen. 6 Dies ist so zweideutig dargestellt, daß er offenbar gegensätzliche Meinungen sowohl von Häretikern wie von Rechtgläubigen über die Seelen der Verstorbenen zwischen Tod und Gericht gelten lassen will. 160 Auch in allen Fragen versucht , so vorzugehen. Denn vom Himmelreich sagt er nichts, wohl aber spricht er sehr häufig vom Paradies, und zwar so, als ob er ein irdisches Paradies vor Augen hätte, und als ob der Mensch, sofern er gläubig sei und es verdient habe, nach dem Tag des Gerichts an den Ort, von dem Adam vertrieben worden sei~ zurückversetzt und für immer dort bleiben würde. Um je-
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fof.142v
Cribratio Alkorani · Liber tertius
nurn caelorurn, neglegere videatur, duas ponit in certo loco paradisos et gradus in ea plures et in paradiso aliquando illa reperiri affirrnat, quae Christiani credunt in regno caeflorurn haberi, scilicet vitarn aeternarn. Sie dieit capitulo XXV: «Res rnundana cito divina nurnquarn peribit secundurn optirnurn rnodurn suorurn operurn quernque 10 deus rernunerabit vitarn tribuens aeternarn, sive vir fuerit sive rnulier.» Ecce aeterna vita est divina, quae in regno dei caeli habetur et per Christianos exspectatur. Sie etiarn dicit capitulo XVIII: «Tandem ornnes observatores divinorurn praeceptorurn plenurn gaudiurn atque perpetuurn sortientur.» Hoc autern non potest esse nisi apud deurn, 1s qui habitat in caelis. Dieit etiarn capitulo XXVI bonos assequi paradisurn, ubi «de divina substantia» eis tribuetur. Ita facit de cunctis. Unde allegat deurn eodern capitulo XXV sibi 161 sie dixisse: «Hunc librurn non alia de causa tibi cornrnisi, nisi ut horninibus suas contrarietates exponas.» Iterurn in eodern capitulo sequitur: «Te rnisirnus, ut ipsius Abrahae legern sequaris nusquarn digrediens, ne sis incredulus; Sabbati quidern custodiarn non iniunxi- s rnus, quia inerat contrarietas atque dissensio, quas deus futurus iudex discutiet.» Et alibi illurn aliis praefert, qui credit prophetis et inter eos non discutit, ut capitulo IV circa finern et capitulo XI sie dicens: «Deo suisque legatis inoboedientibus et inter eos discutere volentibus seque parti non toti sicque rectarn viarn assequi putando credere con- 10 fitentibus velut ipsius veritatis incredulis rnalurn atque conternpturn ingerernus; credentibus autern praedictis nec inter eos discutientibus rnercedern innurnerarn pius veniae largitor deus tribuet.» Ecce quo-
Drittes Buch· Kapitel 1
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doch nicht den Anschein zu erwecken, er übergehe das Paradies der Christen, d. h. das Himmelreich 8, nimmt an einer bestimmten Stelle zwei Paradiese an, und zwar mit mehreren Abstufungen 9; bisweilen behauptet er sogar, im Paradies sei das zu finden, von dem die Christen glauben, es im Himmelreich zu besitzen, nämlich das ewige Leben. So heißt es im 25. Kapitel: »Irdisches wird schnell, Göttliches nie vergehen: Gott wird einem jeden, sei es Mann oder Frau, entsprechend seinen Verdiensten ewiges Leben schenken.« 10 Da sieht man: Dieses ewige Leben ist das göttliche Leben, das man im himmlischen Reich Gottes besitzt und das die Christen erhoffen. 11 So heißt es auch im 18. Kapitel: »Alle, die Gottes Gebote halten, werden schließlich vollkommene und ewige Freude erlangen.« 12 Das kann aber nur bei Gott der Fall sein, der im Himmel wohnt.13 Ebenso spricht das 26. Kapitel davon, daß die Guten das Paradies erlangen, wo sie »an der göttlichen Substanz« teilhaben werden.14 161 So verfährt in allem. Deshalb behauptet er, ebenfalls im 25. Kapitel, Gott habe zu ihm gesagt: »Dieses Buch habe ich dir nur aus dem Grund anvertraut, damit du den Menschen ihre Meinungsverschiedenheiten erklärst.« 15 Wiederum im selben Kapitel heißt es weiter: >>Wir haben dich gesandt, damit du das Gesetz Abrahams ohne Abstriche befolgst und nicht ungläubig wirst; die Einhaltung des Sabbat allerdings haben wir dir wegen bestehender Meinungsverschiedenheiten, die erst Gott als der zukünftige Richter entscheiden wird, nicht aufgetragen.« 16 An anderer Stelle gibt er demjenigen vor den anderen den Vorzug, der (schlichtweg> den Propheten glaubt, ohne sich für den einen oder anderen zu entscheiden, so etwa am Ende des 4. Kapitels 17 und im 11. Kapitel, wo es heißt: »Die, die Gott und seinen Gesandten nicht gehorchen und zwischen ihnen entscheiden wollen und bekennen, daß sie nur einem Teil, nicht aber dem Ganzen glauben - in der Meinung, so rechtgeleitet zu sein -, die werden wir, weil sie der Wahrheit selbst nicht glauben, mit Unheil und Verachtung strafen; denen aber, die den Propheten glauben und nicht zwischen ihnen entscheiden wollen, wird Gott als einer, der großzügig verzeiht, unendlichen Lohn verleihen.« 18 Da sieht man, daß nach seiner Ansicht
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Cribratio Alkorani · Liber tertius
modo in contrarietate et discordia cuilibet legato dei dicit cr~dendum, ita quod nullius opinio partialiter sit sumenda, immo discussio ad 1s deum in· iudicio remittenda! Hoc modo saepissime loquitur dubia legum et prophetarum ad illum diem veritatis esse remittenda. Sed quia dicit successive et «pedetemptim Alkoranurm> venisse, ut 162 capitulo XXVI ait, ideo est considerandum ante hoc capitulum XI scilicet capitulo III discussionem inter prophetas factam et Christus ibi omnibus legitur suprapositus; quare in dubiis Christo standum, qui dicebat se non venisse «solvere legem sed adimplere» ac quod s omnia, quae scripta erant in lege et prophetis, de eo fuerunt. Unde cum Christus sit finis et conclusio legis et prophetarum omnium, qui prophetarunt aut prophetabunt, quando suae determinationi statur, omnium prophetarum discussioni statur. II. Quod Mahumetus ignoravit, quid agendum et sentiendum, et ni- 163 hil firmi reliquit. Quod ipse autem Mahumetus non sit primus nuntius, fatetur capitulo LV dicens : «Ego non sum primus nuntius nec scio, quid mihi seu vobis gerendum sit; divina mandata tarnen explanabo, quae licet dei s sint hocque testificent plures filiorum Israel credentes illis, vos minime creditis.» Ecce qualis est Mahumetus propheta ignorans, quid sibi gerendum et aliis, nisi ea, quae prius praecepta fuerunt, allegans pro se Iudaeos in testes, scilicet ipsum divina priora praecepta testamenti explanare! 10 Dicit etiam eos, qui praecepta Moysi sequuntur, assequi beatitudi-
Drittes Buch· Kapitel II
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im Falle von Meinungsverschiedenheiten jedem Gesandten Gottes, wer es auch sei, zu glauben ist, ohne sich für die teilweise Meinung eines einzelnen zu entscheiden, sondern daß vielmehr Gott die Entscheidung beim Gericht zu überlassen ist! In dieser Weise spricht sehr oft davon, daß Zweifelsfälle im Gesetz und bei den Propheten an jenem Tag der Wahrheit 19 entschieden würden. 162 Da aber behauptet, der Koran sei sukzessive und »schrittweise« herabgekommen - wie er im 26. Kapitel sagt2o _,ist zu bedenken, daß vor diesem 11. Kapitel, nämlich im 3. Kapitel, eine Entscheidung zwischen den Propheten getroffen ist21 und daß dort Christus über alle gestellt wird 22 ; in Zweifelsfällen hat man sich also an Christus zu halten, der gesagt hat, daß er nicht gekommen sei, »das Gesetz aufzulösen< ... >, sondern zu erfüllen« 23 , und daß alles, was im Gesetz und bei den Propheten geschrieben stehe, von ihm handle. 24 Weil also Christus Ende und Abschluß des Gesetzes und aller Propheten ist, die geweissagt haben oder weissagen werden, kommt man zu einer Entscheidung über alle Propheten, wenn man die Endgültigkeit anerkennt. 25
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II. Daß Mul_i.ammad nicht wußte, was zu tun und zu denken sei, und nichts Beständiges hinterließ Daß aber Mul_i.ammad nicht der erste Gesandte ist, gibt er im 55. Kapitel zu, wenn er sagt: »Ich bin nicht der erste Gesandte und weiß nicht, wie ich oder ihr zu handeln habt; ich will jedoch die göttlichen Gebote erklären, an die ihr nicht glaubt, obwohl sie doch von Gott stammen und viele der Söhne Israels, die daran glauben, dies bezeugen. « 26 Da sieht man, was für ein Prophet Mul_i.ammad ist, der nicht weiß, wie er und andere handeln sollen, abgesehen von dem, was schon früher vorgeschrieben war, und der die Juden für sich als Zeugen dafür anführt, daß er selbst nur die früheren göttlichen Gebote des Testaments erkläre! Er sagt auch, daß die, die den Geboten des Mose
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fol. 143'
Cribratio Alkorani · Liber tertius
nem. Aliquando autem Iudaeos omnes damnat, quia resurrectionem non credunt et Christum non accipiunt. Sie Christianos Christum sequentes salvos dicit. Alibi vero tarn Iudaeos quam Christianos, quia quilibet deo filium tribuit, incredulos ait, licet de Iudaeis hoc non sit verum, quod deo filium tribuant. Omnes autem incredulos saepissime damnatos affirmat. Sie capitulo XLIX dicit: «Firmatum est dei verbum super incredulos, quoniam perpetuum ignem inibunt.» Sed capitulo LI dicit: Seele den Tod kosten wird«74 und seine Seele wie die aller anderen. 173 Ebenso werden auch die Engel und die Dämonen von körperlicher und feuriger Natur sein. Und wenn Gott und die Menschen eine Seele haben, dann auch die Engel, wie es im 45. Kapitel steht. 75 Somit ist die Seele der Engel die ihnen mitgeteilte Seele Gottes, und jener Gott wird von der Natur der Geschöpfe, alle vernunftbegabten Geschöpfe von der Natur jenes Gottes sein, da in ihnen jene Natur Gottes in eingeschränkter Weise vorhanden ist76; somit wird Form und Teil eines jeden Zusammengesetzten sein, da er einem jeden das Sein gibt; und das ist nicht jener Schöpfergott, der aus dem Nichts schafft 7 ~ vielmehr formt er alles aus sich selbst und ist daher Hyle oder Materie. 78 Wie er nämlich aus seiner Seele die Seelen und aus seinem Geist die Geister , so auch aus seinem Körper die Körper und aus seinem Sein alles Seiende, aus seinen Flügeln die Flügel der Engel, wobei der eine zwei, der andere vier hat, wie an einer bestimmten Stelle im Koran über jene Flügel zu lesen ist. 79 174 Wenn du, , wirklich sagst, daß es eine Seele Gottes, des höchsten und einzigen Schöpfers, gibt, und daß jener Gott, wenn er im Koran sagt: Sag, daß es die Seele Gottes sei 80 , über sich als Gott spricht, d. h. über den einzigen Schöpfer aller Dinge, dann wird auch seine Seele Gott sein, da nichts Gottes ist, was nicht Gott ist. Deshalb wird jedes Geschöpf von vernunfthafter Form sowohl Gott als auch Geschöpf sein: Gott dem Geist oder der Form nach, Geschöpf dem Körper nach, und zwar in hypostatischer Einheit. 81 Und weil Christus die Seele Gottes nicht teilweise oder im angenäherten, sondern im eigentlichen Sinne besitzt 82 , wird er folglich selbst Gott und Geschöpf im eigentlichen Sinne sein, d. h. voller und vollkom-
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Cribratio Alkorani · Liber tertius
sie aliae creaturae rationales, quoniam in illis anima dei est partialiter, 10 imperfecte, improprie; ideo non dicuntur proprie deus et creatura, sed improprie sie dici possent, solus vero Christus proprie. Hoc quidem necesse est fateri, qui Alkoranum acceptat. Unde patet, 175 quod Christus est perfectio absoluta intellectualium creaturarum, de cuius plenitudine omnes participant. In Christo igitur capite omnis creaturae est perfectio, quae nec potest esse maior nec minor, quia est omne id, quod esse potest, in aliis autem creaturis est perfectio, s quae potest esse maior et minor. Est enim Christus ut valor auri in auro puro et aliae creaturae intellectuales ut valor auri in aliis metallis, quorum unum plus habet de valore auri et aliud minus. V. Quod deus Alkorani videatur minor omnibus rebus et servus Mahumeti atque eius conceptus.
