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German Pages 578 [582] Year 2011
Deutsches Literatur-Lexikon Das Mittelalter
Deutsches Literatur-Lexikon Das Mittelalter Herausgegeben von Wolfgang Achnitz Band 1 Das geistliche Schrifttum von den Anf¨angen bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts
De Gruyter
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Bandes Mag. Sabina Foidl, M¨unchen; Bruno Jahn, Mu¨ nchen; Dr. Mike Malm, Mu¨ nchen; Dr. Regina D. Schiewer, Freiburg i. Br.; Dr. Christine Stridde, M¨unchen; Dr. Volker Zapf, M¨unchen
Redaktionelle Leitung Bruno Jahn
ISBN 978-3-598-24991-4 e-ISBN 978-3-598-44140-0 Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet u¨ ber http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Copyright 2011 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York Satz: bsix information exchange GmbH, Braunschweig Druck: Strauss GmbH, Mo¨ rlenbach 0 Gedruckt auf s¨aurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Vorwort Das mittelalterliche deutschsprachige Schrifttum in seinem Formenreichtum und in seiner inhaltlichen Vielfalt systematisch zu ordnen und nach aktuellem wissenschaftlichen Stand in angenehm lesbarer Form darzustellen, ist das Anliegen dieses mehrb¨andigen Nachschlagewerks. Dem erweiterten Literaturbegriff der medi¨avistischen Wissenschaften gem¨aß beschr¨ankt es sich dabei nicht auf Dichtung im engeren Sinn, sondern erfasst das im Mittelalter Geschriebene in seiner ganzen F¨ulle, ohne damit den Anspruch zu erheben, mittelalterliche Kultur ersch¨opfend zu beschreiben. In sechs thematisch konstituierten B¨anden und einem Registerband bietet das Deutsche Literatur-Lexikon – Das Mittelalter Artikel zu allen Autoren und Werken in deutscher Sprache von den Anf¨angen bis zum Ende des Sp¨atmittelalters. Die Datenbasis f¨ur diese systematische Darstellung bildet die unmittelbar vor ihrem Abschluss stehende dritte, v¨ollig neu bearbeitete Auflage des Deutschen Literatur-Lexikons. Aus diesem einzigartigen, u¨ ber mehrere Generationen von Wissenschaftlern hinweg vermehrten Wissensfundus sch¨opft die hier vorliegende Auswahl: F¨ur das Deutsche Literatur-Lexikon – Das Mittelalter (DLL MA) wurden aus dem umfangreichen Standardwerk die u¨ ber 6.000 Artikel zum mittelalterlichen Schrifttum ausgezogen und unter der redaktionellen Leitung des De Gruyter Verlags von zahlreichen Fachleuten einheitlich bearbeitet sowie inhaltlich und bibliographisch aktualisiert.
Aufbau und Konzeption des Gesamtwerks Die ausgezogenen Artikel wurden im DLL MA nach Themenkreisen und Gattungen gruppiert und zu ann¨ahernd gleich umfangreichen B¨anden zusammengefasst. Die auf dem neuesten Stand aktualisierten Artikel sind klar und u¨ bersichtlich strukturiert und informieren knapp, aber detailliert u¨ ber Leben und Werk der jeweiligen Autoren, u¨ ber Inhalte, Entstehungshintergr¨unde und die Wirkungsgeschichte ihrer Werke sowie ihre Erforschung. Der besseren Lesbarkeit wegen wurden die zahlreichen Abk¨urzungen und Siglen aufgel¨ost. Neben ¨ der handschriftlichen Uberlieferung, mittelalterlichen Druckauflagen, wissenschaftlichen Editionen
¨ und ausgew¨ahlten Ubersetzungen f¨uhren die Artikel ausgew¨ahlt stets die wichtigste Sekund¨arliteratur an. Einleitende Essays zu jedem Band bieten ¨ dar¨uber hinausf¨uhrend einen Uberblick u¨ ber die verschiedenen Gebiete und ordnen diese literaturund kulturgeschichtlich ein. Die Verteilung der Artikel auf sechs B¨ande orientiert sich einerseits an den inhaltlichen Gegebenheiten des erweiterten mittelalterlichen Schrifttums, andererseits an der grundlegenden Einteilung von Poesie in die drei von Goethe als ‹Naturformen› bezeichneten Großgattungen Lyrik, Epik und Dramatik. Da der aus pragmatischen Gr¨unden angestrebte, ungef¨ahr gleiche Umfang der sechs B¨ande ein zus¨atzliches Kriterium darstellt, wurden einige kleinere Sachgebiete zusammengefasst: Bd. 1 Das geistliche Schrifttum von den Anf¨angen bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts, Bd. 2 Das geistliche Schrifttum des Sp¨atmittelalters, Bd. 3 Reiseberichte und Geschichtsdichtung, Bd. 4 Lyrik (Minnesang – Sangspruch – Meistergesang), Bd. 5 Epik (Vers – Strophe – Prosa), Kleinformen und Dramatik, Bd. 6 Das pragmatische Schrifttum. Hinzu kommt ein siebter Band, der die einzelnen Register dieser sechs B¨ande zu einem gemeinsamen Registerband zusammenzieht, durch weitere Register erg¨anzt, und so die innerhalb der B¨ande chronologisch angeordneten Artikel auf mehrfache Weise erschließt, zum Beispiel nach Themenkreisen, Gattungen und Schlagworten. Wo es notwendig ist oder sinnvoll erscheint, erleichtern Querverweise zwischen den B¨anden das rasche Auffinden von Zusammengeh¨origem. Obwohl das geistliche Schrifttum gerade f¨ur das Mittelalter nicht distinktiv vom weltlichen zu trennen ist, weil das allt¨agliche Leben noch untrennbar mit dem Glauben an Gott verwoben ist, sodass auch in allem Geschriebenen die Grenzen fließend bleiben, erlaubt der wissenschaftliche Blick auf Gattungen und Funktionstypen eine orientierende Identifizierung solcher Werke, als deren Funktion Katechese, Aszetik oder Mystik zu beschreiben sind. Zu den Themenkreisen Bibeldichtung, Apokryphen, Hagiographie, Liturgie und Fr¨ommigV
keit, Katechese (Predigt, Paternoster, Zehn Gebote, Sieben Tods¨unden usw.), Seelsorge (Beichtund S¨undenspiegel u. a.), Predigtsammlungen, Erbauung (Gebete, Stundenb¨ucher, geistliche Lieder und Spiele), theologische und moralphilosophische Traktate, monastisches Leben, mystische Schriften, Aberglaube und Visionen, die sich daher zu Beginn dieses Nachschlagewerks finden, geh¨ort die ¨ Masse des Uberlieferten, sodass mit den Autoren und Werken aus diesen Bereichen gleich zwei B¨ande zu f¨ullen waren. Der erste Band mit einem einleitenden Essay von Regina D. Schiewer umfasst das geistliche Schrifttum in deutscher Sprache und dessen Entwicklungen von den Anf¨angen bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts. Der zweite Band, in dessen Vielfalt ein weiterer Essay, verfasst von Regina D. Schiewer und Werner Williams, einf¨uhrt, setzt ein mit dem mystischen Schrifttum der Dominikaner in der Nachfolge Meister Eckharts, Johannes Taulers und Heinrich Seuses, und umfasst die zunehmende F¨ulle geistlichen Schrifttums in deutscher Sprache aus dem sp¨ateren Mittelalter und der Fr¨uhen Neuzeit bis um etwa 1500. Die beiden ersten B¨ande enthalten somit in chronologischer Folge alle Autoren- und Werkartikel, die dem geistlichen Schrifttum zuzuordnen sind. ¨ Die breiten Ubergangszonen, die sich aufgrund der nicht trennscharfen Grenzlinien zwischen geistlicher und weltlicher Dichtung im Mittelalter ergeben, werden mit Querverweisen in die nachfolgenden B¨ande hinein kompensiert. Der dritte Band widmet sich Autoren und Werken, die sich mit der geographischen und zeitlichen Erstreckung der mittelalterlichen Lebenswelt besch¨aftigen, was sich vorwiegend in der Gattung der Reise- und Pilgerberichte sowie in der Geschichtsdichtung, in Chroniken, (Auto-)Biographien, historischen Liedern u. a¨ . ereignet. Erstmals sind dazu in ein literaturwissenschaftliches Lexikon auch kartographische Zeugnisse einbezogen. Im vierten Band sind Artikel zu allen weltlichen lyrischen Formen der mittelalterlichen Literatur versammelt, von den Anf¨angen in Minnesang und Sangspruchdichtung im 12. Jahrhundert bis zu den Sp¨atformen des Meistergesangs. R¨uckverweise erschließen die lyrischen Formen innerhalb des geistlichen Schrifttums in den ersten beiden B¨anden. Da die erz¨ahlenden Großformen, h¨ofische Romane haupts¨achlich in Reimpaarversen oder Prosa sowie Heldenepen in Strophen, nur einen vergleichsweise geringen Raum innerhalb des f¨unften VI
Bandes beanspruchen, sind diesem Band auch die Artikel zu den weltlichen, vorwiegend erz¨ahlenden Kleinformen (M¨are, Fabel, Bispel, Minnerede, Schwank usw.), zu deren Verfassern sowie zu den neu entstehenden dramatischen Formen der mittelalterlichen Literatur hinzugef¨ugt. Auch bei Letzte¨ ren gibt es aufgrund vielf¨altiger Uberschneidungen zahlreiche R¨uckverweise in die B¨ande mit geistlichem Schrifttum. Und schließlich enth¨alt der sechste Band noch einmal eine recht umfangreiche und vor allem ebenfalls sehr heterogene Gruppe mittelalterlicher Texte, n¨amlich die gesamte nichtgeistliche Sachliteratur in deutscher Sprache, die Schriften der Artes liberales und der Artes mechanicae, dazu die Themenbereiche Medizin und Recht, soweit sie nicht bereits in die ersten drei B¨ande aufgenommen worden sind. Im einzelnen handelt es sich beispielsweise um Vokabularien und W¨orterb¨ucher, Grammatiken, Rhetorik- und Poetiklehren, Musiktraktate, astronomische und astrologische Schriften, Kalender, Medizin-, Koch- oder Pflanzenb¨ucher, Kr¨auter- und Arzneib¨ucher, alchemistische Abhandlungen, F¨arberanweisungen, Schriften zum Bergbau, zum Jagd-, Turnier-, Fecht- und Wappenwesen, Ehetraktate, Briefe, Rechnungsb¨ucher, Besitzverzeichnisse, Gerichts- und Verh¨orprotokolle, Polizei- oder Zunftordnungen, Gesetzesund Rechtstexte, Stadtrechte, Urkundensammlungen oder kompendienartige Hausb¨ucher. Auch das pragmatische Schrifttum von den Anf¨angen bis um 1500 wird, quer durch Inhalte und Formen, in chronologischer Ordnung dargeboten. Jedem der sechs B¨ande, die in etwa denselben Umfang von ungef¨ahr 500 Seiten aufweisen, ist mindestens ein von Expertinnen und Experten f¨ur das jeweilige Sachgebiet angefertigter Essay zu den jeweils enthaltenen Themengebieten vorangestellt. Die Aufgabe dieser Essays ist es, das Gesamtgebiet der im jeweiligen Band bzw. in der jeweiligen Rubrik versammelten Autoren und Werke zus¨atzlich zur chronologischen Anordnung zu strukturieren und in ihrer zeitlichen und inhaltlichen Entfaltung zu beschreiben. Dies soll dem Benutzer helfen, Entwicklungslinien innerhalb der F¨ulle an Informationen nachzuvollziehen, die ihm das Literaturlexikon pr¨asentiert. Die Register am Schluss der einzelnen B¨ande verzeichnen Autoren und anonyme Werke in alphabetischer Folge, daneben zus¨atzlich Schlagworte, die zu Typen und Gattungen f¨uhren (Artusroman, Bibelepik, Mariendich-
tung usw.). F¨ur die einzelnen Artikel wurden Etiketten angelegt, die als solche Schlagw¨orter im Register gef¨uhrt werden. Band 7 wird dar¨uber hinaus weitere Register enthalten, die das verzeichnete Material erschließen. Innerhalb der einzelnen B¨ande sind die Artikel bestm¨oglich chronologisch angeordnet, so dass zu jedem Autor und zu jedem Werk eines Themengebietes der zeitliche Kontext gleich mit erfasst wird. Zudem lassen sich die weiteren f¨unf B¨ande mit thematisch anders ausgerichtetem Schrifttum parallel aufschlagen, so dass der bl¨atternde Benutzer das gesamte Schrifttum in deutscher Sprache zu jedem beliebigen Zeitraum zugleich in den Blick nehmen kann. Diese chronologische Anlage unterscheidet das vorliegende Literaturlexikon wesentlich von allen anderen Nachschlagewerken a¨ hnlichen Zuschnitts, die ausnahmslos alphabetisch geordnet sind. Die chronologische Anlage verspricht neuartige Synergieeffekte bei der Benutzung, wie sie sich sonst vielleicht nur bei der durchg¨angigen Lekt¨ure einer Literaturgeschichte ergeben. W¨ahrend es der Literaturgeschichtsschreibung allerdings vorwiegend auf die narrative Darstellung u¨ bergeordneter Entwicklungslinien und gr¨oßerer Zusammenh¨ange ankommt, zu deren Gunsten Details h¨aufig vernachl¨assigt werden m¨ussen, bilden die Artikel im Deutschen Literatur-Lexikon – Das Mittelalter gerade diesen Detailreichtum ab, w¨ahrend die Darstellung gr¨oßerer Zusammenh¨ange in die begleitenden Essays ausgelagert ist. Die chronologische Anordnung der Artikel erm¨oglicht dar¨uber hinaus eine vorurteilsfreie, von naturwissenschaftlichen Modellen des Aufstiegs, H¨ohepunkts und Verfalls befreite Darstellung der literarischen Entwicklung. Anders als in den Literaturgeschichten, die ihre Inhalte in kleineren Abschnitten zusammenh¨angend darstellen, ergab sich f¨ur das chronologisch angelegte Lexikon die Schwierigkeit, die Lemmata in eine m¨oglichst exakte Reihenfolge zu bringen, obwohl der Entstehungszeitpunkt der weitaus meisten Werke und die Lebensdaten vieler Autor(inn)en bekanntlich nur ungef¨ahr ermittelt werden k¨onnen. Wo keine pr¨azise zeitliche Einordnung m¨oglich war, und um die erhofften Synergieeffekte noch zu steigern, wurden daher einige Lemmata dort, wo es innerhalb der zeitlichen Abfolge m¨oglich erschien, zu inhaltlich-thematischen oder regionalen Gruppen und Bl¨ocken zusammengef¨uhrt, und dann, ebenso wie solche Autor(inn)en
und Werke, die sich nur einem Jahrzehnt oder gar einem Viertel- oder Halbjahrhundert zuschreiben lassen, an geeigneter Stelle, etwa nach dem Prinzip der relativen Chronologie, in ein Grundger¨ust eingef¨ugt, welches sich aus belegten Lebensdaten einiger am Literaturbetrieb beteiligter Akteure sowie aus den nicht sehr zahlreichen sicheren Datierungen einzelner Werke ergibt. Im Zweifelsfall erfolgte eine Zuordnung nach der Datierung des a¨ ltesten ¨ Uberlieferungstr¨ agers als terminus ante quem.
Inhaltliche und zeitliche Reichweite Aufgenommen wurden in das Deutsche LiteraturLexikon – Das Mittelalter alle Autor(inn)en und Werke des deutschsprachigen Schrifttums von den Anf¨angen bei den althochdeutschen Interlinearglossen bis zu den fr¨uhneuhochdeutschen Prosaromanen zu Beginn des 16. Jahrhunderts. W¨ahrend die Anf¨ange unzweifelhaft dort zu suchen sind, wo erstmals Worte in einem der althochdeutschen Schreibsprachdialekte aufgezeichnet worden sind, ist ein sinnvoller Einschnitt am anderen Ende des (literatur)geschichtlichen Großabschnitts Gegenstand zahlreicher Diskussionen in den verschiedenen medi¨avistischen Disziplinen. F¨ur die germanistische Literaturwissenschaft zeichnet sich seit Langem als Konsens ab, das zeitliche Ende der mittelalterlichen Epoche im Grenzsaum der beiden Jahrzehnte nach 1500 zu sehen. Dem wird hier dadurch Rechnung getragen, dass nicht allein das Jahr 1500 als sp¨atestes Entstehungsdatum eines Werkes maßgeblich war, sondern u¨ ber eine Aufnahme auch danach entschiedenen wurde, ob eine Autorin, ein Autor oder ein Werk eher mittelalterlichen Traditionen verpflichtet sind oder ob sie und ihre Rezeption wesentlich dazu beigetragen haben, dass ab dem 16. Jahrhundert neue Wege beschritten wurden. Das DLL MA enth¨alt somit Artikel zu allen deutschsprachigen Autor(inn)en und Werken dieses Zeitraums zwischen dem sp¨aten 8. und dem beginnenden 16. Jahrhundert, erweitert um mittelund niederdeutsche Werke aus dem deutschniederl¨andischen Grenzgebiet und um jiddische Autoren und Werke aus deutschsprachigen Regionen. Trotz dieser Erweiterungen orientierte sich die Auswahl der Artikel aus dem fast vierzigb¨andigen DLL st¨arker als dieses an dem Kriterium der VII
‹Deutschsprachigkeit›. Mit einer solchen Entscheidung soll keinesfalls der bedeutende Einfluss anderssprachiger, etwa franz¨osischer oder auch italienischer Werke auf das deutschsprachige Schrifttum in Zweifel gezogen werden. Wollte man diesen Einfluss jedoch in der Lemmaliste eines Nachschlagewerks abbilden, m¨usste dies ein Lexikon zum Schrifttum des europ¨aischen Mittelalters sein – dies ist in der Tat wohl eine zuk¨unftige Aufgabe einer interdisziplin¨aren Medi¨avistik. In einem Deutschen Literatur-Lexikon wird man aber nicht nach Artikeln zu Chr´etien de Troyes oder zu Dante Alighieri suchen und deren Rezeption im deutschsprachigen Raum ist in den Artikeln zu einzelnen Werken ohnedies hinreichend nachgewiesen und u¨ ber die Register zu ermitteln. Eine besondere Rolle kommt im mittelalterlichen Kulturbetrieb allerdings dem Lateinischen zu. Latein als die Sprache der Gebildeten steht jedem, der in deutscher Sprache dichtet und schreibt, selbstverst¨andlich ebenfalls zur Verf¨ugung, und vermutlich haben nicht wenige Autor(inn)en in beiden Sprachen geschrieben. Artikel zu ausschließlich mit lateinischen Werken u¨ berlieferten Verfasser(inne)n sind aber nur dann aus dem DLL u¨ bernommen worden, wenn diese auch im deutschsprachigen Raum gelebt oder gewirkt haben und wenn deren lateinische Werke maßgeblich in das deutschsprachige Schrifttum hineingewirkt haben, zum Beispiel in ¨ Form von Ubersetzungen, Bearbeitungen oder auf anderen Wegen. Dasselbe gilt f¨ur anonym u¨ berlieferte lateinische Werke. Daher wurde im Fall einer Aufnahme in das DLL MA bei der Bearbeitung der Artikel die Verbindung lateinischsprachiger Werke zu deutschsprachigem Schrifttum in den Vordergrund ger¨uckt. Zwei weitere Typen von Artikeln wurden aus dem DLL nur in stark u¨ berarbeiteter Form u¨ bernommen. Das betrifft zum einen stoff- und motivgeschichtliche Sammelartikel zu spezifischen Themengebieten oder Gattungen (Sieben Freuden Mariens, F¨unfzehn Vorzeichen, Femerechtsb¨ucher usw.) sowie Artikel zu Kirchenv¨atern, Legendenheiligen und M¨artyrern (z. B. Augustinus, Prudentius oder Meinrad). Auch sie wurden nur dann aufgenommen, wenn es selbstst¨andige deutschsprachige Texte zu diesen Komplexen oder Personen gibt, und diese wurden dann ebenfalls bei der Aktualisierung in den Vordergrund ger¨uckt. Nach der jeweils a¨ ltesten deutschsprachigen Bearbeitung sind VIII
diese Artikel in der Regel auch in die Chronologie einsortiert (die Verkn¨upfung mit anderen Fassungen erfolgt gegebenenfalls u¨ ber Querverweise). Nichtselbstst¨andige Fassungen sind durch Artikel zu umfangreichen deutschsprachigen Sammlungen wie ‹Der Heiligen Leben› oder ‹Das Passional› pr¨asent. Aufgegeben ist schließlich die Zielsetzung des DLL, solche Vertreter des Geisteslebens aufzuf¨uhren, die das Schrifttum ihrer Zeit beeinflusst haben, und auch Artikel zu germanistischen Wissenschaftlern wurden nicht u¨ bernommen.
Aufbau der Artikel Die einzelnen Artikel enthalten nach einer Schlagzeile mit Angaben zur Autorin bzw. zum Autor und zur Datierung (Name, Vorname, Varianten, Geburtsdatum, -ort, Sterbedatum, -ort) und Schlagworten zur Gattungszuordnung alle re¨ levanten Informationen zur Uberlieferung (auf der Basis des Verfasserlexikons und des aktuelleren Handschriftencensus) und kurze Inhaltsangaben der Werke, stichwortartige Zusammenfassungen des Forschungsstandes, u¨ berpr¨ufte Nachweise der Erstausgaben und anderer bedeutender Editionen sowie der aktuell gebr¨auchlichen kriti¨ schen Textausgaben (und gegebenenfalls Ubersetzungen) sowie die wichtigste neben der aktuellsten Forschungsliteratur. Es wird nicht der Anspruch auf vollst¨andige Verzeichnung der Forschungsliteratur erhoben, statt dessen werden wichtige Stationen der wissenschaftlichen Erschließung, Forschungsberichte, aktuell erschienene Beitr¨age und einf¨uhrende oder zusammenfassende Monographien angef¨uhrt und gezielte Hinweise auf j¨ungere Bibliographien gegeben. Zu diesem Zweck wurden die Artikel des DLL durch die Verlagsredaktion mit Hilfe von Literaturgeschichten, Nachschlagewerken (vor allem des Killy Literaturlexikons und des Verfasserlexikons), einzelnen Forschungsbeitr¨agen oder Monographien sowie dem st¨andig wachsenden Handschriftencensus (vgl. www.handschriftencensus.de) aktualisiert und bis in die j¨ungste Gegenwart hinein nachbibliographiert.
Dank Die redaktionelle Arbeit lag in den bew¨ahrten H¨anden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
De Gruyter Verlags in Mu¨ nchen, namentlich in denen von Bruno Jahn und Sabina Foidl. Artikel f¨ur diesen ersten Band aktualisierten und/oder verfassten dar¨uber hinaus Mike Malm, Regina D. Schiewer, Christine Stridde und Volker Zapf. Die Essays zum geistlichen Schrifttum fertigten Regina D. Schiewer und Werner Williams an, und Bettina
Bartz betreute das Projekt f¨ur den Verlag. Ihnen allen sei an dieser Stelle sehr herzlich f¨ur das gedeihliche Zusammenwirken gedankt.
Mu¨ nster und Mu¨ nchen, im Oktober 2010 Herausgeber und Verlag
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Das geistliche Schrifttum von den Anf¨angen bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts von Regina D. Schiewer
Die Anf¨ange volkssprachlicher Schriftlichkeit Das a¨ lteste deutsche Buch ist ein Glossar bzw. Vokabular. Es liegt in der Stiftsbibliothek St. Gallen und entstand am Ende des 8. Jahrhunderts. Es ist eine unscheinbare und kleine Handschrift, deren ¨ Uberleben wir einzig und allein der Tatsache zu verdanken haben, dass die Handschrift stets hinter Klostermauern aufbewahrt wurde. Am Ende des 8. Jahrhunderts, vielleicht 780, 785 oder 790 gab es keinen anderen Ort n¨ordlich der Alpen, an dem ein solches Buch entstehen und Interesse finden konnte. Schriftkultur war ein antikes Erbe, das sich die germanischen St¨amme erst m¨uhsam aneignen mussten. Der einzige Grund daf¨ur war der christliche Glaube in seiner katholischen Auspr¨agung. Das Kloster St. Gallen geh¨orte zu den fr¨uhen Bildungszentren n¨ordlich der Alpen. Es wurde in der ersten H¨alfte des 7. Jahrhunderts vom irischen Mo¨ nch Gallus gegr¨undet. Die kleine Zelle, die ¨ noch keinerlei Ahnlichkeit mit einem Kloster hatte, wie wir es als Architekturmodell im Kopf herumtragen, lag mitten im Urwald, unweit des s¨ud¨ostlichen Endes des Bodensees, in einem Hochtal, dem Steinachtal. Das Schreiben war eine m¨uhevolle Arbeit, eine Askese¨ubung der M¨onche und als solche schon von Benedikt in die Benediktinerregel aufgenommen. Dies ist Indiz daf¨ur, dass die B¨ucher als Schatz galten, den es zu bewahren galt, unangesehen seiner fortgesetzten Brauchbarkeit. Diesem Umstand verdanken wir zweifelsohne auch das ¨ Uberleben der ‹Abrogans›-Handschrift, die schon wenige Jahrhunderte nach ihrer Entstehung keinen praktischen Nutzen mehr gehabt haben d¨urfte. Das Althochdeutsche d¨urfte sp¨atestens seit dem 12. Jahrhundert nicht mehr verst¨andlich gewesen sein. Das Glossar besteht aus Pergamentresten, die nur fl¨uchtig bearbeitet sind. Die Haarseite des Pergaments ist stets nach außen gekehrt und signalisiert damit, dass a¨ sthetische Kriterien bei der Herstellung dieser Handschrift unerheblich waren. Es ging X
um die Erstellung eines Hilfsmittels, das zur Aneignung der lateinischen Sprache dienen sollte. Mit dieser Zwecksetzung ordnet sich die Handschrift in die breite Tradition der Glossen und Glossare ein, mit deren Hilfe sich die Aneignung der lateinischen Kultur vollzog und sich zugleich die zuvor schriftlose Volkssprache der germanischen St¨amme zur Schriftsprache entwickelte – orientiert an christlichen Texten und orientiert am lateinischen Alphabet. Die Eroberung des lateinischen Wissens mit Hilfe der Glossierung bedeutete aber auch zugleich, dass die Volkssprache sich in Anlehnung an das lateinische Alphabet verschriftlichte, dass sich die Semantik ver¨anderte, in der Regel wohl erweiterte und damit eine bislang wissenschaftsferne Sprache ihren langen Marsch zur Wissenschaftssprache antrat, zu einer Sprache, die in allen Bereichen als Arbeitsinstrument dienen konnte. Otfrid von Weißenburg, einer der ber¨uhmtesten Mo¨ nchsgelehrten des 9. Jahrhunderts mit internationalen Beziehungen, stellt in seiner althochdeutschen Evangeliensynopse, der ersten Endreimdichtung der deutschen Literatur, das Fr¨ankische bewusst neben die anderen heiligen Sprachen der Griechen und R¨omer: Nu es filu manno inthihit, in sina zungun scribit, joh ilit, er gigahe, thaz sinaz io gihohe: Wanana sculun Frankon einon thaz biwankon, ni sie in frenkisgon biginnen, sie gotes lob singen? Nist si so gesungan, mit regulu bithuungan: si habet thoch thia rihti in sconeru slihti. (I,1,31–36) Da sich so viele Menschen bem¨uhen, in ihrer Sprache zu schreiben, und eifrig darangehen, ihren Ruhm zu erh¨ohen, weshalb sollten die Franken als einzige verzichten und nicht in fr¨ankischer Sprache das Lob Gottes singen? Sie ist zwar nicht so geformt, nicht so sehr geregelt, und doch
geht sie ihren rechten Gang in sch¨onem ¨ Ebenmaß. [Ubers. Haug/Vollmann] Bemerkenswert ist hierbei die identit¨atsstiftende Wirkung der Sprache. Otfrid greift nicht auf das mittellateinische Lehnwort theodiscus zur¨uck, sondern auf die vom V¨olkernamen abgeleitete Bezeichnung frenkisg. Die Franken stellten das Herrschergeschlecht mit den Karolingern und waren somit die dominierende gens im Karolingerreich. Daneben gab es andere gentile Sprachen wie die der Sachsen, Baiern und Alamannen. Die Gesamtheit dieser gentilen Sprachen ist mit dem Begriff theodiscus fassbar, aber nur im Sinne einer kontrastiven Absetzung germanischer Volkssprachen vom Romanischen bzw. gelehrten Latein. Daraus folgt, dass der Begriff ‹Althochdeutsch› und ‹Althochdeutsche Literatur› noch weniger zur Beschreibung einer u¨ berregionalen Sprache und Literatur taugt als der Begriff des ‹Mittelhochdeutschen› und der ‹Mittelhochdeutschen Literatur›. Wir haben es vielmehr mit gentilen oder theodisken Sprachen zu tun, deren Schriftlichkeit auf bestimmte Sprachinseln beschr¨ankt ist, die fast stets mit bestimmten kl¨osterlichen Skriptorien gleichgesetzt werden k¨onnen. Folge dieser gentilen Vielfalt sind auch die land¨ schaftlich immer wieder neu entstehenden Ubersetzungen zentraler christlicher Texte. Allen voran z¨ahlt hierzu das ‹Vater unser›, das es in unterschiedlichen gentilsprachlichen Auspr¨agungen gibt. Die St. Galler ‹Abrogans›-Glosse enth¨alt auf den bei¨ den letzten Bl¨attern die a¨lteste bekannte Ubersetzung des Pater noster, das sogenannte ‹St. Galler Vater unser›. Christliche Grundtexte waren auch Teil der Missionsbem¨uhungen: So dauerten die Sachsenkriege Karls des Großen von 772 bis 804. Der Krieg bedeutete f¨ur die Sachsen Taufe oder Tod, denn in den Kapitularien f¨ur Sachsen hatte Karl festgelegt, dass dazu keinerlei Alternative bestand. Der Zwang zur Mission f¨uhrte nun dazu, dass wir neben dem Deutschen auch noch Sprachzeugnisse des Alts¨achsischen aus dieser Zeit besitzen. Es handelt sich um das ‹S¨achsische Taufgel¨obnis›, den ‹Heliand› und die ‹Genesis›. Ein Taufgel¨obnis ist zentral bei der Missionierung, da es sich in der Regel um Erwachsenentaufen handelt. Die T¨auflinge m¨ussen sich daher aktiv zum neuen Glauben bekennen und den alten G¨ottern abschw¨oren. Ein wichtiger Bestandteil des Taufgel¨obnisses war daher das exorzistische Element des Rituals: die H¨ollenfahrt Christi, die n¨achtliche Osterfeier, das Anblasen des
T¨auflings, die Salbung, und schließlich die Wiedergeburt in weißen Kleidern, das Abendmahl und die Segnung. Die Volkssprachigkeit war zwingend, denn nur bei vollkommenem Verst¨andnis des Vertrags durch die Vertragspartner war dieser g¨ultig (commendatio). Der ‹Heliand› (= Heiland) paraphrasiert das Neue Testament. Der Stabreim ist eine alte Form, das Neue Testament eine neue Geschichte f¨ur die gerade gewaltsam missionierten Sachsen. Der ‹Heliand› ist somit ‹neuer Wein in alten Schl¨auchen›. Allerdings stimmt diese pr¨agnante Formel nur teilweise. Denn einerseits ist der ‹Heliand› ein Buchepos in 5980 Langzeilen, die sich auf 71 Fitten verteilen, und andererseits zwingt die Vermittlung der Lebensgeschichte Christi an den s¨achsischen Adel dazu, das Verh¨altnis Christi zu seinen J¨ungern den s¨achsischen Vorstellungen von Gefolgschaft anzupassen: [...] Thˆo sah the hˆelago Crist, barno that bezte, thar he gebunden stˆo4, selb¯o te Sˆımon Petruse, sunu drohtines te themu erle ob¯ar is ahsla. [...] (V. 4990–4993) Da sah der heiltragende Christus, das edelste der Menschenkinder, von dort, wo er gebunden stand, hin¨uber zu Simon Petrus. Der Sohn des h¨ochsten Herrn sah u¨ ber die Schulter hin zum Gefolgsmann. Deutlich beobachtbar ist diese Anpassung an die s¨achsische Adelskultur in der Gethsemane-Szene, als Christus den Judaskuss erh¨alt und gefangen wird. ‹W¨are es nun auch Dein Wille, waltender Herr mein, dass sie hier an Speeres Spitze uns spießen sollten, wund von Waffen, dann w¨are uns nichts so lieb, als dass wir hier f¨ur unseren Gefolgsherren sterben m¨ussten, bleichen Leibes!› Da erz¨urnte sich der k¨uhne Schwertmann (sverdthegan), Simon Petrus, da schwoll ihm der Sinn, kein einziges Wort konnte er sprechen: so bitter ward ihm ums Herz, dass man seinen Herren dort binden wollte. Zornvoll ging er da, der hochsinnige Held, um vor seinen Herrscher sich zu stellen, k¨uhn vor seinen Herrn. Kein Wanken kannte sein XI
Sinn, keine Furcht sein Herz, die Klinge zog er, riss das Schwert von der Seite, schlug ein auf den vordersten der Feinde, mit der Kraft seiner H¨ande, so dass Malchus gezeichnet ward durch die Sch¨arfe der Schneide, an der rechten Seite gezeichnet vom Schwert: das Ohr ward ihm zerhauen, er wurde am Haupte wund, dass ihm schwertblutig Wange und Ohr in Todeswunde barst: Blut sprang hervor, wallend aus der Wunde. Da wurde an seiner Wange schartig der vorderste der Feinde. Da wich das Kriegsvolk, sie scheuten den ¨ Biss des Schwertes. [Ubers. Haubrichs] Zum Vergleich Lk 18,10: Simon Petrus aber hatte ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus. Der ‹Heliand›-Dichter ist unbekannt, die Nacherz¨ahlung des Neuen Testaments begegnet uns im Gewand eines Heldenepos und verzichtet g¨anzlich auf christliche Allegorese. Ganz anders verf¨ahrt das fr¨ankische Pendant, die ‹Evangelienharmonie› Ofrids von Weißenburg. Sie nutzt als neue und zukunftsweisende Form den Endreim, und die Auslegung, das ‹Mystice›, spielt eine zentrale Rolle. Otfrids Text ist kein Instrument der Mission, sondern volksprachige Bibeldichtung auf h¨ochstem Niveau f¨ur den lange schon christlichen Adel im fr¨ankischen Kernland.
Otfrid von Weißenburg Wie sah die Karriere eines ber¨uhmten Intellektuellen, wie Otfrid von Weißenburg, im 9. Jahrhundert aus? Folgendes Modell ist vorstellbar: Weißenburg, das heutige Wissembourg, lag im Speyergau und geh¨orte zum Bistum Speyer. Damit lag es einerseits in einer der zentralen Landschaften des karolingischen Reiches, andererseits aber auch im Grenzgebiet des ostfr¨ankischen Reiches und des Mittelreiches. Otfrid d¨urfte einer regional bedeutenden und beg¨uterten Familie mit traditionellen Bindungen an das Kloster entstammen. Seine Eltern d¨urften ihn mit etwa 7 Jahren dem Kloster XII
als Oblate tradiert haben, verbunden mit einer Besitz¨ubertragung an das Kloster, um die Ausbildung zu finanzieren. 826 hinterl¨asst Otfrid erstmals eine schriftliche Spur. Sein Name erscheint in einer Nachtragsliste mit den Namen verbr¨uderter Mo¨ nche, die Abt Folcuin an die Reichenau schickt. Zu dieser Zeit d¨urfte er schon zur j¨ungsten Schicht des geistlichen Establishments geh¨ort haben, er d¨urfte die ersten Weihegrade erreicht haben: subdiaconus wurde man nach Kirchenbrauch im Allgemeinen mit 21 Jahren, diaconus mit 25 Jahren, die Priesterweihe wurde mit Erreichen des dreißigsten Lebensjahres vollzogen. Im Evangelienbuch bezeichnet sich Otfrid selbst als presbyter. Dies spricht daf¨ur, dass er die Priesterweihe erhalten hatte. Daraus folgt in der Rekonstruktion eine Geburt Otfrids um 800 und eine Aufnahme ins Kloster um 807. Die M¨onchskutte (cuculla) konnte er mit dem Erreichen der aetas rationabilis, dem f¨unfzehnten Lebensjahr anlegen. Damit verbunden war die professio, d. h. die feierliche Zusage eines nach Vollkommenheit lebenden Christen, die consilia evangelica (Armut, Keuschheit und Gehorsam) zu befolgen. Nach der ‹Regula Benedicti› (Kap. 58) gelobt der Novize im Oratorium vor Abt und Klostergemeinde Best¨andigkeit, Bekehrung seiner Sitten und Gehorsam. In dieser bei Mo¨ nchen u¨ blichen Profess super altare legt der Professe die zuvor von ihm verlesene Bittschrift am Altar nieder, wirft sich vor der Kommunit¨at zu Boden (prostratio) und nimmt sein Kleid entgegen. Als Urkundenschreiber ist Otfrid erstmals 831/32 nachzuweisen. Abt war zu diesem Zeitpunkt Grimald, der sp¨atere Chefberater Ludwigs des Deutschen. Die Grundausbildung Otfrids d¨urfte um 830 abgeschlossen gewesen sein. Viel mehr konnte Weißenburg zu diesem Zeitpunkt nicht bieten. Erst 851 schreibt Otfrid erneut eine Urkunde. Diese folgt dem Formular Fuldaer Urkunden, d. h. zwischen 830/21 und 851 muss Otfrid Kontakt mit Fulda gehabt haben, und alle Indizien sprechen daf¨ur, dass Otfrid in den dreißiger Jahren zur weiteren Ausbildung in Fulda war. Abt war zu dieser Zeit der ber¨uhmte Hrabanus Maurus. In dieser Zeit entstand in Fulda die althochdeutsche Prosau¨ bersetzung der Evangeliensynopse des Tatian. Indizien sprechen daf¨ur, dass Otfrid zu dieser Zeit auch am Hof Ludwigs des Deutschen war. Dort befand sich seit 838 auch Grimald, der ehemalige Weißenburger Abt, unter dem Otfrid anfing, Urkunden zu schreiben. Weißenburg war im
B¨urgerkrieg an den Herrscher des Mittelreiches, Lothar, gefallen, der Grimald als Abt abgesetzt hatte. Am Hof befand sich zu dieser Zeit dar¨uber hinaus ein gewisser Salomo, der von 838–871 Bischof von Konstanz wurde. Er stammte aus demselben alemannischen Priesteradel wie Grimald, der Ludwig den Deutschen unterst¨utzte. Jedenfalls w¨are der Hof Ludwigs des Deutschen einer der wenigen Punkte, an dem sich die Lebenswege von Otfrid und Salomo gekreuzt haben k¨onnten. Otfrid bezeichnet ihn als seinen Lehrer und widmet ihm das Evangelienbuch. Mitte der vierziger Jahre ist Otfrid wieder in Weißenburg; als magister leitete er wohl Bibliothek und Skriptorium. Zwischen 845 und 870 importiert er Handschriften und l¨asst Codices schreiben. In jeder dritten u¨ berlieferten Handschrift dieser Zeit ist seine Hand nachweisbar. Bibelkommentare sind das Markenzeichen seiner Sammelleidenschaft. Die meisten stammen aus der Feder des Hrabanus Maurus, seines Fuldaer Ziehvaters. Otfrids Wirkungsbereich beschr¨ankt sich aber nicht nur auf den fr¨ankischen Bereich. Die Nekrologien von St. Denis in Paris und Orl´eans enthalten den Namen Otfrids. Das ganze Beziehungsgeflecht spricht daf¨ur, dass Otfrid im Kontext der benediktinischen fraternitates zu den bedeutenden Pers¨onlichkeiten geh¨orte. Seine Verbindung zu Ludwig dem Deutschen zeigt ihn gleichzeitig involviert in die politischen Strategien, mit Hilfe der volkssprachigen Evangelien¨ubersetzungen auf den ostfr¨ankischen populus einzuwirken. Diese Vernetzung von Otfrids Evangelienbuch zeigt sich auch in der Einrahmung des Textes mit Widmungen und Rechtfertigungsschreiben. Sie richten sich an den K¨onig, Ludwig den Deutschen, Erzbischof Liutbert von Mainz, Bischof Salomo von Konstanz und die St. Galler Br¨uder und Freunde, Werinbert und Hartmuot. Eine f¨ur fr¨ankische Leser geschriebene Einleitung er¨offnet das erste Buch des insgesamt in f¨unf B¨ucher gegliederten ‹Liber evangeliorum›; das dritte und das vierte Buch heben mit eigener Vorrede an; den Eingang des zweiten und des f¨unften Buches markieren hymnenartige Preislieder auf den Logos und das Kreuz, Gebete umrahmen die Evangeliendichtung: eine einleitende invocatio und eine ausleitende oratio. Der Einleitung entspricht als letztes der 140 Kapitel des Werkes eine conclusio voluminis totius. Die B¨ucher sind nicht chronologisch entstanden:
Thaz ih lob thinaz si lutentaz, giburt sunes thines, druhtines mines; Joh ih beginne redinon, wio er bigonda bredigon, thaz ih giwar si harto thero sinero worto; Joh zeichan, thiu er deda tho, thes wir birun nu so fro, joh wio thiu selba heili nu ist worolti gimeini; Thaz ih ouch hiar gescribe uns zi rehtemo libe, wio firdan er unsih fand, tho er selbo tothes ginand: Joh wio er fuar ouch thanne ubar himila alle, ubar sunnun lioht joh allan thesan woroltthiot. (I,2, 5 ff.) ... dass ich Dein Lob singe, die Geburt Deines Sohnes, meines Herren (= 1. Buch); dass ich berichte, wie Er predigte, und Seiner Worte eingedenk bin (= 2. Buch); dass ich die Wunder (berichte), die Er tat zu unserer Freude, und wie dieses Heil nun f¨ur alle Welt da ist (= 3. Buch); dass ich hier niederschreibe, damit wir gottgef¨allig leben, wie Er uns verworfen fand, da Er sich selber zu sterben anschickte (= 4. Buch); und schließlich, wie Er zum Himmel auffuhr, u¨ ber die helle Sonne hinweg und alle V¨olker dieser Erde (= 5. Buch). Otfrid mischt, darin unterscheidet er sich deutlich vom ‹Heliand›, geistliche und allegorische Auslegungen in seinen Text ein, um die Evangelien in ihrem historischen Sinn auch f¨ur die Christen der eigenen Gegenwart zu deuten. Die jeweiligen Auslegungskapitel sind u¨ berschrieben mit Moraliter, Spiritaliter und Mystice.
Notker Labeo Die hohe Zeit der alts¨achsischen und althochdeutschen Literatur bricht nach Otfried ab. Allein das Kloster St. Gallen blieb im 10. Jahrhundert eine Insel der Gelehrsamkeit, das die Tradition althochdeutscher Literatur im Bereich des Schulbetriebs nicht abreißen ließ. Im Zentrum steht dabei eine Person: Notker Labeo (Notker der Breitlippige). Notker starb am 28. Juni, dem Vorabend (Vigil) des St. Petertages (29. Juni), 1022. Er wurde ein Opfer der Pest, die das aus Italien zur¨uckkehrende Heer Heinrichs II. nach Mitteleuropa einschleppte. Ekkehard IV. bezeichnet ihn in den Casus Sancti Galli als septagenario, als Siebziger, so dass wir seine Geburt um 950 ansetzen k¨onnen. XIII
Bemerkenswert an Notkers literarischer T¨atigkeit in der Volkssprache ist die Einbettung und Funktionalisierung im Rahmen des St. Galler Schulbetriebs, wo er als Lehrer t¨atig war. Dabei diente ihm die Volkssprache als didaktisches Instrument: Teutonice propter caritatem discipulorum plures libros exponens («Um der Sch¨uler willen erl¨auterte er viele B¨ucher in der Volkssprache»). Ziel war es, theologische Schriften zu erschließen, und darauf verweist auch der Nachruf, wenn Ekkehard ausdr¨ucklich betont, dass er die ‹Moralia in Job› kurz vor seinem Tod noch abschließen konnte. Diese Kommentierung biblischer B¨ucher ist aller¨ dings nicht in althochdeutscher Ubersetzung er¨ halten. Die erw¨ahnte Psalter-Ubersetzung existiert hingegen noch. Seine besondere Leistung besteht in anderen Worten darin, dass er erstmals systema¨ tisch koh¨arente Ubersetzungen ins Deutsche anfertigte, und das in einem Umfang, der einmalig war und blieb. Er hatte keine Nachfolger. Daher ¨ gilt: Sein Ubersetzungswerk ist nach Erstmaligkeit (Artes-Literatur, Schullekt¨ure, Sprichw¨orter) und Vollst¨andigkeit (Psalter, Cantica, katechetische St¨ucke) unvergleichbar und besteht fast nur aus Unica der althochdeutschen Literatur.
‹Ezzo-Lied› und ‹Annolied› Die erste Strophe der Vorauer Fassung (V) des ‹Ezzo-Liedes› benennt als Auftraggeber des Liedes Bischof Gunther von Bamberg (gest. 1065), der auch als Liebhaber der Heldendichtung gilt und der daf¨ur von seinem Domscholaster Meinhard getadelt worden war: Der guote bischoph Guntere vone Babenberch, der hiez machen ein vil guot werch: er hiez die sine phaphen ein guot liet machen. eines liedes si begunden, want si di buoch chunden. Ezzo begunde schriben, Wille vant die wise. duo er die wise duo gewan, duo ilten si sich alle munechen. von ewen zui den ewen got gnade ir aller sele. (V. V I,1–10) XIV
Der fromme Bischof Gunther von Bamberg, der befahl, ein sehr gutes Werk zu tun: er befahl seinen Geistlichen, ein frommes Lied zu machen. Sie machten sich an ein Lied, denn sie kannten Schrift. Ezzo hat es gedichtet, Wille erfand die Melodie. Als die Melodie dann fertig war, beeilten sich alle, das Pilgerkleid anzulegen. Von Ewigkeit zu Ewigkeit sei Gott ihrer aller Seelen gn¨adig. ¨ [Ubers. Haug/Vollmann] Die ‹Cantilena de miraculis Christi› behandeln im Kern vor allem (V 14–25) das Wirken Christi auf Erden (also die drei Jahre nach seiner Taufe im Alter von 30 Jahren) und die Erl¨osung; der erste Teil (bis V 13) widmet sich Sch¨opfung, S¨undenfall und Weltalter, der letzte Teil (V 26–34) bew¨ahrt die Erl¨osung prophetisch und typologisch aus dem Alten Testament und erweist so die Ecclesia als das neue, das spiritalis Israel (V 30, V. 359), f¨ur das allein die Erl¨osung gilt. Das ‹Ezzo-Lied› entstand anl¨asslich einer Pilgerfahrt ins Heilige Land 1064/65, an der sich geistlicher und weltlicher Adel beteiligten. Anlass der Entstehung ist somit die selbstverst¨andliche kulturelle Gemeinsamkeit geistlicher und weltlicher Eliten und die kulturelle Kreuzung beider Bereiche in der Reisegesellschaft. Diese Mischkultur ist der Ausgangspunkt fr¨uhmittelhochdeutscher Dichtung. Ebenso wie das ‹Ezzo-Lied› markiert das ‹Annolied› den Neubeginn der deutschen Literatur. Dies ist keine Literatur mehr, die im Kloster ihren Sitz im Leben hatte, sondern am Hof. Es ist ein geistlicher, bisch¨oflicher Hof, aber der Bischofshof ist der Schnittpunkt der lateinisch-deutschen Kultur der F¨uhrungsgruppen des Reiches im 11. Jahrhundert, der die Kleriker und Laien, vielfach verwandte, befreundete, verschw¨agerte, in geistlichen und weltlichen Funktionen t¨atige Personen, verband. Anno von K¨oln war nicht nur Erzbischof, sondern auch Domscholastiker in Bamberg und Lehrer des Gunther, der uns gerade als bisch¨oflicher Auftraggeber des ‹Ezzo-Liedes› begegnet ist. Dieser Anno wurde zur Hauptperson, zum Helden der zweiten bedeutenden geistlichen Dichtung, mit der die deutsche Literatur in der Mitte des 11. Jahrhunderts wieder einsetzt. Auch hier treffen wir auf eine Kulturmischung schon zu Beginn des Textes:
Wir horten ie dikke singen von alten dingen, wi snelle helide vuhten, wi si veste burge braechen, wi sich liebin winischefte schieden, wi riche kunige al zegiengen. nu ist zit daz wir dencken, wi wir selve sulin enden. Crist, der unser hero guot, wi manige zeichen her uns vure duot, als er uffin Sigeberg havit gedan durch den diurlichin man, den heiligen bischof Annen, durch den sinin willen. dabi wir sulin bewarin, wante wir noch sulin varin von disime ellendin libe hin zin ewin, da wir imer sulin sin. (V. 1–18) Wir h¨orten immer wieder singen von Taten aus alter Zeit, wie tapfere Helden k¨ampften, wie sie feste Burgen zerst¨orten, wie herzliche Freundschaften zerbrachen, wie m¨achtige K¨onige zugrunde gingen. Nun ist es Zeit, daran zu denken, wie unser eigenes Ende sein wird. Christus, unser gn¨adiger Herr – wie viele Zeichen tut er doch vor unseren Augen, so wie er es auf dem Sigberg getan hat durch den herrlichen Mann, den heiligen Bischof Anno, ja um seinetwillen. So sollen wir denn an unsere Rettung denken, denn wir werden einst aus diesem Leben in der Fremde in Ewigkeit gehen, wo wir f¨ur immer bleiben werden. ¨ [Ubers. Haug/Vollmann] Jeder Kenner heldenepischen Erz¨ahlens musste aufhorchen, als er den Anfang des ‹Annoliedes› h¨orte. Der jahrhundertelange m¨undliche Traditionsstrom der Heldendichtung wird aufgerufen; er bot eine mythische Herkunftsgeschichte und Verwurzelung, das Modell eines kollektiven Erinnerungsraums ohne pr¨azise Chronologie. Das, was gesagt wird, ist nie das Ganze und doch stets Teil eines kollektiven Ged¨achtnisses, auf das immer wieder zur¨uckgegriffen werden kann. Das ‹Annolied› greift diese
Einleitungsformel auf. Sie erregt die Aufmerksamkeit auch derjenigen, die an der Vita eines k¨urzlich verstorbenen Bischofs wenig Interesse gehabt haben m¨ogen. Sie verweist wieder auf die weltlichgeistliche ‹Mischkultur›, die uns schon beim ‹EzzoLied› begegnet ist und die noch lange Signatur des mittelalterlichen Literaturbetriebs bleiben wird. Anno kommt aus schw¨abischem Adel. Um 1010 geboren, war er in dem erst 1007 gegr¨undeten Bistum Bamberg zuerst Sch¨uler und dann selbst Lehrer (Domscholaster). 1046 wurde er Hofkaplan Heinrichs III., 1054 Stiftspropst in Goslar (Kaiserpfalz). Im Februar 1056 investierte ihn der Kaiser zum Erzbischof von K¨oln, und zwar in Koblenz. Am 3. M¨arz wurde Anno in K¨oln geweiht. Er war damit Erzkanzler f¨ur Italien. Die Erzkanzlerschaft f¨ur Italien bedeutete, dass Anno die Regierungsgesch¨afte in Reichsitalien kontrollierte. Im Rahmen des Schismas (Alexander II. / Honorius II.) trat Anno wie andere deutsche Fu¨ rsten f¨ur den Reformpapst Alexander II. ein. Zur Durchsetzung der reichsf¨urstlichen Interessen wurde Anno zur f¨uhrenden Figur eines Staatsstreichs, der zur Absetzung der Kaiserin Agnes als Regentin f¨uhrte. Er entf¨uhrte 1062 den noch unm¨undigen Heinrich IV. aus der Pfalz in Kaiserswerth und u¨ bernahm selbst die Regentschaft. Nach der Schwertleite Heinrichs IV. schwand Annos politischer Einfluss, und er k¨ummerte sich st¨arker um den Herrschaftsausbau in seinem Erzbistum. Entscheidend ist dar¨uber hinaus seine T¨atigkeit als kirchlicher Reformpolitiker: Er lernte im oberitalienischen Fruttuaria 1068/70 die cluniazensische Reformbewegung des Benediktinerordens kennen, f¨uhrte die Reform in seinen eigenen Kl¨ostern ein. Sein Hauskloster Siegburg wurde dann zu einem Reformzentrum der deutschen Kl¨oster insgesamt. Diese Reformkl¨oster waren auch der Tradierungsraum des ‹Ezzo-Lieds›. Anno starb am 4. Dezember 1075 in K¨oln. 1183 erfolgte seine Heiligsprechung. Trotz des heldenepischen Auftakts ist die ‹Vita Annonis› kein Heldenlied. Sie ist aber auch keine Legende in dem Sinne, dass sie sich auf die Erz¨ahlung vom außergew¨ohnlichen Leben, das der Heilige gef¨uhrt hat, und von den Wundern, die der Heilige gewirkt hat, beschr¨ankt. Dazu war Anno zur Entstehungszeit des deutschen Annolieds in den achtziger Jahren des 11. Jahrhunderts als politische Gestalt und Fu¨ hrungspers¨onlichkeit im deutschen Reich noch viel zu pr¨asent. Anno war kein Franz von Assisi, der sich 150 Jahre sp¨ater (wie XV
in unserer Zeit Gandhi) mit zivilem Ungehorsam und pers¨onlichem moralischen Rigorismus politisches Geh¨or verschaffte; er war ein Reichsbischof seiner Zeit, und das hieß, ein Politiker, der zur Durchsetzung seiner Interessen auch nicht vor milit¨arischer Gewalt zur¨uckschreckte. Der Auftraggeber des deutschen ‹Annoliedes› d¨urfte Abt Reginhard von Siegburg (1076–1105) gewesen sein, der selbst Verfasser der a¨ lteren lateinischen Anno-Vita war (‹Vita minor›, 1076/77–78). Das Reformkloster Siegburg war auch die Grablege Annos und damit H¨uterin seines kirchenpolitischen Anliegens und seiner Heiligkeit. Die ‹Vita› stellt Anno in einen heils- und reichsgeschichtlichen Kontext. Die Abschnitte 2–7 geben einen Abriss der Heilsgeschichte bis zu den Heiligen K¨olns und Annos Episkopat. Teil II (8–33) ist der Profangeschichte unter heilsgeschichtlichem Aspekt und erst Teil III (34–49) den geistlichen und weltlichen Qualit¨aten Annos gewidmet. Er endet legendengem¨aß mit Heilungswundern am Grab Annos und einer Mirakelerz¨ahlung. Erhalten ist das ‹Annolied› nur noch in der Ausgabe von Martin Opitz (Incertae Poetae Teutonici Rhythmus de Santo Annone Coloniensis Archiepicopo, Danzig 1639).
Kloster und Hof Wir stehen mit Ezzos Lied und dem ‹Annolied› am Beginn der h¨ofischen Literatur in deutscher Sprache – wohlgemerkt der Buchliteratur. Von nun an wird der Strom der Literatur nicht mehr abreißen. Der Graben, der zwischen der althochdeutschen Klosterliteratur und der fr¨uhmittelhochdeutschen Hofliteratur liegt, wird sich nie wieder auftun. Die deutsche Literatur verschwindet nie wieder aus der Schriftlichkeit, wie es mit wenigen Ausnahmen zwischen 950 und 1050 der Fall war. Zus¨atzlich ist noch ein anderes Ph¨anomen festzuhalten: Die Sprachbarriere zwischen der lateinischen theologischen Literatur und ihren deutschsprachigen Rezipienten hatte Notker die Notwendigkeit f¨ur Glossierungen und Kommentare in der Volkssprache erkennen lassen. In den L¨andern der Romania bestand diese Sprachbarriere nicht in vergleichbarem Maße. Dies muss als Grund daf¨ur angenommen werden, dass das Deutsche in Zukunft eine weit reichere geistliche Literatur entwickeln wird als jede andere europ¨aische Volkssprache. XVI
‹Bibel›, ‹Geschichte› und ‹Heil› sind zentrale Kategorien der fr¨uhmittelhochdeutschen Literatur. Das ‹Annolied› vertrat zuerst diese neue Form des opus mixtum in seiner dreigliedrigen Anlage: Heilsgeschichte – Profangeschichte – Geschichte des heiligen Anno. Der profangeschichtliche Teil lief auf Anno zu. Zentral sind in diesem Teil die Abschnitte zur Weltreichelehre nach Daniel 7 und die Vorstellung, dass Caesar mit Hilfe der unterworfenen germanisch-deutschen St¨amme seine Herrschaft in Rom errungen hat. Damit werden in der Volkssprache zwei neue heils- und profangeschichtlich bedeutsame Traditionen pr¨asentiert, die sich sehr gut zur Reichsthematik im AnnoTeil der Vita stellen. Die Abstammung der Franken von dem Trojaner Franko war schon Otfrid gel¨aufig und wird auch im Annolied aufgegriffen. Geschichtsschreibung sub specie eternitatis wird somit auch zum Ausgangspunkt einer immer st¨arker s¨akular gepr¨agten h¨ofischen Literatur. Der Weg f¨uhrt u¨ ber die ‹Kaiserchronik› und den ‹Alexander› des Pfaffen Lamprecht zur Rezeption der ‹Aeneis› Vergils und des ‹Roman d’Eneas› im ‹Eneasroman› Heinrichs von Veldeke. Letzterer verl¨asst mit der entwickelten Liebesthematik am Beispiel Didos ¨ und Lavinias endg¨ultig den Uberlieferungszusammenhang geistlicher Literatur. In diesen Zusammenhang geh¨oren aber noch ‹Kaiserchronik› und Lamprechts ‹Alexander›, wie die ‹Vorauer Sammelhandschrift› beweist. Sie soll hier als Modell f¨ur den Typ der geistlichen Sammelhandschrift des 12. Jahrhunderts dienen, wie sie durch die Wiener und Millst¨atter Handschriften ebenfalls vertreten werden. Die großformatige Handschrift entstand im Augustinerchorherrenstift Vorau um 1200. Sie bettet die ‹Kaiserchronik› und den ‹Alexanderroman› in ein Umfeld kleinerer versifizierter geistlicher Texte ein, die f¨ur die geistliche Literatur des 12. Jahrhunderts charakteristisch sind und typischerweise in Sammelhandschriften u¨ berliefert werden. Die Handschrift zeichnet sich – anders als die fr¨uheren Sammelhandschriften – durch ein repr¨asentatives ¨ Außeres und ein hohes kalligraphisches Niveau aus. Die Dignit¨at der Schrift wird durch den unindividuellen und konservativen Charakter unterstrichen. Die Herkunft der u¨ berlieferten Texte reicht vom rheinfr¨ankischen bis zum bairischen Raum und zeigt damit, dass die Produzenten u¨ ber ein gutes bibliothekarisches Netzwerk verf¨ugt haben
m¨ussen. Folgende Texte finden sich in der angegebenen Reihenfolge in der Handschrift: ‹Kaiserchronik›, ‹Vorauer B¨ucher Mosis› (‹Vorauer Gene¨ sis›, ‹Joseph in Agypten›, ‹Vorauer Moses›, ‹Marienlob›, ‹Balaam›), ‹Wahrheit›, ‹Summa Theologiae›, ¨ ‹Lob Salomons›, ‹Altere Judith›/‹Drei Ju¨ nglinge im Feuerofen›, ‹J¨ungere Judith›, ‹Vorauer Alexander›, Gedichte der Ava, ‹Vorauer S¨undenklage›, ‹Ezzo-Lied›, Priester Arnolts ‹Von der Siebenzahl›, ‹Das Himmlische Jerusalem›, und ‹Das Gebet einer Frau›. Heinrichs von Veldeke ‹Eneasroman› entsteht zwischen 1175 und 1183 und markiert den Beginn der s¨akularen h¨ofischen Literatur, die sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts, beginnend mit ‹Kaiserchronik› und ‹Alexanderroman›, zu entwickeln begann. Zuvor war volkssprachige Buchliteratur mit wenigen Ausnahmen (z. B. Fragment des ‹Hildebrandslieds›, 9. Jh.) geistliche Literatur. Im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts trennen sich nun die Wege: Geistliches wird k¨unftig Teil der h¨ofischen Literatur werden, zugleich gewinnt der Raum der Reform- und Bettelorden neue Bedeutung f¨ur eine geistliche Literatur, die sich neben dem Hof entwickelt und ihren Lebensraum zunehmend im st¨adtischen Umfeld der Bettelorden hat: In den fr¨uhen Reformorden der Hirsauer Reform und der Zisterzienser und sp¨ater vor allem bei Dominikanern und Franziskanern. Diese Trennung der Entwicklungslinien hat auch formale Konsequenzen: Im Kontext der h¨ofischen Literatur wird das Erz¨ahlen des Geistlichen in Versform fortgesetzt, im monastischen Raum entwickelt sich die deutsche Prosa als Sprachraum des Geistlichen. Besonders machtvoll und beeindruckend umfangreich entwickelt sich seit der 2. H¨alfte des 12. Jahrhunderts die deutschsprachige Predigt.
Vernetzte Laienseelsorge: Hirsauer Reform und Augustinerchorherren Zur sogenannten Fr¨uhen deutschen Predigt z¨ahlen ca. 870 Einzeltexte, die in 7 großen Sammlungen und fast 60 Fragmenten u¨ berliefert sind. Die fr¨uhen deutschen Predigten waren als Musterpredigten f¨ur die Hand des Seelsorgers gedacht und sind deshalb als Zyklen f¨ur das Kirchenjahr konzipiert. Ihre ¨ Uberlieferung setzt sich zwar im 13. Jahrhundert fort, wird aber in ihrer Wirkmacht abgel¨ost von
den großen Predigtsammlungen der neu gegr¨undeten Bettelorden. W¨ahrend bei zwei der drei großen Konvolute des 13. Jahrhunderts die franziskanische Provenienz feststeht (s. u.), ließ sich f¨ur die Sammlungen der Fr¨uhen deutschen Predigt bisher keine eindeutige Aussage u¨ ber die Ordensprovenienz ma¨ chen. Dies gilt im Ubrigen auch f¨ur die dritte große Sammlung des 13. Jahrhunderts, die ‹St. Georgener Predigten›, deren fr¨uheste Teile noch vor der Gr¨undung der Bettelorden entstanden sein d¨urften und f¨ur die eine zisterziensische Provenienz wahrscheinlich gemacht werden konnte, ohne dass sie jedoch erwiesen w¨are. Bei der Suche nach der Ordensheimat oder den Ordensheimaten der Sammlungen der Fr¨uhen deutschen Predigt hat man sich lange Zeit an dem einzigen, namentlich bekannten Kompilator einer der bedeutendsten Sammlungen dieser Predigten orientiert, n¨amlich an Priester Konrad. Konrad bezeichnet sich im Vorwort zu seinem Predigtbuch als presbyter. Aufgrund des in dieser Sammlung u¨ berlieferten, im Corpus der Fr¨uhen deutschen Predigt einzigen Texts auf den heiligen Augustinus schloss man, dass es sich bei dem Kompilator um einen Augustinerchorherren handeln m¨usse, der am Ende des 12. Jahrhunderts im Bistum Brixen gelebt habe. Aufgrund dieser Verortung wurden vor allem Augustinerchorherren f¨ur die Kompilation der fr¨uhen Predigtb¨ucher in Betracht gezogen. Doch die Handschrift, in der sich das Prooemium mit der Namensnennung findet, d¨urfte nach heutigen Erkenntnissen keinesfalls vor 1250 entstanden sein. Zwar liegen f¨ur einen Großteil der im Predigtbuch u¨ berlieferten Predigten fr¨uhe, meist fragmentarische Parallel¨uberlieferungen vor, jedoch bei Weitem nicht f¨ur alle und so auch nicht f¨ur die fragliche Predigt auf den Festtag des heiligen Augustinus. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass bereits am Ende des 12. Jahrhunderts die Sammlung in der Form und mit einem Vorwort eines Presbyters Konrad versehen existierte, wie sie in der Handschrift aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts vorliegt. Aus diesem Grunde lohnt es sich, den Blick f¨ur die kl¨osterlichen Reformbewegungen des 12. Jahrhunderts, insbesondere die Hirsauer Reform zu weiten. Die Hirsauer Reform innerhalb des Benediktinerordens war die wohl bedeutendste kl¨osterliche Reformbewegung des ausgehenden 11. und des 12. Jahrhunderts im deutschsprachigen Gebiet. Sie l¨asst sich als deutsche Auspr¨agung der Reformbewegung von Cluny beschreiben. Politisch XVII
bedeutend wurden die Hirsauer, weil sie im Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser die Seite des Papstes ergriffen und regelrecht Agitation f¨ur die Gregorianischen Reformen betrieben. Kennzeichnend f¨ur die Kl¨oster der Hirsauer Reform war ihre Unabh¨angigkeit vom Landesherren und vom Reich. Sie waren meist mit einem Schutzprivileg des Papstes versehen. Das religi¨ose Leben in den Kl¨ostern war an den strengen consuetudines Clunys orientiert. Dar¨uber hinaus f¨uhrten die Hirsauer nach dem Vorbild Clunys das j¨ungere Konverseninstitut ein: Waren zuvor vor allem solche Mo¨ nche als vollwertige M¨onche angesehen und f¨ur verantwortliche Positionen in Betracht gezogen worden, die bereits als Oblaten, also als Kinder, ins Kloster gekommen waren, w¨ahrend die ins Kloster eingetretenen Erwachsenen stets als Konverse angesehen wurden, verschob sich nun die Gewichtung: In Hirsau entstand ein Konverseninstitut, dessen Mitglieder weder die Profess ablegten, noch eingekleidet wurden. Das Oblateninstitut wurde weitgehend abgeschafft, die sog. nutriti gab es fortan nicht mehr, sondern nur noch die conversi litterati und die idiotae oder illitterati. Im Corpus der Fr¨uhen deutschen Predigt finden sich hinsichtlich der Zielgruppe Hinweise auf alle Schattierungen von Illitterati, von Nonnen und Konversen bis hin zur gemischten Parochialgemeinde. Eine der Sammlungen jedoch, die mit hoher Wahrscheinlichkeit im Reformkloster Admont entstandenden ‹Millst¨atter Predigten›, gibt genauere Hinweise auf ihre Zielgruppe: Die Predigt zur Fußwaschung am Gr¨undonnerstag ist mit ad mandatum fratrum uberschrieben. Da ¨ das Admonter Doppelkloster u¨ ber zwei Klosterkirchen verf¨ugte, die Frauen also ihre eigene Kirche besaßen und nicht am Gottesdienst der M¨anner teilnahmen, r¨uckt insbesondere diese Predigt die neuen Konversen der Hirsauer Reformkl¨oster in den Mittelpunkt des Interesses. Durch den Chronisten Bernold von Konstanz wissen wir, dass die Mo¨ nche der Hirsauer Reformkongregation bereits in den letzten Jahrzehnten des 11. Jahrhunderts die Ideen der Gregorianischen Reform außerhalb ihrer Kl¨oster verbreiteten, indem sie als Wanderprediger durch die Lande zogen. Im Zuge dieser Predigtt¨atigkeit wurden offenbar zahlreiche Konvente gegr¨undet, in denen Laien, unter ihnen auch viele Adlige, unter der Leitung eines M¨onchs oder Priesters lebten. Da Hirsau und die meisten seiner T¨ochterkonvente nicht dem Landesherrn oder XVIII
wie die Reichsabteien dem Kaiser, sondern dem Papst selbst unterstellt waren, str¨omten zudem viele Menschen in den unsicheren Zeiten des Investiturstreits den neuen Reformkonventen zu. So vervielfachte sich in vielen Konventen innerhalb weniger Jahrzehnte nicht nur die Zahl der Chorbr¨uder, sondern auch die der Konversen, die gem¨aß dem neuen Konverseninstitut der Hirsauer keine Profess ablegen mussten. F¨ur alle diese Menschen, die zwar zu nicht unbedeutenden Teilen dem Adelsstand angeh¨orten, aber doch fast alle Illiterati waren, musste auch seelsorgerlich gesorgt werden. Zahlreiche Indizien in den fr¨uhen deutschen Predigten weisen immer wieder gerade adlige Rezipienten als Zielgruppe aus. Doch auch diese k¨onnen also zu beeindruckenden Zahlen in den Kl¨ostern der Hirsauer Reformkongregation gefunden werden. Es ist f¨ur die meisten Texte der geistlichen wie der weltlichen Literatur des 11. und 12. Jahrhunderts schwierig, eindeutige Provenienzangaben zu machen. Trotzdem wurden und werden immer wieder gerade Texte mit katechetischer Funktion in den Umkreis der Hirsauer verortet. Es gibt gute Argumente f¨ur eine Entstehung des ‹St. Trudperter Hohelieds› in Admont. Aus Admont sind dar¨uber hinaus glossierte Psalmen und Hymnen u¨ berliefert. Andere fr¨uhe Beispiele stellen das ‹Memento mori› des in Hirsau ausgebildeten Notker von Zwiefalten, eine gereimte Bußpredigt vom Ausgang des 11. Jahrhunderts, und ein predigtartiger Text vom beginnenden 12. Jahrhundert dar, der heute mit ‹Himmel und H¨olle› u¨ berschrieben und f¨ur den eine Entstehung im Hirsauer Kreis vermutet wird. Interessant ist auch, ¨ dass der Uberlieferungszweig S der althochdeutschen Bibelglossen fast ausschließlich aus Hirsauer Reformkl¨ostern u¨ berliefert wird. Auch die ‹Althochdeutschen Predigtsammlungen A–C› werden aufgrund ihrer inhaltlichen Ausrichtung in den Umkreis der Cluniazensisch-Hirsauischen Reformbewegungen verortet. F¨ur die Kleindichtung ‹Deutung der Messgebr¨auche›, in dem die Messgew¨ander in der Reihenfolge ihrer Anlegung ausgedeutet werden, wird ebenfalls Hirsauer Provenienz erwogen. Die vermutete Herkunft der Handschrift des ‹Althochdeutschen Physiologus› aus Hirsau wird diskutiert. Wenn man davon ausgeht, dass auch Osterspiele der Laienseelsorge zuzurechnen sind, muss in diesem Zusammenhang auch das in lateinischer Sprache verfasste ‹Rheinauer Osterspiel›
genannt werden, da eine verwendete Antiphon eindeutig in den Umkreis der Hirsauer Klosterreform weist. Wirft man dann noch einen Blick in das 13. Jahrhundert, stellt sich auch in Bezug auf die vermutlich in einem zisterziensischen Umkreis entstandenen ‹St. Georgener Predigten› die Frage, ob nicht in weit gr¨oßerem Maße, als bisher bekannt, bei ihrer Kompilation a¨ltere Vorlagen herangezogen wurden, die zumindest zu Teilen dem Hirsauer Reformkreis entstammen, wie die Rezeption des ‹St. Trudperter Hohelieds› in den ‹St. Georgener Predigten› zeigt. Die Bedeutung, die die volkssprachige Predigt im 12. Jahrhundert erlangte, ist aufgrund der ¨ großen Menge ihrer Uberlieferungstr¨ ager unfraglich. Unfraglich ist auch, dass in den Hirsauer Reformkl¨ostern ein Bedarf an Seelsorge in der Volkssprache geherrscht haben muss. Es liegt nahe anzunehmen, dass die Hirsauer an der Entstehung dieser Hilfsliteratur f¨ur Seelsorger, n¨amlich der deutschsprachigen Predigtb¨ucher des 12. Jahrhunderts, mitgewirkt haben. Dass sie diese Literatur genutzt haben, ist unzweifelhaft. Trotzdem sollte man die Augustiner in diesem Zusammenhang nicht g¨anzlich außer acht lassen: Die Augustinerchorherren sind seit der Mitte des 12. Jahrhunderts zweifelsohne ein Orden, der sich intensiv um die cura monialium bem¨uhte. Das erste Augustinerstift, das im deutschsprachigen Raum entstand, war das 1073 gegr¨undete Stift Rottenbuch in Oberbayern, welches sowohl Frauen als auch M¨anner beheimatete. Die Augustinerchorherren waren wie die Hirsauer Parteig¨anger der gregorianischen Reformen, und Rottenbuch entwickelte sich zu einem Reformzentrum, das in engem Kontakt zu den Reformzentren der Hirsauer stand. Beide Orden inkorporierten bereits bestehende religi¨ose Gemeinschaften von Frauen und setzten die Klausur f¨ur diese Gemeinschaften durch. Es ist also durchaus naheliegend, bei der deutschsprachigen Predigt des 12. Jahrhunderts zun¨achst an die cura monialium der Augustiner zu denken. Die mit hoher Wahrscheinlichkeit in Admont entstandenen ‹Millst¨atter Predigten› lenken jedoch zusammen mit Hinweisen aus andern Predigthandschriften die Aufmerksamkeit auf eine andere Rezipientengruppe und auf einen Reformorden, der neben den Frauen auch noch andere Illitterati seelsorgerlich betreuen musste, also auf die Hirsauer Reformkl¨oster, die durch die Einrichtung des neuen Konverseninstituts f¨ur eine Vielzahl von idiotae verantwortlich
¨ waren. Die Uberlieferungswege geistlicher Literatur aus Reformkl¨ostern im 12. und auch sp¨ater und in viel gr¨oßerem Umfang im 15. Jahrhundert zeigen, dass auch Reformkl¨oster unterschiedlicher Orden in engem literarischen Austausch miteinander stehen konnten. Das ‹Predigtbuch Priester Konrads›, das vermutlich von einem Augustinerchorherren nach 1250 unter Heranziehung a¨ lterer Vorlagen zusammengestellt wurde, k¨onnte also durchaus wie die ‹Millst¨atter Predigten› auf eine Sammlung zur¨uckgehen, die urspr¨unglich f¨ur Hirsauer Konverse gedacht war. W¨ahrend die Bedeutung der Hirsauer Frauenkl¨oster f¨ur die Literaturproduktion insgesamt und die Produktion volkssprachlicher Literatur im 12. Jahrhundert in den vergangenen Jahren große Beachtung erfahren hat, sind die Konversen der Hirsauer Reformkongregation als Zielgruppe volkssprachiger Literatur kaum in Betracht gezogen worden. Doch d¨urfte sich gerade in dieser Gruppe eine der personellen Schnittmengen finden, die das Einsetzen volkssprachiger Schriftlichkeit von geistlicher Literatur mit der von weltlicher Literatur verbindet: Illiterate, aber literarisch interessierte Adelige fanden sich innerhalb wie außerhalb der Kl¨oster. Texte wie die ‹Vita Paulinae› des Sigeboto von Paulinzella, die die Lebensgeschichte der aus einer reichsministerialem Familie entstammenden Klostergr¨underin erz¨ahlt, k¨onnen dabei als Zeugnis der Wirkung der Hirsauer Reformbewegung auf die adlig-laikale Welt angesehen werden.
Hand in Hand furs ¨ Seelenheil: Zisterzienser, Franziskaner und Dominikaner W¨ahrend der religi¨osen Massenbewegungen des 12. und 13. Jahrhunderts wurde eine große Zahl an Konventen gegr¨undet, die zun¨achst h¨aufig ein freier Zusammenschluss von Frauen waren, die ein religi¨oses Leben f¨uhren wollten, etwa als Beginen. Der Orden, der sich im 12. Jahrhundert zahlreicher dieser Konvente annahm und sie inkorporierte, war der Zisterzienserorden. So viele dieser Frauengemeinschaften fanden im Laufe des 12. Jahrhunderts Aufnahme in den Orden, dass 1220 beschlossen wurde, keine weiteren Konvente zu inkorporieren. Doch auch wenn sich der Orden offiziell gegen eine ausgeweitete cura monialium entschied, bestanden und entstanden auch noch im 13. Jahrhundert XIX
zahlreiche Frauenkonvente, die nach der Zisterzienserregel lebten, ohne jedoch der Aufsicht und Jurisdiktion eines Vaterabts der Zisterzienser zu unterstehen. Da auch bei den inkorporierten Konventen die Seelsorge f¨ur die Frauen h¨aufig Weltpriestern u¨ bertragen wurde, spielte die Frage, ob ein Konvent in den Orden aufgenommen war oder nicht, in bezug auf seine Spiritualit¨at eine untergeordnete Rolle, wie das Beispiel des ber¨uhmten und nicht inkorporierten Mystikerinnenkonvents Helfta zeigt. Ausweis daf¨ur, dass die Zisterzienser auch im 13. Jahrhundert noch eine aktive Rolle in der Frauenseelsorge ausu¨ bten, sind u. a. die bis ins 15. Jahrhunderts hinein und sogar im mittelniederl¨andischen Raum breit u¨ berlieferten ‹St. Georgener Predigten› und ‹Die Heilige Regel f¨ur ein vollkommenes Leben›, ein f¨ur Klosterleute verfasster Traktat, dessen uberliefertes Fragment eine Tu¨ gendlehre darstellt, die die Gl¨aubigen in der Teilhabe am corpus mysticum unterweist. Die inhaltlichen wie u¨ berlieferungstechnischen Verzahnungen jedoch zwischen der Zisterzienserliteratur und der Literatur der im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts neugegr¨undeten Bettelorden legen die Annahme nahe, dass bei der Produktion geistlicher Literatur f¨ur Laien und insbesondere religi¨os lebender Frauen das gemeinsame Seelsorgeinteresse der verschiedenen Orden ein bedeutenderes Gewicht hatte als die Ordensgrenzen. Im 13. Jahrhundert waren es die Bettelorden, die Franziskaner und die Dominikaner, denen die cura f¨ur unz¨ahlige Frauenkonvente u¨ bertragen wurde, und die somit in dieser Beziehung das Erbe der Zisterzienser antraten. Weil die Seelsorge f¨ur die weiblichen Klosterangeh¨origen in deutscher Sprache erfolgen musste, ist es also das geistliche Schrifttum von Zisterziensern, Franziskanern und Dominikanern, das die deutschsprachige religi¨ose Literatur des 13. und 14. Jahrhunderts bestimmt. W¨ahrend es sp¨atestens seit dem beginnenden 14. Jahrhundert in immer st¨arker werdendem Maße der Dominikanerorden ist, dessen literarische Zeugnisse uns in Traktat- und Predigtliteratur sowie in Visions- und Offenbarungsliteratur u¨ berliefert sind, ist die geistliche Literatur des 13. Jahrhunderts von einer Reihe zisterziensischer Texte und franziskanischer Autoren gepr¨agt. Die prominenten Predigtsammlungen des 13. Jahrhunderts, die ‹Schwarzw¨alder Predigten›, die Predigten Bertholds von Regensburg sowie die ‹St. Georgener Predigten›, sind diesen beiden Orden XX
zuzurechnen: Die noch bis ins 15. Jahrhundert hinein breit u¨ berlieferten ‹Schwarzw¨alder Predigten› stellen das bedeutendste Musterpredigtbuch des 13. Jahrhunderts dar. Sie wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem franziskanischen Autorenkollektiv verfasst. Unter dem Namen des Franziskaners ‹Berthold von Regensburg› sind uns sowohl zahlreiche wortgewaltige Predigten ad populum u¨ berliefert als auch die sog. ‹Klosterpredigten›, die sich an religi¨ose Frauen richten. Somit sind bereits im Werk Bertholds von Regensburg die beiden Zielrichtungen des seelsorgerlichen Wirkens der Franziskaner evident: die Predigt ad populum und die cura monialium. Diese beiden den Ordenszielen inh¨arenten Aufgaben bestimmen die franziskanische Literatur in deutscher Sprache. Geographisch gesehen, benennt Bertholds Herkunftsbezeichnung ‹von Regensburg› eines der beiden Zentren franziskanischer Literaturproduktion im 13. Jahrhundert. Das zweite Zentrum findet sich in der Herkunftsbezeichnung des zweiten großen franziskanischen Autors des 13. Jahrhunderts, Davids von Augsburg. Dass beide St¨adte als Produktionsorte volkssprachiger Texte franziskanischer Provenienz in unser Blickfeld geraten, ist vor allen Dingen dem Umstand geschuldet, dass dort die Franziskaner in der s¨uddeutschen Ordensprovinz 1221 ihre ersten Ordensniederlassungen gegr¨undet hatten, von denen aus sich der Orden seinen Aufgaben widmete: durch Mission den Irrlehren entgegenzuwirken und diejenigen, die sich f¨ur ein religi¨oses Leben entschieden hatten, seelsorgerlich zu betreuen. Von letzterer Aufgabe zeugen nicht ¨ zuletzt die in Augsburg entstandenen Ubersetzungen der Ordensregel, die ‹Augsburger Klarissenregel› und die ‹Augsburger Drittordensregel›. Auch eine Gruppe lateinischer Schriften, von denen das Hauptwerk (‹De exterioris et interioris hominis compositione secundum triplicem statum incipientium, proficientium et perfectorum›) zweifelsfrei aus der Feder Davids von Augsburg stammt, ist der Seelsorge f¨ur Klosterangeh¨orige zuzurechnen, aufgrund ihrer lateinischen Abfassung d¨urften sie jedoch zun¨achst f¨ur Angeh¨orige der franziskanischen M¨annerkonvente bestimmt gewesen sein. Die sog. ‹Novizenbriefe›, von den zwei als Widmungsbriefe zum oben genannten Hauptwerk u¨ berliefert sind, legen die Verwendung der Traktate bei der Novizenausbildung nahe. Dasselbe gilt
auch f¨ur weitere David zugeschriebene und zumindest aus seinem Umfeld stammende lateinische Traktate, die sich mit dem Amt des Novizenmeisters, der Vorbereitung der Novizen auf das Stundengebet, der Auslegung der Ordensregel und den sieben Stufen des Gebets besch¨aftigen. Von den lateinischen Texten haben viele in Ausz¨ugen und ¨ Ubersetzung Aufnahme in das ebenfalls in Augsburg zu verortende aszetisch-mystische Erbauungsbuch ‹Geistlicher Herzen Baumgarten› gefunden, f¨ur das auch Bertholds Predigten ad populum herangezogen wurden. Die Klosterpredigten Bertholds und Davids ‹Sieben Vorregeln der Tugend› sind im ‹Baumgarten› vollst¨andig u¨ berliefert. Der ‹Baumgarten› diente wie die David zugeschriebenen deutschsprachigen Traktate der Laienseelsorge. Ein Indiz daf¨ur, dass sich die Franzsikaner in ihrer Seelsorge auch deutlich den Laien außerhalb der Kl¨oster zuwandten und es unter den Interessengruppen an deutschsprachiger geistlicher Literatur und denen an deutschsprachiger weltlicher Literatur große Schnittmengen gab, sind die beiden ebenfalls im franziskanischen Umkreis Augsburgs entstandenen Rechtsb¨ucher, der ‹Deutschenspiegel› und der ‹Schwabenspiegel›, in denen ein Traktat Davids von Augsburg sowie Predigten Bertholds von Regensburg Verwendung fanden. Einen Streitfall hinsichtlich ihrer Zuordnung zu Franziskaner- bzw. zum Zisterzienserorden stellt ¨ die mittelhochdeutsche Ubersetzung der ‹Goldenen Epistel› Wilhelms von Saint-Thierry aus dem Ende des 13. Jahrhunderts dar. Vor allem aufgrund ¨ ihrer Schreibsprache wurde die ‹Epistola›-Ubersetzung lange Zeit dem oben angef¨uhrten Schriftgut der Augsburger Franziskaner zur Seite gestellt, ob¨ wohl die Uberlieferung der lateinischen Vorlage, die sich haupts¨achlich im zisterziensischen Raum vollzieht, ein starkes Argument f¨ur eine zisterzien¨ sische Provenienz der Ubersetzung ist. Wegen ih¨ rer schriftsprachlichen N¨ahe zur ‹Epistola›-Ubersetzung wird nun auch bei einem weiteren Text, den Bernhard-Predigten ‹Von vnsers herren marter›, eine zisterziensische Provenienz erwogen, obwohl die ihnen immanente Leidensfr¨ommigkeit eher franziskanischer Spiritualit¨at zu entsprechen scheint. Die Schwierigkeit, einzelne Texte einem bestimmten Orden zuzuweisen, zeigt die Interessenschnittmenge der Orden an der Laienseelsorge und an der cura monialium, f¨ur die sie Literatur zur Verf¨ugung stellen mussten und diese teils im R¨uckgriff auf Texte produzierten, die in anderen Ordenskontexten entstanden waren.
Ein Beispiel hierf¨ur sind die dem zisterziensischen Umfeld zuzurechnenden ‹St. Georgener Predigten›. Die f¨ur diese Sammlung typische Arbeits¨ und Uberlieferungsweise ist die Einbindung und Herausl¨osung einzelner Predigtabschnitte, die das Erstellen neuer Predigten erm¨oglichte, aber auch Corpus¨uberlieferung und Einzeltext¨uberlieferung instabil machte. Hierdurch und durch das große Interesse an mystischem Gedankengut und spekulativer Theologie unterscheiden sich die ‹St. Georgener Predigten› deutlich von den beiden großen franziskanischen Predigtsammlungen des 13. Jahrhunderts. Sie scheinen ein Bindeglied zwischen der Predigt des 13. Jahrhunderts und der vorwiegend dominikanischen mystischen Traktat- und Predigtliteratur des 14. Jahrhunderts zu bilden: W¨ortli¨ che Ubereinstimmungen einzelner Autorit¨atenzitate und -exzerpte in Texten der ‹St. Georgener Predigten› finden sich u. a. auch in den dem dominikanischen Umfeld entstammenden mystischen Traktat- und Predigtsammlungen wie dem ‹Paradisus anime intelligentis› und den sogenannten ‹Spamerschen Mosaiktraktaten›, aber auch in der franziskanischen, vermutlich in Augsburg entstandenen Kompilation ‹Geistlicher Herzen Baumgarten›. Ein weiteres eindr¨uckliches Beispiel f¨ur die Verzahnungen der drei großen mit der cura monialium befassten Orden im Hinblick auf die Entstehung ¨ und Uberlieferung volkssprachiger geistlicher Literatur findet sich im Umkreis des bedeutendsten Textes der deutschsprachigen Visions- und Offenbarungsliteratur des 13. Jahrhunderts, im Umkreis des ‹Fließenden Lichts der Gottheit› Mechthilds von Magdeburg. W¨ahrend den m¨annlichen Ordensangeh¨origen die Gotteserkenntnis durch das Studium der Theologie offenstand, das ihnen eine rationale Gotteserkenntnis erm¨oglichte, war dieses den Frauen verwehrt. Sie konnten und durften nicht am theologischen Diskurs partizipieren, versp¨urten aber nicht weniger den Drang nach der Durchdringung des g¨ottlichen Geheimnisses. Frauen fanden den Zugang zur Gotteserkenntnis nicht u¨ ber den Weg der Theologie, sondern vielmehr u¨ ber die unmittelbare Gottesbegegnung und -erfahrung. Vision¨arinnen scheinen im 13. Jahrhundert allgegenw¨artig zu sein. Das erste und gut bekannte Zeugnis in der deutschsprachigen Literatur f¨ur die große Zahl der Vision¨arinnen bereits in der ersten H¨alfte des 13. Jahrhunderts ist das Dictum des Franziskaners Lamprecht von Regensburg in seiner mit hoher Wahrscheinlichkeit auf XXI
einer zisterziensischen Vorlage beruhenden Dichtung ‹Tochter von Sion› von der kunst, die bˆı unsern tagen / in Brˆabant und in Baierlanden / undern wˆıben uˆ f gestanden (V. 2838–2840) sei. Die Lebensformen der vision¨ar begabten Frauen aus der ersten H¨alfte des 13. Jahrhunderts sind nicht auf das Kloster beschr¨ankt – im Gegenteil: Es sind zun¨achst semireligi¨ose Frauen, Beginen, Reklusen oder gar Vagantinnen wie Christina von Sint Truiden (St. Trond) (1150–1224) aus der Di¨ozese L¨uttich, die die h¨ausliche, famili¨are Gemeinschaft verlassen und ihr Leben ganz Christus widmen. Zwar scheinen auch schon fr¨uh Kl¨oster als Zentren mystisch begabter Frauen fungiert zu haben, so etwa die Zisterzienserabtei Rameia in Brabant, die die Vision¨arinnen Ida von Nijvel (1197–1231) und Ida von Gorsleeuw (1202/03–1262 oder 1273) beherbergte und wo sich auch Beatrijs von Nazareth (1200–1268) f¨ur eine kurze Zeit (1216–1217) aufhielt. Doch auch bei den Frauen, die in einer festen Gemeinschaft lebten – wie die nach zisterziensischer Regel lebenden Mystikerinnen des Konvents in Helfta oder die zahllosen vision¨ar begabten Frauen der s¨uddeutschen Dominikanerinnenkl¨oster – steht im Vordergrund stets die individuelle, grenz¨uberschreitende Begegnung mit Gott. Dies ist das, was der mystischen Erfahrung eignet: µυ´ ειν bedeutet ‹sich verschließen›, ‹die Augen schließen›. Um eine spirituelle Erfahrung zu machen, verschließen sich der Mystiker bzw. die Mystikerin vor der Außenwelt. Das 13. Jahrhundert brachte vor allen Dingen bedeutende einzelpers¨onliche Offenbarungsschriften hervor, lateinische und eine deutsche, von denen die Helftaer literarischen Zeugnisse, der ‹Legatus divinae pietatis› Gertruds von Helfta und ‹Das fließende Licht der Gottheit› Mechthilds von Magdeburg, die prominentesten sind. Die Bedeutung des ‹Fließenden Lichts› f¨ur die Formung der deutschen Sprache wird gerne gleichgesetzt mit der des ‹St. Trudperter Hohelieds› und der der mystischen Predigt Meister Eckharts. Doch w¨ahrend Meister Eckharts Predigt durch vielf¨altige Teil- und Mit¨uberlieferung, durch Exzerpte und Kompilationen tats¨achlich die Sprache der religi¨osen Literatur ver¨anderte und bereicherte, l¨asst sich dies f¨ur die nur schmal u¨ berlieferte Offenbarungsschrift Mechthilds nicht best¨atigen. Auch wenn vor kurzem endlich ein Bruchst¨uck einer Handschrift entdeckt wurde, das den Text in seiner urspr¨unglichen mittelniederdeutschen Fassung u¨ berlieferte, so ist es doch unfraglich, dass nur und allenfalls XXII
¨ die mehrfach u¨ berlieferte alemannische Ubertragung im Umkreis der su¨ ddeutschen Dominikaner auf die Sprache der mystischen Erbauungsliteratur ausgestrahlt haben kann. Doch nicht erst durch die ¨ Ubertragung des ‹Fließenden Lichts› im 14. Jahrhundert verbindet diese Offenbarungsschrift die cura monialium der Zisterzienser mit der der Dominikaner. Bereits in den perso¨ nlichen Beziehungen Mechthilds selbst spiegelt sich die N¨ahe beider Seelsorgebereiche: Mechthild lebte zun¨achst lange als Begine in Magdeburg. Eine Reihe von Indizien sprechen daf¨ur, dass der Prior des Dominikanerklosters in Neuruppin, Wichmann von Arnstein, in dieser Zeit ihr Beichtvater und Seelsorger gewesen sein d¨urfte. Bevor Wichmann gegen 1230 dem neugegr¨undeten Dominikanerorden beitrat, hatte er 35 Jahre lang im Pr¨amonstratenserkloster in Magdeburg gelebt. Von Wichmann sind uns sechs Sendbriefe u¨ berliefert, von denen nur einer die Empf¨angerinnen namentlich nennt: Gr¨afin Adelheid von Kirchberg und ihre ‹T¨ochter›, die Zisterzienserinnen in Zimmern im schw¨abischen Ries. Jedem der Sendbriefe geht ein sogenanntes ‹Miraculum› voraus, welches man auch als revelatio oder gegebenenfalls auch als visio bezeichnen k¨onnte. Wir d¨urfen davon ausgehen, dass auch die Sendbriefe ohne Adressatennennung f¨ur die Zimmerschen Zisterzienserinnen bestimmt waren. Mechthild selbst fand 1271 Aufnahme in Helfta, einem Konvent, der zwar nach der Zisterzienserregel lebte, aber dem Bischof der Di¨ozese unterstellt war. Seelsorgerlich betreut und in der Verschriftlichung ihrer Offenbarungen unterst¨utzt wurde sie nach Ausweis des ‹Fließenden Lichts› durch den Dominikaner Heinrich von Halle, der ebenso in dem im selben Jahr gegr¨undeten Haller Dominikanerkloster lebte wie Balduin, Mechthilds Bruder. Die Verflechtungen zwischen zisterziensischen und dominikanischen Kreisen sind also bereits in der pers¨onlichen Umgebung Mechthilds vielf¨altig, und so verwundert es nicht, dass uns sowohl die Rezeption des ‹Fließenden Lichts› als auch die der Sendbriefe Wichmanns in den Umkreis der s¨uddeutschen Dominikanerkreise f¨uhrt. Seit dem Ausgang des 13. Jahrhunderts nahm der Einfluss der Dominikaner auf die Entwicklung ¨ und Uberlieferung geistlicher Literatur in deutscher Sprache und insbesondere der deutschsprachigen Predigtliteratur best¨andig zu. W¨ahrend – mit der Ausnahme des Augsburg-Regensburger
¨ Umkreises – anonyme Uberlieferung der geistlichen Literatur im 13. Jahrhundert die Regel war, nimmt am Ende des 13. Jahrhunderts die Zahl namentlich bekannter dominikanischer Autoren zu. Zu ihnen geh¨oren Konrad von Weißenburg, Konrad von Esslingen, Bruder Wolfhart und andere wie Ulrich Engelberti (von Straßburg), der erst im Rahmen der ‹K¨olner Klosterpredigten› u¨ berliefert wird. Eine gemeinsam u¨ berlieferte Gruppe dominikanischer Autoren konzentriert sich in den Termineien Konstanz und Zu¨ rich um 1300: Es handelt sich um Heinrich von Schaffhausen, Hugo von Konstanz, Konrad von Liebenberg und Rudolf von Klingenberg. Alle genannten Prediger geh¨oren in das Vorfeld Meister Eckharts (ca. 1260–1328) und bilden den Auftakt der sich im beginnenden 14. Jahrhundert entfaltenden mystischen Predigt dominikanischer Provenienz. Meister Eckhart ist zweifellos die zentrale Figur und der Ausgangspunkt jeder Besch¨aftigung mit der Dominikanermystik des 14. Jahrhunderts. Sein Bildungsgang und seine unterschiedlichen Funktionen im Dominikanerorden sind bis hin zum H¨aresieprozess, der gegen ihn gef¨uhrt und mit der Bulle ‹In agro dominico› am 27. M¨arz 1329 abgeschlossen wurde, gut bekannt. Der H¨aresieprozess d¨urfte auch der Grund sein, warum sowohl das deutsche als auch das lateinische Werk Eckharts schmal bzw. verstreut und h¨aufig anonym u¨ berliefert ist. Trotzdem wirkte sein Werk als eine Art Initialz¨undung f¨ur die Produktion mystischer Literatur des 14. Jahrhunderts. Eckharts spekulative Mystik fasziniert Philosophen, Theologen, Germanisten und interessierte Laien bis heute. Seine Gedanken u¨ ber das g¨ottliche Wesen und seine Erkl¨arungen dessen, wie es dem Menschen gelingen kann, durch das Lassen aller Dinge das G¨ottliche in sich selbst zu erkennen und so wieder in den g¨ottlichen Ursprung aller Dinge zur¨uckzukehren, fanden ihren Niederschlag in Predigten und Traktaten, aber auch in kleinen Spr¨uchen und Erz¨ahlungen und nicht zuletzt in der Visionsliteratur bedeutender und unbedeutender, mit Namen
genannter und anonymer Autoren und Autorinnen, die die geistliche Literatur des 14. Jahrhunderts pr¨agten.
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¨ der Altere der J¨ungere derselbe dieselbe(n) Dissertation deutsch durchgesehen
Kap. Kat. kgl. Kl. Komm., komm. krit. Kt.
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ebd. ed. ehem.
ebenda edited ehemalig, ehemals
lat. LB Lex.
lateinisch Landesbibliothek Lexikon
XXIV
Lfg. Lit. LMB
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MA, ma. masch. mhd. Mitt. mlat. mnd. mndl. Ms(s).
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Nachdr. Nachw. nd. ndl. Neudr. NF nhd. Nr. NS
Nachdruck Nachwort niederdeutsch niederl¨andisch Neudruck Neue Folge neuhochdeutsch Nummer Neue Serie, Nova Series, Nuova Serie. Neues Testament
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Tf. Tl., Tle.
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Stud. SUB
XXV
SIGLENVERZEICHNIS AB¨aG
ADB
AfdA
AfK AH
ATB
BB
BBKL
BdK BHL
Bibl.dt.Nat.-Lit.
BMA
XXVI
Amsterdamer Beitr¨age zur a¨lteren Germanistik. Amsterdam 1972 ff. Allgemeine deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde., Leipzig 1875–1912 Anzeiger f¨ur deutsches Altertum und deutsche Literatur (beigeheftet der ZfdA). Leipzig u. a. 1876–1989 Archiv f¨ur Kulturgeschichte Analecta Hymnica Medii Aevi. Hg. v. C. Blume, G. M. Dreves (und H. M. Bannister). 55 Bde., 1886–1922. Nachdr. 1961. Register hg. v. M. L¨utolf. 2 Bde., 1978 Altdeutsche Textbibliothek, 1882 ff, 1959 ff. Bayerische Bibl. Texte aus zw¨olf. Jh. Hg. v. Hans P¨ornbacher und Benno Hubensteiner. 5 Bde., M¨unchen 1978–90 Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begr. und hg. v. Friedrich Wilhelm Bautz. Fortgef¨uhrt v. Traugott Bautz. Hamm (sp¨ater Herzberg, Nordhausen) 1970 ff. Bibliothek deutscher Klassiker. Frankfurt/M. Bibliotheca hagiographica latina. 2 Bde., Br¨ussel 1898–1901. Suppl.-Bd. 21911 Bibliothek der gesamten deutschen National-Literatur von der a¨ ltesten bis auf die neueste Zeit Bibliothek des Mittelalters. ¨ Texte und Ubersetzungen. Deutscher Klassiker-Verlag, 1987 ff.
De Boor/Newald
Brunh¨olzl
CCCM
CCSL
Chron.dt.St.
Cramer
CSEL
DA DACL
DHGE
Dict. Spir.
DTM DU
Geschichte der deutschen Literatur von den Anf¨angen bis zur Gegenwart. Begr. v. Helmut de Boor und Richard Newald. 1949 ff. Franz Brunh¨olzl: Geschichte der lat. Lit. des MA. 2 Bde., Mu¨ nchen 1975–92 Corpus Christianorum, Continuatio Mediaevalis. Turnhout 1966 ff. Corpus Christianorum, Series Latina. Turnhout 1954 ff. Die Chroniken der deutschen St¨adte. Hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1862–1931 Thomas Cramer (Hg.): Die kleineren Liederdichter des 14. und 15. Jahrhunderts. 4 Bde., Mu¨ nchen 1977–85 Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum. Wien u. a. 1866 ff. Deutsches Archiv f¨ur Erforschung des Mittelalters Dictionnaire d’arch´eologie chr´etienne et de liturgie. Hg. v. Fernand Cabrol u. a. Paris 1907 ff. Dictionnaire d’histoire et de g´eographie eccl´esiastiques. Hg. v. Alfred Baudrillart u. a. Paris 1912 ff. Dictionnaire de spiritualit´e asc´etique et mystique. Doctrine et histoire. Fond´e par M. Viller ... 17 Bde., Paris 1937–95 Deutsche Texte des Mittelalters, 1904 ff. Der Deutschunterricht. Beitr¨age zu seiner Praxis und wissenschaftlichen Grundlegung. Seelze 1948/49 ff.
DVjs
Deutsche Vierteljahrsschrift f¨ur Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Stuttgart/ Weimar 1923 ff.
HLS
HMS Ehrismann
Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters. 4 Bde. Mu¨ nchen 1932–35
EM
Enzyklop¨adie des M¨archens. Handw¨orterbuch zur historischen und vergleichenden Erz¨ahlforschung. Begr. v. Kurt Ranke. Hg. v. Rolf Wilhelm Brednich und Hermann Brausinger. Berlin/ New York 1977 ff.
Enz Phil Wiss
Enzyklop¨adie Philosophie und Wissenschaftstheorie. In Verbindung mit Gereon Wolters hg. v. J¨urgen Mittelstraß. 4 Bde., Stuttgart/Weimar 1995/96. 2., neu bearb. und wesentlich erg. Aufl. In Verbindung mit Martin Carrier hg. v. J¨urgen Mittelstraß. Stuttgart/ Weimar 2005 ff.
HRG
JOWG
Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft. Marbach/N. u. a. 1981 ff.
Killy
Literatur-Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Hg. v. Walther Killy. Bd. 1–12. G¨utersloh/ Mu¨ nchen 1988–92. 2., vollst¨andig u¨ berarb. Aufl. u.d.T. Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Hg. v. Wilhelm K¨uhlmann. Berlin/New York 2008 ff. Kindlers Neues LiteraturLexikon. Hg. v. Walter Jens. 22 Bde., Mu¨ nchen 1988–98 Carl von Kraus: Dt. Liederdichter des 13. Jh. Bd. 1: Text. 1952. Bd. 2: Komm. besorgt v. H. Kuhn. 1958. 2., v. Gisela Kornrumpf durchges. Aufl. 2 Bde., T¨ubingen 1978
Euph.
Euphorion. Zeitschrift f¨ur Literaturgeschichte. Heidelberg 1894 ff.
GAG
G¨oppinger Arbeiten zur Germanistik, 1960 ff.
KNLL
GRM
Germanisch-Romanische Monatsschrift. Heidelberg 1909 ff.
Kraus LD
GW
HBLS
Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Bd.1–8,1 hg. v. der Kommission f¨ur den Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Leipzig 1925–40. Bd.8,2 ff. hg. v. der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin. Stuttgart u. a.1978 ff. Historisches Biographisches Lexikon der Schweiz. 7 Bde., Neuenburg 1921–34
Historisches Lexikon der Schweiz. Hg. v. der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz. Basel 2002 ff. Minnesinger. Ges. und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. 7 Tle. in 3 Bdn. 1838–56. Neudr. Leipzig 1963 Handw¨orterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Hg. v. Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann, Bd. 5 zus¨atzlich v. Dieter Werkm¨uller. 5 Bde., Berlin 1971–98. 2., v¨ollig u¨ berarb. und erw. Aufl. Hg. v. Albrecht Cordes, Heiner L¨uck und Dieter Werkm¨uller. Berlin 2004 ff.
LACL
Lexikon der antiken christlichen Literatur. Hg. v. Siegmar D¨opp u. a. 3., vollst¨andig neu bearb. und erw. Aufl. Freiburg u. a. 2002 XXVII
LCI
LexMA
LexthW
Liliencron
Litterae
LThK
Manitius
MarLex
MF
XXVIII
Lexikon der christlichen Ikonographie. 8 Bde., Rom u. a. 1968–76 Lexikon des Mittelalters. 10 Bde., Mu¨ nchen/Z¨urich 1980–99 Lexikon der theologischen Werke. Hg. v. Michael Eckert, Eilert Herms, Bernd Jochen Hilberath und Eberhard J¨ungel. Stuttgart 2003. Rochus von Liliencron: Die historische Volkslieder der Deutschen. 4 Bde., und Nachtrag. Leipzig 1865–69. Neudr. Hildesheim 1966 Litterae. G¨oppinger Beitr¨age zur Textgeschichte. G¨oppingen 1971 ff. Lexikon f¨ur Theologie und Kirche. Begr. v. Michael Buchberger. 2., v¨ollig neu bearb. Aufl. Hg. v. Josef H¨ofer und Karl Rahner. 10 Bde., Freiburg i. Br. 1957–65. 3., v¨ollig neu bearb. Aufl. Hg. v. Walter Kasper mit Konrad Baumgartner, Horst B¨urkle, Klaus Ganzer, Karl Kertelge, Wilhelm Korff und Peter Walter. 11 Bde., Freiburg i. Br. u. a. 1993–2001. Max Manitius: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. 3 Tle., Mu¨ nchen 1911–13 Marienlexikon. Hg. v. Remigius B¨aumer und Leo Scheffczyk. 6 Bde., St. Ottilien 1988–94. Des Minnesangs Fr¨uhling. Unter Benutzung der Ausgaben von Karl Lachmann und Moriz Haupt, Friedrich Vogt und Carl von Kraus bearb. v. Hugo Moser und Helmut Tervooren. 3 Bde., Stuttgart 1977 (Bd. 1: Texte. 38 1988).
MGG
Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklop¨adie der Musik. Hg. v. Friedrich Blume. 17 Bde., Kassel/ Basel 1949–86. 2., neu bearb. Ausg. Hg. v. Ludwig Finscher. 26 Bde., 2 Registerb¨ande, Supplement. Kassel u. a. 1999–2008. MGH Monumenta Germaniae Historica. Hannover/Leipzig 1826 ff. Auct. ant. Auctores antiquissimi Briefe d. dt. Die Briefe der deutschen Kaiserzeit Kaiserzeit Capit. Capitularia regum Francorum Capit. episc. Capitula episcoporum Conc. Concilia Const. Constitutiones Dt. Chron. Deutsche Chroniken DD Diplomata Epp. saec. XIII Epistolae saeculi XIII Ep. (sel.) Epistolae selectae Fontes iuris Fontes iuris Germanici antiqui in usum scholarum separatim editi Fontes iuris NS Fontes iuris Germanici antiqui, Nova series Ldl Libelli de lite imperatorum et pontificum Libri mem. Libri memoriales Libri mem. NS Libri memoriales et Necrologia, Nova series LL Leges LL nat. Germ. Leges nationum Germanicarum Necr. Necrologia Germaniae Poetae Poetae Latini medii aevi Quellen zur Quellen zur GeistesgeGeistesgesch. schichte des Mittelalters SS Scriptores SS rer. Germ. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi SS rer. Germ. Scriptores rerum GermaniNS carum, Nova series SS rer. Lang. Scriptores rerum Langobardicarum SS rer. Merov. Scriptores rerum Merovingicarum
Staatsschriften ¨ MIOG
MMS MTU
NDB
NdJb
PBB (Halle)
PBB (T¨ub.)
PG
Phil.Stud.u.Qu. PL
RAC
Staatsschriften des sp¨ateren Mittelalters Mitteilungen des Instituts f¨ur ¨ Osterreichische Geschichts¨ forschung (1923–42: MOIG) M¨unstersche MittelalterSchriften. Mu¨ nchen 1970 ff. M¨unchner Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Hg. v. der Kommission f¨ur deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1960 ff.
RDK
Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte. Hg. vom Zentralinstitut f¨ur Kunstgeschichte M¨unchen. Mu¨ nchen 1937 ff.
RGA
Reallexikon der germanischen Altertumskunde. 2., v¨ollig neu bearb. u. stark erw. Aufl. Hg. v. H. Beck u. a. Berlin, New York 1973 ff.
RGG
Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handw¨orterbuch f¨ur Theologie und Religionswissenschaft. 3., v¨ollig neu bearb. Aufl. Hg. v. Kurt Galling in Gemeinschaft mit Hans Frhr. von Campenhausen, Erich Dinkler, Gerhard Gloege und Knud E. Løgstrup. 6 Bde., Registerband. T¨ubingen 1957–65. Religion in Geschichte und Gegenwart. 4., v¨ollig neu bearb. Aufl. Hg. v. Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski und Eberhard J¨ungel. 8 Bde., Registerband. Tu¨ bingen 1998–2007.
RheinVjbl.
Rheinische Vierteljahrsbl¨atter
RL
Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Hg. v. Paul Merker und Wolfgang Stammler. 4 Bde. Berlin 1925–31. Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Bde. 1–3, hg. v. Werner Kohlschmidt und Wolfgang Mohr. Berlin 1958–77. Bd. 4 hg. v. Klaus Kanzog und Achim Masser. Berlin 1984.
Neue Deutsche Biographie. Hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 1953 ff. Niederdeutsches Jahrbuch. Jahrbuch des Vereins f¨ur niederdeutsche Sprachforschung. Neum¨unster 1876 ff. Beitr¨age zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (Pauls und Braunes Beitr¨age), Halle 1874 ff. Beitr¨age zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (Pauls und Braunes Beitr¨age), T¨ubingen 1955 ff. Patrologia Graeca. Hg. J.-P. Migne. 161 Bde., Paris 1857–66 Philologische Studien und Quellen, Berlin 1950 ff. Patrologia Latina. Hg. J.-P. Migne. 217 Bde., 4 Registerb¨ande, Paris 1844–64. Reallexikon f¨ur Antike und Christentum. Sachw¨orterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt. Hg. v. Theodor Klauser u. a. Stuttgart 1950 ff.
XXIX
RLW
Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Hg. v. Klaus Weimar (Bd. I), Harald Fricke (Bd. II), Jan-Dirk Mu¨ ller (Bd. III). Berlin/ New York 1997–2003. RSM Repertorium der Sangspr¨uche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts. Hg. v. Horst Brunner und Burghart Wachinger. 13 Bde, 3 Registerb¨ande, T¨ubingen 1986–2002. Schulthess/Imbach Peter Schulthess/Ruedi Imbach: Die Philosophie im lateinischen Mittelalter. Ein Handbuch mit einem biobibliographischen Repertorium. Z¨urich u. a. 1996. Tervooren
TRE
TspMA TTG
XXX
Helmut Tervooren: Bibliographie zum Minnesang und zu den Dichtern aus «Minnesangs Fr¨uhling». Berlin 1969. Theologische Realenzyklop¨adie. Hg. v. Gerhard Krause (bis Bd. 12) und Gerhard M¨uller in Gemeinschaft mit Horst Balz u. a. 36 Bde., Berlin/New York 1977–2005. Texte des sp¨aten Mittelalters. Berlin 1956 ff. Texte und Textgeschichte. W¨urzburger Forschungen. T¨ubingen 1980 ff.
Ueberweg
Grundriß der Geschichte der Philosophie. Begr. v. Friedrich Ueberweg. Neubearb. Ausg. Basel 1983 ff.
VL
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begr. v. Wolfgang Stammler. Fortgef¨uhrt v. Karl Langosch. 2., v¨ollig neu bearb. Aufl. hg. v. Kurt Ruh zusammen mit Gundolf Keil, Werner Schr¨oder, Burghart Wachinger und Franz Josef Worstbrock. Ab Bd. 9 hg. v. Burghart Wachinger. 14 Bde., Berlin/New York 1978–2008.
Volpi
Franco Volpi (Hg.): Großes Wortlexikon der Philosophie. 2 Bde., Stuttgart 1999.
WdF
Wege der Forschung. Darmstadt 1956 ff.
Wimmer/Melzer
Otto Wimmer/Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen. Bearb. und erg. v. Josef Gelmi. 6., verb. und erg. Aufl. Innsbruck/ Wien 1988.
ZfdA
Zeitschrift f¨ur deutsches Altertum (und deutsche Literatur). Stuttgart 1841 ff.
ZfdPh
Zeitschrift f¨ur deutsche Philologie. Berlin 1954 ff.
¨ BUCHER DES AT UND NT Abk¨urzungen der biblischen B¨ucher nach der Neuen Jerusalemer Bibel
ORDENSBEZEICHNUNGEN OCarm OCart OCist OEDSA OESA OFM
Ordo Carmelitarum Ordo Cartusiensis Ordo Cisterciensis Ordo Fratrum Eremitarum Discalceatorum S. Augustini Ordo Fratrum Eremitarum S. Augustini Ordo Fratrum Minorum
OFMCap OMin OP OPraem OSA OSB
Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum Ordo Minorum Ordo Fratrum Praedicatorum Ordo Praemonstratensis Ordo Sancti Augustini Ordo Sancti Benedicti
VERFASSER-SIGLEN BJ CS MM
Bruno Jahn Christine Stridde Mike Malm
RS SF VZ
Regina D. Schiewer Sabina Foidl Volker Zapf
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DLL MA
Arbeo von Freising St. Pauler Interlinearversion zu Lk 1,64–2,51 ¨ ¨ (St. Pauler Lukas-Glossen). – Alteste Ubertragung der Geburts- und Kindheitsgeschichte Jesu ins Deutsche. Der Bearbeiter des Evangelientextes nach der Vetus Latina hat diesen nicht nur u¨ bersetzt, sondern ihn zudem nach der Vulgata im Sinne einer «Modernisierung» korrigiert. Als Vorlage diente jedoch kein Evangeliar, sondern ein Evangelistar. Ob die eindeutig dem alemannischen Sprachraum zuzurechnende Interlinearversion auf der Reichenau entstanden ist, ist umstritten. Bei der St. P. I., die zusammen mit der Interlinearversion zu Joh 19,38 (St. Gallen, Kantonsbibl., Vadianische Sammlung, Ms. 70a; vgl. Voetz 1997) zeitlich der ahd. → Benediktinerregel vorausgeht, handelt es sich nicht um eine Abschrift, sondern um den seltenen Fall eines St¨ucks «Althochdeutsch aus erster Hand» (R. Koegel). ¨ Uberlieferung: St. Paul/K¨arnten, Benediktinerabtei, Stiftsarch., Cod. 1/8, Ende 8. Jh. (lat. und ahd. Glossen). Das Doppelblatt war fr¨uher dem a¨ ltesten St. Pauler Codex, der AmbrosiusHandschrift Cod. 1/1 (De fide ad Gratianum augustum, zweite H¨alfte 5. Jh., Italien), vorgebunden. Ausgabe: Voetz (s. Lit.) (mit Angabe der a¨ lteren Ausgaben und ausf¨uhrlicher Kritik), S. 184–255 (Text), nach S. 176 (vollst. farbiges Faks.). – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Nhd. ¨ Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan Mu¨ ller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 114–117. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 261. – De Boor/Newald 1 (91979) 19 f. – Lothar Voetz, VL2 11 (2004) Sp. 1168–1170. – Caroline T. Stewart: Grammatische Darstellung der Sprache des St. Pauler Glossars zu Lk. Diss. Berlin 1901. – L. Voetz: Die St. Pauler Lukasglossen. Unters., Edition, Faksimile. Stud. zu den Anf¨angen ahd. Textglossierung (Stud. zum Ahd. 7). G¨ottingen 1985 (mit der a¨ lteren Lit.). – Ders.: Formen der K¨urzung in einigen alemannischen Denkm¨alern des achten und neunten Jh. In: Sprachwiss. 12 (1987) S. 166–179. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 188, 196, 199. – Nikolaus Henkel: Die ahd. Interlinearversionen. Zum sprach- und literarhist. Zeugniswert einer Quellengruppe. In: Wolfram-Stud. 14 (1996) S. 46–72, f¨unf Abb. nach S. 483. – L. Voetz: Die ahd. ‹Glossen› zu Joh. 19,38 1
vor 800 (St. Gallen, Kantonsbibl. [Vadiana], Vadianische Slg., Ms. 70a) – eine Interlinearversion. In: Grammatica ianua artium. FS Rolf Bergmann. Hg. v. Elvira Glaser/Michael Schlaefer. Heidelberg 1997, S. 185–195. – L. Voetz: Zur lat. Vorlage und zum ‹Charakter› der sog. St. Pauler Lukasglossen. In: Ma. volkssprachige Glossen. Hg. v. R. Bergmann u. a. (Germanistische Bibl. 13). Heidelberg 2001, S. 411–427. – N. Henkel: Verk¨urzte Glossen. Technik und Funktion innerhalb der lat. und deutschsprachigen Glossierungspraxis des fr¨uhen und hohen MA. In: ebd., S. 429–451 (Lit.). – Achim Masser: Komm. zur lat.-ahd. Benediktinerregel des Cod. 916 der Stiftsbibl. St. Gallen. Unters., philol. Anm., Stellennachweis, Reg. und Anhang (Stud. zum Ahd. 42). G¨ottingen 2002, S. 27–34. – L. Voetz: Zur Rekonstruktion der lat. Vorlage der ‹St. P. I. zu Lc 1,64–2,51› (sogenannte St. Pauler Lukasglossen). In: Entstehung des Deutschen. FS Heinrich Tiefenbach. Hg. v. Albrecht Greule u. a. Heidelberg 2004, S. 503–513. – M¨uller (s. Ausg.) S. 330 f. – Macht des Wortes. Benediktinisches M¨onchtum im Spiegel Europas. Hg. v. Gerfried Sitar/Martin Kroker unter Mitarbeit v. Holger Kempkens. Bd. 2: Kat. Regensburg 2009, S. 59 f. (mit Abb.). – L. Voetz: Durchgehende Textglossie¨ rung oder Ubersetzungstext: Die Interlinearversionen. In: Die ahd. und as. Glossographie. Ein Handbuch. Hg. v. Rolf Bergmann/Stefanie Stricker. Bd 1. Berlin/New York 2009, S. 887–926. BJ Arbeo von Freising (Aribo, Arbo), * vor 723 bei Meran, † 4.5.783. – Bischof von Freising (764/65–783), Verfasser zweier Heiligenleben. A. wird der großen Adelsfamilie der Huosi aus Bayern zugeordnet. Er wuchs in der Gegend von Mais bei Meran auf. Einen Teil seiner Ausbildung erhielt er im langobardischen Oberitalien. Als Jugendlicher lebte A. unter Bischof Ermbert (dem Bruder Korbinians) im Domkloster Freising; sp¨ater wurde er Archipresbyter und Notar der bisch¨oflichen Kanzlei Freising. Er leitete seit 763 das Kloster Scharnitz und folgte dem 764 oder 765 verstorbenen Joseph als Bischof von Freising nach. A. war einer der wichtigsten Bisch¨ofe seiner Zeit und konnte Einfluss und Besitz des Klosters erweitern; Dombibliothek und Skriptorium wurden unter seiner F¨uhrung ausgebaut. A. nahm an den bayerischen Synoden von Dingolfing (ca. 770) und Neuching (ca. 772) teil. 2
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vor 800 Um 765 ließ er die Reliquien des hl. Korbinian von Mais nach Freising u¨ berf¨uhren, woraufhin er die Vita Corbiniani verfasste und damit den Korbinianskult begr¨undete. In seinem Werk beschreibt A. das Leben des Heiligen, der vermutlich gallischer Herkunft war und um 716 nach Bayern kam. Dort wurde er auf Wunsch des Herzogs Grimoald Klosterbischof in Freising. Aufgrund einer Auseinandersetzung um die Eheschließung mit Herzogin Pilitrud sah er sich gezwungen, nach Mais zu fliehen, wurde jedoch von Grimoalds Nachfolger Hucbert gebeten, sein Amt fortzuf¨uhren, woraufhin er nach Freising zur¨uckkehrte. Korbinian starb um 725 und wurde auf seinen Wunsch hin in Mais begraben. Zum Zeitpunkt des Verfassens der Vita hatte die Legendenbildung wohl noch nicht eingesetzt; A. k¨onnte demnach Zeitzeugen als Quelle zur Verf¨ugung gehabt haben. Von ihm stammt außerdem die Vita Haimhrammi, die Lebensgeschichte des aus Franken stammenden Bischof Haimhramm (Emmeram). Zum Inhalt der Vita: H. kommt im Zuge einer Missionsreise nach Regensburg und wird vom agilolfingischen Herzog Theodo dazu bewogen, in Bayern zu bleiben, wo er Klosterbischof wird. Als die Tochter des Herzogs vom Sohn eines Richters geschw¨angert wird, nimmt Haimhramm die Schuld auf sich, um das Paar vor dem Zorn des Herzogs zu sch¨utzen. Er tritt eine Pilgerreise nach Rom an, um sich dem Papst zu erkl¨aren; der Bruder des M¨adchens folgt ihm jedoch, foltert und t¨otet ¨ ihn schließlich. Die sterblichen Uberreste wurden in die Georgskirche zu Regensburg u¨ berf¨uhrt. Die Quellenlage der Emmeramsvita stellte sich f¨ur A. weit schwieriger dar als die der Vita Corbiniani, da ihm hier nur die m¨undliche Lokal¨uberlieferung zur Verf¨ugung stand. A. gilt als der erste Schriftsteller mit dt. Herkunft. Nach Georg Baesecke veranlasste er die Entstehung des a¨ ltesten lat.-ahd. Glossars, des → Abrogans, was aber in der Forschung umstritten ist. Die Verfasserschaft der Vita SS. Marini et Anniani ist ungekl¨art. Von A. sind ferner acht Urkunden und zwei Traditionsnotizen erhalten. ¨ Uberlieferung: Vita Corbiniani: Fassung A (authentisch) ist in zwei Hss. der ersten H¨alfte des 9. Jh. aus Regensburg (London, British Museum, Ms. Add. 11880) und aus Reichenau (Karlsruhe, LB, Cod. Aug. XXXII) u¨ berl. – Fassung B: entstand im Bde. (Harvard historical studies 78). Cambridge 1967. – James Fearns (Hg.): Contra Petrobrusianos 3
Arbeo von Freising hereticos (CCCM 10). existieren neun Hss. der a¨ lteren Fassung A und zw¨olf Hss. der Fassung B ¨ (entstanden im 9. Jh. in Regensburg). Alteste Hs. der Fassung B: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 556. Ausgaben: Vita Corbiniani: MGH SS rer. Merov. 6 (1913) S. 497–593, 594–635. – Vita Haimrammi: MGH SS rer. Merov. 4 (1902) S. 452–524. – Beide Vitae: Sigmund Riezler: A.s Vita Corbiniani in der urspr¨unglichen Fassung. Mu¨ nchen 1888. – Bernhard Bischoff: Leben und Leiden des Hl. Emmeram (lat.-dt.). Mu¨ nchen 1953. Literatur: Karl Becher, NDB 1 (1953) S. 333 f. – Brunh¨olzl 1 (1976) S. 236–239. – Harald Wunder, VL2 1 (1978) Sp. 414–422. – Immo Eberl, LexMA 1 (1980) Sp. 888. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 205. – Georg Schwaiger, LThK3 1 (1993) Sp. 938 f. – Siegmund HerzbergFr¨ankel: Das Salzburger Verbr¨uderungsbuch. In: Neues Arch. der Ges. f¨ur a¨ltere dt. Geschichtskunde 12 (1887) S. 55–108. – Theodor Bitterauf: Die Traditionen des Hochstifts Freising. Bd 1. Mu¨ nchen 1905. – Albert Hauck: Kirchengesch. Deutschlands. Bd. 2. Leipzig 3/41912. – Joseph Schlecht (Hg.): Wiss. Festgabe zum 1200-JahrJubil¨aum des hl. Korbinian. M¨unchen 1924. – Georg Baesecke: Der dt. Abrogans und die Herkunft des dt. Schrifttums. Halle 1930. – Romuald Bauerreiss: Die ‹Vita ss. Marini et Anniani› und Bischof A. v. F. (Wiss. Studien und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens 51). Mu¨ nchen 1933. – Jonah L. D. Skiles: The Latinity of A.s Vita S. Corbiniani. Chicago 1938. – Hubert Strzewitzek: Die Sippenbeziehungen der Freisinger Bisch¨ofe im MA (Beitr. zur altbayerischen Kirchengesch. 16, NF 3). Mu¨ nchen 1938. – G. Baesecke: Bischof A. v. F. In: PBB (Halle) 68 (1945) S. 75–134. – Heinz L¨owe: A. v. F. In: RheinVjbl. 15/16 (1950–51) S. 87–120. – B. Bischoff: Die s¨udostdt. Schreibschulen und Bibl. in der Karolingerzeit. Bd. 1. Die bayrischen Di¨ozesen. Wiesbaden 21960. – H. L¨owe: Ein literarischer Widersacher des Bonifatius. Virgil v. Salzburg und die Kosmographie des Aethicus Ister (Abh. der Akad. Mainz, geistes- und sozialwiss. Kl.). Mainz 1952. – G. Baesecke: Vor- und Fr¨uhgesch. des dt. Schrifttums. Bd. 2/2. Halle 1953. – Josef Sturm: Bischof A.s v. F. bayerische Verwandte. In: Zs. f¨ur bayerische Landesgesch. 19 (1956) S. 568–572. – Joseph A. Fischer: Bischof A. als Begr¨under des geistigen Freising. In: Frigisinga 39 (1956) Nr. 10 und 12. – Klaus Gamber: Das Sakramentar des Bischofs A. v. F. In: M¨unchener Theologische Zs. 9 (1958) 4
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Alkuin S. 46–54. – Gertrud Diepolder: Die Herkunft der Aribonen. In: Zs. f¨ur bayerische Landesgesch. 27 (1964) S. 74–119. – Friedrich Prinz: A. v. F. und die Agilolfinger. In: ebd. 29 (1966) S. 581–590. – Max Spindler (Hg.): Hb. der bayerischen Gesch. Bd. 1. Mu¨ nchen 1986. – Wilhelm St¨ormer: Adelsgruppen im fr¨uh- und hochma. Bayern. M¨unchen 1972. – H. L¨owe: Salzburg als Zentrum literarischen Schaffens im 8. Jh. In: Mitt. der Ges. f¨ur Salzburger Landeskunde 115 (1975) S. 99–143. – Hubert Glaser u. a. (Hg.): Vita Corbiniani. Bischof A. v. F. und die Lebensgesch. des hl. Korbinian (Sammelbl. des Hist. Ver. Freising 30). M¨unchen u. a. 1983. – Ders.: Bischof A. v. F. In: Christenleben im Wandel der Zeit. Bd. 1. Hg. v. Georg Schwaiger. M¨unchen 1987, S. 21–34. – Jochen Splett: A. v. F., der dt. Abrogans und die bair.-langobardischen Beziehungen im 8. Jh. In: Die transalpinen Verbindungen der Bayern, Alemannen und Franken bis zum 10. Jh. Hg. v. Helmut Beumann/Werner Schr¨oder. Sigmaringen 1987, S. 105–125. – Joachim Jahn: Virgil, A. und Cozroh (Mitt. der Ges. f¨ur Salzburger Landeskunde 130). Salzburg 1990, S. 201–292. – Walter Berschin: Biogr. und Epochenstil im lat. MA. Bd. 3. Stuttgart 1991. – J. Jahn: Bischof A. v. F. und die Politik seiner Zeit. In: Ethnogenese ¨ und Uberlieferung. Hg. v. Karl Brunner/Brigitte Merta. Wien u.a. 1994, S. 157–163. – Lothar Vogel: Vom Werden eines Heiligen. Eine Unters. der Vita Corbiniani des Bischofs A. v. F. (Arbeiten zur Kirchengesch. 77). Berlin 2000. – Gertrud Diepolder: Vom ‹hist.› Quellenwert der Vita Corbiniani. Zum Umgang Lothar Vogels mit Bischof A. v. F. als Historiograph. In: Zs. f¨ur bayerische Landesgesch. 64 (2001) S. 3–38. – Albert Lehner: Sacerdos = Bischof. Klerikale Hierarchie in der Emmeramsvita. Leipzig 2007. Zu den Viten: Ludwig Steinberger: Zu A.s Vita Corbiniani. In: Neues Arch. 40 (1915) S. 245–248. – J. Schlecht (Hg.): Wiss. Festgabe zum 1200-Jahr-Jubil¨aum des hl. Korbinian. M¨unchen 1924. – L. Steinberger: Zu A.s Vita Corbiniani. In: Beitr. zur bayerischen Kirchengesch. 31 (1925) S. 65–76. – S. Riezler: Gesch. Bayerns. Bd. 1. Gotha 21927. – Hilde Claussen: Heiligengr¨aber im Frankenreich. Diss. masch. Marburg 1950. – W. Mu¨ ller: Fl¨uchtlinge auf karolingischen Straßen in Franken und der Oberpfalz. In: Arch. f¨ur Gesch. v. Oberfranken 36 (1954) S. 44–62. – Ig¨ naz Zibermayr: Noricum, Baiern und Osterreich. 5
vor 800 Horn 21972. – Ernst Klebel: Zur Gesch. des Herzogs Theodo. In: Verhandlungen des Hist. Ver. f¨ur Oberpfalz und Regensburg 99 (1958) S. 165–205. – Karl Bosl: Der Adelsheilige. In: Speculum Historiale. FS Johannes Sp¨orl. Hg. v. Clemens Bauer u. a. Freiburg 1965, S. 167–187. – F. Prinz: Heiligenkult und Adelsherrschaft im Spiegel merovingischer Hagiographie. In: Hist. Zs. 204 (1967) S. 529–544. – Sigmund Benker: Der (Freisinger) Dom im ersten Jahrtausend. FS zum 1200j¨ahrigen Jubil¨aum der Translation des hl. Korbinian. Hg. v. J. A. Fischer. Freising 1967, S. 1–43. – Carl v. Braitenberg: Der hl. Corbinian und das Castrum Maiense. In: Der Schlern 42 (1968) S. 91–105. – Gottfried Mayr: Zur Todeszeit des hl. Emmeram und zur fr¨uhen Gesch. des Klosters Herrenchiemsee. In: Zs. f¨ur bayerische Landesgesch. 34 (1971) S. 358–373. – W. St¨ormer: Fr¨uher Adel. Tl. 2 (Monographien zur Gesch. des MA 6,2). Stuttgart 1973. – J. A. Fischer: Die Translation des hl. Korbinian im Jahr 768. In: Bavaria Christiana. FS Adolf W. Ziegler. Hg. v. Wilhelm Gessel u. a. (Beitr. zur altbayerischen Kirchengesch. 27). Mu¨ nchen 1973, S. 53–75. Zur ‹Vita Marini et Anniani›: Marinus Maier: Die Vita ss. Marini et Anniani in ihrer k¨urzesten Fassung. Unters. und Text (Beitr. zur altbayerischen Kirchengesch. 23). Mu¨ nchen 1963. Zu den Urkunden: Maximilianus Fastlinger: Die wirtschaftliche Bedeutung der bayerischen Kl¨oster in der Zeit der Agilolfinger. Freiburg i. Br. 1903. – Alexandra Kanoldt: Stud. zum Formular der a¨ ltesten Freisinger Schenkungsurkunden 743–782. Diss. masch. W¨urzburg 1950. – Herwig ¨ Erg.-Bd. 21). Wolfram (Hg.): Intitulatio 1 (MIOG Wien u. a. 1967. – Heinrich Fichtenau: ‹Politische› Datierungen des fr¨uhen MA. In: Intitulatio 2 ¨ Erg.-Bd. 24). Wien u. a. 1973, S. 453–548. (MIOG SF Alkuin (Alcuin, Alchvine, Albinus; Flaccus), * um 730 in der Gegend von York, † 19.5.804 Tours. – Angels¨achsischer Theologe. Der aus einer im K¨onigreich Northumbrien ans¨assischen Adelsfamilie stammende A. wurde an der Domschule in York erzogen, lehrte sp¨ater dort und wurde 778 Leiter der Schule. Nach einem Zusammentreffen anl¨asslich einer Romreise mit Karl dem Großen 781 in Parma wurde A., der bereits im Ruf eines universal gebildeten Gelehrten stand, von Karl an seinen Hof geholt. A. hielt sich seit 6
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vor 800 782 vor¨ubergehend, seit 793 st¨andig im Frankenreich auf. Anfangs unterrichtete er an der Hofschule in Aachen, wo neben Karl und anderen Mitgliedern der kgl. Familie → Einhard sein Sch¨uler war. A. war Karls einflussreichster Berater in allen Fragen der Wissenschaft, der Kirche und der Bildungspolitik und einer der Tr¨ager der karolingischen Renaissance. 796 verlieh ihm Karl die Abtei St.-Martin bei Tours. Die von A. dort begr¨undete Schule wurde unter seiner Leitung zur f¨uhrenden unter den Kloster- und Domschulen des Reiches. Zu den Sch¨ulern A.s in Tours z¨ahlt → Hrabanus Maurus. Neben Schriften theologischen, hagiographischen, grammatischen und rhetorischen Inhalts verfasste A. eine Anzahl Gedichte. Zudem sind 232 Briefe von ihm erhalten. Sie geh¨oren zu den wichtigsten Geschichtsdenkm¨alern der Karolingerzeit. Korrespondenten waren u. a. Karl de Große (etwa 30 Briefe), andere Mitglieder der k¨oniglichen Familie, Arn, Erzbischof von Salzburg (etwa 40 Briefe), angels¨achsische Herrscher und Bisch¨ofe, ¨ ¨ zahlreiche Abte und Abtissinnen sowie mehrere Sch¨uler. Im Original ist kein Brief A.s erhalten. A.s poetisches Werk, das umf¨anglichste erhaltene der karolingischen Literatur, umfasst mehrere hundert Dichtungen (fast alle nach 782 entstanden), die in den verschiedenen Werken und Handschriften verstreut u¨ berliefert sind. A. dichtete Briefgedichte ¨ (rund 50), Widmungsgedichte anl¨asslich der Ubersendung von Handschriften, Panegyrik, Bukolik, Elegien, metrische Fabeln, R¨asel, geistliche Lehrgedichte (u. a. Hymnen, Bittgebete, Tischgebete), In- und Aufschriften f¨ur verschiedene R¨aumlichkeiten, Tituli bei Bildern, Buchinschriften und Praefationen, eine umfangreiche Dichtung u¨ ber die Geschichte der Yorker Kirche (Euboricensis ecclesia), Hagiographisches und am Ende seines Lebens seine eigene Grabinschrift. Vorherrschende Formen sind Hexameter und das elegische Distichon. Zu A.s theologischem Werk geh¨oren mehrere Bibelauslegungen, unter denen jene des Johannesevangeliums (Expositio in Iohannis Evangelium, entstanden in Tours) in sieben B¨uchern herausragt. 801/802 verfasste A. sein theologisches Hauptwerk De fide sanctae et individuae trinitatis in drei B¨uchern. Die dem Kaiser gewidmete, in erster Linie an der Trinit¨atsdialektik des → Augustin orientierte Dogmatik, von der heute noch ungef¨ahr 100 Handschriften u¨ berliefert sind, ist ein erster Versuch, 7
Alkuin die Glaubenslehre zu systematisieren. Zwei weitere, kleinere theologische Schriften A.s sind die Lehrbriefe De trinitate ad Fredegisum und De animae ratione ad Eulaliam. Die auf Bitten des Grafen Wido von Nantes, Markgraf der Bretagne, nach 800 verfasste Schrift De virtutibus et vitiis ist als praktische Anleitung zu einem christlichen Leben f¨ur Laien konzipiert. Unter A.s Schriften finden sich verstreut Passagen, die f¨ur die Mariologie bedeutsam sind (vgl. MarLex, S. 98 f.). Durch die Einf¨ugung zweier Formulare in den Liber Sacramentorum f¨orderte er die Verehrung Marias am Samstag (PL 101, 455 f.). Die Lebensbeschreibung seines Landsmanns Willibrord (658–739), die zwischen 782 und 797 entstandene Vita Willibrordi, vereinigt in zwei B¨uchern dieselbe Vita in doppelter Fassung: Einer f¨ur den o¨ ffentlichen Vortrag vorgesehenen Prosaversion, der «Vita prosaica», folgt eine f¨ur die private Lekt¨ure und den Schulgebrauch bestimmte «Vita metrica» in Hexametern. Neben der Vita des Richarius († 649), der Vita sancti Richarii Centulensis ¨ confessoris, einer Uberarbeitung der alten anonymen Vita des Klostergr¨unders, schuf A. auch eine Vita Martini, eine Bearbeitung des Werks des Sulpicius Severus. A.s didaktisches Werk, das sich mit den grundlegenden F¨achern des Trivium besch¨aftigt, umfasst eine allgemeine Einf¨uhrung in das Studium (Disputatio de vera philosophia) und je ein Lehrbuch der Grammatik (Ars grammatica, auch Dialogus Saxonis et Franconis), Rhetorik (De rhetorica et virtutibus) und Dialektik (De dialectica), ferner ein Hilfsb¨uchlein f¨ur Rechtschreibung (De orthographia). Auch f¨ur die F¨acher des Quadriviums verfasste A. Lehrb¨ucher. In den Propositiones ad acuendos iuvenes wird im Anschluss an geometrische und algebraische Aufgaben sowie mehrere R¨atsel die erkl¨arende Aufl¨osung gegeben. Ausgaben: Frobenius Forster: Beati Flacci Albini seu Alcuini abbatis [...] opera Omnia. 2 Bde. Regensburg 1777. – PL 90, 667–676; 100; 101. – Alcuini Carmina, MGH PP I, 1, 160–351. – Alcvini sive Albini Epistolae, MGH Epp. IV, 1–493, 614–616; V, 643–645. – Wilhelm Wattenbach/Ernst D¨ummler (Hg.): Monumenta Alcuiniana a Philippo Jaffeo praeparata (Bibliotheca rerum germanicarum 6). Berlin 1873. – H. Sch¨utze: Auslese aus den Werken ber¨uhmter Lehrer. H. 3/4. ¨ G¨utersloh 1879. 1880 (dt. Ubers. der Briefe). – E. D¨ummler (Hg.): Carmina. In: MGH Poetae 1 8
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Alkuin (1881) S. 160–351. – Das Leben des hl. Willibrord ¨ v. A. Ubers. v. W. Wattenbach. In: Geschichtsschreiber der dt. Vorzeit. Bd. 14. Berlin/Leipzig 1888, S. 1–26. – Joseph Freundgen: A.s p¨adagogische Schr. (Slg. der bedeutendsten p¨adagogischen Schr. aus alter und neuer Zeit 4). Paderborn 21906, S. 59–86, 142–151. – Gabriel Meier: Ausgew¨ahlte Schr. v. Columban, Alcuin [...] (Bibl. der P¨adagogik 3). Freiburg i. Br. 21906, S. 20–51. – Vita sancti Willibrordi. Lat./Dt. Hg., u¨ bers. und komm. v. Paul Dr¨ager. Trier 2008. – Sven G¨unther/Michael Pahlke (Hg.): A. Propositiones ad acuendos iuvenes/Aufgaben zur Sch¨arfung des Geistes der Jugend. Mu¨ nchen 2009. Bibliographie: L. Wallach 1959 (s. Lit.). – Paul F. Bradshaw: Alcuin. Bibliography of Recent Studies. Cheshire (England) 1989. Literatur: Dieter Schaller, VL2 1 (1978) Sp. 241–253. – Heinz L¨owe: NDB 1 (1953) S. 210. – Wilhelm Heil, TRE 2 (1978) S. 266–276. – A. Kolping (J. Grohe), MarLex 1 (1988) S. 98 f. – Brunh¨olzl 1 (21996). – Schulthess/Imbach (1996) S. 372 f. – Wilfried Hartmann, RGG4 1 (1998) Sp. 301 f. – Frank Bezner: ‹De fide sanctae et individuae Trinitatis›. In: LexthW (2003), S. 165. – Ders.: ‹De virtutibus et vitiis›. In: ebd., S. 223. – Matthias Gatzemeier, Enz Phil Wiss2 1 (2005) S. 97 f. – Francis Monnier: Alcuin et Charlemagne. Paris 21864. – Karl Werner: Alcuin und sein Jh. Ein Beitr. zur christlichTheologischen Liter¨argesch. (Neue Ausg.) Wien 1881. – E. D¨ummler: Zur Lebensgesch. Alcuins. In: Neues Arch. f¨ur a¨ltere dt. Geschichtskunde 18 (1893) S. 51–70. – Hermann Ditscheid: A.s Leben u. Bedeutung f¨ur den religi¨osen Unterricht (Kaiserin Augusta-Gymnasium zu Coblenz, Beilage). Koblenz 1902. – Ethel Mary WilmotBuxton: Alcuin. London 1922. – Arthur Kleinclausz: A. (Annales de l’universit´e de Lyon, NS 3, Lettres, 15). Paris 1948. – Eleanor Shipley Duckett: Alcuin, friend of Charlemagne. His world and his work. New York 1951. – Gabriel Hocquard: Quelques r´eflexions sur les id´ees politicoreligieuses d’A. In: Bulletin des Facult´es catholiques de Lyon 72 (1952) S. 13–30. – Luitpold Wallach: Charlemagne and Alcuin. In: Traditio 9 (1953) S. 127–154. – Ders.: Alcuin on virtues and vices. A manual for a Carolingian soldier. In: The Harvard Theological Review 48 (1955) S. 175–195. – Ders.: Alcuin on sophistry. In: Classical Philology 50 (1955) S. 259–261. – Maria Elisabeth G¨ossmann: Die Verk¨undigung an Maria. 9
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vor 800 of Groningen, May 1995 (Mediaevalia Groningana 22; Germania latina 3). Groningen 1998. – HansJoachim Werner: ‹Meliores viae sophiae›. A.s Bestimmungen der Philosophie in der Schr. ‹Disputatio de vera philosophia›. In: Was ist Philosophie im MA? [...] Akten des X. Internationalen Kongresses f¨ur ma. Philosophie der Soci´et´e Internationale pour l’Etude de la Philosophie M´edi´evale 25. bis 30. August 1997 in Erfurt. Hg. v. Jan A. Aertsen/Andreas Speer (Miscellanea Mediaevalia 26). Berlin/New York 1998, S. 452–459. – Franz Sedlmeier: Die laienpar¨anetischen Schr. der Karolingerzeit. Unters. zu ausgew¨ahlten Texten des Paulinus v. Aquileia, A.s, Jonas’ v. Orleans, Dhuodas und Hinkmars v. Reims. Neuried 2000. – Kerstin Springsfeld: A.s Einfluß auf die Komputistik zur Zeit Karls des Großen (Sudhoffs Arch. Beiheft 48). Stuttgart 2002. – Catherine Cubitt (Hg.): Court Culture in the Early Middle Ages. The Proceedings of the First Alcuin Conference (Studies in the early middle ages 3). Turnhout 2003. – Stephan Waldhoff: Alcuins Gebetbuch f¨ur Karl den Großen. Seine Rekonstruktion und seine Stellung in der fr¨uhma. Gesch. der Libelli precum (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 89). Mu¨ nster 2003. – Donald A. Bullough: Alcuin. Achievement and reputation (Education and society in the Middle Ages and Renaissance 16). Leiden u. a. 2004. – Philippe Depreux (Hg.): Alcuin, ´ de York a` Tours. Ecriture, pouvoir et r´eseaux dans ˆ (Annales de Bretal’Europe du haut Moyen Age gne et des pays de l’Ouest 111,3). Rennes 2004. – Ders.: ‹Ingrediamur sanctorum patrum aromaticas cellas – Laßt uns eintreten in die wohlriechenden Zellen der heiligen V¨ater›. Die Bezugnahme A.s auf die Kirchenv¨ater. In: V¨ater der Kirche. Ekklesiales Denken v. den Anf¨angen bis in die Neuzeit. Festgabe f¨ur Hermann Josef Sieben SJ zum 70. Geburtstag. Hg. v. Johannes Arnold u. a. Paderborn u. a. 2004, S. 553–562. – K. Springsfeld: Karl der Große, A. und die Zeitrechnung. In: Berichte zur Wissenschaftsgesch. 27 (2004) S. 53–66. – Ernst Tremp/Karl Schmuki/Theres Flury: Karl der Grosse und seine Gelehrten. Zum 1200. Todesjahr A.s († 804). Kat. zur Ausstellung in der Stiftsbibl. St. Gallen (22. Dezember 2003 – 14. November 2004). St. Gallen 2004. – Kurt Flasch: Zitat oder Einsetzung. A. und der karolingische Neubeginn. In: Ders.: Kampfpl¨atze der Philosophie. Große Kontroversen v. Augustin bis Voltaire. Frankfurt/M. 2008, S. 43–55. BJ 11
St. Galler Paternoster und Credo St. Galler Paternoster und Credo. – Fr¨uhahd. ¨ katechetische Ubersetzungen, Ende des 8. Jh. ¨ Die a¨lteste Vaterunser-Ubersetzung St. Gallens ist in alemannischer Mundart verfasst und als Anhang zum lat.-dt. Abrogans u¨ berliefert. Das St. G. P. weicht im Vergleich zu den anderen drei u¨ berlieferten Vaterunser-Texten aus dem 8./9. Jh. (→ Freisinger Paternoster in zwei Fassungen, Paternoster im → Weißenburger Katechismus) am st¨arksten vom Vulgata-Text (Mt 6,9–13, Lk 11,2–4) ab. Abweichende Formulierungen sind im Zusammenhang mit der liturgischen Praxis zu sehen (Must). ¨ Uberlieferung: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 911, S. 320 (recte 319)-322 (recte 321) (Perg., su¨ dwestdt. Schreibprovinz, nicht St. Gallen, noch Ende 8. Jh., alemannisch). Ausgaben: Marquard Freher: Orationis dominicae et symboli apostolici Alamannica versio vetustissima. Heidelberg 1609. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) Bd. 1, S. 209 (Nr. LVII). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 27 (Nr. V). – Altdt. Texte. Ausgew. und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 35 (nur Credo). – Stefan Sonderegger: Ahd. in St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der ahd. Sprach¨uberl. in St. Gallen vom 8. bis ins 12. Jh. St. Gallen/Sigmaringen 1970, S. 57–61 (Vaterunser). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). ¨ Frankfurt/M. 1991, S. 24 f. (mit Ubers.). – Ahd. poetische Texte. Ahd./Ndh. Ausgew., u¨ bers. und komm. v. Karl A. Wipf (RUB 8709). Stuttgart 1992, S. 98–101. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 11 f. (Nr. VI). – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit ¨ Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 32 f., 188. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. ¨ Ubers., hg. u. komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 172–174. – Facsimilia: Die a¨ ltesten dt. Sprach-Denkm¨aler. In Lichtdrucken hg. v. Magda Enneccerus. Frankfurt/M. 1897, Tf. 18, 19 und 20. – Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Hg. u. erl. v. Hanns Fischer. T¨ubingen 1966, Tf. 2. – Die ‹Abrogans›-Hs. der Stiftsbibl. St. Gallen. 12
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S¨achsisches Taufgelobnis ¨ Das a¨ lteste dt. Buch. Im Facs. hg. u. beschrieben v. B. Bischoff, Johannes Duft, S. Sonderegger. Mit Transkription des Glossars und des ahd. Anh. v. S. Sonderegger. St. Gallen 1977, S. 306 f. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 306. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 27. – Stefan Sonderegger, VL2 2 (1980) Sp. 1044–1047. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 342–344. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Literarhist.stilistische Stud. Diss. Berlin 1912. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 27 f. – Konrad Schiffmann: Zum Sangaller P. u. C. In: PBB (Halle) 42 (1917) S. 344 f. – Heinrich Brauer: Die B¨ucherei v. St. Gallen und das ahd. Schrifttum. Halle/S. 1926, S. 52, 87. – Georg Baesecke: Unerledigte Vorfragen der ahd. Textkritik und Literaturgesch. 1. Die Vaterunser vor Notker. In: PBB (Halle) 69 (1947) S. 361–365. – Hans Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 89–123; 80 (1958) S. 372–403; 81 (1959) S. 78–122. – Werner Betz: Zum St. G. P. In: PBB (Halle) 82 (1961) Sonderbd., S. 153–156. – Achim Masser: Die ahd. ¨ Ubers. des Vaterunsers. In: PBB (T¨ub.) 85 (1963) S. 35–45. – W. Betz: Zum St. G. C. In: FS Taylor Starck. Hg. v. W. Betz. London 1964, S. 102–105. – Ders.: Ahd. ‹kiscaft›, ‹creator›. In: Mu¨ nchener Stud. zur Sprachwiss. 18 (1965) S. 5–11. – Ders.: Karl der Große und die Lingua Theodisca. In: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben 2. Hg. v. Helmut Beumann/Wolfgang Braunfels. D¨usseldorf 2 ¨ 1966, S. 300–306. – S. Sonderegger: Fr¨uhe Ubersetzungsschichten im Ahd. In: FS Walter Henzen. Hg. v. Werner Kohlschmidt/Paul Zinsli. Bern 1965, S. 101–114. – Ders.: Ahd. in St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der ahd. Sprach¨uberl. in St. Gallen v. 8. bis ins 12. Jh. St. Gallen 1970, S. 57–64. – Mettke (s. Ausg.) S. 115. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud 5 (1971) S. 101–134, hier S. 119 (wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. 3. Stuttgart 1981, S. 73–111, hier S. 95). – Bernhard Hertenstein: Joachim v. Watt (Vadianus), Bartholom¨aus Schobinger, Melchior Goldast. Die Besch¨aftigung mit dem Ahd. v. Sankt Gallen in Humanismus und Fr¨uhbarock. Berlin 1975, S. 130, 132 f., 188 f. – Bernd Adam: Katechetische Vaterunserauslegungen. Texte und Unters. zu deutschsprachigen Auslegungen des 14. und 15. Jh. Mu¨ nster 1976. – Gustav Must: Das St. 13
vor 800 G. P. In: Akten des V. Internationalen Germanistenkongresses Cambridge 1975. Bd. 2. Hg. v. Leonard Forster/Hans-Gert Roloff. Frankfurt/M. u. a. 1976, S. 396–403. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King and D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 111. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1050 f. – Wipf (s. Ausg.) S. 298 f. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 163. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, 237. – Rolf Bergmann/Stefanie Stricker unter Mitarbeit v. Yvonne Goldammer/Claudia Wich-Reif: Katalog der ahd. und as. Glossenhandschriften. Bd. 2. Berlin/New York 2005, 578–582 (Nr. 253). BJ ¨ S¨achsisches Taufgelobnis. ¨ – As. Ubersetzung eines lat. Formulars, Ende 8. Jh. Gegen Baesecke bestreitet Foerste eine sp¨atestens 776 hergestellte volkssprachliche Urfassung des S. T., die dieses angeblich mit dem → Fr¨ankischen und dem → K¨olner Taufgel¨obnis gemeinsam haben solle. Das S. T. geht vielmehr auf ein Formular außerhalb der r¨omisch-fr¨ankischen Liturgietradition zur¨uck. In dem aus dem Mainzer Missionsbereich stammenden as. St¨uck, das einer Formulierung in einer Predigt des → Bonifatius nahesteht, folgen auf drei zur Abschw¨orung auffordernde Fragen ebensoviele Fragen zum Bekenntnis des Glaubens. Am Schluss des ersten Teils werden im Zusammenhang der dritten Abrenuntiatio-Frage Namen germ. Gottheiten (Thunaer, Woden, Saxnote) genannt. ¨ Uberlieferung: Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 577, 6v–7r (Perg., Fulda oder Mainz, Ende 8. Jh., altnl. mit hochdt. ¨ Einsch¨uben des Kopisten und altenglischen Uberbleibseln des nordthumbrischen Originals, u¨ ber ein altnl.-altnd. Zwischenstadium). Ausgaben: Diutiska. Denkm¨aler dt. Sprache und Lit., aus alten Hss. zum ersten Male theils herausgegeben, theils nachgewiesen und beschrieben [...] v. E. G. Graff. Bd. 2, Stuttgart u. a. 1827, 191 f. – H. F. Maßmann (Hg.): Die dt. Abschw¨orungs-, Glaubens-, Beicht- und Betformeln vom achten bis zum zw¨olften Jh. (Bibl.dt.Nat.-Lit. I, 7) Quedlinburg/Leipzig 1839 (Nachdr. Hildesheim 1969) S. 21–28, 67 (Nr. 1, mit Faks.). – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias 14
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vor 800
Althochdeutscher Isidor und Monsee-Wiener Fragmente
Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964). Bd. 1, S. 198 (Nr. LI). – Johann Hendrik Gall´ee (Hg.): As. Sprachdenkm¨aler. Leiden 1894, S. 245–248 (Nr. XI). – Elis Wadstein (Hg.): As. Sprachdenkm¨aler mit Anmerkungen und Glossar (Niederdt. Denkm¨aler 6). Norden/Leipzig 1899, S. 3 (Nr. I). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 20 (Nr. III). – Altdt. Texte. Ausgew. und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 33. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BdM 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 18 f. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 39 (Nr. XVI, 2, II). – Ahd. Lit. Eine komm. An¨ thologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 99–101. – Facsimilia: J. H. Gall´ee (Hg.): As. Sprachdenkm¨aler. Facsimile-Slg. Leiden 1895, Tf. XIa. – Hans Foerster: Ma. Buch- und Urkundenschriften. Bern 1946, Tf. V. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 296–298. – De Boor/Newald 1 (91991) S. 25 f. – Achim Masser, VL2 8 (1992) Sp. 471 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 316–319. – Johann Kelle: Gesch. der Dt. Litteratur v. der a¨ltesten Zeit bis zur Mitte des elften Jh. [Bd. 1]. Berlin 1892, S. 43 f. – Rudolf Koegel: Gesch. der dt. Lit. bis zum Ausgange des MA. Bd. 1, Tl. 2. Straßburg 21897, S. 444–448. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 20–22. – Agathe Lasch: Das as. Taufgel¨obnis. In: Neuphilol. Mitt. 36 (1935) S. 92–133. – Georg Baesecke: Der Vocabularius Sti. Galli in der angels¨achsischen Mission. Halle 1933, S. 111 f., 160. – Ders.: Die ahd. und as. Taufgel¨obnisse. In: Nachrichten der Akad. der Wiss. in G¨ottingen, Phil.-hist. Kl. 1944, Nr. 3, S. 63–85. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. v. Werner Schr¨oder. Bern/Mu¨ nchen 1966, S. 325–342. – Ders.: Die altdt. Taufgel¨obnisse. In: Forschungen und Fortschritte 21/23 (1947) S. 266–268. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr., a.a.O., S. 343–347. – William Foerste: Unters. zur westf¨alischen Sprache des 9. Jh. Marburg 1950, S. 90 ff. – D. L. Machielsen: De Angelsaksische herkomst van de zogenaamde Oudsaksische doopbelofte. In: Leuvense Bijdragen 50 (1961) S. 97–124. – Mettke (s. Ausg.) S. 115. – Johannes Rathofer: As. Lit. In: Kurzer Grundriß der 15
germ. Philologie bis 1500. Hg. v. Ludwig Erich Schmitt. Bd. 2: Literaturgesch. Berlin/New York 1970, S. 245 f. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134 (wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. 3. Stuttgart 1981, S. 73–111), hier S. 110 f. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 109. – J. Rathofer: Realien zur as. Lit. In: Nd. Wort 16 (1976) S. 4–62, hier S. 16 f. – Maurits Gysseling: Corpus van middelnederlandse Teksten (Tot en met het Jaar 1300). Reeks II: Literaire Handschriften, Deel 1: Fragmenten (Bouwstoffen voor een Woordarchief van de Nederlandse Taal). ’s-Gravenhage 1980, Nr. 3 (Utrechtse doopbelofte), S. 22–26. – Wolfgang Haubrichs: Die Angelsachsen und die germ. St¨amme des Kontinents im fr¨uhen MA. In: Irland und die Christenheit. Bibelstud. und Mission/Ireland and christendom. Hg. v. Pr´oins´eas N´ı Chath´ain/Michael Richter (Ver¨off. des Europa-Zentrums T¨ubingen. Kulturwissenschaftliche Reihe). Stuttgart 1987, S. 392 ff. – Ute Schwab: Einige Beziehungen zwischen as. und angels¨achsischer Dichtung. Spoleto 1988. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1041–1045. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 165. – W. Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). Tu¨ bingen 21995, S. 234 f. – Andreas Wagner: Taufe als Willensakt? Zum Verst¨andnis der fr¨uhma. Taufgel¨obnisse und ¨ zur Begr¨undung ihrer volkssprachlichen Ubers. In: ZfdA 125 (1996) S. 297–321. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 103. – Chiara Staiti: ‹Indiculus› und ‹Gel¨obnis›. ¨ Alts¨achsisches im Kontext der Uberl. Nebst einer Edition einiger Texte des Cod. Vat. Pal. lat. 577. In: Volkssprachig-lat. Mischtexte und Textensembles ¨ in der ahd., as. und altenglischen Uberl. Medi¨avistisches Kolloquium des Zentrums f¨ur Mittelalterstud. der Otto-Friedrich-Universit¨at Bamberg am 16. und 17. November 2001. Hg. v. Rolf Bergmann (Germanistische Bibl. 17). Heidelberg 2003, S. 331–384. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 319. BJ Althochdeutscher Isidor und Monsee-Wiener Fragmente. – Fragmentarisch erhaltenes Korpus ¨ von ahd. Ubersetzungen aus dem Ende des 8. Jh., entstanden wahrscheinlich in Lothringen (Metz?). 16
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Althochdeutscher Isidor und Monsee-Wiener Fragmente Es handelt sich bei der sog. ahd. Isidorgruppe zum ¨ einen um die Ubersetzung einer Kampfschrift gegen die Juden mit dem Titel De fide catholica contra Judaeos des spanischen Kirchenvaters → Isidor von Sevilla († 636) (Ahd. Isidor), die in die literarische Tradition der patristischen Auseinandersetzung mit dem j¨udischen Glauben einzuordnen ist, zum anderen um die fragmentarisch u¨ berlieferte ¨ Ubersetzung des Matth¨aus-Evangeliums sowie um ¨ Ubertragungen verschiedener Traktate und Predigten (Mon[d]seer Fragmente, fr¨uher auch Wiener Fragmente). Die Handschrift Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. 2326, 1r–22r (austrasisches Gebiet, kurz nach 800) (P), die bis Blatt 33 in ungleich breite Spalten unterteilt ist, enth¨alt bis Blatt 22 auf der schmaleren linken Seite den lat. Isidor-Text, auf der breiteren ¨ rechten die ahd. Ubersetzung; ab Blatt 22 bleibt dann die rechte Spalte leer. Ab Blatt 34 wird die Kolumnenteilung ganz aufgegeben und nur noch der lat. Text wiedergegeben. Die Mon(d)seer Fragmente, Bruchst¨ucke (Han¨ nover, LB, Ms. I. 20b. – Wien, ONB, Cod. 3093*.) einer aus dem Kloster Mondsee stammenden, im 15. Jh. zerschnittenen Handschrift M (um ¨ 810), u¨ berliefern Reste einer ahd. Ubersetzung des Matth¨aus-Evangeliums (sog. Monseer Matth¨aus), einer von den ersten Herausgebern Endlicher und Hoffmann De vocatione gentium genannten Predigt u¨ ber die Verschiedenheit der Sprachen unter den V¨olkern, die Einheit aller Getauften als Gotteskinder und das Gebot der Gottes- und N¨achstenliebe, den Schluss eines weiter nicht bekannten predigtartigen Textes, Sermo 76 des Augustinus u¨ ber Petrus und die Anfangspartien des Ahd. Isidor. Auch die Handschrift der M. F. ist zweisprachig angelegt: Von zwei gegen¨uberliegenden Seiten enth¨alt die ¨ linke den lat. Text, die rechte die dt. Ubertragung. M bietet gegen¨uber dem Text von P teils Parallel¨uberlieferung des Isidor-Traktats, teils Erg¨anzungen (im Bereich der fehlenden Anfangspartie in P); beiden sind bestimmte sprachliche und literari¨ sche Eigenarten gemeinsam. Die M-Uberlieferung weist gegen¨uber dem westlich fr¨ankischen Laut¨ ¨ stand der P-Uberlieferung bair. Uberformung auf. Die sprachgeschichtliche Bedeutung der Texte liegt in ihrer konsequent und systematisch angelegten Orthographie; literarisch bedeutsam ist die f¨ur ¨ die Zeit einzigartige Ubersetzungsleistung. In der ¨ Frage, ob die Sammlung von verschiedenen Uber¨ setzern, einer Ubersetzerschule oder einer einzelnen Verfasserpers¨onlichkeit stammt, tendiert die 17
vor 800
neuere Forschung eher zur Annahme eines einzigen Verfassers, der vielleicht in Zusammenhang mit den Bestrebungen Karls des Großen um die Schaffung einer volkssprachlichen Grammatik f¨ur dessen Hof als Grammatiker t¨atig war. Die dialektgeographische Lokalisierung der Texte bietet Schwierigkeiten, in Frage scheint besonders der Bereich des westlichen s¨udrheinfr¨ankischen Lothringens (Metz, St. Avold, Hornbach) zu kommen. In das Kloster Mondsee sind die Vorlagen der ¨ Ubersetzung wahrscheinlich durch Hildebold von K¨oln, Erzkapellan Karls des Großen und Abt von Mondsee (803–813), gelangt. Ausgaben: Stephan Ladislaus Endlicher/August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben (Hg.): Fragmenta Theotisca versionis antiquissimae Evangelii S. Matthaei et aliquot homilarum. Wien 1834. 2 1841. – George Allison Hench (Hg.): The M. F. Newly Collated Text with Introduction, Notes, Grammatical Treatise and Exhaustive Glossary and a Photolithographic Facsimile. Straßburg 1890. – Ders. (Hg.): Der A. I. Facs.-Ausg. des Pariser Cod. nebst crit. Texte der Pariser und Monseer Bruchst¨ucke [...]. Straßburg 1893. – Hans Eggers (Hg.): Der A. I. Nach der Pariser Hs. und den Monseer Fragm. (ATB 63). T¨ubingen 1964. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 36–45 ¨ (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit W¨orterbuch versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 23–28 (Ausw.). – Horst Dieter Schlosser (Hg.): Ahd. Lit. Mit altnd. ¨ Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Berlin 22004, S. 28–31, 186 f. – Ahd. ¨ Lit. Eine komm. Anthologie. Ubersetzt, hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 160, 232–238. Literatur: Ehrismann2 1 (1932) S. 283. – Klaus Matzel, VL2 1 (1978) Sp. 296–303; 11 (2004) Sp. 81. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 30–33, 269 f. – Ernst Hellgardt: Sogenannter a. I. In: Killy2 6 (2009) S. 59–62. – Moriz Haupt: Zu Endlicher’s und Hoffmann’s Ausg. der Wiener ahd. Fragm. ¨ Wien 1834. – Henry Seedorf: Uber syntaktische Mittel des Ausdrucks im a. I. und den verwandten St¨ucken. Diss. G¨ottingen 1888. – Max Rannow: Der Satzbau des a. I. im Verh¨altnis zur lat. Vorlage. Ein Beitr. zur dt. Syntax. Berlin 1888. – Wilhelm Walther: Die dt. Bibel¨ubers. des MA. 18
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vor 800
Althochdeutscher Isidor und Monsee-Wiener Fragmente
Bd. 3. Braunschweig 1892 (Nachdr. Nieuwkoop 1966) S. 441–446. – Gustav Nutzhorn: Murbach als Heimat der ahd. Isidor¨ubers. In: ZfdPh 44 (1900) S. 265–320, 430–476. – Elias v. Steinmeyer: Isidor und Fragmenta theotisca. In: Prager Dt. Stud. 8 (1908) S. 146–163. – Eberhard Klemm: Satzmelodische Unters. zum A. I. Diss. Leipzig 1911. Wieder in: PBB (Halle) 37 (1912) S. 1–78, hier S. 29–31. – Albert Leitzmann: I. und Matth¨aus. In: PBB (Halle) 40 (1915) S. 341–345. – Herta Kowalski-Fahrun: Alkuin und der A. I. In: PBB (Halle) 47 (1923) S. 312–324. – Rudolf Sonnleithner: Die Mondseer Bruchst¨ucke der a¨ltesten hochdt. Evangelien¨ubers. In: FS der Nationalbibl. in Wien zur Feier des 200j¨ahrigen Bestehens des Geb¨audes. Wien 1926, S. 795–804, hier S. 802 f. – Eduard Sievers: Neue ahd. Sagverstexte. In: PBB (Halle) 52 (1928) S. 171–208. – Georg Baesecke: Die Karlische Renaissance und das dt. Schrifttum. In: DVjs 23 (1949) S. 143–216, hier S. 147 f. – Josef Fleckenstein: Die Bildungsreform Karls des Grossen als Verwirklichung der Norma rectitudinis. Diss. Freiburg i. Br. 1952. – Richard Kienast: Zur fr¨uhesten dt. Kunstprosa. Der Prosarhythmus der ahd. Isidor¨ubers. In: FS Wolfgang Stammler. Berlin/Bielefeld 1953. – Franz Ansprenger: Unters. zum adoptianischen Streit im 8. Jh. Diss. Berlin 1953. – Werner Schr¨oder: Zur Passivbildung im Ahd. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 1–76, hier S. 1–53. – George Nordmeyer: Syntax Analysis of the Old High German Isidor. In: Waechter und Hueter. FS Hermann J. Weigand. Hg. v. Curt Faber du Faur. New Haven 1957, S. 29–38. – Ders.: On the Old High German Isidor and Its Significance for Early German Prose Writing. In: Publications of the Modern Language Association 73 (1958) S. 23–35. – Lore Rittmayer: Unters. zum Wortschatz der ahd. Isidor¨ubers. Diss. Freiburg i. Br. 1958. – Hans Eggers: Vollst. lat.-ahd. Wb. zur ahd. ¨ Isidor-Ubers. Berlin 1960. – Bernhard Bischoff: Die europ¨aische Verbreitung der Werke Isidors v. Sevilla. In: Isidoriana. Colecci´on de estudios sobre Isidoro de Sevilla. Hg. v. Manuel C. D´ıaz y D´ıaz. Le´on 1961, S. 317–344. Wieder in: B. Bischoff: Ma. Stud. Bd. 1. Stuttgart 1966, S. 171–194. – Siegfried ¨ Blum: Zur Ubersetzungsweise des A. I. In: PBB (T¨ub.) 84 (1962) S. 439–444. – Bettina Kirschstein: Sprachliche Unters. zur Herkunft der ahd. Isidor¨ubers., insbesondere zur ‹Murbacher These›. In: ebd. S. 5–122. – K. Matzel: Zur ahd. Isidor¨ubers. Die ahd. Isidor¨ubers. und die Bibelglossen des Clm 19
22201. In: PBB (T¨ub.) 85 (1963) S. 18–34. – Walther Mitzka: Die mittelfr¨ankischen Denkm¨aler in der ahd. Lit. In: Zs. f¨ur Mundartforschung 30 (1963) S. 31–36. – H. Eggers: Dt. Sprachgesch. Bd. 1. Reinbek 1963 (101980) S. 201–208. – Heinz Rupp: Forschung zur ahd. Lit. 1945–1962. Stuttgart 1965. – B. Bischoff: Die Hofbibl. Karls des Großen. In: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben. Bd. 2. Hg. v. Helmut Beumann u. a. D¨usseldorf 1965, S. 42–62. – K. Matzel: Der lat. Text des Matth¨ausevangeliums der Monseer Fragm. In: PBB (T¨ub.) 87 (1965) S. 289–363. – Ders.: Ein ahd. Grammatiker. In: Die Sprache 12 (1966) S. 144–181. – Otto G. Oexle: Die Karolinger und die Stadt des hl. Arnulf. In: Fr¨uhma. Stud. 1 (1967) S. 250–364. – Francesco Delbono: Osservazioni sull’ ‹Isidoro› in antico altotedesco. In: Studi Medievali Ser. 3,9 (1968) S. 277–319. – Hans Eggers: Ein neues Bl. der M. F. In: FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig/Herbert Kolb. Mu¨ nchen 1971, S. 33–38. – B. Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134. Wieder in: Ders.: Ma. Stud. 3. Stuttgart 1981, S. 73–111. – Jo¨ rg Lippert: Beitr. zu ¨ Technik und Syntax ahd. Ubers. (Medium Aevum 25). Mu¨ nchen 1974. – K. Matzel: Unters. zur Ver¨ fasserschaft, Sprache und Herkunft der ahd. Ubers. der Isidor-Sippe. Bonn 1970. – Ders.: Das Problem der ‹karlingischen Hofsprache›. In: FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig/Herbert Kolb. Mu¨ nchen 1971, S. 15–31. – Stefan Sonderegger: Ahd. Sprache und Lit. Eine Einf. in das a¨ lteste Dt. Darstellung und Grammatik. Berlin 1974 (32003) S. 102–104. – W. Haubrichs: Zum Stand der Isidorforschung. In: ZfdPh 94 (1975) S. 1–15. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King and D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 118–125. – Kurt Ostberg: The Old High German ‹I.› in its Relationship to the Extant Manuscripts (Eighth to Twelfth Century) of Isidorus ‹De Fide Catholica› (GAG 203). G¨oppingen 1979. – Petrus W. ¨ Tax: Ahd. Ubers. und lat. Komm. Die MonseeWiener Matth¨ausfragm. und die Commentaria in Matheum des Hieronymus. In: Sprachwiss. 5 (1980) H. 4, S. 343–360. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1057–1062. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 58 f., 253–256. – Ders.: 20
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Altbairische Beichte Volkssprache und volkssprachige Lit. im lotharingischen Zwischenreich (9.-11. Jh.). In: Lotharingia. Eine europ¨aische Kernlandschaft um das Jahr 1000 (Ver¨off. der Kommission f¨ur Saarl¨andische Landesgesch. und Volksforschung 26). Saarbru¨ cken 1995, S. 181–244, hier S. 222–224. – Elke Krotz: Auf den Spuren des Ahd. I. Stud. zur Pariser Hs., den M. F. und zum Cod. Junius 25. Mit einer Neuedition des Glossars Jc (Beitr. zur a¨lteren Literaturgesch.). Heidelberg 2002. – Yvon Desportes: Stimmenvielfalt und Sprecherwechsel im ‹a. I.›. In: Strukturen und Funktionen in Gegenwart und Gesch. FS Franz Simmler. Hg. v. Claudia Wich-Reif. Berlin 2007, S. 95–176. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 346, 375. SF ¨ Carmen ad Deum. – Ahd. Ubersetzung des lat. Hymnus «Sancte sator suffragator», Ende 8./Anfang 9. Jh. ¨ Das der Ubersetzung zugrunde liegende lat. Reimgebet, vermutlich von einem Iren im 8. Jh. verfasst (R¨adle), ist in acht Handschriften u¨ berlie¨ fert. Die Ubertragung ist Vers um Vers dem lat. Text innerhalb derselben Zeile beigef¨ugt. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 19410, p. 39–41 (Perg., Passau, Mitte 9. Jh., bair.). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 221 f. (Nr. LXI). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 290 (Nr. XXXVII; beide in der Anordnung der Hs.). – Baesecke (s. Lit.) S. 55 f. – Altdt. Texte. Ausgew. und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 89. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tu¨ bingen 1994, S. 37 f. (Nr. XV). – Ahd. Lit. Mit altnd. ¨ Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 58 f., 192. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. ¨ Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 212–215. – Faksimile: Dt. Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in Mu¨ nchen. Hg. v. Erich Petzet/Otto Glaunig. 1. Abt., Mu¨ nchen 1910, Taf. V. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 269 f. – Fidel R¨adle, VL2 1 (1978) Sp. 1174–1177. – De Boor/ Newald 1 (91979) S. 23. – Elisabeth Wunderle, 21
um 800 Killy2 2 (2008) S. 361. – Ludwig W¨ullner: Das hrabanische Glossar und die a¨ltesten bair. Sprachdenkm¨aler. Eine grammatische Abh. Berlin 1882. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 353–356. – ¨ Anton E. Sch¨onbach: Uber das C. a. D. In: ZfdA 42 (1898) S. 113–120. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 290–292. – Georg Baesecke: Das ahd. Schrifttum v. Reichenau. In: PBB 51 (1927) S. 206–222. – Wilhelm Levison: England and the Continent in the Eighth Century. The Ford Lectures Delivered in the University of Oxford in the Hilary Term 1943. Oxford 1946 (Nachdr. ebd. 1973) S. 295–302. – G. Baesecke: Das lat.-ahd. Reimgebet (C. a. D.) und das R¨atsel vom Vogel federlos. Berlin 1948 (vgl. dazu Ingeborg Schr¨obler, AfdA 65, 1951/52, S. 88–94). – Friedrich Gennrich: Liedkontrafaktur in mhd. und ahd. Zeit. In: ZfdA 82 (1948) S. 105–141. – I. Schr¨obler: Zu den carmina rhythmica in der Wiener Hs. der Bonifatiusbriefe (Monum. Germ. AA XV, 517 ff.) oder u¨ ber den Stabreim in der lat. Poesie der Angelsachsen. In: PBB (T¨ub.) 79 (1957) S. 1–42. – Heinz Rupp: Forschungen zur ahd. Lit. 1945–1962. In: DVjs Sonderh. 38 (1964) S. 1–67. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 1. Berlin 1964, S. 161 f. (separat mit Nachtrag 1965). – Henry Kratz: Fr¨uhes MA. Vor- und Fr¨uhgesch. des dt. Schrifttums (Hb. der dt. Literaturgesch. II,1). Bern/Mu¨ nchen 1970, S. 181. – Mettke (s. Ausg.) S. 134. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 165. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. Mu¨ nchen 32003, S. 101. – Stefan Sonderegger: Ahd. Sprache und Lit. Eine Einf. in das a¨ lteste Deutsch. Darstellung und Grammatik. Berlin u. a. 3 2003. – Ernst Hellgardt: Das lat.-ahd. Reimgebet ‹Sancte sator› (sog. ‹C. a. D.›) Theodor von Tarsus / Canterbury zugeschrieben. In: ZfdA 137 (2008) S. 1–27. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 367–369. BJ ¨ Altbairische Beichte. – Ahd. Ubersetzung einer lat. Beichtformel, um 800. Die f¨ur das private Gebetsleben und nicht f¨ur die sakramentale Buße gedachte Confessio, die in einer lat. gepr¨agten Sammlung von Gebeten vorliegt, ist der erste Teil einer Reihe von Texten, der in der vollst¨andigen Fassung → Altbairisches Gebet (St. Emmeramer Gebet) genannt wird. Beim S¨undenkatalog uberwiegen die sog. Fleischess¨unden. Der ¨ Text zeichnet sich durch Alliterationen («inist enti kinˆada» / Heil und Gnade, «hrivˆun enti harmshara» 22
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um 800 / Reue und Strafe) aus und ist in der Anrede an den «truhtin» (Herr) konzentriert. ¨ Uberlieferung: Orl´eans, Bibl. Municipale, Hs. 184, S. 328 (aus der Abtei Fleury, geschrieben wohl sp¨atestens gegen 820 in einem nicht sicher zu lokalisierenden Skriptorium des ober¨osterr.salzburgischen Raumes). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 247 (Nr. LXXVIII A). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Zu¨ rich 1971) S. 309 (Nr. XLI). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.–XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 56 (Nr. 36). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 34. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 57 f. (Nr. XXII, 1,a). – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. ¨ Ubers., hg. u. komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 100 f. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 321 f., 325, 338–341. – Achim Masser, VL2 1 (1978) Sp. 273 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 396 f. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 309. – Georg Baesecke: St. Emmeramer Stud. In: PBB 46 (1921/22) S. 431–494, hier S. 451–455 (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. v. Werner Schr¨oder. Bern/M¨unchen 1966, S. 38–85, hier S. 52 ff., 84). – Ders.: Die altdt. Beichten. In: PBB 49 (1925) S. 268–355. – Josef Andreas Jungmann: Die lat. Bußriten in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Innsbruck 1932, S. 169–201. – Ders.: Missarum Sollemnia 1. Eine genetische Erkl¨arung der r¨omischen Messe. Freiburg i. Br. u. a. 1948 (51962. Nachdr. Bonn 2003) S. 103–106. – Hans Eggers: Gotisches in der A. B. In: Zs. f¨ur Mundartforschung 22 (1954) H. 3, S. 129–144. – Ders.: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 80 (1958) S. 372–403; 81 (1959) S. 78–122. – Ingo Reiffenstein: Das Ahd. und die irische Mission im odt. Raum (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss., Sonderh. 6). Innsbruck 1958, S. 34–43. – Mette (s. Ausg.) S. 115. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134, hier S. 125. – John Knight Bostock: A Handbook on 23
Freisinger Paternoster Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 156. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 167. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, 243, 250. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 320. BJ Freisinger Paternoster (Altbairisches Paternoster). – Ahd. Auslegung des Vaterunsers. Die Freisinger Auslegung des Vaterunsers liegt in zwei Fassungen vor. Die zweite, j¨ungere Version ist gek¨urzt und sprachlich bearbeitet. Beide Fassungen gehen auf eine gemeinsame dt. Vorlage als Ergebnis eines mehrfachen Bearbeitungsprozesses zur¨uck. Anders als in der ann¨ahernd gleichzeitigen Auslegung des Vaterunsers im → Weißenburger Katechismus ist der dt. Kommentierung der lat. Text mitgegeben. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 6330, 70v–71r (Perg., oberrheinisch-alemannisches Skriptorium, erste Jahre des 9. Jh., bair.) (A). – Ebd., Clm 14510, 78r–79r (Perg., nicht St. Emmeram, erste H¨alfte 9. Jh., bair.) (B). Ausgaben: Bernhard Joseph Docen (Hg.): Miscellaneen zur Gesch. der teutschen Lit. 2. M¨unchen 1807 (Hs. A). – Ders.: Einige Denkm¨aler der ahd. Litteratur. Mu¨ nchen 1825 (Hs. B). – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) S. 202 f. (Nr. LV) (A und B). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 43–45 (Nr. VIII) (Paralleldruck beider Hss.; mit Lit.). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 31–33. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frank¨ furt/M. 1991, S. 24–27 (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tu¨ bingen 1994, S. 34 (Nr. XII). – Ahd. Lit. Mit altnd. ¨ Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 32–35, 188. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. ¨ Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, 24
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Wessobrunner Gebet S. 172–174. – Facsimilia: Die a¨ltesten dt. SprachDenkm¨aler. In Lichtdrucken hg. v. Magda Enneccerus. Frankfurt/M. 1897, Tf. 29 und 30 (Hs. A). – Dt. Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in M¨unchen. Hg. v. Erich Petzet/Otto Glaunig. 1. Abt. Mu¨ nchen 1910, Tf. IIIa und IIIb (Anfang A und B). Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 304 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 26 f. – Achim Masser, VL2 2 (1980) Sp. 905–907; 11 (2004) Sp. 463. – Johann Kelle: Gesch. der Dt. Litt. v. der a¨ltesten Zeit bis zum 13. Jh. Bd. 1. Berlin 1892. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 331–335. – Rudolf Koegel: Gesch. der dt. Litteratur bis zum Ausgange des MA 2. Straßburg 1897. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 43–48. – Georg Baesecke: Unerledigte Vorfragen der ahd. Textkritik und Literaturgesch. In: PBB 69 (1947) S. 361–409. – Norbert Pf¨altzer: Die dt. Vaterunser-Auslegungen v. den Anf¨angen bis ins 12. Jh. Vergleichende Stud. auf Grund von quellenkrit. Einzelinterpretationen. Diss. Frankfurt/ M. 1959. – Bernhard Bischoff: Die s¨udostdt. Schreibschulen und Bibliotheken in der Karolingerzeit 1. Die bayerischen Di¨ozesen. Wiesbaden 21960, S. 248 ff. – A. Masser: Die ahd. ¨ Ubersetzungen des Vaterunsers. In: PBB (T¨ub.) 85 (1963) S. 35–45. – Mettke (s. Ausg.) S. 115. – A. Masser: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134. – Bernd Adam: Katechetische Vaterunserauslegungen. Texte und Unters. zu deutschsprachigen Auslegungen des 14. und 15. Jh. (MTU 55). Mu¨ nchen 1976. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 111 f. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1052 f. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 165. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). Tu¨ bingen 21995, S. 239. – Lebendiges B¨uchererbe. S¨akularisation, Mediatisierung und die Bayerische Staatsbibl. Eine Ausstellung der Bayerischen Staatsbibl., M¨unchen 7. November 2003 – 30. Januar 2004 (Bayerische Staatsbibl. Ausstellungskat. 74). Mu¨ nchen 2003, S. 145–148 (Nr. 50) [Brigitte Gullath]. – M¨uller (s. Ausg.) S. 351 f. BJ Wessobrunner Gebet (Wessobrunner Sch¨opfungsgedicht und Gebet). – Ahd. Stabreimgedicht mit anschließendem Prosagebet, um 800. 25
um 800 Das W. G. mit dem vielleicht a¨ ltesten St¨uck christlicher Stabreimpoesie ist nach dem zeitweiligen Aufbewahrungsort der Handschrift benannt, in die es unter dem Titel «De poeta» eingetragen ist. Es besteht aus einem l¨uckenhaft u¨ berlieferten Sch¨opfungsgedicht mit neun stabgereimten Versen u¨ ber die Situation vor der Sch¨opfung der Welt (Darstellung der Sch¨opfung ex negativo; Betonung der Pr¨aexistenz Gottes vor den Dingen) und einem Gebet in frei rhythmisierter Prosa, in dem Gott um Unterst¨utzung im rechten Glauben und um Kraft, dem B¨osen zu widerstehen, angerufen wird. Der zweigliedrige Aufbau erinnert an Zauber- und Segenspr¨uche mit erz¨ahlender Einleitung und magischer Formel. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 22053, 65v–66r (als Schreiborte wurden erwogen Regensburg, Benediktbeuern, Staffelsee und Augsburg, um oder bald nach 800, bair.); am Schluss eines Faszikels mit lat. Exzerpten zu theologischem, geographischem und metrologischem Grundwissen. Ausgaben: Bernhard Pez: Thesaurus anecdotorum novissimus. Bd. 1. Augsburg 1721, S. 417 f. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) Bd. 1, S. 1 f. (Nr. I). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Zu¨ rich 1971) S. 16 (Nr. II). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.–XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 39 (Nr. 30). – Altdt. Texte. Ausgew. und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 57. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 48 f. ¨ (mit Ubers.). – Ahd. poetische Texte. Ahd./Nhd. Ausgew¨ahlt und komm. v. Karl A. Wipf (RUB ¨ 8709). Stuttgart 1992, S. 28 f. (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tu¨ bingen 1994, S. 85 f. (Nr. XXIV). – Ahd. Lit. Mit ¨ altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 2 2004, S. 48 f., 190 f. – Ahd. Lit. Eine komm. An¨ thologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 200, 359–362. – Facsimilia: Die a¨ ltesten dt. Sprach-Denkm¨aler. In Lichtdrucken hg. v. Magda 26
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1. H¨alfte 9. Jh. Enneccerus. Frankfurt/M. 1897, Tf. 9 und 10. – Dt. Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in M¨unchen. Hg. v. Erich Petzet/Otto Glaunig. 1. Abt. Mu¨ nchen 1910, Tf. I. – Die Hs. des W. G.s (M¨unchen, BSB, Clm 22053). Hg. v. Annette v. Eckardt mit einem Geleitwort v. Carl v. Kraus. M¨unchen 1922. – Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Hg. und erl. v. Hanns Fischer. T¨ubingen 1966, Tf. 14. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 137–147. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 49 f. – Claudia H¨andl, Killy1 (1992) S. 272 f. – Ricarda Bauschke, LexMA 9 (1998) Sp. 21 f. – Hans-Hugo Steinhoff, VL2 10 (1999) Sp. 961–965. – Heinrich Tiefenbach: Wessobrunner Sch¨opfungsgesch. In: RGA2 33 (2006) S. 513–516. – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 1–8. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 16–19. – Willy Krogmann: Die Mundart der Wessobrunner Sch¨opfung. In: Zs. f¨ur Mundartforschung 13 (1937) S. 129–149. – Mettke (s. Ausg.) S. 128–130. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134, hier S. 116. – Ute Schwab: Die Sternrune im W. G. Amsterdam 1972. – Peter F. Ganz: Die Zeilenaufteilung im W. G. In: FS Ingeborg Schr¨obler. T¨ubingen 1973, S. 39–51. – Norbert Voorwinden: Das W. G. In: Neophilologus 59 (1975) S. 390–404. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 126–135. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 45–48. – U. Schwab: Preghiera di Wessobrunn. In: Dizionario Critico della Letteratura Tedesca. Hg. v. Sergio Lupi. Bd. 2. Turin 1976, S. 910–919 (Lit.). – G. A. Waldmann: The German and Geographical Glosses of the Wessobrunn Prayer Manuscripts. In: Beitr. zur Namenforschung NF 13 (1978) S. 261–305. – Cyril Edwards: Tˆohuw´ab´ohˆu: The ‹W. G.› and its Analogues. In: Medium Aevum 53 (1984) S. 263–281. – Carola L. Gottzmann: Das W. G. Ein Zeugnis des Kulturumbruchs vom heidnischen Germanentum zum Christentum. In: Ahd. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. Bd. 1. Heidelb. 1987, S. 637–654. – Johannes A. Huismann: Das W. G. in seinem hsl. Kontext. In: ebd., S. 623–636. – Wolfgang Haubrichs: Die Angelsachsen und die germ. St¨amme des Kontinents im fr¨uhen MA. In: Irland und die Christenheit. Bibelstud. und Mission / Ireland and christendom. 27
Murbacher Hymnen Hg. v. Pr´oins´eas N´ı Chath´ain/Michael Richter (Ver¨off. des Europa-Zentrums T¨ubingen. Kulturwissenschaftliche Reihe). Stuttgart 1987, S. 405 f. – U. Schwab: Zum ‹W. G.›: eine Vorstellung und neue Lesungen. In: Romanobarbarica 10 (Roma 1988/89) S. 383–427. – C. Edwards/Jennie KiffHooper: Ego bonefacius scripsi? More Oblique Approaches to the Wessobrunn Prayer. In: ‹mit regulu bithuungan›. Neue Arbeiten zur ahd. Poesie und Sprache. Hg. v. John L. Flood/David N. Yeandle. G¨oppingen 1989, S. 94–122. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1063–1068. – Hans P¨ornbacher: ‹Der eino almahtico cot›. Gedanken zum ‹W. G.›. In: ‹Uf der mˆaze pfat›. FS Werner Hoffmann. Hg. v. Waltraud Fritsch-R¨oßler. G¨oppingen 1991, S. 19–29. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 170. – W. Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 243–245. – Michael Gebhardt: Ahd. ‹enteo ni uenteo›. Zum Wessobrunner Sch¨opfungsgedicht, Langzeile 6. In: Septuaginta quinque. FS Heinz Mettke. Hg. v. Jens Haustein u. a. Heidelb. 2000, S. 111–146. – Hans P¨ornbacher: Das W. G. Lindenberg 22001. – Carlos B´ua: ‹ero – ¨ stein – liuhta›. Uberlegungen zum ‹Wessobrunner Sch¨opfungsgedicht›. In: PBB 125 (2003) S. 24–35. BJ Murbacher Hymnen. – Fr¨uhahd. Interlinearversion eines benediktinischen Hymnars aus dem fr¨uhen 9. Jh. Die im ersten Viertel des 9. Jh. auf der Reichenau aufgezeichnete Sammlung von 21 ambrosianischen und pseudo-ambrosianischen Hymnen in altalemannischem Althochdeutsch wurde wenig sp¨ater in Murbach um sechs Hymnen in alemannischem Althochdeutsch mit rheinfr¨ankischen Elementen erweitert, darunter auch der einstrophische Hymnus XXVa. Es handelt sich um eine glossie¨ rende Form-f¨ur-Form-Ubersetzung. Gegen¨uber der fr¨uheren Annahme (Sonderegger, Haubrichs) einer poetischen Eigenqualit¨at der M. H., geht man in der neueren Forschung (Kraß, Henkel) davon ¨ aus, dass die volkssprachigen Ubertragungen allein in der Absicht eines genauen Verst¨andnisses der lat. Hymnen vorgenommen wurden. ¨ Uberlieferung: Oxford, Bodleian Library, Ms. Jun. 25, 122v–129v (Ha oder H I; Reichenauer Hymnen, auch: Murbacher Hymnen, Reichenauer 28
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Murbacher Hymnen Teil); sp¨ater vorgebunden: 116r–117v (Hb oder H II; Murbacher Hymnen) (beide Perg., Reichenau und Murbach, erstes Viertel 9. Jh., alemannisch). Ausgaben: Jacob Grimm: Ad auspicia professionis philosophiae ordinariae in Academia Georgia Augusta rite capienda invitat J. G. Inest hymnorum veteris ecclesiae XXVI. interpretatio theotisca nunc primum edita. G¨ottingen 1830 (erste vollst. Edition nach einer Nachschrift v. Franciscus Junius). – Die M. H., nach der Hs. hg. v. Eduard Sievers. Halle 1874 (mit zwei lithographischen Faks.; Neudr. mit einer Einf., Bibliogr. sowie Nachtr¨agen und Berichtigungen zum Text v. Evelyn Scherabon Firchow [Classics in Germanic Literature and Philology]. New York 1972). – Cyrille Vogel: L’hymnaire de Murbach contenu dans le manuscrit Junius 25. In: Archives de l’Eglise d’Alsace 25, Nouv. S´erie 9 (1958) S. 18–42 (lat.-ahd. Doppelausgabe in hymnologischer Anordnung). – Ursula Daab (Hg.): Drei Reichenauer Denkm¨aler der altalemannischen Fr¨uhzeit (ATB 57). T¨ubingen 1963, S. 26–76 (mit lat./dt., dt./lat. Glossar, Bibliogr.). – Altdt. Texte. Ausgew. und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 42–44. – Ahd. Lit. ¨ Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 52–57, 191 f. (Teilabdruck). – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Nhd. ¨ Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan Mu¨ ller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 208–213. – Chiara Simbolotti: Gli ‹Inni di Murbach›. Edizione critica, commento e glossario (Ms. Junius 25). Alessandria 2009. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 267–269. – Herbert Thoma: Interlinearversion. In: RL2 1 (1958) S. 750–752, hier S. 751. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 22 f., 70–72, 266 u. o¨ . – Stefan Sonderegger, VL2 6 (1987) Sp. 804–810; 11 (2004) Sp. 1043. – Rudolf K¨ogel: Zu den Murbacher Denkm¨alern und zum Keronischen Glossar. In: PBB (Halle) 9 (1884) S. 301–360. – Eduard Sievers: Zu den M. H. In: ebd. 16 (1891) S. 560. – Bernhard Schindling: Die Murbacher Glossen. Ein Beitr. zur a¨ltesten Sprachgesch. des Oberrheins. Straßburg 1908. – Andr´e Wilmart: Le psautier de la Reine n. XI. Sa provenance et sa date. In: Revue b´en´edictine 28 (1911) S. 341–376, bes. S. 63 f. – Theodor L¨angin: Die Kultur der Abtei Reichenau 2: Altalemanische Sprachquellen aus der Reichenau. M¨unchen 1925, S. 691. – Georg Baesecke: Das ahd. Schrifttum v. Reichenau. In: PBB (Halle) 51 (1927) 29
1. H¨alfte 9. Jh. S. 206–222, hier S. 213. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. v. Werner Schr¨oder. Bern/M¨unchen 1966, S. 126–137. – E. Sievers: Neue ahd. Sagverstexte. In: PBB (Halle) 52 (1928) S. 171–208, 184 ff. – Ursula Daab: Stud. zur ahd. Benediktinerregel. Diss. Halle/S. 1929. – G. Baesecke: Der dt. Abrogans und die Herkunft des dt. Schrifttums. Halle/S. 1930 (Nachdr. Hildesheim 1970) S. 5, 52. – Walther Bulst: Zu den M. H. In: ZfdA 80 (1944) S. 157–162. – Hymni Lat. antiquissimi LXXV, Psalmi III. Hg. v. W. Bulst. Heidelberg 1956. – Dietrich Germann: Eduard Sievers’ Ber. u¨ ber seine Handschriftenfunde in der Bodleiana und dem Britischen Museum im Fr¨uhjahr 1871. In: PBB (Halle) 79 (1957) S. 321–335. – Vogel (s. Ausg.). – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 1. Berlin 1964, S. 163. – Ernst A. Ebbinghaus: Addenda to Sievers’ Edition of the Murbach Hymns. In: Modern Language Notes 80 (1965) S. 486. – ¨ S. Sonderegger: Fr¨uhe Ubersetzungsschichten im Ahd. In: FS Walter Henzen. Hg. v. Werner Kohlschmidt/Paul Zinsli. Bern 1965, S. 101–114. Wieder in: Ders.: Germanica Selecta. T¨ubingen 2002, S. 305–318. – Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Hg. und erl. v. Hanns Fischer. Tu¨ bingen 1966, S. 9* f. – Giancarlo Bolognesi: Note critico-linguistiche sui M. H. In: Studi linguistici in onore di Vittore Pisani 1. Brescia 1969, S. 129–160. – Ger¨ hard K¨obler: Verz. der Ubersetzungsgleichungen der M. H. G¨ottingen 1970. – Mettke (s. Ausg.) S. 116. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134, hier S. 107, 134. – Rolf Bergmann: Verz. der ahd. und as. Glossenhss. mit einer Bibliogr. der Glosseneditionen, der Handschriftenbeschreibungen und der Dialektbestimmungen. Berlin 1973, S. 84 f. – S. Sonderegger: Ahd. auf der Reichenau. Neuere Forschungen zur a¨ ltesten Volkssprache im Inselkloster. In: Die Abtei Reichenau. Neue Beitr. Hg. v. Helmut Maurer. Sigmaringen 1974, S. 69–82. – Ders.: Ahd. Sprache und Lit. Eine Einf. in das a¨ lteste Deutsch. Darstellung und Grammatik. Berlin u. a. 1974. 32003, ¨ S. 99 f. – Ders.: Eine ahd. Paternoster-Ubersetzung der Reichenau. Versuch einer Rekonstruktion auf Grund der Zitate und entsprechender Formen aus den Reichenauer Denkm¨alern. In: FS Karl Bischoff. Hg. v. G¨unther Bellmann u. a. K¨oln u. a. 1975, S. 299–307. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. 30
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1. H¨alfte 9. Jh. Oxford 1976, S. 106 f. – Max Wehrli: Gesch. der dt. Lit. vom fr¨uhen MA bis zum Ende des 16. Jh. 1. Stuttgart 1980. 31997. – Nikolaus Hen¨ kel: Dt. Ubers. lat. Schultexte (MTU 90). Mu¨ nchen/Zu¨ rich 1988, S. 67–73. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 164 f. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 194, 202 f. – N. Henkel: Die ahd. Interlinearversionen. Zum sprach- und literaturhist. Zeugniswert einer Quellengruppe. In: Wolfram-Stud. 14 (1996) S. 46–77, passim. – An¨ dreas Kraß: Spielr¨aume ma. Ubersetzens. Zu Bearbeitungen der Mariensequenz ›Stabat mater dolorosa‹. In: ebd., S. 87–108 und Abb. 4, bes. S. 89–91. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 101. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 365–367. BJ Exhortatio ad plebem Christianam. – Predigthafte Unterweisung zum Erlernen und Weitergeben von Glaubensbekenntnis und Vaterunser aus den ersten Jahren des 9. Jh. Die wohl als Muster f¨ur Seelsorger gedachte Mahnpredigt war vermutlich Teil von taufvorbereitenden Skrutinienmessen. Karolingische Gesetze aus den Jahren 801/802 schrieben die Kenntnis von Credo und Paternoster vor. Der lat. Text steht in beiden Handschriften parallel neben dem deutschen. Der Priester fordert zun¨achst die Gemeinde auf, das Apostolische Glaubensbekenntnis und das Vaterunser auswendig zu lernen, und ermahnt dann die Paten, dasselbe ihre Patenkinder zu lehren. ¨ Uberlieferung: Kassel, UB/LMB, 4° Ms. theol. 24, 13v–15r (Perg., Bayern, vielleicht Regensburg, bair.) (A). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 6244, 144v–146r (Perg., Anfang 9. Jh., bair.) (B). Ausgaben: Audite, filii, regulam fidei [...], hg. v. Johann Heinrich Hottinger. In: Ders.: Historiae ecclesiasticae novi Testamenti. Bd. 8. Z¨urich 1667, S. 1219–1222 (Hs. A). – Bernhard Joseph Docen (Hg.): Miscellaneen zur Gesch. der teutschen Lit. Neu-aufgefundene Denkm¨aler der Sprache, Poesie und Philosophie. Bd. 1. Mu¨ nchen 1807, S. 6–8 (Hs. B). – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964). Bd. 1, S. 200 f. (Nr. LIV). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. 31
Exhortatio ad plebem Christianam Dublin/Z¨urich 1971) S. 49–51 (Nr. IX). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 26 f. (A und B). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tu¨ bingen 1994, S. 28 f. (Nr. X, A und B). – Ahd. Lit. Mit ¨ altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 2 2004, S. 48–51, 191. – Ahd. Lit. Eine komm. An¨ thologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 96 f. – Facsimilia: Die a¨ ltesten dt. SprachDenkm¨aler. In Lichtdrucken hg. v. Magda Enneccerus. Frankfurt/M. 1897, Tf. 32 und 33 (Hs. B). – Dt. Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in M¨unchen. Hg. v. Erich Petzet/Otto Glaunig. 1. Abt. Mu¨ nchen 1910, Tf. II (Hs. B). Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 301–303. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 29 f. – Achim Masser, VL2 2 (1980) Sp. 666 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 323–331. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 49–54. – Eduard Sievers: Steigton und Fallton im Ahd. mit besonderer Ber¨ucksichtigung v. Otfrids Evangelienbuch. In: Aufs¨atze zur Sprach- und Literaturgesch. FS Wilhelm Braune. Dortmund 1920, S. 148–198. – Elisabeth KargGasterst¨adt: Die Glossen der Stuttgarter Hs. H. B. VI 109 (fr¨uher iur. et pol. 109). Ein Beitr. zur Gesch. der Canones-Glossierung. In: Beitr. zur Gesch., Lit. und Sprachkunde vornehmlich W¨urttembergs. Festgabe f¨ur Karl Bohnenberger. Hg. v. Hans Bihl. T¨ubingen 1938, S. 231–253. – Mettke (s. Ausg.) S. 114. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 110 f. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 164. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, 240 f., 255. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 106. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 315–317. BJ Alts¨achsische Genesis. – Bibeldichtung, 9. Jh. Die drei vorliegenden Bruchst¨ucke (S¨undenfall, Adams und Evas Reue, Brudermord Kains, die Nachkommen Kains bis Enoch, Untergang Sodoms; insgesamt 337 Verse) einer dichterischen 32
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Alts¨achsische Genesis Bearbeitung der Genesis werden in engem Zusammenhang mit der ebenfalls as. Stabreimdichtung → Heliand gesehen. Nach der Praefatio in librum antiquum lingua Saxonica conscriptum, die sich h¨ochstwahrscheinlich auf den Heliand und die A. G. bezieht, soll «Ludouicus piissimus Augustinus» (Ludwig der Fromme oder Ludwig der Deutsche) einen (unbekannten) s¨achsischen Dichter mit der ¨ Ubersetzung des AT und NT beauftragt haben. Der Bearbeiter geht mit der biblischen Vorlage sehr frei um; neben der Genesis d¨urfte er auch apokryphe Texte wie die Vita Adae et Evae benutzt haben. Die Fragmente der A. G., die j¨unger sind als der Heliand, wurden 1894 von Karl Zangemeister in der Vatikanischen Bibliothek entdeckt und anfangs irrt¨umlich dem Heliand-Dichter zugeschrie¨ ben. Von dieser as. Genesis-Dichtung ist eine Ubersetzung ins Angels¨achsische (812 Verse) angefertigt worden (Oxford, Bodleian Library, Hs. Junius XI). ¨ Uberlieferung: Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1447, 1r, 2v (unten), 10v, 2r, 2v (oben) (Perg., fr¨uhes 9. Jh.); drei Exzerpte, wohl im dritten Viertel des 9. Jh. von drei Schreibern eingetragen. Ausgaben: Karl Zangemeister/Wilhelm Braune: Bruchst¨ucke der as. Bibeldichtung aus der Bibliotheca Palatina. In: Neue Heidelberger Jbb. 4 (1894) S. 205–294 (mit Abdruck der A. G., S. 242–255). – Paul Piper: Die as. Bibeldichtung (Heliand und A. G.). Tl. 1. Stuttgart 1897. – Otto Behaghel: H. und A. G. (ATB 4). Halle 21903. 10. Aufl. Bearb. v. Burkhard Taeger. T¨ubingen 1996. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Bruchst¨ucke aus der a. G. (M¨unchener Texte 2). Mu¨ nchen. 1912. – Eduard Sievers (Hg.): Heliand (Germanistische Handbibl. 4). Halle 1878. Titelaufl., verm. um [...] die vaticanischen Fragm.e v. Heliand und Genesis. Ebd. 1935. – Heliand und ¨ die Bruchst¨ucke der Genesis. Ubers. v. Felix Genzmer. Leipzig 1948. Stuttgart 21989. – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texte und Zeugnisse. 1. Teilbd. (Die dt. Lit. 1,1). Mu¨ nchen 1965. 21988, S. 12–32 ¨ (S¨undenfall, mit Ubers.). – Die Bruchst¨ucke der ¨ A. G. und ihre altenglische Ubertragung. Einf., ¨ Textwiedergaben und Ubersetzungen. Abbildung ¨ der gesamten Uberl. Hg. Ute Schwab. G¨oppingen 1991. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, ¨ S. 60–63 (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. W. Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst 33
1. H¨alfte 9. Jh. A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 156–158 (Auswahl). – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Aus¨ wahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 96–99, 198 f. (Teilabdruck). – Ahd. Lit. Eine komm. Antholo¨ gie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. u. komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 126–129 (S¨undenfall). Bibliographie: Johanna Belkin/Ju¨ rgen Meier: Bibliogr. zu Otfried v. Weißenburg und zur as. Bibeldichtung (Heliand und G.) (Bibliogr.n zur dt. Lit. des MA 7). Berlin 1975. Literatur: Burkhard Taeger, VL2 1 (1978) Sp. 313–317. – Claudia H¨andl: Genesis (A. G.). In: Killy2 4 (2009) 155 f. – Otto Behaghel: Der Heliand und die a. G. Giessen 1902. – Fritz Pauls: Stud. zur A. G. Diss. Leipzig 1902. – Otto Gr¨uters: ¨ Uber einige Beziehungen zwischen as. und altenglischer Dichtung (Bonner Beitr. zur Anglistik 17). Bonn 1905, S. 1–50. – F. N. Robinson: A note on the sources of the Old Saxon ‹G.›. In: Modern Philology 4 (1906) S. 389–396. – Wilhelm Braune: Zur A. G. In: PBB (Halle) 32 (1907) S. 1–29. – Ernst Martin: Der Versbau des Heliand und der A. G. Straßburg 1907. – Frederic Klaeber: Zur a. G. In: PBB 46 (1921/22) S. 164–167. – Karl Massmann: Quellen und poetische Kunst der as. Bibelepen alttestamentalischen Inhalts (a. G.). Ein Beitr. zur Heliand-G.-Frage. Diss. Bonn 1923. – Rudolf Bl¨umel: Der alttestamentliche Stoff im Heliand und in der Genesis. In: PBB 50 (1927) S. 305–307. – Wilhelm Bruckner: Die A. G. und der Heliand, das Werk eines Dichters. Berlin/Leipzig 1929. – Theodor Siebs: Die A. G. In: Zs. f¨ur systematische Theologie 9 (1932) S. 363–376. – Erhard Hentschel: Die Mythen v. Luzifers Fall und Satans Rache in der A. G. Stuttgart 1935. – Georg Baesecke: Fulda und die as. Bibelepen. In: Nd. Mitt. 4 (1948) S. 5–43. Wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Bern/Mu¨ nchen 1966, S. 348–376; ferner in: Der Heliand. Hg. v. Ju¨ rgen Eichhoff/Irmengard Rauch (WdF 21). Darmstadt 1973, S. 54–92. – Willy Krogmann: Die Praefatio in librum antiquum lingua saxonica conscriptum In: NdJb 69/70 (1948) S. 141–163. – Dietrich Hofmann: Die as. Bibelepik, ein Ableger der angels¨achsischen geistlichen Epik? In: ZfdA 89 (1958/59) S. 173–190. Wiederabdruck mit einem Nachtrag in: Der Heliand. Hg. v. Ju¨ rgen Eichhoff/Irmengard Rauch, a. a. O., S. 315–343. – John Frederick Vickrey: Genesis B. A new analysis and edition. Diss. Bloomington 1961. – Gemma 34
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Muspilli Die Quellenfrage ist nach wie vor ungel¨ost. Der Mittel-Teil (Vers 37–62, Kampf Elias-Antichrist, ¨ Weltbrand) hebt sich aus dem Ubrigen heraus und wurde h¨aufig als urspr¨unglich selbstst¨andiges Gedicht angesehen, f¨ur das W. Krogmann eine verlorene as. Dichtung Elias und Antichrist als Vorlage annahm. G. Baesecke vermutete dagegen eine a¨ltere as. Quelle f¨ur Muspilli II, das Weltgerichtsgedicht Crist III, was mittlerweile als widerlegt gilt. Der Ansicht, M. bestehe aus urspr¨unglich zwei selbstst¨andigen Gedichten, steht die Auffassung einer einheitlichen christlichen Dichtung entgegen. Ungleichheiten in Lautstand und Ortho¨ graphie erkl¨aren sich aus der Uberlieferungsgeschichte. Nach van Delden sind drei sprachliche Schichten zu unterscheiden: der bair. Urtext (um 810, Umkreis Karls des Großen), eine j¨ungere bair. Umarbeitung (um 850) und die um 870 anzusetzende Abschrift eines des Bairischen kundigen rheinfr¨ankischen Abschreibers (Ludwig der Deutsche?). Die Verstechnik ist charakteristisch f¨ur eine ¨ Ubergangszeit. Die Verteilung des Stabes entspricht oft nicht der strengen Regel, es gibt Verse ohne Alliteration und einige wenige mit Endreim. St¨arkere syntaktische Einschnitte sind meist an das Ende ei¨ ner Langzeile gesetzt. Uber die Bedeutung der insbesondere bei der Darstellung des Elias-AntichristKampfes und des Ju¨ ngsten Gerichts h¨aufig vorkommenden Termini aus der weltlichen Rechtssprache herrscht in der Forschung Unstimmigkeit. ¨ Uberlieferung: Nachtrag des sp¨ateren 9. Jh. v. unge¨ubter Hand auf den urspr¨unglich freigebliebenen Bll. 120v–121v und den unteren R¨andern v. Bl. 61r, 119v und 120r der lat., Ludwig dem Dt. gewidmeten Hs. Mu¨ nchen, BSB, Clm 14098, 61r, 119v, 120r-v, 121r/v (aus St. Emmeram; zwischen 821 und 827) mit dem Sermo de symbolo contra Iudaeos, Paganos et Arianos des Quodvultdeus Carthaginiensis (Ps.-Augustinus). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) S. 7–15 (Nr. III). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 66–73 (Nr. XIV). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 50–57 (mit ¨ Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und 37
1. H¨alfte 9. Jh. mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 86–89. – Horst Dieter Schlosser (Hg.): Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispie¨ len. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Berlin 22004, S. 82–87, 196 f. – Ahd. Lit. Eine komm. ¨ Anthologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan Mu¨ ller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 200–207. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 147–156. – Hans-Hugo Steinhoff, VL2 6 (1987) Sp. 821–828. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 50 f. u. o¨ . – Ruth Schmidt-Wiegand: ‹M.›. In: Handwb. zur dt. Rechtsgesch. 3 (1984) Sp. 795–798. – Ricarda Bauschke, LexMA 6 (1993) Sp. 970 f. – Wolf v. Unwerth: Eine Quelle des M. In: PBB (Halle) 40 (1915) S. 349–372. – Jacob Grimm: Dt. Mythologie. Bd. 2. G¨utersloh/Berlin 41876/77, S. 673–680. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 30–41. – Eduard Sievers: Altgerm. Metrik. Halle 1893, S. 130–136. – Gustav Neckel: Stud. zu den germ. Dichtungen vom Weltuntergang (Sb. der Akad. der Wiss. zu Heidelberg, Phil.-hist. Kl. 7). Heidelberg 1918. – Georg Baesecke: M. (Sb. der Akad. der Wiss. zu Berlin, Phil.-hist. Kl. 1918). Berlin 1918, S. 414–442. – Andreas Heusler: Dt. Versgesch. Bd. 2. Berlin u. a. 1926, S. 435. – Werner Kohlschmidt: Zur religionsgeschichtlichen Stellung des ‹M.›. In: ZfdA 64 (1927) S. 294–298. – G. Baesecke: Der Vocabularius Sti. Galli in der angels¨achsischen Mission. Halle 1933, S. 124–138. – Hermann Schneider: ‹M.›. In: ZfdA 73 (1936) S. 1–32. – Willy Krogmann: Ein as. Lied vom Ende ¨ der Welt in hochdt. Ubersetzung (Sachsenspiegel 1). Berlin 1937. – Rudolf van Delden: Die sprachliche Gestalt des ‹M.› und ihre Vorgesch. In: PBB (Halle) 65 (1942) S. 303–329. – G. Baesecke: ‹M. II›. In: ZfdA 82 (1948/50) S. 199–239. – Ders.: Die karlische Renaissance und das dt. Schrifttum. In: DVjs 23 (1949) S. 143–216. – Ingo Reiffenstein: Das ahd. ‹M.› und die Vita des Hl. Furseus v. P´eronne. In: S¨udostdt. Arch. 1 (1958) S. 88–104. – Ders.: Das Ahd. und die irische Mission im obd. Raum (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss., Sonderh. 6). Innsbruck 1958. – Herbert Kolb: dia weroltrehtwˆıson. In: Zs. f¨ur dt. Wortforschung 18 (1962) S. 88–95. – Ders.: vora demo muspille. In: ZfdPh 83 (1964) S. 2–33. – Cola Minis: Hs., Form und Sprache des ‹M.› (Phil.Stud.u.Qu. 35). Berlin 1966. – W. Krogmann: Eine niederfr¨ankische Vorstufe des ‹M.›? In: Leuvense Bijdragen 56 38
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Amalarius von Metz Etymologie des Wortes ‹m.›. In: ZfdA 135 (2006) S. 425–434. – Franz Viktor Spechtler: Altes und neues Recht. Bemerkungen u¨ ber neue Forschungen zum ahd. ‹M.›. In: Gesammelte Abh. zur dt. Lit. des MA. Hg. v. Michaela Auer-M¨uller u. a. (GAG 736). G¨oppingen 2006, S. 349–360. – Verio Santoro: Un dimenticato problema ecdotico del M. Le trascrizioni di Docen, Maßmann e Schmeller. In: Linguistica e Filologia 25 (2007) S. 207–235. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 362–365. – Martin Kuhnert: ¨ ‹E caelo rex adveniet› – Uberlegungen zu theologischen Aspekten im ahd. ‹M.›. In: Begegnung mit Literaturen. FS Carola L. Gottzmann. Hg. v. Petra H¨orner/Roswitha Wisniewski. Berlin 2008, S. 111–132. SF Amalarius von Metz (Symphosius A., A. Fortunatus), * um 775 Metz, † 850–853 Metz. – Karolingischer Liturgiker. A., der starke Anregungen durch → Alkuin erfuhr, war zwischen 809 und ca. 815 Erzbischof von Trier – er ist identisch mit A. v. Trier – und lehrte dann an der kaiserlichen Palastschule zu Aachen. Im Auftrag Karls des Großen unternahm er 813 eine Legationsreise nach Konstantinopel, wor¨uber er die Versus marini (MGH Poetae I, S. 426–428), sein einziges nicht-liturgisches Werk, verfasste. Ab 835 ist er als Erzbischof von Lyon bezeugt, wurde jedoch auf der Synode von Quierzy 837 wegen des Vorwurfs der H¨aresie abgesetzt. Seine Bedeutung ¨ als Liturgiker liegt vor allem in der Ubertragung der Methode der allegorischen Auslegung auf die gesamte r¨omisch-fr¨ankische Liturgie. Aus den Jahren 813/14 stammt die Schrift Missae expositionis geminus codex, welche die fr¨uheste allegorische Deutung des Messritus darstellt. ¨ Uberlieferung: Z¨urich, ZB, Cod. Car. C 102, 78r–93v. Das Hauptwerk des A., sein Liber officialis, ein Handbuch der Liturgie, das im gesamten MA weit verbreitet und hoch gesch¨atzt bleiben sollte, erschien in drei Ausgaben 823, 832 und um 835. Es umfasst eine allegorische Ausdeutung der gesamten Liturgie. ¨ ¨ Uberlieferung: Uber 50 Hss. verzeichnet Hanssens, Bd. 1 (s. Ausg.) S. 120–133. Neben weiteren kleineren Liturgica stammt von A. ein nicht handschriftlich erhaltenes Werk mit dem Titel De ordine antiphonarii (ca. 840), welches einen Vergleich der Stundengebetsordnung von Rom und Metz bietet. 40
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Benediktinerregel A.s Einfluss zeigt sich besonders bei → Honorius Augustodunensis, Sicard von Cremona, → Innonzenz III. und → Durandus von Mende. Allegorische Ausdeutungen der Liturgie nach A. sind in der mhd. Predigt seit dem 12. Jh., in dt. Messauslegungen (→ Deutung der Messgebr¨auche, vgl. auch Messerkl¨arungen...: → Messerkl¨arung Augustinus der hochwirdig lerer, → Messerkl¨arung Ego sum panis uiuus, → Messerkl¨arung Hie hebt sich an die betautung der hailige messe, → Messerkl¨arung Man findet vil buechlein und lere, → Messerkl¨arung Messe singen oder lesen, → Messerkl¨arung Sider nu die heilig messe und Messgebet...: → Messgebet Got uater allir cristinheit, → Messgebet vater herre, vater got und → Missale dt.) sowie im → Lucidarius erkennbar. Ausgaben: Jean M. Hanssens (Hg.): Amalarii episcopi liturgica omnia. 3 Bde. Rom 1948–50 (Nachdr. 1967). Literatur: Leopold v. Eltester: Amalharius. In: ADB 1 (1875) S. 382 f. – Iginio Cechetti: Amalario di M. In: Enciclopedia Cattolica 1 (1949) Sp. 959–962. – Balthasar Fischer, NDB 1 (1953) S. 236 f. – Brunh¨olzl 1 (1975) S. 437–440 u. o¨ . – Johannes Heinrich Emminghaus/Luther A. Dittmer, LexMA 1 (1980) Sp. 505. – Angelus H¨außling: Messe (Expositiones Missae). In: Dict. Spir. 10 (1980) Sp. 1083–1090. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 138. – Rudolf Suntrup, RGG4 1 (1998) Sp. 385 f. – Wolfgang Steck: ‹Liber officialis›. In: LexthW (2003) S. 474 f. – R. Suntrup, VL2 11 (2004) Sp. 81–85. – Adolf Franz: Die Messe im dt. MA. Beitr. zur Gesch. der Liturgie und des religi¨osen Volkslebens. Freiburg i. Br. 1902 (Nachdr. Darmstadt 1963). – Ludwig Eisenhofer: Hb. der katholischen Liturgik. Zwei Bde. Freiburg i. Br. 1932/33. 21941 (Reg.). – Hanssens, Bd. 1 (s. Ausg.) S. 11–25, 39–91. – Adolf Kolping: Amalar v. M. und Florus v. Lyon. Zeugen eines Wandels im liturgischen Mysterienverst¨andnis in der Karolingerzeit. In: Zs. f¨ur katholische Theologie 73 (1951) S. 424–464. – Allen Cabaniss: A. of M. Amsterdam 1954. – Rainer Warning: Funktion und Struktur. Die Ambivalenzen des geistlichen Spiels. M¨unchen 1974, bes. S. 41–51. – Rudolf Suntrup: Die Bedeutung der liturgischen Geb¨arden und Bewegungen in lat. und dt. Auslegungen des 9. bis 13. Jh. (MMS 37). Mu¨ nchen 1978, bes. S. 46–69. – Reinhard Meßner: Zur Hermeneutik allegorischer Liturgieerkl¨arung in Ost und West. In: Zs. f¨ur katholische Theologie 115 (1993) S. 284–319, 415–434. – Wolfgang Steck: Der Liturgiker A. – eine quellengeschichtliche Unters. zu Leben und Werk eines 41
1. H¨alfte 9. Jh. Theologen der Karolingerzeit. St. Ottilien 2000. – Celia Chazelle: A. Liber Officialis. Spirit and vision in carolingian liturgical thought. In: Seeing the invisible in late antiquity and the early middle ages. Ed. by Giselle de Nie u. a. (Utrecht studies in medieval literacy 14). Turnhout 2005, S. 327–357. SF Benediktinerregel (dt.). – Ahd. Interlinearver¨ sion (Anfang 9. Jh.) und mhd. Ubertragungen (12.–15. Jh.) der lat. Regula Benedicti. Einer der aus kirchen- und kulturgeschichtlicher Perspektive wichtigsten Werke des Fr¨uhMA ist die lat. Regula Benedicti, die von Benedikt von Nursia (gest. 547) in Zusammenhang mit der Gr¨undung und dem Aufbau des Mutterklosters auf dem Monte Cassino geschriebene, 73 Kapitel umfassende Mo¨ nchsregel. Darin werden Ziele und Verfassung des Ordens festgelegt und Anweisungen zum Klosterleben, besonders zu den Hauptgel¨ubden Armut, Keuschheit und Gehorsam, gegeben. Auf einen nach dem Vorbild antiker Mahnreden gestalteten Prolog folgt ein systematischer ¨ Uberblick u¨ ber das kl¨osterliche Leben in f¨unf Teilen; ein Nachwort beschließt die Regula. Sie ist uns in ca. 300 Handschriften u¨ berliefert. Textgeschichtlich ist bedeutsam, dass Karl der Große sich im Jahr 787 in Montecassino eine Abschrift der Regel zum Zweck der Durchf¨uhrung der Klosterreform im karolingischen Reich anfertigen ließ, die auf eine gute Kopie des Originals (896 verbrannt) zur¨uckgeht. Die Abschrift Karls ist nicht erhalten, doch eine 817 von Reichenauer M¨onchen angefertigte Kopie (Cod. Sangallensis 914) gilt als authentischster Text der Regel. Die Ahd. Benediktinerregel, eine im fr¨uhen 9. Jh. vielleicht in St. Gallen oder auf der Reichenau entstandene Interlinearversion, ist unikal in der Handschrift St. Gallen, Stiftsbibl., Codex 916, erhalten. Sie zeugt von dem Bestreben, dass jeder M¨onch den Inhalt der Regula kennen sollte. Der Codex enth¨alt zur Hauptsache den lat. Regeltext in karolingischer Minuskel mit der von mehreren Schreibern ein¨ getragenen ahd. Interlinearversion. Die Ubertragung, außer im Fall der in die Regel eingestreuten, freier gehandhabten Bibelzitate eine schematische ¨ Wort-f¨ur-Wort bzw. Form-f¨ur-Form-Ubersetzung des lat. Textes, wird ab Kapitel 14 l¨uckenhaft, beschr¨ankt sich ab der Mitte des Kapitels 65 auf einzelne Glossierungen und h¨ort mit Kapitel 67 ganz auf. Sie stellt die umfangreichste Interlinearversion des Ahd. dar. 42
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1. H¨alfte 9. Jh. Ausgaben: Ursula Daab: Die A. B. des Cod. Sang. 916 (ATB 50). T¨ubingen 1959. – Rudolf Hanslik (Hg.): Benedicti Regula. Wien 1960. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 12–15. – Achim Masser (Hg.): Regula monachorum. Die lat.-ahd. Benediktinerregel Stiftsbibl. St. Gallen Cod. 916. G¨ottingen 1997. – Ders. (Hg.): Regula Benedicti des Cod. 915 der Stiftsbibl. v. St. Gallen. Die Korrekturvorlage der lat.-ahd. B. G¨ottingen 2000. – Ders.: Komm. zur lat.-ahd. B. des Cod. 916 der Stiftsbibl. St. Gallen. G¨ottingen 2002. – Horst Dieter Schlosser (Hg.): Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Aus¨ wahl mit Ubertragungen und Komm. Berlin 22004, S. 38–41, 189. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. ¨ Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 58–61. Literatur: Stefan Sonderegger u. a., VL2 1 (1978) Sp. 702–710. – Claudia H¨andl/Red., Killy2 1 (2008) S. 431–433. – Werner Betz: Dt. und Lat. Die Lehnbildungen der ‹A. B.›. Bonn 1949. – Hans Neuhold: Die ahd. Interlinearversion der ‹B.› und ihre lat. Vorlage. Diss. masch. Wien 1956. – Ger¨ hard K¨obler: Verz. der Ubersetzungsgleichungen der ‹A. B.› (G¨ottinger Stud. zur Rechtsgesch., Sonderbd.). G¨ottingen 1970. – U. Daab: Die Schreiber der ‹A. B.› im cod. Sang. 916. In: PBB (T¨ub.) 80 (1958) S. 379–403. – Norbert Richard Wolf: Zur A. B. In: Sprache und Dichtung in Vorder¨osterreich. Hg. v. Guntram A. Planng/Eugen Thurnher. Innsbruck 2000, S. 47–57. – A. Masser: Komm. zur lat.-ahd. B. des Cod. 916 der Stiftsbibl. St. Gallen (Stud. zum Ahd. 42). G¨ottingen 2002. – M¨uller (s. Ausg.) S. 301 f. – A. Masser: ‹Der sprechende Schreiber›. Bemerkungen zur Orthographie in der Interlinearversion der lat.-ahd. B. In: Stud. zu Lit., Sprache und Gesch. in Europa. Hg. v. Albrecht Greule u. a. St. Ingbert 2008, S. 133–142. ¨ Mhd. Ubertragungen der Benediktinerre¨ gel: Aus dem 12. bis 15. Jh. sind zahlreiche Ubersetzungen der lat. Regula Benedicti u¨ berliefert. I. Edierte Fassungen. 1. Zwiefaltener B.: Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 4° 230 (Abtei Zwiefalten, Mitte 12. Jh., schw¨abisch; Interlinearversion). Ausgabe: Carl Selmer: Middle High German Translations of the Regula Sancti Benedicti (The Medieval Academy of America 17). Cambridge 1933 (Nachdr. New York 1970) S. 13–47. 43
Benediktinerregel 2. Hohenfurt (Vyˇsˇsi Brod)/B¨ohmen, ehem. Stiftsbibl., Cod. XXX (erste H¨alfte 13. Jh., ostmd.). Ausgabe: Wilhelm Scherer: Hohenfurter B. In: ZfdA 16 (1873) S. 224–279. – Selmer, S. 48–88. 3. Engelberg/Schweiz, Stiftsbibl., Cod. 72 (Mitte 13. Jh., alemannisch). Ausgabe: Johann Baptist Troxler: Die Regel des hl. Benedict im dt. Originaltexte einer Engelberger Hs. des 13. Jh. In: Der Geschichtsfreund 39 (1884) S. 1–72. – Selmer, S. 89–128. 4. Mu¨ nchen, BSB, Cgm 91 (Stift Asbach, Mitte 13. Jh., bair. mit md. Einschl¨agen). Dieselbe Fassung auch in Admont, Stiftsbibl., Cod. 624 (Ende 13. Jh., bair.) Ausgabe: Selmer, S. 129–166 (Asbach) und S. 206–244 (Admont). 5. Mu¨ nchen, BSB, Cgm 90 (Stift Raitenhaslach, zweite H¨alfte 13. Jh., bair.). Ausgabe: Anton Emanuel Sch¨onbach: Benedic¨ tinerregeln (Sb. der Osterr. Akad. der Wiss., Phil.hist. Kl. 98). Wien 1881, S. 913–980. – Selmer, S. 167–205. 6. Oxford, Bodleian Library, Cod. Laud. Misc. 237 (Stift Eberbach, Anf. 14. Jh., rheinfr¨ankisch). Ausgabe: Eduard Sievers: Oxforder Benedictinerregel. T¨ubingen 1887. – Selmer, S. 245–278. 7. Mu¨ nchen, BSB, Cgm 36 (Altom¨unster, 1388, bair.). Ausgabe: Selmer, S. 279–332. 8. London, Univ. College Library, Ms. Ger. 12 aus Ottobeuren (Ende 14. Jh., schw¨abisch). Ausgabe: C. Selmer: The London Benedictine Rule (Stud. Mitt. OSB Erg¨anzungsh. 11). Mu¨ nchen 1936. 9. N¨urnberg, Germ. Nat. Mus., Cod. 4486 a (14. Jh., rheinfr¨ankisch). Ausgabe: Mary C. Sullivan: A Middle High German Benedictine Rule (Regulae Benedicti Studia Supplementa 4). Hildesheim 1976. 9 a. Trier, StB, Hs. 1256/587 8° (Anfang 15. Jh.). 10. Wilhering, Stiftsbibl., Cod. 14 (Anfang 15. Jh., bair.). Ausgabe: Eva B¨ottcher-Lange: A Middle High German Benedictine Rule. Latrobe (Pennsylvania) 1942. 11. Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 71. 22. Aug. fol. (Mitte 15. Jh., nd.). Ausgabe: Ernst A. Kock: Die Wolfenb¨utteler mnd. Versionen der Benediktinerregel. Lund 1903. 12. Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 29. 3. Aug. 4° (zweite H¨alfte 15. Jh., nd.). 44
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Benediktinerregel Ausgabe: Kock. 13. Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. 2485 (1372, ndl.). Ausgabe: Theo Coun: De middelnederlandse vertalingen van de ‹Regula Sancti Benedicti›. Diss. L¨owen 1976, S. 437–637. 14. Beuron, Bibl. der Erzabtei, Cod. 39 (Ende 15. Jh., ndl.). Ausgabe: Philipp E. Webber: Ms. Archabbey Beuron No. 39. Diss. Bryn Mawr College 1972. II. Weitere Fassungen. Aarau, Kantonsbibl., Cod. W 4° 10. – Admont, Stiftsbibl., Cod. 538. – Ebd., Cod. 757, diese → Johann von Speyer zugeschriebene Fassung in Melk, Stiftsbibl., Cod. 570 (olim 140; C 18). – Ebd., Cod. 575 (olim 407; H 19). – Ebd., Cod. 1794 (olim 786; O22). – Basel, UB, Cod. A IX 23. – Bamberg, SB, Msc. Lit. 146. – Ebd., Msc. Lit. 147. – Berlin, SBB, Mgq 555. – Ebd., Mgq 1569. – Budapest, Nat. Bibl., Cod. Germ. 5. – Cheltenham, Bibl. Phillippica, Ms. 1244. – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 420. – Ebstorf, Stiftsbibl., Cod. VI, 11. – Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. 663. – Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 301. – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 920. – Ebd., Cod. 997. – Ebd., Cod. 1140. – Ebd., Cod. 1333. – Heidelberg, UB, Cod. Salem VII, 2. – Karlsruhe, LB, Cod. Karlsr. 1020. – Kremsm¨unster, Stiftsbibl., Cod. 285. – Ebd., Cod. 393. – Ebd., Cod. 404. – London, Brit. Mus., Mss. Add. 16902, Add. 30078. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 153. – Ebd., Cgm 418. – Ebd., Cgm 422. – Dieselbe Fassung in Cgm 423, Cgm 471, Cgm 639, Cgm 746, Cgm 799, Cgm 800, Cgm 801, Cgm 802, Cgm 803, Cgm 804, Cgm 805, Cgm 829, Cgm 4616, Cgm 4698. – Stuttgart, LB, Cod. HB I 66. – Ebd., Ms. Hist. Fol. 417. – St. Walburg/Eichst¨att, Kloster¨ bibl., Cod. germ. 6. – Wien, ONB, Cod. 12911. – W¨urzburg, UB, Cod. M. p. th. f. 121. – Zu¨ rich, ZB, Ms. Rh. 192. – Kalamazoo (USA), Institute of Cistercian Studies, MS. 31 (1597). – Salzburg, Stiftsbibl. Nonnberg, Cod. 27 C I (1466). – Ebd., Cod. 26 E 9. – W¨urzburg, UB, Cod. M. p. th. f. 123. – Ebd., Cod. M. ch. f. 253. Mo¨ glicherweise diente das 4. Kapitel der Regel als Grundlage f¨ur das anonyme Gedicht Ain gemaine lere aus dem 14. Jh. ¨ Uberlieferung: Prag, Knihovna N´arodn´ıho musea, Ms. X A 12 (Klara → H¨atzlerin) (H). – Leipzig, UB, Cod. 1590 (L). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 2.4. Aug. 2° (W). – Chicago, Newberry Library, Ms. Inc. 1699 (N). 45
1. H¨alfte 9. Jh. Ausgaben: C. Selmer: An unpublished MHG poem of the Chicago Newberry Library and Ms. H of the Liederbuch der Klara H¨atzlerin. In: Journal of English and Germanic Philology 43 (1944) S. 170–172. – Ders.: The anonymous late-MGH poem ‹Ain gemaine lere› and the Benedictine rule. In: ebd. 46 (1947) S. 28–37. Literatur: Kurt Ruh u. a., VL2 1 (1978) Sp. 702–710; 11 (2004) Sp. 237. – Daniel Schwenzer: ‹Regula pro monachis›. In: LexthW (2003) S. 625 f. – Claudia H¨andl/Red., Killy2 1 (2008) S. 431–433. – Virgil Kaeferbeck: Drei alte dt. ¨ Ubers. der B. (Progr. Ober-Gymnasium Graz). Graz 1868. – Ludwig Laistner: Die Vocale der Verbalendungen in der Zwiefaltener B. In: PBB (Halle) 7 (1880) S. 548–581. – Max Konzelmann: Die Engelberger B. Diss. Z¨urich 1919. – Albert Leitzmann: Der Wortschatz der Engelberger B. In: PBB (Halle) 44 (1920) S. 483–495. – Karl ¨ Raus: Eine dt. Ubers. der B. in einem Admonter Cod. [...]. Diss. Innsbruck 1934. – Selmer 1944 (s. Ausg). – Ders. 1947 (s. Ausg.). – Ders./F. B. Bloch: Die Interlinearversion der Zwiefaltener B. [...]. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens (1947/48) S. 150–154. – C. Selmer: Die Bedeu¨ tung der mhd. Ubers. der B. f¨ur die dt. Sprachgesch. In: ebd. 63 (1961) S. 17–21. – Sullivan (s. Ausg.). – Coun (s. Ausg.). – Richard H. Lawson: The Rule of St. Benedict in 13th and 14th Cent. Germany: Conceptual Implications of Lexical Variation. In: AB¨aG 16 (1981) S. 135–144. – Ders.: Some Prominent Instances of Semantic Variation in the B. In: AB¨aG 22 (1984) S. 147–154. – Das christliche Gebetbuch im MA. Andachts- und Stundenb¨ucher in Hs. und Fr¨uhdruck. Ausstellung und Kat.: Gerard Achten (SBB Preußischer Kulturbesitz, Ausstellungskat. 13). 2., verb. und verm. Aufl. Wiesbaden 1987, S. 58. – Die Benediktsregel. Eine Anleitung zu christlichem Leben. Der vollst. Text der Regel u¨ bersetzt und erkl¨art v. Georg Holzherr. 6., v¨ollig u¨ berarb. Aufl. Freiburg/Schweiz 2005. – R¨udiger Schnell: Sprachhist. Einsichten ¨ und editorische Entscheidungen. Uberlegungen zu ¨ dt. Ubersetzungen der ‹Regula Benedicti›. In: Edition und Sprachgesch. Baseler Fachtagung 2.–4. M¨arz 2005. Hg. v. Michael Stolz u. a. (Beih. zu Edition 26). T¨ubingen 2007, S. 117–140. – M¨uller (s. Ausg.) S. 301 f. – Claudia Wich-Reif: Pr¨apositionen und ihre Gesch. Unters. deutschsprachiger ‹B.›-Traditionen vom Anfang des 9. Jh. bis zum 21. Jh. (Berliner sprachwissenschaftliche Stud. 13). 46
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1. H¨alfte 9. Jh. Berlin 2008. – Macht des Wortes. Benediktinisches M¨onchtum im Spiegel Europas. Hg. v. Gerfried Sitar/Martin Kroker unter Mitarbeit v. Holger Kempkens. 2 Bde. Regensburg 2009. SF Fr¨ankisches Gebet. – Kurzes ahd. Prosagebet mit ¨ anschließender lat. Ubersetzung. ¨ Das F. G. ist eine rheinfr¨ankische Ubertragung einer lat. Gebetsformel mit wahrscheinlich auf den Schreiber zur¨uckgehenden bair. Lautungen; u¨ berliefert in direktem Anschluss an die Admonitio generalis Karls des Großen von 789 und wohl im Zusammenhang mit Karls Bildungsgesetzen entstanden. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 14468, 110r (Domstift St. Emmeram zu Regensburg). Bischof Baturich veranlasste 821 die Anfertigung der Hs. Ausgaben: Bernhard Joseph Docen: Einige Denkm¨aler der ahd. Lit. M¨unchen 1825, S. 7. – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) Bd. 1, S. 209 f. (Nr. LVIII). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 60 (Nr. XI, dort auch der in der Hs. unmittelbar folgende Text). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 68. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 37 (Nr. XIV). – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. ¨ Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 196–198. – Facsimilia: Die a¨ltesten dt. Sprach-Denkm¨aler. In Lichtdrucken hg. v. Magda Enneccerus. Frankfurt/M. 1897, Tf. 31. – Dt. Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in M¨unchen. Hg. v. Erich Petzet/Otto Glaunig. 1. Abt., Mu¨ nchen 1910, Tf. 4. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 336 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 28. – Achim Masser, VL2 2 (1980) Sp. 820 f. – Johann Kelle: Gesch. der Dt. Litteratur v. der a¨ ltesten Zeit bis zur Mitte des elften Jh. Berlin 1892, S. 62 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 344 f. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 60 f. – Georg Baesecke: St. Emmeramer Stud. In: PBB (Halle) 46 (1922) S. 452–456. – Peter v. Polenz: Karlische Renaissance, karlische Bildungsreform und die Anf¨ange der dt. Lit. In: Mitt. des Mar47
Fr¨ankisches Gebet burger Universit¨atsbundes 1/2 (1959) S. 27–39. – Ingeborg Schr¨obler: Fulda und die ahd. Lit. In: Literaturwissenschaftliches Jb. 1 (1960) S. 1–26. – Henry Kratz: Fr¨uhes MA. Vor- und Fr¨uhgesch. des dt. Schrifttums (Hb. der dt. Literaturgesch. Bd. 1, Abt. 2). Bern/M¨unchen 1970, S. 183 (Lit.). – Mettke (s. Ausg.) S. 132. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 165. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 359. SF ¨ Fr¨ankisches Taufgelobnis. ¨ – Ahd. Ubersetzung eines lat. Taufformulars, Anfang 9. Jh. Anders als Baesecke, der alle uns u¨ berlieferten Taufgel¨obnisse (→ K¨olner T., → S¨achsisches T.) auf eine sp¨atestens 776 entstandene volksprachliche Mainzer Urfassung zur¨uckf¨uhren wollte, be¨ tont Foerste, dass die (unterschiedlichen) Ubersetzungen auf verschiedene (ungleiche) lat. Formulare zur¨uckgehen. Das im Kontext der Mission verwendete Formular steht einer Formulierung in einer Predigt des → Bonifatius (Nr. 15 De abrenuntatio in baptismate, MPL 89, Sp. 870) nahe. Die Trinit¨atsfrage, die von den uns erhaltenen Taufgel¨obnissen nur im F. T. steht, findet sich w¨ortlich bei → Hrabanus (De instutione clericorum, 819) wieder und scheint angels¨achsisches Lehngut zu sein. Gegen¨uber dem S¨achsischen Taufgel¨obnis weist das F. T., das wohl mit dem K¨olner Taufgel¨obnis einer gemeinsamen Redaktion angeh¨ort, Erweiterungen auf, die mit der Formel des → Alkuin u¨ bereinstimmen. Wie im S¨achsischen Taufgel¨obnis wird in der dritten AbrenuntatioFrage auf die Verehrung heidnischer G¨otter Bezug genommen. ¨ Uberlieferung: Merseburg, Domstiftsbibl., Hs. 136, 16r (Perg., Fulda, zweites oder drittes Jahrzehnt des 9. Jh.) (A). – M¨unchen, BSB, Germ. g. 37, S. 174 (B); eine Abschrift des 17. Jh. aus einer heute verlorenen Speyerer Handschrift. Ausgaben: H. F. Maßmann (Hg.): Die dt. Abschw¨orungs-, Glaubens-, Beicht- und Betformeln vom achten bis zum zw¨olften Jh. (Bibl.dt.Nat.-Lit. I, 7) Quedlinburg/Leipzig 1839 (Nachdr. Hildesheim 1969) S. 28–33, 68 (Nr. 2, Hs. B, mit Faks.). – ¨ Jacob Grimm: Uber zwei entdeckte Gedichte aus der Zeit des dt. Heldentums (Abh. der Berliner Akad., Phil.-hist. Kl.). Berlin 1842. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Bd. 2: Abh. zur Mythologie und Sittenkunde. Berlin 1865, S. 28 (Hs. A). – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. 48
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Kolner ¨ Taufgelobnis ¨ Berlin/Z¨urich 1964) Bd. 1, S. 199 (Nr. LII). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 23 (Nr. IV). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 33 (A und B). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. ¨ 1991, S. 18–21 (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 38 (Nr. XVI, 1). – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. ¨ Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 46 f., 190. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Nhd. ¨ Altnd./Nhd. Ubers., hg. u. komm. v. Stephan Mu¨ ller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 98. – Faksimile der Hs. A: Die a¨ltesten dt. Sprach-Denkm¨aler. In Lichtdrucken hg. v. Magda Enneccerus. Frankfurt/M. 1897, Tf. 6. – Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Hg. und erl. v. Hanns Fischer. Tu¨ bingen 1966, Tf. 8. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 298–301. – De Boor/Newald 1 (91979) 25 f. – Achim Masser, VL2 2 (1980) Sp. 822–824. – Grimm 1865 (s. Ausg.) S. 1–28. – Eduard Sievers (Hg.): Das Hildebrandslied, die Merseburger Zauberspr¨uche und das F. T. Mit photographischem Facs. nach den Hss. Halle 1872. – Johann Kelle: Gesch. der Dt. Litteratur v. der a¨ltesten Zeit bis zur Mitte des elften Jh. [Bd. 1]. Berlin 1892, S. 44. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 319–323. – Friedrich Kauffmann: Mythologische Zeugnisse aus r¨omischen Inschriften. 4. Dea Hludana (in: PBB 18) 1894, S. 134–157. – Rudolf Koegel: Gesch. der dt. Lit. bis zum Ausgange des MA. Bd. 1, Tl. 2. Straßburg 21897, S. 449–451. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 23–26. – Willy Krogmann: Zum f. T. In: ZfdPh 54 (1929) S. 54, 269 f. – Georg Baesecke: Der Vocabularius Sti. Galli in der angels¨achischen Mission. Halle 1933, S. 112 f., 160. – Agathe Lasch: Das as. Taufgel¨obnis. In: Neuphilol. Mitt. 36 (1935) S. 92–133, hier S. 102 f. – G. Baesecke: Die ahd. und as. Taufgel¨obnissee. In: Nachrichten der Akad. der Wiss. in G¨ottingen, Phil.-hist. Kl. 1944, Nr. 3, S. 63–85. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. v. Werner Schr¨oder. Bern/M¨unchen 1966, S. 325 ff. – Ders.: Die altdt. Taufgel¨obnissee. In: Forschungen und Fortschritte 21/23 (1947) S. 266–268. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr. [...], 49
1. H¨alfte 9. Jh. S. 343–347. – William Foerste: Unters. zur westf¨alischen Sprache des 9. Jh. Marburg 1950, S. 90–115. – Peter v. Polenz: Karlische Renaissance, karlische Bildungsreformen und die Anf¨ange der dt. Lit. In: Mitt. des Marburger Universit¨atsbundes 1959/60, S. 27–39. – Ingeborg Schr¨obler: Fulda und die ahd. Lit. In: Literaturwissenschaftliches Jb. 1 (1960). – Mettke (s. Ausg.) S. 115. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134. Wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. 3. Stuttgart 1981, S. 73–111, hier S. 85 f. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 109 f. – Dieter Geuenich: Zur ahd. Lit. aus Fulda. In: Von der Klosterbibl. zur Landesbibl. Beitr. zum zweihundertj¨ahrigen Bestehen der Hessischen Landesbibl. Fulda. Hg. v. Artur Brall (Bibl. des Buchwesens 6). Stuttgart 1978, S. 99–124, hier S. 117–119. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1040, 1046. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 165. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, 218, 234 f. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 102 f. – Mu¨ ller (s. Ausg.), S. 318. – Wolfgang Beck: F. T. In: Der Merseburger Dom und seine Sch¨atze. Zeugnisse einer tausendj¨ahrigen Gesch. Hg. v. den Vereinigten Domstiftern zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz. Schriftleitung und Red.: Markus Cottin u. a. (Kleine Schriften der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz 6). Petersberg 2008, 205 f. BJ Kolner ¨ Taufgelobnis ¨ (Altwestf¨alisches Taufgel¨obnis, J¨ungeres as. Taufgel¨obnis). – Vermutlich in der Mitte des 9. Jh. im Kloster Werden an der Ruhr entstandener altwestf¨alischer Text. Das. K. T. wurde wohl Ende des 10. Jh. in die verschollene K¨olner Handschrift eingetragen. Darin schw¨ort der neue Christ «allon hethinussion» («allen heidnischen Br¨auchen») ab. Der Verfasser benutzte wahrscheinlich das → Fr¨ankische Taufgel¨obnis und gestaltete vielleicht ein a¨lteres, nicht bekanntes K¨olner Taufgel¨obnis um. Es besteht kein Zusammenhang mit dem → S¨achsischen Taufgel¨obnis 50
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1. H¨alfte 9. Jh. ¨ Uberlieferung: Die Hs., ein Sakramentar des K¨olner Kanonissenstiftes St. C¨acilien, ist verschollen. Eine Abschrift davon stand dem K¨olner Juristen Stefan Broelmann (1551–1622) zur Verf¨ugung. Von ihm stammen zwei Abschriften in K¨oln, Hist. Arch., Chron. und Darstellungen. Bd. 74, 314r–314v (A). – Ebd., Bd. 75, 312r–312v (B). Ausgaben: Goswin Frenken: K¨olnische Funde und Verluste. In: ZfdA 71 (1934) S. 117–127, hier S. 125–127 (unkorrekt). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 20–23, 1040–1044, 1047 f. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 38 f. Literatur: De Boor/Newald 1 (91979) S. 25. – Achim Masser, VL2 5 (1985) Sp. 61 f. – Agathe Lasch: Das as. Taufgel¨obnis. In: Neuphilol. Mitt. 36 (1935) S. 92–133. – William Foerste: Unters. zur westf¨alischen Sprache des 9. Jh. (M¨unstersche Forschungen 2). Marburg 1950, S. 50 f., 115–125. – Georg Baesecke: Die ahd. und as. Taufgel¨obnisse. In: Kleine Schr. Hg. v. G. Baesecke. M¨unchen 1966, S. 325–342. – Johannes Rathofer: Realien zur as. Lit. In: Nd. Wort 16 (1976), S. 4–62. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). Tu¨ bingen 21995, S. 234 f. – Steffen Krogh: Die Stellung des As. im Rahmen der germ. Sprachen (Stud. zum Ahd. 29). G¨ottingen 1996, S. 123. – Andreas Wagner: Taufe als Willensakt? Zum Verst¨andnis der fr¨uhma. Taufgel¨obnisse ¨ und zur Begr¨undung ihrer volkssprachigen Ubers. In: ZfdA 125 (1996) S. 297–321. SF Weißenburger Katechismus. – Katechetische und liturgische Texte, fr¨uhes 9. Jh. Der W. K. diente wohl der Unterweisung und Pr¨ufung von Priestern im Bistum Worms; er ist spezifisch auf das Taufritual ausgerichtet. Er be¨ steht aus einer Ubersetzung des Paternoster mit einer ahd. Erkl¨arung der Anrede und der sieben Bitten, aus einer lat.-ahd., f¨ur Beichtzwecke bestimmten Aufz¨ahlung von 20 criminalia peccata, einer lat. Paternoster-Erkl¨arung, einem interpretierenden Glaubensbekenntnis (lat., «Symbolum apostolorum»), einem dem Kirchenvater Athanasius 51
Weißenburger Katechismus († 373) zugeschriebenen erl¨auternden Glaubens¨ bekenntnis (Athanasianum) und einer ahd. Ubersetzung des Engelshymnus «Gloria in excelsis deo». ¨ Uberlieferung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 91 Weiss., 149v–154v. Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 204–209 (Nr. LVI). – Paul Piper: Nachtr¨age zur a¨ lteren dt. Litteratur von K¨urschners dt. NationalLitteratur (DNL 162). Stuttgart o. J. [1898], S. 11–17 (ahd. wie lat. Texte in diplomat. Abdruck). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 29–34 (Nr. VI). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 28–30. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 28–31 (Paternoster und ¨ Auslegung, mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 34–37. – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. ¨ Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 36 f., 189 (Teilabdruck). – Ahd. Lit. Eine komm. Antho¨ logie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 172–174 (Vaterunser),178–181 (Auslegung des Vaterunsers), 184 f. (Symbolum Apostolorum), 184–189 Symbolum Athanasianum), 188 f. ¨ (Gloria, jeweils mit Ubers.). – Facsimilia: Die a¨ ltesten dt. Sprach-Denkm¨aler. In Lichtdrucken hg. v. Magda Enneccerus. Frankfurt/M. 1897, Tf. 21–28 (dt. Texte vollst.). – Hanns Fischer: Schrifttafeln zum ahd. Leseb., 1966, Tf. 7. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 306–309. – De Boor/Newald 1 (91979), S. 27. – Achim Masser, VL 210 (1999) Sp. 824–828. – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 335–341. – Johann Kelle: Gesch. der Dt. Litteratur von der a¨ ltesten Zeit bis zur Mitte des elften Jh. Bd. 1. Berlin 1892, S. 57 f., 316. – Rudolf Koegel: Gesch. der dt. Litteratur bis zum Ausgange des MA. Bd. 1, Tl. 2, Straßburg 1897, 454–458. – P. Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Diss. Berlin 1912, S. 4–10. – Steinmeyer 1926 (s. Ausg.) S. 29–38. – R.-M. S. Heffner: Zum W. K. 52
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Heito von Reichenau In: The Journal of English and Germanic Philology 40 (1941) S. 545–554; 41 (1942) 194–200. – Georg Baesecke: Unerledigte Vorfragen der ahd. Textkritik und Literaturgesch. In: PBB 69 (1947) 361–367, bes. S. 365–367. – A. Masser: Die ahd. ¨ Ubers. des Vaterunsers. In: PBB (T¨ub.) 85 (1963) S. 34–45. – Mettke (s. Ausg.) 114. – Bernhard Bischoff: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) 117 f. – G. de Smet: Zum W. K. In: Mediaevalia Litteraria. FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig/Herbert Kolb. Mu¨ nchen 1971, S. 39–53. – Bernd Adam: Katechetische Vaterunserauslegungen. Texte und Unters. zu deutschsprachigen Auslegungen des 14. und 15. Jh. Zu¨ rich/M¨unchen 1976. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 112 f. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1053 f. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 165. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 238 f. – Franz Simmler: Interpungierungsmittel und ihre Funktionen in der Lorscher Beichte und im W. K. des 9. Jh. In: Grammatica ianua artium. FS Rolf Bergmann. Hg. v. Elvira Glaser/Michael Schlaefer unter Mitarb. v. Ludwig R¨ubekeil. Heidelberg 1997, S. 93–114. – W. Haubrichs: Das ahd.-lat. Textensemble des Cod. Weiss. 91 (‹W. K.›) und das Bistum Worms im fru¨ heren neunten Jh. In: Volkssprachig-lat. Mischtexte und Textensembles in der ahd., as. und altenglischen ¨ Uberl. Hg. v. Rolf Bergmann. Heidelberg 2003, S. 131–173. BJ Heito von Reichenau (Hatto, Hetto, Haito, Ahito, Otto), * um 763, † 17.3.836 Reichenau. – Abt der Reichenau und Bischof von Basel, Verfasser der Basler Kapitel, einer Visio Wettini sowie einer verlorenen Reisebeschreibung Odoporicus und wahrscheinlich auch der sog. Murbacher Statuten. Der aus schw¨abischem Grafengeschlecht stammende H. wurde bereits mit f¨unf Jahren als Oblate der Klosterschule Reichenau u¨ bergeben, wo er sp¨ater Vorsteher der Klosterschule wurde. 803 wurde H. Bischof von Basel, 806 gleichzeitig auch in der Nachfolge des Abtes Waldo Abt der Reichenau. Er gilt als Vertrauter und Diplomat Karls des Großen – so f¨uhrte er eine Gesandtschaft Karls an den Hof von Konstantinopel – und machte sich als Bauherr um den Bau des M¨unsters in 53
1. H¨alfte 9. Jh. Reichenau-Mittelzell verdient. Seit 822 verbachte er seinen Lebensabend als einfacher M¨onch auf der Reichenau. H. verfasste die Basler Kapitel (Basler Di¨ozesanstatuten), die als Tagesordnung einer Bistumssynode u¨ berliefert sind. ¨ Uberlieferung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Blankenburg 130 (fr¨uher 52), 132v–134v (Augsburg, 9./10. Jh.) (W). – Rom, Bibl. Vaticana, Cod. Vat. lat. 1146 (olim 329), 34r–36r (11. Jh.) (V1). – Ebd., Cod. Vat. lat. 1147 (olim 332), 37r–39r (11. Jh) (V2). – Ebd., Cod. Vat. lat. 1148 (olim 162), 35v–37r (12. Jh.) (V3). – Als verschollen gelten eine im 18. Jh. von L. D’Achery benutzte Hs. der Bibl. Barberiniana und die im 19. Jh. von Boretius benutzte Hs. Ashburnham-Barrois 248. Ausgabe: Alfred Boretius (Hg.): Haitonis Episcopi Basileensis Capitula Ecclesiastica. In: MGH Legum Sectio II, Capitularia regum Francorum 1 (1883) S. 362–366. Ob die sog. Murbacher Statuten, Ausf¨uhrungen zu den Aachener Reformpl¨anen von 816 f¨ur die Reichenau, von H. stammen, ist ungesichert. ¨ Uberlieferung: Colmar, Archives D´epartementales du Haut-Rhin, 10 C Actes G´en´eraux, Ladula 12 No. 4 (Original) (C). – M¨unchen, BSB, Clm 4353, 40r–44v (16. Jh.) (M). – Trier, StB, Cod. 1626/401, 1377–1385 (17. Jh.) (T). Ausgabe: Josef Semmler, in: Corpus Consuetudinum Monasticarum 1. Siegburg 1963, S. 437–450. Als Augenzeuge beschrieb H. nach den Niederschriften der anwesenden Mo¨ nche in einem Prosabericht die Vision (824) seines Sch¨ulers Wetti (Visio Wettini), dessen Versbearbeitung sp¨ater durch → Walahfrid Strabo erfolgte. Vgl. dazu → Wetti von Reichenau. ¨ ¨ Uberlieferung: Alteste Hs.: Karlsruhe, LB, Cod. Aug. CXI, 92v–97v (Reichenau, erstes Drittel 9. Jh.) (K). – Acht Hss. des 9.–16. Jh. verz. bei Kleinschmidt (s. Lit.) S. 200–204. – Weitere sechs Hss. des 10.–12. Jh. bei Houben (s. Lit.) S. 36. Ausgabe: Ernst D¨ummler (Hg.): Visio Wettini. In: MGH Poetae 2 (1884) S. 267–275. Ferner verfasste H. eine verlorene Reisebeschreibung (Odoporicus) u¨ ber seine Gesandtschaft nach Konstantinopel. Literatur: Wilhelm Wattenbach, ADB 11 (1880) S. 677. – Ulrich Sieber: Hatto. In: NDB 8 (1969) S. 59 f. – Hubert Houben, VL2 3 (1981) Sp. 939–942; 11 (2004) Sp. 639. – Ders., LexMA 54
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1. H¨alfte 9. Jh. 4 (1989) Sp. 2113. – Franz J. Felten: Hatto (Haito, H.), Bischof v. Basel. In: LThK3 4 (1995) Sp. 1209. – Konrad Beyerle: Von der Gr¨undung bis zum Ende des freiherrlichen Klosters (724–1427). In: Die Kultur der Abtei Reichenau. Hg. v. K. Beyerle. Zwei Bde. M¨unchen 1925 (Nachdr. Aalen 1970) ¨ S. 55–212. – J. Semmler: Zur hsl. Uberl. und zur Verfasserschaft der Statuta Murbacensia. In: Jb. f¨ur das Bistum Mainz (1958–60) S. 273–285. – Erich ¨ Kleinschmidt: Zur Reichenauer Uberl. der ‹Visio Wettini› im 9. Jh. In: DA 30 (1974) S. 199–207. – Walter Horn/Ernest Born: New Theses about the Plan of St. Gall. A Summary of Recent Views. In: Die Abtei Reichenau. Neue Beitr. zur Gesch. und Kultur des Inselklosters. Hg. v. Helmut Maurer. Sigmaringen 1974, S. 407–480. – Christian Wilsdorf: L’evˆeque Haito reconstructeur de la cath´edrale de Bˆale (Premier quart du IXe si`ecle). In: Bulletin Monumental 133 (1975) S. 175–181. – Karl Schmid: Bemerkungen zur Anlage des Reichenauer Verbr¨uderungsbuches. Zugleich ein Beitr. zum Verst¨andnis der ‹Visio Wettini›. In: Geistesgesch. und Landesgesch. FS Otto Herding. Hg. v. Kaspar Elm u. a. Stuttgart 1977, S. 24–41. – H. Houben: Visio cuiusdam pauperculae mulie¨ ris. Uberl. und Herkunft eines fr¨uhma. Visionstextes (mit Neuedition). In: Zs. f¨ur die Gesch. des Oberrheins 124 (1976; ersch. 1978) S. 31–42. – Johanne Autenrieth: Heitos Prosaniederschr. der Visio Wettini – v. Walahfrid Strabo redigiert? In: Geschichtsschreibung und geistiges Leben im MA. FS Heinz L¨owe. Hg. v. Karl Hauck/Hubert Mordek. K¨oln 1978, S. 172–178. – Joachim Heinzle (Hg.): ¨ Ubersetzen im MA. Cambridger Kolloquium 1994 (Wolfram-Stud. 14). Berlin 1996, S. 52. SF Priestereid. – Oboedienzeid, fr¨uhes 9. Jh. Der dem Bischof bei der Priesterweihe zu leistende Eid steht in einer Tradition der Priesterweihe n¨ordlich der Alpen, denn der r¨omische Ritus der Priesterweihe kannte ein Gehorsamsversprechen damals nicht. Erst in dem kurz nach der Mitte des 10. Jh. in der Abtei von St. Alban in Mainz entstandene Pontificale romano-germanicum ist ein Oboedienzeid belegt. Der ihm zugrunde liegende ahd. Priestereid entstammt vermutlich dem germanischen Lehnsrecht. Es handelt sich nicht um die ¨ Ubersetzung eines lat. Formulars; vielmehr war der bair. Text wohl f¨ur die Beobachter gedacht. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 6241, 99r–99v (Perg., Freising, wahrscheinlich zweites 55
Priestereid oder letztes Drittel des 10. Jh., bair.). – Ebd., Clm 27246, 91v (Perg., wohl Freising, sp¨ates 10. Jh., bair.). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 232 (Nr. LXVIII). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 64 (Nr. XIII). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.–XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 18 (Nr. 3). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 57 (Nr. XXI, 2). – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit ¨ Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 74 f., 195. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Ndh. Altnd./Ndh. ¨ Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 60. Literatur: Ehrismann 1 (21932) 355 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 366–369. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 64 f. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 167. – Stefan Esders/Heike Johanna Mierau: Der ahd. Klerikereid. Bisch¨ofliche Di¨ozesangewalt, kirchliches Benefizialwesen und volkssprachliche Rechtspraxis im fr¨uhma. Baiern (MGH Stud. und Texte 28). Hannover 2000. – M¨uller 2007 (s. Ausg.) S. 302. BJ Wetti von Reichenau OSB, * um 780, † 3.11.824. – Hagiograph (Verfasser einer lat. Vita s. Galli). W. (lat. Wettinus), wohl adliger und verm¨ogen¨ der Herkunft und naher Verwandter der Abte Waldo († 813/814) und Grimald († 872), war zu Beginn des 9. Jh. M¨onch in Reichenau, wo er zun¨achst von → Heito unterrichtet wurde. Seine weitere Ausbildung erhielt W. von einem iroschottischen Gelehrten vielleicht in Tours, Aachen oder Fulda und wurde sp¨ater erster Leiter der Klosterschule auf der Reichenau; zu seinen Sch¨ulern dort geh¨orte auch → Walahfrid Strabo. Zwischen 816 und 824 erfolgte durch ihn eine Neubearbeitung der alten Gallusvita (sog. «Vetustissima»). Insbesondere die Widmung in 34 Hexametern an den St. Galler Abt Gozbert von St. 56
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Tatian Gallen l¨asst auf geringe Kenntnisse in Grammatik und Metrik schließen. Kurz vor seinem Tod wurde W. eine Vision zuteil, in der ihn zun¨achst von einem Kleriker angef¨uhrte D¨amonen mit Folterwerkzeugen bedr¨angen. Daraufhin wird er von einem Engel ins Jenseits geleitet, wo der Vision¨ar im Fegefeuer Mo¨ nche, seinen Verwandten Waldo und Karl den Großen erblickt. Von seinen Mitbr¨udern auf Wachstafeln aufgezeichnet, wurde die Visio Wettini erst von Bischof Heito in Prosa und schließlich von Walahfrid in Versen bearbeitet. ¨ Uberlieferung: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 553, p. 166–227 (erste H¨alfte 9. Jh.). Ausgabe: MGH SS rer. Merov. 4 (1902) 256–280. Literatur: Wilhelm Wattenbach, ADB 42 (1897) S. 239. – Brunh¨olzl 1 (1975) S. 348 f. – Jan Prelog, LexMA 9 (1998) Sp. 49 f. – Franz Josef Worstbrock, VL2 10 (1999) Sp. 972–975. – Walter Berschin, LThK3 10 (2001) Sp. 1129 f. – Karl Hoheisel u. a.: Vision/Visionsber. In: RGG4 8 (2005) Sp. 1126–1134, hier Sp. 1130. – Christof Paulus, BBKL 26 (2006) Sp. 1559–1564. – Konrad Beyerle: Die Kultur der Abtei Reichenau. M¨unchen 1925, S. 87–90, 414, 626 f. – Peter Dinzelbacher: Vision und Visionslit. im MA. Stuttgart 1981, S. 149 f. und Reg. – Karl Schmid: Bemerkungen zur Anlage des Reichenauer Verbr¨uderungsbuches, zugleich ein Beitr. zum Verst¨andnis der ‹Visio Wettini›. In: Gebetsgedenken und adliges Selbstverst¨andnis im MA. Hg. v. K. Schmid. Sigmaringen 1983, S. 514–531. – Thomas M. Huber: Sprachliche und inhaltliche Reminiszenzen an Wettis ‹Vita s. Galli› bei Walahfrid Strabo. In: Variorum munera florum. FS Hans F. Haefele. Hg. v. Adolf Reinle. Sigmaringen 1985, S. 37–44. – Franz Neiske: Vision und Totengedenken. In: Fr¨uhma. Studien 20 (1986) S. 137–185. – Arno Borst: Drei ma. Sterbef¨alle. In: Barbaren, Ketzer und Artisten. Hg. v. A. Borst. Mu¨ nchen u. a. 1988, S. 567–598, hier S. 571–578, ¨ 585–587, 595–597. – Johannes Duft (Ubers.): Die Lebensgesch. der Heiligen Gallus und Otmar (Bibl. Sangallensis 9). Sigmaringen 1988, S. 15–53. – Paul Klopsch: Die karolingische Bildungsreform im Bodenseeraum. In: Geistesleben um den Bodensee im fr¨uhen MA. Hg. v. Achim Masser/Alois Wolf. Freiburg i. Br. 1989, S. 65–68, bes. S. 72–83. – W. Berschin: Biogr. und Epochenstil im lat. MA. Bd. 3. Stuttgart 1991, S. 273–275, 285–303, 327 f. und Reg. – Claude Carozzi: Le voyage de l’ˆame dans 57
1. H¨alfte 9. Jh. l’Au-del`a d’apr`es la litt´erature latine (Ve–XIIIe s.). Rom 1994, S. 324–346. SF Tatian. – Evangelienharmonie, 2. Viertel des 9. Jh. Der ahd. T. ist die wahrscheinlich in Fulda ent¨ standene ostfr¨ankische Ubersetzung einer verlorenen Evangelienharmonie (Diatessaron), die der Syrer Tatian um 170 nach den vier Evangelien (hier orientiert am Evangelium des Johannes) und apokryphem Material zusammenstellte. Der T. beruht auf einer lat. Bearbeitung des Originals, die aber nicht mit dem lat. Text in der Handschrift zusammenf¨allt, sondern wohl mit der von Abt Victor von Capua († 554) Mitte des 6. Jh. bearbeiteten lat. Fassung (Codex Fuldensis) auf eine gemeinsame Vorlage zur¨uckgeht. Der in der Handschrift (pal¨aographische und schreibsprachliche Befunde sprechen f¨ur Fulda zur Zeit des → Hrabanus Maurus als Entstehungsort), die sich wohl seit dem 10. Jh. in St. Gallen befindet, vollst¨andig u¨ berlieferte ahd. Text zeigt sechs verschiedene Schreiberspuren. Auf jeder Seite wird bei zweispaltiger Anordnung links der lat. und rechts der ahd. Wortlaut geboten; funktional ist der dt. dem lat. Text untergeordnet. Bei ¨ insgesamt sehr großer Anlehnung der Ubersetzung an den lat. Wortlaut lassen sich stellenweise auch Abweichungen der beiden Fassungen voneinander beobachten. Das neben den Werken des → Notker Labeo umfangreichste Prosadenkmal des 9. Jh. ist von großer Bedeutung f¨ur die Sprachgeschichte der dt. Fr¨uhzeit. Der T. war wichtig f¨ur die im → Heliand vorgenommene Auswahl des Stoffes. ¨ Uberlieferung: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod 56; 171 Bll., zweispaltig geschriebene lat.-ahd. Bilingue (Perg., Fulda, zweites Viertel 9. Jh., ostfr¨ankisch) (G). – Partielle Abschrift einer inzwischen abgekommenen Hs. als Ms. Jun. 13 in der Bodleian Library in Oxford (B). – Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat 7641, Hs. des lat.-lat. ‹Abavus›Glossars und der ‹Altdt. Gespr¨ache› (P). Ausgaben: Johann Philipp Palthen (Hg.): Tatiani Alexandrini Harmoniae evangelicae antiquissima versio Theotisca. Greifswald 1706. Nachdr. hg. v. Peter Ganz. Amsterdam u. a. 1993 (nach B). – Johann Andreas Schmeller (Hg.): Ammonii Alexandrini quae et Tatiani dicitur Harmonia evangeliorum. Wien 1841 (nach G). – Eduard Sievers (Hg.): T. Lat. und altdt. mit ausf¨uhrlichem Glossar. Paderborn 1872. Ebd. 21892. Nachdr. Ebd. 1960 u. o¨ . (G); ebd., S. 290–292 Ausg. der Fragm.e 58
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1. H¨alfte 9. Jh. P. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 46–56 (Auswahl). – Anton Baumstark: Die Vorlage des ahd. T. Hg., u¨ berarb., mit Vorw. und Anm. versehen v. Johannes Rathofer. K¨oln/Graz 1964. – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 63–68 (Teilabdruck). – Die lat.-ahd. Tatianbilingue Stiftsbibl. St. Gallen Cod. 56. Hg. v. Achim Masser unter Mitarb. v. Elisabeth DeFelipJaud. G¨ottingen 1994 (G). – Ahd. Lit. Mit altnd. ¨ Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 60–67, 193. – Hans Ulrich Schmid: Die Pa¨ riser T.-Zitate. Edition, Analysen, Uberlegungen. In: Entstehung des Deutschen. FS Heinrich Tiefenbach. Hg. v. Albrecht Greule u. a. (Jenaer Germanistische Forschungen NF 17). Heidelberg 2004, S. 395–425. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. ¨ Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 130 f., 150–155, 172–174. – Facsimilia: Georg Baesecke: Der dt. Abrogans und die Herkunft des dt. Schrifttums. Halle/Saale 1930 (Nachdr. Hildesheim 1970) Tf. VIII und IX. – Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Hg. und erl. v. Hanns Fischer. T¨ubingen 1966, Tf. 9, 11* f. Literatur: De Boor/Newald 1 (91979) S. 42–44. – Dieter Kartschokke, LexMA 8 (1997) Sp. 489 f. – William Petersen, RGG4, 8 (2005) Sp. 47. – Carl Dietz: Die lat. Vorlage des ahd. T. Diss. Leipzig 1893. – Eduard Sievers: Zum T. In: PBB (Halle) 19 (1894) S. 546–560. – Eduard Arens: Stud. zum T. In: ZfdPh 29 (1897) S. 63–72, 510–530. – Alfred Hillscher: Die Verfasserfrage im ahd. T. Posen 1901. – Friedrich K¨ohler: Zur Frage der Entstehungsweise der ahd. Tatian¨ubersetzung. Diss. Leipzig 1911. – Erich Gutmacher: Der Wortschatz des ahd. T. in seinem Verh¨altnis zum Alts¨achsischen, Angels¨achsischen und Altfriesischen. In: PBB (Halle) 39 (1914) S. 1–83, 229–289, 571–577. – F. K¨ohler (Bearb.): Lat.ahd. Glossar zur Tatian¨ubersetzung. Als Erg¨anzung zu Sievers’ ahd. Tatianglossar. Paderborn 1914. Nachdr. Ebd. 1962. – Leo Kramp: Die Verfasserfrage im ahd. T. In: ZfdPh 47 (1918) S. 322–360. – Ernst Schr¨oter: Walahfrids dt. Glossierung zu den biblischen B¨uchern Genesis bis Regum II und der ahd. T. Diss. Halle 1926. – E. Sievers: Heliand, T. und Hraban. In: PBB (Halle) 50 (1926) 59
Tatian S. 416–429. – Taylor Starck: Der Wortschatz des ¨ ahd. T. und die Ubersetzerfrage. In: FS Collitz. Baltimore 1930, S. 190–203. – William G. Moulton: Scribe y of the Old High German T.-Translation. In: Publications of the Modern Language Association of America 59,2 (1944) S. 307–334. – Georg ¨ Baesecke: Die Uberl. des ahd. T. Halle 1948. – Ekkehard Feist: Der religi¨ose Wortschatz der ahd. ¨ T.-Ubersetzung in seiner Abh¨angigkeit vom Latein der Vorlage. Diss. Freiburg i. Br. 1953. – Walter Henß: Zur Quellenfrage im Heliand und ahd. T. In: NdJb 77 (1954) S. 1–6. – Josef Rohrer: Otfrid v. Weißenburg und T. Beitr. zur Frage einer ahd. Schrift- und Kirchensprache. Diss. Tu¨ bingen 1955. – Richard H. Lawson: The Old High German Translation of Latin Future Active in T. In: The Journal of English and Germanic Philology 57 (1958) S. 64–71. – Ders.: Old High German Past Tense as a Translation of Latin Present Tense in T. In: ebd. 58 (1959) S. 457–464. – Wilhelm Wissmann: Zum ahd. T. In: FS Wolfgang Krause. Heidelberg 1960, S. 249–267. – Eva M. Zipper: An Etymological Glossary to the Old High German T. Diss. New York 1960. – Heinz Mettke: Zum Wortschatz v. T.-y. In: NdJb 84 (1961) S. 35–42. – R. H. Lawson: The Alternation of First and Second Class Weak Verbs in ‹Otfrid› and T. In: The Journal of English and Germanic Philology 60 (1961) S. 491–497. – Paul Valentin: Altdt. Phonemsysteme (Isidor, T., Otfrid, Notker). In: Zs. f¨ur dt. Mundartforschung 29 (1962) S. 341–356. – Anton Baumstark: Die Vorlage des ahd. T. Hg. v. Johannes Rathofer. K¨oln/Graz 1964. – Heinz Rupp: Forschung zur ahd. Lit. 1945–62. In: DVjS Sonderh. 38 (1964) S. 1–67. Sonderdr. Stuttgart 1965. – R. H. Lawson: The Prefix ‹gi-› as a Perfectivizing Future Significant in Old High German T. In: The Journal of English and Germanic Philology 64 (1965) S. 90–97. – Bernhard Bischoff: Eine Sammelhs. Walahfrid Strabos (Cod. Sang. 878). In: Ders.: Ma. Stud. 2. Stuttgart 1967, S. 34–51. – Reinulf Neumann: Der bestimmte Artikel ‹ther› und ‹thie› und seine Funktionen im ahd. T. Diss. Gießen 1967. – Mettke (s. Ausg.) S. 132. – Ger¨ hard K¨obler: Verz. der Ubersetzungsgleichungen des ahd. T. G¨ottingen u. a. 1971. – Carl F. Schaefer: Phonology of the Old High German Dialect of T. Diss. Ithaca/New York 1971. – J¨org Lippert: Beitr. ¨ zu Technik und Syntax ahd. Ubersetzungen. Unter besonderer Ber¨ucksichtigung der Isidorgruppe 60
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Tatian und des ahd. T. Diss. Marburg 1974. – Gilles Quispel: T. and the Gospel of Thomas. Studies in the History of the Western Diatessaron. Leiden 1975. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 157–168. – Dieter Geuenich: Zur ahd. Lit. aus Fulda. In: Von der Klosterbibl. zur Landesbibl. Beitr. zum zweihundertj¨ahrigen Bestehen der Hessischen Landesbibl. Fulda. Hg. v. Artur Brall (Bibl. des Buchwesens 6). Stuttgart 1978, S. 99–124, hier S. 109–111. – Jean Fourquet: Vorbemerkung zu P. Valentin, ‹Ahd. Phonemsysteme›. In: Ders.: Recueil d’´etudes 1. ´ Etudes medievales. Amiens 1979, S. 526. – R. H. Lawson: Weak-Verb Categories and the Translator Problem in Old High German T. In: AB¨aG 14 (1979) S. 33–41. – Joseph B. Voyles: The Phonology of the Old High German T. In: FS Herbert Penzl. Hg. v. Irmengard Rauch/Gerald F. Carr. Den Haag u. a. 1979, S. 441–493. – R. H. Lawson: Paratactic ‹thˆo› in Old High German T. In: Neuphilol. Mitt. 81 (1980) S. 99–104. – Karl Toth: Der Lehnwort¨ schatz der ahd. T.-Ubersetzung. Diss. Mu¨ nchen 1980. – B. Augusto Scaffidi-Abbate: M¨oglichkeiten der Futurbezeichnung im ahd. T. und in anderen ahd. literarischen Denkm¨alern. In: Sprachwiss. 6,3 (1981) S. 288–334. – Max B¨urgisser: Unters. zur Wortbildung im Ahd. und Altnd. Form und Funktion von denominalen Ableitungen in der Benediktinerregel, im T. und im Heliand. Bern u. a. 1983. – Tjitze Baarda: Early Transmission of the Words of Jesus. Thomas, T. and the Text of the New Testament. A Collection of Studies. Hg. v. Jan Helderman. Amsterdam 1983. – Emilija Denceva: ¨ Zum Infinitivgebrauch in der ahd. T.-Ubers. Versuch einer Darstellung der Finalit¨at des InfinitivKomplements. Diss. Leipzig 1984. – Dies.: Finalit¨at des Infinitivkomplements, dargestellt am Beispiel des ahd. T. In: Zs. f¨ur Phonetik, Sprachwiss. und Kommunikationsforschung 39,3 (1986) S.318–338. – Anne Betten: Zur Satzverknu¨ pfung im ahd. T. Textsyntaktische Betrachtungen zum Konnektor ‹thˆo› und seinen lat. Entsprechungen. In: Ahd. Bd. 1. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. Heidelberg 1987, S. 395–407. – E. Denceva: Zur sprachli¨ chen Eigenst¨andigkeit der ahd. T.-Ubersetzung in bezug auf den Gebrauch des Infinitivs. In: Beitr. zur Erforschung der dt. Sprache 7 (1987) S. 207–232. – Karl Stackmann: Die G¨ottinger Abschriften des St. ¨ Galler T. oder Uber die M¨uhsal ahd. Stud. in napoleonischer Zeit. In: Ahd. Bd. 2. Hg. v. Rolf Berg61
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1. H¨alfte 9. Jh. monisierung durch den T. und Entharmonisierung durch Georg Kreckwitz u. a. Hildesheim u. a. 2000. – Heinz Endermann: Zur Datierung des ahd. T. In: Von der Philologie zur Grammatiktheorie. Hg. v. Josef Bayer/Christine R¨omer. T¨ubingen 2000, S.379–392. – Ders.: Zu den T.-Fragmenten in der Hs. der Pariser Gespr¨ache. In: Septuaginta quinque. FS Heinz Mettke. Hg. v. Jens Haustein u. a. Heidelb. 2000, S. 61–82. – Ute Schwab: Die vielen Kleider der Passion. Ihr Wechsel im T., im ‹Heliand› und auf dem Ruthwell Cross. In: Theodisca. Beitr. zur ahd. und altnd. Sprache und Lit. in der Kultur des fr¨uhen MA. Eine internationale Fachtagung in Sch¨onm¨uhl bei Penzberg vom 13. bis zum 16. M¨arz 1997. Hg. v. Wolfgang Haubrichs u. a. Berlin/New York 2000, S.207–259. Wieder in: Dies.: Weniger w¨are. Ausgew¨ahlte kleine Schr. Hg. v. Astrid van Nahl. Wien 2003, S. 469–513. – Thomas Klein: Zur Herkunft von T. g und zum ¨ Schreiber/Ubersetzer-Problem der lat.-ahd. Tatianbilingue. In: FS Wolfgang Kleiber. Hg. v. Rudolf Bentzinger u. a. Stuttgart 2001, S. 17–43. – Robert F. Shedinger: T. and the Jewish Scriptures. A Textual and Philological Analysis of the Old Testament Citations in T.’s Diatessaron. Lovanii 2001. – Dimitrios Karadimas: T.’s Oratio ad Graecos. Rhetoric and Philosophy/Theology. Stock¨ holm 2003. – Hirokazu Kurosawa: Uber den Modusgebrauch im ahd. T. Semantische Unters. zur Modusopposition beim Hauptsatz. In: Neue Beitr. zur Germanistik 3,1 (2004) S. 196–209. – Yvon Desportes: Zu th- als Anaphorikum und Korrelativum im T. und in Otfrids ‹Evangelienbuch›. Zur Syntax ahd. Korrelate und Korrelatverbindungen in Metrik und Prosa. In: Syntax, Ahd. – Mhd. Eine Gegen¨uberstellung v. Metrik und Prosa. Hg. v. Franz Simmler. Berlin 2005, S. 49–69. – Douglas J. Lightfoot: Aspects of the Rise and Fall of the Compound ‹gomman› in T. In: Leuvense bijdragen 95 (2006) S. 71–86. – Valentine A. Pakis: John 2.4a in the Old High German T. In: PBB (T¨ub.) 128 (2006) S. 221–250. – Eilika Fobbe: Zu einigen Indefinita in den ‹Monseer› Fragmenten und im T.: ‹ein huuelih›, ‹sum›, ‹sihuuelih› und ‹ein ga huuelih›. In: Sprachwiss. 32,1 (2007) S. 1–27. – Hans Ulrich Schmid: Zu den Korrekturen im ahd. T. (Cod. 56 der Stiftsbibl. St. Gallen). In: FS Franz Simmler. Hg. v. Claudia Wich-Reif. Berlin 2007, S. 43–70. – J¨urg Fleischer: Zum Quellenwert des ahd. T. f¨ur ¨ die Syntaxforschung. Uberlegungen auf der Basis 63
Heliand von Wortstellungsph¨anomenen. In: Zs. f¨ur germanistische Linguistik 36,2 (2008) S. 210–239. – A. ¨ Masser: Die Uberl. des ahd. ‹T.› In: Sprachwiss. 35 (2010) H. 3, S. 291–310. BJ Heliand. – Leben-Jesu- Dichtung, wohl vor der Mitte des 9. Jh. entstanden. Die stabgereimte as. Evangelienharmonie (gut 6000 Verse, am Schluss unvollst¨andig erhalten) wurde durch den ersten Editor, Johann Andreas Schmeller, 1830 nach dem im Text verwendeten Wort f¨ur ‹Heiland› betitelt. Eine nur als Druck des luth. Theologen Matthias Flacius Illyricus (1520–1575) auf uns gekommene Praefatio in librum antiquum lingua Saxonica conscriptum, die sich h¨ochstwahrscheinlich auf den H. und die → As. Genesis bezieht, nennt als Auftraggeber «Ludouicus piissimus Augustus», womit Ludwig der Fromme (814–840), aber auch Ludwig der Deutsche (843–876) gemeint sein k¨onnte. Der Verfasser, den gr¨undliche geistliche Bildung auszeichnet, ist unbekannt. Inhalt des H. ist die Lebensgeschichte Jesu. Vorlage war die lat. Fassung des um 170 von dem syrischen Kirchenschriftsteller Tatian verfassten Diatessaron, die im Kloster Fulda ins Deutsche u¨ bertragen wurde. Der Verfasser benutzte zudem nachweislich den 822 abgeschlossenen Kommentar zum Matth¨ausevangelium des → Hrabanus Maurus. Das Bibelepos, eines der bedeutendsten Literaturzeugnisse des fr¨uhen MA, ist in 71 Fitten gegliedert. ¨ Uberlieferung: London, British Library, Ms. Cotton Calig. A. VII, 11–175 (alte Z¨ahlweise: 5–169) (Perg., su¨ denglisches Skriptorium, zweite H¨alfte 10. Jh., westwestf¨alisch) (C). – M¨unchen, BSB, Cgm 25, 75 Bll. (Perg., Corvey, um 850) (M). – Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1447, 27r und 32v (Perg., etwa drittes Viertel 9. Jh.); Auszug (V). – M¨unchen, BSB, Cgm 8840 (fr¨uher Straubing, Bibl. des Johannes-Turmair-Gymnasiums), Fragm. vom Einband einer Schedelschen Weltchronik (N¨urnberg 1493) abgel¨ost (Perg., etwa Bremen, Wildeshausen oder Verden, um oder kurz nach 850, aus dem n¨ordlichen Teil des Mittelbereichs des as. Sprachraums) (S). – Berlin, Dt. Hist. Museum, Bibl., R 56/2537 (fr¨uher D 56/446; davor Prag, Nationalbibl., Fragm. germ. 40), Einzelbl. (Perg., Niederdeutschland, um oder nach 850, as.) (P). – Leipzig, UB, Thomas 4073 (Ms), Einzelbl. (Perg., um oder nach 850, as.) (L). 64
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Heliand Ausgaben: Zur ersten Ausg. (Johann Andreas Schmeller: H. Poema Saxonium seculi noni. 2 Bde. Mu¨ nchen u. a. 1830 und 1840) und weiteren hist. Ausg. s. Belkin/Meier, Bibliogr. Nr. 9 ff. – H. Christi Leben und Lehre. Nach dem Alts¨achsischen v. Karl Simrock. Elberfeld 1856. Eingel. v. Emil Andreas Heusler. Leipzig 1959. – Eduard Sievers (Hg.): H. (Germanistische Handbibl. 4). Halle 1878. Titelaufl. verm. um das Prager Fragm. des H. und die vaticanischen Fragm.e v. H. und Genesis. Ebd./Berlin 1935. – Otto Behaghel: H. (ATB 4). Halle 1882 (seit der 2. Aufl.: H. und Genesis). 10. Aufl. Bearb. v. Burkhard Taeger. T¨ubin¨ gen 1996. – Der H. Ubertragen v. Wilhelm Stapel. Mu¨ nchen 1953 (Prosau¨ bers.). – H. und die Bruchst¨ucke der Genesis. Aus dem Alts¨achsischen und Angels¨achsischen u¨ bertragen v. Felix Genzmer (RUB 3324/3325a). Leipzig 1948. Nachdr. Stuttgart 1961 u. o¨ . Nachdr. Anm. und Nachw. v. Bernhard Sowinski (RUB 3324). Stuttgart 1989. – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 69–79 (Teilabdruck). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 64–71 ¨ (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 151–156 (Auswahl). – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Aus¨ wahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 88–95, 197 (Teilabdruck). – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. ¨ Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 156–160, 162–169, 176 f. – B. Taeger (Hg.): Der ¨ H. Ausgew¨ahlte Abb. zur Uberl. Mit einem Beitr. zur Fundgesch. des Straubinger Fragments v. Alfons Huber (Litterae 103). G¨oppingen 1985. – Facsimilia: Johan H. Gall´ee (Hg.): As. Sprachdenkm¨aler. Facs. Slg. Leiden 1895, Tf. Ic. – Dt. Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in Mu¨ nchen. Hg. v. Erich Petzet/Otto Glaunig. 1. Abt. M¨unchen 1910, Tf. VII. – Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Hg. und erl. v. Hanns Fischer. T¨ubingen 1966, Tf. 17, 18* f. Bibliographie: Johanna Belkin/Ju¨ rgen Meier: Bibliogr. zu Otfrid v. Weißenburg und zur as. Bibeldichtung (‹H.› und ‹Genesis›) (Bibliogr.n zur dt. Lit. des MA 7). Berlin 1975. 65
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Heliand Fromm u. a. M¨unchen 1975, S. 231–266. – Dieter Kartschoke: Altdt. Bibeldichtung. Stud. zur Gesch. der epischen Bibelparaphrase v. Juvencus bis Otfrid v. Weißenburg. Stuttgart 1975. – Hans Pollak: Zur as. epischen Sprache. In: ZfdA 104 (1975) S. 259–273. – Alois Wolf: Beobachtungen zur ersten Fitte des H. In: NdJb 98/99 (1975/76) S. 7–21. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 168–186. – Bojan Dshonov: Der ‹gesun-fader› des H.s. In: PBB (Halle) 96 (1976) S. 313–317. – Philippe Marcq: Syst`eme des pr´epositions spatiales dans le H. In: Etudes germaniques 31 (1976) S. 113–127. – Thomas Klein: Stud. zur Wechselbeziehung zwischen as. und ahd. Schreibwesen und ihrer sprach- und kulturgeschichtlichen Bedeutung (GAG 205). G¨oppingen 1977. – Patrizia Lendinara: L’eroe sulla spiaggia. In: Annali dell’Istituto Orientale di Napoli. Sezione Germanica 20 (1977) S. 81–98. – B. Taeger: Ein vergessener hsl. Befund: Die Neumen im M¨unchener ‹H.›. In: ZfdA 107 (1978) S. 184–193. – Ders. Die Auswirkung des Schreiberwechsels auf die dialektologische Auswertung der M¨unchener ‹H.›-Hs. In: Befund und Deutung. Zum Verh¨altnis von Empirie und Interpretation in Sprach- und Literaturwiss. FS Hans Fromm. Hg. v. Klaus Grubm¨uller u. a. T¨ubingen 1979, S. 112–135. – Bernhard Bischoff: Die Schriftheimat der M¨unchener H.-Hs. In: PBB 101 (1979) S. 161–170. – Ders.: Die Straubinger Fragm.e einer ‹H.›-Hs. In: ebd., S. 171–180. – I. Dal: Altnd. und seine Vorstufen. In: Hb. zur nd. Sprach- und Literaturwiss. Hg. v. Gerhard Cordes/Dieter M¨ohn. Berlin 1983, S. 69–97. – Bernhard Sowinski: Darstellungsstil und Sprachspiel im H. (K¨olner germanistische Stud. 21). K¨oln/Wien 1985. – B. Tae¨ ger (Hg.): Der H. Ausgew¨ahlte Abb. zur Uberl. Mit einem Beitr. zur Fundgesch. des Straubinger Fragm. v. Alfons Huber (Litterae 103). G¨oppingen 1985. – Wolfgang Laur: Muspilli, ein Wort christlicher oder vorchristlicher germ. Eschatologie. In: Ahd. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. 2 Bde. Heidelberg 1987, S. 1180–1194. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1084–1089. – Franz H. B¨auml: Verschriftlichte M¨undlichkeit und verm¨undlichte Schriftlichkeit. Begriffspr¨ufungen an den F¨allen ‹H.› und ‹Liber Evangeliorum›. In: Schriftlichkeit im fr¨uhen MA. Hg. v. Ursula Schaefer. T¨ub. 1993, S. 254–266. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen 69
1. H¨alfte 9. Jh. MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, 272–292, 287–321. – G. Ronald Murphy: The Saxon savior. The Germanic transformation of the gospel in the ninth-century H. New York 1995. – James E. Cathey: Die Rhetorik der Weisheit und Beredtheit im as. ‹H.›. In: Literaturwissenschaftliches Jb. NF 37 (1996) S. 31–46. – Steffen Krogh: Die Stellung des As. im Rahmen der germ. Sprachen (Stud. zum Ahd. 29). G¨ottingen 1996. – Klaus Gantert: Akkomodation und einge¨ schriebener Komm. Unters. zur Ubertragungsstrategie des H.dichters (ScriptOralia 111). Tu¨ bingen 1998. – W. Haubrichs: H. und as. Genesis. In: RGA 14 (1999) S. 297–308. – Ute Schwab: Die vielen Kleider der Passion. Ihr Wechsel im ‹Tatian› und im ‹H.› und auf dem Ruthwell Cross. In: Theodisca. Beitr¨age zur ahd. und altnd. Sprache und Lit. in der Kultur des fr¨uhen MA. Eine internationale Fachtagung in Sch¨onm¨uhl bei Penzberg, vom 13. bis 16. M¨arz 1997. Hg. v. W. Haubrichs u. a. Berlin u. a. 2000 (RGA, Erg.-Bd. 22) S. 207–259. – Judith Schwerdt: Zur Funktion der Parenthese bei Otfrid und im H. Ein Beitr. zur hist. Syntax. In: Septuaginta quinque. FS Heinz Mettke. Hg. v. Jens Haustein u. a. Heidelb. 2000, S. 317–354. – Harald Haferland: Der Haß der Feinde. Germ. Heldendichtung und die Erz¨ahlkonzeption des ‹H.›. In: Euph. 95 (2001) S. 237–256. – Thomas Klein: Alts¨achsisch oder altniederl¨andisch? Zur Frage des H.dichters. In: Vulpis Adolatio. FS Hubertus Menke. Hg. v. Robert Peters u. a. Heidelberg 2001, S. 375–384. – H. Haferland: Mu¨ ndliche Erz¨ahltechnik im ‹H.›. In: GRM 52 (2002) S. 237–259. – Ders.: War der Dichter des ‹H.› illiterat? In: ZfdA 131 (2002) S. 20–48. – K. Gantert: H. (Fragm. P). In: Aderlaß ¨ und Seelentrost. Die Uberl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter J¨org Becker/Eef Overgaauw. Mainz 2003, S. 28. – H. Haferland: Der Heiland als Held. Zur m¨undlichen Komposition des ‹H.›. In: Ders.: Mu¨ ndlichkeit, Ged¨achtnis und Medialit¨at. Heldendichtung im dt. MA. G¨ottingen 2004. – W. Haubrichs: Ludwig der Deutsche und die volkssprachige Lit. In: Ludwig der Deutsche und seine Zeit. Hg. v. Wilfried Hartmann. Darmst. 2004, S. 203–232. – E. Hellgardt: Die ‹Praefatio in librum Antiquum lingua Saxonica conscriptum›, die ‹Versus de poeta & interprete huius codicis› und die as. Bibelepik. In: Entstehung des Deutschen. FS Heinrich Tiefenbach. Hg. v. Albrecht Greule u. a. Heidelberg 70
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1. H¨alfte 9. Jh. 2004, S. 173–320. – Hans Hummer: The Identity of Ludouicus piissimus augustus in the praefatio in librum antiquum lingua Saxonica conscriptum. In: Francia 31,1 (2004) S. 1–14. – Yasuchi Kawasaki: Eine graphematische Unters. zu den H.-Hss. Mu¨ nchen 2004. – Augustyn Prisca: Thor’s hammer and the power of God. Poetic strategies in the old Saxon ‹H.› gospel. In: Daphnis 33 (2004) S. 33–51. – Alexander Scheufens: Begriffe des Ethnischen im ‹H.›. In: AB¨aG 60 (2005) S. 51–66. – Thomas D¨oring/Hans Ulrich Schmid: Eine Sensation im Einband. In: Journal. Mitt. und Berichte f¨ur die Angeh¨origen und Freunde der Universit¨at Leipzig (2006) H. 4, S. 40 f. – H. U. Schmid: Ein neues ‹H.›-Fragm. der UB Leipzig. In: ZfdA 135 (2006) S. 180–209. – Ders.: Nochmals zum Leipziger ‹H.›-Fragm. In: ZfdA 136 (2007) S. 376–378. – Mikhail Koryshev: Christi Geburt in der Vulgata, im ‹H.› und bei Otfrid aus sprachpragmatischer Sicht. In: Probleme der hist. dt. Syntax unter besonderer Ber¨ucksichtigung ihrer Textsortengebundenheit. Hg. v. Franz Simmler/Claudia Wich-Reif (Berliner sprachwissenschaftliche Stud. 9). Berlin 2007, S. 33–47. – Heike Sahm: Neues Licht auf alte Fragen. Zur Stellung des Leipziger Fragments ¨ in der Uberlieferungsgesch. des H. In: ZfdPh 126 (2007) S. 81–98. – Heinrich Tiefenbach: Beobachtungen zu makrostrukturellen Gliederungssignalen in den ‹H.›-Hss. In: Strukturen und Funktionen in Gegenwart und Gesch. FS Franz Simmler. Hg. v. Claudia Wich-Reif. Berlin 2007, S. 351–369. – Gesine Mierke: Memoria als Kulturtransfer. Der as. ‹H.› zwischen Sp¨atantike und Fr¨uhMA. K¨oln u. a. 2008. – Frank Zehner: Zur Konstruktion der Feindschaft im ‹H.› – Verheißungen und Erf¨ullung. In: Begegnung mit Literaturen. FS Carola L. Gottzmann. Hg. v. Petra H¨orner/Roswitha Wisniewski. Berlin 2008, S. 59–71. – Frank Zehner: Zur Konstruktion der Feindschaft im ‹H.›. In: Begegnung mit Literaturen. Hg. v. Petra H¨orner. Berlin 2008, S. 59–71. – E. Hellgardt: Stab und Formel im H. Sehr vorl¨aufige Bemerkungen zu den M¨oglichkeiten eines Stabreimverzeichnisses. In: Analecta Septentrionalia (2009) S. 185–210. – Valentine A. Pakis (Hg.): Perspectives on the Old Saxon H. Introductory and critical essays, with an edition of the Leipzig fragment (Medieval European studies 12). Morgantown/West Virginia 2010. – Th´er`ese Robin: Der Optativ im ‹H.›. In: Sprachwiss. 35 (2010) H. 1, S. 15–78. BJ 71
Altalemannische Psalmenubersetzung ¨ Altalemannische Psalmenubersetzung. ¨ – Fragmente einer ahd. Interlinearversion aus der ersten H¨alfte des 9. Jh. Die A. P. u¨ berliefert die Reste eines gr¨oßeren, ¨ interlinear angeordneten Ubersetzungsunternehmens unbekannter Herkunft. Die Interlinearversion folgt Wort-f¨ur-Wort und Form-f¨ur-Form dem lat. Psaltertext. Auf den vier erhaltenen, aus Bucheinb¨anden gel¨osten Bl¨attern wechseln sich Zeilen mit dem lat. Psalmentext und mit der in roter Schrift ubergeschriebenen ahd. Glossierung ¨ ab; rot sind auch die Anfangsbuchstaben der Psalmenversikel und die lat. Psalmentitel. Textbestand: Ps 107,7–14; 108,2–5; 113,12–18; 114,1–8; 123,2–8; 124,1–5 (vollst.); 128,7–8; 129,1–8 (vollst.); 130,1-(2). ¨ Uberlieferung: Dillingen, Studienbibl., XV Fragm. 3 (Doppelbl.). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5248/1 (Anfang 9. Jh., zwei Einzelbll.). Ausgaben: Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Zu¨ rich 1971) S. 293–300 (Nr. XXXVIII). – Georg Baesecke: Der dt. Abrogans. Halle 1930, Tf. VI f. – Ursula Daab: Drei Reichenauer Denkm¨aler der altalemannischen Fr¨uhzeit (ATB 57). T¨ubingen 1963, S. 77–92. Literatur: Stefan Sonderegger, VL2 1 (1978) Sp. 272 f. – Baesecke (s. Ausg.) S. 10 f. – Ders.: Unerledigte Vorfragen der ahd. Textkritik und Literaturgesch. In: PBB (Halle) 69 (1947) S. 398–409. – U. Daab: Zur Datierung der a. P. In: PBB (T¨ub.) 83 (1961/62) S. 281–301. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 119. – S. Sonderegger: Ahd. auf der Reichenau. In: Die Abtei Reichenau. Bearb. v. Helmut Maurer (Bodensee-Bibl. 20). Sigmaringen 1974, S. 78 f. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 206 u. o¨ . – Ernst Hellgardt: Einige altenglische, althoch- und altnd. Interlinearversionen des Psalters im Vergleich. In: Ma. volkssprachige Glossen. Internationale Fachkonferenz des Zentrums f¨ur Mittelalterstud. der Otto-Friedrich-Univ. Bamberg 2. bis 4. August 1999. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. (Germanistische Bibl. 13). Heidelberg 2001, S. 261–296, bes. S. 266 und 282. – Elisabeth Wunderle: Cgm 5248. Die sog. ahd. Fragm. der BSB M¨unchen. In: ZfdA 139 (2010) S. 197–221, bes. S. 201 f. SF 72
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Pf¨alzer Beichte Fuldaer Beichte. – Formular zur Gewissenserforschung bei einer Beichte, um 825/50. Die aus der Zeit des Abbatiats → Hrabanus’ stammende F. B. geht zusammen mit den innerhalb der Gruppe n¨aher verwandten Texten der → Mainzer Beichte und der → Pf¨alzer Beichte auf ein gemeinsames Grundformular (*FP) zur¨uck, das nach Baesecke um 817–830 in Fulda, nach Eggers um 800 in Lorsch entstanden ist. Im Unterschied zu anderen dt. Beichttexten (u. a. → Altbairische Beichte, → Lorscher Beichte, → Reichenauer Beichte) zeichnet sich *FP durch das Bem¨uhen um sprachliche Schlichtheit und textliche Knappheit sowie durch klare Gliederung (1. Anrufung Gottes, der Heiligen und des beichth¨orenden Priesters, 2. Aufz¨ahlung von Gedanken- und Tats¨unden sowie 3. von Unterlassungss¨unden, 4. Schlussformeln) aus. Der Text d¨urfte nicht nur f¨ur Laien, sondern auch f¨ur (lateinunkundige) Angeh¨orige geistlicher Gemeinschaften gedacht gewesen sein. Die gegen¨uber der urspr¨unglichen Fassung textlich erweiterte F. B. weist Verderbnisse im Text auf. Dem eigentlichen Gebetstext ist eine dt. Gebetsformel angef¨ugt. ¨ Uberlieferung: G¨ottingen, SUB, 2° Cod. Ms. theol. 231, 187ra–187vb (Perg., Fulda, zwischen 975 und 980) (A); der dt. Text im Ordo ad dandum penitentiam more solito f¨ur den Mittwoch nach Quadragesima. – Christoph Brower: Fuldensium antiquitatum libri IIII. Antwerpen 1612, S. 158 f. (B); Abdruck aus einer verschollenen Fuldaer Hs. – Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 3548, 34v–35r (Perg., Fulda, um 1020) (C); im Rahmen des gleichen Beichtordo wie in Hs. A. Ausgaben: Franz Pfeiffer/Wilhelm Scherer: Zwei ahd. Beichten. In: Germania 13, NR 1 (1868) S. 385–391, hier S. 388–391. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) Bd. 1, S. 241 f. (Nr. LXXIII; mit Angabe a¨ lterer Drucke). – Gregor Richter/Albert Sch¨onfelder (Hg.): Sacramentarium Fuldense Saeculi X. Cod. Theol. 231 der k. Universit¨atsbibl. zu G¨ottingen. Text und Bilderkreis (43 Tafeln). (Quellen und Abh. zur Gesch. der Abtei und der Di¨ozese Fulda 9). Fulda 1912, bes. S. XL, 282 f. (Nr. 2377) und Tf. 40. (Hs. A). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 327 f. (Nr. XLVIII). – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit 73
1. H¨alfte 9. Jh. ¨ Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 76 f., 195. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 315 f. – Hans Eggers: Beichtformel. In: RL2 1 (1958) Sp. 141–144. – Achim Masser, VL2 2 (1979) Sp. 1007 f.; 11 (2004) Sp. 469. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 385 f. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Literarhist.stilistische Stud. Diss. Berlin 1912. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 328 f. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – Charlotte Zimmermann: Die dt. Beichte vom 9. Jh. bis zur Reformation. Weida/Th¨uringen 1934 (Mikrofiche-Ausg. Egelsbach u. a. 1993). – H. Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 89–123; 80 (1958) S. 372–403; 81 (1959) S. 78–122. – Gilbert A. R. de Smet: Remissio peccatorum. Vergeben und S¨undervergeben im Altdeutschen. In: PBB (T¨ub.) 95 (1973) Sonderh. (= FS Ingeborg Schr¨obler). – Dieter Geuenich: Zur ahd. Lit. aus Fulda. In: Von der Klosterbibl. zur Landesbibl. Beitr. zum zweihundertj¨ahrigen Bestehen der Hessischen Landesbibl. Fulda. Hg. v. Artur Brall (Bibl. des Buchwesens 6). Stuttgart 1978, S. 99–124, hier S. 113 f. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 250. – Volker Honemann: Zum Verst¨andnis v. Text und Bild der ‹F. B.›. Dt. Lit. und Sprache v. 1050–1200. FS Ursula Hennig. Hg. v. Annegret Fiebig/Hans-Jochen Schiewer. Berlin 1995, S. 111–125. – Christoph Winterer: Das Fuldaer Sakramentar in G¨ottingen. Benediktinische Observanz und r¨omische Liturgie (Stud. zur internationalen Architektur- und Kunstgesch. 70). Petersberg 2009, bes. S. 170–191, 249–268, 477. BJ Pf¨alzer Beichte. – Formular zur Gewissenserforschung bei einer Beichte, erste H¨alfte 9. Jh. Wie die → Fuldaer Beichte und die → Mainzer Beichte hat die P. B. als Grundlage ein um 800 in Lorsch entstandenes Formular *FP. Die urspr¨ungliche Fassung des sich durch vergleichsweise knappe Darstellung Beichtextes ist nicht rein erhalten, sondern textlich erweitert. Die P. B. zeigt am Schluss einen Textverlust von ca. einem Drittel des Gesamtumfangs. 74
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1. H¨alfte 9. Jh. ¨ Uberlieferung: Rom, Bibl. Vaticana, Cod. Pal. lat. 555, 40v (Nachtrag auf der R¨uckseite des letzten Blatts des aus der 1. H¨alfte des 9. Jh. stammenden Hs., von anderer, gleichzeitiger Hand). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 243 (Nr. LXXIVb). – Franz Pfeiffer/W. Scherer: Zwei ahd. Beichten. In: Germania 13, NR 1 (1868) S. 385–391, hier S. 385–388. – Paul Piper (Hg.): Nachtr¨age zur a¨lteren dt. Litteratur von K¨urschners dt. National-Litteratur (DNL 162). Stuttgart o. J. [1898], S. 193 f. – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Zu¨ rich 1971) S. 331 (Nr. L). Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 317, 323 f. – Achim Masser, VL2 7 (1989) Sp. 553–555. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 388 f. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Literarhist.stilistische Stud. Diss. Berlin 1912. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 331 f. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – Hans Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 89–123; 80 (1958) S. 372–403; 81 (1959) S. 78–122. – Josef A. Jungmann: Missarum sollemnia 1. Eine genetische Erkl¨arung der r¨omischen Messe. Freiburg i. Br. 51962. – Tilo Brandis: Zu den altdt. Beichtformeln. In: Dt. Hss. 1100–1400. T¨ubingen 1988. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 250. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 104. BJ Hrabanus Maurus (Rabanus, Hraban) OSB, * um 780 (783?) Mainz, † 4.2.856 Mainz. – Kirchenschriftsteller und -lehrer, Abt von Fulda, Erzbischof von Mainz. H. entstammte dem rheinfr¨ankischen Hochadel des Mainzer Umlandes. Schon als Kind (788?) wurde er von seinen Eltern Walram und Waltrat in die Obhut des Benediktinerklosters Fulda gegeben. Ob dies in der rechtsverbindlichen Form als «puer oblatus» geschah, ist ungewiss, wenngleich nicht ohne Bedeutung hinsichtlich H.’ sp¨aterem Streit als Abt mit dem M¨onch → Gottschalk dem Sachsen (G. von Orbais) um die Rechtm¨aßigkeit 75
Hrabanus Maurus von dessen Status als oblatus (theoretisch aufgearbeitet in der Schrift De oblatione puerorum, nach 829). Im Kloster wurde H. erzogen und ausgebildet, wobei auch denkbar ist, daß er zeitweilig an die sog. Hofschule Karls des Großen nach Aachen geschickt wurde. 801 wurde H. zum Diakon geweiht. Abt Ratgar sandte ihn danach zu → Alkuin nach Tours zum Studium der septem artes liberales, zusammen mit seinem Freund und sp¨ateren Nachfolger in der Abtsw¨urde Hatto. Von Alkuin erhielt H. den Beinamen Maurus (nach dem Lieblingssch¨uler des hl. Benedikt). Recht bald nach seiner R¨uckkehr (vor 804) wurde er Lehrer an der Fuldaer Klosterschule und 814 zum Priester geweiht. H.’ Lehrt¨atigkeit war nicht unber¨uhrt von einem langw¨ahrenden Konflikt Ratgars mit dem Fuldaer Konvent, und erst unter dem neuen Abt Eigil (seit 818), der ihn auch zum Leiter der Schule bestimmte, begann f¨ur H. die Zeit des unbelasteten Wirkens als Lehrer und theologischer Schriftsteller, das den Ruf Fuldas als geistiges Zentrum im o¨ stlichen Frankenreich und dar¨uber hinaus begr¨undete. Die Bibliothek wuchs an Umfang und Ausstattung, Schule und Skriptorium wurden entscheidend gef¨ordert. 822 wurde H. zum Abt gew¨ahlt, doch blieb er der Schule verbunden und geistiger Anziehungspunkt f¨ur junge gelehrte Mo¨ nche, wie → Walahfrid Strabo, → Lupus von Ferri`eres und → Otfrid von Weißenburg. Seinem neuen Amt gem¨aß engagierte sich H. in Fragen der Verwaltung des Klosters und zeigte sich hierin a¨ ußerst umsichtig. Er veranlasste die Anlage von Professb¨uchern und Nekrologen, eines umfassenden Urkundenwesens zur Sicherung der kl¨osterlichen Besitzst¨ande und stiftete wohl u¨ ber 30 Kirchen und Kapellen. Als Abt der bedeutenden Reichsabtei Fulda musste H. aber auch Verpflichtungen im Reich nachkommen (m¨ogliche Teilnahme am Bulgarenfeldzug Ludwigs des Deutschen). Im Konflikt um die Ost-West-Teilung des fr¨ankischen Reiches erwies sich H. als entschiedener Verfechter der Reichseinheit und ergriff zun¨achst f¨ur Ludwig, dann f¨ur Lothar Partei. Nach dessen Niederlage bei Fontenoy legte H. 842 die Abtsw¨urde nieder und zog sich auf den Petersberg bei Fulda zur¨uck, dessen Kirche er 836 selbst hatte erbauen lassen. Frei von administrativen Verpflichtungen widmete er sich seinen Studien und literarischem Schaffen, wobei die Reinschriften seiner Werke dank seiner guten Beziehungen zu seinem Nachfolger Hatto im Kloster Fulda angefertigt wurden. Widmungen von 76
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Hrabanus Maurus Schriften an Ludwig zeugen von einer Verso¨ hnung mit diesem (um 845) und nach der Auss¨ohnung wurde H. 847 als Erzbischof von Mainz eingesetzt. Als Bischof hielt sich H. vom politischen Tagesgeschehen fern und widmete sich seinen seelsorgerischen, theologischen und kirchenpolitischen Aufgaben. Er berief drei Reichsynoden ein (847, 848, 852), auf der Synode von 848 erwirkte er die Verurteilung Gottschalks und seiner Pr¨adestinationslehre (in der Schrift De praedestinatione (840) hatte sich H. intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt). Auch als Bischof setzte er seine literarische T¨atigkeit fort und verfasste Schriften bis zu seinem Tod. H.’ Werke werden von rund 1200 Codices aus dem 9. bis zum 16 Jh. u¨ berliefert; hinzu kommen rund 300 aus Verzeichnissen bekannte verschollene oder verlorene Handschriften. Wichtigen Aufschluss u¨ ber seine Werke bis 842 geben die Aufzeichnungen in den Miracula sanctorum in Fuldenses ecclesias translatorum seines Sch¨ulers → Rudolf von Fulda (PL 107, Sp. 41–68; MGH SS 15,1 S. 329–341). H.’ literarische Haupttechnik war die der gelehrten Kompilation, d. h. er f¨ugte Exzerpte aus Schriften von Autorit¨aten (vor allem → Augustin, → Hieronymus, Ambrosius, → Gregor der Große und → Beda Venerabilis) oft verk¨urzend zu einer neuen Werkeinheit zusammen. Hierbei legte er Wert auf Kennzeichnung der jeweiligen Ursprungsautoren und vor allem auch ¨ der wenigen eigenen Beitr¨age. In der Uberlieferung gingen die Eindeutigkeit dieser Zuweisungen und schließlich die Zuweisungen selbst mehr und mehr verloren. Bewusst verzichtet H. mit seinen Kompilationen auf den Anspruch auf Originalit¨at zugunsten der Authentizit¨at durch die Dokumentation verl¨aßlicher Wahrheit. Beispielhaft verdeutlichen dies seine Bibelkommentare (Commentaria in libros veteris et novi testamenti), die sein zeitgen¨ossisches Ansehen als Theologe begr¨undeten. Zuerst erstellte er einen Matth¨aus-Kommentar (Expositio in Matthaeum, 821) und erl¨auterte in der Folge fast alle B¨ucher des AT und NT (es fehlen Bar, Mk, Lk und die sog. katholischen Briefe). Der historische Schriftsinn stand im Zentrum von H.’ Interesse, oft bietet er bei der Auslegung auch den allegorischen und tropologischen, hingegen nie den anagogischen Sinn. Als Kompendium zu H.’ Bibelkommentaren ist De rerum naturis zu verstehen, eine kurz nach 842, stark an → Isidors Etymologiae angelehnte Enzyklop¨adie, vermehrt um die allegorischen Bedeutungen der Dinge. Alle Kenntnisse, 77
1. H¨alfte 9. Jh. die zum Verst¨andnis und zur Auslegung der hl. Schrift notwendig sind, sollten hier zusammengefasst werden. H.’ erstes Werk (vor 814), angeregt durch Hatto, ist ein Zyklus von 28 Figurengedichten zum Lob des hl. Kreuzes (De laudibus sanctae crucis), dem eine Prosaparaphrase beigef¨ugt ist. Es d¨urfte Alkuin gewesen sein, der H. mit der Tradition des Bildgedichts vertraut gemacht hat und H.’ Umgang mit dem Genre ist meisterhaft. So genoss H. schon nach seinem ersten Werk den Ruf als hervorragender Dichter. Origin¨ar f¨ur den innerkl¨osterlichen Gebrauch bestimmt, erfuhr der Zyklus schon zu Lebzeiten H.’ eine breite Distribution (vor allem durch Schenkungen von Prachtabschriften) und wird von u¨ ber 80 handschriftlichen Textzeugen neben Druckausgaben des 16. und 17. Jh. tradiert. Die restlichen Gedichte H.’ lassen sich unter dem Begriff der Gelegenheitsdichtung subsummieren (Tituli, Inschriften, Epitaphien). Zumeist verfasst in Distichen, selten in Hexametern, lassen sie oft den Einfluss Alkuins erkennen und wirken zumeist stereotyp und wenig pers¨onlich. Bei den H. zugeschriebenen Hymnen ist die Frage der Authentizit¨at zumeist nicht gekl¨art, der weit verbreitete Hymnus → Veni Creator Spiritus scheint aber von H. zu sein. Auf Veranlassung von Abt Eigil und Nachfragen von Sch¨ulern verfasste H. 819 die Schrift De institutione clericorum. In drei B¨uchern befasst sich H. mit der klerikalen Hierarchie und den liturgischen Aufgaben der Kleriker (1), Bibelkunde, christlichen Festfeiern und christlichem Glauben (2) und geistlicher Bildung hinsichtlich deren Inhalt, Ziel und Sinn (3). 852–856 erstellte H. eine Kurzfassung des Werks f¨ur den Chorbischof Thiotmar. Lehrreichen Inhalts sind auch die f¨ur den Unterricht bestimmten Schriften De arte grammatica und De computo. Einige Schriften zur kirchlichen oder seelsorgerischen Praxis wurden durch konkrete Anfragen motiviert; zwei seien hier beispielhaft erw¨ahnt: De disciplina ecclesiastica (842/47) sollte den Mainzer Chorbischof Reginbald und seine Helfer bei Missionsbem¨uhungen unterst¨utzen und enthielt zu diesem Zweck Anweisungen f¨ur Seelsorger besonders zur Unterweisung Ungetaufter und Darlegungen zu wichtigen Glaubensinhalten. Zwei bußbuchartige Kompilationen (Zusammenstellung von Vergehen und der entsprechenden Bußen) von 841/42 und 853 beantworten Anfragen zur Bußdisziplin von Erzbischof Otgar von Mainz und von Bischof Heribald von Auxerre. 78
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1. H¨alfte 9. Jh. Auch zur Hagiographie leistete H. mit seinem an Beda orientierten Martyrologium (kurz nach 843) einen Beitrag. Sein Œuvre wird komplettiert durch dogmatische und asketische Schriften, theologische Streitschriften, Traktate und Predigten. Hinzu kommen zahlreiche unsichere und sicher falsche Autorzuweisungen. Zudem sind 53 Briefe erhalten, u. a. an Kaiser Ludwig den Frommen, Lothar I., Lothar II. und Ludwig den Deutschen. Unsicher ist, welche konkrete Rolle H. als F¨orderer volksprachlichen Schrifttums zukommt. Dt. Schriften von H. sind nicht u¨ berliefert (abgesehen von seltenen ahd. Worterkl¨arungen). Ob die H. zugeschriebene Zusammenstellung von Alphabeten und Schriftzeichen verschiedener Sprachen De inventione linguarum (mit Aufzeichnung von Runen) wirklich von ihm stammt und damit als Nachweis seines volkssprachlichen Interesses gelten kann, ist ungekl¨art. Wohl aber gab es in Fulda zu seiner Zeit bezeugte Bem¨uhungen um volkssprachliche Literatur mit der → Fuldaer Beichte, dem → Fr¨ankischen Taufgel¨obnis, dem → Hildebrandslied, der → Tatian¨ Ubersetzung und der → Hammelburger Markbeschreibung. Es ist schwer vorstellbar, dass H. in die deutschsprachigen literarischen Bem¨uhungen im Kloster Fulda nicht involviert war, vor al¨ lem hinsichtlich der Ubersetzung der EvangelienHarmonie Tatians. Ob der as. → Heliand, der Tatian zumindest in dessen lat. Fassung zum Vorbild hat, sich in eine Beziehung zu Fulda bringen l¨asst, ist fragw¨urdig. Die Vermutung, H. sei der Anreger der Evangelien-Harmonie (Evangelienbuch) Otfrids von Weißenburg gewesen, ist gleichermaßen spekulativ, auch wenn sich Otfrid selbst als Sch¨uler H.’ ausgewiesen hat. ¨ ¨ Uberlieferung: Ein Gesamtschau der hsl. Uberl. ¨ der Werke H.’ liegt nicht vor. Vgl. zu den Uberlieferungstr¨agern (Hss. und Drucke) einzelner Werke: Raymund Kottje, VL2 4 (1983) Sp. 172–195. Ausgaben (Auswahl): Gesamtausgabe: Georg Colvener: Hrabani Mauri opera quae reperiri potuerunt omnia in sex tomos distincta [...]. 3 Bde. K¨oln 1626/27. – PL 107–112 (zumeist auf Grundlage v. Colvener). – Briefe und Briefausz¨uge: Ernst D¨ummler, MGH Ep. 5, S. 359 f., 381–533. – ¨ Ders.: Uber eine verschollene Fuldische Briefslg. des 9. Jh. In: Forschungen zur dt. Gesch. 5 (1865) S. 369–395. – Gedichte: E. D¨ummler, MGH Poetae 2, S. 154–258. – Karl Strecker, MGH Poetae 4/2, S. 928. – AH 50 (Hymnen, enth¨alt auch Unechtes, 79
Hrabanus Maurus vgl. oben und J. Sz¨ov´erffy, 1964). – De institutione clericorum: Rabani Mauri de i. c. libri tres. Hg. v. Alois Kn¨opfler (Ver¨off. aus dem Kirchenhist. Seminar M¨unchen 5). M¨unchen 1900. – Detlev Zimpel: H. M. De i. c. libri tres. Stud. und Edition (Frankfurter Beitr. zur ma. Gesch. 7). Frankfurt/M. u. a. 1996. – De laudibus sanctae crucis: Adolph Henze: Magnentii Hrabani Mauri De l. s. c. Leipzig 1847. – H. M. Liber de l. s. c. Vollst. Faks.-Ausg. im Originalformat des Cod. Vindobonensis 652 (Codd. selecti 33). Hg. v. Kurt Holter. Graz 1972/73. – H.G. Mu¨ ller 1973 (Faks.). – Michel Perrin: Rabani Mauri. In honorem sanctae crucis. 2 Bde. (CCCM 100/100a). Turnhout 1997. – Michele Camillo Ferrari: Il ‹Liber sanctae crucis› di Rabano Mauro. Testo – immagine – contesto (Lat. Sprache und Lit. des MA 30). Bern u. a. 1999. – De rerum naturis: Guglielmo Cavallo: ‹De r. n.›: Cod. Casin. 132, Archivio dell’Abbazia di Montecassino. Turin 1994 (Faks.). – Expositio in Matthaeum: Bengt L¨ofstedt: Hrabani Mauri E. in M. 2 Bde. (CCCM 174/174a). Turnhout 2000. – Martyrologum: John McCulloh (CCCM 44). Turnhout 1979, S. 3–161. – De computo: Wesley M. Stevens (CCCM 44). Turnhout 1979, S. 199–321. ¨ Ubersetzungen Raban Maur. Louanges de la Sainte Croix. Traduit du latin, annot´e et pr´esent´e par Michel Perrin. Paris 1988. – H. M. De in¨ stitutione clericorum. Uber die Unterweisung der ¨ Geistlichen. Ubers. und eingel. v. D. Zimpel (Fontes Christiani 61). Turnhout 2006. – Stephanie Haarl¨ander: Rabanus M. zum Kennenlernen. Ein Lesebuch mit einer Einf. in sein Leben und Werk (Publ. des Bistums Mainz). Darmstadt 22006. Bibliographien: Friedrich Stegm¨uller: Repertorium biblicum medii aevi 5. Madrid 1955, Nr. 7019–7087. – Helmut Spelsberg: H. M.Bibliogr. In: H. M. und seine Schule. FS der Rabanus-M.-Schule 1980. Hg. v. Winfried B¨ohne/Walther v. Wartburg. Fulda 1980, S. 210–230. – Helmut Spelsberg: H. M. Bibliogr (Ver¨off. der Hessischen LB Fulda 4). Fulda 1984. – Marc-Aeilko Aris/Susana Bullido del Barrio (Hg.): H. M. in Fulda. Mit einer H.-M.Bibliogr. (1979–2009) (Fuldaer Stud. 13). Frankfurt/M. 2010, S. 255–344. Literatur: Manitius 1 (1911) S. 288. – Franz Brunh¨olzl, NDB 9 (1972) S. 674–676. – De Boor/ Newald 1 (91979) S. 40–43 u. o¨ . – Raymund Kottje, VL2 4 (1983) Sp. 166–196; 11 (2004) Sp. 694. – Winfried B¨ohne, TRE 15 (1986) S. 606–610. – R. 80
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Hrabanus Maurus Kottje, LexMA 5 (1991) Sp. 144–147. – Schulthess/Imbach (1996) S. 468. – R. Kottje, LThK3 5 (1996) Sp. 292 f. – Wilfried Hartmann, RGG4 3 (2000) Sp. 1916 f. – Marc-Aeilko Aris: ‹De institutione clericorum libri tres›. In: LexthW (2003) S. 172. – Ernst Hellgardt, Killy2 5 (2009) S. 603–606. – Friedrich Kunstmann: H. Magnentius M. Eine hist. Monographie. Mainz 1841. – Ernst D¨ummler: Hrabanstud. In: Sb. der Kgl. Preussischen Akad. der Wiss. zu Berlin. Phil.-hist. Cl. 1896/3, S. 24–42 (Sonderdr. Berlin 1898). – Dietrich T¨urnau: Rabanus M., der praeceptor Germaniae. Ein Beitr. zur Gesch. der P¨adagogik des MA. M¨unchen 1900. – Georg Baesecke: H.’ Isidorglossierung, Walahfrid Strabus und das ahd. Schrifttum. In: ZfdA 58 (1921) S. 241–279. – Paul Lehmann: Fuldaer Stud. Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-Philol. und Hist. Kl. Mu¨ nchen 1925. Abh. 3. – Ders.: Fuldaer Stud. NF. Ebd. 1927. Abh. 2. – Ders.: Zu H.’ geistiger Bedeutung. In: St. Bonifatius-Gedenkgabe zum zw¨olfhundertsten Todestag. Fulda 1954, S. 473–487. Alle wieder in: Ders.: Erforschung des MA. Ausgew¨ahlte Abh. und Aufs¨atze 3. Stuttgart 1960, S. 198–212. – Eduard Sievers: Heliand, Tatian und Hraban. In: PBB (Halle) 50 (1926) S. 416–429. – Millett Henshaw: The Latinity of the Poems of H. M. Chicago 1936. – Edgar C. Reinke: The Latinity of the Epistolae of H. M. Diss. Chicago 1936. – Karl Helm: H. M. und die Volkskunde. In: PBB (Halle) 71 (1949) S. 466–470. – Theodor Schieffer: H. M. Zum 1100. Todestag am 4. Februar 1956. In: Arch. f¨ur Mittelrheinische Kirchengesch. 9 (1956) S. 9–20. – Ren´e Derolez: Die hrabanischen Runen. In: ZfdPh 78 (1959) S. 1–19. – Ingeborg Schr¨obler: Fulda und die ahd. Lit. In: Literaturwissenschaftliches Jb. NF 1 (1960) S. 1–26. – Peter Bloch: Zum Dedikationsbild im Lob des Kreuzes des H. M. In: Das erste Jahrtausend. Kultur und Kunst im werdenden Abendland an Rhein und Ruhr. Hg. v. Victor Elbern/Kurt B¨ohner. Bd. 1. D¨usseldorf 1962, 21963, S. 471–494. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 1. Berlin 1964, S. 220–227 u. o¨ . – Friedrich Neumann: Lat. Reimverse H.’. In: Mlat. Jb. 2 (1965) S. 55–62. – Karl Forstner: Eine fr¨uhma. Interpretation der augustinischen Stillehre. In: ebd. 4 (1967) S. 61–71. – Elisabeth Heyse: H. M.’ Enzyklop¨adie ‹De rerum naturis›. Unters. zu den Quellen und zur Methode der Kompilation (Mu¨ nchener Beitr. zur 81
1. H¨alfte 9. Jh. Medi¨avistik und Renaissance-Forschung 4). Mu¨ nchen 1969. – Burkhard Taeger: Zahlensymbolik bei H., bei Hincmar – und im ‹Heliand›? Stud. zur Zahlensymbolik im Fr¨uhMA (MTU 30). M¨unchen 1970. – Dieter Schaller: Der junge ‹Rabe› am Hof Karls des Großen (Theodulfi carm. 27). In: FS Bernhard Bischoff. Hg. v. Johanne Autenrieth/F. Brunh¨olzl. Stuttgart 1971, S. 123–141. – Paulus Ottmar H¨agele: H. M. als Lehrer und Seelsorger. Nach dem Zeugnis seiner Briefe. o. O. [Fulda] 1972. – Hans-Georg Mu¨ ller: H. M., De laudibus ¨ sancta crucis. Stud. zur Uberl. und Geistesgesch. mit dem Faks.-Textabdruck aus Cod. Reg. Lat. 124 der Vatikanischen Bibl. (Mlat. Jb., Beih. 11). Ratingen u. a. 1973. – Peter Zahn: H. M., Super Matheum. Zu einem neuen Fragmentfund in der Stadtbibl. N¨urnberg. In: Bibliotheksforum Bayern 1 (1973) S. 120–125. – R. Kottje/Harald Zimmermann: H. M., ‹Praeceptor Germaniae›. In: DA 31 (1975) S. 534–545. – Maria Rissel: Rezeption antiker und patristischer Wiss. bei H. M. Stud. zur karolingischen Geistesgesch. (Lat. Sprache und Lit. des MA 7). Bern, Frankfurt/M. 1976. – Dieter Geuenich: Zur ahd. Lit. aus Fulda. In: Von der Klosterbibl. zur LB. Beitr. zum zweihundertj¨ahrigen Bestehen der hessischen LB Fulda. Hg. v. Artur Brall. Stuttgart 1978, S. 99–124. – Wilhelm Weber: Rabanus M. in seiner Zeit. 780–1980 (Ausstellung Mittelrheinisches Landesmuseum Mainz 13. September – 19. Oktober 1980). Mainz 1980. – Mechthild Sandmann: H. als Mo¨ nch, Abt und Erzbischof. In: Fuldaer Geschichtsbll. 56 (1980) S. 133–180. – Wolfgang Haubrichs: Ahd. in Fulda und Weißenburg – H. M. und Otfrid v. Weißenburg. In: ebd., S. 182–193. – Heinz Reinelt: H. M. als Exeget. In: Boehne/Wartburg 1980, S. 64–76. – R. Kottje: Die Bußb¨ucher Halitgars ¨ v. Combrai und des H. M. Uberl. und Quellen (Beitr. zur Gesch. der Quellenkunde des MA 8). Berlin 1980. – Wilfried Hartmann: Die Mainzer Synoden des H. M. In: H. M. Lehrer, Abt und Bischof. Hg. v. R. Kottje/H. Zimmermann (Akad. der Wiss. und der Lit. Abh. der geistes- und sozialwissenschaftlichen Kl. Einzelvero¨ ff. 4, Symposion Mainz, 18.–20. September 1980). Wiesbaden 1982, S. 130–144. – Bat-Sheva Albert: Raban Maur, l’unit´e de l’Empire et ses relations avec les Carolingiens. In: Revue d’Histoire Eccl´esiastique 86 (1991) S. 5–44. – Ulrich Ernst: Carmen figuratum. Gesch. des Figurengedichts v. den antiken Urspr¨ungen bis zum Ausgang des MA (Pictura et Poesis 1). K¨oln 82
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1. H¨alfte 9. Jh. u. a. 1991, S. 222–232. – M.-A. Aris: ‹Quid faciat Hrabanus Tuus, scire gestio›. Johann Baptist Enhubers Vorarbeiten zu einer neuen Edition der Werke des H. M. im 18. Jh. In: Arch. f¨ur mittelrheinische Kirchengesch. 46 (1994) S. 1–20. – Bernhard Langer/Christine H. Bauer: H. M.’ Wirken in Fulda. Zu den Fuldaer Schreib-, Mal- und Handwerkerschulen im 9. Jh. (Johannesberger Edition 8). Fulda 1995. – M. C. Ferrari: Hrabanica. Hrabans De laudibus sanctae crucis im Spiegel der neueren Forschung. In: Kloster Fulda in der Welt der Karolinger und Ottonen. Hg. v. Gangolf Schrimpf (Fuldaer Stud. 7). Frankfurt/M. 1996, S. 493–526. – M.-A. Aris: Nostrum est citare testes. Anm. zum Wissenschaftsverst¨andnis des H. M. In: ebd., S. 437–464. – G. Cavallo: L’universo medievale. Il manoscritto cassinese del ‹De rerum naturis› di Rabano Mauro. Turin 1996. – Hanns-Christoph Picker: Pastor doctus. Klerikerbild und karolingische Reformen bei H. M. (Ver¨off. des Inst. f¨ur Europ¨aische Gesch. Mainz, Abt. Abendl¨andische Religionsgesch. 186). Mainz 2001. – M. C. Ferrari: Vitae Hrabani. In: Scripturus vitam. Lat. Biogr. v. der Antike bis in die Gegenwart. FS Walter Berschin. Hg. v. Dorothea Walz. Heidelberg 2002, S. 393–406. – U. Ernst: Die Kreuzgedichte des H. M. als multimediales Kunstwerk. Textualit¨at – Ikonizit¨at – Numeralit¨at. In: Wissen und neue Medien. Bilder und Zeichen v. 800–2000. Hg. v. Ulrich Schmitz u. a. (Phil.Stud.u.Qu. 177). Berlin 2003, S. 13–38. – M.A. Aris: H. M. und die Bibliotheca Fuldensis. In: H. M. Gelehrter, Abt v. Fulda und Erzbischof v. Mainz. Hg. v. Franz J. Felten /Barbara Nichtweiss (Neues Jb. f¨ur das Bistum Mainz). Mainz 2006, S. 51–70. – W. Haubrichs: Fulda, H. M. und die theodiske Schriftlichkeit. In: ebd: S. 93–120. – Dieter Hehl: Kirchliches Leben und kirchliches Recht bei H. M. In: ebd., S. 121–140. – S. Haarl¨ander: H. M. und die Verbindlichkeit des Klostereintritts v. ‹Kinderm¨onchen›. In: ebd., S. 159–176. – Rudolf Schieffer: H. M.: der erfolgreichste Autor des 9. Jh.? In: ebd., S. 177–187. – Hans-J¨urgen Kotzur/Winfried Wilhelmy (Hg.): Rabanus M. Auf den Spuren eines karolingischen Gelehrten (Kat. zur Ausstellung im Bisch¨oflichen Dom- und Di¨ozesanmuseum Mainz 2006). Darmstadt 2006. – Michael Embach: Die Kreuzesschrift des H. M. ‹De laudibus sanctae crucis› (Mitt. und Verz. aus der Bibl. des Bisch¨oflichen Priesterseminars zu Trier 23). Trier 2007. – U. Ernst: Praeceptor Germaniae als Poeta theologus. In: H. M. Profil eines 83
Veni, creator spiritus europ¨aischen Gelehrten. Beitr. zum H.-Jahr 2006. Hg. v. Norbert K¨ossinger. St. Ottilien, S. 23–61. – Franz J. Felten: Rabanus M. (um 780–856). Diener seiner Zeit – Vermittler zwischen den Zeiten. In: Mainzer (Erz-)Bisch¨ofe in ihrer Zeit. Hg. v. dems. (Mainzer Vortr¨age 12). Stuttgart 2008, S. 11–34. – Hans Szklenar: H. M.: ‹De fide catholica›. In: Begegnung mit Literaturen. FS Carola L. Gottzmann. Hg. v. Petra H¨orner/Roswitha Wisniewski. Berlin 2008, S. 29–57. – M.-A. Aris: Einl. Incola silva Bochoniae – H. M. in Fulda. In: Ders./S. Bullido del Barrio 2010, S. 25–32. – Theo K¨olzer: H. M. Mo¨ nch zwischen Kloster und Welt. In: ebd., S. 33–56. – Gereon Brecht J¨ordens: Sturmi oder Bonifatius? Ein Konflikt im Zeitalter der anianischen Reform [...] im Spiegel der Altartituli des H. M. f¨ur die Salvatorbasilika zu Fulda. In: ebd., S. 123–188. – S. Bullido del Barrio: ‹Iuxta decreta› – ¨ Uberlegungen zu H. M. und seinem Martyrologium. In: ebd., S. 189–218. – Janneke E. Raaijmakers: Fulda, eine heilige Stadt. H. M. und die Reliquientranslationen (835–838). In: ebd, S. 219–238. VZ Veni, creator spiritus. – Lat. Hymnus des 9. Jh. Der Hymnus entstand wahrscheinlich im Umfeld der Aachener Synode von 809. Als wahrscheinlichster Verfasser wird → Hrabanus Maurus angesehen; aber auch → Gregor der Große, Ambrosius und Karl der Große wurden in Erw¨agung gezogen. Die Verwendung des V. c. s. in der Tagzeitenliturgie zu Pfingsten ist ab dem 10. Jh. belegt. Ab dem 12. Jh. wurde er in die Volkssprache u¨ bertragen. Er ist neben → Veni sancte spiritus der bekannteste Hymnus an den Hl. Geist und wahrscheinlich der am h¨aufigsten ins Deutsche u¨ bersetzte Hymnus des MA. Die vierteilige Melodie stammt von dem ambrosianischen Osterhymnus Hic est dies verus Dei und ist zuerst im Hymnar von Kempten nachgewiesen (Hs. Z¨urich, ZB, Cod. Rh. 83, vor 1026). Der Text umfasste in seiner urspr¨unglichen Gestalt sechs Strophen: Die erste benennt das u¨ bergreifende Thema, die Bitte um Wirken des Sch¨opferGeistes; die zweite und dritte Strophe stellen Anrufungen an die Kr¨afte des Hl. Geistes dar; die letzten drei enthalten Bitten um Beistand. Der Pfingsthymnus geh¨ort zum festen Ritual bei Kirchenversammlungen, erstmals 1049 auf der Synode von Reims, und wird bei den Weihe- und bei den Professliturgien gesungen. 84
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Veni, creator spiritus ¨ ¨ Uberlieferung: Text- und Uberlieferungsgeschichte sind nicht untersucht. 82 Hymnare (10.–14. Jh.), die den Hymnus enthalten, verzeichnet James Mearns: Early Latin Hymnaries. Cambridge 1913, S. 89. Ausgaben: AH 50 (1907) Nr. 144. – Dreves/Blume 1 (1909) S. 80. – Antiphonale monasticum pro diurnis horis. Paris u. a. 1934, S. 1254. – Anselmo Lentini: Te decet hymnus. L’innario della ‹Liturgia horarum›. Vatikanstadt 1984. – Paul Klopsch: Lat. Lyrik des MA. Lat./Dt. Stuttgart 1985, S. 156 ff. – Adolf Adam: Te Deum laudamus. Große Gebete der Kirche. Lat./dt. Freiburg i. Br. 1987 (Neuausg. 2001) S. 142 ff. ¨ Dt. Ubersetzungen: I. Interlinearversionen bzw. Kontextglossierungen In der → Millst¨atter Interlinearversion zum Psalter und zu den Hymnen des R¨omischen Breviers, in der Auslegung der Hymnen und in der Sammlung Ympni vulgarisati. ¨ II. Ubersetzungen in Prosa ¨ 1. Obd. Ubersetzungen. e a) (O) du schopffer heiliger geist komm und besihe e unser gemute mit diner gegenwertikait. Red. B. ¨ Uberlieferung: Basel, UB, Cod. A V 26, 61v–62r (zweite H¨alfte 15. Jh.). – Ebd., Cod. A IV 45, 101v–102v (1451). – Ebd., Cod. A XI 58, 68r–69r (zweite H¨alfte 15. Jh.). – Heidelberg, UB, Cpg 427, 36v–37v (zweite H¨alfte 15. Jh.). – Ohne vorangehende Glossierung: M¨unchen, BSB, Cgm 3898, 24ra-b. – St. Gallen, Kantonsbibl., Cod. 379, ¨ Karls221v–222v. – Eigene Uberlieferungsgruppe: ruhe, LB, Cod. Aug. pap. 72, 26vb–27ra (1433). – Freiburg, Stadtarch., Cod. B 1 Nr. 107, 79v–80r (53r–160v: Auslegung der Hymnen, letztes Viertel des 15. Jh., oberrheinisch, Dominikanerinnen). b) Kum heiliger geist ein sch¨opffer der genaden und erf¨ull die hertzen: Red. B. ¨ Uberlieferung: N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI, 82, 3r-v (erstes Viertel 15. Jh.). c) Kum herr schepher heiliger geist suech die gem¨uet der deinen: Red. B. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 1115, ¨ 35r. – Wien, ONB, Cod. 4696, 149r-v. Ausgabe: Wilhelm B¨aumker: Das katholische dt. Kirchenlied in seinen Singweisen 1. Freiburg i. Br. 1886, S. 650 f. d) Chum herr schopfer heilger geist dy gm¨ute der deinen heyms¨uche: Red. C. 85
1. H¨alfte 9. Jh. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgo 137, 153r–154r (N¨urnberg, Katharinenkloster, 1444). Ausgabe: Franz Viktor Spechtler: Die geistlichen Lieder des M¨onchs v. Salzburg (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. V¨olker, NF 51). Berlin/New York 1972, S. 278 f. e) Kum heiliger geist ein schopffer und besuch die herczen deiner glawbigen: Red. E. ¨ Uberlieferung: Augsburg, UB, Cod. III. 1. 8° 39, 191v–192v (180r–221v: dt. Hymnenslg., N¨urnberg, Kart¨auser, Katharinenkloster, erste H¨alfte 15. Jh.). f) Kumm sch¨opfer heiliger geist bes¨uche der deinen gem¨ut: Red. E. ¨ Uberlieferung: → Gebetbuch f¨ur Georg Schedel aus N¨urnberg, Mu¨ nchen, BSB, Cgm 484, 256r-v. g) Chum scheppher heyliger geist suech haym dy gemuet der diemutigen: Red. B. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 114, 1r-v (Gebetbuch, geschrieben 1477). h) Chum her scheppher heiliger geist die gem´ut der deinen haymsuch: Red. E. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 3079, 196v–198r. i) Chum scheppher heiliger geist und besuech deiner menschen gemuet: Red. B. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgo 473, 83v–85v (zweite H¨alfte des 15. Jh., bair.; Andachts- und Gebetbuch). j) O sch¨opfer heiliger geist kume und beschawe die gedenke deiner andechtigen: Red. A. mit doxologischer Schlussstrophe. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 79, 39r-v (zweite H¨alfte 15. Jh.; Gebetbuch f¨ur Frauen). k) Chum schoppfer heyliger geyst beschaw dy hercz deiner dienar: Red. D. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 3021, 2047r-v (Mondsee, zweite H¨alfte 15. Jh.). l) Kum sch¨oppfer heilliger geist heymsuch die hertzen deiner gelawbigen: Red. C. In einem dt. Hymnar. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 13435, 23v–24r (zweite H¨alfte 15. Jh., bair.-¨osterr.; geschr. v. einer Frau). m) O heylger geist kumm der do bist ein sch¨oppfer aller creature besich die gem¨ut der dieneren: Red. C. ¨ Uberlieferung: Karlsruhe, LB, Cod. St. Peter pap. 17, 57r–7v (Dominikanerinnen Freiburg i. Br., zweite H¨alfte 15. Jh., alemannisch). n) Kome sch¨oppfer und heyliger geist die selen der deynen besuche: 86
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1. H¨alfte 9. Jh. ¨ Uberlieferung: Augsburg, UB, Cod. III. 1. 8° 7, 267v (letztes Viertel des 15. Jh., nordostbair./oberpf¨alzisch). e o) Kum gaist ain schopffer such haym die gem¨uet der deinen: Red. C. ¨ Uberlieferung: B¨uchlein der sieben Curs, Ulm, Conrad Dinckmut 1484 (R 1906), f. lxxijr–lxxiijr. p) Kum heiliger geist ein beschaffer aller ding und such haym die herczen deiner gelaubigen: Red. C. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 837, 237v–238v (aus Rebdorf, 15./16. Jh.). q) Kum haillig geist s¨uch haim die gem¨ut der deinen: Red. C. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgo 558, 142v–143v (erstes Viertel 16. Jh., schw¨abisch; Andachtsbuch). ¨ 2. Mittel- und nd. Ubersetzungen: r) Qum schepper und heiliger geist unde sich di herzin diner gloubigen: Red. C. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 79 (zweite H¨alfte 15. Jh., mittelrheinischer Teil; Gebetbuch f¨ur Frauen), 103r-v. s) Kome schepper hilge geist visenteir die hertzer dynre gelouviger: Red. C. ¨ Uberlieferung: K¨oln, Hist. Arch. der Stadt, Cod. W 12° 68, 222r–223v (zweite H¨alfte 15. Jh., ripuarisch; Gebetbuch, geschrieben in einem Frauenkloster). t) Cum sceppere der geiste uisitere de herten diner: Red. C. ¨ Uberlieferung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 58. 4. Aug. 8°, 195r-v (→ Breviertexte aus Westfalen). u) Kum schipper hilge geist schouwe de herte dyner lude: Red. A. ¨ Uberlieferung: Greifswald, UB, Nd. Hs. 17. 8°, 124r-v (zweite H¨alfte 15. Jh.). ¨ 3. Mndl. Ubersetzung: v) Com scepper gheest vande dynre dienre inwendicheit: Geert → Groote, Getijdenboek, Tagzeiten vom Hl. Geist (jede Hore beginnt mit dem u¨ bersetzten Veni creator). Red. C. Einzel¨uberlieferung außerhalb des Getijdenboek: Trier, StB, Cod. 2050/1695 8°, 246r–247v (mittelfr¨ankisch). – Darmstadt, UB/LB, Cod. 1907, 93r–94r (Aachen, um 1520). – K¨oln, Hist. Arch. der Stadt, Cod. W* 8° 72, 125v–127r (drittes Viertel 16. Jh., ripuarisch). III. Reimpaarubersetzungen ¨ w) Chum schepfaer heiliger geist / heimsuch der dinen ¨ mut als du weist: Red. B. Alteste Reimpaar¨ubersetzung. 87
Veni, creator spiritus ¨ Uberlieferung: Gießen, UB, Cod. 878, 124r–125r (erste H¨alfte 14. Jh.; dt. Gebete und Hymnen). – Stuttgart, LB, Cod. brev. 25, 95r–96r geschrieben anscheinend in einem bayrischen Frauenkloster (wahrscheinlich erste H¨alfte 14. Jh., ¨ Stundenbuch). – Wien, ONB, Cod. 2745, 166v–168r (erste H¨alfte 14. Jh., bair.-¨osterr.). Ausgabe: Moriz Haupt/Heinrich Hoffmann: Altdt. Bll. 1. Leipzig 1836, S. 379. e x) Kum hailger gaist mit diner gutt / Begaub und schaw unsrin gemut: Red. B. ¨ Uberlieferung: Karlsruhe, LB, Cod. St. Blasien 77, 57r (um 1438–1442, private Sammelhs.). Ausgabe: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, Nr. 985. y) Kum sch¨opffer gott heiliger geist / gemut der dynen heymbeleist: Red. C. ¨ Uberlieferung: Ludwig Moser: Der Cursz vom sacrament (26v–27r). In: Der guldin Spiegel des S¨unders. Basel 1497. – Basel, UB, Cod. A N II 46, 9r (Anfang 16. Jh.). Ausgabe: Wackernagel, Nr. 1073. z) Kum sch¨opfer hayms˚uch haylliger geist / gemut der deiner allermaist: Red. D. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 1122, 327va-b (um 1513, ostschw¨abisch). Literatur: Franz Josef Worstbrock/Julia Bauer, VL2 10 (1999) Sp. 214–224. – Stefan K. Langenbahn, LThK3 10 (2001) Sp. 591 f. – Clemens Blume: Unsere liturgischen Lieder. Regensburg 1932, S. 213 f. u. o¨ . – Ludwig Eisenhofer: Hb. der katholischen Liturgik. Bd. 1. Freiburg i. Br. 21941. – Frederic J. E. Raby: A History of Christian-Latin Poetry from the Beginnings to the Close of the Middle Ages. Oxford 21953, S. 183. – Joseph Connelly: Hymns of the Roman Liturgy. London 1957. – Polik´arp Rad´o: Enchiridion Liturgicum. Rom 1961. – Joseph Pascher: Das liturgische Jahr. Mu¨ nchen 1963, S. 239 f. – Aim´e-Georges Martimort (Hg.): Hb. der Liturgiewiss. Freiburg i. Br. u. a. 1965. – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des geistlichen Liedes im MA (MTU 23). Mu¨ nchen 1968. – Alain Michel: In Hymnis et Canticis. Culture et beaut´e dans l’hymnique chr´etienne latine (Philosophes m´edi´evaux 20). Louvain/Paris 1976. – Gustav Mahler: S¨amtliche Werke. Krit. Gesamtausg. 8. Symphonie Nr. 8. Wien 1977. – Heinrich Lausberg: Der Hymnus ‹V. C. S.› (Abh. der RheinischWestf¨alischen Akad. der Wiss. 64). Opladen 1979. – 88
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Prudentius Hartmut K¨ohler: V. c. s. Zur Gesch. und Kontrafaktur eines Hymnus. In: MA-Stud. Gedenkschr. Erich K¨ohler. Hg. v. Henning Krauss/Dietmar Rieger. Heidelberg 1984. – Klopsch (s. Ausg.). – ¨ Nikolaus Henkel: Dt. Ubers. lat. Schultexte (MTU 90). Mu¨ nchen 1988. – Michael O’Carroll: V. C. S. A theological encyclopedia of the Holy Spirit. Collegeville 2005, S. 227. – Raniero Cantalamessa: Komm, Sch¨opfer Geist. Betrachtungen zum Hymnus V. C. S. Freiburg i. Br. 2007. – Burghart Wachinger: Hymnenmeditation im Gespr¨ach mit Gott. In: Impulse und Resonanzen. FS Walter Haug. Hg. v. Gisela Vollmann-Profe u.a. Tu¨ bingen 2007, S. 323–363. – Yan Suarsana: Der Hymnus V. ¨ c. s. in zwei ma. Ubersetzungen. Eine quellen- und sprachkrit. Unters. In: Jb. f¨ur Liturgik und Hymnologie 47. G¨ottingen 2008, S. 151–171. SF Prudentius (Aurelius Prudentius Clemens), * 348 Spanien, vermutlich Calahorra, † nach 405. – Bedeutendster Dichter der christlichen lat. Literatur; den Hauptbestandteil der dt. ma. Rezeption macht die breite Glossierung im Rahmen der schulm¨aßigen Lekt¨ure seiner Werke aus. Der Lebenslauf des P. ist nur aus Andeutungen in der Praefatio der von ihm selbst gestalteten Gesamtausgabe seiner Werke (404/405) zu gewinnen. Demnach war er nach den u¨ blichen Studien der Rhetorik zun¨achst Anwalt, dann zweimal Statthalter einer r¨omischen Provinz; den H¨ohepunkt seiner Laufbahn bildete ein hohes Amt in unmittelbarer N¨ahe des Kaisers Theodosius I. Sp¨ater zog P. sich aus dem o¨ ffentlichen Leben zur¨uck, um sich ganz der christlichen Dichtung widmen zu k¨onnen. P. verwendete als einer der ersten klassische Versmaße zur Vermittlung christlicher Theologie. ¨ Uber 320 u¨ berlieferte P.-Handschriften zeugen davon, dass P. einer der meistverbreiteten und -gelesenen Autoren des MA war; seine Schriften z¨ahlten auch zur Pflichtlekt¨ure in den Klosterschulen. Von ihm stammen folgende Werke: 1. Liber Cathemerinon (Lieder f¨ur die Tagzeiten): zw¨olf Hymnen, die den Ablauf des Tages und bestimmte Sationen des Kirchenjahres begleiten. 2. Apotheosis, ein gegen H¨aretiker gerichtetes Lehrgedicht von 1084 Hexametern u¨ ber Trinit¨atslehre und Christologie. 3. Hamartigenia, ein Lehrgedicht (967 Hexameter) u¨ ber den Ursprung der S¨unde; die Praefatio richtet sich gegen Markion. 4. Psychomachia (Kampf um die Seele), das wirkungsm¨achtigste Werk des P., ein allegorisches Epos (Praefatio, 915 Hexameter), 89
1. H¨alfte 9. Jh. das unter anderem den Kampf der personifizierten christlichen Tugenden gegen die heidnischen Laster darstellt, erreichte gattungskonstituierende Wirkung. 5. Contra Symmachum in zwei B¨uchern (657 und 1132 Hexameter, jeweils mit Praefatio), die sich gegen den r¨omischen Polytheismus und eine von dem Senator Symmachus stammende Verteidigungsschrift der alten Kulte wenden. 6. Peristephanon (M¨artyrerkronen) mit 14 (bis zu 1140 Versen) in lyrischen Strophen verfassten Hymni auf christliche M¨artyrer. 7. Dittochaeon (Tituli historiarum, in der Gesamtausgabe nicht erw¨ahnt), 48 (bzw. 49; Nr. 43 ist nicht handschriftlich bezeugt) vierzeilige Epigramme, die zu dem ikonographischen Schmuck einer Basilika 24 Szenen des AT und 24 Szenen des NT erl¨autern. Ausgaben: Maurice P. Cunningham: Aurelii Prudentii Clementis carmina (CCSL 126). Turnhout 1966. – Lat. Lyrik des MA. Lat./dt. Ausgew¨ahlt, u¨ bers. und komm. v. Paul Klopsch (RUB 8088). Stuttgart 1985, S. 34–41. – P. Contra Sym¨ machum (lat./dt.). Ubers. und eingel. v. Hermann Tr¨ankle (Fontes Christiani 85). Turnhout 2008. Dt. Rezeption. Seit dem 9. Jh. sind neben der lat. Glossierung ¨ auch zahlreiche dt. Glossen belegt. Ubersetzungen von P.-Dichtungen scheinen dagegen nicht vorzuliegen; Ausnahmen stellen einige Hymnen im 15. Jh. und 1497 die Tituli historiarum dar. 1. Ahd. und as. Glossen. ¨ Uberlieferung: Knapp 60 Textzeugen des 9. bis 13. Jh. mit ahd. oder as. Glossen sind bekannt, die zusammen u¨ ber 12.000 dt. Glosseneintragun¨ gen enthalten. 45 der Uberlieferungstr¨ ager enthalten einen glossierten Werktext, sechs einen glossierten Werktext und ein Textglossar sowie sechs nur ein Textglossar. Vgl. dazu Bergmann/Stricker (s. Lit.). Die reichhaltigste P.-Glossierung zeigt die Hs. Paris, Bibl. Nationale, Ms. nouv. acq. lat. 241 (aus Augsburg, 11. Jh.). Die ersten Glossierungen bezogen sich noch nicht auf den P.-Text, sondern auf einen in viele Handschriften als Anhang oder Einschub eingef¨ugten lat. Kommentar (Glosa super libros Prudentii), der mit einer Reihe dt. Glossen bereits im 9. Jh. in Weißenburg belegt ist. Im 11. Jh. ist er mit fast identischem Glossenbestand im Bair. bezeugt. Den Grundbestand der ahd. Glossierung bildet eine Gruppe von 20–30 Glossen, die in kaum ver¨anderter Form in allen glossierten Handschriften des Kommentars erscheint und an entsprechender Stelle in den P.-Text u¨ bernommen wurde; so in 90
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1. H¨alfte 9. Jh. den Handschriften Bergmann/Stricker (s. Lit.) 65, 107, 186, 187, 188, 263, 340, 348, 389, 579, 658, 771, 785, 976. Die Hauptmasse der ahd. P.-Glossen leitet sich jedoch wahrscheinlich von einer von der Glosa unabh¨angigen erweiterten Fassung her, da der gemeinsame Glossenbestand der Gesamt¨uberlieferung u¨ ber den der Glosa hinausgeht. Die dt. P.-Textglossierung breitete sich vom alemannischen Raum her nach Norden ins Moselfr¨ankische und in der ersten H¨alfte des 10. Jh. schließlich bis zum as. Kloster Werden aus. In der ¨ Uberlieferung zeichnen sich eine fr¨ankisch-as. und eine bair. Gruppe ab, die jeweils auf alemannische Wurzeln zur¨uckgehen. Der Archetyp *x der dt. P.-Glossen entstand vermutlich w¨ahrend der Abtschaft → Walahfrid Strabos (838–849) auf der Reichenau oder in St. Gallen; Handschriften sind vom ¨ 9. bis zum 13. Jh. uberliefert, wobei der Uberliefe¨ rungsschwerpunkt auf dem 9. bis 11. Jh. liegt. Am st¨arksten glossiert wurden das Cathemerinon und die Psychomachia. Der Großteil der dt. Glossen ist interlinear eingetragen, der Rest marginal. ¨ 2. Ubersetzungen. a. Hymnen. ¨ Um 1400 setzt die dt. Ubertragung einzelner Hymnen ein; dabei handelt es sich ausschließlich um Teil¨ubertragungen. Haupts¨achlich wurde der in der Osterliturgie verwendete Hymnus Inventor rutili bearbeitet, so etwa vom → M¨onch von Salzburg, der neun von insgesamt 41 Strophen u¨ bersetzte. ¨ Eine Ubertragung des 15. Jh. umfasst Strophen aus dem Weihnachtshymnus Corde natus ex parentis. b. Tituli historiarum. Eine wahrscheinlich in Leipzig entstandene ¨ Ubersetzung der Tituli von 1497 findet sich in der Handschrift Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Hs. Q 76, 92r–103r; jedes der 48 Tetrasticha des ¨ Textes ist dort mit einer dt. Ubersetzung von zwei bis 5 Reimpaaren versehen. Ausgaben: Elias Steinmeyer/Eduard Sievers: Die ahd. Glossen. Bd. 2. Berlin 1882, S. 382–596, 776; Bd. 4, S. 344–346; Bd. 5, S. 32. – Herbert Thoma: Altdt. aus Londoner Hss. In: PBB (Halle) 73 (1951) S. 197–271. – Ders.: Altdt. aus vatikanischen und Mu¨ nchener Hss. In: PBB (T¨ub.) 85 (1963) S. 220–247. – Ulrike Blech: Germ. Glossenstud. zu Hss. aus franz¨osischen Bibl. (Monographien zur Sprachwiss. 4). Heidelberg 1977, S. 400–411. – Rainer Reiche: Krit. Nachtr¨age zu den ahd. Glossen. In: Fachprosa-Stud. Hg. v. Gundolf Keil u. a. Berlin 1982, S. 479–496, S. 483 Anm. 91
Prudentius 17. – Rudolf Sch¨utzeichel (Hg.): Addenda und Corrigenda (II) zur ahd. Glossenslg. (Stud. zum Ahd. 5). G¨ottingen 1985. Literatur: Gerhart A. B. Schneeweiß, MarLex 5 (1993) S. 352–355. – Eckhard Reichert, BBKL 7 (1994) Sp. 1010–1013. – Benedikt Konrad Vollmann, LThK3 8 (1999) Sp. 682 f. – Siegmar D¨opp, LACL (32002) S. 598–601. – Karla Pollmann, RGG4 6 (2003) Sp. 1759. – Stefanie Stricker, VL2 11 (2004) Sp. 1270–1279. – E. Steinmeyer: Glossen zu P. In: ZfdA 16 (1873) S. 1–110. – Richard Stettiner: Die illustrierten Prudentiuhss. Diss. Straßburg 1889. – Max Manitius: Kleine Mitt. zu den Prudentiusglossen. In: Hist. Vierteljahresschr. 28 (1933/34) S. 142–152. – Clemens Biener: Syntaktische Beobachtungen an den ahd. Prudentiusglossen. In: PBB 64 (1940) S. 308–334. – Hans Robert Jauss: Form und Auffassung der Allegorie in der Tradition der ‹Psychomachia›. In: Medium Aevum. FS Walther Bulst. Hg. v. H. R. Jauss/Dieter Schaller. Heidelberg 1960, S. 179–206. – Reinhart Herzog: Die allegorische Dichtkunst des P. M¨unchen 1966. – G¨unter Glauche: Schullekt¨ure im MA (M¨unchener Beitr. zur Medi¨avistik und Renaissance-Forschung 5). Mu¨ nchen 1970, Reg. – Hartmut Lauffer: Der Lehnwortschatz der ahd. und as. Prudentiusglossen (M¨unchner Germanistische Beitr. 8). M¨unchen 1976. – Walther Ludwig: Die christliche Dichtung des P. und die Transformation der klassischen Gattungen. In: Christianisme et formes litt´eraires de l’antiquit´e tardive en occident (Entretiens sur l’antiquit´e classique). Genf 1977, S. 303–372. – Rolf Bergmann: Mittelfr¨ankische Glossen, Stud. zu ihrer Ermittlung und sprachgeographischen Einordnung (Rheinisches Arch. 61). Bonn 21977. – Michael v. Albrecht: Gesch. der r¨omischen Lit. Bd. 2. Bern 21994, S. 1076–1086. – Klopsch (s. Ausg.) S. 460. – Birgit Meineke: Syntaktische und semantische Aspekte ahd. Prudentiusglossen. In: Semantik der syntaktischen Beziehungen. Akten des Pariser Kolloquiums zur Erforschung des Ahd. 1994. Hg. v. Yvon Desportes. Heidelberg 1997, S. 54–91. – Franzjosef Pensel: Die ‹Tituli Historiarum› des P. in einer dt. Reimpaar¨ubersetzung. In: ZfdA 126 (1997) S. 64–85. – Claudia Wich-Reif: Stud. zur Textglossar¨uberl. Mit Unters. zu den Hss. St. Gallen, Stiftsbibl. 292 und Karlsruhe, Bad. LB, St. Peter perg. 87 (Germanistische Bibl. 8). Heidelberg 2001, S. 331 f. – Heinrich Tiefenbach: Die as. Glossen zur Psychomachie des P. im Pariser Cod. lat. 18554. In: Sprachwiss. 28 (2003) S. 57–85. – R. 92
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Walahfrid Strabo Bergmann/S. Stricker: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. F¨unf Bde. Berlin 2005. SF Walahfrid Strabo (Walafrid, Walafried, Walafridus, Walafredus, Walafrid; Strabus; Strabus von Fulda, Fuldensis; der Schieler, Schielende) OSB, * 808/809 Schwaben, † 18.8.849 (verungl¨uckt auf ¨ einer Gesandtschaftsreise bei der Uberquerung der Loire). – Mo¨ nch, Abt, Theologe, Dichter. W. entstammte a¨rmlichen Verh¨altnissen. Schon als Kind kam er unter Abt → Heito auf die Reichenau und wurde an der dortigen Klosterschule ausgebildet, seit 822 von Abt Erlebald, dem sp¨ateren Bischof von Basel, und sp¨ater von → Wetti von Reichenau, der gemeinsam mit → Tatto der Klosterschule nach Erlebald vorstand. Gleichzeitig wurde auf der Reichenau der Vetter Wettis, Grimald, ausgebildet. Dieser wurde sp¨ater Kanzler Ludwigs des Deutschen und Abt im els¨assischen Weißenburg w¨ahrend der Wirkungszeit → Otfrids von Weißenburg. Auch → Gottschalk der Sachse erhielt hier seine Ausbildung. Schon in dieser ersten Reichenauer Zeit war W. dichterisch t¨atig und schrieb ungef¨ahr ab seinem sechzehnten Lebensjahr lat. Gedichte (carmina). Die erste gr¨oßere Arbeit (945 Verse) war 825 die Grimald gewidmete Hexameter-Nachdichtung der Visio Wettini, einer Vision seines Lehrers Wetti aus dessen Todesnacht im November 824, in der Wetti von einem Engel durch H¨olle und Fegefeuer zum Himmel geleitet wird. Nach Wettis Diktat wurde die Vision von M¨onchen in Prosa aufgezeichnet und vom vormaligen Abt Heito redigiert. Nach Ablegung des Gel¨ubdes kam W. zu → Hrabanus Maurus nach Fulda, um seine theologische Ausbildung, insbesondere im Bereich der Exegese, zu vervollkommnen. Wohl gef¨uhlt hat W. sich in Fulda indes nicht: In seinem wohl perso¨ nlichsten Gedicht, einem Preislied auf die Reichenau aus der Fuldaer Zeit (carmen 75), bekennt er sein Heimweh. Auch Otfrid von Weißenburg studierte bei Hrabanus, jedoch vermutlich nach Walahfrids Fuldaer Zeit. 829 gelangte W. uber die Vermittlung Grimalds und ¨ Hilduins von St-Denis nach Aachen an den Hof Kaiser Ludwigs des Frommen und dessen zweiter Frau Judith. Er wurde zum Lehrer von derem gemeinsamen Sohn Karl berufen, dem sp¨ateren Kaiser Karl der Kahle. Am Hof stand W. in Verbindung zu f¨uhrenden Pers¨onlichkeiten und Gelehrten seiner Zeit. Mehrere Gedichte legen Zeugnis von W.s Verehrung der Kaiserin Judith ab und W. 93
1. H¨alfte 9. Jh. erwies sich als zuverl¨assiger Dienstmann des Kaisers. Vermutlich als Lohn f¨ur seine Lehrt¨atigkeit und Treue wurde er von Ludwig 838 zum Reichenauer Abt berufen, wom¨oglich entgegen dem Willen der dortigen M¨onche, die auf das Recht der freien Abtswahl ungern verzichtet haben d¨urften. Nach dem Tode Ludwigs des Frommen 840 kam es zwischen seinen S¨ohnen Lothar I., Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen zum Streit um die Reichsaufteilung. W. musste sich f¨ur eine Partei entscheiden. Wie Hrabanus schlug er sich auf die Seite Lothars, wurde von Ludwig vertrieben und der Reichenauer Konvent w¨ahlte Ruadhelm zum Abt. W. fand in Speyer im lotharingischen Einflussbereich Aufnahme, um dort die Entwicklungen abzuwarten. Wieder war es die F¨ursprache Grimalds, mittlerweile in h¨ochsten Diensten Ludwigs, die f¨ur W. eine entscheidende positive Wendung brachte. Bereits 842 konnter er so in sein Amt und auf die Reichenau zur¨uckkehren. W. war nun gleichfalls in Diensten Ludwigs und sein pl¨otzlicher Tod mit 40 Jahren ereilte ihn auf einer Mission im Auftrag des ostfr¨ankischen K¨onigs: Auf einer Gesandtschaftsreise zu Karl dem Kahlen verungl¨uckte ¨ W. bei der Uberquerung der Loire t¨odlich. W.s Dichtungen und Schriften sind von bemerkenswerter Themen- und Formenvielfalt. Zun¨achst gibt es eine große Zahl kleinerer Gedichte, mit deren Abfassung W. als Jugendlicher begonnen hat, und die er auch in Fulda sowie am kaiserlichen Hofe fortf¨uhrte. Hier wie f¨ur sein poetisches Werk im Allgemeinen f¨uhlte er sich Ovid und Vergil verpflichtet. Unterschiedlichste Versmaße entsprechen der Vielfalt der behandelten – geistlichen wie weltlichen – Themen: Hymnen, ein Versgebet, Epigramme, R¨atsel, Widmungen, Versepisteln, Didaktisches und auch Schwankhaftes. Die Versepisteln, u. a. an Hrabanus und Kaiserin Judith, stellen hierbei die gr¨oßte Gruppe und W. darf in diesem Gebiet als Neuerer gelten, gehen diese doch u¨ ber bloße Widmungen, W¨unsche oder Gr¨uße hinaus: Sie zeugen von W.s Wunsch nach perso¨ nlichem poetischen Ausdruck und Austausch mit Gleichgesinnten. Allerdings blieben seine Briefgedichte seitens der Adressaten ohne große Resonanz. Gr¨oßere Versdichtungen neben der Visio Wettini sind die beiden hagiographischen Werke De vita et fine Mammae monachi und De beati Blaithmaic vita et fine, beide vermutlich aus der Fuldaer Zeit. Behandelt werden der heilige M¨artyrer Mammas 94
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1. H¨alfte 9. Jh. aus Kappadokien und der irische M¨onch Blathmac, der um 825 den M¨artyrertod erlitt. Bei der Vita Mammae konnte W. auf zwei lat. Versionen zur¨uckgreifen, die er harmonisierte, der BlathmacText beruht vermutlich auf m¨undlicher Mitteilung. Zwei weitere hagiographische Schriften W.s sind in Prosa u¨ berkommen: die Vita S. Galli und die Vita S. Otmari. Mit jeweils u¨ ber 50 Handschriften (oftmals zusammen u¨ berliefert) sind sie die am breitesten tradierten Werke W.s. Sie entstanden 833/834 und 834–838 auf Wunsch des St. Galler Abts Gozbert. Diese Auftragsarbeiten sind Ausweis dessen, dass W. auch von Zeitgenossen als Dichter Wertsch¨atzung erfuhr. W. verfasste die neue Lebensbeschreibung des hl. Gallus vor allem auf Grundlage der a¨ltesten Gallus-Vita, der Vita S. Galli vetustissima, und einer Wetti-Bearbeitung des Stoffes. Eine Versfassung mag er geplant haben, diese wurde aber erst 850 von einem St. Galler M¨onch erstellt. Die Otmar-Vita ¨ ist eine Uberarbeitung einer von Gozbert 830 angefertigten Vorfassung. Zur Einf¨uhrung am Hofe Ludwigs des Frommen 829 diente die Versdichtung De imagine Tetrici: In dem kunst- und anspruchsvollen Text entwickelt W. ausgehend vom Aachener Reiterstandbild Theoderichs in einem Dialog zwischen «Strabus» und seinem inneren Genius «scintilla» ein Programm von falscher und richtiger Herrschaft; letztere findet sich nat¨urlich bei den lebenden Repr¨asentanten am Aachener Hof. De cultura hortorum (auch: Hortulus) schließlich, entstanden nach der R¨uckkehr nach Reichenau 838, ist eine Beschreibung von 23 Heilpflanzen aus dem Reichenauer Klostergarten. Dieses erste botanische Werk des MA ist trotz wertvoller Nachrichten u¨ ber Pflanzen, bei denen eigene Erfahrung auf antikes botanisch-medizinisches Wissen trifft, doch eher Poesie denn Belehrung und eine formal gegl¨uckte Kombination von Empfindung und Gelehrsamkeit. Die weiteren Schriften W.s sind s¨amtlich in Prosa und dienen der Lehre und Unterweisung: In Fulda erarbeitete er einen Pentateuch-Kommentar als Kurzfassung der Exegese Hrabans, vermutlich zun¨achst nur f¨ur den eigenen Gebrauch. Im wom¨oglich direkten Anschluss verfasste W. die Expositio super psalmos, eine eigenst¨andige Psalmauslegung, die vor allem auf patristischen Psalmkommentaren (Augustin und Cassiodor) fußt. Auch ein (unedierter) Kommentar zu den katholischen Briefen gilt als gesichertes Werk W.s. Die drei u¨ berlieferten Homilien W.s (Homilia in initium evangelii s. Matthaei, De subversione Jerusalem, In festo omnium 95
Walahfrid Strabo sanctorum) beruhen zwar s¨amtlich auf a¨lteren Vorlagen, verdienen aber schon allein deshalb besondere Aufmerksamkeit, da aus ahd. Zeit – neben Hraban und Haimos von Auxerre – kaum Predigten tradiert werden. Das liturgische Handbuch Liber de exordiis et incrementis quarundam in observationes ecclesiasticis rerum schrieb W. auf Bitte des Reichenauer Bibliothekars → Reginbert in Speyer. Es ist eine kurz gehaltene Darstellung und Deutung der liturgischen Abl¨aufe, die auch pragmatische Aspekte ber¨ucksichtigt. De homine et partibus eius schließlich ist eine kleine anatomische Schrift, die auf einem Vortrag Hrabans zum 11. Buch der Etymologiae → Isidors von Sevilla beruht. Von Interesse sind hierbei vor allem die ins¨ gesamt 63 ahd. Ubersetzungen lat. Bezeichnungen f¨ur die K¨orperteile. Eine Briefmustersammlung f¨ur den stilistischen Unterricht, die 27 Briefe mit echter Korrespondenz (u. a. an Lothar I.) enth¨alt, und eine selbst verfasste Metriklehre vervollst¨andigen W.s u¨ berlieferte Werke. Falsche Zuschreibungen sind die Expositio in IV evangelia (PL 114 [1879] Sp. 861–916) und die Glossa ordinaria (PL 113 [1879] Sp. 841–1080 und PL 114 [1879] Sp. 9–752). Zwei Herausgaben von W. sind belegt, so verantwortete er vermutlich kurz nach 840 eine Ausgabe von → Einhards Vita Caroli Magni und von → Thegans Gesta Hludowici imperatoris. Neben Einf¨uhrung ei¨ ner neuen Gliederung und von Uberschriften versah er die Texte mit Prologen. Einen Einblick in die sich wandelnden Interessen und die Entwicklung der Handschrift eines bedeutenden dt. Gelehrten und Dichters des 9. Jh. gew¨ahrt W.s Vademecum. Diese Sammelhandschrift, von W. bereits in fr¨uher Jugend angelegt, enth¨alt meist autographe Texte zu unterschiedlichen Disziplinen, etwa Beobachtungen zur Grammatik, Metrik, Medizin oder historischen Ereignissen. Dt. Glossen und ein volkssprachiges Merkversgedicht sind auch enthalten. Dem sp¨ateren MA ist W. nicht als Dichter sondern als Hagiograph und Exeget in Erinnerung geblieben. Die Tradierung seiner poetischen Werke beschr¨ankt sich auf den Bodenseeraum. Erst die Humanisten rezipierten wieder W.s Dichtungen und vor allem dessen Liber de cultura hortorum, der bereits 1463 von Hartmann Schedel abgeschrieben und 1510 erstmals in den Druck gelangte und bis 1604 oftmals aufgelegt wurde, bevor das Interesse an W. wieder nachließ. 96
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Walahfrid Strabo ¨ Uberlieferung: Carmina (weltliche und geistliche Gedichte): St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 869 (Ende 9. Jh.). – Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, cod. Reg. lat. 469 (aus Fulda, zweites Drittel 9. Jh.). – Zur Streu¨uberl. vgl. MGH Poetae 2 (1884) S. 259–423. Visio Wettini: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 869 (Ende 9. Jh.). – Ebd., Cod. 573 (9./10. Jh.). – Valenciennes, Bibl. Municipale, Ms. 393 (9. Jh.). – Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 356 (10. Jh.). – Oxford, Bodleian Library, MS Laud misc. 410 (11. Jh.). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 18628 (11./12. Jh.). – Br¨ussel, Bibl. Royale, ms. ¨ 10615–10729 (12. Jh.). – Zur sp¨ateren Uberl. vgl.: MGH Poetae 2 (1884) S. 263–265 und David A. Traill 1974 (s. Ausg.) S. 19–22. De vita et fine Mammae monachi: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 869 (Ende 9. Jh.). – Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, cod. Reg. lat. 469 (zweites Drittel 9. Jh.). – Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat 5351 (11. Jh.). De beati Blaithmaic vita et fine: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 869 (9. Jh.). – Ebd., Cod. 899 (9./10. Jh.). Vita S. Galli: 55 Hss. Vgl. MGH SS rer. Merov. 4 (1902) S. 242–246, 778; ebd. 7 (1919/20) S. 843 f. und Walter Berschin, 1987 (a. a. O.) S. 63. Vita S. Otmari: Um 50 Hss. Vgl. Johannes Duft, 1959 (s. Ausg.) S. 82 f. – Walter Berschin, 1991 (a. a. O.) S. 281, Anm. 433. De imagine Tetrici: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 869 (Ende 9. Jh.). De cultura hortorum: Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 469 (zweites Drittel 9. Jh.). – Ebd., cod. Pal. lat. 1519 (10. Jh.); nur V. 1–340. – Leipzig UB, Cod. Rep. l n. 53 (zweites Drittel 10. Jh.). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 666 (1463; Hartmann Schedels Abschr. des Leipziger Cod.) – Augsburg, SB und StB, 2° cod. 133 (1479). Pentateuch-Kommentar: Vgl. Paul Lehmann, 1928 (a. a. O.) S. 116–123 und VL2 10 (1999) Sp. 586 f. Expositio super psalmos: Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. 1979 (Mitte 9. Jh.). – Z¨urich, ZB, cod. Car. C 30 (9. Jh.). – Karlsruhe, LB, Cod. Aug. CXCII (10. Jh.); Ps 1–77. – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 167 (10. Jh.); Ps 1–76. – Ebd., Cod. 317 (9. Jh.); Ps 1–76. – Ebd., Cod. 313 (11. Jh.); Ps 77–150. Homilien: Zahlreiche Handschriften, gemeinsame und Einzel¨uberlieferung; vgl. VL2 10 (1999) Sp. 588. 97
1. H¨alfte 9. Jh. Liber de exordiis et incrementis quarundam in ob¨ servationes ecclesiasticis rerum: Vollst¨andige Uberl.: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 446 (drittes Drittel 9. Jh.). – Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. ¨ 1146 (11. Jh.). – Wien, ONB, cod. 914 (11. Jh.). ¨ Zur fragmentarischen Uberl. vgl. VL2 10 (1999) Sp. 589 f. De homine et partibus eius: Vgl. Georg Baesecke, 1921 (s. Ausg.) S. 242–244. Briefmustersammlung: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 550 (9. Jh.). Metriklehre: Vgl. Bernhard Bischoff 1967 (a. a. O.) S. 45 f., Anm. 30. W.s Vademecum: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 878. Unediert, zum Inhalt vgl. Bernhard Bischoff 1967 (a. a. O.) S. 38–41. ¨ Einhard- und Thegan-Ausgaben: Zur Uberl. und zu den Ausg. vgl. Oswald Holder-Egger: Zur ¨ Uberl. v. Einhards Vita Karoli Magni. In: Neues Arch. der Ges. f¨ur a¨ ltere dt. Geschichtskunde 37 (1912) S. 393–414. – Ernst Tremp: Stud. zu den Gesta Hludowici imperatoris des Trierer Chorbischofs Thegan. Hannover 1988 (Schr. der MGH 32) S. 150–168. Ausgaben: Carmina (weltliche und geistliche Gedichte): MGH Poetae 2 (1884) 259–423. – Ebd. 4 (1899) 1079. – Guido Maria Dreves: AH 50 (1907) S. 167–179 (geistliche Gedichte, einerseits unvollst¨andig, andererseits auch Unechtes enthaltend). Visio Wettini: MGH Poetae 2 (1884) S. 301–333. – David A. Traill: W.s S. Visio Wettini. Text, translation and commentary (Lat. Sprache des MA 2). Bern u. a. 1974. – Hermann Knittel: Visio Wettini. Die Vision Wettis. Lat.-dt. (Reichenauer Texte und Bilder 12). Sigmaringen 1986, 2., erw. Aufl. Heidelberg 2004, 32009. De vita et fine Mammae monachi: PL 114 (1879) Sp. 1047–62. – MGH Poetae 2 (1884) S. 275–296. De beati Blaithmaic vita et fine: PL 114 (1879) Sp. 1043–46. – MGH Poetae 2 (1884) S. 297–301. Vita S. Galli: PL 114 (1879) Sp. 975–1030. – Robert Thuli: Walahfridi Vita beati Galli. St. Gallen 1890 (Mitth. zur vaterl¨andischen Gesch. 24) S. 1–73. – Gerold Meyer von Knonau: Vita et miracula S. Galli. Vita et miracula S. Otmari (St. Gallsche Geschichtsquellen 1). St. Gallen 1890. – MGH SS rer. Merov. 4 (1902) S. 280–337. – Mechthild P¨ornbacher: W. S. Zwei Legenden. Lat./dt. (Reichenauer Texte und Bilder 7). Sigmaringen 1997. 98
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1. H¨alfte 9. Jh. Vita S. Otmari: MGH SS 2 (1829) S. 41–47. – PL 114 (1879) Sp. 1031–1042. – Gerold Meyer v. Knonau, 1890 (wie Vita S. Galli). – Johannes Duft: Sankt Otmar. Die Quellen zu seinem Leben. Lat. und dt. Z¨urich 1959 (Teilausg.). – Mechthild P¨ornbacher, 1997 (wie Vita S. Galli). De imagine Tetrici: MGH poetae 2 (1884) S. 370–378. – Michael W. Herren: The ‹De imagine Tetrici› of W. S. Edition and translation. In: Journal of Medieval Latin 1 (1991) S. 118–119. De cultura hortorum: Drucke: u. a. Wien 1510; N¨urnberg 1512; Freiburg 1530. (Faks. des Wiener Druckes: Karl Sudhoff u. a.: Des W. v. der Reichenau Hortulus Gedichte u¨ ber die Kr¨auter seines Klostergartens vom Jahre 827. Wiedergabe des 1. Wiener Druckes vom Jahre 1510. M¨unchen 1926 [Mu¨ nchener Beitr. zur Gesch. und Lit. der Naturwiss. und Medizin. Sonderheft 1], 21974). – MGH Poetae 2 (1884) S. 335–350. – Hans-Dieter Stoffler: Der Hortulus des W. S. Aus dem Kr¨autergarten des Klosters Reichenau. Lat./dt. 1978 u. o¨ . – Otto Sch¨onberger: W. S. De cultura hortorum (Hortu¨ lus). Uber den Gartenbau. Lat./dt. Stuttgart 2002. – Walter Berschin: W. S. De cultura hortorum (Hortulus). Das Gedicht vom Gartenbau. Lat./dt. Mit Pflanzenbildern v. Claudia Erbar und einem Beitr. ‹Ein G¨artchen nach Maß› v. Wolfgang Fels (Reichenauer Texte und Bilder 13). Heidelberg 2007. 2 2010. Pentateuch-Kommentar: PL 114 (1879) Sp. 795–850 (‹In Leviticum›). – MGH Ep. (sel.) 5 (1952) S. 515 f. (Vorreden zu «In Exodum» und «In Leviticum». Expositio super psalmos: PL 114 (1879) Sp. 752–794 ¨ (Psalm 1–20). – Alf Onnerfors, 1973 (a. a. O.) (Psalm 21, 23, 33). Homilien: PL 114 (1879) Sp. 849–862 («Homilia in initium evangelii s. Matthaei»). – PL 114 (1879) Sp. 965–974 («De subversione Jerusalem»). – PL 39 (1865) Sp. 2135–2137; PL 94 (1862) Sp. 450–452 («In festo omnium sanctorum»). Liber de exordiis et incrementis quarundam in observationes ecclesiasticis rerum: Alois Kn¨opfler: W. S.s Liber de exordiis [...]. M¨unchen 1890. – MGH Capit. 2 (1890–97) S. 471–516, 541. – Alice L. HartingCorrea: W. S.s Libellus de exordiis [...]. A translation and liturgical commentary (Mlat. Stud. und Texte 19). Leiden u. a. 1996. De homine et partibus eius: Melchior Goldast: Alamannicarum rerum scriptores aliquot vetusti 2. Frankfurt/M. 1606, S. 189 f. 99
Walahfrid Strabo Georg Baesecke: Hrabans Isidorglossierung, W. S. und das ahd. Schrifttum. In: ZfdA 58 (1921) S. 241–279, hier S. 264–273. Briefmustersammlung: MGH Formulae Merovingici et Karolini aevi (1882–86) S. 364–377. – MGH Poetae 2 (1884) S. 419 f. (enth¨alt die Verse der Briefslg., sicherlich auch unechte). Metriklehre (Teilausg.): Johann Huemer. Zu Strabo. In: Neues Arch. der Ges. f¨ur a¨ltere dt. Geschichtskunde 10 (1885) S. 166–169. Literatur: Wilhelm Wattenbach, ADB 40 (1896) S. 639 f. – Manitius 1 (1911) 302–311. – Brunh¨olzl 1 (1975) S. 345–358, 557–559. – Karl Bosl, BWG 3 (1975) Sp. 3017 f. – De Boor/ Newald 1 (91979) S. 43 f. – Manfred Haubrichs, KNLL 17 (1992) S. 350–353 (‹De cultura hortorum›, ‹De imagine Tetrici›, ‹Liber de exordiis›, ‹Visio Wettini›). – Anette Syndikus, Killy 12 (1992) S. 108 f. – Benedikt Vollmann, Dict. Spir. 16 (1994) Sp. 1291–1299. – G¨unter Bernt, LexMA 8 (1997) Sp. 1937–1939. – Metzler Lit. Chronik (1998) S. 4 (‹Liber de cultura hortorum›). – Klaus-Gunther Wesseling, BBKL 13 (1998) Sp. 169–176. – Karl Langosch/Benedikt Konrad Vollmann, VL2 10 (1999) Sp. 584–603. – Walter Berschin, LThK3 10 (2001) Sp. 946 f. – Schmidt, Quellenlex. 32 (2002) 189. – W. Berschin, RGG4 8 (2005) Sp. 1270. – Friedrich v. Bezold: Kaiserin Judith und ihr Dichter Walahfrid Strabo. In: Hist. Zs. 130 (1924) S. 377–439. – Hermann Sierp: W. S.s Gedicht u¨ ber den Gartenbau. In: Die Kultur der Abtei Reichenau. Erinnerungsschr. zur zw¨olfhundertsten Wiederkehr des Gr¨undungsjahres des Inselklosters 724–1924. Hg. v. Konrad Beyerle. M¨unchen 1925 (Neudr. Aalen 1970) S. 756–772. – Ernst Schr¨oter: W.s Glossierung der biblischen B¨ucher Genesis bis Regum II und der ahd. Tatian (Hermaea 16). Halle 1926. – Konrad Beyerle: Das Briefbuch W. S.s. In: Hist. Aufs¨atze. FS Aloys Schulte. D¨usseldorf 1927, S. 82–89. – Paul Lehmann: Kennen wir die Schriftz¨uge des W. S.? In: Zentralbl. f¨ur Bibliothekswesen 44 (1927) S. 545–550; 45 (1928) S. 116–123. – Alois D¨antl: W. S.s Widmungsgedicht an die Kaiserin Judith und die Theoderichstatue vor der Kaiserpfalz zu Aachen. In: Zs. des Aachener Geschichtsver. 52 (1930) S. 1–38. – Curt Genewein: Des W. S. v. der Reichenau ‹Hortulus› und seine Pflanzen. Ein Beitr. zur Medizingesch. des Fr¨uhMA. Diss. M¨unchen 1947. – Otto Herding: Zum Problem des karolingischen ‹Humanismus› mit besonderer R¨ucksicht auf W. S. In: Studium 100
