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German Pages 84 [85] Year 2022
DEUTSCHES
WÖRTERBUCH VON
JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM Herausgegeben von der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
XI. Bandes III. Abteilung 2. Lieferung UN ANSPRÄCHIG—UNBEQUEM
19 5 8 S. HIRZEL VERLAG. LEIPZIG IN ARBEITSGEMEINSCHAFT MIT DEM AKADEMIE-VERLAG GMBH. BERLIN
Unveränderter Naohdraok Erschienen im S. Hirtel Verlag, Leipzig G1, Schuhmachergäßohen 1—3, In ArbeiUgemefaechaft mit dem Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, HohrenstraB« 39 Lizenz-Nr. 202 . 100/370/58 OCfMtdrack; VEB Dniekerei „Thomas Müntzer" Bad Langensalza Bestell- and Verlagsnummer: 3021/XI/III/2 Preis: DU 5,— Printed in Germany
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UNANSPRÄCHIG -
ist es doch das gliedt, an dem nicht wenig gelegen THURNEISZER von probierung der harnen 35; ein schlecht unansichtige Sache magna alchymia 2, 97. UNANSPRÄCHIG, unansprechig, unansprach, adj. adv. der älteren rechtssprache, keinem rechtlichen einsprach oder anspruch unterworfen, unangefochten, unbestritten; gegensah zu dem th. 1, 467 nur in der bedeutung affabilis verzeichneten
adj.
ansprächig.
F R I S C H (1741) 2, 306°.
unan-
sprechig qui est sine impetitione ac Ute, cui Iis et contraMctio non
mometur
H A L T A U S S.V.
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UNANSTÄNDIG
UNANSTÄNDIG
S C H E R Z - O B E R L I N 1819: e i n g u t
für ain freys ledige unverkummerts unansprachs rechts äigen verkaufen, ein gut aller ding unansprach machen SCHMELLER-FROMMANN 2, 697; ein gutt . . unansprächig haben th. 4, 2, 2126 inne 3; zellend wir dich aller dins libs eigenschafft vnd pflicht, damit du vns bissher schuldig vnd verbunden gewesen bist, gar vnd gantz frye lidig vnd vnansprächig RIEDERER rhetoric r v b ; er . . quittiert den kiuffer solicher summ fürer ewig vnansprächig v i v b ; wo och ein eigen man in die graf schaft Kiburg zücht vnd darinne jare vnd tag vnansprechig von sinem herren sitzet, der gehört dannethin einem herren zu Kiburg zu (15./16. jh.) GRIMM weisthüm. 1, 21, 27; vnd wenn sie das also thünd, als offt vnd dick sag vnd lasz ich für mich vnd alle meyn erben vnd nachkomen sie vnnd alle jre nachkomen vnszerthalb dero gantz quit, vnansprechig, ledig vnnd losz GESZLER formulare 43*. UNANSPRÜCHIG, adj. adv., veraltetes wort der rechtsund kanzleisprache, 'ohne dasz anspruch erhoben wird, ohne ihn zu erheben', gegensatz von ansprüchig: vnd weren erbietig, so lang an mügligster cooperirung vnd conservirung der occupirten, den katholischen vnansprüchig zustendig gewesenen örtern nichts erwinden zulassen CHEMNITZ schwed. krieg 2 , 438; die Italiäner und Franzosen weit zu ruck bleiben und uns Teutschen den vortritt unanspruchig überlassen solten HARSDÖRFFER gesprechspiele 3 B I I ' , 'unansprüchig keine ansprüche machend, davon die u n a n s p r ü c h i g k e i t ' CAMPE 5,121"; VALENTINI 2, 1163b. dafür heute anspruchslos, anspruchslosigkeit. UNANSTAND, m., 'die abwesenheit, der mangel des anstandes' CAMPE, der dies wort zuerst als neubildung 5, 121R verzeichnet, gegensatz von anstand: m a n hörte mit unanstand ihn sprechen WOLKE ebd.; danach HILPERT 2, 663°. unabhängig wieder gebildet von VISCHER
vereinzelt, vielleicht unter einßusz des lat. me dedecet oder unter nd. einflusz, bei v. FLEMING der accusativ erscheint, mit der präp. für, früher auch vor, kann es heute noch verbunden werden, im allgemeinen zeigt das wort die neigung, sich mit der entwicklung selbständiger bedeutung von Verbindungen unabhängig zu machen. GÖTHE gebraucht
es nur
selbständig;
BOHNER
42.
die
verbalen Zusammenhang erinnernde dativische kann als veraltet gelten.
an
den
Verbindung
I. in dativischer und präpositionaler Verbindung, vgl. mir ist anständig zeitschr. f . d. wortf. 10, 76 me deoet. die bedeutung gelangt, von wenigen späten beispielen abgesehen, über unanstehend im wesentlichen nicht hinaus : dinge hören, die uns unanständig indigna nobis audire,was seinen vorfahren unanständig gewesen quod majoribus dedecorum fuit; was dir unanständig ist quod te non decet STEINBACH 2, 673. A. mit dativ: was nun etwa (vom lebenssaft) zu überflüssig oder der natur unanständig, solches hauchet oder schwitzet endlich von einem wider hinweg BUTSCHKY Pathmos 428; er . . . tadelte öffentlich, was der kaiser also seiner hoheit unanständig begienge ANTON ULRICH v. BRAUNSCHWEIG Octavia L, 191; Titius . . . redete ihr zu, sie solte . . keine einer Römerin unanständige weichmütigkeit (zeigen) l, 288; mir ist guter massen bekant, . . dasz der römische thron diesem könig bisher unanständig gewesen 3, 26; noch weniger ist es geschehen, jemanden mit einigem ihm etwan unanständigen bericht zu kränken ARNOLD unpart. kirch- u. ketzergesch. l, 2; dasz es Gott nicht unanständig sey, dinge, die aus natürlichen Ursachen entstehen, . . zu einem zeichen . . seiner gnade oder seines zornes zu machen WOLFF vern. ged. über gott § 173; Henricus aber hatte . . zum voraus überleget, . . ob m a n . . . in die abtragung einer dermassen schändlichen, und einem freyen volck gantz unanständigen gäbe noch ferner willigen wollte HAHN reichs- u. kayser-historie 2, 26, 12; die folgerun^ ist gantz nothwendig: ein schertz-licd sev mir unanständig; warum? weil ich kein welt-mann bin WEICHMANN poesie der Niedersachsen i, 181;
ich will nicht untersuchen, was seine zärtliche und ihm so unanständige neigung zu gewissen lächerlichen Schreibern für Ursachen hat L i s c o w 38; ob es mir gleich unanständig seyn würde, nichts als ein bloszes tagebuch in reimen allhier zu schreiben KOENIG gebei S A N D E R S erg. wb. 5 0 5 ' . vgl. U n a n s t ä n d i g k e i t und dickte 189; die acten sind voll von beleidigenden ausunstand. drücken, von solchen ausdrücken, welche einem richter UNANSTÄNDIG, adj. adv., verneintes oder eingeschränkunanständig sind RABEN ER l, 113; es wäre mir höchst tes anständig, um die mitte des 17. jhs. ringt die form unanständig, wenn ich so auf dem rathhause reden unanständig noch mit der form unanständlich. vgl. wollte GOTTSCHED deutsche Schaubühne l, 448; überhaupt ständig und ständlich th. 10, 2, 771. 770. seit ende des jhs. ward dieses für kein den geistlichen unanständiges geerscheint die heutige form gesichert KRAMER (1678) 108*; schäfte, sondern für rühmlich . . . gehalten SCHMIDT D E N T Z L E H 3 2 1 B ; F R I S C H (1741) 2 , 3 1 8 " ; S T E I N B A C H 2, gesch. der Deutschen l, 332; der . . es seinem amte für 673; schwed. oanständig; dän. uanstendig. im 17. jh. hat unanständig hält, auf meinen willen zu wirken LESSING das neue wort noch einen ziemlich schwankenden und 8, 28; ist's mir, dem schüler unanständig, die hülle weiten begriffsumfang, wie er aus der reichen ausdrucksüber Gottes herrlichkeit in dem antlitz und der bilfähigkeit des verbums anstehen sich ergiebt; Verletzung dung des menschen mit bescheidener hand wegzuziehen? der geschlechtlichen schamhaftigkeit im besondern bezeichLAVATER fragm. l, 4; vgl. nicht anständig GÖTHE 46, net es noch nicht, erst gegen ende des 18. jhs. verengert 288 Weim.; Leibnitz glaubte, es sey der macht und sich zusehends der begriff sumfang; gesellschaftliche und Weisheit Gottes unanständig KANT 8, 65; dem lehrstande geschlechtliche sitte und Sittlichkeit Vierden nun für das jeder nation ists unanständig, als ein hintergebäude des wort eigentlich maszgebend, so dasz s. b. CAMPE 5, 121 hofes . . betrachtet zu werden HERDER 23, 131 u. o.; diese bedeutung allein gibt: 'gewöhnlich nur uneigentlich, es ist nicht unanständig dem könig dem stände und anstünde nicht gemäsz'. verd. wb. 371, Voss 17. 19, 182; 408 schlägt er es für in decent und malhonnet vor. pliiloBumann fand es der würde schweizerischer nation unsophisch-iogische definitionen von anstand (KIRCHNERanständig, länger in einem lande zu verweilen, in welMICHAELIS 6 1087; EBERHARD-LYON 14 10ff.) beginnen chem das recht der regierenden stände zertreten . . . und wirken ein. das folgende jh. setzt die einschränkung war ZSCHOKKE 6, 110; eine der kröne unanständige des begriffes fort, arbeitet das gesellschaftliche und sexuelle n a c h g i e b i g k e i t R A N K E 15, 85. noch mehr heraus (CAMPE verd. wb. 442B obscoena) und theilt auch den andern älteren bedeutungen etwas davon mit accusativ: die hurerey und unkeuschheit ist mit. schlieszlich wird unanständig {vgl. unangenehm) ein höchst schändliches laster, welche einen Soldaten, mildere bezeichnung für unsittlich, gemein, verwerflich, sowohl als einen andern sehr unanständig; sie macht die construction, aus der des verbums anstehen (vgl. unsie verdrossen zu ihren beruf FLEMING der vollk. anstehend) hervorgegangen, ist zunächst wie bei diesem der teutsche soldat 98, § 5; doch ist es (das voltigieren) auch dativ ( A D E L U N O lehrg. 2 , 4 6 6 ; W I L M A N N S g r . 3,639), für den einen jungen menschen, der stärcke, geschwindigkeit, X I . 3.
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UNANSTÄNDIG
UNANSTÄNDIG
gesundheit, last und geschicklichkeit dazu besitzt, nicht unanständig 28, § 8. B. mit präposition vor und für: herr Alfons ist jünger und stärker, für ihn solte sie (die braut) nicht unanständig sein kunst Über alle künste (1672) 8, 6; eine pfeife toback rauchen, sieht vor ein frauenzimmer . . . unanständig aus HIPPEL über die ehe 186; viel wissen sei für einen cayalier unanständig IMMERMANN I, 54.
Kreuzen hat gestern einen unanständigen streich bei uns gespielt STEPHANIE lustsp. l s i ; ich gestehe, dasz ich es sehr unanständig gefunden, wenn der fleckensdiener einen reichsfreien mann zu stadtpflichten verabladen wollen MÖSER l, 316; und auch die so über eine kurze zeit eB eben so machen werden, finden es unanständig, dasz jene frau hinter dem rücken des mannes einem gecken die hände drückt HIPPEL über die die 77; ihr müszt jetzo eure unanständige passion gegen den jungen laffen aufgeben KNIGGE roman meines lebeM 3, 64; die empfindung und der sinn für kunst sind aus der mode
II. selbständig. l ) zunächst bedeutet unanständig wie unter I nicht oder wenig anstehend (vgl. unanstehend); selten a) in sinnlicher Verwendung: entstellend, von entstellendem tindruck: welche (die nase) noch darzu durch so eine unanständige krümme verstellet war, dasz sie wie ein sebel, dessen spitze gleich auff die unter-lippe traff, über dem maule hieng ZIEGLER Baniae 82; ihre (der Griechen) götter und göttinnen waren nicht, wie die Ägyptischen, allegorische ungeheuer . . noch, wie die Hetrurischen, traurige und unanständige figuren HERDER 8, 66; wobei ihnen die tiefliegenden äugen und besonders die so sehr vorstehende nase nur unanständig und ganz den barbaren angemessen erschien RITTER erdkunde 8, SFIL. zum gegenaatz anständig Göthqahrb. 19, 8 3 8 / . B O U C K E 111.
bei
GÖTHE
Voss Od. 1,120. I) das ende des 'artigen' Jahrhunderts engt unanständig mit Vorliebe ein aitf den mangel an gesellschaftlichem tact, verstSsze gegen die xconventionelle sitte, gegen die schicklichkeit, den wohlanstand, die standesrücksicAtm: aber es wäre unanständig, mioh mit einer so geringen person abzuwerfen P ET RASCH I, 85; der herr baron von
und
unanständig
g e w o r d e n WACKEN RODER
b i t t e n T I E C K (1828) 8, 3 1 ;
vater!
vgl.
b) häufig dagegen übertragen 'unpassend, ungehörig, wenig geziemend, unziemlich, nicht zustehend, ungeeignet, unangemessen, unwillkommen, ungelegen, unzutreffend, abgeschmackt' u. ä„ und zwar ganz allgemein, so dasz das urtheil vorwiegend nach thatsaehen und objectiven maszstäben gewonnen erscheint: damit er also allen ferneren unanständigen ärgernussen, sc man den leyen geb, als auch den unnützen Verschwendungen, vorkommen könte Sim.pl. 3, 434, 19; nun wäre unlängst ein leichtfertiger kerl mit einem schreiben, worauf unanständige titel gestanden, zu ihm kommen TREBELLIUS polit. narreiilcappe (1688) 75; und werdet ihr, ehrwürdiger •ater, eurer hohen vemunft so viel räum ertheilen, dasz keine unanständige phantasie bey euch platz gewinnen könne ZIEOLER Banise 687; die . . . freyheit sperrte zugleich andern ausländischen gottesdiensten thür bnd thor auf; Entweder: dasz seihte gantz neuerlich einschlichen, oder dem alten eine unanständige auslegung machten LOHENSTEIN Arminius l, 977*; den räubern die ananständige beute abnehmen l, 1294*; obgleich viele leute bey ihnen dieser heiligen jungfrau allerhand unanständige dinge beylegen LEIBNIZ deutsche Schriften 2, 868; es ist unanständig, wenn man sich selbst grosz machen will RABENER L, 176; {der währe redner ist) allezeit als durch eine eingebang unterrichtet, wie weit er gehen soll; was anständig, was unanständig ist GRAMER nord. aufseher L, 66; die Unwissenheit, die eitelkeit sind . . unanständig L, 682; denn denke nur selbst, wie unanständig und unsicher es seyn würde, zu einer solchen reise den herzog um urlaub zu bitten LESSINO 17, 426; aber eine ohrfeige in einem trauerspiell wie englisch, wie unanständig 10,14; wir wissen nooh nicht, worinn hr. R . findet, dasz M. gott und den engein unanständige reden in den mund gelegt HALLER tagebuch l, 44; für mich ist es eine pflicht, von der kein umstand mich losspricht, bei dem untergange von Syrakusa nicht auf mich zu sehen, noch einer unanständigen rachbegierde gehör zu geben SONNENFELS 8, 336; und nun kommt weit und breit die geschichte von Thersites, die hr. Kl. mal über mal für unanständig, unschicklich, ungereimt, unwürdig erklärt HERDER 3, 206; in dem er nicht nachliesz, harte und unanständige reden zu führen GÖTHE 44, 88 Weim.; denn unanständig erschien es, dasz ein gast an der tnflr erst härmte
gekommen
herzenserg. 259; (Mignon) liebte . . . mit den knaben die kleider zu w e c h s e l n , . . . ob es gleich von ihren pflegeeitern höchst unanständig und unzulässig gehalten wurde GÖTHE 23, 274 Weim.; die männer wild, doch nicht unanständig III 2, 76 Weim.; es ist wenigstens unanständig, seine wohlthäter lächerlich zu machen 45, 96 Weim.; unanständiges gewerbe, wie kramhandel oder handwerk . . zog . . die notation nach sich NIEBUHR röm. gesch. 2, 179; der familiäre Umgang, das cameradsein, das . . unanständige dutzen, will ich mir ein für allemal ver-
beweist sich's, dasz zu unanst&nd'gen stunden mit m i r ein mann sprach HEINS 6, 468;
ein berühren der nnsz mit dem munde (beim trinken) gilt als unanständig RATZEL vBlkerkutide 2, 868. humoristisch: ich . . schleiche durch gedeckte pfade nach der unanständigen seite (Egerthal) hinaus, wo man nur bauern begegnet BISMARCK briefe a. s. braut 424. mit nieder verbunden: glücklich ist das bauemmädchen, die ihn ohne scheu des Torwurfs unanständig-niedrer sitte . . anschauen . . darf HERDER 28, 415.
8) noch einschneidender war die etwa gleichzeitige Verengung des begriffes im sinne geschlechtlicher sitte und Sittlichkeit, zur bezeichnung der naturalia atque turpia, der
CAMPE
obscänitäten.
verd.
wb.
(1818) 4 4 2 :
'obscSna
Unanständigkeiten, schmutz in sittlichem sinne genommen'. heute heiszt in der schul- und kinderstube bist du unanständig gewesen? tune crepitum ventris edidistif vgl. sich unanständig aufführen, betragen: indessen finde ich doch unter diesen unanständigen erzählungen verschiedene, welche ein vater . . seinem söhne zum unterrichte erzählt ADELUNG mag. 2, 4, 59; folglich können wir nicht sagen, ob ein wort . . . wegen eines unanständigen nebenbegriffes abgekommen sey KINDERLING 24; unanständige geberden machten das charakteristische desselben (tanzes) aus VIETH encyklopädie der leibesübungen l, 82; ein lied, das wir unsern Iesern nicht mittheilen können, weil sie es vielleicht abgeschmackt oder wohl gar unanständig finden könnten GÖTHE 21, 206 Weim.
;
zwar sind auch wir von herzen unanständig, doch das antike find' ich zu lebendig Fauet
7086;
was nun am hof vorgeht, ist höchst unanständig GRIMM Beinhart Fuchs CXXXIII; das alte weiszbierlokal mit dem komischen und etwas unanständigen namen FONTANE I 6, 800; der culturmensch, der durch die mühe zu verstecken unanständig wird, wo jener nur natürlich ist LUDWIG 6, 270; ein unanständiges lügenmärchen SCHERER litteraturgesch. 69; ich sasz einst hinter dem tische, mit irgend einem Spielzeuge beschäftigt, und sprach dazu einige unanständige, höchst rohe worte vor mich hin, deren bedeutung mir unbekannt war und die ich auf der strasze gehört haben mochte K E L L E R l , 84.
4) im sinne des rechten oder auch vermeintlichen sittlichen taetes kann es an unsittlich grenzen, 'gemein, niedrig, verwerflich, elend' bedeuten und nimmt die Bedeutungen 8 und 3 in sich auf: es ist nie unrecht freiwillig zu sterben, aber oft unanständig länger zu leben SCHLEGEL im Athenäum 118, S; hufschläge des esels zu erwiedern ist unanständig Voss anüsymb. 8, s ; zum gegensati
bei
GÖTHE vgl.
BOUCKE l l l ;
er m ö c h t e
Beine
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UNANSTÄNDIG
UNANSTÄNDIGKEIT
'ananständig und undankbar scheinende Unbeständigkeit' rechtfertigen JUSTI Winckelmann i, 880. so wird es heute zur euphemistisch, mildernden bezeichnung des unmoralischen im weitesten sinne; man sagt: eine unanständige gesinnung, Unterstellung, ein unanständiger Charakter, wenn heute ein unanständiges glück etwas humoristisch klingt, so liegt doch nur die alte bedeutung l vor. vgl. unanständig reich u. ä. III. steigerungsformen.- man kann sich keinen dreistem, unanständigem autorkniff denken GERSTENBERO rec. SO, 261; dagegen gilt die entblöszung des hinterhauptes für noch unanständiger als die des gesichtes PESCHEL Völkerkunde 177; immer kam sie auf das factum meiner liebeserklärung zurück, und zwar warf sie, die sonst ein so gesundes urtheil zu haben schien, die unsinnigsten, kleinlichsten und unanständigsten reden und argumenta durcheinander und that einen wahren kindskopf kund
wir mochten wohl eine stunde da gewesen seyn, ohne . . das geringste unanständige unternommen zu haben LAUKHARD leben u. schicksale 2,154; begriffe, welche an und für sich nichts unanständiges enthalten SCHOPEN-
K E L L E R 4, 59.
IV. adverbium: 1) mundartlich für ohne weile oder Verzug, anstand cessatio, unverweilt, sogleich UNGER-KHULL 607*.
2) gemeinsprachlich in den unter II entwickelten bedeutungen: unanständig (indecore) reden STEINBACH 2, 673; die liebe musz alle ihre verderbliche macht an ihm verschwendet haben, weil er so unanständig reden kann LESSING 2, los, 17; schickt es sich wohl, wenn ihr vor einem solchen herra unanständig umher blickt MILLER predigten fürs landsvolk 1, 84; also mttss' es allen ergehn, die das heilige gastrecht unserer insel verletzen und, unanständig una gottlos, zeche verlangen vom manne, der sie doch höflich bewirthet GÖTHE 1, 800 Weim.; denn ihre äuszerungen klangen frech und unanständig genug IMMERMANN l , 107; haben sie nicht meiner mutter, . . schmach angethan, . . und, . . , ihr saumrosz unanständig verstümmelt? RAUMER gesch. d. Hohenst. 4, 64; philosophis . . , gegen welche ich unanständigerweise es an schuldigem respekt habe fehlen lassen SCHOPENHAUER 8, 860. vgl. auf eine unanständige weise HERDER 15,106; GÖTHE 48, 70 Weim. u.a. man sagt sich unanständig
aufführen
(z. b. K O T Z E B U E bei
HEYNE 8,1139),
betragen, benehmen u. s. w., sowohl in allgemeiner bedeutung als auch in dem unter II S vermerkten beschränkten sinne, unanständig bezahlen heiszt oft nur wenig, wie anständig soviel als viel zahlen, wird anständig in neuerer zeit bei guantitätsbegriffen für 'nicht unbedeutend, gehörig' gebraucht, so steht unanständig bei negativen ausdrücken wie wenig, gering, klein, knapp, theuer u. ä. im sinne von auszerordentlich, wobei aber die bedeutung l b 'ungebührlich' mit empfunden wird: die für die grösze des Volkes unanständig klein dünkende zahl NIEBUHR rSm. gesch. l, 160; sein Jahreseinkommen ward vom Parlamente unanständig knapp bemessen TREITSCHKE deutsche gesch. im 19. jh. 6, 127; die rechnung ist wohlfeil im Royal, nur wagen unanständig theuer, ich fahre gar nicht mehr BISMARCK briefe a. s. braut 397. aber auch wieder humoristisch: einen ordentlich unanständig reichen glückspilz GAUDY 12, 160. V. substantiviert: vatter (beklagt sich über seine tochter): sie denkt, die jungen jähre entschuldigen alles unfehlbar, was sie unanständiges begeht STRANITZKY ollapatrida 802, 6 neudr.; aber meine feinde sollen mir beweisen: ich habe mit irgend einem dieser vornehmen mädchen etwas unanständiges unternommen ZIMMERMANN über die einsamkeil 1, 268; das geftthl vom unanständigen wirkt . . . gelächter bey den Zuschauern allg. deutsche bibliothek 2, 27; indem . . . das anständige oder unanständige früher auffällt, als die Ursachen davon gedacht werden können MÖSER 4, 26; ich thue nichts unanständiges, wenn ich annehme, dasz alle diese umstände ewr. durchlaucht nicht bekannt gewesen LESSING 18, 278; der kleinling des geschmacks (findet) das unanständige zuerst und am liebsten HERD E R 22, 8 6 ;
ach, dacht' ich, hat er in deinem betragen was freches, unanständiges gesehn? GÖTHE Fault 8172;
HAUER 2, 110.
UNANSTÄNDIGKEIT, f., substantiv zum vorigen adj., äuszerlich gegensatz zu anständigkeit, das aber auszer decor, convenientia früher auch instantia bedeutete DIEFENBACH-WÜLCKER 73. ubelanständigkeit, Unanständigkeit K R A M E R (1678) 1 0 8 " ; U n a n s t ä n d i g k e i t F R I S C H 2 , 3 1 8 ° ; S T E I N B A C H 2, 6 7 8 ; ADELUNG 4, 8 3 0 ; U n a n s t ä n d i g k e i t , u n -
gebührlichkeit indecenz MORITZ-VOLLBEDING 4, 190; CAMPE 5, 121»; verd. wb. (1818) 8711 für indecenz; 442B für obscoena. schwed. oanständighet; dän. uanstsendighed. 1) dbstract, die eigenschaft, unanständig zu sein, fähigkeit, unanständig zu handeln: bassesse, die niederträchtigkeit, Unanständigkeit (vgl. unanständig II 4) KINDERLING 114; die Unanständigkeit der thaten und worte machet freylich die komödien reizend GOTTSCHED das neueste aus d. anmuthigen gelehrsamkeit 8, 131; indem er dies sagte, entmantelte er sich bis zur Unanständigkeit WIELAND Lucian 1, 335; die Unanständigkeit und ungemessenheit . . sind dem schlechten geschwäz . . verschwistert SCHLEIERMACHER Piaton 6, 190; wir übergehen auch . . die sonderbare geschichte der ausgrabung von Milton's sarge, worin der Verfasser Philip Neve erzählt, mit welcher Unanständigkeit die royalisten es noch jetzt die Überreste des groszen dichters entgelten lassen, dasz er ein republikaner war FORSTER 6, 148; das auffallendste äuszere bedürfnisz ist die Verbesserung der lokale, welche uns in dem . . degradierten zu* stände, der bis zur Unanständigkeit ging, übergeben worden sind HESEL 16, 159; allein der neue patriarch Aimerich, . . , dessen Unwissenheit und Unanständigkeit gleich grosz erschien, brachte dem Christentum . . kei. nen gewinn RAUMER gesch. d. Hohenst. 1, 513. nach der 8. bedeutung von unanständig: es ist so was . . arkadisches darin, was sich ohne Unanständigkeit ausführen läszt STEPHANIE 88, 25; Michelangelo, der, um sich gelehrt zu zeigen, in den figuren der groszherzoglichen gräber sogar die Unanständigkeit derselben übersehen habe JUSTI Winckelmann 2, 2, 67. 2) concret etwas, was unanständig plural üblich.
ist;
besonders
der
a) die sinnliche bedeutung des verbums anstehen klingt durch; vgl. unanständig II 1.2: die knie, die . . (bei den Siamesen) frei bleiben, eine roheit und Unanständigkeit in den äugen ihrer malayischen nachbarn RITTER erdkunde 4, 1148. b) ungebührlichkeit im weitesten sinne; s. unanständig II 1 b: die unter-officierer observiren die gehörige distam derer glieder und reyhen und verrichten die richtung derselben ohne plauderey oder anderer Unanständigkeit v. FLEMING d. vollk. teutsche Soldat 2, 10, § 17; nu, ich gebe euch die erlaubnisz mit zu gehen, wofern ihr aber einen lärmen oder sonst eine Unanständigkeit anfängt, so lasz ich euch mit dem Leander . . . lebendig eingraben HAFNER 2, 48; er giebt ihm das zeugnisz, dass er unter allen schönen geistern seiner nation die wenigste entfernung für das französische theater gehabt habe, und mit den regellosen Unanständigkeiten der englischen bühne gar nicht zufrieden gewesen sey LESSING 6, 156; solcher Unanständigkeiten sich gegen den richter zu erfrechen GÖTHE 38, 266 Weim.; wenn er sich gegen dich nur die geringste Unanständigkeit erlauben will, so weise ihn . . , von dir CH. V. SCHMID 12, 23. c) verstosz gegen den gesellschaftlichen anstand; s. unanständig II 2: sie sind zu artig, und befürchten eine un-. anständigkeit zu begehen DUSCH 138; Unanständigkeiten zu beantworten, ist unsre sache nie gewesen GERSTENBERG rec. 128, 885, 4; vormals schämten sich selbst standesperBonen dieser Unanständigkeit nicht ARCHENHOLZ England u. Italien L, 2, 428; sehen Sie mich an, und lachen Sie sich hier auf Ihrem zimmer, wo Ihnen eine jede Unanständigkeit erlaubt ist, satt über mich 11*
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UNANSTÄNDLICH -
UNANSTELLIGKEIT -
UNANSTELLIG
KNIGOE roman meines lebens l, 154; nehme er sich nicht heraus mit mir über leute, die das h a u s besuchen, zu scherzen; über diese Unanständigkeiten werde ich mich bey meinem m a n n e beklagen IFFLAND 4, 53; das reisen zu fusz ist j a . . . keine Unanständigkeit m e h r JAHN 1, 101; ist afterrede eine Schändlichkeit? — nein, aber e i n e U n a n s t ä n d i g k e i t RÜCKERT 11, 125.
d) vorwiegend, obscoena, turpia, zoten, Zweideutigkeiten u. dgl.; s. unanständig II 3: bei den segen und litaneyen gegen abend, wo es schon dunkel ist, werden die gröbsten Unanständigkeiten begangen NICOLAI reise 5, 53; zoten und Unanständigkeiten vorzubringen MILLER predigten fürs landvolk 8, 133; m e h r als wörtliche Unans t ä n d i g k e i t e n BAHRDT
bei SANDERS 2, 2, 1176»;
es ver-
steht sich, dasz ein solcher Zeitpunkt der offnen natursprache freiheiten h a b e n müsse, die eine spätere zeit Unanständigkeiten n e n n e n k a n n HEROER 2, 284; dem zufolge sind die witzigen Unanständigkeiten des Aristophanes . . gar nicht zu tadeln SCHLEGEL im Athenäum 3, 263; die ungeheure Unanständigkeit erscheint hier noch graziös deutsches museum 4, 256; uns alle Unanständigkeiten her zu sagen ARNIM 16, 40; anders verhält es sich mit Unanständigkeiten, welche thiere begehen VISCHER ästhetik 1, 355; Schiller gilt für den sittlichsten aller poeten. es ist nicht schwierig, Unanständigkeiten in seinen stücken . . aufzufinden, welche schon unsittlich genannt werden dürften HOLTEI erzähl, schrift. 37, 66; blosz u m Unanständigkeiten mit anhören zu m ü s s e n FONTANE I 5, 42.
e) in rein sittlichem sinne, niederträchtigkeiten; vgl. unanständig II 4 und oben l : es gibt aber gewisse Unanständigkeiten die, . . . oft m e h r erniedrigen, . . . als ein ganzes capitel im gesetzbuch HIPPEL über die ehe 205. UNANSTÄNDLICH, adj. adv., dasselbe wie unanständig, mit dem, es bis ins 18. jh. wechselt, um dann zu veralten. lieh erscheint auch in anständlichkeit SCHOTTEL 802. wie hier ist in unanständlich noch die sinnliche bedeutung des verbums anstehen lebendig, wobei sich für das adj. ungezwungen die weitere bedeutung ungebührlich, unehrenhaft, entehrend ergab, es kommen nur die älteren bedeutungen von unanständig II l in betracht: er in solcher unanständlicher und stinkender gestalt ferners sich nicht dürfte sehen lassen ANTON ULRICH VON BRAUNSCHWEIG Octama s, 8*7; ich bilde mir ein, dasz das schwerdt und bogen der behertzten Thomiris . . , dasz der spiesz und die sebel der groszen Semiramis . . . nicht so unanständlich gewesen sind LOHENSTEIN Arminias l, 199*; wie denn auch dreihundert Quaden . . . ihre äugen a n sich gezogen h ä t t e n ; wenn nicht die Cheruskische r i t t e r s c h a f f t . . in einer doch nicht unanständlichen unordnung . . sich h e r f ü r gethan h ä t t e l, 1163*; der Brandenburgische Albert, ihr erster hertzog, h a t sie von dem beschwerlichen, j a unanständlichen joche der ordens-brüder . . befreyet BESSER 1, 100. UNANSTEHEND, part.-adj., gegensatz von anstehend aptus conveniens, wohlanstehend (s. d.); durch unanständlich, unanständig (s. d.) verdrängt: nachdem der verlassene printz seine unanstehende liebe auf keinerley weise dämpften k a n HALLMANN Antiochus vorw. U N A N S T E L L I G , adj. adv., gegentheil
des von LAVATER
erfolgreich empfohlenen anstellig, unanstellig zuerst von CAMPE aufgenommen: 'nicht anstellig, ungeschickt, um zu irgend einem geschafft angestellt werden zu können' 5, 121*. LA VATER erklärte anstelligkeit als 'die geschicklichkeit, mancherley dinge gut einzurichten und sich in alles leicht zu finden' phys. fragm. 2, 283; vgl. anstellen; KLUGE 19" führt als synonym ausrichtig, anschlägig, activ, agil an; unanstellig verneint diese eigenschaften milder als ungeschickt. SANDERS vermerkt erg. wb. 520° ein adj. unanstellig im sinne von 'sich entgegenstemmend', der sich aus dem beleg von MERIAN nicht nothwendig ergibt; vgl. unten: ich liebe solche unendlich, verstehe mich so ziemlich auf die werke anderer, aber ich bin im höchsten grade unanstellig, wenn ich darin selbst h a n d anlegen will BODE Montaignes ged. u. mein. 4, 175; hierdurch findet sich der staat mit seinen unanstelligen
UNANSTÖSZIG
168
führern jedem spott und dem fall preisgegeben J. v. MÜLLER 18, 372; die jugendeindrücke bilden einen hintergrund, von dessen Standpunkt aus eine gewisse pique gegen das . . unanstellige wesen vorbricht GÖRRES 3, 70; nicht übel wäre, dasz auch in andern ä m t e r n beständiger nachwuchs junger leute unverhinderten zutritt f ä n d e , ohne dasz die schwächeren und u n a n stelligen unter ihnen befördert zu werden brauchten GRIMM kl. schrift. l, 241; ich s t a u n e , wie gehänselt und genarrt ich diesen ehemaligen unanstelligen m a n n verliesz und was für ein groszes thier ich in ihm wiederfinde GUTZKOW ritter vom geiste 8, 236 u. ö.; denn er half dem sehr unanstelligen Schackle so wie den töchtern bei dem feldgeschäfte AUERBACH 6, 201; der kleine blieb . . eine weile, w a r aber unanstellig und unverläszlich, so dasz Leopold ihn eines tages davonjagte ROSEGGER nixnutzig volk 148. steigerungsformen: dasz die gelehrten gewöhnlich unanstelliger sind als andere menschen BODE Montaigne 1, 271 (moins süffisant); in der schule . . sind die, so . . t h u n und kaufen können, was sie wollen, immer die . . unanstelligsten und lässigsten PESTALOZZI 12, 240; m a n darf aber nur zusehen, wie der erste beste knecht . . die obstinatesten und unanstelligsten hinterpferde auf einen ruck an die deichsei zu stellen vers t e h t GOLTZ jugendleben
l, 360.
vgl.