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Sed quomodo hoc stabit: Quando deus Alkorani iurat per deum, iurat «per dominum Orientis et Occidentis»? Per hoc enim apparet, quod deus, qui loquitur in Alkorano, recognoscat alium deum supe- s riorem eo et dominum Orientis et Occidentis eo maiorem. Non erit igitur deus supremus et absolutus, immo cum iurat , «ficum», culicem, et multa similia, quae sunt creaturae. Deus enim testamenti et evangelii non reperitur sie iurasse, sed solum per semetipsum, cum maiorem non habeat; nec mutavit modum iurandi, cum 10
Drittes Buch· Kapitel V
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mener Gott ebenso wie voller und vollkommener Mensch. Das gilt nicht in gleicher Weise für die anderen vernunftbegabten Geschöpfe, da in ihnen die Seele Gottes nur teilweise, unvollkommen und im uneigentlichen Sinne vorhanden ist; deshalb nennt man sie nicht Gott und Geschöpf im eigentlichen Sinne, sondern sie könnten im uneigentlichen Sinne so genannt werden, Christus dagegen als einziger im eigentlichen Sinne. 175 Wer den Koran annimmt, muß dies auf jeden Fall anerkennen. Daraus erhellt, daß Christus die absolute Vollendung der vernunftbegabten Geschöpfe ist, an dessen Fülle alle teilhaben. 83 In Christus als dem Haupt8 4 liegt also die Vollendung eines jeden Geschöpfes, die nicht größer oder kleiner sein kann 85, weil sie alles das ist, was sein kann 86 ; in den anderen Geschöpfen aber liegt eine Vollendung vor, die größer oder kleiner sein kann. Christus ist nämlich wie der Goldwert in reinem Gold, und die anderen vernunftbegabten Geschöpfe sind wie der Goldwert in anderen Metallen, von denen das eine mehr Goldwert hat und das andere weniger. 87
176 V. Daß Gott im Koran geringer erscheint als alle Dinge, als
Sklave Mu):iammads und als dessen Erfindung Wie steht es aber mit folgendem: Wenn der Gott des Korans bei Gott schwört, schwört er »beim Herrn des Ostens und des Westens« ?88 Daraus erhellt nämlich, daß der Gott, der im Koran spricht, einen anderen Gott anerkennt, der ihm überlegen ist und der größer ist als er, den Herrn des Ostens und des Westens. Er kann folglich nicht der höchste, transzendente Gott sein, zumal da er »beim Schreibrohr«89, »beim Feigenbaum« 9o, bei der Mücke91 und bei vielen ähnlichen Dingen92 schwört, die dem Bereich geschöpflichen Seins angehören. Der Gott des Testaments und des Evangeliums hat, wie nachzulesen ist, nicht so geschworen, sondern ausschließlich bei sich selbst93, da er keinen größeren hat; auch hat er die Art und Weise
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Cribratio Alkorani · Liber tertius
sit deus constans absque mutatione. Iste autem deus Alkorani, cum per viles iuret creaturas et nunc per illas, postea per alias inconstans et varians, erit minor omni creatura; fit enim confirmatio dicti per veraciorem et maiorem, per quem iuratur et in testem adducitur, ut dicto fides detur. 15 Item adhuc, si advertitur ad capitulum XLII, deus Alkorani servus 177 est Mahumeti. Ipse enim et angeli pro Mahumeto orant. Loquitur deus, quaecumque ipse Mahumetus loqui verecundatur; mediator est inter mulieres Mahumeti et ipsum serviendo ardori immundissimae concupiscentiae eius, dispensando ob hoc contra iuramentum licitum 5 et leges atque promissa, ut suae voluntati complaceret, assumens in se verecundiam et culpam atque peccata, ut Mahumetus ipse nec famam nec reputationem perdat. Ecce quomodo Mahumetus facit deum servum suum! Et hoc undique constat: Nam cum capitulo XLVIII de se Mahumetus dicat: Dei mandatum est, «quod ipsum invocem 10 corde puro legem missam imitando credentium primus exsistam aliter grave malum subibo. Deum itaque legemque suam constanter imitor», et LI! capitulo de se dicit: «Ego vero credentium et devotorum primus»: Quomodo ista compatiuntur se cum eo, quod tu dicis te non servare nec legem nec licitum iuramentum, quia deus 15 inhibuit tibi ne servares, quando immundum cor tuum voluptatem carnis legi et sacramento praetulit? Tu introducis deum tibi sie mandasse? Quomodo es tu et «credentium et devotorum primus», qui alibi Moysen primum affirmas? Fuisti ab initio peccator et peccare non cessasti et mortuus es in domo unius mulieris tuae post innumeras 20
Drittes Buch· Kapitel V
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zu schwören nicht geändert, da er als der sich gleichbleibende Gott ohne Veränderung ist. 94 Da dieser Gott des Korans aber bei niederen Dingen schwört, die dem Bereich des geschöpflichen Seins angehören, und in unbeständigem Wechsel bald bei jenem, bald bei anderem, wird er geringer sein als jedes geschöpfliche Sein; eine Aussage wird nämlich dadurch bezeugt, daß man bei jemandem schwört, der glaubwürdiger und gewichtiger ist , und daß man ihn zur Beglaubigung der Aussage als Zeugen anführt. 177 Ferner fällt auf, wenn man das 42. Kapitel betrachtet, daß der Gott des Korans ein Sklave Mul_iammads ist. Er selbst nämlich und die Engel beten für Mul_iammad. 95 Gott sagt, was Mul_iammad selbst sich zu sagen scheint; er ist das Bindeglied zwischen Mul_iammad und seinen Frauen, er leistet dessen glühendem Verlangen nach schmutziger Lust Sklavendienste, wenn er, um Mul_iammad willfährig zu sein, ihn deswegen von einem erlaubten Schwur 96 , von Gesetzen und Versprechungen dispensiert und so Schande, Schuld und Sünde auf sich nimmt, damit Mul_iammad selbst nicht Ruf und Ansehen verliere. Da sieht man, wie Mul_iammad Gott zu seinem Sklaven macht! Dies kann man von allen Seiten belegen: Wenn nämlich Mul_iammad im 48. Kapitel von sich sagt: Es ist Gottes Auftrag, »daß ich ihn reinen Herzens anrufe, und daß ich mich durch Befolgung des gesandten Gesetzes als der erste der Gläubigen erweise: andernfalls < ... > werde ich ein schlimmes Übel erleiden. Deshalb folge ich Gott und seinem Gesetz < ... > unablässig«9~ und im 52. Kapitel von sich sagt: »Ich bin der erste der Gläubigen und Gottergebenen«98: Wie verträgt sich das mit dem, daß du sagst, du würdest weder das Gesetz noch den dir erlaubten Schwur halten, da Gott dich daran hinderte, als er dein durch Fleischeslust verdorbenes Herz über Gesetz und Schwur stellte? Willst du etwa behaupten, Gott habe dir so etwas aufgetragen? Wie kannst du »der erste der Gläubigen und Gottergebenen« sein, da du andernorts Moses als den ersten bezeichnest?99 Du bist von Anfang an ein Sünder gewesen, hast nie aufgehört zu sündigen und bist im Hause einer deiner Frauen gestorben, nach unzähli-
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Cribratio Alkorani · Liber tertius
sangwrus effusiones, praedas, stupra et pauperum oppressiones. Si deus tibi iniunxit, ut virum iustum Abraham sequaris, si es ultimus prophetarum, ut asseris, quomodo es primus credentium et devotorum? Non est igitur deus Alkorani ille deus magnus, cui omnis rationalis 178 creatura credere >Wahr ist Gottes Wort, das bekräftigt, daß die Ungläubigen niemals bekehrt werden können.«1 26 Und im 49. Kapitel: >>Wer von Gott irregeleitet ist, wird niemals rechtgeleitet. «127 Und im 66. Kapitel: »Keinen Schaden werdet ihr euren Seelen auf Erden zufügen können, der nicht vor eurer Erschaffung vom alles umfassenden Gott in einem Buch verzeichnet ist.« 128 Zeigen nicht diese Stellen deutlich, daß die Schlechten durch dich, , nicht rechtgeleitet werden können, da nicht einmal Gott sie recht!eitet? Oft jedoch sagst du das Gegenteil davon, wie du es in allem tust; die nämlich, die dir nachfolgen, verstehen dich dahingehend, daß der Mensch alles, was er tut, deshalb tut, weil Gott es im voraus
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Cribratio Alkorani · Liber tertius