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1. H¨alfte 9. Jh. S¨uddeutschland. Hg. v. Dorothea Waltz (Lat. Lit. im dt. S¨udwesten 2). Heidelberg 2009, S. 183–198. VZ Usuard (Huswardus) OSB, * Beginn des 9. Jh., † 13.1.(877?). – Verfasste 859/60 ein Martyrologium Usuardi mit Widmungsschreiben an Karl den Kahlen, das seit dem Ende des 13. Jh. zahlreiche dt. Bearbeitungen erfuhr. U., 841/47 erstmals als Benediktinerm¨onch in Saint-Germain-des-Pr´es belegt, verfasste neben einer wohl f¨ur den Schulgebrauch bestimmten Grammatik ein Martyrologium, welches zu dem von dem Kirchenlehrer → Beda geschaffenen Typ der «historischen Martyrologien» z¨ahlt, die nicht nur knappe Daten wie Namen, Begr¨abnis- und Kultorte des Tagesheiligen, sondern auch zus¨atzliche Daten aus der Vita bestimmter Heiliger bieten. Als Quellen benutzte U. neben dem Martyrologium von Lyon und den Martyrologien des Florus von Lyon, des Ado von Vienne und des → Wandalbert von Pr¨um auch zahlreiche Viten und Passionen. U.s Martyrologium fand vor allem u¨ ber die Benediktinerkl¨oster in Hunderten von Handschriften weitere Verbreitung und war Grundlage des seit 1584 als offizielles Martyrologium f¨ur den kirchlichen Gebrauch ausschließlich vorgeschriebenen Martyrologium Romanum. U.s Text wurde mehrfach in dt. Sprache rezipiert, zuerst Ende des 13. Jh. im → Jenaer Martyrologium. Sp¨atere dt. Fassungen sind meist als Erg¨anzungen von Legendaren u¨ berliefert, so als Mit¨uberlieferung in Handschriften der Els¨assischen und S¨udmndl. Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine) oder als eingeschobene Teile wie im Buch von den heiligen M¨agden und Frauen der Zisterzienserin → Regula und in einer Abschrift von Der → Heiligen Leben. Andererseits konnte das Martyrologium auch die Gesamtstruktur der Legendare bestimmen, so z. B. im Druck Utrecht 1480 der S¨udmndl. Legenda aurea und vor allem in Der → Heiligen Leben, Redaktion, wo U.s Prolog und Widmung vorangestellt werden. Die mhd. und mndl. Martyrologien außerhalb der Legendar¨uberlieferung sind noch kaum systematisch erhoben und geordnet, die meisten basieren aber vermutlich mehr oder weniger auf U. ¨ Uberlieferung: Paris, Bibl. Nationale, Cod. lat. 13745 (vielleicht Autograph). – St. Gallen, Stiftsbibl., Codd. 1140 und 1141. – Trier, StB, Cod. 1185/487 4°, 195r–205v (wohl aus Kloster Besse¨ lich, mittelfr¨ankisch). – Wien, ONB, Cod. 15418, 103
Usuard 1r–7v (mndl.). – Nijmegen, Gemeentarchief, Weeshuis cod. 954, 97r–173v (mndl.). – ’s-Gravenhage, Kgl. Bibl., Cod. 78 F 1. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 80.5. Aug. 2°. – Karlsruhe, LB, Cod. Lichtenthal 69. – Mu¨ nchen, UB, 2° cod. ms. 314. – London, British Library, Ms. Add. 20034. – Druck Jan Veldener, Utrecht 1480. – Druck Peter van Oos, Zwolle 1490. – M¨unchen, BSB, Cgm 535, 2r. Ausgaben: PL 123; 124. – Josep Maria Casas Homs: Una gram`atica in`edita d’U. In: Analecta Montserratensia 10 (1964) S. 77–129. – Jacques Dubois: Le martyrologe d’U. Texte et Commentaire (Subsidia hagiographica 40). Br¨ussel 1965. Literatur: Brunh¨olzl 2 (1992) S. 116 f., 573 f. – Jan Prelog, LexMA 8 (1997) Sp. 1342 f. – Dictionnaire encyclop´edique du Moyen Age 2 (1997) S. 1558. – Konrad Kunze, VL2 10 (1999) Sp. 141. – Jean-Loup Lemaˆıtre: U. In: Encyclopedia of the ¨ Middle Ages. Tl. 2 (2000) S. 1490. – Ute Onnerfors, BBKL 20 (2002) Sp. 1483 f. – Henri Quentin: Les martyrologes historiques du moyen-ˆage. Paris 1908 (Nachdr. Aalen 1969). – Dubois (s. Ausg.). – Karl Firsching: Die dt. Bearb. der Kilianslegende (Quellen und Forschungen zur Gesch. des Bistums und Hochstifts Wu¨ rzburg 26). W¨urzburg 1973, S. 41, 94. – J. Dubois: Les martyrologes du moyen-ˆage latin. Turnhout 1978. – K. Kunze: Die Legende der hl. Maria Aegyptiaca. Ein ¨ Beispiel hagiographischer Uberl. in 16 unedierten dt., ndl. und lat. Fassungen (TspMA 28). Berlin 1978, S. 104–117. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ¨ ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20.) T¨ubingen 1986 (Reg.). – J. Dubois: Martyrologes d’U. au Martyrologe Romain [...]. Abbeville 1990. – Ders./J.-L. Lemaitre: Sources et m´ethodes de l’hagiographie m´edi´evale. Paris 1993, S. 103–134. – Eef A. Overgaauw: Martyrologes manuscrits des anciens dioc`eses d’Utrecht et de Li`ege. Etude sur le d´eveloppement et la diffusion du Martyrologe d’U. Zwei Bde. Hilversum 1993. – Janet Loughland Nelson: The Franks, the martyrology of U., and the Martyrs of Cordoba. In: Rulers and Ruling Families in Early Medieval Europe. Hg. v. J. L. Nelson. Ashgate 1999, Kap. VIII, S. 67–80. SF Merseburger Gebetbruchstuck. ¨ Fragmentarische lat. u. ahd.-¨ubersetzende Aufzeichnung des Messgebets «Unde et memores», das der Priester nach der Elevation des Kelches (Wandlung) spricht. 104
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Iso von St. Gallen ¨ Uberlieferung: Merseburg, Domstiftsbibl., Cod. 136, 53r (Perg., sp¨ates 9. Jh.). ¨ Ausgaben: Jacob Grimm: Uber zwei entdeckte Gedichte aus der Zeit des dt. Heldentums (Abh. der Berliner Akad., Phil.-hist. Kl.). Berlin 1842. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Bd. 2: Abh. zur Mythologie und Sittenkunde. Berlin 1865, S. 28. – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) Bd. 2, S. 42. – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Zu¨ rich 1971) S. 402 (Nr. LXXXIV). – H¨aussling (s. Lit.) S. 2. Literatur: Achim Masser, VL2 6 (1987) Sp. 409 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.). – ¨ Hermann Pongs: Das Hildebrandslied. Uberl. und Lautstand im Rahmen der ahd. Lit. Diss. Marburg 1913, S. 199. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 402. – Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erkl¨arung der r¨omischen Messe. 2 Bde., Freiburg/Br. u. a. 51962 (Nachdr. Bonn 2003), Bd. 2, S. 271–281. – Angelus H¨aussling: Das Missale dt. Materialien zur Rezeptionsgesch. der lat. Meßliturgie im dt. Sprachgebiet bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Mu¨ nster 1984, S. 2. BJ Wurzburger ¨ Beichte. – Formular zur Gewissenserforschung bei einer Beichte, Mitte 9. Jh. Die wohl f¨ur einen kl¨osterlichen Benutzerkreis bestimmte W. B. geh¨ort keiner der Gruppen u¨ berlieferter Beichttexte an (vgl. u. a. → Fuldaer Beichte, → Lorscher Beichte); sie gilt vielmehr als ei¨ genst¨andige Ubersetzung einer lat. Beichtformel. ¨ Uberlieferung W¨urzburg, UB, M. p. th. f. 24, 1r-v (Perg., W¨urzburg, zweites Drittel 9. Jh., ostfr¨ankisch). Ausgaben: H. F. Maßmann (Hg.): Die dt. Abschw¨orungs-, Glaubens-, Beicht- und Betformeln vom achten bis zum zw¨olften Jh. (Bibl.dt.Nat.-Lit. I, 7) Quedlinburg/Leipzig 1839 (Nachdr. Hildesheim 1969) Nr. 31. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 245 f. (Nr. LXXVI). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Zu¨ rich 1971) S. 316 f. (Nr. XLIV). 105
2. H¨alfte 9. Jh. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 319–321. – Hans Eggers: Beichtformel. In RL2 1 (1958) Sp. 141–144. – Achim Masser, VL2 10 (1999) Sp. 1453 f. – Mu¨ hlenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 392–394. – Johann Kelle: Gesch. der Dt. Litteratur v. der a¨ltesten Zeit bis zur Mitte des elften Jh. [Bd. 1]. Berlin 1892, S. 134 f. – Rudolf Koegel: Gesch. der dt. Lit. bis zum Ausgange des MA. Bd. 1, Tl. 2. Straßburg 21897, S. 535–537. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Diss. Berlin 1912, S. 58–60. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 317 f. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB 49 (1925) S. 268–355. – Josef Hofmann: Zur W¨urzburger Beicht. In: PBB (Halle) 76 (1955) 534–552. – Hans Eggers: Die altdt. Beichten. In: ebd. 77 (1955) 89–123; 80 (1958) 372–403; 81 (1959) 78–122. – Werner Schr¨oder: Vom ‹Rheinauer Paulus› zur ‹Millst¨atter S¨undenklage›. Aspekte der Poetisierung volkssprachiger kirchlicher Gebrauchstexte im fr¨uhen 12. Jh. (Akad. der Wiss. Mainz, Geistes- und Sozialwiss. Kl., Jg. 1986, Nr. 3) 1986, S. 39–44. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 250. – Gerhard K¨obler: Slg. altniederfr¨ankischer Tradition – Texte / Slg. altniederfr¨ankischer Tradition – Glosen (Arbeiten zur Rechts- und Sprachwiss. 33/34). Gießen-Lahn 2003, S. 211–213 (mit Abdruck). BJ Iso von St. Gallen, * um 830 im Thurgau, † 14.5.871 Abtei Mu¨ nster-Granfelden (MoutierGrandval/Jura). – M¨onch und Lehrer zu St. Gallen; Verfasser eines hagiographischen Werks u¨ ber den hl. Otmar. I., einem freien Thurgauer Geschlecht entstammend, trat schon als Kind ins Kloster St. Gallen ein. Er ist als Urkundenschreiber 852–68 bezeugt und war Lehrer der inneren, sp¨ater auch Vorsteher der a¨ußeren (Kloster-)Schule der Abtei St. Gallen; er unterrichtete u. a. → Notker (I.) Balbulus, dem er f¨ur die Sequenzdichtung die «Isonische Regel» (d. h. auf jeden Melodieton entf¨allt eine Silbe) auftrug. Auch Bischof → Salomo III. von Konstanz, → Tuotilo und → Ratpert geh¨orten zu I.s Sch¨ulern. Sp¨ater wirkte I. als Lehrer und Arzt in der Abtei M¨unster-Granfelden (Burgund), wo er 871 starb. 106
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2. H¨alfte 9. Jh. Er verfasste die zwei B¨ucher umfassende Relatio de miraculis Otmari, in denen die Reliquientranslationen des Klosterheiligen Otmar (gest. 759) 864 in das St.-Gallus-Mu¨ nster und 867 in die St.Otmar-Kirche sowie damit einhergehende Wunder geschildert werden, denen I. als Augenzeuge beiwohnte. I. sah sein Werk in der Nachfolge von → Walahfrids Fassung der Otmar-Vita Gozberts. Um 1430 u¨ bersetzte Friedrich → K¨olner die Relatio I.s gemeinsam mit der Otmar-Vita Walahfrids. Ungesichert ist die I. von Melchior Goldast (vgl. Homburger [s. Lit.]) zugeschriebene Verfasserschaft von Prudentiusglossen. ¨ Uberlieferung: Zahlreiche Hss. des 9.–12. Jh.; verzeichnet bei Duft 1959 (s. Lit.) S. 83 f. Ausgaben: MGH SS 2 (1829) S. 47–54. – Gerold Meyer v. Knonau: St. Gallische Geschichtsquellen 1. In: Mitt. zur vaterl¨andischen Gesch. 12 (1870) ¨ S. 114–139. – Altere Ausg. verzeichnet bei Duft 1959 (s. Lit.) S. 84–86. Literatur: G. Meyer v. Knonau, ADB 14 (1881) S. 637. – Johannes Duft, NDB 10 (1974) S. 198 (Lit.). – Franz Josef Worstbrock, VL2 4 (1983) Sp. 425–427. – Reinhard Tenberg, BBKL 2 (1990) Sp. 1387 f. – Werner Vogler, LThK3 5 (1996) Sp. 634 f. – G. Meyer v. Knonau: Continuatio Casuum sancti Galli. In: Mitt. zur vaterl¨andischen Gesch. 15/16 (1877) S. 484. – Ludwig Traube: Computus Helperici. In: Neues Arch. der Ges. f¨ur a¨ltere dt. Geschichtskunde 18 (1893) S. 71–105, hier S. 96 f. – James Midgley Clark: The Abbey of St. Gall as a centre of literature and art. Cambridge 1926, S. 317. – Wolfram v. den Steinen: Notker der Dichter und seine geistige Welt. Darstellungsbd. Bern 1948, S. 40, 156–159, 521 f., 534 f. u. o¨ . – Otto Scheiwiller: Der selige I. In: Die Ostschweiz 78 (1951) S. 222–225. – J. Duft: St. Otmar. Die Quellen zu seinem Leben (Bibl. Sangallensis 4). Z¨urich u. a. 1959, S. 15–17. – Ders.: St. Otmar in Kult und Kunst. St. Gallen 1966. – Ders.: Die Bibel v. Moutier-Grandval. Bern 1972. – Hans Frieder Haefele (Hg.): Ekkehard IV. St. Galler Klostergesch. (Ausgew¨ahlte Quellen zur dt. Gesch. des MA 10). Darmstadt 31991, passim. – Zu den Prudentiusglossen: Otto Homburger: Die illustrierten Hss. der Burgerbibl. Bern. Bern 1962, S. 138. – Pierre Courcelle: La Consolation de Philosophie dans la tradition litt´eraire. Paris 1967, S. 264–267. – G¨unter Glauche: Schullekt¨ure im MA (Mu¨ nchener Beitr. zur Medi¨avistik und Renaissanceforschung 5). Mu¨ nchen 1970, S. 60. SF 107
Otfrid von Weißenburg Otfrid von Weißenburg OSB, * um 800, † um 870 Weißenburg/Nordelsass. – M¨onch, Theologe, Lehrer, Verfasser des Evangelienbuchs (EB). O. ist der erste Dichter in dt. Sprache, dessen Name u¨ berliefert ist und der sich namentlich zu seinem Werk bekannt hat. Er wurde vermutlich um 807 in das Kloster Weißenburg in der Di¨ozese Speyer als «puer oblatus» aufgenommen. Dort erhielt er eine gr¨undliche Ausbildung (seine Schrift weist ihn als Sch¨uler des Weißenburger Skriptoriums aus) und wurde gegen 830 zum Priester geweiht. Es folgte wahrscheinlich ein Studienaufenthalt in Fulda bei Abt → Hrabanus Maurus, als dessen Sch¨uler er sich bekannt hat. Auch → Walahfrid Strabo war Sch¨uler Hrabanus’, ein gemeinsames Studium der beiden Gelehrten ist aber unwahrscheinlich. Ungef¨ahr seit 847 war W. wieder in Weißenburg, vielleicht nach einer vorherigen T¨atigkeit in der Hofkapelle des ostfr¨ankischen K¨onigs Ludwigs des Deutschen. O. weist sich auch als Sch¨uler Bischofs Salomo I. von Konstanz aus und h¨atte diesen am Hofe Ludwigs kennengelernt haben k¨onnen. Auch der Tonfall der Widmung an Ludwig in O.s EB unterst¨utzt die Annahme einer T¨atigkeit O.s in der «Capella regis». In Weißenburg wirkte er in der Bibliothek und im Skriptorium. W¨ahrend O.s Schaffenszeit wuchs der Weissenburger Bibliotheksbestand betr¨achtlich, sowohl durch eigene Schreibt¨atigkeit als auch durch den Neuerwerb von Codices etwa aus Fulda oder Mainz. Auch war O. Leiter der Schule (presbyter/magister). Er lehrte u. a. Grammatik, was eine von ihm und einem Sch¨uler angelegte Handschrift des lat. Grammatikers Priscian illustriert, die O. mit mehreren tausend lat. und u¨ ber 150 ahd. Worterkl¨arungen glossierte (Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 50 Weiss.; weniger stark mit dt. Glossen versehen ist eine Prudentius-Handschrift, ebd. Cod. 70 Weiss). Der Schwerpunkt von O.s Lehren, Forschen und Schreiben war aber die Theologie, die allegorische Auslegung und Kommentierung biblischer Texte. Unter seiner Leitung wurde in Weissenburg die Kommentierung des gesamten Bibeltextes in Angriff genommen: Autographe Rahmenkommentare sind zu Jesaja (Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Weiss. 33), Jeremia (ebd. 32), den kleineren Propheten (ebd. 36), den Evangelien (ebd. 26), zur Apostelgeschichte, den Episteln und der Offenbarung (ebd. 59) erhalten. In der Regel steht der Bibeltext in der Mitte, die Kommentare finden 108
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Otfrid von Weißenburg sich in kleinerer Schrift links und rechts. Besonders reich und mit besonders sorgf¨altiger Schrift sind die Evangelien glossiert. Hierbei steht O. fest in der exegetischen Tradition. Quellen sind neben der patristischen Basisliteratur Ercanbert von Fulda, → Alkuin, Beda Venerabilis, Hilarius oder Hrabanus. Er muss also weniger als Verfasser von Kommentaren gelten: Vielmehr hat er die exegetische Literatur sorgf¨altig studiert, selektiert und adaptiert. F¨ur die Kommentierung des Matth¨ausEvangeliums hat O. offensichtlich am meisten Zeit investiert. Das Streben O.s nach einem tieferen Verst¨andnis der Evangelien d¨urfte auch ein Anstoß f¨ur O.s dt. Bibelepos, das EB, gewesen sein. Anhand der Widmungen und Danksagungen muss es nach der Inthronisation Erzbischofs Liutberts I. von Mainz 863 und vor dem Tode Bischofs Salomos I. 871 vollendet worden sein. Es wird von einem Widmungsgedicht an Ludwig den Deutschen er¨offnet, gefolgt von einem Approbationsschreiben an Liutbert und einem Dedikationsgedicht an Salomo. Beschlossen wird der Text von einer Widmung, gleichfalls in Versen, an die St. Galler M¨onche Hartmut und Werinbert, die O. in Fulda kennengelernt hatte. Die Dedikationen folgen einer hierarchischen Ordnung, von literar- und sprachhistorischem Interesse ist hierbei vor allem der Brief an Liutbert: O. erl¨autert in ihm die Mo¨ glichkeiten und Beschr¨ankungen des Deutschen als Schriftsprache und setzt sie vergleichend in Bezug zum Lateinischen und Griechischen. Er beklagt dabei das Fehlen einer geregelten Orthographie und einer systematischen Grammatik. Gleichwohl ist es O.s uneingeschr¨anktes Verdienst, f¨ur das schriftferne Fr¨ankisch eine konsistente Schreibung eingef¨uhrt zu haben, die er in mehreren tausend Versen konsequent durchh¨alt. Als ein Ziel seines EB weist O. die Verdr¨angung volkssprachlicher heidnischer Dichtung aus. Er will theologisch ausgerichtete und formal anspruchsvolle Literatur in dt. Sprache erschaffen. Eine seelsorgerische Absicht besteht ebenso wie ein Bildungsauftrag. Das Verwenden der fr¨ankischen Sprache f¨ur die Erz¨ahlung des w¨urdigsten Erz¨ahlstoffes wertet dabei das fr¨ankische Volk selbst auf. O. ist von der Gleichwertigkeit der Franken mit den alten V¨olkern u¨ berzeugt, durch die Annahme des Christlichen Glaubens sind die Franken moralisch sogar den Griechen und R¨omern u¨ berlegen. Das EB ist so auch ein patriotisches Programm und d¨urfte auch Ludwig dem 109
2. H¨alfte 9. Jh. Deutschen, bem¨uht um fr¨ankische Einheit, in das politische Konzept der F¨orderung fr¨ankischer Nationalkultur gepasst haben. Ob Ludwig aber der direkte Auftraggeber war, ist umstritten. Im s¨achsischen Sprachraum war mit dem → Heliand schon ein a¨ hnliches Werk entstanden, das EB ist aber als Evangelienharmonie nur bedingt diesem vergleichbar. Zwar wird das Leben Christi unter Heranziehung aller vier Evangelien nacherz¨ahlt, doch geht O. weniger kompiliered vor und folgt u¨ ber l¨angere Strecken jeweils einem Evangelisten mit einer Pr¨aferenz f¨ur Johannes. Dass in Fulda eine ¨ wom¨oglich von Hrabanus initiierte dt. Ubersetzung der lat. Fassung der Tatian-Harmonie, Vorbild f¨ur den Heliand, erarbeitet wurde, d¨urfte O. bekannt gewesen sein. Tatian stellt aber keinen direkte Quelle dar (ob O. der Heliand bekannt war, ist hingegen fraglich). Neben der reinen Nacherz¨ahlung des Lebens Jesu setzt O. neue Akzente und begleitet seine Erz¨ahlung in der Tradition der sp¨atantiken Bibeldichtung dabei stets mit Auslegung und wendet hierf¨ur auch die Schriftallegorese an. Zwischen die Erz¨ahlabschnitte schiebt O. immer wieder auslegende Abschnitte ein. Eine direkte Quelle f¨ur O.s Schriftauslegung im EB ist nicht auszumachen, wohl aber kann er sich auf die Erfahrung seiner eigenen Evangelienkommentierung st¨utzen und damit vor allem auf Beda und Alkuin. Das EB umfasst 7104 Langzeilen und 140 Kapitel in f¨unf B¨uchern gem¨aß der f¨unf Sinne, deren erstes Geburt und Jugend behandelt, das zweite die Berufung der J¨unger und die beginnende Lehre, das dritte die Gleichnisse und Wunder, das vierte die Passion und schließlich das f¨unfte Auferstehung, Himmelfahrt und J¨ungstes Gericht. Jedes der B¨ucher unterteilt sich in mehrere Abschnitte, die ¨ mit lat. Uberschriften bezeichnet sind. Bedeutende formale Neuerung im Gegensatz zum Germanischen Stabreimvers ist der O.-Vers: Zwei Kurzverse mit vier Hebungen, alternierendem Rhythmus und Reim an den Enden von An- und Abvers ergeben eine Langzeile. Ob O. der erste Verwender von Endreimen im dt. Sprachraum war, ist unwahrscheinlich. Das kurze bair. → Petruslied ist auch endgereimt und k¨onnte a¨ lter sein. Eine autochthone Entwicklung ist g¨anzlich auszuschließen und vielmehr sind der lat. Hymnenvers und die ambrosianische Strophe als Vorbilder anzunehmen. Wohl aber ist die erstmalige Durchf¨uhrung des Endreims u¨ ber tausende von Versen unfraglich O.s Verdienst und f¨ur kleinere ahd. Reimgedichte 110
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2. H¨alfte 9. Jh. k¨onnte das EB vorbildlich gewesen sein ohne dabei eine literarische Tradition zu begr¨unden. Das EB wird von drei vollst¨andig erhaltenen Handschriften und einem Fragment u¨ berliefert. Der Wiener Codex (V) ist O.s Handexemplar mit eigenh¨andigen Korrekturen, von dem die u¨ brigen Codices abstammen. Auch die Heidelberger Handschrift (P) ist in Weißenburg entstanden aber ohne Mitwirkung O.s. Die Freisinger Handschrift (F) ist eine Auftragsabschrift (in bair. Sprache und ohne Widmungen) Bischofs Waldos, des Großneffen Salomos I. Zeuge der Rezeption des EB bis ins sp¨ate 10. Jh. ist der fragmentarisch u¨ berlieferte Codex D, wie V und P rheinfr¨ankisch. Danach bricht die Rezeption ab, und erst im 16. Jh. wird O. und sein EB wiederentdeckt von den volksgeschichtlich interessierten rheinischen Reformatoren wie Johannes Trithemius und lutherischen Reformatoren wie Matthias Flacius. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2687 (V), 194 Bl. (Perg., Weißenburg letztes Drittel 9. Jh., lat.-dt.). – Heidelberg, UB, Cod. Pal. lat. 52 (P), 1r–191v, 200r (Perg., Weißenburg um 870). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm. 14 (F), 125 Bl., 1r–125r (Perg., Freising, 902–906, bair.). – Codex discissus (D) (Perg., Fulda, um 975, su¨ drheinfr¨ankisch mit lat. Vorrede). – Fragmente: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 131.1 Extravagantes, vier Doppelbll. – Bonn, UB, Cod. S 499, drei beschnittene Doppelbll. – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgq 504 (fr¨uher Berlin, SBB, mgq 504), f¨unf Doppelbll. und f¨unf halbe Bll., beschnitten. Ausgaben: Eberhard Gottlieb Graff: Krist. Das a¨lteste, von O. im neunten Jh. verfaßte hochdt. Gedicht. Nach den drei gleichzeitigen, zu Wien, Mu¨ nchen und Heidelberg befindlichen Hss. mit einem Facs. aus jeder der drei Hss. K¨onigsberg 1831. – Johann Kelle: O.s v. W. EB. 3 Bde. Regensburg 1856–81. 1: Text und Einleitung. 2: Die Formen- und Lautlehre O.s. 3: Glossar der Sprache O.s. (Neudr. Aalen 1963) (Nach V) – Paul Piper: O.s EB. 2 Bde.: 1: Einleitung und Text. Paderborn 1878. Freiburg i. Br. 21882. 2: Glossar und Abriß der Grammatik (Bibl. der a¨ltesten dt. Literaturdenkm¨aler 9). Freiburg i. Br. 1884. 2 1887 (nach P). – Oskar Erdmann: O.s EB. Textabdruck mit Quellenangaben und Wb. (Germanistische Handbibl. 5). Halle 1882 (nach V). 2. Aufl. besorgt v. Edward Schr¨oder (Slg. germanistischer Hilfsmittel f¨ur den praktischen Studienzweck 1). Halle/Berlin 1934. 3.–6. Aufl. besorgt v. Ludwig 111
Otfrid von Weißenburg Wolff (ATB 49). T¨ubingen 1957–73. – O. v. W. EB. Auswahl. Ahd./Nhd. Hg., u¨ bers. und komm. v. Gisela Vollmann-Profe (RUB 8384). Stuttgart 1987. 22001. 32010. – Karin Pivernetz: O. v. W.: Das ¨ ‹EB› in der Uberl. der Freisinger HS (BSB Mu¨ nchen, cgm. 14). 1: Edition (GAG 671,1). G¨oppingen 2000. – Wolfgang Kleiber unter Mitarb. v. Rita Heuser: O. v. W. EB. Bd. 1: Edition nach dem Wiener Codex 2687. Tl. 1: Text. Tl. 2: Einleitung und Apparat. Tu¨ bingen 2004. Bd. 2: Edition der Heidelberger Hs. P (Codex Pal. Lat. 52) und der Hs. D (Codex Discissus: Bonn, Berlin/Krakau, Wolfenb¨uttel). Tl. 1: Texte. Tu¨ bingen 2006. – Faksimileausgaben: Hans Butzmann. O. v. W. Evangelienharmonie. Vollst. Faks.-Ausg. des Codex Vindobonensis 2687 der o¨ sterr. Nationalbibl. (Codices selecti 30). Graz 1972. – Cinzia Grifoni: Otfridi Wizanburgensis Glossae in Matthaeum (lat. Text mit ital. Einleitung) (CCCM 200). Turnhout 2003. ¨ Ubersetzungen: Georg Rapp: O.s v. W. EB. Stuttgart 1858. – Johann Kelle: Christi Leben und Lehre. Besungen v. O. Prag 1870. – Richard Fromme: O. v. W. EB (frei u¨ bers.) Berlin 1928. – Heiko Hartmann : O. v. W. EB. Aus dem Ahd. u¨ bertragen mit einer Einf., Anm. und einer Ausw.Bibliogr. Herne 2005. Bibliographie: Johann Belkin/Ju¨ rgen Meier: Bibliogr. zu O. v. W. und zur s¨achsischen Bibeldichtung (Heiland und Genesis) (Bibliogr.n zur dt. Lit. des MA 7). Berlin 1975, S. 5–59. Literatur: Ehrismann 1 (21932) 178–203. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 73–80. – Werner Schr¨oder, VL2 7 (1989) Sp. 172–193. – Ulrich Ernst, LexMA 6 (1993) Sp. 1557–1559. – Ulrich Ernst, LexMA 6 (1993) Sp. 1557–1559. – Wolfgang Haubrichs, TRE 25 (1995) S. 541–544. – Gisela Vollmann-Profe, Killy2 9 (2010) S. 24–29. – Karl ¨ Lachmann: Uber ahd. Betonung und Verskunst (1832); Otfrid (1836). Beide in: Kleinere Schr. zur dt. Philologie 1. Hg. v. Karl Mu¨ llenhoff. Berlin 1876 (Nachdr. 1969) S. 358–406, 449–460. – Oskar Erdmann: Unters. u¨ ber die Syntax der Sprache O.s. 2 Bde. Halle 1874/76. Nachdr. Hildesheim ¨ 1973. – Theodor Ingenbleek: Uber den Einfluß des Reimes auf die Sprache O.s. Besonders in Bezug auf Laut- und Formenlehre. Straßburg 1880 (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. ¨ der germ. V¨olker 37). – Wilhelm Willmanns: Uber O.s Vers- und Wortbetonung. In: ZfdA 27 (1883) S. 105–135. – Georg Loeck: Die Homiliensammlung des Paulus Diakonus, die unmittelbare Vor112
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Otfrid von Weißenburg lage des otfridischen EBs. Diss. Kiel 1890. – Johann Kelle: Gesch. der dt. Litt. v. der a¨ ltesten Zeit bis zur Mitte des elften Jh. Bd. 1. Berlin 1892, S. 150–174. – Anton E. Sch¨onbach: Otfridstud. 1–4. In: ZfdA 38 (1894) S. 209–217, 336–361; 39 (1895) S. 57–124, 369–423; 40 (1896) S. 103–123. – Rudolf Koegel: Gesch. der dt. Lit. bis zum Ausgang des MA. Bd. 1, Tl. 2. Straßburg 1897, S. 1–78. – Alfred Lebrecht Plumhoff: Beitr. zu den Quellen Otfrids. In: ZfdPh 31 (1899) S. 464–496; 32 (1900) S. 12–35. – Rudolf Kappe: Hiatus und Synaloephe bei O. In: ZfdPh 41 (1909) S. 137–208, 320–359, 470–508; 42 (1910) S. 15–60, 189–233. – Parke Rexford Kolbe: Die Variation bei O. In: PBB 38 (1913) S. 1–66. – Ludwig Wolff: Unters. u¨ ber O.s Reimkunst. In: ZfdA 60 (1923) S. 265–283. – Hans Bork: Chronologische Stud. zu O.s EB (Palaestra 157). Leipzig 1927. – Helmut de Boor: Unters. zur Sprachbehandlung O.s, Hiatus und Synal¨ophe (Germanist. Abh. 60). Breslau 1928 (Nachdr. Hildesheim 1977). – Hulda G¨ohler: Das Christusbild in O.s EB und im Heliand. In: ZfdPh 59 (1934) S. 1–52. – Paul H¨ormann: Unters. zur Verslehre O.s. In: Literaturwissenschaftliches Jb. der G¨orresGes. 9 (1939) S. 1–106. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims (Palaestra 220). Leipzig 1941. – William Foerste: O.s literarisches Verh¨altnis zum Heliand. In: NdJb 71/73 (1948/50) S. 40–67. – Henning Brinkmann: Verwandlung und Dauer. O.s Endreimdichtung und ihr geschichtlicher Zusammenhang. In: Wirkendes Wort 2 (1951/52) S. 1–15. – Frederick P. Pickering: Christlicher Erz¨ahlstoff bei O. und im Heliand. In: ZfdA 85 (1954/55) S. 262–291. – Heinz Rupp: Leid und S¨unde im Heliand und in O.s EB. In: PBB (T¨ub.) 78 (1956) S. 421–469; 79 (1957) S. 336–379. – Ders.: O. v. W. und die sp¨atantike Bibeldichtung. In: Wirkendes Wort 7 (1956/57) S. 334–343. – Friedrich Neumann: O.s Auffassung vom Versbau. In: PBB (T¨ub.) 79 (1957) Sonderbd. S. 249–306. – Peter v. Polenz: O.s Wortspiel mit Versbegriffen als literarisches Bekenntnis. In: FS Ludwig Wolff, Neum¨unster 1962, S. 121–134. – Willy Krogmann: ¨ Zur Uberl. v. O.s EB. In: FS Ulrich Pretzel. Hg. v. Wolfgang Bachofer u. a. Berlin 1963, S. 13–21. – Xenja v. Ertzdorff: Die Hochzeit zu Kana. Zur Bibelauslegung O.s v. W. In: PBB (Tu¨ b.) 86 (1964) S. 62–82. – Johannes Rathofer: Zum Bauplan von O.s ‹EB›. In: ZfdA 94 (1965) S. 36–381. – Dieter Wunder: Der Nebensatz bei O. Unters. zur Syntax 113
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2. H¨alfte 9. Jh. 419). Darmstadt 1978. – Ernst Hellgardt: Die exegetischen Quellen von O.s EB. Beitr. zu ihrer Ermittlung. Mit einem Kap. u¨ ber die Weißenburger Bibl. des MA und der Otfridzeit (Hermaea NF 41). T¨ubingen 1981. – Albrecht Greule: Valenz, Satz und Text. Syntaktische Unters. zum EB O.s v. W. auf der Grundlage des Codex Vindobonensis. Mu¨ nchen 1982. – Wiebke Freytag: O.s Briefvorrede Ad Liutbertum und die accessus ad auctores. In: ZfdA 111 (1982) S. 168–193. – Hartmut G¨unther: Probleme beim Verschriftlichen der Muttersprache. O. v. W. und die lingua theodisca. In: Zs. f¨ur Literaturwiss. und Linguistik 15, 59 (1985) S. 36–54. – Walter Haug: Literaturtheorie im dt. MA v. den Anf¨angen bis zum Ende des 13. Jh. Eine Einf. Darmstadt 1985, S. 25–42. ¨ Uberarb. und erw. Aufl. 1992. – Dennis H. Green: Zur prim¨aren Rezeption von O.s EB. In: Ahd. 1. FS Rudolf Sch¨utzeichel. Grammatik, Glossen und Texte. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. (Germ. Bibl. Reihe 3,11). Heidelberg 1987, S. 737–771. – Elfriede Stutz: Spiegelungen volkssprachlicher Verspraxis bei O. In: ebd., S. 772–794. – Wolfgang Kleiber: Zur Sprache der ahd. Glossen O.s v. W. in Cod. Guelf. 50 Weiss. In: ebd., S. 532–544. – W. Haubrichs: Das Evangelium der Franken. O. v. W. In: Ders.: Die Anf¨ange. Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zur Neuzeit 1,1). Frankfurt/M. 1988, S. 354–377. T¨ubingen 21995, S. 292–312. – Masahiro Shimbo: Wortindex zu O.s EB. Mit alphabetischem und r¨uckl¨aufigem Wortregister. T¨ubingen 1990 (Indices zur dt. Lit. 23). – Klaus J¨urgen Mattheier: O. als Orthographierefor¨ mer? Uberlegungen zu den Bemerkungen O.s v. W. u¨ ber den Gebrauch der Buchstaben ‹z› und ‹k› im EB. In: Dt. Sprachgesch. FS. Johannes Erben. Hg. v. Werner Besch. Frankfurt/M. 1990. – W. Haubrichs: Die alemannische Herzogsfamilie des 10. Jh. als Rezipient von O.s EB? Das Spendenverz. im Codex Heidelberg Palatinus lat. 52. In: FS Eduard Hlawitschka. Hg. v. Karl Rudolf Schnith/Roland Paul (Mu¨ nchener hist. Stud. Abt. ma. Gesch. 5). Kallm¨unz 1993, S. 165–211. – Gisela VollmannProfe: O. v. W. In: Dt. Dichter. Leben und Werk deutschsprachiger Autoren 1. Hg. v. Gunter E. Grimm. Stuttgart 1994, S. 30–39. – W. Haubrichs: ¨ ¨ O. v. W. Ubersetzer, Erz¨ahler, Interpret. In: Ubersetzen im MA. Hg. v. Joachim Heinzle (WolframStud. 14). Berlin 1996, S. 13–45. – Horst Dieter Schlosser: Zur Datierung von O.s EB. In: ZfdA 115
Vorauer Beichte 125 (1996) S. 386–391. – Albrecht Greule: Zwischen Syntax und Textgrammatik. Die Parenthese bei O. v. W.: In: Hist. germ. und dt. Syntax. Hg. v. John Ole Askedal (Osloer Beitr. zur Germanistik 21). Frankfurt/M. u. a. 1998, S.193–205. – Ka¨ rin Pivernetz: Das ‹EB› in der Uberl. der Freisinger Hs. 2: Unters. (GAG 671,2). G¨oppingen 2000. – W. Haubrichs: Heilige Fiktion? Die Gestaltung gesprochener Sprache in O.s v. W. ‹Liber evangeliorum›. Vier Fallbeispiele zur inneren Sprachreflexion des karolingischen Dichtertheologen. In: Vox sermo res. FS Uwe Ruberg. Hg. ders. u. a. Stuttgart 2001, S. 99–112. – Petrus W. Tax: Mary sang the psalter ‹unz in enti›. The annunciation scene in O.s ‹EB› and horizons of monastic imaginative understanding. In: Verba et litterae. FS Albert L. Lloyd. Hg. v. Alfred R. Wedel. Newark 2002, S. 269–283. – Johannes Schwind: O. v. W. und die Tradition der lat. Bibeldichtung der Sp¨atantike. In: Metamorphosen der Bibel. Hg. v. Ralf Plate u. a. (Vestigia Bibliae 24/25). Bern u. a. ¨ 2004, S. 77–102. – Heiko Hartmann: Uberlegungen zum Zusammenhang zwischen Textkoh¨arenz und Performanz bei O. v. W. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth Andersen u. a. (Trends in medieval philology 7). Berlin 2005, S. 183–201. – Susanna Sophia Neri: Die Semantik der produktiven Abstraktsuffixe in O.s v. W. EB. Diss. Jena 2006. – Ioana Crˇaciun: Das Thema der ‹Gloria Francorum› in O.s v. W. ‹Liber evangeliorum›. In: Interkulturelle Grenzg¨ange. Hg. v. George Gu¸tu (GGR-Beitr. zur Germanistik 16). Bukarest 2007, S. 13–19. – E. Hellgardt: Die Rezeption O.s v. W. v. Johannes Trithemius bis zur neunten Centurie (1494–1565). In: Catalogus und Centurien. Interdisziplin¨are Stud. zu Matthias Flacius und den Magdeburger Centurien. Hg. v. Arno Mentzel-Reuters/Martina Hartmann (Sp¨atMA, Humanismus, Reformation 45). T¨ubingen 2008, S. 65–75. – Nicola Zotz: O. v. W. EB (863/871). In: Literarische Performativit¨at. Hg. v. Christian Kiening (Medienwandel, Medienwechsel, Medienwissen 3). Zu¨ rich 2008, S. 45–61. – Norbert K¨ossinger: O.s ‹EB› in der fr¨uhen Neuzeit. Stud. zu den Anf¨angen der dt. Philologie (Fr¨uhe Neuzeit 135). T¨ubingen 2009. VZ Vorauer Beichte. – Formular zur Gewissenserforschung bei einer Beichte, Ende 9. Jh. Es ist zu vermuten, dass der Text wegen sehr große N¨ahe zur → Lorscher Beichte auf eine gemein116
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Notker I. von St. Gallen same Vorlage zur¨uckgeht, die ihrerseits zusammen mit der → S¨achsischen Beichte eine eigene Gruppe unter den altdt. Beichttexten darstellt (*LSV). Dem Beichttext – erhalten sind die Einleitungsformel, das S¨undenbekenntnis, die Universalformel und der Schluss (Rest der Empf¨angerformel) – geht eine ebenfalls dt. Glaubensbefragung voraus, von der nur der Schluss erhalten ist. ¨ Uberlieferung: Straßburg, Bibl. Nationale et Univ., Cod. 2540, 1rb-vb (fr¨uher L germ. 515.4°) [fr¨uher Vorau, Stiftsbibl., Cod. 267, Deckblatt] (Perg., 10. Jh., bair.); fast unleserlicher Rest eines Doppelblatts. Ausgaben: Ernst Martin: Ahd. Beichtbruchst¨ucke. In: ZfdA 21 (1877) S. 273–277. – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) Bd. 1, S. 240 (Nr. LXXIIc). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 326 f. (Nr. XLVII). Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 315. – Hans Eggers: Beichtformel. In: RL2 1 (1958) S. 141–144. – Achim Masser, VL2 10 (1999) Sp. 512 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 384 f. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Literarhistorisch-stilistische Stud. Diss. Berlin 1912. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 326 f. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – Werner Matz: Die altdt. Glaubensbekenntnisse seit Honorius Augustodunensis. Mit einem Abdruck des Heidelberger Bekenntnisses. Diss. Halle/S. 1932. – H. Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 89–123; 80 (1958) S. 372–403; 81 (1959) S. 78–122. – Josef Andreas Jungmann: Missarum sollemnia. Bd. 1: Messe im Wandel der Jahrhunderte. 5., verb. Aufl. Freiburg i. Br. u. a. 1962, S. 386–402, 631 f. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 249. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. Mu¨ nchen 32000, S. 104. BJ Ludwigslied → Band 3. Hartmann von St. Gallen I, * wahrscheinlich in den fr¨uhen 60er Jahren des 9. Jh., † 16.12.884 (?). – Verfasste zusammen mit seinem Lehrer → Notker Balbulus eine prosimetrische Vita s. Galli. 117
2. H¨alfte 9. Jh. H. trat wohl fr¨uh in das Kloster St. Gallen ein und starb vor Vollendung (wohl 884) der Vita, welche in sich abwechselnden Partien verschiedenen Versmaßes, einer Art Wechselgesang zwischen Lehrer und Sch¨uler, verfasst ist. ¨ Uberlieferung: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 369 (fragm.). Ausgabe: MGH Poetae 4 (1923) S. 1093–1108. Literatur: Manitius 1 (1911) S. 606 f. – Karl Langosch: VL2 3 (1981) Sp. 520 f. – Franz Brunh¨olzl, LThK3 4 (1995) Sp. 1200. – Ders., NDB 7 (1966) S. 731. – Wolfram v. den Steinen: Notker der Dichter und seine geistige Welt. Darstellungsbd. Bern 1948, S. 51–58, 525–528. SF Notker I. von St. Gallen (N. Balbulus, der Stammler; N. Poeta, der Dichter) OSB, * um 840 vermutlich Jonschwil westlich St. Gallen, † 6.4.912 St. Gallen. – Dichter von Sequenzen und Hymnen, Verfasser einer Karls-Vita, einer Musterbriefsammlung und eines Martyrologiums. Einer beg¨uterten schw¨abischen Adelsfamilie entstammend, wurde der fr¨uh verwaiste N. als «puer oblatus» dem Benediktinerkloster St. Gallen u¨ bergeben, war Sch¨uler → Isos und des Iren → Marcellus (Moengal) und sp¨ater Lehrer der Klosterschule St. Gallen, wo u. a. → Hartmann von St. Gallen I, der sp¨atere Abtbischof → Salomo III. von Konstanz und dessen Bruder Waldo von Freising zu seinen Sch¨ulern z¨ahlten. Eine enge Freundschaft verband ihn mit → Ratpert und → Tuotilo. In den St. Galler Annalen wird N. «magister» und von → Hermann von (der) Reichenau «magister doctus» genannt; N. bekleidete im Kloster auch die ¨ Amter des Bibliothekars, des Urkundenschreibers und des Hospitars. 1513 wurde er seliggesprochen. Der Umfang des N.-Werkes ist nicht durchwegs sicher abgegrenzt. Ungesichert ist N.s Verfasserschaft insbesondere f¨ur mehrere Sequenzen, f¨ur die drei Fabeln vom kranken Wolf, Kalb und Storch, Floh und Zipperlein, f¨ur den Wunschbock (51 Hexameter); f¨ur zwei Briefgedichte eines Lehrers an seinen Sch¨uler; f¨ur die Versiculi de septem liberalibus artibus; f¨ur einen Prosadialog zwischen Lehrer und Sch¨uler; Introduktionen zum Introitus der Messe. Ein gr¨oßeres Werk N.s u¨ ber Musik, von dem Schriften des 12. Jh. berichten, ist verloren. Die f¨ur N. gesicherten Schriften k¨onnen in ihrer chronologischen Abfolge nicht eindeutig bestimmt werden, seine fruchtbarste Schaffensperiode scheinen jedoch die Jahre zwischen 880/81 und 887/88 gewesen zu sein. 118
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2. H¨alfte 9. Jh. N.s Meisterwerk ist der Liber (h)ymnorum; die Sammlung von f¨ur den Gottesdienst bestimmten Sequenzen entstand zwischen 860 und 884 und ist Liutward, dem Kanzler Kaiser Karls III. gewidmet. Das Buch enth¨alt etwa 40 N. zuzuschreibende Hymnen in Sequenzenform, von denen nach ihrer liturgischen Bestimmung sieben auf den Weihnachtskreis, 17 auf den Kreis von Ostern und Pfingsten, elf auf das Sanctorale und f¨unf auf das Commune Sanctorum entfallen. Gegenstand der einzelnen Sequenzen sind die Festanl¨asse des Kirchenjahres, ihr zentrales Thema, das anschaulich dargestellt und mit dem Festgeschehen verbunden wird, ist die Durchdringung von Menschlichem und G¨ottlichem. Die Texte sind teils a¨ lteren Melodien unterlegt, teils d¨urfte N. selbst neue Weisen komponiert und sicher a¨ltere umgeformt haben. Nach eigenen Angaben empfing N. die Anregung zu Ges¨angen dieser Art von einigen Sequenzen eines aus Frankreich (Abtei Jumi`eges [Gimedia]) stammenden Antiphonars. Die wechselch¨orig gesungenen Strophenpaare werden oft von einer von beiden Ch¨oren gemeinsam vorgetragenen Eingangs- und Schlussstrophe eingerahmt, die Strophen haben keine feste Silbenzahl und keinen Reim. Durch N. gelangte die vermutlich im westfr¨ankischen Raum aufgekommene Gattung Sequenz in das ostfr¨ankische Gebiet, seine Dichtkunst f¨uhrte zum Durchbruch der neuen Gattung, die u¨ ber Jahrhunderte hinweg eine der fruchtbarsten Formen der ma. Lyrik bleiben sollte. ¨ Uberlieferung: Vgl. v. den Steinen (s. Ausg.) Editionsbd. S. 192–213. – Wichtigste Hss.: Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. 121. – Bamberg, SB, Cod. Ed III 7 (lit. 6) (aus St. Emmeram). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 381. Die viergliedrige Dichtung Ns. auf den Schutzheiligen der Metzer Kathedrale De sancto Stephano ist dem fr¨uheren St. Galler M¨onch Ruodbert von Metz gewidmet und entstand vermutlich aus An¨ lass der Ubernahme des Metzer Pontifikats durch Ruodbert (883). Die erste der vier Lesehymnen besingt in elf sapphischen Strophen Christi Passion und Tod, die zweite (acht Strophen zu je drei phal¨acischen Elfsilblern) die Wiederauffindung und Bergung des Leichnams, die dritte und vierte in 15 und 13 sapphischen Strophen die Wunder in Afrika und im Abendland. Zu den Quellen geh¨oren Lukian, Augustin und Gregor von Tours. ¨ Uberlieferung: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 242, S. 3–9 (10. Jh.). 119
Notker I. von St. Gallen Von den sieben in der Handschrift St. Gallen 381 (11. Jh.) u¨ berlieferten Susceptacula regum geh¨ort eines, ein Gruß an einen ungenannten K¨onig, N. Es umfasst f¨unf ambrosianische Strophen, deren erste hinter der 2.–4. wiederholt wird. Eine Art dichterischen Wettstreit mit seinem Sch¨uler Hartmann von St. Gallen I stellt die prosimetrische, fragmentarisch u¨ berlieferte Vita S. Galli (um 883/4) dar. Von den urspr¨unglich drei B¨uchern des Werkes sind nur der Anfang des ersten und zweiten Buches sowie Bruchst¨ucke des dritten bekannt. Die Form ist diejenige eines Dialogs zwischen N. und dem Sch¨uler Hartmann, Quelle war Walahfrids Gallusvita. ¨ Uberlieferung: St. Gallen, Stiftsarch., Cod. 369 (1294), S. 66 ff. (geschrieben vor 1464). Der Sermo S. Galli (Prosa) ist nur in einem Druck (H. Canisius, Antique lectiones 5, 1604) erhalten, scheint f¨ur N. gesichert und Teil der Vita gewesen zu sein. Er widmet sich dem biblischen Geschehen bis zum Pfingstfest und f¨uhrt die Heilsgeschichte ¨ bis zum J¨ungsten Gericht fort. Eine dt. Ubersetzung ist in der Handschrift St. Gallen, Stiftsarch., Cod. 221, 4r–23v (1586) u¨ berliefert. Das Formelbuch N.s setzt sich aus verschiedenen St¨ucken aus der Zeit von 870–890 zusammen und ist planvoll geordnet: Schulbuch, Urkunden und Briefe, die mit Gedichten enden; stofflich reicht es vom k¨oniglichen u¨ ber den kl¨osterlichen und bisch¨oflichen zum pers¨onlichen Bereich. Textgruppen ohne eigene Schriften wurden von N. u¨ berarbeitet. Das Formelbuch umfasst die Notacio, Muster f¨ur K¨onigs- und Privaturkunden, f¨ur Briefe (geistliche Empfehlungsschreiben, bischo¨ fliche Briefe), die Korrespondenz mit Salomo und Waldo, zehn Briefgedichte. Die Notacio de viris illustribus (ca. 885/6) richtet sich an Salomo und ist ¨ eine Ubersicht u¨ ber patristische Schriftsteller, geordnet nach Aspekten der Schulpraxis. Von den zehn Briefgedichten N.s am Schluss des Formelbuches sind neun an die Br¨uder Salomo und Waldo gerichtet. Vorherrschend sind Distichen, dazu kommen Hexameter und Reimprosa. ¨ ¨ Uberlieferung: Formelbuch: Wien, ONB, Cod. 1609, 9r–17v (V). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 19413, 56r–66v (T). – Fragm.: Z¨urich, ZB, Cod. 131 (aus Rheinau) (R). – Paris, Bibl. Nationale, Cod. lat. 10757 (P). Alle vier Hss. entstammen dem 10. Jh. – Notacio: V, 9r–17v. – T, 56r–66v. – Erfurt, Wiss. Bibl., Cod. Ampl. Q 125, 99r–104r. – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 1037, 39v–44r. – M¨unchen, 120
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Notker I. von St. Gallen BSB, Clm 2550, 126v–132v. – Ebd., Clm 15819, ¨ 119r–123v. – Wien, ONB, Cod. 766, 61v–67r. – Zwettl, Stiftsbibl., Cod. 328, 145v–152v (Z). – Briefgedichte: V. – T. Der Brief De musica an den M¨onch Lantbertus wird N. zugeschrieben, er handelt von den sog. Romanus-Buchstaben. Um 896 schloss N. den von ihm bearbeiteten Heiligenkalender der r¨omischen Kirche ab, das auf Hieronymus, → Hrabanus Maurus und besonders auf Ado von Vienne basierende Martyrologium. ¨ Uberlieferung: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 456 (10. Jh.; defekt). Zum Breviarium regnum Francorum Erchanberts verfasste N. f¨ur die Zeit von 840–81, von Ludwig dem Frommen bis Karl dem Dicken, eine Conti¨ nuatio, die eine Ubersicht u¨ ber die Reichsteilungen und die karolingischen Herrscherfolge bietet. N.s Gesta Karoli Magni Imperatoris, eine anekdotische Prosa-Erz¨ahlung, entstand wahrscheinlich 884–887. Das Werk ist anonym u¨ berliefert, die Zuschreibung an N. gilt jedoch als gesichert. In den u¨ berlieferten Handschriften fehlen der Prolog, das Ende des zweiten und das gesamte dritte Buch. Im ersten Buch, das den St. Galler M¨onch Werinbert als Gew¨ahrsmann nennt, wird Karl als umsichtiger Herrscher geschildert; das zweite Buch erz¨ahlt, gest¨utzt auf Berichte Adalberts, Episoden aus dem politischen Leben am Aachener Hof; das dritte Buch widmete sich nach den Worten N.s dem Privatleben des Kaisers, es basierte auf Gespr¨achen mit Gerold, dem Bruder der K¨onigin Hildegard. Das Werk beruht neben den genannten Gew¨ahrsm¨annern auch auf schriftlichen Quellen (→ Einhard, Vita Karoli Magni, den sog. E.-Annalen und den Annales regni Francorum, → Walahfrid Strabo u. a.), es macht, aus einem neuen Geschichtsbewusstsein heraus, Aussagen u¨ ber den allgemeinen Ablauf der Geschichte und hebt das Frankenreich aus universalhistorischer Sicht von den antiken Weltreichen ab; moralische Folgerungen zeigen die auch didaktische Absicht des Verfassers. Die G. K. scheinen lange unbekannt geblieben zu sein, erst → Frutolf von Michelsberg ber¨ucksichtigte sie in seiner Weltchronik, im 12. Jh. setzt ¨ die handschriftliche Uberlieferung ein. Oft wurden die G. K. zusammen mit der Vita Einhards und mit den Reichsannalen abgeschrieben. ¨ Uberlieferung: Hannover, LB, Cod. XIII 858, 1r–37v (wohl aus einem Hirsauer Reformkloster in S¨uddeutschland) (H). – M¨unchen, BSB, Clm 121
2. H¨alfte 9. Jh. 17736, 78r–121r (aus St. Mang in Stadtamhof) (M1). – Troyes, Bibl. Municipale, Cod. 294bis, 138r–157v (aus Clairvaux) (T). – Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 4°. 242, 116r–152r (aus Zwiefalten) (Z). Ausgaben: Martyrologium: PL 131, Sp. 1029–1164. – Continuatio breviarii Erchamberti: MGH SS 2 (1829) S. 329 f. – Formelbuch: MGH Formulae 1886, S. 395–433. – Liber Ymnorum: Wolfram v. den Steinen (Hg.): N. der Dichter. Editionsbd. Bern 1948 (Neudr. 1978) S. 8–91. – Gesta Karoli: Hans F. Haefele (Hg.): Stud. zu N.s Gesta Karoli. Berlin 1959. – Epistola ad Lantbertum: Jacques Froger (Hg.): L’´epitre de Notker sur ´ les Lettres significatives. In: Etudes Gr´egoriennes 5 (1962) S. 69 f. – Metrum de vita S. Galli: Walter Berschin (Hg.): N.s Metrum de vita S. Galli. Einleitung und Edition. In: FS Johannes Duft. Hg. v. Otto Paul Clavadetscher/Stefan Sonderegger. St. Gallen/Sigmaringen 1980, S. 91–118. – Notatio de illustribus uiris: Erwin Rauner (Hg.): N.s des Stammlers ‹Notatio de illustribus uiris›. In: Mlat. Jb. 21 (1986) S. 58–69. Literatur: Henri Leclercq, DACL 12,2 (1936) Sp. 1727–1733. – Johannes Duft, Bibl. Sanctorum 9 (1967) Sp. 1075 f. – Manitius4 1 (1974) S. 354–367. – R´eginald Gr´egoire, Dict. Spir. 11 (1981) Sp. 448–450. – Hans F. Haefele, VL2 6 (1987) Sp. 1187–1210; 11 (2004) Sp. 1058. – Brunh¨olzl 2 (1992) S. 28–58, 558–562. – Klaus Herbers, BBKL 6 (1993) Sp. 1032–1035. – H. F. Haefele/C. Gschwind, LexMA 6 (1993) Sp. 1289 f. – MarcAeilko Aris, NDB 19 (1999) S. 362. – Alejandro Enrique Planchart: N. In: The New Grove Dictionary of Music and Musicians 18 (22001) S. 201 f. – David Hiley: N. Balbulus. In: MGG2 Personenteil 12 (2004) Sp. 1208–1210. – Benedikt K. Vollmann, Killy2 8 (2010) S. 642–644. – Ernst D¨ummler: Das Martyrologium N.s und seine Verwandten. In: Forschungen zur dt. Gesch. 25 (1885) S. 195–220. – Paul v. Winterfeld: Die Dichterschule St. Gallens und der Reichenau unter den Karolingern und Ottonen. In: Neue Jbb. f¨ur das klassische Altertum, Gesch. und dt. Lit. 5 (1900) S. 341–361, hier S. 350–352. Wieder in: Mlat. Dichtung. Ausgew¨ahlte Beitr. zu ihrer Erforschung. Hg. v. Karl Langosch. Darmstadt 1969, S. 131–154. – Ders.: N.s Vita S. Galli. In: Neues Arch. der Ges. f¨ur a¨ ltere dt. Geschichtskunde 27 (1902) S. 744–751; 28 (1903) S. 61–76. – Wolfram v. den Steinen: 122
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2. H¨alfte 9. Jh. N. der Dichter und seine geistige Welt. Darstellungsbd. Bern 1948 (Neudr. 1978). – Frank Labhardt: Das Sequentiar Cod. 546 der Stiftsbibl. v. St. Gallen und seine Quellen. Bern 1959. – Iso Mu¨ ller: Zur Nachwirkung N. des Stammlers. In: Zs. f¨ur schweizerische Kirchengesch. 44 (1950) S. 215–220. – Heinrich Husmann: Die St. Galler Sequenztradition bei N. und Ekkehard. In: Acta musicologica 26 (1954) S. 6–18. – Friedrich Wulf: Die Ostersequenzen des N. Balbulus. In: Paschatis sollemnia. Stud. zu Osterfeier und Osterfr¨ommigkeit. Hg. v. Balthasar Fischer/Johannes Wagner. Basel u. a. 1959, S. 120–145. – H. Haefele: Stud. zu N. Gesta Karoli. In: DA 15 (1959) S. 358–392. – N. der Stammler: Taten Kaiser Karls des Großen (Notkeri Balbuli Gesta Karoli Magni imperatoris) (MGH SS rer. Germ. NS 12). Hg. v. H. Haefele. Berlin 1959. (Nachdr. Mu¨ nchen 1980) S. VII–LVI. – J. Duft: Wie Notker zu den Sequenzen kam. In: Zs. f¨ur schweizerische Kirchengesch. 56 (1962) S. 201–214. – H. Husmann: Die Sequenz Duo tres. In: In memoriam Jacques Handschin. Hg. v. Higini Angl`es. Straßburg 1962, S. 66–72. – Bruno St¨ablein: Notkeriana. In: Arch. f¨ur Musikwiss. 19/20 (1962/63) S. 84–99. Wieder in: Ders.: Musik und Gesch. im MA (GAG 344). G¨oppingen 1984, S. 273–288. – Theodor Siegrist: Herrscherbild und Weltsicht bei N. Balbulus. Unters. zu den Gesta Karoli. Diss. Z¨urich 1963. – B. St¨ablein: Die Sequenzmelodie ‹Concordia› und ihr geschichtlicher Hintergrund. In: FS Hans Engel. Hg. v. Horst Heussner. Kassel u. a. 1964, S. 364–392. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 1. Berlin 1964, S. 282–299. – H. Husmann: Die Hs. Rheinau 71 der ZB Z¨urich und die Frage nach Echtheit und Entstehung der St. Galler Sequenzen und Notkerschen Prosen. In: Acta musicologica 38 (1966) S. 118–149. – Reimer Hansen: Die Weltfamilie der F¨ursten und V¨olker im Spiegel der Gesta Karoli Magni Imperatoris. In: Gesch. in Wiss. und Unterricht 18 (1967) S. 65–73. – Elmar Lechner: Vita Notkeri Balbuli. Geistesgeschichtlicher Standort und hist. Kritik, ein Beitr. zur Erforschung der ma. Hagiographie. St. Gallen 1972. – Heinz L¨owe: Das Karlsbuch N. v. S. G. und sein zeitgeschichtlicher Hintergrund. In: Schweizerische Zs. f¨ur Gesch. 20 (1970) S. 269–302. Wieder in: Ders.: Von Cassiodor zu Dante. Berlin/New York 1973, S. 123–148. – K. Langosch: Komposition und Zahlensymbolik in der mlat. Dichtung. In: Methoden in Wiss. und Kunst des MA. Hg. 123
Notker I. von St. Gallen v. Albert Zimmermann. Berlin 1970, S. 106–151, hier S. 108–130. – Wolfgang Eggert: Zu Kaiserund Reichsgedanken des N. Balbulus. In: Philologus 115 (1971) S. 71–80. – Walter Berschin: Zur Textgestalt v. N.s Metrum de vita S. Galli. In: DA 27 (1971) S. 525–530. – Rudolf St¨auble: Eine Vergilreminiszenz bei N. dem Dichter. In: Archivum latinitatis medii aevi 38 (1971/72) S. 195–201. – Jennifer Roberts: Gregory of Tours and the Monk of St. Gall. The Paratactic Style of Medieval Latin. In: Latomus 39 (1980) S. 173–190. – J. Duft: N. Balbulus in den St. Galler Mss. In: Konstanzer Arbeitskreis f¨ur ma. Gesch. Protokoll 246 (1981) S. 7–12. – Dieter Schaller: Die Paulus-Sequenz Ekkeharts I. v. St. Gallen. In: FS Walther Bulst. Hg. v. W. Berschin/Reinhard D¨uchting. Heidelberg 1981, S. 186–220, bes. S. 193 f. – Hans-Werner Goetz: Strukturen der sp¨atkarolingischen Epoche im Spiegel der Vorstellungen eines zeitgen¨ossischen M¨onchs. Eine Interpretation der ‹Gesta Karoli› N.s v. St. G. Bonn 1981. – John MacCulloh: Das Martyrologium N.s als geistesgeschichtliches Dokument. In: Konstanzer Arbeitskreis f¨ur ma. Gesch. Protokoll 246 (1981) S. 1–7. – Lyrik des MA. Bd. 1. Hg. v. Heinz Bergner. Stuttgart 1983, S. 139–150. – Hans Georg Th¨ummel: Fr¨ankisches Selbstbewußtsein gegen¨uber Byzanz bei N. v. St. G. In: Byzanz in der europ¨aischen Staatenwelt. Hg. v. J¨urgen Dummer/Johannes Irmscher. Berlin 1983, S. 17–25. – Hans-Joachim Reischmann: Die Trivialisierung des Karlsbildes der Einhard Vita in N.s ‹Gesta Karoli Magni›. Diss. Konstanz 1984. – Pascal Ladner: Die Welt N.s des Dichters im Spiegel seiner Urkunden. In: DA 41 (1985) S. 25–38. – Andreas Haug: Zur Vortragsform einer Sequenz N. v. S. G. In: Musica Sacra 107 (1987) S. 267–279. – Peter Ochsenbein: Lat. und Dt. im Kloster St. Gallen. In: Geistesleben um den Bodensee im fr¨uhen MA. Hg. v. Achim Masser/Alois Wolf. Freiburg/Br. 1989, S. 107–122. Wieder in: Ders.: Cultura Sangallensis. Gesammelte Aufs¨atze. Hg. v. Ernst Tremp. St. Gallen 2000, S. 116–130. – Wilhelm Wattenbach/Wilhelm Levison/H. L¨owe: Deutschlands Geschichtsquellen im MA. Bd. 6: Das ostfr¨ankische Reich. Weimar 1990, S. 750–755 (Lit.). – Walter Berschin: Biographie und Epochenstil im lat. MA. Bd. 3: Karolingische Biogr. 750–920. Stuttgart 1991, S. 388–415. – Ernst Hellgarth: Geographie und Astronomie im Werk N.s des Deutschen. In: Reisen und Welterfahrung in der dt. Lit. des MA. Vortr¨age des XI. Anglo-dt. 124
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Lorscher Beichte Colloquiums 11.-15. September 1989, Univ. Liverpool. Hg. v. Dietrich Huschenbett/John Margetts. W¨urzburg 1991, S. 54–69. – J. Duft: N. Balbulus, Sch¨opfer der Sequenzen. In: Codex 121 Einsiedeln. Komm. zum Faksimile. Hg. v. Odo Lang. Weinheim 1991, S. 190–194. – Susan K. Rankin: Ego itaque N. scripsi. In: Revue B´en´edictine 101 (1991) S. 268–298. – Dies.: The Earliest Soruces of N. Sequences. In: Early Music History 10 (1991) S. 201–234. – J. Duft: Der Impetus f¨ur N.s Sequenzen. In: Ders.: Die Abtei St. Gallen. Bd. 2. Beitr. zur Kenntnis ihrer Pers¨onlichkeiten. Sigmaringen 1991, S. 136–147. – P. Ochsenbein/Karl Schmuki: Die Notkere im Kloster Sankt Gallen. Tr¨ager v. Wiss. und Kunst im Goldenen und Silbernen Zeitalter (9.-11. Jh.). F¨uhrer durch die Ausstellung in der Stiftsbibliothek 26.11.91–7.11.92. St. Gallen 1992. – P. Ochsenbein: Des Notker Balbulus Mari¨a Himmelfahrt-Sequenz ‹Congaudent angelorum› als musikalisch-sprachliches Kunstwerk. In: Philologia sacra. FS Hermann J. Frede/Walter Thiele. Hg. v. Roger Gryson. Freiburg 1993, S. 639–653. – P. Ochsenbein: Cultura Sangallensis. Gesammelte Aufs¨atze. Hg. v. Ernst Tremp u. a. St. Gallen 2000, S. 156–203. – Walter Berschin: N. I. v. S. G. (gest. 912) u¨ berlieferungsgeschichtlich gesehen. In: Mlat. Stud. Hg. v. W. Berschin. Heidelberg 2005, S. 193–202. – Der Cod. Vindobonensis 2681 aus dem bayerischen Kloster Wessobrunn um 1100. Diplomatische Textausg. der Wiener N. Psalmen, Cantica, Wessobrunner Predigten und katechetischen Denkm¨aler. Mit Konkordanzen und Wortlisten auf einer CD. Hg. v. Evelyn Scherabon Firchow. Unter Mitarb. v. Richard Louis Hotchkiss. Hildesheim u. a. 2009. SF Lorscher Beichte. – Formular zur Gewissenserforschung bei einer Beichte, Ende 9. Jh. Die L. B. geh¨ort mit der → S¨achsischen Beichte und der nur fragmentarisch erhaltenen → Vorauer Beichte zur a¨ltesten Gruppe (*LSV) der volkssprachigen Beichtformulare, die in einem angels¨achsisch-kontinentalen Umfeld auf lat. Vorlagen zur¨uckgehen. *LSV wird von Baesecke als Archetypus (mit Ausnahme der → W¨urzburger Beichte) aller dt. Texte angesehen. Nach Eggers stellt *LSV aber bereits eine hochentwickelte und erweiterte Form dar; die dt. ‹Urbeichte› *O (kurz vor 800 in ¨ Lorsch?) w¨are eine einfache Ubersetzung von Teilen jener lat. Beichte, die im Cod. Pal. 485 der L. B. unmittelbar vorangeht. 125
2. H¨alfte 9. Jh. Die sich durch beachtliche L¨ange auszeichnende Beichtformel – bei jedoch mangelnder Klarheit im Aufbau – ist dreigeteilt in Anrede an Gott, Heilige und Priester, Su¨ ndenverzeichnis und gebethafte Reueformel. ¨ Uberlieferung: Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 485, 2v–3v (Perg., Lorsch, letztes Viertel 9. Jh., s¨udrheinfr¨ankisch). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 238 f. (Nr. LXXIIb). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 323–326 (Nr. XLVI). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 35. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 58 f. (Nr. XXII, 2). – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispie¨ len. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 78–81, 196. – Faksimile: Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Hg. und erl. v. Hanns Fischer. T¨ubingen 1966, Tf. 10. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 314. – Hans Eggers: Beichtformel. In RL2 1 (1958) Sp. 141–144. – Achim Masser, VL2 5 (1985) Sp. 910 f. – Ernst D¨ummler: Zur L. B. In: ZfdA 18 (1875) S. 308. – Otto Dziobek: Zur L. B. In: ebd. 19 (1876) 392. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 380–384. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Diss. Berlin 1912, S. 53–55. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 324–326. – Franz Hautkappe: ¨ Uber die altdt. Beichten und ihre Beziehungen zu Caesarius v. Arles. M¨unster/Westf. 1917. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – Josef Hofmann: Zur W¨urzburger Beicht. In: PBB (T¨ub.) 76 (1954) S. 534–552. – Hans Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 89–123; 80 (1958) S. 372–403; 81 (1959) S. 78–122. – Josef Andreas Jungmann: Missarum sollemnia. Bd. 1: Messe im Wandel der Jahrhunderte. 5., verb. Aufl. Freiburg i. Br. u. a. 1962, S. 386–402. – Herbert Thoma: Altdeutsches aus vatikanischen und M¨unchner Hss. In: PBB (Halle) 85 (1963) S. 220–247, S. 243 f. – Heinz Rupp: Forschungen zur ahd. Lit. 1945–1962. Stuttgart 1965. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) 126
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2. H¨alfte 9. Jh. S. 167 f. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134, hier S. 113 (wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. 3. Stuttgart 1981, S. 73–111). – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, 33, 249. – Chiara Staiti: Agli inizi della produzione catechetica in volgare tedesco. L’ ‹ordo› per la confessione dei peccati del codice Pal. lat. 485. In: Studi Medievali 3a serie 36 (1995) S. 657–719. – Franz Simmler: Interpungierungsmittel und ihre Funktionen in der L. B. und im Weißenburger Katechismus des 9. Jh. In: Grammatica ianua artium. FS Rolf Bergmann. Hg. v. Elvira Glaser/Michael Schlaefer unter Mitarb. v. Ludwig R¨ubekeil. Heidelberg 1997, S. 93–114. – Karl-Heinz Mottausch: Der religi¨ose Wortschatz der ‹L. B.› als Spiegel der Missionsgesch. In: Geschichtsbll. Kreis Bergstraße 33 (2000) S. 65–73. – Rolf Bergmann/Stefanie Stricker, unter Mitarbeit v. Yvonne Goldammer/Claudia Wich-Reif: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bd. 4. Berlin/New York 2005, S. 1538–1540 (Nr. 802). BJ Augsburger Gebet (Rheinfr¨ankisches Gebet). – ¨ Ahd. Ubersetzung des lat. Prosagebets «Deus cui proprium», sp¨ates 9. Jh. ¨ Die genaue Ubertragung in vier anspruchslosen Otfridschen Reimpaaren stammt von der gleichen Hand wie die vorweg aufgezeichnete lat. Gebetsformel, in der S¨undenvergebung erfleht wird. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 3851, 1r (Perg., sp¨ates 9. Jh.). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 34 (Nr. XIV). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 92 (Nr. XVIII). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tu¨ bingen 1994, S. 131 (Nr. XXXVII, 1). – Ahd. Lit. Mit ¨ altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 2 2004, S. 148 f., 207. – Ahd. Lit. Eine komm. An¨ thologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und 127
Augsburger Gebet komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 194 f. – Faksimile: Dt. Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in Mu¨ nchen. Hg. v. Erich Petzet/Otto Glaunig. 1. Abt. Mu¨ nchen 1910, Tf. X. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 215. – Achim Masser, VL2 1 (1978) Sp. 519. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 86. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 88 f. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 92 f. – Bernhard Bischoff: Die su¨ dostdt. Schreibschulen und Bibl.en in der Karolingerzeit. Bd. 1. Leipzig 1940, S. 14. – Ders.: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134 (wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. 3, Stuttgart 1981, S. 73–111), S. 117. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 213 f. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 99. – P. J. Geary: Der M¨unchener Cod. lat. 3851 und Ellwangen im 10. Jh. In: Dt. Arch. f¨ur die Erforschung des MA 33 (1977) S. 167–170. – Hans P¨ornbacher: Lit. in Bayerisch Schwaben. Von der ahd. Zeit bis zur Gegenwart (Beitr. zur Landeskunde von Schwaben 6). Weißenhorn 1979, S. XVI, 3. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 177. – Wolfgang Haubrichs: Volkssprache und volkssprachige Literaturen im lotharingischen Zwischenreich (9.–11. Jh.). In: Lotharingia. Eine europ¨aische Kernlandschaft um das Jahr 1000 (Ver¨off. der Kommission f¨ur Saarl¨andische Landesgesch. und Volksforschung 26). Saarbr¨ucken 1995, S. 181–244, hier S. 225 f. – Ders.: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). Tu¨ bingen 21995, S. 246. – Hartmut Hoffmann: Schreibschulen des 10. und des 11. Jh. im S¨udwesten des Dt. Reichs. Mit einem Beitr. v. Elmar Hochholzer. Bd. 1 (Schr. der MGH 53). Hannover 2004, S. 155. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 358. BJ Georgslied. – Ahd. hagiographischer Hymnus vom Ende des 9. Jh. Das G. gilt als a¨ lteste erhaltene dt. Legendendichtung und ist der einzige u¨ berlieferte ahd. hagiographische Hymnus. Die Dichtung entstand gegen Ende des 9. Jh., vielleicht 896 aus Anlass der 128
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Georgslied ¨ Uberf¨ uhrung des Hauptes Georgs in die St. Georgskirche in Oberzell. Als Entstehungsorte kommen Weißenburg, St. Gallen, Reichenau und das karolingische K¨onigskloster Pr¨um in Frage. Am Schluss des fragmentarisch erhaltenen Textes stehen die Nachtr¨age «nequeo» («ich kann nicht mehr») und «Wisolf» («Uuisolf»); sie weisen jedoch keinen direkten Bezug zum Text auf. Das G. berichtet von einer Reichsversammlung, im Rahmen derer Graf Georg («Gorio») dazu bewegt werden soll, sich vom Christentum abzuwenden. Als er sich standhaft weigert, wird er verurteilt. In der Gefangenschaft wirkt Georg Wunder. Es folgen Marter, Hinrichtung (Tod durch das Schwert, Zerst¨uckelung, Verbrennung, Zerpulverung und Versenkung in einen Brunnen) und dreimalige wunderbare Auferstehung des Heiligen. Mit der Bekehrung der K¨onigin Elossandria und dem Sturz des heidnischen Gottes Abollin endet das Fragment. Historischer Kern ist der M¨artyrertod Georgs von Kappadokien, der im Jahr 361 als Gegenbischof des Athanasius ermordet wurde. Der Stoff der Legende wurde im G. relativ frei gehandhabt. ¨ Es scheint Teil der m¨undlichen Uberlieferungstradition gewesen zu sein und basiert wohl auf den im 9. Jh. aufkommenden lat. Fassungen, die die a¨lteste griechische Georgslegende aus dem 5. Jh. verarbeiten. Das G. ist wohl als Prozessionslied zu sehen und wurde (der komplexen Struktur nach zu urteilen) wahrscheinlich von einem Geistlichen vorgesungen. Es steht stilistisch und formal → Ratperts Lobgesang auf den hl. Gallus nahe und ist in Langzeilen verfasst, wobei die Strophen unterschiedliche L¨ange aufweisen. Die Orthographie ist ausgesprochen eigent¨umlich, so werden etwa h¨aufig Konsonanten umgestellt; zahlreich sind auch Schreibfehler und falsche Verbesserungen des Korrektors. Die Gr¨unde f¨ur diese orthographischen Abweichungen sind unklar. Dialektal finden sich sowohl alemannische als auch fr¨ankische Merkmale. ¨ Uberlieferung: Von einer Hand der ersten H¨alfte des 11. Jh. eingetragen in die Hs. Heidelberg, UB, Cpl 52, 200v–201v (Perg.; Otfrid-Hs. P). Ausgaben: August Heinrich Hoffman v. Fallersleben: Fundgruben f¨ur Gesch. dt. Sprache und Lit. Bd. 1. Breslau 1830, S. 10–14. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa. aus dem 8.-12. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 129
2. H¨alfte 9. Jh. 1964) Bd. 1, S. 35–38 (Nr. XVII). – Magda Enneccerus: Die a¨ ltesten dt. Sprach-Denkm¨aler in Lichtdrucken. Frankfurt/M. 1897, Tf. 37. – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 94–97 (Nr. XIX). – Hanns Fischer: Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Tu¨ bingen 1966, Tf. 19. – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 92–96. – Wolfgang Haubrichs: G. und Georgslegende im fr¨uhen MA. Text und Rekonstruktion (Theorie – Kritik – Gesch. 13). K¨onigstein 1979, S. 406–524. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 132–137 (mit ¨ Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 132–135 (Nr. XXXV). – Horst Dieter Schlosser (Hg.): Ahd. Lit. Mit altnd. ¨ Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Berlin 22004, S. 128–131, 203 f. – Ahd. Lit. ¨ Eine komm. Anthologie. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 80–89. Literatur: Ruth Schmidt-Wiegand: VL2 2 (1979) Sp. 1213–1216; 11 (2004) Sp. 516. – Ehrismann 1 (21932) S. 220–228. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 83 f. – Claudia H¨andl, Killy2 4 ¨ (2009) S. 171 f. – Friedrich Zarncke: Uber den ahd. Gesang vom hl. Georg (Ber. der s¨achsischen Ges. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 26). Leipzig 1874, S. 1–42. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 92–99. – Rudolf Koegel: Gesch. der dt. Lit. bis zum Ausgange des MA. Bd. 1,2. Straßburg 1894, S. 95–107. – Joseph Seem¨uller: Stud. zu den Urspr¨ungen der altdt. Historiographie. In: FS Richard Heinzel. Hg. v. Ferdinand Detter. Halle 1898, S. 279–352, bes. S. 311–318. – Johann Friedrich: Der geschichtliche hl. Georg (Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., M¨unchen, Phil.-hist. Kl. 2). Mu¨ nchen 1899, S. 159–203. – John E. Matzke: Contributions to the history of the legend of St. George. In: Publications of the Modern Language Association of America 17 (1902) S. 464–535; 18 (1903) S. 99–171. – Michael Huber: Zur Georgslegende. Erlangen 1906. – Konrad Zwierzina: Bemerkungen ¨ zur Uberl. des a¨ ltesten Textes der Georgslegende (Prager dt. Stud. 8). Prag 1908, S. 555–564. – Ders.: Die Legenden der M¨artyrer vom unzerst¨orbaren 130
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2. H¨alfte 9. Jh. Leben. In: Innsbrucker Festgruß v. der Phil. Fakult¨at dargebracht der 50. Versammlung dt. Philologen und Schulm¨anner in Graz. Innsbruck 1909, S. 130–158. – Gustav Ehrismann: Der Stil des ‹G.›s. In: PBB (Halle) 34 (1909) S. 177–183. – K. Siemers: Zum ahd. ‹G.›. In: PBB (Halle) 39 (1914) S. 98–115. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 94–101. – Wolf v. Unwerth/Theodor Siebs: Gesch. der dt. Lit. bis zur Mitte des 11. Jh. (Grundriss der dt. Literaturgesch. 1). Berlin u. a. 1920, S. 183 f. – Konrad Beyerle: Die Kultur der Abtei Reichenau. M¨unchen 1925. – Theodor L¨angin: Altalemannische Sprachquellen aus der Reichenau. In: Die Kultur der Abtei Reichenau. Hg. v. K. Beyerle. Bd. 2. Aalen 1925, S. 684–702. – Georg Baesecke: Das ahd. Schrifttum v. Reichenau. In: PBB (Halle) 51 (1927) S. 206–222. – Eduard Sievers: Ahd. Responsorientexte. In: ebd. 52 (1928) S. 208–216. – Heinrich Sperl: Naturalismus und Idealismus in der ahd. Lit. Halle 1928. – Heinrich Brauer: Die Heidelberger Hs. v. Otfrids Evangelienbuch und das ahd. G. In: ZfdPh 55 (1930) S. 261–268. – Heinrich Br¨uggemann: Beitr. zur Gesch. der Georgsverehrung. Diss. Breslau 1943. – Fritz Tschirch: Wisolf, eine ma. Schreiberpers¨onlichkeit. In: PBB 73 (1951) S. 387–422. – Friedrich Maurer: Dichtung und Sprache des MA. (Bibliotheca germanica 10). Bern u. a. 1963, S. 214–217. – Helmut de Boor: Eine unerkl¨arte Stelle des ahd. ‹G.›s nebst Bemerkungen zu seiner Orthographie und Heimat. In: FS Josef Quint. Hg. v. Hugo Moser. Bonn 1964, S. 69–81, bes. S. 216. – Fritz Tschirch: Der hl. Georg als Figura Christi. In: FS Helmut de Boor. Hg. v. den Direktoren des Germ. Seminars der Freien Univ. Berlin. T¨ubingen 1966, S. 1–19. – Mettke (s. Ausg.) S. 135. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134, hier S. 104. Wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. 3. Stuttgart 1981, S. 73–111, hier S. 110 f. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 86–90. – Wolfgang Haubrichs: Die Kultur der Abtei Pr¨um zur Karolingerzeit. Stud. zur Heimat des ahd. G.s (Rheinisches Arch.105). Bonn 1979. – Ders. (s. Ausg.). – Rudolf Sch¨utzeichel: Cpg 52. Stud. zur Heidelberger Otfridhs., zum Kicila-Vers und zum G. (Abh. der Akad. der Wiss. in G¨ottingen. Philol.-hist. 131
Trierer Teufelsspruche ¨ Kl. 3. Folge, Nr. 130). G¨ottingen 1982. – Volker Schupp: ‹Kicila diu scona min filo las›. Bemerkungen zur Georgsliedforschung. In: ZfdA 120 (1991) S. 452–455. – Braune (s. Ausg.) S. 177. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1120–1128. – W. Haubrichs: ‹Nequeo Vuisolf›. Ein Beitr. zur Mythenkritik der Altgermanistik. In: Sprachspiel und Lachkultur. FS Rolf Br¨auer. Hg. v. Angela Bader u. a. Stuttgart 1994, S. 28–42. – B. Bischoff: Kat. der festl¨andischen Hss. des 9. Jh. Tl. 1 (Bayerische Akad. der Wiss. Ver¨off. der Kommission f¨ur die Herausgabe der ma. Bibliothekskat. Deutschlands und der Schweiz). Wiesbaden 1998, S. 316. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 164 f. – Hildegard Elisabeth Keller: Zorn gegen Gorio. Zeichenfunktion v. ‹zorn› im ahd. G. In: Codierungen v. Emotionen im MA. Hg. v. C. Stephen Jaeger/Ingrid Kasten. Berlin/New York 2003, S. 115–142. – Roswitha Wisniewski: Dt. Lit. vom 8. bis 11. Jh. Berlin 2003, S. 215–218. – W. Haubrichs: Die ¨ Edition ahd. (theodisker) Texte zwischen Uberlieferungstreue und Rekonstruktion. In: Dt. Texte des MA zwischen Handschriftenn¨ahe und Rekonstruktion. Hg. v. Martin J. Schubert. T¨ubingen 2005, S. 95–117. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 309–313. SF Trierer Teufelsspruche. ¨ – Zwei Reimpaarspr¨uche Trierer Herkunft f¨ur den Umgang mit dem Teufel. Der Text des sechs Verse umfassenden ersten T. T., der auf den in der Osternacht vollzogenen H¨ollensieg Christi Bezug nimmt, ist in der sog. notae bonifatii geschrieben, bei der die Vokale durch die im Alphabet folgenden Konsonanten ersetzt werden. Zum Kampf gegen den Teufel, der mit einem «colbon» ausgetrieben werden soll, wird die Hilfe Christi angerufen. ¨ Uberlieferung: Trier, StB, Hs. 564/806 8°, 65v (Perg., St. Eucharius [St. Matthias] Trier, Ende 9. Jh., rheinfr¨ankisch). Ausgaben: Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 399 (Nr. LXXX). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 102. – Ahd. Lit. Eine komm. An¨ thologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 282 f. Literatur: Hans-Hugo Steinhoff, in: VL2 9 (1995) Sp. 1058 f. – Max Keuffer: Die ascetischen 132
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Ad catarrum dic Hss. der Stadtbibl. zu Trier (Beschreibendes Verz. der Hss. der Stadtbibl. zu Trier 5). Trier 1900 (Erstver¨off.). – Steinmeyer (s. Ausg.) S. 399 f. – Richard Laufner: Entschl¨usselung einer karolingischen Geheimschr. (Ms 564/806 der Stadtbibl. Trier). In: Kurtrierisches Jb. 5 (1965) S. 5–9 (mit Abb.). – Wolfgang Jungandreas: Zur sprachlichen Einordnung des entschl¨usselten Textes der karolingischen Geheimschrift. In: ebd., S. 9–11. – Rudolf Sch¨utzeichel: Zu einem ahd. Denkmal aus Trier. In: ZfdA 94 (1965), S. 237–243. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart ¨ 1976, S. 100 f. – Bernhard Bischoff: Ubersicht u¨ ber die nicht diplomatischen Geheimschr. des MA. In: Ders.: Ma. Studien. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. 3. Stuttgart 1981, S.120–148. – R. Sch¨utzeichel: Trierer Verse. Wider den Teufel. In: Textgebundenheit. Kleinere Schr. zur ma. dt Lit. Hg. v. dems. T¨ubingen 1981, S. 68–76. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 348. – Ders.: Volkssprache und volkssprachige Literaturen im lotharingischen Zwischenreich (9.–11. Jh.). In: Lotharingia. Eine europ¨aische Kernlandschaft um das Jahr 1000 (Ver¨off. der Kommission f¨ur Saarl¨andische Landesgesch. und Volksforschung 26). Saarbru¨ cken 1995, S. 181–244, bes. S. 227. – R. Sch¨utzeichel: ‹Teufel˚ stexte›. In: FS M¨arta Asdahl Holmberg. Hg. v. Dieter Krohn/B. Sandberg (Germanistische Schlaglichter 4). G¨oteborg 1999, S. 284–295. – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 213 f. (mit Abdruck). – Michael Embach: Trierer Zauber- und Segensspr¨uche des Ma. In: Kurtrierisches Jb. 44 (2004) S. 29–76, hier S. 67 f. Der zweite Spruch von vier Versen stammt aus dem 11. Jh. Es handelt sich um eine aus dem Zusammenhang gerissene lat. Sentenz aus → Gregors Moralia in Iob gegen Teufelsfurcht mit mittelfr¨anki¨ scher Ubersetzung. ¨ Uberlieferung: London, British Library, Ms. Add. 10940, 5v (Perg., St. Maximin bei Trier, 10./11. Jh., mittelfr¨ankisch). Ausgaben: Steinmeyer, a. a. O., S. 400 (Nr. LXXXI). – Mettke, a. a. O., S. 102. 133
um 900 Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 349. – H.H. Steinhoff, a. a. O. – Robert Priebsch: Ein Ausspruch Gregors des Großen in ahd. Reimversen aus S. Maximin zu Trier. In: PBB 38 (1913) S. 338–343 (Erstver¨off.). – Steinmeyer, a. a. O., S. 400. – Thomas Klein: Stud. zur Wechselbeziehung zwischen as. und ahd. Schreibwesen und ihrer sprach- und kulturgeschichtlichen Bedeutung (GAG 205). G¨oppingen 1977, S. 217 f. – Hartmut Hoffmann, Buchkunst und K¨onigtum im ottonischen und fr¨uhsalischen Reich (Schr. der MGH 30,I). Stuttgart 1986, S. 477 f. – G. K¨obler, a. a. O. – W. Haubrichs, a. a. O., S. 348. – Embach, a. a. O.J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 101. – Hans-Werner Goetz: Strukturen der sp¨atkarolingischen Epoche im Spiegel der Vorstellungen eines zeitgen¨ossischen M¨onchs. Bonn 1981, S. 59 ff. BJ Ad catarrum dic (Erster Trierer Zauberspruch). – Ahd. gereimter Zaubersegen aus dem Ende des 9. oder dem Anfang des 10. Jh. A. c. d., ein Segen gegen Blutsturz, ist unten auf Blatt 19v der Glossenhandschrift Trier, StB, Nr. 40/1018 (10. Jh.) in mittelfr¨ankischer Schreibsprache (nach as. Vorlage) als Teil einer lat. Rezeptsammlung u¨ berliefert, die im 10. Jh. auf die unteren R¨ander der Handschrift eingetragen wurde. Das erste Verspaar beruft die Verwundung und Heilung Christi, das zweite bezieht sie auf das zu stillende Blut. Enge Verwandtschaft besteht zu dem Reimpaarteil des → Bamberger Blutsegen. Ausgaben: Edward Schr¨oder: Ahd. aus Trier. In: ZfdA 52 (1910) S. 169–182, 396. – Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Zu¨ rich 1971) S. 378 (Nr. LXIX). – Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary and Critical Bibliography. Diss. Washington, St. Louis 1963, S. 107 f. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 92. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 184. Literatur: Hans-Hugo Steinhoff, VL2 1 (1978) Sp. 27 f. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 378 f. – 134
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um 900 Hubert Schiel: Trierer Segensformeln und Zauberspr¨uche. In: Trierisches Jb. 1953, S. 23–36. – Holzmann (s. Ausg.) S. 88 f. SF De hoc quod spvriha(l)z dicvnt (Visc flot aftar themo uuatare). – As. Prosa-Pferdesegen gegen Windr¨ahe. Der Text wurde um die Wende des 9./10. Jh. wahrscheinlich in Mainz oder K¨oln zusammen mit lat. Spr¨uchen und dem as. → Pro nessia/Contra vermes auf der letzten Seite (188v) des lat. Sammelco¨ dex Wien, ONB, Cod. 751 (Perg., 9. Jh.; zusammengebunden aus sechs Teilen verschiedenen Alters) eingetragen. Voraus geht der lat. Aderlasstext De eo quod spvrihaiz dicimus. Zur Bek¨ampfung der Windr¨ahe («spurihalz», Gliedersteifheit bei Pferden) diente auch der → Trierer Pferdesegen. Ausgaben: Wilhelm Dorow: Zwei s¨achsische Beschw¨orungsformeln aus dem 9. Jh. In: Denkm¨aler alter Sprache und Kunst. Hg. v. W. Dorow, Bd. 1/2–3. Berlin 1824, S. 261–271. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) S. 17 (Nr. IV,4). – Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 372. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 184 (Nr. 105). Literatur: Hans Hugo Steinhoff, VL1 4 (1983) Sp. 75 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 49 f. – Gerhard Eis: Altdt. Zauberspr¨uche. Berlin 1964, bes. S. 53–57. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 130 f. – Heather Stu¨ art/Fred Walla: Die Uberl. der ma. Segen. In: ZfdA 116 (1987) S. 53–79. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 92. – Michael Embach: Trierer Zauber- und Segensspr¨uche des MA. In: Kurtrierisches Jb. 44 (2004) S. 29–76, hier S. 40 f. SF Petruslied. – Ahd. strophischer Bittgesang, 9./10. Jh. Das P., das um 900 oder im fr¨uhen 10. Jh. als Nachtrag einer Freisinger Handschrift mit 135
De hoc quod spvriha(l)z dicvnt → Hrabanus’ Genesiskommentar aufgezeichnet wurde, ist der a¨lteste erhaltene deutschsprachige Hymnus. Das der lat. Petrushymnik, insbesondere dem Prozessionshymnus Aurea luce et decore roseo nahestehende Lied, am ehesten ein Prozessionsund Wallfahrtslied, umfasst drei neumierte Strophen von je zwei binnengereimten Langzeilen (vgl. → Otfrid) mit dem Refrain «Kyrie eleyson, Christe eleyson». In Anlehnung an Mt 16,18 f. nimmt das P. auf die Petrus von Christus verliehene Gewalt u¨ ber die Pforte des Himmels Bezug und gr¨undet darauf die bittende Hinwendung an Petrus. Am Ende der dritten Strophe wird zum gemeinsamen Gebet an Petrus aufgerufen, der sich der s¨undigen Menschheit erbarmen m¨oge. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 6260, 158v (Perg., Freising, nach der Mitte des 9. Jh. [Montag/Schneider, S. 26], unter Bischof Anno [854–875] [Maß, S. 209], drittes Viertel 9. Jh. [Lomnitzer, VL, Sp. 521], bair.). Ausgaben: Bernhard Joseph Docen: Miscellaneen zur Gesch. der teutschen Lit. Bd. 1. M¨unchen 1807. 21809, S. 3 f. (Erstver¨off.). – Wilhelm Wackernagel (Hg.): Altdt. Lesebuch (Dt. Lesebuch 1). Basel 1835. 51873, S. 103 f. – Hans Ferdinand Maßmann (Hg.): Die dt. Abschw¨orungs-, Glaubens-, Beicht- und Betformeln vom achten bis zum zw¨olften Jh. (Bibl.dt.Nat.-Lit. I, 7) Quedlinburg/Leipzig 1839 (Nachdr. Hildesheim 1969) Nr. 64, Tf. 5 (mit Neumen). – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) S. 62 (Nr. IX). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Zu¨ rich 1971) S. 103 (Nr. XXI). – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texte und Zeugnisse. 1. Teilbd. (Die dt. Lit. 1,1). Mu¨ nchen 1965. 21988, ¨ S. 593 (mit Ubers.). – Dt. Lieder des MA v. Walther v. der Vogelweide bis zum Lochamer Liederbuch. Texte und Melodien. Hg. v. Hugo Moser/Joseph ¨ Mu¨ ller-Blattau. Stuttgart 1968, S. 15. – Alteste dt. Dichtung und Prosa. Ausgew¨ahlte Texte, ahd.nhd. Hg. v. Heinz Mettke. Frankfurt/M., Leipzig 1976. 31982, S. 234 f. – Epochen der dt. Lyrik 1. Hg. v. Werner H¨over/Eva Kiepe. M¨unchen 1978, S. 36. – Dt. Dichtung des MA 1. Hg. v. Michael Curschmann. Mu¨ nchen 1980, S. 72 f. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 136
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Petruslied 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 130 f. (mit ¨ Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 131. – Ahd. Lit. Mit ¨ altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 2 2004, S. 150 f., 208. – Ahd. Lit. Eine komm. An¨ thologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 78 f. – Facsimilia: Die a¨ltesten dt. SprachDenkm¨aler. In Lichtdrucken hg. v. Magda Enneccerus. Frankfurt/M. 1897, Tf. 39. – Dt. Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in Mu¨ nchen. Hg. v. Erich Petzet/Otto Glaunig. 1. Abt. M¨unchen 1910, Tf. 9. – Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Hg. und erl. v. Hanns Fischer. T¨ubingen 1966, Tf. 20. – Zusammenstellung der musikalischen Rekonstruktionsversuche bei Hucke (s. Lit.) S. 71; zu erg¨anzen ist Hugo Moser/Joseph Mu¨ ller-Blattau: Dt. Lieder des MA. Stuttgart 1968, S. 15. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 203–207. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 84 f. u. o¨ . – Helmut Lomnitzer, VL2 7 (1988) Sp. 521–525. – Martin Bocian, unter Mitarbeit v. Ursula Kraut und Iris Lenz: Lex. der biblischen Personen. 2., erw. Aufl. Stuttgart 2004, S. 415–425. – Claudia H¨andl, Killy2 9 (2010) S. 168 f. – Oskar Schade: Zum ahd. Petrusliede. In: Wissenschaftliche Monatsbll. 4 (1876) S. 55–60. – Wilhelm Mettin: Die a¨ ltesten dt. Pilgerlieder. In: FS Eduard Sievers. Hg. v. Karl Bohnenberger. Halle/S. 1896, S. 277–286, bes. S. 284–286. – Paul Habermann: Die Metrik der kleineren ahd. Reimgedichte. Diss. Halle/S. 1909, S. 29–34, 116–120. – Hermann Pongs: Das Hildebrandslied, Ueberl. und Lautstand im Rahmen der ahd. Lit. Diss. Marburg 1913, S. 174 f. – Hermann Fr¨ankel: Aus der Fr¨uhgesch. des dt. Endreims. In: ZfdA 58 (1921) S. 41–64, hier S. 54–59. – Otto Ursprung: Freisings ma. Musikgesch. In: Wissenschaftliche Festgabe zum zw¨olfhundertj¨ahrigen Jubil¨aum des heiligen Korbinian. Hg. v. Joseph Schlecht. M¨unchen 1924, S. 246–249. – Arthur H¨ubner: Die dt. Geisslerlieder. Stud. zum geistlichen Volksliede des MA. Berlin 1931, S. 233–235. – Otto Behaghel: Ahd. Firtˆan. In: PBB 56 (1932) S. 224 f. – Joseph M¨uller-Blattau: Zu Form und ¨ Uberl. der a¨ ltesten dt. geistlichen Lieder. In: Zs. f¨ur Musikwiss. 17 (1935) S. 129–146, bes. S. 140 f. – Arno Mulot: Fr¨uhdt. Christentum. Die Christianisierung Deutschlands im Spiegel der a¨ltesten 137
um 900 dt. Dichtung. Stuttgart 1935, S. 136 ff. – Edward Schr¨oder: Zum Bittgesang an den hl. Petrus. In: ZfdA 75 (1939) S. 171. – Paul H¨ormann: Unters. zur Verslehre Otfrids. Diss. Freiburg/Br. 1939. Nachdr. in: Literaturwissenschaftliches Jb. der G¨orres-Ges. 9 (1939) S. 1–106, hier S. 66–69. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Leipzig 1941 (Nachdr. New York u. a. 1970) S. 14, 94 f. – Lore Oberfeuer-Stegmaier: Das Petrusbild der geistlichen Dichtung der Karolingerzeit. Diss. Freiburg i. Br. 1949. – Otto Ursprung: Das Freisinger Petrus-Lied. In: Die Musikforschung 5 (1952) S. 17–21. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. Oxford 1955. 21976, S. 212–214. – Ewald Jammers: Das ma. dt. Epos und die Musik. In: Heidelberger Jbb. 1 (1957) S. 31–90, hier S. 82–85. Wieder in: Ders.: Schrift, Ordnung, Gestalt. Gesammelte Aufs¨atze zur a¨lteren Musikgesch. Bern 1969, S. 105–171. – Walter Lipphardt: Die Anf¨ange des dt. Kirchenliedes in ahd. Zeit. In: Musik und Altar 12 (1959/60) S. 73–77. – Helmut Hucke: Die Neumierung des ahd. P.s. In: FS Joseph Smits. Amsterdam 1963, S.71–78. – Lee Stavenhagen: Das P., sein Alter und seine Herkunft. In: Wirkendes Wort 17 (1967) S. 21–28. – G¨unther Schweikle: Die Herkunft des ahd. Reimes. Zu Otfrieds v. Weißenburg formgeschichtlicher Stellung. In: ZfdA 96 (1967) S. 165–212. Wieder in: Die Genese der europ¨aischen Endreimdichtung. Hg. v. Ulrich Ernst/Peter-Erich Neuser (WdF 444). Darmstadt 1977, S. 287–355. – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). Diss. T¨ubingen 1968, S. 219 f. – Walter Haug: Funktionsformen der ahd. binnengereimten Langzeile. In: FS Hugo Kuhn. Hg. v. Ingeborg Klier u. a. Stuttgart 1969, S. 20–44, hier S. 23 f. – Josef Maß: Das Bistum Freising in der sp¨aten Karolingerzeit. Die Bisch¨ofe Anno (854–875), Arnold (875–883) und Waldo (884–906) (Stud. zur altbayerischen Kirchengesch. 2). Mu¨ nchen 1969, bes. S. 106, 208 f. – Mettke (s. Ausg.) S. 134. – Rudolf Sch¨utzeichel: Die Macht der Heiligen. Zur Interpretation des P.s. In: FS Matthias Zender 1. Hg. v. Edith Ennen/G¨unter Wiegelmann. Bonn 1972, S. 309–320. Wieder in: R. Sch¨utzeichel: Textgebundenheit. Kleinere Schr. zur ma. dt. Lit. T¨ubingen 1981, S. 29–44. – Natalia Daniel: Hss. des zehnten Jh. aus der Freisinger Dombibl. M¨unchen 1973, S. 74. – Ulrich Ernst: Der liber evangeliorum Otfrids v. Weissenburg. Literar¨asthetik und 138
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um 900 Verstechnik im Lichte der Tradition. K¨oln 1975, S. 371–378. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 213 f. – Gisela Vollmann-Profe: Komm. zu Otfrids Evangelienbuch. Bonn 1976, S. 214. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 77–81. – Klaus Gamber: Das altbair. P., im Zusammenhang mit dem literarischen und musikalischen Leben in Regensburg w¨ahrend des 9. Jh. In: Sacerdos et cantus Gregoriani magister. FS Ferdinand Haberl. Hg. v. Franz Stein. Regensburg 1977, S. 107–116. – Wolfgang Haubrichs: Georgslied und Georgslegende im fr¨uhen MA. Text und Rekonstruktion. K¨onigstein/Ts. 1979, S. 161–179. – Bert Nagel: Das Reimproblem in der dt. Dichtung vom Otfridvers zum freien Vers. Berlin 1985. – Stefan Sonderegger: Die ahd. Lit. In: Neues Hb. der Literaturwiss. Bd. 6. Hg. v. Klaus v. See. Wiesbaden 1985, S. 189–216, hier S. 206 f. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1117–1120. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 177. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 165 f. – Costanza Cigni: La figura di San Pietro nella produzione letteraria minore tedesca delle origini. In: La figura di San Pietro nelle fonti del Medioevo. Hg. v. Loredana Lazzari/Anna Maria Valente Bacci. Louvain-la-Neuve 2001, S. 154–175. – Ulrich Montag/Karin Schneider: Dt. Lit. des MA. Hss. aus dem Bestand der BSB M¨unchen [...] (Bayerische Staatsbibl. M¨unchen. Schatzkammer 2003; Patrimonia 249). M¨unchen 2003, S. 52 f. (Nr. 5). – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 308 f. – A. M. Valente Bacci: San Pietro nella letteratura tedesca medievale. Louvain-la-Neuve 2008. BJ Tuotilo (Tutilo, Tutelo, Tuatilo, T¨utel) OSB, * um 850, † 27.4. (nach 912). – Mo¨ nch im Kloster St. Gallen, bildender K¨unstler, Dichter und Komponist. Der urkundlich erstmals 895 bezeugte T. wird in den Casus Sancti Galli → Ekkeharts IV. als Ideal eines vielseitig t¨atigen und hochbegabten Mo¨ nchs dargestellt; er tat sich hervor als «cellerarius» (Verwalter der kl¨osterlichen Bewirtschaftung), «sacratarius» (Verwalter der Sakristei), «hospitarius» (G¨astebetreuer) und «nuntius» (mit ausw¨artigen Gesch¨aften betreut). Seine Lehrer waren → Iso und → Marcellus (Moengal), seine Mitbr¨uder 139
Tuotilo → Notker (I.) Balbulus und → Ratpert. Neben seiner T¨atigkeit als Graveur, Goldschmied, Elfenbeinschnitzer, Architekt und Musiker arbeitete er auch am Evangelium longum (Evangelistar des St. Galler Cod. 53) mit und war einer der ersten Verfasser und Komponisten von Tropen (wohl auf lat. und dt.). Mindestens sechs Tropen mit Melodien scheinen f¨ur T. gesichert: Hodie cantandus est nobis puer (bildete vielleicht den Ausgangspunkt der Weihnachtsspiele); Omnium virtutum gemmis (zum StephanusOffertorium); Quoniam Dominus Iesus Christus (Johannes Evangelista); Omnipotens genitor fons et origo (Lichtmeß); Gaudete et cantate (Ostern) und Viri Galilei (Christi Himmelfahrt). Auch die Zuschreibung weiterer Tropen an T. wurde erwogen. Hauptquelle seiner Beitr¨age zur liturgischen Musik ist der Codex Sangallensis 381. ¨ Uberlieferung: Verzeichnet bei R¨usch 1953 (s. Lit.) S. 39–42 und im Corpus troporum. Bd. 1. Stockholm 1975, S. 107, 150, 186; 3 (1982) S. 104, 213. Ausgaben: Vita: Hans Frieder Haefele (Hg.): Ekkehard IV. Casus s. Galli (Ausgew¨ahlte Quellen zur dt. Gesch. des MA 10). Darmstadt 1980, bes. c. 22 und 34. – Teilausgaben der Tropen: AH 47 (1905) S. 48–50. – AH 49 (1906) S. 7 f., 18 f., 283. – R¨usch 1990 (s. Lit.) S. 12–21, 34 f. – Einspielung: Gregorianischer Choral aus St. Gallen. Die Singphoniker, Leitung Godehard Joppich, 1994 (= SPR [Sonopress] 52800). Literatur: Gerold Meyer v. Knonau, ADB 39 (1895) S. 28–30. – Anette Syndikus, Killy 11 (1991) S. 456. – Reinhard D¨uchting, VL2 9 (1995) Sp. 1149–1151. – Christoph Eggenberger, LexMA 8 (1997) Sp. 1095 f. – DBE 10 (1999) S. 117. – Andreas Haug, LThK3 10 (2001) Sp. 306. – Michael Klaper, MGG2 Personentl. 16 (2006) Sp. 1120 f. – Anselm Schubiger: Die S¨angerschule St. Gallens [...]. Einsiedeln u. a. 1858 (Nachdr. Hildesheim 1966). – Samuel Singer: Die Dichterschule v. St. Gallen. Leipzig 1922. – Wolfram v. den Steinen: Notker der Dichter und seine geistige Welt. Darstellungsbd. Bern 1948. – Ernst Gerhard R¨usch: T. M¨onch und K¨unstler. St. Gallen (Mitt. zur Vaterl¨andischen Gesch. 41,1). St. Gallen 1953. – Eugen Rosenstock-Huessy: Die Sprache des Menschengeschlechts. Eine leibhaftige Grammatik. Bd. 2. Heidelberg 1964, S. 212 u. o¨ . – Johannes Duft/Rudolf Schnyder: Die ElfenbeinEinb¨ande der Stiftsbibl. St. Gallen. Beuron 1984. – St. Galler Heilige. Hss. und Drucke aus dem 8. 140
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Altbairisches Gebet bis 18. Jh. F¨uhrer durch die Ausstellung in der Stiftsbibl. St. Gallen. Hg. v. Peter Ochsenbein/Karl Schmuki. (24. November 1987 bis 31. Oktober 1988). St. Gallen 1988, S. 51–54. – E. G. R¨usch: Gaudete et cantate – Seid fr¨ohlich und singet. Tropen aus den Hss. der Stiftsbibl. St. Gallen. St. Gallen 1990. – J. Duft: Die Abtei St. Gallen. Bd. 2. Sigmaringen 1991, bes. S. 229–231. – Susan Rankin: Notker und T. Sch¨opferische Gestalten in einer neuen Zeit. In: Schweizer Jb. f¨ur Musikwiss. 11 (1991) S. 17–42. – Dies.: From T. to the First Manuscripts. The Shaping of a Trope Repertory at Saint Gall. In: Recherches nouvelles sur les tropes liturgiques (Studia latina Stockholmensia 36). Ed. Wulf Arlt/Gunilla Bj¨orkvall. Stockholm 1993, S. 395–413. – Stiftsbibl. St. Gallen. Codd. 484 und 381. Komm. und im Faks. hg. W. Arlt/S. Rankin, unter Mitarb. v. Cristina Hospenthal. Drei Bde., Winterthur 1996. – P. Ochsenbein: Cultura Sangallensis. Gesammelte Aufs¨atze. Hg. v. Ernst Tremp (Monasterium Sancti Galli 1). St. Gallen 2000. – Fabrizio Crivello: T. L’artista in et`a carolingia. In: Artifex bonus. Il mondo dell’artista medievale. Hg. v. Enrico Castelnuovo. Rom 2004, S. 26–34. SF Sigiharts Gebete. Das am Ende der Freisinger Handschrift von → Otfrids von Weißenburg Evangelienharmonie stehende Schlussgebet wird wegen des folgenden Schreibereintrags als S. G. bezeichnet. Sigihart war indes nur Schreiber des Haupttextes und der Notiz, nicht jedoch der Gebete. Nach Milde ist die e-Form des Gebets schriftgeschichtlich a¨ lter als die des Evangelienbuchtextes. Die dem Versiculum «Tu autem domine miserere nobis. Domine iubenedicere [d. i. iube benedicere], AMEN» folgenden dt. Gebetszeilen sind lat. Benediktionen nachgebildet, die der Lesung einzelner Kapitel von Otfrids Dichtung in der kl¨osterlichen Tischlesung voranging. ¨ Ubertragungen: M¨unchen, BSB, Cgm 14, 125r (Perg., Freising, zwischen 902 und 906, bair.). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 34 (Nr. XV). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 102 (Nr. XX). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 141
um 900 1970, S. 68. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 131 (Nr. XXXVII, 2). – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Aus¨ wahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 148 f., 207 f. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Nhd. ¨ Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan Mu¨ ller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 194 f. – Facsimila: Die a¨ ltesten dt. Sprach-Denkm¨aler. In Lichtdrucken hg. v. Magda Enneccerus. Frankfurt/M. 1897, Tf. 44. – Dt. Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in Mu¨ nchen. Hg. v. Erich Petzet/Otto Glaunig. 1. Abt. Mu¨ nchen 1910, Tf. VIII. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. Tu¨ bingen 1965, Abb. 1 (nach S. 8). Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 216. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 85. – Achim Masser, VL2 8 (1992) Sp. 1242 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 90. – Suitbert B¨aumer: Gesch. des Breviers. Freiburg i. Br. 1895 (Nachdr. Bonn 2004), bes. S. 268–270. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 102. – Hugo Kuhn: Gattungsprobleme der mhd. Lit. Mu¨ nchen 1956. – Hermann Reifenberg: Stundengebet und Breviere im Bistum Mainz seit der romanischen Epoche. M¨unster 1964, S. 60, 62 f. – Mettke (s. Ausg.) S. 132. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134, hier S. 105. – Ders.: Die s¨udostdt. Schreibschulen und Bibliotheken in der Karolingerzeit. Tl. I: Die bayrischen Di¨ozesen. Wiesbaden 3 1974, S. 129 f. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 214. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 100. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 177 f. – Wolfgang Milde: Das ahd. ‹Gebet des Sigihard› und sein Schreiber. Eine pal¨aographische Studie. In: Septuaginta quinque. FS Heinz Mettke. Hg. v. Jens Haustein u. a. Heidelb. 2000, S. 285–293. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 358 f. BJ Altbairisches Gebet (St. Emmeramer Gebet). – ¨ Ahd. Ubersetzung eines lat. Formulars, bald nach 900. Der (sp¨ater auch ins Slavische u¨ bersetzte) Text besteht aus Formeln, die sich in derselben Rei142
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um 900 henfolge auch in lat. Sprache finden lassen. Einem S¨undenbekenntnis (→ Altbairische Beichte) folgen in einem zweiten Teil Bitten um S¨undenvergebung, Gnade und Rettung. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 14345, 117r (Perg., nicht in St. Emmeram, sondern eher in einem der Regensburger Frauenkl¨oster, Mitte ˇ Kl´aˇster premon9. Jh.) (B). – Tepl´a/Tepl (C), str´at˚u/Pr¨amonstratenserabtei, MS. b 9, 182–186 (Perg., vielleicht St. Emmeram, zumindest aus Regensburger Umkreis, zwischen 828 und 876, das Gebet wohl nicht nach der Jahrhundertmitte). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 248 f. (Nr. LXXVIII B). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 310 f. (Nr. XLII). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 57 f. (Nr. XXII, 1, b). – Faksimile: Hans Foerster: Ma. Buch- und Urkundenschriften auf 50 Tafeln mit Erl¨auterungen und vollst¨andiger Transkription. Bern 1946, Tf. XII. Literatur: Achim Masser, VL2 1 (1978) Sp. 275 f.; 11 (2004) Sp. 80. – Franz Pfeiffer: Forschung und Kritik auf dem Gebiete des dt. Alterthums. Bd. 2. Wien 1866, S. 20–38. – Maurus Pfannerer: Altdt. Beicht- und Gebetformel aus einem Kodex des Stiftes Tepl. Pilsen 1870, S. 3–9. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 397–402. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 311–314. – Georg Baesecke: St. Emmeramer Stud. In: PBB 46 (1921/22) S. 431–494, hier S. 451–455. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. v. Werner Schr¨oder. Bern/M¨unchen 1966, S. 38–85, hier S. 52 ff., 78, 84. – Ders.: Die altdt. Beichten. In: PBB 49 (1924/25) S. 268–355. – Erich Fabian: Die altkirchenslavische Version des St. Emmeramer Beichtgebetes. In: ZfdPh 64 (1939) S. 155–160. – Bernhard Bischoff: Die s¨udostdt. Schreibschulen und Bibl.en in der Karolingerzeit. Bd. 1. Leipzig 1940, S. 239, 263 f., 266. – Hans Eggers: Gotisches in der Altbairischen Beichte. In: Zs. f¨ur Mundartforschung 22,3 (1954) S. 129–144. – Ders.: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 80 (1958) S. 372–403; 81 (1959) S. 78–122. – Ingo Reiffenstein: Das Ahd. und die irische Mission 143
Rheinfr¨ankische Cantica-Fragmente im oberdt. Raum. Innsbruck 1958, S. 34–43. – B. Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134, hier S. 123 f. – Roberto Gus¨ mani: Altkirchenslavische Ubersetzungstechnik bei der Wiedergabe des altbairischen Beichtgebets. In: Ahd. 1. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. Heidelberg 1987, S. 819–827. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 167. – Chiara Staiti: Agli inizi della produzione catechetica in volgare tedesco. L’ ‹ordo› per la confessione dei peccati del codice Pal. lat. 485. In: Studi Medievali 3a serie 36 (1995) S. 657–719, hier S. 704. – Frantiˇsek Hoffmann: Soupis rukopisu˚ knihovny kl´aˇstera Premonstr´at˚u Tepl´a (Catalogus codicum manu scriptorum bibliothecae monasterii Teplensis ordinis Praemonstratensis). Bd. 1. Prag 1999, S. 336–342 (Nr. 340). – R. Bergmann/Stefanie Stricker, unter Mitarbeit v. Yvonne Goldammer/Claudia Wich-Reif: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bd. 3. Berlin/New York 2005, S. 1109 f. (Nr. 573). – Zu den slavischen ¨ Ubersetzungen: V´aclav Vondr´ak: Ahd. Beichtformeln im Altkirchenslavischen und in den Freisinger Denkm¨alern. In: Arch. f¨ur slavische Philologie 16 (1894) S. 118–132. – Erich Fabian: Die altkirchenslavische Version des St. Emmeramer Beichtgebetes In: ZfdPh 64 (1939) S. 155–160. BJ Rheinfr¨ankische Cantica-Fragmente. – Eng an den lat. Text gebundene dt. Interlinearversion der Cantica, entstanden wohl nicht sp¨ater als um 900. ¨ Die dt. Ubersetzung ist ohne den lat. Bibeltext nur schwer verst¨andlich; sie diente nicht zum eigenst¨andigen Vortrag, sondern zum reinen Verst¨andnis des lat. Bibeltextes. Die Cantica sind hymnische Gebetstexte aus AT und NT, die als abgeschlossene und sangbare Texteinheiten h¨aufig gemeinsam mit den Psalmen u¨ berliefert werden. Bei den R. C.-F. handelt es sich vermutlich um auf einer a¨lteren Vorlage beruhende Teile eines Psalteriums. ¨ Uberlieferung: Paris, Bibl. Nationale, Ms. Fonds n´eerlandais 107 (sp¨ates 10. oder 11. Jh.; zwei Pergamentbll.). Das Manuskript wurde planm¨aßig f¨ur eine Interlinearversion eingerichtet. Textbestand lat.-dt. Text: Jes 38, 18–20. – 1 Sam 2, 1–2; 5–10. – Hab 3, 17–19. – Dtn 32, 1–4; 8–13. Ausgaben: Steppat (s. Lit.) S. 507–512. – Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 301–304 (Nr. 39). – Horst Dieter Schlosser 144
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Altniederfr¨ankische Psalmen (Hg.): Ahd. Lit. Frankfurt/M. 1970, S. 52–57 und 339. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit W¨orterbuch versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 42 f. – H. D. Schlosser (Hg.): Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispie¨ len. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Berlin 22004, S. 142 f., 207. – Ahd. Lit. Eine komm. ¨ Anthologie. Ubersetzt, hg. und komm. v. Stephan Mu¨ ller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 124–126. Literatur: De Boor/Newald 1 (91979) S. 22. – Kurt Erich Sch¨ondorf, VL 2 8 (1992) S. 31 f. – I. J. Steppat: Bruchst¨ucke einer ahd. Interlinearversion der Cantica. In: PBB (Halle) 27 (1902) S. 504–541. – Theodor v. Grienberger: Ahd. Texterkl¨arungen IV. 20. Der rheinfr¨ankische Psalter. In: ebd. 48 (1924) S. 36–42. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 55 (Nr. 23). – Ders.: Einige altenglische, althoch- und altnd. Interlinearversionen des Psalters im Vergleich. In: Ma. volkssprachige Glossen. Internationale Fachkonferenz des Zentrums f¨ur Mittelalterstud. der OttoFriedrich-Univ. Bamberg 2. bis 4. August 1999. Hg. v. Rolf Bergmann u.a. (Germanistische Bibl. 13). Heidelberg 2001, S. 261–296, bes. S. 268, 283 sowie Abb. 9 und 10. – M¨uller (s. Ausg.) S. 335 f. SF Altniederfr¨ankische Psalmen (Altndl. [Oudnederlandse] Psalmen). – Psalmenfragmente und Glossen, 9. oder 10. Jh. Aus einem Brief aus dem Jahr 1598 des ndl. Humanisten Justus Lipsius (gest. 1606) geht hervor, dass dieser von dem L¨utticher Kanonikus Arnold Wachtendonck (gest. 1605) eine lat. Psalterhandschrift mit Psalmeninterlinearversion (Germanicˆa interpretatione superscriptˆa) zur Einsicht bekommen habe; die seither verschollene Handschrift datierte Lipsius in das 9. Jh. Er ließ eine Kopie davon anfertigen, von der wohl in der Berliner Hand¨ schrift (s. Uberl.) ein Fragment vorliegt. Zu den A. P. ist ein Glossenauszug (9. Jh.?) zu Psalm 55 belegt, der ihr hohes Alter bezeugt; sie werden meist in das 9., manchmal auch in das 10. Jh. datiert. Der Text scheint eine altniederfr¨ankische Bearbeitung einer mittelfr¨ankischen Vorlage zu sein, wobei der Bearbeiter stark mittelfr¨ankisch begann 145
um 900 und dann immer mehr die eigene niederfr¨ankische Mundart verwendete. Ps. 1,1–3,5 und Glossen aus Ps. 1–9 werden meist separat als Mittelfr¨ankische Psalmen behandelt. ¨ Uberlieferung: Mehrere Fragm. sowie Wortausz¨uge, die Lipsiusschen Glossen, in Abschriften und Drucken des 16./17. Jh.: (I) Ps. 1,1–3,5: Leeuwarden, Prov. Bibl. van Friesland, Ms. 4° 149 (ein doppelseitig beschriebenes Bl.), die sog. Mittelfr¨ankischen Psalmen. – (II) Ps. 18 in: A. Vander Milii Lingua Belgica [...]. Leiden 1612, S. 152–155 (korrupter Abdruck nach einer von J. Lipsius gelieferten Vorlage). – (III) Ps. 53,7–73,9: Berlin, SBB, Ms. Diez. C quart. 90 (zweite H¨alfte 16. Jh., altniederfr¨ankisch, fragm. Abschrift des verlorenen ‹Wachtendonckschen Psalters›). – (IV) Alphabetische Wortliste: Leiden, UB, Ms. Lips. 53 (mit Anmerkungen und Korrekturen v. Lipsius). – (V) Glossen, die Lipsius in einem Brief vom 19. Dez. 1598 dem Antwerpener Juristen H. Schottius mitteilte; gedr. in: Justi Lipsii Epistolae selectae ad Belgas. Antwerpen 1602, Cent. III, Ep. XLIV, S. 43–54. Ausgaben: Moritz Heyne: Kleinere altnd. Denkm¨aler. Paderborn 1867. 21877 (Neudr. Amsterdam 1970) S. 1–59. – Willem Lodewijk van Helten: Die altostniederfr¨ankischen Psalmenfragm., die Lipsius’schen Glossen und die alts¨udmittelfr¨ankischen Psalmenfragm. Groningen 1902 (Nachdr. New York/London 1969; Niederwalluf bei Wiesbaden 1971). – H. K. J. Cowan: De Oudnederlandse (Oudnederfrankische) psalmenfragmenten. Leiden 1957. – R. L. Kyes: Old Low Franconian Psalms and Glosses, Ann Arbor 1969. – de Grauwe (s. Lit). – Quak 1981 (s. Lit.) S. 29–95. – Horst Dieter Schlosser (Hg.): Ahd. Lit. ¨ Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Berlin 22004, S. 140, 206. Literatur: Willy Sanders, VL2 1 (1978) Sp. 311–313. – H. K. J. Cowan: Oudoostnederfrankisch of oostelijk Oudnederlands? In: Tijdschrift voor nederlandsche taal en letterkunde 71 (1953) S. 161–182. – Ders.: De localisering van het Oudnederfrankisch der psalmenfragmenten. In: Leuvense Bijdragen 48 (1959) S. 1–47. – W. Sanders: Zu den a. P. In: ZfdA 97 (1968) S. 81–107. – H. K. J. Cowan: Nogmaals de localisering [...]. In: Leuvense Bijdragen 58 (1969) S. 114–132. – Ders.: Oudnederfrankische varia. In: Tijdschrift voor nederlandsche taal en letterkunde 87 (1971) S. 184–203. – Gerhard K¨obler: Verz. 146
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um 900 ¨ der Ubersetzungsgleichungen der as., altostniederfr¨ankischen und altsu¨ dmittelfr¨ankischen Psalmenfragm. G¨ottingen u. a. 1971. – Cola Minis: Bibliogr. zu den altmittel- und a. P. und Glossen. Amsterdam 1971. – W. Sanders: Oudnederlands. In: Tijdschrift voor nederlandsche taal en letterkunde 88 (1972) S. 161–177. – G. K¨obler: Lat.-altnd. W¨orterbuch. G¨ottingen u. a. 1972. – Ders./Arend Quak: Altnd.-lat. W¨orterbuch. G¨ottingen u. a. 1973. – A. Quak: Stud. zu den altmittel- und altniederfr¨ankischen Psalmen und Glossen (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. 12). Amsterdam 1973. – Luc de Grauwe: Een lexikologische Studie in woordgeografisch perspektief van de Wachtendonckse psalmenfragmenten met inbegrip van de glossen van Lipsius, Proefschr. Gent 1975. – A. Quak: Wortkonkordanz zu den altmittel- und altniederfr¨ankischen Psalmen und Glossen (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. 22). Amsterdam 1975. – Ders.: Die altmittel- und altniederfr¨ankischen Psalmen und Glossen (ebd. 47). Amsterdam 1981. – Ursula Winter: Die europ¨aischen Hss. der Bibl. Diez. Tl. 3: Die Manuscripta Dieziana C (Die Hss.-Verz. der Dt. SB zu Berlin N.F. 1,3). Wiesbaden 1994, S. 123 f. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 208. – Ernst Hellgardt: Einige altenglische, althoch- und altnd. Interlinearversionen des Psalters im Vergleich. In: Ma. volkssprachige Glossen. Internationale Fachkonferenz des Zentrums f¨ur Mittelalterstud. der OttoFriedrich-Univ. Bamberg 2. bis 4. August 1999. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. (Germanistische Bibl. 13). Heidelberg 2001, S. 261–296, bes. S. 266 f. SF Alts¨achsische Psalmen-Fragmente (sog. Lubliner Psalter). – Bruchst¨ucke einer interlinearen ¨ as. Ubertragung (sprachlich vielleicht dem sp¨aten 9. Jh. zuzuordnen) eines lat., dem Psalterium Gallicanum folgenden Textes. Die zuerst aufgefundenen Teile dieser Psalmen¨ubersetzung befanden sich in einer Straßburger Inkunabel aus dem Jahre 1472; dort waren die beiden zusammenh¨angenden Doppelbl¨atter als Spiegel und Vorsatz eingebunden. 1999 wurde in Wittenberg ein weiteres Blatt des sog. Lubliner Psalters, das ebenfalls als Makulatur in einer Inkunabel (Basel 1492) verwendet wurde, aufgefunden. Anhand der 147
Alts¨achsische Psalmen-Fragmente ¨ Uberlieferung l¨asst sich sagen, dass die Fragmente urspr¨unglich einen vollst¨andigen Psaltercodex von wahrscheinlich mehr als 190 Bl¨attern bildeten, der eigens f¨ur das Einf¨ugen einer Interlinearversion angelegt worden war. Neben Psalmen bieten die A. P. weitere Gebete des monastischen Offiziums. ¨ Uberlieferung: Warschau, NB, Akc. 6748 (fortgeschrittenes 10. Jh.; fru¨ her Privatbesitz Dr. Zalewski, zwei Perg.-Doppelbll., 2°). – Wittenberg, Bibl. des evangelischen Predigerseminars, 2° H. Th. 677, Vorsatzbl. Textbestand des lat.-as. Textes: Ps 28; 29, 1–5 (1rv); 32,9–22; 33,1–5 (2rv); 110,9 bis zum Schluss; 111,1–7 (3rv); 114,2 bis zum Schluss; 115 (4rv). Gloria patri und Requiem aeternam nach Ps 110. – Textbestand des lat. Textes: Collekten zu Ps 27,28,32,114, 115. – Texbestand des neu aufgefundenen Wittenberger Einzelblattes: 84,7–85,9. Ausgaben: Ludwik Zalewski: Psalterii versionis interlinearis vetusta fragmenta Germanica edidit praefatus est notisque illustravit (Prace Komisji Jezykowej ˛ Polskiej Akademji Umiejetno´ ˛ sci, 11). Krakau 1923. – Adam Kleczkowski: Neuentdeckte as. Psalmenfragm. aus der Karolingerzeit. Krakau 1923–26. – Willy Krogmann: Die Lubliner Psalmenfragm. In: Korrespondenzbl. des Ver. f¨ur nd. Sprachforschung 57 (1950) S. 49–58. – Ursula Winter: ‹Ginagi drohtin ore thin...›. – Neues zu den A. P. In: Fata Libellorum. FS Franzjosef Pensel. Hg. v. Rudolf Bentzinger/Ulrich-Dieter Oppitz (GAG 648). G¨oppingen 1999, S. 337–346. – Tiefenbach (s. Lit.) S. 426–465. Literatur: Kurt Erich Sch¨ondorf, VL2 1 (1978) Sp. 318 f. – Agathe Lasch: Die A. P. In: Nd. Stud. FS Conrad Borchling. Neum¨unster 1932, S. 229–272. – K. E. Sch¨ondorf: Die Tradition der dt. Psalmen¨ubers. Unters. zur Verwandtschaft ¨ und Ubersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther (Md. Forschungen 46). K¨oln/Graz 1967, S. 50–53. – Ernst A. Ebbinghaus: A Note on the Lublin Psalter. In: NdJb 90 (1967) S. 44 f. – Gerhard K¨obler: ¨ Verz. der Ubersetzungsgleichungen der as., altostniederfr¨ankischen und altsu¨ dmittelfr¨ankischen Psalmenfragm. G¨ottingen u. a. 1971. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). Tu¨ bingen 21995, S. 208. – Ernst Hellgardt: Einige altenglische, althoch- und altnd. Interlinearversionen des Psalters im Vergleich. In: 148
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Psalm 138 Ma. volkssprachige Glossen. Internationale Fachkonferenz des Zentrums f¨ur Mittelalterstud. der Otto-Friedrich-Univ. Bamberg 2. bis 4. August 1999. Hg. v. Rolf Bergmann u.a. Heidelberg 2001, S. 261–296, bes. S. 267 f. und 282. – Heinrich Tiefenbach: Die as. Psalmen¨ubersetzung im Lublin/Wittenberger Psalter. Mit einer Neuedition des Textes. In: Volkssprachig-lat. Mischtexte und Tex¨ tensembles in der ahd., as. und altenglischen Uberl. Medi¨avistisches Kolloquium des Zentrums f¨ur Mittelalterstud. der Otto-Friedrich-Univ. Bamberg am 16. und 17. November 2001. Hg. v. Rolf Bergmann. Heidelberg 2003, S. 385–425. SF Psalm 138. – Ahd. Versbearbeitung des biblischen Psalms. Die u¨ berlieferte Fassung ist nach V. 14 gesto¨ rt; drei Verse werden wiederholt. Von der biblischen Vorlage wird mehrmals stark abgewichen. Der dt. Bearbeiter macht aus dem Gebet des biblischen Psalms einen Bericht Davids, indem er dessen «touginon sin» wiedergibt. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 1609, 69r–69v (Perg., Regensburg oder Freising, 10. Jh., bair.). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 31–33 (Nr. XIII). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 105–107 (Nr. XXII). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 91 f. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). ¨ Frankfurt/M. 1991, S. 142–145 (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 138 f. (Nr. XXXVIII). – Ahd. ¨ Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 138–141, 206. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. ¨ Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 90–93. – Facsimilia: Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Hg. und erl. v. Hanns Fischer. T¨ubingen 1966, Tf. 23. – ZfdA 77 (1940) nach S. 76. 149
1. H¨alfte 10. Jh. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 211–215. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 84 f. – David R. McLintock, VL2 7 (1989) Sp. 876–878. – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 85–88. – Rudolf Koegel: Gesch. der dt. Lit. bis zum Ausgange des MA. Bd. 1, Tl. 2. Straßburg 1897, S. 117–126. – Eduard Sievers: Zu Ps. 138. In: PBB (Halle) 34 (1909) S. 571–575. – Albert Leitzmann: Zu den kleineren ahd. Denkm¨alern. In: PBB (Halle) 39 (1914) S. 548–563. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 105–109. – Wolf v. Unwerth/Theodor Siebs: Gesch. der dt. Lit. bis zur Mitte des 11. Jh. (Grundriß der dt. Literaturgesch. 1). Berlin 1920, S. 178 f. – Georg Baesecke: St. Emmeramer Stud. In: PBB (Halle) 46 (1922) S. 431–494. – Her¨ mann Menhardt: Zur Uberl. des ahd. 138. Ps. In: ZfdA 77 (1940) S. 76–84. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Leipzig 1941 (Nachdr. New York u. a. 1970) S. 93–96. – Fritz Willems: Ps. 138 und ahd. Stil. In: Dvjs 29 (1955) S. 429–446. – Ernst Ochs: Ps. 138. In: Neuphilol. Mitt. 59 (1958) S. 220 f. – Richard Kienast: Die deutschsprachige Lyrik des MA. In: Dt. Philologie im Aufriß 2. Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin 1958, S. 1–131, hier S. 25 f. – Pierre Salmon: Les ‹Tituli Psalmorum› des manuscrits latins (Collectanea Biblica Latina 12). Rom 1959. – H. Menhardt: ¨ Verz. der altdt. Lit. Hss. der Osterr. Nationalbibl. Bd. 1. Berlin 1960, S. 51. – Otto Ludwig: Der ahd. und der biblische Ps. 138. Ein Vergleich. In: Euph. 56 (1962) S. 402–409. – Fischer (s. Ausg.) S. 25*. – Mettke (s. Ausg.) S. 135. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134, hier S. 126. – Herbert Penzl: Zur Phonologie des ahd. Ps. 138. In: Studies for Einar Haugen. Hg. v. Evelyn Firchow. Den Haag u. a. 1971, S. 460–468. – Natalia Daniel: Hss. des zehnten Jh. aus der Freisinger Dombibl. Stud. u¨ ber Schriftcharakter und Herkunft der nachkarolingischen und ottonischen Hss. einer bayerischen Bibl. (M¨unchener Beitr. zur Medi¨avistik und RenaissanceForschung 11). Mu¨ nchen 1973, S. 70 ff. – Willy Krogmann: Der ahd. 138. Ps. Forschungsgeschicht¨ licher Uberblick und Urfassung (Abh. und Vortr¨age 5). Hamburg 1973. – Dieter Kartschoke: Altdt. Bibeldichtung. Stuttgart 1975, S. 75–77. – John K. Bostock: A Handbook on Old High German Literature. Oxford 21976, S. 218–222. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 150
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1. H¨alfte 10. Jh. 1976, S. 82–86. – Wolfgang Haubrichs: Arcana Regum. Der ahd. hundertachtunddreißigste Psalm und die Synode zu Tribur (895). In: Architectura poetica. FS Johannes Rathofer. Hg. v. Ulrich Ernst/Bernhard Sowinski (K¨olner germanistische Stud. 30). K¨oln/Wien 1989, S. 67–106. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1130–1135. – W. Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 314–317 u. o¨ . – D. Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 162 f. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 313–315. BJ Merseburger Zauberspruche. ¨ – Zwei ahd. magische Spr¨uche, aufgezeichnet 1. H¨alfte 9. Jh., vielleicht sehr viel fr¨uher entstanden. Erhalten sind ein L¨osesegen zur Befreiung von Gefangenen und ein Pferdesegen zur Heilung eines verrenkten Fußes. Beide Zeugnisse sind nach Form und religi¨oser Vorstellung vorchristlichen Ursprungs, beide sind zweiteilig gebaut: Auf die «epische» Einleitung («historiola»), die paradigmatische Vorbildhandlung, die von dem schon einmal erreichten Ziel des Spruchs berichtet, folgt die eigentliche Zauberformel («incantatio») von magisch-imperativem Gepr¨age (Analogiezauber). Die Forschung widmet sich vor allem Problemen ¨ der Ubersetzung (und Textemendation) und mythologischen Fragestellungen. Umstritten sind besonders die Deutung des ersten Verses des ersten Spruches, der Phol-Balder-Problematik sowie ¨ der Ubersetzung des Wortes «gelimida» im zweiten Spruch. Die Entstehungszeit der beiden Spr¨uche liegt mit Sicherheit deutlich vor ihrer Niederschrift in der Zeit vor der Christianisierung des Frankenreichs, eine genaue Datierung ist jedoch nicht m¨oglich. Der L¨osesegen besteht aus vier Zeilen, die ersten drei Stabreimverse berichten von der Befreiung eines Gefangenen durch heilige, zauberkundige Frauen, «Idisen», die vielleicht auf dem Vorbild der magischen Wirkkraft dreier «virgines» (Jungfrauen) in sp¨atantiken Zauberspr¨uchen beruhen; der Begriff wurde in der Forschung auch mit Walk¨uren, Hexen oder Matronen gleichgesetzt. Handlungsm¨aßig lassen sie sich in drei Gruppen aufteilen. Die eine «heftete Hafte» (band die Heerfesseln), die andere «hemmte (l¨ahmte?) das Heer», die dritte l¨oste die Fesseln der Gefangenen. Die 151
Merseburger Zauberspruche ¨ letzte Zeile, eine in ihren Halbversen endreimende Langzeile, enth¨alt die Zauberformel. Ungekl¨art ist, ob diese Zeile an die Stelle eines a¨ lteren Stabreimverses getreten ist oder ob der L¨osesegen urspr¨unglich keine eigentliche Zauberformel aufwies, diese vielmehr sp¨ater hinzugef¨ugt wurde. L¨osezauber zur Befreiung Gefangener sind im Altnordischen bezeugt. Der Pferdesegen besteht aus acht Zeilen. Der Vorbildbericht erz¨ahlt, wie das Pferd des germ. Zauber- und Reitergottes Wotan sich bei einem Ausritt den Fuß verrenkte. Zwei G¨ottinnenpaare «besprachen» den Fuß, erfolgreich war aber erst der dritte Heilungsversuch von Wotan selbst. Es folgt eine zweigliedrige Zauberformel, deren zwei Teile wiederum dreigliedrig sind. Dreifach wird die Krankheit benannt, dann folgt der Heilungsbefehl. Der in der zweiten Zeile genannte «Balder» ist, deutet man das Wort als Name und nicht als Appellativum «Herr» (vgl. Bugge und Helm [s. Lit.]), ist wahrscheinlich mit Phol (ungeschickte Schreibung f¨ur «Vol»?) identisch. Ungekl¨art ist u. a., ob dieser Spruch auf sp¨atantike Quellen zur¨uckgeht oder die germ. Umpr¨agung eines fr¨uhchristlichen Typus ist, der Christus und den hl. Stephanus als Reiter und Helfer kennt; so erscheint Christus im → Trierer Pferdesegen gleich Wotan als g¨ottlicher Arzt. Unklar sind auch die Beweggr¨unde des schreibenden M¨onchs f¨ur die Aufzeichnung der heidnischen Spr¨uche. ¨ Uberlieferung: Merseburg, Domstiftsbibl., Cod. 136, 85r. Die M. Z. sind als Nachtrag einer Hand des ersten oder zweiten Drittels des 10. Jh. auf dem urspr¨unglich leeren Vorsatzblatt eines aus Fulda stammenden, nur bruchst¨uckhaft u¨ berlieferten lat. Sakramentars (sp¨ates 9. Jh.) der Merseburger Domstiftsbibl. u¨ berliefert. Die Hs. enth¨alt ferner das → Merseburger Gebetbruchst¨uck und das → Fr¨ankische Taufgel¨obnis. Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) S. 15 f. (Nr. IV,1.2). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 365 f. (Nr. LXII). – Heinz ¨ Mettke: Alteste dt. Dichtung und Prosa. Frankfurt/M. 1976 (Leipzig 21979 [RUB 15]) S. 84–86. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 152 f. 152
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Merseburger Zauberspruche ¨ ¨ (mit Ubers.), 1142–1150 (Komm.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tu¨ bingen 1994, S. 89. – Horst Dieter Schlosser (Hg.): Ahd. ¨ Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Berlin 22004, S. 132, 204. – ¨ Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 270. Literatur: Ehrismann 1 (1932) S. 100. – Kurt Schier: Balder. In: RGA2 2 (1976) S. 2–7. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 91 f. u. o¨ . – HansHugo Steinhoff, VL2 (1987) Sp. 410–418. – Ricarda Bauschke, LexMA 6 (1993) Sp. 548. – Claudia H¨andl, Killy2 8 (2010) S. 183 f. – Grimm (s. Ausg.). – Adalbert Kuhn: Indische und germ. Segensspr¨uche. In: Zs. f¨ur vergleichende Sprachforschung 13 (1864) S. 49–74, 113–157, hier S. 51–63. – Anton Wallner: Eiris sazun idisi. In: ZfdA 50 (1908) S. 214–218. – Julius Schwietering: Der erste Merseburger Spruch. In: ZfdA 55 (1914/17) S. 148–156. – Reidar Thoralf Christiansen: Die finnischen und nordischen Varianten des zweiten Merseburgerspruchs (Folklore Fellows Communications 18). Hamina 1914. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 366 f. – Walther Preusler: Zum zweiten Merseburger Spruch. In: Beitr. zur Deutschkunde. FS Theodor Siebs. Emden 1922, S. 39–45. – Walther Heinrich Vogt: Zum Problem der ‹M. Z.›. In: ZfdA 65 (1928) S. 97–130. – Otto Warnatsch: Phol und der zweite M. Z. In: ZfdPh 64 (1939) S. 148–155. – Elis Wadstein: Zum zweiten M. Z. In: Studia Neophilologica 12 (1939/40) S. 205–209. – Arno Schirokauer: Der zweite M. Z. In: Corona. FS Samuel Singer. Durham/N.C. 1941, S. 117–141. – Ders.: Form und Formel einiger altdt. Zauberspr¨uche. In: ZfdPh 73 (1954) S. 353–364. – Karl Helm: Balder in Deutschland? In: PBB (Halle) 67 (1945) S. 216–222. – Felix Genzmer: Die G¨otter des zweiten M. Z. In: Arkiv f¨or Nordisk Filologi 63 (1948) S. 55–72. – Ders.: Da signed Krist – thˆu biguol’en Wuodan. In: Arv 5 (1949) S. 37–68. – Ders.: Germ. Zauberspr¨uche. In: GRM 32 (1950/51) S. 21–51. – Willy Krogmann: era duoder. In: ZfdA 83 (1951/52) S. 122–125. – Ders.: Phol im Merseburger Pferdesegen. In: ZfdPh 71 (1951/53) S. 152–162. – Franz Rolf Schr¨oder: Balder und der zweite Merseburger Spruch. In: GRM 34 (1953) S. 161–183. – Adolf Spamer: P(h)ol ende Uuodan. In: Dt. Jb. 153
1. H¨alfte 10. Jh. f¨ur Volkskunde 3 (1957) S. 347–365. – Gerhard Eis: Deutung des ersten M. Z. In: Forschungen und Fortschritte 32 (1958) S. 27–29. – Elise Riesel: Der erste M. Z. In: Dt. Jb. f¨ur Volkskunde 4 (1958) S. 53–81. – Gerd Sieg: Zu den ‹M. Z.›. In: PBB (T¨ub.) 82 (1960) S. 364–370. – Bernfried Schlerath: Zu den ‹M. Z.›. In: Zweite Fachtagung f¨ur indogerm. und allgemeine Sprachwiss. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss., Sonderh. 15). Innsbruck 1962, S. 139–143. – Ludwig Wolff: Die ‹M. Z.›. In: Die Wiss. v. dt. Sprache und Dichtung. FS Friedrich Maurer. Stuttgart 1963, S. 305–319. – Gerhard Eis: Altdt. Zauberspr¨uche. Berlin 1964, S. 58–66. – Heinrich Tiefenbach: gel¯imid¯a. In: Fr¨uhma. Stud. 4 (1970) S. 395–397. – Achim Masser: Zum zweiten M. Z. In: PBB (T¨ub.) 94 (1972) S. 19–25. – Hellmut Rosenfeld: Phol ende Wuodan vuorun zi holza. In: PBB (T¨ub.) 95 (1973) S. 1–12. – Gunter M¨uller: Zur Heilkraft der Walk¨ure. Sondersprachliches der Magie in kontinentalen und skandinavischen Zeugnissen. In: Fr¨uhma. Stud. 10 (1976) S. 3500–361, hier S. 358–361. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King and D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 26–37. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 50–53. – Dieter Krywalski: Zur Interpretation des Ersten M. Z. In: Bll. f¨ur den Deutschlehrer 22 (1978) S. 93–103. – J¨urgen K¨uhnel: Unters. zum germ. Stabreimvers (GAG 209). G¨oppingen 1978. – Susan D. Fuller: Pagan Charms in Tenth-Century Saxony? In: Monatsh. 72 (1980) S. 162–170. – Peter R¨uhmkorf: Agar Agar – Zaurzaurim. Zur Naturgesch. des Reims. Reinbek bei Hamburg 1981, S. 21–25. – Manfred Geier: Die magische Kraft der Poesie. Zur Gesch., Struktur und Funktion des Zauberspruchs. In: DVjs 56 (1982) S. 359–385, hier S. 366–370. – Heather Stuart/F. Walla: Eiris sazun idisi – or did they? In: Germanic Notes 14 (1983) S. 35–37. – Eric Gerald Stanley: Alliterative ornament and alliterative rhythmical discourse in Old High German and Old Frisian compared with similar manifestations in Old English. In: PBB (Tu¨ b.) 106 (1984) S. 184–217, hier 198–206. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 358–362 u. o¨ . – Klaus ¨ D¨uwel: Uber das Nachleben der M. Z. In: FS 154
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1. H¨alfte 10. Jh. Helmut Birkhan. Hg. v. Christa Agnes Tuczay u. a. Bern u. a. 2008, S. 539–551. – Dieter Kartschoke: Gesch der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 120–122. – Heiner Eichner/Robert Nedoma: Die M. Z. Philologie und sprachwissenschaftliche Probleme aus heutiger Sicht. In: insprinc haptbandun. Referate des Kolloquiums zu den M. Z. auf der XI. Fachtagung der Indogerm. Ges. in Halle/Saale (17.–23. September 2000). Hg. v. H. Eichner/Robert Nedoma. Tl. 2 (Die Sprache 42). Wiesbaden 2001, S. 1–195. – Wolfgang Beck: Die M. Z. (Imagines Medii Aevi 16). Wiesbaden 2003. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 391–394. – W. Beck: Die M. Z. In: Der Merseburger Dom und seine Sch¨atze. Zeugnisse einer tausendj¨ahrigen Gesch. Bearb. v. Markus Cottin. Petersberg 2008, S. 266–278. – K. D¨uwel: Der Erst M. Z. – ein Mittel zur Geburtshilfe? In: Erz¨ahlkultur. Beitr. zur kulturwiss. Erz¨ahlforschung. FS Hans-J¨org Uther. Hg. v. Rolf Wilhelm Brednich. Berlin u. a. 2009, S. 401–422. SF Wiener Hundesegen Christ wart gaboren. – Ahd. Prosasegen, 1. H¨alfte 10. Jh. In dem wohl auf einen Hirtensegen zur¨uckgehenden Text, der alliterierende Doppelformeln enth¨alt, folgt der Evokation Christi und seines ‹Hirten› St. Martin die Bitte um Schutz f¨ur Hirtenhunde, besonders vor W¨olfen. Die Rekonstruktion einer stabreimenden Fassung oder einer heidnischgermanischen Vorstufe versuchte man vergeblich. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 552, 107r, Z. 9–14 (Perg., 10. Jh., bair.). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 16 (Nr. IV, 3). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 394 (Nr. LXXVI). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.–XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 27 (Nr. 20). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 46. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 154 f. (mit ¨ Ubers.). – Ahd. poetische Texte. Ahd./Nhd. Ausgew¨ahlt und komm. v. Karl A. Wipf (RUB 8709). ¨ Stuttgart 1992, S. 76 f. (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. 155
Wiener Hundesegen Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tu¨ bingen 1994, S. 89 (Nr. XXXI, 2). – Ahd. Lit. Mit altnd. ¨ Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 136 f., 205. – Ahd. Lit. Eine komm. Antholo¨ gie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubersetzt, hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 272 f. – Facsimilia: Die a¨ ltesten dt. SprachDenkm¨aler. In Lichtdrucken hg. v. Magda Enneccerus. Frankfurt/M. 1897, Tf. 7. – Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Hg. und erl. v. Hanns Fischer. T¨ubingen 1966, Tf. 16 b. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 104 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 94. – Hans-Hugo Steinhoff, VL2 10 (1999) Sp. 1018. – Theodor von Karajan: Zwei bisher unbekannte dt. Sprach-Denkmale aus heidnischer Zeit. In: Sb. der phil.-hist. Cl. der kaiserl. Akad. der Wiss. 25 (1857), Wien 1858, S. 308–325 (Erstver¨off.). – Karl M¨ullenhoff: Der W. H. In: ZfdA 11 (1859) S. 257–262. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) S. 48 f. – Friedrich H¨alsig: Der Zauberspruch bei den Germanen bis um die Mitte des XVI. Jh. Leipzig 1910. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 394–396. – Robert Priebsch: Zum ‹W. H.›. In: Modern Language Review 17 (1922) S. 80–84. – Mettke (s. Ausg.) S. 119. – Fischer (s. Ausg.) S. 18*. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134, hier S. 126 (wieder in: Ders.: Ma. Studien. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze zur Schriftkunde und Literaturgeschichte. Bd. 3, Stuttgart 1981, S. 73–111, S. 103). – Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary, and Critical Bibliography. Ann Arbor, Mich. 1984 (zgl. Diss. 1963) S. 60–65. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1152–1154. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 89. – Ute Schwab: ‹In sluthere bebunden›. In: Stud. zum Altgermanischen. FS Heinrich Beck. Hg. v. Heiko Uecker (Erg.-Bde. zum RGA 11). Berlin/New York 1994, S. 554–583. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 174. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 355 f. – Ernst Hellgardt: Die dt. Zauberspr¨uche und Segen ¨ im Kontext ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere 156
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Ekkehart I. von St. Gallen Filosofia e Belle Arti. Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 16, 24 f. – Klaus Gantert: Zur Konzeption des ‹W. H.›. In: ‹Ze hove und an der strˆazen›. Die dt. Lit. des MA und ihr ‹Sitz im Leben›. FS Volker Schupp. Hg. v. Anna Keck/Theodor Nolte. Stuttgart/Leipzig 1999, S. 28–42. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 189 (Nr. 119). – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 207–210 (mit Abdruck). – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 395. BJ Ekkehart I. von St. Gallen (Ekkehardus Decanus), * um 910 bei St. Gallen, † 14.1.973 St. Gallen. – Verfasser liturgischer Lieder und Hagiograph. E. I. stammte aus vornehmer Familie im Thurgau (Ostschweiz); Erziehung und Ausbildung erfuhr er im Kloster St. Gallen, wo Geraldus, der letzte Sch¨uler des → Notker Balbulus, sein Lehrer war. Unter Abt Craloh wurde E. zum Dekan gew¨ahlt, verzichtete aber nach dessen Tod (958) wegen einer Fußverletzung auf die Abtw¨urde. Unter Abt Burchhard, seinem Neffen, unternahm E. eine Pilgerfahrt nach Rom. Er gilt als eine der bedeutendsten Pers¨onlichkeiten des Klosters St. Gallen in ottonischer Zeit und wurde von Otto I. sehr gesch¨atzt. Nach dem Zeugnis der Casus sancti Galli (c. 80) → Ekkeharts IV. geh¨oren folgende Schriften E.: sechs Sequenzen (wobei eine davon wohl → Ekkehart II. zuzuschreiben ist), Antiphone, ein M¨artyrerhymnus, eine verlorene Vita Waltharii manufortis sowie eine Vita Sanctae Wiboradae. In der a¨lteren Forschung wurde die Vita Waltharii manufortis, die E. laut Aussage Ekkeharts IV. in jungen Jahren verfasst haben soll, u¨ berwiegend mit dem mlat. hexametrischen Epos Waltharius gleichgesetzt (Flucht Walthers von Aquitanien mit Hiltgunt aus dem Hunnenreich Etzels, seine K¨ampfe im Wasgenwald mit zw¨olf fr¨ankischen Adeligen, zuletzt mit K¨onig Gunther und dessen Lehensmann Hagen sowie die Vers¨ohnung der Gegner). Mittlerweile kann man diese Identifizierung jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit als widerlegt betrachten, wobei die Zuschreibung des Epos in der mlat. Forschung noch immer heftig umstritten ist. 157
1. H¨alfte 10. Jh. Mit Gewissheit k¨onnen einige f¨ur die Liturgie bestimmte Dichtungen E. zugeschrieben werden: mehrere Sequenzen (Nr. 1 Prompta mente [auf die hl. Trinit¨at], Nr. 2 Qui benedici cupitis [auf den hl. Benedikt], Nr. 3 A solis occasu [auf den hl. Columban], Nr. 4 Summum praeconem [zur Enthauptung des hl. Johannes des T¨aufers], Nr. 5 Concurrite huc, populi [auf den hl. Apostel Paulus], Nr. 6 Laudes Deo perenni [auf die hl. Afra]; wohl eher Ekkehart II. zuzuschreiben), die in der Tradition der Sequenzdichtung des Notker Balbulus stehen; ein Hymnus in drei metrischen ambrosianischen Strophen auf die Geburt eines M¨artyrers, Nr. 7 O martyr aeterni patris) und nicht mehr erhaltene Antiphonen. Eine um 960/70 entstandene Vita der Klausnerin Wiborada († 926) mit historischen Nachrichten u¨ ber den Ungarneinfall im Jahr 926 wird mittlerweile ebenfalls E. I. zugeschrieben. ¨ Uberlieferung: Vgl. Von den Steinen (s. Ausg.) Editionsbd., Tabelle Nr. 46 (‹Qui benedici cupitis›, ferner: Stuttgart, LB, Cod. HB I 95, 59r--v [13. Jh.]), 51 (‹Summum praeconem›), 69 (‹A solis occasu›), 78 (‹Prompta mente›). – Neapel, Bibl. nazionale, Cod. IV. G. 68, 233r-v (Ende 10./Anfang 11. Jh.). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 546, 128 (163)v (1507/14) (‹Concurrite huc, populi›). – Stuttgart, LB, Cod. Bibl. 2° 58, 130ra–138va (12. Jh.) (‹Wiborada-Vita›). Ausgaben: Wolfram v. den Steinen: Notker der Dichter und seine geistige Welt. Zwei Bde. Bern 1948 (Neudr. 1978) Editionsbd., S. 115–118, 130, 134. – Walter Berschin (Hg.): Vitae Sanctae Wiboradae. St. Gallen 1983. – Dieter Schaller: Die Paulus-Sequenz E. In: Stud. zur lat. Dichtung des Fr¨uhMA. Hg. v. D. Schaller. Stuttgart 1995, S. 201–203. Literatur: Elias Steinmeyer, ADB 5 (1877) S. 790 f. – Manitius 1 (1911) S. 609–614. – Franz Brunh¨olzl, NDB 4 (1959) S. 432 f. – Henri Tribout de Morembert: Ekkehard I. In: DHGE 14 (1960) Sp. 1382 f. – Peter Stotz: Ekkehard I. v. St. G. (Ekkehardus decanus). In: VL2 2 (1980) Sp. 447–453. – Ders., LexMA 3 (1986) Sp. 1766. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 1484 f. – Walter Berschin, LThK3 3 (1995) Sp. 567. – Anette Syndikus, Killy2 3 (2008) S. 248 f. – Gerold Meyer v. Knonau: Die Ekkeharte v. St. G. ¨ (Offentliche Vortr¨age gehalten in der Schweiz 3,10). Basel 1876, S. 10 f. – Hermann Althof (Hg.): Waltharii poesis. Das Waltharilied Ekkehards I. v. St. G. Zwei Bde. Leipzig 1899/1905 (Neudr. Berlin 1925). Dazu Paul v. Winterfeld, 158
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Mitte 10. Jh. in: AfdA 27 (1901) S. 9–30. – Alfred Wolf: Der mlat. Waltharius und Ekkehard I. v. St. G. In: Studia neophilologica 13 (1940/41) S. 80–102. – Karl Strecker: Der Walthariusdichter. In: DA 4 (1940) S. 355–381. – Von den Steinen (s. Ausg.) Darstellungs-Bd., S. 439–457, 464 f., 604–608. – Emil Schlumpf: Der Wiborada-Hymnus. Festum diem Wiboradae. In: Zs. f¨ur schweizerische Kirchengesch. 45 (1951) S. 109–114. – Frank Labhardt (Hg.): Das Sequentiar Cod. 546 der Stiftsbibl. v. St. Gallen und seine Quellen. Bd. 1 (Publ. der Schweizerischen musikforschenden Ges., Ser. 2/8). Bern 1959, S. 57, 147. – Dieter Schaller: Fr¨uhma. lat. Dichtung in einer ehemals St. Galler Hs. In: ZfdA 93 (1964) S. 272–291. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 1. Berlin 1964, bes. S. 327–330. – Emil Ernst Ploss (Hg.): Waltharius und Walthersage. Eine Dokumentation der Forschung. Hildesheim 1969. – Eva Irblich: Die Vitae sanctae Wiboradae, ein Heiligenleben des 10. Jh. als Zeitbild. In: Schr. des Vereins f¨ur Gesch. des Bodensees 88 (1970) S. 1–208. – Gerhard Meissburger: Grundlagen zum Verst¨andnis der dt. Mo¨ nchsdichtung im 11. und 12. Jh. Mu¨ nchen 1970, S. 233–236. – Hans F. Haefele: Vita Waltharii manufortis. In: FS Bernhard Bischoff. Hg. v. Johanne Autenrieth/Franz Brunho¨ lzl. Stuttgart 1971, S. 260–276. – Hedwig Krammer-Eisner: Die Verfasserfrage des Waltharius. Wien 1973. – Walter Berschin: Das Verfasserproblem der Vita S. Wiboradae. In: Zs. f¨ur schweizerische Kirchengesch. 66 (1972) S. 250–277. – Karl Langosch: Waltharius. Die Dichtung und die Forschung. Darmstadt 1973. – Walter Berschin: Sanktgallische Offiziendichtung aus ottonischer Zeit. In: FS Walter Bulst. Hg. v. W. Berschin/Reinhard D¨uchting. Heidelberg 1981, S. 13–48. – Gereon Brecht: Sprachliches in den Vitae S. Wiboradae. Dabei ein Walthariuszitat in der j¨ungeren Vita. In: Mlat. Jb. 24/25 (1989/90) S. 1–9. – Dieter Schaller: Von St. Gallen nach Mainz? Zum Verfasserproblem des ‹Waltharius›. In: ebd., S. 423–437. – Ders. 1995 (s. Ausg.) S. 197–235, 424 f. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 133, 221. SF Adalger (Adelher). – Wahrscheinlich Verfasser der Schrift Admonitio ad Nonsuidam reclusam (Commonitiuncula), 10. Jh. 159
Adalger Die Admonitio gibt nach asketisch-monastischen Kriterien Mahnung und Anweisung zu christlicher Vollkommenheit. Die Identifizierung A.s mit Adalger von Augsburg († 964) ist nicht gesichert; in Handschriften des 15. Jh. ist die Schrift h¨aufig auch unter → Augustinus’, → Isidors, → Bedas und Smaragdus’ Namen u¨ berliefert. Adressat(in) des ¨ Werks ist je nach Uberlieferungszweig zumeist die «mater», teilweise auch eine «soror» oder ein «frater». Charakteristisch ist die Ausstattung des Textes mit zahlreichen, vorwiegend aus den → Vitaspatrum und Cassiodors Historia tripertita entnommenen «exempla» und «miracula». ¨ Eine Ubersetzung ins Dt. stammt von Johannes → J¨ack von Biberach aus dem Zeitraum zwischen 1459 und 1466 (Berlin, SBB, Mgf 1045, 16r–24v; Autograph), in der die Schrift als Brief Augustins an seine Mutter Monica erscheint; eine weitere (¨altere) Verdeutschung u¨ berliefern die Handschriften Berlin, SBB, Mgo 378, 25r–46 (Kartause Buxheim, 15. Jh., schw¨abisch). – N¨urnberg, StB., Cod. Will 2,19.8°, 154r–213v (Katharinenkloster N¨urnberg, erste H¨alfte 15. Jh., n¨urnbergisch). – Wien, ¨ ONB, Cod. 12568, 86r–113v (1474, bair.-o¨ sterr.). – Wien, Schottenkloster, Cod. 61 (H¨ubl 403) (15. Jh., alemannisch). ¨ Uberlieferung: Verz. bei Anspach (s. Ausg.) S. 13–21. Ingesamt mehr als 30 Hss. des 10. bis 15. Jh. Ausgaben: PL 134, Sp. 915–938. – August Eduard Anspach: S. Isidori Hispalensis Episcopi Commonitiuncula ad Sororem (Scriptores ecclesiastici Hispano-Latini veteris et medii aevi 4). Escurial 1935. Literatur: Manitius 2 (1923) S. 52 f. – Franz Josef Worstbrock, VL2 1 (1978) Sp. 42 f. – Kurt Ruh: J¨ack, Johannes. In: VL2 4 (1983) Sp. 435 f. – Ursmer Berli`ere: L’asc`ese b´en´edictine. Maredsous 1928, S. 74, 170. – Anspach (s. Ausg.). – Werner Fechter: Dt. Hss. des 15. und 16. Jh. aus der Bibl.des ehem. Augustinerchorfrauenstifts Inzigkofen (Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns 15). Sigmaringen 1997, S. 91. SF Christus und die Samariterin. – Ahd. Langzeilengedicht, Mitte des 10. Jh. aufgezeichnet. Von dem Gedicht eines anonymen Verfassers u¨ ber Joh 4,4–20 sind nur die ersten 31 Verse erhalten. Die Form der Langzeile ist mit der → Otfrids von Weißenburg verwandt. Nach einer epischen 160
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Lorscher Bienensegen Einleitung von sechs Langzeilen folgt der Dialog zwischen Christus und der Samariterin, dessen strophische Gliederung (mit Symmetrien) angenommen werden kann. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 515, 4v–5r (Perg., Mitte 10. Jh., alemannisch). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964). Bd. 1, S. 22–24 (Nr. X). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 89 f. (Nr. XVII). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 90 f. – Hans Joachim Gernentz (Hg.): Ahd. Lit. Eine Auswahl. Bln. 1979, ¨ S. 188–191 (mit Ubers.). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). ¨ Frankfurt/M. 1991, S. 138–141 (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 136 (Nr. XXXIV). – Ahd. Lit. ¨ Mit altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 152 f., 208. – Ahd. Lit. Eine komm. ¨ Anthologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan Mu¨ ller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 136–139. – Facsimilia: Die a¨ ltesten dt. Sprach-Denkm¨aler. In Lichtdrucken hg. v. Magda Enneccerus. Frankfurt/M. 1897, Tf. 38. – Schrifttafeln zum ahd. Lesebuch. Hg. und erl. v. Hanns Fischer. T¨ubingen 1966, Tf. 21. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 207–211. – David R. McLintock, VL2 1 (1978) Sp. 1238–1241. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 81. – Ursula Schulze, LexMA 2 (1983) 1943. – Elisabeth Wunderle/Red., Killy2 2 (2008) S. 425. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 64–71. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 89–91. – Friedrich Maurer: Zur Frage nach der Heimat des Gedichts v. C. u. d. S. In: ZfdPh 54 (1929) S. 175–179. – Fischer (s. Ausg.) S. 23*. – Mettke (s. Ausg.) S. 134. – Dieter Kartschoke: Altdt. Bibeldichtung. Stuttgart 1975, S. 72–74. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 214–218 u. o¨ . – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). 161
Mitte 10. Jh. Stuttgart 1976, S. 81 f. – Johannes Erben: Textspezifische Gelegenheitsbildungen des Kompositionstyps Adejektiv und Substantiv in hochdt. Texten. In: Ahd. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. Bd. 2. Heidelberg 1987, S. 366–370. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1128–1130. – Cyril W. Edwards: C. u. d. S. In: German Writers and Works of the Early Middle Ages: 800–1170. Hg. v. Will Hasty/James Hardin. Detroit 1995, S. 169–172. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 377–379. – D. Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. Mu¨ nchen 32000, S. 161 f. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 339–341. – Stefan Sonderegger: Ahd. Sprache und Lit. Eine Einf. in das a¨lteste Deutsch. Darstellung und Grammatik. 3., durchges. und wesentlich erw. Aufl. Berlin/New York 2003, bes. S. 150. BJ Lorscher Bienensegen Kirst imbi ist hucze. – Gereimter ahd. Zaubersegen zur R¨uckholung eines Bienenschwarms, 10. Jh. Der kopfst¨andig auf den unteren Rand der Sermoneshandschrift eingetragene Spruch ist das fr¨uheste volkssprachige Beispiel eines Bienensegens. Er besteht aus zwei metrisch unklaren Eingangszeilen und vier gereimten Otfridzeilen. Der Text weist stabreimende Doppelformen und Parallelismen auf. ¨ Uberlieferung: Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 220, 58r (Perg., mittel- oder oberrheinisches Gebiet, seit ca. 900 befand sich die Hs. in Lorsch, fr¨uhes 9. Jh., rheinfr¨ankisch). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 34 f. (Nr. XVI). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 396 (Nr. LXXVII). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.–XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 26 (Nr. 19). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 46. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 152 f. (mit 162
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Mitte 10. Jh. ¨ Ubers.). – Ahd. poetische Texte. Ahd./Nhd. Ausgew¨ahlt und komm. v. Karl A. Wipf (RUB 8709). ¨ Stuttgart 1992, S. 76 f. (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tu¨ bingen 1994, S. 89 f. (Nr. XXXI, 3). – Ahd. Lit. Mit ¨ altnd. Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 2 2004, S. 136 f., 205 f. – Ahd. Lit. Eine komm. An¨ thologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubersetzt, hg. u. komm. v. Stephan Mu¨ ller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 274 f. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 111–113. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 90 f., 94. – HansHugo Steinhoff, VL2 5 (1985) Sp. 911 f. – Kon¨ rad Hofmann: Uber das Schlummerlied und den Bienensegen. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss. Mu¨ nchen 1866,2,5, S. 103–112. – Franz Pfeiffer: Forschung und Kritik auf dem Gebiete des dt. Alterthums II. In: Sb. der phil.-hist. Cl. der kaiserl. Akad. der Wiss. 52 (Wien 1866) S. 3–86, hier S. 3–19 (mit einem Faks). – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 90–92. – Anton Emanuel Sch¨onbach: Eine Auslese altdt. Segensformeln. In: Analecta Graecensia. FS zur 42. Versammlung dt. Philologen und Schulm¨anner in Wien. Graz 1893. – Karl Mu¨ llenhoff: Zur Gesch. der Bienenzucht in Dtl. In: Zs. f¨ur Volkskunde 10 (1900) S. 16–26. – Gustav Ehrismann: Die W¨orter f¨ur ‹Herr› im Ahd. In: Zs. f¨ur Wortforschung 7 (1905/06) S. 196 f. – Adolph Franz: Die kirchlichen Benediktionen im MA. Freiburg ¨ i. Br. 1909. – Ludwig Armbruster: Uber germ., ¨ besonders nordische Imkerei, c. Uber altdt. Bienenbeschw¨orungen. In: Arch. f¨ur Bienenkunde 21 (1914) S. 53–192. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 396 f. – Oskar Ebermann: Bienensegen. In: FS Eduard Hahn (Stud. und Forschungen zur Menschen- und V¨olkerkunde 14). Stuttgart 1917, S. 332–344. – Theodor v. Grienberger: L. B. In: PBB 45 (1920/21) S. 415. – Hilda M. Ransome: The Sacred Bee in Ancient Times and Folklore. Boston/New York 1937. – Arno Schirokauer: Der Eingang des ‹L. B.›. In: Modern Language Notes 57 (1942) S. 62–64. – Isaac Bacon: Versuch einer Klassifizierung altdt. Zauberspr¨uche und Segen. In: ebd. 67 (1952) 224–232. – A. Schirokauer: Form und Formel einiger altdt. Zauberspr¨uche. In: ZfdPh 73 (1954) S. 353–364. – Hendrik Willem Jan 163
Lorscher Bienensegen Kroes: Zum ‹L. B.›. In: GRM 41 (1960) S. 86 f. – Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. St. Louis 1963, S. 66–70. – Paul Schnitzer: Hss. aus dem Kloster Lorsch [...]. Lorsch 1964, Tf. 10. – Heinz Rupp: Forschung zur ahd. Lit. 1945–62, 1965. – Mettke (s. Ausg.) S. 119. – Die Reichsabtei Lorsch. FS zum Gedenken an ihre Stiftung 764. Hg. v. Friedrich Kn¨opp. Tl. 2. Darmstadt 1977, S. 425 f. – Epochen der dt. Lyrik. Bd. 1: Gedichte v. den Anf¨angen bis 1300. Nach den Hss. in zeitlicher Folge. Hg. v. Werner H¨over/Eva Kiepe. M¨unchen 1978, S. 40. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134 (wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. 3. Stuttgart 1981, S. 73–111), hier S. 88. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 54 f. – Henk Jongeboer: Der L. B. und der angels¨achsische Charm wi2ymbe. In: AB¨aG 21 (1984) S. 63–70. – Heather Stu¨ art/Fred Walla: Die Uberlieferung der ma. Segen. In: ZfdA 116 (1987) S. 53–79. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1150–1152. – Walter Berschin: Die Palatina in der Vaticana. Eine dt. Bibl. in Rom. Stuttgart/Z¨urich 1992, S. 46 f. – Karlheinz Platte: Der L. B. Ein ahd. Spruch. Lorsch 1993. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 174. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 353 f. – Ernst Hellgardt: Die dt. Zauberspr¨uche und Segen ¨ im Kontext ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 15, 22 f. – Brian Murdoch: Old High German Charms and Blessings. In: German Writers and Works of the Early Middle Ages: 800–1170. Ed. by Will Hasty/James Hardin (Dictionary of Literary Biography 148). Detroit 1995, S. 236–247, hier S. 244. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 191 (Nr. 124). – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 164
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Wurmbeschworungen ¨ 2004, S. 203–207 (mit Abdruck des Segens). – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 396. BJ Pro nessia/contra vermes Gang uz/ut nesso. – Aus dem Lat. stammende ahd. bzw. as. Krankheitsbeschw¨orung. Der Text ist sowohl ahd. (M¨unchen, BSB, Clm 18524 b, 203v [Mitte 10. Jh.]) als auch as. als Contra ¨ vermes (Wien, ONB, Cod. 751, 188v [Ende 9./Anf. 10. Jh.]) u¨ berliefert. Er besteht aus einer imperativischen Anrede und vier gleichlaufenden Prosazeilen; der Krankheitserreger (der «Wurm»/«nesso» und seine neun «Kinder»/obd. «nessinchilinon» bzw. nd. «nessiklinon») werden beschworen, aus dem Mark u¨ ber Adern bzw. Knochen, Fleisch und Haut in die Horn- oder Haarschicht des befallenen Lebewesens, vielleicht eines Pferdes, zu entweichen. Eine christlich gepr¨agte Schlussformel beschließt den Text. Vgl. auch → Wurmbeschw¨orungen. Ausgaben: s. Lit. – Ferner: Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 374 (LXVII). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. ¨ 1991, S. 156 f. (mit Ubers.). – Horst Dieter Schlosser (Hg.): Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Aus¨ wahl mit Ubertragungen und Komm. Berlin 22004, S. 134, 205. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. ¨ Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 270. Literatur: Hans-Hugo Steinhoff, VL2 7 (1989) Sp. 853; 11 (2004) Sp. 1270. – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem 8.-12. Jh. Zwei Bde. Berlin 31892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 17 (Nr. IV,5); Bd. 2, S. 50 f. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 374 f. – Gerhard Eis: Altdt. Zauberspr¨uche. Berlin 1964, S. 7–30. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King and D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 39 f. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 49 f. – Rainer Reiche: Neues Material zu den altdt. Nesso-Spr¨uchen. In: AfK 59 (1977) S. 1–24 (Lit.). – Heather Stuart/Fred Walla: ¨ Die Uberl. der ma. Segen. In: ZfdA 116 (1987) 165
Mitte 10. Jh. S. 53–79, hier S. 67. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1160–1162. – Bernd Kratz: Die altdt. Spr¨uche ‹P. n.› und ein franz¨osischer Hippiatrie-Traktat des 15. Jh. In: AB¨aG 34 (1991) S. 23–31. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wo¨ rterbuch versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 90. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 2000, S. 123. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u.a. 2001, S. 133 (Nr. 2). – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 394. SF Wurmbeschworungen. ¨ – Gruppe fr¨uhmhd. Beschw¨orungen. Die W., die neben den → Wund- und Blutbeschw¨orungen die gr¨oßte Gruppe der mhd. Beschw¨orungen bilden, haben wie die bekannten ahd. Wurmbeschw¨orungen (→ Pro nessia) die Austreibung d¨amonischer Wesen in Gestalt von W¨urmern zum Ziel; in den meisten F¨allen handelt es sich dabei um Krankeitsbeschw¨orungen. 1. Im sog. Drei-Engel-Segen treffen drei Engel am «monte synai» auf einen «nessia» genannten Schadensd¨amon, der ihnen kundtut, er wolle einem Menschen die Knochen brechen und ihm das Knochenmark aussaugen; daraufhin beschw¨oren ihn die Engel. Die dem Drei-Engel-Segen zugrundeliegenden Schemata des Aufeinandertreffens der Schadensmacht mit dem Heilenden, des Schadensberichtes des D¨amons und der Anwendung der Beschw¨orung in der Jetztzeit erscheinen bereits in altorientalischen Texten. Die lat. W. u¨ berliefert M¨unchen, BSB, Clm 27152, 53r (9. Jh.; Beschw¨orung v. einer Hand des 10. Jh.); folgende Handschriften enthalten zus¨atzlich zum lat. Text dt. Krankheitsbezeichnungen bzw. Symptomatiken: Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 33, Vorsatzbl. (12. Jh.). – Basel, UB, Cod. B V 21, 120v (v. einer Hand des 13. Jh.). – Z¨urich, ZB, Ms. Rh. 67, S. 46 (v. einer Hand des ausgehenden 13. Jh.). 2. Den Rekurs auf Hiob kennt bereits der sog. Trierer Wurmsegen (Ad uermem qui dicit[ur] talpa tollendum), u¨ berliefert in Trier, StB, Hs. 40/1018 8°, 41v. W¨ahrend er dort jedoch nur als knappes Inserat erscheint, ist die Analogie zur leiblichen Restitutio Hiobs konstituierender Bestandteil zweier Texte des 12. Jh.: des sog. Pr¨uler Wurmsegens (M¨unchen, BSB, Clm 536, 84r) und des Wurmsegens aus Seckau (Graz, UB, Cod. 1501, 132v–133r). 166
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2. H¨alfte 10. Jh. 3. In den Zahnwurmtexten, die eine gr¨oßere Untergruppe der W. bilden, wird in der Historiola geschildert, wie der zum Kreis heiliger oder auserw¨ahlter Personen geh¨orende Leidende auf einen Heiler oder eine Heilerin trifft. Der a¨ lteste bekannte Text, der diesen Typus repr¨asentiert, eine um 800 entstandene lat. Fieberbeschw¨orung, zeigt Helena als Leidende auf einem Felsen sitzend (Verona, Bibl. capitolare, Cod. XC [85], 2r). Der Großteil der ma. Zahnbeschw¨orungen beruft sich jedoch auf Petrus oder Christus, die ebenfalls auf einem Marmorstein bzw. Felsen sitzen. Die Handschrift London, British Library, Harley MS. 585, 183r, u¨ berliefert den lat. Text der a¨ltesten bekannten Zahnwurmbeschw¨orung dieses Typs. Eine der lat. Historiola vorgeschaltete Anweisung in dt. Sprache bietet M¨unchen, BSB, Clm 7021, 160vb (wahrscheinlich 14. Jh.), eine volkssprach¨ liche Ubersetzung des Gesamttextes z. B. Wien, ¨ ONB, Cod. 2849, 85r (15. Jh.). Ausgaben: Karl Bartsch, in: Germania 18 (1873) S. 45 f. – Ernst D¨ummler: Rhythmen aus der carolingischen Zeit. In: ZfdA 23 (1879) S. 261 f. Anm. ¨ 1. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ubersetzt, hg. und komm. v. Stephan Mu¨ ller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 270–272. Literatur: Monika Schulz, VL2 11 (2004) Sp. 1691–1694. – Karl M¨ullenhof/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem 8. bis 12. Jh. Bd. 2. Berlin 31892, S. 276–281. – Oskar Ebermann: Die Entwicklung der Drei-EngelSegen in Deutschland. In: Zs. des Ver. f¨ur Volkskunde 26 (1916) S. 128–136. – Ferdinand Ohrt: Beitr. zur Segensforschung. In: ebd. 37 (1927) ¨ S. 1–9, hier S. 1–5. – Ders.: Uber Alter und Ursprung der Begegnungssegen. In: Hessische Bll. f¨ur Volkskunde 35 (1936) S. 49–58. – Elfriede Grabner: Der ‹Wurm› als Krankheitsvorstellung. In: ZfdPh 81 (1962) S. 224–240. – Irmgard Hampp: Beschw¨orung, Segen, Gebet. Unters. zum Zauberspruch aus dem Bereich der Volksheilkunde. Stuttgart 1963. – Ernst Hellgardt: Die dt. Zauberspr¨uche ¨ und Segen im Kontext ihrer Uberl. (10.-13. Jh.) (Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico 1995). Messina 1997, S. 5–62. – M. Schulz: ‹Vneholden› und anderes: Bemerkungen zum sog. ‹Mu¨ nchner Nachtsegen› (clm 615, fol. 127r). In: Linguistica e Filologia 11 (2000) S. 129–160. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. 167
Salve festa dies Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philol. 36), passim. – M. Schulz: Magie oder die Wiederherstellung der Ordnung (Beitr. zur europ¨aischen Ethnologie und Folklore, Reihe A). Frankfurt/M. 2000, S. 48–91, 211–224. – Dies.: Beschw¨orungen im MA. Einf. ¨ und Uberblick. Heidelberg 2003 (Lit.). – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 394. SF Salve festa dies (dt.). – Osterhymnus. Der lat. Hymnus S. f. d. wurde nach Teilen des Gedichts Tempore florigero (110 Distichen) des Venantius Fortunatus (gestorben um 600) zum Prozessionshymnus umgearbeitet, m¨oglicherweise im 10. Jh. in St. Gallen. Der Hymnus, in dem thematisch das Erl¨osungswerk Jesu Christi mit der im Fr¨uhling «neugeborenen» Natur einhergeht, war im MA sehr verbreitet. Das Incipit findet sich h¨aufig auch in Hymnen f¨ur andere kirchliche Festtage. Seit dem Ende des 13. Jh. ist eine dt. Strophe zum lat. Hymnus f¨ur den lat.-dt. Gegengesang zwischen Schola cantorum und Gemeinde im Rahmen der ¨ Osterprozession u¨ berliefert. Altester Beleg daf¨ur ist die Handschrift Cambridge, UB, Ms. Add. 4080 (um 1290), welche zu den → Medinger Gebetb¨uchern z¨ahlt. Diese Form gilt als a¨ltestes nd. Osterlied und geh¨ort dem Typus des Gemeindeliedes an (z. B. St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 448, 107 b; ein 1432 f¨ur das Kloster St. Gallen geschriebenes Hersfelder Direktorium). Vom → M¨onch von Salzburg ist eine mehrstrophige Bearbeitung des Hymnus u¨ berliefert (G 31, Gr¨uest seist heiliger tag). Die Bearbeitungen einer weiteren Gruppe basieren nicht auf dem lat. Hymnus, sondern auf dem Gedicht des Venantius Fortunatus, welches zu einem Osterlied umgeformt wurde. Von dieser Fassung existieren drei Handschriften aus dem 15. Jh. mit lat. und dt. Interlinearglossen: Mu¨ nchen, BSB, Clm 7678, 233r–241v (aus Indersdorf, 1454). – Ebd., Clm 19695, 67r–75v (aus Tegernsee). – Ebd., Cgm 5249/66 (1478; Fragm.). Ausgaben: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 1, Nr. 82–83. Leipzig 1864. – Melodie: Wilhelm B¨aumker: Das katholische dt. Kirchenlied in seinen Singweisen. Bd. 1. Leipzig 1883, Nr. 246 f. – Bruno St¨ablein: Monumenta monodica medii aevi 1, Kassel u. a. 1956, Nr. 1008. 168
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Ekkehart II. von St. Gallen Literatur: Johannes Janota, VL2 8 (1992) Sp. 549 f. – J¨urgen B¨arsch, LThK3 8 (1999) Sp. 1499. – Josef Kothe: Die dt. Osterlieder des MA. Diss. Breslau 1939. – Frederic J. E. Raby: A History of Christian-Latin Poetry from the Beginnings to the Close of the Middle Ages. Oxford 2 1953, S. 93. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 1 (Die lyrische Dichtung des MA 1). Berlin 1964. – J. Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). M¨unchen 1968. – Dieter Schaller/Ewald K¨onsgen (Bearb.): Initia carminum latinorum saeculo undecimo antiquiorum. Bibliographisches Repertorium f¨ur die lat. Dichtung der Antike und des fr¨uhen MA. G¨ottingen 1977, Nr. 14550. – Tadeusz Miazga: Die Ges¨ange ¨ zur Osterprozession in den hsl. Uberl. vom 10. bis zum 19. Jh. Graz 1979. – Nikolaus Henkel: Dt. ¨ Ubersetzungen lat. Schultexte (MTU 90). Mu¨ nchen 1988. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB. Die ma. Fragm. Cgm 5249–5250. Wiesbaden 2005, S. 118. – Michel Huglo: Les versus S. f. d. Leur diss´emination dans les manuscrits du processionnal. Budapest 2006. SF Mainzer Beichte. – Formular zur Gewissenserforschung bei einer Beichte, nach der Mitte des 10. Jh. Der Text geht – wie die → Fuldaer und → Pf¨alzer Beichte – auf ein gemeinsames Grundformular (*FP) zur¨uck, das sich durch einen klaren Aufbau der u¨ blichen Textteile (Anrede an Gott, Heilige und Priester, Su¨ ndenverzeichnis, Reueformel) auszeichnet und vermutlich Anfang des 9. Jh. in Lorsch entstanden ist. ¨ Uberlieferung: Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 14, 171v, linker Rand (Bruchst¨uck als Federprobe in einer bis zum Buch Ruth reichenden Bibelhs., Perg., Lorsch, etwa im ¨ sp¨ateren 10. Jh.). – Wien, ONB, Cod. 1888, 33r–34r (Perg., Mainzer Di¨ozese, um Mitte des 10. Jh., rheinfr¨ankisch). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 242 f. (Nr. LXXIVa). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 329–331 (Nr. XLIX). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl 169
2. H¨alfte 10. Jh. Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 59 (Nr. XXII, 3). Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 316 f. – Achim Masser, VL2 5 (1985) Sp. 1178 f. – Hans Eggers: Beichtformel. In RL2 1 (1958) Sp. 141–144. – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 386–388. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Literarhistorisch-stilistische Stud. Diss. Berlin 1912. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 330 f. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – H. Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 89–123; ebd. 80 (1958) S. 372–403; ebd. 81 (1959) S. 78–122. – Wiss. im ¨ MA. Ausstellung v. Hss. und Inkunabeln der ONB. Prunksaal 22. Mai bis 18. Oktober 1975. Bearb. v. Otto Mazal, Eva Irblich und Istv´an N´emeth. 2., verb. Aufl. Graz 1980, Nr. 209, S. 229 f. – Bernhard Bischoff: Die Abtei Lorsch im Spiegel ihrer Hss. (Geschichtsbll. Kreis Bergstraße. Sonderbd. 19). 2., erw. Aufl. Lorsch 1989, S. 60 f., 93, 97. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.) S. 168. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 249. BJ Balther von S¨ackingen → Vita des hl. Fridolin (Band 2). Ekkehart II. von St. Gallen (Ekkehardus palatinus), † 23.4.990 Mainz. – Sequenzendichter. E., wie sein Onkel → Ekkehart I. von St. Gallen aus der N¨ahe von St. Gallen stammend, wurde laut den Casus sancti Galli → Ekkeharts IV. von seinem Onkel und einem Schulmeister Geraldus unterrichtet. Sp¨ater war E. selbst Lehrer an der inneren und a¨ ußeren Klosterschule, eine Zeitlang auch der Herzogin Hadwig von Schwaben (gest. 994) auf der Burg Hohentwiel. Dank ihrer Empfehlung kam er an den Kaiserhof Ottos I. und wurde Dompropst zu Mainz. Sicher stammt von ihm eine Sequenz auf den hl. Desiderius (Nr. 1 Summis conatibus), wahrscheinlich auch einer auf die hl. Afra (Nr. 2 Laudes Deo perenni; fr¨uher Zuschreibung durch E. IV. an E. I.) und auf die Heiligen Gordian und Epimach (Nr. 3 Gaudendum nobis suadent). E. II. kommt auch als Verfasser einer metrischen Umsetzung von → Bedas Kommentar zu Spr 31, 10–31, mit dem Titel De muliere forti in Frage. Widmungstr¨agerin der Schrift ist eine «Hadewiga». 170
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2. H¨alfte 10. Jh. ¨ Uberlieferung: Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. vat. Reg. lat. 421, f. 7–14 (wahrscheinlich St. Gallen, Anfang 11. Jh.). – Vgl. Von den Steinen (s. Ausg.) Editionsbd., Tabelle Nr. 40, 40a, 48. Ausgabe: Wolfram v. den Steinen (Hg.): Notker der Dichter und seine geistige Welt. Zwei Bde. Bern 1948 (Neudr. 1978) Editionsbd., S. 112–114, 116 f., 180 f. Literatur: Gerold Meyer v. Knonau: E. II. und III. In: ADB 5 (1877) S. 791 f. – Franz Brunh¨olzl, NDB 4 (1959) S. 432 f. – Peter Stotz, LexMA 3 (1986) Sp. 1766 f. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 1485. – Gerold ¨ Meyer v. Knonau: Die Ekkeharte v. St. G. (Offentliche Vortr¨age gehalten in der Schweiz 3,10). Basel 1876, S. 11 f. – Von den Steinen (s. Ausg.) Darstellungsbd. S. 457–464, 608 f. – Norbert Fickermann: Ein Werk E.s II.? In: PBB (Tu¨ b.) 79 (1957) S. 351–354. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 1. Berlin 1964, S. 331 f. – Hans F. Haefele: Vita Waltharii manufortis. In: FS Bernhard Bischoff. Hg. v. Johanne Autenrieth/Franz Brunh¨olzl. Stuttgart 1971, S. 260–276. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubinSF gen 21995, S. 221. Reichenauer Beichte. – Formular zur Gewissenserforschung bei einer Beichte, sp¨ateres 10. Jh. Der Text gilt als a¨ ltester Zeuge jener im s¨uddt. Gebiet weit verzweigten dt. Beichtformulartradition, f¨ur die ein Archetyp (*RH) angenommen wird. Im Zentrum stehen bei der R. B. Unterlassungss¨unden, weniger Tats¨unden; im Unterschied etwa zu Texten wie → Benediktbeurer Glauben und Beichten und → M¨unchner Glauben und Beichte fehlen rhetorisch-stilistische Effekte. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 1815, 13v–14r (Perg., 9./10. Jh., rheinfr¨ankisch). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich). Bd. 1, S. 244 f. (Nr. LXXV). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 332 (Nr. LI). 171
Reichenauer Beichte Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 317–319, 324 f. – Hans Eggers: Beichtformel. In RL2 1 (1958) Sp. 141–144. – Achim Masser, VL2 7 (1989) 1135–1137. – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 389–391. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Literarhistorisch-stilistische Stud. Diss. Berlin 1912. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 333–336. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – Ders.: Das ahd. Schrifftum v. Reichenau. In: ebd. 51 (1927) S. 206–222, hier S. 219. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. und mit einem Nachw. vers. v. Werner Schr¨oder. Bern/M¨unchen 1966, S. 126–137, hier S. 135. – Hans Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 89–123; ebd. 80 (1958) S. 372–403; ebd. 81 (1959) S. 78–122. – Josef A. Jungmann: Missarum sollemnia 1. Eine genetische Erkl¨arung der r¨omischen Messe. Freiburg i. Br. 51962, S. 386–402, 631 f. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134, hier S. 118. Wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. 3. Stuttgart 1981, S. 73–111. – Wiss. im MA. Ausstellung von Hss. ¨ und Inkunabeln der ONB. Prunksaal 22. Mai bis 18. Oktober 1975. Bearb. v. Otto Mazal, Eva Irblich und Istv´an N´emeth. 2., verb. Aufl. Graz 1980, Nr. 120, S. 157 f. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 249. BJ Gernroder Predigt (fr¨uher auch: As. Psalmenauslegung). – Bruchst¨ucke eines Kommentars von Ps 4,8–9 und 5,1–3, 7–10 in as. Prosa, entstanden vermutlich im sp¨aten 10. Jh. Die erhaltenen Reste einer kommentierten Psal¨ men¨ubersetzung zeichnen sich durch eine Ubersetzungstechnik aus, die sich von der Wortordnung und dem Stil des lat. Textes losl¨osen konnte und sich dadurch von den interlinearen Versionen deutlich abhebt. Das Fragment k¨onnte aus dem 961/963 gegr¨undeten Frauenkloster Gernrode stammen, da es als Umschlag einer von dort stammenden Rechnung verwendet wurde; in Anbetracht der eher west- als ostf¨alischen Schreibsprache gilt jedoch mittlerweile das Kloster Werden als wahrscheinlicher Enstehungsort. Die lat. Vorlage des Textes d¨urfte Psalmenkommentare des Cassiodor und 172
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Hieronymus einen f¨alschlicherweise Hieronymus zugeschriebenen Kommentar vermischt haben. ¨ Uberlieferung: Dessau, ehem. Herzogl. Residenzschloss, o. S. (sp¨ates 10. Jh.; zwei stark zerst¨orte Pergamentbll., verschollen). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) S. 233–236 (Nr. 71). – Moritz Heyne: Kleinere altnd. Denkm¨aler (Bibl. der a¨ltesten dt. LitteraturDenkm¨aler 4). Paderborn 21877, S. 60–63. – Johan Hendrik Gall´ee (Hg.): As. Sprachdenkm¨aler. Leiden 1894, S. 219–232. – Elis Wadstein (Hg.): Kleinere as. Sprachdenkm¨aler (Nd. Denkm¨aler 6). Norden/Leipzig 1899, S. 4–15 (Nr. II). – Horst Dieter Schlosser (Hg.): Ahd. Lit. Mit altnd. ¨ Textbeispielen. Auswahl mit Ubertragungen und Komm. Berlin 22004, S. 142, 206 f. – Ahd. Lit. Eine ¨ komm. Anthologie. Ubersetzt, hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 122–124. Literatur: Willy Sanders, VL2 2 (1980) Sp. 1262. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 44. – Rudolf Koegel: Gesch. der dt. Lit. bis zum Ausgange des MA. Bd. 1. Straßburg 1894. – Wadstein (s. Ausg.) S. 121–123. – Albert Leitzmann: Saxonica. II Zum Gernroder Psalmencommentar. In: PBB (Halle) 26 (1901) S. 245–260. – Agathe Lasch: Die as. Psalmenfragm. In: Nd. Stud. FS Conrad Borchling. Neum¨unster 1932, S. 236 Anm. 28. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134, hier S. 130. – Gerhard Cordes: Altnd. Elementarbuch. Heidelberg 1973, S. 16, 19. – Johannes Rathofer: Realien zur as. Lit. In: Nd. Wort 16 (1976) S. 4–62. – Thomas Klein: Zu Dialekt und Herkunft des as. Psalmenkomm. In: Stud. zur Wechselbeziehung zwischen as. und ahd. Schreibwesen und ihrer Sprach- und kulturgeschichtlichen Bedeutung. Hg. v. T. Klein. G¨oppingen 1977, S. 543–549. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 208 f. – Steffen Krogh: Die Stellung des As. im Rahmen der germ. Sprachen (Stud. zum Ahd. 29). G¨ottingen 1996, bes. S. 122 f. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 177. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 334 f. SF 173
2. H¨alfte 10. Jh. Hieronymus, * um 347 Stridon (Dalmatien, genaue Lokalisierung ungekl¨art, † 419 oder 420 Bethlehem. – (Sophronius Eusebius H.). H., der erstmalig im 10. Jh. in Form von Bibelglossen Eingang in die deutschsprachige Literatur fand, entstammte einer wohlhabenden christlichen Grundbesitzerfamilie. Die erste H¨alfte seines Lebens verbrachte er in Zentren der Sp¨atantike. Zum Studium der Grammatik (bei Aelius Donatus) und Rhetorik ging er nach Rom, wo ihn die Stadt und die Begegnung mit der klassischen Literatur gleichermaßen faszinierten. In Rom freundete H. sich mit Rufinus von Aquileia und Pammachius an und ließ sich taufen. Bei einer Gallienreise lernte H. in Trier das M¨onchtum kennen und entschied sich f¨ur ein monastisches Leben. In Aquileia, wo er sich von 367/68 an aufhielt, schloss er sich dem asketisch orientierten Kleriker- und Laienkreis um Chromatius an. Danach brach H. um 373/74 zu einer Pilgerfahrt zu den heiligen St¨atten des Ostens auf und gelangte nach Antiochia. Hier betrieb er weitere Studien vor allem bei Apollinaris von Laodizea, lernte Griechisch und entdeckte Origenes. Von dort zog sich H. in die nordsyrische W¨uste zur¨uck, vermutlich auf ein Landgut bei Antioachia und widmete sich dem Hebr¨aischen und der Exegese biblischer Schriften. Hier soll H. in einem Traum der klassisch-heidnischen Literatur abgeschworen haben. Diese Phase seines Lebens hat H. – wohl ¨ nicht ohne Ubertreibung – als die asketische Buße eines Eremiten stilisiert. Mit den umwohnenden Mo¨ nchen u¨ ber Fragen der Trinit¨at in Streit geraten, kehrte H. nach Antiochia zur¨uck, wo er um 379 vom Eustathianer Paulinus zum Priester (ohne ¨ Amtspflichten) geweiht wurde. Uber Konstantinopel, wo er bei Gregor von Nazianz studierte, reiste H. zur 382 von Papst Damasus I. einberufenen Synode nach Rom. Von Damasus wurde H. wohl nicht nur wegen seiner generellen Gelehrtheit sondern auch wegen seiner Vertrautheit mit den o¨ stlichen Kirchenverh¨altnissen als Sekret¨ar in Dienst gestellt. H.’ Vorhaben, die Psalter und Evangelien nach dem biblischen Urtext zu revidieren, wurde von Damasus unterst¨utzt, und so begann H. im p¨apstlichem Auftrag mit der Revision der Evangelientexte. In Rom avancierte H. auch zum spiritus rector eines Kreises asketisch interessierter Aristokratinnen. Zeitweise mag H. erhofft haben, die Nachfolge von Damasus antreten zu k¨onnen, doch H.’ best¨andige Kritik am verweltlichten r¨omischen Klerus gef¨ahrdete seine Position und so musste er nach dem 174
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2. H¨alfte 10. Jh. Tod des Damasus 384 Rom verlassen. Nach Rei¨ sen durch Pal¨astina und Agypten zusammen mit der R¨omerin Paula und deren Tochter Julia Eustochium aus H.’ asketischem Kreis ließ sich H. 386 in Bethlehem nieder, das er nicht mehr verlassen sollte. Mit Hilfe von Paulas Verm¨ogen gr¨undete er ein M¨anner- und Frauen-Kloster mit Pilgerherberge. In Bethlehem konnte sich H. in aller Ruhe seinen literarischen Projekten widmen. Um 393 geriet H. in die Auseinandersetzungen um die Rechtgl¨aubigkeit des Origenes, in deren Zuge er sich mit seinem fr¨uheren Freund Rufinus u¨ berwarf. An christliche Autoren schrieb H. u¨ ber 120 Briefe und hat so den antiken Freundschaftsbrief in einen christlichen Kontext transferiert. Neben den Freundschaftsbriefen spiegelt das kulturhistorisch hochinteressante Briefcorpus das gesamte Wirken ¨ H.’ wieder. Ubersetzungen und Polemiken finden sich neben Traktaten zur Exegese und Askese. Das Corpus enth¨alt auch eine lebhafte briefliche Auseinandersetzung mit Augustinus um die Auslegung ¨ von Gal 2, 11–14 und um H.’ Ubersetzungsprinzipien. Die Korrespondenz bricht 405 ergebnislos ab. In H.’ schriftstellerischem Schaffen nimmt seine Revision und Neu¨ubersetzung des Bibeltextes einen besonderen Rang ein. Sie f¨uhrte zu einem festen und ungef¨ahr ab dem 9. Jh. verbindlichen biblischen Einheitstext (Vulgata). Ob H.’ Hebr¨aisch¨ kenntnisse f¨ur eine Ubersetzung der alttestamentarischen Texte aus der Originalsprache hinreichend waren, oder ob er nicht doch eine hexaplarische ¨ Septuaginta-Fassung als Ubersetzungsvorlage zumindest heranzog, ist umstritten. Unter H.’ exegetischen Schriften, die die Arbeit am Bibeltext begleiten, finden sich u. a. De situ et nominibus locorum hebraicorum (eine Bearbeitung des Onomasticons des Eusebios von Kaisareia, der Liber interpretationis hebraicorum nominum (ein etymologisches Lexikon hebr¨aischer Eigennamen nach einer griechischen Vorlage) und der Liber quaestionem hebraicarum in genesim (392), der den Vorrang der «veritas hebraica» vor der «septuaginta» begr¨undet. Eigenst¨andige Kommentare hat H. f¨ur die B¨ucher des AT (Psalter, vor allem Propheten) und weite Teile des NT verfasst. Die dogmatisch-polemischen Schriften H.’ sind Resultat seines vielfachen Eingreifens in kirchliche oder theologische Streitfragen. Mit der Altercatio Luciferiani et orthodoxi streitet H. f¨ur die G¨ultigkeit der arianischen Taufen und Weihen, in Adversus 175
Hieronymus Helvidium (383) und Contra Iovinianum (393) verteidigt er Marias immerw¨ahrende Jungfrauenschaft und das ehelose Leben, Contra Joannem Hierosolymitanum (396) und Contra Rufinum (401/2) stammen aus dem Streit um Origenes und Contra Vigilantium (404/6) nimmt die Heiligenverehrung in Schutz. In diesen und anderen Kampfschriften zeigt sich H. als satirischer Polemiker, der gegnerische Argumente nur bedingt zur Kenntnis nimmt. ¨ ¨ Die Ubersetzung, Uberarbeitung und Fortsetzung der Chronik des Eusebios (378) k¨undet von H.’ historiographischen Interesse. Durch sie wurde H. zum Wegbereiter der Chronologie des MA. Seine zweite historische Schrift, De viris illustribus ist ein Werkverzeichnis christlicher Schriftsteller, das sich deutlich von Sueton inspiriert zeigt. Der auch als «erste Patrologie» bezeichnete Katalog reicht bis ins Jahr 392 und behandelt 135 Autoren, angefangen bei Petrus bis zu H. selbst. Der Katalog wurde von → Gennadius von Massilia, → Isidor von Sevilla und → Ildefons von Toledo fortgesetzt. H. schrieb drei M¨onchsromane, die Vita Hilarionis, die Vita Malchi monachi captivi und die Vita Pauli primi erimitae (alle vor 393), die sein Ideal des asketischen Lebens propagieren und das M¨onchtum verherrlichen sollten. Sie wurden bis in die Neuzeit gelesen und k¨onnen als Begr¨undung der ma. Hagiographie angesehen werden. ¨ Zahlreiche Ubersetzungen christlicher Autoren (u. a. Origenes und Didymus der Blinde) sowie knapp hundert erhaltene Predigten (darunter 73 zu den Pss und 10 zu Mk) runden das Œuvre H.’ ab. Die Glossierungen biblischer Texte, die den ¨ Anfangspunkt der deutschsprachigen Uberlieferung H.’ markieren, stammen aus dem 10. bis 12. Jh. Vor allem handelt es sich um Glossen zu den Episteln und zu Mt. Im Rahmen von H.’ Bibelrevision verfasste er Vorreden zu einzelnen B¨uchern, die auch in dt. Bibel¨ubersetzungen u¨ bernommen wurden, ebenso die Epis¨ tel 53 (Ad Paulinum presbyterum), die sein Ubersetzungsverfahren kommentiert (→ Mentelbibel, → Wenzelsbibel). Außerdem u¨ bersetzt wurden weitere Briefe und die Regula monacharum ad Eustochium. Die M¨onchsromane erscheinen in einer ¨ Ubersetzung der → Vitaspatrum (Altv¨aterleben) aus dem fr¨uhen 14. Jh., die von rund 40 Handschriften u¨ berliefert wird. In der Reihenfolge Paulus (eingeschoben: Antonius), Hilarion und Malchus er¨offnen sie die Viten-Sammlung. Der S¨udtiroler Kart¨auserm¨onch Heinrich → Haller fertigte eine 176
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Hieronymus ¨ dt. Ubersetzung des Hilarion f¨ur einen Altv¨aterCodex von 1467 an (Innsbruck, ULB Cod. 635, 119r–165r). Das → V¨aterbuch aus dem Deutschordensland enth¨alt die Paulus-Vita (eingeschoben in die Antonius-Vita). Hinzu kommt eine breite ¨ Uberlieferung von Texten, die H. f¨alschlicherweise zugeschrieben wurde, darunter Gebete, Spr¨uche, weitere Briefe und die → F¨unfzehn Vorzeichen des j¨ungsten Gerichts. Die besondere Bedeutung des Kirchenlehrers H. und «vir trilinguis» – neben seiner eminent wirkungsm¨achtigen Neu¨ubersetzung und Revision der Bibel – liegt in seiner umfangreichen Vermittlung o¨ stlicher (griechischer) Theologie und Exegese an das westliche (lat.) Christentum. ¨ Uberlieferung: Bernard Lampert: Bibliotheca hieronymiana manuscripta. La tradition manuscrite des oeuvres de Saint J´erome. 7 Bde. Steenbrugge ¨ 1969–72. Zur deutschsprachigen Uberl. vgl. auch Ruh, VL2 3 (1981) Sp. 1223–1233; 11 (2004) Sp. 658. Ausgaben (Ausw.): PL 22–30 (erg. PL Supplementum 2, S. 18–328). – CSEL 49. – CCSL 72–79; 88, S. 130–133 (Briefwechsel H./Augustinus). – Albrecht Bernoulli: H./Gennadius Massiliensis: De viris inlustribus. Freiburg i. Br. 1895. Nachdr. Frankfurt/M. 1968 (Slg. ausgew¨ahlter kirchenund dogmengeschichtlicher Quellenschr. 11). – Ernest Cushing Richardson: H./Gennadius Massiliensis: Liber de viris inlustribus/Der sog. Sophronius (Texte und Unters. zur Gesch. der altchristlichen Lit. 14,1). Leipzig 1896. – Wilhelm Herding: Hieronymi De viris inlustribus liber (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Leipzig 1924. – Rudolf Helm: Die Chronik des Hieronymus 1/2 (Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jh. 24/34). Leipzig 1924/34. 2./3. Aufl. in einem Bd. Berlin 1956/84 (Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jh. 47). – Aldo Ceresa-Gastaldo: De viris illustribus/Gli uomini illustri (Biblioteca patristica ¨ 12). Florenz 1988 (lat. Text mit ital. Ubers.). – Siegfried Risse: Commentarius in Ionam prophetam/Komm. zu dem Propheten Jona. Lat./dt. (Fontes christiani 60). Turnhout 2003. – Rudolf Helm u. a.: Saint J´erˆome Chronique. Continuation de la ‹Chronique› d’Eus`ebe, ann´ees 326–378. ¨ Rennes 2006 (lat. Text mit franz¨osischer Ubers.). – Saint Jerome. Lettres. Texte etabli et traduit par Jerome Labourt (Collection des universites de France 44.). 8 Bde. Paris 1949–63 (Epistolae. Lat. und 177
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Hieronymus S. 575–612. – Ralph Hennings: Der Briefwechsel zwischen Augustinus und H. und ihr Streit um den Kanon des AT und die Auslegung von Gal. 2,11–14. Diss. Heidelberg 1992. Nachdr. Leiden 1994 (vgl. dazu Giovanni Menestrina: Il carteggio Agostino-Gerolama. Note a margine di un recente studio. In: Cristianesimo nella Storia 18, 1997, S. 387–396). – Patricia Cox Miller: The Blazing Body. Ascetic Desire in Jerome’s Letter to Eustochium. In: Journal of Early Christian Studies 1 (1993) S. 21–45. – B. Feichtinger: Konsolationstopik u. ‹Sitz im Leben›. H.’ ep. 39 ad Paulam de obitu Blesillae im Spannungsfeld zwischen christlicher Genusadaption und Lesermanipulation. In: Jb. F¨ur Antike u. Christentum 38 (1995) S. 75–90. – Lorenzo Perrone: ‹Sacramentum Iudaeae› (Girolamo, Ep. 46). Gerusalemme e la Terra Santa nel pensiero cristiano dei primi secoli. Continuitr e trasformazioni. In: Cristianesimo nella Storia 17 (1996) S. 445–478. – B. Feichtinger: Ne vero sopor ille fuerat aut vana somnia ... (H., ep. 22, 30, ¨ 6). Uberlegungen zum getr¨aumten Selbst des H. ´ In: Revue des Etudes Augustiniennes 43 (1997) S. 41–61. – Josef L¨oßl: Satire, Fiction and Reference to Reality in Jerome’s Ep. 117. In: Vigiliae Christianae 52 (1998) S. 172–192. – Anne P. Carriker: Augustine’s Frankness in His Dispute with Jerome over the Interpretation of Galatians 2:11–14. In: Nova doctrina vetusque. FS Fredric W. Schlatter. Hg. v. Douglas Kries/Catherine B. Tkacz. New York 1999, S. 121–138. – A. F¨urst: Augustins Briefwechsel mit H. M¨unster 1999. – Barbara Conring: H. als Briefschreiber. Ein Beitr. zur sp¨atantiken Epistolographie. Diss. Jena 2000. T¨ubingen 2001.br/>Ps.-Hieronymus: Henri Barr´e: La lettre du Pseudo-J´erˆome sur l’Assomption estelle ant´erieure a` Paschase Radbert? In: Revue B´en´edictine 68 (1958) S. 203–225. – Albert Ripberger: Der Ps.-H.-Brief IX ‹Cogitis me›: Ein erster marianischer Traktat des MA von Paschasius Radbert. Diss. Freiburg/Schweiz 1962. – Aidan Breen: An Apocryphal Tradition in Pseudo-Jerome, Commentarius in Marcum. In: Revue B´en´edictine 103 (1993) S. 366–379. – Franco Gori: Da una compilazione medievale sui ‹Salmi›. In: Annali di storia dell’esegesi 10 (1993) S. 531–570. – Charles Munier: La chronique pseudo-hi´eronymienne de S´elestat. Un sch´ema de cat´ech`ese baptismale? In: Revue B´en´edictine 104 (1994) S. 106–122. Bedeutung: Angelo Penna: Principe e carattere dell’esegesi di S. Girolamo. Rom 1950. – A Monument to St. Jerome. Essays on Some Aspects 185
2. H¨alfte 10. Jh. of His Life, Works and Influence. Hg. v. Francis X. Murphy. New York 1952. – Paulo E. Arns: La technique du livre d’apr`es Saint J´erˆome. Diss. Paris 1952. – Gert Kloeters: Buch und Schrift bei H. Diss. Mu¨ nster 1957. – Alberto Vaccari: Scritti di erudizione e di filologia 2. Rom 1958, S. 31–192. – Gerald J. Campbell: St. Jerome’s Attitude towards Marriage and Women. In: American Ecclesiastical Review 143 (1960) S. 310–320, 384–394. – David S. Wiesen: St. Jerome as a Satirist. A Study in Christian Latin Thought and Letters. Ithaca, NY 1964. – Yvon Bodin: S. J´erˆome et l’´eglise. Paris 1966. – Wilfried Hagemann: Wort als Begegnung mit Christus (Trierer theologische Stud. 23). Diss. Rom 1967. Nachdr. Trier 1970. – P. Antin: Recueil sur Saint J´erˆome. Br¨ussel 1968. – Marie Turcan: S. J´erˆome et les femmes. In: Bulletin de l’Association Guillaume Bude (1968) S. 259–272. – Hedley F. D. Sparks: Jerome as Biblical Scholar. In: The Cambridge History of the Bible 1. Hg. v. Peter R. Ackroyd/Christopher S. Evans. London 1970, S. 510–541. – Mary T. Malone: Christian Attitudes towards Women in the Fourth Century. Background and New Directions. 2 Bde. Diss. Toronto 1971. – I. Opelt: H.’ Streitschriften. Heidelberg 1973. – John Wilkinson: L’apport de S. J´erˆome a` la topographie. In: Revue Biblique 81 (1974) S. 245–257. – Luis Gutierrez: St. Jerome and Roman Monasticism. In: Philippiniana Sacra 10 (1975) S. 256–305. – Philip Rousseau: Ascetics, Authority and the Church in the Age of Jerome and Cassian. Oxford/New York 1978, S. 99–139. – John C. Olin: Erasmus and St. Jerome. In: Thought 54 (1979) S. 313–321. – E. A. Clark: Jerome, Chrysostom and Friends. Essays and Translations. New York u. a. 1979. 21982. – P. Jay: Saint J´erˆome et ´ le triple sens de l’´ecriture. In: Revue des Etudes Augustiniennes 26 (1980) S. 214–227. – E. A. Clark: Ascetic Renunciation and Feminine Advancement. A Paradox of Late Christianity. In: Anglican Theological Review 63 (1981) S. 240–257. – G. J. M. Bartelink: Le diable et les d´emons dans les œuvres de J´erˆome. In: Studia Patristica 17/2 (1982) S. 463–469. – Karin Sugano: Das Rombild des H. Diss. D¨usseldorf 1982. Nachdr. Frankfurt/M. 1983. – Anne E. Hickey: Women of the Senatorial Aristocracy of Late Roman as Christian Monastics. Diss. Nashville 1983. Nachdr. Ann Arbor 1986. – Eugene F. Rice: St. Jerome in the Renaissance. Baltimore/London 1985. – Y.-M. Duval (Hg.): J´erˆome entre l’occident et l’orient. XVIe centenaire du 186
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2. H¨alfte 10. Jh. Der S¨undenkatalog der S. B., die um etwa ein Zehntel umfangreicher ist als die Lorscher Beichte, ist auf einen geistlichen Kreis abgestimmt; einige Erweiterungen sind an der → Benediktinerregel ausgerichtet. ¨ Uberlieferung: D¨usseldorf, ULB, Ms. D 2, 2042r–2052r (Perg., Essen, 10. Jh.). Ausgabe: H. F. Maßmann (Hg.): Die dt. Abschw¨orungs-, Glaubens-, Beicht- und Betformeln vom achten bis zum zw¨olften Jh. (Bibl.dt.Nat.-Lit. I, 7) Quedlinburg/Leipzig 1839 (Nachdr. Hildesheim 1969) Nr. 33. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 236–238 (Nr. LXXII). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Zu¨ rich 1971) S. 318 f. (Nr. XLV). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 60 f. – Faksimile: Johan H. Gall´ee (Hg.): As. Sprachdenkm¨aler. Leiden 1895, Tf. IIId. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 313 f., 323 f. – Hans Eggers: Beichtformel. In: RL2 1 (1958) Sp. 141–144. – Achim Masser, VL2 8 (1992) Sp. 467 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 376–380. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Rostock 1912, S. 49–53. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 320–323. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – William Foerste: Unters. zur westf¨alischen Sprache des 9. Jh. Marburg 1950, S. 92–98. – H. Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 89–123; 80 (1958) S. 372–403; 81 (1959) S. 78–122. – Josef Andreas Jungmann: Missarum sollemnia. Bd. 1: Messe im Wandel der Jahrhunderte. 5., verb. Aufl. Freiburg i. Br. u. a. 1962, S. 386–402. – Johannes Rathofer: As. Lit. In: Kurzer Grundriß der germ. Philologie bis 1500. Hg. v. Ludwig Erich Schmitt. Bd. 2. Berlin 1970, S. 245 f. – Bernhard Bischoff: Pal¨aographische Fragen dt. Denkm¨aler der Karolingerzeit. In: Fr¨uhma. Stud. 5 (1971) S. 101–134 (wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Bd. 3. Stuttgart 1981, S. 73–111) S. 130. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg) S. 168. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den 190
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2. H¨alfte 10. Jh. Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 249, 264. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 104. BJ Uffing von Werden OSB. – Hagiograph und Dichter, Ende 10. Jh. U. stammte vermutlich aus Workum in Friesland und war Benediktiner in der Abtei Werden/Ruhr, dort 980 Augenzeuge beim Empfang von IdaReliquien. Er ist der Verfasser einer Vita s. Idae (BHL 4143) u¨ ber die hl. Ida von Herzfeld († um 825). ¨ Uberlieferung: Herzfeld a. d. Lippe, Arch. der Katholischen Pfarrkirche St. Ida, o. S., S. 2–39 (aus Werden, 12. Jh.). Ausgaben: Laurentius Surius: De probatis sanctorum historiis Bd. 7. K¨oln 1581, S. 682–692. – Roger Wilmans: Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen. Bd. 1. Mu¨ nster 1867, S. 469–488. Die Vita umfasst ein Pro¨omium und zwei B¨ucher zu 20 bzw. acht Kapiteln, geschildert werden die Stiftung der Herzfelder Kirche durch Ida und ihren Mann, das Leben der Witwe im Dienst der Armenf¨ursorge, Wunderheilungen an ihrem Grab, Anf¨ange der Verehrung (und Zeichen der Vernachl¨assigung, was der Autor kritisiert) und die Erhebung und Translation ihrer Reliquien. Anschließend an die Vita u¨ berliefert die Handschrift einen lat. Ida-Hymnus mit vier sapphischen Strophen, der wahrscheinlich ebenfalls von U. stammt. Eine gek¨urzte Fassung der Vita nahm der K¨olner Kart¨auser Hermann Greven um 1460 in sein Legendar auf (Berlin, SBB, Cod. theol. lat. fol. 706); U.s Text bildet ferner die Grundlage f¨ur den Libellus sermocinalis de vita et sancta conversatione b. Idae des Werdener Archivars Johannes Cincinnius († 1555). Wahrscheinlich verfasste U. auch eine Vita des hl. Lucius von Chur, deren Text aber heute als verloren gilt. Von U. stammt ferner ein Lobgedicht auf den hl. Liudger und seine Stiftung Werden. ¨ Uberlieferung: Kassel, LB, 4° Ms. theol. 29, 66v–68r (erste H¨alfte 11. Jh., urspr¨unglich aus Werden, bereits im 12. Jh. im Kloster Abdinghof/Paderborn). – M¨unster, Nordrhein-Westf¨al. Staatsarch., Altertumsverein (Dep.), Msc. 136, 60v–61v (aus Werden, um 1500). Die Dichtung umfasst 63 meist leoninisch gereimte Hexameter und geh¨ort zum Typus des Preisgedichts auf Bisch¨ofe oder andere Vertreter des geistlichen Standes. 191
Uffing von Werden Ferner sind von U. zwei «Figurengedichte» («Carmina figurata») u¨ berliefert, die auf zwei Bl¨attern der Handschrift Budapest, Nationalbibl., Cod. Clmae 7 (aus Werden, Ende 10. Jh.) erhalten sind (Abbildungen der Gedichte bei Eickermann und Ernst [s. Lit.]). Die Figur auf Bl. 2v der Handschrift ist aus skripturalen Kreis- und Quadratelementen gebildet, sie l¨asst sich in 28 u¨ berwiegend leoninisch gereimte Hexameter und vier Pentameter aufl¨osen, als Dichter nennt sich U. selbst in Vers 31. Ebenfalls von U. stammt h¨ochstwahrscheinlich das Gedicht von 15 Hexametern auf Bl. 3r. Das Gedicht stellt ein griechisches Kreuz dar, inhaltlich steht christliches Kreuzlob im Vordergrund. Literatur: Udo K¨uhne, VL2 9 (1995) Sp. 1220–1225. – Wilhelm Diekamp: Die Vitae s. Liudgeri (Die Geschichtsquellen des Bisthums Mu¨ nster 4). M¨unster 1881. – Bernhard Bunte: ¨ Uber den Geburtsort des Werdener Mo¨ nches U. In: Jb. der Ges. f¨ur bildende Kunst und vaterl¨andische Altert¨umer zu Emden 10, H. 1 (1892) S. 118. – ¨ F. Jostes: Uber die vita s. Lucii. In: Beitr. zur Gesch. des Stiftes Werden 6 (1897) S. 181–187. – Otto Schantz (Hg.): Werdener Geschichtsquellen. Zwei Bde. Bonn 1912–1919. – Karl Strecker: Kritisches zu mlat. Texten. In: Hist. Vierteljahresschr. 28 (1934) S. 767–794, hier S. 789–792. – Irma Korte: Gesch. der lat. Lit. in K¨oln und Umgebung v. den Anf¨angen bis zum Jahre 1000. Diss. masch. Bonn 1952, S. 56–59, 85–89. – Rainer Kahsnitz: Der Werdener Psalter in Berlin (Beitr. zu den Bauund Kunstdenkm¨alern im Rheinland 24). D¨usseldorf 1979, S. 34, 80. – G´eza J´aszai (Hg.): Hl. Ida v. Herzfeld 980–1980. Lippetal-Herzfeld 1980. – Wilhelm St¨uwer: Das Erzbistum K¨oln. Bd. 3: Die Reichsabtei Werden a. d. Ruhr (Germania Sacra NF 12). Berlin u. a. 1980. – Norbert Eickermann: Zu den Carmina figurata U.s v. Werden. In: Beitr. zur Gesch. v. Stadt und Stift Essen 101 (1986/87) S. 1–13. – Peter Christian Jacobsen: Lat. Dichtung in K¨oln im 10. und 11. Jh. In: Kaiserin Theophanu. Hg. v. Anton v. Euw/Peter Schreiner. Bd. 1. K¨oln 1991, S. 173–189, hier S. 176–178. – Ulrich Ernst: Carmen figuratum (Pictura et Poesis 1). K¨oln u. a. 1991, S. 495–502. SF De Heinrico → Band 3. Adalbold von Utrecht (Adelbold, Athalbaldus, Albaldus), * um 970, † 27.11.1026 Utrecht. – Bischof von Utrecht (1010–26) und Verfasser mathematischer, philosophischer und hagiographischer Schriften. 192
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Boethius A., ein Sch¨uler des Notker von L¨uttich, war um 1000 Scholasticus in L¨uttich und Lobbes, 1007 Archidiakon von St. Lambert in L¨uttich, seit 1010 Bischof von Utrecht und zeitweilig Notar in der Kanzlei Kaiser Heinrichs II. A. unterhielt Kontakte zu einigen hochrangigen Gelehrten seiner Zeit, unter anderem → Heriger von Lobbes, → Bern von Reichenau und Gerbert von Reims (dem sp¨ateren Papst Silvester II.). Von A. ist eine zwischen 999 und 1003 datierte Epistola ad Silvestrum papam u¨ berliefert, welche die Berechnung des Inhalts der Kreisfl¨ache und der Kugel behandelt. Ausgabe: Nikolaj Michajlovic Bubnov: Gerberti opera mathematica. Berlin 1899 (Nachdr. Hildesheim 1963) S. 300–309. – Lynn Thorndike/Pearl Kibre: A catalogue of incipits of mediaeval scientific writings in Latin (Publications of the Mediaeval Academy of America 29). London 21963, S. 464 f., 841. Ferner stammt von A. ein von → Remigius von Auxerre beeinflusster Kommentar in Reimprosa zu → Boethius, Consolatio philosophiae Buch III metrum 9. ¨ Uberlieferung: Vgl. Courcelle (s. Lit.) S. 408. Ausgaben: Silk (s. Lit.) S. 14–21. – Huygens (s. Lit.) S. 404–426. Von ihm stammt auch eine wohl zwischen den Jahren 1014 und 1024 verfasste, unvollst¨andig erhaltene Vita Heinrici II. Imperatoris (BHL 3811), welche von → Thietmar von Merseburg abh¨angig ist und nur die Jahre 1002 bis 1004 behandelt. Ausgaben: MGH SS 4 (1841) S. 679–695. – Hans van Rij (Hg.): De ‹Vita Heinrici II imperatoris› van bisschop A. van U. Amsterdam 1983. – Markus Sch¨utz: A. v. U. Vita Heinrici II. imperatoris. ¨ Ubersetzung und Einl. In: Ber. des Hist. Ver. f¨ur die Pflege der Gesch. des ehemaligen F¨urstbistums Bamberg 135 (1999) S. 135–198. Zu Unrecht werden A. einige weitere Werke zur Hagiographie und Musik zugeschrieben. Literatur: Manitius 2 (1923) S. 743–748. – Bernhard Bischoff, NDB 1 (1953) S. 47. – Fidel R¨adle, VL2 1 (1978) Sp. 41 f. – G¨unter Glauche, LexMA 1 (1980) Sp. 103 f. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 27 f. – Edmund T. Silk: Pseudo-Johannes Scottus, A. of U., and the Early Commentaries on Boethius. In: Mediaeval and Renaissance Studies 3 (1954) S. 1–40. – Robert B. C. Huygens: Ma. Komm. zum ‹O qui perpetua [...]›. In: Sacris Eruditi 6 (1954) 193
um 1000 S. 373–427. – Hans Schmid: Zur sog. Musica Adalboldi Traiectensis. In: Acta musicologica 28 (1956) S. 69–73. – Tullio Gregory: Platonismo medievale. Rom 1958, S. 1–15. – Pierre Courcelle: La consolation de philosophie dans la tradition litt´eraire. Paris 1967, S. 273 f., 297–299. – Wilhelm Wattenbach: Deutschlands Geschichtsquellen im MA. Die Zeit der Sachsen und Salier. Neuausg. besorgt v. Franz Josef Schmale. Tl. 1. K¨oln u. a. 1967, S. 101–103. – Lothar Bornscheuer: Miseriae regnum (Arbeiten zur Fr¨uhMA-Forsch. 4). Berlin 1968, S. 122–140. – van Rij (s. Ausg.). – Joachim Deeters: Ein neuer Textzeuge der Vita Henrici secundi imperatoris des A. v. U. In: DA 45 (1989) S. 592–595. – Sch¨utz (s. Ausg.). – Simon Elling: Konstruktion, Konzeption und Wahrnehmung v. Vergangenheit. Das Bsp. der ‹Vita Heinrici II imperatoris› A. v. U. In: Bilder – Wahrnehmungen – Vorstellungen. Neue Forschungen. Hg. v. Ju¨ rgen Sarnowsky (Nova mediaevalia. Quellen und Stud. zum europ¨aischen MA). G¨ottingen 2007, S. 33–53. SF ¨ Alts¨achsische Homilie Bedas. – As. Ubertragung des Beginns einer Allerheiligenpredigt Pseudo-→ Bedas aus der ersten H¨alfte des 10. Jh. Der Ursprung des Allerheiligenfestes wird in Form einer abgeschlossenen Lektion dargestellt. ¨ Uberlieferung: D¨usseldorf, LB, Cod. B 80, letzte Zeile 152v, 153r (wohl Frauenstift Essen, 10./11. Jh.). Ausgaben: Moritz Heyne: Kleinere altnd. Denkm¨aler. Paderborn 21877 (Nachdr. 1970) S. 65 f. – Elis Wadstein: Kleinere as. Sprachdenkm¨aler. Norden u. a. 1899, S. 18 (Nr. IV). Literatur: Willy Sanders, VL2 1 (1978) Sp. 317 f.; 11 (2004) Sp. 81. – Wadstein (s. Ausg.) S. 126 f. – J. Rathofer: Kurzer Grundriß der germ. Philologie bis 1500. Bd. 2. 1971, S. 246 f. – Lars Erik Ahlsson: Die as. Bedahomilie. In: Nd. Mitt. 29 (1973) S. 30–41. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨off. Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 4 (T 3). – Tette Hofstra: «Vui lesed». Zur volkssprachlichen Allerheiligenhomilie. In: AB¨aG 52 (1999) S. 105–115. SF Boethius (Anicius Manlius Severinus B.), * um 480 Rom, † vermutlich 524. – Sp¨atantiker Staatsmann und Philosoph, dessen Schriften erstmals von → Notker dem Deutschen († 1022) in die dt. Sprache u¨ bersetzt wurden. 194
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um 1000 Einer der vornehmsten und reichsten stadtr¨omischen Geschlechtern, der gens Anicia, entstammend, erhielt B. vielleicht in Athen oder Alexandria eine gr¨undliche philosophische Erziehung. Schon in jungen Jahren war er ein anerkannter Gelehrter und wurde mit ranghohen o¨ ffent¨ lichen Amtern betraut; 522 erhielt er die sehr einflussreiche Position des Magister officiorum am Hof Theoderichs des Großen. Als dieser jedoch seit der Beendigung des Akazianischen Schismas (519 bis 520) die Ann¨aherung der R¨omer an Byzanz bef¨urchtete, wurde B. aller moralischen Integrit¨at zum Trotz in die Auseinandersetzungen hineingezogen, weil er sich f¨ur den Senat eingesetzt hatte, wegen Hochverrats und Majest¨atsbeleidung verurteilt und schließlich wohl 524 hingerichtet. Im MA wurde B. h¨aufig als Heiliger und M¨artyrer betrachtet, obwohl er nicht den M¨artyrertod fand; sein Einfluss auf das ma. Denken und seine Wertsch¨atzung im MA k¨onnen nicht hoch genug eingesch¨atzt werden. Zu B.s literarischem Werk geh¨oren zwei erhaltene Schriften zum Quadrivium (der die vier «rechnenden» Artes bezeichnende Terminus geht auf B. selbst zur¨uck): Institutio arithmetica und Institutio musica; Nachwirkung zeigt sich etwa bei → Alkuin und → Hugo von St. Viktor. Ferner stammen von ¨ ihm logische Schriften, Ubersetzungen und Kommentare zu den philosophischen Schriften des Aristoteles und den Dialogen Platons und Opula sacra (kurze Traktate zu theologischen Fragestellungen). In mehr als 400 Handschriften u¨ berliefert ist seine als Lehrgespr¨ach mit der personifizierten Philosophie konzipierte Schrift De Consolatione Philosophiae, deren Rezeption besonders Alkuin bef¨orderte; der a¨ lteste erhaltene Kommentar dazu entstand im 9. Jh. wahrscheinlich in St. Gallen. Weitere bedeutende Kommentare stammen von → Wilhelm von Conches und Nicolaus Triveth. Gattungsgeschichtlich wirkte die Schrift, die verschiedene literarische Formen in sich vereint, auf die im MA beliebte Form des Prosimetrum ein; Nachahmung riefen auch die Personifikationen (Philosophia, Fortuna) hervor. Ausgaben: PL 63 und 64. – Claudio Moreschini (Hg.): B. De consolatione philosophiae, Opuscula theologica. Editio altera (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Mu¨ nchen u. a. 2005. – Trost der Philosophie. Hg. und u¨ bers. v. Ernst Gegenschatz/Olog Gigon. D¨usseldorf 2006. 195
Boethius Dt. Rezeption: 1. 20 erhaltene Glossenhandschriften der Consolatio philosophiae bezeugen die Beliebtheit des Werks und seine h¨aufige Verwendung in Klosterschulen des 9.-11. Jh. Die Glossierungen stammen haupts¨achlich aus St. Gallen (von dort auch das a¨ lteste bekannte Bsp. in Neapel, Bibl. Naz., Cod. IV. G. 68 [sp¨ates 9. Jh.]) und K¨oln, wo → Froumund von Tegernsee Ende des 10. Jh. die Consolatio abschrieb und mit Glossen versah. De institutione arithmetica liegt in der Glossenhandschrift Mu¨ nchen, BSB, Clm 18764 (Ende 10. Jh.) vor. ¨ Uberlieferung: Vgl. Rolf Bergmann: Verz. der ahd. und as. Glossenhss. Mit Bibliogr. der Glosseneditionen, der Handschriftenbeschreibungen und der Dialektbestimmungen. Berlin 1973, Nr. 23, 45, 69, 90, 117, 120, 126, 132, 242, 243, 281, 413, 418, 572, 619, 656 (‹De arithmetica›), 657, 668, 713, 766, 881, 904. ¨ 2. Die a¨ ltesten dt. B.-Ubertragungen stammen von → Notker dem Deutschen (gest. 1022): Er bearbeitete, u¨ bersetzte und kommentierte die Consolatio als Werk der Schulbildung und u¨ bertrug die boethianisch-aristotelischen Schriften Categoriae und De interpretatione ins Dt.; weitere (verlo¨ rene) Ubersetzungen konnten bislang nicht identifiziert werden. Eine zweite, nur fragmentarisch u¨ berlieferte Reimpaar¨ubersetzung der Consolatio niederrheinischer Herkunft entstand wahrscheinlich um 1300. Die 1907 in der UB M¨unster entdeckten Fragmente (15. Jh.) sind verbrannt. Ausgabe: Aloys B¨omer: Fragm. einer gereimten dt. Boethiusu¨ bersetzung. In: ZfdA 50 (1908) S. 149–158. ¨ Alle weiteren, insgesamt f¨unf Ubersetzungen, sind dem 15. Jh. zuzurechnen: → Andreas von Regensburg nennt im Chronicon generale den Benediktiner → Peter von Kastl als Verfasser einer aus dem ¨ Jahre 1401 stammenden dt. Ubersetzung der Consolatio; diese wurde in der Forschung teils mit einer ¨ anonym gedruckten Ubersetzung von 1473 (s. u.) gleichgesetzt; solange die These nicht begr¨undet ¨ werden kann, muss die Ubersetzung jedoch als verloren gelten. Ebenfalls verloren ist eine Consolatio¨ Ubertragung des → Niklas von Wyle. Von einer ¨ mnd. Ubersetzung derselben Schrift u¨ berliefert die Handschrift Gießen, UB, Cod. 863, 221r–244v aus dem Jahr 1464 nur das erste Buch. Von Konrad ¨ → Humery stammt eine sehr freie Ubersetzung 196
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Jungere ¨ bairische Beichte der Consolatio mit kommentierenden Bemerkungen. Der bereits erw¨ahnte Druck von 1473 mit ei¨ ner anonymen Ubertragung der Consolatio erschien in N¨urnberg bei Anton Koburger. Danach richtete sich ein Straßburger Druck Johann Schotts von ¨ 1500. Die gleiche Ubersetzung bringt unabh¨angig von den Drucken die Handschrift Schaffhausen, StB, Cod.Gen.28 (zweite H¨alfte 15. Jh.). Eine wei¨ tere Ubersetzung einzelner Partien (3.-5. Buch) aus der Consolatio in Oxford, Bodleian Library, MS. Hamilton 46, 61r–223v. Literatur: Fidel R¨adle/Franz Josef Worstbrock, VL2 1 (1978) Sp. 908–927; 11 (2004) Sp. 267. – Joachim Gruber u. a., LexMA 2 (1983) Sp. 308–315. – G¨unter Figal, RGG4 1 (1998) Sp. 1665 f. – Frank ¨ Hentschel: Asthetik und Kunstphilosophie. Von der Antike bis zur Gegenwart in Einzeldarstellungen. Hg. v. Julian Nida-R¨umelin/Monika Betzler. Stuttgart 1998, S. 120–124. – Maria Lieber, Volpi 1 (1999) S. 196 f. – Reinhold Glei, LACL (32002) S. 127–129. – Joachim R. S¨oder: ‹Contra Eutychen et Nestorium›. In: LexthW (2003) S. 130 f. – Ders.: ‹De fide catholica›. In: ebd., S. 164 f. – Ders.: ‹Quomodo substantiae in ei quod sint bonae sint cum non sint substantialia bona›. In: ebd., S. 615 f. – Ders.: ‹Quomodo trinitas unus deus ac non tres dii›. In: ebd., S. 616. – Ders.: ‹Utrum Pater et Filius et Spiritus Sanctus de divinitate substantialiter praedicentur›. In: ebd., S. 775 f. – Dirk Kurt Kranz, BBKL 24 (2005) Sp. 259–310. – Eckard K¨onig/Karlheinz H. H¨ulser, Enz Phil Wiss2 1 (2005) S. 489 f. – Carl Prantl: Gesch. der Logik. Bd. 1. Leipzig 1855, S. 679–722. – Werner Bach: ¨ Die ahd. Boethiusglossen und Notkers Ubersetzung der ‹Consolatio›. Diss. Halle 1935. – Jacobus Martinus Hoek: De Middelnederlandse vertalingen van B.’ De Consolatione Philosophiae. Harderwijk 1943, S. 11–16. – Ingeborg Schr¨obler: Notker III. ¨ v. St. Gallen als Ubersetzer und Kommentator v. B.’ De consolatione philosophiae (Hermaea NF 2). T¨ubingen 1953, S. 174–178. – Michael Mommert: ¨ Konrad Humery und seine Ubersetzung der Consolatio Philosophiae. Diss. M¨unster 1965. – M. T. Kinard: A study of B. and His Influence on Medieval Education. Diss. Austin 1967. – Mario Geymonat: Nuovi frammenti della Geometria ‹Boeziana› in un codice del IX secolo? In: Scriptorium 21 (1967) S. 3–16. – G¨unter Glauche: Schullekt¨ure im MA [...] (Mu¨ nchener Beitr. zur Medi¨avistik und Renaissance-Forschung 5). Mu¨ nchen 1978. – Nigel F. Palmer: Latin and Vernacular in the Northern European Tradition of the De Consolatione 197
um 1000 Philosophiae. In: B. His Life, Thought and Influence. Ed. by Margaret Templeton Gibson. Oxford 1981, S. 362–409. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 190 f. u. o. ¨ – S. Stricker/Rolf Bergmann: Die ahd. Boethiusglos¨ sen. Ans¨atze zu einer Uberlieferungstypologie. In: FS Anthonius H. Touber. Hg. v. Carla Dauvenvan Knippenberg/Helmut Birkhan (AB¨aG 43/44). Amsterdam u. a. 1995, S. 13–47. – Markus Enders: Zum Philosophie-Verst¨andnis des B. außerhalb der ‹Consolatio philosophiae›. In: Was ist Philosophie im MA? [...]. Hg. v. Jan A. Aertsen/Andreas Speer. Berlin/New York 1998, S. 444–451. SF Jungere ¨ bairische Beichte. – Beichttext des sp¨aten 10. oder fr¨uhen 11. Jh. Wie auch in der → Altbair. Beichte (→ Altbair. Gebet) wird in der J. b. B. im Unterschied zu anderen ahd. Beichttexten das Schuldbekenntnis des Beichtenden im Eingang ohne Erw¨ahnung des Priesters direkt an Gott gerichtet; zus¨atzlich folgt hier aber eine direkte Anrede an den Priester. Gegen¨uber der Altbair. Beichte ist der S¨undenkatalog deutlich erweitert. Die in der J. b. B. enthaltene Anrufung Mariens und der Heiligen ist auf die zunehmende Marien- und Heiligenverehrung im Rahmen der Volksfr¨ommigkeit zur¨uckzuf¨uhren. ¨ Uberlieferung: Unvollst¨andig u. d. T. Offne alt e Franckische beicht u¨ berliefert in der Cosmographia universalis von Sebastian Mu¨ nster ab der dt. Ausgabe Basel 1561, S. CCCCLX; die Vorlage ist nicht bekannt. Ausgaben: Hans F. Maßmann: Die dt. Abschw¨orungs-, Glaubens-, Beicht- und Betformeln [...]. Quedlinburg/Leipzig 1839, S. 131–133 (Nr. 29). – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) S. 246 f. (Nr. LXXVII). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 314 f. (Nr. XLIII). – ¨ Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 102–104. Literatur: Hans Eggers, RL2 1 (1958) S. 141–144. – Ehrismann 1 (21932) S. 321 f. – Achim Masser, VL2 4 (1983) Sp. 915 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 395 f. – Georg 198
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um 1000 Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – H. Eggers: Die altdt. Beichten 2. In: PBB (Tu¨ b.) 80 (1958) S. 372–403, bes. 373–377. – Ders.: Die altdt. Beichten 3, ebd. 81 (1959) 78–122, bes. 78–90. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 250. – Mu¨ ller 2007 (s. Ausg.) S. 320 f. SF Zurcher ¨ Hausbesegnung Ad signandum domum contra diabolum. Der singul¨are stabreimende Spruch richtet sich, ¨ wie man der Uberschrift entnehmen kann, gegen den Teufel (ahd. «wiht»). Unklar ist jedoch der genaue Sinn des Segens, da das Zielwort «chnospinci» undurchsichtig bleibt. Nach verschiedenen irrigen bzw. unverbindlichen Versuchen (Helm, Harmjanz, Ohrt) schlug Haug im Anschluss an Sonderegger vor, das angesprochene (geistlose) Wesen «Winzling» zu nennen. ¨ Uberlieferung: Z¨urich, ZB, Cod. Car. C 176, 154r (Perg., wohl im 10. Jh. [Hoffmann] oder im 11. Jh [Steinmeyer] zwischen lat. Bußordnungen, Canones, Rezepten etc. eingetragen). Ausgaben: Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 389 (Nr. LXXV). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.–XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 26 (Nr. 18). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. ¨ 1991, S. 154 f. (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 90 (Nr. XXXI, 5). – Ahd. Lit. Eine komm. Antho¨ logie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubersetzt, hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 282. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 116. – HansHugo Steinhoff, VL2 10 (1999) Sp. 1603 f. – Max B¨udinger/Emil Grunauer (Hg.): Aelteste Denkmale der Zu¨ richer Literatur. Zu¨ rich 1866, S. 41 (Erstver¨off.). – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 305. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 389–394. – Ferdinand Ohrt: Namenversteck in zwei alten Segensformeln. In: Hessische Bll. f¨ur 199
Zurcher ¨ Hausbesegnung Volkskunde 24 (1925) S. 38–43, hier S. 41–43. – Heinrich Harmjanz: Chnospinci. In: ZfdPh 62 (1937) S. 124–127. – Karl Helm: Zur ahd. ‹Hausbesegnung›. In: PBB 69 (1947) S. 358–360. – Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary and Critical Bibliography. Diss. (masch.) Washington, Saint Louis 1963, hier S. 152–154. – Stefan Sonderegger: Ahd. in St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der ahd. Sprach¨uberl. in St. Gallen vom 8. bis ins 12. Jh. St. Gallen 1970, 75 f. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 41 f. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 55 f. – Heather ¨ Stuart/Fred Walla: Die Uberl. der ma. Segen. In: ZfdA 116 (1987) S. 53–79, hier S. 64, 70. – Peter Ochsenbein: Latein und Deutsch im Kloster St. Gallen. In: Geistesleben um den Bodensee im fr¨uhen MA. Hg. v. Achim Masser/Alois Wolf. Freiburg i. Br. 1989, S. 107–122. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tu¨ bingen 1988, S. 35–81, hier S. 55 (Nr. 19). – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1154–1156. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg.). – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). Tu¨ bingen 21995, S. 352 f. – E. Hellgardt: Die dt. Zauberspr¨uche und ¨ Segen im Kontext ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 17, 39. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 133 (Nr. 3) [mit unvollst¨andiger Signatur ‹C 176›]. – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 210–212 (mit Abdruck). – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 402. BJ 200
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Althochdeutsche Predigtsammlungen A–C Theodericus von Fleury (von Amorbach; Theodorich, Theoderich) OSB, * um 960 wahrscheinlich in Deutschland, † bald nach 1018. – Verfasser hagiographischer Schriften. T. war zun¨achst Weltgeistlicher («clericus»), lebte dann seit den 980er oder 990er Jahren als Benediktinerm¨onch in Fleury bei Orl´eans an der Loire und ging 1002 nach Rom sowie 1005 nach Montecassino. Er lebte seit etwa 1010 in der Abtei Amorbach/Di¨ozese W¨urzburg, ging vielleicht 1018 nach Fulda. Ihn verband eine Bekanntschaft mit Bischof → Bernward von Hildesheim. Die Zuschreibung von Schriften an T. ist zum Teil unsicher; die ihm sicher zuzuweisenden Werke widmen sich der monastischen Reform, wobei als f¨uhrendes Beispiel die Abtei Fleury im Vordergrund steht; charakteristisch sind eingef¨ugte dialogische Partien. Als Redaktor und Korrektor bearbeitete T. eine Vita s. Martini papae, eine Passio ss. Tryphonis et Respicii und eine Vita s. Firmani. Zwischen etwa 1010 und 1018 verfasste T. die Illatio s. Benedicti. Er beantwortet darin in zwei Teilen die Frage, weshalb in Fleury am 4. Dezember ein Fest des hl. Benedictus begangen werde und behandelt die Translation der in Sicherheit gebrachten Benediktreliquien aus Orl´eans nach Fleury und ihre feierliche Beisetzung. ¨ Uberlieferung: Mindestens elf Textzeugen. ¨ Alteste Hss.: W¨urzburg, UB, Cod. M. p. th. f. 26, 185r–195v (11. Jh.). – Rom, Bibl. Vaticana, Codd. Vat. Reg. lat. 586, 71v–82r (11. Jh.) und 498, 1r–8r (12. Jh.). – Br¨ussel, Bibl. Royale, Cod. 8873–78, 59r–72r (12. Jh.). Ausgabe: Johannes A. Bosco: Floriacensis vetus bibliotheca. Bd. 1. Lyon 1605, S. 219–229. – Jean Mabillon, in: Acta Sanctorum Ordinis s. Benedicti IV/2 (1738) S. 362–367. – Catalogus codd. hagiographicorum Bibl. regiae Bruxellensis I/2. Br¨ussel 1889, S. 257–264. F¨ur Bischof Bernward von Hildesheim verfasste T. zwischen 1010 und 1022 die Libelli duo de consuetudinibus et statutis monasterii Floriacensis (Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 71.22 Aug. 2°, 235v252r [15. Jh.; unvollst.]), berichtet wird nach eigener Erfahrung von der Ordnung und den Regeln des monastischen Lebens in Fleury. Das erste ¨ Buch beschreibt die kl¨osterlichen Amter in hierarchischer Abfolge, das zweite Buch das Klosterleben in seinem liturgisch geregelten Tagesablauf. 201
1. H¨alfte 11. Jh. Ausgabe: Anselme Davril/Lin Donnat: Consuetudines Floriacenses antiquiores (Corpus Consuetudinum Monasticarum VII/3). Siegburg 1984, S. 3–60. T.’ (titelloser) Kommentar zu den Katholischen Briefen (Apostelbriefen) ist dem Abt Richard von Fulda gewidmet. Es handelt sich dabei um eine Auslegung der Katholischen Briefe als «exhortationes» zur christlichen Lebensform, wie sie dem Mo¨ nchsstand aufgegeben ist; im Zentrum steht dabei die Benediktinerregel. ¨ Uberlieferung: W¨urzburg, UB, Cod. M. p. th. f. 44, 1r–107v (11. Jh.; unvollst.). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 330, 1r–165v (15. Jh.). Ausgabe: D¨ummler (s. Lit.) S. 28–38. Literatur: Manitius 2 (1923) S. 449–455. – Brunh¨olzl 2 (1992) S. 189, 583. – Franz Josef Worstbrock, VL2 9 (1995) Sp. 747–753. – Jan Prelog, LexMA 8 (1997) Sp. 625. – Stephanie Haarl¨ander, ¨ LThK3 9 (2000) Sp. 1405. – Ernst D¨ummler: Uber Leben und Schr. des M¨onches T. (v. Amorbach) (Abh. der Kgl. Preußischen Akad. der Wiss. zu Berlin 1894, zweite Abh.). Berlin 1894, S. 1–38. – Albert Poncelet: La vie de s. Firmanus [...] par Thierry d’Amorbach. In: Analecta Bollandiana 18 (1899) S. 22–33. – Ders.: La vie et les œuvres de Thierry de Fleury. In: Analecta Bollandiana 27 (1908) S. 5–27. – Alexandre Vidier: L’historiographie a` Saint-Benoit-sur-Loire et les miracles de saint Benoit. Paris 1965, S. 170–180. – Anselme Davril: Un coutumier de Fleury du d´ebut du XIe si`ecle. In: Revue B´en´edictine 76 (1966) S. 351–354. – Ders.: Un moine de Fleury aux environs de l’an mil: ´ Thierry, dit d’Amorbach. In: Etudes lig´eriennes d’histoire et d’arch´eologie m´edi´evales. Hg. v. Ren´e Louis. Auxerre 1975, S. 97–104. – Kassius Hallinger (Hg.): Consuetudinum saeculi X/XI/XII monumenta. Introductiones (Corpus consuetudinum monasticarum VII/1). Siegburg 1984, S. 149–152, 333–342, 406–410, 419 f., 424–426. – A. Davril: La liturgie monastique a` l’abbaye de Fleury du VIIe au XVIe si`ecles. In: Questions liturgiques et paroissiales 66 (1985) S. 25–37. SF Althochdeutsche Predigtsammlungen A–C. – 14 urspr¨unglich in drei Sammlungen (A, B, C) enthaltene, teilweise fragmentarisch aus dem 11. Jh. u¨ berlieferte bair. Predigten. Die drei Sammlungen stammen vermutlich von Schreibern derselben Schreibschule (vielleicht 202
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1. H¨alfte 11. Jh. Wessobrunn), wobei der Schreiber der B- mit jenem der C-Gruppe identisch zu sein scheint. Die A-Gruppe umfasst drei St¨ucke, die den Witwenstand, die Reue und das Fegefeuer behandeln. Als Vorlagen dienten eine augustinische und zwei pseudoaugustinische Predigten (vgl. Morvay/Grube [s. Lit.] T4). Die Predigtgruppe B hat die Aussendung der 70 J¨unger (Lk 10, 1–9), die Arbeiter im Weinberg (Mt 20, 1–16), das Gleichnis des S¨amanns (Lk 8, 4–14) und die Heilung des Blinden (Lk 18, 31–43) zum Inhalt. Die Predigten dieser Gruppe beruhen wohl auf Homilien Gregors des Großen (vgl. Morvay/Grube [s. Lit.] T 5). Die C-Predigten befassen sich mit der Versuchung Jesu (Mt 4, 1–11), der Begegnung mit der kanaan¨aischen Frau aus Mt 15, 21–28, und der Austreibung der b¨osen Geister (Lk 11, 14–26); eine weitere u¨ ber die zw¨olf Staffeln der Demut richtet sich nach der → Benediktinerregel. Quelle waren wahrscheinlich die Homilien → Bedas. Die St¨ucke B 2–4 sind den Perikopen f¨ur Septuagesima, Sexagesima und Quinquagesima entsprechend, C 1–3 entsprechen jenen der drei ersten Fastensonntage. Die A. P. A–C, die sich wohl an Laien richteten, ¨ bieten eine verh¨altnism¨aßig freie Ubertragung der lat. Vorlagen. Die starke Betonung von Reue und Buße lassen auf eine cluniazensische Geistesrichtung schließen. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2681, 1r–2v ra vb rb vb (A); 212 –212 und 232 –235 (B). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5248/3, Bl. 1, 2, 5, 6 (A) und Fragm. 1–5 (C). – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 42561 (C). – Urbana (Illinois), University Library, o. S. (1) (C). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) S. 270–287 (Nr. 86). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916, Nr. 30 (A), 32 (B), 33 (C). – Weitere Ausg. verz. bei Morvay/Grube (s. Lit.). Literatur: David R. McLintock, VL2 1 (1978) Sp. 305–308. – Wilhelm Wackernagel: Altdt. Predigten und Gebete. Basel 1876 (Nachdr. Darmstadt 1964) S. 326–331. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879, S. 96–110. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 418–430. – Steinmeyer (s. Ausg.) S. 162 f., 166 f., 172, 178–180. – Ingeborg Schr¨obler: Zu der Vorlage der 203
Geistliche Ratschl¨age A. P. A. In: PBB (Halle) 63 (1939) S. 271–287. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 5–8 (T 4–6). – Ulrich Montag: Neue Fragm. der Wessobrunner Predigten. In: Befund und Deutung. Zum Verh¨altnis v. Empirie und Interpretation in Sprach- und Literaturwiss. FS Hans Fromm. Hg. v. Klaus Grubm¨uller u. a. T¨ubingen 1979, S. 228–239. – Hans Ulrich Schmidt: Ahd. und fr¨uhmhd. Bearb. lat. Predigten des ‹Bair. Homiliars›. Zwei Tle. (Regensburger Beitr. zur dt. Sprach- und Literaturwiss. 29/1.2). Frankfurt/M. u. a. 1986. – Jonathan Green: Medieval German Manuscript Fragments from the University of Illinois at Urbana-Champaign. ‹A. P. C›, ‹Das Buch der Natur›, and ‹Der Renner›. In: ZfdA 133 (2004) S. 356–362, hier S. 356–358. – Elisabeth Wunderle/Hans Ulrich Schmid: Ein neues Bruchst¨uck der ‹A. P. C›. In: ZfdA 135 (2006) S. 164–172. SF Geistliche Ratschl¨age. – Knapper bair. Prosatext, der auf eine Homilie → Gregors des Großen zur¨uckgeht. Gestalten des Alten und Neuen Bundes werden in einem kurzen ersten Teil als Vorbilder f¨ur einzelne Tugenden angef¨uhrt; der zweite z¨ahlt die Patriarchen als Tr¨ager der sieben Gaben des Hl. Geistes auf. Neben den Homilien Gregors k¨onnten dem Text auch Werke → Alkuins und → Bedas als Vorlagen gedient haben. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 5248/4 (11. Jh.; fragm., ein in zwei H¨alften geschnittenes Bl., von derselben Hand aufgezeichnet wie die APredigten der → Ahd. Predigtslg. A-C). Der Text geh¨orte urspr¨unglich zur Wiener Notkerhs. Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) S. 270 f. (Nr. 85); Bd. 2, S. 417 f. – E. v. Steinmeyer: Die kleineren ahd. Denkm¨aler. Berlin 1916 (Neudr. 1963), S. 164–167 (Nr. 31). Literatur: David R. McLintock, VL2 2 (1980) Sp. 1174. – Robert Priebsch: Ein Ausspruch Gregors des Großen. In: PBB (Halle) 38 (1913) S. 338–343. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914/16, Komm., S. 55–59. – Steinmeyer (s. Ausg.) 204
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Contra rehin S. 166 f. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 48. SF Contra malum malannum. – Ahd./lat. Zaubersegen. Der aus zwei Prosazeilen bestehende halb ahd., halb lat. Zaubersegen, der von lat. Handlungsanweisungen begleitet wird, richtet sich gegen «swarm» (vermutlich «Nasengeschw¨ur», vgl. Eis). Spuren von Alliteration sind zu erkennen. – Ein j¨ungerer lat. Segen, «Adjuro te mala malanna», steht am Schluss des Z¨urcher Arzneibuchs (→ Arzenˆıbuoch Ipocratis). ¨ Uberlieferung: Bonn, UB, Cod. S 218, 41r (Perg., vermutlich Benediktinerabtei St. Maximin in Trier, zwischen 1021 und 1083, bairisch mit rheinfr¨ankischen Einfl¨ussen). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 18 (Nr. IV,7). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 383 (Nr. LXXI). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.–XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 24 (Nr. 14). – Ahd. poetische Texte. Ahd./Nhd. Ausgew¨ahlt und komm. v. Karl A. Wipf (RUB 8709). ¨ Stuttgart 1992, S. 88 f. (mit Ubers.). Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 109 f. – HansHugo Steinhoff, VL2 2 (1980) Sp. 9 f.; 11 (2004) Sp. 336. – Wilhelm Wackernagel (Hg.): Das Wessobrunner Gebet und die Wessobrunner Glossen. Berlin 1827, S. 67–70. – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 53 f. – Max H¨ofler: Das Malum malannum. In: Janus. Archives internationales pour l’Histoire de la M´edecine et la G´eographie M´edicale 14 (1909), S. 512–526. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 384. – Augusto Beccaria: I codici di medicina del periodo presalernitano (Secoli IX, X e XI) (Storia e Letteratura. Raccolta di Studi e Testi 53). Rom 1956, Nr. 52, S. 204–207. – Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary, and Critical Bibliography. Ann Arbor, Mich. 1984 (zgl. Diss. Seattle, Wash. 1963) S. 11 f., Nr. 3. – Gerhard Eis: Altdt. Zauberspr¨uche. Berlin 1964, S. 109–116. – Rainer Reiche: Ein rheinisches Schulbuch aus dem 11. Jh. 205
1. H¨alfte 11. Jh. Stud. zur Sammelhs. Bonn UB. S 218 mit Edition von bisher unver¨offentlichten Texten (Mu¨ nchener Beitr. zur Medi¨avistik und RenaissanceForschung 24). Mu¨ nchen 1976, S. 432 ff. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 56 (Nr. 33). – Ders.: Die dt. Zauberspr¨uche und Se¨ gen im Kontext ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 12 und 41. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 137 (Nr. 10). – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717), G¨oppingen 2004, S. 159–164 (mit Abdruck des Segens). – Rolf Bergmann/Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Berlin/New York 2005, Bd. 1, S. 272–275 (Nr. 71). BJ Contra rehin. – Zauberspruch gegen die Gliedersteifheit (R¨ahe), vermutlich 11. Jh., aufgezeichnet erst um 1200. Der nicht klar deutbare Text des unter den Nachtr¨agen des mhd. Z¨urcher Arzneibuchs (→ Arzenˆıbuoch Ipocratis) u¨ berlieferten Zauberspruchs besteht aus kurzen, gleichklingenden imperativischen Formeln. ¨ Uberlieferung: Z¨urich, ZB, Cod. C 58, 47rb (Perg., Ende 12. Jh./um 1200, alemannisch). Ausgaben: Elias von Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 372 (Nr. LXVI, 1). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.–XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 31 (Nr. 26). – Ahd. poetische Texte. Ahd./Nhd. Ausgew¨ahlt und komm. v. Karl A. Wipf (RUB ¨ 8709). Stuttgart 1992, S. 72 f. (mit Ubers.). Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 115. – HansHugo Steinhoff, VL2 2 (1980), Sp. 10 f. – Gustav Roethe: Zu den altdt. Zauberspr¨uchen. In: Sb. der K¨oniglich Preuß. Akad. der Wiss. zu Berlin, Jg. 1915, 1, S. 278–282. – Steinmeyer 1916 206
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1. H¨alfte 11. Jh. (s. Ausg.) S. 372 f. – Theodor von Grienberger: Ahd. Texterkl¨arungen II. In: PBB (Halle) 45 (1921) S. 404–429, hier S. 413–415. – Arno Schirokauer: Form und Formel einiger altdt. Zauberspr¨uche. In: ZfdPh 73 (1954) S. 353–364, hier S. 359 f. – AnneMarie Webinger: C. r. Unters., Textkritik, Interpretation einer altdt. Zauberformel. Diss. Mu¨ nchen 1955. – Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary, and Critical Bibliography. Ann Arbor, Mich. 1984 (zgl. Diss. Seattle, Wash. 1963) S. 14 f. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 39. – Ernst Hellgardt: Die dt. ¨ Zauberspr¨uche und Segen im Kontext ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 17 (Nr. 40), 61. – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 66–69. BJ Munchner ¨ Halssegen Swemo diu kela virswillt. – ¨ Lat. Blasiussegen mit sp¨atahd. Uberschrift und Handlungsanweisung. Der Segen ist in der Handschrift Mu¨ nchen, BSB, Clm 23390, 59v (Anfang 13. Jh.) u¨ berliefert; die ahd. Anteile gehen auf eine a¨ ltere Vorlage zur¨uck. Auf die Nennung des Anlasses folgen die Segensformel und die Anweisung, das Paternoster nach der Segensformel drei Mal zu beten. Ausgaben: Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Zwei Bde. (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914/16 (Nachdr. in einem Bd. 1960 [Germanistische B¨ucherei 3]). Abt. A: Text, S. 50 f. – Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Zu¨ rich 1971) S. 387 (Nr. LXXIV). – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, 166–169. Literatur: s. Ausg. – Hans-Hugo Steinhoff, VL2 6 (1987) Sp. 761. – Gustav Roethe: Ein lat. segen gegen halsgeschwulst. In: AfdA 25 (1899) S. 220 f. – Wilhelm (s. Ausg.) Abt. B: Komm., S. 129 f. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 387–389. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder 207
Munchner ¨ Halssegen Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 73 (Nr. 244). – Cianci (s. Ausg.). – J¨org Riecke: Die Fr¨uhgesch. der ma. medizinischen Fachsprache im Dt. Berlin u. a. 2004, bes. S. 114. SF Das Tanzlied von Kolbigk ¨ / Die Legende vom Kolbigker ¨ Tanz. – Ein urspr¨unglich nd. gesungenes, endgereimtes Zeilenpaar mit Refrain. Das T. v. K. ist nur lat. in einer von drei fr¨uhen lat. Fassungen – in Textzeugen des 11.-13. Jh. – der weit verbreiteten Legende vom sog. «K¨olbigker Tanz» u¨ berliefert. Diese Warnlegende ist in historischen Texten, als erstes bei → Lampert (Lambert) von Hersfeld, sowie in lat. und dt. Predigten und Exempla (u. a. Großer → Seelentrost, Johannes → Pauli [Schimpf und Ernst], Wiener Predigt vom Schaden des Tanzens) tradiert. Sie handelt davon, dass eine Gruppe junger Menschen mit einj¨ahrigem, ununterbrochenem Tanzen und Singen daf¨ur b¨ußen muss, dass sie um 1020 den Weihnachtsgottesdienst in der Kirche St. Magnus in K¨olbigk/Anhalt durch ein Tanzspiel mit Brautentf¨uhrung (Tochter des Pfarrers) entweihte. Nach der Aufhebung des Fluchs irren die von st¨andigen Zuckungen gesch¨uttelten T¨anzer durch die Welt. ¨ Uber die Deutung des Lieds, welches in der Fassung II der Legende zitiert wird und zwei endgereimte Langzeilen und einen Refrainvers umfasst, seine Herkunft (dt. oder franz¨osisch?) und seine Funktion herrscht in der Forschung Uneinigkeit; kaum zu zweifeln ist an einem historischen Kern des Geschehens und am rituellen Spielcharakter der inszenierten Brautentf¨uhrung. Grundmuster ist vielleicht der Konflikt zwischen neuem christlichen Kult und altem heidnischen Brauchtum. Ausgaben: Schr¨oder 1897 (s. Lit.) S. 96–137. – Borck 1951 (s. Lit.) S. 2–17; 1955 (s. Lit.) S. 244–263. – Baesecke (s. Lit.) S. 3–13. – Metzner (s. Lit.) S. 29–48. Literatur: Fidel R¨adle, VL2 9 (1995) Sp. 616–620. – Norbert H. Ott, LexMA 8 (1997) Sp. 463. – Edward Schr¨oder: Die T¨anzer v. K¨olbigk. In: Zs. f¨ur Kirchengesch. 17 (1897) S. 94–164. – Paul Verrier: La plus vieille citation de carole. In: Romania 58 (1932) S. 380–421. – E. Schr¨oder: D. T. v. K. (G¨ottinger Gelehrte Nachr., Phil.-hist. Kl.). Berlin 1933, S. 355–372. – Georg Baesecke: Der K¨olbigker Tanz. Philol. 208
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Contra caducum morbum und literarisch. In: ZfdA 78 (1941) S. 1–36. – ¨ Karl-Heinz Borck: Der Tanz zu K¨olbigk. Uberl. und dichtungsgeschichtliche Bedeutung. Diss. Mu¨ nster/Westf. 1951. – Ders.: Der Tanz zu K¨olbigk. In: PBB (Tu¨ b.) 76 (1955) S. 241–320. – Arne Holtorf: D. T. v. K. In: Interpretationen mhd. Lyrik. Hg. v. G¨unther Jungbluth. Bad Homburg 1969, S. 13–45. – Ernst Erich Metzner: Zur fr¨uhesten Gesch. der europ¨aischen Balladendichtung. Der Tanz in K¨olbigk (Frankfurter Beitr. zur Germanistik). Frankfurt a. M. 1972. – Margarete Andersson-Schmitt: Mitt. zu den Quellen des Großen Seelentrostes. In: NdJb 105 (1982) S. 21–42, bes. S. 38–40. – Jean Schroeder: Zur Herkunft der a¨lteren Fassung der Tanzlegende v. K¨olbigk. In: Litterae medii aevi. FS Johanne Autenrieth. Hg. v. Michael Borgolte/Herrad Spilling. Sigmaringen 1988, S. 183–189. – Ders.: Zur Frage fr¨uhma. Kultt¨anze am Grabe Willibrords in Echternach. In: Willibrord, Apostel der Niederlande. Hg. v. Georges Kiesel/J. Schroeder. Luxemburg 1989. – Ute Schwab: Das ahd. Lied ‹Hirsch und Hinde› in seiner lat. Umgebung. In: Lat. und Volkssprache im dt. MA 1100–1500 [...]. Hg. v. Nikolaus Henkel/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1992, S. 74–122, hier S. 104–111. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 185 f. SF Contra caducum morbum. – Sp¨atahd. Zaubersegen gegen Fallsucht. Der ahd. Segensspruch der nach dem Grundmuster des Exorzismus gestalteten Anweisung f¨ur die Behandlung epileptischer Anf¨alle wird durch eine lat. Vollzugsvorschrift gerahmt. Die lat. Schlussworte enthalten die dt. Beschw¨orungsformel («stant uf waz dir. got der gebot dir ez»). Ob der Segen als Folge von zwei unabh¨angigen St¨ucken oder als einheitlicher (Prosa-)Text mit einem sp¨ater eingef¨ugten Blutsegen aus zwei stabenden Langzeilen aufgefasst werden muss, ist nicht zweifelsfrei gekl¨art. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 14763, 88va (11. Jh.). – Paris, Bibl. Nationale, Cod. nouv. acqu. lat 229, 9v, Z. 11–23 (12. Jh., rheinfr¨ankisch). Ausgaben: E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 380 f. (Nr. LXX). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.–XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 22 (Nr. 11). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. 209
1. H¨alfte 11. Jh. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 49 f. – Ahd. poetische Texte. Ahd./Nhd. Ausgew¨ahlt und komm. v. Karl A. Wipf (RUB 8709). Stuttgart 1992, S. 84 f. ¨ (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 91 f. (Nr. XXXI, 8). – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. ¨ Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 276–279. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 113 f. – Hans-Hugo Steinhoff, VL2 2 (1980) Sp. 8 f. – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) Bd. 2, S. 300–302. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 381–383. – Georg Baesecke: C. c. m. In: PBB 62 (1938) S. 456–460 (wieder in: Ders., Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Bern/Mu¨ nchen 1966, S. 234–236). – Willy Krogmann: Pro cadente morbo. In: Herrigs Arch. 173 (1938) S. 1–11. – Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary, and Critical Bibliography. Ann Arbor, Mich. 1984 (zgl. Diss. Seattle, Wash. 1963) S. 76–84. – Mettke (s. Ausg.) S. 121. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 57 f. – Marianne Elsakkers: C. c. m. 2 maal vallen en opstaan. In: AB¨aG 29 (1989) S. 49–60. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg) S. 175. – Ernst Hellgardt: Die dt. Zauberspr¨uche und Segen im Kon¨ text ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 14, 43–45. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 192 (Nr. 127). – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 146–148 (mit Abdruck des Segens). – M¨uller (s. Ausg.) S. 399 f. – Annarita Pogliani: Durch ein ungleiches Schicksal verbunden. Die zwei Fassungen des altdt. Fallsuchtsegens. In: ZfdA 138 (2009) S. 296–311, hier S. 308 f. BJ 210
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1. H¨alfte 11. Jh. Contra uberbein. – Sp¨atahd. Prosa-Zaubersegen. Dem Segen ist eine lat. Handlungsanweisung ¨ vorangestellt. Man soll Holz auf das Uberbein legen, das Kreuzzeichen machen und dreimal das Vaterunser beten, wobei das verwendete Holz in Analogie zum Kreuzesholz Christi steht. ¨ Uberlieferung: Paris, Bibl. Nationale, Ms. nouv. acq. lat. 229, 9r (Perg., 12. Jh.). Ausgabe: Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916, S. 386. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 145. Literatur: Ehrismann 1 (1918) S. 115 f. – HansHugo Steinhoff, VL2 2 (1979) Sp. 11. – Holzmann (s. Ausg.) S. 70. – Roswitha Wisniewski: Dt. Lit. vom 8. bis 11. Jh. Berlin 2003, S. 256, 259. SF Contra vermem edentem und Contra vermes pecus edentes. – Zwei sp¨atahd. Wurmsegen. Nach einer einleitenden Befehlsformel werden im ersten der Segen die W¨urmer bei der Trinit¨at und der Vita Christi beschworen, den Patienten zu verlassen. Der zweite ist ein aus zwei Reimpaarversen bestehender Viehsegen; er beruft die Germanus-Legende und beschw¨ort die Sonne, sie solle nicht mehr scheinen, bis die W¨urmer das Tier verlassen h¨atten. ¨ Uberlieferung: Paris, Bibl. Nat., Cod. nouv. acqu. lat. 229, 9v/10r (12. Jh.). Ausgaben: Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914/16, A, S. 50; B, S. 127. – Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 373 f. (Nr. LXVI, 4). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wo¨ rterbuch versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 90. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 156. Literatur: Hans-Hugo Steinhoff, VL2 2 (1980) Sp. 11. – Wilhelm (s. Ausg.). – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 374. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen 211
Contra uberbein MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 353. SF Ad equum errehet. – Sp¨atahd. Pferdesegen gegen Gliedersteifheit (R¨ahe), erste H¨alfte des 11. Jh. Zun¨achst wird erz¨ahlt, wie ein Mann mit einem kranken Pferd dem durch die Welt wandernden Heiland begegnet, der im Gespr¨ach mitteilt, wie das Tier geheilt werden k¨onne. Dieser aus drei Strophen mit je vier assonierenden Reimpaarversen bestehenden Modellszene folgt der Beschw¨orungsteil in lat.-dt. Prosa. ¨ Uberlieferung: Paris, Bibl. Nationale, Ms. nouv. acq. lat. 229, 10r, Z. 13–20 (Perg., 12. Jh., sp¨atahd.). Ausgaben: Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 373 (Nr. LXVI, 2). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.–XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 30 (Nr. 25). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 45. – Werner H¨over/Eva Kiepe (Hg.): Gedichte v. den Anf¨angen bis 1300. Nach den Hss. in zeitlicher Folge (Epochen der dt. Lyrik 1). M¨unchen 1978, S. 42. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, ¨ S. 156 f. (mit Ubers.). – Ahd. poetische Texte. Ahd./Nhd. Ausgew¨ahlt und komm. v. Karl A. Wipf (RUB 8709). Stuttgart 1992, S. 72 f. (mit ¨ Ubers.). – Ahd. poetische Texte. Ahd. – ndh. Ausgew., u¨ bers. und komm. v. Karl A. Wipf (RUB 8709). Stuttgart 1992, S. 279. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 91 (Nr. XXXI, 7). Literatur: Ehrismann 1 (21932) 114 f. – HansHugo Steinhoff: VL2 1 (1978) Sp. 28. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 94 f. – Alfred MorelFatio: Segen. In: ZfdA 23 (1879) S. 435–437, hier S. 437. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 303. – Wilhelm Scherer: Altdt. Segen. In: Ders.: Kleine Schr. zur altdt. Philologie. Hg. v. Konrad Burdach. Berlin 1893, S. 584–587. – Max H¨ofler: Dt. Krankheitsnamen-Buch. M¨unchen 1899 (Nachdr. Hildesheim u. a. 1970) S. 489 f. – Carol Lynn Miller: The Old High German and 212
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Bamberger Blutsegen Old Saxon Charms. Text, Commentary, and Critical Bibliography (Diss. Washington University) St. Louis 1963 (Ann Arbor, Mich. 1984), S. 52–54. – Gerhard Eis: Ahd. Zauberspr¨uche. Berlin 1964, S. 48–52. – Mettke (s. Ausg.) S. 119. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 39. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 57. – Braune/Ebbinghaus (s. Ausg) S. 175. – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 58. BJ Ad fluxum sanguinis narium. – Sp¨atahd. Blutsegen. Der nur in teilweise schlecht erhaltenen Endreimversen u¨ berlieferte Spruch ist wohl der a¨lteste dt. Zeuge eines «Jordanssegens», in dem sich Motive aus AT und NT zu der Vorstellung vom Stillstand des Jordan bei der Christi Taufe verbinden. In Analogie zum einst stillstehenden Fluss soll durch die Beschw¨orung der Blutfluss zum Stehen gebracht werden (vgl. → Bamberger und → Millst¨atter Blutsegen). ¨ Uberlieferung: Paris, Bibl. Nationale, Ms. nouv. acq. lat. 229, 10r, Z. 7–11 (Perg., 12. Jh., sp¨atahd.). Ausgaben: Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 379 f. (Nr. LXIX). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.–XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 23 (Nr. 12). – Ahd. poetische Texte. Ahd./Nhd. Ausgew¨ahlt und komm. v. Karl A. Wipf (RUB ¨ 8709). Stuttgart 1992, S. 82 f. (mit Ubers.). – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Nhd. ¨ Altnd./Nhd. Ubersetzt, hg. und komm. v. Stephan Mu¨ ller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 276. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 117. – HansHugo Steinhoff, VL2 1 (1978) Sp. 29. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 379 f. – Ferdinand Ohrt: Die a¨ltesten Segen u¨ ber Christi Taufe und Christi Tod in religionsgeschichtlichem Lichte (Historiskfilologiske meddelelser 25, 1). Kopenhagen 1938, S. 24–47. – Irmgard Hampp: Beschw¨orung, Segen, Gebet. Unters. zum Zauberspruch aus dem Bereich der Volksheilkunde (Ver¨off. des Staatlichen Amts f¨ur Denkmalpflege Stuttgart, Reihe C, 1) Stuttgart 1961, S. 163–171. – Carol Lynn Miller: The 213
1. H¨alfte 11. Jh. Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary, and Critical Bibliography (Diss. Washington University) St. Louis 1963 (Ann Arbor, Mich. 1984), S. 128 f. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 40. – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 111. – M¨uller (s. Ausg.) S. 398. BJ Bamberger Blutsegen (Crist unte iudas spiliten mit spieza). – Zwei (in der Literatur teils auch: drei) im 12. Jh. aufgezeichnete sp¨atahd. Zaubersegen. Der erste Prosa-Segen beruft eine Seitenwunde Jesu durch Judas, wobei hier eine Kindheitslegende Jesu und Lanzenwunde der Passion vermengt sind und daher eine Verbindung zu den Longinussegen (→ Abdinghofer Blutsegen) besteht; auch die Taufe Jesu, bei der der Jordan stillgestanden haben soll, wird einbezogen (→ Ad fluxum sanguinis narium). Der aus drei Reimpaaren bestehende zweite Segen zeigt enge Beziehungen zum Trierer → Ad catarrum dic; darauf folgt ein abschließender Prosaanhang, der auch als eigener Segen gelten kann. Vgl. auch → Wund- und Blutbeschw¨orungen. ¨ Uberlieferung: Bamberg, SB, Msc. Med. 6, 139rb (12. Jh., ostfr¨ankisch). Inserierter Text zwischen Exzerpten einer lat. Rezeptslg. in einer medizinischen Sammelhs. Ausgaben: Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 377 (Nr. LXIX). – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 185, 231. Literatur: Hans Hugo Steinhoff, VL2 1 (1978) Sp. 593; 11 (2004) Sp. 208. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 94. – Friedrich Leitschuh, in: AfdA 15 (1889) S. 216. – Adolf Jacoby: Der B. B. In: ZfdA 54 (1913) S. 200–209. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. A: Text; Abteilung B: Komm. (M¨unchener Texte 8). M¨unchen 1914/16 (Nachdr. Mu¨ nchen 1960 [Germanistische B¨ucherei 3]), Nr. 18, A: S. 50, B: S. 127–129. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 377–380. – Gerhard Eis: Altdt. Hss. Mu¨ nchen 1949, Tf. 19, S. 53. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. 214
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Mitte 11. Jh. rev. by K. C. King and D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 40. – Heather Stuartt/Fred Walla: ¨ Die Uberl. der ma. Segen. In: ZfdA 116 (1987) S. 53–79, hier S. 64, 70. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). ¨ Frankfurt/M. 1991, S. 158 f. (mit Ubers.), 1165 f. (Komm.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit W¨orterbuch versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 90 f. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 355 f. – Ernst Hellgardt: Die dt. Zauberspr¨uche und Segen ¨ im Kontext ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, bes. S. 12 und 34. SF Klosterneuburger Gebet. – Fragmentarisch u¨ berliefertes bair. Gebet des 11. Jh. ¨ Das Gebet ist eine anspruchslose Ubersetzung einer unbekannten lat. Formel; es ist zweiteilig aufgebaut und setzt jeweils mit «trohtin» («Domine») ein. Der erste Teil umfasst eine Bitte um Erl¨osung von allen vergangenen und zuk¨unftigen S¨unden, der zweite eine Bitte um Hilfe zur guten Vorbereitung auf die Sterbestunde. ¨ Uberlieferung: Klosterneuburg, Stiftsbibl., Hs. CCI 987, 204r. Nachtrag auf der Vorderseite des letzten Bl. des Psalterium Sancti Leopoldi (11. Jh.). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) S. 269 (Nr. LXXXIV). – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914–16 (Nachdr. 1960), A: S. 28 f. Literatur: Achim Masser, VL2 4 (1983) Sp. 1258. – Paul Piper: Die a¨ lteste dt. Litt. bis um das Jahr 1050. Stuttgart 1884 (Nachdr. 1973) S. 459. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) S. 416 f. – Johann Kelle: Gesch. der dt. Litt. Bd. 1: Von der a¨ltesten Zeit bis zum 13. Jh. Berlin 1892, S. 285, 416. – Wilhelm (s. Ausg.) B, S. 52 f. – Der Heilige Leopold, Landesf¨urst und Staatssymbol. Nieder¨osterr. Landesausstellung, Stift Klosterneuburg, 215
Klosterneuburger Gebet 30. M¨arz – 3. November 1985 (Kat. des Nieder¨osterr. Landesmuseums N.F. 155). Wien 1985, S. 210 (Nr. 149) mit Abb. 22. – Gisela VollmannProfe: Wiederbeginn volkssprachlicher Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 42. SF ¨ Media vita in morte sumus (dt.). – Dt. Ubertragungen einer lat. Prozessionsantiphon des 11. Jh. Thematisch befasst sich der Text, der f¨alschlich → Notker I. von St. Gallen zugeschrieben wurde, mit der st¨andigen Bedrohung des menschlichen Lebens durch den Tod, wobei Gott als einzig m¨oglicher Helfer angerufen wird. In der Forschung wird die Herkunft der lat. Antiphon, die erstmals in Quellen des 11. Jh. begegnet, aus den lothringischen Reformkl¨ostern um Gorze angenommen. ¨ Altester liturgischer Ort ist die erste Komplet an bestimmten Tagen der Fastenzeit. Ab dem 13. Jh. wurde die Antiphon als Prozessionslied in der Fastenzeit, aber auch vor Christi Himmelfahrt und an Allerseelen verwendet. F¨ur das Sp¨atMA gibt es Belege f¨ur den Gebrauch im Totenoffizium sowie als Gesang in Notzeiten, bei Ungl¨ucksf¨allen und zur Beschw¨orung zum Schaden der Feinde in der Schlacht. Eine Bearbeitung Martin Luthers erscheint erstmals 1524 in den Erfurter Enchiridien. ¨ ¨ Uberlieferung: Alteste Textzeugen: Reichenauer Tonar (um 1070), u¨ berl. in einer Abschrift des 15. Jh.: Leipzig, UB, Ms. lat. 1492. – London, British Library, Ms. Harley 2961 (Exeter, 11. Jh.; Brevier). – London, British Library, Ms. Add. 30849 (Stilos in Spanien, 11. Jh.; Antiphonar). – Verona, Bibl. Cap. ms. XCVIII (Verona, 11. Jh.; Antiphonar). – Bamberg, SB, Ms. lit. 23. (Bamberg, 12. Jh.; Antiphonar). – Graz, UB, Ms. 211 (Stuhlweißenburg in Ungarn, 12. Jh.; Antiphonar). Ausgaben: AH 49 (1906) S. 386–389. – Dreves/Blume 2 (1909) S. 451 f. – Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 1. Leipzig 1864, Nr. 141. – Gustav Scherrer: Verz. der Hss. der Stiftsbibl. St. Gallen. Halle 1875, S. 165–167. – Wilhelm B¨aumker: Das katholische dt. Kirchenlied in seinen Singweisen. Bd. 1. Freiburg i. Br. 1886, Nr. 300. – Walther Lipphardt: Lat. Osterfeiern und Osterspiele. Bd. 6. Berlin/New York 1981, S. 248, 261, 276, 339, 344, 412, 421. – Adolf Adam: Te Deum laudamus. Große Gebete der Kirche. Lat.-dt. Freiburg i. Br. 1987 (Neuausg. 2001) S. 190 f. 216
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Munchner ¨ Augensegen Dt. Prosaubertragungen: ¨ Fr¨uhester Beleg ist a) Mittels leben wir sein in dem tod. In einem Gebetbuch M¨unchen, BSB, Cgm 444, 24r (1422). Abdruck: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, S. 749. – Lipphardt 1963 (s. Ausg.) S. 106. b) Media Vita in duitzen O Herre int mydden unsers lebens Synt wyr myt den thoid umbfangen. In einem Gebetbuch, K¨oln, Hist. Arch., Ms. W* 8° 72, 47v (1579). c) In dem medel uns leuens so synt wyr yn dem dode. Prosa; im Gebetbuch, K¨oln, Hist. Arch., Ms. W 12° 68, 175v (15. Jh.). d) Media vita to dude Int myddel van unsen leuende syn wy in den dode. Prosa; im Nonnengebetbuch eines Augustinerinnen-Klosters am Niederrhein, Greifswald, UB, Nd. Hss. 10 8°, 113v–114r (um 1500). e) Media vita in morte God alleweldich in dat middel unses leuendes synt wy na by deme dode. Prosa. Im Nonnengebetbuch Kgl. Bibl. Kopenhagen, Ms. G. K. S. 8° 3423 (15. Jh.). Die a¨ lteste dt. Liedversion des M. v. steht in der Handschrift Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter, Bibl., Ms. b. IX 28 (10) (1456). – Wei¨ tere Lied-Uberlieferungen sind enthalten in: M¨unchen, BSB, Clm 6034. – → Crailsheimer Schulordnung (1480). – Basler Druck von 1514 (Plenarium oder Ewangelybuoch). – Zweite Auflage des Basler Plenariums (1516). – Michaelbeuern, Ms. cart. 1 (um 1450/80). Eine Reim¨ubertragung findet sich bei → Hartmann von Aue. Dieser nennt das lat. Initium im Armen Heinrich; bei ihm wird es u¨ bertragen als: «daz diutet sich alsus, / daz wir in dem tode sweben / so wir aller beste waenen leben.» (V. 93–95). Ausgaben: Rudolf Stephan: Die Lieder der Ebersberger Hs., jetzt Clm 6034. In: Jb. f¨ur Liturgik und Hymnologie 2 (1956) 98–104, hier S. 102 f. – W. Lipphardt: ‹Mitten wir im Leben sind›. In: Jb. f¨ur Liturgik und Hymnologie 8 (1963) S. 99–118. Literatur: W. Lipphardt, VL2 6 (1987) Sp. 271–275. – Franz K. Prassl, LThK3 7 (1998) Sp. 30. – John Julian: A Dictionary of Hymnology. London 21907. – Peter Wagner: Einf. in die gregorianischen Melodien. Bd. 1. 31911, S. 266. – Ders.: Das M. v. In: Schweizerisches Jb. f¨ur Musikwiss. 1 (1924) S. 18–40. – Lipphardt 1963 (s. Ausg). – Ders.: Die ma. Leisen 3. In: Musik und Altar 16 (1964) S. 74–79. – Ders.: Die a¨lteste Quelle des dt. 217
Mitte 11. Jh. ‹Media vita›, eine Salzburger Hs. v. Jahr 1456. In: Jb. f¨ur Liturgik und Hymnologie 11 (1966) S. 161 f. – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). M¨unchen 1968, S. 232 f. – Gerhard Hahn: Evangelium als literarische Anweisung [...] (MTU 73). M¨unchen 1981. – Lipphardt 1981 (s. Ausg.). – Ders.: Dt. Antiphonenlieder des Sp¨atMA in einer Salzburger Hs. In: Jb. f¨ur Liturgik und Hymnologie 27 (1983) S. 39–82. – F. F. K. Prassl: Antiphon M. v. i. m. s. In: Christian M¨oller (Hg.): Kirchenlied und Gesangbuch. Quellen zu ihrer Gesch. [...] T¨ubingen 2000, S. 46 f. – Ansgar Franz: Mitten wir im Leben sind. In: Geistliches Wunderhorn. Große dt. Kirchenlieder. M¨unchen 2001, S. 84–94. – Albrecht Hausmann: ‹Mitten wyr ym leben sind›. Ein Neufund zur Vorgesch. eines Kirchenliedes von Martin Luther. In: Vom vielfachen Schriftsinn im MA. FS Dietrich Schmidtke. Hg. v. Freimut L¨oser/Ralf G. P¨asler (Schr. zur Medi¨avistik 4). Hamburg 2005, S. 103–122. SF Munchner ¨ Augensegen Ganc ze demo fliezzentemo wazzera. – Sp¨atahd. Prosatext. Der M. A. (fr¨uher auch: Regensburger Augensegen) wurde von einer Hand des 11. Jh. auf das Schlussblatt (166v) der lat. Predigthandschrift M¨unchen, BSB, Clm 14472 (Perg., aus St. Emmeram in Regensburg, 9. Jh.) eingetragen. Auf eine umfangreiche Handlungsanweisung folgen der Verweis auf Christi Heilung eines Blinden (Joh 9,1–41) und eine knappe Segensformel. Ausgaben: Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. 2 Bde. (M¨unchener Texte 8). M¨unchen 1914/16 (Nachdr. in einem Bd. 1960 [Germanistische B¨ucherei 3]). Abt. A: Text, S. 29. – Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 386 (Nr. LXXIII). – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 152–154. Literatur: Hans-Hugo Steinhoff, VL2 6 (1987) Sp. 752 f. – Steinmeyer (s. Ausg.) S. 387. – Wilhelm (s. Ausg.) Abt. B: Komm., S. 53 f. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 54 (Nr. 6). – Ders.: Die dt. Zauberspr¨uche und Segen 218
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Mitte 11. Jh. ¨ im Kontext ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 14. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u.a. 2001, S. 181 (Nr. 96). – Cianci (s. Ausg.). SF Schlettst¨adter Blutsegen Wazzer fluzit Iordan heizzit. – Fragmentarischer Jordansegen. Erhalten sind die ersten zwei Reimpaare eines Jordanssegens (→ Ad fluxum sanguinis narium; dabei wird der Stillstand des Jordan bei der Christi Taufe beschworen, um in Analaogie zur gegenw¨artigen Situation den Blutfluss zum Stehen zu bringen). Auf einen lat. Wurmsegen mit dt. Reimpaar folgt in der Handschrift Schlettstadt/S´elestat, StB, Ms. 134, 38r (9. Jh.; kopfst¨andiger Eintrag auf dem unteren Rand von einer Hand des 11. Jh.) mit lat. Handlungsanweisungen der S. B. Eine Prosafassung des 12. Jh. bietet Mu¨ nchen, BSB, Clm 100, 74rv. Ausgaben: Elias v. Steinmeyer: Segen II. In: ZfdA 21 (1877) S. 209 f. – Ders. (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916, S. 380. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 231. Literatur: Hans-Hugo Steinhoff, VL2 8 (1992) ¨ Sp. 714 f. – Heather Stuart/Fred Walla: Die Uberl. ma. Segen. In: ZfdA 116 (1987) S. 53–79, hier S. 63 (Nr. A 3) (Lit.). – Ernst Hellgardt: Die dt. Zauber¨ spr¨uche und Segen im Kontext ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti. Vol. LXXI. Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 5 f. und 16. – Holzmann (s. Ausg.). – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (9.–13. Jh.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 135–138. SF Straßburger Blutsegen Genzan unde Iordan. – Dreiteiliger alemannischer Spruch zur Blutstillung. Der Segen ist in einer 1870 verbrannten Straßburger Handschrift (StB, o. S.) des 11. Jh. 219
Schlettst¨adter Blutsegen u¨ berliefert und besteht aus drei Teilen, die jeweils dem zweiteiligen Schema des Analogiezaubers aus «historiola» und «incantatio» folgen; er ist dreimal aufzusagen. Der erste Teil des Spruchs verbindet das Motiv des Jordansegens (→ Ad fluxum sanguinis narium) – in Analogie zu der Vorstellung vom Stillstand des Jordan bei der Taufe Christi erfolgt die Beschw¨orung des fließenden Blutes stillzustehen – mit Elementen aus dem Longinussegen, wo Longinus als Verursacher der Seitenwunde Jesu erscheint und eine analogische Heilssituation zur Verwundung in der Gegenwart pr¨asentiert wird. Der zweite Teil gilt als Variation des ersten, f¨ur den dritten Teil («Tumbo-Spruch», angerufen wird ein sonst unbekannter Heiliger Tumbo) gibt es in der Sammlung De medicamentis des Marcellus von Bordeaux eine genaue Parallele. Vgl. auch → Wundund Blutbeschw¨orungen. ¨ Ausgaben: Jacob Grimm: Uber zwei entdeckte Gedichte aus der Zeit des dt. Heidenthums (Phil.hist. Abh. der Kgl. Akad. der Wiss. zu Berlin aus dem Jahre 1842). Berlin 1844, S. 1–26. Wieder in: Jacob Grimm: Kleinere Schr. Bd. 2. Berlin 1865, S. 1–29. – Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 375 (Nr. LXVIII). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 158 f., 160 f. ¨ (mit Ubers.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit W¨orterbuch versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 90. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. ¨ Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 274 f., 276 f. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 107–109. – Hans-Hugo Steinhoff, VL2 9 (1995) Sp. 375–377; 11 (2004), Sp. 1461. – Karl Helm: ‹Tumbo saz in berge›. In: Hessische Bl. f¨ur Volkskunde 8 (1909) S. 131–135. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 375–377. – Ferdinand Ohrt: ‹Tumbo› mit dem Kinde. In: ebd. 26 (1927) S. 1–9. – V. Pisani: Sul ‹Blutsegen› di Strasburgo. In: Incontri linguistici 1 (1974) S. 125–127. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King and D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 40. – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkm¨aler (Slg. Metzler 140). Stuttgart 1976, S. 56 f. – Karl A. Wipf: Die Zauberspr¨uche im Ahd. In: Numen 22 220
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Alemannischer Glauben und Beichte (1975) S. 42–69. – Haug/Vollmann 1991 (s. Ausg.) S. 1164–1168. – Ernst Hellgardt: Die dt. Zauber¨ spr¨uche und Segen im Kontext ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 12. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 193. – M¨uller (s. Ausg.) S. 397–399. SF Trierer Pferdesegen Incantatio contra equorum egritudinem quam nos dicimus spurihalz. – Prosasegen gegen das ‹Verfangensein‹ (R¨ahe), 11. Jh. Die Protagonisten des T. P., der dem zweiten «Merseburger Zauberspruch» (→ Merseburger Zauberspr¨uche) nahesteht, sind Christus und der «Pferdeheilige» Stephanus auf dem Weg nach Jerusalem. Nach dem (nicht dargestellten) Heilungsvorgang folgt einem formelhaft eingesetzten Paternoster am Ende des Textes eine Wiederholung der Beschw¨orung in Gebetsform. ¨ Uberlieferung: Trier, StB, Hs. 40/1018 8°, 36v–37v (Perg., 11. Jh., mittelfr¨ank. mit Spuren einer as. Vorlage vom Ende 9./Anfang 10. Jh.). Ausgaben: Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 367 (Nr. LXIII). – Altdt. Texte. Ausgew¨ahlt und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 46. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 92 (Nr. XXXI, 9, B, 2). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, ¨ S. 154 f. (mit Ubers.). – Ahd. poetische Texte. Ahd./Nhd. Ausgew¨ahlt und komm. v. Karl A. Wipf (RUB 8709). Stuttgart 1992, S. 66 f. (mit ¨ Ubers.). – Ahd. Lit. Mit altnd. Textbeispielen. Aus¨ wahl mit Ubertragungen und Komm. Hg. v. Horst Dieter Schlosser. Berlin 22004, S. 134 f., 205. – Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. Ahd./Nhd. ¨ Altnd./Nhd. Ubers., hg. und komm. v. Stephan Mu¨ ller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 272 f. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 106. – De Boor/Newald 1 (21979) S. 90, 94. – Hans-Hugo 221
Mitte 11. Jh. Steinhoff, VL2 9 (1995) Sp. 1055 f. – Wilhelm Braune: Zu den Trierer Zauberspr¨uchen. In: PBB 36 (1910) S. 551–556. – Wolf v. Unwerth: Der zweite Trierer Zauberspruch. In: ZfdA 54 (1913) S. 195–199. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 368–370. – Gerhard Eis: Zu dem Trierer Pferdesegen des 10. Jh. In: Ders.: Altdt. Zauberspr¨uche. Berlin 1964, S. 48–52. – Norbert Kruse: Die ¨ K¨olner volkssprachige Uberl. des 9. Jh. (Rheinisches Arch. 95). Bonn 1976, S. 179–187 (zu ‹spurihalz›). – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed., rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 37 f. – Johannes Rathofer: Realien zur as. Lit. In: Nd. Wort 16 (1976) S. 4–62, hier S. 13 f. – Thomas Klein: Stud. zur Wechselbeziehung zwischen as. und ahd. Schreibweisen und ihrer sprachund kulturgeschichtlichen Bedeutung (GAG 205). G¨oppingen 1977, S. 208–216. – Maurits Gysseling: Corpus van middelnederlandse Teksten (Tot en met het Jaar 1300). Reeks II: Literaire Handschriften, Deel 1: Fragmenten (Bouwstoffen voor een Woordarchief van de Nederlandse Taal), ’sGravenhage 1980, S. 118 f. – Gerhard K¨obler: Slg. kleinerer ahd. Sprachdenkm¨aler, 1986, S. 570 f. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1156–1158. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 395 f. – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 73–76. BJ Alemannischer Glauben und Beichte. – Nur indirekt durch Abschriften und Drucke des 16.18. Jh. u¨ berlieferter sp¨atahd.-fr¨uhmhd. Text, der auf eine verlorene Handschrift des Klosters St. Gallen aus sp¨atahd. Zeit oder eine Abschrift davon zur¨uckgeht. Auf eine Teufelsabschw¨orung folgt Artikel f¨ur Artikel, jedoch ohne den H¨ollenfahrtsartikel, das Glaubensbekenntnis, wobei die Formel «Ich geloub / gelob» 23mal wiederholt wird. Mit dem Beginn des S¨undenbekenntnisses bricht der Text ab. ¨ Im Rahmen des St. Galler Uberlieferungsstrangs (s. ¨ ¨ Uberl.) zeigen sich Ubereinstimmungen mit dem → St. Galler Glauben und Beichte II und III. ¨ Uberlieferung: Von der Hs. St. Gallen ge¨ hen zwei Uberlieferungsstr¨ ange aus: 1. St. Gallen, Kantonsbibl., Ms. 44, S. 161 (1545/46; auf einem nachtr¨aglich eingef¨ugten Bl.). 2. U. d. T. Chry der alten kilchin: Druck Melchior Goldast: Alamannicarum rerum scriptores [...]. Bd. 2. Frankfurt 1606, S. 173. 222
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Mitte 11. Jh. Ausgabe: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) S. 307 f. (Nr. XCIII). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 350 f. (Nr. LVII). – Hertenstein (s. Lit.) S. 87. Literatur: Stefan Sonderegger, VL2 1 (1978) Sp. 209 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 447–449. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Literarhistorisch-stilistische Stud. Diss. Berlin 1912, S. 44 f. – Georg Baesecke: Beichtformel. In: RL1 1 (1925/26) S. 125–127. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur ahd. Sprache und Lit. Hg. v. Werner Schr¨oder. Bern/M¨unchen 1966, S. 114–117). – Karl-Josef Barbian: Die altdt. Symbola. Beitr. zur Quellenfrage. [St. Augustin] 1964, S. 63–74. – S. Sonderegger: Ahd. in St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der ahd. Sprach¨uberl. in St. Gallen vom 8. bis ins 12. Jh. (Bibliotheca Sangallensis 6). St. Gallen 1970, S. 61–64. – Bernhard Hertenstein: Joachim v. Watt, Bartholom¨aus Schobinger, Melchior Goldast. Die Besch¨aftigung mit dem Ahd. v. Sankt Gallen in Humanismus und Fr¨uhbarock. Berlin u. a. 1975, S. 85–87, 198 f. u. o¨ . SF St. Galler Glauben und Beichten. – Sp¨atahd.¨ fr¨uhmhd. katechetische Ubertragungen (Glaubensbekenntnis und Beichtformulare) aus dem 11. und 12. Jh. Die St. Galler Formulare werden zur WestGruppe der im s¨uddt. Gebiet weitverzweigten ¨ Uberlieferung jener dt. Beichtformulare gerechnet, f¨ur die ein Archetyp *RH angenommen wird (als deren a¨ ltester Zeuge gilt die → Reichenauer Beichte); sie gehen nicht auf eine einheitliche Vorlage zur¨uck und konnten bislang nicht schl¨ussig in ein Stemma eingegliedert werden. Als eine m¨ogliche lat. Quelle gilt → Alkuin. G I besteht aus einer knappen Beichte, Bitte um Ablass, Ablassformel des Priesters, Glaubensbekenntnis und neuerlicher Bitte um Ablass. Das zweite der St. Galler Denkm¨aler (G II) enth¨alt eine lat. Beichtpredigt (der sp¨ater eine ahd. Interlinear¨ubersetzung hinzugef¨ugt wurde), auf die der rein ahd. Text mit Abschw¨orungsformel folgt; daran schließen das Glaubensbekenntnis und eine kurze Beichte mit Reueformel, Misereatur und Absolution an. Eine Abschw¨orungsformel er¨offnet 223
St. Galler Glauben und Beichten G III, anschließend folgen das Glaubensbekenntnis und eine kurze Beichte mit Formular ohne S¨undenkatalog, Reue, Schuldbekenntnis und Bitte um Vergebung. Eine enge Verwandtschaft besteht zu G II, weitere Beziehungen zum → Benediktbeurer Glauben und Beichte I und zum → Alemannischen Glauben und Beichte. ¨ Uberlieferung: In Hss. der St. Galler Stiftsbibl. sind drei sog. St. G. G. u. B. u¨ berliefert: G I: Cod. 232, S. 2 (ahd. Eintrag des 11./12. Jh. auf vorgeheftetem Doppelbl., lat. Inhalt der Hs.: Isidor v. Sevilla, Etymologiarum libri XX. 2. Tl., zweite H¨alfte 9. Jh.). G II: Cod. 1394, Nr. XVI, S. 143–144. (in der ersten H¨alfte des 12. Jh. in eine lat. Beichtpredigt hinzugef¨ugte ahd. Interlinearversion und anschließend nur ahd. Beichtformel und Glaubensbekenntnis). G III: Cod. 338, S. 304 (auf einer urspr¨unglich leeren Seite zwischen zwei Teilen einer liturgischen Sammelhs. aus der Mitte des 11. Jh. eingetragenes ahd. Glaubensbekenntnis und Beichtformel des 11./12. Jh.). Die Schreibsprache aller drei St¨ucke ist alemannisch. Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) S. 289 f. (Nr. LXXXVIII), 290–292 (Nr. LXXXIX), 306 f. (Nr. XCII); Bd. 2, S. 438–440, 446 f. – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 340–343, 353 (Nr. LVI, LV, LVIII). Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 326 f., 331. – Hans Eggers, RL2 1 (1958) S. 141–144. – Gustav Scherrer: Verz. der Hss. der Stiftsbibl. v. St. Gallen. Halle 1875 (Nachdr. Hildesheim/New York 1975) S. 84. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Diss. Berlin 1912, S. 42–45. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 341, 344 f., 354. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – Charlotte Zimmermann: Die dt. Beichte vom 9. Jh. bis zur Reformation. Weida 1934. – H. Eggers: Die altdt. Beichten I-III. In: PBB (T¨ub.) 77 (1955) S. 89–123; 80 (1958) S. 372–403; 81 (1961) S. 78–122. – Karl-Josef Barbian: Die altdt. Symbola. Beitr. zur Quellenfrage. [St. Augustin] 1964. – S. Sonderegger: Ahd. in St. Gallen. Ergebnisse und Probleme der ahd. Sprach¨uberl. in St. Gallen vom 8. bis ins 12. Jh. St. Gallen 1970, S. 61–64. – Gisela Vollmann-Profe: 224
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Otloh von St. Emmeram Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 42, 118. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 238. SF Otloh von St. Emmeram (Otloch, Otlohc, Othloch, Othlochus, Othlonus Ratisbonensis) OSB, * vor 1010 Bistum Freising, † nach 1070 Kloster Emmeram, Regensburg. – Kopist und Verfasser lat. Schriften theologischen Inhalts und eines ahd. Gebets, etwa 1010–70. Das Leben des Benediktiners O. l¨asst sich aus seinen Schriften erschließen: Zahlreiche Passagen in seinen Werken geben Auskunft zu seiner Biographie. Allerdings steht ein haupts¨achlich aus Selbstbezeugungen konstruierter Lebenslauf per se unter Vorbehalt, im besonderen Falle O.s k¨onnen die biographischen Angaben (bis auf Liber de temptatione aus nicht prim¨ar biographischen Schriften) innertextuelle spezifische Funktionen erf¨ullen, die mit einem Anspruch auf Wahrhaftigkeit nicht deckungsgleich sein m¨ussen. Gem¨aß seinen eigenen Angaben ist O. vor 1010 im bayerischen Bistum Freising als Kind einer beg¨uterten Familie zur Welt gekommen und erhielt seine erste schulische Ausbildung im Kloster Tegernsee. Seine dort initiierte Kunstfertigkeit im Schreiben machte O. bald weitl¨aufig bekannt und so gelangte er 1024 als Schreiber an die Klosterschule Hersfeld und wurde gegen 1030 als Kalligraph nach W¨urzburg berufen. Im Anschluss war er Weltgeistlicher im heimischen Bistum Freising. O.s an sich gesicherte klerikale Karriere verhinderte ein eskalierender Streit mit dem Probst des Freisinger Domkapitels, in dessen Konsequenz O. 1832 nach Regensburg fl¨uchtete und im Benediktinerkloster St. Emmeram Aufnahme fand. Zun¨achst z¨ogerte er – angesichts der Erwartungshaltung der Eltern und wegen seiner eigenen Familie – der Aufforderung zur Konversion zu folgen, legte aber schließlich (wom¨oglich bef¨ordert durch physische und psychische Erkrankung) das Gel¨ubde ab. Bald war er Leiter der Klosterschule, empfing die Priesterweihe und wurde in den 50er Jahren des 11. Jh. Dekan des Klosters. Er stand im freundschaftlichen Austausch mit Arnold von St. Emmeram und seinem Sch¨uler Wilhelm von Hirsau und unternahm Reisen u. a. nach Montecassino (vor 1049) und Fulda (1054). Auseinandersetzungen mit dem Emmeramer Abt und 225
Mitte 11. Jh. dem Regensburger Bischof um die Unabh¨angigkeit des Klosters f¨uhrten 1062 zu O.s Fortgang nach Fulda, wo er als Kopist und Schriftsteller t¨atig war. Nach einj¨ahrigem Aufenthalt im Kloster Amorbach (Odenwald) kehrte er 1067 nach Emmeram zur¨uck, dort verstarb er vermutlich bald nach 1070. O. war seit ungef¨ahr 1032, nach seinem Klostereintritt, schriftstellerisch t¨atig. Zwar haben nur zwei seiner Schriften Autorangaben, doch hat er in sp¨aten Jahren im Liber de temptatione eine Auflistung seiner Werke verfasst, sodass der Umfang seines Gesamtwerkes als relativ gesichert feststeht. ¨ Uber 25 erhaltene Autographe geben zus¨atzliche Hinweise und M¨oglichkeiten zur Analyse von O.s Arbeitsweise an die Hand. O.s Œuvre ist so umfangreich wie vielf¨altig. Es umfasst Prosa und Versdichtungen, darunter Predigten und Gebete, exegetische Schriften, Heiligenviten, eine Schrift mit Visionstexten (Liber visionum), den autobiographischen Liber de temptatione cuiusdam monachi, Mahnreden und -gedichte, eine f¨ur den Elementarunterricht in Konkurrenz zu den → Disticha Catonis bestimmte Spruchsammlung (Liber proverbiorum, auch Proverbia genannt) und zahlreiche kleinere Gedichte wie Hymnen und Sequenzen. Allerdings war O.s Wirkung und Rezeption gering, obwohl er selbst um die Verbreitung seines Werkes bem¨uht war. Die Vita S. Bonifatii und die Vita S. Wolfkangi sind die am breitesten tradierten Schriften, doch viele andere werden nur von St. Emmeramer Handschriften bezeugt. O.s erstes u¨ berliefertes Werk ist ein Gedicht in Hexametern mit 39 Kapiteln, De doctrina spirituali, eine Glaubens- und Sittenlehre, in dem er aber ¨ auch von seinem Ubertritt in den Orden berichtet. Um 1055 entstand eine trinitarisch angelegte Abhandlung, der Dialogus de tribus quaestionibus. Die meisten der hagiographischen Schriften (u.a. Viten von Bonifaz, Magnus von F¨ussen und Wolfgang von Regensburg) hat O. seit seiner Fuldaer Zeit verfasst. Von besonderem Interesse ist hierbei der ihm nicht unumstritten zugeschriebene, gef¨alschte Bericht u¨ ber die Entf¨uhrung der Gebeine des heiligen Dionysius von Paris nach St. Emmeram (Translatio et inventio S. Dionysii, auch Translatio I/vetus in Abgrenzung zu einer j¨ungeren Bearbeitung). Die Schrift entstand vermutlich im Auftrag des Emmeramer Abtes Reginward in den sp¨aten 1050er Jahren. O.s Visionssammlung (zwischen 1062–1066) umfasst 23 Visionen, die ersten vier der Sammlung sind von ihm selbst erlebte, drei 226
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Mitte 11. Jh. sind der Literatur entnommen (→ Bonifaz und → Beda Venerabilis), der Rest stammt aus m¨undlichen Berichten. Zwar sind die meisten von O.s Schriften durchsetzt von perso¨ nlichen Mitteilungen und so partiell autobiographisch, eine Autobiographie im strengen Sinne hat er indes nicht verfasst und auch der Liber de Temptatione, seine letzte große Schrift (1169/70), ist mit Vorbehalt Autobiographie zu nennen. Er ist dreigeteilt: Der erste Teil, der Bericht von der Versuchung eines Geistlichen, ist O.s umfangreichstem Werk De cursu spirituali von 1168/70 entnommen; der zweite Teil ist ein Werkkatalog, der dritte eine Liste seiner kopierten B¨ucher. Unter O.s k¨urzeren Gedichten findet sich die metrische Umdichtung der Pfingstsequenz → Notkers des Stammlers (Sancti spiritus assit nobis gratia) in Hexameter und auch ein dt. Gedicht. Es handelt sich um einen u¨ bersetzten Auszug aus O.s Oratio und tr¨agt den Titel: Oratio theutonica ex superiori oratione edita. Es ist in bair. dt. Prosa verfasst und im Gegensatz zur Oratio cuisdam peccatoris nur unikal u¨ berliefert. In O.s Schriften finden sich keine theologisch grundlegend neuen Denkans¨atze. Das innovative an O.s Werk mag man in seiner subjektiven Verfahrensweise erkennen, der Verquickung von theoretischen Fragestellungen mit pers¨onlichen Erfahrungen. ¨ Uberlieferung: Autographe Codd. oder solche mit autographen Anteil sind die Codd: Mu¨ nchen, BSB, Clm 536; 14083; 14490; 14673; 14756; 18611; 18937 u. Z¨urich, ZB, Cod. C 57. O.s dt. Gebet ist autograph u¨ berliefert in: Mu¨ nchen, BSB, Clm ¨ s. 14490, 161v–163v. Zur weiteren Uberlieferung Vollmann, VL2 11 (2004) Sp. 1119–1144. – Bischoff 1933/67, S. 112 f. – Acta sanctorum November 2. Br¨ussel 1894, S. 529–534. Ausgaben (Auswahl): Bernhard Pez: Thesaurus anecdotorum novissimus 3,2. Augsburg 1721, Sp. 141–482, 537–612. – PL 90, Sp. 1089–1126. – PL 93, Sp. 1103–1128. – PL 122, S. XV–XVIII. – PL 146, Sp. 27–434, 483–536. Einzelwerknachweise vgl. Vollmann, VL2 11 (2004) Sp. 1119–1144. Vita S. Bonifatii: Wilhelm Levison: Vitae Sancti Bonifatii archiepiscopi Moguntini. In: MG SS rer. Germ. (1905) S. 11–217. Vita S. Wolfkangi: Acta sanctorum Ordinis S. Benedicti. Saeculum quintum quod est ab anno Christi 900 ad 1000. Br¨ussel 1739, S. 789–809. – Georg Waitz: Vita Sancti Wolfkangi episcopi. In: MG SS 4 (1841, Neudr. 1925) S. 525–542. – Acta sanctorum November 2. Br¨ussel 1894, S. 565–583. 227
Otloh von St. Emmeram Vita S. Altonis: Hg. v. Georg Waitz. In: MG SS 15,2 (1888) S. 843–846. Vita s. Magni: Maurice Coens: Vita Sancti Magni confessoris. La vie de S. Magne de F¨ussen par Otloh de Saint-Emmeran. In: Analecta Bollandiana 81 (1963) S. 159–227. Vita S. Nicolai: Wilhelm Wattenbach: Aus Hss. In: Neues Arch. der Gesellsch. f¨ur a¨ltere dt. Gesch. 10 (1885) S. 407–411. Translatio Dionysii: Adolf Hofmeister: Translationis et Inventionis sancti Dionysii Ratisponensis historia antiquior. In: MG SS 30 (1934) S. 823–837. Liber visionum: Hg. v. Roger Wilmans. In: MG SS 11 (1854, Neudr. 1925) S. 378–387 (Auszug). – Paul Gerhard Schmidt: O. v. St. E. L. V. (MGH. Quellen zur Geistesgesch. des Mas 13). Weimar 1989. Liber de temptatione: Hg. v. R. Wilmans. In: MG SS 11 (1854, Neudr. 1925) S. 387–393 (Auszug). – Sabine G¨abe: O. v. St. E. ‹Liber de temptatione cui¨ usdam monachi› Unters., krit. Edition und Ubers. Bern u. a. 1999. Proverbia: Wilhelm Karl Korfmacher: Othloni Libellus proverbiorum. Chicago 1936. Hymnen: AH 47, S. 98 f. – AH 50, S. 320–328. Ahd. Gebet: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich) Bd. 1, S. 267–269 (Nr. LXXXIII); Bd. 2, S. 411–416. – Friedrich Wilhelm: Denkm¨aler dt. Prosa des 11. u. 12. Jh. Mu¨ nchen 1914 (Nachdr. 1960; lat. Gebete im Komm.) S. 1–3. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wb. versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 80–82. – Ahd. ¨ Lit. Eine komm. Anthologie. Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 190–192. ¨ Ubersetzungen: G. Spahr: Der heilige Magnus. Leben, Legende, Verehrung (Allg¨auer Heimatb¨ucher 75). Kempten 1970. – Wilhelm Blum: O. v. St. E. Das Buch seiner Versuchungen. Eine geistliche Autobiographie aus dem 11. Jh. (Aevum Christianum 13). M¨unster 1977. – G¨abe 1999 (s. Ausg.). Literatur: Wilhelm Wattenbach, ADB 24 (1887) S. 546. – Manitius 2 (1923) S. 83. – Ehrismann 1 (1932) S. 330. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 107. – Hedwig R¨ockelein, LexMA 6 (1993) Sp. 1559 f. – Schulthess/Imbach (1996) S. 533. – Stephan Mu¨ ller, NDB 19 (1999) 228
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Otloh von St. Emmeram S. 646 f. – Benedikt Konrad Vollmann, VL2 11 (2004) Sp. 1116–1152. – Lothar von Heinemann: Die a¨ lteste Translatio des heil. Dionysius. In: Neues Arch. f¨ur a¨ ltere dt. Geschichtskunde 15 (1890) ¨ S. 331–361. – Ernst D¨ummler: Uber den Mo¨ nch O. v. St. E. Sb. der Preussischen Akad. der Wiss. zu Berlin 48 (1895) S. 1071–1102. – Josef Anton Endres: Forschungen zur Gesch. der fr¨uhma. Philosophie (Beitr. zur Gesch. der Philosophie des MA 17 2–3). M¨unster 1915, S. 64–87. – Friedrich Timan: O. v. St. E. Diss. Berlin 1920. – Bernhard Bischoff: Literarisches u. k¨unstlerisches Leben in St. Emmeram (Regensburg) w¨ahrend des fr¨uhen und hohen MA. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige 51 (1933) S. 102–142, hier S. 114–134, 139–142 (¨uberarb. wieder in: ders.: Ma. Stud. 2. Stuttgart 1967, S. 77–115.) – Ders.: Zur Kritik der Heerwagenschen Ausg. v. Bedas Werken (mit Abdruck u. a. der Kollektaneen). In: Stud. und Mitt. des Benediktiner-Ordens 51 (1933) S. 171–176, hier S. 175 f. – Stefan Abt: Othlon de St.-E. Les confessions d’un moine du XIe`me si`ecle. In: Collectanea Theologica Societatis Theologorum Polonorum 16 (1935) S. 216–244, 340–372. – Bernhard Bischoff: ¨ Uber unbekannte Hss. u. Werke O.s v. E. (mit Sermo-Abdruck). In: ebd. 54 (1936) S. 15–23. – Werner Schr¨oder: Der Geist v. Cluny und die Anf¨ange des fr¨uhmhd. Schrifttums. In: PBB 72 (1950) S. 321–386, hier S. 371–382. – Georg Misch: Stud. zur Gesch. der Autobiographie 1: O. v. E. (Nachrichten der Akad. der Wiss. in G¨ottingen, Phil.-hist. Kl. 1954, 5). G¨ottingen 1954. – Ingeborg Schr¨obler: O. v. E. und Hieronymus. In: PBB (T¨ub.) 79 (1957) S. 355–362. – Julius Gross: O.s v. St. E. Apologie des Erbs¨undendogmas. In: Zs. f¨ur bayerische Kirchengesch. 27 (1958) S. 121–135. – Georg Misch: Gesch. der Autobiographie. Bd. 3/1, Tl. 2, 1959, 21976, S. 57–107. – Helga Schauwecker: O. v. St. E. Ein Beitr. zur Bildungs- u. Fr¨ommigkeitsgesch. des 11. Jh. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktiner-Ordens 74 (1964) S. 5–240. – Helga Philipp-Schauwecker: O. und die St. Emmeramer F¨alschungen des 11. Jh. In: Verhandlungen des Hist. Ver. f¨ur Oberpfalz u. Regensburg 106 (1966) S. 103–20. – Andreas Kraus: Die Translatio S. Dionysii Areopagitae v. St. E. in Regensburg. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 1972, 4) M¨unchen 1972, S. 1–70. – Joseph Sz¨ov´erffy: Hymnologische Streifz¨uge. In: Alf Onnerf¨ors u. a.: Lit. und Sprache 229
Mitte 11. Jh. im europ¨aischen MA. FS Karl Langosch. Darmstadt 1973, S. 12–38. – Gillian Evans: ‹Studium discendi›. O. v. St. E. and the Seven Liberal Arts. In: Recherches de th´eologie ancienne et m´edi´evale 44 (1977) S. 29–54. – K. F. Morrison: The structure of Holiness in O.s ‹Vita Bonifatii› and Ebo’s ‹Vita Ottonis›. In: Ders: Holiness and Politics in Early Medieval Thought (Variorum Reprints. Collected studies series 219) London 1985, S. 131–156. – Irven Resnick: ‹Litterati, Spirituales›, and Lay Christians according to O. of St. E. In: Church History 55 (1986) S. 165–78. – Ders.: ‹Scientia liberalis›, Dialectics, and O. of St. E. In: R´evue B´en´edictine 97 (1987) S. 241–52. – H. R¨ockelein: O., Gottschalk, Tnugdal. Individuelle u. kollektive Visionsmuster des HochMA. Frankfurt/M. 1987, bes. S. 21–99. – A. Kraus: Saint-Denis und Regensburg. Zu den Motiven und zur Wirkung hochma. F¨alschungen. In: F¨alschungen im MA 3 (MGH-Schriften 33, 3). Hannover 1988, S. 535–550. – Brian Stock: Writing and Internal Time-Consciousness. O. of St. E. In: Le nombre du temps. En hommage a` Paul Zumthor. Hg. v. Yve Bonnefoy (Nouvelle bibl. du moyen aˆ ge 12). Paris 1988, S. 263–271. – Morgens Rathsack: Die Fuldaer F¨alschungen. Eine rechtshist. Analyse der p¨apstlichen Privilegien des Klosters Fulda von 751–ca. 1158 (P¨apste u. Papsttum 24). Stuttgart 1989, S. 453–468, 550–553. – Manfred Heim: O. v. St. E. (um 1010 – um 1070). In: Lebensbilder aus der Gesch. des Bistums Regensburg 1. Hg. v. Georg Schwaiger. (Beitr. zur Gesch. des Bistums Regensburg 23) Regensburg 1989, S. 124–131. – Alois Schmid: ‹Auf gl¨uhendem Thron in der H¨olle›. Gebhard III., O. v. St. E. und die Dionysiusf¨alschung. In: Ratisbona Sacra. Das Bistum Regensburg im MA (Kunstsammlungen des Bistums Regensburg – Di¨ozesanmuseum Regensburg. Kat. und Schr. 6). Regensburg 1989, 119–121. – H. R¨ockelein: Hochma. Autobiographien als Zeugnisse des Lebenslaufs und der Reflexion u¨ ber Erziehung. Das Beispiel O.s von St. E. und Guiberts von Nogent. In: Vormoderne Lebensl¨aufe – erziehungshistorisch betrachtet. Hg. v. Rudolf W. Keck/Erhard Wiersig (Beitr. zur hist. Bildungsforschung 12). K¨oln 1994, S. 151–186. – Werner Goez: O. v. St. E. M¨onch, Kopist, Literat. In: Ders.: Lebensbilder aus dem MA. 2., u¨ berarb. u. erw. Aufl. Darmst. 1998, S. 168–177. – Nikolai F. Uskov: Die Conversio eines M¨onches im 11. Jh. O. v. St. E. bei der Arbeit an seiner Autobiographie. In: 230
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2. H¨alfte 11. Jh. Verhandlungen des Hist. Ver. f¨ur Oberpfalz u. Regensburg 139 (1999) S. 1–39. – Manfred Sitzmann: Glaubensgeschichte(n) geistlicher Existenz. Hanna H¨ummer, Hermann v. Bezzel, O. v. St. E. In: Confessio Augustana 11 (2000) S. 61–65. Wieder als Sonderdr. Falkenstein 2001 (Falkensteiner Schr. 1). – Paul Gerhard Schmidt: O. v. St. E. als Korrektor seiner Mitarbeiter. In: La collaboration dans la production de l’´ecrit m´edi´eval. Actes du XIIIe colloque du Comit´e International de Pal´eographie Latine (Weingarten 22–25 septembre 2000). Hg. v. Herrad Spilling. Paris 2003, S. 225–230. – Ellen Joyce: Speaking of Spiritual Matters: Visions and the Rhethoric of Reform in the Liber visionum of O. of S. E. In: Manuscripts and Monastic Culture. Hg. v. Alison I. Beach. Turnhout 2007, S. 69–98. VZ Ezzo. – Geistlicher Verfasser eines um 1060 entstandenen fr¨uhmhd. Hymnus (Ezzolied) u¨ ber die Ereignisse der Heilsgeschichte. Bei der strophischen Dichtung des E., die den Beginn der fr¨uhmhd. Literatur markiert, handelt es sich um ein Preislied auf Gottes Erl¨osungstat, das knapp die Heilsgeschichte von der Sch¨opfung der Welt bis zum Tod Christi am Kreuz umreißt; sie ist in zwei handschriftlichen Fassungen ohne Melodie u¨ berliefert: Die aus Ochsenhausen stammende Handschrift Straßburg, National- und UB, Ms. 1 (fr¨uher L germ. 278.2°) (Perg., um 1130, alemannisch) u¨ berliefert 74v eine Fassung S der ersten 76 Verse in sieben Strophen, die große → Vorauer Handschrift 276 (Perg., Ende 12. Jh., bair.) auf 128rb–129vb eine Fassung von 420 Versen in 34 Strophen bzw. Abschnitten (V). Ob es sich bei S um die a¨ ltere, dem nicht erhaltenen Urtext nahe stehende fragmentarische Fassung und bei V um die j¨ungere, von einem unbekannten Bearbeiter erweiterte Fassung des 12. Jh. handelt, wie in der a¨lteren Forschung angenommen, wird mittlerweile (vgl. Freytag [s. Lit.]) angezweifelt. Die zahlreichen Rekonstruktionsversuche einer Ur-Fassung des Hymnus (sog. «Ur-Ezzo») blieben ergebnislos. Die Vorsatzstrophe in V nennt neben E. als Dichter den Auftraggeber (biscof Guntere von Bˆabenberch), wahrscheinlich den 1057–65 amtierenden Bischof Gunther von Bamberg, und den Komponisten des Liedes Wille (Wille vant die wˆıse), vielleicht der sp¨atere Abt Wille von Michelsberg (1082–85). 231
Ezzo Die um 1130 verfasste Vita Altmanni des Bischofs Altmann von Passau (gest. 1091) berichtet, ein Scholasticus E. habe auf der Pilger- und Kreuzfahrt nach Jerusalem (1064–65), die Bischof Gunther anf¨uhrte, eine Cantilena de miraculis Christi in seiner Muttersprache geschrieben. Dieser E. wird gemeinhin als mit dem Dichter E. identisch betrachtet. Danach w¨are das Ezzolied als eine Art Kreuzwallfahrtsgesang am Anfang der wiederauflebenden dt. Dichtung des 11. Jh. geschaffen worden. Ebenfalls in Betracht gezogen wurde die Mo¨ glichkeit, das Ezzolied sei aus Anlass einer Reform des Domkapitels als Festkantate verfasst worden oder 1063 f¨ur die Einweihung des regulierten Kollegiatstiftes St. Gangolf (Bamberg) gedichtet und komponiert worden. Auf die Einleitungsstrophe der Straßburger Fassung, in der ausdr¨ucklich eine adelige Zuh¨orerschaft («iu herron») angesprochen und die Thematik der Dichtung angek¨undigt werden, folgen ein Gebetsanruf an Christus als «lux in tenebris» und «verbum» Gottes sowie ein Lobpreis auf Gottes Sch¨opfung; daran schließen sich Darstellungen der Erschaffung des Menschen, des S¨undenfalls und der anschließenden S¨undennacht mit den Sternen, die ihr Ende ank¨undigen, an. Mit den Lehren und Verheißungen der Patriarchen Abel, Enoch, Noah, Abraham und David bricht S ab. Wo die Straßburger Handschrift eine pr¨agnante hymnische Zusammenfassung der biblischen Heilsgeschichte bietet, ist sie in der Vorauer Handschrift, die keine strenge strophische Gliederung kennt, predigtartig ausgedehnt und mit Pr¨afigurationen des AT, Allegorien und Kreuzesanrufungen angereichert; ein m¨oglicher zahlensymbolischer Aufbau von V dahingehend, dass die 34 Strophen der Fassung auf die Lebensjahre Christi Bezug nehmen, wird in der Forschung in Betracht gezogen (vgl. Lutz [s. Lit.]). V bringt zus¨atzlich zu S eine Erweiterung der Programmangaben um den Hinweis auf die vier Evangelien (dritter Abschnitt), einen Abschnitt u¨ ber die Erschaffung des Menschen (f¨unfter Abschnitt) und die Darstellung des Paradieses (achter Abschnitt). Mit dem zw¨olften Abschnitt setzt jener Teil ein, der nur in der j¨ungeren Fassung u¨ berliefert ist: Johannes der T¨aufer als Fortsetzung der Vorboten Christi, Verk¨undigung vom Erscheinen des Heilands als Sonne und Tag, Darstellung der Menschwerdung Christi und seines Todes am Kreuz und hymnischer Lobpreis der Heilstat; die Dichtung schließt mit einem Preis der hl. Dreifaltigkeit und dem Glaubensbekenntnis. 232
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Ezzo Zusammen mit der → Wiener Genesis, dem → Annolied und dem → Memento mori geh¨ort das Ezzolied zu jenen fr¨uhmhd. Dichtungen des 11. Jh, die volkssprachig-m¨undliche und gelehrt.lat. Schriftkultur erstmals seit ahd. Zeit zusammenf¨uhren; es bietet eine Abbildung des gesamten theologischen und geistlichen Wissensstands seiner Zeit. Ausgaben: Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. T¨ubingen 1964, S. 269–303. – Albert Waag/Werner Schr¨oder (Hg.): Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Bd. 1. Tu¨ bingen 1972, S. 1–26 (mit Bibliogr. bis 1970). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frank¨ furt/M. 1991, S. 566–595 (mit Ubers.), 1411–1425 (Komm.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit W¨orterbuch versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. T¨ubingen 1994, S. 144–151. – Christoph Lange: Das E.-Lied in der Vorauer ¨ ¨ Uberl. Text, Ubersetzung und Komm. (Erlanger Stud. 133). Erlangen u. a. 2005. – Norbert K¨ossinger: Neuanfang oder Kontinuit¨at? Das Ezzolied im Kontext der deutschsprachigen Text¨uberl. des Fr¨uhMA. Mit einem diplomatischen Abdr. des Textes nach der Vorauer Hs. In: Dt. Texte der Salierzeit – Neuanf¨ange und Kontinuit¨aten im 11. Jh. Hg. v. Stephan M¨uller/Jens Schneider (Mittelalterstud. 20). M¨unchen 2010, S. 129–160, hier S. 154–160. Literatur: Elias v. Steinmeyer, ADB 6 (1877) S. 466 f. – Ehrismann 2,1 (1922) S. 40–53 u. o¨ . – Hugo Kuhn: Fr¨uhmhd. Lit. In: RL2 1 (1958) S. 494–507. – Ders., NDB 4 (1959) S. 716. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 138–141 u. o¨ . – G¨unther Schweikle, VL2 2 (1980) Sp. 670–680; 11 (2004) Sp. 434. – Ursula Schulze: E.lied. In: LexMA 4 (1989) Sp. 198 f. – G. Schweikle, LThK3 3 (1995) Sp. 1144. – Claudia H¨andl/Hans-Jochen Schiewer: Ezzolied. In: Killy2 3 (2008) S. 345–347. – Karl Mu¨ llenhoff: Zu E.s Gesang. In: ZfdA 19 (1876) S. 493 f. – Heinrich Giske: Zur Textkrit. des Ezzoleichs. In: Germania 28 (1883) S. 89–98. – A. Waag: Die Zusammensetzung der Vorauer Hs. In: PBB (Halle) 11 (1886) S. 77–158. – Edward Schr¨oder: Kleinigkeiten zu E. In: ZfdA 47 (1904) S. 72. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300 mit bes. Ber¨ucksichtigung der Meß- und Tagzeitenliturgie. 233
2. H¨alfte 11. Jh. Frankfurt/M. 1927. Hildesheim 1973. – Helmut de Boor: E.s Gesang. In: ZfdA 68 (1931) S. 226–232. – Hermann Schneider: E.s Gesang. In: ZfdA 68 (1931) S. 1–16. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Bd. 1. Leipzig 1941 (Nachdr. New ¨ York u. a. 1970). – F. Maurer: Uber Langzeilen und Langzeilenstrophen in der a¨ ltesten dt. Dichtung. In: FS Ernst Ochs. Hg. v. Karl F. M¨uller. Lahr 1951, S. 31–52. Wieder in: Ders.: Dichtung und Sprache des MA. Gesammelte Aufs¨atze. Bern 1963, S. 174–194. – Hugo Kuhn: Gestalten und Lebenskr¨afte der fr¨uhmhd. Dichtung. Ezzolied, Genesis, Annolied, Memento mori. In: DVjs 27 (1953) S. 1–30. Wieder in: Ders.: Dichtung und Welt im MA. Stuttgart 1959, S. 112–132. – Bodo Mergell: E.s Gesang. In: PBB (Halle) 76 (1954) S. 199–216. – G. Schweikle: E.s Gesang und Memento Mori. Textphilolog. und formkrit. Stud., ausgehend vom fr¨uhen dt. Reim. Diss. T¨ubingen 1955. – F. Maurer: Das alte Ezzolied. In: FS Ernst Bender. Hg. v. Walter Franke. Karlsruhe 1959, S. 6–10. – Rudolf Sch¨utzeichel: E.s Cantilena de miraculis Christi. In: Euphorion 54 (1960) S. 121–134. – Ruth Schmidt-Wiegand: Die Weltalter in E.s Gesang. In: Zeiten und Formen in Sprache und Dichtung. FS Fritz Tschirch. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer. K¨oln/Wien 1972, S. 42–51. – Hartmut Freytag: E.s Gesang. Text und Funktion. In: Geistliche Denkformen in der Lit. des MA. Hg. v. Klaus Grubm¨uller u. a. Mu¨ nchen 1984, S. 154–170. – Ferdinand Urbanek: Das Ezzolied in den Traditionen von ‹ars rhetorica› und germ.-heimischer Redekunst. In: ZfdPh 106 (1987) S. 321–340; 107 (1988) S. 26–48. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, passim. – Eckart Conrad Lutz: Literaturgesch. als Gesch. v. Lebenszusammenh¨angen. Das Bsp. des E.-Liedes. In: Ma. Lit. im Lebenszusammenhang. Ergebnisse des Troisi`eme Cycle Romand 1994. Hg. v. Eckart Conrad Lutz (Scrinium Friburgense 8). Freiburg/Schweiz 1997, S. 95–145. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, passim. – Stephan Mu¨ ller: Willkomm und Abschied. Zum problema¨ tischen Verh¨altnis v. ‹Entstehung› und ‹Uberl.› der dt. Lit. des MA am Bsp. v. ‹E.lied›, ‹himelrˆıche› und ‹Vorauer Hs.›. In: ZfdPh 122 (2003) Sonderh., S. 230–245. – K¨ossinger (s. Ausg.). SF 234
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2. H¨alfte 11. Jh. Wiener Genesis (Altdeutsche Genesis). – Fr¨uhmhd. Versdichtung, um 1060/80. Mit der W. G. beginnt nach den ahd. Anf¨angen (vgl. → Otfrids Evangelienharmonie) die epische Dichtung in der Volkssprache. In prim¨ar seelsorgerlicher Absicht ist der unbekannte Verfasser bem¨uht, einem theologisch nicht geschulten Publikum einen biblischen Text unter besonderer Br¨ucksichtigung der Themen S¨unde und Reue nahezubringen. Das mehr als 6000 Kurzverse umfassende Gedicht folgt seiner biblischen Vorlage mit Auslassungen und Straffungen; auch Verbreiterungen und Zus¨atze lassen sich finden. Der Erz¨ahlung von Sch¨opfung und S¨undenfall (V. 1–1050) folgt die Geschichte der Adamiten von Kain und Abel bis zur Sintflut (V. 1051–1473a). Anschließend geht es um die Nachkommen Noes bis Abrahams Tod (V. 1474–2112), um Isaak und Jakob (V. 2113–3414) ¨ und zuletzt um Joseph in Agypten (V. 3415–6060). Eine Bearbeitung der W. G. liegt in in der → Millst¨atter Genesis vor; beinahe die H¨alfte der W. G. wurde wortgetreu in die → Vorauer B¨ucher Mosis u¨ bernommen. Die Gesamt¨uberlieferung dieser drei Versionen wird unter dem Begriff Altdeutsche Genesis zusammengefasst, der auf eine gemeinsame a¨ltere Vorstufe verweist. Vielfach zitiert wurde die W. G. u. a. von → Ava. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2721, 1r–129v (Perg., letztes Viertel 12. Jh., bair.-¨osterr.) (W). Ausgaben: Diutiska. Denkm¨aler dt. Sprache und Lit., aus alten Hss. zum ersten Male theils herausgegeben, theils nachgewiesen und beschrieben [...] v. E. G. Graff. Bd. 3. Stuttgart u. a. 1829, S. 40–112 (Teilabdruck, V. 1–4975). – Hans Ferdinand Maßmann (Hg.): Dt. Gedichte des zw¨olften Jh. und der n¨achstverwandten Zeit (Bibl.dt.Nat.Lit. I, 3,2). Quedlinburg/Leipzig 1837 (Nachdr. Hildesheim/New York 1969) S. 235–310. – August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Fundgruben f¨ur Gesch. dt. Sprache und Lit. Tl. 2. Breslau 1837, S. 9–84. – Viktor Dollmayr (Hg.): Die A. G. nach der Wiener Hs. (ATB 31). Graz 1932. – Kathryn Smits (Hg.): Die fr¨uhmhd. Wiener G. Berlin 1972. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 554–565 (Joseph bei Potiphar, ¨ mit Ubers.). – Fr¨uhmhd. Lit. Mhd./Nhd. Aus¨ wahl, Ubers. und Komm. v. Gisela Vollmann-Profe 235
Wiener Genesis (RUB 9438). Stuttgart 1996, S. 6–33 (Auszug). – Edgar Papp (Hg.): Codex Vindobonensis 2721. ¨ Fr¨uhmhd. Sammelhs. der ONB in Wien. ‹G.› – ‹Physiologus› – ‹Exodus› (Litterae 79). G¨oppingen 1980. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 78–88. – Ursula Hennig, VL2 1 (1978) Sp. 279–284. – De Boor/ Newald 1 (91979) S. 143 f. – Gisela Vollmann-Profe: Genesis (A. G.). In: Killy2 4 (2009) S. 154 f. – Diemer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 1–58. – Alfred Weller: ¨ Die fr¨uhmhd. Wiener G. nach Quellen, Ubersetzungsart, Stil und Syntax. Berlin 1914. Nachdr. New York/London 1967. – Gotthard Kr¨omer: Die Pr¨apositionen in der hochdt. G. und Ex¨ odus nach den verschiedenen Uberlieferungen. In: PBB 39 (1914) S. 403–523; PBB (Halle) 81 (1959) S. 323–387; ebd. 82 (1960) S. 261–300. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Bd. 1. Leipzig 1941, S. 161–226. – Siegfried Beyschlag: Die W. G. Idee, Stoff und Form (Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-hist. Kl. 200,3). Wien/Leipzig 1942. – Albert Leitzmann: Lexikalische Probleme in der fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung. Berlin 1942, ¨ S. 3–10. – Friedrich Maurer: Uber Langzeilen und Langzeilenstrophen in der a¨ ltesten dt. Dichtung. In: Beitr. zur Sprachwiss. und Volkskunde. FS Ernst Ochs. Hg. v. Karl Friedrich M¨uller. Lahr/Schwarzwald 1951, S. 31–52. Wieder in: Ders.: Dichtung und Sprache des MA. Bd. 2., stark erw. Aufl. Bern u. a. 21971, S. 174–194. – Hugo Kuhn: Gestalten und Lebenskr¨afte der fr¨uhmhd. Dichtung. In: DVjs 27 (1953) S. 1–30. Auch in: Ders.: Kleine Schr. Bd. 1: Dichtung und Welt im MA. Stuttgart 21969, S. 112–132. – S. Beyschlag: Zur Entstehung der epischen Großform in fr¨uher dt. Dichtung. In: Wirkendes Wort 5 (1954/55) S. 6–13. – Erich Henschel: Zur Heimat des Dichters der W. G. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 147–158. – Rainer Gruenter: Der paradisus der ‹Wiener G.›. In: Euph. 49 (1955) S. 121–144. – E. Henschel: Weitere Beobachtungen und Vorschl¨age zum Text der ‹W. G.›. In: PBB (Halle) 85 (1963) S. 417–432. – Werner Schr¨oder: Zum Begriff der binnengereimten Langzeile in der altdt. Versgesch. In: FS Josef Quint. Hg. v. Hugo Moser u. a. Bonn 1964, S. 194–202. – Maria Therese S¨unger: Stud. zur Struktur der Wiener und Millst¨atter G. [Mss. Wien 2721 und Klagenfurt 6, 19]. Klagenfurt 1964. – Brian Murdoch: The Garments of Paradise. A Note on the ‹W. G.› and the Anegenge. In: Euph. 61 (1967) S. 375–382. – Roy 236
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Williram von Ebersberg A. Wisbey: Vollst¨andige Verskonkordanz zur ‹W. G.›. Mit einem r¨uckl¨aufigen Wb. zum Formenbestand. Berlin 1967. – Ursula Hennig: Unters. zur fr¨uhmhd. Metrik am Beispiel der W. G. T¨ubingen 1968. Dazu: W. Schr¨oder, AfdA 81 (1970) S. 11–36. – Dieter Hensing: Zur Gestaltung der W. G. Mit Hinweisen auf Otfrid und die fr¨uhe Sequenz (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. 2). Amsterdam 1972. – B. Murdoch: The Fall of Man in the Early Middle High German Biblical Epic. The ‹W. G.›, the ‹Vorauer G.› and the ‹Anegenge›. G¨oppingen 1972 (GAG 58). – U. Hennig: Zur Gattungsbestimmung fru¨ hmhd. alttestamentarischer Dichtungen. In: Stud. zur fr¨uhmhd. Lit. (Cambridger Colloquium 1971). Hg. v. L. P. Johnson/H.-H. Steinhof/R. A. Wisbey. Berlin 1974, S. 136–150. – Manfred Zips: G¨ottlicher Heilsplan und menschliches Handeln. Zum ¨ Verst¨andnis der W. G. In: Osterr. Lit. zur Zeit der Babenberger. Vortr¨age der Lilienfelder Tagung 1976. Hg. v. Alfred Ebenbauer u. a. Wien 1977, S. 297–318. – Josef Esser: Die Sch¨opfungsgeschichte in der ‹A. G.› (W. G. V. 1–231). Komm. und Interpretation (GAG 455). G¨oppingen 1987. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1407–1411. – Fritz Peter Knapp: Die Lit. des Fr¨uh- und HochMA [...] v. den Anf¨angen bis zum Jahre 1273 (Gesch. ¨ der Lit. in Osterreich v. den Anf¨angen bis zur Gegenwart 1). Graz 1994, S. 102–113. – Dieter Kartschoke: ‹... sˆo stˆant si unde lachent›. Ismaeliter, Kaltschmiede, Kaufleute in der ‹A. G.›. In: Dt. Lit. und Sprache v. 1050–1200. FS Ursula Hennig. Hg. v. Annegret Fiebig/Hans-Jochen Schiewer. Berlin 1995, S. 127–135. – VollmannProfe (s. Ausg.) S. 231–239. – Barbara GutfleischZiche: Volkssprachliches und bildliches Erz¨ahlen biblischer Stoffe. Die illustrierten Hss. der A. G. und des Leben Jesu der Frau Ava. Frankfurt/M. u. a. 1997. – Bruno Quast: Vom Kult zur Kunst. ¨ Offnungen des rituellen Textes in MA und Fr¨uher Neuzeit. T¨ubingen 2005, bes. S. 41–68. BJ Williram von Ebersberg OSB, † 1085 Ebersberg. – Abt von Ebersberg; Verfasser der ber¨uhmten und weit verbreiteten Expositio in Cantica Canticorum und weiterer Schriften. Der aus einer mittelrheinischen Adelsfamilie stammende W., ein Verwandter des Erzbischofs Heribert von K¨oln und des Eichst¨atter Bischofs → Heribert, war nach seiner schulischen Ausbildung in Bamberg zun¨achst Mo¨ nch im Kloster 237
2. H¨alfte 11. Jh. Fulda, seit ca. 1040 Schulmeister in der Bamberger Abtei Michelsberg und wurde 1048 zum Abt von Ebersberg ernannt. W. geh¨orte dem Hofkreis Heinrichs III. an. Aufgrund seiner Geburt, seiner Laufbahn und seiner Begabung durfte W. sich Hoffnung auf ein gehobenes geistliches Amt machen, der Tod Heinrichs III. 1056 durchkreuzte jedoch diese Pl¨ane und Ebersberg wurde f¨ur W. zum Exil. Auf seine literarische T¨atigkeit blickt H. jedoch im Prolog seines Hoheliedkommentars selbstbewusst und befriedigt zur¨uck. In den Jahren zwischen 1060 und 1065 entstand das Hauptwerk des W., die ber¨uhmte, Heinrich IV. gewidmete Expositio in Cantica Canticorum, welche, dreispaltig aufgebaut, dem lat. Bibeltext eine kommentierende Paraphrase des Hohen Liedes in ¨ leoninischen Hexametern sowie eine dt. Ubersetzung mit Auslegung in lat.-dt. Mischprosa beif¨ugt. Inhaltlich beruht der Text auf den HoheliedKommentaren des Angelom von Luxeuil und haupts¨achlich des → Haimo von Auxerre; W. benutzte neben der Bibel ferner die Werke → Bedas, → Alkuins und verschiedener Kirchenv¨ater. Eingeleitet wird das Werk durch einen Prolog, in dem W. unter anderem dessen Abfassung begr¨undet sowie Aufbau und Verwendung der Quellen erkl¨art. Die Expositio ist als Dialog zwischen Jesus und der Kirche aufgebaut. Mit u¨ ber 40 handschriftlichen Zeugen ist die Paraphrase des Hohen Liedes das am reichsten u¨ berlieferte volkssprachige Werk des fr¨uhen MA. ¨ Uberlieferung: 42 Textzeugen verzeichnet G¨artner 1988 (s. Lit.) S. 19–42. Dazu kommen einige Neufunde. Die zwei wichtigsten Hss. sind Breslau, UB, Cod. R 347 (Ende 11. Jh.) und Mu¨ nchen, BSB, Cgm 10, 9r–64v (aus Ebersberg, zweite H¨alfte 11. Jh.). Wahrscheinlich entstanden die beiden Hss., die zwei Autorredaktionen repr¨asentieren, zu Lebzeiten W.s und vielleicht auch unter seiner Aufsicht. Die literarische T¨atigkeit W.s umfasste ferner einige lat. Gedichte, eine Vita des hl. Aurelius (um 1070) und das eigene Epitaph. Seine Verfasserschaft des Chronicon Ebersbergense und des Kartulars des Klosters ist nicht gesichert, aufgrund sprachlicher und inhaltlicher Indizien aber anzunehmen. ¨ Die lat. Gedichte W.s sind nur in Uberlieferungsgemeinschaft mit dem Hoheliedkommentar erhalten; der Großteil ist in leoninischen Versen verfasst und behandelt biblische Themen, davon heben sich nur 238
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2. H¨alfte 11. Jh. das Epitaph und das Widmungsgedicht zum Hoheliedkommentar an Heinrich IV. formal (Gebrauch von Distichen) und inhaltlich ab. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 10, 1 avb–8vb. – Kremsm¨unster, Stiftsbibl., CC 32, 176va–185rc. – Berlin, SBB, Ms. theol. lat. qu. 140, 177ra–179va. Die Vita Sancti Aurelii war wahrscheinlich f¨ur die Weihe der Aurelius-Kirche in Hirsau im Jahr 1071 bestimmt. ¨ Uberlieferung: M¨unster, UB, Hs. 23, 83r–85v (1469, verbrannt 1945). – Stuttgart, LB, Cod. bibl. fol. 58, 36v–39v (Zwiefalten, 1130–1135). – Trier, StB, Hs. 1151/454 4 °, 94r–96r (Anfang 13. Jh.). – Br¨ussel, Bibl. Royale, Cod. 8936–8938, 94r–97v (17. Jh.). – K¨onigswart/B¨ohmen (Kynˇzvart), Bibl. Castelli (Z´ameck´a knihovna), Cod. 20 D 22/I (Kat.Nr. 40), 45r–48v (Ochsenhausen, zweite H¨alfte 12. Jh.). – Stuttgart, LB, HB III 47,1r/v (15. Jh.). ¨ Eine dt. Ubertragung (14./15. Jh. ?) der in dem Stuttgarter Cod. bibl. fol. 58 u¨ berlieferten Fassung findet sich in Stuttgart, LB, Cod. Don. VI 5 (zwischen 1530 und 1550; fragm.). Das Chronicon Ebersbergense und das damit eng verbundene Kartular sind u¨ berliefert in M¨unchen, Bayerisches Hauptstaatsarch., Ebersberg Lit. 2 (11. Jh.). Ausgaben: AASS 9. Nov., S. 137–141. – Friedrich Heinrich v. der Hagen: W.s Verdeutschung des Hohen Liedes. In: Germania 4 (1841) S. 153–173; 5 (1843) S. 143–190. – Friedrich Hektor v. Hundt: Das Cartular des Klosters Ebersberg [...]. In: Abh. der Hist. Cl. der Kgl. Bayerischen Akad. der Wiss. 14 (1879) S. 115–196. – Marie-Luise Dittrich: Sechzehn lat. Gedichte W.s v. E. In: ZfdA 76 (1939) S. 45–63, Text S. 51–63. – Erminnie H. Bartelmez (Hg.): The ‹Expositio in Cantica Canticorum› of W. Abbot of Ebersberg 1048–1085. A critical edition (Memoirs of the American Philosophical Society 69). Philadelphia 1967. – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wo¨ rterbuch versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tu¨ bingen 1994, S. 75–78. (Ausw.). Literatur: Edmund Freiherr v. Oefele, ADB 43 (1898) S. 290. – Hans Eggers, VL1 4 (1953) Sp. 985–996. – Johannes Staub, LexMA 9 (1998) Sp. 216 f. – Kurt G¨artner, VL2 10 (1999) Sp. 1156–1170. – Johannes Madey, BBKL 17 (2000) Sp. 1560 f. – Wilhelm St¨ormer, LThK3 10 (2001) Sp. 1214 f. – Wilhelm Scherer: Leben W.s, Abtes 239
Williram von Ebersberg v. Ebersberg. Beitr. zur Gesch. des 11. Jh. (Sb. der ¨ Osterr. Akad. der Wiss., Phil-hist. Kl. 53). Wien 1866, S. 197–303. – Joseph Seem¨uller: Die Hss. und Quellen v. W.s v. E. dt. Paraphrase des Hohenliedes (QF 24). Straßburg u. a. 1877. – Friedrich Hohmann: W.s v. E. Auslegung des Hohenliedes (Bausteine zur Gesch. der dt. Lit. 30). Halle 1930. – Marie-Luise Dittrich: Die literarische Form v. W.s Expositio in Cantica Canticorum. In: ZfdA 84 (1953) S. 179–197. – Friedrich Ohly: HoheliedStud. Wiesbaden 1958, S. 98–102, 277 u. o¨ . – Rosemarie Herde: Das Hohelied in der lat. Lit. des MA bis zum 12. Jh. In: Studi medievali 8 (1967) ¨ S. 957–1073. – Gerhard K¨obler: Verz. der Ubersetzungsgleichungen v. W.s Paraphrase des Hohen Liedes (G¨ottinger Stud. zur Rechtsgesch., Sonderbd. 10). G¨ottingen 1971. – E. H. Bartelmez: W. Text of the Song of Solomon and its Distribution. In: Manuscripts 16 (1972) S. 165–168. – H. Eggers: Eine Aureliusgesch. mit Hintergr¨unden. In: Schw¨abische Heimat 23 (1972) S. 36–43. Wieder in: H. Eggers. Kleine Schr. Hg. v. Herbert Backes u. a. 1982, S. 102–117. – J¨org Kastner: Historiae fundationum monasteriorum (M¨unchener Beitr. zur Mediaevistik und Renaissance-Forschung 18). Mu¨ nchen 1974, S. 133–143. – W. Sanders: Der Leidener W. Unters. zu Hs., Text und Sprachform (Medium aevum 27). M¨unchen 1974. – Bernhard Grabmeyer: Die Mischsprache in W.s Paraphrase des Hohenliedes (GAG 179). G¨oppingen 1976. – Volker Schupp: Stud. zu W. v. E. (Bibliotheca Germanica 21). Bern u. a. 1978. – Hans Ulrich Schmid: ¨ Nachtr¨age zur Uberl. v. W.s Paraphrase des Hohen Liedes. In: ZfdA 113 (1984) S. 229–234. – Stefan Weinfurter: Die Gesch. der Eichst¨atter Bisch¨ofe des ¨ Anonymus Haserensis. Edition – Ubers. – Komm. (Eichst¨atter Stud. NF 24). Regensburg 1987. – Kurt G¨artner: Zu den Hss. mit dem dt. Kommentartl. des Hoheliedkomm. W.s v. E. In: Dt. Hss. 1100–1400. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 1–34. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. In: ebd., S. 35–81. – G¨unther Flohrsch¨utz: Der Adel des Ebersberger Raumes im HochMA (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgesch. 88). Mu¨ nchen 1989. – H. U. Schmid: Ein neuer Textzeuge v. W.s Hohelied-Paraphrase. In: ZfdA 118 (1989) S. 216–224. – Lothar Voetz: Eine bisher unbekannte W.-Hs. aus dem 15. Jh. Darmstadt, Hess. Landes- und Hochschulbibl., Hs. 767. In: Nachr. der Akad. der Wiss. in G¨ottingen, I. Phil.-hist. Kl. 5 240
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Hermann von St. Gallen ¨ (1989) S. 163–170. – K. G¨artner: Die W.-Uberl. als Quellengrundlage f¨ur eine Grammatik des Mhd. In: ZfdPh 110 (1991) Sonderh., S. 23–55. – Theodor Kl¨uppel: Der hl. Aurelius in Hirsau. In: Hirsau, St. Peter und Paul 1091–1991. Bd. 2. Stuttgart 1991, S. 221–258, hier S. 248–253. – Francis G. Gentry: Bibliogr. zur fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung (Bibliogr. zur dt. Lit. des MA 11). Berlin 1992, S. 151–160. – Hartmut Beckers: Eine unbekannte ripuarische Bearb. v. W.s Hohelied-Komm. Ein Beitr. zur Gesch. der sprachlichen Ver¨anderungen eines mischsprachlichen Textes vom 11. zum 15. Jh. In: Lat. und Volkssprache 1100–1500. Hg. v. N. Henkel/N. F. Palmer. T¨ubingen 1992, S. 209–222. – E. Hellgardt: Lat.-dt. Textensembles in Hss. des 12. Jh. In: ebd., S. 19–31, hier S. 20–23. – ¨ H. U. Schmid: Eine sp¨atma. bair. Ubers. des Hohen Liedes. In: ebd., S. 199–208. – Ders.: Wort¨ varianz in der W.-Uberl. In: Dialekte im Wandel. Hg. v. Andreas Weiss (GAG 538). G¨oppingen 1992, S. 335–355. – Christa Bertelsmeier-Kierst: Tiroler Findlinge. In: ZfdA 123 (1994) S. 334–340, hier S. 334–336. – E. H. Bartelmez: Abt W.s ‹Expositio in Cantica Canticorum›. In: Editionsber. zur ma. dt. Lit. Hg. v. Anton Schwob u. a. (Litterae 117). G¨oppingen 1994, S. 167–173. – Klaus Siewert: Unbeachtete W.-Glossen. In: Philolog. Forschungen. FS Philippe Marcq. Hg. v. Yves Desportes. Heidelberg 1994, S. 235–252. – Maurice Bogaers: Anastrophische Wiedergabe v. W.-Stellen im St. Trudperter Hohenlied. In: Sˆo wold in fr¨oiden singen. FS Anthonius H. Touber. Hg. v. Carla Dauvenvan Knippenberg/Helmut Birkhan (AB¨aG 43). Amsterdam u. a. 1995, S. 99–130. – Wolfgang Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). Tu¨ bingen 21995, S. 226–228. – Friedrich Ohly: Zur Gattung des Hohenliedes in der Exegese. In: F. Ohly. Ausgew¨ahlte Schr. Hg. v. Uwe Ruberg/Dietmar Peil. Stuttgart/Leipzig 1995, S. 95–112. – Christiane Zerfass: Die Allegorese zwischen Latinit¨at und Volkssprache. W.s v. E. ‹Expositio in cantica canticorum› (GAG 614). G¨oppingen 1995. – Niels Bohnert: Zur Textkritik v. W.s Komm. des Hohen Liedes. Mit besonderer Ber¨ucksichtigung der Autorvarianten (TTG 56). T¨ubingen 2006. – Heiko Hartmann: Odor spiritualium virtutum. Die Allegorese der D¨ufte im ‹Hohelied›-Komm. W. v. E. In: Begegnung mit Literaturen. FS Carola L. Gottzmann. Hg. v. 241
2. H¨alfte 11. Jh. Petra H¨orner/Roswitha Wisniewski. Berlin 2008, S. 131–150. SF Hermann (Herimannus) von St. Gallen. – Verfasser einer Vita s. Wiborodae, 11. Jh. H. verfasste als Mo¨ nch in St. Gallen um 1072 im Auftrag Abt Ulrichs II. (1072–1076) eine Vita s. Wiboradae u¨ ber das Leben der 926 verstorbenen Klausnerin Wiborada, im wesentlichen eine Erweiterung ¨ und Uberarbeitung der a¨ lteren Vita → Ekkehards I. (erg¨anzt von → Ekkehard IV.) im Sinne legendenhafter Ausschm¨uckung des historischen Kerns und der Vorlage. Besonderes Gewicht legte H. auf die von Wiborada vollbrachten Wunder, indem er der Vita einen Liber miraculorum beif¨ugte. Die Vita ist Teil des von H. geschriebenen St. Galler Codex 560, der außerdem noch die von → Walahfrid erneuerten Viten des hl. Gallus und des hl. Otmar enth¨alt. Darin nennt der Verfasser in verschl¨usselter Form seinen Namen: «Incipit prologus Hepixanni cenobite sci Galli, wobei in »Hepixanni« P f¨ur griechisch Rho, X f¨ur ein lat. M zu lesen ist. ¨ Uberlieferung: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 560, 374–544 (um 1072; Autograph). – Ebd., Cod. 564, 231–320 (12. Jh.). – Ebd., Cod. 610, 113–132 (1459). – Ebd., Cod. 1034, 220–236 (Mitte 15. Jh.; gek¨urzte Fassung). Ausgaben: Melchior Goldast: Alamannicarum rerum scriptores [...] Bd. I/2. Frankfurt 1606, S. 323–352. – Johannes Bollandus: Vita et miracula Wiborodae reclusae. In: Acta Sanctorum Mai I. Antwerpen 1680, S. 293–308. – Walter Berschin (Hg.): Vitae Sanctae Wiboradae. Die a¨ ltesten Lebensbeschreibungen der hl. Wiborada (Mitt. zur vaterl¨andischen Gesch. 51). St. Gallen 1983, S. 110–231. ¨ Ubersetzungen ins Deutsche: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 586, S. 231–322 (um 1430, v. ¨ Friedrich → K¨olner, Autograph des Ubersetzers). – Ebd., Cod. 602, S. 276–377 (1451, mit 53 Miniaturen, verfasst v. Konrad Sailer). Literatur: Franz Josef Worstbrock, VL2 3 (1981) Sp. 1059–1061. – Emil Schlumpf: Die hl. Wiborada, Klausnerin auf St. Georgen [...] In: Zs. f¨ur schweizerische Kirchengesch. 42 (1948) S. 250–253. – Eva Irblich: Die Vitae Sanctae Wiborodae. In: Schr. des Ver. f¨ur Gesch. des Bodensees und seiner Umgebung 88 (1970) S. 1–208. – W. Berschin: Das Verfasserproblem der Vita s. 242
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2. H¨alfte 11. Jh. Wiboradae. In: Zs. f¨ur schweizerische Kirchengesch. 66 (1972) S. 250–277. – Berschin (s. Ausg.) S. 20–29. – Barbara Christine Stocker: Friedrich ¨ Colner, Schreiber und Ubersetzer in St. Gallen 1430–1436 (mit Beigabe der dt. Wiborada-Vita in dynamischer Edition) (GAG 619). G¨oppingen 1996. SF Dietrich von Paderborn. – Verfasser einer Paternoster-Auslegung, 11. Jh. D. war Sch¨uler des sp¨ateren Erzbischofs von Canterbury, Lanfranc (vor 1063 in Bec oder zwischen 1063 und 1070 in Ca¨en); sp¨ater wurde er Canonicus in Paderborn. Er verfasste wahrscheinlich um 1079 (jedenfalls nach 1076) die Vaterunser-Auslegung De oratione dominica, welche fr¨uhe Z¨uge der in Deutschland beginnenden Scholastik zeigt. ¨ Uberlieferung: Rom, Bibl. Vaticana, Cod. Vat. Pal. 482, 60v–63v (Paderborn, Ende 11. Jh.). Vgl. dazu Pelster (s. Lit.) S. 534–538, 546 f. – Admont, Stiftsbibl., Cod. 631, 51v–55v (11./12. Jh.). – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 253, 159r–163v (12. Jh.). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 5848, 319r–323r (15. Jh.). Ausgabe: PL 147, Sp. 333–340. Literatur: Franz Josef Worstbrock, VL2 2 (1980) Sp. 144 f. – Julius Evelt: Zur Gesch. des Studienund Unterrichtswesens in der dt. und frz. Kirche des 11. Jh. Bd. 2. Paderborn 1857, S. 22 f. – Franz Pelster: Aus der Fr¨uhzeit der dt. Scholastik und dt. Fr¨ommigkeit. Mitt. aus einer Paderborner Hs. (Cod. Vat. Palat. 482). In: Scholastik 15 (1940) S. 533–559. – Johannes Schmidtinger: Der Domherr Theoderich und sein fr¨uhscholastischer Vaterunser-Komm. In: Von der Domschule zum Gymnasium Theodorianum in Paderborn. Hg. v. Klemens Honselmann. Paderborn 1962, S. 65–77. – Robert B. C. Huygens: B´erenger de Tours, Lanfranc et Bernold de Constance. In: Sacris erudiri 16 (1965) S. 355–403, bes. S. 361–367. SF Memento Mori. – Par¨anetisch-didaktische Reimrede in 142 Reimpaarversen, ausgehendes 11. Jh. Der m¨oglicherweise erst nachtr¨aglich eingef¨ugte Schlussvers weist einen «Noker» als Verfasser (oder Schreiber?) der Dichtung M. m. (Titel nach Barack, s. Ausg.) aus, Identit¨at mit Notker von Zwiefalten (gest. 1095) ist wahrscheinlich. Die Dichtung ist in der gleichen, aus Ochsenhausen stammenden Handschrift Straßburg, National- und UB, Ms. 1 243
Dietrich von Paderborn (fr¨uher L germ. 278.2°) (Perg., 11. Jh.) eingetragen wie das Ezzolied A (→ Ezzo), und zwar wie dieses von einer j¨ungeren Hand als die in derselben Handschriften u¨ berlieferten Moralia in Job → Gregors des Großen. Das Gedicht entstand wohl im letzten Viertel des 11. Jh., es umfasst 19 Strophen zu – mit Ausnahme der Strophen 8 und 9 – je vier Zeilen, in der Handschrift erscheint es in nicht abgesetzten fortlaufenden Zeilen, die Strophenanf¨ange sind durch einfache Großbuchstaben gekennzeichnet. Stilistisch ist charakteristisch, dass Verseinheit und syntaktische Einheit meist gewahrt sind, dass bestimmte Wendungen und Gedanken h¨aufig wieder aufgenommen werden und dass N. sich in der Wortwahl ganz im Bereich der allt¨aglichen, u¨ berall verst¨andlichen Sprache und Bilder h¨alt. Ziel der Dichtung ist der eindringliche Aufruf zum richtigen Leben im Diesseits, der Mensch ist «homo viator», als «peregrinus» auf der Welt darf er den Blick auf das Ziel – Gott und das ewige Leben – nie verlieren. N. ermahnt dazu, sich von seinen irdischen Reicht¨umern freiwillig und rechtzeitig zu trennen, damit das eigene Seelenheil nicht zu gef¨ahrden. Gattungsm¨aßig geh¨ort N.s M. m. zur poetischen (Buß-)Predigt, es steht in enger Beziehung zur Predigtliteratur u¨ berhaupt und am An¨ fang der im 11. Jh. wieder einsetzenden Uberlieferung dt. Dichtung. Gedanklich und von der Zielsetzung her bewegt sich N. auf dem Boden der Tradition (→ Augustin, Gregor, → Alkuin, Hraban u. a.), die er kennt und verwertet. Ausgaben: Karl August Barack (Hg.): Ezzos Gesang v. den Wundern Christi und Notkers ‹M. M.›. In phototypischen Facs. der Strassburger Hs. Straßburg 1879. – Ders.: Ahd. funde. In: ZfdA 23 (1879) S. 212–216. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa. aus dem 8.-12. Jh. Bd. 1. Berlin 31892, S. 73–78 (Nr. XXXb). – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. T¨ubingen 1964, S. 249–259. – Gert Kaiser (Hg.): Der tanzende Tod. Ma. Totent¨anze. Frankfurt/M. 1982. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1). Frankfurt/M. 1991, S. 662–671 (mit ¨ Ubers.), 1454–1460 (Komm.). – Ahd. Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wo¨ rterbuch versehen v. Wilhelm Braune. Fortgef¨uhrt v. Karl Helm. 17. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tu¨ bingen 1994, S. 142–144. 244
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Augustinerregeln Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 184–186. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 148. – G¨unther Schweikle, VL2 6 (1987) Sp. 381–386; 11 (2004) Sp. 381. – Ursula Schulze u. a., LexMA 6 (1993) Sp. 505–508. – Ernst Hellgardt/Red., Killy2 8 (2010) S. 155. – Wilhelm Scherer: M. M. In: ZfdA 24 (1880) S. 426–450. – Hans Herzog: Zum M. M. In: Germania 30 (1885) S. 60–63. – Albert Leitzmann: Zum altalemannischen M. M. In: PBB (Halle) 16 (1892) S. 533–536. – Hedwig Biebricher: Zur Metrik der Gedichte ‹M. m.›, ‹Ezzos Gesang› und ‹Nabuchodonosor›. Diss. masch. Frankfurt/M. 1925. – Marie-Luise Dittrich: Der Dichter des M. M. In: ZfdA 72 (1935) S. 57–80. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Bd. 1/1. Leipzig 1941 (Nachdr. New York u. a. 1970). – Hermann Men¨ hardt: Zur Uberl. des M. M. In: ZfdA 80 (1944) S. 7 f. – Werner Schr¨oder: Der Geist v. Cluny und die Anf¨ange des fr¨uhmhd. Schrifttums. In: PBB (Halle) 72 (1950) S. 321–386. – Hugo Kuhn: Minne oder reht. In: FS Friedrich Panzer. Hg. v. Richard Kienast. Heidelberg 1950, S. 29–37. Wieder in: H. Kuhn: Dichtung und Welt im MA. Stuttgart 1959. 21969, S. 105–111. – Friedrich Mau¨ rer: Uber Langzeilen und Langzeilenstrophen in der a¨ltesten dt. Dichtung. In: FS Ernst Ochs. Hg. v. Karl F. M¨uller. Lahr 1951, S. 31–52. Wieder in: F. Maurer: Dichtung und Sprache des MA. Gesammelte Aufs¨atze. Bern 1963, S. 174–194. – Heinz Rupp: M. M. In: PBB (Halle) 74 (1952) S. 321–354. – H. Kuhn: Gestalten und Lebenskr¨afte der fr¨uhmhd. Dichtung. Ezzolied, Genesis, Annolied, M. M. In: DVjs 27 (1953) S. 1–30. – G¨unther Schweikle: Ezzos Gesang und M. M. Textphilol. und formkrit. Stud., ausgehend vom fr¨uhen dt. Reim. Diss. masch. T¨ubingen 1955. – H. Rupp: Der Neubeginn der dt. religi¨osen Dichtung um die Mitte des 11. Jh. In: Wirkendes Wort 8 (1957/58) S. 268–276. – Ders.: Dt. religi¨ose Dichtungen des 11. und 12. Jh. Unters. und Interpretationen. Freiburg i. Br. 1958 (Bern/M¨unchen 21971). – Rudolf Sch¨utzeichel: Das alemannische M. m. Das Gedicht und der geistig-hist. Hintergrund. Tu¨ bingen 1962. – W. Schr¨oder: Versuch zur metrischen Beschreibung eines fr¨uhmhd. Gedichts mit einer forschungsgeschichtlichen Vorbemerkung. In: ZfdA 94 (1965) S. 196–213, 244–267. – G. Kaiser: Das M. M. Ein Beitr. zum sozialgeschichtlichen Verst¨andnis der Gleichheitsforderung im fr¨uhen MA. In: Euphorion 68 (1974) S. 337–370. – Gerhild Scholz Williams: The Vision of Death. A Study of the 245
2. H¨alfte 11. Jh. ‹M. M.› Expressions in Some Latin, German and French Didactic Texts of the 11th and 12th Centuries (GAG 191). G¨oppingen 1976. – R. Sch¨utzeichel: M. M. In: Textgebundenheit. Kleinere Schriften zur ma. dt. Lit. Hg. v. R. Sch¨utzeichel. T¨ubingen 1981, S. 102–119. – Francis G. Gentry: Noker’s M. M. and the Desire for Peace. In: AB¨aG 16 (1981) S. 25–62. – Dewey Weiss Kramer: A Neglected Source of Medieval Literature. The Rule of St. Benedict and the M. M. In: American Benedictine Review 43,2 (1992) S. 109–130. – Gisela VollmannProfe: Wiederbeginn volkssprachlicher Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 48 f., 131 f. SF Augustinerregeln (mhd.). – Mhd. Bearbeitungen. Die ersten abendl¨andischen Klosterregeln entstammen dem Umkreis des → Augustinus; unter seinem Namen sind drei Regeltexte u¨ berliefert: 1) eine aus zw¨olf Kapiteln bestehende Fassung f¨ur M¨anner (Praeceptum), die auf der Basis der augustinischen Grunds¨atze der Gottes- und N¨achstenliebe allgemeine Normen und die GemeinschaftGesinnung darlegt und die vielleicht um 397 von Augustinus selbst verfasst wurde, 2) eine erstmals im 6. Jh. bezeugte Adaptation f¨ur Frauen (Regularis informatio), die inhaltlich nicht von dem Praeceptum abweicht, und 3) der Ordo monasterii, ein kurzer Text, der das a¨ußere Klosterleben regeln soll, also eine eigentliche M¨onchsregel mit konkreten Vorschriften f¨ur Gebet und Arbeit. Seit dem 11. Jh. bildet die Regula recepta, die Verbindung des ersten Satzes des Ordo monasterii und dem Praeceptum, die Grundlage vieler Ordensgemeinschaften (Augustinerchorherren und -eremiten, Dominikaner, verschiedene Ritterorden, weibliche Orden und Kongregationen u.a.) und ist in zahlreichen Hand¨ schriften und Ubersetzungen u¨ berliefert. ¨ Als a¨lteste Ubersetzung der Regel gilt ein Text aus dem bayerischen Pr¨amonstratenserkloster Sch¨aftlarn (zweite H¨alfte 14. Jh., Ordo Monasterii und Praeceptum). ¨ Eine dt. Ubersetzung des Praeceptum bzw. der Regularis Informatio u¨ berliefern folgende Handschriften: Heidelberg, UB, Cpg 453 (15. Jh.; f¨ur Frauen). – Trier, Di¨ozesanarch., Cod. 45 (zweite H¨alfte 15. Jh., s¨udpaderbornisch; f¨ur Frauen). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 5654 und 5667 (Dießen, 15. Jh., bair.; f¨ur M¨anner). – N¨urnberg, StB, Amb. 246
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2. H¨alfte 11. Jh. ¨ 67, 4° (15. Jh.; f¨ur Frauen). – Uberlingen, LeopoldSophien-Bibl., Cod. 2 (15. Jh.; f¨ur Frauen). – Vorau, Stiftsbibl., Cod. 155 (Kirchberg/Wechsel, zweite H¨alfte 15. Jh.; f¨ur Frauen). – London, British Museum, Ms. Add. 18311 (Dillingen, 1512; f¨ur Frauen). – M¨unster, Bisch. Arch., G 316 (16. Jh., nd.; f¨ur M¨anner). – M¨unster, Nordrhein-Westf¨alisches Staatsarch., Altertumsverein Depos. Msc. 126 (um 1600, nd.; f¨ur Frauen); es besteht Verwandtschaft mit der a¨ lteren Fassung in D¨usseldorf, Hauptstaatsarch., B¨uderich, St. Gertrud, Rep. u. Hs. 1 (B¨uderich, 15. Jh., niederfr¨ankisch; f¨ur M¨anner), die auf eine mndl. Fassung zur¨uckgeht. Die a¨ lteste u¨ berlieferte Verdeutschung der Regula recepta stammt aus dem N¨urnberger Katharinenkloster (Gemain regel, um 1400). ¨ Uberlieferung: N¨urnberg, StB, Cent. VI, 46e. ¨ ¨ Weitere Ubertragungen: Wien, ONB, Cod. 2700 (S. Jakob, Anfang 15. Jh.; f¨ur Frauen). – Villa Nova/Pennsylvania (Indersdorf, 1431; f¨ur M¨anner). – Straßburg, UB, Cod. lat. 80 (um 1456). – Melk, Stiftsbibl., Cod. 235. – Wien, Cod. 2966 (15. Jh.; f¨ur Frauen). – Freiburg, UB, Cod. 40 (15. Jh.). – Berlin, SBB, Mgq 1073 (1509, md.; f¨ur M¨anner). – Bonn, Kreisbibl., Cod 768 (Marienforst, 16. Jh., niederrheinisch/ripuarisch; f¨ur M¨anner). – Vorau, Stiftsbibl., Cod 357 (15. Jh.; f¨ur M¨anner). Verdeutschungen der gemeinen Regel sind wahrscheinlich auch uberliefert in: Karlsruhe, Cod. ¨ Donaueschingen 293 (1484). – Karlsruhe, LB, Cod. 1223 (1501). – Berlin, SBB, Mgq 1590 (Neiße, 16. Jh., obd.; f¨ur Frauen). – M¨unchen, BSB, Clm 7847 (Indersdorf, 1507; f¨ur M¨anner). – Ebd., Cgm 148 (Gars, 1577; f¨ur M¨anner). – Mainz, StB, Hs. II 261 (16. Jh., niederfr¨ankisch; f¨ur Frauen). – Wolfenb¨uttel, HAB, Helmst. 1189 (16. Jh., nd.; f¨ur M¨anner). ¨ Die dt. Ubersetzungen erscheinen allein oder zusammen mit der lat. Regel, h¨aufig sind Kapitel¨ und Abschnitts-Einteilung verschieden. Die Uber¨ setzungsart reicht von interlinearartigen Ubertragungen bis zu syntaktisch freien Wiedergaben. Nach dem 11. Jh. entstanden zwei Auslegungen der A., zum einen eine Expositio in regulam beati Augustini, die wahrscheinlich von → Hugo von Sankt Victor verfasst wurde, und eine Expositio des → Humbertus de Romanis, deren erstere ¨ zahlreiche Ubersetzungen ins Deutsche erfuhr. Die Z¨uricher Handschrift Rh 99 b enth¨alt die fr¨uheste ¨ (aus dem 13. Jh.) dt. Ubertragung der Auslegung 247
Augustinerregeln Hugos von St. Victor in alemannischer Schreibsprache; sie ist demnach a¨ lter als der a¨ lteste u¨ berlieferte dt. Regeltext. Sie findet sich ferner in: Berlin, SBB, Mgq 1254 (14. Jh., alemannisch). – Karlsruhe, LB, St. Peter pap. 43 (Ende 15. Jh., alemannisch). – Kopenhagen, Kgl. Bibl., Ny kgl. S. 2914, 4° (15. Jh.). – Darmstadt, LB, Cod. 983 (15. Jh., ripuarisch). – Karlsruhe, Cod. Donaueschingen 425 (15. Jh.). – Berlin, SBB, Mgq 1261 (15. Jh., ripuarisch). – Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 130 E 10 (Beginn 16. Jh., nd.). ¨ Eine Ubersetzung der Expositio des Humbertus findet sich in N¨urnberg, StB, Cent. VI, 46e (Katharinenkloster, 15. Jh.). Zu den wenigen mnd. Regeltexten vgl. Borchling (s. Lit.). Es sind an die 40 mndl. Handsschriften bekannt, vgl. dazu de Vreese 1930 (s. Lit.). Ausgaben: Karel de Flou: De Bedudinghe naden sinne van Sunte Augustyns Regule (Koninklijke Vlaamse Academie voor Taal- en Letterkunde 3,18). Gent 1901. – Moritz Riemer: Eine nd. Erkl¨arung der A. In: Geschichtsbll. f¨ur Stadt und Land Magdeburg 39 (1904) S. 30–55. – Carl Selmer: An unrecorded Old German Augustinian Rule. In: The Germanic Review 12 (1937) S. 113–131. – Lydia Hedberg: Epistola de vita et passione domini nostri und Regula Augustini in mnd. Fassungen. Di¨ozesanarch. Trier, Ms. 45 (Lunder Germ. Forschungen 29). Lund 1954. Literatur: Gilbert de Smet, VL2 1 (1978) Sp. 545–550; 11 (2004) Sp. 189. – Luc Verheijen: Augustinerregel. In: LexMA 1 (1980) Sp. 1231. – Tarsicius J. van Bavel: Augustinusregel. In: LThK3 1 (1993) Sp. 1250 f. – Hellmut Zschoch: Augustinerregel. In: RGG4 1 (1998) Sp. 971. – Matthias Skeb: Augustinerregel. In: LACL (32002) S. 99. – Willem de Vreese: Sint Augustinus in het Middelnederlands, Miscellanea Augustiniana, Gedenkboec 1930, S. 341–373. – G. de Smet: Zum Wortschatz der mnd. Augustinerregel. In: Di¨ozesanarch. Trier Ms. 45, Nd. Mitt. 12 (1956) S. 5–13. – Ders.: Over de woordvoorraad van de Qudenaardse versies van de R. A. In: Handelingen van de Geschieden Oudheidkundige Kring van Oudenaarde Feestnummer 1956, S. 17–37. – L. Verheijen: La R`egle de saint Augustin. Zwei Bde. Paris 1967. – A. Zumkeller: Das M¨onchtum des hl. Augustinus. 21968. – L. Verheijen: Nouvelle approche de la R`egle de saint Augustin. Bd. 1. B´egrolles-en-Mauges 1980; Bd. 2. 1988. – George Lawless: Augustine of Hippo 248
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Himmel und Holle ¨
2. H¨alfte 11. Jh.
and his Monastic Rule. Oxford 1987. – Igna Marion Kramp (Hg.): Ma. und fr¨uhneuzeitliche dt. ¨ Ubers. des pseudo-hugonischen Komm. zur Augustinerregel (Corpus Victorinum. Textus historici 2). Mu¨ nster 2008. SF
Haubrichs: Die Anf¨ange: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fr¨uhen MA (ca. 700–1050/60) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,1). T¨ubingen 21995, S. 33, 56, 59. SF
Alkuins Traktat de virtutibus et vitiis. – Ale¨ mannische Ubertragung von → Alkuins Traktat De virtutibus et vitiis liber ad Widonem comitem. Alkuins Schrift (PL 101, c. 613–638), die an den Grafen Wido von der Bretagne gerichtet ist, behandelt christliche Tugenden und Laster, die acht wichtigsten S¨unden sowie die vier Kardinaltugenden. Mit einer Art Nachwort schließt der Traktat. Auf die fragmentarisch u¨ berlieferte, anonyme ¨ dt. Ubertragung der ersten acht Kapitel (Kap. 5 «de lectionis studio» der lat. Vorlage ist nicht enthalten) des Traktats folgt der lat. Text. Es handelt sich um eine teilweise k¨urzende, relativ eigenst¨andige Bearbeitung, nicht um eine w¨ortli¨ che Ubersetzung. Diese entstand wohl im Gebiet um St. Gallen-Basel-Konstanz-Kolmar; die Entstehungszeit ist ungekl¨art. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 7637, 46r–48r (Augustiner-Chorherrenstift Indersdorf, 12. Jh.). Ausgaben: Eberhard Gottlieb Graff: Diutiska. Denkm¨aler dt. Sprache und Lit. aus alten Hss. Bd. 1. Stuttgart/T¨ubingen 1826, S. 281–291. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914/16 (Nachdr. Mu¨ nchen 1960), A: S. 33–37; B: S. 70–79 (Nr. 9). – Hans Naumann: Altdt. Prosalesebuch. Straßburg 1916, Nr. II. Literatur: Achim Masser, VL2 1 (1978) Sp. 241. – Menso Folkerts: Alkuin. In: LexMA 1 (1980) Sp. 417–420, hier Sp. 418. – Johann Kelle: Gesch. der dt. Lit. v. der a¨ltesten Zeit bis zum 13. Jh. Bd. 2. Berlin 1896, S. 81. – Wolfgang Stammler: Ma. Prosa in dt. Sprache. In: Ders. (Hg.): Dt. Philologie im Aufriß. Bd. 2. Berlin 21960, Sp. 749–1102, hier Sp. 867. – Roswitha Wisniew¨ ski: Die dt. Ubers. von A. ‹d. v. e. v.›. In: Ahd. Bd. 1. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. Heidelberg 1987, S. 900–906. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 61 (Nr. 93). – Wolfgang
Himmel und Holle. ¨ – Kurzes Prosast¨uck aus dem letzten Drittel des 11. Jh. Der nach dem Vorbild lat. isokologischer Kunstprosa gestaltete Text ist in einem aus Bamberg stammenden Sammelcodex u¨ berliefert. Die antithetische Schilderung der Freuden der ewigen Seligkeit im Himmel und der Qualen der ewigen Verdammnis in der H¨olle greift Einzelmotive aus dem in der Handschrift vorausgehenden St¨uck → Bamberger und Erster Wessobrunner Glaube und Beichte auf; Parallelen in Wortschatz und Stil sprechen daf¨ur, dass beide Texte vom selben Verfasser stammen. Der Darstellung des Himmels liegt das Bild des Neuen Jerusalem (Offb 21), der H¨ollenschilderung eine Reihe k¨urzerer Bibelstellen zugrunde. Neben biblischen Quellen deuten allegorische Stellen auf die Bibelexegese hin. Es finden sich auch Ankl¨ange an fr¨uhma. Visionsliteratur und lat. Hymnik. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 4460, 111v–114r (Perg., nach dem 11. Jh., s¨udwestdt. Raum). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892. Nachdr. Berlin/Zu¨ rich. Bd. 1, S. 67–73 (Nr. XXX). – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. u. 12. Jh. (M¨unchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914 (Nachdr. in 1 Bd. Mu¨ nchen 1960 [Germanistische B¨ucherei 3]) Abt. A, S. 31–33. – E. von Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 153 f. (Nr. XXIX). – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Ausg. v. Albert Waag hg. v. Hans Joachim Gernentz. Leipzig 5 1987, S. 76–81. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frank¨ furt/M. 1991, S. 672–677 (mit Ubers.). – Faksimile: Dt. Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in M¨unchen. Hg. v. Erich Petzet/Otto Glaunig. 2. Abt., Mu¨ nchen 1911, Tf. XVII. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 134. – Rolf Eckart u. a., KLL 3 (1965) Sp. 1802 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 142 f. – David R.