MERIAN.
adverbium: sich unanstellig benehmen, unanstellig verfahren, vorgehen. UNANSTELLIGKEIT, f . , substantiv zum vor. adj., gegensatz von anstelligkeit, zuerst von CAMPE 1, 185 ^ und 5, 121* verzeichnet, s. unanstellig; mangel an ge• schick, gewandtheit, hilflosigkeit, rathlosigkeit: ich habe aus einer gewissen unanstelligkeit, trägheit, bequemlichkeit mich meistens untüchtig gemacht, meinen hausgenossen zu nützen LAVATER L, 117; a m schlimmsten plagt mich der teufel des Unverstandes, des unbegriffs, und der unanstelligkeit von m a n c h e n menschen GÖTHE IV 6, 147 Weim.; wenn einmal ein hang zum beschaulichen leben da ist, so kommt die unanstelligkeit und unlust zu den geschäften von selbst SCHREYVOGEL 2, L, 237; die arglosigkeit, unanstelligkeit und weggeworfenheit der fürsten trifft schmach und satire, selbst die edlen frauen, die sich von der welschen militärgrösze blenden lassen, erhalten ihre strafe GEKVINUS geschickte d. deutschen dichtung 5, 615; ob der magister schon über allerlei unanstelligkeit einen kleinen spott einstecken muszte RIEHL cult. nov. 424. UNANSTÖSZIG, UNANSTÖSZLICH,
adj.
theil von anstöszig, anstöszlich. ohne umlaut b
adv.,
gegen-
unanstossig
LUTHER bei DIEZ L, 1 1 3 ; u n a n s t ö s z l i c h KRAMER (1719)
2, 283 b ; nl. onaanstootelijk nl. wb. 10, 889,- die deutschen formen auf lieh sind seit dem 18. jh. veraltet ADELUNG 4, 880. in dem adj. und adv. unanstöszig wirken drei bedeutungen von anstosz, anstoszen nach: L) die des übertragenen pedem offendere, offendere: eine unanstöszige stelle z. b. in der phil. texteritik, ohne jeden bezug auf Schamlosigkeit oder unanständiges. 2) das theologisch-kirchliche offensio ärgernis, seit LUTHER geläufig und in neuerer zeit im engeren sinne zur bezeichnuny des geschlechtlich, gesellschaftlich u. s. w. unanständigen mit Vorliebe gebraucht. 3) ahd. anastöj, mhd. anestög angriff, anfechtung liegt der eigentlich passivischen bedeutung unanfechtbar, unangefochten, einwandsfrei, fehlerlos zu gründe, in der neueren Sprache vermischen sich diese bedeutungen vielfach, besonders im adv.; von anderen bedeutungen des simplex, z. b. angräntzend KRAMER (1678) 110b oder offenbar STEINBACH 2, 728 scheint das un- comp, unberührt, dän. uanstadelig. schwed. oanstötlig. I. adjectiv. L) salvus et incolumis STIELER 2181: die letzteren weisz sich Schweizer als unanstöszig zurechtzulegen STRAUSZ 3, 131.
2) selten und veraltet ist unanstöszig, wer kein ärgernis nimmt: sei unanstöszig, und ärgere dich nicht an ihren (der icelt) bösen exempeln MÜLLER erquickst. 145.
169
UNANSTREITBAR -
UNANSTÖSZIG
UNANTASTBAR
170
hauptsächlich wer kein ärgernis gibt: auf das j r seid ! stöszigkeit einer stelle, des Zusammenhanges, des betragens u. s. w. nl. onaanstootelijkheid nl. wb. 10, 889; lanter und onanstössig Philipp, L, 10; Paulus spricht schwed. oanstötlighed. veraltet von unanstöszlich 3: w a r u m im text l Corinther 10, 88 hernach: seyt unanstössig nicht noch ein mehreres zugeben zur gröszeren unanbeiden, Kriechen und den Juden und der gemein gottes stöszlichkeit? PRAETORIUS storchs und schwalben WinterH. SACHS 22, 71, 6; der apostel wünschet, dasz wir quartier 438. lauter und unanstössig seyen DANNHAWER catechismusmilch 1, 110; U N A N S T R E I T B A R , adj. adv., unbestreitbar, unanfechtgib (sott), dasz ich heute mag mit frommen leuten wandeln, bar; von anstreiten th. 1, 492. 'anstreiten ist oberdeutsch auch bey der bösen Schaar stets unanstöszig seyn . . Adelung hat es nickt' HEYNATZ antib. 1, 136; CAMPE SCHMOLCK 1,308; L,L87B als oberdeutsch, anstreitbar scheint nicht gebildet; einem frommen leser unanstössig BODMER abhandl. v. im bair. und schwäbischen scheint das wort zu fehlen, d. wunderbaren 283; wie es denn wohl auch mehr der papierenen juristenden glauben treu bewahren, sprache eignen würde; vgl. u n a n s t r e i t i g HEYNATZ 2,511: und unanstSszig seyn GRAMER ged. 2, 55. nothwendig ist sie (die fantasie) auch das erste, w a s mit geschlechtlichem nebensinn, gegen den geschlechtvon eitern auf kinder übergeht, wie dies abermals viele lichen anstand nicht verstoszend: und mögen wol . . widernatürliche beispiele, sammt der unanstreitbaren liebe freunde und naebbaurn . . mit lustigen, unanähnlichkeit des äussern und innern Organismus auch stöszigen historien auffmuntern KIRCHHOF wendunin den zufälligsten dingen bewähret HERDER 13, 308; muth 8, 4; die unserem Zeitalter nicht mehr unanweil . . das fürwahrhalten einer sache nicht in menschstöszige derbheit . . ist gemildert worden GRIMM kl. licher willkühr liegt, . . . ist das recht, meinungsverschrift. 4, 144. folgten Zuflucht und schirm zu widmen, unanstreitbar oder es wird vom gesichtspunkte des gesellschaftlichen, Z S C H O K K E 10, 93. conventioneilen, literarischen, ästhetischen, allgemein sittU N A N T A S T B A R , adj. adv.; erst von C A M P E 5, 121 • lichen anstandes ausgegangen: man möchte doch wegen verzeichnetes wort, das der spräche durch unsere classiseines vorigen lebens nachfragen, ob er nicht ruhig und sche literatur gewonnen; der gegensatz antastbar nicht, unanstöszig gewesen sei MILLER briefwechsel L, 896; ob üblich, doch nl. antastlich; nl. onaantastelijk nl. wb. . . bey . . allen sein buch . . unanstöszig seyn werde 10, 889; dän. uanstastelig dansk ordb. 7, 331B; das ver. . , daran lässt sich . . zweifeln allg. deutsche bibliobum antasten seit TAULER (predigten 19, 17. 18 Vetter) thek 72, 56; in einer solchen unanstöszigen Verbindung reich entwickelt, vgl. unangetastet (s. 0.), tastbar th. 11, der erhabensten und lächerlichsten bilder w a r nur er 156, tastlich 11, 158, tasthaft 11, 157, tastbarkeit 11, 156. geschickt LESSING 17, 129; mit dem alter, so wie das zur bedeutung vgl. auch unanrührbar, unanrührlich, unhaar etwas ergraut, wird euer bart binnen wenigen angreifbar, unangreiflich, unanstreitbar, unanstreitig u. a. jähren noch lichter oder himmelblau werden, dann in bedeutungsentlehnung scheint nicht ausgeschlossen; paldas müllerblau fallen, und so unvermerkt in die ehrpable tastbar CAMPE verd. wb. (1813) 455"; nl. onaantastwürdige und unanstöszige weisze färbe TIECK 5, 66. baar nl. wb. 10, 889. 3) passivisch unanfechtbar, veraltet: in demselben aber ub ich mich zehehaben ein unanstössig g e w i s s e n ZüI. das adjectiv. richer bibel 24 B. A. das lagische subject erscheint bisiceilen in dativischer oder präpositionaler Verbindung mit von oder II. adverb. 1) und stehet Paulus noch feste auff unser für. seitten, denn wir seine wort einfeltiglich, eintrechtiglich, unanstössig auf unsern verstand gereymet finden LUTHER 26, 487 Weim.; unanstössig und unstrlfflich wandlen DANNHAWER catechismusmilch 1, 205; geschweige was massen euer uberfluss meinen eytelen und schnöden begierden den weg der verdammlichen wolluste also richtig gebahnet, dass ich gantz unanstössig auff demselben zu meinem verderben fortwandern . . konte Simpl. 4, 514; läszet darum den Teutschen nicht einen geringem rühm der kunst, welche eine an sich selbst weitläufigere spräche dennoch in den ketten einer gebundenen rede eben so unanstöszig fortzuführen weisz, als in einer ungebundenen HERAUS 20.
mit dativ des subjeets: auf dasz es (das königsrecht) unantastbar sei dem raube MÜLLNER S, 185. mit v o n : w e n n gleich niemand das gefühl dieses autors im busen tragen mag, so musz m a n sich doch um der menschheit willen freuen, ein solches conterfei allen von der justiz unantastbaren missethätern zum schrecken aufgestellt zu sehen FORSTER 6, 65. mit f ü r : dies ist . . eine ewige tiefe der freude . . fern und unantastbar für die . . Oberfläche des lebens BETTINE Cl. Brentanos frühlingskranz 118. in andern fällen ist der dativ ein loser persönlicher ( W I L M A N N S gr. 3, 616 ff. § 289, 4): der dritte (theil) aber sei mir ein heiliges, unantastbares gut HAUFF 4, 37, 8; es ist, als ob du die einzige seele wärst, die ihm unantastbar ist BETTINE Oünderode 1, 196.
2) lauter vnnd vnanstössig oder vnergerlich zu leben MATHESIUS Sarepta c c x v i " ; jetzt erst werden die lieder verständlich, du hast die Stigmatisation sehr würdig und unanstöszig angeführt GÖRRES briefe 3, 251.
B. sonst ist das adj. regelmäszig selbständig gebraucht.
3) unanfechtbar: das ist ein urtheil . . welches für das . . zeitungsforum gehört, und . . das hab ich selbst ganz unanstöszig schon in num. x x v m . . . für eine einfalt ausgezeichnet allg. deutsche bibliothek 19, 2, 332; alles dies ist mit geist und in einem angenehmen Vortrag unanstöszig ausgeführt J. v. MÜLLER 10, 108.
l) noch überwiegend sinnlich 'wen oder was man nicht antasten, berühren, erreichen kann', sowohl ganz allgemein, als auch besonders im sinne einer beeinträchtigung, entweihung, kränkung, besitzergreifung. von personen actatos, aamoi, aßiaßis: ein sclionenswürdiger, unantastbarer greis (Chryses) kommt unter dem schütz seines gottes, um seine geraubte tochter zu bitten HERDER 17, 168; gegenwärtig . . sind sie eben so unantastbar wie früherhin zu jeder zeit die bewohner des Paropamisus. der einzige autor, der uns . . . über dieses isolirte bergvolk einige nachricht mittheilt, ist sultan Baber RITTER erdkunde 8, 187.
III. steigerungsformen: das buch, . . , weit anzüglicher, vollkommener und unanstösziger zu machen MILLER Siegwart 1, 5; . . von allen nur eine Ursache, die unanstöszigste, von der geschichte erwiesen HERDER 22, 216. IV. substantivierter superl.: das einfachste und unanstöszigste in solchen fällen ist also w o h l , ohne alle rücksicht auf die schwachen seinen gang zu gehen SCHLEGEL im Athenäum 3, 258. — u n a n s t ö s z i g k e i t , unanstöszlichkeit, die eigenschaft, unanstöszig zu sein, bezeichnend; gegensatz der anstöszigkeit th. 1, 490 (hier nur als concretum 'eine anstöszige sacke' vermerkt, dessen gegensatz unanstöszigkeit nicht bezeichnet); unanstöszigkeit
ADELUNG
4, 880; C A M P E
5, 121*; d i e
unan-
von Sachen : w o ein . . heiliger unantastbarer reiserhaufen den berg- und wasser-dämonen zum opfer lag 2, 904;
|
dieser eichenhain ist unantastbar bis aufs letzte blatt. doch alle andern rottet aus H E B B E L I 5, 245 (Moloch 2);
171
UNANTASTBAR
UNANTASTBARKEIT - UNANTHUNLICH
was von ihnen (den Häuptlingen) mit dem . . tabu belegt wird, das ist heilig, unantastbar RATZEL Völkerkunde 3, 280. 2) im rechtlichen sinne, da antasten gerichtlich verfolgen, invadere, apprehendere bedeutet; SCHERZ-OBERLIN 1624. ein beispiel für unantastbar im strafrechtlichen sinne lieferte oben FORSTER. häufiger ist civilrechtlich von unantastbaren dingen die rede: wodurch mir das unantastbare eigenthum meiner literarischen arbeiten . . gesichert wird GÖTHE 42, l, 115, 21 Weim.; sein Tater, . . ist doch noch so gescheit gewesen, eine Schenkung aufsetzen zu lassen, die dem söhne den unantastbaren besitz eines kleinen kapitals gesichert hätte EBNERESCHENBACH 4, 430; angesichts der rechte, die sich in unsern händen . . . befinden und die unantastbar sind BISMARCK gedünken u. erinnerungen 2, 37. 3) sacrosanctus, hochheilig, unverletzlich, unanfechtbar; von Sachen zweifellos, sicher, unbestreitbar u. ä. a) von personen: dasz der könig unantastbar sei, war auch bei diesen Verhandlungen die Toraussetzung R A N K E 16, S20;
und Ieichen sind frei, unantastbar IMMERMANN 15, 211; die politische agitation . . . ist nichts als der gesetzmäszige ausdruck dieser halben insurrection, der unantastbare secundant der flintenschüsse, die nächtlich in die pfarreien und pachthöfe fallen GUTZKOW 9, 87; der . . als ein unantastbarer ehrenmann allgemein bekannt war STORM 12,124. humoristisch: wenn wir nur keine dummen streiche Terübten, . . , so waren wir unantastbar HOPPMANN V. F A L L E R S L E B E N 7, 48.
b) von Sachen und gegenständen: die bibel, als ein heiliges unantastbares buch, entfernte Ton sich die krit i k GÖTHE 8, 172, 11
Weim.;
mein stolz, die priesterin zu sein, die ein geweihtes, unantastbar feuer, die ehre hütet seines heldennamena BEER 669; Europas Sicherheit, . . , beruht darauf, dasz Deutschland, was in der mitte liegt, unantastbar sei JAHN 2, 586; wenn alles, was der geehrte redner (Vincke) Ton dieser trihüne aus spricht, sacrOBanct und unantastbar sein soll BISMARCK reden 1, 17. c) endlich auch von mehr oder weniger abstracten begriffen: das dilemma bleibe unantastbar FORSTER 8,47; die siebente (freude Maria), dasz solche meine ehr' und freud' und wonn' und Schönheit ewig grünt, unkränkbar, unantastbar, unverwelklich KOSEGARTEN 3, 54;
die christliche innere freiheit blieb unantastbar RAUMER gesch. d. Bohenst. 5, 4; ebenso wie man . . . jedes kirchliche gebot für einen unantastbaren ausflusz der höchsten idee ausgab RANKE 2, 28; unantastbarer werth J. GRIMM kl. Schriften 5, 27; einen ungestörten und unantastbaren Spielraum für jeden einzelnen zu schaffen 1, 207; das elend hat seine unantastbaren geheimnisse NESTROY 6, 118; der greis war noch immer als ein mann Ton tüchtigkeit und unantastbarer rechtschaffenheit bekannt STORM 7, 228; die lehren der christlichen religion . . . als unantastbare Wahrheit KRÖGER stille weit 44. II. adverb, noch dem prädicativum nahestehend: nur das schwer ersparte geld . . . trug sie unantastbar in einem lederbeutelchen an ihrem leibe STORM 5,198. III. steigerungsformen: er vergiszt dann zumal . ., die unantastbarsten grundsätze aller vernünftigen Wirtschaftspolitik RIEHL deutsche arbeit 270; es kann sich treffen, dasz Institutionen, welche wir für die unantastbarsten und notwendigsten halten, die verderblichsten und veränderungsbedürftigsten sind LASSALLE 1, 270; sie belebte die alten und erheiterte die jugend, und alles in der . . unantastbarsten weise AUERBACH 7,16. der comparativ ist seltener, aber einwandfrei, 1. b. die thatsache ist um so unantastbarer, da; wann war Bonaparte mächtiger als 1807 und 1812, wann erschien e r u n a n t a s t b a r e r ? V A R N H A G E N 6, 841.
172
IV. substantiviert: denn schon damals hatte sich mir eine grundmeinung festgesetzt . . . , bei allem was uns überliefert, . . komme es auf den grund, auf das innere, den sinn, die richtung des werks an; hier liege das ursprüngliche, göttliche, wirksame, unantastbare GÖTHE 28, 101 Weim.; so hatte man denn, nach falscher analogie eines magnetstabs, das licht auch in zwei pole Terzerrt und also, nicht weniger wie Torher, die färben aus einer differenzirung des unveränderlichsten und unantastbarsten erklären wollen 38, 2, 121 Weim. UNANTASTBARKEIT, f., subst. zum vorigen adj., die eigenschaft, unantastbar zu sein, in sinnlicher, rechtlicher, sittlicher und ganz verallgemeinerter bedeutung. erst
bei
CAMPE
6, 121».
während
er
verd.
wb.
(1813)
380B noch kein deutsches wort für integrität kennt, hat sich unantastbarkeit heute durchgesetzt, s.u. TREITSCHKE. 11I. onaantastbaarheid nl. wb. 10, 889; dän. uantastelighed: die unantastbarkeit der pflanzen im ersten jähre GÖTHE II 7, 140 Weim.; wo ich ihn (Tieck) ferner auch sehr gerne antreffe, ist, wenn er als eiferer für die einheit, untheilbarkeit, unantastbarkeit Shakespeares auftritt 40,179 Weim.; das besteigen des berges (Horeb) ist fast unmöglich; dadurch muszte das gehege um -den berg (5. Mose 12) um so volLkommner dessen geheiligter bestimmung der unantastbarkeit entsprechen RITTER erdkunde 14, 693; eines strebens bin ich mir bewnszt,... das ist innere unantastbarkeit
BETTINE frühlingekranz
312;
unaufhörlich und in einem atem krähen sie von der unantastbarkeit Frankreichs JAHN 2, 586; die inquisition wachte mit erbarmungsloser strenge über die einheit und unantastbarkeit des glaubens RANKE 37, 242; das Parlament erblickte dagegen in jeder Verletzung seiner unantastbarkeit einen angriff auf die Institutionen des landes 16, 112 u. 0.; jetzt hatte sich schon die stimme der romantischen schule so laut für die unantastbarkeit aller übersetzten werke erklärt, was hei Calderon, wenn von aufführung die rede sein sollte, so übel angebracht, als bei Shakespeare an seinem orte war GERVINUS gesch. d. dtsch. dichtung 5, 511; und wenn der gemeine mann den Organismus unserer wirthschaft nicht begreift und die nothwendigkeit des unterschiedenen lohnes der arbeit und die unantastbarkeit der naturgesetze, nach denen sich lohn und gewinn so ungleich ausmiszt RIEHL deutsche arbeit 33; ich konnte das wort revolution im wissenschaftlichen sinne gebrauchen. die völlige unantastbarkeit dieses sinnes leugnet der Staatsanwalt auch nioht LASSALLE 2, 265; der glaube an die unantastbarkeit der obrigkeit . . . wurzelte . . . in den herzen der Stuarts TREITSCHKE histor. u. polit. aufsätze 2, 468. eine harte Verkürzung liegt in der präpositionalen Verbindung mit zu vor: tempelbauten Ägyptens . , die wir wegen ihrer unantaBtbarkeit zu anderweitigem gebrauche noch . . fast unverändert erblicken (weil sie zu andern, gebr. nicht entweiht werden durften) RITTER erdkunde 1, 697.
UNANTIK, adj. adv., gegensatz zu antik, die bezeichnung unantik spricht dem gegenständ oder einer person die erforderlichen oder charakteristischen eigenschafien antiken Wiesens ab: der selbstmord der NauBikaa ist auch keineswegs 'unantik', wie man dergleichen wohl vorschnell nennen möchte, sondern den sittlichen Voraussetzungen der Odyssee vollkommen gemäsz SCHERER aufsätze Über Göthe 219. UNANTHUNLICH, adj., ein vortrefflichis wort für eine noch vortrefflichere, vornehmlich niederdeutsche eigenschaft. das adj. sowie das zugehörige substantiv hätten es verdient, in den allgemeinen gebrauch übernommen zu werden; bis jetzt sind sie über die norddeutsche halbmundart und gelegentliche Verwendung nicht hinausgedrtmgen. zunächst dem (aber auch nicht alten) nl. onandoenlijk (nl. wb. 10, 878, 2) nachgebildet, bezeichnet unanthunlich einen Charakter, dem Sentimentalität, gtfühlidusel, Schwärmerei, leichte begeisterungsfShigkeit abgehen.
173
UNANTWORT -
ÜNA NWENDBAR
der dafür kein raub der laune, de» gefiihls, de» augenblick», der Stimmung, der empflndung wird, den gegensatz tu Weltschmerz, empfindsamkeit oder etwa 'reizsamkeii!. vgl. anempflndsam. zur erklärung ist auszer der bedeutung inadfectabilis (haud perinde adficiuntur Tacitus Germania cap. 6) noch die de» bezaubern» heranzuziehen; also unanthunlich jemand, dem e» nickt gleich jeder eindruck angethan hat: in sorgloser heiterkeit, ganz unanthunlich, wie die Holländer sagen, schritt er durch das leben TREITSCHKE deutsche geschickte im 19. jh. 6, 13. die bedeutung kann sich im beifälligen wie im abfälligen sinne entwickeln, ein unanthunlicher junger mensch einer, an dem erziehungs- und bildungskünste abgleiten, weil er eigenrichtig seinen weg geht. vgl. unnachthuntich, nnthunlich, thunlich. — u n a n t h u n l i c h k e i t , / . , subst. zum vorigen, nl. onaandoenlijkheid nl. wb. 10, 878 'ongeschikCheid om gemakkelijk aangedaan te worden, onvatbaarheid voor indrukken en aandoeningen, ongevoeligheid: hy helt over om te denken, dat . . . het sentimenteele meer jonge lieden ongelukkig had gemaakt, dan onaandoenlykheid quelle ebd. — nhd.: in einer gewissen breiten plattdeutschen gleichmüthigkeit und unstörlichkeit, was der Holltlnder unanthunlichkeit nennt ARNDT in der Augsburger allgem. zig. 1869, 149; WIE er sich in seinen anfängen gezeigt hat, so erblioken wir ihn auch in diesem buche, mit einer festigkeit und geschlossenheit der grundsätze ja mit einer unverrücklichkeit und unanthunlichkeit, welche . . etwas höchst angenehmes und wohlthnendes hat ARNDT 4,164. s. auch unbethulichkeit. vgl. affectlosigkeit. UNANTWORT, f., böse, grobe antuxni. vgl. unwort und unanter STAUB-TOBLER l, 297. 860: Anne Mareili . . wollte . . beten und gehorchen alle tage seines lebens, keine unantwort mehr geben, keine saure miene machen nimmermehr GOTTHELF IS, 248. UNANWENDBAR, adj. adv., gegentheil von anwendbar. begriffsenilehnung von inapplicable wahrscheinlich. unanwendbar zuerst bei CAMPE 6, III», der es verd. wb. (1818) 868b neben unanwendlioh (SANDERS 2, 8, 1567b. dän. uanvendelig ordb. 7, 881b) für inapplicabel vorschlug, schwed. oanvändbar: kräfte hatte zwar der deutsche staatskörper . . noch immer genug, allein unanwendbar und gleichsam todt SCHMIDT gesch. d. Deutschen*, 819; daher das gesetz des Philippides in vielen fällen unanwendbar sein mogte FR. SCHLEGEL pro», jugendschr. l, 71 Minor; die Pindarische form, die form der griechischen skolien und chöre war und blieb den sprachen Europas unanwendbar HERDER 17, 178; alle Vorschläge können sich einander widersprechen, und unanwendbar befanden werden JAHN L, 79; indess freilich auch gar manche dieser routiers, in der anwendung, in die gröszte Verlegenheit versetzen und mitunter ganz unanwendbar geblieben sind RITTER erdkunde 18, 169; welche bestimmung für sich ganz unanwendbar ist SAVIONY gesch. d. räm. recht» s, 167,18; die Verbindungsfäden, welche die kunst mit den ideen, die auf die masse wirken, zusammenhalten, sind zerschnitten oder völlig unanwendbar GUTZKOW 8, 416; alle diese erklärungen scheinen mir völlig onanwendbar GERHARD archäolog. ztg. l, 184; dasz die duellanten, nachdem sie dem befehle des . . kampfgerichts feige geleistet haben, arretirt und des vollzogenen Zweikampfes wegen bestraft werden sollen, erscheint unter allen umständen völlig unanwendbar WILHELM I militär. Schriften l, 480; für die körper hielt er ( W o l f f ) da sie teilbar sind, den begriff der substanz im eigentlichen sinne für unanwendbar WINDELBAND geschickte der neuer. •phüos. l *, 626. onanwendbar auf inapplicable ä, fo; u. sein auf non cadere in, non valere in. den steigerungsformen und der Substantivierung steht nichts im wege. das adv. ist kaum gebildet. — u n a n w e n d b a r k e i t , f., engl. inapplicabÜity; schwed. oanvändbarhet. CAMPE 6,121*. selten in der bedeutung des mangelnden nutzen»: so dürften . . . unverständlichkeit und unanwendbarkeit . . . die . . . hauptursachen ausmachen aUg. deutsche bibliothek 88, 66. sonst durchweg die eigenschaft oder der
U N A N W E R T H I G - UNAPPETITLICH
174
mangel, dasz etwas nicht angewendet werden kann: ungeachtet man mir abermals die dunkelheit und unanwendbarkeit meiner gleichnisse vorwarf, ward ich immer lebhafter gegen alle parasitischen creaturen GÖTHE 28, 168 Weim.; ich habe die mazimen, . . . oben angegeben: entweder zeigt man durch gründe die Unrichtigkeit und unanwendbarkeit derselben, oder man schweigt stille FICHTE 2, 448; diese idee einer allgemeinen repräsentation der nation entsprang aus der unanwendbarkeit der bisherigen Verfassung RANKE 46 , 86; ich komme wieder auf die Horazische regel und ihre unanwendbarkeit im neunzehnten jahrhundert HEINE S, 176. daneben auch u n a n w e n d l i c h k e i t ; dän. oanvendelighed. CAMPE 6, 121*: wir übergehen die vorwürfe . . des mangels am zusammenhange/ der . . unanwendlichkeit auf andere Verfassungen allgem. deutsche bibliothek 17, 616. UNANWERTHIG, adj., »ich keiner sonderlichen Schätzung erfreuend, anwerth besonders hohe Werthschätzung UNGER-KHULL 26» zeitschr. f . d. wortf. 10, 77. an steigert im gegensatz zu ab: abwerth SANDERS 2, 1686B; vgl. erg. wb. 682*. aus siidostdeutscher mundart eindringend: aber ebenso sioher ist, dasz der Philipp Moser durch sein weiberlob die zufriedenen ehem&nner . . längweilte, während er bei unzufriedenen und unanwertigen oder schlechtbehandelten ledigen so viel neid und unmut erregte, dasz sie ihn mit seinem geschwätz dahin wünschten, wo der pfeffer wächst ANZENGRUBER 8, 845. UNANZIEHEND, adj. adv., gegentheil von anziehend. 1) nicht anziehend, nichts anziehendes habend, uninteressant CAMPE 6,181*; HILPERT 2,664»: ein nicht onanziehendes wesen; in E. sah ich den immer gleichen . . unanziehenden . . . pfarrer Hahn Schriften der G&thegesellschaft 16, 221. 2) ohne attraction zu üben, nickt attrahierend. vgl. attractio CAMPE verd. wb. (1818) lB4 k : Ülphilas sagt nun . . . beidemal unanziehend, wir haben also überhaupt keinen einzigen beleg für die attraction im gothischen GRIMM kl. schrifl.
S, 826; ANDRESEN 127.
UNANZUTASTEN, adv., von HERDER zur
Übersetzung
der Horaeatelle oden 3, 4, 17 gewagt: mirum guod /oret Omnibus, ut tuto ab ahrit corpore viperis dormirem et urti» allen verwundersam, dasz ich der schwarzen natter, dem gransen b&r nnanzntasten schlummerte 26, 216. UNANZWEIFELBAR, adj. adv., gegentheil de» seltneren anzweifelbar SANDERS 2, 18071>. neueres aus dem verbum gebildetes wort: unanzweifelbar hallte auch die zweite botschaft durch alle lande JENSEN der pfeifer vom Dusenbach Weaterm. monatsh. 1884, 669. vgl. ünanz w e i f e l h a f t SANDERS erg. wb. 688*. UNAPPETITLICH, adj. adv., gegentheil von appetitlich STAUB-TOBLER I, 362; zeitschr. f . i. wortf. 8 , 6 8 B ; SCHULZ 4S b ; WEIGAND-HIRT 1,79. unappetitlich seit RÄDLEIN
(1711) 1, 1070b verzeichnet, dän. nappetitlig. schwed. oapr petitlig. was keinen appetit, keine tust zu etwas erregt, unsauber, nicht reinlich, wenig tinladend: en unappeÜtlige borst (jbursche), en unappetitligi magd STAUB-TOBLER 1, 862; zeitschr. f. d. wortf. 6,6S b (insel FeIsenburg). adjeetiv: wie denn Groszmann in sechs unappetitlichen schüsseln alle leokerspeisen seiner pöbelküche dem schadenfrohen publicum auftischte GÖTHE 28, 196 Weim.; wohl mag hierin (in der schlechten ausstattung der bücher) eine Ursache liegen, warum unsere spräche den ausländem so unappetitlioh ersoheint ZELTER an Göthe, 69; das unappetitliche werk wird so emsig betrieben CHAMISSO 1, 808; soll ich mit der neuen hebemaschine . . mich zur probe so oft in die luft schleudern lassen, bis ich mich in einen unappetitlichen brei verwandelt habe GUTZKOW ritter vom geiste s, 188; Lisettli wulfle das unappetitlichste weib, welches man sehen konnte GOTTHELF * , 61;
dasz sie fein nngenieszbar sei, und mir unappetitlich;
175
UNARBEIT -
UNARGLISTIG -
UNÄRGERLICH
ich ging die traube stumm vorbei, und dachte: ländlich, sittlich
RÜCKERT 3, 90;
er machte zahlreiche ausflüge von seiner hausthüre aas und stahl sich scheu und flüchtig über die strasze, um manchmal mit einem schlechten unappetitlichen bissen, dergleichen er früher nie angesehen, manchmal mit gar nichts zurückzukehren KELLER 4, 169; nur war leider das gute getränk verdorben durch höchst unappetitliche gebilde, die darin schwammen EBNERESCHENBACH
2, 25.
adverb.- das mädgen sieht wohl aus, sieht nicht übel oder unappetitlich aus RÄDLEIN l, I070b; die erzmundwischmeisterin . . lehrte mich, wie stets bei tischp jeder anders, ländlich sittlich, appe- und unappetitlich, standsgemäsz das maul sich wische BBENTANO B, 132.
— dazu
u n a p p e t i t l i c h k e i t , f . LUCAS 2 2, 2049\
UNARBEIT, f., niedrige, verabscheute arbeit, niedrigster dienst STAUB-TOBLER L, 297. 422. s un- IV B: zue Thomys muosten sy (die Christensklaven) alle unarbeit tuen quelle vom j. 1586 bei STAUB-TOBLER L, 422. UNARBEITSAM, veraltetes adj. adv., gegentheil von arbeitsam, mhd. unarbeitsam unbeschwerlich; mhd. wb. 1, 64 a ; LEX ER 2, 1751. unarbeitsam impatiens, fugiens laboris
DENTZLER 321B;
STEINBACH
L, 31.
VALENTINI
2, 1164' dän. selten uarbeidsom ordb. 7, 332". in älterer bedeutung: die . . . lüte des herzogen . . . machtend in den swären und fcrren weg zemal unarbaitsam und vast kurz herzog Ernst prosa 288, 34 Bartsch, in jüngerer: fresserye ains sümigen vnarbaitsamen menschen, ist ain füle NICLAS VON WYLE
translationen
142,29. dazu u n a r b e i t s a m l i c h , segnis, deses, STIELER 48. — u n a r b e i t s a m k e i t , / . ,
ignavus
STEINBACH I,
31; C A M P E 5, 1 2 1 B .
UNARCHITEKTONISCH, adj. adv., nicht architektonisch, nicht oder wenig den gesetzen und Wirkungen der architektonik entsprechend, gegensatz von architektonisch SCHULZ 49*; REICHEL Gottschedwb.
l, 3l9 b ; baukünstig
CAMPE verd. wb. (1813) 124a im engeren sinne: etwas wirkt unarchitektonisch, so viel von diesem unarchitektonischen theil altreichsstädtischer bauart (dem geriims in Frankfurt) GÖTHE IV 22, 268 Weim. UNÄRGERLICH, unergerlich, onergerlich, veraltetes adj. adv., verneintes ärgerlich, nur in der älteren transitiven bedeutung kein ärgernis erregend, nicht anstöszig. das aus jüngerem ärger entstandene heutige ärgerlich wird mit un- nicht zusammengesetzt, unärgerlich scandali expers FRISCH L, 34*. auf ihn beruft sich CAMPE, B der {wb. 5, 121 ) das wort als 'alt aber brauchbar und zum theil auch von neuerem gebrauch'' bezeichnet, ohne damit dem veraltenden Worte wirksam zu helfen, auch in der mundart veraltet STAUB-TOBLER l, 446: das er euch . . . eynen unergerlichen geyst und liebe dartzu {zum wort gottes) geben hatt LUTHER 10, 2, 58 Weim.; o wie solt es so gar ein feine, besserliche unergerliche lere sein, wenn die leute lernten, das sie neben dem glauben, auch durch werck frum möchten werden 30, 2, 642 Weim.; ein pfarrer soll vnt&delich sein, on offenliche laster, er soll ein vnergerlich leben füren in mittel seiner zuhörer EBERLIN V. GÜNZBURG 2, 60 neudr.;
zur
stund fieng er {d. pfarrer) an . . ein . . zechbruder zu werden, hielte gemeinschafft mit den Schlemmern und Spielern, so bald in offenen wirtsheuszern, wein- oder bierschenken, als an unergerlichen orten und enden KIRCHHOF wendunmuth 2, 120; ihre töchter soll sie an heiligen tagen . . nicht müssig vmbschleiffen lassen: . . eB seie dann mit vnärgerlicher gespilschaflt SEBIZ feldbau (1579) 63; eines erbarlichen, schlechten vnd onergerlichen wandeis STUMPF Schivytzerchron. 404 b ; christliche Obrigkeiten sollen auch selbst ihren vnterthanen in diesem stuck mit unärgerlichen cxempeln vorgehen DANNHAWER catechismusmilch 2, 450; dasz er {der prediger) sein ambt treulich verrichtet, eines christlichen und unärgerlichen lebens sich beflissen der gewissenhafte priester (1694) 81.