vit, non solum quod deus omnia futura praeviderit, sed 1 quod praevisio necessitet, quod est penitus erroneum et tolleret omnes leges et iudicia, praemia et poenas. Sed quia deus in aeternitate omnia videt simul, quae sunt in tem- 183 pore successiva, tune simul videt nativitatem et mortem et omnem hominis intermedium cursum, et haec visio non necessitat; sicut cum te video cadere, non cadis ideo, quia te video cadentem, sed quia tu cadis, te video cadentem. Videt igitur deus omnia et quaecumque s agit homo in aeternitate sciens cuncta, iudicium iustum faciens secundum opera libera bona et mala, quae homo in tempore facit et apud ipsum aeternaliter praesentia sunt. Adhuc dicito: Quid vis, ut faciat credulus, quem ad Alkoranum remittis, cum nemo - ut dicis - ipsum intelligat nisi solus deus et sapientes divinam scientiam 10 habentes? Et huius contrarium etiam asseris, scilicet Alkoranum darum et facilem? Quis ista capit? Et ita omnia involvis per contradictiones et varietates, quod argumentum illud, quod pro Alkorano facis, capitulo IX contra ipsum concludit; ais enim: , etiam «sua lege relicta in aliam tendens» etc. Capitulo vero III dicit: das Gesetz, das Moses gegeben wurde, das, das Christus gegeben wurde, in den göttlichen Büchern des Alten Testaments und des Evangeliums enthalten ist, wie du versicherst, ist es dann nicht notwendig, daß sie weder rechts noch links vom Gesetz Abrahams abweichen?183 Wie kannst du es also wagen zu behaupten, dein Gesetz sei hervorragender als das anderer?184 Es gibt doch nicht zwei Gesetze - ein Gesetz des Testaments und ein Gesetz des Evangeliums -, sondern nur ein einziges göttliches Gesetz, das Christus nicht aufgelöst, sondern erfüllt hat 185 , indem er das Verständnis, d. h. den Geist des Gesetzes aufzeigte, der unter den Buchstaben enthalten war, aber nicht begriffen wurde. 18 6 Auch wich das Testament nicht vom Gesetz Abrahams ab, sondern erklärte das, was Abraham geboten worden war, nämlich im Angesicht des Herrn zu wandeln, um vollkommen zu sein. 187 Moses erklärte dieses Gebot, , wie im Angesicht des Herrn zu wandeln sei. 188 Christus aber erklärte, wie jemand, der gemäß der Erklärung des Mosaischen Gesetzes im Angesicht des Herrn wandelt, zu der Abraham gebotenen Vollkommenheit gelangen könne. Damit erüb-
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Cribratio Alkorani · Liber tertius
tarn. Nihil igitur de lege Abrahae restat explicandum. Quomodo igitur lex tua, quae Arabum dicitur, dici potest lex Abrahae, quando ab evangelio declinat? Utique non debes praesumere deum tibi maiorem peritiam dedisse quam Christo, quem et tibi et cunctis prophetis praefers. Oportet igitur ut fatearis non esse nisi unam legem et Abrahae et Moysi et Christi, quae servantibus summam remunerationem aeternae vitae promittit. Neque possunt plura esse perfectissima, cum quodlibet possit esse perfectius. Sola una est perfectissima via seu lex ad unicum perfectissimum finem perducens, quae alia esse non potest quam illa, per quam Christus, qui omnium perfectissimus, ivit et docuit eundum. Quid facit te adeo variantem et vacillantem in omnibus nisi ignorantia Christi? Dicis Iesum Mariae virginis filium esse Christum et in hoc non erras; sed quid Christus sit, penitus ignoras. Si vero scires firmissima fide Christum verum filium dei patris et Mariae matris, tu videres vitam aeternam, quae est summa et desideratissima felicitas, non esse per hominem attingibilem nisi in ipso, et deus in te maneret et tu in deo et non fluctuares in opinionibus eorum, qui Christum ignorant. Utinam tu litteras scivisses et studuisses saltem illius discipuli Christi dilectissimi Johannis evangelistae parvam canonicam epistolam, vacasses utique a labore Alkorani et acquievisses illi luci veritatis. Cur voluit deus, quod illi in albis vestiti Christum sequentes totiens in Alkorano summis laudibus extollerentur, de quorum numero fuit iste evangelista Johannes Christo dilectissimus et permanens virgo, nisi quod vos illius libri Alkorani cultores illorum
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Drittes Buch· Kapitel XI
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rigt sich jede weitere Erklärung des Abrahamschen Gesetzes. Wie kann also dein Gesetz - das der Araber - als das Gesetz Abrahams bezeichnet werden, da es doch vom Evangelium abweicht? Du darfst es schlechterdings nicht wagen , Gott habe dir eine größere Versiertheit gegeben als Christus, den du sowohl über dich . Sie sprachen: Tu, wie du gesagt hast.« 201 Sara empfing und »gebar einen Sohn in ihrem vorgerückten Alter zu der Zeit, die Gott ihr vorhergesagt hatte, und Abraham nannte seinen Sohn, den er mit Sara gezeugt hatte, Isaak. Und er beschnitt ihn am achten Tag, wie Gott es ihm aufgetragen hatte; Abraham war damals hundert Jahre alt< .. >; und als Sara sah, daß der Sohn der Ägypterin Hagar mit ihrem Sohn Isaak spielte, sagte sie zu Abraham: Verstoße diese Sklavin und ihren Sohn! Denn der Sohn einer Sklavin soll nicht zusammen mit meinem Sohn Isaak Erbe sein.« Und Gott sprach zu Abraham: »Höre in allem, was Sara dir gesagt hat, auf sie, denn deine Nachkommen werden nach Isaak heißen; doch auch den Sohn der Sklavin werde ich zu einem großen Volk machen, weil er dein Fleisch und Blut ist.« 202 Daraufhin stellte Gott Abraham auf die Probe, indem er sagte: »Nimm deinen eingeborenen Sohn, den du liebst, Isaak, geh in das Land der Erscheinung und bringe ihn auf
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ibi in holocauJ stum super unum montium, quem monstravero tibi.» Tulit Abraham lege nicht Hand an den Knaben und tu ihm nichts an; jetzt erkenne ich, daß du Gott fürchtest und deinen eingeborenen Sohn um meinetwillen nicht geschont hast.« Abraham sah »einen Widder, der sich mit seinen Hörnern im Gebüsch verfangen hatte, und opferte ihn anstelle seines Sohnes < ... ). Bei mir selbst habe ich geschworen, spricht der Herr: Weil du dies getan und deinen eingeborenen Sohn um meinetwillen nicht geschont hast, werde ich dich segnen und deine Nachkommen so zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Ufer des Meeres; deine Nachkommen werden die Städte ihrer Feinde besitzen, und in deinen Nachkommen werden alle Völker der Erde gesegnet werden, da du auf meine Stimme gehört hast.« 203 Sara starb. Abraham nahm sich eine andere Frau, mit der er Söhne hatte, »und Abraham gab alles, was er besaß, Isaak; di.e Söhne seiner Nebenfrauen aber beschenkte er reichlich und hielt sie von seinem Sohn Isaak fern.« Im Alter von 175 Jahren verließen ihn seine Kräfte, und er starb. Und Gott sprach zu Isaak: »Ich werde mit dir sein und dich segnen; denn dir und deinen Nachkommen werde ich alle diese Länder geben, und so meinen Schwur erfüllen, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe, und ich werde deine Nachkommen so zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und ihnen alle diese Länder geben, und in deinen Nachkommen werden alle Völker der Erde gesegnet sein, weil Abraham auf meine Stimme gehört, meine Gebote und Vorschriften beachtet und die rituellen Satzungen und Gesetze erfüllt hat.« Da sieht man: Das ist die Wahrheit, die über Abraham zu lesen ist!204
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Cribratio Alkorani · Liber tertius
XIII. De repromissione facta Abrahae fideli. Abraham vero «pater multarum gentium», quia «pater fidei»; credidit enim «deo et reputatum est ei ad iustitiarm>. Ideo omnes deo credentes modo quo pater Abraham iustificantur per fidem. Et quia Isaac filium deus sibi dedit propter fidem, qui alias secundum naturae cursum ab Abraham XCIX annorum ex Sara nonagenaria et alias sterili, cui muliebria deficiebant, generari non potuit, scimus per fidem nos desideria consequi aeternae vitae supra mortalem nostram naturam; optamus filios habere, ut in ipsis noster mortalis defectus instauretur et in ipsis vivamus; per fidem videmus Abrahae desiderium iustificaturn. Meruit igitur consequi desiderium suum a deo, cui credidit nihil impossibile. Per fidem assecutus est vitam in filio sibi a deo dato et consequenter in posteris usque in sempiternum. Dicit enim deus: Terram hanc «semini tuo dabo usque in sempiternurm>. Vivit igitur in sempiterno semine suo Abraham. Et quomodo vivit? Non secundum carnem, modo quo in Ismaele filio suo pater Abraham vixit, qui fuit filius suus secundum carnem, non secundum repromissionem, sed secundum spiritum, modo quo vivit spiritus credentis in promissis dei. Pactum igitur Abrahae cum deo, quod esse debet sempiternum, continuatur per Isaac, non per Ismaelem, scilicet in semine fidei, non in semine carnis. Hinc omnes fideles in Isaac vocati sunt semen Abrahae. Filii igitur Abrahae sunt credentes deo, in tantum quod fide iustificentur. Ideo aiebat propheta: «Laetare sterilis, quae non paris; erumpe et clama, quae non parturis, quia multi filii desertae magis quam eius, quae
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204 XIII. Über die dem gläubigen Abraham gegebene Verheißung