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um 1100
Bamberger und Erster Wessobrunner Glaube und Beichte
McLintock, VL2 4 (1983) Sp. 21–24. – Ernst Hellgardt/Red., Killy2 5 (2009) S. 442 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 158–164. – Bayard Q. Morgan: Zur Form v. H. u. H. In: PBB 38 (1913) S. 343–353. – Elisabeth Peters: Quellen und Charakter der Paradiesvorstellungen in der dt. Dichtung v. 9.–12. Jh. Diss. Marburg 1914 (Nachdr. Breslau 1915. Hilhesheim u. a. 1977). – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 154 f. – Eduard Sievers: H. u. H. In: Neuphilol. Mitt. 25 (1924) S. 99–108. – Ingeborg Schr¨obler: Zu ‹H. u. H.›. In: Altdt. Wort u. Wortkunstwerk. FS Georg Baesecke. Hg. v. Ferdinand J. Schneider/Karl Wessel. Halle/S. 1941, S. 138–152. – Dies.: Berichtigung (Zu ‹H. u. H.›). In: PBB 65 (1942) S. 220 f. – D. R. McLintock: ‹H. u. H.›. Bemerkungen zum Wortschatz. In: Stud. zur fru¨ hmhd. Lit. Cambridger Colloquium 1971. Hg. v. Leslie P. Johnson u. a. Berlin 1974, S. 83–102. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King/D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 299–301. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S.1460–1465. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen → 1994, S. 43. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 238–240. BJ Bamberger und Erster Wessobrunner Glaube und Beichte. – Umfangreiches dt. Glaubens- und Beichtformular, u¨ berliefert in einer ostfr¨ankischen und einer bair. Fassung, 11./12. Jh. Bamberger Glaube und Beichte sind in der aus Bamberg stammenden Sammelhandschrift Mu¨ nchen, BSB, Clm 4460, 103r–111v (Perg., 12. Jh.; zusammen mit dem von derselben Hand eingetragenen St¨uck → Himmel und H¨olle) u¨ berliefert; die Sprache gilt als ostfr¨ankisch mit einigen Alemannismen. Der Glaube orientiert sich deutlich an dem Athanasianischen Symbolum und betont die kirchliche Bußlehre. In der Beichte werden die S¨unden in neun (statt wie u¨ blich sieben) Abschnitten aufgef¨uhrt; zu Beginn jedes Abschnitts steht jeweils die Haupts¨unde, auf die eine Vielzahl von aufgelisteten Erscheinungsformen folgt. Unter den verbreiteten Beichtund Glaubensformeln weist der B. G. u. B. durch 251
Umfang und sprachliche Gestaltung u¨ ber den Gemeindegebrauch hinaus. Der Wessobrunner Text, u¨ berliefert in Wien, ¨ ONB, Cod. 2681, 103rb–107vb (Perg., Anfang 12. Jh.?), stellt eine k¨urzende bair. Fassung desselben Formulars dar; er ist f¨ur den Gebrauch durch Frauen bestimmt. Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 292–298 (Nr. 90, W. G. u. B. I), 298–306 (Nr. 91, B. B. u. G.); Bd. 2, S. 440–446. – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 135–148 (Nr. XXVIII). Literatur: Ehrismann2 1 (1918) S. 327; 2,1 (1922) S. 136. – David R. McLintock, VL2 1 (1978) Sp. 593–596. – BB 1 (1978) S. 1065. – De Boor/ Newald 1 (91979) S. 142. – Francis G. Gentry: Bibliogr. zur fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung. Berlin 1992, S. 168 f. – Wilhelm Wackernagel: Altdt. Predigten und Gebete aus Hss. Basel 1876 (Nachdr. Darmstadt 1964) S. 324 f. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Literarhistorisch-stilistische Stud. Diss. Berlin 1912, S. 64–74. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 148–152. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355, hier S. 346. – Walter W¨ohrle: Zur Stilbestimmung der fr¨uhmhd. Lit. Aarau 1959, S. 30–46. – Hans Eggers: Die altdt. Beichten 3. In: PBB (T¨ub.) 81 (1959) S. 78–122, hier S. 90. – Hans P¨ornbacher: Bamberger Glaube und die kirchliche Bußlehre im 11. Jh. In: FS Max Spindler. Hg. v. Dieter Albrecht u. a. Mu¨ nchen 1969, S. 99–114. – John Knight Bostock: A Handbook on Old High German Literature. 2. ed. rev. by K. C. King and D. R. McLintock. Oxford 1976, S. 298 f. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 42 f. – Ernst Hellgardt: Zur Pragmatik ¨ und Uberlieferungsgesch. der altdt. Beichten (8. bis 12. Jh.). In: Volkssprachig-lat. Mischtexte und Tex¨ tensembles in der ahd., as. und altenglischen Uberl. Medi¨avistisches Kolloquium des Zentrums f¨ur Mittelalterstud. der Otto-Friedrich-Univ. Bamberg am 16. und 17. November 2001. Hg. v. Rolf Bergmann (Germanistische Bibl. 17). Heidelberg 2003, S. 61–95, passim. SF 252
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Munchner ¨ Glauben und Beichte Benediktbeurer Glauben und Beichten. – Gruppe von s¨uddt. Beichtformularen, u¨ berliefert seit dem 11./12. Jh. Die B. G. u. B. I-III bilden eine eigenst¨andige Untergruppe der im s¨uddt. Gebiet weitverzweig¨ ten Uberlieferung jener Familie von dt. Beichtformularen, f¨ur die ein Archetyp *RH angenommen wird; als deren a¨ ltester Zeuge gilt die → Reichenauer Beichte. Die Beneditkbeurer St¨ucke stehen in einem engen Verh¨altnis zu dem → Wessobrunner G. u. B. II und besonders zu dem → M¨unchner G. u. B.; charakteristisch sind u. a. Art und Reihenfolge der aufgez¨ahlten S¨unden. Außer in II geht der Beichte ein dt. Glaubensbekenntnis voraus. III bringt weitere Ermahnungen und verdeutschte Orationen. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 4636, 107v–180r (12. Jh.) (I). – Ebd., Clm 4552, 150v (11./12. Jh.) (II). – Ebd., Cgm 39, 1r–3v (12. Jh.; enth¨alt auch → Speculum ecclesiae) (III). Alle Hss. stammen aus Benediktbeuren. Ausgaben: Johann Christoph v. Aretin: Beytr¨age zur Gesch. und Litteratur. Bd. 1. Mu¨ nchen 1803, S. 5, 81–84. – Bernhard Joseph Docen: Miscellaneen zur Gesch. der teutschen Litteratur. Bd. 1. Mu¨ nchen 1807, S. 8–15. – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) S. 287 (Nr. LXXXVII), S. 308 f. (Nr. XCIV), S. 311–316 (Nr. XCVI); Bd. 2, S. 430–438, 449 f., 451–455. – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 336 f., 338 f., 357–361 (Nr. LII, LIII, LX). Literatur: Ehrismann 1 (1918) S. 325 u. o¨ . – Hans Eggers, RL2 1 (1958) S. 141–144. – Achim Masser, VL2 1 (1978) Sp. 689; 11 (2004) Sp. 229. – BB 1 (1978) S. 1065. – Mu¨ lenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 430–438, 449 f., 451–455. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 337 f., 340, 361 f. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – H. Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (T¨ub.) 77 (1955) S. 89–123; 80 (1958) S. 372–403; 81 (1959) S. 78–122. – Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erkl¨arung der r¨omischen Messe. Bd. 1. Freiburg i. Br. 51962, S. 631 f. – Karl-Josef Barbian: Die altdt. Symbola. Beitr. zur Quellenfrage. [St. Augustin] 1964. – G¨unter Glauche: Kat. der lat. Hss. der BSB Mu¨ nchen. Die Pergamenthss. aus Benediktbeuern Clm 4501–4663 (Catalogus codicum manu 253
um 1100 scriptorum Bibliothecae Monacensis III,1). Wiesbaden 1994, S. 76 f. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 42, 118. SF Munchner ¨ Glauben und Beichte (S¨uddt. G. u. B.). – Glaubensbekenntnis und Beichttext, 12. Jh. Es besteht enge Verwandtschaft mit dem → Benediktbeurer Glauben und Beichte III, der ebenso zu der im s¨uddt. Gebiet weitverzweigten ¨ Uberlieferung jener dt. Beichtformulare geh¨ort, f¨ur die ein Archetyp *RH (→ Reichenauer Beichte) angenommen wird. Parallelen zeigen sich auch zu → Wessobrunner Glauben und Beichte. Voraus geht eine Rede des Priesters an die Gemeinde (Admonitio) mit Ermahnung zu rechtem Glauben und wahrer Reue und die Aufforderung, ihm das Folgende nachzusprechen; es folgen Abrenuntiatio und Fides catholica. Dem Glaubensbekenntnis schließt sich die Beichte an (Zeile 40–55), welche in Eingangs- und Empf¨angerformel, S¨undenbekenntnis und Bitte um rechte Reue und um Gew¨ahrung gegliedert ist. Den Schluss bilden Misereatur und Indulgentiam (Zeile 56–62) in lat. Sprache, Kyrie eleyson und Pater noster, von dem nur die ersten vier Worte erhalten sind (Zeile 64). Das Werk zeigt deutlichen Praxisbezug und war wohl als Mustertext f¨ur Geistliche in der Seelsorge konzipiert. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 5248, 6, 1r–2v (Reste der beiden a¨ ußersten Doppelbll. einer Predigths. des 12. Jh.) (A). – Berlin, SBB, Mgq 1486 (→ Tiroler Predigtsammlung), 1r--v (14. Jh.) (B). Ausgaben: Hans Ferdinand Maßmann: Die dt. Abschw¨orungs-, Glaubens-, Beicht- und Betformeln vom 8. bis zum 12. Jh. (Bibl. dt. Nat.-Lit. 1/7). Quedlinburg/Leipzig 1839, Nr. 114, 34, 39. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Lit.) Nr. XCVII. – Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 345–349 (Nr. LVI). Literatur: Achim Masser, VL2 6 (1987) Sp. 1759–761. – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem 8. bis 12. Jh. Bd. 2. Berlin 31892, S. 455–460. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 349 f. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – Hans Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (Tu¨ b.) 77 (1956) S. 89–123; 254
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um 1100 80 (1958) S. 372–403; 81 (1959) S. 78–122. – Josef Andreas Jungmann: Missarum sollemnia. Bd. 1. Freiburg i. Br. u. a. 51962, S. 386–402, 631 f. – Karl-Josef Barbian: Die altdt. Symbola. Beitr. zur Quellenfrage. [St. Augustin] 1964, bes. S. 75–86. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 118. – Roswitha Wisniewski: Dt. Lit. vom achten bis elften Jh. Berlin 2003, S. 246–250. SF Wessobrunner Glauben und Beichte II. – Glaubensbekenntnis und Beichttext, um 1100. Bei dem am Anfang einer Predigthandschrift eingetragene Text handelt es sich um einen sp¨aten Vertreter jener im s¨uddt. Gebiet weit verzweigten dt. Beichtformulartradition (¨altester Zeuge ist die → Reichenauer Beichte), f¨ur die ein gemeinsamer Archetyp (*RH) angenommen wird. Bei man¨ chen Uberstimmungen in der Formulierung mit → Benediktiner Glauben und Beichten und → M¨unchner Glauben und Beichte, ist W. G. u. B. wesentlich k¨urzer und straffer. Der dt. Text des Glaubensbe¨ kenntnisses ist mit interlinearer lat. Ubersetzung versehen, die u¨ brigen Teile mit vereinzelten lat. Glossen. Dem Glaubensbekenntnis mit achtzehnmaligem anaphorischem «Ich gloube» und einer unmittelbar anschließenden kurzen Ansprache des Priesters an die Gemeinde folgen die Abschw¨orung und der von den Gl¨aubigen zu sprechende Beichttext (Einleitungs- und Empf¨angerformel, Su¨ ndenbekenntnis, Schuldbekenntnis, Bitte um S¨undenvergebung). In Z. 50 folgen «Misereatur» und «Indulgentiam». ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 5248/5, 1v–2v, Fragm., zwei Bl., herausgel¨ost aus Clm 22032 (Perg., zweite H¨alfte 12. Jh., bair.). Ausgaben: H. F. Maßmann (Hg.): Die dt. Abschw¨orungs-, Glaubens-, Beicht- und Betformeln vom achten bis zum zw¨olften Jh. (Bibl. der gesammten dt. Nationallit. v. der a¨ ltesten bis auf die neuere Zeit I, 7) Quedlinburg/Leipzig 1839 (Nachdr. Hildesheim 1969) Nr. 21. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892. Nachdr. Berlin/Z¨urich. Bd. 1, S. 310 f. (Nr. XCV). – E. v. Steinmeyer 255
Wessobrunner Glauben und Beichte II (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 354–356 (Nr. LIX). Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 332 f. – Hans Eggers: Beichtformel. In: RL2 1 (1958) Sp. 141–144. – Achim Masser, VL2 10 (1999) Sp. 966 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 450 f. – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik. Literarhist.-stilistische Stud. Diss. Berlin 1912. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 356 f. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 49 (1925) S. 268–355. – H. Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 89–123; 80 (1958) S. 372–403; 81 (1959) S. 78–122. – Josef Andreas Jungmann: Missarum sollemnia. Bd. 1: Messe im Wandel der Jahrhunderte. 5., verb. Aufl. Freiburg i. Br. u. a. 1962, S. 386–402, bes. S. 631 f. – KarlJosef Barbian: Die altdt. Symbola. Beitr. zur Quellenfrage (Ver¨off. des Missionspriesterseminars St. Augustin, Siegburg 14). o. O. [St. Augustin] 1964, bes. S. 94–99. – Werner Schr¨oder: Vom ‹Rheinauer Paulus› zur ‹Millst¨atter S¨undenklage›. Aspekte der Poetisierung volkssprachiger kirchlicher Gebrauchstexte im fr¨uhen 12. Jh. (Akad. der Wiss. und der Lit., Mainz; Abh. der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Kl., Jg. 1986, Nr. 3). Stuttgart 1986, S. 39–44. – Elisabeth Wunderle: Cgm 5248. Die sogenannten ahd. Fragmente der Bayerischen Staatsbibl. Mu¨ nchen. In: ZfdA 139 (2010) S. 197–221, bes. S. 213 f. BJ Benediktbeurer Ratschl¨age und Gebete. – Sammlung von dt. (bair.) Prosa-St¨ucken. Inhaltlich umfassen die Prosatexte eine Aufz¨ahlung der Erzengel und die ihnen zugeschriebene Hilfe, auf die Anweisungen zum Spenden von Almosen, zum Teil verbunden mit einem Gebet zu den Gliedern Christi, folgen. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 4616, va 52 –54ra (Benediktbeuren; vor dem → Benediktbeurer Gebet zum Meßopfer). Die lat.-dt. Sammelhandschrift besteht aus mehreren selbstst¨andigen Teilen des 12. bzw. 13. Jh. Die B. R. u. G. sind eingeschoben in den Text der Ars praedicandi des → Alanus ab Insulis. Ausgaben: Johann Andreas Schmeller: Deutsches des 10.-12. Jh. aus M¨unchener Hss. In: ZfdA 8 (1851) S. 106–155, hier S. 114–117. – Paul Piper: Die geistliche Dichtung des MA. Bd. 2. Berlin u. a. 1888, S. 122–125. – Friedrich Wilhelm (s. Lit.) Nr. 33. – Erich Petzet/Otto Glauning: Dt. Schrifttafeln. Abt. 2. M¨unchen 1911, Tf. 23. 256
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Marien Himmelfahrt Literatur: Ehrismann 2 (1935) S. 170. Achim Masser, VL2 1 (1978) Sp. 690 f. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Komm. (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1916, S. 193–196. – Wolfgang Stammler: Ma. Prosa in dt. Sprache. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. 2. Hg. v. W. Stammler. Berlin 21960, Sp. 836 f. – G¨unter Glauche: Kat. der lat. Hss. der BSB M¨unchen. Die Pergamenthss. aus Benediktbeuern Clm 4501–4663 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis III,1). Wiesbaden 1994, S. 201–204. SF Vatikanische Pferdesegen Ad pestem equi / Ad equum infusum. – Zwei sp¨atahd. Prosatexte, um 1100. Die Texte sind hintereinander auf dem oberen Rand der letzten Seite einer Handschrift des Viaticus Peregrinantis von Constantinus Africanus eingetragen. Die Segens- bzw. Beschw¨orungsformeln richten sich gegen Rotz und verschiedene andere Pferdekrankheiten. Der Anfang des Segens Ad equum infusum kehrt in einem Text des 13. Jh. mit lat. Anweisungen wieder (Hs. Paris). ¨ Uberlieferung: Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1158, 68v (Perg., 12. Jh., rheinfr¨ankisch). – Paris, Bibl. Nat., Nouv. acq. lat. 356, 69r. Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964). Bd. 2, S. 303. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914–16 (Nachdr. in einem Bd. Mu¨ nchen 1960 [Germanistische B¨ucherei 3]), A: S. 49 (Nr. 16). – E. von Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 370 (Nr. LXIV). Literatur: Hans-Hugo Steinhoff, VL2 10 (1999) Sp. 184. – Wilhelm (s. Ausg.) Abt. B, S. 125–127. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 371. – Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary and Critical Bibliography, Diss. (masch.) Washington, Saint Louis 1963, S. 55 f. – Gerhard Eis: «mort» u.Verwandtes. In: Ders.: Altdt. Zauberspr¨uche. Berlin 1964, ¨ S. 88–108. – Heather Stuart/Fred Walla: Die Uberl. der ma. Segen. In: ZfdA 116 (1987) S. 53–79, 257
um 1100 hier S. 66. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 58 (Nr. 58). – Ute Schwab: ‹In sluthere bebunden›. In: Stud. zum Altgermanischen. FS Heinrich Beck. Hg. Heiko Uecker (Erg.Bde. RGA 11). Berlin/New York 1994, S. 554–583 und Tf. 1–4 (Abb. beider Hss.). – E. Hellgardt: Die dt. Zauberspr¨uche und Segen im Kontext ih¨ rer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 15. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u.a. 2001, S. 185 (Nr. 109), S. 207 (Nr. 164). – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 61–66. – Rolf Bergmann/Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bd. 4. Berlin/New York 2005, S. 1545 f. (Nr. 807). BJ Marien Himmelfahrt. – Dt. Dichtungen zur Aufnahme Mariens in den Himmel. Die dt. Bearbeitungen der M. H. lassen sich in vier, durch Stoff-Auffassung, Quelle und Darbietungsform unterschiedene Gruppen gliedern: I. Die erste Gruppe bezieht sich auf den Liber de transitu Mariae des Pseudo-Melito (entstanden wohl Anfang des 5. Jh.). Fr¨uhestes Zeugnis f¨ur diese Tradition und a¨ lteste dt. Bearbeitung der Legende von M. H. ist die fragmentarisch u¨ berlieferte → Mittelfr¨ankische Reimbibel (vor 1150 im K¨olner Raum). Als Vorlage diente die Fassung B1 des Transitus. Die Dichtung enth¨alt die Verk¨undigung der Heimholung Mariens durch Christus, ihre Bitte, vor dem Anblick des Teufels bewahrt zu bleiben, Bemerkungen des Verfassers u¨ ber die Unversehrtheit des Leichnams der Maria und u¨ ber ihr Grab im Tal Josaphat; zum Schluss folgt die Bitte um F¨ursprache an Maria. Die bald nach der Mitte des 13. Jh. entstandene → Rheinfr¨ankische M. H. folgt der Fassung B2 des Transitus. 258
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um 1100 Auch → Konrads von Heimesfurt M. H. (Von unser vrowen hinvart) und der M. H.-Teil des → Marienlebens der K¨onigsberger Hs. 905 geh¨oren zur Transitus-B-Tradition. II. Die zweite Gruppe richtet sich nach der → Vita beatae virginis Mariae et Salvatoris rhythmica, beabsichtigt eher Lobpreis als Bericht. Dazu z¨ahlt die fragmentarische → Mittelrheinische M. H., die im 14. Jh. im westmd. Raum entstand. Zur Vita-rhythmica-Tradition geh¨ort auch ein 13strophiges Lied in → Regenbogens Langem Ton mit dem Titel Von der himelfahrt unser lieben frouwen (wahrscheinlich 14./15. Jh.). Inhaltlich umfasst es Tod und Begr¨abnis Marias, den Aufstieg ihrer Seele durch die neun Engelch¨ore, die Auferweckung ihres Leibes nach drei Tagen sowie die H¨ollenfahrt. ¨ Uberlieferung: u. a. M¨unchen, BSB, Cgm 351, 269r–272v (fragm.) – Ebd., Cgm 4997, 345r–347v. – Ebd., Cgm 5198, 167r–170v. Ausgabe: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, Nr. 438. Ferner z¨ahlt eine mnd. M. H. zu dieser Gruppe; hier schließt die Beschreibung der Himmelfahrt jeweils an ein Gedicht an. Behandelt werden Tod, Himmelfahrt, Empfang und Kr¨onung der Himmelsk¨onigin Maria. Es finden sich zahlreiche Lobpreisungen und Bitten. ¨ Uberlieferung: Hamburg, SUB, Cod. 102c in scrin. (Hartebok) 4°, 4b–10a (Pap., aus Br¨ugge?, Ende 15. Jh.). Ausgabe: Wackernagel, Nr. 543, Str. 96–234. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 1084 Helmst., 70v–88r (Pap., 15. Jh.). Ausgabe: August Hoffmann v. Fallersleben: M. H. Van der himmelvˆart unser leven vrouwen, wo se in den oversten trˆon quam. In: Germania 15 (1870) S. 369–375. Zur Vita-Gruppe z¨ahlt ebenfalls eine ostmitteldt. Dichtung zur Himmelfahrt Marias, deren erste H¨alfte in einer Art Predigtprosa aufgel¨ost ist. ¨ Uberlieferung: Breslau, UB, I.Q. 326 (Anfang 15. Jh.). Ausgabe: Joseph Klapper: Altdt. Texte aus Breslau. In: ZfdA 50 (1908) S. 172–189. III. Die Werke der dritten Gruppe sind Bearbeitungen der Legenda aurea, so etwa das Kapitel «von unser vrowen ende» aus dem → Passional, das Innsbrucker (th¨uringische) Spiel von M. H. und ein 15strophiges Lied in Regenbogens Langem Ton mit dem Titel Die schidung unser lieben frawen. 259
Marien Himmelfahrt ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 4997, 347v-351r. – Drei N¨urnberger Drucke: Peter Wagner 1497, Wolfgang Huber um 1510 und Jobst Gutknecht um 1520. Ausgaben: Philipp Max K¨orner: Marianischer Liederkranz [...]. Augsburg 1841, S. 211–222. – Wackernagel, Nr. 1057. Ferner geh¨ort das Erz¨ahllied Himmelfart oder verschidung Mariae (16./17. Jh.) zu dieser Tradition. Ausgabe: Wackernagel, Nr. 1217. Prosafassungen der M. H.-Erz¨ahlung in dt. Sprache bilden eine vierte Gruppe. Verzeichnet bei Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legen¨ dare des MA. Stud. zu ihrer Uberl., Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 438, u. a. von → Regula. Ausgabe: K. Kunze: Die Els¨assische ‹Legenda aurea›. Bd. 2 (TTG 10). T¨ubingen 1983, S. 146–173, Nr. 27. Literatur: Johannes Beumer: Leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel. In: Lex. der Marienkunde. Hg. v. Konrad Algermissen u. a. Bd. 1. Regensburg 1967, S. 421–438. – Peter Kern, VL2 5 (1985) Sp. 1270–1276; 11 (2004) Sp. 968 f. – Anton Ziegenaus u. a.: Himmelfahrt Mariae. In: MarLex 3 (1991) S. 199–208, bes. S. 203–205. – Urban K¨usters: Mariendichtung. In: RGG4 5 (2002) Sp. 814–818. – Fredrik Norman: Notes on a Middle High German ‹M. H.›. In: Modern Language Review 23 (1928) S. 453–465. – Edward Schr¨oder: Die Giessener Hs. 876 und die rheinfr¨ankische ‹Himmelfahrt Mariae›. Berlin 1931. – Martin Jugie: La Mort et ´ l’Assomption de la Sainte Vierge. Etude historicodoctrinale (Studi e Testi 114). Citt`a del Vaticano 1944. – Heinrich Lausberg: Zur literarischen Gestaltung des Transitus Beatae Mariae. In: Hist. Jb. 72 (1953) S. 25–49. – Monika Haibach-Reinisch: Ein neuer ‹Transitus Mariae› des Pseudo-Melito. Rom 1962, S. 3–52, 173–319. – Achim Masser: Bibel, Apokryphen und Legenden. Geburt und Kindheit Jesu in der religi¨osen Epik des dt. MA. Berlin 1969, S. 47–57, 100. – Ders.: Bibel- und Legendenepik des dt. MA (Grundlagen der Germanistik 19). Berlin 1976, S. 98–111. – Regina D. Schiewer/HansJochen Schiewer: Amorbacher Hss. in Moskau. In: Fata Libellorum. FS Franzjosef Pensel. Hg. v. Rudolf Bentzinger/Ulrich-Dieter Oppitz (GAG 648). G¨oppingen 1999, S. 239–261, hier S. 252. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. Mu¨ nchen 52004, S. 382. SF 260
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Marienpsalter und Rosenkranz Marienpsalter und Rosenkranz (Psalterium beatae Mariae virginis, Unserer lieben Frauen Psalter bzw. Rosarium, Mariae Rosengarten, Unserer lieben Frauen Kr¨anzlein). – Bezeichnungen f¨ur zahlreiche ma. marianische Gebete und Gedichte, die in Bezug zum Buch der Psalmen des AT oder mit Rosenkranzgebeten im heutigen Sinn stehen. ¨ In der ma. Uberlieferung wurden darunter verschiedene preisende, bittende und betrachtende Texte zusammengefasst; die Bezeichnungen M. u. R. wurden dabei teils synonym verwendet, teils wurde der Psalter als Folge von drei Rosenkr¨anzen verstanden. Der M. bildete sich im 12. Jh. in M¨onchskreisen heraus. Statt der Rezitation der 150 Psalmen des biblischen Buchs der Psalmen wurden den Konversen und ungebildeten Laien Kumulationen zun¨achst des Paternoster und sp¨ater des → Ave Maria zum Gebet empfohlen. Eine Reihe von 150 Ave Maria bildete einen M.; dieser wurde h¨aufig in drei Gruppen zu je 50 Strophen («F¨unfziger», «Quinquagena») unterteilt. Der dritte Teil eines M. (50 Ave) wurde ab dem 13. Jh. als «Rosarium» bezeichnet. Einer Legende zufolge erkl¨art sich dieser Name aus der Verwendung des Marien-R. als Ersatz f¨ur die Ehrenkrone Marias aus echten Rosen. Ab dem fr¨uhen 15. Jh. ist die Gliederung des R. in Zehnergruppen belegt, wobei jede Dekade mit einem Vaterunser eingeleitet wird. Der erste strophische M. Ave, porta paradisi, / lignum vitae, quod amisi entstand um 1130, als die jeweiligen Tagesantiphonen zu den biblischen Psalmen zu Strophen erweitert wurden. Jede davon beginnt nach der Vorlage des Hymnos Akathistos mit «Ave». Ausgabe: AH 35 (1900) S. 189–199. Beispiel f¨ur eine volkssprachliche Bearbeitung ist u. a. Unser lieuer vrouwen gulden selter den gemaicht hait der hilge lierre sente Augustynus. Darmstadt, LB und Hochschulbibl., Ms. 1933, 215r–230r. Auch strophische Grußgedichte, besonders solche mit 50 oder 150 Strophen, die in Verbindung mit dem Psalter gebetet wurden, wurden als M. bezeichnet. Dazu geh¨ort etwa der Grußpsalter des → Engelbert von Admont (gest. 1331). Ausgabe: G. G. Meersseman 1960 (s. Lit.) S. 133–145. Gegen Ende des 13. Jh. entstanden das biblische Psalterium paraphrasierende marianische Texte wie 261
um 1100 das Psalterium maius beatae Mariae Virginis, das sowohl → Bonaventura als auch → Bernhard von Clairvaux zugeschrieben wurde. Eine dt. Bearbeitung ist z. B. Onser lieuer vrouwen psalter dien die heilige lere sante bernardus gemaect heeft [...]. Ausgabe: G. Achten/H. Knaus 1959 (s. Lit.) S. 67. Um ihrem gedankenlosem, mechanischem Rezitieren entgegenzuwirken, wurden der Ave-Reihe nach Art der Psalmantiphonen im Offizium verschiedene Betrachtungspunkte aus dem Leben Jesu beigef¨ugt. Diese Kombination ist als erstes in einem Gebetbuch (um 1300) aus St. Thomas (OCist, Di¨ozese Trier) u¨ berliefert. Um 1400 entstand in Trier eine a¨hnliche Gebetform, d. i. der Ausgangspunkt des heutigen R., dessen Grundstruktur die in das Wiederholungsgebet (Ave Maria, Vaterunser und Ehre sei dem Vater) eingegliederten Betrachtungen der freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Geheimnisse ausmachen. Diese Form wurde wohl von dem Kart¨auser-Novizen → Dominikus von Preußen (gest. 1460) «erfunden»; der Einfluss des Priors der Trierer Kartause → Adolf von Essen (gest. 1439) darauf ist nicht gekl¨art. Darin sind 50 Ave Maria mit Betrachtungen des Leben Jesu verbunden, indem auf jedes Ave ein Relativsatz («Clausula») zu den Werken und Lehren Jesu folgt. Diese Form wurde in der Folge von den Kart¨ausern in Trier stark gef¨ordert und sowohl in lat. als auch in dt. Sprache weit verbreitet. ¨ Uberlieferung: u. a. K¨oln, Hist. Arch., Cod. W 4° 119, f. 112. – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI 58, 313v. Ausgaben: K.-J. Klinkhammer 1972 (s. Lit.) S. 198–224, 238–251, 263 f. Betrachtungen dazu enth¨alt der im selben Zeitraum verfasste Traktat Adolfs von Essen Unser Frauwen Marien Rosengertlin. Ausgabe: K.-J. Klinkhammer 1972 (s. Lit.) S. 135–156. Seit dem Ende des 15. bzw. 16. Jh. sind dt. Vers-Rosenkranz-Klauseln des Sebastian → Brant belegt. Ausgabe: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, Nr. 1019, 1058, 1094 und 1334. Die 50 Klauseln des Dominikus erfuhren wahrscheinlich durch ihn selbst zwischen 1440 und 1450 262
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um 1100 eine Erweiterung auf 150: Der mit sinem hymmelschen vader und mit deme heiligen geiste ist ware got ane anfang, nu und ummer ane ende. K¨oln, Hist. Archiv, Ms. GB f° 47, 60r–65r. Ausgabe: K.-J. Klinkhammer 1972 (s. Lit.) S. 226–237. Auf → Alanus de Rupe (OP, gest. 1475) geht ein dreiteiliger Psalter zur¨uck (nach 1460), der 15 Vaterunser, 150 Ave Maria und 150 w¨ortlich von Dominikus u¨ bernommene Clausulae umfasst. Kiel, UB, Cod. Ms. Bord. 58 B, 1v. Ausgabe: K.-J. Klinkhammer 1972 (s. Lit.) S. 272–278. Zur weiteren Verbreitung als Volksgebet trugen Rosenkranzbruderschaften und deren vielf¨altiges Schrifttum sowie die Verk¨urzung der 150 Klauseln des Lebens Jesu auf 15 R.-Geheimnisse deutlich bei. Literatur: Paul Wiertz/Hans D¨unninger: Das Ave Maria in der Fr¨ommigkeitsgesch. In: Lex. der Marienkunde. Bd. 1. Hg. v. Konrad Algermissen u. a. Regensburg 1967. Sp. 482–487. – Karl Joseph Klinkhammer, VL2 6 (1987) Sp. 42–50; 11 (2004) Sp. 977. – Mechthild P¨ornbacher/Peter Ochsenbein: Psalterium BMV. In: MarLex 5 (1993) S. 357–364. – Andreas Heinz u. a.: R. In: LThK3 8 (1999) Sp. 1302–1307. – Ludwig Mo¨ dl: Rosenkranzgebet. In: RGG4 7 (2004) Sp. 633 f. – Thomas ¨ Esser: Uber die allm¨ahliche Einf. der jetzt beim Rosenkranz u¨ blichen Betrachtungspunkte. In: Der Katholik 84 (1904) S. 98–114, 192–217, 280–301, 351–373; 85 (1905) S. 201–216, 252–266, 332–335; 86 (1906) S. 49–66. – Stephan Beissel: Gesch. der Verehrung Marias in Deutschland w¨ahrend des MA. Freiburg i. Br. 1909 (Neudr. Darmstadt 1972) S. 511–567. – August Sch¨onherr u. a.: Das D¨usseldorfer Pflegehaus und seine Gesch. (Schr. des St¨adtischen Wohlfahrts- und Gesundheitsamtes D¨usseldorf 10). D¨usseldorf 1927. – Robert Haaß: Die Kreuzherren in den Rheinlanden (Rheinisches Arch. 23). Bonn 1932. – Gerard Achten/Hermann Knaus: Dt. und ndl. Gebetbuchhss. der Hessischen Landes- und Hochschulbibl. Darmstadt. Darmstadt 1959. – Gilles Gerard Meersseman: Der Hymnos Akathistos im Abendland. Bd. 2 (Spicilegium Friburgense 3). Freiburg 1960. – Nicole Goldine: Un Texte autographe in´edit d’Adrien d’Oudenbosch sur la pratique du rosaire dans la dioc`ese de Li`ege et aux Pays-Bas. In: Scriptorium 18/2 (1964) S. 219–225. – Heinrich B¨orsting: Errichtung einer 263
Mittelfr¨ankische Reimbibel Rosenkranz-Erzbruderschaft an der ehem. Kreuzherrenkirche in D¨usseldorf im Jahr 1408 (Mariologische Stud. 3). Essen 1965. – K.-J. Klinkhammer: Adolf v. Essen und seine Werke (Frankfurter Theologische Stud. 13). Frankfurt/M. 1972. – Werner Fleischhauer: Zur Kette mit dem Narrenkopf in der Rose des Hohenlohischen F¨urstenhauses. In: Zs. f¨ur w¨urttembergische Landesgesch. 37 (1981) S. 46–59. – K.-J. Klinkhammer: Zur urspr¨unglichen Spiritualit¨at des Rosenkranzbetens. In: Spiritualit¨at heute und gestern. Internationaler Kongreß vom 4. bis 7. August 1982. Bd. 2 (Analecta Cartusiana 35/2). Salzburg 1983, S. 143–159. – Anne Winston: Tracing the Origins of the Rosary. German Vernacular Texts. In: Speculum 68 (1993) S. 619–636. – Franz Courth: Marianische Gebetsformen. In: Hb. der Marienkunde. Hg. v. Wolfgang Beinert/Heinrich Petri. Bd. 1. Regensburg 21996, S. 526–566. – A. Winston-Allen: Stories of the rose. The making of the rosary in the Middle Ages. University Park 1997. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 286 f. SF Mittelfr¨ankische Reimbibel (fr¨uher auch Mittelfr¨ankisches Legendar, auch Mittelfr¨ankisches Bruchst¨uck, Reimbibel des 12. Jh., Mittelfr¨ankisches Heilsepos genannt). – Mit ca. 1400 Versen ca. zur H¨alfte erhaltene fr¨uhmhd. Dichtung, entstanden vermutlich im mittel- bzw. niederrheinischen Raum des fr¨uhen 12. Jh. Von dem einst wohl sehr umfassenden Werk biblischen, apokryphen und legendarischen Inhalts ist nur eine Reihe von Fragmenten u¨ berliefert; die Gesamtzahl der erhaltenen Verse betr¨agt etwa 1400, zu erschließen sind etwa 2300 Verse. Die Sprache weist nach Mittelfranken, enth¨alt aber auch niederfr¨ankische und nd. Elemente; die handschriftliche Verbreitung l¨asst auf Kenntnis der Dichtung auch in Oberdeutschland schließen. Bei der M. R. handelt es sich um ein heilsgeschichtliche Gesamtdarstellung, um den Entwurf einer «historia divina». Das erste Bruchst¨uck beginnt mitten in der Sch¨opfungsgeschichte und tr¨agt den Engelssturz nach, die n¨achsten Fragmente behandeln Patriarchengeschichte, ein St¨uck aus der Geschichte der Susanna, Christi Geburt bis zur Darstellung im Tempel. Weitere St¨ucke widmen sich Johannes, der Berufung der J¨unger und einigen 264
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Summa theologiae Wundern Christi; das letzte zusammenh¨angende Bruchst¨uck f¨uhrt u¨ ber die Bibel hinaus in die Geschichte der fr¨uhen Kirche, mit Veronika- und Petruslegende, Tod Mariens, Ausfahrt und Martyrium der Apostel, Zerst¨orung Jerusalems, Helenaund Eracliuslegende, es bricht mitten in einer Darlegung u¨ ber die Existenz zweier Himmel und H¨ollen ab. Der große geschichtliche Ablauf, der neben biblischen Heilsabschnitten vorgreifend Engelssturz und fortf¨uhrend die Geschichte des Heils nach Christi Erl¨osungstod umfasst, erscheint nicht als dogmatische Lehre, sondern als auf das Verst¨andnis von Laien zugeschnittene epische Erz¨ahlung, die mit Auslegungen und Ermahnungen versehen ist. Die typologisch nur schwer einzuordnende M. F. ist nicht zur Bibelepik zu z¨ahlen, vielmehr wird sie in der neueren Forschung zunehmend als «Vershomiliar» aufgefasst. ¨ Uberlieferung: Bruchst¨ucke dreier Hss.: Hall (Tirol), Franziskanerkloster, o. S. (verschollen). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen A III 50. – Halle (Saale), UB/LB, Yg 4° 34. – Moskau, Bibl. der Lomonossow-Univ., Dokumentensslg. Gustav Schmidt, Fond 40/1, Nr. 37 und 38. ¨ Ausgaben: Carl v. Kraus: Mhd. Ubungsbuch. Heidelberg 21926, S. 1–27, 273 f. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. T¨ubingen 1964, S. 95–168. – David A. Wells: The Central Franconian Rhyming Bible (‹M. R.›), an early-twelfth-century German verse homiliary. A thematic and exegetical commentary with the text and a translation in English (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. 155). Amsterdam u. a. 2004, S. 31–258. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 151–153. – Edgar Papp, VL2 6 (1987) Sp. 616–620. – De Boor/ Newald 3/1 (51997) S. 447 f. – Ernst Hellgardt, Killy2 8 (2010) S. 257 f. – Hugo Busch: Ein Legendar aus dem Anfange des 12. Jh. In: ZfdPh 10 (1879) S. 129–204; 11 (1880) S. 12–61. – Ders.: Bruchst¨ucke eines mittelfr¨ankischen Gedichtes. In: FS Julius Zacher. Hg. v. Ernst Bernhardt. Halle 1880, S. 277–292. – Joseph Schatz: Eine Reimbibel des 12. Jh. In: ZfdA 59 (1922) S. 1–22. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Leipzig 1941. (Nachdr. New York u. a. 1970). – Hermann Schneider: Heldendichtung, Geistlichendichtung, Ritterdichtung (Gesch. der dt. Lit. 1). Heidelberg 1925. 21943. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und 265
um 1100 Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 79 f., 157 f. – Wells 2004 (s. Ausg.). SF Rheinauer Gebete. – Bruchst¨ucke eines alemannischen Gebets. Die Handschrift Z¨urich, ZB, Cod. Z XIV 11, u¨ berliefert zwei Doppelbl¨atter des 11./12. Jh. in alemannischer Schreibsprache, welche vom Deckel einer aus dem Kloster Rheinau stammenden Handschrift (heute Z¨urich, ZB, Ms. Rh. 176) abgel¨ost wurden. Es ist unzweifelhaft, dass die Fragmente Teile ein- und desselben, einer Frau in den Mund gelegten Gebets darstellen. Die angef¨uhrten Gebetsformeln lassen sich in zwei Arten unterscheiden: Zum einen ist das eine litaneiartig aneinandergereihte Folge von Berufungen, zum anderen sind das Formeln, die Gott als «Erinnerungen» an vorangegangene vorbildhafte Handlungen bzw. Vorf¨alle, haupts¨achlich die Wunder Jesu und seine Passion, dienen sollen. Diese Formeln beginnen stets mit dem Eingang «Ih manon dih herro». Ausgaben: Albert Bachmann: Bruchst¨ucke eines Frauengebets. In: ZfdA 32 (1888) S. 50–57. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914/16 (Nachdr. 1960), A: S. 64–69 (Nr. 27). Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 183 f. – Achim Masser, VL2 8 (1992) Sp. 22 f. – Albert Bachmann: Bruchst¨ucke eines Frauengebets. In: ZfdA 32 (1888) S. 50–57. – Wilhelm (s. Ausg.) B: S. 154–156. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachlicher Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 116. SF Summa theologiae. – Anonyme geistliche Dichtung, um 1100. Die 324 Verse umfassende, anonym u¨ berlieferte Dichtung ist in der → Vorauer Hs. 276 (wohl Ende des 12. Jh.) und in zwei kleinen Fragmenten erhalten. Der ohne Titel u¨ berlieferte, im 13./14. Jh. 266
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um 1100 De sancta trinitate genannte Text beruht auf einer mitteldt., vielleicht rheinfr¨ankischen Vorlage; deutlich ist die Abh¨angigkeit vom Elucidarium des → Honorius Augustodunensis. Der Inhalt folgt dem Ablauf der Heilsgeschichte, deren Sinnmitte, Kreuzigung und Erl¨osung, von vier in der Mitte des Textes stehenden Kreuzesstrophen dargestellt wird. Am Anfang steht die Beschreibung des dreieinigen, allm¨achtigen Gottes als Sch¨opfer, die Erschaffung der Engel, der Engelsturz, die Erschaffung des Menschen (als Abbild Gottes) und des Kosmos, der S¨undenfall und der Verlust der Gnade. Auf die Kreuzesstrophen werden die auf das ewige Leben hinf¨uhrenden Pflichten Gott und den Mitmenschen gegen¨uber thematisiert sowie das B¨ose gerechtfertigt, das Gott diene und den Menschen an die H¨ollenqualen mahne. Darauf folgen die Darstellung des J¨ungsten Gerichts und des ewigen Lebens. Die letzte Strophe ist ein Hymnus auf den Erl¨oser aus der Sicht der erl¨osten Menschen. Deutlich ist die N¨ahe der Dichtung zur liturgischen Osterfeier. Im Zentrum der Vergegenw¨artigung des Mysteriums der Erl¨osung und der Behandlung verschiedener Elemente der Heilsgeschichte steht bei beiden der Glaube an Gnade, Erl¨osung und Auferstehung. Im u¨ berlieferten Text markieren 32 Initialen Strophenabschnitte; die Reimtechnik zeigt Affinit¨aten zu den ersten Teilen von → Otfrids Evangelienbuch. Als Adressat kommt ein vielleicht adliges, sicher theologisch vorgebildetes Laienpublikum in Frage. ¨ Uberlieferung: Vorau, Stiftsbibl., Cod. 276, 97ra–98va (Perg., Vorau, letzte Viertel 12. Jh., bair.o¨ sterr.) (V). – Fragm. V. 275–284: N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 1966, 122v (Perg., wohl Neresheim, ausgehendes 11., beginnendes 12. Jh.) (N). – Fragm. V. 1–6: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 268 Gud. Lat. 4°, 172v und 173r (Perg., um 1100) (W). – Faksimile (V): Vorauer Hs. Faks. Ausgaben: Joseph Diemer (Hg.): Dt. Gedichte des XI. und XII. Jh. Wien 1849 (Nachdr. Darmstadt 1968) S. 91–103 (und Anm. S. 32–43). – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) Bd. 1, S. 114–124 (Nr. XXXIV). – Erich Henschel/Ulrich Pretzel (Hg.): Die kleineren Denkm¨aler der Vorauer Hs. T¨ubingen 267
Summa theologiae 1963, S. 28–49. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. T¨ubingen 1964, S. 309–316. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Auswahl v. Albert Waag hg. v. Werner Schr¨oder (ATB 71). Bd. 1. T¨ubingen 1972, S. 27–42. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Ausg. v. A. Waag hg. v. Hans Joachim Gernentz. Leipzig 5 1987, S. 107–115. – Fragm. N: Karl Bartsch, in: Germania 7 (1862) S. 268. – Henschel/Pretzel (s. o.) Beilage, S. 27. – Maurer (s. o.) Bd. 1, S. 315 (Apparat). – Fragm. W: Max Ihm: Zur S. Th. In: PBB 26 (1901) S. 312. – Franz Koehler/Gustav Milchsack: Die Gudischen Hss. Wolfenb¨uttel 1913 (Nachdr. u. d. T.: Die Gudischen Hss., Codices Guelferbytani Gudiani graeci und Gudiani latini [Kat.e der Herzog-August-Bibl. Wolfenb¨uttel 9]. Frankfurt/M. 1966) S. 223 f. (Nr. 4573). – Maurer (s. o.) Bd. 1, S. 309 (Apparat). ¨ Ubersetzungen: Diemer (s. Ausg.) S. LII–LVI. – Freytag 1970 (s. Lit.) S. 37–171. Bibliographien: Waag/Schr¨oder (s. Ausg.) Bd. 1, S. 27–29. – Francis G. Gentry: Bibliogr. zur fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung (Bibliogr.n zur dt. Lit. des MA 11). Berlin 1992, S. 196–200. Literatur: De Boor/Newald 1 (91979) S. 157. – Hartmut Freytag, Killy1 11 (1991) S. 289. – Ders., VL2 9 (1995) Sp. 506–510. – Rudolf Suntrup, LexMA 8 (1997) Sp. 313. – Joseph Diemer: Beitr. zur a¨ lteren dt. Sprache und Lit. XX. Gesch. Joseph’s in Aegypten nach der Vorauer Hs. In: Sb. der phil.-hist. Cl. der kaiserl. Akad. der Wiss. 47 (1864) S. 636–687 (mit Teilabdruck). – Wilhelm Scherer: Gesch. der dt. Dichtung im elften und zw¨olften Jh. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. V¨olker 12). Straßburg 1875. – Albert Waag: Die Zusammensetzung der Vorauer Hs. In: PBB 11 (1886) S. 77–158. – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 202–223. – Max Ittenbach: Dt. Dichtung der salischen Kaiserzeit und verwandte Denkm¨aler (Bonner Beitr. zur dt. Philologie 2). W¨urzburg 1932. – Marie Pierre Buttell: Religious Ideology and Christian Humanism in German Cluniac Verse (Studies in German 21). Washington 1948. – Heinz Rupp: Dt. religi¨ose Dichtung des 11. und 12. Jh. Unters. und Interpretationen. Freiburg i. Br. 1958, S. 83–138. Bern Mu¨ nchen 21971, S. 84–133. – Franz Hundsnurscher: Zur S. t. In: ZfdPh 86 (1967) S. 10–13. – H. Freytag: Komm. zur fr¨uhmhd. ‹S. t.› (Medium Ae¨ vum 19). Mu¨ nchen 1970 (mit Ubers., Forschungsber., Bibliogr.). – Elfriede Neubuhr: Grammatische 268
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Sieben Freuden Mariens Unters. zu ausgew¨ahlten geistlichen Denkm¨alern der Vorauer Hs. Diss. Hamburg 1972. – H. Freytag: ‹S. t.›, Strophe 9 und 10: Der Mensch als Mikrokosmos. In: Stud. zur fru¨ hmhd. Lit. Hg. v. L. Peter Johnson u. a. Berlin 1974, S. 74–82. – R. Suntrup: Die Bedeutung der liturgischen Geb¨arden und Bewegungen in lat. und dt. Auslegungen des 9. bis 13. Jh. (MMS 37). Mu¨ nchen 1978, S. 309, 334 f., 339 u. o¨ . – H. Freytag: Die Theorie der allegorischen Schriftdeutung und die Allegorie in den dt. Texten besonders des 11. und 12. Jh. (Bibliotheca Germanica 24). Bern/M¨unchen 1982 (Reg.). – Dietmar Peil: Unters. zur Staats- und Herrschaftsmetaphorik in literarischen Zeugnissen v. der Antike bis zur Gegenwart (MMS 50). Mu¨ nchen 1983, S. 402. – Eckart Conrad Lutz: Rhetorica divina. Mhd. Prologgebete und die rhetorische Kultur des MA (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. V¨olker NF 82 [206]). Berlin/New York 1984 (Reg.). – Dagmar Gottschall: Das ‹Elucidarium› des Honorius Augustodunensis. ¨ Unters. zu seiner Uberlieferungsund Rezeptionsgesch. im deutschsprachigen Raum. Mit Ausg. ¨ der nd. Ubersetzung (TTG 33). Tu¨ bingen 1992, S. 56–60. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70). T¨ubingen 21994, S. 54–56. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen BJ MA. Mu¨ nchen 32000, S. 274–276. Sieben Freuden Mariens. – Andachtstexte zur Verehrung der Freuden Marias. Diese entwickelten sich seit dem 11./12. Jh. auf der Grundlage der Gaude-Mariengr¨uße. Urspr¨unglich wurden – wohl analog zu den f¨unf Wunden Christi – die f¨unf F. M. verehrt: Verk¨undigung, Christi Geburt, Auferstehung, Christi Himmelfahrt und Aufnahme Marias in den Himmel. Diese blieben bis ins Sp¨atMA Komponenten der Rosenkranzliteratur. Ab dem 13./14. Jh. verbreitete sich vermehrt die Betrachtung der S. F. M. Als freudvolle Ereignisse traten hinzu: Erscheinung (= Epiphanie) und Pfingsten. Man unterscheidet zwischen Irdischen und Himmlischen Freuden der Gottesmutter; Hilg stellt acht Leittypen der u¨ berlieferten Varianten heraus: I. Irdische Freuden. 1. Auferstehungstypus. a) Gaude virgo mater Christi, quae per aurem concepisti 269
um 1100 Schweifreim-Lied des 12. Jh., das in das Offizium Corona BMV (→ Bonaventura zugeschrieben) und in das Samstagsoffizium des Servitenordens aufgenommen wurde. Ausgaben: Ulysse Chevalier: Repertorium hymnologicum. Bd. 1. Louvain 1892, Nr. 7017, 7019. – Meerssemann 1960 (s. Lit.) S. 39. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. ser. nov. 12869, 167rv. – Bair. Bearbeitung: Mu¨ nchen, ¨ BSB, Cgm 462, 115v. – Bair. Ubersetzung: Eger, F´oegyh´azmegyei K¨onyvt´ar, Cod. U. X. 1. – Vers¨ubersetzung: → Hortulus animae – Bair. Vers¨ubersetzung: M¨unchen, UB, 8° cod. ms. 84, 131r. – Ebd., 8° cod. ms. 344, 155rv. b) Philippus cancellarius (?): Virgo templum trinitatis. Suffragium der S. F. M., Philipp dem Kanzler (gest. 1236) zugeschrieben. Ausgabe: Ulysse Chevalier: Repertorium hymnologicum. Bd. 2. Louvain 1897, Nr. 21899. ¨ Uberlieferung: Bair. Vers¨ubersetzung: Pannonhalma, Szent Benedekreng K¨ozponti-F¨ok¨onyyt´ara, Cod. 118. I. 46, 47v–50v, 14. Jh. – Rheinfr¨ankische ¨ Ubersetzung: Berlin, SBB, Mgo 504, 49v–56v. – Bair. Bearbeitungen: Budapest, UB, Cod. germ. 2, 71v–74v. – Berlin, SBB, Mgq 1572, 23v–26r. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 857, 40r–42r. ¨ c) Ave virgo virginum. Ndl. Ubersetzung in einem Gebetbuch: Br¨ussel, Kgl. Bibl., Hs. 21953, 363v–364v. Dazu Meertens (s. Lit.) S. 139. d) Selbstst¨andige dt. Dichtungen: F¨unf Freuden in zwei Sangspr¨uchen des 13. Jh., → Meißner IX,2 und → Reinmar von Zweter 18. Sieben Freuden in einem Gedicht von Peter → Suchenwirt. – Zehnstrophiges Schweifreimgedicht: M¨unchen, BSB, Cgm 117, 23v–29v. – 36 westmitteldt. Verse: Berlin, SBB, Mgq 1335, 63v–64r. 2. Darstellungs-Typus. Bei diesem Typus wurde vermehrt auf die Freude bei der Darstellung Jesu im Tempel Wert gelegt. Ndl. Prosabearbeitung: Mu¨ nchen, BSB, Cgm, 849, 220v–221v. e) Gaude virgo gloriosa. Lat. Kurzform (f¨unf Freuden). Vergleiche dazu das nd. Reimpaarlied in Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 1318, 77v–78v (14. Jh.; → Hildesheimer Nonnengebetbuch). f) Gaude virgo, stella maris. Ausgabe: Chevalier 1892, Nr. 7037. ¨ Dt. Ubersetzungen dieses in Ruf und Bitte zweigeteilten Reimpaarliedes: 270
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um 1100 Vers¨ubersetzung des Johannes → Sintram, zwei Autorfassungen 1415 bzw. 1415/20. Princeton, Univ. Library, MS Garrett 90, 176v–177r bzw. Leeds, Univ. Library, Brotherton Collection 102, 190v–110r. ¨ Alemannische Ubersetzung: Budapest, Akad. der Wiss., Cod. K. 538, S. 522–533. – Frankfurt/M., St/UB, Ms. germ. oct. 31, 138r/v. Rheinfr¨ankisch-mosell¨andisch: Ebd., Ms. praed. 184, 120r–121v. Ripuarisch: Darmstadt, UB/LB, Hs. 712, 302r–304v. Nd., k¨urzende Versbearbeitung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 289.3 Extrav., 255rv. – Ebd., Cod. Helmst. 1270, 11r–12v. – Ebd. 1313, 1rv. Erweiternde bair. Versbearbeitung: M¨unchen, BSB, Cgm 485, 127v–130r. Ripuarische Bearbeitung: Berlin, SBB, Mgo 451, 269v. – Budapest, Akad. der Wiss., Cod. K. 537, 258r–260v. – Darmstadt, UB/LB, Hs. 1908, 196v–197v. – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs 60269, 210r–212r. → Johannes von Neumarkt, 14. Jh. Dazu Joseph Klapper: Schr. Johanns v. Neumarkt (Vom MA zur Reformation VI 4). Berlin 1935, Nr. 75. – Ders.: Johann v. Neumarkt, Bischof und Hofkanzler (Erfurter theologische Stud. 17). Leipzig 1964, Nr. 26. Bair. Bearbeitungen des 15. Jh.: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 845, 227v–234r. – Salzburg, St. Peter, Cod. a. IV 36, 246r–295v. Freie Bearbeitung, bair., um 1200. Dazu Hjalmar J. Psilander: Mhd. Frauengebete in Upsala. In: ZfdA 49 (1908) S. 363–375, Z. 136–180. g) Meisterlieder. Ain liet daz der → Rotter sang, hier statt Epiphanie und Christi Himmelfahrt Mariae Empf¨angnis und Geburt. – Lied in → Rembers von Bibersee Kurzem Ton, vor 1440. Dresden, LB, Hs. M 13, 9r. Ausgabe: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, Nr. 430. Acht elfzeilige Strophen, Inc. Maria muter vnd frawe / hilf vns als wir dir trawe. Cambridge, Mass., Harvard University, Houghton Library, Ms Ger 74, 6rv (vor 1458/72). Dazu Eckehard Simon: Eine neu aufgefundene Sammelhs. mit Rosenpl¨utDichungen aus dem 15. Jh. In: ZfdA 102 (1973) S. 115–133. Lied in Konrad → Nachtigalls Sanftem Ton, vor 1532: Heidelberg, UB, Cpg 680, 60v–61v. 271
Sieben Freuden Mariens 3. Erscheinungs-Typus. Hier sind die Freuden der Kindheits- und Jugendgeschichte Jesu gegen¨uber den o¨ sterlichen Geschehnissen hervorgehoben. h) Speculum humanae salvationis, Kap. 45. Es zeigen sich Einfl¨usse des Schlusskapitels Gaude Maria, mater Christi pia, dives in deliciis der erweiterten Fassung des Heilspiegels aus dem Ende des 13. Jh. Ausgabe: Chevalier 1892, Nr. 6829. ¨ Bair. Ubersetzung: Salzburg, BenediktinerErzabtei St. Peter, Bibl., Cod. b VII 12, 381r–398v. Bair. Auswahl¨ubersetzung, um 1460. Dazu Franz Xaver St¨oger: Zwei der a¨ ltesten dt. Druckdenkm¨aler. M¨unchen 1833, S. 44–54. – Ferdinand Geldner: Die dt. Inkunabeldrucker. Bd. 1. Stuttgart 1968, S. 292 f. Freie Vers¨ubersetzung, nd., erste H¨alfte 14. Jh., eingegangen in den Großen Seelentrost, aber auch selbstst¨andig u¨ berliefert, u. a. Darmstadt, UB/LB, Hs. 1968, 211r–219v. – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs 22403, 185v–192v. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 300. 1 Extrav., 238v–239r. Dazu L¨ubben 1868 (s. Lit.) S. 21–28. – Ders.: Mnd. Grammatik nebst Chrestomathie und Glossar. Leipzig 1882, S. 135–139. – Meersseman 1958 (s. Lit.) S. 92–97. Nd. Bearbeitung: Großer → Seelentrost, drittes Gebot, Exempel 33–33a. Ausgabe: Margarete Schmitt: Ein nd. Erbauungsbuch des 14. Jh. (Nd. Stud. 5). K¨oln 1959, S. 102–120. Westfl¨amische Versbearbeitung: New York, Pierpont Morgan Library, Ms. 76, 13r–50v (erstes Viertel 15. Jh.). Dazu Hermanus Johannes Leloux: Eine mndl.-mnd. Reimfassung der S. F. M. In: NdJb 100 (1977) S. 43–71. K¨urzende bair. Versbearbeitung: Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter, Bibl., Cod. a III 33, 67r–68v. – Ebd., Cod. a IV 39, 28r–30v. – Ebd., Cod. b VII 12, 338v–343r. Nur genannt werden die Freuden der SpeculumFassung in der Septenarsammlung → Krone Unserer Lieben Frau. i) S. F. M. in der Tafel van den Kersten Ghelove, Sommerteil, Kap. 11, des Dominikaners → Dirk van Delft. j) Betrachtungsanleitungen in der Krone Unserer Lieben Frau von den S. F. M¨unchen, BSB, Cgm 4640, 1r–27v. 272
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Sieben Freuden Mariens k) Verk¨undigung, Heimsuchung, Geburt, Erscheinung, Auferstehung, Himmelfahrt, Mariae Himmelfahrt in einem Kreuzreim-Lied: Bonn, UB, Cod. S. 2051, 94r–95v. – Berlin, SBB, Mgo 38, 178r–179v. 4. Wiederfindungs-Typus. Freude bei der Wiederfindung Jesu im Tempel. l) Goldenes Krongebet (Teilfassung). Sieben der zehn Freuden dieses Gebets treten auch selbstst¨andig auf. Esztergom, Kathedralbibl., Mss. III. 171, 77r–79v. – Seeleng¨artlein (→ Hortulus animae). II. Himmlische Freuden. Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury (gest. 1170), soll diese auf eine Vision hin in Prosa und Versen bearbeitet haben. Die himmlischen Freuden lassen sich wiederum in vier Typen unterteilen: Freude dar¨uber, dass die Gottesmutter in ihrer Herrlichkeit die Engel und Heiligen u¨ bertrifft; Freude u¨ ber ihre Erleuchtung des himmlischen Hofes; u¨ ber die Ehrerbietung, die ihr die himmlischen Bewohner zollen; Freude u¨ ber Marias ¨ Ubereinstimmung mit dem Willen Gottes; u¨ ber die Belohnung ihrer Verehrer; u¨ ber ihre N¨ahe zu Gott und ihre Heilsgewissheit. ¨ 5. Uberbietungstypus. m) Visionsbericht und Gedicht des PseudoThomas Becket (Gesamtdarstellung). Ausgaben: AH 31 (1898) Nr. 189. – Stracke (s. Lit.) S. 10 f. – Meersseman 1960 (s. Lit.) S. 203 f. ¨ ¨ W¨ortliche Ubersetzung (fl¨amisch): Wien, ONB, Cod. ser. nova 12869, 167v–169v. ¨ Obd. Prosa-Ubersetzung: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 371, 116rv, 128r. – Ebd., Cgm 4700, 261r–266r. – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VII 50, 32v–34v. n) Aus dem Visionsbericht. na) Kurzfassung. Lat., 13. Jh.: Franz (s. Lit.) S. 164. – Stracke (s. Lit.) S. 10. ¨ W¨ortliche Ubersetzung, ndl.: ’s-Gravenhage, Kgl. Bibl., Hs. 72, 1–8, 171v–173r. ¨ Etwas freiere ndl. Ubersetzung: Averbode, Abtei, Arch. Nr. 317, Sectie IV, 53r–55v. – Darmstadt, UB/LB, Hs. 1964, 180r–181v. – Gent, UB, Hs. 205, II, 45r–47r. – Trier, StB, Hs. 1983/12, 8°, 204r–206r. Bair.: Mu¨ nchen, UB, 8° cod. ms. 227, 47rv, 49v, 50r. – Ebd., 8° cod. ms. 269, 111r–115r. – M¨unchen, BSB, Cgm 4637, 45v–46v. – auch in Der → Heiligen Leben, Exempel zu Marien Himmelfahrt. – Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter, Bibl., Cod. a. III. 24, 120v–121r. 273
um 1100 Schw¨abisch: Berlin, SBB, Mgo 766, 33rv. ¨ Freiere Ubersetzung: Seeleng¨artlein – Esztergom, Kathedralbibl., Mss. III 171, 79v–80r. – Greifswald, UB, Nd. Hs. 16, 8°, 196v–197v. – K¨oln, Hist. Arch. der Stadt, Cod. GB 8° 190, 123r–124r. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 4638, 94r–95v. – Ebd., UB, 8° cod. ms. 227 , 48v–49v. – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1870, ¨ S. 429–430. – Wien, ONB, Cod. 2748, 95rv. ¨ Freie ripuarische Ubersetzung: K¨oln, Hist. Arch. der Stadt, Cod. GB 4° 255, 112v–113r. Nd. Reimpaarbearbeitung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 1318, 78v–86v. nb) → Christan von Lilienfeld, Salutatio Gaude virgo laus cunctorum. Ausgabe: AH 41 (1903) S. 116. nc) Plenitudo-Fassung. Lat., 14. Jh.: Darmstadt, UB/LB, Hs. 1010, 88r. – Ebd., Hs. 2242, 83ra-rb. ¨ W¨ortliche Ubersetzung, ndl.: Br¨ussel, Kgl. Bibl., Hs. 4919, 89v–92v. – Ebd., Hs. 12078, 126r–129r. – St. Petersburg, SB, ms. Gollandskaja O.I,2, 89v–90v. Nd.: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. W 82, 230v–232r. Bair.: Berlin, SBB, Mgo 473, 64r–66v. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 97, 104r–107v. – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs 1737, 78r–79r. Niederrheinisch: Berlin, SBB, Mgo 585, 265r–270v. – Darmstadt, UB/LB, Hs. 1888, 267v–273r. Ripuarisch: Darmstadt, UB/LB, Hs. 1903, 243r–248r. – Ebd., Hs. 1937, 240v. ¨ Etwas freiere Ubersetzung, ripuarisch: Berlin, SBB, Mgo 451, 272r–273r. – Darmstadt, UB/LB, Hs. 1834, 249rv. – Ebd., Hs. 1908, 197v–198r. – Ebd. 1917, 167r–168v. – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs 60269, 212r–213v. Umkreis Johanns von Neumarkt: Klapper, Nr. 76. o) Pseudo-Thomas Becket: Gaude flori virginali. Ausgabe: Chevalier 1892, Nr. 6808–6810. Freie Vers¨ubertragung, fl¨amisch: Z¨urich, ZB, Cod. Rh. 187, 89v–91v. Mnd. Versbearbeitung: Berlin, SBB, mgq 1261, 236v–255v. – Bremen, SUB, mscr. c. 25, 197r–198r. – Hildesheim, Dombibl., Hs. 214, 162r–163r. – Osnabr¨uck, Staatsarch., Dep. 58 Hs C IX, Nr. 3. – Ebd., Dep. 58 Hs C XVI. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Aug. 697.24 Theol. 4°, 47r–50r. – Ebd., Cod. Helmst. 1272, 119v–121v. – ebd., Cod. Novi 1132, 80r–87v. Fl¨amische Prosabearbeitung: Br¨ussel, Kgl. Bibl., Ms. 11172, 168r–169r. 274
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um 1100 Ripuarisch: Budapest, Akad. der Wiss., Cod. K. 537, 260v–262r. 6. Erleuchtungs-Typus. Dichtungen dieses Typs beginnen mit dem Vergleich Marias mit der Sonne: Reimpaargedicht in Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. pal. lat. 545, 39v. – Uppsala, UB, Cod. C 498, 55v–59r. Ausgabe: Karl Bartsch: Die altdt. Hss. der UB in Heidelberg. Heidelberg 1887, S. 189. 7. Unmittelbarkeits-Typus. Hier ist die h¨ochste Freude, Marias Platz in unmittelbarer N¨ahe zur Dreifaltigkeit, vorangestellt. Die Texte entsprechen inhaltlich den Fassungen l) bis o). p) Gaude virgo mater Christi, quia sola meruisti. Ausgabe: Chevalier 1892, Nr. 7021, 7023. ¨ Ndl. Ubersetzung: Br¨ussel, Kgl. Bibl., Hs. 21953, 138v–139r, 351r–352r. – Gent, UB, Cod. 2364, 102r–103r. – ’s-Heerenberg, Stichting Huis Bergh, Hs. 6, 142v–144r. – K¨oln, Hist. Arch. der Stadt, Cod. W 77, 176v–179r. Bair.: N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs 114263 b, 112v–115r. ¨ 8. Uberf¨ uhrungs-Typus. In der K¨olner Umgebung verbreiteter Zyklus mit der sonst nicht angef¨uhrten Freude, dass Maria von Jesus in den Himmel gef¨uhrt werde. ¨ Uberlieferung: Darmstadt, UB/LB, Hs. 247, 268r. – Ebd., Hs. 1916, 99v. – Ebd., Hs. 1923, 245v. – ebd., Hs. 1932, 125v. – Ebd., Hs. 1944, 192r. – K¨oln, Hist. Arch. der Stadt, Cod. GB 8° 6, 203v–204r. – Ebd., Cod. W 57, 128v–129r. Literatur: VL2 8 (1992) Sp. 1158–1168; 11 (2004) Sp. 1429 f. – Elke Bayer u. a., MarLex 6 (1994) S. 154–157. – August L¨ubben: Mnd. Gedichte aus Hss. Oldenburg 1868. – Gustav Milchsack: Hymni et sequentiae. Halle 1886. – Adolph Franz: Die Messe im dt. MA. Freiburg i. Br. 1902, S. 162–165. – Jules Lutz/Paul Perdrizet: Speculum Humanae Salvationis. Bd. 1. Mulhouse 1907, S. 96–99, 240–244. – Stephan Beissel: Gesch. der Verehrung Marias w¨ahrend des MA. Freiburg i. Br. 1909, S. 630–637. – Maria Meertens: De Godsvrucht in de Nederlanden. Bd. 6 (Leuvense Studi¨en en Tekstuitgaven 14,6). Leuven 1934. – Mary Juliana Schroeder: Mary-Verse in Meistergesang (Studies in German 16). Washington 1942, S. 214–220. – Desiderius Adolf Stracke: Bijdrage tot de middelnederlandse devotie. De vreugden en we¨en van Maria I. In: Ons Geestelijk Erf 26 (1952) S. 7–22. – Gilles Gerard Meersseman: Von 275
Stuttgarter Legendar den Freuden Mariens. In: FS Wolfgang Stammler. Hg. v. der Phil. Fakult¨at der Univ. Freiburg. Freiburg/Schweiz 1958, S. 79–100. – Ders.: Der Hymnos Akathistos im Abendland. Bd. 2 (Spicilegium Friburgense 3). Freiburg/Schweiz 1960, S. 33–43, 195–205. – Luc Indestege: Een Diets Gebedenboek [...] (Koninklijke Vlaamse Academie voor Taalen Letterkunde. R. 3, Middelnederlandse uitgaven 37). Gent 1961. – Bernardino Barban: La corona dei sette Gaudi. In: Quaderni di Spiritualit`a francescana 5 (1963) S. 124–133. – Peregrine Maria Graffius: The ‹Corona Gloriose Virginis Marie›. In: Studi Storici dell’Ordine dei Servi di Maria 13 (1963) S. 5–54. – H. Hilg: Das ‹Marienleben› des Heinrich v. St. Gallen (MTU 75). M¨unchen 1981, S. 402 f. – Horst Brunner/Burghart Wachinger (Hg.): Repertorium der Sangspr¨uche und Meisterlieder [...] T¨ubingen 1986. – Hermanus Johannes Leloux: Maria’s ‹Zeven Vreugden› [...] In: FS Jan Deschamps. Hg. v. Elly Cockx-Indestege. Leuven 1987, S. 161–171. – Stefan Karl Langenbahn: Thomas v. Canterbury und die Marienverehrung. In: Kurtrierisches Jb. 1992, S. 31–63. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 286. SF Stuttgarter Legendar (Passional). – Lat. illuminiertes Legendar in drei B¨anden aus Hirsau. Die ersten zwei B¨ande enthalten ein Passional nur f¨ur die M¨artyrer, entstanden zwischen 1090 und 1120 (erster Band) bzw. 1120 und 1140 (zweiter Band); der dritte Band ist ein Liber confessorum nur f¨ur die Bekenner, er entstand zwischen 1140 und 1160. ¨ Uberlieferung: Stuttgart, LB, Cod. Bibl. Fol. 56, 57 und 58. Ausgabe: Maurice Coens: La vie de S. Magne de F¨ussen par Othloh de Saint-Emmeran. In: Analecta Bollandiana 81 (1963) S. 159–227, hier S. 184–227. Literatur: Guy Philippart: Legendare. In: VL2 5 (1985) Sp. 644–657, hier Sp. 651. – Wilhelm Levison: Conspectus codicum hagiographicorum. In: MGH SS rer. Merov. 7 (1920) Nr. 740–741. – Albert Boeckler: Das S. P. Augsburg 1923. – Coens (s. Ausg.). SF Rupert von Deutz (Rupertus Tuitiensis, Coloniensis; Rupert von St. Laurentius) OSB, * um 1075/80 (1076?) bei L¨uttich (?), † 4.3.1129/30 Deutz (heute zu K¨oln). – Theologe. 276
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Rupert von Deutz R. wurde in der Umgebung L¨uttichs geboren und schon als Kind als «puer oblatus» dem Benediktinerkloster St. Laurentius in L¨uttich u¨ bergeben. Eine Vita R.s liegt nicht vor; sein Lebenslauf muss aus Bemerkungen in seinen eigenen Werken erschlossen werden (vor allem 12. Buch des Matth¨auskommentars De gloria et honore Filii hominis). Er blieb in St. Laurentius bis 1116, nur dadurch unterbrochen, dass er 1092 im Verlaufe des Investiturstreits seinen Abt Berengar in eine dreij¨ahrige ´ Verbannung nach Evergnicourt (Picardie) folgte, die nach einer heftigen Auseinandersetzung mit dem Bischof Otbert von L¨uttich verh¨angt wurde (das Kloster war papsttreu, L¨uttich dem Kaiser verbunden). Otbert wurde (zu Recht) der Simonie bezichtigt. R. schildert den zerr¨utteten Zustand der Kirche in L¨uttich in seinen im Exil entstandenen Carmina de sancto Laurentio (Gedichtszyklus in unterschiedlichen Metren). Zugleich geben die Carmina aber auch ein erstes Zeugnis von R.s sp¨aterer Mariologie und Ekklesiologie. Zur¨uck in St. Laurentius widmete sich R. dem Schriftstudium und wurde Scholaster an der Klosterschule. Wegen seiner Ablehnung Otberts erfolgte R.s Priesterweihe erst 1108/09. Nach dem Tod Berengars verließ R. L¨uttich angesichts best¨andiger Lehrstreitigkeiten mit dem dortigen Klerus (zuletzt um seine Schrift De voluntate dei, eine kurze Abhandlung u¨ ber den Ursprung des B¨osen) und wechselte an die Abtei Michaelsberg in Siegburg. R. kehrte zur Konfliktl¨osung in den Jahren 1116/17 noch zweimal nach L¨uttich zur¨uck. Nach seinem zweiten Besuch reiste er weiter nach Laon und Chˆalonssur-Marne (heute Chˆalons-en-Champagne), um f¨uhrende Vertreter der Fr¨uhscholastik, → Anselm von Laon und → Wilhelm von Champeaux, aufzusuchen. Anselm starb, bevor R. in Laon eintraf, und ob es zu einer pers¨onlichen Begegnung mit Wilhelm (seit 1113 Bischof von Chˆalons) kam, ist nicht sicher. Ansonsten verlebte R. in Siegburg ruhige, aber auch arbeitssame Jahre, denn der Siegburger Abt Kuno (seit 1126 Bischof Konrad I. von Regensburg) erwies sich als engagierter F¨orderer von R.s theologischem Schrifttum. Im Januar 1121 wurde R. von Erzbischof Friedrich I. von K¨oln zum Abt von St. Heribert in Deutz erhoben. Dem Kloster stand er bis zu seinem Tode vor und verließ Deutz nur 1124 f¨ur eine Italienreise (Rom, Montecassino [?]). Die Anf¨ange in Deutz waren gepr¨agt von einem Streit mit → Norbert von Xanten um den Vorrang des Monastischen oder des 277
um 1100 Kanonischen, konkret um die Frage, ob Mo¨ nche auch seelsorgerisch t¨atig sein d¨urfen, was R. entschieden bejahte. Texte des Disputs werden von 21 Handschriften u¨ berliefert. R. ist der bedeutendste Protagonist der «monastischen Theologie» an der Schwelle zur Scholastik in Deutschland. Die Dimension seines theologische Œuvres ist ohne Beispiel seit der Zeit der Kirchenv¨ater, dabei beschr¨ankt sich die Entstehungszeit seiner u¨ berlieferten Schriften im Wesentlichen (mit Ausnahme der Carmina de sancto Laurentio) auf kaum mehr als zwei Jahrzehnte. Sein Werk umfasst u. a. Bibelkommentare, geschichtstheologische und liturgische Schriften, Hagiographisches, Gedichte und einen Sermon. Mit De divinis officiis erschien 1011 R.s erstes bedeutendes theologisches Werk anonym. Die theologische Meditation u¨ ber das Kirchenjahr (nach Vorlage von Amalarius’ von Metz Liber officialis) und v. a. die darin enthaltene heilsgeschichtliche Eucharistielehre erregte Widerspruch bei → Wilhelm von St. Thierry, → Alger von L¨uttich und sp¨ater auch Norbert von Xanten, der die Schrift als h¨aretisch bezeichnete. R.s geschichtstheologisches Hauptwerk ist De trinitate et operibus ¨ eius (1115/16, 42 B¨ucher, in der Uberlieferung in bis zu sechs Codices, urspr¨unglich als Kommentar zur gesamten Bibel angelegt). Als geschichtstheologische Bibelerkl¨arung ist es das erste Werk dieser Art seit Augustins De civitate Dei. R. entwickelte eine an der Trinit¨at orientierte christozentrische Periodisierung der Zeit, d. h. er deutete die Heilsgeschichte nicht im augustinischen Sinne anhand der sieben Weltzeitalter sondern nach den drei trinitarischen Perioden und ist so Vorl¨aufer von Joachim von Fiore. De trinitate wurde breit rezipiert und u. a. zitiert von → Dionysius dem Karth¨auser, Johann → Wessel von Gansfort, Andreas Osiander und Petrus Canisius. De victoria verbi Dei (1124/25), eine Heilsgeschichte von der Sch¨opfung bis zum Weltgericht, fasst R.s geschichtstheologisches Programm zusammen. Von seinen Bibelkommentaren (Johannesevangelium, Offenbarung, kleine Propheten, Hiob [verschollen]) verdienen die Commentaria in Cantica Canticorum (vor 1126) eine besondere Erw¨ahnung, war doch R. der erste, der statt einer ekklesiologischen eine konsequent mariologische Deutung des Hohen Liedes unternahm. Im Matth¨auskommentar De gloria et honore Filii hominis, super Matthaeum (1127/28) findet R.s 278
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um 1100 Lehre von der unkonditionierten Inkarnation (unabh¨angig vom S¨undenfall) ihren deutlichsten Ausdruck; R.s Konzept ist ein Vorgriff auf Johannes Duns Scotus. De incendio Tiutiensi ist die Schilderung eines Brandes in Deutz (August 1128), bei dem das Kastell teilweise niederbrannte, das Kloster aber verschont wurde. Das Ereignis wird von R. als Gottesgericht gedeutet gegen den Ausbau des Kastells zur Festung, durch den R. die Immunit¨at von Deutz gef¨ahrdet sah. ¨ ¨ Uberlieferung: Die Uberlieferung l¨asst sich ausnahmslos in drei Verbreitungsgebiete einteilen: Rhein-Maas-Gebiet, Nordfrankreich, Bay¨ ern/Osterreich. Von urspr¨unglich u¨ ber 300 Hss. sind etwa 200 erhalten, davon datieren rund die H¨alfte ins 12. Jh. – Vgl.: Rhabanus Haacke: Die ¨ Uberl. der Schriften R.s v. D. In: Dt. Arch. f¨ur Erforschung des MA 16 (1960) S. 397–436. – Ders: La tradition manuscrite de R. de Saint-Laurent ou de D. In: Saint-Laurent de Li`ege. Eglise, Abbaye et Hˆopital militaire. Mille ans d’hist. Hg. v. Rita Lejeune. L¨uttich 1968, S. 59–62. – Hubert Silvestre: La tradition manuscrite des œuvres de R. de D. In: Scriptorium 16 (1962) S. 336–345. – R. ¨ Haacke: Nachlese zur Uberl. der Schr. R.s v. D. In: Dt. Arch. f¨ur Erforschung des MA 26 (1970) S. 528–540. – H. Silvestre: Les manuscrit (1978) S. s des œuvres de R. de D. In: Revue B´en´edictine 88 (1978) S. 286–289. – Index Scriptoruim Operumque Latino-Belgicorum Medii Aevi 3,2. Br¨ussel 1979, S. 235–264. Ausgaben (Ausw.): Einzeldrucke seit 1487. Zu den zahlreichen Drucken des 16./17. Jh. vgl. VD 16 und VD 17. In dichter Folge erschienen umfangreiche Erstausgaben v. Johannes Cochl¨aus, K¨oln 1526–29. – Erste Opera Omnia: Arnoldus Mylius, K¨oln 1577. PL 167–170 (nahezu vollst. Ausg. auf der Grundlage Michel Pleunich, Venedig 1748–51). – MGH SS 12, S. 624–638 (De incendio Tiutiensi et de Cunone episcopo Ratisponensi). – MGH Ldl 3, S. 624–641 (Carmina de sancto Laurentio). – CCSL 7 (Liber de divinis officiis. 1967); 9 (Commentaria in Evangelium Sancti Iohannis. 1969); 21–24 (De sancta trinitate et operibus eius, 3 Bde. 1972), 26 (Commentaria in Canticum canticorum. 1974); 29 (De gloria et honore Filii hominis, super Matthaeum. 1979), alle hg. v. R. Haacke. – Maurice Coen: Un sermon in´edit de Rupert, abb´e de D., sur S. Pantal´eon. In: Analecta Bollandiana 55 (1937) S. 244–267. – Herbert Grundmann: Der 279
Rupert von Deutz Brand von Deutz 1128 in der Darstellung Abts R. v. D. [= De incendio Tuitiensi]: Interpretation und Textausg. In: DA 22 (1966) S. 385–471. – R. de D. De operibus Spiritus Sancti / Les œuvres du SaintEsprit (introd. et notes par Jean Gribomont, texte e´ tabli et trad. par Elisabeth de Solms) 2 Bde. Paris 1967/70. – R. v. D. De victoria verbi Dei. Hg. v. R. Haacke (MGH Quellen zur Geistesgesch. 5). Weimar 1970. Nachdr. 1991. – R. v. D. Vita Heriberti. Krit. Edition mit Komm. und Unters. Hg. v. Peter Dinter. (Ver¨off. des Hist. Ver. f¨ur den Niederrhein 13). Bonn 1976. – Maria Lodovica Arduini: Ruperto di D. e la controversia tra cristiani ed ebrei nel secolo XII. Con testo critico dell’ ‹Anulus seu dialogus inter Christianum et Iudaeum› a cura di R. Haacke. Rom 1979. – R. v. D. Liber de divinis officiis/Der Gottesdienst der Kirche. Auf der Textgrundlage der Edition v. R. Haacke neu hg., u¨ bers. und eingel. v. Helmut Deutz. 4 Bde. (Fontes Christiani 33,1–4). Freiburg u. a. 1999. ¨ Ubersetzungen (Ausw.): Die gottesdienstlichen Handlungen w¨ahrend des Kirchenjahres [De divinis officiis]. Aus dem Lat. v. Johann Nepomuk Oischinger. Schaffhausen 1846. – Wilhelm Becker: Der Brand v. Deutz im Jahre 1128. In: Rechtsrheinisches K¨olner Jb. f¨ur Gesch. und Landeskunde 6 (1980) S. 121–140 (Ausz¨uge). – Os meum aperui. ¨ Die Autobiogr. R.s v. D. Ubersetzt und mit einem Nachw. versehen v. Walter Berschin (Schriftenreihe des Zentrums Patristischer Spiritualit¨at Koinonia 18). K¨oln 1988. – Commentaria in Canticum Canticorum/Kommentar zum Hohenlied. Lat./dt. ¨ Ubers. und eingel. v. Helmut u. Ilse Deutz. 2 Bde. (Fontes Christiani 70,1–2). Turnhout 2005. – Briefe (Ausw.): Wilhelm Oehl: Dt. Mystikerbriefe des MA. 1100–1550. M¨unchen 1931, S. 1–46. Literatur: Sabine Schmolinsky, Killy 10 (1991) S. 79–81. – R. Haacke/Franz Josef Worstbrock, VL2 8 (1992) Sp. 402–414. – Klaus-Gunther Wesseling, BBKL 8 (1994) Sp. 1021–1031 – Wolfgang Beinert, LexMA 7 (1995) Sp. 1107. – Schulthess/Imbach (1996) S. 584. – M. L. Arduini, TRE 24 (1998) S. 474–483. – Pius Engelbert, LThK3 7 (1999) Sp. 1366f – Daniel Schwenzer: ‹De officiis›. In: Lexikon theolog. Werke (2003) S. 189 f. – Heinrich Holze, RGG4, 7 (2004) Sp. 676. – Joseph Bach: Dogmengesch. des MA vom christologischen Standpunkte oder Ma. Christologie vom 8. bis 16. Jh. 2 Bde. Wien 1873/75, Bd. 1, S. 412–414; 2, S. 423–426. – Rudolf Rocholl: R. v. D. Ein Beitr. zur Gesch. der Kirche im 12. Jh. 280
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Rupert von Deutz G¨utersloh 1886. – Martin Grabmann: Die Gesch. der scholastischen Methode 2. Freiburg/Br. 1911, Nachdr. Graz 1957, passim. – Alois Dempf: Sacrum Imperium. Geschichts- und Staatsphilosophie des MA und der politischen Renaissance. Mu¨ nchen/ Berlin 1929, 21962. Darmstadt 41973, S. 233–238. – Egid Beitz: R. v. D. Seine Werke u. die bildende Kunst (Ver¨off. des K¨olner Geschichtsver. 4). K¨oln 1930. – Wilhelm Kamlah: Apokalypse und Geschichtstheologie. Berlin 1935, S. 75–114. – H. Silvestre: Les citations et r´eminiscences classiques dans l’œuvre de R. de D. In: R´evue d’histoire e´ cclesiastique 55 (1950) S. 140–174. – Ders.: Le ‹Chronicon s. Laurentii Leodiensis› dit de R. de D. Etude critique (Recueil de travaux d’histoire et de philologie 3,43). Louvain 1952. – Maria Elisabeth G¨ossmann: Die Verk¨undigung an Maria. Im dogmatischen Verst¨andnis des MA. M¨unchen 1957, S. 81, 87–89. – H. Silvestre: R. de Saint-Laurent et les auteurs classiques. In: M´elanges Felix Rousseau: ´ Etudes sur l’Histoire du Pays Mosan au Moyen Age. Br¨ussel 1958, S. 541–551. – Friedrich Ohly: Hoheliedstudien. Grundz¨uge einer Gesch. der Hoheliedauslegung des Abendlandes bis um 1200 (Schr. der Wiss. Gesellsch. an der Univ. Frankfurt/M. Geisteswiss. 1). Wiesbaden 1958, S. 121–134. – Johann Beumer: R. v. D. u. seine ‹Vermittlungstheologie›. In: Mu¨ nchner theologische Zs. 4 (1953) S. 255–270. – Mariano Magrassi: Teologia e Storia nel pensiero de R. di D. (Studia Urbaniana 2). Rom 1959. – Josef Semmler: Die Klosterreform v. Siegburg. Ihre Ausbreitung und ihr Reformprogramm im 11. und 12. Jh. (Rheinisches Arch. 53). Bonn 1959. – Reginhard Spilker: Maria-Kirche nach dem Hoheliedkomm. des Rupertus v. D. In: Maria et Ecclesiae. Acta Congressus Mariologici-Mariani Lourdes, 1958. Bd. 3. Rom 1959, S. 291–317. – Joseph Ratzinger: Die Geschichtstheologie des hl. Bonaventura. M¨unchen 1959. Neuaufl. St. Ottilien 1992, S. 97. – R. Haacke: Die weite Verbreitung der Schr. eines Siegburger M¨onches: R. v. D. In: Siegburger Stud. 1 (1960) S. 105–125. – Leo Scheff¨ czyk: Kirche und Uberl. In: FS J. R. Geiselmann. Freiburg i. Br. u. a. 1960, S. 90–118. – Wilhelm Kahles: Gesch. als Liturgie. Die Geschichtstheologie des R. v. D. (Aevum Christianum 3). Mu¨ nster 1960. – H. Silvestre: La date de la naissance de R. de D. et la date de son d´epart pour Siegburg. In: Scriptorium 16 (1962) S. 345–348. – Ders.: Les autographes d’Adrien d’Oudenbosch et la date de la mort de R. de D. In: Scriptorium 18 (1964) 281
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Brieger Psalmenfragmente loh 1991, S. 229–239. – Edith Maria Scheiber: Inkarnation bei R. v. D. Zum Verh¨altnis v. Vorherbestimmen und Vorherwissen Gottes: Zs. f¨ur kath. Theologie 115 (1993) S. 121–138. – Klaus Schreiner: Nobilitas Mariae. Die edelgeborene Gottesmutter und ihre adeligen Verehrer: Soziale Pr¨agungen und politische Funktionen ma. Adelsfr¨ommigkeit. In: Maria in der Welt. Marienverehrung im Kontext der Sozialgesch. 10.-18. Jh. Hg. v. Claudia Opitz u. a. (Clio Lucernensis 2). Z¨urich 1993, S. 213–242, hier S. 228. – Meinolf Schumacher: ¨ R. v. D. erz¨ahlt eine Fabel. Uber Inkonsequenzen in der ma. Kritik weltlicher Dichtung. In: Poetica 31 (1999) S. 81–99. – Bardo Weiß: Mystik und Institution. Zu den Visionen R.s v. D. (Theos 35). Hamburg 2000. – Anton Leichtfried: Trinit¨atstheologie als Geschichtstheologie. ‹De sancta Trinitate et operibus eius› R.s v. D. (Stud. zur systematischen und spirituellen Theologie 37). W¨urzburg 2002. – Martijn Schrama: The office in honour of Saint Augustine. An unknown work of R. of D. In: Augustiniana 54 (2004) S. 589–651. – Wanda Zemler-Cizewski: R. of D. and the law of the stray wife. Anti-Jewish allegory in ‹De sancta trinitate et operibus eius›. In: Recherches de Th´eologie Ancienne et M´edi´evale 75 (2008) S. 257–269. – Heinz Finger u. a. (Hg.): R. v. D. Ein Denker zwischen den Zeiten? Internationales Symposion der Erzbisch¨oflichen Di¨ozesan- und Dombibliothek K¨oln und des Inst. f¨ur christliche Philosophie der Leopold-Franzens-Univ. Innsbruck (20. bis 22. September 2007). K¨oln 2009. VZ Brieger Psalmenfragmente. – Vermutlich aus dem Anfang des 12. Jh. stammende dt. Interlinearversion. ¨ Uber dem lat. Text, der haupts¨achlich dem Psalterium Gallicanum folgt, ist die Interlinearversion eingetragen; diese scheint aus einer a¨ lteren Vorlage kopiert worden zu sein. Dt. und lat. Text wurden von derselben Hand geschrieben; die Sprache der Fragmente weist ins Hochdt., vielleicht ins Bairische. ¨ Uberlieferung: Brieg/Brzeg, Gymnasialbibl., o. S. (hochdt., eher bair. als alemannisch, aus ahd. Vorlage; drei Pergamentbll., verschollen). Textbestand: Ps 38,10–39,3; 39,10–14; 40,7–14; 41,6–11; 48,19–49; 49,16–50,3. Ausgaben: Oskar Guttmann: Einige kleine Funde aus der Bibl. des Kgl. Gymnasiums zu Brieg. 284
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Millst¨atter Blutsegen Progr. Hirschberg 1875, S. 3–5, hier S. 3 f. (Nr. I). – Karl Bartsch: Bruchst¨ucke zweier Psalmen¨ubersetzungen I. In: Germania 23 (1878) S. 58–62. – Kriedte (s. Lit.) S. 133–135. Literatur: Kurt Erich Sch¨ondorf, VL2 1 (1978), Sp. 1036. – Horst Kriedte: Dt. Bibelfragm. in Prosa des 12. Jh. Halle/S. 1930, S. 41–44. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 57 (Nr. 49). – Wolfgang Haubrichs u. a. (Hg.): Aspekte des 12. Jh. Freisinger Kolloquium 1998 (WolframStud. 16). Berlin 2000, S. 163. SF Fr¨ankische Psalmenfragmente. – Dt. Interlinearversion, Anfang des 12. Jh. ¨ Uber dem lat. Text, der im Wesentlichen dem Psalterium Gallicanum folgt, ist von einer Hand eine dt. Interlinearversion, die wahrscheinlich auf eine a¨ltere Vorlage zur¨uckgeht, eingetragen; Spra¨ che und Uberlieferungsgeschichte lokalisieren das Fragment ins Rheinfr¨ankische. ¨ Uberlieferung: Wien, Haus-, Hof- und Staatsarch., Cod. 1060 (Suppl.), zwei Doppelbl¨atter mit Textbeschnitt (Perg., 12. Jh.). Textbestand: Lat.-dt. Text: Ps 88,16–20; 88,22–26; 88,27–32; 88,34–38; 90,14–91,3; 91,5–8; 91,10–14; 91,16–92,3. Ausgaben: Anton E. Sch¨onbach: Bruchst¨ucke einer fr¨ankischen Psalmen-Version. In: ZfdA 45 (1901) S. 177–186. – Horst Kriedte: Dt. Bibelfragmente in Prosa des XII. Jh. Halle/Saale 1930, S. 136–140. Literatur: Kurt Erich Sch¨ondorff, VL2 2 (1980) Sp. 822. – Kriedte (s. Ausg.) S. 45–48. – K. E. Sch¨ondorf: Die Tradition der dt. Psalmen¨uber¨ setzung. Unters. zur Verwandtschaft und Ubersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther (Mitteldt. Forschungen 46). K¨oln/Graz 1967, S. 45 f. (Nr. 3). BJ Abdinghofer Blutsegen Ad restringendum sanguinem. – Sp¨atahd. Prosa-Zaubersegen. Der Segen ist in einen lat. Aderlasstraktat eingef¨ugt, er z¨ahlt zu den sog. «Longinussegen», in denen durch den biblischen Kriegsknecht Longinus verursachte Seitenwunde Christi berufen wird, um eine blutende Wunde zu stillen. Ein lat. Lon285
1. H¨alfte 12. Jh. ginussegen mit ahd. W¨ortern (Z¨urcher Blutsegen Longinus miles) ist in der Handschrift Z¨urich, ZB, Cod. Rh. 51, 23r (10. Jh.) u¨ berliefert; Parallelen weisen der → Bamberger, der → Straßburger und der Trierer Blutsegen (→ Ad catarrum dic) auf. ¨ Uberlieferung: New York, Pierpont Morgan Libr., MS M.863, 5v (Perg., Kloster Abdinghof in Paderborn, erste H¨alfte/Mitte 12. Jh., rheinfr¨ankisch). Ausgaben: Carl Selmer: An Unpublished Old German Blood Charm. In: Journal of English and Germanic Philology 51 (1952) S. 345–354. – Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary, and Critical Bibliography. Diss. Washington University St. Louis 1963 (Ann Arbor, Mich. 1984) S. 110 f., 115. – Mu¨ ller (s. Lit.). Literatur: Hans-Hugo Steinhoff, VL2 1 (1978) Sp. 6. – Elias v. Steinmeyer: Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916, S. 378–380. – Ferdinand Ohrt: Die a¨ ltesten Segen u¨ ber Christi Taufe und Christi Tod in religionsgeschichtlichem Lichte (Historisk-filologiske meddelelser 25,1). Kopenhagen 1938, S. 45–72. – Irmgard Hampp: Beschw¨orung, Segen, Gebet. Unters. zum Zauberspruch aus dem Bereich der Volksheilkunde (Ver¨off. des Staatlichen Amtes f¨ur Denkmalpflege Stuttgart. Reihe C, 1) Stuttgart 1961, S. 201–211. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tu¨ bingen 1988, S. 35–81, hier S. 58 (Nr. 56). – Ders.: Die dt. Zauber¨ spr¨uche und Segen im Kontext ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 15. – Stephan M¨uller: A. B. In: Canossa 1077 – Ersch¨utterung der Welt. Gesch., Kunst und Kultur am Anfang der Romanik. Bd. 2. Kat. Hg. v. Christoph Stiegemann/Matthias Wemhoff. Mu¨ nchen 2006, S. 465 (Nr. 552). SF Millst¨atter Blutsegen Der heligo christ war geboren ce betlehem. – Fr¨uhmhd. gereimter Zaubersegen, Anfang 12. Jh. Der M. B., auch Blutsegen aus St. Blasien oder Wiener Blutsegen genannt, wird zur Gruppe der 286
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1. H¨alfte 12. Jh. sog. «Jordansegen» (→ Ad fluxum sanguinis narium) gez¨ahlt; er umfasst 14 Verse, ein epischer Teil (Vers 1–6) erz¨ahlt aus dem Leben Jesu und von der Taufe durch Johannes im Jordan, der in eine Reihe mit den hl. Orten Bethlehem und Jerusalem gestellt wird; die anschließende dreifache Segensformel umfasst die Verse 7–14 und beschw¨ort das rinnende Blut stillzustehen, ebenso wie der Jordan bei der Taufe Jesu stehengeblieben sei. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 1705, 32r (Perg., Millstatt, Anfang 12. Jh., su¨ dwestdt.; eingetragen auf dem Schlussbl. des ersten Teils einer lat. Sammelhs. aus f¨unf Teilen, die erst im 15. Jh. zusammengebunden wurden; Teil I stammt vielleicht aus St. Blasien im Schwarzwald). – Ferner nahezu wortw¨ortlich in: Uppsala, UB, Cod. C 664, hinteres Spiegelbl. (Perg., zweites Viertel 13. Jh.). – ¨ Wien, ONB, Cod. 2817, 29r (14. Jh.). – Berlin, SBB, Mgq 1484, 315v (15. Jh.). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa. aus dem 8.-12. Jh. Zwei Bde. Berlin 31892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich 1964) Bd. 1, S. 180 (Nr. 47,1). – Gerhard Eis: Der M. B. in einer Memminger Hs. In: Studia Neophilologica 36 (1964) S. 207–210. – Werner H¨over/Eva Kiepe: Epochen der dt. Lyrik. Bd. 1. Mu¨ nchen 1978, S. 44 f. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 228. Literatur: Hans-Hugo Steinhoff, VL2 6 (1987) Sp. 531; 11 (2004) Sp. 1005. – Monika Schulz: Wund- und Blutbeschw¨orungen, In: VL2 11 (2004) Sp. 1683–1690, hier Sp. 1688 f. – Ferdinand Ohrt: Zu den Jordansegen. In: Zs. f¨ur Volkskunde 39 (1930) S. 269–274. – Hermann Menhardt: Der sog. M. B. aus St. Blasien. In: ZfdA 85 (1954/55) S. 197–202. – Ders.: Verz. der altdt. literarischen ¨ Hss. der ONB. Bd. 1 (Ver¨off. des Inst. f¨ur dt. Sprache und Lit. 13). Berlin 1960, S. 53 (Lit.). – Eis (s. Ausg). – Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary, and Critical Bibliography. Diss. Washington University St. Louis 1963 (Ann Arbor, Mich. 1984) S. 124 f. – Hubert Houben: St. Blasianer Hss. des 11. und 12. Jh. (Mu¨ nchener Beitr. zur Medi¨avistik und Renaissance-Forschung 30). Mu¨ nchen 1979, S. 67. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: 287
Altdeutsche Exodus Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 60 (Nr. 90) und S. 72 (Nr. 235). – Ders.: Die dt. Zauberspr¨uche und Se¨ gen im Kontext ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, hier S. 14, 16 f. und 47. – Holzmann (s. Ausg.) S. 117. SF Altdeutsche Exodus. – Fr¨uhmhd. Bibelepos, um 1120/30. ¨ Die wohl in Osterreich entstandene A. E. ist – jeweils im Anschluss an Genesis und Physiologus – in zwei Handschriften u¨ berliefert. M enth¨alt die gesamte Dichtung (3316 gereimte Kurzverse), der a¨ ltere Text in W bricht bei V. 1480 ab (zus¨atzlich L¨ucke V. 1401–1454). Gemeinsame Vorlage ist das biblische Buch Exodus bis zum Ende des Siegeslieds Moses nach dem Durchzug durch das Rote Meer (15,19). Wie dem Dichter der a¨lteren Genesis ist der Dichter der A. E. – unter Verzicht auf eine Auslegung – auf eine lebendige Handlung bedacht. Durch Aufnahme von Motiven aus der adligen Lebenswelt seines Publikums aktualisiert er seine Vorlage (z. B. bei der Schilderung der a¨ gyptischen Plagen erscheinen Kr¨oten und Heuschrecken als unritterliche und ritterliche Heere). Gegen¨uber der Altdt. Genesis weist die A. E. in Reim- und Verstechnik Fortschritte auf. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2721, 159r–183r (Perg., letztes Viertel 12. Jh., bair.o¨ sterr.) (W). – Klagenfurt, Landesarch., Cod. GV 6/19, 102r–135r (Perg., um 1200 oder fr¨uhes 13. Jh., [s¨ud]bair.-¨osterr.) (M) (→ Millst¨atter Hs.). Ausgaben: Wiener Text: Hans Ferdinand Maßmann (Hg.): Dt. Gedichte des zw¨olften Jh. und der n¨achstverwandten Zeit (Bibl.dt.Nat.-Lit. I, 3,1). Quedlinburg/Leipzig 1837 (Nachdr. Hildesheim/New York 1969) S. 326–342. – August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben: Fundgruben f¨ur Gesch. dt. Sprache und Lit. Tl. 2. Breslau 1837, S. 85–101. – Millst¨atter Text: Joseph Diemer (Hg.): Genesis und Exodus nach der Millst¨atter Hs. Bd. 1. Wien 1862 (Nachdr. Niederwalluf 1971), S. 119–164. – Krit. Text: Ernst Kossmann (Hg.): Die a. E. Mit Einleitung und Anm. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der 288
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Altdeutsche Exodus germ. V¨olker 5). Straßburg u. a. 1886. – Papp (s. Lit.) S. 109–205. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 88–99. – Ursula Hennig, VL2 1 (1978) Sp. 276–279. – De Boor/ Newald 1 (91979) S. 151–153. – Gisela VollmannProfe/Red.: Exodus (A. E.). In: Killy2 3 (2008) S. 344 f. – Diemer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 58–69. – Fedor Bech/J. Diemer: Zu Genesis und E. In: Germania 8 (1863) S. 466–489. – Karl Bartsch: Zu Genesis und E. In: ebd. 9 (1864) S. 213–217. – Wilhelm Scherer: Geistliche Poeten der dt. Kaiserzeit. Zu Genesis und E. 2 Bde. Straßburg 1874/75. – ¨ Friedrich Vogt: Uber Genesis und Exodus. In: PBB (Halle) 2 (1876) S. 208–317, 586–592. – Paul Piper: Das Gedicht v. Joseph nach der Wiener und der Vorauer Hs. nebst einigen Angaben u¨ ber die ¨ Uberl. der u¨ brigen alttestamentlichen dt. Texte des 11. Jh. In: ZfdPh 20 (1888) S. 258–289, 430–480. – Otto Pniower: Die Abfassungszeit der altdt. E. In: ZfdA 33 (1889) S. 73–97. – P. Piper: Die Milst¨atter Genesis. Die Milst¨atter E. In: K¨urschners Dt. National-Litteratur 162 (1898) S. 253–260. – ¨ Emil Kreibich: Uber die Wiener und Millst¨atter Hs. der Genesis. In: Jahres-Ber. des CommunalRealgymnasiums in Tetschen a.E. 5 (1903/04) S. 3–39. – Otto Behaghel: Zur Technik der mhd. Dichtung. In: PBB (Halle) 30 (1905) S. 431–564. – Albert M¨unscher: Die B¨ucher Moses der Vorauer Hs. Eine grammatisch-metrische Unters. Diss. Marburg 1907. – Engelbert Hertel: Die Verse v. mehr als vier Hebungen in der fr¨uhmhd. Dichtung. Diss. Marburg 1908. – Fritz Bulthaupt: Milst¨ater Genesis und Exodus. Eine grammatisch-stilistische Unters. Diss. Berlin 1908. Nachdr. New York u. a. 1970. – Alfred Weller: Die fr¨uhmhd. Wiener Ge¨ nesis nach Quellen, Ubersetzungsart, Stil und Syntax. Diss. Berlin 1912. Nachdr. New York u. a. 1967. – Gotthard Kr¨omer: Die Pr¨apositionen in der hd. Genesis und Exodus nach den verschiede¨ nen Uberl. Unters. zur Bedeutungslehre und zur Syntax. Diss. Leipzig 1914. Nachdr. in: PBB (Halle) 39 (1914) S. 403–523. – Albert Blumenr¨oder: Die Quellenberufungen in der mhd. Dichtung. Diss. Marburg 1922. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300 mit bes. Ber¨ucksichtigung der Meß- und Tagzeitenliturgie. Diss. Heidelberg 1923. Nachdr. Frankfurt/M. 1927. Heldesheim 1973. – Helmut de ¨ Boor: Uber Brechung im Fr¨uhmhd. In: FS Eduard Sievers. Halle/Saale 1925, S. 478–503. Wieder in: 289
1. H¨alfte 12. Jh. Ders.: Kleine Schr. 1. Berlin 1964, S. 246–266. – Carl Wesle: Fr¨uhmhd. Reimstud. Jena 1925. – H. de Boor: Fr¨uhmhd. Sprachstil. In: ZfdPh 51 (1926) S. 244–274; 52 (1927) S. 31–76. – Edward Schr¨oder: Zur dt. Lit. des 12. Jh. 1. Die Aussetzung des Moses. In: ZfdA 67 (1930) S. 73–80. – Siegfried Stein: Die Ungl¨aubigen in der mhd. Lit. v. 1050–1250. Diss. Heidelberg 1933. Nachdr. Darmstadt 1968. – Albert Bayer: Der Reim v. Stammsilbe auf Endsilbe im Fr¨uhmhd. und seine Bedeutung f¨ur die sprachl. und lit. Chronologie. Diss. T¨ubingen 1932. Nachdr. Schramberg 1934. – E. Schr¨oder: Zur E.: Termin und Publicum. In: ZfdA 72 (1935) S. 239 f. – Siegfried Beyschlag: Das AT in fr¨uher dt. Dichtung. In: Zeitwende 12,2 (1936) S. 242–250. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Leipzig 1941. Nachdr. New York u. a. 1970. – Albert Leitzmann: Lexikalische Probleme in der fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung (Abh. der Preußischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Klasse 18). Berlin 1942. – A. Leitzmann: Zur Heimatfrage der E. In: ZfdA 80 (1944) S. 162–170. – Wolfgang Stammler: Die Anf¨ange weltl. Dichtung in dt. Sprache. In: ZfdPh 70 (1948/49) S. 10–32. – Hermann Menhardt: Die Bilder der Millst¨atter Genesis und ihre Verwandten. In: Carinthia 144 (1954) S. 248–371. – S. Beyschlag: Die Entstehung der epischen Großform in fr¨uher dt. Dichtung. In: Wirkendes Wort 5 (1954/55) S. 6–13. – Werner Schr¨oder: M¨onchische Reformbewegungen und fr¨uhdt. Literaturgesch. In: Wiss. Zs. der Martin-Luther-Universit¨at Halle-Wittenberg, Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 4 (1954/55) S. 237–248. – H. Menhardt: Zur Herkunft der Vorauer Hs. In: PBB (T¨ub.) 78 (1956) S. 394–452; 80 (1958) S. 48–66. – Heinz G. Jantsch: Stud. zum Symbolischen in fr¨uhmhd. Lit. Diss. M¨unchen 1960. – Cornelis Soeteman: Dt. geistl. Dichtung des 11. und 12. Jh. Stuttgart 1963. 21971. – Ewald Erb: Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis 1160 1,2. Berlin 1964. Nachdr. Berlin 1982. – Edgar Papp: Die altdt. E. Unters. und krit. Text (Medium Aevum 16). M¨unchen 1968. – W. Schr¨oder: The altdt. E. A Crusading Epic? In: Modern Language Review 64 (1969) S. 334–339. – Hartmut Freytag: Die Theorie der allegorischen Schriftdeutung und die Allegorie in dt. Texten besonders des 11. und 12. Jh. Bern/Mu¨ nchen 1982. – Fritz Peter Knapp: Die Lit. des Fr¨uhund HochMA [...] v. den Anf¨angen bis zum Jahre ¨ 1273 (Gesch. der Lit. in Osterreich v. den Anf¨angen bis zur Gegenwart 1). Graz 1994, S. 109–111. BJ 290
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1. H¨alfte 12. Jh. Ava (Frau Ava), † wahrscheinlich 1127 in oder bei Melk. – Verfasserin bibelepischer Dichtungen. A. ist die erste namentlich bekannte Autorin in dt. Sprache. Sie ist die Verfasserin eines Zyklus von vier k¨urzeren geistlichen, vorwiegend heilsgeschichtlichen epischen Dichtungen. Ihr Name wird im Epilog des letzten Textes des Zyklus genannt. H¨ochstwahrscheinlich ist sie identisch mit der «Ava inclusa», deren Tod 1127 von den Annalen des Benediktinerstifts Melk und anderen o¨ sterr. Klosterchroniken mitgeteilt wird. Aufgrund der weiten Verbreitung dieser nekrologischen Meldung ist auf ein hohes Ansehen der Inkluse A. zu schließen. Da sich A.s Dichtungen, worauf u. a. der Gebrauch der Volksprache hindeutet, offensichtlich an ein weltliches Publikum richten, d¨urfte A. sich erst nach deren Abfassung in ihren sp¨ateren Lebensjahren aus dem weltlichen Leben zur¨uckgezogen haben. Zu den Gr¨unden f¨ur die conversio gibt es keine Hinweise. Weitere Kenntnisse u¨ ber A. lassen sich nur aus ihrer Dichtung selbst ziehen: So gibt A. in der Schlussbitte der letzten Dichtung nicht nur ihren Namen an, sondern auch, Mutter zweier erwachsener S¨ohne zu sein, von denen einer bereits verstorben sei. Diese waren offenbar beide geistlich gebildet und konnten so ihre Mutter theologisch beraten. Die vier Werke Johannes (446 Verse), Leben Jesu mit einem Anhang u¨ ber die sieben Gaben des heiligen Geistes (2418 Verse), Antichrist (118 Verse) und J¨ungstes Gericht (406 Verse) sind in Reimpaarversen mit einem vierhebigen Grundschema verfasst. Da ¨ die zwei Uberlieferungstr¨ ager (12. und 14. Jh.) zeitlich weit auseinanderliegen, ergeben sich prim¨ar formal bedingte, doch mitunter betr¨achtliche Textvarianzen. Im a¨lteren Codex wird das Versmaß frei ausgef¨ullt und die Verse schließen oft mit Assonanzen, was in der sp¨ateren Handschrift gegl¨attet ist zugunsten einer regelm¨aßigen Vierhebigkeit und reiner Reime. Die beiden Redaktionen scheinen dabei auf unterschiedlichen Textvorlagen zu beruhen. Die vier Dichtungen A.s sind trotz ihrer formalen und inhaltlichen Selbstst¨andigkeit und Geschlossenheit deutlich aufeinander bezogen. Sie spannen einen heilsgeschichtlichen Bogen von der Ank¨undigung der Geburt Johannes des T¨aufers, die im Lukasevangelium der Ank¨undigung der Erl¨osergeburt direkt vorausgeht, bis zu Christi Wiederkehr am j¨ungsten Tag. Die kompositorische Abfolge innerhalb der einzelnen Werke orientiert sich an 291
Ava den liturgischen Schriftlesungen des Kirchenjahres mit einem Schwerpunkt auf den Perikopen des Weihnachts- und Osterfestkreises. Denkbar ist, dass A. neben dem NT selbst ein bestimmtes Lektionar oder ein Brevier f¨ur die Komposition ihrer Dichtungen herangezogen hat. Ob A. weitere m¨ogliche Quellen, wie etwa Bibelkommentare herangezogen hat, ist umstritten. Vermutlich war sie mit der fr¨uhmhd. Bibeldichtung (Altdt. Genesis) vertraut, und es ist wahrscheinlich, dass sie von Predigten zu den Perikopen beeinflusst wurde. Im Johannes schildert A. das Leben des T¨aufers losgel¨ost von der Vita Jesu. Der heilsgeschichtliche Schwerpunkt des Zyklus wird bereits in V. 3 explizit: «wie die zit aneviench / das die alte e ¨ zerchiench». Eine inhaltliche Uberschneidung mit dem Leben Jesu gibt es nur bei der Verk¨undigung von Christi Geburt. Die Schilderung des Erl¨oserlebens als Hauptereignis der Heilsgeschichte nimmt im Zyklus den breitesten Raum ein. A.s Interesse gilt hier weniger den Wundern und Gleichnissen; im Zentrum stehen die Person Jesu in ihrer G¨ottlichkeit und die wichtigen Stationen ihres Lebens. Den Frauengestalten der Evangelien, vor allem den B¨ußerinnen, r¨aumt A. in ihrer Erz¨ahlung einen bemerkenswerten Raum ein. Auf die Schilderung der Auferstehung folgt ein freier Pfingstbericht und der Auszug der Apostel. Eine Charakterisierung der vier Evangelisten und die Begr¨undung des Bischofsamtes Petri beschließen das Leben Jesu. Das sich anschließende Gedicht u¨ ber den Heiligen Geist wird in der Regel als selbstst¨andiger Anhang bewertet. Es kn¨upft inhaltlich an den Pfingstbericht des Leben Jesu an, in dem die sieben Gaben bereits erw¨ahnt werden. In Anlehnung an die augustinische Tradition werden die sieben Gaben mit den sieben Seligpreisungen der Bergpredigt assoziiert. Die Dichtung Antichrist orientiert sich inhaltlich in der ersten H¨alfte an Christi Wiederkunftsrede von Mt 24,1 ff. Die eigentliche Schilderung des Wirkens des Antichristen auf Erden wird in der zweiten H¨alfte der Dichtung nur knapp geschildert. Im Abschluss des Zyklus J¨ungstes Gericht verbindet A. die Schilderungen der k¨unftigen Ereignisse mit ganz konkreten Ermahnungen zur richtigen Lebensweise, die zur Errettung des Individuums f¨uhrt. Die Schilderung der H¨ollenqualen oder der Ausblick auf die Freuden des ewigen Lebens lassen die Erz¨ahlfreude A.s erkennen, doch ist ihre Hauptintention par¨anetischer Art. Ihre Anverwandlung theologischer Gelehrsamkeit will einem Laienpublikum geistliche Orientierungshilfe sein. 292
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Ava Trotz der geringen Variationsm¨oglichkeiten innerhalb der Tradition der Bibelepik hat A. ein Werk mit individuellem Charakter erschaffen. Ihre Ausgestaltung eines zusammenh¨angenden Werkzyklus ist dabei als Beitrag zur Entwicklung der gr¨oßeren epischen volkssprachlichen Dichtung besonders zu w¨urdigen. ¨ Uberlieferung: Vorau, Stiftsbibl., Cod 276, 115va–125ra (Perg., letztes Viertel 12. Jh., bair.o¨ sterr.); Johannes und Leben Jesu, V. 405–669 fehlen (V). – G¨orlitz, Bibl. der Oberlausitzischen Ges. der Wiss., Cod. A III.1.10, 1ra–24rb (Perg., 14. Jh., bair., bebildert); verschollen (G). – Zu den Hss.: Karl Helm: Unters. u¨ ber Heinrich Heslers Evangelium Nicodemi. In: PBB 24 (1899) S. 85–187, hier S. 90–92. – Hermann Menhardt: Zur Herkunft der Vorauer Hs. In: PBB (T¨ub.) 78 (1956) S. 394–452, hier S. 429 f. – Ders.: Ein fr¨uher Teildruck der G¨orlitzer Ava-Hs. (G). In: PBB (T¨ub.) 81 (1959) S. 111–115. Ausgaben: Faks. V: Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. (Kodex 276 – II. Teil). Faks.-Ausg. des Chorherrenstiftes Vorau unter Mitwirkung v. Karl Konrad Polheim. Graz 1958. – Diplomatischer Abdruck V: Joseph Diemer: Dt. Gedichte des XI. und XII. Jh. Wien 1849 (Nachdr. Darmstadt 1968) S. 229–292. – Diplomatischer Abdruck G: [A.] H. Hoffmann [von Fallersleben]: Vom Leben und Leiden Jesu, vom Antichrist und vom Ju¨ ngsten Gericht, ein Gedicht aus dem XII. Jh. In: Ders.: Fundgruben f¨ur Gesch. dt. Sprache und Litteratur. Bd. 1. Breslau 1830 (Nachdr. Hildesheim 1969) S. 127–204. – Paul Piper: Die Gedichte der A. In: ZfdPh 19 (1887) S. 129–196, 275–321. – Friedrich Maurer: Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. Tu¨ bingen 1965, S. 381–513. – Helmut de Boor: MA. Texte und Zeugnisse. 1. Teilbd. (Die dt. Lit. 1,1). Mu¨ nchen 1965. 21988, ¨ S. 106–110 (Leben Jesu, mit Ubers.). – F. Maurer: Die Dichtungen der Frau A. (ATB 66). T¨ubingen 1966. – Kurt Schacks: Die Dichtungen der Frau A. Graz 1986. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann: A.: Das j¨ungste Gericht. In: Dies.: Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 728–751 ¨ (mit Ubers.). – Fr¨uhmhd. Lit. Mhd./Nhd. Aus¨ wahl, Ubers. und Komm. v. Gisela Vollmann-Profe (RUB 9438). Stuttgart 1996, S. 34–57, 239–243. ¨ Ubersetzungen: A.’s New Testament narratives. ‹when the old law passed away›. Introduction, 293
1. H¨alfte 12. Jh. translation, and notes by James A. Rushing. Kalamazoo 2003 (engl.). – Arianna Doria: Frau A. ¨ Forschungsbericht, Komm. und italienische Ubersetzung. Triest 2003. Bibliographien: Cornelis Soeteman: Dt. geistliche Dichtung des 11. und 12. Jh. (Slg. Metzler 33). Stuttgart 1963. 21971. – Bernhard Sowinski: Lehrhafte Dichtung des MA (Slg. Metzler 103). Stuttgart 1971. – Achim Masser: Bibel- und Legendenepik des dt. MA (Grundlagen der Germanistik 19). Berlin 1976. Literatur: Ehrismann 2,1 (1932) S. 116–118.– Edgar Papp, VL2 1 (1978) Sp. 560–565. – De Boor/ Newald 1 (91979) S. 153–155. – Ursula Schulze, LexMA 1 (1980) Sp. 1281 f. – Herbert Kolb, MarLex 1 (1988) S. 306 f. – LThK3 1 (1993) Sp. 1305. – Gisela Vollmann-Profe/Red., Killy2 1 (2008) S. 266 f. – Wilhelm Scherer: Geistliche Poeten der dt. Kaiserzeit 2. Drei Slg. geistlicher Gedichte (Quellen und Forschungen zur Sprachund Culturgesch. der germ. V¨olker). Straßburg 1875, S. 64–77. – Paul Piper: Die geistliche Dichtung des MA. Erster Teil: Die biblischen und die Mariendichtungen (Dt. National-Litt. 3,1). Berlin/Stuttgart 1888 (Nachdr. Tokyo/Tu¨ bingen 1974) S. 223–234. – Helmut de Boor: Fr¨uhma. Stud. Halle 1926, S. 151–182. – Edward Schr¨oder: Aus der Gelehrsamkeit der Frau A. In: ZfdA 66 (1929) S. 171 f. – Richard Kienast: A.-Studien 1–3. In: ZfdA 74 (1937) S. 1–36, 277–308; 77 (1940), S. 85–104. – Maria Elisabeth G¨ossmann: Die Verk¨undigung an Maria. Im dogmatischen Verst¨andnis des MA. M¨unchen 1957, S. 99–103, passim. – Baarbara Tillmanns: Die sieben Gaben des Heiligen Geistes in der dt. Lit. des MA. Diss. Kiel 1962. – Rosemarie W¨olfert: Wandel der religi¨osen Epik zwischen 1100 und 1200. Dargestellt an Frau A.s Leben Jesu und der Kindheit Jesu des Konrad v. Fussesbrunnen. Diss. T¨ubingen 1963. – Gertrude Wesenick: Fr¨uhmhd. Dichtung des 12. Jh. aus der Wachau. Frau A.s Gedichte. Diss. masch. Wien 1963. – Max Wehrli: Sacra poesis. Bibelepik als europ¨aische Tradition. In: Die Wiss. von dt. Sprache und Dichtung. Methoden, Probleme, Aufgaben. FS F. Maurer. Hg. v. Siegfried Gutenbrunner. Stuttgart 1963, S. 262–283. Wieder in: Ders.: Formen ma. Erz¨ahlung. Aufs¨atze. Z¨urich u. a. 1969, S. 51–71. – F. Maurer: Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. T¨ubingen 1964, S. 27–30; Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 371–380 (vgl. dazu Werner Schr¨oder: Zu alten und neuen 294
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1. H¨alfte 12. Jh.
Die a¨ ltere Judith / Die drei Junglinge ¨ im Feuerofen
Theorien einer altdt. ‹binnengereimten Langzeile›. In: PBB [T¨ub.] 87, 1965, S. 150–165. – Ders.: Zu F. Maurers Neuedition der dt. religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. In: ebd. 88, 1966, S. 249–284. – Ders.: Noch einmal zu F. Maurers Neuedition der dt. religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. In: ebd. 93, 1971, S. 109–138.) – Eoliba Greinemann: Die Gedichte der Frau A. Diss. Freiburg i. Br. 1967. – Achim Masser: Bibel, Apokryphen und Legenden. Geburt und Kindheit Jesu in der religi¨osen Epik des dt. MA. Berlin 1969. – Doris Walch: Caritas. Zur Rezeption des ‹mandatum novum› in altdt. Texten (GAG 62). G¨oppingen 1973. – Bernd Naumann: Ein- und Ausg¨ange fr¨uhmhd. Gedichte und die Predigt des 12. Jh. In: Stud. zur fr¨uhmhd. Lit. – Cambridger Colloquium 1971. Hg. v. L. Peter Johnson. Berlin 1974, S. 37–57. – Ernst Ralf Hintz: Frau A. In: Semper idem et novus. FS Frank Banta. Hg. v. Francis G. Gentry (GAG 481). G¨oppingen 1988, S. 209–230. – Christian Thelen: Das Dichtergebet in der dt. Lit. des MA (Arbeiten zur Fr¨uhMAforschung 18). Berlin/New York 1989 (Reg.). – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1496–1504. – K. Schacks: Lemmatisierte Konkordanz zu den Dichtungen der Frau A. Bern u. a. 1991. – Barbara Thoran: Frau A.s ‹Leben Jesu› – Quellen und Einfl¨usse. Eine Nachlese. In: Dt. Lit. und Sprache v. 1050–1200. FS Ursula Hennig. Hg. v. Annegret Fiebig/Hans-Jochen Schiewer. Berlin 1995, S. 321–331. – Barbara Gutfleisch-Ziche: Volkssprachliches und bildliches Erz¨ahlen biblischer Stoffe. Die illustrierten Hss. der ‹Altdt. Genesis› und des ‹Leben Jesu› der Frau A. Frankfurt/M. u. a. 1997. – Ernst Ralf Hintz: Differing voices and the call to judgment in the poems of ‹Frau A.›. In: Medieval German Voices in the 21st Century. Hg. v. Albrecht Classen. Amsterdam 2000, S. 43–60. – Bruno Quast: Vom Kult zur Kunst. Tu¨ bingen 2005, S. 90–107, passim. – Manuela Niesner: Deutung durch Erz¨ahlung. Zur Heilung des Blindgeborenen in A.s ‹Leben Jesu›. In: Vom vielfachen Schriftsinn im MA. Hg. v. Freimut L¨oser/Ralf G. P¨asler. Hamburg 2005, S. 343–364. – Aleksandra Prica: Frau A.: Johannes und Leben Jesu (um 1120). In: Literarische Performativit¨at. Lekt¨uren vormoderner Texte. Hg. v. Cornelia Herberichs/Christian Kiening (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen 3). Z¨urich 2008, S. 82–99. VZ Die a¨ ltere Judith / Die drei Junglinge ¨ im Feuerofen. – Fr¨uhmhd. geistliche Gedichte, Anfang bzw. erstes Drittel des 12. Jh. 295
Die beiden Gedichte beschließen in der «Vorauer Sammelhandschrift» aus dem letzten Viertel des 12. Jh. eine Sammlung von fr¨uhmhd. geistlicher Kleindichtung, die eine a¨ ltere rheinfr¨ankische Sammlung zur Vorlage hat. Weitere enthaltene Texte sind die → Summa Theologiae, das → Lob Salomons und die → J¨ungere Judith (letztere stammt allerdings vermutlich aus einer anderen unabh¨angigen Quelle). Die bair.-¨osterr. Niederschrift weist noch rheinfr¨ankische Sprachmerkmale auf. Im Codex bilden beide Gedichte eine Einheit, d. h. sie gehen ohne Absatz oder große Initiale nahtlos ineinander u¨ ber. Trotzdem sind sie jeweils urspr¨unglich selbstst¨andig und es ist von zwei Verfassern auszugehen: Die u¨ berlieferte Einheit ist sekund¨ar, aber ein bewusster Gestaltungsakt der Handschriftenredaktion. Die inhaltlichen, der besseren Anpassung der Texte aneinander dienenden Eingriffe d¨urften schon in der Vorlage der Vorauer Handschrift gestanden haben. Ein Grund f¨ur die Kompilation ist sicherlich der Umstand, dass sowohl in ¨ ¨ J.) als auch in Die drei J¨unglinge der Alteren Judith (A. im Feuerofen (Drei J.) der babylonische K¨onig Nabuchodonosor (Nebukadnezar) vorkommt, der innerhalb der Vorauer Zusammenstellung geistlicher Texte als negatives Gegenbild zum gerechten und weisen K¨onig Salomon im Lob Salomons fungiert. ¨ J. bilden Die zwei Verse, die den Anfang der A. (gekennzeichnet in der Handschrift durch kleine Initiale), lassen sich ebenso als Res¨umee der vorhergehenden Drei J. lesen und stellen so ein Bindglied der beiden Texte dar, das auf beide gleichzeitig verweist. Die Drei J. umfassen 82 unterschiedlich lange und bis zu achthebige Endreimverse in sie¨ J. enth¨alt 136 vorwiegend ben Abschnitten, die A. vierhebige und (mit einiger Freiheit) endgereimte Verse in 13 Abschnitten. Diese jeweils unterschiedlich langen Abschnitte d¨urfen als fr¨uhe Form der Strophe bezeichnet werden. Die Drei J. sind eine k¨urzende christliche Umdichtung von Dan 3 im Stil einer M¨artyrerlegende. Es kommt den Protagonisten eine aktivere Rolle zu als in der alttestamentarischen Vorlage, indem sie hier von ihrem eigenen missionarischen Eifer angetrieben werden. Im Feuerofen, in den sie geworfen werden, erscheinen sie als christliche M¨artyrer, die ¨ treu im Glauben verbleiben. Außerst geschickt ist es, daß der Dichter das abschließende Lob Gottes den Heiden in den Mund legt. ¨ J. deutet den apokryphen Die anschließende A. biblischen Judithstoff auf das MA um, und ihr Ver296
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Die a¨ ltere Judith / Die drei Junglinge ¨ im Feuerofen fasser l¨asst bei seiner freien Ausgestaltung des Stoffes auch einen Burggrafen und einen Bischof auftreten. Daher besteht Unsicherheit in der Frage, ob er den Bibeltext selbst zur Vorlage hatte, oder ob der Stoff ihm m¨undlich vermittelt wurde, wof¨ur auch die f¨ur m¨undliche Tradierung typischen formelhaften Elemente (Wahrheitsbeteuerungen, Re¨ J. deeinf¨uhrungen, Wiederaufnahmen) in der A. sprechen. Doch scheint die eben nicht nur komprimierende sondern auch akzentuierende Umgestaltung des Stoffes mehr Absicht als Kontamination zu sein, was wiederum f¨ur die Textkenntnis ¨ J. w¨utet Holofernes des Dichters spricht. In der A. und zieht vor die belagerte Stadt Bathania (Bethulia im Bibeltext), Judith sucht das feindliche Lager auf und wird von Holofernes zur Frau begehrt (und nicht nur f¨ur eine Liebesnacht wie im Bibeltext). W¨ahrend der Hochzeitsfeier entwendet Judith das Schwert des Holofernes, nachdem sie ihn und die Hochzeitsg¨aste betrunken gemacht hat (in der biblischen Judith betrinkt sich Holofernes in Vorfreude auf die Nacht ohne Judiths Zutun). So kommt Ju¨ J. eine aktivere Rolle zu (¨ahnlich dith in der A. wie bei den Drei J.), als es in der biblischen Vorlage der Fall ist. Es folgt in der Schlussstrophe, die eine nachtr¨agliche Hinzudichtung zu sein scheint, das Gebet Judiths und eine Engelserscheinung, die Gottes Auftrag vermittelt, Holofernes zu t¨oten und Israel zu befreien. Dass der eigentliche Mordakt und H¨ohepunkt der Handlung fehlt, legt nahe, dass der urspr¨ungliche Schluss der Umdichtung der verantwortlichen Redaktion nicht mehr vorlag oder diese ihn getilgt hat. Beide geistlichen Gedichte entziehen sich einer eindeutigen literarhistorischen gattungsspezifischen Einordnung. Ihrem Charakter kommt man am n¨achsten, wenn man ihre Ausgestaltung als balladenhaft bezeichnet, weswegen sie in der Forschung mitunter auch als «biblische Balladen» bezeichnet werden. ¨ Uberlieferung: Vorau, Stiftsbibl., Cod. 276, 99va–100va. Ausgaben: Josef Diemer: Dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Wien 1849, S. 115–123. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 133–136 (Nr. XXXVI, Drei J.), 136–141 ¨ J.). – Albert Waag: Kleinere (Nr. XXXVII, A. dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. (ATB 10) Halle 297
1. H¨alfte 12. Jh.
1890. 21916, S. 36–43. – Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. Kodex 276, II. Tl. Hg. v. Chorherrenstift Vorau unter Mitwirkung v. Karl Konrad Polheim. Graz 1958 (Faks.). – Erich Henschel/Ulrich Pretzel: Die kleinen Denkm¨aler der Vorauer Hs. ¨ J.). – T¨ubingen 1963, S. 78–83 (Drei J), 84–93 (A. Friedrich Maurer: Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12.Jh. Bd. 1. Tu¨ bingen 1964, S. 402–407. – Helmut De Boor: MA (Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse 1,1. Hg. v. Walter Killy im Verein mit Helmut de Boor u. a.). Berlin 1965 (Nachdr. Mu¨ nchen 1988) S. 224–227. – Hans Joachim Gernentz: Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Leipzig 1970, 51987, S. 183–189 – Werner Schr¨oder: Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Auswahl v. Albert Waag neu hg. Bd. 1 (ATB 71). T¨ubingen 1972, S. 56–67 (mit vollst. Bibliogr. bis 1970). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann: Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 718–727 ¨ J., mit Ubers.). ¨ (A. – Fr¨uhmhd. Lit. Mhd./Nhd. ¨ Auswahl, Ubers. und Komm. v. Gisela Vollmann¨ J.), Profe (RUB 9438). Stuttgart 1996, S. 58–67 (A. 243–247 (Drei J.). Literatur: Ehrismann 2, 1 (1922) S. 102–104. – Werner Schr¨oder, VL2 1 (1978) Sp. 288–294. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 156 f. – Gisela Vollmann-Profe/Red.: Drei J. In: Killy2 3 (2008) ¨ J. In: Killy2 6 (2009) S. 100 f. – Claudia H¨andl: A. ¨ S. 197 f. – Konrad Hofmann: Uber die mhd. Gedichte v. Salomon und Judith und Verwandtes. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-philol. und Hist. Kl. 1 (1871) S. 553–561. – Albert Waag: Die Zusammensetzung der Vorauer Hs. In: PBB 11 (1886) S. 109–119. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 230–234, 234–237. – Anton Wallner: Zur a¨ . J. In: ZfdA 41 (1897) S. 76. – Valentin Teuber: Die ma. Gedichte v. der Judith in ihrem Verh¨altnisse zueinander untersucht. Progr. Komotau 1906/07. – Eduard Sievers: Zur a¨. J. (Prager dt. Stud. 8) 1908. – A. Wallner: Pfaffendichtung 1. Salomon und Judith. In: PBB 43 (1918) S. 181–198. – Hedwig Biebricher: Zur Metrik der Gedichte ‹Memento mori›, ‹Ezzos Gesang› und ‹Nabuchodonosor›. Diss. Frankfurt/M. 1925, S. 80–133. – Regine Str¨umpell: Der Parallelismus als stilistische Erscheinung in der fr¨uhmhd. Dichtung. In: PBB 50 (1926) S. 163–191. – Otto Baltzer: Judith in der dt. Lit. Berlin 1930. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Bd. 1. Leipzig 1941, S. 104–107. – Wolfgang Stammler: Zur 298
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1. H¨alfte 12. Jh. staufischen Judith-Ballade. In: ZfdPh 70 (1948/49) S. 32–36. – Erich Henschel: Zur a¨. J. In: PBB (T¨ub.) 73 (1951) S. 304 f.; 75 (1953) S. 414–420. – Hermann Menhardt: Zur Herkunft der Vorauer Hs. In: PBB (T¨ub.) 78 (1956) S. 394–452. – Karl Konrad Polheim: Die Struktur der Vorauer Hs. In: Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. (wie Ausg.) S. V–XXII. – Werner Schr¨oder: Die drei J. Die ¨ J. Uberl., ¨ A. Stoff, Form (Abh. der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Kl. der Akad. der Wiss. und der Lit. zu Mainz 5) Mainz 1976. Wieder in: Ders.: Fr¨uhe Schr. zur a¨ ltesten dt. Lit. Stuttgart 1999, S. 145–254. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1490–1495. – K. K. Pohlheim: Das fr¨uhmhd. ¨ J.›. Gedicht von Gottes Gewalt. ‹Drei J.›, ‹Die A. In: ‹Der Buchstab t¨odt – der Geist macht lebendig›. FS Hans-Gert Roloff. Bern u. a. 1992, Bd. 1, S. 379–397. – Johannes Marb¨ock: Judit in der Vorauer Hs. 276. Literarische Spiegelungen einer biblischen Frauengestalt im MA. In: Gott-Bild gebrochen durch die Moderne. FS Karl M. Wochitz. Hg. v. Gerhard Larcher. Graz 1997, S. 370–381. – Wiebke Freytag: Zur topischen Verarbeitung v. ¨ J.› Hrabans Allegorese in den ‹Drei J.› und in der ‹A. oder: ‹descriptio›, ‹epitheton›, ‹sermonicatio› und andere Pr¨asentationsformen fiktiver ‹historia›. In: Aspekte des 12. Jh. Freisinger Kolloquium 1998. Hg. v. Wolfgang Haubrichs (Wolfram-Studien 16). Berlin 2000, S. 192–234. – Henrike L¨ahnemann: Hystoria Judith. Dt. Judithdichtungen vom 12. bis zum 16. Jh. (Scrinium Friburgense 20). Berlin/New York 2006. VZ Das Lob Salomons. – Geistliches Gedicht, entstanden erste H¨alfte des 12. Jh. Das urspr¨unglich selbstst¨andige alttestamentliche Episodengedicht L. S. wurde in die → Vorauer Hs. 276 aufgenommen. Es stammt aus derselben rheinfr¨ankisch-mitteldt. Quelle wie die in unmit¨ telbarer Nachbarschaft stehende → Alteren Judith und die Drei J¨unglinge im Feuerofen. Der Verfasser ist unbekannt, wahrscheinlich war er ein Geistlicher. Der Stil ist von der am Lateinischen geschulten ¨ geistlichen Ubersetzungsprosa beeinflusst. Das 258 Verse umfassende Gedicht erz¨ahlt zentrale Ereignisse aus dem Leben Salomons, wobei das Hauptinteresse des Dichters der Darstellung der prachtvollen Hofhaltung Salomons und seiner Friedensherrschaft gilt. Fu¨ r seine Entscheidung gegen den irdischen Reichtum und f¨ur die Weisheit 299
Das Lob Salomons wird Salomon von Gott reichlich belohnt. Im Zusammenhang mit der Vollendung des Tempelbaus in Jerusalem wird die auch Salomo und der Drache genannte Drachenepisode (V. 51–116) erz¨ahlt. Der mit List u¨ berwundene Drache muss das Geheimnis preisgeben, wie man die Steine f¨ur den Bau des Tempels ohne Eisenwerkzeuge zurechtschneiden kann. Der sich in Ton und Versbau deutlich von den anderen Passagen des Gedichts unterscheidende Abschnitt ist wahrscheinlich ein urspr¨unglich auf eine talmudische Sage zur¨uckgehendes selbstst¨andiges Gedicht, das der Autor in das L. S. einbaute. Ein dritter Teil berichtet vom Besuch der K¨onigin von Saba, die Salomon preist. In einer allegorischen Auslegung wird anschließend Salomon (rex pacificus) als Gott und Gottessohn gedeutet; die K¨onigin von Saba verweist auf die Kirche. ¨ Uberlieferung: Vorau, Stiftsbibl., Cod. 276, 98va–99va (Perg., Vorau, letztes Viertel 12. Jh., bair.o¨ sterr.). Ausgaben: Josef Diemer (Hg.): Dt. Gedichte des XI. und XII. Jh. aufgefunden im regulierten Chorherrenstifte zu Vorau in der Steiermark. Wien 1849, S. 105–114. – Karl Goedeke: Dt. Dichtung im MA. Hannover 1854. Neuausg. Dresden 1871. – Paul Piper: Die geistl. Dichtung des MA 1. Berlin 1888, S. 207–214. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892. Nachdr. Berlin/Z¨urich. Bd. 1, S. 124–133 (Nr. XXXV). – Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. Faks.-Ausg. des Chorherrenstiftes Vorau unter Mitwirkung v. Karl Konrad Polheim. Graz 1958. – Erich Henschel/Ulrich Pretzel (Hg.): Die kleinen Denkm¨aler der Vorauer Hs. T¨ubingen 1963, S. 62–73 (L. S.), 74–77 (Salomon und der Drache). – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. T¨ubingen 1964, S. 321–326. – Kleinere dt. Gedichte des 11. u. 12. Jh. Nach der Auswahl v. Albert Waag neu hg. v. Werner Schr¨oder. Bd. 1. T¨ubingen 1972, S. 43–55 (Lit.). – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Ausg. v. A. Waag hg. v. Hans Joachim Gernentz. Leipzig 51987, S. 176–183. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 702–717 ¨ (mit Ubers.). – Sovereignty and Salvation in the Vernacular, 1050–1150. Das Ezzolied, das Annolied, die Kaiserchronik, vv. 247–667, das L. S., His300
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Friedberger Christ und Antichrist toria Judith. Introduction, Translations, and Notes by James A. Schultz. Kalamazoo 2000. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 99–102. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 136 f. – Rolf Eckart, KLL 4 (1968) Sp. 1552 f. – Werner Schr¨oder, VL2 5 (1985) Sp. 875–880. – Ernst Hellgardt/Red., Killy2 7 (2010) S. 460 f. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 223–230. – Heinrich Schammberger: Zum Gedichte ‹L. S.›. Diss. Leipzig 1910 (mit Versuch zur Wiederherstellung der ‹Urform› ¨ und Anderungsvorschl¨ agen v. E. Sievers). – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300. Mit besonderer Ber¨ucksichtigung der Meß- und Tagzeitenliturgie. Diss. Heidelberg 1923 (Nachdr. Hildesheim 1973). – Edward Schr¨oder: L. S. In: ZfdA 61 (1924) S. 48. – Samuel Singer: Salomo und der Drache. In: AfdA 44 (1925) S. 97 f. – Helmut de Boor: Fr¨uhmhd. Sprachstil. In: ZfdPh 52 (1927) S. 31–76. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Leipzig 1941 (Nachdr. New York u. a. 1970). – Artur Rossmann: Wort und Begriff der Wahrheit in der fr¨uhmhd. Lit. Diss. T¨ubingen 1953. – Hermann Menhardt: Zur Herkunft der Vorauer Hs. In: PBB (T¨ub.) 78 (1956) S. 394–452; 80 (1958) S. 48–66. – Maurer 1964 (s. Ausg.; mit Forschungsbericht und Bibliogr.). – Peter F. Ganz: On the Unity of the Middle High German L. S. In: Mediaeval German Studies. Presented to Frederick Norman Professor of German in the University of London. London 1965, S. 46–59. – Werner Schr¨oder: Zur Form des ‹L. S.› genannten fr¨uhmhd. Gedichts (Abh. der Marburger Gelehrten Ges. 2 ). M¨unchen 1971, S. 63–101. Wieder in: Ders.: Fr¨uhe Schr.en zur a¨ltesten dt. Lit. Stuttgart 1999, S. 105–144. – Michael Curschmann: Texte – Bilder – Strukturen. Der ‹hortus deliciarum› und die fr¨uhmhd. Geistlichendichtung. In: DVjs 55 (1981) S. 379–418. – David J. Halperin: The ‹Book of Remedies›, the canonization of the Solomonic writings, and the riddle of PseudoEusebius. In: The Jewish Quarterly Review 72 (1982) S. 269–292. – Peter Knotz: Erz¨ahlung, Be¨ lehrung, Uberzeugung. Die Formen der Heilsverinnerlichung in fr¨uhmhd. religi¨oser Dichtung dargestellt an f¨unf kleineren Denkm¨alern der Vorauer Hs. Diss. Wien 1989. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1482–1490. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. &1–63. BJ 301
1. H¨alfte 12. Jh. Friedberger Christ und Antichrist. – Fragment eines Leben Jesu, um 1120/30. Der Darstellungsstil des erhaltenen Bruchst¨ucks eines in der Wetterau wahrscheinlich f¨ur Adlige oder Geistliche entstandenen Leben Jesu in ungleichlangen Langzeilenstrophen ist knapp. Die u¨ berlieferten Verse des neunten Blatts handeln von Geburt und Taten des Antichrist. ¨ Uberlieferung: Gießen, UB, Hs. 660a, Fragm., Reste von neun Bl¨attern, z.T. Doppelbll. (Perg., Anfang 13. Jh., mittelfr¨ankisch-hessisch). Ausgaben: Karl Weigand: Altmitteldt. Evangelienharmonie. In: ZfdA 7 (1849), S. 442–448 (Teilabdruck). – Ders.: Zur altmitteldt. Evangelienharmonie. In: ebd. 8 (1851) S. 258–274. – Karl Mu¨ llenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Z¨urich) Bd. 1, S. 100–113 (Nr. XXXIII). – Paul Piper: H¨ofische Epik. Dritter Tl.: Nachahmer Wolframs und Gotfrids. Kleinere Epen und Chroniken (Dt. National-Litteratur 4). Stuttgart o. J. [1893] (Nachdr. Tokyo/T¨ubingen 1974) S. 715–721. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. u. 12. Jh. Bd. 2. Tu¨ bingen 1965, S. 106–123. ¨ Ubersetzung: Christ und Antichrist. Eine Geistliche Dichtg des 12. Jh. aus Friedberg i. d. W. In neues Dt. ubertragen v. Wilhelm Hans Braun. ¨ Friedberg 1936. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 121 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 155. – Edgar Papp, in: VL2 2 (1980) Sp. 923 f. – Oskar Schade: Veterum monumentorum theodiscorum decas. Diss. Halle 1860. – Karl Bartsch: Rezension zu ‹Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh.›, hg. v. Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer. In: Germania 9 (1864) S. 55–68, hier S. 59. – Arthur Amelung: Beitr. zur dt. Metrik. Halle/Saale 1871. – Paul Piper: Die geistl. Dichtung des MA 1. Berlin 1888. – Anton E. Sch¨onbach: Altdt. Funde aus Innsbruck. In: ZfdA 33 (1889) S. 339–394; 35 (1891) S. 209–237. – Max Roediger: Bemerkungen zu den Denkm¨alern. In: ZfdA 33 (1889) S. 412–423. – John Meier: Stud. zur Sprach- und Literaturgesch. der Rheinlande. In: PBB (Halle) 16 (1891) S. 64–114. – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 197–201. – Otto Behaghel: Rezension zu ‹Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa›, hg. v. K. Mu¨ llenhoff/W. Scherer. In: Literaturbl. f¨ur germ. und romanische Philologie 10 (1892) Sp. 331. – Karl Reuschel: Unters. zu den dt. Weltgerichtsdichtungen 302
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1. H¨alfte 12. Jh. des 11. bis 15. Jh. Diss. Leipzig 1895. – Friedrich v. der Leyen: F. C. u. A. In: Ders.: Kleine Beitr. zur dt. Lit.gesch. im 11. und 12. Jh. Halle/Saale 1897, S. 56–61. – August Gr¨unewald: Die lat. Einschiebsel in den dt. Gedichten v. der Mitte des 11. bis gegen Ende des 12. Jh. Diss. G¨ottingen 1908. – Wilhelm Hans Braun: C. und A. Ein Friedberger Literaturdenkmal aus dem 12. Jh. In: Friedberger Geschichtsbl¨atter 9 (1930) S. 129–134. – Josef Adamek: Vom r¨omischen Endreich der ma. Bibelerkl¨arung. Diss. Mu¨ nchen 1938. – Artur Rossmann: Wort und Begriff der Wahrheit in der fr¨uhmhd. Lit. Diss. T¨ubingen 1952. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. I: Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300. Text- und Tafelbd. Wiesbaden 1987, Textbd. S. 111–113, Tafelbd. Abb. 58. BJ Die 15 Zeichen vor dem Jungsten ¨ Gericht. – Eschatologisches Motiv seit dem 9. Jh. Das Motiv der 15 Z. v. d. J. G., das auf biblische (Mt 24,15–31 und Parallelen, Offb 6,12–15; 12,1) und apokryphe Quellen (4 Esra 5,1–13) sowie auf sybillinische Weissagungen und Kirchenv¨atertexte zur¨uckgeht, fand in ganz Europa bis weit in die Neuzeit sehr große Verbreitung. Es ist in Versen, Strophen oder Prosa u¨ berliefert, sowohl als einzelner Text als auch eingebettet in Predigten, Traktate, Weltgerichtsspiele, Legenden und Legendensammlungen (z. B. Legenda aurea des → Jacobus a Voragine) oder Chroniken (z. B. → Konstanzer Weltchronik, Ende 14. Jh.). 15-Zeichen-Zyklen finden sich zudem in der Buch- und Tafelmalerei, als Blockbuch, in Glasfenstern und Fresken. Es werden Leitformen (vgl. Heist 1952; Eggers 1999) der verschiedenen Fassungen unterschieden, die sich an Ps.-Beda, Petrus Damiani, → Petrus Comestor oder Jacobus a Voragine orientieren. Durch Kombinierung einzelner Motive aus diesen Leitfassungen sowie durch Bearbeitung entstanden weitere Mischfassungen. Gerhardt und Palmer (S. 66 f.) weisen daneben auf das Gedicht Antequam judicii und eine predigthafte Erweiterung des «ComestorTyps», Die redenden Zeichen, hin. Eine Liste der bekannten Denkm¨aler, in denen eine ma. dt. oder ndl. Fassung der 15 Z. v. d. J. G. enthalten ist, sind angef¨uhrt in: Christoph Gerhardt/Nigel F. Palmer (Hg.): Das Mu¨ nchner Gedicht von den f¨unfzehn Zeichen vor dem J¨ungsten Gericht. Nach der Hs. der Bayerischen Staatsbibl. Cgm 717. Edition und Kommentar (Texte des sp¨aten MA und der fr¨uhen Neuzeit 41). Berlin 303
Die 15 Zeichen vor dem Jungsten ¨ Gericht ¨ 2002, S. 159–165. Zu Uberlieferung und Ausgaben s. auch Eggers. Literatur: Hans Eggers, VL2 2 (1980) Sp. 1013–1020; 11 (2004) Sp. 474 f. – Christoph Gerhardt: Die 15 Zeichen vor dem J¨ungsten Gericht. In: Killy2 4 (2009) S. 75. – Emil Sommer: Die f¨unfzehn Zeichen des J¨ungsten Gerichtes. In: ZfdA 3 (1843) S. 523–530. – Georg N¨olle: Die Legende v. den 15 Zeichen vor dem J¨ungsten Gerichte. In: PBB Halle 6 (1879) S. 413–476. – H. Eggers: ‹Von den f¨unfzehenn zaichen vor dem ivngsten tag›. In: PBB Halle 74 (1952) S. 355–409. – Irene Schmale-Ott: Die f¨unfzehn Zeichen vor dem Weltuntergang. In: ZfdA 85 (1954/55) S. 229–234. – Carolina Michaelis de Vasconcellas: Quindecim signa ante iudicium. In: Arch. f¨ur das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen 46 (1870) S. 33–60. – Karl Grass (Hg.): das Adamspiel (Romanische Bibl. 6). Halle 1891 (31928). – Karl Reuschel: Unters. zu den dt. Weltgerichtsdichtungen des 11. bis 15. Jh. Diss. Leipzig 1895. – Ders.: Die dt. Weltgerichtsspiele des MA und der Reformationszeit. Eine literarhist. Unters. Leipzig 1906. – Gustav Grau: Quellen und Verwandtschaften der a¨lteren germ. Darstellungen des J¨ungesten Gerichts (Stud. zur Englischen Philologie). Halle 1908. – Helen Estabrook Sandison: Quindecim signa ante iudicium. A Contribution to the History of the Latin Versions of the Legend. In: Arch. f¨ur das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen 124 (1910) S. 72–82. – Leonard Ashley Willoughby: Two unpublished Middle High German Poems. In: The modern language Review 5 (1910) S. 297–336. – Montague Rhodes James: The Apocryphal New Testament. Oxford 1924. – William Watts Heist: The fifteen Signs before Doomsday (Studies in language and literature). East Lansing 1952 (darin Forschunsber. und reichhaltige Bibliogr., bes. zu den keltischen und engli¨ schen Uberl.). – Erik Rooth: Zur Sprache des Karlmeinet. Ein unbeachteter Schlußabschnitt (Monographien zur Sprachwiss. 1). Heidelberg 1976. – Ders.: Zum Darmst¨adter Gedicht u¨ ber das Weltende (Ju¨ ngstes Gericht) (Scripta minora, Kungliga Humnistiska Vetenskapssamfundet i Lund, 1976/77, 4). Lund 1977. – Kurt Heydeck: Vom Antichrist und von den F¨unfzehn Zeichen vor dem J¨ungsten Gericht. In: Aderlaß und Seelen¨ trost. Die Uberl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter J¨org Becker/Eef 304
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Anselm von Canterbury Overgaauw. Mainz 2003, S. 391–393. – Leo Andergassen: Die f¨unfzehn Zeichen vor dem Weltende. Zur Lehrhaftigkeit ma. Wandmalereien. In: Der Schlern 78 (2004) S. 56–68. – Susanne H. Kolter: Sintflut und Weltgericht. Beobachtungen zum F¨unfzehn-Zeichen-Zyklus im ‹Holkham Bible Picture Book›. In: Marburger Jb. f¨ur Kunstwiss. 31 (2004) S. 61–82. – Jeffrey F. Hamburger: Constance World Chronicle. 15 Signs before the Last Judgment. In: The Splendor of the World. Medieval and Renaissance Illuminated Manuscripts at the New York Public Library. Ausstellungskat. New York/London/Turnhout 2005, S. 376–381. – Historienbibel und Weltchronik [...], Der Endkrist und die XV Zeichen [...], and other Texts [...]. In: Sotheby’s Western Manuscripts and Miniatures. London 6 December 2005, S. 36–39 [jetzt Staatsbibl. Berlin Ms. Germ. fol. 1714 ‹Konstanzer Weltchronik›]. – Gregor M. Lechner: Endzeitliche Bildkatechese zur Adventszeit in Kirchenr¨aumen des Sp¨atMA. In: das m¨unster 60 (2007) S. 90–99. BJ Anselm von Canterbury, * 1033 oder 1034 Aosta (Piemont), † 1109 Canterbury. – Scholastischer Theologe, Erzbischof von Canterbury. Als Sohn eines langobardischen Adligen geboren, brach A. mit seinem Elternhaus und gelangte nach dreij¨ahriger Wanderschaft in Burgund und Frankreich um 1059 in das Benediktinerkloster Bec in der Normandie, wo er 1060 M¨onch und drei Jahre sp¨ater Prior wurde. 1078 wurde er zum Abt gew¨ahlt und 1093 von Wilhelm II. als Nachfolger seines Landsmannes Lanfranc zum Erzbischof von Canterbury berufen. Aufgrund von Auseinandersetzungen rund um die Fragen der Laieninvestitur und der Simonie wurde A. zweimal in die Verbannung geschickt. A. wird als der «Vater der Scholastik» bezeichnet; um 1070 verfasst er sein Monologium (Selbstgespr¨ach), das erste Werk der scholastischen Theologie. Ausgangspunkt seines theologischen Denkens ist das Prinzip «Credo, ut intelligam» («Ich glaube, damit ich erkenne»). Bekannt ist A. besonders durch seinen ontologischen Gottesbeweis, das trinitarische Grundgesetz und durch seine Satisfaktionslehre. Ausgaben: PL 158, Sp. 141–1208; 159, Sp. 10–340. – S. Anselmi Cantuariensis Archiepiscopi Opera omnia I–VI ad fidem codicum recensuit Franciscus Salesius Schmitt. Edinburgi 305
1. H¨alfte 12. Jh. 1938–1961. – Brian Davies (Hg.): Anselmus Cantuariensis. The major works. Oxford u. a. 1998. – Cur Deus homo. Lat. und Dt. Besorgt und u¨ bersetzt v. Franciscus Salesius Schmitt. Darmstadt 5 2006. ¨ Ubersetzungen ins Deutsche: Die Anzahl dt. ¨ Ubertragungen der Schriften A.s ist sehr gering; seine Theologie und Lebenslehre u¨ bten jedoch indirekt großen Einfluss auf das deutschsprachige Schrifttum aus. Zahlreich nachgewiesen sind dt. Pseudo-Anselmiana. 1. → David von Augsburg verwendet in seiner Schrift Von der Offenbarung und Erl¨osung des Menschengeschlechtes A.s Cur Deus homo und Epistola de incarnatione Verbi. Literatur: Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl. 1. Leipzig 1874, S. 269 f. – Dagobert St¨ockerl: Bruder David v. Augsburg. M¨unchen 1914, S. 215–219. – Kurt Ruh: Die trinitarische Spekulation in dt. Mystik und Scholastik. In: ZfdPh 72 (1953) S. 30–39. 2. Auf die Theologie des A. greift auch der Z¨urcher Gratia Dei-Traktat zur¨uck. Ausgabe: Georg Steer: Scholastische Gnadenlehre in mhd. Sprache (MTU 14). M¨unchen 1966, S. 50–71. 3. Die lat. Scholastik des 14. und 15. Jh. ist deutlich durch die Theologie A.s beeinflusst; ihn zitieren im Rahmen dieser Rezeption jedoch auch deutschsprachige Autoren wie → Ulrich von Pottenstein, → Marquard von Lindau, Konrad → B¨omlin und Johannes → Pauli. Literatur: Paul-Gerhard V¨olker: Die dt. Schr. des Franziskaners Konrad B¨omlin (MTU 8). M¨unchen 1964, S. 164. – Robert Glenn Warnock: Die Predigten Johannes Paulis (MTU 26). Mu¨ nchen 1970, S. 149, 157. – Gabriele Baptist-Hlawatsch: Das katechetische Werk Ulrichs v. Pottenstein (TTG 4). T¨ubingen 1980. 4. Im Rahmen der dt. Predigt- und Traktatliteratur sch¨opfte der Verfasser der St. → Georgener Predigten aus den Meditationes, → Hermann von (der) Loveia ebenso wie Meister → Eckhart aus dem Proslogion. Die Handschrift N¨urnberg, StB, Cent. VI 60, 335v–336v, u¨ berliefert eine omelia Anshelmi. A.-Berufungen in der Traktatliteratur begegnen in: Von den sieben Gaben des Hl. Geistes nach → Bonaventuras Commentarius in IV libros Sententiarum. – Anselms Lehre an seine Schwester: T¨ubingen, UB, Cod. M. d. 114. – Acht Dinge die Gott wohlgef¨allig sind: N¨urnberg, StB, Cent. VII, 306
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1. H¨alfte 12. Jh. 32, 44r–45r. – Eine Gute Lehre (acht St¨ucke): Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 1136, 309r–311r (Ende 15. Jh., nd.). Theologische Dicta-Sammlungen, die sich auf A. berufen: Basel, UB, Cod. B IX 15, 29ra. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 462, 30r. – Ebd., Cgm 354, 193r–202r, 206r–209r. – Mu¨ nchen, UB, 4° cod. ms. 479, 3r–7r. – N¨urnberg, StB, Cent. VI, 83, 159r. – Paris, Bibl. Nat., ms. allem. 125, 87v–109r. 5. A. v. C. wurden 21 Meditationen zugeschrieben; nur drei davon sind sicher authentisch. Von Meditano 2 und 1 (PL 158, 722–729) existiert eine ¨ ndl. Ubertragung: W¨urzburg, UB, Ms. ch. q. 144, 202r–207r. Meditano 3 und 1 (PL 158, 762–769, ¨ 722–725) erfuhren eine Ubersetzung ins Bair.: Melk, Stiftsbibl., Cod. 1389 (olim 72), S. 174–197 (1444; geschrieben v. Lienhart → Peuger). Von ¨ Peuger stammt wohl auch eine Ubersetzung des Liber meditationum et orationum (Melk, Stiftsbibl., Cod. 1001 und Cod. 235, 81ra–120rb). 6. Zahlreich u¨ berliefert sind Pseudo-Anselmiana: Seit dem 13. Jh. wurde eine Admonitio morienti (PL 158, 685–688) f¨alschlich A. zugeschrieben. Die Schrift beeinflusste maßgeblich die Entwicklung der sp¨atma. Sterbeb¨uchlein und wurde h¨aufig ins Dt. u¨ bertragen. ¨ Uberlieferung: Hohenfurt, Stiftsbibl., Cod. LXII, 46r–47r. – Basel, UB, Cod. A I 20, 125r/v. – Graz, UB, Cod. 396, Bl. 79 (fragm.). – Innsbruck, UB, Cod. 712, 167r–16r (14. Jh.). – Hannover, LB, Cod. I, 84a. – Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 73 F 28, 182v–185r. – Amsterdam, Kgl. Bibl., Cod. I F 16, 185r–188r. – Budapest, Sz´ech´enyi-Nat. Bibl., Cod. Germ. 33, 36r–38v. – Darmstadt, LB, Cod. 1906, 9v–13v. – Graz, UB, Cod. 1260, 154r–158r. – Hamburg, StB, Conv. XII, 177r–178r. – Harburg, ¨ F¨urstl. Ottingen-Wallersteinsche Bibl., Cod. III. 1. 4°.29, 1r–2v. – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 1226, 72v–74r (Ende 14. Jh.). – Trier, StB, Cod. 815 (1344), 133r–134v. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 1189, Nr. 8. – Ebd., Cod. Helmst. 1245, 103v–106v. – W¨urzburg, UB, Cod. M.p.th. 12° 4, 146r–158r. Literatur: Wolfgang Stammler: Dt. Scholastik. In: ZfdPh 72 (1953) S. 5. – K. Ruh: Bonaventura dt. (Bibliotheca Germanica 7). Bern u. a. 1956, S. 30 f. – Rainer Rudolf: Ars moriendi (Forschungen zur Volkskunde 39). K¨oln/Graz 1957, S. 57–59. Der ebenfalls zu Unrecht A. zugeschriebene Dialog Interrogano Sancti Anselmi de Passione Domini 307
Anselm von Canterbury (PL 159, 271–290) beeinflusste stark die Entwicklung des volkssprachlichen Passionstraktats. Seit dem 13. Jh. existieren poetische Paraphrasen wie St. → Anselmi Fragen an Maria sowie dt. Prosa¨ubertragungen und -bearbeitungen. ¨ Uberlieferung: Vgl. Stammler 1953, S. 6. – Ruh 1956, S. 30. – Ferner: Berlin, SBB, Mgo 183, f. 1–32. – Heiligenkreuz, Stiftsbibl., Cod. 339, f. 113–179. – Melk, Stiftsbibl., Cod. 55 (olim 178), S. 347–368. – N¨urnberg, StB, Cent. VI, 44, 159v–185r. – Ebd., Cent. VI, 46f, 195r–214r. – Halle, UB/LB, Qu. cod. 141, 1r–60v. – Salzburg, Nonnberg, Cod. 23 A 22 (XX 40), 97r–111r. – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Ms. 0.4, ¨ 1r–31v. – Wien, ONB, Cod. 2969, 154r–178v. In einem Abh¨angigkeitsverh¨altnis zum Dialogus stehen die Predigt Nr. 10 des sog. St. Georgener Predigers, Bruder → Philipps Marienleben wie in der Handschrift Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 1242 (1338), das Buch von der Minne Christi (N¨urnberg, StB, Cent. VII, 40, ab 260r) und die → Meditationes vitae Christi. Literatur: Lydia Gailit: Philipps Marienleben nach den Wiener Hss. 2709 und 2335 sowie nach der Klosterneuburger Hs. 1242. Diss. M¨unchen 1935, S. 8 f., 53–60, 71–99. – K. Ruh: Stud. u¨ ber Heinrich v. St. Gallen und den ‹Extendit manum›Passionstraktat. In: Zs. f¨ur Schweizerische Kirchengesch. 47 (1953) S. 245 f. – Ingeborg Traunbauer: Beitr. zum mystisch-aszetischen Schrifttum des dt. Sp¨atMA. Diss. Wien 1955, S. 294–299, 400 f. – Ulrich Montag: Das Werk der hl. Birgitta v. Schwe¨ den in obd. Uberl. (MTU 18). M¨unchen 1968, S. 89–91. – M. J. M. de Haan: Twemaal ‹Van Zente Ancelmus›. In: Ons Geestelijk Erf 42 (1968) S. 114–141. Starke Verbreitung fand die pseudo-anselmische (→ Ekbert von Sch¨onau) Meditatio de humanitate Christi (PL 158, 748–761), die auch f¨alschlich → Bernhard von Clairvaux zugeschrieben wurde. ¨ Uberlieferung: Vgl. Ruh 1956, S. 161. – Ferner: Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. 422/426, 150r–156r ¨ (1460). – Wien, ONB, Cod. 12891 (Suppl. 562), 1r–30v (nd.). – Wien, Schottenstift, Cod. 145, 284r–293v (1466/67). Literatur: Andr´e Wilmart: Auteurs spirituels et textes d´evots du moyen age latin. Paris 1932, S. 194. ¨ Folgende Handschriften bieten Ubertragungen von De mensuratione crucis: Freiburg, UB, Cod. 490, 153r–166r. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 4597, 1r–34r. – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1869, S. 427–530. 308
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Hugo von St. Victor In der zweiten H¨alfte des 14. Jh. wurden die Kapitel C–CVIII aus dem Liber de S. Anselmi similitudinibus ins Alemannische u¨ bertragen. ¨ Uberlieferung: Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. 278, 401v–403r. – Z¨urich, ZB, Cod. C 96, 99v–100v. ¨ 7. Die Ubertragung anselmischer Orationes u¨ bte großen Einfluss auf die deutschsprachige Gebetsliteratur aus; so dienten Gebete A.s etwa → Johann ¨ von Neumarkt als Vorlage. Ubertragungen anselmischer Gebete u¨ berliefern folgende Handschriften: Sterbegebet: M¨unchen, UB, 8° cod. ms. 267, 119r–121r. – Ebd., 8° cod. ms. 266, 46r–47v. – ¨ Wien, ONB, Cod. 3017, 71r. – Antiphon aus dem Marienpsalter: M¨unchen, BSB, Cgm 468, 113v–114r. – Ebd., Cgm 4640, 54v–55r. – N¨urnberg, StB, Cent. VII, 50, 27v–28r. – Ebd., Will. II.19. 8°, 46v–47v. – Mu¨ nchen, UB, 8° cod. ms. 266, 79v–80v. – Ebd., 8° cod. ms. 227, 48r/v. – Mariengebete: St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI, 162, 80r ff. – Gebetsammlungen: K¨oln, Stadtarch., Cod. G. B. 8° 71, 19r–26r. – Melk, Stiftsbibl., Cod. 235 (olim 639), 81ra–120rb. Literatur: A. Wilmart: La tradition des pri`eres de saint Anselme. In: Revue B´en´edictine 36 (1924) S. 52–71. – Joseph Klapper: Schr. Johanns v. Neumarkt. Bd. 4. Berlin 1935. – Franz Xaver Haimerl: Ma. Fr¨ommigkeit im Spiegel der Gebetbuchlit. S¨uddeutschlands. M¨unchen 1952. Literatur: Ludwig H¨odl, TRE 2 (1978) S. 759–778. – Georg Steer, VL2 1 (1978) Sp. 375–381; 11 (2004) Sp. 118 f. – L. H¨odl/ G¨unther Binding, LexMA 1 (1980) Sp. 680–687. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 182–184. – Schulthess/Imbach (1996) S. 382 f. – Gillian R. Evans, RGG4 1 (1998) Sp. 515 f. – Helmut Kohlenberger, Volpi 1 (1999) S. 48–51 (‹Cur Deus homo›, ‹Monologion›, ‹Proslogion›). – Christoph Asmuth: ‹Cur deus homo›. In: LexthW (2003) S. 136 f. – Ders.: ‹De incarnatione verbi›. In: ebd., S. 171. – Ders.: ‹De libertate arbitrii›. In: ebd., S. 181. – Ders.: ‹De veritate›. In: ebd., S. 221. – Ders.: ‹Monologion›. In: ebd., S. 509. – Ders.: ‹Proslogion›. In: ebd., S. 600. – Oswald Schwemmer, Enz Phil Wiss2 1 (2005) S. 148–151. – Maria Elisabeth G¨ossmann: Die Verk¨undigung an Maria. Im dogmatischen Verst¨andnis des MA. M¨unchen 1957, S. 49–52, passim. – Kurt Flasch: Der philosophische Ansatz des A. v. C. im Monologion und sein Verh¨altnis zum augustinischen Neuplatonismus. In: Analecta Anselmiana 2 (1970) 309
1. H¨alfte 12. Jh. S. 1–44. – Helmut Kohlenberger: Similitudo und ¨ Ratio. Uberlegungen zur Methode bei A. v. C. Bonn 1972. – Henri de Lubac: ‹Seigneur, je cherche ton visage›. Sur le chapitre XVIe du Proslogion de Saint Anselme. In: Archives de Philosophie 39 (1976) S. 201–225, 407–425. – Gisbert Greshake: Erl¨osung und Freiheit. Zur Neuinterpretation der Erl¨osungslehre A.s v. C. In: T¨ubinger Theologische Quartalschr. 153 (1973) S. 323–345. – Klaus Kienzler: Glauben und Denken bei A. v. C. Freiburg i. Br. u. a. 1981. – Wilhelm Christe: Sola ratione. Zur Begr¨undung der Methode des intellectus fidei bei A. v. C. In: Theologie und Philosophie 60 (1985) S. 341–374. – Gerhard G¨ade: Eine andere Art der Barmherzigkeit. Zum Verst¨andnis der Erl¨osungslehre A.s v. C (Bonner dogmatische Stud. 3). W¨urzburg 1989. – Elmar Salmann: Korreflexive Vernunft und theonome Weisheit in der Logik v. Monologion und Proslogion. In: L’attualit`a filosofica di Anselmo d’Aosta. Hg. v. Maternus Hoegen. Rom 1990, S. 143–228. – Peter H¨unermann: Jesus Christus. Gottes Wort in der Zeit. Eine systematische Christologie. Mu¨ nster 1994, S. 197–204. – K. Kienzler: Gott ist gr¨oßer. Stud. zu A. v. C. W¨urzburg 1997. – Markus Enders: Wahrheit und Notwendigkeit. Die Theorie der Wahrheit bei A. v. C. im Gesamtzusammenhang seines Denkens und unter besonderer Ber¨ucksichtigung seiner antiken Quellen. Leiden 1999. – P. H¨unermann: A.s ‹Cur Deus homo›. Eine Hilfe f¨ur den heutigen Dialog zwischen den abrahamitischen Religionen. In: Cur Deus homo. Atti di Congresso Anselmiano Internazionale, Roma, 21–23 maggio 1998. Hg. v. Paul Gilbert u. a. Rom 1999, S. 767–786. – K. Kienzler: A. v. C. Theologie wird Wiss. In: Theologen des MA. Eine Einf. Hg. v. Ulrich K¨opf. Darmstadt 2002, S. 43–60. SF Hugo von St. Victor (Hugues de Saint-Victor, Hugh of Saint Victor, Hugo parisiensis) OSA, * um 1100, † 11.2.1141 St. Victor bei Paris. – Augustinertheologe, Philosoph. Laut Selbstzeugnis hat H. fr¨uh seine Heimat verlassen; wo diese gewesen sein k¨onnte, ist indes umstritten: Sachsen, Flandern und Lothringen werden anhand von Chroniken, Nekrologien und anderen Zeugnissen vermutet, ohne dass sich eine dieser Herk¨unfte stringent belegen ließe. Dass H. fr¨uh in das ostf¨alische Augustinerchorherrenstift Hamersleben bei Halberstadt eingetreten sei, wird u. a. aus 310
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1. H¨alfte 12. Jh. Widmungsvorreden geschlossen, zweifelsfrei belegen l¨asst sich auch diese These nicht. Sicher ist, dass er nach 1113 in das Chorherrenstift St. Victor eingetreten ist, das in diesem Jahr gegr¨undet wurde und urspr¨unglich 1108 von → Wilhelm von Champeaux als Klause eingerichtet worden war. Dort ist H. von 1127 bis zu seinem Tode bezeugt. Ob H. in St. Victor noch selbst unterrichtet wurde, ist unbekannt, seine Lehrt¨atigkeit an der dortigen o¨ ffentlichen Schule hingegen bezeugt. Unter H.s Leitung wurde die Schule und das Stift eines der Zentren geistlichen Lebens im 12. Jh. Ob H. auch Prior von St. Victor war, ist zweifelhaft. Auch u¨ ber seine Reiseunternehmungen gibt es keine Klarheit. Als gesichert d¨urfen innerfranz¨osische Reisen nach Morigny (Normandie) und Moriac (Auvergne) gelten, unsicher sind Reisen nach Marseille und Italien/Rom. Neben seiner Lehrt¨atigkeit begr¨undete H. durch seine Schriften den Weltruf von St. Victor. Er verfasste prop¨adeutische, exegetische, systematische sowie spirituelle Werke und Predigten (wobei die Werkzuschreibungen f¨ur manche Schriften unzuverl¨assig sind). H.s Ansatz verl¨auft von der «philosophia» (Gesamtheit des Wissens) u¨ ber die «divinitas» (Theologie) zur «contemplatio» (Mystik); sein Werk umfasst nahezu den gesamt Umfang des seiner Zeit wissenschaftlich Studierbaren. H.s Sch¨uler und Nachfolger → Richard von St. Victor f¨uhrte die Viktorinische Schule erfolgreich fort. Die erste Sammlung der Schriften H.s kompilierte sein Abt Gilduin in einem vierb¨andigen Corpus, dessen Katalog (Indiculum) erhalten ist. Fr¨uhe prop¨adeutische Schriften H.s sind Practica geometriae oder De grammatica; sein gewichtigstes prop¨adeutisches Opus und die bedeutendste Wissenschaftslehre des 12. Jh. u¨ berhaupt ist das Didascalicon de studii legendi, das bald nach den vorgenannten kleineren Schriften entstanden sein d¨urfte. Es ist eine in sechs B¨ucher gegliederte Einf¨uhrung in alle Disziplinen, die zur Erkenntnis notwendig sind, aufgeteilt in weltliche Wissenschaften (Buch 1–3; darunter Philosophie, Logik, Artes liberales, mechanica) und die Theologie («sacra pagina», 4–6). H. unterbreitet im zweiten Teil sein Verst¨andnis vom mehrfachen Schriftsinn (historisch, allegorisch, tropologisch). Dieses Auslegungskonzept wird in De scripturis et scriptoribus sacris wieder behandelt. Im Chronicon wird H.s wissenschaftliches System um die heilsgeschichtliche Dimension erweitert. Die Zuschreibung der Universalchronolo311
Hugo von St. Victor gie De tribus maximis circumstantiis gestorum ist unsicher. Unter seinen exegetischen Schriften finden sich Bibelkommentare (z. B. Notulae in Pentateuchum, in librum Iudicum et in libros regum) oder das bedeutende Zeugnis ma. Spritualit¨at, die Homiliae in Ecclesiasten. H.s systematisches Hauptwerk De sacramentis christianae fidei bietet eine Gesamtschau der Glaubensmysterien mit heilsgeschichtlicher Ausrichtung. Die sichtbare Welt wird als Zeichensystem verstanden, das auf die jenseitige verweist und entschl¨usselt werden kann. Die Ehrfurcht vor dieser g¨ottlichen Weltordnung spiegelt sich im Kommentar zur Hierarchia coelestis des (Pseudo) → Dionysos Areopagita, ein weiterer gewichtiger Beitrag zur Geschichte der Spiritualit¨at. H. ist in den meisten seiner Schriften um die Verinnerlichung des Glaubens bem¨uht, doch lassen sich auch spirituelle Werke im engeren Sinne benennen, u. a. De arca Noe morali und De arca Noe mystica, welche die geistliche Lebensf¨uhrung zu verbessern suchen, neben Anleitungen zum Gebet (De modo orandi) oder zur geistigen Versenkung (De meditatione). In diesem Kontext verdienen H.s mystisches Schriften Erw¨ahnung, von denen De arrha animae am st¨arksten rezipiert wurde (¨uber 300 tradierende Codices). Weitere Beispiele sind De quinque sepentis u¨ ber die sieben Gaben des heiligen Geistes oder das Aufgreifen → Bernhardinischer Brautmystik in De amore sponsi ad sponsam. Die Chronologie der hier erw¨ahnten Schriften ist unsicher: Vor 1125 k¨onnten die exegetischen, prop¨adeutischen und der Areopagita-Kommentar fallen, zwischen 1125 und 1130 De scripturis und die beiden De arca-Texte, zwischen 1130 und 1137 De sacramentis und Chronicon, die mystischen Texte w¨aren dann in die letzte Phase von H.s Schaffen einzuordnen. H.s Rezeption und Ansehen war immens, sowohl hinsichtlich seiner Zeitgenossen als auch Nachfolger. Theologisch hat er auf die Scholastiker des 13. Jh. (→ Alexander von Hales, → Bonaventura, → Albertus Magnus) gewirkt, wurde zuvor schon von → Petrus Lombardus gesch¨atzt. Seine Schriften zur geistlichen Lebenspraxis waren bei theologischen Mystikern bis ins Sp¨atMA beliebt, vor allem im Kontext der devotio moderna. Auch in die Volkssprachen fanden seine Schriften teilweise Eingang. In hochdt., nd. oder ¨ ndl. Ubersetzung werden folgende Texte H.s handschriftlich oder in fr¨uhen Drucken u¨ berliefert: De 312
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Hugo von St. Victor sacramentis christianae fidei, De arrha animae, De amore sponsi ad sponsam, De laude charitatis, De modo orandi, der Sermon In dedicatione ecclesiae historice, Expositio in regulam beati Augustini (Pseudo-H.) und De claustro animae (Pseudo-H.). ¨ Uberlieferung: (dt./ndl.) – De sacramentis christianae fidei: Auszug: Prag, Nationalbibl., Tepl´a MS. b 10 (vormals Tepl, Stiftsbibl., Cod. b 10 [olim Cod. 19]; davor Prag, Nationalmus, Ms. Tepl´a 19), S. 2 (Perg., um 1400, b¨ohmischobers¨achsisch). – De arrha animae: Paris, Bibl. Mazarin, Cod. 920, 70r–96v (Perg., 2. H¨alfte 14. Jh., mndl.). – Amsterdam, UB, Cod. I D 6 (Moll 36), 21–24 (15. Jh., mndl.). – Utrecht, Museum Catharijneconvent, BMH h 99 (vormals Haarlem, Bisch¨ofliches Museum, Ms. 99) 145r–158v (15. Jh., mndl.). – Mainz, StB, Hs. I 51, 24va–31va (Perg. und Pap., Mitte 15. Jh., rheinfr¨ankisch). – Evtl. auch: Hamburg, SUB, Cod. theol. 1082 (Pap. 15. Jh., rheinfr¨ankisch); verschollen. – De amore sponsi ad sponsam: N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI, 43m, 109r–143r (Pap., 1440/50, n¨urnbergisch). – Paris, Bibl. de l’Arsenal, Hs. 8209, 334–345 (aus Leuwen, 1507, mndl.). – De laude charitatis: Druck Silvan Otmar, Augsburg 1518 (VD 16 H 5850). – Deen Haag, Kgl. Bibl. Cod. 76 J 11 (444) 127va–139rb (Pap., aus Amsterdam, 2.H¨alfte 15. Jh., ndl.). – De modo orandi: Rastatt, Hist. Bibl. der Stadt im Ludwig-Wilhelm-Gymnasium, Cod. K 198, 100r–106v (Pap., n¨ordliches Oberrheingebiet, um 1425). – Greifswald, UB, nd. Hs. 5, 1v–3v (Pap., 1529); Auszug. – In dedicatione ecclesiae historice: Vgl. Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, T 189. – Expositio in re¨ gulam beati Augustini: Uber 20 Hss., vgl. Kramp 2008 (wie Ausg.). – De claustro animae (Pseudo¨ H.), → Herzklosterallegorien. Die lat. Uberl. ist umfangreich und schwer zu u¨ berschauen: vgl. Ru¨ dolf Goy: Die Uberlieferung der Werke H.s v. St. V. Ein Beitr. zur Kommunikationsgesch. des MA (Monogr. zur Gesch. des MA 14), Stuttgart 1976. – ¨ Rainer Kurz: Zur hsl. Uberl. der Werke H.s v. St V. Erg¨anzungen zu Goys Handschriftenverzeichnissen (in: Zs. f¨ur bayer. Landesgesch. 42) 1979, S. 469–482. Gesamtausgaben: Erste Opera omnia: Paris 1526. – Ausg. der Viktoriner, Rouen 1648. Neudr.: PL 175–77 (l¨uckenhaft, z. T. unauthentisch). Kritische Teilausgaben (Ausw.): Chronicon quae dicitur H. de St. V. Teilausg. Georg Waitz 313
1. H¨alfte 12. Jh. in: MG SS 24 (1879) S. 88–97. – Karl Mu¨ ller: Soliloquium de arrha animae und De vanitate mundi ¨ (Kleine Texte f¨ur Vorlesungen und Ubungen 123). Bonn 1913. – Charles Henry Buttimer: H. de St. V. Didascalicon de studio legendi. A critical text. (Studies in Medieval and Renaissance Latin 10). Washington 1939. – William M. Green: De tribus maximis circumstantiis. In: Speculum 18 (1943) S. 484–493. – Roger Baron: H. de St. V. De contemplatione et ejus speciebus. Paris 1954. – Ders.: La Pens´ee mariale de H. de St. V. In: Revue d’asc´etique et de mystique 31 (1955) S. 249–271. – Ders.: H.s de St. V. Opera propaedeutica (Publications in Medieval Studies 20). Notre Dame 1966, S. 187–207. – Bernhard Bischoff: Widmungsschreiben zu den ‹Sententiae de divinitate›. In: MA Stud. 2 (1967) S. 186 f. – R. Baron: H. de St. V. Six Opuscules spirituels (Sources chr´etiennes 155). Paris 1969. – Ambrogio M. Piazzoni: Il ‹De Unione Spiritus et Corporis› di Ugo di San Vittore. In: Studi Medievali 23 (1980) S. 861–888. – Rainer Berndt: H. de St. V. De sacramentis Christiane fidei (Corpus Victorinum, Textus historici 1). Mu¨ nster 2008. – Igna Marion Kramp: Ma. und fr¨uhneuzeit¨ liche dt. Ubers. des pseudo-hugonischen Komm. zur Augustinusregel (Corpus Victorinum, Textus historici 1). Mu¨ nster 2008. Ausg. des Kat. der Slg. v. Abt Gilduin (‹Indiculum›): Joseph de Ghellinck: La table des mati`eres de la premi`ere e´ dition des oeuvres de Hugues de St. V. In: Recherches de science religieuse 1 (1910) S. 270–289, 385–396. ¨ Ubersetzungen (Ausw.): Paul Wolff: Die Viktoriner (H., Richard u. Adam v. St. V.), Wien 1936, S. 47–125. Wieder in: Ders.: H. v. St. V.: Mystische Schriften. Ebd. 1961. – Thilo Offergeld: Didascalicon de studio legendi. Studienbuch. Lat./dt. (Fontes Christiani 27). Freiburg i. Br. u. a. 1997. – ¨ Peter Knauer: H. v. St. V. Uber die Heilt¨umer des christlichen Glaubens (Corpus Victorinum, Schr. 1). Mu¨ nster 2010. – Briefe (Ausw.): Wilhelm Oehl: Dt. Mystikerbriefe des MA. 1100–1550. M¨unchen 1931, S. 47–54. Literatur: Roger Baron: H. de St. V. In: Dict. Spir. 7/1 (1969) Sp. 901–939. – Amos Funkenstein/Ju¨ rgen Miethke, NDB 10 (1974) S. 19–22. – Kurt Ruh, VL2 4 (1983) Sp. 282–292. – Jean Chˆatillon, TRE 15 (1986) S. 629–635. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 11 (1990) Sp. 1148–1151.– Joachim Ehlers, LexMA 5 (1991) Sp. 177 f. – Rainer Berndt, LThK3 5 (1996) Sp. 311 f. – Schulthess/Imbach (1996) S. 471. – Erwin Waldsch¨utz, 314
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1. H¨alfte 12. Jh. Volpi 1 (1999) S. 706 f. – Reinhold Rieger, RGG4 3 (2000) Sp. 1933 f. – Ralf Stammberger: ‹Commentaria In Hierarchiam coelestem›. In: LexthW (2003), S. 111 – J¨urgen Mittelstraß, Enz Phil Wiss2 3 (2008) S. 447–449. – Eduard Boehner: H. de St. V. In: Damaris 4 (1864) S. 222–264. – Barth´elemy Haur´eau: Les œuvres de H. de St. V. Paris 1886 (Neudr. Frankfurt/M. 1963). – Armand Mignon: Les origines de la scolastique de H. de St. V. Paris 1895. – Martin Grabmann: Die Gesch. der scholastischen Methode. Bd. 2. Freiburg i. Br. 1911, S. 229–290. – Erich Barkholt: Die Ontologie H.s v. St. V. Diss. Bonn 1930. – Heinrich Weisweiler: Die Wirksamkeit der Sakramente nach H. v. St. V. Freiburg i. Br. 1932 – Wilhelm August Schneider: Gesch. u. Geschichtsphilosophie bei H. v. St. V. Beitr. zur Geistesgesch. des 12. Jh. Diss. Mu¨ nster. 1933. – B. Bischoff: Aus der Schule H.s v. St. V. Aus der Geisteswelt des MA. In: Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA 3 (1935) S. 246–250. – F. E. Croydon: Notes on the Life of H. of St. V. In: Journal of Theological Studies 40 (1939) S. 232–253. – H. Weisweiler: Die Arbeitsmethode H.s v. St. V. Ein Beitr. zur Entstehung seines Hauptwerkes ‹De Sacramentis›. In: Scholastik 20–24 (1945–49) S. 59–87, 232–267. – Ludwig Ott: H. v. St. V. und die Kirchenv¨ater. In: Divus Thomas 27 (1949) S. 180–200, 293–332. – R. Baron: L’influence de H. de St. V. In: Recherches de th´eologie et philosophie m´edi´evales 22 (1955) S. 56–71. – Ders.: Science et sagesse chez H. de St. V. Paris 1957. – Maria Elisabeth G¨ossmann: Die Verk¨undigung an Maria. Im dogmatischen Verst¨andnis des MA. M¨unchen 1957, S. 60–65 u. o¨ . – Franz-Werner Witte: Die Staatsphilosophie des H. v. St. V. Diss. Mainz 1956. – Jerome Taylor: The Origin and Early Life of H. of St. V. An evaluation of the tradition. Notre Dame/Indiana 1957. – R. Baron: H. de St. V. Contribution a` un nouvel examen de son œuvre. In: Traditio 15 (1959) S. 233–297. – Henri de Lubac: Ex´eg`ese m´edi´evale. Les quatre sens de l’´ecriture. 2 Bde. Paris 1959/64. – Damien van den Eynde: Essai sur la succsession et la date des e´ crits de H. de St. V. (Spicilegium Pontificii Athenaei Antoniani 13). Rom 1960. – Robert Javelet: Les origines de H. de St. V. In: Revue des Sciences religieuses 34 (1960) S. 74–83. – Heinz Robert Schlette: Die Nichtigkeit der Welt. Der philosophische Horizont des H. v. St. Viktor. Mu¨ nchen 1961 – Patrick Sheridan: Philosophy and erudition in the Didascalicon 315
Hugo von St. Victor of H. of St. V. Freiburg/Schweiz 1962 – R. Ba´ ron: Etudes sur H. de St. V. (Etudes biographique, critique, chronologique, stylistique, e´ tude doctrinale, Le Commentaire de la ‹Hierarchie C´eleste›, textes in´edits, index critique de l’œuvre de H. de St. V.). Bruges 1963. – Johann Hofmeier: Die Trinit¨atslehre des H. v. St. V. Dargestellt im Zusammenhang mit den trinitarischen Str¨omungen seiner Zeit. M¨unchen 1963. – Christian Sch¨utz: ‹Deus absconditus – Deus manifestus›. Die Lehre H.s v. St. V. u¨ ber die Offenbarung Gottes (Studia Anselmiana 56). Rom 1967. – J. Ehlers: ‹Historia›, ‹allegoria›, ‹topologia›. Exegetische Grundlagen der Geschichtskonzeption H.s v. St. V. In: Mlat. Jb. 7 (1970) S. 153–160. – Reinhard Sprenger: Eruditio und ordo discendi in H.s v. St. V. Eruditiones didascalicae. Eine geistesgeschichtliche Studie zum 12. Jh. Diss. M¨unster 1970. – P. Knauer: Hermeneutische Fundamentaltheologie. Der Glaubenstraktat des H. v. St. V. In: Testimonium veritati. Philosophische und theologische Stud. zu kirchlichen Fragen der Gegenwart. FS Wilhelm Kempf. Hg. Hans Wolter (Frankfurter theologische Stud. 7). Frankfurt/M. 1971, S. 67–80. – J. Chˆatillon: Les e´ coles de Chartres et de Saint-Victor au XIIe si`ecle. In: La Scuola nell’occidente latino dell’alto medioevo: 15–21 aprile 1971 (Settimane di studio del Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo 19). Bd. 2. Spoleto 1972, S. 795–839. – J. Miethke: Zur Herkunft H.s v. St. V. In: AfK 54 (1972) S. 241–265. – J. Ehlers: H. v. St. V. Stud. zum Geschichtsdenken und zur Geschichtsschreibung des 12. Jh. (Frankfurter hist. Abh. 7). Wiesbaden 1973. – Pierre Vallin: ‹Mechanica› et ‹philosophia› selon H. de St. V. In: Revue d’asc´etique et de mystique 49 (1973) S. 257–288. – Grover A. Zinn: Historia fundamentum est: The Role of History in the contemplative Life according to H. of St. V. In: Contemporary Reflections on the Medieval Christian Tradition. FS Ray C. Petry. Hg. v. George H. Shriver. Durham 1974, S. 135–158. – G. A. Zinn: The Influence of H.’s of St. V. Chronicon on the abbreviationes chronicorum by Ralph of Diceto. In: Speculum 52 (1977) S. 38–61. – J. Ehlers: H. v. St. V. u. die Viktoriner. In: Gestalten der Kirchengesch. 3. MA I. Hg. v. Martin Greschat. Stuttgart 1983, S. 192–204. – Stephan Ernst: Gewißheit des Glaubens. Der Glaubenstraktat H.s v. St. Viktor als Zugang zu seiner theologischen Systematik (Beitr. zur Gesch. der Philos. und der Theologie des MA). M¨unster 1987. – R. Berndt: Geh¨oren 316
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Honorius Augustodunensis die Kirchenv¨ater zur Heiligen Schrift? Zur Kanontheorie des H. v. St. V. In: Jb. f¨ur Biblische Theologie 3 (1988) S. 191–199. – Patrice Sicard: Diagrammes m´edi´evaux et ex´eg`ese visuelle. Le ‹Libellus de formatione arche› de Hugues de SaintVictor (Bibliotheca Victorina 4). Paris/Turnhout 1993. – R. Berndt: La th´eologie comme syst`eme du monde. Sur l’´evolution des sommes th´eologiques de H. de St. V. a` saint Thomas d’Aquin. In: Revue des sciences philosophiques et th´eologiques 78 (1994) S. 555–572. – Gustav Mensching: Kontemplation und Konstruktion. Zum Verh¨altnis v. Mystik und Wiss. bei H. v. St. V. In: Scientia und ars im Hoch- und Sp¨atMA. Hg. v. Ingrid Craemer-Ruegenberg/Andreas Speer (Miscellanea mediaevalia 22). Bd. 2. Berlin 1994, S. 589–604. – J. Ehlers: Das Augustinerchorherrenstift St. Viktor in der Pariser Schul- und Studienlandschaft des 12. Jh. In: Aufbruch – Wandel – Erneuerung. Beitr. zur ‹Renaissance› des 12. Jh. Blaubeurer Symposion 1992. Hg. v. Georg Wieland. ¨ Stuttgart 1995, S. 100–122. – R. Berndt: Uberlegungen zum Verh¨altnis von Exegese und Theologie in ‹De sacramentis christiane fidei› H.s v. St. V. In: Neue Richtungen in der hoch- und sp¨atma. Bibelexegese. Hg. Robert Lerner. M¨unchen 1996, S. 65–78. – Rebecca Moore: Jews and Christians in the Life and Thought of H. of St. V. (South Florida studies in the history of Judaism 138). Atlanta 1997. – Marc-Aeilko Aris: H. v. St. ¨ V. In: Asthetik und Kunstphilosophie. Von der Antike bis zur Gegenwart in Einzeldarstellungen. Hg. Julian Nida-R¨umelin/Monika Betzler. Stuttgart 1998, S. 409–413. – Frank Bezner: ‹De sacramentis christianae fidei›. In: ebd., S. 199 f. – Lenka Karf´ıkov´a: ‹De esse ad pulchrum esse›. Sch¨onheit in der Theologie H.s v. St. V. (Bibliotheca Victorina 8). Paris/Turnhout 1998. – Dominique Poirel: H. de St. V. Paris 1998. – R. Berndt: H. v. St. V. Theologie als Schriftauslegung. In: Theologen des MA. Eine Einf. Hg. v. Ulrich K¨opf. Darmstadt 2002, S. 96–112. – R. Berndt (Hg): Schrift, Schreiber, Schenker. Stud. zur Abtei Sankt Viktor in Paris und den Viktorinern (Corpus Victorinum, Instrumenta 1). Berlin 2005. – R. Stammberger: The Liber Sermonum Hugonis. The Discovery of a New Work by H. of St. V. In: Medieval Sermon Studies 52 (2008), S. 63–71. – R. Berndt (Hg): Bibel u. Exegese in der Abtei Sankt Viktor zu Paris. Form und Funktion eines Grundtextes im europ¨aischem Rahmen (Corpus Victorinum, Instrumenta 3). Mu¨ nster 2009. – Constant J. 317
1. H¨alfte 12. Jh. Mews: William of Champeaux, Abelard, and H. of St. V. Platonism, Theology, and Scripture in Early Twelfth-Century France. In: ebd., S. 131–163. – R. Stammberger: Die Exegese des Oktateuch bei H. v. St. V. In: ebd., S. 235–257. – Rodey M. Thomson: The English Reception of the Writings of H. of St. V. In: ebd., S 527–537. – Paul Rorem: H. of St. Victor. Oxford 2009. VZ Honorius Augustodunensis (H. von Autun, H. von Regensburg), * um 1080/90, † 1156 (?) bei Regensburg (Kloster Pr¨ufening?). – Prediger und scholastischer Gelehrter der ersten H¨alfte des 12. Jh., Verfasser von theologischen, philosophischen und enzyklop¨adischen Handb¨uchern, Streitschriften zur Kirchenreform und Bibelkommentaren. H.s Herkunft – England oder Irland – und Lebensdaten sind weitgehend unbekannt; Beziehungen bestanden zu → Anselm von Canterbury, ob er als dessen direkter Sch¨uler gelten darf, ist ungewiss. Nachdem H. vielleicht in Canterbury in den Benediktinerorden eingetreten war, war er seit ca. 1115 als Lehrer im Kloster Siegburg t¨atig und wahrscheinlich seit 1126 Rekluse im Regensburger Schottenkloster. H. f¨uhrte Anselms rationale Methode und Argumentation auf dem Kontinent ein, seine Werke, vor allem Lehrb¨ucher, waren weit verbreitet (rund 500 ma. Handschriften), wobei er kein eigenes theologisches System entwickeln wollte, sondern vielmehr das Grundwissen seiner Zeit aus Gebieten von der Profan- und Literaturgeschichte u¨ ber Naturwissenschaft bis zur Bibelexegese in didaktischp¨adagogischer Absicht zusammenfasste. H.s Ziel war prim¨ar die Hebung des moralischen und geistigen Niveaus des Klerus, er bem¨uhte sich daher um Synthese und Popularisation der Theologie. Insgesamt sind mehr als 30 Schriften des H. bekannt; im Folgenden werden jene Werke dargestellt, deren Wirkung auf die dt. Literatur nachgewiesen ist: Sein auf Anselm und Johannes Scotus Eriugena beruhendes Erstlingswerk Elucidarium, eine systematische Heilslehre, wurde mit u¨ ber 300 Handschriften vom 12.-16. Jh. zu einem in ganz Europa verbreiteten Katechismus, bald in verschiedene Sprachen u¨ bersetzt und diente als Hauptquelle f¨ur den dt. → Lucidarius (Ende 12. Jh.), dessen anonymer Verfasser neben weiteren Quellen mehrere Schriften des H. kompilierte. 318
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1. H¨alfte 12. Jh. ¨ Dt. Ubertragungen: Pergamentfragment einer ¨ Elucidarium-Ubertragung in Kremsm¨unster (Ende 12. Jh.). Vgl. Volker Mertens: Ein LucidariusFragm. des 12. Jh. In: ZfdA 97 (1968) S. 117–126. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 607, 155r–188vb (erstes Drittel 15. Jh.; unvollst. Fassung). – Ebd., Cgm 224, 1r–81r (zweite H¨alfte 15. Jh.). – Straßburg, UB, Ms. 2101, 1r–64v (1469, nd.). Ausgabe: Yves Lef`evre: L’Elucidarium et les lucidaires. Paris 1954. Seine Schrift Imago mundi, ein auf → Isidor, → Beda und → Hrabanus Maurus basierendes enzyklop¨adisches Werk, bietet in drei B¨uchern eine in die Komponenten Raum, Zeit und Geschichte gegliederte Beschreibung der Welt. Im Rahmen der dt. Literatur ist eine besondere Wirkung der Imago mundi auf den Kompilator des Lucidarius, → Herrad von Hohenburg und → Rudolf von Ems bezeugt. Ausgabe: Valerie Flint: H. A. Imago mundi. In: Archives d’histoire doctrinale et litt´eraire 57 (1982/83) S. 1–153. Volksnahe Predigten wie in der Sammlung homiletischer Werke von Ambrosius, → Augustin, → Hieronymus und → Gregor dem Großen mit dem Titel Speculum ecclesiae (¨uberliefert in ca. 500 Handschriften) sollten die an Liturgie und Kirchenjahr orientierte volkssprachliche Predigt f¨ordern; folgende Vertreter der dt. Predigtliteratur basieren auf der Sammlung: Das Predigtbuch des Priesters → Konrad, das fr¨uhmhd. → Speculum ecclesiae sowie einige dt. Beichten und Glaubensbekenntnisse. Der Einfluss des Speculum ecclesiae zeigt sich auch bei → Himmel und H¨olle, → Ezzo, bei der → Mittelfr¨ankischen Reimbibel, Priester → Arnolts und im → Melker Marienlied. Auch das → Anegenge, → Heinrichs Litanei, → Heinrich von Melk, die → Kaiserchronik und die → Summa theologiae werden in der Forschung in die N¨ahe des Speculum ecclesiae gestellt. Ein dt. Auszug der Schrift findet sich in Frankfurt a. M., StB/UB, Frgm. germ. I 1. Vgl. Gerhardt Powitz: Ma. Handschriftenfragm. der StB und UB Frankfurt a. M. (Kat. der StB und UB Frankfurt a. M. 10). Frankfurt a. M. 1994, S. 153. Gemma animae ist eine in Handschriften des 12. und 13. Jh. weit verbreitete, symbolischallegorische, moralische Erkl¨arung des Gottesdienstes, die sich haupts¨achlich auf Isidor und → Amalarius von Metz st¨utzt. Verbindungen bestehen zu Arnolts Siebenzahl und zu Herrads Hortus deliciarum. 319
Honorius Augustodunensis Die Clavis Physicae, eine Exzerptensammlung in Dialogform aus Johannes Scotus Eriugenas De divisione naturae, machte diesen in Deutschland wieder bekannt und wirkten auf die geistliche Dichtung des 12. Jh., besonders auf Heinrich von Melk, → Berthold von Mossburg und → Nikolaus von Kues. In Diensten Bischofs Kuno verfasste H. Streitschriften (Summa gloria zur Unterst¨utzung der gregorianischen Kirchenreform u. a.). Ausgabe: PL 172, Sp. 115–1270. Literatur: Franz Stanonik, ADB 13 (1881) S. 74–7874. – Lorenz Weinrich, NDB 9 (1972) S. 601 f. – Hartmut Freytag, VL2 4 (1983) Sp. 122–132; 11 (2004) Sp. 693. – Benedikt Konrad Vollmann, LexMA 5 (1991) Sp. 122 f. – Schulthess/Imbach (1996) S. 467 f. – Reinhold Rieger, RGG4 3 (2000) Sp. 1896. – Thomas Ricklin: ‹Elucidarium›. In: LexthW (2003) S. 263 f. – Marlies Hamm/Dagmar Gottschall, Killy2 5 (2009) S. 575 f. – Joseph A. Endres: H.’ A. Beitr. zur Gesch. des geistigen Lebens im 12. Jh. Kempten/Mu¨ nchen 1906. – Werner Matz: Die altdt. Glaubensbekenntnisse seit H. Gießen 1932. – Gert Mellbourn (Hg.): Speculum Ecclesiae. Eine fr¨uhmhd. Predigtslg. (Cgm 39) (Lunder germanistische Forschungen 12). Lund 1944. – Heinrich Schipperges: H. und die Naturkunde des 12. Jh. In: Sudhoffs Arch. 42 (1958) 71–82. – Valerie I. J. Flint: The Place and Purpose of the Works of H. A. In: Revue B´en´edictine 87 (1977) S. 97–127. – Dies.: World History in the Early Twelfth Century. The ‹Imago Mundi› of H. A. In: Essays presented to Richard W. Southern. London 1981, S. 211–238. – J¨urgen Dummer: Zur Summa totius des H. A. In: Philologus 123 (1979) 80–85. – Volker Honemann: Die ‹Beichte› des H. – eine R¨uck¨ubersetzung aus dem Dt.? In: PBB (T¨ub.) 102 (1980) S. 155–159. – Maria Ludovica Arduini: ‹Rerum mutabilitas›. Welt, Zeit, Menschenbild und ‹Corpus Ecclesiae-Christianitatis› bei H. v. Regensburg (A.). In: Recherches de Th´eologie ancienne et m´edievale 52 (1985) S. 78–108. – Marie-Odile Garrigues: L’œuvre d’H. A. Inventaire critique. In: Abh. der Braunschweigischen Wiss. Ges. 38 (1986) S. 7–138. – D. Gottschall: Das Elucidarium des ¨ H. A. Unters. zu seiner Uberl.und Rezeptionsgesch. im deutschsprachigen Raum mit Ausg. der ¨ nd. Ubers. (TTG 33). T¨ubingen 1992. – Loris Sturlese: Zwischen Anselm v. Aosta und Johannes Eriugena. Der merkw¨urdige Fall des H., des M¨onchs v. Regensburg. In: Die dt. Philosophie im MA. Von 320
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Rheinauer Paulus Bonifatius bis zu Albert dem Großen 748–1280. Hg. v. L. Sturlese. Mu¨ nchen 1993, S. 119–142. – Marlies Hamm: Der dt. Lucidarius. Bd. 3. Komm. T¨ubingen 2002. SF Gottfried von Admont OSB, * um 1100 vermutlich in Schwaben, † 25.6.1165 Admont/Steiermark. – Abt von Admont; Verfasser homiletischer Werke. G. v. A. wurde als Sohn eines Irimbert und einer Hazacha geboren; seine Abstammung von den Herren von Vemmingen konnte bislang nicht best¨atigt werden. G. war zun¨achst Mo¨ nch, dann Prior des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, seit 1138 l¨oste er seinen Vorg¨anger Wolfhold von Admont als Abt des Benediktinerklosters Admont ab; u. a. stand er in Beziehungen mit → Gerhoch von Reichersberg. G.s Schriften erwuchsen aus seiner Predigtt¨atigkeit im Admonter Kloster und sind ausschließlich homiletisch; das Ausmaß der Zusammenarbeit mit seinem Bruder → Irimbert von Admont ist noch nicht n¨aher bestimmt. Neben kleinformatigen, einfach ausgestalteten Codices mit Konzept- und Vorfassungen der Werke G.s existieren von G. selbst gefertigte Endfassungen, die auf f¨unf Prachthandschriften verteilt wurden (Admont, Codd. 58, 62, 63, 73, 455; um 1160–1165); zwei Predigtzyklen schrieb er zu Kommentarwerken um. Seine Homilien geh¨oren in den Rahmen der noch durch die Patristik gepr¨agten «monastischen» Theologie, auf kirchenpolitische oder theologische Auseinandersetzungen ging G. nicht ein; die Intention beschr¨ankt sich darauf, das pers¨onliche und religi¨ose Leben der Konventualen und ihrer Gemeinschaft auszubilden. Auff¨allig ist das Interesse an mariologischen Fragen. Ausgabe: PL 174, Sp. 21–1210. Literatur: Heinrich v. Zeißberg: G. I. In: ADB 9 (1879) S. 460. – Peter Classen, NDB 6 (1964) S. 669 f. – Johann W. Braun, VL2 3 (1981) Sp. 118–123. – Heinrich M. K¨oster, MarLex 2 (1989) S. 693. – Lukas Schenker, LThK3 4 (1995) Sp. 946. – Jakob Wichner: Gesch. des Benediktiner-Stiftes Admont v. den a¨ ltesten Zeiten bis zum Jahre 1177. Vier Bde. Graz 1874–80. – Ders.: Kloster Admont und seine Beziehungen zur Wiss. und zum Unterricht nach archivalischen Quellen. Graz 1892. – Johannes Beumer: Der mariologische Gehalt der Predigten G.s v. A. († um 1165). In: Scholastik 35 (1960) S. 40–56. – Ulrich 321
1. H¨alfte 12. Jh. Faust: G. v. A. Ein monastischer Autor des 12. Jh. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens und seiner Zweige 75 (1964) S. 271–359. – Johann Wilhelm Braun: Irimbert v. Admont. In: Fr¨uhma. Stud. 7 (1973) S. 266–323. – Rudolf List: Stift Admont 1074–1974. FS zur Neunhundertjahrfeier. Ried im Innkreis 1974, S. 49–65. – Maria Elisabeth Dorninger: Bemerkungen zur geistlichen und weltlichen Rezeption bei G. v. A. und Jans v. Wien. In: ZfdPh 127 (2008) S. 375–392. SF Rheinauer Paulus (Rheinauer S¨undenklage). – Fragmentarisches fr¨uhmhd. Gedicht, nachtr¨aglich im ersten Drittel des 12. Jh. eingetragen in eine Sedulius-Handschrift des 10. Jh. Der R. P. ist bruchst¨uckhaft in der aus dem Kloster Rheinau bei Schaffhausen stammenden Handschrift Zu¨ rich, ZB, Cod. Rh. 77, 1r und 53v (10. Jh.) u¨ berliefert, die zur Hauptsache das Opus Paschale des → Sedulius enth¨alt. Der u¨ berlieferte Text in alemannischer Mundart, wohl aus dem Anfang des 12. Jh., umfasst 155 Verse und steht bis auf den Schluss (Vers 130–155) auch in der sicher j¨ungeren → Millst¨atter S¨undenklage. Das Abh¨angigkeitsverh¨altnis der beiden Texte sowie m¨ogliche Beziehungen zu einer a¨ lteren Vorlage sind nicht eindeutig gekl¨art. Wahrscheinlich hat der unbekannte Verfasser den R. P. in einen Rahmen, dessen Anfang verloren ist und dessen Ende von Vers 130–155 reicht, ein St¨uck aus einer a¨ lteren S¨undenklage eingef¨ugt oder umgedichtet. Erhalten ist der letzte Teil einer Bußklage des reuigen Saulus. Im verlorenen Anfang wird der Apostel Paulus vorgestellt und in die Situation eingef¨uhrt worden sein, der Schluss berichtet von Bekehrung, Taufe und Wirken des Apostels. Das urspr¨unglich vermutlich umfangreiche Mittelst¨uck gibt Teile seiner Beichte mit Exempeln f¨ur das g¨ottliche Gnadenwunder. Die Reimkunst zeigt große Freiheit in den Bindungen, neben etwa zwei Dutzend «reinen» Reimen stehen fast ebensoviele Assonanzen und auch eine Reihe von Endsilbenreimen, auffallend sind die Bindungen metrisch ungleicher W¨orter. Ausgaben: Eberhard G. Graff: Diutiska. Denkm¨aler dt. Sprache und Lit. aus alten Hss. Bd. 2. Stuttgart u. a. 1827, S. 297–301 (Teildr.). – Moriz Haupt: Die Bekehrung des hl. Paulus. Bruchst¨uck aus dem 12. Jh. In: ZfdA 3 (1843) S. 518–523. – Carl v. Kraus (Hg.): Dt. Gedichte des 12. Jh. Halle 1894, S. 7–12. – Friedrich Maurer: Die religi¨osen 322
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1. H¨alfte 12. Jh. Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 47–56. – Schr¨oder 1987 (s. Lit.) S. 12–18. Literatur: De Boor/Newald 1 (91979) S. 161 f., 172. – Werner Schr¨oder, VL2 8 (1992) Sp. 24–28. – Wilhelm Scherer: Gesch. der dt. Dichtung im 11. und 12. Jh. Straßburg 1875. – Max Roediger: Millst¨atter S¨undenklage. In: ZfdA 20 (1876) S. 255–323. – Kraus (s. Ausg.). – Maurer (s. Ausg.). – W. Schr¨oder: Vom ‹R. P.› zur ‹Millst¨atter S¨undenklage›. Aspekte der Poetisierung volkssprachiger kirchlicher Gebrauchstexte im fr¨uhen 12. Jh. (Akad. der Wiss und der Lit. Mainz, Abh. der Geistes- und Sozialwiss. Kl., Jg. 1986, Nr. 3). Stuttgart 1986. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 40–42, 128. SF Rheinauer Legendar. – Aus dem Kloster Rheinau stammendes lat. Legendar des 12. Jh. Das R. L. stellt zusammen mit dem Legendar von Schaffhausen (Schaffhausen, StB, Cod. Min. 89 [12. Jh.]) zwei verschiedene Zust¨ande derselben Teilsammlung dar, enth¨alt aber im Gegensatz zum Schaffhauser Text kein Register. ¨ Uberlieferung: Z¨urich, ZB, Cod. Rh. 5. Literatur: Guy Philippart: Legendare. In: VL 2 5 (1985) Sp. 644–657, hier Sp. 650. – Leo Cunibert Mohlberg: Ma. Hss. (Kat. der Hss. der ZB Z¨urich. Bd. 1). Z¨urich 1932, S. 160 und 379 f. – Albert Bruckner: Ein ‹Corpus hagiographicum› aus St. Alban in Basel? In: Folia Diplomatica. Bd. 1 (Opera Univ. Purkyninanae Brunensis, Facultas phil. Bd. 158). Br¨unn 1971, S. 49–61. – G. Philippart: L’expertise des l´egendiers lat. du moyen aˆge. Diss. Louvain 1975, S. 214–220. – Ders., Les l´egendiers latins et autres manuscrits hagiographiques (Typologie des sources du moyen aˆge occidental, fasc. 24–25). Turnhout 1977, Nr. 55–56. SF Uodalscalc von St. Ulrich und Afra (Odalscalcus; Udalscalc; Uodalscalcus; Udalschalk [v. Maisach]) OSB, † um 1150 Augsburg. – Abt von St. Ulrich und Afra; Verfasser von Viten, musiktheoretischen Werken und liturgischen Texten (mit Vertonungen). U., der unter Abt Egino (1109–1120) M¨onch im Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra in Augs323
Rheinauer Legendar burg war, unternahm mit Egino 1118 eine Romreise und hielt sich 1120 in Pisa auf, wo Egino starb. U. wurde darauf Kapellan des Bischofs Ulrich I. von Konstanz, wurde 1123 auf die r¨omische Lateransynode geschickt, um die Heiligsprechung Bischof Konrads von Konstanz zu erreichen und ist ab 1124 als Abt von St. Ulrich und Afra bezeugt. Er setzte die jungcluniazensisch-hirsauisch gepr¨agte Klosterreform fort und vermehrte den Grundbesitz seines Klosters erheblich. Die Handschrift Augsburg, Arch. des Bistums, Cod. 78, 48v–66v, u¨ berliefert von U. den Traktat De Eginone et Herimanno, der streitschriftartig den umstrittenen Abbatiat Eginos verkl¨art. Der Text ist mit Dokumenten angereichert und enth¨alt einen metrischen Anhang in Hexametern (Carmen de itinere et obitu Eginonis). Ausgabe: MGH SS 12 (1856) S. 432–448. Zur Vorbereitung der Heiligsprechung Konrads von Konstanz verfasste U. eine Vita s. Kuonradi zun¨achst in zwei B¨uchern (sog. «Petitionsredaktion»); nach der Heiligsprechung im M¨arz 1123 benutzte U. die Heiligsprechungsurkunde zur Fortsetzung seiner Konrad-Vita, schilderte in einem dritten Buch die Erhebung der Gebeine am 26. November 1123 (sog. «Translationsredaktion») und verfasste zur Feier des neuen Heiligenfestes die Offiziendichtung Historia s. Kuonradi. ¨ Uberlieferung: Die B¨ucher I–III sind in der ¨ Handschrift Wien, ONB, Cod. 573,108v–137r (zweites Viertel 12. Jh.) u¨ berliefert, andere Handschriften u¨ berliefern nur die «Petitionsredaktion» (u. a. Heiligenkreuz, Stiftsbibl., Cod. 14, 18r–20v, um 1190. – Stuttgart, LB, Cod. Hist. 4° 228, 1r–11r, vom Jahr 1456); die Historia s. Kuonradi u¨ berliefern die Handschriften Schaffhausen, StB, Cod. Min. 65, Vorsatzbl. (Fragm.). – Ebd., Cod. Min. B, p. 66 und 65 (Fragm). – Stuttgart, LB, HB I 52, 173vb–174vb (zweite H¨alfte 14. Jh.) (Cursus romanus). – Heidelberg, UB, Cod. Sal. XI 11, 132r–136v (um 1300). – Ebd., Cod. Sal. IX 60 (1324) (Cursus monasticus). Ausgaben: Vita: MGH SS 4 (1841) , S. 431–436 [B¨ucher I und II]. – Berschin 1975 (s. Lit.) S. 98–106. – Historia: Berschin 1975 (s. Lit.) S. 120–125. ¨ Eine lat. Uberarbeitung der Konrad-Vita nennt sich Vita s. Chuonradi altera auctore anonymo. Ausgabe: MGH SS 4 (1841) S. 436–445. ¨ Eine dt. Ubersetzung (vielleicht von Gallus ¨ → Ohem) von Buch I und III dieser Vita ist in der 324
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Uppsalaer Sundenklage ¨ Chronik des Bistums Konstanz enthalten (St. Gallen, Stiftsarch., Cod. 339); U.s Konrad-Vita wurde ferner gek¨urzt als Sondergut in mehreren Handschriften der Legenda aurea beigef¨ugt, eine dt. Teil¨ubersetzung enth¨alt Der → Heiligen Leben. Als Abt von St. Ulrich und Afra verfasste U. um 1125 die Historia s. Uodalrici, eine Offiziendichtung in leoninischen Hexametern auf den heiligen Ulrich, welche zum liturgischen Gebrauch bestimmt war. ¨ ¨ Uberlieferung: Haupths.: Wien, ONB, Cod. 573, 19r–25r (12. Jh.). – Ferner: Augsburg, StB, 4° cod. 218, 53r-v (15. Jh.). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 94, 24r-v (14. Jh.). – Stuttgart, LB, Cod. Mus. 2° I 63, 276v–279v (1511–1512). – Ebd., Cod. HB I 52, 109ra–130ra (zweite H¨alfte 14. Jh.). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 1.5.1. Aug. 2°, 2v–12r (um 1500). Vgl. auch AH 5 (1889) S. 237). Ausgabe: Berschin 1989 (s. Lit.) S. 157–162. U.s Vita s. Adalberonis entstand im Auftrag des Bischofs Walther von Augsburg. ¨ uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 573, 2v–18v ¨ (12. Jh.). – Hamburg, SUB, Cod. in scrin. 17, Fragm. 20 (14. Jh.). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 3058, 146ra–147vb (15. Jh.). Ausgabe: Philipp Jaff´e: Vita s. Adalberonis. In: Arch. f¨ur die Gesch. des Bisthums Augsburg 3 (1860) S. 2–9. F¨ur die k¨unstlerische Ausstattung seines Klosters schuf U. zahlreiche Verse (Tituli). Ausgabe: Anton Steichele, in: ebd., S. 102–124. Ein Registrum tonorum zeigt U. als Musiker und Musiktheoretiker (Hs. Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 334 Gud. lat. 2°); mit Zus¨atzen des U.-Sch¨ulers Isingrim: Mu¨ nchen, BSB, Clm 9921. Literatur: Manitius 3 (1931) S. 561. – Tusculum-Lex. (31982) 817. – Georg Kreuzer: Udalschalk. In: LexMA 8 (1997) Sp. 1175. – DBE 10 (1999) S. 122. – Walter Berschin, VL2 10 (1999) Sp. Sp. 109–114. – Nonnosus B¨uhler: Die Schriftsteller und Schreiber des Benediktinerstifts St. Ulrich und Afra w¨ahrend des MA. Diss. M¨unchen 1916. – Friedrich Zoepfl: Das Bistum Augsburg und seine Bisch¨ofe im MA. M¨unchen/Augsburg 1955. – W. Berschin: U.-Stud. I: U. Vita S. Kuonradi im hagiographischen Hausbuch der Abtei St. Ulrich und Afra. In: Freiburger Di¨ozesan-Arch. 95 (1975); II Historia S. Kuonradi (ebd.). – Eugen Hillenbrand: Das lit. Bild des hl. Konrad v. Konstanz im MA. In: Freiburger Di¨ozesan-Arch. 100 (1980) S. 79–108. – Wilhelm Liebhart: Die 325
1. H¨alfte 12. Jh. Reichsabtei St. Ulrich und Afra zu Augsburg. Mu¨ nchen 1982. – Norbert H¨orberg: ‹Libri sanctae Afrae›. St. Ulrich und Afra zu Augsburg im 11. und 12. Jh. nach Zeugnissen der Klosterbibl. G¨ottingen 1983. – Rolf Schmidt: Reichenau und ¨ St. Gallen. Ihre literarische Uberl. zur Zeit des Klosterhumanismus in St. Ulrich und Afra zu Augsburg um 1500. Sigmaringen 1985. – W. Berschin: U.-Stud., III: Historia S. Uodalrici. In: FS Franz Brunh¨olzl. Hg. v. G¨unter Bernt u. a. Sigmaringen 1989, S. 155–164. – Ders.: Gab es eine Augsburger Buchmalerschule des 11. Jh.? In: Herrschaft, Kirche, Kultur. FS Friedrich Prinz. Hg. v. Georg Jenal. Stuttgart 1993. – Harald Dr¨os: Das Wappen¨ buch des Gallus Ohem. Sigmaringen 1994. – W. Berschin: U.-Stud. IV: Mikrokosmos und Makrokosmos bei U. (1124-um 1150) (Augsburg, Archiv des Bistums 78, Fol. 72r). FS Peter Dronke. Hg. v. John Marenbon. Leiden u. a. 2001, S. 19–27. – Ders.: Mlat. Stud. 2. Heidelberg 2010, S. 289–312. SF Uppsalaer Sundenklage. ¨ – Gereimtes Beichtformular, Mitte des 12. Jh. Der in den Zusammenhang der altdt. Beichten (u. a. → Reichenauer Beichte) geh¨orende fragmentarische Text repr¨asentiert die einzige gereimte und metrische Fassung. Die Reime der sehr unterschiedlich langen Verse sind vorwiegend assonierend. Der traditionellen Gliederung entsprechend folgt der Abschw¨orungsformel (Absage an den Teufel, V. 1) das Schuldbekenntnis (V. 2–11) und der S¨undenkatalog (V. 12–65). Die dem S¨undenkatalog folgenden Teile sind nicht u¨ berliefert. ¨ Uberlieferung: Uppsala, UB, Cod. C 226, 157v–158v (Perg., zweites Viertel 13. Jh., rheinfr¨ankisch, mit vereinzelten mittelfr¨ankischen Merkmalen); Nachtrag am Ende eines lat. Faszikels des 12. Jh. (Bl. 151–158), angebunden an eine lat. theologische Sammelhs. des 15. Jh. Ausgaben: Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 3. T¨ubingen 1970, S. 88–93. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. h. Nach der Auswahl von Albert Waag neu hg. v. Werner Schr¨oder. Bd. 1. T¨ubingen 1972 (Nr. XIII). Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 183. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 188. – Edgar Papp, VL2 10 (1999) Sp. 115 f. – Karl v. Bahder: Gereimte Beichte aus Upsala. In: Germania 31 (1886) S. 99–105 (mit Abdruck). – Paul Sprockhoff: Ahd. 326
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1. H¨alfte 12. Jh. Katechetik. Literarhist.-stilistische Stud. Diss. Ber¨ lin 1912. – Franz Hautkappe: Uber die altdt. Beichten und ihre Beziehungen zu C¨asarius v. Arles. Diss. Mu¨ nster 1917. – Erik Rooth: Die ma. dt. Hss. einschliesslich der lat. mit dt. Bestandteilen der UB zu Uppsala. Uppsala 1921. – Hans Eggers: Die altdt. Beichten. In: PBB (Halle) 77 (1955) S. 89–123. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). K¨onigstein/Ts. 1986. – Werner Schr¨oder: Vom ‹Rheinauer Paulus› zur ‹Millst¨atter S¨undenklage›. Aspekte der Poetisierung volkssprachlicher kirchlicher Gebrauchstexte im fr¨uhen 12. Jh. (Abh. der Geistes- und Sozialwiss. Kl. der Akad. der Wiss. und der Lit. Mainz 1986,3). Mainz 1986. – Margarete Andersson-Schmitt/Monica Hedlund: Ma. Hss. der UB Uppsala. Kat. u¨ ber die C-Slg. 3: Hss. C 201–300 (Acta Bibliothecae R. Universitatis Upsaliensis XXVI,3). Stockholm 1990, S. 92–100. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. Mu¨ nchen 32000, S. 390. BJ Vorauer Marienlob. – Dt. Mariengedicht, um 1120/30. Der Verfasser der urspr¨unglich selbstst¨andigen ¨ Dichtung ist unbekannt. Es k¨onnte in Osterreich, aber auch im mitteldt. Raum entstanden sein. Das Werk umfasst 118 paarweise gereimte Verse (bzw. 59 binnengereimte Langzeilen); es kann in f¨unf nicht ganz gleichlange Strophen gegliedert werden. Die Bezeichnung «Marienlob» ist nicht ganz zutreffend. In den V. 21–94 steht vielmehr Christus im Mittelpunkt. In Str. 1 k¨undigen Propheten eine wunderbare Geburt an; Str. 2 befasst sich mit den Nachkommen (Jesus) des Jesse-Sohnes David und der Vollendung von dessen Herrschaft; Str. 3 betont die F¨ulle der sieben Gaben des Heiligen Geistes, die auf Jesus ruhen; Str. 4 berichtet, wie er Richter u¨ ber alle sein werde, und erst Str. 5 wechselt zu einem in Du-Anrede gehaltenen hymnischen Lob und Preis der Himmelsk¨onigin, Jungfrau und Mutter Maria («Blume des Feldes», «Lilie der T¨aler»). Wahrscheinlich wurde das V. M. f¨ur das Fest Mari¨a Verk¨undigung geschrieben, da es die f¨ur dieses Fest typischen Elemente aus Liturgie und Predigt aufgreift. ¨ Uberlieferung: → Vorauer Handschrift 276, 93va–94ra, als vorletzter der f¨unf Texte der → Vorauer B¨ucher Mosis. 327
Vorauer Marienlob Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892, S. 154–158 (Nr. XL); 2 (31892) 248 (Anm.). – Die geistliche Dichtung des MA. Erster Teil: Die biblischen und die Mariendichtungen. Bearb. v. Paul Piper (Dt. National-Litteratur. Hist. krit. Ausg. 3,1,1). Berlin/Stuttgart [1889], S. 330 f. – BB 1, ¨ S. 169–171 (mit Ubers.). – Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. (Kodex 276 II. Tl.). Faks.-Ausg. des Chorherrenstiftes Vorau unter Mitwirkung v. Karl Konrad Polheim. Graz 1958. – Dt. Gedichte des XI. und XII. Jh. [...] mit einer Einleitung und Anm. hg. v. Joseph Diemer. Wien 1849 (Nachdr. Darmstadt 1968) S. 74–77, 293–316 (Nr. VIII). – Erich Henschel/Ulrich Pretzel (Hg.): Die kleinen Denkm¨aler der Vorauer Hs. Mit einem Beitr. v. Wolfgang Bachofer. T¨ubingen 1963, S. 176–183. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. Tu¨ bingen 1964, S. 354 f. – Helmut de Boor: MA. Texte und Zeugnisse (Die dt. Lit. vom MA bis zum 20. Jh. 1/1). M¨unchen 1965, ¨ S. 404 f. (mit Ubers.). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). ¨ Frankfurt/M. 1991, S. 850–857 (mit Ubers.). – ¨ Fr¨uhmhd. Lit. Mhd./Nhd. Auswahl, Ubers. und Komm. v. Gisela Vollmann-Profe (RUB 9438). Stuttgart 1996, S. 68–75, 247–249. Literatur: De Boor/Newald 1 (91979) S. 152. – Franz Josef Schweitzer, MarLex 6 (1994) 670. – Dieter Kartschoke: Vorauer B¨ucher Mosis. In: LexMA 8 (1997) Sp. 1847. – Konrad Kunze, VL2 10 (1999) Sp. 521–523. – Albert Waag: Die Zusammensetzung der Vorauer Hs. In: PBB 11 (1886) S. 77–158. – Anselm Salzer: Die Sinnbilder und Beiworte Mariens in der dt. Lit. und lat. Hymnenpoesie des MA. Mit Ber¨ucksichtigung der patristischen Lit. Seitenstetten 1893. Nachdr. Darmstadt 1967. – Friedrich v. der Leyen: Kleine Beitr. zur dt. Literaturgesch. im 11. und 12. Jh. Halle 1897. – Albert M¨unscher: Die B¨ucher Mosis der Vorauer Hs. Eine grammatisch-metrische Unters. Marburg/Lahn 1908. – Stephan Beissel: Gesch. der Verehrung Marias in Deutschland w¨ahrend des MA. Ein Beitr. zur Religionswiss. und Kunstgesch. Freiburg i. Br. 1909. Nachdr. Darmstadt 1972, S. 117. – Albert Bayer: Der Reim v. Stammsilbe auf Endsilbe im Fr¨uhmhd. und seine Bedeutung f¨ur die sprachliche und literarische Chronologie. Schramberg 1934. – Heinz G. Jantsch: Stud. zum 328
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Bernhard von Clairvaux Symbolischen in fr¨uhmhd. Lit. T¨ubingen 1959. – Maurer (s. Ausg.), S. 352 f. – Dieter Lorenz: Stud. zum Marienbild in der dt. Dichtung des hohen und sp¨aten MA. Diss. Mu¨ nchen 1970. – David A. Wells: The Vorau ‹Moses› and ‹Barlaam›. A Study of Their Relationship to Exegetical Tradition. Cambridge 1970, S. 197–199. – Gerhard M. Sch¨afer: Unters. zur deutschsprachigen Marienlyrik des 12. und 13. Jh. G¨oppingen 1971. – Ingeborg Schr¨obler: Ikonographische Bemerkungen zur Komposition der Vorauer B¨ucher Mosis und zu bildlichen Darstellungen der Rolandssage. In: ZfdA 100 (1971) S. 250–269. – Herta Zutt: Satzgestaltung in fr¨uhmhd. Endreimdichtung. 3 Tle., Habil.-Schr. Freiburg i. Br. 1971. – Eugene Egert: The Holy Spirit in German Literature until the End of the Twelfth Century. Den Haag 1973. – Evelyn Jacobson: Die Stellung des Marienlobs innerhalb des Aufbaus der Vorauer B¨ucher Moses. In: Studia Neophilologica 50 (1978) S. 71–80. – Hartmut Freytag: Die Theorie der allegorischen Schriftdeutung und die Allegorie in dt. Texten besonders des 11. und 12. Jh. Bern/M¨unchen 1982, S. 82–94. – Ders.: Die fr¨uhmhd. geistliche Dich¨ tung in Osterreich. In: Die o¨ sterr. Lit. Ihr Profil v. den Anf¨angen im MA bis ins 18. Jh. Bd. 1. Hg. H. Zeman. Graz 1986. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1531–1535. – Francis G. Gentry: Bibliogr. zur fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung. Berlin 1992. – Fritz Peter Knapp: Die Lit. des Fr¨uh- und HochMA in den Bist¨umern Passau, Salzburg, Brixen und Trient v. den Anf¨angen bis zum Jahre 1273 (Gesch. der ¨ Lit. in Osterreich v. den Anf¨angen bis zur Gegenwart 1). Graz 1994, bes. S. 115. – Gisela VollmannProfe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit, 1/2.) T¨ubingen 21994, S. 36 f., 70 f. 73. – Anna Mu¨ hlherr: Maria in mhd. Lit. Habil.-Schr. T¨ubingen. – D. Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 325 f. – Vgl. → Vorauer B¨ucher Mosis. BJ Bernhard von Clairvaux OCist, * um 1090 Schloß Fontaine bei Dijon, † 20.8.1153 Clairvaux (Aube). – Abt, Theologe und Kirchenlehrer, Heiliger. B. stammt aus einem burgundischen Adelsgeschlecht. Sein Vater Tescelin le Saur war der Burgherr auf Fontaine und Vasall des Herzogs von Bur329
1. H¨alfte 12. Jh. gund. B. besuchte die Schule bei den Regularkanonikern im Stift St-Vorles in Chˆatillon-sur-Seine. Ber¨uhrt vom Tod seiner Mutter Aleth de Montbard (1106/07) trat er zusammen mit rund 30 Gef¨ahrten, darunter seine sechs Br¨uder und ein Onkel, 1112 oder 1113 in das kurz zuvor gegr¨undete Zisterzienserkloster Citeaux ein. 1115 wurde er von Bischof Wilhelm von Champeaux, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband, zum Priester geweiht. Im selben Jahr wurde B. als Gr¨undungsabt zusammen mit zw¨olf anderen M¨onchen nach Clairvaux entsandt. B. muss ein einnehmendes und faszinierendes Wesen gehabt haben: Es kamen so viele Novizen nach Clairvaux, dass bis zu seinem Lebensende fast jedes Jahr zwei neue T¨ochterkl¨oster und insgesamt 68 neue Konvente von Clairvaux aus gegr¨undet wurden. Zusammen mit den u¨ ber ganz Europa verstreuten angegliederten Monasterien standen am Ende von B.s Wirken rund 170 Kl¨oster direkt oder indirekt unter seiner geistigen und geistlichen F¨uhrung. Die bemerkenswert schnelle Ausbreitung des Zisterzienserordens ist ohne B. nicht vorstellbar. Auch in die Kirchenpolitik griff B. aktiv ein. Er war ein entschiedener Verfechter des p¨apstlichen Machtanspruches innerhalb der Kirche, bek¨ampfte aufs sch¨arfste h¨aretische Bestrebungen und propagierte eine orthodoxe Auslegung der kirchlichen Lehre. Zwischen 1133 und 1138 war er entscheidend in die Auseinandersetzungen w¨ahrend des Kirchenschismas involviert. Dreimal reiste er nach Italien und unterst¨utzte erfolgreich die Interessen Innozenz II. gegen Anaklet II. Auf den Konzilen von Sens (1140) und Reims (1148) egriff er Partei gegen Petrus Abaelardus und die Lehren Gilbert von Poitiers. 1144–45 unterst¨utze er die p¨apstlichen Interessen gegen die r¨omische Aufstandsbewegungen um Arnold von Brescia. Anschließend reiste er nach S¨udfrankreich, um volkst¨umlichen h¨aretischen Tendenzen entgegenzuwirken. Von Papst Eugen III., einem ehemaligen M¨onch und Sch¨uler aus Clairvaux, wurde B. 1147 mit Predigtreisen durch Deutschland und Frankreich zur Vorbereitung des zweiten Kreuzzuges beauftragt, der allerdings 1148 scheiterte. 1174, rund 20 Jahre nach seinem Tod, wurde B. von Papst Alexander III. heilig gesprochen. Eine erste Vita B.s begann → Wilhelm von St. Thierry bereits 1145. Diese «Vita prima» wurde von Arnold von Bonneval und Gottfried von Auxerre fortgef¨uhrt. Bis 1165 wurde die Vita in Clairvaux 330
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1. H¨alfte 12. Jh. u¨ berarbeitet. Eine zweite Vita verfaßte Alanus von Flandern (1167/70) und Johannes von Eremita um 1180 die dritte. In seinen Schriften (neben u¨ ber 500 Briefen auch u¨ ber 300 Predigten sowie Traktate und Opuscula) behandelt B. Themen der Dogmatik und der Askese und ber¨uhrt die wichtigen theologischen Fragestellungen. Er war um eine Kirchenund Klosterreform bem¨uht und versuchte in seinen Briefen daf¨ur zu werben. Seine theologischen ¨ Lehren und Uberzeugungen waren gepr¨agt von seinem schon fr¨uh erfolgten Studium der Kirchenv¨ater und der monastischen Tradition. Verbindungen zu → Petrus Lombardus, → Hugo von St. Victor und Johannes von Salisbury hatten B. zudem mit der Scholastik vertraut gemacht. Seine theologische Nachwirkung beruht aber vor allem in der Christus- und Brautmystik (Christus als Br¨autigam der Seele), die B. in seinen Hohelied-Predigten entwickelte (86 Sermones super Cantica canticorum, 1135–53; B.s Einfluss im dt.sprachigen Raum ist etwa beim → St. Trudperter Hohenlied deutlich erkennbar). B.s erster Traktat (De gradibus humilitatis et superbie, um 1125) widmet sich dem asketischen M¨onchsleben. Kernwerke sind ferner zwei Schriften, die sich an Wilhelm von St. Thierry richten: zum einen die Apologia (um 1125), die eine Neuinterpretation der benediktinischen Regeln einfordert, zum anderen der Traktat De gratia et libero arbitrio u¨ ber das Zusammenwirken von g¨ottlicher Gnade und freiem Willen. De diligendo Deo (zwischen 1126 und 41) behandelt die Gottesliebe. Hauptwerk von B.s sp¨atem Schaffen ist De consideratione ad Eugeniam papam, in dem er seine Ansichten zur r¨omischen Klerusreform unterbreitet und sich gegen u¨ berzogene weltliche Machtanspr¨uche des Papstes wendet. Neben B.s echten Schriften treten auch zahlreiche, die ihm f¨alschlich zugeschrieben wurden und den Blick auf das origin¨are Werk verstellen. Eine endg¨ultige Kl¨arung der Echtheitsfrage ist hier oft unm¨oglich. ¨ Uberlieferung: Allein die Sermones super Cantica canticorum sind in u¨ ber 100 Hss. u¨ berliefert. Dt. Fassungen finden sich u. a. in: D¨usseldorf, UB/LB, Ms. B 29, 152 Bl. (Perg., um 1200, Altenberg). – Ebd., Ms. B 42, 163 Bl. (Pap., 1475, mnd.). – Zur Gesamt¨uberl. vgl. die Ausg. und Janauschek 1891 ¨ (Einleitung) sowie zur deutschsprachigen Uberl. VL 21 (1978) Sp. 755–759. 331
Bernhard von Clairvaux Ausgaben: PL 182–185 (1854–55) – Jean Leclercq u. a.: Sancti Bernardi Opera Omnia. 8 Bde. Rom 1957–76. – Gerhard B. Winkler (Hg.): B. v. C. S¨amtliche Werke lat./dt. 10 Bde., Innsbruck 1990–99. – Ausgaben der Viten: PL 185 (1855) S. 225–368. – «Vita prima»: Paul Sinz: Vita prima sancti Bernardi Claraevallensis abbatis. Das Leben des heiligen B. v. C. D¨usseldorf 1962 (Heilige der ungeteilten Christenheit 2). ¨ Ubersetzungen: Eberhard Friedrich (Hg.): Die Schriften des honigfließenden Lehrers B. v. C. (¨ubers. Maria Agnes Wolters). 6 Bde., Wittlich 1934–38. – Dt. Teilausgaben (Ausw.): Johannes Schuck: Das Hohe Lied (Sermones super Cantica Canticorum [dt.]). Dokumente zur ma. Christusund Brautmystik. Paderborn 1926 (Dokumente der Rel. 12). – Jean Leclercq: Bernardus Claraevallensis. Die Botschaft der Freude. Texte u¨ ber Askese, Gebet und Liebe. (¨ubers. v. M¨onchen der Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau). Einsiedeln u. a. 1953, 21954 (Licht vom Licht N.F. 3). – Bernardin Schellenberger: B. v. C. R¨uckkehr zu Gott. Die mystischen Schriften. D¨usseldorf 2006. Bibliographien: Leopold Janauschek: Bibliogr. Bernardina (Xenia Bernardina 4) Wien 1891 (Neudr. Hildesheim 1959). – Jean de la CroixBouton: Bibliogr. Bernardine 1891–1957. Paris 1958. – Eug`ene Manning: Bibliogr. bernardine 1957–70. Rochefort 1972. – Henri Rochais u. Eug`ene Manning: Bibliogr. G´en´erale de l’Ordre Cistercien. Bibliogr. de Saint Bernard. 1979–1990 (La Documentation cistercienne 21). Literatur: Werner H¨over, VL 21 (1978) Sp. 754–762; 211 (2004) Sp. 241 f. – G¨unther Binding, LexMA 1 (1980) Sp. 1991–1998. – Jean Leclercq, TRE 5 (1980) S. 644–651. – Johannes Schuck: Das religi¨ose Erlebnis beim hl. B. v. C. Ein Beitr. zur Gesch. der christlichen Gotteserfahrung (Abh. zur Philosophie und Psychologie der Rel. 1). W¨urzburg 1922. – Etienne Gilson: La th´eologie mystique de Saint Bernard (Etudes de philosophie ¨ m´edi´evale 20). Paris 1934; dt. Ubers.: Die Mystik des heiligen B. v. C. Wittlich 1936. – Julius Schwietering: Der Tristan Gottfrieds von Straßburg und die Bernhardische Mystik (Abh. der Preußischen Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl. 1943,5). Berlin ´ 1943. – Jean Leclercq: Etudes sur Saint Bernard et les texte de ses e´ crits (Analecta Sacri Ordinis Cisterciensis 9, 1–2). Rom 1953. – Josef Lortz (Hg.): B. v. C. M¨onch und Mystiker. Internationaler Bernhardkongress Mainz 1953 (Ver¨off. des Inst. f¨ur Eu332
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Speculum virginum rop¨aische Gesch. Mainz 6). Wiesbaden 1955. – Erich Kleineidam: Wissen, Wiss., Theologie bei B. v. C. (Erfurter theologische Schr. 1). Leipzig 1955. – Friedrich Ohly: Hoheliedstud. Grundz¨uge einer Gesch. der Hoheliedauslegung des Abendlandes bis um 1200 (Schr. der Wiss. Ges. an der Johann Wolfgang Goethe-Universit¨at Frankfurt/M. Geisteswiss. Reihe 1). Wiesbaden 1958. – J. Leclercq: Recueil d’´etudes sur Saint Bernard et ses e´ crits. 3 Bde. (Storia e letteratura 92, 104, 114). Rom 1962–69. – Wilhelm Hiss: Die Anthropologie B.s v. C. (Quellen und Stud. zur Gesch. der Philosophie 7). Berlin 1964. – Adriaan H. Bredero: B. v. C. im Widerstreit der Historie (Inst. f¨ur europ¨aische Gesch. Mainz. Vortr¨age 44). Wiesbaden 1966. – W. ¨ H¨over: Theologia mystica in altbair. Ubertragung. B. v. C., Bonaventura, Hugo v. Balma, Jean Gerson, ¨ Bernhard v. Waging und andere. Stud. zum Ubersetzungswerk eines Tegernseer Anonymus aus der Mitte des 15. Jh. (MTU 36). M¨unchen 1971. – B. v. C. Studies presented to Dom Jean Leclercq (Cistercian studies series 23). Washington 1973. – Robert Maria Saur: Gl¨uhen ist mehr als Wissen. B. v. C. (1090–1153). Aschaffenburg 1977. – Ulrich K¨opf: Religi¨ose Erfahrung in der Theologie B.s v. C. (Beit. zur hist. Theologie 61). Tu¨ bingen 1980. – Waltraud Timmermann: Stud. zur allegorischen Bildlichkeit in den Parabolae B.s v. C. Mit ¨ der Erstred. einer mnd. Ubersetzung der Parabolae ‹Vom geistlichen Streit› und ‹Vom Streit der vier T¨ochter Gottes› (Mikrokosmos 10). Frankfurt/M. 1982. – J. Leclerq: B. V. C. Entschiedenheit in Demut (¨ubers. v. Willy J. Helg, hg. v. P. Alberich Martin Altermatt) (Meister des Glaubens 3). Freiburg/Schweiz, W¨urzburg 1991. – A. H. Bredero: Bernardus van Clairvaux (1091–1153). Tussen cultus en historie. De ontoegankelijkheid van een hagiografisch levensverhaal. Kampen 1993; ins Dt. u¨ bers. u. d. T.: B. v. C. Zwischen Kult und Hi¨ storie. Uber seine Vita und ihre hist. Auswertung. Stuttgart 1996. – Sabine Teubner-Schoebel: B. v. C. als Vermittler an der Kurie. Eine Auswertung seiner Briefslg. (Stud. und Dok. zur Gallia Pontificia 3). Bonn 1993. – Gert Wendelborn: B. v. C. Ein großer Zisterzienser in der ersten H¨alfte des 12. Jh. Frankfurt/M. 1993. – Kaspar Elm (Hg.): B. v. C. Rezeption und Wirkung im MA und in der Neuzeit. Vortr¨age gehalten anl¨aßlich des 27. Wolfenb¨utteler Symposions vom 23. bis 27. Oktober 1990 in der HAB (Wolfenb¨utteler MA-Stud. 333
1. H¨alfte 12. Jh. 6). Wiesbaden 1994. – Michael Stickelbroeck: Mysterium venerandum. Der trinitarische Gedanke im Werk des B. v. C. (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA NF. 41). M¨unster 1994. – Dieter R. Bauer/Gotthard Fuchs (Hg.): B. v. C. und der Beginn der Moderne. Dokumentation der Wissenschaftlichen Studientagung B. v. C. und der Beginn der Moderne, 14.–18. M¨arz 1990 in Kloster Sch¨ontal. Insbruck 1996. – J. Leclercq: B. v. C. Ein Mo¨ nch pr¨agt seine Zeit (u¨ bers. v. Hermann J. Benning). M¨unchen 1997. Neuausg. Mu¨ nchen u. a. 2005, Neuausg. u. d. T.: B. v. C. Mystiker und Mann der Tat. Mu¨ nchen u. a. 2009. – Peter Dinzelbacher: B. v. C. Leben und Werk das ber¨uhmten Zisterziensers. Darmstadt 1998. – Gerhard B. Winkler: B. v. C.: Die eine und umfassende Kirche – Einheit in der Vielfalt. Innsbruck/Wien 2001. – Ders.: B. v. C. als Meister der Liebe. In: Philosophisches zu Wahrheit, Freiheit, Liebe. Hg. v. Heinrich Reinhardt (Schriftenreihe der Theologischen Hochschule Chur 6). Freiburg/Schweiz 2006, S. 199–208. – Marvin D¨obler: B. v. C. und seine ‹Apologia› an Abt Wilhelm zwischen innerchristlichem Pluralismus und Religionskritik. In: Zs. f¨ur Religionswiss. 15 (2007) S. 35–51. – Bernhard Johann Voˇsicky: Bernhard u¨ ber Bernhard. Geistliche Lehren des heiligen B. v. C. Heiligenkreuz 2008. – Wendelin Knoch: Aktualit¨at ‹geistlicher› Theologie? Anm. zu B. v. C. und seiner Schrift: ‹De diligendo Deo› – u¨ ber die Gottesliebe (Universit¨atsreden Ruhr-Universit¨at Bochum NS 23). Bochum 2008. – Gabriel Hammer: B. v. C. in der Buchmalerei. Darstellungen der Zisterzienserabtes in Hss. v. 1135–1630. Regensburg 2009. VZ Speculum virginum. – Nd. und mndl. Bearbeitungen einer um 1140 entstandenen lat. Lehrschrift. Die Verfasserschaft des teilweise → Konrad von Hirsau zugeschriebenen Werks ist umstritten. Ein Einleitungsbrief geht dem in zw¨olf B¨ucher gegliederten Werk, das sich an weibliche Religiosen richtet, voraus, den Abschluss bildet ein Epithalamium von 129 Versen, die ein neumiertes Akrostichon ergeben. Dem Text ist in einigen fr¨uhen Handschriften am Anfang und Ende ein weiteres Lied mit Neumennotation beigegeben. Zw¨olf Illustrationen und ein Autorenbild waren Bestandteil der urspr¨unglichen Konzeption des Werks. 334
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1. H¨alfte 12. Jh. Das S. v. bietet eine in Form eines Dialogs zwischen einem Presbyter Peregrinus und einer Theodora verfasste didaktisch ausgerichtete Darstellung einer weiblichen «Vita monastica», Peregrinus erscheint dabei als geistlicher Ratgeber der eifrigen Religiosen. Auf der Grundlage historischer und biblischer Exempla und unter Verwendung zahlreicher Quellen (Bibel, Kirchenv¨ater, → Physiologus, M¨artyrerlegenden) werden die Lebensformen der einzelnen St¨ande erl¨autert und eine Tugendlehre entworfen; der h¨ochste Rang der Jungfr¨aulichkeit und Ehelosigkeit wird umfassend begru¨ ndet. Das S. v. ist in u¨ ber 30 lat. Handschriften des 12. bis 15. Jh. u¨ berliefert; die a¨lteste Handschrift bietet London, British Library, Arundel 44. ¨ Mndl. Ubersetzung Spieghel der maechden bzw. Spieghel der joncfrouwen. ¨ Die Ubertragung stammt vermutlich aus dem 14. Jh. Sie enth¨alt den einleitenden Brief und die zw¨olf B¨ucher des Hauptteils, das Epithalamium fehlt jedoch. Der Text fand im Umfeld der Devotio moderna im Norden der Niederlande, dem Rhein-Maas-Gebiet und in Nordwestdeutschland Verbreitung. ¨ Uberlieferung: 19 Hss. verz. Bernards 1955 (s. Lit.) S. 8 f. – Ferner: Br¨ussel, Kgl. Bibl., Ms. II. 4748 (Franziskanerinnenkloster St. Katharina auf dem Berg Sinai in Doesburg, 1457; vollst.). – Grubbenvorst, Ursulinenkloster, olim Venray, Kloster Jerusalem, Sammelhs. (Traktate), o. S., 177ra–316vb (aus dem fr¨uheren Augustinerinnenkloster Jerusalem in Venray, zweite H¨alfte 15. Jh.; Buch I-VII). – Ausz¨uge in: Cuyk, Kreuzherrenkloster St. Agatha, Hs. C 124, 181v–186v, 194r–195v (Augustinerkloster Frenswegen, 1452/53). – Leiden, UB, Cod. Letterk. 262, 330ra–330va (vermutlich aus dem Augustinerinnenkloster St. Agnes in Delft, 15. Jh.). – Nijmegen, Bibl. der Jesuiten Berchmanianum, Hs. MS 12 B I, 93v–94r, 148v–152r (vermutlich aus einem ostndl. Fraterhaus, 15. Jh.). – Gent, UB, Hs. 1348, 191r–202r (erste H¨alfte 16. Jh.). Die von Bernards 1955 (s. Lit.) S. 9, Nr. 47, als verschollen angef¨uhrte Hs. Zwolle, Slg. Spitzen, wurde zuletzt aufbewahrt in Driebergen-Rijsenburg, Groot Seminarie, Hs. 105.54, 302r–313 (verschollen). – Warschau, Nationalbibl., olim St. Petersburg, Kaiserliche Bibl. Gollandskaja, O. v. I, Nr. 8, 30r–32v (Ende 14. Jh.; verschollen). – London, British Library, Ms. Add. 38527 (um 1410). – Utrecht, UB, Hs. 1021 (1424). Neben den mndl. Hss. existieren eine ripuarische Umschrift (Berlin, SBB, Mgf 1028, 335
Speculum virginum 252ra–325rb [vermutlich aus dem Augustinerinnenkloster Nazareth in Geldern, 1482]) und zwei nd. Fassungen: Hannover, LB, Cod. 1237, 119v–146v (Augustinerinnenkloster Marienthal bei Eldagsen, 1482). – L¨ubeck, StB, Cod. theol. germ. 30 (15. Jh). Aus der Feder des Mats Larsson (gest. 1486) ¨ stammt eine von der mndl. Ubertragung un¨ abh¨angige mittelschwedische Ubersetzung des vollst¨andigen lat. Textes. ¨ Uberlieferung: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. Holm. A 8 (Birgittenkloster Vadstena, Ende 15. Jh.). Ausgaben: Robert Geete: S. v. – Jungfruspegel (Svenska Fornskrift-S¨allskapet, Samlingar H¨aft 111, 113, 115). Stockholm 1897/98 (mittelschwedische Fassung). – Jutta Seyfarth (Hg.): S. V. (CCCM 5). Turnhout 1990. – S. V. Mndl. Text. Edition, Unters. zum Prolog und einleitende Interpretation v. Irene Berkenbusch. Frankfurt/M. u. a. 1995. – S. ¨ v. Jungfrauenspiegel. Lat./Dt. Ubersetzt und eingel. v. J. Seyfarth. Vier Teilbde. (Fontes Christiani 30/1–4). Freiburg u.a. 2001. Literatur: Manitius 3 (1931) S. 318. – Urban K¨usters/Jutta Seyfarth, VL2 (1995) Sp. 67–76. – Gunhild Roth/Jutta Seyfarth, LexMA 7 (1995) Sp. 2090 f. – Willem de Vreese: De hss. van Jan van Ruusbroec’s werken. Zwei Bde. Gent 1900–1902, S. 107, 156 f., 490. – Arthur Watson: The ‹S. v.› with Special Reference to the Tree of Jesse. In: Speculum 3 (1928) S. 445–469. – Martha Strube: Die Illustrationen des ‹S. v.›. Diss. D¨usseldorf 1937. – Matth¨aus ¨ Bernards: Die hsl. Uberl. und die theologischen Anschauungen des ‹S. v.›. Diss. Bonn 1950. – Ders.: ‹S. v.›. Geistigkeit und Seelenleben der Frau im HochMA. K¨oln u. a. 1955. 21982. – Cheryl Gohdes Goggin: The Illuminations of the Clairvaux ‹S. v.› (Troyes, Bibl. Municipale, Ms. 252). Diss. Indiana 1982. – A. J. Geurts: En maagdenspiegel. In: Moderne Devotie. Figuren en facetten. Catalogus Nijmegen. Nijmegen 1984, S. 269–273. – Franz Niehoff: ‹S. v.›. In: Ornamenta ecclesiae. Ausstellungskat. 1. Hg. v. Anton Legner. K¨oln 1985, S. 78 f. (Lit.) – Seyfarth (s. Ausg.). – Constant J. Mews (Hg.): Listen daughter. The S. V. and the formation of religious women in the Middle Ages. New York u. a. 2001. – Bruno Reudenbach: Bild – Schrift – Ton. Bildfunktionen und Kommunikationsformen im ‹S. v.›. In: Fr¨uhma. Stud. 37 (2004) S. 24–45. SF 336
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Wund- und Blutbeschworungen ¨ Konrad von Hirsau («Peregrinus», Conradus Hirsaugiensis) OSB, * Ende 11. Jh., † zweite H¨alfte 12. Jh. – Benediktinerm¨onch und erbaulicher Schriftsteller. K., ein Sch¨uler Wilhelms von Hirsau, wirkte im 12. Jh. als Lehrer im Kloster Hirsau. Ihm wird das in der ersten H¨alfte des 12. Jh. entstandene, weit verbreitete erbauliche → Speculum virginum zugeschrieben, fromme Betrachtungen u¨ ber den Nonnenstand in Form eines Dialogs zwischen Nonne und Priester in zw¨olf B¨uchern, die Verfasserschaft K.s ist jedoch nicht gesichert. Das Ende des Werks bildet ein «Epithalamium», das in zwei Ch¨ore zu je 129 Strophen erf¨allt und die Hochzeit der Braut Christi mit dem Br¨auti¨ gam schildert. Neben einer mndl. Ubersetzung mit dem Titel Spieghel der Maechden existiert auch eine ¨ schwedische Ubertragung des 15. Jh. ¨ Uberlieferung: Vgl. Bernards 1955 (s. Lit.) S. 7 f. K.s Nachruhm beruht vor allem auf dem ihm mit einiger Sicherheit zuzuschreibenden Dialogus super auctores sive Didascalon, einem literaturgeschichtlichen Werk, das 21 Autoren von Vergil bis Theodul in Form eines Dialogs zwischen Lehrer und Sch¨uler behandelt. Die Schrift ist ein bedeutendes Zeugnis u¨ ber die ma. Schullekt¨ure; sie diente als Vorbild f¨ur → Hugos von Trimberg f¨ur dessen Registrum Multorum Auctorum. ¨ Uberlieferung: Huygens (s. Ausg.) S. 10–12. Zugeschrieben werden K. ferner ein Werk u¨ ber die Evangelienperikopen, die Schrift De vita spiritus et fructu mortis, der Dialog De contemptu et amore mundi, einige Heiligenviten, Gedichte u¨ ber Hiob, die Psalmen, die Klagelieder Jeremi¨a und die Evangelien, Epigramme und die musiktheoretische Schrift De musica et tonis. Ausgaben: Georg Scheppes (Hg.): Conradi Hirsaugiensis Dialogus. W¨urzburg 1889. – Guido Maria Dreves (Hg.): Epithalamium. In: Zs. f¨ur Katholische Theologie 25 (1901) S. 546–554. – Robert Bultot (Hg.): Dialogus de mundi contemptu. Louvain 1966. – Robert Burchard Constantijn Huygens (Hg.): Accessus ad auctores, Bernhard d’Utrecht, K. v. H., Dialogus super auctores. Leiden 21970. – Roberta Marchioni: Dialogo sugli autori Conradus Hirsaugiensis (AION. Quaderni 12). Pisa u. a. 2008. Literatur: Manitius 3 (1931) S. 315–319. – Robert Bultot, NDB 12 (1979) S. 543. – Ders., VL2 5 (1985) Sp. 204–208; 11 (2004) Sp. 879. – G¨unter 337
1. H¨alfte 12. Jh. Glauche, LexMA 5 (1991) Sp. 1359 f. – Friedrich Wielgus, BBKL 4 (1992) Sp. 394 f. – Matth¨aus Bernards: Speculum Virginum. Geistigkeit und Seelenleben der Frau im HochMA. K¨oln u. a. 1955. – Eleanor Simmons Greenhill: Die geistigen Voraussetzungen der Bilderreihe des Speculum Virginum (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA 39/2). M¨unster 1962. – R. Bultot: L’auteur et la fonction litt´eraire du ‹De fructibus carnis et spiritus›. In: Recherches de th´eologie ancienne et m´edievale 30 (1963) S. 148–154. – Ders.: L’auteur de l’Altercatio Synagogae et Ecclesiae: K. v. H.? In: ebd. 32 (1965) S. 263–276. – M. Bernards: Zur Geschichtstheologie des Speculum Virginum. In: R´evue B´en´edictine 75 (1965) S. 277–303. – Ders.: Um den Zusammenhang zwischen Speculum Virginum, Dialogus de mundi contemptu vel amore und verwandte Schr. In: Recherches de th´eologie ancienne et m´edi´evale 34 (1967) S. 84–130. – R. Bultot: Autour du Speculum Virginum. In: R´evue d’histoire eccl´esiastique 64 (1969) S. 808–810. – G. Glauche: Schullekt¨ure im MA [...] (M¨unchener Beitr. zur Medi¨avistik und Renaissance-Forschung 5). Mu¨ nchen 1970, S. 107–117. – Leslie George Whitbread: Conrad of H. as Literary Critic. In: Speculum 47 (1972) S. 234–245. – Terence O. Tunberg: C. of. H. and His Approach to the Auctores. In: Medievalia et Humanistica 15 (1987) S. 65–94. – R. Marchioni: Zum Aufbau des Lekt¨urekanons einer Klosterschule. Der ‹Dialogus super auctores› des K. v. H. In: Mlat. Jb. 44 (2009) S. 395–406. SF Wund- und Blutbeschworungen. ¨ – Gruppe mhd. Beschw¨orungen. Neben den → Wurmbeschw¨orungen bilden die W. die gr¨oßte Gruppe der mhd. Beschw¨orungen. I. Wundbeschw¨orungen. 1. Der Drei-gute-Br¨uder-Segen. Grundbestandteil zahlreicher Wundbeschw¨orungen ist die Historiola von den drei guten Br¨udern, die auf der Suche nach einem Kraut zur Wundheilung Christus begegnen. Dieser verlangt ihnen daraufhin den Schwur ab, die von ihm ver¨ und Schafsmittelte Behandlungsmethode mit Ol wolle weiterzugeben und sich f¨ur die Behandlung nicht bezahlen zu lassen. Des weiteren sollen die Br¨uder einen an Longinus erinnernden Segen sprechen. Die Handschrift Mu¨ nchen, BSB, Clm 23374, 16v (um 1200) u¨ berliefert den sog. M¨unchner Wundsegen, den a¨ ltesten bekannten Segen dieses Typs. 338
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1. H¨alfte 12. Jh. ¨ Uberlieferung der dt. Fassungen des 13. bis 16. Jh.: London, British Library, Arundel MS. 295, 117r (13. Jh.) bietet hinter einer lat. Fassung eine ¨ ¨ dt. Ubertragung. – Wien, ONB, Cod. 2442, 10r (13. Jh.). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 18921, 47v (14. Jh.). – Heidelberg, UB, Cpg 214, 17vb (1321; innerhalb des → Bartholom¨aus). – Hamburg, SUB, Cod. 99 in scrin. S. 11. – Dresden, LB, Mscr. M 180, 83v. – Stuttgart, LB, Cod. med. et phys. 4° 29, 8r. – In der medizinischen Sammlung Pfalzgraf → Ludwigs V. finden sich einige Fassungen: Heidelberg, UB, Cpg 264, 81v–82r. – Ebd., Cpg 266, 129v. 2. Longinusmotivik. Bestandteil zahlreicher Drei-Br¨uder-Beschw¨orungen ist ein Textteil, der eine analoge Heilssituation mit Longinus, der Jesus mittels einer Lanze die Seitenwunde zugef¨ugt haben soll, beschw¨ort. In einigen Texten wird – widerspr¨uchlich zur Bibelstelle Io 19,34 – die Behauptung aufgestellt, die Wunde Christi habe nicht geblutet, um auf diese Weise eine Analogie zur bestehenden Wunde herstellen zu k¨onnen; meist beschr¨anken sich die Beschw¨orungen jedoch analogisch zum Heilen der pr¨asentischen Wunde auf die Darstellung der rasch heilenden Longinus-Wunde. Im 15./16. Jh. scheinen sich vermehrt die Longinus-Textteile von den Drei-Br¨uder-Texten zu l¨osen. ¨ Uberlieferung: Beispiele f¨ur Segen mit Longinus-Motivik: M¨unchner Wundsegen (s. o.). – London, British Library, Arundel MS. 295, 117r. – Mu¨ nchen, BSB, Clm 18921, 47v. – Zu den selbstst¨andigen Longinus-Segen vgl. Karl Bartsch: Die altdt. Hss. (Kat. der Hss. der UB Heidelberg 1). Heidelberg 1887, S. 53–55. 3. Formel vom Nichtschw¨aren oder Nichteitern. Die Formel des Nichtschw¨arens, wie sie auch der zweite der → Bamberger Blutsegen anf¨uhrt («iz neblˇotete. noch nesvar./ noch nechein eiter nebar.»), war im Rahmen der Wundbeschw¨orungen weit verbreitet. Die Wunden Christi gelten hier beispielhaft als «reine» Wunden; der Verweis auf Longinus fehlt. ¨ Uberlieferung: Beispiele f¨ur Segen mit Formel vom Nichtschw¨aren oder Nichteitern: M¨unchner Wundsegen (s. o.). – Heidelberg, UB, Cpg 266, 129r und 130v. II. Jordansegen (Beschw¨orungen f¨ur Blutstillung). Konstituierende Bestandteile der Jordansegen sind die analoge Bezugnahme auf das Stillstehen des 339
Wund- und Blutbeschworungen ¨ Jordan und der Befehl an das personalisierte Blut, stillzustehen. Neben Ios 3,14–17 wird auch auf die Taufe Jesu im Jordan Bezug genommen. Das a¨ lteste Beispiel f¨ur eine derartige Analogie findet sich in der lat. Handschrift Rom, Bibl. Vat., Cod. Vat. lat. 5359, am Rand v. fol. 30v (wohl 9./10. Jh.). Das vielleicht a¨ lteste Zeugnis eines dt. Jordansegens ist die sp¨atahd. Beschw¨orung → Ad fluxum sanguinis narium. Auch der → Millst¨atter Blutsegen und der Uppsalaer Blutsegen (Uppsala, UB, Cod. C 644, hinteres Spiegelbl. recto) werden zu dieser Gruppe gez¨ahlt. Die bereits erw¨ahnte Sammlung Pfalzgrafs Ludwigs V. enth¨alt ferner zahlreiche Jordansegen. Der → Straßburger Blutsegen (¨uberliefert in einer verbrannten Handschrift des 11. Jh.) verbindet das Motiv des Jordansegens mit Elementen aus dem Longinussegen. Literatur: Gundolf Keil: Jordansegen. In: LexMA 5 (1991) Sp. 627. – Ders.: Longinussegen. In: ebd., Sp. 2107. – Monika Schulz, VL2 11 (2004) Sp. 1683–1690. – Reinhold K¨ohler: Der Wundsegen v. den drei guten Br¨udern. In: Germania 13 (1868) S. 184–188. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem 8.-12. Jh. Bd. 1: Texte, Bd. 2: Anm. Berlin 31892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964), Bd. 1: S. 18, 180 f; Bd. 2: S. 52 f., 272–276, 282. – Oskar Ebermann: Blut- und Wundsegen in ihrer Entwicklung dargestellt (Palaestra 24). Berlin 1903. – Adolph Franz: Die kirchlichen Benediktionen im MA. Freiburg i. Br. 1909, Bd. 2: S. 510–513. – ¨ Viljo Joan Mansikka: Uber russische Zauberformeln. Mit Ber¨ucksichtigung der Blut- und Verrenkungssegen. Helsingfors 1909. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (M¨unchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914/16 (Nachdr. 1960), A: S. 52, B: S. 132–134. – Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971), S. 375–380. – Ferdinand Ohrt: Zu den Jordansegen. In: Zs. f¨ur Volkskunde ¨ NF 1 (1930) S. 269–274. – Ders.: Uber Alter und Ursprung der Begegnungssegen. In: Hessische Bll. f¨ur Volkskunde 35 (1936) S. 49–58. – Willy Louis Braekman: Middeleeuwse witte en zwarte magie in het Nederlands taalgebied (Verhandelingen Koninkl. Ac. voor Nederlandse Tal- en Letterkunde 6,127). Gent 1997, S. 50–63, 174–183 u. o¨ . – M. Schulz: Magie oder die Wiederherstellung der Ordnung (Beitr. zur europ¨aischen Ethnologie und Folklore. Reihe A: Texte und Unters. 5). 340
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Baumgartenberger Johannes Baptista Frankfurt/M. u. a. 2000, S. 48–91, 322–328. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001. – M. ¨ Schulz: Beschw¨orungen im MA. Einf. und Uberblick. Heidelberg 2003, S. 66–101. SF Priester Adelbrecht. – Legendendichter der ersten H¨alfte des 12. Jh. Verfasser der um 1120/30 entstandenen, fragmentarisch erhaltenen Legende Johannes Baptista. In V. 252 nennt der Verfasser seinen Namen: «ein priester hiez Adelbreht». Als Quellen dienten ihm die Evangelien des Matth¨aus und des Lukas, welche er erg¨anzte und zur Legende umgestaltete. Ingesamt sind 267 Verse der Dichtung erhalten, an deren Beginn der Erzengel Gabriel Zacharias die Geburt des Johannes verk¨undet (Lk 1, 20). A. folgt auch in der Beschreibung der folgenden Ereignisse dem Evangelium: Mari¨a Verk¨undigung, ihr Besuch bei Elisabeth, die Beschneidung des Johannes und das Benedictus des Zacharias. Danach fehlen ca. 330–340 Verse. Auf diese L¨ucke folgen, erz¨ahlt nach Mt 14, die Szene bei Herodes, die Hinrichtung und das Begr¨abnis des T¨aufers. Zum Schluss f¨uhrt der Verfasser eine etymologische Herleitung des Namens «Johannes» an. Wahrscheinlich richtete sich die Dichtung an ein Laienpublikum. ¨ Uberlieferung: St. Paul/K¨arnten, Stiftsbibl., Cod. 25/8, 1r–2v (Perg., Ende des 12. oder Anfang des 13. Jh.; Fragm.). Dort ist auch eine fragmentarische Legende von St. → Veit enthalten. Die Hs. stammt wahrscheinlich aus Niederbayern und gelangte u¨ ber Maria Saal nach St. Paul. Ausgaben: Carl v. Kraus: Dt. Gedichte des 12. Jh. Halle 1894, S. 15–23, 111–134. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. Tu¨ bingen 1965, S. 332–341. Literatur: Karl-Ernst Geith, VL2 1 (1978) Sp. 62 f. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 34. – Carl v. Kraus: Collation und Abdr. v. Fragm. des 12. Jh. In: ZfdA 50 (1913) S. 328–334. – Hermann Menhardt: Zur Herkunft der Maria Saaler Bruchst¨ucke. In: PBB (T¨ub.) 22 (1960) S. 77–94. – Maurer (s. Ausg.). – Ders.: Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 3. T¨ubingen 1970, S. 615–619. – Hatto Kallfelz (Hg.): Lebensbeschreibungen einiger Bisch¨ofe des 10.-12. Jh. (Ausgew¨ahlte Quellen zur dt. Gesch. des MA. Freiherr vom Stein-Ged¨achtnisausg. 22). 341
1. H¨alfte 12. Jh. Darmstadt 1973, S. 43. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. 1. Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300. Wiesbaden 1987, S. 49. SF Baumgartenberger Johannes Baptista. – Geistliches Gedicht, vor der → Kaiserchronik entstanden. Das wahrscheinlich im Kloster Baumgartenberg/Donau entstandene Gedicht, von dem 77 von veranschlagten 200–250 Versen erhalten sind, schildert verschiedene Szenen aus dem Leben des Johannes. Dem Verfasser, der das → Ezzolied benutzt hat, d¨urfte es vor allem um die Gegen¨uberstellung von altj¨udischen Gesetzen und zuk¨unftiger christlicher Heilslehre in der Verk¨undigung Johannes des T¨aufers gegangen sein. Die V. 1–4 sind in die Kaiserchronik (V. 4047–4050) aufgenommen worden. ¨ Uberlieferung: Linz, LB, Hs. 317 (fr¨uher 12), 119v (Perg., erste H¨alfte 12. Jh.). Ausgaben: Vomberg (s. Lit.), S. 13–15, 22–25. – Carl v. Kraus (Hg.): Dt. Gedichte des zw¨olften Jh. Halle 1894, S. 12–15, 101–111. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Gedichte des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 134–139 (mit Verz. der a¨ lteren Ausg.). Literatur: Karl-Ernst Geith, VL2 1 (1978) Sp. 646 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 155, 309. – Gustav Vomberg: Die Bruchst¨ucke einer poetischen dt. Bearb. des Lebens Johannes des T¨aufers aus dem 12. Jh. Diss. Marburg 1875. – Konrad Schiffmann: Zur Kenntnis der altdt. Litt. In: ZfdPh 35 (1903) S. 86–88. – Max Ittenbach: B. J. In: Dichtung und Volkstum (Euphorion) 43 (1943) S. 176–187 (mit Abdruck). – Werner Schr¨oder: Zu Friedrich Maurers Neuedition der dt. religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. In: PBB (Tu¨ b.) 88 (1967) S. 249–284, hier S. 276. – Fritz Peter Knapp: B. J. B. In: Tausend Jahre Ober¨osterreich. Das Werden eines Landes. Ausstellung des Landes Ober¨osterreich 29. April bis 26. Oktober 1983 in der Burg zu Wels. Katalogteil. Linz 1983, S. 58 (Nr. 2.26). – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 63 f. (Nr. 129). – N. F. Palmer: Manuscripts for reading: The material evidence for the use of manuscripts containing middle high german narrative verse. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction 342
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1. H¨alfte 12. Jh. and its Consequences in Honour of D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca/Christopher Young. Turnhout 2005, S. 67–102, hier S. 93 (Nr. 6). BJ Von Christi Geburt. – Fragment (137 Kurzverse) einer um 1120 bis 1140 entstandenen, heilsgeschichtlich ausgerichteten ripuarischen Dichtung. Im ersten Teil werden einzelne alttestamentliche Geschehnisse als Hinweise auf Christus typologisch gedeutet; der zweite Teil berichtet in Form einer wenig anspruchsvollen Aneinanderreihung von den Ereignissen um Christi Geburt. Die urspr¨unglich vermutlich daran anschließende Jugendgeschichte ist nicht erhalten. Das Erl¨oserleben sollte wohl den Hauptinhalt der Dichtung bilden. Enge Beziehungen bestehen zum → Annolied, zu → Ezzos Cantilena und zum → Friedberger Christ und Antichrist; m¨oglicherweise gibt es auch Verbindungen zu Frau → Avas Leben Jesu und dem → Melker Marienlied. ¨ Uberlieferung: Innsbruck, UB, Fragm. 69 (erste H¨alfte 12. Jh., vier Pergamentstreifen). Ausgaben: Sch¨onbach (s. Lit.) S. 351–356. – Carl v. Kraus (Hg.): Dt. Gedichte des 12. Jh. Halle 1894, S. 3–6 und Anm. S. 71–77. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 126–131. Literatur: Ehrismann 2/1 (1922) S. 122 f. – Edgar Papp, VL2 1 (1978) Sp. 1217 f. – De Boor/ Newald 1 (91979) S. 155. – Anton E. Sch¨onbach: Altdt. Funde aus Innsbruck. In: ZfdA 33 (1889) S. 339–394, hier S. 350 f. und 356–373. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300 mit bes. Ber¨ucksichtigung der Meß- und Tagzeitenliturgie. Frankfurt/M. 1927, S. 178. – Maurer (s. Ausg.) S. 124 f. (Lit.). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 78. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA (Gesch. der dt. Lit. im MA 1). Mu¨ nchen 32000, S. 301. SF Melker Marienlied. – Wohl um 1130 in einem Kloster des bair.-¨osterr. Raums entstandene Mariendichtung eines unbekannten Autors. Das M. M. gilt als a¨ ltestes dt. Marienlied. Ausgehend von den alttestamentlichen Pr¨afigurationen der jungfr¨aulichen Geburt (Aarons Gerte, der brennende Dornbusch, Gideons Lammfell, Lilie unter 343
Von Christi Geburt Dornen, Angelschnur und Reis aus der Wurzel Jesse) wird Maria als Mutter Gottes und Mitbeteiligte am Erl¨osungswerk Jesu gepriesen; sie erscheint in diesem Zusammenhang antitypisch zu Eva. In der letzten Strophe wird sie um Beistand am J¨ungsten Tag gebeten. Die einzigen narrativen Str. 7–8 umfassen Empf¨angnis und Geburt Jesu. Das Lied besteht aus 14 sechszeiligen, regelm¨aßig gebauten Strophen aus vierhebigen Versen, von denen jede mit dem Refrain «Sancta Maria» abschließt (eventuell als Responsion der Gemeinde beim Vortrag des Liedes gedacht). Als Quelle f¨ur das nach dem Typus des lat. Hymnus gestaltete M. M. gilt u. a. eine Predigt des → Honorius Augustodunensis (In Annunciatione S. Mariae). Es u¨ bte wohl Einfluss auf die → Vorauer B¨ucher Mosis (um 1130/40) aus, eher nicht umgekehrt, und steht in Beziehung zur → Altdt. Exodus. ¨ Uberlieferung: Melk, Stiftsbibl., Cod. 391, 1r (Perg., zwischen 1123 und 1142). Ausgaben: Bernhard Pez: Thesaurus anecdotorum novissimus. Bd. 1. Augsburg 1721, S. 419 f. – Johann Friedrich August Kinderling: Bragur. Ein litterarisches Magazin der dt. und nordischen Fr¨uhzeit 6/1 (1798) S. 127–139; 6/2 (1800) S. 23–37. – August H. Hoffmann v. Fallersleben: Fundgruben f¨ur Gesch. dt. Sprache und Lit. Tl. 2. Breslau 1837, S. 142–144. – Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, S. 35 f. – Joseph Strobl: Das ‹M. M.› aus Franz Pfeiffers Nachlaß in photographischer Nachbildung. Wien 1870. – Friedhelm Kemp: Dt. geistliche Dichtung aus tausend Jahren (Die B¨ucher der Neunzehn 94). Mu¨ nchen 1958, S. 19–21. – Eberhard Haufe: Dt. Mariendichtung aus neun Jh. Hanau/Main 1961, S. 12–18. – Max Wehrli: Dt. Lyrik des MA. Z¨urich 21962, S. 8–15. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. Tu¨ bingen 1964, S. 360–363. – Helmut de Boor (Hg.): Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse. Bd. 1. Mu¨ nchen 1965, S. 406–408. – Albert Waag/Werner Schr¨oder (Hg.): Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. (ATB 71/72). T¨ubingen 1972, S. 232–238. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, S. 858–865 (mit ¨ Ubers.), 1535–1541 (Komm.). – Fr¨uhmhd. Lit. ¨ Mhd./Nhd. Auswahl, Ubers. und Komm. v. Gi344
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Millst¨atter Sundenklage ¨ sela Vollmann-Profe (RUB 9438). Stuttgart 1996, S. 76–83, 249–254. Literatur: Konrad Kunze, VL 6 (1987) Sp. 374–377. – Joachim Knape, Killy1 8 (1990) S. 93 f. – Herbert Kolb, MarLex 4 (1992) S. 406 f. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300 (Dt. Forschungen 17). Frankfurt/M. 1927. – Leopold Nowak: Das ‹M. M.› In: Unsere Heimat. Monatsbll. f¨ur Landeskunde und Heimatschutz v. Nieder¨osterreich und Wien, NF 7 (1934) S. 184–195. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Leipzig 1941, S. 98–100. – Artur Rossmann: Wort und Begriff der Wahrheit in der fr¨uhmhd. Lit. Diss. T¨ubingen 1952. – Hildegard Schrod: Die kleinen Gedichte des 11. und 12. Jh. Diss. M¨unchen 1952. – Maurer (s. Ausg.) S. 357–359. – Peter Kesting: Maria – ¨ frouwe. Uber den Einfluß der Marienverehrung auf den Minnesang bis Walther v. der Vogelweide (Medium Aevum 5). M¨unchen 1965, S. 11 f., 52 f., 122, passim. – Dusan Ludvik: Zum Sinnbild im ‹M. M.› In: Ostbair. Grenzmarken 8 (1966) S. 287–289. – H. Kolb: Das ‹M. M.› In: Interpretationen mhd. Lyrik. Hg. v. G¨unther Jungbluth. Berlin u. a. 1969, S. 47–82. – Gerhard M. Sch¨afer: Unters. zur deutschsprachigen Marienlyrik im 12. und 13. Jh. (GAG 48). G¨oppingen 1971, S. 19–24, passim. – Herta Zutt: Satzgestaltung in fr¨uhmhd. Endreimdichtungen. Habilitationsschr. masch. Freiburg i. Br. 1971. – Hartmut Freytag: Die Theorie der allegorischen Schriftdeutung und die Allegorie in dt. Texten bes. des 11. und 12. Jh. Bern/M¨unchen 1982, S. 113–127. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 61 (Nr. 102). – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 321 f. – Sidney M. Johnson: The M. M. Text, Translation, Commentary and Bibliography. G¨oppingen 2003. – N. F. Palmer: Manuscripts for reading. The material evidence for the use of manuscripts containing middle high german narrative verse. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Hg. v. Mark Chinca/Christopher Young. Turnhout 2005, S. 67–102, hier S. 96 (Nr. 44). SF Millst¨atter Sundenklage. ¨ – Selbstst¨andige S¨undenklage in 864 zum Teil besch¨adigten Reimpaarversen, entstanden um 1130. 345
1. H¨alfte 12. Jh. Der Autor der M. S. ist unbekannt, ihr Entstehungsort unsicher, wobei eine alemannische Abstammung m¨oglich ist; auch das Abh¨angigkeitsverh¨altnis zum nahe verwandten, alemannischen → Rheinauer Paulus (auch: Rheinauer S¨undenklage) und m¨ogliche Beziehungen beider Texte zu einer a¨ lteren Vorlage sind nicht endg¨ultig gekl¨art. Die M. S. gilt neben dem a¨lteren, jedoch fragmentarischen Rheinauer Paulus als a¨ lteste erhaltene S¨undenklage. Die Komposition ist straff und gliedert sich nach formalen und inhaltlichen Kriterien in drei Teile: Teil 1 enth¨alt einen Lobpreis auf Gott den allm¨achtigen Sch¨opfer und geht dann in eine Beschreibung der Schrecken des Gerichts und der Verdammnis u¨ ber; ein zweiter Teil wird durch eine weitere Anrufung Gottes eingeleitet und bringt die eigentliche S¨undenklage (Anklagen gegen einzelne Glieder, Herz, Zunge und Mund, Ohren und Augen), ein dritter Abschnitt umfasst in Einleitung und Hauptteil gegliederte Bitten um Erh¨orung und Vergebung. Stilistisch mischen sich hymnische Elemente mit Gebet, reihender Aufz¨ahlung von Gnadenakten Gottes und Bekenntnis. Der Dichter spricht in der Ich-Form, steht jedoch stellvertretend f¨ur den s¨undigen Menschen an sich. ¨ Uberlieferung: Klagenfurt, Landesarch., Cod. GV 6/19, 154v–164v (→ Millst¨atter Hs.). – M¨unchen, BSB, Cgm 5249/60a (Ende 12. Jh.). Ausgaben: Theodor Georg v. Karajan: Dt. Sprachdenkmale des 12. Jh. Wien 1846, S. 47–67. – Max Roediger: Die M. S. In: ZfdA 20 (1876) S. 255–282. – Friedrich Maurer: Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 65–101. – Fr¨uhmhd. Lit. Mhd./Nhd. Aus¨ wahl, Ubers. und Komm. v. Gisela Vollmann-Profe (RUB 9438). Stuttgart 1996, S. 84–103. Literatur: Ehrismann 2/1 (1927) S. 177 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 161 f., 181, 188. – Edgar Papp, VL2 6 (1987) Sp. 538–541. – Wilhelm Scherer: Geistliche Poeten der dt. Kaiserzeit (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. V¨olker 7). Straßburg 1875, S. 19–21. – Ders.: Gesch. der dt. Dichtung im 11. und 12. Jh. In: AfdA 1 (1876) S. 70–72. – Ders.: Die M. S. In: ZfdA 20 (1876) S. 282–323. – Carl v. Kraus: Dt. Gedichte des 12. Jh. Halle 1894, S. 78 f. – Albert Leitzmann: Bemerkungen zur Millst¨atter Hs. In: AfdA 34 (1910) S. 125. – Artur Rossmann: Wort und Begriff der Wahrheit in der fr¨uhmhd. Lit. Diss. T¨ubingen 1952. – Maurer (s. Ausg.) S. 47 f., 346
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1. H¨alfte 12. Jh. 57–63. – Werner Schr¨oder: Vom ‹Rheinauer Paulus› zur ‹M. S.›. Aspekte der Poetisierung volkssprachiger kirchlicher Gebrauchstexte im fr¨uhen 12. Jh. Stuttgart u. a. 1986. – G. Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 40 f., 115. – Karin Schneider: Ein weiterer Textzeuge der ‹M. S.›. In: ZfdA 124 (1995) S. 298–302. – Vollmann-Profe 1996 (s. Ausg.) S. 254–257. – K. Schneider: Die dt. Hss. der BSB Mu¨ nchen. Die ma. Fragm. Cgm 5249–5250 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,8). Wiesbaden 2005, S. 110. SF Petrus Venerabilis (P. v. Cluny; Ordensname Mauritius) OSB, * um 1092/94 Montboissier/Auvergne, † 25.12.1156 Cluny. – Abt von Cluny, Theologe. P., geb¨urtig aus dem Geschlecht der Herren von Montboissier in der Auvergne, war seit 1109 Benediktinerm¨onch in Cluny und wurde bald Prior in V´ezalay und Dom`ene. 1122 wurde er zum Abt von Cluny gew¨ahlt. Er war als Reformer des Klosters (neue Statuten durch das Generalkapitel von 1132 und 1146) t¨atig und gew¨ahrte dem von → Bernhard von Clairvaux bek¨ampften Abaelard Asyl. 1130 verhalf er Papst Innozenz II. zum Sieg u¨ ber Anaklet II. Die von P. veranlasste erste Koran¨ubersetzung ins Lat. zeugt von seiner Auseinandersetzung mit dem Islam und war Grundlage f¨ur seine Schriften Summa totius haeresis Saracenorum und Liber contra sectam sive haeresim Saracenorum. Weitere apologetische Traktate wie Adversus Judaeorum inveteram duritiem und Contra Petrobrusianos hareticos richten sich gegen die Juden und die Sekte der Petrobrusianer. Zeitgen¨ossische Wunder stellte P. in seiner Schrift De miraculis dar, außerdem verfasste er ca. 14 Hymnen und hymnenartige Gedichte sowie etwa vier Predigten. Ein umfangreicher Briefwechsel (unter anderem mit Bernhard von Clairvaux und Helo¨ıse), gesammelt von seinem Sekret¨ar → Petrus Pictaviensis, dokumentiert P.s weitreichende Beziehungen zu f¨uhrenden Pers¨onlichkeiten seiner Zeit. Eine Vita stammt von seinem Sch¨uler und sp¨ateren Abt von Cluny, Radulfus. Ausgaben: PL 189. – Giles Constable (Hg.): The Letters of Peter the Venerable. Zwei Bde. (Harvard historical studies 78). Cambridge 1967. – James Fearns (Hg.): Contra Petrobrusianos hereticos (CCCM 10). Turnhout 1968. – G. Constable 347
Petrus Venerabilis (Hg.): Consuetudines Benedictinae Variae (Corpus consuetudinum monasticarum 6). Siegburg 1975, S. 19–106. – Reinhold Glei (Hg.): P. V. Schr. zum Islam (Corpus Islamo-Christianum, Series Latina 1). Altenberge 1985. – Dyonisia Bouthillier (Hg.): Petri Cluniacensis Abbatis. De miraculis libri duo (CCCM 83). Turnhout 1988. Literatur: Manitius 3 (1931) S. 136–144. – Neithard Bulst, LexMA 6 (1993) Sp. 1985–1987. – Nicolaus Heutger, BBKL 7 (1994) Sp. 382 f. – Schulthess/Imbach (1996) S. 556. – Jean Leclercq: Pierre le Ven´erable. Saint-Wandrille 1946. – G. Constable/James Kritzeck (Hg.): Pierre le Ven´erable 1156–1956. Studies and Texts Commemorating the 8th Century of his Death (Studia Anselmiana 40). Rom 1956. – J. Kritzeck: Peter the Venerable and Islam (Princeton oriental studies 23). Princeton 1964. – Damien van den Eynde: Les principaux voyages de Pierre le Venerable. In: Benedictina 15 (1968) S. 58–110. – Pierre Ab´elard et Pierre le V´en´erable. Les courants philosophiques, litt´eraires et artistiques en occident au milieu du XIIe si`ecle. Hg. v. Ren´e Louis u. a. Paris 1975. – Udo Wawrzyniak: Philol. Unters. zum ‹Rithmus in laude saluatoris› des P. V. (Lat. Sprache und Lit. des MA 22). Frankfurt/M. u. a. 1985. – Jean-Pierre Torrell: Pierre le V´enerable et sa vision du monde (Spicilegium sacrum Lovaniense 42). Louvain 1986. – Gillian R. Knight: The Correspondence between Peter the Venerable and Bernard of Clairvaux. A semantic and structural analysis. Aldershot 2002. – Werner Robl: P. V. Briefe zur Rettung Abaelards? In: Peter Abaelard. Leben – Werk – Wirkung (Forschungen zur europ¨aischen Geistesgesch. 4). Freiburg i. Br. u. a. 2003, S. 293–315. – Ernst Werner: Sakramentale Mentalit¨at und Antijudaismus im 12. Jh. P. V. (1122–1156). In: Mittelalterforschung in Leipzig [...]. Hg. v. Klaus-Peter Matschke/Sabine Tanz (Beitr. zur Leipziger Universit¨ats- und Wissenschaftsgesch. Reihe B/15). Leipzig 2009, S. 215–228. SF Proverbia Salomonis. – Sp¨atestens im 12. Jh. entstandene Bearbeitungen von Spr¨uchen aus den biblischen P. S. in Reimversen. Als a¨ lteste Beispiele der P. S., die zu den Typen der ma. Spruchsammlungen z¨ahlen, gelten eine Sammlung von 57 (Salomonis proverbia quibus sunt incognita) und eine wohl j¨ungere von 102 Versen (Hec sunt sermonis non nostri sed Salomonis). Wiedergegeben wird nur eine Auswahl der Spr¨uche Salomos in sehr freier Gestaltung. 348
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Vorauer Bucher ¨ Mosis ¨ Zu einer Ubersetzung des 15. Jh. → Johannes von Speyer (Melk, Stiftsbibl., Cod. 570, 193ra–210vb). Vgl. auch → Salomonische Schriften. ¨ ¨ Uberlieferung: Straßburg, ehem. Off. Bibl., ¨ Cod. A 157 (12. Jh.; verbrannt). – Wien, ONB, Cod. 88, 27v–30r (12. Jh.). – Admont, Stiftsbibl., Cod. 759, 203r–205r (Anfang 13. Jh.). Ausgabe: Wilhelm Wackernagel: Salomonis Proverbia in lat. Reimversen. In: ZfdA 3 (1843) S. 128–130. Literatur: Manitius 3 (1931) S. 716 f. – Franz Josef Worstbrock, VL2 7 (1989) Sp. 874; 11 (2004) Sp. 1270. – Manfred Eikelmann: Stud. zum Sprich¨ wort im MA. Gattungsbegriff, Uberlieferungsformen und Verwendungsweisen. Zwei Bde. Habilitationsschr. G¨ottingen 1994. – Thesaurus proverbiorum medii aevi. Lex. der Sprichw¨orter des romanisch-germ. MA. Hg. vom Kuratorium Singer der Schweizerischen Akademie der Geistesund Sozialwissenschaften. Begr. v. Samuel Singer. 13. Bde. Berlin/New York 1995–2002. SF Cantilena de conversione Sancti Pauli. – Fragmentarisch u¨ berliefertes alemannisches Bekehrungs- und Bußgedicht aus der ersten H¨alfte des 12. Jh. Die C. d. c. S. P., ein belehrend-par¨anetisches Gedicht u¨ ber die Bekehrung des Hl. Paulus, gipfelte wohl in der Berufung des Heiligen, wie es der in der Handschrift u¨ berlieferte Titel verheißt, stellt sich aber in der u¨ berlieferten Form als Bußpredigt mit «memento mori»-Motivik dar und bricht vor der Bekehrung des Apostels ab. Auf eine anf¨angliche Warnung vor dem J¨ungsten Gericht folgt ein Su¨ ndenbekenntnis des Verfassers; die letzten Verse, ehe der Text abbricht, handeln von der Ehebrecherin des Johannes-Evangeliums (Joh 8, 3 ff.). Sprache, Form und Aufbau der Dichtung sind aufgrund der L¨ucken nicht mit Sicherheit zu bestimmen. ¨ Uberlieferung: Colmar, Archives d´epartementales du Haut-Rhin, Serie F. varia 108, f. IIva/b (Perg., 12. Jh., alemannisch; sog. Colmarer Bruchst¨ucke, aus einem Urbar des 15. Jh., Text verst¨ummelt durch Blattbeschnitt). Ausgaben: Ernst Martin: Colmarer Bruchst¨ucke aus dem 12. Jh. In: ZfdA 40 (1896) S. 328–331. – Albert Leitzmann (Hg.): Kleinere geistliche Gedichte des 12. Jh. Hg. v. Albert Leitzmann. 2., 349
1. H¨alfte 12. Jh. durchges. Aufl. Berlin 1929, S. 3–10, hier S. 9 f. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. Tu¨ bingen 1964, S. 264–268. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 181–183. – Edgar Papp, VL2 1 (1978) Sp. 1172 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 171 f., 196. – Martin (s. Ausg.) S. 311 f. – Edward Schr¨oder: Zu den Colmarer Fragm. In: ZfdA 41 (1897) S. 92–94. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300. Frankfurt/M. 1927, S. 124. – Maurer (s. Ausg.) S. 261–263 (Lit.). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 126, 128 f., 136. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen, 32000, S. 223, 373, 392 f. SF Vorauer Bucher ¨ Mosis. Die V. B. M. sind in der → Vorauer Handschrift 276 (Vorau, Stiftsbibl., Cod. 276) u¨ berliefert und bestehen aus f¨unf voneinander nicht abgesetzten Texten: Vorauer Genesis (VG), Vorauer Joseph (VJ), Vorauer Moses (VM; Bruchst¨uck von zwei Bl¨attern auch in der Handschrift Linz, Ober¨osterr. Landesarch., Varia Bd. 63), → Vorauer Marienlob und Vorauer Balaam (VB). Die V. B. M. wurden gegen Ende ¨ des 12. Jh. vermutlich schon als Uberlieferungseinheit in die Vorauer Handschrift eingetragen; Entstehungszeit (mit Sicherheit wurde die → Alts¨achsische Genesis vor der VG geschrieben) und -ort der einzelnen Texte sind nicht bekannt. Man nimmt an, dass die Texte zwischen 1130 und 1140 von mehreren Autoren (Klosterbr¨udern?) im Donautal (oder in K¨arnten) verfasst wurden. VG und VJ geh¨oren eng zusammen; an das Begr¨abnis Rahels am Schluss der VG schließt an den vollst¨andig aus der Alts¨achsischen Genesis u¨ bernommenen VJ unmittelbar an. VM berichtet vom Zug des Volkes Israel ins Gelobte Land und schildert zudem die Eroberung Jerichos; f¨ur die Figur des Moses wurden auch außerbiblische Quellen benutzt. VB stellt die Geschichte Balaams nach biblischer Vorlage dar; die Schau Balaams auf das Heer Israels wird um die Beschreibung des Feldlagers Israels und die Stiftsh¨utte erweitert. Die V. B. M. kennzeichnet eine unterschiedliche Verwendung der Bibelauslegung. In der VG wird zu Beginn die Trinit¨at stark betont; die h¨ochste 350
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1. H¨alfte 12. Jh. Trias der Engelch¨ore (Throni, Cherubim, Seraphim) wird den g¨ottlichen Eigenschaften der Trinit¨at (sapientia, bonitas, potentia) zugeordnet. Die menschliche Seele kann die obersten Engelch¨ore mittels der drei «oberen» Seelenkr¨afte (memoria, intelligentia, caritas) erreichen; diese gehen f¨ur ihn jedoch durch den S¨undenfall verloren. Stofflich schließt der VM unmittelbar an VJ an. Der Erz¨ahlstoff, welcher der Kindheits- und Jugendgeschichte sowie der Berufung des Moses zum F¨uhrer des Volkes Israel folgt, wird mit Blick ¨ auf Auslegungsm¨oglichkeiten ausgew¨ahlt. Anderungen gegen¨uber der biblischen Erz¨ahlung betreffen vor allem die Schilderung der Geschehnisse am Berg Sinai deutlich: die ersten Tafeln mit den Zehn Geboten werden nur knapp erw¨ahnt; die neuen Gesetzestafeln enthalten das Liebesgebot des NT. Der Nachfolger des Moses (ein Dialog zwischen Gott und ihm in lat. Prosa pr¨agt die Darstellung seines Todes), Josua, wird als Namensbruder Jesu bezeichnet. VB h¨angt stofflich mit VM zusammen. Nach dem Bericht von einem heidnischen Seher werden die St¨amme Israel auf die zw¨olf S¨ohne Jakobs zur¨uckgef¨uhrt. Die Ausgelegung der Bestandteile der Bundeslade endet pl¨otzlich mit (nur) einem Zweizeiler aus dem ersten Segenswunsch Balaams. Ausgaben: Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. (Kod. 276, Tl. 2). Faks.-Ausg. des Chorherrenstiftes Vorau. Unter Mitwirkung v. Karl Konrad Polheim. Graz 1958. – Erich Henschel/Ulrich Pretzel (Hg.): Die kleinen Denkm¨aler der Vorauer Hs. T¨ubingen 1963. – VG, VM und VB: Joseph Diemer: Dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Wien 1849 (Nachdr. 1968) S. 1–85. – VJ: Ders.: Gesch. Jo¨ ¨ seph’s in Agypten. In: Sb. der Osterr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 47 (1864) S. 636–687; 48 (1865) S. 339–423. – Paul Piper, ZfdPh 20 (1888) S. 257–289, 430–474. – Linzer Bruchst¨uck: Johann Lambel: Zu den B¨uchern Mosis. In: Germania 7 (1862) S. 230–235. – Friedrich Wilhelm/Richard Newald (Hg.): Poetische Fragm.e des 12. und 13. Jh. (Germ. Bibl. III,8). Heidelberg 1928, S. 1–4. – Vgl. ferner → Vorauer Marienlob. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 91–99. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 152 u. o¨ . – Dieter Kartschoke, LexMA 8 (1997) Sp. 1847 f. – Ursula Hennig, VL2 10 (1999) Sp. 513–516. – Wilhelm Scherer: Gesch. der dt. Dichtung im 11. und 12. Jh. ¨ Straßburg 1875. – Friedrich Vogt: Uber Genesis und Exodus. In: PBB (Halle) 2 (1876) S. 208–317, 351
Vorauer Bucher ¨ Mosis 586–592 (vgl. Max Roediger: Vogt und die einheitliche Genesis. Zur Abwehr. In: ZfdA 19, 1876, S. 148–154). – Albert Waag: Die Zusammensetzung der Vorauer Hs. In: PBB (Halle) 11 (1886) S. 77–158. – Paul Piper: Das Gedicht v. Joseph nach der Wiener und der Vorauer Hs. nebst ei¨ nigen Angaben u¨ ber die Uberlieferung der u¨ brigen alttestamentlichen dt. Texte des 11. Jh. In: ZfdPh 20 (1888) S. 258–289, 430–480. – Johann Kelle: Gesch. der dt. Lit. Bd. 2. Berlin 1896. – Albert M¨unscher: Die B. M. der Vorauer Hs. Eine grammatisch-metrische Unters. Diss. Marburg/L. 1908. – Carl Wesle: Fr¨uhmhd. Reimstud. Jena 1925. – Theodor Frings: Die Vorauer Hs. und Otto v. Freising. In: PBB (Halle) 55 (1931) S. 223–230. – Albert Bayer: Der Reim v. Stammsilbe auf Endsilbe im Fr¨uhmhd. nach seiner Bedeutung f¨ur sprachliche und literarische Chronologie. Schramberg 1934. – Hans Dittmar: Das Christusbild in der dt. Dichtung der Cluniazenserzeit. Diss. Erlangen 1934. – Leonore Fritz: Die Steigerungsadverbia in den Denkm¨alern der mhd. Lit. v. der Bl¨utezeit bis zum 15. Jh. Diss. M¨unchen 1934. – Edward Schr¨oder: Zur Vorauer Genesis. In: ZfDA 74 (1937) S. 212. – Albert Leitzmann: Lexikalische Probleme in der fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung (Abh. der Preußischen Akad. der Wiss., Phil.hist. Kl. 18). Berlin 1942. – Hermann Menhardt: Zur Herkunft der Vorauer Hs. In: PBB (T¨ub.) 78 (1956) S. 394–452, 80 (1958) S. 48–66. – Wolfgang Bachofer: Der Wortschatz der V. B. M. Vorarbeiten zu einer Ausg. Diss. Hamburg 1961. – Ders.: Eine zweite Quelle des V. Moses. In: PBB (Tu¨ b.) 84 (1962) S. 123–141. – Klaus D¨uwel: Werkbezeichnungen der mhd. Erz¨ahllit. (1050–1250). Diss. G¨ottingen 1965. Nachdr. G¨ottingen 1983. – David A. Wells: The Vorau Moses and Balaam. A Study of their Relationship to Exegetical Tradition. Diss. Cambridge 1967. Nachdr. Cambridge 1970. – Ders.: Der Vorauer Moses und die Auslegung des himmlischen Jerusalem. In: ZfdA 98 (1969) S. 29–39. – Ingeborg Schr¨obler: Ikonographische Bemerkungen zur Komposition der V. B. M. und zu bildlichen Darstellungen der Rolandssage. In: ZfdA 100 (1971) S. 250–269. – Eugene Egert: The Holy Spirit in German Literature until the End of the Twelfth Century. Den Haag/Paris 1973. – D. A. Wells: The V. B. Moses (Concordances to the Early Middle High German Biblical Epic 1). Hg. v. Roy A. Wisbey/D. A. Wells. Cambridge 1976. – Klaus Grubm¨uller: Nˆoes Fluch. Zur 352
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Auslegung des Vaterunsers Begr¨undung v. Herrschaft und Unfreiheit in ma. Lit. In: FS Kurt Ruh. Hg. v. Dietrich Huschenbett u. a. T¨ubingen 1979, S. 99–119. – Roswitha Wisniewski: Kreuzzugsdichtung. Idealit¨at in der Wirklichkeit. Darmstadt 1984. – Christian Thelen: Das Dichtergebet in der dt. Lit. des MA. Berlin/New York 1989 (Reg.). – D. Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 1990. 32000. – Francis G. Gentry: Bibliogr. zur fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung. Berlin 1992. – Fritz P. Knapp: Die Lit. des Fr¨uh- und HochMA [...] v. den Anf¨angen ¨ bis zum Jahre 1273 (Gesch. der Lit. in Osterreich v. den Anf¨angen bis zur Gegenwart 1). Graz 1994, S. 112–116. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 69–73. – Barbara Gutfleisch-Ziche: Die Millst¨atter Sammelhs. Produkt und Medium des Vermittlungsprozesses geistlicher Inhalte. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Internationales Symposium, Roscrea 1994. Hg. v. Timothy R. Jackson u. a. T¨ubingen 1996, S. 79–96. – Vgl. → Vorauer Marienlob. BJ Auslegung des Vaterunsers. – Zahlensymbolisch angeordnetes Werk zur Erkl¨arung des Paternoster, entstanden wahrscheinlich kurz vor Mitte des 12. Jh. im bair.-¨osterr. Raum. Diese formal durch die Siebenzahl strukturierte, kunstvoll angelegte Dichtung gliedert sich in f¨unf Septenare: Aus anderen Paternoster-Auslegungen sind drei Septenare bekannt (Vaterunserbitten, Seligpreisungen der Bergpredigt, sieben Gaben des hl. Geistes); diesen f¨ugt der Verfasser der A. d. V. zwei weitere Septenare hinzu (sieben Siegel = Lebensstationen Christi und sieben Erzv¨ater). Einige Septenare weisen eine absteigende Reihung auf, z. B. von David zu Adam und entsprechen damit der Exegese des → Paschasius Radbertus und anderen. Das Gaben-Septenar ist dagegen aufsteigend gereiht (von «gotes vorhte» bis «wistuom»); die u¨ bergreifende Form des Gedichtes erzeugt ein thematisches Spannungsfeld von «minne» und «vorhte» vor Gott. Eine Einleitungsgruppe (Str. 1–5) und eine zusammenfassende Schlussstrophe (Str. 20) bilden den Rahmen f¨ur eine zentrale Gruppe von 7 + 7 Strophen; insgesamt ergibt sich so eine Anzahl von 20 Strophen zu je sechs Reimpaaren. Die geraden Strophen von Str. 6 bis 18 umfassen die Bitten 353
1. H¨alfte 12. Jh. und deren Auslegungen, die ungeraden von Str. 7 bis 19 stellen eine Beziehung zu den vier restlichen Siebenerreihen her. Die Einteilung der Bitten in drei (g¨ottliche Dreizahl) und vier (von der Welt und dem menschlichen Leben handelnd) entspricht augustinischer Tradition. Quellen und Abh¨angigkeiten blieben bislang weitgehend ungekl¨art. ¨ Uberlieferung: Innsbruck, UB, Hs. 652, 72r–74r (Perg., 12. Jh., bair.) (I). – Klagenfurt, K¨arnter Landesarch., Hs. 6/19, 164v–167v (Perg., um 1200/fr¨uhes 13. Jh., bair.-¨osterr.; → Millst¨atter Hs., fragm.) (K). Beide Hss. haben gemeinsame Fehler, K ist a¨ lter. I u¨ berliefert den (Autor-)namen «Chunrat» (72r). Unsicher ist, ob es sich dabei um den gleichen Verfasser handelt, von dem das zusammen mit der A. d. V. u¨ berlieferte Gedicht Von der → Siebenzahl stammt. Ausgaben: Franz Josef Mone, in: Anz. f¨ur Kunde der Vorzeit 8 (1839) S. 39–44. – Theodor Georg v. Karajan: Dt. Sprachdenkmale des 12. Jh. Wien 1846, S. 67–70. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem 8. bis 12. Jh. Zwei Bde. Berlin 31892, Nr. XLIII. – Albert Waag: Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. (ATB 10). Halle 21916, S. 43–52. – Friedrich Maurer: Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. Tu¨ bingen 1964, S. 332–343. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Ausg. v. A. Waag hg. v. Hans Joachim Gernentz. Leipzig 1970 (51987) S. 125–132. – A. Waag/Werner Schr¨oder: Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. (ATB 71/72). T¨ubingen 1972, S. 75–85. Literatur: Edgar Papp, VL2 1 (1978) Sp. 554–556. – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 256–265. – Max Ittenbach: Dt. Dichtungen der salischen Kaiserzeit und verwandte Denkm¨aler. W¨urzburg/Aum¨uhle 1937, S. 106–111. – Norbert Pf¨altzer: Die dt. Vaterunser-Auslegungen v. den Anf¨angen bis ins 12. Jh. Vergleichende Stud. auf Grund von quellenkrit. Einzelinterpretationen. Diss. Frankfurt/M. 1959, S. 74–182. – Volker Schupp: Die A. d. V. und ihre Bauform. In: DU 11,2 (1959) S. 25–34. – Barbara Tillmanns: Die sieben Gaben des Heiligen Geistes in der dt. Lit. des MA. Diss. Kiel 1962, S. 31–47. – Maurer (s. Ausg.) S. 327–331. – V. Schupp: Septenar und Bauform. Stud. zur A. d. V., zu ‹De 7 Sigellis› und zum ‹Pal¨astinalied› Walthers v. der Vogelweide. Berlin 1964, S. 14–58, 158–181. – Waag/Schr¨oder 1972 (s. Ausg.) (Lit.). – Doris 354
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1. H¨alfte 12. Jh. Walch: Caritas. Zur Rezeption des ‹mandatum novum› in altdt. Texten (GAG 62). G¨oppingen 1973, bes. S. 42, 68. – Bernd Naumann: Ein- und Ausg¨ange fr¨uhmhd. Gedichte und die Predigt des 12. Jh. In: Stud. zur fr¨uhmhd. Lit. Cambridger Colloquium 1971. Hg. v. Leslie P. Johnson u. a. Berlin 1974, S. 37–57. – Walter Neuhauser: PaternosterAuslegung (dt.). In: Hemma v. Gurk. Kat. Ausstellung auf Schloß Straßburg/K¨arnten 1988. Klagenfurt 1988, S. 421–424. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 140 f. SF Boto von Prufening ¨ (v. Pr¨um), * um 1105, † um 1170. – Theologischer Schriftsteller und Schreiber verschiedener Pr¨ufeninger Handschriften. Der aus adliger Familie stammende B. wurde in einer Klosterschule ausgebildet und empfing in Pr¨ufening das M¨onchshabit. Von seiner Hand sind Abschriften in den Codices M¨unchen, BSB, Clm 13072, 1r–179v. – Ebd., Clm 13099, 1r–116v. – Ebd., Clm 13102, 1br–109v, erhalten. Eine von Johann → Staindel geschriebene Handschrift (Ende 15. Jh.) des Liber de scriptoribus ecclesiasticis des → Wolfger von Pr¨ufening u¨ berliefert einen Abschnitt u¨ ber B., wo er als Verfasser folgender Schriften ausgewiesen wird: 1. omelias super evangelia XXX, 2. librum sermonum, 3. librum qui intitulatur de domo domini, 4. alium (librum) de opere sancte trinitatis, 5. commentum in ierarchiam Dyonisii, 6. libellum qui vocatur Dominicus de die dominica, 7. librum grandiusculum super extremam partem Ezechielis de edificio in monte, 8. libellum de arte musica, 9. alium (libellum) de officio missae, 10. (libellum) super Te igitur. Davon sind die unter den Ziffern 3, 5 und 7 angef¨uhrten Schriften und zwei Predigten von Nr. 1 erhalten. Ferner stammen von B. die nicht in dieser Liste aufgef¨uhrte Schrift De magna domo Sapientiae und ein in zwei Handschriften des → Magnum Legendarium Austriacum u¨ berlieferter Zusatz zum Liber de miraculis s. Mariae (BHL 5357). Ausgabe: Thomas Frederick Crane: Liber de miraculis [...] Mariae. Ithaca 1925, S. 55–58. Die ekklesiologische Schrift De domo Dei ist das a¨lteste der von B. erhaltenen Werke – es entstand vielleicht in den 50er Jahren des 12. Jh. – und bietet eine Darstellung der Kirche als Haus Gottes in ihrem irdischen Erscheinungsbild als Spiegelung der himmlischen Hierarchie. Die ersten drei B¨ucher 355
Boto von Prufening ¨ befassen sich mit Morallehre und Kirchenkritik, die letzten beiden bieten Ausz¨uge aus der Caelestis hierarchia des (Pseudo-) → Dionysius Areopagita. Deutlich sind Einfl¨usse von → Rupert von Deutz und der franz¨osischen Fr¨uhscholastik (→ Hugo von St. Victor). Die kleinere ekklesiologische Schrift De magna domo Sapientiae beruht zur G¨anze auf Ruperts De glorificatione Trinitatis. ¨ Uberlieferung: Graz, UB, Cod. 1448, 1r–78r v v und 78 –88 (13. Jh.). Ausgaben: D. Pothonis Presbyteri prumiensis [...] de Statu Domus Dei libri quinque [...] Cura Joan. Alexandri Brassicani. Hagenau 1532. – Bibl. maxima Patrum. Lyon 1677, S. 489–516. Die 29 Homiliae in Ezechielem (Datierung zwischen 1159 und 1168) waren von B. als Fortsetzung der Ezechielhomilien Gregors des Großen konzipiert und waren zur Lesung, nicht zum Predigtgebrauch, bestimmt. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 13097, 1v–124v (12. Jh.). – Heiligenkreuz, Stiftsbibl., Cod. 262, 1r–110r (12. Jh.). – Ebd., Cod. 211, 102r–132v (12./13. Jh.). – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. I 65, 77ra–122vb (1463). Teilausgabe: Endres (s. Lit.) S. 634 f., 638–640. – Schmitz (s. Lit.) S. 269–273. Nur zwei der vielen Predigten des B. sind erhalten; eine davon zum Josephsfest, die andere zur dritten Weihnachtsmesse. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 13097, 125v–127v und 127v–132v. Ausgabe: Josephspredigt: Schmitz (s. Lit.) S. 302–306. Literatur: Franz Josef Worstbrock, VL2 1 (1978) Sp. 971–976. – Markus Wesche, LexMA 2 (1983) Sp. 490. – Adolfo Mussafia: Stud. zu den ma. Ma¨ rienlegenden 3 (Sb. der Osterr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 119/IX). Wien 1889, bes. S. 53–56. – Anton E. Sch¨onbach: Miscellen aus Grazer Hss. 3. Reihe. In: Mitt. des hist. Ver. f¨ur Steiermark 48 (1900) S. 95–224, hier S. 96–120. – Joseph Anton Endres: B. v. P. In: Neues Arch. der Ges. f¨ur a¨ ltere dt. Geschichtskunde [...] 30 (1905) S. 603–646. – Wilhelm Neuss: Das Buch Ezechiel in Gesch. und Kunst (Beitr. zur Gesch. des alten M¨onchtums und des Benediktinerordens 1/2). M¨unster 1912, S. 132–136. – Paul Lehmann: Neue Textzeugen des Pr¨ufeninger Liber de viris illustribus (Anonymus Mellicensis). In: Neues Arch. der Ges. f¨ur a¨ ltere dt. Geschichtskunde [...] 38 (1913) S. 550–558. – Heinrich Fichtenau: Wolfger v. Pr¨ufening. In: 356
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Das Himmlische Jerusalem ¨ 51 (1937) S. 313–357, bes. S. 344–351. – MIOG Hans-Georg Schmitz: Kloster Pr¨ufening im 12. Jh. (Miscellanea Bavarica Monacensia 49). M¨unchen 1975, S. 240–307. – Max Spindler (Hg.): Hb. der bayerischen Gesch. Bd. 1. M¨unchen 21981, S. 558 f. SF Das Himmlische Jerusalem. – Allegorische geistliche Dichtung, um 1140. Der fr¨uhmhd. Text beruht in seiner Darstellung der Himmelsburg auf der Johannesoffenbarung (Offb 21), die sie in eine allegorische Auslegung der Beschaffenheit des himmlischen Jerusalem u¨ berf¨uhrt. Die Dichtung beginnt mit einem Prolog im exegetisch-allegorischen Ton. Das Exordium mit thematischer Einf¨uhrung und Quellenberufung (V. 1–10), Inovocatio ad Deum (V. 11–17) und Demutsformel des Dichters (V. 18–20) wird gefolgt von einem biographischen Exkurs zu Johannes (V. 21–48), seine Verbannung durch Domitian auf die Insel Patmos und die Gnade seiner vision¨aren Schau der Himmelsburg. Die Aufgabe des Dichters liegt im «duten» (V. 21) der Wunder, die «Johannes sahe» (V. 22). Der Dichter wolle also «der rede zouwen» (V. 32), was «Johannes evangelista» (V. 35) (dass Evangelium und Apokalypse dem selben Johannes zugeschrieben werden, ist im MA allgemein verbreitet) in «ein buh screib» (V. 40), da Johannes selbst «ze nimenne redete noh nesprah» (V. 34). Der Hauptteil der Dichtung beginnt mit der Nennung der zu behandelnden Themen in umgekehrter Reihenfolge: Dimension, Edelsteinen, Himmelspforten. Letztere sind nach den Himmelsrichtungen besprochen und werden mit den Lebensaltern der geistlichen Conversio des Menschen in Verbindung gebracht. Ist diese vollzogen, «werdent die porte ensperret» (V. 93): Osten = «luter unde reine» Kindheit (V. 66), S¨uden = «ze gote hugente» Jugend (V. 72), Norden = «gote dienen» im Alter (V. 83), Westen = «der riwent an den ente» (V. 90–92). Trotz der unterschiedlichen Lebensalter d¨urfe jedoch jeder Gl¨aubige damit rechnen, dass «wir sculen samet puen» (V. 97) im Paradies, auch wenn f¨ur diejenigen, die «leider spˆate» zum Glauben finden, die «wege sint herte» (V. 103). Im Zusammenhang mit dem Mauerwerk der Himmelsburg werden die Gl¨aubigen mit den «lebentigen steinen» (V. 6) – «lapidis vivi» (I Pt 2,5) – verglichen: «ja scol iedoch gephlasteret diu selbe burch mit uns sin» (V. 111 f.); mit der Beschreibung der 357
1. H¨alfte 12. Jh. Lichtverh¨altnisse und der Reinheit schließt dieser Abschnitt. Das zentrale St¨uck, die Edelsteinallegorese, die in der Auslegungstradition → Bedas Venerabilis zu sehen ist, umfasst V. 129–429 und behandelt jeweils Position innerhalb der Burgarchitektur (dies nur teilweise), materielle Beschaffenheit, Aussehen und Eigenschaften sowie allegorische Bedeutung in von der biblischen Vorlage (Offb 21,14.19 ff.) abweichender Reihenfolge und Zuordnung (Meier, 1977). Im Anschluss an Offb 21,15.25 werden die Dimensionen von L¨ange, Breite und H¨ohe der Himmelsburg topologisch auf die theologischen Tugenden «fides» («geloube»), «spes» («zuversiht») und «caritas» («minne») nach 1 Kor 13 ausgelegt (V. 440–444). Im Epilog werden die «wˆısen» Zuh¨orer vor den «tumben» gelobt, welche nur Interesse am «singen von werltlichen dingen» und «degenhaite» h¨atten (V. 450–455). Das Zwei-Wege-Gleichnis ruft zur freien, aber richtigen Willensentscheidung auf, Doxologie und Segen beschließen die Dichtung. Da Einzelzuordnungen u¨ ber stoffliche Gemeinsamkeiten hinaus schwierig oder gar unm¨oglich zu verifizieren sind, ist keine bestimmte Vorlage zu benennen. Vielmehr steht die dt. Dichtung im allgemeinen Auslegungsdiskurs der Apokalypse und der einschl¨agigen Edelsteinkommentare (vor allem Beda). Das entsprechende Wissen fließt aus unterschiedlichen Quellen und in verschiedener medialer und diskursiver Vermittlung zusammen, ohne dass spezielle schriftliche Vorlagen bei der Konzeption des Textes beteiligt gewesen sein m¨ussen. Verwiesen wurde aber auf Ps.-Marbod (PL 171, Sp. 1771–1774) und Ps.-Hugo von Fouilloy (PL 177, Sp. 115D-119A). Meier machte auf die Parallelen der weniger verbreiteten Textteile (Johannesbiographie, Expositio, LebensalterAllegorese, Deutung der Dimensionen) zu einem Berner Traktat (Burgerbibl., Cod. A92.27, 1r–3v), des 11./12. Jh. aufmerksam. Die bestehenden Unterschiede erkl¨aren sich laut Meier lediglich aus den pragmatischen Parameter ver¨anderter Rezeptionsbedingungen, die sich bei der Transformation vom Traktat zur erbaulichen Predigt einstellten (Meier, 1975, S. 222 ff.). Mit der deutschsprachigen Literatur u¨ ber stoffliche Parallelen hinaus (→ Himmel und H¨olle, → himelrˆıche, → Hochzˆıt, → Rheinisches Marienlob) konnten Gemeinsamkeiten nachgewiesen werden mit der → Kaiserchronik (Diemer, E. Schr¨oder), dem Rolandslied des Pfaffen → Konrad (E. Schr¨oder, Ohly, 1955/56), den → Vorauer B¨uchern Mosis (Ehrentraut). 358
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1. H¨alfte 12. Jh. Die 27 zumeist gleichlangen Strophen sind in der Handschrift fast durchgehend mit Initialen versehen; an einigen Stellen scheint das System korrupt, da die sonst inhaltliche Koh¨arenz gest¨ort ist (Maurer, S. 140). Maurer (S. 142) vertritt weiterhin die Langzeilendichtung, obwohl auch er «Brechungen» anerkennt (de Boor, Waag). Auff¨allig ist die h¨ohere Anzahl der Kadenzen der sonst gleichm¨aßigen Vierheber am Strophenende, wodurch die strophische Form auch formal gegeben ist (Pretzel, 1962, Sp. 2411 f.). Strukturgebende poetische Mittel ersch¨opfen sich in Reihungen, Parallelismen und Chiasmen. Der Stil ist allgemein predigthaft, die den Dichter einbeziehende WirAnrede ist außer in der Demutsformel durchgehend. ¨ Uberlieferung: Vorau, Stiftsbibl., Cod. 276 (→ Vorauer Handschrift 276), 133vb–135va (Perg., letztes Viertel 12. Jh., bair.). – Klagenfurt, K¨arntner Landesarch. Geschichtsverein f¨ur K¨arnten, Hs. 6/19 (= Klagenfurt-Millst¨atter Hs.), 167v (Perg., um 1200, bair.-o¨ sterr.); Reste der ersten Strophe. Ausgaben: Karl Konrad Polheim: Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. (Kodex 276, II. Teil). Faks.Ausg. des Chorherrenstiftes Vorau. Graz 1985. – Alfred Kracher: Millst¨atter Genesis und Physiologus Hs. Sammelhs. 6/19 des Geschichtsvereines f¨ur K¨arnten im K¨arntner Landesarch., Klagenfurt. Vollst. Facsimileausg. Graz 1967 (Codices selecti 10). – Dt. Sprach-Denkmale des zw¨olften Jh. Zum 1. Male hg. v. Theodor Georg v. Karajan. Mit 32 Bildern und 1 Facs. der Hs. Wien 1846, S. 70. – Dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Aufgefunden zu Vorau in der Steiermark und zum ersten Male mit einer Einleitung und Anm. hg. v. Josef Diemer. Wien 1849 (Neudr. Darmstadt 1968), S. 361–372. – Paul Piper: Die geistliche Dichtung des MA. Bd. 2. Berlin u. a. 1888 (Dt. Nationallitteratur 3.2) S. 100–113. – Walther Ehrentraut: Zu dem mhd. Gedichte ‹vom h. J.›. Borna/Leipzig 1913, S. 56–71. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Hg. v. Albert Waag. 2. umgearb. Aufl. Halle/S. 1916 (ATB 10) S. 55–70. – Die kleinen Denkm¨aler der Vorauer Hs. Hg. v. Erich Henschel/Ulrich Pretzel. Mit einem Beitr. v. Wolfgang Bachofer. T¨ubingen 1963, S. 94–123. – Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Nach ihren Formen besprochen und hg. v. Friedrich Maurer. 3 Bde. T¨ubingen 1964, Bd. 2, S. 143–152. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Auswahl v. Albert Waag neu hg. v. Werner Schr¨oder (ATB 71/72). T¨ubingen 1972, S. 96–111 (zit.). 359
Das Himmlische Jerusalem Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 138–140. – Christel Meier, VL2 4 (1983) Sp. 36–41. – Ernst Hellgardt/Red., Killy2 5 (2009) S. 444 f. – Waag/Schr¨oder (s. Ausg.) S. 92 f. – Wilhelm Scherer: Geistliche Poeten der dt. Kaiserzeit. Bd. 2. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. V¨olker 7). Straßburg u. a. 1875, S. 21, 89 f. – Albert Waag: Die Zusammensetzung der Vorauer Hs. In: PBB 11 (1886) S. 146–153. – August Gr¨unewald: Die lat. Einschiebsel in den dt. Gedichten v. der Mitte des 11. bis gegen Ende des 12. Jh. G¨ottingen 1908, S. 19. – W. Ehrentraut (s. Ausg.). – Elisabeth Peters: Quellen und Charakter der Paradiesvorstellungen in der dt. Dichtung vom 9. bis 12. Jh. (Germ. Abh. 48). Breslau 1915, S. 87–101. – Anton Schwickert: Die Reimkunst des fr¨uhmhd. Gedichtes ‹Vom h. J.› verglichen mit den u¨ brigen Gedichten des o¨ sterr. Sprachgebietes v. ca. 1130–1160. Borna/Leipzig 1926, S. 11–23. – ¨ Helmut de Boor: Uber Brechung im Fr¨uhmhd. In: FS Eduard Sievers. Halle/S. 1925, S. 500 f. – Ders.: Fr¨uhmhd. Sprachstil I. In: ZfdPh 51 (1926) S. 244–274. – Ders.: Fr¨uhmhd. Sprachstil II. In: ebd. 52 (1927) S. 31–76. – Artur Simon: Vom Geist und Stil der fr¨uhmhd. Dichtung Großenhain i. Sa. 1933, S. 38–41. – U. Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Leipzig 1941 (Nachdr. New York u. a. 1970) S. 141–143. – Marie Pierre Buttell: Religious Ideology and Christian Humanism in German Cluniac Verse. Washington 1948 (The Catholic University of America Studies in German 21) S. 146–150. – Friedrich Ohly: Zum ‹H. J.› v. 61 ff. In: ZfdA 90 (1960) S. 36–40. – Ders.: Zum Text des H. J. In: ZfdA 86 (1955/56) S. 210–215. – Hermann Menhardt: Zur Herkunft der Vorauer Hs. In: PBB (T¨ub.) 78 (1956) S. 446–448. – U. Pretzel: Dt. Verskunst. Mit einem Beitr. u¨ ber altdt. Strophik v. Helmuth. In: Wolfgang Stammler: Dt. Philologie im Aufriß. Berlin 21962, Sp. 2357–2546. – David A. Wells: Der Vorauer ‹Moses› und die Auslegung des ‹H. J.›. In: ZfdA 98 (1969) S. 29–39. – Hartmut Freytag: Die Bedeutung der Himmelsrichtungen im ‹H. J.›. In: PBB (Tu¨ b.) 93 (1971) S. 139–150. – Hans-Friedrich Reske: Jerusalem caelestis – Bildformeln und Gestaltungsmuster. Darbietungsformen eines christlichen Zentralgedankens in der dt. geistlichen Dichtung des 11. und 12. Jh. Mit besonderer Ber¨ucksichtigung des ‹H. J.› und der ‹Hochzeit› (V. 379–508) (GAG 95). G¨oppingen 1973, bes. S. 89–154. – C. Meier: Zur Quellenfrage des ‹H. J.›. 360
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Die Wahrheit Ein neuer Fund. In: ZfdA 104 (1975) S. 204–243. – Dies.: Gemma spiritalis. Methode und Gebrauch der Edelsteinallegorese vom fr¨uhen Christentum bis ins 18. Jh. (MMS 34). Mu¨ nchen 1977. – Ulrich Engelen: Die Edelsteine in der dt. Dichtung des 12. und 13. Jh. (MMS 27) Mu¨ nchen 1978. – Hennig Brinkmann: Ma. Hermeneutik. T¨ubingen 1980, S. 93–101. CS Hamburger Jungstes ¨ Gericht. – Fragmentarisch erhaltenes rheinfr¨ankisches Gedicht von 121 Kurzversen aus der Mitte des 12. Jh. Der Text enth¨alt eine Darstellung Jesu als Weltenrichter und der Geschehnisse des J¨ungsten Gerichts, wobei das individuelle Leiden der Verdammten und die Bedrohlichkeit der Ereignisse im Vordergrund stehen. Die szenisch-gestische Darstellung und der h¨aufige Gebrauch der direkten Rede sollen den Zuh¨orer pers¨onlich ansprechen und so besonders eindringlich zu Beichte und Buße anspornen. Als Quelle des Textes, der wohl im Dienste der praktischen Seelsorge stand, k¨onnte eine Homilie des Pseudo-Chrysostomus gedient haben. ¨ Uberlieferung: Hamburg, SUB, Cod. germ. 15, Fragm. 1 (Mitte 13. Jh., mitteldt.). Ausgaben: Albert Leitzmann (Hg.): Kleinere geistliche Gedichte des 12. Jh. (Kleine Texte f¨ur ¨ theologische und philol. Vorlesungen und Ubungen 54). 2., durchges. Aufl. Berlin 1929, S. 12 f. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. Tu¨ bingen 1964, S. 412–417. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 133. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 167. – Edgar Papp, VL2 3 (1981) Sp. 426 f.; 11 (2004) Sp. 586 f. – Wilhelm Scherer: Gesch. der dt. Dichtung im 11. und 12. Jh. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. V¨olker 12). Straßburg 1875. – Karl Reuschel: Unters. zu den dt. Weltgerichtsdichtungen des 11.-15. Jh. Diss. Leipzig 1895, S. 5 f. – Gustav Grau: Quellen und Verwandtschaften der a¨ lteren germ. Darstellungen des j¨ungsten Gerichts. Halle 1908, S. 52, 283–286. – Edward Schr¨oder: Das H. J. G. In: ZfdA 71 (1934) S. 209 f. – Albert Leitzmann: Lexikalische Probleme in der fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung (Abh. der Preuß. Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl. 1941,18). Berlin 1942, S. 31–33. – Ute Schwab: Zum Thema des j¨ungsten Gerichts in der mhd. 361
1. H¨alfte 12. Jh. Dichtung. In: Annali (Neapel), Sezione Germanica 2 (1959) S. 1–49; ebd. 3 (1960) S. 51–65; ebd. 4 (1961) S. 11–73. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 156 f. – Eva Horv´ath: Zur R¨uckkehr weiterer Hamburger germanistischer Hss. aus der Kriegsauslagerung. In: ZfdA 128 (1999) S. 62–65, hier S. 63. SF Die Wahrheit. – Geistliches Lehr- und Mahngedicht, um 1150. Der Titel, der sich aus V. 151 («Daz liet heizet diu warheit») herleitet, ist umstritten; bezeichnet wird vermutlich die «Wahrheit» als Gegenstand des 183 Verse umfassenden Gedichts. Thema des predigtnahen, sich offensichtlich an ein laikales Publikum wendenden Gedichts ist das J¨ungste Gericht («die chunft fraisliche», Prolog). Nach einer Entgegensetzung von Himmel und H¨olle (V. 13–26) geht es um die Hoffnung auf den Erl¨oser; vor dem Teufel wird gewarnt (V. 27–58). Der Erinnerung an die Verg¨anglichkeit alles Irdischen (V. 59–78) folgt ein Aufruf zur Umkehr (V. 79–102) und die Darstellung von Christus als Arzt (V. 103–122). Um die ewige Seligkeit (V. 123–134) zu erreichen, sei es notwendig, ein gottgef¨alliges Leben zu f¨uhren und sich auf den (vielleicht pl¨otzlichen) Tod vorzubereiten. Gewarnt wird vor der S¨unde der Verzweiflung; bei rechter Reue und Buße (V. 135–150) sei das Vertrauen in die Gnade und Barmherzigkeit Gottes gerechtfertigt. Gott sorgt f¨ur die Menschen (V. 151–170). Zuletzt wird su¨ ndhafter Lebenswandel und der Aufwand f¨ur Frisur, Kleidung und Schuhwerk getadelt (V. 171–183). Das an Zwillingsformeln reiche Gedicht greift Sprichw¨orter auf und zeichnet sich durch die Verwendung ungew¨ohnlicher Bilder (z. B. der Wald als Sinnbild des Lebens, V. 62–68) aus. ¨ Uberlieferung: Vorau, Stiftsbibl., Cod. 276, 96ra–96vb (vgl. → Vorauer Hs. 276), vielleicht am Schluss nicht ganz vollst¨andig u¨ berliefert. Ausgaben: Joseph Diemer (Hg.): Dt. Gedichte des XI. und XII. Jahrhunderts [...]. Wien 1849 (Nachdr. Darmstadt 1968; Mikrofiche-Ausg. 1994). – Eduard Weede: Diu wˆarheit, eine Reimpredigt aus dem 11. Jh. Textbearbeitung nebst Darstellung der Sprache und Verskunst. Diss. Kiel 1891. – Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. (Kodex 276/2). Faks.-Ausg. des Chorherrenstiftes Vorau 362
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1. H¨alfte 12. Jh. unter Mitwirkung v. Karl Konrad Polheim. Graz 1958. – Erich Henschel/Ulrich Pretzel (Hg.): Die kleinen Denkm¨aler der Vorauer Hs. T¨ubingen 1963, S. 50–61. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. T¨ubingen 1964, S. 429–432. – Kleinere dt. Gedichte des 11. u. 12. Jh. Nach der Auswahl v. Albert Waag neu hg. v. Werner Schr¨oder. Bd. 2. T¨ubingen 1972, Nr. XI. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) 194. – De Boor/Newald 1 (91979) 171. – Ernst Hellgardt, Killy 12 (1992) S. 106 f. – Edgar Papp, VL2 10 (1999) Sp. 578–581. – Albert Waag: Die Zusammensetzung der Vorauer Hs. In: PBB (Halle) 11 (1886) S. 77–158. – Karl Reuschel: Unters. zu den dt. Weltgerichtsdichtungen des 11.-15. Jh. Diss. Leipzig 1895. – Johann Kelle: Gesch. der dt. Litt. v. der a¨ ltesten Zeit bis zur Mitte des elften Jh. Bd. 2. Berlin 1896. – Edward Schr¨oder: Zum Text der W. In: ZfdA 46 (1902) S. 392. – Julius Schwietering: Singen und Sagen. Diss. G¨ottingen 1908. Wieder in: Ders.: Philol. Schr. Hg. v. Friedrich Ohly/Max Wehrli. M¨unchen 1969, S. 7–58. – Hel¨ mut de Boor: Uber Brechung im Fr¨uhmhd. In: FS Eduard Sievers. Halle/S. 1925, S. 478–503. Wieder in: Ders.: Kleine Schr. Bd. 1. Berlin 1964, S. 246–266. – Thomas Schwickert: Die Reimkunst des fr¨uhmhd. Gedichtes ‹Vom himmlischen Jerusalem› verglichen mit den u¨ brigen Gedichten des o¨ sterr. Sprachgebietes v. ca. 1130–1160. Diss. K¨oln 1925 (Nachdr. Leipzig 1926). – Andreas Heusler: Dt. Versgesch. mit Einschluß des altengl. und altnordischen Stabreimverses 2. Berlin ¨ 1927. 21956. – Hermann Menhardt: Uberl., Titel und Composition der W. In: PBB (Halle) 35 (1931) S. 213–223. – E. Schr¨oder: Ein letztes Wort u¨ ber die sog. W. In: ZfdA 68 (1931) S. 232. – Artur Simon: Vom Geist und Stil der fr¨uhmhd. Dichtung. Diss. Heidelberg 1933. – Albert Leitzmann: Lexikalische Probleme in der fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung (Abh. der Preuß. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 1941,18). Berlin 1942. – Marie P. Buttell: Religious Ideology and Christian Humanism in German Cluniac Verse. Diss. Washington 1948. – Gerhard Frank: Stud. zur Bedeutungsgesch. v. S¨unde und sinnverwandten W¨ortern in der mhd. Dichtung des 12. und 13. Jh. Diss. Freiburg/Br. 1949. – Hildegard Schrod: Die kleinen Gedichte des 11. und 12. Jh. Eine stilistische Unters. Diss. masch. Mu¨ nchen 1952. – H. Menhardt: Zur Herkunft der Vorauer Hs. In: PBB (T¨ub.) 78 363
Die Jungere ¨ Judith (1956) S. 394–452; ebd. 80 (1958) S. 48–66. – Heinz G. Jantsch: Stud. zum Symbolischen in fru¨ hmhd. Lit. T¨ubingen 1959. – Cornelis Soeteman: Dt. geistl. Dichtung des 11. und 12. Jh. Stuttgart 1963. 21971. – Klaus D¨uwel: Werkbezeichnungen der mhd. Erz¨ahllit. (1050–1250). G¨ottingen 1983. – Susanne Gerhaher: Der Prolog des Annoliedes als Typus in der fr¨uhmhd. Lit. Diss. M¨unchen 1965. – Pius Fank: Die Vorauer Hs. Ihre Entstehung und ihr Schreiber. Graz 1967. – EvaMaria Carne: Der Aufbau der W. In: Modern Language Notes 84 (1969) S. 448–451. – Klaus Dieter Goebel: Zum Schluß der W. In: ZfdA 99 (1970) S. 243–245. – Holger Homann: Zahlensymbolisches in der sog. W. In: Modern Language Notes 85 (1970) S. 742–745. – Harald Burger: Zeit und Ewigkeit. Stud. zum Wortschatz der geistlichen Texte des Alt- u. Fr¨uhmhd. Berlin 1972. – Brian O. Murdoch: Die sog. W. Analyse eines fr¨uhmhd. Gedichts. In: Akten des V. Internat. Germanistenkongresses Cambridge 1975. Bd. 2. Hg. v. Leonard Forster. Bern u. a. 1976, S. 404–413. – Walter Haug: Literaturtheorie im dt. MA. Von den Anf¨angen bis zum Ende des 13. Jh. Eine Einf. Darmstadt 1985. 21992. – Roswitha Wisniewski: Christliche Antworten auf den Islam in fr¨uhma. dt. Dichtung. In: Orientalische Kultur und europ¨aisches MA. Hg. v. Albert Zimmermann/Ingrid CraemerRuegenberg. Berlin u. a. 1985, S. 103–111. – Francis G. Gentry: Bibliogr. zur fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung. Berlin 1992. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 126–128. – Sidney M. Johnson: Die W. Text, Translation, Commentary. In: De consolatione philologiae. Studies in Honor of Evelyn S. Firchow (GAG 682). Hg. v. Anna Grotans u. a. G¨oppingen 2000, S. 186–194. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 370. BJ Die Jungere ¨ Judith. – Bearbeitung des biblischen Buches Judith, Mitte 12. Jh. (?). Die J. J. wird von der «Vorauer Sammelhandschrift» (→ Vorauer Hs. 276) aus dem letzten Viertel des 12. Jh. u¨ berliefert als Teil einer Sammlung von fr¨uhmhd. geistlichen Gedichten, die eine a¨ ltere rheinfr¨ankische Sammlung zur Vorlage hat. Weitere enthaltene Texte sind die → Summa Theologiae, ¨ das → Lob Salomons und die → Altere Judith/Die 364
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Die Jungere ¨ Judith drei J¨unglinge im Feuerofen. Die J. J. folgt direkt ¨ auf die Altere Judith. Vermutlich lagen dem Vorauer Bearbeiter alle St¨ucke bis auf die J. J. als geschlossene Sammlung vor, an die er diese weitere Judith-Bearbeitung aus einer unabh¨angigen Quelle anschloss und sich dabei um die so entstehende Redundanz in der Sammlung nicht k¨ummerte. Dar¨uber, ob er einem Anspruch auf Vollst¨andigkeit folgte oder die beiden Bearbeitungen desselben Stoffes bewusst kontrastieren wollte, kann nur spekuliert werden. Da auch die J. J. trotz der bair.o¨ sterr. Abschrift noch mitteldt. Sprachmerkmale aufweist, k¨onnte sie zumindest hinsichtlich ihres geografischen Entstehungsraumes in einer Beziehung zur restlichen Sammlung des Vorauer Codex stehen, sicher ist dies indes nicht: Die Forschung schließt auch o¨ sterr., nordbair. oder alemannische Provenienz nicht aus und aufgrund der u¨ berlagernden schreibsprachlichen Schichten in einer einzig erhaltenen Abschrift ist eine sichere Herkunftsbestimmung unm¨oglich. Wieweit die Entstehung der J. J. zeitlich vor der Niederschrift der Vorauer Handschrift liegt, kann ebenfalls nicht sicher festgestellt werden, die Mitte des Jahrhunderts ist hier eine vorsichtige Vermutung. Die Nacherz¨ahlung des apokryphen biblischen Buches Judith h¨alt sich als gereimte QuasiParaphrase eng an die alttestamentliche Vorlage (bei behutsamer Anpassung an ma. Verh¨altnisse und Verwendung zeitgen¨ossischer Begrifflichkeiten, K¨urzung von Judiths Gebeten, Streichung des Siegeshymnus und Akzentuierung der Kriegshandlungen). Mit rund 1820 Reimpaarversen erreicht die J. J. nahezu episches Ausmaß und ist mit einem Prolog versehen. In diesem wendet sich der Verfasser nicht nur an seine wohlgesinnten Rezipienten, sondern verteidigt sich auch gegen Neider und Kritiker seiner «gˆuten lˆere». Er erhebt dabei einen heilsgeschichtlichen Anspruch und will seine Juditherz¨ahlung als christliche Heilsbotschaft verstanden wissen, weswegen demjenigen, der seine Botschaft ablehnt, g¨ottliche Strafen drohen. ¨ Im Vergleich zur Alteren Judith ist die Protagonistin der J. J. als passive Heldin weniger initiativ und geht ganz in der Rolle des Werkzeugs Gottes auf. Dem Dichter geht es um die Darstellung einer vorbildlichen Heiligen und daher wird der – wenn auch gottbefohlene – Mord an Holofernes aus dem Zentrum der Erz¨ahlung ger¨uckt. ¨ Uberlieferung: Vorau, Stiftsbibl., Cod. 276, 100va–108vb. 365
1. H¨alfte 12. Jh. Ausgaben: Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. Kodex 276, II. Tl., Hg. v. Chorherrenstift Vorau unter Mitwirkung v. Karl Konrad Polheim. Graz 1958 (Faks.). – Die J. J. aus der Vorauer Hs. Hg. v. Hiltgunt Monecke (ATB 61). Tu¨ b. 1964. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. u. 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 228–259. Literatur: Ehrismann 2, 1 (1922 [Nachdr. 1959]) S. 16 f., 108–110. – Hugo Kuhn: Fr¨uhmhd. Lit. In: RL2 1 (1958) Sp. 494–507. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 164 f. – Werner Schr¨oder, VL2 4 (1983) Sp. 923–926. – Christian Kiening, Killy2 6 (2009) S. 198. – Wilhelm Scherer: Geistliche Poeten der dt. Kaiserzeit 2: Drei Slg. Geistlicher Gedichte (Quellen und Forschungen zur Sprachund Culturgesch. der germ. V¨olker 7). Straßburg u. a. 1875, S. 56–59. – Josef Pirig: Unters. u¨ ber die ¨ sogenannte J. J., mhd. Gedicht der Ubergangsperiode. Diss. Bonn 1881. – Albert Waag: Die Zusammensetzung der Vorauer Hs. In: PBB (Halle) 11 (1886) S. 77–158, hier S. 119–122. – Edward Schr¨oder: Zur dt. Lit. des 12. Jh. 2. Zur J. J. In: ZfdA 67 (1930) S. 75–78. – Theodor Frings: Die Vorauer Hs. und Otto v. Freising. In: PBB (Halle) 55 (1931) S. 223–230. – Albert Leitzmann: Lexikalische Probleme in der fr¨uhmhd. Dichtung (Abh. der Preußischen Akad. der Wiss. 1941, Phil.-hist. Kl. 18,3). Sonderdr. Berlin 1942, S. 20–27. – Hermann Menhardt: Zur Herkunft der Vorauer Hs. In: PBB (T¨ub.) 78 (1956) S. 394–452, hier S. 425. – Karl Konrad Polheim: Die Struktur der Vorauer Hs. In: Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. (wie Ausg.) S. V–XXII. – Hiltgunt Monecke: Die J. J. der Vorauer Hs. Unters. und krit. Ausg. Diss. Hamburg 1961. – Maurer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 225–227. – W. Schr¨oder: Zu F. Maurers Neuedition der dt. religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. In: PBB (T¨ub.) 88 (1967) S. 249–284, hier S. 282. – Ders.: ¨ Die drei J¨unglinge im Feuerofen. Die Altere Judith. ¨ Uberl., Stoff, Form (Abh. der Geistes- und Sozialwissenschaftliche Kl. der Akad. der Wiss. und der Lit. zu Mainz 5). Mainz 1976, S. 106–113. Wieder in: Ders.: Fr¨uhe Schr. zur a¨ ltesten dt. Lit. Stuttgart 1999, S. 145–254. – Walter Haug: Literaturtheorie im dt. MA. Darmstadt 1985, S. 53–56. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). Frankfurt/M. 1986, S. 92 f. – Johannes Marb¨ock: Judit in der Vorauer Hs. 276. Literarische Spiegelungen einer biblischen Frauengestalt 366
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1. H¨alfte 12. Jh. im MA. In: Gott-Bild gebrochen durch die Moderne. FS Karl M. Wochitz. Hg. v. Gerhard Larcher. Graz 1997, S. 370–381. – Henrike L¨ahnemann: Hystoria Judith. Dt. Judithdichtungen vom 12. bis zum 16. Jh. (Scrinium Friburgense 20). Berlin/New York 2006. VZ Wilhelm von St. Thierry (Guillelmus de Sancto Theodorico) OSB/OCist, * um 1085 L¨uttich, † 8.9.1148/49 Signy. – Abt von St. Thierry bei Reims und theologischer Schriftsteller. W. studierte in Reims und Lyon, trat 1113 in die Benediktinerabtei St. Nicaise in Reims ein und wurde 1119 (oder 1121) als Abt in die Abtei St. Thierry berufen. Er unterst¨utzte die Durchsetzung der Reformgrunds¨atze bei den Benediktinern, zog sich aber 1135 als einfacher M¨onch in das Zisterzienserkloster Signy in den Ardennen zur¨uck. Eine enge Freundschaft verband ihn mit → Bernhard von Clairvaux. F¨ur W. war die Bek¨ampfung Abaelards ein wichtiges Anliegen seiner sp¨aten Lebensjahre. Im Zisterzienserorden wird W. als Seliger verehrt. Von W. sind folgende Schriften erhalten: De contemplando Deo, De natura et dignitate amoris, De sacramento altaris, Meditativae orationes, Excerpta ex libris sancti Gregorii super Canticum canticorum, Commentarius in Canticum canticorum e scriptis sancti Ambrosii, Expositio super Epistolam ad Romanos, De natura corporis et animae, Expositio super Canticum canticorum, Disputatio adversus Petrum Abaelardum, Speculum fidei, Aenigma fidei, Epistola ad fratres de Monte Dei (Aurea Epistola) und S. Bernardi Vita prima. Volkssprachliche Bearbeitungen der Schriften W.s. W.s weit verbreiteter, oft Bernhard zugeschriebener Brief an die Br¨uder vom Gottesberg (Epistola ad fratres de Monte Dei), ein Traktat f¨ur die Kart¨auserm¨onche von Mont-Dieu in den Ardennen, gilt als eines der bedeutendsten Werke der mystischen Theologie des MA. Zentrale Bedeutung f¨ur die Schrift hat die «unitas spiritus», die Einwohnung Gottes in der menschlichen Seele. Als a¨ lteste Voll¨ubersetzung der Epistola aurea gilt eine um 1200 entstandene altfranz¨osische Bearbeitung (Verdun, Bibl. Municipale, Ms 72). Eine ¨ mhd. Ubertragung ist in der um 1300 im Augsburger Raum geschriebenen Handschrift Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 421 16°, 1r–155r (Perg., ¨ um 1300) u¨ berliefert. Ob die Epistola-Ubersetzung 367
Wilhelm von St. Thierry dem Umkreis der Augsburger Franziskaner zuzurechnen ist oder die Argumente f¨ur eine zisterziensische Provenienz u¨ berwiegen, gilt in der neueren Forschung als Streitfrage. Ausgabe: Honemann 1978 (s. Ausg.) S. 288–422. – Ders. 1989 (s. Lit.) S. 341–346. Eine wahrscheinlich von Giovanni dalle Celle ¨ stammende altitalienische Ubersetzung mit dem Titel Pistola di S. Bernardo a’ fratri del Monte di Dio entstammt dem 14. Jh. und ist in f¨unf Handschriften u¨ berliefert. Vgl. dazu Honemann 1978 (s. Ausg.) S. 96 f. ¨ Die Epistola aurea liegt auch einer mndl. Ubertragung (Leiden, UB, Cod. 2423, 12°, 3r–173r [um 1470, o¨ stliches Mndl.]) zugrunde. Eine alemannische Paraphrase tr¨agt den lat. Titel De percepcione divine bonitatis und ist in der Handschrift St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1033, 109r–111r (St. Katharinental bei Dießenhofen?, fr¨uhes 15. Jh., o¨ stliches Hochalemannisch) u¨ berliefert. Ausgabe: Honemann 1978 (s. Ausg.) S. 426–431. Eine mndl. Teil¨ubersetzung und Paraphrase mit dem Incipit «Sijnte Bernaert scrijft totten bruederen van den berge Gods» u¨ berliefern die Handschriften Haag, Koninkl. Bibl., Ms. 73 E 24 (Kat. Nr. 645), 75vb (1455) und Leiden, UB, Lett. 261 (olim 11624), 254v–256v (um 1500). Ausgaben: PL 180, Sp. 210–726; 184, Sp. 307–408. – Volker Honemann (Hg.): Die ‹Epistola ad fratres de Monte Dei› des W. v. Saint-T. ¨ ¨ Lat. Uberl. und ma. Ubersetzungen (MTU 61). Z¨urich u. a. 1978. – Paul Verdeyen (Hg.): Guillelmi a Sancto Theodorico Opera Omnia. 5 Bde. (CCCM 86–89). Turnhout 1989–2007. – Guillaume de Saint-T. Le miroir de la foi. Introduction, texte critique, traduction et notes par Jean D´echanet (Sources chr´etiennes 301). Paris 1982. – Guilelmus de Sancto Theodorico. Goldener Brief. Brief an die Br¨uder vom Berge Gottes. ¨ Ubers. v. Bernhard Kohout-Berghammer. Eschenbach 1992. – W. v. S.-T. Meditationen und Gebete. Lat.-dt. Hg., u¨ bers. und komm. v. Klaus Berger/Christiane Nord. Frankfurt/M. u. a. 2001. Literatur: Jean-Marie D´echanet: Guillaume de Saint-Thierry. In: Dict. Spir. 6 (1967) Sp. 1241–1263. – Johanna Lanczkowski, Wb. der Mystik (1989) S. 521 f. – Schulthess/Imbach (1996) S. 451 f. – Eva-Maria Engelen, Enz Phil Wiss1 4 (1996) S. 702 f. – Peter Dinzelbacher, LexMA 9 (1998) Sp. 186 f. – Kurt Ruh, VL2 10 (1999) Sp. 1134–1142. – Gabriele Lautenschl¨ager, BBKL 368
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Wilhelm von St. Thierry 15 (1999) Sp. 1506–1508. – Thomas Ricklin: ‹De sacramento altaris›. In: LexthW (2003) S. 200. – Ders.: ‹Speculum fidei›. In: ebd., S. 665. – Michaela Pfeifer, RGG4 8 (2005) Sp. 1156 f. – J.M. D´echanet: Guillaume de Saint-T. L’homme et son oeuvre. Br¨ugge 1942. – Friedrich Ohly: Hohelied-Stud. Grundz¨uge einer Gesch. der Hoheliedauslegung des Abendlandes bis um 1200 (Schr. der Wiss. Ges. an der Johann Wolfgang Goethe-Univ. Frankfurt a. M. Geisteswissenschaftliche Reihe Nr. 1). Wiesbaden 1958, Reg., bes. S. 158–170. – Th´eodore Koehler: Th`eme et vocabulaire de la ‹Fruition divine› chez Guillaume de Saint-T. In: Revue d’asc´etique et de mystique 40 (1964) S. 139–160. – Wolfgang Zwing¨ mann: Ex affectu mentis. Uber die Vollkommenheit menschlichen Handelns und menschlicher Hingabe nach W. v. S. T. In: Citeaux 18 (1967) S. 5–37, 193–226. – Monique Simon: La ‹face a` face› dans les m´editations de Guillaume de Saint-T. In: Collectanea Cisterciensia 35 (1973) S. 121–136. – Paul Verdeyen: La th´eologie mystique de Guillaume de Saint-T. In: Ons Geestelijk Erf 51 (1977) S. 327–366; 52 (1977) S. 152–178, 257–295; 53 (1979) S. 129–220, 321–404. – J.-M. D´echanet: Guillaume de Saint-Th. Aux sources d’une pens´ee. Paris 1978. – Honemann 1978 (s. Ausg.). – David N. Bell: The Image and Likeness. The Augustinian Spirituality of William of St T. Kalamazoo 1984. – Yves-Anselme Baudelet: L’Experience spirituelle selon Guillaume de Saint-T. Diss. Paris 1985. – P. Verdeyen: Parole et Sacrement chez Guillaume de Saint-T. In: Collectanea Cisterciensia 49 (1987) S. 218–228. – Jacques Delesalle: Amour et Connaissance. Super Cantica Cantorum de Guillaume de Saint-T. In: Collectanea Cisterciensia 49 (1987) S. 339–346. – William, Abbot of St. T. A Colloquium at the Abbey of St. T. Red. Jerry Carfantan. Kalamazoo 1987. – Ambrogio M. Piazzoni: Guglielmo di Saint-T. Il declino dell’ideale monastico nel secolo 12. Roma 1988. – Regine Hummel: Mystische Modelle im 12. Jh. ‹St. Trudperter Hohes Lied›, Bernhard v. Clairvaux, W. v. St. T. (GAG 522). G¨oppingen 1989. – Kurt Ruh: Die Augen der Liebe bei W. v. St. T. In: Theologische Zs. 45 (1989) S. 100–114. – Thomas J. Renna: The Jewish Law According to W. of SaintT. In: Studia Monastica 31 (1989) S. 49–68. – V. Honemann: Eine neue Hs. der dt. Epistola ad fratres de Monte Dei. In: FS K. Ruh. Hg. v. Konrad Kunze. T¨ubingen 1989, S. 332–349. – K. 369
1. H¨alfte 12. Jh. Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 1. Mu¨ nchen 1990, S. 276–319. – Ders.: Amor deficiens und Amor desiderii in der Hoheliedauslegung W.s v. S. T. In: Ons Geestelijk Erf 64 (1990) S. 70–88. – P. Verdeyen: La th´eologie mystique de Guillaume de Saint-T. Paris 1990. – Dennis J. Billy: The Retrieval of Perfection: William of Saint-T.’s Theology of Conversion. In: Downside Review 108 (1990) S. 175–187. – K. Ruh: Die Hoheliederkl¨arungen Bernhards v. Clairvaux und W.s v. S. T. In: ‹Minnichlichiu gotes erkennusse›. Stud. zur fr¨uhen abendl¨andischen Mystiktradition. Heidelberger Mystiksymposium vom 16. Januar 1989. Hg. v. Dietrich Schmidtke. Stuttgart 1990, S. 16–27. – Camille B´erub´e: Guillaume de Saint-T. source de la pens´ee franciscaine. In: Collectanea Franciscana 61 (1991) S. 117–148. – Ellen R. Elder: The Christology of William of Saint-T. In: Recherches de Theologie Ancienne et Medievale 58 (1991) S. 79–112. – Cecilia Falchini: L’interpretazione delle Scritture in Guglielmo di Saint-T. In: Parola 24 (1991) S. 271–286. – Aage Rydstrom-Poulsen: Den saliggorende nade hos Bernhard af Clairvaux, W. og Peter Lombarderen. In: Dansk Theologisk Tidsskrift 57 (1994) S. 52 f. – M. Pfeifer: W.s v. Saint-T. Goldener Brief und seine Bedeutung f¨ur die Zisterzienser. In: Analecta Cisterciensia 50 (1994) S. 3–250; 51 (1995) S. 3–109. – Stanley Ceglar: The Date of William of Saint-Th.s Convalescence at Clairvaux. In: Cistercian Studies 30 (1995) S. 27–34. – Christophe Vuillaume: La connaissance de Dieu d’apr`es Guillaume de Saint-T. In: Collectanea Cisterciensia 57 (1995) S. 249–270. – Francesco Santi: Guglielmo di Saint-T. (non)fonte di Raimondo Lullo. In: FS Charles H. Lohr. Hg. v. Fernando Dom´ınguez u. a. Steenbrugge 1995, S. 333–354. – P. Verdeyen: Willen van Saint-T. en de liefde. Eerste mysticus van de Lage Landen. Leuven 2001. – Ders.: Guillaume de Saint-T. Premier auteur mystique des anciens Pays Bas. Turnhout 2003. – M. Basil Pennington: Meet Abbot William. An Introduction to the Life and Works of William of Saint T. In: Truth as Gift. Studies in Medieval Cistercian History in Honor of John R. Sommerfeldt. Hg. v. Marsha L. Dutton. Kalamazoo 2004, S. 449–455. – F. Tyler Sergent: A Bibliography of W. of Saint T. In: ebd., S. 457–482. – Thomas P. Scheck: William of Saint T.’s reception of Origen’s Exegesis of Romans. In: Adamantius 10 (2004) S. 238–258. – Gert Partoens: La pr´esence 370
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1. H¨alfte 12. Jh. d’Augustin dans l’Expositio super epistolam ad Romanos de Guillaume de Saint-T. In: Sacris Erudiri 44 (2005) S. 285–300. – Guerric Aerden (Hg.): W. v. T. De gulden brief. Kampen 2005. – Monique Desthieux: D´esir de voir Dieu et amour chez Guillaume de Saint-T. B´egrolles-en-Mauges 2006. – Cesare Antonio Montanari: ‹Per figuras amatorias›. L’Expositio super Cantica canticorum di Guglielmo di Saint-T. Esegesi e teologia. Rom 2006. – Paolo Calabrese: Guglielmo di Saint-T. Natura e valore dell’amore. In: Rivista di vita spirituale 60 (2006) S. 88–92. – Jacques Delesalle: Per figuras amatorias. L’Expositio super Cantica Canticorum de Guillaume de Saint-T. Ex´eg´ese et th´eologie. In: Collectanea cisterciensia 68 (2006) S. 228–235. – M. Pfeifer: Das rechte Gleichgewicht v. Gebet und Arbeit nach dem ‹Goldenen Brief› W.s v. S.-T. In: Cistercienser Chronik 114 (2007) S. 153–163. – Paolo Maria Gionta: Contemplazione ed esperienza mistica in Guglielmo di Saint-T. (ca. 1075–1148). In: La contemplazione cristiana. Esperienza e dottrina. Atti del 9. Simposio della Facolt`a di Teologia, Roma, 10–11 marzo 2005. Hg. v. Laurent Touze. Rom 2007, S. 353–373. – Mark Del Cogliano: The Composition of William of St. T.’s ‹Excerpts from the Books of Blessed Gregory on the Song of Songs›. In: Citeaux 58 (2007) S. 57–77. – Marciano Vidal: La escuela cisterciense primitiva y la teolog´ıa moral. Bernardo de Claraval, Guillermo de Saint-T. y Elredo de Rievaulx. In: Moralia 31 (2008) S. 7–39. – Maria D. Melone: L’unit`a dell’amore nella visione cristiana. L’enciclica ‹Deus caritas est› a confronto con il pensiero di Bernardo di Chiaravalle, Guglielmo di Saint-T. e Riccardo di S. Vittore. In: Antonianum 83 (2008) S. 385–417. – ¨ Guilelmus de Sancto Theodorico: Uber den Glauben. Regensburg 2008. – Rob Faesen: The Radical Humanism of Christian Mystics. William of SaintT., Hadewijch and Ruusbroec Versus Abaelard and Ockham. In: Seeing the Seeker. Explorations in the Discipline of Spirituality. FS Kees Waaijman. Hg. v. Hein Blommestijn. Leuven u. a. 2008, S. 263–276. SF Anselm von Havelberg OPraem, * kurz vor 1099 wahrscheinlich bei L¨uttich, † 12.8.1158 vor Mailand. – Theologe und Diplomat. A., der wahrscheinlich aus der Gegend um L¨uttich stammte, studierte an der Domschule in Laon, trat wohl als Sch¨uler des hl. Norbert von 371
Anselm von Havelberg Xanten in den von diesem gegr¨undeten Pr¨amonstratenserorden ein und wurde 1129 zum Bischof von Havelberg geweiht. Er war als Diplomat im Reichsdienst unter Lothar III., Konrad III. und Friedrich I. Barbarossa t¨atig und unternahm Gesandtschaftsreisen u. a. an den ostr¨omischen Kaiserhof, wo es zwischen ihm und dem Erzbischof Niketas von Nikomedien zu einer offiziellen theologischen Disputation kam, die er sp¨ater im Rahmen seines Hauptwerks, des Anticimenon (s. u.), verarbeitete. 1155 wurde zum A. Erzbischof von Ravenna erhoben. Er starb 1158 bei der Belagerung Mailands durch Barbarossa. A. ist der Verfasser einer in sieben Handschriften des 12.–18. Jh. u¨ berlieferten Epistola [...] ad Ecbertum abbatem Huysborgensem (PL 188, Sp. 1117–1140), einer Streitschrift, welche den Vorrang der Regularkanoniker vor den Mo¨ nchen betont. A.s in 13 Handschriften des 15.-18. Jh. u¨ berliefertes Hauptwerk Anticimenon id est liber contrapositorum sub dialogo conscriptus, oft auch Dialogi genannt, enth¨alt in drei B¨uchern theologische Auseinandersetzungen und Diskussionen zu Lehrgegens¨atzen zwischen der r¨omischen und der griechischen Kirche, wobei sich nur das 2. und das 3. Buch als dialogische Niederschrift des Streitgespr¨achs von 1136 ausgeben. Das 1. Buch mit dem Sondertitel Liber de unitate fidei et multiformitate vivendi ab Abel iusto usque ad novissimum electum behandelt die Geschichtsphilosophie des A., nach der die Menschheit gem¨aß Gottes Heilsplan zur h¨ochstm¨oglichen Vollendung gelangt. Ausgaben: PL 188, 1139–1248. – Gaston Salet (Hg.): Anselme de H. Dialogues. Livre 1 (Textes monastiques d’Occident 18). Paris 1966 (lat./frz.). Neben einigen Briefen von und an A. ist von ihm ferner ein liturgischer Tractatus de ordine pronuntiandae letaniae erhalten. Ausgabe: Winter (s. Lit.) S. 144–155. Andere, A. zugeschriebene Werke scheinen nicht ihm zu geh¨oren. Literatur: Martin Grabmann, NDB 1 (1953) S. 309 f. – Johann Wilhelm Braun, VL2 1 (1978) Sp. 384–391. – Ders., LexMA 1 (1980) Sp. 678 f. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 184 f. – Friedrich Lotter, LThK3 1 (1993) Sp. 712 f. – Gerlinde Strohmaier-Wiederanders, RGG4 1 (1998) Sp. 516. – Frank Bezner: ‹Anticimenon id est liber contrapositorum sub dialoge conscritpus›. In: LexthW (2003) S. 25. – Eugen 372
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Petrus Lombardus Dombrowski: A. v. H. Diss. K¨onigsberg 1880. – Franz Winter: Zur Gesch. des Bischofs A. v. H. In: Zs. f¨ur Kirchengesch. 5 (1882) S. 138–155. – Johannes Dr¨aseke: Bischof A. v. H. und seine Gesandtschaftsreisen nach Byzanz. In: ebd. 21 (1901) S. 160–185. – Hans Lauerer: Die theologischen Anschauungen des Bischofs A. v. H. Diss. Erlangen 1911. – K. Pf¨andner: Ein Brief des A. v. H. In: Analecta Praemonstratensia 7 (1931) S. 97–107. – Wilhelm Kamlah: Apokalypse und Geschichtstheologie. Berlin 1935, bes. S. 64–74. – M. v. Lee: Les id´ees d’Anselme de H. [...]. In: Analecta Praemonstratensia 14 (1938) S. 5–35. – Georg Schreiber: A. v. H. und die Ostkirche. In: Zs. f¨ur Kirchengesch. 60 (1941) S. 354–411. – Ders.: Stud. u¨ ber A. v. H. In: Analecta Praemonstratensia 18 (1942) S. 5–90. – Wilhelm Berges: A. v. H. in der Geistesgesch. des 12. Jh. In: Jb. f¨ur die Gesch. Mittel-und Ostdeutschlands 5 (1956) S. 39–57. – Kurt Fina: A. v. H. Unters. zur Kirchen- und Geistesgesch. des 12. Jh. In: Analecta Praemonstratensia 32 (1956) S. 69–101, 193–227; 33 (1957) S. 5–30, 268–301; 34 (1958) S. 13–41. – Lawrence Francis Barman: Reform Ideology in the ‹Dialogi› of A. of H. In: Church History 30 (1961) S. 379–395. – Amos Funkenstein: Heilsplan und nat¨urliche Entwicklung. M¨unchen 1965, S. 60–67. – J. W. Braun: ¨ Stud. zur Uberl. der Werke A. v. H. In: DA 28 (1972) S. 133–209. – Horst Dieter Rauh: Das Bild des Antichrist im MA: Von Tyconius zum Dt. Symbolismus. M¨unster 1979, S. 268–302. – Jay T. Lees: Confronting the otherness of the Greeks. A. of H. and the division between Greeks and Latins. In: Analecta Praemonstratensia 68 (1992) S. 224–240. – Sebastian Sigler: A. v. H. Aachen 2005. SF Petrus Lombardus («Magister Sententiarum»), * zwischen 1095 und 1100 Lumellogno bei Novara, † 21./22.7.1160 Paris. – Scholastischer Theologe; Verfasser von Sentenzenb¨uchern, Glossen zu den Psalmen und zu den Paulus-Briefen sowie von Predigten. Nach Studien in Oberitalien, Reims und, auf eine briefliche Empfehlung → Bernhards von Clairvaux hin, in Paris (Sch¨uler Abaelards), wurde P. L. Leiter der Kathedralschule Notre Dame; die Priesterweihe empfing er zwischen 1147 und 1156. 1148 wird er unter den «magistri scolarum» genannt, die mit Papst Eugen III. auf dem Konzil von Reims die Lehre des Gilbert von Poitiers untersuchten. Um 1154 unternahm er eine Reise 373
1. H¨alfte 12. Jh. nach Rom, wo er die neue und seither von ihm benutzte, von → Burgundio von Pisa verfertigte ¨ Ubersetzung von Johannes’ von Damaskus Traditio certa orthodoxae fidei kennenlernte. 1159 wurde P. zum Bischof von Paris gew¨ahlt, starb jedoch bereits im folgenden Jahr. Zwischen 1135 und 1137 verfasste P. Glossa in psalmis auf der Grundlage von Anselm von Laon und Gilbert von Poitiers; zwischen 1139 und 1141 die Glossa in epistolas b. Pauli; zwischen 1140 und 1160 29 Sermones (gr¨oßtenteils ediert unter den Predigten des Hildebert von Le Mans). P.s Hauptwerk sind die Sententiarum libri quattuor, eine wahrscheinlich um 1155–58 verfasste systematische Zusammenfassung der gesamten christlichen Glaubenslehre der Zeit (I Trinit¨atslehre und Hauptattribute Gottes, II Sch¨opfung und S¨unde, III Inkarnations- und Tugendlehre, IV Sakramente und Eschatologie). Die Einteilung des Werks in Distinctiones erfolgte erst im 13. Jh. Quellen sind die Hl. Schrift und die lat. V¨ater, ben¨utzt sind neben seinen beiden exegetischen Fr¨uhwerken ferner u. a. Johannes von Damaskus, Anselm von Laon, Abaelard und besonders → Hugo von St. Victor. Das Werk wurde bereits im 12. Jh. o¨ fters glossiert, um 1223 wurde es von → Alexander von Hales als Handbuch bei seinen Universit¨atsvorlesungen benutzt, seither gilt es als wichtigstes theologisches Grundlagenwerk im akademischen Unterricht des Hoch- und Sp¨atMA (¨uber 1400 Kommentare bekannt). ¨ Uberlieferung: Vgl. Friedrich Stegm¨uller: Repertorium biblicum Medii aevi. Bd. 4. Madrid 1954, Nr. 6637, 6654–68. – J. B. Schneyer: Repertorium der lat. Sermones des MA. F¨ur die Zeit v. 1150–1350. Bd. 4. 1974, S. 700–704. – F. Stegm¨uller: Repertorium commentariorum in Sententias Petri Lombardi. W¨urzburg 1947, S. 2 f. Ausgaben: ‹Sententiarum libri quattuor›: PL 192, Sp. 521–962. – Magistri Petri Lombardi Sententiae in IV libris distinctae (Spicilegium Bonaventurianum 4 und 5). Quaracchi 1971–81. – ‹Glossa in psalmis›: PL 191, Sp. 55–1296. – ‹Glossa in epistolas b. Pauli›: PL 191, Sp. 1297–1969; 192, Sp. 9–520. – ‹Sermones›: PL 171, Sp. 339–964. Dt. Rezeption: Die deutschsprachige Rezeption der Werke des P. L. erfolgte nicht auf der Grundlage des Gesamttextes: Abgesehen von Glossierungen beschr¨anken sich die dt. Bearbeitungen auf Zitationen einzelner Textstellen und einzelne 374
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1. H¨alfte 12. Jh. u¨ bersetzte Abschnitte aus den Sentenzen. Die a¨lteste deutschsprachige Rezeption liegt wohl in Form von fr¨uhmhd. Glossen zu den Exzerpten der Sentenzen im Hortus deliciarum der → Herrad von Hohenburg vor. Ausgaben: Christian Moritz Engelhardt: Herrad v. Landsperg [...] Hortus deliciarum. Stuttgart 1818. – Eberhard Gottlieb Graff: Diutiska. Denkm¨aler dt. Sprache und Lit. aus alten Hss. Bd. 3. Stuttgart/T¨ubingen 1829, S. 212–221. – Elias v. Steinmeyer/Eduard Sievers: Die ahd. Glossen. Bd. 3. Berlin 1895, S. 405–420. – Michael Curschmann: The German glosses. In: Herrad of Hohenbourg, Hortus deliciarum, Commentary (Studies of the Warburg Institute 36,2). London 1979, S. 63–80. Der in der Handschrift Mu¨ nchen, BSB, Cgm 630, 1ra–139vb (1476, ostschw¨abisch) u¨ berlieferte Traktat von Gottesliebe, einem lauteren Herzen und einem schauendem Leben enth¨alt zahlreiche verdeutschte Textst¨ucke aus den Libri IV Sententiarum des P. L.; gr¨oßere Textpartien aus den ersten drei B¨uchern der Sentenzen sind in den ersten Teil des ¨ Traktats eingebaut. Der anonyme Autor und Ubersetzer lebte wahrscheinlich im 14. Jh. im alemannischen Gebiet, er war vielleicht Augustiner und schrieb seinen im Stil eines pers¨onlichen Sendschreibens gehaltenen Traktat m¨oglicherweise f¨ur Klosterfrauen; er betont den umstrittenen Artikel aus der Trinit¨atslehre des P. L., die Tugend Caritas sei mit Gott bzw. dem Hl. Geist identisch. Eine weitere Quelle des Traktats, der syntaktisch der lat. Vorlage stark verpflichtet bleibt, war das Compendium theologicae veritatis des → Hugo Ripelin von Straßburg, insbesondere f¨ur die im zweiten Teil enthaltene S¨undenlehre. Ausgabe: Ausz¨uge bei Schneider 1978 (s. Lit.) S. 162–164. Ein Abschnitt aus dem vierten Buch der Sentenzen bildet die Einleitung einer anonymen dt. Predigt u¨ ber das Altarsakrament. ¨ Uberlieferung: Augsburg, UB (olim Harburg), Cod. Oettingen-Wallerstein III. 1.4° 33, 146r–150v (Augsburg, 1450). – Straßburg, UB, Cod. 2795 (olim L. Germ. 662.4°), 206v–213r (1440, ostschw¨abisch). Aus dem 14. Jh. liegt eine vollst¨andige, m¨oglicherweise von dem Dominikaner Johannes ¨ → Salvelt stammende Ubersetzung der Sentenzenabbreviation durch den Franziskaner → Johannes de Fonte vor. 375
Petrus Lombardus Literatur: Volker Honemann: P. L. in mhd. Sprache. Die Sentenzenabbreviation des Johannes de Fonte. In: ZfdA 109 (1980) S. 251–275. Auf der Grundlage der Sentenzen des P. L. entstand ferner das → Buch mit den farbigen Tuchbl¨attern der Beatrix von Inzigkofen. Zitiert wird P. L. in der Postille des → Hartwig von Erfurt, bei Meister → Eckhart, hier jedoch wie bei Priester → Konrad ohne Angabe der Quelle; in der sp¨atma. Erbauungsliteratur erscheint P. L. bei → Heinrich von St. Gallen, Thomas → Peuntner, in den Predigten des Konrad → B¨omlin und des → Marquard von Lindau, bei → Johannes von Indersdorf, → Stephan von Landskron, Stephan → Fridolin sowie in der → Heinrich zu N¨urnberg zugeschriebenen Quaestionessammlung. Weitere P. L.-Zitate finden sich in Das → geistliche Haus, in einem nd. → Palmbaumtraktat, in der → Vaterunserauslegung Ciprianus spricht, in dem Traktat u¨ ber 15 Zeichen der anfangenden, zunehmenden und vollkommenen Liebe (Berlin, SBB, Mgo 567, 153r–164v) und in folgenden Dicta-Sammlungen: Spruchsammlung u¨ ber N¨achstenliebe, M¨unchen, BSB, Cgm 271, 13ra–93vb. – Spruchsammlung u¨ ber Gottesliebe, Mu¨ nchen, BSB, Cgm 835, 156r-v. Parallelen zur Bußlehre des P. L. wurden in → Hartmanns von Aue Armem Heinrich festgestellt. P. L. als Person erscheint in den Chroniken des Johannes → Meyer und des Sigismund → Meisterlin. Literatur: De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 354–357. – K. Schneider, VL2 7 (1989) Sp. 511–516. – Franz Courth/Gerhard Leibold, MarLex 5 (1993) S. 183 f. – Ludwig H¨odl, LexMA 6 (1993) Sp. 1977 f. – Ders., BBKL 5 (1993) Sp. 197–202. – Schulthess/Imbach (1996) S. 551. – Stephen F. Brown, LThK3 8 (1999) Sp. 128 f. – Erwin Waldsch¨utz, Volpi 2 (1999) S. 1151 f. – Thomas Ricklin: ‹Sententiae in IV libris distinctae bzw. Quatuor libri sententiarum›. In: LexthW (2003) S. 654 f. – Ulrich K¨opf, RGG4 6 (2003) Sp. 1172 f. – Johann Nepomuk Espenberger: Die Philosophie des P. L. und ihre Stellung im 12. Jh. (Beitr. zur Gesch. der Philosophie des MA 3,5). Mu¨ nster 1901. – Martin Grabmann: Gesch. der scholastischen Methode. Bd. 2. Freiburg i. Br. 1911, S. 359–407. – Joseph de Ghellinck: Le mouvement th´eologique du XIIe si`ecle. Br¨ugge 1948, S. 213–277. – Angiolo Gambaro (Hg.): Miscellanea Lombardiana. Novara 1957. – Peter Clas¨ sen: Zur Gesch. der Fr¨uhscholastik in Osterreich 376
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Hildegard von Bingen ¨ 67 (1959) S. 249–277, bes. und Bayern. In: MIOG S. 266 f. – Philippe Delhaye: Pierre Lombard. Sa vie, ses œuvres, sa morale. Paris 1961. – Georg Steer: Germanistische Scholastikforschung I. In: Theologie und Philosophie 45 (1970) S. 204–226, hier S. 219 Anm. 95, S. 365–368. – Helga Unger: Text und Bild im MA. Illuminierte Hss. aus f¨unf Jh. in Faksimileausg. Graz 1986, S. 84 f. – G. Steer: Hugo Ripelin v. Straßburg. Zur Rezeptions- und Wirkungsgesch. des ‹Compendium theologicae veritatis› im dt. Sp¨atMA (TTG 2). T¨ubingen 1981. – Marcia Lillian Colish: From ‹sacra pagina› to ‹theologia›. Peter Lombard as an Exegete of Romans. In: Medieval Perspectives 6 (1991) S. 1–19. – Dies.: Peter Lombard. Zwei Bde. Leiden u. a. 1994. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 441–443 u. o¨ . SF Hildegard von Bingen, * 1098 Bermersheim bei Alzey/Rheinhessen, † 17.9.1179 auf dem Rupertsberg bei Bingen. – Benediktinerin und Mystikerin; Verfasserin vision¨arer theologischer, exegetischer, hagiographischer, naturkundlicher und medizinischer Schriften sowie von Liedern, einem Singspiel und zahlreichen Briefen. H., geboren als zehntes Kind des Edelfreien Hildebert von Bermersheim und seiner Gemahlin Mechthild, war ihren Selbstzeugnissen zufolge schon sehr fru¨ h mit vision¨arer Schau begabt; sie wurde im Alter von acht Jahren zur geistlichen Ausbildung der Inkluse Jutta von Spanheim in der Frauenklause auf dem Disibodenberg an der Nahe anvertraut, wo sie zwischen 1112 und 1115 die Profess ablegte. Nach dem Tod Juttas 1136 wurde sie zur Leiterin des mittlerweile aus der Klause entstandenen Frauenkonvents gew¨ahlt, gr¨undete das zwischen 1147 und 1152 erbaute Kloster auf dem Rupertsberg und 1165 ein Filialkloster oberhalb R¨udesheim (heute St. Hildegardis-Abtei Eibingen). Erst im Alter von 42 Jahren begann H. unter Assistenz des M¨onchs Volmar mit der literarischen Niederschrift ihrer lebenslangen vision¨aren Erfahrungen. Auf der Trierer Synode 1147/48 wurden Teile ihres Erstlingswerks Scivias verlesen und ihre seherische Gabe – unter anderem dank der F¨ursprache → Bernhards von Clairvaux – best¨atigt. Zwischen 1160 und 1170 unternahm H., die zeitlebens an einer kr¨anklichen Konstitution litt, vier große Predigtreisen. Schon zu Lebzeiten wurde sie als 377
1. H¨alfte 12. Jh. mystische Seherin sowie als Ratgeberin der P¨apste, Kaiser und F¨ursten verehrt; seit Beginn des 15. Jh. wird sie als Heilige verzeichnet, obwohl das Kanonisationsverfahren unabgeschlossen blieb. Ihr Festtag ist der 17. September. 1141 begann H., beeinflusst von der Nonne Richardis von Stade und von M¨onch Volmar, mit der Abfassung ihres Liber scivias (Erstdruck 1513), einer Glaubenslehre, welche Anthropologie und Kosmologie mit der Theologie verkn¨upft. In 26 Visionen wird die Heilsgeschichte von Luzifers und des Menschen Fall bis zum Ju¨ ngsten Gericht und zum Ewigen Leben behandelt. Ihr Liber vitae meritorum (entstanden zwischen 1158 und 1163) ist ein Lehrbuch der christlichen Sittenlehre und enth¨alt in der Art der Psychomachien → Prudentius’ Wechselgespr¨ache zwischen Tugenden und Lastern. Die Visionen des Liber divinorum operum (entstanden zwischen 1163 und 1173, in der Genter Handschrift des 12. Jh. unter dem Titel De operatione dei) zeigen in drei Hauptteilen eine Heilsgeschichte von der Genesis bis zur Apokalypse. Neben diesen drei großen theologischen Visionswerken H. verfasste ferner Briefe (Erstdruck 1566) und ca. 70 geistliche Lieder (Neumen erhalten), ein geistliches Singspiel (Ordo virtutum), kleinere Lehrst¨ucke, homiletisch-exegetische Werke sowie natur- und heilkundliche Lehrschriften (Physica bzw. Liber simplicis medicinae, Causae et curae bzw. Liber compositae medicinae). Die Schriften Lingua ignota und Litterae ignotae, eine Geheimsprache und Geheimschrift, konnten bislang nicht entschl¨usselt werden. H.s Sekret¨ar, der Mo¨ nch Gottfried, begann um 1174/75 mit der Aufzeichnung ihrer Vita; beendet wurde diese erst zwischen 1180 und 1190 durch → Theoderich von Echternach. ¨ Uberlieferung: Vgl. Schrader/F¨uhrk¨otter (s. Lit.). Ausgaben: PL 197. – Johannes P. Pitra (Hg.): Novae S. Hildegardis Opera (Analecta Sacra 8). Monte Cassino 1882 (Neudr. Farnborough 1966). – Paulus Kaiser (Hg.): Causae et curae. Leipzig 1903 (Nachdr. Basel 1980). – Pudentiana Barth (Hg.): H. v. B. Lieder. Salzburg 1969 u. a. (lat.-dt.). – Peter Dronke (Hg.): Ordo virtutum [...]. In: Poetic Individuality in the Middle Ages. Hg. v. P. Dronke. Oxford u. a. 1970, S. 180–192. – Adelgundis F¨uhrk¨otter/Angela Carlevaris (Hg.): Hildegardis Scivias (CCCM 43/43 A). Turnhout 1978. – Lieven 378
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1. H¨alfte 12. Jh. van Acker/Monika Klaes/Hachm¨oller (Hg.): Hildegardis Bingensis Epistolarium. Drei Bde. Turnhout 1991–2001. – Monika Klaes (Hg.): Vita sanctae Hildegardis (CCCM 126). Turnhout 1993. – Angela Carlevaris (Hg.): Hildegardis Liber vite meritorum (CCCM 90). Turnhout 1995. – Walter Berschin/Heinrich Schipperges (Hg.): H. v. B. Symphonia. Gedichte und Ges¨ange. Lat. und Dt. Gerlingen 1995 (Nachdr. Darmstadt 2004). – Albert Derolez/P. Dronke (Hg.): Hildegardis Bingensis Liber divinorum operum (CCCM 92). Turnhout 1996. – Laurence Moulinier-Brogi (Hg.): Beate Hildegardis Cause et cure (Rarissima Medievalia 1). Berlin 2003. – Irmgard Mu¨ ller (Hg.): Physica. Edition der Florentiner Hs. (Cod. Laur. Ashb. 1323, ca. 1300) im Vergleich mit der Textkonstitution der ‹Patrologia Latina› (Migne). Hildesheim u. a. 2008. – Reiner Hildebrandt/Thomas Gloning (Hg.): Physica. Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum. Textkrit. Ausg. 2 Bde. Berlin/New York 2010. ¨ Dt. Rezeption: Die volkssprachigen Ubertragungen der H.-Schriften beruhen meist nicht auf den Originalwerken H.s, sondern auf der um 1222 von dem Ziterzienserprior Gebeno von Echternach zusammengestellten Exzerptkompilation aus ihren vision¨aren und monastischen Schriften mit dem Titel Pentachronon. Ausgabe: Jos´e Carlos Santos Paz (Hg.): La obra de Geben´on de Eberbach (Millennio medievale 46). Florenz 2004. Es wurden jedoch auch Teile des originalen Werks der H. ins Dt. u¨ bertragen, so etwa die Lingua ignota, die naturkundlichen und medizinischen Werke Liber simplicis medicinae (LSM) und Liber compositae medicinae (LCM) sowie das vision¨are Werk H.s mit dem Epistolarium und der Vita Ruperti, wobei der auktoriale Anteil H.s an den natur- und heilkundlichen Werken nur schwer einzusch¨atzen ¨ ist, da keine autornahe Uberlieferung existiert. I. Beide erhaltenen Textzeugen der Lingua ignota u¨ berliefern eine unterschiedliche Anzahl an dt. Glossen (260 bzw. 756) nach dem → Summarium Heinrici. ¨ Uberlieferung: Wiesbaden, LB, Hs 2, 461v–464v. – Berlin, SBB, Ms. lat. qu. 674, 58r–62r (Stift Sankt Maria in Pfalzel bei Trier, um 1220/30). II. Natur- und heilkundliche Schriften. 1. Einzelne W¨orter: Die a¨lteste Handschrift (Florenz) des LSM umfasst rund 900 Fachbegriffe aus der Pflanzen- und Heilkunde in dt. Sprache, am 379
Hildegard von Bingen Ende des Textes findet sich ferner ein lat.-dt. Glossar. Auch die LSM-Handschrift Wolfenb¨uttel bietet ein bilinguales Glossar. ¨ Uberlieferung: LSM: Florenz, Bibl. Medicea Laurenziana, Cod. Ashburnham 1323 (Trier/St. Matthias, 1292 fertiggestellt). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 56.2 Aug.4° (Ende 13./Anfang 14. Jh.). – Editio princeps: Physicas [!] Hildegardis. Straßburg. J. Schott 1533. LCM: Ca. 150 dt. W¨orter aus dem naturund heilkundlichen Bereich enth¨alt die Handschrift Kopenhagen, Kgl. Bibl., NKS 90 b fol. (Trier/St.Maximin, Mitte bzw. drittes Viertel 13. Jh.). Der auktoriale Anteil H.s am LCM ist allerdings nicht gesichert; in der u¨ berlieferten Form k¨onnte er auch erst nach ihrem Tod entstanden sein. Auch in einer Kompilation aus dem LCM ¨ und aus (teils w¨ortlichen) Ubernahmen aus dem Liber divinorum operum finden sich dt. W¨orter. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Ms. lat. qu. 674, 103ra–116ra. Ausgabe: H. Schipperges, in: Sudhoffs Arch. 40 (1956) S. 41–77, bes. S. 64. ¨ 2. Ubersetzungen zusammenh¨angender Teile aus natur- und heilkundlichen H.-Schriften sind nur ¨ f¨ur den LSM nachgewiesen: Uberliefert sind min¨ destens vier dt. Ubersetzungen in Handschriften des 15. Jh. ¨ Uberlieferung: Paris, Bibl. nat., Ms. lat. 6952, 232v–238r (Speyer, um 1425/50; dt. Anhang aus Teilen des LSM und des LCM, Krankheitsrezeptar und Lebensmitteldi¨atetik). – Berlin, SBB, Mgf 817, 1r–61v (Speyer, 1456; → Speyrer Kr¨auterbuch; Teile des LSM auf dt.). – Mainz, StB, Hs I 525, 5r–45v (Mitte 15. Jh., rheinfr¨ankisch; Teile des LSM auf dt.). – Augsburg, UB, Cod. III.1.2° 43, 59r–69r (letztes Viertel 15. Jh., ostfr¨ankisch/nordbair.; ver¨ schiedene dt. Ubertragungen aus dem LSM). III. Prophetische und geistliche Schriften. ¨ 1. Ubertragungen authentischer H.-Texte. a. Apokalyptische Ausz¨uge aus dem Scivias in den Zusatzquellen einer m¨oglicherweise aus dem Ende des 14. oder dem Anfang des 15. Jh. stammenden nd. Bearbeitung des Elucidarium (→ Honorius). ¨ Uberlieferung: Straßburg, Bibl. nat. et univ., Ms. 2101, 1r–64va (Augustiner-Chorherrenstift Frenswegen, 1468/69). Ausgabe: Dagmar Gottschall: Das Elucidarium des Honorius Augustodunensis. Unters. zu seiner ¨ Uberl.und Rezeptionsgesch. im deutschsprachi¨ gen Raum mit Ausg. der nd. Ubers. (TTG 33). T¨ubingen 1992, S. 260–265, 273. 380
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Hildegard von Bingen ¨ b. Die dt. Ubertragung des Briefs an Werner von Kirchheim aus dem Jahr 1170, einer Prophetie H.s aus dem Epistolarium, findet sich in: Mu¨ nchen, UB, 2° cod. ms. 684, 87r–92r (1465). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Q 127, 121r–127v (um 1460/70). – M¨unchen, BSB, Cgm 523, 267ra–273rb (1471). – Ferner in den Hss. von Eberhard → Windecks Kaiser Sigismunds Buch. c. Von der Vita Ruperti existieren mndl. (15. Jh.) ¨ und dt. Ubertragungen (ab dem Beginn des 16. Jh.). ¨ Uberlieferung: dt.: «Die Legnd des heyligen hertzogen sant R˚uprechts bey Byngen [...]». Druck [Oppenheim, Jakob K¨obel 1524]. 2. H.-Zitate und f¨alschliche Zuschreibungen. Auf H. berufen sich unter anderem das → Darmst¨adter Gedicht u¨ ber das Weltenende, → Hadewijch und → Heinrich von N¨ordlingen. F¨alschlich als Werke H.s ausgegeben sind ein nd. Traktat aus dem 14. Jh. u¨ ber vier Arten von Menschen angesichts des Todes (Salzburg, UB, M I 476, 103rv) sowie ein kurzer nd. Traktat aus der Wiener TaulerHs. 2739 (195v–200r). H.-Zitate oder Nennungen finden sich h¨aufig im Rahmen des chronikalisch-annalistischen Schrifttums, beispielsweise in der Weltchronik Hartmann → Schedels und der → Koelhoffschen Chronik. Rezeptionsspuren finden sich auch im Umfeld der sog. → Sibyllenweissagungen, so in dem um 1320/21 entstandenen Sibyllen-Lied, das auf die → Konstanzer Weltchronik wirkte, oder dem sog. Sibyllen Buch. Sowohl authentische als auch nicht-authentische Visionen H.s bietet Johannes → Tortschs Onus mundi; dem vergleichbar ist das Onus ecclesiae des Berthold Pirstinger. Literatur: Antonius van der Linde, ADB 12 (1880) S. 407 f. – Heinrich Schipperges, NDB 9 (1972) S. 131–133. – Christel Meier, VL2 3 (1981) Sp. 1257–1280; Michael Embach, VL2 11 (2004) Sp. 658–670. – Elisabeth G¨ossmann, LexMA 5 (1991) Sp. 13–15. – Margot Schmidt, LThK3 5 (1996) Sp. 105–107. – Christel Meier-Staubach, RGG4 3 (2000) Sp. 1733 f. – Wolfgang M. Schr¨oder: ‹Scivias›. In: LexthW (2003) S. 648. – C. Meier-Staubach, Killy2 5 (2009) S. 419–422. – Ildefons Herwegen: Les collaborateurs de Sainte H. In: Revue B´en´edictine 21 (1904) S. 192–203, 302–315, 381–403. – Johannes May: Die hl. H. v. B. Ein Lebensbild. Kempten 1911. Mu¨ nchen 2 1929. – Louis Baillet: Les miniatures du ‹Scivias› de Sainte H. In: Monuments et M´emoires publi´es 381
1. H¨alfte 12. Jh. par l’Acad´emie des Inscriptions et Belles-Lettres 19 (1911/12) S. 49–14. – Maura B¨ockeler: Aufbau und Grundgedanke des Ordo Virtutum der hl. H. In: Benediktinische Monatsschr. 5 (1923) S. 300–310. – Dies.: Beziehungen des Ordo Virtutum der hl. H. zu ihrem Hauptwerke Scivias. In: ebd. 7 (1925) S. 25–44, 135–145. – Hans Liebesch¨utz: Das allegorische Weltbild der hl. H. v. B. (Stud. zur Bibl. Warburg 16). Leipzig/Berlin 1930 (Nachdr. Darmstadt 1964). – Hiltgart L. Keller: Mittelrheinische Buchmalereien in Hss. aus dem Kreise der H. v. B. Diss. Frankfurt 1933. – Angela Rozumek: Die sittliche Weltanschauung der hl. H. v. B. (1098–1179). Eine Darstellung der Ethik des Liber vitae meritorum. Diss. Bonn 1934. – Marianna Schrader: Die Heimat und Abstammung der hl. H. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens und seiner Zweige 54 (1936) S. 199–221. – Josef Schomer: Die Illustrationen zu den Visionen der hl. H. als k¨unstlerische Neusch¨opfung. Diss. Bonn 1937. – Magna Ungrund: Die metaphysische Anthropologie der hl. H. v. B. (Beitr. zur Gesch. des alten M¨onchtums und des Benediktinerordens 20). M¨unster/Westfalen 1938. – M. Schrader: Heimat und Sippe der dt. Seherin Sankt H. Salzburg 1941. – Helga Vits: Das Weltbild der H. v. B. in seinen nat¨urlichen, ethischen und religi¨osen Grundz¨ugen. Diss. masch. Heidelberg 1943. – Heinrich Schipperges: Krankheitsursache, Krankheitswesen und Heilung in der Klostermedizin, dargestellt am Welt-Bild H. v. B. Diss. masch. Bonn 1951. – Ders.: Das Bild des Menschen bei H. v. B. Diss. masch. Bonn 1952. – Adelgundis F¨uhrk¨otter: Die Gotteswerke. Vom Sinn und Aufbau des Liber divinorum operum der hl. H. In: Benediktinische Monatsschr. 29 (1953) S. 195–204, ¨ 306–314. – Bernhard Bischoff: Ubersicht u¨ ber die nichtdiplomatischen Geheimschr. des MA. In: ¨ 62 (1954) S.1–27. – M. B¨ockeler: H. v. MIOG B. Wisse die Wege. Salzburg 21954, S. 373–408. – Berthe Widmer: Heilsordnung und Zeitgeschehen in der Mystik H. v. B. (Basler Beitr. zur Geschichtswiss. 52). Basel/Stuttgart 1955. – M. Schrader/A. F¨uhrk¨otter: Die Echtheit des Schrifttums der hl. H. v. B. (Beih. zum Arch. f¨ur Kulturgesch. 6). K¨oln u. a. 1956. – H. Schipperges (Hg.): H. v. B. Heilkunde. Salzburg 1957. – Ders.: Das Sch¨one ¨ in der Welt H. v. B. In: Jb. f¨ur Asthetik und allgemeine Kunstwiss. 4 (1958/59) S. 83–139. – Peter Riethe (Hg.): H. v. B. Naturkunde. Salzburg 1959. – Monika zu Eltz: H. Freiburg i. Br. 1963. 382
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1. H¨alfte 12. Jh. 2
1966. – H. Schipperges: Die Welt der Engel bei H. v. B. Salzburg 1963. – Ders. (Hg.): H. v. B. Welt und Mensch. Salzburg 1965. – A. F¨uhrk¨otter ¨ (Ubers.): H. v. B. Briefwechsel. Salzburg 1965. – Dies. (Hg.): Das Leben der hl. H. v. B. D¨usseldorf 1968. – Dies.: H. v. B. Kosmische Schau. In: Große Gestalten christlicher Spiritualit¨at. Hg. v. Karlhermann Bergner u. a. W¨urzburg 1969, S. 135–151. – Dies.: H. v. B. Salzburg 1972. – Karl Bertau: Dt. Lit. im europ¨aischen MA. Bd. 1. M¨unchen 1972, S. 345–351. – C. Meier: Die Bedeutung der Farben im Werk H.s v. B. In: Fr¨uhma. Stud. 6 (1972) ¨ S. 245–355. – H. Schipperges (Ubers.): H. v. B. Der Mensch in der Verantwortung. Liber vitae meritorum. Salzburg 1972. – A. Derolez: The genesis of H. of B. Liber divinorum operum. The codicological evidence. In: Texts and manuscripts. FS Gerard Isaac Lieftinck. Bd. 2. Amsterdam 1972, S. 23–33. – Ders.: Deux notes concernant H. d. B. In: Scriptorium 27 (1973) S. 291–295. – Peter Dronke: Tradition and Innovation in Medieval Western ColourImagery. In: Eranos-Jb. 41 (1974) S. 50–107. – C. Meier: Vergessen, Erinnern, Ged¨achtnis im GottMensch-Bezug. In: Verbum et Signum. FS Friedrich Ohly. Hg. v. Hans Fromm u. a. Bd. 1. M¨unchen 1975, S. 143–194. – Barbara Maurmann: Die Himmelsrichtungen im Weltbild des MA. H. v. B., Honorius Augustodunensis und andere Autoren (MMS 33). M¨unchen 1976. – H. v. B. 1179–1979. FS zum 800. Todestag der Heiligen. Hg. v. Anton Philipp Br¨uck (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 33). Trier 1979. – C. Meier: Zwei Modelle v. Allegorie im 12. Jh.: Das allegorische Verfahren H.s v. B. und Alans v. Lille. In: Formen und Funktionen der Allegorie. Hg. v. Walter Haug (Germanistische Symposien. Berichtsbde. 3). Stuttgart 1979, S. 70–89. – Barbara Newman: H. of B. Visions and Validation. In: Church History 54 (1985) S. 163–175. – Helga Unger: Text und Bild im MA. Illuminierte Hss. aus f¨unf Jh. in Faksimileausg. Graz 1986, S. 82–84. – Fabio Ch´avez Alvarez: ‹Die brennende Vernunft›. Stud. zur Semantik der ‹rationalitas› bei H. v. B. (Mystik in Gesch. und Gegenwart 8). Stuttgart/Bad Cannstatt 1991. – Benedikt Konrad Vollmann: H. v. B. Theologische versus naturkundiche Schr.? In: Geistliche Aspekte ma. Naturlehre. Symposion 30. Nov.-2. Dez. 1990. Hg. v. B. K. Vollmann. Wiesbaden 1993, S. 40–47, 128–131. – Gilian T. W. Ahlgren: Visions and Rhetorical Strategy in the Letters of H. of B. In: Karen Cherewatuk/Ulrike Wiethaus 383
Grieshabersche Predigten I (Hg.): Dear Sister. Medieval Women and the Epistolary Genre. Philadelphia 1993, S. 46–63. – Anja Sroka: H. v. B.: Vision¨arin, Prophetissima Teutonica – und Mystikerin? In: Europ¨aische Mystik vom HochMA zum Barock. Eine Schl¨usselepoche in der europ¨aischen Mentalit¨ats-, Spiritualit¨ats- und Individuationsentwicklung. Hg. v. Wolfgang Beutin/Thomas B¨utow. Frankfurt/M. u. a. 1998, S. 33–65. – Marc-Aeilko Aris/Werner Lauter (Hg.): H. v. B. Internat. Wiss. Bibliogr. Mainz 1998. – Annette Kreutzinger-Herr: Zur Musik der H. v. B. In: ebd., S. 67–94. – Laurence Moulinier: Deux fragments in´edits de Hildegarde de Bingen. In: Sudhoffs Arch. 83 (1999) S. 224–238. – Gundolf Keil: H. v. B. dt. Das ‹Speyrer Kr¨auterbuch›. In: H. v. B. in ihrem hist. Umfeld. Internationaler wissenschaftlicher Kongress zum 900j¨ahrigen Jubil¨aum. Hg. v. Alfred Haverkamp. Mainz 2000, S. 441–458. – Viki Ranff: Wissen und Weisheit bei H. v. B. Eine verborgene Philosophie bei H. v. B. Stuttgart/Bad Cannstatt 2001. – R. Hildebrandt: Ein neuer Weg zur Edition v. H. ‹P.›. In: Ma. volkssprachige Glossen. Internationale Fachkonferenz des Zentrums f¨ur Mittelalterstud. der OttoFriedrich-Univ. Bamberg, 2. bis 4. August 1999. Hg. v. Rolf Bergmann (Germanistische Bibl. 13). Heidelberg 2001, S. 537–550. – Ursula Winter: H. ¨ de B. (lat.). In: Aderlaß und Seelentrost. Die Uberl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter J¨org Becker/Eef Overgaauw. Mainz 2003, S. 36 f. – Britta-Juliane Kruse: Das ‹Speye¨ rer Kr¨auterbuch› mit der dt. Ubers. der Heilpflanzenkapitel aus der ‹Physica› H.s v. B. In: Aderlaß ¨ und Seelentrost. Die Uberl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter J¨org Becker/Eef Overgaauw. Mainz 2003, S. 350 f. – Michael Embach: Die Schr. H.s v. B. Stud. zur ¨ Uberl. und Rezeption im MA und in der Fr¨uhen Neuzeit. Berlin 2003. – Ders.: Die ‹Solutiones triginta octo Quaestionum› H.s v. B. Ein unbeachtetes Fragm. aus dem 12. Jh. In: ZfdA 136 (2007) S. 48–57. – Ders., in: ZfdA 139 (2010) S. 380–384 (Rezension zu M¨uller 2008 [s. Ausg.]). SF Grieshabersche Predigten I. – Sammlung von zw¨olf (vier davon fragmentarisch) wohl vor 1150 entstandenen Predigten. Beziehungen zum → Speculum ecclesiae dt. (C) (die Johannespredigt Nr. 33 in C wurde aus Nr. 1 384
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Seele und Leib und 2 in Gr kompiliert) verweisen die G. P. I in die Zeit vor 1150. Die Fragmente geh¨orten urspr¨unglich einer gr¨oßeren Sammlung an; die wohl urspr¨unglich am Beginn der Sammlung enthaltenen Sonntagspredigten fehlen, erhalten sind folgende Heiligenpredigten: 1 und 2 Johannes Baptista, 3 Peter und Paul, 4 und 5 Allerheiligen, 6 Allerseelen, 7 Martin, 8 Matthias, 9–12 Commune sanctorum; bei 1, 7 und 8 handelt es sich um erz¨ahlende, bei den restlichen um regelm¨aßige sermones von mittlerer L¨ange. Die Predigtschl¨usse weisen zum Teil neumierte Rufe auf (5 und 6). Beziehungen bestehen zu einer lat. Allerseelenpredigt (M¨unchen, BSB, Clm 9611, f. 28); direkte Vorlagen sind nicht ¨ bekannt. Uber die intendierte Gebrauchsfunktion der Sammlung l¨asst sich sagen, dass sie als Hilfe f¨ur die Predigtvorbereitung konzipiert war. ¨ Uberlieferung: Freiburg i. Br., UB, Cod. 516 (erste H¨alfte/Mitte 13. Jh.; zwei Pergamentdoppelbll.) (Gr). Ausgabe: Franz Karl Grieshaber (Hg.): Predigtbruchst¨ucke aus dem 12. Jh. In: Germania 1 (1856) S. 441–454. Literatur: Volker Mertens, VL2 3 (1981) Sp. 256. – Karl Polheim: Schl¨agler Bruchst¨ucke altdt. Predigten. In: PBB (Halle) 50 (1926) S. 18–60. – Karl Bartsch: Zum Speculum Ecclesiae. In: Germania 5 (1860) S. 456–460. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879 (Nachdr. Darmstadt 1966) S. 145–151. – Anton Linsenmayer: Gesch. der Predigt in Deutschland v. Karl dem Großen bis zum Ausgange des 14. Jh. Mu¨ nchen 1886 (Nachdr. Frankfurt/M. 1969) S. 247–250. – Gert Mellbourn (Hg.): Speculum ecclesiae. Eine fr¨uhmhd. Predigtslg. (Cgm 39) (Lunder Germanistische Forschungen 12). Lund 1944, S. XXXVI–XL. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 11 (T 10). – V. Mertens: Der Ruf. Eine Gattung des dt. geistlichen Liedes im MA? In: ZfdA 104 (1975) S. 68–89. – Winfried Hagenmaier: Die dt. ma. Hss. der UB und die ma. Hss. anderer o¨ ffentlicher Slg. (Kat. der UB Freiburg i. B. 1,4). Wiesbaden 1988, S. 141 f. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubinSF gen 21994, S. 120, 123. 385
Mitte 12. Jh. Seele und Leib. – Dt. Texte der Streitgespr¨achsliteratur, die eine Anrede der Seele an den toten Leib oder einen Streit zwischen Leib und Seele behandeln. Schauplatz dieser beiden Haupttypen ist dabei entweder das Totenbett, am Sarg oder das J¨ungste Gericht; eine Sonderform beruht auf dem Gedanken, dass die Seele den Leichnam nach dem Tod wiederholt aufsuchen muss. Das Thema war zun¨achst Gegenstand in fr¨uhma. lat. und altenglischen Homilien, von besonderer Bedeutung f¨ur die Entwicklung des Texttyps sind zwei lat., wahrscheinlich in England entstandene Dichtungen des 12. Jh.: die Wechselrede Nuper huiusce modi und das davon abh¨angige Streitgespr¨ach Noctis sub silentio. Von den bekannten VersTexten wurde offenbar nur die → Visio Philiberti in Deutschland und Mitteleuropa rezipiert. Die deutschsprachige Literatur zum Thema ist vorrangig durch die große Zahl der Bearbeitungen der Visio Philiberti (vgl. → Heinrich von Neustadt) bestimmt. Bekannte selbstst¨andige Texte zum Leib-SeeleThema sind das Reimpaargedicht Krieg zw¨uschen dem lyb und der seel des → Hentz von den Eichen. Einen weiteren Text, ein Gespr¨ach zwischen Seele und Leib in 120 Versen, welches wohl nach 1300 in Basler Dominikanerkreisen f¨ur die seelsorgerische Betreuung von Nonnen verfasst wurde, enth¨alt die Handschrift UB Basel, Cod. B X 14, 189va–190vb (14. Jh.). Ausgabe: Rieger (s. Lit.) s. 405–407. Eine weitere volkssprachige Bearbeitung stellt das gereimte Zwiegespr¨ach zwischen Seele und Leib in der Handschrift Mu¨ nchen, Cgm 100, 133r–134r (14. Jh.) dar. In einer gr¨oßeren Anzahl von Werken bildet das Wechselgespr¨ach zwischen Seele und Leib nur einen Teil. Zu dieser Kategorie geh¨ort vor allem die verbreitete Reimpaardichtung → Von dem jungesten Tage. Ausgabe: Willoughby (s. Lit.). Ein anderes Beispiel ist der Seele-Leib-Dialog in der Adventspredigt der Thalbacher Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine). ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2839, 1r–5r. Ein wichtiger dt. Prosatext, der das Thema in Form eines Streites zwischen Seele und Leib behandelt, ist der Adventspredigt-Zyklus auf das Jahr 1493 von Johannes → Pauli. Ausgabe: Warnock (s. Lit.) S. 69–129. 386
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Mitte 12. Jh. Literatur: Nigel F. Palmer, VL2 8 (1992) Sp. 1022–1025. – Max Rieger (Hg.): Zwei Gespr¨ache zwischen S. u. L. In: Germania 3 (1858) ¨ S. 396–407. – Gustav Kleinert: Uber den Streit zwischen Leib und Seele [...]. Halle 1880. – Theodore Batiouchkof: Le D´ebat de l’ˆame et du corps. In: Romania 20 (1891) S. 1–55, 513–578. – Leonard Ashley Willoughby (Hg.): Von dem jungesten Tage. Oxford 1918, S. 7–11. – Rudolph Willard: The Address of the Soul to the Body. In: Publications of the Modern Language Association of America 50 (1935) S. 957–983. – Eleanor K. Heningham: An Early Latin Debate of the Body and the Soul [...]. Manasha/Wisconsin 1939. – Andr´e Wilmart: Un grand d´ebat de l’ˆame et du corps en vers e´ l´egiques. In: Studi Medievali, NS 12 (1939) S. 192–209. – Hans Walther: Das Streitgedicht in der lat. Lit. des MA (Quellen und Unters. zur lat. Philologie des MA 5/2). 2. Aufl. mit Nachtr. Hg. v. Paul Gerhard Schmidt. Hildesheim 1984. – Douglas Moffat: The Old English ‹Soul and Body›. Cambridge 1990. – Corinna Virchow: Der ‹Basler Dialog zwischen S. u. L.›. In: Medium Aevum 71 (2002) S. 269–285, bes. S. 272–275. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 229. SF Priester Arnolt. – Verfasser zweier geistlicher fr¨uhmhd. Versdichtungen des 12. Jh. In zwei Gedichten des 12. Jh. bezeichnet sich der Verfasser als Priester A. Ob die beiden fr¨uhmhd., in bair. Dialekt gehaltenen Dichtungen von ein- und demselben Geistlichen stammen, ist umstritten. Der Verfasser der Legende Juliane k¨onnte ein 1163 verstorbener Angeh¨origer des Pr¨amonstratenserklosters in Sch¨aftlarn namens A. gewesen sein, da die ansonsten wenig bekannte und verehrte hl. Juliane seit 1140 Patronin des Frauenkonvents Sch¨aftlarn war. In Vers 4 f. der Dichtung sagt A. von sich: «ein ewart do, Arnolt was er geheizen», was auf den Stand der Weltgeistlichkeit schließen l¨asst; da A. 1158 Propst wurde, m¨usste demnach das Gedicht zuvor verfasst worden sein. Die Juliane ist eine Legende von 628 Versen, die das Leben der Jungfrau zur Zeit der Christenverfolgung schildert: Juliane stammt aus einer heidnischen Familie, tritt aber zum christlichen Glauben u¨ ber und weigert sich, den ihr versprochenen Grafen Aulesius zu heiraten, sollte dieser nicht 387
Priester Arnolt konvertieren. Sie wird ins Gef¨angnis geworfen, h¨alt den Versuchungen des Teufels stand und stirbt als M¨artyrerin. A. stand eine lat. Jungfrauenlegende als Vorlage zur Verf¨ugung. Ein «priester der hiez Arnolth» (V. 919) schrieb auch Von der Siebenzahl, ein reimpaariges Lobgedicht (955 Verse) auf den durch die Siebenzahl symbolisierten Hl. Geist. A. reiht darin verschiedenste Siebenzahlen (sieben Zeichen bei der Geburt Christi, die sieben artes liberales, siebenstrophiger Hymnus etc.) aneinander. Die Frage, ob das Werk bewusst symmetrisch gestaltet wurde, ist in der Forschung umstritten, es lassen sich jedenfalls Gruppierungen von je sieben Strophen ausmachen. F¨ur die Siebenzahl ist keine Hauptquelle bekannt. Da 55 Verse der Dichtung (V. 640–695) mit den V. 605–642 der → Kaiserchronik u¨ bereinstimmen, nimmt man die Entstehung vor der Mitte des 12. Jh. an. ¨ Uberlieferung: Juliane: Graz, UB, Cod. 1501 (aus dem Frauenkloster des Augustiner-Chorherrenstifts Seckau/Steiermark, 12. Jh.). Das Gedicht wurde vermutlich kurz nach 1335 meist auf den Blattr¨andern 95r–134r eingetragen. – Von der Siebenzahl: Vorau, Stiftsbibl., Cod. 276, 129vb–133vb. Ausgaben: Juliane: Karl-Ernst Geith: P. A.s Legende v. der hl. Juliane. Diss. Freiburg i. Br. 1965, S. 205–258. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 3. T¨ubingen 1970, S. 10–51. – Siebenzahl: Ebd., S. 57–85. Literatur: Peter Ganz, VL2 1 (1978) Sp. 489–493. – Hellmut Rosenfeld: Juliana v. Nikomedien. In: BBKL 3 (1992) Sp. 802 f. – Werner Williams-Krapp/Red., Killy2 1 (2008) S. 224. – Anton Sch¨onbach: Mittheilungen aus altdt. Hss. 5. P. A.s Legende v. St. Juliana (Sb. der o¨ sterr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 101/1). Wien 1882, S. 445–536. – Karl Bartsch: Zu P. A.s Juliana. In: Germania 28 (1883) S. 257–267. – Ernst Brun¨ohler: ¨ Uber einige lat., englische, franz¨osische und dt. Fassungen der Julianenlegende. Diss. Bonn 1912. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300 (Dt. Forschungen 17). Frankfurt/M. 1927, S. 179–181. – Kurt Ranke: Volkskundliches zu P. A.s Gedicht v. der Siebenzahl. In: ZfdPh 71 (1951/52) S. 343–365. – Wolfgang Mohr: Vorstud. zum Aufbau v. P. A.s ‹Loblied auf den Hl. Geist›. In: FS Friedrich Maurer. Hg. v. Siegfried Gutenbrunner u. a. Stuttgart 1963, 388
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Beleth S. 320–351. – Barbara Tillmanns: Die sieben Gaben des Hl. Geistes in der dt. Lit. des MA. Diss. Kiel 1963. – Maurer (s. Ausg.) S. 5–9, 53–56. – Karl-Ernst Geith: P. A.s Legende v. der heiligen Juliana. Unters. zur lat. Juliana-Legende und zum Text des dt. Gedichtes. Diss. Freiburg i. Br. 1965, S. 117–123. – Sieglinde Hofmann: Reimtechnik und Formkunst des P.s A. Stud. zum ‹Loblied auf den Hl. Geist› und zur ‹Legende von der hl. Juliana›. Diss. Freiburg i. Br. 1973. – Heinz Meyer/Rudolf Suntrup: Lex. der ma. Zahlenbedeutungen (MMS 56). Mu¨ nchen 1987. SF Arnsteiner Mariengebet (-leich, -lied, -klage). – Mhd. Mariendichtung; entstanden Mitte des 12. Jh. Hervorgegangen aus dem Umfeld des Pr¨amonstratenser-Klosters Arnstein an der Lahn, wurde das A. M. von einer geistlichen Frau, wahrscheinlich von Gr¨afin Guda († 1179), Gattin Ludwigs III. von Arnstein, der 1139 das Kloster gr¨undete, verfasst. 327 Verse des A. M. sind erhalten, ca. 90 Verse (Anfang und Ende) fehlen. Der Inhalt ist dreigliedrig: Marienpreis mit dem Thema der jungfr¨aulichen Geburt, Bitte um S¨undenvergebung und Vermittlung bei Christus, welche zuerst individuell ausgepr¨agt ist und dann zur Wir-Form u¨ bergeht, hymnischer Lobpreis zum Schluss. Das A. M. weist deutlich pers¨onlich-emotionale T¨onung auf und war wohl zur Lesung in einer Gebetsgemeinschaft bestimmt. Es wird auch als Lied oder Leich bezeichnet, ist aber formal keiner der beiden Gattungen zuzuordnen, sondern vielmehr als Reimgebet zu sehen. ¨ Uberlieferung: Wiesbaden, Staatsarch., Hs. C 8, 129v–135v (Kloster Arnstein an der Lahn, zweite H¨alfte 12. Jh., mittelrheinisch). Ausgaben: Eberhard Haufe: Dt. Mariendichtung aus neun Jh. Hanau/Main 1961, S. 26–29. – Erich Henschel: A. Marienlied. Text, Apparat, Anm. In: FS Ulrich Pretzel. Hg. v. Werner Simon u. a. Berlin 1963, S. 22–32. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. T¨ubingen 1964, S. 439–452. – Albert Waag/Werner Schr¨oder (Hg.): Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. (ATB 71/72). T¨ubingen 1972, S. 171–183. Literatur: Hans Fromm: Mariendichtung. In: RL2 2 (1965) S. 271–291. – Annemarie Bechmann, Lex. der Marienkunde. Bd. 1. Hg. v. Konrad Algermissen u. a. Regensburg 1967, Sp. 374 f. – Konrad Kunze, VL2 1 (1978) Sp. 498–500. – Herbert 389
Mitte 12. Jh. Kolb, MarLex 1 (1988) S. 247 f. – Elisabeth Wunderle/Red., Killy2 1 (2008) S. 225. – Lisbeth J¨orss: Das A. M. und die Sequenzen des MA. Diss. Marburg 1920. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300. Mit besonderer Ber¨ucksichtigung der Meß- und Tagzeitenliturgie (Dt. Forschungen 17). Frankfurt/M. 1927. – Gerd Seewald: Die Marienklage im mlat. Schrifttum und in den germ. Literaturen des MA. Diss. Hamburg 1952. – Rudolf Sch¨utzeichel: Zu einigen Schreibungen des A. Marienliedes. In: Nassauische Annalen 66 (1955) S. 270 f. – Heinz Gerhard Jantsch: Stud. zum Symbolischen in fru¨ hmhd. Lit. T¨ubingen 1959, S. 180–190. – Maurer (s. Ausg.) S. 433–438. – G¨unter Karhof: Der Abschnitt als Vortragsform [...] Diss. M¨unster 1967, S. 43 f., 51 f., 80. – Herta Zutt: Satzgestaltung in fr¨uhmhd. Endreimdichtungen. Habil.-Schr. Freiburg i. Br. 1971. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. 1. Wiesbaden 1987, Textbd., S. 68 f., Tafelbd., Abb. 29. – Karl Stackmann: Magd und K¨onigin. Dt. Mariendichtung des MA (Bursfelder Universit¨atsreden 7). G¨ottingen 1988. Wieder in: Ders.: Frauenlob, Heinrich v. M¨ugeln und ihre Nachfolger. Hg. v. Jens Haustein. G¨ottingen 2002, S. 9–33. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. SF im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 324 f. Beleth, Johannes. – Liturgiker des 12. Jh. J. B., vielleicht geb¨urtiger Engl¨ander, lebte und wirkte indes die meiste Zeit in Frankreich. Um 1135 ist er in Chartres urkundlich bezeugt, wurde ca. 1141 Sch¨uler Gilberts von Poitiers und unterrichtete sp¨ater an der Pariser Universit¨at. Zwischen 1160 und 1164 verfasste B. seine Liturgieerkl¨arung Summa de ecclesiasticis [bzw. divinis] officiis. Der mit ca. 180 Handschriften weit verbreitete Traktat umfasst eine Beschreibung einer Liturgie, wie sie um die Mitte des 12. Jh. ausge¨ubt wurde. → Herrad von Hohenburg gibt, ohne den Verfasser zu nennen, Teile davon im Hortus deliciarum wieder. Die beiden aus Tegernsee stammenden Handschriften Mu¨ nchen, BSB, Cgm 385, 128r–129r (drittes Viertel 15. Jh) und Cgm 776, 177r–178v (1488), schreiben J. B. zwei nicht aus der Summa stammende Exempla u¨ ber jene zu, die das «sacrament der heiligen o¨ llung nit empfachen wellen an iren lesten zeitten». Das zweite Exemplum «von ainem ritter den sein hauß fraw irett an dem wirdigen sacrament der heilligen o¨ llung» soll urspr¨unglich B.s «puoch der sacramenten» entstammen; damit kann bislang weder die Summa noch eines der 390
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Mitte 12. Jh. B. f¨alschlich zugeschriebenen Werke identifiziert werden. Ausgaben: PL 202, Sp. 9–166. – Herbert Douteil (Hg.): Iohannis Beleth summa de ecclesiasticis officiis. Zwei Bde. (CCCM 41). Turnhout 1975–78. Literatur: Volker Honemann, VL2 1 (1978) Sp. 685 f. – Franz Courth, LexMA 5 (1991) Sp. 557. – Barbara Hartmann, BBKL 3 (1992) Sp. 284 f. – Jean-Fran¸cois Maurel: Jean Beleth et la Summa de ecclesiasticis officiis. In: Posi´ tions des th`eses de l’Ecole des Chartes 1953. Paris 1953. – Susann El-Kholi: Lekt¨ure in Frauenkonventen des ostfr¨ankisch-dt. Reiches vom 8. Jh. bis zur Mitte des 13. Jh. (Epistemata 203). W¨urzburg 1997, S. 173. – Constant J. Mews: Liturgists and Dance in the Twelfth Century. The Witness of John Beleth and Sicard of Cremonax. In: Church History 78 (2009) S. 512–548. SF Von der Babylonischen Gefangenschaft. – Fr¨uhmhd., anonymes Gedicht, Mitte des 12. Jh. Das wahrscheinlich auf moselfr¨ankischem Gebiet entstandene Gedicht, dessen Anfang und Schluss nicht u¨ berliefert sind, sieht in der Babylonischen Gefangenschaft der Israeliten ein Zeichen der Verdammnis der Unbußfertigen; die 70 Jahre der Gefangenschaft werden mit den 70 Tagen der Bußzeit vor Ostern als Mittel zur Erlangung der Gnade in Beziehung gesetzt. Das Gedicht, dessen Stil Predigthaftes und Bußaufrufe bestimmen, d¨urfte daher mit dem Sonntag Septuagesima (vgl. «depositio» des Alleluja, V. 45–52) in Verbindung gebracht werden (vgl. Predigt des → Honorius Augustodunensis, Speculum ecclesiae, Nr. 16. In: PL 172, S. 851–862). ¨ Uberlieferung: St. Paul im Lavanttal, Stiftsbibl., Cod. 26/8, Fragm., 1 Bl. (Perg., Anfang 13. Jh. [?], bair.-¨osterr.). Ausgaben: Franz J. Mone: Von der Gefangenschaft der Juden. In: Anzeiger f¨ur Kunde der dt. Vorzeit 8 (1839), Sp. 55–58. – Carl v. Kraus: Collation und Abdruck von Fragmenten des 12. Jh. In: ZfdA 50 (1908) S. 328–334, hier S. 328–333. – Albert Leitzmann (Hg.): Kleinere geistliche Gedichte des XII. Jh. 2., durchges. Aufl. Berlin 1929, S. 10–12. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. u. 12. Jh. Bd. 1. Tu¨ bingen 1964, S. 422–425. Literatur: Edgar Papp, VL2 1 (1978) Sp. 579 f. – Elisabeth Wunderle/Red., Killy2 1 (2008) S. 284 f. – Robert Stoppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300. Frankfurt/M. 1927, 391
Von der Babylonischen Gefangenschaft S. 69 f. – Otto Mittler: Unters. u¨ ber das fr¨uhmhd. Bruchst¨uck v. der B. G. und sein Verh¨altnis zur mhd. Reimbibel. In: PBB 60 (1936) S. 258–305. – Maurer (s. Ausg.) S. 418–421. – Hermann Menhardt: Zur Herkunft der Maria Saaler Bruchst¨ucke der B. G. In: PBB 82 (1969) S. 70–94. – Schatzhaus K¨arntens. Landesausstellung St. Paul 1991. 900 Jahre Benediktinerstift. Bd. 1: Kat. Klagenfurt 1991, S. 167. – Nigel F. Palmer: Manuscripts for reading: The material evidence for the use of manuscripts containing Middle High German narrative verse. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and its Consequences in Honour of D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca/Christopher Young. Turnhout 2005, S. 67–102, hier S. 98 (Nr. 69). BJ Christ ist erstanden. – Im 12. Jh. entstandener Osterleis. In seiner Ursprungsform handelte es sich bei C. i. e. um eine einstrophige Leise aus vier Zeilen mit angeh¨angtem «Kyrieleis» u¨ ber Ostergeheimnis, die Auferstehung Christi von den Toten; Text und Melodie basieren teilweise auf der Ostersequenz Victimae paschali laudes (→ Wipo). Das Lied hat seinen Platz vor allem im Rahmen der lat. Osterfeiern («Visitatio Sepulchri») als Abschlussgesang des Volkes. Ferner findet es Verwendung in der Ostervesper, seit dem 14. Jh. auch als Abschlussgesang in dt. Osterspielen, als Predigtlied und als Wallfahrtslied. Urspr¨unglich auf die bair.-¨osterr. Heimat beschr¨ankt, fand das Lied im 15. Jh. fast im gesam¨ ten dt. Sprachgebiet Verbreitung, Ubersetzungen erfolgten ins Tschechische, Ungarische, Polnische und Lateinische. ¨ Uberlieferung: Als fr¨uhestes Textzeugnis mit ¨ Melodie gilt die Uberlieferung im Ordinarium des Salzburger Domes um 1160 (Salzburg, UB, Cod. M II 6, 67r; Incipit mit Neumen), bis Mitte des 16. Jh. ¨ sind u¨ ber 300 weitere Uberlieferungszeugen bekannt. Der vollst¨andige Text der ersten Strophe ist erstmals in der Handschrift Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 1213, 83v (1325, mit linienlosen Neumen) u¨ berliefert. Vgl. Lipphardt 1960 (s. Lit.) S. 97–99. – Ders. 1971 (s. Lit.) S. 47–54 (Zusammenstellung der Melodie¨uberl.). – Ders. 1972 (s. Lit.) S. 70, 117 Anm. 36. Ausgaben: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, Nr. 39–42, 935–940, 392
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Crescentia 942–951. – Lipphardt 1971 (s. Lit.) (Ausg. der Melodie¨uberl.). Literatur: Walther Lipphardt, MGG 16 (1976) Sp. 1105–1110. – Ders., VL2 1 (1978) Sp. 1197–1201; 11 (2004) Sp. 316. – Wilhelm B¨aumker: Das katholische dt. Kirchenlied in seinen Singweisen. Bd. 1. Freiburg i. Br. 1886, Nr. 242. – Josef Kothe: Die dt. Osterlieder des MA. Diss. Breslau 1939. – Ernst August Schuler: Die Musik der Osterfeiern, Osterspiele und Passionen des MA. Kassel 1951. – W. Lipphardt: C. i. e. Zur Gesch. des Liedes. In: Jb. f¨ur Liturgik und Hymnologie 5 (1960) S. 96–114 (Lit.). – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). M¨unchen 1968 (Lit.). – W. Lipphardt: Stud. zur Musikpflege in den ma. Augustiner-Chorherrenstiften des dt. Sprachgebiets. In: Jb. des Stiftes Klosterneuburg, NF 7 (1971) S. 7–102, 230–232 (Lit.). – Ders.: Nd. Reimgedichte und Lieder des 14. Jh. in den ma. Orationalien der Zisterzienserinnen v. Medingen und Wienhausen. In: NdJb 95 (1972) S. 66–131, hier S. 70, 117 Anm. 36. – Max Schiendorfer: Drei Osterges¨ange des M¨onchs v. Salzburg (G 29, 30 und 31) sowie zwei neue Quellenbelege zu ‹C. i. e.›. In: PBB (T¨ub.) 116 (1994) S. 37–65. – Ute Monika Schwob: ‹Und singt fr¨olich: C. i. e. Zur Rolle der Laien bei ma. Osterfeiern und beim Osterspiel. In: Osterspiele. Texte und Musik. Innsbruck 1994, S. 161–173. – Hansjakob Becker: C. i. e. In: Geistliches Wunderhorn. Große dt. Kirchenlieder: Hg. v. Hansjakob Becker u. a. Mu¨ nchen 2001, S. 29–41. SF Crescentia. – Verslegende in drei Fassungen des 12. und 13. Jh. Der im MA im Orient und Abendland in mehr als 100 Versionen verbreitete, urspr¨unglich weltliche Motivkomplex von der unschuldig durch ihren Schwager verfolgten Frau ist mhd. in drei Fassungen u¨ berliefert. Die a¨ lteste Fassung der Legende liegt als Einschub in der → Kaiserchronik (um 1150) vor. Verfasser und Bearbeiter der drei Texte sind unbekannt. A war urspr¨unglich selbstst¨andig, was u. a. die reineren Reime nahelegen. Vorlage der nur im deutschsprachigen Raum u¨ berlieferten Dichtung (lediglich hier tr¨agt die Verfolgte den Namen C.) ist ein lat. Marienmirakel, das zu einem Lobpreis auf das Beichtsakrament umgeformt ist. Die zweimal in den Tiber gest¨urzte C. wird zun¨achst durch einen Fischer gerettet, dann 393
Mitte 12. Jh. durch Petrus selbst, der ihr die Gabe verleiht, vor ihr beichtende S¨under, darunter auch ihre Verfolger, zu heilen. Am Ende geht das wiedervereinigte Kaiserpaar ins Kloster. Eine Kurzfassung gibt das Gedicht 565 → Heinrichs des Teichners (14. Jh.), Prosabearbeitungen die Redaktion C der → S¨achsischen Weltchronik (Mitte 13. Jh.), die davon abh¨angige Leipziger Handschrift 1279 (1. H¨alfte 15. Jh.) und der Landshuter Druck des Johannes Weyssenburger (16. Jh.); ein zweiter Druck l¨asst sich aus einer Bearbeitung des 19. Jh. durch Ottmar F. H. Sch¨onhut erschließen. ¨ Uberlieferung: A: Crescentia-Abschnitt der → Kaiserchronik (Kchr.); 1460 Verse (= Kchr. ¨ V. 11.352–12.812). Reiche Uberl. – C. auch separat (Salzburg, 15. Jh.) – in mehreren Redaktionen; s. Eberhard Nellmann, ZfdPh 95 (1976) S. 65–67. – B (Colmarer Crescentia): Colmar, Archives D´epartementales du Haut-Rhin, Fragments de Ms. no. 559, Fragm., ein Doppelbl. (Perg., 12. Jh., alemannisch). – C (Crescentia des 13. Jh.): 1. Heidelberg, Cpg 341, 131ra–137va (Perg., erstes Viertel 14. Jh., su¨ dliches Mitteldt. mit zahlreichen bair. Formen) (H). – 2. Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. 72 (fr¨uher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 1) 132ra–138vb (Perg., erstes Viertel 14. Jh.; s¨udliches Mitteldt. mit unterschiedlich star¨ kem bair. Einschlag) (K). Uberschrift in 1 und 2: «Diz buechel heizet Kreszenzia». Ausgaben: Koloczaer Codex altdt. Ged. Hg. v. Johann Mail´ath/Johann P. K¨offinger. Pest 1817. Wieder in: Gesammtabenteuer 1. Hg. v. Friedrich Heinrich v. der Hagen. Stuttgart 1850. Nachdr. Darmstadt 1961. – C. In: Altdt. Bll. 1. Hg. v. Moriz Haupt/Heinrich Hoffmann. Leipzig 1836, S. 300–308. Wieder in: Dt. Lesebuch 1: Altdt. Lesebuch. Hg. v. Wilhelm Wackernagel. Basel 1859 (Nachdr. Essen 1985) Sp. 1399–1410. – Historie von der geduldigen K¨onigin Crescentia. Gar r¨uhrend und erbaulich zu lesen. Von Neuem ans Licht gestellt f¨ur Alt und Jung. hg. v. Ottmar F. H. Sch¨onhuth. Reutlingen 1852. Neudr. bei Teubert 1916 (s. u.). – S¨achsische Weltchronik (MGH, Dt. Chron. 2,1). Hg. v. Ludwig Weiland. Hannover 1877. Nachdr. Mu¨ nchen 1980. – Die Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen (MGH, Dt. Chron. 1,1). Hg. v. Edward Schr¨oder. Hannover 1892. Nachdr. Mu¨ nchen 1984. – Colmarer Bruchst¨ucke. Hg. v. Ernst Martin. In: ZfdA 40 (1896) S. 305–331. – Kolmarer Bruchst¨ucke. In: 394
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Mitte 12. Jh. Kleinere geistliche Gedichte des XII. Jh. Hg. v. Albert Leitzmann. 2., durchges. Aufl. Berlin 1929, S. 3–10, hier S. 3–5. – Stephan Teubert: C.-Stud. Diss. Halle 1916 (enth. ‹Ein schone und warhafftige hystori von einer Kayserin z¨u Rom genandt Crescentia, gar k¨urtzweylig zu lesen›). – Die Kaiserchronik. Ausgew¨ahlte Erz¨ahlungen II: C. Nach dem Vorauer Text. Hg. v. Walther Bulst. Heidelberg 1946. – Die Gedichte Heinrich des Teichners (DTM 44, 46, 48). Hg. v. Heinrich Niew¨ohner. 3 Bde., Berlin 1953–56. – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). ¨ Frankfurt/M. 1991, S. 930–1013 (mit Ubers.). Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 267–284. – Eberhard Nellmann, VL2 2 (1980) Sp. 19–23. – Karen Baasch, LexMA 3 (1986) Sp. 342 f. – Christian Kiening, Killy2 2 (2008) S. 500. – Wilhelm Grimm: Rezension v. Mail´ath und K¨offinger, Koloczaer Codex altdt. Ged. In: Leipziger Lit. Ztg. 172 (8. Juli 1818) Sp. 1369–1375. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Bd. 2. Hg. v. Gustav Hinrichs. Berlin 1882, S. 188–206. – C. Ein niederrheinisches Gedicht aus dem 12. Jh. Hg. v. Oskar Schade u. a. ¨ Berlin 1853. – Adolfo Mussafia: Uber eine italienische metrische Darstellung der Crescentiasage. In: Sb. der Akad. der Wiss. Wien, Phil.-Hist. Kl. 51 (1866) S. 589–692. – Ders.: Stud. zu den ma. Marienlegenden. In: Sb. der Akad. der Wiss. Wien, Phil.-Hist. Kl. 113 (1886) S. 917–994; ebd. 115 (1888) S. 5–92; ebd. 119 (1889) S. 1–66; ebd. 123 (1891) S. 1–85; ebd. 139 (1898) S. 1–74. – Axel Wallensk¨old: Le conte de la femme chaste convoit´ee par son beau-fr`ere. Etude de litt´erature compar´ee (Acta Societatis Scientiarum Fennicae 34). Helsinki 1907. – Carl R¨ohrscheidt: Stud. zur Kaiserchronik. Diss. G¨ottingen 1907. – Svetislav Stefanovic: Die C.-Florence-Sage. Eine krit. Studie u¨ ber ihren Ursprung und ihre Entwicklung. In: Romanistische Forschungen 29 (1911) S. 461–556. – A. Wallensk¨old: L’origine et l’´evolution du ’Conte de la femme chaste convoit´ee par son beau-fr`ere’. In: Neuphilol. Mitt. 14 (1912) S. 67–77. – Alfons Hilka: Zum Crescentiastoff. In: Arch. f¨ur das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 69,133 (NF 33) (1915) S. 135–141. – Hans Galinsky: Der Lukretia-Stoff in der Weltlit. Breslau 1932. – Ernst Friedrich Ohly: Sage und Legende in der Kaiserchronik. Unters. u¨ ber Quellen und Aufbau der Dichtung. Mu¨ nster 1940. – Wolfgang Mohr: Lucretia in der Kaiserchronik. In: 395
Der arme Hartmann DVjs 26 (1952) S. 433–446. – Max Wehrli: Roman und Legende im dt. HochMA. In: Worte und Werte. FS Bruno Markwardt. Hg. v. G. Erdmann/A. Eichstaedt. Berlin 1961, S. 428–443. Wieder in: ders.: Formen ma. Erz¨ahlung. Aufs¨atze. Z¨urich/Freiburg i. Br. 1969, S. 155–176. – Elisabeth Frenzel: Stoffe der Weltlit. Ein Lex. dichtungsgesch. L¨angsschnitte. Stuttgart 1962. 102005. – Eberhard Nellmann: Die Reichsidee in dt. Dichtungen der Salier- und fr¨uhen Stauferzeit. Annolied, Kaiserchronik, Rolandslied, Eraclius. Berlin 1963. – Frank Shaw: Ovid in der Kaiserchronik In: ZfdPh 88 (1969) S. 378–389. – K. Baasch: Die C. in der dt. Dichtung des MA. Stuttgart 1968. – Fritz Peter Knapp: Der Selbstmord in der abendl¨andischen Epik des HochMA. Heidelberg 1979. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1557–1566. – Markus Stock: Kombinationssinn. Narrative Strukturexperimente im ‹Straßburger Alexander›, im ‹Herzog Ernst B› und im ‹K¨onig Rother› (MTU 123). T¨ubingen 2002, S. 54–72. – Christian Kiening: Versuchte Frauen. In: Text und Kontext. Hg. v. Jan-Dirk M¨uller. Mu¨ nchen 2007, S. 77–98. BJ Der arme Hartmann. – Verfasser einer md. Rede vom Glauben (um 1150) von 3800 Kurzversen. H. nennt sich im Epilog des von ihm verfassten geistlichen Lehrgedichts rede [...] von deme heiligen gelouben selbst: «ich arme Hartmann» (V. 3737). Nach eigener Aussage geh¨orte der A. H. nicht dem geistlichen Stand an, obwohl seine Kenntnisse des Latein und der Theologie umfangreich sind; er geh¨ort daher zu den ersten dt. Laiendichtern, die religi¨ose Texte verfassten. Die Bezeichnung «arm» ist als Demutsfloskel zu betrachten. Das sich an (adlige) Laien richtende Werk bietet eine Zusammenfassung der christlichen Glaubenslehre nach den S¨atzen des nic¨anokonstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses, dessen zw¨olf Artikel jeweils auf Lat. angef¨uhrt, u¨ bersetzt und schließlich kommentiert werden. Auf einen ersten Großabschnitt, der Gott Vater behandelt, folgen Abschnitte zu Jesus Christus, zu dem Heiligen Geist und zu Kirche, Taufe und Letzten Dingen, wobei die Behandlung des Artikels u¨ ber den Heiligen Geist den weitaus gr¨oßten Teil einnimmt. Im Rahmen dessen schildern die Verse 2403–2488 Prunk und Reichtum der Adelsschicht, an die sich anschauliche Warnungen vor den s¨undhaften Gefahren, die ein solches Leben mit sich bringe, anschließen. 396
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Engelberger Gebete Ein von ihm verfasstes Gedicht vom Antichrist, ein J¨ungstes Gericht, auf das H. anspielt (V. 1627–40), ist verschollen. ¨ Uberlieferung: Straßburg, Seminarbibl., Cod. C. V. 16.6. 4° (um 1187; verbrannt, durch Blattverlust fehlen etwa 400 Verse des Textes). Ausgaben: Hans Ferdinand Maßmann (Hg.): Dt. Gedichte des 12. Jh. und der n¨achstverwandten Zeit. Quedlinburg/Leipzig 1837 (Neudr. Hildesheim 1969) S. 1–42. – Friedrich v. der Leyen: Des A. H. Rede vom Gloven (Germanistische Abh. 14). Breslau 1897. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 573–628. Literatur: Elias v. Steinmeyer, ADB 10 (1879) S. 679. – Konrad Kunze, VL2 1 (1978) Sp. 450–454. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 172 f. – Werner Williams-Krapp/Red., Killy2 ¨ 1 (2008) S. 200. – Karl Reißenberger: Uber Hartmanns Rede vom Glauben. Hermannstadt 1871. – Albert Leitzmann: Zu Hartmanns Rede vom Glauben. In: PBB (Halle) 24 (1899) S. 206–220. – Edward Schr¨oder: Aus der Reimpraxis fr¨uhmhd. Dichter. In: ZfdA 75 (1938) S. 201–215. – Gerhard Thiele: Zu Hartmanns Credo. In: ZfdA 77 (1940) S. 64 f. – V. der Leyen (s. Ausg.). – Josef Br¨uch: Zur Sprache der Rede vom Glauben des A. H. Lautlehre, Formenlehre und Wortschatz nach den Reimen (Prager Dt. Studien 17). Prag 1910. – Werner Schr¨oder: Der Geist v. Cluny und die Anf¨ange des fr¨uhmhd. Schrifttums. In: PBB (Halle) 72 (1950) S. 321–386. – Heinz Rupp: Dt. religi¨ose Dichtungen des 11. und 12. Jh. Unters. und Interpretationen. Freiburg i. Br. 1958, S. 134–216. – Maurer (s. Ausg.) S. 569–572 (Lit.). – Gerhard Meissburger: Grundlagen zum Verst¨andnis der dt. Mo¨ nchsdichtung im 11. und 12. Jh. Mu¨ nchen 1970, S. 192–196. – Doris Walch: Caritas. Zur Rezeption des ›mandatum novum‹ in altdt. Texten (GAG 62). G¨oppingen 1973, S. 51–58, 69 f. – Bernd Naumann: Ein- und Ausg¨ange fr¨uhmhd. Gedichte und der Predigt des 12. Jh. In: Studien zur fr¨uhmhd. Lit. Hg. v. Leslie Peter Johnson u. a. Berlin 1974, S. 37–57. – Horst Wenzel: Frauendienst und Gottesdienst (Phil.Stud.u.Qu. 74). Berlin 1974. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 137–140. – Joachim Bumke: Gesch. 397
Mitte 12. Jh. der dt. Lit. im hohen MA. Mu¨ nchen 42000, S. 90. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen SF MA. M¨unchen 32000, passim. Dialogus mortis cum homine. – Dt. Fassungen eines aus 18 Vagantenstrophen zu je acht Versen bestehenden lat. Streitgedichtes, 12. Jh. Das zur Gattung der Streitgedichte geh¨orende Werk (mnd. Incipit: «We bist du gruwelike deger») stellt das Sterben als Kampf zwischen Mensch und personifiziertem Tod in den Mittelpunkt; der Tod gibt seine Identit¨at erst in der achten Strophe zu erkennen und er¨ortert dem angstvollen Menschen das Ende des Lebens. Das h¨aufig abgeschriebene, u¨ bersetzte und verschiedentlich bearbeitete Gedicht erscheint fast ausschließlich in dt. Handschriften, was die Verfasserschaft eines Deutschen wahrscheinlich macht. Nach dem Vorbild des D. m. c. h. entstand das mnd. Gedicht → Leben und Tod (15. Jh.). Ausgabe: Albert Freybe: Das Memento mori in dt. Sitte [...]. Gotha 1909, S. 86–88. Literatur: Manitius 3 (1931) S. 953 f. – Rainer Rudolf, VL2 2 (1980) Sp. 80. – De Boor/Newald 4/1 (21994) S. 394, 397, 834. – Hans Walther: Das Streitgedicht in der lat. Lit. des MA (Quellen und Unters. zur lat. Philologie des MA 5,2). M¨unchen 1920. – Wolfgang Stammler: Der Totentanz. M¨unchen 1948. – Rainer Rudolf: Ars moriendi (Forschungen zur Volkskunde 39). K¨oln/Graz 1957, S. 46. – Carmen Cardelle de Hartmann: Lat. Dialoge 1200–1400. Literaturhist. Studie und Repertorium (Mlat. Stud. und Texte 37). Leiden 2007, S. 254 u. o¨ . SF Engelberger Gebete. – Zwei alemannische Mariengebete in einem Engelberger Gebetbuch des 12. Jh. Das erste St¨uck, das sich auf den Opfertod Christi bezieht, angesichts dessen die eigene Unw¨urdigkeit beteuert wird, enth¨alt Bitten um Vergebung und Hilfe und wurde w¨ahrend der stillen Messe gebetet. Der umfangreiche zweite Text wendet sich an die Gottesmutter Maria, durch deren F¨ursprache der Betende sich die Vergebung seiner S¨unden erhofft. In leicht abgewandelter Form findet das f¨ur den Gebrauch durch Klosterfrauen bestimmte Gebet sich auch unter den → Gebeten und Benediktionen von Muri. ¨ Uberlieferung: Engelberg, Benediktinerkloster, Cod. membr. 140, 6v–10r (Perg., 12. Jh.; lat. Gebetbuch). 398
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Mitte 12. Jh. Ausgaben: Eberhard Gottlieb Graff: Diutiska. Denkm¨aler dt. Sprache und Lit. aus alten Hss. Bd. 2. Stuttgart/T¨ubingen 1827, S. 288–291. – Wackernagel (s. Lit.) S. 213–216 (Nr. 73 und 74). – Wilhelm (s. Lit.) A: S. 87–93 (Nr. 30). Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 170. – Achim Masser, VL2 2 (1980) Sp. 528. – Karl Bartsch: Alt- und Mhd. aus Engelberg. In: Germania 18 (1873) S. 45–72, hier S. 71. – Wilhelm Wackernagel (Hg.): Altdt. Predigten und Gebete aus Hss. Basel 1876 (Nachdr. Darmstadt 1964) S. 284 f. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. A: Text (Germ. B¨ucherei 3). Mu¨ nchen 1914; B: Komm. (Mu¨ nchener Texte 8) Mu¨ nchen 1916 (Nachdr. in einem Bd. 1960) Abt. B, S. 177–179. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubinSF gen 21994, S. 116. Gebete und Benediktionen von Muri. – In einem kleinformatigen, Ende des 12. Jh. bzw. um 1200 aufgezeichneten Gebetbuch enthaltene Gebetstexte, Beschw¨orungen und weitere St¨ucke. Neben ganz unterschiedlichen Gebeten, die meist einen stark magischen, beschw¨orungshaften Grundzug aufweisen, enth¨alt das Gebetbuch eine (lat.) Passio der hl. Margarete, die → Mariensequenz aus Muri und eine Reihe von dt., lat. und mischsprachigen Segen und Beschw¨orungsformeln wie Morgensegen, Reisesegen, Formeln zur Wiederherstellung ehelicher Liebe, wobei die Sprache auch innerhalb eines St¨ucks h¨aufig zwischen Lat. und Dt. hin- und herspringt. Verschiedene Gebete begegnen auch in anderen Sammlungen: Gebete zum hl. Petrus und Mariengebete in den Uppsalaer Frauengebeten, das Gebet Ewigu magit in den → Engelberger Gebeten usw.; gereimte Segensformeln der Handschrift Sarnen kommen z. B. auch im → M¨unchner Ausfahrtssegen vor. Das Miniatur-Format und die schlichte Ausgestaltung (mit zwei einfachen Andachtsbildern) des Bandes stimmen mit dessen Funktion als eine zur Privatandacht einer Frau bestimmten Lekt¨ure u¨ berein. ¨ Uberlieferung: Sarnen, Benediktinerkollegium, Bibl., Cod. membr. 69 (Perg., Ende 12./Anfang 13. Jh., alemannisch; sog. Gebetbuch v. Muri). 399
Gebete und Benediktionen von Muri Ausgaben: Elias v. Steinmeyer: Zum Gebetbuch v. Muri. In: AfdA 24 (1898) S. 323–325. – Eberhard Gottlieb Graff: Diutiska. Denkm¨aler dt. Sprache und Lit. Bd. 2. Stuttgart/T¨ubingen 1827, S. 291–297. – Wilhelm Wackernagel (Hg.): Altdt. Predigten und Gebete aus Hss. Basel 1876, S. 285–288. – Paul Piper (Hg.): Nachtr¨age zur a¨lteren dt. Litteratur v. K¨urschners dt. National-Litteratur (Dt. National-Litteratur 162). Stuttgart 1898 (Nachdr. Tokyo/Tu¨ bingen 1974) S. 318–352. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. (M¨unchener Texte 8). Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914/16, Komm., S. 159–173 (Nr. 29). Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 170 f. u. o¨ . – Joseph G¨otzen/Heinz Rupp, RL2 2 (1965) S. 216 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 103. – Achim Masser, VL2 2 (1980) Sp. 1110–1112; 11 (2004) Sp. 501. – Wackernagel (s. Ausg.). – Johann Kelle: Gesch. der dt. Litt. Bd. 2. Von der a¨ ltesten Zeit bis zum 13. Jh. Berlin 1896, S. 46, 188. – Wilhelm (s. Ausg.) Komm., S. 159–173. – Franz Xaver Haimerl: Ma. Fr¨ommigkeit im Spiegel der Gebetbuchlit. S¨uddeutschlands (M¨unchener theologische Stud. 1,4). Mu¨ nchen 1952, S. 28–33. – Wolfgang Stammler: Ma. Prosa in dt. Sprache. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. 2. Hg. v. W. Stammler. Berlin 21960, Sp. 749–1102, hier Sp. 835–837. – Peter Ochsenbein: Das Gebetbuch v. Muri als fr¨uhes Zeugnis privater Fr¨ommigkeit einer Frau um 1200. In: Gotes und der werlde hulde. Lit. in MA und Neuzeit. FS Heinz Rupp. Hg. v. R¨udiger Schnell. Bern/Stuttgart 1989, S. 175–199. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 116, 118. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. Mu¨ nchen 32000, S. 243. – Charlotte BretscherGisiger/Rudolf Gamper: Kat. der ma. Hss. der Kl¨oster Muri und Hermetschwil. Dietikon-Zu¨ rich 2005, S. 254 f. SF Klagenfurter Gebete. – Ein Prosa- und zwei Reimgebet(e) in bair. Schreibsprache aus der Mitte des 12. Jh. Prosa und Vers wechseln sich im Fall der K. G. ab, wobei die beiden gereimten Gebete insgesamt 80 Kurzverse umfassen; der mittlere (Prosa-)Text 400
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Gebetsanweisungen in lateinischen Psalterhandschriften ist nicht zu rekonstruieren. Im ersten der aus dem s¨uddt. Raum stammenden Gebetstexte werden die Apostel Johannes und Jacobus um Beistand angerufen, wobei sich Parallelen zu dem Heiligenanruf in → Heinrichs Litanei zeigen; bei dem dritten Gebet handelt es sich um eine S¨undenklage. ¨ Uberlieferung: Klagenfurt, Bisch¨ofl. Bibl., Cod. XXIX e 1, ausgel¨ostes Deckblatt (zweites Drittel 12. Jh.; verschollen, Rest eines Doppelblattes, Text stark zerst¨ort.). Ausgaben: Anton E. Sch¨onbach: K. G. In: ZfdA 48 (1906) S. 87–98. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 324–327. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 184. – Edgar Papp, VL2 4 (1983) Sp. 1169 f. – Sch¨onbach (s. Ausg.). – Paul Sprockhoff: Ahd. Katechetik, literarhist.-stilistische Stud. Diss. Berlin 1912, S. 85. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubinSF gen 21994, S. 110, 116. ¨ St. Lambrechter Gebete. – Ubersetzung von (in ihrer Textgestalt variierenden) Kommuniongebeten des Priesters als Adaptation f¨ur die Gl¨aubigen. Der Titel basiert auf der falschen Annahme der a¨ lteren Forschung, die beiden Handschriften w¨urden dem steirischen Stift St. Lambrecht entstammen; richtig ist vielmehr die Herkunft aus dem Chorherrenstift Seckau. Liturgische Formeln und Gebete, die vor, w¨ahrend und nach der Kommunion vom Priester gesprochen wurden, wurden h¨aufig zur privaten Andacht von Laien volkssprachig bearbeitet. Die S. L. G. waren f¨ur den Gebrauch durch Frauen bestimmt und zeichnen sich gegen¨uber ihren lat. Vorlagen durch eine Stimmung perso¨ nlichhingebungsvoller Andacht aus. ¨ Uberlieferung: Graz, UB, Cod. 1501, 105r–12v (12. Jh.) (A). – Ebd., Cod. 1550, 67r–73r (13. Jh.) (B). – A und B haben eine gemeinsame Vorlage. Ausgaben: Diemer (s. Lit.) S. 379–383 (A). – Sch¨onbach 1876 (s. Lit.) S. 168–173 (B). – Hans Naumann: Altdt. Prosalesebuch. Texte vom 12.14. Jh. Straßburg 1916, S. 12–16 (nach A). – Wilhelm 1916 (s. Lit.) Nr. XXXII (A und B). Literatur: Achim Masser, VL2 5 (1985) Sp. 511 f. – Joseph Diemer (Hg.): Dt. Gedichte 401
Mitte 12. Jh.