UNARISTOKRATISCH
176
adverb: so haben sie auch zimmlich fein vn&rgerlich gelebt FISCHART binenkorb 8 b u. o.; lauter vnnd unanstössig oder vnergerlich zu leben MATHESIUS Sarepta (1571) ccxvi». comparativ: ein anderer hält . . . ein spielhausz vnd vermeint, es sey jhm durch den langen gebrauch . . . erlaubt . . ., gleichsamb wäre die langwehrende sfind desto leichter passierlicher vnd vn&rgerlicher ALBERTINUS hirnschleiffer
342.
.UNARGLISTIG, u n a r g l i s t i g l i c h , adj. adv., gegentheil von arglistig, harmlos, unschlau, wie ganz seltenes u n a r g l i c h , u n a r g w i l l i g u. s.w. veraltet; von CAMPE 5, 121b und z. b. VALENTINI 2, 1164* noch verzeichnet, aber heute unüblich, nl. onarglistig nl. wb. 10, 918 ohne literarische belege, u n a r g l i s t i g k e i t CAMPE a. a. o. unarglistigen gemüts MÜNSTER cosmogr. 177. adv.: dasz er {der Schreiber) wölle getreuwlich vnd vnarglistiglich schreiben FRONSPERGER kriegsbuch l, L 6 v. UNARGWÖHNIG, unargwöhnisch, unargwöhnlich, adj. adv., gegentheil von argwöhnig, argwöhnisch, argwöhnlich. mhd. unarcwsenec mhd. wb. 2, 2, 495*; LEX ER 2, 1751. das 15. und 16. jh. bevorzugt die formen unargwönig, unargwenig; unargwenisch kommt schon im 16. jh., allerdings nur in der alten passiven bedeutung non suspectus vor. unargwöhnlich bleibt im 16. jh. vereinzelt. ADELUNG l, 428 empfahl argwöhnig, während er argwöhnisch nur für die gemeinen mundarten gelten lassen wollte.
HEYNATZ stimmt
ihm nur theilweise
bei.
CAMPE
L, 203b will argwöhnig und argwöhnisch wie abergläubig und abergläubisch scheiden und setzt unargwöhnig an: 'andere sagen unargwöhnisch s. argwöhnisch', es bedeutet unverdächtig und nicht argwöhn hegend, die neuere ae• tive bedeutung ist aus dem mitteldeutschen gekommen {beitrüge z. gesch. d. d. spräche 24, 503) und fehlt auch den mundarten
(FISCHER L, 818).
1) in der älteren, seit dem 18. jh. abgestorbenen bedeutung unverdächtig, einwandfrei, unanfechtbar, von personen und Sachen, adjectiv: darumb ich sölich red vnd Widerrede . . uwern gnaden vor mengklichem andern schicke als ainem gerechten wysen vnd vnargwenigen richter hierüber zeurtailen NICOLAS V. WYLE transl. 288, 19; der selb saget im, wie ain blöd schiff ze machen wäre, Agrippine tötlich und unargwönig; der rat gefiel Neroni STAINHÖWEL de claris mulieribus 280 Drescher; M. R . . . vor gericht hat lassen hören einen vnargwönigen, besiegelten permenntin brieff RIEDERER rJietoric u 4°; dann sie gar eines geistlichen vnd vnargwenigen läbens waren EBERLIN v. GÜNZBURG L, 81 neudr.; Paulum, der flyszlich leert nit verbösren, nit achten, ob wenig sich weltind verbösren, so er die grössren vyle möcht behalten vnuerletz vnd vnargwönig ZWINGLI von freiheit der speisen 33 neudr.; wo sie {die sieget der urkunden) in glaubwirdiger form vnd vnargwönig befunden Nürnberg, reformat. (1564) 43°; wiewol sein weyss nit jederman vnargwönig STUMPF Schwytzerchron. 526b. unargwöhnisch: haben sich in vnargwenische heuser vnd orth verkrochen XYLANDER Polybius
483.
adverb: dann witwen vnd pfaffen haben als wenig vnargwönig mögen bey einander stätigs wonen als feür vnd strow one sorg STUMPF Schwytzerchron. 881b. unargwöhnlich : damit jres mannes zorn unargwöhnlich für komen würde buch der liebe 295, 3. 2) in activer bedeutung ohne argwöhn zu hegen: ein ganz unargwöhnisches kind; Theseus nahm das gemisch mit unargwöhnischer rechte b Voss bei CAMPE 5,121 . adverb: obwohl bastarde nicht selten waren, ist fast unglaublich, wie unargwöhnig die väter . . . fortfuhren zu seyn allg. deutsche bibliothek 114, 198; J. v. MÜLLER 21, 368. UNARISTOKRATISCH, adj. adv., gegentheil von aristokratisch. während aristokratisch schon im 16. jh. nachweisbar ist, scheint unaristokratisch jung zu sein; was dem wesen des aristokraten nicht oder wenig entspricht:
177
eine unaristokratische erseheinung, denkweise u. dgl.: dasz er abergläubisch war . . , war nicht eigentlich unaristokratisch MOMMSEN röm. gesch. 2, 190. UNART,
/.
m.
n.
I. herkunft und
grundanschauung.
die geschickte des wortes ist von der seines Stammwortes art nicht zu trennen, der anschauungskreis, aus dem dieses sich entwickelt hat, viel umstritten. J. GRIMM {vgl.
WIEDEMANN
in
BEZZENBEROERS
K L U G E 24*; W E I G A N D - H I R T
L, 88;
doch
27,
beitr.
auch
J.
221;
GRIMM
gesch. d. d. spr. 1, 39 3 ) schied art 'oratio' (th. 1, 673) scharf von art 'natura, genus, indoles, modus' (568 ff.), und erschlosz ein unbestätigtes wurzelverbum ahd. ertan, got. izdan 'parere', aus dessen allgemeinster bedeutung sich dann allerdings auch die zu erklärenden allgemeinbegriffe ableiten lieszen. MAUTHNER wb. d. philosophie 1, 42. auf G R I M M S wege fortschreitend,
178
U N A R T
U N A R T
hin bezeichnete und die ahd. bezeichnungen wie kunni, slahta, heit u. s. w. in den hintergrund drängte, die tendenz und das ziel dieser entwicklung, die schlieszlich art in einer conjunctionalen Verbindung verflüchtigt, erläutern die mundarten. der acker ist in der art d. h. in guter bestellung, sagt man in Thüringen H E R T E L CO. das gepflügte feld hat in der Schweiz eine schöne oder ungleiche art; du hasch ne schöni art g'macht S T A U B T O B L E R l , 473; wenn zwei (eheleute) am glichen seil zieh (denselben fehler halten), so ist d'sach (das hauswesen) bald ab art ebd. nicht weit liegen dann Wendungen wie: 'sisch kei art und kei gattig l, 474; ich hän kei art g'häbet, habe mich unartig benommen 1, 474. conjunctional = 'so dasz, während doch' erscheint ein art das: und bott man ein scheffel kornn um 5 fl., ein a r t das d i e w e l l t g a r . . a r m w a s FISCHER 331.
ein jüngling, kleid weybisch und zart und schmecket auch nach bysem-art
setzt T O R P ( F I C K - T O R P 3 *,
17/. 26/.; vgl. FALK-TORP L, 35; 2, 1432) drei verschiedene hier in betracht kommende ursprachliche wurzeln ar an: eine für art = genus, skr. ardh, rdhyati, artus (vgl. TEN DOORNKAAT-KOOLMAN L, 50) 'erregen', eine zweite für art = modus, *rti, rtä, ars, (toaoiaxui (vgl. beitr. zur gesch. d. d. spräche 9, 193) 'fügen', die dritte für art = oratio, arjan, 'pflügen', s. auch WALDE 62/. gegen die zweite wurzel spricht die jugend des mhd. art 'modus', grundsätzlich fällt ein andrer einwand schwer ins gewicht: dieses verfahren hebt alle bedeutungsenticicklung auf und setzt die, bekanntlich regelmäszig recht jungen, allgemeinbegriffe (vgl. grund, zweck, mittel, sacke, ding) unhistorisch an den anfang der wortgeschühte. F R A N C K V A N W I J K 6 halten mit recht die ansetzung dreier wurzeln für ganz unnöthig.
H . S A C H S 7, 316, 22 Keller. wie bei laune, nachahmer u. a. ist die ausgangsvorstellung untergegangen, während der formalbegriff der thätigkeit sich festsetzte; genaue analogie bietet schlag th. 9, 328; P A U L 450 unter 2 ; vgl. auch den talmudischen binjan ab. wenn das mnd., abgesehen von ardich und seinen verwandten, diese hd. entwicklung nicht mitgemacht hat, so liegt die erklärung darin, dasz in Niederdeutschland die ausgedehnte weide-, gras- und moorwirthschaft ebenso wie die geregelte feldgraswirthschaft den intensiveren fruchtwechsel der dreifelderwirthschaft in älterer zeit weniger gestattete, auch die bezeichnung sommerflur, winterflur, brachflur beschränkt sich ursprünglich auf hd. gebiet, während das nd. die grundbedeutung des fuszbodens für flur festgehalten hat.
art wie unart wurzeln in dem vorstellungskreia ursprünglich landwirthschaftlicher bethätigung, und zwar ist, wie HEYNE hausalterthümer 2, 5. 11 / hervorhebt,
bereichert und vertieft wurde diese ausgestaltung des modalbegriffes durch neue, zunächst parallele, dann aber ähnlichem endpunkt zustrebende inhaltliche fortbildungen des ursprünglichen nomen actionis. von den zahlreichen entwicklungsreihen, die man mit mehr oder weniger glück aufgestellt hat, seien als lückenlos die des nl. wb. 1, 634 und des mnl. wb. 1, 193 ('grond, herkomst, geslacht, soort, geaardheit zijn verwante begrippen') und als im ganzen überzeugend die MERINGERS (idg. forschungen 17, 123 'ackerung; wohnstätte; besitz an grund und boden; adeliche abkunft; abkunft überhaupt; sitte, art; modus') erwähnt. im sprachbewusztsein sind solche ursprünglich getrennte entwicklungen meist zusammengefallen, und stammfremde Zwillingswörter wie art = erde (MONE ad. schauspiele 47, 968; vgl. ärtpgbn, ärtspoden, attepSre LIE-
ahd.
art
aratio
(STEINMEYER-SIEVERS
3, 407, 2 6 ;
GRAFF
1, 403 f ) zunächst im gegensatz zu acker, flur, trift u. s. w. nicht concretum, sondern bezieht sich eigentlich auf die art und weise der bewirtlischaftung (WILMANNS gr. 2, 561, § 418, 2). wenn es nach th. 1, 573 so scheint, als wenn diese landwirtschaftliche bedeutung ausgestorben oder eine curiosität wäre, so ist zu betonen, dasz sie in ober-, mittel- und niederdeutschen mundarten durchaus lebendig 330;
war
HERTEL
oder 60;
ist
STAUB-TOBLER L, 473; F I S C H E R L,
MÜLLER-FRAUREUTH
32;
siebenbürg.-
sächs. wb. 1, 197. für westerwäldische,. fränk. und obersächs. gegenden bezeugen es SCHMIDT westerw. id. 8 und CAMPE, der wb. 1, 208 dafür eintrat, das wort in die Schriftsprache aufzunehmen, öconomisch-technolog. wb. von
SICKLER,
TROMMSDORFF
SCHILLER-LÜBBEN
1 , 130;
und
WEISE
(1817) L, 3 0 5 / , •
LÜBBEN-WALTHER
23.
wo
die einfachen Wörter art, unart zufällig unbezeugt sind, beweisen die mannigfaltigsten composita und ableitungen die allgemeine Verbreitung und die landwirthschaftliehe grundvorstellung. für art als modus der bestellung zeugen im mnd. die synonymen Verbindungen art unde Stellinge, art unde geilung SCHILLER-LÜBBEN L, 131. die drei feldarten heiszen braunschweigisch Stellungen CAMPE wb. L, 209. ob die bedeutung 'fleisz, neigung, lust, vergnügen', die nd. und md. mundarten entwickelt haben (bremisch• nds. wb. 6, 4 ; TEN DOORNKAAT-KOOLMAN I , 50 'arbeit'; F O L L M A N N 14 'neigung, weise'; H E R T E L 61; M Ü L L E R F R A U R E U T H 32; A L B R E C H T Leipz. ma. 79), in diese ent-
xcicklungsreihe gehört, mag hier unentschieden bleiben, aus dem fehlen älterer narrten für die 3 abtheilungen der flur schlieszt HOOPS reallex. L, 24", dasz die dreifelderwirthschaft sich erst nach der Völkerwanderung ausgebildet hat. noch heute benennt man die landwirthschaftliehe bearbeitung und feldeintheilung art (öcon.-technol. wb. 1, 305). sonst wird in der dreifelderwirthschaft bekanntlich die erste art winterfeld, die zweite art Sommerfeld, die dritte art brachfeld unterschieden; ebd. 1, 306. in einer zeit ungeheuren landwirtschaftlichen aufschwungs hat sich der bedeutungswandel des wortes so gestaltet, dasz es nicht mehr nur die art und weise der bestellung, sondern die art und weise, cultus, modus, schlecht- | X I . 3.
SENBERG
STADT Ap.
125) und
art =
13370. mnl.
lat.
ars
(HEINRICH
art, a r t e mnl.
VON
wb. L, 468)
NEU-
machen
im verein mit mannigfacher technischer und mundartlicher Verwendung das gesammtbild noch bunter. wie negative begriffe, an sich weniger entwicklungsfähig und constanter, ein festeres gefüge als positive haben, vermochten auch unart, unartig, unertic der neueren abstracten und Conventionellen entwerthung im einzelnen besser stand zu halten, die nur nhd. bezeugten parallelworte miszart, miszarten th. 6, 2276 scheinen wie die älteren worte miszbau ebd. und unbau den Zusammenhang mit der alten landwirtschaftlichen herkunft fast ganz verloren zu haben, an Zugeständnissen und umdeutungen fehlt es auch bei art, unartig nicht; so stellen sich bei unartig im bergbau durch anlehnung an die neuere bedeutung die Synonyma unhöflich, widerwärtig, und für artig: höflich und freundlich ein. VEITH bergwörterbuch 513. 514. 29. 273/. 202. II. alter, Verbreitungsgebiet, formen. unart als blosze sog. rückbildung aus unartig zu betrachten, geht nicht an. grundsätzlich ist mit art, artig auch das gegentheil gegeben, von äuszerlicher Chronologie kann weder bei der entstehung von unart; unartig, noch innerhalb der bedeutungsentwicklung die rede sein. mhd. ist unart ausreichend bezeugt, freilich in seinen zusammenhängen nicht immer erkannt, das ursprünglich hochdeutsche Verbreitungsgebiet des modalbegriffes art (unart) erklärt sich aus den oben entwickelten culturgeschicht-
12
UNART
179
UNART
liehen thatsachen. im mnl. und mnd. genieszt unart nur gastrecht LÜBBEN-WALTHER 427b; im mnl. wie im nnl. ist sein vorkommen in den formen onaard, onaert sehr beschränkt; mnl. wb. 5, 806; wb. der nl. taal 10, 898. die nordischen sprachen entlehnen es dem deutschen: schwed. oart, oartig, vanart;
dän.-norw.
uart, aartig, uartig-
180
deucht michs oder ists im wesen, wie das land schon weit und breit von der unart ist genesen durch die fromme feuchtigkeit, wie dasz täler, feld und hohen schon in echönerm schmucke gehen? FLEMING 1, 838 Lappenberg (od. 1,18);
hed. das englische entbehrt ein lautlich entsprechendes länder . . , deren natürliche unart nur durch eine lange wort, für ausweichungen der ma. ist gelegentlich der und mühsame anbauung verbessert werden kann ISELIN geschickte der menschheit 8, 183. grund erkennbar, so haben parallelwörter wie unhu, anlei, anförm im schweizerischen das fortleben des subst. 8) die unrichtige beschaffenheit des bodens, die Unfruchtbarkeit erzeugt: es were . . gut das man das glrbeeinträchtigt STAUB-TOBLER l , 898. 897. 1016. 4, 1951. tenfeld liesse nach der ernd eyn gantzes jar still ruhen, UNGER-KHULL 609B. manche wb. wie MARTIN-LIEN. . . damit alle tberplibene vnart hinweg abgeschaffet HART L, 70; HÖNIO WI. d. Kölner ma. 185; FOLLMANN 519 Verzeichnen nur das adj.; auch dieses kommt manch- würde SEBIZ feldbau 495; die angeborne unart und unmal gegen beliebte Synonyma nicht auf, wie die im helgo- vollkommenheit des bodens verbessern HOHBERG l, 338*. ländischen beliebten bistörk, m§l SIEBS Helgoland und dann diesen boden selbst: seine spräche 314. wände er an disen sacben im allgemeinen ist unart st. f.
HANS SACHS gebraucht
gUten acker wolde machen uf rflher wurzeln unart pass. 184, 18 ffahn.
auch das st. m., wie das mhd. in Übereinstimmung mit 4) den ertrag eines solchen bodens: darzü gehören heutiger ma. (siebenb.-säehs. wb. 1,196) art als m. und fleiszige ackerleut, die solcher unart {dem unkraut) mit f . kannte. gütem bauw unnd auszjetten fürkommen BOCK kräuterdie (*»nde Adam») bracht den fluchban und die echt buch (1572) 2*0'; GOTTFRIED VON STRASZBURQ, der gern hernach auf ganlz menschlich geschlecht, bilder aus dem landleben entlehnt (PREUSZ Straszburger das solchen unart hat geerbet H. SACHS 6, 306, 8 KeOer; stud. l, 55), verwendet unser wort in der berühmten Tristansteile: ein reicher, gewaltiger unart 16, 498, 3 Küler-Qötze. wir büwen die minne mit gegelletem sinne, im Übrigen ist das m. in neuerer zeit auf die bezeichmit valsche und mit &kust nung von personen beschränkt: der unart, unartiger und suchen danne an ir die lust des llbes und des herzen: mensch J. GRIMM zu Beinhart Fuchs 854; vgl. der ansone birt si niuwan smerzen, band, der unrast dasz dieser gebrauch besonders nd. unguot und unfruht unde unart, als es an ir gebüwen wart wäre, kann man ADELUNG 4, 880 angesichts der hd. belege Tristan 18839 Marold. nicht zugeben, als anrede an kinder gebrauchen den plur. Unarten BABO («. « . ) und HEINRICH KÖNIG geschickten wenn auch mit einwirkung der bedeutung E zu rechnen (1856) 804. das f . unart mit dem plur. nnarte und Unist, kann doch bei GUTZKOW ritter vom geiste 7, 96 ei» arten (SANDERS erg. iob. 18°) dient zur bezeichnung klei- nachklang der grundbedeutung vorliegen: und wie liest ner mädchen. in nordd. halbmundart hört man als man den Unarten der natur freien Spielraum! was schelte des unartigen kindes auch das n. das unart, plur. standen sich die unkräuter so gut im fürstenthum die unarter. ebenso flectiert die siebenbürg.-sächs. ma. ihr Hohenberg! Scheltwort uart, eort im plur. u«rder, eorder wb. l, 197; B. in anknüpfung an A 8 und 4 findet Übertragung daselbst ein n. art 'ackerkrume' l, 197b; FRAUENLOB von der landurirthschaft auf bergbau, heilkunde, anthro161, 3: dag art 'naturtrieb'. nl. wb. 1, 538. pologie und Physiologie statt (vgl. unartig); unart bezeichnet dann eine unrichtige organische oder physiologische beschaffenheit oder ihr ergebnis. l) im bergbau ist unart gestein, das kein erz enthält, auch in der regel keine hoffnung gibt, solches bald aufwb. 1, 197. da das schlesische an u < a antheil hat zufinden; das wort gilt heute, noch nicht bei CAMPE wb. (WEINHOLD mhd. gr.s 83; germ. abh. 11, 80. 86), so dürfte 3, 858, als veraltet; VEITH bergwb. 518; IMME die eigenin folgender stelle bei HOFFMANNSWALDAU thümlichkeiten der deutschen bergmannssprache 19: 'unart die glnt steigt in die h6h aus der sie ist geronnen, die dem erz anhaftenden beimengungen unedler minerades eisens un-arth kehrt sich immer zum magnet lien'; GÖPFERT die bergmannssprache in der Sarepta de» 4,185 Neukirch, Johann Mathesius 97. dansk ordb. 7, 338*. statt des Simun-art eher = anart 'natura, eigentliche beschaffenheit' plex art (VEITH 89) ist bergart beliebt; GÖPFERT IO; th. 1, 890 anzusetzen sein, als dasz an das improbative, VEITH 64; th. 1, 1506. das präfix un hebt hier die der tautologische oder steigernde un- zu denken wäre. richtigen beschaffenheit entgegengesetzte eigenschaft hervor, III. gebrauch, und bedeutung. die ursprünglich land- s. un IV B; von einem gegensatz zu art ist keine rede; wirtschaftliche bezeichnung wird auf andere gebiete Über- 'unart genus et forma/m ponit, sed culpandam' STIELER 8885 : alle kupfferertz vnd schieffer, die keinen kiesz, tragen und verdichtet sich im 18.jh. tu einem sittlichen begriffe, der, im laufe der zeit nach wechselnden cultur- speisz oder andere strenge vnart bey sich haben, seind vnter die weichflfissigen kupfferertz zu rechnen ERCKER idealen gemodelt, immer eonventioneUer verflacht. beschreibung aller mineral. ertzt 91B; A. wie art bestellung durch pflügen, artig wohl bein Schächten, gruben und strecken tif trinnen, arbeitet, anartig trnangebaut und unbau mangel an wo sie reichhaltige artze gewinnen, bestellung, so bezeichnet unart, seiner ableitung genau allwo auch mit entsprechend, vil vnart blüt, welches versteh die edlen geschvke 1) zuerst den mangel an bestellung, schlechte bestelDÖRING sächsische bergreyhen 8,14; die Schreibung unahrt (17. jh.) bezeichnet das ä. unohrt NIEBEROALL ; onart FRISCHBIER, ohnart scheint trotz ohnärtig (th. 7, 1803) wohl zufällig unbelegt; doch ist md. u < a entwickelt, so lautet siebenb. unart: ftnflrt
lung: nachdem bey den aasgestandenen vielfältigen kriegsbeschwerungen und verheerunge (!) die gebftude nicht allein verderbet, sondern auch die darzu gehörige gttther zum theil wüste worden nnd in unart kommen, als haben LENNEP abh. von dem leihe- und landsiedel-
recht 8, 408; vgl. unbau.
8) die bei fehlender oder mangelhafter besteUung zu tage tretende Unfruchtbarkeit: bald wirt sort noch von CAMPE 5, 140* vermerkt, in bair.-österr. mundarten scheint es zu fehlen; sonst reich entwickelt: öässig STAUBTOBLER 1,501; STALDER 113; unisik MARTIN-LIENHART 1, 71 B ; SCHMIDT 873B; Straszb. stud. 2, 148; KEHREIN 1,416; VILMAR 423; PFISTER (1886) 306. unSs, unAs HERTEL 250; REGEL 276. aniessisch SCHULLERUS l , 276». un6t TEN DOORNKAAT-KOOLMAN s, 470*. uned SCHÜTZE 1,869. uneet equisetum arvense PRITZEL- JESSEN 141' {Ostfriesland), nl. onuit, oneet, onijt equisetum palustre nl. wb. 10, 2074. vgl. uräsz, uräszig. die bedeutungen sind eine pass. uneszbar, eine act. nicht eszlustig und eine übertragene nicht schön, unartig. 1) ungenieszbar, unschmackhaft, nicht wohl eszbar: zflm dritten so ist das. schiffbrot hert und trucken, nnäszig, und vorab den menschen, die bösz zen hond KEISERSBERQ schiff 43°; fuchs zum hund: was ists, das mich so embsig jagst and mit Verfolgung feindlich plagst, weil doch mein fleisch ist gar unäsz? BURKARD WALDIS Esopua 1, 303 Kurz; sollen die becker gutt brod . . backen und nicht zuviell auff einmahl, damit es nicht zu hart, schimlich oder uneSzig werde Hanauische hofordnung 298 Kern; ein Schwarz und unesse brod COLER hausb. 18; also auch von dem fleisch, v o m tranck unnd anderer speisz, äszigs und unäszigs PARACELSUS 1,792 A. SO meist in den mundarten. un6t, unatz, unspeise schädliche, giftige pflanzen TEN DOORNKAAT-KOOLMAN 3,470'; uned, unett heu bedeutet das auf uneultivierten wiesen, besonders wo moorgrund ist und die gräser kraftlos, gewonnene heil SCHÜTZE 1, 304; ekelhaft MARTIN-LIENHART 1, 711"; unappetitlich, unreinlich, unflätig VILMAR 423. 2) nicht eszlustig, wenig appetit habend, wählerisch in speisen, ekel: wie man dem unäszigen vogel helffen sol GESNER- HEROLD -FORER thierb. 2, 140; wann ein rosz dergleichen ding gefressen, so wird es geren unflätig, mager und unäsig SAUTER roszarznei 120. vgl. ungäszig STAUB-TOBLER 1, 501. 8) verallgemeinert ungezogen, unartig HERTEL 260; REGEL 276. zu hess. unoese zieht VILMAR 292 irrig unnösel heran, anäszig (SCHNELLER l, 60. 61. 116) gehört zu anagjan GRIMM gr. 2, 217. adverbial synonym mit grob, schlimm: ich machte es zu grob und unesse wider die armen elenden juden LUTHER (1558) 8, 112*; 182»; {die saeramentierer) haben es mit jren newen Ordnungen , . unesze genug gemacht MATIIESIUS post. 8, I88 B ; machens auch so unesz und schlimm, das es schier nicht zu sagen steht PAPE Christ. E L 1 . auch das gegentheil äsze geht in die Vorstellung angenehm über. th. L, 590.
schön,
U N A T H E M B A R , adj., gegentheil von athembar, als neubildung für irrespirabel von CAMPE 5, 121B verzeichnet; 'von denjenigen luftarten, welche so beschaffen sind, dasz man in ihnen nicht athmen oder leben kann; dergleichen ist z. b. die Sticklufth die luft, die daraus sich entwickelt, ist . . unathembar ARNIM l l , 209; das stickoxyd . . ist . . unathembar LIEBIG handb. 218; {gewisse pilze und schwämme) verderben die luft und machen sie unathembar ehem. briefe 220. — dazu u n a t h e m b a r k e i t , f., CAMPE 6, 121b. vgl. uneinathembar.
200
U N A U F D R I N G L I C H , adj. adv., gegentheil von aufdringlich, noch nicht bei CAMPE : wir herren hielten uns unaufdringlich STEUB drei sommer 2,174; dabei war sie doch so unaufdringlich und war so still heiter ROSEGGER II L, 84; dasz . . eine reihe der angedeuteten forderungen in unaufdringlicher, aber um so fruchtbarerer form erfüllt werden kann der tag 23. sept. 1909; unaufdringliche technik Münchner allg. zeit. 115, 857B. früher dafür u n a u f d r i n g e n d : der ganz offne, unaufgesperrte, sich unaufdringende . . blick kindlicher einfalt und treuherzigkeit LAVATER fr. 2, 68. U N A U F E R B A U L I C H , veraltetes adj. adv., gegentheil des von HEYNATZ antib. 1, 152 bekämpften, aber von GÖTHE nicht ungern gebrauchten auferbaulich, heute unerbaulich. vnaufferbawlich mala exemplo esse SCHÖNSLEDER E 2*; unauferbäuliche reden KRAMER (1700) 1, 6 2 ' ; man siehet keine gefährliche lazzi, . . . und üppige oder unauferbauliche scenen mehr schauspiele (1764) 6, 77. U N A U F F A L L E N D , part.-adj. adv., gegentheil von auffallend : es war überhaupt vernünftig und unauffallend, was er sprach ROSEGGER 8, 222. U N A U F F Ä L L I G , adj. adv., gegentheil von auffällig. synonym unbemerkt {s. d.) CAMPE: kenner wuszten, dasz diese frist benutzt wurde zu unauffälliger arbeit POLENZ Grabenhäger L, 194; seine Studien einigermaszen unauffällig . . fortsetzen zu können FONTANE I 4, 249; und infolge dieser anregung wurde befohlen, dasz die trainsoldaten sich einzeln und unauffällig nach dem schlösse begeben sollten BISMARCK ged. 2, 50; in unauffälligerweise L, 802; EBNER-ESCHENBACII 2,54; unauffälligerweise ROSEGGER 2, 37. — dazu u n a u f f ä l l i g k e i t , f.. CAMPE. U N A U F F A S Z B A R , verbal-adj. zu auffassen nach analagie von unfaszbar: zuweilen zerflieszt alles {in den aufzeichnungen) in ein unauffassbares detail RANKE 89, anh. 84. U N A U F F I N D B A R , adj., gegentheil von auffindbar. CAMPE 5, I 2 I B ; VALENTINI 2,1164»: Adah bleibt unauffindbar HOLTEI erz. sehr. 11, 225; anfänglich wollte sie nicht glauben, dasz wirklich der wahre, längst gesuchte, unauffindbare Wulf vor ihnen stehe 86, 184; sonst bleibt der weg in die tiefe unauffindbar CHAMBERLAIN Göthe 10. — dazu u n a u f f i n d b a r k e i t , f.. CAMPE. U N A U F F Ü H R B A R , adj., gegentheil von aufführbar: ein groszes unaufführbares stück GÖTHE 40, 85 Weim.,die intendanz . . sucht den P s e u d o n y m e n Verfasser eines unaufführbaren, dennoch vielversprechenden dramas auszukundschaften HOLTEI erz. sehr. 24, 260; theaterdichter, die fremde stücke übersetzen, . . unaufführbare bühnengerecht machen muszten, wurden unentbehrlich GERVINUS gesch. d. d. dicht. 6, 477. — dazu u n a u f f ü h r b a r k e i t , f., CAMPE: von unaufführbarkeit kann man dies mal {bei Maria Magdalena) nicht sprechen HEBBEL br. 2, 843. U N A U F G E B L Ä H T , p a r t . - a d j . , gegentheil von aufgebläht: noch die heilige ehrfurcht . . in einem stillen, unaufgeblähten herzen tragen WACKEN RODER herz. 9; superl. : die edelste, v o m stolz unaufgeblähteste fürstenseele SCHUBART leben 1, 260. UNAUFGEDÄCHTIG, adj.; aufgedächtig intentus fehlt: fleischliche gier ist auch plind und unaufgedächtig kind zegeperen, sonder allain seinn lust zetreiben BERTHOLD VON CHIEMSEE 681. vgl. th. 4, 1, 1, 1927. U N A U F G E D U N S T E T , part.-adj., gegentheil von aufgedunstet. nicht aufgedunstet, natürlich, vgl. unaufgebläht, unaufgedunsen: er lernt . . . stärke und unaufgedunstete empfindung in Situationen der menschheit HERDER 4, 390. vgl. unaufgespannte Wahrheit LAVATER fr. 2, 218. U N A Ü F G E F Ä D E L T , part.-adj., gegentheil von aufgefädelt: weil er aber die Spinnengewebe der systeme haszt, so ist jeder gedanke eine nnaufgefädelte perle HERDER I, 228.
201
UNAUFGEKLÄRTHEIT -
UNAUFGEFORDERT - UNAUFGEKLÄRT
UNAUFGEFORDERT, unaufgefodert, part.-adj., gegentheil von aufgefordert, zur wiedergäbe des lat. spontaneus, sponte, engl, spontaneous, spontaneously, frz. spontané, spontanément; adjectivisch: ewr. wohlgeb. unaufgeforderte bereitwilligkeit, subscribenten auf meinen Nathan zu sammeln, erkenne ich mit dem ergebensten danke LESSING 18, 310; er sah voraus, dasz ihn neugier und unaufgeforderte theilnahme mit jedem schritt belästigen würden GUTZKOW 4, 84. adverbial, wobei das adv. dem part, absol. nahesteht: dem Verfasser . . hatte ich längst vorher öffentlich meine hochachtung ebenso unaufgefordert als aufrichtig bezeuget HERDER 22, 3; da die natur dergleichen unaufgefordert in mir hervorbrachte GÖTHE 29, 15 Weim.; dergleichen werden von den arbeitern unaufgefordert gemacht IV 28,48 Weim.; das gütige, u n a u f g e f o r d e r t g e m a c h t e g e s c h e n k HEGEL 16,160; er
(der
wille) allein ist unaufgefordert, daher oft zu früh und zu sehr, thätig SCHOPENHAUER 2 , 245. ähnlich unaufg e r u f e n F O R S T E R 8, 61.
UNAUFGEHALTEN, part.-adj. adv., gegentheil von aufg e h a l t e n STEINBACH I , 679; LUCAS 2, 2049 b .
1) in verb. Umschreibung (vgl. sp. 14): ihr sollet von mir unaufgehalten seyn (ich will euch nicht aufhalten) K R A M E R (1700) L, 606".