Abraham ist in der Tat »der Vater vieler Völker« 205 , weil er »der Vater des Glaubens« 206 ist; denn er glaubte »Gott, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet«. 207 Darum werden alle, die so wie Vater Abraham an Gott glauben, durch den Glauben gerechtfertigt. 208 Und weil Gott ihm wegen seines Glaubens Isaak als Sohn gab, der sonst gemäß dem natürlichen Lauf der Dinge vom neunundneunzigjährigen Abraham und der neunzigjährigen, normalerweise unfruchtbaren Sara, deren Gebärfähigkeit erloschen war, nicht hätte gezeugt werden können209, wissen wir, daß wir das ersehnte ewige Leben - über unsere sterbliche Natur hinaus - durch den Glauben erlangen. Es ist unser Wunsch, Söhne zu haben, damit wir, die wir sterblich und somit unvollkommen sind, in ihnen erneuert werden und weiterleben; durch den Glauben, so sehen wir, ist Abrahams Sehnsucht zu Recht in Erfüllung gegangen. 2lO 205 Er hatte es also verdient, daß seine Sehnsucht von Gott gestillt wurde, dem - wie er glaubte - nichts unmöglich ist.211 Durch den Glauben erlangte er in dem ihm von Gott geschenkten Sohn und dessen Nachkommen bis in alle Ewigkeit das Leben.212 Denn Gott sagt: Dieses Land »werde ich deinen Nachkommen bis in alle Ewigkeit geben«. 213 Abraham lebt also auf ewig in seinen Nachkommen. 214 Und wie lebt er? Nicht dem Fleische nach, so wie Vater Abraham in seinem Sohn Ismael lebte, der nur dem Fleische, nicht der Verheißung nach sein Sohn war215, sondern dem Geiste nach, so wie der Geist des Glaubenden durch die Verheißungen Gottes lebt.216 Der notwendigerweise ewige Bund Abrahams mit Gott wird also durch Isaak, nicht durch Ismael fortgeführt, d. h. in der Fortpflanzung des Glaubens, nicht in der Fortpflanzung des Fleisches. 217 206 Daher heißen alle Gläubigen in Isaak Nachkommen Abrahams.218 Söhne Abrahams sind somit alle, die an Gott glauben, insofern sie durch den Glauben gerechtfertigt werden. 219 Deswegen sagte der Prophet: »Freue dich, Unfruchtbare, die du nicht gebierst; brich aus in Jubel und jiauchze, die du keine Wehen kennst, denn viele Söhne hat die Verlassene, mehr als
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habet virum.» Quare ex Sara libera licet sterili Isaac prornissus ostendit omnes gentiles fideles in patre Abraham benedictos filios prornissionis esse. Sie itaque dum deus Abrahae prornitteret semen suum vehementissime augendum, in quo omnes gentes benedicerentur et omnes tribus terrae, utique de Christo locutus est. Pactum dei et Abrahae, scilicet quod unus ipse creator esset deus eorum, servatum est per omnes filios Abrahae prophetas, qui circa illius pacti obJ servantiam summe vigilarunt, et deinde deveniendum erat ad omnium prophetarum maximum, ubi semen illud vehementissime crevit, in quo foret plenitudo prornissae benedictionis. Et hie est Christus in quo Abraham et omnes fideles aeternaliter vivunt. Ideo dum virgo Maria gravida de Christo exsultaret in spiritu et anima sua deum magnificaret, aiebat: «Suscepit Israel puerum suum recordatus rnisericordiae suae, sicut locutus est ad patres nostros, Abraham et sernini eius in saecula.» Et cuius cantico scimus Christum puerum esse Israel viri videntis deum secundum prornissionem factarn Abrahae et sernini eius. Et Zacharias propheta, pater Johannis Baptistae, de Iesu dieebat ipsum esse «cornu salutis» erectum «in domo David>>, scilicet Messiam, salvatorem, «sieut locutus est per os sanctorum, qui a saeculo sunt, et secundum ius iurandum, quod iuravit ad Abraham patrem nostrum, daturum se nobis». Christus igitur filius Abrahae est illud prornissum semen, filius scilicet immortalis, in quo omnes fideles vivunt aeternaliter. Cum omnes tribus terrae fideles in patre Abraham sint benedictae et ipse vivat in filio suo Iesu semine benedieto, vivunt sie omnes benedicti in patre et in filio benedicto. Quapropter Christus dicebat ad Iudaeos, quomodo sciret eos esse filios Abrahae, scilicet secundum carnem,
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die, die einen Mann hat. «220 Daher beweist der aus der freien, aber unfruchtbaren Sara2 21 verheißene Isaak, daß alle gläubigen Heiden im Vater Abraham gesegnet und Söhne der Verheißung sind.222 Als daher Gott Abraham verhieß, daß seine Nachkommen, in denen alle Völker und alle Stämme der Erde gesegnet sein sollten, überaus zahlreich sein würden, hat er eigentlich über Christus gesprochen. 223 Der Bund Gottes mit Abraham, d. h. daß er, der eine Schöpfer selbst, ihr Gott sein sollte, ist von allen Propheten als Söhnen Abrahams tradiert worden, die mit größter Sorgfalt über die Einhaltung dieses Bundes wachten, bis er schließlich zum größten aller Propheten kommen mußte, in dem jene Tradierung ihren Höhepunkt erreichte, da in ihm die Fülle des verheißenen Segens lag. Und das ist Christus, in dem Abraham und alle Gläubigen auf ewig leben. 224 207 Als daher die Jungfrau Maria mit Christus schwanger ging, im Geiste frohlockte und ihre Seele Gott pries225, da sagte sie: »Er hat sich Israels, seines Sohnes, angenommen, eingedenk seiner Barmherzigkeit, wie er zu unseren Vätern gesprochen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.«226 Und durch ihren Lobgesang wissen wir, daß Christus ein Sohn Israels ist 22 ~ des Mannes Oakob), der Gott schaute228 nach der Abraham und seinen Nachkommen gegebenen Verheißung. Und der Prophet Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, sagte über Jesus, er sei das »Füllhorn des Heils«, aufgerichtet »im Hause Davids«229, d. h. der Messias, der Erlöser, »wie er durch den Mund der Heiligen gesprochen hat, die es von Urzeiten her gibt, < ... > und gemäß dem Eid, den er unserem Vater Abraham geschworen hat, wonach er sich uns schenken werde. «230 208 Christus also ist als Sohn Abrahams jener verheißene Nachkomme, d. h. der unsterbliche Sohn, in dem alle Gläubigen ewig leben. Da alle Stämme der Erde, sofern sie gläubig sind, im Vater Abraham gesegnet sind, und dieser selbst in seinem Sohn Jesus, seinem gesegneten Nachkommen, lebt, leben ebenso alle Gesegneten im Vater und im gesegneten Sohn. Deswegen hat Christus zu den Juden gesagt, er wisse wohl, daß sie Söhne Abrahams seien, nämlich dem Fleische nach; doch weil
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sed quia hoc non sufficiebat ad veram filiationem spiritus, ideo dicebat: «Si filii Abrahae estis, opera Abrahae facite», instruens nos illos veros esse Abrahae filios, qui eius opera faciunt, qui scilicet sunt creduli et deo oboedientes. Dicit etiam, quod Abraham exsultavit, ut videret diem suum, et quod Tu, was dir aufgetragen wurde! Denn du wirst sehen, daß ich alles tapfer erdulden werde.«24 7 Wenn das so ist, wie dort geschrieben steht, hat Isaak, der Gott und seinem Vater bis zum Tod gehorsam war, auf jeden Fall verdient, derjenige zu sein, in dem Gott die Segensverheißung für alle Gläubigen ausgesprochen hat. Denn der Glaube Abrahams war gewiß unerschütterlich, da er im Vertrauen darauf, daß Gott seine Nachkommen in Isaak überaus zahlreich machen werde, selbst dann noch nicht entgegnete, dies werde gegen die Verheißungen Gottes sein, als man ihm befahl, seinen Sohn Gott als Brandopfer darzubringen; denn er zweifelte nicht (an jenen Verheißungen>, selbst wenn sie im Brandopfer aufgehen würden, sondern hoffte, daß Gott seine Verheißungen umso eher erfüllen werde, wenn er ihm sogar in der Tötung seines Sohnes gehorchen würde, wohl wissend, daß bei dem, der die Toten mit Leichtigkeit auferweckt, nichts schwierig oder gar unmöglich ist. 248
213 XV. Daß nur ein Christ, der die Dreifaltigkeit in der Einheit anbetet, Abrahams Sohn sein kann Ganz vollkommen war also der Glaube Abrahams, dessen wahrer Nachfolger und Erbe Isaak war, weil er den Typus jenes vollkommensten Nachkommen verkörperte2 49, des Messias , der Gott, seinem Vater, bis zum Tod, ja bis zum
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Cribratio Alkorani ·Liber tertius
notandum? Certe quod aries pro Isaac oblatus est. Aries ille, qui repertus est per Abraham, quem pro :filio obtulit, oblationem et victimam significavit Christi, qui vere oblatus et mortuus est, ut Isaac fidelis et omnis fidelium generatio vivat. Isaac igitur significavit Christum ob pronitatem oboedientiae usque ad martern, quae inesse >. Vidit igitur prophetico spiritu ipsum Messiam mediatorem s et salvatorem aliquando in mundum venturum, sine qua nec se nec quemquam ad deum patrem accessum habiturum credidit. Ideo Abraham Christianus fuit sperans medio Christi se immortalem vitam indubie as.secuturum. Haec est sola et perfecta fides Abrahae, quae et esse debet omnium, qui sanam fidem habere volunt et per ipsam 10 feliciter salvari exspectant. Vidit Abraham tres in valle Mambre et pronus in terra adoravit dicens: Ali, dem sie nach Mu):iammads Willen übergeben werden sollte, übergaben, haben sie jene Zu-
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Cribratio Alkorani · Liber tertius
signarent, illa inseruerunt de Abraham, cuius se Iudaei filios iactant, atque alia multa, quae sie in Alkorano remanserunt. Haec cum optime sdas, sume virilem animum in dei timore et veritatem mendado praeferas !