des 11. und 12. Jh. Wien 1849 (Nachdr. Darmstadt 1968) S. XXIX ff., LI. – Anton Sch¨onbach: ¨ Uber einige Breviarien v. Sanct Lambrecht. In: ZfdA 20 (1876) S. 129–197, hier S. 129 f., 168–173 und 191–193. – Max Roediger: Dt. Reimprosa. In: ebd. 30 (1886) S. 84 f. – Johann Kelle: Gesch. der dt. Lit. Von der a¨ltesten Zeit bis zum 13. Jh. Bd. 2. Berlin 1896, S. 188. – Friedrich Wilhelm: Zu den S. L. G. In: M¨unchnener Museum f¨ur Philologie des MA und der Renaissance 2 (1914) S. 238. – Ders.: Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. B: Komm. (M¨unchener Texte 8). M¨un¨ chen 1916, S. 185–193. – Ferdinand Eichler: Uber die Herkunft einiger angeblicher St. Lambrechter Hss. In: Zentralbl. f¨ur Bibliothekswesen 35 (1918) S. 49–64. – Othmar Wonisch: Die St. LambrechtGrazer Hss. In: ebd., S. 64–73. – Josef Andreas Jungmann: Missarum sollemnia. Bd. 2. Freiburg i. Br. 51962, S. 413–446, 455–463, 496–504. SF Gebetsanweisungen in lateinischen Psalterhandschriften (dt.). – Seit dem 12. Jh. belegter, besonders in S¨uddeutschland besonders verbreiteter Zyklus von Randbeischriften; die Entstehungszeit liegt wohl in fr¨uhmhd. Zeit (vor 1070). Diese Verst¨andnishilfen zu den Psalmen und biblischen Cantica wurden als Marginalkommentierung eingetragen und sollten dem Betenden die Psalmworte erl¨autern; sie f¨uhren ferner den liturgischen Ort (Messfeier, Brevier) und die Nutzbarkeit der Psalmen an. Die Zyklen gehen urspr¨unglich auf eine gemeinsame Reim-Urredaktion zur¨uck; in a¨ lteren Textzeugen des 12. und 13. Jh. sind Reimspuren erkennbar, die j¨ungeren u¨ berliefern zumeist Reimprosa oder Prosa. Im hohen MA sind G.Zyklen haupts¨achlich in illuminierten lat. Psalterhandschriften enthalten und zeigen Bezugnahme auf die Adelsschicht; noch in der zweiten H¨alfte des ¨ 15. Jh. sind sie in kaum ver¨anderter Form als Uberschriften zu den dt. Psalmen in → Historienbibeln und im Rahmen des fr¨uhen Psalterdrucks u¨ berliefert. ¨ Uberlieferung: Zahlreiche Hss. des 12. bis 15. Jh. Auswahl wichtiger Hss.: Augsburg, Staatsund StB, 2° Cod. 6. – Bamberg, SB, Msc. Lit. 91 (fr¨uher Ed.VI.4). – Beuron, Bibl. der Erzabtei, Fragm. 110. – Erlangen, UB, Ms. 116. – Korneuburg, Stadtarch., o. S. (verschollen). – London, British Libr., Ms. Add. 11846. 402
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Mitte 12. Jh. Ausgaben: C. M. Blaas/Karl Bartsch/Friedrich Keinz: Psalterien mit dt. Randbemerkungen. In: Germania 27, NR 15 (1882) S. 339–350. – Ludwig Baumann/Anton Birlinger: Eine alemannische und eine bair. Gebrauchsanweisung zu den Psalmen aus dem 12.-13. Jh. In: Alemannia 12 (1884) S. 82–98. – Hans Vollmer: Die Psalmenverdeutschung v. den ersten Anf¨angen bis Luther (Bibel und dt. Kultur 3). Potsdam 1933, S. 13–21. Literatur: Helmut Engelhart, VL2 2 (1980) Sp. 1129 f.; 11 (2004) Sp. 501 f. – Birlinger (s. Ausg.). – Eric George Millar: The Library of A. Chester Beatty. Bd. 1. Oxford 1927, S. 129 f. – Hanns Swarzenski: Die lat. illuminierten Hss. des 13. Jh. in den L¨andern an Rhein, Main und Donau. 2 Bde., Berlin 1936. – Alban Dold: Beachtliche Handschriftenfragm. vornehmlich aus dem Erzbisch¨oflichen Arch. zu Freiburg im Breisgau. In: FS Wolfgang Stammler. Berlin 1953, S. 29–44, hier S. 41–43. – Gerhard Eis: Fr¨uhmhd. Funde. In: Modern Language Notes 68 (1953) S. 319–328, hier S. 319–325. – Ders.: Ein weiterer Psalter-Cod. mit gereimten fr¨uhmhd. Marginalien. In: PBB (Tu¨ b.) 78 (1956) S. 61–64. – Ders.: Nachtr¨age zum VL. In: Mlat. Jb. 2 (1965) S. 205–214, bes. S. 208. – Johann-Christian Klamt: Zum Arenberg-Psalter. In: FS Hans Kauffmann. Hg. v. Tilmann Buddensieg/Matthias Winner. Berlin 1968, S. 147–155. – H. Engelhart: Die W¨urzburger Buchmalerei des Hohen MA. 2 Bde., W¨urzburg 1987. – Ernst Hellgardt: Dt. Gebetsanweisungen zum Psalter in lat. und dt. Hss. und Drucken des 12.–16. Jh. In: Dt. Bibel¨ubersetzungen des MA. Beitr¨age eines Kolloquiums im Dt. Bibel-Arch., unter Mitarbeit v. Nikolaus Henkel hg. v. Heimo Reinitzer (Vestigia Bibliae 9/10 [1987/1988]). Bern u.a. 1991, S. 400–413. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 444 f. SF Heinrich, Verfasser der «Litanei». – Verfasser einer um 1170 entstandenen dt. Allerheiligenlitanei. Die Werkbezeichnung letanie (oder letania) ist in ¨ der handschriftlichen Uberlieferung bezeugt. H.s Dichtung bewahrt die Form der lat. Allerheiligenlitanei, eines liturgischen Gebets, das sich aus einer Folge von Anrufungen einzelner Heiligengruppen und einzelner Heiliger zusammensetzt, die in Form 403
Heinrich eines Wechselgesangs zwischen Vorbeter und Gemeinde vorgebracht wird. Der liturgische Grundtext wurde von H. teils um Lob- und Bittgebete, S¨undenklagen und legendarische Erz¨ahlskizzen erweitert, teils gek¨urzt; H.s Litanei ist daher nicht ¨ als reine Ubersetzung, sondern als eigenst¨andige Dichtung zu betrachten. Der Text ist einerseits erhalten in einer a¨ lteren o¨ sterr. Fassung von 950 Versen (Handschrift Graz, UB, Ms. 1501, 70r–105r [Augustinerchorherrenstift Seckau, drittes Viertel 12. Jh.] [G]), andererseits in einer j¨ungeren westmd. Bearbeitung, die auf 1468 Verse erweitert wurde (Straßburg, Seminarbibl., Cod. C. V. 16.6. 4°, 9r–13v [sog. «Straßburg-Molsheimer Hs.»; nach 1187 geschrieben, verbrannt] [S]). Der j¨ungeren Fassung liegt ¨ eine noch in Osterreich entstandene Umarbeitung des Verfassers selbst zugrunde – wobei der Umfang seiner Mitarbeit umstritten ist –, die ihm von einem «abbit Engelbrecht» aufgetragen wurde. Dieser ist am wahrscheinlichsten mit einem Pr¨apositus Engelbert (1172–1203) des Augustinerchorherrenstifts St. Florian bei Linz identifizierbar. Von ihm ausgehend schloss man auf einen Seckauer Chorherren der zweiten H¨alfte des 12. Jh. namens H. als Autor. Ausgaben: August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben: Fundgruben f¨ur die Gesch. dt. Sprache und Lit. Bd. 2. Breslau 1837 (Neudr. Hildesheim 1969) S. 215–218 (G). – Hans Ferdinand Maßmann: Dt. Gedichte des 12. Jh. Bd. 1. Quedlinburg/Leipzig 1837 (Nachdr. Hildesheim 1969) ¨ S. 43–63 (S). – Carl v. Kraus: Mhd. Ubungsbuch 2. Heidelberg 21926, S. 28–62, 274–276 (G und S). – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 3. Tu¨ bingen 1970, S. 128–251 (G und S). Literatur: Arthur Drews: Litanei. In: RE3 11 (1902) S. 524–536. – Ehrismann 2,1 (1922) S. 172–175. – Josef Gotzen: Litanei. In: RL2 2 (1959) S. 62 f. – Edgar Papp, VL2 3 (1981) Sp. 662–666; 11 (2004) Sp. 614. – Balthasar Fischer: Litanei. In: LThK3 6 (1997) Sp. 954 f. – Ernst Hellgardt/Red., Killy2 5 (2009) S. 180 f. – Friedrich ¨ Vogt: Uber die Letanie. In: PBB (Halle) 1 (1874) S. 108–146. – Max R¨odiger: Die Litanei und ihr Verh¨altnis zu den Dichtungen Heinrichs v. Melk. In: ZfdA 19 (1876) S. 241–346. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300 mit besonderer Ber¨ucksichtigung der Meß- und Tagzeitenliturgie. Frankfurt/M. 1927, 404
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Juliana S. 126–129. – Albert Leitzmann: Zur ‹L.› In: ZfdA 64 (1927) S. 79 f. – Ders.: Zum Wortschatz der ‹L.›. In: ZfdA 80 (1944) S. 170–174. – Maurer (s. Ausg.) S. 124–127 (Lit.). – Hartmut Freytag: Die Theorie der allegorischen Schriftdeutung und die Allegorie in dt. Texten besonders des 11. und 12. Jh. Habilitationsschr. Hamburg 1977, S. 157–162, Anm. 422–431. – E. Hellgardt: Seckauer Hss. als Tr¨ager fr¨uhmhd. Texte. In: Die ma. Lit. in der Steiermark. Hg. v. Alfred Ebenbauer u. a. Bern u. a. 1988, S. 103–130. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 116–118. – Christoph Mackert: Eine Schriftprobe aus der verbrannten ‹StraßburgMolsheimer Hs.›. In: ZfdA 130 (2001) S. 143–165. SF Johannes Baptista. – Dt. Prosalegenden. Die Vita des J. B. geh¨orte im MA zum Grundbestand aller volkssprachlichen Legendare. Im 12. Jh. entstanden drei Versfassungen der Legende, a¨ lteste ist die Version der Frau → Ava (446 Verse). Fragmentarisch erhalten ist der sog. → Baumgartenberger Johannes, ebenso eine Version des Priesters → Adelbrecht. Aus dem Sp¨atMA sind neben zahlreichen Legendarfassungen drei selbstst¨andige Prosalegenden und vier Berichte u¨ ber die Enthauptung J.’ erhalten: Ein umfangreiches J.-Leben u¨ berliefert die Handschrift Bamberg, SB, Cod. Hist. 152, 1r-40r (aus dem N¨urnberger Klarissenkloster, fr¨uhes 15. Jh.; vgl. Agnes → Sampach), welches u. a. mit Kirchenv¨aterzitaten kommentiert ist. In der Handschrift folgt auf 40r–60r ein weiteres J.-Leben, das sich ausschließlich an den Bericht der Evangelien h¨alt und Hauptquelle f¨ur die J.-Legende in Der → Heiligen Leben war. Die aus Straßburg stammende Handschrift Berlin, SBB, Mgq 192,14r–63r, u¨ berliefert eine umfangreiche alemannische J.-Legende, zusammen mit einer ausf¨uhrlichen Johannes-EvangelistaLegende. Vier Legenden behandeln nur die Enthaup¨ tung. Die mittelfr¨ankische Ubersetzung in Trier, SB, Cod. 1189/2023, 27vb–33ra, und die Version in nd. Drucken von Der Heiligen Leben gehen auf die Legenda aurea zur¨uck. Nur die Enthauptungsgeschichte u¨ berliefern ferner ein rheinfr¨ankischer Text im Stadtarch. Freiburg i. Br., Cod. 115, 405
Mitte 12. Jh. 243va–245vb (unvollst¨andig) und eine alemannische Legende in der LB Karlsruhe, Cod. St. Blasien 76, 126v–130v. Eine weitere gereimte J. B.-Legende ist bruchst¨uckhaft erhalten in Klagenfurt, Arch. der Di¨ozese Gurk, Bestand der Mensalbibl. der Bisch¨ofe v. Gurk, aus Cod. XXIX e 27 (13. Jh., obd.; die Falzstreifen mit der Legenden als Bl. 2v, 3r und 3v). Ausgaben: Vgl. Frau → Ava, → Baumgartenberger Johannes, Priester → Adelbrecht. Literatur: Edward Malatesta/Ren´e Marichal: Jean le Batiste. in: Dict. Spir. 8 (1974) Sp. 175–192. – Elisabeth Weis: J. der T¨aufer. In: LCI 7 (1974) Sp. 164–190. – Wimmer/Melzer (61988) S. 445–448 (J. der T¨aufer). – Werner WilliamsKrapp, VL2 4 (1983) Sp. 539 f.; 11 (2004) Sp. 762 f. – Otto B¨ocher: J. der T¨aufer. In: TRE 17 (1988) S. 172–181. – Wolfgang Schneider, EM 7 (1993) 575–580. – Josef Ernst: J. der T¨aufer. In: LThK 5 (1996) Sp. 871–874. – Edmondo Lupierl/Arwed Arnulf: J. der T¨aufer. In: RGG4 4 (2001) Sp. 514–518. – W. Williams-Krapp/Red., Killy2 6 (2009) S. 155. – W. Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ihrer ¨ Uberlieferungs-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 422. – Manfred BeckerHuberti: Lex. der Br¨auche und Feste. Freiburg i. Br. u. a. 22007, S. 174–176. SF Juliana. – Dt. Legenden. Die hl. J. von Nikomedien, fr¨uhchristliche M¨artyrerin und eine der Hl. Jungfrauen, weigert sich der lat. Legende nach, den Heiden Eleusius zum Mann zu nehmen, wird daraufhin gefoltert und im Kerker vom Teufel in Engelsgestalt heimgesucht, den sie besiegt; sie wird vergeblich ger¨adert und schließlich enthauptet. Ihre Verehrung ist seit dem 6. Jh. besonders in der Gegend um Neapel und Cumae bezeugt, wo auch die lat. Legende entstanden sein d¨urfte. Ihr Festtag ist der 16. Februar, im Osten der 21. Dezember. Kurzversionen der Legende verfassten Jean de Mailly, Bartholom¨aus von Trient und → Jacobus a Voragine (Legenda aurea). 1. Versfassungen. Die a¨lteste dt. versifizierte Fassung der Legende (¨uber 600 Verse) schrieb wohl um 1150 in Sch¨aftlarn der Pr¨amonstratenser Priester → Arnolt. Weitere J.-Reimfassungen bieten das → Passional und das → Buch der M¨artyrer. Die Handschrift Gotha, Forschungsbibl., Hs. Chart. A 216, 82va–91rb (aus W¨urzburg) u¨ berliefert ein J.-Gedicht von 1371 406
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Mitte 12. Jh. Versen in ostfr¨ankischer Schreibsprache. Als einziger bekannter dt. Legendarfassung diente dieser Dichtung nicht die lat. Legende oder die Legenda aurea, sondern ein altfranz¨osisches J.-Gedicht aus dem Anfang des 13. Jh. als Vorlage. Ausgabe: Ilse Wimmerer: Die Julianenlegende der Gothaer Hs. Ch. A. 216. In: ZfdA 71 (1934) S. 227–258. 2. Prosafassungen. ¨ Prosaversionen (als Ubertragungen der lat. Legende oder als gek¨urzte Fassungen davon) finden sich im Legendar des Marquard → Biberli(n), im → Bebenhausener Legendar, in der Els¨assischen Legenda aurea, in Der → Heiligen Leben, Der → Heiligen Leben, Redaktion, im → Darmst¨adter Legendar und ¨ in weiteren Ubertragungen der Legenda aurea (Williams-Krapp, S. 424). Davon unabh¨angig ist eine J.-Legende in einem Jungfrauenb¨uchlein in der Handschrift Melk, Stiftsbibl., Cod. 1569, 53r–57v (nach 1440 geschrieben von Lienhart → Peuger) u¨ berliefert. Eine bruchst¨uckhaft u¨ berlieferte Legendenfassung bietet Gießen, UB, Hs 705 A, 190va-vb. Die Handschrift Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 704 Helmst., 131r–135v, u¨ berliefert eine nd. ¨ Ubertragung der lat. Legende. Literatur: Gabriela Kaster, LCI 7 (1974) S. 228–231. – Hellmut Rosenfeld: J. v. Nikomedien. In: BBKL 3 (1992) Sp. 802 f. – Karl-Ernst Geith, VL2 11 (2004) Sp. 816–818. – Hugo v. Feilitzen: Li ver del Ju¨ıse. En fornfransk predikan. Diss. Upsala 1883, S. 7–24. – Ders.: La vie Sainte Julienne, publi´e d’apr`es le Ms. F. Fr. 2094, pour les exercises des S´eminaire de Philologie Romane de l’Universit´e d’Upsala. Upsala 1885. – I. Wimmerer: Die Julianenlegende der Gothaer Hs. Ch. A. 216. In: ZfdA 70 (1933) S. 237–256. – Karl-Ernst Geith: Priester Arnolts Legende v. der hl. J. Unters. zur lat. J.-Legende und zum Text des dt. Gedichtes. Diss. Freiburg 1965. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ih¨ rer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 29, Reg. – Hans-Jochen Schiewer: ‹Die Schwarzw¨alder Predigten›. Entstehungs¨ und Uberlieferungsgesch. der Sonntags- und Heiligenpredigten. Mit einer Musteredition (MTU 105). Diss. Berlin 1990 (Nachdr. T¨ubingen 1996) S. 154. – Freimut L¨oser: Meister Eckhart in Melk. Stud. zum Redaktor Lienhart Peuger (TTG 48). Diss. W¨urzburg 1999 (Nachdr. Tu¨ bingen 1999) S. 152–154. – K.-E. Geith: Die J.-Legende Lienhart 407
Kremsmunsterer ¨ Beichte und Glaube Peugers v. Melk. In: Stud. zur dt. Sprache und Lit. FS Konrad Kunze. Hg. v. V´aclav Bok u. a. (Stud. zur Germanistik 10). Hamburg 2004, S. 233–246. SF Kremsmunsterer ¨ Beichte und Glaube. – Wahrscheinlich im 12. Jh. entstandene deutschsprachige Beichtformel mit Glaubensbekenntnis. Der Text ist in der Handschrift Kremsm¨unster, Stiftsbibl. Cod. 70, 221r-v (zweite H¨alfte 12. Jh.), u¨ berliefert und dort Teil einer vollst¨andigen lat. Predigtliturgie. Enge Verwandtschaft besteht mit dem → Benediktbeurer Glaube und Beichte I. Ausgabe: Honemann 1980 (s. Lit.) S. 346–351. Literatur: Volker Honemann, VL2 5 (1985) Sp. 355. – Ders.: Kremsm¨unsterer ‹Beichte› und ‹Glaube›. In: PBB (T¨ub.) 102 (1980) S. 339–356. SF Leipziger Psalmenfragmente. – Dt. Interlinearversion des 12. Jh. ¨ Die Ubersetzung wurde u¨ ber dem lat. Text, welcher weitgehend mit dem Psalterium Gallicanum u¨ bereinstimmt, eingetragen; sprachliche Merkmale weisen auf das Th¨uringische als Entstehungsgebiet. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Fragm. 49, drei Pergamentbll., 8° [fr¨uher Leipzig, Bibl. der Dt. Gesellschaft, o. S.] (um 1200, th¨uringisch). Textbestand: Lat.-dt. Text: Ps 118,7–13; 19–24; 113–118; 124–129; 133–143; 144–154. Ausgaben: Moriz Haupt: Bruchst¨ucke einer Psalmen¨ubersetzung. In: ZfdA 3 (1843) S. 236–239. – Horst Kriedte: Dt. Bibelfragmente in Prosa des 12. Jh. Halle/S. 1930. Literatur: Kurt Erich Sch¨ondorf, VL2 5 (1985) Sp. 701 f; 11 (2004) Sp. 915. – Haupt (s. Ausg.). – Kriedte (s. Ausg.), S. 54–56. SF Wiggertsche Psalmenfragmente. – Dt. Interlinearversion des 12. Jh. Die dt. Interlinearversion, die zusammen mit sorbischen Glossen u¨ ber dem lat., im Wesentlichen dem Psalterium Gallicanum folgenden Text eingetragen wurde, stammt von mindestens vier Schreibern. ¨ Uberlieferung: Magdeburg, StB, Cod. XII. 18.1, zwei Doppelbl¨atter und zwei Doppelblattstreifen (Perg., 12. Jh., nd.-mitteldt. Mischdialekt); verschollen. 408
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Maria Aegyptiaca Textbestand: Lat.-dt. Text mit sorbischen Glossen: Ps 89,17–90,7; 90,9–91,2; 91,4–13; 91,15–92,5; 93,2–13; 93,15–23; 94,1–10; 95,1–9; 103,3–5; 103,13–15; 103,24–27; 103,34–35. Ausgaben: [F.] Wiggert: Scherflein zur F¨orderung der Kenntnis a¨lterer dt. Mundarten und Schr. Magdeburg 1832. – Wilhelm Proennicke: Neue Bruchst¨ucke der Wiggertschen Psalmen. In: ZfdA 57 (1920) S. 136–140. – Horst Kriedte: Dt. Bibelfragmente in Prosa des XII. Jh. Halle/Saale 1930, S. 124–132. Literatur: Michał H´ornik: Staroserbske słowa w Magdeburgskim rukopisu 12. lˇetstotka. In: ˇ Casopis Matice Serbskeje 28 (Bautzen 1875) 2. Zeˇsiwk, S. 80–82. – Karl Ernst Mucke: Hist. und vergleichende Laut- und Formenlehre und Formenlehre der niedersorbischen (niederlausitzischwendischen) Sprache [...] (Preisschr., gekr¨ont und hg. v. der F¨urstlich Jablonowski’schen Ges. zu Leipzig, Hist.-National¨okonomische Section 28, Nr. 18). Leipzig 1891 (Nachdr. ebd. 1965) S. 9. – R. L¨owe: Die W. P. In: PBB 16 (1892) S. 369–451. – Kriedte (s. Ausg.) S. 29–40. – Hans Eggers: Zwei Psalter aus dem 14. Jh. (Dresden Ms. M 287 und Hamburg in scr. 142) und drei verwandte Bruchst¨ucke aus Schleiz, Breslau und D¨usseldorf ˇ (DTM 53). Berlin 1962. – Heinz Schuster-Sewc: Sorbische Sprachdenkm¨aler 16.-18. Jh. (Spisy Instituta za serbski ludospyt 31). Bautzen 1967, S. 12. BJ
Maria Aegyptiaca. – Lat. und dt. Legenden. Nach der Vita Cyriaci des Cyrill von Scytopolis und einer griechischen Vita des hl. Zosimas, welche f¨alschlich dem Erzbischof Sophronius von Jerusalem († 638) zugeschrieben wurde, wird die Dirne Maria aus Alexandria nach s¨undigem Lebenswandel w¨ahrend einer Jerusalem-Wallfahrt bekehrt und tut daraufhin 47 Jahre lang in der W¨uste o¨ stlich des Jordans Buße; an Stelle von Kleidung wird sie durch ihr langes Haar verh¨ullt. Kurz vor ihrem Tod erz¨ahlt sie dem M¨onch Zosimas ihre Lebensgeschichte, welcher sie schließlich mit der Hilfe eines L¨owen bestattet. M. ist eine der bekanntesten Heiligen des MA und wurde zum Prototyp der B¨ußerin. Ihr Festtag ist der 2. April. Lat. Fassungen: ¨ Uberlieferung: Vgl. Kunze 1969 (s. Lit.) S. 173–190. 409
Mitte 12. Jh. Die legendenhafte Geschichte der M. A. war im MA seit dem 9. Jh., besonders in romani¨ schen L¨andern, weit verbreitet. Sie tritt im Uberlieferungsverbund mit den → Vitaspatrum auf und erreichte besonders durch das Speculum historiale des → Vinzenz von Beauvais Bekanntheit; eine gek¨urzte Fassung davon fand Eingang in die Legenda aurea des → Jacobus a Voragine. Eine weitere Version von vor 875 stammt von Paulus, Diakon zu Neapel. Sie ist unter anderem zu finden in den lat. Viten des Flodoard von Reims und Hildebert von Lavardin. Eine nur im dt. Sprachgebiet u¨ berlieferte Fassung findet sich in 26 Handschriften (zuerst in Berlin, SBB, Ms. Phill. 1723 [aus Metz, Anfang 10. Jh.]) und wurde vor allem durch das → Magnum Legendarium Austriacum verbreitet. In der Rede von dem heiligen gelouben des → Armen Hartmann steht die Legende zusammen mit dem Leben der B¨ußerinnen Afra von Augsburg und → Maria Magdalena, als Einlage ist sie in der Vorauer S¨undenklage enthalten. Verschiedene Legendensammlungen wie → Passional, → V¨aterbuch, → Buch der M¨artyrer, Der → Heiligen Leben, Der → Heiligen Leben, Redaktion, → Bebenhausener Legendar sowie verschiedene Fassungen der Legenda aurea enthalten M. A. als festen Bestandteil (teilweise mit der Legende der Maria Magdalena vermischt und verwechselt). An selbstst¨andigen dt. Fassungen ist eine o¨ sterr. Prosa¨ubertragung nach der in Berlin, SBB, Ms. Phill. 1723 u¨ berlieferten Version bekannt; sie entstand sp¨atestens um 1400 m¨oglicherweise in Klosterneuburg. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgf 1396, 148v–161r. – Karlsruhe, Cod. Donaueschingen 451, 43v–60v. – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 711, ¨ Cod. 39614, 192r–203r. 20r-32v. – Wien, ONB, Ein Melker Mischtext, der sich derselben Vorlage wie die o¨ sterr. Prosafassung und der Kurzfassung aus der Legenda aurea bedient, ist in folgenden Handschriften nachgewiesen: Melk, Stiftsbibl., Cod. 220, 397r–399r. – Ebd., Cod. 1389, 336r–346r. Eine bair. Reimpaar¨ubertragung der Legende nach Hildebert von 1080 Versen (wohl aus dem Ende des 14. Jh.) ist fragmentarisch erhalten in Hall, Franziskanerkloster, Cod. I, 111, 239r–272v. Derselben Vorlage bedient sich eine ndl. gek¨urzte, wohl aus der ersten H¨alfte des 15. Jh. stammende Prosafassung; sie ist in zwei Handschriften des Kleinen → Seelentrostes u¨ berliefert. 410
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Mitte 12. Jh. Eine rheinfr¨ankische Fassung mit dem Titel Zosimas geschicht von 970 Reimpaarversen entstand um 1500. Ausgaben: Konrad Kunze: Vita sanctae Mariae Aegyptiacae. Die Legende der hl. M. A. Ein Bei¨ spiel hagiographischer Uberl. in 16 unver¨offentlichten dt., ndl. und lat. Fassungen. Berlin 1978. – Werner Williams-Krapp: Eine bisher unver¨offentlichte Verslegende v. der hl. M. A. In: ZfdPh 98 (1979) S. 372–401. Literatur: K. Kunze, LCI 7 (1974) Sp. 507–511. – Ders., VL2 5 (1985) Sp. 1251–1255. – Wimmer/Melzer (61988) S. 547. – Maria-Barbara v. Stritzky, LThK3 6 (1997) Sp. 1343 f. – Ekkart Sauser, BBKL 16 (1999) Sp. 985–986. – Hermann Knust: Gesch. der Legende der hl. Katharina v. Alexandrien und der hl. M. A. Halle 1890. – Alfred Thomas Baker: Vie de sainte Marie l’Egyptienne. In: Revue des langues romanes 59 (1916/17) S. 145–401. – Heinz Rupp: Dt. religi¨ose Dichtungen des 11. und 12. Jh. (Bibliotheca Germanica 13). Bern u. a. 21971. – K. Kunze: Stud. zur Legende der hl. M. A. im dt. Sprachgebiet. 1969. – Ders. 1978 (s. Ausg.). – Walter Nigg: Glanz der Legende. Z¨urich 1964, S. 160–173. – Peter v. Moos: Hildebert v. Lavardin 1056–1133. Humanitas an der Schwelle des h¨ofischen Zeitalters (Pariser hist. Stud. 3). Stuttgart 1965. – Francois Halkin: ` par Euthyme le ProtasecrePan´egyrique de M. l’E. tis. In: Analecta Bollandiana 99 (1981) S. 17–44. – ¨ Gertrude Sartory: Maria v. Agypten – Allmacht der Buße. Freiburg i. Br. u. a. 1982. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des ¨ MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 437. – Jac´ a` ques Noret: Un fragment de la Vie de Marie l’E. New Haven. In: Analecta Bollandiana 105 (1987) S. 133 f. – V. Schauber/H. M. Schindler: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf. Augsburg 1998, S. 134–135. – Norbert Klaus Larsen: Hildeberti Cenomanensis episcopi Vita beate Marie Egiptiace (CCCM 209). Turnhout 2004. – David Jasper: Asceticism as a way of love. In: The God of love and human dignity. London u. a. 2007, S. 107–126. SF Mariensequenz aus Seckau (fr¨uher: aus St. Lam¨ brecht). – Alteste Sequenz in dt. Sprache (fragmentarisch erhalten); entstanden um die Mitte des 12. Jh. in Seckau/Steiermark. Vorbild f¨ur den ersten Teil (Versikel 1–5) war die Sequenz → Ave praeclara maris stella, er enth¨alt 411
Mariensequenz aus Seckau einen – um ein Gebet erg¨anzten – Marienpreis. Der zweite Teil ist wesentlich eigenst¨andiger; Versikel 6 bringt den Heilsbeschluss Gottes, dem sich der Englische Gruß anschließt. Die Form der paarweise gebundenen Kurzzeile ist teilweise durchbrochen, ungleichtaktige Verse sind reimend gebunden. ¨ Uberlieferung: Graz, UB, Hs. 287 q, 8v (bair.). Nur die ersten sieben Str. mit insgesamt 38 Versen sind erhalten. Ausgaben: Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. T¨ubingen 1964, S. 464–466. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Ausg. v. Albert Waag. hg. v. Hans Joachim Gernentz. Leipzig 1970 (251987) S. 237 f. – A. Waag/Werner Schr¨oder: Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Bd. 2 (ATB 71/72). T¨ubingen 1972, S. 241 f. Literatur: Ehrismann 2/1 (1922) S. 213. – De Boor/Newald 1 (1979) S. 201 f. – Konrad Kunze, VL2 6 (1987) Sp. 54–56. – Ders., MarLex 6 (1994) ¨ S. 113. – Ferdinand Eichler: Uber die Herkunft einiger angeblicher St. Lambrechter Hss. In: Zentralbl. f¨ur Bibliothekswesen 35 (1918) S. 49–64. – Lisbeth J¨orss: Das Arnsteiner Mariengebet und die Sequenzen des MA. Diss. Marburg 1920. – Hilde Gaul: Der Wandel des Marienbildes in der dt. Dichtung und bildenden Kunst vom fr¨uhen zum hohen MA. Diss. Marburg 1948. – Hildegard Schrod: Die kleinen Gedichte des 11. und 12. Jh. Diss. M¨unchen 1952. – Maria E. G¨ossmann: Die Verk¨undigung an Maria im dogmatischen Verst¨andnis des MA. M¨unchen 1957. – Maurer (s. Ausg.) S. 462 f. – Benno Roth: Seckau. Gesch. und Kultur. Wien 1964. – Peter Kesting: ¨ Maria-frouwe. Uber den Einfluß der Marienverehrung auf den Minnesang bis Walther v. der Vogelweide (Medium Aevum 5). Mu¨ nchen 1965. – Gerhard M. Sch¨afer: Unters. zur deutschsprachigen Marienlyrik im 12. und 13. Jh. (GAG 48). G¨oppingen 1971. – Herta Zutt: Satzgestaltung in fr¨uhmhd. Endreimdichtungen. Habilitationsschr. Freiburg i. Br. 1971. – Hennig Brinkmann: ‹Ave praeclara maris stella› in dt. Wiedergabe. Zur Gesch. einer Rezeption. In: Stud. zur dt. Lit. und Sprache des MA. FS Hugo Moser. Hg. v. Werner Besch. Berlin 1974, S. 8–30. – Hartmut Freytag: Die Theorie der allegorischen Schriftdeutung und die Allegorie in dt. Texten besonders des 11. und 12. Jh. (Bibliotheca Germanica 24). Bern/M¨unchen 1982. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit im fr¨uhen MA. Mu¨ nchen 32000, S. 322. SF 412
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Bruder Marcus Bruder Marcus. – Verfasser der Visio Tnugdali. Die Visio Tnugdali des irischen Bendediktinerm¨onches B. M. ist der Bericht u¨ ber eine im Jahr 1148 in Ekstase erlebte Jenseitsreise des iri¨ schen Ritters Tnugdal. Uber den Verfasser ist nichts weiter bekannt. Die bekanntere Namensform des Ritters «Tundalus» ist eine Vereinfachung sp¨aterer Handschriften. Der Prolog der V. T. gibt an, der Text sei aus dem Irischen ins Lateinische u¨ bertragen worden. Da → Bernhard von Clairvaux im ¨ Text als lebend erw¨ahnt wird, muss die lat. Ubertragung vor dem August 1153 abgeschlossen gewesen sein. Der Text ist im Regensburger Non¨ nenkloster St. Paul entstanden und dessen Abtissin Gisela (1140–1160) gewidmet. Informationen zur Entstehung gibt → Albers dt. Version der V. T. in Reimpaaren. Der Visionstext berichtet von der Bekehrung des Ritters Tnugdal durch die Jenseitsfahrt. Dessen Seele verl¨asst den K¨orper und f¨ahrt hinab in die unterste H¨olle, danach hinauf bis zur Erkenntnis Gottes auf dem Gipfel eines Berges. Die Todeserfahrung und die Beschaffenheit von Folterst¨atten und des Jenseits werden hierbei mit bemerkenswerter Anschaulichkeit geschildert (weswegen eine Beinflussung Hieronymus Boschs durch die V. T. zumindest denkbar ist). Die Vison kann im Hinblick auf die Offenbarung Johannis allegorisch gedeutet werden. Die V. T. hat eine breite Rezeptionsgeschichte und ist in die meisten europ¨aischen Volksprachen u¨ ber¨ tragen worden. Dt. Ubersetzungen gibt es schon im 12. Jh. (Alber und der → Niederheinische Tundalus, eine mittelfr¨ankische Versfassung sowie Prosabearbeitungen des → Tundalus). Eine Kurzfassung der V. T. f¨ur seine Chronik hat Heliand von Froidmont erstellt, diese hat → Vinzenz von Beauvais in das Speculum historiale aufgenommen. Auch separat wird die Kurzfassung tradiert, die wie die lange ¨ Fassung volksprachlichen Ubersetzungen als Vorlage diente. ¨ Uberlieferung: 159 Hss. und 5 Inkunabelausg. (Ludwig Hain: Repertorium bibliographicum 2,2. Stuttgart 1838, Nr. 15540–15543. – Walter Artur Copinger: Supplement to Hain’s Repertorium bibliographicum 2,2. London 1902, Nr. 5835). – ¨ Uberlieferungs¨ ubersicht: Palmer 1982, S. 5–9; vgl. ebd. S. VI, zu erg¨anzen: K¨oln, Hist. Archiv, Best. 7004 (GB 4°) 198. – W¨urzburg, Franziskanerkloster, Cod. I 91 (verbrannt). Ausgaben: Albrecht Wagner: Visio Tnugdali. Erlangen 1882 (lat. u. dt. Ausg. V. T., Albers u. Nie413
Mitte 12. Jh. derrheinischer Tundalus). Nachdr. Hildesheim 1999. – Pfeil 1999. Literatur: Vgl. → Tundalus. – Ehrismann 2,1 (1922) S. 163. – Nigel F. Palmer, VL2 5 (1985) Sp. 1231–1233. – Ernst Voigt: Rezension der Ausg. Wagner, AfdA 8 (1882) S. 350–368. – Albrecht Wagner: Zur Tundalusvision. In: Anglia 20 (1898, N.F. 8) S. 452–462. – Victor H. Friedel/Kuno Meyer: La vision de Tondale. Paris 1907. – Ren´e Verdeyen/Joseph Endepols: Tondalus’ Visioen en St. Patricius’ Vagevuur. 2 Bde. Gent 1914–17. – Elisabeth Peters: Quellen und Charakter der Paradiesesvorstellungen in der dt. Dichtung vom 9. bis 12. Jh. Breslau 1915. Nachdr. Hildesheim 1977. – Hugh Jackson Lawlor: The Biblical Text in Tundal’s Vision. In: Proceedings of the Royal Irish Academy 36 C 19. Dublin 1924, S. 351–375. – St. John Drelincourt Seymour: Studies in the Vision of Tundal, ebd. 37 C 4. Dublin 1926, S. 87–106. – Ders.: Irish Visions of the Other World. London 1930, S. 146–167. – Uda Ebel: Die literarischen Formen der Jenseits- und Endzeitvisionen. In: La litt´erature didactique, all´egorique et satirique. Hg. v. Hans Robert Jauß. (Grundriß der romanischen Literaturen des MA VI/1). Heidelberg 1969, S. 181–215. – Herrad Spilling: Die V. T. Eigenart und Stellung in der ma. Visionslit. bis zum Ende des 12. Jh. (M¨unchener Beitr. zur Medi¨avistik und Renaissance-Forschung 21). Mu¨ nchen 1975 (rezensiert v. N. F. Palmer, AfdA 88, 1977, S. 156–161). – Reinhard Krebs: Zu den Tundalusvisionen des M. und Alber. In: Mlat. Jb. 12 (1977) S. 164–198. – Claude Carozzi: Structure et fonction de la Vision de Tnugdal. In: Faire ´ Croire (Collection de l’Ecole fran¸caise de Rome 51). Rom/Turin 1981, S. 223–234. – Peter Dinzelbacher: Vision und Visionslit. im MA (Monographien zur Gesch. des MA 23). Stuttgart 1981. – ´ Riain-Raedel: Aspects of the PromoDagmar O tion of Irish Saints’ Cults in Medieval Germany. in: Zs. f¨ur celtische Philologie 39 (1982) S. 220–234. – N. F. Palmer: ‹V. T.›. The German and Dutch Translations and their Circulation in the Later Middle Ages (MTU 76). M¨unchen 1982. – Hedwig R¨ockelein: Otloh, Gottschalk, Tnugdal: Individuelle und kollektive Visionsmuster des HochMA. Frankfurt/M. u. a. 1987. – Marie-Odile Garrigues: L’auteur de la ‹V. T.›. Quelques recherches. In: Studia monastica 29 (1987) S. 19–62. – Brigitte Pfeil: Die ‹Vision des Tnugdalus› Albers v. Windberg. 414
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Mitte 12. Jh. Literatur- und Fr¨ommigkeitsgesch. im ausgehenden 12. Jh. Mit einer Edition der lat. ‹V. T.› aus Clm 22254. Frankfurt/M. u. a. 1999. VZ Deutung der Messgebr¨auche. – Um 1160 vielleicht in Hirsau entstandene symbolische Auslegung der Messliturgie in dt. Versen. Das predigtartige Gedicht, dessen Umfang in der Forschung mit 524 Kurzversen (Pfeiffer, s. Ausg.) bzw. 262 Langzeilen (Maurer, s. Ausg.) angegeben wurde, beginnt nach einer Anrufung des Hl. Geistes mit einer Einleitung u¨ ber die rechte Verk¨undigung und das rechte H¨oren des Gotteswortes; es folgt eine Darlegung der christlichen Lebensf¨uhrung von Laien- und Priesterstand als Grundvoraussetzung f¨ur eine nutzbringende Messfeier. Als n¨achstes werden die Priestergew¨ander beschrieben und einer geistlichen Deutung unterzogen. Anschließend erfolgt die eigentliche Deutung des Messritus, seiner gesungenen Teile, der Messger¨ate und der K¨orperhaltung des Priesters. Der Text weist einige Ber¨uhrungspunkte mit der Predigt auf, so etwa die Stellen u¨ ber das rechte H¨oren des Wortes, u¨ ber die Unw¨urdigkeit des Sprechenden, Aufforderungen zum Fasten, Beten, Gew¨ahren von Almosen und die Schlussformel. Der Dichter bedient sich h¨aufig der ersten Person Plural und stellt sich konsequent auf die Seite der Laien. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 39, 132v–142r (Perg., aus Benediktbeuren, um 1200, westbair.; enth¨alt außerdem → Speculum ecclesiae dt.) (M). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 404.9 (12) Novi, 1r–1v (Perg., 14. Jh., bair.-md. Grenzraum; Doppelbl., fragm.) (W). Ausgaben: Franz Pfeiffer: D. d. M. Gedicht des 12. Jh. In: ZfdA 1 (1841) S. 270–283. – Johann Kelle (Hg.): Speculum ecclesiae altdt. M¨unchen 1858, S. 144–157. – Otto v. Heinemann (Hg.): Aus zerschnittenen Wolfenb¨uttler Hss. In: ZfdA 32 (1888), S. 117 f. – Albert Leitzmann: Kleinere geistliche Gedichte des 12. Jh. 2., durchges. Aufl. Berlin 1929, S. 14–20. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 294–315. Literatur: Ehrismann 2/1 (1922) S. 74. – Edgar Papp, VL2 2 (1980) Sp. 74–76. – Max Roediger: Die Millst¨atter S¨undenklage. In: ZfdA 20 (1876) S. 255–323, hier S. 317 f. – Carl v. Kraus: 415
Deutung der Messgebr¨auche ‹Vom Rechte› und ‹Die Hochzeit›. Eine litterarhist. Unters. (Sb. der Kaiserlichen Akad. der Wiss. Wien, phil.-hist. Kl. 123,4). Wien 1891, S. 50–56, 88–96. Dazu Edward Schr¨oder, in: AfdA 17 (1891) S. 295–297. – Ders. (Hg.): Dt. Gedichte des 12. Jh. Halle 1894, S. 148 f. – Adolf Franz: Die Messe im dt. MA. Beitr. zur Gesch. der Liturgie und des religi¨osen Volkslebens. Freiburg i. Br. 1902 (Nachdr. Darmstadt 1963) S. 677–684. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300, mit besonderer Ber¨ucksichtigung der Mess- und Tagzeitenliturgie. Frankfurt/M. 1927 (Nachdr. Heldesheim 1973) S. 81–97. – Gert Mellbourn: Speculum Ecclesiae. Eine fr¨uhmhd. Predigtslg. (Cgm 39). Diss. Lund 1944. – Ders.: Das fr¨uhmhd. Gedicht D. d. M. In: Studia Neophilologica 18 (1945/46) S. 49–103, bes. S. 76–91. – Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erkl¨arung der r¨omischen Messe. Zwei Bde. Freiburg i. Br. u. a. 1948. 51962 (Nachdr. Bonn 2003). – Maurer (s. Ausg.) S. 290–293 (Lit.). – Doris Walch: Caritas. Zur Rezeption des ‹mandatum novum› in altdt. Texten (GAG 62). G¨oppingen 1973, S. 59–66. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 126, 134 f., 138. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 381 f. SF Messgebet «Got uater allir cristinheit». – Gebet von 13 Reimpaarversen, entstanden im 12. Jh. Auf die Anrufung Gottvaters folgt die Bitte an Jesus, durch seinen Opfertod am Kreuz die christliche Seele zu erl¨osen. Es handelt sich wie bei dem → Meßgebet Vater herre, vater got und dem → Benediktbeurer Gebet zum Meßopfer eher um ein w¨ahrend der Messe still zu sprechendes Gebet als um einen Gesang. ¨ Uberlieferung: Vgl. Janota (s. Lit.) S. 35–37. Ausgaben: Vgl. Janota (s. Lit.) S. 35–37. Literatur: Kurt Illing, VL2 6 (1987) Sp. 450. – Elias v. Steinmeyer: Noch ein Messegesang. In: ZfdA 18 (1875) S. 455 f. – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). M¨unchen 1968, S. 35–37, 56. – Regina Hausmann: Die theologischen Hss. der Hessischen LB Fulda bis zum Jahr 1600. Codd. Bonifatiani 1–3, Aa 1–145a (Die Hss. der Hessischen LB Fulda 1). Wiesbaden 1992, S. 107. SF 416
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Speculum ecclesiae Messgebet «Vater herre, vater got». – Im 12. Jh. entstandene Reimpaardichtung von 43 Versen. Im Vordergrund steht, dass der Gl¨aubige in der Messe um Erbarmen f¨ur sich und f¨ur die im Fegefeuer Leidenden bitten soll und auf Nachlass der S¨unden und Auferstehung von den Toten hoffen darf, indem der Gebetstext an die Einsetzung des Abendmahls am Gr¨undonnerstag und an die Transsubstantiation erinnert. Parallelen zeigen sich zu dem → Benediktbeurer Gebet zum Meßopfer und zum → Meßgebet Got uater allir cristinheit. Ebenso wie diese wurde dieser Gebetstext h¨ochstwahrscheinlich still w¨ahrend der Messe gesprochen. ¨ Uberlieferung: Salzburg, St. Peter, Cod. a V 31, 58r (Perg., um 1200, bair.). Ausgaben: Hans Ferdinand Maßmann: Beitr. zur Gesch. der teutschen Litteratur. In: Anz. f¨ur Kunde der dt. Vorzeit 7 (1838) S. 236 f. – Elias v. Steinmeyer: Messegesang. In: ZfdA 17 (1874) S. 425 f. – Adolf Franz: Die Messe im dt. MA. Beitr. zur Gesch. der Liturgie und des religi¨osen Volkslebens. Freiburg i. Br. 1902 (Nachdr. Darmstadt 1963) S. 685 f. Literatur: Kurt Illing, VL2 6 (1987) Sp. 450 f. – Steinmeyer 1874 (s. Ausg.) S. 425–427. – Ders.: Noch ein Messegesang. In: ZfdA 18 (1875) S. 456. – Franz (s. Ausg.) S. 684–686. – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). M¨unchen 1968, S. 33–35. – Gerold Hayer: Die dt. Hss. des MA der Erzabtei St. Peter zu Salzburg. Unter Mitarbeit v. Dagmar Kratochwill, Annemarie M¨uhlb¨ock ¨ und Peter Wind (Osterr. Akad. der Wiss., phil.hist. Kl., Denkschr. 154; Ver¨off. der Kommission f¨ur Schrift- und Buchwesen des MA 3,1). Wien 1982, S. 72. SF Mitteldeutsche Magnificat-Paraphrase. – Fragmentarische Paraphrase zum Magnificat (Lk 1, 46–55) in dt. Reimpaarversen; entstanden wahrscheinlich im 12. Jh. Jeweils zwei bis 34 dt. Verse folgen auf ein kurzes, rot geschriebenes Zitat in lat. Sprache. Im Unterschied zur → Rheinfr¨ankischen Magnificat-Paraphrase (Bd. 2) wird dort von Maria durchg¨angig in der dritten Person gesprochen. Stellenweise wurden auch Sacherkl¨arungen in den Text eingebracht. ¨ Uberlieferung: Heidelberg, UB, Heid. Hs. 212 (13. Jh.; Pergamentdoppelbl.). Ausgabe: Karl Bartsch: M. M. In: Germania 20, NR 8 (1875) S. 3–7. 417
Mitte 12. Jh. Literatur: Burghart Wachinger, VL2 11 (2004) Sp. 1006 f. – K. Bartsch: Die altdt. Hss. der UB in Heidelberg (Kat. der Hss. der UB in Heidelberg 1). Heidelberg 1887, S. 210 (Nr. 436). SF Speculum ecclesiae (dt.). – Fr¨uhmhd. Predigtsammlung (70 Predigten), entstanden wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jh. In der ehemaligen Benediktbeurer Handschrift ¨ C (s. Uberl.) umfasst die Sammlung neben liturgischen Texten (etwa → Benediktbeurer Glauben und Beichte III) 70 nach dem Kirchenjahr angeordnete Fest- und Heiligenpredigten von Advent bis Pfingsten, bzw. Johannes Baptista (24. 6.) bis Martin (11. 11.), Pater-noster-Auslegungen, Sermones communes und ein Commune Sanctorum. Die Sammlung unterscheidet lange, mittlere und kurze Predigten; die 22 langen St¨ucke wenden sich vielleicht an ein gebildetes Publikum, die mittleren an eine gr¨oßere Gemeinde, die kurzen an Dorfbewohner; eine unterschiedliche Herkunft der Texte ist wahrscheinlich. Der Name der Sammlung ist modern (J. Kelle, siehe unten) und dem lat. Werk des → Honorius Augustodunensis entlehnt, nach dem einige der Texte gestaltet sind. Als weitere Quellen erscheinen Predigten von → Beda, Gregor und → Hrabanus Maurus, ferner Hildebert von Le Mans (von Lavardin), Ivo von Chartres und das lat. → Bair. Homiliar. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 39 (aus Benediktbeuren, um 1170; a¨ lteste vollst. dt. Slg. mit 70 dt. Predigten) (C). – Weitere Hss. und Fragm. mit Predigten, die mit der Slg. in textlicher Verbindung stehen: Leipzig, UB, Cod. 760 (→ Leipziger Predigten) (A). – Ebd., Cod. 1614. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5250/6a (M). – Schl¨agl, Stiftsbibl., o. S. (S). – Stuttgart, LB, Cod. HB I 129. – Wien, ¨ ONB, Cod. 1262 (Sch¨onbachsche Predigtst¨ucke II) ¨ (D). – Wien, ONB, Cod. 2718 (→ Hoffmannsche Predigtslg.) (F). – Ebd., Cod. ser. n. 264 (Fragm.). Ausgaben: Heinrich Hoffmann: Predigtbruchst¨ucke. In: Altdt. Bll. 2 (1840) S. 32–40, hier S. 32 f. – Johann Kelle: S. e. Altdt. Mu¨ nchen 1858. – Philipp Strauch: Zur Predigtlitt. I. In: ZfdA 38 (1894) S. 206–208. – Gert Mellbourn (Hg.): S. E. Eine fr¨uhmhd. Predigtslg (Cgm. 39) (Lunder Germanistische Forschungen 12). Lund/Kopenhagen 1944. – Hans-Ulrich Schmid: Ahd. und mhd. Bearb. lat. Predigten des ‹Bair. Homiliars›. Tl. 2 (Regensburger Beitr. zur dt. Sprach- und Literaturwiss. 29/2). Frankfurt/M. 1986. 418
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Mitte 12. Jh. Literatur: De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 318 f. – Killy 11 (1991) S. 89. – Volker Mertens, VL2 9 (1995) Sp. 49–52. – MarLex 6 (1994) S. 225. – Karl Bartsch: Zum ‹S. e.›. In: Germania 5 (1860) S. 456–460. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879 (Nachdr. Darmstadt 1966) S. 167–181. – Anton Linsenmayer: Gesch. der Predigt in Deutschland. Mu¨ nchen 1886, S. 250–256. – Anton E. Sch¨onbach: Stud. zur Gesch. der altdt. ¨ Predigt I (Sb. der Osterr. Akad. der Wiss., PhilHist. Kl. 135). Wien 1896. – Fedor Bech: Bemerkungen zu Sch¨onbachs Stud. zur Gesch. der altdt. Predigt. In: ZfdPh 30 (1898) S. 226–237. – Georg Baesecke: Die altdt. Beichten. In: PBB (Tu¨ b.) 49 (1925) S. 268–355. – V. Mertens: Das Predigtbuch des Priesters Konrad (MTU 33). M¨unchen 1971. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 10 f. – V. Mertens: Stud. zu den Leipziger Predigten. In: PBB (T¨ub.) 107 (1985) S. 240–266. – Schmid (s. Ausg.) Tl. 1, 1986. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprach. Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). Tu¨ bingen 21994, S. 122–125, passim. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. 1. Wiesbaden 1987, Textbd. S. 44–47. – Evelyn Frey: Wortteilung und Silbenstruktur im Ahd. Mit einem Anh. zur mhd. S. e.-Hs. Diss. Mu¨ nchen 1988. – Regina D. Schiewer: Die Ent¨ deckung der mnd. Predigt. Uberl., Form, Inhalte. In: Oxford German Studies 26 (1997) S. 24–72. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 245, 381. – K. Schneider: Die dt. Hss. der BSB Mu¨ nchen. Die ma. Fragm. Cgm 5249–5250 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monecensis V,8). Wiesbaden 2005, S. 137. SF Weingartner Predigten. – Predigtsammlung, 12. Jh. Die in einer Handschrift aus dem schw¨abischen Kloster Weingarten u¨ berlieferte Predigtsammlung enth¨alt (neben einer Totenpredigt u¨ ber Ps 22,4) 29 durchnummerierte Sonntagspredigten f¨ur die zweite H¨alfte des Predigtjahres (die ersten 24 f¨ur den 1. bis 24. Sonntag nach Pfingsten; die Predigten 25–29 fallen aus der chronologischen Abfolge, indem sie f¨ur die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten bestimmt sind). 419
Weingartner Predigten Die Predigten sind kurze Kanzelansprachen u¨ ber den f¨ur den jeweiligen Sonntag vorgegebenen Evangelientext in Form der erz¨ahlenden Homilie: Je nach Art des Evangelientextes (Rede, Geschichte oder Gleichnis) wird ein lat. Bibelvers vorangestellt, es folgt eine dt. Nacherz¨ahlung der Passage. Ein for¨ melhafter Ubergang f¨uhrt zur kurzen symbolischallegorischen Auslegung, die meist heilsgeschichtlich oder christologisch ausgerichtet ist. Die Deutungen orientieren sich an der Kirchenv¨aterliteratur, ohne dass konkrete Quellen benannt oder zitiert werden oder Vorlagen erschließbar w¨aren. Die Deutung des Samaritergleichnisses als Parabel f¨ur die Erl¨osung der Menschheit findet sich in dieser Form auch bei Auslegungen des Gleichnisses von → Beda, Heimo von Halberstadt und in der → Oberaltaicher Predigtsammlung. ¨ Uberlieferung: Stuttgart, LB, Cod. HB I 86 (vormals Kloster Weingarten F. 55), 1ra–22ra (Perg., Mitte 14.Jh., alemannisch). Ausgaben: (Teilausg.) Franz Joseph Mone: Altteutsche Predigten B (Sonntagspredigten. Sommertheil). In: Anz. f¨ur Kunde der teutschen Vorzeit 7 (1838) Sp. 393–396. – Franz Pfeiffer: Weingartner ¨ Predigten. In: Altdt. Ubungsbuch zum Gebrauch an Hochschulen. Wien 1866, S. 182–190. – Wilhelm Wackernagel: Altdt. Predigten und Gebete aus Hss. Nr. XXXVI–XL. Basel 1876, S. 63–68. – Anton E. Sch¨onbach: Weingartner Predigten. In: ZfdA 28 (1884) 1–20. Vgl. Morvay/Grube 1974. Literatur: Dagmar Ladisch-Grube, VL2 10 (1999) Sp. 817 f. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt. Detmold 1879. Nachdr. Darmstadt 1966, S. 194–198. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten. M¨unchen 1974, S. 26 f. (T 33). VZ Mitteldeutsche Predigten. – Nach dem Kalenderjahr angeordneter Zyklus von Fest- und Heiligenpredigten, 12. Jh. Mindestens 19 der als Musterpredigten konzipierten M. P. finden sich auch in der Großen Leipziger Predigthandschrift (→ Leipziger Predigten). Die wohl noch im 12. Jh. im westmd. Sprachraum entstandene Sammlung enth¨alt neben diversen Festtagspredigten (Gr¨undonnerstag, Ostern, Christi Himmelfahrt u. a.) u¨ ber 30 Heiligenpredigten, wobei die Festtagspredigten nur in den ¨ Fragmenten u¨ berliefert sind (s. Uberl.). Inhaltlich handelt es sich dabei um breit erz¨ahlende Legendenpredigten mit Heiligenbiographie und abschließender Anrufung des jeweiligen Heiligen. 420
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Richard von St. Victor ¨ Handschrift Be (s. Uberl.) bietet eine Redaktion aus dem Ende des 14. oder dem Anfang des 15. Jh., im Rahmen derer die M. P. zu einem Legendar umgearbeitet wurden. ¨ Uberlieferung: W¨urzburg, UB, M. p. th. f. 214 (Ende 12. Jh.; fragm.) (W). – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Cod. 42525 (13. Jh.) (H2). – Berlin, SBB, Fragm. 55. (Mitte 13. Jh.). – Freiburg, UB, Cod. 519 (sog. Grieshabersche Sammlung II) (G). – N¨urnberg, Germ. Nationalmus., Cod. 42526 (H1). – Frankfurt, StB und UB, Fragm. germ. II 2 der StB/UB Frankfurt (Fr) (alle Hss. in westmd. Schreibsprache). – Augsburg, UB (olim Harburg), Cod. Oettingen-Wallerstein III, 1, 4°, 19, 58r–180r (15. Jh., schw¨abisch) (Au). – Berlin, SBB, Mgq 2025, 251r–329v (15. Jh., westmd.) (Be). – Heidelberg, UB, Cpg 55, 66ra–99va (rheinfr¨ankisch) (Hg). ¨ Ausgaben: Franz Karl Grieshaber: Altere noch ungedruckte dt. Sprachdenkmale religi¨osen Inhalts. Rastatt 1842, S. 1–87. Wieder in: Ders.: Vaterl¨andisches aus den Gebieten der Lit., der Kunst und des Lebens. Rastatt 1842, S. 257–343. – Adalbert Jeitteles: M. P. In: Germania 17 (1872) S. 335–354. – Julius Zacher: Bruchst¨ucke aus der Slg. des Freiherrn v. Hardenberg. 4. R., 1.: Predigten auf die Festund Heiligentage. Erste Hs. In: ZfdPh 15 (1883) S. 257–276. Literatur: Werner Williams-Krapp, VL2 6 (1987) Sp. 614–616; VL 11 (2004) Sp. 1007. – Bettina Jung, MarLex 6 (1994) S. 861. – Zacher (s. Ausg.) S. 257–262, 272–276. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, T 11-T 14. – W. Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ¨ ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 16. – Karin Schneider: Dt. ma. Hss. der UB Augsburg. Die Signaturengruppen Cod. I.3 und Cod. III.1 (Die Hss. der UB Augsburg II,1). Wiesbaden 1988, S. 289 f. – W. Williams-Krapp: Ma. dt. Heiligenpredigtenslg. und ihr Verh¨altnis zur homiletischen Praxis. In: Die dt. Predigt im MA. Hg. v. Volker Mertens/Hans-Jochen Schiewer. T¨ubingen 1992, S. 354–356. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volksprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 124 f. – Klaus Klein: Erneut zu ‹Verbleib unbekannt›. Wiederaufgefundene Hss. 421
Mitte 12. Jh. In: ZfdA 127 (1998) S. 69–84, hier S. 75 f. – Regina D. Schiewer: Neue Predigtfragm. des 12. und 13. Jh. Erg¨anzungen zu Morvay/Grubes Predigtbibliogr. In: ZfdA 137 (2008) S. 158–176. – Dies.: Die dt. Predigt um 1200. Ein Hb. Berlin u. a. 2008, S. 9 f. u. o¨ . SF Richard von St. Victor CanAug, * um 1110 in Schottland (?), † 10.3.1173 Paris. – Theologe und Mystiker. Der vermutlich aus dem angels¨achsischen Raum stammende Augustinerchorherr R., Sch¨uler und Nachfolger → Hugos von St. Victor, ist 1159 als Subprior, 1162 als Prior der Abtei St. Viktor bei Paris bezeugt. Der Beginn seiner schriftstellerischen T¨atigkeit d¨urfte nicht vor der Jahrhundertwende anzusiedeln sein; sein theologisches Hauptwerk De Trinitate gilt als Sp¨atwerk R.s, er ubte damit großen Einfluss ¨ auf → Alexander von Hales, → Bonaventura und → Thomas Gallus aus. Im MA sch¨atzte man R. aber vor allem als Meister mystischer Spiritualit¨at. So stellen die beiden Kontemplationstraktate Benjamin minor und Benjamin major, eine Art Handbuch der Beschauung, einen H¨ohepunkt mystischer Theologie und Spiritualit¨at dar. Die Schrift De IV gradibus violentae caritatis handelt sowohl von der Geschlechter-, als auch von der Gottesliebe. Alle Werke, die ihm in PL 196 zugeschrieben werden, scheinen authentisch zu sein, mit Ausnahme von De superexcellenti baptismo Christi (nur Prolog von R.) und De gradibus caritatis (Verfasser unbekannt). Einige Schriften, die Hugo von St. Viktor zugeschrieben wurden, geh¨oren ihm (Liber exceptionum, Sermones centum und wahrscheinlich zwei Bibelkommentare). Ausgaben: PL 196. – Paul Wolff (Hg.): Die Viktoriner. Mystische Schr. Wien 1936. – Gervais Dumeige (Hg.): De quattuor gradibus violentiae caritatis. Paris 1955. – Jean Chˆatillon (Hg.): Liber exceptionum. Texte critique avec introduction, notes et tables. Paris 1958. – Jean Ribailler (Hg.): De Trinitate. Texte critique avec introduction, notes et tables. Paris 1958. – Ders. (Hg.): Opuscules th´eologiques. Texte critique avec introduction, notes et tables. Paris 1967. – Margot ¨ Schmidt (Hg.): Uber die Gewalt der Liebe, ihre vier Stufen. Mu¨ nchen 1969. – Hans U. v. Balthasar (Hg.): Die Dreieinigkeit. Einsiedeln 1980. – J. Chˆatillon (Hg.): Trois opuscules spirituels [...]. Textes in´edits accompagn´es d’´etudes critiques et de notes. Paris 1986. 422
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Mitte 12. Jh. Mhd. und mndl. Bearbeitungen: 1. Der → Tegernseer Anonymus benutzte zwei Schriften R.s. a. De gratia contemplationis seu Benjamin major (Sp. 64–202). ¨ Uberlieferung: M¨unchen, UB, 4° cod. ms. 477, 2r–59r (zweite H¨alfte 15. Jh.). – M¨unchen, BSB, Cgm 263, 120ra–130ra (1453). b. Adnotatio mystica in Pslamum XXX (Sp. 273–276). ¨ Uberlieferung: Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b VI 15, 194v–198v, 329r–335v. 2. De IV gradibus violentae caritatis. ¨ Uberlieferung: N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI 43m, 68v–108v (1445) (N1). – Ebd., Cod. Cent. VI 56, 274r–309r, 310r–315v (1446; verbunden) (N2). ¨ N1 stellt eine freie Ubertragung des lat. Textes dar, N2 basiert auf der N1-Bearbeitung. Beide entstanden wahrscheinlich im Katharinenkloster N¨urnberg. 3. Eine Kirchweihpredigt des → Nikolaus von N¨urnberg II beruht auf Sermo 1 der Sermones centum des R. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 627, 287vb–289ra. – Ebd., Cgm 628, 115rb–116ra. – Ebd., Cgm 817, 94v (stark gek¨urzt). – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI 60, 325v–327r. Ausgaben: I. Lamprecht: Der Mo¨ nch Nikolaus. In: M¨unchener Museum 5 (1929) S. 157–160. – Wolfgang Stammler: Gottsuchende Seelen. M¨unchen 1948, S. 18–20. 4. Am h¨aufigsten volkssprachlich bearbeitet wurde die Expositio in Cantico canticorum, die im MA meist R. zugeschrieben wurde. a. Eine ndl., wahrscheinlich im 14. Jh. entstan¨ dene Ubertragung in 40 Kapiteln beginnt Hoe God ghesocht woert in rusten ende van begherten om meerre grade te vercrighen. ¨ Uberlieferung: Vgl. Mertens (s. Lit.) S. 280. – Ruh 1956 (s. Lit.) S. 31. ¨ b. Ubernahmen gr¨oßerer Partien (Kap. 38, 33 und 40) zeigen sich in Hendrik → Mandes Traktat Hoe dat wij uut selen doen den ouden mensche. c. Die Expositio diente verschiedenen bedeutenden mndl. Texten als Quelle, darunter dem 10. Brief von → Hadewijch, → Limburgische Sermoenen, Spieghel der volcomenheit des Hendrik → Herp und Den Tempel onser sielen. 5. Dt. Rezeption des Benjamin minor. Eine Felix → Fabri zugeschriebene Weihnachtspredigt basiert auf dem Benjamin minor. 423
Richard von St. Victor ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 5140, 270r–311v. Auch der mystische Traktat → Schule des Geistes folgt dem gedanklichen Aufbau des Benjamin minor. Eine paraphrasierende Kurzfassung desselben Textes bietet das Handschriftenfragment Schriesheim bei Heidelberg, Slg. Eis, Fragm. o. S. (Anfang 15. Jh., bair.-fr¨ankisch; zwei Bll.). Ausgabe: Haberkern (s. Lit.) S. 89–92. 6. R. und die dt. Mystik. Der Einfluss R.s auf Meister → Eckhart wird in der Forschung unterschiedlich gewichtet; im Werk Eckharts ist keine direkte R.-Zitation nachweisbar; anders bei Johannes → Tauler, der ihn zwei Mal nennt. Der → Meister des Lehrgespr¨achs folgt in seinem Meister-J¨unger-Dialog In principio den wesentlichen Darstellungen von R.s De Trinitate. → Rudolf von Biberach benutzt ihn h¨aufig in seinem Traktat De septem itineribus aeternitatis. Die sechs Staffeln der Kontemplation nach dem Benjamin major gibt → Marquard von Lindau in seinem Dekalog-Traktat wieder. R. erscheint auch in → Ottos von Passau 24 Alten. R.-Zitation in großem Ausmaß findet sich in einem anonymen Kontemplationstraktat, u¨ berliefert in Berlin, SBB, Mgq 174, 75r–113r (1429, bair.). Literatur: Manitius 3 (1931) 118. – J. Chatillon: R. de Saint-Victor. In: Dict. Spir. 13 (1987) Sp. 593–654. – Kurt Ruh, VL2 8 (1992) Sp. 44–54. – Josef Theodor Rath, BBKL 8 (1994) Sp. 216–218; 11 (2004) Sp. 1309 f. – De Boor/Newald 4/1 (21994) S. 315 f. u. o¨ . – Marc-Aeilko Aris, LexMA 7 (1995) Sp. 825 f. – Birgit Merz: ‹De quatuor gradibus violentiae caritatis›. In: LexthW (2003), S. 196. – Rainer Berndt: ‹De trinitate›. In: ebd., S. 211 f. – R. Berndt, RGG4, 7 (2004) Sp. 505 f. – Joseph Ebner: Die Erkenntnislehre R.s v. S. V. Mu¨ nster 1917. – Eug`ene Kulesza: La doctrine mystique de Richard de Saint-Victor. Fribourg 1925. – Albert M. Ethier: Le ‹De Trinitate› de Richard de Saint-Victor. Paris 1939. – Ludwig Ott: Unters. zur theologischen Brieflit. der Fr¨uhscholastik, Mu¨ nster 1937. – Gervais Dumeige: Richard de Saint-Victor et l’id´ee chr´etienne de l’amour. Paris 1952. – Kurt Ruh: Bonaventura dt. [...] (Bibliotheca Germanica 7). Bern u. a. 1956. – Heinz Wipfler: Die Trinit¨atsspekulation des Petrus v. Poitiers und die Trinit¨atsspekulation des R. v. S. V. Mu¨ nster 1965. – Herma Piesch: Der Aufstieg des Menschen zu Gott nach der Predigt ‹Vom edlen Menschen›. In: Meister Eckhart der Prediger. 424
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St. Trudperter Hoheslied FS zum Eckhart-Gedenkjahr. Hg. v. Udo Nix. Freiburg i. Br. u. a. 1960, S. 167–199. – Margot Schmidt (Hg.): Rudolf v. Biberach. Die sieben strassen zu got (Spicilegium Bonaventurianum 6). Quaracchi/Florenz 1969. – Werner H¨over: ¨ Theologia Mystica in altbair. Ubertragung (MTU 36). Mu¨ nchen 1971. – Thomas Mertens: Hendrik Mande en het Hoogliedcommentaar van (Pseudo?) R. van Sint-Victor. In: Ons Geestelijk Erf 57 (1983) S. 270–292. – Karl Heinz Witte: Der Meister des Lehrgespr¨achs und sein ‹In principio-Dialog› (MTU 95). Mu¨ nchen u. a. 1989. – Martin Anton Schmidt: Verstehen des Unbegreiflichen in den ersten beiden B¨uchern ‹De Trinitate› des R. v. Saint-Victor. In: Abendl¨andische Mystik im MA. Symposion Kloster Engelberg 1984. Hg. v. K. Ruh (Germanistische Symposien-Berichtsbde. 7). Stuttgart 1986, S. 177–195. – Kurt Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 1. M¨unchen 1990, S. 381–406. – Karin Schneider: Felix Fabri als Prediger. In: FS Walter Haug/Burghart Wachinger. Hg. v. Johannes Janota u. a. Tl. 1. Tu¨ bingen 1992, S. 457–468, hier S. 468 Anm. 28. – Richard K¨ammerlings: Mystica arca. Zur Erkenntnislehre R.s v. S. V. in De gratia contemplationis. In: Ma. Kunsterleben nach Quellen des 11. bis 13. Jh. Hg. v. G¨unther Binding/Andreas Speer. Stuttgart 1993, S. 76–115. – Ernst Haberkern: R. v. S. V. ‹Benjamin Minor› dt. Ein neuaufgefundenes Handschriftenfragm. Edition und Unters. (GAG 685). G¨oppingen 2000, Text S. 89–92. – Rudolf Goy: Die hsl. ¨ Uberl. der Werke R. v. S. V. im MA (Bibl. Victorina 18). Turnhout 2005. SF St. Trudperter Hoheslied. – Erste vollst¨andige Prosaauslegung des Hohenliedes in dt. Sprache, um 1160. Der Text ist vermutlich in Admont/Steiermark in der Zeit um das Papstschisma 1159 (vgl. 85,5–8) entstanden. Der Autor ist unbekannt, l¨asst aber einen benediktinischen M¨onchspriester eines Nonnenkonvents vermuten. Die These, es handele sich um einen Regularkanoniker (→ Gerhoch von Reichersberg, vgl. Wisniewski: Das Hohenburger Hohelied, S. 270–286, oder → Honorius Augustodunensis, vgl. Menhardt: Zum St. Trudperter Hohen Lied, S. 284), gilt als widerlegt (vgl. vor allem K¨usters: Rezension, S. 456). Haupt (Das Hohe Lied, bes. S. XXI–XXIII) hielt gar Regilind und → Herrad von Hohenburg f¨ur das Autorenduo (vgl. dazu Stridde: Verbalpr¨asenz, S. 186–188). 425
Mitte 12. Jh. Der Text wurde urspr¨unglich m¨undlich vorgetragen, etwa im Rahmen der lectio zu den Marienfesttagen (Ohly: Ausgabe, S. 333). Er gliedert sich in eine mehr oder minder geschlossene Prologeinheit (1,1–8,5), einen exegetischen Hauptteil (8,6–145,5) und einen Epilog (145,6–148,6); Letzterer nennt schließlich auch so etwas wie einen Titel: «lˆere der minneclichen gotes erkenn¨usse» (vgl. Ohly: Zum Titel). W¨ahrend der Prolog nur in einer Hs. (Wien, Cod. 2719) vollst¨andig u¨ berliefert ist, haben alle Texte den ganzen Epilog, was u. a. daf¨ur spricht, dass Letzterer erst mit dem Aufschreiben des m¨undlichen Textes hinzugef¨ugt wurde (vgl. Stridde: Verbalpr¨asenz, S. 281–285, dagegen Ohly: Ausgabe, S. 1251). W¨ahrend der Prolog eindeutig auf Performanz ausgelegt ist, unterstreicht der Epilog die Buchhaftigkeit des Textes. ¨ Die Ubersetzung des Bibeltextes folgt weitgehend → Williram von Ebersberg. Die Exegese u¨ bernimmt jedoch nicht Willirams ekklesiologische Auslegung, sondern mischt die drei Auslegungstraditionen des Hohenliedes, allerdings mit deutlicher Akzentuierung der Braut als Seele. Der Auslegungsteil verbindet inhaltlich relativ locker allegorische Deutungen der einzelnen Hoheliedversen, wird konzeptionell durch das wiederkehrende Motiv von «vita activa» und «vita contemplativa» (Spitz: Spiegel der Br¨aute) und die im Prolog eingef¨uhrte Siebenzahl von Gaben und Tugenden zu einer Einheit verkn¨upft (vgl. Ohly: Der Prolog). Der Verfasser verf¨ugte u¨ ber eine fundierte Kenntnis der rhethorischen und stilistischen Mittel der lat. Schrifttradition sowie der dt. Predigtpraxis, verwendet in elaborierter Weise das Wissen zeitgen¨ossischer theologischer und literarischer Schriften. Dennoch ist seine spirituelle Auslegung in hohem Maße eigenst¨andig, hinsichtlich der Verwendung der dt. Sprache a¨ußerst kreativ und innovativ. Dem Slogan vom «erste[n] Buch der deutschen Mystik» (Ehrismann) ist die Forschung noch bis in die 1990er Jahre gefolgt. Doch auch wenn die Bildsprache in Metaphorologie, Allegorese und Motivik oft durchaus an die zeitgen¨ossische lat. und die sp¨atere dt. Mystik erinnert, bleibt die Deutung der Beziehung zwischen Seele und Christus stets von der monastischen Gemeinschaft reguliert, welche Absonderung und Vereinzelung als Voraussetzung mystischen Erlebens, ausschließt. Die zu Beginn noch positiv-hymnische Einstimmung der einzelnen Seele auf dem Weg zu Gott wird immer 426
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Mitte 12. Jh. wieder zur¨uckgenommen durch ernste Ermahnungen zur diesseitigen Entsagung des «lˆons» (142,17) und kulminiert im Lob der «mendenden unvr¨oude» anstelle der «bitteren vr¨oude» (143,26) an der «tr¨ugelichen gegenwurte» (144,5) bei fr¨uhzeitiger Lohneinforderung. Die tempor¨are Gottesgegenwart wird im THL kollektiv-kommunikativ gedacht («gegenw¨urtiges gekˆose», 144,12), das «sanctum silentium» ist ihm als gemeinschaftsdestruierende Form der «singularitas» v¨ollig fremd. Unter den Voraussetzungen neuer medien- und kommunikationstheoretischer Forschungsperspektiven kann inzwischen von einem eher benediktischmonastisch gepr¨agten Text ausgegangen werden, der das Heil nicht wie die Mystik in der SeinsUnio im Diesseits verspricht («niht in re», 74,13), sondern – ganz dogmatisch gepr¨agt – mit dem Gestus verheißender Antizipation in die eschatologische Ferne r¨uckt («in spe», 73,13) (Stridde). ¨ Uberlieferung: N¨urnberg, Germ. Nationalbibl., 42518, 1 Doppelbl. (Perg., drittes Viertel 12. Jh., bair.). – Mu¨ nchen, UB, Fragm. 134 und 155 (Perg., 12./13. Jh., bair.); Reste v. 7 Doppelbll. in ¨ 68 St¨ucken, verbrannt. – Wien, ONB, Cod. 2719, 112 Bll. (Perg., St. Trudpert bei Freiburg i. Br., um 1230, alemannisch mit bair. Spuren); Leiths. aller Ausgaben, mit zahlreichen Randbemerkungen und Glossierungen versch. H¨ande. – Klagenfurt, Bisch¨ofl. Bibl., XXX d 62, 210 Bll. (Pap., Stift Mattighofen/Ober¨osterreich, um 1420/30, bair.o¨ sterr.). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 4479, 181 Bll. (Pap., M¨unchen, 1509, bair.). – Ebd., Cgm 4478, 320 Bll. (Pap., M¨unchen, 1510, bair.); Kopie v. Cgm 4479. – Ebd., Cgm 4477, 329 Bll. (Pap., Mu¨ nchen, 1510, bair.); Mischkopie aus Cgm 4479 ¨ und 4478. – Außerdem St¨ucke in der Uberlieferung des sog. ‹Palmbaumtraktats› im → St. Georgener Prediger, THL 28,25–29,2 entspr. 274,14–24; THL 117,3–6 entspr. 274,24–29; THL 117,27–33 entspr. 274,2–9 und 29–34; THL 118,9–17 entspr. 274,9–11 und 35–39 sowie 275,1 und 275,11; THL 118,17–119,10 entspr. 275,1–6 und 275,11–21 (Wolfgang Fleischer: Unters. zur Palmbaumallegorie im MA. Mu¨ nchen 1976 [Mu¨ nchner germ. Beitr. 20]). – Klosterneuburg, Cod. 767, 134 Bll. (Pap., Klosterneuburg, 1372, bair.-o¨ sterr.). Ausgaben: Josef Haupt (Hg.): Das Hohe Lied. ¨ Ubers. v. Williram, erkl. v. Rilindis u. Herrat, ¨ Abtissinnen zu Hohenburg im Elsasz (1147–1196). Aus der einzigen Hs. der k. k. Hofbibl. zu Wien. Wien 1864. – Das St. Trudperter Hohelied. Krit. 427
St. Trudperter Hoheslied Ausg. Text, W¨orterverz. u. Anm. Hg. v. Hermann Menhardt. 2 Bde., Halle/S. 1934 (Rheinische Beitr. und H¨ulfsb¨ucher zur germ. Philologie und Volkskunde 21 f.). – Das St. Trudperter Hohelied. Eine Lehre der Liebenden Gotteserkenntnis. Hg. v. Friedrich Ohly. Frankfurt/M. 1998 (BMA 2) (zit.). – Transkription v. kl in: Wisniewski, Das Hohenburger Hohelied, S. 313–434, v. Erik Leibenguth. ¨ Ubersetzungen: F. Ohly (s. Ausg.). – Erhebe dich, meine Seele. Mystische Texte des MA. Ausgew¨ahlt und hg. v. Gisela Vollmann-Profe. Stuttgart 1988 (Ausz¨uge). Literatur: F. Ohly, VL2 9 (1995) Sp. 1089–1106; 11 (2004) Sp. 1566. – Gisela Vollmann-Profe, Killy 11 (1991) S. 429f. – T. Hayner: Das St. Trudperter (Hohenburger) Hohe Lied. In: PBB 3 (1876) S. 491–523. – Victor Mu¨ ller: Stud. u¨ ber das St. Trudperter Hohe Lied. Marburg 1901. – Margot Landgraf: Das St. Trudperter Hohe Lied, sein theologischer Gedankengehalt und seine geschichtl. Stellung, besonders im Vergleich zu Williram v. Ebersberg. Neustadt a.d. Aisch 1935. – Josef Fuchs: Der Einfluß Bernhards v. Clairvaux auf die fr¨uhma. Dichtung. Stud. zum St. Trudperter Hohen-Lied unter Ber¨ucksichtigung der V¨aterLehre. Diss. masch. Tu¨ bingen 1956. – H. Menhardt: Zum St. Trudperter Hohen Lied. In: ZfdA 88 (1958) S. 266–291. – Regine Hummel: Mystische Modelle im 12. Jh. ‹St. Trudperter Hoheslied›, Bernhard v. Clairvaux, Wilhelm v. St. Thierry. G¨oppingen 1989 (GAG 522). – Wolfgang K¨oster: Die Zahlensymbolik im St. Trudperter Hohen Lied und theologischen Denkm¨alern der Zeit. Diss. Kiel 1963. – Waldtraut-Ingeborg Geppert: Die mystische Sprache des St. Trudperter Hohen Liedes. Berlin 1952. – F. Ohly: Der Prolog des St. Trudperter Hohenliedes. In: ZfdA 84 (1952/53) S. 198–232. – R. Wisniewski: Versuch einer Einordnung des St. Trudperter Hohenliedes in die Theologie und Philosophie seiner Zeit. Berlin 1953. – Hans Rolf: Der Tod in mhd. Dichtungen. Unters. zum ‹St. Trudperter Hohenlied› und zu Gottfrieds v. Straßburg ‹Tristan und Isolde›. Mu¨ nchen 1974 (Medium Aevum. Philol. Stud. 26). – Maurice Bogaers: Chiastische Strukturen im St. Trudperter Hohen Lied. Amsterdam 1988. – R. Wisnieski: Der Aufbau des Prologs zum St. Trudperter Hohenlied. In: FS Herbert Kolb. Bern u. a. 1989, S. 757–780. – Irene 428
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Schw¨abische Trauformel Berkenbusch: Mystik und Askese – St. Trudperter Hoheslied und ‹Speculum Virginum›. In: Dietrich Schmidtke (Hg.), ‹Minnichlichiu gotes erkennusse›. Stud. zur fru¨ hen abendl¨andischen Mystiktradition. Stuttgart/Bad Cannstatt 1990, S. 43–60. – R. Wisniewski: Die unio mystica im St. Trudperter Hohenlied. In: Schmidtke, S. 28–42. – WaldtrautIngeborg Sauer-Geppert: W¨orterbuch zum St. Trudperter Hohen Lied. Ein Beitr. zur Sprache der ma. Mystik. Berlin 1972. – Hans-Jo¨ rg Spitz: ‹Spiegel der Br¨aute Gottes›. Das Modell der vita activa und vita contemplativa als strukturierendes Prinzip im St. Trudperter Hohen Lied. In: Kurt Ruh (Hg.): Abendl¨and. Mystik im MA (Germ. Symposien. Berichtsbde. VII). Stuttgart 1986, S. 481–493. – F. Ohly: Eine Lehre der liebenden Gotteserkenntnis. Zum Titel des St. Trudperter Hohenlieds. In: ZfdA 121 (1992) S. 399–404. – Hildegard Elisabeth Keller: Wort und Fleisch. K¨orperallegorien, mystische Spiritualit¨at und Dichtung des St. Trudperter Hohenliedes im Horizont der Inkarnation. Bern u. a. 1993 (Dt. Lit. v. den Anf¨angen bis 1700 15). – F. Ohly: Die Trinit¨at ber¨at u¨ ber die Erschaffung des Menschen und u¨ ber seine Erl¨osung. In: PBB 116 (1994) S. 242–284. – R. Wisniewski: Das fr¨uhmhd. Hohe Lied. sog. St. Trudperter Hohes Lied. Mit dem Text der Klosterneuburger Handschrift. Frankfurt/M. 1995 (Information und Interpretation 1). – Urban K¨usters: Rezension zur Ohly-Ausgabe. In: ZfdA 129 (2000) S. 453–459. – Ders.: Der verschlossene Garten. Volkssprachliche Hohelied-Auslegung und monastische Lebensform im 12. Jh. D¨usseldorf 1985 (Studia humaniora 2). – H.-J. Spitz: Zur Lokalisierung des St. Trudperter Hohenliedes im Frauenkloster Admont. In: ZfdA 121 (1992) S. 174–177. – Ders.: ez ist sanc aller sange. Das ‹St. Trudperter Hohelied› zwischen Kommentar und Dichtung. In: Volker Honemann/Tomas Tomasek (Hg.): Einf¨uhrung in die medi¨avistische Germanistik. Mu¨ nster 21999 (Mu¨ nsteraner Einf¨uhrungen: Germanistik 4), S. 61–87. – Christine Stridde: Die performative Zumutung. Sprechakt, Deixis und Imagination im ‹St. Trudperter Hohenlied›. In: Horst Wenzel/Kathryn Starkey (Hg.): Imagination und Deixis. Stud. zur Wahrnehmung im MA. Stuttgart 2007, S. 85–103. – Dies.: Verbalpr¨asenz und g¨ottlicher Sprechakt. Zur Pragmatik spiritueller Kommunikation ‹zwischen› ‹St. Trudperter Hoheslied› und Mechthilds v. Magdeburg ‹Das Fließende Licht der Gottheit›. Stuttgart 2009. CS 429
Mitte 12. Jh. Schw¨abische Trauformel (fr¨uher: Schw¨abisches Verl¨obnis). – Nachtr¨aglich auf eine freigebliebene halbe Seite einer aus Augsburg stammenden Sammelhandschrift aus der Mitte der 12. Jh. eingetragenes Verl¨obnis- und Trauformular. Das Formular setzt sich aus Verl¨obnisformel und Trauformel f¨ur den rechtm¨aßigen Vormund zusammen. Die Ehepf¨ander des Br¨autigams bestehen aus sieben Handschuhen, welche die G¨uter symbolisieren, die der Br¨autigam gew¨ahrt: Rechtsschutz, Teilhabe an seinem Eigentum, am Viehbestand, an Haus und Hof, an Weide, am Besitz von Gold und Edelsteinen und an allem, was durch Urkunde als Witwengut festgelegt war. Der Br¨autigam beruft sich auf das m¨undlich tradierte und praktizierte Gewohnheitsrecht; die S. T. gilt als Zeugnis f¨ur den Prozess der fortschreitenden Verschriftlichung des Rechts im MA. Die formelhaft strenge Rechtssprache zeigt auch Spuren gesprochener Sprache. Die S¨atze sind meist parallel gebaut und mit tautologischen oder antithetischen Paarformeln durchsetzt. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 2, 38v (Perg., Augsburg, Mitte 12. Jh.). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, S. 319 f. (Nr. XCIX); Bd. 2, S. 462–465. – Erich Petzet/Otto Glauning (Hg.): Dt. Schrifttafeln des 9. bis 16. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in Mu¨ nchen, 2. Abt: Mhd. Schriftdenkm¨aler des 11. bis 14. Jh. Mu¨ nchen 1911, Text zu Tf. XX. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914/16 (Nachdr. Mu¨ nchen 1960), A: S. 47 f.; B: S. 116–123. Literatur: Ruth Schmidt-Wiegand, VL2 8 (1992) Sp. 909–911. – Wilhelm Wackernagel: Verl¨obnis und Trauung. In: ZfdA 2 (1842) S. 548–555. – Richard Schr¨oder: Gesch. des ehelichen G¨uterrechts in Deutschland. Bd. 1. Stettin 1863 (Nachdr. Aalen 1967) S. 71 f. – Rudolf Sohm: Das Recht der Eheschließung aus dem dt. und canonischen Recht geschichtlich entwickelt. Eine Antwort auf die Frage nach dem Verh¨altniss der kirchlichen Trauung zur Civilehe. Weimar 1875 (Nachdr. Aalen 1966) bes. S. 101 f., 319 f. – Hanns B¨achtold-St¨aubli: Die Gebr¨auche bei Verlobung und Hochzeit mit besonderer Ber¨ucksichtigung der Schweiz. Bd. 1. Basel 1914, S. 123–125. – Berent 430
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Mitte 12. Jh. ¨ Schwinek¨oper: Der Handschuh im Recht, Amterwesen, Brauch und Volksglauben. Berlin 1938. 2 1981, S. 94 f. – R. Schmidt-Wiegand: Eid und Gel¨obnis, Formel und Formular im ma. Recht. In: Recht und Schrift im MA. Hg. v. Peter Classen. Sigmaringen 1977, S. 55–90. – Dies.: ‹Reht› und ‹ewa›. Die Epoche des Ahd. in ihrer Bedeutung f¨ur die Gesch. der dt. Rechtssprache. In: Ahd. 2. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. Heidelberg 1987, S. 937–958, bes. S. 953 f. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt.Sprache. Bd. 1. Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300. Text- und Tafelbd. Wiesbaden 1987, Textbd., S. 47 f. – Rolf Bergmann/Stefanie Stricker unter Mitarbeit v. Yvonne Goldammer/Claudia WichReif: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Berlin/New York 2005, Bd. 2, S. 932 f. (Nr. 445). SF Sedulius. – Lat.-christlicher Dichter des 5. Jh., dessen Werke mehrfach in dt. Sprache rezipiert wurden. Als Hauptwerk des S. gilt das in epischen Hexametern verfasste Carmen paschale, eine im MA weit verbreitete Darstellung der Evangelien in f¨unf B¨uchern, die von der Geburt bis zur Himmelfahrt Christi reicht. Der Marienpreis II 63–68 Salve sancta parens aus dem Carmen fand im Rahmen einer beliebte Samstagsmesse zu Ehren Marias (→ Marienmesse Salve sancta parens) Verwendung. Teile des von S. u¨ berlieferten Hymnus → A solis ortus cardine (23 ambrosianische Strophen) wurden schon fr¨uh zu einem weihnachtlichen Kirchenlied mit eigener Doxologie umgearbeitet. Deutschsprachige Rezeption. 1. Glossierung. 19 glossierte S.-Handschriften (bis auf eine Ausnahme Carmen paschale-Handschriften) mit u¨ ber 400 dt. Glossen sind u¨ berliefert. ¨ Uberlieferung: Verz. bei Siewert (s. Lit.) S. 58 f. – Ferner: Prag, N´arodn´ı knihovna, Cod. XXIII. F. 137, 7v (12. Jh.). Ausgabe: Siewert (s. Lit.) S. 53 f. 2. Hymnus. Dt. Fassungen des abecedarischen Hymnus A solis ortus cardine, der von S. u¨ berliefert ist, existieren anscheinend ausschließlich im Rahmen der k¨urzenden Umarbeitung zum Weihnachtshymnus. In dieser Form ist er Bestandteil aller umfangreicheren Hymnensammlungen in dt. Sprache. Vgl. dazu Henkel 1988 (s. Lit.) S. 112–115, 264 f. → A solis ortus cardine. 431
Sedulius 3. Carmen paschale. Die fragmentarisch u¨ berlieferte Handschrift L¨uneburg, Ratsb¨ucherei, Ms. Theol. 4° 5, abgel¨oste Spiegel des Vorder- und Hinterdeckels (Anfang 13. Jh., md.) bietet eine lat. Prosabearbeitung des Carmen mit dt. Interlinearversion, die einzige ¨ bekannte ma. dt. Ubertragung des Werks. Ausgabe: Marlis St¨ahli: S. Carmen Paschale – Bruchst¨ucke einer fr¨uhen dt. Interlinearversion. In: ZfdA 114 (1985) S. 330–337. 4. Elegie (Hymnus I) Den lat. Text, ein Gedicht in 55 elegischen Distichen, wobei in jedem Distichon Hexameter und Pentameter ein typologisches Paar bilden, zusammen mit einer dt. Teil¨ubersetzung, u¨ berliefert die Handschrift Mu¨ nchen, BSB, Clm 15147, 270r–271v (wahrscheinlich Zwickau, 1501). Ausgabe: Henryk W´ojtowicz: S. Caelius. Opera omnia. Lublin 1999. Literatur: Colette Jeudy, LexMA 7 (1995) Sp. 1666 f. – Richard Klein, BBKL 9 (1995) Sp. 1289 f. – Karla Pollmann, RGG4 7 (2004) Sp. 1089. – Siegmar D¨opp, LACL (32002) S. 628 f. – Franz Josef Worstbrock/Burghart Wachinger, VL2 11 (2004) Sp. 1408–1413. – Reinhart Herzog: Die Bibelepik der lat. Sp¨atantike. Bd. 1. Mu¨ nchen 1975, S. XLI, LII f. u. o¨ . – M. St¨ahli: Hss. der Ratsb¨ucherei L¨uneburg. Bd. 3. (Ma. Hss. in Niedersachsen 4). Wiesbaden 1981, S. 37. – Carl E. P. Springer: S.’ A Solis Ortus Cardine. The Hymn and its Tradition. In: Ephemerides Liturgicae 101 (1987) ¨ S. 69–75. – Nikolaus Henkel: Dt. Ubersetzungen lat. Schultexte (MTU 90). Mu¨ nchen 1988, S. 263 f., 305 f. – Klaus Siewert: Glossenfunde. Volkssprachiges zu lat. Autoren der Antike und des MA (Stud. zu Ahd.). G¨ottingen 1989, S. 52–60. SF Von der Siebenzahl (Von den sieben Siegeln; De septem sigillis). – Zahlensymbolisch strukturiertes Gedicht, Mitte des 12. Jh. In der Handschrift geht, vom selben Schreiber eingetragen, die → Auslegung des Vaterunsers voraus; trotz formaler und inhaltlicher Gemeinsamkeiten l¨asst sich eine Verfasseridentit¨at nicht beweisen. Die Verse 39 f. sind identisch mit den → Vorauer B¨uchern Mosis, 9,4–6. Das Gedicht kann in acht Strophen zu je zw¨olf Zeilen (die sechste Strophe hat nur zehn Zeilen) gegliedert werden. Die zwischen den Strophen 2 und 3, 4 und 5, 7 und 8 stehenden Bibelzitate, die sich auf den Text beziehen, teilen das Gedicht in 432
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Silvester vier Teile ein. Die ingesamt 28 Septenare sind so angeordnet, dass jeweils zwei Strophen zusammen sieben Septenare enthalten. Zun¨achst wird von der Vision des Apostels Johannes berichtet, der das Buch mit sieben Siegeln sah (Offb 5,1); die darin verborgenen g¨ottlichen Geheimnisse werden von dem Lamm mit sieben Augen er¨offnet. Die zweite Stophe z. B. nennt die sieben Wochentage, die sieben Lebensalter, die sieben S¨ohne Hiobs und die sieben Jahre Jakobs. Strophe 8 enth¨alt ein Gebet um die sieben Gaben des Hl. Geistes. ¨ Uberlieferung: Innsbruck, ULB, Cod. 652, 74v–75v (Perg., 12. Jh., bair.-¨osterr.). Ausgaben: Franz Joseph Mone: V. d. S. In: Anzeiger f¨ur Kunde der dt. Vorzeit 8 (1839) Sp. 44–46. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.-XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892. Nachdr. Berlin/Zu¨ rich. Bd. 1, S. 171–174 (Nr. XLIV). – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. T¨ubingen 1964, S. 349–351. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Auswahl v. Albert Waag neu hg. v. Werner Schr¨oder. T¨ubingen 1972 (ATB 71f.), S. 86–91 (Lit.). Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 70–73. – Peter Ganz, VL2 8 (1992) Sp. 1189–1192. – Johann Kelle: Gesch. der dt. Litteratur v. der a¨ltesten Zeit bis zur Mitte des elften Jh. Bd. 2. Berlin 1896, S. 131–134, 331–335. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 265–269. – Max Ittenbach: Dt. Dichtungen der salischen Kaiserzeit und verwandte Denkm¨aler (Bonner Beitr. zur dt. Philologie). W¨urzburg 1937, S. 112–125. – Marie P. Buttell: Religious Ideology and Christian Humanism in German Cluniac Verse. Diss. Washington 1948, S. 163–165. – Volker Schupp: Septenar und Bauform. Stud. zur ‹Auslegung des Vaterunsers›, zu ‹De VII Sigillis› und zum ‹Pal¨astinalied› Walthers v. der Vogelweide (Philol. Stud. und Quellen 22). Berlin 1964, S. 59–100. – Heinz Meyer/Rudolf Suntrup: Lexikon der ma. Zahlenbedeutungen (M¨unstersche MA-Schr. 56). Mu¨ nchen 1987. Nachdr. ebd. 1999, Sp. 479–565. BJ Patricius. – Dt. Legende, entstanden um etwa 1160 im alemannischen Raum, nur fragmentarisch erhalten in ca. 130 verst¨ummelten Versen. Dieses alemannische Fragment der in zahlreichen lat. und volkssprachigen Versionen u¨ berlieferten P.-Legende umfasst die Geschichte des von 433
Mitte 12. Jh. dem Tode zur¨uckgekehrten K¨onigs, dem wiedererweckten Riesen, der Diebstahlsanklage und der Begr¨ußung des Kreuzes. Als Vorlage diente die im 9. Jh. in Irland entstandene lat. Tertia Vita Patricii. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 5249/38 (zweites Viertel 13. Jh., obd.). Ausgabe: Carl v. Kraus: Dt. Gedichte des 12. Jh. Halle 1894, S. 30–35. Literatur: Ehrismann 2,2 (1922) S. 162. – G. S. Adelmann, LCI 8 (1976) Sp. 124 f. – De Boor/ Newald 1 (91979) S. 198. – Michael O’Carroll: Patrick. In: Dict. Spir. 12 (1983) Sp. 477–483. – Wimmer/Melzer (61988) S. 639 f. (Patrick). – Wiebke Freytag, VL2 7 (1989) Sp. 358 f. – David R. Howlett: P. v. Irland. In: TRE 26 (1996) S. 94–96. – Christoph Eger, LThK3 7 (1998) Sp. 1468 f. – Kraus (s. Ausg.) S. 157–182. – Nigel F. Palmer: ‹Visio Tnugdali›. The German and Dutch Translations and Their Circulation in the Later Middle Ages (MTU 76). Mu¨ nchen 1982 (Reg.). – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare ¨ des MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 448. – Karin Schneider: Die Fragm. ma. dt. Versdichtung der BSB M¨unchen (Cgm 5249/1–79) (ZfdA Beih. 1). Stuttgart 1996, S. 68. – Gisela VollmannProfe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 360, 363. – K. Schneider: Die dt. Hss. der BSB Mu¨ nchen. Die ma. Fragm. Cgm 5249–5250 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,8). Wiesbaden 2005, S. 75. SF Silvester. – Dt. Legenden. Die Legende des r¨omischen Bischofs S. I. († 31.12.335 Rom) ist in allen dt. und lat. Legendaren des MA enthalten. Danach taufte S. Konstantin und heilte ihn vom Aussatz, worauf dieser das Christentum zur Staatsreligion machte. Zentral ist die Disputation, in der S. seinen Glauben gegen Heiden und Juden verteidigt; sie war Vorbild f¨ur die ma. Judendialoge. Die a¨ lteste dt. S.-Legende ist in der → Kaiserchronik enthalten, welche Quelle f¨ur den → Trierer Silvester war. In der Fassung der Kaiserchronik sowie in einer von ihr unabh¨angigen Prosaversion hat die S.-Legende auch Eingang in die → S¨achsische Weltchronik gefunden. Zwei weitere Versfassungen entstanden im 13. Jh. (→ Konrad von W¨urz434
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Mitte 12. Jh. burg, → Passional). Eine von den Legendaren unabh¨angige Prosalegende ist in der Handschrift Deventer, Athenaeum-Bibl., Cod. 101 F 9, 388ra/rb, u¨ berliefert; eine kurze Zusammenfassung der Legende ist in einer urspr¨unglich wahrscheinlich alemannisch/schw¨abischen Kurzpredigtsammlung aus der ersten H¨alfte des 14. Jh. erhalten. Abdruck: Gerhard Eis: Beitr. zur sp¨atma. dt. Prosa [...]. In: Journal of English and Germanic Philology 52 (1953) S. 75–78. Literatur: Albert Hauck: S. I. In: Realenzyklop¨adie f¨ur protestantische Theologie und Kirche3 18 (1906) S. 338 f. – J¨org Tr¨ager: S. I. In: LCI 8 (1976) Sp. 353–358. – Wimmer/Melzer (61988) S. 748 f. – Werner Williams-Krapp, VL2 8 (1992) Sp. 1247 f. – Gisela Schmitt: S. I. In: BBKL 10 (1995) Sp. 338–341. – Wilhelm Pohlkamp: S. I. In: LexMA 7 (1995) Sp. 1905–1908. – Thomas B¨ohm: S. I. In: LThK3 9 (2000) Sp. 587. – Hanns Christof Brennecke: S. I. In: RGG4 7 (2004) Sp. 1321 f. – Georg Prochnow: Mhd. Silvesterlegenden und ihre Quellen. Diss. Marburg 1901. – Wilhelm Levison: Konstantinische Schenkung und S.-Legende. In: Aus rheinischer und fr¨ankischer Fr¨uhzeit. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze. Hg. v. W. Levison. Du¨ sseldorf 1948, S. 390–465. – Raymond-Joseph Loenertz: Actus Sylvestri. Gen`ese d’une l´egende. In: Revue d’histoire eccl´esiastique 70 (1975) S. 426–439. – W. Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare ¨ des MA. Stud. zu ihrer Uberlieferungs-, Textund Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 460. – Michele R. Salzman: On Roman Time. The Cod.-Calendar of 354 and the Rhythms of Urban Life in Late Antiquity. Diss. Boston 1990. – W. Pohlkamp: Textfassungen, literarische Formen und geschichtliche Funktionen der r¨omischen S.Akten. In: Francia 19,1 (1992) S. 115–196. – Garth Fowden: The Last Days of Constantine. Oppositional Versions and Their Influence. In: Journal of Roman Studies 84 (1994) S. 146–170. – Manfred Becker-Huberti: Lex. der Br¨auche und Feste. FreiSF burg i. Br. u. a. 22007, S. 379 f. Theophilus. – Lat./dt. Legendenfassungen und Spiele. Die griechische T.- Legende entstand vermutlich in der zweiten H¨alfte des 7. Jh., sie wurde (zusammen mit der von → Maria Aegyptiaca) um 870 von einem Paulus Diaconus Neapolitanus ins Lat. u¨ bersetzt und ist Karl dem Kahlen gewidmet. 435
Theophilus Der fromme T. lehnt dem¨utig die ihm angetragene Bischofsw¨urde ab; von dem an seiner Stelle ernannten Bischof wird er verleumdet und aus seinem Amt als «vicedominus» (Ratgeber des Bischofs) vertrieben. T. ertr¨agt das nicht und schließt mit Hilfe eines Juden einen schriftlichen Pakt mit dem Teufel zur Wiedererlangung seines Amtes. Tats¨achlich wird T. wieder in sein Amt eingesetzt, das er hochm¨utig verwaltet; bald bereut er jedoch und bittet Maria 40 Tage lang bei strenger Askese um Verzeihung. Maria verspricht T. in einer Vision ihre F¨urbitte und wendet sich an Jesus, der T. verzeiht; schließlich bringt Maria die Teufelsurkunde zur¨uck. Nach einem o¨ ffentlichen Schuldbekenntnis stirbt T. in Frieden. Die lat. Fassung der Legende ist in u¨ ber 100 Handschriften u¨ berliefert. Vgl. dazu Gier (s. Lit.) S. 344–347. Ausgaben: Acta Sanctorum, Februar I. Antwerpen 1863, S. 480–495. – Petsch 1908 (s. Ausg.) S. 1–10. Urspr¨unglich war die Geschichte wohl zur F¨orderung der Bußpraxis gedacht. Wie in der Maria Aegyptiaca wird die Gnade extremen, aber bußfertigen S¨undern zuteil. Die Erz¨ahlung stellt die Mittlerfunktion Marias heraus und demonstriert die Unermeßlichkeit der g¨ottlichen Gnade. Im 11. Jh. entstand in Frankreich als Cento aus dem lat. Text die Oratio Theophili, die → Elisabeth von Sch¨onau als Gebet einer Frau in ihr Gebetbuch u¨ bernahm. Ausgabe: Friedrich W. E. Roth: Die Visionen der hl. Elisabeth [...].Wien/W¨urzburg 21886, S. 21–23. Als erste dichterische Bearbeitung im dt. Sprachgebiet gilt die vor 959 entstandene der → Hrotsvit von Gandersheim, etwa 200 Jahre sp¨ater folgten, mit Prolog und Epilog, die Versus de vita Theophili von → Rahewin (651 Hexameter); eine Narratio de casu Theophili vicedomini (12. Jh.) in 317 leoninischen Hexametern stammt vielleicht von einem Mo¨ nch Gevehardus aus Grafschaft (Darmstadt, LB, Hs. 749), einen Miniaturen-Zyklus mit erl¨auternden Hexametern enth¨alt das Matutinale von Scheyern aus dem Anfang des 13. Jh. Selbstst¨andige deutschsprachige T.-Legenden sind keine bekannt, h¨aufig erscheinen die Legenden aber als Teil von gr¨oßeren Werken, wobei meistens Maria im Zentrum steht. Zu erw¨ahnen sind: 436
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Theophilus Der → Arme Hartmann (Credo, V. 1926–2001), → Brun von Sch¨onebeck (Ave Maria, Hohes Lied); Predigtsammlungen und Legendare wie die Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine), das → Speculum ecclesiae und Der → Heiligen Leben. Als Marienmirakel ist der T. in fast allen Exempel- und Marienmirakelsammlungen enthalten, hervorzuheben ist etwa die 322 Verse umfassende Fassung im Buch I des → Passionals. Ferner findet die T.Geschichte in zahlreichen lat. und dt. Dichtungen zum Preis Marias als Mutter der Barmherzigkeit Erw¨ahnung (u. a. → Rheinisches Marienlob, Goldene Schmiede → Konrads von W¨urzburg). Aus dem 15. Jh. sind drei mnd. T.-Spiele u¨ berliefert, die teilweise gemeinsamen Versbestand und gegen¨uber der a¨ltesten Legendenfassung ein modifiziertes Handlungsger¨ust aufweisen. H: 745 Verse; Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 1203 Helmst., 143r–159v (erste H¨alfte 15. Jh., ostf¨alisch); S: 992 Verse; Kgl. Bibl. Stockholm, Cod. Vu 73, 67r–83r (fr¨uhes 15. Jh., ostelbisch, nach mittelfr¨ankischer Vorlage) und T: 824 Verse, Trier, StB, Hs. 1120/128 4°, 1r–12v (s¨ud¨ostliches Niederfranken, zwischen etwa 1440 und 1460; Fragm mit Noten). Bekannt sind drei Auff¨uhrungszeugnisse vom Niederrhein (Deventer 1436, Bocholt 1459 und Deinze 1483). H ist ein Lese-Manuskript nach einer Spielvorlage, der Grund f¨ur den Teufelspakt wird von T. in einem einleitenden Klage-Monolog berichtend nachgeholt, Teufelsbeschw¨orung und -b¨undnis folgen unmittelbar, das Weltleben T.’ wird nur angedeutet. Nach der Bußpredigt folgen T.’ Umkehr und seine Rettung durch Maria. Das Personal besteht aus f¨unf redenden und einer stummen Person (Lucifer). Auch S ist ein Lesetext nach einer Spielvorlage; dort wird die Ursache f¨ur den Teufelspakt dargestellt und nicht bloß berichtet (21 Sprechrollen). T ist das Fragment eines Auff¨uhrungs-Manuskriptes; das Spiel wird durch einen «boeden» («praecursor») eingeleitet und durch gesungene «silete»-Rufe und ebenfalls gesungene Inhaltsvorschauen gegliedert. Die Ausstoßung T.’ wird durch die Auflehnung gegen die Statuten des gew¨ahlten Bischofs begr¨undet; T. ist darauf erniedrigt und verstrickt sich in den drei Begegnungen mit einem Schwarzk¨unstler, mit dem Juden und mit dem Teufel immer mehr. Der Teufelspakt enth¨alt eine nur dort vorkommende Absage T.’ an Gott und Maria, mit Hinweisen auf das folgende Weltleben und die Erl¨osungshandlung bricht der Text ab. Allein f¨ur den erhaltenen Text 437
Mitte 12. Jh. (der wohl weniger als die H¨alfte des Ganzen ausmachen d¨urfte) werden mehr als 30 redende Darsteller und mehrere Statisten gebraucht. Der Teufelspakt wird jeweils in drei Schritten dargestellt: Begehren um die Hilfe eines beliebigen Teufels, Bannung Satans und eigentlicher Pakt, der wiederum in drei Stadien geschieht: Angebot des Verkaufs der Seele, Absage an Gott und Maria (in T) sowie f¨ormliche Verschreibung in einer Urkunde, die Lucifer zur Verwahrung u¨ berantwortet wird. Die Beschw¨orungsformel evoziert den gesamten Weltprozess von der Sch¨opfung u¨ ber den Engelssturz bis zum J¨ungsten Gericht; die Teufel erscheinen dabei als geschaffen und damit als bedingt und abh¨angig, daraus erkl¨art sich ihre Beschw¨orbarkeit und die M¨oglichkeit, den Pakt auch wieder aufzul¨osen. Die psychologische Durchdringung der Figur T. ist in T am weitesten fortgeschritten (Zerrissenheit zwischen Fr¨ommigkeit und Stolz, Hochmut, Wut und Verzweiflung), in allen Texten geht T. den Teufelspakt in klarem Bewusstsein der Tragweite und des Ungleichgewichts von Leistung und Gegenleistung ein. In T wird im Vorspiel T.’ Beispielfall zu grunds¨atzlicher Kritik an der Verweltlichung des Klerus genutzt. Ausgaben: Paul J. Bruns: Romantische und andere Gedichte in Altplattdt. Sprache [...]. Berlin 1798, S. 289–330. – George W. Dasent: T. in Icelandic, Low German and Other Tongues. London 1845, S. 33–66. – Ludwig Ettm¨uller: T. (Bibl. der gesammten dt. National-Lit. 27). Quedlinburg/Leipzig 1849. – August H. Hoffmann v. Fallersleben: T. Nd. Schauspiel aus einer Trierer Hs. [...]. Hannover 1853. – Ders.: T. Nd. Schauspiel in zwei Fortsetzungen aus einer Stockholmer und einer Helmst¨adter Hs. Hannover 1854. – Peter Bohn, in: Monatsh. f¨ur Musikgesch. 9 (1877) S. 24 f. – Robert Petsch: T. Mnd. Drama in drei Fassungen (Germ. Bibl. II,2). Heidelberg 1908. – Helmut Glagla: T. Hamburg 1981, S. 43–71. – Loek Geeraedts: Die Stockholmer Hs. Cod. Holm. Vu 73. Edition und Unters. einer mnd. Sammelhs. (Nd. Stud. 32). K¨oln/Wien 1984, S. 245–273. – Andr´e Schny¨ der: Das mnd. Theophilus-Spiel. Text – Ubersetzung – Stellenkomm. (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgesch. 58 [292]). Berlin/New York 2009. Literatur: Manitius 3 (1931) S. 721 u. o¨ . – Barbara B¨ohm, LCI 8 (1976) Sp. 462. – Killy 11 (1991) S. 329. – MarLex 6 (1994) S. 388. – De Boor/Newald 4/1 (21994) S. 268, 799. – Konrad Kunze/Hansj¨urgen Linke, VL 2 9 (1995) 438
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Mitte 12. Jh. Sp. 775–782. – Paolo Chiesa u. a., LexMA 8 ¨ (1997) Sp. 667–670. – Karl Sass: Uber das Verh¨altnis der Recensionen des nd. Spiels v. T. Elmshorn 1879. – Anton Reichl: Die Beziehungen zwischen Schernberks ‹spil von fraw Jutten› und dem nd. T. (Jahresber. u¨ ber das K. K. StaatsObergymnasium in Arnau 9). Arnau 1890. – Robert Sprenger: Zur Kritik und Erkl¨arung des T. In: NdJb 16 (1890) S. 128–139. – Eduard Damk¨ohler: Zum mnd. T.-Drama. In: ebd. 39 (1913) S. 123–125. – Christian Sarauw: Textgeschichtliches zu den Spielen v. T. und Frau Jutten. In: PBB (Halle) 48 (1924) S. 495 f. – Karl Plenzat: Die T.-Legende in den Dichtungen des MA (Germ. Stud. 43). Berlin 1926 (Nachdr. Nendeln/Liechtenstein 1967) S. 141–203. – R. Petsch: Der Aufbau des Helmst¨adter T. In: Nd. Stud. FS Conrad Borchling. Neum¨unster 1932, S. 59–77. – Hanns Ott: Personengestaltung im geistlichen T.Drama des MA. Diss. Bonn 1939, S. 138–144. – R. Petsch: Die Vorspiele des T.-Dramas. In: NdJb 65/66 (1939/40) S. 45–54. – C. Borchling: Die Entstehungszeit des mnd. T.-Spiels. In: Vom Geist der Dichtung. Ged¨achtnisschr. R. Petsch. Hg. v. Fritz Martini. Hamburg 1949, S. 286–295. – Theo Meier: Die Gestalt Marias im geistlichen Schauspiel des MA (Phil.Stud.u.Qu. 4). Berlin 1959, S. 101–106. – Hans Heinrich Weber: Stud. zur dt. Marienlegende des MA am Beispiel des T. Diss. Hamburg 1966. – Erhard Dorn: Der su¨ ndige Heilige in der Legende des MA (Medium Aevum. Philol. Stud. 10). Mu¨ nchen 1967. – Ludwig Wolff: Die Theophiluslegende in der Dichtung des dt. MA. In: Gedenkschr. Paul Alpers. Hg. v. Herbert R¨ohrig. Hildesheim 1968, S. 90–100. – David Brett-Evans: Von Hrotsvit bis Folz und Gengenbach. Tl. 2: Religi¨ose und weltliche Spiele des Sp¨atMA (Grundlagen der Germanistik 18). Berlin 1975, S. 27–31. – Bernd Neumann: Ma. Schauspiel am Niederrhein. In: ZfdPh 94 (1975) Sonderh., S. 147–194. – Elke Ukena: Die dt. Mirakelspiele des Sp¨atMA. Stud. und Texte. Bd. 1 (Europ¨aische Hochschulschr. 1, 115). Frankfurt a. M. 1975, S. 150–222. – Heinrich Biermann: Die deutschsprachigen Legendenspiele des sp¨aten MA und der fr¨uhen Neuzeit. Diss. K¨oln 1977, S. 177–186. – Albert Gier: Der S¨under als Beispiel. Zu Gestalt und Funktion hagiographischer Gebrauchstexte anhand der Theophiluslegende (Bonner romanistische Arbeiten 1). Frankfurt/M. u. a. 1977. – Geeraedts (s. Ausg.) passim. – Rolf Bergmann unter Mitarb. v. 439
Tobiassegen Eva P. Diedrichs/Christoph Treutwein: Kat. der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des MA (Ver¨off. der Kommission f¨ur Dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss.). M¨unchen 1986, S. 339 f. (Nr. 154), S. 344 f. (Nr. 157), S. 372–374 (Nr. 173). – B. Neumann: Geistliches Schauspiel im Zeugnis der Zeit. Zu Auff¨uhrungen ma. religi¨oser Dramen im dt. Sprachgebiet. Zwei Bde. (MTU 84/85). M¨unchen u. a. 1987. – Volker Krobisch: Das Trierer Theophilusspiel. In: FrancoSaxonica [...]. FS Jan Goossens. Neum¨unster 1990, S. 309–318. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 326. – Roswitha Wisniewski: Zwei Sammelhss. aus Pommern. Besonders zu ‹Marienklage›, ‹T.›, ‹De segheler›. In: Vom vielfachen Schriftsinn im MA. FS Dietrich Schmidtke. Hg. v. Freimut L¨oser/Ralf G. P¨asler (Schr. zur Medi¨avistik 4). Hamburg 2005, S. 623–635, hier S. 629–635. – Schnyder (s. Ausg.). SF Tobiassegen. – Gereimter Reisesegen, seit dem 12. Jh. in verschiedenen Fassungen u¨ berliefert. Dieser Reisesegen in Versen beruht auf dem biblischen Buch Tobias. Der blinde Tobias f¨uhlt seinen Tod nahen und schickt seinen gleichnamigen Sohn zum Schuldeneintreiben nach Medien. Der von Gott erbetene Schutz f¨ur seinen Sohn wird diesem durch den Erzengel Raphael zuteil. Verwandte a¨ltere Texte, die dem T. als Quelle gedient haben k¨onnten, sind nicht bekannt. Der Text setzt sich in der Regel aus vier Abschnitten zusammen (an deren R¨andern wurden gelegentlich zus¨atzliche Verse angebracht): Abschied des Vaters von seinem Sohn, der eigentliche Segen des Vaters mit Aufz¨ahlung von Schutzberei¨ chen und Schutzm¨achten, kurze Uberleitung, abschließender Segen, der aus einer Reihe anaphorischer Segensw¨unsche (manchmal in Prosa gehalten) besteht. In enger Beziehung zum gereimten T. steht der Prosasegen des Tobias in der → Historienbibel. ¨ Uberlieferung und Einzelabdrucke: Chur, Staatsarch. Graub¨unden, Cod. B 1 (fr¨uher Kantonsbibl., Ms. 53a), 108r–110v (Pap., Ende 15. Jh., hochalemannisch). – Erfurt, UB, Cod. Ampl. 4° 387a, Fragm., vier Querstreifen eines Doppelblattes (Perg., 12. oder 13. Jh., obd. [alemannisch ?]); verschollen, Abdruck von drei Querstreifen: Mu¨ llenhoff/Scherer, Bd. 2, S. 291. – St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI. 353, 187r--v (15. Jh.); Abdruck: Stuart, Der Linzer T. – Graz, UB, Ms. 1703 440
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Zehntausend M¨artyrer Nr. 363 (fr¨uher Privatbesitz Anton E. Sch¨onbach, Graz [1]), Fragm., 3 L¨angsstreifen eines Blattes (Perg., wohl Bestandteil eines Gebetbuches, letztes Viertel 13. Jh., alemannisch); Abdruck: Anton Sch¨onbach/Karl M¨ullenhoff. Ein Bruchst¨uck des T.s (Denkm¨aler XLVII,4). In: ZfdA 19 (1876) S. 495–497. – M¨unchen, BSB, Cgm 850, 53v–59r (15. Jh.); Abdruck: A. Sch¨onbach, ZfdA 24 (1880) S. 182–189. – Ebd., Clm 17051, 225r (14. Jh.); Abdr. [E.] St[einmeyer], ZfdA 24 (1880) S. 189–191. – Ebd., Cgm 5250/21b, 2 Bll. (T. und Gebet, Perg., erste H¨alfte 15. Jh., ostschw¨abisch). – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Cod. 5832, 2r–5r (15. Jh.); Abdruck: Anzeiger f¨ur Kunde der Vorzeit 1 (1853) S. 135 f. – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VII, 8, 89v (nur der Anfang, 15. Jh.) und 146r–148v (ganzer Text, 14. Jh.); Abdruck: Mu¨ llenhoff/Scherer, Bd. 2, S. 292–294. – Ebd., Cod. Cent. VII, 38, 203v–205v (15. Jh.). – Rostock, UB, Ms. theol. 14, 145r-v (Perg. und Pap., 15. Jh.), die einzige nd. Fassung; Abdruck: K. Hofmann, Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 6/1 (1871) S. 458–460. – Solothurn, ZB, Cod. S 194, 102r-v (Pap., Ende 15. Jh.). – Uppsala, UB, Cod. C 664, S. 53 f. (Perg., ¨ 13. Jh., obd.). – Wien, ONB, Cod. 2817, 24v–25v (Pap., 14. Jh., schw¨abisch); Abdruck: Stuart, ‹Das ist der rechte ...›, S. 97–100. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Extrav. 226, 54r–55v (15. Jh.); Abdruck: Johann Joachim Eschenburg: Denkm¨aler altdt. Dichtkunst. Bremen 1799, S. 277–283. – Ein Fragm. des 12. Jh., jetzt verschollen, Abdruck: A. Sch¨onbach, ZfdA 19 (1876) 495 f. – Eine st¨arker abweichende Fassung in Augsburg, SB und StB, 2° Cod. 91, 57v–58r (Pap., erste H¨alfte 15. Jh., ¨ bair.), und Wien, ONB, Cod. 13045, S. 499 f. (Pap., 15. Jh., o¨ sterr.) – Enge Beziehungen zum gereimten T. hat der (Prosa-)Segen des Tobias in der → Historienbibel Ia, Abdruck: Theodor Merzdorf: Die dt. Historienbibeln des MA nach vierzig Hss. Bd. 2 (Bibl. des litterarischen Vereins in Stuttgart 101). T¨ubingen 1870, S. 520 (vgl. J. Stosch, ZfdPh 29, 1897, 171 f.). Ausgabe: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892. Nachdr. Berlin/Zu¨ rich. Bd. 1, S. 183–192 (Nr. XLVII,4). Literatur: Ehrismann 1 (21932) 118 f. – Heather Stuart, VL2 9 (1995) 947–949. – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 290–298. – Martin Bocian, unter Mitarbeit v. Ursula Kraut und Iris 441
Mitte 12. Jh. Lenz: Lex. der biblischen Personen. 2., erw. Aufl. Stuttgart 2004, S. 498–502. – Paul Piper: Nachtr¨age zur a¨lteren dt. Litt. (Bibl.dt.Nat.-Lit. 162). Stuttgart o. J. [1898] (Nachdr. 1974) S. 201–204. – H. Stuart: Zur Interpretation der Reisesegen. In: ZfdPh 97 (1978) S. 2–15. – Dies.: ‹Das ist der rechte und wahrhafte T.›. In: Euph. 74 (1980) S. 95–112. – Dies.: Der Linzer T. und die Entwicklung ma. Segensspr¨uche. In: Kunstjb. der Stadt Linz (1980) S. 67–72. – Dies./F. Walla: Eine Neuausg. des ma. T. In: Daphnis 11 (1982) S. 777–780. – Dies.: ¨ Die Uberl. der ma. Segen. In: ZfdA 116 (1987) S. 53–79. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001. – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 292–294 (Nr. 160). BJ Zehntausend M¨artyrer. – Dt. und ndl. Prosalegenden. Die im 12. Jh. entstandene Legende der Z. M. sollte den Kreuzfahrern zum Auftrieb gereichen: Der Heidenf¨urst Achatius konvertiert mit seinem gesamten Heer zum Christentum, nachdem er mit Gottes Hilfe den Sieg u¨ ber den Feind erringen kann. Die Kaiser Hadrian und Antonius lassen Achatius, der zu den vierzehn Nothelfern z¨ahlt, und sein Gefolge daraufhin mit Dornenzweigen foltern und kreuzigen. Die Legende wurde als Sondergut in lat. Handschriften der Legenda aurea des → Jacobus a Voragine aufgenommen und gelangte so in die dt. ¨ Ubersetzungen und andere dt. Legendare und Heiligenpredigtsammlungen. Dt. und ndl. Prosaversionen: ¨ 1. Wohl alemannische Ubersetzung von BHL 20 des 15. Jh. ¨ Uberlieferung: Bamberg, SB, Msc. Class. 87 a, 157v–170r. – Berlin, SBB, Mgq 201, 137r–159r. – Heidelberg, UB, Cpg 108, 91r–100v. – Karlsruhe, LB, Cod. Licht. 82, 142r–157r. – Ebd., Cod. St. Peter pap. 28, 132ra–135rb. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 54, 88r–94v. Ausgabe: Zatoˇcil (s. Lit.) S. 187–197. ¨ 2. Eine alemannische Ubersetzung einer abbreviierten Version von BHL 20 in der hagiographischen Sammelhandschrift Kolmar, Bibl. de la Ville, Cod. 343, 163va–169rb. 442
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Mitte 12. Jh. Ausgabe: Konrad Kunze (Hg.): Die Els¨assische Legenda aurea. Bd. 2. Das Sondergut (TTG 10). T¨ubingen 1983, S. 260–267. 3. Eine hochalemannische Kurzversion ist in Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 240, 182ra/rb u¨ berliefert. ¨ Heinrich → Kramer als Ubersetzer wird mittlerweile angezweifelt. ¨ 4. Eine wohl ndl. Ubersetzung, die haupts¨achlich im Mittelfr¨ankischen als Sondergut der S¨udmndl. Legenda aurea u¨ berliefert ist. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgq 1687, 146vb–149ra. – Br¨ussel, Koninkl. Bibl., Cod. IV 138, 332va–334va. – Darmstadt, LB, Hs 144, 14ra–17ra. – Ebd., Hs 814, 195vb–197vb. – Deventer, Athenaeumbibl., Cod. 101 F 9, 276va–281vb. – K¨oln, Hist. Arch., Cod. W 25, 119r–129r. – Ebd., Cod. W 169, 315va–317va. – London, British Library, Add. MS. 18162, 107va–108ra. – Ebd., University College Library, MS. Germ. 17, 224rb–228rb. – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs 8826, 268ra–271ra. Ausgabe: Zatoˇcil (s. Lit.) S. 203–205. ¨ 5. Die Ubersetzung einer lat. Kurzfassung findet sich in Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 80,5 Aug. 2°, 116vb–117rb im Rahmen einer Handschrift der Nordmndl. Legenda aurea. Ausgabe: Zatoˇcil (s. Lit.) S. 199 f., 208. ¨ 6. F¨ur eine ndl. Ubersetzung in London, British Library, Add. MS. 20.034, 155va–157vb diente wohl eine abbreviierte Fassung von BHL 20 als Vorlage. Ausgabe: Zatoˇcil (s. Lit.) S. 198, 200–203. ¨ 7. Eine ndl. Ubersetzung einer abbreviierten Version von BHL 20. ¨ Uberlieferung. Berlin, SBB, Mgf 1027, 174vb–176vb. – Nijmegen, Gemeentearchief, Rooms Katholiek Weeshuis cod. 953, 290ra–294rb. Ausgabe: Zatoˇcil (s. Lit.) S. 200, 205–208. Literatur: Jan Deschamps: De Middelnederlandse handschriften van de grote en de kleine ‹Der sielen troest› (Handelingen der Koninklijke Zuidnederlandse Maatschappij voor Taal- en Letterkunde en Geschiedenis 17). Oudenaarde 1963, S. 111–167, hier S. 125, 132. ¨ 8. Eine relativ weit verbreitete Ubersetzung beginnt «Doe adriaen ende anthonyn die roemsche keysers gehoert hadden». ¨ Uberlieferung: Amsterdam, UB, Cod. VI B 15, 28va–30rb. – Br¨ussel, Koninkl. Bibl., Cod. 388, 297vb–299vb. – Ebd., Cod. 3402–03, 143ra–145va. – Ebd., Cod. II 1944, 39rb–43rb. – Deventer, Athenaeumbibl., Cod. 101 D 5, 285va–288vb. – Ebd., Cod. 101 F 13, 153rb–157vb. – Den Haag, Koninkl. 443
Vatikanische Gebete Bibl., Cod. 70 E 14, 75va–77vb. – ebd., Cod. 78 F 1, 173IIva–175rb. – Ebd. Cod. 131 G 11, 41rb–45rb. – Leiden, UB, Cod. Lett. 278, 46ra–47rb. – Ebd., Cod. Lett. 280, 27rb–29va. – Utrecht, Centraal Museum, Cat. 1569, 64ra–65vb. 9. In allen 13 Drucken der S¨udmndl. Legenda aurea und in Br¨ussel, Koninkl. Bibl., Cod. 15.142, 20r/v (zweite H¨alfte 16. Jh.) ist eine Version der Legende mit dem Inc. «Daer was in voerleden tiden een prince gehieten Achasius» u¨ berliefert. 10. Eine Version in der westf¨alischen Handschrift Berlin, SBB, Mgq 524, 8r–10v mit dem Inc. «Sancte Agacius vnd Eliades myt sestien dusent volkes». 11. Eine Version in Leiden, UB, Cod. Lett. 281, 206va–210ra mit dem Inc. «Jn dier tijt doe Adrianus ende Anthonius regnierden». 12. Eine Version in Den Haag, Koninkl. Bibl., Cod. 133 B 17, 15rb–16ra mit dem Inc. «Die tien dusent martelaren worden alle opeen dach». 13. Eine unvollst¨andige Version in Berlin, SBB, Mgf 956, 191vb mit dem Inc. «Het was een keyser van romen diemen hiet adrianus die vernam dat». ¨ 14. Eine Ubersetzung von BHL 20 ist unikal in Stockholm, Kungliga Bibl., Cod. Huseby 16, 97vb–110va u¨ berliefert. Inc.: «Onse behouder ihesus cristus die ewihe soen». Literatur: Werner Williams-Krapp, VL2 10 (1999) Sp. 1517–1520. – Theofried Baumeister, LThK3 10 (2001) Sp. 1398. – Leopold Zatoˇcil: Die Legende v. den 10.000 Rittern nach altdt. und mndl. Texten nebst einer alttschechischen Versbearb. und dem lat. Original. In: Germanistische Stud. und Texte Bd. 1. Hg. v. L. Zatoˇcil (Opera Universitatis Purkynianae Brunensis. Facultas Philosophica / Spisy University J. E. Purkyne v Brne. Filosofick´a Fakulta 131). Br¨unn 1968, S. 167–224. – W. Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des ¨ MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 472. SF Vatikanische Gebete. – Innerhalb eines Breviers u¨ berlieferte lat.-dt. Gebetstexte, wahrscheinlich 12. Jh. Drei der Gebete, die sich an unterschiedlichen Stellen des Breviers finden, stehen in einem inneren Zusammenhang; der dt. Text schließt sich jeweils an das lat. Gebet an und stellt eine Bitte um Erh¨orung des lat. Gebets dar, Maria wird um Vermittlung bei Jesus gebeten. Ein nur dt. u¨ berliefertes Gebet zeigt eine s¨undige Beterin, die sich unter den Schutz Marias stellt. Ein l¨angeres Gebet soll unter 444
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Elisabeth von Schonau ¨ dem Kruzifix verrichtet werden, Haupt und Glieder des Gekreuzigten bilden dabei die Stationen der frommen Betrachtung des Beters. Am Schluss jeden Abschnitts stehen die Paternoster und der Text eines am Passionssonntag verwendeten Responsoriums. Am Ende des Textes soll der Beter die die Totenvesper er¨offnende Antiphon und den Psalm 114 lesen. Der eigentliche Gebetstext ist lat., dt. sind die Gebetsanweisungen. Das letzte Gebet empfiehlt f¨ur den Sonntag nach Anz¨unden einer Kerze das Beten verschiedener lat. Psalmen und Hymnen in einer bestimmten Reihenfolge unter Beobachtung wechselnder Gebetshaltung. Die dt. Texte sind auf eine Frau als Benutzerin ausgerichtet, die Sprache zeigt rheinfr¨ankische Zu¨ ge. ¨ Uberlieferung: Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 4763, 107r–107v, 109r–110r, 111v–112r, 12v–113r, 124v–128v (Perg., zweites Viertel 13. Jh., rheinfr¨ankisch; die Hs. ist ein lat.-dt. Tagzeitenbuch f¨ur Nonnen). Ausgaben: Greith (s. Lit.) S. 70 f. – Wilhelm (s. Lit.) Nr. XXVIII. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 170. – Achim Masser, VL2 10 (1999) Sp. 182–184. – Carl Greith: Spicilegium Vaticanum. Beitr. zur n¨aheren Kenntniss der Vatikanischen Bibl. f¨ur dt. Poesie des MA. Frauenfeld 1838, S. 68–71. – Hugo Ehrensberger: Libri Liturgici Bibliothecae Apostolicae Vaticanae Manu Scripti. Freiburg i. Br. 1897 (Nachdr. Hildesheim u. a. 1985) S. 376 f. – Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Hg. v. Friedrich Wilhelm. Zwei Bde., M¨unchen 1914. Nachdr. ebd. 1960, Bd. A, S. 69–73; Bd. B, S. 156–159. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. 1. Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300. Text- und Tafelbd. Wiesbaden 1987, Textbd. S. 112 f., 161. SF Uppsala-Wiener Gebetbuch (fr¨uher Uppsalaer Frauengebete). Zu den vermutlich nach 1150 in einem Frauenkloster entstandenen Reim- und Prosagebeten, u¨ berliefert auf vier aus einer Inkunabel losgel¨osten Doppelbl¨attern (Uppsala), geh¨oren ein Reimgebet zu Johannes Evangelista und Maria Magdalena, ein Prosagebet zu Petrus (auch in → Gebete und Benediktionen von Muri uberliefert), zwei ge¨ reimte Kurzgebete zu den Erzengeln und zu Johannes dem T¨aufer, eine Andacht zu den (f¨unf) Freuden Marias mit eingeschlossener lat. rhythmischer Grußoration sowie zwei Bittgebete an Christus (das 445
2. H¨alfte 12. Jh. zweite enth¨alt lat. Bittrufe aus den Evangelien). Der Wiener Textzeuge enth¨alt ein dt. Prosagebet. ¨ Ubertragung: (a) Uppsala, UB, Fragm. germ. 1, I,1r–II,1v, Fragm., vier Doppelbll., teilweise be¨ schnitten. – (b) Wien, ONB, Cod. Ser. nova 4242, 8r, Fragm., 4 Doppelbll., teilweise beschnitten (Perg., erstes Viertel 13. Jh., ostbair. [donaul¨andischer Raum]). Ausgaben: Hjalmar Psilander: Mhd. Frauengebete in Uppsala. In: ZfdA 49 (1908) S. 363–375. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Abt. A: Text; Abt. B: Komm. (M¨unchener Texte 8). M¨unchen 1914–18 (Nachdr. in einem Bd. M¨unchen 1960 [Germanistische B¨ucherei 3]) S. 173–177 (Abdruck der dt. Prosagebete aus [a]). Literatur: Peter Ochsenbein, VL2 10 (1999) Sp. 114 f. – Hjalmar Psilander: Mhd. Frauengebete in Upsala. In: ZfdA 49 (1908), S. 363–375 (mit Abdruck der dt. Texte aus [a]). – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh., Abteilung A: Text; Abteilung B: Kommentar (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914/16 (Nachdr. in einem Band Mu¨ nchen 1960 [Germanistische B¨ucherei 3]) (B) S. 173–177 (Abdruck der dt. Prosagebete aus [a]). – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, Nr. 236. – P. Ochsenbein: Das Gebetbuch v. Muri als fr¨uhes Zeugnis privater Fr¨ommigkeit einer Frau um 1200. In: FS Heinz Rupp. Hg. v. R¨udiger Schnell. Bern 1989, S. 175–199. – Heike Annette Burmeister/J¨urgen Wolf: Marburger Fund- und Reiseberichte. Miszellen aus dem ‹Repertorium deutschsprachiger Handschriften des 13. Jahrhunderts›. In: ZfdA 127 (1998), S. 45–68, hier S. 63–68. – J. Wolf: Psalter und Gebetbuch am Hof: Bindeglieder zwischen klerikal-literaler und laikal-m¨undlicher Welt. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and its Consequences in Honour of D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca und Christopher Young. Turnhout 2005, S. 139–179, hier S. 178 (Nr. 80). BJ Elisabeth von Schonau ¨ OSB, * 1128/29, † 18.6.1164/65 Kloster Sch¨onau bei Koblenz. – Verfasserin vision¨arer Schriften. E. stammte aus einem rheinischen Adelsgeschlecht, das mehrere Geistliche hervorbrachte. 446
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2. H¨alfte 12. Jh. Mit zw¨olf Jahren trat sie in das Benediktinerkloster Sch¨onau ein, wo sie 1147 die Profess ablegte. 1155 u¨ berzeugte sie ihren Bruder → Ekbert von Sch¨onau, ebenfalls in das Kloster zu kommen. 1157 wurde sie Meisterin des Konvents. E.s Werk ist Zeugnis ihrer Visionen, die sie seit 1152 niederschrieb oder diktierte. Die Redaktion der Texte besorgte Ekbert. Bekannt sind das nach dem Vorbild des Scivias der → Hildegard von Bingen gestaltete Liber viarum Dei (1156–57) mit Ermahnungen an die verschiedenen St¨ande, die Visio de resurrectione beatae Mariae (1156–59) u¨ ber die Himmelfahrt Mariens, außerdem die Revelationes de sacro exercitu virginum Coloniensium (1156–57) u¨ ber die Legende der hl. Ursula und ihrer 11000 Jungfrauen. In den Visiones sammelte Ekbert weitere Visionen E.s. In den Epistolae finden sich Teile ihres Briefwechsels mit Hildegard von Bingen. E.s Werke wurden in f¨unf zeitgen¨ossischen Redaktionen und mehr als 150 Handschriften u¨ berliefert. Im MA weit verbreitet, beeinflussten sie stark die Entwicklung der Ursula-Legende, wurden jedoch von der Kirche nie offiziell anerkannt. E. selbst wurde 1584 heiliggesprochen. ¨ Uberlieferung: F¨ur ein ausf¨uhrliches Verz. der mehr als 100 Hss. vgl. K¨oster 1951 (s. Lit.). Die fr¨uheste bekannte Slg. v. E.s Schriften (um 1163/64) ist verschollen, ebenso eine Abschrift Rogers v. Ford (um 1169), die zur Grundlage der ¨ angels¨achsischen Uberl. wurde. Unter den noch erhaltenen Hss. sind nennenswert: Trier, Dombibl. 10, 72 Bll. (Perg., Maria Laach, 12. Jh., lat.); Slg. v. Texten E.s. – Laon, Bibl. Communale 178, 1r–46r (Perg., Abtei Vauclerc, Ende 12. Jh., lat.); Slg. – London, British Mus., Addit. 15723, 1r–64r (Perg., Abtei Citeaux, um 1200, lat.); Slg. – Luzern, ZB, Cod. N 175 (vormals Cod. Wolhusensis) (Papier, Basel [?], 1516/17, alemannisch); Slg. v. E.s Werken und Briefen. Ausgaben: Umfassendes Verz. der Ausg. auch bei Lewis 1989. – Liber trium virorum et trium spiritualium virginum. Hg. v. Jacques Lef`evre D’Etaples. Paris 1513, S. 119–150 (Neuausg. des Textes u. d. T.: Revelationes SS. Virginum Hildegardis & Elizabethae Schoenaugiensis Ordinis S. Benedicti In Martyrologium Romanum relatarum [...]. K¨oln 1628. – Neuausg. des 3. Buches u. d. T.: Visionum E. virginis coenobite in monasterio de Sconaugia [...] liber III qui dicitur liber viarum dei, Venedig 1558). – Lilia Cistercii sive sacrarum virginum Cistercisenium origo, instituta et res gestae. 447
Elisabeth von Schonau ¨ Hg. v. Chrysostomos Henriquez. 2 Bde. Douai 1633 (Werke und Briefe E.s). – Liber revelationum Elisabethae de sacro exercitu virginum Coloniensium. In: Vita et martyrium S. Ursulae et sociarum undecim millium virginum [...]. Hg. v. Hermann Crombach. K¨oln 1647, fol. 719–745. – Acta Sanctorum Iunii. Bd. 3 und 4. Hg. v. Johannes Bolland. Antwerpen 1701, 1707 (Werke und Briefe). – De revelationibus, visionibus et apparitionibus privatis regulae tutae ex Scriptura [...]. Bd. 1. Hg. v. Eusebius Amort. Augsburg 1744, S. 162–196 (Ausz¨uge aus E.s Werken). – Briefe E.s an Hildegard in: Hildegard v. Bingen: Leben und Schriften der heiligen Hildegard. Bd. 1,1. Hg. v. Ludwig Clarus. Regensburg 1854, Nr. 45 u. o¨ . (Mikrofiche-Ausg. 1994). – Patrologia Latina. Bd. 195. Hg. v. Jacques Paul Migne. Paris 1855, Sp. 113–194 (Visionen und v. Ekbert verfasste Vita E.s). – Neuausg. des ‹Liber revelationum› in: Acta Sanctorum Octobris. Bd. 9. Paris/Rom 1869, S. 163–173. – Die Visionen der hl. E. und die Schr. der Aebte Ekbert und Emecho v. Schoenau. Hg. v. Friedrich W. E. Roth. Br¨unn 1884. 21886. – Das Gebetbuch der Hl. E. v. S. nach der Originalhs. des XII. Jh. Ein Beitr. zur Gesch. der Liturgie, Musik und Malerei [...]. Hg. v. dems. Augsburg 1886. – Briefe an Hildegard in: Johannes May: Die heilige Hildegard v. Bingen aus dem Orden des heiligen Benedikt (1098–1179). Ein Lebensbild. Kempten/Mu¨ nchen 1911, S. 334–348. – Maria David-Windstosser: Frauenmystik im MA. Kempten 1919, S. 70–114 (Ausz¨uge aus E.s Werk). – Dt. Mystikerbriefe des MA 1100–1550. Hg. v. W. Oehl. Mu¨ nchen 1931, S. 113 f., 149 f. u. o¨ . (Briefe E.s). – Emil Spiess: Ein Zeuge ma. Mystik in der Schweiz: Codex Wolhusensis. Die Schriften der E. v. S. und ‹Das fließende Licht der Gottheit› der Mechthild v. Magdeburg. Rorschach 1935. – Schmitz 1935 (s. Lit.). – E. v. S.: The Complete Works. Hg. v. Anne Louise Clark. New York 2000. – E. v. S.: Werke. Hg. v. der Kirchengemeinde St. Florin in Kloster Sch¨onau. ¨ Ubers. v. Peter Dinzelbacher. Paderborn u. a. 2006 ¨ (dt. Ubers., mit Einleitung und Komm.). Bibliographie: Gertrud J. Lewis u. a.: Bibliogr. zur dt. Frauenmystik des MA mit einem Anhang zu Beatrijs van Nazareth und Hadewijch. Berlin 1989, S. 146–158. Literatur: Franz Xaver Kraus, ADB 6 (1877) 46 f. – Kurt K¨oster, NDB 4 (1959) 452 f. – Otto Stegm¨uller, in: Lex. der Marienkunde. Bd. 1. Hg. v. Konrad Algermissen u. a. Regensburg 1967, 448
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Elisabeth von Schonau ¨ Sp. 1558–1561. – K. K¨oster: E. et Egbert de Schoenau, Benedictins. In: Dict. Spir. 4 (1959) Sp. 584–588. – Jean-Charles Didier, DHGE 15 (1963) Sp. 221–224. – K. K¨oster, VL2 2 (1980) Sp. 488–494. – Peter Dinzelbacher, LexMA 3 (1985) Sp. 1842 f. – Margot Schmidt, Marienlex. 2 (1989) S. 328 f. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 1497 f. – Gabriele Lautenschl¨ager, LThK3 3 (1995) Sp. 602. – Schulthess/Imbach (1996) S. 417. – Marie-Luise Ehrenschwendtner, RGG4 2 (1999) Sp. 1222. – Anette Syndikus, Killy2 3 (2008) S. 257 f. – Johannes Trithemius: De scriptoribus ecclesiasticis. K¨oln 1546, S. 170. – Ders.: Opera pia et spiritualia. Hg. v. Johannes Busaeus. Mainz 1605, S. 114. – Johann H. Kessel: St. Ursula und ihre Ges. Eine krit.-hist. Monographie. K¨oln 1863, S. 223 f. – August Nebe: Die hl. E. und Egbert v. S. In: Annalen des Ver. f¨ur nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 8 (1866) S. 157–292. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl 1. Leipizg 1874, S. 37–43. – Konrad v. Maurer: Der E. v. S. Visionen nach einer isl¨andischen Quelle. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 1 (1883) S. 401–423. – C. Fritzsche: Die lat. Visionen des MA bis zur Mitte des 12. Jh. In: Romanische Forschungen 2 (1886) S. 247–279; ebd. 3 (1887) S. 337–369. – Johann Ibach: Das Leben der hl. Jungfrau E. v. S. Ord. St. Benedicti, nebst den sch¨onsten ihrer Visionen. Limburg 1898. – Christian Spielmann: Gesch. v. Nassau (Land und Haus) v. den a¨ ltesten Zeiten bis zur Gegenwart. Tl. 3. Wiesbaden 1911, S. 16–21. – Jean M. L. Besse: Les mystiques b´en´edictins des origines au XIIIe si`ecle. Paris 1922, S. 202–214. – W. Oehl: Neu entdeckte Mystikertexte. E. v. S. und Mechtild v. Magdeburg. ZfdA 64 (1927) S. 277–281. – Livarius Oliger: Revelationes B. Elisabeth. Disquisitio critica una cum textibus latino et catalaunensi. In: Antonianum 1 (1926) S. 24–83; ebd. 2 (1927) S. 483–484. – Wilhelm Levison: Das Werden der Ursula-Legende. In: Bonner Jb. 132 (1928) S. 1–164 (separater Nachdr. K¨oln 1928). – Guy de Tervarent: La l´egende de sainte Ursule dans la litt´erature et l’art du moyen aˆ ge. Tl. 1, Paris 1931, S. 30 f. u. o¨ . – Karl Bihlmeyer: Die Selbstbiogr. in der dt. Mystik des MA. In: Theologische Quartalschr. 114 (1933) S. 504–544. – Alfons Zimmermann: Kalendarium Benedictinum. Die Heiligen und Seligen des Benediktinerordens und seiner Zweige. Bd. 2. Metten 1934, S. 327–331. – Philibert Schmitz: Visions in´edites de sainte E. de S. 449
2. H¨alfte 12. Jh. In: Revue b´en´edictine 47 (1935) S. 181–183. – E. Spiess 1935 (s. Ausg.). – Ruth J. Dean: Manuscripts of St. Elizabeth of S. in England. In: Modern Language Review 32 (1937) S. 62–71. – Dies., Elizabeth, Abess of S., and Roger of Ford. In: Modern Philology 41 (1944) H. 4, S. 209–220. – Friedrich Wilhelm Wentzlaff-Eggebert: Dt. Mystik zwischen MA und Neuzeit. Einheit und Wandlung ihrer Erscheinungsformen. Berlin 21947, S. 39 f. u. o¨ . – K. K¨oster: E. v. S. In: Nassauische Lebensbilder. Bd. 3. Hg. v. Karl Wolf. Wiesbaden 1948, S. 35–49. – K. K¨oster: E. v. S. Werk und Wirkung im Spiegel der ¨ ma. hsl. Uberl. In: Arch. f¨ur mittelrheinische Kirchengesch. 3 (1951) S. 243–315 (vgl. ebd. 4 (1952) S. 79–119 f¨ur Korrekturen zur Ausg. v. Roth). – Rudolf Berliner: ‹God is Love›. In: Gazette des beaux-arts, Ser. 6, 42 (1953) S. 9–26. Wieder in: Ders.: ‹The Freedom of Medieval Art› und andere Studien zum christlichen Bild. Berlin 2003, S. 82–92. – Ingrid Swartling: En uppenbarelse av E. av S. illustrerad i uppl¨andska kalkm˚alningar. In: Fornv¨annen 49 (1954) S. 296–302. – Ole Widding/Hans Bekker-Nielsen: E. of S.’s Visions in an Old Icelandic Manuscript. AM 764, 4°. In: Opuscula (Kopenhagen) 2 (1961) H. 1, S. 93–96. – Ewald Erb: Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis 1160. Bd. 1,2. Berlin 1965, S. 622 u. o¨ . – Marianna Schrader: Die hl. E. v. S. Zu ihrem 800. Todestag. In: Arch. f¨ur mittelrheinische Kirchengesch. 17 (1965) S. 259–261. – Sch¨onauer E. Jubil¨aum 1965. FS E. v. S. Hg. v. Pr¨amonstratenser-Chorherrenstift Tepl im Kloster Sch¨onau. Sch¨onau 1965. – Petrus M¨ohler: Das geistige Erbe der heiligen E. v. S. 800-Jahrfeier im Kloster Sch¨onau. In: Erbe und Auftrag 41 (1965) S. 414–416. – Ders.: Das geistliche Lebensbild der hl. E. v. S. In: ebd. 42 (1966) S. 221–235. – Ders.: Sch¨onauer Jubil¨aum 1965. Die hl. E. v. S. starb am 18. Juni 1165. In: Analecta Praemonstratensia 42 (1966) S. 152–158. – Niccol`o del Re: Elisabetta di Schonau. In: Bibliotheca sanctorum. Bd. 11. Rom 1968, Sp. 730–732. – Josef Loos: Große Frauen des hohen MA. Hildegard v. Bingen und E. v. S. (bei Str¨uth). In: Heimat am Mittelrhein 24 (1979) H. 5, S. 8. – Hans Ulrich Stenger: E. v. S. und ihre Wirkungsst¨atte. In: Almanach. Jb. f¨ur das Bistum Limburg 1979 (1979) S. 67–74. – J. Loose: Hildegard v. Bingen und E. v. S. In: Hildegard v. Bingen 1179–1979. FS zum 800. Todestag der Heiligen. Hg. v. Anton Philipp Br¨uck. Trier 1979, S. 263–272. – Elisabeth G¨ossmann: Das Menschenbild der Hildegard v. Bingen 450
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2. H¨alfte 12. Jh. und E. v. S. vor dem Hintergrund der fr¨uhscholastischen Anthropologie. In: Frauenmystik im MA. Hg. v. Peter Dinzelbacher/Dieter R. Bauer. Ostfildern 1985, S. 24–47. – P. Dinzelbacher: Die Offenbarungen der hl. E. v. S. Bildwelt, Erlebnisweise und Zeittypisches. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens und seiner Zweige 97 (1986) S. 462–482. – Anne L. Clark: E. of S. A Twelfth-Century Visionary. Philadelphia 1992 (mit Hss.-Verz. u. Lit.). – Dies.: Repression or Collaboration? The Case of E. and Eckbert of S. In: Christendom and Its Discontents. Exclusion, Persecution, and Rebellion, 1000–1500. Hg. v. Scott L. Waugh/Peter D. Diehl. Cambridge u. a. 1996, S. 151–167. – Anne Beard: The Visionary Life of E. of S. A Different Way of Knowing. In: Medieval Women Monastics. Wisdom’s Wellsprings. Hg. v. Miriam Schmitt/Linda Kulzer. Collegeville 1996, S. 167–182. – Christel Meier: V. der ‹Privatoffenbarung› zur o¨ ffentlichen Lehrbefugnis. Legitimationsstufen des Prophetentums bei Rupert v. Deutz, Hildegard v. Bingen und E. v. S. In: ¨ Das Offentliche und Private in der Vormoderne. Hg. v. Gert Melville/Peter v. Moos. K¨oln 1998, S. 97–123. – Ann Storey: ‹A Theophany of the Feminine›. Hildegard of Bingen, E. of S., and Herrad of Landsberg. In: Woman’s Art Journal 19 (1998) H. 1, S. 16–20. – A. L. Clark: Holy Woman or Unworthy Vessel? The Representations of E. of S. In: Gendered Voices. Medieval Saints and Their Interpreters. Hg. v. Catherine M. Mooney. Philadelphia 1999, S. 35–51, 202–207. – Susann el Kholi: Ekberts v. Sch¨onaus Trostschreiben ‹De obitu domine Elisabeth›. Eine Quelle zu E. v. S. In: Arch. f¨ur mittelrheinische Kirchengesch. 52 (2000) S. 315–364. – Gertrud J. Lewis: E. v. S. (1129–1164). In: Medieval Germany. An Encyclopedia. Hg. v. John M. Jeep. New York u. a. 2001, S. 198 f. – Alexandra Sterling-Hellenbrand: E. of S. (c. 1129-c. 1164). In: The Rise of the Medieval World, 500–1300. A Biographical Dictionary. Hg. v. Jana K. Schulman. Westport/Conn. 2002, S. 134 f. – Claudia Spanily: Autorschaft und Geschlechterrolle. M¨oglichkeiten weiblichen Literatentums im MA. Frankfurt/M. u. a. 2002, S. 88–105, 364–377. – Joachim Kemper: Das benediktinische Doppelkloster Sch¨onau und die Visionen E.s v. S. In: Arch. f¨ur mittelrheinische Kirchengesch. 54 (2002) S. 55–102. – Felix Heinzer: Imaginierte Passion. Vision im Spannungsfeld zwischen liturgischer Matrix und religi¨oser Erfahrung bei E. v. S. In: Nova de Ve451
Ekbert von Schonau ¨ teribus. FS Paul Gerhard Schmidt. Hg. v. Andreas Bihrer u. a. Leipzig 2004, S. 463–476. – Nadia Margolis: E. of S. In: Women in the Middle Ages. An Encyclopedia. Hg. v. ders./Katharina Margit Wilson. Westport/Conn. u. a. 2004, S. 304–307. – Renate Blumenfeld-Kosinski: Visions and Schism Politics in the Twelfth Century. Hildegard of Bingen, John of Salisbury, and E. of S. In: Saints, Scholars, and Politicians. FS Anneke Mulder-Bakker. Hg. v. Mathilde van Dijk/Ren´ee I. A. Nip. Turnhout 2005, S. 173–187. – Jean-Claude Schmitt: Der ekstatische K¨orper der E. v. S. (1128–1164). In: Bild und K¨orper im MA. Hg. v. Kristin Marek. Mu¨ nchen 2006, S. 305–314. – G. J. Lewis: E. v. S. (1129–1164). In: Key Figures in Medieval Europe. An Encyclopedia. Hg. v. Richard Kenneth Emmerson/Sandra Clayton-Emmerson. New York 2006, S. 199 f. – Ariane Westph¨alinger: Der Mann hinter der Heiligen. Die Beichtv¨ater der E. v. S., der Elisabeth v. Th¨uringen und der Dorothea v. Montau. Krems 2007. MM Ekbert von Schonau ¨ (Egbert) OSB, * vor 1132, † 28.3.1184 Kloster Sch¨onau bei St. Goarshausen (Nassau). – Theologisch-mystischer Schriftsteller und Prediger. Der aus einer niederrheinischen Adelsfamilie stammende Bruder der Mystikerin → Elisabeth von Sch¨onau studierte wohl um 1140–46 in Paris bei Magister Adam von Balsham; E. war ein Studienfreund Rainalds von Dassel, des sp¨ateren Erzbischofs von K¨oln und Kanzlers Friedrich Barbarossas. Nach dem Aufenthalt in Paris wurde er Kanonikus an St. Cassius und Florentinus in Bonn. Kurz vor 1155 unternahm er eine Romreise, auf der ihn vielleicht Papst Hadrian II. bewog, die Priesterweihe zu empfangen, jedenfalls wurde er 1155 geweiht und trat im selben Jahr auf Dr¨angen seiner Schwester Elisabeth gegen den Willen seiner u¨ brigen Familie als Benediktiner in das BenediktinerDoppelkloster Sch¨onau ein. Hier wurde er ihr maßgebender Berater, Sekret¨ar und Redakteur aller ihrer Visionen. Von 1165 oder 1166 bis zu seinem Tod stand er dem Kloster Sch¨onau als Abt vor. Von seinem Nachfolger → Emecho von Sch¨onau stammt eine E.-Vita. Neben der Aufzeichnung der Visionen Elisabeths trat E. als Verfasser mehrerer kleinerer, meist in der mystischen Tradition → Bernhards von 452
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Ekbert von Schonau ¨ Clairvaux und der Viktoriner stehender Schriften hervor, von denen einige in ma. Handschriften zuweilen unter den Namen → Augustins, Bernhards, → Anselms von Canterbury, → Richards von St. Victor und → Bonaventuras u¨ berliefert werden: Meditationen, Predigten, eigene Visionen, Briefe, gebetsartige St¨ucke, Hymnen, De obitu dominae Elisabeth, eine um 1164/65 entstandene Klageschrift auf den fr¨uhen Tod seiner Schwester und die beiden Streitschriften Sermones contra Catharos (um 1157–65) gegen die Sekte der Katharer im Rheinland und Contra Iudaeos (unvollendet). Von zwei Schriften E.s gibt es Verdeutschungen des 15. Jh.: von dem als ‹Meditatio de humanitate Christi› Anselm von Canterbury zugeschriebenen ‹Stimulus amoris (dilectionis)› und von dem ‹Soli¨ loquium seu Meditationes› in drei Ubertragungen ¨ (s. Uberl.); zwei davon wurden Richard von St. Victor, die dritte E. zugeschrieben. Die Schriften des E. lassen ihn als fr¨uhen Herz-Jesu und HerzMariae-Verehrer hervortreten. ¨ Uberlieferung: L¨uckenhafte Zusammenstellung der zahlreichen E.-Hss. bei Roth 21886 (s. Lit.) S. 218–225. – Ferner: ‹Expositio super evangelium In Principio erat verbum›: Paris, Bibl. Mazar., Cod. 624. – Halle, UB, Cod. Yc 4° 8 (beide 12. Jh.). – ‹Sermones per annum›: Trier, StB, Cod. 8° 299/1397 (12. Jh.; unvollst.). – ‹Contra Judaeos› (Fragm.): Wiesbaden, LB, Cod. 50 (Mitte 15. Jh.). – Verdeutschungen: ‹Soliloquium seu Meditationes›: Berlin, SBB, Mgq 175, 205v–212r (els¨assisch). – Ebd., Mgo 58, 49v–79r (els¨assisch). – Karlsruhe, LB, Cod. St. Peter pap. 17, 9r–25v (um 1500, alemannisch). – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI 55 (1447, n¨urnbergisch). – Berlin, SBB, Mgo 473, 1r–38r (bair.). – Bonn, UB, Cod. S 752, 345v–359r (nd.). – ‹Meditatio de humanitate Christi›: s. → Anselm von Canterbury. – vgl. ferner: Kurt Ruh: Bonaventura dt. (Bibliotheca Germanica 7). Bern u. a. 1956, S. 161. – P. Ochsenbein: In: AB¨aG12 (1977) S. 151 und Anm. 14 und 15. Ausgaben: ‹Sermones XIII adversus [...] Catharorum errores ac haereses›. K¨oln 1530. – PL 195, Sp. 11–102. – ‹De laude crucis›, ‹Soliloquium seu meditationes›, ‹Stimulus amoris›: B. Pez: Bibl. Ascetica antiquonova. Bd. 7. Regensburg 1725, S. 13–62. – ‹Sermo [...] ad b. virginem deiparam›: PL 95, Sp. 1514–1519. – PL 184, Sp. 1010–1014. – ‹Stimulus amoris (dilectionis)›: PL 158, Sp. 748–761. – PL 184, Sp. 953–966. – ‹Soliloquium seu meditationes›: PL 158, Sp. 773–779. – 453
2. H¨alfte 12. Jh. PL 195, Sp. 105–114. – ‹Opusculum de laude crucis›: PL 195, Sp. 103–106. – Alle Schriften (ohne ‹Contra Catharos›): Roth 11884, 21886 (s. Lit.) S. 231–342. – Ders.: Das Gebetbuch der hl. Elisabeth v. Sch¨onau. Augsburg 1886, S. 9 u. o¨ . – Mariengebet ‹Loquar ad cor›: H. Barr´e: Une pri`ere d’Ekbert de Sch¨onau au saint Coeur de Marie. In: Ephemerides mariologicae 2 (1952) S. 409–423. Literatur: Kurt K¨oster, NDB 4 (1959) S. 429. – Otto Stegm¨uller, in: Lex. der Marienkunde. Hg. Konrad Algermissen u. a. Bd. 1. Regensburg 1967, Sp. 1545–1548. – K. K¨oster, VL2 2 (1980) Sp. 436–439; 11 (2004) Sp. 399. – Peter Dinzelbacher, LexMA 3 (1986) Sp. 1763. – O. Stegm¨uller, MarLex 2 (1989) S. 312. – Gabriele Lautenschl¨ager, LThK3 2 (1995) Sp. 566. – Johannes Trithemius: Chronica monasterii Hirsaugiensis. In: J. T., Opera historica. Bd. 1. Hg. v. Marquard Freher. Frankfurt/M. 1601, S. 137. – August Nebe: Egbert Abt v. Sch¨onau. In: Nassauische Annalen 8 (1866) S. 245–292. – Simon Widmann: Nassauische Chronisten des MA (Schulprogr. Wiesbaden 1882). Wiesbaden 1882, S. 4–9. – Friedrich Wilhelm Emil Roth: Die Visionen und Briefe der hl. Elisabeth so¨ wie die Schr. der Abte E. und Emecho v. S. Br¨unn 1884. 21886, S. 187 u. o¨ . – Ders.: Aus den Predigten des Abts E. v. S. In: Nassovia 14 (1913) S. 276 f. – Paul S´ejourn´e: L’Aiguillon d’amour de l’abb´e E. In: Regnabit 2 (1922) S. 327–332. – Ursmer Berli`ere: La d´evotion au Sacr´e-Coeur dans l’ordre de S. Benoˆıt. Paris 1923, S. 15–17. – Walther F¨ohl: Stud. zu Rainald v. Dassel. In: Jb. des K¨olnischen Geschichtsver. 17 (1935) S. 237–241. – Joseph de Ghellinck: L’essor de la litt´erature latine au XIIe si`ecle. Paris 1946, S. 169 f. – A. Emmer: La doctrine de l’Assomption dans les Pays-Bas jusqu’`a la fin du XVIe si`ecle. Paris 1950, S. 121–124. – Arno Borst: Die Katharer (Schr. der MGH 12). Stuttgart 1953, S. 6 u. o¨ . – Raoul Manselli: Ecberto di Sch¨onau e l’eresia catara in Germania alla met`a del secolo XII. In: Arte e storia. Studi in onore di L. Vincenti. Torino 1965, S. 311–338. – Ders.: Studi sulle eresie del secolo XII (Studi Storici, Istituto storico ital. per il medio evo 5). Roma 21975, S. 191–220. – P. Dinzelbacher: Vision und Visionslit. im MA. Stuttgart 1981, S. 178 f., 193 f. u. o¨ . – Kurt Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 2. M¨unchen 1993, S. 63–74. – John Wayland Coakley: Women, men, and spiritual power. Female saints and their male collaborators. New York 2006, S. 25–44. SF 454
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2. H¨alfte 12. Jh. ¨ Agidius. – Reimlegende (1752 Verse) aus der zweiten H¨alfte des 12. Jh., wohl um 1160. Der Beginn der Dichtung ist bis auf 130 im H¨oxterer Fragment erhaltene Verse, die die Ent¨ f¨ur die Geistlichkeit umscheidung des jungen A. fassen, nicht uberliefert. Die Bruchst¨ucke aus Trier ¨ ¨ sein umfassen die fr¨uhen Wunder des heiligen A., von Demut und Weltflucht bestimmtes Leben als Eremit in der Provence (Ern¨ahrung durch eine Hirschkuh); es werden die Gr¨undung eines Klosters durch den Heiligen (Fest: 1. September) und seine ¨ schl¨agt Funktion als dessen Abt beschrieben. A. den Weg in die Welt ein; es folgen die Episode von der unnennbaren S¨unde Karls des Großen, in ¨ die Rolle als Beichtvater Karls deren Rahmen A. ¨ in Rom, sein Tod und einnimmt, der Besuch A.s die Aufnahme in den Himmel. Seit dem 15. Jh. ¨ zu den 14 Nothelfern gez¨ahlt. wird A. Der Verfasser ist vielleicht im Umfeld der Reformbewegung denkbar, wie die Schilderung der Klostergr¨undung nahe legt. ¨ Als Quelle f¨ur die Dichtung diente eine lat. A.Legende vom Typ BHL 93. Das H¨oxterer Fragment weist inhaltliche Beziehungen zur Vita sancti Aegidii (BHL 95) auf. Sein Verh¨altnis zu den Trierer Bruchst¨ucken ist nicht restlos gekl¨art. ¨ Uberlieferung: Trier, StB, Mappe X, Fragm. Nr. 14, 1r–5v (Ende des 12. Jh., md.; vier Pergamentdoppelbll.). Dazu: Elias Steinmeyer: Trierer Bruchst¨ucke I. In: ZfdA 21 (1877) S. 307–331, hier S. 307–310. – Eberhard Nellmann: Zum ‹Trierer Silvester›. In: ZfdPh 85 (1966) S. 48 f. – Betty C. Bushey: Die dt. und ndl. Hss. der StB Trier bis 1600 (Beschreibendes Verz. der Hss. der StB zu Trier. NS 1). Wiesbaden 1996, S. 303–305. – Berlin, SBB, Nachlass Grimm 132,11 (aus H¨oxter, Ende 12. Jh., md.; Pergamentdoppelbl.). Dazu: Hans Hornung: ¨ Das A.-Fragm. aus H¨oxter. In: Arch. f¨ur Gesch. des Buchwesens 9 (1969) Sp. 1625–1628. – M¨unchen, BSB, Cgm 5249/13 a (drittes Viertel des 14. Jh., ostschw¨abisch; Pergamentdoppelbl., Fragm.). Ausgaben: Roediger (s. Lit.) S. 331–382. – Karl ¨ In: Germania 26, NR Bartsch (Hg.): Der Trierer A. 14 (1881) S. 1–57. – Jacob Grimm: Kleinere Schr. Bd. 6. Berlin 1882, S. 364–370. Literatur: Hans Aurenhammer, LCI 1 (1967) S. 57 f. – Karl-Ernst Geith: VL2 1 (1978) Sp. 75 f.; 11 (2004) 27 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 193 f. – Matthias Zender u. a., LexMA 1 (1980) Sp. 176. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 43. – Marie-Luise Ehrenschwendtner, 455
¨ Agidius RGG4 1 (1998) Sp. 131. – Max Roediger: Trierer Bruchst¨ucke. In: ZfdA 21 (1877) S. 331–412. – H. ¨ In: Neoph. 14 (1929) F. Rosenfeld: Zum Trierer A. ¨ S. 102–107. – Albert Leitzmann: Zum Trierer A. In: ZfdA 82 (1948/50) S. 251–256. – Erhard Dorn: Der s¨undige Heilige in der Legende des MA. M¨unchen 1967, S. 77. – Margret F¨uhles: Der ‹Trie¨ Ein Beitr. zur Formgesch. fr¨uhmhd. Lerer A.›. gendenepen. Diss. Bonn 1972. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985, Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 66 (Nr. 161). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 161–163. – Karin Schneider: Die Fragm. ma. dt. Versdichtung der BSB Mu¨ nchen (Cgm 5249/1–79) (ZfdA Beih. 1). Stuttgart 1996, S. 35 f. – Dies.: Die dt. Hss. der BSB Mu¨ nchen. Die ma. Fragm. Cgm 5249–5250 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,8). Wiesbaden 2005, S. 41 f. SF Alanus ab Insulis (Alain de Lille) OCist, * um 1125 bei Lille, † 1203 (1202?) Kloster Cˆıteaux. – Scholastischer Philosoph und Theologe. Nach seinem Studium an der Schule von Chartres nahm A. eine Lehrt¨atigkeit in Paris und anschließend in S¨udfrankreich auf und wurde sp¨ater Zisterzienser in Cˆıteaux und Albigensermissionar. Aufgrund seiner vielf¨altigen dichterischen, theologischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Interessen wurde A. als Magister mit dem Ehrentitel «Doctor universalis magnus» ausgezeichnet. Auf die dt. Literatur wirkte A. vor allem mit seinen beiden allegorischen Dichtungen Liber de planctu Naturae (um 1160–70) und Anticlaudianus (1182–83) sowie mit der Sentenzensammlung Liber parabolarum (auch Doctrinale minus); seine zahlreichen spezifisch theologischen Werke zeigten im dt. Sprachraum trotz weiter Verbreitung weniger Einfluss: Von diesen wurden offenbar nur Teile einzelner Musterpredigten aus der Ars praedicandi (PL 210, 109–198) im Rahmen von Dicta-Sammlungen ber¨uhmter Meister und Kirchenv¨ater ins Dt. u¨ bertragen. 456
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Alanus ab Insulis ¨ Uberlieferung: Contra superbiam: Stuttgart, LB, Cod. HB I 17, 183v–215r. – N¨urnberg, StB, Cent. IV, 31, 119vb–143ra. – Ebd., Cent. IV, 36, 134ra–158rb. – Harburg, F¨urstl. OettingenWallersteinsche Bibl., Cod. III. 1. 4°. 23, 241r–282r. Heidelberg, UB, Cpg 567, 105va-vb. – Berlin, SBB, Mgf 1234, 16r. – De gaudio spirituali) Ebd., 13r. – Berlin, SBB, Mgf 1313, 182vb, 187ra, 302rb. Die allegorischen Dichtungen, die die naturphilosophisch-ethischen Auffassungen des A. darstellen, galten formal und stilistisch als Vorbilder f¨ur allegorisches Dichten und «gebl¨umte» Rede; es existieren zahlreiche anonyme lat. Prosazusammenfassungen wie etwa f¨ur den Anticlaudianus das in der zweiten H¨alfte des 13. Jh. in Nieder¨osterreich entstandene → Compendium Anticlaudiani, welches → Heinrich von Neustadt als Vorlage f¨ur den ersten Teil der Gottes Zukunft und dem Verfasser des Marienlebens Da Got der vater schuof Adam und Evam diente. Beide Dichtungen wurden nie vollst¨andig ins Dt. u¨ bersetzt oder direkt bearbeitet. Rezeptionsspuren und Einfl¨usse finden sich u. a. bei → Hugo von Trimberg und → Eberhard dem Deutschen, die den Liber de planctu Naturae und den Anticlaudianus zur Lekt¨ure empfahlen, und bei → Thomasin von Zerklaere, der den Anticlaudianus f¨ur seinen W¨alschen Gast benutzte. Dieser diente auch → Heinrich von dem T¨urlin als Anregung f¨ur seine Crˆone. → Der Stricker verwendete wohl De planctu Naturae. Besonders deutlich tritt der Einfluss A.s bei Heinrich → Frauenlob zutage, der A. in seinem Minneleich explizit als Quelle benennt. Auch bei → Heinrich von M¨ugeln finden sich Rezeptionsspuren A.s, ebenso bei Hans → Folz und Hans Sachs. Der Liber parabolarum wurde in dt. Reimpaare u¨ bersetzt (Druck Leipzig, Konrad Kachelofen, um 1490). Ausgaben: PL 210. – Nikolaus M. H¨aring (Hg.): De planctu naturae (Studi medievali 19). Spoleto 1978. – Robert Bossuat (Hg.): Anticlaudianus. Paris 1955. – Massimo Sannelli (Hg.): Alani de Insulis Anticlaudianus. Lavis (Trento) 2004. – Regulae ¨ theologie. Lat.-Dt. Ubers. und eingel. v. Andreas Niederberger/Miriam Pahlsmeier. Freiburg i. Br. 2009. Literatur: Alberdingk Thijm, ADB 1 (1875) S. 170 f. – Peter Ochsenbein, VL2 1 (1978) Sp. 97–102. – Ludwig H¨odl/Gabriel Silagi, LexMA 1 (1980) Sp. 268 f. – Leo Scheffczyk, MarLex 1 (1988) S. 73 f. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 457
2. H¨alfte 12. Jh. (1990) Sp. 73 f. – Mechthild Dreyer, LThK3 1 (1993) Sp. 316. – Schulthess/Imbach (1996) S. 368 f. – Reinhold Rieger, RGG4 1 (1998) Sp. 265. – Guareschi Massimiliano/Roland Halfen, Volpi 1 (1999) S. 18–20 (‹Anticlaudianus›, ‹De planctu naturae›, ‹Regulae theologicae›). – Oswald Schwemmer, Enz Phil Wiss2 1 (2005) S. 67 f. – Karl Helm: Heinrich v. Mu¨ geln, Heinrich v. Neustadt und A. de I. In: PBB (Halle) 22 (1887) S. 135–151. – Hans Teske: Thomasin v. Zerclaere (Germ. Bibl. 2. Abt., Bd. 34). Heidelberg 1933, S. 145–163 u. o¨ . – Guy Raynaud de Lage: Alain de Lille, po`ete du XIIe si`ecle. Montr´eal/Paris 1951. – Rudolf Krayer: Frauenlob und die Naturallegorese (Germ. Bibl. 3). Heidelberg 1960. – Marie-Th´er`ese d’Alverny: Alain de Lille. Textes in´edits avec une introduction sur la vie et ses oevres. Paris 1965 (Lit.). – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 2. Berlin 1965, S. 152–155. – Winthrop Wetherbee: Platonism and Poetry in the 12th Century. The Literary Influence of the School of Chartres. Princeton 1972. – Werner Schwarz: Stud. zu Gottfrieds ‹Tristan›. In: PBB (Tu¨ b.) 95 (1973) Sonderh. S. 217–237. – Helmut de Boor: Fortuna in mhd. Dichtung [...]. In: FS Friedrich Ohly. Bd. 2. Hg. v. Hans Fromm u. a. 1975, S. 311–328. – Peter Ochsenbein: Stud. zum Anticlaudianus des A. a. I. Bern u. a. 1975, S. 11–18, 75–77, 137–193. – Henri Roussel/Fran¸cois Suard (Hg.): Alain de Lille, Gautier de Chˆatillon, Jakemart Gi´el´ee et leur temps. Actes du Colloque de Lille, octobre 1978. Lille 1980. – Wilhelm Rath: Der Anticlaudian [...] (Aus der Schule v. Chartres 2). Stuttgart 21983. – Gillian Rosemary Evans: Alan of Lille. Cambridge 1983. – Lat. Lyrik des MA. Lat./dt. Ausgew¨ahlt, u¨ bers. und komm. v. Paul Klopsch (RUB 8088). Stuttgart 1985, S. 302–305, Komm. S. 502. – Christoph Huber: Die Aufnahme und Verarbeitung des Alanus ab Insulis in mhd. Dichtungen. Unters. zu Thomasin v. Zerklaere, Gottfried v. Strassburg, Frauenlob, Heinrich v. Neustadt, Heinrich v. St. Gallen, Heinrich v. Mu¨ geln und Johannes v. Tepl (MTU 89). Mu¨ nchen 1988. – Ders.: Die personifizierte Natur. Gestalt und Bedeutung im Umkreis des A. a. I. und seiner Rezeption. In: Bildhafte Rede in MA und fr¨uher Neuzeit. Hg. v. Wolfgang Harms/Klaus Speckenbach. T¨ubingen 1992, S. 151–172. – Hubert Herkommer: Der St. Galler Kod. als literarhist. Monument. In: Rudolf v. Ems, Weltchron. Der Stricker, Karl der Große. Komm. zu Ms 302 Vad. Hg. Ellen J. Beer u. a. Luzern 1987, S. 127–273, hier 458
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2. H¨alfte 12. Jh. S. 161, 169, 174. – Michael Stolz: Maria und die Artes liberales. Aspekte einer ma. Zuordnung. In: Maria in der Welt. Marienverehrung im Kontext der Sozialgesch. 10.-18. Jh. Hg. v. Claudia Opitz u. a. (Clio Lucernensis 2). Z¨urich 1993, S. 100 f. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 187, 228. SF Arnold von Prufening ¨ OSB, † an einem 7.3. oder 15.9. um 1170. Der wahrscheinlich aus niederbayerischem Geschlecht stammende A. trat wohl vor 1140 in das Benediktinerkloster Pr¨ufening (Regensburg) ein, wo er sich dann als einfacher M¨onch wissenschaftlichen Studien widmete und schriftstellerisch t¨atig war. Im Auftrag des sp¨ateren Abts Eberhard u¨ berarbeitete A. den durch → Boto von Pr¨ufening erweiterten Liber de miraculis sanctae Dei genitricis Mariae (BHL 5357–5359) sprachlich. Die vermutlich bald nach Beginn des Abbatiats Eberhards (1163–1168) fertiggestellte Neubearbeitung dieser im Kernbestand (17 Legenden) aus England (11. Jh.) stammenden Sammlung von 42 Marienmirakeln gliederte A. nach dem Vorbild der Dialogi → Gregors des Gr. u. d. T. Vox de propiciatorio (BHL 5360) zu vier B¨uchern, welche a) die Belohnung der treuen Diener Marias, b) Marias Hilfe in Gefahren, c) Maria als Mittlerin der Vers¨ohnung des Menschen mit Gott und d) weitere Wunder Marias zum Thema haben. A. stellte die Marienmirakel in einen Dialog zwischen Martha und Maria, wobei Martha die «vita activa» und Maria die «vita contemplativa» verk¨orpert. Der letzte Teil des dritten Buches und das vierte Buch sind in den u¨ berlieferten Handschriften nicht erhalten. ¨ Uberlieferung: Admont, Stiftsbibl., Cod. 180, 184–247 (12. Jh.). – Graz, UB, Cod. 278, 97–155 (12. Jh.). – Als Teil des Magnum Legendarium Austriacum (zum 8. Dezember): Heiligenkreuz, Stiftsbibl., Cod. 14, 76–107 (12./13. Jh.). – Zwettl, Stiftsbibl., Cod 15, 68–93 (12./13. Jh.). – Lilienfeld, Stiftsbibl., Cod. 89, 1–56 (13. Jh.). – Ebd., Cod. 101, 143–197 (14. Jh.). Ausgabe: Bernardus Pez: Ven. Agnetis Blannbekin, quae sub Rudolpho Habspurgico & Alberto I. Austriaci Impp. Wiennae floruit, vita et revelationes. Accessit Pothonis Presbyteri et Monachi Liber de miraculis Sanctae Dei genitricis Mariae. Wien 459
Arnold von Prufening ¨ 1731, S. 20–23 (Text des Prologs). – Schmitz (s. Lit.) S. 311–319. Literatur: Hans D. Oppel, VL2 1 (1978) Sp. 480–483. – J¨urgen Stohlmann, MarLex 1 (1988) S. 245. – Bernhard Pez: Thesaurus anecdotorum novissimus. Bd. 1. Augsburg 1721, S. XLIII f. – Adolfo Mussafia: Stud. zu den ma. Marienlegenden 1 (Sb. der Akad. der Wiss., Wien, Phil.-Hist. Kl. 113) Wien 1886, S. 917–996, hier S. 936–945. – Catalog of Manuscripts in Stift Admont, Austria (Monastic Manuscript Catalogs. Monastery Admont [Faks. des hsl. Kat. v. Jacob Wichner, 1887]. Ann Arbor, MI 1974, S. 110. – Albert Poncelet: De Magno Legendario Austriaco. In: Analecta Bollandiana 17 (1898) S. 24–96, hier S. 93. – Anton Kern: Die Hss. der UB Graz. Bd. 1 (Verz. der Hss. im Dt. Reich 2,1). Leipzig 1942, S. 151 f. – Ders.: Magnum Legendarium Austriacum. In: Die ¨ ONB. FS Josef Bick. Wien 1948, S. 429–434, hier S. 431, 434. – Hans-Georg Schmitz: Kloster Pr¨ufening im 12. Jh. (Miscellanea Bavarica Monacensia 49). Mu¨ nchen 1975, bes. S. 309–327, 207–247, 417 f. BJ Veit (Vitus). – Dt. Legenden. Um 600 entstand die lat. legend¨are Passio S. Viti (BHL 8711–16); nach ihr und den lat. Martyrologien stammte V. aus Mazara del Vallo/Sizilien und erlitt nach seiner Flucht nach Lukanien unter Diokletian 304/05 mit seinem Erzieher und seiner Amme Martern, indem man sie in einen Kessel mit ¨ warf. 836 gelangten die Reliquien siedendem Ol des Heiligen u¨ ber eine Schenkung aus St. Denis nach Corvey, wo daraufhin ein großes Zentrum seiner Verehrung entstand. Er wurde als einer der Vierzehn Nothelfer bei verschiedenen Krankheiten (etwa bei Veitstanz, Epilepsie, Tollwut) angerufen und ist Patron einer außergew¨ohnlich hohen Anzahl an Berufen. Ikonographische Darstellungen zeigen den hl. V. h¨aufig als Kind oder J¨ungling mit einem L¨owen, mit Buch und Adler oder Hahn, mit einem Palmzweig und in einem Kessel stehend. Sein Festtag ist der 15. Juni. Als a¨ lteste dt. Legende gilt ein in Niederbayern nach 1170 entstandener gereimter Text, von dem nur 65 Verse erhalten sind. Der Prolog setzt mit einem Gebet ein und nennt das Thema, ein eigener Abschnitt schildert darauf die Christenverfolgung unter Diokletian und Maximian, ab Vers 49 beginnt die eigentliche Erz¨ahlung, welche der lat. Legende folgt. Der Autor kannte 460
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Benediktbeurer Gebet zum Messopfer vermutlich → Adelbrechts Johannes Baptista, die → Kaiserchronik und wahrscheinlich auch das Rolandslied des Pfaffen → Konrad. ¨ Uberlieferung: St. Paul/K¨arnten, Stiftsbibl., Cod. 25/8 (12. Jh.). Ausgaben: Franz Josef Mone, in: Anzeiger f¨ur Kunde der dt. Vorzeit 8 (1839) S. 53–55. – Paul Piper: Die geistliche Dichtung des MA. Bd. 2. Berlin/Stuttgart 1888, S. 51–53. – Carl Kraus: Dt. Gedichte des 12. Jh. Halle 1894, S. 24 f. – Friedrich Maurer: Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 3. T¨ubingen 1970, S. 616–619. Die meisten ma. Legendare enthalten eine V.Legende; die Version im → Passional umfasst 392 ¨ Verse und ist eine erweiterte Ubertragung der Fassung der lat. Legenda aurea. Die V.-Legende des → Buchs der M¨artyrer z¨ahlt 468 Verse und ist eine ¨ Ubertragung der lat. Legende des von Kunze 1969 (s. Lit.) beschriebenen Kurzlegendars. Eine nd. Versfassung von 972 Versen entstand vermutlich im 15. Jh. in Corvey und wurde durch Vers¨ubertragungen von vier Translationsberichten, die Gr¨undungsgeschichte von Corvey und zahlreiche Mirakel fortgesetzt. ¨ Uberlieferung: M¨unster, Staatsarch., Cod. I, 135. Abdruck: Johannes v. Arnoldi: Hist. Denkw¨urdigkeiten. Leipzig/Altenburg 1817, s. 305–370. V.-Legenden und V.-Predigten enthalten auch ¨ die verschiedenen Ubersetzungen der Legenda aurea, das → Bebenhausener Legendar, das → Darmst¨adter Legendar, → Hermann von Fritzlars Heiligenleben, Der → Heiligen Leben und Der → Heiligen Leben, Redaktion, die → Mittelfr¨ankischen und → Schw¨abischen Heiligenpredigten, die → Schwarzw¨alder Predigten und das → Wolfenb¨utteler Legendar. Unabh¨angige V.-Legenden sind in einer Der Heiligen LebenHandschrift (Mu¨ nchen, UB, 2° cod. ms. 314) sowie in der aus Colmar stammenden (Kloster Unterlinden) Handschrift 71711, StB Colmar, erhalten. Literatur: F. Hensel: LCI 8 (1976) Sp. 579–583 (Vitus). – Wimmer/Melzer (61988) S. 836–838 (Vitus). – Karl Heinrich Kr¨uger, LexMA 8 (1997) Sp. 1781 f. (Vitus). – Erich Wenneker, BBKL 12 (1997) Sp. 1530–1533 (Vitus). – Karl-Ernst Geith, VL2 10 (1999) Sp. 199–202; 11 (2004) Sp. 1613. – Hubertus R. Drobner, LThK3 10 (2001) Sp. 832 (Vitus). – Heinrich K¨onigs: Der hl.Vitus und seine Verehrung (M¨unstersche Beitr. zur Geschichtsforschung NF 28/29). M¨unster 1939. – Julius Schwering: Dichtung und Sage in und um Corvey. In: 461
2. H¨alfte 12. Jh. Heimatbl. der Roten Erde 3 (1922) S. 152–159. – Hermann Menhardt: Zur Herkunft der MariaSaaler Bruchst¨ucke. In: PBB (T¨ub.) 82 (1960) S. 77–94. – Konrad Kunze: Die Hauptquelle des M¨arterbuches. In: ZfdPh 88 (1969) S. 45–57. – Matthias Zender: Gestalt und Wandel. Aufs¨atze zur rheinisch-westf¨alischen Volkskunde und Kulturraumforschung. Hg. v. Heinrich L. Cox/G¨unter Wiegelmann. Bonn 1977. – Werner WilliamsKrapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. ¨ zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, s. Reg. unter Vitus. – Arnold Angenendt: Heilige und Reliquien. Die Gesch. ihres Kultes v. fr¨uhen MA bis zur Gegenwart. M¨unchen 1994. – Gerhard F. Strasser: Sankt Vitus. In: Herrscher, Helden, Heilige (MA-Mythen 1). Hg. v. Ulrich Mu¨ ller. St. Gallen 1996, S. 557–565. – Paul Mai: Die Verehrung des V. In: 1000 Jahre Kultur in Karthaus-Pr¨ull. Hg. vom Bezirk Oberpfalz. Regensburg 1997, S. 249–258. SF Benediktbeurer Gebet zum Messopfer. – Bair. Dichtung, vermutlich aus der zweiten H¨alfte des 12. Jh. Mit einer Anrufung Gottes als «oberestiu magenchraft» (V. 1) beginnt diese meditative Dichtung von 94 Versen, die sich an den Text des Messopfers anlehnt; zentrale Themen sind die Gottmenschheit Jesu und die Gemeinschaft der Menschen mit Jesus im Messopfer. Das B. G. diente zur Einstimmung auf die Messfeier. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 4616, 54ra–54va (aus Benediktbeuren, erstes Viertel 13. Jh., bair.-¨osterr.; anschließend an → Benediktbeurer Ratschl¨age und Gebete). Ausgaben: Karl Roth: Denkm¨aler der dt. Sprache vom 8. bis zum 14. Jh. Mu¨ nchen 1840, S. 46 f. – Johann Andreas Schmeller: Dt. des 10. bis 12. Jh. aus M¨unchener Hss. In: ZfdA 8 (1851) S. 106–155, hier S. 117–119. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem 8. bis 12. Jh. Berlin 31892, Nr. XLVI. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. Tu¨ bingen 1965, S. 318, 320. – Albert Waag/Werner Schr¨oder (Hg.): Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Bd. 2 (ATB 71/72). T¨ubingen 1972, S. 229–231. Literatur: Edgar Papp, VL2 1 (1978) Sp. 688 f. – Adolph Franz: Die Messe im dt. MA. Freiburg i. Br. 1902, S. 686–688. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 462
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2. H¨alfte 12. Jh. 1300 (Dt. Forschungen 17). Frankfurt/M. 1927, S. 97–105, 195. – Josef Andreas Jungmann: Missarum sollemnia. Wien u. a. 51962. – Maurer (s. Ausg.) S. 316 f. – Waag/Schr¨oder (s. Ausg.) S. 227 (Lit.). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubinSF gen 21994, S. 118. Die Hochzeit. – Geistliches allegorisches Gedicht, 12. Jh. Das 1089 Verse umfassende Gedicht von der H. folgt in der Millst¨atter Handschrift dem ebenfalls allein dort u¨ berlieferten, anonymen Gedicht Vom Rechte. Wegen sprachlicher und stilistischer N¨ahe der beiden Texte zog man f¨ur sie denselben Verfasser in Betracht, erwog aber auch, dass die H. durch den Autor des Gedichts Vom Rechte u¨ berarbeitet worden sein k¨onnte. Nach einem Prolog, in dem der Dichter seine T¨atigkeit im Bilde des Goldschmieds reflektiert, erz¨ahlt das Gedicht von einem m¨achtigen K¨onig, der unerreichbar im Gebirge residiert. Abtr¨unnige verfallen seinem Zorn und werden ins Elend gest¨urzt. Der Werbung um ein M¨adchen aus einem Tal folgt das Verl¨obnis und die Heimholung der Braut. Nach der Darstellung der Hochzeitsfeier wird die Erz¨ahlung im Sinne der christlichen Heilsgeschichte allegorisch ausgelegt (der Herr vom Gebirge ist Gott, die Abtr¨unningen sind Luzifer und sein Gefolge, das M¨adchen ist die Seele des Menschen als Braut Gottes, aber auch Maria etc.). Weder l¨asst sich eine unmittelbare lat. Quelle des Gedichts nachweisen noch ist wahrscheinlich, dass der Dichter nur eine einzige bestimmte Quelle daf¨ur benutzt hat. Er war auf jeden Fall mit der Tradition der lat. Bibelexegese und der Hoheliedtheologie des 12. Jh. vertraut. Dies legt eine Datierung des Gedichts um 1160 nahe. ¨ Uberlieferung: Millst¨atter Hs., Klagenfurt, Landesarch., Cod. GV 6/19, 142r–154v (Perg., um 1200 oder fr¨uhes 13. Jh., [s¨ud]bair.-¨osterr.). Ausgaben: Theodor Georg von Karajan: Dt. Sprach-Denkmale des zw¨olften Jh. Wien 1846, S. 19–44. – Oskar Schade: Altdt. Lesebuch. Halle 1862, S. 130–132 (Teilabdr.). – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 182–223. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der 463
Die Hochzeit Ausg. v. Albert Waag. hg. v. Hans Joachim Gernentz. Leipzig 1970 (51987) S. 147–176, 252–255. – Kleinere dt. Gedichte des 11. u. 12. Jh. Nach der Auswahl v. Albert Waag neu hg. v. Werner Schr¨oder. Bd. 2. T¨ubingen 1972, S. 132–170 (Lit.). – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Fr¨uhe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland 800–1150 (BMA 1/BdK 62). Frankfurt/M. 1991, ¨ S. 784–849 (mit Ubers.). Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 200–206. – Peter Ganz, VL2 4 (1983) Sp. 77–79. – Fidel R¨adle: Millst¨atter Hs. In: VL2 6 (1987) Sp. 531–534. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 415. – Ernst Hellgardt, Killy2 5 (2009) S. 470 f. – Heinrich L¨obner: ‹D. H.›. Berlin 1887. – Carl v. Kraus: ‹Vom Rechte› und ‹d. H.›. Wien 1891. – Max Roedinger: Conjecturen zur Hochzeit. In: ZfdA 36 (1892) S. 254–266. – A. C. Dunstan: Sources and text of the Middle High German poem ‹D. H.›. In: The Modern Language Review 20 (1925) S. 310–316; 21 (1926) S. 178–186. – Hans-Friedrich Reske: Jerusalem caelestis – Bildformeln und Gestaltungsmuster. G¨oppingen 1973, S. 157–203. – Peter F. Ganz: ‹D. H.›: ‹fabula› und ‹significatio›. In: Stud. zur fr¨uhmhd. Lit. Cambridger Colloquium 1971. Hg. v. L. Peter Johnson u. a. Berlin 1974, S. 58–73. – Hugo Kuhn: Allegorie und Erz¨ahlstruktur. In: Formen und Funktionen der Allegorie. Hg. v. Walter Haug (Germanistische Symposien. Berichtsbde. 3). Stuttgart 1979, S. 206–218. Wieder in: Ders.: Liebe und Ges. Hg. v. Wolfgang Walliczek (H. Kuhn: Kleine Schr. 3). Stuttgart 1980, S. 106–117. – E. Hellgardt: Zur Poetik fr¨uhmhd. Dichtung. In: Geistliche Denkformen in der Lit. des MA. Hg. v. Klaus Grubm¨uller u. a. M¨unchen 1984, S. 131–138. – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. 1514–1531. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 51–53. – Inga Persson: Ehe und Zeichen. Stud. zur Eheschließung und zur Ehepraxis anhand der fr¨uhmhd. Lehrdichtungen ‹Vom Rechte›, ‹Hochzeit› und ‹Schopf von dem lˆone›. G¨oppingen 1995. – Barbara Gutfleisch-Ziche: Die Millst¨atter Sammelhs.: Produkt und Medium des Vermittlungsprozesses geistlicher Inhalte. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Internationales Symposium, Roscrea 1994. Hg. v. Timothy R. Jackson u. a. T¨ubingen 1996, S. 79–96. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen BJ MA. M¨unchen 32000, S. 377–380. 464
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Vorauer Sundenklage ¨ Vorauer Sundenklage. ¨ – Lyrisches S¨undenbekenntnis, 12. Jh. Neben der → Millst¨atter S¨undenklage gilt der Text als einer der beiden ‹echten› Zeugnisse der Gattung ‹S¨undenklage›. Was die Themen S¨undenbekenntnis und -vergebung angeht, ist die Textform mit der a¨ lteren Beichte (bzw. Glauben und Beichte) verwandt; eine definitorische Abgrenzung mittels formaler (gebunden vs. Prosa, quantitative L¨ange vs. K¨urze) und funktionaler Kriterien (Vortragskunst vs. Gebrauchstext) ist allerdings schwierig und f¨ur eine ganze Reihe der vom Gattungsbegriff vereinnahmten Texte zum Teil oder ganz unzutreffend (Stridde). Der Text ist Teil der → Vorauer Handschrift 276, nach dem heilsgeschichtlichen Ordungsprinzip der Biblia moralis´ee steht er am ¨ Ubergang zwischen «sub lege» und «sub gratia»Teil (Kuhn, Freytag). Die 846 Verse beginnen zun¨achst lat. mit einer liturgischen Oratio: «Domine, labia mea aperies.» Es war und ist u¨ bliche Praxis, dass der sog. versus apertionis (Ps 50,17) zur Vorbereitung der liturgischen Lesung von der Gemeinde gesprochen wird (Regula Benedicti, Cap. 38,2 f.), er dient der Bitte um Inspiration, Gnade f¨ur wahrhaftige Verk¨undung und Beistand f¨ur die S¨undenl¨osung (Stroppel). Die darauf folgenden zw¨olf Verse paraphrasieren die lat. Formel mit ihrer liturgischen Funktion (V. 6–13) (Stridde mit Lit.) und gehen u¨ ber in ein ausgedehntes Gebet an die Heilige Jungfrau mit Bitte um F¨ursprache (V. 14–75). Um diese einzufordern wird ein mutiger Kausalnexus zwischen Mariae Verk¨undigung, Christus, Ents¨undigung durch das Kreuz und der Schuld des Ich hergestellt: «ein teil du mirs sculdig bist, daz du mir helvest umbe got, wande du den ewigen lop durch die sundære inphienge» (V. 47–50). Maria als Helferin wird instrumentalisiert mittels der Berufung auf ihre sorgende Mutterrolle von der ¨ Empf¨angnis bis zur Flucht aus Agypten (V. 76–97), vom Kreuzestod bis zu Maria als Himmelsk¨onigin (V. 98–140), von der Passion u¨ ber die H¨ollenfahrt bis zur Auferstehung (V. 143–286). Dem erstaunlich umfangreichen Mariengebet, das der exponierten Stellung der Gottesmutter in Literatur und Fr¨ommigkeitspraxis des 12. Jh. entspricht, folgt das eigentliche Bekenntnis der u¨ blichen Haupts¨unden an Gottvater bzw. Christus mit jeweils eingebetteten Erl¨osungsbitten (V. 287–611). Reuebekundung und Bußversprechen sind zentraler Teil des Bekenntnisses: «nu mich mine sunde riuwe unde 465
2. H¨alfte 12. Jh. si ouch gerne buozen welle» (V. 334 f.). Die wiederholten Erl¨osungsbitten werden untermauert durch die Hinweise auf Exempel heilsgeschichter Gnadenerweise: der Sch¨acher (V. 619 ff.), Maria Aegyptiaca (V. 646 ff.), die Drei J¨unglinge im Feuerofen (V. 678 ff.), Susanna (V. 685 ff.) und Daniel (V. 705 ff.). Das Versprechen, den Kampf gegen den Teufel k¨unftig mit den sieben Tugenden zu f¨uhren, «rehtem glouben», «riuwe», «triuwe», «gedingen», «minne», «dult» und «demuot» (V. 757–762), ist Anlass zum Vertrauen in die Erl¨osung von den begangenen S¨unden. Ob es sich bei den quantitativ umfangreichen S¨undenklagen im Kontext des erbaulichen Vortrags um Formen der literarischen Losl¨osung von den liturgisch gebundenen ahd. Beichten handelt, ist umstritten. Denkbar w¨are alternativ der schriftliche Reflex auf eine alte Fr¨ommigkeitspraxis des individuellen, immer schon außerliturgischen privaten S¨undenbekenntnisses, welches den von Schr¨oder herausgearbeiteten Merkmalen der S¨undenklage «Poetisierung, Reduktion, Transformation, Privatisierung, Personalisierung» durchaus entspr¨ache (Vom Rh. Paulus, S. 46 f.). Dem steht das besondere Bem¨uhen um eine a¨ sthetische Form gerade in den lobpreisenden Passagen keineswegs entgegen (Stridde). ¨ Uberlieferung: Vorau, Stiftsbibl., Cod. 276 (→ Vorauer Handschrift 276), 125ra–128rb (Perg., letztes Viertel 12. Jh., bair., Abschrift eines ebenfalls bair. Textes). Die Verse 1–13 sind zwar auch auf dem angef¨ugten letzten Blatt der Hs. Zwettl, Siftsbibl. Cod. 73 u¨ berliefert (Ausg.: Maurer, Hs.Abdr.: Charlotte Ziegler: Zisterzienserstift Zwettl – Katalog der Hss. des MA. T. I. Wien/M¨unchen 1992, S. 137–139, Lit.: Oskar Pausch: Am Beispiel Zwettl. Beitr. zur dt. geistl. Lit. des MA im Stift Zwettl, Kuenringer-Forschungen. In: Jb. f¨ur Landeskunde von Nieder¨osterr. N.F. 46/47 (1980/81), S. 400–423 mit Abb.), aber nicht eigentlich als Fragment der V. S. zu bezeichnen, vielmehr handelt es sich bei den 13 Versen um eine weit verbreitete Gebetspraxis zur Einleitung monastischer Vortragssituationen; freie Nachdichtungen des Miserere sind mehrfach bezeugt (vgl. → Anegenge, → Augsburger Gebet, → Sigiharts Gebete). Vielmehr sollte der kulturgesch. Zusammenhang mit dem daneben stehenden Salve Regina untersucht werden (Stridde). Ausgaben: Karl Konrad Polheim: Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. (Kodex 276, II. Teil). Faksimile-Ausg. des Chorherrenstiftes Vorau. Graz 466
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2. H¨alfte 12. Jh. 1985. – Dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Aufgefunden zu Vorau in der Steiermark und zum ersten Male mit einer Einl. und Anm. hg. v. Josef Diemer. Wien 1849 (Neudr. Darmstadt 1968), S. 295–316. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Hg. v. Albert Waag. 2., umgearb. Aufl. Halle/S. 1916 (ATB 10). – Die kleinen Denkm¨aler der Vorauer Handschrift. Hg. v. Erich Henschel und Ulrich Pretzel. Mit einem Beitrag von Wolfgang Bachofer. T¨ubingen 1963, S. 124–175. – Die rel. Dichtungen des 11. und 12. Jh. Nach ihren Formen bespr. und hg. v. Friedrich Maurer. 3 Bde., T¨ubingen 1964, Bd. 3, S. 98–123. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Auswahl v. Albert Waag neu hg. v. Werner Schr¨oder. T¨ubingen 1972 (ATB 71f.), S. 193–122 (zit.). Literatur: W. Schr¨oder, VL2 10 (1999), Sp. 528–530. – Gisela Vollmann-Profe, Killy 12 (1992), S. 60 f. – Hugo Kuhn, RLLG 1 (1958), S. 494–507. – Wilhelm Scherer: Geistl. Poeten der dt. Kaiserzeit. Tl. 2. Straßburg 1875, S. 77–81. – Max Roediger: Die Millst¨atter S¨undenklage. In: ZfdA 20 (1876), S. 255–323. – Edward Schr¨oder: Das Anegenge. Eine litterarhist. Unters. Straßburg u. a. 1881 (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der Germ. V¨olker 44), S. 73–77. – A. Waag: Die Zusammensetzung der Vorauer Sammelhs. In: PBB 11 (1889), S. 77–158, hier S. 35–139. – Anton M¨uller: Die V. S. Bres¨ lau 1887. – E. Schr¨oder: Heimat und Uberl. der V. S. In: ZfdA 35 (1891), S. 417–434. – August Gr¨unewald: Die lat. Einschiebsel in den dt. Gedichten v. der Mitte des 11. bis gegen Ende des 12. Jh. G¨ottingen 1908, S. 37–42. – Karl Wesle: Fr¨uhmhd. Reimstud. Jena 1925, S. 43–48. – Anton Schwickert: Die Reimkunst des fr¨uhmhd. Gedichtes ‹Vom himmlischen Jerusalem› verglichen mit den u¨ brigen Gedichten des o¨ sterr. Sprachgebietes v. ca. 1130–1160. Borna-Leipzig 1926, S. 57–63. – Albert Leitzmann: Lexikalische Probleme in der fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung. Berlin 1942 (Abh. der Preußischen Akad. der Wiss. Phil.-hist. Kl. 18), S. 36–41. – Heinz G. Jantsch: Stud. zum Symbolischen in fr¨uhmhd. Lit. T¨ubingen 1959, S. 192–197. – W. Schr¨oder: Noch einmal zu F. Maurers Neuedition der Rel. Dichtung. In: PBB (T¨ub.) 93 (1971), S. 109–138, hier S. 136–138. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300. Mit bes. Ber¨ucksichtigung der Meß- und Tagzeitenliturgie. Hildesheim 467
Erinher 1973, S. 67 f. – Michael Curschmann: Texte – Bilder – Strukturen. Der ›Hortus deliciarum‹ und die fr¨uhmhd. Geistlichendichtung. In: DVjs 55 (1981), S. 379–418. – Jef Jacobs: Aus bewußter Bosheit. Literarischer Reflex der S¨unde wider den Heiligen Geist in der dt. religi¨osen Dichtung des 11. und 12. Jh. Frankfurt/M. u.a. 1983, S. 54–66. – W. Schr¨oder: Vom ‹Rheinauer Paulus› zur ‹Millst¨atter S¨undenklage›. Aspekte der Poetisierung volksspr. kirchlicher Gebrauchstexte im fr¨uhen 12. Jh. Mainz 1986 (Abh. der Geistes- und Sozialwiss. Kl. der Akad. der Wiss. und der Lit. zu Mainz 3). – Hartmut Freytag: Die fr¨uhmhd. geistliche Dichtung in ¨ ¨ Lit. Hg. v. Herbert ZeOsterreich. In: Die Osterr. mann. Tl. 1. Graz 1986, S. 119–150. – Barbara Gutfleisch-Ziche: Die Millst¨atter Sammelhs. Produkt und Medium des Vermittlungsprozesses geistlicher Inhalte. In: Die Vermittlung geistl. Inhalte im dt. MA. Hg. v. Timothy R. Jackson/Nigel F. Palmer/Almut Suerbaum. Tu¨ bingen 1996, S. 79–96. – Christine Stridde: Verbalpr¨asenz und g¨ottlicher Sprechakt. Zur Pragmatik spiritueller Kommunikation ‹zwischen› ‹St. Trudperter Hoheslied› und Mechthilds v. Magdeburg ‹Das Fließende Licht der Gottheit›. Stuttgart 2009. CS Erinher. – Ansonsten nicht bekannter Verfasser einer metrischen Paraphrase der Vita Haimeradi des → Ekkebert von Hersfeld. Der Text, der in V. 10 und in V. 687 einen «Erinherus» als Verfasser anf¨uhrt, entstand nach 1162. Er umfasst 703 leoninische Hexameter und beschr¨ankt sich im Wesentlichen auf die eigentliche Vita; eingef¨ugt ist ein Exkurs u¨ ber Bischof Meinwerk von Paderborn. ¨ Uberlieferung: Br¨ussel, Bibl. Royale, Cod. 3178, 166r–169v (aus B¨oddeken, 15. Jh.). – Trier, Erzbisch¨ofliche Bibl., Cod. 31 (15. Jh.). Ausgabe: MGH SS 10 (1852) S. 608–612. Literatur: Franz Josef Worstbrock, VL 2 2 (1980) Sp. 586. SF Halberst¨adter Makkab¨aer. – Fragmentarisch erhaltene Dichtung von 121 Versen, wahrscheinlich 12. Jh. Die Dichtung wurde eventuell aus dem Anlass ¨ der Uberf¨ uhrung der Makkab¨aer-Reliquien durch Rainald von Dassel aus Mailand nach K¨oln in den sechziger Jahren des 12. Jh. verfasst; das der Stelle 1 Makk 13, 15–32 entsprechende Textfragment (mit zahlreichen Auslassungen und Erweiterungen) ist 468
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Priester Konrad erhalten. Trotz popul¨ar-christlicher Einfl¨usse ist in Wortwahl und Darstellung die N¨ahe zu heroischen Stoffen deutlich; thematisiert wird vor allem das ideale Verhalten eines vorbildhaften Herrschers. ¨ Uberlieferung: Moskau, Bibl. der Lomonossow-Univ., Dokumentenslg. Gustav Schmidt, Fond 40/1, Nr. 39 (fr¨uher Halberstadt, Bibl. des Domgymnasiums, Fragm. 6) (fr¨uhes 13. Jh., su¨ dliches Mitteldt., zwei Bruchst¨ucke eines Pergamentbl.). Ausgaben: Karl Bartsch: Poetische Bearb. des Maccab¨aer-Buches. In: Germania 28 (1883) S. 267–271. – Carl Kraus (Hg.): Dt. Gedichte des 12. Jh. Halle 1894, S. 25–29 und Anm. S. 147–157. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 3. T¨ubingen 1970, S. 596–603. Literatur: Ehrismann 2/1 (1922) S. 115 f. – Edgar Papp, VL2 3 (1981) Sp. 412 f. – De Boor/ Newald 1 (41960) S. 173. – Maurer (s. Ausg.) S. 595 (Lit.). – Francis G. Gentry: Bibliogr. zur fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung (Bibliogr. zur dt. Lit. des MA 11). Berlin 1992 (Lit.). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 156. SF Priester Konrad. – Kompilator einer dt. Mustersammlung von Predigten des 12. und 13. Jh. Die Vorrede des als Predigthilfe konzipierten Predigtbuches der Wiener Handschrift Cod. 2684* ¨ (s. Uberl.) weist einen «C˚unradus prespiter» als Verfasser aus. In der fr¨uheren Forschung nahm man als Autor einen a¨ lteren (1140–1180) oder einen j¨ungeren (1184–1190) urkundlich bezeugten Kapellan des F¨urstbischofs von Brixen mit Namen K. an. Diese These beruht auf der Annahme, die Vorlage der Handschrift stamme aus dem 12. Jh. Mittlerweile wird jedoch nicht mehr zwingend eine fr¨uhe Entstehung des Predigtbuchs in Tirol angenommen; wahrscheinlich ist eine Zusammenstellung nach 1250. Der erste Teil des 114 Predigten umfassenden Predigtbuchs, das zum Korpus der fr¨uhen dt. Predigt (→ Predigten und Predigtsammlungen) gerechnet wird, enth¨alt die Sonn- und Festtagspredigten des Kirchenjahres (Nr. 1–79), meist einfache Texterkl¨arungen; darauf folgen Heiligenpredigten mit legendarischem Charakter. Das Buch war als Muster-Predigtsammlung zur allgemeinen 469
2. H¨alfte 12. Jh. Verwendung und zum Vortrag vor einem beliebigen Publikum gedacht, Terminologie und Gehalt sind allgemein verst¨andlich. Als Grundlage der Predigten dienten eine gr¨oßere dt. Sammlung Y* aus der Mitte des 12. Jh., Bibelkommentare sowie a¨ ltere dt. Predigten. Verkn¨upfungen zu anderen Sammlungen oder Fragmenten fr¨uher dt. Predigten sind zahlreich, so z. B. zur → Rothschen und zur → Hoffmannschen Predigtsammlung, zu → Strauchs altdt. Predigten, den → Basler Predigten, der → Oberaltaicher Predigtsammlung und der → Tiroler Predigtsammlung, sodass im ¨ Rahmen der Fr¨uhen dt. Predigt von einem «Uberlieferungskomplex P. K.» gesprochen werden kann. Die Handschrift W 1 wurde bis in das 15. Jh. verwendet. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2684* (drittes Viertel 13. Jh., alemannisch-bair. Grenzbereich) (W1). – Teil¨uberl.: Hall/Tirol, Provinzarch. der Tiroler Franziskanerprovinz, Nachlass P. Max Straganz, Frag. germ. 1 (erste H¨alfte 13. Jh., bair.). – Innsbruck, Landesarch., Hs. 95/I. – M¨unchen, Hauptstaatsarch., Fragmentenslg., KL Reichenbach 1/2. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5256. – Regensburg, ZB, Fragm. I.5.2. – Privatbesitz Auktionshaus Sotheby’s, London, Nr. 2007 (Verbleib unbekannt). – M¨unchen, BSB, Cgm 5248/6. – Berlin, SBB, Mgq 1486. – Basel, UB, Cod. G2 II 58. Ausgaben: Anton Emanuel Sch¨onbach: Altdt. Predigten. Bd. 3. Graz 1891. – Volker Mertens: Das ¨ Predigtbuch des P. K. Uberlieferung, Gestalt, Gehalt, Texte (MTU 33). M¨unchen 1971, S. 185–284. Literatur: Ehrismann 2,2 (1959) S. 413. – V. Mertens, NDB 12 (1980) S. 549. – Ders., VL2 5 (1985) Sp. 131–134. – De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 320 f. u. o¨ . – V. Mertens, MarLex 3 (1991) S. 611. – Ders., LexMA 5 (1991) Sp. 1364. – Regina D. Schiewer, Killy2 6 (2009) S. 621 f. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879 (Nachdr. Darmstadt 1966). – Anton Linsenmayer: Gesch. der Predigt in Deutschland v. Karl dem Großen bis zum Ausgange des 14. Jh. M¨unchen 1886 (Nachdr. Frankfurt/M. 1969). – Willy Krogmann: Zu den dt. Predigten des Priesters K. In: ZfdPh 86 (1967) S. 13–15. – V. Mertens: ‹Von dem iungsten tage›. Eine Predigt aus dem Umkreis des Predigtbuches des P. K. In: W¨urzburger Prosastud. 1. Wort-, begriffs- und textkundliche Unters. (Medium Aevum 13). Hg. v. der Forschungsstelle f¨ur Dt. Prosa des MA am Seminar f¨ur Dt. Philologie der Univ. W¨urzburg. Mu¨ n470
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2. H¨alfte 12. Jh. chen 1968, S. 102–121. – Ders. 1971 (s. Ausg.). – Peter Jentzmik: Zu Mo¨ glichkeiten und Grenzen typologischer Exegese in ma. Predigt und Dichtung (GAG 112). G¨uppingen 1973. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, T 25 f. – Siegfried Haider: Das ¨ Erg.-Bd. 25). bisch¨ofliche Kapellanat 1 (MIOG Wien 1977. – Leslie Peter Johnson: Die h¨ofische Lit. der Bl¨utezeit (1160/70–1220/30) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,1). T¨ubingen 1999, S. 432–434. – Edith Feistner: Vom ‹Predigtbuch› des P. K. in Regensburg. Blicke in eine volkssprachliche Predigtwerkstatt um 1200. In: Beitr. zur Gesch. des Bistums Regensburg 41 (2007) S. 7–39. – R. D. Schiewer: Die dt. Predigt um 1200. Ein Handbuch. Berlin 2008. – Dies.: Neue Predigtfragm. des 12. und 13. Jh. Erg¨anzungen zu Morvay/Grubes Predigtbibliogr. In: ZfdA 137 (2008) S. 158–176, hier S. 170 f. – Nathanael Busch/Oliver Ruggenthaler: Handschriftenfunde im Franziskanerkloster Schwaz/Tirol. In: ZfdA 139 (2010) S. 299–307, hier S. 305 f. (Nr. XI). SF Priester Wernher (Werinher der Priester; wurde f¨alschlich als W. von Tegernsee bezeichnet). – Mhd. geistlicher Dichter und Verfasser des ersten gr¨oßeren Marienlebens Driu liet von der maget (ca. 5900 Verse) in dt. Sprache, 1172 wahrscheinlich in Augsburg entstanden. W. nennt sowohl sich selbst (einmal im Prolog zum zweiten Buch, V. 1296 f. und ein zweites Mal im Epilog, V. 5799–5803) als auch seinen Auftraggeber und Berater, den Priester Manegolt (V. 5811 f.). W. und Manegolt sind wahrscheinlich nicht als Angeh¨orige des Benediktinerklosters, sondern als Weltkleriker in Augsburg zu sehen. Prologe gliedern das Werk in drei «liet» oder B¨ucher, wovon jedes stofflich einem der hohen kirchlichen Feste Mariae Geburt, Mariae Verk¨undigung und Christi Geburt zugeordnet ist. Das Werk berichtet im ersten «liet» die Geschichte der Eltern Marias, Joachims und Annas, der Ausweisung Joachims aus dem Tempel wegen seiner Kinderlosigkeit und der Verk¨undigung der Geburt Mariens. Das dreij¨ahrige Kind wird schließlich im Tempel dargebracht. Das zweite Buch erz¨ahlt von Marias Leben unter den Tempeljungfrauen, ihrer Weigerung, einen Mann zu nehmen und dem Gottesurteil (dem Gertenmirakel), welches ihr gebietet, sich mit Joseph zu verm¨ahlen. Es wird beschrieben, 471
Priester Wernher wie Joseph eine l¨angere Reise antritt und Maria mit f¨unf Jungfrauen zur¨uckbleibt. Der Engel Gabriel verk¨undet in der zentralen Szene des Buches Maria die Geburt Jesu. Darauf folgt ein Besuch Marias bei Elisabeth. Nachdem zu Beginn des dritten Buches die Zweifel des zur¨uckgekehrten Joseph u¨ ber die jungfr¨auliche Empf¨angnis Marias aufgel¨ost werden (Wasserprobe), folgen die Reise nach Bethlehem, die Geburt Christi und die Flucht vor dem bethle¨ hemitischen Kindermord nach Agypten. Ein umfangreicher Schlussteil (in C nur fragmentarisch, in A vollst¨andig und in D stark gek¨urzt erhalten) bietet einen Ausblick auf das weitere Leben Christi, auf seine Passion und H¨ollenfahrt, auf die Auferstehung, Himmelfahrt und das Ju¨ ngste Gericht. Als Hauptquelle des Marienlebens diente das apokryphe Pseudo-Matth¨aus-Evangelium, dessen Stoff W. frei handhabte, durch Erg¨anzungen aus den kanonischen Evangelien erweiterte und in das heilsgeschichtliche Geschehen einordnete. Die Reimtechnik ist fr¨uhmhd., die metrische Form und der sprachliche Ausdruck hingegen zeichnen W. als Vorl¨aufer der klassischen mhd. Epiker aus, was u. a. durch das Bem¨uhen um Variation deutlich wird. W. empfiehlt die Driu liet ausdr¨ucklich einem laikalen weiblichen Publikum zur Abschrift und Verbreitung sowie als Talisman bei Geburten. Das Werk erzielte eine f¨ur die Zeit beachtliche Verbreitung und ist in sechs Fragmenten und zwei vollst¨andigen Bearbeitungen (A und D) u¨ berliefert. In der eigenst¨andigen Bearbeitung D findet sich der fr¨uheste Illustrationszyklus zur Darstellung eines Marienlebens in der dt. Kunst. ¨ ¨ Uberlieferung: Zwei vollst. Hss.: Wien, ONB, Cod. 2742*, 9r–74v (drittes Viertel des 13. Jh., bair.-¨osterr.) (A). – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgo 109 (erstes Viertel des 13. Jh., bair.; mit 86 Illustrationen) (D), am Schluss fehlen wenige Verse wegen Blattverlust, entstanden in Regensburg oder Umgebung um 1220 (voneinander unabh¨angige Bearbeitungen) und sechs Fragmente Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5249/2a, drei Bll., Bl. 1 und 2 neu: V. 1001–15, 1061–70, 1121–40, 1165–1211, 1224–50, Bl. 3 bisher bekannt: V. 1370–1491 (Anfang 14. Jh., nordostbair.) (B). – Discissus, ca. 2600 Verse, Mitte 14. Jh., md.-th¨uringisch (C): Karlsruhe, LB, Cod. St. Peter perg. 71 (C1). – Berlin, SBB, Mgq 1303, Nr. 11 (C2). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5249/2 b (C3). – Breslau, UB, Akc 1955 K IV 286 (C4). – Zwei Bll., ostschw¨abisch, Anfang 472
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Priester Wernher 13. Jh. (E): N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 18056, V. 3547–3646 (E1). – Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB 1519/IX, V. 3336 – A 2848/D 3236 (E2). – Augsburg, SB und StB, Fragm. germ. 9, V. 132–274, 411–694, 856–1017 (drittes Viertel des 13. Jh., schw¨abisch; ausgel¨ost aus 2° Cod 354) (F). – M¨unchen, BSB, Cgm 5249/2 c, V. 1–27, 42–62, 63–87, 104–123 (Ende 13./Anfang 14. Jh., obd.) (G). – Wien, Privatbesitz, V. A 3241/D 3722 – C 4142/A 3403/D (vor 3903) (zweites Viertel des 13. Jh., obd.) (W). Ausgaben: Julius Feifalik (Hg.): Des P.s W. ‹driu liet von der maget› nach einer Wiener Hs. mit Lesarten der u¨ brigen. Wien 1860 (Hs. A mit Lesarten v. B, C1, C2 und D). – August Hoffmann v. Fallersleben: Fundgruben f¨ur Gesch. des dt. Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit. Bd. 2. Breslau 31861 (Hss. B und D). – Hermann Degering: Des P.s W. drei Lieder v. der Magd. Nach der Fassung der Hs. Preußischen SB metrisch u¨ bers. und mit ihren Bildern. Berlin 1925. – Carl Wesle: P. W.s Maria. Bruchst¨ucke und Umarbeitungen. Halle/Saale 1927. – Ders.: P. W.s Maria. Bruchst¨ucke und Umarbeitungen (ATB 26). Halle/S. 1927. Tu¨ bingen 1969. – Kurt G¨artner: Hss. B, E, F, G. Berlin 1974. – Gerd Pichler/Hermann Reichert (Hg.): Neue Fragm. v. P. W.s Maria (W). In: ZfdA 125 (1996) S. 202–210. – Wernher. Driu liet von der maget. Farbmikrofiche-Ed. der Hs. Berlin, Ehem. Preussische SB, Ms. germ. oct. 109 (z. Zt. Krak´ow, Biblioteka Jagiello´nska, Depositum). Beschreibung der Hs. und komm. Bildkat. v. Elisabeth Radaj (Codd. illuminati medii aevi 62). Mu¨ nchen 2001. Literatur: Werner J. Hoffmann, MarLex 6 (1994) S. 716 f. – Kurt G¨artner, LexMA 9 (1997) Sp. 10 f. – Ders., VL2 10 (1999) Sp. 903–915. – Walter Buckl, LThK3 10 (2001) Sp. 1103. – Benedikt Greiff (Hg.): Zu W.’s Marienleben. Augsburger Bruchst¨ucke. In: Germania 7 (1862) S. 305–330. – Constantin de Tischendorf: Evangelia apocrypha. Leipzig 21876 (Nachdr. Hildesheim 1966). – Paul Steinh¨auser: W.s Marienleben in seinem Verh¨altnisse zum ‹Liber de infantia sanctae Mariae et Christi salvatoris› nebst einem metrischen An¨ hange. Diss. Rostock 1890. – Carl Wesle: Uberl. und Textkritik v. W.s Maria. Eine Stilunters. 1932. – Ulrich Pretzel: Stud. zum Marienleben des P.s W. In: ZfdA 75 (1938) S. 65–82. – Julius Schwietering: Die dt. Lit. des MA. Potsdam 1941. – H. Fromm: Unters. zum Marienleben des P.s W. Turku 1955. – Maria Elisabeth G¨ossmann: 473
2. H¨alfte 12. Jh. Die Verk¨undigung an Maria. Im dogmatischen Verst¨andnis des MA. M¨unchen 1957, S. 103–106. – Achim Masser: Bibel, Apokryphen und Legenden. Berlin 1969. – K. G¨artner: Neues zur P. W.-Kritik mit einem Abdruck der kleineren Bruchst¨ucke v. P. W.s Maria. In: Stud. zur fr¨uhmhd. Lit. Cambridger Colloquium 1971. Hg. Leslie P. Johnson u.a. Berlin 1974, S. 103–135. – H. Fromm/Klaus Grubm¨uller (Hg.): Konrad v. Fußesbrunnen: Die Kindheit Jesu. Berlin 1973. – A. Masser: Bibel- und Legendenepik des dt. MA. Berlin 1976. – Jan Gijsel: Die Quelle v. P. W.s ‹Driu liet von der maget›. In: Herrigs Arch. 215 (1978) S. 250–255. – Wilhelm Messerer: Illustrationen zu W.s ‹Drei Liedern v. der Magd›. In: Dt. Lit. im MA. Kontakte und Perspektiven. Gedenkschr. Hugo Kuhn. Hg. Christoph Cormeau. Stuttgart 1979, S. 447–472. – Joachim Bumke: M¨azene im MA. M¨unchen 1979. – Gabriele Lenger: Virgo-Mater-Mediatrix. Unters. zu P. W.s ‹Driu liet von der maget›. Frankfurt/M. 1980. – J. Gijsel: Die unmittelbare Text¨uberl. des sog. Pseudo-Matth¨aus (Verhandelingen van de Koninklijke Academie voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten van Belgie, Kl. der Letteren Jg. 43, Nr. 96). Br¨ussel 1981. – Norbert H¨orberg: Libri Sanctae Afrae. St. Ulrich und Afra zu Augsburg im 11. und 12. Jh. nach Zeugnissen der Klosterbibl. (Ver¨off. des Max-Planck-Inst. f¨ur Gesch. 74). G¨ottingen 1983. – Elisabeth Klemm: Die Regensburger Buchmalerei des 12. Jh. In: Regensburger Buchmalerei (BSB, Ausstellungskat. 39) 1987, S. 39–58. – Karl Stackmann: Magd und K¨onigin. Dt. Mariendichtung des MA (Bursfelder Universit¨atsreden 7). G¨ottingen 1988. Wieder in: Ders.: Frauenlob, Heinrich v. M¨ugeln und ihre Nachfolger. Hg. v. Jens Haustein. G¨ottingen 2002, S. 9–33. – Nikolaus Henkel: Bildtexte. Die Spruchb¨ander der Berliner Hs. v. Heinrichs v. Veldeke Eneasroman. FS Dieter Wuttke. Hg. v. Stephan F¨ussel/Joachim Knape. Baden-Baden 1989, S. 1–47. – Helmut Gier/Johannes Janota (Hg.): V. der Augsburger Bibelhs. zu Bertolt Brecht. Kat. Weissenhorn 1991. – Francis G. Gentry: Bibliogr. zur fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung (Bibliogr. zur dt. Lit. des MA 11). Berlin 1992. – N. Henkel: Religi¨oses Erz¨ahlen um 1200 im Kontext h¨ofischer Lit. P. W., Konrad v. Fußesbrunnen, Konrad v. Heimesfurt. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Hg. v. Timothy R. Jackson u. a. T¨ubingen 1996, S. 1–21. – G. Pichler/H. Reichert: Neue Fragm. v. P. W.s Maria. In: ZfdA 125 (1996) 474
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2. H¨alfte 12. Jh.
Windberger Interlinearversion zu Psalter, Cantica u. a.
S. 202–210. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 328–332. – Werner Schr¨oder: Schwierigkeiten im Umgang mit W.s ‹Driu liet von der maget›. FS Kurt G¨artner. Hg. V´aclav Bok. Wien 2003. – Michael Curschmann: Das Buch am Anfang und am Ende des Lebens. W.s Maria und das Credo Jeans de Joinville (Mitt. und Verzeichnisse aus der Bibl. des Bisch¨oflichen Priesterseminars zu Trier 24). Trier 2008. SF Windberger Interlinearversion zu Psalter, Cantica u. a. Der wegen gleicher Anlage und zeitlicher N¨ahe vorgenommene Zusammenschluss der W. I., der → Millst¨atter I., der → Trierer I. und der → Wolfenb¨utteler I. zu einer «Windberger Gruppe» ist f¨ur die Entstehung der einzelnen Interlinearversionen ohne Belang. Die W. I. folgt wie die anderen drei Interlinearversionen dem Psalterium Gallicanum, u¨ berliefert jedoch als einzige einen noch dem 11. Jh. nahestehenden Text und ist den strengen Grunds¨atzen der Wort-f¨ur-Wort- und Form¨ f¨ur-Form-Ubersetzung verpflichtet. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 17 (Perg., Windberg, nord¨ostliches Westmittelbairisch) enth¨alt nach einem Kalendarium (1v–7r) eine Reihe interlinear glossierter Texte: 9r–205v Psalter, 206r-218r biblische Cantica, 218v Pater noster, 218v–222r Credo, 222r–223r Ambrosianischer Lobgesang, 223r–224r sechs dem Proprium de Tempore angeh¨orende Gebete. Ohne dt. Erkl¨arung blieben vier weitere lat. Gebete (224v–225r), das Zitat Jes 32,17 f. (1r), die Annales Halesbrunnensis bis zum Jahr 1178 (7v) und ein Gebet (8r). Ausgaben: Psalter: Eberhard Gottlieb Graff (hg.): Dt. Interlinearversionen der Psalmen. Aus einer windberger Hs. zu M¨unchen (XII. Jh.) und einer Hs. zu Trier (XIII. Jh.) zum ersten Male hg. (Bibl. der gesammten dt. National-Lit. v. der a¨ltesten bis auf die neuere Zeit 10). Quedlinburg/Leipzig 1839 (sehr fehlerhafter Abdruck; Korrigendalisten ¨ bei Paul Wallburg: Uber die W. I. der Psalmen. Diss. Straßburg 1888, S. 1–12, und Lewark, s. Lit., S. 8–25). – Klaus Kirchert: Der W. Psalter. Bd. 2: Textausgabe (MTU 60). M¨unchen 1979. – Weitere Texte: E. G. Graff: Annalen, Collecten, Ambrosianischer Lobgesang, Gebete und Randbemerkungen. In: Diutiska. Denkm¨aler dt. Sprache und Lit., aus alten Hss. zum ersten Male theils herausgegeben, theils nachgewiesen und beschrieben [...] 475
v. dems. Bd. 3. Stuttgart u. a., S. 460–496 (Abdruck der Psalmengebete, der annalistischen und dt. komputistischen Notizen, des Ambrosianischen Lobgesangs und der sechs interlinear verdeutschten Gebete partiell mit lat. Bezugstext; Korrekturen bei Wallburg, S. 12). – Johann Andreas Schmeller: Deutsches des X. und XII. Jh. aus Mu¨ nchener Hss. In: ZfdA 8 (1851) S. 105–155, hier S. 120–145 (Abdruck der biblischen Cantica, des Pater noster und Credo unter Einbeziehung des lat. Basistextes). Literatur: Hans Eggers: W. Psalmen. In: VL 4 (1953) Sp. 996–1001. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 114 u. o¨ . – Dorothea Klein, VL2 10 (1999) Sp. 1192–1197. – Heinrich Lewark: Zur dt. I. der Psalmen aus dem Kloster Windberg. Diss. Marburg 1914. – Agathe Lasch: Die as. Psalmenfragm. In: FS Conrad Borchling. Neum¨unster 1932, S. 229–272. – Kurt Erich Sch¨ondorf: Die Tradition der dt. Psalmen¨ubers. Unters. zur Verwandt¨ schaft und Ubersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther (Mitteldt. Forschungen 46). K¨oln u. a. 1967, S. 45 f. – Cola Minis: Bibliogr. zu den altmittel- und altniederfr¨ankischen Psalmen und Glossen. Amsterdam 1971, S. 34 f. – Klaus Kirchert: Der W. Psalter. 2 Bde. Nachdr. ebd. 1979. – Ma. Bibliothekskat. Deutschlands und der Schweiz. Bd. 4,1. Bist¨umer Passau und Regensburg. Red. Christine Elisabeth Ineichen-Eder. M¨unchen 1977, S. 571–578. – Klaus Matzel: Zum W. Psalter. Einige Bemerkungen anl¨aßlich der Neuausg. In: PBB (T¨ub.) 105 (1983) S. 177–191. – K. Kirchert: Grunds¨atzliches zur Bibelverdeutschung im MA. In: ZfdA 113 (1984) S. 61–78. – Karin Schneider: Gotische Schriften in dt. Sprache. Bd. 1,1. Wiesbaden 1987, bes. S. 33–37. BJ Barlaam und Josaphat. – Anonyme dt. Fassungen der Legende. Seit dem 12. Jh. ist die sog. Vulgatafassung der Legende in u¨ ber 60 Handschriften und in zw¨olf Drucken zwischen 1535 und 1580 erhalten. Auf der Grundlage dieser Version(en) entstanden lat. Kurzfassungen in Prosa; die bekanntesten sind die Fassungen von Vinzenz von Beauvais (im Speculum historiale) und in der Legenda aurea des → Jacobus a Voragine (vgl. Iacopo da Varazze: L. a. Hg. v. Giovanni Paolo Maggioni. Florenz 21998). Versus de sanctis Barlaam et Josaphat: Die fr¨uhe¨ ste bekannte Ubertragung der griechischen BJLegende ins Lateinische stammt aus dem Jahr 1048. 476
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Barlaam und Josaphat ¨ Uberlieferung: Neapel, Bibl. Nazionale, Cod. VIII. B. 10 (14. Jh.). Ausgabe: Jos´e Mart´ınez G´azquez: Historia Barlae et Josaphat. Madrid 1997. Die lat. Versfassung u. d. T. Versus de sanctis Barlaam et Josaphat (1956 daktylische Hexameter) ist in der Sammelhandschrift Besan¸con, Bibl. Municipale, lat. 94 u¨ berliefert. Der Text entstand vermutlich in der ersten H¨alfte des 12. Jh., vielleicht in Besan¸con. Der unbekannte Verfasser kannte neben Bibel und Kirchenv¨atern die antike und die ma. Hexametertradition, direkte Vorlagen sind jedoch nicht bekannt. Ausgabe und Literatur: Matthias Fischer: V. de s. B. et J. Die anonyme Versifikation der Barlaamund Josaphatlegende (12. Jhd.) in der Hs. Besan¸con BM 94 (Lat. Sprache und Lit. des MA 37). Bern u. a. 2003 (mit krit. Ausgabe). A. Dt. Versdichtungen 1. → Otto II. von Freising 2. → Rudolf von Ems 3. Z¨urcher Barlaam, eine bair. Reimpaardichtung (432 Verse) ¨ Uberlieferung: Zwei Fragmente aus derselben Hs. (13. Jh.): Berlin, SBB, Mgf 923 Nr. 2 (zwei Pergamentstreifen). – Z¨urich, ZB, Ms. C 79 c, 5ra-vb, 6ra-vb (Pergamentdoppelbl.). Ausgaben: Franz Pfeiffer: Bruchst¨uck aus B. u. J. In: ZfdA 1 (1841) S. 126–135 (Z¨urcher Fragm.; 336 Verse). – Ders.: Forschung und Kritik auf dem Gebiete des dt. Alterthums. In: Sb. der phil.-hist. Cl. der kaiserl. Akad. der Wiss. 41 (1863) S. 286–367, hier S. 313–319 (Berliner Frgm.; 96 Verse). B. Dt. Prosafassungen 1. Williams-Krapp verzeichnet f¨unf in ndl. und dt. Legendare integrierte Fassungen. Die BJLegende aus Der → Heiligen Leben findet sich zudem in der N¨urnberger Bearbeitung der Alemannischen → Vitaspatrum. 2. BJ-Legende in einer Handschrift der K¨olner Vitaspatrumsammlung. ¨ Uberlieferung: K¨oln, Hist. Arch., GB 8° 7, 1r–60v (um 1447, ripuarisch). ¨ 3. Ubersetzungen des Speculum historiale des Vinzenz von Beauvais a) Bei der obd. Druckfassung Die hystori Josaphat und Barlaam handelt es sich um eine vollst¨andige ¨ Ubesetzung der BJ-Legende aus dem Speculum historiale. ¨ Uberlieferung: Zwei illustrierte Drucke: [Augsburg, G¨unther Zainer, um 1476], 98 Bll. (GW 477
2. H¨alfte 12. Jh. 3398; Ott, Nr. 12.3a). – [Augsburg, Anton Sorg, um 1480], 97 Bll. (GW 3399; Ott, Nr. 12.3b). – Um eine Druckabschrift handelt es sich wohl bei: Berlin, Mqp 1147, 150 Bll. (1478, aus dem Benediktinerinnenkloster Marienberg in Boppard, moselfr¨ankisch). ¨ b) Mndl. Ubersetzung (drei Handschriften bei Williams-Krapp, Nr. 1). 4. Zwei voneinander unabh¨angige Prosafassungen des Versepos des Rudolfs von Ems. Die K¨urzungen des Textes betreffen in der Regel Rudolfs Zus¨atze gegen¨uber seiner lat. Quelle. a) Eine wohl f¨ur Nonnen konzipierte Stuttgarter Fassung schließt zumeist sehr eng an Rudolfs Epos an, weist aber auch mehrere k¨urzende Zusammenfassungen auf. ¨ Uberlieferung: Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 4° 81, 132r–218r (um 1479, aus dem Dominikannerinenkloster Reutin, schw¨abisch). b) Auch die Berliner Fassung war f¨ur im Kloster Lebende gedacht. Als ihr Auftraggeber wird zweimal der Abt der Zisterzienserklosters Kappel genannt. Im Text, der seiner Vorlage zum Teil ebenfalls w¨ortlich folgt, finden sich neben h¨aufigen k¨urzenden Zusammenfassungen in eigenen Formulierungen auch einige vom Prosabearbeiter vorgenommene Erweiterungen. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgf 1259, 1r–73r (1493, aus dem Klarissenkloster S¨oflingen, schw¨abisch). Literatur: Kurt W. Forster: B. und Joasaph. In: LCI 1 (1968) 244 f. – Basile Studer: Jean Damasc`ene. In: Dict. Spir. 8 (1972) Sp. 464–466. – Sabine Kimpel, LCI 5 (1973) Sp. 313–316. – Franz Brunh¨olzl/Dietrich Stein/ Anuscha Prinzing-Monchizadeh/Marc Vuijlsteke/ Hans Sauer/Hellmut RosenfeldHarald Ehrhardt/ Klaus Wessel: B. und Joasaph. In: LexMA 1 (1980) Sp. 1464–1469. – Basil Studer: B. und Joasaph. In: LThK3 2 (1994) Sp. 8. – J¨urgen Dummer: B. und Joasaph. In: RGG 1 (1998) Sp. 1109. – Christine St¨ollinger-L¨oser, VL2 11 (2004) Sp. 215–219. – Felix Liebrecht: Die Quellen des ‹B. u. J.›. In: Jb. f¨ur romanische und englische Lit. 2 (1860) 314–334. – Ernst Kuhn: B. und Ioasaph. Eine bibliographischliteraturgeschichtliche Studie. Mu¨ nchen 1893. – Willy Scheel: Die Berliner Sammelmappe dt. Fragmente (Ms. Germ. fol. 923). In: Festgabe an Karl Weinhold (Festschriften der Ges. f¨ur dt. Philologie 12). Leipzig 1896, S. 31–90, hier S. 33 f. – Paulus Mau: Gydo und Thyrus. Ein dt. Ausl¨aufer 478
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2. H¨alfte 12. Jh.
Gebet einer Frau
des altfranz¨osisch-mittelenglischen Freundschaftsromans ‹Guy von Warwick›. Diss. Jena 1909. – Jean Sonet: Le roman de B. et J. Recherches sur la tradition manuscrite latine et fran¸caise. Louvain 1949. – Franz D¨olger: Der griechische B.-Roman. Ein Werk des H. Johannes v. Damaskos (Studia Patristica et Byzantina 1). Ettal 1953. – Hiram Peri (d.i. Heinz Pflaum): Der Religionsdisput der B.-Legende. Ein Motiv abendl¨andischer Dichtung (Acta Salamanticensia. Filosof´ıa y Letras 14/3). Salamanca 1959, S. 57–67, 256–258. – Michael Cur¨ schmann: Ein neuer Fund zur Uberlief. des ‹Nackten Kaiser› v. Herrand v. Wildonie. In: ZfdPh 86 (1967) S. 22–56, hier S. 30 f. – Werner WilliamsKrapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. ¨ zu ihrer Uberlieferungs, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 395 f. – S. Calomino: From Verse to Prose. The B. and J. Legend in Fifteenth-Century Germany (Scripta Humanistica 63). Potomac/Maryland 1990. – Werner J. Hoffmann: Die ripuarische und nd. ‹Vitaspatrum›¨ Uberl. im 15. Jh. In: NdJb. 116 (1993), S. 72–108, hier S. 92, 106. – Norbert H. Ott: B. u. J. In: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Begonnen v. Hella Fr¨uhmorgen-Voss, fortgef¨uhrt v. N. H. Ott u. a. Bd. 2. M¨unchen 1996, S. 5–21 (Nr. 12). – Klaus Gantert: B. u. J. In: Aderlaß ¨ und Seelentrost. Die Uberl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter J¨org Becker/Eef Overgaauw. Mainz 2003, S. 138 f. – Corinna Biesterfeldt: Moniage. Der R¨uckzug aus der Welt als Erz¨ahlschluß. Unters. zu ‹Kaiserchronik›, ‹K¨onig Rother›, ‹Orendel›, ‹B. u. J.›, ‹ProsaLancelot›. Stuttgart 2004. BJ
Ausgaben: Joseph Diemer (Hg.): Dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Wien 1849 (Nachdr. Darmstadt 1968) S. 375–378. – Die dt. Gedichte der Vorauer Hs. (Kodex 276–2. Tl.). Faksimile-Ausg. des Chorherrenstiftes Vorau unter Mitwirkung v. Karl Konrad Polheim. Graz 1958, 135va-135vb. – Erich Henschel/Ulrich Pretzel (Hg.): Die kleineren Denkm¨aler der Vorauer Hs. T¨ubingen 1963, S. 184–191. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 3. T¨ubingen 1970, S. 621–624. Literatur: Edgar Papp, VL2 2 (1980) Sp. 1109 f. – Albert Waag: Die Zusammensetzung der Vorauer Hs. In: PBB (Halle) 11 (1886) S. 77–158. – Hermann Menhardt: Zur Herkunft der Vorauer Hs. In: PBB (T¨ub.) 78 (1956) S. 394–452; ebd. 80 (1958) S. 48–66. – Maurer (s. Ausg.) S. 621 (Lit.). – Eckard Lutz: Rhetorica Divina. Prologgebete und die rhetorische Kultur des MA. Diss. Freiburg i. Br. 1982 (Nachdr. Berlin 1984). – Elfriede Stutz: Der ‹b¨ußende› Gott. In: FS Ruth Schmidt-Wiegand. Hg. v. Karl Hauck/Karl Kroeschell. Berlin/New York 1986, S. 944–956. – Wiebke Freytag: Geistliches Leben und christliche Bildung. Hrotsvit und andere Autorinnen des fr¨uhen MA. In: Dt. Lit. v. Frauen. Bd. 1. Hg. v. Gisela Brinker-Gabler. M¨unchen 1988, S. 65–76, 516–519. – Francis G. Gentry: Bibliogr. zur fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung. Berlin 1992 (Lit.). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 118. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 222, 387. SF
Gebet einer Frau (auch: Gereimtes Gebet einer Frau). – Bair.-¨osterr. Dichtung aus der zweiten H¨alfte des 12. Jh. Das Werk umfasst in der u¨ berlieferten Form, in der der Schluss fehlt, 107 Verse. Eine arme S¨underin bittet um den Trost des Hl. Geistes und um Rettung vor den bedr¨angenden Nachstellungen ihrer Feinde. Auf eigene Rache will sie verzichten und sie Gott u¨ berlassen. Immer wieder finden sich Berufungen, so etwa auf Christus, Maria, Michael u. a. Der Versbau ist ziemlich regelm¨aßig, ca. ein Drittel der Reime sind Assonanzen. ¨ Uberlieferung: Vorau, Stiftsbibl., Cod. 276, 135va–135vb (fragm.).
Heinrich von Melk (?) (Der sog. Heinrich von Melk), * zweite H¨alfte 12. Jh. – Geistlicher Dichter. ¨ Der Wiener Codex 2696 der ONB aus dem 14. Jh. enth¨alt u. a. die beiden geistlichen Reimpaargedichte Von des todes gehugde (auch unter den Titeln Erinnerung an den Tod und Vom gemeinen Leben) und Vom Priesterleben. Beide d¨urften dem gleichen Autor zuzuschreiben sein, der sich im Schlussgebet von Von des todes gehugde selbst als «armen Knecht Heinrich» bezeichnet. In das gleiche Gebet wird ein Abt Erkenfried eingeschlossen, den Teile der a¨ lteren Forschung mit dem gleichnamigen Abt des nieder¨osterr. Beneditinerklosters Melk (Abt von 1122–1163) identifizierten, woher sich
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Heinrich von Melk (?) der Namenszusatz H.s verdankt. Diese Identifizierung ist spekulativ, wie auch weitere Annahmen zu H., wonach dieser von adliger Herkunft und Konverse im Kloster gewesen sein k¨onnte. Als relativ gesichert kann gelten: Die Dichtungen sind in der zweiten H¨alfte des 12. Jh. in bair.-¨osterr. Schriftsprache verfasst worden und ihr Dichter H. geh¨ort (nach eigener Angabe, Von des todes gehugde, V. 225) dem Laienstand an. Da die Dichtungen einen hohen literarischen und theologischen Bildungsstand ihres Verfassers voraussetzen, k¨onnte man in H. einen klerikal gebildeten Laien vermuten, der wom¨oglich der Laienfr¨ommigkeitsbewegung «pauperes Christi» angeh¨ort haben k¨onnte. Vom Priesterleben ging in der Handschrift urspr¨unglich Von des todes gehugde unmittelbar voraus. Anfang und Ende der 748 Verse sind fragmentarisch u¨ berliefert, das quantitative Ausmaß des Textverlustes l¨asst sich nicht sicher ermitteln. Mit dem Textanfang ist vermutlich auch die Autornennung verloren gegangen. H.s Verfasserschaft ist auch ohne ¨ Nennung naheliegend (Uberlieferungsn¨ ahe zu Von des todes gehugde, wortidentische Versgruppen, thematische und motivische N¨ahe), doch alles andere als gesichert. Die scharfe Klerikerschelte ist mit der zeitgen¨ossischen lat. Kleruskritik und -satire (→ Gerhoh von Reichersberg, → Petrus Damiani, → Honorius Augustodunensis u. a.) vergleichbar, dass sie aber einem lateinunkundigen Laienpublikum verst¨andlich gemacht wird, ist ein Alleinstellungsmerkmal. Die Entartung des Priesterstandes, der seine Pflichten vernachl¨assige und stattdessen sich der Simonie, V¨ollerei, Hurerei und Eitelkeit hingebe, wird schonungslos und teilweise deftig thematisiert, inspiriert vom Stil der alttestamentlichen Buß- und Strafpredigten und der ma. Gerichtsrede. Auch kleine fiktive Szenen flechtet der Verfasser in den Text ein. Seine Darstellung st¨utzt er auf zahlreiche biblische Exempla, auch theologische Literaturkenntnise sind wahrscheinlich, ohne dass konkrete Quellen nachweisbar w¨aren. Von des todes gehugde steht als allgemeine St¨andekritik im ersten Teil des Textes dem Priesterleben nahe. Die 1042 u¨ berlieferten Verse mit Prolog und Epilog lassen sich in 22 weitere kleine Einheiten und zwei Hauptabschnitte unterteilen; letztere werden in der Handschrift selbst mit dem Begriff ¨ «liet» versehen. Ahnlich wie beim Priesterleben arbeitet H. auch dort mit vielen biblischen Exempeln. Die zehn Abschnitte des ersten Hauptteils umfassen die St¨andekritik (von dem gem¨ainen lebene), die weiteren zw¨olf das «Memento mori». 481
2. H¨alfte 12. Jh. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2696 (Perg., um 1300, s¨udbair.-¨osterr.) Von des todes gehugde: 83ra–89vb, Rubrum: 156vb; Vom Priesterleben: 152ra–156vb. Ausgaben: Richard Heinzel: H. v. M. Berlin 1867. Neudr. Hildesheim u. a. 1983. – Richard Kienast: Der sog. H. v. M. Nach Heinzels Ausg. v. 1867 neu hg. Heidelberg 21960. Von des todes gehugde: Hans Ferdinand Massmann: Dt. Gedichte des 12. Jh. Bd. 2. Quedlinburg 1837, S. 343–347. – Joseph Diemer: Gedichte von dem gemeinem Lebene und des todes Gehugde (Kleine Beitr. zur a¨ lteren dt. Sprache und Lit. 16.; Sb. der phil.-hist. Cl. der Kaiserlichen Akad. der Wiss. Wien 18). Wien 1856, S. 271–304. – Earl Douglas Mitchell: H. v. M. A Diplomatic Edition, a Translation, and a Commentary. Diss. Austin 1969. – Friedrich Maurer: Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. 3. T¨ubingen 1970, S. 302–359. – H. v. M. Von des todes gehugde – Mahnrede u¨ ber den Tod. Mhd./nhd., u¨ bers., komm. und mit einer Einf. in das Werk hg. v. Thomas Bein u. a. ¨ Mit Beitr. zu Text, Ubers. und Komm. v. Susanne Kramarz-Bein (RUB 8907). Stuttgart 1994. Vom Priesterleben: Moriz Haupt: Pfaffenleben. Bruchst¨uck aus dem 12. Jh. In: Altdt. Bl. 1. Hg. v. M. Haupt/Heinrich Hoffmann. Leipzig 1836 (Nachdr. Hildesheim u. a. 1978) S. 217–238. – Maurer 3 (1970) S. 258–301. Literatur: Elias v. Steinmeyer, ADB 11 (1880) S. 632 f. – Ehrismann 2,1 (1932) S. 186–188. – Helmut Brackert: Erinnerung an den Tod. In: KLL 2 (1966) Sp. 2289 f. – Ders.: Priesterleben. In: KLL 5 (1969) Sp. 2510 f. – Christoph Petzsch, NDB 8 (1969) S. 415. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 171–175 u. o¨ . – Peter-Erich Neuser, VL2 3 (1981) Sp. 787–797; 11 (2004) Sp. 632. – Werner Maleczek, LThK3 4 (1995) Sp. 1395. – Ernst Hellgardt, Killy2 5 (2009) S. 193–195. – Wilhelm Wilmanns: Der sog. H. v. M. Bonn 1885. – Ottomar Lorenz: H. v. M., der Juvenal der Ritterzeit. Halle/Saale 1886. – Eduard Schr¨oder: Zur ¨ Uberl. der Gedichte H.s v. M. In: ZfdA 45 (1901) S. 217–223. – G¨unther Hampel: Reimw¨orterbuch und Beitr. zur Reimtechnik der Gedichte H.s v. M. Diss. Wien 1949. – Werner Schr¨oder: Der Geist v. Cluny und die Anf¨ange des fr¨uhmhd. Schrifttums. In: PPB 72 (1950) S. 321–386. – Erich Henschel: Zu H. v. M. In: Theologia Viatorum 4 (1952) S. 267–273. – Erika Kimmich: Das Verh¨altnis des sog. H. v. M. zur mlat. Dichtung. Diss. 482
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2. H¨alfte 12. Jh. T¨ubingen 1952. – Ernst Schweigert: Stud. zu H. v. M. Diss. Mu¨ nchen 1952. – Ernst-Albrecht Ebbinghaus: Zu H.s v. M. Priesterleben. In: Modern Language Notes 71 (1956) S. 355. – Ders.: Ein paar Kleinigkeiten zu den Gedichten des H. v. M. In: ebd. 74 (1959) S. 149 f. – Hans Joachim Gernentz: H. v. M. Ein Beitr. zur Analyse der gesellschaftlichen Kr¨afte und der literarischen Str¨omungen in der 2. H¨alfte des 12. Jh. In: Weimarer Beitr. 6 (1960) S. 707–726. – Cornelis Soeteman: Dt. geistliche Dichtung des 11. und 12. Jh. Stuttgart 1963. 21971. – P.-E. Neuser: Zum sog. ‹H. ¨ v. M.›. Uberl., Forschungsgesch. und Verfasserfrage der Dichtungen ‹Vom Priesterleben› und ‹Von des todes gehugde› (K¨olner germanistische Stud. 9). K¨oln 1973 (mit Bibliogr.). – Robert Ralph Anderson/Ulrich Goebel: Wortindex und Reimreg. zum sog. H. v. M. (Indices verborum zum altdt. Schrifttum 3). Amsterdam 1976. – Bruno K¨oneke: Unters. zum fr¨uhmhd. Versbau. ‹Erinnerung an den Tod›, ‹Priesterleben›, H. v. M., Rolandslied, ‹Strassburger Alexander› (Stud. und Quellen zur Versgesch. 6). Mu¨ nchen 1976. – Evelyn Tschischka: Der sog. H. v. M. und Gerhoch v. Reichersberg. Diss. Graz 1976. – Wiebke Freytag: Das ‹Priesterleben› des sog. H. v. M. Redeformen, Rezeptionsmodus und Gattung. In: DVjs 52 (1978) S. 558–580. – Gerhild S. Williams: Against Court and School: H. v. M. and H´eliant of Fridmont as Critics of 12th Century Society. In: Neophilologus 62 (1978) S. 513–526. – Ulrike Lehmann-Langholz: Kleiderkritik in ma. Dichtung. Der Arme Hartmann, H. ‹v. M.›, Neidhart, Wernher der Gartenaere und ein Ausblick auf die Stellungnahmen sp¨atma. Dichter. Frankfurt/M. u. a. 1985, S. 102–125. – Gisela VollmannProfe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 121–125, 165–171. – Johan H. Winkelman: Over H. v. M., Chr´etien de Troyes en de begrippen ‹aventure› en ‹queeste› in de ‹Queeste van den Grale›. In: De kunst van het soeken. Studies over ‹avontuur› en ‹queeste› in de middeleeuwse literatuur. Hg. v. Bart Besamusca u. a. Amsterdam 1996, S. 75–88. – Wernfried Hofmeister: Die Edition als ‹offenes Buch›. Chancen und Risiken einer Transponierungs-Synopse, exemplarisch dargestellt an der Dichtung ‹Von des todes gehugede› des sog. H. v. M. In: Produktion u. Kontext. Beitr. der Internationalen Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft 483
Daz himelrˆıche f¨ur Germanistische Edition im Constantijn Huygens Instituut. Den Haag, 4. bis 7. M¨arz 1998. Hg. v. H. T. M. van Vliet. T¨ubingen 1999 (Beih. zu Editio 13) S. 23–40. – Hannes K¨astner: Minnegespr¨ache: Die galante Konversation in der fr¨uhen dt. Lyrik. In: Historical dialogue analysis. Hg. v. Andreas H. Jucker/Gerd Fritz/Franz Lebsanft. Amsterdam u. a. 1999, S. 167–188. VZ Daz himelrˆıche. – Gelehrte Dichtung, 12. Jh. Der insgesamt 58 Verse umfassende Text ist als Marginalie eingetragen in eine Oberaltaicher Hs., welche die B¨ucher 11–22 Gregors des Großen Moralia in Iob enth¨alt. Mehrere Nachtr¨age auf fol. 6v und 7r ergeben eine Abschrift. Ein Verweiszeichen «XVI» am Ende des himelrˆıche ohne identifizierbaren Referenten deutet auf Textverlust: der Rand von fol. 78 (Beginn von Buch 16 der Moralia) ist abgeschnitten (vgl. Stridde, Verbalpr¨asenz, S. 91 f.). Der unbekannte Verfasser war vermutlich ein Konventsmitglied des Windberger Pr¨amonstratenserstifts, zumindest der Schreiber scheint mit der Haupthand der → Windberger Interlinearversion zu Psalter, Cantica u. a. identisch zu sein (schon Schmeller: Deutsches, S. 145, Klaus Kirchert: Der Windberger Psalter. 2 Bde. Z¨urich 1979 [MTU 59], Bd. I, S. 61f.). Denkbar w¨are auch eine Personalunion von Verfasser und Schreiber. Kirchert (Bd. I, S. 63) vermutete, der Windberger habe aus Dankbarkeit f¨ur die Leihgabe des Cod. zur Abschrift den dt. Text hinterlassen (Clm 22202 und 22203, vgl. Brigitte Pfeil: Die ‹Vision des Tnugdalus› Albers v. Windberg. Literatur- und Fr¨ommigkeitsgesch. im ausgehenden 12. Jh. Mit einer Ed. der lat. ‹Visio Tnugdali› aus Clm 22254. Frankfurt/M. u. a. 1999 [Mikrokosmos 54]), S. 55f.). Der Text beginnt ohne Prolog mit einem hymnischen Gotteslob (Str. 1), ex negativo werden daraufhin g¨ottliche Allmacht und die drei Reiche dargestellt (Str. 2). Die einsetzende Wir-Rede gemahnt an das «totliche leben» (2,21), das man mit Lobsingen vers¨ußen k¨onne. Dieses so «getan spil» (3,6) sei ein «lantrehten» mit Gott. Mu¨ ller dachte bei diesem Terminus an eine «mystische Auseinandersetzung» und weist die rechtsterminologische Bedeutung zur¨uck (Zwischen Schrift, S. 428). Im Zusammenhang mit der Auslegung der «terra viventium» (2,26) l¨age ein Rechtsterminus «im Sinne eines Prozessierens um Landrechte zur Vergr¨oßerung des Grundbesitzes» (Stridde, S. 82) aber doch nahe. Wie David wolle der Verfasser 484
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Daz himelrˆıche einen Teil am Paradies verdienen (2,27 f.). Dass der Verfasser mit dem Verweis auf Ps. 26,6 «cantare et psallere» mit seiner eigenen Leistung als Dichter und dem hymnischen Sang gleichstellt (3,9–11), entspricht dem kommunikativen Grundprinzip, das wie ein roter Faden durch den Text l¨auft und im die «in dinem lobe da und hie sint universalia» (11,5) kulminiert. Die Allegorese des Regenbogens geht von einer typologischen Deutung der vier «furstlichen elementis» (5,17) aus und leitet u¨ ber in die eschatologische Verheißung (Str. 6 f.). Eine Beschreibung des himmlischen Jerusalem und der dortigen Lebensgewohnheiten, welche diejenigen adliger Klosterbewohner im Detail negieren, schließt sich an (Str. 8 f.). Es folgt ein hymnischer Lobgesang auf die zuk¨unftigen paradiesischen Freuden sowie ein Gebet f¨ur den Dichter (10,16–19). Ohne inhaltlichen Anschluss handeln die korrupten Str. 11 f. von den «quatuor animalia» (Offb 4,6) und den 24 Weisen (Offb 4,6–11). Der Verfasser sch¨opft vor allem aus den Psalmen und der Apokalypse sowie ihrer Auslegungtradition, pr¨azisere Reflexe auf lat. gelehrte Diskurse finden sich etwa im Hinblick auf die drei-ReicheIdee (→ Honorius Augustodunensis: Elucidarium, I,3. In: PL 172, 1110). Wie Windbergs Sammel¨ und Ubersetzungsschwerpunkt auff¨allig in diesen Bereichen lag (Pfeil: Vision, S. 78 f. und M¨uller, Zwischen Schrift), war auch der Verfasser des himelrˆıche astronomisch sowie naturkundlich gebildet und interessiert. F¨ur die Regenbogenallegorese beruft er sich deshalb auch explizit mit dem u¨ blichen Bescheidenheitsgestus auf seinen «magezoge» (5,10), bevor er eine eigene Deutung entwickelt. Auch an anderen Stellen bringt er das Lob Gottes, das ja h¨ochstes Anliegen seines Textes ist, in auff¨alliger Weise mit dem gelehrten Schulunterricht in Verbindung (1,12). Die These, dass es sich bei dem Verfasser selbst um einen gelehrten Windberger Schulmeister gehandelt haben k¨onnte (Mu¨ ller, Stridde), nimmt damit Kontur an. Ein besonderes Stilmittel des Textes sind die Synonymh¨aufung und die Bildung bedeutungs¨ahnli¨ cher Gleichungen, wie sie der Ubersetzungspraxis des Windberger Psalters entsprechen (Kirchert, Mu¨ ller). Ein intensiver Vergleich beider Texte und ein vollst¨andiges Verzeichnis aller Parallelen steht noch immer aus. Die hymnische Musikalit¨at des Textes wird getragen von zahlreichen Alliterationen und Assonanzen im Versinnern, die an lateini¨ sche Hexameter erinnern. Auch die Ubernahme 485
2. H¨alfte 12. Jh. von Anregungen durch die zeitgen¨ossischen dt. Achttakter, wie sie etwa → Wolframs von Eschenbach Titurel aufbietet, wurde diskutiert (de Boor, Maurer). Einen Kompromiss f¨ur die Beurteilung der hier bereits in einem fr¨uhmhd. Text verwendeten z¨asurierten Langzeilen nach dem Muster der Nibelungenstrophe und des K¨urenbergers hat de Boor gefunden: es handele sich um ein «fr¨uhe[s] Dasein dieser herrlich rhythmischen Zeile» (S. 194) (de Boor, Maurer, M¨uller). ¨ Uberlieferung: M¨unchen, Clm 9513, 1r–7r (Perg., Windberg/Niederbayern, nach 1140, bair.); urspr¨unglich Oberaltaicher Hs. Ausgaben: Johann Andreas Schmeller: Deutsches des X-XII Jh. In: ZfdA 8 (1851), S. 145–155. – Heinrich Meyer-Benfey (Hg.): Mittelhochdeut¨ sche Ubungsst¨ ucke. 2. Aufl. Halle/S. 1920, S. 1–11. – Albert Leitzmann: Kleinere geistl. Gedichte des 12. Jh. 2., durchges. Aufl. Berlin 1929 (Kleine Texte f¨ur theol. und philolog. Vorlesungen ¨ und Ubungen 54), S. 20–27. – Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jahrhunderts. Nach ihren Formen bespr. und hg. v. Friedrich Maurer. 3 Bde., T¨ubingen 1964, Bd. 1, S. 365–395 (zit.). Literatur: Wiebke Freytag, VL2 4 (1983), Sp. 18–20. – Ernst Hellgardt, Killy 5 (1990), S. 339 f. – J. A. Schmeller, In: ZfdA 8 (1851), S. 120–145. – Wilhelm Scherer: Gesch. der dt. Dichtung im 11. und 12. Jh. Straßburg 1875 (Quellen und Forsch. zur Sprach- und Kulturgesch. der german. V¨olker 12). – Rudolf H¨avemeier: Das himilriche. Ein bair. Gedicht aus dem 12. Jh. B¨uckeburg 1891. – August Gr¨unewald: Die lat. Einschiebsel in den dt. Gedichten von der Mitte des 11. bis gegen Ende des 12. Jh. G¨ottingen 1908, S. 26 f. – Elisabeth Peters: Quellen und Charakter der Paradiesvorstellungen in der dt. Dichtung vom 9. bis 12. Jh. Breslau 1915. – Gustav Ehrismann: Gesch. der dt. Lit bis zum Ausgang des MA. 2. Tl. M¨unchen 1922 (Hb. des dt. Unterrichts an h¨oheren Schulen 6.2.1), S. 140–142. – Max Hermann Jellinek: ‹Himelrˆıche›. In: ZfdA 58 (1921), S. 217–221. – Edward Schr¨oder: Das Gedicht vom Spitale zu Jerusalem. In: ZfdA 58 (1921), S. 300. – Artur Simon: Vom Geist und Stil der fr¨uhmhd. Dichtung. Großenhain/Sa. 1933, S. 54–56. – Helmut de Boor: Die dt. Lit. v. Karl dem Großen bis zum Beginn der h¨of. Dichtung. 770–1170. 9. Aufl. bearb. von Herbert Kolb. M¨unchen 1979. – 486
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2. H¨alfte 12. Jh. F. Maurer: Zum ‹Himelrˆıche›. In: FS Ludwig Wolff. Neum¨unster 1962, S. 195–202. – Hartmut Freytag: Kommentar zur fr¨uhmhd. ‹Summa theologia›. Mu¨ nchen 1970, S. 39–41, 135 f. – Dieter Kartschoke: Die Metrik des Gedichts ‹Vom Himmelreich› im Urteil der Forschung. In: FS Elfriede Stutz. Heidelberg 1992, S. 159–174. – Ste¨ phan Mu¨ ller: Minnesang im Himmelreich? Uber ¨ Ortlichkeiten lit. Kommunikation an den Grenzen des H¨ofischen beim K¨urenberger, in der ‹Kudrun›, im ‹Dukus Horant› und im ‹himelrˆıche›. In: Beate Kellner/Ludger Lieb/Peter Strohschneider (Hg.): Lit. Kommunikation und soziale Interaktion. Stud. zur Institutionalit¨at ma. Lit. Frankfurt/M. u. a. 2001 (Mikrokosmos 64), S. 51–71. – Ders.: Zwischen Schrift. Stud. zu den dt. Glossen und Texten des 12. Jh. aus der Pr¨amonstratenserabtei Windberg. 2 Bde. Habil. masch. Dresden 2002, S. 419–453. – Christine Stridde: Verbalpr¨asenz und g¨ottlicher Sprechakt. Zur Pragmatik spiritueller Kommunikation ‹zwischen› ‹St. Trudperter Hoheslied› und Mechthilds von Magdeburg ‹Das Fließende Licht der Gottheit›. Stuttgart 2009, bes. S. 75–100. CS Trierer Silvester. – Fragmentarisch erhaltene Verslegende des r¨omischen Bischofs und Papstes Silvester aus der zweiten H¨alfte des 12. Jh. Der urspr¨ungliche Umfang d¨urfte mehr als 3000 Verse betragen haben, erhalten ist der Anfang der Legende mit ca. 850 Versen. Auf den Prolog folgen die Beschreibung der Heilung des Kaisers Konstantin vom Aussatz durch den Papst S., Kr¨onung des das Christentum als Staatsreligion einf¨uhrenden Konstantin durch S. und, fragmentarisch, die Disputation S.s mit zw¨olf j¨udischen Gelehrten. Vorlagen waren vor allem die → Kaiserchronik ¨ (rund 500 w¨ortliche Ubernahmen) sowie (unbe¨ kannte) Versionen der lat. Acta Silvestri. Anderungen gegen¨uber der Kaiserchronik betreffen die Mutter Konstantins, Helena, die nicht als Heidin, sondern als J¨udin erscheint, sowie die Oberherrschaft des Papstes anstelle der gemeinschaftlichen Herrschaft von Kaiser und Papst. – Vgl. → Silvester. ¨ Uberlieferung: Trier, StB, Mappe X, Fragm. 14, 5v–8v (Tl. einer geistlich-weltlichen Sammelhs., um 1200 oder Anfang 13. Jh., hessisch). Erhalten sind insgesamt sechs Doppelbll. mit Fragm. des ¨ → Agidius, S. und → Trierer Floyris. 487
Trierer Silvester Ausgaben: Roediger 1878 (s. Lit.) S. 145–169. – Kraus 1895 (s. Lit.) S. 46–61. Literatur: Ehrismann 2/1 (1922) S. 152 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 194. – Ernst Hellgardt, Killy 11 (1991) S. 43 f. – Eberhard Nellmann, VL2 9 (1995) 1056–1058. – Wilhelm Grimm: Zu S. In: ZfdA 2 (1842) S. 371–380. – Max Roediger: Trierer Bruchst¨ucke 3: S. In: ZfdA 22 (1878) S. 145–209. – Karl Bartsch: Zum T. S. In: Germania 26, NR 14 (1881) S. 57–63. – Carl v. Kraus (Hg.): Der T. S. (MGH SS 8; Nachdr. MGH Dt. Chron. 1,2). Hannover 1895. (Nachdr. M¨unchen 1968) S. 1–61, 133–138. – Georg Prochnow: Mhd. Silvesterlegenden und ihre Quellen. Diss. Marburg 1901. – Albert Leitzmann: Zum T. S. In: ZfdA 52 (1910) S. 387 f. – Ludwig Denecke: Ritterdichter und Heideng¨otter (1150–1220). Leipzig 1930, S. 45–47. – Elisabeth Schenkheld: Die Religionsgespr¨ache der dt. erz¨ahlenden Dichtung bis zum Ausgang des 13. Jh. Diss. Marburg 1930, S. 1 f., 119–122. – Ernst Friedrich Ohly: Sage und Legende in der Kaiserchron. Unters. u¨ ber Quellen und Aufbau der Dichtung. Mu¨ nster 1940 (Nachdr. Darmstadt 1968) S. 165–171. – Artur Rossmann: Wort und Begriff der Wahrheit in der fr¨uhmhd. Lit. Diss. Tu¨ bingen 1952. – Eberhard Nellmann: Die Reichsidee in dt. Dichtungen der Salier- und fr¨uhen Stauferzeit: Annolied, Kaiserchron., Rolandslied, Eraclius. Berlin 1963, S. 107–111. – Klaus Brinker: Formen der Heiligkeit. Stud. zur Gestalt des Hl. in mhd. Legendenepen des 12. und 13. Jh. Diss. Bonn 1966. – Timothy R. Jackson: The Legends of Konrad v. W¨urzburg. Form, Content, Function (Erlanger Stud. 45). Erlangen 1983, S. 29–34. – Joachim Bumke: H¨ofische Kultur. Lit. und Ges. im hohen MA. M¨unchen 1986, S. 734 f. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. 1: Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300. Textund Tafelbd. Wiesbaden 1987, Textbd. S. 118 f., Tafelbd. Abb. 63. – Volker Honemann/Nigel F. Palmer (Hg.): Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. T¨ubingen 1988, S. 118. – Francis G. Gentry: Bibliogr. zur fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung (Bibliogr. zur dt. Lit. des MA 11). Berlin 1992, S. 65 f. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 161. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 345, 359. SF 488
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Der Wilde Mann Wernher vom Niederrhein. – Kleriker, volkssprachiger Autor, 2. H¨alfte 12. Jh. Der allein aus seiner einzigen Dichtung Die vier schˆıven (Scheiben, R¨ader; 690 Verse) bekannte Autor nennt sich in V. 690 «phaffe Wernhere». Aufgrund stilistischer Aspekte k¨onnte das typologischallegorische Gedicht, das in der Handschrift der Christlichen Lehre des → Wilden Mannes folgt, um 1160/70 entstanden sein. W. gibt in seinem Werk eine Auslegung der im Hohen Lied (6,11) erw¨ahnten Quadriga des Aminadab, aus dessen Geschlecht Maria stammt. Dieser j¨udische Krieger ist Christus, sein Streitwagen steht f¨ur die vier Evangelien, die Rosse sind die Evangelisten, die vier R¨ader bedeuten die Heilstaten Jesu: Geburt, Passion, Auferstehung, Himmelfahrt. Ausgehend von Eph 3,17 f., werden diese vier «schˆıven» mit den vier Dimensionen Breite, L¨ange, Tiefe und H¨ohe verkn¨upft. Unter Heranziehung alttestamentlicher Pr¨afigurationen deutet W. die Tiefe als das Geheimnis der jungfr¨aulichen Geburt, die sich in der Passion Jesu erschließende Breite als die Gottesliebe, die L¨ange als die Hoffnung auf das ewige Leben und die H¨ohe als «unsis herren uffart» (V. 537), die er nach dem Hinweis auf die Entr¨uckung des Elias mit Hilfe der dem Physiologus entlehnten Allegorese des Adlers auslegt. In den letzten zwei Abschnitten (V. 661–689) werden die vier Straßen, auf denen der Mensch sich von der Zeitlichkeit in die Ewigkeit begibt, mit den vier Dimensionen des Kreuzes und der R¨ader des Wagens Aminadabs in Beziehung gesetzt und die Breite als Liebe, die L¨ange als Langmut Gottes allegorisiert, die Tiefe auf die H¨ollenqualen, die H¨ohe auf den Himmel hin gedeutet. ¨ Uberlieferung: Hannover, LB, Ms. I 81, 121r–33r (Perg., drittes Viertel 13. Jh., mittelfr¨ankisch [Raum K¨oln]). Ausgaben: Wilhelm Grimm (Hg.): W. v. N. G¨ottingen 1839. – Karl K¨ohn: Die Gedichte des Wilden Mannes und W.s v. N. (Schr. zur Germ. Philologie 6). Berlin 1891 (dazu: Albert Leitzmann, Herrigs Archiv 88, 1892, S. 410 f.; Carl v. Kraus, AfdA 19, 1893, S. 54–69; Otto Behaghel, Literaturbl. f¨ur germ. und romanische Philologie 15, 1894, 147 f.). – Peter F. Ganz: Geistliche Dichtung des 12. Jh. Eine Textauswahl (Philol. Stud. und Quellen 7). Berlin 1960, S. 59–76 (V. 149–244 weggelassen). – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 3. T¨ubingen 1970, S. 435–483 (Nr. 56). 489
2. H¨alfte 12. Jh. Literatur: Hartmut Freytag, VL2 10 (1999) Sp. 939–945. – Wilhelm Grimm: Zu W. v. N. In: ZfdA 1 (1841) S. 423–428. – Franz Pfeiffer: W. v. N. und der wilde Mann. In: Germania 1 ¨ (1856) S. 223–233. – Robert Sprenger: Uber W. v. N. In: FS J. Zacher. Hg. v. Ernst Bernhardt. Halle/S. 1880, S. 121–146. – Karl v. Bahder: Zu W. v. N. und dem Wilden Mann. In: Germania 30 (1885) S. 396–399. – Hans Dittmar: Das Christusbild in der dt. Geistlichendichtung der Cluniazenserzeit. Diss. Erlangen 1934, S. 64–68. – Edward Schr¨oder: Die gereimte Nachschrift zur Hs. v. Wildemann und W. In: ZfdA 72 (1935) S. 178–181. – Max Ittenbach: Dt. Dichtungen der salischen Kaiserzeit und verwandte Denkm¨aler. W¨urzburg 1937, S. 126–135. – Ganz (s. Ausg.) S. 96–108. – Die Gedichte des Wilden Mannes (ATB 59). Hg. v. Bernard Standring. T¨ubingen 1963, S. V-IX. – H. Freytag: Komm. zur fr¨uhmhd. Summa theologiae (Medium Aevum 19). Diss. Mu¨ nster 1968. Mu¨ nchen 1970, passim. – Gerhard Meißburger: Grundlagen zum Verst¨andnis der dt. M¨onchsdichtung im 11. und 12. Jh. Mu¨ nchen 1970, S. 183, 189. – Wilfried Kettler: Das J¨ungste Gericht. Philol. Stud. zu den Eschatologie-Vorstellungen in den ahd. und fr¨uhmhd. Denkm¨alern. Berlin 1977, S. 330, 333 f. – H. Freytag: Die Theorie der allegorischen Schriftdeutung und die Allegorie in dt. Texten besonders des 11. und 12. Jh. (Bibl. Germanica 24). Bern u. a. 1982 (Register). – Klaus D¨uwel: Werkbezeichnungen der mhd. Erz¨ahllit. (1050–1250). G¨ottingen 1983, S. 43. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubinBJ gen 21994, S. 146–148. Der Wilde Mann, * um Mitte 12. Jh. – Verfasser geistlicher Gedichte. Der W. M. schrieb um 1170/80 vier Gedichte in mittelfr¨ankischer Sprache, in denen sein Name als Selbstbezeichnung erscheint. Er wurde fr¨uher teilweise mit → Wernher vom Niederrhein identifiziert, was aber als widerlegt gilt. Heute betrachtet man ihn meist als fahrenden Kleriker. Er kannte neben der lat. Sprache zumindest die Bibel und Klassiker wie Sallust – ungekl¨art ist jedoch, ob aus eigener Lekt¨ure oder aus m¨undlicher Tradierung. Das Werk des W. M.s umfasst zun¨achst zwei erz¨ahlende Gedichte: Veronica (660 Verse) ist eine 490
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2. H¨alfte 12. Jh. Christus-Vita, die sich auf Jesu Passion und Auferstehung konzentriert. Den erz¨ahlerischen Schwerpunkt bildet dabei seine Begegnung mit Veronika. Deren Schicksal wird in Vespasian (278 Verse) zur Vollendung gef¨uhrt: Vespasians Sohn Titus findet in Jerusalem Veronika, die daraufhin mit dem wundert¨atigen Schweißtuch Jesu nach Rom reist, um Vespasian zu heilen und die R¨omer zum Christentum zu bekehren. Weiterhin sind zwei Lehrgedichte des W. M.s u¨ berliefert, Van der girheit (424 Verse), eine Warnung vor der Habsucht und ihren Folgen, sowie Christliche Lehre (222 Verse), eine Auslegung von lat. Begriffen und Namen aus der Bibel. Insgesamt weist das Werk des W. M.s mehrere gemeinsame Z¨uge auf. Dazu z¨ahlen die Betonung von Demut, Geduld und Barmherzigkeit, das Vermischen moral- und tugenddidaktischer Elemente mit Zeitkritik sowie eine stark subjektive F¨arbung und volksnahe Formulierungen. Diese volksnahe Tendenz des W. M.s zeigt sich auch darin, dass er sich in seinen Texten bewusst vom gelehrten, h¨oheren Klerus absetzt. ¨ Uberlieferung: Das Gesamtwerk des W. M.s ist in einer einzigen Sammelhs. uberliefert: Hannover, ¨ LB, Ms. I 81, 94r–121r (Perg., drittes Viertel 13. Jh., mittelfr¨ankisch). Ausgaben: Wernher vom Niederrhein. Hg. v. Wilhelm Grimm. G¨ottingen 1839. – Die Gedichte des W. M. und Wernhers vom Niederrhein (Schr. zur Germ. Philologie 6). Hg. v. Karl K¨ohn. Berlin 1891 (vgl. dazu Albert Leitzmann. In: Herrigs Arch. 88, 1892, S. 410 f.; Carl v. Kraus. In: AfdA 19, 1893, S. 54–69; Otto Behaghel. In: Literaturbl. f¨ur germ. und romanische Philologie 15, 1894, S. 147 f.). – Die Gedichte des Wilden Mannes (ATB 59). Hg. v. Bernard Standring. T¨ubingen 1963 (vgl. dazu Karl-Ernst Geith. In: AfdA 77, 1966, S. 101–106). – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 3. T¨ubingen 1970, S. 486–593. Bibliographie: Francis G. Gentry: Bibliogr. zur fr¨uhmhd. geistlichen Dichtung. Berlin 1992, S. 244–247. Literatur: Ehrismann 2,2 (1959) S. 126–132. – Johannes H. Emminghaus: Veronika. In: LThK2 10 (1965) Sp. 728 f. – Ernst Hellgardt, Killy 12 (1992) S. 330 f. – Hartmut Freytag, VL2 10 (1999) Sp. 1074–1080. – Wilhelm Grimm: Zu W. v. N. In: ZfdA 1 (1841) S. 423–428. – Franz Pfeiffer: W. v. N. und der w. M. In: Germania 1 (1856) 491
Der Wilde Mann S. 223–233. – Anton E. Sch¨onbach: Rez. Tischendorf (Hg.): Evangelia apocrypha 21876. In: AfdA ¨ 2 (1876) S. 149–212. – Robert Sprenger: Uber Wernher vom Niederrhein. In: FS J. Zacher. Hg. v. Ernst Bernhardt. Halle/S. 1880, S. 121–146. – Karl v. Bahder: Zu Wernher vom Niederrhein und dem W. M. In: Germania 30 (1885) S. 396–399. – John Meier: Beitr. zur Erkl¨arung und Kritik mhd. Gedichte. Zum W. M. und Wernher vom Niederrhein. In: PBB (Halle) 15 (1890) S. 307–336, hier S. 334 f. – Paul Perdrizet: De la V´eronique et de sainte V´eronique. In: Seminarium Kondakavianum 5 (1932) S. 2–15. – Edward Schr¨oder: Die gereimte Nachschrift zur Hs. v. Wildemann und W. In: ZfdA 72 (1935) S. 178–181. – Eleonore Hamm: Rheinische Legenden des 12. Jh. Diss. K¨oln 1937, S. 5–9. – Gerhard Frank: Stud. zur Bedeutungsgesch. v. ‹S¨unde› und sinnverwandten W¨ortern in der mhd. Dichtung des 12. und 13. Jh. Diss. Freiburg i. Br. 1949, S. 4–56, 180–184. – Standring 1963 (s. Ausg.). – Klaus D¨uwel: Zu einer verkannten HerzMetapher des W. M. In: GRM 45 (NF 14) (1964) S. 421–423. – Klaus D¨uwel: Werkbezeichnungen der mhd. Erz¨ahllit. (1050–1250). G¨ottingen 1983, S. 41 f. – Hartmut Freytag: Komm. zur fr¨uhmhd. Summa theologiae (Medium Aevum 19). M¨unchen 1970, passim. – Gerhard Meißburger: Grundlagen zum Verst¨andnis der dt. M¨onchsdichtung im 11. und 12. Jh. Mu¨ nchen 1970, S. 183, 189. – Marg¨ ret F¨uhles: Der ‹Trierer Agidius›. Ein Beitr. zur Formgesch. fr¨uhmhd. Legendenepen. Diss. Bonn 1972, S. 151–165. – Eugene Egert: The Holy Spirit in German Literature until the End of the Twelfth Century (Studies in German Literature 13). Den Haag 1973, S. 89–96, 131–135. – Bernd Naumann: Ein- und Ausg¨ange fr¨uhmhd. Gedichte und die Predigt des 12. Jh. In: Stud. zur fr¨uhmhd. Lit. Hg. v. Leslie P. Johnson u. a. Berlin 1974, S. 37–57. – Norbert Wagner: Die Lebenszeit des Wilden Alexander. In: ZfdA 104 (1975) S. 338–344. – Wilfried Kettler: Das J¨ungste Gericht. Philol. Stud. zu den Eschatologie-Vorstellungen in den ahd. und fr¨uhmhd. Denkm¨alern. Berlin 1977, S. 351–353. – H. Freytag: Die Theorie der allegorischen Schriftdeutung und die Allegorie in dt. Texten besonders des 11. und 12. Jh. (Bibl. Germanica 24). Bern u. a. 1982 (Reg.). – Dieter Kartschoke: Der W. M. und die religi¨osen Bewegungen im 12. Jh. In: FS Hans-Friedrich Rosenfeld. Hg. v. Walter Tauber. G¨oppingen 1989, S. 69–97. – Gisela VollmannProfe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der 492
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Herrad von Hohenburg dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 147–149, 157–159. – ¨ Bruno Quast: Uber das Verh¨altnis v. Kulttext und Erz¨ahlkunst in der Veronika des W. M. In: MA. Neue Wege durch einen alten Kontinent. Hg. v. Jan-Dirk M¨uller/Horst Wenzel. Stuttgart 1999, S. 197–216. – Petra H¨orner: Der W. M.: ‹Seliger sind, die nicht sehen und doch glauben.› In: AB¨aG 63 (2007) S. 111–128. MM Herrad von Hohenburg (fr¨uher irrig H. von Landsberg genannt), * 1125/30 Schloß Landsberg/Lech (?), † 25.7.1196 oder sp¨ater Hohen¨ burg/Elsass. – Abtissin des Augustinerkanonissenstifts Hohenburg im Elsass (heute: Mont-SainteOdile/Odilienberg, Bas-Rhin). H. war m¨oglicherweise von adliger Herkunft; der Geburtsort Landsberg ist unsicher. Sie lebte im Kanonissenstift Hohenburg auf dem Odilienberg ¨ (Saint Odile) unter der Abtissin Relindis von Hohenburg. Um 1176 wurde H. deren Nachfolgerin und trat bald als umsichtige Verwalterin des Kloster hervor. In ihre Amtszeit fallen die Neugr¨undungen der Pr¨amonstratenserstifte St. Gorgon (1178) und Truttenhausen (1181). Auch konsolidierte H. das Kloster, indem sie Schulden eintrieb und L¨andereien des Klosters gegen fremde Anspr¨uche sicherte. Daneben kn¨upfte sie Kontakte zu reformorientierten M¨annerkl¨ostern wie Marbach. H.s Bedeutung f¨ur die Literaturgeschichte beruht auf dem Hortus deliciarum. Dieses Haus- und Lehrbuch f¨ur Nonnen wurde, m¨oglicherweise auf Relindis’ Initiative, um 1168–77 begonnen und sp¨atenstens 1191 beendet. Auch wenn die Komplexit¨at des Textes auf ein Gemeinschaftswerk hindeutet, wird H. doch als programmatische Gestalterin des Werks betrachtet, dessen Umfang und Anspruch enzyklop¨adisch anmuten. Der lat. Text mit seinen zahlreichen eingeschobenen Gedichten und den mehr als 1200, zumeist obd. Glossen vereint Anweisungen zur frommen Lebensf¨uhrung mit Wissensvermittlung und biblisch gepr¨agter Spiritualit¨at. Dabei betont H. selbst offen den kompilatorischen Charakter des Textes, der Bibelstellen mit Zitaten sp¨aterer religi¨oser Schriftsteller mischt. Geistesgeschichtlich wird H.s Zusammenstellung heute im reformerischen Kontext nordfranz¨osischer Pr¨agung gesehen, auch wegen H.s Vorliebe f¨ur neuere bis zeitgen¨ossische Quellen wie → Honorius Augustodunensis, → Rupert von Deutz, Ivo von Chartres und Walter von Chˆatillon. 493
2. H¨alfte 12. Jh. Stark ist auch Peter Comestors Historia scholastica vertreten, außerdem → Petrus Lombardus. Dabei spielt im Hortus deliciarum die Heilsgeschichte eine zentrale Rolle. In deren allegorischer Ausgestaltung liegt ein besonderer Verdienst H.s. Die komplexe Qualit¨at des Werks reicht aber noch u¨ ber diese textliche Dimension hinaus: Die Erg¨anzung der eingeschobenen Gedichte durch Neumen macht den Hortus deliciarum zu einem fr¨uhen Zeugnis polyphonischer Komposition. Kunsthistorisch von Bedeutung sind außerdem die urspr¨unglich 153 farbigen, meist ganzseitigen Illustrationen des Werks, deren Qualit¨at weithin anerkannt wurde, die aber heute nur in Teilkopien u¨ berliefert sind. ¨ Uberlieferung: Der Kodex mit seinen 324 Perg.-Bll. gelangte u¨ ber die Residenz Zabern und das Kloster Molsheim nach Straßburg, wo er mit einer in Molsheim entstandenen Kopie 1870 verbrannte. Etwa die H¨alfte der Miniaturen ist in Durchzeichnungen erhalten, viele davon aus dem 12. Jh. Der Text des Werks existiert nur als Rekonstruktion. Ausgaben: Piper 1862 (s. Lit.) S. 1–39. – Hortus deliciarum. Hg. v. Anton Straub/Gustave Keller. 2 Bde. Straßburg 1899. Erg.-Bd. mit Illustrationen ebd. 1901. Nachdr. New Rochelle 1977. – Hymnen. Hg. v. Guido Maria Dreves/Clemens Blume. In: Analecta hymnica medii aevi 50 (1907) S. 493–498. – Hortus deliciarum. Der ‹WonnenGarten› der H. v. Landsberg. Eine els¨assische Bilderhs. aus dem 12. Jh. Hg. v. Jean Rott/Georg Wild. Mu¨ hlhausen 1944 (auch u. d. T.: Hortus Deliciarum. Le ‹Jardin des D´elices› de Herrade de Landsberg. Un manuscrit alsacien a` miniatures du XIIe si`ecle. Straßburg 1945). – Hortus deliciarum. Recueil de cinquante planches, dont vingt-deux en couleurs selon l’original et vingt-huit en trois tons [...]. Hg. v. Joseph Walter. Straßburg u. a. 1952. – Der Paradiesgarten der H. v. Landsberg. Ein Zeugnis ma. Kultur- und Geistesgesch. in Bildern. Hg. v. Maria Heinsius. Colmar u. a. 1968. – Le jardin des d´elices de l’Abbesse Herrade de Landsberg. Hg. v. Auguste Christen. Paris u. a. 1968. – Hortus deliciarum. Hg. v. Rosalie Green u. a. 2 Bde. London/Leiden 1979. – Hortus deliciarum. Hg. v. Jean-Claude Wey. La Broque 2004. – F¨ur H.s Gedichte und dt. Glossen s. Engelhardt 1818 (s. Lit.) S. 117–200. Literatur: Alfred Woltmann, ADB 12 (1880) S. 205 f. – Manitius 3 (1913) S. 1010–1014. – Hella Fr¨uhmorgen, NDB 8 (1969) S. 679 f. – Michael Curschmann, VL2 3 (1981) Sp. 1138–1144; 494
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2. H¨alfte 12. Jh. 11 (2004) Sp. 652. – Ders., TRE 15 (1986) S. 162–64. – G¨unter Bernt/Marion GramsThieme, LexMA 4 (1989) Sp. 2179 f. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 2 (1990) Sp. 766 f. – Carola L. Gottzmann/Petra H¨orner, MarLex 3 (1991) S. 159–161. – Yves Lef`evre, DHGE 24 (1993) Sp. 160 f. – Walter Buckl, LThK3 5 (1996) Sp. 17 f. – Schulthess/Imbach (1996), S. 463. – Christel Meier-Staubach, RGG4 3 (2000) Sp. 1679 f. – Peter Diemer/Red., Killy2 5 (2009) S. 337–339. – Michaela Zelzer, KNLL 7 (2009) S. 417. – Christian Moritz Engelhardt: H. v. Landsperg, Aebtissin zu Hohenburg, oder St. Odilien, im Elsaß, im zw¨olften Jh., und ihr Werk: Hortus deliciarum. Ein Beytrag zur Gesch. der Wiss., Lit., Kunst, Kleidung, Waffen und Sitten des MA. Stuttgart 1818. – Ferdinand Piper: Die Kalendarien und Martyrologien der Angelsachsen sowie das Martyrologium und der Computus der H. v. L. Berlin 1862. – Robert de Lasteyrie: Miniatures in´edites de L’hortus deliciarum de Herrade de Landsperg. Paris 1885. – Charles Schmidt: Herrade de Landsberg. Straßburg 1893. – Guido M. Dreves: H. v. Landsperg. In: Zs. f¨ur katholische Theologie 23 (1899) S. 632–648. – Heinrich Reumont: Die dt. Glossen im ‹Hortus deliciarum› der H. Metz 1900. – Gustave Keller: Essai sur les divers costumes figures dans les miniatures du Hortus deliciarum, manuscrit du 12° s. de l’abbesse Herrade de Landsberg. In: Mitt. der Ges. f¨ur die Erhaltung der geschichtlichen Denkm¨aler im Elsaß 22 (1907/08) S. 1–54. – Albert Marignan: ´ Etude sur le manuscrit de l’‹Hortus deliciarum›. Straßburg 1910. – Hermann Flamm: Eine Miniatur aus dem Kreise der H. v. L. In: Repertorium f¨ur Kunstwiss. 37 (1915) S. 123–162. – Stephan Ankenbrand: H. v. L. In: Zs. f¨ur Geschichtskunde v. Freiburg 37 (1923) S. 109–118. – Johannes Zellinger: Der gek¨oderte Leviathan im Hortus deliciarum de H. v. Landsperg. In: Hist. Jb. 45 (1925) S. 161–177. – Otto Gillen: Ikonographische Studien zum Hortus deliciarum der H. v. L. Berlin 1931. – R. Will: Le Climat religieux de l’Hortus deliciarum d’H. de L. In: Revue d’histoire et de philosophie religieuses 17 (1937) S. 522–566. – Rosalie B. Green: The Adam and Eve Cycle in the Hortus Deliciarum of H. of Landsberg. In: Late Classical and Mediaeval Studies in Honor of Albert Mathias Friend, jr. Hg. v. Kurt Weitzmann. Princeton 1955, S. 340–347. – Geoffrey Webb: The Person and the Place. H. and Her Garden of Delights. In: Life of the Spirit 16 (1961/62) 495
Herrad von Hohenburg S. 475–481. – Ernest Wickersheimer: Le ‹hortus deliciarum› au temps de la R´evolution fran¸caise. Documents in´edits. In: Lettres en Alsace. Straßburg 1962, S. 67–74. – Norbert Mayers: Studien zum Hortus Deliciarum der H. v. L. († 1195). Wien 1966. – G´erard Cames: A propos de deux monstres dans l’Hortus deliciarum. In: Cahiers de Civilisation M´edi´evale 11 (1968) S. 587–603. – Leopold D. Ettlinger: Muses and Liberal Arts. Two Miniatures from H. of Landsberg’s Hortus Deliciarum. In: Essays in the History of Art. FS Rudolf Wittkower. Hg. v. Douglas Fraser u. a. London 1969, S. 29–35. – Christine Bischoff: L’Hortus Deliciarum d’Herrade de Landsberg. Essai de reconstitu´ tion du texte. In: Positions des th`eses de l’Ecole des Chartes 1970 (1970) S. 33–40. – Johanne Autenrieth: Einige Bemerkungen zu den Gedichten im Hortus deliciarum H.s v. L. In: FS Bernhard Bischoff. Hg. v. ders./Franz Brunh¨olzl. Stuttgart 1971, S. 307–321. – M. Curschmann: Texte, Bilder, Strukturen. Der ‹Hortus deliciarum› und die fr¨uhmhd. Geistlichendichtung. In: DVjs 55 (1981) S. 379–418. – Robert Will: La reconstruction des miniatures de l’Hortus Deliciarum. A la recherche des sources. In: Cahiers alsaciens d’arch´eologie, d’art et d’histoire 26 (1983) S. 99–116. – Charles E. Scillia: Abbess H. of Landsberg and the ‹Arbor patriarcharum›. In: Proceedings of the PMR Conference 9. Hg. v. Joseph C. Schnaubelt u. a. Villanova 1986, S. 35–42. – Joan Gibson: H. of Hohenbourg. In: A History of Women Philosophers. Medieval, Renaissance and Enlightenment Women Philosophers. Tl. 2. Hg. v. Mary A. Waithe. Boston 1989, S. 85–98. – Th´er`ese Benedict McGuire: Psychomachia. A Battle of the Virtues and Vices in H. of Landsberg’s Miniatures. In: Fifteenth Century Studies 16 (1990) S. 189–197. – Laurence MoulinierBrogi: H comme Histoire: Hrotsvita, Hildegarde et Herrade, trois r´ecits de fondation au f´eminin. In: Clio. Histoire, femmes et soci´et´es 2 (1995) S. 85–107. – Gladys Noreen: H. of Hohenbourg and Her Garden of Delights. A Pictorial Encyclopaedia. In: Medieval Women Monastics: Wisdom’s Wellsprings. Hg. v. Miriam Schmitt/Linda Kulzer. Collegeville 1996, S. 185–195. – Ann Storey: ‹A Theophany of the Feminine›. Hildegard of Bingen, Elisabeth of Sch¨onau, and H. of Landsberg. In: Woman’s Art Journal 19 (1998) H. 1, S. 16–20. – Fiona J. Griffiths: Female Spirituality and Intellect in the Twelfth and Thirteenth Centuries. A Case 496
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Albanus Study of H. of Hohenbourg. Cambridge 1998. – Dies.: Nuns’ Memories of Missing History in Alsace (c.1200). H. of Hohenbourg’s Garden of Delights. In: Medieval Memories. Men, Women and the Past, 700–1300. Hg. v. Elisabeth Maria Cornelia van Houts. Harlow 2001, S. 132–149. – Dies.: H. of Hohenbourg. A Synthesis of Learning in ‹The Garden of Delights›. In: Listen, Daughter. The Speculum Virginum and the Formation of Religious Women in the Middle Ages. Hg. v. Constant J. Mews. New York u. a. 2001, S. 221–243. – Dies.: H. of Hohenbourg and the Poetry of the ‹Hortus deliciarum: Cantat tibi cantica›. In: Women Writing Latin from Roman Antiquity to Early Modern Europe. Bd. 2. Hg. v. Laurie J. Churchill u. a. New York 2002, S. 231–263. – Katrin Graf, Bildnisse schreibender Frauen im MA. 9. bis 13. Jh. Basel 2002, S. 63–74. – Judith Collard: H. of Hohenbourg’s ‹Hortus Deliciarum› and the Creation of Images for Medieval Nuns. In: Communities of Women. Historical Perspectives. Hg. v. Barbara L. Brookes. Dunedin 2002, S. 39–57. – Christina Lutter: Text und Geschlecht. Lesende und schreibende Frauen im 12. Jh. In: Text als Realie. Hg. v. Karl Brunner u. a. Wien 2003, S. 63–80. – Heike Willeke: Ordo und Ethos im Hortus Deliciarum. Das Bild-Text-Programm des Hohenburger Codex zwischen kontemplativ-spekulativer Weltschau und konkret-pragmatischer Handlungsorientierung. Hamburg 2003. – Simone Schultz: Hortus deliciarum. Le plus beau tr´esor d’Alsace. Straßburg 2004. – Otto Gerhard Oexle: Relind und H. v. H. und die Entstehung des ‹Hortus deliciarum›. In: Retour aux sources. FS Michel Parisse. Hg. v. Sylvain Gouguenheim. Paris 2004, S. 551–561. – R¨udiger Burghardt: Der Odilienberg. Bd. 2: H. v. L. Berlin/Freiburg i. Br. 2004. – X´enia Muratova: Le sirene di Herrada di Hohenburg. In: Opus Tesselatum. FS Peter Cornelius Claussen. Hg. v. Katharina Corsepius u. a. Hildesheim 2004, S. 385–398. – Michael Embach: H. v. H. und Hildegard v. Bingen – monastische Lehrerin oder ‹Sprachrohr Gottes›? In: Metamorphosen der Bibel. Beitr. zur Tagung ‹Wirkungsgesch. der Bibel im deutschsprachigen MA› vom 4. bis 6. September 2000 in der Bibl. des Bisch¨oflichen Priesterseminars Trier. Hg. v. Ralf Plate u. a. Bern u. a. 2004, S. 395–414. – F. J. Griffiths: The Garden of Delights. Reform and Renaissance for Women in the Twelfth Century. Philadelphia 2007. – Da497
2. H¨alfte 12. Jh. nielle Joyner: All that is Evil: Images of Reality and Figments of the Imagination in the ‹Hortus Deliciarum›. In: Imagination und Deixis. Stud. zur Wahrnehmung im MA. Hg. v. Kathryn Starkey/Horst Wenzel in Verbindung mit Wolfgang Harms u. a. Stuttgart 2007, S. 105–125. MM Albanus. – Zwei Bruchst¨ucke (insgesamt 119 Verse) der fr¨uhesten bekannten dt. Fassung der Inzestlegende um A., entstanden wahrscheinlich um 1180/90 im n¨ordlichen Moselfranken. Die dt. Bearbeitung folgt wahrscheinlich der lat. Albanuslegende eines p¨apstlichen Kanzleibeamten namens Transmundus (nicht vor 1180). Aus der inzestu¨osen Beziehung zwischen einem Kaiser und seiner Tochter geht A. hervor, der ausgesetzt und schließlich vom kinderlosen ungarischen K¨onig als Ziehsohn angenommen wird. Unwissentlich wird A. sp¨ater mit seiner Mutter verm¨ahlt. Kurz vor seinem Tod er¨offnet der K¨onig ihm seine unbekannte Herkunft. Der Inzest zwischen A. und seiner Mutter wird aufgedeckt. Vater, Tochter/Mutter und Sohn gehen daraufhin auf eine siebenj¨ahrige Bußfahrt; es kommt jedoch zwischen den Eltern des A. erneut zum Inzest, woraufhin er die beiden im Zorn erschl¨agt. Als S¨uhne f¨uhrt A. ein eremitisches Leben, bis er von R¨aubern erschlagen wird. Sein Leichnam ist wundert¨atig und bewirkt Heilungen. Dieser wird schließlich feierlich bestattet. Im ersten Bruchst¨uck wird das Aufwachsen des Albanus beschrieben, das zweite enth¨alt die Aufdeckung der (zweiten) inzestu¨osen Beziehung. Andreas → Kurzmann und → Albrecht von Eyb ver¨ fassten sp¨ater volkssprachliche Ubertragungen der Legende. Es bestehen zahlreiche Parallelen zum Gregorius des → Hartmann von Aue. ¨ Uberlieferung: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgq 665 (13. Jh.; Pergamendoppelbl., verloren). ¨ Ausgaben: Karl Lachmann: Uber drei Bruchst¨ucke niederrheinischer Gedichte aus dem 12. und aus den Anf¨angen des 13. Jh. (Abh. der kgl. Akad. der Wiss. zu Berlin aus dem Jahre 1836, Phil.hist. Kl.). Berlin 1838, S. 159–166. – Ders.: Kleinere Schr. Bd. 1. Berlin 1876, S. 519–526. – Carl v. Kraus: Dt. Gedichte des 12. Jh. Halle 1894, S. 41–45, 197–217. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 3. T¨ubingen 1970, S. 606–613. 498
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2. H¨alfte 12. Jh. Literatur: Karin Morvay, VL2 1 (1978) Sp. 106–108. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 197 f. – S. Moriz Haupt: Historia Albani martyris (Monatsber. der kgl. Preußischen Akad. der Wiss. zu Berlin aus dem Jahre 1860, Phil.-hist. Kl.). Berlin 1861. – Reinbold K¨ohler: Zur Legende vom H. A. In: Germania 14, NR 2 (1869) S. 300–304. – Andreas Heusler: Dt. Versgesch. Bd. 2. Berlin 1927. – Maurer (s. Ausg.) S. 605. – Erhard Dorn: Der s¨undige Heilige in der Legende des MA (Medium Aevum 10). Mu¨ nchen 1967. – K. Morvay: Die Albanuslegende. Dt. Fassungen und ihre Be¨ ziehungen zur lat. Uberl. (Medium Aevum 32). Mu¨ nchen 1976. – Fritz P. Knapp: ‹legenda aut non legenda›. Erz¨ahlstrukturen und Legitimationsstrategien in ‹falschen› Legenden des MA. Judas, Gregorius, A. In: GRM 53 (2003) S. 101–131. SF Das Anegenge (J¨ungeres Anegenge). – Geistliche gelehrte Dichtung, 12. Jh. Der 3242 Verse umfassende Text ist gemeinsam mit → Das J¨udel, → St. Katharinen Marter, → Oberdeutscher Servatius, → Heinrichs von Melk Von des todes gehugde und → Vom Priesterleben, → Albers Tundalus und → Die Warnung in einer geistlichen Sammelhandschrift u¨ berliefert, die um 1300 nach einer a¨hnlichen Vorlage entstand. Sie versammelt allgemein predigthafte und bibelepische Texte zur gelehrten Erbauung und Anleitung eines theologisch weniger gebildeten Publikums. ¨ Die Dichtung, welche ihren Namen der Uberschrift «daz buch heizzet das anegenge» in der Handschrift verdankt, folgt dem heilsgeschichtlichen Programm von der Sch¨opfung bis zur Erl¨osung und dem typologisch strukturierten Prinzip des Alten («anegenge») und Neuen Testaments («heil»): Christi Sein vor der Sch¨opfung, die Sch¨opfung der irdischen Welt und der Engel, der Engelssturz, die Trinit¨at und die Sintflut (V. 89–859). Die Dichtung beginnt lat. mit der liturgischen Oratio «Domine, labia mea aperies», dem sog. «versus apertionis» (Ps 50,17), welcher der geistigen Vorbereitung der Gemeinde auf die liturgische Lesung dient. Sie ist mit der Bitte um Inspiration und der Gnade um wahrhaftige Verk¨undung verbunden (vgl. → Vorauer S¨undenklage). Es folgt eine dichterische Ausgestaltung dieses liturgischen Gedankens (V. 1–26). Nach dem Dichtergebet, das weniger topisch ist als sich der liturgischen Tradition verdankt, wendet sich der anonyme Dichter 499
Das Anegenge durchgehend im kollektiven Wir an sein Publikum. Vermutlich handelt es sich um Laienkonversen in einem kl¨osterlichen Kontext, die sowohl in der Exegese bestimmter Glaubenswahrheiten unterrichtet und in die monastische Glaubens- und Lebenspraxis einge¨ubt werden sollten. Der Dichter, vielleicht ein bestellter geistlicher Betreuer oder Laienprieser, betont entsprechend sein Deutungsprimat (V. 37–51) und warnt die «tumben» davor, sich eigenm¨achtig «in diu gotes tougen sˆo tiefe» zu «gedenchen, daz sie sich selben iht ertrenchen» (V. 52–56, a¨hnlich V. 86–88). Ab Vers 833 geht der Text – erneut bei der Sch¨opfung ansetzend – in eine Erz¨ahlung des biblischen Geschehens nach Gen 1,1–9 und 25 u¨ ber (V. 833–2243). Der neutestamentliche Teil, vor allem dem Matth¨ausevangelium folgend, beginnt nach u¨ berleitenden Ausf¨uhrungen zur «De visione Dei» (V. 2044–2229), welche die Warnung vor zu tiefer Besch¨aftigung und Einsicht in die g¨ottlichen Geheimnisse aus V. 39–88 wiederholt. Er handelt von der Menschwerdung Christi bis zum erl¨osenden Kreuzestod. Entsprechend dem typologischen Prinzip (vgl. Joh 1,1–17; R¨om 5,12–21; Kol 1,13–17) sind die Passionsstationen Christi und Mariae den Lebenswegen Adams und Evas parallelisiert. Auf diese Weise werden die beiden Dichtungsteile zusammengekn¨upft und ergeben ein Werkganzes im Sinne des biblischen Vorbilds. Zentral zumindest f¨ur die Forschung zum A. ist der Ratschluss der Trinit¨at zur Erschaffung des Menschen, der hier erstmalig in dialogischer Rede zwischen den Appropriationen der Trinit¨at dargestellt wird (V. 449–496). Auch hier zeigt sich die theologische Unsicherheit bzw. Sorglosigkeit des Dichters; w¨ahrend die lat. Scholastik am «quasi consilium» des Sch¨opfungsbeschlusses festhielt (→ Gregor der Große, De Testimoniis in librum Geneseos, PL 79,687C) wird hier zum Zwecke der Veranschaulichung des schwierigen theologischen Problems ein dramatischer Rollenwechsel entworfen, der so dem theologisch viel gewissenhafteren → St. Trudperter Hohenlied fremd ist (zum Vergleich der Texte Ohly, S. 208 f.). Obwohl «mit gedanchen disiu rede ergie» (V. 495), wird diese Einschr¨ankung beim sog. ‹T¨ochterstreit um die Erl¨osung des Menschen› (V. 2254 ff.) schon wieder zur¨uckgenommen (zum ‹T¨ochterstreit› M¨ader); dogmatische Festigkeit wird zugunsten eines dramatischen Dialogs k¨orperlich vorgestellter Figuren aufgegeben: «dˆo spranc er [der vride] der zuo, einander chusten 500
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Das Anegenge si duo» (V. 2385 f.). Trotz namentlich berufener Quellen (→ Augustin, V. 260; Gregor, V. 2156), mehr oder weniger gut nachgewiesener Parallelen zur scholastischen Tradition (→ Petrus’ Comestor Historia scholasticus; Schr¨oder, S. 47) und dem Hinweis des Dichters auf seine theologische und didaktische Kompetenz l¨asst sich von einem «scholastischen» (Rupp, S. 271 ff.) Text nicht eigentlich sprechen; statt dessen ist der «‹vulgarisatio› scholastischer Methoden und scholastischen Gedankenguts» zuzustimmen (Neuser, Sp. 353). Dass der Dichter sein Wissen vielmehr auf verschiedenen Wegen sekund¨ar vermittelt erhielt, wird schon dadurch deutlich, dass er sich verschiedentlich auf «die buochwˆıse» (V. 1256), «wolgelˆerten pfaffen» (V. 1214) und «mˆınen meister» (1218 und 1258) beruft (grunds¨atzlich Scheidweiler). Strukturell, u¨ ber das grobe heilsgeschichtliche Konzept hinaus, bleibt die Dichtung «im Grunde formlos» (Rupp, S. 276); die Handschrift segmentiert mit Initialen nach inhaltlichen Kriterien 56 verschieden umf¨angliche Einheiten. Eine zun¨achst von der einleitend thematischen Zusammenfassung (V. 61–85) angelegte syntagmatische Stringenz wird durch zahlreiche R¨uckgriffe, Neuanf¨ange und Wiederholungen von bereits fr¨uher Besprochenem permanent unterlaufen. Das entspricht der von Neusch¨afer nachgewiesenen Kreisbewegung der Darstellung, durch welche Sch¨opfungs- und Heilstheologie typologisch aufeinander bezogen bleiben (1969, S. 5). Dieses nach textueller Koh¨arenz bemessene unlogische Prinzip muss nicht per se f¨ur eine grunds¨atzliche Unsicherheit des Dichters im Umgang mit seinen Quellen sprechen, auch wenn schon die vielen Fehler bei den Bibelzitaten daf¨ur ein Indiz sein k¨onnten. Ber¨ucksichtigt man aber m¨ogliche Gebrauchsfunktionen im Kontext geistlicher Laienbildung, die ja im Kontinuum von m¨undlicher Vortragspraxis zu denken sind, r¨ucken ¨ Kriterien wie bildhafte Anschaulichkeit, Uberzeugungskraft durch kommunikative Anschlussf¨ahigkeit und rhetorische Vermittlung durch variierende Wiederholung vor theologischer Pr¨azision und strukturell-logischer Textkoh¨arenz in den Vordergrund. So geh¨oren zahlreiche Metaphern, Allegorien, Personifikationen und Exempel ebenso zum stilistisch-rhetorischen Repertoire des Dichters wie typologische, parallelisierende, reihende und anaphorische Strukturelemente. Dieser deutlich predigthafte Stil spiegelt sich auch in den zahlreichen, oft unvermittelten Anreden und Aufrufen 501
2. H¨alfte 12. Jh. an das Publikum wider; der Dichter scheint ein ge¨ubter Prediger zu sein, die Mittel der «ars praedicandi» sind ihm gut vertraut. ¨ Asthetische Formkunst geh¨orte dagegen nicht unbedingt zu seinen St¨arken, auch wenn der Vorwurf der metrischen Stupidit¨at (Schr¨oder, S. 23) u¨ bertrieben ist (Neusch¨afer, 1966, S. 42). Unreine Reime sind zuhauf vertreten; fast durchgehend bleibt es bei den fr¨uhmhd. Reimpaarversen, mindestens «119 vierhebige Verse mit klingendem Reim» sind zudem auszumachen (Schr¨oder, S. 16); Neusch¨afer (1966, S. 43) addiert 21 Verse; außerdem kommen einige Verse mit 5–14 Hebungen hinzu. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2696, 89v–111r (Perg., um 1180, bair.-o¨ sterr.). Ausgaben: Karl August Hahn: Gedichte des XII. und XIII. Jh. Quedlinburg/Leipzig 1840 (Bibl.dt.Nat.-Lit. 1,20), S. 1–40, 135. – Dietrich Neusch¨afer: Das A. Textkrit. Stud. Diplomatischer Abdruck, krit. Ausgabe, Anm. zum Text (Medium Aevum 8). M¨unchen 1966 (zit.). – Ders.: Das A. (Altdt. Texte in krit. Ausg. 1). Mu¨ nchen 1969. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 58–62. – Peter-Erich Neuser, VL2 1 (1978) Sp. 352–356. – Ursula Schulze, LexMA 1 (1980) Sp. 616. – Elisabeth Wunderle, Killy2 1 (2008) S. 163 f. – Richard Heinzel: Vier geistliche Gedichte. In: ZfdA 17 (1874) S. 44 f. – Edward Schr¨oder: Das A. Eine litterarhist. Unters. (Quellen und Forschungen 44). Straßburg/London 1881. – Johannes Kelle: Gesch. der dt. Lit. von der a¨ ltesten Zeit bis zum dreizehnten Jh. Bd. 2. Berlin 1896, S. 141–153. – Valentin ¨ Teuber: Uber die vom Dichter des A. benutzten Quellen. In: PBB 24 (1899) S. 249–360. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300. Mit bes. Ber¨ucksichtigung der Meß- und Tagzeitenliturgie (Dt. Forschungen 17). Frankfurt/M. 1927, S. 67–69, 177. – Felix Scheidweiler: Stud. zum A. In: ZfdA 80 (1944) S. 11–45. – Friedrich Ohly: Der Prolog des St. Trudperter Hohenliedes. In: ZfdA 84 (1952/53) S. 198–223. – Heinz Rupp: Dt. rel. Dichtungen des 11. und 12. Jh. Unters. und Interpretationen. Freiburg i. Br. 1958, S. 231–279. – Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der o¨ sterr. Nationalbibl. 1. Bd. (Dt. Akad. der Wiss. zu Berlin. Ver¨off. des Inst. f¨ur dt. Sprache und Lit. 13). Berlin 1960 (zur Hs.). – Dietrich Neusch¨afer: Das A., 1966, S. 11–95. – Brian Murdoch: The garments of paradise. A note on the Wiener Genesis and the A. 502
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2. H¨alfte 12. Jh. In: Eurph. 61 (1967) S. 375–382. – Eduard Johann M¨ader: Der Streit der ‹T¨ochter Gottes›. Zur Gesch. eines allegorischen Motivs (Dt. Lit. und Germanistik 41). Bern/Frankfurt/M. 1971. – B. Murdoch: The fall of man in the early middle high german biblical epic (GAG 58). G¨oppingen 1972. CS Apokalypse (nd.). – Mnd. Reim¨ubersetzung der Geheimen Offenbarung des Johannes von ca. 2600 Versen, die wahrscheinlich w¨ahrend des 12. Jh. in Westfalen entstand. ¨ Die breite Uberlieferung (¨uber 15 zum Teil fragmentarische Handschriften des 13. bis 16. Jh.) zeugt von dem Status der nd. A. als eines der a¨ltesten und langlebigsten mnd. Schriftwerke. Die nd. A. h¨alt sich eng an die Vorlage des biblischen Textes; ob ihr Verfasser außerdem noch ApokalypseKommentare verwendete, etwa von → Rupert von Deutz oder → Richard von St. Victor, ist ungesichert. Stark beeinflusst wurde das Werk von der rheinischen Geistlichendichtung des 12. Jh., insbesondere von der → Mittelfr¨ankischen Reimbibel. Die a¨lteren Handschriften bewahren den Text der urspr¨unglich assonierenden Dichtung; in der ¨ j¨ungeren Uberlieferung hat diese eine formale Bearbeitung erfahren (W, l, w1, w2, f). Die a¨lteste ¨ Handschrift B (s. Uberl.) u¨ berliefert eine weitere kleinere Dichtung desselben Verfassers mit dem Titel Apostelleben (noch 398 von ehemals 720 Versen); B, Tf und T enthalten eine ebenfalls von ihm stammende, sechsteilige eschatologische Gedichtkette, die mit einem Umfang von insgesamt 480 Versen vollst¨andig erhalten ist und sich aus folgenden Teilen zusammensetzt: Antichrist, Von der Sch¨opfung, dem Tod und der Zukunft des Menschen, Von der Auferstehung, Vom himmlischen Jerusalem, Vom Baum des Lebens und Vom J¨ungsten Gericht (vor 1150). ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgo 345, 11v–23 (Perg., letztes Viertel 13. Jh., elbostf¨alisch nach westf¨alischer Vorlage) (B). – Ebd., Mgf 737/37–38, ein Doppelbl. (Perg., 14. Jh., s¨udostf¨alisch-th¨uringisch nach westf¨alischer Vorlage) (Bf). – Breslau, UB, Cod. IV F 88e (3), ein Doppelbl. (Perg., Ende 14./Anfang 15. Jh., nd.) (Br). – Ehem. M¨unster, UB, o. S., ein Doppelbl. (Perg., zweite H¨alfte 14. Jh., westliches Nd. mit mitteldt. Einfl¨ussen; verbrannt) (M). – Trier, StB, Mappe IV, Nr. 1–2 (Perg., Ende 14. Jh., westf¨alisch) (Tf). – Trier, StB, Cod. 1935/1432, 101r–116r (Pap., Eberhardsklausen, zweite H¨alfte 15. Jh./erste H¨alfte 16. Jh., moselfr¨ankisch) (T). – London, Brit. Mus., Ms. Add. 503
Apokalypse 18310 (Pap., 15. Jh., nd.) (ß). – Hannover, LB, Cod. I 84 a, 417v–426r (Pap., 1473/74, nd.) (H). – L¨ubeck, StB, Cod. theol. germ. 4° 19, 109r–129 (Pap., 15. Jh., nd.). – Ebd., Cod. theol. germ. ¨ 8° 60 (Pap., 15. Jh., nd.). – Wien, ONB, Cod. 3002, 45r–97v (Pap., 15. Jh., nd.) (W). – L¨uneburg, Ratsb¨ucherei, Ms. Theol. 2° 83, 194r–199r (Pap., Mitte 15. Jh., nd.) (l). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 389, 9v–15r (Pap., 15. Jh., nd.) (w1). – Ebd., Cod. Helmst. 1211, 23–50v (Pap., 1462, nd.) (w2). – Frankfurt a. M., StB/UB, Ms. germ. oct. 40, zwei Bll. (Pap., erstes Viertel 15. Jh., ostmitteldt.) (f). – Brandenburg, Domstiftsarch. und -bibl., Ki 1952, 220vb–232ra (Pap., Mitte 15. Jh., nd.). – Paderborn, Erzbisch¨ofl. Bibl., Ver. f¨ur Gesch. und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn, Ms. 49, 4r–28v (Pap., Ende 15. Jh., nd.). – Basel, UB, Cod. F VII 12, 211r–217r. Vgl. dazu Langbroek 2006 (s. Lit.). Siglen nach Psilander und Korl´en (s. Lit.). Ausgaben: August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben: Aus einer mnd. Auslegung der Offenbarung Johannis. In: Altdt. Bll. 1 (1836) 283–286 (Br). – Hans Ferdinand Maßmann: Mhd. und mnd. Bruchst¨ucke. In: Germania 10 (1853) S. 103–187, hier S. 125–184 (B, Bf, Br). – Hjalmar Psilander: ˚ Die nd. A. (Uppsala Univ. Arsskrift 2). Uppsala 1901 (B, Bf, Br, Tf und T). – Ders.: Hochdt. und nd. Frgm. A., Antichrist, Leben der Apostel (Upp˚ sala Univ. Arsskrift 6). Uppsala 1905 (B, Bf, Br und Tf). – Karl Christ: M¨unsterische Bruchst¨ucke der nd. A. In: ZfdA 52 (1910) S. 269–276 (M). – Beckers 1976 (s. Lit.) (f). – Martin-M. Langner: Traditionen in der Lit. einer Region als gesellschaftsstrukturierende Ph¨anomene. Zur ma. Lit. in der Mark Brandenburg zwischen 1250–1500. 2 Bde. Krak´ow 2009, Textbd. S. 23–42. Literatur: Hartmut Beckers, VL2 1 (1978) Sp. 408–410; 11 (2004) Sp. 122. – Martin-M. Langner: Mnd. A. In: Killy2 1 (2008) S. 184 f. – Franz Joseph Mone: Gedicht u¨ ber die Offenbarung Johannis. In: Anz. f¨ur Kunde der dt. Vorzeit 7 (1838) S. 498–500. – Conrad Borchling: Rezension der Ausg. Psilander 1901. In: AfdA 29 (1904) S. 303–308. – Hans Vollmer u. a. (Hg.): Neue Beitr. zur Gesch. der dt. Bibel im MA (Bibel und dt. Kultur 8). Potsdam 1938, S. 103–115. – Erik Rooth: Der Anteil der Schweden an der Erforschung des Nd. In: NdJb 67/68 (1943) S. 1–20, hier S. 10–13. – Gustav Korl´en: Mnd. Texte des 13. Jh. [...] (Lunder Germ. Forschungen 19). Lund 504
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Esau und Jakob / Die zehn Gebote 1945, S. 58–62. – Gerhard Cordes: Nd. Mundartdichtung und Alt- und mnd. Lit. In: Dt. Philologie im Aufriß. Hg. v. Wolfgang Stammler. Bd. 2. Berlin u. a. 11954, Sp. 385. – Karl Bischoff: Elbostf¨alische Stud. Halle 1954, S. 36–38. – E. Rooth: Stud. zur nd. A. In: Zs. f. Mundartforschung 23 (1955) S. 45–59. – H. Beckers: ¨ Neues zur Uberl. der mnd. Reim-A. In: ZfdA 105 ¨ (1976) S. 263–273. – Ralf Plate: Neues zur Uberl. und Textkritik der ‹Nd. A.›. In: Dt. Bibel¨ubersetzungen des MA. Beitr. eines Kolloquiums im Dt. Bibel-Arch., unter Mitarbeit v. Nikolaus Henkel hg. v. Heimo Reinitzer (Vestigia Bibliae 9/10 [1987/1988]). Bern u. a. 1991, S. 181–215. – Freimut L¨oser: Der Apokalypse-Komm. des Georg Kreckwitz und die Tradition deutschsprachiger ¨ Ubersetzungen der Johannes-Apokalypse im MA. In: Chloe 25 (1997) S. 637–668. – Erika Langbroek: Eine nd. A. in der Baseler Hs. F. VII. 12, folio 211r–217r. In: NdJb 129 (2006) S. 111–138. SF Niederdeutscher Glaube. – Im nordnieders¨achsischen Sprachgebiet oder im nordwestlichen Westfalen entstandenes Glaubensbekenntnis; die Datierungsversuche reichen von der ersten H¨alfte des 12. Jh. bis um 1200. Der N. G., urspr¨unglich vielleicht Teil eines umfangreicheren Formulars aus Beichttext und Glau¨ bensbekenntnis, stellt eine Ubertragung des Apostolischen Symbols mit erweiternden Zus¨atzen dar und setzt sich aus 18 Artikeln zusammen, die jeweils mit «Ic kelave» eingeleitet werden. Beziehungen bestehen zum Symbolum fidei des → Honorius, wie er in dessen Speculum ecclesiae erscheint. ¨ Uberlieferung: Die fr¨uher im Besitz der Bibliotheca Palatina in Heidelberg befindliche, wahrscheinlich pf¨alzische Hs. der Vatikanischen Bibl. in Rom ist verschollen. Der Text wurde nach einer fehlerhaften Abschrift abgedruckt in: Marcus Zuerius Boxhorn: Historia universalis. Leiden 1652, S. 102 f. Ausgabe: Hans Ferdinand Maßmann: Die dt. Abschw¨orungs-, Glaubens-, Beicht- und Betformeln (Bibl.dt.Nat.-Lit., 1. Abt., Bd. 7). Quedlinburg/Leipzig 1839, Nr. 13. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa. aus dem 8.-12 Jh. Berlin 31892. Bd. 1: S. 318 f. (Nr. XCVIII). – Elias v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Zu¨ rich 1971) S. 362 f. (Nr. LXI). 505
2. H¨alfte 12. Jh. Literatur: William Foerste: As. Lit. In: RL2 1 (1958) Sp. 40. – Achim Masser, VL 6 (1987) Sp. 990–992. – M¨ullenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 461 f. – Steinmeyer (s. Ausg.) S. 363 f. – Werner Matz: Die ahd. Glaubensbekenntnisse seit Honorius Augustodunensis. Diss. Halle 1932. – Erik Rooth: Zur Heimat des fr¨uhmnd. Glaubens. In: Studia Neophilologica 10 (1937/38) S. 124–159. – Josef Andreas Jungmann: Missarum sollemnia. Bd. 1. Wien 51962, S. 591–606, bes. S. 628–633. – Karl-Josef Barbian: Die altdt. Symbola. Beitr. zur Quellenfrage. [St. Augustin] 1964, S. 118–135. – Johannes Rathofer: As. Lit. In: Kurzer Grundriß der germ. Philologie bis 1500. Hg. v. Ludwig E. Schmitt. Bd. 2. Berlin 1970, S. 246. – Ders.: Realien zur as. Lit. In: Nd. Wort 16 (1976) S. 20 f. – Steffen Krogh: Die Stellung des As. im Rahmen der germ. Sprachen (Stud. zum Ahd. 29). G¨ottingen 1996, S. 126. SF Esau und Jakob / Die zehn Gebote. – Bruchst¨ucke von insgesamt 222 Versen aus den letzten Jahrzehnten des 12. Jh. in bair. Sprache nach mitteldt. Vorlage; unklar ist, ob es sich dabei um Bestandteile eines Gedichtes oder zweier eigenst¨andiger Werke handelt. Das erste St¨uck enth¨alt allegorische Ausdeutungen von Gestalten der Genesis, wobei zu Beginn der Streit der Br¨uder Esau und Jakob erz¨ahlt wird und sich daran die Erz¨ahlungen von Lea, Rahel, den Jakobss¨ohnen und Joseph anschließen; enthaltene Allegoresen deuten etwa Lea und Rahel als weltliches und geistliches Leben (V. 22 f.) oder beziehen sich auf Jakob und Esau als Juden und Heiden (V. 11). Der Titel E. u. J. gilt deshalb mittler¨ weile als unzutreffend, da es durch reinen Uberlieferungszufall bedingt ist, dass haupts¨achlich Verse u¨ ber die beiden Namengeber erhalten sind; von drei eingeschobenen Tituli ist er der erste. Das zweite St¨uck umfasst Bestimmung und Lehre der Zehn Gebote, die hier traditionell in drei und sieben Gebote geteilt sind, sowie einen Hinweis auf das zuk¨unftige Leben. Das Bruchst¨uck endet mit dem Fall Luzifers. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 5249 Nr. 50, Perg. (Benediktbeuren, Ende 13. Jh., s¨udliches Md.; zehn Querstreifen v. zwei Doppelbll.). Ausgaben: Friedrich Keinz: Mittheilungen aus der Mu¨ nchener k¨on. Bibl. I. Bruchst¨ucke einer biblischen Dichtung. In: Germania 31, NR 19 (1886) S. 57–66. – Friedrich Maurer (Hg.): Die 506
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2. H¨alfte 12. Jh. religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 355–367. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 75–77. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 164. – Edgar Papp, VL2 2 (1980) Sp. 628 f. – Keinz (s. Ausg.) S. 57 f. – Ewald Erb: Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis 1160. Bd. 1,2. Berlin 1964. 31976. – Gisela VollmannProfe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 145. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 283. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB Mu¨ nchen. Die ma. Fragm. Cgm 5249–5250 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,8). Wiesbaden 2005, S. 91 f. SF Lambert von Luttich ¨ (Lambertus de Legia) OSB, * um 1150 L¨uttich, † Ende 12. Jh. wahrscheinlich Trier. – Hagiograph. Die wenigen bekannten Lebensdaten sind fast ausschließlich Angaben in L.s eigenen Werken zu gewinnen: L. war demnach Benediktiner im Kloster St. Eucharius/Matthias in Trier und eventuell Leiter der Klosterschule. Er ist der Verfasser eines Versepos u¨ ber die Vita, Translatio, Auffindung und die Wunder des hl. Apostels Matthias. Das Werk, unikal u¨ berliefert in der Handschrift Trier, StB, Cod. 1375/23 (vollendet 1186; wahrscheinlich Autograph), umfasst ein Vorwort in Prosa und die Dichtung in 2710 Hexametern mit zahlreichen Marginal- und Interlinearglossen. Hauptquelle waren Originalaufzeichnungen des gesamten Matthias-Stoffes in einer nach 1131 angelegten Handschrift, dem sog. «Wunderbuch» (Trier, Priesterseminar, Cod. 98). Noch w¨ahrend der Arbeit an seiner Dichtung verfasste L. eine Vita des hl. Matthias in Prosa, er trug sie im Anschluss an die Versdichtung in dieselbe Handschrift (Bl. 42–48) ein; sp¨ater vereinigte er die Prosa-Vita mit seinem dritten Werk, ei¨ ner Neubearbeitung der Ubertragung, Auffindung und Wunder des hl. Matthias in einer gek¨urzten Prosaversion (etwa 30 Hss.). Vgl. auch → Matthias (Apostel). Ausgabe: Rudolf Michael Kloos (Hg.): Lambertus de Legia, De vita, translatione, inventione ac miraculis sancti Matthiae apostoli libri quinque. ¨ Des L. v. L. f¨unf B¨ucher u¨ ber das Leben, die Ubertragung, die Auffindung und die Wunder des hl. 507
Lambert von Luttich ¨ Apostels Matthias (Trierer theologische Stud. 8). Trier 1958 (Lit.). Literatur: R. M. Kloos: Lambert de Legia. In: NDB 13 (1982) S. 435. – Ders., VL2 5 (1985) Sp. 491–494; 11 (2004) Sp. 905. – Richard Laufner: Matthiasverehrung im MA. In: Trierer Theologische Zs. 70 (1961) S. 355–360. – Wilhelm Wattenbach/Franz Josef Schmale: Deutschlands Geschichtsquellen im MA. Vom Tod Kaiser Heinrichs V. bis zum Ende des Interregnums. Bd. 1. Darmstadt 1976, S. 354. SF ¨ Mariensequenz aus Muri. – Alteste vollst¨andig erhaltene Sequenz in dt. Sprache (um 1180/1190). Das Werk ist wahrscheinlich alemannischer Herkunft und war f¨ur die liturgische Verwendung zum Fest «Purificatio Mariae» (Maria Lichtmess) konzipiert. Thematisch umfasst die M. a. M. die unbefleckte Empf¨angnis Marias und die jungfr¨auliche Geburt. Folgt man der Strophenz¨ahlung A. Waags (s. Ausg.), werden in den zwei ersten Strophen die Eigenschaften Marias gepriesen, es folgt ein Gebet um Beredsamkeit; Str. 4 f¨uhrt die beiden Hauptthemen, Maria als jungfr¨auliche Mutter und Gebet zu Maria, ein, die Str. 5–9 schildern die jungfr¨auliche Mutterschaft, in den Str. 10–13 folgt ein Gebet um F¨urbitte. Als Grundlage diente die Sequenz → Ave praeclara maris stella. Metrische Form und Melodie der Vorlage wurden genau u¨ bernommen, inhaltlich wird in den einleitenden hymnischen Versen am deutlichsten darauf Bezug genommen. Die Sequenz ist formal anspruchsvoll und in reinen Reimen verfasst. In der M. a. M. zeigt sich der Wandel der Marienverehrung von einer kollektivsakralen zu einer pers¨onlich-and¨achtigen Haltung. ¨ Uberlieferung: Sarnen/Schweiz, Benediktinerkollegium, Bibl., Cod. membr. 69, 33v–36r (fr¨uher – seit dem 15. Jh.? – in Muri, Ende 12./Anfang 13. Jh., alemannisch; sog. Gebetbuch v. Muri, bester Text) (A). – Engelberg/Schweiz, Stiftsbibl., Hs. 1003, 115r (einziger dt. Text im Sequenzenanhang – 12./13. Jh. – einer lat., liturgischen Hs.) (B). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 935, 70r (um 1190, mittelfr¨ankisch; sog. Gebetbuch der hl. Hildegard) (C). – Oxford, Bodleian Library, MS. Can. lit. 325, 12v (Anfang 13. Jh., bair.-¨osterr.). Ausgaben: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) Bd. 1, 508
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Trost in Verzweiflung S. 160–162 (Nr. XLII); Bd. 2, S. 253–256. – Paul Piper: Nachtr¨age zur a¨lteren dt. Lit. [...] Berlin o. J., S. 329–331. – Eberhard Haufe: Dt. Mariendichtung aus neun Jh. Hanau/Main 1961, S. 30–35. – Friedhelm Kemp: Dt. Dichtung aus 1000 Jahren. Mu¨ nchen 1962, S. 22–24. – Max Wehrli: Dt. Lyrik des MA. Z¨urich 21962, S. 16–23. – Wolfgang ¨ Hafner: Die M. a. M. in der Engelberger Uberl. In: Titlisgr¨uße 50 (1963/64) S. 15–21. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 1. Tu¨ bingen 1964, S. 456–461. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Ausg. v. Albert Waag hg. v. Hans Joachim Gernentz. Leipzig 1970 (251987) S. 238–240. – A. Waag/Werner Schr¨oder: Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. II (ATB 71/72). T¨ubingen 1972, S. 245–249. Literatur: De Boor/Newald 1 (91979) S. 201–203. – Konrad Kunze, VL2 6 (1987) Sp. 50–54. – Friedrich v. der Leyen: Kleine Beitr. zur dt. Literaturgesch. im 11. und 12. Jh. Halle 1897. – Lisbeth Joerss: Das Arnsteiner Mariengebet und die Sequenzen des MA. Diss. Marburg 1920. – Hildegard Schrod: Die kleinen Gedichte des 11. und 12. Jh. Diss. Mu¨ nchen 1952. – Andreas Heusler: Dt. Versgesch. [...] Berlin 21956. – Maria Bindschedler: Ma. Marienlyrik. In: Deutschunterricht 9 (1957) S. 105–112. – Maria E. G¨ossmann: Die Verk¨undigung an Maria im dogmatischen Verst¨andnis des MA. M¨unchen 1957. – Maurer (s. Ausg.) S. 453–455. – Felix Schl¨osser: Die Anf¨ange der Marienlyrik in der volkssprachlichen Lit. des MA. In: Maria im Kult (Marianische Stud. 3). Essen 1964, S. 87. – Peter Kesting: ¨ Maria-frouwe. Uber den Einfluß der Marienverehrung auf den Minnesang bis Walther von der Vogelweide (Medium Aevum 5). Mu¨ nchen 1965. – Gerhard M. Sch¨afer: Unters. zur deutschsprachigen Marienlyrik im 12. und 13. Jh. (GAG 48). G¨oppingen 1971. – Herta Zutt: Satzgestaltung in fr¨uhmhd. Endreimdichtungen. Habilitationsschr. Freiburg i. Br. 1971. – Hennig Brinkmann: ‹Ave praeclara maris stella› in dt. Wiedergabe. Zur Gesch. einer Rezeption. In: Stud. zur dt. Lit. und Sprache des MA. FS Hugo Moser. Hg. v. Werner Besch. Berlin 1974, S. 8–30. – Hartmut Freytag: Die Theorie der allegorischen Schriftdeutung und die Allegorie in dt. Texten besonders des 11. und 12. Jh. (Bibliotheca Germanica 24). Bern/M¨unchen 1982. – Rudolf Flotzinger: Zur Melodie der sog. M. a. M. in Can. lit. 325 der Bodleian Library zu Oxford. In: ZfdA 509
2. H¨alfte 12. Jh. 119 (1990) S. 75–82. – Barbara Gutfleisch: Eine ostobd. Hs. der ‹M. a. M.›. In: ZfdA 119 (1990) S. 61–75. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 322 f. SF Trost in Verzweiflung. – Obd. Reimpredigt u¨ ber S¨undenleben und Errettung, um 1180. Die l¨uckenhafte und beschnittene Handschrift ist seit 1813 verschollen; erhalten sind, nach der Z¨ahlung W. Scherers (s. Ausg.) 168 Verse. Anfang und Ende sind verloren. Nach einem dunklen Anfang folgt ein Lobpreis von Entsagung und Leben in Armut zusammen mit der Aufforderung zur asketischen Kasteiung des K¨orpers. Die Einw¨ande eines reichen Mannes werden abgewehrt. Im zweiten Teil des Gedichts geht der Dichter zur Ich-Form u¨ ber und schildert unter Verwendung von Bildern aus den Bereichen Jagd und Hinterhalt den Kampf gegen die triebhaften Leidenschaften des Herzens. Schwer verwundet, bleibt die Suche nach a¨rztlicher Hilfe zun¨achst vergeblich, bis «ein richer herre» (Gott?) Hilfe und Heilung verspricht. Hier bricht der Text ab. Die Reime sind fast durchgehend rein, die Verse ungleichm¨aßig gebaut. Einzelne Gedanken und Formulierungen finden sich auch im Prolog zum Gregorius und im B¨uchlein → Hartmanns von Aue; m¨ogliche Zusammenh¨ange lassen sich nicht schl¨ussig nachweisen. ¨ Uberlieferung: Privatbesitz (?) Math. Leonhardt, Memmingen, Fragm., zwei Bll., die mittleren einer Lage (Perg., um 1180, obd.); verschollen. Ausgaben: H. F. Maßmann (Hg.): Denkm¨aler dt. Sprache und Lit. aus Hss. des achten bis sechzehnten Jh. H. 1. M¨unchen 1828, S. 80–82. – Wilhelm Scherer: T. in V. In: ZfdA 20 (1876) S. 346–355. – Albert Leitzmann (Hg.): Kleinere geistliche Gedichte des XII. Jh. 2., durchges. Aufl. Berlin 1929, S. 27–30. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 347–354. Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 194–196. – De Boor/Newald 1 (91979) 180 f. – KNLL 19 (1992) 691 f. – Edgar Papp, VL2 9 (1995) Sp. 1074–1076. – Maurer (s. Ausg.). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der fr¨uhen Neuzeit 1,2). Tu¨ bingen 21994, S. 126, 129 f. – Brian Murdoch: T. in der V. The Sense 510
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2. H¨alfte 12. Jh. and Implications of an Early Middle High German Fragm. In: Neuphilol. Mitt. 96 (1995) H. 2, S. 187–201. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 370 f. – Nigel F. Palmer: Manuscripts for reading: The material evidence for the use of manuscripts containing Middle High German narrative verse. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and its Consequences in Honour of D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca/Christopher Young. Turnhout 2005, S. 67–102, hier S. 98 (Nr. 65). BJ Oberdeutscher Servatius. – Um 1190 im s¨uddt. Raum entstandene Verslegende von knapp 4000 Versen. Der anonyme O. S., eine Legende des Maastrichter Lokalheiligen Servatius, Bischofs von Maastricht (Mitte 4. Jh.), dem einige Zeit vorher → Heinrich von Veldeke eine umfangreiche volkssprachliche Vita gewidmet hatte, beruht im Wesentlichen auf den lat. Gesta Sancti Servatii. Der O. S. berichtet von dem heiligm¨aßigen Leben des Servatius aus Armenien, der auf wundersame Weise zum Bischof von Tongern geweiht, von dort jedoch von den Einwohnern vertrieben wird. In der Einsamkeit einer Kapelle bei Maastricht prophezeit Servatius den B¨urgern Tongerns die Zerst¨orung ihrer Stadt durch die Hunnen. Ohne Erfolg fleht er daraufhin in Rom den hl. Petrus um Hilfe an. Der vorhergesagte Hunnensturm tritt ein, Tongern wird zerst¨ort und der Bischofssitz nach Maastricht verlegt, sp¨ater folgt die Erhebung der Gebeine des Servatius durch Karl den Großen. Mit einem reinen Mirakelteil schließt die Vita. Der O. S. war f¨ur H¨orer h¨ofisch-ritterlicher Kreise bestimmt. Stilistisch erinnert das Werk an das Rolandslied und die → Kaiserchronik, die der Verfasser offensichtlich kannte; ob er auch Veldekes Vita verwendete, bleibt ebenso wie das Verh¨altnis der beiden dt. Servatius-Dichtungen zueinander insgesamt fraglich. Auch die Gr¨unde f¨ur die Entstehung des Werks liegen im Dunkeln, war doch der Servatius-Kult im s¨uddt. Gebiet nie sonderlich verbreitet. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2696, 59va–82vb (um 1300; Schluss fehlt) (W). – Fragm.: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5249/18,2 (Ende 13./Anfang 14. Jh.) (m). – M¨unchen, UB, Fragm. 156 (verbrannt). – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 29774 (um 1200) (n). – Prag, Nationalbibl., Cod. XXIV.C.11. 511
Oberdeutscher Servatius Ausgaben: Friedrich Wilhelm: Sanct S. oder wie das erste Reis in dt. Zunge geimpft wurde. Mu¨ nchen 1910, S. 151–269. – Evelyn Ruth Bernhard: Eine bisher unver¨offentlichte obd. Servatiuslegende. Ed. und literarhist. Einordnung. Diss. Mu¨ nchen 1986. – Goossens 1991 (s. Lit.). – Prager Fragm.: Burmeister 1996 (s. Lit.). Literatur: Kurt G¨artner, VL2 7 (1989) Sp. 1–5; 11 (2004) Sp. 1074. – Werner Williams-Krapp/ Red., Killy2 8 (2010) S. 667. – O. Greifeld: S., eine obd. Legende des 12. Jh. Diss. Berlin 1887. – Kai Walter: Quellenkrit. Unters. zum ersten Tl. der S.-Legende Heinrichs v. Veldeke. Diss. M¨unster 1970. – Ludwig Wolff: Der S. Heinrichs v. Veldeke und der O. S. In: FS Marie-Luise Dittrich. G¨oppingen 1976, S. 51–62. – Jan Goossens: Die Servatiusbruchst¨ucke. Mit einer Unters. und Edition der Fragm. Cgm 5249/18, 1b der BSB M¨unchen. In: ZfdA 120 (1991) S. 1–65. – Heike Annette Burmeister: Prager Fragm. des O. S. In: ZfdA 125 (1996) S. 322–329. – L. Peter Johnson: Die h¨ofische Lit. der Bl¨utezeit (1160/70–1220/30) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,1). T¨ubingen 1999, S. 400 f. – James K. Walter: The ‹Upper German Servatius›. Secular influences on the art of a saint’s life in the late 12th century. In: ‹Nu lˆon’ ich iu der gˆabe›. FS Francis G. Gentry. Hg. v. Ernst Ralf Hintz. G¨opp. 2003, S. 285–298. – J. Goossens: Zur Quelle des O. S. In: PBB 128 (2006) S. 398–408. SF Servatius. – Dt. Prosalegenden. Der hl. Servatius ist der Schutzheilige von Maastricht; er starb am 13.5.384. Anlass zur Legendenbildung waren zwei historische Ereignisse aus seiner Zeit: Pilgerfahrt nach Rom, um den Einfall der Hunnen in Galizien abzuwenden, sowie die Bestrafung des abgefallenen K¨olner Bischofs Euphrates, den er 346 absetzen ließ. Der S.-Kult ging von Maastricht aus, verbreitete sich im 8. Jh. und erreichte im 10. Jh. einen ersten H¨ohepunkt. Die a¨lteste lat. S.-Legende ist die in einer Handschrift des 8. Jh. u¨ berlieferte Vita antiquissima s. Servatii, die das Leben des Heiligen, den Hunnenein¨ fall, die Uberf¨ uhrung der Gebeine 562 nach Quedlinburg und verschiedene Wunder schildert. Eine sp¨atere Bearbeitung ist die Vita sancti Servatii, die als Quelle f¨ur → Heinrichs von Veldeke Sente Ser¨ vas diente. Neben der lat. Uberlieferung wurde im 12. Jh. eine Gesta s. Servatii tradiert. In allen j¨ungeren lat. Bearbeitungen der Legende wird versucht, 512
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Andreas S.’ Abstammung von Christus herzuleiten. Nach Heinrich von Veldeke und dem Obd. S. (siehe unten) entstanden im 13. Jh. eine kurze Vita, welche im → Buch der M¨artyrer erhalten ist, eine Prosaversion in der Els¨assischen Legenda aurea und eine umfangreiche dt. Prosalegende in Der → Heiligen Leben. Neben diesen Legendarversionen sind noch zwei selbstst¨andige Prosalegenden bekannt: Eine obd. in der Handschrift M¨unchen, BSB, Cgm 210, 95rb–97rb (14. Jh.) u¨ berliefert Anfang und Schluss einer Prosalegende, die wohl auf der Gesta sancti Servatii beruht. Ausgabe: Evelyn Ruth Bernhard: Eine bisher unver¨offentlichte obd. S.-Legende. Edition und literarhist. Einordnung. Diss. M¨unchen 1986. Die zweite Fassung ist eine wohl urspr¨unglich ndl. Legende, welche in vier ndl. und sechs mittelfr¨ankischen Handschriften u¨ berliefert ist. ¨ Uberlieferung: Vgl. Deschamps (s. Lit.) S. 181 f. Ausgabe: J. Habets: De legende v. het leben [...] van de H. S. [...]. In: Publications de la Soci´et´e historique et arch´eologique dans le Duch´e de Limbourg 19 (1882) S. 3–84. Der → Obd. Servatius ist eine obd. Verslegende eines unbekannten Verfassers. Quellen waren wahrscheinlich die Legende von Heinrich von Veldeke sowie vor allem die Gesta s. Servatii. Der ¨ nicht vollst¨andig in der Handschrift Wien, ONB, Cod. 2696 (um 1300; 3548 Verse) sowie in mehreren Fragmenten u¨ berlieferte Text ist in bair. Mundart geschrieben und entstand um 1190 vielleicht in Augsburg. Literatur: Christel Squarr, LCI 8 (1976) Sp. 330–332. – Wimmer/Melzer (61988) S. 740. – De Boor/Newald 2 (111991) S. 360. – Werner Williams-Krapp: Obd. S. In: Killy 11 (1991) S. 15 f. – S.-Legenden. In: KNLL 19 (1992) S. 479–481. – W. Williams-Krapp, VL2 8 (1992) Sp. 1108 f. – Johan Helsen, LexMA 7 (1995) Sp. 1792 f. – Erich Wimmer, EM 12 (2007) Sp. 601–603. – Oskar Greifeld: S., eine obd. Legende des 12. Jh. Diss. Berlin 1887. – Konrad Zwierzina: Mhd. Stud. 9–10. In: ZfdA 44 (1900) S. 345–406; 45 (1901) S. 19–100. – Friedrich Wilhelm: Sanct S. oder Wie das erste Reis in dt. Zunge geimpft wurde. Ein Beitr. zur Kenntnis des religi¨osen und literarischen Lebens in Deutschland im 11. und 12. Jh. Mu¨ nchen 1910. – Edward Schr¨oder: Zur Kritik des S. In: ZfdA 75 (1938) S. 195–198. – Wilhelm Levison: Aus rheinischer 513
2. H¨alfte 12. Jh. und fr¨ankischer Fr¨uhzeit. Ausgew¨ahlte Aufs¨atze. D¨usseldorf 1948. – Matthias Zender: R¨aume und Schichten ma. Heiligenverehrung in ihrer Bedeutung f¨ur die Volkskunde. Die Hl. des mittleren Maaslandes und der Rheinlande in Kultgesch. und Kultverbreitung. D¨usseldorf 1959. K¨oln 21973. – Jan Deschamps: Legenden van de H. Servatius in Middelnederlands proza. In: Liber Amicorum voor Jef Notermans. Maastricht 1964, S. 22–28. – Kai Walter: Quellenkrit. Unters. zum 1. Tl. der Servatiuslegende Heinrichs v. Veldeke. Diss. Mu¨ nster 1968 (Nachdr. Clausthal-Zellerfeld 1970). – Ludwig Wolff: Der S. Heinrichs v. Veldeke und der Obd. S. In: FS Marie-Luise Dittrich. Hg. v. Helmut R¨ucker. G¨oppingen 1976, S. 51–62. – Achim Masser: Bibel- und Legendenepik des dt. MA. Berlin 1976. – Joachim Bumke: M¨azene im MA. Die G¨onner und Auftraggeber der h¨ofischen Lit. in Deutschland 1150–1300. Mu¨ nchen 1979. – W. Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des ¨ MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 458. – Manfred Becker-Huberti: Lex. der Br¨auche und Feste. Freiburg i. Br. u. a. 22007, S. 81. SF Andreas. – Dt. Legende. Die erhaltenen 113 Verse und Versreste aus dem Schluss des Gedichts schildern Szenen vor dem M¨artyrertod des Apostels Andreas. In V. 10–21 ruft der Verfasser in einem Gebet den Heiligen an. ¨ Uberlieferung: Petersburg (B¨ohmen), Gr¨afl. Czerninsche Bibl., o. S. (Perg., zweite H¨alfte 12. Jh., mitteldt.); verschollen. Ausgaben: Johann Lambel: Bruchst¨uck einer Legende vom heiligen A. In: Germania 12 (1867) S. 76–80. – Carl v. Kraus (Hg.): Dt. Gedichte des zw¨olften Jh. Halle/S. 1894, S. 64–67, 250–259. Literatur: L. Clugnet: Andr´e. In: DHGE 2 (1914) Sp. 1600–1602. – Martin Lechner, LCI 5 (1973) Sp. 138–152. – Karl-Ernst Geith, VL2 1 (1978) Sp. 337. – Erich Wimmer/G¨unther Binding, LexMA 1 (1980) Sp. 600 f. – Wimmer/Melzer (61988) S. 132. – Rudolf Pesch/E. Wimmer/Karl Suso Frank/Johannes B. Bauer, LThK33 1 (1993) Sp. 625–627. – J¨urgen Roloff, RGG4 1 (1998) Sp. 472. – Christoph Schmitt, BBKL 18 (2001) Sp. 63 f. – Martin Bocian, unter Mitarbeit v. Ursula Kraut und Iris Lenz: Lex. der biblischen Personen. 2., erw. Aufl. Stuttgart 2004, S. 52–54. – Ernst Hellgardt: Die deutschsprachigen Hss. im 11. und 12. Jh. Bestand und 514
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2. H¨alfte 12. Jh. Charakteristik im chronologischen Aufriß. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 35–81, hier S. 64 (Nr. 134). – Renate Pillinger: Der Apostel A. Ein Heiliger in Ost und West ¨ im Bild der fr¨uhen Kirche (Sb. der Osterr. Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl. 612 ). Wien 1994. – JeanMarc Prieur/Wilhelm Schneemelcher: Andreasakten. In: Neutestamentliche Apokryphen in dt. ¨ Ubers. Hg. v. W. Schneemelcher. Bd. 2. T¨ubingen 1997, 93–137. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 341. – N. F. Palmer: Manuscripts for Reading: The Material Evidence for the Use of Manuscripts Containing Middle High German Narrative Verse. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and its Consequences in Honour of D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca/Christopher Young. Turnhout 2005, S. 67–102, hier S. 93 (Nr. 3). – Manfred Becker-Huberti: Lex. der Br¨auche und Feste. Freiburg i. Br. u. a. 22007, S. 17–20, 151. BJ Magnum Legendarium Austriacum. – Umfangreiches Legendar vom Ende des 12. bzw. An¨ fang des 13. Jh. aus Su¨ dbayern oder Osterreich. Diese Sammlung lat., grunds¨atzlich nach dem Kalenderjahr angeordneter Legenden, von denen einzelne Texte nur darin erhalten sind, war vom 12. bis zum 15. Jh. vor allem bei Zisterziensern und Be¨ nediktinern in Osterreich (und B¨ohmen?) verbreitet und steht in noch ungekl¨arter Beziehung zum → Windberger Legendar. Das → Kreuzensteiner Legendar zeigt Nachwirkungen des M. L. A., der Einfluss auf das → Buch der M¨artyrer und das Sanctuarium des Boninus → Mombritius sind nicht endg¨ultig gekl¨art. ¨ Uberlieferung: Sechs erhaltene Textzeugen und eine u¨ berarb. Rezension des 14. Jh.; keiner bietet die vollst. Slg. Vgl. Jaroschka/Wendehorst (s. Lit.) S. 375 f. Literatur: Guy Philippart: Legendare. In: VL2 5 (1985) Sp. 644–657, hier Sp. 649 f. – De Boor/ Newald 3/2 (1987) S. 307, 313. – Albert Poncelet: De Magno Legendario Austriaco. In: Analecta Bollandiana 17 (1898) 24–96, 123–216. – Wilhelm Levison: Conspectus codicum hagiographicorum. In: MGH SS rer. Merov. 7 (1920) S. 534 f. – Gerhard Eis: Die Quellen des M¨arterbuches. Reichenberg 1932. – Ders.: Beitr. zur mhd. Legende und Mystik. Berlin 1935. – Alois 515
Magnum Legendarium Austriacum Bernt: Altdt. Findlinge aus B¨ohmen. Br¨unn u. a. ¨ 1943. – Anton Kern: M. L. A. In: Die ONB. FS Josef Bick. Hg. v. Josef Stummvoll. Wien 1948, S. 429–434. – Walter Jaroschka/Alfred Wende¨ 65 horst: Das Kreuzensteiner Legendar. In: MIOG (1957) S. 369–418. – Alphons Lhotsky: Quellen¨ ¨ Erg.kunde zur ma. Gesch. Osterreichs (MIOG Bd. 19). Graz 1963, S. 220 f. – G. Philippart: L’expertise des l´egendiers latins du moyen aˆ ge. Louvain 1975, S. 202–205. – Ders.: Les l´egendiers latins et autres manuscrits hagiographiques. In: Typologie des sources du moyen aˆ ge occidental, fasc. 24–25. Turnhout 1977, Nr. 39–41. – Sibylle Jefferis: Hrotsvit and the M. L. A. In: Hrotsvit of Gandersheim. Rara avis in Saxonia? Hg. v. Katharina M. Wilson (Medieval and Renaissance monograph series 7). Ann Arbor 1987, S. 239–252. SF Visio Sancti Pauli II. – Bruchst¨ucke fr¨uhmhd. Reimpaardichtungen des sp¨aten 12. Jh. mit Jenseitsvisionen. Der erste Text, Von der Zukunft nach dem Tode (94 Verse), schildert den Empfang der Seele eines b¨osen Menschen in der H¨olle und der Seele eines reinen Menschen im Himmel. Die Dichtung kn¨upft an zahlreiche literarische Vorlagen an, u. a. eine lat. Predigt des 12. Jh. (De mortuis oder De martyribus) und das dritte Buch des Elucidarium des → Honorius Augustodunensis. Literatur: Theodore Batiouchkof: Le d´ebat de l’ˆame et du corps. In: Romania 20 (1891) S. 1–55, 513–578. – Louise Dudley: An Early Homily in the Body and Soul Theme. In: The Journal of English and Germanic Philology 8 (1909) S. 225–253. – Yves Lef`evre: L’Elucidarium et les Lucidaires. Paris 1954, S. 447 f. S. Paulus (89 Verse), die zweite Dichtung, bietet eine Visionsschilderung, in der ein Seelenf¨uhrer den Vision¨ar durch die H¨olle f¨uhrt; Paulus wird dort von einem Engel begleitet, der den Apostel vor allem u¨ ber das Schicksal wankelm¨utiger Menschen aufkl¨art, deren Seelen auf den Zweigen von windumtosten B¨aumen ausharren und f¨urchten m¨ussen, in einen Abgrund geweht zu werden. Als Vorlage diente eine Version der V. S. P. in der Redaktion L2 (→ V. S. P. I). Literatur: Hermann Brandes: V. S. P. Halle 1885, S. 68–71. – Theodore Silverstein (Hg.): V. S. P. London 1935. – Ders.: The Vision of St. Paul. In: Archives d’histoire doctrinal et litt´eraire du moyen aˆ ge 34 (1954) S. 199–248. – D. D. R. Owen: The 516
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A solis ortus cardine Vision of St. Paul. The French and Proven¸cal versions and their Sources. In: Romance Philology 2 (1958) S. 33–51. – M. E. Dwyer: An Unstudied Redaction of the ‹Visio Pauli›. In: Manuscripta 32 (1988) S. 121–138. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. Ser. nova 338 (Perg., um 1300, mitteldt.; zwei zusammenpassende Streifen eines Doppelbl. in 4°). Ausgaben: Theodor v. Karajan: Dt. Sprachdenkmale des 12. Jh. Wien 1846, S. 107–112. – Carl Kraus (Hg.): Dt. Gedichte des 12. Jh. Halle 1894, Nr. VIII, IX. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 282–289. – Theodore Silverstein/Anthony Hilhorst: Apocalypse of Paul (Cahiers d’orientalisme 21). Genf 1997. Literatur: De Boor/Newald 1 (91979) S. 185 f. – Volker Mertens, VL2 10 (1999) Sp. 423–425. – Kraus (s. Ausg.), S. 182–197. – Wilhelm Scherer: Geistliche Poeten der dt. Kaiserzeit. H. 2. Straßburg 1875, S. 22–27. – Hans-Wilhelm Rathjen: Die H¨ollenvorstellungen in der mhd. Lit. Diss. Freiburg i. Br. 1956. – Maurer (s. Ausg.) S. 279–281. – V. Mertens: Die fr¨uhmhd. ‹V. S. P.›. Unters. zur Quellenfrage. In: W¨urzburger Prosastud. Bd. 2. Hg. v. Peter Kesting (Medium Aevum 31). Mu¨ nchen 1975, S. 77–92. – Gisela VollmannProfe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der NeuSF zeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 160. A solis ortus cardine. – Lat. Weihnachtshymnus ¨ (8./9. Jh.); die a¨lteste Ubersetzung ins Deutsche stammt aus dem ausgehenden 12. Jh. Der lat., sp¨ater mit seinen ersten sieben Strophen (A–G) und einer eigenen Doxologie-Strophe in das R¨omische Brevier aufgenommene Hymnus zum Weihnachtsfest, gesungen in den Laudes, entstammt dem Abecedarius u¨ ber das Leben Jesu von → Sedulius (Mitte 5. Jh.). Er besteht aus 23 Strophen (A–Z) von je vier jambischen Dimetern und ist als Anhang dem Carmen paschale des Sedulius hinzugef¨ugt. Sein Kommentator ist → Remigius von Auxerre (um 861). Er ist seit dem 8. Jh. in Collectarien und seit dem 9. Jh. in fr¨ankischen Hymnaren u¨ berliefert. Das Hymnar von Kempten ¨ bietet die a¨lteste Uberlieferung der Melodie. ¨ Uberlieferung: Hymnar von Kempten: Z¨urich, ZB, Ms. Rh. 83 (um 1000). 517
2. H¨alfte 12. Jh. Ausgaben: AH 50 (1907) Nr. 53. – Dreves/Blume 1 (1909) S. 30f. – Ulysse Chevalier: Repertorium hymnologicum 1. L¨owen 1892, Nr. 21. – Antiphonale monasticum pro diurnis horis. Paris u. a. 1934, S. 242 f. – Walther Bulst: Hymni Latini antiquissimi LXXV psalmi III. Heidelberg 1956, S. 12, 71 f. u. o¨ . – Bruno St¨ablein: Monumenta monodica medii aevi 1. Hymnen 1, Nr. 53/1–8. Kassel u. a. 1956. – Paul Klopsch: Lat. Lyrik des MA. Lat.-dt. Stuttgart 1985, S. 28–35. – Adolf Adam: Te Deum laudamus. Große Gebete der Kirche. Lat.-dt. Freiburg i. Br. 1987 (Neuausg. 2001) S. 90–93 (Str. A-G mit der Doxologie-Str.). ¨ Ubersetzungen ins Deutsche: a) Von sunnen ufrunst anegenge, Interlinearversion der Millst¨atter Psalmen und Hymnen, Ende 12. Jh. Ausgabe: Nils T¨ornqvist: Cod. Pal. Vind. 2682. Bd. 2. Lund-Kopenhagen 1937, S. 23 f. b) Van der vestene der sunnen upgange, 14. Jh., Prosa, u¨ berliefert in der Hs. Wolfenb¨uttel, HAB 58.4 Aug. 8°, 218v. Ausgabe: Erik Rooth: Eine westf¨alische Psalmen¨ubersetzung. Diss. Uppsala 1919, S. 164. c) Van des de sunne un up gheit, 14. Jh., u¨ berliefert in der Hs. Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 632, 85rv. Ausgabe: Gustav Milchsack: Hymni et sequentiae. Halle 1886, S. 132 f. – Vgl. Rudolf Stephan: Lied, Tropus und Tanz im MA. In: ZfdA 87 (1956/57) S. 147–162. d) Von anegeng der sunne klar vom → M¨onch von Salzburg. Ausgabe: Franz Viktor Spechtler: Die geistlichen Lieder des M¨onchs v. Salzburg (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. V¨olker, NF 51). Berlin/New York 1972, Nr. G 21. e) Verr von der sunne ufegang von Heinrich (von) → Laufenberg. Ausgabe: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, Nr. 756. f) Von dem angell der sun auffgang, Prosa mit Noten, ¨ 1474, u¨ berliefert in der Hs. Wien, ONB, Cod. 3079, 170r–172r. g) Wir s¨ollen mit gesang loben den gesalboten fursten in der sog. Auslegung der Hymnen, Ende 15. Jh. h) Vom auf und nidergang der sunn von P. Tritonius, gedruckt im Hymnarius von Sigmundslust, 1524. Ausgabe: Wackernagel 1867. 518
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2. H¨alfte 12. Jh. ¨ Diese dt. Ubertragungen haben außer b) und g) je acht Strophen, wobei die achte doxologisch ist. Literatur: Walther Lipphardt, VL2 1 (1978) Sp. 1 f. – Siegmar D¨opp: Sedulius. In: Lex. der antiken christlichen Lit. Hg. v. S. D¨opp/Wilhelm Geerlings. Freiburg u. a. 32002, S. 628 f. – Wilhelm B¨aumker: Das katholische dt. Kirchenlied. [...] Bd. 1. Freiburg i. Br. 1886, Nr. 34. – Clemens Blume: Unsere liturgischen Lieder. Regensburg 1932, S. 200 u. o¨ . – Ludwig Eisenhofer: Hb. der katholischen Liturgik. Bd. 1. Freiburg i. Br. 2 1941, S. 212. – Ugo Sesini: Poesia e musica nella latinit`a cristiana [...] (Nuova biblioteca italiana 6). Turin 1949, S. 118 u. o¨ . – Joseph Pascher: Das liturgische Jahr. Mu¨ nchen 1963, S. 384 f. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 1 (Die lyrische Dichtung des MA). Berlin 1964, S. 98 u. o¨ . – Klopsch (s. Ausg.). – Carl P. E. Springer: Sedulius’ A. s. o. c., the Hymn and its Tradition. In: Ephemerides Liturgicae 101 (1987) S. 69–75. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. SF im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 321. Millst¨atter Interlinearversion zum Psalter und zu den Hymnen des Romischen ¨ Breviers. – Vermutlich um 1200 entstandene, interlinear verdeutschte Texte. In der M. I. liegt ein einzigartiges Zeugnis f¨ur die interlineare Verdeutschung eines vollst¨andigen Korpus aus Psalmen, Cantica, Kalendar, verschiedenen katechetischen St¨ucken sowie Hymnen und Perikopen vor. Der lat. Text des Psalters, welcher der gallikanischen Rezension zuzurechnen ist, steht im Vergleich zu anderen Interlinearversionen wie der → Trierer Interlinearversion zum Psalter oder der → Windberger Interlinearversion zum Psalter der Pariser Revision (12./13. Jh.), der textlichen Grundlage der Vulgata, n¨aher und weist eine relativ moderne Textgestalt auf. ¨ Die interlineare dt. Ubersetzung stellt sich, ebenfalls im Gegensatz zur Windberger Interlinearversion, sehr frei dar; die Verdeutschung erfolgt nicht Wort f¨ur Wort und ist gr¨oßtenteils losgel¨ost von der lat. ¨ Syntax. Die Ubertragung zeigt deutliche Beeinflussung durch a¨ ltere Vorlagen, stellt also keine Original¨ubersetzung, sondern eine Bearbeitung dar. Wie auch die anderen Interlinearversionen diente der M. Psalter haupts¨achlich als Schul- und Lehrtext. Das Hymnar, dessen Bestand gr¨oßtenteils mit dem R¨omischen Brevier u¨ bereinstimmt, enth¨alt 519
Millst¨atter Interlinearversion zum Psalter 113 lat. Hymnen; diese sind ohne Ausnahme interlinear verdeutscht. Nach den → Murbacher Hymnen bilden sie die a¨lteste zweisprachige Sammlung. Der erste der drei Teile des Hymnars setzt sich aus Hymni communes de tempore zusammen, darauf folgen die Hymnen des Kirchenjahres und der Heiligen. Der dritte Teil besteht aus Hymni communes de sanctis. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2682. Darin der lat. Millst¨atter Psalter (Ende 12. Jh.) und auf Bl. 4v–187v die M. I. z. P. u. z. d. H. d. R. B. (bair.o¨ sterr.). 4v–123v: Psalmen; 123v–135r: biblische Lobges¨ange (Cantica), Fides Catholica, Oratio Dominica und Symbolum Apostolorum; 135v–178v: Hymnen; 179r–187v: Perikopen. Die Hs. stammt aus dem Kloster Admont. Lat. und mhd. Text der Interlinearversion stammen von einer Hand. Ausgaben: Nils T¨ornqvist: Cod. Pal. Vind. 2682. Bd. 1: Eine fr¨uhmhd. Interlinearversion der Psalmen aus dem ehemaligen Benediktinerstifte Millstatt in K¨arnten (Lunder Germanistische Forschungen 3). Lund/Kopenhagen 1934; Bd. 2: Hymnen und Perikopen (Lunder Germanistische Forschungen 7). Lund/Kopenhagen 1937; Bd. 3: Glossar (Lunder Germanistische Forschungen 26). Lund/Kopenhagen 1953. Literatur: Klaus Kirchert, VL2 6 (1987) Sp. 534–538. – Franz K. Prassl: Hymnar(ium). In: LThK3 5 (1996) Sp. 354 f. – Wilhelm Walther: Die dt. Bibel¨ubers. des MA. Bd. 1. Braunschweig 1889 (Nachdr. Nieuwkoop 1966) Sp. 226–238, 568 f., 587 f. – Hermann Julius Hermann: Die dt. romanischen Hss. (Beschreibendes Verz. der illuminierten ¨ Hss. in Osterreich 8,2). Leipzig 1926, S. 391 f. – Franziska Hopfenbeck: Cod. Nr. 146,2 Extrav. der LB Wolfenb¨uttel. Eine mhd. Interlinearversion der Psalmen. Diss. Mu¨ nchen 1929. – Horst Kriedte: Dt. Bibelfragm. in Prosa des 12. Jh. Diss. Freiburg i. Br. 1930, S. 6 f., 52 f. – Hans Eggers: Zwei Psalter aus dem 14. Jh. (Dresden Ms. M 287 und Hamburg in scr. 142) und drei verwandte Bruchst¨ucke aus Schleiz, Breslau und D¨usseldorf (DTM 53). Berlin 1962. – Kurt E. Sch¨ondorf: Die Tradition der dt. Psalmen¨ubers. Unters. zur Verwandtschaft und ¨ Ubersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther. K¨oln u. a. 1967, S. 47–50. – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). Mu¨ nchen 1968. – Cola Minis: Bibliogr. zu den altmittel- und altniederfr¨ankischen Psalmen 520
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Scoph von dem lone ˆ und Glossen. Amsterdam 1971, S. 40 f. – K. Kirchert: Der Windberger Psalter (MTU 59/60). Zwei Bde. Mu¨ nchen 1979. – Peter Wind: Zur Lokalisierung und Datierung des ‹Millst¨atter Psalters›. Cod. ¨ 2682 der ONB. In: Codd. manuscripti 8 (1982) S. 115–134. – K. Kirchert: Grunds¨atzliches zur Bibelverdeutschung im MA. In: ZfdA 113 (1984) S. 61–78. – P. Wind: Die K¨arntner Entstehung des Millst¨atter Sakramentars. In: Alte und moderne Kunst 30, 198/199 (1985) S. 25–32, hier S. 31. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. 1. Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300. Text- und Tafelbd. Wiesbaden 1987, Textbd. S. 37. – Christoph M¨arz: ¨ Von der Interlinea zur Linea. Uberlegungen zur Te¨ leologie ahd. Ubersetzens. In: Wolfram-Stud. XIV (1996) S. 73–86, hier S. 82. SF Scoph von dem lone ˆ (Schopf von dem Lohne). – Geistliche Lehrdichtung des 12. Jh. Erhalten sind Gedichtanfang und -ende, insgesamt ca. 360 Kurzverse bzw. nach Maurer (s. Ausg.) 172 binnengereimte Langzeilen dieser allgemeinen Lebenslehre, eines Mischtypus aus «Reimpredigt» und «Reimtheologie». Inhaltlich steht die rechte christliche Lebensf¨uhrung im Vordergrund; als Grundgedanke zieht sich die Belehrung u¨ ber Gutes und B¨oses durch den Text. Anhand der einzelnen Abschnitte wie S¨undenfall, Erl¨osung, Belehrung u¨ ber die Ehe und u¨ ber den irdischen Besitz wird das zentrale Thema variiert, die assoziative Reihung verschiedener Themen nach fr¨uhmhd. Exkurstechnik kennzeichnet das Gedicht. Zu Beginn beklagt der Verfasser die auf Kain zur¨uckgehende Bosheit der Menschen, die aber durch Christus ein Ende gefunden habe. Nach einer L¨ucke folgen breit angelegte Ehelehren, in denen die Hausgemeinschaft unter dem Aspekt von gut und b¨ose in verschiedenen Konstellationen beleuchtet wird (gute und b¨ose Frau, b¨ose Frau und guter Mann, gute Frau und b¨oser Mann). Nach einer weiteren L¨ucke wird ausgef¨uhrt, dass der gute Mensch nicht in die H¨olle komme; am Beispiel des hl. Martin wird ein Exempel f¨ur den gegeben, der sich schon auf Erden um die Ewigkeit sorgt, wie Martin wird der gute Mensch mit dem Paradies belohnt. Anhand der Figur des Z¨ollners Zach¨aus wird Gottes Barmherzigkeit gegen¨uber dem reuigen S¨under gezeigt; im letzten Reimpaar bittet der Autor selbst um Aufnahme in Gottes Reich. 521
2. H¨alfte 12. Jh. Die ungew¨ohnliche, weil zur Entstehungszeit schon altert¨umlichen Bezeichnung des Verfassers des Bruchst¨uckes als «scoph» sorgte f¨ur Diskussionen u¨ ber dessen Gattungszugeh¨origkeit (u. a. «spielm¨annisches Lehrgedicht», «geistliches Kurzgedicht»). Spekulativ-theologische Aspekte und Allegorese fehlen weitgehend, der Duktus ist pragmatisch und verweist auf ein wahrscheinlich laikales b¨auerliches oder st¨adtisches Publikum. Der Verfasser war h¨ochstwahrscheinlich (els¨assischer) Geistlicher. Metrik und Reimtechnik sind fortgeschritten, reiner Reim ist fast durchwegs verwendet, h¨aufig sind Reimwiederholungen. ¨ Uberlieferung: Kolmar, Archives d´epartementales du Haut-Rhin, S´erie F. Varia 108, 2r–5r (sog. Kolmarer Bruchst¨ucke, letztes Viertel 12. Jh.). Ausgaben: Ernst Martin: Colmarer Bruchst¨ucke aus dem 12. Jh. In: ZfdA 40 (1896) S. 305–331. – Edward Schr¨oder: Zu den Colmarer Fragm. In: ebd. 41 (1897) S. 92–94. – Albert Leitzmann (Hg.): Kolmarer Bruchst¨ucke. In: Kleinere geistliche Gedichte des 12. Jh. 2., durchges. Aufl. Berlin 1929, S. 3–10, hier S. 5–9. – Friedrich Maurer: Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 2. T¨ubingen 1965, S. 266–277. – Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Nach der Ausg. v. Albert Waag. hg. v. Hans Joachim Gernentz. Leipzig 1970 (51987) S. 116–125. Literatur: Ehrismann 2/1 (1922) S. 65 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 179 f. – Ernst Hellgardt, Killy 10 (1991) S. 471. – Edgar Papp, VL 2 8 (1992) Sp. 955–959. – Martin (s. Ausg.). – Schr¨oder (s. Ausg.). – Elisabeth Peters: Quellen und Charakter der Paradiesvorstellungen in der dt. Dichtung vom 9. bis 12. Jh. (Germanistische Abh. 48). Breslau 1915, S. 147–153. – Marie P. Buttell: Religious Ideology and Christian Humanism in German Cluniac Verse. Diss. Washingten DC 1948, S. 78–83. – Cornelis Soeteman: Dt. geistliche Dichtung des 11. und 12. Jh. Stuttgart 1963, S. 70 f. – Maurer (s. Ausg.) S. 260–265. – Brian Murdoch: Treasures Stored in Heaven. The Early Alemannic ‹S. v. d. l.› from Colmar. In: AB¨aG 33 (1991) S. 89–115 (Lit.). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 126, 136 f. – Inga Persson: Ehe und Zeichen. Stud. zu Eheschließung und Ehepraxis anhand der fr¨uhmhd. religi¨osen Lehrdichtungen ‹Vom Rechte›, ‹Hochzeit› und ‹S. v. d. l.› 522
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2. H¨alfte 12. Jh. (GAG 617). G¨oppingen 1995. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 217, 219, 223, 372–374, 392. – Brian Murdoch: The Early Middle High German cantilena de conversione sancti pauli and the Colmar Manuscript. In: Neophilologus 91 (2007) S. 459–472. SF Vorauer Handschrift 276. – Bedeutendste und umfangreichste Sammelhandschrift mit fru¨ hmhd. Texten, um 1200. Einige Teile hat sie mit der → Millst¨atter Handschrift (um 1200) und der Handschrift Wien, Cod. 2721 (letztes Viertel 12. Jh.), gemeinsam. Der großformatige Codex aus der Stiftsbibliothek Vorau umfasst 183 Bl¨atter und besteht aus den zwei Faszikeln 276/I (mit den dt. Texten) und 276/II (mit der Fassung B der lat. Gesta Friderici I. Imperatoris → Ottos I. von Freising; wahrscheinlich waren die beiden Teile nicht von Anfang an zusammengebunden. Der lat. Teil war im Auftrag des Vorauer Propstes Bernhard I. (1185–1202) f¨ur (und wahrscheinlich auch in) Vorau geschrieben worden, ob das auch f¨ur den anderen Teil gilt, ist unsicher. Aufgrund des Schriftbildes und der Schreibsprache l¨asst sich der dt. Teil in das letzte Viertel des 12. Jh. datieren, der Hauptschreiber kannte keine einheitliche Schreibersprache, deshalb scheint eine genauere Lokalisierung nicht m¨oglich. Er kopierte die mindestens neun Vorlagen (kleinere Sammelhandschriften u. a.) genau. Der dt. Teil enth¨alt 21 Texte, von denen außer der → Kaiserchronik nur wenige auch in ande¨ ren Uberlieferungen erhalten sind. Die V. H. 276 enth¨alt folgende St¨ucke: Kaiserchronik, → Vorauer B¨ucher Mosis, Die → Wahrheit, → Summa theolo¨ giae, → Lob Salomons, → Altere Judith und Die (drei) J¨unglinge im Feuerofen und → J¨ungere Judith, Alexanderlied des → Pfaffen Lambrecht, Gedichte der Frau → Ava (Das Leben Jesu, Die sieben Gaben des Hl. Geistes, Der Antichrist, Das J¨ungste Gericht), → Vorauer S¨undenklage, das Lied des → Ezzo, Von der Siebenzahl des Priesters → Arnolt, Das → Himmlische Jerusalem (Fragm.) und → Gebet einer Frau. Die Anordnung der Texte nach der Kaiserchronik folgt insgesamt der Chronologie der historischen Bibelb¨ucher mit der Genesis am Anfang und der Apokalypse sowie dem Ausblick auf das himmlische Jerusalem am Schluss. Ausgaben: Joseph Diemer: Die Kaiserchron. nach der a¨ ltesten Hs. des Stiftes Vorau. Tl. 1: Urtext. Wien 1849. – Ders.: Dt. Gedichte des 11. und 523
Vorauer Handschrift 276 12. Jh. Wien 1849 (Nachdr. 1968). – Ders.: Beitr. zur a¨ lteren Sprache und Lit. 5, 20 und 21: Gesch. ¨ ¨ Joseph’s in Agypten. In: Sb. der Osterr. Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl. 47 (1864) S. 636–687; 48 (1865) S. 339–423. – Die Kaiserchron. des regulierten Chorherrenstiftes Vorau in der Steiermark (Hs. 276/1). Vollst. Faksimile-Ausg. der Steierm¨arkischen LB. Mit einer Einl. v. Pius Fank. Graz 1953. – Karl Konrad Polheim (Hg.): Die dt. Gedichte der V. H. (Kod. 276, Tl. 2). Graz 1958. – Erich Henschel/Ulrich Pretzel (Hg.): Die kleinen Denkm¨aler der Vorauer Hs. T¨ubingen 1963. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Drei Bde., 1964–70. – Albert Waag/Werner Schr¨oder: Kleinere dt. Gedichte des 11. und 12. Jh. Zwei Bde. (ATB 71/72). T¨ubingen 1972. Literatur: Ehrismann 2/1 (1922) S. 16 f. – Herwig Ebner: Vorau. In: LexMA 8 (1992) Sp. 1847. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 137 f. – Kurt G¨artner, VL2 10 (1999) 516. – Albert Waag: Die zusammensetzung der Vorauer handschrift. In: PBB (Halle) 11 (1886) S. 77–158. – Theodor Frings: Die V. H. 276 und Otto v. Freising. In: ebd. 55 (1931) S. 223–230. – Hermann Menhardt: Die V. H. 276 kam durch Propst Konrad II. (1282–1300) aus dem Domstift Salzburg nach Vorau. In: PBB (Tu¨ b.) 78 (1956) S. 116–159. – Pius Fank: Kam die V. H. 276 durch Propst Konrad II. aus dem Domstift Salzburg nach Vorau? (ebd.) S. 374–393. – H. Menhardt: Zur Herkunft der V. H. 276 (ebd.) S. 394–452. – Karl Konrad Polheim: Die Struktur der V. H. 276. Graz 1958. – H. Menhardt: Zur Herkunft der V. H. 276. Abh. 3. In: PBB (T¨ub.) 80 (1958) S. 58–66. – P. Fank: Die V. H. 276. Ihre Entstehung und ihr Schreiber. Mit 75 Schriftproben auf 16 Tafeln. Graz 1967. – Peter K. Stein: Beobachtungen zur Struktur der V. H. 276. Ein Versuch zur Gattungspro¨ blematik der fr¨uhmhd. Dichtung. In: Osterr. Lit. zur Zeit der Babenberger. Vortr¨age der Lilienfelder Tagung 1976. Hg. v. Alfred Ebenbauer u. a. (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 10). Wien 1977, S. 233–238. – Hartmut Freytag: Die fr¨uhmhd. geistliche Dichtung in ¨ Osterreich. In: Die o¨ sterr. Lit. Ihr Profil v. den Anf¨angen im MA bis ins 18. Jh. Bd. 1. Hg. v. H. Zeman. Graz 1986, S. 119–150, hier S. 122–126, 134–142. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. 1: Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300. Textbd. Wiesbaden 1987. – Nigel F. Palmer: Kapitel und Buch. Zu den Gliederungsprinzipien ma. B¨ucher. In: Fr¨uhma. Stud. 23 (1989) S. 43–88, hier 524
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Predigten und Predigtsammlungen S. 63 f. – Fritz Peter Knapp: Die Lit. des Fr¨uh- und HochMA in den Bist¨umern Passau, Salzburg, Bri¨ xen und Trient [...] (Gesch. der Lit. in Osterreich v. den Anf¨angen bis zur Gegenwart 1). Graz 1994, S. 454–458. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). Tu¨ bingen 21994, passim. – Barbara Gutfleisch-Ziche: Die Millst¨atter Sammelhs. Produkt und Medium des Vermittlungsprozesses geistlicher Inhalte. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Symposium Roscrea 1994. Hg. v. Timothy R. Jackson u. a. T¨ubingen 1996, S. 79–96, hier S. 79–85. – Klaus Grubm¨uller: Die V. H. 276 und ihr ‹Alexander›. Die kodikologischen Befunde. Bestandsaufnahme und Kritik. In: Alexanderdichtungen im MA [...]. Hg. v. Jan C¨olln u. a. G¨ottingen 2000, S. 208–221. – Eberhard Nellmann: Kontamination in der Epik¨uberl. Mit Bsp. aus der Vorauer ‹Kaiserchronik›-Hs. In: ZfdA 130 (2001) S. 377–391. – Stephan Mu¨ ller: Willkomm und Abschied. Zum problematischen Verh¨altnis v. ¨ ‹Entstehung› und ‹Uberl.› der dt. Lit. des MA am Bsp. v. ‹Ezzolied›, ‹himelrˆıche› und V. H. 276. In: ZfdPh 122, Sonderh. (2003) S. 230–245. SF Predigten und Predigtsammlungen (fr¨uhe dt.). – Fragmentarisch u¨ berlieferte dt. Predigten und Predigtsammlungen vom Ende des 12. und Anfang des 13. Jh. bis zum Beginn der Bettelordenspredigt. Das Corpus der fr¨uhen dt. Predigten umfasst ca. 870 Einzelpredigten, wobei es sich dabei formal in der Mehrzahl um Homilien handelt; es finden sich jedoch auch Sermones und Mischformen. Die Predigtinhalte werden haupts¨achlich durch die liturgischen Texte f¨ur den jeweiligen Predigtanlass bestimmt. Weitaus h¨aufiger als in Form von Einzeltexten (Alemannische Predigtbruchst¨ucke und Predigt von der Geburt Christi, s. u.) begegnen die St¨ucke im Rahmen gr¨oßerer Sammlungen, die zur Predigthilfe f¨ur den Seelsorger gedacht waren, oder als Fragmente davon. Die Anordnung der Predigtsammlungen richtet sich nach dem Kirchenjahr, wobei die Sanctorale-Predigten meist blockweise in die Zyklen des Temporale eingebaut wurden. Aus der Parallel¨uberlieferung einzelner Predigten oder Predigtgruppen – aus der Zeit um 1200 sind keine Parallel¨uberlieferungen geschlossener Predigtcorpora bekannt – in anderen Sammlungen l¨asst sich ableiten, dass die fr¨uhen dt. Predigten zwei 525
2. H¨alfte 12. Jh. große Komplexe bilden: Der erste steht in partiellen Beziehungen zu den → Leipziger Predigten, der zweite zu Predigten des → Priesters Konrad. ¨ Uberlieferung: Basel, UB, Cod. N I 1 Nr. 51 a.b, zwei Pergamentbll. (um 1200; Bruchst¨ucke des 12. Jh. aus Wilhelm Wackernagels altdt. Predigten). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.), T 36 (b). – Berlin, SBB, Hdschr. 145, ein Querstreifen eines Doppelbl. (Mitte 13. Jh.). – Ebd., Hdschr. 418, vier L¨angsstreifen (um 1300). – Krakau, Bibl. Jagiell., Berol. mgq 502, ein unvollst. Bl. (zweite H¨alfte 13. Jh.). – Ebd., Berol. mgq 1671 (12. Jh.; Bruchst¨ucke des 12. Jh. aus Wilhelm Wackernagels altdt. Predigten). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 36 (c). – Frankfurt/M., StB /SB, Fragm. germ. I 1, acht Pergamentbll. (um 1200; Frankfurter Bruchst¨ucke). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 37 c. – Graz, UB, Cod. 1703 Nr. 100 (um 1300; Sch¨onbachs Predigtbruchst¨ucke I). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 18. – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen B IV 8, Reste von zwei Doppelbll. (um 1200). – Leipzig, StB, o. S., zwei Pergamentbll. (um 1200; Leipziger Predigtbruchst¨ucke; verschollen). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 37 d. – Linz, LB, Hs. 590 (erste H¨alfte 13. Jh.; Aurolzm¨unsterer Predigtfragm.). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 37 b. – London, British Library, Add. MS. 34392, Bl. 1, ein Querstreifen eines Blattes (erste H¨alfte 13. Jh.). – London, University College, MS. Germ 16, 36v-40r (12. Jh.; Predigt von Christi Geburt) Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 38. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 88, 1r–5r, 71r–78r (drittes Viertel 13. Jh. Mettener Slg. I und II). Vgl. Morvay/ Grube (s. Lit.) T 40. – Ebd., Cgm 5153 k, zwei Pergamentbll. (erste H¨alfte 14. Jh., Vor-Bertholdisches). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 47 (a). – Ebd., Cgm 5248/12, zwei Pergamentbll. (drittes Viertel 12. Jh.; Bruchst¨ucke aus cgm 5248/12). – Ebd., Cgm 5250/6 b, zwei Pergementdoppelbll. (12. Jh., Alemannische Predigtbruchst¨ucke). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 37 a. – Ebd., Cgm 5250/6 d, St¨ucke aus zwei Pergementdoppelbll. (erste H¨alfte 13. Jh., Strauchs Predigtlit. II). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 41. – Ebd., Clm 2982, 45r–46v (13. Jh., VorBertholdisches). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 47 (c). – Ebd., Clm 7775, 189v–191r (erste H¨alfte 13. Jh., Vor-Bertholdisches). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 47 (b). – Mu¨ nchen, UB, Fragm. 133, ein Doppelbl. in vier St¨ucken (13. Jh.; verbrannt). – Ebd., Fragm. 136, zwei St¨ucke eines Bl. (13. Jh.; verbrannt). – Mu¨ nnerstadt/ Unterfranken, Augustinerkloster, Ms. 381 (erstes 526
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2. H¨alfte 12. Jh. Viertel 13. Jh.; M¨unnerstadter Predigtfragm.). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 42. – Prag, Bibl. des Domkapitels, ohne Signatur, zwei Pergamentbll. (Anfang 13. Jh.; Prager Predigtentw¨urfe). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 31. – Prag, SUB, Kleinoktavdoppelbl., hinten in Cod. XI F 7 eingeheftet (Mitte 13. Jh.; Prager Bruchst¨ucke). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 44. – Schriesheim bei Heidelberg, Privatslg. Eis, Hs. 8, f¨unf Pergamentstreifen (Mitte/drittes Viertel 13. Jh.; Fr¨uhmhd. Fragm. aus der Slg. Eis). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 46. – Unbekannt, drei beschnittene Querstreifen, Perg. (12. Jh.; Bruchst¨ucke des 12. Jh. aus Wilhelm Wackernagels Altdt. Predigten). Vgl. Morvay/Grube ¨ (s. Lit.), T 36 (a). – Wien, ONB, Cod. 1864, 320r–321v (Ende 12. Jh.; Wiener Bruchst¨ucke). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 43. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Novi 404.9 (22), zwei Pergamentbll. (erstes Drittel 13. Jh.; Wolfenb¨utteler Bruchst¨ucke). Vgl. Morvay/Grube (s. Lit.) T 20. Die meisten Sammlungen umfassten, den u¨ berlieferten Fragmenten nach zu schließen, urspr¨unglich Temporale- und Sanctorale-Predigten f¨ur das ganze Kirchenjahr; einige der Fragmente lassen auf eine Konzeption a¨ hnlich denen des → Speculum ecclesiae dt. und der → Mitteldt. Predigten schließen, wo die einfachen Sonntage des Kirchenjahres ausgeschlossen sind. Ausnahmen unter den fr¨uhen dt. Predigten stellen die Alemannischen Bruchst¨ucke und die Mettener Slg. I dar. Letztere setzt sich aus einer PaternosterAuslegung und zwei exhortativen Texten zusammen und ist nicht innerhalb einer Predigtsammlung, sondern in einer lat.-dt. Sammelhandschrift aus dem 12.–14. Jh. u¨ berliefert und zeichnet sich durch einen emphatischen Redestil aus. Die Alemannischen Predigtbruchst¨ucke sind Randeintr¨age in einem Boethiustext, die eine Auslegung der Bibelverse Apo 12,1–2 und die Frage nach der Theodizee umfassen. Einige der Bruchst¨ucke entstammen Sammlungen, die im Ganzen unbekannt sind; aufgrund der partiellen Parallel¨uberlieferung lassen sie sich ¨ den bereits erw¨ahnten beiden Uberlieferungskomplexen zuordnen. Insbesondere Sch¨onbachs Predigtbruchst¨ucke I, die Wolfenb¨utteler Bruchst¨ucke, die Prager Bruchst¨ucke und die Mettener Sammlung II sind jenem Komplex zuzurechnen, der Beziehungen zu den Leipziger Predigten aufweist. Sch¨onbachs Predigtbruchst¨ucke I u¨ berliefern 34 Predigten oder Predigtfragmente, von denen 26 auch in den Leipziger Predigten vertreten sind. Von den u¨ brigen Predigten, 527
Predigten und Predigtsammlungen die den 2., 3. und 4. Advent sowie das Fest der hl. Agnes zum Anlass haben, ist nur eine Predigt zum 3. Advent vollst¨andig erhalten. Vier weitere Fragmente konnten bislang nicht identifiziert werden. F¨ur die Wolfenb¨utteler Bruchst¨ucke finden sich ebenfalls Parallel¨uberlieferungen in den Leipziger ¨ Predigten; sie stehen in Uberlieferungszusammenhang mit den Md. Predigten. Auch die drei im Rahmen der Prager Bruchst¨ucke u¨ berlieferten Kirch¨ weihpredigten geh¨oren zum Uberlieferungskomplex Leipziger Sammlung. Die Mettener Sammlung II ist aufgrund ihrer Parallel¨uberlieferungen in der → Hoffmannschen Predigtsammlung und in den Leipziger Predigten ebenfalls diesem Komplex zuzurechnen. Sie umfasst 22 Sonntagspredigten und Predigten zur Decollatio des Johannes Baptista, zu Allerheiligen und auf die Apostel, besondere Aufmerksamkeit verdienen die enthaltenen Kurzpredigten zu den Sonntagsevangelien. ¨ Dem Uberlieferungskomplex ‹Priester Konrad› geh¨oren die Berlin-Krakauer Bruchst¨ucke des 12. Jh. aus Wilhelm Wackernagels Altdt. Predigten an; sie u¨ berliefern Predigten des Sanctorale: Matthias, Philippus und Jacobus, Kreuzauffindung und zweimal Mari¨a Himmelfahrt. Bei einer der Marienpredigten handelt es sich wohl um die auch bei den → Tiroler Predigten u¨ berlieferte a¨ ltere Fassung ¨ einer → Basler Predigt, die daher dem Uberlieferungskomplex Priester Konrad zuzurechnen ist. Unklarheit herrscht in Bezug auf die Datierung der verschollenen Leipziger Predigtbruchst¨ucke (zwei Predigten zu den Fastensonntagen), die inhaltlich keine Parallelen zu den fr¨uhen dt. Predigten aufweisen; die Datierungen reichen vom Ende des 12. Jh. bis in das 14. Jh. Die Parallel¨uberlieferung im Rahmen der Mattighofener Predigtbruchst¨ucke ist dem sp¨aten 13. Jh. zuzurechnen. Literatur: Regina D. Schiewer, VL2 11 (2004) Sp. 1261–1267. – Anton Linsenmayer: Gesch. der Predigt in Deutschland v. Karl dem Großen bis zum Ausgange des 14. Jh. M¨unchen 1886. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879 (Nachdr. Darmstadt 1966). – Anton E. Sch¨onbach: Stud. zur Gesch. der altdt. Predigt. Wien 1896–1907 (Nachdr. Hildesheim 1968). – Volker Mertens: Das Predigtbuch des Priesters Konrad (MTU 33). M¨unchen 1971. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der Predigt des dt. MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974. – V. Mertens: Stud. zu den ‹Leipziger Predigten›. In: PBB (Tu¨ b.) 107 (1985) 528
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Klosterneuburger Bußpredigten S. 240–266. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachlicher Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 45–48 u. o¨ . – Klaus Klein: Erneut zu ‹Verbleib unbekannt›. Wiederaufgefundene Hss. In: ZfdA 127 (1998) S. 69–84, hier S. 72–75. – Hans-Jochen Schiewer: German Sermons in the Middle Ages. In: The Sermon (Typologie des ˆ occidental 81–83). Hg. v. sources du Moyen Age Beverly Kienzle. Turnhout 2000, S. 861–961. – R. D. Schiewer: Predigtforschung im Aufwind. In: JOWG 12 (2000) S. 291–309. – Dies.: Predigten zum Fest der Epiphanie – Predigten auf die hl. Engel. Theologie in der Volkssprache um 1200. In: Predigt im Kontext. Internationales Symposium am Fachbereich Germanistik der Freien Univ. Berlin vom 5.-8. Dezember 1996. Hg. v. V. Mertens u. a. T¨ubingen 2005. – Dies.: Die ‹Millst¨atter Predigtslg.› und die fr¨uhe dt. Predigt. Katechese in der Volkssprache um 1200. Diss. Berlin 2003. – Dies.: Die dt. Predigt um 1200. Ein Hb. Berlin u. a. 2008. SF Basler Predigten. – Vermutlich im 12. Jh. im obd. (bair.?) Raum entstandene Sammlung von zehn Sermones. ¨ Handschrift Ba (s. Uberl.), die einen Auszug aus einer vollst¨andigen Sammlung, der Vorlage von B, bietet, umfasst Predigten des Commune Sanctorum, zu Kirchweih, Ju¨ ngstem Gericht, zehn Ma¨ rienlegenden (Ubersetzungen aus dem → Magnum Legendarium Austriacum), Mariae Himmelfahrt, Mariae Geburt und Petri Kettenfeier. Als Quellen dienten lat. Homilien und Schriftkommentare. Die Sammlung diente nicht als Hilfestellung zur Vorbereitung auf die Predigt, sondern zur erbaulichen Lekt¨ure. ¨ Uberlieferung: Basel, UB, Cod. G2II 58, r r 253 –281 (Ba). – Berlin, SBB, Mgq 1486 (in gr¨oßerer Slg.) (B). Beide Hss. stammen aus der zweiten H¨alfte des 14. Jh. Zu Teil¨uberl. vgl. Mertens 1971 (s. Ausg.) S. 38–43. – Morvay/Grube (s. Lit.) S. 23 f. Ausgaben: Wilhelm Wackernagel: Die altdt. Hss. der Basler UB. Verz., Beschreibung, Ausz¨uge. Basel 1836, S. 21–25. – Ders.: Altdt. Predigten und Gebete aus Hss. Basel 1876 (Nachdr. 1964) S. 43–60. – Volker Mertens: Das Predigtbuch des ¨ Priesters Konrad. Uberl., Gestalt, Gehalt und Texte (MTU 33). Mu¨ nchen 1971, S. 250–281. 529
2. H¨alfte 12. Jh. Literatur: V. Mertens, VL2 1 (1978) Sp. 627 f. – Ders. 1971 (s. Ausg.) S. 23–27, 49–52, 301–308. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 23 f (T 29). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 120 f. SF Klosterneuburger Bußpredigten (Klosterneuburger Predigtentw¨urfe). – Sammlung von drei Predigten in bair.-¨osterr. Schreibsprache. Die K. B., stellenweise in lat./dt. Mischsprache verfasste Texte, geh¨oren in den Zusammenhang der deutschsprachigen Rezeption der vor- und fr¨uhscholastischen Predigt aus Frankreich (Geoffroi Babion, erste H¨alfte 12. Jh.). Predigten 2 und 3 sind mit den Predigten 6 und 7 der alemannischen → Z¨urcher Predigten identisch. Predigt 1 ist eine kurze Bußrede u¨ ber Jak 1,22; der Schlussteil steht in der Tradition des Formelgutes der Beichtliteratur. Predigt 2 ist eine k¨urzende Bearbeitung der Predigt Nr. 24 aus Babions Sammlung Dicite pusillanimes; Hauptthemen sind Hilflosigkeit des S¨unders vor Gericht, Barmherzigkeit Gottes (die Dankbarkeit verlangt), Verst¨oße gegen die Zehn Gebote und die Wirksamkeit der Beichte. Predigt 3 ist in der Klosterneuburger Handschrift fragmentarisch u¨ berliefert, es handelt sich um eine stark k¨urzende Bearbeitung der Predigt Nr. 23 bei Babion; im Mittelpunkt steht die Reue. ¨ Uberlieferung: Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 1118, 1r, 159v–160v (nicht vor 1190, wahrscheinlich erstes Viertel 13. Jh.; Nachtrag auf urspr¨unglich [teilweise] leeren Bll. einer lat. Predigths. des 12. Jh.). Ausgabe: Joseph Maria Wagner: Predigtentw¨urfe. In: ZfdA 15 (1872) S. 439–442. – Nigel F. Palmer: Die K. B. Unters. und Edition. In: FS Kurt Ruh. Hg. v. Konrad Kunze u. a. (TTG 31). T¨ubingen 1989, S. 210–244, hier S. 229–238. Literatur: N. F. Palmer, VL2 11 (2004) Sp. 854 f. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 8 f. (T 7). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA 1050/60–1160/70 (Gesch. der dt. Lit. v. den 530
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2. H¨alfte 12. Jh. Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 46–48. – Palmer 1989 (s. Ausg.). SF Hoffmannsche Predigtsammlung. – Bruchst¨uckhaft u¨ berlieferte dt. Predigtsammlung von 35 Predigten, 12. Jh. Die Predigten wurden in gest¨orter Reihenfolge in den von drei H¨anden geschriebenen und durch Herausschneiden von Bl¨attern verst¨ummel¨ ten Wiener Codex 2718 (s. Uberl.) eingetragen. In dieser Form enth¨alt die Sammlung Sonntagspredigten von Advent bis zum 5. Sonntag nach Pfingsten mit eingeschobenen Heiligenpredigten, wobei es sich bei den Sonntagspredigten zumeist um Homilien, bei den Heiligenpredigten meist um sermones handelt. Parallel¨uberlieferungen der Predigten Nr. 12 und Nr. 13 der H. P. auf Septuagesima und Sexagesima finden sich in einem Fragment des Frauenfelder Staatsarchivs; Bruchst¨ucke von Predigt Nr. 19 (vierter Sonntag in der Fasten¨ zeit) u¨ berliefert ein Krakauer Fragment (s. Uberl.). Die Beziehungen zu anderen Predigtb¨uchern des 12. Jh. sind vielf¨altig: Verbindungen bestehen etwa zu den → Leipziger Predigten, zu den Mettener Bruchst¨ucken (Mu¨ nchen, BSB, Cgm 88), der → Rothschen Sammlung (M¨unchen, BSB, Cgm 5256) und zu Teilen des → Speculum ecclesiae. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2718 (Perg., erstes Drittel 13. Jh., bair.-ostalemannisch). – Frauenfeld, Staatsarch., Hs.-Fragm. 8 a,b (Perg., erste H¨alfte 13. Jh., ostalemannisch). – Krakau, Bibl. Jagiellonska, Berol. mgq 1670 (Perg., Mitte/drittes Viertel 13. Jh., md.). Ausgabe: August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben (Hg.): Fundgruben f¨ur Gesch. dt. Sprache und Lit. 1. Breslau 1830, S. 70–126. Literatur: Volker Mertens, VL2 4 (1983) Sp. 82–84. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879 (Nachdr. Darmstadt 1966) S. 155–167. – Anton Linsenmayer: Gesch. der Predigt in Deutschland v. Karl dem Großen bis zum Ausgange des vierzehnten Jhs. M¨unchen 1886 (Nachdr. Frankfurt/M. 1969) S. 256–264. – V. Mertens: Der Ruf – eine Gattung des dt. geistlichen Liedes im MA? In: ZfdA 104 (1975) S. 68–89. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 24 (T 30). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA 531
Hoffmannsche Predigtsammlung (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit). T¨ubingen 21994, S. 120, 125. – Regina D. Schiewer: Neue Predigtfragm. des 12. und 13. Jh. Erg¨anzungen zu Morvay/Grubes Predigtbibliogr. In: ZfdA 137 (2008) S. 158–176. SF Oberaltaicher Predigtsammlung. – Im sp¨aten 12. Jh. entstandene Sammlung von 64 Sonn- und Festtagspredigen. Die Benennung der O. P., die den fr¨uhen dt. Musterpredigtsammlungen aus dem bair. Sprachraum mit gemeinsamen Vorlagen zuzurechnen ist, geht auf den Herkunftsort der einzigen vollst¨andi¨ gen Handschrift O (s. Uberl.) zur¨uck, welche eine fast vollst¨andige Sammlung von Sonn- und Festtagspredigten vom ersten Adventssonntag bis zum 22. Sonntag nach Pfingsten umfasst; zwei Predigten fehlen, drei sind nur fragmentarisch u¨ berliefert. Die Sonntagspredigten sind Homilien, die das Tagesevangelium nacherz¨ahlen und h¨aufig allegorisch ausdeuten, die Festtagspredigten sind Sermones. Gemeinsame Vorlagen begr¨unden die N¨ahe zu der → Rothschen Predigtsammlung; ferner steht die O. P. in Beziehung zur Sammlung des Priesters → Konrad und zu den St. → Pauler Predigten. Als mittelbare Quellen dienten dem Verfasser neben den Predigten des → Heimo von Halberstadt auch → Hrabanus, → Beda, → Gregor der Große und → Honorius Augustodunensis. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 74 (Perg., Anfang 14. Jh., bair.) (O). – Parallel¨uberl.: Berlin, SBB, Mgf 736, Bl. 24 (Perg., erstes Viertel 13. Jh., bair.; Hoffmanns Bruchst¨uck) (H). – M¨unchen, BSB, Cgm 5256 (Rothsche Slg.) (R). Ausgaben: Wilhelm Wackernagel: Spiritalia theotisca. Breslau 1827, S. 1–6. – August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben: Fundgruben f¨ur Gesch. dt. Sprache und Lit. Tl. 1. Breslau 1830, S. 68–70. – Karl Roth: Dt. Predigten des 12. und 13. Jh. (Bibl.dt.Nat.-Lit. 11,1). Quedlinburg/Leipzig 1839, S. 8 f. – Anton Emanuel Sch¨onbach: Altdt. Predigten. Bd. 2. Graz 1888 (Neudr. Darmstadt 1964), S. VI–VIII, 3–171. Literatur: Volker Mertens, VL2 6 (1987) Sp. 1273 f.; 11 (2004) Sp. 1070. – Hans-Jochen Schiewer, MarLex 4 (1992) S. 659. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879, S. 191–198. – Anton Linsenmayer: Gesch. der Predigt in Deutschland. Mu¨ nchen 1886, S. 291–297. – Edward Schr¨oder: Rez. v. Sch¨onbach, Ausg. In: 532
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Leysersche Predigten AfdA 15 (1889) S. 202–207. – Alfred Heiden¨ reich: Die Ubersetzungstechnik der O. P. mit bes. Ber¨ucksichtigung der Bibelzitate. Diss. masch. Erlangen 1923. – Hans Fromm: Zum Stil der fr¨uhmhd. Predigt. In: Neuphil. Mitt. 60 (1959) S. 405–417. – V. Mertens: Das Predigtbuch des ¨ Priesters Konrad. Uberl., Gestalt, Gehalt und Texte (MTU 33). Mu¨ nchen 1971. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 17 (T 23). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 120 u. o¨ . – Regina D. Schiewer: Die dt. Predigt um 1200. Ein Hb. Berlin u. a. 2008, S. 43 u. o¨ . – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. 2,1. Wiesbaden 2009, Textbd. S. 21. SF Zurcher ¨ Predigten. – Predigtsammlung, 12. Jh. Unter dem Begriff «Z. P.» werden 13 deutschsprachige Predigten aus dem letzten Viertel des 12. Jh. zusammengefasst, die von einem Zu¨ rcher Codex u¨ berliefert werden, als Sammlung aber sehr heterogen wirken. Schon allein vom jeweiligen Umfang unterscheiden sich die einzelnen Predigten sehr stark voneinander. Sie sind, bei scheinbar beliebiger Reihenfolge verteilt auf zwei Abschnitte in der Handschrift, von zwei Schreibern niedergeschrieben worden und f¨ur verschiedene Kirchenfeste bestimmt. Auch zwei Bußpredigten finden sich darunter. In der ersten Predigt l¨asst sich eine fr¨uhe Rezeption der Engellehre des Pseudo → Dionysius Aeropagita nachweisen – vor den Dionysius-Reflexen in den → Schweizer Predigten (in einem Abschnitt der Sammlung, der vormals den → St. Georgener Predigten zugerechnet wurde). Weitere eindeutige Quellen oder Vorlagen sind u. a. Predigten von Augustin oder → Bernhard von Clairvaux. F¨ur die meisten Predigten aber sind keine direkten Quellen nachweisbar, doch ist es wahrscheinlich, dass auch diese auf lat. Vorlagen beruhen. Ein scheinbar bewusst verwandtes Stilmittel in den Predigten der Sammlung – vor allem bei den Bußpredigten – sind in den dt. Predigttext eingestreute lat. Bibelzitate. ¨ Uberlieferung: Z¨urich, ZB, Cod. C 58 (aus der Bibl. der Wasserkirche in Z¨urich), 105v–114v, 182r–183v (Pergament, Ende 12. Jh./um 1200, alemannisch). 533
2. H¨alfte 12. Jh. Ausgabe: Wilhelm Wackernagel: Altdt. Predigten und Gebete aus Hss. Nr. I–XII. Basel 1876, S. 3–32. – Zu Abdrucken einzelner Predigten vgl. Morvay/Grube 1974. Literatur: Dagmar Ladisch-Grube, VL2 10 (1999) Sp. 1605 f. – Johannes Marbach: Gesch. der dt. Predigt vor Luther. Berlin 1873, S. 190–195. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879 (Nachdr. Darmstadt 1966) S. 200–203. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 25 f. (T 32). – Uwe Ruberg: Beredtes Schweigen in lehrhafter und erz¨ahlender Lit. des MA mit kommentierter Erstedition sp¨atma. Lehrtexte u¨ ber das Schweigen (MMS 32). M¨unchen 1978, S. 47–54. VZ Leysersche Predigten. – Neun Predigten u¨ ber die Epistelperikopen vom 1. Adventsonntag bis zum 4. Sonntag nach Epiphanias, entstanden wahrscheinlich im 12. Jh. im bair. Raum. Diese Epistelpredigten, vermutlich Exzerpte aus einer gr¨oßeren Sammlung, berufen sich auf die Bibel, die Kirchenv¨ater und erstmals in einer dt. Predigt auch auf Aristoteles. Die Predigttexte behandeln jeweils einen Spruch der Epistelperikope. Mit den L. P. liegen Texte volkssprachlichen Ursprungs vor, wie sich aus einigen nur in dt. Sprache verst¨andlichen Etymologien schließen l¨asst. Die L. P. waren wohl als Musterpredigten konzipiert. ¨ Uberlieferung: Leipzig, UB, Ms. 720, 11r–19v (Perg., Anfang 13. Jh., su¨ dbair.). Ausgabe: Hermann Leyser (Hg.): Dt. Predigten des 13. und 14. Jh. (Bibl.dt.Nat.-Lit. 11,2). Quedlinburg/Leipzig 1838 (Nachdr. Darmstadt 1970) S. XXII f., 1–23. – Johannes Marbach: Gesch. der dt. Predigt vor Luther. Berlin 1873/74, S. 198–202. Literatur: Werner Williams-Krapp, VL2 5 (1985) Sp. 746 f. – Marbach (s. Ausg.) S. 196–198. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879 (Nachdr. Darmstadt 1966) S. 302–304. – Anton Linsenmayer: Gesch. der Predigt in Deutschland v. Karl dem Großen bis zum Ausgange des 14. Jh. Mu¨ nchen 1886 (Nachdr. Frankfurt/M. 1969) S. 320–324. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 12 (T 15). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 534
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2. H¨alfte 12. Jh. 1,2). T¨ubingen 21994, S. 124. – Franzjosef Pensel: Verz. der dt. ma. Hss. in der UB Leipzig. Zum Druck gebracht v. Irene Stahl (DTM 70/3). Berlin 1998, S. 63 f. – Regina D. Schiewer: Neue Predigtfragm. des 12. und 13. Jh. Erg¨anzungen zu Morvay/Grubes Predigtbibl. In: ZfdA 137 (2008) S. 158–176, hier S. 160 Anm. 9. – Dies.: Die dt. Predigt um 1200. Ein Hb. Berlin u. a. 2008, S. 103 u. o¨ . SF Rothsche Predigtsammlung. – Nach ihrem ersten Herausgeber benannte, um 1200 entstandene Sammlung von Sonn- und Festtagspredigten. Die R. P., eine Kompilation aus Vorstufen der → Oberaltaicher Predigtsammlung, der Sammlung des Priesters → Konrad und des → Speculum ecclesiae dt., umfasst Predigten des Temporale von Stephanus bis Kreuzauffindung und zum 20. Sonntag nach Pfingsten, wobei die Sonntagspredigten meist Homilien mit Auslegung der Epistel sowie Nacherz¨ahlung und meist allegorischer Auslegung des Tagesevangeliums, die Festtagspredigten auch Sermones sind. Inhalt und Stil der R. P., deren Texte als Handreichungen zur Vorbereitung des Predigers intendiert waren, lassen eine N¨ahe zu den Predigtsammlungen des Priesters Konrad, den Oberaltaicher Predigten und den St. → Pauler Predigten erkennen. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 5256 (erstes Viertel 13. Jh.) (R). – M¨unchen, Hauptstaatsarch., Fragmentenslg., KL Reichenbach 1/2. – Regensburg, Bisch¨ofl. ZB, Fragm. I.5.2. – Privatbesitz Auktionshaus Sotheby’s, London, Nr. 2007 (zwei Pergamentbll; verschollen). – ‹Oberaltaicher Predigtslg.›: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 74 (O). – Priester ¨ Konrad: Wien, ONB, Cod. 2684* (W1). – Wien, ¨ ONB, Cod. 2718 (W2). – ‹Proveiser Fragm.›: Innsbruck, Tiroler Landesarch., Hs. 95 (P). Vgl. dazu → Tiroler Predigtsammlung. – Berlin, SBB, Mgq 1486 (B). – ‹Hoffmannsche Predigten›: Frauenfeld, Staatsarchiv, Hs.-Fragm. 8 a,b. Der Predigtschluss, der dem ersten Sonntag nach Epiphanias vorangeht, ist der Schluss von Predigt Nr. III der ‹R. P.›. Ausgaben: August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben: Fundgruben f¨ur Gesch. dt. Sprache und Lit. Tl. 1. Breslau 1830, S. 71–126. – Karl Roth: Dt. Predigten des 12. und 13. Jh. (Bibl.ges.Nat.Lit. 11,1). Quedlinburg/Leipzig 1839. – Anton Emanuel Sch¨onbach: Predigtbruchst¨ucke II. In: ZfdA 20 (1876) S. 345–360. – Oswald v. Zingerle: Bruchst¨ucke altdt. Predigten. In: ZfdA 23 (1879) 535
Rothsche Predigtsammlung S. 399–408. – A. E. Sch¨onbach: Altdt. Predigten. Bd. 2. Graz 1888. – Ders.: Altdt. Predigten. Bd. 3. Graz 1891. – Volker Mertens: Das Predigtbuch des Priesters Konrad (MTU 33). Mu¨ nchen 1971, S. 188–215. – Nathanael Busch: Ein neues Bruchst¨uck der ‹R. P.›. In: ZfdA 137 (2008) S. 177–182. Literatur: V. Mertens, VL2 8 (1992) Sp. 286–288; 11 (2004) Sp. 1334. – Hans-Jochen Schiewer: Rothsche Slg. In: MarLex 5 (1993) S. 573. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879, S. 191–198. – Anton Linsenmeyer: Gesch. der Predigt in Deutschland. Mu¨ nchen 1886, S. 296 f. – Hans Fromm: Zum Stil der fr¨uhmhd. Predigt. In: Neuphil. Mitt. 60 (1959) S. 405–417. – Mertens 1971 (s. Ausg.). – Renate Hausner: Unters. zum Stil der fr¨uhmhd. Predigt am Beispiel der Oberaltaicher Slg. Diss. masch. Salzburg 1972. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 12 f. (T 16). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 1986, S. 153–160. – Edith Feistner: Dt. Fragm. in der Bisch¨oflichen ZB Regensburg. In: ZfdA 135 (2006) S. 1–12, hier S. 2, 8–10. – Dies.: Vom ‹Predigtbuch› des Priesters Konrad in Regensburg. Blicke in eine volkssprachliche Predigtwerkstatt um 1200. In: Beitr. zur Gesch. des Bistums Regensburg 41 (2007) S. 7–39. – Busch (s. Ausg.). – Regina D. Schiewer: Neue Predigtfragm. des 12. und 13. Jh. Erg¨anzungen zu Morvay/Grubes Predigtbibliogr. In: ZfdA 137 (2008) S. 158–176, hier S. 162–164, 171 f. SF Strauchs altdeutsche Predigten. – Vermutlich aus einer fr¨uhen dt. Predigtsammlung (13. Jh.?) stammende Auswahl von neun Sermones. ¨ In M2 (s. Uberl.) ist ein Auszug aus einer urspr¨unglich umfangreicheren, als Predigthandbuch konzipierten Sammlung, m¨oglicherweise einer f¨ur die fr¨uhe dt. Predigt typischen Mischsammlung aus Temporale und Sanctorale, u¨ berliefert: 1. Sonntagspredigt, 2. J¨ungstes Gericht, 3.-4. Leichenpredigt I und II, 5. Kreuzauffindung I, 6. Aschermittwoch, 7. Martha von Bethanien, 8.-9. Kreuzauffindung II und III. Predigten Nr. 1, 2, 5, 6 und 8 sind im Rahmen der → Basler Predigten und der Sammlung des 536
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Gregorius Priesters → Konrad parallel u¨ berliefert; sie entstammen der erschließbaren und allen drei Sammlungen gemeinsamen Vorlage Y*. Alle weiteren St¨ucke aus S. a. P. bedienten sich mindestens einer weiteren Vorlage. Strauch (s. Ausg.) stellte fest, dass Predigten 2 und 3 (teilweise auch 4) auf → Honorius, 8 und 9 mittelbar auf erhaltenen Fassungen der Kreuzauffindungs- und Eraclius-Legende basieren. Predigten 1–4 zeigen strukturelle Parallelen zum Schluss des → Speculum ecclesiae, darauf folgen Texte aus dem Sanctorale (unterbrochen vom Aschermittwoch). Textl¨ange, lat. Textanteil, Exposition und Apostrophe variieren erheblich; einige der Predigten bieten Exempla bzw. Mirakel. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 4880, 284r–310r (Pap., 1451, bair. mit ostfr¨ankischen Merkmalen) (M2). – Teil¨uberl.: Basel, UB, Cod. G2 II 58, 262v–267r (zweite H¨alfte 14. Jh.) (Ba). – Berlin, SBB, Mgq 1486, 84r–87r (zweite H¨alfte 14. Jh.) (B). – Hall (Tirol), Provinzarch. der Tiroler Franziskanerprovinz, Nachlass P. Max Straganz, Frag. germ. 1 (erste H¨alfte 13. Jh.) (Ha). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5248/6 (um 1200) (M1). – ¨ Wien, ONB, Cod. 2684*, 20ra–20vb (drittes Viertel 13. Jh.) (W1). Ausgaben: Philipp Strauch: Altdt. Predigten. In: ZfdPh 27 (1895) S. 148–183. – Volker Mertens: ¨ Das Predigtbuch des Priesters Konrad. Uberl., Gestalt, Gehalt und Texte (MTU 33). Mu¨ nchen 1971, S. 185–187, 228–238, 282–284. Literatur: Hans-Jochen Schiewer, VL2 9 (1995) Sp. 387–389. – Mertens (s. Ausg.) S. 29–35, 45, 52–59. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 22 f. (T 28). – V. Mertens: Der Ruf – eine Gattung des dt. geistlichen Liedes im MA? In: ZfdA 104 (1975) S. 68–89. – Hans Ulrich Schmid: Ahd. und fr¨uhmhd. Bearb. lat. Predigten des ‹Bair. Homiliars›. Tl. 1–2 (Regensburger Beitr. zur dt. Sprach- und Literaturwiss. 29/1–2). Frankfurt a. M. 1986. – Nathanael Busch/Oliver Ruggenthaler: Handschriftenfunde im Franziskanerkloster Schwaz/Tirol. In: ZfdA 139 (2010), S. 299–307, hier S. 305 f. (Nr. XI). SF Gregorius. – Legenden. Die in zahlreichen Fassungen u¨ berlieferte Legende erz¨ahlt das von Inzest u¨ berschattete Le537
2. H¨alfte 12. Jh. ben des G. Dieser wird in der bekanntesten Fassung (→ Hartmann von Aue) durch ein adliges Geschwisterpaar gezeugt und als S¨augling auf dem Meer ausgesetzt. Seine Erziehung u¨ bernehmen schließlich ein Abt und ein Fischer. Als der herangewachsene G. von seiner Findlingsherkunft erf¨ahrt, zieht er als Ritter in die Welt, befreit eine Stadt und heiratet deren Herzogin. Doch G.s Gattin erweist sich in einer Doppelung des Inzestmotivs als seine eigene Mutter. G. l¨asst sich daraufhin zur Buße 17 Jahre lang an einen Felsen ketten, bis eine g¨ottliche Erscheinung ihn zum Nachfolger des soeben verstorbenen Papstes proklamiert. Aus seinen Ketten befreit, wird G. in Rom zum Papst gekr¨ont (historisch nicht nachweisbar). Die Wurzeln der G.-Legende sind unbekannt. Inhaltliche Querverbindungen bestehen zu den Le¨ genden von Odipus, Judas, Albanus und Vergogna, die aber keine unmittelbaren Vorlagen des G. darstellen. Fr¨uhestes Zeugnis des G.-Stoffs ist La vie du pape Saint Gr´egoire, eine wohl in Westfrankreich entstandene, anonyme Erz¨ahlung in altfranz¨osischer Sprache (Mitte 12. Jh.). Dieser Text bildete die Vorlage f¨ur wichtige lat. Fassungen der Legende, etwa jene in den → Gesta Romanorum. In dieser Fassung fehlt jedoch der Schlussteil der franz¨osischen Legende, also Buße und Papstkr¨onung. Dagegen ist Hartmanns mhd., ebenfalls aus dem Gr´egoire entstandene G.-Dichtung (um 1190) mit ihren 4006 Versen inhaltlich vollst¨andig. Auf ihr beruht wiederum der Gregorius Peccator (um 1210) des → Arnold von L¨ubeck. Auch die De Albano betitelte Fassung in der sog. Dominikanischen Exempelsammlung (um 1300) geht vermutlich auf Hartmann zur¨uck. Als weitere lat. Fassung ist eine Versfassung in 453 Hexametern zu erw¨ahnen, die Hartmanns Vorlage mit viel Rhetorik, Anekdoten und gelehrten Bez¨ugen ausschm¨uckt. Auch die dt. Fassungen des G. beruhen teilweise auf Hartmanns Werk. Im Prosalegendar → Der Heiligen Leben (um 1400) findet sich eine Prosaversion der Legende, die zugleich sprachlich vereinfacht und inhaltlich erweitert wurde. Eine mit¨ telfr¨ankische Ubersetzung des G. wurde mit der Legenda aurea des → Jacobus a Voragine u¨ berliefert. Dieser Text entstand vermutlich unabh¨angig von den Fassungen Hartmanns oder Der Heiligen Leben. Als weitere Bearbeitungen des G. sind zu nennen: eine Exempelpredigt im L¨ubecker Mohnkopf-Plenar (1492) sowie eine obd. Fassung im Basler Plenar des Adam → Petri (1514–22). 538
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2. H¨alfte 12. Jh. Die G.-Legende in Hartmanns Fassung war auch die Vorlage f¨ur Thomas → Manns Roman Der Erw¨ahlte (1951). ¨ Uberlieferung: Vgl. auch Hartmann von Aue; Arnold von L¨ubeck; Gesta Romanorum; Der Heiligen Leben. – Lat. Fassungen: Breslau, UB, cod. I.F. 115, 183vb–184vb. – Mu¨ nchen, BSB, Clm 4413, 43v–52v. – Dt. Fassungen: D¨usseldorf, ULB, Ms. C 20, 241ra–245rb (Pap., um 1459–63, mittelfr¨ankisch). – Paris, Bibl. Nationale, Ms. all. 35, 488r–492r (um 1460, mittelfr¨ankisch). – Berlin, SBB, Mgq 1687, 150vb–154ra (Pap., 1463, ripuarisch). – Innsbruck, ULB, Cod. 631 (Pap., 15. Jh., ostfr¨ankisch). – W¨urzburg, Franziskanerkloster, Cod. I 100, 264v–276r (Pap., 15. Jh., obd.); verschollen. – Weitere Fassungen im sog. MohnkopfPlenar, L¨ubeck 1492, 264vb–267ra; L¨ubeck 1493, 62vb–64ra; ferner im Plenar des Adam Petri. Ausgaben: Vgl. auch Hartmann von Aue; Arnold von L¨ubeck; Gesta Romanorum; Der Heiligen Leben; Legenda aurea. – Altfranz¨osische Fassung: La vie du pape Saint Gr´egoire ou la l´egende du bon p´echeur. Das Leben des heiligen Papstes G. oder die Legende vom guten S¨under. Bearb. v. Hendrik Bastiaan Sol. Hg. v. Ingrid Kasten. Mu¨ nchen 1991. – Hartmann v. Aue: Bernward Plate: G. auf dem Stein. Fr¨uhnhd. Prosa (15. Jh.) nach dem mhd. Versepos Hartmanns v. Aue. Die Legende (Innsbruck UB Cod. 631), der Text aus dem ‹Heiligen Leben› und die sogenannte Red. Darmstadt 1983. – Sylvia Kohush¨olter: Die lat. und dt. Rezeption v. Hartmanns v. Aue G. im MA. Unters. und Edition. T¨ubingen 2006, S. 129–131. – Der Heiligen Leben: Von Sant Gregorio auf dem Stain und Von Sant Gerdraut. Aus dem Winter-Teile des Lebens der Heiligen. Hg. v. Ignaz V. Zingerle. Innsbruck 1873. – Historia de Sancto Gregorio Papa. Eine Prosaerz¨ahlung nach dem G. Hartmanns v. Aue. Nach einer Heidelberger Hs. des XV. Jh. (Cod. Pal, No. 119). Hg. v. Wilhelm Martens. Tauberbischofsheim 1883. – Sp¨atlese des MA. Bd. 1. Weltliches Schrifttum. Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin 1963, S. 9–19. – Lat. Fassung Breslau (sog. Dominikanische Exempelsamm¨ lung): Erz¨ahlungen des MA in dt. Ubersetzung und lat. Urtext. Hg. v. Joseph Klapper. Breslau 1914, S. 296–298. – Hexameterfassung: G. Hg. v. Johann Andreas Schmeller. In: ZfdA 2 (1842) S. 486–500. – Mittelfr¨ankische Fassung: Sp¨atlese des MA. Bd. 1 (s. o.). – Fassung L¨ubeck (sog. Mohnkopf-Plenar): Olaf Schwenke: G. de grote S¨under. Eine erbaulichpar¨anetische Prosaversion der G.-Legende im zweiten L¨ubecker Mohnkopf-Plenarium. In: NdJb 90 539
Gregorius (1967) S. 63–88. – Volksbuch-Fassung: Eine sch¨one merkw¨urdige Historie des heiligen Bischofs G. auf dem Stein genannt. Hg. v. Karl Simrock. Holzschnitte v. Friedrich W. Gubitz. Berlin 1839. Literatur: Vgl. auch die Artikel zu Hartmann v. Aue; Der Heiligen Leben, Gesta Romanorum. – Volker Mertens, VL2 3 (1981) Sp. 244–248. – Ernst Schuppe: Zur Textkritik des ‹G. Peccator› Arnolds v. L¨ubeck. Liebertwolkwitz 1914. – Hendricus Sparnaay: Zur Entwicklung der Gregorsage. In: Neophilologus 5 (1920) S. 21–32. Wieder in: Hartmann v. Aue. Hg. v. Hugo Kuhn/Christoph Cormeau. Darmstadt 1973, S. 7–16. – Ders.: Verschmelzung legendarischer und weltlicher Motive in der Poesie des MA. Groningen 1922, S. 11–56. – Otto Rank: Das Inzest-Motiv in Dichtung und Sage. Grundz¨uge einer Psychologie des dichterischen Schaffens. Leipzig/Wien 21926, S. 325–328. – Albert Leitzmann: Zum ‹G. Peccator›. In: ZfdA 67 (1930) S. 285–288. – G¨unther ¨ Zuntz: Odipus und G. Trag¨odie und Legende. In: Antike und Abendland 4 (1954) S. 191–203. Wieder in: Hartmann v. Aue. Hg. v. H Kuhn/C. Cormeau, a. a. O., S. 87–107. – Hendrik Willem Jan Kroes: Die Gregorlegende. In: Neophilologus 38 (1954) S. 169–175. – H. Sparnaay: Zum G. In: ebd. 39 (1955) S. 16–23. – Ders.: Der Enkel des K¨onigs Armenius und die Gregorsage. In: Miscellanea Litteraria. In commemorationem primi decennii instituti. Groningen 1959, S. 123–139. Wieder in: Ders.: Zur Sprache und Lit. des MA. Ebd. 1961, S. 247–262. – Lein Geschiere: Pour une e´ dition du pape Gr´egoire (L´egende du Pape Gr´egoire) en ancien fran¸cais. In: XI Congreso internacional de ling¨u´ısticas y filolog´ıa romanicas. Bd. 2. Hg. v. Antonio Quilis u. a. Madrid 1968, S. 747–764. – Anthony van der Lee: De mirabili divina dispensatione et ortu Beati Gregorii pape. Einige Bemerkungen zur Gregorsage. In: Neophilologus 53 (1969) S. 30–47, 120–137, 251–256. – Peter F. Ganz: Dienstmann und Abt. ‹G. Peccator› bei Hartmann v. Aue und Arnold v. L¨ubeck. In: Krit. Bewahrung. FS Werner Schr¨oder. Hg. v. Ernst-Joachim Schmidt. Berlin 1974, S. 250–275. – Volker Mertens: G. eremita. Eine Lebensform des Adels bei Hartmann v. Aue in ihrer Problematik und ihrer Wandlung in der Rezeption (MTU 67). Z¨urich u. a. 1978, S. 105–152. – B. Plate: Gr´egoire und G. Eine Legende wird zum ‹Epos der Adelskritik›. In: Colloquia Germanica 19 (1986) S. 97–118. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legen¨ dare des MA. Stud. zu ihrer Uberlieferungs-, Text540
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Niederrheinischer Tundalus und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 198. – Markus Euringer: Der gute S¨under – G. Peccator. Eine vergleichende Unters. zur lat. ¨ Ubersetzung des G. Hartmanns v. Aue durch Arnold v. L¨ubeck. Mu¨ nchen 1987. – Brigitte HerlemPrey: Der Dialog Abt-G. in der Legende vom guten S¨under. In: La litt´erature d’inspiration religieuse. Th´eaˆ tre et vies de saints. Actes du colloque d’Amiens des 16, 17 et 18 janvier 1987 (GAG 493). Hg. v. Danielle Buschinger. G¨oppingen 1988, S. 61–80. – Rainer A. Z¨ack: Der guote S¨undaere und der Peccator Precipuus. Eine Unters. zu den Deutungsmodellen des G. Hartmanns v. Aue und der ‹Gesta Gregorii Peccatoris› Arnolds v. L¨ubeck ausgehend v. den Prologen (GAG 502). G¨oppingen 1989. – B. Plate: ‹G. peccator›. Hartmann v. Aue und Arnold v. L¨ubeck. In: Mlat. Jb. 28 (1993) H. 1, S. 67–90. – Werner J. Hoffmann: Die ripuarische ¨ und nd. ‹Vitaspatrum›-Uberl. im 15. Jh. In: NdJb 116 (1993) S. 72–108. MM Alber, † um 1200. – Verfasser der Verslegende Tundalus (um 1190). Einer von zwei um 1200 im Pr¨amonstratenserstift Windberg verstorbenen Kanonikern mit Namen A. war der Verfasser der mhd. Verslegende Tundalus in 2192 Reimzeilen. Im Epilog bezeichnet sich A. selbst als Priester. Beim Auftraggeber («bruoder Kuonrˆat») des Werks d¨urfte es sich um den 1191 eingesetzten Abt des Klosters handeln. Vorlage f¨ur die Jenseitsvision («peregrinatio animae») des irischen Ritters Tundalus w¨ahrend eines dreit¨agigen Scheintods war die lat., vor 1153 in Prosa verfasste Visio Tnugdali eines Bruder → Marcus. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2696, 111r–125v (Perg., um 1300, su¨ dbair.-¨osterr.). Ausgabe: Karl August Hahn: Gedichte des XII. und XIII. Jh. (Bibl. der gesamten dt. National-Lit. v. der a¨ ltesten bis auf die neuere Zeit, Abt. 1, 20). Quedlinburg/Leipzig 1840, S. 41–66. – Albrecht Wagner (Hg.): Visio Tnugdali. Lat. und altdt. Erlangen 1882 (Nachdr. Hildesheim/Z¨urich/New York/Olms 1989) S. 119–186. Literatur: Hellmut Rosenfeld, NDB 1 (1953) S. 122 f. – Wiebke Freytag, VL2 1 (1978) Sp. 108–111. – Anette Syndikus/Red., Killy2 1 (2008) S. 62 f. – Edward Schr¨oder: A. v. Windberg. In: ZfdA 50 (1908) S. 391 f. – Elisabeth Peters: Quellen und Charakter der Paradiesesvorstellungen in der dt. Dichtung vom 9. bis 12. Jh. ¨ Breslau 1915. – E. Schr¨oder: Die Uberl. von A.s 541
2. H¨alfte 12. Jh Tundalus. In: ZfdA 72 (1935) S. 249–254. – HansW. Rathjen: Die H¨ollenvorstellungen in der mhd. Lit. Diss. Freiburg i. Br. 1956. – Reinhard Krebs: Zu den Tundalusvisionen des Marcus und A. In: Mlat. Jb. 12 (1977) S. 164–198. – Peter Dinzelbacher: Vision und Visionslit. im MA. Stuttgart 1981. – Nigel F. Palmer: ‹Visio Tnugdali›. The German and Dutch Translations and their Circulation in the Later Middle Ages. M¨unchen 1982. – Ders.: Die Hs. der niederrheinischen ‹Tundalus›Bruchst¨ucke. In: Lit. und Sprache im rheinischmaasl¨andischen Raum zwischen 1150 und 1450. Besorgt v. Helmut Tervooren/Hartmut Beckers. Berlin 1989, S. 115–131. – Christian Thelen: Das Dichtergebet in der dt. Lit. des MA. Berlin/New York 1989 (Reg.). – Brigitte Pfeil: Die ‹Vision des Tnugdalus› A.s v. Windberg. Lit.- und Fr¨ommigkeitsgesch. im ausgehenden 12. Jh. Mit einer Edition der lat. ‹Visio Tnugdali› aus Clm 22254 (Mikrokosmos 54). Frankfurt/M. u. a. 1999. – Dies.: Ma. Jenseitsvorstellungen und Jenseitsreisen mit besonderer Ber¨ucksichtigung des Mo¨ nches A. v. Windberg. Straubing 2002. BJ Niederrheinischer Tundalus. – Fragmente einer anonymen niederheinischen Vers¨ubersetzung der VisioTnugdali, aus dem sp¨aten 12. Jh. Der N. T. d¨urfte in den 80er oder 90er Jahren des 12. Jh. im mittelfr¨ankischen Sprachgebiet entstanden sein. Darauf deutet der Reimstand der Verse hin, die von einem Handschriftenfragment in prim¨ar rheinfr¨ankisch-hessischer Schreib¨ sprache u¨ berliefert werden. Der unbekannte Ubersetzer folgt in der Regel recht genau seiner Vorlage, der Visio Tnugdali des irischen M¨onches Bruder → Marcus. Dieser hat seine lat. Dichtung um 1150 in Regensburg verfasst. Die 505 u¨ berlieferten Paarreimverse enthalten den Prolog der Visio und Bruchst¨ucke aus der Schau des Fegefeuers. Im Prolog deutet der Dichter in einem selbstst¨andigen Abschnitt die Bekehrung und Vision des Tundalus als Exempel f¨ur Gottes Barmherzigkeit. Das Fragment u¨ berliefert auch ein Beispiel f¨ur eine fr¨uhe deutschsprachige Titel¨uberschrift: «Vaz tundalus hat gesin». ¨ Der Adressatenkreis der Ubersetzung l¨asst sich an¨ hand der bruchst¨uckhaften Uberlieferung nicht erschließen. ¨ Uberlieferung: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. Mgq 642 (fr¨uher Berlin, SBB, Mgq 642), 3 Doppelbl. (Perg., erstes Viertel 13. Jh., rheinfr¨ankisch-hessisch mit mittelfr¨ankem Einschlag). 542
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2. H¨alfte 12. Jh. ¨ Ausgaben: Karl Lachmann: Uber drei bruchst¨ucke niederheinischer gedichte aus dem zw¨olften und aus dem anfange des 13. Jh. (Abh. der Berliner Akad der Wiss., Phil.-hist. Kl., Jg. 1836) Berlin 1838. Wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur dt. Philologie. Berlin 1876, S. 519–547. – Albrecht Wagner: Visio Tnugdali. Lat. und Altdt. Erlangen 1882, S. 113–118. – Friedrich Grimme: Ein neues Bruchst¨uck der niederheinischen Tundalusdichtung. In: PBB 13 (1888) S. 340–358. – Carl Kraus: Dt. Gedichte des zw¨olften Jh. Halle 1894, S. 46–62 und Anm. S. 217–246. Literatur: Nigel F. Palmer, VL2 6 (1987) Sp. 1000 f. – Franz H. B¨auml: The MiddleFranconian Tundalus-Fragments. Translation or Adaptation? In: Neophilologus 44 (1960) S. 116–120. – N. F. Palmer: ‹Visio Tnugdali›. The German and Dutch Translations and their Circulation in the Later Middle Ages (MTU 76). M¨unchen 1982, S. 33–35, 223 f. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache 1. Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300. Text- und Tafelbd. Wiesbaden 1987, Textbd. S. 114. – N. F. Palmer: Die Hs. der niederrheinischen ‹Tundalus›-Bruchst¨ucke. In: ZfdPh 108 (Sonderheft 1989) S. 115–131. – Klaus D¨uwel: Die ‹Visio Tundali›. Bearbeitungstendenzen und Wirkungsabsichten volkssprachiger Fassungen im 12. und 13. Jh. In: Iconologia Sacra. Mythos, Bildkunst und Dichtung in der Religions- und Sozialgesch. Alteuropas. FS Karl Hauck. Hg. v. Hagen Keller/Nikolaus Staubach. Berlin/New York 1994, S. 529–545, bes. 536 f. – N. F. Palmer: Manuscripts for reading. The material evidence for the use of manuscripts containing Middle High German narrative verse. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and its Consequences in Honour of D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca/Christopher Young. Turnhout 2005, S. 67–102, hier S. 102 (Nr. 103). VZ Albert von Augsburg. – Verfasser einer mhd. Ulrichs-Legende in Reimpaarversen; entstanden wahrscheinlich Ende des 12. Jh. Ein Akrostichon zu Beginn der Reimpaardichtung von 1605 Versen weist einen «Albertus» als Autor aus; im Epilog wird darauf Bezug genommen (V. 1574–1577). A. wirkte wahrscheinlich im Kloster St. Ulrich und Afra zu Augsburg und k¨onnte mit → Adilbert von Augsburg identisch sein. 543
Albert von Augsburg Das Werk berichtet getreu der lat. Ulrich-Vita des → Bern von Reichenau (um 1030) vom Leben des Bischofs Ulrich von Augsburg (924–973). A.s ¨ Ubertragung war wohl f¨ur die Nutzung durch lateinunkundige Frauengemeinschaften gedacht. Das Werk fand keine gr¨oßere Verbreitung. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 94, 27r–76v (Kloster St. Ulrich und Afra, um 1200). Ausgaben: Johann A. Schmeller: St. Ulrichs Leben. Lat. beschrieben durch Berno v. Reichenau und [...] in dt. Reime gebracht v. Albertus. Mu¨ nchen 1844. – Karl-Ernst Geith: A. v. A. Das Leben des Hl. Ulrich (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. V¨olker, NF 39). Berlin 1971, S. 22–80. Literatur: Friederike Weber, NDB (1953) S. 144. – Karl-Ernst Geith, VL2 1 (1978) Sp. 114–116. – Werner Williams-Krapp/Red., Killy2 1 (2008) S. 71. – Albert Hirsch: Die dt. Prosabearb. der Legende v. hl. Ulrich (Mu¨ nchener Arch. f¨ur Philologie des MA und der Renaissance 4). M¨unchen 1915. – Nonnosus B¨uhler: Die Schriftsteller und Schreiber des Benediktinerstiftes St. Ulrich und Afra in Augsburg w¨ahrend des MA. Borna-Leipzig 1916. – Erich Petzet: Die dt. Pergament-Hss. 1–200 der SB M¨unchen. Mu¨ nchen 1916. – Edward Schr¨oder: Der hl. Ulrich des A. (Nachrichten v. der Ges. der Wiss. zu G¨ottingen, NF 2/7). G¨ottingen 1938. – Helmut de Boor: Gesch. der dt. Lit. Bd. 2. Mu¨ nchen 41960. – Werner Wolf: Von der Ulrichsvita zur Ulrichslegende. Diss. Mu¨ nchen 1967. – Geith (s. Ausg.). – Hatto Kallfelz (Hg.): Lebensbeschreibungen einiger Bisch¨ofe des 10.-12. Jh. (Ausgew¨ahlte Quellen zur dt. Gesch. des MA. Freiherr vom Stein-Ged¨achtnisausg. XXII). Darmstadt 1973, S. 43. – Joachim Seiler: Von der Ulrichs-Vita zur Ulrichs-Legende. In: Bischof Ulrich v. Augsburg [...]. Hg. v. Manfred Weitlauff. Weissenhorn 1993, S. 223–267. SF Ulrich von Augsburg. – Dt. Ulrichslegenden, seit dem Ende des 12. Jh. Der Kult um den aus einem donauschw¨abischen Grafengeschlecht stammenden Bischof von Augsburg (923–973, 993 heiliggesprochen) war in ganz Europa verbreitet. Die fr¨uheste bekannte lat. Vita stammt von dem Augsburger Dompropst → Gerhard von Augsburg, einem Vertrauten U.s; sie entstand zwischen 982 und 993 und enth¨alt einen Mirakelanhang. Ausgabe: Berschin/H¨ase (s. Lit). 544
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Ulrich von Augsburg ¨ Eine fragmentarisch gebliebene Uberarbeitung in Richtung Legende verfasste der Augsburger Bischof Gebhard (996–1001). Um 1020/30 entstand die Fassung von → Bern von Reichenau, welche die legendenhafte Stilisierung weitertreibt bzw. die lokalen und historischen Elemente weiter reduziert (¨uber 50 Handschriften). Dieser Text bildet die Grundlage der meisten sp¨ateren lat. und dt. Fassungen der U.-Legenden. Die in den Legendaren enthaltenen Versionen sind meist gek¨urzt. 1146 verfasste → Uodalscalc von St. Ulrich und Afra eine 29 Kapitel umfassende U.-Legende bzw. Mirakelsammlung (vier Handschriften). Mindestens 84 Textzeugen der Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine) u¨ berliefern einen U.-Text. Gegen Ende des 12. Jh. entstand die erste deutschsprachige U.-Legende. Sie umfasst 1605 ¨ Verse und stellt eine genaue Ubersetzung des Textes von Berno dar. Als Verfasser nennt sich in einem Akrostichon ein «Albertus», wohl → Albert(us) von Augsburg, der h¨ochstwahrscheinlich mit → Adilbert von Augsburg, einem Prior und hagiographischen Autor des Klosters St. Ulrich und Afra, identisch ist. Die in der Els¨assischen Legenda aurea enthaltene U.-Legende ist eine Kurzfassung des Textes von Bern. Ausgabe: Williams/Williams-Krapp (s. Lit.) S. 779–781. Eine eigenst¨andige Fassung u¨ berliefert der Cod. 240 der Stiftsbibliothek Engelberg. Als Sondergut u¨ berliefert die S¨udmndl. Legenda aurea in der Handschrift Br¨ussel, Koninkl. Bibl., Cod. IV 138, und im Druck K¨oln, 1485, eine deutschsprachige U.-Legende. K¨urzere Fassungen sind enthalten in den → Mittelfr¨ankischen Heiligenpredigten, dem → Bebenhausener Legendar (Abdr. Hirsch [s. Lit.] S. 163) und den → Schw¨abischen Heiligenpredigten. Eine umfangreiche Prosalegende entstand vor 1454 in Augsburg und ist in den auf eine gemeinsame Vorlage zur¨uckgehenden Handschriften Mu¨ nchen, BSB, Cgm 402, 1r–45r (1457) (B). – Ebd., Cgm 568, 152r–177v (1468/69) (C). – Ebd., Cgm 751, 1r–63r (1454) (A), uberliefert. ¨ Ausgabe: Hirsch (s. Lit.) S. 1–73. Hauptquelle war die Vita Gerhards von Augsburg, am Schluss finden sich eine Translatio s. Udalrici und zwei damit verbundene Strafwunder. Diese Legende wurde sp¨ater von Sig(is)mund → Meisterlin und anderen Augsburger Chronisten benutzt. 545
2. H¨alfte 12. Jh. Die urspr¨unglich in N¨urnberg entstandene Fassung der Legende in Der → Heiligen Leben ist eine verk¨urzte, aber um einige Wunder erweiterte Fassung der Vita Bernos. Ausgabe: Hirsch (s. Lit.) S. 78–80. Im Augsburger Druck von 1477 von Der Heiligen Leben wurde die N¨urnberger Legende gegen eine ausf¨uhrlichere Fassung ausgetauscht, die sich in fast allen sp¨ateren Drucken durchsetzte. Hauptvorlage war die bereits erw¨ahnte Prosa-U.-Legende. Der → Heiligen Leben, Redaktion enth¨alt die N¨urnberger Fassung der Legende. Das Ulrichsb¨uchlein (Buch vom Ursprung und Anfang Augsburgs) wurde 1483 in Augsburg gedruckt, es handelt sich um einen bearbeiteten Auszug aus Meisterlins Augsburger Chronik, der ausf¨uhrlich das Leben des hl. U. darstellt, ferner die Geschichte seiner Kirche und seiner Reliquien. Der Redaktor benutzte neben Meisterlins Text auch die U.-Prosa. J¨org → Preining verfasste ein siebenstrophiges Legenden-Lied u¨ ber zwei Wunder U.s in → Regenbogens «Langem Ton». Eine Schwester Dorothea von Kippenheim (nicht identisch mit → Dorothea von Kippenheim) verfasste um 1516 ¨ im Unterlindenkloster in Colmar eine Ubersetzung einer erweiterten Vita Bernos. ¨ Uberlieferung: Colmar, Bibl. Municipale, Cod. 717II, 221r–294v. Ausgabe: Claudia Teusch: Das Leben des heiligen U. [...]. Genf 1989. Literatur: Karl Uhlirz, ADB 39 (1895) S. 215–221. – Manitius 2 (1923) S. 203. – Friedrich Zoepfl, LCI 8 (1976) Sp. 507–510. – Wimmer/Melzer (61988) S. 807 f. – Werner Williams-Krapp: Ulrichslegenden. In: Killy 11 (1991) S. 486. – Karl-Ernst Geith, VL2 9 (1995) Sp. 1240–1245. – Georg Kreuzer, LexMA 8 (1997) Sp. 1173 f. – Ders., BBKL 14 (1998) Sp. 1560–1562. – Manfred Weitlauff, LThK3 10 (2001) Sp. 354–356. – Ernst-Dieter Hehl, RGG4 8 (2005) Sp. 704. – Albert Hirsch: Die dt. Prosabearbeitungen der Legende vom hl. U. M¨unchen 1915. – Karl Haupt: Die Ulrichsvita in der ma. Malerei. In: Zs. des hist. Ver. f¨ur Schwaben 61 (1955) S. 1–159. – Werner Wolf: V. der Ul¨ richsvita zur Ulrichslegende. Unters. zur Uberl. und Wandlung der Vita Udalrici als Beitr. zu einer Gattungsbestimmung der Legende. Diss. Mu¨ nchen 1967. – Bischof U. v. A. und seine Verehrung. Festgabe zur 1000. Wiederkehr des Todestages (Jb. des Ver. f¨ur Augsburger Bistumsgesch. 7). 546
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2. H¨alfte 12. Jh. Hg. v. Peter Rummel. Augsburg 1973. – Ulla Williams u. a. (Hg.): Die els¨assische ‹Legenda Aurea›. Drei Bde. T¨ubingen 1980–90. – Friedrich Prinz: Gestalten und Wege bayerischer Gesch. Mu¨ nchen 1982. – Rolf Schmidt: Reichenau und St. Gal¨ len. Ihre literarische Uberl. zur Zeit des Klosterhumanismus in St. Ulrich und Afra zu Augsburg um 1500. Diss. Augsburg 1982 (Nachdr. Sigmaringen 1985). – W. Williams-Krapp: Die dt. und ¨ ndl. Legendare des MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen ¨ 1986, S. 466. – Barbara Fleith: Stud. zur Uberlieferungsgesch. der lat. Legenda Aurea. Br¨ussel 1991. – Friedrich Prinz: Hagiographie als Kultpropaganda. Die Rolle der Auftraggeber und Autoren hagiographischer Texte des Fr¨uhMA. In: Zs. f¨ur Kirchengesch. 103 (1992) S. 174–194. – P. Rummel: U. v. A. Bischof, Reichsf¨urst, Heiliger. Augsburg 1992. 21993. – Rudolf Frankenberger u. a. (Hg.): Vita Sancti Udalrici. Erlesene Hss. und wertvolle Drucke aus zehn Jh. Kat. zur Ausstellung der UB Augsburg anl¨aßlich der 1000-Jahr-Feier der Kanonisation des Hl. U. Augsburg 1993. – Manfred Weitlauff (Hg.): Bischof U. v. A. 890–973. Seine Zeit, sein Leben, seine Verehrung. FS aus Anlaß des tausendj¨ahrigen Jubil¨aums seiner Kanonisation im Jahre 993. Weißenhorn 1993. – Gerhard v. Augsburg: Vita Sancti Uodalrici. Die a¨ lteste Lebensbeschreibung des hl. U. Lat.-dt. mit der Kanonisationsurkunde v. 993. Hg. v. Walter Berschin/Angelika H¨ase. Heidelberg 1993. – Werner Goez: Lebensbilder aus dem MA. Die Zeit der Ottonen, Salier und Staufer. Darmstadt 1998. – Manfred Becker-Huberti: Lex. der Br¨auche und Feste. Freiburg i. Br. u. a. 22007, S. 401. – Dieter Blume: Bern v. Reichenau (1008–1048). Abt, Gelehrter, Biograph. Ein Lebensbild mit Werkverz. ¨ sowie Edition und Ubersetzung v. Berns Vita S. Uodalrici. Ostfildern 2008. SF ¨ Ave maris stella (dt.). – Dt. Ubertragungen eines lat. Marienhymnus f¨ur die Vesper der meisten Marienfeste, urspr¨unglich an Mariae Verk¨undigung (25. M¨arz). Die erste Strophe enth¨alt die Grußanreden an Maria als Meerstern, Gottesmutter, Jungfrau, Himmelspforte, Grundlage f¨ur die F¨urbitten der folgenden Strophen. In diesem Hymnus begegnet zum ersten Mal das weit verbreitete typologische Wortspiel von Ave als Umdrehung von Eva. 547
Ave maris stella Die Dichtung von urspr¨unglich sieben nicht durchgehend gereimten, vierzeiligen Strophen ist seit dem 9. Jh. (zuerst in: St. Gallen, Stiftsbibl., Ms. 95) u¨ berliefert. Seit dem 12. Jh. existieren zwei (eine phrygische und eine dorische) Melodien. Ausgaben: AH 51 (1908) Nr. 123, S. 140 f. u. o¨ . – Dreves/Blume 2 (1909) S. 238. – Antiphonale monasticum pro diurnis horis. Paris u. a. 1934, S. 704 f., 712 f. – Adolf Adam: Te Deum laudamus. Große Gebete der Kirche. Lat.-dt. Freiburg i. Br. 1987 (Neuausg. 2001) S. 162–165. ¨ Ubersetzungen und Paraphrasen: Im deutschsprachigen Raum war der Hymnus beliebt und weit ¨ verbreitet; es existieren 16 dt. und ndl. Ubersetzungen und Paraphrasierungen ab dem 12. Jh. bis zum Ausgang des MA. a) [Ave] mers sterne gotes m˚uter heiligiu. Interlinearversion der Millst¨atter Psalmen und Hymnen, Ende 12. Jh. Ausgabe: Nils T¨ornquist: Cod. Pal. Vind. 2682. Bd. 2 (Lunder germ. Forschungen 7). Lund/Kopenhagen 1937, Nr. 52. b) Heiliger mers sterne, dinen friunde. Reimpaariges Glossengedicht. Mainz, StB, Hs. I 337, 162 (14. Jh.). Ausgabe: Franz J. Mone: Lat. Hymnen des MA. Bd. 2. Freiburg i. Br. 1854, S. 227 f. c) Ik grozt dy meres sterne. Wolfenb¨uttel, HAB, Helmst. 632, 90v (14. Jh.; mit Melodie). Ausgabe: Gustav Milchsack: Hymni et sequentiae. Halle 1886, S. 135. d) Ave meres sterne. → M¨onch von Salzburg (Ende 14. Jh.) Mu¨ nchen, BSB, Cgm 715, 149r–150v (mit Melodie). Ausgabe: Franz Viktor Spechtler: Die geistlichen Lieder des M¨onchs v. Salzburg (QQ und Forschungen zur Sprachgesch. der germ. V¨olker, NF 51). Berlin/New York 1972, Nr. G 15. e) Bist gr¨ust stern im mere. Heinrich → Laufenberg (Anfang 15. Jh.). Ausgabe: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, Nr. 757. e f) Ave maris stella, bis grust ein stern im mer. Lat.-dt. Glossenlied (1443) von Heinrich Laufenberg. Ausgabe: Wackernagel, Nr. 778. g) Gr¨uesset seist dus meressteren. M¨unchen, BSB, Cgm 858, 112rv (um 1450). Ausgabe: Berta Gillitzer: Die Tegernseer Hymnen des Cgm 858 (Forschungen zur bair. Mundartkunde 2). M¨unchen 1942, Nr. 1. 548
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Innozenz III. h) Ghegruet sijstu sterre des meeres. Venedig, Bibl. Nat. Marciana, Codd. Ital. cl. I, cod. 35 (15. Jh.). Ausgabe: Mone, S. 218. e i) Got gruße dich lichter meres stern. K¨oln, Hs. der Bibl. des ehem. Marzellen-Gymnasiums, 66b/90b (15. Jh.). Ausgabe: P. Wackernagel, Nr. 887. j) Jesu muter des mer ein stern. Strophische Paraphrase. Melk, Stiftsbibl., Cod. 55 (olim D 15), 282 f. (15. Jh.). Ausgabe: Wackernagel, Nr. 888. k) Gegr¨usst bis des meres stern. Prosa, mit Melodie. ¨ Wien, ONB, Cod. 3079, 185r–186r (geschrieben 1477). l) O du stern des meres. In der Auslegung der Hymnen (Ende 15. Jh.). e m) Gegrußt syest m¨ores stern. Im → Hortulus animae. Straßburg 1501. Ausgabe: Wackernagel, Nr. 1077. n) Pys gr¨uest ein stern des m¨ors. Peter → Tritonius im Hymnarius von Sigmundslust (gedruckt 1524). Ausgabe: Wackernagel, Nr. 1357. o) In den Cursus von unserer Frauen eingef¨ugte Prosa¨ubertragungen. M¨unchen, BSB, Cgm 87, 45v–46v. – Ebd., Cgm 97, 58r–59r. – Ebd., Cgm 105, 36v–37r. p) Ave maris stella ich gr¨ues. Glossenlied von Hans → Sachs. Berlin, SBB, Mgq 414, 21v–23r. Ausgabe: Frances H. Ellis: The early Meisterlieder of Hans Sachs. Bloomington 1974, Nr. 16. Literatur: Heinrich Lausberg, LThK2 1 (1957) Sp. 1141 f. – Moritz Steinheimer: A. m. s. In: Lex. der Marienkunde. Bd. 1. Regensburg 1967, Sp. 501 f. – Walther Lipphardt, VL2 1 (1978) Sp. 565–568; 11 (2004) Sp. 193. – G¨unther Bernt/Roswitha Wisniewski: MarLex 1 (1988) S. 317 f. – Adolf Adam: LThK3 1 (1993) Sp. 1307. – Gisela Vollmann-Profe/Red., Killy2 1 (2008) S. 270. – Clemens Blume: Unsere liturgischen Lieder. Regensburg 1932, S. 204 u. o¨ . – Joseph Pascher: Das liturgische Jahr. Mu¨ nchen 1963, S. 618 f. – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA. Mu¨ nchen 1968. – Gisbert Kranz: Europas christliche Lit. von 500–1500. Mu¨ nchen 1968, S. 158 u. o¨ . – Cornelis Soetemann: Dt. geistliche Dichtung des 11. und 12. Jh. Stuttgart 1971, S. 79 u. o¨ . – Gerhard M. Sch¨afer: Unters. zur deutschsprachigen Marienlyrik im 12. und 13. Jh. G¨oppingen 1971. – Hennig Brinkmann: ‹Ave praeclara› in dt. Wiedergabe. In: Stud. zur dt. Lit. und Sprache des MA. FS 549