2) adverbial, ohne aufhalt (th. 1, 660), sine impedimento: nicht das es geboten were, sondern das es ynn die natur gepflantzt ist und also gehen mus ungeweret und unaufgehalten LUTHER 24, 54, 82 Weim. ; wann sie (die regengüsse) unauffgehalten . . darwider schlagen SEBIZ feldb. 28; unchecked, uncontrolled : sicherlich, frey, unaufgehalten, unbesuchet abziehen CHEMNITZ 2, 352, vgl. 128. unwiderstehlich: sie gebahr den tod, der itzt unaufgehalten würgt theater d. Deutschen 9, 20. ohne vorenihaltung: dasz . . man den geistlichen . . ihre rent, zins und einkommen . . unaufgehalten verfolgen und zustehen lassen solle SCHMIDT gesch. d. Deutschen 5,118. frei, zügellos: sieh doch ! auf allen pfaden des lebens welche flucht I die wUnsche, die hoffnungen flattern unaufgehalten voran KRETSCHMANN sämtl.
werke
2, 93.
dem unaufhaltsam nahekommend: (der junge autor) schreibt, trotz dem neid'schen Spötter . . unaufgehalten band auf band
E B E R T epUt. 31 ;
unaufgehalten brennt von immer trocknem himmel die sonne J . v. MÜLLER 2, 47; langsam, aber unaufgehalten drangen sie (die landessprachen) in die mannigfaltigen zweige geistiger thätigkeit ein RANKE 37, 23. in einem zuge: allmählich trat das musikstück . . immer klarer hervor, bis wir es endlich unaufgehalten bis zu ende sangen STORM (1899) l, 140. 3) adjectivisch: wir wünschten aber . . zu hören, ob . . (in Klopstocks oden) das ende dem anfange entspreche und . . die unaufgehaltene ründe (vollkommene, durch nichts beeinträchtigte und verzögerte abrundung) und glätte habe HERDER 5, 357 ; mit unaufgehaltenem schritt GENTZ l, 90; das ganze haus . . war klein und schmutzig, ein bild unaufgehaltener (unaufschiebbarer STAUB-TOBLER 2, 1227), aber unmerklich fortschreitender Vergänglichkeit GOTTHELF 5,106; gewohnter weise w a r . . dieses . . so drastisch . . geschürzte motiv in dem unaufgehaltenen (unaufhaltsam dahinstürmenden) allegrosturze wie ein welkes blatt mit hinweggespült R. WAGNER 8, 305. UNAUFGEHELLT, part.-adj., gegentheil von aufgehellt, dessen superl. (die aufgehelltesten köpfe) SANDERS 1,738° verzeichnet: ein unaufgehelltes wort J . GRIMM myth. 195; kl. sehr. 2, 171 ; das war die folge . . eines unaufgehellten h i n t e r h a l t e s i n d e r e m p f i n d u n g AUERBACH 4 , 1 5 7 . —
dazu
u n a u f g e h e l l t h e i t , f.: lieszen sie (die philosophie-professoren) sich aber auf's lernen ein, so war dabei ihr geheimer impuls, den Wissenschaften zu entfliehen und in irgend einer ihrer lücken und unaufgehelltheiten ein dunkles reich zu gründen NIETZSCHE I, 484. UNAUFGEKLÄRT,part.-adj., gegentheil von aufgeklärt: ein unaufgeklärter Vorfall, mord, irrthum u. s. w. die rein adjectivische Verwendung hat den geschichtlichen be-
UNAUFGEPUTZT
202
griff der aufkl&rung und die Wörter aufgeklärt (zeitschr. f . d. wortf. 2, 59; REICHEL Oottschedwb. l , 405), aufgeklärtheit zur Voraussetzung: in den damaligen rohen und unaufgeklärten Zeiten RABENER 4, 37; 6, 229; die . . freyer und erhabener denken, als irgend ein tollkühner unaufgeklärter (vgl. rückständig) trotzkopf im parlament ZIMMERMANN einsamk. 4,149; man musz sich recht lebhaft vorstellen, wie sehr unaufgeklärt Wien vor 30 jähren war NICOLAI reise 3, 336; leute, welche in andern dingen nicht unaufgeklärt sind l, 269; unter dem unaufgeklärten theile aller stände WIELAND Lucian l, 8; eine fabel eines einfältigen, unaufgeklärten Volkes KLINGER 10, 115; aufs künstlerische bezogen: seine (fies kilnstlers) besten bestrebungen stocken . . an den unaufgeklärten velleitäten seines eigenen . . inneren GÖTHE IV 88, 178 Weim. comparativ: j e unaufgeklärter, ungebildeter und sinnlicher auch noch die denkungsart eines Volkes . . ist, desto häufiger und zahlreicher ist auch der gebrauch dieser interjectionen ADELUNG lehrg. l, 208. superlaüv: unstreitig ist diese nation die unaufgeklärteste in Italien AHCHENHOLZ England u. Italien 2, 888. Substantivierung: etwas unaufgeklärtes, das unaufgek l ä r t e . — die u n a u f g e k l ä r t h e i t : von der unaufgeklärtheit der katholischen länder allg. d. bibl. anh. 25/86, 2861. dafür u n a u f k l ä r u n g : mit allen kinderpech der unaufklärung beschmilzt, noch saugend an den brüsten des papsts . . wollten sie (d. Belgier) doch frey . . seyn K . F R . CRAMER Neseggab
4, 820.
UNAUFGELEGT, part.-adj., gegentheil von aufgelegt, auferlegt (SANDERS L, 79A), bene dispositus. obwohl an ältere Verwendung von auflegen angeknüpft sein kann ( S T A U B - T O B L E R 3, 1179; HEYNE L, 158), ist begriffsentlehnung ( W E I G A N D - H I R T L, 103) unverkennbar CAMPE 5 , 1 2 2 * :
dann macht mich oft Unwillen und müdigkeit zu allem andern unaufgelegt LICHTENBERG br. 2, 312; Ali dagegen bieder, redlich, einfach, unaufgelegt zu zanken und zu hadern
DAUMER Mahom.
169;
er fühlte sich . . unaufgelegt zu freier thätigkeit IMMERMANN 19, 81; er . . bezeugt sich oft träge und unaufgelegt zur thätigkeit SCHOPENHAUER 2 , 247. litotes: Aristoteles war vielleicht . . nicht so unaufgelegt, den groszen tragiker zu würdigen W. v. HUMBOLDT br. an Welcker 122; ich will gern kommen und dich dort sehen und dir womöglich noch ein wenig ehre machen, in dem ich mich nicht unaufgelegt zum liebenswürdig seyn fühle C. SCHLEGEL br. 2, 180. comparativ: Cnäus war in seinem leben nie unaufgelegter zu gesellschaft gewesen als eben itzt KRETSCHMANN 5, 290; nie war ein volk fauler, verdrossener, unaufgelegter, sich für die freiheit zu Echauffieren KÜRNBERGER Siegelringe 49. — dazu u n a u f g e l e g t h e i t , / . . - die folgen, mattigkeit, unaufgelegtheit zu allem, unlustigkeit hab ich noch später e m p f u n d e n B Ü R G E R br.
8, 686.
UNAUFGELÖST, part.-adj. MAALER 353 D .
in
einer
aus
adv., der
verneintes
musiktheorie
aufgelöst herüberge-
nommenen, Verwendung (vgl. unaufgelöste quinte PH. E. BACH 2, 120) gelangt das wort zu der bedeutung 'unausgeglichen, störend, unharmonisch': so klingt durch die freude jener lebendigen einheit ein unaufgelöster ton der trauer und des schmerzes HEGEL 11, 165; nur die barbarei der rohheit oder blasirtheit ist zufrieden gestellt durch unaufgelöste peinliche effecte VISCHER ästh. 1, 831. fast adverbial: es kreischte um sie her wie von dissonanzen. das war alles unaufgelöst widerlich GUTZKOW ritter 7, 228. UNAUFGEPUTZT, part.-adj., dessen
Superlativ
gegentheil
S A N D E R S 2, 609°
von aufgeputzt,
verzeichnet,
war
um
die wende des 17./18. jhs. im begriffe, das aufkommende unaffectiert zu ersetzen: die mäszigkeit des gemüthes aber wäre das kennzeichen einer . . unauffgeputzten tugend LOHENSTEIN Arm. 1, 630"; nicht anders suchet die freundschafft ihre Vergnügung . . in einer unaufgeputzten verträuligkeit 2, 400 * ; Schreibarten, welche die hoheit mehr in unaufgeputzter majestät als in bunten zierathen suchen HERAUS 14.
203
UNAUFGERÄUMT -
UNAUFHALTLICH-UNAUFHALTSAM
UNAUFHALTBAR
UNAUFGERÄDMT, part.-adj., nicht aufgeräumt, unaufgereumt inordinatus, indistinctus, confusus STIELER 1585; FRISCH 8, 98'. onopgeruimd nl. wb. 10, 1761. l) 'unordentlich'! sieht ein wenig gelehrt, heiszt das, schweinisch, unaufgeräumt bey mir aas MALER MÜLLER 8,88. 8) 'ungeordnet, unklar, verschwommen'. unüfgerQmt STAUB-TOBLER 6, 982: in was für einem unaufgeräumten hime sie erstlich ersonnen quelle v. 1658 ebd.; allein in der Sinnlichkeit meiner seele . . wie unaufgeräumt war hier alles I HERDER 33, 185; unaufgeräumte begriffe 5, 89. 8) auf die Stimmung bezogen, stärker als unaufgelegt, verdrieszlich, Übel oder nicht aufgeräumt: nicht so verdrieszlich denn 1 nicht so pnaafger&umt WEICHMANN poetle d. Niedert. 8,93; die ganze kunst scheinet mir darin zu bestehen, dasz man seine freunde erst aufgeräumt. . macht, und wird dieses gleich . . erzwungen, so können wir selbst nicht unaufgeräumt bleiben MÖSER 8, all; ich bin unaufgeräumt — ich sollte es an ihrer seite nicht seyn, gnädige fraul SONNENFELS L, 69; mir ist's leid, dich so unaufgeräumt zu sehen SCHRÖDER l, 17. — dazu una u f g e r ä u m t h e i t , f., in der 8. bedeutung: denen ist diese unaufgeräumtheit des kopfes natürlich HERDER 6,101.
in
der
3. bei
C A M P E 6, 188*.
UNAUFGEREGT, part.-adj., nicht aufgeregt, als gegensatz zu belebt, angeregt, lebendig bei GÖTHE, der aufregen für anregen liebt (BOUCKE 888): Wissenschaften, bald belebt und blühend, bald unaufgeregt II 3,888 Weim. (farbenlehre i, aus einem briefe Bodleys). im sinne des maszvoll-überlegenen, substantiviert: in gewissen Hillen wagt sich die banalität der gesinnung, die jedermannsweisheit, die nur durch ihre langweiligkeit den eindruck des ruhigen, unaufgeregten macht, hervor NIET Z S C H E 1, 885.
UNAUFGESCHLOSSEN, part.-adj., nicht aufgeschlossen, unfertig, unentwickelt, zurückgeblieben, unklar, undeutlich: unaufgeschlossen sind . . die begriffe des h. S. von der ehre allg. d. bibl. 18, 135; die ganz abstrakten Verhältnisse der noch in sich unaufgeschlossenen materie HEGEL 8, 888; es liegt etwas unfertiges, unaufgeschlossenes in dir EBNER-ESCHENBACH 8, 814. — unaufgeschlossenheit,
f.
SANDERS
erg.
468°.
vgl.
aufgeschlossenheit, geschlossenheit, geschlossen. UNAUFGEWECKT, part.-adj., gegentheil von aufgeweckt in dessen adjectivischer bedeutung: wann hat man deinen geist nnanfgeweckt gesehen? WEICHMANN poetle d. Niedert. 6, 837;
warum sind manche menschen so unaufgeweckt BETTINE Oünderode l, 805. — u n a u f g e w e c k t h e i t , f. UNAUFHALTBAR, verbal-adj. adv., unter Voraussetzung des älteren, aber in der bedeutung abweichenden unaufhaltlich im 17. jh. als durchweg litterarisches wort auftauchend, gewählter als das spätere modewort unaufhaltsam, von dem es sich bildungsgesetzlich auch durch betonung des verbalen Charakters unterscheidet, erst spät, noch nicht bei ADELUNG verzeichnet; KINDERLINO 488; CAMPE 5, 188". begriffsenüehnung (vgl. unrestrainable u. ä.) kann bei der ausgestaltung des begriffe» mitgewirkt haben, die gegensätee aufhaltbar, aufhaltsam scheinen erst aus dem verneinten wort zurückgebildet, dän. uopholdelig (ordb. 7, 439") und nl. onophoudelijk (tob. 10, 1758/.) knüpfen an unaufhaltlich an; onophoudbaar nur dichterisch, vgl. unabhaltsam, unaufgehalten. I. adjectiv. l) i» Verbindung mit begriffen, bei denen die sinnliche bedeutung des aufhaltens gewahrt ist: wenn man . . dem unaufhaltbaren rade der göttlichen Vorsehung gleichsam in die Speichen fällt LOHENSTEIN Arm. l, 818*; gleich einem unaufhaltbaren ströme KLOPSTOCK gelehrtenrep. 489; unaufhaltbare thränen HEINSE 4,51; so giebt er dem leibe einen fast unaufhaltbaren schwung J A H N 8, 32.
204
8) öfter noch in Verbindung mit mehr oder weniger abstraften begriffen: der unaufhaltbaren notwendigkeit LOHENSTEIN Arm. l, 69*; die unaufhaltbare gewalt des verhängnüszes l, 1834*; vertraue nur der vorsieht, die du glanbst! und deren macht und gQte gleich anbegrenzt, gleich unaufhaltbar ist WIELAND I 8 , 1 5 5 ;
hierzu kam noch die unaufhaltbare fortschreitung . . der lutherischen lehre SCHMIDT gesch. d. Deutschen 5,285; da die eigentliche entschiedene richtung der zeit noch in völlig unaufhaltbarem gange ist GÖTHE 42, 2, 68, 18 1 Weim.,sie drückt es weinend an ihr herz mit unaufhaltbarm kummer
PLATEN 1, 845.
unaufhaltbar-innig: ich hasse das wort Unsterblichkeit, wenns . . aus der . . unaufhaltbarinnigen kraft der monade folgen soll HERDER 7,159. II. das adv. steht noch dem prädicatsnomen nahe: glänzender flog der komet, und beynah der sendenden sonne unaufhaltbar
KLOPSTOCK od. 2,185, 32;
der plan gottes über das menschengeschlecht geht unaufhaltbar fort HERDER 19, 848; wie er sinnt, befQrcht' ich andern harten schlusz von ihm, den unaufhaltbar er vollenden wird GÖTHE Iphigenie 205; es zieht langsam herauf, aber unaufhaltbar GÖRRES br. 8, 548. — dazu u n a u f h a l t b a r k e i t , f., CAMPE. UNAUFHALTLICH, unaufhältlich, veraltetes adj. adv. der juristischen geschäftssprache, gegensatz von aufhaltlich, aufhältlich, mit aufenthalt oder Verzögerung verbunden. vgl. unaufhaltbar: es wäre dann mit unaufhaltlicher reduetion der capuciner HARSDÖRFFER secret. 2, 824; solche (subsidiengelder) möchten sie unaufhaltlich abtragen CHEMNITZ schwed. kr. 2,794; wann . . abschlifft gebehten, soll er (der protonotar) dieselbe . . unaufhältlich fertigen hinttrpomm. hof- und ger.-ordn. (1683) tit. 4 § IO.
vgl.
noch
SANDERS I, 678* (1755)
und
th. 7, 1803. dasselbe u n a u f z ü g l i c h STEINBACH 2, 1109. UNAUFHALTSAM, verbid-culj. adv., im allgemeinen dasselbe wie unaufhaltbar, doch reicher entwickelt, zur büdung s. unaufhaltbar, seit der mitte des 18. jhs. als im wesentlichen litterarisches wort ähnlich wie das modewort unendlich überaus häufig, besonders das adv. CAMPE. A. adjectiv. I. von Sachen: 1) eine bexcegung oder ein verlauf wird nicht gehemmt oder zum stillstand gebracht: wie des Phlegethons unaufhaltsame wogen ZACHARIÄ
1
62
(mit abweichung von der prosaischen betonung, ob. sp. 81 jj) ; athmen, blutumlauf, Verdauung haben auch in dem ruhenden ihren unaufhaltsamen gang J. GRIMM kl. tJur. 7, 492; die begleitung macht den eindruck einer unaufhaltsamen . . bewegung CHRYSANDER Händel 2, 39; der wille . . nur ein blinder, unaufhaltsamer drang SCHOPENHAUER l, 859; der allgemeine unaufhaltsame fortschritt H. GRIMM Michelangelo l, 58; in unaufhaltsamem siegeslauf DÖLLINOER vortr. l, 248; ein unaufhaltsames sinken l, io; des Iebens unaufhaltsames vorübergehen K E L L E R 2, 72.
2) auch thätigkeiten, zustände und andere begriffe, die einen zeitliehen verlauf einschlieszen, können unaufhaltsam sein, und zwar a) im sinne von 'unabwendbar, unvermeidlich, unüberwindlich, unwiderstehlich': sein (des theologen Paulus) .. als unaufhaltsam geschilderter abgang GÖTHE IV 16, 288, l Weim.; den dringenden, letzten moment eines unaufhaltsamen sieges I 44, 2, 812,7 Weim.; unaufhaltsame Wiederkehr unserer fehler 28, 211 Weim.; diese gesetzliche gunst ist ein unaufhaltsames verderben für die jugend HIPPEL ehe 58; unsere religion . . geht einer unaufhaltsamen änderung entgegen J. GRIMM br. an Oervinus 2, 83; um ihn her war alles in vollem, unaufhaltsamen abfall begriffen RANKE 4, 101.
205
UNAUFHALTSAM
UNAUFHALTSAMKEIT - UNAUFHELLBAR
b) rasch, sckneU, eilig: die kriegskunst hat keine zeit, ihr schaffen ist eilig and unaufhaltsam Deutsch, museum l, 286; das gedieht ist . . rasch, anaufhaltsam in Verwicklung und ausfiihrung (ohne sich aufzuhalten) J. GRIMM kl. sehr. SO. c) immerwährend, unaufhörlich, ununterbrochen: verständigen köpfen vergeht sehen und hören . . bey anaufhaltsamem . . schnickschnacke ZIMMERMANN einsamkeit l, 87; wodurch ein unaufhaltsames enjambiren bewirkt wird GÖTHE IV 48, 29 Weim.; unaufhaltsames streben ist das element der seele SCHILLER 8, 898; es treibet die kraft, sie wirket und schafft in unaufhaltsamem regen B E T T I N E Oünderode 2, vm. d) unbändig, nicht tu bändigen: drohende gefahr befeuert den unaufhaltsamen muth S. GESSNER I, 178; mit unaufhaltsamer gewalt GÖTHE 47, 59 Weim.; die unaufhaltsame wuth zweier Sklaven ENGEL 8, 169; da ward seine unruhe unaufhaltsam BRENTANO 4, 889. 8) von empfindungen und deren ausdruck; vgl. 2 d: die unaufhaltsame sehnsucht nach Mariane MILLER Siegwart 8, 961; sprachs; und Amalia lacht' ein unaufhaltsam gelächter Voss ged. l, 161; mit unaufhaltsamer leidenBchaft ARNIM 8,886; von seinen wangen flössen unaufhaltsame thränen IMMERMANN 1, 819. 4) es war unaufhaltsam in der bedeutung 2 a: dasz die deutsche dichtkunst diese richtong nahm, war unaufhaltsam GÖTHE IV 20, 26 Weim. II. von personen: l) unwiderstehlich: denn unaufhaltsam war der herrscher DENIS 7 8 , 2 0 ;
er ist wild und unaufhaltsam KLINGER 8, 861; Ares, . . den unaufhaltsamen (taJiavQivov) Vosskrieger II. 6,889; unaufhaltsame schwärme von Gothen J. GRIMM kl. sehr. 6, 878; wie ihn eine unaufhaltsame hand fcof der brücke gehalten hätte BÜCHNER naehgel. sehr. 807. 8) unermüdlich, nicht zurückzuhalten: wie sie heranwuchs, überall hülfreich, unaufhaltsam in groszen und kleinen diensten GÖTHE 86, 881, 14 Weim-.; du unaufhaltsamer sohnorrenerzählerl IMMERMANN 8, III; von selbst verstand sich, dasz der unaufhaltsame alte Paulas 'zur rechtfertigung der deutschkatholiken' schrieb TREITSCHKE gesch. 6, 889. B. noch viel häufiger als die adjectivische Verwendung ist die adverbiale, oft noch der prädicativen nahestehend, wenn auch fast immer von der grundvorstellung des aufhalten» ausgegangen sein und diese durchklingen mag, wenn auch Übergänge in den abschattungen der bedeutung wahrzunehmen sind, können doch drei grundrichtungen in der entfaltung der bedeutung unterschieden werden: l) ohne hemmung, hindernis, unbehindert: es strömt durch alle zonen ihr segen unaufhaltsam DUSCH verm. werke 99; anaufhaltsam, wie ein uhrwerk, lief sie (Mignan) ihren weg GÖTHE SI, 188, l Weim.; so sinkt unsre schaale anaufhaltsam in abgrund 89, 168, 14 (QBtz) Weim.; doch du ranntest unaufhaltsam frei in's willenlose netz Fault 9983; und Brandimart fiel nieder unaufhaltsam G R I E S Roland 1, 8 3 1 ; fuhr einst unaufhaltsam meerw&rts stolz und frei
GEIBEL 8 , 8 1 ;
so komm und Iasz mich unaufhaltsam hier mich deinem reinen busen anvertrauen
MSRIKE 1 , 4 7 ;
sie war nicht abzuhalten, unter der thür schon ist sie mir unaufhaltsam entgegengestürzt NESTROT 2,886; trotz einzelner Unfälle näherte man sich unaufhaltsam dem ziel MOMM8EN rim. gesch. 8, 246.
206
2) unwiderstehlich, unabwendlich, unwiderruflich u. ä.: sie fasset mich und reiszt mich unaufhaltsam aus deinem arm DUSCH krit. u. tat. »ehr. 308; bei feineren Organisationen wirkt ekel so stark und unaufhaltsam HERDER 28, 81; und die brQnstigwilde liebe ist der Wirbel in dem ströme, er ergreift uns unaufhaltsam 86,488; der mensch, der seinen trieben und neigungen unaufhaltsam nachhängt GÖTHE 46, 811, 4 Weim.; alles geht hintereinander unaufhaltsam seinen sittlich-leidenschaftlichen gang 41, 8, 266, 8 Weim.; beide wurden . . unaufhaltsam getrennt ARNIM 6, 279; unser frühling, der unaufhaltsam fleucht PLATEN 1,886; liebe, liebe, da kommst unaufhaltsam noch einmal, herrliche, über michl GEIBEL 8, 7; es geht unaufhaltsam vorwärts SCBERER litg. 61; alle leidenschaft meines lebens . . drängte ihr entgegen, ungestüm und unaufhaltsam STORM (1899) l, 68. 8) ununterbrochen, unaufhörlich, in einem fort, sofort: Wilhelm eilte.. unaufhaltsam zu seiner geliebten GÖTHE 81,18; 86 Weim.; alles aber . . ist jetzt ultra, alles transcendirt unaufhaltsam, im denken wie im thun IV 89,816 Weim.; unaufhaltsam führen ew'ge stunden eure reihen durch den weiten himmel 8,108, 6 Weim.; dasz > und STIELER 1272 verzeichnet, trat seit mitte des 18. jha. häufiger verwandt. FRISCH und ADELUNG haben es nicht aufgenommen, doch STEINBACH 2, 61; CAMPE 5, 1 2 2 n l . onopmerkbaar, onopmerkend, onopmerkzaam nl. vib. 10, 1784; dän. uopmarksom ordb. 7, 489b; schwed. oappmärksam. I. adj. 1) allgemein: inattento, disauvertito KRÄMER (1878); incuriosus STIELER: das erhabene . . macht gegen geringere mängel des gegenständes unaufmerksam allg. d. bibl. 2, 1, 4; ein unaufmerksamer Ieser GERSTENBERO rec. 187, 9; alles materielle kommt uns formlos vor, wenn wir unaufmerksam sind GÖTHE II 10, 76, 8 Weim. ; der vater war anaufmerksam (auf das leiden seiner tochter) and liesz sie von einem unwissenden medicaster curieren I 48, 136, 21 Weim.,- für den nieht unaufmerksamen beobachter jugendlicher entwickelung ist es sehr merkwürdig HOLTEI erz. sehr. 18, 62; durch die träge unaufmerksame art, mit der ich etwas betreibe, verschleudere ich manche kostbaro stunde MEINECKE Boyen 1, 129. 2) in einem engeren sinne ist unaufmerksam, wer es an aufmerksamkeiten (attention») im gesellschaftlichen verkehre fehlen läszt. ein unaufmerksamer (ungalanter) bräutigam; das ist sehr unaufmerksam von dir. 8) unaufmerksam-kindisch: wenn da dir sagtest, wie sehr dies unanfmerksam-kiiid'scne wesen . . . ihn reizen muszte HEBBEL 18,817 (Oyges 4). II. adv.: er spielte viel zu unaufmerksam, um wirklich gut zu spielen MOLTKE ges. sehr, l, 266. sich unaufmerksam benehmen, gegen solche, die aufmerksamkeiten zu verlangen haben. III. steigerungsformen üblich: je unbegabter, desto unaufmerksamer; der unaufmerksamste schüler. IV. Substantivierung: so blieb mir verborgen, dasz mich unaufmerksamen und unwissenden ein liebevoller genius heimlich umschwebe GÖTHE 28, 119 Weim.; der unaufmerksame, der eine Wiederholung vernimmt, glaubt eine bestätigung, einen neuen beweis zu hören II 2,146 Weim. — U n a u f m e r k s a m k e i t , / . . - negligentia, ineu-
ria
STIELER; onachtzaamheit, verstrooitheit KRAMER
(1719); nl. onopmerkzaamheid; dän. uopmterksomhed ord. 7, 489B; schwed. ouppmärksamhet; wohl zu unterscheiden von einer gegenaufmerksamkeit SANDERS 2,296". allgemein: eben nur Unaufmerksamkeit auf sich selbst, losgebundenheit in grundsätzen . . sinds, was der religion entgegensteht HERDER 20, 287; er benützt meine Unaufmerksamkeit, . . . fährt auf mich los GÖTHE 26,
298, 18 Weim.; nicht aus Unaufmerksamkeit überging der symboliker den lästigen triumpfgott Voss antis. 188; derlei Unglücksfälle . . haben weit weniger in der Un-
FRISCH 2, H6 B .
dafür
214
a n a u f r e c h t (GALLUS OHEIM)
veraltet, nl. onoprecht (onoprechtig) nl. wb. 10, 1764; dän. uoprigtig ordb. 7, 439*. I. adj. von personen, eigenschaften und sachlichen begriffen: er hett ainen haimlichen unuffrechten (dolosus) vertrag geton wider sinen vatter OHEIM Reichen, ehr. 68, 8;
nachred ist unbesinndt. doli, dSricht, schnei und unfllnlcntig, unbehtttsam und unanffrichtig
H. SACHS 8,847,20
Keiler;
welcher ein Spötter, anauffrichtig und unnützer mann war, den hatte er nioht lieb buch d. liebe 8174; der Verfasser . . r e d e t . . von unaufrichtigen, unbedachtsamen. . . abgenöthigten zusagen CRAMER nord. aufs, L, 211 ; weil sie die mutter . . zum deutlichen und unaufrichtigen j a gezwungen hat HIPPEL ehe L, 8; unaufrichtige absieht GÖTHE 88, 266 Weim.; ich schätze seinen fleuz und verstand, hasse aber sein hochmttthiges, unaufrichtiges wesen brüder GRIMM br. an Benecke 86; sie halten den könig für unaufrichtig VARNHAOEN L, 884; welch ein wüster, unaufrichtiger . . zank brodelte wieder einmal aas dem hexenkessel der keltischen leidenschaften empört TREITSCHKE d. gesch. 4, 18; in einer kleinen stadt Frankreichs . . war . . es . . , dasz Hugo . . auf dem balkone eines hauses stand, in dem man ihnen ein unaufrichtiges fest gegeben hatte STIFTER 8, 170; Gortschakow war damals bemüht, seinem kaiser zu beweisen, dasz meine ergebenheit für ihn und meine Sympathie für Raszland unaufrichtig oder dooh nur platonisch sei BISMARCK ged. 2, 241.
II. adv.: etliche wandeln unauffriohtig unnd nicht lauter vor mir ARND nachf. Christi 69; durch neue ausgäbe (der allen Volksbücher) wird weder bürger noch bauer ergötzt, oder nur scheinbar, gebildete nur unaufrichtig J. GRIMM br. an Wilhelm 167. III. den steigerungsformen und der Substantivierung steht nichts im wege: machen sich euer hoheit gefaszt, entweder was unschickliches zu hören oder was unaufrichtiges BETTINE frühlingskranz vorr. — u n a u f r i c h t i g k e i t , f . , defectus sinceriiatis et integritatis FRISCH 9, LIE11; gegensatz von aufrichtigkeit; nl. onoprechtigheid nl. wb. 10, 1764; dän. uoprigtighed ordb. 7, 489"; wann auffrichtifkeit ist ein spott und unauffrichtigkeit vorgoht FISCHART Staufenb.
279. 600;
anstrich der unaufrichtigkeit LA VATER fr. 2, 61; sie müssen mir . . die unaufrichtigkeit von gestern nicht übel deuten ROSEGQER 2,227; alle drei herren der österreichischen gesandtschaft haben durchaus nichts, was vertrauen erweckt. . vorsichtige unaufrichtigkeit ist der bemerkbarste charakterzug in ihrem verkehr mit uns L. v. GERLACH br. an Bismarek 4; irrthümer ihrer untergebenen durch unaufrichtigkeit wieder gut . . machen BISMARCK ged. 2 , 244; solche liebedienerischen unaufrichtigkeiten muszten den verdacht erwecken, dasz die regierung nicht mit gleichem masze messe TREITSCHKE d. gesch. 6, 847. UNAUFRÜHRISCH, adj. adv., nicht aufrührisch, s. th. 7, 1208. CNACFSAGLICH, adv., ohne kündigung WÜLCKER 888 (1664).
DIEFENBACH-
UNAUFSCHIEBBAR, neueres verbaladj., nicht aufschiebbar, drängend, dringend, eilig, jünger als unauf
14*
2 1 5 UNAUFSCHIEBLICH schieblich
CAMPE
5, 9 2 2 " ;
SANDERS
syn.
(1871) 205:
ich
versicherte, w i e leid es mir thäte, dasz mich ein unaufschiebbares geschäft abrufe E . T H . A . HOFFMANN e, 98; er entschuldigte sich durch eine . . unaufschiebbare reise zur residenz HOLTEI er2. sehr. 4, 66; der fremde darf, w e n n er über einen inländer zu klagen hat, unaufschiebbares recht fordern, gastgericht, notgericht J. GRIMM rechtaalt, l, 666; nun er der gefahr näher k a m , w a r es unaufschiebbar, dieselben (briefe van bauemführern) zu verbrennen BOSEGGER 2, 847. Steigerungs-, adverbial• und substantivierte formen kaum gebildet. — u n a u f s c h i e b b a r k e i t , /., CAMPE: Verständnis für die unaufschiebbarkeit der auseinandersetzung ALTEN hdb. 9, 90. U N A U F S C H I E B L I C H , verbaladj. adv., dasselbe wie unaufschiebbar. aufschieblich nickt üblich, unaufschiiblich neben unauischieblich LOHENSTEIN; unufschieblicb MARTIN • LIENHART 2,889*: nicht anders gelinget es mehrmale denen fürsten a m allerbesten, die besonders in . . unaufschüblichen fällen nicht alles auf die w a g e legen LOHENSTEIN Armin. 2, 781*; 1,1290*; damit die m a g d ihn j a in seiner unauffschieblichen Verrichtung nicht über den halsz k o m m e n und verhindern möchte pol. maulaffe 21; für's erste h a b e ich noch eine unaufschiebliche arbeit zu fertigen W I E L A N D an Göihe im Göthejahrb. 6,1*; die angedrohte Vermählung ist unauischieblich ZSCHOKKE sämtl. sehr. 17, 279; unaufschiebliche erledigung HOLTEI erz. sehr. 24, 85; dort begehren feld und acker unaufschiebliche labung J. GRIMM kl. sehr. 2, 448. adv.: ich musz jetzt unaufschieblich gehn MÜLLNER
5, 139;
für die nothwendigkeit einer eilends und unaufschieblich vorzunehmenden handlung J. GRIMM rechtsalt. l, 136; ich h a b e nichts dawider, dasz der herausgeber a m ort w o er wohnt sich nähere helfer zugeselle, mit denen er mündlich und unaufschieblich das zweifelhafte abthue und verhandele J. GRIMM an Gervinus br. 2, 91. substantivierte steigerungsform: ich h a b e noch nicht abgeschrieben, w a s abzuschreiben ist, . . da . . ich selber noch k a u m dem unaufschieblichsten des tages h a b e gewachsen sein können PÜCKLER s, 170. — u n a u f s c h i e b l i c h k e i t , /.
CAMPE.
U N A U F S I C H T L I C H , adj.. gegentheil des mnd. upsichtich in die äugen fallend, ansehnlich SCHILLER-LÜBBEN 5, 180 B ;
ich
LÜBBEN-WALTHER
mich
GLEIM
br.
ein; 2, 209
464*.
unaufsichtlich
nun
richte
leben
seyn
vereinzelt:
wird
mein
Körte.
U N A U F S T Ö R L I C H , verbaladj., verstärktes unstörlich, unstörbar (s. d.); aufstörlicb fehlt: gestern endlich n a h m der wohlthätige freund und ruhebringer . . . die arme abgequälte sanft und mild aus meinem a r m in die seinigen hinüber und wiegte sie in den unaufstörlichen erholungsschlaf BÜRGER an Boie br. 8, 685. U N A U F S T Ö S Z I G , adj., gegentheil von aufstöszig collidens, von J. GRIMM nach einem wort des 16. jhs. (wolt gott, das es . . hette mögen unauffstöszig sein WOTLDNER von ankunffi des röm. kayserthumbs 1567 c o) wohl wegen seines sinnliehen geholtes statt unanstöszig gewählt, vgl. g. unufbrikands. ANDRESEN 122: weil der kirche die gemeinschaft der unseligen mit einer heidnischen, teuflischen gottheit unaufstöszig w a r d: myth. l, 289. UNAUFTREIBBAR,
unauftreiblich,
a u f t r e i b b a r k e i t , f., treiblich,
adv.,
un-
gegentheil von auftreibbar,
auf-
auftreibbarkeit
CAMPE
adj.
5, 123*; V A L E N T I N I
2,
2, 1164°: das sind die folgen der unauftreibbarkeit eines guten opemgedichtes H. v. B Ü L O W br. 6, 42. U N A U F W E C K L I C H , adj., gegentheil von a u f w e c k l i c h , non excitativus und nicht aufzuwecken: und ist uns hocherkenntlich, w i e dasz die imagination der e w i g e n natur, also die t u r b a m mit der sucht im mysterio hat, a b e r unauffwecklich BÖHME sehr. 6, 94; WIEDASCH bei SANDERS
2, 1508°.
UNAUFZÜGLICH, dilatorius
adj. adv., gegentheil von aufzüglich
G Ö T Z E frühnhd.
gl.
I0B;
STEINBACH
216
UNAUSBEREIT - UNAUSBLEIBLICH
UNAUFZÜGLICH
8,1109;
vgl. unaufhaltlich: unauffzüglich gehört w e r d e n aller . .
reichstäg Augsburg
Ordnung 1530.
(Meyntz
1621) 202,
reiehstagsabschied
U N A Ü S B E R E I T , adj., gegentheil des veralteten ausbereit: dann dar nach den unuszbereiten möchten w i r n a c h unserem willen stralTen (tum hunc imparatum poterimus nostro modo uleiscC) Terenz (1499) c x L i i b ; das golt, das m a n schmelzen m ä s s , nennen sie apephton {wohl anetpfros mit anemos verwechselt), das ist onauszbereit MÜNSTER cosm. V I I I ; die sich in meinem werck, welches d a m a l s noch unausbereit w a r , wie die groben mastsew hin und wieder geweltzet THURNEISZER prob, der harn. 10. U N A U S B I L D L I C H , adj.. ineffigiabeh bei diesem ausbildlichen (in wort und bild nicht darstellbaren) blick
WILLAMOW
bei
CAMPE
5, 123*; nl.
nl. wb. 10 , 2074; veraltet, not cultivable LDCAS 2, 2, 2049*. wenig üblich.
unan-
onuitbeeldelijk
or
perfeetible
U N A U S B L E I B L I C H , verbaladj. adv., für frz. i m m a n quable, it. immancabile. ausbleiblich ist nicht, gebildet, während- unausbleiblich seit, ende des 16. jhs. immer häufiger geworden, u n a u s z e n b l e i b l i c h SCHWEIN ICH ENselten u n a u s b l e i b b a r : das gebet ist . . . das nnausbleibbarste bedürfnis allg. d. bibl. 85, 380; vgl. nl. onu i t b l i j f b a a r nl. wb. 10, 2074. veraltet u n a u s b l e i b e n d : bey unausbleibender straff MOSCHEROSCH. ges. 2, 185; unausbleibende erhörung erwarten MELISSUS Salinde 11; dasz sie . . unauszenbleibende erscheine CARPZOV 2, 2; unauszbleiblich inevitabilis DENTZLER S21 b ; dun. uudeblivelig ordb. 7, 462 b ; schwed. outbliflig. zunächst der geschäfts- und rechtssprache angehörig, ist das wort trotz weitester litterarischer Verbreitung weder volksläufig geworden noch recht in die mundarten eingedrungen, in den Verbindungen wirken meist die des verbums ausbleiben nach, ohne dasz, besonders beim adv.. auf selbständige entwicklung verzichtet wird, so nähert es sich den begriffen 'sicher, gewisz, natürlich, nothwendig, selbstverständlich' und steht u n f e h l b a r wie unvermeidlich nahe. A. das
adjectiv.