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XIX. Ostensio sine Christo non posse felicitari.
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Secundo considera, quomodo Christo Iesu et eius evangelio absque omni haesitatione etiam secundum Mahumetum subid debeas, si ad aeternam vitam pervenire speras, quoniam sine Christo hoc omni homini impo~sibile est. Et ad hoc ostendendum praemitto etiam se- s cundum Alkoranum hominem mortalem nullo modo posse quocumque studio aut exerdtio virtutis immortalem fieri. Mortalis enim natura, si se ipsam efficere posset immortalem, faceret et se ipsam deum, qui solus per naturam est immortalis etiam secundum Alkoranum. 10 Non potest igitur aliquis homo talia virtuosa facere opera, propter quae merito et de iure fiat immortalis. Et cum immortalitatem omnes desideremus, nemo erit felix ultima felidtate, nisi ipsam assequatui, nec sufficeret illam sine merito habere; qui enim non assequitur regnum immortalitatis ut heres et dominus per iustitiam, nondum est 1s felix. Non enim vasallus, qui de gratia id habet quod habet, felix est, quia servus, sed dominus et heres. Quomodo igitur erit possibile, quod homo ad regnum caelorum et immortalitatis perveniat, ut sit rex et dominus et heres regni illius, si mortalis immortalitatem sie mereri non potest, quod sibi debeatur? 20 Sicut enim sensibilis vita cuiuscumque bruti animalis nullo um- 230 quam exerdtio ad hoc ascendere poterit, quod fiat intellectualis et
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sätze über Abraham eingefügt, dessen Söhne zu sein die Juden sich rühmten, sowie noch vieles andere , was so im Koran stehengeblieben ist. Da du darüber bestens Bescheid weißt, sei ein Mann, fürchte Gott und ziehe die Wahrheit der Lüge vor!
229 XIX. Aufweis, daß niemand ohne Christus selig werden kann
Zweitens bedenke, daß du dich Christus Jesus und seinem Evangelium ohne Zögern - selbst nach Mul:iammads Willen unterwerfen mußt, wenn du zum ewigen Leben zu gelangen hoffst, da dies ohne Christus keinem Menschen möglich ist. Und um dies zu zeigen, schicke ich voraus, daß auch nach dem Koran kein sterblicher Mensch irgendwie, durch welche Bemühung oder Tugendübung auch immer, unsterblich werden kann. 329 Könnte sich nämlich die sterbliche Natur selbst unsterblich machen, so würde sie sich auch selbst zu Gott machen, der auch nach dem Koran als einziger von Natur aus unsterblich ist. 330 Kein Mensch kann demnach derart tugendhaft handeln, daß er sich deshalb das Recht auf Unsterblichkeit verdienen könnte. 331 Und da wir uns alle nach Unsterblichkeit sehnen, wird vollkommene Seligkeit nur der erlangen, der Unsterblichkeit erlangt. 332 Es würde aber auch nicht genügen, ohne Verdienst in ihren Besitz zu kommen; denn wer das Reich der Unsterblichkeit nicht aufgrund seiner Gerechtigkeit als Erbe und Herr erlangt, der ist noch nicht selig. Denn ein Vasall, der das, was er hat, aus Gnade besitzt, ist nicht selig, weil er ein Sklave ist; vielmehr er nur als Herr und Erbe . Wie also soll es möglich sein, daß der Mensch ins Himmelreich und zur Unsterblichkeit gelangt, um König, Herr und Erbe dieses Reiches zu sein, wenn er als Sterblicher sich die Unsterblichkeit nicht so verdienen kann, daß sie ihm zusteht ?333 230 Denn ebenso kann das sinnenhafte Leben irgendeines unvernünftigen Tieres durch keine Anstrengung jemals dazu aufstei-
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Cribratio Alkorani · Liber tertius
intelligens, licet unum animal brutum plus videatur per doctrinam hominis ad conformitatem intelligentiae ascendere quam aliud, numquam tarnen erit possibile bestiam fieri intelligentem. Quod si aliquod s reperiretur animal speciei bestialis capax doctrinae taliter, quod exercitio continuato apprehenderet intelligentiam eorum, quae homo intelligit, et hoc opere ostenderet, nequaquam verum est illud animal fuisse puram bestiam, sed habuisse intellectum, cui animalitas illa brutalis speciei fuisset ut suae hypostasi unita. Ideo id, quod in radice 10 illa, quam hypostasim dico, habuit naturaliter potuit etiam in assumpta specie brutali congruo mereri exercitio. Et quemadmodum haec de bruto et intelligentia vera sunt, sie de homine et divinitate, quae et immortalitas nominatur, dici oportet. Nullus enim homo, quantumcumque videatur immortalitati seu deo similior quam alius, 1s tarnen per quodcumque exercitium virtuosum, licet sanctior continue fieret, umquam ad divinitatem seu immortalitatem perveniret; et si quis pervenisse creditur, necesse fuit, quod illius hominis radix seu hypostasis fuerit divina, ut in assumpta humanitate exercitio virtutis apto immortalitatem mereri passet, quam habuit in radice seu in 20 hypostasi. V os autem secundum Alkoranum non dubitatis hominem fide et 231 operibus mereri posse, quod per sententiam dei iudicis sibi aeterna vita in die extremi iudicii adiudicetur . .De Christo igitur minime hoc verum dubitatis quo nemo dignior. Oportet igitur fateri, quoniam Christus homo mortalis meruit immortalitatem in humana natura, s quod illa natura humana in ipso radicata et hypostaticata fuit in divina, ut praefertur, et in nullo alio homine natura humana ita elevata
Drittes Buch· Kapitel XIX
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gen, vernunfthaft und vernünftig zu werden; mag auch das eine unvernünftige Tier durch Dressur stärker den Anschein von Vernunftbegabtheit erwecken als das andere, so wird es doch niemals möglich sein, daß ein Tier vernünftig wird. Wenn man aber irgendein Tier fände, das so dressiert werden könnte, daß es durch andauernde Übung ein Verständnis dessen gewänne, was der Mensch versteht, und dies durch Taten bewiese, dann wäre jenes Lebewesen in Wahrheit kein bloßes Tier, sondern hätte einen Verstand, mit dem jene tierische Natur wie mit ihrer Hypostase geeint wäre. Daher wäre es in der Lage, sich das, was es in jener Wurzel, die ich Hypostase nenne, von Natur aus besäße, auch in der angenommenen tierischen Natur durch dementsprechende Übung zu verdienen. Und wie dies vom Unvernünftigen und Vernunftbegabten gilt, so muß man es auch vom Menschen und von der Gottheit, die auch Unsterblichkeit genannt wird, sagen. 334 Denn kein Mensch, um wieviel auch immer er der Unsterblichkeit beziehungsweise Gott ähnlicher zu sein scheint als ein anderer, könnte durch irgendeine Tugendübung, mag er auch immer heiliger werden, jemals zur Göttlichkeit beziehungsweise Unsterblichkeit gelangen; und wenn man von jemandem glaubt, er sei dorthin gelangt, dann muß die Wurzel beziehungsweise Hypostase jenes Menschen göttlich gewesen sein, so daß er sich in der angenommenen menschlichen Natur durch geeignete Tugendübung die Unsterblichkeit verdienen konnte, die er in der Wurzel beziehungsweise Hypostase besaß. 335 231 Ihr aber zweifelt nach dem Koran nicht daran, daß ein Mensch es sich durch Glaube und Werke verdienen kann,-daß ihm am Tag des Jüngsten Gerichts durch den Richterspruch Gottes das ewige Leben zugesprochen wird. 336 Was Christus angeht, könnt ihr folglich am allerwenigsten daran zweifeln; denn niemand ist würdiger als er. Man muß also bekennen: Da Christus sich als sterblicher Mensch die Unsterblichkeit in seiner menschlichen Natur verdient hat, war jene menschliche Natur in ihm, wie erwähnt, in der göttlichen verwurzelt und hypostasiert, und in keinem anderen Menschen war die menschliche Natur so bevorzugt, daß ihre Hypostase
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fol.151'
Cribratio Alkorani · Liber tertius
fuit, ut eius hypostasis esset divina; ipse enim solus altissimus. Nullus igitur homo alius immortalitatem mereri potuit neque potest naturae suae humanae; solus Christus potuit. Meruit igitur immortalitatem omnibus eiusdem naturae humanae hominibus sibi conformibus. Ideo intelligimus per angelicam Gabrielis adnuntiationem 1 Mariae virgini factam in evangelio scriptam ipsum Iesum a deo nominatum, quia salvator salvum faciens populum suum, et Messiam sive Christum regem esse, de cuius regno sunt omnes, qui aeternam et immortalem vitam assequentur.
XX. Ostensio Christum meruisse Christianis immortalitatem.
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Intellige, Califa, quod Christus meruit hoc regnum immortalitatis in humana natura assumpta de virgine, quia in radice seu hypostasi fuit immortalis per naturam. Unde sicut ipse secundum hypostasim divinam fuit naturaliter immortalis, ita in assumpta humana natura s meruit, ut esset immortalis. Natura igitur humana in ipso non est facta immortalis solum ex gratia unionis eius cum divina hypostasi, sed etiam ex exercitio virtutis; meruit enim deposita mortalitate per mortem, quam ob oboedientiam dei passus est, fieri amplius immortalis. Messias igitur seu Christus rex prae consortibus unctus natura et 10 merito rex est aeternae seu immortalis vitae. Hoc quidem regnum est suum, qui est rex virtutum et gloriae, et in ipsum suum regnum omnes creduli et fideles per ipsum, ut sint conregnantes, vocati sunt, et qui audiunt vocem eius et sequuntur ipsum, possident immor talitatem.