2. H¨alfte 12. Jh. Hugo Moser. Hg. v. Werner Besch u. a. Berlin 1974, S. 8–30. – H. Lausberg: Der Hymnus A. m. s. (Abh. der Rheinisch-Westf¨alischen Akad. der Wiss. 61). Opladen 1976. – Robert Weber: Ambroise Autpert serait-il l’auteur de l’hymne A. m. s.? In: Revue b´en´edictine Bd. 88 (1978) S. 159–162. – R. Wisniewski: Kreuzzugsdichtung. Idealit¨at in der Wirklichkeit. Darmstadt 1984, passim. – Joseph Sz¨ov´erffy: Marianische Motivik der Hymnen (Medieval classics18). Leyden 1985, S. 14 u. o¨ . – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. Mu¨ nchen 32000, S. 321. SF Innozenz III. (Lothar von Segni), * um 1160/61 Gavignano bei Segni, † 16.7.1218 Perugia. – Dt. Bearbeitungen der Schriften des sp¨ateren Papstes I. De miseria humanae conditionis und De missarum mysteriis, Ende 12. Jh. I. wurde als Sohn des Grafen Trasimund und der r¨omischen Patrizierin Claricia Scotti als Lotario dei Conti di Segni geboren. Seine Ausbildung erhielt Lothar in Rom, Paris und Bologna; 1189 ernannte man ihn zum Kardinal. Das Amt des Papstes bekleidete er von 1198 bis 1216. Die Aufnahme I.’ im dt. Gebiet ist einzigartig durch die polemischen Auseinandersetzungen → Walthers von der Vogelweide mit dem Papst (Anklage gegen Rom, Verurteilung des doppelz¨ungigen Papstes, der Papst als Simonist, neuer Judas und als Hirte im Wolfspelz) und die Verteidigung des Papstes durch → Thomasin von Zerclaere. Die im dt. Gebiet rezipierten Schriften I.’ stammen vorwiegend aus seiner Zeit als Kardinal. Der Schwerpunkt liegt auf der zwischen 1190 und 1194 entstandenen Schrift De miseria humanae conditionis, die als eines der bekanntesten asketischen Werke des MA (ca. 670 Handschriften, zahlreiche Drucke) gilt. Ziel ist die Ausrottung der «superbia», zentrales Thema die Unvollkommenheit des menschlichen Daseins. Buch I schildert in pessimistischem Grundton das allgegenw¨artige menschliche Elend, das zweite Buch bietet einen S¨undenspiegel. H¨olle und Verdammnis stellen die vorherrschenden Themen in Buch III dar. Dt. Rezeption: ¨ 1. M¨ahrische Ubersetzung des 14. Jh.: Olm¨utz/ Olomouc, Wiss. Bibl., Cod. M I 74 (olim 1 VI 4 = I f 4), 66va–87vb (um 1370). Wegen ihrer N¨ahe zu → Johann von Neumarkt wird dieser Bearbeitung in der Forschung besondere Aufmerksamkeit zuteil. 550
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2. H¨alfte 12. Jh. 2. Bearbeitung des → Petrus von Ainstetten: Budapest, Sz´ech´eny`ı-Nat.-Bibl., Cod. germ. 10, 2r–225v (aus Millstatt/K¨arnten, Mitte 15. Jh.). 3. Heiligenkreuz, Stiftsbibl., Cod. 165, f. 209–233. 4. Berlin, SBB, Mgq 1133, 54r–69v (zweite H¨alfte 15. Jh.s, bair.). Quelle und Vorbild war die Schrift u. a. f¨ur → Hugos von Langenstein Martina, f¨ur den gereimten S¨undenspiegel von → Josep(e) und f¨ur den Ackermann des → Johannes von Tepl. De missarum mysteriis (De sacro altaris mysterio), ein Traktat u¨ ber Messe und Eucharistie, entstand ¨ zwischen 1195 und 1197. Eine dt. Ubertragung im eigentlichen Sinn ist nicht bekannt, die wohl in das Ende des 14. Jh. zu datierende Messerkl¨arung In der heiligen cristenheit ist gewonheit stellt aber eine weit verbreitete Bearbeitung des I.-Textes dar. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgo 282, 98r–158v (1421). – Heidelberg, UB, Cpg 411, 8v–47v. – Melk, Stiftsbibl., Cod. 970 (olim 347), S. 138–192 (geschrieben von Lienhard → Peuger). – M¨unchen, BSB, Cgm 790, 81r–106v. – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI 43d, 253r–281v. – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. a VII 35, 141r–174v. – ¨ Wien, ONB, Cod. 14269, 179r–208r (1435). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 29.4, Aug. 4°, 127r–195v (1469). – Ferner ist eine Sonderredaktion u¨ berliefert: Dillingen, Kreis- und Stud. Bibl., Cod. XV 131, 1r–42v. – (olim) Graz, Priv. o. S., 8r–36v (vgl. Anton E. Sch¨onbach: Notiz. In: ZfdA 20 [1876] S. 117 f.). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 372, 112r–135v. Predigten I.’ sind im verbreiteten mndl. Traktat Fundament vander kirstenre gelouen verwendet. Mnd. Textzeugen des Traktats gehen unter dem Titel Speyghel des cristen ghelouven (→ Spiegel des Christenglaubens). Ausgaben: De miseria humanae conditionis: PL 217, Sp. 701–746 (u. d. T. De contemptu mundi). – Michele Maccarone (Hg.): Cardinalis (Innocentii III) ‹De miseria ...› (Thesaurus Mundi). Lucani 1955. – Robert E. Lewis (Hg.): Lotario dei Segni (Pope Innocent III), ‹De miseria›. Athens/USA 1978. – Geyer (s. Lit.). – Christian Kiening: Schwierige Modernit¨at. Der ‹Ackermann› des Johannes v. Tepl und die Ambiguit¨at hist. Wandels (MTU 113). T¨ubingen 1998, S. 524–575. – De missarum mysteriis (De sacro altaris mysterio): PL 217, Sp. 773–916. 551
Jesu dulcis memoria Literatur: Kurt Ruh VL2 4 (1983) Sp. 388–395; 11 (2004) Sp. 711 f. – Georg Schwaiger, TRE 16 (1987) S. 175–182. – Michael Hanst, BBKL 2 (1990) Sp. 1281–1285. – Werner Maleczek, LexMA 5 (1991) Sp. 434–436. – Theo K¨olzer, LThK3 5 (1996) Sp. 516. – W. Maleczek, RGG4 4 (2001) Sp. 160 f. – Friedrich v. Hurter: Gesch. Papst Innocenz des Dritten und seiner Zeitgenossen. Vier Bde. Hamburg 1834–36. 31841–44. – Adolf Franz: Die Messe im dt. MA. Beitr. zur Gesch. der Liturgie und des religi¨osen Volkslebens. Freiburg i. Br. 1902 (Nachdr. Darmstadt 1963). – Achille Luchaire: Innocent III. Sechs Bde., Paris 1904–08 (Nachdr. Farnborough 1969). – M. Florin: Innocenz III. als Schriftsteller und als Papst, ein Vergleich. In: Zs. f¨ur Kirchengesch. 45 (1927) S. 344–357. – Joseph Clayton: Pope Innocent III and His Times. Milwaukee 1941. – Giuseppe Barbero: La dottrina eucaristica negli scritti di Papa Innocenzo III. Diss. Rom 1953. – Walter Wili: I. ¨ III. und sein ‹Uber das Elend des menschlichen Daseins›. In: Humanismus, Mystik und Kunst in der Welt des MA. Hg. v. Joseph Koch. Leiden 1953, S. 125–136. – Helene Tillmann: Papst Innocenz III. (Bonner hist. Forsch. 3). Bonn 1954. – Friedrich Kempf: Papsttum und Kaisertum bei Innocenz III. Die geistigen und rechtlichen Grundlagen seiner Thronstreitpolitik. Rom 1954. – Mario di Pinto: Il ‹De Miseria conditionis humanae› di Innocenzo III. In: Studi Medievali in onore di Antonino De Stefano. Palermo 1956, S. 177–201. – Klaus Brandmeyer: Rhetorisches im ‹ackerman›. Unters. zum Einfluß der Rhetorik und Poetik des MA auf die literarische Technik Johanns v. Tepl. Diss. Hamburg 1970. – Michele Maccarone: Studi su Innocenzo III. Padua 1973. – Wilhelm Imkamp: Das Kirchenbild Innocenz’ III. (1198–1216). Stuttgart 1983. – Theo Holzapfel: Papst I. III., Philipp II. August, K¨onig v. Frankreich und die englisch-welfische Verbindung 1198–1216. Frankfurt/M. 1991. – Carl-Friedrich Geyer: Vom Elend des menschlichen Daseins. Hildesheim u. a. 1990 ¨ (nhd. Ubersetzung). – Christoph Egger: Papst I. III. als Theologe. Beitr. zur Kenntnis seines Denkens im Rahmen der Fr¨uhscholastik. In: Archivum Historiae Pontificiae 30 (1992) S. 55–124. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. SF Mu¨ nchen 42000, S. 292, 400. ¨ Jesu dulcis memoria (dt.). – Dt. Ubertragungen einer oft → Bernhard von Clairvaux zugeschriebenen, wahrscheinlich aber von einem englischen 552
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Bonus (Marienmirakel vom Bischof Bonus) Zisterzienser (Ende 12. Jh.) verfassten lat. Dichtung. Thema des Textes sind das ehrende Andenken Jesu und die Sehnsucht nach seiner «praesentia». Er bestand urspr¨unglich aus 42 einreimigen ambrosianischen Hymnenstrophen und ist mit u¨ ber 88 Handschriften (mit variierendem Strophenbestand) breit u¨ berliefert. Ausgaben: Franz J. Mone: Lat. Hymnen des MA. Bd. 1. Freiburg i. Br. 1853, S. 329–333. – PL 184, Sp. 1317–1320. – Antiphonale monasticum pro diurnis horis. Paris u. a. 1934, S. 278. – Andr´e Wilmart: Le ‹Jubilus› dit de Saint Bernard (Storia e Letteratura 2). Rom 1944. – Heinrich Lausberg: Hymnologische und hagiographische Stud. Bd. 1: Der Hymnus J. d. m. Mu¨ nchen 1967, S. 491–502 (Disponierter Lese-Text des Hymnus). ¨ Hochdt. und nd./ndl. Ubertragungen: Außer ¨ a. und d. entstammen wahrscheinlich alle Ubertragungen dem 15. Jh. und sind meist ohne Melodie u¨ berliefert. a) Nie wart gesungen s¨uzer gesanc: elf gereimte Strophen. M¨unchen, BSB, Cgm 717, 68v–69r (1348). Ausgaben: August H. Hoffmann v. Fallersleben: Gesch. des dt. Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit. Hannover 31861, Nr.167. – Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, Nr. 488. – Wilhelm Bremme: Der Hymnus J. d. m. in seinen ¨ lat. Hss. und Nachahmungen sowie dt. Ubersetzungen. Mainz 1899, Nr. 1. b) Der s¨uzz gedanch an ihesum christ: 44 gereimte Strophen. Wien, Schottenkloster, Cod. 295, 68r–70r. Ausgaben: Wackernagel, Nr. 810. – Bremme, Nr. 4. c) Jhesu wan ich gedencke an dich: 44 gereimte Strophen. K¨oln, Hist. Arch., Cod. G. B. f° 47, 92r–93r. – Ebd., Cod. W. 4° 141, 149v–155r. Ausgaben: Hoffmann v. Fallersleben, Nr. 168. – Wackernagel, Nr. 811. – Bremme, Nr. 5. d) Jhesus soite betrachtinge: Osnabr¨uck, Staatsarch., Dep. 58 Hs C IX. 48 gereimte Strophen. Ausgabe: Rudolph Langenberg: Quellen und Forschungen zur Gesch. der dt. Mystik. Bonn 1902. – H¨olschers Hs. Ausgabe: Bernhard H¨olscher: Nd. geistliche Lieder aus dem M¨unsterlande. Berlin 1854, S. 135–138. – Hs. in Hildesheimer Privatbesitz. Ausgabe: J. G. M¨uller. In: NdJb 5 (1879) S. 56–59. 553
2. H¨alfte 12. Jh. e) O Jesu soete aendachticheit: 16 gereimte Strophen. SBB, mgo 185. Ausgabe: A. H. Hoffmann v. Fallersleben: Ndl. geistliche Lieder des 15. Jh. (Horae Belgicae 10). Hannover 1854, S. 184 f. – Bremme, Nr. 7. f) Jesus suess dein gedachtnus ist: 44 rhythmische, teilweise gereimte Strophen. M¨unchen, BSB, Cgm 858, 126r–130v. Ausgabe: Berta Gillitzer: Die Tegernseer Hymnen des Cgm 858. M¨unchen 1942, 18–23. g) Jesu gedachtn¨us suezz du pist: 45 gereimte Strophen, jeweils im Anschluss an die entsprechende lat. Strophe (14. Jh.). Berlin, SBB, Mgf 1107, 526v–528v. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 7364, 527v–530r. Ungedruckt. h) Prosa¨ubertragungen: Berlin, SBB, Mgo 194, 288v–293v. – Br¨ussel, Kgl. Bibl., Ms. 21953, 78r–80v. – Karlsruhe, LB, Cod. St. Peter 9, 30v–37v. – Trier, Dombibl., Hs. 14, 140r–145r. i) Kleines dt. Lied v. der Jesusliebe in der Hs. Basel, UB, B XI 8, 1rv, wahrscheinlich fr¨uhes 14. Jh. Ausgabe: Wackernagel, Nr. 489. Literatur: Burghart Wachinger, VL2 4 (1983) Sp. 518–520. – Wilhelm Bremme: Der Hymnus J. d. m. in seinen lat. Hss. und Nachahmungen sowie ¨ dt. Ubersetzungen. Mainz 1899. – Frederic J. E. Raby: A History of Christian-Latin Poetry from the Beginnings to the Close of the Middle Ages. Oxford 21953, S. 326, 329 f. – Etienne Gilson: La mystique cistercienne et le J. d. m. In: Ders.: Les ide´es et les lettres. Paris 21955, S. 39–57. – Wilmart (s. Ausg.). – Lausberg (s. Ausg.). – Ders.: Zum Hymnus J. d. m. In: Martyria, Leiturgia, Diakonia. FS Hermann Volk. Hg. v. Otto Semmelroth. Mainz 1968, S. 361–369. SF Bonus (Marienmirakel vom Bischof Bo¨ nus). – Altestes dt. gereimtes Marienmirakel in 241 Reimpaarversen, Ende 12. Jh.(?). ¨ Das wohl in Osterreich entstandene Marienmirakel, das den vermutlich von Herbert von Losinga, dem ersten Bischof von Norwich († 1119) in Auftrag gegebene Rhythmus de casula S. Boni (Ausgabe: Moriz Haupt, ZfdA 3, 1843, S. 300–304) als Quelle hat, erz¨ahlt von einem Bischof, der nach einer Marienvision beim n¨achtlichen Gebet in der Kathedrale im Auftrag Marias die Messe feiert und daf¨ur von Maria ein Messgewand, ohne Naht und duftend wie Balsam, erh¨alt. Der Nachfolger des Bischofs strebt nach der gleichen Vision, schl¨aft aber u¨ ber dem Gebet ein und erwacht am Morgen 554
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2. H¨alfte 12. Jh. in seinem Bett. Den Prolog (V. 1–15, Anrufung Marias) und V. 173–204, in denen B. das Wunder ¨ mitteilt, hat der Ubersetzer hinzugef¨ugt. Der durch Dreireime in ungleiche Abschnitte gegliederte Text steht formal u. a. in der N¨ahe des → Rheinauer Paulus, des Priesterlebens des → Heinrich von Melk und des → Thomas von Kandelberg. Einige Verse (V. 123–126) klingen w¨ortlich an das → Himmlische Jerusalem an. ¨ Uberlieferung: Melk, Stiftsbibl. Cod. 1547, 106v–111v (Perg., ca. 1350). – Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Regin. lat. 1423, 110r–114v (Perg., 1347). Ausgaben: Moriz Haupt, ZfdA 2 (1842) S. 208–213 (nach der Melker Hs.). – Edward Schr¨oder (Hg.): Die dt. Marienlegende vom Bischof B. In: Nachrichten v. der Ges. der Wiss. zu G¨ottingen. Phil.-Hist. Kl. 75 (1924) S. 1–13 (krit. Ausg.). – Mutter der Barmherzigkeit. Ma. dt. Mirakelerz¨ahlungen v. der Gottesmutter. Ausgew¨ahlt und aus dem Altdt. u¨ bertragen v. Manfred Lemmer. Leipzig 1986, S. 110–115. Literatur: Konrad Kunze, VL2 1 (1978) Sp. 952 f.; 11 (2004) Sp. 273. – Moriz Haupt, ZfdA 3, 1843, S. 299 f. – Die geistliche Dichtung des MA. Zweiter Teil: Die Legenden und die Deutschordensdichtung. Bearb. v. Paul Piper (Dt. National-Litteratur. Hist. krit. Ausg. 3,1,2). Berlin/Stuttgart [1889], S. 49–51 (teilw. Abdruck). – Albert Leitzmann: Kleinere mhd. Erz¨ahlungen, Fabeln und Lehrgedichte. Bd. 1: Die Melker Hs. (DTM 4). Berlin 1904, S. I-XIV. – Elisabeth Peters: Quellen und Charakter der Paradiesvorstellungen in der dt. Dichtung vom 9. bis 12. Jh. (Germanistische Abh. 48). Breslau 1915. Hildesheim/New York 1977, S. 100. – Richard Scholl: Thomas v. Kandelberg. Eine mhd. Marienlegende (Form und Geist 7). Leipzig 1928, S. 68, 70, 83. – E. Schr¨oder: Zum Text des ‹B.›. In: ZfdA 75 (1938) S. 114. – De Saint Bon, e´ vˆeque de Clermont. Miracle ver´ critique d’apr`es sifi´e par Gautier de Coinci. Ed. tous les manuscrits connus par Grigorij L. Lozinskij (Suomalaisen Tiedeakademian Toimituksia, Sarja B, 40,1). Helsinki 1938. – Hannelore B¨uhler: Die Marienlegenden als Ausdruck ma. Marienverehrung. Diss. K¨oln 1965, S. 69, 75. – Hans Heinrich Weber: Stud. zur dt. Marienlegende des MA am Beispiel des Theophilus. Diss. Hamburg 1966, S. 113, 126, 129 f. – Hans Schottmann: Die isl¨andische Mariendichtung. Unters. zur volkssprachigen 555
Konrad von Fußesbrunnen Mariendichtung des MA (M¨unchner germanistische Beitr. 9). Mu¨ nchen 1973, S. 384 f. – Christian Thelen: Das Dichtergebet in der dt. Lit. des MA. Berlin/New York 1989 (Reg.). – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 326 f. – Fritz Peter Knapp: Die Lit. des Fr¨uh- und HochMA in den Bist¨umern Passau, Salzburg, Brixen und Trient v. den Anf¨angen bis ¨ zum Jahre 1273 (Gesch. der Lit. in Osterreich v. den Anf¨angen bis zur Gegenwart 1). Graz 1994, S. 246. BJ Konrad von Fußesbrunnen, * wahrscheinlich um 1160. – Epiker. K. ist ausschließlich als Verfasser des mhd. geistlichen Reimpaarepos Die Kindheit Jesu bekannt. Er ist h¨ochstwahrscheinlich mit einem Angeh¨origen des edelfreien Geschlechts von Fußesbrunnen (entspricht dem heutigen Feuersbrunn bei Krems, Nieder¨osterreich) identifizierbar, der 1182 in zwei Urkunden des Codex traditionum (Klosterneuburg) erw¨ahnt wird. Die Entstehung der Kindheit Jesu l¨asst sich aufgrund von stilistischen Merkmalen auf den Zeitraum zwischen 1195 und 1220 datieren; das Epos umfasst 3027 paarweise gereimte Verse. Der Name des Verfassers ist (in den Handschriften B und C) am Schluss genannt. Der Prolog schildert die Motivation zum Werk aus Reue u¨ ber die weltlichen Jugenddichtungen des Verfassers. Die Kindheit Jesu ist die einzige religi¨ose Dichtung gr¨oßeren Umfangs, die in der Epikergeneration um 1200 anzusiedeln ist. Der Aufbau ist dreigliedrig; Prolog und Epilog bilden den Erz¨ahlrahmen. Der erste Teil zeigt das Leben der Jungfrau Maria von der Verm¨ahlung mit ¨ Joseph bis zum Aufbruch nach Agypten. Die Flucht der hl. Familie und die Gefangennahme durch einen Straßenr¨auber bilden den Inhalt des zweiten Teils. Der Sch¨acher wird jedoch bekehrt und erweist sich schließlich als ausgesprochen gastfreundlich. K. schildert ausf¨uhrlich die Szene der Einkehr in das Haus des guten Sch¨achers, die in der Hauptquelle der Dichtung, dem apokryphen Evangelium Pseudo-Matthaei, nicht zu finden ist, und nimmt diese f¨ur das Werk zentrale Szene zum Anlass f¨ur die detaillierte Schilderung h¨ofischer Verhaltensformen; die Dichtung bietet eine h¨ofisierende Bibelerz¨ahlung. Das Epos endet mit Beschreibungen der Wundertaten des Jesuskindes in Nazareth und mit einer Schlussbemerkung des Dichters. 556
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Lucidarius Einfl¨usse aus den fr¨uhen Werken → Hartmanns von Aue auf das Werk sind m¨oglich, gelten aber als nicht gesichert. Teile der Dichtung K.s wurden wiederum in Bruder → Philipps Marienleben, in das → Passional und in das → Klosterneuburger Evangelienwerk eingearbeitet. ¨ ¨ Uberlieferung Vollst. Hss.: Wien, ONB, Cod. 2742* (Wien?, Mitte 13. Jh.; Textaussparung V. 139–1316) (A). – Ebd., Cod. 2696 (Anfang 14. Jh., o¨ stliches Mittelbair. Leiths. des krit. Textes) (B). – Karlsruhe, LB, Cod. Don. 74 (Anfang 14. Jh., ostalemannisch; wichtigster Textzeuge einer formal und inhaltlich gl¨attenden, verst¨andniserleichternden Bearb.) (C). Fragm.: Leipzig, UB, Ms. 1614 (D). – Berlin, SBB, Mgf 923, Nr. 13 (E). – M¨unchen, BSB, Cgm 5249, Nr. 34 (F). – Tepl, ehemalige Stiftsbibl., Cod. ψ. VI. 40 (Hs. verschollen) (G). – Innsbruck, UB, Fragm. 67 (H). – Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 627 (I). – Berlin, SBB, Mgf 1021 (L). Das Fragment L bildet einen Teil des St. Galler Cod. 857 (13. Jh.), der auch → Wolframs v. Eschenbach Parzival, Willehalm, das → Nibelungenlied und Karl den Großen des → Stricker enth¨alt. Die Kindheit Jesu ist damit in einen h¨ofischen Kontext eingebettet. Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 1242 (M). – Schaffhausen, StB, Gen. 8 (N). – z. T. stark k¨urzende Prosaaufl¨osung im Rahmen des Klosterneuburger ¨ Evangelienwerks. Die Uberlieferung verlief in zwei Str¨angen und ist bis ins 14. Jh. nachgewiesen. Ausgaben: Hans Fromm u. a.: K. v. F. Die Kindheit Jesu. Berlin/New York 1973. – Kurt G¨artner: Zur neuen Ausg. und zu neuen Hss. der ‹Kindheit Jesu› K.s v. F. In: ZfdA 105 (1976) S. 11–53. – H. Fromm u. a.: Die Kindheit Jesu. Ausgew¨ahlte ¨ Abb. zur gesamten hsl. Uberl. G¨oppingen 1977. – Michael Stolz: Der Cod. Sangallensis 857. Konturen einer bedeutenden mhd. Epenhs. In: Die St. Galler Nibelungenhs. Parzival, Nibelungenlied und Klage, Karl, Willehalm. Faks. des Cod. 857 der Stiftsbibl. St. Gallen und zugeh¨origer Fragm. CD-Rom mit einem Begleith. Hg. v. der Stiftsbibl. St. Gallen und dem Basler Parzival-Projekt. (Codd. Electronici Sangallensis 1). St. Gallen 22005. Literatur: Ehrismann 2,2 (1935) S. 361–363. – H. Fromm, NDB 12 (1980) S. 538 f. – Ders., VL2 5 (1985) Sp. 172–175. – Katharina Colberg, LexMA 5 (1989) Sp. 1357 f. – Werner J. Hoffmann, MarLex 3 (1991) S. 612 f. – Walter Buckl, LThK3 6 (1997) Sp. 276. – Hans Fromm/Heiko Hartmann, Killy2 6 (2009) S. 624 f. – Karl Bartsch: 557
2. H¨alfte 12. Jh. K. v. F. und Konrad v. Heimesfurt. In: Germania 8 (1863) S. 307–330. – Emil Oehmann: Zur ‹Kindheit Jesu› K.s v. F. (Annales Universitatis Aboensis B 8). Turku 1929. – Albert Leitzmann: Die Sprache K.s v. F. In: AfdA 67 (1930) S. 169–173. – Edward Schr¨oder: Die Heimat des K. v. F. In: ebd., S. 174–176. – Rosemarie Woelfert: Wandel der religi¨osen Epik zwischen 1100 und 1200. Dargestellt an Frau Avas ‹Leben Jesu› und der ‹Kindheit Jesu› des K. v. F. Diss. T¨ubingen 1964. – Achim Masser: Bibel, Apokryphen und Legenden. Geburt und Kindheit Jesu in der religi¨osen Epik des dt. MA. Berlin 1969. – H. Fromm: Stemma und Schreibnorm. Bemerkungen anl¨aßlich der ‹Kindheit Jesu› des K. v. F. In: FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig u. a. M¨unchen 1971, S. 193–210. – G¨artner (s. Ausg.). – A. Masser: Bibel- und Legendenepik des dt. MA. Berlin 1976. – Cola Minis: ‹leit› in ‹Die Kindheit Jesu› v. K. v. F. und dem ‹Alten Passional›. In: AB¨aG 12 (1977) S. 137. – Rolf Br¨auer (Hg.): Dichtung des europ¨aischen MA. Ein F¨uhrer durch die erz¨ahlende Lit. Mu¨ nchen 1991. – Nikolaus Henkel: Religi¨oses Erz¨ahlen um 1200 im Kontext h¨ofischer Lit. Priester Wernher, K. v. F., Konrad v. Heimesfurt. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Hg. v. Timothy R. Jackson u. a. T¨ubingen 1996, S. 1–21. – Leslie P. Johnson: Die h¨ofische Lit. der Bl¨utezeit (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit. Bd. 2,1). T¨ubingen 1999. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 328. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. SF Mu¨ nchen 52004, S. 380 f. – Stolz (s. Ausg.). Lucidarius (Großer oder dt. L.). – Geistliche Enzyklop¨adie des 12. Jh. ¨ Die Uberlieferungsgeschichte dieses etwa zwischen 1190 und 1195 von einem anonymen Verfasser geschriebenen mhd. Prosakompendiums geistlichen und weltlichen Wissens ist noch nicht restlos erforscht. Der L. ist in zwei Fassungen u¨ berliefert: Fassung A umfasst zwei, Fassung B drei B¨ucher. Die in der Forschung heftig diskutierte Frage nach der Priorit¨at einer der Fassungen konnte bislang nicht gekl¨art werden. Beide besitzen einen eigenen gereimten Prolog; nur der A-Prolog berichtet auch von den Entstehungsumst¨anden des Werks, welches von Heinrich dem L¨owen (gest. 1195) in Auftrag gegeben und durch dessen Kapl¨ane in der Stadt Braunschweig umgesetzt worden sein soll. Herzog 558
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2. H¨alfte 12. Jh. Heinrich wollte das Werk urspr¨unglich wegen seines kostbaren Inhalts Aurea Gemma nennen, doch setzte sich der Titel L. durch, weil es ein «(Er-) Leuchter» sei. Das Werk, eine Verbindung von geistlicher Summa und Realiensumma in drei B¨uchern, war f¨ur Laien bestimmt und ist in der Form eines Prosadialogs zwischen einem «meister» und einem ihn fragenden Sch¨uler («jungen») geschrieben. Das erste Buch umfasst Sch¨opfung (Asien, Europa, Afrika) und Jenseits (H¨olle, Himmel, Paradies), Entstehung des Lebens sowie kosmologische und astrologische Erscheinungen und ist nach dem trinitarischen Grundplan des Werks Gott Vater zugeordnet. Das zweite, Christus zugeordnete Buch widmet sich religi¨osen Fragen (Menschwerdung Christi, S¨undenfall usw.) und dem liturgischen Leben. Das dritte, dem Hl. Geist zugeordnete Buch beschreibt die Zukunft nach dem irdischen Sein: Himmel und H¨olle, Verdammung, Auferstehung, Ende der Welt, J¨ungstes Gericht. Als Hauptquellen gelten das Elucidarium (f¨ur die Einleitung des ersten und das ganze dritte Buch) und Imago mundi (f¨ur kosmologische und naturwissenschaftliche Angaben) des → Honorius Augustodunensis, die Philosophia mundi des → Wilhelm von Conches und De divinis officiis des → Rupert von Deutz. L. war stark verbreitet, wie die zahlreichen Handschriften und die (teilweise sehr frei mit dem Text umgehenden) Drucke zeigen (Erstdruck Augsburg 1479). Eine selbstst¨andige nd. Bearbeitung stellt die L¨ubecker Ausgabe von 1520 dar; Jacob Cammerlanders Ein newer M. Elucidarius von 1535 bearbeitet den Text in protestantischem Sinne. Die Frankfurter Drucke f¨ugen den L. seit 1566 Jakob → K¨obels Bauern-Compaß bei, seit 1655 erscheint der L. oft unter dem Titel Kleine Cosmographia (so 1806 zuletzt gedruckt). Inhaltlich und formal wirkte L. direkt auf Seifried → Helbling, welcher seine satirische Dichtung selbst Kleiner L. nennt. Spuren des literarischen Einflusses zeigen sich auch bei → Wolfram von Eschenbach. Ferner beruhen auf L. der mndl. Prosa-Lucidarius (um 1300), ein tschechischer L. (um 1400, Erstdruck 1498); der d¨anische L. (um 1300, letzter Druck 1892) ist eine freie Bearbeitung. ¨ ¨ Uberlieferung: Uberl. in u¨ ber 90 Hss. und einer Vielzahl an Drucken. Vgl. Schorbach (s. Lit.). 559
Lucidarius Ausgaben: Felix Heidlauf (Hg.): L. aus der Berliner Hs. hg. Berlin 1915 (Neudr. 1970). – Dagmar Gottschall/Georg Steer (Hg.): Der dt. L. Bd. 1 (TTG 35). T¨ubingen 1994. – Marlies Hamm: Der dt. L. Bd. 3 (TTG 37). T¨ubingen 2002. Literatur: Ehrismann 2,2,2 (21959) S. 436 f. – Georg Steer, VL2 5 (1985) Sp. 939–947. – Dagmar Gottschall u. a., LexMA 5 (1991) Sp. 2159–2162. – De Boor/Newald2 4/1 (1994) S. 348 f. – G. Steer/J¨urgen Wolf, Killy2 7 (2010) S. 531 f. – Karl Schorbach: Stud. u¨ ber das dt. Volksbuch L. und seine Bearb. in fremden Sprachen. Straßburg 1894. – Antonin Archangelsky: Zur Gesch. des dt. Lucidarius. In: ZfdA 41 (1897) S. 296–300. – Felix Heidlauf: Das mhd. Volksbuch L. Diss. Berlin 1915. – Edward Schr¨oder: Die Reimvorreden des dt. L. In: Nachr. von der Kgl. Ges. der Wiss. zu G¨ottingen, phil.-hist. Kl. (1917) S. 153–172. – G¨unther Glogner: Der mhd. L., eine ma. Summa. Mu¨ nster 1937. – Jacob Nachbin: Beitr. zum Stud. des dt. L. In: ZfdPh 63 (1938) S. 365–375. – ¨ Marie-Luise Dittrich: Zur a¨ ltesten Uberl. des dt. L. In: ZfdA 77 (1940) S. 218–255. – Gerhard Eis: Ein L.-Auszug. In: PBB (T¨ub.) 79 (1957) S. 380–384. – Klaus Sch¨onfeld: L.-Ausz¨uge in astronomischen Hss. des 15 Jh. In: Centaurus 8 (1963) S. 85–90. – Joachim Bumke: Wolfram v. Eschenbach. Stuttgart 1964. 82004, S. 60. – Eva Uhrov´a: Bemerkungen zum dt. und alttschechischen L. In: Sborn´ık prac´ı filozofick´e fakulty brnensk´e univerzity. N´arec´ı na Breclavsku a v Doln´ım Pomorav´ı (Brno) Reihe 13 D (1966) S. 57–68. – Volker Mertens: Ein L.-Fragm. des 12. Jh. In: ZfdA 97 (1968) S. 117–126. – Rudolphus Theodorus Maria van Dijk: De Kampse fragmenten van de Dietsche L. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taalen Letterkunde 90 (1974) S. 106–131. – Ulrich Goebel: Wortindex zur Heidlaufschen Ausg. des L. Amsterdam 1975. – G. Steer: Der dt. L. – ein Auftragswerk Heinrichs des L¨owen. In: DVjs 59 (1990) S. 1–25. – Joachim Bumke: Heinrich der L¨owe und der L.-Prolog. In: DVjs 64 (1995) S. 603–633. – L. Peter Johnson: Die h¨ofische Lit. der Bl¨utezeit (1160/70–1220/30) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,1). T¨ubingen 1999, S. 447–450 u. o¨ . – M. Hamm: Wer war Herzog Heinrich? Der L. und die Entstehung des A.-Prologes. In: ZfdA 131 (2002) S. 290–307. – J¨urgen Hamel/Kurt Heydeck: Immerw¨ahrender Kalender, Heinrich v. M¨ugeln, Psalmenkomm., L. In: Aderlaß und Seelentrost. 560
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Millst¨atter Genesis ¨ Die Uberl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jo¨ rg Becker/Eef Overgaauw. Mainz 2003, S. 376–378. – Eberhard Nellmann: Der L. als Quelle Wolframs. In: ZfdPh 122 (2003) S. 48–72. – Helgard Ulmschneider: Wistumes vil, vremde mere oder zum zit vertriben? Zur ¨ Uberl. der Prologe des dt. ‹L.› in den ma. Hss. In: ZfdA 138 (2009) S. 141–165. SF Millst¨atter Genesis (Altdeutsche Genesis). – Fr¨uhmhd. Genesisdichtung aus der Millst¨atter Handschrift. Die M. G. wird von der → Millst¨atter Handschrift (M) u¨ berliefert, die außer der M. G. u. a. noch eine → Physiologus-Bearbeitung (→ Millst¨atter Reimphysiologus), die → Altdeutsche (Millst¨atter) Exodus und die → Millst¨atter S¨undenklage enth¨alt (M. G. und Exodus illustriert). Die Dichtung ist in prinzipiell vierhebigen, aber sehr variablen unabgesetzten Versen mit Endreim verfasst; der Autor ist unbekannt. Noch zwei weitere Fassungen dieser fr¨uhmhd. Genesisdichtung sind u¨ berliefert, die → Wiener Ge¨ nesis (W, Wien, ONB, Cod. 2721, 1r-129v) und die → Vorauer B¨ucher Mosis (V, Vorau, Stiftsbibl., ¨ Cod. 276, 78r–87v, enth¨alt aus diesem Uberlieferungsstrang nur die Geschichte Josephs). Diese Gesamt¨uberlieferung wird unter dem Begriff Altdeutsche Genesis zusammengefasst, der auf eine gemeinsame a¨ltere Vorstufe verweist. Die M. G. ist eine j¨ungere Bearbeitung der urspr¨unglicheren W-Fassung, ihr Charakter gegen¨uber W ist v. a. formal gl¨attender Art (Reim, Versbau, Beseitigung alter W¨orter). Beide Fassungen scheinen – wie der Millst¨atter Reimphysiologus und die Exodus – auf eine nicht erhaltene Vorlage *WM zur¨uckzugehen, w¨ahrend V auf eine fr¨uhere Quelle, vermutlich eine allen drei Fassungen gemeinsame Vorstufe *WMV schließen l¨asst. ¨ ¨ Alle Uberlieferungstr¨ ager stammen aus Osterreich (W und M vermutlich aus K¨arnten). Die Niederschriften von W und V d¨urften im letzten Viertel des 12. Jh. stattgefunden haben, vielleicht auch die von M, f¨ur die aber auch das fr¨uhe 13. Jh. ansetzbar ist. Als Entstehungszeitraum der Urfassung der Altdeutschen Genesis bietet sich anhand metrischsyntaktischer Analysen der Beginn der fr¨uhmhd. Dichtung in der zweiten H¨alfte des 11. Jh. nach 1050 an; in jedem Fall muss die Abfassung vor 1122 abgeschlossen worden sein, da im Text die Laieninvestitur erw¨ahnt wird, die mit dem Wormser Konkordat ein Ende fand. 561
2. H¨alfte 12. Jh. Textgrundlage und Erz¨ahlrahmen der M. G. ist das alttestamentliche Buch Gen von der Sch¨opfung bis zu Josephs Tod. Die biblische Vorlage wird im Hinblick auf die feudale Gesellschaft modifiziert. Vom Bibeltext abweichende Elemente sind die Engelserschaffung und der Luzifersturz, die in die Einleitung integriert sind. Am Textschluss stellt eine auf Christi Opfertod verweisende Interpretation des Jakobssegens (Gen 49, 3–27) einen heilsgeschichtlichen Rahmen her. F¨ur diese Interpretation wurden mit großer Wahrscheinlichkeit Genesiskommentare verwandt, u¨ ber die Heranziehung und die Bedeutung weiterer Nebenquellen herrscht Unklarheit. Zur Schilderung des Paradieses wurden sicher die Etymologien → Isidors von Sevilla konsultiert, desweiteren wom¨oglich Alcimus Avitus und Laktanz f¨ur die Abschnitte zum Luzifersturz und zur Erschaffung des Menschen. Gelegentlich schiebt der Dichter Deutungen des biblischen Textes im Sinne moralischer Nutzanwendungen ein. Dass die M. G. f¨ur den kl¨osterlichen Gebrauch bestimmt war, ist wahrscheinlich, als Adressaten des Werks kommen (adlige) Konversen in Frage. ¨ Uberlieferung: Millst¨atter Hs., Klagenfurt, Landesarch., Cod. GV 6/19, 1r–84v (Perg., um 1200 oder fr¨uhes 13. Jh., (s¨ud)bair.-¨osterr.). Ausgaben: Joseph Diemer: Genesis und Exodus nach der Millst¨ater Hs, 2 Bde. (1: Text / 2: Komm./Wb.). Wien 1862, Nachdr. Niederwalluf bei Wiesbaden 1971. Vaduz 1984 (Textverbesserungen: Paul Piper, Nachtr. zur a¨ lteren dt. Lit. v. K¨urschners dt. National-Litt. Stuttgart o. J. [1898], Nachdr. T¨ubingen 1974). – Alfred Kracher: M. G. und Physiologus Hs. Vollst. Facsimileausg. der Sammelhs. 6/19 des Geschichtsvereines f¨ur K¨arnten im K¨arntner Landesarch. 2 Bde. 1: Einf. und kodikologische Beschreibung, 2: Faks. (Codices Selecti 10). Graz 1967. – Akihiro Hamano: Die fr¨uhma. Genesis. Parallelausg. nach der Wiener und der Millst¨atter Hs. sowie f¨ur die Josephgesch. nach der Vorauer Hs. Mit exemplarischen Unters. zur Bearbeitungstechnik (V. 463–1050). 2 Bde. (1: Text, 2: Einl. u. Unters.) Diss. M¨unchen 2008. Microfiche-Ausg. Mu¨ nchen 2009. Literatur: Vgl. → Wiener Genesis, → Vorauer B¨ucher Mosis. – Ehrismann 2,1 (1932) S. 78–88. – Internationale Bibliogr. zur Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zur Gegenwart 1. Hg. v. G¨unter Albrecht/G¨unther Dahlke. Berlin 1969, S. 483. – Ursula Hennig: Altdeutsche Genesis. In: VL2 1 562
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2. H¨alfte 12. Jh. (1978) Sp.279–284. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 138, 143 f. – Volker Mertens: Genesisdichtung, dt. In: LexMA 4 (1989) Sp. 1224–1226. – U. Hennig: Vorauer B¨ucher Mosis. In: VL2 10 (1998) Sp. 514–516. – Wilhelm Scherer: Geistliche Poeten der dt. Kaiserzeit 1. Zu Genesis und ¨ Exodus. Straßburg 1874. – Friedrich Vogt: Uber G. und Exodus. In: PBB 2 (1876) S. 208–317, 586–592. – Konrad Zwierzina: Mhd. Stud. In: ZfdA 45 (1901) S. 19–100, 253–313, 317–419. – Fritz Bulthaupt: Milst¨ater G. und Exodus. Eine grammatisch-stilistische Unters. Diss. Berlin 1908. Berlin 1912. – Gotthard Kr¨omer: Die Pr¨apositionen in der hochdt. G. und. Exodus nach den ¨ verschiedenen Uberl. Unters. zur Bedeutungslehre u. zur Syntax. Diss. Leipzig 1914. Auch in: PBB (Halle) 39, 1914, S. 403–523. – Helmut de Boor: Fr¨uhmhd. Sprachstil. In: ZfdPh 51 (1926) S. 244–274, 52 (1927) S. 31–76. Wieder in: Ders.: Kleine Schriften 1. Berlin 1964, S. 21–96. – Ulrich Pretzel: Fr¨uhgesch. des dt. Reims. Leipzig 1941. Nachdr. New York u. a. 1970. – Hermann Menhardt: Die Bilder der M. G. und ihre Verwandten (K¨arntner Museumsschr. 3). Klagenfurt 1954 (Sonderdruck aus: Carinthia 144, 1954, S. 248–371). – Hugo Kuhn: Gestalten und Lebenskr¨afte der fr¨uhmhd. Dichtung. Ezzos Lied, G., Annolied, Memento mori. In: DVjs 27 (1953) S. 1–30. Wieder in: Ders.: Dichtung und Welt im MA. Stuttgart 1959, S. 112–132. – H. Menhardt: Die Zweiheit G.-Physiologus und der Zeitansatz der Exodus. In: ZfdA 89 (1958/59) S. 257–271. – Hella Voss: Stud. zur illustrierten M. G. Diss. M¨unchen 1960. – Ruth Beßling: Die Denkm¨aler der Milst¨atter Hs. vom Rechte, die Hochzeit, Physiologus, Milst¨atter S¨undenklage. Eine grammatische Unters. Diss. Hamburg 1960. – Maria Therese S¨unger: Stud. zur Struktur der Wiener und M. G. ¨ Diss. K¨oln 1965. – Kathryn Smits: Uberlieferungsprobleme der Wiener und M. G. In: Seminar 5 (1969) S. 54–64. – U. Hennig: Zur Gattungsbestimmung fr¨uhmhd. alttestamentarischer Dichtungen. In: Stud. zur fr¨uhmhd. Lit. Cambridger Colloquium 1971. Hg. v. Leslie Johnson u. a. Berlin 1974, S. 136–150. – Wiebke Freytag: M. G. 7, 18. Eine verborgene Namensetymologie? In: Seminar 12 (1976) S. 1–7. – Ute Schwab: Zwei Abrahamsszenen der fr¨uhmhd. G. In: Die ma. Lit. in K¨arnten. Vortr¨age des Symposions in St. Georgen/L¨angsee vom 8. bis 13.9.1980. Hg. v. Helmut Birkhan. Wien 1980, S. 231–250. – Evelyn M. Jacobson: 563
Thomas Gallus (Vercellensis) ‹Triuwe› and ‹Minne› in the ‹Millstatt G.›. In: Germanic Notes 12 (1981) S. 51–54. – Otto Mazal: Von der ‹Wiener Genesis› zur M. G. Beobachtungen zur sp¨atantiken und ma. Bibelillustration. In: Biblos 33,3 (1984) S. 205–215. – Helga Unger: Text und Bild im MA. Illuminierte Hss. aus f¨unf Jh. in Faks.ausg. Graz 1986, S. 91–93. – Christine Tropper: M. G. In: Hemma v. Gurk. Kat. Ausstellung auf Schloß Straßburg/K¨arnten 14. Mai bis 16. Oktober 1988. Klagenfurt 1988, S. 350. – Barbara Gutfleisch-Ziche: Die Millst¨atter Sammelhs. Produkt und Medium des Vermittlungsprozesses geistlicher Inhalte. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Internationales Symposium, Roscrea 1994, hg. v. Timothy R. Jackson u. a. T¨ubingen 1996, S. 79–96. – Dies.: Volkssprachliches und bildliches Erz¨ahlen biblischer Stoffe. Die illustrierten Hss. der ‹Altdt. Genesis› und des ‹Leben Jesu› der Frau Ava (Europ¨aische Hochschulschr. I,1596). Frankfurt/M. u. a. 1997. VZ Thomas Gallus (Vercellensis) (T. v. St-Victor, T. v. Vercelli, Tommaso Gallo), * um 1190 Frankreich (?), † 5.12.1246 Vercelli/Piemont (?). – AugustinerTheologe, geistlicher Schriftsteller und Mystiker. T., wahrscheinlich geb¨urtiger Franzose, trat Ende des 12. Jh. in das Augustiner-Chorherrenstift St. Victor in Paris ein; 1224 wurde er zum Prior und 1226 zum Abt des neugegr¨undeten St. Andr´eKlosters in Vercelli (Piemont) bestellt. 1243 wurde er aufgrund von Beschuldigungen, er habe bei den Streitigkeiten → Friedrichs II. mit dem Papsttum auf der Seite des Kaisers gestanden, exkommuniziert und verlor die Abtsw¨urde, lebte in Ivrea und zuletzt wahrscheinlich wieder in Vercelli. T., einer der ersten G¨onner des Franziskanerordens, stand wahrscheinlich in perso¨ nlicher Beziehung zu Antonius von Padua. Er kommentierte als erster praktisch das ganze Schriftcorpus des → Dionysius Pseudo-Areopagita: Eine Extractio vom Jahr 1238 behandelt alle Traktate und den Brief an Titus in Form einer Mischung ¨ aus Paraphrase, Kommentar und Ubertragung; die Explanatio bietet eine fortlaufende Glossierung aller Traktate und von f¨unf Briefen (1241–44). Ferner sind nicht erhaltene Glossen zu De mystica theologia (1232/33) und Glossen zu De hierarchia caelestis vom Jahr 1224 bekannt. Aufgrund fehlender Griechischkenntnisse bediente sich T. der ¨ Dionysius-Ubersetzung des Johannes Sarracensus (1166/67) und teilweise auch der a¨lteren des Johannes → Scotus Eriugena. 564
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Thomas Gallus (Vercellensis) Zum Hohen Lied verfasste T. drei Auslegungen, von denen eine verloren oder von zweifelhafter Echtheit ist. Die Auslegung geschieht meist anhand von Dionysius-Zitaten, was gegen¨uber den anderen Hohelied-Kommentaren eine Besonderheit darstellt. Von T. stammt auch eine fru¨ he kommentierende Schrift zu den Sieben Graden der Be¨ schauung des → Agidius von Assisi. Mhd. Rezeption: Als j¨ungste und meistzitierte Autorit¨at erscheint T. in → Rudolfs von Biberach weit verbreiteter Schrift De septem itineribus ae¨ ternitatis; eine fast vollst¨andige Ubersetzung in alemannischer Sprache liegt in der Handschrift Einsiedeln, Siftsbibl., Cod. 278, S. 3a–147b (drittes Viertel 14. Jh.), vor. Ausgabe: Margot Schmidt (Hg.): Rudolf v. Biberach. ‹Die siben strassen zu got› (Spicilegium Bonaventurianum 6). Quaracchi Florentiae 1969. 2 1985. Von De septem gradibus contemplationis liegen eine ¨ ¨ Ubersetzung und eine Paraphrase vor. Die Ubertragung u¨ berliefert die Handschrift St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1033, 105v–107r (Anfang 15. Jh.). Ausgabe: Kurt Ruh: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 1. Mu¨ nchen 1965, S. 210–213. Die Paraphrase ist enthalten in: Basel, UB, Cod. B IX 25, 100r–101v (Ende 14. Jh.). – Freiburg/Schweiz, Bibl. des Cordeliers, Cod. 95, 148r–150r (Ende 14. Jh.). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1033, 103r–105v. Ausgaben: ‹De septem gradibus contemplationis›: Adolphe Charles Peltier (Hg.). Bonaventura Opera omnia. Bd. 12. Paris 1868, S. 183–186. – ‹Extractio› des ‹Corpus Dionysiacum›: D. Dionysii Cartusiani Opera omnia XV/XVI. Tournai 1902. – ‹Explanatio› des ‹Corpus Dionysiacum›: Gabriel Th´ery: T. G., e´ dit´e pour la premi`ere fois. Grand Commentaire sur la Th´eologie mystique. Paris 1934. – Philippe Chevalier u. a. (Hg.): ‹Dionysiaca› I, IV. Suppl´ement. Br¨ugge/Paris 1937. – ‹Commentarii in Cantica canticorum›: Jeanne Barbet (Hg.): T. G. Commentaires du Cantique des Cantiques. Texte critique avec introduction, notes et tables. Pr´eface de Mons. Andr´e Combes (Textes philosophiques du Moyen aˆ ge 14). Paris 1967. – ‹Super Canticum canticorum Deiformis animae gemitus›: Dies. (Hg.): Abbas Vercellensis (Ps. T. G.): Le Commentaire du Cantique des Cantiques ‹Deiformis ´ animae gemitus›. Etude d’authenticit´e et e´ dition critique (Publication de la Sorbonne. S´erie ‹Documents› 21). Paris/L¨owen 1972. – Dies./Francis 565
2. H¨alfte 12. Jh. Ruello (Hg.): Un commentaire vercellien du Cantique des cantiques ‹Deiformis anime gemitus›. ´ Etude d’authenticit´e et e´ dition critique (Sous la r`egle de Saint Augustin 10). Turnhout 2005. Literatur: J. Barbet, Dict. Spir. 15 (1991) Sp. 800–816. – Kurt Ruh, VL2 9 (1995) Sp. 857–861. – Schulthess/Imbach (1996) S. 599. – Manfred Gerwing: T. (Gallo) v. Vercelli. In: LexMA 8 (1997) Sp. 719. – J. Barbet, LThK3 9 (2000) Sp. 1529. – Bruno W. H¨auptli, BBKL 27 (2007) Sp. 1413–1419. – Gabriel Th´ery: Les œuvres dionysiennes de T. G. In: La Vie Spirituelle 31 (1932), Suppl´ement, S. 147–167; 32 (1932) Suppl´ement, S. 22–43; 33 (1932), Suppl´ement, S. 129–154. – Ders.: Saint Antoine de Padoue et T. G. In: ebd. 37 (1933), Suppl´ement, S. 94–114, 163–178. – Ders.: Chronologie des œuvres de Thomas Gallus, abb´e de Verceil. In: Divus Thomas (Piacenza) 37 (1934) S. 265–277, 365–385, 469–496. – Ders.: T. G. et Egide d’Assisi. Le trait´e ‹De septem gradibus contemplationis›. In: Revue n´eoscolastique de philosophie 36 (1934) S. 180–190. – Ulderico Gamba: Commenti latini al ‹De mystica theologia› del Pseudo-Dionigi Areopagita fino al Grossetesta, Aevum. In: Rassegna di scienze storiche, linguistiche e filologiche 46 ¨ (1942) S. 251–271. – Endre v. Iv´anka: Zur Uberwindung des neuplatonischen Intellektualismus in der Deutung der Mystik. In: Scholastik 30 (1955) S. 185–194. Wieder in: Werner Beierwaltes (Hg.): Platonismus in der Philosophie des MA (WdF 197). Darmstadt 1969, S. 147–160. – Robert Javelet: T. G. et Richard de Saint-Victor mystiques. In: Recherches de th´eologie ancienne et m´edi´evale 29 (1962) S. 206–233; 30 (1963) S. 88–121. – Francis Ruello: Les ‹Noms divins› et leur ‹raisons› selon S. Albert le Grand (Bibl. thomiste 35). Paris 1963, bes. S. 133–153. – J. Barbet: Un apocryphe de T. G. Le commentaire ‹Deiformis animae gemitus› du Cantique des Cantiques. In: Miscellanea Andr´e Combes I (Divinitas). Rom 1967, S. 471–490. – Dies. 1972 (s. Ausg.) S. 13–70. – Mario Capellino: Tommaso il primo abate di S. Andrea. Vercelli 1982. – Kurt Ruh: Die ‹Mystica theologia› des Dionysius Pseudo-Areopagita im Lichte ma. Komm. In: ZfdA 122 (1993) S. 127–145. – Ders.: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 3. M¨unchen 1996, S. 59–81. – Peter Dinzelbacher: Christliche Mystik im Abendland [...]. Paderborn 1994. – Bernard MacGinn: T. G. and Dionysian Mysticism. 566
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2. H¨alfte 12. Jh. In: Studies in Spirituality 8 (1998) S. 81–96. – Johannes Vahlkampf/Jo¨ rg Weber: T. G. Komm. zur Mystischen Theologie und andere Schr. (Theologia patrum). Dollnstein 2001. – James McEvoy (Hg.): Mystical theology. The glosses by T. G. and the commentary of Robert Grosseteste on De mystica theologia (Dallas medieval texts and translations 3). Paris u. a. 2003. SF Absalon von Springiersbach, † 1196? Springiersbach. – Augustinerchorherr von St. Victor in Paris und Verfasser einer Sammlung von 50 Festpredigten, 12. Jh. A., nicht identisch mit dem wenig j¨ungeren Abt Absalon von St. Viktor (1198–1203) und zun¨achst vermutlich Lehrer in Paris, dann Kanoniker von St. Viktor in Paris, ist sp¨ater (1193 erstmals) als Abt im Stift der Augustiner-Chorherren in Springiersbach bezeugt. Das Ende seiner Amtszeit (Tod?) f¨allt in das Jahr 1196. Er ist als Tr¨ager der sog. kanonischen Reform in Springiersbach bekannt. A. werden 50 sermones festivales, denen eine «In non festo» angef¨ugt ist, zugeschrieben. Die Predigten entstanden im Verlauf mehrerer Jahre und bilden keinen geschlossenen Zyklus. Sie sind in der Regel Auslegungen eines Schriftworts, wesentliche Grundlage ist daher die Allegorese. An einen allegorischen ersten schließt sich ein tropologischer zweiter (Haupt-)Teil an; als Autorit¨aten werden u. a. Platon, Aristoteles, → Bo¨ethius, → Vergil, Horaz und → Ovid berufen. Die Sammlung des A. zeichnet sich durch ein besonderes Interesse an mariologischen Fragen aus; charakteristisch ist ein anthropologischer Dualismus, im Rahmen dessen das Verh¨altnis von Geist und K¨orper als Gegensatz von Gut und B¨ose begriffen wird. ¨ Uberlieferung: Zwei vollst. Hss. des 13., eine des 16. Jh., sieben weitere mit Teil¨uberl. Vgl. Johannes Baptist Schneyer: Repertorium der lat. Sermones des MA. F¨ur die Zeit v. 1150–1350 (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA 43). Bd. 1. Mu¨ nster 1969, S. 35–39. – Vgl. Thome (s. Lit.) S. 3. Ausgaben: PL 211, Sp. 13–294. – Drucke: K¨oln, J. Gymnich 1534. Mailand 1605. Literatur: Franz Josef Worstbrock, VL2 1 (1978) Sp. 17–19. – Jan Prelog, LexMA 1 (1980) Sp. 55. – Peter Walter, LThK3 1 (1993) Sp. 74. – Martin Grabmann: Gesch. der scholastischen Methode. Bd. 2. Freiburg i. Br. 1911. – Jean Chatillon: De 567
Absalon von Springiersbach Guillaume de Champeau a` Thomas Gallus. In: Revue du moyen aˆ ge latin 7 (1951) S. 247–272, hier S. 265. – Alfons Thome: Die ‹Sermones festivales› des A. v. S. in ihrem dogmatischen Gehalt und ihrer theologiegesch. Bedeutung. Licentiatsarbeit Trier 1951. – Hubert du Manoir (Hg.): Maria, Etudes sur la Sainte Vierge. Bd. 2. Paris 1952, S. 686–693. – Henri de Lubac: Ex´eg`ese m´edi´evale. Bd. 1. Paris 1959, S. 413 f. – Ferdinand Pauly: Springiersbach. Gesch. des Kanonikerstifts und seiner Tochtergr¨undungen im Erzbistum Trier v. den Anf¨angen bis zum Ende des 18. Jh. (Trierer theologische Stud. 13). Trier 1962, S. 60–64. – Gabriele Ziegler: Augustinus als Vorbild der Predigt des A. v. S. Augustinus und der ma. Ordo eines Reformversuchs im 12. Jh. (Cassiciacum 47). W¨urzburg 1998. SF Arnulf von Boh´eries (Arnulphe, Arnoul, Arnoude von Boh´eries) OCist. – Verfasser des Speculum monachorum. Nur durch sein Werk, das Speculum monachorum, ist dessen Verfasser A. bezeugt. Er war Zisterzienserm¨onch im Kloster Boh´eries in der nordfranz¨osischen Picardie, wom¨oglich um 1200. Die Datierung des Textes ist unsicher, eine Handschrift k¨onnte noch aus dem 13. Jh. stammen. In den allermeisten Codices wird das Speculum → Bernhard von Clairvaux zugeschrieben (Speculum Bernardi). A.s Schrift ist eine knappe Anleitung zur Vertiefung der Spiritualit¨at der M¨onche. Dabei wird die Mo¨ glichkeit der individuellen kontemplativen Leistung des einzelnen M¨onches in Abgrenzung zum kollektiven Erleben in der zisterziensischen Klostergemeinschaft hervorgehoben. Im Zuge der Devotio moderna wurde A.s Werk unter Bernhards Namen mit verwandten Traktaten (andere PseudoBernharde und Traktate von → David von Augsburg) kompiliert. Einen Nebenstrang der Rezeption bildet eine mndl. Prosafassung, die gleichfalls im Kontext der Devotio moderna steht. Im nieder¨osterr. Benediktinerstift Melk hat der Schreiber und Redaktor → Lienhart Peuger die einzige bekannte dt. Fassung (1420/38) erstellt. ¨ ¨ Uberlieferung: Dt. Ubers.: Melk, Stiftsbibl., Cod. 856 (881; Q 10), 84v–85v (Pap., 1455, bair.o¨ sterr.). – Ebd., Cod. 1389 (72; B 37), 331–335 (Pap., erste H¨alfte 15. Jh.). – Lilienfeld, Stiftsbibl., Cod. 21, 129r–131v (Pap., Melk, 1438, mittelbair.). – Aufgrund der Zuschreibung an Bernhard ¨ v. Clairvaux ist die lat. Uberlieferung umfangreich. Vgl. Morson, 1962, bes. S. 354. 568
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¨ Evangelien-Ubertragungen Ausgabe: PL 184, Sp. 1175–78, dort Bernhard v. Clairvaux zugeschrieben (nach der Ausg. Jean Mabillon: Sancti Bernardi abbatis primi ClaraeVallensis Opera omnia. Paris 1719). Literatur: Joseph-Maria Canivez: Arnoul de B. In: Dict. Spir. 1 (1937) Sp. 894. – Nigel F. Palmer, VL2 11 (2004) Sp. 137 f. – Marcel Viller: Le ‹Speculum monachorum› et la ‹D´evotion moderne›. In: Revue d’asc´etique et mystique 3 (1922) S. 45–56. – Dirk de Man: Een vermeend tractaat van Salome Sticken. In: Nederlandsch Archief voor Kerkgeschiedenis 20 (1927) S. 275–280. – A. of B. A Mirror for Monks (Collectanea Ordinis Cisterciensum Reformatorum 24) 1962, edited John Morson, S. 350–357 (engl. kommentierte Ausgabe). – Ders.: Arnulphe (Arnoud) de B. In: Dictionaire de au´ teurs cisterciens 1. Hg. Emile Brouette u. a. Rochefort 1975, Sp. 59 f. – Morton Winfred Bloomfield u. a.: Incipits of Latin works on the Virtues and Vices. 1100–1500 A.D. Including a section of incipits of works on the Pater Noster. Cambridge Mass. 1979, Nr. 5582. – Karl Stooker/Theo Verbeij: ‹Uut profectus›. Over de verspreiding van Middelnederlandse kloosterlitteratuur an de hand van de ‹Profectus religiosorum› van David van Augsburg. In: Thom Mertens (u.a.): Boeken voor de eeuwigheid. Middelnederlands geestelijk proza. Amsterdam 1993, S. 318–340, 476–490. – Oscar Testoni: Anonimo Pseudo-Bernardiano Arnolfo di Boh´eries. La fatica dell’amore. Octo puncta perfectionis assequendae Speculum monachorum. Introduzione, traduzione dal latino e note a cura (Testi dei padri della chiesa 27). Magnano 1996 (ital. kommentierte Ausgabe). – Nikolaus Staubach: Memores pristinae perfectionis. The Importance of the Church Fathers for the Devotia Moderna. In: Irena Dorota Backus: The Reception of the Church Fathers in the West. From the Carolingians to the Maurists. Leiden u. a. 1997, Bd. 1, S. 405–469. – Freimut L¨oser: Meister Eckart in Melk. Stud. zum Redaktor Lienhart Peuger (Texte u. Textgesch. 48). T¨ubingen 1999. VZ ¨ Evangelien-Ubertragungen. – Deutschsprachi¨ ge Evangelien-Ubersetzungen. 1. Bei den Wien-M¨unchener Evangelien-Fragmen¨ nach den Mon(d)seer ten, der a¨ ltesten dt. E.-U. Matth¨aus-Bruchst¨ucken (→ Ahd. Isidor und MonseeWiener-Fragm.), handelt es sich um eine in einem bair. Kloster get¨atigte Abschrift einer alemanni¨ schen Vorlage. Die Ubertragung steht noch in ahd. 569
um 1200 Tradition; die Vorlage wird meist in das 11. Jh., teils sogar in das 9. Jh. datiert. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 5250/1 ¨ (Reste von 17 Bll.) und Wien, ONB, Cod. Ser. ¨ nova 249 (Reste von 29 Bll.) sind Uberreste einer Pergamenths. (um 1200). – Oxford, Bodleian Libr., Ms. Germ. b 3, f. 15 (zwei Streifen von einem Doppelbl.). Ausgabe: Horst Kriedte: Dt. Bibelfragm. in Prosa des 12. Jh. Halle 1930, S. 64–123. 2. Das 1343 angefertigte Evangelienbuch des Matthias von Beheim ist eine auf der Grundlage einer Evangelienharmonie verbesserte Rezension einer wohl aus dem (nord)westlichen Ostfranken stam¨ menden E.-Ubertragung des 13. Jh. ¨ Uberlieferung: Leipzig, UB, Ms. 34 (Perg., 1343, ostmd.). – Bensheim (Bergstraße), Stadtarch., StadtA Bensheim 11.34a (Fragm. einer Pergamenths. aus dem Anfang des 14. Jh., rheinfr¨ankisch). – Hamburg, SUB, Cod. theol. 2009b (teils Pap., teils Perg.; um 1400 von zwei H¨anden geschrieben). – London, British Libr., Ms. Add. 34392, Bl. 57 (Mitte 14. Jh.?; sieben Pergamenstreifen). Ausgaben: Reinhold Bechstein (Hg.): Des Mathias v. Beheim Evangelienbuch in mitteldt. Sprache (Mitt. der dt. Ges. zur Erforschung vaterl¨andischer Sprache und Alterth¨umer in Leipzig 3). Leip˚ zig 1867. – Maurer 1925 (s. Lit.). – Alsdahl 1966 (s. Lit.). 3. Die fr¨uher als Kasseler Bruchst¨ucke bezeichneten Fragmente aus der Mitte oder der zweiten H¨alfte des 14. Jh. sind in f¨unf Pergamentbl¨attern der LB und Murhardschen Bibl. Kassel, 2° Ms. theol. 169 enthalten. Durch den Neufund weiterer Pergamentbl¨atter zu den Kasseler Fragmenten (Marburg, Staatsarch., Hr 13,14 [vier Bll.]. – Bad Arolsen, Waldeckische Hofbibl. [Heftstreifen vor dem Titelbl. eines Druckes v. 1548]) konnten diese ¨ als Reste einer Ubersetzung einer Vollbibel identifiziert werden. W¨ahrend die Kasseler Bruchst¨ucke Passagen aus den drei Synoptikern (Mt, Mk, Lk) u¨ berliefern, enthalten die Marburger Bl¨atter Teile aus Mt, den Propheten Micha und Zacharias und die Arolser Bruchst¨ucke Teile aus der Genesis. ¨ 4. Eine Alemannische Evangelien-Ubertragung (13. Jh.?) u¨ berliefern die Handschriften Zu¨ rich, ZB, Cod. C 55 (713), 7r–179r (Pap., Mitte 14. Jh., hochalemannisch). – Basel, UB, Cod. A IV 44, 187r–309v (Pap., um 1400, alemannisch); den Evan¨ gelien geht eine Psalmen- und Cantica-Ubersetzung voran (61r–178v). 570
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um 1200 5. Die sog. Melker Evangelien enthalten die Handschriften Melk, Stiftsbibl., Cod. 180 (olim 296-E 86), 13ra–153va (Perg., Ende 14. Jh.). – Ebd., Cod. 1417 (olim 73-B 38), 32v–357va (Pap., 1440). – Ebd., Cod. 1759 (olim 233-E 24), S. 67–512 (Pap.). – Ebd., Cod. 1482 (olim 69-B 34), 2r–262v (Pap.; Fortsetzung des Cod. 1759, gleiche Hand), beide Mitte 15. Jh. ¨ des Sp¨atMA u¨ berliefert die 6. Eine nd. E.-U. Handschrift Kopenhagen, Kgl. Bibl., Cod. Th. 8° 8 (25a), 1r–321v. ¨ → Konrad von N¨urnberg Zu weiteren E.-U. und Nicolaus → Straub. ˚ Literatur: M. Asdahl Holmberg/Kurt Ruh, VL2 2 (1980) Sp. 653–659; 11 (2004) Sp. 429 f. – Klaus Klein: Marburg-Kasseler Bibel-Fragm. In: VL2 11 (2004) Sp. 966 f. – Karl Tomanetz: Zu ¨ den Bruchst¨ucken einer Evangelien-Ubersetzung. In: ZfdPh 14 (1882) S. 257–285. – Heinrich Heppe: Fragm. einer ma. Evangelien¨ubersetzung. In: ZfdA 9 (1853) S. 264–302. – Wilhelm Walther: Die dt. Bibel¨ubersetzung des MA. Bd. 3. Braunschweig 1892, Sp. 455–465, 485–493, 498–506, 507–512, 513–516. – Jakob Baldegger: Unters. u¨ ber eine alemannische Evangelienhs. der StB Zu¨ rich (Msc. 55, 713). Diss. Freiburg/Schweiz 1904. – Max Eberhardt: Die mnd. Evangelien in der Hs. der Großen Kgl. Bibl. zu Kopenhagen. Diss. Greifswald 1908. – Friedrich Maurer: Ein neues dt. Evangelienbruchst¨uck des 14. Jh. Aus dem Bensheimer Stadtarch. (Schr. der hessischen Hochschulen, Univ. Gießen 4). Gießen 1925. – Ders.: Stud. zur mitteldt. Bibel¨ubersetzung vor Luther (Germ. Bibl. 2, 26). Heidelberg 1929, S. 24–58, 106–120. – Kriedte 1930 (s. Ausg.). – Hugo Suolahti: Die sp¨atahd. Evangelien¨ubersetzung. In: Neuphilol. Mitt. 32 (1931) S. 25–46. – Hans Vollmer: Die Bibel im dt. Kulturleben (Dt. Geistesgesch. in Einzeldarstellungen 3). Salzburg/Leipzig 1938, S. 101–121. – Erich Zimmermann: Zwei neue dt. Evangelienhss. In: Neue Forschungen und Texte zur Gesch. der dt. Bibel. Hg. v. H. Vollmer (Bibel und dt. Kultur 9). Potsdam 1939, S. 58*-70*. – Willy L¨udtke: Evangelientexte, bes. aus Harmonien (Dt. BibelArch. Abh. und Vortr¨age 2). Hamburg 1965. – ˚ M. Asdahl Holmberg: Das a¨ lteste Glied einer bekannten mhd. Evangelien¨ubersetzung. In: Studia neuphilologica 38 (1966) S. 76–106. – Dies.: Exzipierend-einschr¨ankende Ausdrucksweisen untersucht bes. auf Grund hochdt. Bibel¨ubersetzungen (Studia germanistica Upsaliensia 4). Uppsala 571
Franziskus von Assisi 1967, S. 148–152. – Jan Dechamps: De verspreiding van Johan Scutkens vertaling van het Nieuwe Testament en de Oudtestamentische Periskopen. In: Nederlands Archief voor Kerkgeschiedenis NS 56 (1975) S. 159–179. – Jochen Splett (Hg.): ‹das hymelreich ist gleich einem verporgen schatz in ¨ einem acker›. Die hochdt. Ubersetzungen v. Mt 13,44–52 in ma. Hss. (Litterae 108). G¨oppingen 1987, S. 29, 87. – Manja Vorbeck-Heyn: Die deutschsprachige Evangelientradition im 14. und 15. Jh. und ihre Textgliederungsprinzipien (Berliner Sprachwiss. Stud. 11). Berlin 2008. SF Franziskus von Assisi, * 1181/82 Assisi, † 1226 Assisi. – Stifter der Franziskaner, Klarissen und Terziaren, Heiliger. F., der popul¨arste Heilige des MA, wird als Sohn des Tuchh¨andlers Pietro Bernadone und seiner Gattin Giovanna (Pica) geboren. Er besucht die Pfarrschule von S. Giorgio und bleibt bis 1202 im v¨aterlichen Gesch¨aft. F. nimmt an dem St¨adtekrieg zwischen Perugia und Assisi teil; in der Schlacht bei Collestrada ger¨at in die Gefangenschaft Perugias, worauf Krankheit und Lebenskrise folgen. Die Bekehrungsgeschichte des F. wird eingeleitet durch ein Traumgesicht w¨ahrend eines Kriegszugs nach Apulien, es folgen darauf das Gebet vor dem Kruzifix von S. Damiano, die Begegnung mit den Auss¨atzigen und 1206 der Verzicht auf das v¨aterliche Erbe sowie das Leben als Eremit. 1210 legt er Papst Innozenz III. die erste Fassung der franziskanischen Regel vor und holt von ihm die m¨undlich erteilte Erlaubnis ein, ein Leben in Armut zu f¨uhren und die kleine Laienpredigt zu halten. → Klara von Assisi schließt sich ihm 1212 an, mit ihr gr¨undet F. im selben Jahr seinen Zweiten Orden, den Klarissenorden. 1219 zieht F. w¨ahrend des ¨ f¨unften Kreuzzugs als Missionar nach Agypten und predigt vor dem Sultan Melek el-Kamil. F¨unf Jahre sp¨ater erf¨ahrt er in der Imitatio Christi die Stigmatisation auf dem La Verna. Die Kanonisation erfolgt 1228. Sein Festtag ist der 4. Oktober. Die Opuscula des F. wurden haupts¨achlich in italienischer Sprache einem Bruder diktiert, der diese ins Lat. u¨ bersetzte; eigenh¨andig u¨ berliefert sind die Chartula fr. Leoni data (Laudes Dei altissimi und Benedictio fr. Leoni data) und die Epistola ad fr. Leonem. 1. Folgende Schriften des F. wurden ins Dt. bzw. ins Ndl. u¨ bertragen: Testament, Admonitiones, Regula bullata (vgl. → Franziskanerregeln, Expositio in Pater noster, Sonnengesang und einige Gebete, wobei 572
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Franziskus von Assisi nur das Testament und die Admonitiones (im Rahmen der mndl. → Franziskanischen Traktate) breite ¨ Uberlieferung fanden. Hochdt. ist das Testament in vier verschiedenen Redaktionen des sp¨aten 15. und fr¨uhen 16. Jh. u¨ berliefert: Amsterdam, UB, Cod. I E 29. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 86. – Ebd., Cgm 111. – W¨urzburg, UB, Ms. p. th. 12° 4. ¨ Folgende Ubertragungen der Auslegung des Pater noster aus dem 15. Jh. sind u¨ berliefert: Heidelberg, UB, Cpg 439. – Mu¨ nchen, UB, 4° cod. ms. 477. – Porrentruy, Bibl. cantonale jurasienne, Inc. 400. Der Sonnengesang erfuhr eine ndl. Bearbeitung als gereimte Fassung im Wijngaert van Sinte Franciscus (Druck: Antwerpen 1518) und als fragmentarische Prosaversion im Rahmen der Speculum perfectionis¨ Ubersetzung (vgl. Franziskanische Traktate). 2. F.-Viten. Die a¨ lteste dt. Vita ist eine von → Lamprecht von Regensburg stammende, auf der Vita prima des Thomas von Celano beruhende Reimfassung (um 1250). Um 1280 entstand eine ndl. Vita des → Jacob von Maerlant nach der Legenda ¨ maior → Bonaventuras. In Uberlieferungsgemeinschaft mit Bonaventuras Legenda minor war der Text in Prosa¨ubertragungen vor allem im ndl.nordwestdt. Sprachraum sehr weit verbreitet. Ab der Mitte des 14. Jh. sind die in Legendaren enthaltenen Kurzfassungen zahlreich u¨ berliefert, besonders im Rahmen der Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine) und ab dem 15. Jh. die Version in Der → Heiligen Leben. Eine weitere F.-Vita u¨ berliefert Krakau, Bibl. Jagiellonska, Berol. mgq 357 (14. Jh.). 3. Dt. Predigten u¨ ber F. Das Heiligenleben des → Hermann von Fritzlar enth¨alt eine fast ausschließlich aus der Vita bestehende F.-Predigt. Ausgabe: Franz Pfeiffer: Dt. Mystiker des 14. Jh. Bd. 1. Leipzig 1845, S. 231–216. Dt.-lat. F.-Predigten sind u¨ berliefert in der Handschrift Graz, UB, Cod. 705 (fru¨ hes 14. Jh.); ferner kennen wir die Considerate lilie-Predigt → Marquards von Lindau und eine F.-Predigt → Brugmans. 4. F.-Liturgie in dt. Sprache. Eine neumierte ripuarische F.-Antiphon in Reimen stellt das Schlussst¨uck des F.-Offiziums → Julians von Speyer dar. Inc.: «O heilich man wonderlichen/in zeichen in miraculen». ¨ Uberlieferung: Paris, Bibl. Nat., Ms. Suppl. fran¸c. 3735 (allem. 133), 240r (um 1400). 573
um 1200 Ausgaben: P. Maximilianus OFM Cap.: Middelnederlandse vertalingen van liturgische gebeden tot Franciscus. In: Ons Geestelijk Erf 33 (1959) S. 337–376; 34 (1960) S. 155–185. – David BrettEvans: Bonaventuras Legenda Sancti Francisci in ¨ der Ubers. der Sibilla v. Bondorf (TspMA 12). Berlin 1960, S. 188–190. – Kurt Ruh: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 1. (MTU 11). Mu¨ nchen 1965, S. 81–85. 5. F. zugeschriebene Gebete. Besondere Verbreitung fanden f¨unf Pater noster, die zum t¨aglichen Gebet des F. geh¨orten, und sein Gebet an die f¨unf Wunden Christi. Vgl. dazu Esser/Oliger (s. Lit.) S. 119–124. – Kurten (s. Lit.) S. 260. Textabdrucke: Maria Meertens (Hg.): De Godsvrucht in de Nederlanden. Bd. 1. Leuven 1930, S. 58 f. – Joseph Klapper (Hg.): Schr. Johanns v. Neumarkt. Bd. 4. Berlin 1935, Nr. 47. – P. Maximilianus: De vijf Pater Noster van S. Franciscus. In: Franciscaans Leven 40 (1957) S. 149–153. – K. Ruh: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 2 (MTU 86). Mu¨ nchen 1985. ¨ Uberliefert sind auch zu Kr¨anzen angeordnete Gebetsandachten, Gr¨uße an den Heiligen, etwa in Hannover, LB, Cod I 71, 186r–200r, oder SintTruiden, Franzisk. Kloster, Cod. a 82, 38v–45v. Ausgaben: Tijdschrift voor Taal en Letteren 22 (1934) S. 247 f. – Opuscula Sancti Patris Francisci Assisiensis (Bibl. Franciscana ascetica medii aevi 1). Quaracchi 31949. – Norbert Richard Wolf: A Fifteenth-Century Middle German Translation of the Testament of St. Francis of Assisi. In: Journal of English and Germanic Philology 70 (1971) S. 451–457. – Kajetan Esser OFM: Die Opuscula des Hl. F. v. A. (Spicilegium Bonaventurianum 13). Grottaferrata (Rom) 1976. – Engelbert Grau: Zwei ¨ obd. Ubersetzungen der Expositio in Pater noster des hl. Franziskus. In: Vita Fratrum 13 (1976) S. 3–11. Literatur: K. Ruh, VL2 2 (1980) Sp. 837–842. – Friedrich Wilhelm Bautz: Franz v. Assisi. In: BBKL 2 (1990) Sp. 95–101. – Justin Lang, LThK3 4 (1995) Sp. 44–47. – Oktavian Schmucki, RGG4 3 (2000) Sp. 250–254. – Daniela M¨uller: ‹Regula non bullata/Regula bullata›. In: LexthW (2003) S. 625. – Silvia Reinhardt: ‹Testamentum›. In: ebd., S. 710. – K. Esser OFM: Das Testament d. Hl. F. v. A. Eine Unters. u¨ ber seine Echtheit und seine Bedeutung (Vorreformationsgeschichtliche Forschungen 15). M¨unster/Westf. 1949. – P. Julius OFM Cap.: De oudste fragmenten van 574
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um 1200 het Zonnelied in het Nederlands. In: Franciscaans Leven 43 (1960) S. 85–89. – Jacques Cambell OFM: Saint Fran¸cois a-t-il compos´e une paraphrase du Pater? In: Franziskanische Stud. 45 (1963) S. 338–342. – Kurt Ruh: Zur Grundlegung einer Gesch. der franziskanischen Mystik. In: Altdt. und altndl. Mystik. Hg. v. K. Ruh (WdF 23). Darmstadt 1964, S. 240–274. – J. Cambell OFM: Ecrits et paroles de Saint Fran¸cois d’apr`es les Opuscules de Wadding. In: Franziskanische Stud. 47 (1965) 73–104. – K. Esser/R´emy Oliger: La tradition manuscrite des Opuscules de Saint Fran¸cois d’Assise. Pr´eliminaires de l’´edition critique (Subsidia scientifica Franciscalia 3). Rom 1972. – K. Esser: Stud. zu der Opuscula des heiligen F. v. A. (Subsidia scientifica Franciscalia 4). Rom 1973. – Edmund Kurten OFM: Weitere Textzeugen f¨ur die Opuscula des hl. F. v. A. In: Collectanea Franciscana 45 (1975) S. 251–267. – 800 Jahre Franz v. A. Franziskanische Kunst und Kultur des MA (Kat. des Nieder¨osterr. Landesmuseums N.F. 122). Bearb. v. Gerhard Winkler. Wien 1982. – O. Schmucki: Zur Mystik des hl. F. v. A. im Lichte seiner ‹Schriften›. In: Kurt Ruh (Hg.): Abendl¨andische Mystik im MA. Symposion Kloster Engelberg 1984 (Germanistische Symposien-Berichtsbde. 7). Stuttgart 1986, S. 241–268. – Ders.: Quellen und Stud. u¨ ber den hl. F. v. A. In: Collectanea Franciscana Bd. 60 (1990) S. 255–310. – F. v. A. Das Bild des Heiligen aus neuer Sicht. Hg. v. Dieter R. Bauer u. a. (Arch. f¨ur Kulturgesch. Beih. 54). K¨oln u. a. 2005. – Edith Feistner: Regionalisierung und Individualisierung in europ¨aischen Dimensionen. Der Blick Lamprechts v. Regensburg auf den Heiligen F. v. A. In: Das ma. Regensburg im Zentrum Europas. Hg. v. E. Feistner (Stud. Forum MA 1). Regensburg 2006, S. 177–189. SF Hermann Joseph von Steinfeld OPraem, * um 1160 K¨oln, † nach 1225 Hoven bei Z¨ulpich. – Mystiker, Dichter. Die wichtigste Quelle u¨ ber das Leben H. J.s. ist eine von einem Steinfelder Mitbruder verfasste Vita, die in zwei selbstst¨andigen Fassungen vorliegt (Tractatus I, Tractatus II; Berlin, BSB, Theol. Lat, 728; Mu¨ nchen, BSB, Clm 9528; Innsbruck, UB, Hs. 661; Br¨ussel, Bibl. Royale, 6717–6721). H. J. v. S. erfuhr eine fr¨uhe Oblation an das Pr¨amonstratenserkloster Steinfeld (Eifel), wohin er nach dem Studium in Mariengaarde bei Hallum zur¨uckkehrte. Er wurde zum Priester geweiht, 575
Hermann Joseph von Steinfeld versah den Tischdienst im Refektorium und war l¨angere Zeit Sakristan. Zu seinen T¨atigkeiten z¨ahlte dann auch die Seelsorge, vor allem in den Frauenkl¨ostern in der Umgebung Steinfelds. In der Vita wird neben zahlreichen Kindheitswundern (z.B. reicht H. einem Marienbild einen Apfel, den dieses annimmt) H. J.s mystischem Gebetsleben und von seiner affektorientierten Fr¨ommigkeit (Braut- und Passionsmystik) und den damit zusammenh¨angenden Visionen berichtet. Sein mystisches Erleben erreichte seinen H¨ohepunkt in der mystischen Verm¨ahlung mit Maria (daher der Beiname Joseph). In der bildenden Kunst wurde der «Kaplan» oder «Br¨autigam Mariens» u. a. von Anton van Dyck dargestellt (Die mystische Verm¨ahlung des Hermann Josef mit Maria unter Engelsassistenz, 1630, Wien, Kunsthistorisches Museum). Nach jahrhundertelanger Verehrung wurde der Kult 1958 offiziell best¨atigt und 1960 die Verehrung H. J.s v. S. als Heiligen erlaubt. Sein Fest ist der 21. Mai. H. J. v. St. gilt als Patron der Mu¨ tter und Kinder, sowie der Uhrmacher, deren Handwerk er erlernt haben soll. In der Vita wird H. J. v. S. als Verfasser eines mariologischen Hohelied-Kommentars und einer Lebensbeschreibung einer Nonne Elisabeth bezeichnet. Beide Schriften sind nicht auffindbar. Als authentisch k¨onnen folgende Werke gelten: 1. Duodecim gratiarum actiones (Inc.: «Gratias tibi, Domine Iesu Christe, quod homo fieri dignatus es»), zw¨olf kurze Prosagebete an Christus. 2. Iubilus de s. Ursula et sociis (Inc.: «O vernantes Christi rosae»), ein Hymnus auf die hl. Ursula und ihre Gef¨ahrtinnen in zw¨olf Doppelstrophen zu jeweils 14 Versen mit einer Schlussoration. 3. Iubilus de b. mariae virgine (Inc.: «Gaude, plaude, clara rosa»), ein Muttergotteshymnus, der je nach ¨ Redaktion und Uberlieferung bis zu 47 Doppelstrophen zu jeweils zehn Versen z¨ahlt. 4. De quinque gaudiis b. Mariae (Inc.: «Gaude virgo gratiosa»), Gebete u¨ ber die f¨unf Freuden Marias, bestehend aus vier Zweizeilern und einem Vierzeiler mit angeh¨angter Oration. 5. Iubilus de domino nostro Iesu Christo (Inc.: «Iesu dulcis et decore, rosa fragrans miro more»), 13 Doppelstrophen zu jeweils zehn Versen. ¨ Uberlieferung; Nr. 2: Von van der Sterre nach einer verlorenen Steinfelder Hs. ver¨offentlicht. – Nr. 2: AH 50 (1907) S. 539 f. – Nr. 3: AH 32 (1899) S. 96–99. – Nr. 4: AH 15 (1893) S. 93. – Nr. 5: AH 50 (1907) S. 544. 576
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Hermann Joseph von Steinfeld Ausgaben: Van der Sterre (s. Lit.), S. 228–266. – Beati Hermanni Joseph opuscula. Hg. v. Ignace van Spilbeeck. Namur 1899 (ohne van der Sterres Anm.). – Nr. 2: AH 50 (1907) S. 537–540 (Nr. 369). – Nr. 3: AH 32 (1899) S. 92–99 (Nr. 63). – Nr. 4: AH 15 (1893) S. 93 (Nr. 65). – Nr. 5: AH 50 (1907) S. 542–544 (Nr. 371). – Josef Brosch: Hymnen und Gebete des seligen H. Jo¨ sef im lat. Originaltext nebst einer dt. Ubersetzung (Ver¨off. des Bisch¨oflichen Di¨ozesanarchivs Aachen 9). Aachen 1950. – Ausz¨uge bei J. Sz¨ov´erffy (s. Lit.) 1965, S. 206–208. Ob H. J. v. S. der Autor des a¨ ltesten bekannten Herz-Jesu-Hymnus Summi regis cor, aveto ist, gilt als umstritten. Ausgaben: Ulysse Chevalier: Repertorium hymnologicum. Nr. 19737. – PL 184, Sp. 1322 f. – Dreves/Blume 1 (1909) S. 314 f. – Brosch (s. o.), S. 15. ff. H. J.s Hymnen zeichnen sich bei aller formalen Anspruchslosigkeit dadurch aus, dass sie unter Verwendung der Bildlichkeit des Hohenliedes pers¨onliche Liebeserkl¨arungen an die Angesprochenen sind. Literatur: Jean-Baptiste Valvekens: H.-J. (saint). In: Dict. Spir. 7 (1968) Sp. 308–311. – Augustinus Kurt Huber, NDB 8 (1969) S. 651 f. – Martin Lechner, LCI 6 (1974) Sp. 504–507. – Franz Josef Worstbrock, VL2 3 (1981) Sp. 1062–1066. – Otto Wimmer/Hartmann Melzer: Lex. der Namen und Heiligen. Bearb. und erg. v. Josef Gelmi. Innsbruck/Wien 61988, S. 362. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 2 (1990) Sp. 755 f. – Bernward Meisterjahn, MarLex 3 (1991) S. 148 f. – H.-J. (Saint). In: DHGE 24 (1993) Sp. 58. – Michael Bangert: H. J. In: LThK3 4 (1995) Sp.1446 f. – Joannes Chrysostomus van der Sterre (Hg.): Vita B. Josephi Presbyteri et Canonici Steinveldensis Ordinis Praemonstratensis. Antwerpen 1627. – Leben Und Wunderwerck Des Heiligen Hermanni Josephi Priesteren und Chorherren Des Canonischen Praemonstratenser Ordens In der Abtey Steinfeld. K¨oln 1748. – Friedrich P¨osl: Leben des seligen H. J., Pr¨amonstratenser im Kloster zu Steinfeld in der Erzdi¨ose K¨oln. Regensburg 1862. – Franz Kaulen: Legende v. dem seligen H. J. Mainz 1862. Freiburg/Br. 31927. – Fran¸cois Servais Timmermans: Vie du bienheureux Herman-Joseph, chanoine r´egulier de l’ordre de Pr´emontr´e, suivie de sa vie latine par Bonovicinus-Raso. Lille/Paris 1899. – AH 50 (1907) S. 536 f. – Stephan Beissel: Gesch. 577
um 1200 der Verehrung Marias in Deutschland w¨ahrend des MA. Ein Beitr. zur Religionswiss. und Kunstgesch. Freiburg i. Br. 1909. Nachdr. Darmstadt 1972, S. 211 f. – Clemens Blume: Des g¨ottlichen Herzens erster S¨anger, der selige H. J. In: Stimmen aus Maria Laach 76 (1909) S. 121–123. – S. Beissel: Gesch. der Verehrung Marias im 16. und 17. Jh. Ein Beitr. zur Religionswiss. und Kunstgesch. Freiburg i. Br. 1910. Nachdr. Nieuwkoop 1970, S. 404. – Karl Richtst¨atter: Die Herz-Jesu-Verehrung des dt. MA. Regensburg 21924, S. 40–44, passim. – Wilhelm Levison: Das Werden der Ursula-Legende. In: Bonner Jbb. 132 (1927) S. 1–164, hier S. 134–137. – Fran¸cois Petit: Un mystique rh´enan du XIIIe si`ecle, le Bienheureux H.-J. Juaye-Mondaye 1930. – Josef Brosch: Der Heiligsprechungsprozeß per viam cultus. Rom 1938. – Martin Fitzthum: Die Christologie der Pr¨amonstratenser im 12. Jh. Plan bei Marienbad 1939, S. 87–94. – Georg Schreiber: Ma. Passionsmystik und Fr¨ommigkeit. Der a¨ lteste Herz-Jesu-Hymnus. In: Theologische Quartalschrift 122 (1941) S. 32–44, 107–123 (Abdruck, S. 36–38). – F. Petit: La spiritualit´e des Pr´emont´es aux XIIe et XIIIe si`ecle. Paris 1947, S. 102–115. – D. A. Stracke: Arnulf van Leuven O. Cist versus gelukz. H. Jozef O. Praem. In: Ons Geestelijk Erf 24 (1950) S. 27–50, 133–169. – J. Brosch: H. J. Der Heilige v. der Muttergottes. SteinfeldEifel 21951. – Johannes Ramackers: Beitr. zur Gesch. der Abtei Steinfeld. I. Wer ist der Verfasser des Herz-Jesu-Hymnus ‹Summi regis cor, aveto›? In: Zs. des Aachener Geschichtsver. 64/65 (1951/52) S. 176–181. – Heinrich Schmidt: Steinfeld. Die ehemalige Pr¨amonstratenser Abtei. Ratingen 1951. – Karl Koch/Eduard Hegel: Die Vita des Pr¨amonstratensers H. J. v. S. Ein Beitr. zur Hagiographie und zur Fr¨ommigkeitsgesch. des HochMA (Colonia sacra 3). K¨oln 1958 (vgl. dazu: Maurice Coens, Analecta Bollandiana 76, 1958, S. 449–452; J. B. Valvekens: Inquisitiones in ‹Vitam› B. Hermanni Ioseph. In: Analecta Praemonstratensia 34, 1958, S. 106–110, 341–350). – Hermann Ries: Der Hl. v. Steinfeld. Verehrung des hl. H. J. durch die Kirche best¨atigt. In: Paulinus. Trierer Bistumsblatt 86 (1960) Nr. 14, S. 10 f. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 2. Berlin 1965, S. 206–208 (fehlerhaft). – Paulinus Rick: Kloster Steinfeld. 8., v¨ollig neubearb. Aufl. Hg. v. Klaus Kupitz. Steinfeld (Eifel) o. J. [1974]. – Norbert Backmund: Die ma. Geschichtsschreiber des Pr¨amonstratenserordens (Bibliotheca 578
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um 1200 analectorum Praemonstratensium 10). Averbode 1972, S. 76–88. – Wilhelm Wattenbach/Franz-Josef Schmale: Deutschlands Geschichtsquellen im MA. Bd. 1: Vom Tod Kaiser Heinrichs V. bis zum Ende des Interregnums. Darmstadt 1976, S. 374 f. – Norbert J. Weyns: Raso Goetghebuer, abt van Drongen († 1490), hagiograaf van Herman-Jozef? In: Analecta Praemonstratensia 57 (1981) S. 210–216. – Bernward Meisterjahn: Der hl. H. Josef v. S. Mu¨ nchen/Zu¨ rich 1987. – Hermann Josef Kugler: H. J. v. S. im Kontext christlicher Mystik. St. Ottilien 1992 (Lit.). – Roswitha Wisniewski: Das ‹Rheinische Marienlob›, H. J. v. S. und die K¨olner Kirche St. Maria im Kapitol. In: FS Hans Szklenar. Hg. v. Carola Gottzmann/R. Wisniewski. Berlin 2002, S. 157–179. – ‹Es gibt keine gr¨oßere Aufgabe, als den Br¨udern mit Liebe zu dienen› (Vita Hermanni Josephi I,11). Beitr. zum 50-j¨ahrigen Jubil¨aum der Heiligsprechung des Hl. H. J. v. S. Red. Hermann Josef Kugler. Windberg 2008. BJ Kolner ¨ Morgensegen. – Mittelfr¨ankischer Schutzsegen. Die Bezeichnung «Morgensegen» ist nur eingeschr¨ankt berechtigt; die Tageszeit, zu der der Segen am besten gesprochen werden soll, wird nicht erw¨ahnt. Es handelt sich dabei um eine seit dem 12. Jh. verbreitete Art von Segen zum Schutz seiner selbst oder anderer vor den t¨aglichen Gefahren. Mit Formeln wie «ich bevilhe mich» oder «ich bevilhe dich», je nachdem, f¨ur wen der Segen erwirkt werden soll, werden Gott und die Heiligen um Schutz vor pers¨onlichen Feinden angerufen; er kann auch als «Reisesegen» dienen. In einem ersten Teil sollen dem Menschen, dem der Segen zugedacht ist, bereits angewandte Segen, die vor allem in der Bibel gefunden und nun aufgez¨ahlt werden, zuteil werden. Anaphorisch listet anschließend der zweite Teil auf, wie und wovor genau der Segen sch¨utzen soll. ¨ Uberlieferung: Hannover, LB, Ms I 81, 133r–134r (Perg., 13. Jh.). Die zweiteilige Sammelhs. enth¨alt in einem ersten Tl. (zweites Viertel 13. Jh., ripuarisch) das → Rheinische Marienlob, in einem zweiten Tl. (drittes Viertel 13. Jh., mittelrheinisch) die Dichtungen des → Wilden Mannes, → Wernhers vom Niederrhein, den K. M. und da¨ nach die → Altere niederrheinische Marienklage. Ausgaben: Wilhelm Grimm: Ein Segen aus dem 12. Jh. In: Altdt. Bll. 2 (1840), S. 1 f. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 579
Kolner ¨ Morgensegen 12. Jh. Zwei Bde. M¨unchen 1914/16 (Nachdr. in einem Bd. 1960), Abt. A: Texte, S. 93–95 (Nr. 31). Literatur: Achim Masser: Zauberspr¨uche und Segen. In: RL2 4 (1984) S. 957–965. – Ders., VL2 5 (1985) Sp. 57 f. – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa aus dem 8. bis 12. Jh. Bd. 2. Berlin 31892, S. 290–300. – Wilhelm (s. Ausg.) Abt. B: Komm., S. 179 f. (Nr. 31). – Adolph Franz: Die kirchlichen Benediktionen im MA. Bd. 2. Freiburg i. Br. 1909, S. 268–271. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 118. SF Munchner ¨ Ausfahrtssegen. – Morgen- bzw. Gebetssegen, um 1200. In der Handschrift M¨unchen, BSB, Cgm 54 (zweite H¨alfte 14. Jh., westmittelbair.) u¨ berlieferter, um 1200 entstandener Morgen- oder Gebetssegen, mit dem der Mensch sich selbst besegnet. «Ausfahrt» ist nicht im Sinne von «Reise» zu verstehen, sondern meint die Ausfahrt in das Leben, die mit jedem Tag neu beginnt. Erbeten werden Widerstandskraft gegen Waffen und Meereswogen, Sch¨arfe des eigenen Schwertes. Die Waffen werden zu geistlichen Symbolen, Christus soll das Friedensschild sein, das Kleid Mariens das Schutzhemd, Gott der «halsperc» (Oberteil des Panzers). «H¨ofische» Elemente sind Wertsch¨atzung des Weltlebens und der «Ehre», das Gesetz, sich bei den Menschen beliebt zu machen, der Welt «Huld» zu gewinnen und doch die Seele vor Gott nicht zu verlieren. Die Reime sind nicht rein, gebundene Rede ist teilweise mit Prosa vermischt, ebenso wie dt. und lat. Sprache. Dennoch ist der Einfluss fr¨uhh¨ofischer Dichtung deutlich. Der M. A. steht inhaltlich in Beziehung zum Weingartner Reisesegen, Tobiassegen und zu Segensformeln in den sog. → Gebeten und Benediktionen von Muri. Ausgabe: Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa. aus dem 8.-12. Jh. Berlin 31892, Bd. 1, S. 182 (Nr. XLVII,3); Bd. 2, S. 281–290. ¨ Literatur: Martin M¨uller: Uber die Stilform der altdt. Zauberspr¨uche bis 1300. Diss. Kiel 1901. – Hugo Moser: Vom Weingartner Reisesegen zu Walthers Ausfahrtssegen [...]. In: PBB (Halle) 82, Sonderbd. (1961) S. 69–89. – Verena Holzmann: 580
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Marienmirakelsammlungen ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u.a. 2001. SF Leben Christi (Lucifer und Jesus). – Fragment von 540 Reimpaarversen u¨ ber Sch¨opfung, Luzifers Sturz, S¨undenfall und Erl¨osung des Menschen; die Entstehungszeit liegt wohl um 1200 oder in der ersten H¨alfte des 13. Jh. Der anonyme Verfasser war wahrscheinlich Geistlicher und stammte aus Bayern. Behandelt werden die Erschaffung der Engel, der Engelssturz und der g¨ottliche Beschluss zur Erschaffung des Menschen, die Verf¨uhrung von Adam und Eva durch die Schlange und die Verstoßung aus dem Paradies; nach 5000 Jahren erfolgt der Erl¨osungsbeschluss; mit dem bethlehemitischen Kindermord bricht der Text ab. Die biblischen Ereignisse werden kurz und einfach dargestellt, charakteristisch sind der allegorische Einschlag (das Erl¨osungswerk wird als ritterlicher Kampf Gottes gegen Luzifer vorgestellt) und zahlreiche exegetisch-moralische Einsch¨ube. Verwandtschaft (aber nicht unbedingt Abh¨angigkeit) besteht mit dem → Anegenge. Die unterschiedlichen Titel stammen von Pfeiffer (L. C.) sowie Massmann (Lucifer und Jesus), s. Ausg. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 354, 118rb–122ra (Abschr.aus der zweiten H¨alfte des 14. Jh.). Ausgaben: Franz Pfeiffer: L. C. In: ZfdA 5 (1845) S. 17–32. – Hans Ferdinand Maßmann: Lucifer und Jesus. In: Hagens Germania 9 (1850) S. 171–180. Literatur: Karin Schneider, VL2 5 (1985) Sp. 631 f. – Edward Schr¨oder: Das Anegenge (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. V¨olker 44). Straßburg u. a. 1881, S. 87–89. – Paul Piper (Hg.): Die geistliche Dichtung des MA. Bd. 1. Berlin u. a. 1888, S. 241. – Ruprecht Wimmer: Dt. und Latein im Osterspiel. Unters. zu den volkssprachlichen Entsprechungstexten der lat. Strophenlieder (MTU 48). M¨unchen 1971, S. 222. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 302. SF Lilienfelder Andachtsbuch. – Dt. Partien eines Andachtsbuches f¨ur eine Klosterfrau, entstanden wohl um 1200 in Nieder¨osterreich. 581
um 1200 Das L. A. enth¨alt lavierte Federzeichnungen, dt. Verse und lat. Prosa. Auf der linken Seite der Handschrift findet sich jeweils das Bild mit lat. Titulus, darunter das Bild kommentierende dt. Verse; auf der rechten Seite das dazu passende lat. Gebet. Inhaltlich zeigen die ersten sieben Bilder S¨undenfall, das Opfer Abrahams, Moses und die zehn Gebote. Alle weiteren thematisieren das Leben Jesu von der Verk¨undigung bis zur Himmelfahrt und Pfingsten. Dieses moniale Erbauungsbuch h¨alt sich im Allgemeinen an die Evangelien. 578 dt. Verse sind erhalten, ca. 70 verloren. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2739* (Zisterzienserstift Lilienfeld/Nieder¨osterreich, sp¨ates 12. oder Beginn des 13. Jh.; 76 Bll.). Ausgabe: Hermann Menhardt: ‹Lilienfelder Heilsgesch.›. In: ZfdA 78 (1941) S. 167–184. Literatur: Achim Masser, VL2 5 (1985) Sp. 832 f. – Hermann Julius Hermann: Die dt. romanischen Hss. [...] (Die illuminierten Hss. und Inkunabeln der Nationalbibl. in Wien 2). Leipzig 1926, S. 249–258. – Menhardt (s. Ausg.) S. 145–166. – Norbert H. Ott: Vermittlungsinstanz Bild. Volkssprachliche Texte auf dem Weg zur Literarizit¨at. In: Text und Text in lat. und volkssprach¨ licher Uberl. des MA. Hg. v. Eckart Conrad Lutz (Wolfram-Stud. 19). Berlin 2006, S. 191–208. SF Marienmirakelsammlungen. – Sammlungen von Mirakelerz¨ahlungen um Maria als Vermittlerin. Wundergeschichten und Berichte von Gebetserh¨orungen dieser Art wurden in der Forschung auch als M¨archen, Sagen oder Legenden bezeichnet, heute verwendet man den urspr¨unglichen Begriff des Mirakels (ma.: «miracula BMV» oder «narrationes», «mirakel», «zeichen», «wunder», «mære», «ebenbild»; sp¨ater h¨aufig «exempel»). Den inhaltlichen Kern stellen S¨unde und Vergebung dar, wobei Maria in einer Mittlerrolle als F¨ursprecherin der S¨under und Helferin in der Not erscheint. Im weit verbreiteten Mirakel um → Theophilus, dem Teufelsb¨undner, bek¨ampft sie selbst den Teufel. In der lat. Literatur begegnen vereinzelte Mirakel nach griechischen Vorlagen seit Gregor von Tours (6. Jh. n. Chr.). Das Aufkommen des Marienkults gegen Ende des 11. Jh. brachte die Produktion neuer Marienmirakel, -legenden und -viten. Zusammen mit den a¨lteren Mirakeln entstanden 582
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um 1200 daraus im 12. und 13. Jh. lat. Sammlungen f¨ur liturgische Zwecke. Verschriftlichte Wundersammlungen stammen zuerst aus dem Umkreis → Anselms von Canterbury (um 1100 bis 1140) und aus den marianischen Wallfahrtsorten, besonders aus nordfranz¨osischen Kl¨ostern wie St. Victor, Jumi`eges, St. Genevi`eve, Beaupr´e de Beauvais und Corbie, deren Sammlungen des 12. und 13. Jh. h¨aufig «Mariale» genannt wurden und als Grundlage f¨ur die großen Zisterzienser- und Mendikantenkompilationen des 13.-15. Jh. dienten. Insgesamt sind u¨ ber 2000 verschiedene lat. Mirakel bekannt, von denen ca. 100 f¨ur die volkssprachlichen u¨ berregionalen Bearbeitungen als Vorlage verwendet wurden. Im dt. Gebiet unternahm → Caesarius von Heisterbach um 1222 eine systematische Aufzeichnung marianischer Mirakel. ¨ Uberlieferung: Lat. u¨ berregionale Sammlungen. Verzeichnet bei: Mussafia 1889 (s. Lit.) S. 63–66 ¨ (Ubersicht). – Ward (s. Lit.) S. 600–707. – Dazu kommen folgende anonyme Slg.: Hss. des 12. Jh.: Augsburg, Ordinariatsbibl., F¨ussener Hs. 9, 43r–84v. – Ebd., SB und StB, 2° cod. 39, 107r–130v. – Bern, Burgerbibl., Cod. 137, 74v–101v. – Cambrai, Bibl. municipale class´ee, Cod. 804, 1r–67v. – Ebd., Cod. 830, 36r–45v. – Ebd., Cod. 833. – Dijon, Bibl. municipale, Cod. 196, 40v–64r. – Heiligenkreuz, Stiftsbibl, Cod. 11, 246v–262v. – Hohenfurt, Stiftsbibl., Cod. CXVII, 91r–123v. – London, British Library, Cod. Add. 35112, 21r–80r. – Ebd., Cod. Egerton 2947, 1r–49v. – London, Lambeth Palace Library, Cod. 214, 150v–164v. – Namur, Seminarbibl., Cod. 80, 41v–58r, 147r–210r. – Oxford, Bodleian Library, Laud. misc. 359, 27r–136v. – Ebd., Laud. misc. 410, 78r–94v. – Paris, Bibl. Nationale, Cod. lat. 2769, 60v–84v. – Ebd., Cod. lat. 2873, 1r–5v, 21r–33v, 55v–65v. – Ebd., Cod. lat. 3177. – Ebd., Cod. lat. 12169, 115r–124v. – Ebd., Cod. 1398. – Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 9668, 11r–28v. – Rouen, Bibl. municipale, Cod. U 123, 131r–134r. – Troyes, Bibl. municipale, Cod. 1176. – Zwettl, Stiftsbibl., Cod. 49, 266r–290r. Hss. des 13. Jh.: Aberdeen, UB, Cod. 137, 95r–125v. – Admont, Stiftsbibl., Cod. 249. – Altenburg, Stiftsbibl., Cod. AB 13 A 8, 1r–13v. – Berlin, Dt. Akad. der Wiss., Inst. f¨ur griechisch-r¨omische Altertumskunde, Lat. Hs. der Kirchenv¨aterkommission, 121r–161r (um 1200). – Berlin, SBB, Cod. Phill. 1875, 123r–170v. – Berlin, SBB, Preußischer 583
Marienmirakelsammlungen Kulturbesitz, Cod. theol. qu. 121, 1r–33v. – Ebd., Cod. theol. qu. 369, 34r–47v. – Bruges, StB, Cod. 402, 18vb–46va. – Chartres, Bibl. publ., Cod. 178 (212), 41v–53v. – Dijon, Bibl. municipale, Cod. 38, 20r–68v. – Gießen, UB, Cod. 777, 52ra–61va. – G¨ottweig, Stiftsbibl., Cod. 204 (153), 1r, 3rv. – Graz, UB, Cod. 713, 1v, 27r–29v, 223r–227v, 327v–344v. – Ebd., Cod. 946, 76r–80v. – Lilienfeld, Stiftsbibl., Cod. 134, 1r–11r. – Lissabon, Bibl. Nacional, Cod. Alc. 149, 21r–111v. – Madrid, Bibl. Nacional, MS 110, 7v–81v. – Melun, Bibl. publ., Cod. 17 (18), 123r–219v. – Mons (Belgien), StB, Cod. 108, 1v–41v. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 88, 27r–29r. – Ebd., Clm 9528, 131va–144ra. – Ebd., Clm 14348, 169r–188r. – Oxford, Bodleian Library, Can. liturg. 325, 160v–223r. – Ebd., Laud. misc. 471, 48r–64v. – Paris, Bibl. Nationale, Cod. lat. 2672, 13r–78v, 95r–109v. – Ebd., Cod. lat. 2941, 85r–91r. – Ebd., Cod. lat. 13336, 115r–146v. – Ebd., Cod. lat. N. A. 357, 1r–32r. – Ebd., Cod. lat. N.A. 2199, 22r–23v. – Reims, Bibl. municipale class., Cod. 1399. – Ebd., Cod. 1400, 23v–33v, 77r–78r. – Rom, Bibl. Vat., Pal. lat. 619, 61v–68v. – Rouen, Bibl. municipale, Cod. U 134, 241r–318r. – Stams, Stiftsbibl., Cod. 19, 16v–46r. – Trier, Dombibl., Cod. 29, 32r–69r. – Troyes, Bibl. municipale, Cod. 1331. – Ebd., Cod. 1876. – Zwettl, Stiftsbibl., Cod. 13, 209r–221r. – Ebd., Cod. 15, 68r–93v. Hss. des 14. Jh.: Alen¸con, Bibl. municipale, Cod. 17, 143r–162v. – Anvers, StB, Cod. 7, 1r–159v. – Augsburg, UB, Cod. II. 1. 8° 1, 72r–101v. – Basel, UB, Cod. A VI 37, 89r–97r. – Ebd., Cod. B IX 12, 127vb–153va. – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 587, 176–191 (Verse). – Graz, UB, Cod. 302, 256r–257v. – Ebd., Cod. 840, 161r–190v. – Ebd., Cod. 1530, 11r–53r. – Heiligenkreuz, Stiftsbibl., Cod. 41, 125v–188v. – Hohenfurt, Stiftsbibl., Cod. 70, 167r–174v. – Mu¨ nchen, BSB, Clm 8968, 147ra–158vb. – Ebd., Clm 9612, 426v–441v. – Ebd., Clm 11750, 3r–19r. – Ebd., Clm 19166, 15r–28r. – Ebd., Clm 23439, 59vb–62ra. – Oxford, Corpus Christi College, Cod. 42, 1r–33v. – Paris, Bibl. Nationale, Cod. lat. 3338, 61v–64r, 134v–155v. – Ebd., Cod. lat. 5664. – Ebd., Cod. lat. N. A. 2335, 26v–27r. – Ebd., Bibl. Sainte-Genevi`eve, Cod. 546, 1r–76r. – Reims, Bibl. municipale class., Cod. 66, 11v–30v. – Rom, Bibl. Vat., Cod. Pal. lat. 179, 181r–204v. – Ebd., Cod. Pal. lat. 886, 114v–118r. – Uppsala, UB, Cod. C 395, 213r–227v. – Ebd., Cod. C 521, 23r–33v. 584
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Marienmirakelsammlungen Hss. des 15. Jh.: Bamberg, SB, Mscr. theol. 240, 75r–169v. – Basel, UB, Cod. A X 118, 159v–161r. – Ebd., Cod. A X 129, 245r–255v. – Ebd., Cod. A X 139, 75v–76r, 84v–85r. – Berlin, SBB, Preußischer Kulturbesitz, Cod. theol. fol., 100, 344r–402v. – Cambrai, Bibl. municipale class., Cod. 834, 1r–13r, 29r–44v. – Cambridge, Sidney Sussex College, Cod. 95, 1r–226v. – Dublin, Trinity College, Cod. 167. – Durham, Dean and Chapter Library, Cod. B IV 30, 24r–29v. – Graz, UB, Cod. 567, 3v–7r. – Ebd., Cod. 851, 86r–121r. – Ebd., Cod. 965, 169r–208r. – K¨oln, Hist. Arch., Cod. GB f° 86, 15r–34v. – Melk, Stiftsbibl., Cod. 61, 2r–46r. – Ebd., Cod. 1388, 147v–158v. – Ebd., Cod. 1565, 589v–600v. – Mu¨ nchen, BSB, Clm 4781, 188v–196v. – Ebd., Clm 5927, 486v–507r. – Ebd., Clm 8953, 78v–85r. – Ebd., Clm 14957, 68va–70ra. – Ebd., Clm 18731, 314r–324r. – Ebd., Clm 19544, 246va–284ra. – Ebd., Clm 23791, 164va–171vb, 207ra-va. – Ebd., Clm 26688, 151ra–156vb. – Ebd., Clm 26716, 196ra–213rb. – Ebd., Clm 27330, 23r–113v. – Namur, StB, Cod. 160, 66v–69v, 125r–127v. – Paris, Bibl. Nationale, Cod. lat. 3632, 173r–175v. – Ebd., Cod. lat. N. A. 1154, 177v–179v. – Rom, Bibl. Vat., Cod. Barb. lat. 2318, 143r–148r. – Ebd., Cod. Reg. lat. 475, 72r–108v. – Ebd., Cod. Vat. lat. 819, 100r–123v. – Ebd., Cod. Vat. lat. 9386, 70r–75r. – Aigen im M¨uhlkreis, Stift Schl¨agl, Cpl 73, 238r–247v. – Uppsala, UB, Cod. C 63, 91r–129r. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 35. 1. Aug. 4°, 58ra–67vb. – Ebd., Cod. 1163 Helmst., 183v–190v. Ausgaben: Bernhard Pez: Ven. Agnetis Blannbekin [...] liber de miraculis s. dei genitricis Mariae. Wien 1731, S. 305–446. – Joseph Strange: Caesarii Heisterbacensis monachi O. Cist. Dialogus miraculorum. Bd. 2. K¨oln u. a. 1851, S. 1–80. – Fidel Fita: Legendas por Gil de Zamora. In: Bol´etin de la Real Academia de la Historia 6 (1885) S. 418–429. – Carl Neuhaus: Die lat. Vorlagen zu den alt-franz¨osischen Adgar’schen Marien-Legenden. Heilbronn 1886. – Richard Becker: Gonzalo des Berceos Milagros und ihre Grundlagen. Diss. Straßburg 1910, S. 59–94. – Hilding Kjellmann: La deuxi`eme collection anglo-normande des Miracles de la Sainte Vierge et son original latin. Paris/Uppsala 1922. – Heribert Christian Scheeben: Hs 29 der StB Soest [...] In: Archiv der dt. Dominikaner. Bd. 2 (1939) S. 193–214. – Joseph van der Straaten: Subsidia 585
um 1200 hagiographica 50 (1971) S. 141–145. – Jan Ziolkowski: Nigellus de Longo Campo. Miraculis s. genitricis Mariae (Mittellat. Stud. und Texte 14). Leiden 1994. Dt. Bearbeitungen kamen nach der Mitte des 12. Jh. auf. Als Vorlagen dienten meist lat., zuweilen aber auch andere nationalsprachliche, besonders englische und franz¨osische Sammlungen. 1. Verssammlungen: a) 52 Marienmirakel des → Vinzenz von Beau¨ vais in einer ndl. Ubers. des → Jacob von Maerlant, um 1290. Ausgabe: Matthias de Vries: Jacob v. Maerlant. ‹Spiegel historiael›. Leiden 1863. – Vgl. Janssens (s. Lit.) S. 400–437. b) 25 Marienmirakel beschließen die Heiligenlegenden des → Passional. ¨ Uberlieferung: 13 Hss. und zehn Fragm. bei Richert 1978 (s. Lit.) S. 15–154. – Ferner: Uppsala, UB, Fragm. germ. 11. Ausgaben: Pfeiffer (s. Lit.). – Richert 1965 (s. Lit.). ¨ 2. Uberregionale Prosasammlungen: a) Predigthss. Basel, UB, Cod. G2 II 58, 267r–277v (zweite H¨alfte 14. Jh., alemannisch). – Berlin, SBB, Mgq 1486, 87v–92r (um 1385, ostfr¨ankisch mit bair. Einschlag). b) Großer → Seelentrost: neben einzelnen Marienmirakeln Exempelfolgen u¨ ber die Wirkung von Mariengebeten, haupts¨achlich nach → Caesarius von Heisterbach. Ausgabe: Margarete Schmitt: Der große Seelentrost (Nd. Stud. 5). K¨oln u.a. 1959, S. 101 f., 120–125. c) 44 Marienmirakel in Exempelhs. Berlin, SBB, Mgf 863, 247va–251ra, 268ra–277va, 340ra–343ra u. o¨ . d) 101 Marienmirakel in einem dt. Mariale, nur abschriftlich erhalten: Bamberg, SB, Msc. hist. 157; danach wurden die Legenden aus → Der Heiligen Leben zu den Marienfesten (je 12–21 Mirakel) Ende des 14. Jh. bearbeitet. e) Acht Marienmirakel enthalten in Hs. Heidelberg, UB, Cpg 118, 126v–176r (um 1400, th¨uringisch mit nd. Einschl¨agen). Ausgabe: Carl Reinholdt: Die Wundergesch. des Cod. Pal. germ. 118. Diss. Greifswald 1913, Nr. 3, 19–21, 25, 33–35. f) Mndl. M. sind besonders aus der zweiten H¨alfte des 15. Jh. u¨ berliefert. 36 Hss. bei de Vooys (s. Lit.) S. XIV–LXXVII. – Ferner u. a. Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. II 2454, 59rb–61va, 218ra–288va 586
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um 1200 (Sint-Truiden, Sint-Luciendal, 1463) und ebd., Cod. 11146–48, 2v–8v u. o¨ ., 79r–190r (wahrscheinlich Br¨ussel, Augustinerinnenkloster Jericho, um 1460–65). Ausgabe: Louis Luyten: Middelnederlandse Marialegenden uit twee Brusselse Handschriften. Licentiatsarbeit. Leuven 1964. Ripuarische Fassung (u¨ ber 90 Mirakel in K¨oln, Hist. Arch., Cod. W 159, K¨oln, Grevenkonvent, um 1440) stimmt großteils mit der oben genannten Br¨usseler Mariale-Hs. u¨ berein. Das Abh¨angigkeitsverh¨altnis ist noch nicht gekl¨art. g) Oberrheinische Zisterziensersammlung, u¨ berliefert um 1445 in N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 86409, 64r–70v und Straßburg, UB, Cod. 2744, 26v–33v. h) Lat., dt. und zweisprachige Marienwunder bei → Dominikus von Preußen. ¨ Uberlieferung: Lat.: Bernkastel-Kues, Hospitalbibl., Hs. 128, 139r–141r. – Frankfurt, StB/UB, Ms. Praed. 162, 123r–124r. – Wilhering, Stiftsbibl., Cod. 133. – Bair.: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 164, 76v–90r. – Ebd., Cgm 845, 220r–227v. – Salzburg, St. Peter, Cod. a III 33, 63r–65v. – Ebd., Cod. b I 2, 103v–108v. i) Sechs Marienmirakel am Schluss der Sammelhs. Berlin, SBB, Mgq 178 (Mitte 15. Jh., els¨assisch). ¨ j) Mndl., mnd. und bair. Ubersetzungen des Dialogus miraculorum und des Bonum universale de apibus seit Mitte des 15. Jh.; M. darin enthalten. k) Sammlung von 71 Exempeln der s¨udbair. Hss. Salzburg, Nonnberg, Cod. 23 B 25, 51r–116r (1466) und N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 4028, 98ra–130vb (um 1468). l) 15 Marienmirakel in der Erbauungsschrift Der → Seelen Wurzgart (seit 1483 gedruckt, vorher aber schon hsl. verbreitet). m) 50 Mirakel in einer Ordenschronik des Johannes → Meyer. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgq 195, 113r–142r. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 416, 117v–141r. – Drei weitere, verschollene Hss. bei Placidus Wehbrink: Das Leben des Br¨uder Predigerordens v. J. Meyer. In: Arch. der Dominikaner 2 (1939) S. 99 f. n) Der Dominikanerorden (u. a. Alanus de Rupe, Michael Francisci de Insulis) verbreitete das dreifache Rosenkranzgebet (→ Marienpsalter und Rosenkranz). 587
Marienmirakelsammlungen na) Psalterium BMV: darin 30 Typen von Rosenkranzwundern, 19 Mirakel. ¨ Uberlieferung: Colmar, Bibl. municipale, Cod. 474, 13rb–16rb. – Karlsruhe, LB, Cod. Don. B VI 2, 1ra–138vb, 144rb–146ra. – Gießen, UB, Cod. 784. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 164, 9v–90v. – Ebd., Cgm 626, 143vb–146va, 152va–185vb. – Ebd., Cgm 4340, 78r–81r, 99v–139r. – Prag, UB, Cod. XVI E 9, 185r–188v, 197r–241v. – Berlin, SBB, Mgo 692 (16. Jh.; 38 Bll.). – N¨urnberg, StB, Cent. VII 9, 11r–18v. – Trier, StB, Cod. 813, 126v–140v (1343). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 1233 Helmst., 148r–162r. nb) Auf den hl. Dominikus bezogene Mirakel im Exempelbuch De psalterio beatae Mariae exempla valde motiva ad amorem illius. ¨ Uberlieferung: Leiden, UB, Cod. Letterk. 218, 43r–53v. – Mecheln, Seminarbibl., Cod. 15, 24r–128v. o) Vier Marienwunder im Leben der V¨ater: Heidelberg, UB, Cpg 90, 154rb–156ra (1477). p) Mirakelfolge aus Der Heiligen Leben in der Salzburger Hs. St. Peter, Cod. a III 6, (letztes Viertel 15. Jh., s¨udbair.). q) Vierteiliges Mariale Magnet Unserer Lieben Frau, wahrscheinlich 1487 im Klarissenkloster zu N¨urnberg entstanden, enth¨alt u. a. die umfangreichste dt. M. ¨ Uberlieferung: Prag, UB, Cod. XVI E 9. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 626 (1493). Anordnung der Mirakel nach elf Marienfesten (Tl. 3) und nach elf Motiven der Marienverehrung (Tl. 4). r) 37 Marienmirakel in der alemannischen Sammelhs. Berlin, SBB, Mgo 22, 182r–205v (Augustiner-Chorfrauenstift Inzigkofen, Ende 15. Jh.). Ausgabe: Bolte (s. Lit.) S. 1–25 Nr. 1–19, 24–41. s) Insg. ca. 90 Mirakel in der ripuarischen Sammelhs. Karlsruhe, LB, Cod. Don. B VI 2 (Augustinerinnenkloster Bedburg-Frauenweiler, 1538). 3. Lokale Prosasammlungen (Marienmirakelb¨ucher): Diese sind im Gegensatz zu den allgemeinen M. technisch selbstst¨andig als B¨ucher u¨ berliefert, erheben Anspruch auf historische Faktizit¨at (Datierung) und finden sich meist in Wallfahrtsorten. a) Ndl. Mirakelb¨ucher: aus Delft (neun Mirakel, 1327–1439), ’s-Hertogenbosch (481 Mirakel, 1381–1603) und Amersfoort (542 Mirakel, 1444–1545). Siehe dazu Marijke Carasso-Kok: Repertorium van verhalende hist. bronnen uit de middeleeuwen (Bibliogr. reeks van het Nederlands Hist. Genootschap 2). Den Haag 1981, S. 71–73. 588
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Marienmirakelsammlungen b) Dt. Marienmirakelb¨ucher gibt es seit der ersten H¨alfte des 15. Jh. Als deren a¨ ltestes gilt das Mirakelbuch von St. Maria im Elende am Harz (um 1420). Drei Alt¨ottinger Mirakelb¨ucher stammen aus dem 15. Jh. (25 Mirakel, 1493–94. – 27 Mirakel, 1490–1540. – 77 Mirakel, 1495–97.) Die Bl¨utezeit dieser Mirakelb¨ucher brachten Hoch- und Sp¨atbarock 1650–1750. Literatur: Franz Kaulen: Marienlegenden. In: Wetzer und Weltes Kirchenlex. VIII (21893) Sp. 831–846. – Hans Fromm, RL2 2 (1960) Sp. 276–279. – Hardo Hilg, VL2 6 (1987) Sp. 19–42.; 11 (2004) Sp. 977. – Mechthild P¨ornbacher/Walter P¨otzl: Mirakelb¨ucher. In: MarLex 4 (1992) S. 464 f. – Fritz Wagner: Miracula, Mirakel. In: LexMA 6 (1993) Sp. 656–658. – Urban K¨usters: Mariendichtung. In: RGG4 5 (2002) Sp. 814–818, hier Sp. 817 f. – Jacob Grimm: Dt. Mythologie. Bd. 1. G¨ottingen 21844, S. XXXII. – Franz Pfeiffer: Marienlegenden. Stuttgart 1846. – J. Grimm: ¨ Uber den sogenannten mitteldt. Vocalismus. In: ZfdA 8 (1851) S. 545 f. – Karl Goedeke: Dt. Dichtung im MA. Bd. 1. Hannover 1854, S. 132–150, 158–160. – Karl Benrath: Zur Gesch. der Marienverehrung. In: Theologische Stud. und Kritiken 59 (1886) S. 7–94, 197–267, hier S. 213–236. – Adolfo Mussafia: Stud. zu den ma. Marienlegenden (Sb. der Kaiserlichen Akad. der Wiss. Wien, Phil.-Hist. Classe 113). Wien 1886, S. 917–994; 115 (1887), S. 5–92; 119, IX (1889), S. 1–66; 123, VIII (1890), S. 1–85; 139, VIII (1898), S. 1–74. – Johannes Bolte: Marienlegenden des 15. Jh. In: Alemannia 17 (1889) S. 1–25. – Henry L. D. Ward: Catalogue of Romances in the Department of Manuscripts in the British Museum. Bd. 2. London ¨ 1893, S. 586–740. – A. Mussafia: Uber die v. Gautier de Coincy ben¨utzten Quellen (Denkschr. der kaiserlichen Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl. 44,1). Wien 1896. – W. A. van der Vet: Het bi¨enboek van Thomas van Cantimpr´e en zijn exempelen. Den Haag 1902, S. 74–108. – Cornelis G. N. de Vooys: Middelnederlandse Marialegenden. Zwei Tle. Leiden 1903. – Thomas Livius: Die Allerseligste Jungfrau bei den V¨atern der ersten sechs Jh. Bd. 2. Trier 1907, S. 180–201. – Stephan Beissel: Gesch. der Verehrung Marias in Deutschland w¨ahrend des MA. Freiburg i. Br. 1909, S. 427, 489–502. – Jakob Hubert Sch¨utz: Die Gesch. des Rosenkranzes. Paderborn 1909, S. 115–122. – Heinrich G¨unter: Die christliche Legende des Abendlandes (Religionswiss. Bibl. 2). Heidelberg 1910, S. 35–46, 589
um 1200 130–132. – John A. Herbert: Catalogue of Romances in the Department of Manuscripts in the British Museum. Bd. 3. London 1910. – Thomas Frederick Crane: Miracles of the Virgin. In: The Romanic View 2 (1911) S. 235–279. – Franz B¨ar: Die Marienlegenden der Straßburger Hs. Ms. Germ. 863 und ihr literarhist. Zusammenhang. Straßburg 1913. – Jacques Nothomb: La L´egende de Nostre Dame (Museum Lessianum, Section asc´etique et mystique 14). Bruges 1924. – T. F. Crane (Hg.): Liber de miraculis sanctae dei genitricis Mariae. Ithaca u. a. 1925. – C. G. N. de Vooys: Middelnederlandse Legenden en Exempelen. Groningen/Den Haag 21926. – Robert Guiette: La l´egende de la Sacristine (Bibl. de la Revue de Litt´erature Compar´ee 43). Paris 1927. – Hubertus Petrus Johannes Maria Ashmann: Le culte de la sainte Vierge et la litt´erature fran¸caise profane du moyen aˆ ge. Utrecht 1930, S. 79–103, 129–150. – Jozef Morawski: Les miracles de Notre-Dame en vers fran¸cais. In: Romania 61 (1935) S. 145–162. – Karl Menne: Dt. und ndl. Hss. (Mitt. aus dem Stadtarch. v. K¨oln, Sonderreihe, H. X, Abt. 1). K¨oln 1937, S. 253–261, 370 f. – Mary Vincentine Gripkey: The Blessed Virgin Mary as Mediatrix in the Latin and Old French Legend prior to the Fourteenth Century (Publ. of the Department of Romance Languages and Literatures 17). Washington D. C. 1938. – Evelyn Faye Wilson: The Stella Maris of John of Garland (The Mediaeval Academy of America, Publ. 45). Cambridge/Mass. 1946. – Cipriano Baraut: Un recull de miracles de Santa Maria, procedent de Ripoll i les Cantigues d’Alfons el Salvi. In: Maria – Ecclesia, Regina et Mirabilis (Scripta et documenta 6). Montserrat 1956, S. 127–161. – Oloph Odenius: M˚alaren och dj¨avulen. Legendhistoriska anteckningar kring ett Mariamirakel. In: Arv 13 (1957) S. 111–158. – Gilles G´erard Meersseman: Der Hymnos Akathistos im Abendland. Bd. 1 (Spicilegium Friburgense 2). Freiburg/Schweiz 1958, S. 6–14. – Richard William Southern: The English Origins of the ‹Miracles of the Virgin›. In: Mediaeval and Renaissance Studies 4 (1958) S. 176–216. – Ders.: Gestaltende Kr¨afte des MA. Stuttgart 1960, S. 220–228. – Augustin Pedrosa: El Mariale de Saint-Evroul. In: Ephemerides Mariologicae 11 (1961) S. 5–63, hier S. 6–8. – Jos´e Maria Canal: Piedad mariana del siglo XII. In: ebd. 13 (1963) S. 435–451, hier S. 444–449. – Jozef Janssens: De Mariale persoonlijkheid van Jacob 590
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um 1200 van Maerlant. Antwerpen 1963, S. 370–437. – Joseph Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 1 (Die lyrische Dichtung des MA). Berlin 1964, S. 351 f. – Hannelore B¨uhler: Die Marienlegenden als Ausdruck ma. Marienverehrung. Diss. K¨oln 1965. S. 11, 17, 45.119. – Hans-Georg Richert (Hg.): Marienlegenden aus dem Alten Passional (ATB 64). T¨ubingen 1965. – Henri Barr´e: L’enigme du Mariale Magnum. In: Ephemerides Mariologicae 16 (1966) S. 265–288. – Hans Heinrich Weber: Stud. zur dt. Marienlegende des MA am Beispiel des Theophilus. Diss. Hamburg 1966, S. 117–146. – H. Barr´e: Un plaidoyer monastique pour le samedi marial. In: Revue b´enedictine 77 (1967) S. 175–399. – Solange Corbin: Miracula BMV. In: Cahiers de civilisation m´edi´evale. Xe-XIIe si`ecles 10 (1967) S. 409–433. – Juliane Matuszak: Das Speculum exemplorum als Quelle volkst¨umlicher Glaubensvorstellungen des Sp¨atMA (Quellen und Stud. zur Volkskunde 8). Siegburg 1967, S. 25–29. – Peter Assion: Die Mirakel der Hl. Katharina v. Alexandrien. Diss. Heidelberg 1969, S. 5–22, 262–399. – Jan Deschamps: Middelnederlandse handschriften uit Europese en Amerikaanse bibliotheeken. Br¨ussel 1970, S. 185–193. – Volker Mertens: Das Predigtbuch des Priesters Konrad (MTU 33). M¨unchen 1971, S. 12–15, 25 f. – Hans Schottmann: Die isl¨andische Mariendichtung (M¨unchner Germanistische Beitr. 9). M¨unchen 1973, S. 337–487. – Pierre Gallais: Remarques sur la structure des ‹Miracles de Notre-Dame›. ´ In: Epop´ ees, l´egendes et miracles (Cahiers d’´etudes m´edi´evales 1). Montr´eal/Paris 1974, S. 117–134. – Jean-Claude Richard: Les ‹Miracula› compos´es en ´ nationale Normandie aux XIe et XIIe si`ecles (Ecole des chartes, Positions et th`eses 1975). Paris 1975, S. 183–189. – Hans-Georg Schmitz: Kloster Pr¨ufening im 12. Jh. (Miscellanea Bavarica Monacensia 49). Mu¨ nchen 1975, S. 241–244, 309–320. – Hans D. Oppel: Exemplum und Mirakel. In: Arch. f¨ur Kulturgesch. 58 (1976) S. 96–114. – H.-G. Richert: Wege und Formen der Passional¨uberl. (Hermaea NF 40). T¨ubingen 1978. – Pierre Kunstmann (Hg.): Treize miracles de Notre-Dame tir´es du Ms. B.N.fr. 2094 (Publ. m´edi´evales de l’Universit´e d’Ottawa 6). Ottawa 1981. – Aires Augusto Nascimento: Testemunho Alcobacense de fonte latina de ‹Los milagros de Nuestra Sen˜ ora› de Gonzalo de Berceo. In: Revista da Bibliotheca Nacional Lisboa 1 (1981) S. 41–43. – Manfred Lemmer (Hg.): 591
Millst¨atter Predigtsammlung Mutter der Barmherzigkeit. Berlin 1986. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare ¨ des MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986. – PeterMichael Spangenberg: Maria ist immer und u¨ berall. Die Alltagswelten des ma. Mirakels. Frankfurt/M. 1987. – Karl Stackmann: Magd und K¨onigin. Dt. Mariendichtung des MA (Bursfelder Universit¨atsreden 7). G¨ottingen 1988. – Beatrice K¨alin: Maria, Muter der Barmherzekeit. Die S¨under und die Frommen in den Marienlegenden des Alten Passionals (Dt. Lit. v. den Anf¨angen bis 1700. Bd. 17). Bern u. a. 1994. – Ulla Williams: Die ‹Alemannischen Vitaspatrum›. Unters. und Edition. Tu¨ bingen 1996. – Hans-Joachim Ziegeler: Der literarhist. Ort der Mariendichtung im Heidelberger Cpg 341 und in verwandten Sammelhss. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Hg. v. Timothy R. Jackson u. a. Tu¨ bingen 1996, S. 55–77. – Heike A. Burmeister: Der ‹Judenknabe›. Stud. und Texte ¨ zu einem ma. Marienmirakel in dt. Uberl. (GAG 654). G¨oppingen 1998. – Rolf Bergmann/Stefanie Stricker: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Bd. 1. Berlin/New York 2005, S. 130 (Nr. 3). – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB. Die ma. Fragm. Cgm 5249–5250 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,8). Wiesbaden 2005, S. 40. SF Millst¨atter Predigtsammlung (Kuppitsch’sche Predigtsammlung). – Um 1200 entstandene deutschsprachige Sammlung von 72 gr¨oßtenteils unikal u¨ berlieferten Musterpredigten. Die M. P., eine vermutlich in Admont angelegte Sammlung von Sonn- und Feiertagspredigten, umfasst einen Jahrgang Predigten f¨ur das Kirchenjahr beginnend mit einer Leichenrede und den Predigten f¨ur die Adventszeit. Der Anlage der meisten Sammlungen der Fr¨uhen dt. Predigt entsprechend, folgt in der M. P. jeweils auf einen Block mit Predigten f¨ur das Temporale ein Sanctorale-Block mit Predigten zu den in diese Zeit fallenden Heiligenfesten. H¨aufiger als andere Sammlungen der Fr¨uhen deutschen Predigt beschr¨ankt sich die M. P. in der Wahl ihrer Initien nicht auf Verse aus der Epistel oder dem Evangelium des Sonntags, sondern verwendet vielfach andere liturgische Texte (Antiphone, Responsorien etc.) des Tages als Initien, deren Erkl¨arung und theologische Ausdeutung als thematische Hinf¨uhrung zum Evangeliumstext dient. In ihrer Anlage und in ihrer inhaltlichen 592
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Schleizer Psalmenfragmente Gestaltung bem¨uht sich die M. P. um gr¨oßtm¨ogliche Vollst¨andigkeit: W¨ahrend andere Sammlungen f¨ur die wichtigsten Feiertage mehrere Predigten bieten und daf¨ur weniger wichtige Sonntage unber¨ucksichtigt lassen, findet sich in der M. P. zu nahezu jedem Sonn- und Feiertag des Kirchenjahres jeweils eine Predigt, lediglich der Gr¨undonnerstag stellt mit zwei Predigten eine Ausnahme dar. Die in der M. P. behandelten Themen k¨onnen als Summe der katechetischen Inhalte angesehen werden, die um 1200 Laien vermittelt wurden. Die Sammlung ist vermutlich im Kontext der Seelsorge f¨ur Laienbr¨uder der Hirsauer Reformkl¨oster entstanden. ¨ Uberlieferung: Krakau, Bibl. Jagiellonska, Berol. mgq 484 (Perg., erstes Viertel 13. Jh., bair.o¨ sterr.). In den Cod. ist ein vollst. erhaltenes Quaternio planvoll inseriert: Es handelt sich dabei um f¨unf Predigten (die letzte fragm.) der Sammlung VII der → Leipziger Predigten (Bl. 53r–60v) in bair. Schreibsprache. Die ehemals verschollene erste Lage der Hs. befindet sich heute als Fragm. in Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 290, und enth¨alt vier Adventspredigten. Ausgaben: Franz Josef Mone: Altteutsche Predigten. In: Anz. f¨ur Kunde der dt. Vorzeit 8 (1839) Sp. 409–433. – Karl August Barack: Dt. Predigten des 12. Jh. In: Germania 10 (1865) S. 464–473. – Vgl. Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 27 f. (T 34 und T 35). – Regina D. Schiewer (Hg.): Die Millst¨atter Predigten (DTM). Berlin 2011. Literatur: Dagmar Ladisch-Grube, VL2 5 (1985) Sp. 452–454. – Regina D. Schmidt, MarLex 6 (1994) S. 851 f. – Mone (s. Ausg.) Sp. 509–530. – Johannes Marbach: Gesch. der dt. Predigt vor Luther. Berlin 1873, S. 139–148. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879 (Nachdr. Darmstadt 1966) S. 206. – Morvay/Grube (s. Ausg.). – R. D. Schiewer: Die ‹M. P.› und die fr¨uhe dt. Predigt. Katechese in der Volkssprache um 1200. Diss. masch. Berlin 2003. – Dies.: Neue Predigtfragm. des 12. und 13. Jh. Erg¨anzungen zu Morvay/Grubes Predigtbibl. In: ZfdA 137 (2008) S. 158–176, hier S. 166–168 (Nr. 9). – Dies.: Die dt. Predigt um 1200. Ein Hb. Berlin u. a. 2008, S. 45–47 u. o¨ . SF/RS Schlierbacher Brevierfragmente mit Interlinearglossen (Schlierbacher Psalmenfragmente). – Fragmentarische lat. Texte f¨ur das Stundengebet mit (ost-)obd. Glossen. 593
um 1200 Zwei Doppelbl¨atter einer um 1200 entstandenen Handschrift, die ehemals erste und dritte Lage eines Quaternios aus einem Offizium, befinden sich auf dem vorderen und hinteren Spiegel der Handschrift Schlierbach, Stiftsbibl., Cod. 6 aus dem 14. Jh. (wahrscheinlich urspr¨unglich aus dem 1130 gegr¨undeten Zisterzienserinnenkloster Reun in der Steiermark). Diese enthalten unter anderem den Schluss einer Oration, die Kommemorationen des hl. Martinus Trevirensis und der hl. Margaretha, Teile des canticum Zachariae, Antiphonen und weitere, f¨ur den Rahmen des Stundengebets u¨ bliche Texte, die s¨amtlich mit Interlinearglossen in (ost-)obd. Sprache versehen sind, wobei der dt. Text dem lat. wortw¨ortlich folgt. Ausgaben: Konrad Schiffmann: Altdt. Funde aus Schlierbach. In: ZfdA 42 (1898) S. 220–228, hier S. 222–226; Nachtrag AfdA 25 (1899) S. 106. – Horst Kriedte: Dt. Bibelfragm. in Prosa des 12. Jh. Halle 1930, S. 48–51, 140–144. Literatur: Dorothea Klein, VL2 11 (2004) Sp. 1381 f. – Schiffmann (s. Ausg.) S. 220–222. – Kriedte (s. Ausg.). – Kurt Erich Sch¨ondorf: Die Tradition der dt. Psalmen¨ubers. Unters. zur Ver¨ wandtschaft und Ubersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther (Mitteldt. Forschungen 46). K¨oln/Graz 1967, S. 150 (Nr. 7). SF Schleizer Psalmenfragmente. – Um 1200. ¨ Die relativ freie Ubersetzung, die im Wesentlichen dem Psalterium Gallicanum folgt, geh¨ort sprachlich ins Westmitteldeutsche und steht in enger Beziehung zu Walthers (s. Lit.) 19. Psalter (→ Psalmen¨ubersetzungen [sp¨atma.]). Eine Verbindung zu den → Altniederfr¨ankischen Psalmen l¨asst sich vermutlich nur u¨ ber mehrere Zwischenstationen herstellen. ¨ Uberlieferung: Schleiz, Gymnasialbibl., o. S., ein vollst¨andiges Blatt, vier beschnittene Bl¨atter und vier St¨ucke (Perg., m¨oglicherweise noch 12., wahrscheinlicher 13. Jh., westmitteldt.); verschollen. Textbestand: Dt. Text mit lat. Versanf¨angen: Ps 5,11–7,12; 8,3–8; 9,7–12; 9,15–10,3 secd. Hebraicum; 10,5–14 secd. Hebraicum; 10,5–8; 11,8–12,4; 15,5–16,3; 16,5–17,26; 26,1–9; 26,11–27,7; 28,1–30,6; 79,10–16; 80,6–11. Ausgaben: Hermann Schults: Bruchst¨ucke einer Psalmen¨ubersetzungen II. In: Germania 23 (1878) S. 62–70. – Horst Kriedte: Dt. Bibelfragmente in 594
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um 1200 Prosa des XII. Jh. Halle/Saale 1930, S. 152–167. – Hans Eggers: Zwei Psalter aus dem 14. Jh. (Dresden Ms. M 287 und Hamburg in scr. 142) und drei verwandte Bruchst¨ucke aus Schleiz, Breslau und D¨usseldorf (DTM 53). Berlin 1962, S. 6–35, 56–66, 195–198. Literatur: De Boor/Newald 1 (91979) S. 114. – Kurt Erich Sch¨ondorf, VL2 8 (1992) Sp. 713 f. – Wilhelm Walther: Die dt. Bibel¨ubers. des MA. Braunschweig 1889–92. Nachdr. Nieuwkoop 1966. – Erik Rooth: Eine westf¨alische Psalmen¨ubersetzung aus der ersten H¨alfte des 14. Jh. Diss. Uppsala 1919, S. XLVIII. – Kriedte (s. Ausg.) S. 57–63. – Agathe Lasch: Die alts¨achsischen Psalmenfragm. In: FS Conrad Borchling. Neum¨unster 1932, S. 229–272. – Die Psalmenverdeutschung v. den ersten Anf¨angen bis Luther 1. Beitr. zu ihrer Gesch. (Bibel und dt. Kultur 2). Hg. v. Hans Vollmer u. a. Potsdam 1932, S. 22. – E. Rooth: Zu den S. Psalmenbruchst¨ucken. In: FS H. Vollmer zu seinem 70. Geburtstag (Bibel und dt. Kultur 11). Potsdam 1941, S. 182–186. – H. Eggers (s. Ausg.) S. XVII–XXI. – K. E. Sch¨ondorf: Die Tradition der dt. Psalmen¨ubers. Unters. zur Verwandtschaft und ¨ Ubersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther. Diss. Marburg 1963. Nachdr. K¨oln u. a. 1967, S. S. 64–68. – E. Rooth: ¨ Die Ubertragung von lat. ‹opportunitas› und ‹opportunus› in einigen altdt. Psalterien. In: Nd. Mitt. 29 (1973) S. 11–18. BJ Sonnenburger Psalmenfragmente. – Um 1200. ¨ Uber dem lat. Text, der dem Psalterium Gallicanum folgt, ist von einer Hand eine dt. Interlinearversion in bair. Mundart, die auf eine oder mehrere Vorlagen zur¨uckgeht, eingetragen. Eine Verbindung zur → Windberger Interlinearversion, zu den → Fr¨ankischen Psalmenfragmenten und zur → Millst¨atter Interlinearversion zum Psalter sind vorstellbar, wenn auch nur u¨ ber Zwischenglieder. ¨ Uberlieferung: Innsbruck, Landesarch., Hs. 21/IV, 1 Doppelbl. (Perg., erste H¨alfte 13. Jh., [s¨ud]bair.-¨osterr.). Textbestand: Lat.-dt. Text: Ps 108,2–15; 113,1–8 (Alleluia); 113,2–9. Ausgaben: Oswald v. Zingerle: Fragmente eines Sonnenburger Psalters mit dt. Interlinearversion. In: ZfdA 41 (1897) S. 301–303. – Kriedte (s. Lit.) S. 144–147. – Nils T¨ornqvist: Cod. Pal. Vind. 2682. Bd. 1 (Lunder germanistische Forschungen 3). Lund/Kopenhagen 1937, S. LIX f. 595
Sonnenburger Psalmenfragmente Literatur: Kurt Erich Sch¨ondorf, VL2 9 (1995) Sp. 24 f. – Horst Kriedte: Dt. Bibelfragmente in Prosa des XII. Jh. Halle/Saale 1930, S. 51–54. – K. E. Sch¨ondorf: Die Tradition der dt. Psalmen¨uber¨ setzung. Unters. zur Verwandtschaft und Ubersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther (Mitteldt. Forschungen 46). K¨oln/Graz 1967, S. 47 (Nr. 2). – Fritz Peter Knapp: Die Lit. des Fr¨uh- und HochMA [...] ¨ (Gesch. der Lit. in Osterreich v. den Anf¨angen bis zur Gegenwart 1). Graz 1994, S. 451. BJ Tiroler Predigtsammlung. – Um 1200 in einer Tiroler Di¨ozese (Brixen oder Trient) entstandene Sammlung von 86 Predigten auf Heiligenfeste. ¨ Die Sammlung der Handschrift B (s. Uberl.) beruht auf einer Vorlage aus dem Jahr 1323, die wiederum Abschrift einer Sammlung aus der Zeit um 1200 war. Sie geht wie die Predigten des Priesters → Konrad, die → Rothschen Predigtsammlung und → Strauchs altdt. Predigten auf die allen dreien gemeinsame Vorlage Y* zur¨uck. Als Quelle diente vorrangig eine Sammlung lat. Heiligenviten, die dem → Magnum Legendarium Austriacum nahestand, daneben wurden → Honorius Augustodunensis (Speculum ecclesiae), → Rupert von Deutz und andere lat. Kirchenschriftsteller herangezogen. Am Anfang steht, entsprechend dem → Speculum ecclesiae und der → Hoffmannschen Predigtslg. der → M¨unchner Glauben und Beichte, dann folgt das Sanctorale von Stephanus (26. 12.) bis Thomas (21. 12). Das Commune sanctorum endet mit einer Predigt u¨ ber das J¨ungste Gericht und zehn Marienlegenden, welche als Predigtmaterialien gebraucht werden konnten. Die Predigten beginnen mit einem lat. Initium, welches u¨ bersetzt wird; in den Heiligenpredigten wird es aus der Vita genommen, die daraufhin nacherz¨ahlt wird. Lat. Zitate sind sonst eher selten. In den Marienpredigten und im Commune sanctorum steht allegorische Schriftauslegung im Vordergrund. Insgesamt liegt in der T. P. eine inhaltlich und sprachlich recht homogene Sammlung vor. Die Auswahl der Heiligen ist durch den lokalen Festkalender (Brixen oder Trient) vorgegeben. Die Sammlung gilt als umfangreichstes Sanctorale der mhd. Predigt; sie wurde, wie andere Sammlungen, durch das Entstehen der mhd. Legendare zunehmend verdr¨angt. 596
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Trierer Interlinearversion zum Psalter ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgq 1486, 1r–91v (zweite H¨alfte 14. Jh., ostfr¨ankisch mit bair. Einschlag) (B). – Teil¨uberl.: u. a. → Basler Predigten, → Oberaltaicher Predigtslg., → Strauchs altdt. Predigten, → Rothsche Predigtslg. und Priester → Konrad. Teilausgaben: → M¨unchner Glauben und Beichte. – Wilhelm Wackernagel: Die altdt. Hss. der Basler UB. Basel 1836, S. 21–25. – Karl Roth: Dt. Predigten des 12. und 13. Jh. Quedlinburg/Leipzig 1839, Nr. 1 und 2. – W. Wackernagel (Hg.): Altdt. Predigten und Gebete [...] Basel 1876 (Nachdr. Hildesheim 1964) Nr. 27–31, 33. – Oswald Zingerle: Bruchst¨ucke altdt. Predigten. In: ZfdA 23 (1879) S. 399–408. – Anton E. Sch¨onbach: Altdt. Predigten. Bd. 2. Graz 1888, Nr. 7, 8; Bd. 3. Graz 1891, Nr. 5–7, 12, 39, 88. – Philipp Strauch: Altdt. Predigten. In: ZfdPh 27 (1895) S. 148–183. – Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. 1. Erlangen 1896 (Nachdr. 1979) S. 128–139. – Paul Piper: Nachtr. zur a¨lteren dt. Lit. v. K¨urschners dt. National-Lit. Stuttgart 1898, S. 238–241. – Joseph Schatz: Bruchst¨ucke einer bair. Predigths. des 12. Jh. In: PBB (Halle) 52 (1928) S. 345–360. – Volker Mertens: ‹Von dem iungesten tage›. In: W¨urzburger Prosa-Stud. 1 (1968) S. 102–121. – Ders.: Das Predigtbuch des Priesters Konrad (MTU 33). Mu¨ nchen 1971, S. 185–310. Literatur: Vgl. Teilausg. und → M¨unchner Glauben und Beichte. – Volker Mertens, VL2 9 (1995) Sp. 936–939; 11 (2004) Sp. 1541. – Hermann Degering: Neue Erwerbungen der Hss.-Abt. Bd. 2. Berlin 1917, S. 102–125. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ih¨ rer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986. – Ders.: Ma. Heiligenpredigten und ihr Verh¨altnis zur homiletischen Praxis. In: Die dt. Predigt im MA, Symposium FU Berlin. Hg. v. V. Mertens/Hans-Jochen Schiewer. T¨ubingen 1992, S. 352–360. – Carmen Stange: T. P. In: ¨ Aderlaß und Seelentrost. Die Uberl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter J¨org Becker/Eef Overgaauw. Mainz 2003, S. 255 f. SF Trierer Interlinearversion zum Psalter. Lat. und dt. Text der Handschrift – vielleicht handelt es sich um eine rheinfr¨ankische Bearbeitung einer a¨lteren alemannischen Vorlage – stammen von einer Hand. Der lat. Text folgt im Wesentlichen dem Psalterium Gallicanum (vgl. → Millst¨atter Interlinearversion zum Psalter; 597
um 1200 → Windberger und → Wolfenb¨utteler Interlinearversion zum Psalter, Bd. 2). Die interlineare Verdeutschung zeigt enge Bindung an die Ausgangssprache, weist aber auch eigensprachliche idiomatische Wendungen auf. Die Eigenleistung der Bearbeitung ist nicht genau zu bestimmen, da die Vorstufen nicht bekannt sind. Insgesamt steht der Trierer Psalter dem Kreis der mitteldt./nd. Psalter¨ubersetzungen nahe; seine Vorlage scheint zu den gemeinsamen Vorstufen des S¨udwestf¨alischen Psalters und Walthers (s. Lit.) Gruppe 19 zu geh¨oren. Genealogische Verbindungen bestehen zu den → Altniederfr¨ankischen Psalmen und den → Trebnitzer Psalmen (Bd. 2). ¨ Uberlieferung: Trier, StB, Hs. 806/4 8° (Perg., um 1200, rheinfr¨ankisch mit alemannisch-els¨assischem Einschlag). Textbestand: Ps 37,13–144,6 (bzw. 38,13–145,6); ein knappes Drittel des Bestandes ist verloren. Ausgabe: Eberhard Gottlieb Graff (Hg.): Dt. Interlinearversionen der Psalmen. Aus einer Windberger Hs. zu Mu¨ nchen (XII. Jh.) und einer Hs. zu Trier (XIII. Jh.) (Bibl. der gesammten dt. NationalLit. 10). Quedlinburg/Leipzig 1839, S. 166–654 (Korrigendaliste bei D. Ebert, s. Lit.). Literatur: Dorothea Klein, VL2 9 (1995) Sp. 1047–1050. – Wilhelm Walther: Die dt. Bibel¨ubers. des MA. Braunschweig 1889–92. Nachdr. Nieuwkoop 1966. – Dorothea Ebert: Die Sprache des Trierer Psalters. Darmstadt 1915. – Horst Kriedte: Dt. Bibelfragmente in Prosa des XII. Jh. Halle/Saale 1930. – Hans Eggers (Hg.): Zwei Psalter aus d. 14. Jh. (Dresden Ms. M 287 und Hamburg in scr. 142) und drei verwandte Bruchst¨ucke aus Schleiz, Breslau und D¨usseldorf (DTM 53). Berlin 1962 (vgl. dazu Rez. v. Werner Schr¨oder, ZfdPh 84, 1965, S. 142–146). – Kurt Erich Sch¨ondorf: Die Tradition der dt. Psalmen¨ubers. Unters. zur Ver¨ wandtschaft und Ubersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther (Mitteldt. Forschungen 46). K¨oln 1967. S. 45 f. – Cola Minis: Bibliogr. zu den altmittel- und altniederfr¨ankischen Psalmen und Glossen (Beschreibende Bibliographien 2). Amsterdam 1971, S. 54 f. (Nr. 110), 60 (Nr. 120). – Klaus Kirchert: Der Windberger Psalter (MTU 59/60). 2 Bde. M¨unchen 1979. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000. – Michael Embach: Trierer Literaturgesch. Das MA (Gesch. und Kultur des Trierer Landes 8). Trier 2007, S. 433–436. BJ 598
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um 1200 Trierer Legendare. – Trierer Legendar des 12. Jh. und das um 1235 entstandene Große T. L. Ersteres ist in drei bruchst¨uckhaften Handschriften aus Trier und Springiersbach erhalten. Es lassen sich Beziehungen zu einer englischen Sammlung (Analecta Bollandiana 88 [1970] S. 194–196) nachweisen. Das Große T. L., entstanden um 1235, dessen Umfang mit dem des → Magnum Legendarium Austriacum vergleichbar ist, verwendete Oswald von Welschbillig als Vorlage f¨ur sein Legendar von St. Maria ad martyres. ¨ Uberlieferung: T. L. des 12. Jh.: Trier, StB, Codd. 388 und 1152 (beide aus Trier). – Berlin, SBB, Cod. theol. fol. 267 (Springiersbach). – Großes T. L.: Paris, Bibl. Nat., Mss. lat. 9741–9742, z. Tl. – Trier, StB, Cod. 1151 und Bibl. des Bisch¨oflischen Priesterseminars, Codd. 35–36. Literatur: Guy Philippart: Legendare. In: VL2 5 (1985) Sp. 644–657, hier Sp. 650 f. – Valentin Rose: Verz. der lat. Hss. Bd. II 2 (Die Handschriftenverz. der Kgl. Bibl. zu Berlin. Bd. 13). Berlin 1903, S. 829–838. – Wilhelm Levison: Conspectus codicum hagiographicorum. In: MGH rer. Merov. VII (1920) Nr. 46, Nr. 299, S. 518 f., S. 536 f., S. 759–761, 771 f. – Mauritius Coens: In: Analecta Bollandiana 49 (1931) S. 249–254. – Ders.: In: ebd. 52 (1934) S. 165–170, 193–207, 208–213. – G. Philippart: L’expertise des l´egendiers latins du moyen aˆge. Diss. Louvain 1975, S. 227–229. – Ders.: Les l´egendiers latins et autres manuscrits hagiographiques (Typologie des sources du moyen aˆge occidental, fasc. 24–25). Turnhout 1977, Nr. 64–66. SF Veni, redemptor gentium. – Lat. Weihnachts-, sp¨ater auch Adventshymnus von → Ambrosius von Mailand (gest. 397). In seiner urspr¨unglichen Form leitet die Strophe Intende qui regis Israel den Hymnus, dessen zentrales Thema die Geburt Christi darstellt, ein; viele Bearbeitungen u¨ bergehen diese jedoch. Der a¨ lte¨ ste Beleg f¨ur eine dt. Ubertragung findet sich in der → Millst¨atter Interlinearversion zum Psalter und zu den Hymnen des R¨omischen Breviers (um 1200). V. r. g. auf Dt. ist in vielen Hymnaren des Sp¨atMA ¨ vertreten. Ubersetzungen in Prosa sind vereinzelt in Gebet- und Erbauungsb¨uchern enthalten (u. a. Mu¨ nster, Staatsarch., Dep. Altertumsverein, Msc. 8, 14v-15r). 599
Trierer Legendare Ausgaben: AH 50 (1907) S. 13 f. – Franz J. Mone: Lat. Hymnen des MA 1. Freiburg i. Br. 1853 (Nachdr. Aalen 1964). – Arthur S. Walpole: Early Latin Hymns. Cambridge 1922. Melodien: Bruno St¨ablein: Monumenta monodica Medii Aevi 1. Kassel u. a. 1956. – Liber hymnarius. Solesmes 1983. Dt. Reimubertragungen: ¨ a) Kˇom du loser der heydenen / Wys uns de bord de juncurowen, Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 632, 85v, Str. 1–8 (14. Jh., nd.). Abdruck: Gustav Milchsack (Hg.): Hymni et sequentiae 1. Halle 1886, S. 131 f. b) De vorloser des volkes de mote komen / Vnser zele to groten vromen, Bremen, SUB, msc 0025, 79v–80v, Str. 1–6, 8 (nd.). e c) Verloser des volkes kum hijr vort / Tone uns juncfrouwen hillighe boirt, Greifswald, UB, nd. Hs. 10. 8°, 1v–2r, Str. 1–6, 8 (nd.). e d) Cum des volkes vorloser unde lat dyk schouwen e / Bewyse de bord der kuschen iuncvrouwen, Hamburg, SUB, Cod. Convent XII, 167rv, Str. 1–6, 8. – Ebd., Cod. Convent VI, 232rv, Str. 1–5 (nd.). e) Kum uploser der sunder bant / Der maget gebort wijs uns to hant, Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 1272, 118v–119v, Str. 1–6, 8 (nd.). e f) Kum har erloser volkes schar / Erz¨oig die gburd der megde klar, von Heinrich → Laufenberg, Str. 1–8. Abdruck: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. 2. Leipzig 1867, Nr. 755. g) Kom erloßer aller lude / Gebort der jungfrauen uns bed´ute, K¨oln, Hist. Arch. der Stadt, Hs.GB f° 47, 91rv, Str. 1–8 (Mitte 15. Jh.). Abdrucke: August H. Hoffmann v. Fallersleben: Gesch. des dt. Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit. Hannover 31861, Nr. 211. – Wackernagel, S. 696. h) Erlediger der v¨olkher kumm / Ertzaig die gpurdt der junckfraw frumm, im Hymnarius von Sigmundslust (1524) Str. 1–8. Abdruck: Wackernagel, S. 1107 f. ¨ i) Ubertragung in Thomas M¨untzers Dt. Kirchenamt (1523). Ausgabe: G¨unther Franz (Hg.): T. Mu¨ ntzer. Schr. und Briefe. G¨utersloh 1968, S. 45 f. Gab den ¨ Anstoß zu Martin Luthers Ubertragung (erstmals erschienen 1524 in den Frankfurter Enchiridien). Ausgabe: M. Luther. Weimarer Ausg. 35. Weimar 1923. Literatur: Burghart Wachinger, VL2 10 (1999) Sp. 224–226. – Ulysse Chevalier: Repertorium 600
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Visionen von St. Thomas hymnologicum. Tl. 2. L¨owen 1897, Nr. 21234 und 21294 f. – Clemens Blume: Repertorium repertorii. Krit. Wegweiser durch U. Chevaliers Repertorium Hymnologicum [...]. Leipzig 1901, S. 302. – John Julian (Hg.): A Dictionary of Hymnology. London 21907 (Nachdr. New York 1957). – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 1. Berlin 1964. – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA. M¨unchen 1968. – Joseph Gajard: Les plus belles m´elodies gr´egoriennes. Solesmes 1985. – Artur G¨oser: Kirche und Lied. Der Hymnus V. r. g. bei Mu¨ ntzer und Luther [...] (Epistemata 136). W¨urzburg 1995. SF ¨ Diu vrone ˆ botschaft. – Ubersetzung einer lat. Version des Himmelsbriefs, um 1200. Der unbekannte geistliche Verfasser, der vielleicht in Weihenstephan wirkte, folgte inhaltlich und in der Diktion der lat. Vorlage (Mu¨ nchen, BSB, Clm 21557, 103r f.). Im hinzugef¨ugten Prolog und Epilog (V. 1–42, 880–890) erkl¨art er seine Absicht, den Laien Gottes Ermahnungen in dt. Sprache vermitteln zu wollen. In dem in 890 bair. Reimpaarversen verfassten Text bringt ein Engel auf einer Marmortafel eine Botschaft Christi auf «St. Peters Altar zu Jerusalem». Die vom Engel verlesene Botschaft, die unter Drohungen (u. a. baldiges Ende der Welt, J¨ungstes Gericht) und Verheißungen dazu auffordert, den Sonntag zu heiligen, wird von einer Stimme vom Himmel kommentiert. Ab V. 777 wird von einem Strafgericht erz¨ahlt: Sechs Plagen, die wegen der Missachtung des Sonntags u¨ ber Jerusalem kamen, konnten erst durch ein Fasten der dort lebenden Christen abgewendet werden. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 1953, 178r–188v (Benediktinerstift Mondsee, erste H¨alfte 13. Jh., bair.-¨osterr.). Ausgaben: Moriz Haupt: Diz ist div vrone botschaft ze der christenheit. In: Altdt. Bll. 2 (1840) S. 241–264. – Robert Priebsch: ‹Diu vrˆone botschaft ze der Christenheit›. Unters. und Text (Grazer Stud. zur dt. Philologie 2). Graz 1895 (Nachdr. 1976; mit den lat. Vorlagen). – ‹Diu vrˆone botschaft ze der christenheit›. Ein mhd. Gedicht aus dem Benediktiner-Kloster Weihenstephan um 1200 [...]. o. O. u. J. [um 2005] (Faks.). Literatur: Ehrismann 2,2 (1935) S. 367. – VL1 5 (1955) Sp. 104–106 (Die Botschaft Christi). – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 482. – Konrad Kunze, 601
um 1200 VL2 10 (1999) 552 f. – R. Priebsch (s. Ausg.) 1895. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. Mu¨ nchen 52005, S. 409. BJ Hedwig von Schlesien → Band 2. Visionen von St. Thomas. – Lat. Jenseitsvision von etwa 1215. Mit V. v. St. T. wird eine anonym und unikal u¨ berlieferte lat. Jenseitsvision aus einer geistlichen Sammelhandschrift des 15. Jh. bezeichnet. Neben Predigten und Texten, die → Anselm von Canterbury, → Bonaventura und → Bernhard von Clairvaux zugeschrieben sind, enth¨alt die Handschrift die Visionen der → Elisabeth von Sch¨onau sowie Abschriften von Briefen → Hildegard von Bingens an Elisabeth. Die V. v. St. T. wird auf das erste Jahrzehnt des 13. Jh. datiert und der namentlich ¨ nicht bekannten zweiten Abtissin des Zisterzienserinnenkonvents St. Thomas an der Kyll zugeschrieben, einer Nichte der Gr¨under¨abtissin Elisabeth. St. Thomas liegt nahe dem Herkunftsort der Handschrift, Eberhardsklausen in der Eifel. Den a¨ ußeren Rahmen der Visionstexte bilden eine Einleitung und ein abschließendes Gebet. Die Visionen selbst lassen sich in vier Hauptteile und wiederum 40 Unterabschnitte einteilen. Die Gesichte ereilen die Vision¨arin im leichten ¨ Schlaf. Es erscheint ihr die verstorbene Abtissin Elisabeth und erteilt ihr und damit der Klostergemeinschaft Belehrungen und Ermahnungen. Die ersten beiden Teile widmen sich der Vervollkommnung der allt¨aglichen kl¨osterlichen Lebensf¨uhrung und der Verbesserung des Zusammenlebens der Nonnen untereinander bei Einhaltung der Ordensregeln (Schweigegebot, Pflichtgebete, Vermeidung von Lastern wie Neugier, Ungeduld, Zorn etc.). Die beiden Visionen des 3. und 4. Teils, wom¨oglich mit einem gewissen zeitlichen Abstand zu den ersten beiden niedergeschrieben, heben sich inhaltlich ab. Sie enthalten zwar auch wiederholte und erg¨anzende Verhaltensrichtlinien, widmen sich aber prim¨ar der Gotteserkenntnis. Sie geben Anleitungen zu einem vertieftem Verst¨andnis der Geheimnisse des christlichen Glaubens und zielen so auf eine verst¨arkte spirituelle Innerlichkeit des Lebens im Konvent ab. Theologische und mystische Themen, die dabei angesprochen werden, sind u. a. die Menschwerdung Gottes oder der Sitz Gottes im Herzen der Menschen. In der vierten Vision spricht Elisabeth die Klostergemeinschaft direkt an. 602
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um 1200 Der Visionstext bietet in diesem letzten Abschnitt eine Art Kompendium aus der und f¨ur die Klosterpraxis, einen Leitfaden f¨ur rechtes zisterziensisches Frauenleben. Vor dem abschließenden Gebet, das sich an die Gr¨under¨abtissin richtet, finden sich erneute Ermahnungen zur Einhaltung der Grundtugenden Demut, Geduld und Gehorsam neben der Ermahnung an die Vision¨arin, ihr Amt standhaft zu erf¨ullen. Die Niederschrift soll durch die Vision¨arin selbst ¨ erfolgt seine, die Ubertragung der Visionen in einfaches Latein hat wom¨oglich ein in St. Thomas t¨atiger und nicht namentlich erw¨ahnte Prior vorgenommen. Als Vorbild f¨ur die formale Gestaltung der V. v. St. T. und f¨ur die teilweise verwandte Dialogform kommt v. a. Hildegard von Bingen in Frage, zumal diese mit der Gr¨under¨abtissin Elisabeth in Briefkontakt gestanden haben k¨onnte. Visionstexte Hildegards mit religi¨oser und sozialer Belehrungsfunktion d¨urften in St. Thomas bekannt und Anstoß gewesen sein, bei der Unterweisung der eigenen Klosterfrauen sich dieses literarischen Mittels zu bedienen. ¨ Uberlieferung: Trier, StB, Hs. 771/1350 8°, 111v–125r (Pap., aus dem ehemaligen Augustinerchorherrenstift Eberhardsklausen/Eifel, 15. Jh., lat.). Ausgaben: Roth 1916, S. 185 f. (Textanfang). – ¨ Roth 1919, S. 62–78. – Dt. Ubers. Hiltrud Rissel 1980, S. 62–84. Literatur: Heribert Rissel, VL 210 (1999) 429. – Gottfried Kentenich: Die ascetischen Hss. der SB zu Trier (Beschreibendes Verz. der Hss. der SB zu Trier 6) Trier 1910, S. 97 f. – Friedrich Wilhelm Emil Roth: Zur Gesch. der Mystik im Kloster St. Thomas a. d. Kyll. In: Stud. u. Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens u. seiner Zweige 37 (1916) S. 182–186 – Ders.: Zur Gesch. der Mystik im Kloster St. Thomas a. d. Kyll. In: Trierisches Arch. 28/29 (1919) S. 59–78, Sonderdr. Trier 1922. – Kurt ¨ K¨oster: Elisabeth v. Sch¨onau. Uberl. u. Wirkung in der ma. Welt. In: Arch. f¨ur rheinische Kirchengesch. 3 (1951) S. 243–315. – Edmund Mu¨ ller: Die Gesch. des Konvents der Zisterzienserinnen v. St. Thomas a. d. Kyll bis 1802. In: St. Thomas a. d. Kyll. Zeit und Geist. Beitr. zur Gesch. der ehemaligen Zisterzienserinnenabtei. Hg. v. Bisch¨oflichen Priesterhaus St. Thomas a. d. Kyll. Ebd. 1980, S. 25–53. – Hiltrud Rissel: Ein Zeugnis vom geistlichen Leben in der Fr¨uhzeit. Die sog. V. v. St. T. In: ebd, S. 55–84. – dies.: Hildegard v. Bingen an 603
¨ Altere niederrheinische Marienklage Elisabeth v. St. Thomas a. d. Kyll. In: Cˆıteaux 41 (Westmalle 1990) S. 5–44. VZ ¨ Altere niederrheinische Marienklage. – Mittelfr¨ankisches Gedicht von 153 Reimpaar-Versen; entstanden wahrscheinlich Anfang des 13. Jh. Diese monologische Marienklage ist in der Handschrift mit Unsir vrowen clage betitelt, steht aber nicht in direkter Verbindung zur umfassenderen Dichtung → Unser vrouwen klage. Maria beklagt darin Passion und Tod Christi sowie ihr Schicksal als Mutter, spricht eine Verurteilung der Juden aus, fordert die Gemeinde zum Bereuen aller S¨unden auf und weckt schließlich Hoffnung auf Vergebung und Barmherzigkeit durch Jesus. ¨ n. M. h¨alt sich eng an Gottfrieds von Die A. Breteuil (gest. 1196) Sequenz Planctus ante nescia; ¨ sie gilt als fr¨uheste Ubertragung dieser Vorlage und als eine der a¨ ltesten bekannten dt. Marienklagen u¨ berhaupt. ¨ Uberlieferung: Hannover, LB, Cod. I 81, 134v–137r (Perg., 13. Jh.). – K¨olner Druck v. 1513. Ausgaben: Wilhelm Grimm: Unsir vrowen clage. In: ZfdA 1 (1841) S. 34–39. – Karl K¨ohn: Die Hs. des rheinischen Marienlobs. In: ZfdA 34 (1890) S. 40–47, hier S. 46 f. – Oskar Schade (Hg.): Geistliche Gedichte des 14. und 15. Jh. vom Niederrhein. Hannover 1854, S. 208–213. Literatur: Hans Eggers, VL2 1 (1978) Sp. 294 f. – Christoph Treutwein, MarLex 1 (1988) S. 48. – ¨ Anton Sch¨onbach: Uber die Marienklagen. Graz 1874, S. 5–9. – Artur M¨uller: Das niederrheinische Marienlob. Diss. Berlin 1907, S. 119–122. – Gerd Seewald: Die Marienklage im mlat. Schrifttum und in den germ. Literaturen des MA. Diss. Hamburg 1952, S. 22–24. – Rolf Bergmann: Kat. der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des MA (Ver¨off. der Kommission f¨ur Dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss.). M¨unchen 1986, S. 424 f. (M 58). – Helmar H¨artel/Felix Ekowski: Hss. der Nieders¨achsischen LB Hannover. Tl. 1 (Ma. Hss. in Niedersachsen 5). Wiesbaden 1989, S. 93–95. – Ulrich Mehler: Marienklagen im sp¨atma. und fr¨uhneuzeitlichen Deutschland. Textversikel und Melodietypen. Darstellungsteil (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. 128). Amsterdam u. a. 1997. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. Mu¨ nchen 52004, S. 379. SF 604
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Christus und Pilatus In gotes namen varen wir. – Seit Beginn des 13. Jh. belegtes Reise-, Kampf-, Wallfahrts- und Prozessionslied. Das Incipit ist schon im Tristan → Gottfrieds von Straßburg bezeugt, wo es wie im → Dukus Horant, in → Herzog Ernst G, in einem Gedicht Michel → Wyssenherres und im Evagatorium von Felix → Fabri als Seefahrts-Reiselied erscheint; ferner wird es als Kampf- und Wallfahrtslied und als Schlussgesang in der → Alsfelder Dirigierrolle erw¨ahnt. Als a¨ lteste Textzeugen gelten Mu¨ nchen, BSB, Cgm 444, 13r (um 1422) und St. Gallen, Stiftsbibl., Hs. 1066, 76v; hier sind Hinweise auf einen Gebrauch als Prozessionslied deutlich. Im 16. Jh. wurde teilweise das Wallfahrtslied → Helf uns das heilige Grab als dritte Strophe eingef¨ugt. Der Bekanntheitsgrad des Liedes war wohl groß, davon zeugen auch parodistische Verwendungen und Umformungen, so etwa in der Wiener Meerfahrt des → Freudenleeren und die Kontrafaktur Gottes namen faren wir/Der wein ist pesser dann das pier in M¨unchen, BSB, Cgm 5249/46c (Tegernsee, um 1500). Ausgaben: August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben: Gesch. des dt. Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit. Hannover 31861 (Nachdr. 1965) Nr. 12, S. 97–99. – Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, Nr. 2019. – Franz Magnus B¨ohme: Altdt. Liederbuch. Leipzig 1877 (Nachdr. Hildesheim 1963) Nr. 568. – Wilhelm B¨aumker: Das katholische dt. Kirchenlied in seinen Singweisen. Bd. 1. Freiburg i. Br. 1886, S. 572–578. – Ludwig Erk/Franz M. B¨ohme: Dt. Liederhort. Bd. 3. Leipzig 1894 (Nachdr. Hildesheim 1966) Nr. 2019. – Guido Adler/Oswald Koller: Sechs Trienter Codd. [...] (Denkm¨aler der Tonkunst in ¨ Osterreich 7). Wien 1900, S. 266–268 und 294. – Hugo Moser/Joseph Mu¨ ller-Blattau: Dt. Lieder des MA. Stuttgart 1968, S. 182 f. und 334 f. Literatur: Johannes Janota, VL2 4 (1983) Sp. 371–373. – Hans-Otto Korth u. a.: Kirchenlied. In: MGG2 Sachtl. 5 (1996) Sp. 59–128, hier Sp. 63 und 67. – W. Mettin: Die a¨ ltesten dt. pilgerlieder. In: FS Eduard Sievers. Hg. v. Karl Bohnenberger u. a. Halle 1896, S. 277–286. – Josef Mantuani: Die Musik in Wien. In: Gesch. der Stadt Wien. Bd. 3/I. Wien 1907, S. 178 f. – Arthur H¨ubner: Die dt. Geißlerlieder. Berlin u. a. 1931, S. 239–244. – Joseph M¨uller-Blattau: In Gottes Namen fahren wir. In: FS Max Schneider. Hg. v. Hans Joachim Zingel. Halle 1935, S. 65–73. – J. Janota: Stud. zu Funktion 605
um 1200 und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). Mu¨ nchen 1968, S. 234, 239 und 242 (Lit.). – ¨ Zu einzelnen Uberlieferungen: Hans F. Maßmann: Bruchst¨ucke vom Niederrhein. In: ZfdA 3 (1843) S. 12. – Karl Bartsch: Mnd. Osterlieder. In: NdJb 5 (1880) S. 46–54, hier S. 47 f. – Hans Legband: Die Alsfelder Dirigierrolle. Diss. G¨ottingen 1904, S. 4 und 53. – Karl Dreim¨uller: Die Musik des Alsfelder Passionsspiels. Diss. masch. Wien 1935, S. 109. – Friedrich Gennrich: Mhd. Liedkunst (Musikwissenschaftliche Studienbibl. 10). Darmstadt 1954, S. X und 4 f. – Hans-Georg Maak: Die nichth¨ofischen Stilelemente in Ulrich F¨uetrers Abenteuerbuch. In: Neuphilol. Mitt. 68 (1967) S. 88 f. – Ulrich G¨abler: Die Kinderwallfahrten aus Deutschland und der Schweiz zum Mont-St.Michel 1456–1459. In: Zs. f¨ur Schweizerische Kirchengesch. 63 (1969) S. 279 f. – Manfred Caliebe: Dukus Horant (Phil.Stud.u.Qu. 70). Berlin 1973, S. 51 f. – Christoph Gerhardt: Verwandlungen eines Zeitliedes. In: Verf¨uhrung zur Gesch. Hg. v. Georg Droege/Wolfgang Fr¨uhwald. Trier 1973, S. 71. – Martin Just: Der Mensuralkodex Mus. ms. 40 021 der SB Preußischer Kulturbesitz Berlin. Tl. 2 (W¨urzburger musikhist. Beitr. 1). Tutzing 1975, S. 71. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB Mu¨ nchen. Die ma. Fragm. Cgm 5249–5250 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,8). Wiesbaden 2005, S. 85 (Parodie). SF Christus und Pilatus. – Bruchst¨ucke (64 Verse) eines Ende des 12. Jh. in th¨uringischem Dialekt verfassten Gedichtes. Inhalt dieser md. Dichtung ist die biblische Gerichtsszene vor Pilatus nach den Evangelien. Sieben enthaltene lat. Zitate sind s¨amtlich ins Dt. u¨ bersetzt. Literaturgeschichtlich bedeutsam ist die in der Forschung vermutete N¨ahe des Gedichtes zum geistlichen Drama, die in der stark dialogischen Darstellung des Textes deutlich wird; aufgrund der K¨urze des Textes lassen sich jedoch keine eindeutigen Feststellungen treffen. ¨ Uberlieferung: Krakau, Bibl. Jagiellonska, Berol. mgq 1303 Nr. 10. Ausgaben: Karl Bartsch: Bruchst¨ucke einer Passion des 12. Jh. In: Germania 4 (1859) S. 245 f. – Carl v. Kraus: Dt. Ged. des 12. Jh. Halle 1894, S. 62–64. – Friedrich Maurer (Hg.): Die religi¨osen Dichtungen des 11. und 12. Jh. Bd. 3. T¨ubingen 1970, S. 430–433. 606
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um 1200 Literatur: Ehrismann 2,1 (1922) S. 125 f. – Edgar Papp, VL2 1 (1978) Sp. 1238; 11 (2004) Sp. 326. – de Boor-Newald 1 (91979) S. 165. – Maurer (s. Ausg.) S. 429 (Lit.). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (1050/60–1160/70) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 1,2). T¨ubingen 21994, S. 156. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA (Gesch. der dt. Lit. im MA 1). Mu¨ nchen 32000, S. 234, 301 f. SF Pilatus. – Lat. und dt. Texte. Pontius P., von 26 bis 36 n. Chr. unter Tiberius f¨unfter Statthalter der r¨omischen Provinz Jud¨aa mit dem Titel des «praefectus», entstammte dem samnitisch-r¨omischen PontiusGeschlecht und geh¨orte dem Ritterstand («equites») an. Der Name der Gattin des P. lautete Claudia Procula; weitere Lebensdaten des P. sind nicht bekannt. J¨udische Zeugnisse beschreiben ihn als herrschsu¨ chtigen Unterdr¨ucker und Gewaltt¨ater, von biblisch-christlicher Seite wird er vorsichtiger und weniger negativ dargestellt. Unter seinem Namen sind eine Reihe von apokryphen Briefen, Berichten und sog. Akten (Acta Pilati), die jedoch mit etwaigen echten Unterlagen u¨ ber den Prozess Jesu nichts zu tun haben, u¨ berliefert; die vielf¨altigen ¨ Uberlieferungen lassen den historischen P. nicht mehr erkennen. 1. Apokryph-legendarische P.-Schriften. Die bereits erw¨ahnten Acta Pilati (auch Gesta Pilati) bilden seit dem MA den ersten Teil des Nikodemus-Evangeliums. Teil davon ist der Descensus Christi, eine urspr¨unglich selbstst¨andige sp¨atantike Schrift u¨ ber den H¨ollenabstieg Christi. Briefwechsel sind u¨ berliefert zwischen P. und Tiberius sowie P. und Herodes; ferner ein gew¨ohnlich als Schlussteil des Evangelium Nicodemi u¨ berlieferter P.-Brief an Claudius. Die griechischen Anaphora Pilati bieten eine Berichterstattung u¨ ber die Kreuzigung, Auferstehung und Wunder Jesu in Form eines Briefes des P. an den Kaiser, die Paradosis Pilati stellt eine Fortsetzung der Anaphora dar. Die Cura Sanitatis Tiberii (6./8. Jh.?), die sp¨atestens seit dem 11. Jh. an das Evangelium Nicodemi angef¨ugt wurde, bietet eine Verbindung der P.- und der → Veronika-Legende, indem der Bericht u¨ ber eine wundersame Heilung an Tiberius durch Ve¨ ronika mit der Uberf¨ uhrung und Bestrafung des P. verkn¨upft wird. 607
Pilatus Die Schrift Vindicta Salvatoris, vielleicht dem 7. Jh. entstammend, bietet die kombinierten Erz¨ahlungen einer Wunderheilung an Tiberius durch den Juden Nathan und der Zerst¨orung Jerusalems sowie einer weiteren Heilung des Tiberius durch Veronika und der Bestrafung des P. 2. Ma. lat. Bearbeitungen. Seit dem 12. Jh. sind vermehrt lat. P.Darstellungen u¨ berliefert, in denen zahlreiche ¨ stoffliche Elemente der a¨ ltesten Uberlieferung verarbeitet werden; dabei entwickelten sich zwei entgegengesetzte Richtungen von Bearbeitungen: Zum einen wird P. als eine Art Judas-Gestalt dargestellt, die die Schuld an der Hinrichtung Christi trage und bereits fr¨uher durch Morde Macht erlangt habe; P. begeht hier schließlich Selbstmord. Ein zweiter ma. Stoffkomplex, n¨amlich jene Werke, die sich nach den kanonischen Evangelien richten, versuchen, P. als unparteiischen Richter darzustellen, der sich dem Hass der Verschw¨orer gegen Christus zu guter Letzt beugen muss. Daneben gibt es Bearbeitungen, in denen P. gar als Heiliger erscheint. Vgl. dazu Carl Clemen: Notiz u¨ ber ein neugefundenes Fragm. einer bisher unbekannten P.-Legende. In: Theologische Stud. und Kritiken 67 (1894) S. 757–768. Zur ma. lat. P.-Tradition geh¨ort die Historia apocrypha der Legenda aurea, eine anonyme lat. Historienprosa des 12. Jh., f¨ur die eine pilatusfeindliche Tendenz bezeichnend ist und die zur Hauptquelle f¨ur die meisten sp¨ateren P.-Werke des MA wurde. Der sternkundige Tyrus erkennt am Stand der Sterne, dass aufgrund einer Konstellation die Zeugung eines außergew¨ohnlich begabten Kindes g¨unstig sei. Mit der M¨ullerstochter Pila zeugt er im Bamberger Forst P. Das Kind wird zusammen mit seinem Halbbruder am Mainzer Hof des Tyrus erzogen; aus Neid erschl¨agt P. diesen eines Tages. Der Mo¨ rder wird zur Strafe als Geisel zu Julius Caesar nach Rom geschickt, wo er wiederum aus Rivalit¨at den Sohn des franz¨osischen K¨onigs umbringt. Daraufhin wird P. zum wilden Volk des Landes Pontus verbannt; dort macht er sich die Eingeborenen untertan. Als Herodes davon h¨ort, holt er P. nach Jud¨aa, wo dieser bald zum Machthaber wird und Christus hinrichten l¨asst. Der Bote Ad(ri)anus soll den Kaiser Tiberius f¨ur P. wegen des unschuldig Get¨oteten milde stimmen; es verschl¨agt ihn jedoch zu Vespasianus nach Galizien, den er bekehrt. Inzwischen sendet Tiberius einen Boten zu Jesus, der ihn heilen soll. In Jerusalem trifft der Bote auf 608
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Pilatus Veronika, die ihn u¨ ber die Wundertaten und die Hinrichtung Jesu unterrichtet. Zusammen reisen beide nach Rom; dort heilt Veronikas Christusbild den kranken Tiberius. P., der inzwischen zum Tode verurteilt wurde, begeht Selbstmord, seine Leiche findet in keinem Grab Ruhe und wird schließlich in einem Bergsee versenkt. ¨ Uberlieferung: Zwei Rezensionen in 17 Hss. Vgl. dazu Knape 1985 (s. Lit.) S. 117, 134–138. Einige kleinere Abweichungen davon zeigt das eigenst¨andige Carmen de Pilato, ein anonymes lat. Gedicht in 360 Hexametern aus dem 12. Jh. Inc. des Prologs: «Si veluti quondam scriptor vel scripta placerent». ¨ Uberlieferung: Werner (s. Lit.) S. 101–137. Ausgabe: Werner (s. Lit.) S. 194–235. Die Vita Pilati (A), ein Auszug aus der Historia apocrypha der Legenda aurea, ist u¨ berliefert in Linz, Studienbibl., Ms. 488 (13. Jh.). Die Vita Pilati (B) ist eine Kurzfassung derselben Vorlage, die → Jacobus a Voragine in Kapitel 53 seiner Legenda aurea aufnahm. Eine Prosabearbeitung des Carmen de Pilato ist die Vita Pilati (C), u¨ berliefert in Prag, SUB, Cod. XIII.G.18 (15. Jh.). Ein in Bamberg, SB, Ms. Theol. 107 (15. Jh.) u¨ berlieferter Text mit dem Titel Origo Pilati bietet einen knappen Abriss der Kindheits- und Jugendgeschichte des P. nach der Vita Pilati (B). Dieselbe Vorlage verwendet der von dem Ende des P. handelnde Prosatext Mors Pilati. 3. Dt. Bearbeitungen. Von den zahlreichen religi¨osen, legendarischen oder historischen Bearbeitungen des P.-Stoffs in dt. Sprache sind jene in der → Kaiserchronik, in → Jans Enikels Weltchronik und im → Passional von besonderer Bedeutung, ebenso die P.-Szenen im ma. Drama. a. Mhd. P.-Dichtung. Die sog. Straßburg-Molsheimer Handschrift (1870 verbrannt) u¨ berliefert 621 von vermutlich etwa 2000 Versen einer wahrscheinlich aus dem Anfang des 13. Jh. datierenden mhd. Pilatuslegende, deren Verfasser unbekannt ist. Vom Wortschatz und den niederhessischen Sprachformen her ist P. mit dem Liet von Troye → Herborts von Fritzlar verwandt. Verschiedentlich wurde P. Herbort zugeschrieben, die daf¨ur beigebrachten Argumente reichen jedoch f¨ur eine gesicherte Zuweisung nicht aus. Die Reime sind mundartlich durchwegs rein, das Versmaß ist regelm¨aßig. 609
um 1200 Nach einem eigenst¨andigen, sehr umfangreichen Prolog (V. 1–176, Bitte an Gott um Erleuchtung f¨ur die Abfassung der Dichtung, Auseinandersetzung mit den Schwierigkeiten des Dichtens in dt. Sprache) folgt ein Marienhymnus, der zur eigentlichen Pilatuslegende u¨ berleitet. Der Inhalt richtet sich nach der Hauptquelle Historia apocrypha der Legenda aurea, der Text bricht jedoch damit ab, dass Herodes P. zu sich bittet, damit ihm dieser helfe, das Reich zu festigen. ¨ Uberlieferung: Straßburg, Seminarbibl., Cod. C. V. 16. 6. 4°, 29r–30v (verbrannt). Vgl. dazu Christoph Mackert: Eine Schriftprobe aus der verbrannten ‹Straßburg-Molsheimer Hs.›. In: ZfdA 130 (2001) S. 143–165, bes. S. 162 f. Ausgaben: Franz Josef Mone (Hg.): Die Sage vom Pilatus, II Das Bruchst¨uck des teutschen Gedichts. In: Anz. f¨ur Kunde der dt. Vorzeit 4 (1835) Sp. 434–446. – Hans Ferdinand Maßmann: Dt. Gedichte des 12. Jh. und der n¨achstverwandten Zeit. Bd. 1. Quedlinburg u. a. 1837, S. 145–152. – K. Weinhold: Zu dem dt. Pilatusgedicht. Text, Sprache und Heimat. In: ZfdPh 8 (1877) S. 253–288. – Karl M¨ullenhoff (Hg.): Altdt. Sprachproben. Berlin 3 1878. ¨ b. Den verschiedenen dt. Ubertragungen des Evangelium Nicodemi ist anschließend an den P.Brief des Claudius eine P.-Veronika-Legende als Anhang beigegeben, in der wir P. erst im Erwachsenenalter begegnen; Kindheits- und Jugendgeschichte sind weggelassen. Insgesamt werden acht Fassungen dieser Legende unterschieden, wobei A, B und C als Hauptquelle auf die Cura Sanitatis Tiberii zur¨uckgreifen. Ausgabe: Achim Masser/Max Siller (Hg.): Das Evangelium Nicodemi in sp¨atma. dt. Prosa (Germ. Bibl., Reihe 4. Texte und Komm.). Heidelberg 1987. c. Eine nd. Pilatusprosa, u¨ berliefert in Kopenhagen, Kgl. Bibl., Hs. GKS 1978 4° (1434), setzt sich ¨ aus einer Ubertragung der Historia apocrypha der Legenda aurea und einer angeh¨angten k¨urzenden dt. Bearbeitung der Vindicta Salvatoris zusammen. Ausgaben: Ludwig Weiland: Nd. Pilatuslegende. In: ZfdA 17 (1874) S. 147–161. – Howard Martin: The Legend of Pontius Pilate in Icelandic and Middle Low German. Diss. (masch.) Univ. of Wisconsin 1971. ¨ d. Eine bair. Ubersetzung der Historia apocrypha der Legenda aurea bietet M¨unchen, BSB, Cgm 3972, 59r–66r (15. Jh.). 610
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um 1200 Ausgabe: Knape 1985 (s. Lit.) S. 146–165. e. Der Hauptteil (1264 Verse) der Passion des Johannes → Rothe besteht aus einer P.-Versdichtung, die ebenfalls eine Bearbeitung der Historia apocrypha der Legenda aurea darstellt. ¨ Uberlieferung: Dresden, LB, Hs. M. 199 (Mitte 15. Jh.). Ausgabe: Alfred Heinrich (Hg.): Johannes Rothes Passion (Germanistische Abh. 26). Breslau 1906, S. 117–164. f. Weitere eigenst¨andige dt. und ndl. Legendenfassungen verzeichnet Williams-Krapp (s. Lit.) Reg. S. 451 (Nr. 3, 4, 5, 7). Literatur: Joachim Knape, VL2 7 (1989) Sp. 669–682; 11 (2004) Sp. 1242. – Peter Christian Jacobsen/Josef Engemann, LexMA 6 (1993) Sp. 2147 f. – Christof Dahm, BBKL 7 (1994) Sp. 613–616. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 434 f. – Alis Stimpfle u. a., LThK3 8 (1999) Sp. 296–299. – Martin Bocian, unter Mitarbeit v. Ursula Kraut und Iris Lenz: Lex. der biblischen Personen. 2., erw. Aufl. Stuttgart 2004, S. 428–433. – F. J. Mone: Die Sage vom P. In: Anz. f¨ur Kunde der dt. Vorzeit 4 (1835) Sp. 421–425. – Wilhelm Creizenach: Legenden und Sagen v. P. In: PBB (Halle) 1 (1874) S. 89–107. – Richard Adelbert Lipsius: Die P.-Acten krit. untersucht. Kiel 21886. – Gustav A. Mu¨ ller: Pontius P., der f¨unfte Prokurator v. Jud¨aa und Richter Jesu v. Nazareth. Mit einem Anhang ‹Die Sagen u¨ ber P.› und einem Verz. der P.-Lit. Stuttgart 1888. – Weinhold (s. Ausg.). – Elias v. Steinmeyer: Die Historia apocrypha der Legenda aurea. In: M¨unchner Museum f¨ur Philologie des MA und der Renaissance 3 (1915) S. 155–166. – Hugo v. Kleinmayr: Hsl. zum P. In: ZfdA 62 (1925) S. 241–250. – Edward Schr¨oder: Die StraßburgMolsheimer Hs. (Nachr. v. der Ges. der Wiss. in G¨ottingen, Phil.-hist. Kl. 1925). Berlin 1926, S. 148–160. – Ders.: Kleinigkeiten zum P. In: ZfdA 62 (1925) S. 208. – Friedrich Neumann: Herbort v. Fritzlar. In: Zs. des Ver. f¨ur hessische Gesch. und Landeskunde 63 (1952) S. 39–50. – Felix Scheidweiler: Nikodemusevangelium, Pilatusakten und H¨ollenfahrt Christi. In: Ntl. Apokryphen. Bd. 1. Hg. v. Edgar Hennecke/Wilhelm Schneemelcher. T¨ubingen 31959, S. 330–333. – Doris Werner: Pylatus. Unters. zur metrischen lat. Pilatuslegende und krit. Textausg. (Beih. zum Mlat. Jb. 8). Ratingen u. a. 1972. – Howard Martin: The Legend of Pontius Pilate. In: AB¨aG 5 (1973) S. 95–118. – Baudouin de Gaiffier: L’‹Historia Apocrypha› dans 611
Veronika la L´egende Dor´ee. In: Analecta Bollandiana 91 (1974) S. 265–272. – A. Masser: Bibel- und Legendenepik des dt. MA. Berlin 1976, S. 114–117 u. o¨ . – Eckart Conrad Lutz: Rhetorica Divina. Mhd. Prologgebete und die rhetorische Kultur des MA. Berlin u. a. 1984, S. 86 f. – J. Knape: Die ‹Historia apocrypha› der ‹Legenda aurea› (dt.). In: Zur Deutung v. Gesch. in Antike und MA. Hg. v. J. Knape/Karl Strobel (Bamberger Hochschulschr. 11). Bamberg 1985, S. 113–172. – Ders.: War Herbort v. Fritzlar der Verfasser des P.? Zu den kontroversen Standpunkten E. Schr¨oders und F. Neumanns. In: ZfdA 115 (1986) S. 181–206. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legen¨ dare des MA. Stud. zu ihrer Uberl., Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, Reg. S. 451, 467. – L. Peter Johnson: Die h¨ofische Lit. der Bl¨utezeit (1160/70–1220/30) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,1). T¨ubingen 1999, S. 428–430 u. o¨ . – J. Knape: Die mhd. P.-Dichtung und die Lit. im Umfeld des Th¨uringerhofs 1190–1227. In: JOWG 6 (1991) S. 45–57. – Bettina Mattig-Krampe: Das Pilatusbild in der dt. Bibel- und Legendenepik des MA (Germanistische Bibl. 9). Heidelberg 2001. – Andreas Scheidgen: Die Gestalt des Pontius P. in Legende, Bibelauslegung und Geschichtsdichtung vom MA bis in die fr¨uhe Neuzeit. Literaturgesch. einer umstrittenen Figur. Frankfurt a. M. u. a. 2002. SF Veronika. – Dt. Texte um das Bild des Antlitzes Jesu auf einem (Schweiß-)Tuch. Die legend¨are heilige V. (Festtag: 4. bzw. 27. Februar) steht in einer reichen und komplexen Legendenentwicklung vom 4. bis zum 16. Jh. und wurde zu einer der popul¨arsten Heiligen-Gestalten des Sp¨atMA und des Barock. Sie ist in der westlichen Legende Hauptfigur der sechsten Station des Kreuzwegs Jesu. Die Legende ist meist in den verschiedenen Fassungen der → Pilatus-Geschichte enthalten, die ihrerseits eine Weiterentwicklung des Passionsberichtes Christi darstellt. In der westlichen Legende stehen V. und ihr Schweißtuch im Vordergrund, das sie dem leidenden Jesus geboten habe, worauf sich die wahren Gesichtsz¨uge des Gemarterten abgebildet h¨atten. Das Bild wurde als ¨ «vera eicon» bezeichnet, in der Uberlieferung offenbar f¨ur einen Frauennamen gehalten und mit der V. des → Evangelium Nicodemi identifiziert, wo sie als blutfl¨ussige Frau erscheint, die von Jesus geheilt wird, oder, nach anderen Legendenfassungen, auch als eine der Frauen am Kreuzweg. 612
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Veronika Gegen Ende des 12. Jh. trat das Tuchbild der V. in den Blickpunkt der stadtr¨omischen Reliquien- und Bilderverehrung, sein Bedeutungszuwachs korrespondierte mit der Eroberung Konstantinopels 1204 und den sich verlierenden Spuren des Tuches. Das Bild fand Aufnahme unter die Passionsreliquien und wurde manchmal um die Dornenkrone erg¨anzt. Nach orientalischer Legende soll Jesus Abgar, dem K¨onig von Edessa, eine wundert¨atige Tuchikone mit seinem Antlitz («Mandilion») zugesandt haben, wodurch dieser von der Lepra geheilt worden sei. Nach ju¨ ngeren Fassungen der Legende wird das Tuch Abgars Tochter Berenike u¨ bergeben. Die V.-Erz¨ahlung erscheint in zwei Gedichten eines um 1180 am Niederrhein wirkenden Autors, der sich der → Wilde Mann nannte. Eine V.Legende ist im → Buch der M¨artyrer sowie in der Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine) enthalten, in ¨ beiden Uberlieferungen an ungewohnter Stelle innerhalb der Jakobus-Legende; sie diente dazu, die Zerst¨orung Jerusalems zu begr¨unden: Der r¨omische Kaiser Vespasian wird durch das Tuch der V. von einer Krankheit geheilt, daraufhin veranlasst er als Bestrafung der Juden f¨ur Jesu Tod die Zerst¨orung Jerusalems. Ausgabe: Ernst Gierach: Das M¨arterbuch (DTM 32). Berlin 1928, S. 115–121. Von V. und wie das Antlitz Jesu nach Rom gelangt sei, berichtet ein 392 Verse umfassendes bair. Gedicht des 15. Jh. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 841, 169r–178r (15. Jh.). Ausgabe: Geith 1968 (s. Lit.) S. 279–288. In einem 632 Verse umfassenden, dreiteilig aufgebauten Werk ist die V.-Erz¨ahlung in den dritten Teil eingebettet. Der erste Teil berichtet von sie¨ ben Arzten, die vom Meisterarzt Jesus geh¨ort haben und ihn daraufhin kennenlernen wollen. Der zweite Teil, der in Athen angesiedelt ist, erz¨ahlt die Episode des Altars f¨ur den unbekannten Gott aus Apo 17. Im dritten Teil begegnet die Geschichte von der Heilung Vespasians durch das Tuch der V. und der Zerst¨orung Jerusalems. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 3006, 91r–102r (Pap., 15. Jh.). – Ebd., Cod. 2875, 105vb–108rb (Pap., 15. Jh.; fragm.). – M¨unchen, BSB, Cgm 441, 206v–220v (1428). – Pommersfelden, Gr¨afl. Sch¨onbornsche Bibl., Cod. 81, 183v–195r (Pap., 1480). – Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. 150, 292r–303r (Pap., 1418). – Berlin, SBB, Mgq 1526, 61r–68v (Pap., 1432). 613
um 1200 Ausgabe: Hans Ferdinand Maßmann: Der keiser und der kunige buoch [...]. Bd. 3. Quedlinburg/Leipzig 1854, S. 613–621. Besondere Verbreitung fand ein Lied wahrscheinlich des 14. Jh. in «Regenbogens Briefweise» (vgl. → Regenbogen) mit einer umfangreichen Darstellung der V.-Legende. Die Selbstnennung Regenbogens als Verfasser in der Schlussstrophe ist fiktiv, die Briefweise zeigt formale Abweichungen gegen¨uber fr¨uh u¨ berlieferten Strophen. Der auch als Fronica betitelte Text ist in 13 be¨ kannten Handschriften (¨alteste Wien, ONB, Cod. 5305) von um 1420/30 bis um 1515 sowie in f¨unf Drucken von 1497 bis um 1520 u¨ berliefert (vgl. RSM 5), eine Prosaversion entstand im Jahr 1639. Manchmal wurde diese V.-Legende mit anderen Legendendichtungen verbunden; im Kontext rein meisterlicher Lied¨uberlieferung erscheint sie u. a. in der → Kolmarer Liederhandschrift. Nach Anzahl und Strophenabfolge unterscheiden sich die einzelnen Textzeugen erheblich, der Umfang der ¨ vollst¨andig erhaltenen Uberlieferungen schwankt zwischen 43 (¨alteste Handschrift) und 75/74 Strophen (Drucke). V. heilt den kranken r¨omischen Kaiser Tiberius (und auch Vespasianus) durch Auflegen des Tuchs mit dem Antlitz Jesu und bewegt ihn zur Taufe. Sie berichtet uber die Herkunft des feierlich ver¨ ehrten Tuches, das sie von Jesus auf dem Kreuzweg erhalten habe; darauf werden die Juden durch die Zerst¨orung Jerusalems f¨ur Jesu Tod bestraft. Den Rahmen der Geschichte bilden Anrufungen Gottes. Ausgaben: Teildruck bei Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, Nr. 428. – Facs. des Drucks v. 1497 in: Frieder Schanze (Hg.): J¨org D¨urnhofers Liederbuch (Fortuna vitrea 11). T¨ubingen 1993, Nr. 1. – Vgl. ferner → Pilatus; Von der → Zerst¨orung Jerusalems. Literatur: Adolf Reinle, LCI 8 (1976) Sp. 543–545. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 191 u. o¨ . – Wimmer/Melzer (61988) S. 822–824. – RSM 5 (1991) S. 23. – Karl Heinrich Kr¨uger, LexMA 8 (1997) Sp. 1569. – Karl Ernst Geith: Veronika I. In: VL2 10 (1999) Sp. 293–297. – Frieder Schanze: Veronika II. In: VL2 10 (1999) Sp. 297–299. – Rainer Warland, LThK3 10 (2001) Sp. 714 f. – Ekkart Sauser, BBKL 20 (2002) 1495 f. – Martin Bocian, unter Mitarbeit v. Ursula Kraut und Iris Lenz: Lex. der biblischen Personen. 2., 614
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1. H¨alfte 13. Jh. erw. Aufl. Stuttgart 2004, S. 503–505. – Daniel Spanke, RGG4 8 (2005) Sp. 1045 f. – Wilhelm Grimm: Die Sage vom Ursprung der Christusbilder. In: Kleinere Schr. Bd. 3. Hg. v. Gustav Hinrichs. Berlin 1883, S. 138–199. – Karl Pearson: Die Fronica. Ein Beitr. zur Gesch. des Christusbildes im MA. Straßburg 1887, S. 13. – Ernst v. Dobsch¨utz: Christusbilder. Unters. zur christlichen Legende. Leipzig 1899. – Karl-Ernst Geith: Zu einigen Fassungen der V.-Legende in der mhd. Lit. In: FS Friedrich Maurer. Hg. v. Werner Besch u. a. D¨usseldorf 1968. – Achim Masser: Bibel und Legendenepik des dt. MA. Berlin 1976. – Heinrich Pfeiffer: L’immagine simbolica del pellegrinaggio a Roma. La Veronica e il Volto di Cristo, in: Roma 1300–1875. L’arte degli anni santi. A cura di Marcello Fagiolo e Maria Luisa Madonna [Kat. der Ausstellung Rom 20.12.1984–5.4.1985], Mailand 1984, S. 106–112. – Vera Schauber/Hanns M. Schindler: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf. Mu¨ nchen/Z¨urich 1985 (aktualisierte Neuausg. 1992, 1998 und 2001). – Werner WilliamsKrapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. ¨ zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, Reg. S. 467. – Nicolette H. J. Zwijnenburg: Die Veronicagestalt in den dt. Passionsspielen des 15. und 16. Jh. (Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Lit. 79). Amsterdam 1988. – K.-E. Geith: Editionsprobleme der V.-Dichtung des Ps.-Regenbogen. In: Mittelalterforschung und Edition. Hg. v. Danielle Buschinger u. a. (Wodan 6). Amiens 1991, S. 61–74. – Zbigniew Izydorczyk: Manuscripts of the ‹Evangelium Nicodemi› (Subsidia mediaevalia 21). Toronto 1993. – Johannes Rettelbach: Variation – Derivation – Imitation. Unters. zu den T¨onen der Sangspruchdichter und Meistersinger (Fr¨uhe Neuzeit 14). T¨ubingen 1993, S. 125. – Matthias Meyer: «herre, den duch han ich bihalden». Deutschsprachige V.-Legenden im 12. Jh. In: Dt. Lit. und Sprache v. 1050–1200. FS Ursula Hennig. Hg. v. Annegret Fiebig und Hans-Jochen Schiewer. Berlin 1995, S. 163–180. – Alex Stock: Poetische Dogmatik. Christologie, Bd. 2. Schrift und Gesicht, Paderborn u. a. 1996, S. 126–133 (Legende der Veronika), 133–139 (Vera icon), 140–147 (Salve sancta facies). – Joachim Knape: Das Grazer mnd. V.Fragm. (Ps.-Regenbogen i) aus dem 15. Jh. In: JOWG 10 (1998) S. 225–234. – Manfred BeckerHuberti: Lex. der Br¨auche und Feste. Freiburg i. Br. u. a. 22007, S. 408 f. SF 615
Guiard von Laon Guiard von Laon, * um 1170, † 1248. – Als Verfasser einer Predigt u¨ ber zw¨olf Fr¨uchte der Eucharistie u¨ bte er starken Einfluss auf die geistliche dt. Dichtung des Sp¨atMA aus. G., von dem mehr als 400 Predigten u¨ berliefert sind, ist von 1215 bis 1221 als Erzdiakon in Troyes bezeugt; seit 1238 war er Bischof von Cambrai. Seine Predigt u¨ ber die zw¨olf Fr¨uchte der Eucharistie stammt vermutlich aus der Zeit vor 1215; auf ein Exordium u¨ ber Apo 22,2 folgt eine Darlegung des Heilsgewinnes durch die Eucharistie, wobei G. sich auf zahlreiche Aussagen der Kirchenv¨ater, besonders Chrysostomus, st¨utzt. Heilmittel f¨ur die s¨undige Seele bringen die ersten drei Fr¨uchte; die Fr¨uchte 4–6 bauen diese wieder auf, 7–9 handeln von der inneren Wirkung, die letzten drei Fr¨uchte vom Zustand der Vollkommenheit. Die Predigt schließt mit der Abhandlung der Bedingungen f¨ur den lauteren Sakramentsempfang (Reue, N¨achstenliebe und Begierde zum Sakrament). Im 14. und 15. Jh. war sie wohl im dt. und ndl. Sprachgebiet weit verbreitet und wurde in den Volkssprachen intensiv rezipiert. ¨ Uberlieferung: Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. 8609–20, 60r–66v. Ausgabe: Ampe 1957 (s. Lit.) S. 308–324. Dt. und mndl. Bearbeitungen: 1. Volkssprachliche Predigt- und Traktatfassungen der Zw¨olf Fr¨uchte. a) Predigt Nr. 40 der mndl. Limburgse sermoenen u¨ ber Apo 22,2 (→ Limburgische Sermoenen). ¨ Uberlieferung: Boeren 1953 (s. Lit.) S. 259–261. Ausgabe: Hendrik Kern: De Limburgsche sermoenen. Leiden 1895, S. 546–557. b) Obd. Zw¨olf-Fr¨uchte-Traktat I (zweite H¨alfte 13. Jh.). ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 142, f. 178II–185r, 94v–96v (sp¨ates 13. Jh.; verbunden). Ausgabe: Franz Pfeiffer: Von unsers herren leichnam. In: Altdt. Bll. 2 (1840) S. 350–359, hier S. 350–359. c) Obd. Zw¨olf-Fr¨uchte-Traktat II (14. Jh.). ¨ Uberlieferung: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1033, 85v–88v (Beginn des 15. Jh., hochalemannisch. – Ebd., Cod. 966, S. 54–60 (15. Jh., hochalemannisch). – Heidelberg, UB, Cpg 567, 95vb–100rb (1439, ostschw¨abisch). – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 1226, 32r–39r (Ende 14. Jh., mittelbair.). – Prag, UB, Cod. XVI G 19, 16r–34v (15. Jh.). 616
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Richalm von Schontal ¨ d) Freie Bearbeitung der 12 Eucharistiefr¨uchte G.s in der Predigt u¨ ber Apo 22,2 in der Handschrift Z¨urich, ZB, Cod. C 38, 15r/v (1443). e) Mo¨ gliche weitere Bearbeitungen der Eucharistiefr¨uchte finden sich in: M¨unchen, BSB, Cgm 5267, 108vb–110ra (1382). – Karlsruhe, Cod. Donaueschingen 291, 46v–51r. – Dillingen, Kreis- und Stud. Bibl., Cod. XV 125, 39r–42v. – Bremen, StB, Ms.a 31, 159va–162ra. – Melk, Stiftsbibl., Cod. 1752, 125v–131v. – K¨oln, Stadtarch., Ms. GB 4° 32, 36v–38r. 2. Die zw¨olf Fr¨uchte G.s als Inserate in Großtraktaten. a) In M¨unchen, BSB, Cgm 851, 175r–178r, sind die zw¨olf Fr¨uchte in einen kompilatorischen Traktat zu Eucharistie und Messe eingebettet. b) Sie finden sich ferner in der mndl. Bearbeitung von → Bonaventuras Sololoquium. 3. Es sind zahlreiche mndl./mnd. Kurztraktate bekannt, die die zw¨olf Fr¨uchte behandeln. Vgl. dazu Boeren 1953 (s. Lit.) S. 258–263 und Ampe 1958 (s. Lit.) S. 60–65, 75–90. Literatur: Kurt Ruh, VL2 3 (1981) Sp. 295–299. – Adolph Franz: Die Messe im dt. MA. Freiburg i. Br. 1902. – Karl Boeckl: Die Eucharistielehre der dt. Mystiker des MA. Freiburg i. Br. 1924. – Petrus Cornelis Boeren: De twalf vruchten van de Eucharistie en het veertigste der Limburgse Sermonen. In: Tijdschrift voor nederlandsche taal en letterkunde 71 (1953) S. 242–281; 72 (1954) S. 18–26. – Ders.: Over de Eucharistie als sacrament der doden in Middelnederlandse Communieoefeningen. In: Studia Catholica 28 (1953) S. 288–295. – Ders.: La vie et les œuvres de G. de L. Den Haag 1956. – Albertus Ampe: Een oud Florilegium Eucharisticum in een veertiendeeeuws handschrift. In: Ons Geestelijk Erf 31 (1957) S. 301–324; 32 (1958) S. 56–90; 38 (1964) S. 23–55. SF Richalm von Schontal ¨ OCist, † 2. (oder 3.) 12.1219 Sch¨ontal. – Zisterzienserprior und Abt, Urheber des Liber revelationum. Als Prior des Zisterzienserstifts Sch¨ontal an der Jagst ist R. f¨ur das Jahr 1214 urkundlich belegt. Wie lange er diese Amt aus¨ubte, ist unsicher. Kurzzeitig und nicht vor 1216 war er auch Abt des Klosters, sein Vorg¨anger Abt Albert ist bis 1216 bezeugt. Sein einziges u¨ berkommenes Werk ist der unter seinem Namen u¨ berlieferte Liber revelationum, eine Mischung aus Tagebuch und Autobiographie 617
1. H¨alfte 13. Jh. in Dialogform. Es handelt sich eigentlich um ein Gemeinschaftswerk: Die Gespr¨ache mit R. wurden von einem Vertrauten aufgezeichnet, von R. autorisiert und nach seinem Tod anonym ver¨offentlicht. Die Dialoge geben Einblick in das Innenleben eines unter Selbstzweifeln, Altersbeschwerden, ¨ psychosomatischen St¨orungen und Angsten (Versagens¨angste, D¨amonenfurcht) leidenden M¨onches. In die Dialoge eingestreute Erz¨ahlpassagen u¨ ber die Schicksale von Sch¨ontaler M¨onchen und Konversen lockern die Textstruktur auf. Im Zentrum stehen aber R.s vision¨are Erlebnisse. Der Liber revelationum ist f¨ur das MA und dar¨uber hinaus ein einzigartiges Dokument einer Gespr¨achstherapie zur Wiederherstellung psychischer Gesundheit. Beachtung verdient auch eine enthaltene Predigt R.s u¨ ber Mt 18,23. Der Liber, und das unterstreicht seine Alleinstellung, kommt in aller Regel ohne textliche Vorlagen aus, unter den seltenen Zitaten finden sich u.a. → Bernhard von Clairvaux, die → Vitas Patrum und die Moralia in Iob → Gregors I. (des Großen). ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 7723, 1r–57v (aus Indersdorf, 1430). – Ebd., Clm 17796, 48r–80v (aus St. Mang, Regensburg, 1445–66). – Ebd., Clm 18595, 109r–165r (aus Tegernsee, 15. Jh.). – Trier, StB, Cod. 581/1519 8°, 54r–122v (aus St. Alban, Anfang 15. Jh.). – Weimar, ZB der Deutschen Klassik, Cod. Q 49, 118r–163r (aus St. Peter, Erfurt; 15. Jh.). – Fragmente: Mu¨ nchen, BSB, Clm 15181, 245v–248r (aus Rebdorf, 1456). – Stuttgart, LB, Cod. HB XV 68, 442r (um 1630). – Trier, StB, Cod. 195/1214 4°, 140v–141v (15. Jh.). – K¨oln, Hist. Arch., GB 4° 214, 51r–54v (Kreuzbr¨uder-Kloster, K¨oln, 1458). Ausgabe: Bernhard Pez: Thesaurus anecdotorum novissimus 1. Augsburg 1721, Sp. 373–472 (unvollst./fehlerhaft). – Paul Gerhardt Schmidt: Richalm von Sch¨ontal. Liber revelationum (MGH, Quellen zur Geistesgesch. 24). Hannover 2009. Literatur: Paul Gerhard Schmidt, VL2 8 (1992) Sp. 42 f. – Ders., LexMA 7 (1995) Sp. 809. – Ders., LThK 8 (1999) 1286. – Franz Joseph Mone: Quellenslg. der badischen Landesgesch. 4. Karlsruhe 1867, S. 142–146. – Gustav Roskoff: Gesch. des Teufels. Eine kulturhist. Satanologie v. den Anf¨angen bis ins 18. Jh. Bd. 1. Leipzig 1869, S. 335–344. – Carl Meyer: Der Aberglaube des MA u. der n¨achstfolgenden Jh. Basel 1884 (Nachdr. Hildesheim u. a. 1971, Essen 1985, Wiesbaden 2003) 618
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1. H¨alfte 13. Jh. S. 109–111. – Paul Mitzschke: Sigebotos Vita Paulinae. Ein Beitr. zur a¨ltesten Gesch. des schwarzburgischen Landes und F¨urstenhauses. Gotha 1889, 117–123. – George G. Coulton: Five Centuries of Religion 1, Cambridge 1923 (Nachdr. New York 1979) S. 35–44. – P. G. Schmidt: Jubel und Resignation. Amtsjubil¨aen und Amtsniederlegungen ¨ v. Bisch¨ofen und Abten in literarischen Texten des MA. In: Hist. Zs. 252 (1991) S. 541–557. – Ders.: Von der Allgegenwart der D¨amonen. Die Lebens¨angste des Zisterziensers R. v. S. In: Lit.wiss. Jb. 36 (1995) S. 339–346. – Carmen Cardelle de Hartmann: Lat. Dialoge 1200–1400. Literaturhist. Stud. und Repertorium. Leiden u. a. 2007, S. 355–359. VZ Bernhardstraktat. – Gereimtes bair. Fragment von 80 Zeilen, entstanden wohl im ersten Drittel des 13. Jh. Die Dichtung wird als eine der fr¨uhesten dt. Marienklagen angesehen; darin richtet ein Betender seine Fragen an Maria, deren Klage u¨ ber Leiden und Tod Jesu die Antwort darstellt. Das Bruchst¨uck endet mit der Nagelung Christi an das Kreuz. Als Quelle diente der Tractatus beati Bernardi de planctu beatae Mariae, dessen Verfasser nicht → Bernhard von Clairvaux, sondern wahrscheinlich der Zisterzienserabt Oglerius von Trino (gest. 1214) ist. ¨ Uberlieferung: Privatslg. Friedrich Katzer, Reichenberg (B¨ohmen), Dt. Hs. 5 (erste H¨alfte 13. Jh.; verschollen). Abdruck: Edward Schr¨oder: Fragm. einer fr¨uhen Bearb. der Interrogatio Anshelmi. In: ZfdA 68 (1931) S. 251–253. Literatur: Hans Eggers, VL2 1 (1978) Sp. 793 f.; 11 (2004) Sp. 244 f. – Christoph Treutwein, MarLex 1 (1988) S. 454 f. – Schr¨oder (s. Abdruck) S. 249–254. – Henri Barr´e: Le ‹Planctus Mariae› attribu´e a` S. Bernard. In: Revue d’asc´etique et de mystique 28 (1952) S. 243–266. – Karel Christiaan Johan Willem de Vries: De Mariaklachten. Zwolle 1964, bes. S. 59–64. – Rolf Bergmann: Kat. der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des MA (Ver¨off. der Kommission f¨ur Dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss.). Mu¨ nchen 1986, S. 435 (M 79). – Ed¨ gar B¨uttner: Die Uberl. v. ‹Unser vrouwen klage› und des ‹Spiegel› (Erlanger Stud. 74). Erlangen 1987, S. 22–31. – Ulrich Mehler: Marienklagen im 619
Bernhardstraktat sp¨atma. und fr¨uhneuzeitlichen Deutschland. Textversikel und Melodietypen. Darstellungsteil (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. 128). Amsterdam u. a. 1997, S. 6, passim. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 52004, S. 379. SF Fegfeuer des hl. Patricius → Beheim, Michel (Bd. 3). Das Judel. ¨ – Marienmirakel in 458 Reimpaarversen, Anfang 13. Jh. Die im bairisch-ostschw¨abischen Raum entstandene Versbearbeitung der Errettung eines Judenknaben durch Maria ist eines der a¨ ltesten Marienmirakel in dt. Sprache. Zu den Vorlagen des J., dessen Verfasser nicht bekannt ist, geh¨ort die Wiedergabe der Legende bei Gregor von Tours (Gloria martyrum 1, 9). Ein fr¨uhmhd. Prosafragment der Erz¨ahlung findet sich in einer alemannischen Handschrift aus der Mitte des 12. Jh. Der im Zentrum der Erz¨ahlung stehende Judenknabe besucht eine christliche Schule. Von einem Mitsch¨uler u¨ ber das Wesen Marias belehrt, verehrt er fortan die Gottesmutter (u. a. regelm¨aßiges AveMaria-Gebet, Befreiung einer Marienstatue von Spinnweben). Nach der Teilnahme am Abendmahl w¨ahrend einer Messe, in der ihm bei der Wandlung das Jesuskind erschienen ist, wird er trotz des Z¨ogerns des Vaters in einen gl¨uhend heißen Backofen geworfen, jedoch von Maria gerettet, die ihn auffordert, sich taufen zu lassen. In der Folge lassen sich auch der Vater und andere Juden taufen. Die Erz¨ahlung, die mit einer Aufforderung zum Mariendienst endet, diente als Vorlage f¨ur die Legende Der Judenknabe im → Passional. ¨ ¨ Uberlieferung: Vollst¨andig nur in Wien, ONB, Cod. 2696, 53ra–38ra (Perg., um 1300); u¨ ber die Hs. (vgl. Edward Schr¨oder, ZfdA 45, 1901, S. 217–223; Hans Fromm/Klaus Grubm¨uller, Hg: Konrad v. Fußesbrunnen. Die Kindheit Jesu. Berlin/New York 1973, S. 10 f., 28–30) (W). – Zwei sich zum Teil u¨ berlappende Fragmente: Berlin, SBB, Hdschr. 397 (fr¨uher Weitramsdorf, Schloss Tambach, Gr¨afl. Ortenburgische Bibl., o. S.) (Pergamentbl., 14. Jh.); s. F. Schmidt (B). – Seitenstetten, Stiftsbibl., o. S., Frgm. (Doppelpergamentbl., 14. Jh.) (S). Ausgaben: Karl August Hahn (Hg.): Gedichte des XII. und XIII. Jh. Quedlinburg u. a. 1840, S. 129–134, 147 (Wiener Hs.). – Robert Sprenger: Die Legende vom Judenknaben. In: Germania 27 (1882) S. 129–144 (Versuch einer krit. 620
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Vil werde sele, halt dich wert Ausg.; mit Heranziehung von T und Erl¨auterungen; vgl. dazu E. Steinmeyer, ZfdA 27, 1883, S. 83–88). – Karl M¨ullenhoff (Hg.): Altdt. Sprachproben. 4. Aufl. besorgt v. Max Roediger. Berlin 1885, S. 104–108 (Wiener Hs.). – Die geistliche Dichtung des MA. Erster Teil: Die biblischen und die Mariendichtungen. Bearb. v. Paul Piper (Dt. National-Litteratur. Hist. krit. Ausg. 3,1,1). Berlin/Stuttgart [1889], S. 287–290. – Hein¨ rich Meyer-Benfey (Hg.): Mhd. Ubungsst¨ ucke. Halle/Saale 21920, S. 84–96 (Wiener Hs. unter Hinzuziehung des Lambacher Fragm.). – Fragm. bei Gerhard Eis 1950 (s. Lit.), S. 550. – Mutter der Barmherzigkeit. Ma. dt. Mirakelerz¨ahlungen v. der Gottesmutter. Ausgew¨ahlt und aus dem Altdt. u¨ bertragen v. Manfred Lemmer. Leipzig 1986, S. 86–94. Literatur: Ehrismann 2,2,2 (1935) S. 371. – Hans Fromm: Mariendichtung. In: RL2 2 (1965) S. 271–291, hier S. 278. – Hans-Friedrich Rosenfeld, VL2 4 (1983) Sp. 891–893. – De Boor/ Newald 2 (111991) S. 359. – Manfred Lemmer, MarLex 3 (1991) S. 453 f. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 474 f. – Elisabeth Wunderle/Red., Killy2 6 (2009) S. 199. – Franz Schmidt. Die Hss. der gr¨aflich Ortenburg’schen Bibl. zu Tambach in Oberfranken. In: Serapeum 3 (1842) S. 337–350, 365–368, hier S. 343–345 (Nr. 5) (mit Abdruck). – Eugen Wolter: Der Judenknabe (Bbiliotheca Normannica 2). Halle 1879. – R. Sprenger, 1882 (s. Lit). – Adolfo Mussafia: Stud. zu den ma. Marienlegenden. In: Sb. der Akad. der Wiss., Wien 113, 115, 119, 123, 139. Wien 1887–98. – Anton E. Sch¨onbach, Bruchst¨uck des J. in: ZfdA 47 (1904), S. 277–280 (mit Abdruck). – Theodor Peliz¨aus: Beitr. zur Gesch. der Legende vom Judenknaben. ¨ Diss. Halle 1914. – Edward Schr¨oder: Zur Uberlieferung des J.s. In: ZfdA 75 (1938) S. 24. – Gerhard Eis: Fragment eines fr¨uhmhd. Predigtwerks. In: The Journal of English and Germanic Philology 49 (1950) S. 549–556, hier S. 553 f. – Hans-Georg Richert (Hg.): Marienlegenden aus dem Alten Passional (ATB 64). T¨ubingen 1965, S. XXVI (Lit.), S. 187–205 (‹Der Judenknabe›). – Werner Fechter: Eine Sammelhs. geistlicher Dichtungen des 12. und 13. Jh. (Wien 2696). In: FS Friedrich Maurer. Hg. v. Werner Besch/Siegfried Grosse/Heinz Rupp. D¨usseldorf 1968, S. 246–261. – Hellmut Rosenfeld: Legende (Sammlung Metzler M 9). Stuttgart 4 1982. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. M¨arendichtung. 2., durchgesehene und erw. Ausg. be621
1. H¨alfte 13. Jh. sorgt v. Johannes Janota. T¨ubingen 1983, S. 51. – Christian Thelen: Das Dichtergebet in der dt. Lit. des MA. Berlin/New York 1989 (Reg.). – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2/2) T¨ubingen 21994, S. 137. – Heike Annette Burmeister: Der ‹Judenknabe›. Stud. und Texte zu ¨ einem ma. Marienmirakel in dt. Uberlieferung (GAG 654). G¨oppingen 1998, S. 54–57, 266–280 (mit Abdruck), Abb. 8–9. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 327 f. – Cordula Hennig v. Lange: ‹daz ez zu rucke trete von der ubeltete und Marien vervluche›. ‹D. J.› – Judenfiguren in christlichen Legenden. In: Juden in der dt. Lit. des MA. Religi¨ose Konzepte – Feindbilder – Rechtfertigungen. Hg. v. Ursula Schulze. Tu¨ bingen 2002, S. 135–162. – J. Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3/1) T¨ubingen 2004, S. 249. – John D. Martin: Representations of Jews in Late Medieval and Early Modern German Literature. Oxford 2004. BJ Vil werde sele, halt dich wert (Der sele wirdikeit). – Geistliches Lied des fr¨uhen 13. Jh. von 29 Strophen. Die ersten sechs Strophen (je vier vierhebige kreuzgereimte Verse) fordern die Seele auf, ihrer «edelkeit» zu gedenken, die ihr Gott nach seinem Bilde gegeben hat; die nun «Gottes Braut» genannte Seele sei zur Ewigkeit bestimmt. Hauptthema ist im Folgenden Christi Leiden und sein Erl¨osungswerk f¨ur den Menschen. Die Schlussstrophen 25–29 halten die Seele dazu an, auf die Passion Christi zu blicken und dessen Liebe mit Gegenliebe zu erwidern. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 94, 78r–80r (Perg., erste H¨alfte 13. Jh.) (M1). – Ebd., Cgm 142, 245r–246v, 240r/v, 96v (Perg., um 1300, ohne Schlussstrophe) (M2). Ausgaben: Franz Pfeiffer: Geistliche Minne. In: Altdt. Bll. 2 (1840) S. 367–370. – Johann Andreas Schmeller: St. Ulrichs Leben, lat. beschrieben durch Berno v. Reichenau und um das Jahr 1200 in dt. Reime gebracht v. Albertus. M¨unchen 1844, S. VIII–XII. – Philipp Wackernagel (Hg.): Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, S. 295 f. (Nr. 452). 622
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1. H¨alfte 13. Jh. Literatur: Kurt Ruh, VL2 10 (1999) Sp. 350–352. – Erich Petzet/Otto Glauning (Hg.): Dt. Schrifttafeln des 9.-16. Jh. aus Hss. der K. Hof- und SB in M¨unchen, II. Abt.: Mhd. Schriftdenkm¨aler des 11. bis 14. Jh. Mu¨ nchen 1911, Tf. XXI. – E. Petzet: Die dt. Pergament-Hss. Nr. 1–200 der SB in M¨unchen (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,1). Mu¨ nchen 1920, S. 164. – Friedrich Schulze-Maizier: Mystische Dichtung aus sieben Jh. (Der Dom. B¨ucher der dt. Mystik). Leipzig 1925, S. 139–144. – Karl-Ernst Geith (Hg.): Albert v. Augsburg. Das Leben des Hl. Ulrich (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. V¨olker 39 [163]). Berlin 1971. – B´eatrice Hernad: Die gotischen Hss. dt. Herkunft in der BSB. Tl. 1: Vom sp¨aten 13. bis zur Mitte des 14. Jh. Mit Beitr. v. Andreas Weiner. Text- und Tafelbd. (Kat. der illuminierten Hss. der BSB in M¨unchen 5,1). Wiesbaden 2000, Textbd. S. 183 (Nr. 252), Tafelbd. S. 285 (Abb. 578). SF Franziskanerregeln. – Volkssprachliche Bearbeitungen. In ihrer Ur-Fassung ist die Regel des Ersten Ordens der Franziskaner nur bruchst¨uckhaft u¨ berliefert; eine neue Fassung, die sog. Zweite Regel (Regula non bullata), stammt aus dem Jahr 1221. Die endg¨ultige Fassung (Regula bullata) wurde 1223 durch die Bulle Solet annuere Honorius’ III. best¨atigt. Diese Regelfassungen gelten als authentische Werke → Franz’ von Assisi, jedoch nicht die Regel des Dritten Ordens. ¨ Verschiedene dt. und ndl. Ubersetzungen der Regula bullata sind in Handschriften aus dem Ende des 15. Jh. u¨ berliefert. 1. Eine bair. Fassung u¨ berliefern: W¨urzburg, UB, Ms. p. th. 12° 4 (Kloster Heidenfeld, 1486) (W¨u). – Mu¨ nchen, UB, 8° cod. ms. 144 (Franziskanerkloster Landshut, zweite H¨alfte 15. Jh.) (M1). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 86 (Franziskanerkloster Amberg, 1523) (M2). 2. Eine schw¨abische Bearbeitung in: M¨unchen, BSB, Cgm 111 (15./16. Jh.) (M3). 3. Eine ostmd. Fassung enth¨alt Amsterdam, UB, Cod. I. E. 29 (1496) (Am). 4. Zwei ndl. Fassungen finden sich in: Breslau, UB, Cod IV. D. 5 (aus dem Franziskanerkloster in Sint Truiden, Belgien, 1486) (Br). – Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 75 G. 63 (Ende 15. Jh.) (Hg). Siglen nach Wolf (s. Ausg.). 623
Franziskanerregeln Ausgaben: Seraphicae legislationis. Textus originales. Quaracchi 1897, S. 35–47. – Kurt Ruh: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 1 (MTU 11). Mu¨ nchen 1965, S. 117–121. – Norbert Richard Wolf: Regionale und u¨ berregionale Norm im sp¨aten MA (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss., Germanistische Reihe 3). Innsbruck 1975. – Kajetan Esser/Lothar Hardick: Die Schr. des heiligen Franziskus v. Assisi (Franziskanische Quellenschr. ¨ 1). Werl 51974, S. 80–89 (nhd. Ubersetzung). – Lat. Text: K. Esser: Die Opuscula des heiligen Franziskus v. Assisi. Neue textkrit. Edition (Spicilegium Bonaventurianum 13). Grottaferrata (Rom) 1976, S. 366–371. Die sog. Drittordensregel (nach der Best¨atigungsbulle Supra montem von Papst Nikolaus IV. vom Jahre 1289) ist ebenfalls in verschiedenen Handschriften u¨ berliefert: 1. Augsburger Drittordensregel (Ende 13. Jh.). ¨ Uberlieferung: Augsburg, Di¨ozesanarch., o. S. (aus dem Kloster Maria Stern in Augsburg, nach 1300). – Berlin, SBB, Mgo 370 (aus dem Terziarinnenkloster Reutlingen, um 1300). – M¨unchen, Bayerisches Hauptstaatsarch., Cod. KL Kaufbeuren 2 (14. Jh.). – Ludwigsburg, Staatsfilialarch., o. S. (aus der F¨urstpropstei Ellwangen, zweite H¨alfte 15. Jh.). – Freiburg i. Br., UB, Cod. 29 (aus dem Klarissenkloster Freiburg). – Ebd., Cod. 35 (zweite H¨alfte 15. Jh.). – Solothurn, ZB, Cod. S. 457 (m¨oglicherweise aus dem Franziskanerkloster Solothurn, 1447). – M¨unchen, BSB, Clm 7660 (aus dem Stift Indersdorf, 1455). – Luzern, ZB, Msc. 40 (aus dem Minoritenkloster Luzern, Ende 15. Jh.). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 79 (Ende 15. Jh.). – Ebd., Cgm 807 (zweite H¨alfte 15. Jh.). – Mo¨ nchengladbach, Franziskanerkloster, o. S. (15. Jh.). Ausgaben: Anton Birlinger: Dt. Franziscanerregel des XIII. Jh. In: Germania 18, NR 6 (1873) S. 186–195. – Karl Otto M¨uller: Die dt. weltliche Drittordensregel des heiligen Franz v. Assisi im 15. Jh. In: W¨urttembergische Vierteljahrschr. f¨ur Landesgesch. NF 32 (1925/26) S. 90–116. – Brigitte Degler: Drei Fassungen der Terziarenregel aus der Obd. Franziskanerprovinz. In: Archivum franciscanum historicum 62 (1969) S. 503–517. – Hugo Stopp: Die Augsburger Hs. der dt. Tertiarenregel. In: Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Gerhart Lohse. Hg. v. Rudolf Sch¨utzeichel. Bonn 1979, S. 575–588. 2. Eine rheinfr¨ankische Fassung stammt vermutlich aus der zweiten H¨alfte des 15. Jh. und umfasst 17 Kapitel. 624
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Cambridger Augensegen ¨ Uberlieferung: K¨oln, Hist. Arch., Cod. GB 12° 178 (aus dem Terziarinnenkloster Teterchen bei Saarlouis, vermutlich zweite H¨alfte 15. Jh.). ¨ Ausgabe: J. B. Kaiser: Eine dt. Ubersetzung der Bulle Supra montem aus dem 15. Jh. In: Franziskanische Stud. 22 (1935) S. 263–275. Eine ripuarische Fassung u¨ berliefert die Handschrift D¨usseldorf, St¨adt. Kunstmuseum, Nr. 11223 (Terzianerinnenklause St. Vinzenz bei K¨oln, 1532). Ausgabe: Hartmut Beckers: Eine wiederaufgefundene Hs. der Regel, Statuten, Privilegien und Gewohnheiten der Terzianerinnenklause St. Vinzenz zu K¨oln aus dem Jahr 1533. In: Rheinische Vierteljahrsbll. 40 (1976) 120–129. ¨ Weitere (unedierte) Ubersetzungen in: Wien, ¨ ONB, Cod. 4727 (1466). – Admont, Stiftsbibl., Cod. 795 (1466). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 4487 ¨ (15./16. Jh.). – dieselbe Ubersetzung in Berlin, SBB, Mgo 778 (um 1500). – Darmstadt, UB/LB, Cod. 1869 (um 1490). – Paderborn, Franziskanerkloster, o. S. – Mndl. Fassung in: Bru¨ ssel, Kgl. Bibl., Cod. 21892 (zweite H¨alfte 15. Jh.). – Haarlem, StB, Cod. 187 D 7. F¨ur die Auslegung der Regula bullata waren die beiden p¨apstlichen Dekretalien Exiit qui seminat von Nikolaus III. (1279) und Exvivi de paradiso von Clemens V. (1312) grundlegend, sie sind auch in dt. ¨ Ubersetzungen immer zusammen u¨ berliefert. ¨ Uberlieferung: M 1 und M 2. – M¨unchen, UB, 8° cod. ms. 14 (aus dem Franziskanerkloster Landshut, 1482). – Ebd., 8° cod. ms. 147 (aus dem Franziskanerkloster N¨urnberg, 1498/99). Alle Hss. aus dem bair-ostfrk. Raum. ¨ Eine ostmd. Ubertragung in: Am. – Eger, Franziskanerkloster, Cod. L (zweite H¨alfte 15. Jh.). ¨ Ausgabe: N. R. Wolf: Die ma. dt. Ubersetzungen der Bulle ‹Exiit qui seminat› v. Papst Nikolaus III. In: Franciscan Studies 32 (1972) S. 242–305. Neben der Terziarenregel Supra montem ist ferner eine F¨ulle von Statuten einzelner H¨auser oder Provinzen u¨ berliefert. Literatur: N. R. Wolf, VL2 2 (1980) Sp. 842–845. – Johann Schilcher: Augsburger Hs. in dt. Sprache aus der Zeit v. 1270–1292. In: Zs. des Hist. Ver. f¨ur Schwaben 54 (1941) 412 f. – Timotheus Hartmann: Augsburger Tertiarenregel in mhd. Sprache. In: Bruder Franz 5 (1952) 39 f. – K. Ruh: David v. Augsburg und die Entstehung eines Franziskanischen Schrifttums in dt. Sprache. In: Augusta 955–1955. Hg. v. Clemens Bauer u. a. 625
1. H¨alfte 13. Jh. Mu¨ nchen 1955, S. 71–82. – H. Beckers: Eine wiederaufgefundene Hs. der Regel, Statuen, Privilegien und Gewohnheiten der Terzianerinnenklause St. Vinzen zu K¨oln aus dem Jahr 1533. In: Rheinische Vierteljahrsbll. 40 (1976) S. 120–129. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. 1: Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300. Text- und Tafelbd. Wiesbaden 1987, Textbd. S. 254 f. SF Cambridger Augensegen. – Obd. Spruch zur Bek¨ampfung von Augenleiden, nachtr¨aglich Anfang des 13. Jh. in eine lat. Handschrift des 12. Jh. eingeschrieben. Der vierteilige Segen beginnt mit einer Anrede des zu Behandelnden und dessen Leiden durch den Beschw¨orenden. Es folgen eine Anrufung der Geburt und Passion Christi, seines Blutes, seines Grabes und seiner Himmelfahrt; auch Maria und das J¨ungste Gericht werden genannt. Ein dritter Teil nennt die einzelnen Augenleiden «hir» (Schmerz), «vel» (Star), «s(c)uzblater, wazerblater, herbrate» (Gerstenkorn) sowie die Gesamtheit aller Augen¨ubel. Den Text beschließt eine Beschw¨orungsformel. Der teils in Reimprosa verfasste C. A. unterscheidet sich typologisch von dem a¨ lteren → M¨unchner Augensegen. ¨ Uberlieferung: Cambridge, Peterhouse College, Ms. 130, 219v (Perg., erste H¨alfte 13. Jh., obd.; Nachtrag v. elf Zeilen in einem lat. Homiliar des 12. Jh.). Ausgaben: Montague Rhodes James: A Descriptive Catalogue of the Manuscripts in the Library of Peterhouse. Cambridge 1899, S. 158. – Karl Weinhold: Ein hochdt. Augensegen in einer Cambridger Hs. des 12. Jh. In: Zs. des Ver. f¨ur Volkskunde 11 (1901) S. 79–82, 226 f. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Zwei Bde. (Mu¨ nchener Texte 8). Mu¨ nchen 1914/16, Abt. A: Texte, S. 52 f. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 148. – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX–XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, 149–152. Literatur: Ernst Hellgardt, VL2 11 (2004) Sp. 309 f. – Weinhold (s. Ausg). – Wilhelm (s. 626
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1. H¨alfte 13. Jh. Ausg.) Abt. B: Komm., S. 134 f. – Ernst Hellgardt: Die dt. Zauberspr¨uche und Segen im Kon¨ text ihrer Uberl. (10. bis 13. Jh.). Eine u¨ berlieferungsgeschichtliche Skizze. In: Atti della Accademia Peloritana dei Pericolanti. Classe di Lettere Filosofia e Belle Arti, Vol. LXXI, Anno Accademico CCLXVI (1995). Messina 1997, S. 5–62, bes. S. 22. – Monika Schulz: Magie oder die Wiederherstellung der Ordnung. Versuch zum Corpus der dt. Segen und Beschw¨orungsformeln (Beitr. zur europ¨aischen Ethnologie und Folklore. Reihe A, Texte und Unters. 5). Frankfurt/M. u. a. 2000. – Holzmann (s. Ausg.) S. 71. – Cianci (s. Ausg.). SF Die sieben Todsunden ¨ I. – Lehrgedicht u¨ ber die sieben Tods¨unden mit lat.-dt. Su¨ ndenverzeichnis in Prosa aus der 1. H¨alfte des 13. Jh. Der in zwei Hss. uberlieferte Text besteht aus 80 ¨ (78 in der Stuttgarter Fassung) Reimpaarversen mit einem nach V. 70 eingeschobenen umfangreichen S¨undenverzeichnis. Zun¨achst werden in den einleitenden Versen die Tods¨unden als Ursprung aller S¨unden eingef¨uhrt. Die einzelnen S¨unden werden mit ihren lat. Namen im folgenden aufgelistet und in Gruppen von je 6 bis 10 Versen der Reihe nach (superbia, luxuria, avaritia, gula, ira, accedia, vana gloria) kurz erl¨autert. Es folgt der lat./dt. katalogartige Prosateil, der 80 Hauptsu¨ nden mit Begriffserkl¨arungen oder -¨ubersetzungen umfasst und auf die Unterscheidung nach «genus» und «species» bei der Schwere der S¨unden verweist. Am Schluss folgen noch einmal 10 (8) Reimpaarverse, die explizit vor den scheinbar unbedeutenden doch zahlreichen «tagelichen sˆunden» warnen. Aufgrund der ¨ Erl¨auterungen und Ubersetzungen lat. Begrifflichkeiten im Katalogteil d¨urfen als Hauptadressaten des Textes lateinunkundige Klosterbewohner vermutet werden. ¨ Uberlieferung: Stuttgart, LB, Cod. HB I 86, 26rb–29ra (Perg., Mitte 14.Jh., alemannisch (Vormals Kloster Weingarten F. 55). – Prag, Nationalbibl., Cod. XXIII E 52 (vormals Fu¨ rstl. Lobkowitzsche Bibl., Cod. 432, aus dem Kloster Weißenau), 90v–92v (Perg., Bodenseeraum, Mitte/drittes Viertel 13. Jh., alemannisch). Ausgaben: Moriz Haupt/Heinrich Hoffmann: Hec scribimus propter simplices et minus intelligentes. In: Altdt. Bll. 1 (Leipzig 1836) S. 362–367 (Text der Prager Hs.). – Franz Joseph Mone: Von den sieben Tods¨unden (Gedichte des 12. Jh. 6). 627
Die sieben Todsunden ¨ I In: Anz. f¨ur Kunde der teutschen Vorzeit 8 (1839) Sp. 58 f., 101 f. (Teile der Stuttgarter Hs.), dazu erg¨anzend: Anton E. Sch¨onbach: Weingartner Predigten. In: ZfdA 28 (1884) 1–20, hier S. 18–20. Literatur: Bertram S¨oller, VL2 8 (1992) 1172 f. – Paul Lehmann: Mitt. aus Hss. III, MSB 1931/32, 6, S. 18 f. (Beschreibung der Prager Hs.). – Johanne Autenrieth/Virgil Ernst Fiala: Die Hss. der ehemaligen Hofbibl. Stuttgart. Bd. 1,1. Codices ascetici. Unter Mitarb. v. Wolfgang Irtenkauf. Wiesbaden 1968, S. 153 f. VZ Hamburger Beichte. – Formular zur Gewissenserforschung bei einer Beichte, 1. H¨alfte 13. Jh. Die H. B. geht vielleicht auf ein wesentlich a¨ lteres Formular zur¨uck, ohne dass sich jedoch eine Beziehung zu einer der altdt. Beichten (z.B. → Altbairische Beichte) nachweisen ließe. Verschiedene im S¨undenkatalog genannte Verfehlungen deuten darauf hin, dass die Beichte f¨ur eine (Ehe-) Frau bestimmt gewesen sein d¨urfte. ¨ Uberlieferung: Hamburg, SUB, Cod. 85 in scrin., 10v–11r (Perg., Nachtrag in einem lat. Psalter, 2. Viertel 13. Jh., mittelfr¨ankisch [Raum K¨oln?]). Ausgabe: T. Brandis 1988 (s. Lit.). Literatur: Achim Masser, VL2 11 (2004) Sp. 585 f. – Tilo Brandis: Die Codices in scrinio der SUB Hamburg 1–110 (Kat. der Hss. der SUB Hamburg 7). Hamburg 1972, S. 138–140. – Ders.: Zu den altdt. Beichtformeln. Eine bisher unbekannte mittelfr¨ankische Beichtformel des 13. Jh. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 168–178, hier S. 171–178 (mit Abdruck). – J¨urgen Wolf: Psalter und Gebetbuch am Hof. Bindeglieder zwischen klerikal-literaler und laikal-m¨undlicher Welt. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and its Consequences in Honour of D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca/Christopher Young. Turnhout 2005, S. 139–179, hier S. 173 (Nr. 43). BJ Alexander von Hales (Halesius, Halensis) OFM, * um 1185 Hales Owen/Grafschaft Shropshire (England), † 21.08.1245 Paris. – Scholastiker; sein Hauptwerk ist die als Gemeinschaftswerk verfasste erste und umfangreichste Summa theologica der Scholastik. 628
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Ebernand von Erfurt A. studierte in Paris und lehrte dort seit den 1220er Jahren als Magister regens der Theologischen Fakult¨at. Vermutlich im Jahr 1236 trat er dem Franziskanerorden bei und brachte dadurch dem Orden den ersten Lehrstuhl an der Universit¨at Paris. A. v. H. gilt als Begr¨under der sog. «¨alteren Franziskanerschule»; besonderen Einfluss u¨ bte er auf → Bonaventura aus. Als erster legte er seinen theologischen Vorlesungen die Sentenzen des → Petrus Lombardus zugrunde. Von ihm stammen eine Glossa in quatuor libros sententiarum, u¨ ber 200 Quaestiones disputatae, Bibelkommentare, Predigten sowie das Exoticon, eine Abhandlung u¨ ber griechische Verse und Begriffe. Sein Hauptwerk, die Summa theologica, ist trotz des Titels Summa fratris Alexandri ebenso wie eine Expositio in Regulam S. Francisci ein Gemeinschaftswerk seiner Schule. Ein mittelbarer Einfluss der Summa theologica auf das dt. geistliche Schrifttum zeigt sich u¨ ber das Compendium theologicae veritatis des → Hugo Ripelin von Straßburg mit zahlreichen w¨ortlichen ¨ Ubernahmen, welches einige Male in die dt. Sprache u¨ bertragen wurde. Auch der Gewissensspiegel des → Martin von Amberg weist u¨ ber das Compendium Hugos Beziehungen zu A.s Hauptwerk auf. → Konrads (von Wien) B¨uchlein von der geistlichen Gemahelschaft steht ebenfalls in einem deutlichen Abh¨angigkeitsverh¨altnis zu der Summa theologica. Ankl¨ange an die Gnadenlehre des Werks finden sich in dem Z¨urcher Gratia Dei-Traktat. Die Zuschreibung der Deutung eines fr¨uhscholastischen Axioms an «Alexander de hales», das jedoch in der Summa theologica nicht vorkommt, findet sich in ¨ der Handschrift Wien, ONB, Cod. 3829, 24v. Besonders h¨aufig zitiert wird A. in der Sammlung des → Heinrich von R¨ubenach (N¨urnberg, StB, Cent. IV, 30. – Ebd., Cent. V,5), in dem Engelberger Traktat Trahe me post te (Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 136, 1v–8v), in einem Dekalogtraktat des → Nikolaus von Dinkelsb¨uhl, in Der Tugenden Buoch, in Predigten in Wiesbaden, LB, Cod. 50, 136r, 138v, 151v, 152r (um 1460), sowie in Fasten¨ predigten in Wien, ONB, Cod. 4507, 253r–300v (zweite H¨alfte 15. Jh.). Verbindungen bestehen auch zu der Schrift Von drei Anblicken Gottes in der Handschrift Gent, UB, R´es. 522I, 39r–40v. Ausgaben: A. de H. Summa theologica. Vier Bde. Quaracchi 1924–1948. – Magistri A. de H. Glossa in quatuor Libros Sententiarum Petri Lombardi. Vier Bde. Quaracchi 1951–1957. – Magistri A. de H. Quaestiones disputatae ‹ante629
1. H¨alfte 13. Jh. quam esset frater›. Drei Bde. Quaracchi 1960. – Tony Hunt (Hg.): Teaching and learning Latin in thirteenth-century England. Bd. 1. Cambridge 1991, S. 298–322 (Exoticon). – Jacek Mateusz Wierzbicki (Hg.): A. de H. Quaestiones disputatae de gratia. Editio critica. Rom 2008. – Aleksander Horowski (Hg.): A. Halensis. Tractatus magistri Alexandri de significationibus et expositione sacrarum scripturarum. Introduzione ed edizione critica. In: Collectanea Franciscana 79 (2009) S. 5–44. Literatur: Georg Steer, VL2 1 (1978) Sp. 218–220. – Werner Dettloff: A. Halesius. In: TRE 2 (1978) S. 245–248. – Meinolf M¨uckshoff, LexMA 1 (1980) Sp. 377 f. – J. Kaup/D. Araˇci´c, MarLex 1 (1988) S. 93 f. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 109 f. – Elisabeth G¨ossmann, LThK3 1 (1993) Sp. 362–364. – Schulthess/Imbach (1996) S. 373 f. – Ulrich K¨opf, RGG4 1 (1998) Sp. 287. – Christoph Fl¨ueler, Volpi 1 (1999) S. 34 f. (‹Summa theologica›). – Joachim R. S¨oder: ‹Glossa in quatuor libros sententiarum Petri Lombardi›. In: LexthW (2003), S. 350. – Oswald Schwemmer, Enz Phil Wiss2 1 (2005) S. 87. – Kurt Ruh: Bonaventura dt. (Bibliotheca Germanica 7). Bern u. a. 1956, S. 23, 42, 45, 118, 167. – Klaus Berg: Der Tugenden Buoch (MTU 7). M¨unchen 1964, S. 30, 37, 41, 102. – K. Ruh: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 1 (MTU 11). Mu¨ nchen 1965, S. 187–191. – G. Steer: Scholastische Gnadenlehre in mhd. Sprache (MTU 14). Mu¨ nchen 1966, S. 143–154. – Ders.: Der ‹Gewissensspiegel› Martins v. Amberg und das ‹Compendium theologicae veritatis› Hugos v. Straßburg. In: PBB (T¨ub.) 90 (1968) S. 285–302. – Ulrich Sch¨ulke: Konrads B¨uchlein v. der geistlichen Gemahelschaft (MTU 31). Mu¨ nchen 1969, S. 27–29, 31–33, 38–40. – G. Steer: Hugo Ripelin v. Straßburg. Habil.-Schr. (masch.) W¨urzburg 1974, S. 245–252. – Hubert Philipp Weber: S¨unde und Gnade bei A. v. H. (Innsbrucker theologische Stud. 63). Innsbruck u. a. 2003. SF Ebernand von Erfurt. – Verfasser einer wohl um 1220/30 entstandenen mhd. Legende von Kaiser Heinrich II., dem Gr¨under des Bistums Bamberg, und dessen Gemahlin Kunigunde. Der in dem Akrostichon des Prologs als Verfasser genannte E. ist wahrscheinlich identisch mit einem in den 90er Jahren des 12. Jh. oder einem im ersten Jahrzehnt des 13. Jh. urkundlich nachgewiesenen Erfurter B¨urger, allerdings weist der Text 630
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1. H¨alfte 13. Jh. deutliche monastische Merkmale auf. Das von ihm stammende legendenhafte Gedicht (4752 Verse) in th¨uringischer Sprache berichtet in 61 Kapiteln von dem vorbildlichen Leben, inbesondere der ehelichen Enthaltsamkeit des hl. Herrscherpaares und bietet Ausschnitte aus der Reichs- und Bistumsgeschichte; ausf¨uhrlich wird auf die Gr¨undung des Bistums Bamberg eingegangen. Als Quellen dienten E. verschiedene lat. Viten und Mirakelberichte sowie m¨undliche Bamberger Traditionen; angeregt wurde die Dichtung durch eine Vision seines Freundes Reinbote aus dem Zisterzienserkloster Georgenthal bei Erfurt. Es handelt sich um eine Propagandaschrift f¨ur die Verehrung der Heiligen; die Heiligsprechung der Kaiserin Kunigunde erfolgte um 1200. Eine Prosabearbeitung des Werks wurde um 1400 in → Der Heiligen Leben aufgenommen. ¨ Uberlieferung: Princeton (New Jersey), University Library, MS. Garrett 133, 1r–33rb (Pap., Mu¨ hlhausen/Th¨uringen, zweites Viertel 15. Jh., mitteldt.). Ausgaben: Reinhold Bechstein: Heinrich und Kunegunde von E. v. E. (Bibl.dt.Nat.-Lit. 1/39). Quedlinburg 1860 (Neudr. Amsterdam 1968). – Zahlreiche Emendationen: Schr¨opfer (s. Lit.) S. 206–210. – James Wesley Scott: Keisir unde Keisirin by E. v. E. A new edition. Diss. Princeton University 1971. Literatur: Helga Sch¨uppert, VL2 2 (1980) Sp. 290–293; 11 (2004) Sp. 389. – Ursula Schulze, LexMA 3 (1986) Sp. 1524 – De Boor/Newald 2 (111991) S. 361. – Elisabeth Wunderle, Killy2 3 (2008) S. 157 f. – Elias Steinmeyer: Zu E. In: ZfdA 16 (1873) S. 474–476. – Max Hermann Jellinek: Zu E.s Heinrich und Kunigunde. In: ZfdA 43 (1899) S. 391 f. – George Madison Priest: E. v. E. In: Journal of English and Germanic Philology 5 (1905) S. 505–518. – Ders.: E. v. E. Zu seinem Leben und Wirken. Diss. Jena 1907. – Edward Schr¨oder: Erfurter Dichter des 13. Jh. In: ZfdA 51 (1909) S. 143–156. – George M. Priest: Zu E. v. E. In: ZfdA 53 (1912) S. 87–99. – Ders.: Die Hss. der ‹Vita Heinrici› und der ‹Vita Cunegundis›. In: Neues Arch. der Ges. f¨ur a¨ ltere dt. Geschichtskunde 40 (1916) S. 249–263. – Renate Klauser: Der Heinrichs- und Kunigundenkult im ma. Bistum Bamberg. Bamberg 1957. – Hans-J¨urgen Schr¨opfer: ‹Heinrich und Kunigunde›. Unters. zur Verslegende des E. v. E. und zur Gesch. ihres 631
Elisabeth von Thuringen ¨ Stoffs (GAG 8). G¨oppingen 1969 (Lit. S. 6–14). – Achim Masser: Bibel-und Legendenepik des dt. MA (Grundlagen der Germanistik 19). Berlin 1976, S. 178 f. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,2). T¨ubingen 21994, S. 131. – Klaus Guth: Kaiser Heinrich II. und Kaiserin Kunigunde. Das hl. Herrscherpaar. Leben, Legende, Kult und Kunst. Petersberg 22002. – Hans-Hugo Steinhoff: Epilog. Legenden um Kunigunde. In: Kunigunde, empfange die Krone. Hg. v. Matthias Wemhoff. Paderborn 2002, S. 88 f. SF Elisabeth von Thuringen, ¨ Heilige, * 1207 S´arosPatak/Ungarn, † 17.11.1231 Marburg/Lahn. – Dt. Bearbeitungen des Lebens der hl. E. v. T. E. wurde als Tochter des K¨onigs Andreas II. von Ungarn und der Gertrud von AndechsMeranien geboren und bereits als Einj¨ahrige mit dem achtj¨ahrigen Sohn Ludwig des Landgrafen Hermann I. von Th¨uringen verlobt; ihre Erziehung erhielt sie seit 1211 auf der Wartburg. Die Ehe zwischen dem Ludwig IV. und E. wurde 1221 geschlossen. E.s geistlicher Betreuer, der Franziskaner Rodeger, u¨ berzeugte sie von dem franziskanischen Armutsideal, dem sie sich in weiterer Folge zuwandte. Eine enge Verbindung unterhielt E. zu ihrem Beichtvater, dem Kreuzzugsprediger und sp¨ateren Ketzerrichter → Konrad von Marburg, dem sie 1226 unbedingten Gehorsam gelobte. Unter dem Einfluss des religi¨osen Fanatikers unterzog sich die Landgr¨afin in dem Gedanken, Christus nachzufolgen, radikaler Selbsterniedrigung und Buߨubungen. 1227 musste die mittlerweile durch den Kreuzfahrertod ihres Gatten Ludwig verwitwete E. mit ihren Kindern von der Wartburg nach Eisenach fliehen, wo sie in Armut und strenger Zucht lebte. E. folgte schließlich Konrad nach Marburg und erbaute dort mittels einer hohen Abfindungssumme, die Konrad f¨ur sie am Landgrafenhof erwirkt hatte, ein Hospital, wo sie den Armen und Kranken in aufopferungsvoller Demut diente und niedrigste Arbeiten verrichtete. 1231 verstarb die v¨ollig entkr¨aftete E. mit nur 24 Jahren; ihre Heiligsprechung erfolgte 1235. Ihr Festtag ist der 19. November. Die Aufzeichnungen aus dem Kanonisationsverfahren, die sog. Summa Vite des Konrad von Marburg von 1232, die protokollierten Aussagen von einigen Frauen aus dem engsten Umfeld der E. 632
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Elisabeth von Thuringen ¨ von 1235 (sog. Libellus de dictis quatuor ancillarum s. Elisabeth confectus), die vor 1239 eine Erweiterung erfuhren, und die Wunderprotokolle von 1232/33 und 1235 dienten den drei a¨ ltesten E.-Viten als Vorlage: der E.-Vita des → Caesarius von Heisterbach und zwei vor der Mitte des 13. Jh. im Umfeld Kaiser Friedrich II. und der Kurie entstandenen Viten. Besonders einflussreich war der in die Legenda aurea des → Jacobus a Voragine aufgenommene E.-Text. Vom Leben der hl. E. v. T. existieren zahlreiche dt. Bearbeitungen, die letztlich alle auf die Vita des Erfurter Dominikaners → Dietrich von Apolda, das Hauptwerk der ma. E.-Hagiographie, zur¨uckgehen. Zu erw¨ahnen sind dabei besonders die um 1300 (nach 1297) im hessischen Raum entstandene mhd. Verslegende Das → Leben der hl. Elisabeth, das nach 1421 verfasste E.-Leben des Johannes → Rothe, die Kurzvita in dem Legendar Der → Heiligen Leben und eine vermutlich in der ersten H¨alfte des 13. Jh. entstandene Ballade. Bei der im → Wienh¨auser Liederbuch erhaltenen Ballade, die wohl um 1470 dort eingetragen wurde, handelt es sich um ein 21-strophiges, ohne Melodie u¨ berliefertes Lied, das von dem Entschluss des Landgrafen Ludwig zu seiner Kreuzfahrt, dem Abschied von seiner Gemahlin E., seinem Tod und der darauf folgenden Abwendung der E. vom weltlichen Leben berichtet. Wahrscheinlich geht der Text auf das Lied de separatione flebili E. et mariti sui Ludewici lantgravii in terram sactam ituri zur¨uck, welches schon 1233 auf Dt. gesungen wurde. ¨ Uberlieferung: Wienhausen, Klosterarch., Hs. 9, 32rv (um 1470, nd.; Wienh¨auser Liederbuch). Ausgaben: Paul Alpers: Das Wienh¨auser Liederbuch. In: NdJb 69/70 (1943/47, erschienen 1948) S. 1–40, hier S. 29 f. (Nr. 42); 76 (1953) S. 21, 24 (Korrekturen). – John Meier u. a. (Hg.): Dt. Volkslieder mit ihren Melodien. Bd. 3. Berlin u. a. 1954, S. 211 f. (Nr. 66). – P. Alpers: Alte nd. Volkslieder mit ihren Weisen. M¨unster 21960, S. 40–42 (Nr. 3). – Lutz R¨ohrich/Rolf Wilhelm Brednich: Dt. Volkslieder. Texte und Melodien 1. D¨usseldorf 1965, S. 321–324 (Nr. 59). – Peter Kaufhold: Das Wienh¨auser Liederbuch (Kloster Wienhausen 6). Wienhausen 2002, S. 151–153 (Nr. 42). Vgl. auch → Bertholdus Capellanus (Gesta Ludowici) und Friedrich → K¨oditz (Leben des hl. Ludwig). Literatur: Ernst Ranke, ADB 6 (1877) S. 40–45. – Ehrismann 2,2 (1935) S. 404 f. – Arno Borst, NDB 4 (1959) S. 452. – Jeanne Ancelet´ Hustache: Elisabeth (Sainte), de Thuringe. In: 633
1. H¨alfte 13. Jh. DHGE 15 (1963) Sp. 225–228. – Hellmut Rosenfeld: Legende. In: RL2 2 (1965) S. 13–31. – Josef M. B¨ohr, Lex. der Marienkunde. Hg. v. Konrad Algermisen u. a. Bd. 1. Regensburg 1967, Sp. 1561 f. – Karin Hahn/Friederike Werner, LCI 6 (1974) Sp. 133–140. – Erich Wimmer, EM 3 (1981) Sp. 1356–1361. – Erika Dinkler-v. Schubert, TRE 9 (1982) S. 513–520. – Ludwig Wolff: Das Leben der hl. E. (mhd. Verslegende). In: VL2 5 (1984) Sp. 632–635. – Matthias Werner/Susanne Stolz, LexMA 3 (1986) Sp. 1838–1842. – Wimmer/Melzer (61988) S. 242. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 1498–1500. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 463–465; 4/1 (21995) S. 102. – Matthias Werner, LThK3 3 (1995) Sp. 602 f. – Norbert Ohler, RGG4 2 (1999) Sp. 1222 f. – M. Werner, HRG2 1 (2008) Sp. 1319 f. – Gustav Boerner: Zur Kritik der Quellen f¨ur die Gesch. der hl. E., Landgr¨afin v. T. In: Neues Arch. der Ges. f¨ur a¨ltere dt. Geschichtskunde 13 (1888) S. 431–515. – Friedrich G. Schmidt: Zur Elisabethen-Legende. Nach einer Maihinger Hs. aus dem 15. Jh. In: Journal of English and Germanic Philology 5 (1903/05) S. 161–179. – Albert Huyskens: Quellenstudien zur Gesch. der hl. E. Marburg 1908. – Ders.: Des Caesarius v. Heisterbach Schr. u¨ ber die hl. E. v. T. In: Annalen des hist. Ver. f¨ur den Niederrhein 86 (1908) S. 1–59. – Karl Wenck: Die hl. E. Tu¨ bingen 1908. – Ders.: Quellenunters. und Texte zur ¨ Gesch. der hl. E., 1. Uber die Dicta quatuor ancillarum sanctae E. In: Neues Arch. der Ges. f¨ur a¨ ltere dt. Geschichtskunde 34 (1909) S. 427–502. – Edward Schr¨oder: Das Fragm. B der E. In: ZfdA 54 (1913) S. 295 f. – Ders.: Waldeckische Findlinge I-IV. In: ebd. S. 412–426. – Maria Elisabeth ¨ Ossenich: Das mhd. Gedicht v. der hl. E. und seine Quelle. Diss. Bonn 1921. – Ilse Siegel: Reimunters. zum Leben der hl. E. Diss. Heidelberg 1923. – Georg-Karl Bauer: Erl¨osung und E. Diss. W¨urzburg 1929. – Eduard Sievers: Zu E. und Erl¨osung. In: PBB (Halle) 54 (1930) S. 308–312. – Fried¨ rich Maurer: Uber Gleichsetzung der Verfasser bei anonymen altdt. Dichtungen und die Einheit v. Erl¨osung und E. In: ZfdPh 56 (1931) S. 146–183. – Heinrich Auer: Die hl. E. in der Lit. Zusammenstellung v. 300 B¨uchern, Brosch¨uren und Aufs¨atzen nach den Best¨anden der Caritasbibl., Freiburg i. Br. 1932. – L. Wolff: Zur Ballade vom Landgrafen Ludwig und der hl. E. In: NdJb 69/70 (1943/47, erschienen 1948) S. 47–55. – P. Alpers: 634
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1. H¨alfte 13. Jh. Zum ‹Wienh¨auser Liederbuch›. In: NdJb 76 (1953) S. 21–24, hier S. 23 f. – Wilhelm Maurer: Zum Verst¨andnis der hl. E. v. T. In: Zs. f¨ur Kirchengesch. 65 (1953/54) S. 16–64. – L. Wolff, in: Hessische Bll. f¨ur Volkskunde 45 (1954) S. 127–130. – Ders.: Die hl. E. in der Lit. des dt. MA. In: Hessisches Jb. f¨ur Landesgesch. 13 (1963) S. 23–38, hier S. 33–36. – P. Alpers: Weltliches im ‹Wienh¨auser Liederbuch›. In: Jb. Volkslied 12 (1967) S. 93–102, hier S. 96 f. – Helmut Lomnitzer: Zu dt. und ndl. ¨ Ubersetzungen der E.-Vita Dietrichs v. Apolda. In: ZfdPh 89 (1970) S. 53–65. – Paul Gerhardt ¨ Schmidt: Die zeitgen¨ossische Uberl. zum Leben und zur Heiligsprechung der hl. E. In: Sankt E. F¨urstin, Dienerin, Hl. [...]. Sigmaringen 1981, S. 1–6. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. ¨ Legendare des MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Textund Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 405 f. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,2). T¨ubingen 21994, S. 60–62, 86. – Heidi Beutin: ‹Soror in saeculo›. E. v. T.: Landgr¨afin, Vision¨arin, Heilige. In: Europ¨aische Mystik vom HochMA zum Barock. Eine Schl¨usselepoche in der europ¨aischen Mentalit¨ats-, Spiritualit¨ats- und Individuationsentwicklung. Beitr. der Tagung 1996 und 1997 der Evangelischen Akademie Nordelbien in Bad Segeberg. Hg. v. Wolfgang Beutin/Thomas B¨utow. Frankfurt/M. 1998, S. 97–118. – Dieter Blume/Matthias Werner (Hg.): E. v. T. – Eine europ¨aische Hl. 3. Th¨uringer Landesausstellung, Wartburg – Eisenach, 7. Juli bis 19. November 2007. Zwei Bde. Petersberg 2007. – Hubert Herkommer: ‹Urloup nemen›. Abschiede im MA. In: Riten, Gesten, Zeremonien. Gesellschaftliche Symbolik in MA und Fr¨uher Neuzeit. Hg. v. Edgar Bierende. Berlin 2008, S. 347–392. – Martin J. Schubert: Ein Missing link der Elisabethforschung. Die mnd. Reimprosa in einem mitteldt. Zeugnis. In: Ma. Sprache und Lit. in Eisenach und Erfurt. Tagung anl¨asslich des 70. Geburtstags v. Rudolf Bentzinger am 22.8.2006. Hg. v. Martin Schubert u. a. (Kultur, Wiss., Literatur. Beitr. zur Mittelalterforschung 18). Frankfurt a. M. 2008, S. 131–161. – Irene Berkenbusch: Heiligenviten des MA in psychohist. Sicht? Das Beispiel E. v. T. In: Begegnung mit Literaturen. FS Carola L. Gottzmann. Hg. v. Petra H¨orner/Roswitha Wisniewski. Berlin 2008, S. 153–171. SF 635
Konrad von Heimesfurt Konrad von Heimesfurt. – Verfasser zweier mhd. geistlicher Reimpaarepen der ersten H¨alfte des 13. Jh. Ein Ministeriale mit Namen «Ch˚unrat de Heimesfurt» (entspricht dem heutigen Hainsfarth in Bayern) wird in den Jahren 1198–1212 mehrmals in Urkunden des Bischofs von Eichst¨att erw¨ahnt. Allerdings ist die Identifizierung K.s mit diesem zweifelhaft, weil der Ministeriale unter den Laien angef¨uhrt wird, w¨ahrend sich K. als «phaffe» vorstellt und seine Gedichte sp¨ater datieren. Es k¨onnte sich daher bei dem urkundlich Genannten auch um den Vater oder Onkel des Dichters handeln. Von K. sind zwei Werke bekannt: zum einen die um 1225 entstandene Verserz¨ahlung Von unser vrouwen hinvart (¨uber 1100 Verse); diese berichtet von der letzten Lebenszeit der hl. Maria, ihrem Tod, ihrem Begr¨abnis und ihrer Aufnahme in den Himmel. Als Hauptquelle diente der Transitus Mariae des Pseudo-Melito von Sardes in der lat. Fassung B2, als Nebenquelle ein Cosmas-Vestitor-Text. Im Prolog (V. 20 f.) nennt K. seinen Namen und bezeichnet sich als «armer phaffe Cuonrˆat geborn von Heimesf¨urte». Zum anderen ist die etwas sp¨ater, um 1230, verfasste Erz¨ahlung Diu urstende (= Auferstehung) mit ca. 2200 Versen u¨ berliefert. Darin werden die Ereignisse zwischen Jesu Einzug in Jerusalem und dem n¨achsten Pfingstfest – Passion, H¨ollenfahrt und Auferstehung Christi – geschildert. Die Dichtung basiert auf den Evangelien des NT und vor allem auf dem apokryphen Evangelium Nicodemi. Ein Akrostichon aus der Urstende u¨ berliefert ebenfalls K.s Namen. Beide Werke setzen sich sowohl aus versifizier¨ ten Ubersetzungen als auch aus eigenst¨andiger bearbeiteten Teilen zusammen. K. orientierte sich im Bereich der formalen Mittel am Stil der h¨ofischen Epik, besonders an → Hartmann von Aue und → Gottfried von Straßburg; beeinflusst durch → Konrad von Fußesbrunnen u¨ bertrug K. diese Mittel auf geistliche Stoffe. K.s Dichtungen enthalten auch erkl¨arende und mahnende Elemente und sprachen explizit ein volkssprachliches Publikum an, dem die lat. neutestamentlichen Apokryphen vermittelt werden sollten. Die Hinvart fand bis ins 15. Jh. umfangreiche Verbreitung; aus der in nur einer Handschrift u¨ berlieferten Urstende wurden etwa 670 Verse in die Weltchronik des → Heinrich von M¨unchen aufgenommen. 636
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Reinbot von Durne ¨ Uberlieferung: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 74, 118b–129a (Anfang 14. Jh., ostalemannisch) (A). – Berlin, SBB, Mgf 20, 89ra–94vb (15. Jh., els¨assisch) (B). – Graz, UB, Hs. 781, 1r–70v (Frauenkloster Seckau, um 1340, s¨udbair.) (C). – Fragm.: Salzburg, UB, M II 58, V. 88–192, und Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5249/71, V. 192–283 (erste H¨alfte 15. Jh., bair.) (D). – Karlsruhe, LB, Cod. K 2037, urspr¨unglich zum Cod. Sangallensis 857 geh¨orend, V. 1025–1209 (ohne V. 1053–1182) (13. Jh., bair.) (E). – Luzern, Provinzarch. der Kapuziner, Nachlass P. Adalbert Wagner, V. 241–742 (erste H¨alfte 14. Jh., nd.) (F). – Berlin, SBB, Fragm. 37, V. 801–812, 827–838, 951–962, 977–986 (zweite H¨alfte 13. Jh., ostfr¨ankisch) (G). – Innsbruck, Stiftsarch. Wilten, Lade 35 Ff, V. 424–473, 690–738 (Bearb.) (erste H¨alfte 14. Jh., bair. nach der md. Vorlage) (H). – Berlin, SBB, Mgf 757, 8, Reste von V. 147–174, 190–212f, 253–254, 268–296 (14. Jh., alemannisch oder ostfr¨ankisch) (K). – Interpoliert in einer Hs. v. Philipps ‹Marienleben›. Seitenstetten, Stiftsbibl., Cod. 91, 169r–186v, V. 183–1108 (mit L¨ucken) (erste H¨alfte 14. Jh., mittelbair.) (I). Die Urstende liegt nur in einer Hs. vor: Wien, ¨ ONB, Cod. 2696, 40b–69a (um oder nach 1300, o¨ stlich-mittelbair.). Ausgaben: Franz Pfeiffer: Die Himmelfahrt Mariae. In: ZfdA 8 (1851) S. 156–200. – Anton E. Sch¨onbach: dass. In: ebd. 17 (1860) S. 519–560 (Grazer Hs.). – Karl Hahn: Die Urstende. In: Gedichte des 12. und 13. Jh. Quedlinburg 1840, S. 103–128. – Karl Bartsch: Salzburger Bruchst¨ucke. In: Germania 31, Nr. 19 (1886) S. 93–96. – Fechter 1976, S. 194–201. – Kurt G¨artner/Werner J. Hoffmann (Hg.): ‹Unser vrouwen hinvart› und ‹Diu urstende›. T¨ubingen 1989 (mit ausf¨uhrlicher Einleitung, Bibliogr. und Reg.). – Dies.: ‹Diu urstende›. T¨ubingen 1991. – Michael Stolz: Der Cod. Sangallensis 857. Konturen einer bedeutenden mhd. Epenhs. In: Die St. Galler Nibelungenhs. Parzival, Nibelungenlied und Klage, Karl, Willehalm. Faks. des Cod. 857 der Stiftsbibl. St. Gallen und zugeh¨origer Fragm. CD-Rom mit einem Begleith. Hg. v. der Stiftsbibl. St. Gallen und dem Basler Parzival-Projekt. St. Gallen 22005 (Codd. Electronici Sangallensis 1). Literatur: Werner Fechter, NDB 12 (1980) S. 542 f. – Ders., VL2 5 (1985) Sp. 198–202. – Kurt G¨artner, LexMA 5 (1991) Sp. 1359. – Werner J. Hoffmann, MarLex 3 (1991) S. 613 f. – Johannes Madey, BBKL 4 (1992) Sp. 391 f. – Kurt G¨artner, 637
1. H¨alfte 13. Jh. Killy2 6 (2009) S. 627 f. – Karl Bartsch: Konrad v. Fussesbrunnen und K. v. H. In: Germania 8 ¨ (1863) S. 307–330. – Franz Kramm: Uber K.s v. H. Sprache und Verskunst [...]. Diss. Freiburg i. Br. ˇ salovi´c: Quellen und Textkritik 1882. – Gustav Samˇ des Epos Mariae Himmelfahrt v. K. v. H. Diss. Graz 1906. – Lotte Kunze: Stud. zu K. v. H. Diss. G¨ottingen 1920. – Albert Leitzmann: Bemerkungen zu K. v. H. In: ZfdA 67 (1930) S. 272–283. – W. Fechter: Das Innsbruck-Wiltener-Fragm. der Mariendichtung K.s v. H. In: ZfdA 105 (1976) S. 194–201 (mit Textedition). – Achim Masser: Bibel- und Legendenepik des dt. MA (Grundlagen der Germanistik 19). Berlin 1976, S. 100. – W. Fechter: Zum Text der ‹Urstende› K.s v. H. In: PBB (T¨ub.) 99 (1977) S. 78–98. – Klaus Klein: Der Sangallensis 857, K. v. H. und Kommissar Zufall. In: ZfdA 123 (1994) S. 76–90. – Nikolaus Henkel: Religi¨oses Erz¨ahlen um 1200 im Kontext h¨ofischer Lit. Priester Wernher, Konrad v. Fußesbrunnen, K. v. H. In: Timothy R. Jackson u. a. (Hg.): Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. T¨ubingen 1996, S. 1–21. – W. ¨ J. Hoffmann: K. v. H. Unters. zu Quellen, Uberl. und Wirkung seiner beiden Werke ‹Unser vrouwen hinvart› und ‹Urstende›. Wiesbaden 2000. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. SF Mu¨ nchen 52004, S. 382. – Stolz (s. Ausg.). Reinbot von Durne (D¨urne, Turn). – Verfasser einer Legendendichtung vom Hl. Georg, dreißiger oder vierziger Jahre des 13. Jh. Die Dichtung wurde im Auftrag des Herzogs Otto II. (des Erlauchten) von Bayern (1231–1253) und seiner Gemahlin Agnes geschrieben. Am Schluss bezeichnet sich R. als Hofdichter des Herzogs, der Sprache nach geh¨ort er in die bair. Oberpfalz. Der Text umfasst 6134 Verse und schließt sich inhaltlich an den des ahd. → Georgsliedes an, doch geht der Erz¨ahlung vom Martyrium und von den Wundern des hl. Georg die Geschichte seiner a¨ lteren Br¨uder Theodorus und Demetrius voran. Der legend¨are Stoff wurde von R. stark im Stil ritterlich-h¨ofischer Epik bearbeitet; deutlich sind Einfl¨usse der Dichtungen → Wolframs von Eschenbach, von R. selbst genannt werden zudem → Heinrich von Veldeke und → Hartmann von Aue, thematisch sind Bez¨uge vor allem zu Wolframs Willehalm gegeben. Die Allegorie der Wunderburg der Tugend, in der die acht Gem¨acher je eine ritterliche Tugend darstellen, wurde vielleicht sp¨ater eingeschoben. 638
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1. H¨alfte 13. Jh. Als Vorlage verwendete R. eine bislang nicht bekannte lat. oder franz¨osische Quelle; das Element des Drachenkampfes, das seit dem 13. Jh. f¨ur das Georgs-Bild pr¨agend wurde, ist hier nicht enthalten. Zu weiteren Legendenfassungen vgl. → Georg. ¨ Uberlieferung: Vollst. Hss.: Berlin, SBB, Mgf ¨ 449 (1446, rheinfr¨ankisch) (B). – Wien, ONB, Cod. 2724 (1376, bair.-o¨ sterr.) (W). – Ebd., Cod. 13567, 184ra–215v (erste H¨alfte 15. Jh., bair.-¨osterr.) (w). – Z¨urich, ZB, Cod. S 430, 23r–146r (14. Jh., alemannisch) (Z). – Fragm.: Krakau, Bibl. Jagiell´onska, Berol. mgq 1303 Nr. 7 (14. Jh., mitteldt.) (b). – Zu dieser Hs. geh¨ort N¨urnberg, Germ. Nationalmus., Hs. 7083, ein lange Zeit verschollenes ¨ Doppelbl. – Alteste Hs.: Krakau, Bibl. Jagiell´onska, Berol. mgq 1533 (zweite H¨alfte 13. Jh., s¨udalemannisch) (E). – Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. 31, 3ra/vc (14. Jh., rheinfr¨ankisch) (f). – M¨unchen, BSB, Cgm 5249/15 a und 15 b, beide 14. Jh., bair.o¨ sterr.). Vgl. dazu Karin Schneider: Die Fragm. ma. dt. Versdichtung der BSB M¨unchen (ZfdA Beih. 1). Stuttgart 1996, S. 38 f. – Prosaaufl¨osungen: Alemanische Fassung in sieben Hss. Vgl. dazu Williams-Krapp 1986 (s. Lit.) S. 414. – N¨urnbergische Version in Der → Heiligen Leben. Ausgaben: Friedrich H. v. der Hagen/Gustav B¨usching: Dt. Gedichte des MA. Bd. 1. Berlin 1808. – Ferdinand Vetter (Hg.): Der hl. Georg des R. v. D. Mit einer Einl. u¨ ber die Legende und das Gedicht. Halle 1896. – Carl v. Kraus (Hg.): Der hl. Georg R. v. D. (Germ. Bibl. 3,1). Heidelberg 1907. Literatur: Elias v. Steinmeyer: Reinbot v. Dorn. In: ADB 28 (1889) S. 5 f. – Werner WilliamsKrapp, VL2 7 (1989) Sp. 1156–1161; 11 (2004) Sp. 1297. – De Boor/Newald 2 (111991) S. 362 f. – Ehrismann 2,2,2 (1935) S. 54–58. – C. v. Kraus: Metrische Unters. u¨ ber R.s Georg (Abh. der kgl. Ges. der Wiss. G¨ottingen). Berlin 1902. – Michael Huber: Zur Georgslegende. Erlangen 1906. – Willy Schmiedel: Der bildliche Ausdruck im ‹Hl. Georg› R.s v. D. Diss. Leipzig 1908. – Hans-Friedrich Rosenfeld: Zu R.s Georg. Halle 1929. – Ruth Friedrich: Geistliches und H¨ofisches im Hl. Georg des R. v. D. Diss. M¨unchen 1951. – Horst Dallmayr: Der Stil des R. v. D. Diss. Mu¨ nchen 1953. – Klaus Brinker: Formen der Heiligkeit. Stud. zur Gestalt des Heiligen in mhd. Legendenepen des 12. und 13. Jh. Diss. Bonn 1966, S. 95–168. – Roderich Schmidt: A-e-i-o-u. Die ma. Vokalspiele und das Salomon-Zitat des R. v. 639
Rex Christe factor omnium D. In: FS Fritz Tschirch. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer. K¨oln/Wien 1972, S. 113–133. – Ulrich Wyss: Theorie der mhd. Legendenepik. Erlangen 1973, S. 131–180. – Gisela Vollmann-Profe: Der Prolog zum ‹Heiligen Georg› des R. v. D. In: Befund und Deutung. Zum Verh¨altnis von Empirie und Interpretation in Sprach- und Literaturwiss. FS Hans Fromm. Hg. v. Klaus Grubm¨uller u. a. T¨ubingen 1979, S. 320–341. – Alan V. Murray: R.s ‹Der Hl. Georg› as Crusading Literature. In: Forum for Modern Language Studies 22 (1986) S. 172–183. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legen¨ dare des MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 41, 280, 414. – Edith Feistner: R. v. D. Georgslegende. In: Mhd. Romane und Heldenepen. Interpretationen. Hg. v. Horst Brunner (RUB 8914). Stuttgart 1993, S. 311–325. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,2). T¨ubingen 21994, S. 130. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 42000, S. 396 f. – Klaus Klein: Ein neues Fragm. v. R.s ‹Georg›. In: ZfdA 130 (2001) S. 58–62. – Peter Strohschneider: Georius miles – Georius martyr. Funktionen und Repr¨asentationen v. Heiligkeit bei R. v. D. In: FS Volker Mertens. Hg. v. Matthias Meyer/Hans-Jochen Schiewer. T¨ubingen 2002, S. 781–811. – Astrid Lembke: Erz¨ahlte Heiligkeit: St. Georg in ma. Dichtung. Berlin 2008. SF Rex Christe factor omnium (dt.). – Passionsund Prozessionshymnus. Ab dem 12. Jh. wurde R. C. f. o., das Christus als Sch¨opfer und Erl¨oser feiert, vorwiegend an den letzten drei Tagen der Karwoche als Prozessionshymnus verwendet, wobei die Gemeinde durch ¨ Kyrierufe eingebunden war. Alteste Quelle f¨ur ein dt. Gemeindelied ist (neben der → Millst¨atter Interlinearversion) ein Breviarium aus Seckau von 1345. Darin zeigt sich, ebenso wie in der Bearbeitung des → Mo¨ nchs von Salzburg (Mu¨ nchen, BSB, Cgm 353), die fortschreitende Verselbstst¨andigung des dt. Textes gegen¨uber dem lat. Um die Mitte des 14. Jh. wurde der lat. Hymnus um den Refrain Laus tibi Christe qui pateris erweitert, welcher im Lauf des Jh. immer mehr Gewicht gegen¨uber dem R. C. f. o. bekam. Das St. Lambrechter Antiphonar (Graz, UB, Hs. 29, 153v–155v) u¨ berliefert abwechselnd lat. Hymnen- und dt. Liedstrophen. 640
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St. Pauler Predigten Zur dt. Fassung des Hymnus z¨ahlt die Strophe Ach du armer Judas, was hast du getan («Judasstrophe»), die beim Brauch des Judas-Austreibens, aber ebenso zu politischen Kontrafakturen – besonders in der Reformation – diente. In den → Medinger Gebetb¨uchern erscheint der dt. Text eigenst¨andig als Paraphrase zur Karfreitags-Antiphon Crucem tuam. Der Hymnus war bis ins 14. Jh. vor allem im su¨ ddt. Gebiet verbreitet. Ausgaben: AH 51 (1908) Nr. 72. – Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 1. Leipzig 1864, Nr. 102. – Melodie: Wilhelm B¨aumker: Das katholische dt. Kirchenlied in seinen Singweisen. Bd. 1. Leipzig 1886, Nr. 203. – Bruno St¨ablein: Monumenta monodica medii aevi 1. Hymnen 1, Nr. 53/1–8. Kassel u. a. 1956, Nr. 12 und 13. Literatur: Johannes Janota, VL2 8 (1992) Sp. 9–12. – Archer Taylor: ‹O du armer Judas›. In: The Journal of English and Germanic Philology 19 (1920) S. 318–339. – Othmar Wonisch: Zur ma. Liturgie der Trauermette in St. Lambrecht. In: Aus Arch. und Chron. [...] 1 (1948) S. 33–47. – Hans Moser: Die Pumpermetten. Ein Beitr. zur Gesch. der Karwochenbr¨auche. In: Bayerisches Jb. f¨ur Volkskunde (1956) S. 80–98. – Walther Lipphardt: ‹Laus tibi Christe› – ‹Ach du armer Judas›. In: Jb. f¨ur Liturgik und Hymnologie 6 (1961) S. 72–100. – Ders.: Das lat.-dt. Augsburger Osterspiel und das dt. Passionslied des M¨onchs v. Salzburg (Litterae 55). G¨oppingen 1978. – Ders.: Epi¨ sche Liedweisen des MA in schriftlicher Uberl. In: Dt. Heldenepik in Tirol. Hg. v. Ernst K¨uhebacher. Bozen 1979, S. 275–299. – J. Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). Mu¨ nchen 1986. – Manfred Zimmermann: Neues zum Mo¨ nch v. Salzburg. In: ZfdA 111 (1982) S. 136–145. – Rolf Bergmann: Kat. der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des MA (Ver¨off. der Kommission f¨ur Dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss.). M¨unchen 1986. – Burghart Wachinger: Der M¨onch v. Salzburg (Hermaea 57). T¨ubingen 1989. SF St. Pauler Predigten. – In der ersten H¨alfte des 13. Jh. entstandene Sammlung von 54 Predigten aus dem Temporale und Sanctorale. Der Großteil der Predigttexte bietet einfache Auslegungen von Texten des NT sowie Nacherz¨ahlungen der Heiligenlegenden. Die Sammlung zeichnet sich durch eine f¨ur die fr¨uhe dt. 641
1. H¨alfte 13. Jh. Predigt ungew¨ohnliche Sonderstellung Marias aus. Ihre besondere Verehrung r¨uhrt wohl daher, dass die Predigten mit hoher Wahrscheinlichkeit f¨ur die neue Marienkapelle des Pilgerspitals in Pyrhn entstanden. Den Stellenwert Marias zeigt auch die Tatsache, dass neben dem Vaterunser und einem Glaubensbekenntnis in den S. P. P. ein Ave Maria zu den die Sammlung er¨offnenden Texten geh¨ort. Nr. 20 und 21, zwei Predigten auf Lichtmeß, sind die einzigen Marienpredigten im eigentlichen Sinn. Thematische Schwerpunkte der Marienverehrung sind der dritte Advent bis Christi Geburt (Predigten 7–12), Beschneidung bis Lichtmeß (16–21) und Himmelfahrt bis «De Virginibus» (43–54). ¨ Uberlieferung: St. Paul im Lavanttal, Stiftsbibl., Cod. 109/3 (Perg., zweites Viertel 13. Jh., bair.o¨ sterr., vielleicht nach mitteldt. Vorlage). – Linz, LB, Hs. 1124 (fr¨uher o. S.; vorher Wilhering, Stiftsbibl., o. S.) (Perg., erste H¨alfte 13. Jh., bair.). Die Predigten der beiden Bll. des Linzer Fragm. sind Parallel¨uberlieferungen der S. P. P. Nr. 15, 16, 17, 28 und 29. Ausgaben: Adalbert Jeitteles: Altdt. Predigten aus dem Benedictinerstifte St. Paul in K¨arnten ¨ (Altdt. Hss. aus Osterr. 1). Innsbruck 1878. – Konrad Schiffmann: Altdt. Funde aus Wilhering. In: PBB (Halle) 64 (1940) S. 238–244, hier S. 240–244. – Norman E. Whisnant: The ‹S. P. P.› (St. Paul Ms. 27.5.26). An Edition. Diss. Chapel Hill 1978. Literatur: N. E. Whisnant, VL2 7 (1989) Sp. 366–369; 11 (2004) Sp. 1170. – Hans-Jochen Schiewer, MarLex 5 (1993) S. 669. – Jeitteles (s. Ausg.) S. VII–XLIII. – Anton Sch¨onbach: Rez. zu: Altdt. Predigten aus dem Benedictinerstifte St. Paul in K¨arnten. Hg. v. A. Jeitteles. In: AfdA 5 (1879) S. 1–40. – A. Jeitteles: Die S. P. P. und Herrn (sic!) Sch¨onbach. In: Germania 26 (1881), Sonderh. I, S. 1–79; Sonderh. II, S. 80–150. – Kurt Holter: Stift St. Paul im Lavanttal: Die Bibl. In: Die Kunstdenkm¨aler des Benediktinerstiftes St. Paul im Lavanttal und seiner Filialkirchen. Bearb. v. Karl Gin¨ hart (Osterr. Kunsttopographie 37). Wien 1969, S. 340–441. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 31 (T 39). – Whisnant (s. Ausg.), S. III-CXL (Lit.). – Hans Gr¨ochenig: Dt. Denkm¨aler der heutigen Stiftsbibl. St. Paul. In: Schatzhaus K¨arntens. Landesausstellung St. Paul 1991. 900 Jahre Benediktinerstift. 642
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1. H¨alfte 13. Jh. Bd. 2. Klagenfurt 1991, S. 609–616, hier S. 610. – Regina D. Schiewer: Die dt. Predigt um 1200. Ein Hb. Berlin u. a. 2008, S. 47 f. u. o¨ . – Dies.: Neue Predigtfragm. des 12. und 13. Jh. Erg¨anzungen zu Morvay/Grubes Predigtbibliogr. In: ZfdA 137 (2008) S. 158–176, hier S. 172 (Nr. 18). SF Wetzel von Bernau. – Verfasser einer Verslegende u¨ ber die hl. Margareta von 1196 Versen, erste H¨alfte des 13. Jh. Der wohl aus einer Adelsfamilie stammende W. ist ausschließlich im Dichterkatalog (um 1235) des Alexanderromans → Rudolfs von Ems erw¨ahnt, der die – einzige erhaltene – Dichtung seines «Freundes» wohlwollend hervorhebt. W. nennt sich V. 90 seiner Margaretenlegende selbst als deren Verfasser und wendet sich nach seiner eigenen Aussage (V. 80 f.) von fr¨uheren «l¨ugenhaften Aventiuregeschichten» zugunsten der geistlichen Poesie ab. Die Verslegende schildert das Martyrium der Jungfrau durch den r¨omischen Stadtkommandanten Olibrius; als Quelle diente W. die lat. Fassung des Pseudo-Theotimus (BHL 5303). ¨ Uberlieferung: Konstanz, Stadtarch., Hs. A I 1, 4va–12va (Anfang 15. Jh., alemannisch; enth¨alt auch → Hartmanns v. Aue Gregorius). Ausgaben: F. Wilhelm: Das Margaretenleben W.s v. B. In: M¨unchener Museum f¨ur Philol. des MA und der Renaissance 3 (1918) S. 340–343. – van den Andel (s. Lit.) S. 121–162. Literatur: K. Zwierzina, ADB 42 (1897) S. 260 f. – E. Feistner, VL2 10 (1999) Sp. 975–977. – G. G. van den Andel: Die Margaretenlegende in ihren ma. Versionen. 1933. – Joachim Heinzle: Vom hohen zum sp¨aten MA. Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,2). T¨ubingen 21994, S. 137. – E. Feistner: Hist. Typologie der dt. Heiligenlegende des MA v. der Mitte des 12 Jh. bis zur Reformation (Wissenslit. im MA 20). Wiesbaden 1995, S. 91–116, 127, ¨ 142. – Dies.: Bausteine zu einer Ubersetzungstypologie im Bezugssystem v. Funktions- und Rezeptionsgesch. In: Wolfram-Stud. 14 (1996) S. 171–184, dort S. 176–180. SF Christophorus. – Mhd. Reimpaarnachdichtungen der Legende vom heiligen Christophorus in drei selbstst¨andigen und voneinander unabh¨angigen Fassungen A, B und C. 643
Wetzel von Bernau Der heilige C. ist in der katholischen Heiligenverehrung einer der beliebtesten Schutzpatrone und Nothelfer (u. a. Patron der Autofahrer). Der griechische Name «christophoros» (Christustr¨ager) war in der Alten Kirche ein Ehrentitel f¨ur M¨artyrer im Allgemeinen und hat sich erst sp¨ater zum Eigennamen entwickelt. Die C.-Legendenbildung d¨urfte im 5. Jh. begonnen haben; die a¨ lteste lat. ¨ Uberlieferung der urspr¨unglich griechischen Legende datiert aus dem 8. Jh. In der urspr¨unglichen Legende wird der der menschlichen Sprache nicht m¨achtige hundsk¨opfige Riese Reprobus («der Verworfene») zum Christentum bekehrt; er erh¨alt den Taufnamen C. und Sprachverm¨ogen, verk¨undet den Glauben und wird nach zahlreichen Versuchungen und Martern schließlich gek¨opft. Diese a¨ltere Legende, die Passion C.s, findet in der deutschsprachigen C.-Dichtung keinen Widerhall, es wird ausschließlich die sp¨atere Christustr¨agerlegende aus der ersten H¨alfte des 13. Jh. rezipiert, die sich auf das Motiv des Riesen, der nur dem St¨arksten dienen will, beschr¨ankt. C. u¨ bersetzt Pilger und schließlich auch Christus selbst u¨ ber einen Fluss – wie auch in der C.-Legende in den Legenda aurea des → Jacobus a Voragine. Die drei dt. Fassungen gehen aber offensichtlich auf eine gemeinsame a¨ ltere Quelle zur¨uck. Die sog. Fassung A folgt bei der Ausgestaltung des Legendenstoffes dem Vorbild der Spielmannsepik, wobei der Dichter zahlreiche Details zu C.s Herkunft und Leben hinzuerfindet. Die o¨ sterr.-bair. Sprache der 1650 Verse umfassenden Dichtung weist auf das 15. Jh. als Entstehungszeitraum. Fassung B. nimmt sich die zeitgen¨ossische h¨ofische Dichtung zum Vorbild. Das 2002 Verse umfassende Reimpaargedicht eines geistlichen o¨ sterr. Verfassers k¨onnte noch im 13. Jh. entstanden sein. Es gibt deutliche Ankl¨ange an → Freidank und den Welschen Gast → Thomasins von Zerklaere. Fassung C. hat lediglich 564 Verse und ist damit die k¨urzeste der drei Umdichtungen. Sie ist in ostfr¨ankischer Schreibsprache abgefasst und d¨urfte zu Beginn des 14. Jh. entstanden sein. Ohne Abschweifungen und rhetorisches Beiwerk wird die Legendenhandlung wiedergegeben. Vor C.s Passion l¨asst der Dichter dieser Fassung den Heiligen nach Santiago di Compostella pilgern; diese Variation zollt dem Umstand ¨ Tribut, das der Apostel Jakobus der Altere und der heilige C. den gleichen Gedenktag haben (25. Juli). ¨ Uberlieferung: A: St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI 276, 1r–35v (Pap., 15. Jh., mittelbair.). – Wien, 644
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Johannes-Evangelium 1,1–14 ¨ ONB, Cod. 2953, 82r–123v (Pap., 15. Jh.). – Druck, Johann Weißenburger, Landshut 1520: Sant Christoffs gepurt vnd leben mit vil figur¯e gar lustig z˚u lessen in reym Weyß (stark abweichende Bearb. nach offensichtlich guter Vorlage). – B: Prag, Nationalbibl., Cod. XVI.G.19, 176r–234v (Pap., 15. Jh., mittelbair.). – C: Annaberg-Buchholz (Erzgebirge), Kirchenbibl. St. Anna, Cod. 329 (fr¨uher D 187), 166 Bll. (Pap., 1447, mitteldt. [obers¨achsisch]). Ausgaben: A: Sanct C., hg. v. Anton E. Sch¨onbach. In: ZfdA 26 (1883) S. 20–84. – B: Sanct C., hg. v. dems. In: ZfdA 17 (1874) S. 85–141. – C.: Hans-Friedrich Rosenfeld 1937, S. 499–519. Literatur: G. Bardy, DHGE 12 (1953) Sp. 777 f. – Alfred Hermann, RAC 2 (1954) Sp. 1241–1250. – Friederike Werner, LCI 5 (1973) Sp. 496–508. – Hans-Friedrich Rosenfeld, VL2 1 (1978) Sp. 1230–1234; 11 (2004) Sp. 326. – Josef Sz¨ov´erffy/G¨unther Binding/Klaus Wessel, LexMA 2 (1983) Sp. 1938–1941. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 1012–1014. – Maria-Barbara v. Stritzky, LThK3 2 (1994) Sp. 1174–1176. – Christoph Markschies, RGG4 2 (1999) Sp. 323 f. – Peter Dinzelbacher, Killy2 2 (2008) S. 424. – Konrad Richter: Der dt. St. C. Eine hist.-krit. Unters. In: Acta Germanica 5,1 (1896) S. 1–243. – Alexandre Masseron: Saint Christophe. Paris 1933. – H.-F. Rosenfeld: Der hl. C. Seine Verehrung und seine Legende. Eine Unters. zur Kultgeographie und Legendenbildung des MA (Acta Academiae Aboensis, Humaniora X,3). Helsingfors/Leipzig 1937. – Edward Schr¨oder: Die Datierung des dt. ‹St. C. B›. In: ZfdA 75 (1938) S. 103 f. – H.-F. Rosenfeld: Der hl. C. Legende, Verehrung, Ikonographie. In: Forschungen und Fortschritte 15 (1939) S. 63–65. – Josef Kunstmann: Hol u¨ ber! Leben, Bild und Kult des hl. C. Ettal o. J. [1961]. 21973. – Tue Gad: Kristoffer. In: Kulturhistorisk Leksikon for nordisk middelalter 9 (1964) Sp. 356–363 – J. Sz¨ov´erffy: Die Verh¨ofischung der ma. Legende. Ein Beitr. zur C.-Frage. In: ZfdPh 91 (1972) S. 23–29. Wieder in: Ders.: Germanistische Abh. MA, Barock und Aufkl¨arung. Gesammelte Schr. (Medieval Classics: Texts and Studies 8). Brookline, MA/Leyden 1977, S. 75–81. – Gertrud Benker: C. Patron der Schiffer, Fuhrleute und Kraftfahrer. Legende, Verehrung, Symbol. M¨unchen 1975. – J. Sz¨ov´erffy: Beitr. zur C.-Frage. In: Ders.: Germanistische Abh. 1977, S. 48–74. – Matthias Zender. C. In: Enzyklop¨adie 645
1. H¨alfte 13. Jh. des M¨archens 2 (1979) Sp. 1405–1411. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare ¨ des MA. Stud. zu ihrer Uberlieferungs-, Textund Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 401. – Edith Feistner: Hist. Typologie der dt. Heiligenlegende des MA. Wiesbaden 1995. – Horst Fuhrmann: Bilder f¨ur einen guten Tod (Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl., 1997, H. 3). Mu¨ nchen 1997. – Matthias Exner: Wandlungen des C.-Bildes im 12. Jh. In: Iconographica 2 (2003) S. 1–17. – Werner Chrobak: C. Kehl/Rhein 2004. – Michael Schneider: Die C.-Legende in Ost und West. Das Leben aus dem Glauben und seine bildhafte Darstellung in der fr¨uhchristlichen und abendl¨andischen Tradition. K¨oln 2005. – Manfred Becker-Huberti: Lex. der Br¨auche und Feste. FreiVZ burg i. Br. u. a. 22007, S. 58–60. Johannes-Evangelium 1,1–14. – Dt. Bearbeitungen. Die geheimnisvollen ersten 14 Verse des Johannes-Evangeliums erscheinen in dt. Sprache seit dem 13. Jh. in verschiedenen HandschriftenTypen. Sie wurden wahrscheinlich als wirksamer Segen f¨ur den Schutz des Buches angesehen. Einen der a¨ltesten Texte enth¨alt als Nachtrag der Cod. Buranus (M¨unchen, BSB, Clm 4660, 1r; → Carmina Burana). Besondere Bedeutung und Verwendung von Joh 1,1–14 ist bei Katharern und anderen H¨aretikern deutlich. Die Verse sch¨utzen gegen d¨amonische Anfechtungen und Elementarsch¨aden oder wirken als Heilmittel, was in der Masse der bekannten dt. Texte Ausdruck findet. Das fr¨uheste bekannte Zeugnis einer apotrop¨aischen Handlung mithilfe des Textes in Deutschland steht in den Akten der Synode von Seligenstadt (vom Jahr 1022). H¨aufig finden sich die Prologverse des J.-Evangeliums in Gebetb¨uchern, so etwa im → Gebetbuch f¨ur Georg Schedel aus N¨urnberg, 122r–123r, im → Gebetbuch des Niklaus Meyer zum Pfeil, 2r–4r, in den → Gebet- und Andachtsb¨uchern f¨ur die Laienbr¨uder der Basler Kartause, Hs. Nr. 7, 8v-9r, sowie in den → Hortulus animae-Drucken. Ausgaben: Wilhelm Meyer: Fragmenta Burana. Berlin 1901, S. 22. – Sch¨onbach (s. Lit.) S. 95 f. – Rosenfeld (s. Lit.) S. 124–137 (synoptische Textpr¨asentation). – Alfons Hilka u. a. (Hg.): Carmina Burana. Bd. 1,3. Heidelberg 1970, S. 120. 646
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1. H¨alfte 13. Jh. Literatur: Kurt Ruh, VL2 4 (1983) Sp. 830–832. – Handwb. des dt. Aberglaubens 4 (1931/32) S. 731–733. – Anton Emanuel Sch¨onbach: Stud. zur Gesch. der altdt. Predigt. ¨ Bd. 3 (Sb. der Osterr. Akad. der Wiss., Phil-hist. Kl. 147,5). Wien 1904, S. 93–98. – Adolph Franz: Die kirchlichen Benediktionen im MA. Bd. 2. Freiburg i. Br. 1909 (Neudr. Graz 1960), S. 57, 194, 229. – Hans-Friedrich Rosenfeld: Der Eingang des Johannesevangeliums im MA [...]. In: Ausgew. Schr. [...]. Bd. 1. FS Ders. Hg. v. Hugo Kuhn u. a. (GAG 124/125). G¨oppingen 1974, S. 122–149. SF Tagzeitengedichte. – Dt. Reimpaar- und strophische Gedichte, die nach den Horen des Stundengebets angeordnet sind: Matutin, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper, Komplet. Die T. stellen eine Adaptation des f¨ur Ordensleute und Geistliche verpflichtenden lat. Stundengebets f¨ur Laien dar und wurden im Rahmen der Privatfr¨ommigkeit h¨aufig in die → Stundenb¨ucher und in Privatgebetb¨ucher aufgenommen. Inhaltlich und strukturell verwandt sind die T. den allerdings nicht den Horen des Stundengebets zugeordneten → Sieben Leiden (Betr¨ubnisse) Unserer Lieben Frau; im Vordergrund steht die Passionsfr¨ommigkeit bzw. Maria als Schmerzensmutter. Die T. folgen dem Aufbau des kirchlichen Stundengebets, das urspr¨unglich in einem strengen DreiStunden-Schritt mit acht Gebets¨ubungen durchgef¨uhrt wurde; dieser wurde jedoch aus praktischen Gr¨unden h¨aufig durch einen Kursus von sieben Tagzeiten abgel¨ost. Neben der liturgischen Tradition kommt f¨ur die a¨lteren Texte vielleicht auch ein Einfluss durch lat. Traktatliteratur in Frage; die sp¨ateren Texte entstanden wahrscheinlich vor allem unter dem Einfluss von Hymnen (Patris sapientia, veritas divina, Matutino tempore Mariae nuntiatur u. a.) des Stundenbuchs, die sie z. T. unmittelbar u¨ bersetzen. Die sehr zahlreich u¨ berlieferten deutschsprachigen Tagzeiten-Prosatexte (vgl. → Privatgebetb¨ucher) geh¨oren ins unmittelbare Umfeld der T. und erscheinen teilweise mit ihnen kombiniert. Vgl. Meister → Heinzelin, → Johann von Neumarkt. Dt. Tagzeitengedichte: ¨ 1. Altester u¨ berlieferter Textzeuge ist das Stargarder Fragm. (um 1230, mnd./nd.; 41 vollst¨andig und 39 teilweise erhaltene Verse). ¨ Uberlieferung: Krakau, Bibl. Jagiellonska, Berol. mgq 1418, 3ra-rb. 647
Tagzeitengedichte Ausgabe: Hermann Degering: Neue Funde aus dem 12. Jh. In: PBB 41 (1916) S. 513–553, hier S. 526–528. 2. Aus dem ausgehenden 13. Jh. stammt das fr¨uheste umfangreiche T.; sein Verfasser ist → Hartwig von dem Hage. Zwei Fassungen zu ca. 1550 bzw. 1100 Versen sind u¨ berliefert. ¨ ¨ Uberlieferung: Altester Textzeuge: M¨unchen, BSB, Cgm 5249/54. 3. Nd. ungereimtes Stundenlied De hemelsche keyser/de heft dy suluen scapen der → Medinger Gebetb¨ucher aus dem Anfang des 14. Jh., f¨unf sechszeilige Strophen. ¨ Uberlieferung: Hannover, LB, Ms. I 75 (vor 1330) Nr. 22, 30, 33, 44, 47. – Kopenhagen, Kgl. Bibl., Ms. Thott. 120 8° (vor 1446) Nr. 24, 22, 20, 21, 23. – Hildesheim, Dombibl., Ms. J. 29. lat. (1478) Nr. 24, 22, 20, 21, 23. Ausgabe: Walther Lipphardt: Nd. Reimgebete und Lieder des 14. Jh. [...]. In: NdJb 95 (1972) S. 66–131, hier S. 80. 4. Nd. Reimgebete Vvillecome du aller vroudenrikeste dach der Medinger Gebetb¨ucher (Anfang 14. Jh., 73 Verse). ¨ Uberlieferung: Vgl. Lipphardt, S. 122–124 Anm. 67–70, 73–78. Ausgabe: Lipphardt, S. 88–91. 5. Pariser Tagzeiten: hessische Dichtung aus der ersten H¨alfte des 14. Jh. von 4062 erhaltenen Versen, die das Schema der sieben Tagzeiten aufgreift, dieses jedoch um zwei weitere Abschnitte erweitert. ¨ Uberlieferung: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. 131, 1r–97v (14. Jh., westmd.; Anfang defekt). Ausgabe: Waetzoldt (s. Lit.). 6. Gereimte Leidensstationen Christi aus der dt. Vers¨ubertragung des → Speculum humanae salvationis (auch im → Großen Seelentrost). 7. Passio Christi nach den acht Tagzeiten des → Mo¨ nchs von Salzburg. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgf 63, 120va–121vb. 8. Kalocsaer Lied von den sieben Tagzeiten aus der Mitte des 14. Jh., sieben achtzeilige Strophen. ¨ Uberlieferung: Kalocsa, F˝osz´ekegyh´azi K¨onyvt´ar (Kathedralbibl.), Ms. 383, 94r–95r (Mitte 14. Jh., bair.-¨osterr.). Ausgabe: Robert Gragger: Dt. Hss. in ungarischen Bibl. Berlin/Leipzig 1921, S. 30–33. 648
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Tagzeitengedichte 9. Dt. Versu¨ bersetzungen des achtstrophigen Hymnus Patris sapientia veritas divina sind in mindestens sieben Fassungen u¨ berliefert, weitere Versionen sind in Drucken und Gesangb¨uchern des 16. und 17. Jh. erhalten. Vgl. Wilhelm Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, S. 724 f. (Nr. 933), 895–898 (Nr. 1115 f.). ¨ Uberlieferung: G¨ottweig, Stiftsbibl., Cod. 195/R 426 (ehem. B 25), 119vb–120vb (Fassung I). – Pannonhalma (St. Martinsberg), Szent Benedekrend K¨ozponti F˝ok¨onyvt´ara (ZB des Benediktinerordens), Cod. 118. I. 46, 45v–46v (Ende 14. Jh.; Fassung II). – K¨oln, Hist. Arch., Cod. GB fo 47, 89v (1460; Fassung III). – St. Gallen, Stiftsbibl., Holztafeldr. Nr. 3 (FF links VI 10) (um ¨ 1470, schw¨abisch; Fassung IV). – Wien, ONB, Cod. 3027, 353v–356r (1494; Fassung V). – Ebd., Cod. 4091, 180r-182r. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 808, 12v–13r (1505; Fassung VI). – Drucke N¨urnberg, Georg Wachter, um 1530. – Ebd., Friderich Gutknecht, um 1560. – Ebd., Valentin Newber, um 1566 (Fassung VII). – Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 155, 23v–25v (Engelberger Gebetbuch Nr. 6; Fassung VIII). – Heidelberg, UB, Cpg 63, 135r–136r (Fassung IX). – Augsburg, SB/StB, 2° Cod 197, Tl. V, 156r–157r (Fassung X). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 4701, 179v–182v. – Ebd., UB, 4° cod. ms. 489, 136r–138r (Fassung XI). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 1313 Helmst., 72v–79v (Fassung XII). – Ebd., Cod. Guelf. 1279 Helmst., 74r–80r (Fassung XIII). – Augsburg, UB, Cod. III.1. 8° 31, Tl. I, 148v–149r (Fassung XIV). – Albrecht D¨urer, 1510 (Fassung XV). Ausgaben: Richard Heinzel: Vier geistliche Gedichte. In: ZfdA 17 (1874) S. 1–57, hier S. 52–56 (Nr. 3). – August H. Hoffmann v. Fallersleben: Gesch. des dt. Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit. Hannover 31861 (Nachdr. 1965) S. 334 f. (Nr. 187), S. 335–337 (Nr. 188) und S. 337–339 (Nr. 189). – Wackernagel, Bd. 2, S. 722 (Nr. 929), S. 722 f. (Nr. 930), S. 723 f. (Nr. 931), S. 724 (Nr. 932), S. 801–803 (Nr. 1033). – Joseph Kehrein: Kirchenund religi¨ose Lieder aus dem 12. bis 15. Jh. Paderborn 1853, S. 200 f. (Nr. 29). 10. Dt. Vers¨ubersetzungen des Hymnus Matutino tempore Mariae nuntiatur. Fassung I («Godis muder und mait/ Marien zu metten wart geseit»). ¨ Uberlieferung: G¨ottweig, Stiftsbibl., Cod. 195/R 426 (ehem. B 25), 120vb (Fragm.). 649
1. H¨alfte 13. Jh. Ausgabe: Heinzel, S. 56 f. (Nr. 4). Fassung II («Maria zw mettenzeyt/ Johannez procht laydige mere»). Acht achtzeilige Strophen. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 3027, 212v–214v. Ausgabe: Kehrein, S. 193–195 (Nr. 26). Fassung III («To metten tyd und tho mydder nacht / wart Marien de bodeschop ghebracht»). Acht Reimpaarstrophen. ¨ Uberlieferung: G¨ottingen, SUB, 8° Cod. Ms. Theol. 242f, 101r–103r. – Rostock, UB, Mss. theol. 47, 174r–177v. Fassung IV («To metten tyd do mydder nacht / do wort Marien de bodeschop gebracht»). Acht Reimpaarstrophen. ¨ Uberlieferung: Bremen, SUB, Msc 0024, 180v–183r. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 289.3 Extrav., 243v–246r. 11. Die syben zijt («Cristiner mensche mercke dine wirdikeit»). Zehn Strophen in → Boppes Hofton. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 4997, 566v–568v (→ Kolmarer Liederhs.). 12. Passion Christi («Jch sorgen vff myn hinnefart»). Drei Strophen in → Frauenlobs Zartem Ton (Form 1). ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 4997, 208r/v (Kolmarer Liederhs.). 13. Passion Christi («Cristus ich man dich deiner schwere»). Sieben Strophen in → Regenbogens Langem Ton. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 847, 54r–59r. 14. Dessauer Gedicht zu den Tagzeiten vom Leiden Christi («Es geschah zcu der metten zceit / Jhesus wart gefangen»). Sieben sechszeilige Strophen. ¨ Uberlieferung: Dessau, StB, Cod. Georg. 151.8°, 58r–59v. 15. Klosterneuburger Gedicht zu den Tagzeiten vom Leiden Christi («Herr vater ihesu christ/ Dv warer got vnd mensch pist»). ¨ Uberlieferung: Klosterneuburg, Stiftsbibl., CCl 1222, 97v–104v. 16. Tagzeiten von der Marter Christi («Ichesus [!] christus suesser got/ Ich man dich an dein grosse not»). ¨ Uberlieferung: Pannonhalma (St. Martinsberg), Szent Benedekrend K¨ozponti F˝ok¨onyvt´ara (ZB des Benediktinerordens), Cod. 118.I.46, 52r–62r. 650
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1. H¨alfte 13. Jh. 17. Tagzeitengebete zur Passion, zusammengesetzt aus Prosagebeten und dt. Versen (Inc.: «So groze chraft lit an der marter gotes bzw. Alle freude ward betrubet»). ¨ Uberlieferung: Augsburg, UB, Cod. III.1.8° 45, 2r–67r. – Budapest, Magyar Tudom´anyos Akad´emia K¨onyvt´ara (Bibl. der Ungarischen Akad. der Wiss.), Cod. K. 538, S. 467. – Frankfurt, StB/UB, Ms. germ. oct. 31, 106v–115v. – ’sGravenhage, Kgl. Bibl., Hs. 73 E 25, 71v–72v. – Karlsruhe, LB, Cod. Licht. 48, 208v–270v. 18. Betrachtungen des Leidens Christi bei den Tagzeiten («Her got wan ich bedraht/ haun vm mitte naht»). ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2817, va vb 71 –71 . 19. Tagzeitengedicht des → Hortulus animae («Die sibenzyt will ich begon / mit gantzem glouben one won/ [...] Jesus crist gar williclich zu mettin zyt ließ vahen sich»). Acht sechszeilige Strophen. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 718, 86–87. – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Q 48/9, 206r–208v. – Ebd., Q 48/12, 10v–13r. – Berlin, SBB, Mgo 578, 168v. – Halle, UB/LB, Qu. Cod. 142, 84v–90r. – Erstdruck: Straßburg, Johann Gr¨uninger, 1501, Bl. 38. Ausgabe: Wackernagel, Bd. 2, S. 878 (Nr. 1079). 20. Lienhard → Nunnenbeck, Tagzeiten vom Leiden Christi («O susser drost her jesw criste/ dein nam der ist so heillig vnd gewaltiklich»). Sieben Strophen in Regenbogens Langem Ton. 21. Tagzeiten vom Leiden Christi und vom Mitleiden Mariae («Von got vnd von der mueter sein/ Ist dicz chlan churzlein»). 114 Verse. ¨ Uberlieferung: Klosterneuburg, Stiftsbibl., CCl 1226, 114r–119r. 22. Dy siben tagzeit von vnser frawen klag («Maria muetter rayne mayd/ zw mettein ward dir herczigs layd»). Acht sechszeilige Strophen, in Anlehnung an Matutino tempore. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 3835, 106r–107r. 23. Marien Tagzeiten («Ich pit dich himelischev chvniginne/ Durch die grozzen gotes minne»). 303 Verse, vermutlich in Anlehnung an Matutino tempore. ¨ Uberlieferung: Straßburg, Bibl. nat. et univ., Ms. 2523. – Klosterneuburg, Stiftsbibl., CCl 1222, 105r–113v. 651
Tagzeitengedichte 24. Die s¨uben zyt von vnser lieben frawen im Hortulus animae, dt. (Die s¨uben zyt sprich ich dir / Maria muoter nun hilff mir). ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 718, 87v–89r. – Erstdruck: Straßburg, Johann Gru¨ ninger, 1501, Bl. 39v. Ausgabe: Wackernagel, Bd. 2, S. 878 f. (Nr. 1080). 25. De tyden van unser leuen vrouwen meddeliden («O Maria, du aller eddelste balsemrys / boven allen creaturen is din lof vnde prys»). ¨ Uberlieferung: Nd. Psalterdruck L¨ubeck, Lucas Brandis, um 1473, als Anhang Bl. CCXXXIXv– CCXLv. Ausgabe: O. Schwencke: Eine gereimte Marientide. In: Korrespondenzbl. des Ver. f¨ur nd. Sprachforschung 76 (1969) S. 59–61. 26. Von Christi Leiden u. a. («Herr vater Ihesu Crist, / ich man dich auch, daz du pist / durch uns gevangen und geslagen»). Sieben Reimpaarabschnitte zu zehn bis 20 Versen. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 87, v 53 –56v (Stundenbuch, Mitte 14. Jh.). – Ebd., Cgm 136, 197v–201r (→ Gebetbuch des Wolfgang Schreiber). 27. Von Christi Leiden u. a. zu den acht Tagzeiten («Herr Iesu Christe, / durch unser schuld geschach dir we»). Zehn Reimpaarabschnitte. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 5249/59 f, 2rv. – Karlsruhe, LB, Cod. Licht. 48, 74r–107v. – Kremsm¨unster, Stiftsbibl., CC 5, 17v–25r. – M¨unchen, BSB, Cgm 136, 14r–66v (Gebetbuch des Wolfgang Schreiber). – Ebd., Cgm 8836, 1ra–14vb. – N¨urnberg, StB, Cent. VI, 97, 192r–193r (Exzerpt). 28. «Ich dank dir, herre Ihesus Crist, / Daz du durch mich mensch worden bist». Ca. 50 Verse. ¨ Uberlieferung: Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 155, ab 25v (→ Engelberger Gebetbuch). 29. «God here de to metten stunt / dynen soten werdyghen munt». ¨ Uberlieferung: L¨ubeck, StB, Ms. theol. germ. 8° 76, 148v–150r (verschollen). 30. Von Christi Leiden («Herre Ihesus, aller engel czire, / wy soll ich immer gedanken dir»). Sieben Reimpaarabschnitte. ¨ Uberlieferung: Brixen, Bibl. des Priesterseminars, Nr. 151, Standort T 7, 224v–229r. 31. Von Christi Leiden («Dang lob und er mit vollem priß / Si Jhesu Crist in gantzem fliß»). In Reimpaaren. ¨ Uberlieferung: Basel, UB, Cod. A V 33, 19r. 652
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Tagzeitengedichte 32. Von Christi Leiden u. a. («O leve here Ihesu Crist, / werliken des ewighen godes sone du bist»). Sieben Reimpaarstrophen. ¨ Uberlieferung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 804 Helmst., 71r–72r (1461, 1462). 33. Lob der Geschehnisse der Heilsgeschichte zu den Tagzeiten («Czu metten zeit lob ich dich herre Jhesu Crist, / wann du von der meyd geporn pist»). Sieben Reimpaarstrophen. ¨ Uberlieferung: N¨urnberg, StB, Cent. VI, 97, 191r–192r. 34. Von Christi Leiden («Z˚u der mettin zeit wardest du verraten und gefangen. / o herr Ihesus e mich von des veindes banden»). SieCrist, erloße ben Reimpaarstrophen. ¨ Uberlieferung: Augsburg, G¨unther Zainer 1471. 35. «Aller dinge ein sch¨opffe mit gewalt, / Ich manen dich so mangifalt». ¨ Uberlieferung: Straßburg, Bibl. nat. et univ., Ms. 2307, 109r–116v. 36. Von Christi Leiden («Gott sich in die e e monscheit barg, / das er unß von des tufels arg e / und von der helle erloß»). Acht Reimpaarabschnitte. ¨ Uberlieferung: N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs 34031, 1r–12r. 37. Von Christi Leiden («Almechtiger herre, schopfer mein, / nun las mich dir befolhen sein»). ¨ Uberlieferung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 2.4 Aug. 2°, 194rb–196rb/va. Ausgabe: Karl Euling: Kleinere mhd. Erz¨ahlungen, Fabeln und Lehrgedichte II (DTM 14). Berlin 1908, Nr. 685–699/701. 38. → Ebstorfer Liederbuch (zweites Viertel 16. Jh.) («Unß daghet hute en ßalich dach, / de mach unß vroude bringhen»). Sieben Vierzeiler. 39. Von Christi Leiden und Marias Mitleiden («Marie der vil reynen meydt / Zu der metten zeit wardt geseyt»). Sieben Reimpaarstrophen. ¨ Uberlieferung: London, Univ. College Libr., MS. Germ. 24, 34r–36r. 40. → Winand von Steeg: Von Marias Miteliden, lat. und dt., 1417. Ausgaben: AH 30, Nr. 49. – Wilfried Schouwink, in: Palatina-Stud. Hg. v. Walter Berschin (Studi e testi 365). Citt`a del Vaticano 1997, S. 237–286, hier S. 264–268. 41. Gebete zu Marias Mitleiden («Kum, edeler heyliger geist, / mit deyner hilf volleist»). Sieben Abschnitte zu den Tagzeiten mit Prolog und Epilog. Vielleicht 14. Jh. 653
1. H¨alfte 13. Jh. ¨ Uberlieferung: s. o. 30. 42. Von Marias Mitleiden («Marien ir hertze war / betrubet hart und swere»), eventuell von ¨ → Dominikus von Preußen. Erweiternde Ubersetzung von Matutino tempore in acht Strophen. ¨ Uberlieferung: K¨oln, Hist. Arch., Cod. GB f° 47, Tl. I, 86vb–87va. 43. Von Marias Mitleiden («To metten tit, o juncvrouwe clar, / Din herte was van sorgen swar»), Papst Bonifaz (VIII.?, IX.?) zugeschrieben. Sieben ¨ Reimpaarstrophen. Erweiternde Ubersetzung von Matutino tempore. ¨ Uberlieferung: Hamburg, SUB, Cod. Conv. IX, 218r–221r. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 1229 Helmst., 145r–146r. 44. Von Marias Mitleiden («Tzo metten zyt sach Maria mit grotzen smerten ind noit, / dat Iesus ir live kint gevangen, beunden ind geslagen wort»). Urspr¨unglich wahrscheinlich sieben Reimpaarstrophen. ¨ Uberlieferung: Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 133 D 9, 131rv. Tagzeitengedichte in gr¨oßerem Zusammenhang: 45. → Mechthild von Magdeburg, Das fließende Licht der Gottheit, I 30. 46. Von der Kirchweihe, Nr. 1 des → Wienh¨auser Verslegendars. ¨ Uberlieferung: Wienhausen, Klosterarch., Hs. 3, 1r-22v. Ausgabe: Albrecht Classen: ‹Mein seel fang an zu singen› (Studies in Spirituality, Suppl. 6). L¨owen u. a. 2002, S. 99–105, hier S. 100–102. 47. → Tilo von Kulm, Von siben ingesigeln (1331), V. 4579–4640. 48. Im Oberrheinischen Erbauungsbuch folgt auf Kapitel u¨ ber die → Zehn Gebote, die sieben Sakramente und die sechs Werke der Barmherzigkeit eine Betrachtung u¨ ber Christi Leiden nach den Tagzeiten («Sit das uns got die genade git, / So sollen wir die sieben gezit / Betrachten und bedencken»). ¨ Uberlieferung: Karlsruhe, LB, Cod. Licht. 77, 216r–220r. Reimoffizien: 49. Marienoffizium, fast duchgehend Reimpaare, in nd. Hss. seit ca. 1450. ¨ Uberlieferung: Dessau, Anhalt. Landesb¨ucherei, Georg Hs. 72 (1458), 1r–61r. – Halle, UB/LB, Qu. Cod. 75b, 1r–50r. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 1228 Helmst., 100v–153r. 50. Marienoffizium, zumeist kreuzgereimt, nd. 654
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1. H¨alfte 13. Jh. ¨ Uberlieferung: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Membr. II 80/81, 71r. 51. Tagzeiten von der hl. → Ursula und den 11.000 Jungfrauen («O Jr cristi glentzende rose, / o ir schonen speciose»). ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgq 201, 127v–137r. – Eisenach, Bibl. der Wartburg-Stiftung, Ms. 1358–60, 138r–151r. – Heidelberg, UB, Cpg 108, 70v–75v. – Straßburg, ehem. Bibl. de la Ville, Cod. G 93 (verbrannt). Literatur: A. Labarre: Heures (Livres d’Heures). In: Dict. Spir. 7 (1969) Sp. 410–431. – Nigel F. Palmer, VL 2 9 (1995) Sp. 577–588. – Angelus A. H¨aussling: Tagzeitenliturgie. In: LThK3 9 (2000) Sp. 1232–1241. – Gisela Kornrumpf, VL2 11 (2004) Sp. 1476–1488. – Stephan Waetzoldt: Pariser Tagezeiten. Halle 1875. – Anton Emanuel Sch¨onbach: Rezension zu Waetzoldt. In: AfdA 7 (1881) S. 229–255. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung. Frankfurt/M. 1927. – Josef Stadlhuber: Das Laienstundengebet vom Leiden Christi in seinem ma. Fortleben. In: Zs. f¨ur katholische Theologie 72 (1950) S. 282–325. – Franz Xaver Haimerl: Ma. Fr¨ommigkeit im Spiegel der Gebetbuchlit. S¨uddeutschlands (M¨unchener theologische Stud. 1, Hist. Abt. Bd. 4). Mu¨ nchen 1952. – Pierre Salmon: La pri`ere des Heures. In: L’Eglise en pri`ere [...]. Hg. v. Aime Georges Martimort. Paris u. a. 1961, S. 787–876. – Wolfgang Schmitz: Die Dichtungen des Hartwig v. dem Hage. Unters. und Edition (GAG 193). G¨oppingen 1976, S. 184–210. – Peter Ochsenbein: Eine bisher unbekannte b¨ohmische Hs. mit Gebeten Johanns v. Neumarkt. In: ZfdPh 98 (1979) S. 85–107, bes. S. 106 Anm. 50 und 51. – Ders.: Deutschsprachige Gebetb¨ucher vor 1400. In: Dt. Hss. 1100–1400 [...]. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 379–398. – Karin Schneider: Die Fragm. ma. dt. Versdichtung der BSB M¨unchen (ZfdA Beih. 1). Stuttgart 1996. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 283–285. – Jonathan Green: Remains of a roll with verse on the canonical hours. In: ZfdA 139 (2010) S. 313–323. SF Julian von Speyer (Julianus T[h]eutonicus, J. Alemannus, Iulianus de Spira, Julien de Spire) OFM, * um 1200 Speyer, † um 1250 Paris. – religi¨oser Dichter und Komponist. 655
Julian von Speyer J. studierte vermutlich in Paris. Als Chormeister diente er an den H¨ofen der franz¨osischen K¨onige Philipp II. und Ludwig VIII. Letzterer ernannte ihn zum Hofkapellmeister, doch J. schloss sich vermutlich um 1225 den Franziskaner-Minoriten an und verließ den Hof. Nach mehreren Jahren in Deutschland, wo J. die franziskanische Ordensprovinz aufzubauen half, kehrte er als Chormeister an den Pariser Konvent zur¨uck. Dort entstanden J.s Franziskus-Vita (um 1232–35) und eine ihm zugeschriebene Vita des Antonius von Padua (um 1235–40). Beide Viten stehen im engen Zusammenhang mit Reimoffizien J.s, deren Texte und Musik er selbst verfasste, wenn auch mit Bez¨ugen zu Werken anderer Autoren (Thomas von Celano, Gregor IX., Rainer von Viterbo, Thomas von Capua). J.s Offizien zu Franziskus (um 1229–35) und Antonius (um 1241–49) gelten als wirkungsreiche Vorbilder der Historiae rhythmicae, besonders innerhalb von J.s Orden. Ein weiteres Werk J.s (Miracula S. Francisci) ist verschollen. ¨ Uberlieferung: Weit u¨ ber 50 Hss. zu J.s Werken. Verzeichnet u. a. in: Felder 1901 (s. Ausg.) S. 77 f. – Analecta Franciscana 1941 (s. Ausg.) S. 334, 372–374. – Abate 1969 (s. Ausg.) S. 149 f., 278 f. Ausgaben: Acta Sanctorum Iunii. Bd. 3. Hg. v. Johannes Bolland. Antwerpen 1701, S. 198–201. – Die liturgischen Reimofficien auf die heiligen Franciscus und Antonius, gedichtet und componiert durch J. v. Speier [...]. Hg. v. Hilarin Felder. Freiburg/Schweiz 1901. – Die Chor¨ale J.’s v. S. zu den Reimoffizien des Franziscus- und Antoniusfestes. Hg. v. Johannes E. Weis-Liebersdorf. M¨unchen 1901. – La l´egende de S. Fran¸cois d’Assise. Hg. v. Fran¸cois van Ortroy. In: Analecta Bollandiana 21 (1902) S. 148–203. – Ein Jahrtausend lat. Hymnendichtung. Eine Bl¨utenlese aus den Analecta Hymnica mit literarhist. Erl¨auterungen. Bd. 1. Hg. v. Guido Maria Dreves/Clemens Blume. Leipzig 1909, S. 360–364 (Nr. 78). – Eliseus Bruning/Bernhard Klumper: Officium ac Missa de festo S. P. N. Francisci. Paris u. a. 1926. – E. Bruning: Giuliano da Spira e l’Officio ritmico di S. Francesco. Osservazioni critico-estetiche sulla musica e sulla sua restaurazione attuale. In: Note d’archivio per la storia musicale 4 (1927) S. 129–202. – Sancti Francisci Assisiensis et Sancti Antonii Patavini officia rhythmica. Hg. und u¨ bers. v. Hugo Dausend. Mu¨ nster 1934. – Vita Sancti Francisci, Officium 656
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Julian von Speyer rythmicum S. Francisci. In: Analecta Franciscana 10 (1941) S. 333–388. – Drei liturgische Reimhistorien aus dem Kreis der Minderen Br¨uder. Hg. und u¨ bers. v. Franz Wellner. M¨unchen 1951 (lat.dt.). – Saint Fran¸cois d’Assise. Documents, e´ crits et premi`eres biographies rassembl´ees et pr´esent´es. Hg. v. Th´eophile Desbonnets/Damien Vorreux. Paris 1968, S. 1457–1499. – Giuseppe Abate: Le fonti biografiche di San Antonio. In: Il Santo 9 (1969) S. 149–189 (Anontius-Viten J.s). – Vita e Ufficio ritmico di san Francesco d’Assisi. Hg. u. u¨ bers. v. Eliodoro Mariani. Vicenza 1980. – Leben des heiligen Franziskus. Hg. und u¨ bers. v. Jason M. Miskuly. Werl 1989. – J. of S.: Life of St. Francis (Vita Sancti Francisci). Hg. v. dems. In: Franciscan Studies 49 (1989) S. 94–149. Literatur: Karl Langosch, VL 5 (1955) Sp. 487–494. – Wolfgang Kahl, RGG3 3 (1959) Sp. 1061 f. – Christian G¨otte, NDB 10 (1974) S. 652 f. – Dieter Berg, LexMA 5 (1991) Sp. 803. – Hans-Josef Olszewsky, BBKL 3 (1992) Sp. 798–800. – J. M. Miskuly, LThK3 4 (1995) Sp. 1080 f. – Hans Schmidt: Franziskaner. In: MGG2 (Sachteil) 3 (1995) Sp. 827. – Oktavian Schmucki, RGG4 4 (2001) Sp. 695. – R. Aubert: Julien de Spire. In: DHGE 28 (2003) Sp. 532–534. – J. E. Weis-Liebersdorf: J. v. S. († 1285). Forschung zur Franziskus- und Antoniuskritik, zur Gesch. der Reimoffizien und des Chorals. M¨unchen 1900. – F. van Ortroy: Julien de Spire, biographe de S. Fran¸cois d’Assise. In: Analecta Bollandiana 19 (1900) S. 321–341. – H. Felder: Fr. Julien de Spire et la l`egende anonyme de Saint Francois? Examen critique. Paris 1900. – Ambrosius Kienle: J. v. Speier. In: Schweizerische Rundschau 3 (1902/03) S. 190–197. Wieder in: Gottesminne 3 (1905) S. 284–298. – Walter Goetz: Die Quellen zur Gesch. des hl. Franz v. Assisi. Eine krit. Unters. Gotha 1904. – Peter Wagner: Zur ma. Offiziumskomposition. In: Kirchenmusikalisches Jb. 21 (1908) S. 13–32. – Louis Laurand: Le Cursus dans la l´egende de saint Fran¸cois par Julien de Spire. In: Recherches de science religieuse 1 (1910) S. 351–358. – H. Dausend: J. v. Speier als Dichter v. Reimoffizien. In: Literaturwiss. Jb. der G¨orres-Ges. 3 (1928) S. 12–27. – E. Bruning: Der musikalische Wert des Reimoffiziums zu Ehren des Hl. Antonius v. Padua. In: Gregoriusbl. 60 (1931) S. 113–119. – Jos´e M. Pou y Marti: De fontibus vitae Sancti Antonii Pataviensis. In: Antonianum 6 (1931) S. 225–252. – Livarius Oliger, 657
1. H¨alfte 13. Jh. De fatis officii liturgici S. Antonii Pataviensis. In: ebd., S. 268–285. – Michael Bihl: La leggenda antoniana di Fra Giuliano da Spira, OFM, ed il suo Epilogo inedito. In: Studi Francescani 29 (1932) S. 429–453. – Aurelian van Dijk: Wann hat J. v. S. sein Reimoffizium des hl. Franziskus verfasst? In: Franziskanische Stud. 23 (1936) S. 208–214. – John R. H. Moorman: The Sources for the Life of Saint Francis of Assisi. Manchester 1940 (Nachdr. Farnborough 1966) S. 76–82. – Ewald Jammers: Wort und Ton bei J. v. S. In: Der kultische Gesang der abendl¨andischen Kirche. FS Dominicus Johner. Hg. v. Franz Tack. K¨oln 1950, S. 93–101. – Sophronius Clasen: Antonius v. Padua. In: Franziskanische Quellenschr. 4 (1954) S. 1–15. – Lex. der dt. Heiligen, Seligen, Ehrw¨urdigen und Gottseligen. Hg. v. Jakob Torsy. K¨oln 1959, Sp. 295. – Pater Maximilianus: Middelnederlandse vertalingen van liturgische gebeden tot Franciscus. In: Ons Geestelijk Erf 33 (1959) S. 337–376. – Ders.: Traductions en moyen-neerlandais de pri`eres liturgiques a` St. Antoine de Padoue. In: Collectanea Franciscana 30 (1960) S. 298–302. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 2. Berlin 1965, S. 215–218. – S. Clasen: Legenda antiqua S. Francisci. Unters. u¨ ber die nachbonaventurianischen Franziskusquellen: Legenda trium sociorum, Speculum perfectionis, Actus B. Francisci et sociorum eius und verwandtes Schrifttum. Leiden 1967, S. 347–350. – Jacques Toussaert: Antonius v. Padua. Versuch einer krit. Biogr. K¨oln 1967, 51–67. – Damien Vorreux: Un manuscrit in´edit de la Vie de saint Fran¸cois par Julien de Spire. Reims, Municipale 1393. In: Archivum Franciscanum Historicum 61 (1968) S. 200–216. – Jacques Cambell: Le culte liturgique de Saint Antoine ˆ de Padoue au Moyen-Age. In: Il Santo 11 (1971) S. 155–197; 12 (1972) S. 19–63. – Duane V. Lapsanski: Perfectio evangelica. Eine begriffsgeschichtliche Unters. im fr¨uhfranziskanischen Schrifttum. Paderborn u. a. 1974, S. 91–105. – Armando Quaglia: La regola Francescana. Convergenze e divergenze in Celano, fra Giuliano da Spira e San Bonaventura. In: Miscellanea Francescana 82 (1982) S. 471–479. – Ottone Tonetti: L’ufficio ritmico di San Francesco d’Assisi di Fra Giuliano da Spira. In: Rivista internazionale di musica sacra 3 (1982) S. 370–389. – Donatella Righini: La melopea primitiva francescana di Giuliano da Spira e le intonazioni del Laudario di Cortona. In: Studi Medievali, Ser. 3, 37 (1996) S. 339–346. – Emanuela 658
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1. H¨alfte 13. Jh. Prinzivalli: Alcune riflessioni sulla ‹vita s. Francisci› di Giuliano da Spira. In: Hagiographica 3 (1996) S. 137–161. MM
Konrad von Marburg, * wahrscheinlich im letzten Viertel des 12. Jh. Marburg/Lahn, † 30.7.1233 bei Marburg (ermordet). – Prediger, Inquisitor. K. war m¨oglicherweise Weltgeistlicher oder Pr¨amonstratenser, stand er doch zum Kloster Arnstein/Nassau in Beziehung. Sicher ist sein Auftreten als Kreuzzugsprediger um 1216 in der Bremer und um 1220 in der Magdeburger Kirchenprovinz. Auch hielt er sich in Mainz und Meißen auf. Um 1226 kam er an den Hof von Ludwig IV. von Th¨uringen. Dessen Frau Elisabeth stand in enger Beziehung zu K. Zun¨achst ihr Beichtvater, legte K. ihr nach Ludwigs Tod 1227 ein strenges Bußregime auf, daß sie widerspruchslos akzeptierte. Er verwaltete auch erfolgreich ihre weltlichen Gesch¨afte und gr¨undete mit ihr das Franziskus-Hospital in Marburg. Unmittelbar nach Elisabeths Tod 1231 begann K., auf ihre Kanonisation hinzuarbeiten. Daneben war K. als Inquisitor und seit 1227 als Visitator der dt. Kl¨oster t¨atig. 1231 verlieh ihm Papst Gregor IX. als Ketzerrichter weitreichende Befugnisse, die K. weidlich ausnutzte: Er galt als unbarmherziger Inquisitor, der r¨ucksichtslos B¨urger und Bauern bedr¨angte und zuletzt auch vor dem Adel nicht haltmachte. Als Konsequenz wurde K. von emp¨orten Rittern erschlagen. K.s Predigten sind nicht erhalten, daf¨ur eine lat. Vita Elisabeths (Summa Vitae), die K. bis 1232 vollendete und 1233 mit anderen Unterlagen an den Papst sandte, um Elisabeths Heiligsprechung voranzutreiben. Sp¨ater wurde der Text eine Hauptquelle der Elisabeth-Vita des → Dietrich von Apolda. Daneben gilt K. als m¨oglicher Verfasser einer Sammlung von 12 kurzen Lebensregeln f¨ur Elisabeth. ¨ Uberlieferung: Vita: Hss. bei Huyskens 1908 (s. Ausg.) S. 151–153 und Reber 1964 (s. Lit.) S. 28–30. Erw¨ahnenswert: Koblenz, Landeshauptarch., Best. 162 Nr. 1401, 73 f. (1232). – Erlangen, UB, Ms. 169, 104–106 (Ende 13. Jh.). – Lebensregeln f¨ur Elisabeth von Th¨uringen: Bamberg, SB, Msc. Hist. 148 (fr¨uher E.VII.58), 46v (Perg., lat., Klara-Kloster N¨urnberg, zweite H¨alfte 14. Jh.); in n¨urnbergische Hs. eingeschoben. 659
Konrad von Marburg Ausgaben: Summa Vitae: Codex diplomaticus Saxoniae regiae. Bd. 1,3. Hg. v. Otto Posse. Leipzig 1898, S. 330–333 (Nr. 476). – Albert Huyskens: Quellenstudien zur Gesch. der hl. Elisabeth, Landgr¨afin von Th¨uringen. Marburg 1908, S. 155–160. – Elisabeth von Th¨uringen. Die Zeugnisse ihrer Zeitgenossen. Hg. v. Lee Maril. Einsiedeln u. a. 1960, S. 62 f. Literatur: Ernst Ranke, ADB 16 (1882) S. 642–648. – Karl Bosl, BWG2 2 (1974) Sp. 1542 f. – Peter Segl, NDB 12 (1980) S. 544–546. – Matthias Werner, VL 5 (1985) Sp. 218–221. – Alexander Patschovsky, LexMA 5 (1991) Sp. 1360 f. – Karl Dienst, BBKL 4 (1992) Sp. 418 f. – M. Werner, LThK3 6 (1997) Sp. 281. – Wilhelm Maurer/Norbert Ohler, RGG4 4 (2001) Sp. 1609. – Roger Aubert: K. de Marbourg. In: DHGE 29 (2004) Sp. 590 f. – Josef Beck: K. v. M., Inquisitor in Deutschland. Diss. Breslau 1871. – Paul Braun: Der Beichtvater der hl. Elisabeth und dt. Inquisitor K. v. M. Diss. Jena 1909. – Ders.: Die angebliche Schuld K.s v. M. an dem Kreuzzug gegen die Stedinger vom Jahre 1234. In: Jb. der M¨anner vom Morgenstern 12 (1909/10) S. 74–79. – Gallus Haselbeck: Die hl. Elisabeth und ihre Beichtv¨ater Br. Rodeger und K. v. M. In: Franziskanische Stud. 18 (1931) S. 294–308. – Ludwig F¨org: Die Ketzerverfolgung in Deutschland unter Gregor IX. Ihre Herkunft, ihre Bedeutung und ihre rechtlichen Grundlagen. Berlin 1932. Nachdr. Vaduz 1965. – Karl Hermann May: Zur Gesch. K.s v. M. In: Hessisches Jb. f¨ur Landesgesch. 1 (1952) S. 87–109. – Ortrud Reber: Die Gestaltung des Kultes weiblicher Heiliger im Sp¨atMA. Die Verehrung der Heiligen Elisabeth, Klara, Hedwig und Birgitta. Diss. W¨urzburg 1964. – Karl H. Rexroth: K. v. M. als Widerpart der heiligen Elisabeth im volkst¨umlichen Kult und in der Legende. In: Hessische Heimat 31 (1981) S. 152–157. – M. Werner: Die hl. Elisabeth und K. v. M. In: Sankt Elisabeth. F¨urstin, Dienerin, Heilige. Aufs¨atze, Dokumentation, Katalog. Hg. Philipps-Univ. Marburg/Hessisches Landesamt f¨ur geschichtliche Landeskunde. Sigmaringen 1981, S. 45–69. – Uwe Geese: Die Reliquien der Elisabeth v. Th¨uringen im Interesse des Ketzerpredigers K. v. M. In: Bauwerk und Bildwerk im HochMA. Hg. v. Karl Clausberg/Dieter Kimpel. Gießen 1981, S. 127–140. – A. Patschovsky: Zur Ketzerverfolgung K.s v. M. In: Dt. Arch. f¨ur Erforschung des MA 37 (1981) S. 641–693. – Daniela 660
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Rheinisches Marienlob Mu¨ ller: Frauen vor der Inquisition. Lebensform, Glaubenszeugnis und Aburteilung der dt. und fanz¨osischen Katharerinnen. Mainz 1996. – Mario Fischer: K. v. M. und die Anf¨ange der Inquisition in Deutschland. In: Jb. der Hessischen kirchengeschichtlichen Vereinigung 55 (2004) S. 161–195. – Christian G¨orzel: K. v. M. und die Herren v. Dernbach. In: Heimatnachrichten von Aar und Siegbach (2004/05) S. 42–47. – M. Werner: Elisabeth v. Th¨uringen, Franziskus v. Assisi und K. v. M. In: Elisabeth v. Th¨uringen: Eine europ¨aische Heilige. Bd. 3. Th¨uringer Landesausstellung, WartburgEisenach, 7. Juli bis 19. Nov. 2007. Hg. v. Dieter Blume/Uwe John. Petersberg 2007, S. 109–136. – Wolfhard Vahl: K. v. M., die Heilige Elisabeth und der Dt. Orden. Marburg 2007. – Helmut Krause: Hof Capelle. Ort der Ermordung K.s v. M., des Wegbereiters der Hl. Elisabeth. Marburg 2007. MM Rheinisches Marienlob (Niederrheinisches Marienlob). – Dt. Mariendichtung, 2. Viertel 13. Jh. Anhand von Ph¨anomenen des Lautwandels ist der mutmaßliche Entstehungsort des Textes im Ripuarischen zu suchen (Augustinerinnenkloster Marienthal bei Dernau, so N¨orrenberg, oder im ripuarischen S¨uden im Raum K¨oln, Bach, S. 255). Der Autor ist unbekannt. Dass es sich um → Hermann Joseph von Steinfeld gehandelt haben k¨onnte (Wiesniewski), ist bei der Allgemeinheit der Paral¨ lelen kaum zu begr¨unden. Uber sich selbst spricht der Verfasser als «arm knecht» (5,13 u. o¨ .) und «unwirdich priester» (39,35 u. o¨ .), sein Publikum adressiert er mit «ir» oder kollektivem «wir», er lobt die «megtliche scharen», wie er sie hat Maria nacheifern sehen (63,11–14). Dieses Werk zum Lobe Mariens w¨are auch nicht sein erstes, er habe es «ouch anderwa geschriven» (15,15). Ob man diese Selbstaussagen nun autobiographisch zu lesen hat, der Verfasser demnach sein aktives Schreiben in den Dienst von weiblichen Konversen stellt, ist nicht entschieden. Im Text u¨ berlagern sich vielf¨altige Sprecherrollen in so hoher Frequenz, dass von einem ausgekl¨ugelten System verschiedener Fiktionalit¨atsebenen ausgegangen werden kann (Honemann, Stridde). Ob es sich bei dem den Text durchziehenden hymnischen Ton pers¨onlicher Anteilnahme an Leben und Leid Marias um eine Haltung «der sich selbst aufgebenden mystischen Kontemplation Bernhards und der Viktoriner» (Schneider, S. 95) u¨ berhaupt handelt (Meier, Mu¨ ller, Bach, 661
1. H¨alfte 13. Jh. Wisniewski), ist darum ebenso schwer zu entscheiden, wie, ob 109,19–30 als konkreter Hinweis auf eine vision¨are Schau des Verfassers zu interpretieren ist (Wisniewski, Honemann). Der Text setzt ein mit einer ich-Rede des «buoches» (132,28, u. o¨ .): «Ich bin de lof reinster vrowen» (1,1). Das Buch nennt seinen Sch¨opfer «Din kneht, min vader» (1,17), dessen «nam verholen» bliebe, solange ihn Maria nicht «bekennen» w¨urde (1,18). Nach der Bitte um die Gnade der Inspiration an Maria und Christus (1,22–3,4) folgt die Auslegung der Mariensymbole, die Bedeutung ihrer Namen und Attribute («himel ho», «erde reine», «beslozzene garde», «besigelde brunne», «helich elterstat»; «erliuchtet», «leidesterre», «bitterkeit» (3,5–24,32); eingewoben sind eine Maria Aegyptiaca-Legende und eine TheophiliusLegende (17,5–18,36). Dem Passionsbericht aus der Perspektive eines am Ereignis unmittelbar teilnehmenden «lyrischen Ich» (Honemann, Stridde), schließt sich eine Marienklage an (24,33–35,1). Nach der Exegese von Mariens Freuden an Christi Heilswerk (37,17–52,10) wird die Gottesmutter als Himmelsf¨urstin beschrieben. In intimster Bildsprache bittet das Ich um die Gnade der Zuwendung und Belehrung, nachdem «mine sinne dir gevolget sint» (109,17) bis u¨ ber den h¨ochsten Engelskreis. Gefolgt von einem Sch¨onheitspreis mit integrierter Edelsteinallegorese (114,9–118,34) sind abschließend je ein Gebet Maria und Christus gewidmet (132,24–36). Die Selbstvorstellung zu Beginn des Textes erinnert an die Rede des Buches im Leserprolog des Wigalois → Wirnts von Gravenberg (V. 1–15) und spricht als a¨ sthetisch-literarische Konstruktion f¨ur die allgemein ausgepr¨agte Kenntnis und Verwendung artistischer Darstellungsund Ausdrucksmittel (h¨aufige Wortwiederholungen, Wortspiele, Abstrakta und Spontanmetaphern, Pr¨onneke 64–77) sowie f¨ur eine wahrscheinliche Rezeption h¨ofischer Literatur durch den Verfasser. Der Nachweis von w¨ortlichen Entsprechungen zu → Gottfrieds von Straßburg Tristan (Pr¨onneke, Mu¨ ller) gilt als gescheitert. Der Verfasser stellt sich selbst in eine Reihe mit den «grozen minnern» (15,32), wobei wohl weniger an den Minnesang zu denken ist als an die mariologisch gepr¨agten meist zisterziensischen Hoheliedauslegungen (z. B. → Bernhards von Clairvaux, → Ruperts von Deutz oder → Wilhelms von St. Thierry). Die Beschreibung des Passionsgeschehens (19,10–24,32) weist 662
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1. H¨alfte 13. Jh. in der narrativen und dramaturgischen Darstellungsweise auff¨allige Parallelen zum zeitgen¨ossischen geistlichen Spiel auf; die N¨ahe zu K¨oln macht die Kenntnis solcher Auff¨uhrungspraktiken wahrscheinlich (Stridde). Konstitutiver Teil des Passionsspiels war außerdem die Marienklage, die sich auch im R. M. anschließt. Sie sticht neben den sonst viertaktigen paargreimten Versen mit gelegentlich r¨uhrendem Reim in formaler Hinsicht hervor und bietet in Strophik und Reimbindung eine F¨ulle an Varianten auf. Sie ist laut Verfasser eine Eigenkomposition («dat ich geschriven han», 36,4), eine Vorlage ist tats¨achlich nicht auszumachen. Vermutlich hat sie aber die Mit¨uberlieferung von → Unser vrouwen klage, der meistverbreiteten Marienklage des MA motiviert (Grimm, S. 39 glaubt an einen gemeinsamen Verfasser). Die eigenwillige Mischung von Marienpreis, -legende, -leben und -mirakel ohne feste Struktur, der pausenlos wechselnde hymnische, epische, lyrische, didaktische und doxologische Ton machen die gattungstheoretische Bestimmung des Textes uneindeutig. Seine ung¨unstige literarhistorische Positionierung zwischen den liturgisch gepr¨agten Mariendichtungen des 11. und 12. Jh. und den prominenten Dichtungen der Ikonen → Konrads von W¨urzburg, → Heinrichs von Meißen (Frauenlob) oder → Eberhard von Sax haben daf¨ur gesorgt, dass er in der j¨ungeren Forschung nur wenig beachtet wurde. ¨ Uberlieferung: Hannover, LB, Cod. I 81, 1r–93v (Perg., um 1250, mittelfr¨ankisch, fr¨uh zusammengebunden mit einem 2. Teil (um 1200), der Gedichte des → Wilden Mannes (94r–121r), → Wernhers vom Niederrhein (121r–133r), den ¨ → K¨olner Morgensegen (133r–134r) und die → Altere niederrheinische Marienklage (→ Unser vrouwen klage, 134v–137r) enth¨alt. Die Hs. tr¨agt einen Besitzvermerk des 15./16. Jh. der Kartause K¨oln. Ausgaben: Wilhelm Grimm: Marienlieder. In: ZfdA 10 (1856) S. 1–142 (zit. der Versz¨ahlung). – Adolf Bach (Hg.): Das R. M. Eine dt. Dichtung des 13. Jh. (Bibl. des Lit. Vereins in Stuttgart CCLXXXI). Leipzig 1934 (zit. des Textes, Sonderzeichen aufgel¨ost). Literatur: Adolf Bach, VL1 3 (1943) Sp. 253–261. – De Boor/Newald 2 (1953) S. 385. – Hans Fromm: Mariendichtung. In: RL2 2 (1965) S. 271–291. – Volker Honemann, VL2 8 (1992) Sp. 33–37. – Franz-Josef Schweitzer, MarLex 5 (1993) S. 476–478. – Konstantin N¨orrenberg: Die 663
Rheinisches Marienlob Heimat des Niederrheinischen Marienlobs. In: PBB 9 (1884) S. 412–421. – Karl Koehn: Die Hs. des r. M.s. In: ZfdA 34 (1890) S. 40–47. – John Meier: Stud. zur Sprach- und Literaturgesch. der Rheinlande. In: PBB 16 (1891) S. 95–99. – Wilhelm Pr¨onnecke: Stud. u¨ ber das Niederrheinische Marienlob. G¨ottingen 1904. – Artur M¨uller: Das Niederrheinische Marienlob. Diss. masch. Berlin 1907. – Walther Lipphardt: Stud. zu den Marienklagen. Marienklage und germ. Totenklage. In: PBB 58 (1934) S. 390–444. – Hermann Schneider: Heldendichtung, Geistlichendichtung, Ritterdichtung (Gesch. der dt. Lit. 1). Heidelberg 1943. – Gesine Taubert: Zur Metrik des R. M.s. Diss. masch. Marburg 1949. – Konrad Kunze: Stud. zur Legende der hl. Maria Aegyptiaca im dt. Sprachgebiet (Ph.Stud.u.Qu. 49). Berlin 1969, S. 6063. – Gerhard M. Sch¨afer: Unters. zur deutschsprachigen Marienlyrik des 12. und 13. Jh. (GAG 48). G¨oppingen 1971, S. 64–72. – Ulrich Engelen: Die Edelsteine im R. M. In: Fr¨uhma. Stud. 7 (1973), S. 353–376. – Wolfgang Fleischer: Unters. zur Palmbaumallegorie im MA (M¨unchner germ. Beitr. 20). Mu¨ nchen 1976, S. 107–117. – Roswitha Wisniewski: Das Niederrheinische Marienlob. Verfasserschaft – geistige Haltung – Beziehungen zum Minnesang. In: FS Artur Henkel. Heidelberg 1977, S. 469–482. – Dietrich Schmidtke: Stud. zur dingallegorischen Erbauungslit. des Sp¨atMA (Hermaea NF 43). T¨ubingen 1982, S. 77, 218 f., 399 mit Anm. 17. – Karl Stackmann: Magd und K¨onigin. Dt. Mariendichtung des MA (Bursfelder Universit¨atsreden 7). G¨ottingen 1988. – Volker Honemann: Das literarische Bild des Autors im ‹R. M.›. In: Bildhafte Rede in MA und fr¨uher Neuzeit. Probleme ihrer Legitimation und ihrer Funktion. Hg. v. Wolfgang Harms/Klaus Speckenbach. T¨ubingen 1992, S. 237–247. – Thomas Klein: Die mittelfr¨ankische ‹e›-Synkope und -Apokope und die Metrik des ‹R. M.s›. In: Kulturen – Sprachen – ¨ Uberg¨ ange. Hg. v. Gunther Hirschfelder. K¨oln u. a. 2000, S. 153–171. – R. Wisniewski: Das ‹R. M.›, Hermann Joseph v. Steinfeld und die K¨olner Kirche St. Maria im Kapitol. In: FS Hans Szklenar. Berlin 2002, S. 157–179. – Christine Stridde: Verbalpr¨asenz und g¨ottlicher Sprachakt. Zur Pragmatik spiritueller Kommuniation ‹zwischen› ‹St. Trudperter Hoheslied› und Mechthilds v. Magdeburg ‹Das Fließende Licht der Gottheit›. Stuttgart 2009, bes. S. 101–122. – Dies.: Evangelische, vision¨are oder gespielte Zeugenschaft? Passion im R. M. 664
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Hadewijch In: Zeugnis und Zeugenschaft. Perpektiven aus der Vormoderne. Hg. v. Heike Schlie/Wolfram Drews. Mu¨ nchen 2010, S. 201–223. CS Hadewijch (Adelwip), um 1260 (?). – Mystikerin. H.s genaue Lebensumst¨ande sind gr¨oßtenteils unbekannt. Sie war um 1230–50 t¨atig und lebte als Begine in Antwerpen. Aus ihren Texten tritt sie als fest im Glauben verwurzelte Frau hervor, die sich als geistliche F¨uhrerin einer Gemeinschaft gl¨aubiger Frauen engagierte. Sie erw¨ahnt im Zusammenhang mit ihrer Gruppe zwar auch Konflikte und Austritte, war also als Person nicht unumstritten. Ihre intellektuellen F¨ahigkeiten und Kenntnisse stehen allerdings außer Zweifel: Sie disputierte mit gelehrten Theologen, kannte die Texte von → Augustinus, Origenes, → Bernhard von Clairvaux, → Richard von St. Viktor, → Hugo von St. Viktor und → Wilhelm von St. Thierry, außerdem das Schriftgut der Zisterzienser. Nachgewiesen sind weiterhin zahlreiche Kontakte H.s zu anderen Mystikern, u. a. in K¨oln, Th¨uringen und B¨ohmen. Trotz der sp¨arlichen biographischen Details ist H.s Wirkung kaum zu u¨ bersch¨atzen, z¨ahlt sie doch zu den Mitbegr¨underinnen der niederl¨andischen Mystik. H.s Werk umfasst Prosavisionen, Gedichte sowie Briefe in Reimen und Prosa. Eine teilweise Verfasserschaft von Sch¨ulerinnen H.s ist vermutet worden, kann aber nicht bewiesen werden. Die zeitliche Entstehung der Texte ist ungekl¨art. Nach eigenen Angaben empfing H. manche ihrer Visionen bereits als Neunzehnj¨ahrige, was freilich nichts u¨ ber den Zeitpunkt der Niederschrift aussagt. Charakteristisch f¨ur H.s im Dialekt Brabants geschriebenes Werk ist die vollendete Verbindung von religi¨oser Mystik und Minne-Elementen. H.s große Kenntnis der h¨ofischen Register k¨onnte auch auf eine adlige Herkunft der Autorin hindeuten. Das Visionsbuch enth¨alt 14 Prosavisionen, die H. nach eigener Aussage direkt von Gott empfing. Gemeinsam ist ihnen ein p¨adagogischer Rahmen, wird doch das vision¨are Erlebnis stets von Hinweisen auf das f¨ur H. eigentliche Ziel begleitet: den von Liebe getragenen Aufstieg zu Gott. Obwohl das Visionsbuch Z¨uge der Brautmystik aufweist, ist es vor allem in der Minne verwurzelt. Die Seele erscheint nicht als passiv wartende Braut, sondern nimmt eine aktive Rolle ein. H. vergleicht sie mit einem ziehenden Ritter, der sich durch die Wildnis k¨ampft. Gegen¨uber der die g¨ottliche Liebe anstrebenden Seele tritt die Vernunft als tyrannische Her665
1. H¨alfte 13. Jh. rin auf. Diese affektive Tendenz unterscheidet H. von jenen Mystikern, denen an einer Vers¨ohnung von Seele und Intellekt gelegen war. Ausdruck von H.s lyrischer Begabung ist die Sammlung Strofische Gedichten. In diesen 45 Gedichten zeigt H. ihr tiefstes Erfassen der h¨ofischen Minnelyrik. Sie beherrscht die Troubadourtechniken sowohl der Provence wie Nordfrankreichs, nur wird in H.s Gedichten die von den Troubadours besungene weltliche Liebe v¨ollig transzendiert im Streben der Seele nach der Vereinigung mit Gott. Was das Visionsbuch in Prosa und als g¨ottliche Eingebung darstellt, wird hier in formbewussten, doch zugleich abwechslungsreichen Versen besungen. Eine Mischung von Versen und Prosa findet sich schließlich in den Mengeldichten, einer Sammlung von 31 Prosa- und 16 Reimbriefen (die ebenfalls u¨ berlieferten Briefe 17–29 gelten als unecht). Diese Briefe zeigen H.s Einbindung in eine lebendige Gemeinschaft von Gl¨aubigen, die wie sie nach der g¨ottlichen Liebe streben. In Ratschl¨agen und Warnungen weist H. auf die Gefahren und Irrt¨umer hin, die in dieser Suche lauern. Auch spiegeln die Texte H.s Kampf um Autorit¨at und Einigkeit in ihrer Gruppe wider. Was in den Visionen und Gedichten mystisch erfahren wird, findet also in den Mengeldichten seine Anwendung auf das praktische Leben. Obwohl H. wegen ihres unabh¨angigen Lebenswandels und erotisch verstandener Werkstellen nicht ohne Anfeindungen blieb, fand ihr Werk doch weithin Anerkennung. Ihre Wirkung erfasste etwa Johannes von Ruusbroek, Johannes von L¨owen, Hendrik Mande und den Meister von Groenendaal, strahlte aber auch bis in den deutsch¨ sprachigen Bereich aus, wie zahlreiche Ubersetzungen ihrer Texte belegen. Die neuere Forschung unterstreicht H.s bedeutsame Rolle f¨ur die fr¨uhe Illiteratenliteratur, als intellektuelle Protagonistin der ma. Frauenbewegung sowie als Inspiration der «mulieres religiosae» und der «devotio moderna». ¨ Uberlieferung: H.s Werke liegen in mittelndl. Sammelhss. vor: Gent, UB, Cod. 941, 18v–20v (Perg., Antwerpen [?], 2. H¨alfte 14. Jh.). – Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. 2879–80 und 2877–78. – Antwerpen, Ruusbroecgenootschap, Cod. 385. Ausgaben (Auswahl): Werken van Zuster H. Hg. v. Josef Vercouille u. a. 3 Bde. Gent 1875–1905. – Liederen van H., naar de drie bekende hss. kritisch uitgegeven met Inleiding en Woordenlijst. Hg. v. Johanna Snellen. Amsterdam 1907. – Strophische 666
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1. H¨alfte 13. Jh. Gedichten. Hg. v. Josef van Mierlo. L¨owen 1910. – Mengeldichten. Hg. v. J. van Mierlo. Br¨ussel 1912. Nachdr. 1984. – Visionen. Hg. v. Friedrich M. H¨ubner. Leipzig 1913. – De Vizioenen van Hadewych. Hg. u. u¨ bers. v. Albert Verwey. Antwerpen [1922]. – Werke. Hg. v. Joseph O. Plassmann. 2 Tle. in 1 Bd. Hannover u. a. 1923. – De Visioenen. Hg. v. J. van Mierlo. L¨owen 1924. – Dt. Mystikertexte des MA. Bd. 1. Hg. v. Joseph Quint. Bonn 1929, S. 21–30. – Dt. Mystikerbriefe des MA 1100–1550. Hg. v. Wilhelm Oehl. M¨unchen 1931, S. 426 f., 721 f. u. o¨ . (Nachdr. Darmstadt 1972). – Brieven van H. Hg. u. u¨ bers. v. Marie H. van der Zeyde. Antwerpen 1936. – Brieven. Hg. v. J. van Mierlo. 2 Bde. Antwerpen u. a. 1947. – H. d’Anvers. Po`emes des B´eguines. Hg. v. Jean-Baptiste Porion. Paris 1954. – Brieven. Hg. v. Frans van Bladel. Tielt u. a. 1954. – Strofische gedichten. Hg. v. Edward Rombauts. Zwolle 1961. – Strofische gedichten. Hg. v. Norbert de Paepe. Gent u. a. 1972. – De Visioenen van H. Hg. v. Paul Mommaers. 2 Bde. Nijmegen 1979. – H. Een bloemlezing uit haar werken. Hg. v. N. de Paepe. Amsterdam u. a. 1979. – Visioenen. Uitgegeven naar handschrift 941 van de Bibliotheek der Rijksuniversiteit te Gent. Hg. v. Herman W. Vekeman. Nijmegen 1980. – The Complete Works. Hg. u. u¨ bers. v. Columba Hart. New York 1980. – Amour est tout. Po`emes strophiques. Hg. v. Andr´e Simonet. Paris 1984. – Brieven. Hg. v. Marc Ortmanns-Cornet. Br¨ugge 1986. – Visions. Hg. v. J.-B. Porion. Paris 1987. – De brieven van ´ H. Hg. v. P. Mommaers. Averbode 1990. – Ecrits mystiques des B´eguines. Hg. v. J.-P. Porion. Paris 1994. – Andr´e Gozier: B´eguine, e´ crivain et mystique. Portrait et textes de H. d’Anvers (XIIIe si`ecle). Montrouge 1994. – Visioenen. Hg. v. Imme Dros. Amsterdam 1996. – Das Buch der Visionen. Hg. v. Gerald Hofmann. 2 Bde. Stuttgart-Bad Cannstatt 1998. – Poetry of H. Hg. v. Marieke van Baest. L¨owen 1998. – Les Visions. Hg. v. Georgette Epiney-Burgard. Genf 2000. – Het boek der liederen. Hg. v. H. W. Vekeman. Budel [2005]. – Liederen. Hg. v. Frank Willaert u. a. Groningen 2009. Bibliographien: Gertrud J. Lewis u. a.: Bibliogr. zur dt. Frauenmystik des MA mit einem Anhang zu Beatrijs van Nazareth und H. Berlin 1989, S. 351–410. – Heiner Schmidt: Quellenlex. zur dt. Literaturgesch. Bd. 10. Duisburg 1997, S. 130–135. Literatur: Paul Mommaers, VL2 3 (1981) Sp. 368–378. – Hermann W. J. Vekeman, LexMA 667
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Adilbert von Augsburg Margaret Ebner, and Julian of Norwich. New York 2010. – Marie-Genevi`eve Grossel: La voie des ailes, les ailes de la voix. Utilisation du motif lyrique de l’oiseau dans la po´esie mystique d’H. d’Anvers. In: Cornes et plumes dans la litt´erature m´edi´evale. Attributs, signes et embl`emes. Hg. v. Fabienne Pomel. Rennes 2010, S. 229–247. MM Adilbert von Augsburg. – Hagiograph des fr¨uhen 13. Jh. A. war Prior der Abtei St. Ulrich und Afra zu Augsburg, wo er bis 1240 urkundlich bezeugt ist, und hatte dort die Funktion eines Schreibers und Redaktors inne. Als solcher setzte er sich haupts¨achlich mit hagiographischen Werken auseinander. Bei A. k¨onnte es sich um → Albert(us) von Augsburg, den Verfasser einer Ulrichsvita, handeln. Zu seinen Werken z¨ahlen: 1) Vita sancti Athanasii u¨ ber den Bischof von Alexandria; entstanden um oder bald nach 1200. – 2) Vita Simperti. – 3) Prologus in Conversionem et Passionem S. Afrae. Die Sermones des A. sind verloren, die Verfasserschaft des Brevis Abbatum SS. Udalrici et Afrae monasterii Catalogus ist nicht gesichert. ¨ Uberlieferung: Vita sancti Athanasii: Fulda, LB, Hs. Aa 96, 11r–22v. – Vita Simperti: unedierte ¨ dt. Ubersetzungen: M¨unchen, BSB, Cgm 402, 47r–65v. – Ebd., Cgm 751, 65vv–89v. – Ebd., Cod. 3842. – Prologus in Conversionem et Passionem S. Afrae: Augsburg, Arch. des Bistums Augsburg, Cod. 80, 1r–2v. Literatur: Karl-Ernst Geith, VL2 1 (1978) Sp. 63 f. – Nonnosus Buehler: Die Schriftsteller und Schreiber des Benediktinerstiftes St. Ulrich und Afra in Augsburg w¨ahrend des MA. Diss. Mu¨ nchen 1916. – Richard Hipper: Die Urkunden des Reichsstiftes St. Ulrich und Afra in Augsburg. Augsburg 1959. – Walter Berschin/Joachim Kuhnt: A. v. A. Vita S. Athanasii (Fulda, Hessische LB Aa 96. Verona, Bibl. Capitolare CCXX). In: Von der Klosterbibl. zur Landesbibl. Hg. v. Artur Brall. Stuttgart 1978, S. 233–257. – Hilda Thummerer (Hg.): Littera sive instrumentum. legenda cum historia et prosa de sancto Simperto episcopo 1492. Wiedergabe einer Hs. v. Leonhard Wagner. Augsburg 1980. SF Arnulf von Lowen ¨ (Arnulphus de Lovanio) OCist, L¨owen, † 1248 Villers. – Zisterzienserm¨onch, Abt des Klosters Villers-en-Brabant und Verfasser eines Liedzyklus und einer verschollenen Versifizierung einer Beichtsumme. 676
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Lamprecht von Regensburg A. war zun¨achst Subprior und seit 1240 Abt des Klosters Villers in Brabant. Eine ihm zugeschriebene Chronica Villariensis monasterii (MGH SS XXV, 195–219) stammt nicht von A., in ihr ist er aber als Verfasser einer (nicht erhaltenen) metrischen Bearbeitung der Summa de poenitentia des Raymundus von Penyafort bezeugt. Er verfasste einen Zyklus von Rhythmen auf den Gekreuzigten mit dem Titel Ad singula membra Christi patientis. Mit jeweils f¨unf rhythmischen Strophen richtet sich der meditative Zyklus betrachtend an F¨uße, Knie, H¨ande, die Seite und ¨ das Antlitz des leidenden Jesus. In der Uberlieferung wurde das Werk teilweise um weitere Strophengruppen erweitert; ein derart erweiterter, als Rhythmica oratio f¨alschlich → Bernhard von Clairvaux zugeschriebener Zyklus wurde im 17. Jh. von Dietrich Buxtehude in seinem Kantatenwerk mit dem Titel Membra Jesu Christi vertont. Die Zusatzstrophe Salve caput cruentatum in Verbindung mit der Strophengruppe Ad faciem stellt die lat. Vorlage von Paul Gerhardts O Haupt voll Blut und Wunden dar. ¨ Eine mhd. Ubertragung des durch die Strophengruppe Ad pectus erweiterten Zyklus findet sich unter dem Titel Sanct Bernhards klage in der Handschrift N¨urnberg, StB, Cent. VI, 43e, 282v-290r. Abdruck: Karl Bartsch (Hg.): Die Erl¨osung mit einer Auswahl geistlicher Dichtungen (Bibl. dt.Nat.-Lit. 37). Quedlinburg 1858, S. 225–236. Eine weitere, unter dem Namen Bernhards von Clairvaux u¨ berlieferte mhd. Fassung bei Berta Gillitzer: Die Tegernseer Hymnen des Cgm 858. Mu¨ nchen 1942, S. 24–34. Ausgabe: Guido Maria Dreves/Clemens Blume: Ein Jahrtausend lat. Hymnendichtung. Bd. 1. Leipzig 1909, S. 323–327. Literatur: Franz Josef Worstbrock, VL2 1 (1978) Sp. 500–502; 11 (2004) Sp. 139. – Franz Brunh¨olzl, LexMA 1 (1980) Sp. 1020. – Desideer A. Stracke: A. van Leuven, O. Cist. versus Gelukz. Hermann Jozef, O. Praem. In: Ons Geestelijk Erf 24 (1950) S. 27–50, 133–169. – Ders.: Over het ‹Ave mundi salutare› in het diets. In: ebd. S. 409–419. – Johannes Ramackers: Beitr. zur Gesch. der Abtei Steinfeld 1: Wer ist der Verfasser des Herz-Jesu-Hymnus ‹Summi regis cor, aveto›? In: Zs. des Aachener Geschichtsver. 64/65 (1951/52) S. 176–181. – D. A. Stracke: Gelukz, Hermann-Jozef versus Arnulfus Abbas Lovaniensis. In: Ons Geestelijk Erf 27 677
1. H¨alfte 13. Jh. (1953) S. 201–205. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 2. Berlin 1965, S. 232. – Marlies Lehnertz: Vom hochma. katholischen Hymnus zum barocken evangelischen Kirchenlied. Paul Gerhardts ‹O Haupt voll Blut und Wunden› und seine lat. Vorlage, das ‹Salve caput cruentatum› A.s v. L. In: Liturgie und Dichtung. Ein interdisziplin¨ares Kompendium. Hg. v. Hansjakob Becker/Reiner Kaczynski. Bd. 1 (Pietas Liturgica 1). St. Ottilien 1983, S. 755–773. – Ansgar Franz: O Haupt voll Blut und Wunden. In: Geistliches Wunderhorn. Große dt. Kirchenlieder. Hg. v. Hansjakob Becker u. a. Mu¨ nchen 2001, S. 275–290. – Hubert Herkommer: Die Sch¨onheit des Gottessohnes und der Gottesmut¨ ter. Hist. Betrachtungen zur Asthetik des Heiligen. In: Sch¨onheit und Maß. Beitr. der Eranos Tagungen 2005 und 2006. Hg. v. Erik Hornung/Andreas Schweizer. Basel 2007, S. 43–89, hier S. 51 f. SF Lamprecht von Regensburg OFM, * um 1215, † nach 1250. – Verfasser geistlicher Dichtungen. L.s Leben ist nur in Grundz¨ugen bekannt, die sich zumeist aus seinem Werk erschließen. Er besuchte wohl in Regensburg eine Dom- oder Klosterschule, wo er Lateinkenntnisse erwarb. Nach eigenen Angaben zun¨achst den weltlichen Freuden zugeneigt, kam er schließlich mit den Franziskanern der Stadt in Kontakt, vor allem mit → Berthold von Regensburg. Um 1240 schloss L. sich den Minoriten an. Seine Franziskus-Vita Sante Francisken leben entstand wohl kurz davor (um 1237–39) als eine Art Bewerbung um Aufnahme in das Kloster. Die 5049 mhd.-bair. Paarreimverse des Werks sind eine Nachdichtung der Vita prima des Thomas von Celano (um 1230). Bemerkenswert ist L.s Werk als erste volkssprachliche FranziskusVita Deutschlands. Dass sie trotzdem nur in einem Kodex u¨ berliefert ist und geringe Wirkung zeitigte, mag an der u¨ berm¨achtigen Konkurrenz von → Bonaventuras Legenda maior gelegen haben. Heute werden dem Werk auch fr¨uhindividualistische Zu¨ ge attestiert, die auf die Neuzeit verweisen. Der Provinzial Gerhard regte um 1250 L.s zweites Werk, Tohter von Syon, an, das wohl auf einer Allegorie des Guerricus beruht. In 4312 gereimten mhd. Versen nimmt L. die brautmystische Allegorie als Grundlage f¨ur belehrende Exkurse im Gewand geistlicher Minne. Er thematisiert den Kampf der Seele gegen den Leib, mahnt zur Maßhaltung in 678
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1. H¨alfte 13. Jh. allen Dingen und preist «fides», «spes», «sapientia» und «caritas» gegen¨uber den weltlichen Eitelkeiten. L. konnte mit seiner Allegorie immerhin eine gr¨oßere Wirkung erzielen als mit seiner FranziskusVita, wie mehrere u¨ berlieferte Handschriften zeigen. Auch lobt der Ehrenbrief (1462) des P¨uterich von Reichertshausen das Werk. ¨ Uberlieferung: Sanct Francisken Leben: W¨urzburg, UB, M. p. th. o. 17a, 118 Bll. (Perg., letztes Viertel 13. Jh., bair.). – Tochter Syon: Berlin, ¨ SBB, Mgo 403, 19r–59v (Ebenfurth/Osterr., 1314, bair.). – Gießen, UB, Hs. 102, 1r–98v (Perg., erstes Viertel 14. Jh.). – Prag, Nationalmus., Cod. X I 13, 31 Bll. (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., bair.). – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 42563/64, Ia–Ib (Perg., zweite H¨alfte 13. Jh., bair.); Fragm. (s. Ruh 1971 [s. Ausg.]). Ausgaben: Heinrich Hoffmann, Die Tohter von Sione von Brueder Lampreht ze Regenspurc. In: Fundgruben f¨ur Gesch. dt. Sprache und Litt. 1 (1830) S. 307–317, hier S. 308–310 (Nachdr. Hildesheim u. a. 1969). – Franz Pfeiffer: Altdt. Uebungsbuch zum Gebrauch an Hochschulen. Wien 1866, S. 60–72 (‹Tochter›). – Sanct Francisken Leben und Tochter Syon. Hg. v. Karl Weinhold. Paderborn 1880. – Wiltrud Wichgraf: Der Traktat v. der Tochter v. Syon und seine Bearbeitung. In: PBB 46 (1922) S. 173–231. – Van der Dochtere van Syon. Hg. v. Jan van Mierlo. Antwerpen 1941. – Van der Dochtere van Syon. Hg. v. Johanne-Marie Willeumier-Schaly. In: Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde 67 (1949) S. 1–23. – Kurt Ruh: Fragmente der ‹Tohter von Syon› L.s v. R. In: ZfdA 100 (1971) S. 346–349. Literatur: Philipp Strauch, ADB 17 (1883) S. 581 f. – Ehrismann 2,2 (1935) S. 420 f. u. o¨ . – Margot Schmidt, Dict. Spir. 9 (1976), Sp. 142 f. – Maria Schierling, NDB 13 (1982) S. 466. – Joachim Heinzle, VL2 5 (1985) Sp. 520–524; 11 (2004) Sp. 905. – De Boor/Newald 3,2 (1987) S. 100–103 u. o¨ . – Norbert R. Wolf, LexMA 5 (1991) Sp. 1634. – Walter Buckl, LThK3 6 (1997) Sp. 625. – Uwe Weigand, BBKL 28 (2007) Sp. 969–972. – Sabine Schmolinsky, Killy2 7 (2010) S. 181 f. – Edward Schr¨oder: L. v. R. In: ZfdA 42 (1898) S. 321. – Leonce Reypens: Het latijnsche Origineel der Allegorie van der Dochtere van Syon. In: Ons Geestelijk Erf 17 (1943) H. 2, S. 174–178. – Margot Schmidt: Einfl¨usse der Regio dissimilitudinis auf die dt. Lit. des MA. In: Revue 679
Lamprecht von Regensburg ´ des Etudes Augustiniennes 17 (1971) S. 299–313. – N. R. Wolf: Beobachtungen zum ‹Franziskusleben› L.s v. R. In: Franziskanische Stud. 60 (1978) S. 155–167. – Salome Solf-Maennersdoerfer: Francisk. Eine Deutung aus der Sprache des L. v. R. In: Seligenthal 1231–1981. Beitr. zum 750j¨ahrigen Jubil¨aum. Hg. v. Gabriel Busch. Siegburg 1981, S. 317–382. – Edith Feistner: Hist. Typologie der dt. Heiligenlegende von der Mitte des 12. Jh. bis zur Reformation. Wiesbaden 1995, ¨ S. 193–211. – Dies.: Bausteine zu einer Ubersetzungstypologie im Bezugssystem v. Rezeptionsund Funktionsgesch. der ma. Heiligenlegende. In: ¨ Ubersetzen im MA. Hg. v. Joachim Heinzle u. a. Berlin 1996, S. 171–184. – Hildegard Elisabeth Keller: Diu gewaltaerinne Minne. Von einer weiblichen Großmacht und der Semantik v. Gewalt. In: ZfdPh 117 (1998) S. 17–37. – Manfred Zips: Die ‹Vita Prima S. Francisci› des Thomas v. Celano in einer mhd. Version des 13. Jh. als fr¨uhes Zeugnis der Aufnahme franziskanischen Gedankengutes in Dtl. In: Francescanesimo in volgore (secoli XIII–XIV). Atti des XXIV Convegno internazionale, Assisi, 17–19 ottobre 1996. Spoleto 1997, S. 179–217. – Nikolaus Henkel: Lit. in Regensburg im 12.-14. Jh. In: Gesch. der Stadt Regensburg. Hg. v. Peter Schmidt. Regensburg 2000, S. 876–906. – Geert Warnar: ‹Ex levitate mulierum›. Masculine Mysticism and Jan van Ruusbroec’s Perception of Religious Women. In: The Voice of Silence. Women’s Literacy in a Men’s Church. Hg. v. Th´er`ese De Hemptinne/Mar´ıa Eugenia G´ongora. Turnhout 2004, S. 193–206. – Cornelius Bohl: Belehren und Bekehren. Das ‹Sante Francisken leben› des L. v. R. als Zeugnis franziskanischer Bildung, Seelsorge und Fr¨ommigkeit Mitte des 13. Jh. in Deutschland. In: Europa und die Welt in der Gesch. FS Dieter Berg. Hg. v. Raphaela Averkorn u. a. Bochum 2004, S. 574–592. – E. Feistner: Regensburger Perspektiven auf einen europ¨aischen Heiligen. Zur mhd. Franziskusvita L.s v. R. In: Kulturarbeit und Kirche. FS Paul Mai. Hg. v. Werner Chrobak/Karl Hausberger. Regensburg 2005, S. 339–347. – Dies.: Regionalisierung und Individualisierung in europ¨aischen Dimensionen. Der Blick L.s v. R. auf den Heiligen Franziskus v. Assisi. In: Das ma. Regensburg im Zentrum Europas. Hg. v. ders. Regensburg 2006, S. 177–189. – M. Zips: Franziskus v. Assisi, vitae via. Beitr. zur Erforschung des Geschichtsbewußtseins 680
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Tochter Sion-Traktat in den dt. Franziskusviten des MA mit besonderer Ber¨ucksichtigung der deutschsprachigen Werke. Wien 2006, S. 48–60. MM Tochter Sion-Traktat (Von der Tochter Sion, Syon und a¨ hnlich). Der T. S.-T. wird der geistlichen Brautmystik zugerechnet. Er erz¨ahlt die Allegorie von der T. S., also der menschlichen Seele, deren Weg zur Einheit mit Gott die lat. Fassung in vier Abschnitten schildert: Zun¨achst erf¨ahrt die T. S., dass in der irdischen Welt nichts ihrer Liebe wert ist. Im zweiten Abschnitt raten die Tugenden der verzweifelten T. S., sich an den Himmelsk¨onig zu wenden, der allein ihre Liebe verdiene. Caritas und Oratio reisen im dritten Abschnitt gen Himmel, wo Caritas das Herzblut des K¨onigs sammelt. Dieses erh¨alt zuletzt die T. S., was sie mit g¨ottlicher Liebe erf¨ullt. Am Ende steht das Herabsteigen des K¨onigs zur Erde und das Erlangen der mystischen Einheit. Der Traktat ist in einer Vielzahl von Fassungen u¨ berliefert: in lat., mmhd. und mndl. Sprache, in Prosa und in Versen. Die Prosafassungen des T. S.¨ T. werden dabei auf 1420–50 datiert. Die Uberlieferung der lat. Fassungen endet im 15. Jh. und wird durchg¨angig von den volkssprachlichen Fassungen abgel¨ost. Die lat. Fassungen W und Z gelten als die a¨ ltesten und sind wohl im Zeitraum 1200–50 entstanden. Inhaltliche Unterschiede zwischen den Fassungen bestehen u. a. in der Gewichtung und im Umfang der einzelnen Abschnitte. In Z ist die Beratungsszene mit der T. S. und den Tugenden besonders umfangreich. Die Zuschreibung der Verfasserschaft von Z ist unsicher. Neben → Bernhard von Clairvaux ist Guerric von Igny als Autor vermutet worden. Fassung W lieferte die Vorlage f¨ur die meisten volkssprachlichen Versfassungen des T. S.-T., darunter jene des → Lamprecht von Regensburg und des → Johannes von Indersdorf. Die Alemannische T. S. beruht hingegen auf Z. Die fr¨uheste und bekannteste Versfassung der T. S. ist jene des Lamprecht von Regensburg, die um 1250 vom Provinzial Gerhard angeregt wurde. In 4312 gereimten mhd. Versen nimmt L. die brautmystische Allegorie als Grundlage f¨ur belehrende Exkurse im Gewand geistlicher Minne. Er thematisiert den Kampf der Seele gegen den Leib, mahnt zur Maßhaltung in allen Dingen und preist «fides», «spes», «sapientia» und «caritas» gegen¨uber den weltlichen Eitelkeiten. Die Versfassung Alemannische T. S. (596 Verse) k¨onnte am Ende des 681
1. H¨alfte 13. Jh. 13. Jh. entstanden sein und wird verschiedentlich dem sog. M¨onch von Heilbronn zugeschrieben. Um 1618 entstand noch eine Versfassung von Daniel → Sudermann, die auf der Prosafassung des Johannes von Indersdorf beruht. Dessen Text zeichnet sich durch eine h¨ofische Akzentuierung aus, da er wohl f¨ur eine Adlige geschrieben wurde, und weist Verwandtschaften mit einer ostmndl. Fassung der T. S. auf. Eine Devotio moderna-Fassung der T. S. ist ebenfalls u¨ berliefert, die m¨oglicherweise auf Fassung V beruht. Auch ist die Allegorie der T. S. Teil einer Predigt des Priesters Ulrich vom Gr¨unenw¨orth aus der ersten H¨alfte des 15. Jh. Die Wirkung der T. S. erstreckte sich u. a. auf Adelheid → Langmann, Christine → Ebner, → Der S¨unden Widerstreit und das B¨uchlein von der geistlichen Gemahelschaft des → Konrad von Wien. ¨ Uberlieferung (lat. und dt. Hauptfassungen): Vgl. auch die Artikel zu Lamprecht von Regensburg und Johannes von Indersdorf. 1. Lat. Fassungen: Fassung Z: Br¨ugge, Bibl. van het Groot Seminarie, Hs. 88/179, 35–39 (Ter Duinen, Ende 13. Jh.) – Darmstadt, LB, Hs. 2777, 16rb–17va (Tongeren, Ende 13. Jh.). – Basel, UB, Cod. B X 6, 125–128 (14. Jh.). – Br¨ussel, Bibl. Royale, Cod. 2641–2647, 136 f. (14. Jh.). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 1396, 119v–133v (1453). – Budapest, UB, Cod. 72, 178r-182v (1467). – Berlin, SBB, Ms. lat. qu. 355, 123–126 (15. Jh.). – Hildesheim, Stadtarch., Cod. Andreanum 11, 66r–71r (15. Jh.). – Karlsruhe, LB, Cod. Aug. 144, 203va–204va (15. Jh.). – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. 1,53, 100ra–102va (15. Jh.). – Stuttgart, LB, Cod. HB I 187, 154ra–156va (15. Jh.). – Fassung W: Wien, Cod. 1997, 47v–50r (1. H¨alfte 14. Jh.). – Fassung V: M¨unchen, BSB, Cgm 683, 13va–14va (Ende 14. Jh.). – Durham, Duke Univ. Library, Cod. Rare Books 91, 152–156 (1490). 2. Dt. Versfassungen: a) Lamprecht v. Regensburg: Berlin, SBB, Mgo 403, 19r–59v (Eben¨ furth/Osterr., 1314, bair.). – Gießen, UB, Hs. 102, 1r–98v (Perg., erstes Viertel 14. Jh.). – Prag, Nationalmuseum, Cod. X I 13, 31 Bll. (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., bair.). – b) Alemannische Tochter Sion: Heidelberg, UB, Cpg 417, 108r–119r (Perg., Eschenbach, 1390, su¨ dbair.). – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 1244, 1r–12v (Perg., 14. Jh., obd./mitteldt.); verschollen. – Straßburg, StB, Cod. A 98, 188–194 (14. Jh., els¨assisch); verbrannt. 3. Dt. Prosafassungen (alle obd.): Augsburg, UB, Cod. III.1.8° 11, 243r–265v. – Augsburg, UB, Cod. 682
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1. H¨alfte 13. Jh. III.1.8° 21, 176r–183v. – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1869, 399–426. – Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen 79, 316r–321r (Pap., Ende 15. Jh., alemannisch). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 29, 30r–32r. – Ebd., Cgm 255, 34–37. – Ebd., Cgm 411, 177v–185r. – Ebd., Cgm 470, 37r–46v. – Mu¨ nchen, UB, 4° cod. ms. 479, 49–55. – Ebd., 8° cod. ms. 279, 43v–50r. – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 1735, 56r–62v. – Salzburg, St. Peter, Cod. b 1 24, 286v–291r. – Ebd., Cod. b V 40, 428r–435v. – Stuttgart, LB, Cod. HB 1 38, 179–188. 4. Sonstige: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. 222, 125r–131v (Pap., Straßburg, 15. Jh., els¨assisch); Predigt des Ulrich v. Gr¨unenw¨orth. Ausgaben: Eberhard Gottlieb Graff: Die Tochter Syon oder die minnende Seele. In: Diutiska 3 (1829) S. 3–21. – Oscar Schade: Daz Buochlin von der Tohter Syon. Carmen theotiscum mysticum. Diss. Berlin 1849. – Die Tochter Sion oder Die minnende Seele. Gedicht des 13ten Jh. Hg. v. Karl Simrock. Bonn 1851. – Der Mo¨ nch v. Heilbronn. Hg. v. Friedrich Merzdorf. Berlin 1870, S. 129–144. – Karl Rieder: Mystischer Traktat aus dem Kloster Unterlinden zu Colmar im Elsaß. In: Zs. f¨ur hd. Mundarten 1 (1900) S. 80–90. – De beato Guerrico abbate igniacensi eiusque doctrina de formatione Christi in nobis. Hg. v. Deodatus de Wilde. Diss. Rom 1935, S. 189–196. – John Morson: ‹Liber Amoris›. Was it Written by Guerric of Igny? In: Citeaux 16 (1965) S. 114–135. – F¨ur weitere Ausgaben s. den Artikel zu Lamprecht v. Regensburg; v. a. Wichgraf 1922 und van Mierlo 1941. Literatur: Vgl. auch die Ausg. – De Boor/ Newald 3/2 (1987) S. 100. – Christian Kiening, Killy 11 (1991) S. 380. – Dietrich Schmidtke, VL2 9 (1995) Sp. 950–960; 11 (2004) Sp. 1541. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl. 1. Leipzig 1874 (Nachdr. Aalen 1962) S. 283–288. – Romuald Banz: Christus und die minnende Seele. Zwei sp¨atmhd. mystische Gedichte. Breslau 1908 (Hildesheim u. a. 1977) S. 84–86 u. o¨ . – Carl B¨ockl: Wer ist der M¨onch v. Heilsbronn? In: Zs. f¨ur katholische Theologie 52 (1928) S. 230–239. – Walter Muschg: Die Mystik in der Schweiz, 1200–1500. Frauenfeld/Leipzig 1935, S. 271–275. – Leonce Reypens: Het latijnsche Origineel der Allegorie van der Dochtere van Syon. In: Ons Geestelijk Erf 17 (1943) H. 2, S. 174–178. – Bernhard Haage: Der Traktat ‹Von dreierlei Wesen der Menschen›. Diss. Heidelberg 1968, S. 56 f. u. o¨ . – Margot Schmidt: 683
Vaterunserauslegungen Einfl¨usse der ‹Regio dissimilitudinis› auf die dt. Lit. des MA. In: Revue des e´ tudes augustiniennes 17 (1971) S. 299–313. – Jean Leclercq: Un jalon dans l’histoire du Vander dochtere van Syon. In: Pascua Mediaevalia. FS J. M. De Smet. Hg. v. Robrecht Lievens u. a. Leuven 1983, S. 351–356. – Monica Pieper: Daniel Sudermann (1550–ca. 1631) als Vertreter des mystischen Spiritualismus. Stuttgart 1985, S. 3 f., 195 f. – Ursula Peters: Religi¨ose Erfahrung als literarisches Faktum. Zur Vorgesch. und Genese frauenmystischer Texte des 13. und 14. Jh. Tu¨ bingen 1988, S. 168, 177. MM Vaterunserauslegungen. – Anonyme volkssprachige Auslegungen des Paternoster. Am Beginn der historischen Entwicklung der deutschsprachigen Vaterunserauslegungen steht die Admonitio generalis Karls des Großen, ein Kapitular vom Jahr 789 (MGH Capitularia regum Francorum 1, S. 59), in dem die Kenntnis und das Verst¨andnis der Basistexte des Christentums, darunter besonders des Vaterunsers und des Glaubensbekenntnisses, gefordert werden; Vorschriften dieser Art wurden in mehreren Kapitularien wiederholt, u. a. wurde in der Freisinger → Exhortatio ad plebem Christianam das christliche Volk ermahnt, das Vaterunser zu lernen und zu beten. Als a¨ lteste deutschsprachige Vermittlung des «Gebets des Herrn» gilt das St. → Galler Paternoster und Credo (Wende 8./9. Jh.); es folgten die ¨ ahd. → Tatian-Ubersetzung (Paternoster) und erste Auslegungen im → Freisinger Paternoster und im → Weißenburger Katechismus; um das Jahr 1000 verfasste → Notker (III.) Labeo v. St. Gallen einen Auslegungstext. In mhd. Zeit dominierte weiterhin der zum Nachlesen gedachte Prosatext, auch wenn verschiedene literarische Formen zus¨atzlich als Tr¨ager der Belehrung erschienen wie Predigt (vgl. → M¨unchner Reimpredigt u¨ ber das Vaterunser), Reimpaardichtung und strophisch gebundene Form (→ Auslegung des Vaterunsers). Neu wurde die patristische Literatur benutzt, sie hatte zur Folge, dass andere Septenare wie S¨unden, Gaben, Tugenden, Seligkeiten (zusammengestellt durch → Hugo von St. Victor in seiner Schrift De quinque septenis) zur Erkl¨arung der sieben Bitten des Gebets herangezogen wurden. Die fr¨uhere, starke Bindung an die Vorlage lockerte sich, einige Texte zeigen die scholastiche Methode des Fragens und Zitierens, andere 684
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Vaterunserauslegungen sind von mystischem Gedankengut beeinflusst; bestimmend f¨ur die im 12. und 13. Jh. entstandenen Texte blieb aber der katechetische Aspekt. Ab dem 13. Jh. nahm die Zahl der V. rasch zu, alle Texte sind in Prosa verfasst und lassen sich in vier verschiedene Texttypen unterteilen. Beim ersten, u¨ berwiegend katechetischen Typus steht die Sinndeutung klar im Mittelpunkt, Bibel- und V¨aterzitate sowie theologische Begr¨undungen tragen zur Verst¨andlichmachung bei, herangezogen werden auch andere Septenare. Das eigentliche Gebet wird durch immer neue Bez¨uge (etwa durch Beispiele aus eigenen Lebenserfahrungen) dem Publikum nahegebracht; die Anforderungen an den Rezipienten sind dabei unterschiedlich hoch. Dieser entwicklungsgeschichtlich fr¨uh einzuordnende Typ von V. ist oft in Sammelhandschriften zu finden, die weitere der Unterweisung dienende Texte enthalten. Alle edierten, vor dem 14. Jh. verfassten V. und viele sp¨ater entstandene Erkl¨arungen geh¨oren zu dieser Gruppe. Vgl. → David von Augsburg, Erhart → Groß, Heinrich → Haller, → Heinrich von Kr¨ollwitz, Johannes → M¨untzinger, → Nikolaus von Dinkelsb¨uhl, → Nikolaus von Kues, Nicolaus → Rutze, → Stump II, → Ulrich von Pottenstein, → Johannes von Speyer, → Geiler von Kaysersberg und Johannes Adelphus → Muling. Der zweite, weniger h¨aufig vorkommende Typus umfasst spekulativ ausgerichtete Texte, die scholastisches und mystisches Gedankengut aufnehmen. Im Zentrum der Deutung stehen die einleitenden Worte des Gebets, es wird u¨ ber Gott, die Trinit¨at, den Menschen und dessen Verh¨altnis zu Gott reflektiert. Andere Septenare werden nicht herangezogen, Bibel- und V¨aterzitate sind selten. Vgl. Johannes → Brugmann, Peter → Christanni, Margareta → Ebner und Thomas → Peuntner. Dem dritten Typus werden Texte zugeordnet, die schon am Rand der eigentlichen V. stehen. Es handelt sich um traktat¨ahnlich-erbauliche Texte, die das Vaterunser als Anlass zu einfacher Meditation nehmen. Dabei kann der VaterunserText in Gebetsform erweitert werden, h¨aufig verbunden mit einer Meditation u¨ ber das Leiden Christi. Der vierte Texttypus steht am Ende der ma. V.-Entwicklung. Er umfasst VaterunserSammelgebete, die keine eigentliche Auslegung des Vaterunsers bieten und sie auch nicht anstreben. Mit dem Vaterunser wurden Gebete verbunden, die in keinem engeren inhaltlichen Zusammenhang zu ihm stehen, die aber der Situation des Beters 685
1. H¨alfte 13. Jh. angepasst werden konnten wie etwa Sterbe- und Stundengebete. Auch diese Texte sind oft in Sammelhandschriften u¨ berliefert, meist in aus Nonnenkl¨ostern stammenden Handschriften, die nur Gebete enthalten. Eine Zusammenstellung gedruckter, ahd., mhd. und mnl. V. gibt Adam 1976 (s. Lit.) S. 236–245. Zu erw¨ahnen sind, ohne Anspruch auf Vollst¨andigkeit, folgende V.: 1. Paternoster [...] die Leyter mit sieben sprossen, u¨ berliefert in der Sammelhs. Gießen, UB, Cod. 876 a, S. 138–148 (Ende 13.Jh.). Die Leser werden zum t¨aglichen Gebet aufgefordert, das Vaterunser wird mit einer Leiter verglichen, auf deren Sprossen der Betende zum Himmel aufsteigt. Der Text geh¨ort zum ersten Typus und ist vielleicht die schriftlche Fassung einer m¨undlich gehaltenen Predigt. Ausgaben: J. Valentin Adrian: Mittheilungen aus Hss. und seltenen Druckwerken. Frankfurt/M. 1846. – Eva-Maria Kr¨uger: Salomˆonis Hˆus. Diss. masch. G¨ottingen 1959. 2. Adonay, gewaltiger herre, got vater (14.Jh.) ist in 36 bekannten Handschriften (vgl. Adam 1976 [s. Lit.] S. 217. – Ferner: Augsburg, UB, Cod. III. 1. 4° 5, 1r–2v, 372r-v, 3r–79v. – Hall/Tirol, Franziskanerkloster, Ms. I 111, 179r–236v) und in einer nd. Umsetzung durch Arnt von Vorschelen u¨ berliefert. Der Text geh¨ort zum ersten Typus und legt das Vaterunser ausf¨uhrlich und undogmatisch aus. Kirchenv¨ater werden nicht zitiert, daf¨ur aber AT und NT (teilweise lat.); insgesamt ist die Auslegung bildhaft und wirkt ungew¨ohnlich pers¨onlich. In verk¨urzter Fassung wurde der Text in andere V. u¨ bernommen (Hss. Berlin, SBB, Mgq 176. – M¨unchen, BSB, Cgm 784). Literatur: Weidenhiller (s. Lit.) S. 214. – Adam 1976 (s. Lit.) S. 217–219. 3. Ciprianus spricht: Der unz daz leben haut gegeben ist in f¨unf Handschriften erhalten, stammt vermutlich aus dem hochalemannischen Gebiet und ist zum ersten Typus zu z¨ahlen. Der Verfasser st¨utzte sich auf Zitate aus AT und NT sowie aus den Kirchenv¨atern (u. a. Augustinus und Cyprian von Karthago) und zog die Septenare der Seligkeiten und der Gaben zur Deutung der Vaterunserbitten heran. Ausf¨uhrlich wird die Bitte um Vergebung der Schuld behandelt; f¨ur das kommende Reich muss der Mensch geistlich werden und den Eigenwillen des Fleisches u¨ berwinden. Am Schluss steht ein Exkurs u¨ ber die Trinit¨at, in dem die einzelnen 686
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1. H¨alfte 13. Jh. Vaterunser-Bitten dem Vater, dem Sohn und dem Hl. Geist zugeordnet werden. ¨ Uberlieferung: Z¨urich, ZB, Cod. A 173, 59r–74v. – Ebd., Cod. C 127, S. 323–366. – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 966, S. 68–76. – Straßburg, Bibl. nat. et univ., Cod. 2795 (olim L. germ. 662), 54v–61r. – Augsburg, UB, Cod. III. 1. 4° 33, 48v–54r. ˆ Ausgabe: Histoire du Panth´eisme au Moyen Age et au Seizi`eme Si`ecle. Paris 1875. Literatur: Adam 1976 (s. Lit.) S. 25–87. 4. Unser aller liebster her Ihesus, ausß grosser liebe geh¨ort zum zweiten Typus, der Text entstand wahrscheinlich im nordbair. Sprachgebiet in der ersten H¨alfte des 15. Jh. und ist folgenden Handschriften u¨ berliefert: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 454, 1r–49r. – Ebd., Cgm 462, 1r–12r. – Ebd., Cgm 1144, 1r–27r. – Prag, N´arodn´ı Knihovna, Cod. XVI G 24, 210r–251r. Die Auslegung st¨utzt sich auf zahlreiche Bibelzitate, deutlich erkennbar ist eine Beeinflussung durch mystisches Gedankengut. Ausgabe: Adam 1976 (s. Lit.) S. 104–138. 5. Mit dieser V. vergleichbar sind die a¨lteren Texte (Diz ist daz pater noster myt der glosen Meister Eckart.) Vader unser. Wer ist der vader, und wer sind wir? und [...] von dem Vater und von dem sune allez daz er ist und hat und fermac, die beide auf dasselbe Original zur¨uckzuf¨uhren sind. ¨ Uberlieferung: Slg. Hardenberg, 166r–175r (Pap., Anfang 15. Jh.; verschollen). – Z¨urich, ZB, Cod. C 76, 172va–181vb. – Graz, UB, Hs. 1703/104 (Perg., 13. Jh.; v. den Deckeln der Hs. 734 [olim 34/26] abgel¨ost). Der anonyme Verfasser zeigt im Rahmen der ersten vier Bitten eine spekulativ-mystische Grundhaltung, die Diktion der letzten Bitten n¨ahert sich hingegen schon der von beschaulich-traktathaften Texten. 6. Die knappe Auslegung Hie beginnet oder veht an daz sunnenteglich gepet, daz da hat gesprochen der munt J. Christi ist dem zweiten Texttypus zuzurechnen; der erste Teil orientiert sich an mystischem Gedankengut, wenn er das Wesen des dreifaltigen Gottes erl¨autert. Die auffallend n¨uchtern gehaltenen letzten Bitten und das Amen stehen in deutlichem Kontrast zum ersten Teil. ¨ Uberlieferung: Eichst¨att, St. Walburg, Cod. theol. 55, 100vb–105rb. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 215, 85rb–89rb. – Ebd., Clm 28917, 113r–121r. – N¨urnberg, StB, Cent. IV, 40, 86ra–87vb. 687
Vaterunserauslegungen Ausgabe: Josef Bach: Meister Eckhart. Wien 1864 (Nachdr. Frankfurt/M. 1964) S. 233–240. 7. Die anonyme Kurzauslegung Pater noster, excelsus in creatione Ihesus / Pater noster, vater vnnser, hoch inder beschopfung gibt zu jeder Bitte und zu den beiden Teilen der Anrede eine knappe dreifache Erkl¨arung. ¨ Uberlieferung: Vgl. Adam 1976 (s. Lit.) S. 151 f. – Ferner: Uppsala, UB, Cod. C 22, 156r. – Ebd., Cod. C 47, 41v. – Ebd., Cod. C 181, 19rb–21r. – Ebd., Cod. C 480, 51r. Der Text fand u. a. Eingang in die → M¨unchner Reimpredigt u¨ ber das Vaterunser , in den → Spiegel der Tugenden und in: 8. Sanctus Thomas de Aquino: ‹Pater noster›, non domine, quia amari appetit, non timeri [...] / ‹Vader›. Thomas de Aquino vff daz wort ‹fader›: Er spricht fader vnd nit herre, wan er begert lyep gehat werden vnd nit gefocht werden ¨ Uberlieferung: Vgl. Adam 1976 (s. Lit.) S. 140 f. – Ferner: Augsburg, UB, Cod. III. 1. 2° 33, 1vb–8vb. – Ebd., Cod. III. 1. 2° 34, 264ra–267ra. Ausgabe: Adam 1976 (s. Lit.) S. 182–209. Die wohl von einem gelehrten Geistlichen verfasste Auslegung setzt sich aus ca. 80 Zitaten lat. V¨ater und Kirchenlehrer zusammen, zitiert h¨aufig → Thomas von Aquin, basiert tats¨achlich aber auf Zitaten aus Augustin, Chrysostomus und Cyprian. Zur Nachwirkung des Textes siehe Johannes → Mu¨ ntzinger und vgl. Adam 1976 (s. Lit.) S. 139–177. 9. Pater noster, ich er dich und pet dich an, als du vater pist, ewigs, wars, lebentigs wessen von deiner perenden natur In diesem wohl im 15. Jh. entstandenen Text folgt auf eine Meditation u¨ ber das Wesen Gottes und den Begriff Himmel eine Betrachtung u¨ ber das Blutvergießen Jesu; der eher traktathaft-erbauliche Text stellt keine Auslegung im eigentlichen Sinn dar. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 457, 269r–317v. – Ebd., Cgm 4483, 218r–286v. – Berlin, SBB, Mgo 323, 123r–166r. – Ebd., Mgo 573, 171v–214v. 10. In dem namen des vatters vnd des suns vnd des hailige gaist Amen. Nach dem wir vinden In der geschrifft, ob ain ding guot sol seyn Dieser Prosa-Lehrdialog aus der Mitte des 15. Jh. geh¨ort zum dritten Texttypus; darin erkl¨art eine «Kr¨amerin» als Seelenf¨uhrerin die Bedeutung der Teile eines Rosenkranzes, wobei ca. ein F¨unftel 688
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Dominikanerinnen-Konstitutionen des Textes eine eigentliche V. darstellt. Als Quelle diente dem anonymen Verfasser, einem Mo¨ nch der Kartause G¨uterstein in W¨urttemberg, De virtutibus lapidum des → Arnoldus Saxo. ¨ Uberlieferung: Augsburg, UB, Cod. III. 1. 4° 8, 353r–404v. Ausgabe: Friedrich Schmidt: Geistliches Gespr¨ach zwischen einer F¨urstin und einer Kr¨amerin v. einem Paternoster aus Edelsteinen. In: Alemannia 26 (1898) S. 193–229. Ausgabe: Ahd. Lit. Eine komm. Anthologie. ¨ Ubers., hg. und komm. v. Stephan M¨uller (RUB 18491). Stuttgart 2007, S. 178–182. Literatur: Bernd Adam, VL2 10 (1999) Sp. 170–182; 11 (2004) Sp. 1595. – Egino Weidenhiller: Unters. zur dt.-sprachigen katechetischen Lit. des sp¨aten MA (MTU 10). M¨unchen 1965. – B. Adam: Katechetische V. (MTU 55). M¨unchen 1976. – Mu¨ ller (s. Ausg.) S. 351 f. SF Heinrich von Krollwitz ¨ (Krolewitz). – Verfasser einer Vaterunser-Auslegung aus der Mitte des 13. Jh. Der ansonsten unbekannte H. nennt sich selbst als Verfasser einer Auslegung des Vaterunsers in 4889 Versen. Er stammte aus «Krolewiz uz Mißen lant» (Kr¨ollwitz bei Merseburg, V. 4004 f.) und lebte vielleicht als Geistlicher am Hof des Grafen von Schwerin, Gunzelin III. (1228–1274). Zwischen Weihnachten 1252 und 1255 verfasste er sein Werk, eine lehrhafte Paraphrase in 68 Abschnitten von ungleicher L¨ange. F¨ur die Auslegung lassen sich keine direkten Quellen feststellen, es finden sich nur einige wenige Bibelzitate. H. geht einzeln die Bitten des Herrengebets durch und f¨uhrt zur Verdeutlichung kurze Allegorien an, etwa aus dem → Physiologus oder dem weit verbreiteten Katalog der zw¨olf Edelsteine, die auf verschiedene Personen und St¨ande umgelegt werden. Als Begr¨undung, warum er sein Werk auf Dt. verfasst habe, gibt H. an, dass ihn Gott dazu bestimmt habe, den Laien nahe zu bringen, was die «wˆısen in latˆıne» (V. 4645 ff.) geschrieben h¨atten. Formal setzt sich die Paraphrase aus vierhebigen Reimpaaren zusammen, h¨aufig erscheinen Unf¨ahigkeitstopoi. ¨ Uberlieferung: Schwerin, LB, o. S. (Ende 13. Jh., mitteldt. mit nd. Einschl¨agen). – G¨ottingen, SUB, Cod. philol. 188/10, 191rb–229rb (Perg., zweites Viertel 14. Jh., ostmitteldt.). – Berlin, SBB, Mgf 737/39,40. – M¨unchen, BSB, Cgm 5153f 689
Mitte 13. Jh. (Perg., Ende 13. Jh., mitteldt.). – Rostock, UB, Fragm. theol. 160 (Perg., 14. Jh., mnd.; drei Querstreifen eines Doppelbl.). Ausgaben: Wilhelm Wackernagel: Spiritalia Theodisca. Sermonum sex ecclesiasticorm et orationis dominicae rhythmis expositae fragmenta. Preßburg 1827, S. 16–22. – Georg Christian Friedrich Lisch: H.s v. Krolewiz uˆ z Mˆıssen ‹Vater unser› (Bibl.dt.Nat.-Lit. 19). Quedlinburg/Leipzig 1839, S. 3–6. – Adolf Hofmeister: H.s v. Krolewitz Vaterunser nd. In: NdJb 17 (1892) S. 146–148. Literatur: Elias v. Steinmeyer, ADB 17 (1883) S. 179. – Bernd Adam, VL2 3 (1981) Sp. 761 f.; 11 (2004) Sp. 632. – De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 104 f. – Hans Ferdinand Maßmann: Mhd. und mnd. Bruchst¨ucke. In: Hagens Germania 10 (1853) S. 103–187, hier S. 103. – R. Bechstein: Die Sprache H.s v. Krolewitz. In: Germania 8 (1863) S. 355–362. – Curt Th¨ummler: Zum Vater Unser H.s v. Krolewitz. Diss. Leipzig 1897. – B. Adam: Katechetische Vaterunserauslegungen (MTU 55). M¨unchen 1976, S. 18–20. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,2). T¨ubingen 21994, S. 145. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB Mu¨ nchen. Die ma. Hss. aus Cgm 4001–5247 (Catalogus codicum man scriptorum Bibliothecae Monacensis V,7). Wiesbaden 1996, S. 505. – Kurt Heydeck: Die ma. Hss. der UB Rostock (Kat. der UB Rostock 1). Wiesbaden 2001, S. 410. SF Dominikanerinnen-Konstitutionen. – Seit der Mitte des 13. Jh. uberlieferte volkssprachige Texte ¨ zur Erg¨anzung und Auslegung der Ordensregel der Dominikanerinnen (→ Augustinerregeln). D.-K. in dt. Sprache sind erstmals aus der Mitte des 13. Jh. f¨ur das Dominikanerinnenkloster St. Markus in Straßburg in der fragmentarischen Handschrift Freiburg i. Br., UB, Hs. 1259 u¨ berliefert. Allgemein verbindliche Konstitutionen schuf 1259 Humbertus de Romanis; die fr¨uhesten be¨ kannten volkssprachigen Ubertragungen dieses lat. Textes entstammen dem sp¨aten 13. Jh. ¨ Uberlieferung: Bamberg, Bibl. des Priesterseminars, Sign. ?, 1r–22r (erste H¨alfte 15. Jh.). – Dillingen, Studienbibl., Cod. XV 197, 25r–37v. – Erlangen, UB, Ms. B 18, 145r–178r (Mitte 15. Jh. 690
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Mitte 13. Jh. und sp¨ater). – Freiburg i. Br., UB, Hs. 478, 38r–136v (Ende 15. Jh.). – Graz, Dominikanerkonvent, Cod. 6305 (Ende 15. Jh.). – Heidelberg, UB, Cpg 453, 24v–102r (Ende 15. Jh.). – Kopenhagen, Kongl. Bibl., Ny kgl. Saml. 2914 4°, 9v–30v (zweite H¨alfte 15. Jh.). – Leipzig, UB, Ms. 859, 1r–15v (14. Jh.). – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 7069, 18r–66r (erste H¨alfte 15. Jh.). – N¨urnberg, StB, Cod. Amb. 67.4°, 9r–32v (Ende ¨ 15. Jh.). – Uberlingen, Leopold-Sophien-Bibl., ¨ Ms. 2, 16r–31r (1476). – Uberlingen, LeopoldSophien-Bibl., Ms. 5, 248v–257r (zweite H¨alfte 15. Jh.). – Wil (Kanton St. Gallen), Klosterarch. St. Katharina, Cod. M 32, 75v–104v (1543). – Z¨urich, ZB, Cod. Rh. 99b (um 1300). Statuten der reformierten Dominikanerinnen (Von der observanz) in dt. Sprache u¨ berliefern folgende Handschriften: Bern, Burgerbibl., Cod. A 53, 59ra–62vb (um 1400). – N¨urnberg, Germ. Nat. Mus., Cod. 5817 (15. Jh.). ¨ Eine dt. Ubertragung der Satzungen der Schwestern des Dritten Ordens bieten die Handschrif¨ ten Uberlingen, Leopold-Sophien-Bibl., Cod. 2, 16r–31r (zweite H¨alfte 15. Jh.). – Ebd., Ms. 5, 248va–257rb (1455). Ausgaben: Jakob Werner: Aus Z¨urcher Hss. Z¨urich 1919, S. 49–51. – Sack (s. Lit.) S. 156–167. Literatur: Volker Honemann, VL2 2 (1980) Sp. 188 f. – Andrew Lee: Materialien zum geistigen Leben des sp¨aten 15. Jh. im Sankt Katharinenkloster zu N¨urnberg. Diss. Heidelberg 1969, S. 64–83, 379. – Vera Sack: Bruchst¨ucke von Regel und Konstitutionen s¨udwestdt. Dominikanerinnen aus der Mitte des 13. Jh. (um 1241/42). In: Zs. f¨ur Gesch. des Oberrheins 123 (1975) S. 115–167 (Lit.). – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). Tu¨ bingen 2004, S. 390. – Igna Marion Kramp: Renovamini spiritu – Ern¨uwent ¨ den geist u¨ wers gem¨utes. Dt. Ubersetzungen als Modernisierung im sp¨aten MA. Mu¨ nster 2009, S. 120 f. u. o¨ . SF Guilelmus Brito, † vor 1285. – Verfasser eines lat. Bibelw¨orterbuchs, eines Correctorium bibliae und eines Kommentars zu den Bibelprologen des → Hieronymus. G. B., ein aus der Bretagne oder aus England stammender Minorit, ist nicht zu verwechseln mit dem unter demselben Namen bekannten Hof691
Guilelmus Brito kaplan und Geschichtsschreiber Philipps II. August von Frankreich (ca. 1165–1226). Sein zwischen 1248 und 1267 abgefasstes alphabetisches Bibelvokabular Exposiciones vocabulorum biblie fand vor allem das 14. Jh. hindurch weite Verbreitung. Die Zielsetzung des Werks ist auf die Kl¨arung philologischer Fragen ausgerichtet, es ist daher eher mit einigen profanen Lexika dieser Zeit als mit den allegorischen Bibelw¨orterb¨uchern vergleichbar. Der Inhalt der Exposiciones setzt sich aus einer an dem Wortschatz der Bibel orientierten Auswahl aus den erw¨ahnten Lexika und erg¨anzenden Belegen aus grammatischen und rhetorischen Schriften der Zeit, vor allem aber zahlreichen Bibelzitaten zusammen. Nachwirkung des Werks zeigt sich im Bereich der j¨ungeren lat.-dt. Lexikographie, beispielsweise im → Brevilogus und im → Vocabularius Ex quo. ¨ Uberlieferung: Vgl. Stegm¨uller (s. Lit.) Nr. 2820. – Walther (s. Lit.) Nr. 7892. Ausgabe: Lloyd W. Daly/Bernadine Daly (Hg.): Summa Britonis sive Guillelmi Britonis expositiones vocabulorum biblie. 2 Bde. (Thesaurus mundi 15/16). Padua 1975. 1309 erstellte → Johannes von Erfurt eine Kurzfassung (Brito-Epitome) des Werks, in zwei der u¨ berlieferten Handschriften finden sich dt. Glossen in Form von blockweisen Einsch¨uben des → Abstractum-Glossars. Literatur: Klaus Grubm¨uller, VL2 3 (1981) Sp. 300–302; 11 (2004) Sp. 568. – Samuel Berger: De glossariis et compendiis exegeticis quibusdam medii aevi. Paris 1879, S. 18–20. – B. Haur´eau: Histoire litteraire de la France 29 (1885) S. 589–602. – Andr´e Wilmart: Un r´epertoire d’ex´eg`ese compos´e en Angleterre vers le d´ebut du XIIIe si`ecle, M´emorial Lagrange. Paris 1940, S. 307–346. – Friedrich Stegm¨uller: Repertorium biblicum medii aevi. Bd. 2. Madrid 1950, S. 401–410 (Nr. 2817–2873). – Hans Walther: Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris latinorum. G¨ottingen 21969, Nr. 4463. – K. Grubm¨uller: Vocabularius Ex quo (MTU 17). Mu¨ nchen 1967, S. 29 f., 49 f., 140 f. SF David von Augsburg OFM, Augsburg (?), † 15.11.1272 Augsburg. – Theologe, Mystiker. D. stammte mit großer Sicherheit aus Augsburg. Er war dort und um 1240 in Regensburg als Novizenmeister der Franziskaner t¨atig. D. war wahrscheinlich auch Lehrer → Bertholds von Regens692
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David von Augsburg burg, den er auf seinen Reisen begleitete. Wie jener gilt er als einer der ersten dt. Wanderprediger, doch ist keine seiner Predigten u¨ berliefert. 1246 wurde D. p¨apstlicher Visitator der Kanonissenstifte Ober- und Niederm¨unster in Regensburg. Als Autor war D. durch → Wilhelm von St. Thierry beeinflusst. F¨ur seine Novizen schrieb er De exterioris et interioris hominis compositione, eine asketischmystische Anleitung in drei B¨uchern, die oft abgeschrieben (mehr als 370 Hss.) und wegen ihres hohen Niveaus auch → Bernhard von Clairvaux oder → Bonaventura zugeschrieben wurde. Die Schrift De inquisitione haereticorum, die D. als Inquisitor der Waldenser in Bayern verfasst haben soll, wird ihm heute abgesprochen. Daneben hat D. einzelne Traktate und Novizenbriefe hinterlassen. In dt. Sprache ist von D. nur ein Text u¨ berliefert (Die sieben Vorregeln der Tugend). Trotzdem z¨ahlte er zu den Gr¨undungsv¨atern der volkssprachlichen dt. Mystik. Als einer der fr¨uhesten dt. Mystiker hat D. mit seinem Werk nicht nur auf den → Schwabenspiegel gewirkt, f¨ur dessen Verfasser er lange gehalten wurde, sondern auch auf → Johannes von Kastl, → Johannes von Indersdorf, den → Deutschenspiegel, den Geistlichen Baumgarten und die «Devotio moderna». ¨ Uberlieferung (Auswahl): Die Zahl von fast 400 Textzeugen verweist auf die Bedeutung v. D.s Werk, dessen Wirkung sich im dt.-ndl. Raum ¨ durch eine reiche volkssprachliche Uberl. noch ¨ st¨arker entfalten konnte. Einen Uberblick zur ndl. ¨ Uberl. bietet Ruh 1955 (s. Lit.). An dieser Stelle ¨ seien wichtige Hss. der dt. Uberl. genannt: De exterioris et interioris hominis compositione: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen 38, 85r-85v (Perg., um 1300, alemannisch); Auszug des Werks. – Melk, Stiftsbibl., Cod. 55 (178; D 15), 290–294 (Pap., erste H¨alfte 15. Jh.); Auszug. – Trier, StB, Hs. 812/1339 4°, 1ra–113rb (Pap., um 1420, moselfr¨ankisch). – Melk, Stiftsbibl., Cod. 1752 (651; L 79), 241r–243v (Pap., 1438, bair.-o¨ sterr.); Auszug. – Ebd., Cod. 235 (639; L 67), 73ra–81ra (Pap., um 1440, mittel¨ bair.); Auszug in Ubers. des Johannes v. Speyer. – Mu¨ nster, Staatsarch., Msc. 96, 163 Bll. (Depositum des Altertumsver.) (Pap., 1469, nd.) – M¨unchen, BSB, Cgm 7264, 39ra–48va (Perg. und Pap., 1478, ostschw¨abisch). – Trier, StB, Hs. 811/1342 8°, 214 Bll. (Perg. und Pap., 1478, mittel- und moselfr¨ankisch). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 973, 109–188 (Pap., 1498, dt.). Novizentraktat: Z¨urich, ZB, Cod. A 131, 153r–165r (Pap., 1393, s¨udalemannisch). – Mu¨ n693
Mitte 13. Jh. chen, BSB, Cgm 5192, 37r–41v (Perg., Mitte 14. Jh., bair.); Auszug des Werks. – Bamberg, SB, Msc. Patr. 65 (fr¨uher Q.V.6) (Pap., 15. Jh.). – M¨unchen, BSB, Cgm 5250/65 (Perg., Anfang 15. Jh., bair.); Fragm. – Ebd., Cgm 454, 108r–168v (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh., nordbair. mit mittelbair. Elementen). – Ebd., Cgm 5250/20c, 1 Bl. (Perg., zweite H¨alfte 15. Jh.); Fragm. Die ubrigen Werke D.s finden sich u. a. in ¨ folgenden zentralen Sammelhss.: M¨unchen, BSB, Cgm 176, 292 Bll. (Perg., Anfang 14. Jh., ostmittelbair.). – Ebd., Cgm 183, 93 Bll. (Perg., um 1300, mittelbair.). Ausgaben: Pia et devota opuscula. Augsburg 1596. – Maxima Bibliotheca veterum Patrum et antiquorum scriptorum ecclesiasticorum. Bd. 25: Continens scriptores ab ann. Christi 1200 ad ann. 1300. Hg. v. Marguerin de la Bigne. Lyon 1677, S. 829 f. (kleinere Werke D.s). – Die sieben Vorregeln der Tugend, und andere deutsche Schriften. In: Dt. Mystiker des 14. Jh. Bd. 1. Hg. v. Franz Pfeiffer. Leipzig 1845, S. 309–397 (Nachdr. 1961). – Schriften aus der Handschrift der Mu¨ nchener Hof- u. Staatsbibliothek Cod. lat. 15312. Hg. v. Eduard Lempp. In: Zs. f¨ur Kirchengesch. 19 (1898) S. 340–60 (Traktate und Briefe). – De exterioris et interioris hominis compositione secundum triplicem statum incipientium, proficentium et perfectorum libri tres. Hg. von den Patres des Collegiums S. Bonaventurae. Quaracchi 1899. – Wegweiser zur christlichen Vollkommenheit. Hg. u. u¨ bers. v. Thomas V. Gerster. Brixen 1902. – De septem gradibus orationis (Clm 9667). Hg. v. Jacques Heerinckx. In: Revue d’asc´etique et de mystique 14 (1933) S. 146–170. – Die sieben Staffeln des Gebetes. Hg. v. Kurt Ruh (Kleine dt. Prosadenkm¨aler des MA 1). M¨unchen 1965 (mit Bibliogr.). – K. Ruh: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 1. Hg. v. dems. (MTU 11). Mu¨ nchen 1965, S. 140–146 (Teil von ‹De exterioris [...]›). – Helga Unger: Geistlicher Herzen Bavngart. Unters. und Text (MTU 24). M¨unchen 1969 (mit Kleintexten von D.). – Francis Mary Schwab: D. of A.’s ‹Paternoster› and the Authenticity of his German Works (MTU 32). M¨unchen 1971. – K. Ruh mit Dagmar Ladisch-Grube und Josef Brecht: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 2 (MTU 86). M¨unchen 1985, S. 283–289 (Ave-Maria-Auslegung). – D. of A.’s ‹Profectus Religiosorum› in the Middle English Translation for 694
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Mitte 13. Jh. the Nuns of Syon Abbey. An Edition. Hg. v. Stephen Eric Hayes. Lincoln 1997. – Vom a¨ußeren ¨ und inneren Menschen. Ubers. und hg. v. Marianne Schlosser. St. Ottilien 2009. Literatur: Wilhelm Preger, ADB 4 (1876) S. 782–784. – Andr´e Rayez: D. d’Augsbourg. In: Dict. Spir. 3 (1957) Sp. 42–44. – Sophronius Clasen, NDB 3 (1957) S. 533 f. – Kurt Ruh, VL2 2 (1980) Sp. 47–58; 11 (2004) Sp. 343. – Martin A. Schmidt, TRE 8 (1981) S. 388–390. – Volker Mertens, LexMA 3 (1986) Sp. 604. – Rudolf Weigand, Marienlex. 2 (1989) S. 150 f. – Gabriele Lautenschl¨ager, LThK3 3 (1995) Sp. 40. – Schulthess/Imbach (1996) S. 411. – C. Bohl, RGG4 2 (1999) Sp. 601 f. – Christian Kiening/Red., Killy→ 2 (2008) S. 562–564. – F. Pfeiffer: Bruder D. v. A. In: ZfdA 9 (1853) 1–67. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl. 1. Leipizg 1874, S. 268–283. – Franz Hecker: Krit. Beitr. zu D. v. A. Diss. G¨ottingen 1904. – Bruno Jellinegg: D. v. A. Dessen dt. Schr., auf ihre Echtheit untersucht und auf Grund der Hss. verbessert. 2 Bde. St. Paul 1904/05. – Dagobert St¨ockerl: Bruder D. v. A. Ein dt. Mystiker aus dem Franziskanerorden. M¨unchen 1914. – Vicente de Peralta: M´ısticos Franciscanos. In: Estudios Franciscanos 24 (1920) 268–291. – Marcel Viller: Le ‹Speculum monachorum› et la D´evotion moderne. In: Revue d’asc´etique et de mystique 3 (1922) 45–56. – Heinrich Lehmann: Stilistische Unters. zu D. v. A. In: PBB (Halle) 51 (1927) S. 383–462. – Crispinus Smits: D. van A. en de invloed van zijn Profectus op de moderne devotie. In: Collectanea Franciscana Neerlandica 1 (1927) S. 171–203. – Jacques Heerinckx: Theologia mystica in scriptis fratris David ab Augusta. In: Antonianum 8 (1933) 49–83, 161–192. – Ders.: Influence de l’‹Epistola ad Fratres de monte Dei› sur la ‹Composition de l’homme ext´erieur et ´ int´erieur› de D. d’A. In: Etudes Franciscaines 45 (1933) S. 330–347. – Ders.: Le ‹Septem gradus orationis› de D. d’Augsbourg. In: Revue d’asc´etique et de mystique 14 (1933) 146–170. – Jean Mar´echal: ´ Etudes sur la psychologie des mystiques. Bd. 2. Paris 1937. – K. Ruh: D. v. A. und die Entstehung eines franziskanischen Schrifttums in dt. Sprache. In: Augusta 955–1955. Hg. Hermann Rinn. M¨unchen 1955, 71–82. Wieder in: Ders.: Kleine Schr. Bd. 2. Berlin 1984, S. 46–67. – Engelbert Grau: D. v. A. (um 1205–1272). In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, Tl. 4. Hg. v. G¨otz 695
David von Augsburg v. P¨olnitz/Adolf Layer. Mu¨ nchen 1955, S. 1–13. – Gerhard Bauer: D. v. A. und das St. Trudperter Hohe Lied. In: Euph. 56 (1962) S. 410–416. – K. Ruh: Zur Grundlegung einer Gesch. der franziskanischen Mystik. In: Altdt. u. altndl. Mystik. Hg. v. dems. Darmstadt 1964, S. 240–274. – F. M. Schwab: The Authenticity of D. of A.’s German Work, with Particular Reference to his ‹Paternoster›. Diss. Univ. of South Carolina 1964. – Werinhard J. Einhorn: Der Begriff der ‹Innerlichkeit› bei D. v. A. und Grundz¨uge der Franziskanermystik. In: Franziskanische Stud. 48 (1966) S. 336–376. – F. M. Schwab: D. of A.’s ‹Paternoster› and the Authenticity of His German Works. Mu¨ nchen 1971. – Peter S. Jolliffe: Middle English Translations of De Exterioris et Interioris Hominis Compositione. In: Mediaeval Studies 36 (1974) S. 259–277. – Peter M. Sullivan: References to Occupations and Classes in the Writings of D. of A. In: Proceedings of the PMR Conference 4 (1979) S. 143–150. – Thom Mertens: Een middelnederlandse redactie van D. van A. ‹Septem gradus orationis›. In: Miscellanea Neerlandica. FS Jan Deschamps. Bd. 2. Hg. v. Elly Cockx-Indestege/Frans Hendrickx. L¨owen 1987, S. 31–40. – Georg Steer: D. v. A. und Berthold v. Regensburg. In: Hdb. der Lit. in Bayern. Hg. v. Albrecht Weber. Regensburg 1987, S. 99–110. – Claudia R¨uegg: D. v. A. Hist., theologische und phil. Schwierigkeiten zu Beginn des Franziskanerordens in Deutschland. Bern u. a. 1989. – K. Ruh: Die Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 2. Mu¨ nchen 1993, S. 524–537. – David E. Flood: Die Regelerkl¨arung des D. v. A. In: Franziskanische Stud. 75 (1993) S. 201–242. – Ruth Meyer: Ein ‹Lˆeraere des Weges ze dem Himelrˆıche›. Zum heilsgeschichtlichen Grund der Nachfolge Christi bei D. v. A. In: Collectanea Franciscana 63 (1993) S. 571–593. – Karel Stooker/Theo Verbeij: Uut profectus. Over de verspreiding van Middelnederlandse kloosterliteratuur aan de hand van de Profectus religiosorum van D. van A. In: Boeken voor de eeuwigheid. Middelnederlands geestelijk proza. Hg. v. Thomas Felix Constantijn Mertens. Amsterdam 1993, S. 318–340. – G. Steer: Die Passion Christi bei den dt. Bettelorden im 13. Jh. D. v. A., ‹Baumgarten geistlicher Herzen›, Hugo Ripelin v. Straßburg, Meister Eckharts ‹Reden der Unterweisung›. In: Die Passion Christi in Lit. und Kunst des Sp¨atMA. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger. T¨ubingen 1993, S. 52–75. – Ders.: Virtus und Sapientia. Der Einfluß Bernhards v. Clairvaux auf D.s v. 696
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Berthold von Regensburg A. dt. Traktate ‹Die sieben Vorregeln der Tugend› und ‹Der Spiegel der Tugend›. In: Zisterziensische Spiritualit¨at. Theologische Grundlagen, funktionale Voraussetzungen und bildhafte Auspr¨agungen im MA. Hg. v. Clemens M. Kasper. St. Ottilien 1994, S. 171–188. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,2.) T¨ubingen 21994, S. 73–75, 77, 177, 179. – Domenico Pezzini: D. of A.’s ‹Formula novitiorum› in Three English Translations. In: The Medieval Translator. Bd. 6. Hg. v. Roger H. Ellis u. a. Turnhout 1998, S. 321–347. – Cornelius Bohl: Geistlicher Raum. R¨aumliche Sprachbilder als Tr¨ager spiritueller Erfahrung, dargestellt am Werk ‹De compositione› des D. v. A. Werl 2000. – Joseph Morsel: D. of A. (c. 1200–1272). In: Encyclopedia of the Middle Ages. Bd. 1. Hg. v. Andr´e Vauchez u. a. Chicago u. a. 2000, S. 413. – Debra L. Stoudt: D. v. A. (1200/1210–1272). In: Medieval Germany. An Encyclopedia. Hg. v. John M. Jeep. New York u. a. 2001, S. 161. – Michael G. Sargent: D. of. A.’s ‹De Exterioris et Interioris Hominis Compositione› in Middle English. In: Satura. FS Robert R. Raymo. Hg. v. Nancy M. Reale/Ruth E. Sternglantz. Donington 2001, S. 74–102. – Frans N. M. Diekstra: The Indebtedness of ‹XII Frutes of the Holy Goost› to Richard Rolle’s ‹The Form of Living› and to D. of A.’s ‹De Compositione›. In: English Studies 83/3 (2002) S. 207–238; 83/4 (2002) S. 311–337. – Dominik Dorfner: D. v. A. OFM († 1272). In: Lebensbilder aus dem Bistum Augsburg. Hg. v. Manfred Weitlauff. Augsburg 2005, S. 1–14. – Barbara Faes de Mottoni: Visioni e rivelazioni nel ‹De exterioris et interioris hominis compositione› di Davide di A. In: Itin´eraires de la raison. FS Maria Cˆandida Pacheco. Hg. v. Jos´e Francisco Preto Meirinhos. Louvainla-Neuve 2005, S. 255–267. – Debra L. Stoudt: D. v. A. (1200/1210–1272). In: Key Figures in Medieval Europe. An Encyclopedia. Hg. v. Richard Kenneth Emmerson/Sandra Clayton-Emmerson. New York 2006, S. 168. – Krijn Pansters: ‹Profectus virtutum›. From Psalm 83:8 to D. of. A.’s ‹Profectus religiosorum›. In: Studies in Spirituality 18 (2008) S. 185–194. – Marianne Schlosser: Die Leidenschaften der Seele bei D. v. A. In: Passiones animae. Die ‹Leidenschaften der Seele› in der ma. Theologie und Philosophie. Hg. v. Christian H. Sch¨afer/Martin Thurner. Berlin 2009, S. 91–110. MM 697
Mitte 13. Jh. Berthold von Regensburg OFM, * um 1210, † 3. oder 14.12.1272 Regensburg. – Prediger. ¨ Uber Herkunft und Jugendjahre B.s sind keine Fakten bekannt. Vermutlich studierte B. um 1226 in Magdeburg, wo er u. a. naturwissenschaftliche Kenntnisse erwarb. Auch stand er im Kontakt zu → David von Augsburg, der ihn wahrscheinlich bei seinen Reisen begleitete. Popul¨ar war B. zu Lebzeiten vor allem als umtriebiger Wanderprediger. So predigte er um 1240 in Augsburg, vor 1253 in B¨ohmen, im November 1253 in Landshut, 1255 in Speyer und Colmar. Anschließend trat er in Konstanz, Winterthur, Zug, Thun und Z¨urich auf, bevor er in die Steiermark ging. Daneben unternahm er 1246 eine Visitation im Kloster Niederm¨unster. Papst Alexander VI. entsandte B. 1257/58 als Kreuzprediger gegen Boleslav von Schlesien. Im Auftrag von Papst Urban IV. bereiste B. seit 1263 als Kreuzprediger gegen die H¨aretiker zun¨achst Deutschland, dann Frankreich und die Schweiz. Er wurde dabei auch vom franz¨osischen K¨onig Ludwig IX. empfangen. Insgesamt war B. beim Volk als Prediger beliebt und im Klerus als Vermittler gesch¨atzt. Als Werke B.s sind nur in Nachschriften u¨ berlieferte Predigten bekannt. Diese umfassen einmal eine Gruppe lat. Predigten in f¨unf Sammlungen von unterschiedlicher Authentizit¨at. Gesichert sind darunter die Sammlungen Rusticanus de Dominicis, Rusticanus de Sanctis und Commune Sanctorum Rusticani (alle um 1250–55). Außerdem sind Predigten in dt. Sprache erhalten, die aber als redigiert betrachtet werden m¨ussen. In den u¨ berlieferten Texten erscheint B. als moralisierender Bußprediger mit apokalyptischen Untert¨onen in der Tradition eines Joachim von Fiore. Seine umfassende Kenntnis der antiken Klassiker und der Kirchenv¨ater sowie sein rhetorisches Talent begr¨unden B.s besonderen Rang unter den Predigern seiner Zeit. ¨ Uberlieferung: Die Hss. mit B.s Predigten sind zahlreich und verstreut. Ausf¨uhrlich dazu Richter 1969 (s. Lit.). Eine Liste der Hss. findet sich auch in: Laurentius Casutt: Die Hss. mit lat. Predigten B.s v. R. O. Min, ca. 1210–1272. Freiburg/Schweiz 1961. Ausgaben: Lateinische Predigten: Beati Fr. Bertoldi a Ratisbona Sermones ad Religiosos. Hg. v. Petrus Hoetzl. M¨unchen 1882. – Deutsche Predigten: Berthold, des Franziskaners dt. Predigten aus der zweiten H¨alfte des 13. Jh. Hg. v. Christian Kling. Berlin 1824. – B. v. R. Hg. v. Franz Pfeiffer/Josef 698
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Mitte 13. Jh. Strobl. Wien 1862 und 1880. Neudr. Berlin 1965. – ¨ Vollst. Ausg. der dt. Predigten mit Ubertragung ins Nhd. Hg. v. Franz G¨obel. 2 Bde. Schaffhausen 1851/51. Regensburg 51929. – B. v. R. Dt. Predigten. Hg. v. Dieter Richter. Mu¨ nchen 1968. – ¨ Vier Predigten (mhd. und nhd.). Ubers. und hg. v. Werner R¨ocke. Stuttgart 1983. – Kurt Ruh, zusammen mit Dagmar Ladisch-Grube und Josef Brecht: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 2. Mu¨ nchen 1985, S. 9–46 (Predigten). – Frank Banta: Predigten und St¨ucke aus dem Kreise B.s v. R. (Teilsammlung Y III) (GAG 621). G¨oppingen 1995. Literatur: Heiner Schmidt: Quellenlex. zur dt. Literaturgesch. Bd. 2. Duisburg 1995, S. 268–270. – Julius Hamberger, ADB 2 (1875) S. 546–549. – Hellmut Rosenfeld, NDB 2 (1955) S. 164 f. – Frank G. Banta, VL2 1 (1978) Sp. 817–823. – Irmgard Meiners, TRE 5 (1980) S. 651–654. – Volker Mertens, LexMA 1 (1980) Sp. 2035–2036. – Carola Gotzmann, Marienlex. 1 (1988) S. 457–460. – Friedrich W. Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 553–554. – Werner R¨ocke, RGG4 1 (1998) Sp. 1335. – Alois Schmid, DBE2 1 (2005) S. 607. – Werner Williams-Krapp/Hans-Jochen Schiewer, Killy2 1 (2008) S. 499–501. – Benedikt Greiff: B. v. R. in seiner Wirksamkeit in Augsburg. Augsburg 1865. – Conrad Hofmann: Neue Zeugnisse u¨ ber B. v. R. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. ¨ Kl. 2 (1867) S. 374–394. – Johann Schmidt: Uber B. v. R. Wien 1871. – Wilhelm Gemoll: Fragm. der Predigten B.s v. R. In: ZfdPh 6 (1875) S. 466–469. – Ludwig Rockinger: B. v. R. und Raimund v. Peniafort im sog. Schwabenspiegel. In: Abh. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 13 (1877) H. 3, S. 167–253. – Christoph W. Stromberger: B. v. R., der gr¨oßte Volksredner des dt. MA. G¨utersloh ¨ 1877. – Joseph Strobl: Uber eine Slg. lat. Predigten B.s v. R. In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-hist. Kl. 84 (1877) H. 2, S. 87–128. – Ders.: B. v. R. und der Schwabenspiegel. In: ebd. 91 (1878) H. 4, S. 201–222. – Karl Unkel: B. v. R. K¨oln 1882. – Hubert Roettken: Der zusammengesetzte Satz bei B. v. R. Straßburg u. a. 1884. – Carl W. Neumann: Der Grabstein des Bruders B. v. R. In: Verh. des Hist. Ver. f¨ur Oberpfalz und Regensburg 39 (1885) S. 257–260. – Franz Josef Schiffmann: Der Prediger B. v. R. in Zug 1255. In: Zugerisches Neujahrsbl. 1889 (1889) S. 3–8. – Theodor Wieser: Bruder B. v. R. aus dem Franziskanerorden. Ein Kulturbild aus der Zeit des Interregnums. Brixen 699
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Biblia pauperum Deutschsprachige Lit. des MA im o¨ stlichen Europa. Forschungsstand und Forschungsperspektiven. Hg. v. Ralf G. P¨asler/Dietrich Schmidtke. Heidelberg 2006, S. 519–561. – Christoph Fasbender: Handschriftenfunde zur Lit. des MA 166: Bruchst¨ucke einer Predigt B.s v. R. In: ZfdA 135 (2006) S. 48–55. – Andreas Kraß: Sprechen von der stummen S¨unde. Das Dispositiv der Sodomie in der dt. Lit. des 13. Jh. (B. v. R. / Der Stricker). In: ‹Die s¨unde, der sich der tiuvel schamet in der helle›. Homosexualit¨at in der Kultur des MA und der fr¨uhen Neuzeit. Hg. v. Lev M. Thoma. Ostfildern 2009, S. 123–136. MM Admonter Mariengebet. – Dt. gereimtes Mariengebet, 13. Jh. Der 65 Reimpaare umfassende Text eines anonymen Verfassers baut vermutlich auf einer aus dem 12. Jh. stammenden Vorlage auf. Er ist Teil einer im 13. Jh. verfassten lat. Predigtsammlung und u¨ berschrieben mit «oratio ad sanctam mariam». Einer Anrufung Mariens und einem S¨undenbekenntnis folgen im Hauptteil des vor der Palmsonntagspredigt eingetragenen Gedichts Fu¨ rbitten (V. 10–94). Nach einer weiteren S¨undenklage und einer Bitte um Beistand in der Sterbestunde wird eine Todesvision geschildert. In den Schlussversen vertraut sich der Verfasser dem Schutz Mariens an. Neben den Eingangsversen («Maria m˚uter raine maget») lassen sich auch andere Formulierungen des Gedichts in zeitgen¨ossischen Liedern, Gedichten und Gebeten finden. ¨ Uberlieferung: Admont, Stiftsbibl., Cod. 619, 98r (Perg., zweites Viertel 13. Jh.). Literatur: Hans Ulrich Schmid, VL2 11 (2004) Sp. 20 f. – Ders.: Ein mhd. Reimgebet aus Admont. In: Studia Linguistica et Philologica. FS Klaus Matzel. Hg. v. Hans-Werner Eroms u. a. (Germ. Bibl., 3. Reihe). Heidelberg 1984, S. 275–283 (mit Abdruck). BJ Biblia pauperum (Armenbibel). – Im Sp¨atMA weit verbreitete Bilderbibel. Im Sp¨atMA wurde B. p. als allgemeine Bezeichnung f¨ur k¨urzende und anspruchslose Bibelbearbeitungen verwandt, die wom¨oglich f¨ur Bettelm¨onche oder andere wenig verm¨ogende Geistliche bestimmt waren. Im heutigen Gebrauch bezeichnet B. p. eine bestimmte illustrierte Bibelbearbeitung aus der Mitte des 13. Jh. eines unbekannten geistlichen Verfassers (vielleicht ein Benediktiner oder Augustiner) mit urspr¨unglich lat. 705
Mitte 13. Jh. Text. Die B. p. ist eines der Hauptwerke der sp¨atma. Typologie und stammt vermutlich aus dem s¨udostdt.-o¨ sterr. Raum, die a¨ltesten erhaltenen Handschriften aus dem fr¨uhen 14. Jh. stammen zumindest aus Benediktinerkl¨ostern und Augustiner¨ Chorherrenstiften in Bayern und Osterreich. Wohl keine dieser Handschriften d¨urfte die B. p. in ihrer urspr¨unglichen Gestalt wiedergeben, die somit nur erschlossen werden kann. Die B. p. setzt ein typologisches Konzept um, indem sie Bildern zum NT jeweils zwei aus dem AT beistellt, weshalb die B. p. in einigen Handschriften die Bezeichnung «Concordantia Novi ac Veteris Testamenti» tr¨agt. Meistens wird sie aber ohne Titel u¨ berliefert. Im sp¨aten MA war die B. p. weit verbreitet, auch gibt es zahlreiche dt. Bearbeitungen. Insgesamt sind rund 80 dt. und lat. Codices erhalten. Ab dem zweiten Drittel des 15. Jh. kommen Blockbuchausgaben und Typendrucke hinzu und die urspr¨unglich auf den dt. Sprachraum beschr¨ankte Verbreitung erweitert sich vereinzelt auch auf Italien und die Niederlande. Urspr¨unglich bestand die B. p. aus 34 Bildgruppen auf 9 Bl¨attern, je zwei auf einem Blatt und somit vier auf einem Doppelblatt. Die neutestamentlichen Themen umfassen die Menschwerdung, das Wirken, die Passion und Auferstehung Christi und die Gr¨undung der Kirche. Jeder neutestamentliche Antitypus ist von vier Bildern von Propheten umgeben, die auf diesen verwiesen haben, und jedem werden zwei alttestamentliche Typen zugeordnet, womit die heilsgeschichtliche Einheit der beiden Testamente exemplifiziert wird. Zu jeder Bildgruppe gibt es Erl¨auterungstexte: die Prophetenspr¨uche, Tituli in Versen (meist leoninische Hexameter) und kurze Lektionen in Prosa. Die Einheitlichkeit des Text- und Bildprogramms verliert ¨ sich im Laufe der Uberlieferung ungef¨ahr ab der Mitte des 14. Jh. Die Zahl der Bildgruppen steigert sich auf bis zu 50, neben weiteren Ereignissen aus dem Leben Jesu fanden auch Weltuntergang und j¨ungstes Gericht als neutestamentliche Typen Aufnahme, die Lektionen nehmen an Umfang zu, vor allem bei den sog. «dt. erz¨ahlenden Armenbibeln (dt. erz. A.)», die aufgrund ihres vermehrten Textes nur noch eine Bildgruppe pro Blatt aufweisen. Die hier weiter greifenden Lektionen zu den alttestamentlichen Typen sollen der Vertiefung des heilsgeschichtlichen Verst¨andnisses dienen und beziehen weitere biblische und außerbiblische Quellen ein. So sind die «dt. erz. A.» den → Historienbibeln vergleichbar. 706
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Mitte 13. Jh. ¨ Uberlieferung (Ausw. dt.sprachiger Bearb.): Berlin, SBB, Mgf 1362, um 1350/60. – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Memb. I 54, 1464 (dt. erz. A.). – Heidelberg, UB, Cpg 34, 1r–39r, Ende 15. Jh. – Ebd., Cpg 59, 1518. – Ebd., Cpg 148, 7va–169vb, 1430/50 (dt. erz. A.). – Jena, ULB, Ms. El. f. 51b, 1462 (dt. erz. A.). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 20, 1360/70 (dt. erz. A.). – Ebd., Cgm 155, um 1450. – Ebd., Cgm 297, Mitte 15. Jh. (dt. erz. A.) – Ebd., Cgm 341, 2r–20r, Ende 14. Jh. – Ebd., Cgm 3974, 250ra–270v, 2. Viertel 15. Jh. – Ebd., Cgm 5350/60, Fragm.e, 2. Viertel 14. Jh. (dt. erz. A.). – Prag, Nationalmuseum, Cod. XVI A 6, ¨ 1ra–107vb, 1481 (dt. erz. A.). – Wien, ONB, Cod. 3085, 46r–127r, 1475 (dt. erz. A.). – Darstellung der Gesamt¨uberlieferung bei Cornell, 1925, S. 66–119; Erg¨anzungen u. Korrekturen: Breitenbach, 1928, S. 67–70 – Deißmann/Wegener, 1934, S. 15, Anm. 1. – Schmidt, 1959, S.3. – Gerhard Schmidt/Alfred Weckwerth, LCI 1 (1968) Sp. 297f. – Erwin Rosenthal: Two unrecorded Italian single woodcuts and the origin of wood engraving in Italy. In: Italia medioevale e umanistica 5 (1962) S. 353–370, hier: S. 368. Ausgaben (Ausw., nur Reproduktionen und Ausg. einzelner Zeugen): Albert Camesina/Gustav Heider: Die Darstellungen der B. p. in einer Hs. des XIV. Jh. aufbewahrt im Stifte St. Florian im Erzherzogthume Oesterreich ob der Enns. Wien 1863 (Faks.). – Friedrich Laib/Franz Joseph Schwarz: B. p. Nach dem Original in der Lyceumsbibl. zu Constanz. Zu¨ rich 1867. Freiburg i. Br. 2 1892. – Paul Heitz (eingel. v. Wilhelm Ludwig Schreiber): B. p. Nach dem einzigen Exemplare in 50 Darstellungen. Straßburg 1903. – Paul Kristeller: B. p. Unicum der Heidelberger Universit¨ats-Bibl. Berlin 1906. – Rudolf Ehwald: B. p. Dt. Ausg. v. 1471. Weimar 1906 (Faks.). – Hans v. der Gabelentz: Die b. p. und Apokalypse der großherzogl. Bibl. zu Weimar. Straßburg 1912. – Adolf Deißmann/Hans Wegener: Die Armenbibel (B. p.) des Serai. Rotulus Seragliensis Nr. 52. Berlin/Leipzig 1934. – Heinrich Theodor Musper: Die Urausg. der holl¨andischen Apokalypse u. B. p. 3 Bde. M¨unchen 1961. – Franz Unterkircher (eingel. v. Gerhard Schmidt): Die Wiener B. p. Cod. Vindobonensis 1198. Graz/Wien/K¨oln ¨ 1962 (Faks. und Ubersetzung). – B. p., Apocalypsis. Die Weimarer Hs. Zentralbibl. der Dt. Klassik, Weimar, Fol. max. 4. Faks.-Dr. Mit Anm. und Beitr. v. Rainer Behrends u. a. Frankfurt/M. 1977, 707
Biblia pauperum Leipzig 2007. – Karl August Wirth: Die B. p. im Cod. pal. lat. 871 der Bibl. Apostolica Vaticana, sowie ihre bebilderten Zus¨atze Bd. 2 (Faks.bd.). Z¨urich 1982 – Karl Forstner: Salzburger Armenbibel. Cod. a IX, 12 aus der Erzabtei St. Peter zu Salzburg. Salzburg u. a. 31983. – Avril Henry: B. p. A facs. and edition. Aldershot 1987. – Nigel F. Palmer: Apokalypse / Ars moriendi / B. p. / Antichrist / Fabel vom kranken L¨owen / Kalendarium und Planetenb¨ucher / Historia David. Die lat.-dt. Blockb¨ucher des Berlin-Breslauer Sammelbands. Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Cim. 1, 2, 5, 7, 9, 10, 12. Farbmikrofiche-Edition. Einf. und Beschreibung v. N.F. P. (Monumenta xylographica et typographica 2). M¨unchen 1992. – Christoph Wetzel/Heike Drechsler B. p. Armenbibel. Die Bilderhs. des Cod. Pal. lat. 871 im Besitz der Bibl. Apostolica Vaticana (Faks. mit Einf., Komm., Tran¨ skription und Ubers.). Stuttgart u. a. 1995. Literatur: Hildegard Zimmermann, RDK 1 (1937) Sp. 1072–1084. – Aloys Ruppel: RGG (31957) S. 609 f. – Karl-August Wirth: VL2 1 (1978) Sp. 843–852. – Gisela Plotzek-Wederhake/G¨unter Bernt, LexMA 2 (1983) Sp. 109 f. – Henning Wendland, Lex. des gesamten Buchwesens. 2., v¨ollig neu bearb. Aufl. Hg. v. Severin Corsten u. a. Bd. 1. Stuttgart 1987, S. 363 f. – Margarethe Friedemann-Soller: Die M¨unchener Hss. der B. p. Diss. Bonn 1921. Teildr. Erfurt 1921. – Henrik Cornell: B. p. Stockholm 1925 (mit Bibliogr.). – Hans Engelhardt: Der theologische Gehalt der Biblia pauperum. Straßburg 1927. – Edgar Breitenbach: Eine neuaufgefundene Hs. der B. p. (Mitth. der Gesellsch. f¨ur vervielf¨altigende Kunst 2/3). Wien 1928. – H. T. Musper: Die Haarlemer Blockb¨ucher u. die Costerfrage. Mainz 1939. – Ders.: Zur Lokalisierung u. Datierung der a¨ ltesten Blockb¨ucher. In: Die Graphischen K¨unste NF 5 (1940) S. 1–10. – Ders.: Der Holzschnitt in f¨unf Jh. Stuttgart 1944. – Gerhard Eis: Fr¨uhnhd. Bibel¨ubers. Texte v. 1400–1600. Frankfurt/M. 1949. – Alfred Blum: Die Konstanzer Armenbibel. In: Stultifera Navis 10 (1953) S. 40–43. – Alfred Weckwerth: Die Zweckbestimmung der Armenbibel u. die Bedeutung ihres Namens. In: Zs. f¨ur Kirchengesch. 68 (1957) S. 225–258. – Karl-August Wirth: Neuerworbene ArmenbibelFragm.e in der BSB. In: M¨unchner Jb. der bildenden Kunst 3. Folge 14 (1963) S. 51–78, hier S. 61–63. – Gerhard Schmidt: Die Armenbibeln 708
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Deutschordensregeln und -statuten des 14. Jh. (mit Illustrationen). Graz 1959. – H. T. Musper 1961 (s. Ausg.). – Karl August Wirth 1982 (s. Ausg.) Bd. 1. Wiss. Komm.bd. – Gerard Achten (Hg.): Das christliche Gebetbuch im MA. Andachts- u. Stundenb¨ucher in Hs. u. Fr¨uhdr. Ausstellung u. Katalog: (Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ausstellungskat. 13). 2., verb. u. verm. Aufl. Wiesbaden 1987, S. 73. – Biblia Pauperum. Kings MS 5 British Library, London. Komm. v. Janet Backhouse, James H. Marrow u. Gerhard Schmidt. Luzern 1994. – Agnes Scholla/Eef Overgaauw: B. p. (Blockbuch, Fragm.e). In: Aderlaß u. ¨ Seelentrost. Die Uberl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. u. Inkunabeln. Hg. v. Peter J¨org Becker/E. Overgaauw. Mainz 2003, S. 196 f. – Christoph Winterer: B. p. mit Bilderapokalyspe. In: Christoph Fasbender (Hg.): bescheidenheit. Dt. Lit. des MA.s in Eisenach u. Erfurt. Kat. zur Ausstellung der Univ.- u. Forschungsbibl. Erfurt/Gotha in der UB Erfurt vom 22. August bis 13. Oktober 2006. Gotha 2006, S. 58f. – Andreas Fingernagel/Christian Gastgeber: Die pr¨achtigsten Bibeln. Das Buch zur ¨ Ausstellung im Prunksaal der ONB vom 27. November 2003 bis 6. J¨anner 2004. Im Anfang war das Wort. K¨oln u. a. 2008, Kap. V.: Gegen¨uberstellung des Alten u. NT in den typologischen Bilderbibeln, S. 204–237. VZ Deutschordensregeln und -statuten. – Dt. Fassungen. Die a¨lteste bekannte Handschrift datiert von 1264 und ist eine abschließende Redaktion fru¨ herer Formen; wahrscheinlich existierten bereits vor dem Beginn des 13. Jh. «consuetudines» f¨ur den Orden, 1221 besaß er eine Form von Statuten, jedoch noch keine kodifizierte Regel – diese entstand bis 1249 wohl unter Kardinal Wilhelm Bischof von Sabina. Originalsprache war das Lat.; man vermutet, dass es in den Ordensh¨ausern schon vor der Mitte des ¨ 13. Jh. eine dt. Fassung gab, wobei die Uberlieferung erst mit dem Beginn des 14. Jh. einsetzt. Neufassungen erfolgten 1442 (durch ein Generalkapitel unter Hochmeister Konrad von Erlichshausen), 1606, 1839, 1929 und 1977. Quellen waren haupts¨achlich die Templerregel sowie Vorschriften der Johanniter (→ Johanniterregel und -statuten); die Strafbestimmungen dienten ihrerseits vielleicht den Dominikaner-Konstitutionen als Vorbild. Die Statuten zeichnen sich durch vier Hauptbestandteile aus: eine historisch-theologische Ein709
Mitte 13. Jh. leitung durch den Prolog; Regeln mit monastischen Gel¨ubden u. a.; Gesetze als Ausf¨uhrungsbestimmungen zur Regel; Gewohnheiten f¨ur die Struktur des Ordens. Oft folgen liturgische Vorschriften, voraus geht meist der Kalender. ¨ Uberlieferung: Vgl. Perlbach (s. Ausg.) S. X–XXIX. – Ferner: Philadelphia (Pennsylvania), University Libr., Ms. Cod. 1087 (fr¨uher Ms. Ger. 10) (15. Jh., obd.). Ausgaben: Ernst Hennig (Hg.): Die Statuten des Dt. Ordens. K¨onigsberg 1806. – Max Perlbach (Hg.): Die Statuten des Dt. Ordens. Halle 1890 (Nachdr. Hildesheim 1975). – Ottmar Friedrich Heinrich Sch¨onhuth (Hg.): Das Ordensbuch der Br¨uder v. dem Hause St. Marien zu Jerusalem. Heilbronn 1847. – Willem Jan D’Ablaing v. Giessenburg: De Duitsche Orde. ’s Gravenhage 1857, S. 203–341. – Regula Fratrum Conventualium Domus et Hospitalis B. Mariae Virginis Teutonicorum in Jerusalem [...]. Wien 1872. – Indrikis Sterns: The Statutes of the Teutonic Knights. A Study of Religious Chivalry. Diss. Philadelphia (Pennsylvania) 1969. Literatur: Udo Arnold, VL2 2 (1980) Sp. 71–74. – Irene Erfen-H¨ansch: Deutschordenslit. In: LexMA 3 (1986) Sp. 917–919. – Ulrich Horst: Die Statuten des Dt. Ordens und die Konstitutionen der Dominikaner. In: Zs. f¨ur die Gesch. und Altertumskunde Ermlands 30 (1962) S. 357–369. – Marian Tumler/U. Arnold: Der Dt. Orden v. seinem Ursprung bis zur Gegenwart. Bad Godesberg 1974. – U. Arnold: Die Statuten des Dt. ¨ 83 (1975) S. 144–153. – FriedOrdens. In: MIOG rich Benninghoven (Hg.): Unter Kreuz und Adler. Der Dt. Orden im MA. Ausstellung des Geheimen Staatsarch. Preußischer Kulturbesitz anl¨aßlich des 800j¨ahrigen Bestehens des Dt. Ordens. Berlin 1990. – 800 Jahre Dt. Orden. Ausstellungskat. des Germ. Nationalmuseums. Hg. vom Germ. Nationalmuseum und der Internationalen Hist. Kommission zur Erforschung des Dt. Ordens v. Gerhard Bott und Udo Arnold. G¨utersloh/M¨unchen 1990. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 42000, S. 414. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 224, 390. – Axel Ehlers: Die Ablasspraxis des Dt. Ordens im MA (Quellen und Stud. zur Gesch. des Dt. Ordens 64). Marburg 2007. SF 710
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Mitte 13. Jh.