I. in prädieativer
Verbindung:
1) es ist unausbleiblich, dasz; w i e unausbleiblich es sey, dasz ein volk dem andern e t w a s mittheilet K I N DERLING
44.
2) mit nominalem subject: der zeitlich todt . . unaus bleiblich (ist) GUARINONIUS grewel ded. 2, 6*; die errichtung menschlicher gesellschaften ist unausbleiblich CRAMER nord. aufs, l, 192; w e n n eins gegeben ist, so ist das andere unausbleiblich GÖTHB 45, 262, 4 Weim., w e n n er (Göthe) neue xenien gegen die neuen freunde hätte richten wollen, so w ä r e eine grosze Wirkung eben so unausbleiblich gewesen GERVINUS gesch. tl. d. dicht. 5, 637; sein (des reises. in China) gewinn ist hier gewisz und unausbleiblich RITTER erdk. 4, 725; diese d u m m heiten sind unausbleiblich HERWEGH br. 228; sind verirrungen denn unausbleiblich? FONTANE I 4, 868. II. häufiger in attributiver
Verbindung.
1) selten von personen: m a n denke . . in diesem viscount . . . den - unausbleiblichen lord des Oberhauses LICHTENBERG
erkl.
4, 14.
2) meistens von Sachen und begriffen: bey hoher un auszbleiblicher straffe Simpl. 447 Kögel, nebenst des Vaterlandes unausbleiblichem schaden CHEMNITZ schwed. krieg 2, 18; er (hat) . . der P a r t h e r unausbleiblichen hasz auf sich geladen A. U . v. BRAUNSCHWEIG Oct. l, 105; drum w e r im lieben sich nach tagend n u r bemühet, hat unausbleibliche heyl
WEICHMANN poes. d. Nieders.
2,104;
thüren und fenster, damit die unausbleibliche kälte nicht so leichte eindringen könne, vergesset nicht in guten stand setzen zu lassen allg. haush.-lex. l g 4 b ; die unausbleiblichen folgen GERSTENBERG rec. 162, 1; d u riefest über die Verbrecher ein schrecklich unausbleiblich w e h t CRAMER ged. 8, 269;
217 UNAÜSBRINGBAR —UNAUSDENKBAR auf diesen beiden puneten (in der kirchenmusik und im Volkslied) beweist sie (die musik) eine unausbleibliche Wirkung GÖTHE 48, 193, 6 Weirn.; gewinn genug, wenn unausbleibliche Verhängnisse uns nicht ganz ohne fassung finden SCHILLER S, 519; die unausbleibliche tendenz eines Zeitalters FORSTER kl. sehr. 159; sein unausbleibliches loos RITTER erdk. 8, 611; das unausbleibliche produet solcher Verhältnisse war natürlich die frivolität HEBBEL I 10, 316; dräute jeder schritt mir unausbleiblichen tod, ich musz sie finden! GEIBEL 2,198; die ersten unausbleiblichen regungen des verletzten rechtsgefühls JHERING geigt 115; das unausbleibliche zerbröckeln der staatskirchen D. F . STRAUSZ 6, 877; die unausbleiblichen erdrückenden vergleichangen ( m i t Friedrich d. gr.) erschreckten ihn (Friedr. Wilh. IV.) nicht TREITSCHKE geach. 6, 8. B. das adverb: haben i. f. g. . . mich aber unauszenbleiblich . , gegen dein Brieg . . einzustellen befohlen SCHWEINICHEN 5*7; unausbleiblich verlassen w i r uns hiezu BUTSCHKY kanil. 913; unausbleiblich kommen pol. maulaffe 18; so er ihme unausbleiblich eingebildet ABRAHAM A ST. CLARA mercks Wien 40; autor musz ein kaiser und jeder regent unausbleiblich werden, indem er gesetze, Verordnungen bekannt macht HERDER 17,58; f o r d e r t . . unausbleiblich und unumgänglioh LENZ 8,386 Tieck; ganz gewisz und unausbleiblich (sterben) 8, 808; ich habe nichts gethan, als eine krisis beschleunigt, die . . früher oder später unausbleiblich bevorsteht SCHILLER 4, 38; ist diese fliege männlich oder weiblich? erfahr' ich's nicht — fort musz sie unausbleiblich GRIES verl. Hol. 8,134; m fortgange menschlicher bildung liegt es unausbleiblich J. GRIMM kl. sehr, l, 807; ahnung der solcher un!hat unausbleiblich nachfolgenden Vergeltung MOMMSEN ,öm.gesch.2,3S; die beiden andern aber werden unausSileiblich gehen, w o es ihnen beliebt KELLER 4, 840. C. steigerungsformen: w e r unzüchtig lebt, macht sich schon oft in diesem leben unglücklich, aber noch w e i t mehr, und noch unausbleiblicher, gewisser in j e n e m leben MILLER pred. 8, 884. die unausbleiblichsten (ganz unausbleiblichen) folgen. D.
substantiviert: einst trifft das unausbleibliche mich auch PLATEN 1, 505;
sie n i m m t des neffen frage gleichmüthig auf, wie etwas unausbleibliches HOLTEI erz. sehr. 7, 805; dasz sich . . nur ein unausbleibliches vollzogen habe FONTANE I l, 444. — u n a u s b l e i b l i c h k e i t , /. ADELUNG, CAMPE; schwed. outbliflighet. LUCAS 8, 2, 2019b: da er nun einsah, dasz die vorhergesehenen bewegungsgründe und triebfedern der freiesten w ä h l ihre bestimmtheit und unausbleiblichkeit geben MENDELSSOHN 8, 345; freiheit und unausbleiblichkeit des urtheils FORSTER S, 165; zweifei an der unausbleiblichkeit der that SCHOPENHAUER l, 877; o schlimme unausbleiblichkeit bei frauen als doktoren: die Weiblichkeit, die Weiblichkeit geht unbedingt verloren FULDA neue ged. 849. U N A Ü S B R I N G B A R , verbaladj., gegentheil von ausbringbar SANDERS erg. 107': das reibsei enthält . . unausbringbare stärke MUSPRATT-STOHMANN-KERL 7, 1944. U N A U S D E H N B A R , adj. adv., gegentheil von ausdehnbar; inextensible. — u n a u s d e h n b a r k e i t , f . CAMPE 6,183 1 ; LUCAS 8, 8, 2050'; VALENTINI 2, 8, H64°. U N A U S D E N K B A R , neueres verbaladj. adv. für inexcogitabilis, inimaginabilis und deren verwandte in den neueren sprachen, nl. onuitdenkbaar nl. tob. 10, 2074. ausdenkbar unilblich. vgl. unausdenklich. das adj.: ein ereignis . . v o n unausdenkbarer historischer Wirksamkeit RANKE 8, 7; unüberwindlich trat der dunkle trieb einer ursprünglichen unausdenkbaren nothwendigkeit
UNAUSDENKLICH - UNAUSDRÜCKLICH 218 wieder hervor LOTZE mikr. l, 9; w i e in unausdenkbarem elend streckte er die hände . . . vor sich hin STORM (1899) 5, 813; dasz man nicht in den . . fehler verfalle, . . das unausdenkbare leben zu übersehen, das in dämonisch-genialer n a i v e t ä t . . dem werk (alten testamente) entströmt CHAMBERLAIN dilettantismus 57. substantiviert: das nichtlogische, nichtschematische, unausdenkbare im menschen Göthe 454. das adv.: unausdenkbar altl w e i t , w e i t , weit hinaus über jegliches abc RAABE Abu Telfan 1,44. — u n a u s d e n k b a r k e i t , /..du eins voll unausdenkbarkeit I aUg. d. bibl. 97, 300. U N A U S D E N K L I C H , verbaladj. adv., dasselbe wie das jüngere unausdenkbar, ausdenklich fehlt, unausdenklich impossibüe inventu STIELER 292. veraltet u n a u s e r d e n k l i c h KRAMER (1700) I, 212'; nl. onuitdenkelijk nl. wb. 10, 8074; dän. uudteenkelig. adj.: der . . wundert sich . . über die unauszdenckliche und unbegreiffliche langmuht gottes DANNHAWER catechism. 3,187; die graue, unausdenckliche . . . grundlose ewigkeit TREUER Däd. 1,499; unausdenkliche gröszen ESCHENBURO beisp. 6, 246; ihr schrecklichen ungeheuer (hohe berge) von unausdenklicher zahlloser centnerlast BRÄKER 8, 187; die weit ist gottes unausdenklicher gedanke RÜCKERT 8, 76. adv.: dasz immer deine herrlichkeit und milde mein elend unausdenklich überwog KNAPP herbstbtäUer 8. — u n a u s d e n k l i c h k e i t , f . CAMPE. U N A U S D E U T B A R , neueres verbaladj., zwischen zweifelhaft und räthselhaft stehend, ausdeutbar unüblich. CAMPE 5,183'; LUCAS 8, 2, 2050': sie warf einen verstohlenen blick auf ihren gemahl, der mit einem unausdeutbaren lächeln antwortete M u s Ä u s volksm. 4,48. — u n a u s d e u t b a r k e i t , f . CAMPE. U N A U S D R Ü C K B A R , neueres verbaladj. für inexpressible, inexprimable, gegentheil von ausdrückbar. nl. on uitdrukbaar nl. wb. 10, 2075. eine veraltete, nicht umge lautete form unausdruckbar aus MATTHISSON bei SANDERS erg. 165»: zeichen, wodurch dem leser manche sonst unausdrückbare idee anschaulich gemacht . . werden kann LAVATER frag, l, 882; ein unausdrückbarer kleiner theil KLINGER 5, 38; sie . . ging m i t den zeichen der unausdrückbarsten liebe um sie herum H. v . KLEIST 4, 171; weil daB prät. . . unausdrückbar war J. GRIMM gr. 4,57. substantiviert: weil beyde (die gunst der groszen und die liebe) nur ihren vollen genusz . . i m unermeszliehen und unausdrückbaren finden KLINOER 7, 51. U N A U S D R Ü C K E N D , part.-adj.; zur bildung s. un oben sp. 15. von GÖTHE mit Vermeidung des adj. unausdrücklich in der bedeutung 'weniger bezeichnend, weniger ausdrucksvoll' verwendet: dann las ich . . einiges griechische, davon geb ich ihnen in einer . . . unausdrückendern spräche . . auch ihr theil I V 4, 283, 86 Weim. U N A U S D R Ü C K L I C H , verbaladj. adv., nicht gegentheil von ausdrücklich expressus, certus, expresse, certe, sondern dem verbum näherbleibend, veraltete umlautlose form setzt CAMPE 5, 183* an. unausztruckenlich nit gesprächig, indiserte MAALER 458d; nl. onuitdrukkelijk nl. wb. 10, 8075. heute zu gunsten der concurrenzform unausdrückbar zurückgetreten. — ohne den steigérnden sinn von inexpressible: das funftzehende capittel von der unausdrücklichen oder drunter verständlichen endannemung (guae subintelligitur, non exprimitur) GUEINTZ sprachl. 116. steigernd: durch deine kraft, die unausdrflcklich, herr LOBWASSBK 66; dasz mein erstaunen . . unausdrttcklich ist BROCHES ird. vergn. 4,23; se. excellenz verbaten mit unausdrücklicher höflichkeit diese riecherei HIPPEL kreuz- u. guerz. 1, 26. adv.: ja, was noch mehr, viel tausend creaturen . . die unausdrUcklich schön BROCHES a. a. o. 4,98; ihr unausd rUcklich-schweres leid TRILLER betr. 2, 41.
219
UNAUSDULDSAM -
UNAUSFÜHRLICH -
UNAUSFÜHRBAR
'nicht ausgedrückt werden könnend, davon die u n a u s d r u c k l i c h k e i t ' , f. CAMPE. UNAUSDULDSÄM, adj., von Voss für atÄijtof II. 19, 8(7 gewählt: and das herz ihm erfüllte unaosduldiamer schmerz (Ä/05 äxhjzor). CAMPE 5,188*.
DNAUSERLESEN, part.-adj., gegenfheil von auserlesen exquisitus, praestantissimus, excellens: ans mittelmäszigen und unauserlesenen gedichten TRILLER betr. l, 684. vgl. unauserwählt STIELER 2466. ÜNAUSFÄLLIG,
adv. der kanzleispraehe
de» 17.
jhs.,
gegentheil von ausfällig SANDERS erg. 188°. vgl. unabfUlig: der gantz unausfällig zeit seines lebens zu verbleiben gedenket dero durchl. . . . gehorsamer diener NEUMARK fortgepfi. lustw. 2, 28; bittende, mich unausfällig in seinem andenken zu haben BUTSCHKY kanzl. lt. UNAUSFINDBAR, UNAÜSFINDLICH,
neuere
verbal
adj.. heute stark durch unerfindhar, unerfindlich beeinträchtigt; gegentheil von ausfindbar, ausfindlich, ausfündlich CAMPE 6, IM*; LUCAS 2,8,2050»: die (rettung, hilfe) war ihr j a so unmöglich, so unausfindbar SCHÜCKING Luther 2,848; u n a u s f i n d l i c h KRAMER (171B) L,859 B ; SANDERS erg. 200B. substantiviert:
e r . . trieb die armen mit der feinsten tflcke ins wesenlos', ins onausfindliche
IMMERMANN IS, 100.
nl. onuitvindelijk, onuit vindelij kheid nl. tob. 10, 2079. — u n a u s f i n d b a r k e i t , /. CAMPE. UNAUSFÜHRBAR, verbaladj. adv., gegenfheil von ausführbar; ADELUNO bekannt: zwey Ursachen stehen ihr (der reget) im wege, warum sie . . unausführbar ist lehrgeb. 2,712, aber ins tcb. nicht aufgenommen. SOLTAU trug es 4, 1808 nach. vgl. unausführlich und für die bedeutung impracticabel. nl. onuitvoerbaar; nl. tob. 10,2079. schwed. outförbar. 1). adj.: das farbenklavier I s t unausführbar GÖTHE II 4,260 Weitn.; doch schien mir ein so groszes unternehmen . . unausführbar sehr. d. Ottheges. 17, 26; über hundert unausführbaren Projekten sioh den köpf zerbrechen BRÄKER 1, 51; ob es (OSthes Faust) vielleicht so fragmentarisch angelegt werden, unausgeführt und unausführbar bleiben muszte GERVINUS gesch. d. d. dicht. 6, 98; ein ungeheures werk, unausführbar für die vielbeschäftigten consuln NIEBUHR röm. gesch. 2,177; euer plan ist ktlhn, nicht nnansfDhrbar GBIBBL 7, 88; das gelingen dieses anfangs als unausführbar verspotteten Unternehmens MOMMSEN röm. gesch. 2, 86; unausführbaren idealen nachstreben l, 686; die zolleinigung hielt ich für eine unausführbare Utopie BISMARCK ged. l, 847; ist das werk . . unausführbar geworden bürgert, gesetzb. §646 l ; unausführbar wäre, alle diese Wörter . . einzutragen th. l vorr. xv. comparativ: was könnte abenteuerlicher und unausführbarer sein J. GRIMM kl. sehr. 6, 286. 2) substantiviert: etwas vergebliches, unausführbares KLINGER LL, 249; nichts unausführbares rathen J. v. MÜLLER 6, 61; das unmögliche und unausführbare . . verwerfen K. L. v. HALLER rest. l, x x x ; was denn gewöhnlich ins unausführbare, gigantische geht E. TH. A. HOPFMANN 4, 78; das halte ich für etwas ganz unausführbares BISMARCK redeh l , a o i Kohl. — u n a u s f ü h r b a r k e i t , f..
CAMPE 6,188*.
nl. o n u i t v o e r b a a r h e i d ;
nl.
tcb. 10, 2079. schwed. outförbarhet: eine anspielung auf die unausführbarkeit des systems der gleichheit aller menschen allg. d. bibl. 108, 488; die Widersprüche und die unausführbarkeit unserer einfalle SCHUBERT verm. sehr, L, 196; da er doch auch die . . unausführbarkeit davon fühlte RANKE 1,86; umsonst zeigten befreundete landsleute.. die unausführbarkeit des antragsTREiTSCHKE aufs. L, 298; auch eoneret mit plur.: dabei fielen sie mit ihrem verspäteten besserwissen und ihren superklugen unausführbarkeiten den handelnden beständig zur last MOMMSEN röm. gesch.
S, 894.
UNAUSFÜLLBAR
220
UNAUSFÜHRLICH, verbaladj. adv., theils dasselbe wie unausführbar (l), theils gegensatz von ausführlich, compiei, detailliert (2). danach wechselt die betonung; s. oben sp. 81 a. ADELUNO verzeichnet nur unausführlioh 2: nicht ausführlich, nur einige unterscheidungsmerkmahle enthaltend, ein unausführlicher begriff wb. 4, 880. CAMPE gibt beide bedeutungen. unausführlich, non circostanziato VALENTINI 2, 2,1164° (berücksichtigt auch bed. l); incomplete, not detailed LUCAS 2, 2, 2060*. nl. onuitvoerlijk gleich onuitvoerbaar; ni. wb. io, 2079. dän. uudfsrlig; ordb. 7, 458 b (en uudforlig plan). 1) mehr in gewöhnlicher rede als in der Schriftsprache wird unausführlich heute für unausführbar gebraucht: ein einfall, den er als unausführlich wieder verwerfen muszte WIELAND 19, 217. dazu u n a u s f ü h r l i c h k e i t , f.. CAMPE 6, 128*. nl. onuitvoerlijkheid; nl. wb. 10,2079. dän. uudfarlighed ; ordb. 7, 453b : das gespräch von den ideen entwickelt . . ihre . . unausführlichkeit allg. d. bibl. 6, 101; die meisten (forderungen) tragen offenbar das zeichen der unausführlichkeit an der stirne MENDELSSOHN 4, 1, 688.
2) unausführlich für unvollständig sowie das subst. u n a u s f ü h r l i c h k e i t , f., haben sich trotz ADELUNGS empfehlung («. o.) nicht recht durchgesetzt, man sagt wohl: die darstellung ist zu unausführlich; es ist etwas zu unausführlich dargestellt; die unausführlichkeit, das skizzenhafte ist der hauptfehler u. dgl. incompletaneus, want of detail LUCAS a. a. o. UNAUSFORSCHBAR, verbaladj. adv., inexplorabüis. gegenfheil des unüblichen ausforschbar. CAMPE 6, 123*; LUCAS 2, 2, 8060*.
nl. o n u i t v o r s c h b a a r ; nl. wb. 10, 2079.
für &Tctvd-f,s: aber auch seinen tod macht unausforechbar Kronion Voss Od. 8, 87; dasz er (gott) mich aber der tirannei preisz gibt, das ist mir das unausforschbarst«
SCHUBART
br. 2, 92.
—
u n a u s f o r s c h b a r k e i t , f., CAMPE, heute wird unerforschbar im allgemeinen vorgezogen, auch unausforschlich ist üblicher. UNAUSFORSCHLICH, verbaladj. adv.; gegentheil des von LUTHER gebrauchten, aber sonst unüblichen ausforschlich; dasselbe wie das spätere unausforschbar; s.d. STEINBACH I, 486; ADELUNG 4, 880 mit dem zusatz:
'in
der edleren Schreibart unerforschlich'; CAMPE 6, 128*. nl. onuitvorschlijk; nl. wb. 10, 2079. dän. uudforskelig; ordb. 7, 462b. veraltet u n a u s e r f o r s c h l i o h : den unauss erforschlichen tzorn (gottes) LUTHER 8,490,29 Weim. und u n a u s f o r s c h i g l i c h : er danck' ihm, dasz er mich so anauszrorschigiich erschaffen and erkoren A . SILESIUS tetlenl. 298 Neudr. der herr . . wird nicht müde noch matt, sein verstand ist unausforschlich Es. 40, 28; also tieff unnd unaussprechlich ist aller menschen hertz AGRICOLA spriehw. B VIII*; die sechsten werden genent lucifugi oder liechtflieher, . . seynd unauszforschlich, boszhafftig, unruhig ALBERTINUS Lueif. 12, 29 neudr.; doch, wenn er seine schuld bereut, verheisz'st du ihm barmherzigkeit onmftszig, unausforschlich SCHUBABT ged. 1,128;
es ist das hoohhehre, das unausforsohliohe geheimnis gott und Unsterblichkeit Voss antisymb. 191. comparativ: weil das reich der Qualitäten von weit gröszerm umfange, und die Verbindungen der begriffe weit zahlreicher und feiner, folglich unausforschlicher sind allg. d. bibl. 1,1,161. substantiviert: er ist der unerforschliche, weil das gesetz des ewigen Verstandes . . nicht von sterblicher klugheit ergründet werden mag SOLOER nachg. sehr. 2,748. — u n a u s f o r s c h l i c h k e i t , / . , CAMPE. dän. uudforskelighed; ordb. 7, 4S2. U N A U S F Ü L L B A R , verbaladj., noch nicht bei CAMPE, gegentheil des unüblicheren und meist als rückbildung zu betrachtenden a u s f ü l l b a r ; inexplebilis. vereinzelt u n -
a u s f ü l l i g : eine unausfüllige lücke JAHN werke 1,167; 2, 241 in derselben Verbindung unausfüllbare:
221
UNAUSGÄNGLICH -
UNAUSGEBACKEN
der den drang dir herab in die unauetttllbare brüst grub, weiten der hinunel bereitet er dir LAVATER Jfr. 3,167; eine unausfüllbare leere war in seinem herzen MILLER Sieguiart a, 424; der wird begreifen, dasz . . Göthe . . die kluft anausfüllbar fand, . . die die nene und alte knnst von einander abtrennt GERVINUS gesch. d. d. dicht. 6 , 8 7 ; sogar jange . . mädchen erbaten sich . . von den eitern einige silbermünzen, um sie . . in die unausfüllbare tiefe (der sammelbüchse) fallen hören zu dürfen HOLTEI eri. »ehr. 10, 803; den tiefen, -vielleicht unausfüllbaren abgrund der philosophischen irrthümer SCHOPENHAUER 3, 566; sie (die obsthändlerin und ihre tochter) haben keine unausfüllbare lücke in der weit gelassen BAABE hungerpastor 1 , 78. — u n a u s f ü l l b a r k e i t , / . , selten: wir lachen ihrer todten macht, wie einer maus ein löwe lacht, und dringen brüllend fort zur unauefüllbarkeit der grftnzenlosen ewigkeit LENZ ged. 178. UNAUSGÄNGLICH, veraltetes adj. adv., was keinen ausgang hat, gegensati des aus üggencllchkeit (LEXER 2, 2041) zu erschlieszenden mhd. Oggenclich: eine unausgängliche Verwirrung und labyrinth GARZONI 26A11; er wallte leis' in den labyrinthen umher, die des sehers «schichte, welchen Bethlem gebar, um seine seele, je mehr sie forschte, je gröszer und unausg&nglicher nerzog KLOPSTOCK Mem. 16,489; unausg&nglichen krieg mit unbesiegbaren männem führen wir bellum importunum . . gerimus Verg. An. 11, 306 Voss Verg. 8, 814. —
u n a u s g ä n g l i c h k e i t , / . , CAMPE 6,128*.
U N Ä U S Z E R L I C H , veraltetes adj. adv. der rechtssprache, heutigem unveräuszerlich entsprechend, nicht gegentheil von äuszerlich, sondern verbaladj.: erblich und nneusserlich besitzen hereditarie et inalienabiliter possidere SCHOTTEL 776. U N A U S G E A R B E I T E T , part.-adj., gegentheil von ausgearbeitet. KRAMER (1678) 1147*, (1700) 1 , 2 8 ° ; FRISCH 1, 88B; REICHEL kl. Gottschedwb. 62. ausgearbeiteter, das ausgearbeitete REICHEL Gottschedwb. 1,473. früh in Übertragener bedeutung adjectiviert; unausgearbeitet.. unfertig, . . unvollkommen KRAMER (1678) 1147*; non satis excuUus FRISCH a. a. 0. (vgl. unangebaut): sie suchen darinnen einen beweis eines unausgearbeiteten geschmacks RABEN ER 6, 42; die köpfe der antiken Venezianischen pferde sind, mit den unseren verglichen, schwerfällige und unausgearbeitete massen BÖTTIGER kl. sehr. 2,168.. vgl. ausgearbeitete gesichter, züge th. 1, 826; die spräche des 12, jhs. ist noch spröde und unausgearbeitet J . GRIMM kl. sehr. 6 , 278. — u n a u s a r b e i t e n d LA VATER fr. 8, 178. UNAUSGEARTET, part.-adj., gegensatt von ausgeartet, also der art vollkommen entsprechend: und ihr erster vater stand voll männlicher jugend . . unter seinen unausgearteten kindern KLOPSTOCK Meu. 6,149; schon herrscht er ritterlich, uralter straszenräuber unausgeartet kind V o s s tämtt. ged. 6,180. UNAUSGEBACKEN, part.-adj., gegentheil von ausgebacken, übertragen: fix und fertig; also unfertig, auch roh und grob (vgl. anaasgebraten); unbacken MANUEL 226,12; SEILER 298; ungebacken STAUB-TOBLER 4, 969; halbbacken, hausbacken, lisbacken, altbacken, frischbacken; nicht ausgebacken seyn nicht recht ausgeschlafen haben und daher etwas übler laune seyn SCHNELLER 1, 194; unausgebacken STIELER 74; KRAMER (1700) 1 , 6 1 ° ; STEINBACH 1,66; FRISCH 1 , 47 1 ": Syraoh nennet hie einen narren einen unausgebackenen groben Midam MATHESIUS Syrach 1 , 1 2 7 B ; die so niemals von hausz auszgezogen, nichts gesehen noch versucht, noch rohe und unauszgebacken . . seyn GUARINONIUS grewel 866; ein weib auch im amazonenkleide, ist doch nur ein unausgebackener mann HIPPEL lebenslävfe 2, 86; diese ganze klasse (der wirbellosen thiere) stellt die unreife, unausgebackene Vorstufe des thierreichs dar und ist im allgemeinen häszlich VISCHER ästh. 2 , 1 1 8 ; der poet ist eigentlich ein ausgebaokener philosoph oder sollte es sein. — nicht übel! sonach wäre der philosoph eine
UNAUSGEBILDET -
UNAUSGEDEHNT
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a r t u n a u s g e b a c k e n e r p o e t ? BAUERNFELD 7, 22; d a (in einer kxnderbrutansta.lt) w e r d e n k l e i n e , u n a u s g e b a c k e n e k i n d e r fertig g e m a c h t ROSEGGER III 7, 868. U N A U S G E B I L D E T , part.adj„ gegensati von ausgebild e t , dessen comparativ schon GOTTSCHED gebrauchte; REICHEL wb. 1, 475 b . wie a u s g e b i l d e t in der th. 1, 882 gebotenen GöthesteUe als Steigerung von gebildet empfunden ist, schreibt FRIEDR. ARNDT: w o b e i m i r a r m e n d u m m e n t ö l p e l i n m e i n e r ungebildeten, j a g a n z u n a u s gebildeten S ü n d h a f t i g k e i t g a r b a n g e w i r d E . M. ARNDT sehr. (1846) 1, 69. die adjectivierung hat besonders in der jüngeren übertragenen bedeutung stattgefunden: w i e k a n n d o c h e i n u n e r w a r t e t e s Unglück e i n u n a u s g e b i l d e t e s gem ü t h e r n i e d e r n ! STEPHANIE 112; u n a u s g e b i l d e t e r Char a k t e r LAROCHE frl. v. Sternheim 2, 107; d a sie n i c h t j e n e s c h ö n e u n d w o l l u s t a t h m e n d e n a t u r u m s i c h hatten, . . sondern eine r o h e w i l d e u n a u s g e b i l d e t e SCHMIDT gesch. d. Deutschen 1, 21; u n a u s g e b i l d e t e V e r n u n f t aUg. d. bibl. 109, 866; die pure d i n t e w ä r e d o c h ein s e h r unausgebildeter brief CAROLINE SCHLEGEL br. 2, 104; vgl. eine u n a u s g e b i l d e t e ohrfeige LAUBE 1 , 1 0 ; u n a u s g e b i l d e t e s p r ä c h e RITTER erdk. 6, 93; l e i c h t g e w a h r t m a n , d a s z a l l e u n a u s g e b i l d e t e n , der g e m e i n e n V o l k s s p r a c h e anh ä n g e n d e n s c h r i f t s t e i l e r die z w e i t e person, gelehrtere, v o r n e h m e r e i n d e n s e l b s t a n r e d e n die erste v o r z i e h e n J. GRIMM kl. sehr. 8, 291; a l l e s a n i h m w a r s c h m ä c h t i g , z a r t , l i n a u s g e b i l d e t GUTZKOW ritter 1 , 1 , 24. n i c h t una u s g e b i l d e t 'ziemlich reich entwickelt': e i n r e i c h e r u n d nicht unausgebildeter götterglauben unsrer voreitern J. GRIMM kl. sehr. 2, 8. zoologisch für rudimentär: una u s g e b i l d e t e organe. comparativ: d a g e g e n b e m e r k e n w i r , d a s z a u c h s e l b s t die b l a t t ä h n l i c h s t e n c o t y l e d o n e n , g e g e n die folgenden b l ä t t e r des stengels g e h a l t e n , imm e r u n a u s g e b i l d e t e r sind GÖTHE II 6, 82 Weim. substantiviert: o s c h w e i g , u n a u s g e b i l d e t e r PLATEN 2, 206; so k a n n dieser (der weit) n a t ü r l i c h d a s u n a u s g e b i l d e t e . . i h r e s w e s e n s n i c h t e n t g e h e n SCHUMANN ges. sehr. 1, 167. UNAUSGEBLICH, veraltetes verbaladj. des 17. jhs.. das kein ausgeblich zur Voraussetzung zu haben braucht, der bedeutung nach eins der vielen wirter für den begriff 'unmaszgeblich': zu folge desselben . . will ich . . meine unausgebliche meinung . . nachgehends eröffnen HARSDÖRFFER seeret. 1, D d III b . es scheint Übertragung von unausgeblicher müntz moneta, che non i spendereccia KRAMER (1700) 1 , 462 b vorzuliegen, begriffsentlehnung des it. spendereccio 'gangbar, gäng und gebe, ausgeblieh' (VALENTINI 1, 2, 1066 B ) ist nicht ausgeschlossen, es wäre dann unausgebliohe meinung eine solche, die keine allgemeine geltung, keinen curswerth beansprucht. UNAUSGEBOREN, part.-adj., gegensati von a u s g e b o r e n incarnatus: d a s z die a l t v ä t t e r v o r der s i i n d f l a t h a l s o l a n g e g e l e b e t , ist d a s die Ursache g e w e s e n , d a s z die k r ä f f t e des g e f o r m t e n w o r t s a u s g ö t t l i c h e r e i g e n s o h a f f t b e y i h n e n n o c h a n z e r t h e i l e t a n d u n a u s g e b o h r e n gew e s e n sind BÖHME sehr. 2, 284; sie sind u n a u s g e b o m e götter SCHUBART leben 2, 294. vgl. u n g e b o r e n , u n a u s geschaffen. U N A U S G E B R A T E N , part.-adj., gegensati von aasgebraten, in ähnlicher Übertragung wie bei unaasgebacken: unansgebratner naseweis, du bist noch ziemlich unvollkommen LiCIlTWIR (1748) 82; unausgebratener naseweis MENDELSSOHN 4 , 1 , 299.
ist
pöbelhaft und
kindisch
UNAUSGEDEHNT, part.-adj., gegentheil von aasged e h n t (ADELUNG 1,682), zur bezeiehnung einer metaphysischen oder mathematischen eigenschqft, keine ausdehnung besitzend, uniheilbar, untrennbar, dinge, die keine ausdehnung im räume halben, a n a a s g e d e h n t sind, kann man sich nur wie einen mathematischen punkt vorstellen. STEINBACH 1, s e i ; CAMPE 6, 123*; VALENTINI 2 , 2 , 1 1 6 4 " inesteso: e s b e d e u t e t eine a n r e a m l i c h e , u n a u s g e s p a n n e t e , u n a u s g e t h e n e t e g e g e n w a r t DANNHAWER catechism. 6,1096; zur Schreibung mit t h WILMANNS gr. 1*, 87; d e n n folgt n o c h n i c h t , d a s z die s e e l e a n a u s g e d e h n t a n d e i n f a c h
223
UNAUSGEFEILT -
UNAUSGEMACHT
ist, weil noch zu beweisen wäre, dasz jedes unausgedehnte wesen nothwendig reelle von einander geschiedene theile haben musz allg. d. bibl. anh. 25—86, 979; so viel haben sie . . gesehen, dasz er seine ausdehnung aus unausgedehnten punkten entstehen läszt NICOLAI litt. br. 8,180; unausgedehnte gröszen MENDELSSOHN 2,12; er, . . . der gestaltlos und unausgedehnt, anfang- und endlos, allen wesen und dingen gestalt und ausdehnung verleiht KLINGER 10, 294. substantiviert: so lange m a n a n n i m m t , dasz die materie eine realität ist, läszt sich . . das unausgedehnte nicht auch als . . realität angeben allg. d. bibl. a. a. o. 1062; das ding an sich ist bei K a n t ein raumloses, unausgedehntes . . geworden SCHOPENHAUER 2, 29.