Drittes Buch· Kapitel XX
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göttlich war; denn er allein ist der Höchste. Kein anderer Mensch also konnte oder kann für seine menschliche Natur die Unsterblichkeit verdienen; allein Christus konnte das. Er hat also für alle Menschen, die ihm aufgrund ihrer menschlichen Natur gleichförmig waren, die Unsterblichkeit verdient. 337 Von daher verstehen wir, daß Jesus selbst durch die Botschaft des Engels Gabriel, die an die Jungfrau Maria erging und im Evangelium aufgeschrieben ist 338 , von Gott als Messias beziehungsweise Christus bezeichnet wurde, weil er der Erlöser ist, der sein Volk erlöst3 39 , als König, zu dessen Reich alle gehören, die das ewige und unsterbliche Leben erlangen werden. 340
232 XX. Aufweis, daß Christus den Christen die Unsterblichkeit
verdient hat Erkenne, Khalif, daß Christus dieses Reich der Unsterblichkeit in seiner durch die Jungfrau angenommenen menschlichen Natur verdient hat, weil er in der Wurzel beziehungsweise Hypostase von Natur aus unsterblich war. Wie er deshalb, entsprechend der göttlichen Hypostase, von Natur aus unsterblich war, so hat er sich in der angenommenen menschlichen Natur die Unsterblichkeit verdient. Die menschliche Natur also ist in ihm nicht nur durch die Gnade ihrer Einigung mit der göttlichen Hypostase unsterblich geworden, sondern auch durch Tugendübung; denn da er die Sterblichkeit durch Tod, den er aus Gehorsam gegenüber Gott auf sich nahm, überwunden hat, hat er es sich um so mehr verdient, unsterblich zu wcrdcn.341 Der Messias beziehungsweise Christus, der vor seinen Gefährten gesalbte König34 2 , ist darum aufgrund Natur und Verdienstes König des ewigen beziehungsweise unsterblichen Lebens. 343 Dieses Reich ist Eigentum dessen, der der König der Herrlichkeit und Ehre34 4 ist, und in dieses sein Reich sind alle, die fest an ihn glauben, durch ihn selbst berufen, Mitherrscher zu sein3 45 , und die, die seine Stimme hören und ihm folgen, werden die Unsterblichkeit besitzen. 346
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Iam clare conspicis Christum esse mediatorem dei et hominum et 233 nullum hominem fide et operibus nisi per ipsum mereri aeternam vitam. Ipse est heres regni dei immortalis, quod solus deus inhabitat, ad quod omnes homines aspirant; heres quidem omni dicendi modo secundum naturam et constitutionem: et quia secundum naturam est s heres, tune dicitur verus fi!ius dei, fi!ius enim heres est naturalis, et secundum constitutionem heres est et dicitur filius hominis unctus prae consortibus suis. Duplex est autem constitutio: una, quae simpliciter dependet ab electione constituentis, alia, quae non solum ab electione constituentis dependet, sed etiam ex merito constituti, ac 10 si rex habens filium et fortem adversarium faceret proclamare, quod illum militem in heredem constitueret, qui adversarium vinceret, et naturalis filius servilem militarem induens formam victor fieret, ille omni modo heres esset natura et constitutione. Ita Christus heres universorum natura et constitutione exsistit. Induit enim hominis 1s servilem formam et principem huius mundi vicit, dei adversarium, de cuius manu Iiberavit humanam captivam naturam ad dei imaginem et contemplationem eius creatam. Vides Christum perfectissimum dei heredem natura et merito et 234 filium dei et omnes homines Christiformes per ipsum dei heredes et filios et ipsius Christi coheredes. Hereditas autem est regnum vitae aeternae, in quo videtur deus pater in gloria sua et Christus victor in gloria dei patris. Neque alius potest esse verus Alkorani intellectus, uti tu ipse pura mente conspicis. Haec si recte advertis vides in Christo non esse nisi unam divinam hypostasim, in qua radicatur humana natura; hypostasis vero divinae et immortalis naturae humanam in se colligit naturam, ob quam hypostasim Christus est una divina persona, licet sit 10
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Du erkennst nun klar, daß Christus der Mittler zwischen Gott und den Menschen ist, und daß kein Mensch sich durch Glaube und Werke das ewige Leben verdienen kann, außer durch ihn selbst. Er ist der Erbe des Reiches des unsterblichen Gottes, in dem Gott allein wohnt34 7 und nach dem alle Menschen trachten348, und zwar Erbe in beiderlei Wortsinn, der Natur und der Einsetzung nach: Weil er der Natur nach Erbe ist, nennt man ihn den wahren Sohn Gottes - denn der Sohn ist der natürliche Erbe -, und der Einsetzung nach ist er Erbe und wird Menschensohn genannt: der vor all seinen Gefährten Gesalbte. Es gibt aber zwei Arten von Einsetzungen: eine, die ausschließlich von der Wahl des Einsetzenden abhängt, und eine andere, die nicht nur von der Wahl des Einsetzenden, sondern auch vom Verdienst des Eingesetzten abhängt: Wie wenn ein König, der einen Sohn und einen mächtigen Feind hat, bekanntmachen ließe, er werde denjenigen Kämpfer zum Erben einsetzen, der den Feind besiege; und wenn nun sein natürlicher Sohn in der Knechtsgestalt des Kämpfers Sieger würde, wäre er auf beiderlei Weise Erbe: von Natur aus als auch durch Einsetzung.3 49 Ebenso ist Christus der Erbe des Alls350 von Natur aus als auch durch Einsetzung. Denn er zog die Knechtsgestalt eines Menschen an351 und besiegte den Fürsten dieser Welt 352, den Widersacher Gottes, aus dessen Hand er die gefangene menschliche Natur befreite353, die nach dem Bilde Gottes und zu seiner Betrachtung geschaffen ist. 354 234 Da siehst du: Christus ist der nach Natur und Verdienst vollkommenste Erbe Gottes und sein Sohn, und alle Menschen, die christusförmig sind, sind durch ihn Erben Gottes, dessen Söhne und Miterben Christi. 355 Das Erbe aber ist das Reich des ewigen Lebens, in dem Gott-Vater in seiner Herrlichkeit und Christus als Sieger in der Herrlichkeit Gottes des Vaters geschaut wird. Auch der eigentliche Sinn des Korans kann kein anderer sein, wie du selbst, wenn du bei klarem Verstand bist, einsiehst. Wenn du das recht bedenkst, siehst du, daß es in Christus nur eine göttliche Hypostase gibt, in der die menschliche Natur wurzelt; die Hypostase der göttlichen und unsterblichen Natur aber vereint die menschliche Natur mit sich. Wegen dieser Hypostase 233
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divinae pariter et humanae naturae; et de ipso dicuntur communicatione idiomatum, quae divinae naturae pariter et humanae tribuimus, de quo poteris si velis a multis doctis Christianis sufficienter informari. XXI. Declaratio similitudinis Adae et Christi.
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Et quia circa modum, quo humana natura divinae hypostasi uniatur, plerique non recte imaginati sunt, quoniam illud, quod omnem intellectum exsuperat, imaginatio non attingit, ideo pauca circa hoc, ne erres sequendo aut Nestorium aut Eutychen aut alium aliquem non s sane intelligentem, scire debes, quod, sicut V capitulo Alkorani scribitur, Iesum «quodam modo Adae similitudinem>> gerere ad bonum intellectum. Hoc sie verum concipe: Adam a deo creatus, ut praeesset animalibus, rex et Messias animalium fuit; in eo enim altior hypostasis quam in brutis scilicet naturae intellectualis fuit 1 in se. 10 brutalem animalitatem colligens et uniens. Ob quam hypostasim naturae intellectualis una fuit persona licet intellectualis pariter et brutalis naturae; et quoniam omne perfectius ordine naturae est prius, - deus enim omnia antecedit non tempore, cum non sit in tempore, sed natura, quia perfectior-,ita deus antiquior intelligentia, 1s intelligentia antiquior sensibilitate seu brutalitate, sensibilitas antiquior vegetabilitate, dico antiquior non tempore sed ordine et dignitate atque perfectione. Eo dicendi modo intellectualis natura in
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ist Christus eine einzige göttliche Person, wenn auch zugleich von göttlicher und menschlicher Natur356; und aufgrund des wechselseitigen Austausches der Eigenschaften 357 wird von ihm das ausgesagt, was wir in gleicher Weise der göttlichen und der menschlichen Natur zuschreiben, worüber du dich, wenn du willst, bei vielen christlichen Gelehrten ausreichend informieren kannst. 358
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XXI. Darlegung der Ähnlichkeit von Adam und Christus 359 Da aber über die Art und Weise, wie die menschliche Natur mit der göttlichen Hypostase geeint ist, die meisten keine richtige Vorstellung haben - denn die Vorstellungskraft reicht nicht an das, was jede Vernunft übersteigt, heran -, mußt du noch einiges Wenige darüber wissen, damit du nicht in die Irre gehst, wenn du Nestorius3 60, Eutyches361 oder irgendeinem anderen, der davon wenig versteht 36 2, folgst: daß Jesus, wie im 5. Kapitel des Korans geschrieben steht, »auf gewisse Weise< ... > eine Ähnlichkeit mit Adam« hat363, wenn man das richtig versteht. Daß das wahr ist, begreife so: Adam, von Gott geschaffen, um über die Lebewesen zu herrschen, war ihr König und Messias; denn in ihm war eine höhere Hypostase als in den Tieren, nämlich die der vernunfthaften Natur, die das animalische Sein in sich faßte und mit sich vereinte. Aufgrund dieser Hypostase der vernunfthaften Natur war er eine einzige Person, wenn auch zugleich von vernunfthafter und tierischer Natur; und da das jeweils Vollkommenere entsprechend der Naturordnung das Frühere ist - Gott nämlich geht allem voraus, nicht der Zeit nach, da er nicht zeitlich existiert, sondern der Natur nach, da er vollkommen ist-, so ist Gott früher als die Vernunfthaftigkeit, die Vernunfthaftigkeit früher als die Sinnenhaftigkeit beziehungsweise Tierhaftigkeit, die Sinnenhaftigkeit früher als die Pflanzenhaftigkeit, d. h. früher nicht der Zeit nach, sondern dem Rang, der Würde und der Vollkommenheit nach. Nach diesem Sprachgebrauch hat die vernunfthafte Natur in Adam, weil früher als die