Eichst¨atter Konventsregel des Heilig-Geist-Spitals
Eichst¨atter Konventsregel des Heilig-GeistSpitals. – Mitte 13. Jh. Die auf Ersuchen einer bruderschaftlichen Vereinigung, die sich die Errichtung einer Spitalverbr¨uderung mit kl¨osterlicher Lebenshaltung zum Ziel setzte, vom Eichst¨atter Bischof Heinrich IV. (1247–1259) erlassene Regel ist nur in einer Abschrift erhalten. Vorbild f¨ur die 18 Kapitel umfassende E. K. war die Regel des Heilig-GeistOrdens. Der erste Teil (Kap. 1–12) regelt u. a. die Mitgliedschaft, den Dienst an den Kranken, die Verm¨ogensverwaltung, die Klausur, die Aufnahme in die Tertiarenbruderschaft und die Stellung des Spitalsmeisters und der Meisterin. Der zweite Teil (Kap. 13–18) widmet sich haupts¨achlich Fragen der Kranken- und Armenpflege, wobei auch praktische Anweisungen gegeben werden. ¨ Uberlieferung: Philadelphia (Pennsylvania), University Library, Ms. Cod. 1177 (fr¨uher Ms. Ger. 69), 1v–11v (Perg., um 1250, sp¨atestens 1259, bair.). Ausgaben: Andreas Bauch: Die neuentdeckte Regel des Heilig-Geist-Spitals zu Eichst¨att. In: Sammelbl. des Hist. Vereins Eichst¨att 64 (1971 ¨ [1972]) S. 7–84, Edition und Ubers. S. 12–51. Literatur: Bernhard Schnell, in: VL2 11 (2004) Sp. 395–397. – Siegfried Reicke: Das dt. Spital und sein Recht im MA. 2 Bde. Stuttgart 1932. Nachdr. Amsterdam 1970 (Kirchenrechtliche Abh. 111–114). – Norbert Backmund: Die Chorherrenorden und ihre Stifte in Bayern: Augustinerchorherren, Pr¨amonstratenser, Chorherren v. Hl. Geist, Antoniter. Mit einem Beitr. v. Adalbert Mischlewski. Passau 1966, bes. S. 215–229. – Bauch (s. Ausg.). BJ Himmelgartner Evangelienharmonie. – Nd. Fragment aus der Mitte des 13. Jh. Die Himmelgartner Bruchst¨ucke, bei denen es sich um eine Passions- und nicht um eine vollst¨andige Evangelienharmonie handelt, sind unabh¨angig von der auf Tatian zur¨uckgehenden lat. und dt. Evangelienharmonien. Ihre Vorlage war vermutlich eine sehr alte, im MA sonst wenig bekannte Variante des Tatian-Textes. ¨ Uberlieferung: Leipzig, UB, Ms. 1615, Fragm. 2 (sechs Pergamentstreifen von mindestens zwei Bl¨attern, letztes Viertel 13. Jh., ostf¨alisch). Sp¨ate Zeugen dieser Tradition sind die nd. Texte in Hamburg, SUB, Cod. Conv. IV, 213r–219v, 200r–212v (verbunden) (erste H¨alfte 15. Jh.) (H). – Rostock, UB, Cod. theol. 38, 184r–206r (1470) (R). 711
Ausgaben: Eduard Sievers: Bruchst¨ucke einer md. ‹Evangelienharmonie› [Himmelgartner Bruchst¨ucke]. In: ZfdPh 21 (1889) S. 385–390. – Textprobe bei Wolfgang Stammler: Mnd. Lesebuch. Hamburg 1921, S. 37 f. – Synoptisch mit R (H) bei L¨udtke, S. 59–63; R und H synoptisch: L¨udtke, S. 33–59. Literatur: Kurt Ruh, VL2 2 (1980) Sp. 649 f. (Evangelienharmonien III). – Anton Baumstark: Die Himmelhartener Bruchst¨ucke eines nd. ‹Diatessaron›-Textes des 13. Jh. In: Oriens Christianus III 11 (1936) S. 80–96. – Gustav Korl´en: Die mnd. Texte des 13. Jh. Beitr. zur Quellenkunde und Grammatik des Fr¨uhmnd. (Lunder Germanistische Forschungen 19). Lund/Kopenhagen 1945, S. 69 f. – Karl Bischoff: Elbostf¨alische Stud. (Mitteldt. Stud. 14). Halle/Saale 1954, S. 128. – Rolf Klemmt: Eine mhd. Evangeliensynopse der Passion Christi. Unters. und Text. Diss. Heidelberg 1964 (Mikrofiche-Ausg. Egelsbach u. a. 1994; Dt. Hochschulschr., Alte Reihe 765), S. 42, 62–74. – Willy L¨udtke: Evangelientexte, besonders aus Harmonien II/III (Dt. Bibel-Arch. Abh. und Vortr¨age 2). Hamburg 1965, S. 31–63. BJ Evangelienharmonien. – Volkssprachliche kompilatorische Zusammenstellungen der Geschichte des Lebens Jesu aus den vier Evangelien. 1. Das (ndl.-dt.) Leben Jesu Der Syrer Tatian verfasste im 2. Jh. nach den vier Evangelien und dem apokryphen Hebr¨aerevangelium eine Diatessaron genannte Harmonie. Um 830 ¨ erfolgte in Fulda eine Ubertragung in die fr¨ankische Volkssprache (ahd. → Tatian). Der ahd. Tatian diente als Grundlage einer dem Wortlaut der Vulgata angepassten E. mit dem Titel Leben Jesu, von ¨ der seit dem 13. Jh. volkssprachliche Ubertragungen existieren. Als Entstehungsort kommen K¨oln oder der ndl. Raum, f¨ur die Umsetzung ins Dt. wahrscheinlich am ehesten K¨oln in Frage. ¨ Uberlieferung: Mndl. Hss.: L¨uttich, UB, Cod. 437 (Diatessaron Leodiense/Het Luikse Diatessaron; aus der Benediktiner-Abtei St. Truiden, Anfang 14. Jh.) (L). – Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 8° 140 (aus Comburg, 1332, fl¨amisch) (S). – Cambridge, UB, Cod. Dd. 12.25 (erste H¨alfte 14. Jh.) (C). – Haaren, Bibl. des ehem. Groot-Seminarie, o. S. (um 1400) (Ha). – Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 73 H 9 (K 28) (1473, limburgisch) (H). – Mhd. Hss.: Z¨urich, ZB, Cod. C 170 (App. 56), 2r–142v (Perg., 712
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Evangelienharmonien 13./14. Jh., alemannisch, ndl. gef¨arbt) (Z). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 532, 12r–83r (1367, bair.-o¨ sterr.) (M). – Berlin, SBB, Mgq 503, 1r–78r (Perg., 14. Jh., md.) (V). – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI, 51, 2r–191v (1393, nordbair. mit md. Ankl¨angen) (N). – Berlin, SBB, Mgq 987, 1r–147r (Pap., 1409, md. [b¨ohmisch]) (W). – Hamburg, SUB, Cod. theol. 1066, 131ra–222va (Pap., 1411, westmd.). – Berlin, SBB, Mgq 167, 172r–283v (zweite H¨alfte 15. Jh.) (Su). – Fragm.: Graz, UB (Perg., 14. Jh., alem., md. Einschl¨age; fragm.). – Lemberg, Fragm. aus dem Dominikanerkloster (14./15. Jh., md.; verschollen). – Salzburg, UB, Cod. M II 387 (14. Jh. bair.; fragm.) (S). Zu diesen Texten treten eine Reihe von Lektionarien (vgl. de Bruin, Ausg.). Gerhardt ¨ (s. Ausg./Lit.) unterscheidet, je nach Ubernahme oder Nichtbewahrung von Glossen der Vorlage, ¨ zwei Uberlieferungszweige, f¨ur seine Ausgabe legt er als Leithandschrift Z zugrunde. Ausgaben: Jan Bergsma: De Levens van Jezus in het Middelnederlandsch. Leiden 1898. – Daniel Plooij/C. A. Phillips: The Li`ege Diatessaron. Amsterdam 1929–38 (unvollst.). – Cebus C. de Bruin: Diatessaron Leodiense/Het Luikse Diatessaron (Corpus Sacrae Scripturae Neerlandicae Medii Aevi I 1). Leiden 1970. – Ders.: Diatessaron Cantabrigiense/Het Diatessaron van Cambridge (ebd. I 3). Leiden 1970. – Ders.: Diatessaron Haarense/Het Haarense Diatessaron (ebd. I 11). Leiden 1970. – Christoph Gerhardt: Das Leben Jhesu/Diatessaron Theodiscum (ebd. I 4). Leiden 1970. 2. Eine bis auf den Kolophon verlorene nd. E. von 1321 stammt von Dirich Brandes, Zisterzienserm¨onch des Klosters Loccum (Niedersachsen); dabei k¨onnte es sich jedoch auch um einen der u¨ berlieferten Texte, zum Beispiel um das Leben Jesu handeln. 3. → Himmelgartner E. 4. Eine s¨udwestdt. E. der Passion weist eine interpretierende Tendenz auf und ist von 1. und 3. unabh¨angig. ¨ Uberlieferung: Slg. Gerhard Eis (Heidelberg), Cod. 107, 1r-67r (olim Langersche Bibl. in Braunau [B¨ohmen], Cod. 490) (fr¨uhes 14. Jh., alemannisch). – Stuttgart, LB, Cod. Bibl. fol. 35, 64vb–73rb (schw¨abisch, nach 1382). Ausgabe: Klemmt (s. Lit.). 5. → Geilers von Kaysersberg Passionis Christi unum ex quattuor evangelistis textum, eine Kompilation aus den Evangelien und Johannes → Gersons 713
Mitte 13. Jh. Monotessaron, wurde im fr¨uhen 16. Jh. auf Dt. bearbeitet; die Bearbeitungen sind in verschiedenen ¨ Drucken u¨ berliefert. Eine andere Ubersetzung von Monotessaron findet sich in Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen, Pap. germ. XCI, 41v–70v (Ende 15. Jh.). Vgl. auch → Friedberger Christ, Johannes → Gerson, Georg → Kreckwitz und → Nikolaus Rutze. Literatur: Hans Jeske u. a., VL2 2 (1980) Sp. 646–651. – Birgit Gansweidt/Hans Sauer, LexMA 4 (1989) Sp. 130 f. – Anton Emanuel Sch¨onbach: Miscellen aus Grazer Hss. In: Mitt. des hist. Ver. f¨ur Steiermark 50 (1903) S. 3–102. – Max Edmund Erich Ronneburger: Unters. u¨ ber die dt. ‹E.› in der Mu¨ nchener Hs. Cg. 532 aus dem Jahr 1367. Greifswald 1903. – Georg H. Mu¨ ller: Die Klosterbibl. In: Zum Jubil¨aum des Klosters Loccum. Hannover 1913, S. 1–56. – D. Plooij: A primitive text of the Diatessaron. The Li`ege Manuscript of a Medieval Dutch Translation. Leiden 1923. – Theodor Frings: In: Literaturbl. f¨ur germ. und romanische Philologie 47 (1926) S. 150–155. – W. L¨udtke: Die Uffenbachsche ‹E.›. In: Orientalia Hamburgensia. Festgabe f¨ur die Teilnehmer am dt. Orientalistentag Hamburg. Hamburg 1926, S. 59–83. – Friedrich Maurer: Stud. zur mitteldt. Bibel¨ubersetzung vor Luther (Germ. Bibl. 2, 26). Heidelberg 1929. – C. C. de Bruin: Middelnederlandse vertalingen van het Nieuwe Testament. 2 Bde. Groningen 1935. – Anton Baumstark: Die Sch¨onbachschen Bruchst¨ucke einer ‹E.› in bayrisch-¨osterr. Mundart des 14. Jh. In: Oriens Christianus 34 (1937) S. 103–126. – C. C. de Bruin: Das mnl. Epistolarium in Leningrad XX J LXIII und die verwandten Hss. (Bibel und dt. Kultur. Ver¨off. des dt. Bibelarch. in Hamburg 11). Hamburg 1941. – W. L¨udtke: Evangelientexte, bes. aus Harmonien. In: FS Hans Vollmer (Bibel und dt. Kultur. Ver¨off. des dt. Bibelarch. in Hamburg 11). ˚ Potsdam 1941, S. 320–362. – M¨arte Asdahl Holmberg: Exzipierend-einschr¨ankende Ausdrucksweisen untersucht bes. auf Grund hochdt. Bibelu¨ bersetzungen bis zum Anfang des 16. Jh. (Acta Universitatis Upsaliensis. Studia Germanistica 4). Uppsala 1967. – Ch. Gerhardt: Das Leben Jhesu. Eine mhd. E., Unters. M¨unchen 1969. – Wolfgang Stammler: Ma. Prosa in dt. Sprache. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. 2. Hg. v. W. Stammler. Berlin 21960, Sp. 749–1102. – A. Baumstark: Die Himmelgartener Bruchst¨ucke eines nd. ‹Diatessaron›-Textes des 13. Jh. In: Oriens Christianus 33 (1936) S. 80–96. – Hans Vollmer: Passionen als Teil¨ubersetzungen der 714
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Mitte 13. Jh. Evangelien. In: Bibel und dt. Kultur 10 (1940) S. 49*-54*. – W. L¨udtke: Evangelientexte, bes. aus Harmonien. In: FS Hans Vollmer (Bibel und dt. Kultur. Ver¨off. des dt. Bibelarch. in Hamburg 11). Potsdam 1941, S. 320–362. – Gustav Korl´en: Die mnd. Texte des 13. Jh. Beitr. zur Quellenkunde und Grammatik des Fr¨uhmnd. (Lunder germanistische Forschungen 19). Lund und Kopenhagen 1945. – Rolf Klemmt: Eine mhd. Evangeliensynopse der Passion Christi. Unters. und Text. Diss. Heidelberg 1964. – W. L¨udtke: Evangelientexte, bes. aus Harmonien. Fortsetzung der Unters. in Bibel und dt. Kultur 11 (Dt. Bibel-Arch. Abh. und Vortr¨age 2). Hamburg 1965. – Jan Dechamps: De verspreiding van Johan Scutkens vertaling van het Nieuwe Testament en de oudtestamentische perikopen. In: Nederlans Archief voor Kerkgeschiedenis NS 56 (1975) S. 159–179. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 450, 453 f. – Elisabeth Meyer: Ein neues Fragm. des ‹Leben Jesu› in Salzburg. In: ZfdA 136 (2007) S. 362–375, hier S. 366. SF Evangelienperikopen (gereimte Glosse). – Reimglosse zu den Sonntagsevangelien. Teilweise geht die Glosse, deren Vorlagen unbekannt sind, u¨ ber den Text der Bibel hinaus; so enth¨alt sie etwa Kritik am Werteverfall der Gesellschaft seiner Zeit, die der Verfasser am Beispiel der in Mt 11,5 erw¨ahnten Auss¨atzigen festmacht. Die Handschrift Berlin, SBB, Mgf 706 (Anfang 14. Jh., rheinfr¨ankisch; Fragm. von vier Bll.) enth¨alt Epistel- und Evangeliumsperikopen f¨ur Mittwoch und Freitag nach dem sechsten und neunten Sonntag nach Pfingstoktav und f¨ur den siebten und zehnten Sonntag nach Pfingstoktav in Prosa sowie gereimte Glossen zu den Sonntagsevangelien. Die in der Berliner Handschrift uberlieferten Reim¨ glossen finden sich auch in Hamburg, SUB, Cod. in scrinio 99, S. 1–4, 12–319 (Perg., 13./Anfang 14. Jh., rheinfr¨ankisch), jedoch ohne die Perikopentexte (→ Der Seele Minnegarten). Ausgaben: Ausz¨uge bei: Vollmer 1934 (s. Lit.) S. 229–238. – Ders. 1936 (s. Lit.) S. 3–7, 12–15, 20 f. Literatur: Hans Jeske, VL2 2 (1980) Sp. 651. – Hans Vollmer: Verdeutschung der Paulinischen Briefe v. den ersten Anf¨angen bis Luther. In: Bibel und dt. Kultur 4 (1934) S. 229–238. – Ders.: Neue 715
Evangelienperikopen Texte zur Bibelverdeutschung des MA. In: Bibel und dt. Kultur 6 (1936) S. 1–23. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 211 f. – Dietrich Schmidtke: Glossen zu den Sonntagsevangelien. In: Die dt. Predigt im MA. Hg. v. Volker Mertens. Tu¨ bingen 1992, S. 92–124. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 452. – Carsten Kottmann: «das buch der ewangelii und ¨ epistel». Unters. zur Uberl. und Gebrauchsfunktion s¨udwestdt. Perikopenhss. (Stud. und Texte zum MAund zur fr¨uhen Neuzeit 14). M¨unster u.a. 2009, S. 53 f. u. o¨ . SF Geißlerpredigt. – In Zusammenhang mit der Geißlerbewegung stehende Predigt. Die G. ist innerhalb der Straßburger Chronik des Fritsche → Klosener (Paris, Bibl. Nat., Cod. allem. 91, 44r–47r) vor dem Hintergrund der Geißlerbewegung u¨ berliefert. Im Anschluss an die o¨ ffentlich inszenierten Selbstgeißelungen in der Nachahmung des Leidens Christi wurde die G. in Form eines g¨ottlichen Briefes an die Christenheit (→ Himmelsbrief) unter Androhung von Strafen insbesondere zur Buße und vor allem zur Sonntagsheiligung verlesen. Das Original der G. ist a¨lter als die Straßburger Chronik, es d¨urfte einer lat. Version in einer Erfurter Handschrift vom Jahr 1347 sowie der in einer Wiener Handschrift des 13. Jh. u¨ berlieferten Paraphrase Diz ist diu → vrˆone botschaft ze der christenheit zugrunde liegen. Ausgaben: Albert Schott/Adam Walther Strobel (Hg.): Fritsche Closener’s Straßburgische Chron. (Bibl. des Stuttgarter Lit. Ver. 1). Stuttgart 1843, S. 89,32–94,4. – Carl Hegel: Die Chron. der oberrheinischen St¨adte. Straßburg. Bd. 1 (Chron. der dt. St¨adte 8). Leipzig 1870, S. 111,23–115,37. Literatur: Dagmar Ladisch-Grube, VL2 2 (1980) Sp. 1156 f. – Peter Segl: Geißler. In: TRE 12 (1984) S. 162–169. – Moriz Haupt: ‹Diz ist diu vrone botschaft ze der christenheit›. In: Altdt. Bll. 2 (1840) S. 241–264. – Karin Morvay/D. Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 155 f (T 138). SF 716
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St. Georgener Predigten Wolfenbutteler ¨ Predigtbruchstucke ¨ II. – Auf zwei Pergamentstreifen aus der Mitte des 13. Jh. u¨ berlieferte nd. Predigtfragmente. Die Fragmente, welche die einzige autochthon ¨ nd. Uberlieferung dt. Predigten vor → Berthold von Regensburg bieten, u¨ berliefern Teile einer Laurentius- und zweier Kirchweihpredigten. Die Laurentiuspredigt bringt eine Auslegung von Joh 12,24–26 und umfasst das Gespr¨ach zwischen Laurentius und seinem Bewacher; eine der Kirchweihpredigten legt einige Verse des Tagesevangeliums von Zach¨aus (Lk 19,1–9) aus, die zweite hat den Auszug der Kinder Israel und den Bau des Opferaltars durch Mose zum Inhalt. ¨ Uberlieferung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 404.10 (14) Novi (Mitte 13. Jh., elbostf¨alisch; Reste von zwei Doppelbll.). Ausgaben: Conrad Borchling: Mnd. Hss. Bd. 3 (Nachr. von der Kgl. Ges. der Wiss. zu G¨ottingen, Philol.-Hist. Kl. Beih. 1902). G¨ottingen 1902, S. 139–143. – Seelmann (s. Lit.) S. 74–76. Literatur: Regina D. Schiewer, VL2 10 (1999) Sp. 1339 f. – Wilhelm Seelmann: St. Laurentius. Gedicht des 13. Jhs. In: Nd. Jb. 46 (1920) S. 73–76. – Gustav Korl´en: Die mnd. Texte des 13. Jh. Beitr. zur Quellenkunde und Grammatik des Fr¨uhmnd. (Lunder Germanistische Forschungen 19). Lund 1945, S. 62–65. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, T 45. – R. D. Schiewer: Die Entdeckung der mnd. Predigt. In: Oxford German Studies 26 (1997) S. 24–72. SF St. Georgener Predigten. – Predigtsammlung, 13. Jh. Die St. G. P. sind eine im 14. und 15. Jh. weit verbreitete Predigtsammlung, wom¨oglich zisterziensischen Ursprungs, zumindest mit zisterziensischer Pr¨agung. Der Kernbestand umfasst 39 Predigten aus dem 13. Jh., u¨ berliefert sind insgesamt u¨ ber 80 unterschiedliche Texte, in den jeweiligen ¨ Uberlieferungstr¨ agern ist die Anzahl stark schwankend. Die mitunter konstatierte formale Einheitlichkeit der Sammlung hat zur Annahme eines einzigen Autors gef¨uhrt, so wurde u. a. → Berthold von Regensburg als Verfasser angenommen. Diese These erkl¨art, dass die St. G. P. auch unter dem Namen «St. Georgener Prediger» gef¨uhrt wurden und werden. Viel plausibler als die Annahme eines einzigen Autors ist es, die Einheitlichkeit als 717
Mitte 13. Jh. Ergebnis handschriftlicher Redaktion schon zu ei¨ nem fr¨uhen Zeitpunkt der Uberlieferung zu bewerten. Die Beliebtheit der Sammlung im 14. und 15. Jh. mag sich ihrer thematischen Anlage von Katechese u¨ ber Meditation bis zur Mystik verdanken, dargeboten in kurzen Predigten, Traktaten und Erbauungstexten. Prominent vertreten sind Marien- und Christuspredigten sowie liturgische und solche uber das Klosterleben. Ein große und ¨ f¨ur das 13. Jh. ungew¨ohnliche Anzahl von Zitaten → Bernhards von Clairvaux verdeutlicht den zisterziensischen Einfluss auf die St. G. P. Ist die ¨ Uberlieferung haupts¨achlich durch kl¨osterlichen Gebrauch gepr¨agt, so scheinen einige Handschrif¨ ten der sp¨ateren Uberlieferung auch als Erbauungsbuch im außerkl¨osterlichen Bereich fungiert zu haben. Letztlich ist es schwierig von «den» St. G. P. zu sprechen, kommt doch jeder handschriftlichen Redaktion im Hinblick auf Umfang, Funktion und Gebrauch des jeweiligen Textes (Liturgischer Gebrauch, Lesebuch etc.) ein unabh¨angiger (Werk-) ¨ Status zu: Die Uberlieferung der St. G. P. ist ein paradigmatisches Beispiel f¨ur die mittelalterliche freie Tradierung von geistlicher Gebrauchsliteratur. ¨ ¨ Uberlieferung: Alteste Hs.: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen 36, 108 Bll., Pergament, sp¨atestens 1300, ostalemannisch. – Hs., von der ver¨ mutl. das Gros der Uberl. abh¨angig ist: Wien, ¨ ONB, Cod. 2702, 125 Bll., Pergament, Wien 1363, o¨ sterr. (schw¨abische Vorlage). – 26 Hss. u¨ berl. mindestens 5 Predigten der Slg. Hinzu kommt ¨ breite Streu¨uberl. (Gesamte Uberl. ausschließlich im 14./15 Jh.; vgl. L¨uders 1960, Richter 1967 und 1969, Morvay-Grube 1974, Fr¨uhwald, VL2 9 (1995), Seidel 2003, Schiewer/Seidel 2010). Ausgaben: Wilhelm Wackernagel: Altdt. Predigten und Gebete aus Hss. Basel 1876, S. 92–97, 134–149, 518–541 (Teilabdr., zu weiteren Teilabdr. vgl. Morvay-Grube 1974) – Johan H. Kern: De Limburgsche Sermoenen. Leiden 1895 (Bibl. van Middelnederlandsche Letterkunde) S. 46–48, 50–53 (Abdr. v. Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 70 E 5, St. G. P.: 1r-232r). – Karl Rieder: Der sog. St. G. Prediger aus der Freiburger und der Karlsruher Hs. Berlin 1908 (Rieder folgt hinsichtlich des Umfangs seiner Edition der Hs. Freiburg i. Br., UB., Hs. 464, die einen stark erweiterten Bestand aufweist; große Teile der Edition sind nicht den St. G. P. zuzurechnen sondern den → Schweizer Predigten). – Kurt Otto Seidel: Die St. Georgener Pre¨ digten. Ausgew¨ahlte Abb. zur hsl. Uberl. (Litterae 718
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Mitte 13. Jh. 89). G¨oppingen 1982 (Faks.) – Regina D. Schiewer/Kurt Otto Seidel: Die St. G. P. (DTM 90). Berlin 2010. Literatur: Ehrismann 2,2 (1935) S. 419. – Wolfgang Fr¨uhwald, VL2 9 (1995) Sp. 1207–1213. – Regina D. Schiewer: St. G. P. In: Killy2 4 (2009) S. 170 f. – W. Wackernagel: Die Verdienste der Schweizer um die dt. Litt. Basel 1833. – Anton E. Sch¨onbach: Stud. zur Gesch. der altdt. Predigt 6. Wien 1906. Nachdr. Hildesheim 1968. – Philipp Strauch: Beitr. zu den St. G. P. In: Germanica. FS Eduard Sievers. Halle 1925, S. 530–549. – Karl Bihlmeyer: Der sog. St. G. Prediger. Ein Beitr. zur Gesch. der dt. Mystik. I: Theologische Quartalsschr. 123 (1942) S. 79–97. – Kurt ¨ Ruh: Kleiner Beitr. zur Uberl. des St. G. Predigers, Cod. Samen 169. In: Zs. f¨ur Schweizerische Kirchengesch. 44 (1950) S. 58–65. – Eva L¨uders: ¨ Zur Uberl. der St. G. P. In: Studia Neophilologica 29 (1957) S. 200–249; 30 (1958) S. 30–77; 32 (1960) S. 123–187. – Hermann Menhardt: Wiener Bruchst¨ucke des sog. St. G. Predigers. In: ZfdPh 79 (1960) S. 301–304. – W. Fr¨uhwald: Der St. G. Prediger. Stud. zur Wandlung des geistlichen Gehaltes. Berlin 1963. – Eva L¨uders: Der Vorderspiegel der Hs. G der St. G. P. In: Studier i modern spr˚akvetenskap NS 4 (1972) S. 163–168. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MAs. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 48–54. – Wolfgang Fleischer: Unters. zur Palmbaumallegorie im MA (M¨unchner Germanistische Beitr. 20). M¨unchen 1976, S. 14. – Kurt Ruh: Dt. Predigtb¨ucher des MA. In: Vestigia bibliae 3 (1981) S. 11–30. – Kurt Otto Seidel: Die St. G. P. und ihre Mit¨uberl. In: Die dt. Predigt im MA. Hg. v. Volker Mertens/Hans-Jo¨ rg Schiewer. T¨ubingen 1992, S.18–30. – Ders.: ‹Die S. G. P.›. ¨ Unters. zu Uberlieferungsund Textgesch. (MTU 121). T¨ubingen 2003. – Wybren Scheepsma: De Limburgse Sermoenen (ca. 1300). De oudste preken in het Nederlands. Amsterdam 2005. – Nine Miedema: ‹Oratorisches Beiwerk›. Zum fingierten Dialog mit dem Publikum in den ‹St. G. P.›. In: Exemplar. FS Kurt Otto Seidel. Hg. v. R¨udiger Brandt/Dieter Lau (Lateres. Texte und Stud. zu Antike, MA und fr¨uher Neuzeit 5). Frankfurt/M. 2008, S. 225–241. – Nikolai A. Bondarko: Zur paraphrasierenden Text¨ubertragung und Dialogizit¨at in den ‹St. G. P.› und im ‹Baumgarten geistlicher Herzen›. In: Kulturtopographie des dt.sprachigen S¨udwestens im sp¨ateren MA. Stud. und Texte. Hg. v. Barbara Fleith. Berlin 2009, S. 13–40. VZ 719
Gerhard von Luttich ¨ Gerhard von Luttich, ¨ * vermutlich in Reims. – Verfasser der Schrift De doctrina cordis, erste H¨alfte oder Mitte des 13. Jh. G. v. L., wahrscheinlich M¨onch in der Zisterze Val-Saint-Lambert bei L¨uttich in der ersten H¨alfte oder um die Mitte des 13. Jh. Identit¨at mit einem 1249 und 1254 belegten Abt G. ist unwahrscheinlich. H¨aufig wurde er mit einem gleichnamigen Dominikaner-Lesemeister aus der zweiten H¨alfte des 13. Jh. verwechselt. G. ist der Verfasser der weit verbreiteten Schrift De doctrina cordis (¨uber 100 Handschriften), in der G. die sieben Hauptst¨ucke der Minne in scholastischer Manier mit den sieben Gaben des Hl. Geistes verkn¨upft. ¨ Uberlieferung: Vgl. Hendrix 1977 (s. Lit.) S. 151–164. Das Werk liegt auch in verschiedenen volkssprachlichen (franz¨osisch, italienisch, spanisch, mndl., mhd.) Fassungen vor. ¨ Uberlieferung der mndl. Fassung: Haag, Koninkl. Bibl., Cod. 135 F 6, 39r–219r (erste H¨alfte 15. Jh.). – K¨oln, Dombibl., Cod. 248, 1r–176v (15./16. Jh.). – Wien, Cod. 15231, 1r–176r (1446). – Ebd., Cod. Ser. nov. 12805, 125ra–292vb (um 1500). ¨ Uberlieferung der mhd. Fassung: Berlin, SBB, Mgq 1077, 1r–192v (1465, ripuarisch). – Ebd., Mgq 1130, 71v–77r (15. Jh., alemannisch). – Eichst¨att, St. Walburg, Cod. germ. 7, 65r–78v (15./16. Jh.). – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 363, 132r–159r (15. Jh.). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 447, 122r–144r (Ende 15. Jh.). – Solothurn, ZB, Cod. S. 353, 1r–108v (15. Jh.). G.s u¨ brige Werke sind der Mystik → Bernhards von Clairvaux verpflichtet; mndl. oder mhd. Fass. sind nicht bekannt. Ediert sind die Traktate De remediis contra amorem illicitum und Quinque incitamenta ad Deum amandum ardenter (Wilmart 1933 [s. Lit.]) sowie der Traktat Super septem verba dicta a Domino Jesu Christo pendente in cruce (Mikkers 1950 und 1951 [s. Lit.]). Literatur: Stephanus Axters, Nationaal Biografisch Woordenboek 3 (1968) Sp. 344–347. – Volker Honemann, VL2 2 (1980) Sp. 1233–1235; 11 (2004) Sp. 517. – Andr´e Wilmart: G´erard de Li´ege. Un trait´e in´edit de l’amour de Dieu. In: Revue d’asc´etique et de mystique 12 (1931) S. 349–430. – Ders.: Les Trait´es de G´erard de Li`ege sur l’amour illicite et sur l’amour de Dieu. In: Analecta Reginensia 59 (1933) S. 181–247. – Edmond Mikkers: Le Trait´e de G´erard de Li`ege sur les Sept 720
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Die heilige Regel fur ¨ ein vollkommenes Leben Paroles de Notre-Seigneur en Croix. In: Collectanea Cisterciensia 12 (1950) S. 176–194; ebd. 13 (1951) S. 18–29. – Albert Auer: Leidenstheologie im Sp¨atMA. St. Ottilien 1952. – Guido Hendrix: Handschriften en in handschrift bewaarde vertalingen van het aan Gerard van Luik toegeschreven traktaat ‹De doctrina cordis›. In: Ons Geestelijk Erf 51 (1977) S. 146–168. – Ders.: Deux textes d’attribution incertaine a` saint Bonaventure, restitu´es a` G´erard de Li`ege. In: Recherches de th´eologie ancienne et m´edi´evale 45 (1978) S. 237 f. – Ders.: Drukgeschiedenis van het traktaat ‹De doctrina cordis›. In: Archives et Biblioth`eques de Belgique 49 (1978) S. 224–239. SF Heidenreich (Heinrich) OP, † 29.6.1263. – Bischof von Culm und Verfasser mystisch-religi¨oser, nur fragmentarisch u¨ berlieferter Schriften auf Lat. und Dt., 13. Jh. H., Dominikaner dt. Herkunft und Magister der Theologie, wurde 1238 als Prior der Dominikanerprovinz Polen eingesetzt und blieb bis mindestens 1240 in diesem Amt; m¨oglicherweise war er vorher Prior in Leipzig. 1245 wurde H. vom Papst zum Bischof von Kulm geweiht. Er trat als Vermittler in Streitigkeiten des Dt. Ordens mit der Stadt L¨ubeck und verschiedenen Pers¨onlichkeiten auf und wurde ab 1249 zum Konservator des Dt. Ordens auf f¨unf Jahre ernannt. Ab 1251 missionierte H. in Litauen. Jutta von Sangershausen w¨ahlte H., der sich speziell mit Trinit¨atsmystik befasste, zu ihrem Beichtvater. Seine Schriften sind nur bruchst¨uckhaft u¨ berliefert; von H. stammt ein Tractatus de amore S. Trinitatis. ¨ Uberlieferung: Rom, Bibl. Vaticana, Cod. Vat. Pal. lat. 414, 237ra-va (Fragm. in einer Hs. v. 1466). – nicht mehr nachweisbar: Eisleben, Kirchenbibl. St. Andreas, Cod. 960, f. 124 ff. Vgl. dazu Wolfgang Eichler: Jan van Ruusbroecs ‹Brulocht› in obd. ¨ Uberl. (MTU 22). M¨unchen 1969, S. 22. Ausgabe: Kaeppeli 1960 (s. Lit.) S. 204. Ferner ist von H. ein Fragment einer mhd. Predigt von der unmeßigen minne uberliefert: Einsiedeln, ¨ Stiftsbibl., Cod. 278 (1040), S. 163a–164a (Basel, drittes Viertel 14. Jh., alemannisch). Ausgabe: Kaeppeli 1960 (s. Lit.) S. 198 f. Eine weitere Predigt u¨ ber Io 17,1 ff. von «maister haydenreich» ist durch die Postille Nr. 87 des → Hartwig von Erfurt belegt. M¨oglicherweise schrieb H. zusammen mit Johannes Lobedau eine Vita Juttas; dass H. eine Chronik verfasst haben 721
Mitte 13. Jh. soll, die im 16. Jh. der polnische Chronist Martin Cromer benutzte, ist zu bezweifeln. Literatur: Kurt Forstreuter, NDB 8 (1969) S. 249. – Udo Arnold, VL2 3 (1981) Sp. 610–612. – Anastazy Nadolny: H. In: Die Bisch¨ofe des Heiligen R¨omischen Reiches 1198 bis 1448. Ein biographisches Lex. Bd. 1. Berlin 2001, S. 301–302. – Carl Peter Woelky: Der Kat. der Bisch¨ofe v. Kulm. In: Zs. f¨ur die Gesch. und Altertumskunde Ermlands 6 (1878) S. 363–441. – Urkundenbuch des Bisthums Culm. Danzig 1885–87, Reg. – H. Westpfahl: Unters. u¨ ber Jutta v. Sangershausen. In: Zs. f¨ur die Gesch. und Altertumskunde Ermlands 26 (1938) S. 515–596, bes. S. 522–524, 571–595. – Thomas Kaeppeli: Heidenricus, Bischof v. Kulm († 1263), Verfasser eines Traktates De amore S. Trinitatis. In: Archivum Fratrum Praedicatorum 30 (1960) S. 196–205. – Ders.: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. 2. Rom 1975, S. 178 f. SF
Die heilige Regel fur ¨ ein vollkommenes Leben. – Fragment eines geistliches Traktats, um 1250. Der unbekannte Verfasser war vielleicht Zisterzienser. Der Traktat enth¨alt Anweisungen zur Erlangung des ewigen Lebens; Vorbild ist dabei Maria. Von den vier St¨ucken der heiligen Regel (Lehre von den Tugenden, vom Gottesdienst und den sieben Tagzeiten, von den Ordensgel¨ubden sowie von der Minne und den drei Graden) ist nur das erste (unvollst¨andig) erhalten, in dem acht allegorisch auf Maria bezogene Tugenden behandelt werden. 48 Exempla dienen der Erl¨auterung der Lehren. ¨ Uberlieferung: London, British Library, Ms. Add. 9048, 1r–48v (Perg., Ende 13. Jh., westdt. Zisterzienserkloster [?], verschiedene Schreibdialekte, vorwiegend mitteldt.). Ausgabe: Robert Priebsch (Hg.): Die heilige Regel f¨ur ein vollkommenes Leben, eine Cistercienserarbeit des XIII. Jh. Aus der Hs. Additional 9048 des British Museum (DTM 16). Berlin 1909. Literatur: Gabriele von Siegroth-Nellessen, VL2 3 (1981) Sp. 627 f. – Priebsch (s. Ausg.) S. V–XXII. – Gerhard Eis: Altdt. Hss. M¨unchen 1949, S. 68 f. (mit Textprobe). – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. I. Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300. Text- und Tafelband. Wiesbaden 1987, S. 259 f. BJ 722
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Mitte 13. Jh. Hermetschwiler Predigten. – Hochalemannische Predigten des 13. Jh. Den drei auf S. 1–35/1r–18r eingetragenen Predigten folgen elf weitere, die Pfeiffer (s. Lit.) und Muschg (s. Lit.) von S. 41/21r an als eine Abhandlung u¨ ber die Gottesminne betrachten, die eventuell von demselben Verfasser stammt; Ruh (s. Lit.) spricht indes von 14 Predigtst¨ucken einer Sammlung. Die in den Predigten wiederholt auftretende Anrede «liebe br¨ueder» weist auf Mo¨ nche als Publikum hin; zitiert wird fast ausschließlich → Bernhard von Clairvaux, weswegen die H. P. auch ohne sichere Hinweise auf einen bestimmten Orden in die N¨aher der Zisterzienser bzw. der St. → Georgener Predigten ger¨uckt werden. Die ersten drei Predigten handeln von der Passion Christi, von der Menschwerdung des Herrn und von der dreifachen Epiphanie Christi. Weitere St¨ucke behandeln den g¨ottlichen Frieden, die Gottesminne, g¨ottliche Freude, Staffeln der Gottesliebe, Buße, die zweite Seligpreisung, Nachfolge Christi, das J¨ungste Gericht, die lautere, geordnete Seele und das Altarssakrament. ¨ Uberlieferung: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1908, S. 1–140 (1r–70v) (Perg., 14./15. Jh.?). Ausgabe: Franz Pfeiffer: Drei Predigten aus dem 13. Jh. In: Germania. Vierteljahrsschr. f¨ur dt. Altertumskunde 7 (1862) S. 330–350. Literatur: Kurt Ruh, VL2 3 (1981) Sp. 1120 f. – Walter Muschg: Die Mystik in der Schweiz. 1200–1500. Frauenfeld/Leipzig 1935, S. 233 f., 421. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 61 f. (T 67). – Beat Matthias v. Scarpatetti: Die Hss. der Stiftsbibl. St. Gallen. Beschreibendes Verz. Codd. 1726–1984 (14.-19. Jh.). St. Gallen 1983, S. 178–182. SF Von dem jungesten tage (Von dem j¨ungsten Tage). – Von einem unbekannten niederalemannischen Dichter verfasste eschatologische Dichtung, deren Entstehungszeit wahrscheinlich um die Mitte bzw. zweite H¨alfte des 13. Jh. anzusetzen ist. Die in zehn nicht miteinander verwandten Sammelhandschriften des 13. bis 15. Jh. sowie in einem Druck u¨ berlieferte Dichtung liegt in verschiedenen, zum Teil stark variierenden Versionen vor; im Wesentlichen lassen sich zwei Fassungen unterscheiden (Fassung I: 758 Verse, Fassung II: 330 Verse). Der anonyme Verfasser k¨onnte ein geschulter Franziskanerprediger gewesen sein; jedenfalls 723
Hermetschwiler Predigten entstammte er dem Umfeld des Ordens. Es besteht stilistische Verwandtschaft mit den Reimpredigten. Geschildert wird das Weltgericht, bei dem die Seligen von den Verdammten geschieden werden. Engel mit Posaunen wecken die Toten zum J¨ungsten Gericht, wobei ein r¨achender Gott als zornerf¨ullter Richter erscheint, der keine Gnade kennt. Als Kriterium, nach dem die die Verdammten und die Erl¨osten geschieden werden, dienen traditionell die sechs Werke der Barmherzigkeit. Der H¨ollensturz und die Klagen der Verdammten sowie die Aufnahme der Erl¨osten in den Himmel bilden den Abschluss. Der Schwerpunkt der Dichtung liegt auf der Beschreibung der H¨ollenqualen, die die S¨under erleiden, auf deren Angst und Verzweiflung, weniger auf dem Jubel der Erl¨osten. Von vergleichbaren Reden unterscheidet V. d. j. T. besonders ein relativ umfangreiches Streitgespr¨ach zwischen Leib und Seele in Verbindung mit dem Gerichtsstreit. Der Text der k¨urzeren Fassung (II) ist nicht g¨anzlich mit dem der l¨angeren Fassung identisch, besonders in der großen Fluchrede der verdammten Seele wurde als zus¨atzliche Quelle eine nd. Versbearbeitung der → Visio Philiberti eingearbeitet. Ankl¨ange an das Gedicht zeigen sich in → Heinrichs von Neustadt Gottes Zukunft, dem → Th¨uringischen Zehnjungfrauenspiel und in → Hugos von Trimberg Renner. ¨ Uberlieferung: Coburg, LB, Ms. Cas. 43, 110ra–114ra (Pap., 1448). – Berlin, SBB, Mgq 1973, 501r–503v (Pap., 1441, bair.-o¨ sterr.). – Vgl. ferner Willoughby (s. Ausg.) S. 1–5. Ausgaben: Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. 2. Erlangen 1901 (Nachdr. Hilsdesheim 1979) S. 270–273. – Gustav Rosenhagen: Kleinere mhd. Erz¨ahlungen, Fabeln und Lehrgedichte. Bd. 3 (DTM 17). Berlin 1909 (Nachdr. Dublin 1970) S. 1–18. – Leonard Ashley Willoughby (Hg.): V. d. j. T. A middle high german poem of the thirteenth century. Oxford 1918, S. 49–81, 104–117. – Leopold Zatoˇcil: Zwei altschlesische Gedichte. In: Sborn´ık Prac´ı Filosofick´e Fakulty Brnensk´e Uniˇ versity, Jg. 16, Rada Liter´arnˇevˇedn´a 14 (1967) S. 109–124, hier S. 112–117. Literatur: Andreas Wang, VL2 4 (1983) Sp. 929–931; VL2 11 (2004) Sp. 822. – De Boor/ Newald 3/1 (51997) S. 489–491; 3/2 (1987) S. 119. – Karl Theodor Reuschel: Unters. zu den dt. Weltgerichtsdichtungen des 11. bis 15. Jh. 1. Diss. Leipzig 1895. – V. d. j. T. A Middle High German Poem 724
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Klara von Assisi of the Thirteenth Century. Hg. v. Leonard A. Willoughby. London 1918. – Nigel F. Palmer: Die letzten Dinge in Versdichtung und Prosa des MA. In: Dt. Lit. des sp¨aten MA. Hamburger Colloquium 1973. Hg. v. Wolfgang Harms/Leslie Peter Johnson. Berlin 1975, S. 225–239. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 42000, S. 412 f. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 270. SF Klara von Assisi, * 1194 Assisi, † 11.8.1253 San Damiano bei Assisi. – Gr¨underin des Klarissenordens. K. wurde als Tochter des Ritters Favarone di Offreduccio di Bernardino und der Ortolana geboren. Von der Armutsbewegung des → Franziskus von Assisi tief beeindruckt, verließ sie 1212 heimlich ihr Elternhaus, um wie dieser den Weg der Armut zu w¨ahlen. Im April 1212 ließ sich K. im ersten franziskanischen Frauenkloster San Damiano nieder; dorthin folgte ihr ihre Schwester → Agnes von Assisi. Die Bezeichnung «Klarissen» f¨ur den Zweitorden der Franziskaner statt der «Armen Frauen von San Damiano», wie sie sich urspr¨unglich nannten, sollte sich erst nach dem Tod der Gr¨underin etablieren. 1215 wurde K. gegen ihren Wil¨ len zur Abtissin des Klosters gew¨ahlt. Franziskus von Assisi verfasste f¨ur die Frauengemeinschaft 1216/17 erstmals eine knappe «formula vitae»; eine vom Hl. Stuhl approbierte Regel schrieb 1218/19 der sp¨atere Papst Gregor IX., Kardinal Hugolino. Die endg¨ultige Version der → Klarissenregel, welche 1253 durch die Bulle Solet annuare durch Papst Innozenz IV. gebilligt wurde, stammt von K. selbst. Schon 1255, zwei Jahre nach ihrem Tod, wurde K. heiliggesprochen. Ihr Festtag ist der 12. August. Die Legenda sanctae Clarae virginis, die a¨ lteste Vita K.s, verfasste Tommaso da Celano wahrscheinlich kurz nach der Kanonisierung K.s 1255. I. Mhd. und mndl. Bearbeitungen der Schriften der hl. K. 1. Vier Briefe an → Agnes von B¨ohmen (von Prag). a) Vor 1380 im oder f¨ur das St. Klara-Kloster ent¨ standene N¨urnberger Ubersetzung im → St. KlaraBuch. Ausgabe: Walter Seton: Some New Sources for the Life of Blessed Agnes of Bohemia including 725
Mitte 13. Jh. a Fourteenth Century Latin Version and a Fifteenth Century German Version of her Life (Publ. of the British Society of Franciscan Studies 7). London/New York 1915, S. 151–164. ¨ b) Alemannische Ubertragung: Berlin, SBB, Mgo 484 (Philipps Hs. 1153), 215r–223r (S¨oflin¨ gen, Ende 15. Jh.). – Wien, ONB, Cod. 13671 Suppl. 1214, 31r–36r (1507, alemannisch). ¨ c) Oberrheinische Ubersetzung: Karlsruhe, LB, Cod. Thennenbach 4, 156v–180r (Klarissenkloster Freiburg i. Br., Ende 15. Jh.). Vgl. dazu Christian v. Heusinger: Sp¨atma. Buchmalerei in oberrheinischen Frauenkl¨ostern. In: Zs. f¨ur Gesch. des Oberrheins 107 (1959) S. 136–160, hier S. 155–159. Ausgabe: Jon Carl Balson: An Edition of the MS. Thennenbach 4. The Life and Legend of St. Clara of A. Diss. masch. Chapel Hill 1971. 2. Volkssprachliche Bearbeitungen des Segens der hl. K. Vgl. dazu Grau (s. Lit.) S. 220–222. ¨ a) Die a¨ lteste Ubertragung bietet das St. KlaraBuch direkt nach den Agnes-Briefen. – Wien, ¨ ONB, Cod. 13671, 36v–37r (1507). Ausgaben: W. Seton: Some New Sources for the Life of Blessed Agnes of Prag including some Chronological Notes and a New Text of the Benediction of Saint Clare, I. In: Benedictio Sanctae Clarae, Archivum Franciscanum Historicum 7 (1914) S. 185–190, Text S. 189 f. – Ders. 1915 (s. o.) S. 164 f. – Ders.: The Oldest Text of the Benediction of Saint Clare of A. In: Revue d’histoire franciscaine 2 (1925) S. 88 f. ¨ b) Alemannische Ubersetzung: Berlin, SBB, Mgo 484, 223r/v. ¨ c) Oberrheinische Ubertragung: Karlsruhe, LB, Thennenbach 4, 180r–182r. ¨ d) Ndl. Ubertragung des 15. Jh. Zahlreiche Textzeugen verzeichnet bei: David de Kok: S. Clarae Benedictionis textus neerlandici. In: Archivum Franciscanum Historicum 27 (1934) S. 387–398 (Ausg.). 3. Die Regel der hl. Klara von 1253 (→ Klarissenregel). II. Mhd. und mndl. Klara-Viten. 1. Bearbeitungen der Legenda sanctae Clarae des Thomas von Celano. a) Vor 1380 im oder f¨ur das St. Klara-Kloster ¨ entstandene N¨urnberger Ubersetzung im St. KlaraBuch. Auch der enthaltene Papstbrief wurde u¨ bertragen, anschließend: Kanonisationsbulle Papst Alexanders IV. vom Jahr 1255, Lebensdaten und ¨ Reimgebet des Ubersetzers. 726
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Mitte 13. Jh. Ausgabe: Herrad (Sr. Mechthild) Weiler: St. Clara-Vita. Textkrit. Edition und Wortschatzunters. Diss. masch. Innsbruck 1972. ¨ b) Eine um 1400 entstandene Ubertragung der Legenda war im s¨uddt. Raum weit verbreitet. ¨ ¨ Uberlieferung: Augsburg, UB, Cod. OttingenWallerstein III 1 4° 13, 144r–195v (1494). – Berlin, SBB, Mgq 866, 288v--310r (Katharinenkloster N¨urnberg, 1404). – Karlsruhe, LB, Don. 453, 134r–156v (15. Jh., hochalemannisch). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1164, S. 1–18 (zweite H¨alfte 15. Jh., hochalemannisch; defekt). – Karlsruhe, LB, Cod. St. Georg. 99, 161v–194r (fr¨uhes 16. Jh., niederalemannisch). – Ebd., Cod. Lichtenthal 79, 207r–229v (zweite H¨alfte 15. Jh., niederalemannisch). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 387, 89r–121r (zweite H¨alfte ¨ 15. Jh., mittelbair.). – Wien, ONB, Cod. Ser.nov. 3825, 68v–91v (1471, mittelbair.). Ausgabe: Karl Groos: Die alemannische Sprache zu Villingen in Baden am Ende des 15. Jh. L¨uttich 1904. ¨ c) Eine oberrheinische Ubertragung findet sich in der Handschrift Karlsruhe, LB, Cod. Thennenbach 4, 2r–156v. ¨ Ausgabe: Balson (s. o.). – Nhd. Ubertragung: Franz Anselm Schmitt/Fritz M¨uhlenweg: Clara und Franciscus v. Assisi. Eine sp¨atma. alemannische Legende. Konstanz 1959. ¨ d) Mndl. Ubertragung. In der Druckfassung (GW 4664) Antwerpen 1491, liegt wohl die Kurzversion einer von Schoutens (s. Ausg.) gedruckten handschriftlichen Fassung vor: Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. IV 138, 205vb–212rb. – Hamburg, SUB, Cod. theol. 1576, 374va–395vb (Anfang 16. Jh.). – London, Brit. Library, Add. MS 20034, 277rb–288vb. Ausgabe: Stephanus Schoutens: Legende der glorioser maghet Sinte Clara. Hoogstraten 1904. 2. K¨urzende Bearbeitungen der Legenda des Thomas von Celano. a) Weder in der Legenda aurea des → Jacobus a Voragine noch im Sondergut der Els¨assischen Legenda aurea erscheint diese Klara-Vita, als Kurzform fand sie jedoch Eingang in eine mittelfr¨ankische Bearbeitung der S¨udmndl. Legenda aurea. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgq 1687, 186va–201ra. – Darmstadt, LB, Cod. 447, 324v–356v. – Ebd., Cod. 814, 283va–298ra. – Ebd., Cod. 2196, 337vb–348rb. – K¨oln, Hist. Arch., Cod. W. f. 165, 225va–243ra. – London, Univ.-College, Ms. Germ. 17, 105vb–134vb. – Paris, Bibl. Nat., Ms. 727
Klara von Assisi allem. 35 (S. F. 2947), 173rb–190va (1460). Alle Hss. sind ripuarisch, die Pariser Hs. moselfr¨ankisch, und zweite H¨alfte 15. Jh. bzw. um 1500. b) Auch die Klara-Vita in Der → Heiligen Leben ist eine Kurzform der Celano-Legenda. c) Eine Kurzfassung von 54 Strophen mit dem Titel Gaude, Clara (N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Cod. 7206, 17r–23v [14. Jh.]) entstand wohl in dt. Klarissenkreisen. Die dt. Version Frev dich, Clara stammt wohl aus N¨urnberg, geh¨ort zum St. Klara-Buch und umfasst acht Viertaktverse. ¨ Uberlieferung: Siehe St. Klara-Buch. Ausgabe: W. Seton: A German Metrical Version of the Legend of S. Clare. In: Archivum Franciscanum Historicum 11 (1918) S. 384–398. – Livario Oliger: Die Legende der hl. K. v. A. in mhd. Versen. In: Franziskanische Stud. 7 (1920) S. 184–189. III. Klara-Lob in dt. Bearbeitungen. 1. Traktat Der herr aller ding der hat sie lip gehabt. ¨ In der Uberlieferung wird der Text als Predigt bezeichnet, es handelt sich dabei jedoch um eine erbauliche Lesepredigt bzw. einen Traktat. ¨ Uberlieferung: Siehe St. Klara-Buch (vier Textzeugen). – Ferner: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 589, S. 1–100 (zweite H¨alfte 15. Jh., hochalemannisch). – Ebd., Cod. 1869, S. 1–219 (zweite H¨alfte 15. Jh., hochalemannisch). Ausgaben: Kurt Ruh: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 1: Texte (MTU 11). Mu¨ nchen 1965, S. 57–65 (Teilausg.). – Josef Klammer: Unters. und textkrit. Edition des mhd. Klaratraktates ‹Der herr aller ding...›. Diss. masch. Innsbruck 1969. 2. Klara-Predigten. a) Das St. Klara-Buch enth¨alt eine Gruppe von sechs Klosterpredigten f¨ur die Tischlekt¨ure. ¨ Uberlieferung: Siehe St. Klara-Buch. – Ferner: Prag, UB, Cod. XVIG 22, 76r–86v (1457, nordbair.). Ausgabe: Erika W. Neuner-Schaub: Textkrit. Edition der mhd. Klara-Predigten des Prager Cod. XVID 16 samt vollst. Glossar und Unters. Diss. masch. Innsbruck 1972. b) Die Handschrift Karlsruhe, LB, Cod. Thennenbach 4, 182r–206r, bietet Auslegungen von Hld 4,7 («Tota pulchra es, amica mea, et macula non es in te») und Offb 12,1. c) Die Handschrift Stuttgart, LB, Cod. H.B.I 87, 151v–152v (um 1520, alemannisch) u¨ berliefert den Beginn einer Klara-Predigt. Thema ist die Nachfolge der Heiligen im Leiden Christi. 728
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Konrad von Sachsen d) Johannes → Pauli, Predigt II. Ausgabe: Robert Glenn Warnock: Die Predigten Johannes Paulis (MTU 26). Mu¨ nchen 1970, S. 42–52. 3. Liturgie. a) Das St. Klara-Buch (Nr.11) enth¨alt eine ge¨ schlossene Sammlung von Ubertragungen: 1. Officium liturgicum rhythmicum. De sancta Clara. 2. Sequenz Gaude, caeli hierarchia. 3. Sequenz Arbor fecunda germinat: N¨urnberg, Germ. Nationalmus., Cod. 7206, 24r–25r. ¨ Uberlieferung: Bamberg, SB, Cod. hist. 147 (E. VII 54), 215r–216v (2); 216v–217v (3); 259v–264v (endet fragm.) (1) (Mitte 15. Jh.). – Prag, UB, Cod. XVID 16, 185va–186rb (2); 186rb/vb (3); 186vb–190vb (1). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 132, 252rb–253ra (2), 253ra/va (3), 253va–257vh (1). b) Karlsruhe, LB, Cod. Thennenbach 4, 206r–220r, bietet einen weiteren geschlossenen ¨ Uberlieferungslomplex (vier Sequenzen, zwei Antiphone, vier Hymnen). Ausgabe: K. Ruh: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 1 (MTU 11). Mu¨ nchen 1965, S. 86–97. c) Darmstadt, LB, Hs. 981, 154r–155v (aus dem Franziskanerinnenkloster S.Andrae in Sonsbeck bei Xanten, um 1490) enth¨alt ein mndl. Reimoffizium. Ein kleines Offizium: Berlin, SBB, Mgo 563, 448r–450r (Anfang 16. Jh., westmd.). 4. Lied. a) Sant Clara lied: Berlin, SBB, Mgo 127, 267v–271r (aus einem alemannischen Klarissenkloster, Ende 15. Jh.). Den Inhalt dieses Preises entnahm die Verfasserin, eine Klarissin, einer KlaraLiturgie; die Heilige wird darin als Vorbild f¨ur gottgef¨alliges Ordensleben dargestellt. b) Eine an dem Legendengedicht Gaude, Clara (s. o.) orientierte Dichtung in derselben Handschrift (245r–266r) nennt sich Ain guldins kroenlin von vnser engelschlichen gott geliepten mutter Sancta Clara. c) Paris, Bibl. Nat., Msc. n´eerl. 39 (S.F. 3326), 35r–39r (15. Jh.) bietet drei mndl. Klara-Lieder. Ausgabe: Charles Pierre Lecoutere: Middelnederlandsche Geestelijke Liederen. In: Leuvense Bijdragen 3 (1899) 23–36, 73–85. IV. Gebete. 1. Die a¨ ltesten u¨ berlieferten Gebete enth¨alt das St. Klara-Buch. ¨ Uberlieferung: Bamberg, SB, Cod. hist. 146 (E. VII. 19) 132r–137r, 217v–222r. – Ebd., Cod. hist. 147 (E. VII, 54), 183v–184v, 185r–190v, 729
Mitte 13. Jh. 203v–211v, 211v–214v. – Mu¨ nchen, Bayerisches Nat. Mus., Cod. 3603, S. 411–429, 429–440, 449–455. – Außerhalb des St. Klara-Buchs: Prag, UB, Cod. XVIG 33 (II), 26r–32v (Eger, zweite H¨alfte 15. Jh.). – St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI 205, 260v–269v (S¨oflingen, 1496). 2. Zwei Klara-Gebete finden sich ferner in der Handschrift Karlsruhe, LB, Thennenbach 4, 220v–227v. 3. Prag, UB, Cod. XVI G 20, 199r–215v (1511, egerl¨andisch) u¨ berliefert Gebetsbetrachungen. Literatur: s. Ausg. – Simone Roisin: Claire d’Assisi. In: DHGE 12 (1953) Sp. 1032–1036. – Elisabeth Weis/Friederike Tschochner, LCI 7 (1974) Sp. 314–318. – Kurt Ruh, VL2 4 (1983) Sp. 1172–1183; 11 (2004) Sp. 849. – Wimmer/Melzer (61988) S. 193. – Christof Dahm, BBKL 3 (1992) Sp. 1564–1568. – Dieter Berg, LThK3 6 (1997) Sp. 111 f. – Leonhard Lehmann, RGG4 4 (2001) Sp. 1397. – Maria Fassbinder: Die hl. K. v. A. Freiburg i. Br. 1934. – Engelbert Grau OFM: Leben und Schr. der hl. K. v. A. (Franziskanische Quellenschr. 2). Werl 21953. – Chiara Augusta Lainati: Die hl. K. v. A. In: 800 Jahre Franz v. Assisi. Franziskanische Kunst und Kultur des MA (Nieder¨osterr. Landesausstellung). Wien 1982, S. 99–121. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ¨ ihrer Uberlieferungs-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 427. – Mechthild Flury-Lemberg: Textil-Konservierung im Dienste der Forschung (Schr. der Abegg-Stiftung Bern 7). Bern 1988, S. 314–317. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 448 f. – M. Flury-Lemberg: Die Sprache der Reliquien – Zeugnis ihrer Vergangenheit. In: Das M¨unster. Zs. f¨ur christliche Kunst und Kunstwiss. 62 (2009) S. 36–45, hier S. 43–45. SF Konrad von Sachsen (eigentl. K. Holtnicker) OFM, Braunschweig, † 30.5.1279 Bologna. – Theologe, Verfasser lat. Predigtzyklen und einer Ave-Maria-Auslegung. K. studierte wahrscheinlich in Paris, bildete als Lektor in Hildesheim 1247–62 die jungen Ordensmitglieder im Predigtamt aus und war 1272–79 Provinzial der s¨achsischen Ordensprovinz der Franziskaner. Er starb auf dem Weg zum Generalkapitel, das in Assisi stattfand. 730
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Mitte 13. Jh. K. verfasste, wahrscheinlich in der Zeit zwischen seinen beiden Provinzialaten (1262–72), mehrere lat. Predigtzyklen und das Marien-Speculum, die lange Zeit f¨ur Werke → Bonaventuras gehalten wurden. Von sich haupts¨achlich auf die Bibel und die Kirchenv¨ater beziehenden Sermones, die als Predigthilfen f¨ur den Klerus gedacht waren, sind folgende Zyklen erhalten: Sermones de tempore, Sermones de sanctis, Sermones de commune sanctorum, Sermones de sacerdotibus et praelatis, Sermones de dominicalibus evangeliis et epistolis und Quadragesimale (ungedruckt). Die Sermones de tempore wurden besonders bei den → Schwarzw¨alder Predigten benutzt. ¨ Uberlieferung: s. Johannes Baptist Schneyer: Repertorium der lat. Sermones des MA f¨ur die Zeit v. 1150–1350. Bd. 1. Mu¨ nster 1969, S. 748–791. – Martinez (s. Ausg.). Ausgaben: (Pseudo-)Bonaventura: Sermones de tempore et de sanctis. Paris 1521. Nachdr. Brescia 1596/97. – Krit. Ausg. der ‹Sermones Mariani› (Auszug der Marienpredigten aus den Sermonessammlungen) in: Conradus de Saxonia: Speculum seu Salutatio beatae Mariae virginis ac Sermones mariani. Hg. v. Petrus de Alcantara Martinez (Bibliotheca Franciscana Ascetica Medii Aevi 11). Grottaferrata (Roma) 1975, S. 504–573. K.s Auslegung des Ave Maria unter dem Titel Speculum B. Mariae Virginis, eine sehr ausf¨uhrliche Besch¨aftigung mit der Verk¨undigung an Maria, war im MA weit verbreitet (in 170 Handschriften u¨ berliefert); Bruder → Hans benutzte sie in ¨ seinen Marienliedern. Ludwig → Mosers Ubersetzung ins Alemannische erschien 1506/07 im Druck. Die nicht direkt auf den Text des LukasEvangeliums bezogene Auslegung, f¨ur die K. neben der Bibel und den a¨ lteren Kirchenv¨atern u. a. auch → Bernhard von Clairvaux heranzog, h¨alt sich strikt an die einzelnen Verse des Ave Maria, dessen «quinque sententiae» auch die Gliederung des Werks bieten. Ausgaben: Speculum B. Mariae Virginis. Ed. a PP. Collegii S. Bonaventurae (Bibliotheca Franciscana Ascetica Medii Aevi 2). Ad Claras Aquas (Quaracchi) 1904. – Conradus de Saxonia: Speculum seu Salutatio beatae Mariae virginis ac Sermones Mariani. Hg. v. Petrus de Alcantara Martinez (Bibliotheca Franciscana Ascetica Medii Aevi 11). Grottaferrata (Roma) 1975, S. 139–504. – Kurt Ruh, zusammen mit Dagmar Ladisch-Grube und Josef Brecht: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 2 (MTU 86). M¨unchen 1985, S. 211–231. 731
Konrad von Sachsen In mehreren Handschriften mit K.s Predigtsammlungen finden sich einleitende Verse, die authentisch sein d¨urften. Ausgabe: Martinez, S. 60 f. Fr¨uhere Zuschreibungen eines Bibel- und Sentenzenkommentars und einer VaterunserAuslegung sind heute umstritten. Literatur: Falco Wagemans: Conrad de Saxe. In: Dict. Spir. 2 (1953) S. 1548. – L.-M. Kortleven, DHGE 13 (1956) Sp. 501; 29 (2007) Sp. 599. – DPhiA 2 (21960) Sp. 998. – Sophronius Clasen, NDB 12 (1980) S. 549. – Gerhard Stamm, VL2 5 (1985) Sp. 247–251. – Dieter Berg, LexMA 5 (1991) Sp. 1364 f. – Heinrich Maria K¨oster/Elisabeth G¨ossmann, MarLex 3 (1991) S. 616–619. – Johannes Madey, BBKL 4 (1992) Sp. 429 f. – Johannes B. Freyer, LThK3 6 (1997) Sp. 284. – Jordanus de Jano: Chronica. Hg. v. H. Boehmer. Paris 1908, S. 1–62; Continuatio saxonica, ebd., S. 63–67; Epitome Lipsiensis, ebd., S. 76–80. – Karl Bartsch: Rez. v. Kat. der Hss. der k¨onigl. o¨ ffentlichen Bibl. zu Dresden. Bearb. v. Franz Schnorr v. Carolsfeld. 2 Bde., 1882/83. In: Germania 31 (1886) S. 233–238, bes. S. 235. – Adolf Franz: Drei dt. Minoritenprediger aus dem XIII. und XIV. Jh. Freiburg i. Br. 1907. – Stephan Beissel: Gesch. der Verehrung Marias in Deutschland w¨ahrend des MA. Ein Beitr. zur Religionswiss. und Kunstgesch. Freiburg i. Br. 1909. Nachdr. Darmstadt 1972, S. 262. – Samuele Girotto: Corrado di Sassonia O. F. M. e l’Assunzione della Vergine in Cielo. In: Studi Francescani 23 (48) (1951) S. 17–34. – Ders.: Corrado di Sassonia. Predicatore e Mariologo del Sec. XIII (Bibliotheca di Studi Francescani 3). Florenz 1952 (dazu S. a St. Anthonis, Collectanea franciscana 26, 1956, S. 210–212; Martinez, s. o., S. 5–66). – Maria Elisabeth G¨ossmann: Die Verk¨undigung an Maria. Im dogmatischen Verst¨andnis des MA. M¨unchen 1957, S. 218–222. – Werner Williams-Krapp: Das Gesamtwerk des sog. ‹Schwarzw¨alder Predigers›. In: ZfdA 107 (1978) S. 50–80. – Georg Steer: Bettelorden-Predigt als ‹Massenmedium›. In: Literarische Interessenbildung im MA. DFG-Symposion 1991. Hg. Joachim Heinzle (Germanistische Symposien Berichtsbde. 14). Stuttgart/Weimar 1993, S. 314–336, hier S. 329 f. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,2). BJ T¨ubingen 21994, S. 174. 732
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Mariengruße ¨ Mariengruße. ¨ – Anonyme Gedichte mit anaphorischer Grußformel an Maria, die in Zusammenhang mit dem Ave Maria stehen. Charakteristisch ist die anaphorische Anrede Mariens mit Grußformeln wie «Ave» bzw. «Ave Maria» und den dt. Entsprechungen «Gegr¨uezet sˆıstˆu», «Wis gegr¨uezet» und a¨ hnlichem. M. sind Gedichte an Maria mit r¨uhmendem, bittendem, betrachtendem oder par¨anetischem Gepr¨age und leiten h¨aufig zum Marienpreis und zu Bittgebeten an die Gottesmutter u¨ ber. Neben diesen eigentlichen M. stehen die ihnen verwandten Glossenlieder, die jedoch keine anaphorischen Grußw¨orter aufweisen, sowie die umfangreicheren Psalter und Rosenkr¨anze (→ Marienpsalter und Rosenkranz). Abzugrenzen sind auch in Meisterliedert¨onen verfasste Texte. Formal lehnen sich die M., die sich im Allgemeinen aus kurzen Vierheberstrophen mit Paar- oder Haufenreim zusammensetzen, an die dt. Reimpaartradition und die lat. pia dictamina an. Die M. waren wohl nicht f¨ur die Sangbarkeit konzipiert. ¨ Uberlieferung: Dt. M. sind seit dem 13. Jh. kontinuierlich u¨ berliefert und k¨onnen bis ins 15. Jh. verfolgt werden: a) Appelhans (s. u.) Nr. 1–4: Kleinform. Inhalt: Gedenken der Passion Christi und Bitte um Beistand in der Stunde des Todes. Textbestand variiert ¨ in der Uberlieferung. Wahrscheinlich 15. Jh. Stuttgart, LB, Cod. brev. 12, 15v–16r. – Ebd., Cod. brev. 61, 21v–22r. – → Salus animae, N¨urnberg 1503, Bl. cxxb. – Mehrere Drucke des → Hortulus animae. Ausgabe: Wackernagel (s. Ausg.) Nr. 59–61. – Appelhans (s. Lit.) S. 22–25. b) Appelhans Nr. 5–7: → M¨unchner Gebetbuch des cgm 73. c) Appelhans Nr. 11: Fragm. eines vierstrophigen M. 14. Jh. Straßburg, UB, Cod. Argent. Nr. 2214 (All. 255). Ausgabe: Karl August Barack: Bruchst¨ucke mhd. Gedichte in der Univ.- und LB zu Straßburg. In: Germania 25 (1880), S. 161–191, hier S. 191. d) Appelhans Nr 14: 17 Strophen, je ein Reimpaar. Bearbeitung des → Goldenen Ave Maria. Vor 1421. N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Nr. 877, 213v–214r, 1421. – N¨urnberg, StB, Cent. VI 43p, 162rv. – Weimar, ZB, O. 72, 32v–33v. Ausgabe: Wackernagel (s. Ausg.) Nr. 803. ¨ e) Appelhans Nr. 15: anonyme Ubersetzung der Sequenz Verbum bonum et suave. Sprachmischende ¨ Ubertragung derselben Sequenz durch Heinrich → Laufenberg. 733
Mitte 13. Jh. Ausgabe: Wackernagel (s. Ausg.) Nr. 782. f) Appelhans Nr. 17, Incipit Aue Maria an endis czil, / des lobs ein stam vnd der engel spil: umfangreicher Marienpreis. Wahrscheinlich 13. Jh., damit a¨ ltester dt. M. Breslau, UB, Hs. I Q., 59rv, 269. – Berlin, SBB, Mgq 494, 1r–7r. Ausgaben: Wackernagel (s. Ausg.) Nr. 800. – Joseph Klapper: Mitteldt. Texte aus Breslauer Hss. In: ZfdPh 47 (1918) S. 83–87. g) Appelhans Nr. 18: umfangreichster M. Brei¨ teste Uberlieferung. Wahrscheinlich Anfang 14. Jh. Urspr¨ungliche Form umfasste dreimal 50 Strophen. Inhalt: Preisende Marienmetaphern, Pr¨afigurationen, Freuden Mari¨a, F¨urbitten. Heidelberg, UB, Cpg 341. – Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, ¨ Cod. Bodmer 72. – Wien, ONB, Cod. 2677. Wei¨ tere Uberlieferung bei Appelhans (s. Lit.). – Hardo Hilg: Das ‹Marienleben› des Heinrich v. St. Gallen (MTU 75). Mu¨ nchen 1981, S. 38 f. Ausgabe: Franz Pfeiffer: M. In: ZfdA 8 (1851) S. 276–298. h) Appelhans Nr. 19: Fragm. von 26 Strophen. 14. Jh. Aus Grafenegg bei Krems: Graz, UB, Ms. 1703/107. Abdruck: Anton E. Sch¨onbach: Aus einem Marienpsalter. In: ZfdA 48 (1906) S. 365–367. i) Appelhans Nr. 20: 50 Strophen. Preis und Bitte um F¨urbitte. Wird im Text «rosenkranz» bzw. «rosengarten» genannt, jedoch kein Bezug zu Rosenkranz-Texten im eigentlichen Sinn. M¨unchen, BSB, Cgm 8498, ehem. Hs. N¨urnberg, StB, Will II, 19.8°. – Berlin, SBB, Mgo 573, 155r–159v. Ausgabe: Wackernagel (s. Ausg.) Nr. 484. j) Appelhans Nr. 21 und 22: verschiedene dt. Bearbeitungen des ber¨uhmtesten lat. M., des Crinale ¨ → Konrads von Gaming. Ubersetzung des Sebastian → Brant. k) (nicht bei Appelhans) Nd. M.: 19 Strophen. Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 1318 Helmst. (→ Hildesheimer Nonnengebetbuch), 95r–97r, 14. Jh. Ausgabe: Ernst L¨ofstedt: Ein mittelostfr¨anki˚ sches Gebetbuch (Lunds Universitets Arsskrift, NF Avdelning 1,30,5). Lund 1935, S. 75–79. Ausgabe: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867. Literatur: Burghart Wachinger, VL2 6 (1987) Sp. 1–7; 11 (2004) Sp. 969 f. – Franz-Josef Holznagel, MarLex 3 (1991) S. 36 f. – Elias v. Steinmeyer: Zu den M. In: ZfdA 18 (1875) S. 13–16. – Edward Schr¨oder: Die M. In: ZfdA 25 (1881) 734
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Mitte 13. Jh. S. 129 f. – Gilles G´erard Meersseman: Der Hymnos Akathistos im Abendland (Spicilegium Friburgense. Bd. 2–3) Freiburg 1958–1960. – Peter Appelhans: Unters. zur sp¨atma. Mariendichtung. Die rhythmischen mhd. M. Heidelberg 1970. – Wojciech Mrozowicz: Ma. Hss. oberschlesischer Autoren in der UB Breslau/Wrocław (Archivreihe der Stiftung Haus Oberschlesien 5). Heidelberg 2000, S. 82. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 52004, S. 377. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 286. SF Munchner ¨ Marienklage. – Gereimter Klagemonolog Mariens. Die zum a¨ ltesten Typ der dt. Marienklagen z¨ahlende, durchgehend neumierte M. M. geht auf eine mhd. Nachdichtung der Sequenz Planctus ante nescia des Subpriors von St. Viktor in Paris, Gottfried (gest. um oder nach 1194), zur¨uck. Sie gilt als urspr¨unglichstes Zeugnis einer in B¨ohmen ausgebildeten Sondertradition monologischer Marienklagen. Der mit «Planctus beatae virgnis» u¨ bertitelte Text in 14 lat. und (nach Wackernagels Ausgabe) 100 dt. Versen mit zwei lat. B¨uhnenanweisungen schildert den Schmerz Marias als der Gottesmutter, die das Leiden und Sterben ihres Sohnes beklagt, auf dem Weg zum Kreuz und bei der R¨uckkehr von Jesu Grab. Christi Erl¨osungstat wird nur kurz erw¨ahnt. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 716, 150r–154r (Pap., Tegernsee, 15. Jh.). Ausgaben: Franz Pfeiffer: Marienklage. In: Altdt. Bll. 2 (1840) S. 373–376. – Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867. Nachdr. Hildesheim 1964, S. 371 f. (Nr. 522). – Faksimile: Walther Lipphardt : Altdt. Marienklagen. In: Die Singgemeinde 9 (1933) S. 65–79, hier S. 75 (Abb. von fol. 150r). ¨ Ubersetzungen: W. Lipphardt, 1933 (s. Ausg.), S. 73 f., 78 (mit Melodien). – Ders.: Marienklage. In: Finkensteiner Liederbuch. Bd. 2. Sechster bis zehnter Jahrgang der Finkensteiner Bl¨atter. F¨ur Jugend und Volk hg. v. Walther Hensel. 10. Jg. Kassel o. J. [1933], S. 33–39 (mit Melodie). Literatur: DPhiA 2 (21960) Sp. 121. – Hans Eggers, VL2 6 (1987) Sp. 762 f.; 11 (2004) Sp. 1039. – Christoph Treutwein, MarLex 4 (1992) S. 529. – ¨ Anton Sch¨onbach: Uber die Marienklagen. Ein 735
Munchner ¨ Marienklage Beitr. zur Gesch. der geistlichen Dichtung in Deutschland. Graz 1874, S. 19 f., passim. – Gottfried Weiss: Die dt. Marienklagen. Quellen und Entwicklung. Diss. masch., Prag 1932, S. 33. – Walther Lipphardt: Stud. zu den Marienklagen. Marienklage und germanische Totenklage. In: PBB (Halle) 58 (1934) S. 390–444, passim. – Ernst August Schuler: Die Musik der Osterfeiern, Osterspiele und Passionen des MA. Diss. Basel 1951, passim. – Gerd Seewald: Die Marienklage im mlat. Schrifttum und in den germ. Literaturen des MA. Diss. masch. Hamburg 1952, S. 24’. – Wolfgang F. Michael: Das dt. Drama des MA (Grundriß der germ. Philologie 20). Berlin/New York 1971. – Rolf Bergmann, unter Mitarbeit v. Eva P. Diedrichs und C. Treutwein: Kat. der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des MA. Mu¨ nchen 1986, S. 442 (M 92). – Ulrich Mehler: Marienklagen im sp¨atma. und fr¨uhneuzeitlichen Deutschland. Textversikel und Melodietyp (Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Lit. 128/129). 2 Bde., Amsterdam/Atlanta, GA 1997, bes. Bd. 1, S. 147 f.; Bd. 2, S. 115–120, 235–241, 312. BJ Thomas von Kandelberg. – Marienmirakel, wahrscheinlich Mitte 13. Jh. Das auf einem Schwankmotiv aufbauende Mirakel ist in einer l¨angeren, wohl mitteldt. Fassung I (346 Verse) und einer els¨assischen Fassung II (188 Verse) u¨ berliefert. Die Quellenfrage ist nicht gekl¨art; Zeit und Ort der Entstehung sind ungewiss, ebenso das Verh¨altnis der beiden Fassungen zueinander. Den Ausgangspunkt bildet eine Studentenwette bei einem Gelage in Rom, nach der beim Treffen am n¨achsten Sonntag jeder ein Liebespfand seiner «vrouwe» mitbringen soll. Wer das geringste vorweise, m¨usse die Zeche des Tages bezahlen. Ein mittelloser und frommer Scholar, der keine Geliebte hat, wendet sich in seiner Not an das Marienbild in der Kirche und bittet Maria um ein Pfand. Diese erbittet ein B¨uchslein, welches das Jesuskind auf dem Schoß in der Hand h¨alt, f¨ur ihren treuen Verehrer und reicht es dem Studenten weiter. Als dieser es vor seinen Freunden o¨ ffnet, entfaltet sich daraus ein wunderbares Messgewand, das auf den Aufstieg des jungen Mannes zum Bischof hindeutet. Urspr¨unglich war die Geschichte nicht an einen bestimmten Namen gekn¨upft, erst eine sp¨atere Hinzuf¨ugung identifizierte den Sch¨uler, der 736
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St. Pauler Reimbibel Bischof werden wird, in einem Vierzeiler mit dem hl. Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury, und verdeutscht den Namen in «T. v. K.» Stoffliche Verwandtschaft besteht mit dem Marienmirakel vom Bischof → Bonus. Eine dt. Fassung der a¨ltesten lat. Version, dem Ende 13. Jh. interpolierten Buch III der Libri miraculorum des → Caesarius von Heisterbach (Thomas von Canterbury wird genannt; Scholl, S. 60 f.) findet sich im Marienmirakel Maget Unserer Lieben Frau (Scholl, S. 62 f). Lateinische Quelle des in einer Inzigkofener Mirakelsammlung vorkommenden Dichtung ist die Chronica novella des Hermann → Korner (Scholl, S. 78–80). Das in der nordischen ¨ Uberlieferung bereits um 1300 in die Becket-Vita integrierte Mirakel ist in dt. Becket-Viten nur in Der Heiligen Leben (Scholl, S. 67 f.) enthalten. In der S¨udmndl. Legenda aurea findet es sich im Anhand (Deventer, Stadsarch. en Athenaeumbibl., 101 F 9, 106v-107v). ¨ Uberlieferung: Fassung I: Heidelberg, UB, Cpg 341, 62r–64v (Perg., erstes Viertel 14. Jh.) – Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodmer 72 (ehem. Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 1), 76vb–78vb (Perg., erstes Viertel 14. Jh.) – Wien, ¨ ONB, Cod. 2677, 27r–30v (Perg., um 1320/30). – Fassung II: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 714, 206v–209av. Ausgaben: Friedrich Heinrich v. der Hagen (Hg.): Gesammtabenteuer. Bd. 3. Stuttgart/T¨ubingen 1850. Neudr. Darmstadt 1961, S. CXXVI, 573–586, 699 (Nr. LXXXVII, Fassung I). – Richard Scholl: T. v. K. Eine mhd. Marienlegende (Form und Geist 7). Leipzig 1928, S. 39–56 (Fassungen I und II synoptisch). ¨ Ubersetzung: Mutter der Barmherzigkeit. Ma. dt. Mirakelerz¨ahlungen v. der Gottesmutter. Ausgew¨ahlt und aus dem Altdt. u¨ bertragen v. Manfred Lemmer. Leipzig 1986, S. 95–101 (Fassung I). Literatur: Werner Williams-Krapp, Killy1 11 (1991) S. 343. – Manfred Lemmer, MarLex 6 (1994) S. 411. – Konrad Kunze, VL2 9 (1995) Sp. 882–884. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 472, 475. – Margaret D. Howie: Studies in the Use of Exempla with Special Reference to Middle High German Literature. Diss. London 1923, S. 42 f. – Edward Schr¨oder: T. v. K. In: ZfdA 61 (1924) S. 233–236. – R. Scholl 1928 (s. Ausg.). – Gryt Ant Piebenga: Om Marialegenden ‹Fra hinum h. Thomasae erkibiskupi›. In: Arkiv f¨or nordisk filologi 101 (1986) S. 40–49. – W. WilliamsKrapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA (TTG 737
Mitte 13. Jh. 20). T¨ubingen 1986, S. 68. – Christian Thelen: Das Dichtergebet in der dt. Lit. des MA. Berlin/New York 1989 (Reg.). – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit, 2/2.) T¨ubingen 21994, S. 137. – HansJoachim Ziegeler: Der literarhist. Ort der Mariendichtungen im Heidelberger Cpg 341 und in verwandten Sammelhss. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Internationales Symposium, Roscrea 1994. Hg. v. Timothy R. Jackson/Nigel F. Palmer/Almut Suerbaum. Tu¨ bingen 1996, S. 55–77. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 327. BJ St. Pauler Reimbibel. – Fragmente zu alttestamentlichen B¨uchern. Die S. P. R. (benannt nach dem Fundort) wurde urspr¨unglich in einem großformatigen bair.-¨osterr. Pergamentkodex des 14. Jh. aufgezeichnet, der von einem Buchbinder des Stiftes Spital am Pyhrn zerschnitten wurde. Insgesamt sind mindestens elf Bl¨atter aus Ex, Num, Jos, Ri und I Sam erhalten. Als Vorlage f¨ur etwa ein Drittel des Werks diente die Weltchronik des → Rudolf von Ems; dennoch ist das Werk nicht der Weltchronistik zuzurechnen, sondern stellt ein wichtiges Zeugnis der selbstst¨andigen alttestamentlichen Bibelepik dar. Ansonsten sind keine Vorlagen nachgewiesen. ¨ Uberlieferung: Innsbruck, UB, Fragm. B/8. – St. Paul im Lavanttal, Stiftsbibl., Cod. 2/5. – Wien, ¨ ONB, Cod. 15294. – Ebd., Cod. 15338. – Ebd., Cod. Ser. nova 4400. – Ebd., Cod. Ser. nova 32699. Ausgaben: Julius Zupitza: Bruchst¨ucke mhd. Dichtungen III. In: ZfdA 18 (1875) S. 89–124, hier S. 105–119. – Edward Schr¨oder: Aus einer unbekannten Reimbibel. In: ZfdA 39 (1895) S. 251–256. – Anton E. Sch¨onbach: Aus der St. P. R. In: ZfdA 45 (1901) S. 248–252. – Victor Junk: Ein neues Bruchst¨uck aus Rudolfs v. Ems Weltchron. (Sb. der phil.-hist. Kl. der kaiserlichen Akad. der Wiss. 153, VII. Abh.). Wien 1906. Literatur: s. Ausg. – Gisela Kornrumpf, VL2 11 (2004) Sp. 1170–1172. – Hermann Menhardt: Zur Weltchron.-Lit. In: PBB (Halle) 61 (1937) S. 402–462, hier S. 429–431. – Hans Vollmer: Die dt. Bibeldichtung des MA. In: Neue Beitr. zur Gesch. der dt. Bibel im MA. Hg. v. H. Vollmer u. a. (Bibel und dt. Kultur 8). Potsdam 1938, S. 92–115, 738
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Mitte 13. Jh. hier S. 94. – Hans Gr¨ochenig u. a.: Kat. der Ausstellung. Handschriftenfragm. v. 500–1500 (Armarium 1). St. Paul im Lavanttal 1977, S. 189–192 (Nr. 39). – G. Kornrumpf: Die Weltchron. Hein¨ richs v. M¨unchen. Zu Uberl. und Wirkung. In: FS Ingo Reiffenstein. Hg. v. Peter K. Stein u. a. (GAG 478). G¨oppingen 1988, S. 493–509, hier S. 494–496. – Schatzhaus K¨arntens. Landesausstellung St. Paul 1991. 900 Jahre Benediktinerstift. Bd. 1: Kat. Klagenfurt 1991, S. 168. – Karin Schneider: Die Fragm. ma. dt. Versdichtung der BSB Mu¨ nchen (Cgm 5249/1–79). Stuttgart 1996. – ¨ Dorothea Klein: Die Uberl. der mhd. gereimten Weltchron. In: Stud. zur ‹Weltchron.› Heinrichs v. Mu¨ nchen. Hg. v. Horst Brunner. Wiesbaden 1998, S. 74–112, hier S. 86 f. – Andreas Fingernagel/Katharina Hranitzky u. a.: Mitteleurop¨aische ¨ Schulen II (ca. 1350–1410). Osterreich – Deutsch¨ land – Schweiz (Osterr. Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl., Denkschr. 305). Hg. v. Andreas Fingernagel u. a. Wien 2002, Textbd. S. 388 f., Nr. 206. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 451. SF Unser vrouwen klage. – Gereimte Marienklage, 13. Jh. Die beiden erhaltenen Redaktionen (Redaktion I, ca. 1250 Verse; Redaktion II, ca. 1500 Verse) von Unser vrouwen klagen (Uvkl) sind Bearbeitungen einer im 13. Jh. im Alemannischen entstandenen, allenfalls streckenweise rekonstruierbaren «Urklage». Die zugrundeliegende lat. Marienklage (verfasst vor 1205, → Bernhardstraktat) hatte wie die → Anselm von Canterbury zugeschriebene, etwas j¨ungere Interrogatio Sancti Anselmi de Passione Domini großen Einfluss auf die sp¨atma. Passionsliteratur. ¨ Uberlieferung: s. B¨uttner, S. 1–20, 90–124, 142–170; Bergmann. Redaktion I (V. 83–106, 376–1483, 1540–1657): Zehn Handschriften, davon f¨unf Pergamenthandschriften des sp¨aten 13.(?) und des 14. Jh. Redaktion II (V. 1–375, 446–465, 482–1657): Sieben Handschriften, davon vier Pergamenthandschriften des sp¨aten 13.(?) und des 14. Jh. Ausgaben: Franz Joseph Mone (Hg.): Schauspiele des MA. Aus Hss. hg. und erkl¨art. Bd. 1. Karlsruhe 1846. Nachdr. 1970, S. 204–250 (Redaktion II nach einer Hs.). – Gustav Milchsack: Unser vrouwen klage. In: PBB 5 (1878) S. 193–281 739
Unser vrouwen klage (krit. Edition beider Redaktionen). – Die geistliche Dichtung des MA. Erster Teil: Die biblischen und die Mariendichtungen. Bearb. v. Paul Piper (Dt. National-Litteratur. Hist. krit. Ausg. 3,1,1). Berlin/Stuttgart [1889], S. 305–309. Redaktion I blieb der Vorlage wohl insgesamt n¨aher. Ein Ich-Erz¨ahler schildert, wie er durch ein lat. geschriebenes B¨uchlein Klarheit u¨ ber das Leiden Marias beim Anblick ihres gekreuzigten Sohnes erhalten habe. Der Verfasser des B¨uchleins (ein «Kapellan») habe Maria gebeten, von ihrem Schmerz bei der Passion zu sprechen. Die Darstellung ihres Schmerzes ist mit vielen Einzelheiten ausgeschm¨uckt. Ab Vers 916 wechselt der Text von Marias Ich-Erz¨ahlung in die Erz¨ahlung in der dritte Person. Der «Compassio»-Bericht folgt wie im Bernhardstraktat im Wesentlichen den Evangelien und bietet besonders intensiv und ausf¨uhrlich die Klagen unter dem Kreuz, bei der Kreuzabnahme und Grablegung. Redaktion II behielt manche urspr¨unglichen Passagen bei (u. a. das Lob des Evangelisten Johannes, welches das Motiv der «minne» betont), erweiterte jedoch den Bestand (besonders zu Beginn). Vor allem aber folgte er einer anderen Konzeption, indem er anstelle der Schilderung des Kontemplationserlebnisses des Dichters eine Kontemplationsanleitung derjenigen bietet, die Mariens «clage hœrent lesen» (V. 76). In einer langen Bibelstellenauslegung werden die «kint» angesprochen, die das B¨uchlein als ihrer «sˆele spiegel» betrachten sollen; danach tr¨agt Redaktion II den Titel «Der Spiegel». Ausz¨uge aus Redaktion I sind in einer Handschrift von Bruder → Philipps Marienleben, in der → B¨ohmischen Marienklage und in der → Bordesholmer Marienklage enthalten. Selbstst¨andig oder in anderen Zusammenh¨angen u¨ berliefert ist auch das sog. Schlussgebet an Maria. Drei Handschriften von Bruder Philipps Marienleben zeigen die Version von Redaktion I am Ende; die Version von Redaktion II ist als selbstst¨andiges Mariengebet in mindestens 16 Handschriften u¨ berliefert. Literatur: DPhiA 2 (21960) Sp. 122. – Gisela Kornrumpf, Killy1 11 (1991) 492 f. – Rolf Bergmann, MarLex 6 (1994) 543 f. – Hans-Joachim Ziegeler, VL2 10 (1999) Sp. 90–96. – G. Milchsack (s. Ausg.) 1878. – Ders.: Zu U. v. k. In: PBB 7 (1880) S. 201 f. – K¨athe Zeller: Die Interroga¨ tio Anselmi in zwei dt. Ubers. des fr¨uhen 14. Jh. Diss. masch. Leipzig 1943, S. VIII. – Gerd Seewald: Die Marienklage im mlat. Schrifttum und 740
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Vita beatae virginis Mariae et Salvatoris rhythmica in der germ. Lit. des MA. Diss. masch. Hamburg ¨ 1952. – Gerhard Eis: Zur Uberl. von ‹U. v. k.›. In: GRM NF 17 (1967) S. 98–100. Wieder in: Ders.: Altgermanistische Beitr. zur geistlichen Gebrauchslit. Bern/Frankfurt/M. 1974, S. 298–302, hier S. 298. – Dietrich Huschenbett: ‹der meie ist uf ein gr¨uenez zwi gesezzen›. Zu Neidharts Sommer¨ Lied 21,III,2. In: Osterr. Lit. zur Zeit der Babenberger. Vortr¨age der Lilienfelder Tagung 1976. Hg. v. Alfred Ebenbauer u. a. (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 10). Wien 1977. – Rolf Bergmann, unter Mitarbeit v. Eva P. Diedrichs und Christoph Treutwein: Kat. der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des MA. M¨unchen 1986, S. 397, 489–491, ¨ 607. – Edgar B¨uttner: Die Uberlieferung v. ‹U. v. k.› und des ‹Spiegel› (Erlanger Stud. 74). Erlangen 1987.Georg Satzinger/H.-J. Ziegeler: Marienklagen und Piet`a. In: Die Passion Christi in Lit. und Kunst des Sp¨atMA. Hg. Walter Haug/Burghart Wachinger (Fortuna vitrea 12). T¨ubingen 1993. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit, 2/2) T¨ubingen 21994, S. 150. – Ulrich Mehler: Marienklagen im sp¨atma. und fr¨uhneuzeitlichen Deutschland. Textversikel und Melodietypen. 2 Bde., Amsterdam/Atlanta, GA 1997. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 52004, S. 379. BJ Vita beatae virginis Mariae et Salvatoris rhythmica (Vita Mariae metrica). – Lat. Marienleben in 8032 Vagantenzeilen, entstanden vor 1250 im S¨udosten des dt. Sprachgebiets. ¨ Uber die Identit¨at des Verfassers gibt es keine sicheren Erkenntnisse, man nimmt jedoch eine Ordenszugeh¨origkeit zu den Benediktinern oder den Zisterziensern an. Die alle Lebensabschnitte der Gottesmutter umfassende Vita ist in vier B¨ucher unterteilt, die jeweils von einem Prolog eingeleitet werden. Das erste Buch (V. 1–1477) erz¨ahlt die Geschichte der Eltern Joachim und Anna. Es enth¨alt Marias Geburt, ihre Kindheit im Tempel mit detailreichen Beschreibungen ihrer T¨atigkeiten dort sowie ihrer Tugendhaftigkeit und Sch¨onheit und reicht bis zur Verm¨ahlung mit Joseph. Das zweite Buch (V. 1478–3621) hat die Geschichte der Hl. Familie zum Inhalt: die Verk¨undigung und Geburt Jesu und ¨ schließlich die Flucht nach Agypten. Es werden 741
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¨ der sieben Jahre w¨ahrende Aufenthalt in Agypten, die R¨uckkehr nach Jud¨aa und das Leben in Nazareth sowie zahlreiche Wundertaten des Jesuskindes ¨ geschildert. Als Uberleitung zum n¨achsten Buch dient ein Dialog zwischen Maria und Jesus (das auch gesondert u¨ berlieferte Soliloquium), in dem er sie u¨ ber den Sinn seiner Menschwerdung belehrt. Im dritten Buch (V. 3622–6061) sind das o¨ ffentliche Wirken Jesu und vor allem die Passionsgeschichte zentral. Das Mitleiden der Gottesmutter wird durch ausf¨uhrliche Marienklagen verdeutlicht. Im vierten und letzten Buch (V. 6062–8031) folgen zuerst die Ereignisse von der Auferstehung bis Pfingsten. Darin werden die letzten irdischen Lebensjahre Marias, ihre vorbildliche Lebensweise (auch diese Regula Mariae, nach der sie wie eine Nonne lebt, ist gesondert u¨ berliefert) nach dem Tod Christi und ihre Mitwirkung bei der Verbreitung des christlichen Glaubens beschrieben. Es folgen die Erz¨ahlungen von ihrem Tod, dem Begr¨abnis durch die Apostel, der Himmelfahrt und dem Empfang Marias durch die Heiligen, die Erzv¨ater, die Propheten und die hl. Dreifaltigkeit. Das Geleit durch die neun Engelch¨ore (V. 7498–7771), wobei jeder eine Tugend Marias («humilitas, castitas, discretio, obedientia, patientia, misericordia, sapientia, fides, caritas») r¨uhmt, bietet den Rahmen f¨ur einen umfassenden Marienpreis. Den Abschluss des Werkes bildet ein dreiteiliger Epilog. Die meisten Handschriften zeichnen sich durch umfangreiche Prosa-Randglossen aus, die auch Teil der urspr¨unglichen Form der Dichtung waren. Die Vita ist in viele, teils sehr kurze Kapitel mit ei¨ genen Uberschriften unterteilt. Der Verfasser bezeichnet sein Werk als «compilatio» (V. 7975) und gibt an, eine große Anzahl von Quellen herangezogen zu haben. Als Hauptquellen dienten ihm u. a. die lat. Bearbeitung des griechischen Marienlebens des Epiphanius Monachus (9. Jh.), die kanonischen Evangelien und besonders die neutestamentlichen Apokryphen, die Historia scholastica des → Petrus Comestor und wahrscheinlich die Kindheit Jesu des → Konrad von Fußesbrunnen. In den Prologen und im Epilog spricht sich der Verfasser f¨ur die Verwendung von Apokryphen als Quellen aus. Er empfiehlt sein Werk besonders den «viri litterati», welche u¨ ber die Wahrheit des Werkes entscheiden sollen. Ziel der Dichtung ist das Lob Marias und Jesu, was sich in zahlreichen hymnischen Einsch¨uben zeigt. Der Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung des Lebens der Maria, wohingegen 742
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Vita beatae virginis Mariae et Salvatoris rhythmica
das Leben Jesu nur in der Kindheitsbeschreibung ausf¨uhrlich dargestellt ist. Auch die Passion wird zum Großteil aus der Sicht Marias beschrieben. Die Vita gilt als das erfolgreichste lat. Marienleben und wirkte weitreichend auf die dt. geistliche Dichtung des MA ein, wobei der Schwer¨ punkt der Uberlieferung im s¨uddt. Raum liegt. F¨ur die dt. Literatur des 13.–15. Jh. war die Vita die wichtigste Quelle zum Leben Marias, sie hatte grundlegenden Einfluss auf die Gattung des Marienlebens und auf die Darstellung der Hl. Familie in der bildenden Kunst. Sie wurde als Tischlekt¨ure in Kl¨ostern und im Rahmen des Schulunterrichts verwendet. Es gibt drei vollst¨andige mhd. Bearbeitungen durch → Walther von Rheinau, Bruder → Philipp und den Schweizer → Wernher. Teile der Dichtung wurden im Rahmen des → Grazer Marienlebens, der Mittelrheinischen Marien Himmelfahrt und von Andreas → Kurzmann u¨ bertragen. Die Verse 1908–2045 der Vita liegen einem Teil der Gottes Zukunft des → Heinrich von Neustadt zugrunde. Zu Beginn des 14. Jh. u¨ bersetzte der Autor des → Klosterneuburger Evangelienwerks Teile des Werks in dt. Prosa, vor allem die Marienklagen. Die Regula beatae virginis (V. 6612–6741) wurde oft auch separat bearbeitet. Eine altirische Bearbeitung der Vita ist in zwei Handschriften u¨ berliefert; ansonsten blieb die Rezeption großteils auf das dt. Sprachgebiet beschr¨ankt. ¨ Uberlieferung: Die vollst¨andige V. ist in 54 Hss. und Fragm. des 13.–15. Jh. u¨ berl. (u. a. Lilienfeld, Stiftsbibl., Cod. 67. – Pommersfelden, Schlossbibl., Cod. 38 (2785). – M¨unchen, BSB, Clm 18518). – Prosaaufl¨osungen: Gießen, UB, Cod. 777, 20r–51v. – Oxford, Bodleian Library, Ms. Douce 306, 1r–96r. – Auszug des «Soliloquium», ¨ V. 3450–3621. Uberl. in sechs Hss. (u. a. Graz, UB. Cod. 633, 192v–193v). – Auszug der «Regula Ma¨ riae», V. 6612–6741. Uberl. in 23 Hss. Ausgaben: Adolf V¨ogtlin (Hg.): V. b. v. M. e. s. r. T¨ubingen 1888 (auf der Grundlage der Hs. Mu¨ nchen, clm 18518, mit Varianten im Apparat; Korrekturen und Erg. bei Max P¨apke, 1913, s. u.). Literatur: De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 144 u. o¨ . – Kurt G¨artner, Killy1 12 (1992) S. 41 f. – Werner J. Hoffmann, Dict. Spir. 16 (1992) Sp. 1025–1029. – Ders., MarLex 6 (1994) S. 644–646. – Peter Orth, LexMA 8 (1995) Sp. 1758 f. – Walter Buckl, LThK3 6 (1997) Sp. 1368. – K. G¨artner, VL2 10 (1999) Sp. 436–443. – Oskar Schade: Narrationes de vita et 743
conversatione b. M. v. et de pueritia et adolescentia salvatoris. Halle 1870. – Anton J¨acklein: Hugo v. Trimberg. Verfasser einer ‹V. M. rhythmica›. Progr. Bamberg 1901. – Wilhelm Meyer: Gesammelte Abh. zur mlat. Rhythmik. Bd. 1. Berlin 1905 (Nachdr. Hildesheim u. a. 1970). – M. P¨apke: Das Marienleben des Schweizers W. Mit Nachtr. zu V¨ogtlins Ausg. der V. M. r. Berlin 1913. – Paul Lehmann: Ma. Hss. des K. B. Nationalmuseums (Sb. der Kgl. Bayerischen Akad. der Wiss. Phil.philol. und hist. Kl., Abh. 4). M¨unchen 1916. – Edward Schr¨oder: Von der V. B. M. r. In: ZfdA 68 (1931) S. 243–248. – Monika Haibach-Reinisch: Ein neuer ‹Transitus Mariae› des Ps. Melito (Bibl. Assumptionis B. Virginia Mariae 5). Rom 1962. – Hilda Graef: Maria. Eine Gesch. der Lehre und Verehrung. Freiburg i. Br. 1964. – Karl Langosch: ¨ Uberlieferungsgesch. der mlat. Lit. In: Gesch. der Text¨uberl. der antiken und ma. Lit. Bd. 2. Hg. v. K. Langosch u. a. Z¨urich 1964, S. 9–185. – Achim Masser: Bibel, Apokryphen und Legende. Geburt und Kindheit Jesu in der religi¨osen Epik des dt. MA. Berlin 1969. – Roelof van den Broek: A Latin Diatessaron in the V. B. V. M. e. S. R. In: New Testament Studies 21. Cambridge 1975. – Martin Mc Namara: The Apocrypha in the Irish Church. Dublin 1975. – A. Masser: Bibel- und Legendenepik des dt. MA. Berlin 1976. – Joze Mlinariˇc: Latinski epos ‹Vita Marie metrica›. Maribor 1977. – Hardo Hilg: Das ‹Marienleben› des Heinrich v. St. Gallen. Text und Unters. Mit einem Verz. deutschsprachiger Prosamarienleben bis etwa 1520. M¨unchen 1981. – Martina Wehrli-Johns: Maria und Martha in der religi¨osen Frauenbewegung. In: Abendl¨andische Mystik im MA [...] Hg. Kurt Ruh. Stuttgart 1986, S. 354–367. – Ulrich Wyss: Religi¨ose Epik im o¨ sterr. Sp¨atMA. In: Die o¨ sterr. Lit. Ihr Profil v. den Anf¨angen im MA bis ins 18. Jh. 1. Hg. v. Herbert Zeman. Graz 1986, S. 295–309. – J. Mlinariˇc: Das Epos ‹V. M. m.› als Unterlage f¨ur das Marienlied des Karth¨ausers Philipp v. Seitz. In: Kart¨auserliturgie und Kart¨auserschrifttum 2 (Analecta Cartusiana 116/2). Salzburg 1988. – Sabine Schmolinsky: Imaginationen vorbildlicher Weiblichkeit. Zur Konstitution einer exemplarischen Biogr. in ma. lat. und dt. Marienleben. In: Maria in der Welt. Marienverehrung im Kontext der Sozialgesch. 10.-18. Jh. Hg. v. Claudia Opitz u. a. (Clio Lucernensis 2). Z¨urich 1993, S. 1993, S. 81–93. – Konrad Kunze: Deutschsprachige Hagiographie v. den Anf¨angen bis 1350. In: Hagiographies. Bd. 2. Hg. v. Guy 744
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Wichmann von Arnstein Philippart. Turnhout 1996, S. 211–238. – Andrea Rapp: ‹b¨ucher gar h¨ubsch gemolt›. Stud. zur Werkstatt Diebold Laubers am Beispiel der Prosabearb. v. Bruder Philipps ‹Marienleben› in den Historienbibeln IIa und Ib. Bern 1998. – Hubert Herkommer: Die Sch¨onheit des Gottessohnes und der Gottes¨ mutter. Hist. Betrachtungen zur Asthetik des Heiligen. In: Sch¨onheit und Maß. Beitr¨age der Eranos Tagungen 2005 und 2006. Hg. v. Erik Hornung und Andreas Schweizer. Basel 2007, S. 43–89, hier S. 55–58. SF Die Warnung. – Reimpredigt, 13. Jh. Der Verfasser dieser 3932 Reimpaarverse umfassenden, sich an ein Laienpublikum richtenden Predigt (Textverlust am Schluss) ist unbekannt. Er stammte aus dem bair.-¨osterr. Sprachgebiet und war wohl ein frommer Laie, der mit der Welt des Adels vertraut war. Als Quellen dienten nicht nur Bibel, Predigtliteratur und geistliche Dichtung, sondern auch h¨ofische Traditionen wie Minnesang und Spruchdichtung. F¨ur die Datierung ist die Klage, dass das Heilige Land in die H¨ande der Heiden gefallen sei (V. 1715 ff.), ausschlaggebend; der endg¨ultige Fall Jerusalems war 1244. Der Sprecher erkl¨art, er sei selbst der Welt verfallen gewesen und erst durch Todesf¨alle und das Schicksal eines im Alter schwachsinnig und nicht mehr bußf¨ahig gewordenen Freundes zur Besinnung und Weltabkehr gebracht worden. Er schildert das Verhalten der adligen Herren kritisch und stellt in einer Zeitklage den Verfall wahren h¨ofischen Lebens bedauernd fest. Im Zentrum steht der Aufruf, die Verg¨anglichkeit alles Irdischen, das ohne Unterschied dem Verderben geweiht sei, zu erkennen und sich einem gottgef¨alligen Leben zuzuwenden. Hierzu werden Lehren erteilt, u. a. u¨ ber «mˆaze», «kiusche» und «ˆere». Die Dichtung, die einen klaren Aufbau vermissen l¨asst, durch Wiederholungen gepr¨agt ist und sich durch das Nebeneinander von (st¨arker betonter) weltverneinender Askese und Weltbejahung – verbunden mit praktischen Ratschl¨agen – auszeichnet, endet mit einer Mahnung zur Reue unter Hinweis auf das J¨ungste Gericht und die Passion Jesu. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2696 (Perg., um 1300, s¨udbair.-¨osterr. ); Fragment. Ausgaben: Moriz Haupt, in: ZfdA 1 (1841) S. 438–537 (unvollst¨andig); Erg¨anzend dazu Karl Borinski, in: ebd. 33 (1889) S. 404–412. – D. W. Eine Reimpredigt aus dem dreizehnten Jh. Hg. v. Leopold Weber. M¨unchen 1912. 745
Mitte 13. Jh. Literatur: Ehrismann 2,2 (1935) S. 330. – Frieder Schanze, Killy 12 (1992) S. 143. – De Boor/ Newald 3/1 (51997) S. 338. – Christoph Huber, VL2 10 (1999) Sp. 733–735. – Wilhelm Jansen: Die W. Gedicht des XIII. Jh. In: FS zur Feier des 25j¨ahrigen Bestehens der Reallehranstalt zu Essen. Essen 1889, S. 35–59. – Karl Borinski: Zur ‹Warnunge›. In: Germania 35 (1890) S. 286–302. – Anton Wallner: Die Entstehungszeit des mhd. Memento mori ‹Die warnunge›. Sonderdr. Laibach 1896. – Ders.: Zum Text der W. In: ZfdA 42 (1898) S. 93–96. – Edward Schr¨oder: Zum Text der W. In: ZfdA 59 (1922) S. 46 f. – Ders.: L¨uckenb¨ußer zur W. In: ZfdA 66 (1929) S. 140. – Werner Fechter: Eine Sammelhs. geistlicher Dichtungen des 12. und 13. Jh. (Wien 2696). In: FS Friedrich Maurer. Hg. v. Werner Besch u. a. D¨usseldorf 1968, S. 246–261. – Klaus Zatloukal: ¨ Zur ‹Warnunge›. In: Osterr. Lit. zur Zeit der Babenberger (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 10). Hg. v. Alfred Ebenbauer u. a. Wien 1977, S. 278–296. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache 1. Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300. Text- und Tafelbd. Wiesbaden 1987, S. 228–230. – Joachim Heinzle: Vom hohen zum sp¨aten MA. Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,2). T¨ubingen 21994, S. 147, 153. – Fritz Knapp: Die Lit. des Fr¨uh- und HochMA in den Bist¨umern Passau, Salzburg, Brixen und Trient v. den Anf¨angen ¨ bis zum Jahre 1273 (Gesch. der Lit. in Osterreich 1). Graz 1994, S. 239–241 (und Reg.). – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 52004, 408 f. BJ Wichmann von Arnstein (W. v. Ruppin) OPraem/OP, * nach 1180, † 1270 Neuruppin. – Mystiker, Verfasser geistlicher Briefe. Der aus dem Geschlecht der von Arnstein stammende W. war 1210–28 Propst des Pr¨amonstratenserstifts «Unser Lieben Frau» in Magdeburg, dem er 1194 als Knabe u¨ bergeben worden war. Auf einer Reise nach Paris 1224 mit dem Dominikanerorden bekannt geworden, beteiligte er sich an dessen Ansiedlung in Magdeburg und trat 1233 in den Orden ein. W. war sp¨ater Prior des Predigerklosters in Eisenach, dann in Erfurt. Er ist auch als Beichtvater der Markgr¨afin Konstanze von Meißen († 1243) bezeugt. 1246 gr¨undete er mit seinem Bruder Gerhard das Dominikanerkloster Neuruppin, dessen Prior er bis zu seinem Tod war. 746
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Mitte 13. Jh. Von W. sind sechs lat. geistliche Briefe («Traktate» oder «Collationes» genannt) mit verschiedenen Adressaten, u. a. die Zisterzienserinnen in Kloster Zimmern, die im Brief an die Gr¨afin Udel¨ hildis von Ottingen [Adelheid von Kirchberg, † 1274] erw¨ahnt werden), u¨ berliefert, die den Einfluss der Liebesmystik → Bernhards von Clairvaux zeigen. In verschiedenen Mirakelerz¨ahlungen wird volkst¨umliches Sagengut auf W. bezogen. Mirakel wie Briefe gehen von der Vorstellung der Gottesferne und der eigenen Nichtigkeit aus. W. stand → Mechthild von Magdeburg nahe, die gegen 1230 nach Magdeburg kam; vermutlich war er ihr Beichtvater. Neben den Mystikerinnen in Helfta griff auch Johannes → Tauler Gedanken W.s auf (vgl. die im Mirakel 2 [Winter, S. 186] ausgesprochene H¨ollenfahrt). ¨ Uberlieferung (s. Van den Oudenrijn [s. Ausg.] S. 396–398; B¨unger, S. 9–11): Mu¨ nchen, BSB, Clm 19138, 37v–45r (aus Tegernsee, um 1300); Epistola II–IV, VI (A). – Utrecht, UB, Ms. 395 (Eccl. 268), 178–186 (15. Jh.); Ep. I–V (U bzw. B). Ausgaben: Marcus Antonius van den Oudenrijn: Miracula quaedem et collationes fr. W., inter mysticos ord. Praed. nationis Germanicae aetate antiquissimi. In: Analecta Sacri Ordinis Praedicatorum 16 (1923/24), S. 396–402, 446–456, 504–512. – Ders.: Miracula quaedam et collationes Fratris W. In: Analecta Praemonstratensia 6 ¨ (1930), S. 5–53. – Dt. Ubersetzungen in Auswahl: Wilhelm Oehl (Hg.): Dt. Mystikerbriefe des MA 1100–1500. M¨unchen 1931 (Nachdr. Darmst. 1972) S. 208–215. – Regina D. Schiewer (s. Lit.), ¨ S. 440 (Abdruck der Ubertragung aus Cgm 531). Literatur: Thomas Berger, BBKL 13 (1998) Sp. 1042f. – Kurt Ruh, VL2 10 (1999) Sp. 982–985. – Gerlinde Strohmaier-Wiederanders, RGG4, 8 (2005) Sp. 1514. – Birigt Zacke, Killy2 12 (2011). – F. Winter: Legende u¨ ber W. v. A. Aus der Utrechter Hs. In: Geschichtsbll. f¨ur die Stadt Magdeburg 11 (1876) S. 180–191. – Gottfried Mu¨ ller: Die Dominikanerkl¨oster der ehemaligen Ordensnation ‹Mark Brandenburg›. Berlin 1914, S. 21–66. – Oehl (s. Ausg.) S. 205–207. – K. Ruh: Mechthild v. Magdeburg und W. v. A. In: ZfdA 120 (1991) S. 322–325. – Ders.: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 2. M¨unchen 1993, S. 292–295; Bd. 3. Ebd. 1996, S. 502 f. – Eugenie Lecheler: W. v. A. (1180–1270). In: W.-Jb. 36/37 (1996/1997) S. 15–46. – Regina D. Schiewer: Eine deutschspra¨ chige Uberl. des ‹Miraculum I› W.s v. A. In: ZfdA 131 (2002) S. 436–453. BJ 747
Humbert von Romans Humbert von Romans (Humbertus de Romanis) OP, * um 1200 Romans/Dauphin´e, † 14.7.1277 Valence. – Ordensgeneral und Verfasser zahlreicher Schriften u¨ ber das Ordensleben. Der Eintritt H.s in den Dominikanerorden in Paris erfolgte im November 1224 nach seinem Studium im Paris; ab 1226 war er als Lektor der Theologie und 1236–39 als Prior in Lyon t¨atig. Um 1240 wurde er Provinzial der r¨omischen und 1244 der franz¨osischen Ordensprovinz, 1254 folgte der Aufstieg zum Ordensgeneral der Dominikaner. 1263 zog sich H. in den Konvent in Lyon zur¨uck. H. verfasste Predigten, zahlreiche Rundschreiben und Briefe, Auslegungen der → Augustinerregel, Konstitutionen und Statuten des Ordens, eine Reihe von Predigtentw¨urfen, Predigtlehrb¨ucher sowie das Opus tripartitum, eine Denkschrift im Auftrag Gregors X. f¨ur das zweite Konzil von Lyon u¨ ber die drei großen Bereiche der Reform, des Kreuzzuges und des griechischen Schismas. Gr¨oßte Verbreitung fand die zwischen 1254 und 1260 geschriebene Darstellung der dem Ordensleben zugrunde zu legenden Tugenden und Eigenschaften in der Epistola de regularis observantia disciplinae (124 lat. Handschriften). Ausgabe: Joachim-Joseph Berthier (Hg.): Beati Humberti de Romanis quinti praedicatorum magistri generalis Opera de vita regulari. Rom 1888/89 (Nachdr. Turin 1956). In dt. Sprache wurden nur Schriften H.s u¨ bertragen, die sich mit dem Ordensleben besch¨aftigen. Von De tribus votis, einer Schrift u¨ ber die Grundlagen des geistlichen Lebens, sind mindestens 14 ¨ Handschriften dt. Ubersetzungen des 15. Jh. bekannt. ¨ Uberlieferung: Vgl. Kaepelli (s. Lit.) S. 293. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 452, 146v–167v (zweite H¨alfte 15. Jh.). – Ebd., Cgm 6396 2v–65r (vor 1482). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 293, 235r–249v. Auch die Auslegung der Augustinerregel ist im 15. Jh. in Teilen oder vollst¨andig mehrfach in dt. Sprache u¨ berliefert. ¨ Uberlieferung: N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI 46e, 2v–434v. – Prag, N´arodn´ı knihovna, Cod. XVI D 18,2ra–171va. – Melk, Stifts-Bibl., Cod. 235 (olim 639), 57ra–73ra. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 218, 125r–132v. – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI 58, 247v–281r. – Ebd., Cod. Cent. VII 29, 139v–170v. – Paris, Bibl. Nat., Ms. lat. 10719, 182r–190r. Kap. 13 ff. der ‹Expositio› bilden die Grundlage eines 748
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Albertus Magnus erweiterten Traktats gegen Eigenbesitz im Kloster in Mu¨ nchen, BSB, Cgm 432, 205r–255r. Vgl. dazu → Privatbesitz im Ordensleben (dt. Predigten und Traktate). Der Liber de instructione officialium liegt in einer ¨ sp¨ateren dt. Ubertragung vor, auf ihn gehen auch ¨ das Amterbuch des N¨urnberger Katharinenklosters (N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI 43h, 263v–334v [erste H¨alfte 15. Jh.]) und das Buch der Empter der schwestern prediger ordens des Johannes → Meyer zur¨uck. ¨ Uberlieferung: Prag, Strahovska Knihovna, Cod. DJ VI 18, Tl. b, S. 1–308 (17. Jh.). Literatur: Klaus Grubm¨uller, VL2 4 (1983) Sp. 298–301; 11 (2004), Sp. 699. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 2 (1990) Sp. 1163 f. – MarieHumbert Vicaire, LexMA 5 (1991) Sp. 209. – Marie-Luise Ehrenschwendtner, RGG4 3 (2000) Sp. 1950. – Antonin Mortier: Histoire des Maˆıtres g´en´eraux de l’Ordre des fr`eres prˆecheurs. Bd. 1. Paris 1903, S. 415–664. – Karl Michel: Das Opus tripartitum des Humbertus de Romanis. Graz 2 1926. – Jean-Th´eobald Welter: L’exemplum dans la litt´erature religieuse et didactique du moyen aˆ ge (Biblioth`eque d’histoire eccl´esiastique de France 8). Paris/Toulouse 1927, S. 70–74, 224–228. – Valmar Cramer: H. v. Romans’ (!) Traktat u¨ ber die Kreuzpredigt. In: Das hl. Land 79 (1935) S. 132–153; 80 (1936) S. 11–23, 43–60, 77–98. – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. 2. Rom 1975, S. 283–295. – Gert Melville/Florent Cygler: Augustinusregel und dominikanische Konstitutionen aus der Sicht Humberts de Romanis. In: Regula Sancti Augustini. Normative Grundlage differenter Verb¨ande im MA. Hg. v. G. Melville/Anne Mu¨ ller. Paring 2002, S. 419–454. SF Albertus Magnus (Albert der Große; Albertus de Lauging, Albertus Teutonicus; Albertus Coloniensis) OP, * vor 1200 Lauingen/Schwaben, † 15.11.1280 K¨oln. – Philosoph, Dominikanertheologe. A. enstammte einer schw¨abischen Ministerialenfamilie («ex militaribus»). Als junger Mann hielt er sich in Oberitalien auf (um 1222), studierte in Padua und erwarb dort vermutlich erste Kenntnisse aristotelischer Schriften. Auch Venedig besuchte A. in dieser Zeit. In Padua trat A. in den noch jungen, 1215 gegr¨undeten Dominikanerorden ein, wahrscheinlich 1223 und sp¨atestens 1229. Das Noviziat und theologische Studien absolvierte A. in 749
2. H¨alfte 13. Jh. K¨oln; vielleicht hielt er sich auch schon in dieser Zeit zu weiteren Studien in Paris auf. Seit 1233 unterrichtete er als Konventslektor in K¨oln und in den Ordensh¨ausern in Hildesheim, Freiburg i. Br., Regensburg und Straßburg. In den vierziger Jahren (1240–44) wurde A. zum Theologiestudium nach Paris gesandt, um zum «magister theologiae» zu promovieren, was 1245 nach den vorgeschriebenen Vorlesungen u¨ ber die Sentenzen des → Petrus Lombardus geschah. In das Jahr 1248 f¨allt A.’ erste urkundliche Erw¨ahnung: Zusammen mit anderen Pariser Theologieprofessoren unterschrieb A. am 15. Mai als «frater Albertus Theutonicus» eine Sentenz gegen den Talmud. Im selben Jahr wurde er nach K¨oln zur¨uckgeschickt, betraut mit dem Aufbau und der Leitung eines «studium generale et sollemne», einer internationalen Ordenshochschule. Hier z¨ahlte → Thomas von Aquin neben → Ulrich Engelbrecht von Straßburg oder Ambrosius Sansedonis von Siena zu seinen Sch¨ulern. 1254 wurde A. zum Provinzial der Ordensprovinz Teutonica gew¨ahlt, der rund 50 Konvente angeh¨orten. Dies hatte die Niederlegung seiner Lehrt¨atigkeit zur Folge und schr¨ankte seine schriftstellerische T¨atigkeit ein. Zusammen mit Thomas von Aquin verteidigte A. im September 1256 mit Erfolg an der p¨apstlichen Kurie zu Anagni vor Papst Alexander IV. die Mendikantenorden gegen ihre Gegner aus dem Weltklerus. Nach seiner Entpflichtung vom Provinzialat im Mai 1257 nahm A. seine Lehrt¨atigkeit in K¨oln wieder auf. 1259 wurde er vom Generalkapitel zu Valenciennes, auf dem u¨ ber die Studienordnung des «studium generale» beschlossen wurde, zum Mitglied der Studienkommission gew¨ahlt. Diese nahm daraufhin trotz erheblicher Widerst¨ande das Studium der Naturwissenschaften und Philosophie in die Statuten auf und erm¨oglichte so deren Unterricht an den Ordenshochschulen. Am 5.1.1260 erhielt A. von Alexander IV. den Ruf auf den Bischofsstuhl von Regensburg, den er gegen eigene Bedenken und gegen den Willen seines Ordensgenerals Humbert annahm. Im Zentrum der Bedenken stand die Frage, ob das Armutsgebot des Ordens und das Episkopat sich ausschl¨ossen. Bereits im n¨achsten Jahr reiste A. nach Rom, um dort seinen R¨ucktritt zu erkl¨aren. Er wartete dort die Wahl des Nachfolgers des im Mai 1261 verstorbenen Alexander ab und im Mai 1262 nahm Urban IV. das R¨ucktrittsgesuch an. A. hielt sich weiter in Italien auf, bis er im Februar 1263 mit der Kreuzzugspredigt in Deutschland betraut wurde. Zusammen mit → Berthold 750
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2. H¨alfte 13. Jh. von Regensburg ging er diesem Auftrag bis zum Tode Urbans IV. im Oktober 1264 nach (bezeugt ist A.’ Predigtt¨atigkeit in Augsburg, Donauw¨orth, W¨urzburg und Frankfurt/M.). Im Anschluss hielt sich A. wohl bis mindestens1267 in W¨urzburg auf; dort war sein Bruder Heinrich Prior des Predigerkonvents. Danach (1267 oder 68) ging A. nach Straßburg, wo sein ehemaliger Sch¨uler Ulrich dem Konvent vorstand. Den erneuten Ruf auf den Pariser Lehrstul des Ordens durch den Ordensmeister Johannes von Vercelli lehnte A. (aus gesundheitlichen Gr¨unden?) 1269 ab und kehrte stattdessen auf Wunsch des Ordensgenerals um die Jahreswende 1270/71 nach K¨oln zur¨uck. Hier wurde er zum wiederholten Male um Vermittlung im best¨andigen Konflikt zwischen dem K¨olner Epsikopat und der Stadt gebeten (bereits in den Jahren 1252, 58 und 63 hatte A. als Schiedsrichter gewirkt, insgesamt sind 20 Friedensvermittlungen bzw. Teilnahmen an Schiedsverfahren bezeugt). In K¨oln empfing A. im November 1273 den frisch gew¨ahlten K¨onig Rudolf von Habsburg, dessen p¨apstliche Anerkennung er auf dem 2. Konzil von Lyon unterst¨utzte. Nicht urkundlich gest¨utzt ist eine Reise A.’ nach Paris 1277, um die Lehre Thomas’ von Aquin gegen die Zensur zu verteidigen; nur ein Bericht in den Kanonisationsakten seine ber¨uhmten Sch¨ulers gibt hiervon Zeugnis. 1279, im Jahr vor seinem Tod, verfasste A. sein Testament, das erhalten ist. A. wurde von Beginn an regional verehrt, 1622 selig, 1931 heilig gesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben. Seit den sp¨aten dreißiger/fr¨uhen vierziger Jahren des 13. Jh. und bis zum Anfang der siebziger war ¨ A. – trotz seiner zahlreichen Amter und Aufgaben – schriftstellerisch t¨atig. Neben theologischen und philosophischen Werken verfasste er Schriften zur Naturphilosophie und -wissenschaft. A.’ erste Schrift d¨urfte der unvollendete Traktat De natura boni sein, in jedem Fall vor 1243 entstanden, vielleicht schon in seiner Zeit als reisender Lektor in den sp¨aten dreißiger Jahren. Es handelt sich um eine fortlaufende Darstellung des Begriffs des Guten und der Kardinaltugenden, abgeschlossen von einer Mariologie. Kleinere lat. geistliche Dichtungen sind ebenfalls hier chronologisch anzusiedeln. In der Pariser Zeit beginnt die intensive Auseinandersetzung mit Aristoteles. Die Schriften aus dieser Zeit sind vor allem Summen in Quaestionenform De sacramentis, De incarnatione, De resurrectione, 751
Albertus Magnus De IV coaequaevis, De homine (die letzten beiden zusammengefasst auch als De creaturis) und De bono. Begonnen hat A. in Paris auch seinen Sentenzenkommentar, den er 1249 in K¨oln abschloss. In engem sachlichen Zusammenhang zu diesem stehen rund 20 zeitnah entstandene Quaestiones theologicae. Eine Kommentierung der Schriften des PseudoDionysius Areopagita nahm A. gleichsam in Angriff. Den Kommentar zur ersten Schrift De caelesti hierarchia schloss er ebenfalls erst in K¨oln ab, wo A. auch die restlichen Schriften des Pseudo-Dionysios kommentierte. Mit Super Ethica, commentum et quaestionis (1250/52) legte A. die erste abendl¨andische Erkl¨arung der Nikomachischen Ethik vor. Dieser Schrift ließ A., wohl auf Bitten seiner Mitbr¨uder, weitere Kommentare zu aristotelischen Werken folgen. Da A.’ Ziel nicht nur der Gesamtkommentar aller damals bekannten Schriften des Aristoteles (oder der als aristotelisch geltenden) war, sondern vielmehr eine Gesamtschau allen philosphischen und wissenschaftlichen Wissens, hat A. bewußt pseudo-aristotelische Texte ber¨ucksichtigt. Er behielt es sich generell vor, sachliche L¨ucken anderweitig zu schließen, sollte kein Werk des Aristoteles zur Verf¨ugung stehen. Formal sind die Kommentare Paraphrasen, durch Digressionen zum Teil erheblich erweitert. Begonnen hat A. mit Physica, gefolgt von De caelo et mundo, De natura loci, De causis proprietatum elementorum (Pseudoaristotelisch), De generatione et corruptione, Meteora, De mineralibus, De anima, De nutrimento, De sensu et sensato und zwei B¨ucher De intellectu et intelligibili (nach Al-Farabi). Zu zwei Werken gibt es zeitliche Hinweise, so sind De natura loci und De anima in K¨oln zur Zeit des Provinzialats entstanden. Das Corpus der Parva naturalia st¨utzt sich teilweise auf aristotelische Vorlagen, teils sind die Schriften eigenst¨andig. 1256/57 entstand A.’ Botanik De vegetabilis in sieben B¨uchern, eine stark erweiterte Paraphrase des pseudo-aristotelischen De plantis unter Heranziehung weiterer Quellen. Die zoologischen Schriften des Aristoteles bearbeitet A. in den Quaestiones super libris de animalibus (vor 1258), die ¨ auf einer Ubersetzung des Michael Scotus in 19 B¨uchern beruht. Davon zu unterscheiden ist die große Tiergeschichte De animalibus, die vermutlich beim Aufenthalt an der p¨apstlichen Kurie 1261–63 entstanden ist. Die (gleiche) Vorlage wird in dieser Schrift mit Benutzung weiterer Quellen auf 26 B¨ucher erweitert. Aus dem Verband des großen 752
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Albertus Magnus Werkes herausgenommen hat A. De natura et origine animae und De principiis motus processivi. 1262/63 folgte die Metaphysik-Paraphrase. Gem¨aß A.’ Plan der Organisation seines Kommentarwerks setzt Metaphysica den Abschluss der naturwissenschaftlichen und mathematischen Kommentare voraus. Doch bis auf einen hinsichtlich der Authentizit¨at unsicheren Euklid-Kommentar sind keine mathematischen Schriften A.’ bekannt. Bis 1271 abgefasst waren sicher: De unitate intellectus und De causis et processus universitatis (Kommentar zum pseudoaristotelischen Liber de causis), das A. als Abschluss der Metaphysik bezeichnet. Die nicht weiter zeitlich einzuordnende Paraphrase der Ethik (nicht identisch mit Super ethica) und ein Kommentar zur Politica – als einziger nicht in Paraphrasenform verfasst – bilden den Abschluss von A.’ AristotelesKommentierung. Die biblischen Schriften A.’ sind ebenso zumeist Kommentare (u. a. Hiob, Jesaja, kleinere Propheten, Evangelien oder fragmentarisch u¨ berliefert: Jeremia und Hesekiel). Diese d¨urften in den 1260er Jahren in der Reihenfolge des biblischen Kanons entstanden sein. In A.’ letztes Jahrzehnt geh¨oren wohl die beiden eucharistischen Schriften De mysterio missae und De corpore domini sowie A.’ unvollendete summa theologiae, die Summa die mirabili scientia dei. Aus dem Jahre 1247 sind vier Sermones von A. uberliefert. ¨ Außerhalb der gr¨oßeren Themenkomplexe finden sich Schriften A.’ wie De Fato (1256/57) und die logischen Gelegenheitsschriften De XV problematibus (1270) und Problemata determinata (1271). In De unitate intellectus contra Averroem verteidigt A. die Pluralit¨at der individuellen Seelen gegen den averroistischen Monopsychismus (1263/64). Eine weitere aristotelische Paraphrasenreihe widmet sich logischen Schriften, wird er¨offnet mit De V universalibus und enth¨alt daneben Kommentare zu Porphyrius, → Boethius und dem Liber de sex principiis. Sie d¨urfte teils vor, teils nach De anima entstanden sein, wom¨oglich also in den fr¨uhen und sp¨aten 1250er Jahren. Eingang in die deutschsprachige Literatur haben neben Predigten und Spr¨uchen nur De animalibus und die eucharistischen Schriften gefunden. Von der petrologischen Schrift De lapidibus pretiosis et eorum virtutibus ist eine vereinzelte dt. Teil¨ubersetzung bekannt. A. selbst verwendet dt. Tiernamen in De animalibus, Teil¨ubersetzungen des Werkes nehmen Werner → Ernesti (1404) und Heinrich → Mu¨ nsinger (um 1440) vor. In der fr¨uhen 753
2. H¨alfte 13. Jh. Neuzeit hat Walter Ryff die B¨ucher 22–26 f¨ur sein Thierbuch Alberti Magnis von 1545 u¨ bersetzt. Teilbe¨ arbeitungen und Ubersetzungen gibt es bis in das 20. Jh. Gleichfalls in Teil¨ubersetzungen erscheinen A.’ eucharistische Traktate, vor allem der Doppeltraktat De sacrificio missae / De eucharistiae sacramento als kleine selbstst¨andige St¨ucke oder etwa in Texten des → Mo¨ nchs von Heilbronn und → Marquards von Lindau. Dazu kommen dt. A.-Zitate in Messerkl¨arungen und in einem Traktat sowie zwei selbstst¨andige Teil¨ubersetzungen von De corpore domini. A.’ Hauptverdienst liegt in der Vermittlung des Aristotelismus, der vor allem in der Interpretation des Averroes (Ibn Ruˇsd) in der zweiten H¨alfte des 12. Jh. in Europa bekannt wurde. A. war um die Darstellung des aristotelischen Gedankengutes in der urspr¨unglichen Gestalt ohne die interpretatorischen Eingriffe der arabischen Tradition bem¨uht und ist der Begr¨under des scholastischen Aristotelismus. In der Theologie leitete er im Gefolge des Pseudo Dionysius eine neuplatonische Bewegung ein, die letztlich in die spekulative dt. Mystik m¨undet. Dabei empfand A. Neuplatonismus und Aristotelismus keineswegs als Widerspruch. Mit seinem umfassenden Bildungs- und Lehranspruch von Bibel- bis zur Naturkunde und Philosophie wird A. seinem sp¨ateren Ehrentitel des «doctor universalis» gerecht. In der Tat d¨urfte er der erste planhaft wissenschaftliche Bearbeiter der Zoologie und Botanik seit Theophrast gewesen sein und blieb dies auch bis ins 16. Jh. Sein zoologisches Schrifttum ist (im Gegensatz zur Botanik) bis in die Neuzeit auf Interesse gestoßen. Aber obwohl A. ber¨uhmte Sch¨uler hatte, begr¨undete er keine Schule: Bereits 1286 hatte das Generalkapitel des Dominikanerordens seine Mitglieder auf die Lehre des Thomas von Aquin verpflichtet, wodurch das Werk A.’ in den Hintergrund trat. Vielleicht war aber auch die Offenheit von A.’ Œuvre – oder anders ausgedr¨uckt: die mangelnde Systematik – im Verbund mit der Themen-, Methoden- und eben auch Disziplinenvielfalt f¨ur die Begr¨undung einer Schule nicht geeignet. ¨ Uberlieferung: Die theologischen Werke A.’ werden von rund 130, die philosophischen von ¨ rund 120 Hss. u¨ berliefert. Dem steht eine Uberl. der naturphilosophischen/-wissenschaftlichen ¨ Schr. in u¨ ber 700 Hss. gegen¨uber. – Dt. Uberlieferung: Super missam (De sacrificio missae/De eu¨ charistiae sacramento), Ubers./dt. Bearb./Ausz¨uge in 754
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2. H¨alfte 13. Jh. Messerkl¨arungen: Berlin, SBB, Mgq 90, 1r–94r (Pap., Ende 14. Jh., els¨assisch). – M¨unchen, BSB, Cgm 89, 100–146 (Pap., Ende 14. Jh., bair.). – Ebd., Cgm 486, 1r–47v (Pap., 1471–77, bair.). – Ebd., Cgm 778, 32v (Pap., drittes Viertel 15. Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm 839, 115v–116r (Pap., letztes Viertel 15. Jh., mittelbair.). – Ebd., Cgm 851, 83v–179r, 190v–191r, 199r (Pap., 1402, mittelbair.). – Ebd., Cgm 4373, 202r (Pap., um 1500, ostschw¨abisch). – Wiesbaden, LB, Hs. 238, 113r–137r (15. Jh.). – De corpore domini: Salzburg, Stiftsbibl. Nonnberg, Cod. 23 B 6 (fr¨uher 23 B 12; 26 A 9), 121r–133r (Pap., 1459, bair.). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. a VII 35, 278r–288r. – Ebd., Cod. a III 9, 13v–16v. – De lapidibus pretiosis et eorum virtutibus: Salzburg, UB, Cod. M III 3, 266r–271v (Perg. und Pap., drittes Viertel 15. Jh.). – Vgl. Fries/Illing, VL2 1 (1978) Sp. 135–138. Ausgaben: Gesamtausgaben: Opera omnia. Hg. Petrus Jammy. 21 Bde. Lyon 1651. – Darauf beruhend: Opera omnia. Hg. Auguste Borgnet. 38 Bde., Paris 1890–99. – Opera omnia. Editio Coloniensis. M¨unster 1951 ff. (41 Bde. geplant; jeweils aktualisierte Bibliogr.). – Einzelausgaben: Ernst Meyer/Carl Jessen (Hg.): Alberti Magni De vegetabilibus libri VII. Historiae naturalis ps. XVIII. Berlin 1867. Nachdr. Frankfurt/M. 1982. – Melchior Weiss: Commentarii in Iob. Additamentum ad opera omnia b. Alberti. Freiburg i Br. 1904 – Paulus v. Lo¨e: Commentarii in librum Boethii De divisione. Bonn 1913. – Hermann Stadler: De animalibus libri XXVI. Nach der C¨olner Urschrift. 2 Bde. (Beitr. zur Gesch. der Philosophie des MA 15/16). M¨unster 1916–20. – Bernhard Geyer: Die Universit¨atspredigten des A. M. (Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl., 1966,3). Mu¨ nchen 1966. – Isabelle Moulin: A le Grand. M´etaphysique: livre XI, trait´es II et III. Texte latin et traduction fran¸caise en vis-`a-vis. Paris 2009. – Anna Rodolfi: Quaestio de prophetia. Visione, immaginazione e dono profetico (Per verba 24). Florenz 2009 (lat. und ital.). – Super Missam mhd.: Illing 1975, S. 62–68, 131–236. – Hymnus: AH 54, Nr. 241, S. 378. ¨ Ubersetzungen (Ausw.): Des Heiligen A. des Großen Predigten auf die Sonn- u. Feiertage des Herrn, Mari¨a der Heiligen, nebst einigen Gele¨ genheitspredigten. Ubers. v. Sebastian Weinzierl. 2 Bde. Regensburg 1844. – A. Fries: A. M. Ausgew. Texte. Lat.-dt. Darmstadt 21987. 42001. – Henryk ¨ Anzulewicz/Joachim R. So¨ der: De homine/Uber 755
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Thomas von Aquin j¨ungster Sohn der Familie f¨ur die klerikale Laufbahn bestimmt – um 1230 dem benachbarten Benediktinerkloster Monte Cassino als Puer Oblatus u¨ bergeben. Dort erhielt er seine erste Schulbildung. 1239 verließ T. aufgrund des wieder auflebenden Streites zwischen Kaiser und Papst, der Monte Cassino unmittelbar betraf, auf Anraten des Abts das Kloster. Sein Vater schickte ihn nach Neapel, wo T. bei Petrus de Hibernia die Artes liberales studierte. Bereits zu dieser Zeit d¨urfte T. erstmalig Schriften des Aristoteles kennengelernt haben. Auch traf er in Neapel Angeh¨orige des noch jungen, 1215 gegr¨undeten Predigerordens. Von den Ordensidealen u¨ berzeugt, trat T. 1244 gegen des Willen seines Elternhauses in den Orden ein. Der Versuch, seine Entscheidung durch eine einj¨ahrige Haushaft umzukehren, schlug fehl, und so ging T. nach Abschluss seiner Studien in Neapel vermutlich nach Paris zum Theologiestudium bei → Albertus Magnus. Gesichert ist, dass T. 1248 als Adlatus des Albertus diesen nach K¨oln begleitete, wo Albertus mit dem Aufbau eines «Studium generale» betraut war. Albertus machte T. zum Baccalaureus biblicus; damit stand T. auf der untersten Stufe des theologischen Lehrens. In dieser Zeit verfasste er die ersten Bibelkommentare, h¨orte und kopierte Vorlesungen des Albertus; besonders pr¨agend war dabei f¨ur ihn die Vorlesung u¨ ber die Nikomachische Ethik. Auch T.’ Priesterweihe f¨allt in diesen Zeitabschnitt. Auf Empfehlung Albertus’ wurde T. 1251/52 vom Orden als Baccalaureus sententiarius nach Paris gesandt. In dieser Funktion hielt er Vorlesungen u¨ ber die Bibel und die mittlerweile verbindlichen Sentenzen des → Petrus Lombardus. 1256 wurde T. nach Vollendung seines Sentenzenkommentars (Scriptum super Libros Sententiarum), seiner ersten großen Schrift, zum Magister ernannt, wegen universit¨atsinterner Streitigkeiten zwischen Mendikanten und Weltklerikern aber erst 1257 in das Magisterkollegium aufgenommen – zusammen mit → Bonaventura. Bis 1259 lehrte er als Magister regens in Paris und war Berater des franz¨osischen K¨onigs Ludwig IX. Dann wurde er zur Lehre an Studienh¨auser des Ordens in Italien geschickt. T. reiste nach Italien u¨ ber Valenciennes, um dort im Auftrag des Generalkapitels des Ordens mit anderen Magistern die Studienordnung neu zu regeln. T. unterrichtete vermutlich zuerst in Neapel, seit 1261 am Dominikanerkonvent in Orvieto, wohin Papst Urban IV. seine Residenz 761
2. H¨alfte 13. Jh. verlegt hatte. Zu dieser Zeit war T. zum theologischen Gutachter der P¨apste avanciert. Er verfasste im p¨apstlichen Auftrag auch Auftragsarbeiten (Catena aurea. Glossa continua super evangelia, ein Kommentar zu den vier Evangelien aus V¨atertexten, oder Contra errores graecorum [beide 1259–61]) und hatte Zugang zu den p¨apstlichen Archiven. Nach Urbans Tod 1264 wurde T. als Leiter an die Ordenshochschule Santa Sabina nach Rom berufen, um in der r¨omischen Ordensprovinz ein Studium f¨ur begabte Studenten aufzubauen. Seit 1267 lehrte er am p¨apstlichen Hof Clemens’ IV. in Viterbo. 1269 wurde T. zur¨uck nach Paris geschickt, vermutlich, um das Ideal und Leben der Mendikanten gegen Angriffe aus dem Weltklerus zu verteidigen und um in die Auseinandersetzung um den Averroismus einzugreifen. Es d¨urfte hierbei seine Aufgabe gewesen sein, einerseits den Aristotelismus gegen konservative Kritiker zu verteidigen und andererseits der auf Averroes (Ibn Ruˇsd) beruhenden arabischen Aristoteles-Interpretation entgegenzuwirken (schriftlicher Niederschlag in De unitate intellectus contra Averroistas, um 1270). Insgesamt lehrte T. zweimal je drei Jahre als Magister an der bedeutendsten Hochschule des MA – eine Auszeichnung, die außer T. im MA nur → Meister Eckhart zuteil wurde. Im Fr¨uhjahr 1272 wurde T. wieder nach Italien gerufen, lehrte in Neapel und richtete dort ein neues Studium generale ein. Am Nikolaustag 1273 – das Ereignis ist gut bezeugt – stellte T. sein schriftstellerisches Schaffen nahezu vollst¨andig ein, wom¨oglich wegen einer ekstatischen Vision oder aber eines Schlaganfalls, den er auf der Kanzel erlitt. Ein Vierteljahr sp¨ater starb er auf dem Weg zum 2. Konzil von Lyon, f¨ur das er als Sachverst¨andiger berufen war, in der Zisterzienserabtei Fossanova unweit seines Geburtsorts. 1396 wurde T. in die Jakobinerkirche von Toulouse u¨ berf¨uhrt und endg¨ultig beigesetzt. Seit 1317 trug er den Ehrentitel «Doctor communis», nach 1450 «Doctor angelicus»; 1323 wurde er heilig gesprochen. 1567 folgte die Ernennung zum Kirchenlehrer («Doctor ecclesiae») und 1880 diejenige zum «Patron aller katholischen Schulen». Nahezu alle Hauptwerke T.’ sind unvollendet geblieben. Lediglich die Summa contra gentiles und den Hiob-Kommentar hat T. endg¨ultig abgeschlossen. Auch beim Sentenzenkommentar ist nicht sicher, ob er die von T. beabsichtigte endg¨ultige Gestalt hat. 762
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2. H¨alfte 13. Jh. Die gel¨aufige, wenn auch grobe Einteilung der Werke T.’ ist die in drei Hauptgruppen: Die erste Gruppe ist T.’ Kommentarwerk: zur heiligen Schrift, zu Aristoteles (u. a. De anima [1265–68], zur Physik, Metaphysik und zur Nikomachischen Ethik [1268–72]), zu De Trinitate des → Boethius (1256–59), zum pseudo-aristotelischen Liber de causis (1268–72), zu De divinis nominibus des → Pseudo-Dionysius Areopagita (1259–65) und der Sentenzenkommentar. Die zweite Gruppe ist das eigentliche scholastische Schriftcorpus, die von etwa 1258 bis 1263 entstandene Summa contra gentiles und die Summa theologiae (1267–73); ferner die Quaestiones disputatae (darunter u. a. Quaestiones disputatae de veritate [1256–59], Quaestiones disputatae de anima, Quaestiones disputatae de spiritualibus creaturis, Quaestiones disputatae de potentia Dei [1265–68], Quaestiones disputatae de malo, Quaestiones disputatae de unione verbi incarnati, Quaestiones disputatae de virtutibus [1268–72]) und die Quaestiones quodlibetales (Nr. I–VI und XII [1268–72], VII–XI [1256–59]). Die dritte Gruppe bilden mit den Opuscula die k¨urzeren Schriften, rund 50 Texte, von denen nicht alle f¨ur T. gesichert sind, vor allem gibt es falsche Zuschreibungen bei Predigten und Gebeten. Diese letzte Gruppe ist insofern problematisch, als dass die Einteilung ausschließlich quantitativen Kriterien folgt und unterschiedliche Inhalte nivelliert. So subsumiert sie etwa polemische Streitschriften, Brieftraktate, Gutachten, Vorlesungen oder liturgische Texte. Die bekanntesten Schriften dieser Gruppe sind das fr¨uhe De ente et essentia (eine Erl¨auterung der Grundbegriffe der aristotelischen Metaphysik f¨ur Mitbr¨uder, vor 1256) und das Compendium theologiae (ein theologisches Lehrwerk, 1265–68). Die handschriftliche Verbreitung des Compendiums wurde allerdings von einem a¨hnlich konzipierten und gleichbenannten u¨ bertroffen, dem Compendium theologicae veritatis → Hugo Ripelins von Straßburg, das in mehreren Handschriften f¨alschlich T. zugeschrieben wurde. T.’ Hauptwerk ist die Summa theologiae (auch S. theologica [S. th.]) bestimmt f¨ur Studienanf¨anger der Theologie, abgefasst in drei B¨uchern mit rund 1650 Artikeln. Der Aufbau des fragmentarischen Werkes korrespondiert mit der neuplatonischen Vorstellung von Gott als alleinigem Ausgangspunkt, aus dem alles hervorgeht (exitus), und als alleinigem Heilsbringer, zu dem der Mensch zur¨uckkehrt (retritus). Das erste Buch handelt von Gott und vom Ausgang der Gesch¨opfe aus Gott, das 763
Thomas von Aquin zweite von der R¨uckkehr der vernunftbegabten Wesen zu Gott und das dritte stellt die faktische R¨uckkehr in Christus dar. Innerhalb dieses Rahmens handelt T. das theologische Wissen seiner Zeit gem¨aß seiner Interpretation ab: Gotteslehre, theologisch-philosophische Ethik und Anthropologie und Lehre vom Erl¨osergott. T. ist ein H¨ohepunkt der ma. Theologie. Die S. th. ist seit Jahrhunderten theologisches Allgemeingut des Katholizismus und dogmatisches Pflichtwerk. Das Generalkapitel des Dominikanerordens hatte bereits 1286 seine Mitglieder auf die Lehre des T. verpflichtet. So verwundert es nicht, dass zahlreiche Dominikaner des MA seiner Lehre folgten, unter ihnen aus dem dt. Raum → Gerhard und → Johannes (Korngin) von Sterngassen, → Heinrich von L¨ubeck und → Johannes (Rumsich) von Freiburg. Meister Eckhart wandte sich explizit gegen T. und polemisierend schrieb → Dietrich von Freiberg gegen ihn an. Im Geiste T.’ wiederum steht die weit verbreitete Rechtssumme → Bertholds von Freiburg. Sp¨atestens im 15. Jh. war T. eine der theologischen Lehrautorit¨aten schlechthin und zugleich ist er eine der bedeutenden Gestalten der Philosophiegeschichte. Bei der Aneignung eines vertieften AristotelesVerst¨andnis in Westeuropa, der Auss¨ohnung von Glauben und Wissen, von Aristoteles und dem Evangelium hat er eine eminent wichtige Rolle gespielt. Ausgehend von den grundlegenden aristotelischen Thesen u¨ ber Denken und Sein, Form und Materie, Akt und Potenz begr¨undete T. seine Positionen in der Anthropologie, Ethik und Metaphysik, freilich ohne sich auf Aristoteles zu beschr¨anken. Wie auch sein Lehrer Albertus Magnus betrachtete T. die Verschr¨ankung von christlichem Neuplatonismus und Aristotelismus nicht als widerspr¨uchlich sondern befruchtend. Am nachhaltigsten sch¨opft T. dieses Potenzial bei der Entwicklung seiner Seinslehre aus, mit deren hochoriginellem Konzept er aus dem Schatten seiner Vorbilder hervortritt. In die dt. Sprache wurden neben liturgischen Texten und Gebeten nur die S. th. und die Catena aurea u¨ bersetzt. Als theologische Autorit¨at wurde T. zu spezifischen Themen wie etwa Gotteslehre, Erkenntnislehre, Gnadenlehre oder moraltheologische Fragen in dt. Predigten und Traktaten zitierend oder exzerpierend herangezogen. Aus dem 14. Jh. stammt eine unikal uberlieferte Teil¨uber¨ setzung der S. th., die ein bedeutendes Zeugnis 764
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Thomas von Aquin ¨ der dt. Ubersetzungsscholastik ist. Die Leistung des ¨ anonymen Ubersetzers ist hinsichtlich seiner philosophischen Vor- und Sprachkenntnisse umstrit¨ ten, doch d¨urften einige Ubersetzungsfehler der lat. Vorlage zuzuschreiben sein. Auch ist strittig, ob die Textauswahl und die abk¨urzend exzerpierende Bearbeitung bereits in der Vorlage vorgenommen ¨ wurden, oder ob sie auf den Ubersetzer zur¨uckgehen. Es sind vor allem spekulative Texte in die Sammlung aufgenommen worden, zu Ungunsten etwa der Moraltheologie: Die Tugend- und Lasterlehre fehlt v¨ollig. Unklar ist gleichfalls, f¨ur welchen Rezipientenkreis die Selektion bestimmt war. Der spekulative Schwerpunkt und die Ausblendung des pragmatisch ausgerichteten Buches II–II l¨asst einen Einsatz etwa bei der praktischen religi¨osen Laienunterweisung oder die Verwendung als Lehrbuch in Frauenkl¨ostern fraglich erscheinen, gegen die Verwendung in der Ausbildung junger Dominikaner spricht, dass die Handschrift selbst nicht aus einem Dominikanerhaus zu stammen scheint. Eine freie, mit anderen Texten durchsetzte Bearbeitung des Buches II–II der S. th. findet sich in Der → Tugenden Buch aus dem 14. Jh. Eine Handschrift aus Gnesen u¨ berliefert eine Teil¨ubersetzung von Buch II–II aus dem fr¨uhen 16. Jh. ¨ Alle Uberlieferungstr¨ ager der Catena aurea¨ Ubersetzungen stammen mit Ausnahme der Nu¨ rnberger und Basler Matth¨ausfragmente aus dem Deutschordensgebiet. Das legt die Vermutung ¨ nahe, dass diese Ubersetzung im Auftrag des Deutschen Ordens erstellt wurde. Sowohl die Datierung ¨ der Textzeugen als auch die der Ubersetzung selbst kann nicht eindeutig vorgenommen werden. Das ¨ Ubersetzungswerk d¨urfte nach neueren Erkenntnissen im dritten Viertel des 14. Jh. begonnen worden sein. Die Catena aurea in der lat. Fassung sind als Evangelienkommentare ein gelehrtes Hilfsmittel etwa f¨ur das Bibelstudium oder die Predigt¨ vorbereitung, mit der Ubersetzung des Deutschen Ordens wird eine Funktions¨anderung vorgenommen: Ganz offensichtlich ist die dt. Version f¨ur die Tischlesung bestimmt. T.-Zitate oder Exzerpte aus den unterschiedlich Qu¨astiones in dt. Predigten und Traktaten sind als solche nicht immer einwandfrei zu identifizieren, oft beruhen diese auch auf Zwischenquellen. Der a¨ lteste durch Zitate gest¨utzte Rezeptionsnachweis d¨urfte die Predigtssammlung → Paradisus anime intelligentis sein. Zusammengstellt 1340, beruhen die meisten Predigten auf vermutlich deutlich 765
2. H¨alfte 13. Jh. a¨ lteren Vorlagen vom Anfang des 14. Jh. T. wird namentlich nicht genannt, doch enthalten vor allem Nr. 25 und 63 der Sammlung T.-Zitate. Auch → Nikolaus von Straßburg zitierte T. in mehreren Predigten. Zahlreiche Artikel aus der S. th. fasste Johannes → Mulberg um 1400 in einer Predigt u¨ ber das Paradies zusammen. Neben Qu¨astionesZitaten von anonymen Autoren in zahlreichen Predigtsammlungen oder Traktaten gibt es im 15. Jh. einige namentlich bekannte Autoren, die T. zitierten: u. a. Gerhard → Comitis, → Wilperg, Ludwig → Windsperger, Johannes → Lock, Friedrich → Schober und Johannes → Pauli. Aus dem Bereich der liturgischen Texte ist die Messe Cibavit ins Deutsche u¨ bertragen worden. Diese ist h¨ochstwahrscheinlich T. zuzuschreiben und im p¨apstlichen Auftrag zusammen mit dem Officium Sacerdos in aeternum 1264 von T. oder einer Arbeitsgruppe unter seiner Leitung verfasst worden. In diesem Komplex sind die wichtigsten T. zugesprochenen poetischen Texte (Hymnen, Sequenzen) enthalten. Von den T. zugeschriebenen Gebeten l¨asst sich bei keinem seine Autorschaft sicher belegen; dies gilt auch f¨ur die bekanntesten unter ihnen, Adoro te devote und Concede mihi. Ersteres ist in mehre¨ ren mnl. Ubersetzungen bezeugt; die dt. Fassungen stammen alle aus dem 15. Jh. Im dt. Gebiet ¨ am weitesten verbreitet waren Ubersetzungen des Concede mihi-Gebets; als a¨ lteste gilt der Text in den → Engelberger Gebeten aus dem sp¨aten 14. Jh. Das Sakramentsgebet Omnipotens sempiterne Deus wird oft auch Ambrosius oder Augustinus zugeschrieben und ist dt. und mndl. in unterschiedlichen Fassungen u¨ berliefert. Dazu kommen «Seriengebete»; die fr¨uheste dt. Dreierserie entstand vermutlich im 14. Jh., im 15. Jh. kamen auch F¨unfer- und Sechserserien hinzu. Der aus Autorit¨atenzitaten bestehende, weit verbreitete Vaterunser-Traktat Thomas de Aquino uff das wort fader schreibt zahlreiche Zitate T. zu; sie sind in dessen Schriften jedoch nicht nachweisbar (→ Vaterunserauslegungen). Da T. zur Legendenbildung offensichtlich nicht sonderlich geeignet war, gibt es nur wenige T.Legenden im deutschsprachigen Gebiet, die selten in volkssprachlichen Legendaren Aufnahme fanden. Im Heiligenleben → Hermanns von Fritzlar steht eine Kurzvita. Im dominikanischen Legendar Der Heiligen → Leben findet sich eine gek¨urzte Fassung der lat. Vita Wilhelms von Tocco (Acta Sanctorum, Martii 6, 1668, S. 657–685). Wilhelms 766
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2. H¨alfte 13. Jh. Vita wurde noch zwei weitere Male u¨ bersetzt. Die ¨ eine Ubertragung nahm → Eberhart von Rapperswil vor, die andere enth¨alt Zus¨atze aus anderen Quellen und wurde vermutlich von einem Dominikaner um die Mitte des 15. Jh. angefertigt. ¨ Deutschsprachige Uberlieferung (Ausw.): Teil¨ubers. S. th.: Stuttgart, LB, Cod. HB III 32, 212 Bll. (Perg., 1323–60, alemannisch). – Gnesen, Priesterseminar, Ms. 6, 725–728 (Pap., alter Tl. der Hs. 1468, S. th. nachgetragen im fr¨uhen 16. Jh.). – Catena aurea: Matth¨austeil: K¨onigsberg, SUB, Hs. 885 (Perg., 14. Jh. ostmitteldt.); Kriegsverlust. – Berlin, Geheimes Staatsarch. Preuß. Kulturbesitz, XX. HA Hs. 34, Bd. 12 (fr¨uher K¨onigsberg, Staatsarch., Dt. Fragm. 12), 3 Doppelbll., 2 Einzelbll., 1 L¨angsstreifen (Perg., zweite H¨alfte 14. Jh., ostmitteldt.). – Danzig, Bibl. der Polnischen Akad. der Wiss., Ms. 2527, Fasz. 9, Bl. 39 (Perg., zweite H¨alfte 14. Jh., ostmitteldt.; vermutlich aus der selben Hs. wie Berlin, Geheimes Staatsarch. Preuß. Kulturbesitz, XX. HA Hs. 34, Bd. 12). – Nu¨ rnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 42579, eine untere Blatth¨alfte (Perg., Ende 14. Jh., ostmitteldt.). – Basel, UB, Cod. N I 2 Nr. 97, 1 Blatt in zwei Teilen (Perg., Ende 14. Jh., ostmitteldt.). – M¨unchen, BSB, Cgm 5250/64, 1 quer durchgeteiltes Bl. (Perg., Ende 14. Jh., ostfr¨ankisch.). – Markusteil: Thorn UB, Rps 76/V (fr¨uher K¨onigsberg, SUB, Hs. 886), 280 Bll. (Perg., zweite H¨alfte 14. Jh., ostmitteldt.). – Matth¨aus- und Markusteil: M¨unchen, BSB, Cgm 795, 1r–73v (Mt), 74r–79v (Mk) (Pap., Ende 15./Anfang 16. Jh., bair.). – Lukasteil: Thorn UB, Rps 68/V (fr¨uher K¨onigsberg, SUB, Hs. 887), 165 Bll. (Perg., um 1370/80, ostmitteldt.). – Johannesteil: Berlin, Geh. Staatsarch. Preuß. Kulturbesitz, XX. HA Hs. 33, Bd. 12 (fr¨uher K¨onigsberg, SUB, Hs. 3050.12), 4 Doppelbll. und 2 urspr¨unglich zusammengeh¨orige Einzelst¨ucke (Perg., zweite H¨alfte 14. Jh., ostmitteldt.). – Danzig Bibl. der Polnsichen Akad. der Wiss., Ms. 2527, Fasz. 9, Bl. 40 (Perg., Ende 14. Jh., ostmitteldt.). – Cibavit: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 215, 196r–198r (Pap., 1451–57, nordbair.). – Concede mihi: Heidelberg UB, Cpg 411, 7v–8v (Perg., zweite H¨alfte 14. Jh., mittelbair.); Hs. enth¨alt die Engelberger Gebete. – Augsburg, UB, Cod. III.1.8° 44, 114r (Pap., zweite H¨alfte 16. Jh., ostschw¨abisch). – Ebd. Cod. III.2.8° 9, 115v–118r (Pap.). – Berlin, SBB, Mgo 42, 90r–90v (Pap., 15. Jh., els¨assisch). – Ebd., Mgo 64, 59v–61r (Pap., 15. Jh., obd.). – Budapest, Bibl. der Ungarischen Akad. der Wiss., Cod. K. 537, 66r–77v 767
Thomas von Aquin (Pap., Ende 15. Jh., ripuarisch). – Ebd., Cod. K. 538, 212–215 (Pap., 1465, schw¨abisch). – Darmstadt, ULB, Hs. 1844, 311r–314v (Pap. um 1510, k¨olnisch). – Ebd., Hs. 1923, 230v–233r (Pap., um 1525, k¨olnisch). – Ebd. Hs. 1926, 280r–283r (Pap., um 1530, k¨olnisch). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 362, 23r–25r (Pap., 15. Jh.). – Freiburg i. Br., Augustinermuseum, Inv. Nr. 11732, 94v–97r (Pap. und Perg., 1502–06, oberrheinisch). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 468, 168v–170r (Pap., 1448, bair.). – Ebd., Cgm 5234, 238v–240v (Pap., 1473, ostschw¨abisch). – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI, 46d, 208r–209r (Pap. und Perg., zweites Viertel 15. Jh., n¨urnbergisch). – Ebd., Cod. Cent. VI, 54, 69v–71r (Pap., 1421–23, n¨urnbergisch). – Ebd., Cod. Cent. VI, 86, 198v–199v (Pap., um 1500, n¨urnbergisch). – Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 4° 503, 60v–62r (Pap., 15. Jh., schw¨abisch). – Z¨urich, ZB., Cod. A 130, 155v–157v (Pap., 1466, nordostschweizerisch). – Concede mihi auch in den Gebetsreihen enthalten: Dreiherreihe: St. Petersburg, ehem. Kaiserliche Hofbibl., Q. v. I 2, 86v–97v; Kriegsverlust. – M¨unchen, BSB, Cgm. 858, 183r–188v (Pap., letztes Viertel 15. Jh., mit¨ telbair.). – F¨unferreihe: Wien, ONB, Cod. 3016, 3r–13r (Pap., 1474, bair.-o¨ sterr.). – Sechserreihe: Berlin, SBB, Mgo 567, 62v–74r (Pap., 15. Jh.). – Freiburg i. Br., UB, Hs. 214, 108r–124v (Perg., 1479, oberrheinisch). – M¨unchen, BSB, Cgm 127, 85r–98v (Perg., 1476). – Ebd., Cgm 833, 1r–11v (Pap., letztes Viertel 15. Jh, els¨assisch). – Ebd., Cgm 4285, 198r–207v (Pap., letztes Viertel 15. Jh., mittelbair.). – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. V, App. 81, 78v–88r (Perg. und Pap., drittes Viertel 15. Jh., n¨urnbergisch). – Ebd., Cod. Cent. VII, 66, 40v–46r (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh., n¨urnbergisch). – Anonyme Legenden: Berlin, SBB, Mgo 452 (fr¨uher Cheltenham, Bibl. Phillippica, Cod. 677), 97 Bll. (Pap., 15. Jh., els¨assisch). – M¨unchen, BSB, Cgm 416, 162r–226r (Pap., 1489, niederalemannisch). Ausgaben (Ausw.): Lat. Gesamtausgaben: Sancti Thomae Aquinatis opera omnia. 25 Bde. Parma 1852–73. Nachdr. New York 1948–50 (Ed. Parma). – Doctoris Angelici Divi Thomae Aquinatis [...] opera omnia. 34 Bde. Paris 1871–82 (Ed. Viv`es). – Sancti Thomae Aquinatis doctoris angelici opera omnia iussu Leonis XIII edita. Rom 1882 ff., bisher 41 Bde. (Ed. Leonina). – Opera omnia. Turin 1948 ff., bisher 30 Bde. (Ed. Marietti). – Opera omnia. Hg. v. Roberto Busa. 7 Bde. (Indices thomistici supplementum). Rom u. a. 1980 (als CD-ROM, Neue Version, 1997). 768
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Thomas von Aquin Lat. Einzelausgaben: Scriptum super libros ententiarum magistri Petri Lombardi episcopi Parisiensis. Libri 1/2. 2. Bde. Hg. v. Pierre Mandonnet. Paris 1929; Libri 3/4. 2 Bde. Hg. v. Franacois Moos. Paris 1933–47. Nachdr. liber 3 in 2 Bdn. Paris 1956. – Ceslai Pera u. a.: In Librum Beati Dionysii ‹De divinis nominibus expositio›. Turin 1950. – Henri-Dominique Saffrey: Sancti Thomae de Aquino super librum de causis expositio. Freiburg/Schweiz, L¨owen 1954. – Thomas Gilby u. a.: Thomas Aquinas S. Th. Latin Text, English Translation, Introduction, Notes, Appendices and Glossary. 60 Bde. London/NewYork 1964–79. Neuausg. 61 Bde. (Mit Suppl.bd.) Cambridge 2006. – Lat./dt. Ausgaben: Die dt. T.-Ausgabe (DThA). ¨ Vollst., ungek¨urzte dt.-lat. Ausg. der S. th. Ubers. v. Dominikanern und Benediktinern Deutschlands ¨ und Osterreichs. Graz u. a. 1934 ff. (mit Suppl., bisher 30 Bde., mit Komm.). – Rudolf Allers: De ente ¨ et essentia. Wien 1936. Darmstadt 21953. Uberarb. Nachdr. 1991. – T.-Brevier. Lat.-dt., zus.gest., verdeutscht und eingel. v. Josef Pieper. M¨unchen 1956. Neuaufl. u. d. T. Sentenzen u¨ ber Gott u. die Welt. Einsiedeln 1987. 32000. – Compendium ¨ Theologiae. Grundriß der Glaubenslehre. Ubers. v. Hans Louis F¨ah, hg. v. Rudolf Tannhof. Heidelberg 1963. – Karl Albert u. a.: Summe gegen die Heiden. 5 Bde. Darmstadt 1974–96. – Franz Leo Beeretz: De ente et essentia/Das Seiende und das Wesen (RUB 9957). Stuttgart 1979. 32008. – Horst Seidl: Die Gottesbeweise in der ‹Summe gegen die Heiden› und der ‹Summe der Theologie› (Phil. Bibl. 330). Hamburg 1982. 21986. Neuaufl. 1996. – Albert Zimmermann: Quaestiones disputatae de veritate/Von der Wahrheit. Quaestio I (Phil. Bibl. 384). Hamburg 1985. 21986. – Ludwig Hagemann/Reinhold Glei: De rationibus fidei (Corpus Islamo-Christianum. SL 2). Altenberge 1987. – ¨ Wolf-Ullrich Kl¨unker: Uber die Einheit des Geistes gegen die Averroisten/De unitate intellectus ¨ contra Averroistas. Uber die Bewegung des Herzens/De motu cordis. Stuttgart 1987. – Gabriel ¨ J¨ussen u. a.: Uber den Lehrer/De magistro. Quaestiones disputatae de veritate Quaestio XI. S. th., ps. I, quaestio 117, art. 1 (Phil. Bibl. 412). Hamburg ¨ Seiendes und We1988. 22006. – H. Seidl: Uber ¨ senheit (De ente et essentia). Mit Einl., Ubers. und Komm. (Phil. Bibl. 415). Hamburg 1988. – W.-U. Kl¨unker: De substantiis separatis seu De angelorum natura/Vom Wesen der Engel. Stuttgart 1989. – ¨ Rolf Sch¨onberger: Uber die Sittlichkeit der Handlung. S. th. I-II 18–21 (Einl. v. Robert Spaemann). 769
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Bonaventura bei T. v. A. Eine Einf. London 2004. 22007. – HansGregor Nissing: Sprache als Akt bei T. v. A. Leiden u. a. 2006. – R. Sch¨onberger: Albertus Magnus und T. v. A. Zu einem Lehrer-Sch¨uler-Verh¨altnis. In: Das ma. Regensburg im Zentrum Europas. Hg. v. Edith Feistner. Regensburg 2006, S. 159–176. – J.P. Torrell: La ‹Somme de th´eologie› de saint T. d’A. Paris 2007. – Steven C. Boguslawski: T. Aquinas on the Jews. Insights into his commentary on Romans 9–11. Mahwah, N. J. 2008. – J¨urgen Hengelbrock: Die Namen Gottes. T. v. A. interkulturell gelesen. Nordhausen 2010. – Stephen J. Loughlin: Aquinas’ S. th. A reader’s guide. London u. a. 2010. Deutschsprachige Rezeption: Philipp Strauch (Hg.): Paradisus anime intelligentis. Aus der Oxforder Hs. Cod. Laud. Misc. 479 nach E. Sievers’ Abschr. Berlin 1919. Nachdr. hg. und mit einem Nachw. versehen v. Niklaus Largier/Gilbert Fournier. Hildesheim 1998. – G¨unther M¨uller: Scholastikerzitate bei Tauler. In: DVjs 1 (1923) S. 400–418. – M. ¨ Grabmann: Eine mhd. Ubers. der ‹S. th.› des Hl. T.’ v. A. In: Ders.: Ma. Geistesleben 1. M¨unchen ¨ 1926, S. 432–439. – Josef Quint: Die Uberl. der dt. Predigten Meister Eckeharts. Textkritisch untersucht. Bonn 1932. – M. Grabmann: Hilfsmittel des T.-Studiums aus alter Zeit Abbreviationes, Concordantiae, Tabulae. In: Ders.: Ma. Geistesleben 2. M¨unchen 1936, S. 424–489. – Walther Ziesemer: Catena aurea. In: Altpreußische Forschungen 19 (1942) S. 191–193. – K. Ruh: T. v. A. in mhd. Sprache. Zu einer Textausg. In: Basler Theologische Zs. 7 (1951) S. 341–365. Teilnachdr. in: Ders.: Kleine Schr. 2. Berlin/New York 1984, S. 1–13. – Lauri Sepp¨anen: Stud. zur Terminologie des ‹Paradisus anime intelligentis›. Beitr. zur Erforschung der Sprache der mhd. Mystik und Scholastik. Helsinki 1964. – G. Steer: Scholastische Gnadenlehre in mhd. Sprache (MTU 14). Mu¨ nchen 1966. – Josef Brecht: Die pseudothomasischen Opuscula ‹De divinis moribus› und ‹De beatitudine›. Mu¨ nchen 1973. – Kurt Illing: Alberts des Großen ‹Super Missam›-Traktat in mhd. ¨ Ubertragung (MTU 53). M¨unchen 1975. – Dietlinde Goltz u. a.: Der alchemistische Traktat ‹Von der Multiplikation› v. Pseudo-T. v. A. (Sudhoffs Arch., Beih. 19) 1977. – G. Steer: Hugo Ripelin v. Straßburg. Zur Rezeptions- und Wirkungsgesch. des ‹Compendium theologicae veritatis› im dt. Sp¨atMA (TTG 2). T¨ubingen 1981. – FranzJosef Schweitzer: Die Rezeption der ‹S. th.› des 781
2. H¨alfte 13. Jh. T. v. A. im ‹Fiore de virt`u› und in den ‹Blumen der Tugend› des Hans Vintler. In: Die Funktion außer- und innerlit. Faktoren f¨ur die Entstehung dt. Lit. des MA und der fr¨uhen Neuzeit. Hg. v. Christa Baufeld (GAG 603). G¨oppingen 1994, S. 141–154. – R. Imbach: Anm. zu den thomist. Quellen des ‹Horologium sapientiae›. In: Heinrich Seuses ‹Philosophia spiritualis›. Quellen, Konzept, Formen und Rezeption. Tagung Eichst¨att 2.-4. Oktober 1991. Hg. v. R¨udiger Blumrich/Philipp Kaiser. Wiesbaden 1994, S. 71–83. – Xenja v. Ertzdorff/Helmut Meinhardt: Ein ‹Compendium humanae salvationis›? Die ‹S. th.› des T. v. A. in einer ¨ mhd. Ubers. (Stuttgart, W¨urtt. LB, HB III 32). In: Wolfram-Stud. 14 (1996) S. 208–230. – Uta St¨ormer-Caysa: Entr¨uckte Welten. Einf. in die ma. Mystik. Leipzig 1998. Legenden: Das Leben des heiligen T. v. A., erz¨ahlt von Wilhelm von Tocco und andere Zeugnisse zu ¨ seinem Leben. Ubertragen und eingel. v. Willehad Paul Eckert. D¨usseldorf 1965. – Werner WilliamsKrapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 465 (Reg.). – A. Zimmermann: Gedanken des T. v. A. u¨ ber Spiel und Scherz. In: Geist und Zeit. Wirkungen des MA in Lit. und Sprache. FS Roswitha Wisniewski. Hg. v. C. L. Gottzmann/Herbert Kolb. Frankfurt/M. ¨ u. a. 1991, S. 201–209. – Ralf G. P¨asler: Zur Uberl. ¨ der dt. Ubers. der ‹Catena aurea› des T. v. A. Zwei Neufunde in Danzig und einige Anm. In: ZfdA 137 (2008) S. 190–203. Mariologie: Maria Elisabeth G¨ossmann: Die Verk¨undigung an Maria. Im dogmatischen Verst¨andnis des MA. M¨unchen 1957, S. 162–170 u. o¨ . VZ Bonaventura (Johannes Fidanza), * 1217 oder 1221 Bagnorea (heute: Bagnoreggio)/Toskana, † 1274 Lyon (w¨ahrend des Konzils). – Franziskanertheologe und Kirchenlehrer, Heiliger. 1243 oder 1244 erfolgte der Eintritt in den Franziskanerorden. B. studierte in Paris, vor allem unter → Alexander von Hales, und war dort sp¨ater neben → Thomas von Aquin Magister der Theologie. 1257 l¨oste er Johannes von Parma als Generalmeister des Ordens ab, 1273 wurde er zum Kardinal ernannt. 1482 wurde B. heiliggesprochen und 1587 zum Kirchenlehrer proklamiert, ein Jahr sp¨ater wurde ihm von Sixtus V. der Titel des «doctor seraphicus» verliehen. 782
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2. H¨alfte 13. Jh. Neben zwei Lebensbeschreibungen des → Franziskus von Assisi sowie Novizenregeln und grunds¨atzlichen Schriften zur Theologie wie De scientia Christi und De mysterio Trinitatis und zur Mendikantenbewegung (Quaestiones de perfectione evangelica) schrieb er k¨urzere Abhandlungen wie das Soliloquium oder Itinerarium mentis in Deum und exegetische Schriften wie die Collationes in Hexaemeron. B.s Schriften sind gepr¨agt von → Augustin, → Dionysius Areopagita und den Viktorinern → Hugo und → Richard, von neuplatonischmystischen Ideen und dem Fr¨ommigkeitsideal des hl. Franziskus. Im Rahmen einer B.-Renaissance des 15. Jh. im deutschsprachigen Raum erfolg¨ ten zahlreiche mhd., mnd. und mndl. Ubersetzungen und Bearbeitungen seiner Werke, besonders der mystisch-aszetischen und der franziskanischen. Große Wirkung u¨ bte B. auch auf die deutschsprachige Predigt- und Traktatliteratur aus, darunter → Bertram von Ahlen, → Otto von Passau, → Marquard von Lindau, im 15. Jh. Konrad → B¨omlin, Johannes → Freytag und Johannes → Pauli. Eine zentrale Rolle spielt B. f¨ur die Bewegung der Devotio Moderna. Zwei ndl. bzw. nd. B.-Legenden verzeichnet Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA (TTG 20). T¨ubingen 1986, Reg. S. 398 f. Als der wichtigste lat. schreibende Vermittler der mystischen Theologie B.s wird Johannes → Gerson betrachtet. I. Mystisch-aszetische Schriften. 1. De triplici via ¨ a. Schw¨abische Ubertragung um 1400 in M¨unchen, BSB, Cgm 353, 789, 4373, 4393, 7248. – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 356. Ausgabe: Ruh 1956 (s. Lit.) S. 314–347. ¨ b. Alemannische Ubertragung von Ludwig → Moser, Michael-Furter-Druck, Basel 1506/07, Bd. 2, P1r bis T7r. c. Alemannische Bearbeitung (Exzerpt) in St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 965, S. 106–123. d. Obd. Paraphrase in Berlin, SBB, Mgq 164, 196r–239r. – Freiburg, UB, Cod. 253, 327v–363r. ¨ e. Mndl. Ubersetzung in Gent, UB, R´es. 522I, 1r–35v. f. Mndl. Exzerpt in Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. II, 1278, 231vb–234va. – Ferner isolierte Einzelst¨ucke: Prolog und I, 2–9 in Mainz, StB, Hs I 128, 162r–168r. – I, 4–6 in Karlsruhe, LB, Cod. Wonnental 13, 112r–113v und im Traktat Von → dreierlei Abgr¨unden. – II, 9–11 (Sechs Staffeln der Minne) in Schaffhausen, StB, Gen. 19, 26v–29r, in der Ignatius-Predigt → Hermanns von Fritzlar. 783
Bonaventura Ausgaben: Franz Pfeiffer: Dt. Mystiker [...]. Bd. 1. Leipzig 1845, S. 79 u. o¨ . – Franz Jostes: Meister Eckhart und seine Ju¨ nger. (Collectanea Friburgensia 2). Freiburg 1895, Anh. I, Nr. 2, S. 105 u. o¨ . 2. Soliloquium ¨ Elf mhd. Ubertragungen und zwei Bearbeitun¨ gen der Schrift sind bekannt. Ubersetzungen: a. Rom, Bibl. Vat., Pal. lat. 396, 41rv–87ra. b. Prag, Metropolitancapitel, Cod. D 70, 3r–46r ¨ (Ubertragung des Prager Subnotars Ulrich vom Jahr 1387). c. Mu¨ nchen, BSB, Cgm 435, 1r–67r. – Karlsruhe, LB, Cod. Lichtenthal 65, 1ra–41rb. d. Mu¨ nchen, BSB, Cgm 453, 787, 4596. – Graz, UB, Cod. 1035, 362r–430v. – Innsbruck, UB, Cod. 623, 123r–198r. – Prag, UB, Cod. XVI F 8, 283r–339v. e. Mu¨ nchen, BSB, Cgm 6552, 147r–196v. f. Mu¨ nchen, BSB, Cgm 4592, 1r–152v. g. St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 973, S. 496–714. – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen, Cod. B III 8, 1r–117r. – Leipzig, UB, Rep. II. 8. 157 a, 2r–73r. h. Michael-Furter-Druck, Basel 1506/1507, ¨ Bd. 1, aa1r–kk5r (Ubertragung von Ludwig Moser). i. Heidelberg, UB, Cpg 630, 1r–10v, 20r–121v. j. N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Cod. 21959, 1v–41r. – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. ¨ 585, 47ra–71va. – Wien, ONB, Cod. 2956 [Rec. 2187], 77r–91r. k. Prag, UB, Cod. XVI F 1, 291r–383r. l. (nd.) Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmstedt 1136, 39r–47v/25r–38v (fragm.). m. Utrechter Druck (GW 4694). Freie Bearbeitungen: a. Alemannische (Buch der inbildung des ewigen lebens): Z¨urich, ZB, Cod. A 130, 155r–188v. – Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 4° ¨ 503, 60r–84r. – Wien, ONB, Cod. 3017, 74r–106r. b. Obd. (als Betrachtungen zu einzelnen Wochentagen): Berlin, SBB, Mgo 369, 1r–67r. c. Van den vier oefeninghen (ndl. mit nd. und ripuarischen Ausl¨aufern) in 25 Hss. und 9 Wiegendrucken (GW 4695–4703). Vgl. Ruh 1956 (s. Lit.) S. 141–155. Ferner: Berlin, SBB, Mgo 329, 284r–348r. – Bielefeld, Altst¨adter Kirche, Cod. A 4, 48r–249r. – Breslau, UB, Cod. IV D 5, 50r–125r. – Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. II 3811, 130r–195v. – Oxford, Keble-College, Cod. 77, 115r–209v. 784
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Bonaventura 3. Lignum vitae Mhd. Bearbeitung in: Freiburg, UB, Cod. 193, 2r–308r. – Bamberg, SB, Cod. Patr. 58, 1r–388v. – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 989, S. 11a–542a. – Straßburg, Bibl. Nat. et Univ., Ms. 2254, 1r–301v. – Karlsruhe, LB, Cod. Wonnental 14. Teilst¨ucke und weitere punktuelle Verwendung des Lignum vitae im hochdt. Raum: Bamberg, SB, Cod. Ed. VIII 6 (Lit. 178), 196r–199r (Prolog und Gedicht). – Freiburg, UB, Cod. 253, 20r–24r (Zw¨olf Fr¨uchte des Leidens). – M¨unchen, BSB, Cgm 836, 121r–122v (Gedicht lat. und dt.). – Salzburg, St. Peter, Cod. b VI 5, 194r–216v (k¨urzende ¨ Ubertragung). – Ebd., Cod. b VI 15, 222r–225v (Christus als Lebensbaum im Rahmen eines mystischen Traktats). – N¨urnberger Einblattdruck 417 (GW 4665) (Auszug). Eine vollst¨andige vl¨ami¨ sche Ubersetzung des 14. Jh. stammt von dem → Bijbelvertaler von 1360. Bester Textzeuge ist Br¨ussel, Kgl. Bib., Cod. 15087/90 (1386). 4. De quinque festivitatibus pueri Iesu ¨ Ubertragungen und Bearbeitungen: a. 1. Bair. ¨ Ubertragung: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 750, 252v–275r. – N¨urnberg, StB, Cent. VI 53, 25r–43r. ¨ b. Schw¨abische Ubertragung: T¨ubingen, UB, Cod. Md. 113, 1r–42r. ¨ c. Alemannische Ubertragung des Ludwig Moser, Michael-Furter-Druck, Basel 1506/07, Bd. 2, A1r–D6r. – Vorrede davon auf dem Vorderdeckelbl. Salzburg, St. Peter, Cod. b III 12. d. Obd. Paraphrase: Berlin, SBB, Mgq 164, 95v–113v. – Freiburg, UB, Cod. 253, 275r–296v. e. Weihnachtspredigt mit Festivitates I und II: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 263, 109ra–111ra. – Salzburg, St. Peter, Cod. b VI 15, 183v–190r. f. Nd. Bearbeitung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 704, 1r–70v. 5. De perfectione vitae ad sorores ¨ Mndl. Ubertragung in Leiden, UB, Lett. 332, 1r–54r. 6. Vitis mystica Das h¨aufig → Bernhard von Clairvaux zugeschriebene Werk (PL 184, Sp. 635–740), ist haupts¨achlich in ndl. Bearbeitungen u¨ berliefert: a. ¨ Ubertragung u. a. in Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 73 H 3, 1r–161r. b. Een ghenoechlyc hoveken der devoter zielen in Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. II 756. – Amsterdam, UB, Cod. 1 F 11. c. Van der meechdeliker reynicheit in Amsterdam, UB, Cod. I F 51, 233v–269r. 785
2. H¨alfte 13. Jh. d. Dat boeck der lelien in Berlin, SBB, Mgq 1092, 151r–191v. – Ebd., 1097, 153r–192v. – Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 72 J 26, f. 1–77. – K¨oln, Hist. Arch., Cod. W 2° 266, 227ra–252ra. e. Vanden hemelschen wijngaert, Postinkunabeldruck Antwerpen. Die → Lilie und die Rede von den 15 Graden gehen auf die Vitis mystica (c. 18 ff.) zur¨uck. II. Theologische Schriften. 1. Auf dem Sentenzenkommentar des B. beruhen die Sieben Gaben des Hl. Geistes in Berlin, SBB, Mgq 164, 141v–195v. – Freiburg, UB, Cod. 253, 297r–327r. 2. Itinerarium mentis in Deum: ¨ a. Eine vollst¨andige Ubertragung bei Ludwig Moser, Michael-Furter-Druck, Basel 1506/07, Bd. 2, E 1r–M 4v. ¨ b. Eine altbair. Ubertragung in: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 778, 134r–140v. – Salzburg, St. Peter, Cod. b VI 15, 335v–348r. c. Eine freie Kommentierung in: G¨ussing (Burgenland), Franzisk. Kloster, Cod. 1/41, 83r–104r (fragm.). d. Kommentierung in einer Predigtreihe des Martinus van Turnhout († 1540). III. Franziskanische Schriften. ¨ 1. Regula novitiorum: a. Ubersetzung des Conrad → Nater vom Jahr 1498 nach dem Johann-ZainerDruck Ulm 1473 (Hain 429) in: Kaufbeuren, Franziskanerinnenkloster. Lit. 1 (Hauptstaatsarch. M¨unchen), 19r–48v. – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 973, S. 15–107. ¨ b. Mndl. Ubertragung in Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. IV 269, 175r–196v. c. Auszug in N¨urnberg, StB, Cent. VII, 29, 91v–100v. 2. Apologia pauperum cap. 12, n. 20 in: Luzern, ZB, K.B. Cod. 11, 35v–36v. – W¨urzburg, UB, Ms. p. th. 12° 4, 89r–91r. 3. Epistola continens viginti quinque memorialia: ¨ a. Alemannische Ubertragung in: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1859, S. 239–289. Ausgabe: Ruh 1956 (s. Lit.) S. 348–361. ¨ b. Bair. Ubertragung in: Vorau, Stiftsbibl., Cod. 178, 183vb–191r. c. Druckausgabe S[peyer], C[onrad] Hist (GW 4660) um 1498. d. Obd. Bearbeitung in: Berlin, SBB, Mgo 574, 81v–104v. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 6940, 330ra–336rb. 786
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2. H¨alfte 13. Jh. e. Memorialia specialia in: Graz, UB, Cod. 1035, 285r–287r. ¨ f. Mndl. Ubersetzung in: Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. 19550, 462vb–468vb. g. Mndl. Auszug, XIX puenten, in Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. 4510/11 und vier weiteren Hss. Ausgabe: Fr. Stephanus Schoutens: Indica mihi, Hs. der XVe eew in het licht gegeven. Hoochstraten 1906, S. 173–183. 4. Legenda maior S. Francisci: Die a¨ lteste volkssprachliche Bearbeitung der Legenda maior bietet die Verslegende Sinte Franciscus leven des → Jacob von Maerlant (um 1280). ¨ a. Mndl. Ubertragung: in 39 Hss. und einem Druck (Antwerpen 1491, GW 4664), entstanden ¨ um 1400. Die Ubersetzung steht in Beziehung zu den → Franziskanischen Traktaten. Ausgabe: S. Schoutens: Sente Franciscus leven. Aalst 1903. ¨ b. Obd. Ubertragung in 22 Hss., u. a. Berlin, SBB, Mgq 866. – Bamberg, SB, Cod. E VII 56 (hist. 161). – M¨unchen, BSB, Cgm 65, 218, 387, 5730, 8121 (gek¨urzt). ¨ c. Alemannische Ubertragung in London, Brit. Mus., Cod. Add. 15710. d. Obd. Druckausg. N¨urnberg, Hieronymus H¨oltzel 1512. ¨ e. Mittelfr¨ankische Ubertragung in Straßburg, Bibl. Nat. et Univ., Ms. 2104. ¨ f. Mnd. Ubertragung in Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 761, 1r–137v. g. Bearbeitung in Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5158, 7316. – W¨urzburg, Franzisk. Kloster, Cod. 166 und 184. h. Kompilatorische Verarbeitung im ndl. Druck Wijngaert van sinte Franciscus, Antwerpen 1518, 48ra–145ra. 5. Die Legenda minor S. Francisci ist nur im Rahmen der mndl. Franziskanischen Traktate u¨ berliefert. Ausgabe: P. Maximilianus: Een middelnederlandse vertaling van de Legenda Minor van S. Bonaventura. In: Franciscaans Leven 42 (1959) S. 115–123, 152–157. IV. Unter den B. f¨alschlich zugeschriebenen Werken sind besonders die → Meditationes vitae Christi, der → Stimulus amoris und das Psalterium beatae Mariae Virginis (auch Bernhard von Clarivaux zugeschrieben) in dt., mndl. und ndl. Sprache breit u¨ berliefert. Ausgaben: Opera omnia. Hg. Bonaventurakolleg. Zehn Bde. Quaracchi 1882–1902. – lat.-dt.: 787
Bonaventura Josef Hosse (Hg.): Soliloquium. M¨unchen 1958. – Itinerarium mentis in Deum. – Wilhelm Nyssen (Hg.): Collationes in hexaemeron. Mu¨ nchen 1964. – Andreas Speer (Hg.): Quaestiones disputatae de scientia Christi. Hamburg 1992. – Marianne Schlosser (Hg.): Breviloquium. Einsiedeln u. a. 2002. – Dies. (Hg.): Itinerarium mentis in ¨ Deum. Mu¨ nster 2004. – Ma. dt. Ubersetzungen: Kurt Ruh (Hg.): ‹De triplici via› in altschw¨abischer ¨ Ubertragung. Berlin 1957. – David Brett-Evans ¨ (Hg.): ‹Legenda Sancti Francisci› in der Ubersetzung der Sibilla v. Bondorf. Berlin 1960. – Urs Kamber (Hg.): Arbor Amoris. Der Minnebaum. Ein Pseduo-B.-Traktat. Berlin 1964. – K. Ruh (Hg.): Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Zwei Bde. M¨unchen 1965/85. Literatur: Kurt Ruh, VL2 1 (1978) Sp. 937–947; 11 (2004) Sp. 270 f. – De Boor/Newald 4/1 (s. Reg.). – Alexander Gerken/G¨unther Binding, LexMA 2 (1983) Sp. 402–407. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 679–681. – Schulthess/Imbach (1996) S. 402. – Ulrich K¨opf, RGG4 1 (1998) Sp. 1680–1683. – Norbert Henrichs, Volpi 1 (1999) S. 204–208. – Reinhold Rieger: ‹Breviloquium›. In: LexthW (2003), S. 57 f. – Ders.: ‹Collationes in Hexaemeron sive illuminationes ecclesiae›. In: ebd., S. 108. – Ders.: ‹Commentaria in IV libros Sententiarum›. In: ebd., S. 111 f. – Ders.: ‹De reductione artium ad theologiam›. In: ebd., S. 196 f. – Ders.: ‹Itinerarium mentis in deum›. In: ebd., S. 410. – Oswald Schwemmer, Enz Phil Wiss2 1 (2005) S. 500–502. – Christian Kiening, Killy2 2 (2008) S. 74–76. – P. Ephrem Longpr´e: La th´eologie mystique de St. B. In: Archivum Franciscanum historicum 14 (1921) S. 36–108. – Etienne Gilson: La philosophie de St. B. Paris 1953. – K. Ruh: B. dt. (Bibliotheca Germanica 7) Bern u. a. 1956. – Joseph Ratzinger: Die Geschichtstheologie des hl. B. M¨unchen 1959. – Werner Dettloff: Die franziskanische Vorentscheidung im theologischen Denken des hl. B. In: Mu¨ nchener Theologische Zs. f¨ur das Gesamtgebiet der katholischen Theologie 13 (1962) S. 107–115. – San B. 1274–1974. Volumen commemorativum [...]. F¨unf Bde. Grottaferrata 1973/74. – Balduinus Distelbrink: Bonaventurae scripta. Authentica, dubia vel spuria critice recensita. Rom 1975. – Ewert H. Cousins: B. and the coincidence of opposites. Chicago 1978. – A. Speer: Triplex Veritas. Wahrheitsverst¨andnis und philosophische Denkform B. Werl 1987. – Jacques788
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Bruder Wolfram Guy Bougerol: Introduction a` Saint Bonaventure. Paris 1988. – K. Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 2. M¨unchen 1993, S. 406–445. – Dieter Hattrup: Eksatik der Gesch. Die Entwicklung der christologischen Erkenntnistheorie B. (Paderborner theologische Stud. 23). Paderborn 1993. – Paul Zahner: Die F¨ulle des Heils in der Endlichkeit der Gesch. B. Theologie als Antwort auf die franziskanischen Joachiten (Franziskanische Forschungen 41). Werl 1999. – Marianne Schlosser: Cognitio et amor. Zum kognitiven und voluntativen Grund der Gotteserfahrung nach B. Paderborn 1990. – M. Schlosser: B. begegnen. Augsburg 2001. – Dies.: B. ‹Der Weg zur Weisheit ist die Liebe zum Gekreuzigten›. In: Ulrich K¨opf (Hg.): Theologen des MA. Eine Einf. Darmstadt 2002, S. 113–128. – Gregory LaNave: Through holiness to wisdom. The nature of theology according to St. B. Rom 2005. SF Bernardus a Bessa (Bernhard von Bessa) OFM, † um 1295. – Italienischer Franziskaner der zweiten H¨alfte des 13. Jh. B., ein Gef¨ahrte → Bonaventuras, begleitete diesen als Generalminister auf dessen Visitationsreisen und war dessen Sekret¨ar. Er gilt als Verfasser des Speculum disciplinae ad novitios, das in der ¨ handschriftlichen Uberlieferung h¨aufig Bonaventura oder → David von Augsburg zugeschrieben wurde und einiger anderer, auf den Franziskanerorden bezogener Schriften wie ein Liber de laudibus beati Francisci. Von diesen wurde nur das Speculum ins Dt. u¨ bertragen: Ein Dominikaner aus Leipzig u¨ bersetzte die Schrift im Auftrag Sidonias, der Gemahlin Albrechts I. von Sachsen, unter dem Titel Der spygel der tzucht voll trefflicher lere vnnd spruche des heilgen Bonauenture ins Deutsche (Melcher-LotterDruck, Leipzig 1510); die Schrift war wohl von Anfang an f¨ur den Druck vorgesehen. Einfluss des Speculum zeigt sich ferner auf die Ermahnung zu einem kl¨osterlichen Leben des Heinrich → Vigilis. Ausgabe: Bonaventura Opera omnia. Bd. 8. Quaracchi 1898, S. 583–622. – Selecta pro instruendis fratribus Ord. min. scripta S. Bonaventurae. Quaracchi 31942, S. 275–422. Literatur: Kurt Ruh, VL2 1 (1978) Sp. 743 f. – Oktavian Schmucki: Bernhard v. Bessa, VL2 11 (2004) Sp. 240 f. – Kurt Ruh: Bonaventura dt. (Bibliotheca Germanica 7). Bern 1956, S. 283 f. – Franco Bernarello: La formazione religiosa secondo 789
2. H¨alfte 13. Jh. la primitiva scuola francescana. Rom 1961. – Sophronius Clasen: Legenda antiqua S. Francisci. Unters. u¨ ber die nachbonaventurianischen Franziskusquellen. Leiden 1967, S. 256 f., 383–387. – Collectanea Franciscana. Bibliographia Franciscana 1931–1970. Index, Rom 1972, Sp. 78 b. – Balduinus Distelbrink: Bonaventurae scripta authentica, dubia vel spuria critice recensita. Rom 1975, S. 135, 193 f. – David Amico: Bernard of Besse. Praises of Blessed Francis. In: Franciscan Studies 48 (1988) S. 213–268. – Luca de Angelis: La povert`a volontaria nel ‹Liber de laudibus› di Bernardo da Bessa. In: Miscellanea Francescana 95 (1995) S. 556–604. SF Bruder Wolfram OP. – Prediger. W. lebte als Dominikaner in Straßburg. Zun¨achst Konventualer, wurde er 1269 Provinzialprior f¨ur ¨ die Ordensprovinz Teutonia. Uberliefert ist er als Verfasser einer dt. Predigt u¨ ber Psalm 138,17. In W.s Text werden Menschwerdung und Barmherzigkeit Gottes thematisiert. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgq 191 (A), l. 393r–393v (15. Jh.). – Freiburg i. Br., Stadtarch., B 1 Nr. 98, 81r–83r (Pap., 1433, oberrheinisch, Schreiber wohl Johannes Hull v. Straßburg). Ausgabe: Joseph K¨onig: Die Chronik der Anna von Munzingen. In: Freiburger Di¨ozesanarch. 13 (1880) S. 129–236, hier S. 191 f. Literatur: Hans-Jochen Schiewer, VL2 10 (1999) Sp. 1374–1376. – Engelbert Krebs: Die Mystik in Adelhausen. Eine vergleichende Stud. u¨ ber die ‹Chronik› der Anna v. Munzingen und die thaumatographische Lit. des 13. und 14. Jh. In: FS Heinrich Fincke. M¨unster 1904, S. 41–105, hier S. 46. – Das Leben der Schwestern zu To¨ ss beschrieben v. Elsbet Stagel samt der Vorrede v. Johannes Meier und dem Leben der Prinzessin Elisabet v. Ungarn (DTM 6). Hg. v. Ferdinand Vetter. Berlin 1906. – Paulus v. L¨oe: Statistisches u¨ ber die Ordensprovinz Teutonia (Quellen und Forschungen zur Gesch. des Dominikanerordens in Deutschland 1). Leipzig 1907, S. 13. – Walter Muschg: Die Mystik in der Schweiz 1200–1500. Frauenfeld/Leipzig 1935, S. 120. – Laurentius Siemer: Ein Verz. der Provinzialprioren der Teutonia aus dem Predigerkonvent in Eichst¨att. In: Arch. der dt. Dominikaner 4 (1951) S. 77–96. – MarieClaire D¨aniker-Gysin: Gesch. des Dominikanerinnenklosters T¨oß 1233–1525. Diss. Winterthur 1955. – Eugen Hillenbrand: Nikolaus v. Straßburg. 790
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2. H¨alfte 13. Jh. Religi¨ose Bewegung und dominikanische Theologie im 14. Jh. (Forschungen zur oberrheinischen Landesgesch. 21). Nachdr. Freiburg i. Br. 1968. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, T 105 (Bruder Wolfhart). – Andreas R¨uther: Bettelorden in Stadt und Land. Die Straßburger Mendikantenkonvente und das Elsaß im Sp¨atMA (Berliner Hist. Stud. 26). Nachdr. Berlin 1997, S. 162. MM Ulrich Engelbrecht von Straßburg (Ulricus Engelberti; Ulricus de Argentina) OP, * um 1225 Straßburg, † 1277 bei/vor Paris. – Theologe, Philosoph. U. entstammt der Straßburger Adelsfamilie der Zorn. Er trat zu einem unbekannten Zeitpunkt in den noch jungen, 1215 gegr¨undeten Predigerorden ein. Ungef¨ahr zwischen 1248 und 1254 studierte U. am dominikanischen Studium generale in K¨oln bei → Albertus Magnus, den er in seinem Hauptwerk De summo bono als «doctor meus dominus Albertus» bezeichnet hat. Zur selben Zeit war auch → Thomas von Aquin Sch¨uler von Albertus. Nach seiner Ausbildung in K¨oln war U. als Lektor am Konvent in Straßburg t¨atig. 1272 zum Provinzial der Dominikanerprovinz Teutonia gew¨ahlt, wurde U. 1277 von seinen Amtspflichten befreit und nach Paris entsandt, um zum Magister der Theologie zu promovieren. Das bedeutete vor allem, als Baccalaureus sententiarius u¨ ber die Sentenzen des → Petrus Lombardus zu lesen (die obligatorische Voraussetzung f¨ur eine theologische Promotion). U. starb kurz vor der Aufnahme der Lehrt¨atigkeit auf dem Weg nach Paris. De summo bono, zwischen 1265 und 1274 geschrieben, ist eine unvollendete Summa, die sich auch am aristotelischen Corpus orientiert, speziell an der Nikomachischen Ethik und vor allem an Albertus’ Kommentaren und Paraphrasen der aristotelischen Moralphilosophie. Als Sch¨uler des Albertus diente U. dessen gesamtes Œuvre zur Orientierung: Neben weiteren Aristoteles- und Pseudo→ Dionysius Areopagita-Kommentaren war es vor allem die neuplatonische Schrift De causis et processu universitatis, die U. beeinflusste: Im IV. Buch von De summo bono zitiert er hieraus seitenweise und teils wortw¨ortlich. Ein weiterer Bezugspunkt neben der patristischen Literatur und den Lombardischen Sentenzen ist der Pseudo Dionysius Areopagita. U.s Versuch einer systematischen Darstellung des h¨ochsten Guten (die Theologie) steht im 791
Ulrich Engelbrecht von Straßburg Kontext der Bestrebungen des Predigerordens, den theologischen und philosophischen Unterricht mit neu konzipierten Kompendien zu bef¨ordern. Das erfolgreichste Werk unter diesen Lehrb¨uchern ist zweifelsfrei die Summa theologiae des Thomas von Aquin. Neben U. leisteten auch andere dt. Dominikaner Beitr¨age. Als herausragende Vertreter zu nennen sind: Albertus (die unvollendete Summa de mirabili scientia Dei), → Erkenfridus von Erfurt (Compendium) und → Hugo Ripelin von Straßburg (das breit u¨ berlieferte Compendium theologicae veritatis). Nach U.s Plan h¨atte De summo bono acht B¨ucher umfassen sollen, von denen nur sechs u¨ berliefert sind. Vermutlich sind die letzen beiden (sie h¨atten die Sakramente und die Gl¨uckseligkeit behandeln sollen) nicht geschrieben worden. Die Themenkomplexe in den sechs u¨ berkommenen B¨uchern sind: Einleitende Fragen zur Theologie, Wesen des h¨ochsten Guten, g¨ottliche Personen, Gottvater und Kreation, Gottsohn und Inkarnation sowie Heiliger Geist, Gnade und Tugenden. In Anlehnung an Albertus entwickelt U. eigenst¨andige originelle Ideen, doch ist die De summo bono eher als Sytematisierung der Lehre Alberts zu verstehen. Bei dieser geistesgeschichtlich bedeutenden Unternehmung gelingt es U., philosphische Ideen aus den Aristoteles-Kommentaren des Albertus in eine theologische Summa einzubringen. Dieser Aspekt d¨urfte das Interesse → Bertholds von Moosburg an der De summo bono geweckt und zu ihrer Beliebtheit im 15. Jh. beigetragen haben. Im Briefbuch des Dominikaners → Hermann von Minden werden 13 Briefe von U. u¨ berliefert (darunter drei an Albertus Magnus), die mit Sicherheit aus der Zeit von U.s Provinzialat stammen. Ob noch mehr Briefe aus der Sammlung U. zuzuschreiben sind, ist unsicher. Gleichfalls aus der Provinzialatszeit stammt eine deutschsprachige Predigt u¨ ber die Gottesschau ausgehend vom ungl¨aubigen Thomas (Joh 20,29): «Thoma, want du mich sijs, darimbe gelouvis du in mich.» U. behandelt darin die drei Arten der Gottesschau des Seligen im Jenseits (Glaube, Verstehen, von Angesicht zu Angesicht). ¨ Uberlieferung: De summo bono: B¨ucher I–VI: Rom, Bibl. Vaticana, Cod. Vat. Lat. 1311 (14. Jh.); alle weiteren 15. Jh. – Erlangen, UB, Cod. 530. – Dˆole, Bibl. Mun., Cod. 79. – Paris, Bibl. Nat., ms. lat. 15900. – Ebd., ms. lat. 15901. – B¨ucher I-IV: Berlin, SBB, Ms. theol. lat. fol. 233. – Frankfurt, StUB, Ms. Praed. 64. – Leuven, UB, Cod. 792
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Ulrich Engelbrecht von Straßburg D 320; verbrannt. – M¨unchen, BSB, Clm 6496. – St. Omer, Bibl. Mun., Cod. 120. – Ebd., Cod. ¨ 152. – Wien, ONB, Cod. 3924. – B¨ucher V–VI: Berlin, SBB, Ms. theol. lat. fol. 766. – B¨ucher IIII: Wien, Bibl. des Dominikanerkonvents, Cod. 204/140. – Vier weitere Hss. u¨ berliefern einzelne B¨ucher, sechs Fragmente und Exzerpte. Vgl. Kaeppeli/Panella 1993, Nr. 3925 (S. 419). – Briefbuch Hermanns von Minden: Berlin, SBB, Ms. theol. lat. oct. 109. – Predigt: Hamburg, SUB, Cod. theol. 2205, 79r–82v (14. Jh., ripuarisch, aus der rheinischen Klause Kamp gegen¨uber Boppard); verschollen; Analyse der Hs. bei Philipp Strauch: K¨olner Klosterpredigten des 13. Jh. In: NdJb 36 (1910) S. 21–48, zu U.: S. 24–25). Ausgaben: Krit. Gesamtausg. De summo bono im Corpus Philosophorum Teutonicorum Medii Aevi. Bereits erschienen: Bd. 1,1: liber I. Hg. v. Burkhard Mojsisch. Einl. v. Alain de Libera, B. Mojsisch, Anh. zur Einl. v. Ruedi Imbach. Hamburg 1989. – Bd. 1,2 (1): liber II, tractatus 1–4. Hg. v. A. de Libera, Vorbemerkung v. Kurt Flasch und Loris Sturlese, Vorwort v. A. de Libera. Ebd. 1987. – Bd. 1,2 (2): liber II, tractatus 5–6. Hg. v. Alessandra Beccarisi. Indices v. Alessandro Palazzo. Ebd. 2007. – Bd. 1,3 (1): liber III, tractatus 1–3. Hg. v. Sabina Tuzzo. Vorbemerkung v. L. Sturlese. Ebd. 2004. – Bd. 1,3 (2): liber III, tractatus 4–5. Hg. v. S. Tuzzo. Ebd. 2007. – Bd. 1,4 (1) liber IV, tractatus 1–2,7. Hg. v. Sabina Pieperhoff. Ebd. 1987. – Bd. 1,4 (3): liber IV, tractatus 2,15–2,24. Hg. v. B. Mojsisch/Fiorella Retucci. Vorwort v. L. Sturlese. Ebd. 2008. – Bd. 1,4 (4): liber 4, tractatus 3. Hg. v. A. Palazzo. Ebd. 2005. – Teilausg.: Martin Grabmann: Des U. Engelberti v. S. OP († 1277) Abh. De pulchro. Unters. und Texte (Sb. Bayerische Akad. der Wiss. Phil.-philolog. und hist. Kl. 1925, 5). Mu¨ nchen 1926 (liber II, tractatus 3–4). – Jeanne Daguillon: La Somme d’U. de Strasbourg. In: La vie spirituelle 14 (1926) S. 19–37, 89–102; 15 (1926) S. 56–67 (Buch VI, tractatus 4). – Dies.: U. de Strasbourg O. P. La ‹Summa de bono›. Livre I (Biblioth`eque Thomiste). Paris 1930 (Buch 1). – Ignaz Backes: Quaestio de gratia capitis (Summae p. 3, q. 8). Thomas de Aquino. Accedunt textus inediti Alberti Coloniensis, Ulrici de Argentina. In: Florilegium patristicum 40 (1935) S. 28–31 (liber V tr. 1). – Albert Fries: Die Abh. De anima des U. v. S. In: Recherches de Th´eologie Ancienne et M´edi´evale 17 (1950) S. 328–331. – F. J. Collingwood: The Theory of Being in S. d. b. 793
2. H¨alfte 13. Jh. (Book II) of U. of S. In: Nine Mediaeval Thinkers. A Collection of Hitherto Unedited Texts. Hg. v. James Reginald O’Donnell (Pontifical Institute of Mediaeval Studies, Studies and Texts 1). Toronto 1955, S. 293–307 (liber II tractatus 2 und 3). – Ignaz Backes: D. s. b. Teilausg. Liber V. Bd. 1 v. : Die Christologie, Soteriologie u. Mariologie des U. v. S. Trier 1975. – Breuning 1959 (Buch VI, Traktat 1). – Francis J. Lescoe: God as First Principle in U. of Strasbourg. Critical text of S. d. b., IV, 1 based on hitherto unpublished mediaeval manuscripts and philosophical study. New York 1979. Briefe: Heinrich Finke: Ungedr. Dominikanerbriefe des 13. Jh. Paderborn 1891, S. 78–104. – L. Sturlese: Dokumente und Forschungen zu Leben und Werk Dietrichs v. Freiberg (Beihefte zum Corpus Philosophorum Teutonicorum Medii Aevi 3). Hamburg 1984, S. 5. Predigt: J. Daguillon: U. de S., pr´edicateur. Un sermon in´edit du XIIIe. In: La vie spirituelle, Suppl. 17 (1927) S. 84–98. Literatur: Aim´e Solignac: Dict. spir. 16 (1994) Sp. 28–32. – L. Sturlese, VL2 9 (1995) Sp. 1252–1256. – Schulthess/Imbach (1996) S. 601. – Matthias Laarmann, LexMA 8 (1997) Sp. 1202 f. – Thomas Gandlau, BBKL 12 ¨ (1997) Sp. 898–900. – Martin B¨uchsel, Asthetik und Kunstphilosophie. Von der Antike bis zur Gegenwart in Einzeldarstellungen. Hg. v. Julian Nida-R¨umelin/Monika Betzler. Stuttgart 1998, S. 790–794. – Franz-Bernhard Stammk¨otter, LThK3 10 (2001) Sp. 359. – Daniela M¨uller: ‹Summa de summo bono›. In: LexthW (2003), S. 675 f. – Karl-Hermann Kandler, RGG4, 8 (2005) Sp. 704 f. Gabriel Th´ery: Originalit´e du plan de la ‹S. d. b.› d’U. de Strasbourg. In: Revue thomiste 27 (1922) S. 376–397. – Albert Stohr: Die Trinit¨atslehre U.s v. S. Mit besonderer Ber¨ucksichtigung ihres Verh¨altnisses zu Albert dem Großen und Thomas v. Aquin (Mu¨ nsterische Beitr. zur Theologie 13.). Mu¨ nster 1928. – Wilhelm Breuning: Erhebung und Fall des Menschen nach U. v. S. (Trierer theologische Stud. 10). Trier 1959. – I. Backes: Die Christologie, Soteriologie und Mariologie des U. v. S. Ein Beitr. zur Geistesgesch. des 13. Jh. (Trierer theologische Stud. 13). Bd. 2: Geschichtlicher Komm. Trier 1975 – Barbara Faes de Mottoni: Il problema del male nella Summa de bono di Ulrico di Strasburgo. In: Medioevo I (1975) S. 29–61. – Dies.: La distinzione tra causa agente e causa motrice nella Summa de summo bono di Ulrico di 794
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2. H¨alfte 13. Jh. Strasburgo. In: Studi medievali ser. III, 20 (1979) S. 313–355. – Edward J. Wisneski: U. of Strasbourg. S. d. b. De christologia. Rom 1982. – A. de Libera: Introduction a` la Mystique rh´enane. Paris 1984, S. 99–162. – Ders.: Ulrich de Strasbourg lecteur d’Albert le Grand. In: Freiburger Zs. f¨ur Philosophie und Theologie 32 (1985) S. 105–136. – Ders.: ˆ L’Etre et le Bien dans la th´eologie rh´enane. In: ‹Celui qui est›. Interpr´etations juives et chr´etiennes d’Ex. 3,14. Paris 1986, S. 127–162. – Markus L. F¨uhrer: U. of Strasbourg and Nicholas of Cusa’s theory of mind. In: Classica et mediaevalia 36 (1985) S. 225–239. – Thomas Kaeppeli/Emilio Panella: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. 4. Rom 1993, S. 418–423. – L. Sturlese: Storia della filosofia tedesca nel medioevo. Il secolo XIII (Accademia Toscana di Scienze e Lettere La Colombaria. Studi 149). Florenz 1996, S. 159–164. – F.-E. Stammk¨otter: De virtutibus secundum principia philosophica. Die philosophische Tugendlehre bei Albert dem Großen und U. v. S. Diss. Bochum 1996. – A. Palazzo: U. of Strasbourg and Denys the Carthusian: Textual Analysis and Doctrinal Comments. In: Bulletin de Philosophie M´edi´evale 46 (2004) S. 61–113. – Ders.: Ulricus de Argentina [...] theologus, philosophus, ymmo et iurista. Le dottrine de teologia morale e di pastorale penitenziale nel VI libro del ‹D. s. b.› e la loro diffusione nel tardo Medioevo. In: Freiburger Zs. f¨ur Theologie und Philosophie 55 (2008) S. 64–97. – Ders.: La dottrina della simonia di Ulrico di Strasburgo ‹D. s. b.› VI 3 19–20. In: ebd., S. 434–470. VZ Hugo Ripelin von Straßburg (Hugo Argentinensis) OP, * vor 1210 (?) Straßburg, † 1298 Straßburg. – Theologe, Prior, Verfasser des Compendium theologice veritatis. Der Dominikaner H. entstammt einem der bedeutenden Patriziergeschlechter Straßburgs. Er d¨urfte kurz nach der Gr¨undung des Straßburger Predigerklosters 1224 dem Orden beigetreten sein. 1232 ist H. als Prior des Z¨urcher Dominikanerklosters bezeugt, das 1229 von Straßburg aus gegr¨undet wurde. In Z¨urich wirkte er rund dreißig Jahre; bis 1259 ist er wechselweise als Prior oder Subprior beurkundet. Sp¨atestens im Fr¨uhjahr 1260 ist H. vermutlich nach Straßburg zuru¨ ckgekehrt, wo er 1261 als Prior seines Heimatklosters urkundlich erscheint. Da vom Juli 1270 an H.s Bruder Burkart 795
Hugo Ripelin von Straßburg als Prior des Konvents bezeugt ist, muss davon ausgegangen werden, dass H. zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war. Der Chronist des Predigerordens Johannes → Meyer gibt in der Papstchronik von 1470 das Jahr 1268 als Todesdatum an. Den Aufzeichnungen eines Colmarer Dominikanerchronisten aus dem sp¨aten 13. Jh. (Colmarer Annalen) verdanken wir wichtige Hinweise zu H. Dort wird H. u. a. als guter S¨anger, Schreiblehrer, Maler und Prediger ger¨uhmt, vor allem aber als Verfasser des zumeist ohne Namensangabe oder mit falschen Zuschreibungen u¨ berlieferten theologischen Lehrbuches Compendium theologice veritatis (CTV) genannt. Das CTV ist das einzige Werk, das von H. bekannt ist. Es ist neben dem Compendium → Bonaventuras (Breviloquium) und dem gleichlautenden des → Thomas von Aquin das am meisten verbreitete und rezipierte Werk dieser Art. Das Breviloquium wird von H. mehrmals zitiert, auch folgt er Bonaventura und den Sententia des → Petrus Lombardus beim Aufbau seines Werkes mit der Einteilung in sieben B¨ucher (1: Gottes-/Trinit¨atslehre; 2: Himmel und Gestirne, Elemente, Zeit, Engel, Mensch, Seele, Paradies, Su¨ ndenfall; 3: S¨unde und S¨undenlehre; 4: Inkarnation; 5: Gnade und Tugend; 6: Sakramente; 7: Eschatologie). Wichtige weitere Quellen des CTV, die sicher erschlossen werden k¨onnen, sind zwei franziskanische Schriften, die Enzyklop¨adie De proprietatibus rerum des → Bartholom¨aus Anglicus und die Summa theologica → Alexanders von Hales, sowie die Summa aurea → Wilhelms von Auxerre. Da H. auch nachweislich De animalibus und De anima von → Albertus Magnus zitiert, sind die fr¨uhen 60er Jahre des 12. Jh. der Terminus post quem f¨ur die Abfassung des CTV. Dass H. der theologischen Tradition verpflichtet ist, formuliert er ausdr¨ucklich im Prolog. Als theologisches Lehrwerk soll das CTV einen Abriss des gesamten theologischen Wissens bieten. Es richtet sich an praktizierende Seelsorger wie an Studenten gleichermaßen; letztlich sei es nach H. aber verfasst f¨ur die «sapientes» und «boni». H.s Compendium hat diejenigen Bonaventuras und des Thomas von Aquin an Beliebtheit bei ¨ Weitem u¨ bertroffen, wie die breite Uberlieferung eindrucksvoll darlegt. Beg¨unstigt wurde diese bemerkenswerte Rezeption allerdings auch durch die oftmalige Zuschreibung von H.s CTV an ironischerweise eben Thomas von Aquin (¨uberliefert in 796
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Hugo Ripelin von Straßburg 14 Handschriften). Daneben gab es auch Zuschreibungen an Albertus Magnus, → Hugo von St. Victor oder → Thomas von Straßburg neben anderen. Zumeist wird das CTV aber anonym u¨ berliefert. Aufgrund der weiten Verbreitung des CTV ist dessen Wirkung auf die nachfolgende theologische Literatur betr¨achtlich: Rezeptionsspuren lassen sich bei → Gerhard von Sterngassen, → Johannes von Kastl, → Rudolf von Biberach oder Johannes → Gerson und sp¨ater bei → Nikolaus von Kues, Heinrich von → Langenstein und Jakob Wimpfeling erkennen. Neben lat. Umarbeitungen des CTV gibt es ¨ volkssprachliche Ubersetzungen ins Niederl¨andische, Franz¨osische, Italienische, Isl¨andische und Ar¨ menische. Allein 15 unterschiedliche dt. Ubersetzungen und Bearbeitungen sind bekannt, welche die Grundlage f¨ur die Herausbildung einer eigenst¨andigen dt. philosophisch-theologischen Terminologie im 14. Jh. maßgeblich gef¨ordert haben. Die fr¨uheste, ostfr¨ankische Bearbeitung (um 1300), ist eine Teil¨ubersetzung aus dem 1. und 5. Buch und weist einige mischsprachliche Passagen auf. Eine su¨ drheinfr¨ankische Version von ¨ 1375 ist die erste vollst¨andige Ubersetzung und die im 15. Jh. am weitesten verbreitete Version. Eine weitere vormals vollst¨andige und zeitnahe ¨ bair. Ubertragung ist nur fragmentarisch erhalten. An eigenst¨andigen dt. Gesamtfassungen kommen eine els¨assische von 1469 und eine ostf¨alische von 1478 hinzu (eine weitere ostf¨alische Version aus der Mitte des 15. Jh. ist wie die bair. nur fragmentarisch u¨ berkommen). Neben den Gesamt¨ubertragungen werden sieben Teil- oder exzerpierende Fassungen u¨ berliefert sowie deutschsprachige Glossierungen des lat. Textes. Der Einfluss von H.s CTV auf die sp¨atma. dt. Literatur ist nicht hinreichend erforscht. In → Hugo von Langensteins Martina-Legende (1293) wird das CTV ausdr¨ucklich erw¨ahnt. Vor allem die Passagen zum Antichrist, Weltenbrand und j¨ungsten Gericht werden von Hugo verwertet. Auch → Heinrich von Neustadt (Gottes Zukunft) nimmt das 7. Buch des CTV zum Gegenstand. Michel → Beheim verwendet es als Vorlage f¨ur seine Dichtung Leben des Antichrist. Beheim ist dabei der einzige, der offen¨ sichtlich eine dt. Ubersetzung verwendet hat, die anderen Autoren st¨utzen sich auf lat. Fassungen des CTV. Auch in der dt. Traktats- und Predigtliteratur wirkt H. nach, ebenso auf die Mystikern. Namentlich Heinrich → Seuse, Johannes → Tauler 797
2. H¨alfte 13. Jh. und → Nikolaus von Straßburg hat H. deutlich ¨ beeinflusst. Eine bair. Ubersetzung des CTV war neben → Meister Eckhart-Schriften und PseudoEckharten Grundlage f¨ur das anonyme mystischtheologische Kompilationswerk → Der Spiegel der Seele. Und auch bei Meister Eckhart selbst ist zumindest ein lat. CTV-Zitat in seinem Kommentar zum Johannesevangelium nachgewiesen. ¨ Uberlieferung: Lat. Hss. des sp¨aten 13. Jh.: Aarau, Aargauische Kantonsbibl. Ms. Wett. 2° 14 und 2° 15. – Innsbruck, ULB, Cod. 477. – Leipzig, UB, Ms. 457. – Gesamt¨uberlieferung: Rund 1000 Hss. bis ins 16. Jh. (oft anonym oder unter fremden Namen): ca. 650 im dt. Einflussraum, 71 in Italien, 67 in Frankreich, 64 in England, 26 in den Niederlanden und 14 in Spanien. Hinzu kommen 59 Drucke bis ins 19. Jh. – Dt. Fassungen der CTV werden in den unterschiedlichen Versionen von u¨ ber 40 Hss. tradiert; vgl. VL2 4 (1983) Sp. 258–264. Ausgaben: Adolphe Charles Peltier: S. R. E. Cardinalis S. Bonaventurae Opera omnia 8. Paris 1866, S. 61–246. – Auguste Borgnet: B. Alberti Magni [...] Opera omnia. 34. Paris 1895, S. 1–306 (Wiedergabe alter Drucke; eine krit. Ausg. fehlt ¨ und ist f¨ur die oberdt. Ubers. in Vorbereitung.) – Christa Michler: Le Somme abregiet de theologie. ¨ Krit. Edition der franz¨osischen Ubers. v. H. R.s v. S. CTV. (Beitr. zur romanischen Philologie des MA 11). Mu¨ nchen 1982, Wiesbaden 21996 (Wissenslit. im MA 25). Literatur: Georg Steer, NDB 10 (1974) S. 24. – Ders., VL2 4 (1983) Sp. 252–266. – De Boor/ Newald 3/2 (1987) S. 358–365 (G. Steer: Geistliche Prosa) – Loris Sturlese, LThK3 5 (1996) Sp. 51. – Schulthess/Imbach (1996) S. 469. – G. Steer, RGG4 3 (2000) Sp. 1932 f. – Ders./Dagmar Gottschall, Killy2 5 (2009) S. 648 f. – Luzian Pfleger: Der Dominikaner H. v. S. und das ‹CTV›. In: Zs. f¨ur katholische Theologie 28 (1904) S. 429–440. – Martin Grabmann: Stud. u¨ ber Ulrich v. Straßburg. In: ebd. 29 (1905) S. 315–330. – Ders.: Zur Autorenfrage des CTV. In: ebd. 32 (1911) S. 147–153. – Albert Hauck: Kleinigkeiten 2. In: Zs. f¨ur Kirchengesch. 32 (1911) S. 378. – M. Grabmann: Ma. Geistesleben. Abh. zur Gesch. der Scholastik u. Mystik 1. Mu¨ nchen 1926, S. 174–185. – Artur Landgraf: Handschriftenfunde aus der Fr¨uhscholastik. In: Zs. f¨ur katholische Theol. 53 (1929) S. 95–111. – L. Pfleger: Albert der Grosse und das Elsass. In: Arch. 798
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2. H¨alfte 13. Jh. f¨ur els¨assische Kirchengesch. 5 (1930) S. 1–18. – ¨ A. Landgraf: Zwei mhd. Ubers. des ‹CTV›. In: Theologie und Glaube 23 (1931) S. 790–797. – Karl Schmitt: Die Gotteslehre des CTV des H. R. v. S. Eine dt. theologische Terminologie des 14. Jh. Mu¨ nster 1940. – Friedrich Stegm¨uller. Repertorium commentariorum in Sententias Petri Lombardi 1. W¨urzburg 1947, Nr. 368–371. – Kurt Ruh: Die trinitarische Spekulation in dt. Mystik. In: ZfdPh 72 (1953) S. 24–53. – Wolfgang Stammler: Dt. Scholastik. In: ebd., S. 1–23 – ¨ Georg Boner: Uber den Dominikanertheologen H. v. S. In: Archivum Fratrum Praedicatorum 24 (1954) S. 269–286. – K. Ruh: Bonaventura dt. Ein Beitr. zur dt. Franziskaner-Mystik und -Scholastik (Bibliotheca Germanica 7). Bern 1956, S. 34–36. – Heribert Christian Scheeben: Der Konvent der Predigerbr¨uder in Straßburg – die religi¨ose Heimat Taulers. In: Johannes Tauler. Ein dt. Mystiker. Gedenkschr. zum 600. Todestag. Hg. v. Ephrem Filthaut. Essen 1961, S. 37–74. – G. Steer: Scholastische Gnadenlehre in mhd. Sprache (MTU 14). Mu¨ nchen 1966, S. 23–28, 80–122. – Ders.: Der Gewissensspiegel Martins v. Amberg und das ‹CTV› H. v. S. In: PBB (T¨ub.) 99 (1968) S. 285–302. – Ders.: Germanistische Scholastikforschung. In: Zs. f¨ur Theologie und Philosophie 45 (1970) S. 65–106. – Thomas Kaeppelli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi 2. Rom 1975, S. 260–269. – Martina Wehrli-Johns: Gesch. des Z¨urcher Predigerkonvents (1230–1524). Mendikantentum zwischen Kirche, Adel und Stadt. Z¨urich 1980, S. 48 f. – G. Steer: H. R. v. S.: Zur Rezeptions- und Wirkungsgesch. des ‹CTV›. im dt. Sp¨atMA (TTG 2). T¨ubingen 1981. – Alain de Libera: Introduction a` la mystique rh´enane d’Albert le Grand a` Maˆıtre Eckhart. Paris 1984, S. 74–98. – G. Steer: Die Passion Christi bei den dt. Bettelorden im 13. Jh. David v. Augsburg, ‹Baumgarten geistlicher Herzen›, H. R. v. S., Meister Eckharts ‹Reden der Unterweisung›. In: Die Passion Christi in Lit. u. Kunst des Sp¨atMA. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger (Fortuna Vitrea 12). T¨ubingen 1993, S. 52–75. – Ders.: Das CTV des H. R. v. S. Anregungen zur Bestimmung seines Verh¨altnisses zu Albertus Magnus. In: Albertus Magnus und der Albertismus. Dt. philosophische Kultur des MA. Hg. v. Maarten Hoenen/A. de Libera (Texte zur Geistesgesch. des MAs 48). Leiden u. a. 1995, S. 133–154. – L. Sturlese: Storia della filosofia tedesca nel medioevo. Il secolo XIII (Accademia 799
Lauda Sion salvatorem Toscana di Scienze e Lettere La Colombaria, Studi 149). Florenz 1996. – Heidemarie Vogl: Der ‹Spiegel der Seele›. Eine sp¨atma. mystisch-theologische Kompilation (Meister-Eckhart-Jb. Beih. 2). Stuttgart 2007. – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Begonnen v. Hella Fr¨uhmorgenVoss. Fortgef¨uhrt v. Norbert H. Ott. Bd. 4,1. 27: H. R. v. S. ‹CTV› (Ver¨off. der Kommission f¨ur Dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss.) Mu¨ nchen 2008. VZ ¨ Lauda Sion salvatorem. – Dt. Ubertragungen einer lat. Sequenz zum Fronleichnamsfest von → Thomas von Aquin (um 1225–1274). Die lat. Sequenz stammt aus dem Fronleichnamsoffizium von 1264, das er im Auftrag Papst Urbans IV. verfasste. Der 24strophige Gesang feiert in seiner hochscholastischen Begriffspoesie das Dogma der eucharistischen Transsubstantiation. Formale Vorlage war die Kreuzessequenz Laudes crucis des → Hugo von Orl´eans (1095–1160). L. S. s. ist eine der vier Sequenzen, die nach dem Konzil von Trient (1545–1563) in der Liturgie beibehalten wurden. Ausgaben: AH 50 (1907) S. 584 f. – Dreves/Blume 1 (1909) S. 356 f. – Ulysse Chevalier: Repertorium hymnologicum. Bd. 2. L¨owen 1897, Nr. 10222. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 2 (Die lyrische Dichtung des MA). Berlin 1965, S. 248–251. – Wilhelm Breuer: Die lat. Eucharistiedichtung des MA [...] (Beih. zum Mlat. Jb. 2). Wuppertal u. a. 1970, S. 244–303. – Graduale triplex. Solesmes 1979. – Missel gr´egorien des dimanches not´e en chant gr´egorien par les moines de Solesmes. Solesmes 1985, S. 416–422. – Adolf Adam: Te Deum laudamus. Große Gebete der Kirche. Lat.-dt. Freiburg i. Br. 1987. Neuausg. 2001, S. 62–67. ¨ Dt. Ubertragungen: a) → Mo¨ nch von Salzburg (G 41). In elf Handschriften u¨ berliefert, drei davon kontaminiert mit ¨ anderen Ubersetzungen. Ausgabe: Franz Viktor Spechtler: Die geistlichen Lieder des M¨onchs v. Salzburg (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. V¨olker, NF 51). Berlin /New York 1972, S. 317–326. b) Mnd. Versbearbeitung (14. Jh.): Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 632, 87v–90r. 800
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Mea carissima Ausgabe: Gustav Milchsack: Hymni et Sequentiae [...]. Bd. 1. Halle 1886, S. 137–140. – Rudolf Stephan: Lied, Tropus und Tanz im MA. In: ZfdA 87 (1956/57) S. 147–162. ¨ c) Vers¨ubertragung in Wien, ONB, Cod. 3946, 470v–471r, 15. Jh. ¨ Die Ubersetzungen sind in den allermeisten dt. ¨ Hymnensammlungen enthalten; einzelne Ubertragungen in Prosa finden sich h¨aufig in Gebetb¨uchern, u. a. Karlsruhe, LB, St. Peter pap. 4, 141r. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 56, 126r. Eine dt. Tropierung zur lat. Sequenz wurde in das Prozessionale Mu¨ nchen, ZB der bayerischen Franziskanerprovinz, 12° Cmm 82, 33v–34v, um 1400, eingetragen. Literatur: F. V. Spechtler, VL2 5 (1985) Sp. 613 f. – Andreas Heinz, LThK3 6 (1997) Sp. 680 f. – Nikolaus Gihr: Die Sequenzen des r¨omischen Meßbuches dogmatisch und ascetisch erkl¨art. Freiburg i. Br. 21900, S. 172–233. – Clemens Blume: Unsere liturgischen Lieder. Regensburg 1932, S. 222. – Peter Browe: Die Verehrung der Eucharistie im MA. M¨unchen 1933 (Nachdr. Sinzig 1990) S. 149–153. – Dominicus Johner: Zur Melodie der Fronleichnams-Sequenz. In: Benediktinische Monatschr. 21 (1939) S. 270–277. – Ludwig Eisenhofer: Hb. der katholischen Liturgik. Freiburg i. Br. 21941, Bd. 1, S. 562, Bd. 2, S. 112 f. – Dominicus Johner: Choralschule. Achte Aufl., umgearbeitet v. Maurus Pfaff. Regensburg 1956, S. 103, 134 f. – Marie-Dominique Chenu: Das Werk des hl. Thomas von Aquin (Die dt. Thomas-Ausg. Erg.-Bd. 2). Heidelberg u. a. 1960, S. 390 f. – Burkhard Neunheuser: Eucharistie in MA und Neuzeit (Hb. der Dogmengesch. IV, 4b). Freiburg u. a. 1963, S. 43. – Joseph Pascher: Das liturgische Jahr. Mu¨ nchen 1963, passim. – Walther Lipphardt: Ein Mainzer Prozessionale als Quelle dt. geistlicher Lieder. In: Jb. f¨ur Liturgik und Hymnologie 9 (1964) S. 93–120. – Sz¨ov´erffy (s. Ausg.). – Gerhard Eis: Fragm. eines geistlichen Liederbuchs aus der Kartause Buxheim. In: Neuphil. Mitt. 67 (1966) S. 182–191. – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). M¨unchen 1968. – Breuer (s. Ausg.). – J. Janota: Schola Cantorum und Gemeindelied im Sp¨atMA. In: Jb. f¨ur Liturgik und Hymnologie 24 (1980) S. 37–52. – Otto Hermann Pesch: Thomas von Aquin. Grenze und Gr¨oße ma. Theologie. Mainz 1988, S. 105. – Burghart Wachinger: 801
2. H¨alfte 13. Jh. ¨ Der Mo¨ nch v. Salzburg. Zur Uberl. geistlicher Lieder im sp¨aten MA (Hermaea, NF 57). T¨ubingen 1989. – Jean-Pierre Torrell: Magister Thomas. Leben und Werk des Thomas v. Aquin. Freiburg i. Br. 1995, S. 148–154. SF Die Falschheit der Welt. – Geistliche Lehrrede, Mitte des 13. Jh. In der Reimpaarrede (34 Verse) wird in kr¨aftigen Worten vor der Verf¨uhrung durch die Freuden der (verg¨anglichen) Welt gewarnt und gegen die h¨ofischen Tugenden «ˆere» und «hˆoher muot» polemisiert. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2705, 154va (Perg., aus Nieder¨osterreich?, drittes Viertel 13. Jh., bair.-¨osterr.; fr¨uheste erhaltene Sammellhs. kleinerer mhd. Reimpaartexte). Ausgabe: Arend Mihm: Aus der Fr¨uhzeit der weltlichen Rede. In: PBB (T¨ub.) 87 (1965) S. 406–433. hier S. 432. Literatur: A. Mihm, VL2 2 (1980) Sp. 709. – De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 115. – HansJoachim Ziegeler: Beobachtungen zum Wiener ¨ Codex 2705 und zu seiner Stellung in der Uberl. fr¨uher kleiner Reimpaardichtung. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 469–526 (vgl. dazu Joachim Heinzle in PBB 113, 1991, S. 456). – Franz-Josef Holznagel: Wiener Kleinepikhs. cod. 2705. In: VL2 10 (1999) Sp. 1018–1024. – Ders.: Der Wiener Codex 2705. ¨ Unters. zu Uberl. und Form kleinerer mhd. Reimpaardichtungen des 13. Jh. Habil. K¨oln 1999 (Publikation in der Reihe Hermaea in Vorbereitung). BJ Mea carissima. – Geistliches Lehrgedicht f¨ur Nonnen, 13. Jh. Der 177 paargereimte Viertaktverse umfassende Text wird als Sendbrief eines Beichtigers oder Predigers an die Vorsteherin eines Nonnenkonvents gesehen. Die inhaltliche N¨ahe zu → David von Augsburg und den → St. Georgener Predigten, mit denen das Gedicht auch in der – aus mehreren Teilen erst Anfang des 15. Jh. zusammengebundenen – Handschrift verbunden ist, spricht f¨ur eine Entstehung des Textes in der zweiten H¨alfte des 13. Jh. Es handelt sich im Wesentlichen um einen Novizenspiegel, in dem der richtige Gebrauch von 802
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2. H¨alfte 13. Jh. Augen, Ohren, Mund, H¨anden und F¨ußen thematisiert wird und in einer Hausallegorie (das Herz soll ein «palas cristi» sein) die erforderlichen Tugenden (Textverlust f¨ur vierte Tugend) genannt werden. Die Diktion des Schlussteils (V. 131–177) ist gebethaft. ¨ Uberlieferung: Z¨urich, ZB, Cod. C 76 (290), 147va–149ra (Perg., aus dem Dominikanerkloster Adelhausen, Freiburg i. Br., zweite H¨alfte 14. Jh., westliches Hochalemannisch). Ausgabe: Wilhelm Wackernagel: Geistliches Lehrgedicht aus dem zw¨olften Jh. In: Altdt. Bl. 1 (1836) S. 343–347. Literatur: Kurt Ruh, VL2 6 (1987) Sp. 250 f. BJ Palmbaumtraktate. – Wirkungsm¨achtige Form des ma. allegorischen Baumtraktats des 13.-16. Jh., ¨ in der ein Palmbaum mit sieben Asten eine Allegorisierung erf¨ahrt. Als P. werden mystische, moralische und aszetische Schriften in Form von Predigten, Traktaten und Tischlesungen bezeichnet. Es lassen sich zwei Hauptversionen unterscheiden: 1. Die Allegorisierung eines Palmbaums mit sie¨ ben Asten. Dieser P. stellt einen wohl in der zweiten H¨alfte des 14. Jh. im Nordosten Frankreichs entstandenen Gebrauchstext der «Devotio Moderna» dar; besonders verbreitet war er im mndl. und mnd. Raum. ¨ ¨ Uberlieferung: Uber 20 Hss., zehn davon lat.; 18 Hss. verzeichnet Fleischer 1969 (s. Lit.) S. 4–15. – Ferner: Oxford, Bodleian Library, MS Laud. Misc. 181, 103ra–104va (lat.). – Ebd., MS ¨ Douce 52, 1r ff. (franz¨osisch). – Wien, ONB, Cod. 4062, 1r-2v (lat.). Ausgabe: Fleischer 1969 (s. Lit.) S. 39–52. 2. Die Allegorisierung eines Palmbaumes mit sieben Zweigen, sieben V¨ogeln und sieben Blumen kennzeichnet den P. im engeren Sinn. Der Baum dient dort als Sinnbild daf¨ur, wie die Seele in sie¨ ben Stufen – dargestellt durch sieben Aste mit je einem Vogel (so finden sich etwa ein Pfau und ein Ph¨onix als Sinnbild der Liebe Christi) und einer Blume – mystisch den Palmbaum erklimmen soll, um bei der Frucht des Baums, Christus, anzulangen. Teile aus dem → St. Trudperter Hohen Lied wurden in eine den P. abschließende Allegorie u¨ ber den «besloszinen garten» eingearbeitet. Die ¨ Uberlieferung wird in eine E-Redaktion (¨uberliefert in altfranz¨osischer, lat. mndl. und dt. Sprache) 803
Palmbaumtraktate und in eine G-Redaktion (¨uberliefert in mndl. und ¨ dt. Sprache) unterteilt. Alteste Textstufe ist die ERedaktion, welche im 13. Jh. in altfranz¨osischer und lat. Sprache, im 14. Jh. dazu mndl. und mhd. verbreitet war und, je nach dem unterschiedlichen Wortlaut einer Textstelle der Allegorese des ersten Astes, in einen «displiceat»- und einen «oculosdei»-Zweig unterteilt wird. Sie erfuhr zahlreiche ¨ Anderungen und Erweiterungen und wurde in dieser Gestalt bis ins 16. Jh. als Erbauungsbuch genutzt. Die auf der Grundlage der «oculos-dei»-Gruppe zu einer Predigtfassung umgearbeitete, wohl alemannische G-Redaktion setzt gegen Ende des ¨ 13. Jh. ein und steht im Uberlieferungsverbund mit dem St. Georgener Prediger. ¨ Uberlieferung: In u¨ ber 120 Hss. des 13.-16. Jh; 117 verzeichnet Fleischer 1976 (s. Lit.), S. 14–22. – Weitere bei Schmidtke (s. Lit.) S. 392, 394. – Palmer (s. Lit.) S. 485. – Reynaert (s. Lit.) S. 6, 25–31. – Ferner: Rom, Bibl. Vaticana, Cod. Reg. lat. 444, 135v–140r (lat.). Ausgaben: Wackernagel (s. Lit.) S. 134–149. – Kern (s. Lit.) S. 439–466. – Strauch (s. Lit.) S. 335–375. – Christ (s. Lit.) S. 70–81. – Fleischer 1976 (s. Lit.) S. 227–323. Die P. zeigten u. a. Wirkung auf die Feigenbaumpredigten des → Straßburger Augustinereremiten sowie auf Texte des Johannes → Pauli und diente der → Minnebaum-Tradition als Vorbild. Literatur: De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 328 f. – Wolfgang Fleischer, VL2 7 (1989) Sp. 277–287; 11 (2004) Sp. 1159. – Wilhelm Wackernagel (Hg.): Altdt. Predigten und Gebete aus Hss. 1876 (Nachdr. 1964). – Johan Hendrik C. Kern: De Limburgsche Sermoenen (Bibl. van Middelnederlandsche Letterkunde). Groningen 1895. – August W¨unsche: Die Sagen vom Lebensbaum und Lebenswasser (Ex oriente lux 1). Leipzig 1905. – Karl Rieder: Der sog. St. Georgener Prediger aus der Freiburger und der Karlsruher Hs. (DTM 10). Berlin 1908. – Philipp Strauch: Palma contemplationis. In: PBB (Halle) 48 (1924) S. 335–375. – Karl Christ: Le livre du paumier. In: Ma. Hss. FS Hermann Degering. Leipzig 1926, S. 57–81. – Eva ¨ L¨uders: Zur Uberl. der St. Georgener Predigten. In: Studia Neophilologica 29 (1957) S. 200–249; 30 (1958) S. 30–77; 32 (1960) S. 123–187. – Wolfgang Fr¨uhwald: Der St. Georgener Prediger (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. V¨olker, NF 9). Berlin 1963, bes. S. 129–132. – Urs Kamber: Arbor Amoris. Der 804
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Passauer Anonymus Minnebaum (Philol. Stud. und Quellen 20). Berlin 1964. – W. Fleischer: ‹Ascendam in palmam›. ¨ Ein Beitr. zur Uberl. der Palmbaumallegorie im MA. In: Literaturwiss. Jb. der G¨orres-Gesellsch., NF 10 (1969) S. 1–52. – Friedrich und Helga Mo¨ bius mit Klaus G. Beyer: Baumornament im MA. Wien 1974. – W. Fleischer: Unters. zur Palmbaumallegorie im MA (M¨unchner Germanistische Beitr. 20). Mu¨ nchen 1976. – Joris Reynaert: Het vroegste middelnederlandse Palmboemtraktaat. In: Ons Geestelijk Erf 52 (1978) S. 3–32, 195–228, 296–310. – Dietrich Schmidtke: Stud. zur dingallegorischen Erbauungslit. des Sp¨atMA. Am Bsp. der Gartenallegorie (Hermaea, NF 43). T¨ubingen 1982. – Rudolf Fochler: In den Wipfeln der B¨aume. Vom Baum in Brauchtum und Glauben. Linz 1985. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 427, 432. SF Passauer Anonymus. – Geistlicher, wahrscheinlich Dominikaner, der Di¨ozese Passau und Kompilator eines dreiteiligen lat. Sammelwerks zur Verteidigung des christlichen Glaubens, Erstredaktion wohl um 1260–66. Das Werk, eine Mischform aus Streitschrift und Kompilation, richtet sich haupts¨achlich gegen Juden und Ketzer; auf die nicht in allen Handschriften u¨ berlieferte Polemik Contra Judaeos folgen der Mittelteil De Antichristo Venturo u¨ ber das Leben des Antichrist und der dritte Teil Contra Hereticos; alle drei Teile stehen in inhaltlicher Verbindung zueinander. In der fr¨uheren Forschung wurde die Verfasserschaft f¨alschlich Rainer Sacconi (gest. 1262/63) zugeschrieben, woraus sich die f¨ur den P. A. lange g¨angige Bezeichnung «Pseudo-Rainer» ableitet. Tats¨achlich diente diesem neben zahlreichen anderen Quellen auch die Summa de Catharis et Leonistis Rainers als Vorlage. Der Judenteil umfasst beinahe zwei Drittel des Werks. Vorrangiges Ziel des P. A. ist es, durch das Bereitstellen von Tatsachen- und Argumentationsmaterial die «fides catholica» gegen ihre Feinde zu verteidigen. Als Quellen dienten die Bibel, die Kirchenv¨ater, Verfasser geschichtlicher Werke wie Eusebius und Flavius Josephus sowie Petrus Alphonsi; auch Exzerpte aus dem Talmud wurden verarbeitet. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 311, 2714, 9558. – Erfurt, Wiss. Bibl., Cod. Amplon. 4°149. 805
2. H¨alfte 13. Jh. Literatur: Chenmelech Merchavia: The Church versus Talmudic and Midrashic Literature (500–1248). Jerusalem 1970. Der auf diesen ersten Teil folgende AntichristTraktat, dessen Autor anonym und wohl nicht identisch mit dem P. A. ist, basiert auf verschiedenen exegetischen Schriften des 12. Jh. (Glossa ordinaria zur Bibel, → Petrus Lombardus). Der AntichristTraktat, entstanden wohl Ende des 12. oder in der ersten H¨alfte des 13. Jh., ist in u¨ ber 20 bislang bekannten Textzeugen allein u¨ berliefert. ¨ Uberlieferung: Verz. bei Patschovsky 1968 (s. Lit.) S. 157. Der Ketzerteil alleine fand Verbreitung in etwa 60 Handschriften, die in sechs voneinander abweichenden Redaktionen vorliegen; er stellt ein wichtiges Zeugnis f¨ur die Geschichte der (sozial-) religi¨osen Bewegungen der Waldenser, Katharer, Runkarier und Ortlieber (→ Ortlieb von Straßburg) dar, indem er einige sonst nicht u¨ berlieferte Texte bietet. ¨ Uberlieferung: Verz. bei Patschovsky 1968 (s. Lit.) S. 16–76. – Nickson (s. Lit.) S. 260–272. – Patschovsky/Selge (s. Ausg.) S. 12 f. Ferner: Redaktion A: Brno (Br¨unn), Mˇestsk´y arch., Cod. 104. – Wrocław (Breslau), UB, Codd. I F 230; Mil. II/58. – Redaktion B: Karlsruhe, LB, Cod. Karlsruhe 364. – Redaktion W: Melk, Stiftsbibl., Cod. 1960. – Redaktion Pseudo-Rainer: Brno (Br¨unn), Mˇestsk´y arch., Cod. 62. – Krak´ow (Krakau), Akademiebibl., Cod. 1703. – ebd., Dominikanerbibl., Cod. R XV 14. – Mainz, StB, Cod. I 151. – Mattsee, Stiftsbibl., Cod. 49. – Kloster Michaelbeuern (Land Salzburg), Cod. Ms. cart. 81. – Olomouc (Olm¨utz), Domkapitel, Cod. 224. – St. Po¨ lten, Di¨ozesanbibl., Cod. 83. – Salzburg, St. Peter, Cod. b I 37. – Wrocław (Breslau), UB, Codd. I Q 348; I F 758. Eine vor 1330 entstandene mhd. Fassung des Gesamtwerks stammt vom Anonymus des → Klosterneuburger Evangelienwerks, nicht, wie f¨alschlich angenommen, von → Heinrich von M¨ugeln. Vgl. dazu auch → Schlierbacher Altes Testament, Von der ¨ → juden jrrsall und → Osterreichischer Bibel¨ubersetzer. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2846, 1ra–29va (Antichrist-Traktat), 119r–127v (Judenteil), 137r–147r (Ketzerteil). Ausgabe: Paul-Gerhard V¨olker: Vom Antichrist. Eine mhd. Bearb. des P. A. (Kleine dt. Prosadenkm¨aler des MA 6). M¨unchen 1970, S. 53–115. 806
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2. H¨alfte 13. Jh. Ausgaben: Matthias Flacius Illyricus: Catalogus testium veritatis [...] 1556 (Neudr. Zagreb 1960) S. 723–757. – Lucae Tudensis episcopi scriptores aliquot succedanei contra sectam Waldensium. Ed. Jacob Gretser. Ingolstadt 1613, S. 45–99, 322–326. – Preger 1874 (s. Lit.) S. 461–471. – Ders. 1875 (s. Lit.) S. 234–242. – Ignaz v. D¨ollinger: Beitr. zur Sektengesch. des MA. Bd. 2. Mu¨ nchen 1890, S. 42–52, 293–301, 369–373, 389–402, 702 f. – Nickson (s. Lit.) S. 291–303. – Alexander Patschovsky/Kurt-Victor Selge: QQ zur Gesch. der Waldenser (Texte zur Kirchen- und Theologiegesch. 18). Hannover 1973, S. 19–46, 70–103. Literatur: A. Patschovsky, VL2 7 (1989) Sp. 320–324; 11 (2004) Sp. 1164. – Ders., LexMA 6 (1993) Sp. 1759 f. – Johann Carl Ludwig Gieseler: De Rainerii Sachoni Summa de Catharis et Leonistis commentatio critice. G¨ottinger Osterprogr. G¨ottingen 1834. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Bd. 1. Leipzig 1874, S. 168–173, 461–471. – Ders.: Das Evangelium aeternum und Joachim v. Floris (Abh. der Hist. Cl. der K¨oniglich Bayer. Akad. der Wiss. 12,3). M¨unchen 1874, S. 8 f., 33–36. – Ders.: Beitr. zur Gesch. der Waldesier [...]. In: ebd. 13/1 (1875) S. 184–186, 234–242. – Franz Unterkirchner: ‹Pseudo-Rainer› ¨ 63 (1955) S. 41–46. – A. und ‹P. A.›. In: MIOG Patschovsky: Der P. A. Ein Sammelwerk u¨ ber Ketzer, Juden, Antichrist aus der Mitte des 13. Jh. (Schr. der MGH 22). Stuttgart 1968. – Ders.: Zur Ketzerverfolgung Konrads v. Marburg. In: DA 37 (1981) S. 641–693, hier S. 651–665. – Martin Schneider: Europ¨aisches Waldensertum im 13. und 14. Jh. Gemeinschaftsform, Fr¨ommigkeit, sozialer Hintergrund (Arbeiten zur Kirchengesch. 51). Berlin/New York 1981. – Peter Segl: Ketzer in ¨ Osterreich. Unters. u¨ ber H¨aresie im Herzogtum ¨ Osterreich im 13. und beginnenden 14. Jh. Paderborn 1984. – A. Patschovsky: Wie wird man Ketzer? In: Volksreligion im hohen und sp¨aten MA (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Gesch. NF 13). Hg. v. Peter Dinzelbacher. Paderborn u. a. 1990, S. 145–162. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3, 1). T¨ubingen 2004, S. 459. SF Rheinfr¨ankische Marien Himmelfahrt. – Dichtung von 1844 Versen; entstanden wohl 1258 oder 1269 in der Gegend von Mainz. 807
Rheinfr¨ankische Marien Himmelfahrt Diese Dichtung eines unbekannten, wohl geistlichen Verfassers bietet einen Abriss der Heilsgeschichte, im Rahmen dessen die Himmelfahrt Marias als Zielpunkt erscheint. Ihrer Vorlage (Fassung B2 des Transitus des Pseudo-Melito) gegen¨uber weist sie zahlreiche eigenst¨andige Erg¨anzungen und Umstellungen auf. Die Schilderungen von Sch¨opfung, S¨undenfall und Weltaltern er¨offnen die Dichtung; es folgen Darstellungen der leidenden Gottesmutter unter dem Kreuz und der Ank¨undigung der Himmelfahrt Mariens durch Christus. Das Werk schließt mit der Kr¨onung Marias und ihrer Etablierung in der Rolle der Mediatrix. ¨ Uberlieferung: Gießen, UB, Cod. 876, 12°, 163–272 (zweite H¨alfte 13. Jh., rheinfr¨ankisch). – Moskau, Rossijskij archiv drevnych aktov (Russisches Arch. der alten Akten), Fond 181, Nr. 1405, Opis’ 16 (Pap., 15. Jh., rheinfr¨ankisch). Ausgabe: Karl Weigand: M. H. In: ZfdA 5 (1845) S. 515–564. Literatur: Johannes Beumer: Leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel. In: Lex. der Marienkunde. Hg. v. Konrad Algermissen u. a. Bd. 1. Regensburg 1967, S. 421–438. – Peter Kern, VL2 5 (1985) Sp. 1270–1276; 11 (2004) Sp. 968 f. – Anton Ziegenaus u. a.: Himmelfahrt Mariae. In: MarLex 3 (1991) S. 199–208, bes. S. 204. – Urban K¨usters: Mariendichtung. In: RGG4 5 (2002) Sp. 814–818. – Fredrik Norman: Notes on a Middle High German ‹M. H.›. In: Modern Language Review 23 (1928) S. 453–465. – Edward Schr¨oder: Die Giessener Hs. 876 und die rheinfr¨ankische ‹Himmelfahrt Mariae›. Berlin 1931, S. 1–20. – Monika Haibach-Reinisch: Eine neuer ‹Transitus Mariae› des Pseudo-Melito. Rom 1962, S. 203–259. – Achim Masser: Bibelund Legendenepik des dt. MA (Grundlagen der Germanistik 19). Berlin 1976, S. 100 f. – Regina D. Schiewer/Hans-Jochen Schiewer: Amorbacher Hss. in Moskau. In: Fata Libellorum. FS Franzjosef Pensel (GAG 648). G¨oppingen 1999, S. 239–261, hier S. 252. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 52004, S. 382. SF Johannes von Magdeburg. – Verfasser einer lat. Vita der Margareta contracta, um 1260/70. ¨ Uber das Leben des J. v. M., von Ordensschriftstellern auch Johannes Dominicanus genannt, ist nichts weiter bekannt als das, was der von ihm verfassten Vita – der bislang einzig bekannten Vita der Margareta von Magdeburg – und seiner Rolle als 808
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Jacobus a Voragine ihr «consiliarius» entnommen werden kann. M., die Tochter einfacher Eltern, ist als noch nicht einmal Einj¨ahrige gel¨ahmt. Solange sie in ihrem Elternhaus wohnt, wird sie von einer blinden Hausbewohnerin zur Kirche gef¨uhrt, was den Spott der Mitmenschen auf sich zieht. Im Alter von zw¨olf Jahren beschließt M., das Leben einer Reklusin zu f¨uhren. Der Standort ihrer Klause ist nicht bekannt, aus dem Text geht jedoch hervor, dass es sich um einen vielbesuchten Ort handelt, wo sich M. der Verachtung und dem Gel¨achter der Menschen aussetzen will. Schande, Schmach und Qual gelten ihr als Gottesgabe; deren Annahme in der Nachfolge Christi betrachtet sie als ihre eigentliche Existenzform. Ihr sich verschlechternder Gesundheitszustand und der Verdacht der H¨aresie, der auf ihr lastet, f¨uhren dazu, dass M. als zu pflegende Begine in das Zisterzienserinnenkloster St. Agnes in der Magdeburger Neustadt eingewiesen wird, wo sie im selben Alter wie Christus (im 33. Lebensjahr) wahrscheinlich im Jahr 1270 stirbt. J. stellt M. in eine Reihe mit den «mulieres religiosae» in Brabant, einiges unterscheidet sie jedoch auch von diesen; so fehlen Ekstase, Visionen und brautmystische Elemente bei M. v¨ollig. ¨ Uberlieferung: Zehn Hss., alle stammen aus ¨ Deutschland und Brabant. Alteste Hs.: Berlin, SBB-PK, Ms. theol. lat. qu. 195 (Be) (Zisterzienserabtei Villers-la-Ville/Belgien, um 1270/80). Ausgaben: Paul Gerhard Schmidt (Hg.): Die Vita der Margareta Contracta, einer Magdeburger Rekluse des 13. Jh. Leipzig 1992. – Gertrud Jaron Lewis (Hg.): The Vita of Margaret the Lame, a thirteenth-century German recluse and mystic by Johannes O.P. of Magdeburg. Ontario 2001. Literatur: Uwe Weigand: Margareta v. Magdeburg. In: BBKL 20 (2002) Sp. 977–983. – Kurt Ruh, VL2 11 (2004) Sp. 788–791. – P. G. Schmidt: Lat. Lit. Magdeburgs v. ottonischer zu staufischer Zeit. In: Der Magedeburger Dom. Hg. v. Ernst Ullmann. Leipzig 1989, S. 221–225. – K. Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 2. Mu¨ nchen 1993, S. 125–129; ebd. Bd. 4. 1999, S. 265 f. – Bardo Weiss: Margareta v. Magdeburg. Eine gel¨ahmte Mystikerin des 13. Jh. Paderborn u. a. 1995. – Anneke B. Mulder-Bakker: Lame Margaret of Magdeburg. The Social Function of a Medieval Recluse. In: Journal of Medieval History 22, Nr. 2 (1996) S. 155–169. – P. G. Schmidt: ‹Margareta Contracta›. Eine Magdeburger Mystikerin des 13. Jh. In: Hagiographica 15 (2008) S. 177–196. SF 809
2. H¨alfte 13. Jh. Van den Levene ons Heren. – Anonym u¨ berlieferte mndl. Leben-Jesu-Dichtung, entstanden zwischen 1260 und 1270. V. d. L. o. H. gilt als bedeutendste mndl. ma. Evangeliendichtung f¨ur Laien. Der Verfasser (vielleicht Martijn van Torhout), wahrscheinlich Mo¨ nch im Kloster Eename bei Oudenaarde, war mit der h¨ofischen Dichtung wenig vertraut. Sei¨ ner Ubersetzung f¨ugte er verschiedene apokryphe Details hinzu, welche er seiner eigenen Zeit und Umwelt anpasste, er ging auch sonst stark auf die Mentalit¨at seiner Landsleute ein und machte etwa aus biblischen Gestalten fl¨amische Charaktere. Ausgabe: Willem Hendrik Beuken (Hg.): Spiegel van den leven ons Heren [...]. Doornspijk 1979. Literatur: Wilfried Sch¨afer, KNLL3 16 (2009) S. 661. – W. H. Beuken: V. L. o. H. Altchristliche Lit. und mhd. geistliche Epik. In: AB¨aG 8 (1975) S. 113. – Jacobus van Amersfoort: De invloed van het Diatessaron op de Middelnederlandse tekst V. L. o. H. In: Eigen en Vreemd. Identiteit en ontlening in taal, literatuur en beeldende kunst. Handelingen van het 39ste Nederlands filologencongres 38 (1984) S. 195–207. – Norbert Voorwinden: Die Hl. Familie in einigen Leben-Jesu-Dichtungen des 13. Jh. In: Queeste 4 (1997) S. 27–41. SF Jacobus a Voragine (J. de V.), * 1228/29 Varazze (Genua), † 1298. – Erzbischof von Genua und Verfasser der Legenda aurea, des bedeutendsten Legendars des MA. J. absolvierte sein Studium wahrscheinlich in Bologna und Paris und trat 1244 in den Benediktinerorden ein. 1267–78 und 1281–86 war er Provinzial der Lombardei. 1274 nahm er am Konzil von Lyon teil. J. setzte sich f¨ur die Reform des st¨adtischen Klerus ein. 1286 wurde er von Papst Honorius IV. nach Genua gesandt, um schlichtend in die Parteik¨ampfe zwischen Guelfen und Ghibellinen einzugreifen. Es gelang ihm kurzfristig friedensstiftend zu wirken, dieser Zustand hielt jedoch nicht lange an. Das Amt des Erzbischofs von Genua trat J. erst 1292 an, obwohl er schon 1286 gew¨ahlt worden war. 1816 wurde J. selig gesprochen. Von J. sind vier Predigtreihen bekannt (Heiligen-, Sonntags-, Fasten- und Marienpredigten): Sermones de omnibus sanctis, Sermones de omnibus evangeliis dominicalibus, Sermones de omnibus evangeliis, quae in singulis feriis in quadragesima leguntur und Liber Marialis. Auch eine Chronik der Stadt Genua stammt von ihm: Chronica de civitate Ianuae. Das 810
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2. H¨alfte 13. Jh. zwischen 1295 und 1297 entstandene Werk reicht von den Anf¨angen der Stadt Genua bis 1297. Die von zwischen 1263 und 1267 verfasste Legenda aurea (LA) (auch: Legenda sanctorum, Legenda nova, Historia Lombardica usw.) ist eine Sammlung von dem Kirchenjahr folgenden lat. Heiligenlegenden, welche im MA sehr weite Verbreitung fand. Sie ist in u¨ ber 1000 Handschriften u¨ berliefert, wobei der Legendenbestand variiert. Nach der Bibel ist die LA das am o¨ ftesten abgeschriebene und u¨ bersetzte Werk des MA; es wurde in fast alle europ¨aischen Sprachen u¨ bertragen und diente zahlreichen anderen Legendensammlungen als Quelle und Vorbild, u. a. → Passional, → Der Heiligen Leben, Kreuzensteiner → Legendar. Das Kompendium hatte außerdem großen Einfluss auf die sp¨atma. bildende Kunst, Hagiographie und Predigtliteratur. J. a. V. wurde durch die Abbreviatio in gestis et miraculis sanctorum (1225/30) des Dominikaners Jean de Mailly und wahrscheinlich auch durch den Liber epilogorum in gesta sanctorum (um 1245) des Bartholom¨aus von Trient beeinflusst. Er arbeitete haupts¨achlich kompilatorisch und redigierte aus ca. 250 Quellen – J. nennt selbst neben der Hl. Schrift u. a. → Augustin, → Hieronymus, Cassiodor, Eusebios, → Bernhard von Clairvaux – rund 150 Heiligenleben, die er in vereinheitlichender Form darbrachte und in eine heilsgeschichtliche Perspektive r¨uckte; nur wenige davon sind eigenst¨andige Werke. J. f¨ugte den Viten «lectiones» bei, in denen er die kirchlichen Festtage erl¨autert und stellte ihnen etymologische Einsch¨ube voran. Das Legendar wurde (noch nicht von J. de V. selbst) h¨aufig aufgeteilt in einen Winter- und einen Sommerteil («pars hiemalis, pars aestivalis»), oder auch in einen «pars minor» und einen «pars maior». ¨ ¨ Uberlieferung: Legenda aurea: Altester bekannter Textzeuge ist Paris, Bibl. Nationale, nouv. acq. lat. 1800 (1281). Weitere fr¨uhe Handschriften: Metz, Cod. 1147, (1283; verloren). – Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. 21877 (1284). – Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. 629 (1288). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 14034 ¨ (1295). – Ebd., Clm 2652 (1296). – Altester Zeuge im dt. Sprachraum ist Clm 13029 (Pr¨ufening, 1282). Ausgaben: ‹Legenda aurea›: Theodor Graesse: Leipzig 1846 (Neudr. Osnabru¨ ck 1965). – Giovanni P. Maggioni: Florenz 1998. 21999. – Richard Benz: Jena 1925. – Matthias Hackemann: LA. Die Heiligenlegenden des MA. K¨oln 2008. – ‹Els¨assische Legenda aurea›: Ulla Williams u. a.: Die Els¨assische 811
Jacobus a Voragine LA. Drei Bde. T¨ubingen 1980–1990. – ‹Sermones›: Anonym hg.: Venedig 1573–90. – G. P. Maggioni (Hg.): ‹Sermones quadragesimales›. Florenz 2005. – ‹Chronica Januensis›: Giovanni Monleone: Rom 1941. Dt. Prosaubersetzungen der LA: ¨ Im 15. Jh. waren im Westen des dt. Sprachgebiets die S¨udmndl. und die Els¨assische LA maßgeblich, wohingegen das Prosalegendar Der Heiligen Leben besonders im hochdt. Osten sehr verbreitet war. Dort entstanden, ebenso wie im nd. Raum, nur ¨ vereinzelt LA-Ubersetzungen. Die Beurteilung der ¨ volkssprachlichen Ubersetzungen wird dadurch erschwert, dass die lat. Handschriften, denen sie meist genau folgen, nicht identifiziert werden konnten. Feststellbar sind jedenfalls eine geringere heilsgeschichtliche Ausrichtung und der variable Legendenbestand der dt. Bearbeitungen. a) Els¨assische LA: 34 Hss. aus der Zeit von ca. 1350 bis ca. 1475, a¨lteste komplette Handschriften mit Winter- und Sommerteil sind: M¨unchen, BSB, Cgm 6 (Straßburg, 1362; mit Miniaturen eines «Heinricus») und Heidelberg, UB, Cpg ¨ 144 (Straßburg, 1419). Die Ubersetzung ist relativ selbstst¨andig, in verschiedenen Redaktionen treten Legenden von im S¨udwesten besonders verehrten Heiligen sowie einige «de festivitatibus»-Texte hinzu («Sondergut»). Der Verbreitungsraum blieb auf das alemannische Gebiet (Oberrhein, Schweiz) beschr¨ankt. b) S¨udmndl. LA: mindestens 64 Handschriften (meist nur Winter- oder Sommerteil), a¨ lteste Handschrift Br¨ugge, 1358 vom Original abgeschrieben, enth¨alt das letzte Drittel des Werks. 14 Drucke zwischen 1478 und 1516, ripuarische Bearbeitung in K¨oln 1485 gedruckt. Entstanden um 1357, der Verfasser ist identisch mit dem → Bijbelvertaler van 1360, einem in Brabant wirkenden flandrischen Mo¨ nch, der als einziger Bearbeiter einen eigenen Prolog anf¨ugte. Verbreitung vor allem im ndl., nd. und mittelfr¨ankischen Raum. Eine nd. Bearbeitung vollst¨andig in der Handschrift Hannover, LB, Cod. I 189a (1480). c)Nordmndl. LA: 13 Handschriften, vier kontaminiert mit der Su¨ dmnl. LA, a¨ lteste Handschrift Leiden, UB, Cod. Letterk. 278 (1420). Verbreitung nur im nordndl. Gebiet. Entstanden um 1400, ob Dirc van Herxen der Verfasser ist, ist ungesichert. d)Mnd. LA: Zwei etwa auf 1400 datierbaren Fragmente aus L¨uneburg: Ratsb¨ucherei L¨uneburg, D 2°25 und D 2°29 und Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 317 Helmst. 812
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Athala ¨ e)Thalbacher LA: Wien, ONB, Cod. 2839 (1471) ¨ in der N¨ahe von Thalbach geschriebene Ubersetzung von 84 der bekanntesten LA-Legenden, mit vereinfachender und pastoraler Grundtendenz. Elf weitere Texte gehen auf andere Quellen zur¨uck, im Anhang sind drei aus Der Heiligen Leben stammende Legenden sowie eine Apollonia-Legende aufgenommen. f) Harburger LA I: Augsburg, UB, Cod. Oettingen-Wallerstein III 1,2°,22 (um 1460/70 im ¨ von Seckendorff-Aberdar Auftrag Heinrichs d. A. ¨ geschrieben). Die Ubersetzung erfolgte sehr vorlagentreu nach der lat. Quelle und enth¨alt zus¨atzliche Legenden, u. a. aus Der Heiligen Leben. g) Harburger LA II: Augsburg, UB, Cod. Oettingen-Wallerstein III 1,2°,24 (Mitte 15. Jh., Fragment einer unbekannten, vielleicht ost¨ schw¨abischen Ubersetzung). Erhalten ist der Teil von Margareta bis Katharina mit 39 zum Teil besch¨adigten Legenden. h) Regensburger LA: M¨unchen, BSB, Cgm 3972 und Cgm 3973 (vermutlich vor der Mitte des 15. Jh. in Regensburg entstanden). Ann¨ahernd der gesamte urspr¨ungliche Bestand der LA enthalten. i) Ostmitteldeutsche LA I: Breslau, UB, Hs. IV. F. 184 (b). – Melk, Stiftsbibl., Hs. 226 (m). Entstand vermutlich in Schlesien. Erhalten sind Legenden aus dem Winterteil (erste H¨alfte 15. Jh.). Der Korpus richtet sich nicht prim¨ar nach der kalendarischen Ordnung, sondern nach der Aufteilung des vorangehenden Lektionars (Melker Hs.). j) Ostmitteldeutsche LA II: Bibl. Dessau, Hs. Georg 22,4° (1431 von «Helyas degenhart von Meisen» f¨ur Herzog Johann III. von Mecklenburg geschrie¨ ben). Die Ubersetzung umfasst Texte aus dem Winterteil (Prolog bis Pancratius). Literatur: Konrad Kunze, VL2 4 (1983) Sp. 448–466. – Kristina Lohrmann, BBKL 2 (1990) Sp. 1414–1416. – Giulia Barone, LexMA 5 (1991) Sp. 262. – Benedikt Vollmann, LThK3 5 (1996) Sp. 733. – Reglinde Rhein-Hagl, RGG4 4 (2001) Sp. 345. – Werner Williams-Krapp/Konrad Vollmann, Killy2 6 (2009) S. 78–80. – Ernest Cushing Richardson: Materials for a Life of J. New York 1935. – Maria v. Nagy/Christoph v. Nagy: Die LA und ihr Verfasser J. d. V. Bern/M¨unchen 1971. – Johann Baptist Schneyer: Repertorium der lat. Sermones des MA 3. Mu¨ nster 1971. – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi 2. Rom 1975, S. 348–350. – Alain Boureau: La L´egende dor´ee. Le syst`eme narratif de Jacques d. 813
2. H¨alfte 13. Jh. V. Paris 1984. – Brenda Dunn-Lardeau (Hg.): LA. Sept si`ecles de diffusion. Paris/Montreal 1986. – Repertorium fontium historiae medii aevi 6. Rom 1990. – Klaus Arnold: Die Hl. Familie. Bilder und Verehrung der Heiligen A., Maria, Joseph und des Jesuskindes in Kunst, Lit. und Fr¨ommigkeit um 1500. In: Maria in der Welt. Marienverehrung im Kontext der Sozialgesch. 10.-18. Jh. Hg. v. Claudia Opitz u. a. (Clio Lucernensis 2). Z¨urich 1993, S. 153–174, hier S. 155. – R. Rhein: Die LA des J. d. V. Die Entfaltung v. Heiligkeit in ‹Historia› und ‹Doctrina›. K¨oln u. a. 1995. – Stefania Bertini Guidetti: I Sermones di Iacopo da Varazze. Florenz 1998. – Barbara Fleith/Franco Morenzoni (Hg.): De la saintet´e a` l’hagiographie. Gen`ese e l’usage de la ‹L´egende dor´ee›. Genf 2001. – Stefania B. Guidetti (Hg.): Il Paradiso e la Terra. Iacopo da Varazze e il suo tempo. Florenz 2001. – Alain Boureau: Jacques de V. La l´egende dor´ee. Paris 2004. – Zu den ¨ dt. Ubersetzungen: Werner Williams-Krapp: Die dt. ¨ Ubersetzungen der LA des J. d. V. In: PBB (T¨ub.) 101 (1979) S. 252–276. – Ders.: Die dt. und ndl. ¨ Legendare des MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Textund Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986. – R¨udiger Schnell: Konstanz und Metamorphosen eines Textes. Eine u¨ berlieferungs- und geschlechtergeschichtliche Studie zur volkssprachlichen Rezeption von J.’ d. V. Ehepredigten. In: Fr¨uhma. Stud. 33 (1999) S. 319–95. – Armand Berteloot: Hans van Dijk/Jasmin Hlatky (Hg.): ‹Een boek dat man te Latine heet Aurea Legenda›. Beitr. zur ndl. ¨ Ubersetzung der LA. Mu¨ nchen u. a. 2003. – Boguslaw Kochaniewicz: Il nuovo ‹Transitus Mariae› e la ‹LA› di Giacomo da Varazze OP. In: Angelicum 82 (2005) S. 889–929. SF Athala (Attala, Attela). – Alemannische Prosalegende. ¨ Die im Uberlieferungskontext der Els¨assischen Legenda aurea (→ Jacobus de Voragine) stehende ¨ Prosalegende der ersten Abtissin des St. StephanKlosters in Straßburg († 741) beruht auf einer kurzen lat. Vita. Die Legende ist nicht verwandt mit der A.-Legende in der von Sebastian → Brant herausgegebenen Fassung von → Der Heiligen Leben. ¨ Uberlieferung: Aufstellung bei Kunze 1970, S. 304; Firsching, S. 28. Hinzu kommen: Mainz, StB, Hs. I, 49, 16vb–18va; verschollen. – Rottenburg/N., Bibl. des Priesterseminars, Hs. 11, 11vb–12vb (Pap., schw¨abisch). 814
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2. H¨alfte 13. Jh. Ausgaben: Johann Schilter: Die a¨ lteste Teutsche so wol allgemeine als Insonderheit els¨assische und strassburgische Chronicke v. Jacob v. K¨onigshofen. Straßburg 1698, S. 520–523 (nach Gießen, UB, Hs. 642). – Johann Scheible: Das Schaltjahr. Bd. 4. Stuttgart 1847, S. 542–547. – Die Sagen des Elsasses [...]. Gesammelt v. August St¨ober. Neue Ausg. besorgt v. Curt M¨undel. Bd. 2. Straßburg 1896, S. 188–193. – Pfleger (s. Lit.) S. 310–313 (nach Heidelberg, UB, Cpg 144). – Konrad Kunze (Hg.): Die Els¨assische ‹Legenda aurea›. Bd. 2: Das Sondergut. T¨ubingen 1983, S. 36–41. Literatur: G. Allemang: Attale. In: DHGE 5 (1931) Sp. 142. – Paul Stintzi: Attala. In: LCI 5 (1973) Sp. 273. – Werner Williams-Krapp, VL2 1 (1978) Sp. 510 f. – Wimmer/Melzer, (61988) S. 150. – Luzian Pfleger: Zur altdt. Legendenlit. des Elsasses. In: Straßburger Di¨ozesanbl. 29 (1910) S. 298–313. – M´edard Barth: Die Legende und Verehrung der hl. Attala, ersten Aebtissin von St. Stephan in Straßburg. In: Arch. f¨ur els¨assische Kirchengesch. 2 (1927) S. 89–198, hier S. 159–161. – ¨ Konrad Kunze: Uberl. und Bestand der Els¨assischen Legenda aurea. Ein Beitr. zur deutschsprachigen Hagiographie des 14. und 15. Jh. In: ZfdA 99 (1970) S. 265–310, hier S. 266, 294 f., 304. – Karl Firsching: Die dt. Bearbeitungen der Kilianslegende unter besonderer Ber¨ucksichtigung dt. Legendarhss. des MA. W¨urzburg 1973. – W. WilliamsKrapp: Stud. zu ‹Der Heiligen Leben›. In: ZfdA 105 (1976) S. 274–303, hier S. 299. – Ders.: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ihrer ¨ Uberlieferungs-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 393. BJ Buch der M¨artyrer (M¨arterbuch). – Obd. Legendensammlung eines unbekannten, wohl geistlichen Dichters, der im Auftrag einer Gr¨afin von Rosenberg schrieb; entstanden wahrscheinlich in der zweiten H¨alfte des 13. Jh. Das B. d. M. gilt mit 28.450 Versen als eines der umfangreichsten ma. dt. Verslegendare. Es umfasste urspr¨unglich 103 kalendarisch angeordnete Legenden zu Marien-, Kreuz- und Heiligenfesten. Als Hauptquelle (f¨ur 77 der Legenden) des k¨unstlerisch anspruchslosen Werks diente ein seit dem 12. Jh. u¨ berliefertes lat. «Kurzlegendar» (welches auch die Vorlage des → Bebenhausener Legendars bildete). Bei 26 der Texte ist die Quellenlage unklar. Um 1400 wurden 62 in Prosa umgewandelte Legenden aus dem B. d. M. in das Legendar Der → Heiligen Leben aufgenommen. 815
Buch der M¨artyrer ¨ Uberlieferung: Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 713 (Anfang 15. Jh.) (C). – Brixen, Bibl. des Priesterseminars, Cod. A 22 (um 1400) (B). – Heidelberg, UB, Cpg 342 (Anfang 15. Jh.) (P). – P´ecs, Di¨ozesanbibl., Cod. AA. II. 21, 480r–486r. – Frauenfeld, Kantonsbibl., o. S. – G¨ottingen, SUB, Cod. Ms. W. M¨uller I,5. – Graz, Landesarch., Fragm. Germ. 15. – Karlsruhe, LB, Cod. K 1451. – Klagenfurt, Landesarch., Cod. GV 6/30. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5249/51m. – Ebd., Cgm 5249/71. – Mu¨ nchen, UB, Fragm. 128. – Stuttgart, LB, Cod. ¨ poet. et phil. 4° 83. – Wien, ONB, Cod. 2677. – Ebd., Cod. 2779. – Ebd., Cod. 2862. – Ebd., Cod. 15339. – Amberg, Staatsarch., Hss.-Fragm. 23. – Budweis, Kreisarch., Fragm. 2. Ausgaben: Joseph Diemer: Kleine Beitr. zur a¨ lteren dt. Sprache und Lit. VI. Bruchst¨ucke zweier Legenden von der hl. Dorothea und hl. Katha¨ rina. (Sb. der Osterr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 11). Wien 1853, S. 43–75. – Karl Hildebrand: Bruchst¨ucke des Passionals. In: ZfdA 16 (1873) S. 394–401. – Johannes Meyer: Bruchst¨ucke eines Passionals. In: Alemannia 9 (1881) S. 1–5. – ¨ Oswald Zingerle: Uber eine Hs. des Passionals ¨ und des B. d. M. (Sb. der Osterr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 105). Wien 1883, S. 3–110. – Hans Lambel: Bruchst¨ucke des Passionals und des Buchs der M¨arterer. In: Mitt. des Ver. f¨ur Gesch. der Deutschen in B¨ohmen 22 (1884) S. 33–44. – Karl Bartsch: Salzburger Bruchst¨ucke. In: Germania 31, NR 19 (1886) S. 93–98. – Haupt 1872 (s. Lit.) S. 161–169. – Ernst Gierach: Das MB. Die Klosterneuburger Hs. 713 (DTM 32). Berlin 1928. – Otto Glauning/Paul Lehmann: Ma. Hss.Bruchst¨ucke der UB und des Gregorianums zu Mu¨ nchen (Zentralbl. f¨ur Bibliothekswesen. Beih. 72). Leipzig 1940, S. 127 f. – Fritz Peter Knapp: Drei Bruchst¨ucke einer Hs. des ‹MB› aus dem 13. Jh. In: ZfdA 100 (1971) S. 432–444. – Oskar Pausch: Eine MB-Tradition des 13. Jh. Die a¨ lteste dt. Hs. des Burgenlandes (Burgenl¨andische Forschungen 64). Eisenstadt 1973. Literatur: Konrad Kunze, VL2 1 (1978) Sp. 1093–1095; 11 (2004) Sp. 299 f. – Werner Williams-Krapp/Red., Killy2 2 (2008) S. 250 f. – ¨ Josef Haupt: Uber das mhd. B. d. M. In: Sb. der Akad. der Wiss. zu Wien, phil.-hist. Kl. 52 (1872) S. 101–188. – Friedrich Wilhelm: Dt. Legenden und Legendare. Leipzig 1907. – Gerhard Eis: Die Quellen des ‹MB› (Prager dt. Stud. 46). Reichenberg 1932. – Paul Lehmann: Ma. Hss.-Bruchst¨ucke 816
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Selbharts Regel der UB und des Georgianum zu M¨unchen. Leipzig 1940. – Gerta Lahofer: Die Gestaltung des Nachsatzes im ‹MB›. Diss. Wien 1950. – K. Kunze: Stud. zur Legende der Maria Aegyptiaca im dt. Sprachgebiet (Phil.Stud.u.Qu. 49). Berlin 1969, S. 75–79, 92–100. – Ders.: Die Hauptquelle des ‹MB›. In: ZfdPh 88 (1969) S. 45–57. – Ders.: Das ‹MB›. Grundlinien einer Interpretation. In: ZfdPh 90 (1971) S. 429–499. – Knapp 1971 (s. Ausg.). – Roland S¨oder: ‹MB› und Prosapassional. Unters. zur Legenden¨uberl. im 13. und 14. Jh. Diss. W¨urzburg 1972. – Pausch 1973 (s. Ausg.). – Karl Firsching: Die dt. Bearb. der Kilianslegende unter bes. Ber¨ucksichtigung dt. Legendarhss. des MA (Quellen und Forschungen zur Gesch. des Bistums und Hochstifts W¨urzburg 26). W¨urzburg 1973, S. 5–18. – Werner Williams-Krapp: Die dt. ¨ und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 23 f. – Matthias Miller/Karin Zimmermann: Die Codd. Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. 304–495) (Kat. der UB Heidelberg VIII). Wiesbaden 2007, S. 165–167. SF Kreuzzug-Musterpredigt. – Wohl kurz nach 1265 entstandene mhd. Bearbeitung eines p¨apstlichen Schreibens mit Kreuzzugsthematik. Aus dem Jahr 1265 liegt ein im Original erhaltenes Schreiben von Papst Clemens IV. an den Provinzialprior der dt. Dominikaner sowie an die Provinzialminister der Franziskaner vor, in dem er diese auffordert, im Rahmen ihrer Orden das Kreuz zu predigen. Die Schrift weist typische Elemente der Kreuzzugsprogaganda und -predigt auf; so werden etwa das Bild Christi am Kreuz sowie die Not im Hl. Land unter der Herrschaft der Ungl¨aubigen beschworen und ein Appell an die Ritter gerichtet, zur Kreuzfahrt aufzubrechen. ¨ Eine freie mhd. Ubersetzung entstand wahrscheinlich bald danach im Freiburger Dominikanerkloster; darin wird jener Abschnitt der Papsturkunde, in dem zum Kreuzzug aufgerufen wird, zu einer «Musterpredigt» umgewandelt. ¨ Uberlieferung: Freiburg i. Br., Universit¨atsarch., A 106/65. Ausgabe: Friedrich Wilhelm (Hg.): Corpus der altdt. Originalurkunden bis zum Jahr 1300. Bd. 1. Lahr 1932, Nr. 93 (S. 133–136: lat.; S. 136–140: dt.). 817
2. H¨alfte 13. Jh. Literatur: Kurt Ruh, VL2 5 (1985) Sp. 379 f. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47), Mu¨ nchen 1974, S. 68 (T 74A). SF Selbharts Regel. – Teilweise satirischer Klostertraktat, entstanden vermutlich vor 1290. Die drei vollst¨andigen Handschriften und Hand¨ schrift E (s. Uberl.) tradieren diesen kurzen Text unter dem Namen des «hern Selphart». Eine Darstellung der sieben Haupttugenden Gottes er¨offnet den Traktat, es folgen ein Prolog und dann ein Meister-Sch¨uler-Dialog als Hauptteil. Aus der Frage u¨ ber das Wesen des Himmelreichs entwickelt sich eine Reiseallegorie: Man segelt auf den Wassern der Tugenden, die aus dem Herzen Jesu stammen, bis man zur g¨ottlichen Minne gelangt. Im Zentrum des satirischen Kernst¨ucks steht das Kloster «Eigenwille», als dessen Abt ein «Bruder B¨osewicht» wirkt; zuletzt werden Aspekte des Klosterlebens er¨ortert. Der Kompilator des → Baumgartens geistlicher Herzen (wohl zwischen 1270 und 1290) u¨ bernahm Teile aus S. R.; beide Texte sind deutlich an den Werken → Davids von Augsburg orientiert, in dessen Umfeld S. R. vielleicht entstanden ist. Die Schrift steht mit der G-Gruppe der St. → Georgener ¨ Predigten in engem Uberlieferungsverbund. Das satirische Kernst¨uck findet sich auch am Schluss der lat. Sermones ad religiosos des → Berthold von Regensburg. ¨ Uberlieferung: Vollst. Hss.: Z¨urich, ZB, Cod. C 76, 188ra–194rb (S. R.-Teil wohl fr¨uhes 15. Jh., alemannisch) (Z). – Sarnen, Bibl. des BenediktinerKollegiums, Cod. 169, 262r–278v (1456, alemannisch) (Sa). – ’s-Gravenhage, Koninklijke Bibl., Cod. 70 E 5, 207r–217r (Ende 14. Jh., limburgisch) (H). – Ausz¨uge: Erlangen, UB, Cod. 292, 228va–229va (Grenze des 13./14. Jh., mittelfr¨ankisch) (E). – Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 8° 27, 19r–20v (1462, westschw¨abisch) (St). – BgH: → Baumgarten geistlicher Herzen-Komplex: f¨unf Hss. des 14. und 15. Jh. aus dem schw¨abischbair. Raum, a¨lteste Hs.: M¨unchen, BSB, Cgm 6247 (kurz nach 1300). Ausgaben: Johann Ludwig Locker: Bibl. Heilsbronnensis. N¨urnberg 1731, S. 36 f. (Klostersatire aus E). – Wilhelm Wackernagel: Altdt. Lesebuch (Dt. Lesebuch 1). Basel 21847, Sp. 901–906 (Klostersatire aus Z). – Johan Hendrik Kern: De Limburgsche Sermoenen. Leiden 1895, S. 599–615. – Helga Unger: Geistlicher Herzen Bavngart [...]. 818
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2. H¨alfte 13. Jh. (MTU 24). Mu¨ nchen 1969, S. 220 f., 276 f., 413–416. Literatur: Robert G. Warnock, VL2 8 (1992) Sp. 1057–1061. – Georg Jakob: Die lat. Reden des seligen Berthold v. Regensburg. Regensburg 1880, S. 35 f. – Karl Bihlmeyer: Der sog. St. Georgener Prediger u. a. In: Theologische Quartalschr. ¨ 123 (1942) S. 79–97. – Kurt Ruh: Zur Uberl. d. St. Georgener Predigers. Cod. Sarnen 169 (237). In: Zs. f¨ur Schweizerische Kirchengesch. 44 (1950) S. 58–65. – Stephanus Axters: Geschiedenis van de Vroomheid in de Nederlanden. Bd. 2. Antwerpen ¨ 1953, S. 138–149. – Eva L¨uders: Zur Uberl. der St. Georgener Predigten. In: Studia Neophilologica 30 (1958) S. 54 f. – Unger (s. Ausg.). – R. Warnock: Die Predigten Johannes Paulis (MTU 26). M¨unchen 1970. – Gerhard Bauer: Claustrum Animae. Mu¨ nchen 1973, S. 159. – Wolfgang Fleischer: Unters. zur Palmbaumallegorie im MA (M¨unchner Germanistische Beitr. 20). M¨unchen 1976. – Johannes Janota: Orientierung durch volksprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 433. – Charlotte BretscherGisiger/Rudolf Gamper: Kat. der ma. Hss. der Kl¨oster Muri und Hermetschwil. Dietikon/Z¨urich 2005, S. 306 f. SF Baumgarten geistlicher Herzen. – Erstes aszetisch-mystisches Erbauungsbuch in dt. Prosa, zwischen 1270 und 1290 entstanden. Der wahrscheinlich im ostschw¨abischen Raum im Kreis der Augsburger Franziskaner zusammengestellte B. g. H. ist in sechs Handschriften des 13. bis 15. Jh. u¨ berliefert, von denen zwei fast das ganze Corpus enthalten; dazu kommen etwa 26 Handschriften mit Streugutu¨ berlieferung. Das ganze Corpus enth¨alt mehr als 200 Texte: Gebete (zum Teil gereimt), Predigten, Traktate, Betrachtungen, Mahnungen, Lehren, Ausspr¨uche, Exzerpte und Neukompositionen bereits vorhandener St¨ucke zur Unterweisung im geistlichen Leben. Beim kompilierten Textmaterial handelt es ¨ sich zum großen Teil um Ubersetzungen oder freie Bearbeitungen von St¨ucken aus den Werken von → David von Augsburg und → Berthold von Regensburg, daneben auch aus dem Schrifttum lat. Kirchenlehrer (→ Augustin, → Gregor der Große, → Bernhard von Clairvaux). 819
Baumgarten geistlicher Herzen Behandelt werden allgemeine Grunds¨atze christlicher Lebens- und Sittenlehre sowie spezielle Themen f¨ur Ordensleute. Im Zentrum steht die Frage nach Heil oder Unheil des Einzelnen; das Aszetisch-Praktische u¨ berwiegt gegen¨uber dem Mystisch-Kontemplativen. Die Anreden des Buches wenden sich zum Teil an Frauen, zum Teil an M¨anner. Die an ein geistliches Frauenpublikum gerichteten Kapitel waren vielleicht f¨ur die Drittordensschwestern des Klosters Maria Stern in Augsburg gedacht. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 6247, 1r–225v (fr¨uher Budapest, Nationalbibl., Cod. Germ. 1) (Perg., Ende 13. Jh., ostschw¨abisch [Augsburg?]) (L, 214 Kap.). – M¨unchen, BSB, Cgm 210, 1ra–94rb (Pap., um 1400, mittelbair.) (M 1, 222 Kap.). – Basel, UB, Cod. A IV 45, 1r–59v (Pap., 1. Tl.: Anfang 15. Jh., ostschw¨abisch) (B, 162 Kap.). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 354, 95vb–96va, 122ra–133rb, 188r–189r (Pap., 2. Tl.: drittes Viertel 14. Jh., mittelbair., teilweise ostschw¨abisch gef¨arbt [Augsburg?]) (M 2, 29 Kap.). – Heidelberg, UB, Cpg 567, 226vb–229vb, 232rb–233vb, 235va–240vb, 258vb–259vb, 264va–266ra (Papier,1439, ostschw¨abisch) (H, 16 Kap.). – M¨unchen, BSB, Cgm 400, 1r–198r (Pap., 1491, ostschw¨abisch) (M 3, 131 Kap., f¨ur Laien stark u¨ berarbeitet). – Zu den 26 Hss. mit Streugut¨uberlieferung geh¨oren: Erlangen, UB, Ms. 483, Falze; ebd. Ms. 601, Falze, insgesamt 126 Querstreifen unterschiedlicher Breite von acht Doppelbl¨attern (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., ostfr¨ankisch, mit einigen alemannischen Merkmalen). – Heidelberg, UB, Cpg 24, 258vb–259ra (Perg., Heidelberg, 12.12.1370, rheinfr¨ankisch) (H1). – Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen 37, 48r–49v, 87r–90r, 107v–108r (Perg., um 1300, ostalemannisch). – Ebd., Cod. St. Georgen 38, 108r–112v (um 1300, weitergef¨uhrt im 14. Jh., alemannisch). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 100, 121r, 123v, 139v–140r (Perg., zweites Viertel 14. Jh., bair.-mitteldt. Mischdialekt). – Ebd., Cgm 132, 30v–38v (Perg., fr¨uhes 14. Jh., ostmittelbair.) (M 4). – Ebd., Cgm 176, 280r–282r (Perg., Anfang 14. Jh., ostmittelbair., Raum Regensburg). – Ebd., Cgm 717, 51r–62v, Traktat vom geistlichen Streit (unvollst¨andig, darin Ausz¨uge aus B. g. H.), (Pap., 1348 [?], ostschw¨abisch, Augsburg [?]). – Wien, ¨ ONB, Cod. Ser. nova 3587 (Außenspalte eines Blatts, Perg., um 1300, bair.) (w). Ausgaben: Helga Unger: Geistlicher Herzen Bavngart.Ein mhd. Buch religi¨oser Unterweisung aus dem Augsburger Franziskanerkreis des 13. Jh. 820
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Hester Unters. und Text (MTU 24). M¨unchen 1969 (Gesamtausg. mit Ausnahme der Kap. 202/203 [David von Augsburg: Sieben Vorregeln der Tugend] und 205 [Berthold von Regensburg: Sechs Klosterpredigten]). – Ausz¨uge: Kurt Ruh: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 1: Texte (MTU 11). Mu¨ nchen 1965, S. 147–154 (Kap. 32, 74, 81). Literatur: Helga Unger, VL2 1 (1978) Sp. 643–645. – Anton Emanuel Sch¨onbach: Stud. ¨ zur Gesch. der altdt. Predigt. 6: Die Uberl. der Werke Bertholds v. Regensburg. 3 (Sb. der kaiserlichen Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-hist. Kl.). Wien 1906 (Nachdr. Hildesheim 1968). – Dagobert St¨ockerl: Bruder David v. Augsburg. Ein dt. Mystiker aus dem Franziskanerorden (Ver¨off. aus dem Kirchenhist. Seminar M¨unchen IV,4). M¨unchen 1914, S. 258–280. – Kurt Ruh: David v. Augsburg und die Entstehung eines franziskanischen Schrifttums in dt. Sprache. In: Augusta 955–1955. Forschungen und Stud. zur Kultur- und Wirtschaftsgesch. Augsburgs. Hg. v. Clemens Bauer u. a. M¨unchen 1955, S. 71–82, hier S. 75 f. Etwas erw. in: Verba Vitae et Salutis (1959) S. 1–18, hier S. 8. Wieder in: Ders.: Kleine Schriften 2. Hg. v. Volker Mertens. Berlin/New York 1984, S. 46–67. – H. Unger (s. Ausg.). – Georg Steer: Die Passion Christi bei den dt. Bettelorden im 13. Jh. David v. Augsburg, ‹B. g. H.›, Hugo Ripelin v. Straßburg, Meister Eckharts ‹Reden der Unterweisung›. In: Die Passion Christi in Lit. und Kunst des Sp¨atMA. Hg. v. Walter Haug und Burghart Wachinger. T¨ubingen 1993, S. 52–75. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,2). T¨ubingen 21994, S. 75, 176 f. – Irmgard Elter/Michael Dallapiazza: Das Kapitel u¨ ber Kindererziehung in der ostschw¨abischen Bearbeitung des ‹B. g. H.› aus ¨ cgm 400. Edition und kulturgeschichtliche Uberle¨ gungen. In: ‹Ik lerde kunst dor lust›. Altere Sprache und Lit. in Forschung und Lehre. FS Christa Baufeld. Hg. v. Irmtraud R¨osler (Rostocker Beitr. zur Sprachwiss. 7). Rostock 1999, S. 125–150. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. Mu¨ nchen 52004. S. 371, 416. BJ Hester. – Bibeldichtung, zweite H¨alfte 13. Jh./ fr¨uhes 14. Jh. Die H. ist die anonym u¨ berlieferte volkssprachliche Paraphrase des alttestamenlichen Buches Esther. Die Dichtung umfasst 2016 Reimpaarverse und wird in zwei Sammelhandschriften 821