UNAUSGEFEILT, part.-adj., gegentheil von ausgefeilt in übertragener bedeutung satis elimatus, perpolitus, das im superl. bei WIELAND Horaz 2, 197 erscheint: wir müssen es . . für ein glück halten, dasz nicht in allen Provinzen . . so . . auf die Vermehrung unausgefeilter stücke losgearbeitet wird allg. d. bibl. 54. 418. vgl. ungefeilt. UNAUSGEFÜHRT, part.-adj., gegentheil von ausgeführt, fertig und ausführlich sich nähernd, dazu das subst. die ausgeführtheit bei SANDERS erg. 215*. also unfertig: und alles scheint noch unerschaffen, roh, ungeformt, unausgeführt TEILLER betr. 2, 807;
die grosze, offne poesie erlag . . unter . . unausgeführten, mit sich selbst kämpfenden zugen HERDER 16, 161. substantiviert: diese stücke verrathen einen guten köpf, obgleich sie noch viel . . unausgeführtes haben allg. d. bibl. 9, 272. UNAUSGEFÜLLT, part.-adj., gegentheil von ausgefüllt, in selbständigeren bedeutungen. schemenhaft, schematisch: dabei sind übrigens beide ideen (gott und weit) n u r unausgefüllte gedanken, blosze Schemata D. F. STBAUSZ 6, 80. synonym, mit leer: entweder mit masse ausgefüllten oder leeren; unausgefüllten Schwerpunkt HUMBOLDT kosm. 8, 281. vgl. unausgefüllte, leere nüchterne zeit GUTZKOW ges. werke 7, 376. frei: ich . . h a b e eben einen unausgefüllten augenblick BISMARCK br. 624. UNAUSGEGEBEN, part.-adj., ineditus, gegensatz von ausgegeben, wird von HEYNATZ antibarb. 2, 511 getadelt und dafür unherausgegeben vorgeschlagen: der verf. h a t 25 unausgegebene reden des h. Augustinus aufgefunden allg. d. bibl. I i i , 305; auch unausgegeben hiesz unverheirathet J. GRIMM rechtsalt. L, 581. UNAUSGEGLICHEN, part.-adj., gegensatz des adjectivischen ausgeglichen, das schon gesteigert und zu substantivischer Weiterbildung benutzt ist. SANDERS erg. 230°. inexaequatus, ungleichmäszig, in sich widerspruchsvoll, unfertig, unentwickelt; auch milde für ungebildet, roh, stümperhaft: eine unausgeglichene darstellung, leistung, Sittlichkeit; ein ganz unausgeglichener Charakter; ein unausgeglichenes system; das unausgeglichene internationale wochenschr. 5, 887. — u n a u s g e g l i c h e n h e i t , f . , SANDERS a. a. o. auch im plur.: die unausgeglichenheit der gegensätze im griechischen volkscharakter BILLETER wesen des Griechentums 117. UNAUSGELERNT, part.-adj., gegentheil von ausgelernt, probe doctus: mit der albernen mine eines unausgelernten heuchlers u m Vergebung bitten? LESSING 18, 90. sonst passivisch: Christus ist unzuverstehen, quia est deus; er ist unausgelernt und unbegreiflich, weil wir hie leben LUTHER tischreden 84 Preger. UNAUSGEMACHT, part.-adj., gegentheil von ausgem a c h t consummatus, certus, das sich als selbständiger « begriff erst seit dem ende des 17. jhs. durchzusetzen beginnt S T I E L E R 1198; F R I S C H I , 6 3 I B ; STAUB-TOBLER i , 85. 45; FISCHER L, 489; PAUL 62». die oben th. L, 915, 6
angeführten beispiele für unausgemacht sind passivisch, nicht adjectivisch aufzufassen, in Übereinstimmung mit den älteren lexicalischen angaben, noch DENTZLER versteht unauszgemacht seyn als laborare in fine, non reci-
UNAUSGEMESSEN -
UNAUSGESCHAFFEN
224
b
pere ultimam m a n u m 821 ; unauszgemacht lassen als inchoatum relinquere 322*. ebenso liegen fern beispiele wie: was einer sagt und thut, das lasz unausgemacht alterius dictum aut factum ne carpscris unquam OPITZ 1, 307 (Catonis dist. 3, 8);
Brasidas durch seine Iangsamkeit den sieg aus den händen verspielte . . , hingegen aber käyser Julius nichts unausgemacht liesz LOHENSTEIN Armin, l, 916". selbständiger macht sich bald unausgemacht in den verbalen Verbindungen unausgemacht sein, bleiben, gelten für, lassen: daher d a n n unausgemacht bliebe, wie m a n eine gesandschaft . . abfärtigen . . wolte A. U. VON BRAUNSCHWEIG Oct. 1, 1066;
zumal da, wie bereits gedacht, die Wahrheit selbsten durch den eid je dennoch noch unausgemacht und gleichsam zweifelhaftig bleibet
T R I L L E R betr. 1,805; doch auch dieses läszt unser Verfasser unausgemacht LESSING 5, 370; worin diese Veränderungen . . bestehn, ist noch immer unausgemacht SCHOPENHAUER 8, 84; nl. onuitgemaakt nl. wb. 10, 2075; GOTTSCHED gebraucht den comparativ: dieses ist desto ausgemachter REICHEL 1, 516b. die neuere spräche fügt den Superlativ und das subst. die ausgemachtheit hinzu. 1) ungewisz, umstritten, fraglich, fragwürdig, anceps, ambiguus: wie es auch, des unterschiedenen geschmackes wegen, ein unausgemachter streit werden würde HERAUS 268; der Verfasser . . k a n n . . sagen, dasz m a n c h e . . . lehrsätze . . . unausgemachte hypothesen sind allg. d. bibl. 8, 69; beim tempel der Voltumna, dessen läge imm e r noch unausgemacht ist K. 0 . MÜLLER Etrusker l, 354. 2) incompletus, vgl. ausgemacht auszerordentlich GOTTSCHED bei REICHEL l , 5l6 b und gemacht th. 6, 1387; STAUB-TOBLER 4, 35: der mensch ist sich seiner als eines unausgemachten . . . wesens bewuszt JACOBI 6, 458. UNAUSGEMESSEN, part.-adj., gegensatz von ausgemessen; FRISCH l, 660°. in besonderer bedeutung für
UNbeschränkt von BERTHOLD VON CHIEMSEE
gebraucht:
denselben gerichtlichen gwalt h a t der papst volkommenlich und unauszgemessen in gantzer jrdischen kirch theol. 657. für unermeszlich, unabsehbar, nicht auszumessen: itzt wagt ich umzuschauen, da blühten um mich her unausgemessne auen WIELAND 1 1, 280.
vgl. unausmeszbar, unausmeszlich. UNAUSGEPACKT, part.-adj., gegentheil von ausgepackt, auch activisch ohne auszupacken: ich . . bitte dich einige tage mit mir hier 'unausgepackt' zu leben BISMARCK br. 614. ähnlich: hier schlieszt ein keuscher fleisz die schönsten wahren ein, die klugen käufera nur unausgepackt gefallen W E I C H M A N N poetie d. Nieder». 6,110. UNAUSGEPUTZT, part.-adj., gegentheil des im 18. jh. auch gesteigerten ausgeputzt (th. l, 927), synonym mit unschuldig von LESSING gebraucht: das . . erhabene der tugend in einem unschuldigen und unausgeputzten gem ü t h e 5, 399. UNAUSGEKICHTET, part.-adj., gegensatz von ausgerichtet, ermöglichte absolute partieipialconstructionen; vgl. sp. 17: er möge die geschellt nit so bald absolvieren, und dise onauszgericht ausz dem lande ziehen FRANCK thron. 126; d a r u m b si unausgericht ainicher sache wider abziehen musten FRIES Würzb. chron. 287; unauszgerichter sache SCIIAIDENREISZER Od. 66 b ; FRISIUS 9*. 589»; MAALER 863 d ; KRAMER (1678) 1147"; noch bei GRIMM : dasz der abgesandte . . unausgerichteter sache . . . zurückreisen muszte sagen 2, 150. durch unverrichtet tn dieser Verbindung verdrängt. UNAUSGESCHAFFEN, part.-adj., gegentheil von ausgeschalten, vollendet, in der th. 1, 946 mitgetheäten stelle KLOPSTOCKS :
aber es war ein leib, unausgeschaffen voll schwäche Meee. 7, 219.
2 2 5
iei
UNAUSGESCHLIFFEN -
WIELAND: du kleine unausgeschaffene
(HEYNATZ antib.
UNAUSGESÖHNT -
UNAUSGESETZT
2, 511; CAMPE 5, 123") wirken
miszgeburt Wörter
wie
ungeschaffen, miszschaffen, ungestalt u. dgl. ein. 'zu tadeln ist der auadruck weiter nicht; nur fehlt er bei ADELUNG' HEYNATZ. er hat sich auch nicht gehalten. UNAUSGESCHLIFFEN, part.-aaj., gegentheil von ausgeschliffen. vgl. ausgeschliffene metrische formen bei SANDERS 2, 958 b . seitentrieb zu unabgeschlillen (s. 0.), doch von ihm verschieden; durch zerstörende oder zersetzende einflüsse, die wie felsen aushöhlende wasser andringen, nicht um seine eigenart gebracht: man ist in Dux nämlich nicht mit unrecht stolz auf den alten, feinen, unausgeschliffenen dialekt STEUB drei sommer 1, 194. UNAUSGESCHLOSSEN, als absolutes von
a u s g e s c h l o s s e n excepto
part.,
gegensatz
(HEYNE 1, 242; D I E T Z 1, 1 8 4 * ;
vgl. ausgenommen th. l, 874): wenn bey solcher schrifft . . . steht auch, das alles unauszgeschlossen, das viel tausent zu finden seind, wilche viel geschickter äugen und oren von gott haben entpfangen, dann ich LUTHER 18, 455,17 Weim.; wir alle, die wir hier stehen, sie, herr geheimrat und ich unausgeschlossen, haben wir alle nicht in den büchern unsres vaters, oder wo immer, verbotenes, gelesen? D. v. LILIENCRON 6, 63. UNAUSGESCHNITTEN, part.-adj., gegensatz von ausgeschnitten, zur bezeichnung des folium integrum sive i n d i v i s u m CAMPE 5, L 2 8 B ; (1823) 1, 190.
R Ö H L I N G Deutschlands
flora
UNAUSGESETZT, part.-adj. adv., aus dem schon im 15. J'A. bezeugten aussetzen intermittere, omittere (FISCHER 1, 620) entwickelt und seit der zweiten hälfte des VJ.jhs. rasch verbreitet, auszer betracht bleiben ausgesetzt des excepto ( S C H N E L L E R 2, SM 1 l.jh.) und verbale participia wie ausgesetzte und unausgesetzte Vorlesungen oder unausgesetzte kinder DIEFENBACH-WÜLCKER 88*. dagegen steht es der bildung nach dem bald verdrängten unabgesetzt (s. 0. sp. 48 « . 3), unabsetzlich («. d.) und nach seiner bedeutung unaufhörlich (zum unterschied s. 0. sp. 207), unablässig, ununterbrochen nahe, mit denen es die abneigung gegen prädicative Verbindung theilt; man könnte höchstens seine thätigkeit schien, erwies sich als, war eine unausgesetzte u. dgl. gelten lassen. KRAMER (1678) 1147» mit Verweisung auf unaufhörlich; KRAMERMOERBEEK 2, 360* mit verw. auf unaussetzlich; continuierlich,
u n a u s g e s e t z t , immerfort
BELEMNON 5 7 ; S T E I N -
BACH 2, 354 (adj.); sine intermissione, FRISCH 2 , 2 6 9 " ; was nicht ausgesetzet, setzet
wird
ADELUNG 4 , 831;
assidue, beständig
ohnausgesetzt
perpetuo fortge-
MEINECKE
Boyen 1, 133. das adverb ist ungleich häufiger als das adj.; manche lexikographen wie FRISCH verzeichnen nur das adv. ein wort ausgeprägt schriftsprachlichen Charakters, von 0 . JAHN Z. b. zu tode gehetzt. I. das adj.: mit unausgesetztem fleisz GRIMMELSHAUSEN 2, 481, 7; 4, 853, 1 Keller; unausgesetzter weltumgang ZIMMERMANN eins. 1 , 4 6 ; unausgesetzte thätigk e i t H E R D E R 17, 31; t r u p p e n - m ä r s c h e GÖTHE I I I 6, 80, 6
Weim.; ein in der geschichte . . . bezeugter, unausgesetzter Zusammenhang J . GRIMM Beinhart Fuchs ccxciv ; Mozarts leben war ein . . unausgesetzter kämpf R . WAGNER 9, 88; eine unausgesetzte fuge bei ISTEL kunstw. 102; der drang des lebens . . . unterhält dasselbe (das recht) in unausgesetzter . . Wirklichkeit JHERING geist 13. I I . das
1) selien
adv. ohne auf schuh;
sogleich,
alsbald:
so dann will ich, was auf das eisen von mir verfertigt ward, unausgesetzt dir weisen BROCKES vergn.
4, 833.
8) veraltet schnörkelhaft im briefschlusz: so werde ich . . unausgesetzt verharren SCHWABE belust. 1, 96; empfehlen sie mich . . , der ich unausgesetzt bin ihr gantz e r g e b e n e r L I C H T E N B E R G br.
2, 249.
8) überaus häufig in dem gewöhnlichen sinne ohne auszusetzen: hierauff fuhr der mann fort unausgesetzt das seine treulich zu verrichten ARNOLD kirchen u. ketzerh. X I . 3.
UNAUSGRÜNDLICH
226
8, 28 b ; wenn man diese arbeit unausgesetzt forttreibet WOLFF ged. v. d. menschen thun 104; empfange tausend dank fttr deine vater-huld, . . die mir bisz hieher unausgesetzt gewogen HENRICI ged.
das glück will ja unausgesetzt bey deinen kindem liegen
SCHWABE belust.
1,90;
1,535;
die östreichische batterie . . . feuerte unausgesetzt in Prellschüssen auf dem wasser GÖTHF, 33, 291 Weim.; alle Vorstellung ist werk der reflexion; aber auf die dauer und unausgesetzt ist sie nicht haltbar SCHOPENHAUER 1, 99; sein haupt war unausgesetzt von einem . . pelzhüte bedeckt KELLER 6, 94. UNAUSGESÖHNT, part.-adj., wie implacatus für implacabilis: schwör ich unausgesöhnten krieg theater d. Deutschen 7 , 137. vgl. unaussöhnbar, unaussöhnlich (unaussöhnlichen abscheu allg. d. bibl. 100, 580), unversöhnlich. Substantivierung: den unausgesöhnten KLOPSTOCK MeSS.
3, 257.
UNAUSGESONDERT, part.-adj., nicht erlesen, unverfeinert: ein groszes, unausgesondertes publicum HERDER 17, 295; j e ursprünglicher sie (die spräche) zum vollen, unausgesonderten laute der natur hinaufsteigt 5, 11, UNAUSGESPROCHEN, part.-adj. adv., gegentheil von ausgesprochen prononcé: in einem unwirksamen, unausgesprochenen zustand GÖTHE II 8, 14 Weim.; unausgesprochen ist die französische kunst Schriften d. Götheges. 6, 163; wenn es (das nervenfieber) eine schleichende, unausgesprochene form angenommen hätte GUTZKOW ritter v. geiste 4, 44. allgemeiner: nur die unausgesprochenen (problematischen) menschen waren ihr interessant FONTANE 1 1 , 170. adv.: dasz die ernsteren . . . dies unausgesprochen voraussetzten LUDWIG 1, 344. substantiviert allgemein: ihr jüngem aber, die ihr unverzagt unausgesprochnes auszusprechen wagt
GÖTHE 3 , 1 3 1 Weim. ;
kannst du ihn lesen? den nie entsprosznen, unausgesprochen Faust 1307; die juden sprachen das tetragrammaton IHWH nicht aus; das ewig wenn nicht unausprechliche, doch unausgesprochene des weibes GUTZKOW ges. w. 7, 439; es lag . . . viel unausgesprochenes in ihnen AUERBACH 7, 211. auch d a s u n a u s z u s p r e c h e n d e SANDERS erg.-wb. 496°.
UNAUSGESUCHT, part.-adj., gegentheil von ausgesucht exguisitus, exquis: Zeichnung und ausdruck leiden . . . unter einem . . unausgesuchten colorit allg. d. bibl. 1, 2, 82. Superlativ LAVATER fragm. 2, 82. UNAUSGEZEICHNET, part.-adj. adv., gegentheil von ausgezeichnet, also sehr mittelmäszig, schlecht: J . GRIMM an Meusebach 828. adv.: R . stand so unausgezeichnet wie ein ganz gemeiner alltäglicher bösewicht da MORITZ Anton Reiser 211, 35. UNAUSGLEICHBAR, oerbaladj. adv., gegensatz des wenig üblichen ausgleichbar, inexaequabilis, von CAMPE 5, 124* als neubildung verzeichnet, adj.: alles tragische beruht auf einem unausgleichbaren gegensatz GÖTHE unterh. m. kanzler Müller 89; ein wesentlicher, unausgleichbarer unterschied J. GRIMM kl. sehr. 1, 74. adv.: es gibt vielleicht nicht fünf historische persönlichkeiten, über welche das urtheil . . . so unausgleichbar getheilt ist, wie über Ludwig X I V DÖLLINGER vortr. 1, 265. comparativ: gegnerschaft, welche um so verwickelter und unausgleichbarer werden muszte, weil HOLTEI erz. sehr. 14, 96. — u n a u s g l e i c h b a r k e i t , f . : trotz der unausgleichbarkeit unserer differenz HEBBEL br. 6, 46. UNAUSGRÜNDLICH, verbaladj., üblichen ausgründlich perscrutahilis gründbar
IMMERMANN 15 , 846
und
gegentheil ; selten bei
eines unun a us-
LUTHER
un-
ausgrundet 84, 2, 187, 7 Weim.; DIETZ 1 , 1 6 9 B : eitel hertzliche unausgründliche liebe und gnade LUTHER 28, 86, 81; 99, 7 Weim.; die unuszgrüntlichen Juristen biecher H . v . CRONBERG
28","4";
15
227
UNAUSHALTBAR — UNAUSLÖSCHBAR hab oSt gehört von frawen list, das sie gar unauszgrOndlich ist
B. WALDIS 2, 38
UNAUSLÖSCHLICH Kurz.
mit unergründlich wechselnd MATHESIUS Syrach 86B; 108*. von Voss neu gebildet: schon in den gierigen Schlund des nnansgrOndlichen bauches Ovids verw. 88,107; CAMPE 5,184*. vgl. unabgründlich. heute unergründlich. — dän. uudgrundelig, uudgrundelighed; schtced. outgrundlig, oatgrandlighet. UNAUSHALTBAR, verbaladj. adv., nicht zu ertragen, üblicher nicht auazuhalten; von CAMPE als neubüdung verzeichnet, adj. : auch trocknen die unaushaltbaren thränen RLOPSTOCK Mets. 11,1381; von unaushaltbarem fener und dnrste geplagt MEISZNER Ale. s, 188; zwei dinge waren während der fahrt unaushaltbar CASTELLI IO, 868; einer fttr zarte nerven unaushaltbaren musik PÜCKLER br. 4, ei.
adv.
neubildung
bei CAMPE :
der krebs, das unausheilbare Obel Voss Ovids verw. 18,118; unausheilbaren schaden 8, 86. — u n a u s h e i l b a r k e i t , f . . CAMPE.
UNAUSKLAGBAR, alt adj. u. adv. bei CAMPE, 'nicht ausgeklagt werden könnend, eine unausklagbare schuld, deren tilgung wenigstens vor der hand noch nicht durch gerichtliche hülfe erzwungen werden kann'. VALENTINI 8, 8,1165*. nur im juristischen geschäftsverkehr üblich. — u n a u s k l a g b a r k e i t , / . , CAMPE.
UNADSKÖMMLICH, adj. adv., gegensatz von auskömmlich: ein ganz unauskömmliches gehalt. anders nl. onuitkomelijk: de grootste en onuitkomelykste zwaarigheden nl. wb. io, 8076. UNAUSLAUFTIG, veraltetes adj., gegentheil von ausl&uftig excursivus: Luther hatte eine 'richtige, stracke, unauslauftige antwort, j a oder nein' . . verlangt LUTHER 18, 769 Weim. UNAUSLEGLICH, veraltetes verbaladj., non explicabiIis; o n u i t l e g g e l y k KRAMER (1719) 8 , 883°; (1678) 11*7 \ nl. wb. io, 8076. bei CAMPE und VALENTINI auch u n -
a u s l e g b a r : das er in oll histori und verlaufen seiner unauszleglichen arbait erzelete herzog Ernst Volksbuch 896, 8 Bartsch; wie sie denn auch solches seihst zu bedeuten für ihre heiligthümer das unauslegliche wunderbild setzen LOHENSTEIN Arm. l, 1861b; in dem einen (Spiegel) sah man die unauslegliche abbildung der ausdehnung überhaupt GOTTSCHED d. neueste 6, 407. — u n a u s l e g l i c h k e i t und u n a u s l e g b a r k e i t , f . . CAMPE.
UNAUSLERNBAR, verbaladj..als
I. adj.: die nährt in der eeel ein nnausleschbar brennen
LOHENSTEIN Humen 89;
denen dieser wahn ein früher unauslöschbarer eindruck ward HERDER so, 68; vgl. anm. 402 f . ; die unauslöschbaren züge innerer ewiger perfectibilität LAVATER f r . 8, si; so darf ich den genius segnen, der mich zu dem flüchtigen und doch unauslöschbaren anschauen dieser zustände trieb GÖTHE II 9,164, 6 Weim.; ein unauslöschbares (vgl. II. l, 699 äaßeaxoi) gelächter Voss antis. 8, 861; mit einer unauslöschbaren dinte RITTER erdk. 8, 1169; unauslöschbaren hochmut HEINE 6, 483. superl.: die unauslöschbarsten eindrücke theater der Deutschen 17, 88. II. adv.: wo sie {die Nemesis) sich alle . . thaten der menschen still aber unauslöschbar anmerket HERDER 16, 488;
und unauslSschbar lodern sie (die flammen) empor
HERDER
18, 180. noch seltener: das i s t . . u n a u s h a l t l i c h schauspiele (1771) 4, 8, 86. aashaltbar, aushaltlich unüblich. — u n a u s h a l t b a r k e i t , f . , CAMPE, dän. uudholdelig; ordb. 7, 468'; uudholdelighed. UNAUSHEILBAR, verbaladj.,- aasheilbar unüblich, als
neubildung LA VATERS
von CAMPE verzeichnet, auslernbar unüblich: diese unauslernbare Wissenschaft LAVATER bei CAMPE; bis er alle theile der unauslernbaren logischen kunst . . . in seiner gewalt hat FR.'SCHLEGEL jugendschr. 8,118. 84. — u n a u s l e r n b a r k e i t , f . . CAMPE.
UNAUSLODERND, part.-adj., zur wiedergäbe des gr. axaftatov II. 6, 4 von BÜRGER gebildet: sie facht' ihm Ober heim und schild ein unausloderndes feur an 1, 880. UNAUSLÖSCHBAR, verbaladj. adv., gegentkett des unüblichen auslöschbar (FRISCH I, 684*), jünger und gewählter als unauslöschlich («. d.), dessen bedeutung inexstinguibilis, indelebilis es im ganzen theüt; doch ist zum unterschiede von unauslöschlich hier von dem schw. verb. löschen und von passivischer avffassung ausgegangen. erst bei CAMPE verzeichnet, nl. onuitleschbaar nl. wb. 10, 8076.
228
BBBR 106.
zusammengerückt: unauslöschbar feurige sehnsucht FotJQUE gefühlei, 147. — u n a u s l ö s c h b a r k e i t , / . , CAMPE. UNAUSLÖSCHLICH, verbaladj. adv., gegensatz des selteneren auslöschlich, im allgemeinen unauslöschbar («. d.) gleich, doch häufiger, reicher entwickelt und schon im l&.jh. (unausleschenlich) bezeugt, nl. onuitlesschelijk nl. wb. 10 , 8076. selten dafür u n a u s g e l ö s c h t : versichre dich von mir unausgeleschter liebe LOHENinextinetus STEIN Arm. 8, 1666; vgl. unauszlöschlich MAALER 463d.
u n a u s l ö s c h e n d CHAMISSO 6,94.
be-
sonders in der sinnlichen bedeutung geht man vom intransitiven st. verbum aus, ohne dasz sieh feste grenzen gegen unauslöschbar ergeben.
das adj. l) der grundvorstellung des ausVäschens nahebleibend: des feurs, das ewigklich prynnet und ist unauszleschenlich EYB d. sehr, l, 80, 18; unauslöschliches brennendes öl PRÄTORIUS glückstopf 79; in der unauslöschlichen lava MD8ÄUS volksm. 1,86; der unauslöschliche vulkan PFEFFEL vers. l, 97. auch unauslöschliche flecke NAUMANN vägel n , 88; tinte GÖTHE 43, l, 866, 4 Weim.,- färI.
ben RITTER erdk. 4, 815; schwärze LIEBIO hdb. 684; un-
auslöschlichen durst HALLER Usong 810; bildlich den fast unauslöschlichen brand der stolzen Uneinigkeit NEUMARCK palmb. 10; und dadurch die selbigen mit unauslöschlicher brunst sich zum unglück angezündet hätte polit. maulaffe 81. von geschriebenem, gezeichnetem, gedrucktem u. ä.: eine unglückliche fee bringt an der wiege des prinzen einen unauslöschlichen queerstrich in die seele des kindes HERDER 17, 61; das bild . . ist unauslöschlich GÖTHE IV10,41, 83 Weim.; dasz die buchstaben der Zärtlichkeit . . unauslöschlich seyn l, Sil, 6 Weim.; ich trage einen unauslöschlichen abdruck dieses . . meisterwerkes mit mir FORSTER S, 86;
doch spuren, langhin unanslSschliche
RÜCKERT 8 , 1 7 3 ;
auf deiner stirn steht ein unauslöschliches mal AUERBACH 3, 31. kühn: die anmuth der jugend war . . entschwunden; . . nur die unauslöschlichen äugen mit ihrer düsteren gluth drohten HOLTEI erz. sehr. 87, 143. 8) mehr oder weniger unsinnlich, den begriffen 'unaustilgbar, unaussöhnlich, nicht zu vergeben, unzerstörbar, unverlierbar, dauernd, fest eingewurzelt, übermächtig, tief nähertretend, indelebilis DENTZLER 888*: eyn unauszlesschlich sunde LUTHER 8,508 Weim.; zorn gottes WIDMANN Faustb. 179 Keller; neyd NAS antip. 4, 84*; ehe und das gifft . . schier unauszlöschlich worden GUARINONIUS gr. 893; in unauslöschlichen hasz GRTPHIUS
lustsp. 188; schimpf und spot CHEMNITZ schwed. krieg
8, 778; begier MORHOF unterr. 8,187; angedenken ABRA-
HAM A ST. CLARA mercks Wien 166; übel ARNOLD kirchenu. ketzerhist. 181b; eifer WOLFF ged. v. d. menschen thun 188; enthusiasmus ZIMMERMANN eins. 8, 67; man liebt nur einmal, und die erste liebe ist unauslöschlich SCHUBART br. 8, 71; unauslöschliche züge GÖTHE 40, 830, 8
Weim.; einen unauslöschlichen eindruck 81,106,17 Weim.;
2 2 9
UNAUSMESZBAR -
UNAUSLÖSCHLICH
indem die resultate einer wechselseitigen ausbildung unauslöschlich bleiben, geht die erinnerung der mittel verloren 47, 8 Weim.; unauslöschliche vorwürfe SCHOPENHAUER 2, 276.
besonders nach character indelebilis: eyn unauszleschlich maltzeychen LUTHER 8, 640 Weim.; das ist ain underschidlichs und unauszleschlichs warzaichen BERTHOLD v . CHIEMSEE 419; unauslöschlicher Charakter EICHHORN rechtsgesch. l , 262; R A U M E R Bohenst. 6, 41. abge-
blaszt: ihre einfalt. . heitert sich . . zu einer . . anmuth auf, die ihr einen unauslöschlichen Charakter . . einprägte allg. d. bibl. s, 2,166; abneigung gegen den unauslöschlichen Charakter aller moscowitischen cultur GUTZKOW ges. werke l i , 846. vgl. ein unauszleschliches Siegel BUTSCHKY Pathmos 16. für
gr.
äs, ineffabilis, inenarrabilis, inenuntiabilis auf den inhalt nach tive,
bezogen,
so ergibt
entgegengesetzten immer
bedeutungsentwicklung
eine
Steigerung
des
positiven
begriffen
sind
zustände
und
L)
von
aber
sich eine
Seiten, eine positive
affecte, fähigkeiten, durch und
wort,
ged.
278, 17 Weim.; unauszsprächlich sind herr deine radt-
wird,
adj.
A.
SCHED d. neueste PESCHEL
das form
vern.
aussprechliche schätz der hochdeutschen spräche GOTT-
Unterschei-
bedeutung
lichen
der
wie
WOLFF
sprechliche zahl
234
das
adj.
ein
so hoher grad
es
verzichten
möchte
nega-
gefühle,
ergebnis,
von stärke
oder
eine
besonders
deren
dasz man auf den unmittelbaren wort
und
begriffes.
ausdruck müszte:
denen
zugesprochen in
ain
spräche unausz-
sprechenliche liebe TAULER serm. A a; der anderen unaussprechelichen woltete erste d. bibel 2, 7, 19; mit LB
u n a u s z s p r e c h e n l i c h e n f r e u d e n heiligenleben
(1471)
wintert.
i m b a; gote . . in sine unauszsprechliche . . gutekeit be1) lautlich, itvEX(pü>VTito(: eine Sprache . . für fremd- felende privatbr. L, 237 Steinhausen; seiner unaussprechlinge ganz unaussprechlich HERDER 5,11. 10 u.ö.; mündl i c h e n g n a d e L U T H E R 86,508 Weim.; tugent SCHWARZENlich unaussprechliche worte GÖTHE IV 3, 45, 15 Weim.; BERG Cic. 4; lust und wolgefallen RUOFP heb. 36; hertzauf der bergebene mit dem unaussprechlichen namen h a f f t i g k e i t R I S T friedej. D. 48; d i e u n a u s s p r e c h l i c h e n I M M E R M A N N 1,12; oft bei J. G R I M M kl. sehr. 8,47;
gramm.
4, 23; gesch. d. d. spr. 369 u. s. w.; was der zunge unaussprechlich war LUDWIG 2, 45; den unaussprechlichen aufs.
d a n z k s TREITSCHKE 2) aus ihrer
scheu
heiligkeit
(vgl.
die
dürfen
wollüste GRYPHIUS
trauersp.
Palm;
143
nunmehr gelangest du . . . vom schauen zum genusz, der unaussprechlich ist
HENRICI ged. 1, 235;
2, 45. tabuvorstellungen)
gewisse
namen
und
oder
wegen
begriffe
nicht
m i t unaussprechlicher
2,91; s e h n s u c h t H E R D E R
16, I N ;
briefe
GOTTSCHEDIN
Zärtlichkeit
morbidezza
M O S E R 8,
ausgesprochen werden: got hat . . ainen . . unaussprech- 218; unaussprechlich war meine Zufriedenheit GÖTHE lichen
BERTHOLD
nam
VON C H I E M S E E
154;
FRANCK
parad. 16b; die fünff buchstaben dess unauszsprechlichen göttlichen namens Jehova NIGRINUS von zäub. III;
Arm.
LOHENSTEIN
HERDER
19, 295.
vgl.
L, I 6 9 B ;
KLOPSTOCK
unausgesprochen
Faust
od. 1, 175; 1307.
der
unaussprechlichen heyligen sacrament nyessung LUTHER 15, 259, 18 Weim.; unaussprechliche wort gottes J. BÖHME 4, 143; d i n g e
H A R S D Ö R F F E R secr.
2, 220; T H Ü M M E L
reise
23, 54, 1
3, 36; HERDER 15, 168; was sah der apostel im dritten himmel? nicht wahr, unaussprechliche dinge GÖTHE
I, 44;
37, 168, 25 Weim.
II,103;
die beweggründe
von
scheu
keit sind in solche des gesellschaftlichen
und
heilig-
anstanden
preeiös
Weim.;
vernahm ich ihre stimme, wie durchdrang ein unaussprechliches gefahl die brüst Tasto 8798; behagen II 1, 308; bedürfnis 28 , 289; anmuth 24, 88, 3; natürlichkeit III L, 199; feuer 82, 9,15 Weim.; zu meinem unaussprechlichen glücke SCHILLER 14, 185; in unaussprechlicher bewegung H. v. KLEIST 3, 32; ruhe FICHTE 5, 228; einen so unaussprechlichen eindruck CHEZY erz. herablassung
HOLTEI
erz.
sehr.
2, 235;
seine
un-
aussprechlichen inwendigen fähigkeiten als bauchredner a n h ä n g l i c h k e i t E B N E R - E S C H E N B A C H 4, 5;
unaus-
sprechlicher inbrunst voll ARENT-CÖNRADI-HENCKELL 2.
unauszspreabgeschwächt, wenn der hintere als der unaussprechliche auch von Sachen und sächlichen begriffen: chenlich wunderbar Schönheit RIEDSRER rhet. a N V theil des körpers bezeichnet wird. von solchen unausprechlichen gutern und gaben LU8) aus erkenntnistheoretischen gründen: das vollkomTHER 82, 31, 3. 103, 89 Weim.,- Plinius . . sagt, dasz die m e n e . . i s t . . u n a u s z s p r e c h l i c h A R N D Thom. v. Kernbibergeyle ein unauszsprechlichen sfteszen geruch habe pis l ; so ist diese materie . . theoretisch unaussprechGESNER-FORER 24; dasz die nutzbarkeit dieses büchlins lich GÖTHE IV 12, 385, 20 Weim.; alle erscheinungen sind u n a u s z s p r e c h l i c h i s t F I S C H A R T binenk. A 7 » ; d i e e n g e l unaussprechlich, denn die spräche ist auch eine erhat der Schöpfer . . . geschaffen, dasz sie jhn mit unscheinung für sich II 5, 8, 298, 9 Weim.; I 46, 56, 23 ; 4«, auszsprechlicher stimme loben NIGRINUS zäub. 198; ein 19, 6 Weim. nahe kommt i n c o m m e n s u r a b e l B O U C K E 124; . . kaum erhöretes beyspiel unaussprechlicher beständigden individuellen, folglich unaussprechlichen inhalt k e i t G R Y P H I U S trauersp. 143 Palm; w a s v o r e i n e n unJusTI Winckelmann 2, 1, 46. aussprechlichen sieg die englischen . . . waffen . . . be4) nicht
anzugeben,
eigenschaften
von thatsachen,
unberücksichtigt
bleiben:
zahl,
menge,
wobei
es ist unaussprech-
lich, wie grosz . . diese wort sind LUTHER 11, 432 Weim.; ps.
145, 3.
ähnlich
1, 64; K L I N G E R
mit
abh.
fragesatz
HIPPEL
lebensl.
theater 2, 258; G Ö T H E I V 8, 85 Weim.
un-
auszsprechlich zu melden PARACELSUS 1, 220 A; unaus-
fochten FLEMING
vollk. sold. 315 § 6;
ich verliere mich selbst im unaussprechlichen lichte
GISEKE poet. w. 86;
einen unaussprechlichen einflusz HERDER 87, 879; lasz diesen händedruck dir sagen, w a s unaussprechlich ist
GÖTHE Faust 3190;
235
UNAUSSPRECHLICH
UNAUSSPRECHLICH welch unaussprechlicher klang schlägt mein entzücktes ohr? SCHILLER 1, 819;
es w a r . . von unaussprechlicher Wichtigkeit, dasz HANKE 14, 246.