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Adam antiquior sensibili in se univit sensibilem naturam et factus est rex omnium vita sensibili viventium, quia ipsam sensibilem vitam in unionem antiquioris intellectualis vitae assumpsit et movit corpus vivens vita sensibili ad actus vitae intellectualis. Sie Christus quodam modo in similitudine tali concipi potest esse Messias et rex omnium viventium vita intellectuali, quia divina vita antiquior intellectuali in se univit vitam intellectualem hominis et movit illam humanam intellectualem naturam ad operationes divinas. Dicitur autem quodam modo esse sirnilem Christum Adae non totaliter. Nam vita intellectiva in Adam non solum in se univit vitam sensibilem, sed quia inter ipsam intellectivam et sensibilem quaedam potuit esse proportio, cum quaelibet sit finita et creata, hinc vita intellectiva in unione praedicta facta est forma formans sibi unitam sensibilem vitam. Divina autem vita in Christo, licet in se hypostatice uniret vitam intellectivam humanam, non tarnen formaliter, cum inter divinam vitam, cuius magnitudinis non est finis, et intellectivam finitam non possit cadere proportio, quae est necessaria inter formam et id quod format. Tarnen, cum hypostasis sit infinitae virtutis, naturam in se attractarn numquam deserit, sicut virtus magnetis in suam hypostasim ferrum attractum numquam deserit et per medium attracti ferri aliud ferrum attrahit et hoc faceret in infinitum, si virtus foret infinita. Non tarnen fit virtus illa magnetis forma ferri neque transit in ferrum, ut fiat ferrum, neque componitur cum ferro, ut fiat unum tertium ex ipsis compositum, sed remanentibus naturis inconfusis ita ferrum hypostasi
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sinnenhafte, die sinnenhafte Natur mit sich vereint, und er ist König all derer geworden, die ein sinnenhaftes Leben leben, weil er dieses sinnenhafte Leben zur Einigung mit dem früheren, vernunfthaften Leben angenommen und seinen Leib, der ein sinnenhaftes Leben lebte, zu Handlungen vernunfthaften Lebens veranlaßt hat. 36 4 236 So kann Christus in gewisser Weise als in derartiger Ähnlichkeit befindlich begriffen werden, und zwar als Messias und König all derer, die ein vernunfthaftes Leben leben, weil das göttliche Leben, das (ontologisch> früher ist als das vernunfthafte, das vernunfthafte Leben des Menschen mit sich vereint und jene menschliche vernunfthafte Natur zu göttlichen Tätigkeiten veranlaßt hat. Man spricht aber davon, daß Christus Adam nur in gewisser Weise, nicht vollständig, ähnlich ist. Denn das vernunfthafte Leben in Adam hat nicht nur das sinnenhafte Leben mit sich vereint: Vielmehr ist so das vernunfthafte Leben, da zwischen diesem vernunfthaften und dem sinnenhaften ein gewisses Verhältnis besteht - sind doch beide begrenzt und geschaffen-, in der genannten Einigung zur Form geworden, die das mit ihm geeinte sinnenhafte Leben formt. Das göttliche Leben in Christus jedoch, mag es auch mit sich das menschliche vernunfthafte Leben hypostatisch vereinen, tut dies doch nicht der Form nach, da zwischen dem göttlichen Leben, dessen Größe unbegrenzt ist, und dem vernunfthaften, begrenzten, keinerlei Verhältnis bestehen kann, wie es zwischen der Form und dem Geformten notwendig besteht. 365 237 Dennoch verläßt die Hypostase, weil sie von unbegrenzter Kraft ist, niemals die an sich gezogene Natur, so wie die Kraft des Magneten das an seine Hypostase angezogene Eisen niemals verläßt und mittels des angezogenen Eisens weiteres Eisen anzieht - und dies unbegrenzt immer so weiter tun würde, wenn seine Kraft unbegrenzt wäre. Dennoch aber wird jene Kraft des Magneten nicht zur Form des Eisens, noch geht sie in das Eisen über, so daß sie zu Eisen würde, noch auch geht sie mit dem Eisen eine Verbindung ein, so daß ein Drittes, aus ihnen beiden Zusammengesetztes entstünde: Vielmehr hängt das Eisen, während beide Naturen unvermischt bleiben, so an der Hypostase
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virtutis magnetis adhaeret, quod ipsam non deserit sive sursum sive deorsum aut lateraliter moveatur. His aenigmatibus quamvis remotis Christum aliquantulum apprehende ! 10 Adhuc: sicut Adam terrenus in se complicavit omnem hominem, 238 qui venturus erat in hoc regnum et hunc mundum sensibilem, ita quod complicite omnes homines in ipso erant et ab ipso receperunt, ut huius mundi homines esse possent, ita in Christo secundo scilicet Adam caelesti complicite sunt omnes praedestinati ad vitam immor- s talem alterius mundi et regni caelorum, a quo necessario omnia recipiunt, ut illius incorruptibilis caelestis regni cives et domestici esse possint. Quae clarius et apertissime sie esse reperies, si deus dignabitur tibi oculos aperire, ut legas et intelligas sacratissimum evangelium, 10 quod tibi concedat deus pius et misericors semper benedictus !
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der Magnetkraft, daß es sie nicht verläßt, mag es nach oben, nach unten oder seitwärts bewegt werden. 366 Durch diese, wenn auch entfernten Gleichnisse mögest du Christus ein wenig erfassen !367 238 Ferner: Wie der irdische Adam jeden Menschen in sich umfaßte, der in dieses Reich und in diese sinnenhafte Welt kommen sollte, und zwar so, daß alle Menschen in ihm einbegriffenerweise existierten und von ihm die Möglichkeit, Menschen dieser Welt zu sein, empfingen, so existieren in Christus, dem zweiten, d. h. himmlischen Adam, einbegriffenerweise alle, die zum unsterblichen Leben der jenseitigen Welt und des Himmelreiches bestimmt sind3 68; von ihm empfangen sie notwendigerweise alles, um Bürger und Hausgenossen jenes unvergänglichen himmlischen Reiches sein zu können. 369 Daß dies so ist, wirst du klarer und ganz deutlich erkennen, wenn Gott dir in seiner Gnade die Augen öffnen wird 370, auf daß du das allerheiligste Evangelium liest und verstehst; das gewähre dir der gnädige und barmherzige Gott3 71 , der allzeit gebenedeite!372
ANMERKUNGEN ZUR ÜBERSETZUNG
Die Behauptung des Cusanus widerspricht dem islamischen Glaubensbekenntnis (shahäda): »Es gibt keinen Gott außer Gott. Mu):iammad ist der Gesandte Gottes.« (Vgl. ShEis 515). Das Aussprechen der shahada ist die erste Pflicht der Muslime, vgl. n. 165, 4-5. 2 Erster Hauptteil des islamischen Glaubensbekenntnisses, in unzähligen Versen des Korans unentwegt wiederholt: vgl. 37,4; 52,43; 73, 9; 20,14; 23, 91-92.116; 41,6; 2,163.255; 3,2 etc. Koran 112 bietet eine prägnante Formel des islamischen Monotheismus: vgl. L. Hagemann, Christentum und Isläm zwischen Konfrontation und Begegnung.Würzburg-Altenberge 21990, 26-34, 58 Anm. 25. 3 Alk. 23,50 fol. 77ra,45-47: »Filium item Mariae simul et ipsam hominibus miraculum facientes ipsis locum bonum et aquis amoenum habitandum praebuimus.« Vgl. Koran 19,22-26. Der von Nikolaus anvisierte obige Koranvers (23,50) ist von ihm völlig mißverstanden und hat nichts mit einer etwaigen eschatologischen Vorstellung zu tun. 4 Vgl. Koran3,169. 5 Alk. 23,100 fol. 77va,31-32: »... consequenter ignem inibit et usque resurrectionem illic perseverabit. « Das ist eine Fehlübersetzung des Robert von Ketton. Vgl. aber Koran 47,27; 8,50: Wer beim Verhör im Grab falsche Antworten auf die Fragen der Engel gibt, wird schon im Grab in Erwartung der Höllenstrafe gepeinigt; wer richtig antwortet, hört die Verheißung des Paradieses; vgl. auch Koran41,30; 16,32. Vgl. L. Hagemann, Eschatologie im Islam, in: A. Th. Khoury / P. Hünermann (Hrsg.), Weiterleben - nach dem Tode? Die Antwort der Weltreligionen. Freiburg - Basel - Wien 1985, 103-120 (Lit.). 6 Nach dem »kleinen Gericht« (s.o. lin. 12-13) bleibt entsprechend islamischer Tradition die Seele in Erwartung des Endgerichts an einem Ort bewahrt. -Zur Eschatologie des Korans vgl. die Literaturhinweise o. Anm. 5 und in Bd. II, Anm. 205. - Zur Frage, ob das Paradies bereits actu existiert oder erst am Ende der Welt geschaffen wird - diese Frage führte bei den islamischen Theologen zu einer Kontroverse-, vgl. L. Gardet, Les fins dernieres selon la theologie musulmane: RTh 65 (1957) 280-282; H. Stieglecker, Die Glaubenslehrendes Islam. Paderborn-München-Wien 1962, 768-769. 7 Vgl. Gn 3,24. 1
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Anmerkungen
8 Das ist die matthäische ßacrtA&fo i:oti&&oti: vgl. z.B. Mt 5,3.10 u. ö. 9 Vgl. Alk. 55,46 sq. fol. 99rb,4-7: »Qui timuerit coram deo Stans duas paradisos ... accipiet«; vgl. Bibi. I 165,26-28 und die Bemerkung am rechten Rand: Duae paradisi. - Die arabische Dualform hat Robert von Ketton mit »duas paradisos« übersetzt. 10 Koran 16, 96-97. 11 Vgl. z.B. Mk 16,16;Jo 3,36; 5,24; 6,40.47; 10,28. 12 Koran 9,112. 13 Vgl. Mt. 5,16.45;6.9;7,11; 16,17. 14 Vgl. Koran 17,19-20; s. auchh VIII, p. 130 (Quellenapparat). 15 Koran 16,64. 16 Koran 16,123. 17 Vgl. Koran2,285. 18 Koran 4,150-152. 19 Vgl. Koran78,39(zitiertinn.128,9-10). 20 Koran 17,106. 21 Vgl. Koran2,213. 22 Vgl. Koran 2,253; s. auch h VIII, p. 131 (Quellenapparat). 23 Mt5,17. 24 Vgl. Jo 1,45. 25 Nach dem Koran (33,40) dagegen ist Mul_iammad »das Siegel der Propheten«; mit ihm hat die Prophetengeschichte ihren letzten Höhepunkt und Abschluß erreicht. Vgl. Bd. I, Anm. 161, und L. Hagemann, Christentum und Isläm, a.a.O., 39-43. 26 Koran46,9-10; in seinem Handexemplar (Cod. Cus. 108, fol. 95v•,23-27) notierte NvK: nota, dicit plures filiorum Israel testificent pro eo. 27 Vgl. Alk. 46,12-14 fol. 95v•,32-39: »Moysi prius librum munusque misericordiae tribuimus, sicut et tibi librum hunc veridicum Arabice scriptum, per quem castiges malos bonisque bonum nuntium feras. Dicentes deum esse dominum omnium et regem solum omni timore molestiaque careant. Pro factis enim suis paradysum perpetuo possidebunt. « 28 Zur Stellung des Korans gegenüber den Juden vgl. A. Th. Khoury, Einführung in die Grundlagen des Islams. Graz - Wien Köln 21981, 107-109.111-112; R. Paret, Mohammed und der Koran. Stuttgart - Berlin - Köln - Mainz 51980, 102-112; J. Bouman, Der Koran und die Juden. Die Geschichte einer Tragödie. Darmstadt 1990. 29 Diese Behauptung des Cusanus widerspricht dem Koran; vgl. aber Apg23,6-7;Mt22,23;Mk12,18; Lk20,27. 30 Vgl. L. Hagemann, Christentum und Isläm, a. a. 0., 56-59. 31 Vgl. Koran 2,62 und Ricoldus, Contra legem c. 6, fol. 203v, 6-7; C. 16, fo]. 229r,24-229v, 1.