2. H¨alfte 13. Jh. des Dt. Ordens u¨ berliefert. Ob sie direkt im Auftrag des Ordens angefertigt wurde oder dieser sich ihrer sekund¨ar annahm, ist offen. In jedem Fall entspricht die H. dem literarischen Programm des Ordens, das einen deutlichen Schwerpunkt auf religi¨ose Erz¨ahlung, Bibeldichtung und Legenden legt und diese einem lateinunkundigen Laienpublikum verst¨andlich zu machen sucht. Umstritten ist auch, ob die H. vor oder nach dem → Passional (nach 1272 begonnen, um 1300 abgeschlossen) entstanden ist. Hier widersprechen sich die Thesen einer Beinflussung der H. durch das Passional und einer Anspielung auf die H. in der Ambrosiuslegende im Passional. Im ersten Fall w¨are die Entstehung der H. vor der des Passionals in der zweiten H¨alfte des 13. Jh. anzusiedeln, im zweiten Fall d¨urfte sie erst im fr¨uhen 14. Jh. entstanden sein. Die j¨ungere Forschung pl¨adiert f¨ur die fr¨uhe Datierung. Die Hauptquelle der H. sind die kanonischen Teile des Esther-Buches der Vulgata. Ihr folgt der Dichter in einer schlichten Erz¨ahlung, die sich stilistisch an der sp¨ath¨ofischen Epik orientiert. Der Verfasser der H. zeigt keinen besonderen theologischen Ehrgeiz und ist an einer ambitionierten Auslegung oder Deutung des Stoffes nicht interessiert. Wohl aber ist der Text durchgehend mit Verfasserzus¨atzen in Form von einfachen Erkl¨arungen versehen, die der Verst¨andlichmachung f¨ur den Laien dienen. Die weiteren Vorlagen des Nachdichters f¨ur die Gestaltung vereinzelter Stellen sind die apokryphen Zus¨atze zur Esther, die Historia scholastica des Petrus Comestors und v.a. das elfte Buch der Antiquitates Judaicae des Flavius Josephus. Ausgelassen hat er nach V. 386 einen Passus, der ihm zu anst¨oßig erschien (die Frauenhaus-Passage Est 2,10 ff.). Eigene Zugaben des Verfassers hingegen sind der Pro- und der Epilog. Im Prolog wird Christus um Inspiration gebeten und das Vorhaben, einen biblischen Text dem Laien in der Volkssprache verst¨andlich zu machen, gegen potentielle konservativ-geistliche Kritik verteidigt. Der Dichter zielt auf eine von Christus abgeleitete Legitima¨ tion zur Ubersetzung der Bibel in die Volkssprache. Im Epilog nimmt er die u¨ bliche typologische Ausdeutung des alttestamentlichen Buches Esther vor, indem er Hester auf Maria und Assuerus (Ahasveros) auf Christus bezieht. Das Werk wird mit einem langen Mariengebet abgeschlossen. Eine weitere (unabh¨angige) Versfassung des alttestamentlichen Buches findet sich in der → Meininger Reimbibel. Aus dem 15. Jh. stammen 822
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2. H¨alfte 13. Jh. zwei Prosaaufl¨osungen der H. Eine entstammt direkt der literarischen (Sp¨at-)Produktion des Dt. Ordens als Teil des Historienbuches J¨org → Stulers, das 1479 und teilweise kurz danach geschrieben wurde. Stuler bezeichnet sich darin selbst als «riter pruder dewtsch ordens». Die H. folgt hier auf eine Prosa-→ Judith (diese Abfolge findet sich auch bei den Versfassungen im Stuttgarter Sammelcodex [S]). Zusammen bilden die beiden Texte in Stulers Sammlung eine moralisch-didaktische Einheit. Ob Stuler die Prosaaufl¨osung selbst vorgenommen hat oder einer Vorlage entnahm, ist ungekl¨art. Außerdem u¨ berliefert eine Z¨urcher Sammelhandschrift von 1474 unter dem Titel Buoch von Hester der kunigin eine Prosa-H., die ein Auszug aus dem → Buch der K¨onige alter ˆe und niuwer ˆe in der Fassung des Schwabenspiegels ist. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgo 56, 103r–142r (Perg., drittes Viertel 14. Jh., ostmitteldt.) (B). – Stuttgart, LB, Cod. HB XIII 11, 45vc–51vc (Perg., zweites Viertel oder Drittel 14. Jh., ostmitteldt.) (S). – Zu Zeugnissen zu zwei weiteren Codices aus dem Besitz des Dt. Ordens vgl. Helm/Ziesemer 1951, S. 74. – Historienbuch J¨org Stulers: Stuttgart, LB, Cod. HB XIII 10, 364 Bll. (Pap., 1479, bair.), H.: 68r–80r. – Prosafassung nach dem Buch der K¨onige alter eˆ und niuwer ˆe: Z¨urich, ZB, Cod. Car. C 28, 259r–261v (1474–78, nordschweizerisch). Ausgaben: Karl Schr¨oder: Gedicht von der K¨onigin Hester. In: Germanistische Stud. Suppl. zur Germania 1. Hg. v. Karl Bartsch. Wien 1872 (Nachdr. Hildesheim/New York 1977) S. 247–315 (nach B). – Manfred Caliebe: H. Eine poetische Paraphrase des Buches Esther aus dem Ordensland Preußen. Edition und Komm. (Quellen und Stud. zur Gesch. des Dt. Ordens 21). Marburg 1985 (mit synoptischem Abdruck der Prosaaufl¨osung Jo¨ rg Stulers). Literatur: G¨unther Jungbluth, VL2 3 (1981) Sp. 1201 f.; 11 (2004) Sp. 656. – Gisela Kornrumpf: J¨org Stuler. In: VL2 9 (1995) Sp. 464–466; 11 (2004) Sp. 1461. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 417–421. – Norbert H. Ott/Dorothea Klein, Killy2 5 (2009) S. 379 f. – Karl Helm/Walter Ziesemer: Die Lit. des dt. Ritterordens (Gießener Beitr. zur dt. Philologie 94). Gießen 1951, S. 74 f. – Achim Masser: Bibel- und Legendenepik des dt. MA (Grundlagen der Germanistik 19). Berlin 1976, S. 77 f. – M. Caliebe (s. Ausg.) S. 126–326. – Arno Mentzel-Reuters: Bibeldichtung und Dt. Orden. In: Daphnis 26 (1997) S. 209–261 – Edith 823
Brun von Schonebeck ¨ Feistner/Michael Neecke/Gisela Vollmann-Profe: Krieg im Visier. Bibelepik und Chronistik im Dt. Orden als Modell korporativer Identit¨atsbildung (Hermaea NF 114). T¨ubingen 2007, S. 67–79, 211–216, 239 f. – A. Mentzel-Reuters: ‹Gote, Marˆıen und dem meistir›. Der Dt. Orden und die Anf¨ange der preußischen Literaturgesch. In: Ostpreußen – Westpreußen – Danzig. Eine hist. Literaturlandschaft. Hg. Jens St¨uben (Schr. des Bundesinst. f¨ur Kultur und Gesch. der Deutschen im o¨ stlichen Europa 30). Oldenburg 2007, S. 137–154, hier S. 145–148. VZ Brun von Schonebeck. ¨ – Verfasser geistlicher und weltlicher Dichtungen des 13. Jh. B. besuchte nach eigenen Angaben eine geistliche Schule. Er lebte als Patrizier und Ratsherr in Magdeburg, wo er auch der «Konstabler»Bruderschaft angeh¨orte, die sich aus dem h¨oheren B¨urgertum rekrutierte. Er schrieb in den Jahren 1275/76 eine umfangreiche Hohelied-Dichtung, eine Exegese des Bibeltextes, durchsetzt mit gelehrten Zitaten und langen Exkursen; daneben verfasste er eine fragmentarisch u¨ berlieferte Mariendichtung (Ave Maria), einige Kurzdichtungen u¨ ber Salomo und ein verlorengegangenes «dt. Buch», in dem ein von ihm organisiertes Patrizier-Fest beschrieben wird. ¨ Uberlieferung: Hohes Lied: Breslau, UB, Cod. R 482, Bl. 1r–210r (Pap., um 1400, ostmd.). – Kassel, UB/LMB, 2° Ms. poet. et roman. 36 (Perg., 14. Jh.). – Wolfenb¨uttel, Staatsarch., 12 Slg. Mappe 9 Nr. 8–10 (Perg.). – Ave Maria: G¨ottingen, SUB, 4° Cod. Ms. theol. 153, 211r–220v (Perg.). – L¨ubeck, Stadtarch., Hs. 1150 (A 4) (Perg., Mitte 14. Jh., nd.). – Lund, UB, Medelt. handskr. 32b, 1r–14v (Pap., ca. 15. Jh., nd.). Ausgaben: B. v. S. Hg. v. Arwed Fischer. 1893 (Edition des Hld.). – Edward Schr¨oder: Kasseler Bruchst¨uck des B. v. S. In: ZfdA 40 (1896) S. 101 f. – Fritz Breucker: Gedichte B.s v. S. In: Nd. Jb. 30 (1904) S. 81–146. – Wilhelm Norlind: Neuaufgefundene Bruchst¨ucke des ‹Ave Maria› B.s v. S. In: ebd. 53 (1927) S. 59–87. – Peter Karstedt/Herbert Wegener: Ein neues Bruchst¨uck des B. v. S. In: ebd. 63/64 (1937/38) S. 53–58. Literatur: Karl Janicke, ADB 3 (1876) S. 438. – Ehrismann 2 (1935) S. 675. – Ludwig Wolff, VL2 1 (1978) Sp. 1056–1061. – Hartmut Beckers, LexMA 2 (1983) Sp. 757. – De Boor/Newald 3,1 (51997) S. 427–429. – Elisabeth Wunderle/Red., Killy2 824
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Mechthild von Magdeburg 2 (2008) S. 229. – A. Fischer: Das Hohe Lied des B. v. S. Nach Sprache und Composition untersucht und in Proben mitgeteilt. Breslau 1886. Nachdr. Hildesheim 1977. – Fedor Bech: Zur Kritik und Erkl¨arung des B. v. S. In: ZfdA 40 (1896) S. 63–101. – Albert Leitzmann: Zu B. v. S. In: ZfdA 53 (1912) S. 61–69. – Edward Schr¨oder: Bruno v. Braunschweig und Bruno v. S. In: ZfdA 60 (1923) S. 151 f. – Karl Plenzat: Die Theophiluslegende in den Dichtungen des MA. Berlin 1926. Nachdr. Nendeln 1967. – L. Wolff: Das Magdeburger Gralsfest B.s v. S. In: Nd. Zs. f¨ur Volkskunde 5 (1927) S. 202–236. – Albert Bauers: Die neuaufgefundenen Handschriftfragm.e zu B. v. S. Diss. Hamburg 1932. – Ders.: Zur Frage nach den Quellen des ‹Ave Marias› B.s v. S. In: Korrespondenzbl. des Ver.s f¨ur nd. Sprachforschung 45 (1932) S. 36–38. – Annemarie H¨ubner: Das Hohe Lied des B. v. S. und seine Quelle. In: FS Ulrich Pretzel. Hg. v. Werner Simon/Wolfgang Bachofer/Wolfgang Dittmann. Berlin 1963, S. 43–54. – L. Wolff: Das Magdeburger Gralsfest B.s v. S. In: Ders.: Kleine Schr. zur altdt. Philologie. Berlin 1967, S. 401–417. – Albrecht Hagenlocher: Littera Meretrix: B. v. S. und die Schrift im MA. In: ZfdA 118 (1989) S. 131–163. – Andrea Seidel: B. v. S. und das Hohe Lied. In: Dˆo tagte ez. Dt. Lit. des MA in Sachsen-Anhalt. Hg. ders./Hans-Joachim Solms. D¨ossel 2003, S. 127–136. – Annette Volfing: The Song of Songs as Fiction: B. v. S.’s ‹Das Hohe Lied›. In: Vir ingenio mirandus. FS John L. Flood. Bd. 1. Hg. v. William Jones/William Kelly/Frank Shaw (GAG 710). G¨oppingen 2003, 137–154. MM Mechthild von Magdeburg, * um 1207, † um 1282 Kloster Helfta bei Eisleben. – Verfasserin des mystischen Werks Das Fließende Licht der Gottheit (FL). M. stammte aus einer wohlhabenden, einflussreichen Familie und wuchs in h¨ofischer Umgebung auf. Nach einem ersten Gnadenerlebnis mit zw¨olf Jahren ging sie nach Magdeburg, wo sie bis etwa 1260 als Begine lebte. Der Dominikaner Heinrich von Halle war ihr langj¨ahriger Beichtvater. Wohl wegen einer schweren Krankheit kehrte M. in den 1260er Jahren zeitweilig zu ihrer Familie zur¨uck. Zuletzt lebte sie krank und erblindet im Kloster ¨ Helfta. Uber M.s Tod berichtete → Gertrud von Helfta im Legatus divinae pietatis in hagiographischer ¨ Uberh¨ ohung. 825
2. H¨alfte 13. Jh. Ihre mystischen Visionen schrieb M., eine Frau ohne theologische Bildung, – autorisiert durch g¨ottlichen Schreibbefehl und abgesichert durch kirchlichen Schutz – seit der Jahrhundertmitte bis in die fr¨uhen achtziger Jahre auf. FL zeichnet inhaltliche Vielfalt – neben biographischen Aspekten spielen kirchliche (u. a. heftige Kritik an unw¨urdigen Vertretern der Kirche) und heilsgeschichtliche Betrachtungen eine Rolle – sowie formale Vielgestaltigkeit – Liebespreis und -klage, Gebet, Vision, traktatartige Abhandlung, Allegorie, Lehr- und Streitgespr¨ach; lange prosaische Abschnitte kommen ebenso vor Lyrismen, wobei Vers und Reim unkonventionell behandelt werden – aus. Dass es bereits vor der sieben B¨ucher umfassenden Form des FL und einer zu Lebzeiten M.s ¨ begonnenen Ubersetzung in Lateinische, den Revelationes, Teilver¨offentlichungen gegeben hat, geht daraus hervor, dass das FL Publikumsreaktionen reflektiert. Neben dem Einfluss der Bibel – außer dem Hohen Lied sind f¨ur M.s Text wichtig die B¨ucher Moses, Jeremias und Daniel sowie der Psalter und besonders der 2. Korintherbrief – wurde im Verlauf des Werks zunehmend die Liturgie wichtig. Die Darstellung der unio mystica ist in der Symbolsprache der von → Bernhard von Clairvaux beeinflussten Brautmystik gehalten. Vorstellbar ist auch der Einfluss volkssprachiger mystischer Texte (→ Hadewijch, Beatrix von Nazareth). Anteil am FL haben sicher auch die h¨ofische Kultur – literarisch vermittelt und auf perso¨ nlicher Kenntnis beruhend – und außerliterarisch-m¨undliche Traditionen. Nach einem ersten fr¨uhen Erfolg und einem gewissen Einfluss auf die Texte der Helftaer Mystikerinnen erreichte das Buch seine st¨arkste Wirkung erst im 14. Jh. in Basel, wo der Weltpriester → Heinrich von N¨ordlingen f¨ur den Kreis, den er um sich gebildet hatte, die mnd. Fassung des FL ins Oberdeutsche u¨ bersetzen hat lassen. Heinrichs Verbindungen zu den Frauenkl¨ostern seiner s¨uddt. Heimat machten den Text auch dort bekannt. In Engelthal entstand das vielleicht vom FL angeregte Gedicht → Der Minne Spiegel. Nicht ohne Wirkung d¨urfte die Lektu¨ re des FL auch auf die Offenbarungen der Nonne Margaretha → Ebner in Maria Meidingen bei Dillingen gewesen sein. ¨ Uberlieferung: Einsiedeln, Stiftsbibl., Msc. 277 (1014) 2r–166r (Perg., zweite H¨alfte 14. Jh., aus dem Nachlass der Basler Begine Margret zem Guldin 826
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2. H¨alfte 13. Jh. Ring in Basler Schreibsprache) (E). – Ein Drittel enth¨alt das Exzerpt in der Hs. Colmar, StB, Ms. CPC 2137 (fr¨uher Bibl. du Consistoire, ms. 2137, 77v–141r (Pap., erste H¨alfte 15. Jh., els¨assisch). – Ein knappes F¨unftel enth¨alt das Exzerpt W¨urzburg, Bibl. des Franziskanerklosters, Hs. I 110, 40ra–62vb (Pap., letztes Drittel 14. Jh., ostfr¨ankisch); richtige Blattfolge s. Kornrumpf 1968, S. 284, Anm. 2. – Ein gutes Zehntel steht im Exzerpt Budapest, Sz´ech´enyi-Nationalbibl., Cod. Germ. 38, 226r–245r (Pap., aus der Benediktinerabtei Millstatt, 1416, nieder¨osterr.). – Streu¨uberlieferung. ¨ Die bald nach M.s Tod erolgte Ubersetzung der B¨ucher I–VI ins Lateinische durch mindestens zwei Hallenser Dominikaner befindet sich in Basel, UB, Mscr. B IX 11, 51ra–91va (Perg., um 1350); daraus mit wenigen L¨ucken abgeschrieben: ebd., Mscr. A VIII, 99r–154v und 159r–195v (Perg., aus dem Basler Kart¨auserkloster, fr¨uhes 15. Jh.). Aus einer Vorstufe von B IX 11 wurde die lat. Fassung ins Deutsche r¨uck¨ubersetzt und blieb in einer Abschrift erhalten in der Wolhusener Hs., jetzt Immensee (Kt. Schwyz), Bibl. des Missionshauses, Cod. Nc/340, Teil II, 2v–220r mit einigen L¨ucken (Pap., 1517, nordostschweizerisch). Ausgaben: Offenbarungen der Schwester M. v. M. oder Das fließende Licht der Gottheit. Aus der einzigen Hs. des Stiftes Einsiedeln. Hg. v. Gall Morel. Regensburg 1869. Nachdrucke 1963, 1976, 1980. – Revelationes Gertrudianae ac Mechtildianae [...] Opus ad codicium fidem nunc primum integre editum Solesmensium O.S.B. Monachorum cura et opera. 2 Bde. Poitiers/Paris 1875–77; Bd. 2: Sororis Mechtildis ejusdem ordinis Lux divinitatis, S. 423–643. – Das fließende Licht der Gottheit. Nach einer neugefundenen Hs. (W¨urzburg). Hg. und u¨ bers. v. Wilhelm Schleussner. Mainz/Wiesbaden 1929. – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texte und Zeugnisse. 1. Teilbd. (Die dt. Lit. 1,1). Mu¨ nchen 1965. 21988, S. 576–581 ¨ (Teilabdruck, mit Ubers.). – ‹Das fließende Licht der Gottheit›. Nach der Einsiedler Hs. in krit. Ver¨ gleich mit der gesamten Uberl. Hg. v. Hans Neumann. Bd. 1: Text. Besorgt v. Gisela VollmannProfe (MTU 100). M¨unchen/Z¨urich 1990. Bd. 2: Unters. Erg¨anzt und zum Druck eingerichtet v. G. Vollmann-Profe. Mu¨ nchen/Z¨urich 1993. – Dt. Mystik. Hildegard v. Bingen, M. v. M., Meister Eckhart, Johannes Tauler, Rulman Merswin, Heinrich v. N¨ordlingen, Margaretha Ebner, Heinrich 827
Mechthild von Magdeburg Seuse, Christine Ebner. Lieder. Ausgew¨ahlt, u¨ bertragen und eingel. v. Louise Gn¨adinger. Z¨urich 1989. 21994. – Das fließende Licht der Gottheit M.s v. M. Die Fassung der sogenannten Wolhusener Hs. Text und Unters. Vorgelegt v. Elke Senne. Diss. Univ. M¨unchen 2000. MikroficheAusg. 2002. – Das fließende Licht der Gottheit. Hg. v. G. Vollmann-Profe (BMA 19/BdK 181). Frankfurt/M. 2003 . Neuausg. Berlin 2010 (ohne Lesartenapparat). – ‹Ich tanze, wenn du mich f¨uhrst›. Ein H¨ohepunkt dt. Mystik. Ausgew¨ahlt, u¨ bers. und eingel. v. M. Schmidt. Freiburg i. Br. u. a. 2001. – Selections from The flowing light of the Godhead. Translated from the Middle High German with introduction, notes and interpretive essay. Hg. Elizabeth A. Andersen. Cambridge 2003. – ‹Das fließende Licht der Gottheit›. Eine Auswahl. Mhd./Nhd. Hg. v. G. Vollmann-Profe. Stuttgart 2008. ¨ Ubersetzungen: s. auch Ausg. – Josef M¨uller: Leben und Offenbarungen der heiligen Mechtildis und der Schwester Mechtildis, Jungfrauen aus dem Orden des heiligen Benediktus. Bd. 2. Regensurg 1881. – Lucy Menzies: The Revelations of M. v. M. (1210–1297) or The flowing Light of the Godhead. London u. a. 1953. – Das fließende Licht der Gottheit. Eingef¨uhrt und u¨ bers. v. Margot Schmidt. Mit einer Studie v. Hans Urs v. Balthasar. Einsiedeln u. a. 1955. – Het vloeiende Licht der Godheid. ¨ Ubers. ins Niederl¨andische von Sr. M. Constanza (Werken can Mystieken 10). Br¨ugge 1957. – O. Karrer: Pilgers Sehnsucht, 1958 (Ausz¨uge). – La luce fluente della Divinit`a. A cura di Paola SchulzeBelli. Florenz 1991. – Das fließende Licht der Gott¨ heit. 2., neubearb. Ubers. mit Einf. und Komm. v. Margot Schmidt. – The Flowing Light of the Godhead. Translated and introduced by Frank Tobin. Preface by Margot Schmidt. New York 1997. – Meditations from M. of M. Ed. and mildly modernized by Henry L. Carrigan, jr. Brewster, Mass. ¨ 1999. – Zahlreiche Auswahltexte in Ubersetzungen, s. Lewis Nr. 1354 ff. Bibliographie: Gertrud Jaron Lewis: Bibliogr. zur dt. Frauenmystik des MA. Berlin 1989, S. 164–218, Nr. 1339–1502. Literatur: Margot Schmidt, Dict. Spir. 10 (1980) Sp. 877–885. – Hans Neumann, VL2 6 (1987) Sp. 260–270. – M. Schmidt, MarLex 4 (1992) S. 378–380. – Karl Dienst, BBKL 5 (1993) Sp. 1146 f. – Louise Gn¨adinger, LexMA 7 (1993) 828
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2. H¨alfte 13. Jh. Zum Funktionieren und zur Funktion der Compassio im ‹F. L. d. G.› M.s v. M. G¨oppingen 1985. – W. Haug: Zur Grundlegung einer Theorie des mystischen Sprechens. In: Abendl¨andische Mystik im MA. Symposion Kloster Engelberg 1984. Hg. v. K. Ruh (Germanistische Symposien. Berichtsbde. 7). Stuttgart 1986, S. 494–508. Wieder in: Ders.: Bre¨ chungen, a. a. O., S. 531–544; dort auch: Uberlegungen zur Revision meiner ‹Grundlegung einer Theorie des mystischen Sprechens›, S. 545–549. – Paul Michel: ‹Durch die bilde u´ ber die bilde›. Zur Bildgestaltung bei M. v. M. In: Abendl¨andische Mystik, a. a. O., S. 509–526. – M. Schmidt: ‹die spilende minnevluot›. Der Eros als Sein und Wirkkraft bei M. v. M. In: ‹Eine H¨ohe, u¨ ber die nichts geht›. Spezielle Glaubenserfahrung in der Frauenmystik. Hg. v. ders./D. R. Bauer. Stuttgart-Bad Cannstatt 1986, S. 71–133. – Niklaus Largier: ‹Anima mea liquefacta est›. Der Dialog der Seele mit Gott bei M. v. M. und Heinrich Seuse. In: Communio. Internationale Katholische Zs. 16 (1987) S. 227–237. – Sonja A. Buholzer: Stud. zur Gottes- und Seelenkonzeption im Werk der M. v. M. Bern 1988. – Ursula Peters: Religi¨ose Erfahrung als literarisches Faktum. Zur Vorgesch. und Genese frauenmystischer Texte des 13. und 14. Jh. T¨ubingen 1988. – A. M. Haas: M.s v. M. dichterische ‹heimlichkeit›. In: ‹Gotes und der werlde hulde›. Lit. in MA und Neuzeit. FS Heinz Rupp. Hg. v. R¨udiger Schnell. Bern/Stuttgart 1989, S. 206–223. – Eberhard Nellmann: ‹Dis b˚uch ... bezeichnet alleine mich›. Zum Prolog v. M.s ‹F. L. d. G.›. In: ebd., S. 200–205. – Marianne Heimbach: ‹Der ungelehrte Mund› als Autorit¨at. Mystische Erfahrung als Quelle kirchlich-prophetischer Rede im Werk M.s v. M. Stuttgart-Bad Cannstatt 1989. – M. Schmidt: ‹Frau Pein ihr seid mein n¨achstes Kleid›. Zur Leidensmystik der M. v. M. In: Die dunkle Nacht der Sinne und des Geistes. Hg. v. Gotthard Fuchs. D¨usseldorf 1989, S. 63–107. – A History of Women Philosophers. Bd. 2: Medieval, Renaissance and Enlightenment Women Philosophers, A. D. 500–1600. Hg. v. Mary Ellen Waithe. Boston 1989, S. 115–140. – Johanna Lanczkowski: Einfluß der Hohelied-Predigten Bernhards auf die drei Helftaer Mystikerinnen. In: Erbe und Auftrag 66 (1990) S. 17–28. – M. Schmidt: Versinnlichte Transzendenz bei M. v. M. In: Stud. zur fr¨uhen Mystik des Abendlandes. Hg. v. Dietrich Schmidtke. Stuttgart-Bad Cannstatt 1990, S. 61–88, 107–133. – N. Largier: ‹in 831
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2. H¨alfte 13. Jh. u. a. T¨ubingen 1996, S. 264–272. – Ernst Hellgardt: Darbietungsformen geistlicher Gehalte im Werk M.s v. M. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Hg. v. Timothy R. Jackson u. a. T¨ubingen 1996, S. 319–337. – Katharina Bochsler: ‹Ich han da inne ungehoert´u ding gesehen›. Die Jenseitsvisionen M.s v. M. in der Tradition der ma. Visionslit. Bern u. a. 1997. – Michael Egerding: Die Metaphorik der sp¨atma. Mystik. 2 Bde. Paderborn 1997. – F. Tobin: Audience, Authorship and Authority in M. of M.’s ‹Flowing Light of the Godhead›. In: Mystics’ Quarterly 23 (1997) S. 8–17. – Rosalynn Voaden: All Girls Together: Community, Gender and Vision in Helfta. In: Medieval Women in their Communities. Hg. v. Diane Watt. Toronto/Buffalo 1997, S. 72–91. – Michael Bangert/Hildegund Keul: ‹Vor dir steht die leere Schale meiner Sehnsucht›. Die Mystik der Frauen von Helfta. Leipzig 1998. – Burkhard Hasenbrink: ‹D. F. L. d. G.› M.s v. M. In: Bete und arbeite! Zisterzienser in der Grafschaft Mansfeld. Hg. v. Esther Pia Wipfler. Halle/S. 1998, S. 149–159. – Fernanda Rosso Chioso: M. v. M. Poesia e scrittura. Bologna 1998. – Maren Ankermann: Spielarten erlebnismystischer Texte. M. v. M.: ‹Das fließende Licht der Gottheit› – Gertrud die Große von Helfta: ‹Legatus divinae pietatis›. In: Schwierige Frauen – schwierige M¨anner in der Lit. des MA. Hg. v. A. M. Haas/I. Kasten. Bern u. a. 1999, S. 119–138. – W. Beutin: ‹Ego semper vivere vellem in his poenis ...›. Der Tod der Mystikerin. In: ebd., S. 189–219. – A. M. Haas: Das Nichts Gottes und seine Sprengmetaphorik. In: Lese-Zeichen. Semiotik und Hermeneutik in Raum und Zeit. FS Peter Rusterholz. Hg. v. Henriette Herwig. Tu¨ bingen u. a. 1999, S. 53–70. – B. McGinn: Suffering, Emptiness and Annihilation in Three Beguine Mystics. In: Homo Medietas. FS A. M. Haas. Hg. v. Claudia Brinker-von der Heyde/N. Largier. Bern u. a. 1999, S. 155–174. – Sara G. Poor: Gender und Autorit¨at in der Konstruktion einer schriftlichen Tradition. In: Autorit¨at der/in der Sprache, Lit., neuen Medien. Hg. v. Ju¨ rgen Fohrmann u. a. (Vortr¨age des Bonner Germanistentages 1997). Bielefeld 1999, S. 532–552. – Paola Schulze-Belli: A New Perspective on the Metaphorical Language of M. v. M.’s ‹Flowing Light of the Godhead›. Some Considerations about the Language of the Mystics. In: JOWG 11 (1999) S. 211–232. – Helena Stadler: Die S¨underin Eva aus frauenmystischer Sicht: Zur Genesis-Auslegung M.s v. M. 834
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2. H¨alfte 13. Jh. In: Schwierige Frauen – schwierige M¨anner in der Lit. des MA. Hg. v. A. M. Haas/I. Kasten. Bern u. a. 1999, S. 201–220. – E. A. Andersen: The voices of M. of M. Oxford u. a. 2000. – B. Hasebrink: Spiegel und Spiegelung im ‹F. L. d. G.›. In: Dt. Mystik im abendl¨andischen Zusammenhang. Neu erschlossene Texte, neue methodische Ans¨atze, neue theoretische Konzepte. Hg. W. Haug/Wolfram Schneider-Lastin. Tu¨ bingen 2000, S. 157–174. – N. Largier: Von Hadewijch, M. und Dietrich zu Eckhart und Seuse? Zur Historiographie der ‹dt. Mystik› und der ‹dt. Dominikanerschule›. In: ebd., S. 93–117. – B. McGinn: The Four Female Evangelists of the Thirteenth Century. The Invention of Authority. In: ebd. , S. 175–194. – G. Vollmann-Profe: M. v. M. – dt. und lat. In: ebd., S. 133–156. – W. Haug: Gotteserfahrung und Du-Begegnung. Korrespondenzen in der Gesch. der Mystik und Liebeslyrik. In: Geistliches in weltlicher und Weltliches in geistlicher Lit. des MA. Hg. v. Christoph Huber u. a. T¨ubingen 2000, S. 195–212. – H. E. Keller: My Secret is mine. Studies on Religion and Eros in German Middle Ages. Leuven 2000. – F. Tobin: M. v. M., the devil and antichrist. In: The mystical gesture. Essays on medieval and early modern spiritual culture in honour of Mary M. Giles. Hg. v. Robert Boenig. Aldershot 2000, S. 9–22. – Barbara Weber: Die Funktion der Alltagswirklichkeit in der Metaphorik M.s v. M. G¨oppingen 2000. – H. Stadler: Konfrontation und Nachfolge. Die metaphorische und narrative Ausgestaltung der unio mystica im Fliessenden Licht der Gottheit von M. v. M. Bern u. a. 2001. – Theresia Heimerl: Frauenmystik – M¨annermystik? Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung von Gottesund Menschenbild bei Meister Eckhart, Heinrich Seuse, Marguerite Porete und M. v. M. Mu¨ nster u. a. 2002. – Claudia Spanily: Autorschaft und Geschlechterrolle. M¨oglichkeiten weiblichen Literatentums im MA. Frankfurt/M. u. a. 2002. – Mark Emanuel Amtst¨atter: Die Partitur der weiblichen Sprache. Sprach¨asthetik aus der Differenz der Kulturen bei M. v. M. Berlin 2003. – E. A. Andersen: ‹D. F. L. d. G.› und der Psalter: Dialogische Beziehungen. In: Dialoge. Sprachliche Kommunikation in und zwischen Texten im dt. MA (Hamburger Colloquium 1999). Hg. v. Nikolaus Henkel u. a. T¨ubingen 2003, S. 225–238. – Gerd Dicke: Aus der Seele gesprochen – Zur Semantik und Pragmatik der Gottesdialoge im ‹F. L. d. G.› M.s. 835
Mechthild von Magdeburg v. M. In: ebd., S. 267–278. – Almut Suerbaum: Dialogische Identit¨atskonzeption bei M. v. M. In: ebd., S. 239–255. – Annette Volfing: Dialog und Brautmystik bei M. v. M. In: ebd., S. 257–266. – J¨org Seelhorst: Autoreferentialit¨at und Transformation. Zur Funktion mystischen Sprechens bei M. v. M., Meister Eckhart und Heinrich Seuse. T¨ubingen/Basel 2003. – F. Tobin: Hierarchy and Ponerarchy: M. v. M.’s Vidual Representations of Spiritual Orders. In: Nu lˆon ich iu der gˆabe. FS F. G. Gentry. Hg. Ernst Ralf Hintz. G¨oppingen 2003, S. 241–253. – H. Keul: Verschwiegene Gottesrede. Die Mystik der Begine M. v. M. Innsbruck/Wien 2004. – Sara S. Poor: M. of M. and her book. Gender and the making of textual authority. Philadelphia 2004. – Waltraud Verlaguet: L’ e´ loignance. La th´eologie de Mechtild de Magdebourg (XIIIe si`ecle). Bern u. a. 2005. – Josephine Driller: ‹O du gießender Gott in deiner Gabe!› Gaben und Gegengaben im Werk der M. v. M. Diss. Paderborn 2005. – Burkhard Hasebrink: ‹Ich kann nicht ru¨ ¨ hen, ich brenne›. Uberlegungen zur Asthetik der Klage im ‹F. L. d. G.›. In: Das fremde Sch¨one. Di¨ mensionen des Asthetischen in der Lit. des MA. Hg. v. Manuel Braun/Christopher Young. Berlin/New York 2007, S. 91–107. – H. Keul: M. v. M. Poetin – Begine – Mystikerin. Freiburg i. Br. u. a. 2007. – Dies. (Hg.): Lebensorte – Lebenszeichen. Auf den Spuren v. M. v. M. und Elisabeth von Th¨uringen. Ostfildern 2007. – Christoph Quarch: Die Erotik des Betens. Eine mystische Gebetsschule mit M. v. M. und Rumi. Mu¨ nchen 2007. – Almudena Villena Otero: ‹O du vliessender got›. Die Sprache in Bewegung bei M. v. M. In: Euph. 101 (2007) S. 301–336. – Gisela Vollmann-Profe: M. in der Provinz. ‹D. f. L. d. G.› und ‹Das Leben der heiligen Dorothea›. In: Impulse und Resonanzen. Hg. v. ders. u. a. T¨ubingen 2007, S. 265–274. – Barbara Br¨uning: M. v. M., Mechthild v. Hackeborn, Gertrud die Große. Mit den Augen der Seele schauen. Leipzig 2008. – Bal´azs J. Nemes: Ein neues Exzerpt aus M.s v. M. ‹Lux divinitas›. In: ZfdA 137 (2008) S. 354–369. – Ders.: ‹Eya herre got, wer hat dis buoch gemachet?› Zum Umgang v. Editoren und Redaktoren mit der ‹Autorin› M. v. M. In: Autoren und Redaktoren als Editoren. Hg. v. Jochen Golz/Manfred Koltes (Beihefte zu editio 29). T¨ubingen 2008, S. 18–34. . – Natalija Ganina/Catherine Squires: Ein Neufund des ‹F. L. d. G.› aus der Universit¨atsbibl. Moskau und Probleme ¨ der M.-Uberl. In: Indoevropejskoe jazykoznanie 836
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Salve regina i klassiceskaja filologija – XIII. Materialy ctenij, posvjaˇscennych pamjati professora Iosifa Moiseevica Tronskogo. 22–24 ijunja 2009 g. [Indoeurop¨aische Sprachwiss. und Klassische Philologie – XIII. Arbeitsmaterialien gewidmet dem Gedenken an I. M. Tronskij. 22.-24. Juni 2009]. Hg. v. Nikolai A. Bondarko/Nikolai N. Kazansky. St. Petersburg 2009, S. 643–654. – Christine Stridde: Verbalpr¨asenz und g¨ottlicher Sprechakt. Zur Pragmatik spiritueller Kommunikation ‹zwischen› ‹St. Trudperter Hoheslied› und M.s v. M. ‹D. F. L. d. G.›. Stuttgart 2009, bes. S. 75–100. – B. J. Nemes: Von der Schrift zum Buch – vom Ich zum Autor. ¨ Zur Text- und Autorkonstitution in Uberl. und Rezeption des ‹F. L. d. G.› M.s v. M. (Bibliotheca Germanica 55). T¨ubingen 2010. BJ Salve regina (dt.). – Marianische Antiphon. Das S. r., eine hymnische F¨urbitte, geh¨ort zusammen mit Alma redemptoris mater, Ave regina coelorum und → Regina coeli zu den großen marianischen Antiphonen. Seine Anf¨ange reichen ins 11. Jh. zur¨uck. Als Verfasser entweder des ganzen Textes oder eines sp¨ateren Zusatzes («o clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria») wurden verschiedentlich → Hermann von Reichenau, → Bernhard von Clairvaux, Petrus von Compostela und Adhemar von Monteil angenommen. Gesungen wurde das S. r. in der dorischen Choralmelodie. Die heute u¨ bliche einfache Singweise stammt von Henri Du Mont, dem Kirchenkapellmeister Ludwigs XIV. Die besondere Stellung des S. r. in der Marienverehrung bezeugen nachdr¨ucklich Dante, → Seuse und der Große → Seelentrost. In Dantes Divina Commedia stimmen es zu Beginn des ‹Purgatorio› die s¨aumigen F¨ursten an, in seiner Vita tr¨ostet der Mystiker die Schmerzensmutter mit dem S. r. und das katechetische Lehrbuch beschreibt das liturgische Zeremoniell, das mit dem gregorianischen Gesang verbunden war. Das S. r. hat Eingang gefunden in das → Luzerner Weltgerichtsspiel und in das → M¨unchner Weltgerichtsspiel bei der Anrufung Marias durch die Verdammten. In Der → maget krone singen die Seelen im Fegefeuer das S. r. in der Hoffnung auf Marias Hilfe. Schriften zum S. r. verfassten Odo von Morimond, → Franz von Retz, → Albert von Weißenstein und Johannes → Henlein. Lieder u¨ ber das S. r. stammen von → Konrad von Haimburg, Heinrich → Laufenberg, → Johannes de Werdea und Caspar → Singer. 837
2. H¨alfte 13. Jh. Der liturgische Ort der Antiphon befand sich urspr¨unglich im monastischen Stundengebet in den Laudes und in der Vesper an den Festen Mari¨a Reinigung (2. Februar), Mari¨a Verk¨undigung (25. M¨arz), Mari¨a Aufnahme in den Himmel (15. August) und Mari¨a Geburt (8. September), seit dem 13. Jh. t¨aglich nach der Komplet. Volkssprachliche Bearbeitungen finden sich vermehrt ab dem 14. Jh. und besonders zahlreich im 15. Jh. Fr¨uher ¨ schon weist das → Arnsteiner Mariengebet Ubereinstimmungen mit der Schlussanrufung des S. r. auf. Aus musikgeschichtlicher Sicht verdankt sich die F¨ulle erlesener S. r.-Kompositionen den im Sp¨atMA entstehenden abendlichen SalveAndachten. Ausgaben: Franz J. Mone: Lat. Hymnen des MA. Bd. 2. Freiburg i. Br. 1854, Nr. 487–495. – AH 50 (1907) S. 318 f., 657. – Dreves/Blume 1 (1909) S. 156. – Antiphonale monasticum pro diurnis horis. Paris u. a. 1934, S. 176 f. – Adolf Adam: Te Deum Laudamus. Große Gebete der Kirche. Lat.dt. Freiburg u. a. 21990, S. 174 f., 226. Dt. Versparaphrasen und Glossengedichte: a) Du wis gegruezt mueter chunigin der paremherczichayt. Reimprosa-Paraphrase in Stift Heiligen¨ Cod. 251, 107r (13. Jh.) kreuz (NO), e e b) Wis gegruzt chuniginne Ein m˚uter der warn minne. Reimverse. Im M¨unchner Gebetbuch des Cgm 73, 15r–16r, um 1300. c) Salue regina K¨unigin Maria Gottez m˚uter u¨ berlaut. Glossengedicht in Reimpaaren. M¨unchen, BSB, Cgm 5249/59 a (14. Jh.). – Dresden, LB, Cod. germ. chart. M 68, 52r–54r. – Pannonhalma, 118.I.46, 40r–43v. Ausgaben: Moriz Haupt: S. r. In: Altdt. Bll. 1 (1836) S. 78–88. – Paula Hefti (Hg.): Cod. Dresden M 68 (Bibliotheca Germanica 23). Bern 1980, S. 312–322. d) Salue. Gegr¨usset seystu aller enngel fraw Der claren gothait s¨usser taw. Augsburg, UB, Cod. OettingenWallerstein III. 1.8° 6, 181r–186r. – Berlin, SBB, Mgq 494, 7v–11r. – Ebd., Mgq 2025, 242r–243r. – Breslau, UB, I D 7, 220r–224v. – Freiburg, UB, Hs. 44, 33r–35v. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 141, 49v–53r. – Ebd., Cgm 484, 55v–57v. – Ebd., Cgm 6351, 70v–73v. – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 1734, 156v–159r. – Stift Rein bei Graz, Einzelbla. – T¨ubingen, UB, Cod. Md 123, 82v–84r. – Udine, Archivio Capitolare, Ms. n. 58, ¨ 138v–139r. – Wien, ONB, Cod. 3835, 104r–105v. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 1142 Novi, 200r–205r. 838
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2. H¨alfte 13. Jh. Abdrucke: Adelbert v. Keller: Altdt. Gedichte. T¨ubingen 1846 (nach T¨ubingen). – Christian W. Fr¨ohner, in: ZfdA 11 (1859) S. 36 ff. (nach Freiburg). – Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. 2. Leipzig 1867 (nach SBB mgq 494 und Freiburg). – Joseph Klapper, in: Mitt. der schlesischen Ges. f¨ur Volkskunde 34 (1934) S. 114 ff. (nach Breslau). Literatur: Helmut de Boor: Ein sp¨atmhd. Glossengedicht u¨ ber das S. r. In: M¨archen, Mythos, Dichtung. FS Friedrich v. der Leyen. Hg. Hugo Kuhn. M¨unchen 1963, S. 335–342. e e) Wir gruzen dich koniginne Des himels keiserinne. Reimpaarparaphrase. Kassel, UB/LMB, 2° Ms. poet. et roman. 35, 2rv (zweite H¨alfte 14. Jh.). Abdruck: Hartmut Jakobi: Ein Kasseler Bruchst¨uck der ‹Erl¨osung› und einer mhd. Gebetsslg. In: ZfdA 117 (1988) S. 146–155. f) Maria kuniginne Dich gruzen mine sinne. Reimpaarverse. Hs. war 1943 im Besitz von Alois Bernt; dessen Datierung auf das 13. Jh ist nicht gesichert. Abdruck: A. Bernt: Altdt. Findlinge aus B¨ohmen. Br¨unn u. a. 1943. fa) Melk, Stiftsbibl., cod. 1547, p. 293 ff. g) Salve regina. Gegr¨usst seyst˚u kunigyn In hymel und a¨uch in erden Pit so fur uns den sune dein Das wir auch selig werden. Kreuzreime. Augsburg, UB, Cod. Oettingen-Wallerstein III. 1.8° 27, 157v–160v. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 827, 180r–183v. – M¨unchen, UB, 8° cod. ms. 258, 2r–5r. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 2.4. Aug. 2°, 235rv. Abdrucke: Franz J. Mone: Lat. Hymnen des MA. Bd. 2. Freiburg i. Br. 1854, S. 211. – Karl Euling: Kleinere mhd. Erz¨ahlungen, Fabeln und Lehrgedichte. Bd. 2 (DTM 14). Berlin 1908, S. 197 f. h) Gegrusset seistu kunigin Der hymel und der erden Gen got der werlt versuneryn Laz dir z˚u dinst werden. N¨urnberg, StB, Cent. VII, 24, 137v–140r. – Ebd., Will II, 19.8°, 78v–82r. – Augsburg, UB, Cod. Oettingen-Wallerstein III.1.2° 33, 46v–48r. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 466, 11r–14r. Ausgaben: Karl Bartsch: Die Erl¨osung. Mit einer Auswahl geistlicher Dichtungen (Bibl. der gesammten dt. National-Lit. 37). Quedlinburg 1858, S. 236–238. – Wackernagel, Nr. 485. e e i) Fraw von herczen wir dich grussen Chunigin der parmherczikhayt. Freie Vers¨ubertragung, die sich als Gemeindelied eignet. Heidelberg, UB, Cpg 109, 111v. – Ebd., Cpg 645, 214rv. – Michaelbeuern bei Salzburg, Benediktinerabtei, Bibl., Ms. cart. 1, 839
Salve regina 10v–11r. – M¨unchen, BSB, Cgm 716, 204v–205r. – Ebd., Clm 3240, 59v. – Ebd., Clm 5023, 46r. – Ebd., Clm 6034, 88r–89r. – Salzburg, St. Peter, a II 9, 21v–22v. – Ebd., b II 21, 200r (fragm.). – Wien, ¨ ONB, Cod. 3835, 78r–80r. Ausgaben: Mone, S. 205. – Wackernagel, Nr. 671–673. Melodie: Wilhelm B¨aumker: Das katholische dt. Kirchenlied in seinen Singweisen 2. Freiburg i. Br. 1886, S. 69 f. – Joachim Angerer: Lat. und dt. Ges¨ange aus der Zeit der Melker Reform (Forschungen zur a¨ lteren Musikgesch. 2). Wien 1979, S. 142 f. Literatur: Rudolf Stephan: Die Lieder der Ebersberger Hs., jetzt Clm 6034. In: Jb. f¨ur Liturgik und Hymnologie 2 (1956) S. 98–104. – W. Lipphardt: Dt. Antiphonenlieder des Sp¨atMA in einer Salzburger Hs. In: ebd. 27 (1983) S. 39–82. j) Got gruße dich k˚unegen der ewekeit. Paraphrase. Aschaffenburg, Hofbibl., Ms. 44, 61rv. e e k) Ich grussen dich du aller hoster hort In den der vatter sin eygens wort Goß da ermensche wolte werden. Reimpaarverse. Darmstadt, LB, Hs. 1881, 28v–33r. e l) Salue regina misericordie Du suses leben aˇ ne we. Reimpaargedicht mit Glossen. Frauenfeld, Kantonsbibl., Y 80, 219v–220v. m) Mit disem tewschen salve regina Gruß ich dich kungin Maria. Maria m¨uter rayne mayd Ain kungin aller barmherczikait. M¨unchen, BSB, Cgm 353, 190r. n) Salve k¨uniginne erbarmung reich Gotes m˚uter gar minnekleich. Freie Reimpaarparaphrase. M¨unchen, BSB, Cgm 365, 167r. e o) Salue. Gott gruß dich edle kayserine Mein hertz sich ymmer nach dir brinne. M¨unchen, BSB, Cgm 695, 137r–138r. p) Ghegrot systu barmhertighe konyncgynne Den armer sonderen eyne trosterynne. M¨unster, UB, Hs. 764 (Nr. 413), 292rv (Kriegsverlust). q) Gegrusset syest du kungin Aller barmhertzigkeit ein voller schrin. Marienpreis in Reimpaarversen. St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1006, S. 500–525. e r) Gegrußet syst˚u mit innekeit O konnegyn der barmherczekeit. Straßburg, UB, Cod. 1995, 90r–91r (datiert 1428). s) Got grote dy moder unde maghet De godde also wol behaghet. Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 1279, 147v–157r. t) Glossenlieder und -gedichte des Heinrich → Laufenberg. Ausgabe: Wackernagel, Nr. 764, 769, 772, 773. 840
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Monch ¨ Felix u) Reimpaarspruch des Lienhart → Peuger. v) Glossengedicht des Valentin → Bannholtzer. Ausgabe: Thomas Cramer (Hg.): Die kleineren Liederdichter des 14. und 15. Jh. 1. M¨unchen 1977, S. 60–62. w) Glossengedicht des Hieronymus Schenk von Siemau. x) Glossenlieder und Paraphrasen in Meistert¨onen von Michael → Behaim, Caspar → Singer, Hans → Sachs und anonym. y) Dt. Versparaphrasen in Der → maget krone und im → Luzerner Weltgerichtsspiel. Literatur: Henri Leclercq: DACL 15/1 (1950) Sp. 714–724. – Wolfgang Irtenkauf, LThK2 9 (1964) Sp. 281 f. – Maria Melnicki u. a.: Antiphonen. In: Lex. der Marienkunde. Bd. 1. Hg. v. Konrad Algermissen u. a. Regensburg 1967, Sp. 276–283. – Dies. u. a.: Antiphonen. In: MarLex 1 (1988) S. 174–176. – Burghart Wachinger, VL2 8 (1992) Sp. 552–559; 11 (2004) Sp. 1368. – Edmund Mikkers: Odo v. Morimond. In: MarLex 4 (1992) S. 671 f. – G¨unther Bernt u. a., MarLex 5 (1993) S. 648–650. – Wolfgang Bretschneider, LThK3 6 (1997) Sp. 1357–1359. – Franz K. Prassl, RGG4 5 (2002) Sp. 806 f. – Franz Falk: Zur Gesch. des Ave Maria, des Angelusgel¨autes und der Salveandacht. In: Der Katholik 83 (1903) S. 333–341. – Peter Wagner: Das S. r. In: Gregorianische Rundschau 2 (1903) S. 69–71, 87–90, 101–105. – Engelbert Krebs: Das S. r. (am Schlusse der Komplet) als marianische Schlußantiphon. In: Theologische Quartalschr. 28 (1906) S. 74–81. – Jean de Valois: La ‹S. R.› dans l’Ordre de Citeaux. In: La tribune de Saint Gervais 13 (1907) S. 97–110. – Stephan Beissel: Gesch. der Verehrung Marias in Deutschland w¨ahrend des MA. Freiburg 1909, S. 122 f., 202–206. – Ders.: Gesch. der Verehrung Marias im 16. und 17. Jh. Ein Beitrag zur Religionswiss. und Kunstgesch. Freiburg 1910, S. 494–505. – P. Wagner: Einf. in die gregorianischen Melodien. Ein Hb. der Choralwiss. Tl. 1. Leipzig 31911, S. 157 f. – Johannes Maier: Stud. zur Gesch. der Marienantiphon S. r. M¨unchen 1939. – Dominikus Johner/Maurus Pfaff: Choralschule. Regensburg 81956, S. 96 f. – Hans Oesch: Berno und Hermann v. Reichenau als Musiktheoretiker (Publ. der Schweizerischen Musikforschenden Ges. 2/9). Bern 1961. – Jos´e M. Canal: S. r. misericordiae. Historia y leyendas en torno a esta antifona (Temi e testi 9). Roma 1963. – Hans-Ulrich 841
2. H¨alfte 13. Jh. Delius: Luther und das S. r. In: Forschungen und Fortschritte 38 (1964) S. 249 ff. – Manuel-Rub´en Garc´ıa Alv´arez: San Pedro de Mezonzo. El origen y el autor de la S. r. Madrid 1965. – Joseph F. O’Callaghan: The Catholic Historical Review 54 (1969) S. 110–112. – Sonja Stafford Ingram: The polyphonic S. R., 1425–1550. Diss. Chapel Hill 1973. – Jeannine S. Ingram: S. r. In: New Grove 16 (1980) S. 435 f. – Joseph Gajard: Les plus belles m´elodies gr´egoriennes. Solesmes 1988, S. 261 f. – P. Lukas Helg: Das Einsiedler S. R. Eine musikgesch. Unters. Einsiedeln 1988. 22006. – Hubert Herkommer: Der h¨orbare Himmel. Gerard Horenbouts S.R.-Miniatur und das geistige Leben am Hofe Mar¨ garetes von Osterreich. In: Das Stundenbuch der Sforza. Add. MS. 34294 der British Library, London. Faks.-Edition. Vier Bde. Luzern 1993–1994. Komm. v. Mark L. Evans und Bodo Brinkmann mit einem Beitr. v. H. Herkommer. Luzern 1995, S. 321–392. – Therese Bruggisser-Lanker: Engelmusik und Marienverehrung. Die Engelweihe der Gnadenkapelle zu Maria Einsiedeln. In: Engel, Teufel und D¨amonen. Einblicke in die Geisterwelt des MA. Hg. v. H. Herkommer/Rainer Christoph Schwinges. Basel 2006, S. 177–198, hier S. 190, 193, 196, 198. – H. Herkommer: Sph¨arenklang und H¨ollenl¨arm, L¨acheln oder Fratzen. Zur sinnenhaften Wahrnehmung der Geistwesen. In: ebd., S. 199–224 mit S. 245, hier S. 208 f. SF Monch ¨ Felix. – Mhd. Mirakelerz¨ahlung aus dem 13. Jh. Die erstmals als Exempel in den franz¨osischen Predigten des Maurice de Sully († 1190) belegte Dichtung erz¨ahlt von einem Mo¨ nch, der entr¨uckt die ewige Seligkeit schaut, dem Gesang eines Vogels zuh¨ort und nach der R¨uckkehr ins Kloster erf¨ahrt, dass inzwischen viele Jahre vergangen sind. Unter den zahlreichen lat. und volkssprachlichen Fassungen des sp¨ateren MA nimmt die in mitteldt. Reimen verfasste Version M. F. (380 Verse) eine herausragende Stellung ein. Sie schm¨uckt die Grundfabel vom verz¨uckten M¨onch u. a. durch den Dialog mit dem Pf¨ortner und durch die Szene im Infirmatorium des Klosters aus, in der sich ein mehr als hundert Jahre alter M¨onch noch aus der Novizenzeit an Felix erinnert. Dass der Verfasser, ein Geistlicher, wie sein Protagonist selbst Zisterzienser war, ist nicht beweisbar. Der Stoff der Geschichte ist in zwei wohl a¨lteren, ebenfalls mitteldt. Versionen (eine davon nur frag842
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2. H¨alfte 13. Jh. mentarisch), ferner im Gedicht Der Zweifler erhalten und wird u. a. in Exempeln, im mnl. Spieghel der Leien und im mnl. Des Coninx Somme behandelt. ¨ Uberlieferung: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. 72 (fr¨uher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 1), 45vb–48ra (Perg., erstes Viertel 14. Jh., s¨udliches Mitteldt. mit unterschiedlich starkem bair. Einschlag) (K). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A 216, 100ra–102rb (Pap., 14./15. Jh., ostfr¨ankisch) (G). – Heidelberg, UB, Cpg 341, 90va–92vb (Perg., erstes Viertel 14. Jh., su¨ dliches Mitteldt.) (H). – Eine nicht identifizierbare Hs., die nach einer Abschrift Helferich Bernhard Hundeshagens von F. W. E. Roth abgedruckt wurde (D). – Berlin, SBB, Fragm. 113 (1 L¨angsstreifen), recto (Perg., um 1350, ostmitteldt.). – Berlin, SBB, Mgq 663, 9ra-rb (Perg., um 1350, ostmitteldt.). Ausgaben: G: Wilhelm Grimm: Von eim heiligen munch. In: Altdt. W¨alder 2 (1815) S. 70–82. – H: Friedrich Heinrich v. der Hagen: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erz¨ahlungen. Bd. 3. Stuttgart/T¨ubingen 1850 (Nachdr. Darmstadt 1961), S. 613–623. – Heinrich Meyer-Benfey: Mhd. ¨ Ubungsst¨ ucke. Halle 1909, S. 96–108. – D: Ferdinand Wilhelm Emil Roth: Mittheilungen aus mhd. Hss. 2. In: ZfdPh 28 (1896) S. 35–38. – Textkritische Ausgabe: Erich Mai: Das mhd. Gedicht vom M. F. Berlin 1912. Wieder in: R¨ohrich (s. Lit.) S. 142–145. – C. v. Hardenberg: Geistliche Gedichte des 13. Jh. In: Germania 25 N. R. 13 (1880), S. 339–344 (‹Zweifler›). Literatur: Ehrismann 2/2/2 (1935) 407. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 478. – Nigel F. Palmer, VL2 6 (1987) Sp. 646–649 (Nachweis weiterer Fassungen). – Werner Williams-Krapp/Red., Killy2 8 (2010) S. 275 f. – Franz Pfeiffer: Bruchst¨ucke mhd. Gedichte. In: ZfdA 5 (1845) S. 423–453 (mit Abdruck des Fragm. Berlin, SBB, Mgq 663, Bl. 2, 5, 7–14). – Fritz M¨uller: Die Legende vom verz¨uckten Mo¨ nch, den ein V¨ogelein in das Paradies leitet. Diss. Erlangen 1912. – Cornelis Gerrit Nicolaas de Vooys: Mndl. legenden en exempelen. Den Haag 2 1926, S. 35–39. – Louis L. Hammerich: Munken og Fuglen. En middelalderstudie. Kopenhagen 1933. – Lutz R¨ohrich: Erz¨ahlungen des sp¨aten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. 1. Bern/M¨unchen 1962, S. 124–145, 274–280 (mit weiterer Lit.). – Christoph Daxelm¨uller: Entr¨uckung. In: EM 4 (1984), Sp. 42–58. BJ 843
Jenaer Martyrologium Jenaer Martyrologium. – Wahrscheinlich im 13. Jh. entstandenes Prosa-Martyrologium in dt. Sprache. Diesem th¨uringischen Martyrologium diente wohl eine lat. Kompilation der Martyrologien Ados, → Usuards und → Notkers als Vorlage. Der Verfasser der in der Handschrift darauf folgenden → Unterweisung zur Vollkommenheit ist wohl kaum ¨ identisch mit dem Ubersetzer des J. M. ¨ Uberlieferung: Jena, UB, Cod. Bose 4°.3.,1r–109v (Ende 13./Anfang 14. Jh.; illustriert). Ausgaben: Wilhelm 1928 (s. Lit.) S. 1–98. – Ders. 1906 (s. Lit.) S. 163. – Wolfgang Stammler: Prosa der dt. Gotik (Literarhist. Bibl. 7). Berlin 1933, S. 96 f. Literatur: Werner Williams-Krapp, VL2 4 (1983) Sp. 517. – Friedrich Wilhelm: Sankt Afra. Eine schw¨abische Reimlegende. In: Analecta Germanica. FS Hermann Paul. Hg. v. Anton Glock u. a. Amberg 1906, S. 43–169, hier S. 156. – Ders.: Dt. Legenden und Legendare. Leipzig 1907, S. 172 f., Anm. 1. – Ders.: Das J. M. und die Unterweisung zur Vollkommenheit. In: M¨unchener Museum 5 (1928) S. 1–105, hier S. 103–105. – Franzjosef Pensel: Verz. der altdt. und ausgew¨ahlter neuerer dt. Hss. in der UB Jena (DTM 70/2). Berlin 1986, S. 35 f. – Bernhard T¨onnies: Die Hss. der Th¨uringer UB/LB Jena. Bd. 1. Wiesbaden 2002, S. 18 mit Anm. 39. SF Unterweisung zur Vollkommenheit. – Geistliches Lehrgedicht, zweite H¨alfte 13. Jh. Der unbekannte Verfasser bezeichnet sich selbst als «arm man» (V. 23) und als geistlichen Ratgeber. ¨ Unwahrscheinlich ist, dass er mit dem Ubersetzer des in der Handschrift vorausgehenden → Jenaer Martyrologiums identisch ist. Der mit wenigen Ausnahmen paargereimte Text (342 Verse) beginnt mit einem Gespr¨ach des Dichters mit Maria, der er seine S¨undhaftigkeit klagt. Seine Unvollkommenheit ist das Thema der V. 15–46, die sich an Christus wenden. Der Hauptteil des Textes (V. 79–310) bietet eher allgemein gehaltene christlich-asketische Belehrung uber re¨ ligi¨ose Tugenden und wahre Fr¨ommigkeit. Zuletzt kommt der Verfasser wieder auf seine eigene Unvollkommenheit zu sprechen. In einer Reihe von Zahlenspr¨uchen werden jeweils drei, vier oder auch f¨unf Eigenschaften oder Verhaltensweisen geb¨undelt und als erstrebenswert hervorgehoben. Charakteristisch ist auch das beinahe v¨ollige 844
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Der Sunden ¨ Widerstreit Fehlen des Motivs des Fortschreitens auf dem Weg zur Vollkommenheit. Eine Quelle f¨ur den Text, der insgesamt stark kompilatorische Zu¨ ge hat, ist nicht nachgewiesen. ¨ Uberlieferung: Jena, ULB, Ms. Bos. q. 3, 110r–112v (Perg., Raum von Gera, aus dem Pr¨amonstratenserkloster Mildenfurt [?], Ende letztes Viertel 13. Jh. oder um 1300, th¨uringisch). Ausgaben: Fedor Bech: U. z. V. In: Germania 22, NR 10 (1877) S. 167–181. – Diplomatischer Abdruck bei Friedrich Wilhelm: Das Jenaer Martyrologium und die U. z. V. In: M¨unchener Museum f¨ur Philologie des MA und der Renaissance 5 (1928–1932), S. 1–105, hier S. 99–102; verbessert bei K¨ampf (s. Lit.) 1965, S. 11–17. Literatur: Ehrismann 2,2 (1935) 603 f. – Kurt Hannemann, VL1 4 (1953) 639–649; 5 (1955) 1103 f. (¨altere Lit.). – De Boor/Newald 3/2 (1987) 116. – Volker Honemann, VL2 10 (1999) ¨ 104–106. – Heinrich R¨uckert: Altere Sprachdenkm¨aler aus Th¨uringen. In: Zs. des Ver. f¨ur th¨uringische Gesch. und Altertumskunde 1 (1854) S. 49–58. – G¨unter K¨ampf: Die Sprache der U. z. V. (Bose q. 3 der UB Jena). Ein Beitr. zur Sprachgesch. der th¨uringischen literarischen Texte des 13. und 14. Jh. Diss. Jena 1965. – Franzjosef Pensel: Verz. der altdt. und ausgew¨ahlter neuerer dt. Hss. in der UB Jena (DTM 70/2). Berlin 1986, S. 35 f. – Bernhard T¨onnies: Die Hss. der Th¨uringer ULB Jena. Bd. 1. Wiesbaden 2002, S. 18, Anm. 39. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unBJ chen 52004, S. 409. Der Sunden ¨ Widerstreit (Des lˆıben Cristes bˆuchelin). – Geistliche Rede von ca. 3500 Versen, entstanden wahrscheinlich vor 1275 im th¨uringischen Gebiet. Durch Personifikation und Allegorie wird das Grundthema der Dichtung, der Kampf zwischen Tugenden und Lastern, veranschaulicht. D. S. W. gilt als erste deutschsprachige Dichtung, die die auf → Prudentius (um 400) zur¨uckgehende Psychomachia-Tradition auffasst. In acht unterschiedlich langen Abschnitten behandelt die Rede haupts¨achlich den Aufzug der beiden feindlichen Heere Tugenden und Laster, denen S¨unde bzw. Liebe als Hauptleute vorstehen. Verschiedentlich wird betont, dass im Kampf get¨otete Laster oder Tugenden wiederbelebt werden k¨onnen, der Kampf also nie aufh¨ort. Die 845
2. H¨alfte 13. Jh. K¨ampfe selber werden kaum beschrieben, im Vordergrund steht die Mahnung, als «Gottesritter» in «dieser neuen Ritterschaft» gegen das B¨ose mitzuk¨ampfen. Eine Quelle ist nicht bekannt. Mehrfachreime und Reimformeln ohne Funktion sprechen f¨ur eine Beziehung zwischen D. S. W. und dem Passionaldichter (→ Passional, → V¨aterbuch), vielleicht besteht auch ein Zusammenhang mit der th¨uringischen Dichtung Von gotes barmherzigkeit (vgl. → Streit der vier T¨ochter Gottes). Rezipiert wurde das Werk vor allem in Deutschordenskreisen. ¨ Uberlieferung: Gießen, UB, Hs. 876, S. 277–366 (um 1278, rheinfr¨ankisch/hessisch) (G). – Heidelberg, UB, Cpg 367, 266va–287rb ¨ (1415, ostmitteldt.) (H). – Wien, ONB, Cod. 2677, 70vb–91va (erste H¨alfte 14. Jh., bair.) (W). – Berlin, SBB, Mgf 737,36 (zweite H¨alfte 14. Jh., mitteldt.; fragm.) (B). – Berlin, SBB, Mgf 923, Nr. 3 (um 1350, ostmitteldt.; fragm.) (Z). Ausgaben: Victor Zeidler (Hg.): S. W. Eine geistliche Dichtung des 13. Jh. Graz 1892. – Hans Ferdinand Maßmann: Mhd. und mnd. Bruchst¨ucke. In: Von der Hagens Germania 10 (1853) S. 103–187, hier S. 184 f. (u. d. T. ‹Des Sathanas Klage u¨ ber die Minne›). – Julius Zacher: Bruchst¨uck aus einer Hs. kleiner dt. Erz¨ahlungen. In: ZfdA 13 (1867) S. 330–332 (u. d. T. ‹Christi Ritterschaft›). Literatur: De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 109. – Sabine Schmolinsky, Killy 11 (1991) 282. – Dietrich Schmidtke, VL2 9 (1995) Sp. 527. – Karl Raab: ¨ Uber vier allegor. Motive in der lat. und dt. Lit. des MA (Progr. Gymnasium Leoben). Leoben 1885, S. 31 f. – Konrad Zwierzina: Mhd. ait < aget. In: FS Karl Luick. Marburg/Lahn 1925, S. 122–144, bes. S. 134 f. – Edward Schr¨oder: Die Gießener Hs. 876 und die rheinfr¨ankische ‹Himmelfahrt Mariae› (Nachrichten v. der Ges. der Wiss. zu Goettingen, phil.-hist. Kl. 4,1). Berlin 1931, S. 1–27. – Andreas Wang: Der ‹miles christianus› im 16. und 17. Jh. und seine ma. Tradition. Bern u. a. 1975, S. 72, 95, 170. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache I. Text- und Tafelbd. Wiesbaden 1987, Textbd. S. 257 f.; Tafelbd. Abb. 158. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 42000, S. 410. – Petra H¨orner: ‹D. S. W.›. Belege gegen eine Ordenszuweisung. In: ZfdPh 121/3 (2002) S. 408–423. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) 846
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2. H¨alfte 13. Jh. (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 275 f. SF Thomas von Apolda OP. – Urkundlich nicht nachgewiesener Dominikaner th¨uringischer Herkunft und Verfasser einer in der Sammlung → Paradisus anime intelligentis enthaltenen Predigt. T. lebte wahrscheinlich im Erfurter Predigerkloster; ob Zusammenh¨ange mit Person und Werk des → Dietrich von Apolda bestehen, ist nicht gekl¨art. Er ist der Verfasser der Predigt Nr. 6 der Sammlung Paradisus anime intelligentis, welche u¨ ber Jes 9,5 und von der «Geburt» des ewigen Wortes handelt. Drei Arten werden besprochen: Vater in der Gottheit, Mutter in der Menschheit, Hl. Geist in der Seele; sie ergeben sich aus den drei «substancien in Christo» und werden mit den drei Messen am Weihnachtsabend in Verbindung gebracht, sp¨ater auch mit Christi Wesensarten und «Funktionen». Die verschiedenen «Namen» Christi werden mit Bibel- und Kirchenlehrerzitaten einzeln ausgedeutet. Vielleicht ist T. v. A. auch Verfasser eines in der Handschrift Mu¨ nchen, BSB, Cgm 750, 79r, u¨ berlieferten kurzen Spruchs. Ausgabe: Karl Bihlmeyer: Kleine Beitr. zur Gesch. der Mystik. In: Beitr. zur Gesch. der Renaissance und Reformation. FS Joseph Schlecht. Mu¨ nchen u. a. 1917, S. 54–56. ¨ Uberlieferung: Oxford, Bodleian Libr., Ms. Laud Misc. 479, 14r–16r (14. Jh.). – Hamburg, SUB, Cod. theol. 2057, 19v–22v (Mitte 14. Jh.). Ausgabe: Philipp Strauch: Paradisus anime intelligentis (DTM 30). Berlin 1919, S. 19–21. Literatur: Freimut L¨oser, VL2 9 (1995) Sp. 809–811. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl. 2. Leipzig 1881, S. 88, 168. – Lauri Sepp¨anen: Stud. zur Terminologie des ‹Paradisus anime intelligentis›. Helsinki 1964, S. 72, 127, 129, 209, 245, 249. – Kurt Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 3. M¨unchen 1996, S. 274. SF Dietrich von Apolda OP, * um 1220/30 Apolda (?), † nach 1302/03 Erfurt. – Verfasser von Heiligenviten. D. war wahrscheinlich ein Nachkomme der Herren von Apolda, die als Ministerialengeschlecht in Th¨uringen ans¨assig waren. Nachweislich wurde D. 1247 Dominikaner in Erfurt und 847
Thomas von Apolda verbrachte den Rest seines Lebens im dortigen Heimatkloster. Wie verschiedentlich vermutet wurde, war er m¨oglicherweise geistlicher Betreuer → Gertruds von Helfta. Auch unterhielt er Kontakte zu → Mechthild von Magdeburg und Heinrich von Halle. Er unternahm mehrere Reisen durch Th¨uringen und Hessen, um Material f¨ur seine Heiligenviten zu sammeln. Zwei von D. verfasste Viten sind u¨ berliefert, die sich beide jeweils als ma. Standardwerke etablieren konnten. Zun¨achst begann D. um 1286–91 im Auftrag des Ordensgenerals Munio von Zamora eine Vita S. Dominici (um 1296–98 vollendet). Sie gilt als die umfangreichste Dominikus-Vita ihrer Zeit. In acht B¨uchern versammelt D. darin Stoff aus Legen¨ den, Dokumenten und m¨undlicher Uberlieferung. Zu seinen Quellen z¨ahlen u. a. → Jordan von Sachsen, Petrus Ferrandi, Humbert und Gerard von Frachetto. Auch sind Zitate aus dem Werk Mechthilds von Magdeburg in die Vita eingeflochten. Große Wirkung erzielte der Text bei den Dominikanerinnen, nicht aber in der Breite. Dies war D.s Vita der → Elisabeth von Th¨uringen vorbehalten, der auf eigene Initiative entstandenen Vita S. Elisabeth (um 1289–97). Ebenfalls in acht B¨ucher gegliedert, besitzt das Werk einen offen kompilatorischen Anspruch, der sich etwa in D.s transparenter Auflistung der benutzten Quellen zeigt. Als Vorlagen D.s sind besonders → Konrad von Marburg und → Bertholdus Capellanus zu nennen. D. verwendet neben Material aus den a¨lteren Viten auch historiographische, erz¨ahlerische und folkloristische Elemente sowie erbauliche Einsprengsel. Dabei verliert er aber nie das hagiographische Ziel aus den Augen und r¨aumt den Wundern angemessenen Raum ein. Die reiche Nachwirkung von D.s Elisabeth-Vita a¨ ußerte sich in einer dt. Verslegende und zahlreichen Prosa¨ubersetzungen. Die u¨ bersichtliche und gut zug¨angliche Anlage des Werks mag mit zur breiten Rezeption beigetragen haben, die ganz Deutschland erfaßte und sich bis in den ndl. Raum erstreckte. ¨ Uberlieferung: Die Originalvorlagen D.s sind ¨ ¨ verloren; daf¨ur umfangreiche Uberl. der Ubers. – ¨ Vita S. Dominici: Uberlingen, Leopold-SophienBibl., Ms. 4, 1r–179r (Pap., 1385, westschw¨abisch). – Fulda, LB, Cod. B 10, 1ra–169vb (Pap., 1431, dt.). – Augsburg, UB, Cod. III.1.2° 7, 1ra–170rb (Pap., 1436, n¨urnbergerisch). – Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. 671 (655), 1r–106v (Pap., St. Verena in Z¨urich, 1449, dt.). – M¨unchen, BSB, Cgm 186, 848
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Dietrich von Apolda 1r–161v (Perg., drittes Viertel 14. Jh., westschweizerisch). – Berlin, SBB, Mgq 1985, 2ra–128vb (Pap., um 1470, nordbair.). – Scheyern, Bibl. des Benediktinerstifts, Mscr. 4, 70 Bll. (Pap., 1486, obd.). – Colmar, StB, Ms. 264 (Kat.-Nr. 354), 194 Bll. (Pap., 15. Jh., unterels¨assisch). – M¨unchen, BSB, Cgm 244, 173r–321v (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh., mittel¨ bair.). – Uberlingen, Leopold-Sophien-Bibl., Ms. 5, 2r–111v (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh., ostschweizerisch). – Vita S. Elisabeth (Auswahl): Heidelberg, UB, Cpg 602, 1r–71r (Pap., 1388, mittelbair.). – Bamberg, SB, Msc. Hist. 148 (fr¨uher E.VII.58), 147 Bll. (Perg., zweite H¨alfte 14. Jh., n¨urnbergerisch). – Heidelberg, UB, Cpg 448, 64 Bll. (Perg., Amberg [?], Ende 14. Jh., nordbair.). – Porrentruy, Biblioth`eque cantonale jurasienne, Ms. 14, 9r–20v (Perg., 15. Jh., dt.). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 8121, 69r–154v (Anfang 15. Jh., dt.). – Berlin, SBB, Mgf 1396, 161vb–179vb (Pap., Anf./Mitte 15. Jh., dt. Reim¨ubers.). – Heidelberg, UB, Cpg 105, 1r–36r (Pap., erstes Viertel 15. Jh., els¨assisch). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 452, 1r–45v (Pap., erste H¨alfte 15. Jh., hochalemannisch). – Marburg, UB, Mscr. 657, 1r–85r (Pap., erste H¨alfte 15. Jh., moselfr¨ankisch). – Cambridge (Mass.), Harvard College Library / Houghton Library, MS Ger 288, 120r–177v (Pap., N¨urnberg, 1431, dt.). – Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen 66, 1r–16v (Pap., um 1435, alemannisch). – Darmstadt, ULB, Hs. 822, 81v–118v (Perg., 1436, dt.). – Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. A 192, 342ra–373ra (Pap., Mitte 15. Jh., bair.-¨osterr.). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 33.20 Aug. 4°, 108 Bll. (Pap., Mitte 15. Jh., dt.). – Salzburg, Stiftsbibl. Nonnberg, Cod. 23 E 5 (fr¨uher 23 B 2; 26 A 5), 142 Bll. (Pap., Mitte 15. Jh., bair.o¨ sterr.). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 537, 255rb–290vb (Perg. und Pap., drittes Viertel 15. Jh., nordbair.). – Berlin, SBB, Mgf 1428, 96ra–128vb (Pap., 1462, dt. Reim¨ubers.). – M¨unchen, BSB, Cgm 5926, 1r–96r (Pap., 1463/64, mittelbair.). – Mariastein (Kt. Solothurn), Benediktinerkloster, Cod. S 353, 209r–250r (Pap., 1470–80, ostschweizerisch). – Hannover, LB, Ms. XX 1173, 1r–66v (Pap., 1474, nd. Reim¨ubers.). – Kassel, UB/LMB, 4° Ms. hass. 1a, 2r–73r (1474, dt.). – Berlin, SBB, Mgq 358, 83 Bll. (Pap., 1479, dt.). – Leipzig, Dt. Buch- und Schriftmuseum, Klemm-Slg. I, 104, 14r–204v (Perg. und Pap., 1481, niederalemannisch). – Scheyern, Bibl. des Benediktinerstifts, Ms. 48 (fr¨uher Mscr. 6), 51vb–92rb (Pap., Maria Medingen/Dillingen, 1482, dt.). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. 849
2. H¨alfte 13. Jh. B 180, 137r–145r (Pap., 1487, dt. Reim¨ubers. in Ausz¨ugen). – G¨ottingen, SUB, 8° Cod. Ms. histor. 202, 96 Bll. (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh., nd.). – Jena, ULB, Ms. Sag. o. 11, 1r–75r (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh., nd.). – Basel, UB, Cod. A VIII 36, 1r–59r (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh., s¨udalemannisch). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 1136 Helmst., 141r–213v (Pap., um 1500 [?], nd. Reim¨ubers.). – Stockholm, Reichsarch., Nr. 107 (Pap., erste H¨alfte 16. Jh., nd.). – Darmstadt, ULB, Hs. 1912, 2r–141v (Pap., dt.). – Heidelberg, UB, Cpg 61, 60r–99v (dt.). – Zu den Hss. vgl. auch: Werner Williams-Krapp: ¨ Kultpflege und literarische Uberl. Zur dt. Hagiographie der Dominikaner im 14. und 15. Jh. In: Ist mir getroumet mˆın leben? FS Karl-Ernst Geith. Hg. v. Andr´e Schnyder u. a. (GAG 632). G¨oppingen 1998, S. 147–173. Ausgaben: Vita S. Elisabeth: Heinrich Canisius: Antiquae lectiones. Bd. 5. Ingolstadt 1604, S. 143–217. – Jacques Basnage: Thesaurus monumentorum ecclesiasticorum et historicorum. Bd. 4. Amsterdam 1725, S. 113–152. – Werner Stannat: Das Leben der heiligen Elisabeth in drei mnd. Hss. aus Wolfenb¨uttel und Hannover. Neum¨unster ¨ 1959. – Susanne Schulz: Eine obd. Ubersetzung der Vita der hl. Elisabeth nach D. v. A. Text und Unters. Diss. Marburg 1993. – Die Vita der heiligen Elisabeth des D. v. A. Hg. v. Monika Rener. Marburg 1993 (Neuausg. u. d. T.: Das Leben der Heiligen Elisabeth. Hg. v. ders. Ebd. 2007). – Vita S. Dominici: Laurentius Surius: De probatis Sanctorum historiis. Bd. 4. K¨oln 1573, S. 491–551. 21579, S. 522–577. – Acta Sanctorum, August I. Hg. v. Wilhelm Cuperus. Antwerpen 1733, S. 370–373, 562–632. 31867, S. 371–374, 558–628. Literatur: Heinrich Theodor Flathe, ADB 5 (1877) S. 190. – Willehad Eckert, NDB 3 (1957) S. 687. – Helmut Lomnitzer, VL2 1 (1978) Sp. 103–110. – Matthias Werner, LexMA 3 (1986) Sp. 1032 f. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 1298. – Isnard Wilhelm Frank, LThK3 3 (1995) Sp. 222. – W. Williams-Krapp/Red., Killy2 3 (2008) S. 19 f. – Jacques Qu´etif/Jacques Echard: Scriptores Ordinis Praedicatorum. Bd. 1. Paris 1719, S. 413 f., 453 f. (Nachdr. New York 1959). – Johann Albert Fabricius: Bibliotheca Latina mediae et infimae aetatis. Bd. 6. Hamburg 1746, S. 519 f. (Nachdr. Graz 1962). – Albert Huyskens: Quellenstud. zur Gesch. der hl. Elisabeth, Landgr¨afin v. Th¨uringen. Marburg 1908. – Paul Braun: Der Biograph der hl. Elisabeth und des hl. 850
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2. H¨alfte 13. Jh. Dominikus D. v. A. O.F.P. In: Zs. des Vereins f¨ur Kirchengesch. in der Provinz Sachsen 9/2 (1912) S. 121–133. – Berthold Altaner: Der hl. Dominikus. Unters. und Texte. Breslau 1922, S. 170–189. – Ortrud Reber: Die Gestaltung des Kultes weiblicher Heiliger im Sp¨atMA. Die Verehrung der Heiligen Elisabeth, Klara, Hedwig und Birgitta. Hersbruck 1963, S. 39–45 u. o¨ . – Ludwig Wolff: Die heilige Elisabeth in der Lit. des dt. MA. In: Hessisches Jb. f¨ur Landesgesch. 13 (1963) S. 23–38. – Hans ¨ Fromm: Eine mhd. Ubers. v. D.s v. A. Lat. Vita der Elisabeth v. Th¨uringen. In: ZfdPh Sonderbd. 86 (1967) S. 20–45. – Helmut Lomnitzer: Zu dt. ¨ und ndl. Ubers. der Elisabeth-Vita D.s v. A. In: ZfdPh 89 (1970) S. 53–65. – W. Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ihrer ¨ Uberlieferungs-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 405 f. – Matthias Werner: Die Elisabeth-Vita des D. v. A. als Beispiel sp¨atma. Hagiographie. In: Geschichtsschreibung und Geschichtsbewußtsein. Hg. v. Hans Patze. Sigmaringen 1987, S. 523–541. – M. Rener: Compilatio – ex diversis collecta compositio. Eine sp¨atma. Werkform, dargestellt am Beispiel der Vita S. Elyzabeth und der Vita S. Dominici des D.s v. A. In: Arch. f¨ur Diplomatik 41 (1995) S. 193–210. – Volker Honemann: Die ‹Vita Sanctae Elisabeth› des D. v. A. und die deutschsprachigen Elisabethleben des MA. In: Elisabeth v. Th¨uringen – eine europ¨aische Heilige. 3. Th¨uringer Landesausstellung. Aufs¨atze. Hg. v. Dieter Blume/M. Werner. Petersberg 2007, S. 421–430. – Sylvia Weigelt: Die Legende der heiligen Elisabeth des D. v. A. In: Palmbaum 15 (2007), 2, S.147–153. – M. Werner: D. v. A. Biograph der heiligen Elisabeth. Apolda 2008. – Hubert Herkommer: Urloup nemen. Abschiede im MA. In: Riten, Gesten, Zeremonien. Gesellsch. Symbolik in MA und Fr¨uher Neuzeit. Hg. v. Edgar Bierende. Berlin 2008, S. 347–392. – V. Honemann: Das Bild der heiligen Elisabeth in der ‹Vita Sanctae Elisabeth› des D. v. A. In: Literaturlandschaften. Schr. zur deutschsprachigen Lit. im Osten des Reiches. Hg. v. dems. u. a. Frankfurt/M. 2008, S. 167–186. MM Siegfried der Dorfer ¨ (Dorfer). – Mitteldt. (th¨uringischer?) Dichter eines Marienmirakels, zweite H¨alfte des 13. Jh. In zwei von drei Handschriften aus der ersten H¨alfte des 14. Jh., in denen 25 Marienmirakel aus dem ersten Buch des → Passional um vier Mirakel 851
Siegfried der Dorfer ¨ erg¨anzt sind, nennt sich der weiter nicht bekannte Verfasser «Sˆıfrit der Dorfˆere» (V. 638). Das letzte der vier Mirakel wird als «Der vrouwen trost» bezeichnet. Die 648 Verse umfassende Dichtung erz¨ahlt die Geschichte einer frommen Frau eines rohen und gewaltt¨atigen Ritters, die sich in ihrer Verzweiflung das Leben nehmen will. Da erscheint ihr eine unscheinbare Frau in einem grauen Gewand, die sie dreimal von ihrem Vorhaben abh¨alt. Die Frau des Ritters wird schließlich von Maria, die sie nicht als diese erkannt hat, auf ein blutendes Bild Christi an der Wand ihrer Kammer zu Hause hingewiesen und ermahnt, im Hinblick auf Christi große «marter» solle sie ihr vergleichsweise «kleinez herzen leit» (V. 431) geduldig ertragen (Appell zur Compassio). Von ihrem Mann angesichts ihrer willigen Hinnahme aller ihr zugef¨ugten Qualen gedr¨angt, zu berichten, was geschehen sei, kann sie ihn bekehren und von seiner «doprikeit» (V. 603) heilen. Dieser lebt fortan friedlich mit seiner Frau zusammen. Die Hs. Ms. Arundel 506 des British Museum London (aus St. Michael bei Mainz, 1. H¨alfte 14. Jh.) enth¨alt eine Parallelfassung in lat. Prosa, die aber in einigen wichtigen Einzelheiten Abweichungen zeigt. ¨ Uberlieferung: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodmer 72 (ehem. Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 1), 81ra–85rb (erstes Viertel 14. Jh.). – ¨ Wien, ONB, Cod. 2677, 32r–36r (um 1320/50). – Heidelberg, UB, Cpg 341, 66v–70v (erstes Drittel 14. Jh.). Ausgaben: Franz Pfeiffer: Frauentrost v. S. dem Dorfer. In: ZfdA 7 (1849) S. 109–128. – Friedrich Heinrich v. der Hagen (Hg.): Gesammtabenteuer. Bd. 3. Stuttgart/T¨ubingen 1850. Neudr. Darmstadt 1961, S. CXX f., 429–450, 674, 748 f. (Nr. 72). ¨ Ubersetzung: Mutter der Barmherzigkeit. Ma. dt. Mirakelerz¨ahlungen v. der Gottesmutter. Ausgew¨ahlt und aus dem Altdt. ubertragen v. Manfred ¨ Lemmer. Leipzig 1986, S. 124–135. Literatur: Gustav Roethe, ADB 34 (1892) S. 262. – Konrad Kunze, VL2 8 (1992) Sp. 1204 f. – Hans Fromm: Mariendichtung. In: RL2 2 (1965) S. 271–291, hier S. 278. – Hans-Joachim Ziegeler, Killy1 11 (1991) 30 f. – Manfred Lemmer, MarLex 6 (1994) S. 161. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 471 f. – Adolfo Mussafia: Stud. zu den ma. Marienlegenden. In: Sb. der Kaiserlichen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 119 (1889) S. 18 f. – Margaret 852
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Amicus und Amelius D. Howie: Studies in the Use of Exempla with Special Reference to Middle High German Literature. Diss. London 1923, S. 43–45, 75, 118–121 (Edition der lat. Fassung; vgl. dazu Edward Schr¨oder, AfdA 43, 1924, S. 98). – Hannelore B¨uhler: Die Marienlegenden als Ausdruck ma. Marienverehrung. Diss. K¨oln 1965. – Hans-Georg Richert: Wege und Formen der Passional¨uberlieferung (Hermaea N.F. 40). T¨ubingen 1978, S. 64 f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. M¨arendichtung. 2., durchgesehene und erw. Aufl., besorgt v. Johannes Janota. Tu¨ bingen 1983, S. 51. – Christian Thelen: Das Dichtergebet in der dt. Lit. des MA. Berlin/New York (Reg.). – H.-J. Ziegeler: Der literarhist. Ort der Mariendichtungen im Heidelberger Cpg 341 und in verwandten Sammelhss. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Internationales Symposium, Roscrea 1994. Hg. v. Timothy R. Jackson/Nigel F. Palmer/Almut Suerbaum. Tu¨ bingen 1996, S. 55–77. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. BJ Mu¨ nchen 52004, S. 385 f. Heinrich der Klausner. – Verfasser eines Marienmirakels, sp¨ates 13. Jh. Der wahrscheinlich am Hof K¨onig Wenzels II. von B¨ohmen lebende H. d. K. schrieb nach einem sonst nicht u¨ berlieferten Stoff, den ihm ein Guardian «Pilgerˆım von Gorlitz» vermittelte, das Marienmirakel Vom armen Sch¨uler. Das 1364 paargereimte Verse umfassende Wunder erz¨ahlt die Geschichte eines Sch¨ulers, der f¨ur die Teilnahme an der Festtagsmesse von Maria ein Paar Schuhe erfleht. Als ihm dieser Wunsch nicht zuteil wird, betet er 600 Ave Maria, worauf Maria ihm in einer herrlichen Kleidung erscheint, auf der die 600 Mariengr¨uße sichtbar sind. Vor die Wahl gestellt, ob er dreißig Jahre lang Bischof sein oder in drei Tagen in Heilsgewissheit sterben wolle, entscheidet sich der Knabe f¨ur Letzteres. Als er nach Ausf¨uhrung des Auftrags, die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel zu verk¨unden, stirbt, empf¨angt Maria seine Seele. In die Erz¨ahlung sind didaktische und predigthafte Partien eingestreut. Der strengen Form des Mirakels fremd sind auch die gebetsartigen Einsch¨ube am Schluss. Die zweifache Polemik gegen die gelehrten Sangspruchdichter («meisterl´ın», V. 11 und 523) bezieht sich auf → Frauenlob. Ein Einfluss des in B¨ohmen gut u¨ berlieferten Passional ist nicht auszuschließen. 853
2. H¨alfte 13. Jh. ¨ Uberlieferung: Pommersfelden, Gr¨afl. Sch¨onbornsche Schlossbibl., HS 54 (olim 2798), 54r–76v (Mitte/2. H¨alfte 14. Jh., th¨uringisch). Ausgabe: Mitteldt. Gedichte. Hg. v. Karl Bartsch (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart 53). Stuttgart 1860, S. 1–39. – Die geistliche Dichtung des MA. Erster Teil: Die biblischen und die Mariendichtungen. Bearb. v. Paul Piper (Dt. NationalLitteratur. Hist. krit. Ausg. 3,1,1). Berlin/Stuttgart [1889], S. 284–287. – Mutter der Barmherzigkeit. Ma. dt. Mirakelerz¨ahlungen v. der Gottesmutter. Ausgew¨ahlt und aus dem Altdt. u¨ bertragen v. Manfred Lemmer. Leipzig 1986, S. 135–157. Literatur: Ehrismann 2,2,2 (1935) S. 371, 408. – De Boor/Newald 3,1 (51997) S. 470 f. – HansGeorg Richert, VL2 3 (1981) Sp. 758 f.; 11 (2004) Sp. 631. – Carola L. Gottzmann: Deutschsprachige marianische Lit. des Ostens. In: MarLex 6 (1994) S. 828–832, hier S. 829. – Bartsch (s. Ausg.) S. VIII–XIII. – Rudolf Wolkan: Gesch. der dt. Litt. in B¨ohmen bis zum Ausgange des 16. Jh. Prag 1894. – Erich Gierach, Sudetendt. Lebensbilder 2 (1930) S. 72 f. – Edward Schr¨oder: H. Cluzenere. In: ZfdA 67 (1930) S. 152–154. – Christian Thelen: Das Dichtergebet in der dt. Lit. des MA. Berlin/New York (Reg.). – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 248. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 52004, S. 385 f. BJ Amicus und Amelius. – Alemannische Legendendichtung und anonyme dt. Prosafassungen. Im Exempel besteht Amicus f¨ur den Freund den Gotteskampf. Die von Amelius sp¨ater geopferten Kinder, mit deren Blut der auss¨atzige Amicus geheilt wird, werden von Gott wiedererweckt. Ihre «triuwe» behauptet sich gegen andere soziale Anforderungen und Regeln des Verhaltens. Beide fallen auf einem Kreuzzug. Gott vereinigt ihre Sarkophage in derselben Kirche und best¨atigt sie so als Heilige. Die Geschichte von A. und A. wurde vom sp¨aten 11. Jh. bis u¨ ber das Sp¨atMA hinaus in vielen europ¨aischen Sprachen erz¨ahlt. Sie ist in lat. Sprache im Speculum historiale (lib. XXIII, cap. 162–166, 169) des Vinzenz von Beauvais bis zur Legenda aurea des → Jacobus de Voragine enthalten. Erg¨anzt um 854
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2. H¨alfte 13. Jh. einen Bericht u¨ ber die Kindheit und eine gemeinsame «passio» im Kampf gegen den Langobardenherrscher Desiderius, wurde die Geschichte auch als Heiligenlegende erz¨ahlt (Vita Amicii et Amelii carissmorum, Ausgabe in: Amis and Amiloun, zugleich mit der altfranz¨osischen Quelle hg. v. E. K¨olbing, 1884, S. XCVII–CX). A. Als Vorlage f¨ur die alem. Dichtung in Reimversen diente nicht die lat. Kurzfassung des Vinzenz von Beauvais, sondern eine erweiterte Fassung (hg. v. F. J. Mone, s. Lit.). ¨ Uberlieferung: Eichst¨att, UB, zwei Pergamentfalzstreifen in Inkunabel N II No 167 (letztes Viertel 13. Jh.). B. Drei eigenst¨andige anonyme dt. Prosafassungen. 1. Version mit «passio». ¨ Uberlieferung: Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 4° 81, 281v–286r (schw¨ab., 1479–81, Dominikanerinnenkloster Reutin bei Wildberg/Calw). 2. Versionen ohne «passio». a) Mu¨ nchner Version, die am weitesten vom lat. Text entfernt ist. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 523, 92ra–96rb (ostschw¨ab., 1471). Ausgaben: Wolfgang Stammler (Hg.): Sp¨atlese des MA. Bd. 1. Berlin 1963, S. 27–34, 87–91 (Komm.). – Konrad v. W¨urzburg: Engelhard. Hg. v. Ingo Reiffenstein. 3., neubearb. Aufl. der Ausg. v. Paul Gereke (ATB 17). T¨ubingen 1982, S. 241–249. a) Berliner Version, in der die beiden Protagonisten explizit als Heilige gesehen werden. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgq 261, 256r–263r (mainfr¨ankisch, 1. H¨alfte 16. Jh., Kartause St. Barbara, K¨oln). Literatur: P. Richard, DHGE 2 (1914) Sp. 1235 f. – Karl Georg Kastner: Amelius und Amicus (Emil und Emig). In: LCI (1973) Sp. 121. – Ludwig Denecke: A. u. A. In: EM 1 (1977) Sp. 454–463. – Hellmut Rosenfeld, VL2 1 (1978) Sp. 329 f. (alem. Legendendichtung). – Gerhard Wild: Ami et Amile. In: KNLL 18 (1992) S. 110 f. – Edith Feistner, VL2 11 (2004) Sp. 85–87 (dt. Prosafassungen). – Franz Josef Mone: Die Sage v. A. u. A. In: Anzeiger f¨ur Kunde der dt. Vorzeit 5 (1836) Sp. 145–167, 353–360, 420–422. – Eugen ¨ K¨olbing: Zur Uberl. der Sage v. A. u. A. In: PBB (Halle) 4 (1877) S. 271–314. – G´ed´eon Hu´et: Ami et Amile. Les origines de la l´egende. In: Le Moyen Age 30 (1919) S. 162–186. – MacEdward 855
Hugo von Konstanz Leach (Hg.): Amis and Amiloun. London 1937. – Werner Bauerfeld: Die Sage v. Amis und Amiles. Ohlau 1941. – H. Rosenfeld: Eine neuentdeckte A. u. A.-Verslegende des 13. Jh. In: PBB (T¨ub.) 90 (1968) S. 43–56. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ihrer ¨ Uberlieferungs-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986. S. 389 f. – E. Feistner: Die Freundschaftserz¨ahlungen vom Typ A. u. A. In: FS Herbert Kolb. Hg. v. Klaus Matzel/Hans-Gert Roloff. Bern 1989, S. 97–130. – Georges Duby: Mˆale moyen aˆ ge. De l’amour et autre essais. Paris 1990. – Dichtung des europ¨aischen MA. Ein F¨uhrer durch die erz¨ahlende Lit. Hg. v. Rolf Br¨auer. M¨unchen 1991. – Nicole Clifton: The Function of Childhood in ‹Ami et Amiloun›. In: Mediaevalia 22 (1998) S. 35–57. – M. J. Ailes: The Medieval Male Couple and the Language of Homosociality. In: Masculinity in Medieval Europe. Hg. v. Dawn M. Hadley. New York 1999, S. 214–237. – Verena Epp: Amicitia. Zur Gesch. personaler, sozialer, politischer und geistlicher Beziehungen im fr¨uhen MA (Monographien zur Gesch. des MA 44). Stuttgart 1999. – Jos´e Luis Arr´aez: Le symbolisme chr´etien dans ‹Ami et Amile›. In: Anales de Filolog´ıa Francesca 10 (2001/02) S. 5–16. – Sibylle Appuhn-Radtke/Esther P. Wipfler (Hg.): Freundschaft. Motive und Bedeutungen (Ver¨off. des Zentralinstituts f¨ur Kunstgesch. Mu¨ nchen 19). Mu¨ nchen 2006. – Silke Winst: A. u. A. Kriegerfreundschaft und Gewalt in ma. Erz¨ahltradition. Berlin/New York 2009. BJ Hugo von Konstanz OP. – Verfasser zweier dt. Predigten, einer u¨ ber den Evangelisten Johannes und einer u¨ ber Johannes den T¨aufer, zweite H¨alfte 13. Jh. Der Dominikaner H. v. K. war von 1279 bis 1288 Lesemeister in Konstanz, ab 1288 bis 1295 Prior in Z¨urich und wurde 1300 Provinzial der Teutonia. Die Handschrift Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen 31, 133r–177r, u¨ berliefert unter seinem Namen zwei Predigten. Die erste bringt als Einleitung eine theologische Ausdeutung der Abfolge der Heiligenfeste nach Weihnachten (St. Stephan bis St. Thomas); die daraufhin einsetzende Predigt im eigentlichen Sinn verwendet als Ausgangspunkt das Textwort Lk 2,10. Ein umfassender zweiter Teil handelt von dem Evangelisten Johannes als dem H¨uter des Herrn, dessen Tugendhaftigkeit sich durch sieben Dinge bemerkbar mache, die sich zum 856
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Nikolaus (von Myra) Großteil mit den anschließend angef¨uhrten sieben Gr¨unden decken, warum man den Heiligen besonders lieben solle. Zitiert werden Bernhard, Augustinus und Papst Leo. Die zweite Predigt bringt auf die Frage des Textwortes Lk 1,66 vier biblische Antworten, wobei genauer nur die erste (Lk 1,15) behandelt wird. Die herausragenden Eigenschaften des Johannes werden nicht wie in der ersten Predigt bloß aufgez¨ahlt, sondern auf der Grundlage einer Stelle aus dem Buch Esther (Est 6,8) gleichnishaft dargestellt. Aller Wahrscheinlickeit nach ist H. v. K. identisch mit dem Provinzial Hugo von Z¨urich (gest. 1303 oder 1304); von ihm stammt eine weitere Predigt u¨ ber Johannes den T¨aufer von «bruder huch dem provincial» mit dem Incipit «wir lesen hewt in dem ewangelio [...] das in vnser herre lobt an funf dingen [...]». ¨ Uberlieferung: Pommersfelden, Schloßbibl., HS 120, 103vb–112vb (15. Jh.). – Warschau, Nationalbibl., Cod. 8097 III, 97ra–101vb (fr¨uher Akc. 8711; davor Thorn/Tor´un, UB., Rps 28/III; davor K¨onigsberg, SUB, Hs. 898. Vgl. dazu Ralf G. P¨asler: Kat. der ma. deutschsprachigen Hss. der ehem. SUB K¨onigsberg [...]. Auf der Grundlage der Vorarbeiten Ludwig Deneckes, hg. v. Uwe Meves (Schr. des Bundesinst. f¨ur ostdt. Kultur und Gesch. 15). M¨unchen 2000, S. 91–93. – Jerzy Kaliszuk: Ponownie odnaleziony rekopis ˛ niemieckiego tekstu legendy o Barlaamie i Jozafacie [Wiederaufgefundene Hs. mit der deutschsprachigen Barlaamund Josaphat-Legende]. In: Z bada´n nad ksia˙ ˛zka˛ i ksiegozbiorami ˛ historycznymi [Forschungen zu hist. B¨uchern und B¨ucherslg.] 2 (2008) S. 81–91. Ausgabe: Alfred Holder: Zwei Predigten des Lesemeisters Hugo v. Constanz. In: ZfdPh 9 (1878) S. 29–43. Literatur: Dagmar Ladisch-Grube/Kurt Ruh, VL2 4 (1983) Sp. 232 f.; 11 (2004) Sp. 698. – Auguste Jundt: Histoire du panth´eisme populaire an moyen aˆge et an seizi`eme si`ecle. Paris 1875. – G. ¨ M. L¨ohr: Uber die Heimat einiger dt. Prediger und Mystiker aus dem Dominikanerorden. In: ZfdA 82 (1948/50) S. 174. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, T 66. – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. 2. Rom 1975, S. 255. – M. Wehrli-Johns: Gesch. des Z¨urcher Predigerkonvents (1230–1524). Z¨urich 1980. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. 857
2. H¨alfte 13. Jh. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 423. SF Michel, Heinrich. – Verfasser einer dt. Verslegende des Erkenbert von Worms (Stifter des Klosters Frankenthal) in 2104 Reimpaarversen. M. war in der zweiten H¨alfte des 13. Jh. Schulmeister im Kloster Frankenthal. Die von ihm verfasste Legende erz¨ahlt das Leben des Priesters und Propstes Erkenbert, der um 1080 in Worms als Sohn des bisch¨oflichen K¨ammerers Reginmar von Worms geboren und im Kloster Limburg erzogen wurde. Nach einer schweren Krankheit und im Besitz des Familienerbes entschied er sich f¨ur eine geistliche Laufbahn und gr¨undete 1119 das Kloster auf seinem Gut Frankenthal in der Rheinpfalz. 1129 wurde er zum Propst gew¨ahlt; er starb am 24. Dezember 1132. Auf die Lebensbeschreibung folgen die guten Taten Erkenberts. M. nennt in diesem Zusammenhang seinen eigenen Namen und gibt an, das Werk zu Ehren des Abtes Werner (um 1270/80) verfasst zu haben, f¨ur den Erkenbert als Vorbild dienen solle. Als Quellen dienten ihm eine lat. Erkenbert-Vita (12./13. Jh.), m¨undliche Berichte, sowie bisch¨ofliche und p¨apstliche Privilegien des 12. und 13. Jh. ¨ Uberlieferung: Darmstadt, Hessisches Staatsarch., Dahlberg Arch. (1629; Schreiber: Anton Eckweiler, einzige erhaltene Hs.). Vier weitere Hss., drei Hss. aus der zweiten H¨alfte des 17. Jh., eine vom Anfang des 18. Jh. (vor 1878 im Dahlberger Familienarch. zu Aschaffenburg), sind verloren. Ausgabe: Textproben bei Kaufmann (s. Lit.). Literatur: Helge Seider, VL2 6 (1987) Sp. 516 f. – Ekkart Sauser: Erkenbert. In: BBKL 17 (2000) Sp. 346 f. – A. Kaufmann: Ein Gedicht auf den hl. Erkenbert, den Stifter des Klosters Frankenthal. In: Monatsschr. f¨ur die Gesch. Westdeutschlands 4 (1878) S. 25–36. – Heinrich Boos: Quellen zur Gesch. der Stadt Worms. Bd. 3. Berlin 1893, S. XXVII. – Sch¨atze aus Perg. Ma. Hss. aus Frankenthal (Ausstellung 19. September-25. November 2007, Erkenbert-Museum Franckenthal). Hg. v. Edgar J. H¨urkey. Frankenthal 2007, S. 65 f., 101. SF Nikolaus (von Myra). – Dt. Legenden. Mit seiner Gestalt werden in der Hagiographie historische Ereignisse aus dem Leben verschiedener gleichnamiger Heiliger, so des Bischofs N. von 858
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2. H¨alfte 13. Jh. Myra (wahrscheinlich 4. Jh.) und des Abts N. von Sion, Bischofs von Pinora (gest. 564) verbunden. N. geh¨ort zu jenen Heiligen, die universal in Ost und West verehrt werden; dennoch wird sein Leben historisch nur schwer fassbar. Es sind zahlreiche volkssprachige Viten – vor allem im Rahmen von Legendaren, zu deren Grundinventar die N.Legende geh¨ort – u¨ berliefert. Eine Hs. aus der zweiten H¨alfte des 13. Jh., die urspr¨unglich einen Text von ca. 4000–4500 Versen umfasste, ist heute nur noch in Fragmenten (aus sechs verschiedenen Bibliotheken) von insg. 779 Versen erhalten. Die Bruchst¨ucke u¨ berliefern eine eigenst¨andige Versfassung einer N.-Legende. Das Werk wurde wohl in der zweiten H¨alfte des 13. Jh. oder zu Beginn des 14. Jh. in einer an das mitteldt. Sprachgebiet angrenzenden Gegend geschaffen. Als lat. Vorlage diente dem anonymen Dichter die Vita des Johannes Diaconus (BHL 6104 ff.). ¨ Uberlieferung: Colmar, StB, o. S. (verschollen). – Karlsruhe, LB, Cod. St. Peter perg. 61/2, Spiegel. – Melk, Stiftsbibl., Fragm. germ. 4. – N¨urnberg, StB, aus Cod. Cent. VI, 43m. – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VII, 74, vorderer Spiegel. – Privatbesitz Schmitt-Blank, Freiburg i. Br. (verschollen). Ausgaben: Franz Joseph Mone: Bruchst¨ucke aus einem Heiligenleben. In: Anz. f¨ur Kunde der dt. Vorzeit 6 (1837) Sp. 418–420. – Joseph Diemer: Bruchst¨ucke einer Legende vom H. Nicolaus. In: Germania 2 (1857) S. 96–98. – Karl Bartsch: Zur Legende vom H. Nicolaus. In: Germania 4 (1859) S. 241–244. – Ders. (Hg.): Konrads v. W¨urzburg Partonopier und Meliur, Turnei v. Nantheiz, Sant Nicolaus, Lieder und Spr¨uche. Wien 1871, S. XII–XIV, 335–342. – Ders.: Neue Bruchst¨ucke v. Sanct Nicolaus. In: Germania 29 (1884) S. 36–42. – Steinmeyer (s. Lit.). Ferner sind zwei ebenfalls von Legendaren unabh¨angige alemannische Prosalegenden u¨ berliefert. 1. Eine kurze, vielleicht von Heinrich → Kramer stammende Vita, deren Vorlage wahrscheinlich die Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine) darstellte, ist erhalten in der Handschrift Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 240, 176rb–177ra. 2. Eine Legende mit unbekannter Quelle u¨ berliefert Basel, UB, Cod. G2 II 58, 190v–200r. Literatur: Leander Petzoldt, LCI 8 (1976) Sp. 45–58. – Werner Williams-Krapp, VL2 6 (1987) Sp. 1037–1039. – Wimmer/Melzer (61988) S. 605–608. – Klaus Guth, BBKL 6 (1993) 859
Rudolf von Klingenberg Sp. 915–920. – Annemarie Br¨uckner, TRE 24 (1994) S. 566–568. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 459. – Werner Metzger, LThK3 7 (1998) Sp. 859 f. – Hans Georg Th¨ummel, RGG4 6 (2003) Sp. 334 f. – Elias v. Steinmeyer: Neue Bruchst¨ucke v. S. Nicolaus. In: ZfdA 19 (1876) S. 228–236. – Ders.: Die Quelle des St. Nicolaus. In: ZfdA 21 (1877) S. 417–425. – Edward Schr¨oder: S. Nicolaus. In: ZfdA 74 (1937) S. 130–132. – Felix Heinzer/Gerhard Stamm: Die Hss. v. St. Peter im Schwarzwald. 2. Tl.: Die Pergamenthss. (Die Hss. der Badischen LB in Karlsruhe X,2). Wiesbaden 1984, S. 143. – W. Metzger: Sankt N. v. M. Ein Heiliger im Kulturprozeß. In: Herrscher, Helden, Heilige. Hg. v. Ulrich Mu¨ ller u. a. St. Gallen 1996, S. 607–628. – Sofia Seeger: Der heilige N. v. M. und die Historia de translatione sanctorum magni Nicolai, alterius Nicolai Theodorique martyris (nach 1116). In: Mirakelber. des fr¨uhen und hohen MA. Hg. v. Klaus Herbers u. a. Darmstadt 2005, S. 254–287. – Manfred Becker-Huberti: Lex. der Br¨auche und Feste. Freiburg i. Br. u. a. 22007, S. 79–81, 151 f., 277, 286–293. SF Rudolf von Klingenberg OP. – Verfasser einer Predigt auf Johannes Evangelista, zweite H¨alfte 13. Jh. R. war h¨ochstwahrscheinlich Angeh¨origer des thurgauischen Ministerialengeschlechts von K. und Geistlicher im Konstanzer Dominikanerkloster St. Nikolaus; als solcher ist er 1279 und 1291 urkundlich genannt. An den Prolog der unter dem Namen R.s u¨ berlieferten Predigt schließt eine Paraphrase des Textworts Joh 21,18–24 an. Darauf folgt eine Disposition in drei Teilen, die die Vorliebe Christi f¨ur Johannes, «die wirdikait seines lones» und «die minnikliche lere» des Johannes behandelt. Knappe Erl¨auterungen zu Werk und Himmelfahrt des Johannes beschließen das Werk. Der Verfasser zitiert neben AT und NT auch → Beda, → Hieronymus und → Augustinus. ¨ Uberlieferung: Pommersfelden, Gr¨aflichSch¨onbornsche Bibl., Ms. 120, 89rb–97rb (Pap. und Perg., 15. Jh., nordbair.). – Leipzig, UB, Ms. 763, 247v–252r (Pap., 1481). – Neben R. werden in der Hs. als Predigtautoren → Heinrich v. Schaffhausen, → Hugo v. Konstanz und → Konrad v. Liebenberg angef¨uhrt. 860
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Der Tisch im Himmelreich Literatur: Hans-Jochen Schiewer, VL2 8 (1992) Sp. 358. – Johann Jakob R¨ueger: Chron. der Stadt und Landschaft Schaffhausen. Bd. 2. Schaffhausen 1892, S. 668–683 und 1143 f. – Ludwig Baur: Die Ausbreitung der Bettelorden in der Di¨ozese Konstanz II. In: Freiburger Di¨ozesanarch. 29 (1901) S. 1–107. – Rudolf Wigert: Homburg und die ehem. Herrschaften v. Klingenberg. In: Thurgauische Beitr. zur vaterl¨andischen Gesch. 43 (1903) S. 4–69, bes. S. 19–55. – Brigitta Hilberling: Das Dominikanerkloster St. Nikolaus auf der Insel vor Konstanz. Mu¨ nchen 1969. – Chartularium Sangallense. Bd. 4 (1266–1299). Bearb. v. Otto Paul Clavadetscher. Sigmaringen/St. Gallen 1985. – H.-J. Schiewer: Die beiden Sankt Johannsen, ein dominikanischer Johannes-Libellus und das literarische Leben im Bodenseeraum um 1300. In: Oxford German Studies 22 (1993), S. 21–54, bes. S. 30–34. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 423. SF Meister Sigeher → Band 4. Spiegel der Gottheit (Der Spiegel). – Geistliche Rede, vermutlich in der 2. H¨alfte des 13. Jh. entstanden. Den Ausgangspunkt der 172 Verse umfassenden Rede bildet ein Gleichnis, nach dem ein Mann von einem Spiegel St¨ucke abbricht; sein Spiegelbild ver¨andert sich aber nicht, und jedes Bruchst¨uck reflektiert es ganz. Der Spiegel wird mit Gott gleichgesetzt, der Mann mit einem die Transsubstantiation vollziehenden und die Trinit¨at verk¨undenden Priester. Das Bild vom Spiegel als Gleichnis f¨ur Gott, der in jedem St¨uck der Hostie ganz gegenw¨artig ist, war im MA verbreitet (vgl. u. a. → Schweizer Predigten, → Nikolaus von Straßburg, → Seuses B¨uchlein der Ewigen Weisheit). Im weiteren Verlauf der Rede geht es um die Einheit/Unteilbarkeit und Omnipr¨asenz Gottes, bevor zuletzt in einer Variation des Spiegelgleichnisses der Spiegel als Ding und das Spiegelbild mit der menschlichen und g¨ottlichen Natur Christi in Verbindung gebracht werden. ¨ Uberlieferung: Heidelberg, UB, Cpg 341, 196rb–197va (Perg., Nordb¨ohmen, erstes Viertel 14. Jh., su¨ dliches Mitteldt. mit zahlrei861
2. H¨alfte 13. Jh. chen bair. Formen); Titel: Von unsers herren lichnam. – Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. 72 (fr¨uher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 1), 197rb–198va (Perg., Nordwestb¨ohmen/Oberfranken, erstes Viertel 14. Jh., s¨udl. Mitteldt. mit unterschiedlich starkem bair. Einschlag). – Als Einschub im → L¨owenberger Rechtsbuch (Schlesien, 2. Jahrzehnt 14. Jh.). – W¨urzburg, UB, M. ch. q. 89, 358r–365r (Pap., nach Mitte 15. Jh., o¨ stliches Ostfr¨ankisch); V. 53–110 fehlen, auf V. 172 folgen weitere, noch ungedruckte 209 Verse; Titel: Der spigel der gotheyt. Ausgabe: Gustav Rosenhagen: Kleinere mhd. Erz¨ahlungen, Fabeln und Lehrgedichte. III. Die Heidelberger Hs. cod. Pal. germ. 341 (DTM 17). Berlin 1909 (Nachdr. 1970) S. 69–72, Nr. 82 (u. d. T. ‹Der Spiegel›). Literatur: Walter Buckl, MarLex 6 (1994) S. 240. – Ingeborg Glier, VL2 9 (1995) Sp. 106–108. BJ Der Tisch im Himmelreich (Van dem dische im Himmelrike). – Titel der j¨ungsten Fassung (w) einer geistlichen par¨anetischen Lehrdichtung von 296 Versen. Auf ethisch-mahnende Weise erz¨ahlt die Dichtung von dem Schicksal der Seele nach dem Tod. Die a¨ lteste Fassung ist das 240 Verse umfassende Himmlische Gastmahl (in W; dort im Rahmen eines Zyklus von vier Kurzdichtungen von einer Hand, vgl. Die → Lilie); der urspr¨ungliche Text d¨urfte in der zweiten H¨alfte des 13. Jh. im s¨udlichen Rheinfranken entstanden sein. Eine dritte Fassung (K) von 266 Versen wurde sekund¨ar in einen Textzeugen von → Der Seele Kranz aufgenommen. Das Verh¨altnis der Fassungen zueinander ist nicht zweifelsfrei gekl¨art. ¨ Uberlieferung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 894, 56r–60v (1449, ostf¨alisch) (w). – Wiesbaden, LB, Hs. 68, 119r-127r und 127r–128v, (Perg., um 1300, mittelfr¨ankisch) (W). – Thorn/Tor´un, UB (fr¨uher K¨onigsberg, SUB, Hs. 905), Rps 7/II, 22v–27r (erste H¨alfte 14. Jh., mitteldt., zur Zeit nicht auffindbar) (K). Ausgaben: Georg Baesecke: D. T. i. H. In: NdJb 33 (1907) S. 129–135 (w). – W¨ust (s. Lit.) S. 68–72 (W). – Fritz Rohde: Ein mnd. Gedicht u¨ ber die Kreuzigung, das Begr¨abnis und die Auferstehung Christi aus der K¨onigsberger Hs. 905. Diss. K¨onigsberg 1911, S. 7 f. (Teildr. K). 862
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2. H¨alfte 13. Jh. Literatur: Hartmut Beckers, VL2 9 (1995) Sp. 940 f. – Paul W¨ust: Die Lilie, eine mittelfr¨ankische Dichtung in Reimprosa, u. a. geistliche Gedichte aus der Wiesbadener Hs. (DTM 15). Berlin 1909, S. XII–XVI. – Ralf Plate: Zum Verbleib ma. dt. Hss. der ehem. K¨onigsberger Bibl. Mit einem vorl¨aufigen Verz. der Hss. in der UB Thorn. In: Ber. und Forschungen. Jb. des Bundesinst. f¨ur ostdt. Kultur und Gesch. 1 (1993) S. 93–111, hier S. 101. SF Walther von Rheinau (Waltherus von Rˆınouwe). – Verfasser eines mhd. Marienlebens von 16.623 Reimpaarversen vom Ende des 13. Jh. Im Epilog nennt der Dichter seinen Namen: «von Rˆınouwe Waltherus, / Von Bremgarten bˆı der Rius geborn» (V. 16.249 f.) Er gibt an, sein Beruf sei Lohnschreiber. Auch die Sprache zeigt die Herkunft W.s aus dem Schweizer Kanton Aargau. In einer Schaffhausener Stadturkunde von 1278 wird ein «Walter der rinower» als b¨urgerlicher Zeuge erw¨ahnt; wahrscheinlich ist dieser identisch mit dem Dichter. Als Quelle f¨ur sein Werk diente die → Vita beatae virginis Mariae et Salvatoris rhythmica. Wie → Wernher der Schweizer beh¨alt er die Gliederung in vier B¨ucher bei, ebenso die Einteilung in kurze Kapitel, teilweise auch mit den Prosa¨uberschriften. W. arbeitete außer bei der selbstst¨andigen Aufnahme von Prolog und Epilog sehr vorlagengetreu. In den biblischen Partien orientierte er sich mehr an der Vulgata als an der Vita. In W.s Dichtung wird die Geschichte von Anna und Joachim, Marias Kindheit unter den Tempeljungfrauen bis zur Verm¨ahlung mit Joseph erz¨ahlt. Der Mittelteil behandelt die Geburt und Kindheit Jesu sowie sein o¨ ffentliches Wirken, die Passion und die H¨ollenfahrt. Im Schlussteil nimmt wiederum Maria eine zentrale Stellung ein: Berichtet werden ihr Leben nach der Auferstehung Christi, ihr Tod und ihre Himmelfahrt. W.s Stil zeigt Einfl¨usse der h¨ofischen Dichtung, vor allem wahrscheinlich durch die Werke → Konrads von W¨urzburg. Typisch f¨ur ihn sind schm¨uckende Beiw¨orter und alemannische Regionalismen. In den Vita-Handschriften finden sich zahlreiche Glossen, die W. aber kaum ber¨ucksichtigt hat, weshalb man folgert, er habe eine glossenarme Handschrift als Quelle verwendet. Die Verbreitung blieb auf den s¨udwestdt. Sprachraum beschr¨ankt. Von vier Handschriften aus dem 14. Jh. 863
Walther von Rheinau sind zwei fragmentarisch. Eine nachweisliche Benutzung des Werks erfolgte durch Wernher, den Schweizer. ¨ Uberlieferung: Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 8° 144 (1388, alemannisch; wahrscheinlich vollst¨andigste Hs.) (S). – Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen Perg. 35 (um 1300, alemannisch; beste, aber nicht vollst¨andige Hs.) (C). – Z¨urich, ZB, Cod. C 79 c (um 1300, alemannisch; Fragm., zwei Bll.) (Z) – Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB 1519/VI (aus dem Pfarrarch. Pfunders, Anfang 14. Jh., alemannisch; Fragm., ein Doppelbl.) (P). Ausgaben: Adelbert v. Keller (Hg.): W.s v. R. Marienleben. T¨ubingen 1849, 1852, 1853, 1855. – ˚ Edit Perjus (Hg.): Das Marienleben W.s v. R. Abo 1948. 2., verm. Aufl. 1949. Literatur: Edward Schr¨oder, ADB 28 (1889) S. 378 f. – Ehrismann 2,2 (1935) S. 368. – De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 147 f. – Kurt G¨artner, Killy 12 (1992) S. 129 f. – Werner J. Hoffmann, MarLex 6 (1994) S. 689 f. – K. G¨artner, VL2 10 (1999) Sp. 657–660. – Adolph V¨ogtlin: W. v. R. und seine Marienlegende. Diss. Straßburg 1886. – Adolf Hauffen: W.s v. R. Marienleben. Eine litterarhist. Unters. Diss. Graz 1886. – Ders.: W. v. R. Seine lat. Quelle und sein dt. Vorbild. In: ZfdA 32 (1888) S. 337–379. – Max P¨apke: Das Marienleben des Schweizers Wernher [...]. Berlin 1913. – Perjus (s. Ausg.). – Maria Elisabeth G¨ossmann: Die Verk¨undigung an Maria. Im dogmatischen Verst¨andnis des MA. M¨unchen 1957, S. 250–255. – Achim Masser: Bibel, Apokryphen und Legenden. Geburt und Kindheit Jesu in der religi¨osen Epik des dt. MA. Berlin 1969. – Ders.: Bibel- und Legendenepik des dt. MA. Berlin 1976. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 52004, S. 381. – Hubert Herkommer: Die Sch¨onheit des Gottessohnes und der Gottesmut¨ ter. Hist. Betrachtungen zur Asthetik des Heiligen. In: Sch¨onheit und Maß. Beitr. der Eranos Tagungen 2005 und 2006. Hg. v. Erik Hornung/Andreas Schweizer. Basel 2007, S. 43–89, hier S. 56–58. SF Hugo von Langenstein, * um 1245/50 Hegau, † um 1300. – Verfasser einer 1293 beendeten Legende (32.588 Verse) von der r¨omischen M¨artyrerin Martina. H. stammte aus einer im Hegau ans¨assigen Familie von Ministerialen. Er war der Sohn des Ritters 864
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Hugo von Langenstein Arnold von Langenstein, der zun¨achst die Kommende Mainau stiftete und 1271 mit seinen vier ¨ S¨ohnen in den Dt. Orden eintrat. Uber H.s Ausbildung ist nichts bekannt, doch lassen die reichen Bez¨uge in seinem Werk auf tiefere Kenntnisse der geistlichen Literatur schließen. H. wurde zum Priester geweiht, war um 1287 Komtur von Sumiswald und sp¨ater Priesterbruder des Ordens: 1291 lebte er in der Kommende Beuggen und 1298 in der Kommende Freiburg i. Br. Danach wird er nicht mehr erw¨ahnt. H. ist durch eine Selbstauskunft im Text als Verfasser der Reimlegende Martina nachgewiesen, die er 1293 vollendete. Die Anregung, sich mit dem Leben der r¨omischen M¨artyrerin zu besch¨aftigen, ging wohl von H.s Schwester aus, die als Dominikanerin in L¨owental lebte. Die mehr als 32.000 Verse der Martina sind in 292 Abschnitte unterteilt, was auf die Verwendung des Werks als Tischlekt¨ure hinweist. H.s Lob von Martinas vermeintlichen Rittertugenden ist als Versuch zu werten, die M¨artyrerin innerhalb des Ordens zu etablieren. Inhaltlich folgt der Text den Wundertaten und elf Martern Martinas, doch geben die Details der Passion H. vor allem Anlass zu oft allegorischen Ausschm¨uckungen, die der eigentlichen Legende einen kompendienhaften Charakter verleihen. H. vertieft sich etwa in die Kleidungsst¨ucke Martinas ebenso sehr wie in die Vorzeichen der Apokalypse. Der Stil H.s verweist dabei h¨aufig auf → Konrad von W¨urzburg und dessen Goldene Schmiede. Andere Quellen sind De contemptu mundi von Innozenz III., das Compendium Theologiae veritatis, die → Legenda aurea, → Hermanns Jolande und → Reinbots Georg. Die Wirkung von H.s Text reichte bis in die b¨ohmischen Ordensl¨ander und erfasste den → Daniel ebenso wie den Ackermann aus B¨ohmen des → Johannes von Tepl. Neben der Martina wird H. manchmal auch die Mainauer Naturlehre zugeschrieben, die sich im gleichen Kodex findet. Diese Autorschaft ist aber nicht eindeutig zu belegen. ¨ Uberlieferung: Die Martina ist in einer einzigen Hs. u¨ berliefert, die von Konrad von St. Gallen geschrieben wurde: Basel, UB, Cod. B VIII 27, 1ra–292vb (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., alemannisch, Raum Zu¨ rich). Ausgabe: Martina. Hg. v. Adelbert v. Keller. Stuttgart/T¨ubingen 1856. Nachdr. Hildesheim 1978 (dazu: Meyer/Burckhardt 1966 [s. Lit.] S. 65 f.). – Teilausgaben: Eberhard Gottlieb Graff: 865
2. H¨alfte 13. Jh. Diutiska. Denkm¨aler dt. Sprache, Bd. 2. Stuttgart/T¨ubingen 1827, S. 116–166. Nachdr. Hildesheim 1970. – Friedrich August Pischon: Denkm¨aler der dt. Sprache von den fr¨uhesten Zeiten bis jetzt. Eine vollst. Beispielslg. zu seinem Leitfaden der Gesch. der dt. Lit. Bd. 1. Berlin 1838, S. 559 f. – Wilhelm Wackernagel: Die altdt. Hss. der Basler UB. Verzeichniss, Beschreibung, Ausz¨uge. Basel 1836, S. 47–50. – Ders., Dt. Lesebuch. Bd. 1. Basel 2 1839, Sp. 755–768. Literatur: Elias v. Steinmeyer: L., H. v. In: ADB 17 (1883) S. 673 f. – Ehrismann 2,2 (1935) S. 401–403. – Winfried B¨ohne, LThK2 5 (1960) Sp. 515. – Rainer Rudolf, NDB 10 (1974) S. 17 f. – Georg Steer, VL2 4 (1983) Sp. 233–239. – Ulrich Mattejiet, LexMA 5 (1991) Sp. 172. – Roger Aubert, Hugues de L. In: DHGE 25 (1995) Sp. 293. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 461–463. – Werner Williams-Krapp, Killy2 5 (2009) S. 645 f. – Reinhold K¨ohler: Quellennachweise zu H.s v. L. Martina. In: Germania 8 (1863) S. 15–36. – Friedrich Lauchert: Die Sprache der Martina des H. v. L. In: Alemannia 17 (1889) S. 211–238. – Albertus Magnus: Compendium theologicae veritatis in septem libros digestum (B. Alberti Magni Opera Omnia 34). Hg. v. Auguste Borgnet. Paris 1895, S. 211–238. – Pio Franchi De’Cavalieri: S. Martina. In: R¨omische Quartalschr. f¨ur christliche Altertumskunde und Kirchengesch. 17 (1903) S. 222–236. – Paul Dold: Unters. zur Martina H.s v. L. Mu¨ lhausen 1912. – Erich Wiegmann: Beitr. zu H. v. L. und seiner Martina. Diss. Halle/S. 1919. – Karl Helm: Zur Abfassungszeit der Legenda Aurea. In: PBB (Halle) 43 (1919) S. 341–345. – Erich Klibansky: Gerichtsszene und Prozeßform in erz¨ahlenden dt. Dichtungen des 12.-14. Jh. Berlin 1925 (Nachdr. Nendeln 1967) S. 31–34. – Ders./Walther Ziesemer: Die Lit. des Dt. Ritterordens. Gießen 1951, S. 44–47. – Ernst Ochs: Martina wirft Licht auf Otfrid. In: FS Emil Oehmann. Helsinki 1952, S. 151 f. – Otto Feger: Die Deutsch-Ordens-Kommende Mainau. Anf¨ange und Fr¨uhzeit. Lindau 1958. – Gerhard Eis: Die Lit. im Dt. Ritterorden und in seinen Einflußgebieten. In: Ostdt. Wiss. 9 (1962) S. 56–101. – Gustav Meyer/Max Burckhardt: Die ma. Hss. der UB Basel B/2. Basel 1966, S. 63–67. – Franz G¨otz/Alois Beck: Schloß und Herrschaft Langenstein im Hegau. Singen 1972. – Die sogenannte ‹Mainauer Naturlehre› der Basler Hs. B VIII 27. Abb., Transkription, Komm. Hg. v. 866
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2. H¨alfte 13. Jh. Helmut R. Plant u. a. G¨oppingen 1972. – Arno Borst: Mo¨ nche am Bodensee 610–1525. Sigmaringen 1978, S. 227–246, 254, 258, 440 f., 510–512, 553. – Georg Steer: Hugo Ripelin v. Strassburg. Zur Rezeptions- und Wirkungsgesch. des ‹Compendium theologicae veritatis› im dt. Sp¨atMA. T¨ubingen 1981. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ihrer ¨ Uberlieferungs-, Text- und Wirkungsgesch (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 441. – Martina Horn: Zu H. v. L.s ‹Martina›. In: Ergebnisse der 22. und 23. Jahrestagung des Arbeitskreises ‹Dt. Lit. des MA›. Greifswald 1990, S. 130–140. – Eckart Conrad Lutz: Ein Reimwb. zur ‹Martina› des H. v. L. In: ZfdPh 114 (1995) S. 116–118. – Steffen Fahl: Dichte und Wahrheit. Zu H. v. L.s ‹Martina› in Schmidts ‹Abend mit Goldrand›. In: Zettelkasten 20 (2001) S. 25–81. – Dorothee Steeb: Entgrenzung und Erl¨osung. Die ‹Martina› des H. v. L. In: Genderdiskurse und K¨orperbilder im MA. Mu¨ nster u. a. 2002, S. 221–231. – Jutta MeindlWeiss: Eine vergessene Heilige. Stud. zur Martina H.s v. L. Frankfurt/M. u. a. 2002. – Nigel F. Palmer: ‹Herzeliebe›, weltlich und geistlich. Zur Metaphorik vom ‹Einwohnen im Herzen› bei Wolfram v. Eschenbach, Juliana v. Cornillon, H. v. L. und Gertrud v. Helfta. In: Innenr¨aume in der Lit. des dt. MA. XIX. Anglo-German Colloquium, Oxford 2005. Hg. v. Burkhard Hasebrink u. a. T¨ubingen 2008, S. 197–224. – Robert Mohr: Pr¨asenz und Macht: Eine Unters. zur Martina H.s v. L. Frankfurt/M. u. a. 2010. MM Christina von Hane (Hagen, gen. von Retters), * um 1269 im Bistum Mainz, † 1292 Hane (Hagen bei Bolanden/Pfalz). – Mystikerin und Vision¨arin, Ende 13. Jh. C. stammte wahrscheinlich aus einer Adelsfamilie im Umfeld der Grafen von Nassau. Sie kam mit sechs Jahren in das Pr¨amonstratenserinnenstift Hane, wo sie 1281 die Profess ablegte. Ihre Vita in moselfr¨ankischer Volkssprache ist in einer einzigen, erst 1958 entdeckten Straßburger Handschrift u¨ berliefert. Die darin enthaltene Vita wurde m¨oglicherweise urspr¨unglich in lat. oder dt. Sprache durch eine Person aus C.s Umfeld aufgezeichnet. Um 1650 folgte eine Bearbeitung durch den Pr¨amonstratenser Petrus Diederich. Die Vita behandelt neben C.s Leben v. a. ihre Askese und Visionen. Im Zentrum von C.s Christusmystik steht 867
Christina von Hane das schmerzvolle, k¨orperliche Miterleben der Passion Christi, angereichert mit brautmystischen Elementen und Bez¨ugen zum Hohelied. ¨ Uberlieferung: Straßburg, National- und UB, Dod. 324, 212r–349v (Engelport/Mosel, Mitte 15. Jh., dt.); unvollst¨andige Fassung v. C.s Vita. Ausgabe: Franz P. Mittermaier: Lebensbeschreibung der sel. C., gen. v. R. In: Arch. f¨ur mittelrheinische Kirchengesch. 17 (1965) S. 226–251; ebd. 18 (1966) S. 203–238. Bibliographie: Gertrud J. Lewis u. a.: Bibliogr. zur dt. Frauenmystik des MA mit einem Anh. zu Beatrijs van Nazareth und Hadewijch. Berlin 1989, 236 f. Literatur: Kurt K¨oster, VL2 1 (1978) Sp. 1225–1228. – Ekkart Sauser, BBKL 22 (2003) Sp. 194. – F. Petit: La spiritualit´e des Pr´emontr´es aux 12e et 13e si`ecles. Paris 1947, S. 119–124. – K. K¨oster: Leben und Gesichte der C. v. Retters. In: Arch. f¨ur mittelrheinische Kirchengesch. 8 (1956) S. 241–269. – F. P. Mittermaier: Ein bislang verschollener Hymnus auf die sel. C., gen. v. R. In: ebd. 10 (1958) S. 353–355. – Ders.: Wo lebte die sel. C., in Retters oder in Hane? In: ebd. 12 (1960) S. 75–97. – Trudo Gerits: C. de R. (ou de H.). In: Analecta Praemonstratensia 38 (1962) S. 142–148. – F. P. Mittermaier: Lebensbeschreibung der sel. C., gen. v. R. In: Arch. f¨ur mittelrheinische Kirchengesch. 17 (1965) S. 209–224 (Einl. zur Ausg.). – Kurt Ruh, C. v. H. (v. R.) (1269–1292). In: Ders.: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 2: Frauenmystik und Franziskanische Mystik der Fr¨uhzeit. Mu¨ nchen 1993, S. 121–125. MM Durandus, Wilhelm (Gulielmus Duranti[s], Guil¨ laume Durant, W. D. der Altere, D. von Mende; genannt «Speculator»), * 1230/1231 Puymoisson/Di¨ozese B´eziers, † 1.11.1296 Rom. – Einflussreicher Kanonist und Liturgiker. Der geb¨urtige Franzose W. D. begann seine Studien des Kirchenrechts in Lyon, setzte diese um 1255 in Bologna fort, wo er ein Sch¨uler Bernhards von Parma war und unterrichtete selbst eine Zeitlang als Lehrer in Modena, vielleicht auch in Bologna. Um 1262 trat er unter Clemens IV. als p¨apstlicher Kapellan in die Dienste der r¨omischen Kurie; haupts¨achlich war D. als Richter, Diplomat und Gouverneur im Kirchenstaat t¨atig. 1285 erfolgt die Wahl zum Bischof von Mende. 868
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Helwicus Theutonicus Eine Darstellung des r¨omisch-kanonischen Prozessrechts und des Formularwesens bietet das in zwei Redaktionen verfasste Speculum iudiciale, das die gesamte prozessrechtliche Literatur abbildet und bearbeitet und D. seinen Beinamen «Speculator» einbrachte. Weitere kanonistische Werke D.s sind ein Repertorium iuris canonici und Kommentare zu den Konstitutionen des zweiten Konzils Gregors X. An liturgischen Werken ist ihm ein Pontificalis ordinis liber zuzuweisen, das die Pontifikalhandlungen nach r¨omischer Tradition behandelt. Als Hauptwerk des D. gilt eine umfassende Darstellung des sog. liturgischen Rechts, das in ann¨ahernd 140 vollst¨andigen Handschriften u¨ berlieferte Handbuch Rationale divinorum officiorum, welches sich in acht B¨uchern mit dem Gottesdienst der Kirche und im Besonderen mit dessen Zeremonien befasst. Zur Erkl¨arung der Liturgie wird h¨aufig die allegorische Deutung herangezogen. Ausgaben: Anselme Davril/ Timothy M. Thibodeau (Hg.): Guillelmi Duranti Rationale divinorum officiorum (CCCM 140). Turnhout 1995–2000. – T. Thibodeau (Hg.): Guilelmus Durantis. The Rationale divinorum officiorum of William Durand of Mende. A new translation of the prologue and book one. New York 2007. ¨ Eine anonyme dt. Ubersetzung des gesamten Ra¨ tionale von 1384 entstammt dem Ubersetzerkreis um Albrecht III. und weist in die Fr¨uhzeit der «Wiener Schule». Mit der Stuttgarter → Summa theologiae, den dt. Bearbeitungen des Compendium theologicae veritatis des → Hugo Ripelin von Straßburg und der Summa des → Berthold von Freiburg z¨ahlt sie zu den wichtigsten Werken der ¨ dt. Ubersetzungsscholastik. ¨ Uberlieferung: Mailand, Bibl. Nazionale Braidense, AE.XII.54. – Ebd., AE.XIII.1. – M¨unchen, BSB, Cgm 512. – Ebd., Cgm 6245. – Ebd., Cgm 6246. – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. III, 85. – Ebd., Cod. Cent. IV, 80. – Ebd., Cod. Cent. V, 29. – ¨ Wien, ONB, Cod. 2765. – Ebd., Cod. 3045. – Ebd., Cod. 3046. Die drei N¨urnberger Hss. bilden ebenso wie die beiden Wiener Hss. Cod. 3045 und Cod. 3046 und die beiden bislang unbekannten Mail¨ander Hss. jeweils eine Einheit. Ausgaben: Gerard H. Buijssen (Hg.): D.’ Ra¨ tionale in sp¨atmhd. Ubersetzung. Das vierte Buch nach der Hs. CVP 2765 (Studia Theodisca VI). Assen 1966. – Ders. (Hg.): D.’ Rationale in sp¨atmhd. ¨ Ubersetzung. Die B¨ucher I–III nach der Hs. CVP 869
2. H¨alfte 13. Jh. 2765 (Studia Theodisca XIII). Assen 1974. – Ders. ¨ (Hg.): D.’ Rationale in sp¨atmhd. Ubersetzung. Die B¨ucher VIb-VIII nach der Hs. CVP 2765 (Studia Theodisca XVI). Assen 1983. 1535 verfasste Berthold (P¨urstinger) von Chiemsee ein Tewtsch Rational u¨ ber das Amt heiliger meß auf der Grundlage von Buch IV des Rationale. Ausgabe: Wolfgang Reithmeier (Hg.): Bertholds, Bischofs v. Chiemsee, Tewtsche Theologey. Mu¨ nchen 1852, S. XVIII–XX. Literatur: Georg Steer, VL2 2 (1980) Sp. 245–247. – Georg Langg¨artner u. a.: Duranti(s) I. Durandus, Guillelmus. In: LexMA 3 (1986) Sp. 1469 f. – Otto Stegm¨uller: Durantis, Wilhelm ¨ In: MarLex 2 (1989) S. 265. – Frank Soed. A. termeer, BBKL 22 (2003) Sp. 1527–1539. – Johann Friedrich v. Schulte: Die Gesch. der Quellen und Lit. des Canonischen Rechts v. Gratian bis auf die Gegenwart. Bd. 2. Stuttgart 1877 (Nachdr. Graz 1956) S. 144–156. – Helga Unger: Vorreden dt. Sachlit. des MA als Ausdruck literarischen Bewußtseins. In: FS Hugo Kuhn. Hg. v. Ingeborg Glier. Stuttgart 1969, S. 217–251, hier S. 240–243. – G. Steer: Germanistische Scholastikforschung. In: Theologie und Philosophie 45 (1970) S. 204–226, ¨ hier S. 224 f. – Siegfried Haider: Dt. Ubersetzung des Rationale divinorum officiorum des Gulielmus Durandus. In: Tausend Jahre Ober¨osterreich. Das Werden eines Landes. Ausstellung des Landes Ober¨osterreich 29. April bis 26. Oktober 1983 in der Burg zu Wels. Katalogtl., Linz 1983, S. 188 f. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). Tu¨ bingen 2004, S. 56. – Klaus Wolf: Hof – Univ. – Laien. Lit.- und sprachgesch. Unters. zum dt. Schrifttum der Wiener Schule des Sp¨atMA (Wissenslit. im MA 45). Wiesbaden 2006, S. 224–226. SF Helwicus Theutonicus OP. – Verfasser zweier Traktate, um 1300. H. wird im sog. Stamser Katalog, einem vor 1323 entstandenen Verzeichnis dominikanischer Autoren, als Verfasser («frater Helwicus Theutonicus» bzw. «Helbertus Theutonicus») zweier Schriften genannt: des h¨aufig → Thomas von Aquin zugeschriebenen Traktats De dilectione Dei et proximi und eines liber exemplorum. Die Identifizierungen H.s mit → Helwicus von Magdeburg oder → Helwic von Germar scheinen nicht stichhaltig. 870
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2. H¨alfte 13. Jh.
Bairische Predigtsammlung des 13. Jh.
De dilectione Dei ist ein in u¨ ber 20 Handschriften und Drucken u¨ berlieferter dreiteiliger Traktat, der Wesen, Formen, Begleitumst¨ande, Ursprung, Ursachen und Wirkungen der Gottes- und N¨achstenliebe in scholastischer Manier behandelt. Ein eingeschobener Abschnitt De decem gradibus amoris repr¨asentiert dominikanische Mystik. Zu den dt. Bearbeitungen der Decem gradus amoris vgl. → Zehn Staffeln der Gottesliebe. ¨ Uberlieferung: 21 Hss. und Drucke, vgl. Kaep¨ peli (s. Lit.) S. 180. Alteste Hs.: Erlangen, UB, Cod. 271, 105v–128r (Kloster Heilsbronn, Ende 13. Jh). Ausgaben: Sancti Thomae Aquinatis [...] opera omnia, tom. 17. Parma 1864, S. 235–284. – Thomae Aquinatis [...] opera omnia. Bd. 28. Paris 1875, S. 325–394. Der liber exemplorum ist bisher nicht identifiziert. Literatur: Christine St¨ollinger, VL2 3 (1981) Sp. 984–987; 11 (2004) Sp. 642. – Walter Senner, LThK 3 4 (1995) Sp. 1416 f. – Martin Grabmann: H. T. OP. (Helwic v. Germar?), der Verfasser der pseudothomistischen Schr. ‹De dilectione Dei et proximi›. In: Divus Thomas 5 (1927) S. 401–410. – Richard Egenter: Die Lehre v. der Gottesfreundschaft in der Scholastik und Mystik des 12. und 13. Jh. Augsburg 1928, S. 167–200. – Paul de Surgy: La source de l’´echelle d’amour de saint Jean de la Croix. In: Revue d’asc´etique et de mystique 105 (1951) S. 22–40. – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. 2. Rom 1975, S. 179 f. SF
(Antichrist, Ju¨ ngstes Gericht) sowie die Passionsgeschichte mit Marienklage. Als Quellen dienten dem Verfasser → Beda, → Haimo von Auxerre, → Honorius Augustodunensis und weitere Autorit¨aten; vielfach wurden auch die Sermones des Odo von Cheriton (gest. 1247 oder 1248) herangezogen. Die f¨unf erhaltenen Textzeugen lassen auf zwei Traditionstypen ¨ schließen (s. Uberl.): N, A und W2 u¨ berliefern die reine Predigtsammlung, D und W1 enthalten die Sammlung als Teil eines Plenars. ¨ Uberlieferung: Die Predigtsammlung ist in Hss. des 14. und 15. Jh. u¨ berliefert, wobei die a¨ lteste (N¨urnberger) Hs. 55 St¨ucke und die j¨ungeren insgesamt zw¨olf weitere Predigten enthalten: Augsburg, UB, Cod. III.1.4° 40 (Mitte 15. Jh.) (A). – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs ¨ 4953 (Anfang 14. Jh.) (N). – Wien, ONB, Cod. 14553 (15. Jh.) (W2). – Als Bestandteil v. Plenarien: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 204 (15. Jh.) ¨ (D). – Wien, ONB, Cod. 2912 (15. Jh.) (W1). Literatur: Hans Ulrich Schmid, VL2 11 (2004) Sp. 206–208. – L´eopold Hervieux: Les fabulistes latins. Depuis le si`ecle d’Auguste jusqu’`a la fin du moyen aˆge. Bd. 4. Paris 1896. – H. U. Schmid: Eine bair. Predigtslg. des sp¨aten 13. Jh. In: Die dt. Predigt im MA. Internationales Symposium am Fachbereich Germanistik der Freien Univ. Berlin vom 3.-6. Oktober 1989. Hg. v. Volker Mertens/HansJochen Schiewer. T¨ubingen 1992, S. 55–91. SF
Bairische Predigtsammlung des 13. Jh. – Jahrgang anonymer dt. Sonntagspredigten mit je einer zus¨atzlichen Heiligenpredigt u¨ ber St. Stephanus, Johannes den T¨aufer und den hl. Rupert; sp¨ates 13. Jh. Der Verfasser dieser aus dem su¨ dbair., wohl Salzburger Raum stammenden Sammlung geh¨orte vermutlich einem Bettelorden an. Das Werk weist zahlreiche zeitkritische Elemente auf, wobei sich der Prediger besonders u¨ ber seine «ungetrewen» Zeitgenossen, spezifisch m¨annliche und weibliche Untugenden und u¨ ber die Verschwendungssucht der Reichen ausl¨asst. Neben typologischen Deutungen im Rahmen der Bibel werden h¨aufig auch außerbiblische Natur- und Dingallegoresen (z. B. Adler, Fliege, Wasser, Magnet) verwendet. Ferner sind einige Exempla, Legenden und historische Erz¨ahlungen Bestandteile dieser Predigtsammlung. Thematisiert werden auch die Letzten Dinge
Kolner ¨ Klosterpredigten. – Dominikanisch gepr¨agte Predigtsammlung von 39 großteils im 13. Jh. entstandenen Predigten in einer Handschrift des 14. Jh. In diesem aus Predigtdispositionen und -exzerpten bestehenden Predigtkorpus werden wie auch in der vergleichbaren Sammlung → Paradisus anime intelligentis alle Prediger (mit Ausnahme eines Franziskaners) namentlich genannt; es enth¨alt jedoch keine → Eckhart-Predigten. Fast alle der angef¨uhrten Prediger wirkten Ende des 13./Anfang des 14. Jh. in K¨oln. Die im Dienst der «cura monialium» stehende Sammlung stellt den K¨olner Dominikaner Meister Gerhard in den Vordergrund. Zu Beginn stehen f¨unf Predigten des Priors Rufus (1r–13r), die sich unter anderem mit dem Erhalt des Friedens und den acht Seligkeiten befassen. Darauf folgt (13r–15r) eine Predigt des «Prior de
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Prior von Weissenburg Wizenburc», wahrscheinlich Theodoricus Theutonicus de Colonia (gest. 1334) u¨ ber die Gottesminne und die Vereinigung mit Gott. Auf 15r–18r findet sich ein Sermon des vielleicht aus dem K¨olner Geschlecht der Schwarte vom Hirtz stammenden «frater Johannes Nigri». Daran schließt eine Predigt des «frater Henricus de sanctis virginibus» u¨ ber die sieben Zeichen der Liebe an (18r–22r). 22v–24v bringen eine Predigt des «frater Johannes de ...» (durch Rasur getilgt). Zwei St¨ucke (24r–28r, 30r–32r) des «frater Godefridus de Kelse» folgen. Es handelt sich dabei um den K¨olner Dominikaner Godefridus de Kelse. Daran anschließend: eine Predigt (28r–29v) eines «minir» (dieses Wort fast vollst¨andig wegradiert) «br˚uder». Es folgt (29v–30r) ein St¨uck des «Br˚uder Kristian», eine Auslegung der Jakobsleiter und ihrer Sprossen. 32r–37v finden sich zwei Predigten des → Albertus Magnus (hier «byschof Ailbrets»), wobei das erste St¨uck keine Predigt, sondern eine Sammlung von verschiedenen Ausspr¨uchen Alberts bietet. Als n¨achstes folgt eine Predigt u¨ ber die Liebe (43v-45r), der Name des Predigers wurde ausradiert. Ohne Angabe eines Verfassers ist das folgende St¨uck (45v–46v) u¨ ber Christi Himmelfahrt und den Hl. Geist. Darauf folgend (46v–75v, 83r–135r) sind 22 Predigten des Meisters Gerhard («magistri Gerardi»; wohl nicht identisch mit → Gerhard von Sterngassen) u¨ berliefert; diese bauen jeweils auf einem in dt. Sprache angef¨uhrten Bibelwort auf und kn¨upfen daran scholastische, moralische und allegorische Ausdeutungen. Zum Schluss (79r–83r) steht eine Predigt ˚ des «frater Ulricus prouincialis» (wohl → Ulrich Engelberti von Straßburg) u¨ ber das geistliche und leibliche Licht vom Glauben, die Gotteserkenntnis und das ewige Leben. ¨ Uberlieferung: Hamburg, SUB, Cod. theol. 2205 12° (Perg., 14. Jh.; im 15. Jh. im Besitz der Tertianerinnenklause Kamp bei Boppard; verschollen). Zwei unter dem Namen Meister Gerhards u¨ berlieferte Predigten finden sich ferner in: London, The Victoria and Albert Museum, L 1810–1955, 144va–146va, 150va–152rb (Pap., 1430/40, mitteldt.). Ausgabe: Philipp Strauch: K. K. des 13. Jh. In: NdJb 37 (1911) S. 21–48. Literatur: Volker Honemann/Dagmar LadischGrube, VL2 5 (1985) Sp. 49–54. – Burkhard Hasebrink, MarLex 6 (1994) S. 850. – Heinrich Denifle: Quellen zur Gelehrtengesch. des Predigerordens 873
2. H¨alfte 13. Jh. im 13. und 14. Jh. In: Arch. f¨ur Lit.- und Kirchengesch. des MA II (1886) S. 165–248, 191. – Strauch (s. Ausg.). – Gabriel L¨ohr: Beitr. zur Gesch. des K¨olner Dominikanerklosters im MA. Tl. 2: Quellen (Quellen und Forschungen zur Gesch. des Dominikanerordens in Deutschland, H. 16/17). Leip¨ zig 1922, S. 68. – Ders.: Uber die Heimat einiger dt. Prediger und Mystiker aus dem Dominikanerorden. In: ZfdA 82 (1948/50) S. 173–178. – ¨ Eva L¨uders: Zur Uberl. der St. Georgener Predigten. In: Studia Neophilologica 32 (1960) hier S. 150. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 58–60 (T 64 und 65). – Helga Johag: Die Beziehungen zwischen Klerus und B¨urgerschaft in K¨oln zwischen 1250 bis 1350 (Rhein. Archiv 103). Bonn 1977, S. 279. – Freimut L¨oser: Als ich mˆe gesprochen hˆan. Bekannte und bisher unbekannte Predigten Meister Eckharts im Lichte eines Handschriftenfundes. In: ZfdA 115 (1986) S. 206–227, bes. S. 226 f. – Nil¨ufer Kr¨uger: Die theologischen Hss. der SUB Hamburg. Bd. 3: Quarthss. und kleinere Formate (Cod. theol. 1751–2228) (Kat. der Hss. der SUB Hamburg II,3). Stuttgart 1993, S. 242. – B. Hasebrink: Studies on Redaction and Use of the ‹Paradisus anime intelligentis›. In: De l’hom´elie au sermon. Histoire de la pr´edication m´edi´evale. Hg v. Jacqueline Hamesse/Xavier Hermand. Louvain-laNeuve 1993, S. 143–158. – Freimut L¨oser: Meister Eckhart in Bewegung. Das ma. Erfurt als Wirkungszentrum der Dominikaner im Licht neuerer Funde. In: Meister Eckhart in Erfurt. Hg. v. Andreas Speer/Lydia Wegener. Berlin u. a. 2005, S. 56–74, hier S. 66. – Ders.: Predigen in dominikanischen Konventen. ‹K. K.› und ‹Paradisus anime intelligentis›. In: ‹Paradisus anime intelligentis›. Stud. zu einer dominikanischen Predigtslg. aus dem Umkreis Meister Eckharts. Hg. v. B. Hasebrink u. a. T¨ubingen 2009, S. 227–263. SF Prior von Weissenburg (de Wizenburc). – Verfasser einer dt. Predigt aus dem letzten Drittel des 13./Beginn des 14. Jh. Von ihm ist in den → K¨olner Klosterpredigten eine dt. Predigt u¨ ber die Gottesminne und die Vereinigung mit Gott u¨ berliefert. Wahrscheinlich ist der P. v. W. mit dem Gr¨under des Dominikanerkonvents von Weissenburg, Theodoricus Theutonicus de Colonia († 1334) identisch. 874
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2. H¨alfte 13. Jh. Literatur: Volker Honemann/Dagmar LadischGrube, VL2 5 (1985) Sp. 49–54. – Philipp Strauch: K¨olner Klosterpredigten des 13. Jh. In: NdJb 37 ¨ (1911) S. 21–48. – Gabriel L¨ohr: Uber die Heimat einiger dt. Prediger und Mystiker aus dem Dominikanerorden. In: ZfdA 82 (1948/50) S. 173–178. SF Die Lilie. – Freie Paraphrase von c. 18 ff. der Allegorie Vitis mystica sive Tractatus de passione Domini (PL 184) in einer Mischform aus mittelfr¨ankischer (Reim-)Prosa und Versen, wohl aus dem letzten Drittel des 13. Jh. Der unbekannte Verfasser wirkte wahrscheinlich als Geistlicher im Raum K¨oln. Er entnahm der Vitis mystica («Geistliche Weinrebe»; → Bonaventura) den Abschnitt De flore castitatis quae es lilium und formte ihn in freier Bearbeitung zu einer eigenst¨andigen Dichtung in dt. Sprache um. Das zu Beginn fragmentarisch u¨ berlieferte St¨uck war nicht wie der lat. Text an Z¨olibat¨are, sondern an ein Laienpublikum gerichtet. Die allegorische Ausdeutung der Lilie ist theologisch fundiert und will das vorbildliche und heilige Leben f¨ur b¨urgerliche Kreise und speziell f¨ur Nonnen in Form and¨achtiger Betrachtungen mit mystischem Einschlag darstellen. Die Schrift weist in die Zukunft der neuen Laienfr¨ommigkeit und setzt franziskanische Verk¨undung und die Bildung frommer Laienkreise voraus. Vom Format her, inhaltlich und sprachlich verwandt ist die Handschrift DG IV 17 des Pr¨amonstratenser-Klosters Strahov bei Prag, welche eine → Rede von den 15 Graden enth¨alt, die vom selben Verfasser stammt. Die Handschrift enth¨alt ferner die Gedichte Die drei Blumen des Paradieses, Das himmlische Gastmahl, Der dreifache Schmuck der Jungfrauen und Warnung vor der S¨unde; alle vier stammen von gleicher Hand, sind in mittelfr¨ankischer Sprache verfasst und werden in die Zeit um 1250 datiert. ¨ Uberlieferung: Wiesbaden, LB, Hs. 68, 3r–115r (sp¨ate 70er oder 80er Jahre des 13. Jh., mittelfr¨ankisch). Ausgabe: Paul W¨ust (Hg.): Die Lilie. Eine mittelfr¨ankische Dichtung in Reimprosa, und andere geistliche Gedichte. Aus der Wiesbadener Hs. (DTM 15). Berlin 1909. Literatur: Hans Neumann, VL 5 (1985) Sp. 828–831; 11 (2004) Sp. 924. – De Boor/Newald 2 (111991) S. 367; 3/2 (1986) S. 105 f. – W¨ust 875
Die Lilie (s. Ausg.) S. I–XXX. – Johann Baptist Schoemann: Die Rede v. den 15 Graden. Berlin 1930, S. 2 f., 29–39, 49–54. – Johanna Marie WilleumierSchalij: Dat Boec der Minnen (Die Rede v. den 15 Graden). Leiden 1946, S. LIX f. – Dietrich Schmidtke: Stud. zur dingallegorischen Erbauungslit. des Sp¨atMA. Am Beispiel der Gartenallegorie (Hermaea, NF 43). T¨ubingen 1982, S. 80, 219 Anm. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. 1: Vom sp¨aten 12. Jh. bis um 1300, Text- und Tafelbd. Wiesbaden 1987, S. 258 f. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit. Bd. 2, 2). T¨ubingen 21994, S. 177 f. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 42000, S. 417 f. SF Rede von den funfzehn ¨ Graden. – Anonymer erbaulicher Traktat, letztes Drittel des 13. Jh. Das vermutlich von einem Kleriker, der mit der geistlichen Betreuung von mystisch interessierten Frommen (M¨annern wie Frauen) beauftragt war, ¨ verfasste Werk erscheint in der gesamten Uberlieferung ohne Titel. Als Quellen dienten dem Verfasser die Vitis mystica → Bonaventuras, auf der auch → Die Lilie beruht (Gemeinsamkeiten zwischen ihr und R. lassen auf Verfasseridentit¨at schließen), und die Hoheliedpredigten → Bernhards von Clairvaux. H¨aufig zitiert wird → Augustinus, vor allem die Confessiones und die Enarrationes in psalmos. Nach einem einleitenden Gebet wird im ersten Hauptteil (etwa ein Viertel des Textes) mit Hilfe affektiv-mystischer Elemente das Wohnen und Wirken Gottes (u. a. als Pilger, Kaufmann, Arzt, Krieger, Bruder, Br¨autigam) in der Seele beschrieben. Der zweite Hauptteil schildert den an Hld 1,1–2,7 orientierten Aufstieg der Seele zu Gott. Beginnend mit der Erkenntnis Gottes, endet der Weg der Seele bis zur vollst¨andigen Vereinigung mit Gott nach berauschendem Trank (13. Grad) und gesunder Krankheit (14. Grad) im friedlichen Schlaf «in der Gegenw¨artigkeit des s¨ußen Br¨autigam» (15. Grad). Das in Prosa verfasste Werk, das neben erbaulichen Abschnitten auch n¨uchtern-didaktische Passagen enth¨alt, ist an vielen Stellen mit Reimen durchsetzt. ¨ Uberlieferung: Prag, Bibl. des Klosters Strahov, Cod. DG IV 17 (Perg., vor 1350, mittelfr¨ankisch) (P). – Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 73 876
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Marienleben der Konigsberger ¨ Hs. 905 G 30, 1r–48r (Perg., zweite H¨alfte 14. Jh., mndl. mit mittelfr¨ankischen Spuren) (H). – Berlin, SBB, Mgq 1084 (fr¨uher Privatbesitz Freiherr August von Arnswaldt, Hannover, Nr. 3141), 72r–122v (Pap., mndl., Ende 15. Jh.) (B). – Gent, UB, Ms. 966, 81v–83r (um 1500, mndl.); Auszug (G). – Leiden, UB, Cod. Ltk. 327, 32r–35r (um 1490, mndl.); Auszug (L). – Bonn, UB, Cod. S. 2060 (Ende 15. Jh./um 1500, mnd.) (S). Ausgaben: Ausf¨uhrliche Zitate im Rahmen einer Inhaltsparaphrase nach der Prager Hs. bei W. Dolfel: Die Rede von den XV Graden. In: Germania 6 (1861) S. 144–160. – Diplomatischer Abdruck der Haager Hs. bei Willeumier-Schalij, S. 1–74. Literatur: Volker Honemann, VL2 7 (1989) Sp. 1061–1065. – De Boor/Newald 2 (111991) S. 367. – Wilhelm Dolfel: Die Rede von den XV Graden. In: Germania 6 (1861) S. 144–160 (mit umfangreichen Textproben). – Johann Baptist Schoemann: Die Rede von den 15 Graden. Rheinische Gottesfreunde-Mystik (Germ. Stud. 80). Berlin 1930. – Gerard I. Lieftinck: De middelnederlandsch Tauler-Hss. Groningen 1936. – Johanna Marie Willeumier-Schalij: Dat Boec der Minnen (Die Rede von den 15 Graden). Proefschrift Leiden 1946. – Manfred Fedtke: Die mnd. Red. der ‹Rede von den XV Graden›. Ihre textkrit. Stellung und ihr inhaltliches Verh¨altnis zur Prager Hs. Staatsexamensarbeit G¨ottingen 1966. – Hans Neumann: Texte und Hss. der a¨lteren dt. Frauenmystik. In: Forschungen und Fortschritte 41 (1967) S. 44–48. – Burckhard Garbe: Sprachliche und dialektgeographische Unters. zur Prager Hs. der rheinischen ‹Rede von den XV Graden›. Diss. G¨ottingen 1969. – Dietrich Schmidtke: Stud. zur dingallegorischen Erbauungslit. des Sp¨atMA. Am Beispiel der Gartenallegorie (Hermaea NF 43). T¨ubingen 1982, S. 218 f. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,2). T¨ubingen 21994, S. 177 f. – Johannes Gottfried Mayer: Die ‹Vulgata›-Fassung der Pre¨ digten Johannes Taulers. Von der hsl. Uberl. des 14. Jh. bis zu den ersten Drucken (Texte und Wissen 1). W¨urzburg 1999, S. 229 f. (Sigle Ge 1), 241 (Sigle Lei 2). – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 52004, S. 418. – Pavel Brodsk´y/Jan Parez: Kat. iluminovan´ych rukopisu Strahovsk´e knihovny / Catalogue of the Illuminated Manuscripts of the Strahov Library (Studie o rukopisech. Monographia 13). Prag 2008, S. 169 (Nr. 71). BJ 877
2. H¨alfte 13. Jh. Marienleben der Konigsberger ¨ Hs. 905. – Bruchst¨uckhaft erhaltenes Marienleben (2200–2300 Verse) des sp¨ateren 13. Jh. Der unbekannte Verfasser des dreiteiligen Marienlebens mit dem Titel van unser vrowen bodeschaf (Annuntiatio Mariae, 25. M¨arz) war vermutlich Geistlicher aus dem K¨olner Raum. Die Dichtung hebt mit dem Incipit Nu weset ein lutzel stille an; h¨aufig wendet sich der Autor wie hier an sein Publikum. Die Teile des Marienlebens sind einzeln betitelt; der erste (van der bort sente Marien) beginnt mit der Geschichte Joachims und Annas, bricht jedoch in V. 264 ab. Vom zweiten Abschnitt sind 211 Verse erhalten; er setzt bei der R¨uckkehr aus ¨ Agypten ein. Es folgen drei Szenen aus dem NT: der 12-j¨ahrige Jesus, Hochzeit zu Kana, Kreuzigung. Mit 787 Versen ist der dritte Teil (van der hiemelvart unser vrowen sinte Marien) komplett erhalten; er enth¨alt Tod, Begr¨abnis und Himmelfahrt Mariens. Im Anhang (130 Verse) finden sich die Beschreibungen zweier Offenbarungen zu den Festen Mariae Himmelfahrt (15. August) und Geburt (8. September), eine davon durch → Elisabeth von Sch¨onau. Dem Autor des M. d. K. H. 905 dienten als Vorlagen der Transitus des Peudo-Melitus und De nativitate Mariae. ¨ Uberlieferung: Thorn/Tor´un, UB, Rps 7/II (fr¨uher K¨onigsberg, SUB, Hs. 905). Zur Zeit nicht auffindbar. Ausgaben: Diemut Hinderer: Das M. d. K. H. 905. In: ZfdA 77 (1940) S. 108–142. – Ders.: Das M. d. K. H. 905. Diss. Halle 1941. Literatur: Werner Fechter, VL2 6 (1987) Sp. 14 f.; 11 (2004) Sp. 970. – Achim Masser: Dt. Marienleben des MA. In: MarLex 4 (1992) S. 49–51. – Konstantin v. Tischendorf (Hg.): Evangelia apocrypha. Leipzig 21876, S. 113–121. – Ders.: Apocalypses apocryphae. Leipzig 1866, S. 124–136. – Hinderer 1940 und 1941 (s. Ausg.). – Karl Helm/Walther Ziesemer: Die Lit. des Dt. Ritterordens (Gießener Beitr. zur dt. Philologie 94). Gießen 1951, S. 33, 181. – Monika HaibachReinisch: Ein neuer ‹Transitus Mariae› des PseudoMelito (Bibl. Assumptionis B. Virginis Mariae 5). Rom 1962, S. 278–281. – A. Masser: Bibelund Legendenepik des dt. MA (Grundlagen der Germanistik 19). Berlin 1976, S. 101. – Ralf G. P¨asler: Kat. der ma. deutschsprachigen Hss. der ehem. SUB K¨onigsberg (Schr. des Bundesinst. f¨ur ostdt. Kultur und Gesch. 15). Mu¨ nchen 2000, 878
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2. H¨alfte 13. Jh. S. 101–103. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. SF im hohen MA. M¨unchen 52004, S. 381 f. Lobgesang auf Maria (Pseudo-Gottfried von Straßburg). – Dichtung des sp¨aten 13. Jh. Maria wird mit zahlreichen Lobpreisungen und auszeichnenden Epitheta aus AT und NT bedacht, Str. 54–58 bringen Lobpreisungen Christi. Es werden ferner die f¨unf Freuden der Gottesmutter angef¨uhrt; eine heilsgeschichtliche Eingliederung fehlt. Den urspr¨unglichen Kern der Dichtung bildete wahrscheinlich der Text in der Handschrift K; er wurde wohl in zwei Schritten zu einer Fassung erweitert, die C fehlerhaft darstellt. Diese gibt → Gottfried von Straßburg als Verfasser an, die Zuschreibung ist aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit falsch; man geht stattdessen von einem anonymen Autor des ausgehenden 13. Jh. aus. Es besteht Verwandtschaft mit der Martina → Hugos von Langenstein und mit der Goldenen Schmiede → Konrads von W¨urzburg. Formal gliedert sich das Werk in dreigeteilte Strophen zu je 14 Versen als Variante der Kanzonenform. ¨ Uberlieferung: → Heidelberger Liederhs. C, 364va–367va (63 Str.). – → Weingartner Liederhs. (B), 229–238 (36 Str.). – Karlsruhe, LB, Cod. Perg. Germ. XXXVIII (K), 120r–124v (erste H¨alfte 14. Jh.; elf Str.). Ausgabe: Ludwig Wolff: Der Gottfried v. Straßburg zugeschriebene Marienpreis und Lobgesang auf Christus. Unters. und Text (Jenaer germanistische Forschungen 4). Jena 1924, S. 82–122. Literatur: Peter Kesting, VL2 5 (1985) Sp. 884–886. – Herbert Kolb, MarLex 4 (1992) S. 137. – Wolff (s. Ausg.). – Hans-Hugo Steinhoff: Bibliogr. zu Gottfried v. Straßburg (Bibliogr. zur Dt. Lit. des MA 5). Berlin 1971, S. 100. – Gottfried Weber/Werner Hoffmann: Gottfried v. Straßburg. Stuttgart 51981, S. 9–11. SF e † 26.9. Gottfried von Hagenau (Gozzo, Gotzo), 1313 Straßburg. – Kanoniker des St.-ThomasStiftes in Straßburg, Arzt und Verfasser haupts¨achlich marianischer Werke des 13./14. Jh. Nach dem Studium der Artes, der Medizin und Theologie, vermutlich in Straßburg und Paris, war G. zun¨achst Scholasticus in Basel, danach Arzt in Straßburg. 1300 wurde er als Kanoniker in das dortige St. Thomas-Stift ausgenommen.
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Lobgesang auf Maria Die einzige Handschrift aller Werke G.s verbrannte 1870 in Straßburg; eine Abschrift hatte Charles Schmidt angefertigt (Cod. 4913 der Biblioth`eque Nationale et Universitaire de Strasbourg). Von G. sind haupts¨achlich marianische Werke u¨ berliefert, darunter vier Cantilena de beata Virgine, deren erste die Jungfr¨aulichkeit Mariens preist. Nr. II–IV stellen Aufrufe zur Marienverehrung dar, die nach dem Vorbild sog. «Natureing¨ange» der weltlichen Liebeslyrik verfasst sind. Als Hauptwerk gilt sein Liber sex festorum beatae Virginis (geschrieben 1293–1300), das G. f¨ur seinen G¨onner, den 1299 beim Angriff auf Freiburg erschlagenen Straßburger Bischof → Konrad von Lichtenberg verfasste. Die Dichtung ist ein sechsteiliges Epos in 4134 gereimten lat. Versen u¨ ber das Leben Marias und ihre Festtage zum Zweck der Propagierung des Festes der unbefleckten Empf¨angnis Mariae, das in St. Thomas ab 1307 eingef¨uhrt wurde und f¨ur das G. sein Verm¨ogen stiftete. Von G. stammen außerdem vier Epitaphien und eine Widmungsepistel auf Konrad von Lichtenberg, «Versus» f¨ur eine große Glocke und auf den Straßburger Bischof Johannes von D¨urbheim, Verse gegen einen Kritiker, Incipiunt glosule divisive super librum sex festorum Virginis gloriose, einen Traktat u¨ ber «versus retrogradi» und f¨unf mhd. Strophen. ¨ Uberlieferung: Straßburg, Seminarbibl., Cod. C. I. 28 (verbrannt). Ausgaben: Ausz¨uge bei Oberlin (s. Lit.) S. 42–47 (Liber sex festorum beatae Virginis), 50–53 (Epitaphien, Versus, Reimschemata). – Graff (s. Lit.) S. 311–314 (mhd. Strophen). – Dronke (s. Lit.) S. 420 f. (Cantilenae). – Volker Schupp: Die Mariencantilenen des G. v. H. In: Mlat. Jb. 18 (1983) S. 260–263. Literatur: V. Schupp, VL2 3 (1981) Sp. 136–141. – Konrad Kunze, MarLex 2 (1989) S. 693 f. – Jeremias Jacobus Oberlinus: Miscella litteraria maximam partem argentoratensia. Argentorati 1770. – Eberhard Gottlieb Graff: Gedichte des 13ten und 14ten Jh. in PergamentHss. der o¨ ffentlichen Bibl. zu Straßburg. In: Diutiska. Bd. 1. Stuttgart/T¨ubingen 1826 (Nachdr. Hildesheim/New York 1970) S. 292–326, hier S. 311–314. – Louis Schneegans: L’Eglise des St.Thomas a` Strasbourg et ses monuments. Strasbourg 1842. – Charles Schmidt: Histoire du chapitre de Saint-Thomas de Strasbourg pendant le 880
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Von der Menschwerdung Christi moyen aˆ ge. Strasbourg 1860. – Ders.: G. de Haguenau. Po`ete du 13e` me si`ecle. In: Revue d’Alsace NS 2 (1873) S. 145–180. – Julius Rathgeber: Die hsl. Sch¨atze der fr¨uheren Straßburger StB. Ein Beitr. zur els¨assischen Bibliogr. G¨utersloh 1876, S. 39 f. – Albert Poncelet: Miraclorum B. V. Mariae quae saec. VI–XV latine conscripta sunt, Index. In: Analecta Bollandiana 21 (1902) S. 241–360. – Luzian Pfleger: Die geschichtliche Entwicklung der Marienfeste in der Di¨ozese Straßburg. In: Arch. f¨ur els¨assische Kirchengesch. 2 (1927) S. 1–88, bes. S. 41–43. – A. M. Burg: La litt´erature alsacienne d’expression latine. In: Lettres en Alsace (Publications de la Soci´et´e savante d’Alsace et de Regions de l’Est 8). Strasbourg 1962, S. 62–64. – Peter Dronke: Medieval Latin and the Rise of European Love-Lyric. Bd. 1,2. Oxford 1968, S. 420 f., 567. – Schupp (s. Ausg.) S. 256–260. SF Marien Rosenkranz. – Marienmirakel. Die Erz¨ahlung, in der Maria bei jedem Ave Maria eines betenden M¨onches eine Rose aus seinem Mund nimmt und zu einem Kranz flicht, ist in verschiedenen lat. und volkssprachlichen Versionen in Mirakelsammlungen u¨ berliefert (sieben lat. Fassungen bei Dobner, S. 60–67). 1. In drei Handschriften des ersten Buchs des → Passionals ist die sonst u¨ bliche Fassung durch ein 360 Verse z¨ahlendes Gedicht ersetzt. Ein fauler «schuoler» bringt einem Marienbild t¨aglich einen Kranz mit Rosen oder anderen Blumen, wof¨ur er nach seinem Eintritt in den Zisterzienserorden keine Zeit mehr findet. Er greift den Vorschlag seiner Mitbr¨uder auf, statt des Kranzes jeden Tag f¨unfzig Ave Maria zu beten. W¨ahrend er sp¨ater unterwegs auf einer Wiese nach alter Gewohnheit Blumen zu einem Kranz windet und betet, wird er von R¨aubern beobachtet, die ihm sein Pferd nehmen wollen. Diese sehen, wie eine sch¨one Frau ihm bei jedem Ave Maria eine Rose aus dem Mund pfl¨uckt und nach 50 Rosen, die sie zu einem Kranz gebunden hat, verschwindet. Von den Wegelagerern befragt, erkennt der M¨onch, dass Maria in seiner N¨ahe gewesen ist. Jene treten bekehrt ins Kloster ein. ¨ Uberlieferung: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodmer 72 (ehem. Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 1), 78vb–81ra. – Heidelberg, UB, Cpg 341, ¨ Cod. 2677, 30ra–32ra. 64va–66vb. – Wien, ONB, 881
2. H¨alfte 13. Jh. Ausgabe: Friedrich Heinrich v. der Hagen (Hg.): Gesammtabenteuer. Bd. 3. Stuttgart/T¨ubingen 1850 (Neudr. Darmstadt 1961) S. CXXVI, 595–608, 700 (Nr. LXXXIX). 2. Eine inhaltlich fast identische Fassung mit 446 Versen ist Teil des ersten Buches des Passionals. 3. In einer unedierten els¨assischen Prosakurzfassung fehlt die Vorgeschichte vom «schuoler»; der Mo¨ nch betet hundert statt f¨unfzig Ave Maria. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgf 863, 268r. 4. Vorlage f¨ur eine schw¨abische Prosafassung ist die Mu¨ nchner Handschrift Clm 5927. ¨ Uberlieferung: Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 4° 81, 49r–50v. Im Zusammenhang mit der Erkl¨arung des Rosenkranzes kommt dem Mirakel in den Schriften des → Adolf von Essen und des → Dominikus von Preußen eine besondere Bedeutung zu. Ausgabe: Klinkhammer (s. Lit.) S. 136 f., 173 f., 201. Literatur: Ulla Williams, VL2 5 (1985) Sp. 1278–1280; 11 (2004) Sp. 969. – Karl Bartsch: M. R. nd. In: NdJb 6 (1880) S. 100–113. – Franz B¨ar: Die Marienlegenden der Straßburger Hs. Ms. Germ. 863 und ihr literarhist. Zusammenhang. Straßburg 1913, S. 157–161. – Joseph Dobner: Die mhd. Versnovelle M. R. Borna-Leipzig 1928. – Hans-Georg Richert: Rosenkranz. In: Zs. f¨ur dt. Sprache 21 (1965) S. 153–159. – Michael Cursch¨ mann: Ein neuer Fund zur Uberl. des Nackten Kaiser v. Herrand v. Wildonie. In: ZfdPh 86 (1967) S. 27. – Karl Joseph Klinkhammer: Adolf v. Essen und seine Werke. Der Rosenkranz in der geschichtlichen Situation seiner Entstehung und in seinem bleibenden Anliegen. Eine Quellenforschung. Frankfurt/M. 1972. BJ Von der Menschwerdung Christi. – Dt. Traktat des sp¨aten 13. Jh. Themen des in der wichtigsten → David-vonAugsburg-Handschrift u¨ berlieferten Traktats sind das Verh¨altnis des himmlischen Vaters zum Sohn, die Gotteskindschaft des Menschen, sieben besondere Gr¨unde der Menschwerdung Christi und das Eucharistiesakrament. Der Text scheint im Umkreis franziskanischen Schrifttums in und um Augsburg entstanden zu sein. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 176, 105r–122r (Perg., Anfang 14. Jh., ostmittelbair./Raum Regensburg). 882
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2. H¨alfte 13. Jh. Ausgabe: Franz Pfeiffer: Dt. Mystiker des 14. Jh. Bd. 1, Leipzig 1845, S. 398–405. Literatur: Kurt Ruh, VL2 6 (1987) Sp. 399–401. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl. 2. Leipzig (Neudr. Aalen 1962) S. 79–81. – K. Ruh: Zur Theologie des ma. Passionstraktats. In: Basler theologische Zs. 6 (1950) S. 17–39. BJ Limburgische Sermoenen. – Sammlung von 48 Predigten und Traktaten, u¨ berliefert in einer um 1300 entstandenen Handschrift. Die im Limburgischen entstandene Handschrift Den Haag/’s-Gravenhage, Koninklijke Bibl., Cod. 70 E 5 (um 1300) (H), u¨ berliefert Texte unterschiedlicher – zum Teil mndl. – Herkunft: 35 Textst¨ucke wurden den hochdt. St. → Georgener Predigten entnommen und spezifisch mndl. bearbeitet; auch → Selbharts Regel ist hochdt. Ursprungs. Urspr¨unglich mndl. Herkunft sind sieben Passionspredigten, der Eucharistietraktat → Guiards von Laon, die Seven manieren van heiliger minnen der Beatrijs von Nazareth und sechs weitere Predigten und Traktate. Die mndl. Vorlage von H entstand wahrscheinlich in der zweiten H¨alfte des 13. Jh. im Limburgisch-Brabantischen. Ausgabe: Johan Hendrik Kern (Hg.): De L. S. Leiden 1895. – Kurt Otto Seidel: Die St. Geor¨ gener Predigten. Ausgew¨ahlte Abb. zur hsl. Uberl. (Litterae 89). G¨oppingen 1982. Literatur: Kurt Otto Seidel: Limburger Sermone. In: LexMA 5 (1991) Sp. 1990. – Eva L¨uders: ¨ Zur Uberl. der St. Georgener Predigten. In: Studia Neophilologica 30 (1958) S. 50–59. – Wilhelmus Raeven: Zur Bezeichnung ‹De L. S.› f¨ur die Hs. 70.E.5 der Kgl. Bibl. im Haag. In: Ab¨aG 14 (1979) S. 149–174. – Wybren Scheepsma: The Limburg Sermons. Preaching in the Medieval Law Countries at the Turn of the Fourteenth Century, translated by David F. Johnson (Brill’s Series in Church History 34). Leiden/Boston 2008. – Regina D. Schiewer/K. O. Seidel (Hg.): Die St. Georgener Predigten (DTM 90). Berlin 2010. SF Schwarzw¨alder Predigten (Schwarzw¨alder Prediger). – Sammlung von deutschsprachigen Musterpredigten franziskanischer Provenienz aus dem letzten Viertel des 13. Jh. 883
Limburgische Sermoenen Die S. P. setzen sich aus einem «de tempore»(55 Nr.) und einem «de sanctis»-Zyklus (46 Nr.) zusammen. Die Bezeichnung S. P. beruht auf einer inzwischen revidierten dialektalen Zuordnung der a¨ ltesten Handschrift der «de tempore»-Predigten in den westlichen Schwarzwald; neuere Untersuchungen verweisen die Handschrift jedoch in das o¨ stliche hochalemannische Gebiet. Der/die Verfasser war(en) wahrscheinlich Franziskaner. Die Ausgangsfassung des Temporale enth¨alt 55 Predigten auf alle Sonntage des Kirchenjahres, zwei Fastenpredigten und eine Predigt auf Himmelfahrt; der lat. Textanteil ist groß. Fast immer beginnen die Texte mit einem biblischen Thema aus Perikope und Epistel, an das sich die lat. Disposition anschließt; Hauptquelle waren die Sermones de tempore des → Konrad von Sachsen. Es folgen die Nach¨ erz¨ahlung der Tagesperikope und die dt. Ubersetzung der Disposition. Im Vordergrund steht die «distinctio», eine Einteilung der Predigt nach einem im Thema angesprochenen Sachverhalt oder genannten Begriff; signifikant ist eine Vorliebe f¨ur exemplarische Geschichten aus dem AT. Diese dienen zum Beweis und zur Begr¨undung der vorgestellten Glaubenss¨atze und bilden den Ankn¨upfungspunkt spiritueller Exegese. Besonders betont werden Barmherzigkeit, Gnade Gottes, Geduld, Demut und Friedfertigkeit. Hauptintention ist die Vermittlung von christlichem Grundwissen und von christlichen Handlungs- und Verhaltensnormen. Die Vulgatfassung X bietet f¨ur den 18.-25. Sonntag nach Pfingsten intentional und qualitativ von den andern unterschiedene Kurzpredigten; zahlreiche Indizien lassen vermuten, dass die Vulgatfassung eine Art «autorisierte» Neubearbeitung der Freiburger Ausgangsfassung darstellt. Das Sanctorale enth¨alt 46 Predigten zu wichtigen Heiligen- und Marienfesten. Hauptquelle ist die Legenda aurea des → Jacobus a Voragine, einige Predigten beruhen auf den Sermones de sanctis Konrads von Sachsen. Die Texte aus der Legenda aurea werden mehrheitlich nur ausw¨ahlend und erweiternd u¨ bersetzt; die Konrad-Texte zeigen deutlich st¨arkere Bearbeitung. ¨ Uberlieferung: Ausgangspunkt der Text- und ¨ Uberlieferungsgesch. ist die Hs. Freiburg i. Br., UB, Hs. 460 (¨alteste Hs. der Sonn- und Festtagspredigten). Das Temporale wird in 33 Hss. ¨ u¨ berl., dabei u¨ berwiegt die Corpus-Uberl. (29 Hss.), Verbreitungsgebiet war der ostalemannische 884
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Schweizer Predigten Raum und Bayerisch-Schwaben. Die Vulgatfassung, die sog. X-Redaktion (27 Corpus-Hss. und zwei Einzel¨uberl.) ist formal systematisiert und erz¨ahlerisch ausgeschm¨uckt, sie zerf¨allt in einen alemannisch-md. (P*, zehn Hss.) und einen domi¨ nant bair. Uberlieferungszweig (A*, 18 Hss., inkl. f¨unf k¨urzende Bearb.). Das Sanctorale ist nur in vier Corpus-Hss. und sechs Einzel¨uberl. erhalten. Vgl. Williams-Krapp 1978 (s. Lit.) und Schiewer 1990 und 1992 (s. Lit.). Ausgaben: Franz Karl Grieshaber: Dt. Predigten des 13. Jh. 2 Abt., Stuttgart 1844–46 (Nachdr. Hildesheim 1978). – Gerhard Stamm: Der S. P. Eine Auswahl von sechs Predigten (Kleine dt. Prosadenkm¨aler des MA 12). M¨unchen 1973. – Peter Schmitt u. a.: Fest- und Heiligenpredigten des S. P. (Kleine dt. Prosadenkm¨aler des MA 14). M¨unchen 1982. – Schiewer 1996 (s. Lit.). Literatur: Peter Schmitt: S. Prediger. In: Killy 10 (1991) S. 455 f. – Hans-Jochen Schiewer, VL2 8 (1992) Sp. 919–924. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879 (Nachdr. Darmstadt 1966) S. 322–336. – Anton Linsenmayer: Gesch. der Predigt in Deutschland v. Karl dem Großen bis zum Ausgange des 14. Jh. M¨unchen 1886 (Nachdr. Frankfurt/M. 1969) S. 354–356. – Albert Leitzmann: Zur Laut- und Formenlehre v. Grieshabers Predigten. In: PBB (Halle) 14 (1889) S. 473–521. – ¨ Harald K¨asberger: Uber Grieshabers S. Prediger. Diss. T¨ubingen 1923. – Dietrich Schmidtke: Geistliche Schiffahrt. Zum Thema des Schiffes der Busse im Sp¨atMA. In: PBB (Tu¨ b.) 91 (1969) S. 357–385; ebd. 92 (1970) S. 115–177. – Gerhard Stamm: Stud. Zum S. Prediger. (Medium Aevum 18). Mu¨ nchen 1969. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, T 62. – W. Williams-Krapp: Das Gesamtwerk des sog. S. Predigers. In: ZfdA 107 (1978) S. 50–80. – Kurt Ruh: Dt. Predigtb¨ucher des MA. In: Beitr. zur Gesch. der Predigt. Hg. v. Heimo Reinitzer (Vestigia Bibliae 3). Hamburg 1981, S. 11–30. – H.-J. Schiewer: Eine Slg. v. Sonn- und Festtagspredigten des S. Predigers in der StBSchaffhausen. In: Schaffhauser Beitr. zur Gesch. 62 (1985) S. 15–30. – Werner WilliamsKrapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. ¨ zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 18. – Helga Sch¨uppert: Frauenbild und Frauenalltag in der Predigtlit. In: Frau und sp¨atm. Alltag. Internationaler Kongress Krems an der Donau 2.-5. Oktober 1984. Hg. v. 885
2. H¨alfte 13. Jh. Harry K¨uhnel. Wien 1986, S. 103–156. – Ders.: ‹Et non sit tibi cura quis dicat sed quid dicatur›. Entstehung und Rezeption der Predigtcorpora des sog. Schwarzw¨alder Predigers. In: Die dt. Predigt im MA. Internationales Symposium am Fachbereich Germanistik der FU Berlin vom 3.-6. Oktober 1989. Hg. v. Volker Mertens/H.-J. Schiewer. T¨ubingen 1992, S. 31–54. – W. Williams-Krapp: Ma. dt. Heiligenpredigten und ihr Verh¨altnis zu homiletischen Praxis. In: ebd., S. 352–360. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,2). T¨ubingen 21994, S. 174 f. – H.-J. Schiewer: Die ¨ S. P. Entstehungs- und Uberlieferungsgesch. der Sonntags- und Heiligenpredigten. Mit einer Musteredition (MTU 105). Tu¨ bingen 1996. – Ders.: ¨ S. P. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Uberl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter J¨org Becker/Eef Overgaauw. Mainz 2003, S. 255. – Regina D. Schiewer: Die dt. Predigt um 1200. Ein Hb. Berlin u. a. 2008, S. 6 u. o¨ . SF Schweizer Predigten (Schw. Prediger). – Predigtund Traktatsammlung, 13. Jh. Seit den Arbeiten von E. L¨uders (s. Lit.) gilt die urspr¨ungliche Meinung, die S. P. seien der Sammlung der St. → Georgener Predigten zuzuschreiben, als u¨ berholt. Das Korpus ist als Ganzes nur in der 1387 abgeschlossenen Handschrift ¨ Freiburg, UB, Hs. 464 u¨ berliefert; die Streu-Uberlieferung ist allerdings breit. Zur Sammlung der S. P. geh¨oren die St¨ucke 1–35, 67 und 76–86 der Riederschen Ausgabe (R.) des St. Georgener Predigers (s. Ausg.). Die Mehrzahl der Texte entstammt dem kl¨osterlichen Bereich (Bettelorden?), einzelne Texte waren wohl nie als Predigten konzipiert. Auff¨allig ist die K¨urze oder das Fehlen der Prooemia, d.h. l¨angere Evangelienparaphrasen fehlen; h¨aufig wird auf das AT zur¨uckgegriffen, zahlreich sind Berufungen auf → Bernhard von Clairvaux. Die Entstehung großer Teile der S. P. ist noch im 13. Jh. denkbar. ¨ Uberlieferung: Corpus¨uberlieferung der Sammlung liegt nur in Freiburg, UB, Hs. 464 (1387) (A) vor. – Streu¨uberlieferung: Basel, UB, Cod. A XI 59, 31v–41v (15. Jh., hochalemannisch) (R. 13). – Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 125, 42r–48v (zweite H¨alfte 14. Jh.) (R. 21). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1033, 97v–98v (R. 17). – Karlsruhe, LB, 886
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2. H¨alfte 13. Jh. Cod. St. Peter pap. 17, 118v–125v (zweite H¨alfte 15. Jh.) (R. 7). – Ebd., Cod. St. Georgen 36, 1r–2v (R. 35). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 28917, 90v–9v (R. 29). – Straßburg, Bibl. Municipale, Cod. 81 Ob (neuzeitliche Abschrift der Hs. Johanniterbibl. A 100; verbrannt) (R. 75, 1–10, 12, 13, 17, 81). – Z¨urich, ZB, Cod. C 76, 1r ff. (R. 35). – Ebd., Cod. A 131 (R. 43, 66, 67, 72, 75, 82, 83). – Parallel¨uberlieferung: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1033, 130r–132r. Ausgaben: Karl Joseph Rieder (Hg.): Der sog. St. Georgener Prediger aus der Freiburger und der Karlsruher Hs. (DTM 10). Berlin 1908. – Morvay/Grube (s. Lit.) T 56. Literatur: De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 328. – Hans-Jochen Schiewer, VL2 8 (1992) Sp. 942–945. – Anton Linsenmayer: Gesch. der Predigt in Deutschland v. Karl dem Großen bis zum Ausgange des 14. Jh. M¨unchen 1886. (Nachdr. Frankfurt/M. 1969) S. 364–368. – Philipp Strauch: Beitr. zu den St. Georgener Predigten. In: FS Eduard Sievers. Halle/Saale 1925, S. 530–549. – Eva L¨uders: ¨ Zur Uberl. der St. Georgener Predigten 1–3. In: Studia Neophilologica 29 (1957) S. 200–249; ebd. 30 (1958) S. 30–77; ebd. 32 (1960) S. 123–187. – Wolfgang Fr¨uhwald: Der St. Georgener Prediger (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. V¨olker NF 9). Berlin 1963. – ¨ Dieter Richter: Die dt. Uberl. der Predigten Bertholds v. Regensburg. Unters. zur geistlichen Lit. des Sp¨atMA (MTU 21). M¨unchen 1969. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, T 56, T 58. – Kurt Ruh: Dt. Predigtb¨ucher des MA. In: Beitr. zur Gesch. der Predigt. Hg. v. Heimo Reinitzer (Vestigia Bibliae 3). Hamburg 1981, S. 11–30. – Winfried Hagenmaier: Die dt. ma. Hss. der UB und die ma. Hss. anderer o¨ ffentlicher Slg. Wiesbaden 1988, S. 108 f. – Kurt Otto Seidel: Die St. Georgener Predigten und ihre Mit¨uberl. In: Die dt. Predigt im MA. Internationales Symposium am Fachbereich Germanistik der FU Berlin vom 3.-6. Oktober 1989. Hg. v. Volker Mertens/H.-J. Schiewer. T¨ubingen 1992, S. 18–29. – K. O. Seidel: ‹Die St. Georgener Pre¨ digten›. Unters. zur Uberl.und Textgesch. (MTU 121). T¨ubingen 2003. – Regina D. Schiewer/K. O. Seidel (Hg.): Die St. Georgener Predigten (DTM 90). Berlin 2010. SF 887
Leipziger Predigten Leipziger Predigten. – Wohl von einem Benediktiner in Ostmitteldeutschland in der ersten H¨alfte des 14. Jh. aufgezeichnete Kompilation, die in das 12. und beginnende 13. Jh. zur¨uckgeht. Die als Handreichung f¨ur Prediger konzipierten, nur wenig systematisierten L. P. sind in der Leipzi¨ ger Handschrift A (s. Uberl.) in sieben unterschiedlich vollst¨andigen Sammlungen (I–VII) repr¨asentiert. Als Vorlagen dienten insgesamt acht verschiedene Sammlungen (a-h). Sammlung I (Nr. 1–25) entstand auf der Grundlage bair.-o¨ sterr. Vorlagen (a, b) wahrscheinlich im sp¨aten 13. Jh. und ist nur in A u¨ berliefert. Sie enth¨alt Adventspredigten, Predigten zu Hochfesten und Heiligenfesten sowie eine Eucharistiepredigt, eine Bußpredigt, Beichtliturgie sowie Glaube und Beichte zum Osterfest. Sammlung II (Nr. 26–32) stellt die Bearbeitung einer a¨ lteren Vorlage (c) dar (ausgenommen die Lichtmesspredigt Nr. 30), deren Abschriften in Sammlung VII, den Blaubeurer Predigten (B), D und E u¨ berliefert sind und die mit dem → Speculum ecclesiae dt. (C) sowie mit H und S in textlicher Verbindung stehen. Sammlung II umfasst eine Auswahl an Predigten vom Beginn des Kirchenjahres; den Abschluss bildet eine Kirchweihpredigt. Sammlung III (Nr. 33–73) ist die Abschrift einer a¨ lteren Reihe (d), von der sich Bruchst¨ucke in G, H1, H2 und J und Bearbeitungen in Sammlung V finden; sie enth¨alt wohl noch aus dem 12. Jh. stammende Predigten bair. Herkunft f¨ur die Festtage bis zum Pfingstkreis, danach auch f¨ur alle Sonntage; es folgen sechs Heiligenpredigten. Sammlung IV (Nr. 74–90) setzt sich aus l¨angeren, vom ausgehenden 12. Jh. stammenden Predigten auf die wichtigsten Herren- und Heiligenfeste und einer Kirchweihpredigt zusammen. Der Bearbeiter benutzte hier eine mit Sammlung V gemeinsame Vorlage (e), von der Bruchst¨ucke in M und W vorliegen. Sammlung V weist eine a¨ hnliche Auswahl wie IV auf; sie war wohl als Alternative dazu angelegt. Die Sammlung geht auf dieselben Vorlagen zur¨uck wie Sammlung III (d) und IV (e). Sammlung VI (Nr. 110–158 oder 159) umfasst eine Auswahl von Predigten f¨ur die zweite Jahresh¨alfte ab Himmelfahrt sowie nicht nach dem Kalender ausgerichtete Ansprachen wie Buß- und Leichenreden. Die Predigten bis Nr. 127 entstammen sicher noch der Mitte des 12. Jh. und gehen auf die Vorlage von C, H und S. sowie auf die Quelle von F zur¨uck. Ob die lat. Predigt Nr. 159 888
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Der Seele Spiegel (auf Dedicatio) zu Sammlung VI oder zur n¨achsten zu z¨ahlen ist, kann nicht festgestellt werden. Sammlung VII, die umfangreichste und vollst¨andigste, enth¨alt 100 Predigten auf alle Sonntage und die wichtigsten Heiligenfeste; sie entstammt wohl dem bair.-¨osterr. Raum des 12. und fr¨uhen 13. Jh. und basiert wahrscheinlich auf der von B, D und E benutzten Sammlung des ausgehenden 12. Jh. (c). ¨ Uberlieferung: Leipzig, UB, Cod. 760 (Anfang des 14. Jh., ostmd. mit bair. Spuren) (A). Folgende Hss. und Fragm. u¨ berliefern Predigten, die mit A in textlichem Zusammenhang stehen: Stuttgart, LB, Cod. HB I 129 (B). – M¨unchen, BSB, Cgm 39 (→ Speculum ecclesiae dt.) (C). – ¨ Wien, ONB, Cod. 1262 (Sch¨onbachsche Predigtbruchst¨ucke II) (D). – Graz, UB, Cod. 1703/100 und 1703/133 (Sch¨onbachsche Predigtbruchst¨ucke I) ¨ (E). – Wien, ONB, Cod. 2718 (→ Hoffmannsche Predigtslg.) (F). – Freiburg i. Br., UB, Cod. 519, Grieshabersche Slg. II (→ Md. Predigten) (G). – M¨unchen, BSB, Clm 9611 (H). – N¨urnberg, Germ. Nationalmus., Cod. 42526 und 42525 (H 1, H 2). – Leipzig, UB, Cod. 1614. – Berlin, SBB-PK, Fragm. 55 (J). – Meiningen, Staatsarch., Archivalienslg. HAV Nr. 477 (M; verschollen). – M¨unchen, BSB, Cgm 88 (Mettener Slg.) (Me). – Schl¨agl, Stiftsbibl., o. S. (S). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 404, 9 Novi (22) (W). – Stuttgart, LB, Cod. fragm. 108. – N¨urnberg, ¨ Germ. Nationalmuseum, Hs. 7090/2. – Odenburg/Sopron (Ungarn), Bibl. des Evang. Konvents, Fragm. aus Ink. Hain *13682 (Oe). – Augsburg, StB, 2° Cod. 564, Falzstreifen (mind. zehn Querstreifen in einer lat. Hs. v. 1464). – Frankfurt a. M., UB, Ms. Praed. 177 (Falzstreifen zwischen Bl. 132/133). – Krakau, Bibl. Jagiellonska, inserierte Lage in Berol. mgq 484. – Mainz, GutenbergMuseum, StB-Ink. 16 (zwei Falzstreifen). – Ferner: ¨ die Uberlieferung von Predigt 70 bei → Hartwig von Erfurt (Nr. 19) und → Hermann von Fritzlar (Nr. 11). Ausgaben: Hermann Leyser: Dt. Predigten des 13. und 14. Jh. (Bibl.dt.Nat.-Lit. 11,2). Quedlinburg u. a. 1838, S. 24–136. – Franz Karl Grieshaber: Aeltere noch ungedruckte dt. Sprachdenkmale religi¨osen Inhalts. Rastatt 1842, S. 10–36. – Ders.: Vaterl¨andisches aus den Gebieten der Lit., der Kunst und des Lebens. Rastatt 1842, S. 266–292. – Adalbert Jeitteles: Md. Predigten. In: Germania 17 (1872) S. 335–354. – A. E. Sch¨onbach: Predigtbruchst¨ucke I. In: ZfdA 19 (1876) S. 181–208. – Ders.: Predigtbruchst¨ucke II. In: ZfdA 20 (1876) 889
2. H¨alfte 13. Jh. S. 217–250. – Elias v. Steinmeyer: Rez. v. Wackernagel, Altdt. Predigten, AfdA 2 (1876) S. 223 f. – Anton Emanuel Sch¨onbach: Altdt. Predigten. Bd. 1. Graz 1886 (Nachdr. Darmstadt 1964). – Gert Mellbourn: Speculum ecclesiae (Lunder germanistische Forschungen 12). Lund 1944. – Otto v. Heinemann: Aus zerschnittenen Wolfenb¨utteler Hss. Nr. XXI. In: ZfdA 32 (1888) S. 119–123. – Edward Schr¨oder: Hsl. Funde von meinen Bibliotheksreisen. Meiniger Findlinge I (G¨ottinger Gelehrte Nachrichten Jg. 1927). Berlin 1928, S. 103–108. – Karl Polheim: Schl¨agler Bruchst¨ucke altdt. Predigten. In: PBB (Halle) 50 (1927) S. 18–60. – Limbeck (s. Lit.). Literatur: Volker Mertens, VL2 5 (1985) Sp. 695–701; 11 (2004) Sp. 915. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879 (Nachdr. Darmstadt 1966) S. 181–190. – Anton Linsenmayer: Gesch. der Predigt in Deutschland v. Karl dem Großen bis zum Ausgange des 14. Jh. Mu¨ nchen 1886 (Nachdr. Frankfurt/M. 1969) S. 264–285. – Sch¨onbach 1886 (s. Ausg.) S. VII–XVIII. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974. – V. Mertens: Stud. zu den Leipziger Predigten. In: PBB (T¨ub.) 107 (1985) S. 240–265. – Andr´as Vizkelety: Ein neuer Fund zu den ‹L. P.› aus Ungarn. In: FS Anton Schwob. Hg. v. Wernfried Hofmeister. Innsbruck 1997, S. 513–521. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 423 f. – Sven Limbeck: Ein neues Fragm. der ‹L. P.› in Stuttgart. In: ZfdA 137 (2008) S. 183–189. – Regina D. Schiewer: Neue Predigtfragm. des 12. und 13. Jh. Erg¨anzungen zu Morvay/Grubes Predigtbibliogr. In: ZfdA 137 (2008) S. 158–176. – Dies.: Die dt. Predigt um 1200. Ein Hb. Berlin u. a. 2008. SF Der Seele Spiegel. – Geistlicher Sendbrief des sp¨aten 13. Jh. Der an eine geistliche, wahrscheinlich weibliche Ordensgemeinschaft gerichtete Sendbrief (der Titel ist 16r entnommen) handelt vom Weg zur Gotteserkenntnis, der u¨ ber Selbsterkenntnis f¨uhre. Die Schrift, deren Verfasser wahrscheinlich Beichtvater war, geh¨ort in die N¨ahe der → St. Georgener Predigten und der → Schweizer Predigten. 890
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2. H¨alfte 13. Jh. ¨ Uberlieferung: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen 37, 14r–32r (Perg., um 1300, ostalemannisch). Literatur: Kurt Ruh, VL2 8 (1992) Sp. 1026 f. – Franz Joseph Mone: Werke in altteutscher Prosa. In: Anzeiger f¨ur Kunde der teutschen Vorzeit 4 (1835) Sp. 364–370, hier Sp. 366–370 (mit Teilabdruck). – Theodor L¨angin: Dt. Hss. (Die Hss. der Badischen LB in Karlsruhe. Beilage II,2). Karlsruhe 1894 (Neudr. mit bibliographischen Nachtr¨agen. Wiesbaden 1974), S. 6–8, 139 (mit irriger Angabe betr. ‹D. S. S.›). BJ Der Seele Minnegarten. – Aszetisch-mystisches Gedicht, Ende des 13. Jh. Von der uspr¨unglich weit mehr als 1000 Verse umfassenden Dichtung, deren Anfang verloren ist, sind 558 Verse erhalten. Im Hauptteil wurden vermutlich vier Tugenden behandelt (Schl¨usse teilweise erhalten); im Schlussteil herrscht die Gartenallegorie vor, die wohl schon am Anfang des Textes eingef¨uhrt wurde. Es handelt sich nicht um eine vollausgebildete Gartenallegorie; die Tugenden werden nicht mit Gartenelementen verbunden. Unter Heranziehung brautmystischer Sprachelemente wird der Garten als Ort der Begegnung und Vereinigung der Seele mit Christus bestimmt. Zielpublikum des kontemplatives Leben betonenden Textes d¨urfte ein (vielleicht weibliches) Ordenspublikum gewesen sein. Auff¨allig ist eine Polemik gegen das Recht der Bettelorden, die Beichte abzunehmen. Von dem wahrscheinlich am Ende des 13. Jh. t¨atigen Verfasser, einem Weltgeistlichen, stammen vermutlich auch zwei in der Hamburger Handschrift mit¨uberlierferte Gedichte: eine Reimglosse zu den Sonntagsevangelien (→ Evangelien-Perikopen [gereimte Glosse]) und Von dem Knecht Adam, eine Version des → Streites der vier T¨ochter Gottes. ¨ Uberlieferung: Hamburg, SUB, Cod. 99 in scrin., S. 5–11 (Perg., um Ende erstes/Anfang zweites Viertel 14. Jh., westl. zentralhessisch). Ausgabe: Dietrich Schmidtke: Der Seele Minnegarten. In: triuwe. Studien zur Sprachgeschichte und Literaturwissenschaft. Ged¨achtnisbuch f¨ur Elfriede Stutz. Hg. v. Karl-Friedrich Kraft, EvaMaria Lill und Ute Schwab (Heidelberger Bibliotheksschriften 47). Heidelberg 1992, S. 263–293, hier S. 279–293. Literatur: Dietrich Schmidtke, VL2 8 (1992) Sp. 1025 f. – Tilo Brandis: Die Cod. in scri891
Der Seele Minnegarten nio der SB u. UB Hamburg 1–110, 1972. – D. Schmidtke: Stud. zur dingallegorischen Erbauungslit. des Sp¨atMA. Am Beispiel der Gartenallegorie (Hermaea, NF 43). T¨ubingen 1982. BJ Der Seele Kranz (Der Tugenden Kranz). – Allegorisches Lehrgedicht, 13. Jh. Das in monastischen Kreisen entstandene Gedicht mit rund 342 Reimpaarversen besteht aus drei Teilen, von denen der erste und zweite (der eigentl. «Kranz») auch separat verbreitet wurden. Es sind mehr als acht Textzeugen bekannt, die zum Teil unvollst¨andig sind und sehr unterschiedliche Fassungen bieten; in einige sind Passagen aus dem → Himmlischen Gastmahl, den Drei Blumen des Paradieses und dem Dreifachen Schmuck der Jungfrauen (vgl. Die drei Blumen des Paradieses) aufgenommen. Sieben Handschriften bieten alle Teile des Werks. Einzelne Abschnitte wurden erweitert, gek¨urzt, umformuliert oder in andere Werkzusammenh¨ange u¨ bernommen. Der vermutlich mitteldt. Dichter verspricht eingangs eine Unterweisung, wie man den Weg zu Gott finde und das Himmelreich gewinne. Der erste Teil handelt von der Umkehr des Menschen zu Gott durch Reue, Beichte und Buße. Die empfohlenen Buߨubungen sind Weinen u¨ ber die eigenen S¨unden und t¨agliches Denken an Jesu Leiden und Tod sowie an Marias Schmerzen unter dem Kreuz. Der Mittelteil, der in allen Handschriften u¨ berliefert ist, beschreibt, wie man auf dem Weg zum Himmelreich einen Kranz von Tugendblumen (Keuschheit, Demut, Gehorsam, Barmherzigkeit, Treue, Glaube und wahre Minne) erwerben soll. Der dritte Teil preist die himmlischen Freuden. Ein abschließendes Gebet um die F¨urbitte Marias ist nur in zwei Handschriften u¨ berliefert. Der unbekannte Verfasser, wohl ein Geistlicher, verwendet moraltheologische Ausdr¨ucke; als Zielpublikum kommen kaum nur Mo¨ nche oder Nonnen in Frage. Das Gedicht war Vorlage f¨ur die allegorischen Verswerke → Von einem g¨ottlichen Baumgarten und → Krautgartengedicht (beide erste H¨alfte 15. Jh.). ¨ Uberlieferung (Ausw.): Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. 62 (fr¨uher Eger/Erlau, Ungarn, Erzdi¨ozesanbibl., Cod. AA. I. 39), 1r–3r [Die Himmelsstraße II](Pap., zweite H¨alfte 14. Jh., mittel- oder su¨ dbair.) (C1). – Ebd., Cod. Bodm. 72 ([fr¨uher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 1), 41va–43vb (Perg., erstes Viertel 14. Jh., su¨ dliches Mitteldt. 892
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Spruche ¨ der funf ¨ Lesemeister mit unterschiedlich starkem bair. Einschlag) (C2). – Heidelberg, UB, Cpg 341, 78va–80vb (Perg., erstes Viertel 14. Jh., su¨ dliches Mitteldt. mit zahlreichen bair. Formen) (H). – Prag, Nationalbibl., Cod. XVI.G.31, 163r–166v (15./16. Jh., mitteldt.). – St. Gallen, Kantonsbibl., VadSlg Ms. 356, 3v–5r (Pap., St. Gallen [?], mittleres Drittel 15. Jh., alemannisch). – Thorn / Toru´n, UB, Rps 7/II (fr¨uher K¨onigsberg, SUB, Hs. 905), 19v–22v (Perg., erste H¨alfte 14. Jh.); derzeit nicht auffindbar (K). – Wien, ¨ ONB, Cod. 2677, 36ra–38ra (Perg., um 1320/30, bair.-¨osterr.) (W1). – Privatbesitz Alois Bernt, Kaaden (B¨ohmen), o. S. (3), 107ra–108ra (Perg., 13. Jh. ostmitteldt.); verschollen (Be). – M¨unchen, BSB, Cgm 5249/37 (fr¨uher Cgm 5249/31), drei Streifen eines Blatts (Perg., letztes Viertel 13. Jh., mitteldt.) (M). – Weitere Informationen s. VL2 8 (1992) Sp. 1017 f.; 11 (2004) Sp. 1413. Ausgaben: Gustav Milchsack: Der sˆele cranz. In: PBB 5( 1878) S. 548–569 (krit. Ausg. nach drei Hss.; Lesarten und Zus¨atze bei K. Bartsch, s. Lit., 1886). – Vgl. ferner A. Bernt, O. Schade, Teilabdruck bei F. Rohde (s. Lit.). Literatur: Ehrismann 2,2 (1935) S, 373. – Werner Williams-Krapp, Killy 10 (1991) S. 491. – Werner Fechter, VL2 8 (1992) Sp. 1017–1022; 11 (2004) Sp. 1413. – De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 106. – Walter Buckl, MarLex 6 (1994) S. 119. – Oskar Schade (Hg.): Geistliche Gedichte des XIV. und XV. Jh. vom Niderrhein. Hannover 1854. Nachdr. Amsterdam 1968. – Milchsack (s. Ausg.) 1878. – Karl Bartsch: Beitr. zur Quellenkunde der altdt. Lit. Straßburg 1886, S. 246–262. – Fritz Rohde: Ein mnd. Gedicht u¨ ber die Kreuzigung, das Begr¨abnis und die Auferstehung Christi aus der K¨onigsberger Hs. Nr. 905. Diss. K¨onigsberg 1911. – Alois Bernt (Hg.): Altdt. Findlinge aus B¨ohmen. Br¨unn u. a. 1943, S. 85–107. – Heinz Georg Weinand: Tr¨anen. Untersuchungen u¨ ber das Weinen in der dt. Sprache und Lit. des MA (Abh. zur Kunst-, Musik- und Literaturwiss. 5). Bonn 1958, bes. S. 161–181. – Hartmut Harthausen: Der K¨olner Buchdrucker Heinrich von Neuß (Arbeiten aus dem Bibliothekar-Lehrinst. des Landes NordrheinWestfalen 36). K¨oln 1970. – Bernhard Sowinski: Lehrhafte Dichtung des MA. Stuttgart 1971, S. 78 f. – W. Milde: Weiteres zu ‹Verbleib unbekannt›. Die ehemals Erlauer Hss. des ‹Gregorius› und des ‹Willehalm›. In: ZfdA 106 (1977) S. 99–101. – Dietrich Schmidtke: Stud. zur dingallegorischen Erbauungslit. des Sp¨atMA. Am Beispiel der Gartenallegorie (Hermaea 43). Tu¨ bingen 893
2. H¨alfte 13. Jh. 1982, S. 82, 107 f., 204, 286. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 52004, S. 412. BJ Spiegel des geistlichen Lebens. – Traktat, Ende 13. Jh. Der aus 86 Druckzeilen bestehende Traktat umreißt in einfacher Sprache und mit Verzicht auf Gelehrsamkeit die Voraussetzung f¨ur ein vollkommenes geistliches Leben: ein «ordenlich gesezzet leben» gegen Gott, dem N¨achsten («ewenchristen») und sich selbst gegen¨uber. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 132, 18r–21v (Perg., fr¨uhes 14. Jh., ostmittelbair.). – Gießen, UB, Hs. 879, 4v–8v (Perg., sp¨ates 14. Jh., nordschw¨abisch). Ausgaben: Johann Valentin Adrian: Mittheilungen aus Hss. und seltenen Druckwerken. Frankfurt/M. 1846, S. 458–460 (nach Gießener Hs.). – Franz Pfeiffer (Hg.): Altdt. Uebungsbuch. Wien 1866, S. 176–178 (nach Mu¨ nchner Hs.). Literatur: Volker Honemann, VL2 9 (1995) Sp. 106. BJ Spruche ¨ der funf ¨ Lesemeister I und II und verwandte Texte. – In zwei leicht voneinander abweichenden Fassungen erhaltener Kurztraktat u¨ ber den Wert des «lidens durch got» f¨ur das Seelenheil, ¨ dessen breite Uberlieferung im dt. und ndl. Raum im ausgehenden 13. Jh. einsetzt. ¨ Nach beiden Fassungen kann in der Uberlieferung die Spruchsammlung Liden vertilget vil sunden folgen. ¨ Uberlieferung: Fassung I: Darmstadt, LB/UB, Hs. 810, 88v–89v. – Heidelberg, UB, Cpg 105, 93v–94r. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 210, 97vb–98ra. – Ebd., Cgm 702, 119r–120r. – N¨urnberg, StB, Cent. IV, 37, 111v. – Straßburg, StB, B 146, 38r–39r (verbrannt). – Stuttgart, LB, Cod. bibl. 2° 35, 109v. – Ebd., HB I 36, 99r–100r. – Ebd., Cod. theol. et phil. 4° 59, 301v–302r. – Trier, StB, Hs. 494/1596 8°, 20r--v. – Ebd., Hs. 627/1525 8°, 208r–209r. – ¨ Wien, ONB, Cod. 3009, 134v–135r. – Etwas abweichende Fassung in: Stuttgart, LB, Cod. brev. 88, 76r–77r. Abdruck: Wilhelm Wackernagel (Hg.): Altdt. Predigten und Gebete aus Hss. Basel 1876 (Nachdr. Darmstadt 1964) S. 598 f. Fassung II: Amsterdam, UB, Hs, I F 13, 144r-v. – Augsburg, UB, Cod. III.1.8° 3, 64r–65r. – Ber894
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2. H¨alfte 13. Jh. lin, SBB, Mgq 90, 226r-v. – Ebd., Mgo 513, 76v–78v. – Bremen, SUB, Msc. 18, 7v. – Br¨ussel, Bibl. Royale, Ms. 3041, 81r–82r. – Ebd., Ms. 3067–73, 124v–125v. – Ebd., Ms. 15131, 30r–31r. – Kloster Ebstorf, Hs. IV 12, 357v–358r. – Gent, UB, Hs. 1330, 82v-83v. – Ebd., Hs. 1353, 82v–83v. – ’s Gravenhage, Koninklijke Bibl., Hs. 73 E 24, 214v. – Heidelberg, UB, Cod. Sal. VII4d, 199r–200r. – K¨oln, Hist. Arch. der Stadt, GB 8° 55, 78r-v. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 454, 104v–105v. – Ebd., Cgm 462, 52v–53v. – Ebd., Cgm 480, 50r–51r. – Ebd., Cgm 827, 157v–159v. – Ebd., Cgm 835, 16v–18v. – Mu¨ nchen, UB, 8° Cod. ms. 270, 62r–64r. – N¨urnberg, StB, Cent. VI, 86, 4v–5v. – Prag, St´atni Knihovna, Hs. XVI.F.1, 285v–286v. – Sarnen, Benediktinerkolleg, Cod. chart. 170, 2r–3r. – Stuttgart, LB, Cod. HB I 6, 2v–3v. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 1308, 54v–56r. – Ebd., Cod. Helmst. 1426, 39r–40v. – W¨urzburg, UB, M.ch.q. 144, 135r-v. – Z¨urich, ZB, Ms. A 131, 70r. – Zwolle, Gemeente-Archief, Hs. Emmanuelshuizen 13, 78v–80r. Abdruck: Wackernagel 1876, S. 598 f. – Wolfgang Stammler: Prosa der dt. Gotik (Literarhist. Bibl. 7). Berlin 1933, S. 48 f. – D. A. Brinkerink: Uitspraken en exempelen. In: De Katholiek 130 (1906) S. 185–198, hier S. 187–189. Abdruck der Spruchsammlung ‹Liden vertilget vil sunden›: Philipp Strauch, in: AfdA 9 (1883) S. 132 f. – Quint 1940 (s. Lit.) S. 223 f. – Wolfgang Stammler: Der Ring des Erzbischofs. In: ZfdPh 79 (1960) S. 308. – Adolf Spamer: Texte aus der dt. Mystik des 14. und 15. Jh. Jena 1912, S. 111,25–112,17. – Auer 1952 (s. Lit.) S. 86–88. – Auch u¨ berliefert in anderem Zusammenhang: Ebrach-Spruchsammlung, → Engelhart von Ebrach und Vom → Leiden. Enthalten sind Ausspr¨uche von f¨unf Meistern u¨ ber das Leiden: Gott hat Jesus das Leiden gegeben; h¨atte er etwas Besseres geben k¨onnen, h¨atte er es getan. Die h¨ochsten Gnaden bringen einen Menschen Gott nie so nahe wie das eigene Leiden. Selbst wenn Maria sowie alle Heiligen und himmlischen Wesen blutige Tr¨anen f¨ur einen Menschen verg¨ossen, es br¨achte ihn Gott nicht so nahe wie sein eigenes Leiden. Dem Leiden geb¨uhrt gr¨oßere Ehre als dem Kreuz. Maria und die Heiligen w¨urden eher bis zum J¨ungsten Gericht im Fegefeuer bleiben, als auf den Lohn f¨ur ihr Leiden zu verzichten. Die Spr¨uche weisen inhaltliche Parallelen zu den → Spr¨uchen der zw¨olf Meister zu Paris auf; ihr 895
Frater Ludovicus Verh¨altnis zum Werk Johannes → Gersons ist bislang ungekl¨art. In mindestens drei Handschriften erscheint ein a¨ hnlicher Traktat mit sechs Spr¨uchen, der die Spr¨uche eins, zwei und f¨unf der hier behandelten Spr¨uche enth¨alt. ¨ Uberlieferung: Augsburg, UB, Cod. III.1.4° 32, 16r-v. – Mu¨ nchen, UB, 4° cod. ms. 483, 230v–231r. – M¨unchen, BSB, Cgm 116, 22r–23v. – Ebd., Cgm 172, 14v–15v. – Leicht abweichender Text: Ebd., Cgm 132, 82v–83r. – Die ersten f¨unf Spr¨uche u¨ berliefert auch eine Reimfassung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 2.4 Aug. 2°, 191r. Abdruck: Karl Euling: Kleinere mhd. Erz¨ahlungen, Fabeln und Lehrgedichte. Bd. 2 (DTM 14). Berlin 1908, S. 120 f. In abgewandelter Form erscheinen die S. in einem Kurztraktat von sechs Meistern in den Handschriften St. Gallen, Stiftsbibl., Codd. 965, S. 168–172 und 972 a, S. 299–304. Literatur: Betty C. Bushey, VL2 9 (1995) Sp. 192–195; 11 (2004) Sp. 1448. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Bd. 2. Leipzig 1881, S. 135 f. – Walther Dolch: Die Verbreitung oberl¨andischer Mystikerwerke im Ndl. Weida 1909, S. 16. – Wolfgang Stammler: Meister Eckhart in Norddeutschland. In: ZfdA 59 (1922) S. 181–216, bes. S. 209. – Karl Brethauer: Neue Eckharttexte und Mystikerhss. In: ZfdA 69 (1932) S. 241–276, bes. S. 253. – Josef Quint: Neue Hand¨ schriftenfunde zur Uberl. der dt. Werke Meister Eckharts und seiner Schule (Die dt. und lat. Werke. Unters./Meister Eckhart 1). Stuttgart u. a. 1940, S. 290. – Albert Auer: Leidenstheologie im Sp¨atMA (Kirchengesch. Quellen und Stud. 2). St. Ottilien 1952, S. 84–86, 102 f. – Kurt Ruh: Bonaventura dt. [...] (Bibliotheca Germanica 7). Bern 1956, S. 184. – Kurt Illing: Alberts des Großen ¨ ‹Super missam›-Traktat in mhd. Ubertr. (MTU 53). Mu¨ nchen 1975, S. 81 f. – Hardo Hilg: Das ‹Marienleben› des Heinrich v. St. Gallen (MTU 75). Mu¨ nchen 1981, S. 42 f. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 80, 433. SF Frater Ludovicus OFM. – Franziskanischer Prediger um 1300. Autobiographische Informationen zu F. L. liegen nicht vor. Seine Zugeh¨origkeit zum OFM 896
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Stimulus amoris ¨ l¨asst sich aus der Uberlieferung seiner lat. Predigten und deren Inhalten erschließen; dass er dt. war, geht aus der Verwendung von dt. Begriffen in den Predigttexten hervor. Der Zeitraum seines Wirkens ist im sp¨aten 13. Jahrhundert anzusetzen: Die ¨ Uberlieferung geht bis in das fr¨uhe 14. Jahrhundert zur¨uck, Anspielungen in den Predigten lassen sich mit großer Sicherheit auf Papst Bonifaz VIII. und die Absetzung Adolfs von Nassau im Jahre 1298 beziehen. Zwei Predigtsammlungen werden von F. L. tradiert, 56 Sermones de tempore (in 15 Handschriften) und 38 Heiligen-Predigten (unikal u¨ berliefert, Leipzig UB, Ms. 639). Als Sittenprediger steht F. L. in der Nachfolge → Bertholds von Regensburg, formal k¨onnte man ihn eher → Konrad von Sachsen vergleichen. Sein Gegenstand ist der defizit¨are Zustand der Gesellschaft und der Kirche. So geraten seine Predigten zur Zeitklage. Die zeitgen¨ossische Gesellschaft F. L.s, als deren Kennzeichen er die H¨aresie ausmacht, wird in einen eschatologischen Kontext gestellt. Nicht auszuschließen (aber ohne zwingendes Indiz) ist die Identit¨at F. L.s mit einem Bruder Ludwig, von dem zehn deutschen Predigtspr¨uche in einer els¨assischen Spruchsammlung (der sog. → Zitatensammlung der Berliner Hs. mgq 191 [SBB, um 1400]) erscheinen. ¨ Uberlieferung: Leipzig UB, Mss. 637, 639, 719. – Graz, UB, Ms. 730. Vgl. A. Franz 1907, ¨ S. 49–52. – Zur weiteren Uberl. vgl. Schneyer 1972, S. 112–117. Ausgaben: A. Franz (Ausz¨uge) 1907. – Dar¨ auf beruhende Ubers. eines Predigtst¨ucks: G¨unther Franz: Des Franziskaners L. Predigt u¨ ber den Bauernstand. In: Quellen zur Gesch. des dt. Bauernstandes im MA (Ausgew. Quellen zur dt. Gesch. des MAs 31). Darmstadt 1967, 21974, S. 412–415 (Nr. 155). Literatur: Kurt Ruh, VL2 5 (1985) Sp. 988–990. – Franz Pfeiffer: Spr¨uche dt. Mystiker. In: Germania 3 (1858) 230 f. – Adolph Franz: Drei dt. Minoritenprediger aus dem XIII. und XIV. Jh. Freiburg i. Br. 1907, S. 47–103. – Wolfgang Stammler: Ma. Prosa in dt. Sprache. In: Dt. Philologie im Aufriß 2, 21960, Sp. 749–1102, hier: Sp. 992 f. – Johannes Baptist Schneyer: Repertorium der lat. Sermones des MA. F¨ur die Zeit v. 1150–1350 (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MAs 43), Bd. 4. Mu¨ nster 1972, S. 112–117. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des 897
2. H¨alfte 13. Jh. MAs. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 67 (T 74). – Hubert Herkommer: Einf¨uhrung. In: Das Buch der Welt. Die S¨achsische Weltchronik. Ms. Memb. I 90 der Forschungs- und Landesbibl. Gotha. Komm. u. Edition. Hg. v. H. Herkommer. Luzern 2000, S. III*–LXIX*, hier S. LXIV*. VZ Stimulus amoris (Stachel der Liebe). – Aszetischmystischer Traktat franziskanischer Herkunft, der in die meisten mitteleurop¨aischen Volkssprachen u¨ bersetzt wurde und von großem Einfluss auf die geistliche Literatur des europ¨aischen Sp¨atMA war. Der Traktat ist ein als Handbuch konzipiertes Kompendium f¨ur Meditation und Gebet des geistlich lebenden Menschen und beschreibt – in der erweiterten, dreigeteilten Fassung ausgehend von der Passion Christi – Voraussetzungen und Wege des Menschen zu Kontemplation und Gottesliebe, Mittel und Formen der Perfektionierung und des geistlichen Aufstiegs, die Wechselbeziehung von best¨andiger, sehnsu¨ chtiger Bewegung der Seele und der schließlichen Ruhe eines «anschauenden» Lebens. Der Schwerpunkt der mhd. und ¨ mndl. Uberlieferung liegt in Frauenkl¨ostern, besonders bei der obd. Dominikanerinnenreform; daneben stehen andere Reformkreise im Vordergrund: Laien und Geistliche der «Devotio moderna» und der Melk-Tegernseer-Reform. Die Nachwirkung des S. a. zeigt sich im Rahmen zahlreicher geistlicher Prosa-Werke des Sp¨atMA, etwa bei Stephan → Fridolin, im Passionstraktat Extendit manum des → Heinrich von St. Gallen, im → Kern der g¨ottlichen Wahrheit, bei → Ludolf von Sachsen sowie bei → Marquard von Lindau. Die in ca. 75 Handschriften u¨ berlieferten mhd. ¨ und mndl. Ubersetzungen gehen auf drei lat. Hauptredaktionen zur¨uck: S. a. minor, eine Kurzfassung aus dem Ende 13. Jh. in 23 Kapiteln, stammt vermutlich von dem Franziskaner Jakob von Mailand [Iacobus Mediolanensis], der auch ¨ in der Uberlieferung als Autor genannt wird. S. a. maior I ist eine Erweiterung und Umarbeitung zu drei B¨uchern, die wahrscheinlich in zwei Re¨ daktionen im ersten Viertel des 14. Jh. in Osterreich entstand und in u¨ ber 100 Handschriften u¨ berliefert ist. S. a. maior II ist eine um die Mitte des 14. Jh. entstandene Aufl¨osung der Bucheinteilung und vollst¨andige Umgliederung des Kapitelbestands. 898
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2. H¨alfte 13. Jh. ¨ Die lat. Uberlieferung, welche insgesamt weit u¨ ber 470 Textzeugen umfasst, reicht von Kleinstexzerpten bis zu Vollfassungen und zeigt eine große Uneinheitlichkeit in Anordnung, Kapitelzahl und Textstruktur; charakteristisch ist eine große Anzahl an Zuschreibungen, am h¨aufigsten werden → Bonaventura (Johannes Fidanza) und → Bernhard von Clairvaux genannt. Ausgaben: Adolphe-Charles Peltier (Hg.): Bonaventura, Opera omnia. Bd. 12. Paris 1868, S. 632–703. – Bibliotheca Franciscana Ascetica Medii Aevi. Bd. 4. Ad Claras Aquas 21949, S. 1–132. ¨ Ubertragungen ins Dt.: Seit etwa 1370 bis zum Anfang des 16. Jh. wurde der Text ins Dt. u¨ bersetzt, es k¨onnen verschiedene Fassungen unterschieden werden. Als Fassung A wird eine b¨ohmi¨ sche Ubersetzung (aus dem Augustinereremitenkloster Br¨unn?, um 1370) bezeichnet, die in f¨unf Handschriften uberliefert ist und sich auf S. a. maior ¨ I st¨utzt. ¨ Uberlieferung: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A 21, 77ra–143vb. – Olm¨utz/Olomouc, St´atni vˇedeck´a knihovna, Cod. M I 74, 1ra–65va. – Ebd., Cod. M I 11, 1r–117r. – Augsburg, UB, Cod. III.1.8°36, 3r–204v, Buch I (Ende 15. Jh., schw¨abisch). – Exzerpt¨uberl.: Prag, SUB, Cod. XVI G 28, 9r–12v. Ausgabe: Joseph Klapper: Schriften Johanns v. Neumarkt. Bd. 3. Berlin 1939, S. 61–94, 99–113. ¨ Fassung B ist eine b¨ohmische Ubersetzung (um 1380), welche → Johann von Neumarkt zugeschrieben wird und die ebenfalls auf S. a. maior I basiert (drei Rezensionen A, B, C). ¨ Uberlieferung: Vgl. VL2 4 (1983) Sp. 689. – ¨ Ferner: Wien, ONB, Cod. 14269, 109r–178v (Dominikanerinnen St. Lorenz/Wien, 1435; Buch I und II). – Augsburg, UB, Cod. III.1.4°23, 37r–239v (Katharinenkloster N¨urnberg, 1417). – Exzerpt¨uberl.: Kalocsa, Kathedralbibl., Cod. 300, 122v–123v. – N¨urnberg, Germ. Nationalmus., Cod. 877, 240r–250r. – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VII, 39, 53r–55v. – Lilienfeld, Stiftsbibl., Cod. 20 (unklar, ob zu B). Ausgabe: Klapper (s. o.). Fassung E 1 ist eine vor 1423 entstandene obd. ¨ Ubersetzung des S. a. maior II in 63 Kapiteln. ¨ Uberlieferung: Vgl. K. Ruh: Franziskanisches Schrifttum im dt. MA. Bd. 1. Mu¨ nchen 1965, S. 299. – Exzerpt¨uberl.: Vgl. Ruh 1956 (s. Lit.) S. 275. – Verschiedene Ausz¨uge in Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. 752, Hs. der → Dorothea von Hof. 899
Stimulus amoris Ausgabe: Ruh 1965 (s. o.) S. 300–309. ¨ E 2 ist eine ostf¨alische Ubersetzung des S. a. maior II aus der ersten H¨alfte des 15. Jh. in 70 Kapiteln. ¨ Uberlieferung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 863 ¨ Helmst. Bei beiden E-Ubertragungen ist die Tendenz zur Integration von Sondergut auffallend. Fassung H ist eine ostmitteldt. Auswahl¨ubersetzung mit 30 Kapiteln, welche offenbar f¨ur Frauen angelegt wurde. ¨ Uberlieferung: Dessau, StB, Cod. Georg. 28,8°, 4r–147r (1404). Bei der Fassung K handelt es sich um eine Auswahl¨ubersetzung des Kart¨ausers Lud(e)wig → Moser im Zusammenhang mit seiner Bonaventura-Ausgabe (Druck Basel, Michael Furter, 1506/07). Die Handschrift Klosterbibl. Lichtenthal, Cod. Kl. L. 111, 296v–404r (vom Jahr 1570) enth¨alt eine (nachma.) Auswahl¨ubersetzung, welche als einzige dt. Version den Verfassernamen «Jacob von Meylandt» nennt. Zu diesen dt. Fassungen kommt eine reichhaltige, nur teilweise zugeordnete Exzerpt¨uberlieferung. ¨ Uberlieferung: Vgl. Ruh 1956 (s. Lit.) S. 276 f. Weitere Hss.: Augsburg, UB, Cod. III.1.8°41, 87v–89r. – Berlin, SBB, Mgq 1486, 145v–146v. – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1859, S. 213–225. – Karlsruhe, LB, Cod. Schwarzach 19, 180r–185r. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 469, ab 53r. – Ebd., Cgm 473, 183v–185v. – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI, 43e, 208r–214r, 237r–239v. – Ebd., Cent. VI, 44, 129r–133r. – Ebd., Cent. VI, 46c, 190r–192v. – Ebd., Cent. VI, 54, 22r–25v, 44v–65r. – Ebd., Cent. VII, 20, 85r–86r. – Ebd., Cent. VII, 52, 23r–25r. – Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 8° 19, 148v–158r. ¨ Mndl. Ubertragungen: Fassung C ist eine ¨ Ubersetzung des → Bijbelvertalers van 1360. ¨ Uberlieferung: Br¨ussel, Bibl. Royale, Cod. 15087–90, 1ra–129ra. – Ebd., Cod. 11156–58, 31v–165v (1468). Eine Auswahl¨ubersetzung von 32 Kapiteln in drei B¨uchern (Fassung D) u¨ berliefern folgende Handschriften: Vgl. Ruh 1956 (s. Lit.) S. 274. – Ferner: Stuttgart, LB, Cod. brev. 80, 1r–204v. – Hamburg, SUB, Cod. theol. 1576, 1ra–144vb. Die Fassungen C und D beruhen auf S. a. maior I. Fassung F, eine Auswahl¨ubersetzung von 17 Kapiteln aus S. a. minor enth¨alt die Handschrift Br¨ussel, Bibl. Royale, Cod. 15139, 1r–74v (Augustinerchorfrauenstift Jericho, 1474). 900
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Passional Literatur: Falk Eisermann, VL2 9 (1995) Sp. 335–341; 11 (2004) Sp. 1460. – Celestin Douais: De l’auteur du ‹S. a.›, publi´e parmi les opuscules de saint Bonaventurae. In: Annales de philosophie chr´etienne 11 (1885) S. 361–373, 457–470. – Kurt Ruh: Bonaventura dt. (Bibliotheca Germanica 7). Bern u. a. 1956, S. 272–278. – Balduinus Distelbrink: Bonaventurae scripta authentica, dubia vel spuria critice recensita (Subsidia scientifica Franciscalia 5). Rom 1975, Nr. 217–219. – Hugh Eller: James of Milan and the ‹S. a.›. In: Franciscan Christology (Franciscan Institute Publications. Franciscan Sources 1). Hg. v. Damian McElrath. St. Bonaventure. N.Y. 1980, S. 89–107. – John P. H. Clark: Walter Hilton and the ‹S. a.›. In: The Downside Review 102 (1984) S. 79–118. – Stephen E. Wessley: James of Milan and the Guglielmites. In: Collectanea Franciscana 54 (1984) S. 5–20. – Carlo Piana: II ‹Fr. Iacobus de Mediolano Lector› Autore dello Ps.Bonaventuriano S. A. ed un convento del suo insegnamento. In: Antonianum 61 (1986) S. 329–339. – K. Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 2. Mu¨ nchen 1993, S. 442–445. – F. Eisermann: Diversae et plurimae materiae in diversis capitulis. Der ‹S. a.› als literarisches Dokument der normativen Zentrierung. In: Fr¨uhma. Stud. 31 (1997) S. 214–232. – ¨ ¨ Ders.: ‹S. a.›. Inhalt, lat. Uberl., dt. Ubersetzungen, Rezeption (MTU 118). T¨ubingen 2001. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 427–429. SF Bruder Thomas. – Ansonten unbekannter Verfasser einer Predigt, wahrscheinlich sp¨ates 13. Jh. Von ihm ist eine Predigt in Handschriften, die in der Tradition des → Berthold von RegensburgCorpus X stehen, u¨ berliefert; u¨ ber den Verfasser selbst ist nichts bekannt, er d¨urfte Prediger eines (unbestimmten) Ordens im sp¨ateren 13. Jh. gewe¨ sen sein. Entgegen der Uberlieferung steht T.’ Predigt nicht in der Berthold-Tradition, sondern eher in der N¨ahe der St. → Georgener Predigten und der → Schweizer Predigten. Der Text handelt nach dem Textwort «In conspectu angelorum psallam tibi» (Ps 137,1) von den Erzengeln Michael, Gabriel und Raphael, welche als Meister des Gesangs dargestellt werden, die u. a. lehren, in «rechter» Weise den Psalter zu singen. Charakteristisch sind allegorische Tendenzen und die reiche (meistens lat. und dt.) Bibelzitation. 901
2. H¨alfte 13. Jh. ¨ Uberlieferung: Heidelberg, UB, Cpg 24, 253vb–255rb (1370) (A). – Bern, Burgerbibl., Cod. 746, 272ra–274ra (1436) (B). – Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. 11083/84, 172rb (Anfang 15. Jh.) (a). – Augsburg, UB, Cod. III.1.2° 36, 395v–397v (1460) (Ha). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 955, S. 94–100 (erste H¨alfte 15. Jh.; einzige Hs. mit dem Namen des Predigers) (G). Ausgabe: Anton E. Sch¨onbach: Stud. zur Gesch. der altdt. Predigt (Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, phil.-hist. Klasse 153, 4). Wien 1906, S. 144–148. Literatur: Kurt Ruh, VL2 9 (1995) Sp. 807 f. – ¨ Dieter Richter: Die dt. Uberl. der Predigten Bertholds v. Regensburg. Unters. zur geistlichen Lit. des Sp¨atMA (MTU 21). Mu¨ nchen 1969. SF Passional. – Legendar in Reimversen f¨ur den Deutschen Orden, Ende 13. Jh. Das P. ist das wirkungsreichste dt. Verslegendar. Es umfasst rund 110.000 im Regelfall vierhebige Paarreimverse und ist vermutlich im Deutschordensland entstanden. Ob der anonyme Verfasser selbst Angeh¨origer des dt. Ritterordens war, ist unsicher; zumindest war er nach Selbstzeugnis Geistlicher und das P. ist f¨ur den Dt. Orden verfasst. Als gesichert darf gelten, dass der Dichter des P. auch der Verfasser des → V¨aterbuchs ist, was die stilistische und formale N¨ahe, die Entsprechungen zweier Abschnitte und ein Selbstzitat im V¨aterbuch (V. 27.188 ff.) nahelegen. Vielleicht sind die beiden Werke parallel verfasst worden. Das V¨aterbuch wurde um 1272 begonnen und gegen 1300 abgeschlossen; diesen zeitlichen Rahmen kann man auch f¨ur das P. ansetzen. Zusammen weisen die beiden Schriften rund 150.000 Verse auf und sind damit die umfassendste hagiographische Dichtung in Deutschland und die stilbildende Grundlage der sp¨ateren Deutschordenslite¨ ratur. Die ostmitteldt. Sprache der fr¨uhen Uberlie¨ ferungstr¨ager weist sprachliche Ubereinstimmungen (Lautstand, Orthographie, Vokabular) mit anderen Schriften aus dem Umkreis des Dt. Ordens auf, wie den → Deutschordensregeln und -statuten und steht so am Beginn der Entwicklung einer ordenseigenen Terminologie und Gebrauchssprache. Das P. ist in drei B¨ucher gegliedert. Buch 1 (rund 19.000 Verse) ist haupts¨achlich eine Vita der Ordenspatronin Maria, die deren Leben von der Geburt bis zur Himmelfahrt schildert. Eingef¨ugt sind die Stationen aus dem Leben Christi, an denen Maria teilhatte (Geburt, Wundertaten, Passion, Auferstehung, Himmelfahrt) und Informationen zur 902
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2. H¨alfte 13. Jh. Herkunft des Pontius Pilatus. Den Abschluss des ersten Buches bilden 25 Marienmirakel (durch denselben jeweiligen Schlussvers zu einem «Legendenkranz» verbunden) und ein Marienlob. Das zweite Buch (rund 23.600 Verse) ist den Apostellegenden gewidmet. Es erweitert den Kreis der eigentlichen Apostel um Paulus, Barnabas, Erzengel Michael, Johannes den T¨aufer und Maria Magdalena und schließt mit einer Nachrede. Im dritten Buch (rund 66.400 Verse) schließlich werden 75 Heiligenlegenden in der kalendarischen Reihenfolge des liturgischen Jahres erz¨ahlt, beginnend mit Nikolaus (6.12.) und endend mit Katharina (25.11.). Die einzelnen Heiligenviten schwanken in ihrem Umfang zwischen 64 und 3564 Versen. Den Abschluss des Werkes bilden eine Nachrede und ein Gotteslob in Strophen. Die Katharinenlegende als letzte der Sammlung leitet formal zu diesem lyrischen Lobgesang u¨ ber. Der Dichter des P. verzichtet bewusst auf theologische Gelehrsamkeit und Exkurse. Das P. ist f¨ur eine Laienpublikum bestimmt, zu denken ist vor allem an die in den Statuten des Ordens vorgeschriebene Tischlesung f¨ur lateinunkundige Mitbr¨uder. Dieses Publikum im Blick setzt der Dichter des P. den Stoff seiner Vorlagen im Sinne der Deutschordensspiritualit¨at um. Durchgehend deutlich sind dabei die moralp¨adagogische Absicht, den Rezipienten zu bessern und zu bekehren, und nat¨urlich die F¨orderung der Marienverehrung. Die lat. Quellen f¨ur das P. sind nur unzureichend erfasst. Als Hauptquelle f¨ur das 2. und 3. Buch ist von der Legenda aurea des → Jacobus a Voragine auszugehen; f¨ur einzelne Legenden wurden weitere Vorlagen benutzt, darunter die Passio Thomae und die Summa vita Elisabethae → Konrads von Marburg sowie der → Libellus de dictis quatuor ancillarum s. Elisabeth confectus in der Fassung von 1290. Der Umgang mit den Quellen gestaltet sich als freie poetische Nacherz¨ahlung in Anlehnung an das Stilideal der oberdt. h¨ofischen Dichtung. Die straffe Organisation des Dt. Ordens war der Verbreitung des P. gewiss zutr¨aglich, was sich in ei¨ ner breiten Uberlieferung vor allem bis zur Mitte ¨ des 14. Jh. niederschl¨agt. Danach bricht die Uberlieferung aufgrund eines literarischen Geschmackswechsels zugunsten von Prosalegendaren weitgehend ab. Doch als Quelle erh¨alt sich das P. seine Breitenwirkung auch u¨ ber die Mitte des 14. Jh. hinaus. Innerhalb des Ordens hat es ohnehin einen 903
Passional sehr deutlichen Einfluss gezeigt (→ Der S¨unden Widerstreit und → Nikolaus von Jeroschin; von der j¨ungeren Forschung wird eine Beeinflussung der → Hester angezweifelt, die vor dem P. entstanden sein k¨onnte). Aber auch außerhalb wurde das P. rezipiert und inspirierte verwandte Texte wie das Marienleben → Walthers von Rheinau, den Mirakeltext → Marien Rosenkranz und die geistliche Dichtungen → Heinrichs von Neustadt. Auch → Heinrich von M¨unchen integrierte in seine Weltchronik Passagen aus allen drei P.-B¨uchern, die so wiederum sekund¨ar in zahlreiche → Historienbibeln eingingen. Prosalegendare wie der Große → Seelentrost und → Der Heiligen Leben bis hin zum → M¨unchener Apostelbuch wurden ebenso vom P. beeinflusst. Der sp¨ateste Zeitpunkt einer direkten Benutzung des P. d¨urfte mit Hans → Folz im sp¨aten 15. Jh. auszumachen sein, der f¨ur ein Fastnachtsspiel und einen Reimpaarspruch das P. als Quelle heranzieht. ¨ Uberlieferung: Rund 70 Hss. u¨ berliefern das P., keine jedoch vollst¨andig. 80% der u¨ berl. Hss. entstanden vor der Mitte des 14. Jh. Wichtig¨ ste Uberlieferungstr¨ ager: B¨ucher 1 und 2: Berlin, SBB, mgf 778, 248 Bll. (Perg., zweites Viertel 14. Jh., [ost]mitteldt.) (A). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 7369 (fr¨uher Privatbesitz Antiquariat Gilhofer und Ranschburg, Luzern, Nr. 1933/394; davor Nikolsburg, F¨urstl. Dietrichsteinsche Bibl., Cod. I 127), 111 Bll. (Perg., erstes Viertel 14. Jh., mit¨ teldt.) (B). – Wien, ONB, Cod. 2694, noch 205 Bll. (Textverlust am Anfang) (Perg., erstes Viertel 14. Jh., oberdt./signifikante ostmitteldt. Grundlage) (C). – Heidelberg, UB, Cpg 352, 275 Bll. (Perg., um 1300, moselfr¨ankisch) (D). – Buch 2: Brixen, Bibl. des Priesterseminars, Cod. A 15 (Nr. 15), 1r–141v (Pap., Ende 14. Jh., s¨udbair.) (G) – Buch 3: Thorn, UB., Rps 50/IV (fr¨uher K¨onigsberg, SUB., Hs. 889), 214 Bll. (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., ostmitteldt.) (K). – Schwerin, LB, o. S. (4) (zwischenzeitlich Mu¨ nchen, BSB, Cgm 8043) 197 Bll. (Perg., fr¨uhes 14. Jh., ostmitteldt.). – Die ¨ Uberlieferungstr¨ ager der Redaktionen E, F, u. S sind verbrannt oder verschollen. Zur selbstst¨andi¨ gen Uberl. des P. kommen Exzerpte und Ausz¨uge in Sammelhss. hinzu. Zusammenstellung der Tetxtzeugen: H.-G. Richert 1978. – Erg¨anzend: Werner Williams Krapp, AfdA 91 (1980) S. 117. – Kurt ¨ G¨artner: Zur Uberlieferungsgesch. des P. In: ZfdPh 104 (1985) S. 35–69. – H.-G. Richert, VL2 7 (1989) Sp. 332 f. 904
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Passional Ausgaben: Karl August Hahn: Das alte P. Frankfurt/M. 1845. Neuausg. 1857 (unkrit. Abdr. v. D, Buch 1 u. 2, unvollst.). – Marienlegenden. Hg. v. Franz Pfeiffer. Stuttgart 1846. Neuausg. Wien 1863 (mit den bei Hahn und in D fehlenden Mari¨ enlegenden v. Buch 1). – C. Kl¨aden: Uber die im Besitze v. der Hagens befindliche Hs. des P.s. In: Von der Hagens Germania 7 (1846) S. 249–272 (Erg¨anzungen zu Hahn, vor allem fehlende Jacobus major- und Maria Magdalena-Legenden, nach A). – Friedrich Karl K¨opke: Das P. Eine Legendenslg. des 13. Jh. (Bibl. der gesamten dt. National-Lit. 32). Quedlinburg 1852. Nachdr. Amsterdam 1966 (Buch 3 nach K und S, mit Glos¨ sar). – Ignaz Zingerle: Uber zwei tirolische Hss. Altes P. In: ZfdPh 6 (1875) S. 13–32. – Ru¨ dolph Latzke: Uber die Pro¨omien und Epiloge zum mhd. P. (Jahresber. des k.-k. Realgymnasiums in Korneuburg 5.) Korneuburg 1903, S. 28–32 (Nachrede Buch 2, nach C). – Friedrich Ranke: Eine neue Hs. des gereimten P. In: K¨onigsberger Beitr. Festgabe zur vierhundertj¨ahrigen Jubelfeier der Staats- und Universit¨atsbibl. zu K¨onigsberg. Hg. v. Carl Hermann Kaulfuss-Diesch. K¨onigsberg 1929, S. 301–316. – Alois Bernt: Legende aus dem Alten P. In: Ders.: Altdt. Findlinge aus B¨ohmen. Mu¨ nchen u. a. 1943, S. 67–71. – Gerhard Eis: Kleine Funde. In: Indogermanische Forschungen 60 (1952) S. 86–96. – Michail Murjanoff/Halina Szczerba: Leningrader P.-Fragment. In: PBB (Halle) 84 (1962) S. 236–248. – M. Murjanoff: Zweites Leningrader P.-Fragment. In: ebd. 87 (1965) S. 465–470. – Hans-Georg Richert: Marienlegenden aus dem Alten P. (ATB 64). T¨ubingen 1965. – Josef D¨unninger: Die Legende des hl. Leonhard im Prosapassional. In: Dona ethnologica. Beitr. zur vergleichenden Volkskunde. FS Leopold Kretzenbacher. Hg. v. Helge Gerndt (S¨udosteurop¨aische Arbeiten 71). M¨unchen 1973, S. 233–240. – Eine Gesamtausgabe fehlt. Eine krit. Neuedition von Buch I und II unter der Leitung Martin J. Schuberts von der Arbeitsstelle ‹Deutsche Texte des MA› (DTM) der Berlin-Brandenburgischen Akad. der Wiss. ist angek¨undigt. Literatur: Ehrismann 2,2,2 (1935) S. 379. – Hellmut Rosenfeld, LThK2 8 (1963) Sp. 143 f. – Red., KLL 5 (1969) Sp. 1470–1472. – H.G. Richert, VL2 7 (1989) Sp. 332–340; 11 (2004) Sp. 1166. – Konrad Kunze, LexMA 6 (1993) Sp. 1769. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 452–456 u. o¨ . – Hermann Reifenberg, RGG4 905
2. H¨alfte 13. Jh. 6 (2003) Sp. 976. – Ignaz Zingerle: Findlinge (Sb. der phil.-hist. Kl. der kaiserlichen Akad. der Wiss. 55). Wien 1867, S. 607–676. – Josef Wichner: Die Legenda aurea. Quelle des alten P. In: ZfdPh 10 (1879) S. 255–280. – Edward Schr¨oder: Zwei Editionen des P. In: ZfdA 40 (1896) S. 301–304. – Friedrich Wilhelm: Dt. Legenden und Legendare. Texte und Unters. zu ihrer Gesch. im MA. Leipzig 1907, passim. – Ernst Tiedemann: P. und Legenda aurea. Diss. Berlin 1909. – Maria Oessenich: Die Elisabethlegende im P. In: ZfdPh 49 (1923) S. 181–195. – Robert Stroppel: Liturgie und geistliche Dichtung zwischen 1050 und 1300, mit besonderer Ber¨ucksichtigung der Meß- und Tagzeitenliturgie. Diss. Heidelberg 1923. Nachdr. Frankfurt/M. 1927; Heldesheim 1973. – Gerhard Thiele: Unters. zum P. Diss. Berlin 1936. Teildr. u. d. T.: Der Ursprungsraum des P. Berlin 1936. – Karl Helm/Walther Ziesemer: Die Lit. des dt. Ritterordens (Gießener Beitr. zur dt. Philologie 94). Gießen 1951, S. 48–70. – Paul Gichtel: Die Weltchronik Heinrichs v. M¨unchen in der Runkelsteiner Hs. des Heinz Sentlinger (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgesch. 28) Mu¨ nchen 1937, S. 140–162. – H. Rosenfeld: Legende (Slg. Metzler 9). Stuttgart 1961. 41982. – Gerhard Eis: Die Lit. im Dt. Ritterorden und in seinem Einflußgebiet. In: Ostdt. Wiss. 9 (1962) S. 56–101. – H.-G. Richert: Vnde so wunderlik gestalt! Nd. Fragm. des Alten P.s in Stockholm. In: FS Ulrich Pretzel. Hg. v. Werner ¨ Simon u. a. Berlin 1963, S. 55–63. – Ders.: Uber einige Fragm.e geistlicher dt. Dichtung. In: PBB (Halle) 91 (1969) S. 302–312. – Klaus Grubm¨uller: Die Nikolsburger P.hs. in M¨unchen. In: ZfdPh 88 (1969) S. 476. – Achim Masser: Bibel, Apokryphen und Legenden. Geburt und Kindheit Jesu in der religi¨osen Epik des dt. MA. Berlin 1969. – H. Rosenfeld: Ein neues P.fragm. (M). In: ZfdA 99 (1970) S. 157 f. – Roland S¨oder: M¨arterbuch und Prosap. Unters. zur Legenden¨uberl. im 13. und 14. Jh. Diss. W¨urzburg 1972. – H.-G. Richert: Beobachtungen am Wortschatz v. Deutschordens-Denkm¨alern. In: Semasia 1 (1974) S. 103–127. – Dieter Stroinigg: Fremdw¨orter in der Deutschordenslit. Diss. Cincinnati 1976. – Ders.: Zum Fremdwortgebrauch in Deutschordens-Denkm¨alern. In: Semasia 4 (1977) S. 15–24. – H.-G. Richert: Wege und Formen der P.¨uberl. (Hermaea NF 40). T¨ubingen 1978. – Sibylle A. Jefferis: Ein sp¨atma. Katharinenspiel aus dem Cod. Ger. 4 der University of Pennsylvania. Text und Stud. zu seiner legendengeschichtlichen Einordnung. Diss. Univ. of Pennsylvania 906
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2. H¨alfte 13. Jh. 1982. Nachdr. G¨oppingen 2007 (GAG 430). – Kurt ¨ G¨artner: Zur Uberlieferunsgesch. des P.s. In: ZfdPh 104 (1985) S. 35–69. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ihrer ¨ Uberlieferungs-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 279–291, 293–296, 298 f. (im Legendenreg. passim). – Klaus Schreiner: Nobilitas Mariae. Die edelgeborene Gottesmutter und ihre adeligen Verehrer: Soziale Pr¨agungen und politische Funktionen ma. Adelsfr¨ommigkeit. In: Maria in der Welt. Marienverehrung im Kontext der Sozialgesch. 10.-18. Jh. Hg. v. Claudia Opitz u. a. (Clio Lucernensis 2). Z¨urich 1993, S. 213–242, hier S. 225. – Beatrice K¨alin: Maria, Muter der Barmherzekeit. Die S¨under und die Frommen in den Marienlegenden des alten P.s (Dt. Lit. v. den Anf¨angen bis 1700 17). Bern u. a. 1994. – Tilo ¨ Brandis: P. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Uberl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter J¨org Becker/Eef Overgaauw (SB zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Ausstellungskat. N.F. 48). Mainz 2003, S. 214–216. – Edith Feistner: (R¨uck-)Blicke auf ein facettenreiches Heiligenleben. Die Legende der heiligen Elisabeth v. Th¨uringen aus dem ‹P.› im Kontext der ma. Hagiographie. In: Die Theologie der Gegenwart 50 (2007) S. 105–116. – Andreas Hammer/Stephanie Seidl: Die Ausschließlichkeit des Heiligen. Narrative Inklusions- und Exklusionsstrategien im mhd. ‹P.›. In: PBB 130 (2008) S. 272–297. VZ ¨ V¨aterbuch («veter buoch», «Veterbˆuch»). – Altestes dt. Verslegendar, letztes Drittel des 13. Jh. Das V. ist das a¨lteste deutschsprachige Verslegendar. Es umfasst 41.542 vierhebige Reimpaar¨ verse und ist im Wesentlichen eine dt. Ubertragung großer Teile der sp¨atantiken lat. → Vitaspatrum. Das V. ist vermutlich im Deutschordensland entstanden. Ob der anonyme Verfasser selbst Angeh¨origer des Dt. Ritterordens war, ist unsicher. Er war nach Selbstbezeugung Geistlicher und vermutlich ostmitteldt. Herkunft. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war der Dichter des V. auch der Verfasser des k¨unstlerisch etwas ausgereifteren → Passionals. Beide Werke weisen eine stilistische und formale N¨ahe auf; zwei Abschnitte entsprechen sich und auch ein Selbstzitat im V. (V. 27.188 ff.) legt diesen Schluss nahe. Wom¨oglich sind die beiden Werke sogar teilweise parallel abgefasst worden. Der zeitliche Entstehungsrahmen des V.s ist das letzte Drittel des 13. Jh.; es d¨urfte 907
V¨aterbuch vor dem Passional abgeschlossen gewesen sein. Zusammen weisen die beiden Schriften rund 150.000 Verse auf und bilden damit das umfassendste hagiographische Corpus in Deutschland und die stilbildende Grundlage der sp¨ateren Deutschordensliteratur. Als Adressaten beider Dichtungen kommen in erster Linie die Laienbr¨uder des Dt. Ordens in Frage; vor allem ist ein Einsatz bei den statuarisch vorgeschriebenen Tischlesungen f¨ur lateinunkundige Mitbr¨uder zu denken. Im Prolog des V. wird das heilsgeschichtliche Wirken der Trinit¨at betont; dem Epilog ist eine selbstst¨andig aus mehreren Quellen kompilierte Schilderung des Ju¨ ngsten Gerichts beigef¨ugt. Dadurch ergibt sich ein heilsgeschichtlicheschatologischer Rahmen f¨ur die einzelnen Legenden, die haupts¨achlich von den Asketen, Eremiten und W¨ustenheiligen der Alten Kirche handeln. Mit dem Wirken des Heiligen Geistes bei der Entwicklung anachoretisch-monastischer Lebensformen leitet der Prolog zum eigentlichen Thema des Werks u¨ ber. Es folgt das Leben des Erzm¨onchs Antonius, dem Vater des Anachoretentums, kontaminiert mit der Vita des Eremiten Paulus (aus der Legenda aurea des → Jacobus a Voragine). Danach wird die Ausbreitung des Mo¨ nchtums geschildert (nach der Historia monachorum des Rufinus von Aquilea). Beginnend mit dem Einsiedler Johannes wird ein Reisebericht der Jerusalemer M¨onche in der Ich-Form gegeben, ohne dabei weitere Namen zu nennen. Anschließend folgen viele «bispel» aus den «Verba seniorum» der Vitaspatrum. Zus¨atzlich eingef¨ugt sind ein Keuschheitsmirakel vom Apostel Andreas und die Episode von Hieronymus und dem L¨owen nach der Legenda aurea. Als Vorbilder f¨ur Keuschheit, Gottes Gnadenwirken und radikale Weltabkehr folgen die umfangreichen und mit Prologen versehenen Legenden von Euphrosyna, ihrem Vater Paphnutius, der heiligen S¨underin Pelagia, des Eremiten Abraham und seiner Nichte ¨ sowie eine Ubersetzung der metrischen Vita der → Maria Aegyptiaca des Hildebert von Lavardin (die in einigen Codices der Vitaspatrum die Prosa-Vita ersetzt). Jetzt schließt der Verfasser f¨unf Texte aus der Legenda aurea an: Margarita, die «virgo antiochena», Placidus (Eustachius), die Sieben Schl¨afer und Alexius. Der Epilog des Werks endet mit einem Gebet. Der Dichter folgt mit dem V. weitgehend einer bestimmten Vitaspatrum-Redaktion, dem auch 908
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V¨aterbuch die sog. K¨olner Vitaspatrum-Sammlung zuzurechnen ist. Das schr¨ankt seinen Anteil bei der Komposition des Stoffes zwar ein, ein charakteristische Eigenleistung bleibt durch die vielen vorlagenunabh¨angige Pro- und Epiloge, Exkurse und Kommentare aber unbedingt erhalten. Hauptanliegen ist ihm weniger Heidenkampf und -bekehrung als vielmehr das unerm¨udliche Bem¨uhen um die eigene Bekehrung durch Tugend¨ubung und Weltflucht nach dem Vorbild der W¨ustenv¨ater. Wichtige Tugenden sind ihm dabei u. a. Demut, Gehorsam oder Besitzlosigkeit, die durch das gemeinschaftliche Leben in der Gruppe gef¨ordert werden, wodurch der Bezug zum Ordensleben hergestellt wird. Der Dichter setzt den Stoff der Vorlage im Sinne der Deutschordensspiritualit¨at mit moralp¨adagogischer Intention um. Dabei setzt er sich explizit von der h¨ofischen Gegenwartsliteratur ab und propagiert die militia christi als Gegenmodell zum profanen Rittertum. Die Reimpaarverse des V. zeigen die Schulung ihres Verfassers am «klassischen» Vers deutlich auf. Sie werden gegen Schluss der Dichtung durch strophenartige Elemente unterbrochen, um im reimkumulierenden Schlussgebet aufzugehen. Diese stilistischen Eigenarten treten im Passional noch deutlicher hervor und sind f¨ur die sp¨atere Deutschordensdichtung charakteristisch. ¨ Die im Vergleich zum Passional geringere Uberlieferung des V. bricht aufgrund eines literarischen Geschmackswechsels zugunsten von Prosalegendaren nach der Mitte des 14. Jh. weitgehend ab. Das V. wird nicht in Prosa umgearbeitet sondern durch neue Prosau¨ bersetzungen der Vitaspatrum abgel¨ost. ¨ Uberlieferung: F¨unf Hss. (mit zwei zugeh¨origen Fragm.) mit vollst¨andiger/umfangreicher Texttradierung: Leipzig, UB, Ms. 816, 160 Bll. (Perg., Anfang 14. Jh., ostmitteldt.); einige L¨ucken (A). – Straßburg, National- und UB., ms. 2326 (fr¨uher L germ. 351.2°), 279 Bll. (1406, bair.); vollst¨andigste Hs. (S) – Hildesheim, Stadtarch., Best. 52 Nr. 210/II (fr¨uher HM 210/II) 230 Bll. und Hannover, Hauptstaatsarch., Ms. P 04, 1 Doppelbl. (Perg., Ende 14. Jh., mittelnd.); l¨uckenhaft (K). – Hamburg, SUB, Cod. 213 in scrin., 96 Bll. (Perg., 1. H¨alfte 14. Jh., westmitteldt. mit nd. Spuren); Auszug (Q). – K¨onigsberg, SUB, Hs. 900, 1r–102v (Perg., 14./15. Jh. hessisch); Auszug, verschollen (F). – Hinzu kommen zwei 2 Hss. mit kurzen Textausz¨ugen und 47 Fragm. in 29 Fragmentgruppen. 909
2. H¨alfte 13. Jh. Ausgaben: Carl Franke: Das Veterbˆuch. 1. Lieferung. Paderborn 1880 (nur bis V. 4958, mehr nicht erschienen). – Das V¨aterbuch. Aus der Leipziger, Hildesheimer und Straßburger Handschrift hg. v. Karl Reißenberger (DTM 22). Berlin 1914 (Nachdr. Dublin 1967). – Helmut de Boor: MA. Texte und Zeugnisse. 1. Teilbd. (Die dt. Lit. 1,1). Mu¨ nchen 1965. 21988, S. 319–327 (Der Eremit und die R¨auber; Apollonius und der Hochmutsteufel; ¨ Hieronymus und der L¨owe; mit Ubers.). Literatur: KNLL 19 (1992) 716. – Konrad Kunze, LexMA 8 (1997) Sp. 1429. – De Boor/ Newald 3/1 (51997) 451 f. und Reg. – Dorothea Borchardt/K. Kunze, VL2 10 (1999) Sp. 164–170. – Ulla Williams, LThK3 10 (2001) 543. – Joseph ¨ Haupt: Uber das mitteldt. Buch der V¨ater. In: Sb. der phil.-hist. Cl. der kaiserlichen Akad. der Wiss. 69. Wien 1871, S. 71–146. – C. Franke: Das Veterbˆuch: Ein beitr. zur kenntniss mitteldt. lit. und mundart. Paderborn 1879. – Karl Hohmann: Beitr. zum V (Hermaea 7). Halle 1909 (Nachdr. 1972). – Karl Helm/Walther Ziesemer: Die Lit. des Dt. Ritterordens (Gießener Beitr. zur dt. Philologie 94). Gießen 1951. – K. Kunze: Stud. zur Legende der hl. Maria Aegyptiaca im dt. Sprachgebiet (Philol. Stud. und Quellen 49). Berlin 1969. – Hartmut Beckers: K¨olner Bruchst¨ucke der ‹Crone› Heinrichs v. dem Tu¨ rlin und des V.s. In: ZfdA 103 (1974) S. 125–140. – Hans-Georg Richert: Wege und Formen der Passional¨uberl. (Hermaea NF 40). T¨ubingen 1978. – Max Wehrli: Gesch. der dt. Lit. v. fr¨uhen MA bis zum Ende des 16. Jh. Stuttgart 31997, S. 567–571. – K. Kunze: Deutschsprachige Pelagialegenden. In: P´elagie la p´enitente. M´etamorphoses d’une l´egende 2. La survie dans les litt´eratures europ´eenes. Hg. v. Pierre Petitmengin. Paris 1984, S. 295–321. – Ders./U. Williams/Philipp Kaiser: Information und innere Formung. Zur Rezeption der Vitas patrum. In: Wissensorganisierende und wissensvermittelnde Lit. im MA. Perspektiven ihrer Erforschung. Kolloquium 5.-7. Dez. 1985. Hg. Norbert Richard Wolf. Wiesbaden 1987, S. 123–142. – Roland L¨offler: Alexius. Stud. zur lat. Alexius-Legende und zu den mhd. Alexiusdichtungen. Diss. Freiburg i. Br. 1991, S. 170, 174. – Christa Bertelsmeier-Kierst: Tiroler ‹Findlinge› 2 (Handschriftenfunde 115). In: ZfdA 123 (1994) S. 334–340. – Edith Feistner: Hist. Typologie der dt. Heiligenlegende des MA von der Mitte des 12. Jh. bis zur Reformation (Wissenslit. im MA 20). Wiesbaden 1995. – U. Williams: Die 910
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2. H¨alfte 13. Jh. ‹Alemannischen Vitaspatrum›. Unters. und Edition (TTG 45). T¨ubingen 1996, S. 220–236. – Marianne Gouel: Das mitteldt. ‹V.›. Ein Missionsbuch des ostdt. Raumes? In: Stud. zu Forschungsproblemen der dt. Lit. in Mittel- und Osteuropa. Hg. Carola L. Gottzmann/Petra H¨orner. Frankfurt/M. u. a. 1998, S. 39–78. – Ralf Plate: Zum Breslauer ‹V.›-Fragm. In: ZfdA 127 (1998) S. 295–298. – Klaus Klein: Beitr. zum Budapester Bruchst¨uck des ‹V.› (Handschriftenfunde zur Lit. des MA 136). In: ebd. 129 (2000) S. 184–186. – Brage bei der Wieden/Eva Willms: Ein Fragm. des ‹V.› aus dem Hauptstaatsarch. Hannover. In: ebd. 134 (2005) S. 442–445. – Nathanael Busch: Zur Regensburger ‹V.›-Hs. In: ebd. 136 (2007) S. 356–358. VZ Zeno. – Nd. und md. u¨ berlieferte Reimpaardichtung von 1624 Versen. Das Gedicht um den Veroneser Ritter Zeno ¨ und die Uberf¨ uhrung der Reliquien der Hl. Drei K¨onige aus dem Orient nach Mailand gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil (V. 1–1280), der zeitlich im 4. oder 5. Jh. angesiedelt ist, berichtet von der Entf¨uhrung des S¨auglings Z. aus Verona nach Mailand durch einen Teufel. Dieser legt sich statt Z. in die Wiege und st¨urzt durch seinen unstillbaren Hunger den Kindsvater, den Edelmann Z., in Armut. Der entf¨uhrte Z. w¨achst als Findelkind des Bischofs Z. heran; schließlich wird er Gelehrter und Magier. Nachdem er die Wahrheit u¨ ber seine Herkunft erfahren hat, kehrt Z. zu seinem Vater nach Mailand zur¨uck und schl¨agt den Teufel in die Flucht, indem er ihn mit Hilfe von Magie in eine Flasche sperrt. Durch die Unvorsichtigkeit einer neugierigen Frau kann der Teufel daraus entkommen und f¨ahrt in eine K¨onigstochter in «Osterlant» bei den «Tateren». Mit einem Zauberpferd reitet Z., der von den Geschehnissen erfahren hat, dorthin, und bannt den Teufel ein zweites Mal in das Glas. Das Zauberross zeigt ihm das Grab der Hl. Drei K¨onige, deren Reliquien Z. von den «Tateren» raubt und sie nach Mailand bringt. Der zweite Teil (V. 1281–1624) handelt von dem Erwerb und der Translation der Reliquien durch den K¨olner Erzbischof Reinald von Dassel nach K¨oln. ¨ Die Uberlieferung der Schrift erfolgte in einer ¨ nd. Fassung und darauf beruhenden md. Ubersetzungen. Eine hypothetische mndl. Urfassung der Handlung des ersten Teils wird fr¨uhestens in die zweite H¨alfte des 13. Jh. datiert; es werden 911
Zeno K¨olner und ostf¨alische Zwischenstufen angenommen. Gattungstechnisch ist die Dichtung schwer einzuordnen, umfasst sie doch Elemente der Teufelserz¨ahlung, der Spielmannsepik und der Legende. ¨ Uberlieferung: Nd. Hss.: Hannover, LB, Ms I 84 a, 340v–363v. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 1203 Helmst., 1r–37r. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 1135 Novi, 161r–164v (Fragm.). – Md. Hss.: Dresden, LB, Mscr. M 42, 157v–179r. – Zeitz, Kollegiatstift-Arch. der Domherrenbibl., Cod. Hs. 60 (Kat. Nr. XXXII), 174r–191v. Alle Hss. geh¨oren dem 15. Jh. an. Ausgabe: Anna Arfwidsson (Hg.): Z. oder die Legende von den hl. drei K¨onigen. Eine mnd. Version (Lunder Germanistische Forschungen 10). Lund/Kopenhagen 1940. Literatur: Ursula Rautenberg, VL2 10 (1999) Sp. 1535–1537. – Willy Krogmann: Die Vorstufen des mnd. Z. In: Jb. des K¨olner Geschichtsver. 38/39 (1963/65 [1967]), S. 73–150. – Jutta Fliege: Die Legende von Z. oder den Heiligen Drei K¨onigen. In: Lat. und Volkssprache im dt. MA 1100–1500. Hg. v. Nikolaus Henkel/Nigel F. Palmer. T¨ubin¨ gen 1992, S. 223–232. – U. Rautenberg: Uberl. und Druck. Heiligenlegenden aus fr¨uhen K¨olner Offizinen (Fr¨uhe Neuzeit 30). T¨ubingen 1996. SF Grazer Marienleben. – Fragmentarische Mariendichtung, entstanden nach 1280. Der unbekannte Verfasser dieses Marienlebens (erhalten sind 958 Verse) war vermutlich ein geistlicher Berater f¨ur Nonnen aus dem bair.-¨osterr. Raum. Das Werk weist Einfl¨usse durch die h¨ofische Dichtung, besonders durch den mhd. Roman → Mai und Beaflor auf, weswegen die Entstehung der Dichtung nach 1280 angenommen wird. Der Aufbau des Werks setzt sich aus drei wahrscheinlich urspr¨unglich selbstst¨andigen Teilen zusammen. Der erste Teil (434 Verse) berichtet die Geschichte von Joachim und Anna, deren Ehe lange kinderlos bleibt, von der Geburt Marias und ihrer vorbildlich tugendhaften Kindheit unter den Tempeljungfrauen. Als Quelle des ersten Teils dienten die Kapitel 1–4 und 6 des Evangelium PseudoMatthaei. Einen theologischen Dialog zwischen Jesus und Maria, in dem der Gottessohn Maria u¨ ber seine Menschwerdung belehrt und zuk¨unftige Ereignisse verk¨undet, beschreibt der zweite Teil (ca. 370 Verse) des G. M., dem als Quelle 912
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Helf uns das heilige grab die V. 3764–3799 der → Vita beatae virginis Mariae et salvatoris rhythmica zugrunde liegen. Ein dritter Teil (36 Verse) erz¨ahlt von den Verwandten Marias. Die Dichtung enth¨alt auch drei mahnende Exkurse, in denen der Verfasser sein Publikum (wahrscheinlich Nonnen) auffordert, sich in ihrer Lebensf¨uhrung ein Vorbild an Anna und Maria zu nehmen. ¨ Uberlieferung: Graz, UB, Hs. 781 (lat. Texte aus dem 13. Jh., dt. Texte Anfang des 14. Jh. an den ¨ oberen R¨andern nachgetragen). Uberl. zusammen mit einer Prosa-Magaretenlegende und der Hin¨ vart des → Konrad von Heimesfurt. Die Uberl. ist gest¨ort: die V. 671–958 geh¨oren vor V. 509. Ausgabe: Anton Sch¨onbach: G. M. In: ZfdA 17 (1874) S. 519–560. Literatur: Werner Fechter, VL2 3 (1981) Sp. 229 f. – De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 148 f. – Walter Buckl, LThK3 6 (1997) Sp. 1368. – Elisabeth Wunderle/Red., Killy2 4 (2009) S. 384 f. – Sch¨onbach (s. Ausg.). – Hans Lambel: Krit. Beitr. I. Zum G. M. In: Germania 20, NR 8 (1875) S. 71–81. – Arval L. Streadbeck: Juridical Redemption and the G. M. In: Germanic Review 31 (1956) S. 83–87. – W. Fechter: Gundacker v. Judenburg und ‹Mai und Beaflor›. In: AB¨aG 7 (1974) S. 187–208. – Achim Masser: Bibel- und Legendenepik des dt. MA. Berlin 1976. – Ders.: Zum sog. G. M. In: Stud. zur dt. Lit. des MA. Hg. v. Rudolf Sch¨utzeichel. Bonn 1979, S. 541–552. – Sabine Schmolinsky: Imaginationen vorbildlicher Weiblichkeit. In: Maria in der Welt. Marienverehrung im Kontext der Sozialgesch. 10.-18. Jh. Hg. v. Claudia Opitz u. a. (Clio Lucernensis 2). Z¨urich 1993, S. 81–95, hier S. 87 und 89. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. Mu¨ nchen 52004, S. 381. SF Wolfenbutteler ¨ Interlinearversion zu Psalter, Cantica u. a. Der wegen gleichartiger Anlage und zeitlicher N¨ahe vorgenommene Zusammenschluss der W. I., der → Millst¨atter Interlinearversion, der → Trierer Interlinearversion und der → Windberger Interlinearversion zu einer «Windberger Gruppe» hat f¨ur die Entstehung der einzelnen Interlinearversionen keine Relevanz. Die Interlinearversion des um oder kurz nach 1200 entstandenen lat. Textes des Psalters geh¨ort ins letzte Drittel des 13. Jh. Von den vier dem Psalterium Gallicanum folgenden Psaltern hat der W. I. den gallikanischen Text mit den wenigsten Fremdlesarten bewahrt. 913
2. H¨alfte 13. Jh. Die interlineare Verdeutschung, bei der es sich nicht um eine Neu¨ubersetzung, sondern um eine Bearbeitung unter Zuhilfenahme von mindestens zwei Vorlagen handelt, zeigt enge Bindung an die Ausgangssprache, weist aber auch eigensprachliche Wendungen auf. ¨ Uberlieferung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 146.2 Extravagantes (Perg., ostfr¨ankisch mit mitteldt. Elementen) enth¨alt nach einem Kalendarium (1r–6v) eine Reihe interlinear glossierter Texte: 7r–144v Psalter, 145r–155v biblische Cantica, 155v–156v Te Deum, 156v–158v Athanasianisches Symbolum; ohne dt. Erkl¨arung blieben vier Zeilen mit Antiphonen aus dem Officium defunctorum (158v). Ausgaben: Jan B. van Nimwegen: Cod. Guelf. 146.2 Extrav. Eine mhd. Interlinear¨ubersetzung der Psalmen aus dem ehem. Dominikanerinnenkloster zum hl. Markus in W¨urzburg. Edition und Unters. 3 Bde. Proefschrift Gent 1985/86, hier Bd. 2. – Textproben u. a. bei Walther, Bibel¨ubers., Sp. 571 u. 575 (fehlerhaft), und Hopfenbeck, S. 27–30. – Abdruck des Kalendars bei van Nimwegen, Bd. 1, S. 124–142; Edition von Cantica, Tedeum und Athanasianum ebd., Bd. 2, S. 281*-312*. Literatur: Dorothea Klein, VL2 10 (1999) Sp. 1330–1334. – Walther, Bibel¨ubers., Sp. 587 f. – Franziska Hopfenbeck: Cod. Nr. 146,2 Extrav. der LB Wolfenb¨uttel. Eine mhd. Interlinearversion der Psalmen. Dillingen 1929. – Horst Kriedte: Dt. Bibelfragmente in Prosa des XII. Jh. Halle/Saale 1930, S. 7. – Hans Eggers: Windberger Psalmen. In: VL1 4 (1953) Sp. 996–1001. – Kurt Erich Sch¨ondorf: Die Tradition der dt. Psalmen¨ubersetzung. Un¨ ters. zur Verwandtschaft und Ubersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther (Mitteldt. Forschungen 46), K¨oln/Graz 1967, S. 45 f. (2. Zweig). – Kataloge der Herzog August Bibl. Wolfenb¨uttel. Neue Reihe. Bd. 15: Die ma. Hss. der Gruppen Extravagantes, Novi u. Novissimi. Beschr. v. Hans Butzmann, 1972, S. 83 f. – Klaus Kirchert: Der Windberger Psalter. Bd. 1: Unters., Bd. 2: Textausg. (MTU 59/60). Z¨urich/M¨unchen 1979. – Ders.: Grunds¨atzliches zur Bibelverdeutschung im MA. In: ZfdA 113 (1984) 61–78. – J. B. van Nimwegen (s. Ausg.). BJ Helf uns das heilige grab. – Kampfruf und Lied der Kreuzfahrer, Osterlied. Der Text ist zuerst in Liedform im → Herzog Ernst D (1287/88) des → Ulrich von Etzenbach 914
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2. H¨alfte 13. Jh. u¨ berliefert; ferner begegnet er als Kampfruf in der Kreuzfahrt Landgraf Ludwigs des Frommen (um 1300). Ab dem 14. Jh. fand er als Osterlied und -gebet Eingang in Gebetbuchhandschriften des nd. Klosters Medingen (→ Medinger Gebetb¨ucher). Als Erweiterung des Wallfahrts- und Prozessionsliedes → In gotes namen varen wir wurde H. u. d. h. G. sp¨ater auch Bestandteil des Gemeindeliedes. Literatur: Johannes Janota, VL2 3 (1981) Sp. 957. – Friedrich Wilken: Gesch. der Kreuzz¨uge nach morgenl¨andischen und abendl¨andischen Ber. Bd. 4. Leipzig 1826, Beilage S. 34 f.; Bd. 5. Leipzig 1829, S. 37. – August Heinrich Hoffmann v. Fallersleben: Gesch. des dt. Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit. Hannover 31861 (Nachdr. Hildesheim 1965) S. 42 f., Anm. 15. – Wilhelm Mettin: Die a¨ltesten dt. Pilgerlieder. In: Philol. Stud. FS Eduard Sievers. Hg. v. Karl Bohnenberger u. a. Halle 1896, S. 277–286. – Arthur H¨ubner: Die dt. Geißlerlieder. Stud. zum geistlichen Volksliede des MA. Berlin/Leipzig 1931, S. 235–242. – Joseph Mu¨ ller-Blattau: In Gottes Namen fahren wir. Stud. zur Melodiegesch. des altdt. Fahrtenliedes. In: FS Max Schneider. Hg. v. Hans Joachim Zingel. Halle 1935, S. 65–73. – J. Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). Mu¨ nchen 1968, S. 183–186, 239 f. (Lit.). – Walther Lipphardt: Nd. Reimgedichte und Lieder des 14. Jh. in den ma. Orationalien der Zisterzienserinnen von Medingen und Wienhausen. In: NdJb 95 (1972) S. 66–131, bes. S. 78 und 118 f. (Lit.). SF Augsburger Marienklage. – Passionslied in 132 Versen, erweitert bis zu 772 Versen, 13. Jh. Der Ortsname in der Bezeichnung ist nach der von Wackernagel benutzten Handschrift gew¨ahlt, in der das Gedicht 132 Verse (elf Strophen zu je sechs Reimpaaren) umfasst. Die Inanspruchnahme f¨ur Augsburg ist jedoch zweifelhaft, da das Lied auch in mehreren anderen, zum Teil a¨ lteren Handschriften erhalten ist. Es ist auch unter den Namen Weimarer und Wiblinger Marienklage (772 Verse) bekannt. Das mit den Worten «Maria clag diu was so groz» beginnende Lied, das in seiner urspr¨unglichen Ausgestaltung im 13. Jh. in Oberdeutschland entstanden sein d¨urfte, stellt das Geschehen unter dem Kreuz dar. In Form der direkten Rede klagt vor allem Maria u¨ ber Jesu Leiden und Sterben. Die in einzelnen Handschriften mit dem Gedicht verbundene Passionserz¨ahlung (Do Christ mit sinen jungern az) stammt von demselben Verfasser. 915
Augsburger Marienklage ¨ Uberlieferung: Heidelberg, UB, Cpg 109, 161v–163r (Pap., Augsburg, 1516). – Ebd., Cpg 639, 175r–176v (15. Jh.). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Hs. Oct. 72, 45 (Pap.). – Karlsruhe, LB, Don. 106, 37v–40r (Perg., Ende 15. Jh., kurz vor 1497). – Berlin, SBB, Mgq 1131 (fr¨uher Privatbesitz Carl F¨orster’sche Kunstauction, Mu¨ nchen, Nr. 2376), 7v–8v (Pap., 1470). – Lviv (Ukraine), UB, Ink. 288, 110r (Pap., um 1500); Str. 1,1–10; 2,1–10 und drei Verse; vgl. Emil Aßmann, 1939, 6 Bll.; mit vollst¨andiger Transkription Bl. 4 f.; Verbleib nicht ermittelt. – New Haven (Conn.), Yale Univ., Beinecke Rare Book and Manuscript Libr., MS 28, 70r(–72v) (Pap., 1513). – Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. A 87a, 203r–208v. – Erweiterte Fassung: Kremsm¨unster, Stiftsbibl., Cod. 393, 55r–67v. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5134, 53r–55v (Pap.). – Chur, Staatsarch., B 1, 64v–67r (Pap., 15. Jh.). – Interpolationen: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen 88, 1r–246r (Pap., 1388); Bruder → Philipp: Marienleben, mit Interpolationen aus der A. M. – K¨oln, Hist. Arch., Best. 7020 (W*) 52, 1ra–42va (Pap., 1. H¨alfte 16. Jh.); Bruder Philipp: Marienleben, mit Interpolationen aus der A. M. und Unser vrouwen klage. Ausgaben: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ltesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jh. Bd. 2. Leipzig 1867, S. 354 f. Nr. 512 (nach Cpg 109); ebd. S. 612 f. Nr. 799 (nach Weimar, Hs. O/72, sog. Weimarer Marienklage). – Sebastian Mayr: Zwei Marienklagen. In: Zweiunddreißigstes Programm des kais. k¨on. Ober-Gymnasiums der Benedictiner zu Kremsm¨unster f¨ur das Schuljahr 1882. Linz 1882, S. 29–56, hier S. 29–32, 37–39 (nach Kremsm¨unster, Hs. 393, sog. Wiblinger Marienklage). Literatur: Hans Eggers, VL2 1 (1978) Sp. 523 f.; 11 (2004) Sp. 180. – Christoph Treutwein, MarLex 1 (1988) S. 292. – Christoph Roth, Augsburger Stadtlex. Hg. v. G¨unther Gr¨unsteudel u. a. 2., v¨ollig neu bearb. und erheblich erw. Aufl. Augs¨ burg 1998, S. 255. – Anton Sch¨onbach: Uber die Marienklagen. Ein Beitr. zur Gesch. der geistlichen Dichtung in Deutschland. Graz 1874, S. 50. – Romuald Banz: Christus und die Minnende Seele. Zwei sp¨atmhd. mystische Gedichte (Germanistische Abh. 29). Breslau 1908, S. 20 f. Anm. 1. – Gerd Seewald: Die Marienklage im mlat. Schrifttum und in den germanischen Literaturen des MA. Diss. masch. Hamburg 1952, S. 129. – Rolf Bergmann, unter Mitarbeit v. Eva P. Diedrichs und Christoph 916
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Engelbert von Admont Treutwein: Kat. der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des MA. M¨unchen 1986, S. 406 f. (M 16), 414 (M 33), 417 (M 40), 425 (M 59), 426 (M 61), 430 (M 68a), 431 (M 70), 434 (M 77), 444 f. (M 97), 461 f. (M 130). – Franz Simm¨ ler: Zur deutschsprachigen hsl. Uberl. der Regula Benedicti. In: Regulae Benedicti Studia. Annuarium Internationale 16 (1987) [erschienen 1989], S. 137–204, hier S. 153 f. (Nr. 33). – Karin Schneider: Die datierten Hss. der Bayerischen Staatsbibl. Mu¨ nchen. Teil 1: Die dt. Hss. bis 1450 (Datierte Hss. in Bibl.en der Bundesrepublik Deutschland IV,1). Stuttgart 1994, S. 62, Abb. 99–100. – Dies.: Die dt. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. Mu¨ nchen. Die ma. Hss. aus Cgm 4001–5247 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,7). Wiesbaden 1996, S. 473–478. – Lotte Kurras: Dt. und ndl. Hss. der Kgl. Bibl. Stockholm. Handschriftenkat. (Acta Bibliothecae Regiae Stockholmiensis LXVII). Stockholm 2001, S. 1–14, Abb. 1. – Bernd Konrad: Rudolf Stahel, Christus und die minnende Seele und A. M. In: Sp¨atMA am Oberrhein. Teil 1: Maler und Werkst¨atten 1450–1525. Hg. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Stuttgart 2001, S. 377 f. BJ Engelbert von Admont OSB, * um 1250 Volkersdorf/Steiermark, † 12.5.1331 Kloster Admont. – Verfasser theologischer und philosophischer Schriften. E., m¨oglicherweise als Sohn der beg¨uterten Familie P¨otsch in der Steiermark geboren, trat schon fr¨uh in das Benediktiner-Stift Admont ein, studierte 1271–74 an der Prager Domschule, betrieb 1278–87 philosophische, naturwissenschaftliche und theologische Studien in Padua. 1297 wurde er als Nachfolger Heinrichs II. zum Abt von Admont gew¨ahlt. 1327 legte E. das Amt nieder und widmete sich ausschließlich seiner literarischen T¨atigkeit. Einen Abriss seines Lebens und ein Verzeichnis seiner Schriften gab E. selbst in einem Brief, den er um 1325 an Magister → Ulrich von Wien, den Rektor der Wiener Stephansschule, schrieb. E. gilt als einer der gebildetsten Gelehrten seiner Zeit und geh¨ort zu den wichtigsten dt. Scholastikern. Als Schriftsteller war E. von ungew¨ohnlicher Vielseitigkeit; die von ihm verfassten Abhandlungen (¨uber 40 Schriften) teilt er selbst ein in solche mit theologisch-dogmatischem, naturphilosophischem und moralphilosophischem Inhalt, wo917
2. H¨alfte 13. Jh. bei er seine staatstheoretischen Schriften der letzten Gruppe zurechnet. Die meisten seiner Schriften sind noch ungedruckt, viele sind anonym u¨ berliefert. Das Panegyricum in coronationem Rudolphi Habspurgensis, in dem die Wahl Rudolfs von Habsburg und dessen Sieg u¨ ber Ottokar von B¨ohmen auf dem Marchfeld 1278 gefeiert wird, ist verschollen. Zu seinen theologischen Werken z¨ahlt etwa die Streitschrift De corpore domini, in der er die Impanationstheorie des Johannes Quidort angreift, die Schriften «de philosophia naturali» sind zum gr¨oßten Teil ungedruckt, viele – wie zum Beispiel ein Kommentar zu Aristoteles De inundatione Nili – sind verloren. Zu den moralphilosophischen Schriften geh¨oren zwei F¨urstenspiegel (De regimine principum und das Speculum virtutum moralium, in ¨ dem E. auch texttheoretische Uberlegungen anstellt) und De ortu et fine Romani imperii (Erstdr. Kaspar Bruschius, Basel 1553) u¨ ber das Problem der Universalmonarchie. ¨ Uberlieferung: Vgl. Fowler 1947 (s. Lit.) S. 299. Ausgaben: Bernhard Pez: Thesaurus anecdotorum novissimus. Bd. 1/1. Augsburg 1721, S. 429–436. – George Bingham Fowler: Letter of Abbot E. of A. to Master Ulrich of Vienna. In: Recherches de th´eologie ancienne et m´edi´evale 29 (1962) S. 298–305. – Thomas M. Izbicki/Cary J. Nederman (Hg.): Three tracts on empire. E. of A. Aeneas Silvius Piccolomini and Juan de Torquemada. Bristol u. a. 2000. – Karl Ubl (Hg.): Die Schr. des Alexander von Roes und des E. v. A. Tl. 2: E. v. A. Speculum virtutum (MGH Staatsschr. 1,2). Hannover 2004. Literatur: Sabine Kr¨uger, NDB 4 (1959) S. 509 f. – Marlies Hamm, VL2 2 (1980) Sp. 535–549. – Helga Zinsmeyer, LexMA 3 (1986) Sp. 1919 f. – Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 1509 f. – Schulthess/Imbach (1996) S. 417 f. – Wilhelm Baum, RGG4 2 (1999) Sp. 1290 – Werner Ogris, HRG2 1 (2008) Sp. 1327 f. – E. Schulz: Zur Beurteilung E.s v. A. In: Arch. f¨ur Kulturgesch. 29 (1939) S. 51–64. – Ottokar Menzel: Bemerkungen zur Staatslehre E.s v. A. In: FS Karl Strecker. Leipzig 1941, S. 390–408. – George Bingham Fowler: Intellectual Interests of E. of A. New York 1947. – Ders.: Manuscripts of E. of A. In: Osiris 11 (1954) S. 455–485. – Ders.: Some Autographs of E. of A. In: FS Wladimir SasZaloziecky. Hg. v. Gertrude Gsodam. Graz 1956, S. 59–67. – Ders.: Additional Notes on Manuscripts of E. of A. In: Recherches de th´eologie ancienne et m´edi´evale 28 (1961) S. 268–282. – M. 918
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2. H¨alfte 13. Jh.
Die Fittiche der Seele
Hamm: E. v. A. als Staatstheoretiker. Diss. W¨urzburg 1973. – G. B. Fowler: A Chronology of the Writings of E. of A. In: FS Edwin A. Quain. Hg. v. Harry George Fletcher/Mary Beatrice Schulte. New York 1976, S. 121–134. – Karl Ubl: E. v. A. Forschungsber. 1970–1995. In: Zs. des Hist. Ver. f¨ur Steiermark 87 (1996) S. 15–39. – Pia Ernstbrunner: Der Musiktraktat des E. v. A. (ca. 1250–1331) (Musica Mediaevalis Europae Occidentalis 2). Tutzing 1998. – Wilhelm Baum (Hg.): E. v. A. Vom Ursprung und Ende des Reiches und andere Schr. (Grazer Beitr. zur Theologiegesch. und kirchlichen Zeitgesch. 11). Graz 1998. – K. Ubl: Zu einer Neu¨ 107 (1999) edition von Schr. des E. v. A. In: MIOG S. 398–402. – Ders.: Zur Entstehung der F¨urstenspiegel E.s v. A. In DA 55 (1999) S. 499–548. – Herbert Schneider: Der Antichrist im Doppelpack. Zur Rezeption E.s v. A. in Sammelhss. des 15. Jh. In: Il codice miscellaneo. Tipologie e funzioni. Hg. v. Edoardo Crisci/Oronzo Pecere (Segno e testo 2). Turnhout 2004, S. 409–427. – Sibylle Hallik: Sententia und proverbium. Begriffsgesch. und Texttheorie in Antike und MA (Ordo 9). K¨oln u. a. 2007, S. 391–395 u. o¨ . SF
¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgf 736, 8–15, Fragm., Reste von neun Bl¨attern, zum Teil aus Streifen zusammengesetzt (Perg., drittes Viertel 13. Jh., mitteldt. [nach obd. Vorlage?]); Sammelmappe mit Prosabruchst¨ucken aus dem Besitz Heinrich Hoffmanns. – Karlsruhe, LB, Cod. St. Peter pap. 17, 134v–182r (Pap., um 1477/80, alemannisch). – Melk, Stiftsbibl., Cod. 856 (881; Q 10), 191r–203v (Pap., 1455, bair.-o¨ sterr.). – Ebd., Cod. 982 (348; G 8), 444–512 (Pap., erste H¨alfte 15. Jh.). Ausgabe: Heinrich Hoffmann: Die vetiche der sˆele. Prosa des XIII. Jh. In: Altdt. Bll. 1 (1836; Nachdr. Hildesheim/New York 1978) S. 353–362. Literatur: Kurt Ruh, VL2 2 (1980) Sp. 742 f; 11 (2004) Sp. 446. – Lamprecht v. Regensburg: Sanct Francisken Leben und Tochter Syon. Hg. v. Karl Weinhold. Paderborn 1880, S. 515 f. (zu V. 1650, ‹Fl¨ugel der Seele›-Metapher). – Grete L¨uers: Die Sprache der dt. Mystik des MA im Werke der Mechthild v. Magdeburg. Mu¨ nchen 1926 (Nachdr. Darmstadt 1966) S. 287. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 52004, 416 f. BJ
Die Fittiche der Seele. – Geistliche Betrachtungen und Belehrungen in Prosa des sp¨aten 13. Jh. Der Stoff des wohl f¨ur Klosterleute gedachten Buches steht in der Tradition → Bernhards von Clairvaux und → Bonaventuras. Die beiden «Fittiche» des Traktats – die Metapher erscheint in dt. Sprache zuerst in der → Speculum ecclesiaePredigtsammlung (Mitte 12. Jh.) und in der Tochter von Syon → Lamprechts von Regensburg (um 1250) – sind Gottesfurcht und Gottesliebe; wie die Fittiche in «Ch¨ore» (Federgruppen), werden diese in einzelne Federn gegliedert. Die vier Ch¨ore der Gottesfurcht (134v–143v) behandeln die begangenen S¨unden, den Tod, das J¨ungste Gericht und die H¨ollenqualen. Im ausf¨uhrlicheren Fittich der Gottesminne (143v–181v) geht es um die Erschaffung des Menschen durch Gott und die Vereingung von Leib und Seele, um Geburt, Leben und Leiden Jesu und die Frage, warum Gott Mensch geworden sei, um den gnadenhaften Gott sowie um die Freuden der erl¨osten Seele. Die Hoffmannschen Fragmente bieten am Schluss Reimverse, die Karlsruher Handschrift eine Ermahnung zur Abkehr von b¨osen und weltlichen Gedanken.