2) ebenso wirksam steigert unaussprechlich negative begriffe nach 'der entgegengesetzten, Seite: v o n d e m schentlichen unauszsprechenlichen mort STAINHÖWEL de elaris mul. 69; widder den unaaspreohlichen grewel dos endchrists L U T H E R 7, 427, 23 Weim. u. o,; zu unauszsprechlichem schaden der seien EBERLIN V. GONZBURQ 8, 234 neudr.; zu unauszsprechenlicher . . zersterung KNEBEL thron, v. Kaisheim 194; gantz unauszsprechlich ist dein noth
ein unaussprechlich heitrer tag NOVALIS 4, 209; etwas unaussprechlich albernes JUSTI Winckelmann 2, 2, 87; mit unaussprechlich trauriger stimme FONTANE I 6,270. vielfach werden in neuerer zeit die beiden verbundenen begriffe zusammengeschrieben, so dasz auch adjectivische auffassung des ersten gliedes möglich wird: unaussprechlich grosze ernte STOPPE Parn. 621; unaussprechlichsüsze sorge GOTTER 1, 178; in den unaussprechlich-schönen himmel J. P A U L 8, 181. geheimnisvoll, wunderbar, von der incarnation: durch den der usz willen . . des vatters unussprechenlich gegangen ist uszer dem lybe der j u n g f r o w e n N . v. W Y L E transl. 197, 14 Keller; unaussprechlich trägt er die geschaffnen wesen in den armen seiner liebe OVERBECK ged. 2;
griech. dram. 1, 226 Dähnhardt; eyne sondere anzeygung desz unauszsprechlichen strengen gerichts und zorns gottes SEBIZ feldbau
l, 640;
das uns bringt unauszsprechlichn schmertzn A Y B B B 1,679,12
Ketter;
unaussprechlicher verlast, wie beklemmst da meine brüst C A N I T Z ged. 168; ein unaussprechlich nichts W E I C H M A N N poes. d. Niedersachsen 2,103; ein unaussprechliches herzklopfen CRALI ER nord. aufs, L, 322; eine solche unaussprechliche Schwierigkeit LESSINO IO, 360; dieses schwein . . . vergiftete ganze straszen m i t unaussprechlichem mistgeruch LICHTENBERG verm. sehr. 8, 692; Zeas . . söhn war ich and duldete dennoch unaussprechliches elend (¿¡c(t»> daugtoini) V o s s Od. 11, 621. 8) selten von personen, persönlich gedachtem und thieren; tadelnd und lobend; mich wundert, das deutsch land . . noch einen pfennig hat für den unauszsprechlichen, untzelichen, untreglichen römischen dieben, b u b e n und reubern L U T H E R 6 , 288 Weim.; einen auszdermaszen groszen unnd unauszsprechlichen hundt SCHUMANN naehtb. 68, 24; meine leser wissen . . , dasz ich v o n j e her ein unaussprechlicher freund des kriegswesens . . w a r K . FR. CRAMER Neseggab 8, 267; unaussprechlicher geist BETTINE Oilnderode », 19. vgl. I 2. 6. B.
adv.
positiv: so anauszsprechlich liebt sie mir Jattnachlip. 134, 27 Keller;
aber sie liebt ihn unaussprechlich GELLERT werke 3,82; sie h a t m i c h unaussprechlich gertthrt M I L L E R Siegte. L, 199;
das hätte ich unaussprechlich dir gedankt SCHILLER 6,403 (Dom Karlot v 1). negativ: n a c h so altem und laider unauszsprechlich erlittenen schaden G U A R I N O N I U S gr. 8"; die ihr mit angst and ach nnd jammer-reichen zähren altar and herd beweint and unaussprechlich klagt GRYPHIUS trauerep. 171 Palm; von dem traurigsten Verluste lange unaussprechlich gepresst GÖTHE 17,166,21 Weim.; unaussprechlich ermüden FR. L . SCHRÖDER 1, 21; mir widert das übrige Deutschland . . unaussprechlich a n jahrb. d. Qriüparterges. 2,248. blosz steigernd, meist in Verbindung mit adj., pari, und adv. vgl. unauszsprechlicher m a s z e n WECKHERLIN 1, 896, 4 : so anauszsprechlich grosz trfibsal griech. dram. 1,199 Dähnhardt; unauszsprechlich
viel PARACELSUS op. 2, 47 B ;
ich bin gantz unauszsprechlich froh A. SILESIUS teelenl. 81 neudr.; fehler, die diese melodien unaussprechlich ekelhaft . . m a c h e n SCHEIBE crit. mus. 692; unaussprechlich enge schranken ZIMMERMANN nationalst, xi; kommt, unaussprechlich ettsze fraudem KLOPSTOCK oden 1, 64,40 U. ö. ,-
eine unaussprechlich flieszende h a r m o n i e GÖTHE 22, 66, 20 Weim.; aber es (das Hnd) hängt a n der mutter, und hat so reoht, so unaussprechlich recht, a n i h r zu hangen JACOBI vierice 1, 86; doch näher noch, noch unaussprechlich näher, erlSser, bist da mir SCHUBART ged. 1, 78;
236
z w e i stunden vor nacht w a r der vollmond eingetreten und verherrlichte den abend unaussprechlich GÖTHE 81, 8» Weim.; ich habe treu gelesen die worte, schlicht und wahr, und durch mein ganzes wesen ward's unaussprechlich klar EICHRNDOHPF 1, 884;
das
unaussprechlich
angeschaute
JUSTI
Winckelmann
1, 898.
C. steigerungsformen: voll des unaussprechlichsten gefühls MEISZNER skizzen 1, 79; über KLOPSTOCK siehe CAMPE 6, l24 b ; du . . . fühlst es unaussprechlicher als ich
br.
GÖRRES
D.
8, 178.
Substantivierung.
1) unaussprechlich als sprachlicher ausdruck: den gerügten nonsense des unaussprechlich GEIISTENBERO rec. 90, 6. 2) auf die ausspräche bezogen: w e n n m a n das unaussprechliche prononciren will LICHTENBERG erkl. 4, 182.
8) gott: dasz nnauszspiechliche, dasz man pflegt gott zunennen, giebt sich in einem wort zusprechen und zukennen A. SILKSIUS wanderem. 90, 9 neudr.; vater der Schöpfung I unaussprechlicher! KLOPSTOCK od. 1,176; 2,11 u. ö.; oder htrst du dich lieber den unaussprechlichen nennen? Mut.
6,147;
vgl. unausgesprochen, göttliches: berührung m i t dem ewigen, unaussprechlichen E. TH. A . HOFFMANN 1, 15; nur Lichtenberg verspottete . . die geistlichen Z u c k u n g e n des m i t dem unaussprechlichen schwangern C h r i s t e n (Lavater) GERVINUS gesch. d. d. dichtung 6, 268. 4) ideen, irrationales, incommensurables, auszerordentliehes, höchstes: das unaussprechliche vorstellen HARSDÖRFFER gesprechsp. 4, 176; du sagst nichts, w e n n du etwas unaussprechliches sagen willst HERDER 18, 74; die kunst ist eine Vermittlerin des unaussprechlichen GÖTHE 48, 179, 11 Weim.; gespr. 6,108; u. 0. BOHNER 46; alles unaussprechliche ist ihr (der außdärung) verdächtig JACOBI 6, 149; das unaussprechliche in mir IMMERMANN 1, 88; 18, 78; GUTZKOW unter unausgesprochen; falsches streben, das unaussprechliche auszusprechen
EICHENDORFF
8 , 319;
LUDWIG
6 , 137;
es
muszte etwas auszerordentliches, unaussprechliches sein M. MEYR
erz.
2, 813.
6) von einer einzelnen nicht genannten person: wenn Sie heute . . . mit der unaussprechlichen, namenlosen mittelst des ehesegens zusammengeschmiedet w e r d e n BÜCHNER nachg. sehr. 186. 6) die hosen werden etwa seit der mitte des 19. jhs. nach dem zwei menschemiUer früher bezeugten engl, inexpressibles die unaussprechlichen genannt, zeitschr. f. d. wortf. 10,136/. zur bedeutungsenturieklung s. A I 2. recht durchgedrungen ist die gezierte bezeichnung nicht, verdiente es auch nicht (th. 1, x x x m ) : ohne . . Schonung für meine unaussprechlichen v o n weiszem kasimir geschah das unaussprechliche HOLTEI erz. sehr. 22, 18;
237
UNAUSSTERBLICH -
UNAUSSPÜRLICH - U N A U S S T E H L I C H
der kaffee brannte unaussprechlich dnrch die unaussprechlichen NESTROT 4, 853; wenn ihnen der herr gemahl einmal zumuthete . . eine . . naht an seinen unaussprechlichen festzunähen LEO m. jugend ü. 7) der unaussprechliche der hintere HÜOEL Wiener dial. 178 und ziemlich allgemein verbreitet; vgl. der unaussprechliche theil des körpers ob. A I 8: wobei es (das kind) einige Schläge auf den unaussprechlichen bekommt
LEXER
in
F R O M M A N N S d. ma.
4, 19«;
zeitschr.
f . d. wortf. 10,18«. — u n a u s s p r e c h l i c h k e i t , / . , ADELUNO
831; nl. o n u i t s p r e k e l i j k h e i d nl. tob. 10, 8078;
dän.
uudsigelighed. ineffabilitas, abstract und concret, auch im plur.: bald redt man fort, die unanssprechlichkeit von unsrer Inst zu zeigen STOPPE Parnatz
18;
unaussprechlichkeit I . . . gottl LAVATER fr. 4, 489; Versicherung der unanssprechlichkeit des empfundenen D.
UNAUSTILGBAR
238
14, 4 Weim.; ruhe KÖRNER 4, 809; plage GRIMM sag. l, 171; hundegeheul VISCHER ästh. 8, 868; da ewig lied vom unterschied, du altes unausstehlich lied HOFFMANN V. FALLERSLEBEN 4, 77;
Charakter H. GRIMM Michelangelo 1, 866; mit einem unausstehlichen anstarren STORM 6, 806. 8) gern von personen: sie sind mir unausstehlich F. WEISSE lustsp. l, 145; ein unausstehlicher mensch l, 858; um fremden leuten ganz unausstehlich vorzukommen LESSINO 17, 888; solche nachbarn muszten . . unausstehlich werden SCHMIDT gesch. d. D. 1, 408; er . . gefällt 14 tage und wird dann unausstehlich LICHTENBERG 8,188; unausstehlicher laffe HOLTEI erz. sehr. 10, 47; alles-anzweifler GUTZKOW ges. w. 8,67; bursch Pocci kom. 8,148; die alten unausstehlichen tanten GUTZKOW ges. w. 1, 105.
II. steigerungsformen: nirgends ist herr P. unausstehlicher, als wenn NICOLAI lit.-br. 10, 839; die hitze wurde d e r l i e b e A L E X . JUNO br. es. immer unausstehlicher CASTELLI 10, i n ; gelübde, deren jedes . . der natur das unausstehlichste scheint GÖTHE CNAUSSPÜRLICH, adj.: die unausspurlichen reich8,14 Weim.; thümer achatzbeh. 8". wie geht's der allerschSnsten frau? UNAUSSTEHLICH, seit mitte des 18. jhs. literarisch und wie dem unausstehlichsten der junker? bezeugtes verbaladj. adv., gegentheil des selteneren und SCHNITZLER grün, kakadu 13. als rückbildung zu betrachtenden ausstehlich erträglich, III. adv.: wie sie (d. strophe) in späterer zeit bei den ferendus. selten u n a u s s t e h b a r HERDER 4,880; R I T T E R erdk. 10, 88. obgleich unausstehlich ADELUNO wohlbe- meistersängern sich fast unausstehlich schleppte HERDER 16, 816. besonders mit negativen begriffen: unauskannt war (mag. 8, 8, 148; Uhrgeb. S, 87. 811), hat er es aus seinem wb. noch ausgeschlossen, vermuthlich wegen stehlich unhöflich BECK schachmaseh. 10; so unausstehdes stark sinnlichen untertones; vgl. ausstehen th. L, 986. lich waschweibermftszig medisant C. SCHLEGEL l, 86; zerstreut BRENTANO 7, 47; weise MEINECKE Boyen l, 80; K I N D E R L I N O 438 führt es aus W E I S S E an, und zwar, der niedersüchs. heutigen ausspräche gemäsz, in der formaufmerksam 7,104. auch ironisch: Hans ist unausstehlich glücklich BISMARCK br. a. s. braut 870. zu höchster unau-stehlich. SIEBS bühnenspr. 60; unausstehlig allg. Steigerung verwendet: d. bibl. 8, 8, 107; ein unausstehliger mensch BAHRDT du bist gesch. s. lebens I, 89; vgl. adelig und adelich, erst so unausstehlich hurtig nie gewesen CAMPE nimmt das von den classikern viel gebrauchte SCHILLBR 6,103 ( D o m Karlot 8 , 8 ) ; wort auf. sinnverwandtschaft erörtert JAHN werke L, 88. unausstehlich viel Verbindungen C. SCHLEGEL l , 86; unter den in frage kommenden unaushaltbar, unerträgworte SOLGER nachg. sehr, l, in. lich, unleidlich ist unausstehlich das stärkste, höchsten grad des Widerwillens, abscheus, der abneigung anzeigend, IV. substantiviert: es ist ja nicht die rede von einem solchen leeren schliffel und musje Unausstehlich HAUFF odiosus, aXtytivös (Voss Od. 8,806), ovx tnuixzos (8, 3, 96; als ob ein reiches mädchen allemal ein jammer807). es wird als Steigerung gefühlt: hätte er {Homer) läppen und ein Unausstehlich sein müsse SPECK zwei blosz gesagt Qeqaixr]i povvos txoXtaa, so hätte man seelen 78. — u n a u s s t e h l i c h k e i t , f., CAMPE, nl. ihn noch eben nicht verabscheut; wenn er uns aber onuitstaanbaarheid nl. wb. 10, 8078: manche treiben die überdem auch noch sagt, dasz er von scheuszlicher geabgeschmacktheit, unausstehlichkeit und bosbeit zu weit stalt gewesen, so wird . . . dieser mensch uns alsdenn MILLER br. 8, 801; diese . . sorte (von juden) . . . überunausstehlich allg. d. bibl. l, l, 801; unwiderstehlich untrifft an unausstehlichkeit . . unsere christlichen flegel ausstehlich BETTINE dies buch geh. d. kSnig L, 814; ungenieszbar und unausstehlich J. GRIMM kl. sehr. 6, 176. H O L T E I erz. sehr. 89, 78. Verstärkungen wie in den tod, fürs leben unausstehlich UNAUSSTERBLICH, verbaladj., gegentheil eines unsind volksläufig, dän. uudstaaelig ordb. 7, 468•>; nl. onüblichen aussterblich, als neubüdung KLOPSTOCKS bei uitstaanbaar nl. wb. 10, 8078; westflandr. onuitstaanlijk CAMPE 6 , 1 2 4 * : F R . S T R A U S Z 10, 79; d i e u n a u s s p r e c h l i c h k e i t e n d e r
am-
armung KLOPSTOCK br. lio; die unaussprechlichkeiten
nl.
wb. 10, 8079.
Abrahams unausstehliches volk
I. das adj. l) von sachen und sächlichen begriffen: das ist doch unausstehlich theater der Deutsehen 6 , 404; CAROLINE SCHLEGEL L, 806; H O L T E I erz.
sehr.
18, 18; d a i s t ' s
mir
unausstehlich BRÄKER 8, 97; Göttingen . . , wo es jetzt unausstehlich ist J. GRIMM kl. sehr, l, 188;
Mas. 18,857;
die unanssterblichen Geschlechter stehn sicher unter seiner hut J. A . SCHLEGEL verm. ged. 1, 68.
vereinzelt auch in der prosa: L. DIEFENBACH bei SANDERS 2, 1210°. —
unaussterblichkeit,/.,
CAMPE.
UNAUSTILGBAR, verbaladj. adv., seit der zweiten hälfte des 18. jhs. als wesentlich literarisches wort das ein jon^g'sell lebt selig; wär e nicht unausstehlich ältere unaustilglich (». d.) überflügelnd, gegentheil des NESTROY 4, 61; selteneren austilgbar, gewählter als unvertilgbar; vgl. unganz unausstehlich . . und barbiergesellenhaft ist es in tilgbar und unabtilgbar. dichterisch nl. onuitdelgbaar der anatomie SCHOPENHAUER 8, 148; 'unausstehlich! nl. wb. 10, 8074; CAMPE 6,124b. adj. in sinnlicher und unser Karl geht nicht drauf 1' LAUBE L, 68; es wäre mir Übertragener bedeutung: unaustilgbare quecke Voss OB. unausstehlich, mit einem der edelsten Charaktere nicht verw. 86, 146; um . . unaustilgbaren stock in die mauern freundschaft zu halten GLEIM br. L, 80; unausstehliche zu treiben ALEXIS hosen x v n ; wurzeln D. F. STRAUSZ trockenheit des mundes GOTTSCHED d. neueste 4, 849; 6, 181; ein unaustilgbarer Schandfleck POCKLER br. 6,168; marter CRAMER nord. aufs, L, 188; brief LESSING 17,87; und doch bestand dies volk unaustilgbar . . . bis auf dem die weit . . unausstehlich war ZIMMERMANN eins. den heutigen tag ZSCHOKKE 4,81. abstraeter: das grosze, 1, 168; einen unausstehlichen eingriff SCHMIDT gesch. d. unaustilgbare gepräge der liebe HERDER 17, 269; gnadenD. 4, 840; kitzeln ist. . unausstehlich VIETH enc. L, 148; zeugnisse BRENTANO 4,814. gern mit abstracten begriffen: priokeln BODE Montaigne L, 174; anblick HERDER 8, 46; unaustilgbare feindschaft HERDER 19,8; freiheit 18,96; g e r u c h M A L E R M Ö L L E R 8, 96; h i t z e F O R S T E R 8, 425; orifurcht LAVATER fr. 8, 83; das gefühl dieser Wahrheit ginale . . , an denen alles unausstehlich ist GÖTHE 19, | scheint unaustilgbar zu sein JAHN I, 406; ein unaus-
239 UNAUSTRÄGLICH — UNAUSWEICHLICH tilgbares grauen jahrb. d. Orillparzerges. 4, 28. dem adv. nahestehend: schreck blieb im antlitz den naturverräthem, und unaustilgbar blieb er auch den spätem LENAÜ 428. adv.: dieser character ist ihnen . . unaustilgbar eingepräget HERDER 16, 257; unaustilgbar fortwuchernd FOUQUE ges. 2, 79; grundsäze . . . zeigen sich unaustilgbar in seiner handlungsweise W . v. HUMBOLDT l , 176; ewig und unaustilgbar dieselbe FICHTE 2, 92. u n a u s t i l g bar-ewig: o nenne mir . . des spottes preis . . der unaustilgbar-ewigen, der schuld HERDER 28, 322. — u n a u s t i l g b a r k e i t , / . , CAMPE: in der erscheinung, deren factische unaustilgbarkeit wir doch . . zugestehen FICHTE 5, 446. mit präpos. bestimmung: durch nichts wird die physiognomik so sicher als göttlicho Wissenschaft dargethan, als durch . . . ihre unaustilgbarkeit aus der menschlichen natur LAVATER fr. 4, 118. — älter u n a u s t i l g i g DASYPODIUS Q 8 B : so steht doch nirgends geschriben, dasz dise zwen jünger . . . das unaustilgig pfaffenzeichen gehabt haben FISCHART binenk. 99«. — u n a u s t i l g i c h t STIELER reg. — u n a u s t i l g l i c h ineoctingvibilis 2285; indelebüia DENTZLER 322*: so hett er jhn . . unausztilglich erhalten NAS antip. 4, 16*; diese eigenschafft. . wäre unaustilglich LOHENSTEIN Arm. 2, 800" u. ö . ; dahin strebt das Christenthum unaustilglich HERDER 20, 94; vgl. anm. zu 19, 895; die . . . priestergew a l t . . . ist das erste und unaustilglichste gebrechen der katholischen kirche NICOLAI reise 8, 109. — u n a u s t i l g l i c h k e i t , / . , CAMPE. U N A U S T R Ä G L I C H , adj., gegentheil von austräglich fructuosus, quaestuosus, definitivus. selten; vgl. einträglich : w o eins armen mans vermögen nit ist, disem langen und unausdreglichen pracht uszzuwarten sat. 2, 65 Schade; unauszträglicher streit Oarg. 162 neudr.; ein schlechtes oder unauszträgliches einkommen ALBERTINUS Lucifers königr. 147, 31; die kriegsfiihrung der Franzosen (war) so mangelhaft und für die deutschen dinge so unausträglich w i e jemals HANKE 29,141. UNAUSTREIBLICH, adj.. LOHENSTEIN Arm. L, 1843*; CAMPE 5, i s t " . U N A U S W E I C H B A R , U N A U S W E I C H L I C H , verbaladj. adv., inevitabilis, gegentheil des unüblichen ausweichbar, ausweichlich, von CAMPE unrichtig als fehlerhaft gebildet bezeichnet, da er den sehr häufigen gebrauch des verb. ausweichen mit accusativ nicht kannte. SANDERS 2, 1526b; schwed. oundviklig; nl. onuitwijkbaar, onuitw i j k l i j k nl. wb. 10, 2079/. unausweichbar bleibt seltener und gewählter als unausweichlich: die . . beynahe unausweichbaren fehler LA VATER fr. l, 218; nichts widerstand dem unausweichbarn degen GRIES Roland 3, 247; fatum TIECK (1828) 5, 816; nothwendigkeit HEBBEL 110, 67; hindernisse BISMARCK br. a. s. braut 62; ach, fUr trauer ob des landes unausweichbar bösem schicksal PLATEN dr. nachl. 124, 77, 822; geschützt vor frost und hitze . . . , oder beiden unausweichbar bloszgestellt GÖTHE II 6, 121, 1 Weim.; unausweichbar mit diesem bedingtseyn . . behaftet SCHOPENHAUER 1, 88; M. sprach mir . . . davon, als von etwas unausweichbarem BISMARCK a. a. 0. 308. — u n a u s w e i c h b a r k e i t , / . . CAMPE; AVE-LALLEMANT gaun. 8,88. — u n a u s w e i c h l i c h , adj.: seine (Philoktets) pfeile sind unausweichlich (atpvxToi) STEINBRYCKEL Phil. 12; das unausweichliche loos der menschheit ISELIN verm. sehr. 1, 13; fallstricke S. GESSNER sehr. 1, 128; Verschiedenheit LA VATER 1, 148; unten hat sich der unausweichliche hund hingelagert GÖTHE 49, 143, 12 Weim.; ein entschlusz . . , der . . unausweichlich scheint 46, 32, 10 Weim.; leiden 44, 2, 356," 21; forderungen IV 23, 273, 5; lebensverhältnisse I 40, 871,4; pflichten IV 88, 45; duldungen I 49, 63, 11; nothwendigkeit IV 26, 92; ein unausweichlich bedürfeisz I 24, 164, 19; sollen I 41, 1, 60, 25 Weim.; kämpf JAHN 2, 587;
UNAUSWEISLICH -
UNBAND
240
's ist ein gebirge unausweichlich IMMERMANN reise]. 10,188; wenn voll magischer kraft in dem land der Schönheit unausweichlicher schmerz dem gefühl sich aufdringt PLATEN 1,211; die unausweichliche brache AUERBACH 10,209; Verknüpfung LOTZE mikr. l, 29; gott hat meinen gedanken ihre bahn gegeben, die ebenso unausweichlich ist, wie die bahn der Sterne KELLER 1, 339. adv.: weil unausweichlich hier sich's nur von festen handelt GÖTHE Faust 10909; das festland hat über den wasserrand seinen sieg unausweichlich gewonnen RITTER erdk. 11, 1027; bei dem j e t z t unausweichlich lückenhaften wesen unserer theatervorstellungen WAGNER 4, 841. comparativ: so ist wohl nichts natürlicher und unausweichlicher J. PAUL 27, 895; keine annahme erscheint unausweichlicher J. GRIMM kl. sehr. 3, 196. substantiviert: das unausweichliche GERVINUS gesch. d. d. dicht. 2, 277; das unausweichliche und notwendige der Wahrheit KELLER S, 249; da das unausweichliche geschehen muszte C. F. MEYER Jenatsch 277. — u n a u s w e i c h l i c h k e i t , f., CAMPE: auf der einen seite sind wir von der unausweichlichkeit. . überzeugt J. v . MÜLLER 15, 9. U N A U S W E I S L I C H , verbaladj. adv., zu ausweisen im sinne von abtreiben (vgl. unabtreiblich) depellere, also unvermeidlich, twthicendig; eine wohl unter einfiusz von unabweislich zustande gekommene wenig empfehlenswerte bildung: so war wohl eine gewisse härte unausweislich LAVATER fr. 1, 4; so folgt unausweislich GÖTHE IV 17, 264 Weim.; die unausweisliche folgerung DELBRÜCK einleitung in d. sprachst. (1880) 99. ein anderes unausweislich nicht ausgemesen werden könnend nebst u n a u s w e i s l i c h k e i t , f., setzt CAMPE ohne belege an. U N A U S Z U D E N K E N D , adj. (zur bildung s. 0. sp. 15 ßj: GERSTENBERG Ugolino 4, d. nat.-lit. 48, 257, 15. — u n a u s z u d r u c k e n d GERSTENBERG bei CAMPE 6, l24 b . — u n a u s z u f o r s c h e n d KLOPSTOCK Mess. 14, 491. — u n a u s z u g r ü n d e n d J. GRIMM bei ANDRESEN 129. — u n a u s z u r o t t e n d LENZ ges. sehr. 8, 287. in solchen bildüngen concurriert in älterer zeit der inf. (s. 0. sp. 19 c ) : darümb ist ein solche zusagung Cristi u n a u s z u t r a c h t e n LUTHER 10, 8, 850, 11 Weim. U N B A A R , adj., gegentheil von baar, in dem spielerausdruck gegen baar oder unbaar spielen, vgl. uf borg oder pars STAUB-TOBLER 4, 1433; unbar unsichtbar CRECELIUS 1, 92. UNBAHN, f., eine unbetretene, rauhe, unwegsame bahn. als neubildung bei CAMPE 6, 125* mit dem beleg: denker, scheue doch nicht zuweilen die ünbahn zu gehen WOLKE. vgl. undamm. UNBAND, m. und in beziehung auf ein neutr. subst. wie mädchen, kind gelegentlich auch n.; plur. unüblich; rückbildung aus unbändig (s. d.). im anfang des 19. jhs. aus den mundarten in die litteratursprache eingedrungen, aber noch nicht bei CAMPE, trotzdem es im Wiener dialect (HÜGEL 176) bekannt ist, scheint es den alem. und bair. mundarten nicht geläufig, um so mehr den md. und nd. HERTEL 63; WANDER 4, 1419; JECHT i i 5 b ; KLEEMANN 24 b ; SCHAMBACH 242*; WOESTE 280b; SCHÜTZE 1, 65; SCHEMIONEK 41; FRISCHBIER 2, 111*. in begrifflicher Verwirrung mit unbat, unbate, unbaden PFISTER erg.-heft (1894) 41. als schelte ist es milder als unart und wird ostpr. wohl verstärkt, z. b. unbandsknüppel. es bezeichnet einen unbändigen, wilden, tollen, ausgelassenen, ungezogenen menschen, einen wildfang, seltener ein unbändiges wesen überhaupt; meist familiär von kindem und jungen menschen beiderlei geschlechts: da sagt der Olaf: mir mal her den unband! F. SCHLEGEL deutsch, mus. 2, 98; einen solchen unband traf man auf 20 meilen nicht HAUFF 7, 6; mich kleinen unband Oöthes gespr. 3, 168; unband I wie lange noch soll dein unfug dauern? LENAU neuere ged. 273; 1782 war Schiller noch der geniale unband SCHERR Schiller l , 126; ein husar und unband i m Superlativ
241
UNBÄNDIG
Blücher 1, 83; das unband sagt's ja keinem ROSEGGER 15,18; sie hatte . . . den unband gespielt E. STRAUSZ freund Hein 117. von erwachsenen: des bärtigen unbands halber LAUBE 15, 204; der dornige unband d. lit. zeitg. 1910, 2251. vom Zeitgeist: aber man kann dem unband den rundgang nicht wehren ARNDT sehr, 8, 206. wenn weibliches geschlecht in frage käme, weicht die spräche lieber aus: jungfer unbändigkeit HOLTEI haus Treustein 2, 109. sprachwidrig gebraucht unband für unbändigkeit AUERBACH bei SANDERS erg. 8 9 B . — u n b a n d l e i n ,
n.:
wer das ganze unbandlein sehen will, der musz schon unter dem tische durchgucken, gott, ist das ein kleines frauenzimmer! ROSEGGER III 4, 421. UNBÄNDIG, adj. adv.;
mhd.
unbendec mhd. wb. 1,
184B; mnl. onbandich, onbandelijk mnl. wb. 6, 207; nl. onbandig nl. wb. 10, 920; dän. ubtendig; schwed. obändig. vereinzelt ohne umlaut unbändig EL. CHARL. V. ORLEANS 1,442.
unbendissch LUTHER 83, 870, 4 Weim.;
in
der
Wetterau finbensch CRECELIUS I, 89. unbändiglich STIELER 166; unhandlich MARTIN-LIENHART 2, 67; unbenelsk BAUER-COLLITZ 107 B ; u n p ä n d i g STAUB-TOBLER 4, 1839;
unbench GÖPFERT 84; onbännech Luxemb. 813B; unbändig TEN DOORNKAAT-KOOLMAN 3, 467*; unbennich SCHAMBACH 242*; unbändige adv., u n b ä n s k WOESTE 280L>; ü n b S n d a g SCHMIDT-PETERSEN 147»; LEIHEN ER 89*.
unbändig und unbännig verßieszen vielfach mundartlich ineinander STAUB-TOBLER 4, 1839. 1283. ebenso unbändig und bändig, bandig SCHÜTZE I, 64; unbändig und bännig SCHMELLER l, .43. vgl. unbannig, unbännig, onwanbandig. für unbändig FISCHART ehzuchtb. 292,16 erwartet man unbindig, unbändig (s. d.). vom gegentheil des mhd. bendec ausgehend, das erst um die mitte des 18.jhs. in der litteratursprache abstirbt, wächst unbändig über bändig weit hinaus beide entstammen der Weidmannssprache KLUGE stände spr. 46. das Sprachgefühl knüpft heute unrichtig an das neuere verb. bändigen an; wohl auch HERDER, wenn er den dativ des log. suijects hinzufügt: ihre rasereien sollten jeder beschränkenden Ordnung der natur unbändig seyn? 16, 48. anders mhd. bendeo m. dat. mhd. wb. L, 134B. die ursprüngliche Vorstellung des von der Goppel oder dem leitseil (bant) befreiten und nun losschieszenden hundes geht verblassend schlieszlieh in eine allgemeine, allerdings starke bezeichnung der grösze, stärke, bedeutung u. s. w. über. s. auch kurz angebunden th. 6, 2830. etwas naturhaftes hat unbändig, seiner herkunft entsprechend, immer behalten, so dasz es das geistige und sittliche gern ausschaltet, als Steigerung empfindet man es: dasz der, der sich gegen den richter solcher Unanständigkeiten erfrecht, gegen die parthey unbändig seyn müsse GÖTHE 88,266,18 Weim. während unband schwächer als unart ist, kann unbändig sehr wohl die begriffsstärke von unartig erreichen; vgl. SCHUPP unter D.
2) auf menschen übertragen: ihr menseben, seyd verständig und nicht so gar unbendig gleich wie das tumme vieh FISCHER-TÜMPEL 8, 26;
wegen dieses unbändigen thiers, wegen dieser rasenden Catharinen kunst über alle k. 14, 26. die Vorstellung versittlicht sich zu: zügellos, zuchtlos, rücksichtslos, effraenatus SCHÖNSLEDER E 4"; mütwillig, wild, unzüchtig, protervus,
laseivus
perditus, dissolutus
MAALER 454B; exlex
481*; halsstarrig,
FRISIUS 510*;
unbequem STAUB-
TOBLER a. a. o.
wird es von ¡rindern und jungen leuten gebraucht, so nähert es sich ausgelassen und unartig; doch setzt dieses nach der heutigen bedeutung eher mangel an erziehlicher beeinflussung, unbändig einen überschusz an kraft voraus: umb der bösen, muthwilligen, unbendigen und ungezogenen jugendt willen SANDRUB kurzw. 188 neudr.; in seiner kindheit ist er . . . sehr . . . unbändig gewesen HAPPEL ak. rom. 939; wenn man kindern die wollust zum gespielen giebt, so macht dieser camerade sie unmäszig und unbändig vern. tadl. 2,889; junge, unbändige genies K. FR. CRAHER Neseggdb 2, x i ; und düster wild an heitern tagen, unbändig ohne froh zu sein, schläft er, an seel' und leib verwundet und zerschlagen, auf einem harten lager ein GÖTHE 2,146 Weim. (Ilmenau 149); es war ein wilder knabe ? — unbändig, wild, verwegen, kurz ein satan BAUERNFELD 4,206. übertragen von einem erstlingswerk: ein unbändiges kind glühender liebe zur muse HOLTEI erz. sehr. 24, 149. vgl. unband, bännig SCHMELLER l, 243; u n b ä n n i g STAUB-TOBLER 4, 1283, 2.
bei erwachsenen verschiebt sich die bedeutung etwas, der begriff der zucht fällt meist weg, es heiszt mehr widerspenstig, zügellos, roh, maszlos, ungestüm, rasend, ausschweifend, übermüthig u. dgl.: da begegent j m ein weib im hurnschmuck, listig, wild und unbendig Sprüche Sal. 7, 12; vgl. LUTHER 8,147 Weim.; du unbändiger Belial FISCHART jes. 281, 46 Hauff'en; stellte sie sich so unbändig und grausam GRIMMELSHAUSEN 4, 523 Keller; die unbändigen . . gottverachtenden . . weltliebenden, goldliebenden . . . verfluchten gottlosen TREUER Däd. l, 183; ein unzählbarer schwärm unbändiger rebellen theater d. Deutschen 9, 269; der Umgang mit dem frauenzimmer . . muszte . . die sitten manches unbändigen ritters etwas geschlachter machen SCHMIDT gesch. d. Deutschen 3,100; die hitzigen morgenländer . . waren auch in bildern dieser art beinahe unbändig HERDER 3, 294; von unbändigen läufern SONNENFELS 6, 78;
du nennest uns unbändig, roh, gefühllos?