Anmerkungen
101
Alk. 9,30-31 fol. 55vb,22-28: »ludaeos dicentes Erare (seil. Esra) esse filium dei, Christianos vero Christum, quorum verba praedecessorum nugis assimilantur, confundat deus, qui etiam suos sacerdotes atque pontifices Iesumque Mariae filium sibi dominos loco dei sumentes venerantur, cum ipsis praeceptum sit, non nisi deum unum adorare. « - Zu der angeblichen Behauptung der Juden »Esra esse filium dei« vgl. Ricoldus, Contra legem c. 9, fol. 211 v,27-212r,2; zur Sache vgl. H. Speyer, Die biblischen Erzählungen im Qoran. Hildesheim 1931, 413: »Ezra wird von den Juden besonders verehrt, wie Sanh( edrin) 21 b und J ebärn( ot) 86 b zeigen. Die Qoranstelle zeigt aber mehr Ähnlichkeit mit 4. Ezra 14, 9, wonach Ezra den Menschen entrückt werden und bei Gottes Sohn sitzen soll. Auch Apok. des Ezra 1,7 läßt Ezra in den Himmel aufgenommen werden. Vielleicht hat Mohammed von einer jüdischen oder jüdisch-christlichen Sekte gehört, die Ezra in ähnlicher Weise verehrte wie gewisse Sekten den Melkisedeq ... «Vgl. J. Horovitz, Koranische Untersuchungen. Berlin - Leipzig 1926, 127-128.167; D. Künstlinger, 'Uzair ist der Sohn Allähs: OLZ (1932) 381-383; vgl. auch Art. »'Uzair«, in: ShEis 617 und in: HWislam 778-779. 33 Koran 40,6. 34 Koran 42,34. 35 Koran 39,42. 36 Vgl. Koran6,93. 37 Vgl. z. B. die Aufzählung der Suren bei R. Blachere, Le Co ran. Paris 1951, 1183 (Eschatologie); ebd. 1160-61 (Allah, justice souveraine au jugement dernier); ebd. 1222-24 (Resurrection); ebd. 1223-24 (Retribution selon !es ceuvres au jugement dernier). Zur Auferstehung und dem Endgericht vgl. Art. »al-~iyama«, in: ShEis 263-266; J. Henninger, Spuren christlicher Glaubenswahrheiten im Koran. Schöneck-Beckenried 1951, 105-127; R. Leszynsky, Mohammedanische Traditionen über das Jüngste Gericht. Heidelberg 1909; P. Casanova, Mohammed et la fin du monde. 3 fase. Paris 1911-24; J. Horovitz, Das koranische Paradies. Jerusalem 1923; M. Gaudefroy-Demombynes, Mahomet. Paris 1957, 443-478; L. Gardet, Les fins dernieres selon la thfologie musulmane: RTh 64 (1956) 427-479; 65 (1957) 246-300; H. Stieglecker, Die Glaubenslehren des Islam, a.a.O., 730-768; S. El-Saleh, La vie future selon le Coran (Etudes Musulmanes XIII). Paris.197i; A. Th. Khoury, Einführung in die Grundlagen des Islams, a. a. 0., 184-191; L. Hagemann, Eschatologie im Islam, a.a.O., 103-120; s. auch Bd. II, Anm. 205 (zur Eschatologie des Korans: Schicksal der Erwählten und Verdammten). 38 Der Glaube an den einen Gott ist nach dem Koran der wesentli32
102
Anmerkungen
ehe Inhalt der Verkündigung der Propheten vor Mu]:iammad; s. oben Anm.2. 39 Dieser Zusatz ist unbekannt: s. G. Hölscher, Sichtung des Alkorans II/ III (NvKdÜ H. 7), 312 (Kap. 2, Anm. 12). 40 S. die Quellenhinweise in h VIII, p. 134 (Quellenapparat). 41 Vgl. z.B. Thomas Aq„ S. Theo!. 1 q. 2 a. 1: » ... haec propositio, deus est, quantum in se est, per se nota est. «
Zur Argumentationsweise vgl. Aristoteles, Kat. 13b14-19. Vgl. Koran 43,2-4; 41,2-4; 16,103; 12,2; 39,28; 42,7; 46,12; 13,37. 44 S. Bd. 1, Anm. 95. 45 Vgl. Koran21,3;25,7; 17,94u. ö. 46 S. Bd. 1, Anm. 85. 47 Alk.11,13-14 fol. 60'•,19-25: »Dicentes hoc a te fuisse compositum tales decem Azoaras quot!ibet advocato nisi solo deo afferant, ut sie suum dictum probent esse possibile. Sin autem, hoc divinae sapientiae positum esse confirment. An creditis in deum, praeter quem non alius?« Vgl. Dionysius Cartusianus, Contra perfidiam lib. II, a. 4 fol. 36v,4-8. 48 Vgl. Koran21,3.5. 49 Koran 20,133. 5o Koran 7,157. 51 Alk. 61,6fol.101ra,47_52: »ChristumitemMariaefiliumdicentem: 0 fili Israel, ego vobis a deo missus nuntius ... vobisque bonum nuntium affero de nuntio post me venturum, cui nomine Abamoitus et magum esse illi mendaciter asserebant.« Der angegebene Name ist hier völlig depraviert geschrieben; Bibi. 1171,24: Machumetus. Vgl. Ricoldus, Contra legem c. l, fol. 197',2-8; Dionysius Cartusianus, Contra perfidiam lib. II, a. 27 fol. 85', 4-17. Im arabischen Text steht »a]:imadu«, das vom selben Stamm abgeleitet ist wie »mu]:iammad«. Die Frage ist, ob »a]:imad« als Eigenname oder als Adjektiv (»hochlöblich«) zu verstehen ist. In der Diskussion um die Bedeutung dieses Wortes hat man versucht, Koran 61,6 mit der Verheißung des Parakleten in Joh 14,16.26 in Verbindung zu bringen. Zur Bedeutung dieses Wortes s. R. Paret, Der Koran. Kommentar und Konkordanz. Stuttgart - Berlin - Köln Mainz 1971, 476 (Anm. zu 61,6); 0. H. Schumann, Der Christus der Muslime. Gütersloh 1975, 35-37; vgl. auch H. Gätje, Koran und Koranexegese. Zürich-Stuttgart 1971, 98-99. 5 2 Vgl. Ricoldus, Contralegem c. 9, fol. 211'-215v. 53 Ricoldus, Contra legem c. 7, fol. 205',24-27: »lussit mihi deus expugnare gentes gladio, donec ... quod si hoc fecerunt confessi, salvaverunt ... «Das ist kein Koranzitat; vgl. aber Koran 2,193; 8,39; 42
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Anmerkungen
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9,5. Vgl. auch Dionysius Cartusianus, Contra perfidiam lib. II, a. 21 fol. 69v-70'. Notiz des NvK (fol. 70'): coacta servitia non sunt deo grata. 54 Vgl. Ricoldus, Contralegem c. 7, fol. 205',27-205v,6. 55 Vgl. ebd. c. 6, fol. 204',14-15: »Item ipse dicit se esse missum Arabibus, quia nuntium dei non habuerant. « 56 Zitiert nach Ricoldus, Contra legem c. 6, fol. 204v,5-6. Vgl. Koran 7,158; 34,28; 21,107. 5 7 Vgl. ebd. c. 6, fol. 204v, 9-10: »Non igitur est lex dei, in qua tot contrarietates inveniuntur. «Vgl. auch ebd. c. 9, fol. 211 '-215v. 5 s Vgl. ebd. c. 7, fol. 205v,3-4. 59 Zitat aus Ricoldus, Contra legem c. 7, fol. 205v,5-6. 6 0 Ebd. c. 7, fol. 205v,6. 61 Alk. 67,25-26, fol. 102va,27-31: »Quaerentibus illis adventum termini a te, ut te veridicum probes, responde: Nemini nisi soli deo illum.esse notum teque nil nisi nuntium tantum et explanatorem exsistere.« - Die vagen Vermutungen von G. Hölscher, Sichtung des Alkoransll/III, a.a.O„ 315 (Kap. 3, Anm. 7) entbehren jeder Grundlage; sie beruhen auf der falschen Kapitelangabe der Drucke (72 statt 76 ). 62 Die Interpretation des Nikolaus hat überhaupt kein fundamentum in re, ist vielmehr reine Polemik gegen den Anspruch Mu}:iammads, Gesandter Gottes zu sein. 63 »Wenn es zu Ende geht (d. h. ein Muslim stirbt), hebt der Kranke den Finger (oder, wenn er nicht mehr kann, hebt ein Verwandter den Finger für ihn), zum Himmel zeigend, spricht er (oder ein anderer für ihn) die >Shahada