Alexius. – Legenden. Die urspr¨unglich aus Syrien (5. Jh.) stammende Legende um den legend¨aren Heiligen geh¨ort im hohen und sp¨ateren MA zu den am weitesten verbreiteten Legenden und ist in zahlreichen Versionen u¨ berliefert. A. ist ein – in der syrischen Fassung namenloser – beg¨uterter r¨omischer Patriziersohn, der am Tag seiner Hochzeit seine Braut und seine Eltern verl¨asst, um 17 Jahre lang als Asket in Edessa zu leben. Anders als in der syrischen Legendenversion kehrt A. in der abendl¨andischen Fassung (belegt seit dem 10. Jh.) nach Rom zur¨uck und lebt unerkannt wiederum 17 Jahre als gedem¨utigter Bettler bis zu seinem Tod unter der Treppe seines Elternhauses. Je nachdem, ob der tote Heilige seinen Lebensbericht an den Papst oder seine verlassene Braut u¨ bergibt, unterscheidet man einen «p¨apstlichen» und einen «br¨autlichen» Legendenzweig. A. ist Patron der Bettler, Pilger und Kranken; sein Fest ist der 17. Juli. Alexius A: ¨ Uberlieferung: Graz, UB, Cod. 1501 (Perg., aus dem Chorherrenstift Seckau, 12. Jh.; v. einer Hand des 15. Jh. auf den Rand geschrieben) (G). – Prag, UB, Cod. XVIG 19 (Pap., aus dem Klarissenkloster Eger, 15. Jh.) (P). – Budapest, Akademiebibl., K
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Alexius 556, fr¨uher T 85 (Perg., Anfang 14. Jh.; fragm.) (B). Ausgaben: Hans Ferdinand Maßmann: Sanct A. Leben in acht gereimten mhd. Behandlungen, nebst geschichtlicher Einl. sowie dt., griechischen und lat. Anh¨angen (Bibl.dt.Nat.-Lit. 9). Quedlinburg/Leipzig 1843, S. 45–67. – Gerhard Eis: Beitr. zur mhd. Legende und Mystik. Unters. und Texte (Germ. Stud. 161). Berlin 1935, S. 256–303. – Andr´as Vizkelety: Fragm. einer mhd. Dichtung aus Ungarn. In: ZfdA 102 (1973) S. 15–22 (B). A. A umfasst 1144 Verse und geh¨ort zum «br¨autlichen» Zweig. Als Quelle diente das → Magnum Legendarium Austriacum. Es zeigen sich ferner Einfl¨usse des A. von → Konrad von W¨urzburg sowie aus dem Armen Heinrich → Hartmanns von Aue. Die Entstehung des A. A wird um 1300 im Sudetenland angenommen; es zeigen sich bair. und md. Reimelemente. A. A wirkte auf Der → Heiligen Leben und das Alexiuslied des J¨org → Preining von 1488. Literatur: Maßmann, S. 14–22, 170. – Max F. Blau: Zur A.-Legende. II. In: Germania 34 (1889) S. 156–187. – Eis, S. 106–155. – Servaes (s. Lit.) S. 38–44. Alexius B: ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 3007 (Pap., 1472) (V). – Annaberg im Erzgebirge, Kirchenbibl., Hs. 329 (olim D 187) (1447; vom Meißner Notar Johannes → Pauli geschrieben) (A). – K¨onigsberg, UB, Hs. Nr. 900 (15. Jh.) (R). – Dessau, Landesb¨ucherei, Hs. Nr. 24 8° Georg, Pap. (1420–1442). – Olm¨utz/Olomouc, Zemskˇy Arch. Opava-Pracoviˇste Olomouc, C. O. 188, 48v–56r (O). Ausgaben: Maßmann, S. 68–76. – Blau, S. 174–187. – Hans-Friedrich Rosenfeld, in: Neuphilol. Mitt. 66 (1965) S. 99–107. – Leopold Zatoˇcil: Olomouck´a legenda o sv. Alexiovi (B) a pozn´amky k legendˇe polsk´e. Vˇestn´ık Kr´alovsk´e ˇ e Spoleˇcnosti Nauk. Tˇr´ıda filosofickoCesk´ historicko-filologick´a. Jg. 1947 (Prag 1950) S. 1–48 (Text S. 25–42, englisches Res¨umee S. 46–48). – Ders.: Zwei altschlesische Gedichte. In: Sborn´ık Praci Filosofick´e Fakulty Brnˇensk´e University Jg. ˇ 16. Rada Liter´arnˇevˇedn´a 14 (1967) S. 109–124, hier S. 122, Anm. 16. Die Sprache ist md., entstanden ist der A. B wohl Ende des 13. Jh. Quelle war eine lat. «p¨apstliche» Fassung, es zeigen sich jedoch auch «br¨autliche» Merkmale. 921
2. H¨alfte 13. Jh. Literatur: Maßmann, S. 22 f. – Heinrich Schneegans: Die romanhafte Richtung der ‹A.›Legende in altfranz¨osischen und mhd. Gedichten. In: Modern Language Notes 3 (1888) Sp. 247–256, 307–327. – Eis, S. 114. – Servaes (s. Lit.) S. 44 f. Alexius C: ¨ Uberlieferung: Klosterneuburg, Stiftsbibl., Hs. Nr. 1244 (Perg., 14. Jh.) (N). – Heidelberg, UB, Cpg 417 (Pap.) (H). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 717 (Pap., 1347) (M). Ausgaben: Maßmann, S. 77–85. – Johann Friedrich Ludwig Theodor Merzdorf: Der M¨onch v. Heilsbronn. Berlin 1870, S. 145–159. A. C umfasst 454 Verse. Das wahrscheinlich Anfang des 14. Jh. entstandene Werk entstammt dem n¨aheren Umkreis des → Konrad von Brundelsheim. Alexius F: ¨ Uberlieferung: Bremen, SUB, Ms. b 42b, (Pap., erste H¨alfte 15. Jh.). Ausgaben: Nicolaus Meyer/Ernst Friedrich Mooyer: Altdt. Dichtungen. Quedlinburg/Leipzig 1833, S. 3–23. A. F, eine Dichtung von 1526 Versen, entstand wohl in der zweiten H¨alfte des 13. Jh. im Alemannischen. Es sind darin zahlreiche Exkurse enthalten. Alexius I: ¨ Uberlieferung: Strahov bei Prag, Klosterbibl. (13. Jh.; zwei Pergamentbll., verschollen). Ausgaben: Wendelin Toischer: Sanct A. In: ZfdA 28 (1884) S. 69–72. Das Fragment umfasst 149 Verse und entstand wohl noch im 12. Jh. Alexius K: ¨ Uberlieferung: Dessau, Landesb¨ucherei, Hs. Nr. 224 (fr¨uher Georg 4° 1) (Pap., Trier, 1422). Ausgaben: H.-F. Rosenfeld: Eine mhd. A.legende (K). In: FS Walter Baetke. Hg. v. Kurt Rudolph. Weimar 1966, S. 290–297. Mit 284 Versen ist A. K die k¨urzeste dt. Reimbearbeitung des A.; sie geh¨ort zum «p¨apstlichen» Zweig. Zu weiteren epischen Bearbeitungen der Alexiuslegende vgl. Maßmann. Neben 16 Legendarfassungen verzeichnet Williams-Krapp (s. Lit.) S. 388 f., insgesamt 11 (wobei Nr. 9 und 11 nicht dazuzuz¨ahlen sind) eigenst¨andige Prosafassungen. Alexiusspiel: ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgf 1219 (fragm.). 922
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2. H¨alfte 13. Jh. Ausgabe: Hans Rueff: Das rheinische Osterspiel der Berliner Hs. Ms. Germ. Fol. 1219. Berlin 1925, S. 207–216. Das fragmentarische Alexiusspiel umfasst 268 Verse und wurde in eine von einem Helfrich verfasste Handschrift des rheinischen Osterspiels von 1460 (vielleicht kurz danach) eingetragen. Nur der Anfang blieb erhalten. Der Papst sendet Boten zur Glaubenserhaltung aus; darunter ist auch Eufemian, A.’ Vater. Der restliche Ablauf l¨asst sich aus dem lat. Personenverzeichnis rekonstruieren. Die Zuordnung zum «p¨apstlichen» oder «br¨autlichen» Zweig kann jedoch aufgrund des geringen Umfangs nicht getroffen werden. Das Werk geh¨ort zur Gruppe der Heiligenspiele; sein Verfasser stammt wohl aus dem n¨ordlichen Th¨uringen. Literatur: Edgar Krausen, LCI 5 (1973) Sp. 90–95. – H.-F. Rosenfeld, VL2 1 (1978) Sp. 226–235; 11 (2004) S. 61 f. – G¨unther Binding: Alexios v. Edessa. In: LexMA 1 (1980) Sp. 384. – Wimmer/Melzer (61988) S. 122. – Friedrich Wilhelm Bautz: A. v. Edessa. In: BBKL 1 (1990) Sp. 114. – W. Cramer: Alexias v. Edessa. In: LThK3 1 (1993) Sp. 381 f. – J¨urgen Dummer, RGG4 1 (1998) Sp. 294 f. – M. Fr. Blau: Zur Alexiuslegende. In: Germania 33 (1888) S. 181–219. – Margarete R¨osler: Die Fassungen der A.-Legende [...] (Wiener Beitr. zur englischen Philol. 21). Wien u. a. 1905. – H.-F. Rosenfeld: Mhd. Novellenstud. (Palaestra 153). Leipzig 1927 (Nachdr. New York 1967). – Franz-Wilhelm Servaes: Joseph Bripius. De laudibus sancti Alexii. Diss. K¨oln 1966. – Carl J. Odenkirchen: The life of St. A. (Medieval classics. Texts and studies 9). Brookline 1978. – Wolfgang Beutin: Ein ‹Familienroman› der Erniedrigung›. Die ma. Alexiuslegende In: Freiburger literaturpsychologische Gespr¨ache 5 (1986) S. 97–116. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare ¨ des MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986. – Roland L¨offler: A. Stud. zur lat. A.-Legende und zu den mhd. A.-Dichtungen. Diss. Freiburg i. Br. 1991. – Franzjosef Pensel: Reimfassung einer Predigt Bertholds v. Regensburg u¨ ber die Messe. In: PBB (T¨ub.) 117 (1995) S. 65 f. – Leslie Peter Johnson: Vom hohen zum sp¨aten MA. Die h¨ofische Lit. der Bl¨utezeit (1160/70–1220/30) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 2,1). T¨ubingen 1999, S. 395. – Dieter Kartschoke: Gesch. der dt. Lit. im fr¨uhen MA. M¨unchen 32000, S. 341. SF 923
Bruder Dietrich Bruder Dietrich. – Zisterzienser aus Bayern oder ¨ ¨ Osterreich und Ubersetzer eines Himmelfahrtsliedes; wohl Ende 13. Jh. ¨ B. D. verfasste eine dt. Ubertragung des Himmelfahrtsliedes Jesu nostra redemptio. Das Lied setzt sich aus f¨unf Reimpaarstrophen unterschiedlicher L¨ange zusammen, eine sechste Strophe enth¨alt eine Anrufung Marias und nennt den Namen des Verfassers. ¨ Fraglich ist die Konzeption der Ubersetzung als sangbares Lied; als Funktionstypus denkbar ist auch das geistliche Sprech- oder Lesegedicht. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 1637, 222r/v (wohl Anfang 14. Jh., bair.-¨osterr.; Nachtrag in einer lat. Sammelhs. des 12./13. Jh.). Ausgabe: Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied v. der a¨ ltesten Zeit bis zum Anfang des 17. Jh. Bd. 1. Leipzig 1864, S. 55, Nr. 65. Literatur: Ludwig Denecke, VL2 2 (1979) Sp. 102; 11 (2004) Sp. 352. – Anton Emanuel Sch¨onbach: Mitt. aus altdt. Hss. 9. B. D. Erbauliches in Prosa und Versen (Sb. der phil.-hist. Kl. der kaiserlichen Akad. der Wiss. Bd. 156/2). Wien 1907, S. 1–10. – Hermann Menhardt: Verz. der altdt. li¨ terarischen Hss. der ONB. Bd. 1 (Ver¨off. des Inst. f¨ur dt. Sprache und Lit. 13). Berlin 1960, S. 51. – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). M¨unchen 1968, S. 202. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuans¨atze im 13. Jh. (1220/30–1280/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der SF Neuzeit 2,2). T¨ubingen 21994, S. 86. Dietrich von Freiberg (Meister Dietrich, Theodoricus Teutonicus de Vriberg) OP, * um 1250, † um 1320. – Theologe, Philosoph. D. schloss sich in Freiberg/Sachsen den Dominikanern an und wurde dort 1275 zun¨achst Lesemeister. Seit 1276 folgten Studien an der Universit¨at in Paris, bevor er um 1280 Lesemeister in Trier und 1285 Prior des W¨urzburger Dominikanerklosters wurde. Zwischenzeitlich kehrte er wahrscheinlich mehrmals nach Paris zur¨uck, um dort die Sentenzen zu lesen. 1293–96 war er Provinzial der dt. Ordensprovinz Teutonia. 1297 in Paris zum Magister theol. promoviert, las er dort anschließend wieder ein Jahr lang Sentenzen. 1303 kehrte er als Prior nach W¨urzburg zur¨uck, wurde 1304 Elektor oder Definitor am Generalkapitel in Toulouse und 1310 kommissarischer Vikar f¨ur Teutonia. 924
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Dietrich von Freiberg D.s lat. Werke umfassen neben philosophischtheologischen Schriften (Tractatus de intellectu et intelligibili, De ente et essentia, mehrere Quaestiones) auch naturwissenschaftliche Abhandlungen, etwa u¨ ber die optischen Eigenschaften des Regenbogens (De iride et radialibus impressionibus, wohl 1304–12 entstanden). Philosophisch wird D. zu den Neuplatonikern gez¨ahlt. Sein Eintreten f¨ur eine striktere Trennung von Theologie und Philosophie gilt auch heute noch als erkenntnistheoretisch relevant. Mit seiner Erkenntnis- und Sch¨opfungslehre beeinflusste er Meister → Eckhart, → Berthold von Moosburg und Johannes → Tauler. D. trat auch mit deutschsprachigen Predigten hervor, die jedoch nicht erhalten sind. ¨ ¨ ¨ Uberlieferung: F¨ur einen Uberblick zur Uberl. vgl. die Prolegomena in Opera omnia. Bd. 1 (s. Ausg.) sowie Sturlese 1984, S. 65–130 (s. Lit.). Lat. Werke D.s finden sich u. a. in folgenden Hss.: Pommersfelden, Sch¨onbornsche Bibl., cod. 129, 65r–88v (De iride). – Erfurt, Wissenschaftliche Bibl. der Stadt Erfurt, Cod. Amplon. F 72, 84r–139v (Anfang 14. Jh., lat.) (Traktate und Quaestio). – Leipzig, UB, Cod. 512, 1r–72v (4 Traktate). – Wien, Dominikanerbibl., Cod. 138/108, 2r–62v (Traktate). – Harburg, Oettingen-Wallerstein’sche Bibl., Cod. II 1 4° 6, 98 Bll. (Einzelschr.). – Rom, Bibl. Vaticana, Cod. Vat. lat. 2183, 196 Bll. (Einzelschr.). – Wiesbaden, LB, Cod. 28, 56 (Brief D.s). – Marburg, Staatsarch., Cod. A II, Kloster Hachborn, 20.1.1296 (Brief D.s). Ausgaben: Gesamtausg.: Opera omnia. Vero¨ ffentlicht unter der Leitung v. Kurt Flasch. 4 Bde. mit 1 Beih. Hamburg 1977–85 (mit Bibliogr.; Rezensionen: Hermann Weidemann. In: Phil. Jb. 86, 1979, S. 425–430; Richard C. Dales. In: Isis 77, 1986, S. 368 f.; Christian Wenin. In: Revue philosophique de Louvain 85, 1987, S. 268–270). – Einzeltitel: De Radialibus impressionibus (1311). In: Meteorologische Optik 1000–1836. Hg. v. Gustav Hellmann. Berlin 1902. – Tractatus de intellectu et intellegibili, Tractatus de habitibus. In: Engelbert Krebs: Meister D. (s. Lit.) 1906, S. 119*-215* (Ausz¨uge). – De ente et essentia. In: E. Krebs: Le traite ‹De esse et essentia› de Thierry de Fribourg. In: Revue neoscolastique de philosophie 18 (1911) S. 519- 536. – De iride et radialibus impressionibus ¨ / Uber den Regenbogen und die durch Strahlen erzeugten Eindr¨ucke. Hg. v. Joseph W¨urschmidt. Mu¨ nster 1914. – De tempore, De mensura durationis. Hg. v. Friedrich Stegm¨uller. In: Archives 925
2. H¨alfte 13. Jh. d’histoire doctrinale et litt´eraire du moyen aˆ ge 13 ¨ (1942) 153–221. – Uber den Ursprung der Kategorien. Hg. v. F. Stegm¨uller. In: ebd. 32 (1957) S. 115–201. – Abh. u¨ ber den Intellekt und den Er¨ kenntnisinhalt. Ubers. v. Burkhard Mojsisch. Ham¨ burg 1980. – Abh. u¨ ber die Akzidentien. Ubers. v. B. Mojsisch. Hamburg 1994 (lat.-dt., basiert auf dem Text in Bd. 4 der ‹Opera omnia›). Literatur: W. Preger, ADB 5 (1877) S. 190–192. – Ehrismann 2,1 (1935) S. 626. – Willehad Eckert, NDB 3 (1957) S. 690. – Loris Sturlese, VL2 2 (1980) Sp. 127–137. – Friedrich W. Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 1298 f. – L. Sturlese: ‹Traktat von der Seligkeit›. In: VL2 9 (1995) Sp. 998–1002. – Burkhard Mojsisch, LThK3 3 (1995) Sp. 222 f. – Schulthess/Imbach (1996) S. 592. – Reinhold Rieger, RGG4 2 (1999) Sp. 849. – B. Mojsisch, Volpi 1 (1999) S. 385–388. – Ders.: ‹De versione beatifica›. In: Lex. der theologischen Werke (2003) S. 224 f. – Peter Borchardt, Enz Phil Wiss2 2 (2005) S. 197 f. – Christian Kiening, Killy→ 3 (2008) S. 20–22. – W. Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Bd. 1. Leipzig 1874. – E. Krebs: Meister D. (Theodoricus Teutonicus de Vriberg). Sein Leben, seine Werke, seine Wiss. Mu¨ nster 1906. – Aleksander Birkenmajer: 3 neue Hss. der Werke Meister Dietrichs. In: Vermischte Unters. zur Gesch. der ma. Phil. M¨unster 1922, S. 70–90. Wieder in: Ders.: Etudes d’histoire ˆ des sciences et de la philosophie du Moyen Age. Wrocław 1970, S. 346–366. – F. Stegm¨uller: Meister D. v. F. uber die Zeit und das Sein. In: Archives ¨ d’histoire doctrinale et litt´eraire du moyen aˆ ge 13 (s. Ausg.). – Armand Maurer: The ‹De quidditatibus entium› of D. of F. and Its Criticism of Thomistic Metaphysics. In: Medieval Studies 18 (1956) S. 173–203. – William A. Wallace: The Scientific Methodology of Theodoric of Freiberg. A Case Study of the Relationship Between Science and Philosophy. Fribourg 1959. – Ders.: Gravitational Motion According to Theodoric of F. In: The Thomist 24 (1961) S. 327–357. – Richard David Tetreau: The Agent Intellect in Meister D. of F. Diss. Toronto 1966. – Kurt Flasch: Kennt die ma. Philosophie die konstitutive Funktion des menschlichen Denkens? Eine Unters. zu D. v. F. In: Kant-Stud. 63 (1972) S. 182–206. – B. Mojsisch: Die Theorie des Intellekts bei D. v. F. Hamburg 1977. – K. Flasch: Zum Ursprung der neuzeitlichen Philosophie im sp¨aten MA. In: Phil. Jb. 85 (1978) S. 1–18. – Maria Rita Pagnoni Sturlese: Per una datazione del De origine di Teodorico di F. In: Annali della Scuola 926
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2. H¨alfte 13. Jh. Normale Superiore di Pisa. Classe di Lettere e Filosofia, Ser. 3, 11 (1981) S. 431–445. – Dies.: La ‹Quaestio utrum in Deo sit aliqua vis cognitiva inferior intellectu› di Teodorico di F. In: Xenia medii aevi historiam illustrantia oblata Thomae Kaeppeli O.P. Bd. 1. Hg. v. Raymond Creytens und Pius K¨unzle. Rom 1978, S. 101–174. – L. Sturlese: Dokumente und Forschungen zu Leben und Werk D.s v. F. Hamburg 1984. – Von Meister D. zu Meister Eckhart. Hg. v. K. Flasch. Hamburg 1984. – Ders.: Procedere ut imago. Das Hervorgehen des Intellekts aus seinem g¨ottlichen Grund bei Meister D., Meister Eckhart und Berthold von Moosburg. In: Abendl¨andische Mystik im MA. Symposion Kloster Engelberg 1984. Hg. v. K. Ruh. Stuttgart 1986, S. 125–134. – B. Mojsisch: ‹Dynamik der Vernunft› bei D. v. F. und Meister Eckhart. In: ebd., S. 135–144. – Ruedi Imbach: Die dt. Dominikanerschule. In: Grundfragen christlicher Mystik. Hg. v. Margot Schmid. Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, S. 157–172. – B. Mojsisch: D. v. F. Seine Philosophie im Grundriß. In: Theologische Literaturzeitung 113 (1988) S. 871–877. – Niklaus Largier: Zeit, Zeitlichkeit, Ewigkeit. Ein Aufriß des Zeitproblems bei D. und Meister Eckart. Bern u. a. 1989. – B. Mojsisch: Averroistische Elemente in der Intellekttheorie D.s v. F. In: Averroismus im MA. Hg. v. Friedrich Niew¨ohner/L. Sturlese. Z¨urich 1994, S. 180–186. – K. Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 3. M¨unchen 1996, S. 186–212. – B. Mojsisch: The Theory of Intellectual Construction in Theodoric of F. In: Bochumer phil. Jb. f¨ur Antike und MA 2 (1997) S. 69–79. – Karl-Hermann Kandler: Theologie und Philosophie nach D. v. F.s Traktat ‹De subiecto theologiae› In: Was ist Philosophie im MA? [...] (Miscellanea Mediaevalia 26). Hg. v. Jan A. Aertsen/Andreas Speer. Berlin/New York 1998, S. 642–647. – D. Neue Perspektiven seiner Philosophie, Theologie und Naturwiss. Hg. v. K.-H. Kandler u. a. Amsterdam 1999. – N. Largier: Von Hadewijch, Mechthild und D. zu Eckhart und Seuse? Zur Historiographie der ‹dt. Mystik› und der ‹dt. Dominikanerschule›. In: Dt. Mystik im abendl¨andischen Zusammenhang. Neu erschlossene Texte, neue methodische Ans¨atze, neue theoretische Konzepte. Hg. v. Walter Haug/Wolfram Schneider-Lastin. T¨ubingen 2000, S. 93–117. – Ders.: Time and Temporality in the ‹German Dominican School›. Outlines of a Philosophical Debate Between Nicolaus of Strasbourg, Dietrich of Freiberg, Eckhart 927
Dietrich von Freiberg of Hoheim, and Ionannes Tauler. In: The Medieval Concept of Time. Studies on the Scholastic Debate and Its Reception in Early Modern Philosophy. Hg. v. Pasquale Porro. Leiden u. a. 2001, 221–253. – Tiziana Suarez-Nani: Les anges et la philosophie. Subjectivit´e et fonction cosmologique des substances s´epar´ees a` la fin du XIIIe si`ecle. Paris 2002. – K.-H. Kandler: ‹Anima beata vel homo glorificatus possit progredi in aliquam naturalem cognitionem›. Bemerkungen zu eschatologischen Gedanken des D. v. F., vor allem zu seinem Traktat ‹De dotibus corporum gloriosorum›. In: Ende und Vollendung. Eschatologische Perspektiven im MA. Hg. v. Jan A. Aertsen/Martin Pickav´e. Berlin u. a. 2002, S. 434–447. – Roland J. Teske: D. of F. In: A Companion to Philosophy in the Middle Ages. Hg. v. Jorge Grac´ıa/Timothy B. Noone. Oxford 2003, S. 245–246. – Nadia Bray: Meister Eckhart e D. di F. nell’ ‹Opus Ior› di Giordano di Quedlinburg. In: Giornale critico della filosofia italiana Ser. 6 (2004) H. 24, S. 37–52. – Tengiz Iremadze: Konzeptionen des Denkens im Neuplatonismus. Zur Rezeption der Proklischen Philosophie im dt. und georgischen MA. D. v. F. – Berthold von Moosburg – Joane Petrizi. Amsterdam 2004. – B. Mojsisch: L’essere comme essere-cosciente. Il significato dell’ens conceptionale in Teodorico di Freiberg. In: Bochumer Phil. Jb. f¨ur Antike und MA 10 (2005) S. 211–221. – K.-H. Kandler: D. und die arabische Philosophie. In: Neue Zs. f¨ur systematische Theologie 48 (2006) S. 99–108. – L. Sturlese: D. di F. lettore di Eckhart? In: Giornale critico della filosofia Italiana 85 (2006) S. 437–453. – K. Flasch: D. v. F. Phil., Theologie, Naturforschung um 1300. Frankfurt/M. 2007. – L. Sturlese: Homo divinus. Phil. Projekte in Deutschland zwischen Meister Eckhart und Heinrich Seuse. Stuttgart 2007. – Catherine K¨onig-Pralong: Corps, cadavre, mati`ere. Autour de Gilles de Rome, Henri de Gand et D. de F. In: Quaestio 7 (2007) S. 339–359. – Dies.: D. de F., m´etaphysicien allemand antithomiste. In: Revue Thomiste 108 (2008) S. 57–79. – Fr´ed´eric Berland: La genealogie du ‹sujet moderne› et la notion de substance chez Descartes et D. de F. In: G´en´ealogies du sujet. De saint Anselm a` Malebranche. Hg. v. Olivier Boulnois. Paris 2007, S. 55–74. – K. Flasch: D. v. F. und Siger v. Brabant. Eine Stud. zur ‹Schule› Alberts des Großen. In: Per perscrutationem philosophicam. FS Loris Sturlese. Hg. v. Alessandra Beccarisi u. a. Hamburg 2008, S. 127–141. – B. Mojsisch: Die Theorie des Bewußtseins (‹Ens 928
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Johannes Picardi von Lichtenberg conceptionale›) bei D. v. F. Aristoteles-Rezeption und Aristoteles-Transformation im 13. Jh. In: ebd., S. 142–155. – Andrea Colli: ‹Aevum currens› e durata dell’anima. L’influenza agostiniana nel pensiero di D. v. F. In: Angelicum 86 (2009) S. 713–728. – Recherches sur D. de F.Hg. v. Ruedi Imbach u. a. Turnhout 2009. – K.-H. Kandler: D. v. F. Philosoph, Theologe, Naturforscher. Freiberg 2009. MM Johannes Picardi von Lichtenberg (Johannes de Lucidomonte) OP. – Theologe und Verfasser scholastischer Quaestiones. Das Leben des Dominikaners J. ist hinsichtlich seiner Karriere als Geistlicher urkundlich gut bezeugt: Im sehr fr¨uhen 14. Jh. war J. Provinzialdiffinitor und Lesemeister an der Dominikanerschule in K¨oln; 1304–07 hat er vermutlich an der Universit¨at Paris studiert; 1308 wurde er zum Vikar der Dominikanerprovinz Teutonia berufen, kurz darauf in Antwerpen zum Provinzial der Provinz gew¨ahlt. 1310 wurde J. wieder nach Paris gesandt, wo er unterrichtete, zum Magister der Theologie promoviert wurde und so zum Kollegen → Dietrichs von Freiberg und → Meister Eckharts avancierte. Bereits 1311 ist J. in Italien im Gefolge Kaiser Heinrichs VII. bezeugt; im April 1313 folgte die Berufung zum Bischof von Regensburg durch Klemens V., die allerdings r¨uckg¨angig gemacht wurde, da vor der p¨apstlichen Ernennung J.s das Domkapitel in Regensburg bereits Nikolaus von Stachewitz zum Bischof gew¨ahlt hatte. Von J. ist eine Sammlung mit Quaestiones u¨ berliefert, die Quaestiones disputatae, vor 1307 in K¨oln verfasst. Das Werk steht in starker Abh¨angigkeit von → Thomas von Aquin, auf den sich J. insgesamt f¨unfzehnmal beruft, und sich so bewusst dem Thomismus zuordnet. Die Quaestiones disputatae sind die erste vollst¨andige Quaestiones-Sammlung der a¨ltesten dt. Dominikanerschule und daher von besonderem kulturhist. Rang. Quaestio 7 (Nummerierung nach Landgraf 1922, S. 554 f.) wird teilweise von → Nikolaus von Straßburg in dessen Summa (Liber 1, tractatus 4, 9) u¨ bernommen. Ein Kommentar J.s zu den Sententiae des → Petrus Lombardus (Quaestiones super Sententias) ist nur fragmentarisch u¨ berliefert, sodass lediglich der Kommentar zum 4. Buch und Exzerpte aus dem zum 1. Buch erhalten sind. Entstanden ist dieser Sentenzenkommentar vermutlich in Paris 929
2. H¨alfte 13. Jh. zwischen 1304 und 1307 im Rahmen der Promotion. Außerdem ist ein deutschsprachiger geistlicher Spruch u¨ berliefert, der die k¨orperliche und geistige Jungfr¨aulichkeit lobt. Predigten von J. sind nicht u¨ berkommen, allerdings wird er in der Predigtpostille → Hartwigs von Erfurt aus dem zweiten Viertel des 14. Jh. als Prediger bezeugt. ¨ Uberlieferung: Quaestiones disputatae: Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 859, 151r–182v. (Anfang 14. Jh.); am Ende unvollst. – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Cod. 748, 56r–58r (14. Jh.); nur Quaestio 20. – Quaestiones super Sententias: Ebd, Cod. 1583, 118r–142v (14. Jh.); 4. ¨ Buch, unvollst. – Wien, ONB, Cod. 2165, 4r, v v v r v r v r 18 , 21 , 34 –35 , 62 –63 , 73 –74 , 78v (Exzerpte 1. Buch). – ‹Spruch›: Berlin, SBB, Mgq 1581, 127v–128v (1463, ostalemannisch). Ausgaben: J. Wlładyslław Se´nko: J. P. de L. Quaestio disputata de esse et essentia ex cod. 748 Bibl. Jagellonicae. In: Mediaevalia Philosophica Polonorum 8 (1961) S. 3–38. – In Vorbereitung: Burkhard Mojsisch: P. v. L.: Quaestiones disputatae 1–18 (Corpus Philosophorum Teutonicorum Medii Aevi 3,1) – Pasquale Porro/Alessandra Beccarisi: J. P. v. L.: Quaestiones disputatae 19–38 (Corpus Philosophorum Teutonicorum Medii Aevi 3,2). – Kurze Textproben aus den Quaestiones super Sententias in Grabmann 1926, S. 412 f. und Fries 1937, 312 f. Literatur: Loris Sturlese, VL2 4 (1983) Sp. 706–710. – Lothar Kolmer, BBKL 3 (1992) Sp. 464 f. – Schulthess/Imbach (1996) S. 494. – Benedictus M. Reichert: Monumenta Ordinis Fratrum Praedicatorum historica 4. Rom 1899, S. 37, 48. – Paulus von Lo¨e: Statistisches u¨ ber die Ordensprovinz Teutonia (Quellen und Forschungen zur Gesch. des Dominikanerordens in Deutschland 1). Leipzig 1907, S. 14, 24, 27, 33. – Artur Landgraf: J. P. v. L. O. Praed. und seine Quaestiones disputatae. In: Zs. f¨ur katholische Theologie 46 (1922) S. 510–555. – Martin Grabmann: Ma. Geistesleben. Abh. zur Gesch. der Scholastik u. Mystik 1. Mu¨ nchen 1926, S. 410–420. – Albert Fries: Cod. Vat. lat. 1114 und der Sentenzkomm. des J. v. L. O. P. In: Archivum Fratrum Praedicatorum 7 (1937) S. 305–319. – Gabriel M. L¨ohr: Die K¨olner Dominikanerschule vom 14. bis zum 16. Jh. Mit ei¨ ner Ubersicht u¨ ber die Gesamtentwicklung. Freiburg/Schweiz 1946, S. 35. – Friedrich Stegm¨uller. Repertorium commentariorum in Sententias Petri Lombardi 1. W¨urzburg 1947, S. 233. – Thomas 930
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2. H¨alfte 13. Jh. Kaeppeli: Monumenta Ordinis Fratrum Praedicatorum historica 22. Rom 1949, S. 133. – Bruno Decker: Die Gotteslehre des Jakob v. Metz. Unters. zur Dominikanertheologie zu Beginn des 14. Jh. (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA 42,1). Mu¨ nster 1967, S. 609. – T. Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi 2. Rom 1975, S. 527 f. – L. Sturlese: Albert der Große und die dt. philosophische Kultur des MA. In: Freiburger Zs. f¨ur Philosophie und Theologie 28 (1981) S. 133–147. – Pasquale Porri: Essere e essenza in Giovanni P. di L.: note sulla prima ricezione del tomismo a Colonia. In: Die Logik des Transzendentalen. FS Jan A. Aertsen. Hg. v. Martin Pickav´e (Miscellanea mediaevalia 30). Berlin 2003, S. 226–245. – Alessandra Beccarisi: J. P. v. L., Dietrich v. Freiberg und Meister Eckhart: Eine Debatte in Deutschland um 1308. In: 1308. Eine Topographie hist. Gleichzeitigkeit. Hg. v. Andreas Speer (Miscellanea mediaevalia 35). Berlin 2010, S. 516–540. VZ Engelberger Lobgebet. – Ende 13. Jh. Das von einer Nonne verrichtete Gebet, in dem Engel u. irdische Gesch¨opfe – u. a. in Formalen nach Dan 3 – zum Lob Gottes aufgefordert werden, d¨urfte in Zusammenhang mit einem Dominikanerinnenkonvent entstanden sein. ¨ Uberlieferung: Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 136, 9r–23v (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., alemannisch). Literatur: Sigisbert Beck, VL2 2 (1980) Sp. 530 f. – Wilhelm Wackernagel (Hg.): Altdt. Predigten und Gebete aus Hss. Basel 1876 (Nachdr. Darmstadt 1964) S. 228–236, 288 f. (Nr. 91) (mit umfangreichem Auszug). BJ Giselher von Slatheim (Gisilher) OP. – Aus Th¨uringen stammender Dominikaner aus dem Kreis um Meister → Eckhart, Ende 13. Jh. G., Lektor im Erfurter Konvent, geh¨orte dem Erfurter Kreis jener dominikanischen Lesemeister um Meister Eckhart an, deren Predigten Eingang in die Sammlung → Paradisus anime intelligentis fanden. Gegen Ende des 13. Jh. war er vermutlich Klosterprediger in K¨oln und Erfurt. Von ihm sind in gek¨urzter Form f¨unf lehrhaftmystische Predigten u¨ berliefert. Predigten Nr. 12, Nr. 14 und Nr. 25 handeln von Christus als Gott und Mensch, zwei weitere, Nr. 39 und 41, 931
Engelberger Lobgebet besch¨aftigen sich mit der Frage nach dem Vorrang von Vernunft oder Willen. ¨ Uberlieferung: Werke des G. in den Paradisus anime-Hss.: Oxford, Bodleian Library, Cod. Laud.Misc. 479, 23r–25r, 27r–28v, 48r–49r, 72v–73v, 74v–76r. – Hamburg, SUB, Cod. theol. 2057, 33r–36r, 38v–41v, 70r–71v, 106r–107r, 108v–111r. – Einzel¨uberl. v. Nr. 41 (s. Ausg.): Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. 278, S. 198b–201b (14. Jh.). Ausgabe: Franz Pfeiffer: Predigten und Spr¨uche dt. Mystiker. In: ZfdA 8 (1851) S. 211–214. Ferner: Stuttgart, LB, Cod. H.B.I Ascet. 6, 118r–122r (15. Jh.). – Sarnen, Bibl. des Benediktinerkollegs, Cod. Pap. 170, 151v–155v (15. Jh.). Ausgaben: Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl. 2. Leipzig 1881, S. 447–455. – Philipp Strauch (Hg.): Paradisus animae intelligentis (DTM 30). Berlin 1919, S. 30–33 (Nr. 12), 35–37 (Nr. 14), 59–61 (Nr. 25), 88 f. (Nr. 39), 90–92 (Nr. 41). – Wolfgang Stammler: Gottsuchende Seelen. Prosa und Verse aus der dt. Mystik des MA. Mu¨ nchen 1948, S. 92 f. (Nr. 39). Literatur: P. Strauch: Schlotheim, Giselher v. In: ADB 31 (1890) S. 551 f. – Ehrismann 2/2 (1935) S. 626. – Lauri Sepp¨anen, VL2 3 (1981) Sp. 46 f.; 11 (2004) Sp. 528. – De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 329 f. u. o¨ . – Meinolf Lohrum, LThK3 4 (1995) Sp. 658. – Preger (s. Ausg.) S. 91–107, 160–165. – Gertrud Lichtenheim: Stud. zum Heiligenleben des Hermann v. Fritzlar. Halle 1916. – L. Sepp¨anen: Stud. zur Terminologie des Paradisus anime intelligentis. Helsinki 1964. – Dietrich Schmidtke: Zur Gesch. der K¨olner Predigt im Sp¨atMA. Einige neue Predigernamen. FS Ingeborg Schr¨obler. Hg. v. D. Schmidtke/Helga Sch¨uppert. T¨ubingen 1973, S. 329–361. – Kurt Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 3. Mu¨ nchen 1996, S. 393 f. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit. Bd. 3,1). T¨ubingen 2004, S. 77, 419 f. – Burkhard Hasebrink (Hg.): ‹Paradisus anime intelligentis›. Stud. zu einer dominikanischen Predigtslg. aus dem Umkreis Meister Eckharts. Tu¨ bingen 2009, S. 116, 118 f. u. o¨ . SF Das Leben der heiligen Elisabeth. – Mhd. Verslegende, um oder kurz nach 1300. Der unbekannte geistliche Autor dieser Dichtung von u¨ ber 10.500 Versen fertigte eine Vers¨ Ubertragung der Vita S. Elisabeth (vollendet sp¨ates932
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¨ Heinrich von Friemar der Altere tens 1297) des → Dietrich von Apolda in dt. Sprache an; dabei hielt er sich eng an seine lat. Vorlage. Der Text steht in Beziehung zu der j¨ungeren → Erl¨osung, stammt aber nicht, wie in der a¨ lteren Forschung angenommen, vom selben Verfasser. Ziel der Schrift war es, den Kult der 1235 kanonisierten Heiligen zu f¨ordern. Die Schilderung des Lebens der hl. E. reicht von ihrer Kindheit und Jugend in adeliger Pracht bis zur Zuwendung E.s zum Armutsideal in der Nachfolge Christi, den Selbstkasteiungen und der strengen Zucht ihres Beichtvaters → Konrad von Marburg sowie zur Aufopferung der Heiligen f¨ur die Kranken und Armen. Stilistische und formale Aspekte der Dichtung erinnern an → Konrad von W¨urzburg. ¨ Uberlieferung: Aschaffenburg, Hofbibl., Ms. 57 (Mitte 14. Jh., hessisch; fragm.) (E). – Chicago (Illinois), University Libr., Wandel Collection, Ms. 686 no. 61. – Frankfurt a. M., UB, Ms. germ. fol. 4 (Karmeliterkloster Frankfurt, Mitte 14. Jh.) (C). – Ebd., Ms. germ. fol. 5. – Krakau, Bibl. Jagiellonska, Berol. mgq 1722. – Darmstadt, UB/LB, Hs. 2269 (fr¨uher Hs. 2254) (Perg., vermutlich aus Marburg, Anfang 14. Jh.) (A). – Ebd., Hs. 3290, 1r–211v (1428) (a). – Fritzlar, Dombibl., Ms. 134 (Mitte 14. Jh., oberhessisch; fragm.) (G). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 79 (1365) (D). – Koblenz, Landeshauptarch., Best. 701 Nr. 759,14c (Mitte 14. Jh., moselfr¨ankisch; fragm.) (F). – Marburg, Staatsarch., Best. 147 Hr 1 Nr. 7 (fragm.) (b). – Ebd., Hr 11,20. – Privatbesitz Antiquar in G¨ottingen (?) (zwei zweispaltige Pergamentbll., wahrscheinlich hessisch; verschollen) (B). Ausgabe: Vita S.Elisabeth: Dietrich v. Apolda. D. L. d. H. E. Hg. und u¨ bers. v. Monika Rener (Ver¨off. der Hist. Kommission f¨ur Hessen 67,3). Marburg 2007. – Dt. Versifizierung: Max Rieger (Hg.): Das L. d. hl. E. vom Verfasser der Erl¨osung (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart 90). Stuttgart 1868. – Sigrid v. der G¨onna: ‹D. L. d. hl. E.›. In: ZfdA 105 (1976) S. 258–262. Literatur: Ludwig Wolff/Helmut Lomnitzer, VL2 5 (1985) Sp. 632–635. – Edward Schr¨oder: Das Fragm. B der Elisabeth. In: ZfdA 54 (1913) S. 295 f. – Albert Leitzmann: Elisabeth und ‹Erl¨osung›. In: PBB (Halle) 38 (1913) S. 529–547. – Ilse Siegel: Reimunters. zum ‹L. d. h. E.› Diss. Heidelberg 1923. – Eduard Sievers: Zu Elisabeth und Erl¨osung. In: PBB (Halle) 54 (1930) S. 308–312. – ¨ Friedrich Maurer: Uber Gleichsetzung der Verfas933
2. H¨alfte 13. Jh. ser bei anonymen altdt. Dichtungen und die Einheit v. Erl¨osung und Elisabeth. In: ZfdPh 56 (1931) S. 146–183. – Ludwig Wolff: Die hl. Elisabeth in der Lit. des dt. MA. In: Hessisches Jb. f¨ur Landesgesch. 13 (1963) S. 23–38, hier S. 28–30. – Birgitt Weimann: Die ma. Hss. der Gruppe Manuscripta Germanica (Kat. der Stadt- und UB Frankfurt a. M. 5,4). Frankfurt/M. 1980, S. 4 f. – Manfred Lemmer (Hg.): D. L. d. h. E. von einem unbekannten Dichter aus dem Anfang des 14. Jh. Berlin 1981. 2 1982. – Margret Lemberg: Die Marburger Fragm. der mhd. Verslegende vom L. d h. E. (Marburger Drucke 6). Marburg 1991, bes. S. 43–103. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 234, 374, 400. SF ¨ Heinrich von Friemar der Altere (de Vrimaria, Firmaria, de Alemania) OESA, * um 1245 Friemar bei Gotha, † 18.10.1340 Erfurt. – Augustinereremit und Verfasser philosophisch-theologischer, aszetischer und seelsorgerischer Werke. H., der schon fr¨uh in den Augustinerorden eingetreten war und sein Theologie-Studium vor 1264 in Bologna begonnen hatte, war zwischen 1290 und 1299 Provinzial aller dt. Augustinerklo¨ ster. Um 1305 war er Magister und Theologie-Professor in Paris; nach 1315 lebte er im Augustinerkloster in Erfurt. H. wird «Doctor seraphicus» oder «mellifluus» genannt. H.s Schriften stehen unter dem Einfluss von → Thomas von Aquin und Jakobus von Viterbo. Eine Schwierigkeit bei der Zuordnung einiger Werke ergibt sich daraus, dass mehrere Erfurter Ordensm¨anner des 14. Jh. denselben Namen tragen, darunter ein j¨ungerer H. v. F., der um 1321 Magister in Paris, 1342 bis 1350 Theologie-Professor im Prager Augustinerkloster war und am 21.4.1354 in Erfurt starb. Unter den zahlreichen Predigten des H. ist ein Opus sermonum de sanctis besonders zu erw¨ahnen, das in ca. 50 Handschriften und einem Druck u¨ berliefert ist, unter den pastoralen Werken des H. sein Liber de perfectione spirituali interioris hominis (36 Hss.) und der Traktat De occultatione vitiorum sub specie virtutum (80 Hss.). Der in u¨ ber 150 Handschriften u¨ berlieferte Traktat De quatuor instinctibus handelt – ausgehend vom Lukasspruch (8,8) «Semen cecidit in terram bonam» – von der Unterscheidung der Geister; 934
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2. H¨alfte 13. Jh. vier innere Einsprechungen, zwischen denen unterschieden werden soll, bem¨uhen sich um die menschliche Seele. Die a¨ lteste datierte Handschrift ¨ stammt aus Prag (1381). Die Uberlieferung schreibt den Traktat teils f¨alschlich H. v. F. dem J¨ungeren zu; als Autoren werden neben H. ferner genannt: → Heinrich von Langenstein, → Heinrich von Bitterfeld, → Bonaventura, Franciscus de Mayronis, Johannes → Gerson und → Augustinus. Die 1324 in Erfurt verfasste Dekalogerkl¨arung De decem praeceptis ist in ca. 300 Handschriften und zahlreichen Drucken des 15. und 16. Jh. (unter dem Namen des → Nikolaus von Lyra) u¨ berliefert. ¨ Ubertragungen ins Deutsche: De quatuor instinctibus dt. ¨ ¨ Uberlieferung: a) Vollst. Ubersetzungen: Prager Gruppe: M¨unchen, BSB, Cgm 64, 122r–153v. – Prag, UB, Cod. XXIII D 178, 201r–226v. – Frankfurt, StB/UB, Cod. germ. quart. 98, 121v–146r. – Melk, Stiftsbibl., Cod. 1837, S. 425–490 (Fragm.). – Stuttgart, LB, Cod. asc. HB I 207, 73rb–107vb. – b) Hochdt. Kurzfassungen: Melker Gruppe: Melk, Stiftsbibl., Cod. 183, 1v–21r. – Ebd., Cod. 1762, 45v–60v. – Ebd., Cod. 235, 246va–249vb. – Ebd., Cod. 1569, 123v–131v. – Mainz, StB, Hs. I 195, 45ra–52va. – K¨oln, Hist. Arch., Hs. W 4° 206 a, 164v–184v. – c) Bearb.: Mystische Kompilation: Mu¨ nchen, BSB, Cgm 8042, 144r–189r. – N¨urnberger Hs. I: N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI 53, 45r–56r. – N¨urnberger Hs. II: N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI 46 f, 112r–122v. – Els¨assische Bearb.: Berlin, SBB, Mgq 149, 165r–169r. – Tegernseer Kurzbearb.: M¨unchen, BSB, Cgm 817, 89r–91r. – ‹Probate spiritus›-Grupp: Graz, UB, Cod. 1035, 288v–320v. – M¨unchen, BSB, Cgm 784, 95r–125v. – Ebd., Cgm 830, Vorsatzbl. – 40v. – Von Natur und Gnade. Verdeutschung des Traktats in der Imitatio Christi des → Thomas von Kempen: M¨unchen, BSB, Cgm 778, 78v–86r. – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b II 10, 109r–131v. – Johannes → Diemar, Bergpredigt: Berlin, SBB, Mgo 406, 15r–47v. – Ebd., Mgo 566, 94v–145r. – Johannes → Pauli, Vernunft-Willen-Streit: Berlin, SBB, Mgq 1069, 121v–165r. – Konrad → B¨omlin, Predigt von der Unterscheidung der Geister: Karlsruhe, LB, Cod. St. Blasien 76, 82r–105r. – Von dem g¨ottlichen Einspruch und seiner Frucht: Harburg, F¨urstl. Oettingen-Wallersteinsche Bibl., Cod. III. 1. 4° 41, 119rv. – d) Nd. Fassung: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 1215 Helmst., 99r–173r. – Kopenhagen, Det Arnamagna-anske Institut, Cod. AM 786 935
¨ Heinrich von Friemar der Altere 4°, 41v–75v. – Jena, UB, Cod. App. 27, 6ra–7vb (Frgm.). – e) Ndl. Fassung: Deventer, Stads- of Athenaeumbibl., Cod. 101 D 2, 171v–192r. – Berlin, SBB, Mgq 1084, 183r–210v. – f) L¨ubeck, StB, Cod. theol. germ. 9, 81va–102vb. – Ebd., Cod. theol. germ. 26, 128r–153r. – Ebd., Cod. theol. germ. 60, 121r–122v. – Moskau, Rossijskaja Gosudarstvennaja biblioteka (ehem. Leninbibl.), Fond 755, Nr. 71. – M¨unster, UB, Cod. 736, 58r–107r. – g) Fr¨uhdruck (nd. Fassung, s. o.): im ‹Speygel der dogede›, L¨ubeck: Bartholomeus Ghotan, 1485, Buch I, 38r–66v. Ausgabe: Warnock/Zumkeller (s. Ausg.). Die Bearbeitungen des Texts in der Volkssprache tragen h¨aufig die Titel Von den vier inspruchen oder Vom vierlay insprechen (nd. Van veerleye vormaninghe). Außer zwei hochdt. Fassungen, die eine ¨ Ubersetzung des gesamten Traktas umfassen, sind nur Kurzfassungen und Beabeitungen u¨ berliefert. Insgesamt sind mehr als 40 nicht-lat. Handschriften des Werks in knapp 20 voneinander unabh¨angigen Fassungen bekannt. De decem praeceptis dt. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 445, 84v–176r. – Hamburg, SUB, Cod. theol. 1555, 43r–84v (Mitte 15. Jh., md.). – N¨urnberg, Germ. Nat.-Museum, Cod. 22936, 26r–112v. – L¨ubeck, StB, Cod. theol. germ. 26, 213r–257v. – Leiden, UB, Cod. Ltk. 224, 156r–160v. Ausgaben: Johannes Geffcken: Der Bildercatechismus des 15. Jh. Leipzig 1855, Sp. 20–29. Die Dekalogerkl¨arung des H., die weit weniger breit u¨ berliefert ist als die Schrift u¨ ber die vier Einsprechungen und die lat. Schriften, weist einige zeitkritische und allegorische Elemente auf und dient zur praktischen Seelsorge. → Marquard von Lindau orientierte sich in seinem Zehngebottraktat an dem Incipit des H. Ausgaben: Quodlibet primum: Stroick (s. Lit.) S. 191–246. – Commentaria in libros Ethicorum Aristotelis: Stroick (s. Lit.) S. 246–264. – Tractatus de origine et progressu ordinis fratrum eremitarum S. Augustini: Rudolph Arbesmann, in: Augustiniana 6 (1956) S. 36–145. – Tractatus de adventu Verbi in mentem, Tractatus de adventu Domini, Tractatus de incarnatione Verbi: Adolar Zumkeller: Henrici de Frimaria O.S.A. Tractatus ascetico-mystici (Cassiciacum, Suppl. 6). Rom 1975. – Robert Glenn Warnock/A. Zumkeller: Der Traktat H. v. F. u¨ ber die Unterscheidung der Geister. Lat.-mhd. Textausg. 936
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Thomas von Erfurt mit Unters. (Cassiciacum 32). W¨urzburg 1977. – Bertrand-G. Guyot: De decem preceptis (Centro di cultura medievale 14). Pisa 2005. Literatur: Franz Stanonik, ADB 11 (1880) S. 633–636. – A. Zumkeller, NDB 8 (1969) S. 408. – Robert G. Warnock, VL2 3 (1981) Sp. 730–737. – Gabriele Lautenschl¨ager, LThK3 4 (1995) Sp. 1385 f. – Schulthess/Imbach (1996), S. 459. – Ulla Williams/Red., Killy2 5 (2009) S. 187 f. – Wolfgang Stammler: Dt. Scholastik. In: ZfdPh 72 (1953) S. 1–23. – Clemens Stroick: H. v. F. Leben, Werke, philos.-theologische Stellung in der Scholastik. Freiburg i. Br. 1954 (Lit.). – Franz Pelster: Kleine Beitr. zur Literargesch. der Scholastik. Cod. 739 der SB Toulouse mit teilweise unbekannten Qu¨astionen des Thomas v. Sutton O. P., Johannes v. Paris O. P., Aegidius Romanus und H. v. F. O. E. S. A. In: Scholastik 32 (1957) S. 247–255. – A. Zumkeller: Die Bedeutung der Augustiner f¨ur das kirchliche und religi¨ose Leben in Franken und Th¨uringen w¨ahrend des 14. Jh. In: W¨urzburger Di¨ozesangeschichtsbl. 18/19 (1956/57) S. 33–52. – Ders.: Die Lehrer des geistlichen Lebens unter den dt. Augustinern vom 13. Jh. bis zum Konzil v. Trient. In: Sanctus Augustinus, vitae spiritualis magister. Settimana internazionale di spiritualit`a agostiniana 2. Rom 1959, S. 239–338. – Ders.: Mss. v. Werken der Autoren des Augustiner-Eremitenordens in mitteleurop¨aischen Bibliotheken. W¨urzburg 1966. – Uta St¨ormer: Mystik, wo sie niemand erwartet. Beobachtungen am Dekalogtraktat Heinrichs ¨ v. Friemar und seiner hochdt. Ubersetzung. In: JOWG Bd. 6 (1990/91) S. 163–172. – Nil¨ufer Kr¨uger: Die theologischen Hss. der SUB Hamburg. Bd. 4: Nachtr¨age (cod. theol. 1002–2256). Hamburg 1998, S. 94 f. – Hans-Jochen Schiewer/Regina D. Schiewer: Norddt. Hss. in Moskau. In: Scrinium Berolinense. FS Tilo Brandis. Hg. v. Peter J¨org Becker. Berlin 2000, S. 486–498, hier S. 494 f. – J¨org Fligge u. a.: Die nd. Hss. der StB L¨ubeck nach der R¨uckkehr aus kriegsbedingter Auslagerung [...]. In: Vulpis Adolatio. FS Hubertus Menke. Hg. v. Robert Peters u. a. Heidelberg 2001, S. 163–217, hier S. 167–169. – Jeremiah M. G. Hackett: The reception of Meister Eckhart. Mysticism, philosophy and theology in Henry of Friemar (the Elder) and Jordanus of Quedlinburg. In: Meister Eckhart in Erfurt. Hg. v. Andreas Speer/Lydia Wegener. Berlin u. a. 2005, S. 554–586. SF 937
2. H¨alfte 13. Jh. Thomas von Erfurt (T. de Erfordia, T. de Occam). – Verfasser sprachlogischer Schriften, um 1300. T., der wahrscheinlich um oder kurz vor 1300 an der Pariser Artistenfakult¨at studierte, war anschließend als Magister regens und Rektor an den Erfurter Stadtschulen St. Severi und St. Jakob (Schottenstift) t¨atig. N¨aheres zu seinem Lebenslauf und zur Datierung seiner Schriften ist nicht bekannt, auch der Umfang seines Werkes ist nicht zweifelsfrei gekl¨art. Etwa um 1300/1310 verfasste T. seine Hauptschrift, den Tractatus de novis modis significandi sive Grammatica speculativa (mindestens 38 Handschriften des 14. und 15. Jh., mehrere Drucke, Erstdruck 1491) zur modistischen Theorie der Grammatik, der die Modi significandi des d¨anischen Klerikers Martinus de Dacia (um 1270) als Standardwerk abl¨oste und schon bald kommentiert wurde. Von etwa 1490 bis zur Richtigstellung durch M. Grabmann (s. Lit.) galt die Schrift als ein Werk des Johannes Duns Scotus. Es handelt sich um den Versuch einer sprach¨ubergreifend g¨ultigen vollst¨andigen Theorie der syntaktischen Konstruktionen; als Universalgrammatik geht sie von der Annahme aus, dass zwischen dem Aufbau der Wirklichkeit und dem Aufbau der menschlichen Sprache ein korrelatives Verh¨altnis bestehe («modi essendi», «modi intelligendi», «modi significandi»). Als Quellen benutzte T. Martinus de Dacia und vor allem die weiterf¨uhrenden Kommentare zu dessen Werk (Magister Albertus → Swebelinus u. a.). ¨ Uberlieferung: Die mind. 38 Hss. des 14. und 15. Jh. sind verzeichnet bei: Gabler (s. Lit.) S. 153 f. – Pinborg (s. Lit.) S. 318. – Grabmann 1943 (s. Lit.) S. 20–24. – Zu den Drucken vgl. Gabler (s. Lit.) S. 154. – Grabmann 1943 (s. Lit.) S. 11–17. T.’ 45 leoninische Hexameter umfassendes Fundamentum puerorum ist ein memorierf¨ahiger Schultext zur Syntax als Lehre von der gegenseitigen Abh¨angigkeit der «modi significandi» in der Satzkonstruktion. ¨ Uberlieferung: Die zahlreichen Hss. sind meist mit Komm. versehen: Erfurt, Wiss. Allgemeinbibl., Cod. Amplon. 4 ° 51, 107v–108v (zweite H¨alfte 14. Jh.). – Graz, UB, Cod. 1228, 42r–45v. – Karlsruhe, LB, Cod. Aug. 152 (I 103), 103r–109r ¨ (15. Jh.; geschrieben v. Gallus → Ohem). – Krakau, Bibl. Jagiell., Cod. 2460, 173v–178r. – Melk, 938
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2. H¨alfte 13. Jh. Stiftsbibl., Cod. 53, p. 333–337 (15. Jh.). – Philadelphia, Univ. of Pennsylvania Library, Cod. lat. 118, 255r–264v. – Prag, Archiv Prazsk´eho Hradu (fr¨uher Metropol. kap. bibl.), Cod. M. LXXXIV, 117r–128r (1452/53). – Prag, N´arodn´ı knihovna, Cod. V. G. 19, 175v–180r (15. Jh.). – Ebd., Cod. V. H. 28, 15r–29v (1432). – Ebd., Cod. VIII. G. 29, 95r–100v (14. Jh.). Unsichere Zuschreibungen an T. sind u. a. der Tractatus de constructione grammatica (selbstst¨andige Fassung des zweiten Teils der Novi modi significandi), das metrisch gefasste Compendiolum de regimine et constructione sowie Kommentare zu den Kategorien des Aristoteles und zur Isagoge des Porphyrius. Ausgaben: Ryszard Gansiniec: Metrificale Marka z Opatowca i traktaty grammatyczne XIV i XV wieku (Studia Staropolskie 6). Breslau 1960, S. 150 f. – T. v. E. Grammatica speculativa. Ed. with an Introduction and Translation by Geoffrey L. Bursill-Hall. London 1972. – Stephan Grotz (Hg.): T. v. E. Abh. u¨ ber die bedeutsamen Verhaltensweisen der Sprache (Tractatus de modis significandi). Amsterdam u. a. 1998. Literatur: Franz Josef Worstbrock, VL2 9 (1995) Sp. 852–856; 11 (2004) Sp. 1527. – Eva-Maria Engelen, Enz Phil Wiss1 4 (1996) S. 305 f. – Christoph Kann, LexMA 8 (1996) Sp. 717 f. – Schulthess/Imbach (1996) S. 596 f. – Winfried H. Mu¨ ller-Seyfarth, Volpi 2 (1999) S. 1494 f. – Johannes Madey, BBKL 17 (2000) Sp. 1369 f. – Martin Heidegger: Die Kategorien- und Bedeutungslehre des Duns Scotus. T¨ubingen 1916, S. 122–241. – Martin Grabmann: De Thoma Erfordiensi auctore grammaticae quae Joanni Duns Scoto adscribitur speculativae. In: Archivum Franciscanum Historicum 15 (1922) S. 273–277. – Ders.: Die Entwicklung der ma. Sprachlogik. In: Phil. Jb. 35 (1922) S. 121–135, 199–214. – Ders.: T. v. E. und die Sprachlogik des ma. Aristotelismus (Sb. der Bayer. Akad. der Wiss. Mu¨ nchen, Phil.-hist. Kl. 1943, H. 2). Mu¨ nchen 1943. – Scott Buchanan: An Introduction to the ‹De modis significandi› of T. of E. (Philosophical Essays for A. N. Whitehead) London 1936, S. 67–89. – Heinrich Roos: Die modi significandi des Martinus de Dacia (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA 37/2). M¨unster 1952, Reg. – Jan Pinborg: Die Entwicklung der Sprachtheorie im MA (Beitr. zur Gesch. der Philosophie und Theologie des MA 42,2). Mu¨ nster 1967, S. 131–135 u. o¨ . – G. L. Bursill-Hall: Speculative Grammar of the Middle 939
Hermann von Loveia Ages. The Doctrine of ‹Partes orationis› of the Modistae. Den Haag/Paris 1971. – L. G. Kelly: De modis generandi. Points of Contact Between Noam Chomsky and T. of E. In: Folia linguistica 5 (1971) S. 225–252. – Ders. 1972 (s. Ausg.). – Michael Aaron Covington: The Syntactic Theory of T. of E. In: Linguistics 17 (1979) S. 465–496. – N. Kretzmann u. a. (Hg.): The Cambridge History of Later Medieval Philosophy. Cambridge 1982, S. 253–269. – M. A. Covington: Syntactic Theory in the High Middle Ages. Modistic Models of Sentence Structure. Cambridge 1984, passim. – Darius Gabler: Die semantischen und syntaktischen Funktionen im Tractatus ‹De modi significandi sive grammatica speculativa› des T. v. E. Bern u. a. 1987. – Robert Lambertini: Sicut tabernarius vinum significat per circulum. Directions in Contemporary Interpretations of the Modistae. In: On the Medieval Theory of Signs. Hg. v. Umberto Eco/Costatino Marmo. Amsterdam/Philadelphia 1989, S. 107–142. – S¨onke Lorenz: Studium Generale Erfordense. Zum Erfurter Schulleben im 13. und 14. Jh. (Monographien zur Gesch. des MA 34). Stuttgart 1989, S. 312–325. – Gereon Wolters: Die Lehre der Modisten (Hb. zur Sprachund Kommunikationswiss. 7.1). Berlin u. a. 1992, S. 596–600. – Robert Andrews: T. of E. on the Categories of Philosophy. In: Was ist Philosophie im MA? [...] Akten des X. Internationalen Kongresses f¨ur ma. Philosophie der Soci´et´e Internationale pour l’Etude de la Philosophie M´edi´evale 25. bis 30. August 1997 in Erfurt. Hg. v. Jan A. Aertsen/Andreas Speer (Miscellanea Mediaevalia 26). Berlin/New York 1998, S. 801–808. – Grotz (s. Ausg.). – Biogr. Enzyklop¨adie deutschsprachiger Philosophen. Bearb. v. Bruno Jahn. Mu¨ nchen 2001, S. 421 f. – Reinhold F. Glei: Die Grammatica speculativa des T. v. E. In: Von Eleganz und Barbarei. Lat. Grammatik und Stilistik in Renaissance und Barock. Hg. v. Wolfram Ax (Wolfenb¨utteler Forschungen 94). Wiesbaden 2001, S. 11–27. – Milutin Michael Nickl: Zur Aktualit¨at des T. v. E. und Jan de Stobnica. Lauf an der Pegnitz 2004. SF Hermann von (der) Loveia. – Dominikanischer Lesemeister und Verfasser dreier Predigten. H., um 1300 Lesemeister in Leipzig und wahrscheinlich auch im Erfurter Predigerkloster, geh¨orte wohl dem Umkreis jener Erfurter Lektoren um Meister → Eckhart an, die in die Sammlung → Paradisus anime intelligentis aufgenommen 940
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Heinrich von Lowen ¨ wurden. «Von der Loveia» meint wahrscheinlich «von dem Th¨uringer Wald». Von dem spekulativen Scholastiker H. u¨ berliefert Paradisus anime intelligentis drei Predigten, die sich besonders mit Fragen der menschlichen Gotteserkenntnis befassen. Die Epiphanie-Predigt (Nr. 13) beruht auf der negativen Theologie des Pseudo-→ Dionysius; Paradisus-Predigt Nr. 17 behandelt die drei traditionellen Lebensweisen (viehische, t¨atige und schauende), sowie verschiedene Begriffe diskursiver und intuitiver Erkenntnisart. Predigt Nr. 40 handelt von dem Vorrang der Vernunft («bekenntnisse») gegen¨uber der Liebe («minne») und von dem dreifachen Adel des Erkenntnisverm¨ogens. Ein in der Handschrift Mu¨ nchen, UB, 8° cod. ms. 270, 75r/v unter dem Namen «Der von Loben» u¨ berlieferter Spruch u¨ ber die t¨agliche S¨unde stammt m¨oglicherweise ebenfalls von H. Vgl. dazu Gisela Kornrumpf/Paul-Gerhard V¨olker: Die dt. ma. Hss. der UB Mu¨ nchen (Die Hss. der UB M¨unchen 1). Wiesbaden 1968, S. 272. ¨ Uberlieferung: Oxford, Bodleian Library, Cod. Laud. misc. 479 (Perg., 14. Jh., rheinfr¨ankisch). – Hamburg, SUB, Cod. theol. 2057, 36v–38v, 47v–51r, 107r–108v (Perg., 14. Jh., westmd.rheinfr¨ankisch). – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI 55, 101r–107v (Mitte 15. Jh.). – Ebd., 89r–91v. Ausgabe: Philipp Strauch (Hg.): Paradisus anime intelligentis (DTM 30). Berlin 1919, S. 33–35 (Nr. 13), S. 42–44 (Nr. 17), S. 89 f. (Nr. 40). Literatur: Lauri Sepp¨anen, VL2 3 (1981) Sp. 1072–1074; 11 (2004) Sp. 648. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl. 2. Leipzig 1881, S. 168 f. – L. Sepp¨anen: Stud. zur Terminolgie des Paradisus anime intelligentis. Helsinki 1964. – Karin Morvay/Dagar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentliche Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 108 f. (T 99). – Kurt Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 3. Mu¨ nchen 1996, S. 398–400. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 420. – Burkhard Hasebrink (Hg.): ‹Paradisus anime intelligentis›. Stud. zu einer dominikanischen Predigtslg. aus dem Umkreis Meister Eckharts. T¨ubingen 2009, passim. SF Heinrich von Lowen ¨ (Hendrik van Leuven, Henricus de Lovanio, Hendrik van den Calster, Heinricus de Calstris) OP, * bald nach 1250 L¨owen, 941
2. H¨alfte 13. Jh. † wahrscheinlich 1302 oder 1303 (an einem 18. Okt.). – Verfasser einer K¨olner Predigt. H., der einer L¨owener Patrizierfamilie entstammte, trat in das Dominikanerkloster L¨owen ein und studierte vermutlich in K¨oln und Paris. Sp¨atestens seit 1293 war er Prior seines Heimatkonvents, 1297 bis 1302 u¨ bte er das Amt des Lektors im K¨olner Dominikanerkloster aus. Erw¨ahnt wird auch eine T¨atigkeit als Lektor in Wimpfen (Schwaben). Von den wahrscheinlich zahlreichen Predigten H.s ist eine K¨olner Predigt u¨ ber das Thema der mystischen Minne zwischen Gott und der Seele u¨ berliefert. Inc.: «Dyse wortt predigett unnser liebe fraw inn pruder hainrichs personn gelaichnuss auff dem hof zu k¨olenn zu den predigern Unnd sprach also: Der der aller weyste ist [...]». In der um die Mitte des 14. Jh. entstandenen und legendenhaft ausgeschm¨uckten H. v. L.-Vita, die unter dem Titel Miracula fratris Henrici de Calstris verbreitet war (vgl. Axters 1947 [s. Lit.] S. 246–248), wird berichtet, die Gottesmutter Maria habe in dessen Gestalt anstatt des erkrankten H. diese Predigt in K¨oln gehalten. ¨ Uberlieferung: Axters 1970 (s. Lit.) f¨uhrt zw¨olf Hss. dieser Predigt an; vgl. auch Ringler (s. Lit.) S. 136 f. Ausgabe: Axters 1947 (s. Lit.) S. 251–255. Zugeschrieben werden H. ferner folgende Schriften: ein Brief an ein Beichtkind, der eine Ermahnung zur Abkehr vom a¨ußeren Leben und zur mystisch verstandenen Innerlichkeit darstellt. Inc.: «Dusse worde sprac brvder Hinrick van Loeven. De mensche de Godes wil syn». Ausgabe: Axters 1947 (s. Lit.) S. 237–239, 248–250 u. o¨ . Auch ein geistlicher Spruch (Inc.: «das aller beste minne werke das der mensch gew¨urken mag») und Exzerpte aus einer Genter Handschrift belegen H.s Namen. Ausgabe: Axters 1947 (s. Lit.) S. 256. Literatur: Gundolf Gieraths, NDB 8 (1969) S. 414. – Peter Kesting, VL2 3 (1981) Sp. 778–780. – Burkhard Hasebrink, MarLex 6 (1994) S. 841. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Teil 2. Leipzig 1881, S. 129. – Gilles G´erard Meersseman O. P.: Heinrich van den Calstre v. Loewen O. P. In: Archivum Fratrum Praedicatorum 1 (1930) S. 159–180. – Stephanus Axters O. P.: De zalige Hendrik van Leuven, O.P., als geestelijk Auteur. In: Ons Geestelijk Erf 21 (1947) S. 225–256. – Ders.: Bibliotheca Dominicana Neerlandica manuscripta 942
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2. H¨alfte 13. Jh. 1224–1500. Louvain 1970, S. 52–56. – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. 2. Rom 1975, S. 187 f. – Siegfried Ringler: Viten- und Offenbarungslit. in Frauenkl¨ostern des MA. Quellen und Stud. (MTU 72). Z¨urich/M¨unchen 1980, S. 47 f., 53, 55, 136 f. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 105. – B. Hasebrink (Hg.): ‹Paradisus anime intelligentis›. Stud. zu einer dominikanischen Predigtslg. aus dem Umkreis Meister Eckharts. T¨ubingen 2009, S. 230 f. SF Katharina von Alexandrien. – In zahlreichen Vers- und Prosaredaktionen seit dem Ende des 13. Jh. auch in dt. Handschriften verbreitete Legenden. Die hl. K. v. A., historisch nicht fassbare M¨artyrerin aus dem Kreis der 14 Nothelfer, erscheint in der Legende als gelehrte Frau aus adeligem Hause, die in einer Disputation die von Kaiser Maxentius (Maximinus?) berufenen 50 heidnischen Philosophen besiegt, worauf sich diese zum Christentum bekehren und daf¨ur verbrannt werden. K. wird nach weiteren Bekehrungen auf das Rad geflochten und, nachdem sie durch einen Engel gerettet wurde, enthauptet; statt Blut fließt Milch aus ihren Wunden. Neben dem als Passio bezeichneten Martyrium der K. erschien im Westen auch die Geschichte ihrer Bekehrung durch einen Einsiedler und ihrer mystischen Verm¨ahlung mit Christus, die Conversio. Neben → Barbara, → Dorothea und Margareta z¨ahlt die hl. K. zu den vier Hauptjungfrauen. Ihr Festtag ist der 25. November. Fr¨uhestes literarisches Zeugnis des im Osten und Westen weit verbreiteten Kultes um die hl. K. ist eine im 6./7. Jh. im Orient verfasste griechische Passio (Bearbeitungen des Simeon Metaphrastes und eines Athanasius), welche seit dem 8. Jh. ins Lat. (Fassung des Arechis), sp¨ater in die europ¨aischen Volkssprachen u¨ bersetzt wurde. Seit dem 12. Jh. ist die auf der lat. Legende des Arechis ¨ und einer weiteren lat. Athanasius-Ubertragung beruhende lat. Standardfassung u¨ berliefert, die als Vulgata bezeichnet wird und im dt. Sprachgebiet weite Verbreitung fand; es werden drei verschiedene Vulgata-Fassungen unterschieden (V 1–3). V 2 wurde in das → Magnum Legendarium Austriacum aufgenommen, in die Legenda aurea eine Mischung aus V 1 und einigen a¨ lteren lat. Quellen. 943
Katharina von Alexandrien ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 22279, 155r–180r. – Ebd., Clm 14473, 94v–107v. – Ebd., Clm 701, 247v–253v. – Ebd., Clm 12389, ¨ Cod. 1321, 100v–105v. – 246r–254r. – Wien, ONB, Ebd., Cod. 1570, 39r–52r. – Leipzig, UB, Cod. 436, 15r–26r. Weitere Hss. bei Spina (s. Lit.) S. XVI. Ausgabe: Knust (s. Lit.) S. 232–314. Dt. Legenden: Die K.-Legende existiert seit dem 13. Jh. in dt. Versbearbeitungen, seit dem 14. in dt. Prosa, wobei zun¨achst nur die Passio, sp¨ater auch die Conversio bearbeitet wurde. I. Verslegenden. 1. Von dem Dichter des → Passionals stammt auch die a¨lteste dt. Versfassung (Ende 13. Jh.) der Passio, f¨ur die er auf die Legenda aurea und V 3 zur¨uckgriff. ¨ Uberlieferung: Stuttgart, LB, Cod. HB XI 28. Vgl. dazu Eberhard Gottlieb Graff: Diutiska. Denkm¨aler dt. Sprache und Lit. aus alten Hss. Bd. 2. Stuttgart/T¨ubingen 1827, S. 67 f. Literatur: Knust (s. Lit.) S. 40. – Ernst Tiedemann: Passional und Legenda aurea (Palaestra 87). Berlin 1909, S. 130. – Bobbe (s. Lit.) S. 38–58. 2. Eine dt. Versifizierung von 902 Versen einer Passio der Gruppe V 2 entstand um 1300 f¨ur das → Buch der M¨artyrer. Der Text geht auf dieselben Quellen zur¨uck wie das Magnum Legendarium Austriacum. ¨ Uberlieferung: Der Text liegt ferner in fol¨ genden Hss. vor: Wien, ONB, Cod. 2677, 107v–112v. – Ebd., Cod. 2862, 112r-124r. – Hs. des Freiherrn v. Ankershofen (fragm.). Ausgabe: Erich Gierach: Das M¨arterbuch (DTM 32). Berlin 1928, S. 472–491. Literatur: Bobbe (s. Lit.) S. 16–26. – Gerhard Eis: Die Quellen des M¨arterbuches (Prager dt. Stud. 46). Reichenberg i. B. 1932, S. 283–285. – Sudhof (s. Lit.) S. 24. – Konrad Kunze: Die Hauptquelle des M¨arterbuches. In: ZfdPh 88 (1969) S. 45–57, bes. S. 56. ¨ 3. Die Handschrift Wien, ONB, Cod. 2696, 38r–59v, u¨ berliefert eine noch 3254 Verse umfassende o¨ sterr. Bearbeitung eines md. Textes. Als Quellen zur Abfassung der wohl aus dem 14. Jh. stammenden Reimlegende dienten dieselbe VVersion, die auch der Verfasser des Buchs der M¨artyrer verwendete, wie auch das Buch der M¨artyrer selbst. Ausgabe: Lambel (s. Lit.) S. 142–180. Literatur: Hoffmann (s. Lit.) S. 93. – Lambel (s. Lit.). – Knust (s. Lit.) S. 39 f. – Bobbe (s. Lit.) S. 27–37. 944
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Katharina von Alexandrien 4. Eine obd. Versfassung der Passio aus dem 14. Jh. enthalten folgende Handschriften des ¨ 15. Jh.: Wien, ONB, Cod. 2841, 112r–124r. – Dresden, LB, Cod. M 209, 130r–158v. – Karlsruhe, Cod. Donaueschingen 117, 44r–77v. Inc.: «In Alexandrˆıe ein kunic saz/der bˆı sˆınen tagen was/ein herre vil vermessen.» Ausgabe: Leopold Zatocil: Die gereimte Katharinenlegende im Wiener Cod. Nr. 2841 aus der zweiten H¨alfte des 14. Jh. In: Sbornik prac´ı filosofick´e fakulty brnˇensk´e university 25/26 (1978/79) S. 107–136. Literatur: Hoffmann (s. Lit.) S. 93. – Lambel (s. Lit.) S. 136 f. – Knust (s. Lit.) S. 80. 5. Eine fragmentarische Verslegende des 14. Jh. u¨ berliefert das Streitgespr¨ach der K. mit den Philosophen. ¨ Uberlieferung: Hs. des schlesischen Stiftes Heinrichau (Verbleib unbekannt). Vgl. dazu Arch. f¨ur Gesch., Statistik, Lit. und Kunst 17 (1826) S. 545–547. Literatur: Lambel (s. Lit.) S. 134. – Knust (s. Lit.) S. 41. – Bobbe (s. Lit.) S. 63 f. 6. Eine weitere Versifizierung u¨ berliefert die Handschrift Stift G¨ottweig, Cod. 206 (rot), 155 (schwarz) (antea H 17) (Perg., 14. Jh.). Inc.: «Maxencius was ein chvnich genant/Der sant weyten in dev lant/Von allendria (!) der stat/der gepaet vnd pat». Parallel¨uberlieferung: Salzburg, Bibl. der Erzabtei St. Peter, Cod. b XII 3, 133v–138v (zweite H¨alfte 15. Jh.). Literatur: Hoffmann (s. Lit.) S. 92 f. – Schade (s. Lit.) S. 110. – Lambel (s. Lit.) S. 134. 7. Eine weitere, fragmentarisch u¨ berlieferte K.Reimlegende nach V 1 findet sich in der Hs. K¨onigsberg, UB, Cod. 2914 (14. Jh.; ein Foliobl., seit 1945 veschollen). Enthalten war die Handlung der Legende vom Martyrium der Kaiserin bis zum Schluss. Ausgabe: Emil Steffenhagen: Die altdt. Hss. zu K¨onigsberg. In: ZfdA 13 (1867) S. 501–574, hier S. 539–546. Expl.: «Vnd bis ym by in allir not/Katheryna durch dynen tot/Amen.» 8. Eine aus dem 14. Jh. stammende alemannische Bearbeitung der Passio findet sich in der Handschrift Karlsruhe, Cod. Donaueschingen 116, 75r–137v, sowie in Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 240, 63va–67rb (1478). Inc.: «Ze rome hie vor ein keiser waz/der trvg gegen gote vil grozen haz». Vgl. dazu Lambel (s. Lit.) S. 138. – Karl August Barack: Die Hss. der F¨urstlich-F¨urstenbergischen Hofbibl. T¨ubingen 1865, S. 117 f. 945
2. H¨alfte 13. Jh. 9. Eine nd. Versifizierung mit mitteldt. F¨arbung von 618 Versen ist in einer Handschrift (Cod. A 4) der Altst¨adter Kirchenbibl. zu Bielefeld, 8r–26r (Ende 15. Jh.), u¨ berliefert. Ausgabe: Sudhof (s. Lit.) S. 29–45. 10. Zwei Handschriften-Fragmente (Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 404.9 [20] novi. – Hannover, Staatsarch. [wahrscheinlich 1943 verbrannt]), die demselben Codex (vielleicht aus Braunschweig) entstammen, u¨ berliefern eine md. Reimpassio des 14. Jh., deren Inhalt sich aus Zwiegespr¨achen des Kaisers mit K. und dem Ritter Porphyrius zusammensetzt. Ausgaben: Friedrich Gerss: Bruchst¨uck einer Katharinenlegende. In: ZfdPh 10 (1879) S. 488 f. – Paul Zimmermann: Bruchst¨ucke einer Katharinenlegende. In: Germania 25 (1880) S. 198–209. – Collinson (s. Lit.) S. 110–112, 114–118, 120–132, 154–162. Literatur: Knust (s. Lit.) S. 80 f. – Collinson (s. Lit.) S. 55–71. – Bobbe (s. Lit.) S. 59–61. 11. Br¨ussel, Kgl. Bibl., Hs. II, 143, 11r–45v (1476), u¨ berliefert eine nd. Verslegende des 14. Jh. von 1908 Versen. Sie setzt sich aus zwei Teilen zusammen, die jeweils stilistische Eigenheiten aufweisen; der zweite Teil beruht auf der md. Reimpassio der Fragmente aus Wolfenb¨uttel und Hannover (s. o. 10). Die vorangehende Conversio (bis Vers 500) stellt wohl eine Einf¨ugung des Endredaktors auf der Grundlage einer lat. Quelle der Gruppe I dar. Der Text stammt m¨oglicherweise aus Braunschweig. Ausgabe: Collinson, S. 81–168. Literatur: Robert Priebsch: Aus dt. Hss. der Kgl. Bibl. zu Br¨ussel. In: ZfdPh 36 (1904) S. 371–387, hier S. 384–387. – Collinson (s. Lit.). – Hilka (s. Lit.) S. 175–179. – Bobbe (s. Lit.) S. 59–61. 12. Eine bis zu 528 Verse umfassende Katharinenpassio stammt vielleicht aus dem ostmd. Raum des 14. Jh.; sie ist meist zusammen mit der Legende von Barbara, Dorothea und Margareta u¨ berliefert (→ Passienb¨uchlein von den vier Hauptjungfrauen). ¨ Uberlieferung: Dessau, StB, Cod. 24.8° (ehem. Georg, 4°, 4), 33r–43r (D). – Hannover, LB, Cod. I, 84a, 446–453v (H). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 478, 42r–48v (bair., gek¨urzter Text) (M). – Uppsala, UB, Cod. C 497, 1r–14r (15. Jh., ostmd.). Drucke: [Marienburg, Karweyß, um 1500] 18r–31r (Ka). – [K¨oln, Koelhoff, um 1500] (K1). – Ebd., [U. Zell, 1502/3] (K2). – [Ebd., van Nuyß, um 1513] (K3). – Ebd., van Nuyß [um 1513] (K4). – [Ebd., Kruffter, um 1515] (K5). Ein nur 946
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2. H¨alfte 13. Jh. fragmentarisch erhaltener s¨achsisch-th¨uringischer Druck nach 1500 enthielt vielleicht ebenfalls die K.-Legende (vgl. dazu Degering/Husung, S. 17, 39). Ausgaben: Schade (s. Lit.) S. 135–151. – Degering/Husung, S. I–XX, S. 48–56. Literatur: Schade (s. Lit.) S. 103–134. – Lambel (s. Lit.) S. 139. – Knust (s. Lit.) S. 80. – Bobbe (s. Lit.) S. 61 f. – Degering/Husung (s. Lit.) bes. S. 10–27, 37–41, 56 f. 13. Ein nd. Reimgedicht u¨ berliefert die Hs. Wolfenb¨uttel, HAB, Hs. Helmst. 1086, 48r–68v (15. Jh.). Vgl. dazu Zimmermann (s. o. 10). Inc.: «Do Maxencius was to Romen to keyser koren/vnde den strit yeghen Constantino hadde verloren». Ausgabe: Sibylle Jefferis: Ein sp¨atma. Katharinenspiel aus dem Cod. Ger. 4 der University of Pennsylvania. Diss. Univ. of Pennsylvania, Ann Arbor (Mich.) 1982, Anhang S. 424–442. II. Prosalegenden. 14. Die a¨ lteste dt. Prosapassio ist in der Els¨assischen Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine) enthalten. Ausgabe: Ulla Williams/Werner WilliamsKrapp (Hg): Die ‹Els¨assische Legenda aurea›. Bd. 1 (TTG 3). T¨ubingen 1980, S. 755–760. 15. Eine 1343/49 bearbeitete K.-Legende findet sich auch im Heiligenleben des → Hermann von Fritzlar; dabei handelt es sich wohl um die Umarbeitung einer Verslegende a¨ hnlich 9. Ausgabe: Franz Pfeiffer: Dt. Mystiker des 14. Jh. Bd. 1. Leipzig 1845, S. 253–257. 16. Eine dt. K.-Legende aus der zweiten H¨alfte des 14. Jh. beruht auf der a¨ ltesten lat. Conversio (auch als Spiegelversion bezeichnet). Auf die Jugendund Leidensgeschichte folgen 27 posthume Wundergeschichten und eine Lobrede. Inc.: «Es was ein reycher kunig in Cyperland in der inseln in einer statt, die hiess Salomonia». Diese Legendenfassung fand Eingang in Der → Heiligen Leben. Da er auch in obd. Einzel¨uberlieferung erscheint, ist unklar, ob der Text eigens f¨ur die Sammlung Der Heiligen Leben geschaffen wurde. Einzeluberlieferung: Berlin, SBB, Mgq 1197, ¨ 132v–154v (Mirakelanhang ab 139r). – Augsburg, ¨ UB, Cod. Ottingen-Wallerstein III, 1, 8°, 15, r v 241 –271 (Anhang ab 249r). – Ebd., Cod. III, 1, 2°2, 259r–270v (Anhang ab 265r). – Gießen, UB, Cod. 849, 202v–247r (Anhang ab 213r). – Mu¨ nchen, 947
Katharina von Alexandrien BSB, Cgm 354, 1r–46v (Anhang ab 12v). – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Cod. 877, 2r–62v (Anhang ab 18r). 17. Eine weitere umfangreiche Prosalegende mit Wunderanhang ist seit der ersten H¨alfte des 15. Jh. u¨ berliefert; diese weist deutliche Unterschiede zu der in Der Heiligen Leben enthaltenen Fassung auf. Ihr diente wohl eine lat. Quelle a¨ hnlich dem Text in der Handschrift Mu¨ nchen, BSB, Clm 5664 (s. o. 3). Die Legende entstand vermutlich im bair.-o¨ sterr. Sprachraum. Statt der Lobrede bringt der Schluss ein knappes Gebet. Ein bislang nicht verifizierter Franziskaner Meister → Andreas wird darin o¨ fter als Verfasser genannt. Inc.: «Dys puechlein sagt vns von der edlen Juncfrawen sand katherina wie sy entpfangen worden sey in dem leib irer muter. Es spricht der mayster Andreas». ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgo 466, 143 BII. (Mirakelanhang ab 89v). – Karlsruhe, LB, Cod. Don. 454, 1r–20v. – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum 15131, 1r–93v (Anhang ab 79r). – Salzburg, Bibl. des Benediktinerinnenklosters Nonnberg, Cod. 23 B 25, 1r–49v (Anhang ab 32r). Literatur: Assion 1969 (s. Lit.) S. 73–82. 18. Auf der Grundlage der Fassungen 16 und 17, ¨ einer weiteren Vulgata-Ubersetzung und anderer Quellen verfasste um die Mitte des 15. Jh. wahrscheinlich im oder f¨ur das N¨urnberger Katharinenkloster ein Kompilator die umfangreichste dt. K.Legende. Der Mirakelanhang richtet sich gr¨oßtenteils nach der Fassung 16 und ist von vier Lobreden unterbrochen. Inc.: «Es spricht der lieb herr sant gregorius, das ein yeder gerechter mensch got nit allein sol loben». ¨ Uberlieferung: Bamberg, SB, Cod. hist. 154, ¨ 163 BII. – Augsburg, UB, Cod. Ottingenr v Wallerstein III, 1, 2°, 12, 1 –75 (Anhang ab 44v). – W¨urzburg, UB, Cod. M ch f 4, 138v–164v (Anhang ab 155r). Literatur: Assion 1969 (s. Lit.) S. 82–94. 19. Die Handschrift Mu¨ nchen, BSB, Cgm 306, 230v–269v (zweite H¨alfte 15. Jh.) u¨ berliefert eine bair. K.-Legende, die in einem Abh¨angigkeitsverh¨altnis zu Fassung 18 steht. Inc.: «Man vindet jn alten p¨uchern geschriben, daz der chaiser Constantius reichsnet wol ains vnd dreissig Jar». 20. Eine weitere Legendenfassung, deren Autor die Fassung 17, 18 oder die lat. Quellen dazu kannte, setzte der Ulmer Maler Michel Schorpp um 1500 in 16 Holzschnitte mit Beischriften um. 948
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Katharina von Alexandrien 21. Eine md. K.-Legende mit ausf¨uhrlicher Conversio findet sich in Wrocław (Breslau), UB, Cod. IV Qu 165 (15. Jh.). Vgl. dazu Hilka (s. Lit.) S. 179. ¨ 22. In zwei schw¨abischen Uberlieferungen mit gegenseitigen Abweichungen erscheint eine weitere K.-Legende des 15. Jh. Als Quellen dienten dem Verfasser eine wahrscheinlich bereits u¨ bersetzte, wohl ostmd. Conversio, eine VulgataVerdeutschung der Passio und der Wunderanhang der Fassung 16. Inc.: «Hodie chori celestis curie. H¨ut sind die C¨ore deß hymmelschen hofes f¨urbringen s¨ußes gesenge.» ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgq 192, 110v–169 (mit Nachtrag 106v–110r und Anhang ab 155v). – Stuttgart, LB, Cod. theol. et. phil. 4° 77, 105r–164r (Anhang ab 153r). Literatur: Williams (s. Lit.). 23. Eine fr¨ankische K.-Legende mit Wunderanhang bietet Augsburg, StB, 2° cod. 165, 179r–190r (15. Jh.). Die Fassung beruht auf einer Quelle, die auch als Nebenquelle f¨ur die Fassung 18 herangezogen wurde. Inc.: «Es sprichet der libe herr Sanctus Gregorius, wir s¨ullen eren die frevnt gotes». Vgl. dazu Williams (s. Lit.). 24. Karlsruhe, Cod. Donaueschingen 455, sechs Bll. (15. Jh.), enth¨alt eine schw¨abische Legendenfassung. Sie richtet sich nach der Conversio der von Hilka (s. Lit.) zugeordneten Gruppe II. Inc.: «Wir lessend von der himelf¨urstein sant katherina, allso dz sy was ein enige dochter». 25. Trier, StB, Cod. 1189/ 2023, 46v–53v (15. Jh.), bringt eine mittelfr¨ankische Conversio der Gruppe I c (vgl. Hilka). Inc.: «It was eyn groise konynck myt namen Costus». Dieselbe Fassung findet sich auch in: Paris, Bibl. Nat., Cod. all. 35, 511v–514v. – Leiden, UB, B. P. L. 86, 226r–242v. – Berlin, SBB, Mgq 261, 170r–175v. Literatur: Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. 2. Erlangen 1901, S. 172. – Collinson (s. Lit.) S. 72–76. – Hilka (s. Lit.) S. 175–179. – Siegfried Sudhof: Die Legende der hl. K. v. A. Diss. (masch.) T¨ubingen 1951. – Assion 1969 (s. Lit.) S. 226, 247. – Williams (s. Lit.). 26. Eine mittelfr¨ankische Conversio mit dem Incipit «si god di vss synre ouer vloediger barmhertzicheit wilt dat alle mynschen selich werden» u¨ berliefern folgende Handschriften: Berlin, SBB, Mgq 687, 139r–146v. – D¨usseldorf, Hauptstaatsarch., Cod. GV 1 (A 234), 55r–60v. – Hamburg, SUB, Cod. theol. 17314°, 94v–99v. 949
2. H¨alfte 13. Jh. 27. Eine obd. Kurzfassung der Passio nach V 2 ¨ findet sich in der Handschrift Wien, ONB, Cod. 13671, 44r–51v. Inc.: «Z˚u den zyten, do der kayser maxencius regiert in dem f¨unf vnd dryßgestem Jar». 28. Eine weitere Legende aus der Mitte des 15. Jh. u¨ berliefern Bamberg, SB, Cod. add. 21, 227r–329r. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 17.10. Aug. 4°, 283v–411v. Der Text mit dem Incipit «Dyoclecianus, von adel vnd gepurt ein pawr vß dem land dalmacia» ist in 24 Kapitel unterteilt und bringt K.s Lebensgeschichte im Rahmen der r¨omischen ¨ Reichsgeschichte; er stellt eine Ubersetzung der wohl im 14. Jh. von einem Bruder Petrus aus sechs weiteren Legendenfassungen zusammengestellten Nova legenda dar. Diese neue Fassung der K.-Legende wurde 1499 und 1508 bei Johann Gr¨uninger in Straßburg gedruckt, eine dt. Ausgabe Gr¨uningers erschien 1500. Vgl. dazu Knust (s. Lit.) S. 121. 29. Das Bruchst¨uck einer obd. Legende des 15. Jh. u¨ berliefert Berlin, Fragmentslg., Nr. 31, ¨ Mgf 736 (ein Bl.). Die Handschrift Wien, ONB, v v Cod. 13671, 94 –95 (15. Jh., obd.) enth¨alt den Schluss einer weiteren Legende, die eine von den Fassungen 16 und 17 abweichende Version der Erz¨ahlung Auffindung des hl. Leichnams umfasst. Weitere, bislang unbestimmte Katharinentexte verzeichnet Bobbe (s. Lit.) S. 70 f. 30. Eine in erster Linie auf der Legenda aurea beruhende mnd. K.-Legendenfassung (Conversio und Passio) findet sich in den Hss. Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Helmst. 1228, 41v–100r. – Ebd., Cod. Helmst. 1121, 56r–95v. Ausgabe: Leopold Zatocil: Eine mnd. Katharinenlegende in Prosa und ihre Beziehung zur alttschechischen Version. In: Sbornˆık Prac´ı Filosofick´e Fakulty Brnˇensk´e University, Jg. 29, Rada Liter´arnˇevˇedn´a 27 (1980) S. 141–154. Vgl. dazu auch Jefferis (s. o. 13) S. 204–211. Mirakel. Seit dem Dialogus miraculorum des → Caesarius von Heisterbach ist in Deutschland eine Katharinen-Mirakeldichtung u¨ berliefert; sie befasst sich mit den posthumen Wundertaten der K. Ab dem 14. Jh. wird die Tendenz erkennbar, Aufzeichnun¨ gen nach m¨undlicher Uberlieferung um das Textgut aus der Umarbeitung a¨ lterer Marienmirakel anzureichern. Diese Textst¨ucke erscheinen als Anhang zur Legende und bilden umfangreiche Mirakelzyklen. 950
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2. H¨alfte 13. Jh. I. Lat. Legendenfassungen mit Wunderanhang. Eine wohl in Deutschland entstandene Mirakelsammlung repr¨asentiert den a¨ ltesten Traditionsstrang und wurde als Grundlage f¨ur einen Text des 14. Jh. in Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. 7917, 16r–23v, verwendet. Ausgabe: Catalogus codicum hagiographicorum Bibliothecae Regiae Bruxellensis 1,2. Bruxelles 1889, S. 165–174. Im 15. Jh. erscheint die H¨alfte der Mirakel unter anderem als Predigtexempel bei Johannes → Herolt. II. Dt. Legendenfassungen mit Wunderanhang. Eine Mirakelsammlung, wie sie in den Handschriften Mu¨ nchen, BSB, Clm 21658 und Erlangen, UB, Cod. 489 repr¨asentiert ist, wurde unter Verwendung zus¨atzlicher Quellen (Peregrinatio des Meisters → Thietmar, m¨undliches Erz¨ahlgut) f¨ur den Wunderanhang der dt. K.-Legende in Der Heiligen Leben und in den unter 16. (s. o.) genannten Handschriften u¨ bersetzt und vermehrt. Im 15. Jh. wurde im bair.-¨osterr. Raum der Wunderanhang, wie er in Der Heiligen Leben erscheint, f¨ur die unter 17. (s. o.) verzeichneten dt. Handschriften teils erweitert, teils gek¨urzt. Um die Mitte des 15. Jh. stellte ein Bearbeiter wohl in N¨urnberg f¨ur die unter 18. (s. o.) angef¨uhrten Handschriften aus einer a¨lteren dt. Version des Wunderanhangs und deren lat. Quellen die Mirakelsammlung neu zusammen. Ferner liegen einzelne, teilweise motivlich oder sprachlich neu geformte Mirakel des 15. Jh. vor, dt. in Mu¨ nchen, BSB, Cgm 275, 63r–64v. – Ebd., Cgm 478, 50rv. Drei Mirakel fanden Eingang in die erbauliche Schrift Der → Seelen Wurzgarten; Prediger des 15. bis zum 18. Jh. verwendeten die Katharinenmirakel immer wieder als Exempel, so etwa → Meffreth und Paulus → Wann. Lobreden: Seit dem 14. Jh. wurden in die lat. und dt. Katharinenlegenden bzw. deren Wunderanhang h¨aufig eine Lobrede u¨ ber K.s Tugenden und Begnadungen eingef¨ugt. Literatur: G. Bardy: Catherine d’Alexandrie. In: DHGE 11 (1949) Sp. 1503–1505. – Peter Assion, LCI 7 (1974) Sp. 289–297. – Ders., VL2 4 (1983) Sp. 1055–1073; 11 (2004) Sp. 831 f. – Wimmer/Melzer (61988) S. 481 f. – Ekkart Sauser: K. v. Alexandria. In: BBKL 3 (1992) Sp. 1213–1217. – P. Assion, EM 7 (1993) Sp. 1091–1097. – De Boor/ Newald 4/1 (21994) S. 98 f. – Hans Reinhard 951
Katharina von Alexandrien Seeliger, LThK3 5 (1996) Sp. 1330 f. – Heinzgerd Brakmann, RGG4 4 (2001) Sp. 877 f. – Werner Williams-Krapp/Sandra Linden, Killy2 6 (2009) S. 319 f. – Oskar Schade (Hg.): Geistliche Gedichte des 14. und 15. Jh. vom Niederrhein. Hannover 1854 (Nachdr. Amsterdam 1968) S. 101–161. – Wilhelm Wackernagel: Gesch. der dt. Litteratur. Basel 21879, S. 214. – Hermann Knust: Gesch. der Legenden der hl. K. v. A. und der hl. Maria Aegyptiaca nebst unedirten Texten. Halle/Saale 1890. – Hermann Varnhagen: Zur Gesch. der Legende der K. v. A. Nebst lat. Texten nach Hss. Erlangen 1891. – Georg Vielhaber: Die a¨ lteste literarische Spur der hl. K. v. A. im Abendlande. In: Der Katholik 35 (1907) S. 158 f. – Franz Spina: Die altcechische Katharinenlegende der Stockholm-Br¨unner Hs. Einleitung, Text mit Quellen, Wb. Prag 1913. – William E. Collinson (Hg.): Die Katharinenlegende der Hs. II, 143 der Kgl. Bibl. zu Br¨ussel (Germ. Bibl. II,10). Heidelberg 1915. – Alfons Hilka: Zur Katharinenlegende: Die Quelle der Jugendgesch. K.s insbesondere in der mnd. Dichtung und in der mndl. Prosa. In: Arch. f¨ur das Studium der neueren Sprachen 140 (1920) S. 171–184. – Heinrich Bobbe: Mhd. K.-Legenden in Reimen. Eine Quellenunters. Diss. Halle/Saale 1922. – Erich Klostermann/Erich Seeberg: Die Apologie der Hl. K. (Schr. der K¨onigsberger Gelehrten Ges., Geisteswiss. Kl. 1,2). Berlin 1924, S. 31–87. – Hermann Degering/Max Joseph Husung (Hg.): Die Katharinen-Passie, ein Druck v. Ulrich Zell (Seltene Drucke der Preußischen Staatsbibl. zu Berlin 2). Berlin 1928. – Wilhelm L. Schreiber (Hg.): Die Legende der Hl. C. v. A. Holztafeldruck v. Michael Schorpp, Maler zu Ulm auf Schloß Hohen Liechtenstein bei Vaduz. Straßburg 1931. – Siegfried Sudhof (Hg.): Die Legende der Hl. K. v. A. im Cod. A 4 der Altst¨adter Kirchenbibl. zu Bielefeld (TspMA 10). Diss. T¨ubingen 1951 (Nachdr. Berlin 1959). – Gerhard Eis: Lupold v. Wiltingen. Eine Stud. zum Wunderanhang der Katharinenlegende. In: FS Wolfgang Stammler. Hg. v. G. Eis u. a. Bielefeld 1953, S. 78–91. – Anneliese Schr¨oder/Gerhard K¨uppers: K. Text zu Gesch. und Legende. Recklinghausen 1965. – Peter Assion: Die Mirakel der hl. K. v. A. Unters. und Texte zur Entstehung und Nachwirkung ma. Wunderlit. Diss. Heidelberg 1969. – Bruce A. Beatie: Saint Catherine of Alexandria. Traditional Themes and the Development of a Medieval German Hagiographic Narrative. In: Speculum 52 (1977) S. 785–800. – W. 952
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Klarissenregel Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des ¨ MA. Stud. zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 425 f. – Peter Schill: Ikonographie und Kult der hl. K. v. A. im MA. Stud. zu den szenischen Darstellungen aus der Katharinenlegende. Diss. M¨unchen 2002. – Manfred Becker-Huberti: Lex. der Br¨auche und Feste. SF Freiburg i. Br. u. a. 22007, S. 195. Klarissenregel (mhd. und mndl.). – Volkssprachliche Bearbeitungen. Von einer ersten, von → Klara von Assisi verfassten Regel, welche von Papst Innozenz IV. in der Bulle Solet annuare (9.8.1253) gebilligt wurde, sind ¨ ausschließlich ndl. Ubertragungen bekannt. ¨ Uberlieferung: Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 75 G 63 (Ende 15. Jh.). – Leiden, UB, Cod. Lett. 607. – Ebd., Cod. Lett. 608 (beide 15. Jh.). – Rotterdam, Gemeente Bibl., Cod. 96 E 2 (um 1500). – Gouda, Librye, Cod. 957 a. a (15. Jh.). ¨ Dt. Ubersetzungen wurden erst zur sog. Urbanistinnenregel, der Regel nach der Bulle Beata Clara virtute clarens Urbans IV. (18.10. 1263) angefertigt. Folgende Fassungen sind bekannt: 1. Die Ende des 13. Jh. in Augsburg entstandene Augsburger K. in den Handschriften: Regensburg, ehem. Klarissenkloster, o. S. (verschollen). – London, Brit. Library, Ms. Add. 15686 (aus dem Klarissenkloster Villingen, vor 1478). – Prag, UB, Ms. XVI G 34 (aus dem Klarissenkloster Eger, 1505, unvollst.). – Brixen, Klarissenkloster, Cod. 4° Perg. 87 (1517). Ausgaben: Anton Emanuel Sch¨onbach: Die Regensburger K. (Sb. der Akad. der Wiss. Wien, Phil.hist. Kl. 160/6). Wien 1908, S. 1–54, hier S. 3–27. – David Brett-Evans: Diu regel der sanct Clara swestern orden. In: Euph. 54 (1960) S. 135–169. 2. Eine alemannische Fassung in den Handschriften Stuttgart, LB, Cod. Hist. 4° 177 (15. Jh; Statutenbuch des Klarissenklosters Pfullingen, → Klarissenstatuten). – Ebd., Cod. HB I 87 (m¨oglicherweise ebenfalls aus Pfullingen, sicher aus der Di¨ozese Konstanz, zwischen 1520 und 1522). Auf den eigentlichen Regeltext folgen in beiden Handschriften zwei Anhangkapitel mit Anweisungen f¨ur Konversen (Servitialen). 3. Ripuarische Fassung in Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5235, 161ra–185ra (aus dem Klarissenkloster K¨oln ?, Ende 14. Jh.). Ausgabe: Brett-Evans, S. 168. 953
2. H¨alfte 13. Jh. 4. W¨urzburg, Franziskanerkloster, Cod. I 128 (13. Jh.; 1944 vernichtet) enthielt eine Klarissenregel nach der Bulle Urbans IV. ¨ 5. Die dt. Ubertragung eines K.-Kommentars des Egerer Minoriten Augustin von Alveldt aus dem Jahr 1535 bietet auch den vollst¨andigen Regeltext; auf jedes Kapitel der Regel folgt der Kommentar. ¨ Uberlieferung: Prag, UB, Ms. XVI E 20. – Ebd., Ms. XVI H 1. ¨ 6. Ndl. Ubersetzungen finden sich in Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 133 G 1 (1460). – Megen, Klarissenkloster, Cod.1 (kurz nach 1456). – Ebd., Cod. 2 (15./16. Jh.). – Ebd., Cod. 4 (1687). – Paris, Bibl. Nat., Ms. n´eerl. 40 (SF 3989) (Ende 15. Jh.). – Roermond, Seminarbibl., Cod. Op. Arch. Oct. I, 48 (Anfang 16. Jh.). – K¨oln, Hist. Arch., Hs. W 4° 103* (14. Jh.). Grundlegend f¨ur die Gesetzgebung des Klarissenordens ist das Privilegium paupertatis durch Innozenz III. (zwischen 1215 und 1216, wiederverlautbart von Gregor IX. 1228). Drei ndl. Handschrif¨ ten u¨ berliefern eine Ubertragung des Privilegium des Innozenz aus dem 15. Jh.: Leiden, UB, Cod. Lett. 607. – Ebd., Cod. Lett 608. – Rotterdam, Gemeente Bibl., Cod. 96 E 2. Ausgabe: Kurt Ruh: Franziskanisches Schrifttum. Bd. 1 (MTU 11). Mu¨ nchen 1965, S. 122–126. Zu den Regeln geh¨orig sind die Konstitutionen, die vom Papst best¨atigt werden m¨ussen. 1434 entwarf die Hl. Koletta die bis heute g¨ultigen Constitutiones S. Coletae, Papst Pius II. best¨atigte sie 1458. Literatur: Norbert Richard Wolf, VL2 4 (1983) Sp. 1184–1187; 11 (2004) Sp. 849. – Livarius Oliger: Zu Augustins v. Alfeld Regelerkl¨arung des Klarissenordens. In: Franziskanische Stud. 5 (1918) S. 220–222. – David de Kok: Codd. van Klarissen. In: Nederlandsch Archief voor Kerkgeschiedenis, NS 17 (1922) S. 200–225. – Ders., in: Archivum Franciscanum Historicum 7 (1934) S. 387–398. – Engelbert Grau: Das Privilegium paupertatis Innocens’ III. In: Franziskanische Stud. 31 (1949) S. 337–349. – Kurt Ruh: David v. Augsburg und die Entstehung eines franziskanischen Schrifttums in dt. Sprache. In: Augusta 955–1955. Hg. v. Clemens Bauer u. a. Mu¨ nchen 1955, S. 71–82, bes. S. 75. – Renate Mattick: Ordensregel und Statuten f¨ur das K¨olner Klarenkloster. Eine ripuari¨ sche Ubertragung des 14. Jh. In: Franziskanische Stud. 68 (1986) S. 141–192. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB Mu¨ nchen. Die ma. Hss. aus 954
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2. H¨alfte 13. Jh. Cgm 4001–5247 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,7). Wiesbaden 1996, S. 564 f. SF Klarissenstatuten (mhd. und mndl.). – Volkssprachige Texte, die im Rahmen der → Klarissenregel den Ablauf des Ordenslebens festlegen sollen. Die K. enthalten Erkl¨arungen und Definitionen der Gel¨ubde, regeln Hausordnungen, Strafbestim¨ mungen usw. Ubersetzungen in die Volkssprache sind h¨aufig, da die Notwendigkeit bestand, dass jede einzelne Schwester die Texte kannte; zum gr¨oßten Teil sind sie aber noch ungesichtet. Oft sind die Statuten im Hinblick auf die besonderen Verh¨altnisse in einzelnen Provinzen und Kl¨ostern verfasst. I. Texte aus der K¨olner Ordensprovinz. 1. Die Statuten der Kardin¨ale Johannes Caietanus de Ursinis (vom Jahr 1268) und Arnold von ¨ Pelagrua (vom Jahr 1317) sind in mndl. Ubertragung erhalten: ’s-Gravenhage, Kgl. Bibl., Cod. 133 G 1. – Megen, Klarissenkloster, Cod. 1, 2, 4. – Roermond, Groot Seminarie, cod. Op. Arch. 8° I 48. 2. Zusammen mit Leiden, UB, Cod. Lett. 607 und 608, u¨ berliefern dieselben Handschriften die Statuta Vicariorum Provinciae Coloniae pro Clarissis vom Jahr 1471. Vgl. de Kok 1927 (s. Lit.) S. 24–28. 3. Statuten zur Regel Innozenz’ IV: Leiden, UB, Cod. Lett. 607. Ausgabe: de Kok 1927 (s. Lit.) S. 29–44. 4. Das die Klarissen betreffende Kapitel 30 der Statuten Benedikts XII. vom Jahr 1337 mit Begleitbrief des Bruders Rabanus: ’s-Gravenhage, Kgl. Bibl., Cod. 133 G 1. – Megen, Klarissenkloster, Cod. 1, 2 und 4. Vgl. de Kok 1934 (s. Lit.) S. 392–394. 5. Strafbestimmungen des Hendrik van Rheinberg (Provinzialvikar zwischen 1467 und 1490). Ausgabe: de Kok 1927 (s. Lit.) S. 46–55. 6. Vorschriften zur Aufnahme in reformierte Klarissenkl¨oster: Leiden, UB, Cod. Lett. 608. Ausgabe: de Kok 1927 (s. Lit.), S. 45. 7. Bestimmungen u¨ ber die Schließung eines Klarissenklosters: Roermond, Groot Seminarie, Cod. Op.Arch.Oct. I 48. Ausgabe: de Kok 1927 (s. Lit.) S. 56–61. II. Texte aus der s¨achsischen Ordensprovinz. 1. Statuten des Henigus Sele f¨ur die Klarissen in Eger vom Jahr 1466: Prag, UB, Cod. XVI G 34, 32r–54v (1505). Die Statuten schließen hier an 955
Klarissenstatuten die Klarissenregel in der Augsburger Fassung an. Inc. «Hyr heben an statut vermanung declaracien und anweisung». 2. Ordnung und rechter brauch, wie man den frawen S. Clarae ordens und den schwestern der dritten regul S. Francisci den orden geben sol: Prag, Tschechische NB, XXIII F 141 (fr¨uhes 16. Jh.). III. Texte aus der obd. und o¨ sterr. Ordensprovinz. 1. Statuten Benedikts XII. vom Jahr 1337 an die Klarissen in Pfullingen: Stuttgart, LB, Cod. Hist. 4° 177 (Zwiefalten Nr. 92; Pfullinger Statutenbuch), 34r–41r (sp¨ates 15. Jh.). 2. Statuten des Kardinals Arnold (s. A. 1.) im Pfullinger Statutenbuch, 30v–31r (unvollst.). – Brixen, Klarissenkloster, Cod. 4° Perg. 87, 68r–85v (vielleicht sp¨atere [?] Signatur) (1517). 3. Statuten des Straßburger Provinzialvikars Johannes von Lor (de Lara) von 1455 (?) im Pfullinger Statutenbuch, 41r–68v. – Brixen (s. 2), 32r–68r. Ausgabe: Straganz (s. Lit.) S. 151–170. 4. «Unterweisung» des Konrad → B¨omlin an die Klarissen von Oggelsbeuren vom Jahr 1437: Stuttgart, Staatsarch., B 482a Nr. 4. Ausgabe: V¨olker (s. Lit.) S. 141–143. 5. Statut Urbans V. gegen Simonie im Pfullinger Statutenbuch, 31v–33v. 6. Bulle Gregors IX. u¨ ber die Beobachtung der Klausur vom 25.3.1237 im Pfullinger Statutenbuch, 33v–34r. – Brixen (s. 2) 85v–86r. Literatur: Kurt Ruh, VL2 4 (1983) Sp. 1187–1190; 11 (2004) Sp. 849. – Michael Bihl: Statuta Provincialia Provinciae Coloniae OFM. Observ. annorum 1474 ad 1524. In: Archivum Franciscanum Historicum 7 (1914) S. 710–738. – Max Straganz: Die a¨ltesten Statuten des Klarissenklosters zu Brixen (Tirol). In: Franziskanische Stud. 6 (1919) S. 143–170. – Benvenuto Bughetti: Acta officialia de regimine Clarissarum durante saec. XIV. In: Archivum Franciscanum Historicum 13 (1920) S. 89–135. – David de Kok: Codd. van Klarissen. In: Nederlandsch Archief voor Kerkgeschiedenis NS 17 (1923) S. 200–225. – Ders.: Bijdragen tot de Geschiedenis der Nederlandsche Klarissen en Tertiarissen voor de Hervorming. Utrecht 1927. – Ders.: S. Clarae benedictionis textus nederlandici. In: AFH 27 (1934) S. 387–398. – Leo Ueding: Das Klarissenkloster St. Klara in Freiburg i. Br. Von der Gr¨undung bis zum Beginn des 15. Jh. In: Alemannia Franciscana Antiqua 7 (1961) S. 137–192, bes. S. 159–168. – Paul-Gerhard 956
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Pseudo-Origenes V¨olker: Die dt. Schriften des Franziskaners Konrad B¨omlin (MTU 8). M¨unchen 1964, S. 141–143. – Renate Mattick: Ordensregel und Statuten f¨ur das ¨ K¨olner Klarenkloster. Eine ripuarische Ubertragung des 14. Jh. In: Franziskanische Stud. 68 (1986) S. 141–192, hier S. 141–150. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB Mu¨ nchen. Die ma. Hss. aus Cgm 4001–5247 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,7). Wiesbaden 1996, S. 557–565. SF Militarius. – Mlat. Verslegende des 13. Jh. von 331 leoninischen Hexametern. Die anonyme Dichtung entstand vermutlich in Deutschland. Die Zuschreibung an → Gottfried von Tienen (Tirlemont) ist nicht haltbar. Ein junger, durch eigene Schuld verarmter Ritter l¨asst sich zu einem Pakt mit dem Teufel verleiten; auf die Forderung des Teufels hin verleugnet er Christus, nicht aber Maria, die er schließlich um Hilfe anfleht. Daraufhin erscheint ihm die bei Jesus F¨urbitte leistende Gottesmutter in einer Kirche. Mit der Thematik des reuigen Teufelsb¨undners z¨ahlt der M. zum Umkreis der TheophilusLegende (→ Theophilus). Verbindungen bestehen unter anderem zu der Erz¨ahlung De milite, qui noluit negare s. Mariam, zur Fassung der Theophiluslegende in Johannes → Herolts Promptuarium exemplorum und zur mhd. Marienlegende Marien Ritter und der Teufel aus dem → Passional. Den Kern der Dichtung bilden zwei umfangreichere Dialoge: zum einen der Streit des Teufels mit dem Ritter, weil dieser Maria die Treue h¨alt (V. 75–122) und zum anderen die F¨urbitte Marias bei Jesus (V. 210–251). ¨ Die h¨aufige Uberlieferung des M. im Rahmen von Schultexthandschriften und die Aufnahme in das Schultextprogramm des Registrum multorum auctorum des → Hugo von Trimberg weisen auf den schulischen Gebrauch hin. ¨ Uberlieferung: Danzig, Marienbibl., Cod. Q. 24, 206v–212r (15. Jh.; verschollen). – Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibl., Cod. 2780, 29r–35r (1380). – Erfurt, Wiss. Allgemeinbibl., Cod. Ampl. Q. 49, 104r–110v (14. Jh.). – Heidelberg, UB, Cod. Salem. 8, 29b, 8v–12r (1452). – Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS 1634 4°, 32v–37v (15. Jh.). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 4413, 52r–60v (14. Jh.). 957
2. H¨alfte 13. Jh. Ausgaben: Mone (s. Lit.) S. 266–273. – Petsch 1910 (s. Lit.) S. 28–42. – Ders. 1925 (s. Lit.) S. 264–276. – Karl Strecker: Kritisches zu mlat. Texten. In: ZfdA 63 (1926) S. 103–127, hier S. 103–108. – Rubel (s. Lit.). Literatur: Franz Josef Worstbrock, VL2 6 (1987) Sp. 527–529; 11 (2004) Sp. 1005. – Franz Joseph Mone: Gottfried v. Thienen. In: Anz. f¨ur Kunde der dt. Vorzeit 3 (1834) S. 159–164, 266–276. – Rahewin: Gedicht u¨ ber Theophilus. Hg. v. Wilhelm Meyer. M¨unchen 1873, S. 59–62. – Adolfo Mussafia: Stud. zu den ma. Marienlegenden 4. Wien 1891, S. 9. – Robert Petsch: Aus Heidelberger Hss. 1. Der mlat. M. In: Neue Heidelberger Jb. 16 (1910) S. 24–42. Wieder in: Ders.: Gehalt und Form. Gesammelte Abh. zur Lit.wiss. und zur allg. Geistesgesch. Dortmund 1925, S. 259–276. – Joseph Klapper (Hg.): Erz¨ahlungen des MA in dt. ¨ Ubers. und lat. Urtext. Breslau 1914, S. 282 f. – Karl Plenzat: Die Theophiluslegende in den Dichtungen des MA. Berlin 1926 (Nachdr. Nendeln ¨ 1967). – Nikolaus Henkel: Dt. Ubers. lat. Schultexte, ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der fr¨uhen Neuzeit (MTU 90). M¨unchen 1988. – Thomas Rubel: Der ‹S¨under› als Stilmodell. Schullekt¨ure im 13. Jh. am Bsp. des ‹M.›. (Studium Litterarum 18). Berlin 2009. SF Pseudo-Origenes. – Verfasser der Predigt Maria stabat ad monumentum, von der seit dem Ende des 13. Jh. dt. Bearbeitungen u¨ berliefert sind. Im MA wurde diese lat. u¨ berlieferte Predigt meist dem griechischen Kirchenvater Origenes (gest. um 254) zugeschrieben, einige fr¨uhe Handschriften nennen auch → Gregor den Großen oder → Anselm als Verfasser. Der eigentliche Verfasser war wohl franz¨osischer Benediktiner oder Zisterzienser des sp¨aten 12. oder des beginnenden 13. Jh. Die Homilia de Maria Magdalena ist in u¨ ber 130 Handschriften u¨ berliefert, wobei die fr¨uhesten dem 13. Jh. entstammen. Vgl. dazu McCall (s. Lit.). Es sind eine Fassung ohne Prolog (Inc.: «Audivimus fratres Mariam ad monumentum foris stantem») und eine Version mit Prolog (Inc.: «De presenti solemnitate locuturo») bekannt. Inhalt der Predigt ist nicht das Leben der Maria Magdalena (zu den Legenden vgl. → Maria Magdalena, sondern allein die Szene am Grab. Auf eine kurze Einleitung folgen sechs Einzelszenen mit Betrachtungen und ein Schlusswort. 958
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2. H¨alfte 13. Jh. Ausgaben: Fran¸cois Combefis: Bibl. Patrum concionatoria. Bd. 5. Venedig 1749, S. 580–584. – Louis Bourgain: La Chaire Francaise au XIIe Si`ecle d’apr`es les Manuscrits. Paris 1879 (Nachdr. Genf 1973) S. 373–383. – Adolf Patera: Hradeck´y Ruk´opis. Prag 1881, S. 438–449. Dt. Bearbeitungen: I. Poetische Texte. 1. Die Homilie des P.-O. findet sich in dem bald nach 1298 entstandenen Gedicht Der → Saelden Hort (V. 9676–9904). 2. In seiner Dichtung Von Gottes Zukunft verwendet → Heinrich von Neustadt die Homilie als Vorlage und nennt seine Quelle explizit. ¨ 3. Eine quellentreue Ubertragung aus dem Ende des 13. Jh. stellt die vielleicht in Regensburg entstandene Bair. Magdalenenklage (1035 Verse) dar. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 15225, 1r–33r (erste H¨alfte 14. Jh.). Ausgaben: Gerhard Eis: Beitr. zur mhd. Legende und Mystik (Germ. Stud. 161). Berlin 1935, S. 315–350. – Boxler (s. Lit.) S. 545–555 (Nr. 8.33). II. Predigt. In zwei dt. Predigten (DW II Nr. 55 und 56) Meister → Eckharts finden sich Kurzfassungen der Homilie. → Marquard von Lindau beschreibt in einer dt. Predigt die Szene am Grab auf der Grundlage der P.-O.-Homilie. Ausgabe: R¨udiger Blumrich: Marquard v. Lindau. Dt. Predigten (TTG 34). Tu¨ bingen 1994, S. 301–309 (Nr. 40). Eine lat. Predigt des Jan → Miliˇc von Kremsier, die den Text der Homilie nahezu unver¨andert bringt, wurde sp¨ater durch Lienhart → Peuger verdeutscht (s. u.). III. Prosau¨ bertragungen. ¨ 1. Die fr¨uheste Ubersetzung enth¨alt der MariaMagdalena-Libellus, der wohl noch im 14. Jh. in N¨urnberg entstand. ¨ Uberlieferung: Bamberg, SB, Msc. Hist. 159, 53r–81r. Abdruck: Boxler (s. Lit.) S. 250–303 (Nr. 8.3). ¨ 2. Relativ quellentreu gestaltet sich die Ubertragung des Heinrich → Haller (vor 1464). ¨ Uberlieferung: Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB 1065, S. 284–307 ¨ (Ubersetzungskonzept). – Innsbruck, UB, Cod. 979, 81vb–90va (Abschr. der Reinschr.). Abdrucke: Boxler (s. Lit.) S. 512–523 ¨ (Nr. 8.30). – Erika Bauer: Heinrich Hallers Ubersetzung der dem Origenes zugeschriebenen Predigt 959
Pseudo-Origenes u¨ ber Jo 20, 11–18: Maria stabat. In: Die Kart¨auser und das Hl. R¨omische Reich. Bd. 3 (Analecta Cartusiana 140). Salzburg 1999, S. 1–61. 3. Um 1450 u¨ bertrug Lienhart Peuger f¨ur die Laienbr¨uder im Benediktinerkloster Melk Predigttext und Prothema des erw¨ahnten Jan Miliˇc von Kremsier. ¨ Uberlieferung: Melk, Stiftsbibl., Cod. 1865, 171rb–176rb. ¨ 4. Eine Ubersetzung f¨ur Laien erstellte Schwester → Regula im dritten Viertel des 15. Jh. im Rahmen ihres → Buches von den hl. M¨agden und Frauen. Abdruck: Boxler (s. Lit.) S. 537–544 (Nr. 8.32). ¨ 5. Eine sehr quellentreue Ubersetzung des 16. Jh. in mittelfr¨ankischer Sprache findet sich in Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen B VI 2, 191rb–201va. Abdruck: Boxler (s. Lit.) S. 524–536 (Nr. 8.31). Literatur: Hermann-Josef Sieben: Origines. In: LexMA 6 (1993) Sp. 1455 f. – Freimut L¨oser, VL2 11 (2004) Sp. 1090–1095. – Camille Chabaneau: Sainte Marie Madeleine dans la litt´erature proven¸cale. In: Revue des Langues Romanes 24 (1883) S. 53–63. – Andr´e Wilmart: Les Hom´elies attribu´ees a` S. Anselme. In: Archives d’histoire doctrinale et litt´eraire du Moyen Age II (1927) S. 23 f. – Hans Hansel: Die Quelle der bayrischen Magdalenenklage. In: ZfdPh 62 (1937) S. 363–388. – John P. McCall: Chaucer and the Pseudo Origen ‹De Maria Magdalena›. A Preliminary Study. In: Speculum 46 (1971) S. 491–509. – Peter v. Moos: Consolatio. Stud. zur mlat. Trostlit. u¨ ber den Tod und zum Problem der christlichen Trauer. Bd. 3/2 (MMS 3,3). Mu¨ nchen 1972, S. 57, 183. – G¨otz Schmitz: Die Frauenklage. Stud. zur elegischen Verserz¨ahlung in der englischen Lit. des Sp¨atMA und der Renaissance (Anglia 23). T¨ubingen 1984, S. 193–226. – Urban K¨usters: Maria Magdalena und die Legitimit¨at der Trauer. Zu den mhd. Magdalenenklagen. In: Contemplata aliis tradere. Stud. zum Verh¨altnis v. Lit. und Spiritualit¨at. FS Alois Maria Haas. Hg. v. Claudia Brinker u. a. Bern u. a. 1995, S. 175–216. – Madeleine Boxler: ‹ich bin ein predigerin und appostolorin›. Die dt. Maria MagdalenaLegenden des MA (1300–1550). Unters. und Texte (Dt. Lit. v. den Anf¨angen bis 1700 22). Bern u. a. 1996. – Bram Rossano: Die dt. und ndl. Bearb. der Pseudo-Origines-Magdalenenklage. In: PBB (T¨ub.) 126 (2004) H. 2, S. 233–260. SF 960
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Weingartner Reisesegen S¨aulen des Hauses der Weisheit. – Fragmente vom Ende des 13. Jh. Vier Fragmente von je 12–16 paarweise gereimten Vierhebern, die Westermayer (s. Ausg.) auf f¨unf Pergamentstreifen aus dem R¨uckendeckel eines Ende des 16. Jh. in Frankfurt gedruckten Kr¨auterbuches gefunden hatte, konnten schließlich als Fragment aus dem Anfang der → ChristherreChronik identifiziert werden. Der Verbleib der Fragmente ist unbekannt. Die Verse handeln vom Erl¨osungstod und der Auferstehung Christi, die Begegnung zweier seiner J¨unger mit dem Auferstandenen, von dem Missionsauftrag, dem Ju¨ ngsten Gericht und dem ewigen Leben. Ausgabe: Georg Westermayer: Bruchst¨ucke eines geistlichen Gedichtes. In: ZfdA 28 (1884) S. 257–259. Literatur: Hartmut Freytag, VL2 8 (1992) Sp. 588; 11 (2004) Sp. 1370. – Dorothea Klein: Heinrich v. M¨unchen und die Tradition der gereimten dt. Weltchronistik. In: Stud. zur ‹Weltchron.› Heinrichs v. M¨unchen. Bd. 1. Hg. v. Horst Brunner. Wiesbaden 1998, S. 1–112, hier S. 95. SF Warum Gott sein Haupt neigte. – Geistlicherbauliche Rede, wohl Ende des 13. Jh. Im Vordergrund der 296 Reimpaarverse umfassenden Rede stehen Passionsmeditation, Aufruf zur Umkehr und Absage an die Welt. Unter Berufung auf «sante Bernhart» (→ Bernhard von Clairvaux ?) werden f¨unf Gr¨unde genannt, warum der gekreuzigte Jesus sein Haupt geneigt habe: aus Freundschaft zu den Menschen und als Einladung, zu ihm zu kommen, um die von Adam herr¨uhrende B¨urde zu u¨ bernehmen, um seinen gefolterten Leib zu betrachten, um die Fehde zwischen Gott und den Menschen durch seinen Kuss zu beenden sowie um zu vermitteln, dass er den Dank der Menschen f¨ur sein Leiden w¨unsche. Jeden dieser Abschnitte beschließt ein Drei- oder Vierreim. Einer Deutung der ausgebreiteten Arme des Gekreuzigten als Einladung an die Menschen folgen eine Aufforderung zu Reue und Beichte, die Beschreibung der himmlischen Freuden, eine Absage an das Diesseits, das in anaphorisch gereihten Reimpaaren mit dem Jenseits scharf wertend kontrastiert wird, und ein Aufruf zum Lob Gottes. ¨ Uberlieferung: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. 72 (fr¨uher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 1), 43vb–45vb (Perg., erstes Viertel 961
2. H¨alfte 13. Jh. 14. Jh., s¨udliches Mitteldt. mit unterschiedlich starkem bair. Einschlag). – Heidelberg, UB, Cpg 341, 88va–90va (Perg., erstes Viertel 14. Jh., su¨ dliches Mitteldt. mit zahlreichen bair. Formen). – Wien, ¨ ONB, Cod. 2677, 94va–96rb (Perg., um 1320/30, bair.-¨osterr.). Ausgabe: Gustav Rosenhagen (Hg.): Kleinere mhd. Erz¨ahlungen, Fabeln und Lehrgedichte. Bd. 3: Die Heidelberger Hs. Cod. pal. germ. 341. Berlin 1909 (Nachdr. 1970), Nr. 41, S. 31–35. Literatur: De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 116. – Christine St¨ollinger-L¨oser, VL2 10 (1999) Sp. 766–768. – Rosenhagen (s. Ausg.) S. XVI f. – Hans-Joachim Ziegeler: Der literarhist. Ort der Mariendichtung im Heidelberger Cpg 341 und in verwandten Sammelhss. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Internationales Symposium Roscrea 1994. Hg. v. Timothy R. Jackson u. a. T¨ubingen 1996, S. 55–77, hier S. 66 f. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. BJ Mu¨ nchen 52004, S. 408. Weingartner Reisesegen Ic dir nach sihe. – Dreiteiliges Gebet, Ende des 13. Jh. Der Ende des 13. Jh. am Schluss der ehemals Weingartner Handschrift, eines lat. Psalterium, eingetragene Segen beginnt mit der lat. Bekreuzigungsformel. Im folgenden gereimten Segen von f¨unf Zeilen werden dem Scheidenden vom Zur¨uckbleibenden f¨unfmal elf Schutzengel nachgesendet. Im abschließenden Prosagebet wird als Helfer f¨ur einen friedlichen Verlauf der Reise Ulrich, der 993 heiliggesprochene Bischof von Augsburg, angerufen. ¨ Uberlieferung: Stuttgart, LB, Cod. HB II 25, 123v (Perg., zweite H¨alfte 13. Jh., rheinfr¨ankisch). Ausgaben: Diutiska. Denkm¨aler dt. Sprache und Lit., aus alten Hss. zum ersten Male theils herausgegeben, theils nachgewiesen und beschrieben [...] v. E. G. Graff. Bd. 2, Stuttgart u. a. 1827, 69 f. (Erstver¨off.). – Karl M¨ullenhoff/Wilhelm Scherer: Denkm¨aler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII.–XII. Jh. 3. Ausg. v. Elias Steinmeyer. Bd. 1. Berlin 1892 (Nachdr. Berlin/Zu¨ rich 1964) S. 18 f. (Nr. IV, 8). – E. v. Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkm¨aler. Berlin 1916 (Nachdr. Dublin/Z¨urich 1971) S. 397 (Nr. LXXVIII). – Eduard Sievers (Hg.): Dt. Sagversdichtungen des IX.-XI. Jh. (Germ. Bibl. 2, 16). Heidelberg 1924, S. 25 (Nr. 17). – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texte 962
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2. H¨alfte 13. Jh. und Zeugnisse. 1. Teilbd. (Die dt. Lit. 1,1). M¨un¨ – Altdt. chen 1965. 21988, S. 601 (mit Ubers.). Texte. Ausgew. und komm. v. Heinz Mettke. Leipzig 1970, S. 47. Literatur: Ehrismann 1 (21932) S. 110 f., 118 f. – De Boor/Newald 1 (91979) S. 94. – Hans-Hugo Steinhoff in 2VL 10 (1999) Sp. 818 f. – Rudolf Koegel: Gesch. der dt. Lit. bis zum Ausgange des MA. Bd. 1, Tl. 2. Straßburg 21897, S. 158–161. – Mu¨ llenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. 2, S. 54 f. – Eduard Hoffmann-Krayer: Zum Eingang des ‹W. R.›. In: Schweizerisches Arch. f¨ur Volkskunde 8 (1904) S. 65. – Steinmeyer 1916 (s. Ausg.) S. 397 f. – Hugo Moser: Vom W. R. zu Walthers Ausfahrtsegen. Gereimte Gebetssegen des fr¨uhen und hohen MA. In: PBB (Halle) 82 (1961), Sonderbd., S. 69–89. – Carol Lynn Miller: The Old High German and Old Saxon Charms. Text, Commentary, and Critical Bibliography. Ann Arbor, Mich. 1984 (zgl. Diss. Seattle, Wash. 1963) S. 134–138 (Lit.). – Mettke (s. Ausg.) S. 120. – Epochen der dt. Lyrik. Bd. 1: Gedichte v. den Anf¨angen bis 1300. Nach den Hss. in zeitlicher Folge. Hg. v. Werner H¨over/Eva Kiepe. M¨unchen 1978, S. 49 (mit ¨ Ubers.). – Heather Stuart: Zur Interpretation der Reisesegen. In: ZfdPh 97 (1978) S. 2–15. – Klaus Berg/Norbert Kruse: Der Weingartener Ausfahrtssegen. In: Communicatio enim amicitia. Freundesgabe f¨ur Ulrich H¨otzer. Hg. dies. Achen 1983, S. 9–11 (mit Faks.). – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u. a. 2001, S. 282 (Nr. 316) (mit Abdruck). – Eleonora Cianci: Incantesimi e benedizioni nella letteratura tedesca medievale (IX-XIII sec.) (GAG 717). G¨oppingen 2004, S. 196–199 (mit Abdruck). – J¨urgen Wolf: Psalter und Gebetbuch am Hof. Bindeglieder zwischen klerikal-literaler und laikal-m¨undlicher Welt. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and its Consequences in Honour of D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca/Christopher Young. Turnhout 2005, S. 139–179, hier S. 177 (Nr. 77). BJ Zehn Staffeln der Gottesliebe. – Anonyme dt. Texte, die den Aufstieg der Seele zu Gott in zehn Graden, eines von zahlreichen Schemata des geistlichen Aufstiegs, darstellen. 963
Zehn Staffeln der Gottesliebe Die folgenden dt. Texte verwenden dasselbe Zehner-Schema wie ein Traktat u¨ ber «decem gradus amoris», Bestandteil der Schrift De dilectione Dei et proximi des → Helwicus Theutonicus (f¨alschlich auch → Thomas von Aquin zugeschrieben), wobei jedoch nicht alle dt. Bearbeitungen in einem direkten Abh¨angigkeitsverh¨altnis dazu stehen. Ausgabe: Sancti Thomae Aquinatis [...] opera omnia. Tom. 17. Parmae 1864, S. 235–284, hier S. 254–256. 1. Predigt von der Minne zu Gott. Diese wohl aus dem ausgehenden 13. Jh. stammende kurze Predigt mit dem Incipit «Iz sprichet ein heilige swer di minne hat der chvmet zv got» f¨uhrt neun (außer Nr. 8), gr¨oßtenteils mit den lat. Staffeln ubereinstimmende Grade an, die den neun ¨ Engelsch¨oren zugeordnet sind. ¨ Uberlieferung: Gießen, UB, Hs. 879, 11r–16v (Perg., sp¨ates 14. Jh., nordschw¨abisch). – M¨unchen, BSB, Cgm 132, 24v–30v (Perg., Anfang 14. Jh., bair.). ¨ Abdruck: Franz Pfeiffer: Altdt. Ubungsbuch. Wien 1866, S. 179–181. – Vgl. dazu: Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 47 (T 55). 2. Die Z. S. d. G. nach dem Traktat des Helwicus behandeln auch zwei zusammengeh¨orige Predigten des → Engelberger Predigers aus der Mitte des 14. Jh. ¨ Uberlieferung: Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 335, 129r–145r (vor 1390). Ausgabe: Ausz¨uge daraus verz. bei: Philipp Strauch, ZfdPh 50 (1926) S. 1–45, hier S. 13–16. – ¨ In nhd. Ubersetzung hg. v. Walter Muschg: Mystische Texte aus dem MA. Basel 1943, S. 133–146. 3. Predigt von zehn Graden der Liebe. Der Text enth¨alt einige w¨ortlich u¨ bersetzte Teile des lat. Traktats, ist aber ansonsten selbstst¨andig. ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgq 1133, 20r28v (Pap., 1468, bair.). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 750, 2r–14v (Pap., Kloster Pillenreuth, 1454–1468; geschrieben v. Anna → Ebin). – N¨urnberg, StB, Cent. VI, 43b, 44r–55r (N¨urnberger Katharinenkloster, zweite H¨alfte 15. Jh.). – Den Haag, Koninklijke Academie van Wetenschapen, Nr. XXXVII, 189ra–193ra. – Eichst¨att, UB, Cod. sm 214, S. 267–295. – Unediert. 4. Im 15. Jh. sind die zehn Grade auch in Form eines Kurzkatalogs in Spruchsammlungen u¨ ber die Gottesliebe enthalten. 964
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Mechthild von Hackeborn ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 4285, 188v–189v; Cgm 4484, 313v–315v. Literatur: Christine St¨ollinger-L¨oser, VL2 10 (1999) Sp. 1515–1517. SF Mechthild von Hackeborn, * um 1241 Hackeborn, † 19.11.1299 Kloster Helfta bei Eisleben. – Mystikerin. Die aus dem Geschlecht der in Nordth¨uringen und am Harz beg¨uterten Freiherren von Hackeborn stammende M. kam siebenj¨ahrig in das Zisterzienserinnenkloster Rodersdorf (Bistum Halberstadt), dem ihre a¨ltere Schwester Gertrud bereits angeh¨orte. Nach der Verlegung des Klosters nach Helfta leitete M. die Klosterschule und war als cantrix t¨atig. Das Kloster stand unter der geistlichen Leitung der Dominikaner von Halle. 1261 u¨ bernahm M. die Erziehung eines dem Kloster u¨ bergebenen f¨unfj¨ahrigen M¨adchens namens Gertrud (→ Gertrud von Helfta). Ungef¨ahr ein Jahrzehnt sp¨ater nahm die Abtei die Begine → Mechthild von Magdeburg auf. Ihre mystischen Erfahrungen hielt M. bis zu ihrem 50. Geburtstag, als sie krank wurde und ans Bett gefesselt war, geheim. Die Berichte u¨ ber ihre Gnadenerfahrungen und Visionen schrieben Gertrud von Helfta und eine unbekannte Mitschwester zun¨achst ohne Wissen M.s seit Beginn der 1290er Jahre auf und ordneten das Ganze zum Liber specialis gratiae, in den auch einige eigenh¨andige Briefe M.s eingingen. Der Liber besteht aus sieben Teilen: M.s Visionen nach dem Festkreis des Kirchenjahres; die im pers¨onlichen Umgang mit Christus erfahrenen besonderen Ganden; Teil 3 und 4 enthalten Ausf¨uhrungen u¨ ber die rechte Gottesverehrung und u¨ ber das Tugendleben; nach Jenseitsvisionen wird in Teil 6 Leben und Tod ihrer Schwester Gertrud beschrieben; der letzte Teil, der u¨ ber M.s letzte Tage und Verdienste berichtet, ist wohl Gertrud von Helfta zuzuschreiben. Zahlreiche Herz-JesuGebete trugen dazu bei, die Herz-Jesu-Verehrung zu verbreiten. Der Liber wurde mehrfach ganz oder in Teilen ins Deutsche u¨ bersetzt. Die Verbreitung im europ¨aischen Raum – noch im MA wurde M.s Werk ins Niederl¨andische, Englische und Schwedische u¨ bersetzt – ist durch mehr als 250 Textzeugen (lat. und volkssprachige Handschriften und Fr¨uhdrucke) bezeugt. M. wurde bald nach ihrem Tod als Heilige verehrt. 965
2. H¨alfte 13. Jh. ¨ Uberlieferung: Die urspr¨ungliche dt. Fassung der Visionen M.s ist verloren, erhalten ist nur die lat. Version. Wichtigste Hs.: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 1003 Helmst., 1r–204v, vollendet 1370 vom Priester Albert, Vikar von St. Pauli in Erfurt; u¨ berliefert als einzige Hs. die sieben B¨ucher u¨ berliefert; liest liber specialis gratie, w¨ahrend andere Hss. und Fr¨uhdrucke den Titel Liber spiritualis (oder spiritalis) ¨ gratie haben. – Uberlieferungs¨ ubersicht bei Brom¨ berg (s. Ausg.) und Halligan (s. Ubersetzungen). Fruhdrucke: Der Erstdruck, Leipzig 1510, ent¨ spricht bis auf wenige Abweichungen dem Cod. 671 der UB Leipzig. Weitere Drucke: Paris 1513; Venedig 1520 und 1522; K¨oln 1536; Venedig 1558. Ausgaben: Revelationes Gertrudianae ac Mechthildianae. Bd. 2: S. Mechthildis [...] gratiae. Opus [...] editum Solesmensium [...] opera. Paris 1877. – Het boek der bijzondere genade van M. v. H. Hg. v. R. L. J. Bromberg. Zwolle 1965 (lat. u. mndl. Text). ¨ Ubersetzungen: Carl Reischl (Hg.): Das Buch der geistlichen Gnaden. Aufzeichnungen aus dem beschaulichen Leben der gottseligen Jungfrau Mechtildis von Helfeda, Regensburg 1857. – Leben und Offenbarungen der hl. Mechtildis und der Schwester Mechthildis [v. Magdeburg]. Hg. nach den neuesten lat. Ausgaben v. Josef Mu¨ ller. Bd. 1. Regensburg 1880. – Otto Karrer: Gertrudenb¨uchlein. Gebete der heiligen Gertrud und der beiden Mechthilden aus den Quellen gesammelt und eingeleitet, M¨unchen 1926. – Das Buch vom ¨ str¨omenden Lob. Auswahl, Ubersetzung und Einf. v. Hans Urs v. Balthasar (Sigillum 4). Einsiedeln 1955. Zuletzt Freiburg i. Br. 2001. – Het Boek der bijzondere genade van Mechtild van H., aus dem Latein ins Niederl¨andische u¨ bers. v. Sr. M. Constanza (Werken van Mystieken II). Br¨ugge 1958. – Le livre de la grˆace sp´eciale. R´ev´elations de Saint Mechtilde. Trad. par les B´en´edictins de Solesmes (Louis Paquelin). Poitiers/Paris 1878 (1888, Tours 1920, 1922, 1930, 1948). – The Booke of Gostlye Grace of Mechtild of H. Ed. by Theresa A. Halli¨ gan. Toronto 1979 (mittelenglische Ubersetzung). Bibliographie: Gertrud J. Lewis: Bibliogr. zur dt. Frauenmystik des MA. Bln. 1989, S. 159–163, 184–195. Literatur: Margot Schmidt, NDB 7 (1966) S. 407 f. – S. Kimpel, LCI 7 (1974) S. 624. – Margot Schmidt, Dict. Spir. 10 (1980) Sp. 873–877. – Dies., VL2 6 (1987) Sp. 251–260; 11 (2004) Sp. 981 f. – Peter Dinzelbacher, LexMA 6 (1991) Sp. 437. – 966
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2. H¨alfte 13. Jh. Karl Dienst, BBKL 5 (1993) Sp. 1144–1146. – Schulthess/Imbach (1996) S. 519 f. – LThK3 7 (1998) Sp. 224. – M. Schmidt, RGG4 5 (2002) Sp. 950. – Bardo Weiß: ‹Liber specialis gratiae›. In: LexthW (2003), S. 476. – Philipp Strauch: Kleine Beitr¨age zur Gesch. der dt. Mystik III. In: ZfdA 27 (1883) S. 376–381. – Hermann Gr¨ossler: Die Bl¨utezeit des Klosters Helfta bei Eisleben. Eisleben 1887. – Martin Buber (Hg.): Ekstatische Konfessionen, 1909. Nachdr. u. d. T. Mystische Weltlit. Hg. v. Peter Sloterdijk. Jena 2007. – Karl Richst¨atter: Die Herz-Jesu-Verehrung des dt. MA. Mu¨ nchen/Regensburg 21924, passim. – Otto Karrer: Die große Glut. Textgesch. der Mystik im MA. M¨unchen 1926. Nachdr. ebd. 1978. – Anne Marie Heiler: Mystik dt. Frauen im MA. Berlin 1929. – Hugo Rahner: Grundz¨uge einer Gesch. der Herz-Jesu-Verehrung. In: Zs. f¨ur Askese und Mystik 18 (1943) S. 61–83. – N. F. Blake: Revelations of St. Matilda. In: Notes and Queries NS 20 (1973) S. 323–325. – Alois M. Haas: Gedanken M.s v. H. zur christlichen Rechtfertigung. In: Titlisgr¨uße 66 (1980) S. 143–152. – Siegfried Ringler: Viten- und Offenbarungslit. in Frauenkl¨ostern des MA (MTU 72). Mu¨ nchen 1980. – Peter Dinzelbacher: Visionen und Visionslit. im MA. Stuttgart 1981. – A. M. Haas: M. v. H. Eine Form zisterziensischer Frauenfr¨ommigkeit. In: Die Zisterzienser. Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit. Hg. v. Kaspar Elm/Peter Joerissen. Erg.Bd. K¨oln 1982, S. 221–239. – G. Hendrix: s M. of H.’s Book of Ghostly Grace Translated from Middle Dutch? In: Recherches de Th´eologie ancienne et m´edi´evale 49 (1982) S. 242–244. – M. G. Sargent/V. Gillespie: Was M. of H.’s Book of Gostley Grace translated from Middle Dutch? Some Observations. In: Ons Geestelijk Erf 57 (1983) S. 341–354. – M. Schmidt: Elemente der Schau bei Mechthild v. Magdeburg und M. v. H. Zur Bedeutung der geistlichen Minne. In: Frauenmystik im MA. Hg. v. Peter Dinzelbacher/Dieter R. Bauer. Ostfildern 1985. 21990, S. 123–151. – Johanna Lanczkowski: ¨ Einige Uberlegungen zu Mechthild v. Magdeburg, M. v. H. und Gertrud der Großen von Helfta. In: Erbe und Auftrag 63 (1987) 6, S. 424–439. – M. Schmidt: M. v. H. In: Mein Herz schmilzt wie Eis am Feuer. Die religi¨ose Frauenbewegung des MA in Portr¨ats (Wege der Mystik). Hg. v. Johannes Thiele. Stuttgart 1988, S. 87–99. – Rolf Beyer: M. v. H. und Gertrud die Große. In: Ders.: Die 967
Mechthild von Hackeborn andere Offenbarung. Mystikerinnen des MA. Bergisch Gladbach 1989, S. 186–188. – Sabine Spitzlei: Erfahrungsraum Herz. Zur Mystik des Zisterzienserinnenklosters Helfta im 13. Jh. Stuttgart 1991. – Otto Langer: Zum Begriff der Erfahrung in der ma. Frauenmystik. In: Religi¨ose Erfahrung. Christliche Positionen im Wandel der Gesch. Hg. v. Walter Haug/Dietmar Mieth. T¨ubingen 1992, S. 229–246, hier S. 237–244. – Susanne K¨obele: Bilder der unbegriffenen Wahrheit. Zur Struktur mystischen Rede im Spannungsfeld v. Latein und Volkssprache. T¨ubingen/Basel 1993, S. 104–122. – Kurt Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 2. M¨unchen 1993, S. 296–314. – Helga Unger: Mechthild von Magdeburg (um 1207/10–1282), M. v. H. (1241–1299), Gertrud die Große (1256–1302): Mystikerinnen des Klosters Helfta. In: K¨onnen, Mut und Phantasie. Portraits sch¨opferischer Frauen aus Mitteldeutschland. Hg. v. Annemarie Haase/Harro Kieser. Weimar u. a. 1993, S. 13–33. – H. W. Vekemann: ‹Dat waren scachte die diepe staken› Beatrijs van Nazareth (1200–1268), M. v. H. (1241-ca. 1299), Geertrui de Grote (1256-ca.1301) en Theresia van Avila (1515–1582). ‹Vulnus amoris› en ‹transfixio›. In: Ons Geestelijk Erf 67 (1993) 1/2, S. S. 3–19. – Margarete Hubrath: Schreiben und Erinnern. Zur ‹memoria› im ‹Liber specialis gratiae› M.s v. H. Paderborn u. a. 1996. – Rosalynn Voaden: All Girls Together: Community, Gender and Vision in Helfta. In: Medieval Women in their Communities. Hg. v. Diane Watt. Toronto/Buffalo ¨ 1997, S. 72–91. – Claudia Kolletzki: ‹Uber die Wahrheit dieses Buches›. Die Entstehung des ‹Liber Specialis Gratiae› M.s v. H. zwischen Wirklichkeit und Fiktion. In: ‹Vor dir steht die leere Schale meiner Sehnsucht›. Die Mystik der Frauen v. Helfta. Hg. v. Michael Bangert/Hildegunde Keul. Leipzig 1998, S. 156–179. – M. Hubrath: The ‹Liber specialis gratiae› as a Collective Work of Several Nuns. In: JOWG 11 (1999) S. 233–244. – H. Keul: «‹Da sprach die Liebe zu ihr: ‹Verwirre Dich nicht›». Die Botschaft der Mystikerin M. v. H. (1241–1299) in der heutigen Zeit. In: Geist und Leben 73 (2000) S. 285–294. – M. Hubrath: Erweitertes Sinnpotential oder kontaminiertes Original? Zum Werkbegriff einer mystischen Offenbarungsschr. im Kon¨ text ihrer lat. und dt. Uberl. In: Zeitenwende 5 (2002) S. 281–286. – Ulrike St¨olting: Christliche Frauenmystik im MA. Historisch-theologische Analyse. Mainz 2005. – Sandy Fiedler: M. v. H. – Leben und Erfahrungen der Mystikerin des Klosters Helfta. In: FS Gerlinde Schlenker. Hg. Axel 968
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Gertrud von Helfta Voigt. Halle 2006, S. 155–160. – Irene L¨offler: M. v. H. In: N¨achstenliebe und Mystik – Elisabeth, Mechthild und andere heilige Frauen. Paderborn 2006, S. 88–97. – Barbara Br¨uning: Mechthild von Magdeburg, M. v. H., Gertrud die Große. Mit den Augen der Seele schauen. Leipzig 2008. BJ Gertrud von Helfta (G. die Große), * 6.1.1256 Th¨uringen, † 17.11.1301 oder 1302 Kloster Helfta bei Eisleben. – Mystikerin. G.s Herkunft ist unbekannt. Sie wuchs seit ihrem f¨unften Lebensjahr bei den Zisterzienserinnen im Kloster Helfta auf und wurde von → Mechthild von Hackeborn, der Schwester der ¨ Abtissin → Gertrud (1251–91), erzogen. Sie studierte die ‹freien K¨unste› und Theologie. Am 27.1.1281 hatte sie ihre erste mystische Begegnung mit Christus. Eine g¨ottliche Weisung zur Aufzeichnung ihrer Visionen erging acht Jahre sp¨ater. Das von G. selbst stammende Buch II (von f¨unf) des Legatus divinae pietatis wurde im Fr¨uhjahr und Herbst 1289 abgefasst. Es ist ein in der Ich-Form geschriebener Bericht u¨ ber ihr spirituelles Erleben seit ihrer Umkehr, unterbrochen durch wiederholte Preisungen Gottes. Die B¨ucher III–V wurden 1301 kurz vor G.s Tod von einer Mitschwester zusammengestellt (vgl. Prolog zu Buch III). Das erst danach entstandene Buch I ist eine hagiographische Darstellung von G.s Leben. Von G. selbst verfasst sind auch die Exercitia spiritualia, ein Erbauungsbuch, das dem Leser die u¨ berstr¨omende Liebe Gottes nahebringen m¨ochte. Bei G. gibt es nur eine sehr eingeschr¨ankte Herz-Jesu-Thematik, wie auch die Brautmystik ohne erotische Direktheit und ‹privaten› Umgang mit dem geliebten Jesus auskommt. In Helfta, wo anders als bei fr¨uheren Mystikerinnen die Mitarbeit geistlicher Berater nicht nachweisbar ist, lebte auch → Mechthild von Magdeburg. Seit etwa 1290 zeichnete G. zusammen mit einer Unbekannten die Offenbarungen ihrer Mitschwester Mechthild von Hackeborn auf. Der von Mechthild erst kurz vor ihrem Tod (1298) autori¨ sierte Liber specialis gratiae weist Ubereinstimmungen mit den B¨uchern III–V des Legatus auf. Die Rezeption G.s ist vor allem im Zusammenhang mit der Pflege der Herz-Jesu-Fr¨ommigkeit ¨ zu sehen. Die a¨ lteste dt. Ubersetzung des Legatus unter dem Titel botte der g¨otlichen miltekeit, die aus Buch II nur wenige Stellen anf¨uhrt, stammt aus dem fr¨uhen 15. Jh. (Druck bei Melchior Lotter in Leipzig 1505). Seit 1739 wird G. als Heilige verehrt. 969
2. H¨alfte 13. Jh. ¨ Uberlieferung: Augsburg, Benediktinerabtei St. Stephan, Hs. 38, 1r–144r (Pap., 15. Jh., schw¨abisch); mit Einsch¨uben (A). – Br¨ussel, Kgl. Bibl., ms. 8507–09 (Kat.-Nr. 3407), 1r–132v (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh., els¨assisch) (B). – Dresden, LB, Mscr. M 243, 2r–193r, 222v–224r, 236r–252r, 252v–262r (Pap., N¨urnberg bzw. Raum N¨urnberg, um 1435, ostfr¨ankisch bzw. n¨urnbergisch); mit Einsc¨uben (D). – Eichst¨att, Stiftsbibl. St. Walburg, Cod. germ. 23, 60r–62r (1611); Auszug (e). – Freiburg i. Br., Erzbisch¨ofl. Arch., Hs. 31 (Pap., um 1476–78, schw¨abisch); mit Einsch¨uben. – Ebd., UB, Hs. 186, 1–258 (Pap., 1643, schw¨abisch) (F2). – Ebd., Hs. 202, 1r–177v (Pap., um 1474–76, schw¨abisch); mit Einsch¨uben) (F1). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B 269, 25r-v (Pap., letztes Viertel 14. Jh., nordbair.); Kap. 93 (= ‹Legatus› IV,28). – Graz, UB, Ms. 64, 389r–404r (Pap., Mitte 15. Jh., bair.-¨osterr.); nur Trutta-Legende (gr1). – Ebd., Ms. 75, 237r–246r (Pap., 15. Jh., s¨udbair.); nur Trutta-Legende (gr2). – Heidelberg, UB, Heid. Hs. 33 (fr¨uher Cod. Heid. 358,38), 221r–269r (Pap., 1516/17, s¨udrheinfr¨ankisch [?]). – Karlsruhe, LB, Cod. Lichtenthal 89, 760 Bll. (Pap., 1566, alemannisch). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 843, 86v–90r (Pap., Ende 15./Anfang 16. Jh., nordbair., zum Teil mitteldt. gef¨arbt); Ausz¨uge (m1). – Ebd., Cgm 861, 72r–76v (Pap., 1504, ostschw¨abisch); Ausz¨uge (m2). – Ebd., Cgm 5292, 2r–211r (Pap., 1448, schw¨abisch); mit Einsch¨uben (M). – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VII, 62, 98r–100r (Pap.); Auszug (n). – Rastatt, Bibl. des Ludwig-WilhelmGymnasiums, Cod. K 152, 1r–55r (Pap., Anfang 16. Jh., alemannisch) (R). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 506, 2r–27v (Pap., 15. Jh., hochalemannisch); Ausz¨uge (ga1). – Ebd., Cod. 973, 476–480 (Pap., 1498); Auszug (ga2). – Solothurn, ZB, Cod. S 458, 63v–64v (Kap 86), 101r (Kap. 88), 101r-105r (Kap. 91) (Pap., 1507, alemannisch). – ¨ Straßburg, StB, o. S. (10); verbrannt. – Wien, ONB, Cod. 3042, 405r–419v (Pap., 1442, bair.-o¨ sterr.); nur Trutta-Legende (w1). – Wien, Schottenkloster, Cod. 308 (H¨ubl 234), 44r–71v (Pap., 1451, ¨ schw¨abisch); Ausz¨uge (w2). – Uberlieferungs¨ ubersicht bei Wieland (s. Ausg.) S. 3–45. Ausgaben: Iohannes Lanspergius (Hg.): Insinuationum divinae pietatis libri quinque. K¨oln 1536 (enth¨alt u. a. die erste erhaltene Fassung der ‹Exercitia›). – Œuvres spirituelles. Bd. 1. Hg. v. Jacques Hourlier/Albert Schmidt (‹Exercitia›). Bde. 2 u. 3. Hg. v. Pierre Doy`ere. Bde. 4 u. 5. Hg. v. 970
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2. H¨alfte 13. Jh. Jean-M. Cl´ement u. a. (‹Legatus›). Paris 1967–86 (krit. Ausg. mit Einleitung, Anmerkungen und ¨ franz¨osischer Ubers.). – Exercitia: Hg. v. Siegfried Ringler. Elberfeld 2001. 22006 (krit. Ausg. ¨ mit Einleitung, Komm. u. Ubers.). – Hg. Sr. Johanna Schwalbe/Manfred Zieger. St. Ottilien 2008 ¨ (Ubers.). – Legatus: Hg. v. Johannes Weißbrodt. Freiburg i. Br. 1876. 131958. Zuletzt ebd. 2001. ¨ Stein am Rhein 22001 (Ubers., K¨urzungen). – Hg. v. Johanna Lanczkowski. Heidelb. 1989. Darmst. ¨ 1989 (Ubers., nicht zuverl¨assig). – botte der g¨otlichen miltekeit: Hg. v. Eugen P. Otmar Wieland (Stud. und Mitt, zur Gesch. des Benediktiner-Ordens. 22. Erg.-Bd.). Augsburg 1973. – Liber specialis gratiae: s. den Artikel ‹Mechthild v. Hackeborn›. Bibliographie: Gertrud J. Lewis: Bibliogr. zur dt. Frauenmystik des MA. Berlin 1989, S. 196–223. Literatur: Alfons M. Zimmermann, NDB 6 (1964) S. 334. – Pierre Doy`ere, Dict. Spir. 6 (1967) Sp. 331–339. – Klaus Grubm¨uller, VL2 3 (1981) Sp. 7–10; 11 (2004) Sp. 520. – Ulrich K¨opf, TRE 12 (1984) S. 538–540. – Peter Dinzelbacher, LexMA 5 (1989) Sp. 1355 f. – Margot Schmidt, LThK3 4 (1995) Sp. 538. – Schulthess/Imbach (1996) S. 432. – Michael Bangert, RGG4 3 (2000) Sp. 760. – Reinhold Rieger: ‹Legatus divinae pietatis›. In: LexthW (2003), S. 457 f. – Anette Syndikus, Killy2 4 (2009) S. 198 f. – Gabriel Ledos: Sainte Gertrude. Paris 1901. 71924. Dt.: Die heilige Gertrud (1256–?1303). Regensburg 1904. – Karl Richtst¨atter: Die Herz-Jesu-Verehrung des dt. MA. Mu¨ nchen/Regensburg 1919. 21924, S. 82–87. – Willy Mu¨ ller-Reif: Zur Psychologie der mystischen Pers¨onlichkeit. Mit besonderer Ber¨ucksichtigung G.s der Großen v. Helfta. Berlin 1921. – Gilbert Dolan: Ste-Gertrude. London 21923. – Rodolfo Medici: Questioni critiche intorno a S. Gertrude la Grande. In: Rivista Storica Benedettina 15 (1924) S. 256–263. – Karl Richst¨atter: Die Herz-Jesu-Verehrung des dt. MA. Mu¨ nchen/ Regensburg 21924, S. 82–87. – Willibrordus Lampen: De spiritu S. Francisci in operibus S. Gertrudis Magnae. In: Archivum Franciscanum Historicum 19 (1926) S. 733–752. – Willy M¨uller-Reif: Zur Psychologie der mystischen Pers¨onlichkeit. Mit besonderer Ber¨ucksichtigung G.s der Großen v. H. Berlin 1921. – Anne Marie Heiler: Mystik dt. Frauen im MA. Berlin 1929. – Hugo Rahner: Grundz¨uge einer Gesch. der Herz-Jesu-Verehrung. In: Zs. f¨ur Askese und Mystik 18 (1943) S. 61–83. – Karl Langosch: Die dt. Lit. des lat. MA in ihrer 971
Heinrich von Hesler geschichtlichen Entwicklung. Berlin 1964. – Kurt Ruh: G. v. H. Ein neues Gertrud-Bild. In: ZfdA 121 (1992), S. 1–20. – Susanne K¨obele: Bilder der unbegriffenen Wahrheit. Zur Struktur mystischer Rede im Spannungsfeld v. Latein und Volkssprache. T¨ubingen/Basel 1993, S. 52–58, 104–122. – K. Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 2. Mu¨ nchen 1993, S. 296–337. – Maren Ankermann: G. die Große v. H. Eine Studie zum Spannungsverh¨altnis von religi¨oser Erfahrung und literarischer Gestaltung in mystischen Werken. G¨oppingen 1997. – Michael Bangert: Demut in Freiheit. Studien zur geistlichen Lehre im Werk G.s v. H. W¨urzburg 1997. – Rosalynn Voaden: All Girls Together: Community, Gender and Vision in Helfta. In: Medieval Women in their Communities. Hg. v. Diane Watt. Toronto/Buffalo 1997, S. 72–91. – M. Ankermann: Spielarten erlebnismystischer Texte. Mechthild von Magdeburg: ‹Das fließende Licht der Gottheit› – G. die Große v. H.: ‹Legatus divinae pietatis›. In: Schwierige Frauen – schwierige M¨anner in der Lit. des MA. Hg. v. Alois M. Haas/Ingrid Kasten. Bern u. a. 1999, S. 119–138. – Claudia Spanily: Autorschaft und Geschlechterrolle. Mo¨ glichkeiten weiblichen Literatentums im MA. Frankfurt/M. u. a. 2002, S. 169–182. – Michael Bangert (Hg.): Freiheit des Herzens. Mystik bei G. v. H. (Mystik und Medi¨avistik 2). Mu¨ nster 2004. – Josef Hochenauer: Eine dt. Frau erobert Lateinamerika. Blick in die Gesch. der G. v. H. Lindenberg 2005. – Siegfried Ringler (Hg.): Aufbruch zu neuer Gottesrede. Die Mystik der G. v. H. Ostfildern 2008. – www.gertrud-von-helfta.de/ gertrud.html (Verf.: S. Ringler). – www.theologiesystematisch.de/heilige/gertrud.htm (Lit. zur spirituellen Bedeutung). BJ Heinrich von Hesler, * vor 1250 wohl Burghesler bei Naumburg/Saale. – Verfasser geistlicher Dichtungen. H. ist als Person nur aus seinem Werk erschließbar, in das einzelne autobiographische Referenzen eingestreut sind. Er stammte wohl aus verarmtem, th¨uringischem Ritteradel, der auf Burghesler bei Naumburg/Saale ans¨assig war. Auch hatte er wohl zumindest Verbindungen nach Nebra/Th¨uringen. Obwohl H.s Werk der Deutschordensliteratur zugerechnet wird, war H. nach eigener Auskunft ein Laie, also kein Ordensbruder. 972
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Heinrich von Hesler H. war Autor der Apokalypse (zwischen 1250 und 1312), deren 23.254 Verse eine genaue Auslegung der Offenbarung des Johannes enthalten. H.s Schwerpunkt liegt dabei auf der ersten H¨alfte des biblischen Buches, das er unter dem Gesichtspunkt von Gottes Wirken in der Heilsgeschichte behandelt. Auch Su¨ nde und Erl¨osung spielen eine Rolle. Interessant ist die teilweise offen kirchenkrit. Tendenz des Werks sowie eine enthaltene Verstheorie H.s, in der er sein Literaturverst¨andnis darlegt. Die Forschung hat in der Apokalypse Bez¨uge zu → Albertus Magnus, Beda, → Ambrosius und → Bonaventura vermerkt, w¨ahrend → Konrad von W¨urzburg und die h¨ofische Epik wohl als Vorbil¨ der dienten. In der Uberlieferung beeinflusste Hs. Text den → Daniel und die K¨onigsberger Apokalypse. Anonym u¨ berliefert, aber mit großer Sicherheit H. zuzuschreiben ist das Evangelium Nicodemi (um 1300–05). Seine 5392 Verse paraphrasieren den gleichnamigen Apokryphentext, der wiederum die Passion und H¨ollenfahrt Christi sowie die Legende der heiligen Veronika darstellt. H. hat seine Versparaphrase aus unbekannter Vorlage mit Legenden, einer F¨urstenpredigt und umfangreicher antisemitischer Polemik angereichert. Hs. Angriffe auf die u. a. als Wucherer denunzierten Juden sticht aus dem Text hervor und projiziert wohl die finanziellen Sorgen des Autors auf eine ungeliebte Minderheit. H.s Text hatte eine breite Nachwirkung, u. a. auf → Heinrich von M¨unchen, Bruder → Philipp und die Neue Ee. H. gilt auch als Autor der Dichtung Erl¨osung, die aber nur in Fragmenten u¨ berliefert ist. Sie behandelt den Sturz Luzifers und den S¨undenfall. ¨ Uberlieferung: Apokalypse (nur Haupt¨uberl. ohne Fragm.): Danzig, Bibl. der Poln. Akad. der Wiss. (BGPAN), Ms. 2415, 174 Bll. (Perg., Ende 14. Jh., ostmitteldt.). – Stuttgart, LB, Cod. HB XIII 11, 97ra–172va (Perg., 14. Jh., ostmitteldt.). – Thorn/Toru´n, UB, Rps 44/IV, 32ra–199vb (Perg., zweites Drittel 14. Jh., ostmitteldt.). – Ebd., Rps 64/III, 160 Bll. (zweites Drittel 14. Jh., ostmitteldt.). – Mu¨ nchen, UB, 2° Cod. ms. 47, 142 Bll. (Pap., 1432, bair.). – Evangelium Nicodemi (nur Haupt¨uberl. ohne Fragm.): Schwerin, LB, o. S. (1), 1r–30v (Perg., Ende 13. Jh., mitteldt./nd.). – Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. 4° 98, 1v–28r (Pap., wohl 14. Jh., rheinfr¨ankisch). – Heidelberg, UB, Cpg 342, 41vb–64vb (Pap., um 1440, niederalemannisch). – Erl¨osung: Erlangen, UB, Ms. B 2 (Perg., Ende 13. Jh., westobd.). – Wolfenb¨uttel, HAB, 973
2. H¨alfte 13. Jh. Cod. 404.9 (13) Novi, 1 Bl. (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., mitteldt.). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 404.9 (19) Novi, 1 Bl. (Perg., erste H¨alfte 14. Jh.). Ausgaben: Apokalypse: Die Apokalypse H.s v. H. aus der Danzinger Hs. (DTM 8). Hg. v. Karl Helm. Berlin 1907. Nachdr. Hildesheim 2005. – Die Apokalypse. Hg. v. Volker Honemann. M¨unchen 2000 (Mikrofiche-Ausg. der Hss. Toru´n, Biblioteka Uniwersytetu Mikolaja Kopernika, ms. Rps. 64 und ms. Rps. 44). – Evangelium Nicodemi: Paul Piper: Die geistliche Dichtung des MA. Bd. 2. Berlin/Stuttgart 1889, S. 142–285. – Evangelium Nicodemi. Hg. v. K. Helm. Tu¨ bingen 1902 (Nachtr. in: PBB 33, 1908, S. 400–402; Nachdr. 1976). – Kurt G¨artner: Neue Fragmente von H.s v. H. ‹Evangelicum Nicodemi›. In: ZfdA 107 (1978) S. 206–215. – Erl¨osung: Erl¨osung. Hg. v. Elias Steinmeyer/Otto Heinemann. In: ZfdA 32 (1888) S. 111–117, 446–449. – Vgl. auch die Online-Digitalisate bei http://www.manuscriptamediaevalia.de und http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ diglit/cpg342. Literatur: Karl Bartsch, ADB 12 (1880) S. 272 f. – Ehrismann 2,2 (1935) S. 672. – Karl Schnith, LThK2 5 (1960) Sp. 192. – Peter Kesting, NDB 8 (1969) S. 411 f. – Achim Masser, VL2 3 (1981) Sp. 749–755; 11 (2004) Sp. 624 f. – Kurt G¨artner, LexMA 4 (1989) Sp. 2093 f. – Roger Aubert, DHGE 23 (1990) Sp. 1148 f. – De Boor/ Newald 3,1 (51997) S. 442–445. – Sabine Schmolinsky, Killy2 5 (2009) S. 188–190. – E. v. Steinmeyer: Noch einmal H. v. H. In: ZfdA 32 (1888) S. 446–449. – Edward Schr¨oder: H. v. H. In: ebd. 43 (1899) S. 180–183. – Karl Helm: Unters. u¨ ber das Evangelium Nicodemi H.s v. H. Habil.-Schr. Gießen 1899. – Ferdinand Mencik und Edward Schr¨oder: Fragm. aus Gundacker v. Judenburg und H. v. H. In: ZfdA 50 (1908) S. 386–391. – K. ¨ Helm: Neues zur Uberl. des Evangeliums Nicodemi v. H. In: PBB 35 (1910) S. 329–334. – Francis Ernest Archer Campbell: Die Prosa-Apokalypse der K¨onigsberger Hs. Nr. 891 und die Apokalypse H.s v. H. Diss. Greifswald 1911. – Kurt Schu¨ mann: Uber die Quellen der Apokalypse H.s v. H. Diss. Gießen 1912. – K. Helm: Eine Quelle H.s. v. H. In: PBB 43 (1919) S. 345–347. – Helmut de Boor: Stilbeobachtungen zu H. v. H. In: Vom Werden des dt. Geistes. FS Gustav Ehrismann. Hg. v. Paul Merker/Wolfgang Stammler. Berlin 1925, S. 125–148. – Carl v. Kraus: Die metrischen Regeln bei H. v. H. und Nikolaus v. Jaroschin. Leipzig/Wien 1928. – Toni Herrmann: Der 974
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2. H¨alfte 13. Jh. Bildschmuck der Dt.-Ordensapokalypsen H.s v. H. Diss. K¨onigsberg 1934. – Karl Helm: Ein neues H.Bruchst¨uck. In: PBB 69 (1947) S. 463–465. – Karl Helm/Walther Ziesemer: Die Lit. des Dt. Ritterordens. Gießen 1951, S. 75–91, 188–191. Nachdr. Amsterdam 1969 (mit Lit.). – Gerhard Eis: Ein neues Fragm. aus H.s ‹Apokalypse›. In: Modern Language Notes 67 (1952) S. 361–368. – Ders.: miselsuht und houbetsuht bei H. v. H. In: Sudhoffs Arch. f¨ur Gesch. der Medizin und Naturwiss. 36 ¨ (1952) S. 217–222. – Ders.: Zur Uberl. v. Wolframs Willehalm und H.s Evangelium Nicodemi. In: ZfdPh 73 (1954) S. 103–110, 336. – A. Masser: Eine unbekannte Hs. v. Evangelium Nicodemi H.s v. H. In: ZfdPh 91 (1972) S. 321–336. – Josef Purkart/A. Masser: Einige Nachtr¨age zu den Fragmenten des Evangelium Nicodemi aus Michaelsbeuren. In: ZfdPh 93 (1974) S. 443–447. – Peter Wiedmer: S¨undenfall und Erl¨osung bei H. v. H.: Ein Beitr. zum Verst¨andnis der dt. Bibelepik des sp¨aten MA. Bern 1977. – Richard Kenneth Emmerson/Suzanne Lewis: Census and Bibliography of Medieval Manuscripts Containing Apocalypse Illustrations, ca. 800–1500. In: Traditio 42 (1986) S. 443–450, hier S. 446 f. (Lit.). – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. 1. Hg. v. der Kommission f¨ur Dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss. M¨unchen 1988, S. 234–240. – Danielle Buschinger: Deutschordensdichtung. In: Etudes de linguistique et de litt´erature en l’honneur d’Andr´e Cr´epin. Hg. v. ders./Wolfgang Spiewok. Greifswald 1993, S. 61–91. – Edith Wenzel: Die Apokalypse des H. v. H. Ein Buch mit sieben Siegeln. In: Zs. f¨ur Germanistik NS 6 (1996) S. 47–60. – Werner J. Hoffmann: The ‹Gospel of Nicodemus› in High German Literature of the Middle Ages. In: The Medieval ‹Gospel of Nicodemus›. Texts, Intertexts, and Contexts in Western Europe. Hg. v. Zbigniew Izydorczyk. Tempe, AZ 1997, S. 287–336. – Heike ¨ A. Burmeister: Nochmals zur Uberl. v. Wolframs Willehalm und H.s v. H. Evangelium Nicodemi. In: Neue Wege der MA-Philologie. Landshuter Kolloquium 1996. Hg. v. Joachim Heinzle. Berlin 1998, S. 405–410. – Eva Tobler: ‹Leit von valschen predigeren›. Unters. zur Aufgabe des Predigers in H. v. H.s Apokalypsekomm. In: Homo Medietas. Aufs¨atze zu Religiosit¨at. Lit. und Denkformen des Menschen vom MA bis in die Neuzeit. FS Alois Maria Haas. Hg. v. Claudia Brinker-v. der Heyde und Niklaus Largier. Bern u. a. 1999, 975
Heinrich von Hesler ¨ S. 139–152. – Klaus Klein: Zur Uberl. der Apokalypse H.s v. H. In: ZfdA 128 (1999) S. 66–72. – Ulrich-Dieter Oppitz: Ein Brandenburger Fragm. aus der Apokalypse H.s v. H. In: ebd. 129 (2000) S. 409–413. – Isabell Immel: Zu den Illustrationen der Deutschordens-Apokalypsen des H.s v. H. In: Cahiers arch´eologiques 48 (2000) S. 125–145. – Ursula Schulze: ‹wan ir unhail ... daz ist iwer hail›. Predigten zur Judenfrage vom 12. bis 16. Jh. In: Juden in der dt. Lit. des MA. Religi¨ose Konzepte – Feindbilder – Rechtfertigungen. Hg. dies. Tu¨ bingen 2002, S. 109–133. – Arno Mentzel-Reuters: Arma spiritualia. Bibl.en, B¨ucher und Bildung im Dt. Orden. Wiesbaden 2003. – V. Honemann: Regionalit¨at und Interregionalit¨at am Beispiel der ‹Apokalypse› des H. v. H. In: Regionale Literaturgeschichtsschreibung. Aufgaben, Analysen und Perspektiven. Hg. v. Helmut Tervooren/Jens Haustein. Berlin 2003, S. 134–142. – Marie Lesaffre: ´ L’Apocalypse de H. v. H. In: Etudes m´edi´evales 5 (2003) S. 99–114. – Susanne B¨aurle: ‹Als da man labet siechen mit meselicher spize› – Essen und Predigt in der ‹A.› des H. v. H. In: Mediaevistik 18 (2005) S. 5–18. – Thomas Klein: H. v. H. u. ‹Athis und Prophilias›. In: ‹mit clebeworten underweben›. FS Peter Kern. Hg. v. Thomas Bein u. a. Frankfurt/M. 2007, S. 97–124. – Susanne Ehrich: Laikale Bibelexegese und nˆuwe Ritterschaft. Bild und Text in den Hss. der Apokalypse H.s v. H. In: Ma. Weltdeutung in Text und Bild. Hg. v. ders./Julia Ricker. Kromsdorf 2008, S. 133–158. – V. Honemann: Die ‹Apokalypse› des H. v. H. In: Literaturlandschaften. Schr. zur deutschsprachigen Lit. im Osten des Reiches. Hg. v. dems. u. a. Frankfurt/M. 2008, S. 47–84. – Ders.: Regionalit¨at und Interregionalit¨at am Beispiel der ‹Apokalypse› des H. v. H. In: ebd., S. 85–94. – Marcin Osowski: Zur Schlachtikonographie in H.s Hss. Die visuellen Schemata in den ma. Illustrationen. Die Differenzierung der Schemata und die Rolle der euphorischen Werte. In: Ma. Kultur und Lit. im Deutschordensstaat in Preußen. Hg. v. Jaroslaw Wenta. Toru´n 2008, S. 203–230. – Sabine Jagodzinski: ‹knecht und frowe›. Ordensritterliche Marienverehrung in der illustrierten Apokalypse H.s v. H. In: Terra sanctae Mariae. Ma. Bildwerke der Marienverehrung im Deutschordensland Preußen. Hg. v. Gerhard Eimer u. a. Bonn 2009, S. 155–171. – Dies.: Die illustrierte Apokalypse H.s v. H. im Dt. Orden. Studien zu Bild, Text und Kontext. Stuttgart 2009. – S. Ehrich: Die ‹Apokalypse› H.s v. H. 976
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Alhart in Text und Bild. Traditionen und Themen volkssprachlicher Bibeldichtung und ihre Rezeption im Dt. Orden (Ph.St.u.Qu.). Berlin 2010. MM Peregrinus von Oppeln (Pilgrim [von Ratibor]) OP, * kurz vor 1260 Oppeln, † 8.1., nach 1335 Breslau (?). – Predigtschriftsteller. Nach seinem Eintritt in den Dominikanerorden in Ratibor wurde P. Prior in Breslau und Ratibor; in den Jahren 1305, 1312 und 1322–27 war er Provinzial der polnisch-ostdt. Provinz. 1318 und 1327 ist er als Inquisitor f¨ur Krakau und Breslau bezeugt. Er ist der Verfasser der volksnahen und anschaulichen Predigtsammlung Sermones de tempore et de sanctis, eines wahrscheinlich vor 1300 entstandenen, weit verbreiteten Kompendiums von Sonntags-, Fest- und Heiligenpredigten f¨ur das ganze Kirchenjahr. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die zahlreichen den Predigten beigef¨ugten Exempla aus den Gattungen der Tierfabel und der Naturallegorese sowie die vielen Mirakel. Beeinflusst wurde P. durch Predigten des → Berthold von Regensburg und von der Legenda aurea des → Jacobus a Voragine. Seine Sermones de sanctis dienten den dt. → Buchwaldschen Heiligenpredigten als Vorlage. ¨ Uberlieferung: Ca. 350 erhaltene Hss., die h¨aufiger die Sonntags- und die Festtags- und Heiligenpredigten jeweils separat als das Gesamtwerk u¨ berliefern. Vgl. Johannes Baptist Schneyer: Repertorium der lat. Sermones des MA. F¨ur die Zeit v. 1150–1350. H. 4. Mu¨ nster 1972, S. 556 f. und 572–574. – Ferner: Basel, UB, Cod. A X 70 und A XI 75. – Einsiedeln, Stiftsbibl., Cod. 753/747. – Frauenfeld, Kantonsbibl., Cod. Y 128 a, 1r–38v. – Freiburg/Schweiz, Bibl. des Cordeliers, Cod. 13, 110r–176v. – Fritzlar, Dombibl., Cod. 33, 1r–98v, 149r–v. – Ebd., Cod. 37, 1r–171r. – Ebd., Cod. 51, 250r–261v. – Ebd., Cod. 128, 153r–188v. – Gandersheim, Stiftsbibl., Cod. 261, 61r–201v. – Lambach, Stiftsbibl., Cod. cart. 141. – Wolfenb¨uttel, ¨ HAB, Cod. Helmst. 689. – Alteste Hss.: Graz, UB, Cod. 1050, 93r–167r (um 1300 ?). – Ebd., Cod. 1431, 90r–114v (um 1300 ?). – Ebd., Cod. 1441, 226r–268r (um 1300 ?). – Leipzig, UB, Cod. 442, 2r–131r (1305 ?). – Linz, Studienbibl., Cod. 265, 13r–239v (1330). – Wrocław, UB, Cod. I Q 269, 2r–59r (fr¨uhes 14. Jh.). Ausgaben: Vgl. Wolny 1978 (s. Lit.) S. 248–274. Literatur: Franz Josef Worstbrock, VL2 7 (1989) Sp. 402–404; 11 (2004) Sp. 1187. – Werner Marshall, LThK3 8 (1999) Sp. 27. – Ekkart Sauser, BBKL 977
2. H¨alfte 13. Jh. 21 (2003) Sp. 1151. – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold 1879, S. 336–346. – Anton Linsenmayer: Gesch. der Predigt in Deutschland v. Karl dem Großen bis zum Ausgange des 14. Jh. Mu¨ nchen 1886 (Nachdr. Frankfurt/M. 1969) S. 372–376. – Joseph Klapper: Das a¨ lteste Sagen- und Legendenbuch Oberschlesiens. Bruder Pilgrim v. Ratibor. In: Der Oberschlesier 17 (1935) S. 185–197, 258–269. – Ders.: Ma. Geistesleben in Oberschlesien. In: K¨onigsteiner Bll. 3 (1957) S. 7–18. – Jerzy Wolny: Łaci´nski zbi´or kaza´n Peregryna z Opola i ich zwiazek z tzw. In: Sredniowiecze. Studia o kulturze 1. Warszawa 1961, S. 171–238. – Ders.: Exempla z kaza´n niedzieinych Peregryna z Opola. In: Kultura elitarna e ´ kultura masowa w Polsze p´oz´nego Sredniowiecza. Wrocław u. a. 1978, S. 243–282. – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. 3. Rom 1980, S. 211 f. – J. Wolny: Przeklady ¨ lacinskich kazan Peregryna z Opola [Die Ubersetzungen der lat. Predigten des P. v. O.]. In: FS Pawel Sczaniecki. Hg. v. Jan Andrzej Spiez/Zbigniew Wielgosz. Krakau 1997, S. 141–148. – Thomas W¨unsch: Zur Gestaltung v. Predigtexempla aus den ‹Sermones de tempore› des P. v. O. In: Die Anf¨ange des Schrifttums in Oberschlesien. Hg. v. Gerhard Kosellek. Frankfurt/M. 1997, S. 139–167. – Ryszard Tatarzynski (Hg.): P. v. O. Sermones de tempore et de sanctis. Warschau 1997. – T. W¨unsch: Ma. Bibelexegese am Beispiel der Predigten des P. v. O. In: Dominikanie w srodkowej Europie w XIII–XV wieku. Hg. v. Jerzy Kloczowski/J. A. Spiez. Poznan 2002, S. 199–212. SF Alhart. – Verfasser einer dt. Predigt rheinfr¨ankischer Herkunft, Ende 13./Anfang 14. Jh. Im Rahmen des → Berthold von RegensburgCorpus X (X 47) ist eine dt. Predigt unter dem Titel Plataeae tuae u¨ berliefert. Die dazu in einem indirekten Abh¨angigkeitsverh¨altnis stehende Sammlung der Handschrift St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 955 schreibt den Predigttext einem «Alhart, mynner bruder» zu. Aufgrund seiner Thematik – er handelt vom zweifachen Reden Gottes mit der Seele – wird der Text eher in Verbindung mit den St. → Georgener Predigten als mit Berthold gebracht. Ausgabe: Anton Emanuel Sch¨onbach: Stud. zur ¨ Gesch. der altdt. Predigt 6. Die Uberl. der Werke Bertholds v. Regensburg 3 (Sb. der phil.-hist. Kl. der Akad. der Wiss. in Wien 153,4). Wien 1906, S. 134–136. 978
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2. H¨alfte 13. Jh. Literatur: Kurt Ruh, VL2 1 (1978) Sp. 239 f. – James M. Clark: A. and Alphart. In: The Modern Language Review 29 (1934) S. 440–443. – Die¨ ter Richter: Die dt. Uberl. der Predigten Bertholds v. Regensburg. Unters. zur geistlichen Lit. des Sp¨atMA (MTU 21). M¨unchen 1969, S. 32 f., 41, 70, 78. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, T 51. – Karin Zimmermann unter Mitwirkung v. Sonja Glauch, Matthias Miller und Armin Schlechter: Die Codd. Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1–181) (Kat. der UB Heidelberg 6). Wiesbaden 2003, S. 71. SF Sigehard von St. Alban. – Hagiograph, Ende 13. Jh. Ein seit dem 16. Jh. unter dem Namen «Sigehardus» bekannter M¨onch aus dem Benediktinerkloster St. Alban bei Mainz verfasste um 1297 eine Passio, inventio et translatio sanctorum Aurei et Iustinae, in deren Dedikationsepistel er jedoch nur als «frater S.» ausgewiesen wird. Die Passio handelt von den sp¨atantiken M¨artyrern Bischof Aureus und dessen Schwester Justina, die Mitte des 5. Jh. den M¨artyrertod durch die Hunnen erlitten haben und die dem Legendenkreis um den Hl. Alban von Mainz zuzurechnen sind. Auf die Dedikationsepistel und einen Prolog folgt der eigentliche Legendentext auf der Basis der Passio sancti Albani (Mitte 11. Jh.) des Domscholasters → Gozwin von Mainz mit einer Darstellung der Geschichte und Christianisierung der Stadt und des Bistums Mainz. ¨ ¨ Uberlieferung: Zwei Uberlieferungsgruppen: A pr¨asentiert den Text in 60 «lectiones», B in 20 «capita». A: u. a. W¨urzburg, UB, M. ch. f. 67, 5r–15v (Abschr. des 17. Jh.). – Mu¨ nchen, BSB, Clm 28200, 102v–141v. – B: verschollene Hs. der K¨olner Kartause (Grundlage f¨ur die Ausg. v. Papebroch [s. Ausg.] S. 39). Vgl. auch Staab (s. Lit.) S. 37–39, S. 67 f. – Goerlitz 1999a (s. Lit.) S. 101–163, 278–288, 297. Ausgabe: Daniel Papebroch, in: Acta Sanctorum Juni. Bd. 4. 31867, S. 37–79, hier S. 38–40 (Nr. 7), 11 f., 15 f. und S. 62–65 (Nr. 1–15). Literatur: BHL Nr. 826. – Uta Goerlitz, VL2 11 (2004) Sp. 1433–1435. – Franz Staab: Die Mainzer Kirche. Konzeption und Verwirklichung in der Bonifatius- und Theonesttradition. In: Die Salier 979
Sigehard von St. Alban und das Reich 2. Hg. v. Stefan Weinfurter u. a. Sigmaringen 1991, S. 31–78. – Reinhard Schmid: Die Abtei St. Alban vor Mainz im hohen und sp¨aten MA. Gesch., Verfassung und Besitz eines Klosters im Spannungsfeld zwischen Erzbischof, Stadt, Kurie und Reich (Beitr. zur Gesch. der Stadt Mainz 30). Mainz 1996, bes. S. 58–65. – U. Goerlitz: Humanismus und Geschichtsschreibung am Mittelrhein. Das ‹Chronicon urbis et ecclesiae Maguntinensis› des Hermannus Piscator OSB. T¨ubingen 1999 (1999a). – Dies.: Wissen und Repr¨asentation. Zur Auseinandersetzung des Hermannus Piscator mit Johannes Trithemius um die Rekonstruktion der Vergangenheit. In: Artes im MA. Hg. v. Ursula Sch¨afer. Berlin 1999, S. 198–212 ¨ (1999b). – Dies.: Zur Uberl. und Rezeption der Chron. des Hermannus Piscator. Unter besonderer Ber¨ucksichtigung der Fugger-Hs. Stolb.-Wern. Zh 69 (Halle/Saale) aus dem Umkreis der Magdeburger Zenturiatoren. In: Arch. f¨ur hessische Gesch. und Altertumskunde NF 58 (2000) S. 259–280. – Dies.: Facetten literarischen Lebens in Mainz zwischen 1250 und 1500: Ma. Erz¨ahlungen u¨ ber das (ur)alte Mainz im Spannungsfeld v. Lat. und Volkssprache, M¨undlichkeit und Schriftlichkeit. In: Lebenswelten Johannes Gutenbergs. Hg. v. Michael Matheus. Stuttgart 2005, S. 59–88. SF Sunder, Friedrich, * um 1254, † 1328 Engelthal bei N¨urnberg. – Kaplan im Dominikanerinnenkloster Engelthal. S.s Familie lebte wohl in der N¨ahe des Dominikanerinnenklosters Engelthal und z¨ahlte nicht zum Adel. S. wurde 1287 Geistlicher und war f¨ur den gr¨oßten Teil seines Lebens als Kaplan in Engelthal t¨atig, verwaltete also wahrscheinlich weltliche Gesch¨afte des Klosters. Dabei geh¨orte er selbst dem Orden vermutlich nicht an. S. unterhielt Kontakte zu Christine → Ebner sowie zu → Konrad von F¨ussen, der ihn um 1317/18 zur Aufzeichnung seines Lebens ermunterte. Daraus entstand das Gnaden-Leben des Friedrich Sunder. In 154 Abschnitten beschreibt S. darin die von ihm selbst erfahrenen Visionen und Offenbarungen. Diese spielen sich zumeist im Rahmen der offiziellen Kirchenriten und Sakramente ab, was S. von anderen Mystikern unterscheidet. Das pers¨onliche Erleben tritt dabei hinter allegorische Deutungen in objektivierender Sprache zur¨uck. Auch r¨uckt S. nicht Passion und Gericht in den Mittelpunkt, sondern die von einem barmherzigen Gott gew¨ahrten Gnade. 980
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Katharina von Gebersweiler Eine nach S.s Tod vorgenommene, ausf¨uhrliche Redaktion des Textes (um 1330) hat die Abfolge dieser Gnaden zu einer geschlossenen Vita stilisiert und strukturiert. Auch f¨ugte der Redakteur neben einer Einleitung und einem Schlussteil einen ausf¨uhrlichen Bericht u¨ ber S.s Tod hinzu. Diese genaue Kenntnis von S.s Leben hat zu der Vermutung gef¨uhrt, Christine Ebner selbst habe den Text redigiert, was aber unbewiesen ist. Auch ein unbekannter Kaplan des Klosters kommt in Frage. Bez¨uge weist der Text nicht nur zum Werk Ebners auf, sondern auch zu Adelheid → Langmann. S. zeichnete außerdem Gespr¨ache mit einer «Seelenfreundin» namens Gerdrut auf, einer Begine und sp¨ateren Nonne. Diese Aufzeichnungen sind jedoch nur indirekt und fragmentarisch u¨ berliefert. ¨ Uberlieferung: Wien, Schottenkloster, Cod. 308 (H¨ubl 234), 174v–227r (Pap., Inzigkofen, 1451, schw¨abisch). Ausgabe: Ringler 1980 (s. Lit.) S. 387–444. Literatur: Siegfried Ringler, MarLex 2 (1989) S. 545. – Ders., Dict. Spir. 14 (1990) Sp. 1308–1310. – Ders., VL2 9 (1995) Sp. 532–536. – Peter Dinzelbacher, LexMA 8 (1997) Sp. 323. – S. Ringler: Viten- und Offenbarungslit. in Frauenkl¨ostern des MA. Quellen und Stud. M¨unchen 1980, S. 144–444 u. o¨ . – Otto Langer: Mystische Erfahrung und spirituelle Theologie. Zu Meister Eckharts Auseinandersetzung mit der Frauenfr¨ommigkeit seiner Zeit (MTU 91). Mu¨ nchen u. a. 1987. – Ursula Peters: Religi¨ose Erfahrung als literarisches Faktum. Zur Vorgesch. und Genese frauenmystischer Texte des 13. und 14. Jh. Tu¨ bingen 1988, S. 155–175. – S. Ringler: Gnadenviten aus s¨uddt. Frauenkl¨ostern des 14. Jh. Vitenschreibung als mystische Lehre. In: ‹Minnichlichiu gotes erkennusse›. Stud. zur fru¨ hen abendl¨andischen Mystiktradition. Heidelberger Mystiksymposium vom 16. Januar 1989. Hg. v. Dietrich Schmidtke. Stuttgart-Bad Cannstatt 1990, S. 89–104. – Johanna Thali: ‹Vil herczliebe k´ungin›. Die Bedeutung Marias in der Gnadenvita des Engelthaler Klosterkaplans F. S. In: Ma. Lit. im Lebenszusammenhang. Ergebnisse des Troisi`eme Cycle Romand 1994. Hg. v. Eckart Conrad Lutz. Freiburg/Schweiz 1997, S. 265–315. – Leonard Patrick Hindsley: The Mystics of Engelthal. Writings from a Medieval Monastery. New York 1998, S. 83–185 u. o¨ . – Susanne B¨urkle: Lit. im Kloster. Hist. Funktion und rhetorische Legitimation frauenmystischer Texte des 14. Jh. T¨ubingen u. a. 1999. MM 981
um 1300 Katharina von Gebersweiler (Gueberschwihr, auch: Gebsweiler, Geberschweier, Gebilswilr, Guebwiller, Geweswiler u. a¨ ., auch: Katharina von Unterlinden), * 13./14. Jh., † 22.1. (Jahr unbekannt). – Verfasserin des Unterlindener Schwesternbuchs. K. lebte seit ca. 1260 als Donminikanerin im Kloster Unterlinden/Colmar. Nach eigenen Angaben kannte sie noch die erste Nonnengeneration des 1232 gegr¨undeten Klosters. K. wurde verschiedentlich als Priorin idenzifiziert, was aber unsicher ist. Sie schrieb, nach eigenen Andeutungen im hohen Alter, um 1310–20 die Vitae Sororum (auch Unterlindener Schwesternbuch). Das Werk gilt als a¨ lteste lat. Sammlung von Nonnenviten und schildert in einem Prolog und 48 Kapiteln das Klosterleben in Unterlinden sowie die Viten von 42 Schwestern des Konvents. Ein Schwerpunkt des Texts liegt auf mystisch-asketischen Aspekten, besonders Visionen und Erscheinungen Jesu, Marias und verstorbener Nonnen. Auch werden ausf¨uhrlich die Gebets- und Bußpraktiken der Schwestern geschildert. Das Schwesternbuch zitiert ausgiebig aus der Dominikus-Vita des → Dietrich von Apolda. Eine weitere Inspiration d¨urften die Vitae fratrum ordinis praedicatorum des Gerhard von Fracheto gewesen sein, was K.s Werk im Kontext der dominikanischen Literatur ihrer Zeit verankert. Hier steht K. gleichberechtigt neben Verfasserinnen wie → Anna von Munzingen, Christine → Ebner und → Elisabeth von Kirchberg sowie anderen Schwesternb¨uchern (Weiler, Dießenhofen, ¨ Otenbach u. a.). ¨ Uberlieferung: Colmar, StB, n. 508, 141 Bll. (Perg., Unterlinden, 14. Jh./15. Jh.). – Paris, Bibl. Nationale, cod. lat. 5642 (Ende 15. Jh.); gek¨urzte Fassung. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 164.1 Extravagantes, 154 Bll. (Pap., Colmar [?], um 1469, ¨ alemannische Ubers. v. Elisabeth Kempf). Ausgabe: Matthias Tanner: Ven. Catharinae de Gebweiler, Priorissae Subtiliensis, seu Unterlindensis Ord. S.P. Dominici, Colmariae in Alsatia, De Vitis primarvm sororvm monasterii svi Liber, Ex MS. Cod. Tiliensi. Accessit Appendix de Vitis aliquot aliarum pietate praestatium ejusdem Ordinis Virginum e diversis MSS. Codd. collecta [1625]. In: Bibliotheca ascetica antiquo-nova, Tl. 8. Hg. v. Bernhard Pez. Regensburg 1725, S. 3–452. Nachdr. Farnborough 1967 (Original Tanners ist verschollen). – Lebensbeschreibung der ersten Schwestern 982
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um 1300 des Klosters der Dominikanerinnen zu Unterlinden von deren Priorin Catharina von Gebsweiler. Hg. v. Ludwig Clarus. Regensburg 1863. – Anne M. Heiler: Mystik dt. Frauen im MA. Berlin 1929, S. 185–203 (Ausz¨uge). – Jeanne Ancelet-Hustache: ´ Les ‹Vitae Sororum› d’Unterlinden. Edition critique du ms. 508 de la biblioth`eque de Colmar. In: Archives d’histoire doctrinale et litt´eraire du moyen aˆ ge 5 (1930) S. 317–509. – Ruth Bindschedler: Ein liturgischer Text aus einer Hs. des Klosters Unterlinden. In: Colmarer Jb. 2 (1936) S. 44–55 (Ausz¨uge). – Mystische Texte aus dem MA. Hg. v. Walter Muschg. Klosterberg u. a. 1943, S. 33–53 (Ausz¨uge). – Ma. Visionslit. Eine Anthologie. Hg. v. Peter Dinzelbacher. Darmstadt 1989, S. 154–157. Bibliographie: Gertrud J. Lewis u. a.: Bibliogr. zur dt. Frauenmystik des MA mit einem Anh. zu Beatrijs van Nazareth und Hadewijch. Berlin 1989, S. 311–315. Literatur: Marie-Hyacinthe Laurent: Catherine de Gueberschwihr. In: DHGE 11 (1949) Sp. 1515. – Jeanne Ancelet-Hustache: Catherine de Gueberschwihr. In: Dict. Spir. 2 (1953) Sp. 348–351. – Peter Dinzelbacher, VL2 4 (1983) Sp. 1073–1075. – Dieter Berg, LexMA 5 (1991) Sp. 1071. – Beatrice A. Zimmermann, LThK3 5 (1996) Sp. 1332. – Joseph G¨orres: Die christliche Mystik. Bd. 1. Regensburg u. a. 1836, S. 292–297. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl. 2. Leipzig 1881, S. 264 f. – Wilhelm Oehl: Dt. Mystikerbriefe des MA 1100–1550. M¨unchen 1931, S. 197–204, 278–296. – Walter Blank: Umsetzung der Mystik in den Frauenkl¨ostern. In: Mystik am Oberrhein und in benachbarten Gebieten. Augustinermus. Freiburg i. Br. 10. September bis 22. Oktober 1978. Hg. v. Hans H. Hofst¨atter. Freiburg i. Br. 1978, S. 25–36. – Karl-Ernst Geith: Elisabeth ¨ Kempfs Ubersetzung und Fortsetzung der ‹Vitae sororum› der K. v. Gueberschwihr. In: Annuaire de la Soci´et´e d’Histoire et d’Arch´eologie de Colmar 32 (1984) S. 27–42. – Ders.: Zur Textgesch. der ‹Vitae sororum› (Unterlindener Schwesternbuch) der K. v. Gueberschwihr. In: Mlat. Jb. 21 (1986) S. 230–238. – Karen Glente: Mystikerinnenviten aus m¨annlicher und weiblicher Sicht. Ein Vergleich zwischen Thomas v. Cantimpr´e und K. v. Unterlinden. In: Religi¨ose Frauenbewegung und mystische Fr¨ommigkeit im MA. Hg. v. P. Dinzelbacher. K¨oln u. a. 1988, S. 251–264. – Claudia Teusch: A la recherche d’une sœur connue: Elisabeth Kempf et la 983
Albrecht von Treffurt traduction allemande des ‹Vitae sororum› (Unterlinden, vers 1470). In: Dominicains et dominicaines en Alsace, XIIIe-XXe si`ecles. Actes du colloque de Guebwiller, 8–9 avril 1994. Hg. v. Jean-Luc Eichenlaub. Colmar 1996, S. 173–176. – E. Jacob: La saintet´e et les visions des sœurs dans le ‹Vitae sororum› (ms. 508, Colmar). Toulouse 1996. – Lynne A. Griffin: Ex exemplis illustribus. The Influence of Gender on the ‹Vitae fratrum› and the ‹Vitae sororum›. Toronto 2003. – Edith B. Archibald: K. v. Gebweiler/Geberschweier. In: Women in the Middle Ages. An Encyclopedia. Hg. v. Katharina Margit Wilson/Nadia Margolis. Westport u. a. 2004, S. 511. MM Albrecht von Treffurt. – Th¨uringer Prediger, um 1300. Der im → Paradisus anime intelligentis als Th¨uringer «lesemeistir» bezeugte A. v. T. ist wohl identisch mit dem in der Postille des → Heinrich von e Von A. v. T. Erfurt genannten «der von drifurt». sind im Paradisus zwei offenbar stark gek¨urzte Predigten u¨ berliefert: W¨ahrend es sich bei Nr. 38. um ein «florilegium» u¨ ber die Gottesliebe handelt (→ Bernhard von Clairvaux und → Augustinus werden ausgiebig zitiert), wird in der Predigt Nr. 53 (Quaerite primum regnum dei, Mt 6,33) das Gleichnis vom verlorenen Pfennig ausgelegt; zum Suchen Gottes geh¨ort wesentlich das g¨ottliche Licht, die Bereitschaft, das Haus umzukehren, und zu suchen, bis man findet. ¨ Uberlieferung: Hamburg, SUB, Cod. theol. 2057, 104r–106r, 141r–143v (Perg., Mitte 14. Jh., westmitteldt.-rheinfr¨ankisch). Ausgabe: Philipp Strauch (Hg.): Paradisus anime intelligentis (DTM 30). Berlin 1919 (21919. Nachdr. hg. und mit einem Nachw. vers. v. Niklaus Largier/Gilbert Fournier. Hildesheim 1998) S. 86–88, 116–118. Literatur: Lauri Sepp¨anen, VL2 1 (1978) Sp. 207. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl. 2, Leipzig 1881, S. 165 f. – Wolfgang Stammler: Stud. zur dt. Mystik. In: ZfdPh 55 (1930) S. 291–300, hier S. 291. – Josef Quint (Hg.): Meister Eckharts Predigten. Bd. 1 (Meister Eckhart. Die dt. Werke I). Stuttgart 1958, S. 116. – L. Sepp¨anen: Stud. zur Terminologie des Paradisus anime intelligentis. Beitr. zur Erforschung der Sprache der mhd. Mystik und Scholastik. Helsinki 1964, S. 123, 129, 171. – Karin Morvay/Dagmar 984
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Johannes von Frankenstein Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 86, 94 f. (T 79), 102–110 (T 92–103). – Nil¨ufer Kr¨uger: Die theologischen Hss. der SUB Hamburg. Bd. 3: Quarthss. und kleinere Formate (Cod. theol. 1751–2228) (Kat. der Hss. der SUB Hamburg II,3). Stuttgart 1993, S. 146–152. – Kurt Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 3. M¨unchen 1996, S. 406 f. BJ Bruder Erbe. – Mystiker aus der Umgebung von Meister → Eckhart und Verfasser einer Predigt. Der aus Th¨uringen stammende «prediger und lesemeister» geh¨ort zu jener wohl um 1300 im Kloster Erfurt wirkenden theologischen Elite des Dominikanerordens, deren Werke in der dominikanischen Predigtsammlung → Paradisus anime intelligentis (Dit buchelin heizit ein paradis der fornunftigen sele) vertreten sind; auch Meister Eckhart ist darunter zu finden. Von B. E. ist uns eine einzige Predigt in gek¨urzter Form u¨ berliefert, die auf dem Textwort «Hic est filius meus dilectus» (Lk 3,22) aufbaut. Traktathaft handelt sie die Geburt Christi aus der Vernunft des Vaters ab, wie auch die Konzentration auf den «intellectus» die Grundlage des gesamten Predigtwerks bildet. In leicht variierter Form wurde der Text von → Nikolaus von Landau verwendet. ¨ Uberlieferung: Oxford, Bibl. Bodleiana, Cod. Laud. Misc. 479, 20v–23r (14. Jh.). – Hamburg, SUB, Cod. theol. 2057, 29v–33r (14. Jh.). Ausgaben: Wilhelm Preger (Hg.): Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl. 2. Leipzig 1881 (Neudr. Aalen 1962) S. 444–446. – Philipp Strauch (Hg.): Paradisus anime intelligentis (DTM 30). Berlin 1919, S. 27–30. Literatur: Lauri Sepp¨anen, VL2 2 (1979) Sp. 571 f. – De Boor/Newald 3/1 (1987) S. 329. – Preger (s. Ausg.) S. 169 f. – L. Sepp¨anen: Stud. zur Terminologie des Paradisus anime intelligentis (M´emoires de la Soci´et´e n´eophilologique de Helsinki 27). Helsinki 1964, passim. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 107. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 420. – Burkhard Hasebrink (Hg.): ‹Paradisus anime intelligentis›. Stud. zu einer domi985
um 1300 nikanischen Predigtslg. aus dem Umkreis Meister Eckharts. T¨ubingen 2009, S. 17, 25 f., 116 u. o¨ . SF
Johannes von Frankenstein. – Verfasser der geistlichen Dichtung Der Kreuziger. Im einzigen von J. tradierten Werk, der Passionsdichtung Der Kreuziger (= der Gekreuzigte), bezeichnet er sich selbst im Epilog als «krˆuzigˆere», d. h. als Mitglied des Johanniterordens. Mit diesem Selbstzeugnis korrespondiert die Miniatur am Anfang der einzigen Handschrift des Kreuzigers aus Wien, die einen Mo¨ nch mit Johanniterkreuz zeigt. Im Epilog gibt J. ferner bekannt, er stamme aus Frankenstein (Schlesien). In der Tat l¨asst sich vor allem anhand der Worte in den Reimen trotz des bair.-¨osterr. Entstehungsortes noch ein mitteldt.-schlesischer Lautstand ermitteln. Aufgrund der Verbindungen zwischen den b¨ohmischen und o¨ sterr. Ordensbr¨udern gelangte J. in die Niederlassung des Ordens in Mailberg (Nieder¨osterreich) und wurde schließlich vom dortigen Komtur nach Wien entsandt. Im Wiener Ordenshaus in der K¨arntnerstraße verfasste J. nach lat. Vorlage seine Versdichtung. Als Besitzer der Vorlage und Anreger des Werkes gibt J. den Wiener «schaffer» (Verwalter) Seidel an. Am Schluss des Epilogs, der am Seitenende ohne Gebete und F¨urbitte so abrupt abbricht, dass man von Textverlust ausgehen muss, wird als Entstehungsdatum des Werkes 1300 angegeben («Tausend vnd dreu hundert»). Diese Angabe d¨urfte urspr¨unglich im verloren gegangen Epilogschluss noch um die Zehner- und Einerstellen erg¨anzt worden sein, sodass auch eine sp¨atere Abfassung m¨oglich und wahrscheinlich ist. Die ermittelte Vorlage des Kreuzigers, ein Passionstraktat, wird in einigen Handschriften dem Theologen Matth¨aus von Krakau zugeschrieben. Dieser ist erst 1345 geboren, und so w¨are J.s Dichtung im sp¨aten 14. Jh. anzusetzen. Doch aufgrund sprachlicher und stilistischer Erw¨agungen (im sp¨aten 14. Jh. w¨are zudem eine Prosa¨ubersetzung wahrscheinlicher) ist von einer Entstehung des Textes bis zur Mitte des 14. Jh. auszugehen und damit auch von einer falschen Zuschreibung der Vorlage an Matth¨aus. In den knapp 11.500 Versen seines Gedichtes folgt J. seiner Vorlage sehr genau und u¨ bernimmt ¨ auch die Uberschriften. Die Passion Christi wird beginnend mit dem Palmsonntagsgeschehen bis zur 986
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um 1300 Grablegung geschildert unter Ber¨ucksichtigung aller vier Evangelien. Der Kreuziger ist keine allegorische Auslegung der Schrift, sondern scholastischer Kommentar. Bei J. und seiner Quelle nimmt die Kommentierung des jeweiligen Ereignisses sehr viel mehr Raum ein als dessen Schilderung (Christi Verk¨undigung der Kreuzigung z. B. wird in 9 Versen geschildert und in 189 Versen kommentiert). Auch ein Rekurs auf patristische Autorit¨aten erfolgt, wie etwa bei der Erz¨ahlung der Salbung Christi. Die vier Evangelienberichte werden miteinander verglichen und Ausagen hierzu von → Augustinus, → Hieronymus, Johannes Chrysostomus, → Gregor dem Großen und → Beda Venerabilis referiert und diskutiert. Zu einzelnen Gegenst¨anden der Erz¨ahlung werden Worterkl¨arungen gegeben. In zahlreichen Diskursen wird sich um eine m¨oglichst umfassende theoretische Durchdringung der Passio bem¨uht. So wird der Frage nachgegangen, ob der reine Leib Christi schwitzen konnte, die einzelnen S¨unden des Judas werden sorgf¨altig differenziert oder die Verwendung von ges¨auertem oder unges¨auertem Brot beim Abendmahl in der griechischen und r¨omischen Kirche erl¨autert. Dass eine derartig mit theologischem Fachwissen u¨ berladene Nachdichtung der Passio kein Mo¨ glichkeit zur compassio bietet, d¨urfte der Intention ihres Verfassers entsprechen. J.s Ziel ist es, dem theologisch ungebildeten Laien, eine umfassendes Bibelverst¨andnis zu erm¨oglichen. Poetische Aspekte sind hier zweitrangig (und spielen in der Traktatvorlage u¨ berhaupt keine Rolle). J. beherrscht die Versrhythmik gut, was seine Schulung am h¨ofischen Vers wahrscheinlich macht, wenn ¨ ihm auch nach eigener Aussage die Ubersetzung schwer gefallen sei. Da J. aber an sich selbst keine großen dichterischen Anspr¨uche stellt und dem Geistlichen unbedingten Vorrang einr¨aumt, wirken seine Reimpaarverse zuweilen monoton und seine Sprache ist mitunter formelhaft. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2691, 114 Bll. (8 Bll. fehlen zwischen 32 und 33) (Perg., vor Mitte 14. Jh.). Ausgaben: Ferdinand Khull: Der Kreuziger des J. v. F. (Bibl. des Lit. Ver. in Stuttgart 160). T¨ubingen 1882. Nachdr. Hildesheim u. a. 2006. – Helmut de Boor: MA. Texte u. Zeugnisse 1 (Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse 1,1). Mu¨ nchen 1965. Nachdr. 1988, S. 92–97 (Auszug). Literatur: Karl Bartsch, ADB 7 (1878) S. 245 f. – Ehrismann 2,2 (1935) S. 366. – Hedwig Heger, 987
Gundacker von Judenburg VL2 4 (1983) Sp. 596–599. – De Boor/Newald 3,1 (51997) S. 441 f. – Peter Wiesinger, Killy2 6 (2009) ¨ S. 158 f. – F. Khull: Uber die Sprache des J. v. F. (Progr. Graz, Zweites Staats-Gymnasium 1880). Graz 1880. – Johann Michael Winter: Quellenkrit. Stud. zum Kreuziger des J. v. F. Diss. Wien 1919. – Maria R. Ferber: Die Quelle des ‹Creuziger› des J. v. F. Diss. Mu¨ nchen 1935. – Hermann Men¨ hardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ONB 1 (Ver¨off. des Inst. f¨ur dt. Sprache u. Lit. 13). Berlin 1960, S. 117. – Andreas Fingernagel u. a.: Mitteleurop¨aische Schulen 1 (ca. 1250–1350). Textband, ¨ Tafel- und Registerband (Denkschr. Osterr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl., 245; Ver¨off. der Kommission f¨ur Schrift- und Buchwesen des MA 1; Die ¨ Illuminierten Hss. und Inkunabeln der ONB 10). Wien 1997, Textbd. S. 335f. (Nr. 140), Tafelbd. Abb. 431–433. – Tobias A. Kemper: Die Kreuzigung Christi. Motivgeschichtliche Stud. zu lat. und dt. Passionstraktaten des Sp¨atMA (MTU 131). T¨ubingen 2006, S. 134, Anm. 401. VZ Gundacker von Judenburg. – Verfasser oder Redaktor einer geistlichen Dichtung, um 1300. Das einzige Werk des sich nach der steirischen Stadt nennenden Verfassers ist das heilsgeschichtliche Gedicht Christi Hort (5320 Verse). Quellen sind u. a. die Bibel, das apokryphe Evangelium Nicodemi, ein lat. Osterspiel, eine erweiterte Fassung der Gesta Pilati, M¨artyrerakten und der Jud¨aische Krieg von Flavius Josephus. Das Werk besteht aus vier Teilen, deren Heterogenit¨at betr¨achtliche Zweifel an der Einheit geweckt haben. Teil 1 (V. 1–170) stellt mit der Schilderung von Sch¨opfung, Engelsturz, S¨undenfall und Erl¨osungsplan die Voraussetzungen der Heilsgeschichte heraus. Teil 2 (V. 171–1304) setzt mit einem Inspirationsprologgebet mit Autornennung neu ein, bringt 25 an Gott bzw. Christus gerichtete Bittgebete und erz¨ahlt das Leben Jesu von der Verk¨undigung bis zur Gefangenahme (V. 1084). In Teil 3 (V. 1305–3884) wird nach einem neuen Prolog die biblische Geschichte in reiner Erz¨ahlhaltung und haupts¨achlich dem Evangelium Nicodemi folgend fortgesetzt bis zur Auferstehung und H¨ollenfahrt Christi. Teil 4 (V. 3885–5294) handelt von den sieben Vorzeichen der Zerst¨orung Jerusalems, der Veronikalegende und dem Ende des Pilatus. Das Schlussgebet (V. 5295–5320) ist von → Freidank u¨ bernommen. 988
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Heinrich von Neustadt ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 15225 (Perg., um 1300, bair.-o¨ sterr. [Steiermark]). – ¨ Wien, ONB, Cod. Ser. nova 4818 (fr¨uher Privatbesitz Ferdinand Mencik, Wien), Fragm., Reste eines Doppelblatts (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., bair.-¨osterr.). – Ausz¨uge innerhalb der Weltchronik → Heinrichs von Mu¨ nchen: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A 3, 226rc–243rc (Pap., Wien 1398, s¨udl. Mittelbairisch). – Graz, UB, Ms. 470, 42v–73r (Perg., 1415, bair.). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 1.5.2 Aug. 2°, 148v–164r (Perg., letztes Drittel 14. Jh., bair.-¨osterr.). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 1.16 Aug. 2°, 174v–218r (Pap., 1399, bair.). Ausgaben: J. Jaksche (Hg.): G.s v. J. Christi Hort. Aus der Wiener Handschrift (DTM 18). Berlin 1910. – Teile in: Franz Pfeiffer: Altdt. Uebungsbuch [...]. Wien 1866, S. 73–90 (Nr. VIII). – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texte und Zeugnisse. 1. Teilbd. (Die dt. Lit. 1,1). Mu¨ nchen 1965. 21988, S. 110–112 (Christi Hort. Die Auferstehung, mit ¨ Ubers.). – Christoph Gerhardt/Nigel F. Palmer: Das Mu¨ nchner Gedicht von den 15 Zeichen vor dem J¨ungsten Gericht. Nach der Hs. der Bayer. Staatsbibl. Cgm 717. Ed. u. Komm. Berlin 2002. Literatur: Ehrismann 2,2 (1935) S. 365. – Werner Fechter, VL2 3 (1981) Sp. 303–306; 11 (2004) Sp. 568. – De Boor/Newald 3,1 (51997) S. 433–435. – Christoph Huber, Killy2 4 (2009) S. 520. – Albert Leitzmann: Zu G. v. J. In: PBB (Halle) 43 (1919) S. 540–544. – Maria Elisabeth G¨ossmann: Die Verk¨undigung an Maria. Im dogmatischen Verst¨andnis des MA. M¨unchen 1957, S. 255. – Kurt St¨ubiger: Unters. zu G. v. J. Berlin 1922. Nachdr. Nendeln 1967. – Erich Klibansky: Gerichtsszene und Prozeßform in erz¨ahlenden dt. Dichtungen des 12.-14. Jh. Berlin 1925. Nachdr. Nendeln 1967. – Hermann Menhardt: Zur Weltchronik-Lit. In: PBB 61 (1937) S. 402–462, hier S. 436–438. – Othmar Wonisch: Wer war G. v. J. In: FS Fritz Popelka. Hg. v. Fritz Posch. Graz 1960, S. 287–292. – Karl-Ernst Geith: Eine Quelle zu G.s v. J. ‹Christi Hort›. In: ZfdA 97 (1968) S. 57–68. – Helmut de Boor: Der Osterbericht in ‹Christi Hort› des G. v. J. In: FS Hermann Kunisch. Hg. v. Wolfgang Fr¨uhwald/G¨unter Niggl. Berlin 1971, S 7–21. – Bernhard Sowinski: Lehrhafte Dichtung des MA. Stuttgart 1971, S. 47, 51. – Werner Fechter: G. v. J. und ‹Mai und Beaflor›. In: AB¨aG 7 (1974) S. 187–208. – Betty C. Bushey: Das Leben Christi in Gebetsform in G.s ‹Christi Hort›. In: Die ma. Lit. in der Steiermark. Hg. v. Alfred 989
um 1300 Ebenbauer u. a. Bern u. a. 1988, S. 49–79/85. – Gisela Kornrumpf: Die ‹Weltchronik› Heinrichs v. ¨ Mu¨ nchen. Zu Uberl. und Wirkung. In: FS Ingo Reiffenstein. Hg. v. Peter K. Stein u. a. (GAG 478). G¨oppingen 1988, S. 493–509, hier S. 502 (Nr. 15). – ¨ Andrea Spielberger: Die Uberl. der ‹Weltchronik› Heinrichs v. Mu¨ nchen. In: Stud. zur ‹Weltchronik› ¨ Heinrichs v. Mu¨ nchen. Bd. 1: Uberl., Forschungsber., Unters., Texte. Hg. v. Horst Brunner (Wissenslit. im MA 29). Wiesbaden 1998, S. 113–198, hier S. 157–161. – Bruno Quast: ‹Von den ewangelien wil ich tihten›. Spielr¨aume des Narrativen in G.s v. J. ‹Christi Hort› und in ‹Der Sælden Hort›. In: Fiktion und Fiktionalit¨at in den Lit.en des MA. FS Jan-Dirk Mu¨ ller. Hg. v. Ursula Peters/Rainer Warning. Mu¨ nchen 2009, S. 387–405. BJ Heinrich von Neustadt, * Wiener Neustadt. – Verfasser eines Liebes- und Abenteuerromans und einer geistlichen Dichtung, um 1300. Der wohl aus Wiener Neustadt stammende H. erhielt seine medizinische Ausbildung wahrscheinlich in Italien, war Arzt in Wien und wurde gemeinsam mit seiner (zweiten) Frau Alheit 1312 vom Bischof von Freising mit einem Haustrakt auf dem Graben in Wien belehnt. Er ist der Verfasser dreier mhd. Dichtungen: des Reimpaarromans Apollonius von Tyrland (20.644 Verse) und eines erbaulichen Lehrgedichts mit heilsgeschichtlichem Inhalt mit dem Titel Von gotes zuokunft (8129 Verse), außerdem wird die in Gottes Zukunft eingef¨ugte Visio Philiberti (592 Verse) als selbstst¨andige Dichtung betrachtet. Bei diesem Streitgespr¨ach zwischen K¨orper und Seele nach dem Tode handelt es sich um eine Bearbeitung eines gleichnamigen Gedichts des 13. Jh. ¨ Uberlieferung: Heidelberg, UB, Cpg 401 (14. Jh.). In der Handschrift Rom, Bibl. Vaticana, Cod. Pal. lat. 1243, 261r (erste H¨alfte 15. Jh.) wird H. auch als Verfasser eines lat. medizinischen Rezeptes genannt. Vgl. dazu Schuba und Achnitz 2002, S. 230 (s. Lit.). Hauptquelle f¨ur die in kurzen Reimpaaren geschriebene Apollonius-Bearbeitung, die aus stilistischen Gr¨unden als fr¨uheres seiner Werke gilt, war eine Mischredaktion von zwei lat. Fassungen, die ¨ Ubersetzung ist frei, eigenes und Teile aus anderen Quellen sind eingef¨ugt. Nach eigener Aussage war H. der erste, der die lat. Hauptquelle «in deutsche 990
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um 1300 zunge pracht» hat. Die Rahmenhandlung des Romans richtet sich nach einem sp¨atantiken lat., urspr¨unglich sp¨atgriechischen Prosaroman, der Historia Apollonii regis Tyri aus dem 2./3. Jh., wobei dabei die Motive Gewinnung einer Frau und Trennung bzw. Wiedervereinigung der Familie im Vordergrund stehen. Den Hauptteil des Romans bilden jedoch eine Orientfahrt des Apollonius mit einer F¨ulle an bunt geschilderten Abenteuern und die damit verbundene jahrelange Trennung des Protagonisten von seiner Ehefrau Lucina; im Rahmen desssen vermittelt H. breit gef¨achertes naturkundliches, geographisches und medizinisches Wissen. Stoffliche Anregungen boten dem Verfasser einzelne dt. Epen wie der Iwein des → Hartmann von Aue, → Wolframs Parzival, → Wolfdietrich, der Alexander des → Ulrich von Etzenbach u. a. Auf formaler Ebene fehlt dem Roman bewusste Komposition und innere Motivierung; vielmehr handelt es sich um eine Aneinderreihung einzelner Episoden. ¨ Uberlieferung: Gotha, Forschungsbibl., Cod. chart. A 689 (um 1465, bair.). – Straßburg, UB, Ms. 2334 (olim cod. L germ. 359.2°) (1431 vollen¨ det, bair.). – Wien, ONB, Cod. 2886 (1467, bair.o¨ sterr.; mit 109 teilw. kolorierten Federzeichnungen). – Ebd., Cod. 2879 (1461, bair.). – Amorbach, F¨urstl. Leiningensches Arch., o. S. (4) (um 1400, bair.; Leimabdruck zweier Manuskriptseiten). Das dreiteilige religi¨ose Gedicht Von gotes zuokunft beschreibt die Menschwerdung Christi, seine Erscheinung nach der Auferstehung und seine Wiederkehr am J¨ungsten Tag. Die ersten 1100 Verse von Gottes Zukunft sind eine Bearbeitung der lat. Vorlage des allegorischen Gedichtes Anticlaudianus des → Alanus ab Insulis. Am Ende des ersten Buches finden sich ein Marienlob und eine Beschreibung der Wunderzeichen bei der Geburt Christi nach der → Vita beate Marie et Salvatoris rhythmica. Ein zweiter Werkteil bietet ein Leben Jesu von der Geburt bis zur Ausgießung des Hl. Geistes am Pfingstfest; enthalten sind eine Marienklage und ein breit ausgebauter Abschnitt u¨ ber die Trauer der Maria Magdalena angesichts des leeren Grabes. Als Vorlagen dienten H. der pseudobernhardinische Sermo de vita et passione domini und die im 12. Jh. verfasste Homilia de Maria Magdalena (vgl. Pseudo-→ Origenes). Der dritte Teil hat die Lebensgeschichte des Antichrist und die Wiederkunft Christi zum J¨ungsten Gericht zum Inhalt. Quellen hierf¨ur waren das Compendium theologicae veritatis des → Hugo Ripelin von Straßburg und die 991
Heinrich von Neustadt F¨unfzehn Vorzeichen des J¨ungsten Gerichts nach der Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine) sowie weitere unbekannte Vorlagen. Vgl. auch → Heinrich von Mu¨ nchen. ¨ Uberlieferung: Heidelberg, UB, Cpg 401 (Mitte 14. Jh., niederalemannisch). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 5092 (1443, rheinfr¨ankisch). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. chart. A 823 (um 1370/80, rheinfr¨ankisch). – M¨unchen, BSB, Cgm 5249/56 a (drittes Viertel 14. Jh., ostbair., nieder¨osterr.; fragm.). – Ebd., Cgm 5249 b (Mitte/drittes Viertel 14. Jh., schw¨abisch; unterer Querstreifen eines Doppelbl.). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 969 (fragm.). – Fragm., ehem. Privatbesitz Antiquariat Dr. J¨orn G¨unther, Hamburg, Nr. 1997/VIII, 4 (drittes Viertel 14. Jh., ostbair., nieder¨osterr.; Verbleib unbekannt). – Wetzlar, Archiv der Kath. Domkirchengemeinde, o. S. (Mitte oder zweite H¨alfte 14. Jh., ostfr¨ankisch mit md. Charakteristika). – Berlin, SBB, Mgf 1061 (15. Jh., westmd.; fragm.). Der religi¨osen Dichtung und dem Apollonius ge¨ meinsam sind die offensichtliche Uberzeugung H.s vom Erscheinen des Antichrist sowie die Beschreibung bzw. Nennung der V¨olker Gog und Magog sowie Elias und Enoch. Ausgaben: Samuel Singer (Hg.): H. v. N. Appolonius v. Tyrland nach der Gothaer Hs., Gottes Zukunft und Visio Philiberti nach der Heidelberger Hs. (DTM 7). Berlin 1906 (Neudr. Dublin/Z¨urich 1967). – Wolfgang Achnitz (Bearb.): H. v. N. Apollonius v. Tyrland. FarbmikroficheEdition der Hs. Chart. A 689 der Forschungs- und LB Gotha (Codd. illuminati medii aevi 49). Mu¨ nchen 1998. – Leben und Abenteuer des großen K¨onigs Apollonius v. Tyrus zu Land und zur See. Ein Abenteuerroman v. H. v. N. verfaßt zu Wien ¨ um 1300 nach Gottes Geburt. Ubertragen mit allen Miniaturen der Wiener Hs. C, mit Anm. und einem Nachw. v. Helmut Birkhan. Bern u. a. 2001, S. 432. Literatur: Elias v. Steinmeyer, ADB 11 (1880) S. 639 f. – Ehrismann 2,2,2 (1935) S. 93. – Rolf Eckart: Appolonius v. Tyrland. In: KNLL 1 (1965) Sp. 798–800. – Edith Bauer, NDB 8 (1969) S. 419 f. – R. Eckart: Von gotes zuokunft. In: KNLL 7 (1972) Sp. 804–806. – Peter Ochsenbein, VL2 3 (1981) Sp. 838–845; 11 (2004) Sp. 633 f. – Herbert Kolb, MarLex 3 (1991) S. 130. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 59–68, 438 u. o¨ . – Christoph Huber, Killy2 5 (2009) S. 203–205. – Martha Marti: ‹Gottes Zukunft› von H. v. N. 992
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Holzmindener Bibel-Fragmente Quellenforsch. T¨ubingen 1911 (Nachdr. Nendeln 1970). – S. Singer: Apollonius v. Tyrus. In: Aufs¨atze und Vortr¨age. Hg. v. S. Singer. T¨ubingen 1912, S. 79–103. – Edith Bauer: H. v. N.s ‹Gottes Zukunft›, eine Reimunters. Diss. Wien 1959. – Ingeborg Peiker: H. v. N. ‹Von Gottes Zukunft› und ‹Visio Philiberti›, Reim- und Sprachunters. Diss. Wien 1963. – P. Ochsenbein: Das ‹Compendium Anticlaudiani›. Eine neu entdeckte Vorlage H.s v. N. In: ZfdA 98 (1969) S. 81–109. – Harald Fuchs: Zum Text des ‹Compendium Anticlaudiani› In: ZfdA 99 (1970) S. 259–264. – Hans-Peter Kursawa: Antichristsage, Weltende und J¨ungstes Gericht in ma. dt. Dichtung. Diss. K¨oln 1976. – Ludwig Schuba: Die medizinischen Hss. Codd. Palatini Latini in der Vatikanischen Bibl. (Kat. der UB Heidelberg 1). Wiesbaden 1981, S. 268–271. – Nigel F. Palmer: Visio Tnugdali. Mu¨ nchen u. a. 1982. – Claude Lecouteux: Der Menschenmagnet. Eine orientalische Sage in Hs. v. N. ‹Apollonius v. Tyrlant›. In: Fabula 24 (1983) S. 195–214. – Werner R¨ocke: Die Wahrheit der Wunder. Abenteuer der Erfahrung und des Erz¨ahlens im ‹Brandan› und ‹Apollonius›-Roman. In: Wege in die Neuzeit. Hg. v. Thomas Cramer. M¨unchen 1988, S. 252–269. – Burghart Wachinger: H. v. N., ‹Apollonius v. Tyrlant›. In: Positionen des Romans im Sp¨atMA. Hg. v. Walter Haug/B. Wachinger. T¨ubingen 1991, S. 97–115. – Karin Schneider: Die Fragm. ma. dt. Versdichtung der BSB M¨unchen (cgm 5249/1–79). Stuttgart 1996, S. 90 f. – Helmut Birkhan: ‹Ditz sind abenteure›. Zur Herkunft einiger Motive im Apolloniusroman des H. v. N. In: ‹swer sˆınen vriunt behaltet, daz ist lobelˆıch›. FS Andr´as Vizkelety. Hg. v. M´arta Nagy/L´azl´o J´on´acsik. Budapest 2001, S. 117–131. – Wolfgang Achnitz: Babylon und Jerusalem. Sinnkonsituierung im ‹Reinfried v. Braunschweig› und im ‹Apollonius v. Tyrland› H. v. N. (Hermaea NF 98). T¨ubingen 2002. – Ders.: Ein neuer Textzeuge zu H. v. N. ‹Apollonius v. Tyrland›. In: ZfdA 132 (2003) S. 453–459. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 211–214, 228 f. u. o¨ . – W. Achnitz: Textproduktion und Sinnkonstituierung. Zur Affinit¨at v. Textlinguistik und Rhetorik am Besp. des ‹Apollonius›-Romans. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth Andersen u. a. (Trends in Medieval Philology 7). Berlin/New York 2005, S. 121–141. – K. 993
um 1300 Schneider: Die dt. Hss. der BSB M¨unchen. Die ma. Fragm. Cgm 5249–5250 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,8). Wiesbaden 2005, S. 101 f. – Peter Dinzelbacher: Eschatologie bei H. v. N. In: FS Rolf Sprandel. Hg. v. Hans-Peter Baum. Stuttgart 2006, S. 643–658. – J¨urgen Wolf: Nachr. aus dem Berliner Handschriftenarch. I. In: ZfdA 136 (2007) S. 72–78, hier S. 76. SF Von der Zukunft des wahren Gottes. – Betrachtung u¨ ber die Ank¨unfte Christi, Ende 13. Jh. Im Prolog (V. 1–48) teilt der unbekannte geistliche Verfasser mit, dass er den Text (1392 Reimpaarverse) auf der Grundlage lat. Quellen im Auftrag der Maria von Playen-Hardegg, der Gattin Ulrichs I. von Neuhaus/Su¨ db¨ohmen verfasst. Inhaltlich dem Anfangskapitel «De adventu domini» der Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine) folgend, a¨ ndert er dessen Stil durch predigthafte Elemente. Der Darlegung der heilsgeschichtlichen Bedeutung des «ersten advent» (V. 49–518), der Menschwerdung Jesu, folgt jene des «andern advent» beim J¨ungsten Gericht. ¨ Uberlieferung: Brixen, Seminarbibl., Cod. A 22, 1ra–10vb (Pap., um 1400, s¨udbair.). Ausgabe: Ute Schwab: Zum Thema des Ju¨ ngsten Gerichtes in der mhd. Lit. I. Die Reim¨ubersetzung Von der Zukunft Gottes aus der Hs. Brixen A 22, AION. Annali, Sezione Germanica II (Neapel 1959) S. 1–49 (zus. mit der lat. Vorlage). Literatur: Schwab (s. Ausg.). – Gerhard Eis: Zu dem Adventsgedicht ‹V. d. Z. d. w. G.›. In: Ders.: Altgermanistische Beitr. zur geistlichen Gebrauchslit. Bern u. a. 1974, S. 279–289. – V´aclav Bok: Zu ¨ literarischen Kontakten zwischen Osterreich und S¨udb¨ohmen bis zum Beginn des 15. Jh. In: Germanoslavica 4 (1997) S. 5–14, hier S. 10 f. – Claudia Brinker-Von der Heyde/J¨urgen Wolf: Ein neues Fragm. der Heilslehre ‹Von Gottes Zukunft› Heinrichs v. Neustadt. In: ZfdA 139 (2010) S. 493–497. BJ Holzmindener Bibel-Fragmente. – Perikopenfragmente, 12. oder 13. Jh. Wenn die Altersbestimmung der Handschrift durch W. Allers (s. Lit.) stimmt, geh¨oren die H. B. zu den a¨ ltesten Zeugnissen einer Perikopenverdeutschung. Es handelt sich um Fragmente aus dem AT und dem Johannesevangelium. 994
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um 1300 ¨ Uberlieferung: Holzminden, Herzogl. Gymnasium, o. S., Fragm., zwei Querstreifen aus 1 oder 2 Doppelbl¨attern (Perg., 12. oder 13. Jh., th¨uringisch); verschollen. Ausgabe: Allers (s. Lit.) S. 6–11. Literatur: Kurt Ruh, VL2 4 (1983) Sp. 120. – Wilhelm Allers: Aus einer alten Bibl. (Wissenschaftliche Beilage zum Jahresberichte des Herzoglichen Gymnasiums zu Holzminden). Holzminden 1902, S. 3–11 (mit Abdruck). – Wolfgang Stammler: Ma. Prosa in dt. Sprache. In: Dt. Philologie im Aufriß 2. Hg. v. W. Stammler. Berlin 21960, Sp. 899 f. – Stefan Sonderegger: Gesch. deutschsprachiger Bibel¨ubers. in Grundz¨ugen. In: Sprachgesch. Ein Handbuch zur Gesch. der dt. Sprache und ihrer Erforschung. Teilbd. 1. Hg. v. Werner Besch u. a. Berlin/New York. 2., vollst. neu bearb. und erw. Auflage. Berlin/New York 1998, S. 229–284, hier S. 253. BJ Zisterzienser-Konstitutionen. – Dt. Fassungen der auf der → Benediktinerregel fußenden Regeltexte des Zisterzienserordens. Die dt. Z.-K. richteten sich in erster Linie an Konversen des Zisterzienserordens oder an lateinunkundige Zisterzienserinnen und regelten deren allgemeine Lebensverh¨altnisse oder gaben die Liturgie betreffende Anweisungen (nach den lat. Ecclesiastica officia). Die große Masse der deutschsprachigen Fassungen von Z.-K. konnte bislang ebenso wie die zahlreichen lat. Kodifikationen nicht ersch¨opfend untersucht werden; h¨aufig sind Nachtr¨age einzelner Generalkapitelsbeschl¨usse aus sp¨ateren Jh. in den Textzeugen der gr¨oßeren Kodifikationen zu finden. 1. Der fr¨uheste dt. Regeltext des Zisterzienserordens ist eine um 1300 niedergeschriebene Konversenregel aus dem Stift Zwettl (Zwettl, Stiftsbibl., Cod. 129, 2r–43r). 2. Die Handschrift Berlin, SBB-PK, Ms. theol. lat. qu. 238, 48v–49v (14. Jh.) enth¨alt im Rahmen lat. Privilegia et statuta auch eine dt. Forma visitationis. 3. Statuten f¨ur Konversen und Familiaren u¨ berliefert Hamburg, SUB, Cod. theol. 2043 (S¨udwestdeutschland, erste H¨alfte 15. Jh.). 3.a. Nd. Statuta et conswetudines fratrum et sororum in Curia claustri Medingen in observando vitam corporis enth¨alt die Handschrift Oxford, Bodleian Library, Ms. lat. liturg. e 18, 112r–114r (aus dem Zisterzienserinnenkloster Medingen, → Medinger Gebetb¨ucher, 15. Jh.). Die Statuten richten sich an 995
Zisterzienser-Konstitutionen Konversen beiderlei Geschlechts; inhaltlich steht die besondere Betonung des Gehorsams gegenu¨ ber dem Propst des Klosters, der Eintracht und der Friedfertigkeit im Vordergrund. 4. Dt. Versionen der Ecclesiastica officia sind in folgenden Handschriften u¨ berliefert: Augsburg, UB, Cod. III.1. 4° 12, 2r–85v (Zisterzienserkloster Neuburg in Kaisheim, 1476). – Ebd., Cod. III.1. 4° 43, 4r–150r (Kaisheim?, nach 1493). – Wiesbaden, LB, Hs. 86 (Zisterzienserinnenkloster Tiefenthal, zweite H¨alfte 15. Jh.). – Laubach, Gr¨aflich SolmsLaubachsche Bibl., o. S. (Frauenzisterze Marienborn, 1514). 5. Eine dt. Fassung des Libellus antiquarum definitorum findet sich in der Handschrift Wiesbaden, LB, Hs. 92 (Eberbach, zweite H¨alfte 15. Jh.). 6. Mu¨ nster, UB/LB, Hs. 393 (Westfalen, 1496) enth¨alt nd. Statuta et privilegia. 7. Wiesbaden, Hauptstaatsarch., Hs Abt. 22, 523, 364r–372r (um 1500) bietet die Distinktion 15 des Libellus antiquarum und novellarum definitionum auf dt. 8. Ein Zisterzienserordinarium von 1498 in dt. Sprache u¨ berliefert die Handschrift Mainz, StB, Hs II 262 (Frauenzisterze Engeltal). Ausgabe: Joachim Homeyer: Statuten f¨ur Konverse des Klosters Medingen. In: Kloster Medingen 1788–1988. 200 Jahre Neubau. Kl. Beitr. zum Jubil¨aum. Hg. v. J. Homeyer. Uelzen 1988, S. 37 f. Literatur: Volker Honemann, VL2 10 (1999) Sp. 1562–1564. – Ders., VL2 11 (2004) Sp. 1696 f. – Bruno Griesser: Die ‹Ecclesiastica officia Cisterciensis ordinis›. In: Analecta sacri ordinis Cisterciensis 12 (1956) S. 183–280. – Michael Toepfer: Die Konversen der Zisterzienser (Berliner hist. Stud. 10; Ordensstud. IV). Berlin 1983, bes. S. 129–134. – Charlotte Ziegler/Joachim R¨ossl: Zisterzienserstift Zwettl. Kat. der Hss. des MA. Bd. 2. Wien 1985, S. 78 f. – Homeyer (s. Ausg.) S. 30–38. – Nil¨ufer Kr¨uger: Die theologischen Quarthss. der SUB Hamburg. Bd. 3 (Kat. der Hss. der SUB Hamburg 2,3). Stuttgart 1993, S. 125. – Eef Overgaauw: Die ma. Hss. der UB/LB Mu¨ nster. Wiesbaden 1996, S. 132–135. – Cˆıteaux 1098–1998. Rheinische Zisterzienser im Spiegel der Buchkunst. Landesmuseum Mainz. Wiesbaden 1998, S. 234 f., Nr. 87. – Dieter P¨otschke (Hg.): Gesch. und Recht der Zisterzienser. Berlin 1997. – Hermann Nehlsen/Klaus Wollenberg: Zisterzienser zwischen Zentralisierung und Regionalisierung. Zwei Tle. Frankfurt/M. u. a. 1998. – Nigel F. 996
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Arnold von Luttich ¨ Palmer: Zisterzienser und ihre B¨ucher. Die ma. Bibliotheksgesch. v. Kloster Eberbach im Rheingau. Regensburg 1998, bes. S. 323–338 (Lit.). – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 390. – Charlotte Ziegler: Die Konversenregel Cod. 129 des Stiftes Zwettl (Scriptorium Ordinis Cisterciensium Monasterii BMV in Zwettl 7). Zwettl 2005. SF Gebetbuch moselfr¨ankischer Zisterzienserinnen. – Um 1300. Die Texte des von 17 verschiedenen Schreibern abgefassten Gebetbuchs f¨ur das Zisterzienserinnenkloster St. Thomas a. d. Kyll sind vorwiegend lateinisch. Zwei der f¨unf Schreiber, die fallweise dt. notierten, nennen sich selbst: «Johannes» (vielleicht identisch mit dem um 1333 belegten Schreiber des kl¨osterlichen Amtshauses und der erzbisch¨oflichen Kurie in Luxemburg) und «Surz». Die auch im → M¨unchner Gebetbuch des Cgm 73 enthaltenen F¨unfzehn Paternoster (223r) wurden seit dem sp¨aten 15. Jh. → Nikolaus von der Fl¨ue zugeschrieben. Mystische Einfl¨usse zeigen sich in der offenkundigen Verbindung zum Gedankengut der → Elisabeth von Sch¨onau (1129–1164). ¨ Uberlieferung: StB Trier, Hs. 1149/451 8°. Literatur: Wolfgang Jungandreas, VL2 2 (1980) Sp. 1118 f. – Friedrich W. E. Roth: Zur Gesch. der Mystik im Kloster St. Thomas an der Kyll. In: Trierisches Arch. 28/29 (1919) S. 59–78. Wieder als Sonderdr. Trier 1922. – W. Jungandreas: Ein moselfr¨ankisches Zisterzienserinnengebetbuch im Trierer Raum um 1300. In: Arch. f¨ur mittelrheinische Kirchengesch. 9 (1957) S. 195–213 (mit Abdruck v. Texten). – Ders.: St. Thomas an der Kyll, ein Zentrum der Frauenmystik im 13./14. Jh. In: Vierteljahresbl. der Trierer Ges. f¨ur n¨utzliche Forsch. 4 (1958) S. 61–64. BJ Arnold von Luttich ¨ (Arnoldus Leodiensis, Arnuldus de Seraing, Arnulph von L¨uttich, Arnulphus Leodiensis, Arnould de Li`ege, Arnau de Lieja) OP, L¨owen, † nach 1310 L¨uttich. – Kompilator. 1290 ist A. als Prior des L¨utticher Dominikanerkonvents bezeugt. Von A. sind drei kompilatorische Werke erhalten; als Arnuldus de Serain(g) wird er durch ein Akrostichon im Prolog des Alphabetum narrationum (s. u.) als dessen Verfasser ausgewiesen. Wahrscheinlich ist er identisch mit einem Pariser 997
um 1300 «Arnulphus Leodiensis», der um 1300 als Baccalaureus an der Universit¨at Paris lehrte und 1306 zum Rektor ernannt wurde. Wenn diese Annahme zutrifft, ist ihm auch ein Quodlibetum (auch: Disputatio extraordinaria) von 1306 zuzuschreiben. A. ist jedenfalls der Verfasser eines als Hilfsmittel f¨ur Prediger gedachten, 1276 vollendeten Alphabetum auctoritatum (¨uberliefert in zehn Handschriften des 13. bis 15. Jh.), das in Form einzelner Artikel vor allem Ausz¨uge aus den Kirchenv¨atern und Kirchenschriftstellern (etwa → Bernhard von Clairvaux) bietet; die Artikel werden von Stichw¨ortern in alphabetischer Ordnung eingeleitet. A.s Alphabetum narrationum (abgefasst zwischen 1297 und 1380) ist in mehr als 100 Handschriften des 14. bis 16. Jh. u¨ berliefert; im 15. und 16. Jh. wurde die viel benutzte, oft exzerpierte Sammlung ins Franz¨osische, Englische und Katalanische u¨ bersetzt. Es handelt sich um ein nach thematischen Stichw¨ortern gegliedertes Abecedar mit 802 bis 818 exemplarischen Wundererz¨ahlungen zum praktischen Predigtgebrauch, von denen nur wenige von A. selbst stammen. Der Großteil des Erz¨ahlguts basiert auf einer Vielzahl von meist stark gek¨urzten antiken und ma. Quellen, so etwa → Aesop, Theophrast, Caesar, verschiedene Kirchenv¨ater, Apokryphen, Legenden, Chroniken, → Caesarius von Heisterbach, → Humbertus de Romanis, Jacques de Vitry und → Jacobus a Voragine. Ausgaben: Prolog: Herbert 1910 (s. Lit.) S. 428 f. – Welter (s. Lit.) S. 309 f., Anm. 61. Das zwischen 1308 und 1310 verfasste Compendium mirabilium, das als Supplement zum Alphabetum narrationum angelegt wurde, ist ebenfalls eine Art Materialsammlung f¨ur die Predigt und ist in zwei B¨ucher unterteilt. Das erste behandelt geographische und naturkundliche Kuriosit¨aten, im zweiten werden weitere Wundergeschichten vom Beginn der Welt bis 1297 chronologisch angef¨uhrt und beschrieben. Quellen waren die historischen B¨ucher der Bibel, antike und ma. Autoren, besonders → Vinzenz von Beauvais. ¨ Uberlieferung: Paris, Bibl. Nat., Nouv.acq. lat. 730, 198–241 (14. Jh.). – Chartres, Bibl. de Ville, Cod. 252, 244–265 (14. Jh.). – Berlin, SBB, Ms. lat. fol. 198, 169r–216v (15. Jh.). Ausgabe: Prolog: Welter (s. Lit.) S. 316 f., Anm. 69. Literatur: Hans D. Oppel, VL2 1 (1978) Sp. 476–480; 11 (2004) Sp. 137. – Bruno W. 998
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um 1300 H¨auptli, BBKL 26 (2006) Sp. 49–52. – John Alexander Herbert: The Autorship of the ‹Alphabetum narrationum›. In: The Library, NS 6 (1905) S. 94–101. – Pietro Toldo: Dall’Alphabetum narrationum. In: Arch. f¨ur das Studium der neueren Sprache und Lit. 117 (1906) S. 68–85, 287–303; 118 (1907) S. 69–81, 329–351; 119 (1907) S. 351–371. – J. A. Herbert: Catalogue of Romances in the Department of Manuscripts in the British Museum. Bd. 3. London 1910, S. 423–449. – Jean Th´eobald Welter: L’exemplum dans la litt´eratur religieuse et didactique du moyen aˆge (Bibl. d’histoire eccl´esiastique de France 8). Paris/Toulouse 1927, S. 76, 260, 304–319. – Germain Morin: L’aspect primitif et original de l’alphabetum narrationum d’Arnold de Li`ege. In: Basler Zs. f¨ur Gesch. und Altertumskunde 26 (1927) S. 175–249, hier S. 221. – St. G. Axters: Bibliotheca Dominica Neerlandica manuscripta 1224–1500 (Bibl. de la Revue d’Histoire Eccl´esiastique 49). L¨owen 1970, S. 32–42, 292 f., 314–316, 319. – Thomas Kaeppeli: Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi. Bd. 1. Rom 1970, S. 130–134. – Jacques Le Goff: Le vocabulaire des exempla d’apr`es l’Alphabetum narrationum d´ebut XIVe si`ecle. In: La Lexicographie du latin m´edi´eval et ses rapports avec les recherches actuelles sur la civilisation du Moyen Age (Colloque CNRS, Paris 18–21 octobre 1978). Paris 1981, S. 321–332. – Colette Ribaucourt/Jacques Berlioz: Images de la confession dans la pr´edication au d´ebut du XIVe si`ecle- L’exemple de l’Alphabetum narrationum d’Arnold de Li`ege. In: Pratiques de la confession [...]. Paris 1983, S. 95–115. SF Eberhard von Sax → Band 4. Hane der Karmelit. – M¨onch, Verfasser von Predigten. H. ist der Verfasser dreier Predigten, die in der Sammlung → Paradisus anime intelligentis u¨ berliefert sind. In der Forschung wird verschiedentlich vermutet, H. sei mit dem Magister und Prior der K¨olner Karmeliter Johannes Vogele identisch, doch sichere Belege f¨ur diese These existieren nicht. Ebensowenig ist die Vermutung belegt, bei H. handele es sich um den englischen Magister Henricus de Hanna. Sicher z¨ahlte H. zu einer Gruppe von Lesemeistern im Kloster Erfurt, zu der auch Meister → Eckhart geh¨orte und aus deren Mitte die Paradisus-Sammlung hervorging. Die H. zugeschriebenen Predigten kennzeichnet ein 999
Eberhard von Sax mystisch-verk¨underischer Charakter, der sie von vielen st¨arker belehrend orientierten Predigten abhebt. ¨ Uberlieferung: Die Slg. Paradisus anime intelligentis ist vor allem in folgenden Hss. u¨ berliefert: Oxford, Bodleian Library, MS. Laud. misc. 479, 8r–10r, 53r–53v, 96v–98r (Perg., Michelsberg/Mainz, 14. Jh., rheinfr¨ankisch). – Hamburg, SUB, Cod. theol. 2057, 11v–13v, 77v–78v, 143v–146r (Perg., Mitte 14. Jh., westmitteldt.rheinfr¨ankisch). – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. IV, 40, 48ra–48vb, 53rb–53vb (Pap., zweite H¨alfte 14. Jh., bair.). – Daneben existiert eine reiche Streu¨uberlieferung. Eine Auflistung von Hss. findet sich in: Karin Schneider: Dt. ma. Hss. der UB Augsburg. Die Signaturengruppen Cod. I.3 und Cod. III.1. Wiesbaden 1988, S. 305, 358 u. o¨ . – Hasebrink 2009 (s. Lit.) 265 f. Ausgabe: Paradisus anime intelligentis. Paradis der fornunftigen sele. Hg. v. Philipp Strauch. Berlin 1919 (Nachdr. Hilhesheim 1998), S. 12 f., 65 f., 118–120. Literatur: Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, T 79, T 92–103. – Heiner Schmidt: Quellenlex. zur dt. Literaturgesch. Bd. 10. Duisburg 1997, S. 288. – Lauri Sepp¨anen, VL2 3(1981) Sp. 429–431. – De Boor/ Newald 3,2 (1987) 329 f. – Kurt Ruh: Paradisus anime intelligentis (Paradis der fornuftigen sele). In: VL2 7 (1989) Sp. 298–303. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Tl. 2. Leipzig 1881, S. 166 f. – L. Sepp¨anen: Stud. zur Terminologie des Paradisus anime intelligentis. Beitr. zur Erforschung der Sprache der mhd. Mystik und Scholastik. Helsinki 1964. – Ludwig Grasser: Meister H. der K. Drei Predigten des ‹Paradisus anime intelligentis›. Diplomarbeit W¨urzburg 1969. – Burkhard Hasebrink: Studies on Redaction and Use of the ‹Paradisus anime intelligentis›. In: Histoire de la pr´edication m´edi´evale. Actes du colloque international de Louvain-la Neuve (9–11 juillet 1992). Hg. v. Jacqueline Hamesse/Xavier Hermand. Louvainla-Neuve 1993, S. 143–158. – Freimut L¨oser: Meister Eckhart in Bewegung. Das ma. Erfurt als Wirkungszentrum der Dominikaner im Licht neuerer Funde. In: Meister Eckhart in Erfurt. Hg. v. Andreas Speer/Lydia Wegener. Berlin/New York 2005, S. 656–674. – Maarten Hoenen: Scholastik und Seelsorge in den Predigten der Slg. ‹Paradisus 1000
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Konemann ¨ von Jerxheim anime intelligentis›. Ein Beitr. zur Wissensvermittlung im MA. In: Recherches de th´eologie et philosophie m´edi´evales 73 (2006) S. 69–98. – Wolfgang Beck: Eine ‹Erfurter Hauspostille›. Zu Herkunft ¨ und Uberl. der Predigtslg. ‹Paradisus anime intelligentis›. In: Ma. Sprache und Lit. in Eisenach und Erfurt. FS Rudolf Bentzinger. Hg. v. Martin Schubert u. a. Frankfurt/M. u. a. 2008, S.104–121. – Georg Steer: Die dominikanische Predigtslg. ‹Pa¨ radisus anime intelligentis›. Uberl., Werkform und Textgestalt. In: ‹Paradisus anime intelligentis›. Stud. zu einer dominikanischen Predigtslg. aus dem Umkreis Meister Eckharts. Hg. v. B. Hasebrink u. a. T¨ubingen 2009, S. 17–67. – Nigel F. Palmer: ‹In kaffin in got›. Zur Rezeption des ‹Paradisus anime intelligentis› in der Oxforder Hs. MS. Laud Misc. 479. In: ebd., S. 69–131. MM Jodocus. – Dt. Legenden. Der hl. J. (auch: Iudocus, Josse, Jo[b]st; gest. 669; Fest: 13. Dezember) stammte aus einem bretonischen F¨urstengeschlecht des 7. Jh., verzichtete um 640 auf seinen weltlichen Herrschaftsanspruch, wurde Priester und gr¨undete verschiedene Einsiedeleien, unter anderem das sp¨atere St. Josse-surMer. Er wird als Einsiedler, Priester oder Pilger dargestellt. Die a¨ lteste lat. Vita wurde anonym um 800 verfasst (Ausgabe: Trier, S. 19–35), eine zweite schrieb Ende des 10. Jh. Isembard, Vita III stammt von Florentius (1015). Ausgabe: Theodor Graesse (Hg.): Jacobus de Voragine. Legenda aurea. Bratislava 1890, Appendix S. 859–861. ¨ Ubersetzungen ins Deutsche: Neben vier Legendarfassungen sind weitere sechs dt. und ndl. Prosaversionen der Legende bekannt, drei davon (Nr. 3–6) als Sondergut der S¨udmittelndl. Legenda aurea (→ Jacobus a Voragine). Nr. 4 und 6 sind nur in deren ndl. Hss. u¨ berliefert. Als Vorlage f¨ur Nr. 3 und 5 diente die Vita des Florentius. ¨ Uberlieferung von Nr. 5: Darmstadt, LB, Hs 814, 41rb–45ra. – D¨usseldorf, UB, Ms. C 20, 237ra–241ra. – K¨oln, Hist. Arch. der Stadt, Cod. W 169, 41va–44va. – Berlin, SBB, Mgq 1687, 83r–87r. – Hamburg, SUB, Cod. theol. 1731, 151r–156r. Nr. 1 und 2 sind s¨uddt; Nr. 1 ist eine rheinfr¨ankische Kurzfassung, die f¨ur den Winterteil-Anhang der Els¨assischen Legenda aurea entstand. 1001
um 1300 ¨ Uberlieferung: Berlin, SBB, Mgf 495, 231ra–232vb. – Mainz, StB, Hs. I 49, 190ra–192ra. – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. Guelf. 79. 1 Aug. 2°, 42va–46vb. Ausgabe: Konrad Kunze: Die Els¨assische Legenda aurea. Bd. 2 (TTG 10). 1983, S. XXII f., LI, Text S. 55–61. Nr. 2 ist Bestandteil eines von Heinrich → Kramer zusammengestellten Schweizer Legendars von 1478 (Engelberg, Stiftsbibl., Cod. 240, 69v–72v). Literatur: Friederike Werner-Tschochner, LCI 7 (1974) Sp. 70 f. – Christoph Daxelm¨uller, LexMA 5 (1991) S. 493 f. – Karl Mu¨ hlek, BBKL 3 (1992) Sp. 130 f. – Franz Staab, LThK3 5 (1996) Sp. 856 f. – Konrad Kunze, VL2 11 (2004) Sp. 760 f. – Jost Trier: Der hl. J. Sein Leben und seine Verehrung (Germanistische Abh. 56). Breslau 1924 (Neudr. Hildesheim 2008). – John Howe: The date of the ‹Vita Judoci› by Abbot Florentius. In: Analecta Bollandiana 101 (1983) S. 25–31. – Werner WilliamsKrapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA, Stud. ¨ zu ihrer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, Reg. S. 421 f. SF Konemann ¨ von Jerxheim (Konemann, Pfaffe K¨onemann), * um 1240/50, † kurz vor 30.7.1316 Goslar (?). – Verfasser mittelniederdt. geistlicher Dichtungen. K. stammte wohl aus einer im Harzvorland ans¨assigen Familie von Ministerialen. Zun¨achst Priester in Dingelstedt, war er 1275–85 Priester an St. Thomas in Goslar und dort seit 1291 Vizedom, 1292–1300 Dekan und um 1301–04 Domherr. Danach ist er 1306/07 als Scholasticus am Kollegiatsstift St. Simon und Judas nachgewiesen. K.s Hauptwerk ist der Kaland (um 1270–75), ein gereimtes Regelbuch in 1424 Versen, das K. f¨ur die Kalandsbr¨uder in Eilenst¨adt schrieb. Der erste Teil des Textes lehnt sich eng an deren Satzungen an und behandelt die Hintergr¨unde und Regeln der Bruderschaft. Im zweiten Teil herrschen da¨ gegen geistlich-eschatologische Uberlegungen vor, die sich mit dem Tod und dem J¨ungsten Gericht besch¨aftigen. Der gemischt nd. und hochdt. Kaland erfuhr 1466 eine rein nd. Nachdichtung durch Johann Stegeler von Osterwick, entfaltete aber außerhalb Norddeutschlands keine große Wirkung. 1002
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um 1300 K. schrieb zudem den Wurzgarten Mariens (auch Sunte Marien wortegarde), den er 1304 vollendete. Die fast 6600 Verse der Dichtung entstanden vermutlich nach einer lat. Vorlage, die jedoch unbekannt ist. In den drei Teilen des Werks behandelt K. zun¨achst das Gleichnis der vier T¨ochter Gottes, ergeht sich dann in lyrischem Marienlob, bevor er in epischer Manier die Passion und Auferstehung Christi behandelt. Weiterhin scheint K. eine Reimbibel nach der Historia scholastica des Petrus Comestor verfasst zu haben, von der aber nur ein Fragment erhalten ist. Eine im Kaland erw¨ahnte Dichtung Von der Messe ist verloren. ¨ Uberlieferung: Kaland: Magdeburg, Landeshauptarch., Rep. Cop. 778, 1r–33r, 35v (Perg., mitteldt./nd., Ende 13. Jh.). – Oschersleben, Kalandbruderschaft, o. S. (Perg., Hornburg, 14. Jh. [?], nd./hochdt.). – Reimbibel: Hildesheim, Stadtarch., Best. 52 Nr. 500 (fr¨uher HA 275), 1 Doppelbl. (Perg., 14. Jh., md./nd. mit ostf¨alischer F¨arbung). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 404.9 (1) Novi, 1 Doppelbl. (Perg., 14. Jh., md./nd. mit ostf¨alischer F¨arbung). – Der Wurzgarten Mariens: G¨ottingen, SUB, 4° Cod. Ms. theol. 153., 159ra–210va (Perg., Mitte 15. Jh., nd.). Ausgaben: Wilhelm Schatz: Der Kaland. Ein Gedicht des dreizehnten Jh., vom Pfaffen Konemann, Priester zu Dingelstedt am Huy. Halberstadt 1851. – Georg Sello: Des Pfaffen Konemann Gedicht vom Kaland zu Eilenstedt am Huy. In: Zs. des Harzver. f¨ur Gesch. und Alterthumskunde 23 (1890) S. 98–170. – Karl Euling: Der Kaland des Pfaffen K. In: NdJb 18 (1892) S. 19–60. – Die Dichtungen K.s. Hg. v. Ludwig Wolff. Neum¨unster 1953. Literatur: Jakob Franck, ADB 16 (1882) S. 499–501. – Ehrismann 2,2,2 (1935) S. 678. – Ludwig Wolff, NDB 12 (1979) S. 484 f. – Hartmut Beckers, VL2 5 (1985) Sp. 64–68. – De Boor/ Newald 3,2 (1987) S. 108. – Ulrich Mattejiet, LexMA 5 (1991) Sp. 1297. – Peter Kesting, MarLex 6 (1994) S. 850 f. – Thomas Frank: Kalandsbruderschaften. In: LThK3 5 (1996) Sp. 1140. – Sabine Schmolinsky, Killy2 6 (2009) S. 617 f. – Johann Andreas Steyer: Merkw¨urdigkeiten der Stadt Oschersleben und umliegenden Gegend aus zuverl¨aßigen Nachrichten gezogen. Halberstadt 1784, S. 94–96. – L. Wolff: Vom Pfaffen K. und dem Wurzgarten. In: NdJb 54 (1928) S. 15–23. – Edward Schr¨oder: Eine ostf¨alische Reimbibel. In: 1003
Susanna ZfdA 70 (1933) S. 280. – L. Wolff: Eine gereimte Historienbibel vom Pfaffen K. In: ZfdA 71 (1934) S. 103–106. – Ders.: Die dichterische Pers¨onlichkeit des Pfaffen K. In: NdJb 60/61 (1935) S. 31–41. – Ders./Hans Vollmer: Die Reimbibel des Pfaffen K. In: Neue Texte zur Bibelverdeutschung des MA. Hg. v. H. Vollmer. Potsdam 1936, S. 231–236. – Ders.: Zur Person des Pfaffen K. In Nd. Korrespondenz 51 (1938) S. 56–58. – Franziska Mohr: Die literarhist. Stellung K.s v. J. Eine stilistische Unters. Diss. Marburg 1944. – Wolfgang Stammler: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. 2. 1954, Sp. 386 f. – Eduard Johann M¨ader: Der Streit der ‹T¨ochter Gottes›. Bern, Frankfurt/M. 1971, S. 58–66. – Hans J¨urgen Rieckenberg: Zur Biogr. des Dichters K. v. J. In: AfK 61 (1979) S. 452–456. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. M¨unchen 52004, S. 383. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1.) T¨ubingen 2004, S. 274. – Maik Lehmberg: K. In: Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 8. bis 18. Jh. Hg. v. Horst-R¨udiger Jarck. Braunschweig 2006, S. 407 (Lit.). MM Susanna. – Bruchst¨uck einer Bearbeitung der alttestamentlichen Susanna-Erz¨ahlung, um 1300. Das 88 Verse umfassende Bruchst¨uck bietet den Mittelteil der Geschichte Susannas von ihrer Antwort auf die Zumutungen der beiden alten M¨anner bis zu der Gerichtsszene. Gr¨oßtenteils besteht das Fragment, das inhaltlich der alttestamentlichen Vorlage (Dan 13,22–37) sehr genau ¨ folgt, aus Dialogen mit knappen epischen Uberleitungen. Ob es sich um eine selbstst¨andige Dichtung oder um einen Text aus einem umfassenderen Werk – vielleicht der Reimbibel → K¨onemanns von Jerxheim – handelt, ist unklar. ¨ Uberlieferung: G¨ottingen, SUB, 4° Cod. Ms. philol. 184:III, ein Doppelbl. (Perg., 1. H¨alfte 14. Jh., mitteldt.-nd. Mischsprache). Ausgaben: Ernst Spangenberg: Susanne im Bade. Bruchst¨uck eines unbekannten vaterl¨andischen Dichters aus dem MA. In: Neues vaterl¨andisches Arch. [...] des K¨onigreichs Hannover Jg. 1824/II (L¨uneburg 1824) S. 147–151. – Hermann Oesterley: Nd. Dichtung im MA. Dresden 1871 (Karl Goedeke: Dt. Dichtung im MA. Zweite Ausg., verm. um Buch XII: Nd. Dichtung v. H. Oesterley), S. 15. – Wolfgang Stammler: Mnd. Lesebuch. Hamburg 1921, S. 73, 140. 1004
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Der Minnebaum (Arbor Amoris) Literatur: LCI 1 (1968) Sp. 469–473; 4 (1972) Sp. 228–231. – Hartmut Beckers, VL2 9 (1995) 547 f. – Josef Engemann, LexMA 8 (1997) Sp. 331. – Martin Bocian, unter Mitarbeit v. Ursula Kraut und Iris Lenz: Lex. der biblischen Personen. 2., erw. Aufl. Stuttgart 2004, S. 487–492. – Wolfgang Stammler: Gesch. der nd. Lit. v. den a¨ltesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Aus Natur und Geisteswelt 815). Leipzig/Berlin 1920 (Nachdr. Darmstadt 1968) S. 22. BJ Marienleich Du rose ob allen bluomen clar. Jede der vier ungleich gebauten Strophen des Marienlobs (44 Verse) enth¨alt eine Bitte des S¨unders um Zuwendung. Es besteht Verwandtschaft mit der Goldenen Schmiede → Konrads von W¨urzburg und dem → Lobgesang auf Maria des Pseudo-Gottfried von Straßburg; daneben sind auch Tanzleichelemente erkennbar. ¨ Uberlieferung: N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 3234 (loses Pergamentbl., um 1280–1350, niederalemannisch); mit Melodie. Ausgaben: Karl Bartsch (Hg.): Die Erl¨osung. Mit einer Auswahl geistlicher Dichtungen (Bibl. der gesammten dt. National-Lit. v. der a¨ltesten bis auf die neuere Zeit [Abt. 1] 37). Quedlinburg/Leipzig 1858. Nachdr. Amsterdam 1966, S. XXX, 189–191. – Maria Carmelita (Clothilde) Pfleger: Unters. am dt. geistlichen Lied des 13. bis 16. Jh. Ein Beitr. zur Melodiengesch. des MA. Diss. Univ. Berlin 1937, S. 78 f. (mit Faks.). – Christoph M¨arz: Die dt. Musikhs. GNM 3234. Der sog. Marienleich ‹Hai rˆose ob allen bluomen clˆar›. Magisterarbeit masch. Erlangen-N¨urnberg. N¨urnberg 1980. Literatur: Christoph M¨arz, VL2 6 (1987) Sp. 17 f.; 11 (2004) Sp. 970. – Gustav Karpeles: Allgemeine Gesch. der Litt. v. ihren Anf¨angen bis auf die Gegenwart. Bd. 2,1. Berlin 1901, S. 341 mit Beilage (mit Abdruck). – M. C. (C.) Pfleger (s. Ausg.), S. 46 f., 86. – Die dt. ma. Hss. Erster Teil: Die literarischen und religi¨osen Hss. Beschrieben v. Lotte Kurras (Kat. des Germ. Nationalmuseums 1,1). Wiesbaden 1974, S. 42. BJ Der Minnebaum (Arbor Amoris). – Pseudo→ Bonaventura-Traktat, verbreitet in zahlreichen lat., dt. und ndl. Handschriften, die a¨ lteste bekannte (Sammel-)Handschrift entstand um oder nach 1300. 1005
um 1300 Grunds¨atzlich sind die lat. Arbor amoris-Texte organisch gegliedert, sie werden, der Ars praedicandi folgend, nach dem Vorbild eines Baumes entwickelt. Ein Thema (Wurzel), das immer eine Bibelstelle ist, wird durch weitere Bibelzitate, Autorit¨aten, Vergleiche, Exempel, Sentenzen ¨ usw. erschlossen und anschaulich dargestellt (Aste, Bl¨atter), ein Vorgang, f¨ur den im 15. Jh. der Begriff «arborisare» gepr¨agt wurde. In der Handschrift Olm¨utz/Olomouc, UB, M I 305, wird die Baumvision im 4. Kap. Daniels «arborisiert», das allgemeine, formale Baumschema erh¨alt dort zus¨atzlich eine besondere Baumallegorie. Ausf¨uhrungen u¨ ber die Beichte bilden den Wurzelstock, aus dem der mystische Baum w¨achst, der den Aufstieg der Seele lehrt (vergleichbar den Stufen der Liebe, die Pseudo-→ Dionysius Areopagita in der Himmlischen Hierarchie entwickelt). Um den M. zu pflanzen, muss der Fromme reuevoll den richtigen Grund ausw¨ahlen, ihn reinigen, mit Tr¨anen der Reue gießen und dem¨utig die Grube ausheben. Der Text wendet sich in den meisten lat. Zeugnissen an alle Gl¨aubigen, nicht nur an einige Auserw¨ahlte. Schon fr¨uh setzten Umgestaltungen im Sinne der geistlichen Gebrauchsliteratur und Didaktik ein. Die dt. Minnebaumtexte stammen vorwiegend aus dem 15. Jh., sie basieren auf lat. Vorlagen und setzen die Umgestaltungen fort. Nicht mehr die Erbauung aller Frommen ist das Ziel, sondern ein bestimmtes Publikum wird unter einem spezifischen Aspekt anvisiert. Der symbolische Gehalt des Arbor Amoris wird als Minnebaum vielf¨altig ausgegliedert, die urspr¨ungliche, organische Form gesprengt, oft werden willk¨urliche und immer l¨angere Aufz¨ahlungen vorherrschend, die gradualistische Struktur l¨ost sich auf und vereinfacht sich zu einem spannungsvollen Dualismus, wie er in der Contemptus-mundi-Stimmung am ausgepr¨agtesten ist. ¨ a. Eine ndl., Bonaventura zugeschriebene Ubertragung bietet Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 133 G 1 (Cat. Nr. 883), 191r–212r (um 1450). Inc.: «Ic aensach Ende siet dar was een bom». b. Alemannische Bearbeitung in Predigtform I. St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1066, 298rb–305ra (aus dem St. Katharinenkloster St. Gallen, zweite H¨alfte. 15. Jh. ). Inc.: «Vidi arborem [...] Ezechiel der hailig prophet der sprichet: ich sach ainen bom». Ausgabe: Kamber (s. Ausg.) S. 143–156. 1006
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um 1300
Munchner ¨ Nachtsegen
c. Alemannische Bearbeitung in Predigtform II. St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1033, 53v–57v (aus St. Katharinental bei Dießenhofen, fr¨uhes 15. Jh.). Inc.: «Daniel sprich et: Ich sach ainen boum». d. Kurzfassung einer Predigt. Mu¨ nchen, BSB, Cgm 523, 195va–197vb (1471, ostschw¨abisch). Inc.: «Ezechiel der spricht: ich sach ainen baum.». – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 531, 112ra–113va (1420, bair.). Inc.: wie cgm 523. e. Bearbeitung als Kurztraktat. Gießen, UB, Cod. 879, 1r–4v (nordschw¨abisch, sp¨ates 14. Jh.). Inc.: «Sich hebt hie der wunne pavm, den dev minnend sel hie sol auf steigen.». Abdruck: J.V. Adrian: Mittheilungen aus Hss. und seltenen Druckwerken. Frankfurt/M. 1846, S. 456–458. f. Erweiterte Bearbeitung. Berlin, SBB, Mgq 191, 287r–302r (els¨assisch, erste H¨alfte 15. Jh.). Inc. «Ich han gesehen vnd nym war eyn boym». g. Kompilierter Traktat. Heidelberg, UB, Cpg 567, 38vb–44ra (1439, ostschw¨abisch). Inc.: «Wir vinden an daniels puech von ainem poume». Ausgabe: Urs Kamber (Hg.): Arbor amoris. Der M. Ein Pseudo-Bonaventura-Traktat. Hg. nach lat. und dt. Hss. des 14. und 15. Jh. (Phil.Stud.u.Qu. 20). Berlin 1964, S. 96 f. Literatur: U. Kamber, VL2 6 (1987) Sp.562–565. – Kurt Ruh: Bonaventura dt. (Bibl. Germanica 7). Bern 1956, S. 292 f. – Kamber (s. Ausg.). – Dietrich Schmidtke: Stud. zur dingallegorischen Erbauungslit. des Sp¨atMA. Am Beispiel der Gartenallegorie (Hermaea N.F. 43). T¨ubingen 1982, S. 231 u. o¨ . SF
Ausgaben: Friedrich Keinz: Eine mitteldt. Beschw¨orungsformel (Nachtsegen) aus dem 13./14. Jh. (Sb. der Kgl. Bayer. Akad. der Wiss. zu Mu¨ nchen 1867/2). Mu¨ nchen 1867, S. 7 f. – Karl Roth: Kl. Beitr. zur dt. Sprach-, Gesch.- und Ortsforschung. Bd. 4. Mu¨ nchen 1867, S. 183–186. – Theodor v. Grienberger: Der M. N. In: ZfdA 41 (1897) S. 336–339, 363. – Karl Meisen: Die Sagen vom W¨utenden Heer und Wilden J¨ager. Mu¨ nster/Westfalen 1935, S. 72 f. – Monika Schulz: ‹Vneholden› und anderes. Bemerkungen zum sog. ‹M. N.› (clm 615, fol. 127r). In: Linguistica e Filologia 11 (2000) S. 152–154. Literatur: Burghart Wachinger, VL2 11 (2004) Sp. 1039 f. – Keinz (s. Ausg.) S. 1–18. – Roth (s. Ausg.) S. 183–192. – Grienberger (s. Ausg.) S. 335–363. – Ernst-Dietrich G¨uting: Michel Beheims Gedicht gegen den Aberglauben und seine lat. Vorlage. In: Forschungen und Ber. zur Volkskunde in Baden-W¨urttemberg 1974–1977, Sonderdruck (1977) S. 197–220. Wieder in: Glaube im Abseits. Hg. v. Dietz-R¨udiger Moser. Darmstadt 1992, S. 310–367, hier S. 207/337, 210/344, 216/360. – Schulz (s. Ausg.) S. 129–160. – Verena Holzmann: ‹Ich beswer dich wurm und wyrmin ...›. Formen und Typen altdt. Zauberspr¨uche und Segen (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie 36). Bern u.a. 2001, S. 134–136 (Nr. 6). – Rolf Bergmann/Stefanie Stricker unter Mitarbeit v. Yvonne Goldammer/Claudia Wich-Reif: Kat. der ahd. und as. Glossenhss. Berlin/New York 2005, Bd. 2, S. 946–948 (Nr. 455). SF
Munchner ¨ Nachtsegen. – Reimpaarspruch in 75 Versen, 14. Jh. Der M. N. ist auf dem letzten Blatt (127r) der medizinisch-naturwissenschaftlichen Handschrift Mu¨ nchen, BSB, Clm 615 (14. Jh., mitteldt.) eingetragen; der Eintrag stellt eine wenig sorgf¨altige, fehlerhafte Abschrift dar. Anfang (V. 1–4) und Schluss (V. 58–73) bestehen aus Anrufungen guter M¨achte zum Schutz gegen allerlei D¨amonen und enthalten liturgische Formeln. Der Hauptteil listet ausf¨uhrlich Namen von Spukgestalten, krankheitsverursachenden D¨amonen und Geistern von Hingerichteten wie «alb», «biuer» oder «uuzspor» auf, beschw¨ort diese und nennt teils konkret deren unheilbringende Absichten.
Bruder Peter. – Ansonsten unbekannter Verfasser einer Predigt u¨ ber Gen 1,1 mit dem Incipit «In principio [...] Unser herre sch˚uff in sechs tagen hymmel und erden und alle ding», entstanden vielleicht um 1300. ¨ B. P., der nur in G (s. Uberl.) als Autor genannt wird, ist eventuell identisch mit Petrus de Monasterio aus dem Basler Dominikanerkloster (1293 und 1296 urkundlich als Prior von K¨oln bezeugt), der eine Predigt u¨ ber die Erschaffung der Welt nach Gen. 1,1 hielt. In der Predigt werden die einzelnen Sch¨opfungsakte dargestellt und mit den drei theologischen und den vier Kardinal-Tugenden verbunden. Auch die Berthold-Predigt Z 1 (dazu: Richter [s. Lit.] S. 34) bringt dasselbe Thema.
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Schlegel ¨ Uberlieferung: Die u¨ berlieferte Predigt geh¨ort ¨ der → Berthold-von-Regensburg-Uberlieferungstradition an: Heidelberg, UB, Cpg 24, 253ra–vb (1370, rheinfrk.) (A). – Bern, Burgerbibl., Cod. 746 (olim Ms. Hist. Helv. XIX, 150), 271rb–272va (1436, rheinfr¨ankisch) (B). – Augsburg, UB, Cod. ¨ Ottingen-Wallerstein III. 1.2° 36, 394r–395v (1460, schw¨abisch) (Ha). Diese Hss. sind als Nr. 51 Teil der X-Gruppe; zu einer «Teilslg. der X-Gruppe» (XII nach Richter) z¨ahlt St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 955, S. 91–94 (erste H¨alfte 15. Jh., rheinfr¨ankisch ?) (G). Vgl. Richter (s. Lit.) S. 5–10, 16–24, 67 f. Ausgabe: Anton E. Sch¨onbach: Stud. zur Gesch. ¨ der altdt. Predigt VI: Die Uberl. der Werke Bertholds v. Regensburg III (Sb. der phil.-hist. Kl. der kaiserlichen Akad. der Wiss. Bd. 153, IV. Abh.). Wien 1906, S. 142–144. Literatur: Kurt Ruh, VL2 7 (1989) Sp. 419 f. – ¨ Gabriel L¨ohr: Uber die Heimat einiger Prediger und Mystiker aus dem Dominikanerorden. In: ZfdA 82 (1948/50) S. 173–178. – Dieter Richter: ¨ Die dt. Uberl. der Predigten Bertholds v. Regensburg (MTU 21). M¨unchen 1969. SF Das Samenkorn. – Allegorische Reimpaardichtung, gegen 1300. Der fragmentarisch u¨ berlieferte Text u¨ ber das Samenkorn – als Sinnbild des Lebens eines Christen mit dem Ziel der Erlangung des ewigen Lebens – in seiner Entwicklung bis zur reifen Frucht, ihrer Ernte und Lagerung befindet sich auf einem von zwei verst¨ummelten Pergamentbl¨attern, die als Einbanddeckel f¨ur einen Band der von Adrian Sch¨oen herausgegebenen Predigtsammlung Sacer Septenarius (Trier 1684) verwendet wurden. Erhalten sind die zweite H¨alfte des 7. St¨ucks, das 8. und 9. St¨uck sowie der Anfang des 10. St¨ucks. Am Ende des 7. St¨ucks steht unter Berufung auf Paulus eine Lobpreisung der Jungfr¨aulichkeit. Die Ausf¨uhrungen u¨ ber die reife Frucht und die Ernte im 8. St¨uck sind fast w¨ortlich aus Offb 14,14–16 entlehnt. Das 9. St¨uck schildert die Sonderung der Frucht von der Spreu (der Masse der S¨under). Im 10. St¨uck wird die gereinigte Frucht mit der Seele eines tugendhaften Menschen verglichen. Ausgabe: J. B. Kaiser: Zwei mhd. Fragmente auf einem Buchumschlag. In: Jb. der Elsaß-Lothringischen Wissenschaftlichen Ges. zu Straßburg 7 (1934) S. 90–96. Literatur: Hartmut Freytag, VL2 5 8 (1992) Sp. 572 f. – Kaiser (s. Ausg.) S. 86–90. BJ 1009
um 1300 Trierer Perikopen. – Mhd. Fragment einer Sammlung von Episteln und Evangelien f¨ur drei Tage der Woche nach dem ersten Fastensonntag. Der Text war zusammen mit der mhd. Dichtung Das → Samenkorn auf zwei Pergamentbl¨attern, die als Einbanddeckel der von Adrian Sch¨oen herausgegebenen Predigtsammlung Sacer Septenarius (Trier 1684) dienten, u¨ berliefert. Der erhaltene Text stammt vermutlich aus der Zeit gegen 1300, setzt gegen Ende von Mt 12,42 ein und bricht mitten in Joh 5,12 ab. Ausgabe: Johann B. Kaiser: Zwei mhd. Fragm. auf einem Buchumschlag. In: Jb. der ElsaßLothringischen Wiss. Ges. zu Straßburg 7 (1934) S. 86–90, 96–102. Literatur: Hartmut Freytag, VL2 9 (1995) Sp. 1054 f. – Hans Jeske: Der Kod. Trier 810/1338. Stud. zu einer Eifler Plenarhs. aus dem Jahr 1464. Diss. Uppsala 1974. – Michael Embach: Trierer Literaturgesch. Das MA (Gesch. und Kultur des Trierer Landes 8). Trier 2007, S. 436–439. SF Schlegel, Nikolaus. – Geistlicher und Verfasser eines Berichtes u¨ ber ein Hostienwunder, um 1300. Von dem aus dem Vinschgau/S¨udtirol stammenden S. ist das 270 Verse – weitere ca. 126 Verse sind verloren – umfassende Gedicht Von Gottes Leichnam (Von gotz lichnam) u¨ berliefert, in dem eine auf das Engadin und das Vinschgau beschr¨ankte Legenden¨uberlieferung verwertet wurde. Die s¨undhafte Nonne Agnes, eine Ritterstochter aus dem Dorf «Scindes» (Sins, S¨uns, Engadin), verbirgt eine im Kloster St. Johann in Mu¨ nster (Graub¨unden) empfangene Hostie, bringt sie aber angetrieben von ihrem schlechtem Gewissen dorthin zur¨uck und u¨ bergibt sie dem Pfr¨undenpriester Johannes. Dieser verl¨asst das Kloster mit der inzwischen zu «vleisch unde bluot» Christi geworde¨ nen Hostie. Die Abtissin des Klosters findet diesen jedoch auf und bringt die Hostie nach M¨unster zur¨uck, wo sie als Wunder verehrt wird. Die Verse sind oft unregelm¨aßig und unbeholfen, die Reime meist rein. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2699, 46vb–48va (s¨udbair.). Ausgabe: Sch¨onbach (s. Lit.) S. 3–11. Literatur: Kurt Illing, VL2 8 (1992) Sp. 710 f. – Fritz Peter Knapp, BBKL 9 (1995) Sp. 250. – Anton E. Sch¨onbach: Stud. zur Erz¨ahlungslit. des MA. Tl. 6: Des N. S. Beschreibung des Hostienwunders zu 1010
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1. H¨alfte 14. Jh. Mu¨ nster in Graub¨unden (Sb. der phil.-hist. Kl. der kaiserl. Akad. der Wiss. in Wien 156,1). Wien 1908, S. 1–70, bes. S. 1–18. – Hermann Menhardt: Verz. ¨ der altdt. literarischen Hss. der ONB. Bd. 1 (Ver¨off. des Inst. f¨ur dt. Sprache und Lit. 13). Berlin 1960, S. 134 f. – John A. Asher (Hg.): Der guote Gˆerhart v. Rudolf v. Ems (ATB 56). T¨ubingen 21971, S. VI f. (zur Hs.). SF Heinrich von Burgeis (Heinrich von Burgus, von Purchhauß), * 2. H¨alfte 13. Jh. (?) Burgeis/Vinschgau (S¨udtirol). – Verfasser eines allegorischen Gedichts. Zu H.s Biographie gibt es zwei divergierende Thesen: Zumeist wird angenommen, dass H. Laienseelsorger des Bozener Franziskanerklosters gewesen sei (dort ist 1310 ein Bruder Heinrich beurkundet). Nach anderer Ansicht (Siller 1989/93) war er Abk¨ommling des seit 1175 in Bozen ans¨assigen Geschlechts der titellosen Edelfreien von Wangen, Dominikaner in Trient und 1172/73 Mitbegr¨under und erster Prior des Predigerklosters in Bozen. Gesichert ist H. als Verfasser der poetischallegorischen Beicht- und Bußpredigt Der Seele Rat, in der er sich selbst am Schluss nennt. Auch im sog. Ehrenbrief Jakob → P¨uterichs III. von 1462 werden Werktitel und Dichtername genannt. Das Werk d¨urfte im sehr fr¨uhen 14. Jh. entstanden sein, der Anfang fehlt in der einzig u¨ berliefernden Handschrift. In 6548 Reimpaarversen werden im Hinblick auf den Tod und in volksnaher Sprache die Bußsakramente erl¨autert. H. gestaltet seine Ermahnung zur Umkehr und Reue als allegorischen Dialog zwischen Seele und personifizierter Beichte, Buße, Reue, Gewissen und Gottesfurcht («fraw pichte», «fraw puesse», «fraw rewe» etc.). Der Text ist im Hauptteil recht abwechslungsarm, lebhafter ist der Schlussteil (ab V. 5267): eine Gerichtsszene, in welcher der Dichter Satan mit den Engeln um die Seele streiten l¨asst, und der g¨ottliche Richter sich f¨ur deren Errettung entscheidet. Besonderes Augenmerk verdienen V. 5684–5742, in denen die wirtschaftliche Ausbeutung des Bauernstandes durch den Adel thematisiert wird – in dieser Form einmalig in der deutschsprachigen Literatur des MA (eine m¨ogliche Reaktion auf restaurative Tendenzen nach dem Tode Meinharts II. von G¨orz-Tirol, der die Selbstst¨andigkeit der Tiroler Bauer gegen die Interessen des Adels gef¨ordert hatte). Eine unmittelbare Vorlage f¨ur Der Seele Rat l¨asst sich nicht ausmachen, der Buß- und Beicht1011
Heinrich von Burgeis spiegel steht aber in Beziehung zur franziskanischen Predigt und zu → Berthold von Regensburg. Die Schlussszene k¨onnte von zeitgen¨ossischen Gerichtsszenen in der darstellenden Kunst Tirols inspiriert oder auch eine Nacherz¨ahlung eines geistlichen Spiels sein. Außerhalb Tirols scheint das Werk, das als der erste umfangreiche dt. Beichtspiegel in Tirol gelten kann, nicht rezipiert worden zu sein. ¨ Uberlieferung: Brixen, Bibl. des Priesterseminars, Cod. R 7 (Nr. 171), 82r–186r (Pap., zwei zusammengebundene Tl.e, Mitte 15. Jh., s¨udbair.). Ausgabe: Hans-Friedrich Rosenfeld: H. v. Burgus. Der Seele Rat. Aus der Brixener Handschrift (DTM 37). Berlin 1932. Literatur: Peter Kesting, NDB 8 (1969) S. 406f. – Ders., VL2 3 (1981) 706 f. – John Margetts/Red., Killy2 5 (2009) S. 184 f. – Josef Schatz: H. v. Burgeis oder v. Burgus? In: AfdA 52 (1933) S. 216 f. – Valens Heynck: ‹Der Seele Rat› des Franziskaners H. v. Burgus. In: Vita seraphica 15 (1934) S. 113–115. – H.-F. Rosenfeld (s. Ausg.) S. VII-XLVIII. – Anton D¨orrer: H. v. B. und sein ‹Seelenrat›. Zum 700j¨ahrigen Bestand der Franziskaner in S¨udtirol. In: Arch. f¨ur das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 167 (1935) S. 177–192. Sonderdr. Braunschweig 1935. – Eugen Thurnher: Wort und Wesen in S¨udtirol. Die dt. Dichtung S¨udtirols im MA. Innsbruck 1947. – J. Margetts: ‹Agricultores et circa rem rusticam occupati [...] securi sint [...]›. Einstellungen zur Ausbeutung der Landbev¨olkerung in der deutschsprachigen Welt um 1300. In: Poesie und Gebrauchslit. im dt. MA. W¨urzburger Colloquium 1978. Hg. v. Volker Honemann u. a. T¨ubingen 1979, S. 107–126. – Max Siller: Der S¨udtiroler Dichter H. v. B. und die Entstehung des Bozener Dominikanerklosters (1272–1276). In: Bozen v. den Anf¨angen bis zur Schleifung der Stadtmauern. Ber. u¨ ber die internationale Stud.tagung veranstaltet vom Assessorat f¨ur Kultur der Stadtgemeinde Bozen, Schloß Maretsch, April 1989. Hg. v. Reimo Lunz. Bozen 1991, S. 223–231. – Ders.: Der Tiroler Dichter H. v. B. und die Politik seiner Zeit (13. Jh.). In: Der Vinschgau und seine Nachbarr¨aume. Vortr¨age des Landeskundlichen Symposiums veranstaltet vom S¨udtiroler Kulturinst. in Verbindung mit dem Bildungshaus Schloß Goldrain. Ebd., 27. bis 30. Juni 1991. Hg. v. Rainer Loose (Schriftenreihe des S¨udtiroler Kulturinst. 18). Bozen 1993, S. 165–180. VZ 1012
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1. H¨alfte 14. Jh. Mu¨ nster in Graub¨unden (Sb. der phil.-hist. Kl. der kaiserl. Akad. der Wiss. in Wien 156,1). Wien 1908, S. 1–70, bes. S. 1–18. – Hermann Menhardt: Verz. ¨ der altdt. literarischen Hss. der ONB. Bd. 1 (Ver¨off. des Inst. f¨ur dt. Sprache und Lit. 13). Berlin 1960, S. 134 f. – John A. Asher (Hg.): Der guote Gˆerhart v. Rudolf v. Ems (ATB 56). T¨ubingen 21971, S. VI f. (zur Hs.). SF Heinrich von Burgeis (Heinrich von Burgus, von Purchhauß), * 2. H¨alfte 13. Jh. (?) Burgeis/Vinschgau (S¨udtirol). – Verfasser eines allegorischen Gedichts. Zu H.s Biographie gibt es zwei divergierende Thesen: Zumeist wird angenommen, dass H. Laienseelsorger des Bozener Franziskanerklosters gewesen sei (dort ist 1310 ein Bruder Heinrich beurkundet). Nach anderer Ansicht (Siller 1989/93) war er Abk¨ommling des seit 1175 in Bozen ans¨assigen Geschlechts der titellosen Edelfreien von Wangen, Dominikaner in Trient und 1172/73 Mitbegr¨under und erster Prior des Predigerklosters in Bozen. Gesichert ist H. als Verfasser der poetischallegorischen Beicht- und Bußpredigt Der Seele Rat, in der er sich selbst am Schluss nennt. Auch im sog. Ehrenbrief Jakob → P¨uterichs III. von 1462 werden Werktitel und Dichtername genannt. Das Werk d¨urfte im sehr fr¨uhen 14. Jh. entstanden sein, der Anfang fehlt in der einzig u¨ berliefernden Handschrift. In 6548 Reimpaarversen werden im Hinblick auf den Tod und in volksnaher Sprache die Bußsakramente erl¨autert. H. gestaltet seine Ermahnung zur Umkehr und Reue als allegorischen Dialog zwischen Seele und personifizierter Beichte, Buße, Reue, Gewissen und Gottesfurcht («fraw pichte», «fraw puesse», «fraw rewe» etc.). Der Text ist im Hauptteil recht abwechslungsarm, lebhafter ist der Schlussteil (ab V. 5267): eine Gerichtsszene, in welcher der Dichter Satan mit den Engeln um die Seele streiten l¨asst, und der g¨ottliche Richter sich f¨ur deren Errettung entscheidet. Besonderes Augenmerk verdienen V. 5684–5742, in denen die wirtschaftliche Ausbeutung des Bauernstandes durch den Adel thematisiert wird – in dieser Form einmalig in der deutschsprachigen Literatur des MA (eine m¨ogliche Reaktion auf restaurative Tendenzen nach dem Tode Meinharts II. von G¨orz-Tirol, der die Selbstst¨andigkeit der Tiroler Bauer gegen die Interessen des Adels gef¨ordert hatte). Eine unmittelbare Vorlage f¨ur Der Seele Rat l¨asst sich nicht ausmachen, der Buß- und Beicht1011
Heinrich von Burgeis spiegel steht aber in Beziehung zur franziskanischen Predigt und zu → Berthold von Regensburg. Die Schlussszene k¨onnte von zeitgen¨ossischen Gerichtsszenen in der darstellenden Kunst Tirols inspiriert oder auch eine Nacherz¨ahlung eines geistlichen Spiels sein. Außerhalb Tirols scheint das Werk, das als der erste umfangreiche dt. Beichtspiegel in Tirol gelten kann, nicht rezipiert worden zu sein. ¨ Uberlieferung: Brixen, Bibl. des Priesterseminars, Cod. R 7 (Nr. 171), 82r–186r (Pap., zwei zusammengebundene Tl.e, Mitte 15. Jh., s¨udbair.). Ausgabe: Hans-Friedrich Rosenfeld: H. v. Burgus. Der Seele Rat. Aus der Brixener Handschrift (DTM 37). Berlin 1932. Literatur: Peter Kesting, NDB 8 (1969) S. 406f. – Ders., VL2 3 (1981) 706 f. – John Margetts/Red., Killy2 5 (2009) S. 184 f. – Josef Schatz: H. v. Burgeis oder v. Burgus? In: AfdA 52 (1933) S. 216 f. – Valens Heynck: ‹Der Seele Rat› des Franziskaners H. v. Burgus. In: Vita seraphica 15 (1934) S. 113–115. – H.-F. Rosenfeld (s. Ausg.) S. VII-XLVIII. – Anton D¨orrer: H. v. B. und sein ‹Seelenrat›. Zum 700j¨ahrigen Bestand der Franziskaner in S¨udtirol. In: Arch. f¨ur das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 167 (1935) S. 177–192. Sonderdr. Braunschweig 1935. – Eugen Thurnher: Wort und Wesen in S¨udtirol. Die dt. Dichtung S¨udtirols im MA. Innsbruck 1947. – J. Margetts: ‹Agricultores et circa rem rusticam occupati [...] securi sint [...]›. Einstellungen zur Ausbeutung der Landbev¨olkerung in der deutschsprachigen Welt um 1300. In: Poesie und Gebrauchslit. im dt. MA. W¨urzburger Colloquium 1978. Hg. v. Volker Honemann u. a. T¨ubingen 1979, S. 107–126. – Max Siller: Der S¨udtiroler Dichter H. v. B. und die Entstehung des Bozener Dominikanerklosters (1272–1276). In: Bozen v. den Anf¨angen bis zur Schleifung der Stadtmauern. Ber. u¨ ber die internationale Stud.tagung veranstaltet vom Assessorat f¨ur Kultur der Stadtgemeinde Bozen, Schloß Maretsch, April 1989. Hg. v. Reimo Lunz. Bozen 1991, S. 223–231. – Ders.: Der Tiroler Dichter H. v. B. und die Politik seiner Zeit (13. Jh.). In: Der Vinschgau und seine Nachbarr¨aume. Vortr¨age des Landeskundlichen Symposiums veranstaltet vom S¨udtiroler Kulturinst. in Verbindung mit dem Bildungshaus Schloß Goldrain. Ebd., 27. bis 30. Juni 1991. Hg. v. Rainer Loose (Schriftenreihe des S¨udtiroler Kulturinst. 18). Bozen 1993, S. 165–180. VZ 1012
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Segen und Beschworungen ¨ Tiroler Christenspiegel. – Entstanden vielleicht am Ende des 12. Jh. Die dem Kreis der Augustiner-Chorherren zuzurechnende Kompilation versammelt Texte, die von der Messe und den Messgew¨andern, den Tugenden des Menschen, den drei Mo¨ nchsgel¨ubden (Keuschheit, Gehorsam, Besitzlosigkeit), der Lebensweise im Kloster, der geistlichen Liebe (mit einem Marienlob), der Beichte und dem Weg zur Vollkommenheit handeln. ¨ Uberlieferung: Bressanone/Brixen, Di¨ozesanarch., Cod. A 15 (Nr. 15), 142ra–234rb (Pap., Ende 14. Jh., s¨udbair.); Wielander, S. 3,1–111,6. – Innsbruck, ULB, Cod. 306, 101va–136rb (Perg., um 1300 ´ [Steer 1995], sp¨ates 13. Jh. [Neuhauser/Subariˇ c], s¨udbair.; Titel: Daz ist ein b˚uch von geistlicher lere); Wielander, S. 3,1–97,34). – Stockholm, Kungl. Bibl., Cod. Vu 74 a, 277ra–318ra (um 1400, bair.o¨ sterr.); unvollst., Wielander, S. 3,1–88,55. – Berlin, SBB, Mgf 1396, 112vb–128va (erste H¨alfte 15. Jh./Mitte 15. Jh.; Hauptteil I [Messauslegung] und Hauptteil II, Einleitung); Wielander S. 3,1–23,47. 24,1–49. Ausgabe: Angelus Wielander: Ein T. C. des 14. Jh. Affoltern/Albis 1959 (Ausg. in Unkenntnis der Innsbrucker und der Stockholmer Hs; unzul¨assige Hinzuf¨ugungen). – A. Jeitteles (s. Lit.): Abdruck des Abschnitts ‹F¨unfzehn Vorzeichen des J¨ungsten Gerichts› (Bl. 126r). Literatur: Georg Steer: Buch von geistlicher Lehre. In: VL2 1 (1978) Sp. 1085 f. – Ders., VL2 9 (1995), Sp. 935 f. – Adalbert Jeitteles: Die f¨unfzehn Zeichen v. dem Ju¨ ngsten Gericht. In: Germania 29 (1884) S. 402–404. – Franz Jostes (Hg.): Meister Eckhart und seine Ju¨ nger (Collectanea Friburgensia 4). Freiburg/Schweiz 1895 (Neudr. mit einem W¨orterverz. v. Peter Schmitt und einem Nachwort v. Kurt Ruh. Berlin/New York 1972), S. 101–103, 211. – G. Steer: Germanistische Scholastikforschung. In: Theologie und Philosophie 48 (1973) S. 65–106. – Siegfried Ringler: Viten- und Offenbarungslit. in Frauenkl¨ostern des MA (MTU 72). Z¨urich/M¨unchen 1980, S. 132 f. – Joachim Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. Mu¨ nchen 52004, S. 419. – Walter Neuhauser/Lav ´ Subariˇ c: Kat. der Hss. der UB Innsbruck. Tl. 4: ¨ Cod. 301–400 (Osterr. Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl., Denkschr. 327; Ver¨off. der Kommission f¨ur Schrift- und Buchwesen des MA II,4,4). Wien 2005, S. 45–55. BJ 1013
1. H¨alfte 14. Jh. Segen und Beschworungen ¨ (altjiddisch). – Sp¨atestens ab dem 13. Jh. bis mindestens zum Ende ¨ des 15. Jh. erfolgte Ubernahmen und Anpassungen von Texten des dt. Volksglaubensbrauchtums durch mitteleurop¨aische Juden. Die aus der christlichen Nachbarschaft u¨ bernommenen S. u. B. wurden in geringem Ausmaß f¨ur den eigenen Gebrauch judaisiert bzw. entchristlicht. An prim¨ar volkssprachlichen Segens- und Beschw¨orungsformeln sind folgende Texte bekannt, die s¨amtlich in hebr¨aischen Schriftzeichen abgefasst sind: 1. Frau-Holle-Beschw¨orung: Die an «Ver Holde» gerichtete gereimte Beschw¨orungsformel soll dem Sprecher das Pfl¨ucken eines Zauberblattes («herzblat») in ihrem «hof» erm¨oglichen; dieses soll den Gegner vor Gericht seine Argumente vergessen lassen. Die Beschw¨orung ist formal zweiteilig nach dem Schema des Analogiezaubers aufgebaut: eine einstige Tat der Frau Holle wird zitiert, um ihre Hilfe in der gegenw¨artigen Situation zu erhalten. ¨ Uberlieferung: Bern, Burgerbibl., Cod. 200, 256v (Anfang 14. Jh.; auf einer der letzten zun¨achst leergebliebenen Seiten einer 1290 von → Ascher ben Jakob Halevi geschriebenen hebr¨aisch-aram¨aischen Hs. eingetragen; stark ripuarisch gef¨arbt). Ausgabe: Perles (s. Lit.) S. 24. – Timm 2003 (s. Lit.) S. 17 f. 2. Der B¨armuttesegen ist eine gereimte Beschw¨orungsformel gegen Unterleibsschmerzen. ¨ Uberlieferung: London, Jews’ College, Cod. Montefiore 115, 88v (wohl noch 14. Jh.; als Marginalnotiz zum Thema Geburtshilfe im hebr¨aischen Haupttext). Ausgabe: G¨udemann 1875 (s. Lit.) S. 271. – Howard 1978 (s. Lit.) S. 211 ff. – Ders. 1979 (s. Lit.) S. 255 ff. 3. Gereimter Reisesegen: ¨ Uberlieferung: Parma, Bibl. Palatina, Cod. 2895, 152v. In dem Spruch, einem volkst¨umlichen Diebesbann, wird die Pflanze «Albrot» angerufen; die Diebe (gedacht wird an das Bestohlenwerden auf Reisen) sollen mit ihren eigenen Ged¨armen gefesselt werden. 4. Sammlung volksmedizinischer Rezepte. Das haupts¨achlich in Prosa, teilweise auch in Versen verfasste Corpus setzt sich aus noch knapp 1014
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1. H¨alfte 14. Jh. 1000, nicht thematisch geordneten Rezepten gegen eine Vielzahl k¨orperlicher Beschwerden zusammen; ca. 50 davon enthalten eine Segens- bzw. Beschw¨orungskomponente. ¨ Uberlieferung: Stuttgart, LB, Cod. HB XI 17, 156 Bll. (1474 in Mestre bei Venedig im Haus des Mose b. Seligman Ulm «ous ainem b¨uchlein» kopiert). Vgl. → Jiddische Arzneib¨ucher. Literatur: Gerschom Scholem: Demons, Demonology (In Kabbalah). In: Encyclopaedia Judaica. Jerusalem 1972. Bd. 5, Sp. 1528–1533. – Erika Timm, VL2 11 (2004) Sp. 1413–1417. – Jacob Grimm: Dt. Mythologie. Bd. 1. G¨ottingen 2 1844 (Nachdr. Frankfurt a. M. 1981). – Moritz G¨udemann: Vermischungen von J¨udischem und Heidnischem aus neuer und alter Zeit. In: Monatsschr. f¨ur Gesch. und Wiss. des Judentums 24 (1875) S. 269–273. – Ders.: Gesch. des Erziehungswesens und der Cultur der Abendl¨andischen Juden. Bd. 1. Wien 1880; Bd. 2. 1884 (Nachdr. Amsterdam 1966). – Joseph Perles: Die Berner Hs. des kleinen Aruch. In: FS Heinrich Graetz. Breslau 1887, S. 1–38. – Joshua Trachtenberg: Jewish Magic and Superstition. New York 1939 (Nachdr. 1977). – Adolf Spamer: Romanusb¨uchlein (Ver¨off. des Inst. f¨ur Dt. Volkskunde 17). Berlin 1958. – Mordecai Bernstein: Two Remedy Books in Yiddish from 1474 and 1508. In: Studies in Biblical and Jewish Folklore. Hg. v. Raphael Patai u. a. Bloomington 1960. – John Howard: Der ‹B¨armuttersegen› – ein mhd. Spruch. In: Colloquia Germanica 11 (1978) S. 211–232. – Ders.: Der ‹B¨armuttersegen› wiederentdeckt. In: ZfdA 108 (1979) S. 252–258. – BrittaJuliane Kruse: Verborgene Heilk¨unste. Gesch. der Frauenmedizin im Sp¨atMA (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. 5). Berlin u. a. 1996. – Monika Schulz: Magie oder Die Wiederherstellung der Ordnung. Frankfurt a. M. 2000. – Dies.: Beschw¨orungen im MA. Heidelberg 2003. – E. Timm: Frau Holle, Frau Percht und verwandte Gestalten. 2003. SF Summa confessionum. – In 16 Handschriften u¨ berliefertes Werk des Beichtunterrichts f¨ur den Beichtiger. Die a¨ lteste Handschrift M¨unchen, BSB, Clm 9537, 88r–91v (aus Oberaltaich, um 1300) weist die S. c. als compilacio Magistri Rudolfi aus. Darin werden Ratschl¨age zur Begegnung mit den Beichtenden und zur Festsetzung der Buße gegeben, 1015
Summa confessionum Anleitungen betreffen die Erfragung und Ber¨ucksichtigung der Umst¨ande der begangenen S¨unden. Im Zentrum steht eine Aufz¨ahlung aller Su¨ nden nach dem Kanon der sog. Sieben Haupts¨unden «superbia», «ira», «invidia», «avaricia», «gula», «luxuria» und «accidia» zusammen mit den zahlreichen «Tochters¨unden». Zuletzt werden jene S¨unden genannt, deren Schwere die Absolution durch einen Bischof oder den Papst erfordert. Im lat. Text finden sich weit u¨ ber 200 deutschsprachige Interpretamente, dabei handelt es sich ¨ offensichtlich meist nicht um Ubersetzungen lat. Ausdr¨ucke, sondern um beispielhafte Erkl¨arungen und Verdeutlichungen aus der Volkssprache mit exegetischer Funktion. Zusammen mit dem → Abstractum-Glossar und dem Vocabularius predicantium kann die S. c. zur klerikalen theologischen Berufsliteratur, deren Typus sich um 1300 auszupr¨agen begann, gez¨ahlt werden. Literatur: De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 341–343. – H. Meyer: Die ‹S. c.› des Magisters Rudolfus. W¨urzburger Zulassungsarbeit. W¨urzburg 1980. SF ¨ Wienh¨auser Verslegendar. – Alteste erhaltene Sammlung mnd. Verslegenden, um 1300. Der Sammelcodex von insgesamt 3565 mnd. Versen h¨alt sich eng an die Legenda aurea des → Jacobus a Voragine und umfasst neben sechs Heiligenlegenden (Katharina von Alexandrien, Maria Magdalena, C¨acilia, Lucia, Agnes und Agathe) eine Messauslegung mit einem Kommentar, eine Rede u¨ ber die Kirchweihe sowie zwei epische Texte u¨ ber die Himmelfahrt und die Geburt Marias. Das Legendar bricht auf 48v mitten im Satz ab. ¨ Uberlieferung: Wienhausen, Klosterbibl., Hs. 3 (um 1300, mnd.). Literatur: F.-J. Holznagel, VL2 11 (2004) Sp. 1657 f. SF Solothurner Legendar (Legendar des Marquard Biberli). – Alemannisches Prosalegendar, 14. Jh. Der erste Teil der Sammlung (um 1310) enth¨alt 26 Legenden. Diesem Teil der Handschrift ist eine von anderer Hand geschriebene Sammlung von 13 Legenden (um 1325) beigebunden. Teil 1 und Teil 2 ¨ scheinen aus zwei unterschiedlichen Ubersetzungsvorg¨angen entstanden zu sein, sie waren vermutlich auch kodikologisch eine Zeit lang getrennt. Die meisten Legenden sind auch, leicht ver¨andert, 1016
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Hartwig von dem Hage in einer Basler Handschrift (Basel, UB, Cod. G 2 II 58) vom Jahr 1382 u¨ berliefert. Die Solothurner Handschrift stammt aus einem Dominikanerin¨ nenkloster (wahrscheinlich Otenbach/Z¨ urich oder T¨oss). Beteiligt an der Entstehung der Sammlung war der 1320 als «lesmeister» und 1325 als Dominikanerprior in Z¨urich urkundende → Marquard (Marchwart) Biberli(n). Wahrscheinlich hat dieser die Vorlage des ersten Teils der Sammlung lediglich ¨ durchgesehen und die Ubersetzung genehmigt, als ¨ Ubersetzer kommt er selbst kaum in Frage. Die ¨ lat. Vorlagen und das Verh¨altnis des Ubersetzers zu ihnen ist noch weitgehend unerforscht. ¨ Uberlieferung: Solothurn, ZB, Cod. S. 451 (Perg., zweites Viertel 14. Jh.). Ausgabe: Daria Barow-Vassilevitch: Ich schwime in der gotheit als ein adeler in dem lufft! Heiligkeitsmuster in der Vitenliteratur des 13. und 14. Jh. (GAG 727). G¨oppingen 2005, 220–245 (Legenden v. Columba, Brigitta und Christina v. Stommeln). Literatur: Konrad Kunze: Biberli(n), Marquard. In: VL2 1 (1978) Sp. 842 f.; 11 (2004) Sp. 248. – Alfons Sch¨onherr: Die ma. Hss. der ZB Solothurn. Solothurn 1964, S. 57–59. – Volker Mertens: Das Predigtbuch des Priesters Konrad [...] Mu¨ nchen 1971, S. 14–27. – Konrad Kunze: Minophilus und Zosimus v. Anazarba (Analecta Bollandiana 94). Br¨ussel 1976, S. 47–62. – Martina Wehrli-Johns: Gesch. des Z¨urcher Predigerkonvents (1230–1524) Diss. Z¨urich 1980. – Marianne Wallach-Faller: Ein alemannischer Psalter aus dem 14. Jh. Hs. A.IV.44 der UB Basel. In: ZfdA 110 (1981) S. 61–178, hier S. 61. – Karl-Ernst Geith: Marchwart Biberli und das S. L. In: ZfdA 111 (1982) S. 9–21. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ihrer ¨ Uberlieferungs-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20) T¨ubingen 1986, S. 24 f. – Barow-Vassilevitch (s. Ausg.) S. 69–78. – Richard E. Fasching: Ein Text Heinrich Seuses? Unters. zum Prolog des ‹S. L.› In: Kulturtopographie des deutschsprachigen S¨udwestens im sp¨ateren MA. Stud. und Texte. Hg. v. Barbara Fleith/Ren´e Wetzel (Kulturtopographie des alemannischen Raumes. Texte und Forschungen 1). T¨ubingen 2009, S. 327–371. SF Hartwig von dem Hage. – Ende 13./Anfang 14. Jh., Verfasser der Verslegende Margareta und eines Tagzeitengedichts vom Leiden Christi. 1017
1. H¨alfte 14. Jh. Heutige Vermutungen u¨ ber H. beruhen allein auf Hinweisen in seinem Werk. Seiner Sprache nach k¨onnte er alemannische oder bair. Wurzeln gehabt haben und lebte m¨oglicherweise um die Wende vom 13. zum 14. Jh. als Kleriker. Von ihm sind zwei Texte u¨ berliefert, die wohl Nonnen als Zielgruppe hatten. Die sieben Tagzeiten vom Leiden Christi (vor 1348) behandelt in 1562 Zeilen die Passion Christi, strukturiert in sieben Abschnitten nach den im Titel erw¨ahnten Tagzeiten. Anonym u¨ berliefert ist die Legende von der Marter der hl. Margarete (vor 1348). Da dieser Text in seiner Sprache und vielen Ausdr¨ucken mit den Tagzeiten korrespondiert, wird die Legende einhellig H. zugeschrieben. In 1783 Zeilen entfaltet er darin die Lebensgeschichte und das Martyrium Margaretes in einem dezidiert heilsgeschichtlichen Zusammenhang. H. nutzte wohl das → Magnum Legendarium Austriacum als Quelle f¨ur sein Werk, das auch eine N¨ahe zu → Reinmar von Zweter und zu BoninusMombritius’ Sanctuarium aufweist. Beiden Texten H.s sind reiche Paarreime mit Spuren h¨ofischer Formulierungen gemeinsam. Auch wurden ihnen mystische Einfl¨usse bescheinigt. Heute gelten die Texte als konventionelle Beispiele religi¨oser Dichtung des MA. ¨ Uberlieferung: Tagzeitengedicht: M¨unchen, BSB, Cgm 5249/54, Fragm. v. Doppelbl. (Perg., drittes Viertel 13. Jh., ostschw¨abisch). – M¨unchen, BSB, Cgm 717, 33r–49v (Pap., Augsburg [?], 1348 [?], ostschw¨abisch). – N¨urnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. 1740, 40r–72r (Perg., 14. Jh., mittelbair.). – Margarete: M¨unchen, BSB, Cgm 717, 16v–33r (Pap., Augsburg [?], 1348 [?], ostschw¨abisch). Ausgaben: Georg Karl Frommann: Gedicht von den sieben Tagzeiten. In: Anzeiger f¨ur Kunde der dt. Vorzeit NF 1 (1853/54) S. 106–110. – Wolfgang Schmitz: Die Dichtungen des H. v. d. H. Unters. und Edition (GAG 193). G¨oppingen 1976 (dazu Nigel F. Palmer in: PBB 101, 1979, S. 126–130). Literatur: Karl Bartsch: H., H. v. d. In: ADB 10 (1879) S. 324. – Wolfgang Schmitz, VL2 3 (1981) Sp. 535 f. – De Boor/Newald 3/2 (1987) S. 122 f. – Werner Williams-Krapp, Killy2 5 (2009) S. 52. – Bernhard J. Docen: H. v. d. H. schreibt die Tagzeiten in Reimen. In: Museum f¨ur altdt. Lit. und ¨ Kunst 2. Berlin 1811, S. 265–269. – Ders.: Uber H.s v. d. H. Leiden der hl. Margareta. In: Altdt. W¨alder 3. Frankfurt/M. 1816 (Nachdr. Hildesheim 1999) 1018
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1. H¨alfte 14. Jh. ¨ S. 148–166. – Friedrich Vogt: Uber die Margaretenlegenden. In: PBB (Halle) 1 (1874) S. 263–287. – Anton E. Sch¨onbach: [Rez. zu Stephan Waetzold: Pariser Tagzeiten]. In: AfdA 7 (1881) S. 229–255, ¨ hier S. 247–252. – Albert Rode: Uber die Margaretenlegende des H. v. d. H. Diss. Kiel 1890. – Gerrit Gijsbertus van den Andel: Die Margaretalegende in ihren ma. Versionen. Groningen 1933. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. Mu¨ nchen. Die ma. Fragmente Cgm 5249–5250 (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,8). Wiesbaden 2005, S. 97. – Dies.: Pal¨aographie und Kodikologie als Eingang zur Lit. des MA. In: Dt. Texte des MA zwischen Handschriftenn¨ahe und Rekonstruktion. Berliner Fachtagung 1.-3. April 2004. Hg. v. Martin J. Schubert (Beihefte zu editio 23). T¨ubingen 2005, S. 21–33, hier S. 27–29. MM Heinrich von Schaffhausen OP. – Lesemeister in Z¨urich und Verfasser einer Predigt auf Johannes Evangelista, sp¨ates 13. Jh. Als Autor der Predigt wird H. in der Pommers¨ feldener Handschrift (s. Uberl.) angef¨uhrt; dort erscheint er neben weiteren dominikanischen Autoren: → Hugo von Konstanz, → Konrad von Liebenberg und → Rudolf von Klingenberg. Als Lektor des Z¨urcher Dominikanerklosters konnte er im Gegensatz zu Hugo und Rudolf nicht nachgewiesen werden; m¨oglicherweise ist er mit einem in einer Salemer Urkunde von 1279 genannten Bruder Heinrich aus Konstanz identisch. Als wahrscheinlich gilt, dass H. im sp¨aten 13. Jh. Angeh¨origer des Z¨urcher Predigerklosters war, der sich zeitweise im Konstanzer Haus des Ordens aufhielt. Ziel der Predigt mit dem Incipit «Mvlier ecce (Joh 19,26) Man liset in dem passio do unßer herre an dem crucz stunt das er redte mit vnser frawen von Sant Johannes vnd sprach: ‹Frawe sich da dein sun›» ist es, die Sonderrolle des Evangelisten als «Kind Mariens» und Begleiter Jesu hervorzuheben. Eine vierfache Auslegung des Marienresponsoriums Ego Mater Pulchrae dilectionis (Sir 24,24) nimmt den gr¨oßten Teil des Texts ein. ¨ Uberlieferung: Pommersfelden, Gr¨aflich Sch¨onbornsche Bibl., HS 120, 79ra–89ra (Pap. und Perg., 15. Jh., nordbair.; autorisiert) (Po). – Basel, UB, A VI 38, 182vb–191rb (Basel/Klarissenkloster Gnadenthal, Ende 15. Jh., alemannisch) (Ba). – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 531, 100ra–101vb (um 1420, mittelbair.; fragm.) (M). – Leipzig, UB, Ms. 763, 1019
Heinrich von Schaffhausen 252r–258v (Pap., 1481). – Berlin, SBB, Mgq 192, 64r–106r (Straßburg/Dominikanerinnenkloster St. Nikolaus in undis, Mitte 15. Jh., alemannisch) (Be). – Bamberg, SB, Cod. Hist. 153, 218v–226v (N¨urnberg/Klarissenkloster, zweites Viertel 15. Jh., nordbair.) (Bam). Literatur: Hans-Jochen Schiewer, VL2 11 (2004) Sp. 634–637. – Chartularium Sangallense. Bd. 4. Bearb. v. Otto P. Clavadetscher. Sigmaringen/St. Gallen 1985, Nr. 2028. – H.-J. Schiewer: Die beiden Sankt Johannsen, ein dominikanischer Johannes-Libellus und das literarische Leben im Bodenseeraum um 1300. In: Oxford German Studies 22 (1993) S. 21–54. – Regina D. Schiewer: Sermons for Nuns of the Dominican Observance Movement. In: Medieval Monastic Preaching. Hg. v. C. Muessig. Leiden u. a. 1998, S. 75–92. – H.-J. Schiewer: Uslesen. Das Weiterwirken mystischen Gedankenguts im Kontext dominikanischer Frauengemeinschaften. In: Dt. Mystik im abendl¨andischen Zusammenhang. Hg. v. Walter Haug/Wolfram Schneider-Lastin. T¨ubingen 2000, S. 581–603. – Annette Volfing: John the Evangelist and medieval German writing. Oxford u. a. 2001, S. 132 f., 144 f. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004. SF Konrad von Esslingen (Conradus Gurli de Eslinga, Conradus Rufus bzw. Ruffus) OP. – Verfasser zweier Predigten (lat. und dt.) und eines Briefes, 13./14. Jh. K. ist 1277–1281 und 1290–93 als Provinzial der dt. Dominikaner-Ordensprovinz bezeugt. Von ihm u¨ berliefert die Handschrift Freiburg i. Br., Stadtarch., B 1 Nr. 98, 76r–81r (1433, oberrheinisch; anschließend an die Chronik der → Anna von Munzingen) eine dt. Sakramentspredigt u¨ ber Mt 20, 22, die von Gottes Leib, Blut, Geist, Seele und seiner Gottheit handelt und von K. wohl 1318 im Kloster Adelhausen gehalten wurde. Sie wird auch von der Handschrift Berlin, SBB, Mgq 191, 391v–393r (aus Straßburg, erste H¨alfte 15. Jh.) u¨ berliefert. Ausgabe: Joseph K¨onig: Die Chron. der Anna v. Munzingen. In: Freiburger Di¨ozesanarch. 13 (1880) S. 129–236. Zwei weitere (lat.) Werke des K. v. E. sind u¨ berliefert: Eine Epistola consolatoria ad sorores monasterii de Weiler prope Esslingen. 1020
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Vischel ¨ Uberlieferung: Rom, Bibl. Vaticana, Cod. Ottob. lat. 2115, f. 52. Ausgabe: Oswald Redlich: Eine Wiener Briefslg. zur Gesch. des dt. Reiches [...]. (Mitth. aus dem Vatikan-Archive 2). Wien 1894, S. 283 f. 2. Eine Homilie u¨ ber Joh 19,25–27 in M¨unster, UB, Cod. 438, f. 1 (verbrannt). Literatur: Dagmar Ladisch-Grube, VL2 5 (1985) Sp. 170; 11 (2004) Sp. 877. – Wilhelm Oehl: Dt. Mystikerbriefe des MA 1100–1550. M¨unchen 1931, S. 236 f. – Angelus Maria Walz: Dominikaner und Dominikanerinnen in Su¨ ddeutschland 1225–1966. Freising 1967, S. 21. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Ver¨offentlichte Predigten (MTU 47). Mu¨ nchen 1974, S. 110 (T 104). SF Vischel, Nikolaus (Nikolaus von Heiligenkreuz) OCist, * um 1250 wahrscheinlich in Wiener Neustadt/Nieder¨osterreich, † um 1330 Heiligenkreuz. – Mo¨ nch der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz/Nieder¨osterreich. Zu V. sind keine urkundlichen Zeugnisse bekannt, der Nachname V. im MA nicht belegt; er studierte vielleicht in Paris und besuchte Rom. Adressaten seiner Werke waren offenbar Stifts- und Klosterangeh¨orige, vor allem Mo¨ nche und Nonnen des Zisterzienserordens. Erhalten ist unter V.s Namen (bzw. unter dem Namen «frater Nicolaus de Sancta Cruce» und a¨hnlichem) die mariologisch-exegetische Schrift De sex operibus Abygail; Abigail gilt als Pr¨afiguration Marias. Als Vorlagen dienten → Bonaventuras Speculum beatae virginis und die Marienpredigten des → Jacobus a Voragine. ¨ Uberlieferung: Hs. H, 71r–93v. Bei dem Marientraktat Imago beatae virginis zeigt sich ein deutlich kompilatorischer Charakter (alte Kirchenv¨ater, antike Philosophen, ma. Theologen und Enzyklop¨adisten); behandelt werden die Deutung des Namens Maria, der Namen selbst und die immerw¨ahrende Jungfr¨aulichkeit. ¨ Uberlieferung: Hs. H, 1r–31v. – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 367 (14. Jh.). – M¨unchen, BSB, Clm 9528 (Oberaltaich, vielleicht noch 13. Jh.). – Wiegendruck Augsburg, Anton Sorg (um/vor 1477). De laudibus beatae Mariae virginis vergr¨oßert den Inhalt des Imago um etwa das Zehnfache. ¨ Uberlieferung: Heiligenkreuz, Stiftsbibl., Cod. 35, 1r-298v (14. Jh.). – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. 773. 1021
1. H¨alfte 14. Jh. Von V. stammt außerdem eine nicht vollst¨andig erhaltene Sammlung von 32 Predigten Sermones de tempore. ¨ Uberlieferung: Heiligenkreuz, Stiftsbibl., Cod. 172 (14. Jh.). Der dogmatisch-apologetische Traktat De eucharistia mit zahlreichen Exempla f¨ur die Predigt ist dem Prior Ernst des 1285 gegr¨undeten Augustiner-Eremitenklosters Baden bei Wien und dessen Mitbr¨udern gewidmet. ¨ Uberlieferung: Hs. H, 94r–114r. Als letztes von V. vollendetes Werk gilt der h¨aresiologische Traktat De incarnatione verbi contra Katharos Manichaeorum sequaces (De divina et humana essentia), geschrieben im Zusammenhang der Ketzerverfolgung 1312–15 in Krems und anderen Or¨ ten Osterreichs. ¨ Uberlieferung: Hs. H, 32r–70v. Unvollendet blieb der dennoch bedeutsame Judentraktat Tractatus contra perfidos Iudaeos mit zahlreichen Zitaten des → Thomas von Aquin, einer der wenigen ma. Judentraktate aus dem dt. Sprachraum. ¨ Uberlieferung: Hs. H, 115r–141v. ¨ Uberlieferung: Heiligenkreuz, Stiftsbibl., Cod. 84 (14. Jh.) (H). Literatur: Anton Weis, ADB 23 (1886) S. 625. – Gerhard Hradil, MarLex 6 (1994) S. 642. – Werner Maleczek, LThK3 7 (1998) Sp. 851 f. – Fritz Peter Knapp, VL2 10 (1999) Sp. 393–398; 11 (2004) Sp. 1633. – Hieronymus Pez: Scriptores rerum Austriacarum. Bd. 1. Leipzig 1721. – Malachias Koll: ¨ Das Stift Heiligenkreuz in Osterreich [...]. Wien 1834. – Severin Grill: N. V. v. H., ein o¨ sterr. Scholastiker, ca. 1250–1330 (Cistercienser-Chron. 49). Bregenz 1937, S. 97–108. – Hans Rupprich: Das Wiener Schrifttum des ausgehenden MA (Sb. der ¨ Osterr. Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl. 228,5). Wien 1954, S. 37 f. – Alphons Lhotsky: Umriß einer Gesch. der Wissenschaftspflege im alten Nieder¨osterreich. Wien 1964, S. 43. – Hermann Watzl: Heiligenkreuzer Excerpte. In: Sancta Crux 35 ¨ (1973) S. 10–20. – Peter Segl: Ketzer in Osterreich. Unters. u¨ ber H¨aresie und Inquisition im ¨ Herzogtum Osterreich im 13. und beginnenden 14. Jh. (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Gesch., NF 5). Paderborn u. a. 1984, S. 319–321. – Manfred Kniewasser: Die WirkungsGesch. des Pariser Talmudprozesses 1242/48 auf ¨ das Herzogtum Osterreich. In: Kairos 28 (1986) 1022
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1. H¨alfte 14. Jh. S. 221–227. – Heinz Schreckenberg: Die christlichen Adversus-Judaeos-Texte und ihr literarisches und hist. Umfeld (13.-20. Jh.). Frankfurt a. M. 1994 (zur Judenpolemik und Kontroverstheologie im 13./14. Jh.). – F. P. Knapp: N. v. H. und die Ju¨ denpolemik in Osterreich zu Anfang des 14. Jh. In: ¨ Osterreich im MA. Bausteine zu einer revidierten Gesamtdarstellung. Die Vortr¨age des 16. Symposions des Nieder¨osterr. Inst. f¨ur Landeskunde. Puchberg am Schneeberg, 1. bis 4. Juli 1996 (Stud. und Forschungen aus dem Nieder¨osterr. Inst. f¨ur Landeskunde 26). Hg. v. Willibald Rosner. St. P¨olten 1999, S. 293–308. SF Der Saelden Hort. – Alemannische Bibeldichtung, um 1300. Die bald nach 1298 (in V. 4867 f. wird auf den Tod Adolfs von Nassau in der Schlacht von G¨ollheim angespielt) entstandene geistliche Dichtung, zu dessen Urtext wahrscheinlich das in zwei Handschriften u¨ berlieferte Bildprogramm geh¨ort, umfasst rund 11.300 Verse. Der unbekannte Verfasser, der dem f¨ur ein weibliches Lesepublikum geschriebenen Werk in V. 73 den Titel «der saelden hort» (Der Schatz des Heils) gibt, stammt aus dem hochalemannischen Bereich, vielleicht aus der Gegend von Basel. Die vermutlich nicht abgeschlossene Dichtung gliedert sich in zwei Teile, die beide mit einer allgemeinen Einleitung beginnen, in der sich der Verfasser gegen das weltliche Leben und insbesondere gegen die weltlich-h¨ofische Dichtung (vgl. V. 4407 f.: das Ziel sei es, die Lekt¨ure des Wigalois oder Tristan zu verdr¨angen) wendet, obgleich er deren Stoffe und Motive gekonnt benutzt (Lazarus z. B. tritt zun¨achst als Turnier- und Aventiureritter auf). Vor dem Hintergrund des Lebens Christi, das von der Geburt bis zur Auferstehung nacherz¨ahlt ist, wird das Leben Johannes des T¨aufers (V. 2353–3844) und vor allem Maria Magdalenas (V. 5868–11.304; vgl. → Maria Magdalena, Bd. 2) geschildert. Ein Lobpreis Christi beschließt das Werk. Charakteristich ist die Verflechtung von Evangelienbericht und Legende, insbesondere der Magdalena-Legende; als Hauptquelle gilt die Legenda aurea des → Jacobus a Voragine. Dem Adressatenkreis, der eindringlich vor Lasten wie Hoffart und Geiz gewarnt wird, stellt der Verfasser eine gottgef¨allige Lebensf¨uhrung, d. h. Weltentsagung, Abkehr von Sinneslust, Reue und Buße gegen¨uber; das jungfr¨auliche Leben wird beonders hervorgehoben. 1023
Der Saelden Hort ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2841, ra 1 –111 (Perg., um 1390, alemannisch) (w). – Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen 66, 17r–40r (Pap., um 1435); unvollst. – F¨unf Fragmentstreifen in Basel, UB, N I 2 Nr. 94 (Perg., fr¨uhes 14. Jh., westalemannisch) (B). Ausgaben: D. S. H. Alemannisches Gedicht vom Leben Jesu, Johannes des T¨aufers und der Magdalena. Aus der Wiener und Karlsruher Hs. Hg. v. Heinrich Adrian. Berlin 1927 (DTM 26). Nachtr¨age zur Ausgabe: ZfdA 87 (1956/57) S. 295–317 und AfdA 47 (1928) S. 127–132. – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texte und Zeugnisse. 1. Teilbd. (Die dt. Lit. 1,1). Mu¨ nchen 1965. 21988, ¨ S. 73–75, 268–279 (mit Ubers.). Literatur: Ehrismann 2/2 (1935) S. 382 f. – KLL 6 (1965) Sp. 646 f. – Peter Ochsenbein, VL2 8 (1992) Sp. 506–509. – De Boor/Newald 3,1 (51997) S. 436–438. – Werner Williams-Krapp/Red., Killy2 10 (2011). – Heinrich Adrian: Das alemannische Gedicht Johannes dem T¨aufer und Maria Magdalena. Diss. Straßburg 1908. – Samuel Singer: D. S. H. In: AfdA 47 (1928) S. 127–132. – Otto Behaghel. D. S. H. In: Literaturblatt f¨ur germanische und romanische Philologie 50 (1929) Sp. 127 f. – Heinrich Jerchel: Sp¨atma. Buchmalereien am Oberlauf des Rheins. In: Oberrheinische Kunst 5 (1932) S. 17–82, hier S. 29–31, 78 f. – Charlotte Liersch: Motivgeschichtliche und stilistische Untersuchungen zur alemannischen Magdalenenlegende. Diss. Marburg 1936. – Frieda Eder: Studien zu ‹Der S. H.› Ein Beitrag zur gesellschaftlichen Bestimmtheit ma. Dichtung. Diss. Berlin 1938. – Carl v. Kraus: Zum ‹S. H.› und zu Seifrits ‹Alexander› (Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss.). M¨unchen 1940. – Walter Henß: Tatians Diatesseron im S. H. Diss. Marburg 1953. – Heinrich Adrian: Nachlese zu D. S. H. In: ZfdA 89 (1958/59) S. 69–75. – Peter Ochsenbein: ‹D. S. h.›. Neuentdeckte Fragmente einer bisher unbekannten fr¨uhen Hs. In: ZfdA 103 (1974) S. 193–199. – Irmtraud Albrecht: D. S. H. ¨ Exemplarische Untersuchungen zu Uberl., Auswahlprinzipien, Erz¨ahlstruktur und kommunikativer Situation. Diss. Innsbruck 1976. – Timothy R. Jackson: ‹D. S. H.›: ‹Ich› und ‹du›, Wort und Bild. In: Zur dt. Lit. und Sprache des 14. Jh. Dubliner Colloquium 1981. Hg. v. Walter Haug u. a. Heidelberg 1983, S. 141–154. – Freimut L¨oser: Maria Magdalena am Grab. ‹Der S. H.›, ‹Von Gottes Zukunft› und die ‹Bairische Magdalenenklage› als ra
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Lehrgedicht von der Minne poetische Bearbeitungen einer Pseudo-OrigenesPredigt. In: Studien zur dt. Sprache und Lit. FS Konrad Kunze. Hg. v. V´aclav Bok u. a. Hamburg 2004, S. 156–177. – Bruno Quast: ‹Von den ewangelien wil ich tihten›. Spielr¨aume des Narrativen in Gundackers von Judenburg ‹Christi Hort› und in ‹Der Sælden Hort›. In: Fiktion und Fiktionalit¨at in den Literaturen des MA. FS Jan-Dirk Mu¨ ller. Hg. v. Ursula Peters/Rainer Warning. M¨unchen 2009, S. 387–405. BJ Lehrgedicht von der Minne. – Fragmentarisch u¨ berlieferte geistliche Minnerede von ca. 150 Versen. Die Bruchst¨ucke dieses allegorischen Lehrgedichts zeigen einen Rangstreit der Tugenden (Minne, Weisheit, Friede, Gerechtigkeit, Wahrheit, Demut), der durch den Frieden geschlichtet wird und in einen Preis der Macht der Minne m¨undet. Am Schluss wird das Gedicht, das in der Tradition des → Streites der vier T¨ochter Gottes steht, geistlich und didaktisch gedeutet. ¨ Uberlieferung: Kassel, UB/LB, 2° Ms. poet. et roman. 30[10 a und b, 1r–2v (Ende 13./Anfang 14. Jh., westmd.; zwei Pergamentbll.). Ausgabe: Gustav Roethe: Bruchst¨ucke altdt. Dichtungen aus Marburg und G¨ottingen. In: ZfdA 41 (1897) S. 243–260, hier S. 256–260. Literatur: Dietrich Huschenbett, VL2 5 (1985) Sp. 675 f. – Roethe (s. Ausg.) S. 253–256. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU 25). M¨unchen 1968, S. 205 (Nr. 519), 242. – Birgitt Hilberg: Manuscripta Poetica et Romanensia. Manuscripta Theatralia (Die Hss. der Gesamthochschulbibl. Kassel – LB und Murhardsche Bibl. der Stadt Kassel 4,2). Wiesbaden 1993, S. 33 f. SF Erlosung. ¨ – Heilsgeschichtliches Epos, Anfang des 14. Jh. Der unbekannte, wahrscheinlich zum rheinfr¨ankischen Sprachraum geh¨orende Verfasser war theologisch gebildet, kannte nicht nur die lat., sondern auch die h¨ofische Dichtung und war mit der zeitgen¨ossischen dt. Rechtsprechung sowie mit der gotischen Baukunst vertraut. Das 7022 Verse umfassende Werk erz¨ahlt die in knappen Z¨ugen die gesamte Heilsgeschichte: Sch¨opfung der Welt, S¨undenfall, Beratung der vier 1025
1. H¨alfte 14. Jh. T¨ochter Gottes (Barmherzigkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit, Friede) und Entschluss des Gottessohnes zur Erl¨osung, Christi Leben, Tod und Auferstehung, das J¨ungste Gericht. Mahnungen des Dichters zu den sieben Tods¨undern und den zehn Geboten schließen das Epos ab. Als stilistisches Vorbild des Prologs (V. 1–104) gilt der Tristan-Prolog → Gottfrieds von Straßburg. Zu den Quellen der E. z¨ahlen die Vulgata, apokryphe Schriften (u. a. das Evangelium Nicodemi f¨ur die H¨ollenfahrt) und das → Leben der heiligen Elisabeth. Bald nach ihrer Entstehung wurde die E., die in Stil und Verskunst auf den h¨ofischen Roman zur¨uckgeht, f¨ur eine dramatische Auff¨uhrung umgearbeitet und beeinflusste in der Folgezeit zahlreiche geistliche Schauspiele, vor allem Passions- und Weihnachtsspiele. ¨ Uberlieferung: Krakau, Bibl. Jagiello´nska., Berol. mgq. 1412 (fr¨uher Berlin, SBB, Mgq 1412) (Perg., 1337, moselfr¨ankisch) (B1); hierzu geh¨ort das Fragm. Laubach, Gr¨afl. Solms-Laubachsche Bibl., o. S. (zwei Perg.bll.), ed. Ludwig Wolff: Ein Laubacher Fragm. der ‹E.›’. In: Mediævalia litteraria. FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig/Herbert Kolb. M¨unchen 1971, S. 499–506 (V. 2273–2553). – Berlin, SBB, Mgq 266 (Pap., 15. Jh.) (B2). – Basel, UB, Cod. A X 137, 134va-vb (Pap., 14./15. Jh.); Auszug (Basel). – B¨udingen, F¨urstl. Ysenburg- und B¨udingisches Arch., o. S., ein Querstreifen und ein L¨angsausschnitt aus einem Bl. (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., mitteldt. [?]), ed. Karl Weigand: B¨udinger Bruchst¨ucke der E. In: ZfdA 15 (1872) S. 506–510, hier S. 507 f. (B¨ud.). – N¨urnberg, StB, Ms. Solg. 15.2°, 98r–148v (1465) (N). – M¨unchen, BSB, Cgm 8440 (fr¨uher Prag, F¨urstl. Lobkowitzsche Bibl., Cod. 519) (s. Sigrid Kr¨amer: Verbleib unbekannt. Angeblich verschollene und wiederaufgetauchte Hss. [2. Folge]. In: ZfdA 104, 1975, S. 251–257, hier S. 254 f.) (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., mittelrheinisch [Raum der unteren Lahn]) (P); Karin Schneider: Die Hs. P der E. (Cgm 8440). Zu einer Neuerwerbung der BSB: Bibliotheksforum Bayern 5 (1977) S. 108–121. – Trier, StB, Hs. 1935/1432 4°, 199r–229r (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh./erstes Viertel 16. Jh.) (T). – Trier, StB, Mappe X, Frgm. 10 (eine Abschr. Sch¨onemanns nach einer Hs. des 15. Jh.). – Kassel, UB/LMB, 2° Ms. poet. et roman. 35, 1v, ein Doppelbl. (Perg., Mitte bis zweite H¨alfte 14. Jh., niederhessisch-s¨udth¨uringisch-ostfr¨ankischer Mischraum). – Bruchst¨ucke eines Schauspiels 1026
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1. H¨alfte 14. Jh. De nativitate Christi aus dem 14. Jh. (S) bei J. C. Dieterich: Specimen antiquitatum biblicarum. Marpurgi Cattorum 1642, S. 122 ff.; ed. F. H. v. d. Hagen: Hagens Germania 7 (1846) 348–351. – Zur ¨ Uberl. s. Maurer (s. Ausg.) S. 298–317. Ausgaben: Karl Bartsch (Hg.): Die E. Quedlinburg/Leipzig 1858. Neudr. Amsterdam 1966. – Friedrich Maurer (Hg.): Die E. Eine geistliche Dichtung des 14. Jh. Leipzig 1934. Nachdr. Darmstadt 1964. – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texte und Zeugnisse. 1. Teilbd. (Die dt. Lit. 1,1). M¨unchen 1965. 21988, S. 48–62, 393 f. (Prolog; Der Erl¨osungsentschluss; Die heidnischen Profetien; ¨ mit Ubers.). Literatur: Ehrismann 2,2 (1935) S. 360 f. – Ursula Hennig, VL2 2 (1980) Sp. 599–602; 11 (2004) Sp. 416 f. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 430–433. – Claudia H¨andl/Christoph Fasbender, Killy2 3 (2008) S. 312 f. – Johann Kelle: Die Prager Hs. der E. In: Germania 3 (1858) S. 465–480. – Fedor Bech: Sprachliche Erl¨auterungen zu dem v. Karl Bartsch hg. Gedichte ‹Die E.›. In: Germania 3 (1858) S. 328–337. – K. Bartsch: Der Dichter der ‹E.›. In: Germania 7 (1862) S. 1–43. Sonderdr. Wien 1862. – Konrad Zwierzina: Mhd. Stud. In: ZfdA 44 (1900) S. 1–116, 249–316, 345–406; 45 (1901) S. 19–100, 253–313, 317–419. Nachdr. Zu¨ rich u. a. 1971. – Carl Schmidt: Stud. zur Textkritik der E. Diss. Marburg 1911. – Albert Leitzmann: Elisabet und E. In: PBB (Halle) 38 (1913) S. 529–547. – Erich Klibansky: Gerichtsszene und Prozeßform in erz¨ahlenden dt. Dichtungen des 12.-14. Jh. Berlin 1925. Nachdr. Nendeln 1967. – Georg-Karl Bauer: E. und Elisabeth. Diss. W¨urzburg 1929. – Friedrich Wilhelm Strothmann: Die Gerichtsverhandlung als literarisches Motiv in der dt. Lit. des ausgehenden MA. Jena 1930. Nachdr. Darmstadt 1969. – Eduard Sievers: Zu Elisabeth und E. In: PBB (Halle) 54 ¨ (1930) S. 308–312. – F. Maurer: Uberl. und Textkritik der E. In: ZfdA 68 (1931) S. 196–214. – ¨ Ders.: Uber Gleichsetzung der Verfasser bei anonymen altdt. Dichtungen und die Einheit v. E. und Elisabeth. In: ZfdPh 56 (1931) S. 146–183. – Heinrich Lichtenberg: Die Architekturdarstellung in der mhd. Dichtung. M¨unster 1931. – F. Maurer: Zur Geistlichendichtung des MA. In: FS Theodor Frings. Hg. v. Elisabeth Karg-Gasterst¨adt. Berlin 1956, S. 338–348. Wieder in: Ders.: Dichtung und Sprache des MA. Gesammelte Aufs¨atze. Bern u. a. 1963, S. 214–223. – Rolf Bergmann: Stud. zur Entstehung und Gesch. der dt. Passionsspiele des 13. 1027
Streit der vier Tochter ¨ Gottes und 14. Jh. Mu¨ nchen 1972, S. 124–171. – Walter Haug: Die Sibylle und Vergil in der E. In: Lit. in der Ges. des Sp¨atMA. Hg. v. Hans U. Gumbrecht (Grundriß der romanischen Lit.en des MA. Begelitreihe, Bd. 1). Heidelberg 1980, S. 71–94. – Ferdinand Urbanek: Die Tribunalszene in der E. als Beispiel rhetorischer Textsublimierung. In: Euph. 74 (1980) S. 287–311. – Jens Haustein: Die H¨ollenfahrtsszene in der E. In: Die Funktion außer- und innerliterarischer Faktoren f¨ur die Entstehung dt. Lit. des MA und der fr¨uhen Neuzeit. Hg. v. Christa Baufeld. G¨oppingen 1994, S. 77–90. – Maria Sherwood-Smith: Selbstgespr¨ach zu dritt. Innertrinitarische Gespr¨ache im ›Anegenge‹ und in der E. In: Dialoge. Hg. v. Nikolaus Henkel u. a. T¨ubingen 2003, S. 213–224. BJ Streit der vier Tochter ¨ Gottes. – Allegorisches Motiv aus dem 12. Jh., zahlreiche Bearbeitungen und Aufnahmen in geistlicher Dichtung und im Meisterlied. Der Streit zwischen den vier Tugenden und Attributen Gottes (iustitia und veritas auf der einen, misericordia und pax auf der anderen Seite) u¨ ber das Schicksal der S¨under ist als allegorisches Motiv sowohl in der lat. als auch in der volksprachlichen ma. Literatur weit verbreitet. Gerechtigkeit und Wahrheit verlangen Bestrafung, Mitleid und Frieden Gnade. Das Dilemma kann nur durch das g¨ottliche Heil aufgel¨ost werden. Grundlage des Motivs ist die messianische Auslegungstradition von Ps 84,11–13, fr¨uheste Wurzeln liegen in der j¨udischen Midrasch-Tradition. Aus der Mitte des 12. Jh. stammen die ersten vier bekannten textlichen Zeugen der Allegorie, deren jeweilige Bearbeitungen ungef¨ahr gleichzeitig entstanden sein d¨urften. Es sind Texte von → Bernhard von Clairvaux, Julien de V´ezeley, → Petrus Venerabilis und → Hugo von St. Victor. Bei den ersten dreien wird das Dilemma duch die Inkarnation Christi aufgehoben, bei Hugo durch confessio und contritio. Vor allem die Fassung Bernhards hat rezeptionsgeschichtlich gewirkt, wobei sich zwei Bearbeitungsstr¨ange differenzieren lassen: Die Umformung in eine geschlossene Fabel oder Erz¨ahlung (z. B. Rex et Famulus, vor 1176) und die Einf¨ugung des S. d. v. T. G. in einen gr¨oßeren heilsgeschichtlichen Kontext (→ Heinrich von M¨unchen etwa integriert eine Fassung in den Sch¨opfungsbericht seiner Weltchronik, von dort findet der S. d. v. T. G. 1028
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Streit der vier Tochter ¨ Gottes auch Eingang in die → Historienbibeln). Eine un¨ abh¨angige parallele Uberlieferung des Morivs dient als Vorspann zu Die → kurze Bibel. Auch im Verbund mit erbaulicher Literatur fand das Motiv Verbreitung, so in der Vita Christi → Ludolfs von Sachsen und in den → Meditationes Vitae Christi sowie ¨ in deren jeweiligen dt. Ubersetzungen. Ma. dt. Fassungen sind in der geistlichen Reimpaardichtung und Prosa, im Meistersang und in geistlichen Spielen u¨ berliefert. In der geistlichen Reimpaardichtung erscheint der S. d. v. T. G. im → Anegenge (28,3–29,85), in der → Erl¨osung (V. 705–1028), im → Lehrgedicht von der Minne (Bl. 1), im Wurzgarten Mariens → K¨onemanns von Jerxheim (V. 111–2147), im Prolog zu Von siben insigeln → Tilos von Kulm (V. 365–746, nur Gerechtigkeit und Mitleid), in → De mynnen rede (V. 17–58, nur kurz referiert) und im 3. Gesang des → Bruder Hans, Marien genaat (V. 1679–1825). Die Dichtung Von gotes barmherzigkeit, vermutlich von einem th¨uringischen Geistlichen in der zweiten H¨alfte des 13. Jh. verfasst, behandelt in der ersten H¨alfte von insgesamt 485 Versen den S. d. v. T. G. nach Art der Bernhardinischen Fassung. Auch gibt es eine dt. Reimfassung der Rex et Famulus-Variante (s. o.), die von demselben Verfasser stammen k¨onnte wie die mystisch-aszetische Dichtung → Der Seele Minnegarten. Im Bereich der geistlichen Prosa rekurriert → Berthold von Regensburg in der Predigt Von siben s¨unden auf den Streit. Außerdem enthalten drei Traktate den S. d. v. T. G.: Ein Traktat u¨ ber die hohen geistlichen Feste (unter Berufung auf Bernhard), ein Traktat Vom j¨ungsten Tag und ein allegorischer Traktat u¨ ber die Trinit¨at, Sch¨opfung und die Sakramente. Eine Prosafassung des Gedichtes Von gotes barmherzigkeit liegt in einer Handschrift Liebhard → Eghenvelders vor. Hinzu kommt eine nd. Prosafassung der gereimten mhd. Version von Rex et Famulus und ein kurzer Prosatext mit dem Incipit «Rex Pacificus, pater caelestis. Item Es waz eyn richer herr [...]», der die Allegorie enth¨alt. ¨ Die Uberlieferung des S. d. v. T. G. in geistlicher Prosa wird komplettiert von einer mittelnd. allegorischen Erz¨ahlung (Incipit: «De viantschop vnde de strid twischen den von Babilonien unde den van Jherusalem»). Diese bietet eine parabelartige Bearbeitung der Bernhard-Fassung, hier verbunden mit dem Streit der Tugenden und Laster (Jerusalem und Babylon). 1029
1. H¨alfte 14. Jh. Im Meistergesang ist das allegorische Motiv vom S. d. v. T. G. in viele Lieder eingegangen, die zumeist unediert sind. Neben je einem Lied von Michel → Beheim und Fritz → Zorn sind dies vor allem anonyme Lieder in T¨onen → Boppes, des → Marners, → Frauenlobs, → Regenbogens, des → Tannh¨ausers und im ersten Wartburgkriegton. Die Bare sind in Meisterliedsammlungen des 15. und fr¨uhen 16. Jh. u¨ berliefert. ¨ Uberarbeitungen des S. d. v. T. G. finden sich ferner in vier geistlichen Dramen: der → Erfurter Moralit¨at, dem → K¨unzelsauer Fronleichnamspiel (V. 1099–1345), dem → Maastrichter (ripuarischen) Passionsspiel (V. 96–179) und im S¨undefall des Arnold → Immessen (V. 3640–3755). ¨ Von gotes barmherzigkeit: Uberlieferung: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. 72 (fr¨uher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 1), 247r–250r (Perg., erstes Viertel 14. Jh., su¨ dliches mitteldt.). – Dessau, LB, Hs. Georg. 24.8°, 172r–182r (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh., ostmitteldt.). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A 823, 36r–43r (Pap., 1370/80, rheinfr¨ankisch). – Heidelberg, UB, Cpg 341, 246r–249r (Perg., erstes Viertel 14. Jh., su¨ dliches Mitteldt.). – L¨ubeck, StB, Ms. theol. germ. 8° 89, 182v–195r (zweite H¨alfte 15. Jh.); verschollen. – Mu¨ nchen, BSB, Cgm 4882, 33v–35v (Pap., 1466). – Prag, Nationalbibl., Dep. Minorit´e (Frantisk´ani) Cesky Krumlov 148 (fr¨uher Kruˇ y Krumlov, Franziskanerkloster, o. S.), mau/Cesk´ v 170 –174r (Pap., um 1388, mittelbair.). – Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. 2° 10, 126r–129v (Pap., Ende 15. Jh., schw¨abisch). – Trier, StB, Hs. 2259/2370 4°, 26r–28v (Pap., zweites Viertel 15. Jh.). – Wien, ¨ ONB, Cod. 2677, 100v–103v (Perg., 1320/30, bair.o¨ sterr.). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 127a Blankenburg, 71r–75r (Pap., drittes Viertel 15. Jh./um 1400, nd.). – Z¨urich, ZB, Cod. A 161, 23v–28v (Pap., 1485). – Dt. Fassung Rex et famulus: Hamburg SUB, Cod. 99 in scrin., 312–319 (Perg., um 1325, westliches Zentralhessisch). – Traktat ¨ u¨ ber die hohen geistlichen Feste: Uberlingen, Leopold-Sophien-Bibl., Ms. 26, 19r-v und 28r-v (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh., alemannisch). – Traktat Vom j¨ungsten Tag: Salzburg, UB, Cod. M I 476, 80v–81r (Pap., 1441, niederalemannisch). – Allegorischer Traktat: N¨urnberg, StB, Cod. Cent. VI, 57, 58r–78r (Pap., erste H¨alfte 15. Jh.). – Prosafassung Von gotes barmherzigkeit: Br¨ussel, Kgl. Bibl., ms. 8879–80, 1r–11r (Pap., 1451). – Rex et Famulus (prosa, nd.): Cuyk, Kreuzherrenkloster St. Aga1030
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1. H¨alfte 14. Jh. tha, Cod. C 10, 3v–6v (1473, mnd.). – Rex Pacificus, pater caelestis [...]: Colmar, StB, Ms. 268 (Kat.Nr. 210), 161r-v (Pap., Mitte 15. Jh., alemannisch). – De viantschop [...]: Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 704 Helmst., 104v (Pap., zweite H¨alfte 15. Jh. mit¨ telnd.). – Zur Uberl. in Meisterliedern vgl. RSM 3–5: 1Beh/283; 1Bop/1/503; 1Frau/4/524 und 531, 5/529; 1Marn/7/565; 1Regb/1/516, 4/523, 4/594, 4/663; 1Tanh/6/3; 1Wartb/1/503; 1Zorn/4/17). Ausgaben: Lat. Fassungen: Bernhard v. Clairvaux: Sermones in Annuntiatione Beatae Mariae Virginis. In: Jean Leclercq u. a.: Sancti Bernardi Opera Omnia 5. Rom 1968, S. 13–16. – Julien de Vezeley: Sermo 22. In: Damien Vorreux: J. d. V. Sermons 2 (Sources chr´etiennes 193). Paris 1972, S. 488–505. – Petrus Venerabilis: Tractatus contra Petrobrusianos. In: PL 189, Sp. 797 f. – Hugo v. St. Victor: Annotationes in quosdam psalmos. In: PL 177, Sp. 623–625. – Rex et famulus. In: PL 94, Sp. 505–507. – Ludolphus di Saxonia: Vita Jesu Christi. Studio et opera A. Clovis Bolard, Louis M. Rigollot et Jean Baptiste Carnandet. Paris 1865, S. 110–113. – Meditationes Vitae Christi. In: Adolphe Charles Peltier: Bonaventura opera omnia 7. Paris 1868, S. 509–630 (512 f.). – Dt. Fassungen: Von gotes barmherzigkeit: In: Karl Bartsch: Die Erl¨osung. Mit einer Auswahl geistlicher Dichtungen (Bibl. der gesammten dt. National-Lit. 1, 37). Quedlinburg 1858 (Nachdr. Amsterdam 1966) S. IX–XX. – In: Vaclav Emanuel Mourek: Krumauer Papiercod. altdt. geistlicher Texte. In: Sb. der Kgl. B¨ohmischen Ges. der Wiss. Cl. f¨ur Philos., Gesch. und Philol. Jg. 1890. Prag 1891, S. 410–448, hier S. 435–448. – In: Helene Luther: Von gotes barmherzigkeit. Diss. masch. Frankfurt/M. 1925, S. 1–59. – Berthold v. Regensburg: ‹Von siben s¨unden›. In: Franz Pfeiffer: B. v. R. Predigten 1. Wien 1862, S. 198f. – Traktat u¨ ber die hohen geistlichen Feste: In: Wolfgang Stammler: Sp¨atlese des MA. 2. Religi¨oses Schrifttum (Texte des sp¨aten MA u. der fr¨uhen Neuzeit 19). Berlin 1965, S. 48–50. – Traktat Vom j¨ungsten Tag: In: ebd, S. 50. – Allegorischer Traktat: In: ebd., S. 51 f. – Prosafassung Von gotes barmherzigkeit. In: Rudolf 1982, S. 18–24. – De viantschop [...]: In: Timmermann 1982, S. 235. – Beheim Meisterlied: In: Hans Gille/Ingeborg Spriewald: Die Gedichte des Michel B. 2. Berlin 1970 (DTM 64) Nr. 238, S. 451–465. – 1Bop/1/503: Teiledition M¨ader 1971, S. 75 f. 1031
Streit der vier Tochter ¨ Gottes Literatur: Ehrismann 2,2 (1935) S. 374. – Waltraud Timmermann, VL2 9 (1995) 396–402. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 13; 3/2 (1987) S. 107, 109. – Richard Heinzel: Vier geistliche Gedichte. In: ZfdA 17 (1874) S. 12–39. – Wilhelm Scherer: Die vier T¨ochter Gottes. In: ZfdA 21 (1877) S. 414–416. – Hope Traver: The four daughters of God. A study of the versions of this allegory. Philadelphia 1907. – Jean Rivi`ere: Le dogme de la r´edemption au debut du Moyen Age. Paris 1934, S. 309–362. – Wolfgang Stammler: Ma. Prosa in dt. Sprache. In: Ders.: Dt. Philologie im Aufriß 2. Berlin 21960, Sp. 749–1102, hier Sp. 764. – Eduard Johann M¨ader: Der Streit der ‹T¨ochter Gottes›. Zur Gesch. eines allegorischen Motivs (Europ¨aische Hochschulschr. 1/41). Frankfurt/M. 1971. – Mattias Tveitane: ‹The Four Daughters of God› in the Old Noorse King’s Mirror. In: Neuphilol. Mitt. 73 (1972) S. 795–804. – Ders.: The four daughters of God. In: ebd. 81 (1980) S. 409–415. – Einar Molland: ‹Le quatre Filles de Dieu› dans le Miroir Royal Norv´egien. Ex´eg`ese medievale de Ps. 84,11. In: Epektasis. M´elanges Patristiques offerts au Cardinal Jean Dani´elou. Hg. v. Jacques Fontaine/Charles Kannengiesser. Paris 1972, S. 155–168. – W. Timmermann: Stud. zur allegorischen Bildlichkeit in den Parabolae Bernhards v. Clairvaux. Mit der Erstredaktion einer ¨ mnd. Ubers. der Parabolae ‹Vom geistlichen Streit› und ‹Vom Streit der vier To¨ chter Gottes› (Mikrokosmos 10). Frankfurt/M. 1982. – Rainer Rudolf: Eine Prosafassung des Gedichtes ‹Sich huob vor gotes trone›. Zum Topos von ‹ratio et experimentum›. In: Fachprosa-Stud. Beitr. zur ma. Wiss.und Geistesgesch. Hg. Gundolf Keil u. a. Berlin 1982. – Dietrich Schmidtke: Stud. zur dingallegorischen Erbauungslit. des Sp¨atMA. Am Beispiel der Gartenallegorie (Hermaea NF 43). T¨ubingen 1982. – Norbert H. Ott: Rechtspraxis und Heils¨ gesch. Zu Uberl., Ikonographie und Gebrauchssituation des dt. ‹Belial› (MTU 80). Z¨urich/M¨unchen 1983, S. 119–121, 145–147. – Gisela Kornrumpf: Die o¨ sterr. Historienbibeln IIIa u. IIIb. In: Heimo Reinitzer unter Mitarbeit v. Nikolaus Henkel: Dt. Bibel¨ubers. des MA. Beitr. eines Kolloquiums im Dt. Bibel-Arch. (Vestigia Bibliae 9/10, 1987/1988). Bern u. a. 1991, S. 350–374. – Ute v. Bloh: Die illustrierten Historienbibeln. Text und Bild in Prolog und Sch¨opfungsgesch. der deutschsprachigen Historienbibeln des Sp¨atMA (Vestigia Bibliae 13/14, 1991/92). Frankfurt/M. 1993, 1032
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Adam und Eva (Adams Klage) S. 50–53. – Friedrich Ohly: Die Trinit¨at ber¨at u¨ ber die Erschaffung des Menschen und seine Erl¨osung. In: PBB 116 (1994) S. 242–284, hier S. 260–277. VZ Adam und Eva (Adams Klage). – Legende, sp¨ates 13. Jh. oder fr¨uhes 14. Jh. Es wird das legendarische Leben der ersten Menschen nach der Vertreibung aus dem Paradies erz¨ahlt. Als Buße steht Adam 40 Tage lang im Jordan, Eva 34 (30 in B) Tage lang im Tigris. W¨ahrend Eva erneut den Versuchungen des Satans erliegt, vollendet Adam die Buße. Eva verl¨asst Adam. Zur Geburt Kains kommt Adam mit Michael in der Rolle der Hebamme. In A wird zudem vom Ackerbau Adams, seinen 30 S¨ohnen und 30 To¨ chtern sowie von seinem Tod im Alter von 930 Jahren erz¨ahlt. Nach A wird der Teufel aus dem Himmel verstoßen, weil er Adam nicht anbeten wollte, in B (wegen des Textzusammenhangs K¨urzungen am Anfang und Ende) wegen seiner Weigerung, Gott zu verehren. Hauptquelle ist die apokryphe Vita Adae et Evae, die in einer lat. Fassung (3./4. Jh.) im MA vielfach rezipiert und u¨ bersetzt wurde (→ Adam und Eva [obd. Reimfassung], Bd. 2; → Lutwin) zur¨uck. Prosaufl¨osung des Gedichts A. u. E. sind in den → Historienbibeln zu finden. ¨ Uberlieferung: A. Selbstst¨andiger Text (426 Reimverse): Heidelberg, UB, Cpg 341, 144va–147rb (Perg., erstes Viertel 14. Jh., su¨ dliches Mitteldt. ¨ mit zahlreichen bair. Formen). – Wien, ONB, Cod. 2677, 96rb–98vb (Perg., um 1320/30, bair.o¨ sterr.). – Cologny-Genf, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodm. 72 (fr¨uher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 1), 145va–148rb (Perg., erstes Viertel 14. Jh., s¨udliches Mitteldt. mit unterschiedlich starkem bair. Einschlag). – Unvollst¨andig (V. 1–52) in ¨ Bruder → Philipps Marienleben, Wien, ONB, Cod. 2709, 70v (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., bair.-¨osterr.). – B. Einlage in → Rudolfs von Ems Weltchronik (328 Reimverse). a) Im Grundtext: Fulda, LB, Ms. Aa ¨ 88, 5ra–8rb (um 1360, ostmitteldt.). – Wien, ONB, Cod. 2690, 3ra–5ra (Perg., erste H¨alfte 14. Jh., bair.o¨ sterr.). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 79, 5ra–7ra (Perg., 1365, su¨ drheinfr¨ankisch). – Stuttgart, LB, Cod. bibl. 2° 5, Bl. 3ra–5ra (Perg., 1383, mittelfr¨ankisch). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Fol. 416, 3va–5vb (Pap., Ende 14./Anfang 15. Jh., mittel- oder su¨ dbair.). – b) In Mischhss. zwischen der → Christherrechronik und Rudolf: 1033
1. H¨alfte 14. Jh. Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 8 Aug. 4°, 11vb–13rb (Perg., um 1340, bair.-o¨ sterr.). – Stuttgart, LB, Cod. HB XIII 6 (Perg., um 1350, bair.-o¨ sterr.). – Kassel, UB/LMB, 2° Ms. theol. 4, 19ra–21va (Perg., 1385, bair.-o¨ sterr.). – c) Als sp¨atere Eintragung in einer Hs., in der die ganze Christeherrechronik dem zweiten Teil von Rudolfs Weltchronik vorangeht: Heidelberg, UB, Cpg 321 (15. Jh.). – d) In Mischhss. zusammen mit Rudolfs von Ems Weltchronik, der Christeherrechronik und der Weltchronik des → Jans von Wien: Colmar, Stadtbibl., Depositum Mus´ee Bartholdi (fr¨uher Mus´ee Bartholdi, o. S.). – Berlin, SBB, Hdschr. 396 (fr¨uher Privatbesitz Antiquariat Dr. J¨orn G¨unther, Hamburg, Ms. XV), Fragm., vier Bll. – Bregenz, LB, Hs. Fr. 1ab, Fragm., zwei Bll. (Pap., Ende 14. Jh./um 1400, alemannisch [aus dem Elsass?]). Ausgaben: A) Friedrich Heinrich v. der Hagen (Hg.): Gesammtabenteuer. Bd. 1. Stuttgart/T¨ubingen 1850. Neudr. Darmstadt 1961, S. 1–16; Bd. 3, S. 702 f. – B) Hermann Fischer: Die Busse Adams und Evas. Von einem Unbekannten. Aus Hss. der Weltchronik Rudolfs v. Ems. In Germania 22, NR 10 (1877) S. 316–324. Literatur: Herbert Schade: Adam und Eva. In: LCI 1 (1968) Sp. 41–70, hier Sp. 68. – Brian Murdoch, VL2 1 (1978) Sp. 45–47; 11 (2004) Sp. 14. – Ferdinand Dexinger: Adam. VII. Apokryphe Schriften. In: LThK3 1 (1993) Sp. 138. – Martin Bocian, unter Mitarbeit v. Ursula Kraut und Iris Lenz: Lex. der biblischen Personen. 2., erw. Aufl. Stuttgart 2004, S. 28–42 (Adam), 121–123 (Eva). – August Friedrich Christian Vilmar: Die zwei Recensionen und die Handschriftenfamilien der Weltchronik Rudolfs v. Ems, mit Ausz¨ugen aus den noch ungedruckten Teilen beider Bearbeitungen. Marburg 1839. – Hagen (s. Ausg.) Bd. 1, S. LXIX–LXXIV. – Fischer (s. Ausg.) S. 316–341. – Ein dt. Adambuch. Nach einer ungedruckten Quelle der Hamburger Stadtbibl. aus dem XV. Jh. Hg. und untersucht v. Hans Vollmer (Gelehrtenschule des Johanneums zu Hamburg, Progr. Nr. 951. Hamburg 1908, S. II. – Albert Leitzmann: Zu v. der Hagens Gesamtabenteuer I. In: PBB (Halle) 48 (1923/24) S. 46–72, hier S. 46–49. – B. Murdoch: An Early Irish Adam and Eve. Saltair na Rann and the Traditions of the Fall. In: Mediaeval Studies 35 (1973) S. 146–177. – Ders.: The river that stopped flowing. In: Southern Folklore Quarterly 37 (1973) S. 37–51. – Ders.: Das dt. Adambuch. In: Die dt. Lit. des sp¨aten MA. Hamburger Colloquium 1973. Hg. v. Wolfgang Harms/L. 1034
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1. H¨alfte 14. Jh. Peter Johnson. Berlin 1975, S. 209–224. – Paul Schwarz: Die neue Eva. Der S¨undenfall in Volksglaube und Volkserz¨ahlung (GAG 77). G¨oppingen 1973, S. 44–59. – Danielle Jaurant: Rudolfs ‹Welt¨ chronik› als offene Form. Uberlieferungsstruktur und Wirkungsgesch. (Bibliotheca Germanica 34). T¨ubingen/Basel 1995, S. 329–335. – Zur ‹Vita›: Constantin v. Tischendorf (Hg.): Apocalypses apocryphae Mosis, Esdrae, Pauli, Iohannis item Mariae dormitio. Additis Evangeliorum et actuum Apocryphorum supplementis. Leipzig 1866. Hildesheim 1966. – Vita Adae et Evae. Hg. und erl. v. Wilhelm Meyer (Abh. der kgl.-bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-Philol. Cl., 14,3). M¨unchen 1878, S. 185–250. – Marcel Nagel: La vie grecque d’Adam et d’Eve. Apocalypse de Moise. Diss. Strasbourg 1972 (3 Bde., maschinenschriftlich vervielf¨altigt in Lille 1974, nicht ver¨offentlicht). – Michael E. Stone: History of the Literature of Adam and Eve (Early Judaism and Its Literature 3). Atlanta, GA 1992. – Gary A Anderson/Michael E. Stone (Hg.): A Synopsis of the Books of Adam and Eve (Early Judaism and Its Literature 5, dann 17). Atlanta, GA 1994. 2nd rev. ed. 1999. – Marinus de Jonge/Johannes Tromp: The Life of Adam and Eve and Related Literature (Guides to Apocraphy and Pseudepigrapha). Sheffield 1997. – Bob Miller: Eine dt. Vers¨ubersetzung der lat. ‹Vita Adae et Evae› in der ‹Weltchronik› Heinrichs v. Mu¨ nchen. In: Stud. zur ‹Weltchronik› Heinrichs v. M¨unchen. Bd. 1. Wiesbaden 1998, S. 240–332. – Gary Anderson/Michael Stone/Johannes Tromp (Hg.): Literature on Adam and Eve (Studia in Veteris Testamenti Pseudepigrapha 15). Leiden u. a. 2000. – Michael D. Eldridge: Dying Adam with his Multiethnic Family. Understanding the Greek Life of Adam and Eve (Studia in Veteris Testamenti Pseudepigrapha 16). Leiden u. a. 2001. – M. de Jonge: Pseudepigrapha of the Old Testament as Part of Christian Literature. The Case of the Testaments of the Twelve Patriarchs and the Greek Life of Adam and Eve (Studia in Veteris Testamenti Pseudepigrapha 18). Leiden/Boston 2003, S. 181–240. – Kurt Flasch: Eva und Adam. Wandlungen eines Mythos. M¨unchen 2004. – Jan Dochhorn: Die Apokalypse des ¨ Mose. Text, Ubersetzung, Komm. (Texts and Studies in Ancient Judaism 106). T¨ubingen 2005. – J. Tromp: The Life of Adam and Eve in Greek. A Critical Edition (Pseudepigrapha Veteris Testamenti Graece 6). Leiden u. a. 2005. – B. Murdoch: 1035
Lutwin The Apocryphal Adam and Eve in Medieval Europe. Vernacular Translations and Adaptations of the ‹Vita Adae et Evae›. Oxford u. a. 2009, S. 52, 141–146, 154, 170–172. BJ Lutwin (Liutwin). – Verfasser einer AdamDichtung, 14. Jh. In V. 59 und V. 1253 seines 3939 Verse umfassenden Gedichts Adam und Eva nennt L. sich selbst; an den Abschnittsenden kommen Dreireime vor. Nach dem biblischen S¨undenfall (V. 1–839) wird das legendarische Leben der ersten Menschen nach der Vertreibung aus dem Paradies bis zur Sintflut und Noes Aussendung der Taube geschildet. Hauptquelle ist die apokryphe Vita Adae et Evae, die in einer lat. Fassung (3./4. Jh.) im MA vielfach rezipiert und u¨ bersetzt wurde (→ Adam und Eva [obd. Reimfassung], Bd. 2; → Adam und Eva [Adams Klage]) zur¨uck. L.s Fassung erweitert den Stoff, erg¨anzt die Vorgeschichte aus der Genesis und bringt weitere Zus¨atze. Erweiterungen des Textes, besonders die Einf¨ugung der Kreuzholzlegende am Schluss, werden in der neueren Forschung bereits der Quelle zugeschrieben. Eva verl¨asst Adam nicht aus Scham wie in der Vita, sondern weil er das Paradies u¨ ber die Minne stellt. L. l¨asst sich in seinem Gedicht auch vom Wigalois → Wirnts von Gravenberg und von der Himmelfahrt Mariae → Konrads von Heimesfurt anregen. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2980, 1r–106v (Mitte 15. Jh., els¨assisch). Ausgabe: K. L.s Adam u. Eva. Hg. v. Konrad Hofmann/Wilhelm Meyer. T¨ubingen 1881. – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texte und Zeugnisse. 1. Teilbd. (Die dt. Lit. 1,1). Mu¨ nchen 1965. 21988, S. 203–207 (Adam und Eva. Adams Tod und Be¨ stattung, mit Ubers.). – Mary-Bess Halford: L.’s Eva und Adam. Study – Text – Translation (GAG 401). G¨oppingen 1984. Literatur: Karl Bartsch, ADB 19 (1884) S. 21. – Brian Murdoch, VL2 5 (1985) Sp. 1087–1089. – Christoph Huber/Red., Killy2 7 (2010) S. 585. – Dieter Kartschoke, LexMA 6 (1993) Sp. 28. – De Boor/Newald 3/1 (51997) S. 466–469. – Wilhelm Meyer: Vita Adae et Evae. In: Abh. der Bayerischen Akad. der Wiss. Phil.-philol. Kl. 14. Mu¨ nchen 1878, S. 185–250. – Arthur Cyril Dunstan: The Middle High German ‹Adam and Eva› by L. and the Latin ‹vita Adae et Evae›. In: Modern Language Review 24 (1929) S. 191–199. – John Henry 1036
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Traktat von der Seligkeit Mozley: The ‹Vita Adae›. In: Journal of Theological Studies 30 (1929) S. 121–149. – Gerhard Eis: Heimat, Quellen und Entstehungszeit von L.s ‹Adam und Eva›. In: Beitr. zur mhd. Legende und Mystik. Berlin 1935 (Nachdr. 1967) S. 25–106. – Arthur Cyril Dunstan: L.’s Latin Source. In: German Studies presented to H. G. Fiedler by Pupils, Colleagues, and Friends on His 75th Birthday. Oxford 1938 (Nachdr. Freeport, New York 1969) S. 160–173. – Hermann Menhardt: Verz. der ¨ altdt. literarischen Hss. der ONB. Bd. 2 (Ver¨off. des Inst. f¨ur dt. Sprache und Lit. 13). Berlin 1961, S. 721 f. – B. Murdoch: Das dt. Adambuch und die Adamlegenden des MA. In: Dt. Lit. des sp¨aten MA. Hg. v. Wolfgang Harms/Leslie P. Johnson. Berlin 1975, S. 209–224. – Ders.: Eve’s Anger. Literary Secularisation in L.s ‹Adam und Eva›. In: Arch. f¨ur das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen 215 (1978) S. 256–271. – Mary-Bess Halford: Illustration and Text in L.’s ‹Eva und Adam›. Codex Vindob. 2980 (GAG 303). Stuttgart 1980 (vgl. dazu Judith A. Davidson, German Quarterly 54, 1981, S. 495 f.). – Dies. 1984 (s. Ausg.). – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Begonnen v. Hella Fr¨uhmorgen-Voss, fortgef¨uhrt v. Norbert H. Ott zusammen mit Ulrike Bodemann. Bd. 2. M¨unchen 1996, S. 219 f., 248 (Nr. 15.2.1) und Abb. 109. – Lieselotte E. SaurmaJeltsch: Sp¨atformen ma. Buchherstellung. Bilderhss. aus der Werkstatt Diebold Laubers in Hagenau. Bd. 2. Wiesbaden 2001, S. 115 f. (Nr. I.77). – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (1280/90–1380/90) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anf¨angen bis zum Beginn der Neuzeit 3,1). T¨ubingen 2004, S. 231. – B. Murdoch: The Apocryphal Adam and Eve in Medieval Europe. Vernacular Translations and Adaptations of the ‹Vita Adae et Evae›. Oxford u. a. 2009, S. 27–29, 140, 152 f., 155–166, 240–244, 251, 258 f. BJ Traktat von der Seligkeit (Traktat von der wirkenden und m¨oglichen Vernunft). Die Verfasserschaft des T. ist bisher ungekl¨art. Als Autor wird gelegentlich ein Eckhart von Gr¨undig vermutet, der wiederum mit Eckhart dem Jungen gleichgesetzt wird; beides kann nicht bewiesen werden. Wahrscheinlich war der Verfasser ein norddt. Dominikaner mit philosophischtheologischer Ausbildung, kannte er doch die Werke des → Thomas von Aquin und Meister → Eckharts. Auch wird er den Anh¨angern 1037
1. H¨alfte 14. Jh. → Dietrichs von Freiberg zugerechnet. Er schrieb den T. um 1303–23, in jedem Fall vor der Kanonisation des Thomas von Aquin. Das Werk ist in zwei Fassungen u¨ berliefert, von denen die zweite Fassung jedoch stark gek¨urzt ist, weshalb sich die Forschung meist auf die Prim¨arfassung st¨utzt. Darin wird er¨ortert, wie der Mensch als vern¨unftiges Wesen Seligkeit erlangen kann. Im ersten Teil des Werks werden die entsprechenden Positionen Thomas’ und Eckharts referiert, w¨ahrend der zweite Teil sich auf die Seligkeitslehre des Dietrich von Freiberg konzentriert. Erw¨agungen zur Bedeutung der Vernunft f¨ur das Erlangen von Seligkeit ziehen sich durch den gesamten T. – etwa ob die Vernunft eine aktive oder passive Rolle spielt, der Gnade Gottes bedarf und im menschlichen Geist stets pr¨asent ist. Sogar die Beschreibung der H¨ollenqualen geschieht in Relation zur Vernunft. Der Autor bevorzugt dabei ¨ deutlich Dietrichs Uberlegungen zur «wirkenden» und «m¨oglichen Vernunft» gegen¨uber den Thesen Thomas’ und Eckharts. Obwohl der T. insgesamt klar im Denken Dietrichs von Freiberg verwurzelt ist, hat man dem unbekannten Verfasser aber eine gewisse Selbstst¨andigkeit zugestanden, da er eigenst¨andig zuspitzt und h¨aufig subjektive Formulierungen w¨ahlt. ¨ Uberlieferung: Hs.bezeichnungen nach Sturlese 1995 (s. Lit.). – Fassung I: N¨urnberg, StB, Cod. Cent. IV, 46h, 157v–162v (N1). – N¨urnberg, StB, Cod. Cent. IV, 40, 34ra–36ra (Pap., zweite H¨alfte 14. Jh., bair.) (N2). – Berlin, SSB, Mgq 1084, 1–5 (Pap.) (Be1). – Straßburg, StB, Cod. F 145 (15. Jh.); verbrannt (C). – Fassung II: M¨unchen, BSB, Cgm 7264, 127ra–129rb (Perg. und Pap., Medingen, 1478, ostschw¨abisch) (M1). – Breslau, UB, Cod. I Fol. 250a, 61v–63v (N¨urnberg, 1406); gek¨urzte Fassung (B1). Ausgaben: Bernhard Joseph Docen: Philosophischer Tractat v. der wirklichen und m¨oglichen Vernunft, aus dem 14. Jh. In: Ders.: Miscellaneen zur Geschichte der teutschen Lit., neu aufgefundene Denkm¨aler der Sprache, Poesie und Philosophie unsrer Vorfahren enthaltend. Bd. 1. Mu¨ nchen 1809, S. 138–152. – Wilhelm Preger: Der altdt. Traktat v. der wirkenden und der m¨oglichen Vernunft. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. 1871 (1871) S. 159–189. Literatur: Loris Sturlese, VL2 9 (1995) Sp. 998–1002. – Wilhelm Preger: Gesch. der dt. Mystik im MA. Bd. 2. Leipzig 1881 (Nachdr. Aalen 1038
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1. H¨alfte 14. Jh. 1962) S. 146–149 u. o¨ . – Philipp Strauch: Handschriftliches zur dt. Mystik. In: ZfdPh 54 (1929) S. 283–296. – Philip Merlan: Aristoteles, Averroes und die beiden Eckharts. In: Autour d’Aristote. FS Augustin Mansion. Louvain 1955, S. 543–566. Wieder in: Ders.: Kleine phil. Schriften. Hildesheim 1976, S. 457–480. – Wolfgang Stammler: Stud. zur Gesch. der Mystik in Nordeutschland. In: Altdt. und altndl. Mystik. Hg. v. Kurt Ruh. Darmstadt 1964, S. 386–436. – L. Sturlese: Alle origini della mistica speculativa tedesca. Antichi testi su Teodorico di Freiberg. In: Medioevo. Rivista di Storia della Filosofia Medievale 3 (1977) S. 21–87. – Martin Grabmann: Ma. Deutung und Umbildung der aristotelischen Lehre vom ‹nous poihtikos› nach einer Zusammenstellung im Cod. B III 22 der UB Basel. In: Ders.: Ges. Akademieabh. Bd. 1. Mu¨ nchen u. a. 1979, S. 1021–1122. – Niklaus Largier: ‹Intellectus in deum ascensus›. Intellekttheoretische Auseinandersetzungen in Texten der dt. Mystik. In: Dvjs 69 (1995) S. 423–471. – K. Ruh: Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 3: Die Mystik des dt. Predigerordens und ihre Grundlegung durch die Hochscholastik. M¨unchen 1996, S. 199–202 u. o¨ . – Norbert Winkler: Dietrich v. Freiberg und Meister Eckhart in der Kontroverse mit Thomas v. Aquin. Intellektnatur und Gnade in der Schr. ‹Von der wirkenden und der verm¨ogenden Vernunft›, die Eckhart v. Gr¨undig zugeschrieben wird. In: Dietrich v. Freiberg. Neue Perspektiven seiner Philosophie, Theologie und Naturwiss. Freiberger Symposion, 10.-13. M¨arz 1997. Hg. v. Burkhard Mojsisch u. a. Amsterdam 1999, S. 189–223. MM Christan von Lilienfeld OCist, † an einem 4. ¨ M¨arz nicht vor 1330. – Dt. Ubersetzungen zweier Reimgebete des C., Verfassers zahlreicher geistlicher, moralischer und didaktischer Werke in lat. Sprache. C. war 1307 Subprior und 1326–28 Prior des Stifts Lilienfeld/Nieder¨osterreich. Er hinterließ f¨unf umfangreiche und sehr reichhaltige Miszellanhandschriften, die gr¨oßtenteils von ihm geschrieben sind. Die Zuschreibung der Werke an ihn ist nicht in jedem Fall restlos gekl¨art. Zu C.s liturgischen Dichtungen geh¨oren ein Reimoffizium De corpore Christi, 14 Reimoffizien auf Heilige und eine Agnes-Sequenz, alle Texte sind formal traditionell gehalten. ¨ Uberlieferung: B, 162ra–173vb. Ausgabe: AH 41a (1903) S. 27–100. 1039
Christan von Lilienfeld Salutationes. ¨ Uberlieferung: A ist die Haupths.; darin sind die Salutationes in drei Gruppen angef¨uhrt: a) 1va–2vb, b) 11va–14rb, c) 78ra–80vb. – Ferner: M¨unchen, BSB, Clm 4423, 133v–142v. – Ebd., Clm 19824, 80r–81r, 270r-v. Ausgabe: AH 41a (1903) S. 101–159. Die ca. 85 Salutationes (fr¨uher teilweise Ulrich → St¨ocklin zugeschrieben) sind f¨unfstrophige Reimgebete mit Strophenbindung durch ein anaphorisches «Ave» im Stropheneingang. Bevorzugt sind Vagantenstrophe (55mal) und «Pange-lingua»Strophe (18mal). Von zwei Reimgebeten sind dt. ¨ Ubersetzungen erhalten, die wahrscheinlich von L. selbst stammen. ¨ Uberlieferung: Vrev dich muter gnadenrich (C, 34r e und 35r; AH 41a [1903] S. 116). – Grust seyst vol aller ersamkait (M¨unchen, BSB, Clm 4423, 140r–141r). – Mo¨ glicherweise stammt von C. auch das Marienlied O suezz ob aller svzzichait, das er A, 14r, aufzeichnete (AH 41a [1903] S. 22 f.). Metrische religi¨ose Dichtungen sind die Exempla de s. Apostolo Jacobo maiore, eine Mirakelsamm¨ in 48 Paaren leolung u¨ ber den hl. Jakob d. A. ninischer Hexameter, ein Gedicht u¨ ber das Wesen Gottes im gleichen Metrum mit durchgehendem Tiradenreim, zwei Preisgedichte auf Maria, ferner ¨ Zebedides, ein Gedicht u¨ ber den hl. Jakob d. A. in gereimten Hexametern von 1367 Versen, wobei die Spielart – versus inflexi, retrogradi, crucifixi usw. – von Abschnitt zu Abschnitt variiert. ¨ Uberlieferung: Exempla de s. apostolo Jacobo maiore: A, 10va–11ra. – B, 211rb-vb. – Zebedides: B, 196vb–203vb. Zu den Moralia zu z¨ahlen ist der neun Vagantenstrophen umfassende Planctus mit dem Akrostichon «Cristanus», eine Zeitklage u¨ ber die allgemeine Verderbtheit der Sitten. ¨ Uberlieferung: A, 3ra. – B, 213vb. – D, 196va. Ausgaben: AH 41a (1903) S. 159 f. – Huygens (s. Lit.) S. 314. Eine Gruppe von sieben metrischen Gedichten ist vor allem der Klage der Seele wider das Fleisch und der Verg¨anglichkeitsbetrachtung gewidmet. ¨ Uberlieferung: Vgl. AH 41 a (1903) S. 165–171. – Ferner: Flere volo auch St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI. 303, 196v–197r. – Innsbruck, UB, Cod. 669, 158v. – Nr. 7 auch St. Florian, Stiftsbibl., Cod. 303, 197r. – Fraterne stimulans: W, 238ra. – Fili mandata data: neun weitere Hss. bei Hans Walther: Initia carminum ac versuum medii 1040
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Konrad von Brundelsheim aevi posterioris latinorum G¨ottingen 21969, 6502 und Nachtr. 1. – Quod fuit est: W, 239va. – Oxford, Trinity College, Cod. 18, 167v. L. verfasste ferner Allegoresen wie die mit zwei Prosareden versehenen, in leoninischen Hexametern geschriebenen Specula, Kompendien von Tropologien der Tier- und Pflanzenwelt, welche die Kreatur als «Spiegel» moralischer Erkenntnis darstellen wollen. ¨ Uberlieferung: Speculum de sex generibus irrationabilium animalium: A, 205ra–208ra. – B, 203vb–207vb. – St. Florian, Stiftsbibl., Cod. 303, 192r–196r. – Speculum de duobus generibus vegetabilium: A, 209ra–212rb. – B, 208ra–211rb. Zu den Allegoresen geh¨oren auch die Versus de evangeliis dominicalibus, 64 Paare leoninischer Hexameter, welche, geordnet nach Reihenfolge der Sonntage, in jedem Verspaar das Resumee eines Sonntagsevangeliums und dessen «moralis concordantia» verbinden. ¨ Uberlieferung: A, 208rb-vb. – B, 212va–213rb. – ra ra C, 200 –210 . Zu den poetischen Allegoresen geh¨oren die 67 je f¨unfzeiligen Concordantiæ, welche in der Regel ein Ereignis des NT und einen darauf bezogenen Typus des AT verbinden, es folgen ein zweiter Typus, ein Prophetenwort, eine «res significans» oder ein Proverbium. Vorbild waren wohl die anonymen Concordantiae veteris et novi testamenti, L.s Concordantiae scheinen ihrerseits von → Ulrich von Lilienfeld f¨ur dessen Concordantiae caritatis benutzt worden zu sein. ¨ Uberlieferung: A, 213ra–215rb. – C, 198ra–200ra. In einem kleinen Traktat (in zwei Versionen: A, 8ra–10ra. – B, 159vb–160vb) behandelt L. die Arten des gereimten Hexameters und erl¨autert sie anhand eigener und fremder Beispiele. In der Systematik entspricht der Traktat dem Laborinthus → Eberhards des Deutschen. Ausgabe: Johann Heumer: Ein Tractat u¨ ber lat. Reimbildung. In: Wiener Stud. 4 (1882) S. 299–306. Eine weitere didaktische Schrift L.s zu Metrik und Prosodie ist die Sammlung der 718 Versus differentiales (A, 3va–8ra). ¨ Uberlieferung: F¨unf Miszellanhss.: Lilienfeld, Stiftsbibl., Cod. 137 (C). – Ebd., Cod. 143 (D). – Ebd., Cod. 144 (A). – Ebd., Cod. 145 (B). – Wien, ¨ ONB, Cod. 362 (aus Lilienfeld) (W). Ausgabe: AH 41a (1903). – Walter Zechmeister: Christani Campililiensis Opera poetica. 2 Bde. (CCCM 19). Turnhout 1992. 1041
1. H¨alfte 14. Jh. Literatur: Franz Josef Worstbrock, VL2 1 (1978) Sp. 1202–1208; 11 (2004) Sp. 316. – Fritz Wagner, LexMA 2 (1983) Sp. 1906 f. – Gerhard Schmidt: Die Armenbibeln des 14. Jh. (Ver¨off. des Inst. f¨ur o¨ sterr. Geschichtsforschung 19). Graz 1959, S. 94–96. – Josef Sz¨ov´erffy: Die Annalen der lat. Hymnendichtung. Bd. 2. Berlin 1965, S. 307–315. – Konrad Kunze: Stud. zur Legende der hl. Maria Aegyptiaca im dt. Sprachgebiet (Phil.Stud.u.Qu. 49). Berlin 1969, S. 81–83. – Robert Burchard Constantyn Huygens: Le moine Idung et ses deux Ouvrages [...]. In: Studi medievali, serie III/13 (1972) S. 291–470, hier S. 311–314. – Zechmeister (s. Ausg.) Einl. und Komm. SF Konrad von Brundelsheim OCist, † um den 11.11.1321 Heilsbronn/Mittelfranken. – Zisterzienserabt. K. wurde m¨oglicherweise in Prosselsheim geboren und schloss sich den Zisterziensern an. Er war 1303–06 und 1317–21 Abt von Heilsbronn. Seine von der Forschung verschiedentlich propagierte Identit¨at als Verfasser der → Sermones Socci (der sog. Soccus) oder als der sog. «M¨onch von Heilsbronn» ist fraglich. Sicher als Verfasser nachweisbar ist K. nur f¨ur eine kleine Unterweisung f¨ur Novizen (De modo proficiendi in religione) und eine Marienpredigt. ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Clm 2689, 66–90 (vor 1386, lat.). – Daneben findet sich eine Marienpredigt K.s in: Bamberg, SB, MSc. Hist 157 (alt E VIII 16), 99a–108a (Anfang 15. Jh.). ¨ ¨ Ubersetzung: Predigt K.s in dt. Ubers. bei Roder 1953 (s. Lit.) S. 113–118. Literatur: Joseph M. Canivez, DHGE 13 (1956) Sp. 480 f. – Franz Josef Worstbrock, VL2 5 (1985) Sp. 147–153; 11 (2004) Sp. 876. – Eduard Mikkers, Marienlex. 3 (1991) S. 611 f. – Johannes Madey, BBKL 16 (1999) Sp. 870 f. – Georg Muck: Gesch. v. Kloster Heilsbronn v. der Urzeit bis zur Neuzeit. Bd. 1. N¨ordlingen 1879, S. 102–111. – Carl B¨ockl: Wer ist der M¨onch v. Heilsbronn? In: Zs. f¨ur katholische Theologie 52 (1928) S. 230–239. – Adalbert Roder: Quasi stella matutina ... Ein Predigtentwurf auf das Bernhardsfest v. K. v. B. In: Cistercienser-Chronik 60 (1953) S. 111–119. – Romuald Bauerreiß: Wer ist der ma. Prediger ‹Soccus›? In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des BenediktinerOrdens 65 (1953/54) S. 75–80. – Ders.: Kirchengesch. Bayerns. Bd. 4. St. Ottilien 1954 (Nachdr. 1042
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1. H¨alfte 14. Jh. ebd. 1974) S. 67 f., 197. – Urkundenregesten des Zisterzienserklosters Heilsbronn. Bd. 1. Hg. v. Gerhard Hirschmann/Guenter Schuhmann. Wu¨ rzburg 1957, 140 f. – Adolar Zumkeller: Das Ungen¨ugen der menschlichen Werke bei den dt. Predigern des Sp¨atMA. In: Zs. f¨ur katholische Theologie 81 (1959) S. 265–305, hier S. 268–273. – Hdb. der bayerischen Kirchengesch. Bd. 1,2. Hg. v. Walter Brandm¨uller. St. Ottilien 1999, S. 702 f. MM Philipp von Rathsamhausen OCist, * um 1240/45 wahrscheinlich Burg Kinzheim (bei Schlettstadt/Elsass), † 25.2.1322 Eichst¨att. – Theologe, Bischof von Eichst¨att, Verfasser geistlicher Dichtungen. P.s Familie z¨ahlte zum Ritteradel des Elsass. Schon fr¨uh scheint P. aber auch Kontakte nach Eichst¨att gehabt zu haben, denn er war dort 1256 bei der Erhebung der Gebeine des Hl. Willibald anwesend. Um 1260 trat er in die Zisterzienserabtei Pairis/Colmar ein. Sp¨ater studierte er in Paris Theologie und kehrte um 1280 als Magister in sein Kloster zur¨uck. 1301 wurde er Abt von Pairis und 1306 Bischof von Eichst¨att, letzteres als Wunschkandidat von Papst Clemens V. und gegen das Domkapitel der Stadt. Es gelang P. allerdings, gr¨oßere Verwerfungen zu vermeiden, indem er in der «Philippinischen Handfeste» (1307) das Verh¨altnis zwischen Bischof und Stadt g¨utlich regelte. W¨ahrend seiner Amtszeit wurden zahlreiche Pfarreien neu besetzt und es kam 1309 zur Erhebung der Gebeine Gundekars. Daneben pflegte P. intensiv seine politischen Kontakte: Er beriet die K¨onige Albrecht I., Heinrich VII. und Ludwig den Bayern. Zuletzt war P. in Territorialk¨ampfe verstrickt und stark verschuldet, weshalb er 1316 einen Generalprokurator ernennen musste, um die Angelegenheiten des Bistums zu bereinigen. Das u¨ berlieferte Werk P.s umfasst Texte, die von Heiligenviten u¨ ber Auslegungen bis zu Predigtspr¨uchen reichen. Gemeinsam ist ihnen neben einer mystisch-asketischen Tendenz eine starke Marienverehrung und Wundergl¨aubigkeit. P.s Vita s. Willibaldi (1309 beendet) beruht u. a. auf der Willibald-Vita der → Hugeburc von Heidenheim und konzentriert sich stark auf die Wunder des Heiligen. Die Vita s. Walburgae (nach 1309) wurde f¨ur K¨onigin Agnes von Ungarn geschrieben und geht u. a. auf eine Vorlage Wolfhards 1043
Philipp von Rathsamhausen von Herrieden zur¨uck. Auch in diesem Text findet sich eine starke Betonung der Wunder. P.s Magnifikat-Kommentar Expositio super Magnificat (um 1280–1306) analysiert u. a. das Verh¨altnis von Handlung und Betrachtung am Beispiel von Marias Aufstieg ins Gebirge und bringt besonders P.s mystische Tendenz zum Ausdruck. Vorlage P.s war wohl die Postilla in Lucam des Hugo von S. Caro. P.s Expositio super psalmum quartum (1316/17) ist ein Psalmenkommentar mit Anleihen bei Petrus Lombardus. Im Tractatus de postulando Deum (1317/18) sind zw¨olf Homilien versammelt, die scholastische Kategorien auf die Gebetspraxis anwenden. In diesem Werk treten Z¨uge der Passionsmystik hervor. Bipertita dominicae orationis expositio (1319/20) enth¨alt Auslegungen des Vaterunser-Gebets mit Bezug auf → Thomas von Aquin. Homilia super Evangelium Intravit Jesus (1313–16) ist eine an Bischof Heinrich von Trient gerichtete Epistelpredigt, die den idealen Pr¨alaten skizziert: Ihn kennzeichnet nach P. eine Balance aus Gebet und t¨atiger N¨achstenliebe. Auch in dieser Predigt kommt P.s starke Marienverehrung zum Ausdruck. Daneben werden ihm vier dt. Predigtspr¨uche zugeschrieben. ¨ Uberlieferung: Vita s. Willibaldi: Erlangen, UB, cod. lat. 163, 142–155 (Anfang 14. Jh., lat., aus Heilsbronn). – Eichst¨att, Di¨ozesanarch., Ms. 130, 2–27 (14. Jh., lat.). – Eichst¨att, Di¨ozesanarch., Ms. 129, 2–31 (vor 1456, lat.). – Pommersfelden, Sch¨onbornsche Schloßbibl., cod. lat. LXIV 281 (olim 2882) (Rebdorf, 14. Jh., lat.). – Vita s. Walburgis: Ebd., cod. lat. 174, 136–147 (aus Rebdorf, erste H¨alfte 14. Jh., lat.). – Eichst¨att, St. Walburg, cod. lat. 1, 1–26 (Mitte 14. Jh., lat.). – Eichst¨att, Di¨ozesanarch., Ms. 129, 32–45 (lat.). – M¨unchen, BSB, Clm 14396, 47–74 (aus St. Emmeram/Regensburg, 14. Jh., lat.). – Kleinere Werke: Erlangen UB, cod. lat. 163, 127–141 (Anfang 14. Jh., lat.). – Eichst¨att, St. Walburg, cod. lat. 1, 27–83 (Mitte 14. Jh., lat.). – Erlangen, UB, cod. lat. 274, 88–189 (14. Jh., lat.). – Berlin, SBB, Mgq 191, 376 und 388 (14. Jh., lat.). Ausgaben: Vita s. Willibaldi: Jacob Gretser: Opera omnia. Bd. 10. Regensburg 21737, S. 710–742. – Vita s. Walburgae: Henricus Canisius: Lectiones antiquae. Bd. 6,2. Ingolstadt 1601, S. 563–601. – Acta Sanctorum Februarius III. Hg. v. Johannes Bolland. Antwerpen 1658, S. 553–563. – Kleinere Schriften: Bauch 1948 (s. Lit.) S. 173–490. – Wolfgang Stammler: Stud. zur dt. Mystik. In: ZfdPh 55 (1930) S. 291–300. 1044
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Ursula und die elftausend Jungfrauen Literatur: Andreas Bauch, LThK2 8 (1963) Sp. 454. – Edmundus Mikkers: Philippe de R. In: Dict. Spir. 12 (1983) Sp. 1317–1321. – Franz Josef Schweitzer, VL2 5 (1985) Sp. 605–610. – Alfred Wendehorst, LexMA 6 (1993) Sp. 2074. – Martin Grabmann: Der Eichst¨atter Bischof P. v. R. O. Cist. als Gelehrter und Schriftsteller. Beilage zur Augsburger Postzeitung 40–42 (1904) S. 314 f., 322–324, 330 f. – Luzian Pfleger: P. v. R., Abt v. Pairis, ein Prediger des 14. Jh. In: Cistercienser Chronik 26 (1914) S. 144–147. – Die Regesten der Bisch¨ofe v. Eichst¨att. Hg. v. Franz Heidingsfelder. Erlangen 1938. – Johannes Geibig: Cistercienser auf dem Bischofsstuhl in Eichst¨att. P. v. R. (1306–1322), Friedrich v. Leuchtenberg (1328–1329). In: Cistercienser Chronik 51 (1939) S. 143–148. – A. Bauch: Das theologisch-aszetische Schrifttum des Eichst¨atter Bischofs P. v. R. (1306–1322). Unters. und Textausg. Eichst¨att 1948. – M´edard Barth: P. v. R., Abt des Klosters Pairis, O. Cist. (1301–1306) und Bischof v. Eichst¨att (1306–1322). In: Archives de l’Eglise d’Alsace 39 (1975) S. 79–130. – A. Bauch: P. v. R., Bischof v. Eichst¨att. In: Fr¨ankische Lebensbilder. Bd. 7. Hg. v. A. Wendehorst/Gerhard Pfeiffer. W¨urzburg 1977, S. 1–11. – Monique FaveSchwartz: Les R., une famille de la noblesse rurale alsacienne 1215–1450. In: Revue d’Alsace 109 (1983) S. 31–48. – Stefan Weinfurter: Von der Bistumsreform zur Parteinahme f¨ur Kaiser Ludwig den Bayern. Die Grundlegung der geistlichen Landesherrschaft in Eichst¨att um 1300. In: Bll. f¨ur dt. Landesgesch. NF 123 (1987) S. 137–184. – Ders.: ¨ Die Willibald-Vita und ihre ma. Uberarbeitungen. In: Hl. Willibald 787–1987. K¨under des Glaubens. Ausstellung der Di¨ozese Eichst¨att zum 1200. Todestag, 21. Juni bis 25. Oktober 1987. Eichst¨att 1987, S. 103–113. – Klaus Kreitmeir: Die Bisch¨ofe v. Eichst¨att. Eichst¨att 1992, S. 46–48. – Helmut Flachenecker: P. v. R. (Ocist) (1240/45–1322). In: Die Bisch¨ofe des Heiligen R¨omischen Reiches 1198 bis 1448. Ein biogr. Lex. Hg. v. Erwin Gatz mit Clemens Brodkorb. Berlin 2001, S. 167–169. – A. Wendehorst: Das Bistum Eichst¨att. Bd. 1: Die Bischofsreihe bis 1535 (Germania Sacra NF 45). Berlin 2006, S. 134–150. MM Merlin und Luthild ¨ → Bd. 5. Ursula und die elftausend Jungfrauen. – Lat. und dt. Legenden; die a¨ lteste dt. Verslegende stammt wohl aus dem fr¨uhen 14. Jh. 1045
1. H¨alfte 14. Jh. Legenden der K¨onigstochter aus England, die zusammen mit ihren 11.000 Gef¨ahrtinnen eine Pilgerfahrt nach Rom unternimmt und auf der R¨uckreise in K¨oln durch die belagernden Hunnen den M¨artyrertod erleidet, sind seit dem fr¨uhen MA bekannt. Zentrum und Ausgangspunkt einer gesamteurop¨aischen U.-Verehrung war K¨oln mit der U.Kirche, seit dem 12. Jh. ist die Entwicklung der Legende eng mit dem vermeintlichen Reliquienfund auf einem r¨omischen Gr¨aberfeld und den darauffolgenden Translationen verkn¨upft. Seit der Mitte des 14. Jh. entstanden U.-Bruderschaften. Als historischer Kern der lat. U.-Legenden gilt die sog. Clematius-Inschrift in der K¨olner U.Kirche (vermutlich 4. oder 5. Jh.). Die Inschrift bezeugt den Kult von M¨artyrerinnen aus dem Orient, wahrscheinlich aus einem missverstandenen Zahlzeichen kam die Schar der 11.000 zustande. Aus dem 8. und 9. Jh. stammen die ersten bekannten Zeugnisse einer U.-Verehrung in Form von Urkunden, liturgischen Quellen und Martyrologien; die erste umfangreiche lat. Legende entstand um 975 wohl in einem flandrischen Kloster (Erste Passio). Ausgabe: Levison (s. Lit.) S. 140–157. Abgel¨ost wurde diese Legende gegen Ende des 11. Jh. von der sog. Zweiten Passio (¨uber 100 Handschriften). Ausgabe: Klinkenberg 1892 (s. Lit.) S. 154–163. Im Zusammenhang mit den Reliquien-Translationen empfing → Elisabeth von Sch¨onau 1156–1157 Visionen, welche die Legende mit phantastischen Elementen anreicherten. Ausgabe: Friedrich Wilhelm Emil Roth: Die Visionen der hl. Elisabeth v. Sch¨onau sowie die ¨ Schr. der Abte Ekbert und Emecho v. Sch¨onau. Br¨unn 21886, S. 123–135. Ein nicht identifizierter «Notarius» (nicht → Hermann Joseph von Steinfeld) f¨uhrte Elisabeths Visionen und deren Tendenz in zwei B¨uchern Revelationen (1183/87) fort. ¨ Uberlieferung: Levison (s. Lit.) S. 122, 126. – K¨oster (s. Lit.). Ausgabe: Acta Sanctorum 1858, S. 173–201. Die nachfolgenden Legenden und Kompilationen bauten auf dem Ende des 12. Jh. vorhandenen Stoff auf, am wirkungsm¨achtigsten war wohl die Fassung in der Legenda aurea des → Jacobus a Voragine. Zwischen 1482 und 1509 erschienen in K¨olner Inkunabel- und Fr¨uhdrucken f¨unf Ausgaben, welche die Revelationen, die Zweite Passio und 1046
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1. H¨alfte 14. Jh. die Visionen eines Eremiten Johannes von Warwick aus dem Jahr 1411 miteinander verbanden. Zwischen 1503 und 1517 erschienen ebenfalls in K¨oln, gedacht wahrscheinlich f¨ur Pilger, sechs Ausgaben einer «Kurzkompilation», bestehend aus dem Prolog der Revelationen, Teilen der Zweiten Passio und der Legenda aurea-Fassung, zum Teil mit einem Katalog von K¨olner Kirchen und Reliquien sowie dem zw¨olfstrophigen lubilus de s. Ursula et sociis des Hermann Joseph von Steinfeld. Vgl. Rautenberg 1996 (s. Lit.) S. 106–110, 277–287. Als fr¨uhes Zeugnis einer dt. Verslegende gilt ein Hamburger Fragment vermutlich aus dem ersten Drittel des 14. Jh., es handelt sich um eine mittelfr¨ankische Umschrift nach einer oberrheinischen Vorlage aus dem 13. Jh.; erhalten sind 61 Verse zum Anfang der Legende. Ausgabe: Fritz Burg: S. Ursula. Hamburger Fragm. In: ZfdA 42 (1898) S. 108–112. Eine versifizierte Legende vom Ende des 13. Jh. geht auf die Legenda aurea-Fassung zur¨uck und steht im dritten Buch des gereimten → Passional. Ausgabe: Friedrich Karl K¨opke: Das Passional. Eine Legenden-Slg. des 13. Jh. Quedlinburg 1852, S. 565–574. Eine ripuarische Version von knapp 400 Versen aus dem 14. Jh. ist in zwei voneinander abweichenden Redaktionen erhalten. Grundlage war die Zweite Passio, ein j¨ungerer Zusatz setzt die Kenntnis der Visionen Elisabeths voraus. ¨ Uberlieferung: Die Legende ist vollst. in zwei Hss. (¨alteste ripuarische Hs. Berlin, SBB, Mgo 124 [14. Jh.] und zw¨olf K¨olner Fr¨uhdrucken u¨ berliefert. Ausgabe: G. Friedl¨ander: Legenden v. S. U. I. In: Altdt. Bl. 2 (1840) S. 41–50. – Oskar Schade: Geistliche Gedichte des 14. und 15. Jh. vom Niderrhein. Hannover 1854, S. 183–202. – Rautenberg 1992 (s. Lit.) S. 133–162. Literatur: Rautenberg 1996 (s. Lit.) S. 110–119. Die l¨uckenhaft u¨ berlieferte (in der Hs. M¨unchen, BSB, Cgm 5264) Versdichtung Der → maget krˆone enthielt im dritten Teil urspr¨unglich mindestens zw¨olf Legenden von M¨artyrerjungfrauen, darunter eine U.-Legende mit Mirakeln. Literatur: Feistner (s. Lit.) S. 249–257. Seit dem 15. Jh. sind dt. Prosa-Legenden bekannt. Zu den außerhalb eines legendarischen Corpus am h¨aufigsten verbreiteten Legenden geh¨ort eine Kompilation nach der Zweiten Passio und den Revelationen von 1183 (in acht Handschriften u¨ berliefert, u¨ berwiegend aus Beginenh¨ausern 1047
Ursula und die elftausend Jungfrauen und Frauenkl¨ostern im K¨olner und Trierer Gebiet; Drucke K¨oln 1485 und 1517). Ausgabe: Rautenberg 1992 (s. Lit.) S. 37–131. Eine bair.-¨osterr. Prosalegende steht in Zusammenhang mit einem Bruderschaftsbuch der Braunauer U.-Bruderschaft (Hs. Salzburg, UB, M I 61, 17r–61v [nach 1503]). Es handelt sich um eine k¨urzende Fassung nach einem lat. Druck der «Kurzkompilation» (siehe oben). Vier Handschriften aus dem 15. Jh. der Visionen Elisabeths ¨ von Sch¨onau u¨ berliefern dt. Ubersetzungen ausschließlich oder u¨ berwiegend im Kontext von U.Materialien. ¨ Uberlieferung: K¨oster (s. Lit.) Nr. 106–110. – Williams-Krapp (s. Lit.) S. 466. – Ferner: Berlin, SBB, Mgf 656, 217v–229v (15. Jh., obd.). ¨ Eine selbstst¨andige Ubersetzung entstand 1493/94 im Klarissenkonvent S¨oflingen bei Ulm. ¨ Uberlieferung: K¨oster (s. Lit.) Nr. 111. – Williams-Krapp (s. Lit.) S. 466. ¨ Eine schweizerische Ubersetzung von 1516/17 beruht auf einem Druck von 1513. ¨ Uberlieferung: K¨oster (s. Lit.), Nr. 33. ¨ Eine mndl. Ubersetzung enth¨alt die Handschrift den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 71 H 6, 37v–57v (um 1500). Ausgabe: Emil Spiess: Ein Zeuge ma. Mystik in der Schweiz. Rorschach 1935, S. 120–207. Ebenfalls mehrfach u¨ bersetzt wurden im 15. Jh. die Revelationen, oft in Zusammenhang mit den Visionen Elisabeths. ¨ Uberlieferung: K¨oster (s. Lit.) Nr. 106–110. – Straßburg, Bibl. Nat. et Univ., Ms. 2613 (All. 552) 1 ff. (15. Jh., obd.). – Berlin, SBB, Mgf 656, 139r–217v (15. Jh., obd.). – Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. 71 H 6, 1r–36v (um 1500, mndl.). – Br¨ussel, Kgl. Bibl., Cod. 3402/03 (Cat. 3427) 118ra–139ra (15. Jh., mndl.). – Ebd., Cod. 8027 (Cat. 3429) 290vb–316rb (15. Jh., mndl.). ¨ Eine mittelbair. Ubersetzung der Visionen und der Legenda aurea-Fassung vermischte der Verfasser einer Prosalegende aus dem ersten Viertel des 16. Jh. (Hs. Mu¨ nchen, BSB, Cgm 451, 1r–42r). Zu den dt. Prosalegenden geh¨oren ferner die in verschiedenen Bruderschaftsb¨uchern in mehreren Versionen enthaltenen Traktate Von St. Ursula Schifflein, namentlich bekannte Autoren sind → Johannes von Lindau und Jo¨ rg → Ranshover. Vgl. dazu Schnyder 1986 (s. Lit.). Zahlreich sind dt. U.-Prosalegenden in Legendaren. Auf der Zweiten Passio basiert die Legende 1048
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Blannbekin in → Hermanns von Fritzlar Heiligenleben; in den ¨ meisten dt. Ubersetzungen der Legenda aurea sind U.-Prosalegenden enthalten. Vgl. dazu WilliamsKrapp 1986 (s. Lit.) S. 35–187. Die Fassungen in Der Heiligen Leben und Der Heiligen Leben, Redaktion haben das Passional zur Grundlage. Eine vor 1420 entstandene nd. Legende enth¨alt das sog. Darmst¨adter Legendar (Hs. Darmstadt, LB/UB, Hs. 1886, 119ra–120vb), sie beruht auf der Legenda aureaFassung. Die Zisterzienserin → Regula verfasste um 1460 in Lichtenthal ein eine U.-Legende enthaltendes Buch von den heiligen M¨agden und Frauen. Auf die Einleitung der Mittelfr¨ankischen Heiligenpredigten folgt eine gek¨urzte U.-Legende nach der Legenda aurea. Noch nicht n¨aher untersucht sind U.Prosalegenden in den Schw¨abischen Heiligenpredigten, im Bebenhausener Legendar und im Wolfenb¨utteler Legendar. Literatur: Gaynor Nitz: U. In: LCI 8 (1976) Sp. 521–527. – Wimmer/Melzer (61988) S. 813–815. – De Boor/Newald 4/1 (21994) S. 101, 755. – Erich Wimmer: U. In: LexMA 8 (1997) Sp. 1332 f. – Ursula Rautenberg, VL2 10 (1999) 131; 11 (2004) Sp. 1594. – Franz Staab: U. In: LThK3 10 (2001) Sp. 488. – Oskar Schade: Die Sage von der hl. U. und den elftausend Jungfrauen. Ein Beitr. zur Sagenforschung. Hannover 1854. 3 1854. – Joseph Klinkenberg: Stud. zur Gesch. der K¨olner M¨arterinnen. In: Jb. des Ver. v. Alterthumsfreunden im Rheinlande 88 (1889) S. 79–95; 89 (1890) S. 105–134; 93 (1892) S. 130–179. – Franz Xaver Kraus (Hg.): Die christlichen Inschriften der Rheinlande. Zwei Bde. Freiburg i. Br. 1890/94. – Karl K¨unstle: Ikonographie der christlichen Kunst. Bd. 2. Freiburg i. Br. 1926. – Wilhelm Levison: Das Werden der U.-Legende. In: Bonner Jbb. 132 (1928) S. 1–164. – Guy de Tervarent: La l´egende de Sainte Ursule dans la litt´erature et l’art du moyen-ˆage 1. Paris 1931. – Friedrich Schubel: Die s¨udenglische Legende v. den elftausend Jungfrauen. Greifswald 1938. – Kurt K¨oster: Elisabeth v. Sch¨onau. Werk und Wirkung im Spiegel der ma. ¨ hsl. Uberl. In: Arch. f¨ur mittelrheinische Kirchengesch. 3 (1951) S. 243–315. – Matthias Zender: R¨aume und Schichten ma. Heiligenverehrung in ihrer Bedeutung f¨ur die Volkskunde. Die Heiligen des mittleren Maaslandes und der Rheinlande in Kultgeschichte und Kultverbreitung. D¨usseldorf 1959. K¨oln 21973. – Joseph Solzbacher/Veronika Hopmann: Die Legende der hl. U. Die Legende 1049
1. H¨alfte 14. Jh. wird neu erz¨ahlt nach dem Bildzyklus in der U.Kirche zu K¨oln. K¨oln 1963. – Claus M. Kauffmann: The Legend of St. U. London 1964. – Friedrich Wilhelm Oedinger: Das Bistum K¨oln v. den Anf¨angen bis zum Ende des 12. Jh. (Gesch. des Erzbistums K¨oln 1). K¨oln 1964. 31991. – Gertrud Wegener: Gesch. des Stiftes St. U. in K¨oln. Diss. K¨oln 1966 (Nachdr. K¨oln 1971). – Nancy Gauthier: Origine et premiers d´eveloppements de la l´egende de Sainte Ursule a` Cologne. In: Comptes rendus des s´eances de l’Acad´emie des Inscriptions et Belles-Lettres 117,1 (1973) S. 108–119. – Werner Sch¨afke: K¨olns romanische Kirchen. Architektur, Kunst, Gesch. K¨oln 1984. 102004. – Frank G. Zehnder: Sankt U. Legende, Verehrung, Bilderwelt. K¨oln 1985. 21987. – Werner Williams-Krapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ih¨ rer Uberl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG 20). T¨ubingen 1986, S. 466. – Andr´e Schnyder: Die Ursulabruderschaften des Sp¨atMA. Ein Beitr. zur Erforschung der deutschsprachigen religi¨osen Lit. des 15. Jh. Bern 1986. – Anna Jungreithmayr u. a. (Bearb.): Die dt. Hss. des MA der UB Salzburg (Ver¨off. der Kommission f¨ur Schrift- und Buchwesen des MA 3/2). Wien 1988, S. 20 f. – U. Rautenberg (Hg.): U.-Legenden im K¨olner Druck. Die ‹Historie v. Sankt U.› und die ‹Historie v. den elftausend Jungfrauen› aus der Offizin Johannes Landen 1509 und 1517. K¨oln 1992. – Edith Feistner: Historische Typologie der dt. Heiligenlegende des MA v. der Mitte des 12. Jh. bis zur Reformation. Wiesbaden ¨ 1995. – U. Rautenberg: Uberl. und Druck. Heiligenlegenden aus fr¨uhen K¨olner Offizinen (Fr¨uhe Neuzeit 30). T¨ubingen 1996. – Jean Becquet: Les noms des Vierges de Cologne a` Grandmont. In: Les Cahiers Grandmontains 15 (1997) S. 3–5. Wie´ der in: Ders.: Etudes grandmontaines. Paris-Ussel 1998, S. 203–206. – Jean-Fran¸cois Nieus: La Passion de S. G´er´eon de Cologne (BHL 3446). Une composition d’´epoque ottonienne. In: Analecta Bollandiana 115 (1997) S. 5–38. – Manfred BeckerHuberti: Lex. der Br¨auche und Feste. Freiburg i. Br. u. a. 22007, S. 404 f. – Gertrud Otto: Die Legenden der hl. Ursula. Lindenberg 32009. SF Blannbekin, Agnes (Blanbekin), * um 1250, † 10.5.1315 Wien. – Mystikerin. B. war eine Bauerntochter und stammte m¨oglicherweise aus St. P¨olten/Nieder¨osterr. Glaubt man ihrer Vita, so nahm sie bereits als Kind einen frommen Lebenswandel an. Sp¨ater lebte sie als franzis1050
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1. H¨alfte 14. Jh. kanische Tertiarin in Wien. Ihre Gesichte wurden als Vita et Revelationes von einem unbekannten Minorit, vielleicht ihrem Beichtvater, in lat. Sprache aufgezeichnet. Der Text orientiert sich grob am Ablauf des liturgischen Jahres und konzentriert sich auf das Miterleben der Passion Christi. Auch Maria, Engel und Heilige (vor allem Franziskus) sind Teil von B.s mystischer Schau. ¨ Uberlieferung: Der u¨ berlieferte Text beruht urspr¨unglich auf einer Hs. aus Neresheim (14. Jh.). Diese ist heute ebenso verschollen wie eine zweite Hs. aus Straßburg. Noch existent sind folgende Texte: Zwettl, Stiftsbibl., 29r–76v (erste H¨alfte 14. Jh.). – Lilienfeld, Stiftsbibl., Cod. 145, 45ra–70rb (Perg., erste H¨alfte 14. Jh.). Ausgaben: Ven. Agnetis Blannbekin, Quae sub Rudolpho Habspurgico & Alberto I. Austriacis Impp. Wiennae floruit, Vita et Revelationes [...]. Hg. v. Bernhard Pez. Wien 1731 (Ausz¨uge in: Joseph Chmel: Kleinere hist. Mittheilungen. Tl. 3. In: Wiener Staatsbibl. 2, 1849, S. 46–100). ¨ Ubersetzungen: Leben und Offenbarungen der Wiener Begine A. B. († 1315). Hg. und u¨ bers. v. Peter Dinzelbacher/Renate Vogeler (GAG 419). G¨oppingen 1994. – Life and Revelations. Hg. und u¨ bers. v. Ulrike Wiethaus. Cambridge u. a. 2002. Literatur: Gertrud J. Lewis u. a.: Bibliogr. zur dt. Frauenmystik des MA mit einem Anhang zu Beatrijs van Nazareth und Hadewijch. Berlin 1989, S. 234 f. – Heiner Schmidt: Quellenlex. zur dt. Literaturgesch. Bd. 2. Duisburg 1995, S. 368 f. – Johann Friedrich Merzdorf, ADB 2 (1875) S. 688. – Wolfgang Stammler, NDB 2 (1955) S. 287. – Kurt Ruh, VL2 1 (1978) Sp. 887–890; 11 (2004) Sp. 261. – Peter Dinzelbacher, LexMA 2 (1983) Sp. 264. – Friedrich W. Bautz, BBKL 1 (1990) Sp. 612. – Schulthess/Imbach (1996) S. 367 f. – Oskar Panizza: A. B., eine o¨ sterr. Schw¨armerin aus dem 13. Jh., nach den Quellen. Zu¨ rich 1898. – Walter Tschulik: Wilbirg und A. B. Ein Beitr. zur ¨ Gesch. christlich-ma. Mystik in Osterreich. Wien 1925. – Richard Strauss: Studien zur Mystik in ¨ Osterr., mit bes. Ber¨ucksichtigung v. A. Blambeck. Diss. Wien 1948. – Hans Rupprich: Das Wiener Schrifttum des ausgehenden MA. Wien 1954, S. 40–45. – P. Dinzelbacher: Die Vita et Revelationes der Wiener Begine A. B. († 1315) im Rahmen der Viten- und Offenbarungslit. ihrer Zeit. In: Frauenmystik in MA. Hg. v. dems./Dieter R. Bauer. Ostfildern 1985, S. 152–177. – Anneliese 1051
Munchner ¨ Gebetbuch des Cgm 73 Stoklaska: Die Revelationes der A. B. Ein mystisches Unikat im Schrifttum des Wiener MA. In: Jb. des Ver. f¨ur Gesch. der Stadt Wien 43 (1987) S. 7–34. – Dies.: Weibliche Religiosit¨at im ma. Wien unter besonderer Ber¨ucksichtigung der A. B. In: Religi¨ose Frauenbewegung und mystische Fr¨ommigkeit im MA. Hg. v. P. Dinzelbacher. K¨oln u. a. 1988, S. 165–184. – P. Dinzelbacher: A. B. In: Mein Herz schmilzt wie Eis am Feuer. Die religi¨ose Frauenbewegung des MA in Portr¨ats. Hg. v. Johannes Thiele. Stuttgart 1988, S. 203–212. – Ders.: Die Wiener Minoriten im ausgehenden 13. Jh. nach dem Urteil der zeitgen¨ossischen Begine A. B. In: Bettelorden und Stadt. Bettelorden und st¨adtisches Leben im MA und in der Neuzeit. Hg. v. Dieter Berg. Werl 1992, S. 181–191. – K. Ruh: Die Gesch. der abendl¨andischen Mystik. Bd. 2. M¨unchen 1993, S. 132–136. – Albrecht Classen: The Literary Treatment of the Ineffable. Mechthild v. Magdeburg, Margaret Ebner, A. B. In: Studies in Spirituality 8 (1998) S. 162–187. – U. Wiethaus: Street Mysticism. An Introduction to ‹The Life and Revelations› of A. B. In: Women Writing Latin. Tl. 2. From Roman Antiquity to Early Modern Europe. Hg. v. Laurie J. Churchill u. a. New York 2002, S. 281–307. – A. Classen: Die Suche nach dem Ich in der Gottheit. Mystische Lit. als epistemologisches Ph¨anomen im Sp¨atMA. Zu Hildegard v. Bingen, Mechthild v. Magdeburg und A. B. In: ´ Etudes m´edi´evales 4 (2002) S. 21–34. – Christina Landman: A. B. († 1315). Lay Female Mysticism as a Source of Indigenous Knowledge. In: Acta patristica et byzantina 15 (2004) S. 219–232. – A. Classen: Taste, Sound, and Smell in the Mystical Realm. Visionary Phenomenology on the Basis of Sensual Experiences: A. B. († 1315). In: Studies in Spirituality 19 (2009) S. 71–91. – Franz Lackner: ¨ Ein bisher unbeachteter Uberlieferungstr¨ ager der Visionen der A. B. Lilienfeld, Stiftsbibliothek, Cod. 145,45ra-70rb. In: Code(x). FS Alois Haidinger. Hg. v. Martin Haltrich. Purkersdorf 2010, S. 68–76. MM Munchner ¨ Gebetbuch des Cgm 73. – Kurz nach 1300 entstanden. Der unvollst¨andig u¨ berlieferte, von einer einzigen Hand wohl f¨ur ein bayerisches Frauenkloster geschriebene Band, der vor allem Gebete und Gebetsanweisungen an Maria (u. a. Mariengr¨uße, Salve regina) enth¨alt, ist vermutlich das «¨alteste Pri1052
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Historienbibel vatgebetbuch mit ausschließlich deutschen Texten nichtliturgischer Provenienz» (Ochsenbein 1987). Zur Sammlung geh¨oren auch Gebete zur Passionsfr¨ommigkeit (u. a. eine Gebetsunterweisung f¨ur 15 Pater noster zum Leiden Christi, die auch im → Gebetbuch moselfr¨ankischer Zisterzienserinnen u¨ berliefert ist; seit dem sp¨aten 15. Jh. → Nikolaus von der Fl¨ue zugeschrieben), ein Su¨ hnegebet, f¨unf Prosasegen, sieben Gebete zur Kommunion und neun Reimgebete (u. a. zu Maria und Christian, zu Johannes Evangelist, Paulus). ¨ Uberlieferung: M¨unchen, BSB, Cgm 73 (Perg., um 1300, bair.). Ausgaben: Franz Joseph Mone: Lat. Hymnen des MA. Bd. 2. Freiburg i. Br. 1854, S. 134, 178, 309; Bd. 3. Ebd. 1855, S. 85, 114 f., 398 f., 464 f. – Philipp Wackernagel: Das dt. Kirchenlied. Bd. 2. Leipzig 1867 (Nachdr. Hildesheim 1990), Nr. 33, 62–70. – Anton Birlinger: Tractate Meister Eckharts, des M¨onches von Heilsbronn, Gebete. In: Alemannia 3 (1875), S. 15–45, 97–119, 205–235, hier S. 100, 43 – 102,23. – Karl August Barack: Bruchst¨ucke mhd. Gedichte in der Universit¨atsund Landesbibl. zu Straßburg. In: Germania 25 (1880) S. 161–191, hier S. 191. – Friedrich Wilhelm (Hg.): Denkm¨aler dt. Prosa des 11. und 12. Jh. Mu¨ nchen 1914 (Nachdr. ebd. 1960), S. 168–170. – Joseph Klapper: Schr. Johanns v. Neumarkt. Vierter Tl.: Gebete des Hofkanzlers und des Prager Kulturkreises (Vom MA zur Reformation 6,4). Berlin 1935, Nr. 103. Literatur: Peter Ochsenbein, VL2 6 (1987) Sp. 758 f. – Erich Petzet: Die dt. Pergament-Hss. Nr. 1–200 (Catalogus Codicum manu scriptorum Bibliothecae Regiae Monacensis 5,1). M¨unchen 1920, S. 117–123. – Peter Kesting: Maria-Frouwe. ¨ Uber den Einfluß der Marienverehrung auf den Minnesang bis Walther v. der Vogelweide. M¨unchen 1965, S. 56–60. – Johannes Janota: Stud. zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im MA (MTU 23). M¨unchen 1968, S. 34–37. – Peter Appelhans: Unters. zur sp¨atma. Mariendichtung. Die rhythmischen mhd. Mariengr¨uße (Germ. Bibl., Dritte Reihe). Heidelberg 1970, S. 25 f. (Nr. 5–7). – P. Ochsenbein: Eine bisher unbekannte b¨ohmische Hs. mit Gebeten Johanns v. Neumarkt. In: ZfdPh 98 (1979) S. 85–107, hier S. 96. – Ders.: Deutschsprachige Privatgebetb¨ucher vor 1400. In: Dt. Hss. 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985. Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. T¨ubingen 1988, S. 379–398, hier S. 382, 1053
1. H¨alfte 14. Jh. 386 (Nr. 8). – J¨urgen Wolf: Psalter und Gebetbuch am Hof: Bindeglieder zwischen klerikal-literaler und laikal-m¨undlicher Welt. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and its Consequences in Honour of D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca/Christopher Young. Turnhout 2005, S. 139–179, hier S. 175 (Nr. 55). BJ Historienbibel. Die Forschung definiert H.n heute weitgehend als dt. Prosatexte, die biblische Stoffe frei bearbeitet und u¨ berwiegend glossenlos nacherz¨ahlen, angereichert mit Apokryphen und profangeschichtlichen Elementen (nach Vollmer 1912). Die H.n waren besonders im 15. Jh. stark verbreitet, mit u¨ ber 100 bekannte Handschriften v. a. im Elsass, ¨ in Bayern und Osterreich. Sie k¨onnen aber trotz ihrer Abfassung in der Volkssprache nicht als echte Volksb¨ucher bezeichnet werden. Vielmehr richteten sie sich neben dem Klerus an Adlige, Patrizier und andere gebildete Laien, die sie zum Vorlesen benutzten. Die Wurzeln der H. liegen u. a. in der Vulgata, der Historia scholastica des Petrus Comestor, im Speculum historiale sowie verschiedenen deutschsprachigen Weltchroniken. Auf der Basis ihrer jeweiligen Quellen werden die H.n von der Forschung in zehn Gruppen eingeteilt, zwischen denen u¨ brigens kaum Querverbindungen bestehen. Erw¨ahnenswert unter den verschiedenen H.n sind insbesondere die sich auf das AT bzw. NT beschr¨ankenden alte Ee und neue Ee. Nach 1475 schwand die Bedeutung der H. Im Zuge der Reformation wurde sie dann durch die Vollbibel abgel¨ost. ¨ Uberlieferung: Die umfassendste Darstellung ¨ der reichen Uberl. findet sich in Vollmer 1912 (s. Ausg.) und in Ott/Bodemann 2008 (s. Lit.). Weitere Auflistungen in: Rost 1939 (s. Lit.) S. 204–206. – Stedje 1968 (s. Ausg.) S. 21–39, 62–114. Ausgaben: Die dt. H.n des MA. Hg. v. Johann F. L. T. Merzdorf. 2 Bde. Stuttgart/T¨ubingen 1870. Nachdr. Hildesheim 2005. – Hans Vollmer: Materialien zur Bibelgesch. und religi¨osen Volkskunde des MA. Bd. 1: Ober- u. mitteldt. H.n. Berlin 1912; Bd. 1,2: Nd. H.n u. a. Bibelbearbeitungen. Berlin 1916; Bd. 4: Die Neue Ee. Berlin 1929. – Astrid Stedje: Die N¨urnberger H. Textkrit. Stud. zur hsl. ¨ Uberl. mit einer Ausgabe des Weidener Fragments. 1054
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1. H¨alfte 14. Jh. Hamburg 1968. – H. Staats- und Universit¨atsbibl. Hamburg, Cod. 7 in Scrin. Hg. v. Heimo Reinitzer. M¨unchen 1988 (Mikrofiche-Ausg.). – H. Sankt Brandans Meerfahrt. Heidelberg, Universit¨atsbibliothek, Cod. Pal. germ. 60. Hg. v. Ulrike Bodemann/Karl August Zaenker. Mu¨ nchen 1993 (Mikrofiche-Ausg.). – Die L¨ubecker H. Die nd. Version der nordniederl¨andischen H. Hg. v. Margarete Andersson-Schmitt. K¨oln u. a. 1995. – H. Hs. Hamburg, Staats- und Universit¨atsbibl., Cod. 8 in scrinio. Hg. v. Anna Katharina Hahn. M¨unchen 1997 (Mikrofiche-Ausg.). Literatur: Samuel Berger, Realenzyklop¨adie f¨ur protestantische Theologie und Kirche3 8 (1900) S. 152–157. – Ehrismann 2,2 (1935) S. 34. – Aloys Ruppel, RGG3 3 (1959) Sp. 368 f. – Aufriß2 2 (1966) Sp. 903 f., 1088. – Norbert Ott, LexMA 5 (1991) Sp. 45. – Walter Buckl, LThK3 5 (1996) Sp. 163. – Christian Rasch, RGG4 3 (2000) Sp. 1793 f. – Eduard Reuss: Die dt. H. vor Erfindung des B¨ucherdrucks. Stuttgart 1855. Nachdr. Vaduz 1986. – Ewald Gleisberg: Die H. (Merzdorfs I.) und ihr Verh¨altnis zur Rudolfinischen und th¨uringischen Weltchronik. Diss. Leipzig 1885. – Adolf Leschnitzer: Unters. u¨ ber das Hohelied in Minneliedern. Ein Beitr. zur H.-Forschung. Diss. Heidelberg 1924. – Ludwig Wolff: Eine gereimte H. vom Pfaffen K¨onemann. In: ZfdA 71 (1934) S. 103–106. – Paul Gichtel: Die Weltchronik Heinrichs v. Mu¨ nchen in der Runkelsteiner Hs. des Heinz Sentlinger. M¨unchen 1937. – H. Vollmer: Die Bibel im dt. Kulturleben. Salzburg 1938. – Ders.: Legenden aus dt. H.n MA. In: Ber. Dt. Bibelarch. 9 (1939) S. 1–29. – Hans Rost: Die Bibel im MA. Beitr. zur Gesch. und Bibliogr. der Bibel. Augsburg 1939. – Leo Altermatt: Die von Staalsche H. aus der ZB Solothurn. In: FS Karl Schwarber. Basel 1949, S. 35–71. – Margarete ¨ Andersson-Schmitt: Uber die Verwandtschaft der Alexandersagen im Seelentrost und in der ersten ndl. H. In: Mu¨ nstersche Beitr. zur Niederdt. Philologie. Hg. v. Felix Wortmann u. a. K¨oln/ Graz 1960, S. 78–104. – Elisabeth Landolt-Wegener: Darstellungen der Kindheitslegenden Christi in H.n aus der Werkstatt Diebolt Laubers. In: Zs. f¨ur schweizerische Arch¨aologie und Kunstgesch. 23 (1963/64) S. 212–225. – Rudolf Bentzinger: Zur Schichtung der sp¨atma. Erfurter Schreibsprache, dargestellt am Sprachstand der Erfurter und ehemals Werniger¨oder H. und des Erfurter Unterstadtschreibers Johannes v. Apolda. In: Wiss. Zs. 1055
Historienbibel der Univ. Rostock 18 (1969) H. 6/7, S. 545–551. – Fran¸cois Avril: Une bible moralis´ee de Charles V. In: Jb. der Hamburger Kunstslg. 14/15 (1970) S. 45–76. – Brian Murdoch: The Fall of Man in the Early Middle High German Biblical Epic. The ‹Wiener Genesis›, the ‹Vorauer Genesis› and the ‹Anegenge› (GAG 58). G¨oppingen 1972. – R. Bentzinger: Zur Sprache der Erfurter H. vom Jahre 1428. In: PBB (Halle) 93 (1972) S. 44–101. – Ders.: Studien zur Erfurter Literatursprache des 15. Jh. an Hand der Erfurter H. vom Jahre 1428. Berlin 1973. – B. Murdoch: The River that Stopped Flowing. Folklore and Biblical Typology in the Apocryphal Lives of Adam and Eve. In: Southern Folklore Quarterly 37 (1973) S. 37–51. – Eckehard Simon: Handschriftenfunde zur Lit. des MA. Eine L¨ubecker H.hs. (ca. 1470–1475) in der Houghton Library. In: ZfdA 107 (1978) S. 113–121. – Patricia A. McAllister: Apocryphal Narrative Elements in the Genesis of the Middle Low German H. Helmstedt 611.1. In: Medieval Translators and their Craft. Hg. v. Jeanette Mary Ayres Beer. Kalamazoo 1989, S. 81–92. – Ute v. Bloh: ‹Luog f¨ur dich vnd betracht d(a)z gar eb(e)n›. Zu den Pr¨asentationsformen in Texten und Bildern der H.n I und II. In: Dt. Bibel¨ubers. des MA. Beitr. eines Kolloquiums im Dt. Bibel-Arch. Hg. v. H. Reinitzer. Frankfurt/M. 1991, S. 450–470. – Claudia Brandt: ‹Historie› und ‹Wissagunge›. Beobachtungen zu Form- und Funktionstypen der Daniel¨ Uberl. in oberdt. H.n. In: ebd., S. 375–384. – Gisela Kornrumpf: Die o¨ sterr. H.n IIIa und IIIb. In: ebd., S. 350–374. – Dies.: Das Buch der K¨onige. Eine Exempelslg. als H. In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger. Tl. 1. Hg. v. Johannes Janota u. a. T¨ubingen 1992, S. 505–527. – B. Derendorf: Die mnd. H. VIII. In: Nd. Wort 36 (1996) S. 167–182. – Ursel Bakker: Die Loccumer Erz¨ahlungen. Stoffe einer mnd. H. In: Nd. Wort 38 (1998) S. 1–35. – Andrea Rapp: b¨ucher gar h´ubsch gemolt. Stud. zur Werkstatt Diebold Laubers am Beispiel der Prosabearb. v. Bruder Philipps ‹Marienleben› in den H.n IIa und Ib. Bern u. a. 1998. – R. Bentzinger: Zur Erfurter Stadtsprache des Sp¨atMA. Vor¨uberlegungen zur Edition der Erfurter H.n des 15. Jh. In: Das Fr¨uhnhd. als sprachgeschichtliche Epoche. FS Werner Besch. Hg. v. Walter Hoffmann u. a. Frankfurt/M. u. a. 1999, S. 33–41. – A. K. Hahn: ‹Die ebreyschen sprechen dorobir› – die ‹Postilla› des Nikolaus v. Lyra in der H. Berlin, StB Preuß. Kulturbesitz, mgf 1277. In: Vestigia Bibliae 24/25 1056
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Unser Frauen Ritter / Von dem armen Ritter (2002/03) S. 247–264. – Peter J¨org Becker: H. ¨ In: Aderlaß und Seelentrost. Die Uberl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter J¨org Becker/Eef Overgaauw. Mainz 2003, S. 131–133. – Agnes Scholla/E. Overgaauw: H. In: ebd. , S. 203–205. – Dies.: H. des AT. In: ebd., S. 205 f. – A. Rapp: Die Illustrationen der Solothurner H. (Cod. S II 43). In: Metamorphosen der Bibel. Beitr. zur Tagung ‹Wirkungsgesch. der Bibel im deutschsprachigen MA› vom 4. bis 6. September 2000 in der Bibl. des Bisch¨oflichen Priesterseminars Trier. Hg. v. Ralf Plate u. a. Bern u. a. 2004, S. 415–432. – R. Bentzinger: H.n als Gebrauchslit. Edition mit Quellenerschließung und Dokumentation rezeptionsbezogener Varianz. In: Dt. Texte des MA zwischen Handschriftenn¨ahe und Rekonstruktion. Berliner Fachtagung, 1.-3. April 2004. Hg. v. Martin J. Schubert. T¨ubingen 2005, S. 269–285. – Rahel Bacher: Mgf 1030 Berlin – eine fr¨uhe dt. H.? Unters. einer sp¨atma. Kompilation. In: PBB 128 (2006) S. 70–92. – Lieselotte Saurma-Jeltsch: ‹Mit den figuren gemolet›. Die Funktion der Illustrationen in der Solothurner H., ein Desiderat der Forschung. In: Jb. f¨ur solothurnische Gesch. 79 (2006) S. 121–136. – R. Bentzinger: Sprachgeographische und sprachsoziologische Merkmale der beiden Erfurter H.-Hss. um 1430. In: Ostmd. Schreibsprachen im Sp¨atMA. Hg. v. Luise Czajkowski. Berlin u. a. 2007, S. 59–72. – L. Saurma-Jeltsch: Piet¨at und Prestige im Sp¨atMA. Die Bilder in der H. der Solothurner Familie vom Staal. Basel 2008. – Die pr¨achtigsten Bibeln. Hg. v. Andreas Fingernagel. K¨oln u. a. 2008, Kap. IV: Geschichts¨uberl. in Weltchroniken und H.n, S. 154–203. – H.n (Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA, Bd. 7). Hg. v. der Bayerischen Akad. der Wiss. Bearb. v. N. Ott/Ulrike Bodemann. Mu¨ nchen 2008. – Die Weltchronik Heinrichs v. Mu¨ nchen: Neue EE (DTM 88). Hg. v. Frank Shaw u. a. Berlin 2008. – Kurt G¨artner: Die Neue Ee in der ‹Weltchronik› Heinrichs v. Mu¨ nchen und das NT. In: Von lon der wisheit. FS Manfred Lemmer. Hg. v. dems./Hans-Joachim Solms. Sandersdorf 2009, S. 79–94. – R. Bentzinger: Mehrstufiger interlingualer und binnensprachlicher Texttransfer am Beispiel der Erfurter H. In: ebd., S. 53–63. – Anna Levandovska: Das Aufzeigen der Merkmale einer typischen Lauberhs. am Beispiel der H. aus Solothurn. M¨unchen 2010. MM 1057
1. H¨alfte 14. Jh. Unser Frauen Ritter / Von dem armen Ritter. – Zwei mhd. Marienmirakel. In der sp¨atestens Anfang des 14. Jh. entstandenen Erz¨ahlung Unser Frauen Ritter (226 Verse), f¨ur die m¨oglicherweise Abschnitte in den Libri miraculorum des → Caesarius von Heisterbach als Vorlage dienten, werden die Motive vom Schutz durch den Namen Maria und vom Ave-Maria-Baum miteinander verbunden. ¨ Uberlieferung: Heidelberg, UB, Cpg 341, 61ra–62rb (H) (erstes Viertel 14. Jh.). – ColognyGenf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. 72 (fr¨uher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. 1), 75rb–76va (K) (erstes Viertel 14. Jh.). Ausgabe: Friedrich Heinrich v. der Hagen (Hg.): Gesammtabenteuer. Bd. 3. Stuttgart/T¨ubingen 1850. Neudr. Darmstadt 1961, S. CXXI, 451–461 (Nr. LXXIII, nach H). Die motivlich verwandte, jedoch unabh¨angig von Unser Frauen Ritter um 1430/35 entstandene Verserz¨ahlung Von dem armen Ritter (575 Verse) ¨ d¨urfte eine Uberarbeitung – u. a. werden Verse aus der M¨arendichtung Die → halbe Bir eingeschoben – eines kurz vor Mitte des 13. Jh. verfassten Textes aus dem Ostfr¨ankischen sein. Wieder kommt ein Ritter bei einem Turnier ums Leben, nachdem er tags zuvor mit seinem Gastgeber eine Liebesnacht mit dessen Tochter ausgehandelt hat. Nach mehreren Mirakeln wird von einer Rebe erz¨ahlt, die vom Grab des M¨adchens bis zu dem Grab des Ritters w¨achst. ¨ Uberlieferung: Karlsruhe, LB, Cod. K 408, Bl. 15vb–19va (k). Ausgaben: Adelbert v. Keller: Erz¨ahlungen aus altdt. Hss. Stuttgart 1855, S. 14–56. – H. R¨ohnert, 1923 (vgl. Lit.) (‹normalmhd.› Rekonstruktion). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe 408. Bern/Mu¨ nchen 1974, S. 101–115. ¨ Ubersetzung: Mutter der Barmherzigkeit. Ma. dt. Mirakelerz¨ahlungen v. der Gottesmutter. Ausgew¨ahlt und aus dem Altdt. ubertragen v. Manfred ¨ Lemmer. Leipzig 1986. Literatur: Hans Fromm: Mariendichtung. In: RL2 2 (1965) Sp. 271–291, hier Sp. 278. – Manfred Lemmer: Mirakel. In: MarLex 4 (1992) S. 460464, hier S. 463. – Konrad Kunze, VL2 10 (1999) Sp. 96–98. – Herbert R¨ohnert: Von dem armen Ritter. Eine Marienlegende aus der ersten H¨alfte des 13. Jh. In: PBB (Halle) 48 (1923) S. 472–484. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. M¨arendichtung. 2., durchgesehene und erw. Aufl., besorgt v. Johannes 1058
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1. H¨alfte 14. Jh. Janota. T¨ubingen 1983, S. 53, 75. – Hans-Joachim Ziegeler: Erz¨ahlen im Sp¨atMA. M¨aren im Kontext v. Minnerede, Bispeln und Romanen (MTU 87). Mu¨ nchen/Z¨urich 1985, S. 391 f. BJ Jungeres ¨ (ostmitteldeutsches) Marienlob (Lobgesang auf Maria). – Mariendichtung mit einem urspr¨unglichen Umfang von etwa 550 Versen. Den Anfang bilden eine Anrede an den H¨orer und eine Bitte, Maria m¨oge beim Werk helfen. Mit dem «Ave» des Englischen Grußes beginnen die preisenden Anrufungen. Ein pers¨onliches Gebet um Gnade f¨uhrt zu einer Schilderung des Gnadenwirkens Mariae und zu einem Gebet um Gnade f¨ur die s¨undige Menschheit. Die Reime sind rein und die Verse (vierhebige Reimpaare) metrisch einwandfrei. Entstanden ist die Dichtung in Ostmitteldeutschland, drei der Handschriften weisen dorthin und auch I weist in Spuren eine ostmitteldt. Vorlage auf. Der Dichter kannte die Goldene Schmiede → Konrads von W¨urzburg und die Spr¨uche → Frauenlobs; das J. M. kann also kaum vor Anfang des 14. Jh. entstanden sein. Es ist die Grundlage des mitteldt. Gedichtes → Marien Kranz. In direkter Beziehung zum J. M. steht wahrscheinlich das Marienlob Bl¨umel, mit → Bruder Philipps Marienleben in der Wiener Hs. 2709 (14. Jh.) u¨ berliefert. ¨ Uberlieferung: Dessau, Anhaltinische Landesb¨ucherei, Hs. Georg. 24.8°, 183r–194v (Pap., erste H¨alfte 15. Jh., ostmd.) (D). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB 1114, 7r–20r (Pap., 15. Jh.) (I). – K¨onigsberg, ehem. SB und UB, Hs. 2914, Bl. 40vb-c (verschollen) (K). – Breslau / Wroclaw, Stadtarch., o. S. (2) (verschollen) (B). – Wolfenb¨uttel, HAB, Cod. 1184 Helmst., 173v–182v. Ausgaben: Adalbert Jeitteles: Lobgesang auf Maria. In: Germania 31 NR 19 (1886) S. 291–310, hier S. 291 (nach I und B). – Hans-Friedrich Rosenfeld: Zum Lobgesang auf Maria. In: PBB 53 (1929) S. 419–431 (Kollation mit D und K). – Friedrich Ranke: K¨onigsberger Beitr., Festgabe zur 400j¨ahrigen-Jubelfeier der SB und UB K¨onigsberg. K¨onigsberg 1929, S. 301–307.
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Jungeres ¨ (ostmitteldeutsches) Marienlob Literatur: Hans Eggers, VL2 4 (1983) Sp. 927–929; 11 (2004) Sp. 822. – Herbert Kolb u. a.: Lyrik. In: MarLex 4 (1992) S. 197–216, hier ¨ S. 197. – Ignaz Vinzenz Zingerle: Uber zwei tirolische Hss. In: ZfdPh 6 (1875) S. 377 f. – Jeitteles (s. Ausg.). – Gertrud Fuchs (Hg.): Der Wiener Oswald (Germanistische Abh. 52). Breslau 1920 (Nachdr. Hildesheim 1977) S. XIII–XIX. – Ranke (s. Ausg.). – Rosenfeld (s. Ausg.). – Ralf P¨asler: Kat. der ma. deutschsprachigen Hss. der ehem. SB und UB K¨onigsberg (Schr. des Bundesinst. f¨ur ostdt. Kultur und Gesch. 15). Mu¨ nchen 2000, S. 152 f. (zu K). SF Blumel. ¨ – Marienlob von 401 (urspr¨unglich 407) Reimpaarversen wohl aus der ersten H¨alfte des 14. Jh. Der anonyme Verfasser war vermutlich Zisterzienser aus dem Kloster Nepomuk in B¨ohmen. In der Reimpaardichtung, die wohl in Beziehung zum → J¨ungeren Marienlob steht, begegnet eine F¨ulle an Sinnbildern und Epitheta, durch die die heilsgeschichtliche Stellung der Gottesmutter zum Ausdruck gebracht wird. Sie wird bezeichnet als «sunerin» (mediatrix), Helferin (auxiliatrix), «widermacherin» des Zugangs zum Paradies (reparatrix), «erleuchterin» (illuminatrix) und «widerpringerin aller, di von got entrin» (adiutrix). Die preisenden Anrufungen Marias sind durch Gebete in zw¨olf Abschnitte unterteilt. Das Werk steht in der Tradition der «bl¨umenden» Dichtung, besonders der Goldenen Schmiede → Konrads von W¨urzburg. ¨ ¨ Uberlieferung: Wien, ONB, Cod. 2709, Bl. 71r–72r (Nachtrag aus der ersten H¨alfte des 14. Jh. zum Marienleben des Bruder → Philipp). Ausgabe: Josef Haupt: Bruder Philipps Marienleben (Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. 68). Wien 1871, S. 208–214. Literatur: Hans-Georg Richert, VL2 1 (1978) Sp. 902. – Hardo Hilg, MarLex 1 (1988) S. 508 f. – Haupt (s. Ausg.). – Hermann Menhardt: Verz. der ¨ altdt. literarischen Hss. der ONB. Bd. 1 (Ver¨off. des Inst. f¨ur dt. Sprache und Lit. 13). Berlin 1960, S. 208 f. SF
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Register der Personennamen und Werktitel A solis ortus cardine 431, 517–519 Abaelard, Petrus 347, 374 Abdinghofer Blutsegen 214, 285 f. Abrogans 3, 12 Absalon von Springiersbach 567 f. Absalon von St. Victor 567 Abstractum-Glossar 692, 1016 Ad catarrum dic 134 f., 214, 286 Ad equum errehet 212 f. Ad fluxum sanguinis narium 213 f., 219 f., 287, 340 Adalbold von Utrecht 192–194 Adalger 159 f. Adam von Balsham 452 Adam und Eva (obd. Reimfassung) 1033, 1036 Adam und Eva (Adams Klage) 1033–1036 Adelbrecht, Priester 341 f., 405, 461 Adelheid vin Kirchberg 747 Adhemar von Monteil 837 Adilbert von Augsburg 543, 545, 676 Admonter Mariengebet 705 Ado von Vienne 103, 121, 844 Adolf I., dt. K¨onig (von Nassau) 1023 Adolf von Essen 262 ¨ Agidius 455 f., 487 ¨ Agidius von Assisi 565 Aelius Donatus 174 Die a¨ ltere Judith / Die drei Junglinge ¨ im Feuerofen 295–299, 364, 523 ¨ Altere niederrheinische Marienklage 579, 604–606, 663 Aesop 998 Afra 170 Agnes von Assisi 725 Agnes von B¨ohmen 725 Alanus von Flandern 331 Alanus ab Insulis 256, 456–459, 991 Alanus de Rupe 263 Albanus 498 f. Alber 413, 499, 541 f. Albert von Augsburg 543 f., 545, 667 Albertus Magnus 312, 749–760, 761, 764, 791 f., 796 f., 873, 973 Albert von Weißenstein 837 Albrecht von Eyb 498 1061
Albrecht I. von Sachsen 789 Albrecht von Treffurt 984 f. ¨ Alemannische Evangelien-Ubertragung 570 Alemannische Predigtbruchst¨ucke 527 Alemannischer Glauben und Beichte 222 f., 224 Aleth de Montbard 330 Alexander III., Papst 330 Alexander IV., Papst 726, 750 Alexander VI., Papst 698 Alexander von Hales 312, 374, 422, 628–630, 782, 796 Alexius 920–923 Alger von L¨uttich 278 Alhart 978 f. Alheit 990 Alkuin 6–11, 40, 48, 76, 78, 109, 195, 204, 223, 238, 249 Alkuins Traktat de virtutibus et vitiis 249 f. Alma redemptoris mater 837 Alsfelder Dirigierrolle 605 Altalemannische Psalmenubersetzung ¨ 72 Altbairische Beichte 22–24, 73, 143, 198, 628 Altbairisches Gebet 22, 142–144, 198 Altdeutsche Exodus 288–290, 344, 561 Althochdeutsche Predigtsammlungen A–C 202–204 Althochdeutscher Isidor und MonseeWiener Fragmente 16–21, 569 Altniederfr¨ankische Psalmen 145–147, 594, 598 Alts¨achsische Genesis 32–36, 350 Alts¨achsische Homilie Bedas 194 Alts¨achsische Psalmen-Fragmente 147–149 Amalarius von Metz 40–42, 278, 319 Ambrosius 77, 84, 319, 599, 973 Amicus und Amelius 854–856 Anaklet II. 330, 347 Anaphora Pilati 607 Andreas 514 f. Andreas von Regensburg 196 Andreas II., K¨onig von Ungarn 632 Das Anegenge 319, 499–503, 581, 1029 1062
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Register Anna von Munzingen 982, 1020 Annolied 233, 343 Anselm von Canterbury 305–310, 318, 453, 583, 602, 739, 958 Anselm von Havelberg 371–373 Anselm von Laon 277, 374 St. Anselmi Fragen an Maria 308 Antonius von Padua 656 Apokalypse (nd.) 503–505 Apollinaris von Laodizea 174 Arbeo von Freising 2–6 Aristoteles 534, 567, 751, 753, 761, 764, 791 f. Der arme Hartmann 396–398, 410, 437 Arn, Erzbischof von Salzburg 7 Arnold von Bonneval 330 Arnold von Brescia 330 Arnold von St. Emmeram 225 Arnold von L¨ubeck 538 Arnold von L¨uttich 997–999 Arnold von Pelagrua 955 Arnold von Prufening ¨ 459 f. Arnolt, Priester 287–289, 319, 406, 523 Arnsteiner Mariengebet 389 f., 838 Arnulf von Boh´eries 568 f. Arnulf von Lowen ¨ 676–678 Arzenˆıbuoch Ipocratis 205 f. Athala 814 f. Athanasius 51 Augsburger Gebet 127 f. Augsburger Marienklage 915–917 Augustinerregeln 246–249, 690, 748 Augustinus 7, 17, 77, 95, 160, 246, 319, 453, 501, 665, 686, 688, 783, 811, 819, 857, 860, 876, 935, 984, 987 Auslegung des Vaterunsers 353–355, 432, 684 Ava 235, 291–295, 343, 405, 523 Ave maris stella 547–550 Ave praeclara maris stella 412, 508 Ave regina coelorum 837 Averroes 754, 762 Barbara 943 Babion, Geoffroi → Gaufridus Babio Von der Babylonischen Gefangenschaft 391 f. Bairisches Homiliar 418 Bairische Predigtsammlung des 13. Jh. 871 f. Balther von S¨ackingen 170 Bamberger Blutsegen 134, 213, 214 f., 339 1063
Bamberger und Erster Wessobrunner Glaube und Beichte 250, 251 f. Barlaam und Josaphat 476–479 Bartholom¨aus 339 Bartholom¨aus Anglicus 796 Basler Predigten 470, 528, 529 f., 536 f., 597 Baumgarten geistlicher Herzen 818, 819–821 Baumgartenberger Johannes Baptista 342 f., 405 Beatrix von Nazareth 826 Bebenhausener Legendar 407, 410, 461, 545, 815, 1049 Becket, Thomas 273 f. Beda Venerabilis 77, 103, 109, 160, 170, 194, 203 f., 227, 238, 303, 319, 358, 418, 420, 532, 860, 872, 973, 987 Beheim, Michel 629, 797, 841, 1030 Beleth, Johannes 390 f. Benedikt XII., Papst 955 f. Benedikt von Nursia 42, 76 Benediktbeurer Gebet zum Messopfer 256, 416, 462 f. Benediktbeurer Glauben und Beichten 171, 224, 253 f., 255, 408, 418 Benediktbeurer Ratschl¨age und Gebete 256 f. Benediktinerregel (dt.) 42–47, 190, 203, 995 Berengar, Abt von St. Laurentius bei L¨uttich 277 Bern von Reichenau 193, 544–546 Bernardus a Bessa 789 f. Bernhard von Clairvaux 262, 308, 312, 329–334, 347, 367, 373, 377, 413, 452, 533, 552, 568, 602, 618 f., 662, 665, 677, 681, 693, 718, 720, 723, 731, 747, 785, 787, 811, 819, 826, 837, 857, 876, 886, 899, 919, 961, 984, 998, 1028 Bernhard I., Propst von Vorau 523 Bernhardstraktat 619 f., 740 Bernward von Hildesheim 201 Bertholdus Capellanus 848 Berthold von Freiburg 764 Berthold von Moosburg 792, 925 Berthold von Regensburg 678, 692, 698–705, 717, 750, 818 f., 897, 901, 977 f., 1008, 1012, 1029 Bertram von Ahlen 783 Biberli(n), Marquard 407, 1017 Biblia pauperum 705–709 Bijbelvertaler von 1360 785, 812, 900 1064
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Register Blannbekin, Agnes 1050–1052 Blumel ¨ 1060 B¨ohmische Marienklage 740 B¨omlin, Konrad 306, 376, 783, 935, 956 Boethius (Anicius Manlius Severinus B.) 193, 194–198, 567, 753, 763 Boleslav von Schlesien 698 Bonaventura 262, 270, 306, 312, 422, 453, 573, 602, 617, 629, 678, 693, 731, 761, 782–789, 796, 875 f., 899, 900, 919, 935, 973, 1005, 1021 Bonifatius (Winfrid) 14, 48, 226 f. Bonifatius VIII., Papst 654 Bonofatius IX., Papst 654 Bonus (Marienmirakel vom Bischof Bonus) 554–556, 737 Boppe 650, 1030 Bordesholmer Marienklage 740 Boto von Prufening ¨ 355–357, 459 Brant, Sebastian 262, 734, 814 Breviertexte aus Westfalen 87 Brevilogus 692 Brieger Psalmenfragmente 284 f. Broelmann, Stefan 51 Brugman, Johannes 573, 685 Brun von Schonebeck ¨ 437, 824 f. Buch mit den farbigen Tuchbl¨attern der Beatrix von Inzigkofen 376 Buch von den hl. M¨agden und Frauen 960, 1049 Buch der K¨onige alter eˆ und niuwer eˆ 823 Buch der M¨artyrer 406, 410, 461, 513, 515, 613, 815–817, 944 Buchwaldsche Heiligenpredigten 977 Burchard, Abt von St. Gallen 157 Burgundio von Pisa 374 Caesar 998 Caesarius von Heisterbach 583, 586, 633, 737, 950, 998, 1058 Cambridger Augensegen 626 f. Cammerlander, Jacob 559 Canisius, Petrus 278 Cantilena de conversione Sancti Pauli 349 f. Carmen ad Deum 21 f. Carmen de Pilato 609 Carmina Burana 646 Cassiodor 95, 160, 172, 811 Christ ist erstanden 392 f. Christan von Lilienfeld 274, 1039–1042 1065
Christherrechronik 961, 1033 Von Christi Geburt 343 Christanni, Peter 685 Christina von Hane 867 f. Christophorus 643–646 Christus und Pilatus 606 f. Christus und die Samariterin 160–162 Chromatius 174 Cincinnius, Johannes 191 Clemens IV., Papst 762, 868 Clemens V., Papst 929, 1043 Comitis, Gerhard 766 Compendium Anticlaudiani 457 Constantinus Africanus 257 Contra caducum morbum 209 f. Contra malum malannum 205 f. Contra rehin 206 f. Contra uberbein 211 Contra vermem edentem 211 f. Craloh, Abt von St. Gallen 157 Crescentia 393–396 Cromer, Martin 722 Cura Sanitatis Tiberii 607 Cyprian von Karthago 686, 688 Damasus I., Papst 174 Daniel 865, 973 Dante Alighieri 837 Darmst¨adter Gedicht u¨ ber das Weltende 381 Damst¨adter Legendar 407, 461 David von Augsburg 306, 568, 685, 692–697, 698, 689, 802, 818 f. Deutschenspiegel 693 Deutschordensregeln und -statuten 709 f., 902 Deutung der Messgebr¨auche 41, 415 f. Dialogus mortis cum homine 398 Didymus der Blinde 176 Diederich, Petrus 867 Diemar, Johannes 935 Bruder Dietrich 924 Dietrich von Apolda 633, 659, 847–851, 933, 982 Dietrich von Freiberg 764, 924–929, 1038 Dietrich von Paderborn 243 Dionysius Areopagita, Pseudo- 312, 356, 533, 564, 752, 754, 763, 783, 791, 941, 1006 Dionysius der Kart¨auser 278 Dionysius von Paris 226 Dirk van Delft 272 Disticha Catonis 226 1066
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Register Dominikanerinnen-Konstitutionen 690 f., 709 Dominikus von Preußen 262, 587, 654 Dorothea 943 Dorothea von Hof 900 Dorothea von Kippenheim 546 Drei Blumen des Paradieses 892 Von dreierlei Abgr¨unden 783 Der dreifache Schmuck der seligen Jungfrauen 892 Dukus Horant 605 Duns Scotus, Johannes 279, 938 Durandus von Mende 41 Durandus, Wilhelm 868–870 Dyck, Anton van 576 Ebrach-Spruchsammlung 895 Eberhard der Deutsche 457, 1041 Eberhard, Abt von Pr¨ufening 459 Eberhard von Sax 663, 999 Eberhart von Rapperswil 767 Ebernand von Erfurt 630–632 Ebner, Christine 980, 982 Ebner, Maragareta 685, 826 Ebstorfer Liederbuch 653 Meister Eckhart 306, 376, 424, 762, 764, 798, 872, 925, 929, 931, 940, 959, 985, 999, 1037 Egino, Abt von st. Ulrich und Afra 323 Eichst¨atter Konventsregel des Heilig-GeistSpitals 711 Eigil, Abt von Fulda 76, 78 Einhard 7, 96 f., 121 Ekbert von Schonau ¨ 308, 447, 452–454 Ekkebert von Hersfeld 468 Ekkehart I. von St. Gallen 157–159, 170, 242 Ekkehart II. von St. Gallen 170 f., 157 Ekkehart IV. von St. Gallen 139, 157, 170, 242 Elisabeth von Kirchberg 982 Elisabeth von Schonau ¨ 436, 446–452, 602, 878, 997, 1046, 1048 ¨ Elisabeth, Abtissin von St. Thomas a. d. Kyll 602 Elisabeth von Thuringen ¨ 632–635, 659, 848 Emecho von Sch¨onau 452 Engelberger Gebetbuch 652 Engelberger Gebete 398 f., 766 Engelberger Lobgebet 931 Engelberger Prediger 964 Engelbert von Admont 261, 917–919 Engelhart von Ebrach 895 1067
Epiphanius Monachus 742 Erbe, Bruder 985 f. Ercanbert von Fulda 109 Erfurter Moralit¨at 1030 Erinher 468 Erkenbert 858 Erkenfridus von Erfurt 792 Erlosung ¨ 933, 1025–1028, 1029 Ermbert, Bischof von Freising 2 Ernesti, Werner 753 Esau und Jakob / Die zehn Gebote 506 f. Eugen III., Papst 330, 373 Euklid 753 Eusebios von Kaisarea 175 f., 811 Evangelienbuch des Matthias von Beheim Evangelienharmonien 712–715 Evangelienperikopen (gereimte Glosse) 715 f., 891 ¨ Evangelien-Ubertragungen 569–572 Evangelium Pseudo-Matthei 556, 912 Evangelium Nicodemi 607, 610, 612, 636, 988, 1026 Exhortatio ad plebem Christianam 31 f., 684 Ezzo 231–234, 244, 319, 342 f., 523 Fabri, Felix 423, 605 Die Falschheit der Welt 802 Fegfeuer des hl. Patricius 620 Die Fittiche der Seele 919 f. Flacius Illyricus, Matthias 64, 111 Flavius Josephus → Josephus Flavius Flodoard von Reims 410 Florus von Lyon 103 Folz, Hans 457, 904 Fr¨ankische Psalmenfragmente 285, 595 Fr¨ankisches Gebet 47 f. Fr¨ankisches Taufgelobnis ¨ 14, 48–50, 50, 79, 152 Franciscus de Mayronis 935 Franz von Retz 837 Franziskanerregeln 572, 623–626 Franziskanische Traktate 573, 787 Franziskus von Assisi 572–575, 623, 678, 725, 783 Frauenlob, Heinrich 457, 650, 663, 853, 1030, 1059 Freidank 644, 988 Freisinger Paternoster 12, 24 f., 684 Der Freudenleere 605 Freytag,Johannes 783 1068
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Register Fridolin, Stephan 376, 898 Friedberger Christ und Antichrist 302 f., 343, 714 Friedrich I. Barbarossa, Kaiser, r¨om.-dt. K¨onig 372, 452 Friedrich II., Kaiser, r¨om.-dt. K¨onig, K¨onig von Sizilien 564, 633 Friedrich I., Erzbischof von K¨oln 277 Froumund von Tegernsee 196 Frutolf von Michelsberg 121 Die 15 Zeichen vor dem Jungsten ¨ Gericht 177, 303–305 Fuldaer Beichte 73 f., 74, 79, 105, 169 Furter, Michael 784, 900 St. Galler Glauben und Beichten 222–225 St. Galler Paternoster und Credo 12–14, 684 Gallus, Hl. 95 Gaufridus Babio 530 Gebeno von Echternach 379 Gebet einer Frau 479 f., 523 Gebetbuch f¨ur Georg Schedel aus N¨urnberg 86, 646 Gebetbuch moselfr¨ankischer Zisterzienserinnen 997, 1053 Gebetbuch des Niklaus Meyer zum Pfeil 646 Gebetbuch des Wolfgang Schreiber 652 Gebete und Benediktionen von Muri 398, 399 f., 445, 580 Gebets- und Adachtsb¨ucher f¨ur die Laienbr¨uder der Basler Kartause 646 Gebetsanweisungen in lateinischen Psalterhandschriften 402 f. Geiler von Kaysersberg, Johannes 685, 713 Geißlerpredigt 716 Das geistliche Haus 376 Geistliche Ratschl¨age 204 f. Gennadius von Massilia 176 St. Georgener Predigten 306, 533, 717–719, 723, 802, 804, 818, 883, 886, 901, 978 Georgslied 128–132, 638 Gerhard OFM, Pronvinzial der Alemannia superior 678 Gerhard von Arnstein 746 Gerhard von Augsburg 544 f. Gerhard von Luttich ¨ 720 f. Gerhard von Sterngassen 764, 797, 873 Gerhoch von Reichersberg 321, 425, 481 Gernroder Predigt 172 f. Gerson, Johannes 713 f., 783, 797, 896, 935 1069
Gertrud von Hackeborn 969 Gertrud von Helfta 825, 848, 965, 969–972 Gesta Pilati 988 Gesta Romanorum 538 Gilbert von Poitiers 330, 374, 390 Giselher von Slatheim 931 f. Der g¨ottliche Baumgarten 892 Goldast, Michael 107 Goldenes Ave Maria 733 Gottfried, M¨onch 378 Gottfried von Admont 321 f. Gottfried von Auxerre 330 Gottfried von Breteuil 604 Gottfried von Hagenau 879–881 Gottfried von Straßburg 605, 636, 662, 879, 1026 Gottfried von Tienen 957 Gottschalk der Sachse 75, 77, 93 Gozbert, Abt von St. Gallen 56, 95, 107 Gozwin von Mainz 979 Grazer Marienleben 912 f., 743 Gregor I. der Große, Papst 77, 84, 204, 244, 319, 418, 459, 484, 500, 532, 618 f., 958, 987 Gregor IX., Papst 656, 659, 725, 954, 956 Gregor X, Papst 748, 869 Gregor von Nazianz 174 Gregorius 537–541 Grieshabersche Predigten I 384 f. Grimald, Abt 56, 93 f. Grimoald, bayer. Herzog 3 Groote, Geert 87 Groß, Erhart 685 Guda, Gr¨afin von Arnstein 389 Guerric von Igny 678, 681 Guiard von Laon 616 f., 883 Guilelmus Brito 691 f. Gundacker von Judenburg 988–990 Gunther, Bischof 232 Gunzelin III., Graf von Schwerin 689 Hadewijch 381, 423, 665–676, 826 Hadrian II., Papst 452 Hadwig, Herzogin von Schwaben 170 H¨atzlerin, Klara 45 Die halbe Bir 1058 Halberst¨adter Makkab¨aer 468 f. Haller, Heinrich 176, 685, 959 Hamburger Beichte 628 Hamburger Jungstes ¨ Gericht 361 f. Hammelburger Markbeschreibung 79 Hane der Karmelit 999–1001 1070
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Register Hans, Bruder 731 Hartmann von Aue 376, 498, 510, 538, 557, 636, 638, 921, 991 Hartmann von St. Gallen I 117 f. Hartmut (St. Gallen) 109 Hartwig von Erfurt 376, 721, 930 Hartwig von dem Hage 648, 1017–1019 Hatto, Abt 76, 78 Hedwig von Schlesien 602 Heidelberger Liederhandschrift C 879 Heidenreich 721 f. Der Heiligen Leben 103, 273, 325, 405, 407, 410, 437, 461, 477, 513, 538, 546, 573, 586, 588, 631, 633, 639, 728, 737, 766, 811, 813–815, 904, 921, 947 f., 951 Der Heiligen Leben, Redaktion 103, 407, 410, 461, 546 Die heilige Regel fur ¨ ein vollkommenes Leben 722 Heimo von Auxerre 96, 238, 872 Heimo von Halberstadt 420, 532 Heinrich II., Kaiser, dt. K¨onig 193, 630 Heinrich III., Kaiser, r¨om.-dt. K¨onig 238 Heinrich IV., Kaiser, r¨om.-dt. K¨onig 238 f. Heinrich VII., Kaiser, r¨om.-dt. K¨onig 929 Heinrich, Verfasser der ‹Litanei› 319, 401, 403–405 Heinrich von Bitterfeld 935 Heinrich von Burgeis 1011 f. Heinrich IV., Bischof von Eichst¨att 711 Heinrich von Erfurt 984 ¨ Heinrich von Friemar der Altere 934–937 Heinrich von St. Gallen 376, 898 Heinrich von Halle 825, 848 Heinrich von Hesler 972–977 Heinrich der Klausner 853 f. Heinrich von Krollwitz ¨ 685, 689 f. Heinrich von Langenstein 797, 879, 935 Heinrich von Lowen ¨ 941–943 Heinrich von L¨ubeck 764 Heinrich von Melk 319, 480–484, 499, 555 Heinrich von M¨ugeln 457, 806 Heinrich von M¨unchen 636, 904, 973, 989, 992, 1028 Heinrich von Neustadt 386, 457, 724, 743, 797, 904, 959, 990–994 Heinrich von N¨ordlingen 381, 826 Heinrich zu N¨urnberg 376 Heinrich von R¨ubenach 629 Heinrich von Schaffhausen 860, 1019 f. Heinrich der Teichner 394 1071
Heinrich von dem T¨urlin 457 Heinrich von Veldeke 511–513, 638 De Heinrico 192 Heinzelin, Meister 647 Heito von Reichenau 53 f., 56, 93 Helbling, Seifried 559 Helf uns das heilige grab 605, 914 f. Helfrich 923 Heliand 33, 36, 58, 64–71, 79, 110 Helwic von Germar 870 Helwicus von Magdeburg 870 Helwicus Theutonicus 870 f., 964 Hendrik van Rheinberg 955 Henlein, Johannes 837 Hentz von den Eichen 386 Herbert von Losinga 554 Herbort von Fritzlar 609 Heribald, Bischof von Auxerre 78 Heribert, Erzbischof von K¨oln 237 Heriger von Lobes 193 Hermann 865 Hermann von Fritzlar 461, 573, 766, 783, 947, 1049 Hermann von St. Gallen 242 f. Hermann Joseph von Steinfeld 575–579, 1046 Hermann von Loveia 306, 940 f. Hermann von Minden 792 Hermann von Reichenau 118, 837 Hermann I., Landgraf von Th¨uringen 632 Hermetschwiler Predigten 723 Herolt, Johannes 951, 957 Herp, Hendrik 423 Herrad von Hohenburg 319, 375, 390, 425, 493–498 Herzog Ernst 605, 914 Hester 821–824, 904 Hieronymus (Sophronius Eusebius H.) 77, 121, 174–189, 319, 691, 811, 860, 987 Hilarius 109 Hildebert von Bermersheim 377 Hildebert von Lavardin 410, 908 Hildebert von Le Mans 374 Hildebold von K¨oln 18 Hildebrandslied 79 Hildegard von Bingen 377–384, 447, 602 Hildesheimer Nonnengebetbuch 270, 734 Hilduin 93 Daz himelrˆıche 358, 484–487 Himmel und Holle ¨ 250 f., 319, 358 1072
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Register Himmelgartner Evangelienharmonie 711 f., 713 Himmelsbrief 716 Das himmlische Gastmahl 892 Das Himmlische Jerusalem 357–361, 523, 555 Historia apocrypha der Legenda aurea 608–611 Historienbibel 402, 440, 706, 904, 1029, 1033, 1054–1057 De hoc quod spvriha(l)z dicvnt 135 Die Hochzeit 358, 463 f. Hoffmannsche Predigtsammlung 418, 470, 528, 531 f., 596, 889 Holzmindener Bibel-Fragmente 994 f. Honorius III., Papst 623 Honorius IV., Papst 810 Honorius Augustodunensis 41, 267, 318–321, 344, 380, 391, 418, 425, 481, 485, 493, 505, 516, 532, 537, 559, 586, 872 Horaz 567 Hortulus animae 273, 549, 646, 651, 733 Hrabanus Maurus 7, 48, 58, 64, 73, 75–84, 84, 93–96, 108–110, 121, 136, 319, 418, 532 Hrotsvit von Gandersheim 436 Hugo von Konstanz 856–858, 860, 1019 Hugo von Langenstein 551, 864–867, 797 Hugo von Orl´eans 800 Hugo Ripelin von Straßburg 375, 629, 763, 792, 795–800, 991 Hugo von Trimberg 337, 457, 724, 957 Hugo von St. Victor 195, 247, 310–318, 331, 356, 422, 665, 684, 783, 797, 1028 Hugolino, Kardinal 725 Humbert von Romans 247, 748 f., 750, 998 Humery, Konrad 196 Hymnos Akathistos 261 Ida von Herzfeld 191 Ildefons von Toledo 176 Immessen, Arnold 1030 In gotes namen varen wir 605 f. Innozenz II., Papst 41, 330 Innozenz III., Papst 550–552, 572, 954 Innozenz IV, Papst 725, 953 Innsbrucker (th¨uring.) Spiel von Mariae Himmelfahrt 260 Irimbert von Admont 321 Isidor von Sevilla 17, 77, 96, 160, 176, 319 Iso von St. Gallen 106 f., 118, 139 Ivo von Chartres 493
1073
Jacob von Maerlant 573, 586, 787 Jacobus a Voragine 103, 303, 386, 410, 437, 442, 538, 545, 573, 609, 613, 633, 644, 727, 737, 810–814, 854, 859, 865, 884, 903, 908, 947, 977, 992, 994, 1001, 1016, 1021, 1023, 1046 Jacques de Vitry 998 J¨ack von Biberach 160 Jakob von Mailand 898 Jakobus von Viterbo 934 Jans Enikel 609 Jans von Wien 1034 Jenaer Martyrologium 103, 844 Jesu dulcis memoria 552–554 Jiddische Arzneib¨ucher 1015 Jodocus 1001 f. Johannes Baptista 405 f., 528 Johannes Caietanus de Ursinus 955 Johannes Chrysostomus 361, 688, 987 Johannes von Damaskus 374 Johannes Diaconus 859 Johannes von Eremita 331 Johannes von Erfurt 692 Johannes de Fonte 375 Johannes von Frankenstein 986–988 Johannes von Freiburg 764 Johannes von Indersdorf 376, 681, 693 Johannes von Kastl 693, 797 Johannes von Lindau 1048 Johannes von L¨owen 666 Johannes von Lor (de Lara) 956 Johannes von Magdeburg 808 f. Johann von Neumarkt 271, 274, 309, 550, 647, 899 Johannes Picardi von Lichtenberg 929–931 Johannes von Ruusbroek 666 Johannes von Salisbury 331 Johannes von Speyer 45, 349, 685 Johannes von Sterngassen 764 Johannes von Tepl 551, 865 Johannes von Vercelli 751 Johannes von Warwick 1047 Johannes von Werdea 837 Johannes-Evangelium 1,1–14 646 f. Johanniterregel und -statuten 709 Jordan von Sachsen 848 Joseph, Bischof von Freising 2 Josephus Flavius 822, 988 Von der juden jrrsal 806 Judith, Kaiserin, Gemahlin Ludwigs des Frommen 93 f. 1074
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Register Das Judel ¨ 499, 620–622 Jungere ¨ bairische Beichte 198 f. Die Jungere ¨ Judith 296, 364–367, 523 Jungeres ¨ (ostmitteldeutsches) Marienlob 1059 f., 1060 Julia Eustochium 175 Julian von Speyer 573, 655–659 Juliana 406–408 Julien de V´ezeley 1028 Von dem jungesten tage 386, 723–725 Jutta von Spanheim 377 Kaiserchronik 319, 342, 358, 388, 393, 434, 461, 487, 511, 523, 609 Karl I. der Große, Kaiser, K¨onig der Franken 6, 18, 37, 40, 42, 47, 53, 57, 76, 84, 118 Karl II. der Kahle, Kaiser, westfr¨ankischer K¨onig 94, 103 Karl III. der Dicke, Kaiser, ostfr¨ankischer K¨onig 119 Kasseler Evangelien-Bruchst¨ucke 570 Katharina von Alexandrien 943–953 Katharina von Gebersweiler 982–984 St. Katharinen Marter 499 Kern der g¨ottlichen Wahrheit 898 Klagenfurter Gebete 400 f. Klara von Assisi 572, 725–730, 953 St. Klara-Buch 725, 728 f. Klarissenregel (mhd. und mndl.) 725 f., 953–955 Klarissenstatuten (mhd. und mndl.) 953, 955–957 Klosener, Fritsche 716 Klosterneuburger Bußpredigten 530 f. Klosterneuburger Evangelienwerk 557, 743, 806 Klosterneuburger Gebet 215 f. Koburger, Anton 197 K¨obel, Jakob 559 Koelhoffsche Chronik 381 K¨olner, Friedrich 107 Kolner ¨ Klosterpredigten 872–874 Kolner ¨ Morgensegen 579 f., 663 Kolner ¨ Taufgelobnis ¨ 14, 48, 50 f., Konemann ¨ von Jerxheim 1002–1004, 1029 K¨onigsberger Apokalypse 973 Kolmarer Liederhandschrift 614 Konrad III., dt. K¨onig 372 Konrad, Pfaffe 358, 461 Konrad, Priester 319, 376, 469–471, 526, 532, 535, 537, 596 f. Konrad von Brundelsheim 922, 1042 f. 1075
Konrad von Esslingen 1020 f. Konrad von F¨ussen 980 Konrad von Fußesbrunnen 556–558, 636, 742 Konrad von Gaming 734 Konrad von Haimburg 837 Konrad von Heimesfurt 259, 636–638, 913, 1036 Konrad von Hirsau 334, 337 f. Konrad von Marburg 632, 659–661, 848, 903, 933 Konrad, Bischof von Konstanz 324 Konrad von Lichtenberg 880 Konrad von Liebenberg 860, 1019 Konrad von N¨urnberg 571 Konrad I., Bischof von Regensburg 277 Konrad von Sachsen 730–732, 884, 897 Konrad (von Wien) 629, 682 Konrad von W¨urzburg 435, 437, 663, 863, 865, 879, 921, 933, 1005, 1059 f. Konstanze, Markgr¨afin von Meißen 746 Konstanzer Weltchronik 303, 381 Korbinian von Freising 2 f. Korner, Hermann 737 Kramer, Heinrich 1002 Krautgartengedicht 892 Kreckwitz, Georg 714 Kremsmunsterer ¨ Beichte und Glaube 408 Kreuzensteiner Legendar 515, 811 Krone Unserer Lieben Frau 272 Kreuzzug-Musterpredigt 817 f. K¨unzelsauer Fronleichnamsspiel 1030 Kunigunde, Kaiserin 630 f. Kurzmann, Andreas 498, 743 Lambert von Luttich ¨ 507 f. Lambrecht, Pfaffe 523 St. Lambrechter Antiphonar 640 St. Lambrechter Gebete 401 f. Lampert von Hersfeld 208 Lamprecht von Regensburg 573, 678–681, 919 Landulf de Aquino 760 Lanfranc von Bec, Erzbischof von Canterbury 305 Langmann, Adelheid 981 Lantbertus 121 Larsson, Mats 336 Lauda Sion salvatorem 800–802 Laufenberg, Heinrich 518, 548, 600, 733, 837, 840 1076
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Register Leben Christi 581 Das Leben der heiligen Elisabeth 633, 932–934, 1026 Leben und Tod 398 Lehrgedicht von der Minne 1025, 1029 Vom Leiden 895 Leipziger Predigten 418, 420, 526–528, 531, 888–890 Leipziger Psalmenfragmente 408 Van den Levene ons Heren 810 Leysersche Predigten 534 f. Libellus de dictis quatuor ancillarum s. Elisabeth confectus 903 Die Lilie 786, 862, 875 f. Lilienfelder Andachtsbuch 581 f. Limburgische Sermoenen 423, 616, 883 Liutbert I., Erzbischof von Mainz 109 Liutward, Bischof von Vercelli, kaiserlicher Kanzler 119 Lob Salomons 296, 299–301, 364, 523 Lobedau, Johannes 721 Lobgesang auf Maria (Pseudo-Gottfried von Straßburg) 879, 1005 Lock, Johannes 766 L¨owenberger Rechtsbuch 862 Lorscher Beichte 73, 105, 116, 125–127, 189 Lorscher Bienensegen Kirst imbi ist hucze 162–165 Lothar I., Kaiser, fr¨ankischer K¨onig 79, 94, 96 Lothar II., Kaiser, fr¨ankischer K¨onig 79 Lothar III., Kaiser, dt. K¨onig, Herzog von Sachsen 372 Lucidarius 41, 318, 558–561 Ludolf von Sachsen 898, 1029 Frater Ludovicus 896–898 Ludwig I., der Fromme, Kaiser, fr¨ankischer K¨onig 33, 64, 93 Ludwig II. der Deutsche, ostfr¨ankischer K¨onig 33, 37, 64, 76, 79, 93–95, 108–110 Ludwig III, Graf von Arnstein 389 Ludwig VIII., K¨onig von Frankreich 656 Ludwig IX., K¨onig von Frankreich 698, 761 Ludwig V., Pfalzgraf bei Rhein, Kurf¨urst 339 f. Ludwig IV., Landgraf von Th¨uringen 632, 659 Ludwigslied 117 L¨ubecker Mohnkopf-Plenar von 1492 538 Lupus von Ferri`eres 76 Luther, Martin 600 Lutwin 1033, 1036 f. Luzerner Weltgerichtsspiel 837, 841
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Maastrichter (ripuar.) Passionsspiel 1030 Der maget krˆone 837, 841, 1047 Magnum Legendarium Austriacum 355, 410, 515 f., 529, 596, 599, 921, 943, 1018 Magnus von F¨ussen 226 Mai und Beaflor 912 Mainzer Beichte 73, 74, 169 f. Mammas, Hl. 94 Mande, Hendrik 423, 666 Mann, Thomas 539 Marbod, Bischof von Rennes 358 Marcellus von St. Gallen (Moengal) 118, 139 Marcus, Bruder 413–415, 542 Margareta 943 Margareta von Magdeburg 808 Maria Aegyptiaca 409–411, 435, 908 Maria Magdalena 410, 958, 1023 Maria von Playen-Hardegg 994 Marien Himmelfahrt 258–260 Marien Kranz 1059 Marien Rosenkranz 881 f., 904 Mariengruße ¨ 733–735 Marienleben der Konigsberger ¨ Hs. 905 259, 878 f. Marienleich Du rose ob allen bluomen clar 1005 Marienmesse Salva sancta parens 431 Marienmirakelsammlungen 582–592 Marienpsalter und Rosenkranz 261–264, 587, 733 Mariensequenz aus Muri 399, 508–510 Mariensequenz aus Seckau 411–413 Der Marner 1030 Marquard von Lindau 306, 376, 424, 573, 754, 783, 898, 936, 959 Martin von Amberg 629 Martinus von Turnhout 786 Matth¨aus von Krakau 986 Matthias (Apostel) 507 Matutino tempore Mariae nuntiatur 645 Mattighofener Predigtbruchst¨ucke 528 Maurice de Sully 842 Maxentius, Kaiser 943 Mea carissima 802 f. Mechthild von Bermersheim 377 Mechthild von Hackeborn 965–969 Mechthild von Magdeburg 654, 747, 825–837, 848, 965, 969 Media vita in morte sumus 216–218 Meditationes vitae Christi 308, 787, 1029 Medinger Gebetb¨ucher 168, 641, 648, 915, 995 Meffreth von Meißen 951 1078
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Register Meinhard II., Graf von G¨orz-Tirol 1011 Meininger Reimbibel 822 Meinwerk von Paderborn 468 Meister von Groenendaal 666 Meister des Lehrgespr¨achs 424 Meisterlin, Sigismund 376, 545 f. Melito von Sardes, Pseudo- 258, 636, 808 Melker Evangelien 571 Melker Marienlied 319, 343–345 Memento Mori 233, 243–246 Von der Menschwerdung Christi 882 f. Mentelbibel 176 Merlin und L¨uthild 1045 Merseburger Gebetbruchstuck ¨ 104 f., 152 Merseburger Zauberspruche ¨ 151–155, 221 Messerkl¨arung Augustinus der hochwirdig lerer 41 Messerkl¨arung Ego sum panis uiuus 41 Messerkl¨arung Hie hebt sich an die betautung der hailige messe 41 Messerkl¨arung Man findet vil buechlein und lere 41 Messerkl¨arung Messe singen oder lesen 41 Messerkl¨arung Sider nu die heilig messe 41 Messgebet Got uater allir cristinheit 41, 416, 417 Messgebet Vater herre, vater got 41, 416, 417 Mettener Predigtsammlung 527, 531 Meyer, Johannes 376, 587, 749, 796 Michel, Heinrich 858 Miliˇc von Kremsier, Jan 959 f. Militarius 957 f. Millst¨atter Blutsegen 213, 286–288, 340 Millst¨atter Genesis 235, 561–564 Millst¨atter Handschrift 346, 354, 523, 561 Millst¨atter Interlinearversion zum Psalter und zu den Hymnen des Romischen ¨ Breviers 85, 475, 519–521, 595, 597, 640, 913 Millst¨atter Predigtsammlung 592 f. Millst¨atter Reimphysiologus 561 Millst¨atter Sundenklage ¨ 322, 345–347, 561 Der Minnebaum (Arbor Amoris) 1005–1007 Missale dt. 41 Mitteldeutsche Magnificat-Paraphrase 417 f. Mitteldeutsche Predigten 420–422, 527 Mittelfr¨ankische Heiligenpredigten 461, 545, 1049 Mittelfr¨ankische Reimbibel 258, 264–266, 319, 503 Mittelrheinische Marien Himmelfahrt 259, 743 1079
Monch ¨ Felix 842 f. Mo¨ nch von Heilbronn 754 Mo¨ nch von Salzburg 91, 168, 518, 548, 640 Mombritius, Boninus 515, 1018 Mors Pilati 609 Moser, Ludwig 731, 783, 900 Mu¨ nchner Apostelbuch 904 Munchner ¨ Augensegen 218 f., 626 Munchner ¨ Ausfahrtssegen 399, 580 f. Munchner ¨ Gebetbuch des Cgm 73 733, 997, 1054 Munchner ¨ Glauben und Beichte 171, 253, 254 f., 596 f. Munchner ¨ Halssegen 207 f. Munchner ¨ Marienklage 735 f. Munchner ¨ Nachtsegen 1007 f. Mu¨ nchner Reimpredigt u¨ ber das Vaterunser 684, 688 Mu¨ nchner Weltgerichtsspiel 837 Mu¨ nsinger, Hermann 753 Mu¨ ntzer, Thomas 600 Mu¨ ntzinger, Johannes 685, 688 Mulberg, Johannes 766 Muling, Johannes Adelphus 685 Munio von Zmora 848 Murbacher Hymnen 28–31, 520 Muspilli 36–40 De mynnen rede 1029 Nachtigall, Konrad 271 Nater, Konrad 786 Nibelungenlied 557 Niederdeutscher Glaube 505 f. Niederrheinischer Tundalus 413, 542 f. Niketas, Erzbischof von Nikomedien 372 Niklas von Wyle 196 Nikolaus III., Papst 625 Nikolaus IV., Papst 624 Nikolaus von Dinkelsb¨uhl 629, 685 Nikolaus von der Fl¨ue 997, 1053 Nikolaus von Jeroschin 904 Nikolaus von Kues 320, 685, 797 Nikolaus von Landau 985 Nikolaus von Lyra 935 Nikolaus (von Myra) 858–860 Nikolaus von N¨urnberg 423 Nikolaus von Stachewitz, Bischof von Regensburg 929 Nikolaus von Straßburg 766, 798, 861, 929 Norbert von Xanten 277 f., 371 1080
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Register Notker I. von St. Gallen (N. Balbulus, der Stammler, N. Poeta) 106, 117, 118–125, 140, 157, 216, 227, 844 Notker III. von St. Gallen (N. Labeo, N. Teutonicus, der Deutsche) 58, 194, 684 Nunnenpeck, Lienhard 651 Oberaltaicher Predigtsammlung 420, 470, 532 f., 535, 597 Oberdeutscher Servatius 499, 511 f., 513 Oberrheinisches Erbauungsbuch 654 Odo von Cheriton 872 Odo von Morimond 837 ¨ Ohem, Gallus 324, 938 Origenes 176, 665 Origenes, Pseudo- 958–960, 991 Origo Pilati 609 Ortlieb von Straßburg 806 Osiander, Andreas 278 Otbert, Bischof von L¨uttich 277 Otfrid von Weißenburg 76, 79, 93, 108–116, 136, 141, 160, 235, 267 Otgar, Erzbischof von Mainz 78 Otloh von St. Emmeram 225–231 Otmar, Hl. 95, 107 Otto I. der Große, Kaiser, dt. K¨onig 157 Otto II., Herzog von Bayern 638 Otto von Freising 523 Otto II., Bischof von Freising 477 Otto von Passau 424, 783 Ovid 94, 567 Palmbaumtraktate 376, 803–805 Pammachius 174 Paradisus anime intelligentis 765, 847, 872, 931, 940, 984 f., 999 Paradosis Pilati 607 Pariser Tagzeiten 648 Paschasius Radbertus 353 Passauer Anonymus 805–807 Passienb¨uchlein von den vier Hauptjungfrauen 946 Passional 259, 406, 410, 435, 437, 461, 557, 586, 609, 620, 811, 846, 851, 881, 902–907, 909, 944, 957, 1047 Patricius 433 f. Paula von Rom, Hl. 175 St. Pauler Interlinearversion zu Lk 1,64–2,51 1 f. St. Pauler Predigten 535, 641–643 St. Pauler Reimbibel 738 f. 1081
Pauli, Johannes 208, 306, 386, 729, 766, 783, 804, 935 Paulus von Neapel 410 Peregrinus von Oppeln 977 f. Peter, Bruder 1008 f. Peter von Kastl 196 Petri, Adam 538 Petrus von Ainstetten 551 Petrus Comestor 303, 501, 742, 822, 1054 Petrus von Compostela 837 Petrus Damiani 303, 481 Petrus de Hibernia 761 Petrus Lombardus 312, 331, 373–377, 494, 629, 750, 761, 791, 796, 806, 929 Petrus Pictaviensis 347 Petrus Venerabilis 347 f., 1028 Petruslied 110, 135–139 Peuger, Lienhart 307, 407, 551, 568, 959 Peuntner, Thomas 376, 685 Pf¨alzer Beichte 73, 74 f., 169 Philipp, Bruder 308, 557, 740, 743, 973 Philipp II. August, K¨onig von Frankreich 551, 653 Philipp von Rathsamhausen 1043–1045 Physiologus 335, 561, 689 Pilatus 607–612, 614 Platon 195, 567 Porphyrius 753 Prager Predigtbruchst¨ucke 527 Predigten und Predigtsammlungen 469, 525–529 Preining, J¨org 546, 921 Priestereid 55 f. Vom Priesterleben 499 Priscian 108 Privatgebetb¨ucher 647 Pro nessia/contra vermes 135, 165 f. Proverbia Salomonis 348 f. Prudentius 89–93, 108, 378, 845 Psalm 138 149–151 Psalmen¨ubersetzungen (sp¨atma.) 594 Psalterium beatae Mariae Virginis 787 P¨uterich, Jakob 1011 Radulfus 347 Rahewin 436 Rainald von Dassel 452 Rainer von Viterbo 656 Ranshover, Jo¨ rg 1048 Ratgar, Abt von Fulda 76 Ratpert 106, 118, 129, 140 1082
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Register Raymundus von Penyafort 677 Rede von den funfzehn ¨ Graden 786, 875, 876 f. Regenbogen 259, 546, 614, 650, 1030 Regilind 425 Regina coeli 837 Reginbald, Chorbischof von Mainz 78 Reginbert von Reichenau 96 Reginward, Abt von St. Emmeram 226 Regula 260, 960, 1049 Reichenauer Beichte 73, 171 f., 223, 253–255, 326 Reinbot von Durne 638–640, 865 Reinbote von Georgenthal 631 Reinmar von Zweter 270, 1018 Rember von Bibersee 271 Remigius von Auxerre 517 Rex Christe factor omnium 640 f. Rheinauer Gebete 266 Rheinauer Legendar 323 Rheinauer Paulus 322 f., 346, 466, 555 Rheinfr¨ankische Cantica-Fragmente 144 f. Rheinfr¨ankische Magnificat-Paraphrase 417 Rheinfr¨ankische Marien Himmelfahrt 258, 807 f. Rheinisches Marienlob 358, 437, 579, 661–665 Richalm von Schontal ¨ 617–619 Richard von St. Victor 311, 422–425, 453, 503, 665, 783 Richardis von Stade 378 Richarius 8 Rodeger 632 Rothe, Johannes 611, 633 Rothsche Predigtsammlung 470, 531 f., 535 f., 596 f. Ruadhelm, Abt von Reichenau 94 Rudolf I., dt. K¨onig 751, 918 Rudolf von Biberach 424, 565, 797 Rudolf von Ems 319, 477, 643, 738, 1033 f. Rudolf von Fulda 77 Rudolf von Klingenberg 860 f., 1019 Rufinus von Aquileia 174 Ruodbert von Metz 119 Rupert von Deutz 276–284, 356, 493, 503, 559, 596, 662 Rutze, Nicolaus 685, 714 Ryff, Walter 754 Sachs, Hans 457, 549, 841 S¨achsische Beichte 117, 125, 189–191 1083
S¨achsisches Taufgelobnis ¨ 14–16, 48, 50 S¨achsische Weltchronik 394, 435 Der Saelden Hort 959, 1023–1025 S¨aulen des Hauses der Weisheit 961 Salomo I., Bischof von Konstanz 108–110 Salomo III., Bischof von Konstanz 106, 118 Salus animae 733 Salve festa dies 168 f. Salve regina 837–842 Salvelt, Johannes 375 Das Samenkorn 1009, 1010 Sampach, Agnes 405 Sansedoni, Ambrosius, von Siena 750 Schedel, Hartmann 381 Schenk von Simau, Hieronymus 841 Schlegel, Nikolaus 1010 f. Schleizer Psalmenfragmente 594 f. Schlettst¨adter Blutsegen 219 Schlierbacher Altes Testament 806 Schlierbacher Brevierfragmente mit Interlinearglossen 593 f. Schmeller, Johann Andreas 36, 64 Schober, Friedrich 766 Sch¨oen, Adrian 1009 Sch¨onbachsche Predigtst¨ucke 418, 527 Schott, Anton 197 Schule des Geistes 424 Schwabenspiegel 693 Schw¨abische Heiligenpredigten 461, 545, 1049 Schw¨abische Trauformel 430 f. Schwarzw¨alder Predigten 461, 731, 883–886 Schweizer Predigten 533, 861, 886 f., 901 Scoph von dem lone ˆ 521–523 Scotus, Johannes 318, 564 Scotus, Michael 752 Sedulius 322, 431 f., 517 Der Seele Kranz 862, 892–894 Seele und Leib 386 f. Der Seele Minnegarten 715, 891 f., 1029 Der Seele Spiegel 890 f. Der Seelen Wurzgarten 587, 951 Seelentrost, Großer 208, 272, 586, 648, 837, 904 Seelentrost, Kleiner 410 Segen und Beschworungen ¨ 1014 f. Selbharts Regel 818 f., 883 Sermones Socci 1042 Servatius 511, 512–514 Seuse, Heinrich 797, 837, 861 Sicard von Cremona 41 Sidonia von Sachsen 789 1084
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Register Sieben Freuden Mariens 269–276 Sieben Leiden Unserer Lieben Frau 647 Die sieben Todsunden ¨ I 627 f. Von der Siebenzahl 354, 432 f. Siegfried der Dorfer ¨ 851–853 Sigehard von St. Alban 979 f. Sigeher, Meister 861 Sigiharts Gebete 141 f. Silvester 434 f., 487 Silverster II., Papst 193 Singer, Caspar 837, 841 Sintram, Johannes 271 Smaragdus 160 Solothurner Legendar 1016 f. Sonnenburger Psalmenfragmente 595 f. Speculum ecclesiae 253, 319, 384, 418 f., 437, 527, 531, 535, 537, 596, 888 f., 919 Speculum virginum 334–336, 337 Speyrer Kr¨auterbuch 380 Spiegel des Christenglaubens 551 Spiegel des geistlichen Lebens 894 Spiegel der Gottheit 861 f. Der Spiegel der Seele 798 Spiegel der Tugenden 688 Spruche ¨ der funf ¨ Lesemeister I und II und verwandte Texte 894–896 Spr¨uche der zw¨olf Meister zu Paris 895 Staindel, Johann 355 Stephan von Landskron 376 Stimulus amoris 787, 898–901 St¨ocklin, Ulrich 1040 Straßburger Augustinereremit 804 Straßburger Blutsegen Genzan unde Iordan 219–221, 286, 340 Straub, Nicolaus 571 Strauchs altdeutsche Predigten 470, 536 f., 596 f. Streit der vier Tochter ¨ Gottes 846, 891, 1025, 1033 Stricker, Der 457, 557 Stuler, J¨org 823 Stump II 685 Stundenb¨ucher 647 Stuttgarter Legendar 276 Suchernwirt, Peter 270 Sudermann, Daniel 682 Der Sunden ¨ Widerstreit 845–847, 904 Sueton 176 Sulpicius Severus 8 Summa confessionum 1015 f. 1085
Summa theologiae 266–269, 296, 319, 364, 523 Summarium Heinrici 379 Sunder, Friedrich 980 f. Susanna 1004 f. Swebelinus, Albertus 938 Tagzeitengedichte 647–655 Der Tannh¨auser 1030 Das Tanzlied von Kolbigk/Die ¨ Legende vom Kolbigker ¨ Tanz 208 f. Tatian 58, 64, 711 Tatian 58–64, 79, 684, 712 Tatto, Abt von Kempten 93 Tauler, Johannes 424, 747, 797, 925 Tegernseer Anonymus 423 Tescelin la Saur 329 Thegan 96 f. Theoderich der Große, K¨onig der Ostgoten 95, 195 Theoderich von Echternach 378 Theodericus von Fleury 201 f. Theodericus Theutonicus de Colonia 874 Theodo, bayer. Herzog 3 Theodosius I., r¨om. Kaiser 89 Theodul 337 Theophilus 435–440, 582, 957 Theophrast 998 Theotimus, Pseudo- 643 Thietmar, Meister 951 Thiotmar, Chorbischof von Mainz 78 Thomas, Bruder 901 f. Thomas von Apolda 847 Thomas von Aquin 688, 750 f., 760–782, 791, 796, 800, 870, 929, 934, 964, 1022, 1037 f., 1043 Thomas von Capua 58, 656 Thomas von Celano 656, 678, 725–727 Thomas von Erfurt 938–940 Thomas Gallus (Vercellensis) 422, 564–567 Thomas von Kandelberg 555, 736–738 Thomas von Kempen 935 Thomas von Straßburg 797 Thomasin von Zerklaere 457, 550, 644 Th¨uringisches Zehnjungfrauenspiel 724 Tilo von Kulm 654, 1029 Tiroler Christenspiegel 1013 Tiroler Predigtsammlung 254, 470, 528, 596 f. Der Tisch im Himmelreich 862 f. Tobiassegen 440–442, 580 1086
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Register Tochter Sion-Traktat 681–684 Tortsch, Johannes 381 Traktat von der Seligkeit 1037–1039 Trebnitzer Psalmen 598 Trasimund, Graf 550 Trierer Floyris 487 Trierer Interlinearversion zum Psalter 475, 519, 597 f., 913 Trierer Legendare 599 Trierer Perikopen 1010 Trierer Pferdesegen Incantatio contra equorum egritudinem quam nos dicimus spurihalz 135, 152, 221 f. Trierer Silvester 434, 487 f. Trierer Teufelsspruche ¨ 132–134 Trithemius, Johannes 111 Tritonius, Petrus 518, 549 Triveth, Nicolas 195 Trost in Verzweiflung 510 f. St. Trudperter Hoheslied 331, 425–429, 500, 803 Der Tugenden Buch 765 Tuotilo 106, 118, 139–141 Uffing von Werden 191 f. Ulrich von Augsburg 544–547, 962 Ulrich Engelbrecht von Straßburg 750, 791–795, 873 Ulrich von Etzenbach 991 Ulrich II., Abt von St. Gallen 242 Ulrich I., Bischof von Konstanz 324 Ulrich von Lilienfeld 1041 Ulrich I. von Neuhaus 994 Ulrich von Pottenstein 306, 685 Ulrich von Wien 917 Unser Frauen Ritter, Von dem armen Ritter 1058 f. Unser vrouwen klage 604, 663, 739–741 Unterweisung zur Vollkommenheit 844 f. Uodalscalc von St. Ulrich und Afra 323–326, 545 Uppsala-Wiener Gebetbuch 399, 445 f. Uppsalaer Blutsegen 340 Uppsalaer Sundenklage ¨ 326 f. Urban IV., Papst 698, 750 f., 761, 953 Urban V., Papst 956 Ursula und die elftausend Jungfrauen 447, 655, 1045–1050 Usuard 103 f., 844 V¨aterbuch 177, 410, 846, 902, 907–911 1087
Vaterunserauslegungen 376, 684–689, 766 Vatikanische Gebete 444 f. Vatikanische Pferdesegen Ad pestem equi / Ad equum infusum 257 f. Veit 460–462 Veni creator spiritus 78, 84–89 Veni redemptor gentium 599–601 Veni sancte spiritus 84 Vergil 94, 337, 567 Veronika 612–615 Vigilis, Heinrich 789 Vil werde sele, halt dich wert 622 f. Vindicta Salvatoris 608, 610 Vinzenz von Beauvais 410, 413, 476, 586, 854 Vischel, Nikolaus 1021–1023 Visio Sancti Pauli II 516 f. Visio Philiberti 386, 724 Visionen von St. Thomas 602–604 Vita Adae et Evae 33, 1033, 1036 Vita beatae virginis Mariae et Salvatoris rhythmica 259, 741–745, 863, 913, 991 Vita Pilati 609 Vitaspatrum 160, 176, 410, 477, 618, 907, 909 Vocabularius Ex quo 692 Vocabularius praedicantium 1016 Vogele, Johannes 999 Volmar, Mo¨ nch 378 Vorauer Beichte 116 f., 125, 189 Vorauer Bucher ¨ Mosis 235, 327, 329, 350–353, 358, 432, 523, 561 Vorauer Handschrift 276 231, 266, 299, 327, 350, 359, 465 f., 523–525 Vorauer Marienlob 327–329, 350 Vorauer Sundenklage ¨ 465–468, 499, 523 Diu vrone ˆ botschaft 601 f., 716 Wachtendonck, Arnold 145 Die Wahrheit 362–364, 523 Walahfrid Strabo 54, 56, 76, 91, 93–103, 106–108, 121, 242 Waldo, Bischof von Freising 53, 111, 118 Waldo, Abt von St. Gallen, von Reichenau und St-Denis 56 Walram 75 Waltrat 75 Walter von Chˆatillon 493 Walther von Rheinau 863 f., 743, 904 Walther von der Vogelweide 550 Wandalbert von Pr¨um 103 Wann, Paulus 951 Die Warnung 499, 745 f. 1088
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Register Warum Gott sein Haupt neigte 961 f. Weingartner Liederhandschrift 879 Weingartner Predigten 419 f. Weingartner Reisesegen Ic dir nach sihe 580, 962 f. Weissenburg, Prior von 874 f. Weißenburger Katechismus 12, 24, 51–53, 684 Wenzel II., K¨onig von B¨ohmen 853 Wenzelsbibel 176 Wernher, Priester 471–475 Werinbert (St. Gallen) 109 Wernher vom Niederrhein 489 f., 490, 579, 663 Wernher der Schweizer 743, 863 Wessel von Gansfort, Joahnn 278 Wessobrunner Gebet 25–28 Wessobrunner Glauben und Beichte II 253 f., 255 f. Wetti von Reichenau 54, 56–58, 93 Wetzel von Bernau 643 Weyssenburger, Johannes 394 Wichmann von Arnstein 746 f. Wido von Nantes 8 Wien-Mu¨ nchener Evangelien-Fragmente Wiener Genesis 233, 235–237, 561 Wiener Hundesegen Christ wart gaboren 155–157 Wienh¨auser Liederbuch 633 Wienh¨auser Verslegendar 654, 1016 Wiggertsche Psalmenfragmente 408 f. Der Wilde Mann 489, 490–493, 579, 613, 663 Wilhelm von Auxerre 796 Wilhelm von Champeaux 277, 311, 330 Wilhelm von Conches 195, 559 Wilhelm von Hirsau 225 Wilhelm von St. Thierry 278, 330, 367–371, 662, 665, 693 Willibald, Hl. 1043 Willibrord 8 Williram von Ebersberg 237–242, 426
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Wilperg 766 Wimpfeling, Jacob 797 Winand von Steeg 654 Windberger Interlinearversion zu Psalter, Cantica u. a. 475 f., 484, 519, 595, 598, 913 Windberger Legendar 515 Windeck, Eberhard 381 Windsperger, Ludwig 766 Wipo 392 Wirnt von Gravenberg 662, 1036 Wolfdietrich 991 Wolfenbutteler ¨ Interlinearversion zu Psalter, Cantica u. a. 475, 598, 913 f. Wolfenb¨utteler Legendar 461, 1049 Wolfenbutteler ¨ Predigtbruchstucke ¨ II 527, 717 Wolfgang von Regensburg 226 Wolfger von Pr¨ufening 355 Wolfram, Bruder 790 f. Wolfram von Eschenbach 486, 557, 559, 638, 991 Wurzburger ¨ Beichte 105 f., 125 Wund- und Blutbeschworungen ¨ 166, 214, 220, 338–341 Wurmbeschworungen ¨ 165, 166–168, 338 Wyssenherre, Michel 605 Zehn Gebote 654 Zehn Staffeln der Gottesliebe 871, 963–965 Zehntausend M¨artyrer 442–444 Zeno 911 f. Von der Zerst¨orung Jerusalems 614 Zisterzienser-Konstitutionen 995–997 Zitatensammlung der Berliner Hs. mgq 191 897 Zorn, Fritz 1030 Zurcher ¨ Hausbesegnung Ad signandum domum contra diabolum 199 f. Zurcher ¨ Predigten 530, 533 f. Von der Zukunft des wahren Gottes 994
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