GÖTHE Tatto 1083;
A. das adj.
I. der grundvorstellung 1) von thieren:
242
UNBÄNDIG
incicur
entsprechend: DENTZLER 822*; wild MAALER
456B; indomiius, ungezäumbt CORVINUS 279; störrisch STAUB-TOBLER 4, 1339. gegentheil bändig, funambulus, zahm, lenksam, fromm, noch mundartlich lebendig; z. b. STAUB-TOBLER a. a. o.: es ist ein grosze torheit, . . so einer iagen will mit unwilligen und unpendigen hunden ALBR. v. EYB d. sehr. 1, 49, 10; es het ein bawr ein jungen stier, ein gar frech und unbendig thier BURKAKD WALDIS 1,166
Kurz;
die unbändigen gämbssböck GUARINONIUS gr. 86; insonderheit war der starcke geruch der elefanten den pferden zu wider und machte sie unbändig LOHENSTEIN Arm. L, 918 B ; die pferde, die den Phaeton nicht litten, erseneinen auch allhier im bild, unbändig, zaumlosz, frech und wild als einst Mazeppa sich . . . auf ein unbändig rosz
geschnürt sah
TRILLER betr. 2,14;
GBIBEL 8, 64.
wenn von RÜCKERT 1, 816 der kiebitz der unbändige schreier genannt wird, ist an bedeutung 3 b anzuknüpfen. XI. 3.
unbändige (vnsqtpiaXos) männer Voss Od. 8, 314 Bernays; wer bey eines braven mannes heillosem untergang nicht unbändig wird, ist ein schlechter kerl IFFLAND 6, 223; du thust j a unbändig MEISL quodl. 1,228;
der . . fast unbändige patient HOLTEI erz. sehr. 8, 173; sänger 19, 260; so schön und unbeständig so hold ist und unbändig mein liebster
RÜCKERT 2, 280.
auch in Umschreibungen der person: ob wol das fleisch unbendig bleibt
WACKERNAGBL kirchenl. 3,199 -.
hohe unbendige köpft (generöses spiritus) HEYDEN Plin. 116; er ist aber ein sehr unbändiger geist BAHRDT gesch. s. lebens 1, 191. gern von massen: wie denn die weit jetzt allenthalben vol ist hallstarriger, unbendiger leute LUTHER 28, 732, 31 Weim.; der freygirigen unbändigen mannschafft Garg. 97 neudr.; dem volke, diesem unbändigen klumpen MEISZNER Ale. 2, 267; ein unbändiges publikum GÖTHE IV 8, 122 Weim.; das volk wird unbändig, eh' es reif wird BAUERNFELD 6, 132; eine unbändige rotte wilder mörder TREITSCHKE aufs. 1, 20. von persönlich vorgestelltem: der unbändige sturmgeist des gewitters LINDENBORN 16
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UNBÄNDIG
UNBÄNDIG
Diogenes l, 51; das unbändige Rom HEINSE 4, 166; dem unbändigen tode wehren MASTALIER ged. 188.
da bleibt mir schon nix übrig, als . . einen unbändigen segen auszusprechen über diesen bund NESTROT 6,188. redet HACKLÄNDER im wortwitz von einem unbändigen (vielbändigen) roman (SANDERS erg. 89B), so spielt die hier sonst ganz ausscheidende bedeutung volumen und un intensivum hinein.
8) von begriffen und lachen, und zwar a) von menschlichen eigenschaften: dib unbendissche und denisscbe natur kan es nicht lassen LUTHER 88, 870, 4 Weim.; eo unbändig ist dein hochmut grtech. dran. 1, IM Dähnhardt; die unbändigen Sitten LOBENSTEIN lobschrift H a ; einbildung GOTTSCHED d. neueste 8, 86; frechheit theaier d. Deutschen l, 187; Voss Od. l, 228 (vaeQipiaXaif); 18,86 (arao&aAov vßqiv i^ovOiy); sein unbändiger stolz II. l, 805 vnsgonXtgai); ihr verdient mit eurem unbändigen wesen, dasz ihr gar nichts bekommt aüg. d. bibl. anh. 13—8*, 1848; g e m ü t h s a r t GÖTHE IV18,168,19 Weim. ;
selbstgelassenbeit th. 10, l , 472; unbändig-heirge wuth Iphigenie 1188; wiz SCHILLER 2, SM; laune 4, 146; Sinnlichkeit JACOBI L, 808; enthusiasmus NITZSCH d. stud. 68. auch in Umschreibungen der eigenschaft: unbändiges herzens (ovx txt&vfioi) Voss Od. 8,320; von sehr unbändiger zunge LICHTENBERG 6, 882; der vorher unbändige geist des barons LAROCHE frl. v. Sternheim 1, 8; unbändige seele GÖTHE 8, 67, 8 Weim. b) von bethätigungen und thätigkeit aller ort: auff die unbändige klag FISCHART ftöhh. 87 neudr.; ein unbändiges beginnen MOSCHEROSCH ges. 108; die unbändige begierde OLEARIUS verm. reisebeschr. 88; es ist die freude . . so unbändig L i s c o w 181; äuszerung GOTTSCHED d. neueste 7, 861; grundsätze 6,880; entwürfe LESSING 8,15; fleischeslust ZIMMERMANN einsamk. l, 864; gedränge 8, 286; den unbändigen Aug dieser zärtlichsten . . . aller leidenschaften BODE Jones 8, 446; unvermuthet erschollen die pforten von unbändigem lärm HERDBB 27, 287, 90; das unbändige schlagen meines herzens versetzt mir die luft GÖTHE i l , l l 8 , e Weim.; schnarchen 88,97; gelächter 48, 1, 82, 19 Weim.; der leser wird freilich noch von keiner so unbändigen liebhaberei gehört haben J.PAUL l, 28; und ein unbändig gefahl hob ihr den bösen empor
PLATBN 1, 486;
den unbändigen ruf nach freiheit GERVINUS gesch. d. d. dicht. 6,188; die unbändige aufregung der Viehherden bei gewitter LAISTNER nebelsagen 846; ein unbändiges fttszesoharren . . entstand VIEBIO schlaf, heer 2, 248. c) auch auf sinnfällige erscheinungen der natur und eonerete dinge finden die unter 8 entwickelten bedeutungen anwendung: das grosze unbändige meer LOHENSTEIN Arm. 8, 204b; mit unbändigen flammen BODMER Noah 887'; dieser . . unbändigen schrifft LICHTENBERG brirfe l, 886; wie an der nordischen Elb' obwalt' unbändiger winter Voss ff ed. 8,148; der unbändige vers zeitm. 166; die grosze gigantische unbändige natur HEINSE 7, 867; eine prächtige brücke über den unbändigen waldstrom HIRZEL Eug. br. 2, 80; in so unbändigen . . massen J. PAUL 7, 499; dies dumpfe brausen eines unbändigen dementes RANKE l, 148; das unbändige (zerflatternde) papier EICHENDORFF 8, 88; mit . . unbändigen haaren KELLER 8,148. II. aus dem kreise der grundvorstellung
heraustretend:
l) grost, stark, gewaltig, nachdrücklich, ungefüge, auszerordentlich u. dgl. tum ausdruck einer allgemeinen Steigerung, mehr beim adv. als beim adj. und mehr in den mundarten als in der Schriftsprache ausgebildet; in dieser nicht von personen. STAUB-TOBLER 4, 18S9,2; mnd. nd. unbannig, bannig. HETNATZ antib. 2,611. der unter ls entwickelte gibrauch und gelegentlich auch die ankniipfung an das verb. bändigen erleichterten den bedeutungsübergang: ein unbändig klotz und stein NEUMARK (1667) 8, 188; einer krankheit wegen nahm e r . . eine unbändige menge opium ZIMMERMANN eins. 8, 816; die last unbändiger karste ist ein unförmlicher ausdruck aUg. d. bibl. l l l , 849; der porphyr kann wegen seiner unbändigen härte nicht. . bearbeitet werden WINCKELMANN 8, 246; trotz der unbändigen Schwierigkeiten BÜRGER br. L, 269;
9) wie schwer tu bearbeitendes erdreich unbännig (STAUBTOBLER 4, 1888) heiszt, so nennt HOHBERG ein nicht verbesserungsfähiges und zur anlöge eines baumgartens untaugliches land unbändig: wann man gar ein zu unbändiges land sollte finden georg. aucta 8 , 809b. vielleicht wirkt neben der vorsteUung des zauberns (STAUB-TOBLER а. a. o.) die des bändigens, zähmens (terra indomita) nach, vgl. unbännig. auf Vermischung von unbändig und unbännig dürfte auch der gebrauch des PRÄTORIUS beruhen, der unbändig mit örtern und wegen verbindet: als sie sich verirret und . . eitel unbändige und unwegsahme örter gehen müssen Rübezahl (1683) 266; und seynd auff ihren unbändigen und unwegsamen wege fortgegangen 267: es wäre eine zu äuszerliche erklärung, wollte man unbändig hier nur als syn. ersatz für wild (vgl. unfreundlich für unartig im bergbaü) auffassen. B. iteigerungeformen: denn nichts ist unbändiger (xüvtiQov) als der zürnende hunger Voss Od. 7, 216; die sonst unbändigsten politici ARNOLD kirehen u. ketzerhist. 261*; bis zu den unbändigsten ausgelassenheiten WIELAND Agathon 8,74; ein Waldhorn raste in den unbändigsten falschesten tönen EICHENDORFF 2, 27. C. adv.
1) in der bedeutung A L, bisweilen dem adj. nahestehend: denn mit Vorsatz zu btisen stücken kern wir im immerdar den rücken böser denn bflsz und sehr unbendig KIRCHHOF wend. 2,46; die freche jugend pflegt unbändig auszureiszen GRYPHIUS Pap.
(1698) 1, 887;
unbändig schwelgt ein geist in ihrer mitten GÖTHE 2,148 Weim. (.Ilmenau 67); mit wildem klopfen unbändig quoll mein herz empor GEIBEL werte 2, 68; unbändig herauslachend HAUPTMANN weber 61. 2) zum ausdruck eines sehr hohen grades und auszerordentlicher Steigerung, vgl. A II 1. wohl zunächst als kraftausdruek in den mundarten (STAUB-TOBLER 4,1899 und wieder mit uqbännig zusammet\flieszend 1888; MARTIN-LIENHART 8, 67; unbändi ARNOLD Pfingstmontag Б , 8 . 5 ; K E H R E I N L, 416; CRECELIUS 1,89; GÖPFERT 64;
SCHMITZ Eifel L, 282*; SCHÜTZE L, 64 wie bannig, bändig; SCHAMBACH 242*;
WOESTE 280* [ u n b ä n d i g e ? ]
u.s.w.),
von HEYNATZ 2, 6il getadelt, hat es immerhin einen vertraulichen oder gewöhnlichen beiklang behalten: dasz ich . . unbändig verliebt war SCHNABEL Felsenb. 88, 24 Ullrich; der vater erwischt mich . . und beutelt mich unbändig NESTROT S, 219; er hat . . sie unbändig gelobt EBNER-ESCHENBACH 4,897. meist als Steigerung vor adj.: ein unbändig groszes felsenstück SCHNABEL Felsenb. 1 (1751) l e o ; u n b ä n d i g s c h ö n C A R O L I N E SCHLEGEL 1, 194;
weitläufig GRIMM briefe an Benecke 76; grob i. an W. GRIMM 816; es friszt unbändig viel HOLTEI erz. sehr. 5,181; unbändig guten willen RÜGE tageb. 8,189; es macht die gefühle unbändig zart NESTROY 8, 189; ist witzig sehr und klug unbändig
LUDWIG 3, 668;
das ist j a ein unbändig ehrenwerther mann FREYTAG 4, 68 (journ. 2, 2); dies wort (hexameter) kommt von hexenmeister, weil gute so unbändig schwer sind MOLTKE sehr. 4, 66. D. Substantivierung: bey den Römern hat ein lorbeerzweig . . das vermocht. ., was bey unbendigen und unartigen nicht kan und vermag schwerdt, rad und galgen SCHUPP sehr. 556; der unbändige schadet, so lange ein glied an ihm ganz ist LESSING 8, 68,7; wie das unbändige, unüberwindliche oft besser durch liebe und fröm-
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UNBÄNNIG -
UNBÄRHAFT
migkeit als durch gewalt bezwangen werde GÖTHE geapr. 6, 83. — u n b ä n d i g k e i t , / .
seit FRISIUS und MAALER
verzeichnet, nl. onbandigheid nl. tob. 10, 931; dän. ubsendighed ordb. 7, 322B; schwed. obändighet. abstract und concret, aber doch im plur. litterarisch nicht wie in den drei verwandten sprachen entwickelt: unbändigkeiten, äuszerungen und bethütigungen der unbändigkeit, über anband für unbändigkeit s. oben sp. s u . von thieren: dasz aus unbändigkeit oder hunger . . die hunde selbst sich unterfangen den schafen übles zuzufügen SCHLEIERMACHER Plat.
6,215; BREHM thierl.
1,185; 3,518.
von
menschen: des königs Childebert gemahlin hab aus weiblicher, zorniger unbändigkeit eine grosze anzahl hexen und hexenmeister fangen lassen FISCHART Bodin 180; der neger stellt. . den natürlichen menschen in seiner ganzen Wildheit und unbftndigkeit dar HEGEL 9, 90. sächlich: die freiheit, j a uhbändigkeit unserer literatur GÖTHE 11, 2, 239, 13 Weim. allgemein: dasz trag, list, frevel, nnh&ndlgkeit fliehe vor deinem lichte I GRYPHIUS trauertp.
607;
laster, leidenschaft, unbändigkeit . . welche gräszlichkeiten bringst du vor mein gesichtl LAVATER fr. l, 76. UNBÄNNIG, UNBANNIG,
in
der Schriftsprache
ver-
altetes adj., gegentheil von bännig. schweizerisch mit unbändig zusammenflieszend, bedeutet es auszer non bannitus noch ungebunden, muthurillig, störrisch, widerspenstig, schwer zu bearbeiten oder weich zu sieden STAUB-TOBLER 4,1S88; unbännige leut, die sich nicht abweisen lassen noch gehorchen CALEPINUS XI ling. (1598) 21*. gegentheil auch SCHMELLER L, 213; FISCHER I, 8 1 9 / . :
solten
darumb die unbänigen wol gnug domit gemanet seyn EBERLIN v . GONZBURG 8,89 neudr.
unverboten,
einwand-
frei: kein glaubiger eleriok oder ley sol von einer andern gemein oder bistthumb in die zal der Christen auff genummen werden on fürdernus und briefflich urkund seines unbannigen abscheidts FRANCK chron. 818 B ; er darf kein bannlino, kein verwiesener sein. UNBÄR, m. zur bezeichnung eines plumpen, ungeschlachten, tölpelhaften menschen, mit un improbativum (sp. 21) gesteigertes bär, das in mundarten (STAUB-TOBLER l , 1160; FISCHER l , 633) und bei HEINE ohne u n
fast
dasselbe bedeutet: werde nnr kein atheist, so ein unbär ohne ehrfurcht vor dem echSpfer
HEINS 9, 371.
vgl. die scherzhafte schelte saubär. UNBARDISCH, adj. adv., gegentheil von bardisch: kann etwas unbardischer seyn? HERDER 5, 832. UNBÄREN, verb., unfruchtbar sein, nicht gebären können, nachklang des alten verb. bären th. l, 1127. »ur hildung sp. 19: s. Margret plagt die weiber mit unbären Oarg. 112 neudr. UNBÄRHAFT, adj., unfruchtbar, gegentheil von bärhaft.
mhd.
der erde nach der unberhaftikeit, die do was geschehen in den tagen Abrahams erste d. bibel 8, 121, 8; J. GRIMM myth. 8,112. vereinzelt u n b ä r s a m RUPF heb. 10. 0. auch u n b ä r i g CRECELIUS 2,839; mnd. u n b a r a o h t i g SCHILLER-LOBBEN 5 , 1 5 B ; u m b i r , u n b e r incomptus HEINRICH KAUFRINGBR 18, 500. UNBARMHERZIG,
STAUB-TOBLER
i, 1178 ( u n b e r h a f t i ) : wann banger wart geborn auf
adj. adv.,
in der Schriftsprache
das
gegentheil, in der mundart auch Steigerung von barmherzig. ahd. unarmaherz, nnarmherz; mhd. unbarmherze, unbarmherzio, unbarmec, unbarmeltche, unerb a r m h e r z e o , u n e r b a r m e o mhd. wb. 1, 871*/. 69 B ; LEXER
2, 1761/ 1820; mnd. unbarmhertich, unbarmehertich,
u n b a r m l i k e n SCHILLER-LÜBBEN 6, 16 I> ; LÜBBEN-WALTHER L27B. schon im 1 5 , j h . erringt u n b a r m h e r z i g die
Oberhand; nachzügler unhandlich B. WALDIS 1, 226 Kurz; unbarmigen todt DANNHAWBR catechismusmüch 1 , 1 9 1 . mit eingefügtem 17, 128 , 22 Keller-Götze,
n : u n b a r m h e r t z i n g H . SACHS WEINHOLD b. gr. § 168; mnl.
onbarmhertioh mnl. wb. 5, 207; nl. onbarmhartig nl. wb. 10, 921; dän. ubarmhiertig ordb. 7 , 332B; schwed. obarmhertig FALK-To RP 1, 61. der begriff immiserieors, an dessen kirchlichem ursprung kaum zu zweifeln ist, hat sich nach zwei entgegengesetzten richtungen entwickelt; einerseits verschärft sich der begriff zur bezeichnung der Unmenschlichkeit, andrerseits erfährt er eine abschwächung, so dost er selbst zur bezeichnung bloszer ungtfälligkeit und zu einer formalen gradbestimmung herabsinkt, in der stärkeren bedeutung übertrifft heute unbarmherzig das syn. hart (EBERHARD-LYON 18 698); man kann hart, aber gerecht sein, während unbarmherzig fast immer einen sittlichen tadel einschlieszt. die ältere Sprache übt diese Unterscheidung noch nicht: unbarmhertzigkeit und hertigkeit städtechron. 8, 115; ein lange nase . . bedent ein strengen, unbarmhertzigen, doch gerechten mensohen PARACELSUS 1, 913 A. die früher auch bei barmherzig sich findende Verbindung mit dem dativ (unbarmhertzig den armen LUTHER 10, 8, 856, 98 Weim.) ist später durch verb. mit den präpositionen wider (MLCRAELIUS Pommerland 8 , 627), gegen, über, gegenüber ersetzt. A.
adj.
I. mit betonung der begriffsverneinung. 1) als persönlich-sittliche eigenschaft. a) ohne mitgrfühl, miüeid, erbarmung, wie sie zuerst und ursprünglich die kirche forderte: der teufel spricht: du solt unbarmhertzig sein ALBRECHT V. ETB Spiegel 2 T i i i b ; reuberisch und unbarmhertzig volck ACHACIUS ehr. 27l b ; der unbarmhertzige tyrann PRÄTORIUS glückstopf 2M; also bist du, mein herr Jesu . . nicht unbarmhertzig ABR. A ST. CLARA etwas für alle 2, 867; bist da so undankbar, nnd willit . . . . . . die gStter... unbarmherzig nennen GOTTSCHED tchaubülme 2, 2;
u n b e r h a f t LEXER 2, 1780; STAUB-TOBLER 4,
1178. noch STIELER 96 und DENTZLER (1716) 822* kennen das veraltende wort: zwo unberhaSt wittewlich personen RIEDERER y n " ; sihe, ioh bin unfruchtbar und unbärhafft gewesen Züricher bibel Esdr. 95; von den rindern des Helios (Od. 19, 180 yovos
; müntz . . hier GÖTHE 4 8 , 1 1 6 , 1 5 ; eine unbenannte art NAUMANN unbenommen und unbeschlagen MATHESIUS Sar. CLXV». vögel i, 1, S37. besonders: di selbe vorberürte fünffte un2) unversagt, frei, zustehend, non ademtus F R I S C H 2 , 1 2 ° : benändte natflr (guinta essentia) SCHWARZENBERG Oic. so s o l . . dem wirt . . sein gebürlich vorderung und ge48B. rechtsformel: besuchts und unbesuchts . ., schulrechtigkeit . . vorbehalten und onbenomen sein Nürnb. den und gegensohulden, benannts und unbenannts LORI grammatisch pol. 120 Baader; und wenn tausend loca patrum angebergr. 377. s. 0. sp. 26, 3. vgl. ungenannt, führet würden, so ist doch diese replique unbenommen zur bezeichnung des neutrums: unbenanten geschleehts LEIBNIZ d. sehr. 1, 283; bei uns ist es überdem jener HARSDÖRFFER secr. 1, Ggg M B ; GUEINTZ rechtschr. 172; höhern sittlichen kunst doch unbenommen und frei, vgl. unbenamt und unbenennend. vom wolf: vor unbenach vollständiger weiblichen bildung zu streben FR. nanntem frasz SPEE th. 4, 1,1, 65; SCHLEGEL 4,99; es bleibt unbenommen, dasz SCHLEIERwann der unbenamite fresser . . MACHER I 3, 94; mir die achäflein wund gemacht trutm. 228 BcUke; doch von dir träumen, dichten, plane schmieden, von schafen zu verjagen um dir zu nahn, das ist mir unbenommen den unbenannten gast 167 Balke; PLATEN 1,166; vgl. ungenannt, algebraisch (nl. wb. 10, 1006, 2): wolle . . einer . . hoffen, so sei ihm das unbenommen KELLER 5, 295; das auch gewissen hörigen . . unbenomfehlt zur gewiszheit noch die unbenannte zahl, so rechne a + b, du findst sie nicht einmal mene recht J. GRIMM rechtsa. 1, 399. in verbaler UmSCHWABE bei. 4 , 3 3 ; schreibung: Ziffern, benannte und anbenannte GUTZKOW ges. w. 8 , 8 8 ; wann das Unglück an wil kommen, das die rohen Blinder plagt, die Vokalmusik rechnet mit benannten zahlen, die reine bleibt der muth jhm unbenommen instrumentalmusik mit unbenannten, gegenstandslosen PAUL GERHARDT bei FISCHER-TÜMPEL 3, 376 B . D. F. STRAUSZ 6, 24«. — u n b e n a n n t l i c h , adv. th. 1, in unabhängiger construction: so viel habe ich . . ver1465; mhd. adj. unbenentlich L E X E R 2, 1758. vgl. unbemelden wöÜen, andere bessere weisz und weg . . hiernannter weise Leipziger av. 1, 9. mit unbenommen ERCKER 47*; ihre auszerordentliche UNBENEBELT, part.-adj., gegentheil von benebelt, im künste unbenommen HEINICHEN generalbasz 848; jedem deutschen nicht so entwickelt wie im nl. onbeneveld wb. übrigens ganz unbenommen THÜMMEL reise 6, 310; ver10,1002; CAMPE, eigentlich: am unbenebelten himmel altend. W I E L A N D Berm. 2, 732. iiiertragen: mit den unbene8) nicht benommen captatus, captus, occupatus; vgl. belten äugen der Vernunft ZESEN rosenmand 111; unbefangen, unbeklommen, unbenaut u. ä., besonders was erneust du für ein angedenken? benommenheit zur bezeichnung eines zustandes, in dem vom vergessen unbenebelt kränken? das natürliche körperliche oder geistige gleichgeuncht leise J . E . SCHLEGEL 1, 469. gestört ist, in der regel dadurch, dasz man zu einseitig U N B E N E H M E N , n., durch un improbativum gekennoder ausschlieszlich von etwas erfüllt, hingerissen, angezeichnetes benehmen, wegen der milde und allgemeinheit griffen ist: aber immer behielt er den muth oben, den (HEYNATZ antib. 1, 236) des tadels H E R D E R willkommen, geist unbenommen und frei RANKE 1,290; nicht so ganz starker miszbenehmen BAHRDT. nicht durchgedrungen: unbenommenen geistes 28, 386. — u n b e n o m m e n h e i t , des unbenehmens halben f . , gegentheil von benommenheit; noch nicht bei CAMPE : weis' ich euch aus meinen landen man hatte nioht unbenommenheit des geistes genug, HERDER 28, 480; um eine so kecke antwort zu geben HANKE S, 144. an welchem unfall war nicht unser unbenehmen, an U N B E N Ö T H I G T , part.-adj. adv., gegentheil von bewelchem Unglück nicht unsre thorheit schuld? 18, 406; nöthigt STEINBACH 2,143. passivisch: er sol sein schul20, 368. — u n b e n e h m l i c h , adj., der form nach das den gegen got abrichten unbenöttigt, gern und aus freyem gegentheil von benehmlich SANDERS erg. 369*; von bewillen B . v. CHIEMSEE 851. activisch non egenus: die nehmen privare, wie unbenehmbar: ein unbenehmliches groszen sind sicherlich derselben (regeln) unbenöthigt Vorrecht LOHENSTEIN Arm. 1, 1389«; recht 2, 68». so GOTTSCHED neueste 7 , 1 0 6 ; auch nl. onbenemelijk wb. 10, 1002. von sich benehmen, der kunst unbenötigt, als neubildung für 'unmanierlich' CAMPE; LUCAS 2, 2, schimmerte hier die natur WIELAND 11,158; 2068; unüblich. ich bin dessen unbenöthigt CAMPE; unüblich. UNBENEIDENSWERTH, adj., gegentheil von beneidensU N B E N Ü G I G , adj., gegentheil von benügig zufrieden, werth; vgl. nl. onbenijdbaar wb. 10, 1004: das unbeneigenügsam; mhd. unhenüegic L E X E R 2,1758; früh veraltet: denswerte geschäft Grotes wettg. 12, 461; P. . . hatte . . sichstu, wie die weit ist also unbenügig und nimmer den unbeneidenswerten ruf, der entsetzlichste Vielschreizu ersettigen KEISERSBERG schiff 6*; wann du ye wilt ber in Deutschland zu sein MOHL lebenser. 1 , 166. — unbenügig sein an dines pfarrers mäss EBERLIN V. GÜNZu n b e n e i d e t , part.-adj., gegentheil von beneidet; mnl. BURG 1, 76 neudr.; an eigner herschafft unbenügig Garg. onbeneden, onbenijt wb. 5, 241; nl. onbenijd wb. 10,1004; 843 neudr. dafür auch u n b e n ü g t : und hieran ununbeneidt HAMANN 2, 824. auch gesichert, neidlos: trieb begnügt, drang er sie auch zugeloben Atnadis 1, 72 zur einsamkeit i s t . . trieb zu allem dem unbeneideten Keller. glücke, das jeder in sich selbst finden kann ZIMMERMANN eins, l, 53; unbeneidetes auskommen K. L. v. HALU N B E N U T Z B A R , verbal-adj., gegentheil von benutzbar, LER rest. 6, 299. adverbial: er lebt unbeneidet MÖSER noch nicht bei CAMPE: ganz unbenutzbares Iand R I T T E R L, 157. erdk. 2, 796; vom gürtel:
UNBEQUEM
gestern schien er unbenutzbar mir und unbequem
verbergen BODMER Sammlung 2,143; auf einem zu allen Operationen so unbequemen felde LESSING 18, 162. veraltet. nachklang: die natur spricht nichts aus, was ihr unbequem wäre GÖTHE II 4, 104; GÖTHE kennt das alte bequem Qöthejahrb. 19, 236; unbequem zum landen, aufschlagen. doch vgl. 3, 4. b) ohne solche bestimmungen: fenster, die unbeqweme sien, wider ofbrechen Marienb. tresslerb. 275, 23; was . . unbequemer wort redet Milon SCHWARZENBERG Cic. 28; aber wölche dise schantz fibersehen und zü onbequemer zeit sich darauf? lassen, die werden sampt dem schiff verschlugt MÜNSTER cosm. DCCCCLXXIII; es ist eine unbequeme stund SCHUPP sehr. 890, noch nicht in dem späteren sinne 'ungelegen, lästig', s. u. unrichtig, falsch: die Ursachen der verrenckungen seindt etlich . . unbequeme Streckung BRAUNSCHWEIG chir. 102*; unbequemen (unzeitigen) einsamlen zümessen RYFF confedb. 88 b ; eines unbequemen wörtleins MATHESIUS Sarepta
P U T E N S, 186.
— u n b e n u t z b a r k e i t , /..- unbenutzbarkeit der landwege ALTEN handbuch 2, Sil. UNBEOBACHTEND, part.-adj.: wer kann unbeobachtend genug seyn, um nicht . . zu entdecken? LAVATER fr. 1, 181. — u n b e o b a c h t e t , part.-adj.; miszbeobachtet, unbeobachtet neglectus, desertus STIELER 11. absolut: es ist eine thorheit . . sich belustigen auf dem freyen feld der . . . warheit, unbeobachtet, wie viel schlangen unter derselben blumen verborgen sind HARSDÖRFFER secr. g, 199. — u n b e o b a c h t u n g , / . , miszbeobachtung th. 6, 2277, negligentia, socordia, neglectus STIELER II. vgl. nichtbeobachtung. UNBEPFADET s. ungepfadet. UNBEPFÄHLT, part.-adj., im 17. jh. dem reich entwickelten nl. onbepaald unbepföAlt, unbestimmt, unbeschränkt (wb. 10, 1006) ohne erfolg nachgebildet, eigentlich: hier wird es recht von dem reben gesagt, der unbepfalt das neue holtz . . treibet HARSDÖRFFER gespr. 6, Ji v n b ; aufs unbepfälte wasser SCHÖNAICH ästh. IM. übertragen: die b&nder des gestims, die durch die groszen schantzen der unbepfählten lullt stets in bewegung tantzen OPITZ poem. 181 neudr. ; in unbepfählter luft FLEMING 1, 116 Lappenberg; ein unbepfählte krafft kan zwar . . tiefste laster rennen G R Y P H I U S tr. 695 Palm; wünsche gantz unbepfählet wissen BUTSCHKY Pathmos 768; D R E C H S L E R Scherffer
278; B O U C K E 281.
UNBEQUEM, adj. adv., gegentheil von bequem; dhd. adv. umbequämo moleste; mhd. unbequseme LEX ER 2, 1758; mnd. unbequeme SCHILLER-LÜBBEN 6, 18 B ; mnl. onbequame wb. 5, 242; nl. onbekwaam wb. 10, 988; dän. ubeqvem ordb. 7, 886 B ; schwed. obeqväm; vgl. das nahe verwandte unkommlich; ungechäm, unbechäm STAUBTOBLER 8, 257; unquäm 6, 1800; unbekömlich SCHMIDT eis. wb. 3 7 3 B ; S C H M E L L E R L, 1894; u n b e k v ä m TEN DOORN-
KAAST-KOOLMAN 8, 467»; onbikwaem auch trunken DIJKSTRA 2, 278B. frühnhd. formen: umbequeme NIGER
A B B A S 2693, 6 1 ; y m u m b e k e m e n w y n t e r L U T H E R 27,488,
12 Weim.; unbequäm MAALER 454 b ; unbequemb Amadis L, 866 Keller; unbekvehm ZESEN, BUTSCHKY; unbekw&m BELLIN a v j b ; unbekwem GROB vers. 62. das früher recht vielseitige wort hat ähnlich wie unbehaglich eine stete Verengung des begriffs erlebt, am. reichsten ist die mnl. und nl. entmcklung. L) umzukommend, inconveniens, ingruus NIGER ABBAS, absurdus
DIEFENBACH 6 ;
nov.
gl.
4;
CALEPINUS
14*;
dissonus, absonus, incongruus MAALER, inhabilis, ineptus, unpassend, untauglich, ungeeignet, unfähig, unge-
schickt
320
UNBENUTZBARKEIT-UNBEQUEM
319
(TEN DOORNKAAT-KOOLMAN 3, 4 6 7 B ) .
a) mit näheren bestimmungen: es wer dem rechten unbequem H. v. SACHSENHEIM mörin 12; gleich als ob dyse schrillt unbequeme oder zü schwach sein sölt zü beweren und befestigen, dasz wir die heiligen nit sollen anrüffen CARLSTADT ob jem. möge selig werden (1524) B 1*; de . . unbequeme is tho entfangen ROTMANN rest. 85 neudr.; hab ich geurtheilt nit unbequem sein (haud inconveniens, ex re esse putabam) von den bergen . . zü schreiben FRANCK weltb. CLXXVI*; es ist keiner unbequemer darzü dann jr Fierrabras 06; es ist auch nicht unbequäm, das man za diser zeit die dreimönige frucht . . versehe SEBIZ 61; noch ein waschen . ., meines bedünckens auff die subtilen werck . . nicht ein unbequeme art ERCKER 44 B ; dasz sie zu wichtigen sachen . . unbequem seind AEG. ALBERTINUS Lucifer 98, * neudr.; Diana machet dich der Venus unbekwem GROB Vera. 62,2,83; dasz et.. zum treffen . . einen unbeqvemen ort gehabt LOHENSTEIN Arm. 2, 1177b; doch wäre nicht unbequem, dasz man HOHBERG 0, 9 B ; das gedieht . . ist sehr unbequem, die Unrichtigkeit der Neukirohischen muee zu
CCXXXII*;
ihr thut die m&nner bSsz beschreiben und all in unbequemer (verzerrter) gstalt
AYRER 3004,13
Ketter;
ein matter und unbequemer ausdruck verdunkelt den schönsten satz SCHEIBE crit. mus. 131; später (allg. d. bibl. 4, 243; SCHLEIERMACHER I 8, 38) versteht man eher einen ausdruck, der sich nicht recht fügt. s. 4. ostfr. unwohl, beengt, gedrückt, beklommen, mnl. auch schleckt von Charakter, nl. auch betrunken; vgl. DIJKSTRA a. a. o. 2) der gesundheit unbekSmmlich, unzuträglich wie incommodus = aegrotus gloss. man. (1776) 4, 168*: rechter weiszer win und rechter schwartzer win di unnaturlichsten und unbequemesten sin der menschlichen natur PETRUS DE CRESC. 63*; fressen oder sauffen . . noch andere unbequeme dinge BARTH weibersp. z v b ; ungereimpte, unbequeme artzneyen PARACELSUS 1, 64«; das böse, unbequeme, kalte schnee und regenwetter CHEMNITZ schw. kr. 2, 109; vgl. oben LUTHER und bechüm freundlich vom wetter STAUB-TOBLER 3, 257, unbequemlich SCHAMBACH 242*; seinem magen unbekwäm BELLIN rechtschr. a v j b ; einen . . . unbequemen frühling HOHBERG S, 9 5 * ;
doch täglich zum genusz ist solches unbeqwehm
HENRICI ged. 2, 246;
vielleicht klingt diese bedeutung nach: ein . . heftig unbequemes übel GÖTHE IV 41, 61 Weim., wo allerdings zuerst an 'lästig' zu denken wäre, veraltet. 3) die neueren bedeutungen haben ziemlich einseitig die sinnliche em/pfindung, das gegentheil von behaglichkeit, commodität, läge, körpersteUung, handlichkeit u. dgl. betont, die mnl. und mnd. auch schon entwickelt waren: do hält sik Isegrim s€r unbequem Beinke de Vos 6454; druckt mich mein schwerer, unbequemer filtzmantel auff den schaden (d. wunde) KIRCHHOF wendunm. 2, 366; sonsten hette es (id. buch) gar zu gros und unbequem müssen werden HENNENBERGER landt. 2; die unbequäme art bey tische zu liegen LOHENSTEIN Arm. 2, 763b; es ist zwar unbequem . ., dasz man rücklings aus den bette steigen soll SCHMIDT rockenphil. 1,96; ein weniger unbequemes lager KÄSTNER verm. sehr. 8,74; fahrt auf unbequemem postwagen LANGBEIN 31, 72; ungeachtet unbequemer rheumatismen und migränen GÖTHE 42, l, 66, u Weim. vgl. 2; unbequemes gefühl 18, l, 236, 2 Weim.; fuszsteig FORSTER 1,175; vergeblich wechselte er von minute zu minute die unbequeme läge HOLTEI erz. sehr. 21,96. auch übertragen: gelenke . . . spielen ihr eignes unbequemes spiel GÖTHE IV 27,119 Weim.; die unbequeme Stellung, in welche er (Fr. Wilhelm I.) gerathen war HANKE 27, 246; der hunger ist ein unbequemer bettgenosse LUDWIG 2, 417. 4) unbehaglich, unangenehm, ungelegen, fatal, lästig, hindernisse und Schwierigkeiten bereitend oder damit verbunden u. ä., wobei die sinnlicht bed. s regelmäszig den kintergrund abgibt und den gefühlswerth bestimmt. a) von personen. Unbequemlichkeit fühlend und verursachend; vgl. unbechäm nicht entgegenkommend, unlenksam, ungeschlacht STAUB-TOBLER 8~, 267; PAUL 73*;